2. Donnerstag den 6. Jänner 1837. Frankreich. ^)aris, 18. Dec. Man versichert, daß bereits eine neue Expedition nach Constantino beschlossen ist. Der Herzog von Orleans soll, wie man sagt, das Commando derselben übernehmen. Die Meinung der Offiziere, die Constantine gesehen, und Zcugeu des fanatischen Muthes der Türken gewesen, geht dahin, daß man eine Armee von 20,000 Mann brauche, um die Stadt nach zehntägiger Eröffnung der Laufgräben und mit großem Menschen-verlust zu nehmen. Diese Expedition müstte aber in der schönen Jahreszeit geschehen, sonst sind Unglücks-fällc unvermeidlich. Die Expedition von Mascara hätte als Lehre dienen sollen. PariS, 19. Dec. Die Regierung soll beschlossen haben, in der nächsten Kammcrsitzung keinen Antrag auf Besteuerung der Runkelrübenzuckcrfabrication im Inlands zu stellen, dagegen die Abgabe von dem Zucker aus den französischen Colonien zu vermindern, womit dlc Wünsche beider Industriezweige im Sinne einer verständigen fortschreitenden Handelsfreiheit erfüllt seyn würden. - (Allg.. Z.) In Toulon werden bereits Anstalten zur Über-schiffung von Truppen nach Afrika getroffen. An dcn General Castellane, der in dcn Ostpyrenäen comman-dirt, ist Befehl abgegangen, zu Portvendre das erste Linienrcgiment und das erste leichte Infanterieregiment nach Oran einschiffen zu lassen. Admiral Massicu de Clcrval ist nach Toulon abgegangen, um einige Schiffe zur Übersetzung von Truppen nach Nord-Afrika bereit zu halten. Seit von einem ncucn Zuge gegen Constantine die Rede ist, kommen zahllos Gesuche von Offizieren aller Nangclassen, selche daran, Theil zu nehmcn wünschen, bei dem Kriegsministerimn ein. Es ist bemerkenswerth, daß auch eine Anzahl von Offizieren der ehemaligen k.Garde, welche sich bisher weigerten, unter der dreifarbigen Fahne zu dienen, unter dicscn Bittstellern ist. — Auch des Herzogs von Nemours und des Marschalls Gepäcke mußte bei dem Rückmärsche von Constantine zurückgelassen werden. Achmet Bey machte reichliche Beute. Einige Pariser Blätter drücken die Absicht aus. dasi Marschall Clauzel das General-Gouvernement von Algier verlieren werde. Das Siecle behauptet, er werde dcn Herzog von Mortemart, einst französischem Both schaftcr in St. Petersburg, welcher den Zug nach Co» stantine als Freiwilliger mitmachte, zum Nachfolger erhalten. Ein anderes Blatt vermuthet, der Herzog werde blosi den administrativen Theil des Gouvernements erhalten, und der militärische dürfte dem General Damrcmont oder dem General Bugeaud übertrage werden. Von der zu Pau formirten, und'für den Dienst Spanien's bestimmt gewesenen Fremdenlegion ist das nunmehr nach Afrika bestimmte eine Bataillon zu Ollivulcs bei Toulon eingetroffen, und sollte am 20.' an Bord der Corvette Egeric, nach Algier eingeschifft werden. Paris, 22. Dec. Man versicherte gestern Abe«d, Marschall Clauzel habe erklärt, cr übernehme die, ganze Verantwortlichkeit in dcr Sache von Constantine, und dafür habe das Ministerium versprochen, ihm dasObcr-commando bei der Expedition, die in drei, Monaten: Statt finden soll, zu bewahren. (Allg. Z.) Der Monitcur theilt aus einem Rapporte des' Marschalls Clauzel folgende Liste dei- bei dem Zua> nach, Constantine gebliebenen,, vermißten cdccvkrwu»^ 6 det.'n Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten mit: Offiziere, umgekommen oder vermißt: 10, verwundete 16. Unteroffiziere, umgekommen oder vermißt: 443, verwundete 283. Oberst Duvergcr, der Chef des Generalstabs, hat diese Übersicht aus den speciellen Listen der «ikzelnen Corps zusammengetragen, und die Gcsammt-jahl der Todten, Verwundeten und Vermißten betrüge deltuiach 757. (Ost. B.) Die Gazette de France nimmt Ärgerniß daran, dasi der Herzog von Nemours in Algier den Grundstein zu einer Moschee gelegt habe, zu einem Tempel Maho-meds: so etwas tonne »keinen Segen bringen." (Allg, Z.) Das Journal des Debats erklärt, das Ministerium treffe alle Vorbereitungen zu einer zweiten Expedition nach Canstantine, welche allen Hindernissen trotzen könne und deren Erfolg Nichts aufhalten werde. Im März werde von Neuem eine französische Armee unter den Mauern vsn Constantine erscheinen. Das doctrinäre Blatt la Paix behauptet, Lord Palmerston habe auf die von dem Cabinctte der Tui-lerien an ihn gerichtete Anfrage bestimmt erklärt, daß die Vermuthung, als wolle die englische Regierung San Sebastian als Pfand für ihre Forderungen an die spanische behalten, grundlos sey. Ein Schreiben aus Marseille vom 13. December, in fl-anzösischcn Blättern, berichtet: Eine seltene Waare, ^stehend in dr-ei und neunzig größeren und mittlern Kirchenglocken, auf einem Handelsschiffe eben von Tpamen angelangt, war diesen Abend auf dem Quai, «mveit der Douane zu sehen. Diesen heiligen Concor-dien, Isabellen x. hat es bei ihrer Taufe wohl schwerlich geahnet, dasi sie im Jahre 1836 Marseille besn. chm würden, um — in klingende Münze verwandelt zu werden. (W. Z.) Die Auffahrt mit dem Riesenballon von den Faubourg Po Wniere aus machten Mistreß Noscoe, Lord Yarmouth, die HH. Gay-Lussac, Mitglied der Akademie, Pilte, Director der französischen Gasgesellschaft, Hughes und Green. Die Eigenthümer und Hr. Green wollten Anfangs nach London zurückkehren; wegen des gegenwärtigen schlechten Wetters aber beschlossen sie, eine zweite Fahrt von Paris aus zu machen. DerBal-tan senkte sich jenseits Virry. Fünf Minuten nach der Abfahrt, in einer Hohe von 500 Fuß, kamen die Luft-schiffer über die Wolken hinaus und hatten hellen Sonnenschein. (Ost. B.) 2 p i n i e »p. Die Sentinelle berichtet: Gomez ist am 11. Dec. Mlt ssiner Division zu Corella angekommen. General Iribarren und die Legion vott Algier haben sich in Marsch gesetzt, UM die Brücke von Lodosa und ander« Übergangspuncte ?c. zu besetzen und dem Carlistischen Anführer den Übergang zu wehren. Nachschrift. El-nige dem Don Carlos befreundete Personen wollten gestern Abends wissen, Gomez sey bereits zurück und habe den Ebro bei Miranda del Ebro, etwa fünf Stunden von Vittoria, passirt. Andern Nachrichten zu Folge, soll Gomez am 11. Dec. zu Corella, in dem auf dem rechten Ebroufer liegenden südlichen Winkel Navarra'S, mit 6000 Mann Fußvolk, 806 Rettern und einer bedeutenden Geld.' summe angekommen seyn. Die Brücke von Tudela ist abgebrochen. Iribarren, den die algierische Legion nichc unterstützen kann, weil sie ohne. Schuhe und Geld ist, hüthet die Brücke von Lodosa. Wegen des hohen Wassers kann Gomez den Fluß nicht durch eine Furth pas-siren. Ein unsicheres Gerücht spricht davon, daß am 13. bei Tudela ein Gefecht zwischen Iribarrcn und Gs' mez Statt gefunden habe. (W. Z.) Am 13. Dec. eröffneten die Cortes die Discussion über die Grundlagen der Constitution. Am 15. beschlossen die Cortcö, die heldenmüthigen Verthei. digcr Bilbao's von jeder Steuer während der ganzen Dauer des gegenwärtigen Jahrhunderts zu befreien. Bayonne, 1?. Dec. Wir haben Nachrichten aus Bilbao bis zum 15. Das furchtbare Wetter ist die beste Hülfe für die Belagerten, eine bessere als Espartero's' 12,000 Mann starkes Corps, das, seit es am 12. den Fluß passirt hat, keine andere Bewegungen mehr machte, als daß es fünf Bataillone gegen die Höhe von St. Agatha rücken ließ. Die Lage Bilbao's wird immer kri^ tischer, und man zweifelt, daß es sich noch über zehn Tage halten kann, wenn Espartero in seiner Unthätig-keit bcharrt. Nach Briefen aus St. Sebastian vom 15. sind 50 Artilleristen von der englischen Marinenach Portugalette abgegangen, mit mehreren 24- und 6^ Pfündcrn und 2 Mörsern, um Espartero's Operation«, zu unterstützen.^ Vor Bilbao geschieht das Unbegreifliche. Espartero rückt heute vor, morgen wieder zurück. Dieß wiederholt sich nun schon zum dritten - oder vicrtenmale, wie sich aus nachfolgender telegraphischen Depesche au< Bayonne vom 19. Dec., 2'/2 ^hr ergibt: »Espa^ tero hat am 15. seine Stellungen an der Cadagua verlassen, und sich mit seiner Artillerie Und seiner Brücke nach Portugalette zurückgezogen. Er erwartet wieder vier neue Bataillone. Die Carlisten haben die von ihm verlassenen Positionen besetzt, und am 16. wieber alle ihre Geschützstückc in Batterie gegen den Platz abgestellt. Bayonne, 19» Dec. Während die^Bel»g.chc bezahlt würden, und daß der General ihren Sold anders verwende. Am 21. November empörte sich das Regiment von Neuem, in der Hoffnung, daß das fünfte Jäger-Regiment sich mit ihm verbinden würde. In dieser Hoffnung s.ih es sich aber getäuscht. Der General war jedoch ge-nöthigt, dicCavallcrie ausrücken zu lassen, um dicsc wiedcrhohlten Insurrections - Versuche zu unttrd.'u> kcn. Zehn dieser Soldac.n sind deßwegen in das Fort von der Lippe eingesperrt worden. Die Besatzung von Elvas besteht aus dem 2. Cavallerie-Negimente, dem 5. Jäger-Regiment, dem i. Artillerie-, und dem 7. Infanterie-Bataillon. (W. Z.) Dem DiariodiGovernovom H. December zufolge wurden die miguclistischen Banden in der Proving Minho von Nationalgarden und Linientruppen lebhaft verfolgt. Dasselbe Ncgierungsjournal enthält mehre-rc, von dem Kriegsminister Sa da Bandcira unter« zeichnete Decrete, wclchc die Rcorganisirung der Na-: tionalmilizcn, und eine neue Nekrutenaushebunq von 8700 Mann anordnen ; ferner eine Anzahl neuer B«< stimmungen über die Finanzen, den öffentlichen Un« terricht, die Ausbeutung dcr Bergwerke, administrative, wie militärische Gebietseinthcilung?c. Wir haben Nachrichten aus Lissabon, die bis zum 42. December reichen. Die Hauptstadt war ver-hältnißmäsiig ruhig. Die Minister sind für mehrere Orte zu Dcputirten gewählt, und man berechnet, daß sie, trotz einer starken Opposition, die Majorität in de» Cortes haben werden. Hr. Passos, sein Bruder und mehrere seiner Freunde sind unter den für den Bezirk Oporto gewählten Dcputirten. Übrigens tritt dcr Mi-guelismus im ganzen Lande immer deutlicher hewor, besonders im Norden, während der bewaffnete Anhang Nemechido's im Süden mit jedem Tagc zunimmt. In der Armee zeigten sich fortwährend Symptome von Unzufriedenheit wegen des ausstehenden Soldes, und wie dieser bezahlt werden soll, ist bei dem kläglichen Zust^n--de der Staatscasse nicht abzuschen. Die Königin» 8 hat, wie man Hort, d^n: britrischen Gesandten, ^.-.d Howard de Walden, ihren Dank abgestattet für das Benehmen, das er während des neulichcn Versuchs zur Wiederherstellung der Puristischen Charte beobachtete. Ein nach Paris ernannter Gesandter geht mit dem Packctboote nach London ab, wo er vorerst son-dircn soll, was er wohl in dieser Eigenschaft für eine Aufnahme am Hofe der Tuilcrien zu erwarten habe. Es heißt, die verwitwete Herzoginn von Braganza werde mit ihrer kleinen Tochter demnächst über London „ach München abreisen, um fortan bei ihrer Mutter, f. H. der Herzoginn von Leuchtcnberg, zu leben. (Allg. Z.) Großbritannien. Auf der Eisenbahn zwischen Newcastle und Car-Me ist am 3. December eine Dampfmaschine 8 Fuß tief von der Bahn heruntergestürzt, wobei dreiMcnschcn das Leben verloren haben. In der letzten Montagssitzung (12. December) der königlichen geographischen Gesellschaft, erstattete Sir John Barrow über eine Unterredung Bericht, welche die an Lord Glenelg gesandte Deputation mit demselben über den Vorschlag einer Entdeckungsreise der Lieutenants Gray und Lushington nach Australien gc-habt. Der Colonialsccretär war der Meinung gewc-sen, daß der entworfene Plan wegen Mangels an Schiffen am Schwancnsiuß nicht ausführbar sey, hatte aber erklärt, die Regierung beabsichtige, ein Kriegsschiff zur Aufnahme der bisher wenig erforschten Nord-Westküste von Neuholland abzusenden, und dieß könnte jenen Herren Gelegenheit geben, in das Innere des Landes einzudringen, um zu erforschen, ob ein grosier inländischer See dort vorhanden sey, wie man aus Zielen Symptomen vermuthe. (Ost. B.) Es ist die Rede davon, Tag- und Nachttelegra-phenauf den großen Straßen England's zu errichten, «amsntlich auf dem W.'ge, zwischen London und Birmingham und andern großen Städten. Einer der be-deutendstewVoNheile davon wäre die Corrcspondenz, die .sich dadurch in einigen Minuten zwischen den- beiden größten Handelsplätzen- England's, London und Livcr-ßystl, bewerkstelligen ließe,. Die Arbeiten sollen von tzem Lieutenant Watson,, dem Oberaufsehcr des Tcle-Mphen von Liverpool und Holyhead geleitet werden. (Allg. Z.) - A m e r i k a» Hm- Correspondent der Times in Philadelphia-, Mx.eibt unterm 24. November: »Martin von Buren l?l mir eincr Mojorität von ungefähr 20 Stimmen zum Präsidenten unsrer Republik gewählt. Die südlichen Staaten geben ihm mehr Stimmen, als man erwartet hatte. Gegen ihn waren besonders die Quäckcr; so zum Beispiel in New-Jersey, wo ihre zahlreiche Gemeinde die acht Stimmen des Staats dem General Harrison zuwandte. Van Buren wird sein Amt erst im März kommenden Jahres antreten. Indessen liegt General Jackson gefährlich krank im Präsident-schaftspallastc zu Washington. Nach dem letzten ärzt--üchcn Bulletin befand er sich zwar wieder etwas besser,, aber der gestrige Globe (das Regierungsblatt) wagt nicht zu versichern, daß er außer Gefahr sey. Er lei^ dct an den Folgen eines BlutsturzeS. Van Buren' ist vor zwei Tagen in dem Pattaste angekommen, so daß jetzt die aufgehende und die untergehende Sonne der Republik am Regierungssitze neben einander schei ucn." Der National will die Nachricht haben, daß der Präsident der Vereinigten Staaten, General Jackson, gestorben sey. (Allg. Z.), Das am 30. November von New-York abgegangene Dampfschiff Shakespeare bringt Nachrichten über das Befinden des erkrankten Generals Jackson. Innerhalb 24 Stunden hatte man dem 75jährigen Greise 40 Unzen Blut abgelassen. Mehr aber als, die ärztlichen Mittel beförderte die Nachricht von der Erwählung seines Freundes van Buren die Wicdergenesung d.'s Präsidenten. Am 3. December sollte die gewöhnliche Vothschaft an den Congrcß gelangen und ma« glaubte, der wichtigste Punct derselben werde sich auf die Streitigkeiten in Texas beziehen. Auch werde die Bothschaft dem Congresse anempfehlen, die vierjährige Amtsdauer des Präsidenten mit der Befugmß der-ci '.maligen Wicdcrerwählung in eine sechsjährige Prä-sidcntur umzuwandeln, nach deren Verlauf keine Wie-dcreiwählung Statt finden dürfe. (W. Z.) M e H i k o. Am 22. October starb zu Neu-Orleans Dr. Mar-sllio dc Tcruel, letzter Graf von Montezuma und Abkömmling in gerader weiblicher Linie von dem letzten einheimischen Herrscher volV Meriko. Er war spanischer Grande erster Classe, und wurde wegen seiner liberalen Ansichten aus Spanien verbannt; «on da begab er sich nach Mexiko, von wo er ebenfalls wegen, Theilnahme an politischen Bewegungen vertrieben wurde; doch bezog er in Ncu-Orlcans cine Pension vo«, der mexikanischen Regierung.. (AUg. Z.) MZacteur: Mr. Vav. Weinrich. LerleKkr: SgM5 Al. VÄler v. Rteinmapr..