lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 4Ä. Montag am 5. Februar 1844. Von dieser Zeitschrist erscheinen wöchentlich zwei Nummer«, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes, kolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blatte« ist in Laibach ganz» jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couoert mit portofreier Zusendung ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C, M,, und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration an. Die Mitternachtsstunde. HVtn n der Hammer aushebt zum zwölften Schlage I n stiller, friedlicher Nollmondsnacht, Dann wogt es und rauscht es im Friedhof drüben. Dann sind die Tobten vom Schlaf erwacht; Dann springen die Kinder, behend und rüstig, Aus moosbedecktcn Gräbern hervor, Und ziehen und schaffen mit emsigen Händen Die kleinen Särge zu sich empor. — Die kleinen Särge dienen als Wagen, Sie fahren darin im raschen Lauf, Und au« den zerfallenen, modernden Brctern Bauen sie lustig sich Häuslcin auf. Und leise über der Treppe Stufen Seh' ich manch' junge Mutter zieh'«; Sie wendet die eiligen, flüchtigen Schritte Zu ihrer verwaisetcn Hütte hin; Und schaut durch die Fugen der alten Laden Und schaut in die Stube und Kammer hinein Nach de» armen Kleinen, die drinnen schlafen. Nach dem Vater, der wachet in Sorg' und Pein. Und mancher Jüngling blicket so sehnend Zum mondbcleuchtcten Fenster hin, Wo einst in verlor'nen, glücklichen Tagen Sein freundliches Lieb ihm so oft erschien. — Die Alten, die Keines im Dorfe haben. Die se«en sich auf der Mauer Rand, Auch Manches wankt zur Kirche hinüber. Den Rosenkranz in der welken Hand. So treibet Jedes nach seinem Sinne, Bis e« im Thurmc Ein Uhr schlägt, D , springen die Kinder rasch und behende - Ein Jedes den Sarg zum Grab hinträgt. D» kommen sie W ' aus dem Dorfe geschritten. Und eilen hassig den Gräbern zu. Die Alten selbst beschleunigten Ganges Und Jedes leget sich still zur Ruh! — D» ist es so leer, so ruhig geworden — Die Baume hör' ich im Winde weh'»; Und oben im Thurme des Uhrwerks Räder I m ewigen Gleichmaß sich ächzend dreh'». -. I, 8, sllinger. In Laibach pränumerirt man beim Verleger »m Man, Nr. I9ll, im ersten Stocke. Das gräfliche Geschlecht von Barbo und Papst Paul II . Von F. X. Legat. (Beschluß) ^eber den Papst Paul II. aus dem Ge­schlecht Barbo können wir Folgendes mit­theilen:' Niklas Barbo hatte mit seiner Gemahlin?o1^xeul>. (?ouüulmaria, welche aus einem der edelsten Häuser abstammend, eine Schwester des Pap­stes Eugen IV. war, fünf Kinder erzeugt, von denen drei Sohne waren: Paul, Johann und Peter (Letzterer als Papst unter dem Namen Paul II.). Der Erstgeborne, Paul , wählte den Kriegerstand, wurde im Kriege Venedigs wider Franz Sforza , Herzog von Mailand, zum Feldherrn ernannt, und endigte denselben durch einen günstigen Frie­den zur allgemeinen Zufriedenheit seiner Vaterstadt. Als Gesandter Venedigs hatte er sich an vielen Orten, so auch namentlich in Frankreich, viel Ruhm und Auszeichnung er­worben. Der Iüngstgeborne, Johann, starb früh; nun wurde der Zweitgeborne, Peter, (Papst Paul II.) für den geistlichen Stand bestimmt. Den 22. Februar 144? unter der Regierung des Kaisers Sigismund , des Pap­stes Johann XXIII. und des Dogen Thomas Mo c enigo in Venedig geboren, zeigte er frühzeitig die glücklichsten An­lagen und eine besondere Neigung zu seinem bestimmten frommen Stande, so daß ihn sein mütterlicher Oheim, Papst Eugen IV., der eben wegen der Rüstungen zu einem Kriege wider den Erbfeind der Christenheit in Ferrara verweilte, zu sich nahm, und bald nach der Rückkehr durch Bologna trotz seiner Jugend zum apostolischen Protonotar und Erz­dechant von Bologna, und nach einigen Jahren zum Kar­dinal von Florenz ernannte. Dessen Nachfolger, Niklas V. erwies seiner in dieser Würde dargethanen Verdienstlichkeit die gleiche Gunst durch Verleihung des Visthums von Vi ­cenza. Eben so erhielt er sich die ungetheilteste Gnade der 43 Päpste Callixt III. und Plus II. Nachdem dieser in Ancona, wo er einen neuen Feldzug wider die Türken ver­ sammelte, 1464 gestorben war, wurde Cardinal Peter Barbo durch beinahe einstimmige Wahl des Conclave auf den Stuhl des Apostelfürsten gesetzt; er nahm als Papst den Namen Paul II. an. Gleich im Anfange seiner Regierung half er der seitlanger Zeit in Rom unerträglich gewordenen Brot- undFleischtheuerung durch schnelle Maßregeln ab, indem erwegen der Weigerung der Bäcker und, Metzger, um denherabgesetzten Tarif Brot und Fleisch auszufeilschen, aufeigene Rechnung Getreide und Rind in kurzer Zeit und inhinlänglicher Menge herbeischaffen und um die möglichst bil­ligen Preise dem Volke feil stellen ließ. Vor Allem sorgteer für das Wohl der Armen und nahm auch besondereRücksicht auf die Verbrecher, indem er die früher so hau­sigen Todesurtheile in Galeerenstrafe verwandelte, und sogardie Schiffshauptleute, damit sie die Sträflinge nicht zu un­menschlich behandelten, mit ansehnlicher Gehaltsverbesserungbetheilte. Man erzählte mehre Beispiele, daß seine Her­zensgüte selbst die zwecklosen Peinigungen der Thiere be­mitleidete, und daß er nicht selten auch diesen Wesen Schutzverschaffte. Bei Gelegenheit, als ihm Jemand die Abstel­lung der häufigen Todesstrafe zum Vorwurf machte, äußerteer mit edlem Eifer: .Is t es denn so unbedeutend, wennman Menschen zum Tode verdammt, zu deren Wohle diemenschliche Gesellschaft zeitlebens so viel Mühe, Jahre undKosten aufwendet, und die Gott so wunderbar und gütigerschaffen hat?" Nur Mord durfte nie Gnade hoffen, undselbst angesehene Menschen büßten ohne Nachsicht mit demTode ihren Frevel an dem Leben des Nächsten. Vor Allem hielt Papst Paul II. den geziemenden Glanz seines Hofes und die erhebenden Feierlichkeiten des Gottesdienstes aufrecht; er besuchte oft die verschiedenen Prachttempel Roms, beschenkte sie mit den werthvollsten Opfern in Gold und Silber, ließ eine neue Tiara (dreifache päpstl. Krone), wie keiner seiner Vorgänger so kostbar, im Werthe von 200.000 Dukaten, mit den theuersten Edel­steinen geschmückt, anfertigen und bestimmte sie zu den höch^ sten Amtshandlungen seiner Würde. I n den Türkenkriegen Venedigs unterstützte er diese Republick nach aller Möglichkeit, erließ ihr ein Guthaben von 50.000 Dukaten, und leistete überdies einen jährlichen Zuschuß von 100.00« Dukaten. Er war ein thätiger Freund der Wissenschaft, errichtete die erste Vuchdruckerei in Rom durch eigens aus Deutschland herbeigerufene Drucker, und ließ mehre alte Classiker und biblische Bücher auflegen. Dennoch, wie es jene unruhigen Zeiten gewöhnlich mit sich brachten, gab es auch unter seiner Regierung der Undank­baren einige, welche die weltkundige Milde des heiligen Vaters (sie wird ihm auch von den heftigsten Gegnern der katholischen Kirche nicht abgestritten) mißbrauchten, die be­stehende Ordnung umzustürzen und sogar seinem Leben nach­zustreben sich erfrechten. Zwei solcher Verschwörungen wur­den in Rom entdeckt, und was war die Strafe? — Pau l II . begnügte sich mit ihrer Zurechtweisung oder höchstens bei den Rädelsführern mit Galeerenstrafe, Fremde Fürsten erkannten und ehrten aber auch mit Recht diese und andere Tugenden des heiligen Vaters, Kaiser Friedrich III. kam mit einem glänzenden Gefolge yon 599 Fürsten und Rittern nach Rom, um demselben seine Verehrung zu erweisen. Er wurde mit der größten Auszeichnung empfangen und mit dem ganzen Gefolge gast­ frei gehalten. Auch die Könige von Neapel, die Herzoge v°n Mailand, und andere mächtige Fürsten brachten ihm 'hre personliche Achtung in Rom dar. Doch nur kurz währte das Leben dieses in sehr vielen Tugenden ausge­ zeichneten Kirchenfürsten; ein Katarrh oder, wie Einige wollen, eine Unverdaulichkeit, raubte ihn plötzlich im 54. Jahre seines Alters und im ?. Jahre seines Pontificates hinweg. Auch gab es Andere, welche ihn wegen des schnel­ len Todes durch Gift geendet glaubten; diesem Verdachte entgegen sprach sich aber noch zu seinen Lebzeiten sein Leib­ "zt Valerius von Vit erbi dahin aus, daß seine zuneh­ wende Beleibtheit und die stete Neigung zu Katarrhen sei­ «em Leben immer gefährlicher geworden seien, was endlich «ach einer Abendmahlzeit wirklich erfolgt war. Sein Leich­ «am wurde im Vatican neben dem seines Oheims, des Pap­stes Eugen IV. feierlichst beigesetzt; sein Nachfolger Sir­ tus IV. erbte von ihm ein sehr beträchtliches Vermögen "°n goldenen, silbernen und anderen höchst kostbaren Ge­ Käthen, und über eine Million im baren Gclde. Das Bild in Marmor L»8-reIief, als Beitrag der hochgebornen Frau, Antonia Gräfin Blagay, Nro. 238 vom Jahre 1823, wie auch einige Münzen dieses Papstes Pau l N . befinden sich im hiesigen Landesmuseum. Die Rabeneltern. Wahre Begebenheit, erzählt von Leopold Kordesch. Es war in einer trüben, regnerischen Herbstnacht; in den Straßen einer Hauptstadt mindern Ranges, deren Be­nennung hier nichts zur Sache thut, waren bereits längst die Lichter ausgegangen, nur ein Fensterchen in einer ab­gelegenen Gasse sah matterleuchtet hinaus in die Nacht, gleich als wolle es eben auch entschlummern und in die tiefe, allgemeine Ruhe einstimmen, die auf unserer Halb­kugel rings ausgebreitet lag, als die Glocke, deren Draht­zug von eben' dem noch erleuchteten Fenster auf die Gasse führte, hell und vernehmlich erklang. Die Bewohnerin des Quartiers fuhr aus dem Halb­schlummer empor, rieb sich den Schlaf aus den Augen, sprang vom Bette, auf dem sie fast ganz angekleidet gele­gen, öffnete die Lücke des Fensters und sagte laut: Gleich, gleich komme ich! ^ -Daß ich mich doch fast nie täusche, monologirte sie selbstgefällig, indem sie sich förmlich anzog; der Doktor und Alle meinten, es wäre noch 2 — 3 Tage Zeit; ich aber sagte der lieben jungen Frau: Heute Nacht, meine Gnä­dige, noch vor dem Morgen — und richtig, es ist so, es trifft ein, denn sonst wüßte ich ja wohl Niemand,, der zu dieser Zeit mich holen ließe. — 43 Sie hatte sich jetzt angekleidet, zündete eine kleine Pa­pierlaterne an, nahm ein gewisses Kästchen, welches Weh­mütter bei solchen Gelegenheiten immer mitzunehmen pflegen, unter den Arm, und ging die Treppe hinunter. Kaum hatte sie jedoch das Hausthor aufgesperrt, als ihr Jemand rasch entgegentrat und die Laterne ausblies. — Beim letzten Blitze des Lichtes bemerkte sie deutlich, daß ein dichtverhüllter, hochstämmiger und verlarvter Mann es sei. Um Gotteswillen! rief die zu Tode Erschreckte, was soll das? und wer sind Sie? Stille, still! kein Wort mehr, Alte! sprach der Ver­hüllte gedämpft und dringend, indem er sich ihrer Hand bemächtigte. Ich benöthige schneller Hülfe. Gut, daß ihr noch auf wäret, ich habe an zwei Orten vergeblich geläutet. Hier habt ihr zehn Dukaten im Voraus; allein ihr müßt mir auf dem Fuße folgen, und wichtige Gründe erfordern, daß ihr euch auch diese Binde gefallen lassen müsset. Es soll und wird euch übrigens nichts geschehen — außer ihr lärmt und weigert euch. — Die erschrockene Wehfrau antwortete nichts; der Schreck benahm ihr die Sprache, sie zitterte am ganzen Körper. Plötzlich fühlte sie ihre Augen verbunden. Gebt mir jetzt euren Arm! sprach der Fremde, indem er das Hausthor versperrte und ihr den Schlüssel einhändigte. Die Wanderung begann nun rasch. Der Boden war naß und schlüpfrig. Oft wollte das arme, noch immer zit­ternde Weib ausgleiten; ihr unheimlicher Begleiter aber hielt sie so fest, daß er sie beinahe halb trug. Sie durch­schritten die Gassen kreuz und quer, gingen über die Brücke des Flusses, der die, freundliche Stadt durchwässert, denn sie hörte das Wasser leise rauschen, und es kam ihr vor, daß sie, den gar zu häufigen Wendungen zu Folge, absicht­lich in der Irre herumgeführt würde. Der Fremde sprach auf dem ganzen Wege kein Wort, ein Umstand, der eben nicht geeignet war, der Geängstig­ten Muth einzuflößen. Endlich blieben sie stehen. Sie hörte, wie ihr Begleiter den Schlüssel in das Schloß eines Thores steckte,' und ihn barin umdrehte. Das Thor ging auf, wurde aber sorgfältig und geräuschlos wieder ver­schlossen. — Wir sind zur Stelle! hauchte der Unbekannte. — Haltet euch fest an mich, tretet leise auf und seid nicht ängstlich — es ist nur Vorsicht, die mich so zu handeln zwingt, für euch aber ist weder Gefahr noch Schaden. — Sie kamen in den ersten Stock. Leise sperrte er die Stiegenthüre auf, und blieb stehen. Er schien an einer Thüre zu horchen,, dann aber führte er mit den Worten: „Jetzt ja nur stille!« seine unfreiwillige Gefährtin in den zweiten und so in den dritten Stock. Noch nicht genug. Sie mußten sich noch eine steile Treppe fortgreifen. Ein leises, unterdrücktes Wimmern tönte ihnen entgegen; sie tappten sich über verschiedene Gegenstände, die im Wege lagen, zu einer Thüre hin, aus welcher das Gewimmer zu kommen schien, und befanden sich offenbar vor einem Dach­zimmer. Der Unheimliche nahm hier seiner Begleiterin die Binde ab und trat mit ihr in eine Kammer. Diese war ziemlich lang, doch schmal. An der rechten Wand im Vordergrunde gegen das Fenster zu, stand ein Bett, worauf eine Frauens­ person, dicht in Linnen eingehüllt und ebenfalls mit einer feinen Wachslarve vor dem Gesichte, halb saß, halb lag. Ein kleiner Tisch, worauf ein blecherner Küchenleuchter mit einer mattbrennenden Kerze stand, und einige schlechte Rohr­ sessel, zum Theile umgeworfen, machten die Meubel des Zimmers aus. Seitwärts lagen neben vielen Tellern und Speisegeschirren mehrere neue Rohrbesen zusammengebunden, und etliche fünfzig, wie es schien, leere schwarze Bouteillen standen hinter dem kleinen Ofen. Neben dem Bette befand sich ein ungewöhnlich großer, irdener Krug mit Wasser, dabei eine kleine Wanne und ein Korb mit Wäsche. Als die Beiden eingetreten waren, wollte die Verhüllte sich im Bette aufrichten, was ihr jedoch nicht gelang. Sie winkte den Mann zu sich und raunte ihm ächzend etwas ins Ohr. Dieser küßte eine Locke ihres Haares, ergriff darauf, ohne zu reden, die Wehfrau bei der Hand, und führte sie der Leidenden zu; er selbst aber verließ dann augenblicklich das Zimmer. > (Beschluß folgt,) Feuilleton des Mannigfaltigen. (M . G. Saphir), der geistreiche Redakteur des Humori­sten, feiert morgen am 6. Februar in Wien seinen fünfzigsten Geburtstag. Von vielen Seiten ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß er seine neulich angezeigte, humoristische Vorlesung, deren Ertragshälfte wieder zu einem wohlthätigen Zwecke bestimmt ist, an diesem Tage geben möchte, die schon eben darum um so mehr an Interesse bei seinen zahlreichen Verehrern und Freunden gewinnen müßte; Herr Saphir dürfte daher diesem allgemeinen Wunsche auch willfahren. (Der Schriftsteller Senme) auf seinem Spaziergange nach Syrakus kommt auf den Einfall, Wien und die Donau in lateinischer Sprache so zu entymologisiren: »Vinäolwi,»,, qui» ä^t, vinuni bonum; vÄNuÜiu«, «zni«, ällt nudes.« — Wer weiß, meint Scume, ob die Römer bei ihrer Nomenclatur nicht an so etwas gedacht haben. (Die türkischen Offiziere und Militärs), die sich in Europa befinden, habensich sämmtlich laut eines kaiserlichen Be­fehls nach Konstantinopel zurückzuverfügen. Alle, die sich daher zu ihrer militärischen Erziehung theils zu Paris, theils zu Wien und Berlin aufhalten, sollen daher auf Anordnung der türkischen Botschafter unverzüglich in ihre Heimat zurückkehren. (Fackelzug.) Der Abend des 16. Jänners wurde in Prag durch ein schönes, unvergeßliches Fest verherrlicht. Die dortige Bürgerschaft bezeugte ihrem neuen Landes-CH6f, dem durchlauch­tigsten Erzherzog Stephan, der längst alle Herzen Böhmens gewonnen hat, ihre Liebe und Verehrung durch einen imposanten Fackelzug. (Journale in fremden Sprachen zu Paris.) Hier erscheinen gegenwärtig fünf englische Blätter, sechs polnische, ein spanisches und ein deutsches; sonderbar ist es, daß kein einziges italienisches sich darunter befindet. (Weihnachtsgeschenke für die Jugend.) Die »Dorf­zeitung« brachte folgende Empfehlung auf Weihnachten: Für die liebe Jugend von 10 bis 16 Jahren, welche im Rathskcller zu Amts-Gehren Nachts bei Bier und Kartenspiel ihr Pfeifchen Ta­vack zu schmauchen pflegt, empfehle ich zu Weinachten meine sehr zweckmäßig construirten Tabackspfeifen mit ungebohrtcn Mund­stücken von Süßholz. Christian Zander. — Nachschrift: Auch können von mir auf Verlangen birkene Ruthen von guter Qua­lität und recht elastisch bezogen werden. Der Obige. (Journale in Rußland.) Im großen russischen Reiche erscheinen 144 periodische Blätter und zwar 102 in nißischer, 23 in deutscher, 8 in französischer, 4 in englischer, 3 in polnischer, 3 in lettischer und 1 in italienischer Sprache. Davon werden" 65 in Petersburg, 7 in Moskau und 72 in den Provinzen aus­gegeben. 44 (Raubfall.) Dem »Spiegel« zu Folge ereignete sich in Wien ein origineller Raubfall. Ein Doktor der Medicin lag be­reits nach 11 Uhr Abends zu Bette, als er durch Klopfen an die Thüre geweckt wurde, um angeblich zu einem Patienten geholt zu werden. Nichts Arges ahnend, öffnete derselbe. Allein kaum war der Fremde eingetreten, so verschloß er die Thüre hinter sich und zog zwei Pistolen hervor, womit er den Doktor und sich selbst zu erschießen drohte, falls jener das mindeste Geräusch mache und es nicht vorziehen würde, sich zu der Auslieferung seiner tragbaren Habseligkeiten herbeizulassen. Der Tieferschreckte zauderte nicht, diesem Ansinnen zu entsprechen, und übergab sein vorräthiges, bares Geld dem Räuber, der ihn obendrein nöthigte, die Trep­pen hinabzusteigen und durch die Hausmeisterin die Thüre offnen zu lassen. (Der Doktor Iebb in London) besuchte einen Lord in seiner Krankheit. Er erwartete 5 Guinecn für den Besuch, em­pfing aber nur 3. — Cr wollte das dem Lord auf eine feine Art merken lassen, und ließ deshalb die ihm gereichten Guinecn auf den Boden fallen. Man hob sie auf und gab sie ihm aufs Neue- Der Doktor aber sah noch fortwährend auf den Fußboden. Dies fiel endlich dem Lord auf, und er fragte: Vermissen Sie noch etwas, Herr Doktor? — Noch zwei Guinecn, ich habe erst drei gefunden. — Der Lord verstand den Wink und Dotter Ieb b erhielt dann für jeden Besuch 5 Guinecn. (Selbstmord.) Vor wenigen Tagen wurden in der Ver­tiefung einer Anhöhe bei Kosirz unweit Prag zwei Leichen ge­funden; die eines jungen (wie man später erfuhr) 23jährigen Is ­raeliten aus Prag und eines sehr hübschen israelitischen Mädchens vom Lande. Zwei Pistolen lagen neben ihnen. Wahrscheinlich hatte der junge Mensch erst seine Geliebte, dann sich erschossen. I n dem Gasthof in der Chotekgasse hatten beide kurz vor Aus­führung ihrer Unthat gegessen und getrunken und ein Kästchen hinterlassen, mit der Bemerkung, daß sich dasselbe Jemand abho­len würde. — Es wurde auch von dem tieferschütterten Bruder des jungen Mannes abgeholt. (Gin Todter, der noch immer redigirt.) In Schwedt starb im Oktober v. I . der Herausgeber, Drucker und Verleger des »Schwedter Anzeigers« I . C. W. Iontzen. Dieses Wochen­blatt erscheint aber noch jetzt von dessen Witwe mit der Bezeich­nung: »Redakteur und Verleger I . C. W. Iantzen in Schwedt.« (Amüsantes.) Ein Landedelmann, lesen wir im »Vater­land« wollte zeitlich auf die Jagd gehen und trug dem Nacht­wächter auf, ihn früh zu wecken. Nach Mitternacht erwachte er durch eine ungewöhnliche Helle. Was macht ihr denn mit dem brennenden Strohbündel vor dem Pfarrhofe? schrie der Edelmann. Gnädiger Herr! antwortete der Nachtwächter, ich sehe eben auf die Sonnenuhr — aber es ist noch zu früh. — Mandeln auszulesen. 1. (sechisilbig) l zum Esse«, l und 2 zum Schneiden, 3 bald krumm, bald gerade und gerade «m dessen: 4 ein Ungeheuer, groß genug, um in einem Bissen von ihm gefressen zu werden. — Ist 3 von l und 2, so wird« zu l 2 3 Zu 4 5 e ist nicht gut 5 und 6, und wer gut 5 und e versteht, der wird er» fahren, daß d«s Ganze 1 2 3 4 5 6 ursprünglich ein übelrheinisches Pro­dukt ist, aber auf deutschen Grund und Boden von einer sehr beliebten Hand verpflanzt, Freunden der Heiterkeit sehr reichlichen Genuß verschafft. 2. (viersilbig) l. 2 ist hier in Laibach, und kann jetzt »n keinem andern Orte sein; das 3 j davon ist eben das, daß wir in Laibach sind; denn waren wir z. N. in 2 3 in Italien, oder aus dem 3 ! in Triest, so würden wir eben zu 2 3 oder »uf dem 3 1 in l 2 sein. — Das Ganze l 2 3 4 ist einzig zu dem Zwecke da, um von der Stelle zu kommen, d. h. es ist ein Mittel uud gewissermaßen auch das 3 4 dazu. Alle Augenblicke »n einem andern 1 2 zu sein. 3. (dreisilbig) Wüßte das Ganze l 2 3 sein 3 auf eine l 2 der Vernunft zu legen, es würde sein 3 besser zu wahren verstehe«. Moschus. Wiener Gisenbahnbriefe. Von A. C. Naske. (Fortsetzung,) Eine zweite Klage erhebe ich gegen die Glücksgöttin. Sie war diesmal wieder so ungalant, den großen Treffer von A. Pann' s großer Lotterie von keinem Wiener gewinnen zu lassen, d. h. von keinem spielcndenNiener; denn der ausspielende Großhändler A. P»»n kann nicht unter die Wiener gezählt werden, weil er erstens ein gcborncr Gratzer, und zweitens keiner von jenen ist, die zum Ankaufe eines Loses 4 fl. C. M. auslegen mußten. — Kurz, es begab sich, daß da« Los, welches den Treffer von 2UN.0U0 fl. ge­wann, nach Czernowitz in die Bxckowina gesendet wurde, und sich als un­verkauft auf dem Heimwege befindet. Der Treffer der Gratislose wanderte aber nach Mürzzuschlag, und lief amZiehungstagc wieder ein. — Diese« Zusammentreffen von Umständen könnte bei sccvtischcn Philosophen schon für einen Beweis gelten, daß das Handlungshans A. Pann ein sehr glänzendes Geschäft gemacht habe, und'daß es sowohl in Czernowitz, al« in Mürz­zuschlag Leute gebe, welche keinen Sinn für Großes (wenigstens für große Treffer ) haben, sonst hätten sie selbe um keinen Preis ausgelassen. Die Gelegenheit, diesen Schnitzer wieder gut zu machen, dürfte sich sehr bald ergeben; denn schon am nächsskommendcn IS. März findet die Ziehung jener großen Lotterie Statt, welche das in der Geschichte der Realitäten-Ausspielungen berühmte Großhandlungshaus Dl. Coiths Sohn und Comp, orrangirte, und welche durch die namhafte Anzahl von 32,5ll Treffern in einer Gesammtsumme von einer halben Million Gulden W. W. sowohl, als die äußerst uortheilhaften Spiel-Modalitäten allgemeinen Anklang findet. D» vom Glücke zum Unglück' im Leben nicht selten nur ein Schritt ist, so muß ich hier gleich eine Geschichte erzählen, welche im Augenblicke ganz Wien mit Entsetzen erfüllt. Vor einigen Tagen wurde um halb 5 Uhr Nach­mittags, in der Stadt, in der so lebhaften Preßgasse eine Hausmeisterin von ihrem Stiefsohne auf eine grausame Weise ermordet. Besagter Stiefsohn ist ein auf unbestimmte Zeit beurlaubter Gemeiner des gegenwärtig in Maue r nächst Wien stationirten 3. Jäger-Bataillon«, und als Mensch von schlechten Sitten allenthalben bekannt. Er peinigte seine Stiefmutter oft um Geld, welches sie ihm auch bisweilen gab, um sich von seinen Zudringlichkeiten zu befreien. I n eben dieser Absicht betrat er vor einigen Tagen die Wohnung seiner Stiefmutter, und als ihm kein Geld verabfolgt wurde, ergriff er nach kurzcm Streite die Holzaxt, und versetzte der Frau drei tödtliche Streiche, daß sie besinnungslos zu Boden fiel. Hierauf öffnete er die erste Schublade de« Kastens, und nahm alle« daselbst befindliche Geld, bestehend in eu fi. in Bank­noten und l Dukaten im Golde zu sich. Indem er sich mit seinem Raube auf den Weg machen wollte, bemerkte er, daß die Frau noch einige Lebenszeichen gebe, worauf er die Axt nochmals ergriff, und ihr neuerdings einige Streiche versetzte, daß der Kopf förmlich zerschellte. Nur von einem Dienstmädchen be­merkt, gelang es ihm »us dem Hause zu entkommen. Er ging zu einem Tröd­ler, kaufte sich einen neuen Anzug, micthete einen Fiaker, und fuhr in's Io» scvhstädter Theater, um daselbst der Vorstellung beizuwohnen. Nach der Vor. steUung mochte ihn doch Angst befallen haben, und er beschloß, nicht in Wien zu übernachten, sondern begab sich nach Mauer, wo sein Verbrechen bereits durch Estaffetten bekannt gemacht war, und er sogleich aufgegriffen wurde. Auf unbestimmte Zeit beurlaubt, untersteht er demnach'der Civil-Jurisdiction un> wurde sofort dem Crimial-Gerichte übergebe». I m ersten Verhöre ge­stand er bereit« sein Verbrechen so vollkommen, und mit alle» Nebenumstän­de» ein, daß um seinen Prozeß zu finalisiren, nur noch einige Erhebungen über seinen früheren Lebenswandel, und die sonstigen Förmlichkeiten notwen­dig sind. — Der diesjährige Winter, den wir al« einen ziemlich gelindeil bezeichnen können, weil die größte Kälte noch nicht 9 Grade unter Null (nach Rc»u» mur) erreichte, hat allerlei Sonderbarkeiten aufzuweisen. Vorzüglich sind es heftige. Stürme, welche jetzt tagelang wüthe«, und sowohl am Glaci«, al« im Pratcr 'die Närstken Bäume entwurzeln. Einer der merkwürdigsten Tage dieses Winters war der 22. Jänner, an welchem sich die Witterung viermal ändcrte. Heftige Stürme wechselten mit dichtem Schneegestöber ab. Gegen IN Uhr Abends trat bei leichtem Südostwinde Thauwclter ein, so daß man vermu» then konnte, von dem unter Tages gefallene« Schnee keine Spur mehr zu erblicken; dabei herrschte eine undurchdringliche Finsterniß. I n der Nacht vom 22. »uf den 23. um 2 Uhr 48 Minuten, um welche Zeit das Barometer «uf Sturm herabgesunken war, erhob sich übermal« ein fürchterlicher Sturm, der ganze Massen von Schnee brachte. Mitten unter diesem Schneegestöber durch­zuktcn die furchtbarsten Blitze diese Finsterniß, und dumpf rollte der Donner. Gegen 3 Uhr hörte man in einem Zwischenräume von IN Minuten zwei furcht­bare Schläge. Einer derselbensteckte in Klosserncuburg ein Kirchlein in Brand, und der zweite ein Gebäude in Baden. Um halb vier Uhr hatten wir voll­kommene Windstille bei gestirntem Himmel und einer Kälte von 8 Graden unter Null. Das Barometer war bis e Uhr auf schön Wetter gestiegen, und »m 23. hatten wir einen vollkommen trockenen, äußerst freundlichen Winter« tag. — Fast könnte man glauben, die Witterung habe sich die seit einiger Zeit in Deutschland zur Schmach der ganze» Literatur grassirenden, literari­schen Katzbalgereien zum Vorbilde erwählt. (Beschluß folgt.) Laibach. Druck und Nerlag des Josef Blasnik.