IT8349Ö SeparatabDrucb aus Der '»Österreichischen RunDschau«. Banb II. Herausgegeben non Dr. filfreb Freiherrn von Berger und Dr. Karl öloffy. fjcft 17. Die slawische Liturgie an der Kdria. von Prof. Dr. Matthias Murko (Graz). Verlag von Carl Konegen, Wien ^834^8 Nur wenn dreimaliger schriftlicher Nunzienwechsel keine Einigung herbeiführt, erfolgt eine gemeinsame Abstimmungssitzung bei vollkommen gleicher Zahl der beiderseitigen Anwesenden (Maximum je 60). parlaments-„Deputationen" haben die Beitrags« quote periodisch zu vereinbaren, eventuell auch dann zusammenzutreten, wenn sich die beiderseitigen Legislativen über „gleichartige Prinzipien" des wehrslfftems nicht einigen könnten. In bezug auf dauernd gemeinsame Angelegenheiten haben die Delegationen auch „das Recht der Initiative" und der Interpellation, sind daher nicht bloß auf Bewilligung gemeinsamer Kosten beschränkt. Die beschlossene Gesamtausgabepost wird, der Beitragsquote entsprechend, in das Budget jeder Legislative eingestellt. Dort darf über die Höhe des Betrages nicht mehr diskutiert werden. Ein parzieller Widerspruch in den §§ 37 und 43 des ungarischen Ausgleichsgesetzes bezüglich der dauernd gemeinsamen Behandlung auch anderer Gegenstände als Armee, Außeres und gemeinsame Auslagen durch die Delegationen erleichterte es Ungarn, die Frage der Bahnen des Okkupationsgebietes vor das Forum seiner Legislative zu ziehen. Es hängt dies mit dem Streben zusammen, die Souveränität Ungarns weiter auszubauen. Schon lange erklärt nämlich Ungarn, daß die Delegationen „keine höhere gemeinsame Souveränität repräsentieren, sondern daß sie ein einfaches Organ der ungarischen und der österreichischen Souveränität" sind, ferner, daß es „keine Reichsexekutive" gebe und „daß die an der Spitze der beiden Organismen stehende gemeinsame Regierung (gemeinsamer Kriegs-, gemeinsamer Finanzminister und Minister des Äußern) „nicht eine Reichsregierung, sondern eine Regierung Ungarns und Österreichs" ist. Aber selbst die Einheit einer gemeinsamen Exekutive ist nicht gesetzlich gesichert. Denn das ungarische Ministerium kann auf die Exekutive teils auf Grund des Ausgleichsgesetzes, teils auf Grund des Gesetzartikels VII des Jahres 1868 dauernd Einfluß nehmen, wenn es sich um Voranschläge für die Delegationen handelt. Sogar die auf die Armee und die diplomatische Leitung bezüglichen Monarchenrechte, die nach dem Ausgleichsgesetze Zisleithaniens gleichsam „eine absolutistische Insel" im Meere der Konstitution bilden, werden unter jenen Begriff der „vollziehenden Gewalt" gebracht, die nach Artikel VII ex 1868 vom König nur durch das verantwortliche Ministerium Ungarns geübt werden könne. Daraus ergaben sich die bekannten Konflikte. Die slawische Liturgie an der Adria. von Prof. Dr. Matthias Murko (Graz). wer auf den Inseln des Ouarnero, welche die Diözese veglia bilden, eine Kirche besucht, wird überall, mit Ausnahme der Hauptorte veglia, Gssero, Eherso, Lussinpiccolo, Lussingrande und Arbe, den Gottesdienst nach römischem Ritus finden, aber in altkirchenslawischer Sprache, wie sie, mit geringen Nuancen, nicht bloß bei den mit der katholischen Kirche unierten Ruthenen, sondern auch bei den orthodoxen Serben, Bulgaren und Russen üblich ist. Die gleiche Erscheinung kann man auch weiter in vielen Kirchen des nördlichen Dalmatien in den Bistümern Zara (sogar in der Hauptstadt in der Klosterkirche des hl. Michael), Spalato und Sebenico beobachten, am bequemsten aber im kroatischen Küstenland (Bistum Zengg), z. B. im Kurort Lirkoenica. Manchmal dringen auch Nachrichten über Kämpfe um die slawische oder glagolitische Liturgie dieser Gegenden in die Öffentlichkeit und man erfährt, daß unser Vaterland nebst vielen anderen sprachlichen Fragen auch solche kirchenpolitische aufzuweisen hat. Die wenigsten Leser werden sich jedoch dabei eine Vorstellung machen, was für ein altes und in der katholischen Kirche einzig dastehendes Privilegium ein Teil der Kroaten unter den schwierigsten Umständen bis auf den heutigen Tag bewahrt hat. Die römische Kirche hat sich trotz ihrer Universalität mit verschiedenen Riten und liturgischen Sprachen namentlich im Grient, aber auch in Europa abgefunden, so daß wir z. B. in Lemberg sogar drei Erzbischöfe haben: neben dem römisch-katholischen einen armenisch- (obwohl die Armenier schon längst polonisiert sind) und einen griechisch-katholischen, aber nirgends gibt es den römischen Ritus mit einer anderen liturgischen Sprache als der lateinischen. Österreich ist also auch da um eine wirkliche Spezialität reicher, deren Geschichte wohl ein näheres Interesse beanspruchen kann. Aus dem Boden unserer Monarchie, im großmährischen Reich und in Pannonien, wurde in der zweiten Hälfte des IX. Jahrhunderts die slawische Liturgie begründet. Der Mährersürst Rastislaw wollte sich vom Deutschen Reich auch kirchlich unabhängig machen, und holte sich im Jahre 863 Glaubensboten aus Konstantinopel, die aus Thessalonike (Saloniki) stammenden Slawenapostel Tyrill und Method, welche als Griechen natürlich auch den griechischen Ritus mitbrachten, jedoch die Kirchenbücher in einen südslawischen, wahrscheinlich makedonischen Dialekt übersetzten und diese „altslowenische" (slowenisch im Sinne von slawisch wird sie in den (Quellen immer genannt), „kirchenslawische" oder „altbulgarische" Sprache nach dem Muster verschiedener Kirchen des Orients auch durchwegs im Gottesdienst einführten. Der wegen seiner großen Gelehrsamkeit der „Philosoph" genannte Konstantin — den Namen Cyrill nahm er erst beim Eintritt in den Mönchsstand vor seinem Tode in Rom (869) an — erfand auch eine besondere slawische Schrift, d. H. er paßte dem ihm geläufigen slawischen Dialekt die griechische Minuskelschrift in einer stilisierten Form an, so daß sie an manche Schriften des Orients erinnert, und ergänzte sie in sehr geschickter Weise mit Zeichen für die speziellen slawischen Laute. Der Nachweis, daß diese glagolitische Schrift (slawisch Glagolica) und nicht die sogenannte cyrillische, welche der griechischen Majuskel entstammt, das werk Cyrills ist, gehört zu den bedeutendsten Resultaten der slawischen Philologie. Die beiden Brüder kamen jedoch durch ihre Neuerungen in einen heftigen Konflikt mit der lateinisch-deutschen Geistlichkeit, weshalb sie, mit der Macht der Tatsachen rechnend, in Rom Schutz suchten oder wenigstens einem Rufe dahin willig folgten (867). Ihr Vorgehen fand in der Tat die Billigung des Papstes Hadrian II., und zum Zeichen dessen wurde sogar in verschiedenen Kirchen Roms slawischer Gottesdienst abgehalten. RTethob kehrte nach einer zweiten Romreise als apostolischer Legat und Erzbischof von Pannonien zurück und behauptete sich hauptsächlich in Mähren trotz der heftigsten Gegnerschaft der benachbarten deutschen Bischöfe, die ihn sogar 2'/z Jahre gefangengehalten hatten. Im Jahre 880 erwirkte er auch eine feierliche und unzweideutige Bestätigung der slawischen Liturgie vom Papste Johannes VIII. Was veranlagte den römischen Stuhl, trotz seiner Abhängigkeit vom fränkisch-deutschen Reich, zu einer an und für sich so außergewöhnlichen Konzession? Rom wollte die slawischen Völker gewinnen, beziehungsweise festhalten, namentlich aber seine Ansprüche auf ganz Illyrikum, d. H. die Balkan-Halbinsel, verwirklichen und hatte daher allen Grund zur Nachgiebigkeit, umsomehr als 867 der Patriarch von Konstantinopel, Phottos, die spätere endgültige Kirchenspaltung durch die Exkommunikation des Papstes eingeleitet hatte und 870 Bulgarien, das auch einen großen Teil der Serben beherrschte, zur griechischen Kirche übergegangen war. Die Wirren am päpstlichen Hofe nach dem Tode des großen Diplomaten Johannes VIII. (882) und die Intriguen des Suffragans und Rachfolgers Methods, Wiching, dem auch seine deutschen Zeitgenossen kein gutes Zeugnis ausstellen, führten jedoch zu einer Inkonsequenz Roms, denn nach dem Tode Methods (885) wurde die slawische Liturgie in Mähren — das muß betont werden — von Stephan V. verboten, was allerdings kaum geschehen wäre, wenn der sonst in der Tat bedeutende Mährerfürst Swatopluk sich mit Method besser vertragen und für die nationalpolitische Bedeutung seines Werkes das richtige Verständnis gehabt hätte. Methods Jünger flüchteten meist nach Bulgarien, wo ihnen Makedonien und das heutige Mittel-Albanien als Versuchsfeld angewiesen wurden, hier befestigte sich erst die slawische Liturgie und breitete sich dann weiter zu den Serben und nach Ost-Bulgarien aus, wo namentlich am Hofe des kunstsinnigen Zaren Symeon die kirchenslawische Literatur eine Blütezeit erlebte. Dabei machte sich die Rahe Byzanz' auch darin geltend, daß die glagolitische Schrift durch die dem griechischen Original näher kommende und in der Tat auch viel bequemere cyrillische* ersetzt wurde, von Bulgarien aus gelangte die kirchenslawische Sprache und Literatur nach Rußland. So kam die slawische Liturgie im Süd- und Rordosten Europas gerade Byzanz zugute, das vor Tyrill und Method von ihr nichts wissen wollte und ihr auch später nie gewogen war. Rach dem Adriatischen Meere drang die slawische Liturgie nicht bloß vom Süden vor, sondern auch vom Rorden aus Mähren und Pannonien, viele Anzeichen sprechen dafür, daß ein Teil der Jünger Methods auch hieher flüchtete, ja * 3n eckiger Gestalt, die sie im Zeitalter der Gotik annahm, ist sie noch heute in der Kirche bei Serben, Bulgaren, Russen und Ruthenen üblich, während zum weltlichen Gebrauch von Peter dem Großen die sogenannte Givilschrift mit lateinischem Duktus eingeführt wurde. sein Werk muß bereits zu seinen Lebzeiten hier Eingang gesunden haben. Daß die slawische Liturgie in Dalmatien zum mindesten bereits am Anfang des X. Jahrhunderts stark verbreitet war, beweisen die heftigen Kämpfe gegen sie, speziell die gegen sie gerichteten Beschlüsse der Synode von Spalato (925). Infolge besonderer Umstände war auch hier die slawische Liturgie vorübergehend eine Bundesgenossin Roms. In den dalmatinisch-liburnischen Küstengebieten, speziell in den bedeutenderen Städten, die noch durchwegs eine romanische* Bevölkerung hatten, konnte das oströmische Reich durch die Flotte seine Herrschaft oder wenigstens seinen Einfluß am längsten aufrechterhalten, weshalb die dalmatinischen Bischöfe bei Beginn des Schismas zu Byzanz und zum Patriarchen Phottos hielten; sogar die im Hinterlande wohnenden und herrschenden Kroaten schlossen sich unter Sedeslav (877 bis 879) an Byzanz. Doch trug gerade hier die Politik Johannes VIII. einen glänzenden Sieg davon, da der kroatische Fürst Branimir 879 eine vollständige Schwenkung zu Rom vollzog. Der kroatische Bischof von Rona wurde als Gegengewicht gegen die dalmatinischen Bischöfe zu einem mächtigen Faktor und zum natürlichen Beschützer der slawischen Liturgie. Bald söhnten sich jedoch Rom und Byzanz wieder aus und der Metropolit von Spalato kehrte mit seinen Bischöfen in den Schoß der römischen Kirche zurück. Unter solchen Umständen konnte die Rebenbuhlerschaft des Bischofs von Kroatien und des Metropoliten von Dalmatien nicht weiter bestehen, und die dalmatinischen Bischöfe, die nicht bloß auf ihre Städte beschränkt sein wollten, erklärten der kroatischen Rationalkirche den Krieg, wobei ihnen die slawische Liturgie als Kampfobjekt sehr zustatten kam. Iohannes X. stellte sich auf ihre Seite und hatte — vielleicht ohne seine Schuld — schon so wenig Kenntnis von den Anschauungen und Taten seines Vorgängers Johannes VIII., daß er im Schreiben an den Erzbischof von Spalato (925) über eine „andere Lehre" Methods, den er unter den Kirchenschriftstellern (sacros autores) nicht finde, Klage führt und dem kroatischen König Tomislav in einem an ihn gerichteten Schreiben Vorwürfe macht, weil er am Gottesdienst in „barbarischer oder slawischer Sprache" Gefallen finde. Die wichtigsten Beschlüsse der Synode von Spalato, welche seiner Krönung folgte (925), dürfen daher nicht überraschen: der Bischof von Rona wurde dem Metropoliten von Spalato untergeordnet und im Kanon X bestimmt, daß kein Bischof einen Priester mit slawischer Sprache ordinieren dürfe; eine Ausnahme wurde nur für Kleriker und Mönche gemacht und ebenso das Lesen slawischer Messen im Falle des Priestermangels, aber auch nur mit ausdrücklicher Bestimmung des Papstes gestattet. Dieser Kanon wurde unter großem Widerspruch der Minorität angenommen, und der Bischof von Rona richtete in ihrem Ramen einen Protest nach Rom, dem er durch persönliches Erscheinen daselbst Rachdruck verlieh. Johannes X. bestätigte in der Tat den Artikel nicht, doch wurde unter seinem Rachfolger Leo VI., infolge einer * Neuere Forschungen beweisen, daß in Dalmatien ein eigenartiger romanisches Idiom aus« gestorben ist. Das heute in den dalmatinischen Städten gesprochene Italienisch ist durch die Vene, zianer importiert worden. neuen Synode von Spalato (928), das Bistum Nona geopfert. So verlor die slawische Liturgie zwar ihre stärkste Stütze, wurde aber immerhin stillschweigend anerkannt. Man verübelt häufig dem König Tomislav, in dessen Anwesenheit die erwähnten Beschlüsse gefaßt wurden, seine schwächliche Haltung in diesen Fragen, bedenkt jedoch nicht, daß er seine Krone, die älteste der habsburgischen Monarchie, aus Rom nicht umsonst erhielt und allen Grund hatte, auch mit den dalmatinischen Bischöfen ein Auskommen zu finden, umsomehr, als er wie seine Nachfolger, die Herrschaft über ganz Dalmatien anstreben mußte, was auch erreicht wurde. Selbst vom heutigen nationalen Standpunkt war das Maßhalten der kroatisch-dalmatinischen Könige kein so großes Unglück, vielmehr wurde dadurch, daß keine allzu starke Mauer zwischen der slawischen und romanischen Bevölkerung aufgeführt wurde, die allmähliche Slawisierung der dalmatinischen Städte sehr gefördert, so daß Dalmatien das einzige Beispiel des Vordringens des slawischen Elementes im späteren Mittelalter nach Westen bietet. Man vergleiche nur, in welchem Nachteil sich bezüglich der Assimilation fremder Elemente die Serben gegenüber den Kroaten (z. B. in Bosnien) oder die Russen gegenüber den Polen wegen ihrer kirchlichen Exklusivität befinden. Die Gegnerschaft gegen die slawische Liturgie blieb naturgemäß bestehen und ihre Diener mußten sich gewiß manche Zurücksetzung gefallen lassen, was auch eine Schwächung ihrer inneren Kraft zur Folge hatte. Die kritischeste Zeit für sie kam jedoch zur Zeit der großen Kirchenreformen unter Gregor VII., der schon die Politik Nikolaus II. und Alexander II. leitete. Unter Nikolaus II. folgte der Krönung des mächtigsten kroatischen Königs Peter Kresimir abermals eine feierliche Synode der Prälaten von Dalmatien und Kroatien in Spalato (1059/60), welche nach dem Berichte des Thomas Archidiaconus die vollständige Ausrottung der slawischen Liturgie beschlossen hat. Zur Begründung wurde angeführt, daß die „gotische Schrift" ein gewisser Methodius, ein Häretiker, erfunden und in slawischer Sprache viele Lügen gegen den katholischen Glauben niedergeschrieben habe, weshalb er von der göttlichen Vorsehung mit einem plötzlichen Tode bestraft worden sei! Mag auch der leidenschaftliche Parteigänger der lateinischen Bischöfe manches übertreiben, doch die von ihm gemeldeten Beschlüsse sind wahrscheinlich, denn sie entsprechen vollständig den (Einheitsbestrebungen Roms, denen gleichzeitig die lateinische Liturgie des heiligen Ambrosius in der Kirche von Mailand und die ebenfalls lateinische mosarabische Liturgie in Spanien zum Vpfer gefallen sind. Dazu kommt die Tatsache, daß Gregor VII. dem Fürsten von Böhmen, Vratislav, in dessen Reich die slawische Liturgie noch im Sazawa-Kloster fortvegetierte, die Bitte um allgemeine Bewilligung derselben rundweg als vana temeritas abschlug (1080) und seine Haltung mit eindringlichen Worten begründete. Und dennoch wurde für die Kroaten auch in dieser Zeit eine Ausnahme gemacht! Line große Gärung im Volke und Unruhen (speziell auf veglia) bestimmten offenbar Alexander II., daß er die Beschlüsse der er- wähnten Synode bezüglich der slawischen Liturgie milderte (1061 oder 1062), denn er verbot nur die Grdination solcher Slawen, die nicht lateinisch lesen und schreiben gelernt haben (nisi latinas litteras didicerint), was nach unseren heutigen Begriffen kein unbilliges verlangen war und den Vertretern des Glagolitismus bei ihrer Isolierung nur nützlich sein konnte, für jene Zeit aber immerhin eine harte Maßregel bedeutete, fluch Gregor VII. wagte also an den Grenzen des byzantinischen Einflusses keine gefährlichen Experimente, vielmehr wurde unter seiner Regierung auf der Synode von Spalato (1075), sogar das Bistum Nona, das jetzt allerdings keine besondere Wichtigkeit mehr hatte, feierlich wieder hergestellt. Man sieht, daß die Kirchenpolitik des Königs Peter Kresimir und seines Nachfolgers Zvonimir, nicht so schwächlich war, wie man häufig meint. Der Gebrauch der slawischen Liturgie am fldriatischen Meere wurde also nach den vorliegenden (Quellen von Rom nie verboten, aber bis zum XIII. Jahrhundert auch nicht ausdrücklich anerkannt, bildete daher nur ein Gewohnheitsrecht. Das beweist auch die erste ausdrückliche Anerkennung derselben aus dem Jahre 1248 durch Innozenz IV. Der damalige Bischof von Zengg, Philipp, kam als Lateiner in einem Bistum, in welchem der slawische Gottesdienst allgemein üblich war, in große Verlegenheit und wandte sich an den Papst mit der Bitte, dieser Sitte in slawischen Landen (in Slavonia) folgen zu dürfen. Der große Kanonist erteilte ihm diese Bewilligung ohne Bedenken mit der Bestimmung, „in illis dum taxat partibus, ubi de consuetudine observantur praemissa". Diese päpstliche Gunstbewilligung für eine einzelne Person hat, wie der Kanonist N. Nilles richtig bemerkt, die allerhöchste Anerkennung des durch die Gewohnheit begründeten, gesetzmäßigen Bestandes des Gebrauches der slawischen Sprache in der Liturgie zur notwendigen Voraussetzung. Innozenz IV., der wegen seiner Unionsbestrebungen mit den damaligen slawischen Herrschern Beziehungen anknüpfte, hätte gerade im Interesse seiner Sache auch eine weitergehende Verfügung treffen können, aber er hielt sie offenbar nicht für notwendig. Charakteristisch ist auch die Behandlung eines ähnlichen Gesuches der Benediktiner von Eastelmuschio, das er einfach dem zuständigen Bischof von veglia zur Erledigung nach seinem Gutdünken abtrat (1252). Aus der erwähnten Korrespondenz erfährt man weiter, daß die Anhänger der slawischen Liturgie bis zum XIII. Jahrhundert bereits alles getan hatten, um sie in den Augen ihrer Gegner und Roms unbedenklich zu machen. Die genannten Benediktiner petitionieren um die Bewilligung des Gottesdienstes „in slawischer Schrift nach dem Ritus der römischen Kirche, wie ihn sie und ihre Vorgänger abzuhalten pflegten." Der griechische Ritus, welcher mit dem werk der Slawen- apostel auch zu den Kroaten gekommen war, konnte in Dalmatien ursprünglich zwar keinen Anstoß erregen, da er daselbst lange allgemein üblich war und noch die Synode von 1059 die griechische Sprache neben der lateinischen für zulässig erklärte, doch im Laufe der Zeit war eine Anpassung der slawischen Liturgie an den römischen Ritus geboten. Übrigens waren ähnliche Bestrebungen sehr alt, wie die Kieroer und Wiener glagolitischen Fragmente liturgischer Texte nach römischem Ritus beweisen, ja wir finden Ansätze dazu schon in Methods Zeiten. Dem entsprechend wurden allmählich auch Änderungen an dem Texte der Kirchenbücher nach der Vulgata vorgenommen, da ja aus die Übereinstimmung des Sinnes (sententia) gewiß schon vor Innozenz IV. Gewicht gelegt wurde, philologische Untersuchungen der ältesten Handschriften zeigen in der Tat, daß die uns bekannte Redaktion der kroatisch-glagolitischen Kirchenbücher im XIII. Jahrhundert bereits vorhanden war; auch die dialektischen Merkmale der kroato-serbischen Sprache hatten schon bis zu dieser Zeit Eingang gefunden. Die Gegner der slawischen Schrift, welche ihren Erfinder Rkethod als Ketzer erklärten, wurden sogar übertrumpft mit der Entdeckung der slawischen Priester, dieselbe stamme vom HI. Hieronymus, dem großen, aus Dalmatien gebürtigen Kirchenvater, worauf schon Innozenz IV. mit einiger Skepsis Bezug nimmt, was die Schrift selbst anlangt, so machte sie die Stilentwicklung der lateinischen mit und wurde in der Zeit der Gotik ganz eckig; diese „kroatische" Glagolica ist jedoch nur eine natürliche Fortsetzung der älteren, runden, „bulgarischen", des Werkes Methods. Das Reskript Innozenz IV. an den Bischof von Zengg hatte immerhin auch für weitere Kreise Bedeutung, denn es machte nach allgemeiner Anschauung dem prinzipiellen Streit über die Zulässigkeit der glagolitisch-slawischen Liturgie ein Ende, so daß sie sich in Kroatien unter den ungarischen Königen, in den Besitzungen von Venedig, in Istrien unter den Patriarchen von Aquileja, unter den deutschen Feudalherren und unter den Habsburgern ruhig entwickeln und sogar neue Gebiete erobern konnte. Im XVI. Jahrhundert finden wir sie nämlich weit im Innern von Kroatien verbreitet, und selbst aus der Nurinsel in Ungarn errichtete ihr Gras Friedrich von TM eine Stätte in dem aus Verehrung für den HI. Hieronymus gegründeten Kloster in ätrigovo, das zu den Grien gehört, in denen dieser das Licht der Welt erblickt haben soll; wir besitzen Zeugnisse für sie auch aus dem Gebiete von Triest und Görz, ja sogar nach Kram scheinen sie infolge der Türkennot flüchtige Priester gebracht zu haben. Diese Frage ist urkundcnmäßig noch nicht aufgeklärt, doch es ist Tatsache, daß sogar Laufzettel, mit denen die {römischen Landstände einberufen wurden, glagolitische Unterschriften tragen, und daß noch um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts zwischen den türkischen und österreichischen Grenzkommandanten glagolitische Briefe, die in Laibach aufbewahrt sind, gewechselt wurden. So weit reichte also selbst der weltliche Gebrauch der glagolitischen Schrift, der im Kerngebiete des Glagolitismus, speziell im kroatischen Küstenland und aus veglia, geradezu Regel war. (Es ist bemerkenswert, daß in Grten, die heute das Privilegium der slawischen Liturgie nicht mehr besitzen, auch die Kirchenmatriken glagolitisch geführt wurden, z. B. in Lussinpiccolo bis zum Jahre 1732, in Lussingrande bis 1709. 3m XIV. Jahrhundert wurde der kroatische Glagolitismus sogar nach Böhmen und Polen verpflanzt. Karl IV., bei dem ein slawisches Bewußtsein öfters hervor- tritt, holte sich von seinem Lehrer Klemens VI. die Erlaubnis, den slawischen Gottesdienst vorläufig an einem lvrte einführen zu dürfen (1346) und gründete (1347) das Emaus-Kloster in Prag, das er mit reichen Mitteln ausstattete und zuerst mit kroatischen Benediktinern bevölkerte. Das Kloster ging jedoch schon in den Hussitenkriegen zugrunde, von Prag holten sich (1390) diese Spezialität auch der polnische König Ladislaus Jagiello und seine Gemahlin Hedwig, aber auch in Krakau hielten sich die Mönche mit slawischer Liturgie nicht lange über 1470. Ganz verkehrt ist die Meinung eines kroatischen Literarhistorikers, daß sich in Böhmen und Polen unter dem Einflüsse der slawischen Kirchensprache eine reiche Literatur hätte entwickeln können, denn mit der Volkssprache und der lateinischen Schrift konnte sie in keine Konkurrenz treten. 3n Böhmen, das um diese Zeit schon keine geringe Literatur besaß, hatte diese Episode so geringe Bedeutung, daß die neueste Literaturgeschichte von 3- vlöek derselben gar nicht gedenkt. Lin 1395 im Prager Emaus-Kloster geschriebener glagolitischer Lvangelientext brachte es jedoch zu einer großen Berühmtheit: mit einer älteren cyrillischen Handschrift zusammengebunden, kam er über Konstantinopel nach Rheims, wo die französischen Könige aus diesen geheimnisvollen Textedusacreöen Krönungseid leisteten. Diesem Umstande hat es das philologisch ganz unbedeutende Denkmal zu verdanken, daß es im XIX. Jahrhundert zweimal von Franzosen in wertvollen Reproduktionen herausgegeben worden ist. Dagegen entwickelte sich in der Heimat des Glagolitismus eine verhältnismäßig nicht geringe geistliche und weltliche Literatur. Namentlich diese weltliche Literatur, in welcher die Volkssprache natürlich immer mehr Eingang fand, ist selbst bei Philologen wenig bekannt und wird auch von den Kennern nicht gehörig gewürdigt. So konnte sich selbst ein Miklosich nicht vorstellen, daß irgend ein Werk der altkirchenslawischen Literatur aus einer anderen als der griechischen Sprache übersetzt sein könne, während die von ihm herausgegebene Sage vom Trojanischen Krieg unbedingt bei den Kroaten am (Quarnevo aus einer lateinischen oder italienischen Vorlage übersetzt worden ist und bereits um die Mitte des XIV. Jahrhunderts zu den Bulgaren und von da, wie andere derartige Erzeugnisse der Südslawen, zu den Russen gelangte. Umgekehrt kam der Rlexander-Roman durch eine serbische Übersetzung aus dem Griechischen auch zu den Kroaten und war im Küstenlande schon am Ende des XIV. Jahrhunderts so populär, daß der Uame des von Alexander dem Großen gezügelten Rosses Bukephalos zu einem Familiennamen geworden ist; im Jahre 1422 vermachte nämlich der Sohn eines Matej Bucifal aus Uovi einen Weingarten der Kirche von Lirkvenica. Für die Lokal- und Sprachgeschichte sind die glagolitischen Urkunden wichtig, welche die Rgramer Akademie jetzt cyrillisch herausgibt, um sie zugänglicher zu machen, für die Rechtsgeschichte sind aber mehrere Rechtsdenkmäler wertvoll, von denen das Statut von vinodol (1288) im kroatischen Küstenland das älteste ist; auch alte habsburgische Besitzungen, wie veprinac (ober Abbazia), Kastao und Trsat (bei Fiume) haben uns solche kroatische Gemeinderechte hinterlassen. Die Neuzeit mit ihren Erfindungen und geistigen Strömungen war jedoch der Entwicklung des Glagolitismus nicht günstig. Allerdings folgte dem Drucke des ersten lateinischen Missals (1475) bereits nach acht Jahren ein glagolitisches Meßbuch (Venedig 1483), aber dann brachten ganze achtzig Jahre nur noch 12 glagolitische Drucke (aus Venedig, Zengg, Fiume). In dieses langsame Tempo brachten einen Umschwung die frainifchen Protestanten, die Begründer der neuslowenischen Literatur, welche ihre Blicke auf den ganzen slawischen Süden richteten und daher nebst cyrillischen auch mehrere glagolitische Werke in Tübingen Herausgaben, darunter das Neue Testament (1562, 1563). Doch die Reformation, welche überall die Volkssprache zu neuem Leben brachte, hatte bei den Kroaten keinen Erfolg, und nicht mit Unrecht meinte man in Rom noch im Jahre 1804, daß die slawische Liturgie der katholischen Kirche viel genützt habe, namentlich im XVI. Jahrhundert, als sie einen Damm gegen das Vordringen des Protestantismus bildete. vergleichen wir nun mit der geringen Zahl glagolitischer, fast nur dem kirchlichen Interesse dienender Bücher die zahlreichen und allen Bedürfnissen Rechnung tragenden lateinischen und italienischen Werke, mit denen auch die Küstengebiete des Rdriatischen Meeres überschwemmt werden konnten. Überdies hatte sich unter dem Einflüsse der Renaissance in Italien seit dem XV. Jahrhundert in Dalmatien und Ragusa, nicht ohne Zusammenhang mit dem bisherigen glagolitischen und cyrillischen Schrifttum, eine neue geistliche und weltliche Literatur in reiner Volkssprache mit lateinischer Schrift herausgebildet, die im XVI. und XVII. Jahrhundert eine hohe Blüte erreichte. Allen diesen Errungenschaften konnten auch die Vertreter des Glagolitismus nicht standhalten, vor allem nicht ihre schwerfällige und ohne Analogon dastehende Schrift gegenüber der lateinischen, die das Gemeingut aller Gebildeten war. Sogar die armen bosnischen Franziskaner taten mit ihren cyrillisch und lateinisch gedruckten Erbauungsschriften mehr für die volkstümliche Literatur als alle Glagoliten. von den „nationalen" Alphabeten Europas ist daher das glagolitische zuerst aus dem weltlichen Gebrauch verdrängt worden, gerade weil es allzu national war. Das allmähliche verschwinden beider slawischen Alphabete bei den Kroaten bedeutete einen großen Fortschritt für ihre Literatur und für die Vereinigung der geistig und politisch zerstückelten kroatischen Gebiete zu einem kulturellen Ganzen, wer bedenkt, daß noch im XX. Jahrhundert der hauptunterschied zwischen der kroatischen und serbischen Literatur, welche dieselbe Schriftsprache auf weisen, auf der Schrift beruht, wird diese Tatsache zu würdigen wissen. Auf diese weise wurden die glagolitische Schrift und die kirchenslawische Sprache am Adriatischen Meere im XVII. und XVIII. Jahrhundert auf den kirchlichen Gebrauch eingeschränkt, aber die nun erst „tote" Sprache mit ihrer geheimnisvollen Schrift wurde für den liturgischen Gebrauch der römischen Kirche noch mehr geeignet. Die Sorge für die nötigen Kirchenbücher übernimmt nun Rom selbst. Der Anstoß dazu ging allerdings von Kaiser Ferdinand II. aus, welcher auf Einschreiten des Bischofs von Zengg (1624) eine neue Auflage des glagolitischen Missals an- ®!terr. Rundschau II, 17. 13 ordnete, weil, wegen Mangels eines solchen, Katholiken orthodoxe Kirchen besuchten, um slawischen Gottesdienst zu hören. Zu diesem Zwecke sollten die den Protestanten konfiszierten glagolitischen und cyrillischen Lettern von Graz nach Fiume gebracht werden. Als man das in Rom erfuhr, erbat man sich diese in 24 Kisten eingepackten Schätze als Geschenk, da der Druck der Kirchenbücher fortan ein Monopol der Propaganda bilden sollte. Diese plötzliche Fürsorge Roms gereichte jedoch der slawischen Liturgie bei den Kroaten zu keinem besonderen Segen. Unter Urban VIII. standen die hauptsächlich aus Gewinnung der Slawen gerichteten Unionsbestrebungen im Vordergründe. Man wollte daher für alle Slawen möglichst einheitliche Bücher haben und so wurde das neue Missale, das 1631 als erstes in Rom gedrucktes glagolitisches Buch erschien, und noch mehr das Brevier (1648) von dem aus Kroatien gebürtigen Minoriten Raphael Levakoviä unter Aufsicht des ruthenischen Bischofs von (Ehelm, Terlecki, russifiziert. Dieses Zerstörungswerk wurde durch Einführung russisch-kirchenslawischer Laute, Formen und Wörter im XVIII. Jahrhundert durch den Dalmatiner Karaman, der einige Zeit in Rußland zugebracht und sich dort die Meinung angeeignet hatte, die reine kirchenslawische Sprache sei dort zu Hause, in noch höherem Maße fort-gefetzt; das von ihm redigierte Missal erschien 1741. Die orthodoxen Serben in Ungarn und Kroatien mußten sich um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts, weil man für ihre geistlichen Bedürfnisse nicht rechtzeitig Sorge zu tragen verstand, die Kirchenbücher aus Rußland holen, die katholischen Kroaten und Rom gingen aber in der Russifikation derselben aus Unwissenheit voran. So rächte sich die Vernachlässigung des Studiums der kirchenslawischen Sprache von Seite der einheimischen Priester und Bischöfe und der höchsten Kirchenbehörde! Kein Wunder, daß Priester und Volk mit der Beseitigung der kroatischen Redaktion der kirchenslawischen Bücher, die sich im Laufe der Jahrhunderte organisch entwickelt hatte, sehr unzufrieden waren. Vieser Umstand bildete wohl mit einen Grund für die Konstitution Benedikt XIV., der beim Lesen der Messe und bei der Verrichtung der".Gffizien den Gebrauch der „slawischen Literalsprache" anordnete und das hereinzerren der Volkssprache auf das strengste verbieten mußte (1754). wenn auch in der genannten Bulle, die bis auf den heutigen Tag die rechtmäßige Grundlage für die slawische Liturgie am Adriatischen Meere bildet, dem „illyrischen Klerus" das Lob gespendet wird, daß er den slawisch-lateinischen Ritus durch Jahrhunderte „eifrig" gewahrt habe, so müssen wir doch gestehen, daß er auch zum Verfall desselben viel beigetragen hat. Mehrere Kirchenfürsten, namentlich aus Italien gebürtige, bekämpften auch in der Neuzeit heftig die slawische Liturgie und ihre meist armen Diener, wobei sie namentlich deren Unwissenheit, die aber häufig nicht größer war, als die der lateinischen Kleriker, zum vorwand ihrer Maßregeln nahmen. Allerdings stehen ihnen auch Erzbischöfe von Sara und einige Bischöfe gegenüber, welche sich der slawischen Liturgie lebhaft annahmen und auch für den entsprechenden geistlichen Nachwuchs sorgten. Originell nimmt sich unter diesen Verteidigern der Bischof Nikolaus von Itlobruä (1461—1470) aus, welcher den Einwand, daß die slawische Liturgie von Rom nie bestätigt worden sei, mit der Bemerkung abfertigte, daß ein so alter, von den Kirchenvätern geheiligter Brauch „keines Schreibens, keiner Bulle und keiner neuen Bestätigung" bedürfe. 3m großen und ganzen blieben aber die Glagoliten Stiefkinder, die überall zurückgesetzt waren. Daher wird es begreiflich, daß lateinisch erzogene Geistliche aus Rücksicht auf ihr besseres Fortkommen und auch aus Bequemlichkeitsgründen, da die glagolitische Schrift wirklich nicht leicht zu erlernen und im Gedächtnis zu behalten ist, das Erbe der Väter Preisgaben. Dazu kam die fortschreitende Italieni-sierung der Städte in den venetianischen Gebieten, die aber in den Tagen der Republik bei weitem nicht so stark war, wie unter der Herrschaft (Österreichs, das an der Rdria einen italienischen Staat spielte, denn einen provveditore der Sere-nissima ersetzte jetzt ein komplizierter Beamtenapparat mit seinem Gefolge. Bezeichnend ist auch die Tatsache, daß die slawische Liturgie in jenen Teilen Istriens, die ursprünglich österreichisch waren, früher verfiel und daß es einem Böhmen, Joses Novak, als Erzbischof von Sara Vorbehalten war, das dort bestehende letzte Seminar für glagolitische Priester zu schließen (1827). (Es fanden sich sogar solche Fanatiker, welche glagolitische Bücher vernichteten oder verbrannten, so daß wir aus dem aufgeklärten Westen ein Gegenstück zum Wüten der griechischen phanarioten in Bulgarien haben. Eine große Rolle spielte aber auch die Armut der Gemeinden, die sich die weniger zugänglichen glagolitischen Kirchenbücher nicht anschaffen konnten, noch mehr aber der Umstand, daß diese häufig überhaupt nicht auszutreiben waren. Deshalb stellte sich trotz der Bulle Benedikt XIV. immer mehr der Rbusus ein, daß der Priester bei der Messe, aus Rücksicht aus das Volk, die gesungenen Partien mehr oder weniger in der Volkssprache (schiavetto) zum besten gab, den übrigen Teil aber lateinisch las. Als die Wiedergeburt der slawischen Völker im XIX. Jahrhundert auch die Kroaten seit 1830 zu neuem Leben erweckte, wurde die glagolitische Liturgie nicht bloß zum Gegenstände gelehrten Interesses, sondern auch eines berechtigten nationalen Stolzes. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf sie durch die verschiedenen tausendjährigen Jubiläen gelenkt, der Ankunft der Slawenapostel in Mähren (1863), des Todes Tyrills (1869) und des Todes Methods (1885). 3u einem epochalen Ereignis gab das tausendjährige Jubiläum der feierlichen Anerkennung der slawischen Liturgie durch Johannes VIII. Anlaß, als in seinem Geiste der weitblickende Politiker Leo XIII. durch die Enzyklika Grande munus (30. September 1880) das Ansehen der Slawenapostel in der ganzen katholischen Welt ungemein hob und nicht bloß ihre Verdienste, sondern auch die der römischen Päpste für die slawische Liturgie betonte. An diese Enzyklika, welche natürlich an den alten Gegensatz zwischen der morgen- und abendländischen Kirche erinnerte, wurden von verschiedenen Seiten allzu große Hoffnungen und Befürchtungen geknüpft, die in gleicher weise nicht in Erfüllung gegangen sind. Dabei wäre fast die slawisch-römische Liturgie'zu Schaden gekommen, da sie in das Getriebe konfessioneller Polemik und Propaganda, diplomatischer Schachzüge, bei denen es häufig aus einen momentanen taktischen Erfolg, nicht aber aus den Kern der Sache ankommt, und politischer Agitation, die oft ebenso ungeschickt geführt, wie bekämpft wurde, hineingerissen worden ist. Da jedoch eine klare Einsicht in alle diese Fragen und infolgedessen ein objektives Urteil unmöglich ist, so will ich mich nur auf die wichtigsten Tatsachen beschränken. Einen Zuwachs hat der slawisch-römische Ritus seit dieser Zeit nur in Montenegro zu verzeichnen, das durch den Berliner Vertrag Herr über nicht besonders zahlreiche Katholiken geworden ist. Dabei spielte sich eine tragikomische Geschichte ab. Fürst Nikolaus wünschte sich Kirchenbücher mit cyrillischer Schrift, was ganz vernünftig war, und der Vatikan konnte ihm das leicht bewilligen, da diese bei Millionen mit der römischen Kirche unierter Slawen üblich ist, doch stellte sich ihrem willen die Diplomatie entgegen, darunter die russische aus Furcht vor der Expansivkrast des Katholizismus, weil ja ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Katholiken und Grthodoxen verschwinden würde. Daß Rom auf einem verlorenen Boden — in der Gegend des heutigen podgorica wurde der Begründer der ersten serbischen Dynastie der Uemanja noch katholisch getauft — im Erzbistum Antivari, dessen Inhaber auch den Titel eines Primas von Serbien führt, zu Konzessionen bereit war, ist leicht begreiflich. Da gab es „spezifische Gründe", welche der wiener Nuntius Galimberti im Auge hatte, als er die österreichischen Bischöfe in einem Rundschreiben vom 12. Mai 1887 aussorderte, der Agitation für die slawische Liturgie in ihren Diözesen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Die Bemühungen Leo XIII. hatten sonst nur den Erfolg, daß das neue Missale, welches 1893 auf seine Kosten erschien, gründlich vorbereitet wurde und auf Grund der Handschriften und alter Drucke den ursprünglichen altkirchenslawischen Text kroatischer Redaktion wieder zur Geltung brachte. Auch die glagolitische Schrift wurde beibehalten, obgleich auch Stimmen für die Einführung der cyrillischen oder lateinischen laut wurden, was in der Tat zeitgemäß gewesen wäre. Schon 1892 arbeitete der neuen Errungenschaft eine Resolution der Kongregation der Riten vor, daß in Zukunft beim Singen und Lesen der Messe nur die altslawische Sprache ohne Beimischung der Volkssprache und ohne Abwechslung mit der lateinischen gebraucht werden darf. Man kann nicht sagen, daß diese Reinigung des slawischen Ritus der Geistlichkeit und dem Volke überall besonders genehm gewesen wäre, doch sie wurde sofort in den Bistümern Zengg und veglia streng durchgeführt, teilweise auch in Dalmatien (im Bistum Spalato). verschiedene in Betracht kommende Fragen regelte aber erst im Jahre 1898 (5. August) ein Rundschreiben der Kongregation der Riten an die Erzbischöfe von Görz, Zara und Agram. Die altslawische Sprache wurde als ein Realprivilegium gewisser Kirchen (nicht aber als Personalprivilegium einzelner Geistlichen) erklärt, das nur dort Geltung haben könne, wo es mindestens seit 30 Jahren faktisch ausgeübt wurde. Den Bischöfen wurde es zur Pflicht gemacht, für den entsprechenden Nachwuchs der Priester mit lateinischer und altslawischer Sprache zu sorgen. Das Verhältnis zwischen beiden Riten beruht auf Gegenseitigkeit: in einer slawischen Kirche kann auch der lateinische Geistliche eine feierliche Messe nur slawisch abhalten und umgekehrt, in seiner Sprache aber nur privatim. Ähnlich verhält es sich mit den Taufen und Trauungen, die feierlich auch nur in der Sprache der betreffenden Kirche vorgenommen werden können; wenn in dieser Hinsicht eine Belehrung nichts nützt, so wird die Zeremonie privatim nach Wunsch des Beteiligten vollzogen. Die strengen Bestimmungen über den Gebrauch der altslawischen Sprache seit 30 Jahren gaben dem Erzbischof von Sara und dem Bischof von Parenzo—pola die handhabe, dieses Privilegium in ihren Diözesen für erloschen zu erklären. Diese Maßregel stieß auf besonders starken Widerstand im Erzbistum Zara, das ja die Wiege der slawischen Liturgie bei den Kroaten war, da das Bistum Nona in ihm aufgegangen ist. (Ein Rekurs der Priester und Laien hatte zur Folge, daß der Erzbischof von Zara durch Leo XIII. teilweise desavouiert wurde (22. Rugust 1900), denn seine Entscheidung lautet, daß das Privilegium der altslawischen Liturgie nicht erloschen sei, wenn es während der letzten 30 Jahre nicht freiwillig, sondern infolge äußerer Hindernisse, wie aus Mangel an Kirchenbüchern oder des Altslawischen kundigen Priestern, unterbrochen worden ist. Dieselben Gründe sollten auch für das Festland von Istrien Geltung haben, wo die meisten Pfarren, die nicht von wirklichen Italienern bewohnt sind, dieses Privilegium zweifellos (im alten Bistum Parenzo allein sind 19 Pfarren bezeugt) besaßen, aus Not aber vom Schiavetto, dem Gemisch aus Slawisch und Latein, Gebrauch machten. Außer Parenzo—pola kommt noch das Bistum Triest—Tapodistria und insofern neben den Kroaten auch ein Bruchteil Slowenen in Betracht. In den Kämpfen bezüglich Istriens ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Auf jeden Fall ist der Bestand der Reste der slawischen Liturgie am Adriatischen Meere gesichert, hie und da auftauchende Gerüchte, welche dem gegenwärtigen Papst wegen seiner venezianischen Herkunft die Absicht zumuten, er werde sie abschaffen, sind einfach fromme Wünsche gewisser italienischer Politiker. Über solche Fragen entscheiden die Interessen der katholischen Kirche, welche in diesem Punkte, wie die von mir skizzierte Geschichte zeigt, genügend Erfahrung besitzt, vor allem wird Rom selbst, das ja den Gedanken an eine Wiedervereinigung der Kirchen immer im Auge behält, einen solchen Trumpf wie die altslawische Liturgie nicht leichtfertig aus der Hand geben. (Ein Volk wie das kroatische wird sich aber ein solches Privilegium, namentlich in den Zeiten des Nationalismus, nicht entreißen lassen, es müßten denn religiös indifferente Politiker die Oberhand gewinnen, die aber der Kirche ebenfalls nicht angenehm sein können. Das Prestige der kroatischen Bischöfe, das in den letzten Jahren stark gelitten hat, würde auch weitere Belastungsproben nicht ertragen. Bezüglich der Volksmassen gilt aber, was schon den Kaiser Ferdinand II. zu Maßregeln zu gunsten der slawischen Liturgie veranlaßt hat. Weiter im Süden ist die Sache viel ernster als wenn eine slowenische Gemeinde wegen eines Pfarrers mit ihrem Bischof in Konflikt gerät und sich bei der Suche nach einem unierten oder orthodoxen Geistlichen nicht zu helfen weiß. Koch größer ist aber auch beim Volke, das noch ganz an den Äußerlichkeiten des Gottesdienstes hängt, die Gefahr des Indifferentismus. Wie es in dieser Frage einem Kirchenfürsten, der wirklich ein guter Hirt sein will, ergehen kann, zeigt das Beispiel des jetzigen Bischofs von veglia, H. Mahniö. In seiner slowenischen Heimat verteidigte er als einer der römischesten unter den römischen Priestern in seiner Revue „Rimski Katolif" die universale lateinische Liturgiesprache in leidenschaftlicher Weise; als er jedoch seine Diözese aus eigener Anschauung kennen lernte, wurde er aus einem Saulus ein Paulus. Um keinen Mißton in die religiösen Gefühle der Bevölkerung zu bringen, zelebriert er auf seinen Visitationen das Hochamt in altslawischer Sprache, was er natürlich erst lernen mußte, sorgt für die Reinheit des slawischen Ritus und sucht den Kirchengesang zu heben, was sehr wichtig ist, da dem Priester meist das ganze Volk antwortet und bei der Vesper Psalmen und Antiphonen singt, wobei man staunen muß, wie es sich diese so einprägen konnte, da entsprechende, für das Volk lateinisch gedruckte Bücher auch erst eine Errungenschaft der letzten Jahre sind. Überdies versah er seine Druckerei mit einer glagolitischen Abteilung, so daß nach Jahrhunderten in der Heimat des Glagolitismus wieder glagolitisch gedruckt wird, und gründete eine „altslawische Akademie", die sich vor allem das Studium und die Veröffentlichung alter handschriftlicher Denkmäler zur Ausgabe gemacht hat, damit die entsprechende Grundlage für ein neues Brevier und den vollständigen Text der heiligen Schrift geschaffen werde. Die bisher erschienenen hefte der Glagolitica (Publica tionesPalaeosIavicaeAcademiaeVeglensis) zeigen, daß die Arbeit in richtiger Weise in Angriff genommen worden ist und der bescheidenen Akademie auch in der gelehrten Welt (Ehre eintragen wird, da es sich immer mehr herausstellt, wie wichtig die kroatisch-glagolitischen Texte für das Studium der altkirchen-slawischen Sprache und speziell auch für das Ubersetzungswerk Eyrills und Methods sind. Noch unlängst ließ ein russischer Gelehrter den Mahnruf an die südslawische Akademie der Wissenschaften in Agram ergehen, sie möge eine systematische Erforschung dieser bisher verkannten Denkmäler — man konnte deren Studium auch nicht von orthodoxen Slawen verlangen — organisieren. Es ist bezeichnend für den heutigen Stand unserer slawischen Studien, speziell bei den Südslawen, daß eine solche Erleuchtung aus dem Norden kommen muß. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß die südslawische Akademie der Wissenschaften mehr leistet als man billig von ihr erwarten könnte, denn sie steht in der ganzen Monarchie als Kuriosum einer Akademie ohne staatliche Unterstützung da. Aus der ganzen Darstellung geht zur Genüge hervor, daß vor allem die Staatsverwaltung keinen Grund haben sollte, sich in diese kirchliche Frage ein- zumengen oder gar die Vernichtung einer Ausnahmseinrichtung der katholischen Kirche, die das Genie und die Tatkraft Gregor VII. überdauert hat und ihrem ganzen Wesen nach alles eher als antiösterreichisch ist, anzustreben. Man findet es noch begreiflich, wenn in diesem Sinne zu Anfang des XIX. Jahrhunderts ein Druck auf Bischöfe ausgeübt wurde oder wenn Gensbarmen monatelang einen neuen Pfarrer beschützen mußten, der den lateinischen Gottesdienst eingeführt hat. Aber gewisse Vorgänge der jüngsten Vergangenheit können nur als typisches Beispiel dienen, wie manchmal slawische Fragen von verschiedenen staatlichen Faktoren, wohl mehr aus Unwissenheit als aus anderen Gründen, verkehrt behandelt wurden. 3n den kroatischen Ländern ist man heute allerdings nicht bloß auf die (Erhaltung des noch ganz oder halb Bestehenden bedacht, sondern agitiert auch für die Wiedereinführung der slawischen Liturgie in allen Gebieten, wo sie einst bestanden hat, ja man verweist daraus, daß dieses Privilegium oder gar Recht dem ganzen kroatischen Volke erteilt worden sei. Manche Ausdrücke (wie gens illyrica, lingua illyrica) können in der Tat so gedeutet werden, andere kann man sogar auf die slawischen Völker überhaupt ausdehnen. Doch, abgesehen von der Interpretation, verhält es sich damit wie mit allen historischen Rechten, die nur dann Bedeutung haben, wenn man außer dem willen auch die Kraft zu ihrer Verwirklichung hat. Gb sich Rom im Laufe der Jahre zu weiteren Konzessionen bereit zeigen wird, bleibt eine Frage seiner Politik, wie das bezüglich der slawischen Liturgie von ihrem Anfang an der Fall war. (Ein nüchterner Beobachter muß auch gestehen, daß die Bedeutung einer toten Sprache in der Kirche, mag sie bei dem großen Konservativismus der slawischen Sprachen der Volkssprache noch so nahe stehen, vom nationalen Standpunkte überschätzt wird. Der Ritus allein wirkt keine Wunder im Leben eines Volkes, namentlich in der Gegenwart mit ihren ganz anderen Bedürfnissen nicht; daß er auch vor Entnationalisierung nicht schützt, zeigen die Armenier in Polen, die hunderttausend unierten Magyaren, die noch den slawischen Ritus haben, was die Nervosität Ungarns in Fragen der slawischen Liturgie erklärt, und die — kroatischen Küstengebiete selbst. Umgekehrt lehrt aber das Beispiel der Polen, wie man auch mit lateinischem Ritus Deutschen und Russen standhalten kann, wäre die slawische Liturgie wirklich eine solche Stütze der kroatischen Nationalität gewesen, wie man häufig meint, so müßte man nicht darüber staunen, daß sie sich allen Schicksalsschlägen zum Trotz noch im heutigen Umfang erhalten hat. Denn ein ehrwürdiges Stück der Vergangenheit des kroatischen Volkes repräsentieren in der Tat die Reste der altslawischen Liturgie am Adriatischen Meere. Tagebuch-Ztellen. Aus dem Nachlaß von Hieronqmus Corrn. Alles, was ist, wäre besser nicht, und das fortwährende vergehen ist zugleich eine Kritif des Bestehenden. * Einfältig ist es, wenn ein Individuum sich mit einer Zeitung in Polemik einläßt. (Es gleicht dem Kampf, den ein Einzelner mit einer im Rollen begriffenen Lokomotive einginge. Die Maschine hat eine Masse von Leuten hinter sich und wird von Namenlosen geleitet, welche sich nicht der geringsten Gefahr aussetzen, wenn die Maschine über Denjenigen, der sie anzugreisen wagt, zermalmend und vernichtend hinwegfährt. * Die Welt fordert nicht den Menschen, sondern nur seine Tätigkeit, während die Tätigkeit eines bedeutenden Menschen sich nicht auf die Welt erstreckt, nur auf dasjenige, was sie nicht brauchen kann, auf die pflege des eigenen Innern. * (Es ist der größte Fortschritt der Geschichte, daß es keine Helden im höchsten Sinne mehr geben kann. Die einzelne Tat umschließt nicht mehr den ganzen Inhalt des Zeitgeistes. * Jeder Herrscher, der sich als solcher behaupten will, muß in gewissem Sinne ein Sklave sein. Ein freier Mann kann man nur unter freien Männern sein; unter Gebundenen ist man selbst gebunden, eben durch das, wodurch man sie binden muß. Pflichten, die man ihnen auserlegt, bedingen Pflichten, die man gegen sie erfüllen muß. * Tolstoj ist ein wahrer Dichter, der leider mit religiösem Wahnsinn behaftet ist oder sich vielleicht aus Ruhmsucht willkürlich in einen solchen einhüllt. Um diesen Wahnsinn annehmbar zu machen, gibt er ihm eine Wendung ins Sozialistische, d. h. in die allgemeine Menschenfreundlichkeit. (Er übersieht dabei, daß das Herz, wo es wirklich tätig ist, keine Prinzipien auskramt, sondern von Fall zu Fall handelt nach angeborener Güte und mit Unterstützung einigen Verstandes. * Eins steht fest: so lange es Krieg gibt, hört die Menschheit nicht auf, Bestie zu sein. Sollen wir abermals einer listigen Ironie der Weltgeschichte zum Gpfer fallen? Denn der Militarismus, der bewaffnete Gegner des gewaltsamen Umsturzes, arbeitet demselben mit allen Kräften in die Hände. Der Militarismus ist darauf bedacht, eine ungeheure Volkskraft, bestehend aus Arbeitszeit, Körperstärke und Geld für sich allein zu absorbieren und zu überspannen. Der überheizte Kessel muß endlich springen und die Explosion nennt sich Anarchie. Allerdings bildet sich der Militarismus ein, er werde sie — über den Haufen schießen. Das ist aber gerade die listige Ironie der Weltgeschichte, daß sie diejenigen zu unbewußten Werkzeugen der verderblichsten Zwecke macht, welche diese Zwecke am grimmigsten zu bekämpfen glauben. * NARODNA IN IJNiVERZITEINA 1 KNJIZNICA 2by..m AW i)ruct von Christoph lidstcr’s Söhne, wie» V.