9^2 vrv der t) Der Äeiltge Barer Pius X. hal ver Re-Saktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Fllr Wohltäter werben wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwllrdigsten Lberhirten von Brixen. Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. r- Bezugspreise für das Jahr 1926 Ganzjährig: Für Österreich 2 Schil-ünge, stir Deutschland 2 Gowmarl, für Italien und Alto Adige 8 Lire, für die Tschechoslowakei 10 Tschechokronen, fllr Jugoslawien 24 Dinar, für Angarn 24.000 ung. Kronen und für die Schweiz • : : 2 Franken. Lerausgegeben vom Missionshaus Graz, Paulustorgafse 10, Steiermark. MolW MisslomZettWifl. Rest 7. Hull 1925. XXVIII. nahrg. HM ffi on s seminar St (Josef in £llrvangen. Dohl der bitterste Schmerz für den Glaubensboten in den Heidenländern ist es, wenn er sehen muß, wie viele, viele unsterbliche Seelen er retten könnte, wenn er mehr Hilfskräfte zur Verfügung hätte. Häuptlinge und Fürsten großer Distrikte schicken zu ihm, er mochte kommen und Niederlassungen in ihrem Gebiete gründen, alle Kinder sollten zu ihm in die Schule gehen und auch sie selbst wollten sich noch unterrichten lassen. Blutenden Herzens muß er gar oft eine abschlägige Antwort geben; er kann keinen Missionär schicken, weil er keinen hat. Das tut wehe, bitter wehe und lähmt die Begeisterung und vergällt die reinsten Freuden. Deshalb dringt so heiß immer und immer wieder der Ruf aus den dunklen Ländern des Heiventums: Mehr Missionäre! Mehr Missionäre brauchen wir und darum auch mehr Missionskonvikte, in denen die aufkeimenden Berufe gesammelt, gefestigt und zur Entwicklung gebracht werden. Unser Missionskonvikt „Josefinum" in Schrezheim bei Ellwangen in Württemberg wurde vor vier Jahren gegründet. Das Haus war freilich nur eine alte Mühle, aber es war ein Heim und die kleinen Räume füllten sich bald mit kleinen, wackeren Helden aus dem Bayern-und Schwabenlande. Schon nach kurzer Zeit war ein Anbau nötig, um neuen Platz zu schaffen. Nun ist aber auch dieser längst zu klein geworden. Es ist unmöglich, noch ferner Zöglinge aufzunehmen. Zu unserem Leidwesen mußten wir Aufnahmegesuche abweisen, wir hatten keinen Platz. Das konnte und durste so nicht weitergehen! Ein nochmaliger Anbau war unmöglich, wir mußten ein neues Haus kaufen. Wir hielten Umschau und beteten viel und endlich wurde uns ein Haus in Ellwangen -angeboten (siehe Bild!) in äußerst günstiger Lage. Ist es auch nicht mehr neu, so bietet es doch, wenn die nötigen, vorgesehenen An- und Umbauten fertiggestellt sind, Raum für 150 Zöglinge. Aber wie kann man ein Haus kaufen bei leeren Kassen und drückender Schulden- last? Doch da half kein Schwanken, da half kein Zaudern. Wir fahen uns vor die Alternative gestellt, entweder zuzugreifen und die Schuldenlast erhöhen oder aber vielen braven Knaben, die sich dem Dienst des Heilands als Negerapostel weihen wollen, die Aufnahme zu verweigern. Das konnten wir nicht und das durften wir nicht und so haben wir zugegriffen im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung, im Vertrauen auf den Schutz des heiligen helfen? Du kannst es, wenn du mithilfst, den Ärmsten aller Armen, den armen Heiden, Missionäre zu senden. Du kannst es, wenn du uns bei der Gründung des Misfionsfeminars St. Josef durch Übersendung eines Almosens unterstützest. Zu diesem Zwecke liegt allen Heften ein Erlagschein bei. Liegt aber kein Erlagschein bei, so möge man uns derartige Almosen mittels Postanweisung übersenden. Man bemerke kurz, daß die Summe Unser „neues" Haus in Ellwangen, der Grundstock des Missionsseminars St. Josef. 0 ö rs------^ 0 0 0 0 Josef, dem das Haus unterstellt sein soll, und im Vertrauen, daß unsere lieben „Stern"-Leser uns einen großen Teil der Kaufschuld und der Baukosten abnehmen werden. Ja, wir rechnen aus deine Großmut, lieber Leser, werte Leserin, und bitten um eine Unterstützung, so reichlich, als es deine Verhältnisse gestatten. Tue es aus Liebe und Dankbarkeit gegen den Heiland, der dir das Glück des heiligen Glaubens schon mit in die Wiege legte. Möchtest du seinen glühenden Liebesdurst nach der Rettung der Seelen nicht stillen für das Miffionsseminar St. Josef zu verwenden sei. Schon jetzt sagen wir für jede, auch die kleinste Gabe herzlichen Dank. Der liebe Heiland wird sie gewiß mit seinem reichsten Segen entlohnen. Und sind auch die Zeiten ernst, so dürfen wir doch mit dem Heiligen Vater Benedikt XV. sagen: „... Wir vertrauen, daß die katholische Welt nicht zuläßt, daß unsere Missionäre, die die Wahrheit verkünden, mit Mangel kämpfen, während andere zur Verbreitung von Irrtümern mit reichlichsten Mitteln ausgestattet sind." £)ie ersten kaufen in der Station fDaria^roft Von P. Bernhard Zorn, P. S. 0. Ostern ans der Farm Maria-Trost. j|||p^l|eute ist Ostern! Die ganze christ-liche Welt ist voller Freude und jfllllW\ Jubel und Festesstimmung. Wir Missionäre in Maria-Trost haben heute noch einen ganz besonderen Grund zur Freude, weil uns unsere liebe Schutzpatronin etwas recht Tröstliches beschert hat, was ich unseren lieben Lesern jetzt mitteilen möchte, damit sie sich uns enger anschließen und für unsere heilige Sache immer mehr begeistert werden. Gestern, am Karsamstage, ging ich wie gewöhnlich, die Eingeborenen in ihren Hütten aufzusuchen. Obwohl die meisten Erwachsenen, wie es scheint, schon der einen oder anderen protestantischen Sekte angehören, so wurde ich doch überall mit Freude und Herzlichkeit aufgenommen. So kam ich auch in einen Kraal auf unserer Farm, der einer protestantischen Familie gehört. Der Vater und drei Söhne arbeiten bei uns. Einer von diesen, ein Knabe von 10 Jahren, weidete bis vor kurzem unsere Rinder. Er war zwar immer schwach und kränklich gewesen, doch diese leichte Arbeit konnte er noch verrichten und so den Eltern etwas verdienen. Aber plötzlich erkrankte er schwer. Ich fand ihn in heftigem Fieber und so abgemagert, daß er mehr einer ägyptischen Mumie als einem Menschen ähnlich sah. Zum Glück war er noch bei Verstand und konnte noch reden. Ich begann, ihn in den Hauptwahrheiten unseres Glaubens zu unterrichten. Er hörte aufmerksam zu. Mit gebrochener Stimme — er nahm zusehends ab — versicherte er mir, daß er alles glaube und daß er später, wenn er wieder gesund werden sollte, in unserer Schule alles lernen werde. Er war zwar schon von irgendeinem Protestanten getauft, doch meinte er, sie wären nicht so gut wie wir, ich möchte ihn nochmals taufen, damit es sicherer wäre. Während ich so mit ihm mich unterhielt, sammelten sich draußen im Hofe immer mehr Leute an. Das war eine günstige Gelegenheit. So erhob ich meine Stimme und erteilte einen ausführlichen Unterricht, dem sie alle sehr aufmerksam und begeistert folgten. Zwei Stunden sprach ich zu ihnen. Da ich befürchtete, der Knabe könnte während der Nacht sterben, willfahrte ich seinen Bitten und spendete ihm nochmals bedingungsweise die heilige Taufe. Das machte auf die Anwesenden einen guten und heilsamen Eindruck. Manche sagten, sie hätten zu Hause auch noch Kinder, die noch gar nicht getauft wären, sie wollten mir dieselben bringen, damit ich sie auch taufe und ihnen die Himmelspforten ausschlösse. „Sehr schön, doch müßt ihr ein wenig Geduld haben. Ich werde euch alle nach und nach besuchen und sehen, wie ich euch fjelfen kann. Die größeren Kinder, von sechs Jahren an, müssen zu mir in die Schule kommen und fleißig den Katechismus lernen." — „Ja, das ist gut; und auch wir selbst wollen kommen und lernen." — „Das freut mich. Ich will nun erst die Kinder in diesem Kraal taufen, und zwar morgen am heiligen Osterfeste. Dann kommen die eitrigen an die Reihe. Meine Kirche ist bald fertig, es fehlt nur noch das Dach; wenn das darauf ist — ich hoffe nach drei Wochen, — fo können wir schon im grüßen anfangen. Türen und Fenster und Bänke, und was sonst noch dazu gehört, kommen dann später." In jenem Kraal wohnen zwei Familien, der Stamm und die älteste Tochter mit ihrem Manne und vier Kindern. Diese vier Kleinen und noch zwei ganz kleine Geschwister sollten morgen getauft werden. Das freute mich um so mehr, da sie noch Heiden und von den Sekten noch nicht angesteckt waren. Alleluja, Alleluja! klang es am 12. April aus unserer Farm. Hätten wir Glocken gehabt, so hätten wir sie alle geläutet! Nach dem Gottesdienste bereitete ich alles vor, was für die Taufe der ersten Christen in Maria-Trost notwendig war. Gegen 9 Uhr zog ich in Begleitung eines Bruders, der mir liebevoll zur Hand ging, aus und noch vor 10 Uhr langten wir bei dem Kraal an. Es waren schon viele Leute versammelt. Da ich gewahrte, daß man noch immer Boten aussandte, um auch andere zur Feier einzuladen, wartete ich bis halb 11 Uhr. Es war nun eine stattliche Anzahl beisammen. Ich begann meine Ansprache. Feierlich ernst lauschten alle meinen Worten. Es war eine außergewöhnlich günstige Gelegenheit, den Samen des Evangeliums auszustreuen. Ich glaube, daß kaum ein Körnchen davon war am zweiten Samstag im lllilli ^®nner d^ses Jahres. Ich be-fand mich auf der Veranda unseres Hauses in Maria-Trost im Ge- verlorenging. Dann' begannen die feierlichen Zeremonien, wobei mir der Bruder ministrierte. Weil noch kein Katholik auf der Farm war, machte er auch für alle sechs den Taufpaten, füü fünf allerdings nur den Stellvertreter, denn die eigentlichen Paten waren treue Wohltäter aus Deutschland und der grünen Steiermark. Als alles zu meiner und aller Anwesenden größten Freude gut gelungen war, kehrte ich nach Hause zurück. Vorher mußte ich aber allen den Segen geben und versprechen, nicht nur so bald als möglich wieder zurückzukehren, um auch die Erwachsenen aus die heilige Taufe vorzubereiten, sondern weit und breit herumzugehen, damit alle dieser großen Gnade teilhaftig werden könnten. Das war ja auch mein sehnlichster Wunsch und so versprach ich es gern und fügte hinzu: „Wenn ich' die große Kirche und Schule unter Dach habe, könnt ihr alle euch dort versammeln und ich will euch belehren, sooft ihr nur wollt." Wenn dann der Heiland vom Tabernakel aus in den geweihten Räumen zusieht, so macht alles einen tieferen Eindruck auf Herz und Gemüt und der göttliche Missionär, der ja verheißen hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", wird seinen heiligen Segen in noch reichlicherem Maße dazu geben. spräche mit einem Mitbruder. Da kam ein Katechumene zu mir mit der Nachricht, auf der Farm befinde sich ein krankes Mädchen, das mich zu sprechen A X)\e erste 13Iume von fftario^Croft ^ A V V- Von P. Josef Musar, P. 8. 0. V 4 wünsche. Schon drei Monate sei es schwer krank, ans Bett gefesselt und werde von Tag zu Tag schlimmer. Gleich am nächsten Tage machte ich mich auf und fand die Hütte der Kranken auf einer Anhöhe, wie alle Hütten der Zulu aus Holz und Lehm gebaut, mit Stroh bedeckt und von einem Hofe umgeben, der durch einen Zaun aus Schilfrohr gegen die Umgebung gelegt, begrüßte ich sie, fragte sie nach ihrem Besinden und wo es sie schmerze. Bald konnte ich Lungenschwindsucht feststellen. Sie zählte erst 17 Jahre und war, wie mir eine Verwandte sagte, noch nicht getauft. Die Eingeborenen sind hier nämlich meist Lutheraner, haben aber, obwohl getauft, von der christlichen Lehre kaum eine blasse Idee. Die protestan- Die ersten Täuflinge von Maria-Trost. abgeschlossen ist. Ich traf zufällig den Bruder der Kranken. Er führte mich durch den Hof, der sein säuberlich gekehrt und teilweise mit Flaschenkapseln gepflastert war. Vor der Hütte saß ein gutmütiges Weiblein, die Großmutter des Mädchens. Sie wies mir den Eingang, der so niedrig war, daß ich mir den Kops anstieß, obwohl ich mich tief gebückt hatte. Die Kranke lag auf einem niedrigen Bette und hatte gerade einen heftigen Hustenanfall. Als dieser sich ein wenig tischen Prediger lassen sich für Spendung der Taufe gut bezahlen, kümmern sich dann aber nicht weiter um die Getauften. Ich stellte der Kranken einige Fragen aus dem Katechismus, aber sie wußte nicht einmal die absolut notwendigen Wahrheiten, obwohl sie früher eine protestantische Schule besucht hatte. Wohl aber hatte sie ein großes Verlangen nach der heiligen Taufe, das sie auch wiederholt laut kundgab. Da keine augenblickliche Todesgefahr vorlag, versprach ich ihr, sie öfter zu besuchen, gut zu unterrichten und ihr dann das ersehnte Sakrament zu spenden. Unterdessen hatten sich viele Verwandten der Kranken in der Hütte eingefunden, die mir alle einstimmig erklärten, daß die katholische Kirche viel besser sei als die protestantische. Ich ließ mir von ihnen das Versprechen geben, mich sogleich zu verständigen, falls der Zustand des Mädchens sich verschlechtern sollte. Von nun an besuchte ich die Kranke jeden Tag und unterrichtete sie, so gut es ging. Freudig und aufmerksam lauschte sie meinen Worten, als ich ihr vom lieben Gott, von unserm Heiland, der auch für sie am Kreuze gestorben sei, und von seiner heiligsten Mutter erzählte. Sie konnte nur schwer reden und hatte zudem noch häufige Hustenanfälle, aber immer sprach sie mir eifrig die Gebete nach, die ich ihr vorsagte. Oft und oft drückte sie mir ihre Sehnsucht nach der heiligen Taufe aus. Auf mein Befragen erklärte sie, daß sie alles glaube, was die katholische Kirche zu glauben vorstelle, und daß sie gern alles lernen wolle, wenn sie wieder gesund würde. Bei all meinen Besuchen fragte sie mich, wann ich wieder komme, und bat mich, doch nicht lange auszubleiben, sie fühle sich immer viel wohler, wenn ich bei ihr sei und ihr vom lieben Gott erzähle. Eines Morgens — ich war zwei Tage verhindert gewesen, sie zu besuchen,— kam ihr Bruder zu mir und sagte, daß sie eine schlechte Nacht gehabt habe und sehr schwach sei. Sogleich eilte ich zu ihr und fand sie tatsächlich sehr elend. Nun durfte ich nicht mehr länger zögern. Ich betete mit ihr einen Akt der Reue und andere Gebete und dann floß das Wasser der Wiedergeburt über ihre Stirne. Ich taufte sie auf den Namen Maria. Maria-Trost heißt ja unsere neue Missionsstation. Das war der erste Trost, den uns die göttliche Gnadenmutter hier beschert hatte, darum sollte auch die erste Getaufte Maria heißen. Nun war ihre Seele rein und bereit zum Eintritt in den schönen Himmel. Sie war glücklich und zufrieden. Lächelnd dankte sie _ mir: „Wenn ich im Himmel bin, will ich für dich und alle anderen beten." Das war an einem Freitag. Am folgenden Sonntag, spät am Abend, kam wieder ihr Bruder und teilte mir mit, daß sie sehr schwach sei. Sofort machte ich mich auf. Als ich aber hinkam, war ihre Seele bereits zu ihrem Schöpfer zurückgekehrt. Am Montag nachmittag war das Begräbnis. Ein Teil unseres Gartens wurde zum Friedhof bestimmt. Dort lag bereits ein Kind der vormaligen Besitzerin unserer Farm begraben. Obwohl es bei den Eingeborenen nicht Sitte ist, daß zum Begräbnis auch Frauen und Kinder mitgehen, so fanden sich doch in diesem Falle viele ein und wohl an 70 bis 80 Personen begleiteten die sterbliche Hülle der Verstorbenen zur letzten Ruhe. In schöner Ordnung entfaltete sich der Leichenzug. Das Grab wurde eingesegnet. Während der Sarg in die Grube gesenkt wurde, sangen wir das Benediktus. Als das Grab geschlossen war, legten die Verwandten eine Reihe grüner Kränze auf dasselbe, eine Sitte, die sie von den Weißen gelernt haben. Die so einfache Feier hatte auf die Anwesenden einen tiefen Eindruck gemacht und wird nicht verfehlen, unseren Missionären den Weg zu denHerzen der Eingeborenen leichter zu machen. „Ruhe sanft, glückliche Maria! Bete für uns und deine schwarzen Brüder und Schwestern, wie du es mir versprochen hast!" Heft 7 Stern der Neger 103 ** N: Ftm fDui)lemubL Von Br. August Kagol, F. S. C. (Fortsetzung.) -O. ** JJ nach 12 Uhr mittags langten wir in Komatipoort an, der Grenz-station gegen Portugiesisch-Ost-afrika hin. Wir mußten hier umsteigen, doch ging unfer Zug erst am folgenden Mittag ab, da auf der Selatistrecke überhaupt nur je ein Zug in der Woche verkehrt. So blieb uns nichts übrig, als im nahen „Eisenbahn-Hotel" abzusteigen. Dieses wird von einem Schotten geführt und ist ebenerdig. Vorn sind die Wirtschaftsräume, hinten eine Flucht von etwa einem Dutzend Zimmer, die auf einer Seite eine gemeinsame, blechgedeckte Veranda haben. Nach hinten ist der Hotelgrund auf keine Weise eingezäunt oder abgeschlossen, sondern man ist nach wenigen Schritten auf offener Straße. Außer uns hatte der Zug dem Hotel noch andere Gäste gebracht, Geschäftsreisende und Farmer. Unter letzteren zeigten sich Gestalten, die unwillkürlich an Lederstrumpf und andere Trapperfiguren, Helden unserer jugendlichen Einbildungskraft, erinnerten, nur ein wenig verneuzeitlicht. Brauner Khaki-Anzug, ver-wetterter Filzhut, statt der Mokassins derbe Schnürschuhe mit Ledergamafchen darüber und der Jahreszeit wegen den Gummi-Regenmantel über der Achsel. Schweigsamen Wesens zeigten sie eine gewisse Zurückhaltung, eine Mischung von Klugheit und Scheu. Komatipoort gilt als der heißeste Ort in der südafrikanischen Union (mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 22-8 Grad G) und ist nicht frei von Malariafieber. Es wohnen hier etwa 60 Weiße. Später unternahmen wir einen kleinen Rundgang, um die wenigen Katholiken zum Besuch der heiligen Messe am nächsten Morgen einzuladen. An einem am Wege wachsenden Pfefferbaum fanden wir merkwürdige, etwa 6 cm lange Holzbündelchen an den äußeren dünnen Zweigen herunterhängen. Bei näherem Zusehen erkannten wir, daß es Kokons einer größeren Raupe waren. Wie das Tier feine Verpuppung bewerkstelligt, ist schwer zu begreifen, es ist eines der vielen Wunder der Natur. Die etwa 3'/2 cm lange, grünlichgraue Raupe ist umhüllt von einem seidenartigen Gespinst von grauweißer Farbe. Aus diesem inneren Deckmantel sind außen herum dünne Holzstäbchen von 5—6 cm Länge befestigt, deren ich auf einem Bündel-chen 16 Stück zählte, die aber so fest mit dem Gespinst verbunden waren, als ob sie daraufgeleimt worden wären. Ich nahm zwei der Puppen mit mir, um zu Hause das Ausschlüpfen des Schmetterlings zu beobachten. Am folgenden Morgen las Hochwürden P. Raffeiner die heilige Messe im netten Häuschen eines Katholiken, eines Emge-borenen der Insel Mauritius, der mit seiner Frau und einer benachbarten Italienerin beiwohnte. Diese Mauritier sind interessante Leutchen. Ihre Heimatinsel, früher in französischem Besitz, gehört jetzt den Engländern. Sie sprechen daher Englisch und Französisch. Ihre Hautfarbe zeigt leichte Bräunung, die Gesichtsbildung er- innert an Ostastaten. Eifrige französische mittag mit einem Ausflug nach der portu-Missionäre haben den Großteil der Be- giesifchen Grenze ans. Zunächst suchten wir 0 0 p Besseres Hochzeitspaar aus Transvaal. Es sind Zulukaffern, die sich wenigstens dem äußeren Menschen nach der Zivilisation in die Arme geworfen haben. Im Goldlande Transvaal ist der Weiße Herr, der Eingeborne Diener. Wo die Schwarzen mitten unter Europäern wohnen, vor allem also in den Städten, nehmen sie deren Kultur an. Aber fernab von diesem „modernen" Afrika, in den sogenannten Ein-gebornen-Reserven, leben die Neger nach ihren alten Sitten und Gebräuchen. Zu ihnen zieht in erster Linie der Missionär, um sie dem Himmel zu gewinnen. völkerung der ziemlich ausgedehnten Insel den Komatifluß auf, dessen Brausen weit-dem katholischen Glauben gewonnen. hin hörbar war. Bald standen wir an Wir hatten Zeit und füllten den Vor- seinem Wasserfalle. Der Fluß wälzt seine braunen Wasser in einer Breite von über 200 m durch und über das rote Gestein. Etwa einen halben Kilometer oberhalb spannt sich eine 225 m lange Eisenbahnbrücke in 7. Bogen darüber. Wir überschritten sie und gingen auf der Bahnlinie weiter. Zu unserer Linken hatten wir den Komati, zur Rechten einen sanft ansteigenden Hügel, an dessen Abhang eine subtropische Vegetation üppig wucherte. Wir sahen da Gummibäume und Kautschukreben, alte Bekannte aus dem Sudan. Nach einer mäßigen Stunde gelangten wir an die Grenze, die durch eine Stein-pyramide bezeichnet ist. Vor uns zerteilte sich das eine Geleise in viele Stränge — wir standen vor einer Bahnstation, der ersten auf portugiesischem Boden, namens Rassano-Garzia. Da die Herren vom Zollamte keine Grenzschwierigkeiten und wir anscheinend einen ehrlichen Eindruck machten, so gingen wir unbehelligt weiter und 'besuchten den angrenzenden Markt, der von indischen Händlern wimmelte. Die Menge der aufgestapelten und zum Verkauf ausgebotenen Waren ließ auf eine starke einheimische Bevölkerung schließen. Die Portugiesen sondern die in ihrem Gebiete wohnenden Schwarzen nicht ab, wie wir sehen konnten, als wir ein in nächster Nähe befindliches Eingeborenendorf besichtigten. Die Leute zeig- wäre nun kaum verzeihlicher Undank, wenn ich die ersten lllgll Zeilen nicht dem „Usuramo" widmete, sollte dieser doch für sechs Wochen unsere „Ziehmutter", unser „Schaukel- ten Zutrauen. Nur einige von dem Kleinvolk entsetzten sich über uns ere, mit Augengläsernbewaffneten Bleichgesichter und versteckten sich erschrocken hinter der Mutter oder größeren Geschwistern, zugleich aber neugierig dahinter hervorlugend. Als wir wieder in unserem Hotel waren, erhielten wir einen Besuch von dem Inspektor der Selati-Bahn, einem Holländer, der an eine katholische Engländerin verheiratet ist. Er hatte von dem Mauritier-erfahren, daß wir auf dem Wege nach Rolle seien, und lud uns auch in sein Haus ein, das 17 Meilen oberhalb Rolle gelegen ist. Gegen Abend begaben wir uns zum Bahnhof. Die Strecke wird in dieser Jahreszeit wenig befahreü. Mit uns fuhr auch der Inspektor. Er führte eine prächtige Unterhaltung auf Deutsch, Englisch und Holländisch, wie es ihm sein sanguinisches Temperament gerade eingab. Er sprach fast nur von religiösen Dingen. Obschon äußerlich noch Protestant, fühlt und denkt er innerlich doch ganz katholisch. Sein Übertritt ist auch nur mehr eine Frage der Zeit. Er ist in der ganzen Gegend bekannt wegen seiner Heiterkeit. Auch andere zog er zeitweilig in unser Abteil, so einen englischen Händler, der in jüngeren Jahren viel auf der Löwenjagd gewesen und 172 Löwen erlegt haben wollte. (Fortsetzung folgt.) pferd", Angstkasten und Hoffnungsanker, für viele Tanzboden, für manche auch Kirche sein. Der oder die „Usuramo" also stammt aus dem Geschlechte der Arche Noe, Had) 'Cransvaal! a ♦ Reisebericht des hochrvürdigen P. Dr. Matthias Rasseiner, F. S. C. 4- (Fortsetzung.) J) wenngleich dem Zeitalter entsprechend Rumpf, Kopf und Füße nicht mehr aus Holz, sondern aus Eisen gebaut find. Wenn es auch in- und auswendig nicht mit Pech beschmiert ist, so ist doch Noes Wappen — das Pech — in den Deckfugen noch deutlich wahrzunehmen. Immerhin erkennt man am „Nsuramo" noch deutlich die Gesichtszüge seiner Ururgroßmutter — der Arche bei der Sintflut. „Usuramo" mißt nämlich rund 128 Meter Länge, 28 Meter Breite und Mitteldurchschnitt 16 Meter Höhe. Noes Arche soll nach einer Berechnung rund 158-70 Meter lang, 26-35 Meter breit und 15-80 Meter hoch gewesen sein. Daraus ersieht man, daß Noes Schiff etwas schlanker gebaut war, leicht daraus zu erklären, daß der „Usuramo" eben ein deutsches Kind ist und noch dazu erst vier Jahre zählt. Er sollte ursprünglich als Kriegsentschädigung an England abgeliefert werden, wurde aber dankbarst abgelehnt und so schließlich und endlich in den Dienst der Deutsch-Ostafrika-Linie gestellt. Wie manch anderer junger Erdenpilger, so hatte auch unsere Wasserjungfrau in ihrem grauen und glänzend weißen, stets reinen Gewände an den üblichen Kinderkrankheiten zu leiden. So hatten wir Kesselreparaturen schon in Antwerpen, dann wieder in Lissabon, in Los Palmas und in Kapstadt, Vorgänge, die wir immer erst nach vollbrachter Tat erfuhren. Die Folge davon war, daß einige ängstliche Passagiere, besonders aus dem zarten, fürs kostbare Leben immer besorgteren Geschlecht, in beständiger Furcht schwebten, ohne Mühlstein um den Hals in die Tiefe des Meeres versenkt zu werden. Wie in Noes Arche, so fanden auch auf unserem Schiffe allerlei Tiere gast- freundliche Aufnahme — freilich nur im Magen der Passagiere. Da spazierten in verschiedenartigen Zubereitungen morgens, mittags und abends auf: Schafe, Kälber, Kühe, Ochsen und Schweine, ich glaube in Salami auch Esel, Muli und Pferde. Das Federvieh allerdings hielt sich ausschließlich in der ersten und zweiten Klasse auf und ließ uns nur die Eier zurück, womit wir schließlich auch zufrieden waren. All diese Fleischspeisen wurden in so reichlichen Mengen und in so reiner und sorgfältiger Zubereitung vorgesetzt, daß es den Anschein hatte, der „Usuramo" sei eine Mastanstalt für ausgehungerte Weltkriegsleute. Nebenbei darf man nicht übersehen, daß auch die Pflanzenwelt ihren guten Anteil zur Tafel beistellte. Aus dem Geschlechte der Hülsenfrüchte ließen in bestimmter Reihenfolge sich blicken: Linsen, Erbsen und Bohnen, lose und in Schoten. Ab und zu versüßten saure Gurken den Seekranken ihr jämmerliches Dasein. Kartoffeln standen stereotyp auf der tadellos ausgeführten Speisekarte, sind sie doch die Fußspuren der fortschreitenden Kultur! Sogar von Spargel konnten wir in der Suppe Spuren entdecken und mein Reisegefährte — sonst ein großer Suppenfeind — nahm bei solchen Gelegenheiten auch das Gewehr, wollte sagen den Löffel in die Hand und machte Jagd nach sc seltenem Wilde. Besser wäre er mit der Angel auf seine Rechnung gekommen! Wo immer recht gescheite Leute. sich zusammensetzen, pflegt der Kohl in Überfluß zu gedeihen — so auch auf dem „Usuramo"-. Weiß- und Blaukraut, Blumen-und Krauskohl, Kohlrüben und Kohlrabi tanzten in appetitlichem Reigen auf unserer Tafel; weiße, rote und gelbe Rüben gaben ihnen freundschaftlich das Geleite. Selbst die Bäume beschenkten uns mit ihren süßen Gaben. Eingemachte Früchte, rotwangige Apfel, süße Orangen und Apfelsinen, schließlich mehlige Bananen und frische Pfirsiche zeigten uns an, daß wir von Norden nach Süden, vom kalten Winter in die heiße Sommerzone fuhren. sich ab Hamburg auf unserem Schiffe außer der zahlreichen Schiffsmannschaft 145 Fahrgäste, davon 84 in unserer 3. Klasse, die überfüllt war, so daß einige in Kabinen 2. Klasse untergebracht werden mußten. In der 2. Klasse waren 42 Fahrgäste und 19 in der ersten. Der jüngste Passagier war ein fünf Monate altes Zulukasfern nach dem Hochamt. Unser Bild zeigt das schwarze, moderne Afrika. Sind die Kaffern auch nach europäischem Muster gekleidet, so werden sie doch von ihren weißen Brüdern und Schwestern als Menschen minderer Qualität angesehen und behandelt. Für die Seelsorge in den Städten ist dieser Kastengeist ein drückendes Hindernis. Endlich kamen auch die Liebhaber von Sago und Reis, Haferflocken und Griesmus, Pudding und Torten auf ihre Rechnung. Käseliebhaber und Butterschlecker befanden sich im Paradiese. Es ist aber höchste Zeit, daß ich meine wundrige Nase aus der sonst netten, saubern Küche und ihren blanken Töpfen herausziehe und meine Aufmerksamkeit den Reisegefährten schenke. Es befanden Kind, das aber schon in Lissabon die Wasserwiege verließ, um die schöne portugiesische Hauptstadt näher in Augenschein zu nehmen, was uns leider nicht gestattet wurde. Im übrigen waren wir Schiffsbewohner ein bunt durcheinandergewürfeltes Völklein. Aus Thüringen kamen sie und Westfalen, aus Mecklenburg und Schlesien, aus Hamburg und Ostpreußen, aus den Rheinlanden und aus Bayern, aus dem Saargebiet und dem wackern Land der Schwaben. Auch Österreich war vertreten und Südtirol gleich in fünf Exemplaren, das zünftigste wohl aus Vinschgau. Haus Israel fehlte selbstverständlich nicht, denn die fünf jungen Jüolein machten sich durch ihre Frechheit gleich bemerkbar; und damit das halbe Dutzend voll werde, genossen wir auch den holden Anblick eines runzligen Sarahlebens aus dem alten Testament, wenngleich sie aus Neupolen stammte. Auf dem Schiffe fiel sie durch evangelische Armut auf; wie sie aber in Kapstadt ans Land ging, war sie in glänzende Seide gekleidet. Es ist übrigens merkwürdig, wie starken Verwandlungsanfällen das schwache Geschlecht unterworfen ist! Da befand sich in der 3. Klaffe eine verheiratete Dame, die die Blütezeit schon längst hinter sich hatte, die aber jeden Tag in anderer Fasson aufmarschierte, in anderen Farben schillerte wie ein Chamäleon und durch andere Wohlgerüche die Luft verpestete. Wie mag's wohl in so einem Reisekoffer ausschauen! Ein französischer Philosoph definierte einmal das moderne Frauenzimmer mit folgenden Worten: „Es ist ein Wesen, das sich anzieht, im Spiegel beschaut — sich auszieht, um sich wieder anzuziehen." Ich habe vor Philosophen nicht viel Respekt, da sie gewöhnlich eine Schraube zu viel haben; aber dieser dürfte doch recht gehabt haben! Um das Bild zu ergänzen, muß ich noch bemerken, daß aus der Waschküche drei wahrhaftige Chinesen ihre stumpf-benasten, verschmitzten Gesichtlein heraussteckten und ab Walfischbai auch einige echte Herero-Neger als Deckpassagiere uns das Geleite gaben. In religiöser Hinsicht war das Kunter- bunt nicht weniger groß: Heiden, Freidenker, Freimaurer, Calvinisten, Juden, Ritualisten, Hofkirchler, Methodisten, Adventisten, Protestanten. Neben mir saßen am Tische zwei junge Pastoren, von denen der eine nach Südafrika fuhr, um seiner ebenso jungen Braut erst ein Nestchen zu bereiten. Der andere zog angeblich nach Nord-Transvaal, um das lautere Evangelium zu verkünden. Sein eigenes Bekenntnis muß schon sehr lauter sein, denn ich hab' ihn auf der ganzen Fahrt nie ein christliches Zeichen machen sehen. Sonst waren die Herrchen sehr liebenswürdig und steckten manchen nicht gerade zarten Tirolerwitz unentgeltlich indieTasche. Doch waren auch die Katholiken gut vertreten. So fuhren mit uns vier Scholastiker und drei Laienbrüder der Mariann-hiller Missionsgesellschast, ein Pallottinerbruder, zwei Tutzinger Missionsschwestern und manch andere brave Leutchen, welche Sonn- und festtags sich fleißig zum Gottesdienste einfanden. Ich hatte nämlich das Glück, ab 22. Dezember täglich die heilige Messe lesen zu können, wozu uns der Kapitän den Speisesaal 2. Klasse zur Verfügung stellte, und zwar von fünf bis sechs Uhr morgens. An Sonn- und Festtagen hielt ich auch eine kürzere oder längere Ansprache, je nach den Umständen. Ich nannte sie „Gedankensplitter" — aber ein kritischer Zuhöhrer meinte einmal, das wären schon regelrechte „Prügel". Auch konnte ich weit über 300 heilige Kommunionen austeilen, so daß der liebe Gott auf dem „Usuramo" doch nicht ganz vergessen wurde. Freilich gab es bei der heiligen Messe oft Verbeugungen, die im Rituale nicht vorgesehen sind und auch die vorgesehenen fielen manchmal recht gesetzwidrig aus; aber ich glaube nicht, daß darob die Andacht gestört wurde. Um Weihnachten war sogar Amt mit Choralgesang. Leider kamen nicht alle Katholiken der Sonntagspflicht nach; die Welt ist eben überall dieselbe, in der tollen Jagd nach vermeintlichem Erdenglück finden viele nicht mehr ins Vaterhaus zurück. Sie waren nicht alle Glücksjäger, so mit uns reisten. Es gab gar manche, die nur bittere Not und die Sorge ums tägliche Brot für sich und die Ihrigen aus der Heimat vertrieb, denen der Kummer die Hand zum Abschied reichte, die mit Angst ihr neues Ziel begrüßten. (Fortsetzung folgt.) st _A- 'Creue und Anhänglichkeit ^ _JV unserer Zulukaffern, lA & Von P. Bernhard Zorn, F. S. C. -i/ fegen Mitte Jänner dieses Jahres erhielt ich von unserm verehrten Oberhirten einen allerliebsten Brief: Er teilte mir mit, daß er glaube, ich hätte jetzt so viel „Zulu" gelernt, daß er mich in Transvaal brauchen könne. Ich solle daher meine Siebensachen (wenn ich überhaupt deren so viele hätte!) zusammenpacken, von den guten Leuten dort schön Abschied nehmen und sobald als möglich nach Maria-Trost kommen. Es sei zwar noch große Wohnungsnot hier auf der Farm, die wir erst kürzlich bezogen, doch als alter Knabe und langjähriger Missionär würde ich mir schon zu helfen wissen. Also einpacken! Das war schnell getan. Und nun Abschied nehmen! Das ging nicht so rasch und leicht. Am folgenden Sonntag verkündete es der Obere in der Kirche. Nach dem letzten feierlichen Hochamt wollten alle mich besuchen und Abschied nehmen. Wir hatten uns kennengelernt und liebgewonnen. Das manchen und besonders mir die Tränen in den Augen standen, geniere ich mich beinahe zu verraten, aber es war doch so. Ich glaubte, es schon überstanden zu haben. und atmete erleichtert auf, da kamen in langen Reihen die Schulmädchen auf mein Zimmer. Sie hatten eine der Mutigsten engagiert, mir eine lange Gedenkschrift vorzulegen, worin sie mir ihre Anhänglichkeit beteuerten und mir für alles dankten, was ich ihnen getan hätte. Sie beschworen mich, doch bei ihnen zu bleiben, wenn es nur irgend möglich wäre. Als sie geendet, dankte auch ich ihnen. Viel Worte hat es nicht gegeben, es war mir unmöglich. Also auch die Neger haben ein Herz — und was für eines! Der Rest des Tages verging wie gewöhnlich, nur etwas gedrückter. Die Knaben der Mission hatten sich bis zum Abend noch nicht sehen lassen. Waren sie zu schüchtern? Sonderbarerweise sind nämlich hier die Mädchen couragierter als die Knaben. Doch, ohne daß ich es bemerkte, hatten sie den ganzen Tag rührig gearbeitet. Am Abend schickten sie zum Pater Rektor und baten ihn, mit mir zu ihnen herunter zukommen. Großartiges für das Auge gab es nicht, aber um so erfreulicher war es fürs Herz. In ihrem einfachen Schlafgemache hatten sie eine Art Altar errichtet. Einige kurze Kerzen waren darauf an- gezündet und in ihrem matten Scheine konnte ich all die vielen Heiligenbilder sehen, die sie in schöner Symmetrie rings herum angebracht hatten. Nun fingen sie an, mehrstimmig ausgewählte Weihnachtslieder zu singen, alte, bekannte, deutsche Melodien mit dem Text in der Kaffern- Versehgänge. Auch für heute waren zwei angesagt. Der eine zu einem größeren Knaben, der schon seit langer Zeit krank lag und noch Katechumene war, der andere zu einem schwindsüchtigen Manne, dem ich vor kurzem die erste heilige Kommunion gebracht hatte. Ich bot mich so- Scheikiefrau. spräche. Schüchtern schlich einer der Knaben an Pater Rektor heran und bat ihn, in ihrem Namen mir zu danken, was er auch trefflich verstand. Damit endete die kleine, traurige und doch so tröstliche Feier. Und nun noch etwas über meinen letzten Tag in St. Michael. Seit November schon gab es in der großen Pfarrei viele Kranke und häufige fort an, eine Tour zu übernehmen. Um allen Erwiderungen vorzubeugen (Pater Rektor wollte mich gerne am letzten Tage schonen), schützte ich vor, ich wolle noch einmal mein gutes Reitpferd besteigen und Abschied nehmen von den guten Leuten jener Gegend, von denen ich mehrere getauft hatte. Das waren lauter dicke Gründe „pro" und so ließ er mich ziehen. Als ich über die Berge und durch die Schluchten dahinritt und die Raffern mich gewahrten, liefen sie mir von allen Seiten zu, um mich nochmals zu begrüßen. Doch ich drängte vorwärts, um dem Kranken die heiligen Sterbesakramente zu bringen, und vertröstete die Leute auf meine Rückkehr, dann hätte ich Zeit für sie übrig. Zu Mittag wollte ich wieder in Sankt Michael sein, da ich schon um 5 Uhr früh dort weggeritten war und die Enlfernung zum Kranken nur 2V2 Reitstunden betrug. Aber ich hatte die Rechnung ohne die guten Zulu gemacht. Überall wurde ich angehalten. Die einen drückten mir nochmals die Hand und gingen, andere gaben mir ein Stück Weges das Geleite und wieder andere wollten mein Pferd führen, wo es beschwerliche Pfade gäbe. Auch boten sich einige an, mich selbst zu führen und zu stützen, damit ich nicht falle. Ein Knabe kam in aller Eile von einem hohen Berge herabgelaufen und bot mir Geld an, damit ich mir auf der Reise nach Transvaal Brot kaufen könne. Wenn man bedenkt, daß ein Kind hierzulande selten ein Geldstück zu sehen bekommt, so kann man das Opfer verstehen, das er brachte, indem er es mir gab. Es wären freilich nur 50 Pfennige, ein „six pence11, aber es war ein Opfer der Armen. — Mit fünf Stunden Verspätung kam ich abends auf der Station an. Flus der ?Disfionsgefd)id)te Japans. (Fortsetzung.) Iie Gesandtschaft der japanischen Prinzen hatte ihren Zweck in Europa erreicht. Das Sehnen ihres Herzens wandte sich wiederum der Heimat zu. Bevor sie aber die Ewige Stadt verließen, wurde ihnen noch eine glänzende Ehrung zuteil. Der Senat Roms ernannte sie in einer jener prachtvollen Versammlungen damaliger Zeit zu römischen Bürgern. Geschickt antwortete der Führer der Gesandtschaft mit dem Hinweis auf die Größe und Bedeutung Roms. Einst war es die Hauptstadt eines Reiches, das mit Waffengewalt die ganze im Altertum bekannte Welt sich unterworfen hatte. Später ist es der Mittelpunkt des Gottesreiches geworden, von dem die Herolde des Friedens auch zu noch unbekannten Völkern zogen. Aber heute hätte sich durch ihre Erhebung zu römischen Bürgern Roms Macht bis zu den äußersten Grenzen der Erde ausgedehnt, da sie auch daheim in ihren Burgen sich als Römer fühlen würden. Man kann sich leicht vorstellen, daß diese japanische Höflichkeit wie ein Funke in das Pulverfaß römischer Begeisterung fiel. Rührend war der Abschied vom Heiligen Vater. Er gab ihnen am Schluß noch einen Geleitbrief durch die päpstlichen Besitzungen. So zogen sie dann unter Heil- und Abschiedsrufen des römischen Volkes inmitten einer ehrenvollen Eskorte am 30. Tag des Brachmonats im Jahre des Herrn 1585 durch die altehrwürdige Pforte. Indes dauerte die Heimreise fünf Jahre. Erft am 21. Tage des Heumonats 1590 setzten sie wieder den Fuß auf die Erde Japans. Die Reise nach Rom hatte jedoch für die vier Prinzen noch andere, nicht beabsichtigte Folgen. Der Mensch denkt. Gott lenkt. Der Gegensatz zwischen dem eisigen Diesseitskult ihrer Heimat und dem warmen Glaubensleben, das sie in Rom angetroffen hatten, war zu gewaltig, um in diesen ernsten, wahrheitsuchenden Seelen nur einen oberflächlichen Eindruck zu machen. Die wichtige Frage „wozu?" oder vielmehr die wuchtige Antwort, die der denkende Geist sich darauf geben muß, ließ sie die Richtigkeit des Salomonischen Urteils erkennen: „Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist Eitelkeit" — alles nämlich, das nicht zu Gott führt. Nachdem sie ihrer Aufträge, womit der Heilige Vater sie betraut hatte, sich entledigt hatten, klopften sie alle vier an die Klosterpforte, um in der Zurückgezogenheit von der Welt ihr übriges Leben zu verbringen. Einer davon wurde Priester, der in 42jähriger Tätigkeit durch Wort und Beispiel mit vieler Frucht im Weinberge des Herrn arbeitete und bei der Christenverfolgung des Martertodes gewürdigt wurde. Da wir später nicht mehr auf ihn zurückkommen können, wollen wir hier seines glorreichen Heimganges gedenken. Es war im Herbst 1633. Pater Julian Nakaura, so hieß der ehemalige Prinz von Nakaura als Ordensmann, war inzwischen 66 Jahre alt geworden. Die Häscher des japanischen Tyrannen Toxo-gunsama hatten auch ihn anfgespürt. Der Richterspruch lautete: Zur Peingrube von Nagasaki! Diese Todesart war grausamer als irgendeine andere. Eine brunnenartige Grube wurde ausgehoben und darüber eine Art Galgen errichtet. Nun fesselte man den Märtyrer mit den Füßen und stieß ihn in die Grube, so aber, daß er mit dem Kopf abwärts frei dahing, nur bis zu den Knien außerhalb. Jetzt wurde die Öffnung an der Erdoberfläche geschlossen und verstopft, damit ja keine frische Luft hineindringen könne. Der Blutandrang zum Kopf, Hunger, Durst, Verschmachtung machten erst nach einigen Tagen den Qualen ein Ende. Pater Julian Nakaura duldete vier Tage und empfing am 21. Weinmonat des Jahres 1633 den ewigen Lohn für sein ruhmreiches Leben und heldenhaftes Sterben. Diese Art der Marter war nur einige Monate vorher eingeführt worden. Der erste so getötete Glaubenszeuge war ebenfalls ein Japaner. Obgleich ihm das Blut aus Mund, Nase und Ohren floß und der Magen abwärts drängte, blieb er doch sonst unversehrt. Ja, als während der Nacht die Wächter zurückkamen, fanden sie ihn betend neben der Grube — ein offenbares Wunder. Als sie von ihrem Staunen sich erholt hatten, erzählte ihnen Nikolaus, denn so hieß der Märtyrer, das unerhörte Ereignis. „Die Mutter des wahren Gottes", sagte er, „hat ihre Barmherzigkeit an mir erweisen wollen. Sie hat meine Schmerzen gelindert, meine Bande zerrissen und mich in Freiheit gesetzt." Allerdings genoß er diese Freiheit nicht lange, da er nicht aufhörte, den heiligen Glauben zu verkünden. Am 31. Juli 1633, am Festtage des heiligen -Ignatius von Loyola, zog er als Blutzeuge ein in die Herrlichkeit des Himmels. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgasse Nr. 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Misstonsbruder in Graz, Paulustorgafse Nr. 10. — Unioersitäts-Buchdruckerei Styria" in Graz.