Zur Geschichte der Slaven von der Urzeit bis zur Völkerwanderung. Von Davorin Žunkovič, Direktor der Studienbibliothek in Maribor (Dugoslavien). Mit 25 Textilluslrationen. Kromeriž 1929. Kommissionsverlag \V. Blanke’s Nachf. W. Heinz in Maribor. Druck von J. Slovak in Kromeriž. Von den deutsch geschriebenen slavistischen Werken desselben Verfassers sind in unserem Kommissionsverlage erhälllich: Die Slaven, ein Urvolk Europas. — 6. Ausgabe, 1911. — VIII -j- 375. Mit Karten, Skizzen u. Textillustrationen. — Preis M 10’—. Die Handschriften von Grünberg und Königinhof, dann das Vysehrad-Lied. — Die irrtümlich als moderne Fälschungen geltenden ältesten böhmischen Dichtungen. 1912. — IX -f- 146. Mit drei farbigen Schriftbeilagen. — Preis M 3-75. Etymologisches Orsinamenlexikon. —1915. — vm +184. Mit 2 Karten und 58 Textillustrationen. Preis M 4'50. „Staroslovan“ (= Altslave). — Vierteljahrschrift (illustrierte) zur Pflege der altslavischen Sprache, Geschichte und Kultur. — Jahrgang 1913 u. 1914 ä M 6'—. Den beiden Jahrgängen ist das selbständige Werk: „Slavische Runendenkmäler“ (VIII -j- 113 mit 3 Schrifttafeln und 102 Textillustrationen), das sonst vergriffen ist, beigegeben. Die slavische Vorzeit. — 1919. — iv-f 436 mit 9 Kunst- tafeln und 27 Textillustrationen. — Preis M 30’—. (Bibliophile Rarität, da nur 200 Exemplare gedruckt wurden.) Zur Geschichte der Slaven von der Urzeit bis zur Völkerwanderung. — 1929. — viii + 200 mit 25 Textillustrationen. — Preis M 10'—. W. Heinz’s Buchhandlung Maribor (Jugoslavien). &fiPlXrßfa Zur Geschichte der Slaven von der Urzeit bis zur Völkerwanderung. •> Zur Geschichte der Slaven von der Urzeit bis zur Völkerwanderung. Davorin Žunkovič, Direktor der Studienbibliothek in Maribor (Jugoslavien). Mit 25 Textillustrationen. Kromeriž 1929. Kommissionsverlag W. Blanke’s Nachf. W. Heinz in Maribor. Druck ven J. Sloväk in Kromeriž. Alle Aulorrechle vorbehalfen. Vorwort. Der Titel dieses Werkes wird vorerst jedermann überraschen, denn derart großzügig und pädagogisch revolutionär ist bisher noch niemand aufgetreten, um den ewigen Zweifeln und Schwankungen in der Frage des Alters wie Ursitzes der Slaven eine glaubwürdige Klärung beziehungsweise eine grob begrenzte Fixierung zu geben, was bei der praktischen Erfahrung, daß der Mensch in der Schule alles lernen kann, nur nicht das Selbstdenken, endlich notwendig geworden ist. Im allgemeinen ist dieses Buch — außer dem evolutionistisch Neuen — eine die weiteren eigenen Forschungsresultate der ver-wichenen zehn Jahre registrierende Fortsetzung der vorausgegangenen Werke: „Die Slaven, ein Urvolk Europas“ (6. Auflage, 1911) und: „Die slavische Vorzeit“ (1919), wobei freilich alles Wesentliche eine sachlich tiefere Begründung und alles störende Beiwerk eine Abstoßung erfuhr. Gleich anschließend verwahrt sich der Verfasser als Führer der Forschung über die Urgeschichte der Slaven auf autochthonisti-scher Basis gegen etwa erneuerte Vermutungen, dass er mit seinen Publikationen vor allem die Renaissance des Panslavismus anstrebe, die ihn im Jahre 1916 sogar knapp vor die Gewehrmündungen brachten. Dieses wäre jedoch wieder ein schwerer chronologischer Irrtum, denn der Verfasser will lediglich die Vergangenheit der Slaven der Vergessenheit entreißen, ivobei allerdings von selbst die Tatsache ans Tageslicht kommt, dass es einst wirklich eine Art Panslavismus gab, als alle Slaven noch eine homogene Sprache redeten. Jener Panslavismus hat jedoch schon vor langem liquidiert, und wird sich kein Helldenkender heute mehr mit einer solchen utopistischen Rekonstruktion abquälen, der da sieht, dass sich die vielen Slavengruppen heute nicht einmal zu einer einheitlichen Orthographie mehr zusammenfinden können. Oder ist jemand gar die frische Szene entgangen, wie das panslavistich orientierte Rußland als Riesenreich nahezu in jenem Momente zusammenbrach, als die kleinen partikularistischen Slavenstaaten ihre politische Auferstehung feierten ? Im Buchtitel werden als Grenzepochen die Begriffe „Urzeit“ u. „Völkerwanderung“ verwertet. Im ersteren ist jene Zeit zusammengefaßt, in der sich bereits die Existenz des Kulturmenschen in dieser oder jener Verbindung mit den erdgeschlichtlichen Vorgängen bemerkbar macht. Was jedoch entwicklungsgeschichtlich dem Ur-kulturmenschen vorausgeht, bleibt weiter Forschungsdomäne der Anthropologie. — Hingegen ist der Begriff „ Völkerwanderung“ nicht mit vollem Rechte angewendet, weit eine solche geschichtliche Begebenheit in der gangbaren Auffassung im Werke selbst negiert wird. Trotzdem erhielt er hier nicht nur deshalb, weil man gelegentlich auch dem Teufel eine Kerze anzünden muß, eine tolerierte Ausnahmsstellung, sondern weil sich jene geschichtliche Luftspiegelung für das heutige Verstehen mit keinem sonstigen Hilfsbegriffe kurz subsumieren läßt. Unsere Beweisführung erfolgt in tunlichst fasslicher Form mit der Tendenz den Inhalt selbst dem Mittelgebildeten verständlich zu machen. —- Die einzelnen Artikel sind stets ihrem Titel entsprechend synthetisch abgeschlossen, was allerdings kurze Wiederholungen unvermeidlich machte. Bei der Anführung topischer Namen konnte aus praktischen Gründen nicht konsequent vorgegangen werden, weil die neuen Staatenbildungen grosse Veränderungen in dieser Richtung vorgenommen haben, die in der breiteren Kulturwelt dermalen noch nicht genügend gefestigt sind. Es wurde daher fallweise so vorgegangen, dass der neue offizielle Name behufs leichterer Orientierung dem ehedem gangbaren bei - oder untergeordnet wurde, woraus jedoch keine Nichtanerkennung oder Zurücksetzung gefolgert werden darf, denn 95°/„ unserer Leser kennen z. B. heute wohl „Skutari“, hingegen „Skodra“ noch nicht. Die Begriffe „slavisch, altslavisch, slovenisch, altslovenisch“ werden im Buche oft nebeneinander gebraucht, was den Schein erwecken könnte, als wären die Gebrauchsgrenzen nicht sachlich abgesteckt worden. Dem ist nicht so. „Slavisch“ wird grundsätzlich dort angewendet, wo es sich um allgemein Slavisches im ethnographischen Sinne handelt. Unter „Altslavisch“ ist alles jene Sla- vische zu verstehen, was ungefähr in die Zeit vor der „Völkerwanderung“ einzureihen kommt. „Altslovenisch“ wird normal für jene Sprache gebraucht, die als die einstige gemeinsame Sprache aller Slaven anzusehen ist, und „Slovenisch“ bezieht sich im allgemeinen auf das Neuslovenische. Der schulerziehlich unvorbereitete Leser, der immer nur hörte, dass der Ursitz der Slaven irgendwo in Asien war, oder der gläubig an dem Völkerwanderungsmärchen hängt, wonach einst Dutzende von Völkern wie Schachfiguren in der alten Welt nach vor - und rückwärts geschoben wurden, oder sich 'gar inoch mit der Vorstellung abfindet, dass die Menschenschöpfung vor etwa 6000 Jahren im Biblischen Sinne vorgegangen sei, wird vorerst bei der Unsumme von Berichtigungen und Lügenerklärungen der gangbaren alten Völkergeschichte und deren Streckung durch Jahrmillionen in eine unbegrenzte Urzeit zurück, einem schweren Zweifel unterliegen, sich aber bald zurechtfinden, sofern er die motorische Urteilskraft besitzt eine mit revolutionären Energien geladene ätzende Wahrheit unvoreingenommen zu erfassen. Aus diesem Grunde ist es dermalen auch schwierig sogleich eine pragmatische Geschichte der Altslaven zu verfassen, da hiezu noch viel Bausteine gesammelt werden müssen, denn alles bisher erkannte Uralte bleibt für die große Welt noch lange ein chaotisches Neuland, und ist es die Zeit selbst, die erst die Erkenntnis für die Notwendigkeit einer gründlichen geschichtswissenschaftlichen Neuorientierung herbeiführen muß. Allenthalben wird man hier auch einen krankhaften Patriotismus als Leitmotiv herausfinden wollen. Dem sei folgendes entgegengestellt. Die ersten Kulturmenschen sprachen zweifellos auch eine Art Kultur spräche. Nachdem man sich aber durch Jahrhunderte darüber absolut nicht einigen kann, welche dies gewesen sein mag, haben wir hier dieses Dilemma konkretisiert. Weiß aber jemand eine Sprache, die die gleiche Applikation ebenso vorträgt, wie die slavische, oder dabei ebenso überzeugend wirkt, wie die altslovenisch e, so trete er damit in gleichem Maße beweiskräftig vor! Maribor, im Juli 1929. Einführung. Der heutigen Kulturwelt ist es kein Geheimnis, daß wir uns bereits inmitten einer schweren Krise aller Geisleswissen-schaften befinden, weil das selbständige, natürliche Denken selten mehr die Grundlage iür den Aufbau streng wissenschaftlicher Führungsaufgaben bildet. Desgleichen hält der bisweilen geradezu krankhafte Autoritätsdünkel schon seinem Wesen nach ein Umlernen für überflüssig und verteidigt vorgefaßte, unkritische oder schulmechanisch fortwirkende Urteile oft aus eitlen Prestigegründen umso tollkühner, je haltloser sie sich bieten. 3a, man geht noch weiter! Um sich das Selbstverteidigen der eigenen Thesen möglichst bequem zu machen, gründet man geschäftsmäßige Truste, „Schulen“ genannt, und beruft sich in der Klemme kurzweg als deren Anhänger auf diese oder jene Autorität, die jener „Schule“ vorsteht oder ihr die nötige Lichtquelle leiht. Alle jene aber, die außerhalb solcher stehen und deren Unfehlbarkeitsdogma nicht anerkennen, werden als Phantasten oder Ignoranten abgetan, oder man trachtet diese lästige Kontrolle des offiziellen Schulbetriebes mit Mitteln jeder Art unwirksam zu machen. Nur so konnte es kommen, daß heute innerhalb derselben Fachwissenschaft durchhaus entgegengesetzte Ansichten ruhig nebeneinander fortbestehen können, ohne daß man sich um die eigene tiefere Begründung bemüht und ohne daß man es gegenseitig zu einer sonst selbstverständlichen ernsten Aussprache kommen läßt. Die Stärke der Partei ersetzt die Stärke der Gründe, und man rechnet dort nicht weiter mit einer sachlichen Begründung oder Aufklärung, wo nur auf das Urteil derer Wert gelegt wird, die durch Übereinstimmung in den Hauptpunkten unter sich verbunden, mit der instinktiven Kraft des Gemeingeistes einander nach außen vertreten, durch die befreundete Presse die öffentliche Meinung in ihr Fahrwasser lenken, sich aber daheim nach Augurenart anlächeln. Diese betrübenden Verhältnisse verschuldeten es, daß so viele irrtümliche Antizipationen aus den Frühstadien der Forschung in das Volksbewußisein übergingen und geradezu zu verwirrenden Axiomen wurden, weil man sich dagegen nicht mit blanken Geisteswaffen stellte und den faulen Frieden vorzog. Heute fühlen wir bereits die Folgen jener Apathie. Auf allen Linien herrscht der krasseste Materialismus, in dem man Fragen, die unproduktiv sind, einer Beantwortung oder Läuterung gar nicht mehr unterziehen will. — Wir sehen es doch mit an, wie das Geistesleben langsam aber stetig verfält. Die objektive Forschung, die subjektive Beobachtung und Beurteilung, der wissenschaftliche Positivismus werden im unbezähmbaren Drange nach praktischen Applikationen immer seltener, wofür dieses Werk etliche konkrete Beispiele bietet. Den offenen Verfall des Forschungsernstes beschleunigt auch noch der konfuse Zug der Zeit. — Der Existenzkampf wird mit jedem Tage schwerer und unsicherer. Die Konkurrenz selbst setzt mit allen ihren Brutalitäten ein, die motorisch alle Ener-' gien des Charakters und Rechtsgefühles aufheben. Die Flut kriegsgeborener Zustände reißt alle Dämme des Hohen, Idealen und Wahren rücksichtslos nieder und wirft mit Leichtigkeit den Stärksten im Reiche des Geistes zum Bodengerümpel. Steht doch heute ein siegreicher Boxer weltbekannter da als ein Gelehrter mit dem Nobelpreise. Ein Ozeanflieger wird wie ein Weltwunder bejubelt; der Techniker, der ihm dazu die wundertätige Maschine gebaut, bleibt unbekannt, und das künstlerischeste Musenhaus steht leer, wenn in der staubigen Arena daneben ein beliebter Stierkämpfer das rote Tuch schwingt. Auf diesem Wege der Selbstzersetzung wurde letzten Endes auch die Slavistik zu einem Handelsartikel für alle jene, die die momentanen Konjunkturen opportunistisch erfaßten und der Nachfrage ihr Angebot anschmiegten, bis man letzten Endes offen alles traditionell Slavische in den Kot zu ziehen begann, wobei man in der tiefsten Entartung in den alten Slaven auch schon keinen homo sapiens mehr sondern geradezu nur mehr Sumpfamphibien erkannt haben will. Ein Unrecht fügt man ihnen mit diesem Vorwurfe unmöglich zu, denn für den Irrtumsfall erhielten sie reichlich anregende Gelegenheit zu erfahren, dass sie sich auf falscher Fährte befinden; nichtsdestoweniger blieben sie verstockt im Irrtume. Ein Hinweis genügt. Es erscheinen dermalen an zwei Dutzend slavistischer Revuen, die sich ihrem Titel und Scheinprogramme nach mit der Sprache, Geschichte und Kultur der Slaven beschäftigen; doch genügt allen derselbe Leisten. Es werden da breite Abhandlungen über einen gegenstandslosen Halbvokal, einen zweifelhaften Tonfall, die Wandlungen eines Suffixes oder bestenfalls über die Ausdeutung eines topischen Namens, die schließlich noch mit einem kläglichen Fehlschlüße endet, geschrieben, wie es eber mit unserer wirklichen Geschichte oder unserer alten Kultur steht, darüber ist nie ein Worf zu lesen, obschon gerade dieses die Hauptaufgabe einer seriösen Slavistik sein müsste. Überdies handelt es sich hier auch nicht um einzelne oder inferiore Irrtümer, die jederzeit möglich daher verzeihlich sind, sondern um systematisch falsche wissenschaftliche Bestrebungen zwecks Irreführung und Desorientierung, die mit vornehm tuender Nebensächlichkeit Quellen ignorieren, Denkmäler willkürlich deuten, Unerwiesenes und Unerweisliches täuschend als Tatsachen hinstellen, Unmögliches durch ein Zauberwort möglich machen oder in der äußersten Verlegenheit den Geist eines ihrer Götzen zitieren, und so alle jene irreleiten, die die Nachprüfung selbst nicht führen können, jene aber, die dies unternehmen, hingegen mit der umgewerteten schriftstellerischen Moral zu überschreien versuchen, indem sie den eingeschlichenen Despotismus voll auswerten. Namentlich ist ihnen jeder Zug zur Aufklärung der Geschichte der Slaven vor der Völkerwanderung ein mimosenhaftes Rührmichnichtan. Die Slaven haben keine organische Entwicklung hinter sich. 5ie kommen irgendeinmal wo von Osten her, besetzen einen Großteil von Europa, unterjochen die bisherigen Autochthonen, die man als Kelten, Illyrer, Panonnier usw. benennt, wobei man es vorsichtig verschweigt, daß diese auch schon Slaven waren; läßt die neuen Slaven als Sklaven weiter am Leben und will über den Werdegang dieser mysteriösen Machtentfaltung absolut nichts wissen. Das Wichtigste wird dabei unterschlagen: man arbeitet mit Wundern oder hilft sich mit Meteorerscheinungen, von denen man aber auch nur weiß, daß sie plötzlich aus einer unerforschten Welt auf die Erde fallen. Die Geschichte der Slaven hat sonderbarerweise keinen Anfang. Wer dies bezweifeln sollte, der lese nur in den verschiedensten Lehrbüchern nach; er findet selbst in solchen der slavischen Staaten nicht den leisesten Versuch diese Selbsterniedrigung zu beheben. Hüben wie drüben gelten die Slaven als eine Gruppe unerforschter oder kulturell unmündiger Völker, die in der Geschichte kein Sonnenplätzchen verdienen. ln diese okkulten Verhältnisse haben bisher auch die slavischen Akademien nicht klärend eingegriffen. Die Russen, die früher die slavische Sache führten, rennen seit dem Jahre 1916 anderen „Idealen" nach; die polnischen und südslavischen Akademien stehen dabei passiv da; die cechischen hingegen bekennen sich geradezu offen als Gegner einer solchen Aufklärung, ja, sie warfen soger ihr ältestes Schriftdenkmal, die Grünberger Handschrift, auf die Straße, weil ihnen deren Text zu wenig modern-cechisch klang; die Slovenen jedoch, die vereinzelt weiter die Fahne der altslavischen Geschichte und Kultur hochhalten, besitzen aber überhaupt keine Akademie der Wissenschaften. Die Geschichtsforschung kann nämlich das Rätsel vom Ursprünge und dem Alter der Slaven — des zahlreichsten und geographisch weitest verbreiteten Volkes in Europa — seit Jahrtausenden nicht lösen, weil sie dies kurzweg nicht lösen will und wenn ja, unter einer grundfalschen Prämisse auch nicht lösen kann. Es ist ein eigener Zug der böswilligen menschlichen Natur dem schuldbewußten Unrecht auch noch den Hohn anzufügen und zu sagen: die Slaven seien kein weltgeschichtliches Volk, wie etwa die Inder, Perser, Ägypter, Hellenen, Römer, Germanen! Und doch hatten die Slaven lange zuvor, ehe sich die römische Weitherschaft aufbaute z. B. schon den Welthandel inne. Freilich haben uns die alten Geschichtschreiber wenig Spuren von derlei Tatsachen aufbewahrt, denn das Waffengeklirr und die gewalttätigen Zerrüttungen des Glückes und des Friedens der Völker haben deren Aufmerksamkeit in unvergleichlich höherem Maße gefesselt; das stille Schaffen, die Gründung und Erhöhung der menschlichen Wohlfahrt blieb dabei unbeachtet. Unsere Völkergeschichte ist daher vor allem Kriegsgeschichte; die Völker, die bestrebt waren das Menschengeschlecht einem höheren Kulturgrad ohne vorhergehende verheerende Menschenschlächtereien zuzuführen, hoben sich weiter nicht ab, verdienten daher keine Erwähung. Wir müssen daher mit konkreten Beweisen kommen, um zu zeigen, daß die geographische Würdigung der Völkergeschichte und die Bedingtheit derselben durch die gegebenen Kulturverhältnisse noch sehr vernachlässigt sind. Der innere ethnographische Zusammenhang der wichtigsten Kulturerscheinungen wird linguistisch nicht entwirrt, und dies am allerwenigsten, wenn das Resultat einen Kurs nimmt, der sich dem prä-judizierenden Dritten unsanft in die Quere legt. Unter solchen paradoxen Prämissen, die eine gewalttätige Synthese der äußersten Widersprüche und logisch unvereinbarer Tatsachen zu geschichtlichen Wahrheiten formen wollte, und wobei die Fata Morgana der Völkerwanderungen das Gerüst bilden soll, mußte schließlich die ganze altslavische Sprach-, Geschichts- und Kulturforschung auf den toten Punkt gelangen. Und da die slavische Slavistik hiebei die Bussole verlor, will in jüngster Zeit die „Deutsche Slavistik“ in diese Wüste der Irrtümer eine neue Orientierung bringen, die aber ohne radikale Umkehr den sonst unvermeidlichen Konkurs nicht mehr aufhalten und bestenfalls nur die Zahl der Leidtragenden erhöhen kann. — Wir werden genug Gelegenheit haben dies alles mit konkreten Belegen zu stützen und zugleich zu zeigen, daß den intensivsten Modergeruch nur derjenige nicht mehr verspürt, der gegen derlei schon immun geworden ist. Die zähe Langlebigkeit methodisch verteidigter Irrtümer, die aber schon durch die bescheidenste Logik leicht aus dem Sattel zu heben wäre, wird aber trotzdem aus gegenseitiger Courtoisie von keinem hiezu Berufenen zu brechen versucht. Man lebt so in der Hamlet-Stimmung weiter und tröstet sich mit der Fatumdevise: nach uns die Sintflut! — Sieht es z. B. nicht wie eine Welthänselei aus, wenn man gelegentlich allen Ernstes behauptet, die Kroaten seien frühestens um das Oahr ^50 in ihre heutigen Wohnsitze eingewandert, doch übersetzt der hl. Hieronymus schon um das Jahr **00 (gest. ^0) für seine Landsleute-d. i. Kroaten, die hl. Schrift in die kroatische Sprache in kroatischer (glagolitischer) Schrift! Woher wußte er, dass etwa ein halbes ¡Jahrhundert später ein Volk hieher einwandern wird und daß dies ausgerechnet Kroaten sein werden? Oder ging er als Kroate allein etwa 50 Jahre als Ouarlierregulierender voraus, um jene Heilsnahrung vorzubereiten? — Soll man da mit der rhetorischen Satire etwa noch fortsetzen?! — Ein kühnes Wagnis ist es allerdings uralten Tatsachen jene Anerkennung oder Erneuerung rückerkämpfen zu wollen, die man durch Jahrtausende mit Mitteln jeder Art und allseits zu verhindern versucht, sowie die Menschheit an jenes große Kulturerbe erinnern zu müssen, wofür sie sich den Dank ersparen will. Diese Berichtigungsarbeit setzt aber die Erkenntnis der Notwendigkeit des Umlernens und Nachgrübelns voraus, inwieweit unsere heutigen Bildungsmittel und retrospektiven Spekulationen, nüchtern betrachtet, überhaupt noch haltbar sind. Diese unsere Beleuchtungsarbeit muß jedoch schon im Dämmerlichte der menschengeschichtlichen Vorzeit einsetzen, wo man bereits vom richtigen Wege abgeirrt ist. Und auf diesem langen Wege der pragmatischen Ereignisse und der durch organische Zusammenhänge erhärteter Tatsachen muß jedermann zur Überzeugung gelangen, das die Slaven inbezug auf ihr geschichtliches Alter jedem Kulturvolke, das je auf der Erdbühne führend agierte, in jeder Richtung voraus sind. Wir werden daher in der Zukunft beider Darstellung der ältesten menschengeschichtlichen Ku 11 ur regungen mit der Geschichte der Slaven beginnen müssen. Naheliegend ist es zwar, daß man umsomehr auf Vermutungen angewiesen ist, je weiter die Zeit zurückliegt, doch darf man hiebei auch vor kühnsten Hypothesen nicht zurückschrecken, denn scheinbar weit Auseinanderliegendes ist in der Wirklichkeit oft enge verwandt. — Desgleichen darf der Wahrheitssucher auch nie den Glauben verlieren, als wäre das Unbegreifliche oder unentwirrbar Scheinende schließlich unter titanenhafter Einsetzung aller Geisteskräfte und Forschungsenergien nicht doch begreiflich oder entwirrbar, da sonst jedes Forschen aussichtlos enden müsste. Man kann daher vorübergehend ein „ignoramus“ dort resigniert aussprechen, wo es sich um Grenzen der Naturerkenntnisse handelt, aber man darf doch nicht gleich mit einem „ignorabimus" kommen, d. i. wir werden es n i e wissen, denn nur das ist verloren, was man selbst aufgegeben hat! Solche verwegene Hypothesen bielen wir in den folgenden Aufsälzen, die, von den verschiedenseiiigsien Gesichtspunkten erfaßt, über die Urverhältnisse der Slaven Klärung geben, die wir aber auch durchhaus nicht mit der bisher gangbaren Vorzeigung toter Fossilien stützen, sondern mit lebenden Zeugen des slavischen Sprachschatzes, welche sich durch ungefähr drei geologische Epochen unversehrt erhalten haben. Die Vulkanographie und die Sprachwissenschaft. Auf dem gesamten menschengeschichtlichen Gebiete gibt es einstweilen, keinen zeitlich einigermaßen begrenzten Beleg, der für die Urseßhaftigkeit der Slaven in Europa überzeugender sprechen würde, als die die spezifische Charakteristik hervorhebenden Benennungen der einst wie zum Teile noch heute tätigen Vulkane, Doch steht das Studium dieses toponomischen Forschungsbehelfes bis nun völlig unberührt da, daher hier ein jungfräulicher Boden aufgeschürft werden muß, der sich für verschiedene Wissenszweige zu einem mächtigen Bergwerke entwickeln kann. In den verwichenen Jahrzehnten hat die Geologie schon vielfach, wenn auch noch lange nicht erschöpfend, festgelegt, welche Erdpunkte in Europa von der Tertiärzeit her, also in der Epoche der größten erdgeschichtlichen Revolutionen vulkanischer Natur waren, da hiefür, wenn sie indessen auch ihren äußeren Charakter gewechselt haben, bestimmte vulkanische Begleiterscheinungen doch noch heute ein untrügliches Zeugnis geben. /Desgleichen verdichten sich die Hypothesen der Anthropologie in der Richtung, ob der Mensch schon im Tertiär gelebt habe, täglich intensiver im bejahenden Sinne. Unsere Forschungsarbeit macht aber bei dieser Erkenntnis auch noch nicht Halt, denn wir; wollen auch wissen, welcher Sprache die Benennungen jener natürlichen Feuer, die dem damaligen Menschen die Nächte märchenhaft erleuchteten, angehörten, da man daraus in bestimm! ter Form auch auf jenes Volk schließen kann, das die Gelegenheit und Inspiration hatte, diese exotischen Phänomene der Erde noch aus Autopsie zu kennen, sie daher auch sprachlich-instinktiv nach ihrer Eigenart kennzeichnete, — Die Annahme hingegen, daß irgendein später zugewandertes primitives Volk von Hause aus mit derlei profunden geologischen Kenntnissen ausgestattet war, um sofort zu erkennen, welche Punkte der Erde vor Jahrmillionen die vulkanische Tätigkeit aufwiesen, um. sie sofort sprachlich entsprechend zu charakterisieren, wird wohl kaum auch nur einen Gläubigen finden. Jene linguistische Überprüfung gibt aber ein äußerst überraschendes, für die Anhänger der Völkerwanderungshypothese obendrauf höchst beschämendes Resultat, denn sie bietet unbedingt verläßliche Schlüsse hiefiir, welcher Sprachgruppe — im heutigen Sinne — jenes Volk angehörte, und ist der selbstsprechende Beweis doch auch der Verläßlichste Mentor in der ethnographischen Paläographie. — Hiebei ergeben sich nämlich folgende Feststellungen: a) in Europa tragen die noch tätigen wie auch viele längst erloschenen Vulkane die ihrer Eigenart entsprechenden topische nNa-men des altslo venischen Sprachschatzes; b) man erfährt zugleich auf diesem Wege, wie weit die Slaven in jener Zeit verbreitet waren, und könnte man nach jenen Fix punkten heute sogar noch eine grob begrenzte Besied-lungskartc dieser Richtung herstelle n; c) j e n e vulkanischen Gebiete hingegen, die sprachlich unbeachtet geblieben sind, mußten jedoch erst nach dem Erlöschen der einst tätigen Vulkane besiedelt worden sein, daher auchderen impulsives Äußere bei der Namengebung unberücksichtigt blieb. Aus dem Allen geht hervor, daß es demnach eine Sinnlosigkeit ist, weiter daran zu halten, daß die Slaven irgendein-mal in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten von irgendwo eingewandert seien. Ganz besonders kann dies nicht für die Slo-venen gelten, die angeblich im 4., 5. oder 6. Jahrhunderte als Hunnenbegleiter in ihre heutigen Wohnsitze gelangt sein sollen, wo sie jedoch schon vor Jahrtausenden oder noch wahrscheinlicher vor Jahrmillionen gesessen sein mußten, Hiefür spricht ganz besonders die Tatsache, daß — soweit einstweilen festgelegt — die vulkanisch-sprachlichen Namensbelege slavischer; Provenienz am dichtesten gerade auf dem Gebiete des steirischen Unterlandes sind. Hier gibt es allein gegen ein Dutzend topischer Namen für einst tätige Vulkane auf einer Linie von etwa 70—80 km in die Länge wie Breite, die aber auch in dler Natur mit vulkanisch-geologischen Dokumenten (Basalte, Lawa, Tuffe, Trachyte, Andesite, Porphyre) belegt sind, oder dahinzielende Begleiterscheinungen (zahlreiche Mineral- und Thermalquellen, Naphtaspuren) aufweisen.1) ß Hier werden hauptsächlich Belege aus jenen Gebieten vorgeführt, die der Verfasser geologisch näher kennt, daher hiemit durchaus nicht behauptet werden soll, daß es anderswo nicht ähnliche oder noch auffälliger hervortretende Verhältnisse geben könne. 2 9 Eine Unstimmigkeit ist es weiter, den Ursitz der Slaven auf der Pamir-Platte (Zentralasien), in Mesopotamien, im Kaukasus, in den Pripjat-Sümpfen, im hohen Norden u. drgl. zu suchen, denn sie hatten einst zum mindesten überall dort ihre Sitze, wo sie durch ihre topische Namengebung ihre uralte Existenz verewigten, und ist auch ein sporadisch aufgefundenes Skelett auch noch lange kein Beweis, daß gerade dort der Ursitz des Menschen war. Die dermalen bekanntesten, unzweifelhaft dem slavischen Sprachschätze angehörenden Benennungen für die noch heute tätigen wie die etwa am Schlüsse des Tertiärs erloschenen Vulkane sind z. B.: Aethna, Klek, Rogačka gora, Šopka, Sopoi, Svetla, Vesuv, Vyhorlat, Zobten, Žega, Živa luč«, die nachstehend etymologisch, geschichtlich wie geologisch näher besprochen werden sollen, Aethna, — Die Urform dieses Namens des auf Sizilien tätigen 3279 m hohen Vulkans lautete einst nahezu sicher »Ješna« (ergänze »gora« = Berg) d. i. der »Esse«-Berg, denn im Slove-nischen bedeutet »ješa« — Esse. — Es ist naheliegend, daß die slavischen Urbewohner diesem Bergmassiv einen Namen beigelegt haben, der vor allem dessen äußerlich sich bietende Eigenart hervorhebt. Da dem hochragenden Gipfel ständig Dampf und Rauch entsteigt, ist es nicht verwunderlich, daß er den Umwohnern gegenüber auch den Eindruck eines r a u-chendenKamines machte, — Diese Etymologie wird man vorerst für phantastisch ansehen, sofern man die normalen Artikulations-Vorgänge der slavischen Sprachen nicht kennt, wird aber dieser Namensdeutung sofort zustimmen müssen, sobald man weiß, daß Strabo berichtet, wonach der Aethna in älterer Zeit »Inessa« hieß. Diese Namensform, die mit Rücksicht auf die Ergänzung »gora« abermals weiblich ist, kann, aber nur eine in der Zeit des Sprachwechsels durch die Metathesis entstellte Bezeichnung »ješna« sein, und gehört derselben Etymologie wohl auch der Name »Jeschken« (Nordböhm.en) an, welches Gebirge gleichfalls unwiderlegbare Beweise des einstigen Vulkanismus bietet. Die endgültige Überzeugung, daß hier tatsächlich der sla-vische Begriff »ješa« (oder »ješna«) namengebend war, geht aber ganz besonders daraus hervor, daß sich doch nur auf dieser etymologischenBasis die schonHomer bekannte Ortssage bilden konnte, wonach sich im Berge große Schmieden des Gottes Vulcan befinden, wo dieCyklopen allerieiWerkzeuge schmieden, welchen Werkstätten nun jener Rauch auf dem höchsten Punkte des Gebirgs-stockes entsteig t.2) Kiek. — Darunter versteht der Slovene etwas, was mit der Hölle oder einem Feuerherde im Erdinnern in Verbindung steht. Höhen, die einst vulkanisch tätig waren, heißen auf slovenischem Gebiete häufig »Kiek« oder auch »Kleče«, im Deutschen als: »Klech, Klöch, Cleckh« geschrieben. — Hiezu gehört auch der Name »Gleichenberg«, dessen Etymologie man sich nicht ausdeuten kann, der sich aber aus der Diphthongierung »Klechenberg« zu »Gleichenberg« entwickelte, und in einer Urkunde v. J. 1490 noch als »vest Leichtenberg« erwähnt wird.3) Es birgt sich darin die naive Volksvorstellung, daß ein feuerspeiender Berg mit der Hölle in unmittelbarer Verbindung stehe und daß durch diesen Feuerkanal der Kontakt mit dem Teufel am leichtesten zu erreichen sei. — Die steirischen Hexenprozesse des 16. — 17. Jahrhundertes weisen immer dahin, daß die Ausflüge der Hexen zu Zusammenkünften mit dem Teufel grundsätzlich auf jene Höhen unternommen wurden, die einst Vulkane waren, wie z, B. auf den Boč oder die Rogačka gora (Donati-Berg) im Süden, oder den Klöckerkogel, Hochstraden, Gleichenberg oder die Riegersburg im Norden, daher auch in dieser Richtung eine dunkle Tradition über das Vorhandensein einstiger Vulkane nicht negiert werden darf. Rogačka gora. — In der großen Thermenlinie des südsteirischen Berglandes hebt sich die einst vulkanisch tätige »Ro- 2) Wir kennen auch sonst verschiedene Hinweise, wonach die Slaven einst Italien und Sizilien bewohnt haben mußten. — Es sind dies schon einmal die vielen topischen Namen daselbst, sowie die Sprache der Inschriften etlicher dort ausgegrabener Kunstobjekte, — Weiters wissen wir, daß noch Kopien jenes Majestätsbriefes Alexanders d. Gr. an die Slaven (und Massa-geten) aus dem J. 334 v. Chr. existieren, worin er ihnen alles Land bis zur Südspitze Italiens verspricht. Es muß demnach eine seriöse Überlieferung die Tatsache wacherhalten haben, daß die Slaven einst dort wohnten, aber allmählich verdrängt oder sprachlich ähnlich unterdrückt wurden, wie die nach dem Weltkriege Italien zugefallenen slovenischen und kroatischen Gebiete. — Eine der jüngsten Erwähnungen dieser geschichtlichen Feststellung bietet noch der zu Beginn des 10. Jahrhundertes lebende Araber Ibn Haukal, der in seinem »Buche der Reisen und der Staaten« erzählt, daß der größte Teil Palermo's damals von den Slaven bewohnt war und hieß das Haupttor der Stadt- das Slaventor. -— Sonderbarerweise sind aber nahezu alle offiziellen »Slavisten« Gegner dieser historischen Tatsachen, und sehen die Beweise als Fälschungen oder prinzipielle Irrungen an. An der Spitze dieser Negierung marschiert sogar eine slavische, d. i. die čechische Akademie der Wissenschaften in Prag mit ihrem dermaligen Präsidenten Dr. Jos. Zubaty. 3) Dieser Etymologie nach müßte auch der »Großglockner«, der ehedem als »Großkleckner« geschrieben wurde, daher mit der Glocke nichts gemein hat, einst auch ein Vulkan gewesen sein, doch wäre hiefür erst der geologische Beweis zu erbringen. gačka gora«, auch »Donati-Berg« genannt, mit ihrem hornartigen Gipfel (von der Südseite aus) besonders hervor. — Es ist möglich, daß der slovenische Name den Begriff »rogač« (= der Gehörnte, der Teufel) zur Grundlage hat, worin uns einiger' maßen die Tatsache bestärkt, daß diese Höhe eigentlich als der slovenische »Blocksberg« angesehen werden darf, denn bei den vielen Hexenprozessen stellte es sich meist heraus, daß die vermeintlichen »Hexen« Untersteiermarks auf diesen Berg flogen, um hier mit dem Teufel zu buhlen. — In diese Namensgruppe gehören augenscheinlich auch alle jene »Teufelsberge«, die die Vorbedingungen des einstigen Vulkanismus aufweisen.’) Sopka, Sopot. — Jene Terrainpunkte vulkanischen Gepräges, die nicht feurige Massen in geschmolzenem Zustande (Magma) auswerfen, sondern sich durch mehrweniger heftiges Ausströmern von heißen Dämpfen bemerkbar machen, heißen bei allen Slawen »sopka« (— Vulkan) oder »sopot«, d. h. ein Vulkan oder ein Erdfeuer, dem ein oft mit Geräusch aufsteigender, meist feuriger Dampf entströmt. Auf Kamčatka, der äußersten nordöstlichen Halbinsel Asiens, gibt es noch heute 12 tätige und 26 bereits erloschene Vulkane, von denen die meisten als »sopka« mit einem unterscheidenden Bestimmungsworte, wie z. B. »Ključevskaja, Tol-baeinskaja,, Viljučinskaja - sopka« bezeichnet werden. — Die topischen Namen »Sopot, Sobot, Sobota, Subotica« u. ä. sind auch in Europa ziemlich häufig und dies namentlich wieder im untersteierischen Gebiete. So gibt es z. B. nördlich Unter-Drau-burg gleich drei »Sobot« - Höhen in einem Raume von nur 5 km. — »Murska Sobota« war einst wohl eine Erdfeuer-Stelle, deren Spuren aber das Alluvium des Murflußes bereits verwischt hat. — Dasselbe gilt für »Subotica«, welcher Name in diminutiver Form auf ein kleineres Erdfeuer anspielt. — Die Meinung, daß solche Höhen oder Terrainpunkte deshalb so benannt wurden, weil man dort Johannisfeuer anzuzünden pflegte, ist daher genetisch falsch und wäre diese eingelebte Namensausdeutung vorerst beim »Zobten«-Berge (Schlesien) zu berichtigen, der einst ein »sopot«, also ein Vulkan war, was geologisch einwandfrei festgelegt ist. — Desselben Ursprungs dürfte auch »Zoppot« (bei Danzig) sein, sofern dies die Geologie bestätigt. Svetlo, — Viele Höhen zeigen schon im Namen »Svetlo« {= licht), daß sie einst Vulkane waren, und ist dies umso be-rechtigter, wenn sie dies auch geologisch bezeugen. — Beim 4) Hervorzuheben wäre hier die Feststellung, daß jene Thermallinie, die sodann bei Varaždin und Krapina in Kroatien ausläuft, südlich eine Reihe von fünf erloschenen Vulkanen begleitet, von denen aber keiner einen Namen trägt, der etymologisch auf dessen einstigen Vulkanismus anspielen würde, daher anzunehmen ist, daß diese ihre eruptive Tätigkeit schon in jener Zeit eingestellt hatten, als das Gebiet noch nicht von Menschen bewohnt war. erloschenen Vulkane »Stary Svetlov« an der mährisch-slovaki-schen Grenze (nördlich der Bistrica) ist dies geologisch erwiesen, doch beachtete es bisher niemand, daß der Bergname selbst auf seinen einstigen Vulkan-Charakter anspielt. — Überdies .müßte bei den vielen »Licht«- und »Zwettl« (= svetel) - Bergen, dann bei den slavischen Höhennamen, wie »Sevnik, Sevnica« (»sev« = Schein, Glanz) die erdgeschichtliche Fachwissenschaft feststellen, ob sie einst Vulkane waren oder aber lediglich so benannt wurden, weil sie einst als Feuersignalstationen im Landessicherungsdienste dienten.5) Vesuv, — Diese Bezeichnung, bei der im praktischen Gebrauche das selbstverständliche »breg« (= Berg) meist wegfällt, mußte einst jenen Vulkanen beigelegt worden sein, die eine besonders heftige Tätigkeit aufwiesen, daher sie als w ü t e n d e (»besni« = wütend, böse) oder als Teufelsberge (»bes = der Teufel, der Böse) gekennzeichnet wurden. — Die Alten nahmen bis zum Jahre 63 n. Chr. keine Notiz davon, daß der Vesuv ein ruhender Vulkan sei, obschon Vitruvius auf alte Sagen und Traditionen über dessen einstige Tätigkeit, sein Zeitgenosse Strabo (geb. um 60 v. Chr.) aber noch auf die vulkanische Beschaffenheit seines Gipfels besonders aufmerksam machten. Im erwähnten Jahre äußerte er sich aber erneuert in seiner alten Eigenschaft, bis i. J. 79 n. Chr. jener katastrophale Ausbruch erfolgte, der die nächstliegenden Städte Hercu-lanum, Pompeji und Stabiae durch seine Lawamassen vernichtete. — Hiebei ist es aber sonderbar, daß dieser Berg schon bei Vitruvius wie Strabo, also über hundert Jahre vor dem ersten geschichtlich bekannten Ausbruche, den typischen Namen »Vesuv«, d. i. »Besuv« führte, er ihn daher in einer Zeit erhalten haben mußte, als er noch als Vulkan wirkte, daher schon längst früher die gleiche Rolle spielte, was die damaligen slavischen Bewohner bestimmte ihn auch in der Benennung demgemäß zu charakterisieren. Die Römer hingegen eigneten sich diesen Namen ohne Beachtung oder Erkenntnis seiner Etymologie erst zu einer Zeit an, als der Berg untätig war, denn sonst wären sie möglicherweise vorsichtiger gewesen bei der Anlage von Ansiedlungen im nächsten Bereiche seines alten, schon damals sehr ausgedehnten Kratergebietes. Eine interessante Gruppe von Vulkannamen finden wir in Untersteiermark. Die östlichen Ausläufer des Pohorje (Bacher-Geb.) weisen vom Boc bis zur Rogacka gora eine Reihe von erloschenen Vulkanen mit ihren typischen kegel- oder horn- 5) Solche waren einst überall organisiert, sind aber dermalen noch gar nicht synthetisch durchforscht. — Als klassisches Beispiel hiefür gilt die Feuerpost, die Agamemnon zwischen Troja und Sparta einrichten ließ, auf welche Art er den Fall Trojas seiner Gattin Klytemnestra binnen einer Nacht mitteilen konnte. artigen Gipfeln auf, deren Charakternamen aber zum Teile schon vergessen sind. Es ist da der »Besniški breg«, den aber nur mehr die Militärkarte als »Bessnitz-B.« kennt. Sein Kratergebiet heißt heute »Šega«, richtiger »žeg, žega, žekno«6), wie der Slovene das Feuerloch bzw. den Krater bezeichnet. Eine Rückfallkuppe daselbst heißt »Kleče«, die ein Seitenkrater des »Besniški breg« gewesen sein mag. Dazu kommt noch die Haupterhebung daselbst, d. i. der »Boč«, der nicht nur vulkanische Tuffe aufweist, sondern bei Eschenbach (»Parcival«) als »Salwatsch«, d. i. »zal Boč« = böser Berg) angeführt erscheint. Auf diese Art wird auch die bisher ungeklärte Stelle im genannten Epos Eschenbachs (V, 231): »So großes Feuer sah niemand hier zu Wildenberg« .. ,7) verständlich, denn hiemit ist entweder der »Boč« selbst oder aber der benachbarte »Besniški breg« gemeint, als er noch oder eben wieder tätig war, der deshalb zum »wilden« Berge wurde, wobei jedoch Eschenbach selbst nur wieder eine alte Tradition verwertet haben konnte. Vyhorlat. — Im östlichen Teile der Čechoslovakei befindet sich ein Gebirgsmassiv, das den Namen »Vyhorlat, Vyhorla«, d. i. Herausbrennendes trägt, womit man einen Vulkan identifiziert, ohne welche Motive hiefür zu kennen. Hingegen sagt die Geologie, daß dort vor undenklichen Zeiten tatsächlich Vulkane tätig waren, deren Kraterformen nebst vulkanischen Residuen vom Kundigen daselbst noch heute leicht festgestellt werden können. Es zeigt dies zugleich: ist die Etymologie eines solchen topischen Namens richtig erfaßt, so erbringt die Natur selbst hiezu die ergänzende Bestätigung. Živa luč, — Auf Kamčatka ist noch heute ein Vulkan tätig, der als »Živa luč« (= lebendes Licht) benannt wird. Hiemit ist die Namenreihe der erloschenen Vulkane noch lange nicht erschöpft. Es ließe sich aber auf diesem Wege, wenn die Geologie schon einmal alle Punkte des Erdballs festgelegt hätte, wo einst Vulkane tätig waren, und die Sprachwissenschaft deren Benennungen etymologisch verläßlich klären könnte, nicht nur ein allgemeiner Kataster anlegen, der zeigen würde, welches Gebiet schon vor und welches erst nach der Betätigung der einstigen Vulkane besiedelt war, sondern sogar eine prähistorisch - e t h n o g r a p h i s c h e Karte hersteilen, die auch zeigen würde, welchen Sprachgruppen jene Urbewohner angehörten. 6) Vermutlich ist der noch tätige Vulkan »Čegem« im Kaukasus auch etymologisch desselben Ursprungs. 7) Die ganz erhebliche Literatur darüber, wo jener »Wildenberg« zu suchen sei, bietet daher nur Irreführendes und Phantastisches, weil man dabei nicht beachtet, daß Eschenbach hier eine Unmenge uralter Legenden und Lokalsagen kritiklos verwertete. Doch schon aus den gebotenen Beispielen können wir ersehen, daß sich die tätigen wie erloschenen Vulkane mit sla-vischen Charakternamen von Sizilien über Italien ziehen, sich ganz besonders in Slovenien verdichten und sich dann über die Cechoslovakei nach Deutschland fortsetzen. Demnach war mindestens dieses Gebiet gegen das Ende des Tertiärs (Pliocän) oder bei Beginn des Diluviums bereits von Menschen bewohnt, die sich einer Sprache bedienten, deren Elemente noch heute in den slavischen Sprachen in gleicher Form und derselben Bedeutung erhalten sind. Erwägt man aber bei alledem, daß sich noch heute die Sprachforscher, Ethnographen und Archäologen — bis auf äußerst wenige Hellsehende — darüber noch völlig im Unklaren sind, ob z. B. die S’ovenen im. 1. nachchristlichen Jahrhunderte in die heutigen Wohnsitze gelangt sind8), ind.eß wieder andere behaupten, daß dies erst im 6. geschehen sei8), so können wir diese Naivität nur damit lakonisch abtun, daß die Slaven wie im besonderen die Slovenen in ihren heutigen undi einst weit breiteren Wohnsitzen schon ansäßig gewesen sein mußten, als die Vulkane des Tertiärs noch sichtbar tätig waren, wir demnach hier überhaupt nicht mit Zeitspannungen von einigen Jahrhunderten zu rechnen haben, sondern mit erdgeschichtlichen Epochen, die weit eher in die astronomische Zeitzählung einzureihen sin d.lu) 8) Niederle Lubor, »Slovanske starožitnosti. Püvod a poeätky Slovanü jižnich.« S. 338 ff. (»Slavische Altertümer. Ursprung und Anfänge der Südslaven.«) 9) Ramovš Fr., »Donesek k slovenskim starožitnostim«. — Časopis za slov. jezik usw. II. S. 98. (»Beitrag zu slovenischen Altertümern«.) 10) Wir befinden uns da mit der Anthropologie in einem schweren Deutungs-Konflikte betreffs de» Alters des Menschen auf der Erde. — Prof. Osborn der Columbia-Universität (Nordamerika) meint z. B., nachdem man sich bisher mit allen erdenklichen Zahlen-Permutationen abgab, daß der Mensch im naturwissenschaftlichen Sinne schon vor 1,125.000 Jahren gelebt habe, und fügt dem als selbstverständlich bei, daß man bisher allerdings keine Dokumente aufgebracht hat, worauf sich auf das Alter des Menschen seit einer Million und mehr Jahren schließen ließe u. s. w. — Wir, die wir aber auf dem Wege der Sprache nicht so sehr das Alter des Menschen als Geschöpf sondern bereits vom Kulturstandpunkte aus verfolgen, stehen demnach mit den obigen Hypothesen der Anthropologie insoweit im Widerspruche, daß wir hiezu doch welche Behelfs dokumente aufgefunden haben. — Wir gehen demnach in geologischer Richtung vorerst alle den gleichen Weg, trennen uns aber bereits bei der Bewertung und Wahl der Leitfossilien, denn die lebende Sprache ist hiebei doch ein weit verläßlicheres Dokument, als ein morsches Knochenstück unsicherer Provenienz oder eine unverwüstliche Feuersteinlamelle, von denen möglicherweise keiner mit einem Menschen je in Berührung kam. Zur Prosa der Drachensagen. Darüber, daß der Mensch bereits im Tertiär gelebt hat, wäre auf Basis der Namen der in jener Zeit bereits erloschenen Vulkane kein Zweifel mehr, doch ist hiemit dessen Existenz noch lange nicht nach rückwärts zeitlich abgegrenzt. Er muß auch schon in der Kreidezeit nicht nur gelebt sondern auch schon damals eine derartige Intelligenz besessen haben, daß er imstande war, die eigenen Erinnerungen an die höchst exotische Fauna jener Zeit, die Saurier, in sachlichen Überlieferungen bis heute wachzuerhalten, und liegt kein Grund vor, jene Traditionen für Traumgebilde anzusehen, nachdem jene Tiere einst tatsächlich lebten.1) Daß sich aber die menschliche Phantasie nach Millionen von Jahren irgendwelche Fabeltiere ausgedacht hätte, als noch niemand wissen konnte, daß es ähnliche einst doch gegeben, ist rundweg abzuweisen, nachdem wir einerseits wissen, daß jede Phantasietätigkeit auch ihr tiefinnerstes Gesetz hat, andererseits aber heute im klaren sind, daß jene verhaßte Fauna, die dem; Menschen in keiner Richtung zu einem Nutzen war, einst wirklich lebte. Man hatte über sie allenthalben übertriebene Vorstellungen, man dichtete ihr bizarre Beigaben, phantastische Größenklasse oder wunderliche physische Kräfte zu, doch sind im allgemeinen die flüchtigen Beschreibungen des Äußeren jener Tiere doch recht zutreffend. Das erste bekannte größere Werk über jene Fauna ist Kon-rad Gesner's »Schlangenbuch« (Zürich, 1589), das demnach, zu einer Zeit erschien, als die Geologie noch keine greifbaren Belege für jene Saurierzeit hatte. Und doch sind die verschiedenen Vertreter dieser »Trakken«, wie sie der Verfasser nennt, den Arten der später gefundenen und rekonstruierten Saurier, wie: Ichtyosauros, Plesiosauros, Iguanodon, Pterodaktylos u. a. auffallend ähnlich. Gesner fügt auch bei, daß »sie allerorten diese schlimme Erde noch unsicher machen, nach den alten Römer- ß Diese überraschende Hypothese stützt sich selbstredend auf die heute gütige Skala der Erdschichtungen, die aber hiemit in schweren Widerspruch mit der paläozoologischen Skala gerät. Nimmt aber die Geologie da Berichtigungen vor. so wird sich unsere Hypothese diesen automatisch anpassen. quellen zwar bloß India und Morenland, aber auch im lieben Alpengebirge, wo sie in Felsenhöhlen wohnen, die gegen die Sonne liegen, um sich zu wärmen«. Daß sich daher solche Sagen und Beschreibungen so ad hoc und ohne welche vorbildliche Inspiration entwickelt hätten, daran ist nicht zu glauben, zumal der größte Saurier - Nachkomme, das Krokodil, noch heute lebt. Hiebei kommt uns aber auch die Sprachwissenschaft zu Hilfe. — Der Begriff »Drache« ist den meisten Sprachen in unwesentlich veränderter Form eigen, für die vielen Abarten hat aber doch wieder nur die slovenische Sprache spezialisierende Bezeichnungen. So versteht man unter »drak« anscheinend die Groß - Saurier im allgemeinen. Unter »zmaj« stellt man sich einen unförmigen Drachen in Schlangenform vor. Er wohnt in Berghöhlen und wird, da er bisweilen, wenn er böse wird, den Berg erschüttet, als Erreger der Erdbeben angesehen (»zma-jati« = erschüttern). Um ihn deshalb bei guter Laune zu erhalten, müsse man ihm verschiedene Opfer (Tiere, Kinder, Jungfrauen) bringen. — Weiter kennt der slovenische Sprachschatz den »premog«. Die Etymologie deutet auf ein besonders kräftiges Tier, welches das Opfer erdrückt. »Ses« ist eine Drachenart, die dlem Menschen oder dem Tiere das Blut aussaugt. »Pozoj, pozojica« ist ein schlangenartiges Ungetüm. »Lintver« (deutsch »Lintwurm«) scheint eine Art Krokodil gewesen zu sein. »Molava.r« war ein Drache mit kurzem Leibe. »Azdija« (mehr im illyrischen Gebrauche) war augenscheinlich schlangenähnlich), denn das Grudwort ist vermutlich »had« oder »gad« (= Giftschlange), wobei sich jedoch der Anlaut abgeschliffen hat. — Im slovenischen Volkswortschatze dürften noch weitere lokal gebrauchte Begriffe dieser Art vorhanden sein, die aber dem Einzelnen nicht vollzählig bekannt werden, doch kann diese Erwähnung solche noch erschöpfend ergänzen.2) Die Tatsache, daß ein Volk so viele Arten einer vor etwa drei geologischen Epochen lebenden Tiergruppe kennt, ein anderes aber nur paar Begriffe hiefür besitzt, die aber dem erste-ren ebenso eigen sind, läßt mit Recht vermuten, daß jene Sprache diese Speziesbenennungen noch aus eigener Beobachtung mitführt. Man behauptet weiter, daß jene an das tropische Klima gewohnte Fauna mit der einbrechenden Eiszeit zugrunde gegangen sei, was jedoch wenig Wahrscheinlichkeit hat, denn die Eiszeit ist doch nicht über Nacht eingebrochen und konnten 2) Alle diese Tiere erhielten von der Wissenschaft künstlich konstruierte Bezeichnungen, lie den klassischen Sprachen entnommen wurden, obschon diese hiezu nichts beigetragen haben konnten. An die Heranziehung der bereits vorhandenen Namen dachte jedoch niemand, da die Sla-vistik hiebei nicht orientierend auftrat. sich jene Tiere, analog wie das Krokodil, dem durch die Präzessionsrhythmen der Erde beeinflußten Klimawechsel gleichfalls anpassen, Weit wahrscheinlicher ist es, daß es der Mensch selbst war, der dieser in keiner Weise nützlichen Tiergattung den Garaus machte. Hiefür sprechen weniger die bekannten Herakles-, Theseus-oder Siegfriedsagen, wo es sich doch nur um die Vernichtung vereinzelter Tiere im heroischen Kampfe handelte, sondern um die systematisch-radikale Austilgung, wie sich die Beweise hiefür noch in den Volkstraditionen erhalten haben, wenn die angewendete primitive Methode auch wenig Heldenhaftes birgt. Die Čechen wie Slowenen — möglicherweise auch andere Volksgruppen — wissen zu erzählen, daß es bei den ersteren der »hloupy Honza« (= der dumme Hans) war, der die Drachenbrut vernichtete, bei den Slovenen hingegen der »nori Juri« (= der dumme Georg), und können diese Volksüberlieferungen durchaus nicht ganz aus der Luft geholt sein, nachdem die christliche Kirche den hl. Georg (Juri) ausdrücklich als Drachentöter verehrt und! dessen Fest zugleich auf den 24. April angesetzt hat, also in jene Zeit, als die verschiedenen Reptilien den Winterschlaf beenden, aus den Erdhöhlen kriechen und dem Menschen wieder gefährlich werden. Desgleichen besagt der Name »Juri« selbst im. Slawischen, daß es sich um einen K ä m p f e r, Angreifer, Stürmer (»juriš, juriti«) handelt. Die Methode jenes Vernichtungskampfes war sehr einfach und auch weit ungefährlicher, als es z. B. der Kampf mit dem Drachen auf der Insel Rhodos war, wie ihn Schiller in der bekannten Ballade darstellt. Die Todeswaffe lieferte die Chemie. Man warf solchen Tieren, je nachdem, sie Fleisch- oder Pflanzenfresser waren, ihrem Geschmacke entsprechende Köder zu, die mit ungelöschtem Kalke vermengt waren. Verzehrten sie solche, so begann sich der Kalk in der Magenflüssigkeit abzulöschen; das Tier fühlte das dringende Bedürfnis neues Wasser aufzunehmen, was den Effekt noch vergrößerte, bis der kochende Kalk die Magenwände durchbrannte, worauf das Tier verenden mußte.3) Der älteste schriftliche Beleg für diese Art der Drachenvertilgung ist schon im apokryphen Teile des Alten Testamentes, »Bel zu Babel« benannt, enthalten. Dort wird erzählt, daß der Prophete Daniel einen göttlich verehrten Drachen in Babylon durch vorgeworfene Kuchen tötete. Augenscheinlich war diesen auch ungelöschter Kalk beigemengt. — Sonderbarerweise wiederholt sich nahezu dieselbe Szene auch auf der gleichlau- 3) Wenn wir bei diesem Anlasse erfahren, daß man damals auch schon das Kalkbrennen kannte, so ist dies ein weiterer Beweis, daß der Mensch mindestens schon im Tertiär als Kulturmensch angesprochen werden darf. tenden »Wawel«-Höhe bei Krakow. Dort hauste einer dunklen Tradition nach einst ein gefürchteter Drache, dem niemand beikommen konnte. Da kam Krak, der angebliche Gründer Krakows, warf ihm ein enthäutetes, mit ungelöschtem Kalk versetztes Schaf vor, worauf das Ungetüm verendete.’) Eine ähnliche Sage wird auch über einen Drachen bei der Buna-Quelle (Herzegowina) erzählt, dem man jedoch jährlich eine Jungfrau opfern mußte. — Einigermaßen ähnlich ist auch die Art, wie Bellerophon den Drachen Chimära tötete. Er stieß dem Tiere seinen Speer, auf dem Blei befestigt war, in den Rachen; da aber dieses Feuer spie, schmolz das Blei und troofte in den Schlund ab, worauf das Tier verendete, Es ist daher nicht so verwunderlich, daß man einst ein angesehener Mann, ja, selbst Ahnherr eines Volkes oder ein Heros werden konnte, wie wir dies eben den babylonischen, hellenischen, slavischen und germanischen Sagen entnehmen können, wenn man irgendein Gebiet von Drachen säuberte und so erst für den Menschen bewohnbar machte, doch muß dies schon in jener Zeit geschehen sein, als noch die Saurierepoche währte. Die Anthropologie wird aber auf diese Art gezwungen das Auftauchen des homo sapiens aus der Diluvialzeit über das Tertiär in die Kreideformation rückzuverschieben, oder aber die Paläontologie die Existenz der Saurier bis zum Anbruche des Diluviums zu verlängern, denn ansonst stehen wir weiter vor unhaltbaren Widersprüchen. ’) Vor etlichen Jahren befaßte sich in Maribor jemand mit dem Vernichten ihm mißliebiger Hunde. Er warf ihnen Wurststücke mit eingeschlos-seneiji ungelöschten Kalke vor, worauf die Tiere qualvoll verendeten, und konnte man lange Zeit der Sache nicht auf den Grund kommen. — Es ist dies ein Beweis, daß jener Vernichtungsmodus in der Volkstradition noch immer nicht vergessen ist. Die altslovenische Weltära. — Die „Phönix“-Aera. Außerhalb der seriösen slavistischen Kreise ist das Vorhandensein einer altslovenischen Weltära nahezu gänzlich unbekannt, d. h. daß in den alten Chroniken wie diplomatischen Akten der Slaven, und darunter namentlich in jenen der Ost-und Südslaven, bei Jahresangaben die sonst als byzantinische oder alexandrinische bezeichnete Weltära angewendet erscheint.1) Man bezeichnete sie vielfach auch als die russische, weil sie bis Peter d. Gr. als Zeitrechnung in Rußland galt, aber dort wie bei den meisten südslavischen Völkergruppen zum Teile noch bis in die neueste Zeit im gelegentlichen Gebrauche blieb; hingegen wird sie aber als die altslovenische hier das erstemal offen bezeichnet. Dieser Ära liegt die Zählung der Jahre von der vermeintlichen Weltschöpfung bzw. Erschaffung der ersten Menschen zugrunde, die mit dem Jahre 1 der christlichen (römischen) Zeitrechnung bereits das Jahr 5508 ergibt, wenn es sich um: Daten vom 1. Jänner bis 31. August handelt; für die Zeit vom 1. September bis zum 31. Dezember kommt aber schon das Jahr 5509 zur Geltung, da das Neujahr mit 1. September begonnen wurde.2) Über die Ermittlung und Unterteilung dieser Weltära bieten die altslavischen Chroniken genügenden Aufschluß. Am originellsten erscheint jene, die zwei Großfluten kennt, und gewöhnlich in fünf Abschnitte zerlegt wird; diese sind: I. die Zeit von der Erschaffung der Welt — Jahr 1 — bis zum Kataklysmus der Erdoberfläche, d. i. dem durchgängigen Wasserwechsel mit dem Festlande, meist als »ogygische« 1) Der Unterschied besteht nur darin, daß die alexandrinische Ära die Inkarnation Christi um 8 Jahre früher, also bereits in das Jahr 5500 verlegt, sich daher arithmetisch genau an den prophetischen Termin hält, denn Gott versprach Adam den Erlöser in 51Z großen Jahren, und da ein solches 1000 Jahre umfaßt, entspricht dies genau der legendären Voransage. 2) Bei den Cechen heißt der September noch immer »zäri«, d. i. der neue Jahresmonat. — Die Umrechnung ist sehr einfach: ein nachchristliches Kalenderjahr der altslovenischen Ära ergibt sich, wenn man diesem 5508 bzw. 5509 zuzählt. — Z. B. das Jahr 1929+5508=7437 bis zum 1. August, später aber schon 7438. Flut (»oguga« = Umschaukeln) benannt; diese umfaßt 1748 Jahre; II. die Zeit bis zur »deukalionischen« Flut, mit der die jüdische Zeitrechnung einsetzi; es sind dies 1009 Jahre; III. die Zeit bis zur Regierung des Königs Inach, d. i. 1600 Jahre; IV. von Inach bis zur Gründung Roms, d. i. 400 Jahre; V. die Zeit von der Gründung Roms bis zur christlichen oder römischen Ära, d. i. 752 Jahre.3) Die Zeitzählung nach Sonnenjahren muß demnach schon im hohen Altertume allgemein gewesen sein, da diese auch schon der später beschriebenen »Phönix - Ära zur Grundlage dienen, doch darf selbstredend niemand, der nicht strenggläubig an den starren Worten der Biblischen Genesis heutiger Fassung hängt, auch nur einen Augenblick daran glauben, daß mit dem Erscheinen des ersten Menschen dieser gleich die Sonnenjahre mit 1 zu zählen begonnen hätte, oder daß der wirkliche Anfang des Menschengeschlechtes der in der Genesis geschilderte wäre.4) Nun kann aber eine eigene Zeitrechnung nur jene Völkerfamilie besitzen, die sich auch durch einen eigenen Kulturkreis repräsentiert. Jenes Volk, das diese Voraussetzungen besitzt, fixiert sich damit zugleich die oberste Grenze seines geschichtlichen Daseins, und beginnt logischerweise die eigene Bestandzeit mit jenem Augenblicke chronologisch festzuhalten, als die historische Urmaterie hiezu gegeben ist. — Diesen Vorbedingungen müssen aber die alten Slaven auch entsprochen haben, denn sie haben eine geschichtlich derart weit- 3) Die Annahme, als hätte man mit der Geburt Christi gleich mit dem Jahre 1 zu zählen begonnen und die Geschichtsdaten nach rückwärts auch von 1 weiter gezählt ist, ist grundfalsch, denn die erste Anregung mit dem Geburtsjahre Christi eine neue Zeitära zu beginnen, regte erst im 6. Jahrhunderte der Scythe Dyonisius Exiguus an, der als Abt in Rom lebte. Er drang damit auch durch, worauf die allgemeine Umrechnung der älteren Geschichtsdaten erfolgte. — Diese durchgängige Umrechnung soll unter der wissenschaftlichen Führung eines gewissen Severus Archontius von einer Gruppe von Mönchen um das 9.—10. Jahrhundert durchgeführt worden sein. Bei diesem Anlasse sei vieles »berichtigt« worden, wobei namentlich die Slaven um ihre älteste geschriebene Geschichte kamen, und war es der gelehrte Jesuite Jean Hardouin (1646—1729) selbst, der alle alten Kirchenschriftsteller sowie die gesamten klassischen Werke — vier ausgenommen — für Fälschungen, Unterchiebungen und irreführende Umarbeitungen aus jener Zeit erklärte. 4) Die vielfach verbreitete Meinung, daß man einst nicht mit Sonnen-, sondern mit kürzeren Jahren rechnete, ist prinzipiell falsch. Man zählte nach Sonnenjahren, aber die Lebensdauer bezieht sich nicht auf eine Person sondern auf Dynastien, Der Beweis hiefür ist einfach: die verschiedenen Zeitangaben, wie z. B., daß der Patriarch Abraham schon 50 Jahre alt ist, der ansonst noch ein Kind gewesen sein müßte, oder der vielbewunderte Fall, daß Sara mit 70 Jahren noch Mutter wurde, würden ergeben, daß die damalige Menschheit gl±0 des Lebens im Greisenalter zugebracht haben müßte, was doch schon biologisch unnatürlich erscheint. gespannte chronologische Tradition, wie nicht, annähernd eines der bekannten ältesten Kulturvölker. Die Vergleiche ergeben nämlich, daß der erste chinesische Jahreszyklus erst mit dem Jahre 2277, die Kalijuga der alten Inder mit dem Jahre 3102, die jüdische Ära mit dem Jahre 3761 vor Christi Geb. einsetzt; letztere kommt sonach der slavi-schen Ära am nächsten, da sie bereits im 1748. Jahre (3761 + 1748=5509) derselben ihren Anfang nimmt. Es ist daher auch die bisherige Annahme, daß der Inhalt der Biblischen Genesis von den Semiten stamme, weiter unhaltbar, weil da ein großer Teil der geschilderten ältesten Begebenheiten in der verkürzten jüdischen Ära keine Aufnahme hätte finden können. Sie haben sich aber trotzdem u. z. in zusammengedrängter und getrübter Form im großen dadurch erhalten, daß die pragmatische Geschichte des Beginnes der sozialen Organisation der Altslaven später bei anderen Völkern mit verkürzter Zeittradition zu dunklen Sagen, Mythen und I egenden zusammengezogen, die Ur~ fassung der konkreten Geschichte immer weiter getrübt oder phantastisch überwuchert, und damit auch die Zeitkontrolle ausgeschaltet wurde. Durch dieses Kürzungsverfahren und die phantastische Überbrückung der ältesten Völkergeschichte haben nun augenscheinlich die Semiten nachher unsere heutige Fassung der Genesis herbeigeführt, indem sie alles jene, was menschengeschichtlich vorausging, kurzweg des irdischen Ursprungs entkleideten und hiefür die Lebensdauer der ersten Menschen abnorm ausdehnten, indem sie die Stammesdynastien mit langlebigen Einzelpatriarchen ersetzten. Nichtsdestoweniger hielten die slavischen Chronisten späterer Zeit an den alten Traditionen der Chronologie der Originalvorlage weiter fest, weil sie an ihr auch festhalten mußten, nachdem keine andere Zeitrechnung für die zu behandelnde historische Zeitspannung ausreichte, d. h. sie ließen die entsprechend zugestutzten und den besonderen Aspirationen angepaßten Texte der semitischen, syrischen, arabischen und hellenischen Abschreiber völlig unbeachtet, da sie hiebei die 1748 Jahre als Plus nicht unter den Tisch fallen lassen konnten oder wollten. Überdies stimmen auch die Bibelausleger unserer Ansicht bei, denn auch sie geben zu, daß die Chronologie von Abraham zurück keine ununterbrochene sein könne. Die Slaven besitzen demnach die in die Urzeit am weitesten reichende Ära, die einstweilen für alle bisher bekannten weltgeschichtlichen Begebenheiten — ausgenommen die astronomischen und geologischen — ausreicht. Zum Ausgangspunkte für diese wurde eine allgemein imponierende Episode des eigenen Geschichts- oder Kulturkreises — wie bei allen jüngeren Äras —, in diesem. Falle also ein hervorragender Herrscher oder Staatengründer (Adam?) genommen. Man zählte dann immer weiter, zum Teile mit Untergruppierungen in Regierungsjahre und Stammväter- oder Dynastieepochen, und gelangte so zu der heutigen Zahl von eigenen Geschichtsjahren. Hiebei muß noch ganz besonders hervorgehoben werden, daß der Ausgangspunkt dieser ältesten Weltära zugleich eine ungeahnt hohe Kultur voraussetzt, denn die Unterteilung in astronomische Jahre beginnt sofort, und die Aneinanderreihung der Jahre erfolgt bereits nach dem Dezimalsystem, also der bewährtesten Zählmethode größeren Stils. Diese Tatsachen zeigen uns weiter, daß dem Beginne dieser Ära schon eine imponierende wissenschaftliche Kulturentwicklung, namentlich in mathematischer und astronomischer Richtung vorausgegangen sein muß, denn das Bedürfnis wie Verständnis für eine geordnete Zeitrechnung kann nur einer großen, sozial wohlorganisierten Menschengruppe mit hohen Bildungs- und Selbstbewußtsein-Prämissen zugebilligt werden, nachdem einer anderen hiezu auch das geschichtliche Empfinden fehlt.5) Diese Ära war aber bei den Altslovenen nicht die einzige, denn für größere Epochen gab es neben dieser historischen auch eine astronomische, für die allerdings und einstweilen nur etymologische Anhaltspunkte vorliegen: Es ist dies die »venec«-Ära, die man in der Wissenschaft auch kennt, aber irreführend als »Phönix«-Ära schriftlich darstellt. Die Mythe vom Vogel »Phönix«, der stets nach ungefähr 500 Jahren aus Indien oder Arabien in Heliopolis (Ägypten) eintreffe, sich dort im Tempel des Sonnengottes ein Nest anlege,. das er schließlich, als Scheiterhaufen benützt, um aus der eigenen Asche verjüngt hervorzugehen, ist ziemlich bekannt. Diese Mythe muß sich aber, wie übrigens die meisten Mythen, durch irgendein posthumes sprachliches Mißverständnis herausgebildet haben, denn schon die Alten wußten, daß es sich hiebei um keinen Vogel, namens »Phönix«, sondern um einen Zeitzyklus handelt, der bei den Ägyptern als astronomische Definition »pheneh« lautete oder wenigstens so transskribiert wird, und dem Begriffe »Zeitumlauf, Zyklus, Ära, aevum« gleichkommt, aber nichts weiter, als modern richtig geschrieben, ein »venec« (= Kranz, Zyklus) ist, wie die meisten Slaven noch heute einen Kranz, d. i. etwas in sich Zurückkehrendes, einen Kreis Bildendes bezeichne n.6) 5) Dieses ist in jüngerer Zeit den Slaven tatsächlich völlig verloren gegangen, seit man mit dem Märchen gekommen ist, daß man von irgendwo in die heutigen Wohnsitze eingewandert sei, daher die offizielle Wissenschaft das Bestehen der eigenen Ära geheimhalten muß, um in keine Kontradiktionen zu geraten. — Überdies will man die Öffentlichkeit mit dem Schlagworte »Neoslavismus« betäuben, ohne zu bedenken, daß dieser logischerweise das Bestehen eines »Paläoslavismus« voraussetzt. e) In Altägypten gab es übrigens zahlreiche Begriffe, namentlich solche agrartechnischer Richtung, die z. B. die Südslaven noch heute gebrauchen, was an anderer Stelle ausführlicher besprochen wird. Man hat nun festgestellt, daß es sich hier tatsächlich um den Umlauf von 652 Jahren handelt, in welchem Zeiträume sich die Durchgänge des Merkur durch die Sonnenscheibe regelmäßig wiederholen und astronomisch als »Merkurfinsternisse« bezeichnet werden, daher hiemit ein »venec« endet und eine neue solche Ära beginnt, d. h. der Mythe folgend, der Merkur verbrenne hiebei an der Sonne, verjünge sich aber dann gleich wieder, sobald er vorüber ist. — Zur Erinerung an diese seltene Erscheinung seien auch vielfach Denkmünzen geprägt worden, die man dementsprechend auch als »Phönix«-Münzen benannte; ja, man will sogar festgestellt haben, daß in den Jahren, in denen die Alten vom Erscheinen des »Phönix«-Vogels fabulieren, tatsächlich Merkurdurchgänge stattgefunden haben.7) Als weitere Kuriosität sei angeführt, daß sich im Namen »Merkur«, der allgemein der lateinischen Sprachprovenienz zugeschrieben wird, das slavische »mrk« als Wurzel präsentiert, womit der Slowene noch heute alle astronomischen Verfinsterungen, d, i. das Zusammentreffen dreier Himmelskörper in einer Linie kennzeichnet, woraus sich erst der Begriff »Mercur« ergab. Die alten Slaven wußten daher die wahren Vorgänge und benannten sie auch dementsprechend; den anderen Völkern blieb hingegen alles rätselhaft. Aus alledem geht weiter hervor, daß es schon im hohen Altertume Sternwarten gab und daß eine solche in Heliopolis, also nicht in der Sonnen- sondern in der Sonnenbeobachtungsstadt vorhanden war, wohin der »Phönix«-Mercur aus dem Osten in die Fernrohre gelangte, sowie daß eine ungeahnt lange Zeit der Sphärenbeobachtung vorausgegangen sein muß, ehe der Mensch mathematisch-astronomisch festgelegt hat, wonach sich die Mercur-Durchgänge immer in einem Zeitzyklus von 652 Sonnenjahren regelmäßig wiederholen; und dieser Zeitkreis führte bei den Ägyptern den einwandfrei zutreffenden slawischen Namen »venec«. — Welche Zeit der Hochkultur und tiefgründiger mathematisch-technischer Wissenschaft wie optisch verstärkter Beobachtung der Sphärenvorgänge muß aber der ersten Erkenntnis der Verbuchung einer so langen rhythmischen Ära vorausgegangen sein, und wie viel Hunderte und Tausende solcher Mercur - Durchgänge, von denen auch 7) Suidas, Tacitus und Aurelius Victor berichten, daß die erste b e-kannte Mercur-Finsternis unter Sesostris um das Jahr 2555 v, Chr. stattfand; die zweite sei unter Amos um 1904 und eine solche um das Jahr 50 n. Chr, beobachtet worden. Die Zwischenjahre 1251 und 599 v. Chr. werden jedoch, soweit dermalen bekannt, nirgends erwähnt. — Die Grundzahl stimmt daher rechnungsmäßig und spielt bei so großen Zeiträumen eine Zähldifferenz von etwa drei Jahren keine Rolle. — Die jetzt laufende »Phönix«-Ära müßte demnach um das Jahr 2006 schließen, was die Astronomen indessen ausrechnen mögen. heute nur ein paar Dutzend Menschen etwas weiß, sind aber überhaupt nicht beobachtet worden!8) Eine eigene altslovenische Weltära ist sonach sprach- wie kulturgeschichtlich, dann logisch-natürlich begründet, ja geradezu selbstverständlich, diaher auch über die Existenz der Altslaven schon zu Beginn jener Ära kein Zweifel sein kann, und dies auch dann nicht, wenn sonstige Belege dies nicht überzeugend stützen würden, daher wir jene Slavisten wie Historiker aufrichtigst bemitleiden müssen, die noch immer unter der sklavischen Psychose stehen, als ob die Slaven ohne jeden kulturgeschichtlichen Werdegang oder meteorartig auf der Weltbühne aufgetaucht wären. Die Zeitdistanz von Heute bis zu jener des vermeintlichen ersten Menschenpaares schien uns bisher zeitlich als unüberbrückbar oder doch mit der normalen Sehkraft nicht überblickbar, weil sich da zu viel Legendäres, Transzedentes und religiös Spekulatives dazwischen legte. Immerhin ist aber die kleine Zeitspannung von Heute bis zum Biblischen Adam ein zusammenhängendes Stück der Urgeschichte der Slaven oder ihrer religiös menschengeschichtlichen Offenbarung, daher es sich sowohl aus diesem wie auch ansonst praktischem Grunde, um das unbequeme Zählen der Geschichtsjahre nach vor- und rückwärts auszuschalten, empfehlen würde, die eigene angestammte und dabei großzügigere Zeitrechnung wieder allgemein in Gebrauch zu nehmen, wie sie es tatsächlich schon durch etwa 7200 Jahre war. 8) Uber dieses Ereignis i. J. 702 und 1354 unserer Zeitrechnung scheinen sich auch keine Notizen erhalten zu haben, da in jener Zeit die allgemeine Kultur sehr nieder stand. Die Geheimnisse der Biblischen Genesis. Einzelnen Bibelforschern fiel es seit jeher auf, daß die altslovenischen Chroniken weit mehr Details der Schöpfungslegende anführen, als die Biblische Genesis. Die über diesen Widerspruch Grübelnden sagten sich z. B.: die Nestorsche Chronik weiß bedeutend mehr, als der »reine« Bibeltext, doch erklärten sie sich dies dahin, daß jene Erweiterungen alten Quellen entstammen müssen, über die sich schon alle Tradition verflüchtigt hat. Gerade darin liegt aber der Beweis Verankert, daß es welche' noch ältere und ausführlichere Quellen gab, und diese sind das Original, indes die Biblische Genesis in der heutigen Fassung zum Teile eine spätere Kürzung, die sich augenscheinlich aus der inneren Entwicklung des Judentums ergeben hat, zum Teile aber auch eine unvollständige Übersetzung ist, weil man unverständliche Stellen hiebei kurzweg überging. — Andererseits ist nicht anzunehmen, daß jene Chronisten, die doch fast ausnahmslos Mönche waren, die bereits geheiligten Anschauungen aus eigener Phantasie ergänzt hätten. Für die Kürzung des semitischen Textes spricht schon im allgemeinen das historische Defizit von 1748 Jahren, wie dies bei der Erwähnung der altslovenischen Weltära bereits klargelegt wurde. Für sonstige gelegentliche Kürzungen gibt es auch reichliche Belege. So lautet z, B. die Beschreibung der vier Flüsse des Paradieses im altslovenischen Schottenchroniken folgend:1) »Der dritte Fluß heißt Tigr. (Er vereinigt große Wassermengen) und umkreist das assyrische Gebiet.« Dann: »Der vierte Fluß heißt Jevefrat. (Er geht von Vavilon und wirft eine Menge von wertvollen, seltenen und schönen Steinen aus).« — Der semitische Text kennt aber die vier Paradiesesflüsse überhaupt nicht. Beim Texte, der den ersten Fluß anführt, fällt auch die größere Klarheit auf. Der gangbare Text sagt: »Der erste heißt Pisón, der das ganze Land Havila umschließt, woselbst sich Gold befindet. Und das Gold des Landes ist vortrefflich; dort finden sich auch Bedolachharz und Schohamsteine.« — Was unter letzteren gemeint ist, weiß man nicht. Unter »Bedolach- *) Das in den Klammern Angeführte ist in den sogenannten »echte*« oder authentischen Bibeltexten nicht enthalten. harz« wollen die Bibelkritiker das Pech hervorgehoben wissen, das man zum Kalfatern der Schiffe benötigt, doch muß der Hagiograph darunter wohl etwas Edleres gemeint haben als das gewöhnliche Koniferenharz. — Der altslovenische Text erwähnt jedoch hier den »jantraz« und den grünen Stein, Welcher von den grünen Edel- oder Halbedelsteinen da gemeint ist, bleibt auch hier dunkel; hingegen ist es zweifellos, daß »jantraz« auf den Bernstein anspielt, der bei den Slaven noch heute »jan-tar« heißt. An den Diamanten, der in derselben Quelle als »jan-traks« erwähnt wird, ist hier nicht, zu denken, zumal auch schon der »authentische« Text an das Harz anspielt.2) Der Leser muß daher sofort in das große Geheimnis eingeweiht werden, wonach die Urform der Genesis nur slavisch verfaßt gewesen sein kann. Aus dem Slavisch en wurde sie dann ins Semitische, Hellenische und Lateinische übertragen, wobei die Reihenfolge nicht klar ist. Die bisher geltende allgemeine Ansicht hingegen, die slavischen Texte seien erst aus dem semitischen Archetypus oder der hellenischen Septuaginta hervorgegangen, ist jedoch nach allem unmöglich daher grundfalsc h.3) Diese Behauptung ist nicht allein durch den Umstand begründet, daß die slavische Darstellung der bibelgeschichtlichen 2) Hier muß jedermann sowohl die Kenntnis der chemischen Zusam- mensetzung des Bernsteins wie Diamanten, die beide zur Gruppe der Anthrazide gehören, auffallen, aber noch mehr die Tatsache, daß in der vermeintlichen Urwohnstätte des ersten Menschenpaares nicht etwa die primitivsten vitalen Bedürfnisse oder wirtschaftlichen Fragen in erster Linie berührt werden, sondern ausschließlich der Luxus in mineralogischer Richtung, also ein Gebiet, das bereits chemische Kenntnisse, hohe kunstgewerbliche Erfahrungen (Steinschleiferei, Erzeugung hoher Schmelztemperaturen, gute technische Werkzeuge) sowie geregelte Absatzgebiete und Handelsverbindungen mit großzügigem Geschäftssinne voraussetzt. — Alles dieses kann aber unmöglich als eine Äußerung des Urzustandes des Menschengeschlechts angesehen werden, sondern gerade im Gegenteile: als die älteste bekannte Schilderung einer unbewußt hohen, eine lange Vorentwicklung voraussetzenden Kulturzeit. 3) Dem grübelnden Menschengeiste drängte sich seit jeher die Neugierfrage auf, welche Sprache — mit den heutigen Verhältnissen verglichen — von den ersten Menschen nach unserer Biblischen Darstellung gesprochen wurde. Viele glaubten vorerst, jene Sprache müsse die hebräische gewesen sein, doch sprach vor allem das 1. Buch Moses dagegen, das in Bezug auf Inhalt und Namen auf einen fremdländischen Ursprung deutet. Man versuchte es dann auch mit dem Syrischen, Chal-däischen oder Phrygischen, doch fehlten hiezu Belege jeder Art. Aber schon Goropius und Sriekus kamen bei der Betrachtung, daß die Namen Adam, Eva usw. nicht hebräisch sein können, auf die keltische Sprache, bis sich andere noch genauer für die »sclavonische« (slovenische; als die erste und ursprüngliche Sprache erklärten, alle übrigen aber nur als Dialekte oder Deszendenzsprachen ansehen, was der vergleichende- Sprachforscnung auch am weitesten entspricht. im Slowenischen: schlechter Mensch, Bösewicht; »kojnati« = hintergehen. Luva. In der Biblischen Geschichte fällt es als unnatürlich auf, daß die Ureltern keine weibliche Nachkommenschaft haben, obschon es dort unvermittelt heißt (I, 4, 17): »Und Kain wohnte seinem Weibe bei, da wurde sie schwanger und gebar den Henoch.« — Andere Genesistexte hingegen geben da ergänzenden Aufschluß, indem sie sagen: Adam zeugte Söhne und Töchter. — Das äthiopische »Adambuch« weiß sogar, daß Eva zweimal doppelgeschlechtige Zwillinge geboren, u. z. das erstemal den Kain und die Luva (Libuda), das zweitemal den Avel und die Aklejam. — Weiter arzählt es: »Adam benannte den Sohn deshalb Kain, d. i. H a s s e r, weil er schon im Mutterleibe seine Schwester haßte (?), indessen nannte er die Tochter »Luva«, d. i. die Schöne, die Liebliche, da sie schöner als ihre Mutter war. Diesen Namen oder dieses Attribut kann ihr aber doch nur ein Slave beigelegt haben, da die Etymologie sowohl bei Kain, wie auch bei Luva stimmt, denn »Luba« heißt tatsächlich die Liebliche, bzw. die Geliebte, aber nur im Slavischen. Libuda. Syrische Chroniken kennen auch diesen Namen. Sie erzählen, daß man die Luva auch »Libuda« nannte, was so viel als Schönheit besage. Dies ist aber dtoch nur wieder im Slavischen der Fall, wo »lepota« Schönheit bedeutet, Milka, Eine Geliebte (Konkubine) Nahors, Abrams Bruders, hieß »Milka«, d. i. Geliebte im Slavischen. Aspas. Im Buche Daniel findet sich der Begriff »aspas, aspas« vor, der sonst dem Hebräischen bzw. Aramäischen unbekannt, daher unverständlich ist, aber dem Zusammenhänge nach etwa Statthalter bedeuten muß, Dieses stimmt, aber nur im Slavischen, denn »spas« besagt hier Beschützer, Schutz (»spasitelj ~ Heiland), und »ospas«: Beschützer ringsherum, also eines Gebietes, daher: Kreisvorsteher, Bezirkshauptmann- u. ä. Figa. — Eine eigenartige Metamorphose erlebte der Begriff »figa« in allen Bibeln. Die Genesis sagt (1, 3): »Da nähten sie sich (Adam und Eva) Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze,« — Ist schon das Nähen, wenn auch ein höchst primitives, im Urzustände der vermeintlichen Nacktheit ein Kultur-Anachronismus und ein Feigenblatt beim Körperbau des Mannes absolut kein moralisch wirksames Deckmittel, so ist auch die Anführung des Feigenblattes sprachlich eine gründlich verfehlte, denn gemeint ist damit lediglich der weibliche Geschlechtsteil. — Im Slovenischen wird für diesen in der Vulgärsprache allgemein der Begriff »figa« gebraucht und wird z, B. die populäre Redensart: »sie hatte nichts als die »figa« mit und kehrte reich heim« nicht einmal als diffamierend angesehen,7) Gad. — Hier ist den Genesisübersetzern auch ein fataler Fehler unterlaufen, — Im Slovenischen benennt man die Giftschlange als »gad« aber zugleich auch den Seher oder Wahrsager. Letztere Auffassung des Homonyms ist auch die einleuchtendere, denn die Schlange tritt im Paradiese tatsächlich als Seher auf, nachdem sie Eva doch die Vorteile darlegt, die mit dem Apfelgenusse kommen werden, — In der menschlichen Vorstellung erscheint aber gerade bei der Schlange die Gabe des Sprechens als etwas äußerst Unnatürliches. Überdies hat Gott Adam, als er ihm alle Tiere behufs Belegung mit Namen vorführt, gerade die Kriechtiere nicht herangezogen. Der erste Übersetzer der Genesis hat demnach die homonymen Begriffe »Seher« und »Schlange« für »gad« an jener Stelle falsch gewählt, was nur demjenigen leicht passiert, der eine Sprache nicht gründlich beherrscht/) — »Gad« hieß übrigens auch der Seher des Königs David, der aber dieses Amt als Beruf ausübte. Herub, Cherub. — In der Genesis (3, 24) ist zu lesen: »Da trieb er (Jahve) den Menschen aus (dem Paradiese) und ließ östlich vom Garten Eden die Cherube sich lagern und die Flamme dies zuckenden Schwertes, zu bewachen den Weg zum Baume des Lebens.« — Diesen verworrenen, wahrscheinlich auch durch eine falsche Wahl von homo- oder synonymen Begriffen mystisch gewordenen Text, enthält die Septuaginta, also die hellenische Übersetzung der hl. Schrift des Alten Bundes, der das hebräische Original als Vorlage gedient haben soll, doch fehlt sonderbarerweise im vermeintlichen hebräischen Archetypus gerade diese Stelle ganz, welcher Widersprach hier besonders hervorgehoben werden muß, denn eine Übersetzung, die mehr weiß, als das Original, ist eben keine Übersetzun gP) r) Das Wiener Idiotikon kennt hiefiir den sprachlich verwandten Begriff »Figur«. — Unter »figa« versteht man weiter die durch das Durchstecken des Daumens zwischen den Zeige- und Mittelfinger sich ergebende Plastik, die den weiblichen Geschlechtsteil symbolisch andeutet, wie z. B, die slovenische Mutter ihrer Tochter offen rät, einem aussichtslosen Werber die »figa« zu zeigen. — Die öffentlichen Dirnen im Oriente trugen in älterer Zeit solche »Figa«-Skulpturen aus Gold oder Edelsteinen um den Hals als äußeres Kennzeichen ihres »Berufes«. s) Darauf hat der Verfasser schon im Werke »Die slavische Vorzeit« (Maribor, 1919) aufmerksam gemacht. — Ein Pastor in Holland griff dies auf und schloß sich dieser Ausdeutung an, doch wurde ihm gleich mit der Exkommunikation gedroht, wenn er diese »Erkenntnis« nicht widerrufe. 9) Die Erklärung ist sehr einfach: der semitische Genesisübersetzer verstand die Stelle der altslovenischen Vorlage nicht, daher er sie kurzweg überging. Den Genesis-Hermeneutikern drängte sich auch bald die Frage auf, wer eigentlich die »cherubi« seien und woher die »cherub«-Vorstellung stammen mag, und führten die Versuche zur Beantwortung dieser Streitfrage zu den vielseitigsten und wunderlichsten Ansichten, obschon die Lösung sehr einfach ist.10 *) Das altslovenische »jerob«, das sich auch im Neuslove-nischen als »jerob, jerov«, im Deutschen als ;gerhab« bis heute im Vollgebrauche erhalten hat, bedeutet: Vormund, Beschützer, Kurator. — »Cherubi« sind demnach als die Wachen oder Sicherungstruppen Jahve's anzusehen, der auch schon früher Kriege führte, wie dies aus einer anderen Stelle des Pentateuchs (IV, 21), wo vom »Buche der Kriege Jahves« die Rede ist, hervorgeht. Diese stellte er zur Bewachung des Paradieses östlich, also an einer besonders bedrohten Flanke auf, demnach es sich hier auch um irgendeine kriegerische Aktion gehandelt haben muß. — Der Prophete Ezechiel nennt gelegentlich auch den König von Tyrus »cherub«. Tabor. — Im. Buche Josua (19, 22) wird der Berg »Tabor« in Palästina als Grenzberg des Stammgebietes Isachar und im Buche der Richter (4, 6) als Sammelplatz des Fleeres (um 1590 v, Chr.) unter dem Richter Varak angeführt. — Es ist dies eine von drei Seiten freie Höhe mit einem hervorragenden Ausblicke. Der Berg war seit undenklichen Zeiten befestigt, und befand sich darauf auch die gleichnamige Festungsstadt, die (nach Polybius) noch i. J. 218 v. Chr. als solche bestand. Jos. Flavius (geh. 37 n. Chr.) hat die Höhe wieder gegen die Römer befestigt. — Bekanntlich führt aber im Slavischen jede stärker befestigte Höhe in älterer Zeit den Gattungsnamen »tabor«.11) Die wirklichen Verhältnisse der Altslaven zur Biblischen Genesis lassen sich daher folgend knapp zusammenfassen: die Genesis, namentlich deren ältester Teil, muß als Original in altslovenischer Sprache verfaßt gewesen sein, weil es sonst schon einmal unerklärlich erscheint, wieso die Slovenen die Erschaffung der Welt bzw. des ersten Menschenpaares um 1748 Jahre früher festsetzen konnten, als z. B. die Semiten,, 10) Man kam da auf die kuriosesten Ausdeutungen, wie: die Cherube sind Sinnbilder göttlicher Eigenschaften oder Symbole des Himmels und seiner Gestirne; sie sind überhaupt mythische Wesen oder aber Personifikationen der Gewitterwolken, des göttlichen Wolkenwagens, der Tierkreiszeichen, der schätzebewachenden Greise, der geflügelten Löwen- und Stierkolosse der assyrischen Paläste und Tempel u. ä. m. u) In Wien gibt es zwei Lokalitäten, die »Am Tabor« und »Favoriten« heißen. Über die Herkunft der ersten war nie ein Zweifel, hingegen wußte man sich den Namen der zweiten nicht anders zu erklären, als daß irgendein Hoher dort einst eine »Favoritin« untergebracht hatte. Man beachtete bisher nicht, daß man in älterer Zeit z. B. im Russischen weder »Tabor« schrieb noch sprach, sondern »Favor«, demnach »Favoriten« richtig »Ta-boriten« (= befestigter Lagerplatz) zu schreiben wäre. deren Ära doch erst mit der Sintflut beginnt, also in der Zeit, als das Menschengeschlecht bereits einmal zugrundegegangen war; zeigen viele konkrete Begriffe der Genesis und darunter sogar die wichtigsten, eine unverkennbare Wurzelgleichheit und Bedeutungskongruenz mit der altslovenischen, also der ältesten, noch heute traditionell geheiligten Sprache des weitüberwiegenden Teiles aller Slaven; enthalten die hellenische wie lateinische Übertragung der Genesis Textstellen, die im angeblich semitischen Originale gar nicht vorhanden sind, wohl aber im altslovenischen; kann der ganze Legendenzyklus nur einer Quelle entstammen. So weist z. B. das babylonische Flutepos gleichfalls den Stammbaum von zehn Patriarchen von Adam bis Noah auf, wie in der Biblischen Genesis. Der vierte Stammvater ist auch dort ein Künstler, den die Bibel »Kenan« (Kainan), das babylonische Epos aber »Umanu« nennt. Der letztere Name besagt aber gerade im Slavischen, daß es sich dort um die sprachliche Hervorhebung der Kunst handelt, denn hier heißt k u n s t s i n-n i g »umen, umeten«, der Künstler »umnik, um.etnik, um.e-lec.«1') Wenn aber Rom noch heute behauptet, daß der lateinische Bibeltext, den Hieronymus nach dem semitischen geschaffen haben soll, einzig authentisch sei, so mag man dies als kirchliches Dogma hinnehmen, aber kritisch erfaßt ist dies ein schwerer Irrtum, den schon vor allem, die Tatsache begründet, daß die Päpste wiederholt eingreifen mußten, um den Bibeltext richtigzustellen. Sonderbar is es auch, daß der Slave Hieronymus die hl. Schrift aus dem Semitischen ins Lateinische übersetzt haben soll, nicht aber nach dem altslovenischen Archetypus, trotzdem die semitische Vorlage verschiedene Stellen gar nicht enthält, die aber in der Vulgata doch aufgenommen erscheinen, womit auch der Glaubenssatz, die hl. Schriften seien unverfälscht a. u f uns gekommen, bereits hinfällig ist. Zur gleichen Ansicht gelangte auch ein Berufener. Im J. 1922 veröffentlichte der Professor der orientalischen Sprachen der Wiener theologischen Fakultät, Dr. Schlögl, die hl. Schriften des Alten Testamentes, in denen er auf Hunderte von Übersetzungsfehlern aufmerksam machte, die sich bei deren Übertragung aus dem Semitischen eingeschlichen haben, und der hiebei gleichfalls offen die Erfahrung a.usspricht (Vorwort S 12) Die altslovenischen Chronisten schreiben diesem zu: die Aufstellung der ersten Musikkapelle, die Entdeckung der Buntfärberei (namentlich in Rot und Gelb), die Verwertung des Getreides für die Biererzeugung, die Hebung der Pferdezucht durch Wettrennen u. ä. XII), »daß der alttestamentliche Text, ganz abgesehen von den vielen Umarbeitungen, nicht unverändert in unsere Hände gekommen ist und besitzen wir von mehreren Büchern und Teilen von Büchern nicht einmal mehr den hebräischen Text.« — Die Zensurbehörde des Wiener Erzbistums gab hiezu ohne welche Bedenken ihr »nihil obstat« (= kein Hindernis — für den Druck), doch Rom sah darin ein häretisches Werk und setzte die neue Übersetzung — auf Betreiben zweier Jesuiten — auf den Index, da man die sprachgeschichtliche Läuterung nicht anerkennen wollte.13) Es ist nun naheliegend, daß auch dieses Buch der Bannstrahl Roms treffen kann, obschon man nicht weiß, ob der erste oder der nachfolgende »Häretiker« in höherer Schuld steht, wobei übrigens die obigen Inhaltsdivergenzen ganz nebensächlich sind im Vergleiche zu jenen Erkenntnissen, die in den ersten Sätzen der Genesis für die Wissenschaft offen vorliegen, wenn sie bisher auch keine tiefere Auswertung gefunden haben. Es sind dies: a) die Schilderung der Sprachenverwirrung beim Turmbau zu Babel unter der Annahme des primären Monismus der Sprachen; b) der Aufbau des gesamten organischen Lebens auf eigene Keim, formen als Gegensatz zur Deszendenztheorie (Darvinismus); c) die Erkenntnis der Urform, des Festlandes als kompakte Masse, die sich erst später in Kontinente spaltet. Ad a) Vor allem ist die Feststellung von Wichtigkeit, daß alle Sprachen einen gemeinsamen Ausgang haben, der durch die Schilderung der Sprachenverwirrung beim Turmbaue zu Babel besonders hervorgehoben wird, sowie daß der Verfasser der Schöpfungslegendc so grüße Stücke auf die Sprache selbst hält und Gott wie einen sprachbiologischen Philosophen erfaßt, als er erzählt: »Gott schuf die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels, — die Fische des Meeres und die Kriechtiere des Landes scheidet er hier vorsichtig aus — und brachte sie zum Menschen, tun zu sehen, wie er sie benennen werde, und ganz so, wie er sie benennen wird, so sollen sie auch heißen.« — Man ist hier geradezu verblüfft, weshalb Gott so drängt, daß der eben erschaffene Mensch seine Sprachgabe auch sofort prak- 1=) Man könnte in Rom auch fühlen, daß die durch Jahrhunderte eingeschlichenen Fehler wieder einmal berichtigt werden sollten, denn keine der aus dem Altertume auf uns überkommenen profanen wie kirchlichen Schriften kann heute als mit den ursprünglichen in allen Teilen identisch angesehen werden, weil sie heute doch nur etwas mit der Zeit allmählich Gewordenes darstellen. Die slavische Hagiographie war aber Prof. Schlögl überhaupt nicht bekannt, daher er sie auch nicht zu Rate ziehen konnte. tisch ausübe und bewerte, was wie eine Neugierde aussieht, welcher Sprachart er sich hiezu bedienen werde.“) Diese Szene bietet uns zwar noch keinen überzeugenden Behelf für eine Orientierung in dieser Richtung, da die Tiernamen in den meisten Sprachen kurze Begriffsfcrm.en aufweisen, wohl aber schon die folgende, womit wir bereits in einen Stromstrich gelangen, in dem sich weiter fahren läßt. Vor der Erschaffung der Eva heißt Adam, für sich noch »Mensch«, denn in der Genesis heißt es: ;Und der M e n s e h gab seinem Weibe den Namen Eva, denn sie wurde die Stammutter aller Lebendigen.« -— Diese Sprachübungsepisode zeigt bereits den slavischen Sprachcharakter, denn jener »Mensch.« gibt seinem Weibe sofort und ohne jedes Nachgrübeln den zutreffenden slavischen Gattungsnamen, denn »Eva«, d. i. »jeba«, bezeichnet, wie bereits dargelegt wurde, ausschließlich im. Slavischen das, was das Weib jenem Menschen war, d. i. Gattin, Mutter. Hat aber der »Mensch« hier autosuggestiv einen Begriff angewendet, den noch heute nur der slavische Sprachschatz in seiner Urbedeutung besitzt, so können folgerichtig auch die sonstigen hier gebrauchten Begriffe nur diesem Sprachschätze angehören. Und da Gott den »Menschen« gleich als »Sprecher« prüft, und »Mensch« wie »Sprecher« im Slavischen homonyme Begriffe sind (»človek.« und »slovek«), so kann unsere Hypothese, daß die Genesis in ihrer Urfassung slavisch war, nicht mehr erfolgreich bestritten werden, wobei gerade die Sprachgäbe oder die Sprechfähigkeit als der wichtigste Unterschied zwischen dem. Menschen und den sonstigen nicht sprachbegabten Wesen anzusehen ist. Die Urform oder das Sprachelement für die Kennzeichnung des »Menschen« war offenkundig »slov«, heute als »slovo« (= Wort, Rede) gebräuchlich.15) Die äußere Differenzierung des Anlautes bei der Form »človek« und »slovek« wie »sloven« spielt keine Rolle, da sich diese erst später unter dem Einflüsse der lokal wechselnden Artikulation ausgebildet haben muß, zumal schon das »zyrillische« Alphabet »c« und »s« verwechselt, und man anfangs die Zischlaute in der Schrift kaum hervorhob. Ein äußerer Unterschied ergab sich erst dann und lä) Eine ähnliche Episode schildert auch schon Herodot (IV), wo der Pharao Psametich (663—610 v. Chr.) die Probe macht, welche Sprache das neugeborene, von der Umgebung völlig unbeeinflußte Kind sprechen werde, wobei man aber die gemachte Erfahrung höchst naiv ausdeutete. 15) Man pflegte bisher für die Etymologie des Namens »Sloven-Slave« vielfach den Begriff »slava« (-- Ruhm) anzunehmen, was aber als unnatürlich kurzweg abgewiesen werden muß, der Begriff »slovo« hingegen, der tatsächlich für die Ausdeutung sprachlich ernst zu nehmen war, blieb jedoch sprachgenetisch völlig unbeachtet. naturnotwendig von selbst, als sich die Sprachen zu teilen und zu individualisieren begannen, denn mit jenem Momente hatte der Begriff »človek - Mensch, slovek - Sprecher« und »slovek -sloven - Slave« bereits drei verschiedene Bedeutungen. Merkwürdigerweise deckt sich aber mit der obigen Ausdeutung auch der deutsche Begriff »Mensch«, ein Wort, das eine sichtlich undieutsche Struktur und eine angeblich rätselhafte Herkunft hat, obendrauf kein Reimpaar findet und die Sprachforscher nicht nahe kommen läßt, obschon die Etymologie sehr einfach ist. Es bezeichnet im Slovenischen »men, menek« — Gespräch, »meniti se« — sprechen und »menic« — der Sprechende. Überdies gibt es noch heute Völker, die auf die Frage nach ihrem Volksnamen kurz antworten: Mensch. — Solches trifft bei den Samojeden, Eskimos, Kamčadalen, Hottentotten und Zigeunern zu. Dasselbe erfuhr Roon (»Politische Geographie.« — Berlin, 1841) bei den Südseebewohnern, und Gebhardi (»Geschichte der Wenden«. — Halle, 1790) bei den Nordwenden, denn diese erzählen, daß ihr ältester Volksname einer uralten Tradition nach nicht »vend« sondern »človjek« war, was wieder mit der Genesis stimmt, und wobei es sich sogar um Slavien handelt. Wen dies alles nicht überzeugen sollte, dem sei noch der im Deutschen eigenartig mystische Satz der katholischen Glaubenslehre zur Erwägung empfohlen, der da lautet: »Im Anfänge war das Wort und dieses ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt.« Im Slovenischen heißt es hingegen: »V začetku je bilo slovo in to slovo je človek postalo usw.« Der Hagiograph wußte demnach von irgendwoher, ohne selbst den sprachgenetischen Zusammenhang zu erfassen, daß »slovo« vorerst war, woraus sich sodann »slovek« (oder »človek«) entwickelte. Er übersetzte nun alles so, wie er es eben verstand, ohne dias Synonyme zu fühlen, in seine Sprache, wobei der Geist des Wortspieles vollkommen verloren ging. Diese Konfusion oder jener Wissensmangel kommt uns aber in der Ausdeutung sehr zugute, denn gerade durch die Rückleitung jenes Satzes aus den nichtslavischen Sprachen in das Altslovenische erhäk das Unlogische oder Sinnlose wieder den logischen Sinn, weil ohne jede Sophisterei daraus Folgendes hervorgeht: »slovo« ist das Wort, die Sprache, und jenes einzige Lebewesen, das der Sprache mächtig ist, ist der »sloven, slovek - človek«, d, i. der Mensch, und dieser erste sprechende Mensch muß daher ein »Sloven«, also ein Slave gewesen sein, weil jenes Grundwort nur die slavischen Sprachen in dieser Form und Bedeutung kennen, denn z. B. das Lateinische und Hellenische besitzen überhaupt kein Wort, das mit »sl« anlauten würde. Die Tatsache aber, daß das Grundwort für die Kennzeichnung der Sprache selbst wie des sprachbegabten Menschen ausgesprochen ein solcher Begriff ist, der den sonstigen Sprachen generell fehlt, fordert unbedingt heraus darüber eingehender nachzugrübeln. Solches tat übrigens schon der um 500 v. Chr, lebende Philosoph Herakleitos, genannt der Dunkle, aus Ephesus. Dieser mußte dabei auch schon im Banne einer alten Tradition gewesen sein, denn auch ihm ist der Begriff »logos« (hellenisch!: das Wort) »ein unverständlicher Gedächtnisbrocken, den er eben in desssen Ungeklärtheit als höchste Weisheit und Vernunft, als einen lebenswarmen Urstoff, als die feinste Zustandsform der Materie, als einen Geist im physischen Leibe ansieht.« Ja, er kommt schließlich auf spekulativem Wege auf die richtige Fährte, da er meint: »Es gab eine Zeit, als es nur dieses Wesen gab, das aber überdrüssig der ewigen Seligkeit, des Alleinseins und der I.angeweile in seinem unbezwingliehen Verlangen nach Abwechslung und Zerstreuung zu einem Kinde, also jungen Menschen wurde.« Diese Erkenntnis des hellenischen Philosophen kommt daher der Wahrheit schon sehr nahe, denn der Mensch gilt doch in der geistigen Vorstellung als das erhabenste Objekt in der Welt aller Lebewesen und zeigt dies zugleich auf eine nahe Ideenassoziation mit dem Hagiographen, nur fehlt ihm dabei der synonyme Begriff zu »logos«, denn die hellenische Sprache kennt keine Bezeichnung für den Menschen, die- aus dem Grundworte »logos« gebildet wäre. Demnach muß auch schon Herakleitos eine uralte slavische Vorlage bekannt geworden sein, die immer wieder in diesem Sinne an-, aus- und mißgedeutet wurde, da niemand mehr die wahre Etymologie buchstäblich erfaßte. Aus einer falschen Auslegung konnte aber nur wieder eine unklare Übersetzung hervorgehen, die dann zu neuen mehrweniger uferlosen Spekulationen führen mußte. Mensch und Gott sind demnach in der Urvorstellung noch identische Begriffe und finden wir diese Auffassung in verschiedenen alten Quellen, die an anderen Stellen angeführt werden, auch weiter bestätigt. Auf diesem Wege läßt sich schließlich auch die sonderbare Tatsache erklären, weshalb das ganze Altertum hindurch der Name »Sloven« — bis auf paar vereinzelte, minder prägnant sich abhebenden Fälle — als ethnographischer Begriff nicht vorkommt, da er zu einem solchen wohl erst in jener Zeit wurde, als sich die Bedeutungen von »človek« und »slovek, sloven« schon se.lbst differenziert haben, denn so lange es nur eine Sprache und erst eine kleine menschliche Gesellschaft gab, genügte es vollkommen diese als >. Sprechende« zu bezeichnen, weil für eine besondere ethnographische Spezialisierung noch kein Bedürfnis vorlag. Die Schreibweisen »Slave, Slaven, Slovan«, die sich mit der Zeit einbürgerten, sind jedoch sprachgenetisch zweifellos falsch, denn die Urform ist »Sloven«, wie ihn noch Nestor (gest. umi 1114 n. Chr.) gebraucht, und benannte man die slavische Sprache in früheren Jahrhunderten allgemein nur als »sloven-ski jezik«, was bei den Balkanslaven noch heute der Fall ist.16) Die Form »Slaven« bildete sich vermutlich im Wege des Russischen heraus, wo jedes »o« vor der betonten Silbe als »a« ausgesprochen wird, welche Aussprachemethode dann eine größere Verbreitung fand, und setzte sich diese falsche Artikulation dann noch im Begriffe »pravoslavni« fort, der richtig »pravoi-slovni« lauten soll, da die Religion doch das »prav© slovo« (= das wahre Wort) zu glauben lehrt, und ist diese sprachliche Entgleisung für die Gedankenlosigkeit des Menschen besonders typisch, der selbst seine höchstbewerteten Begriffe unbewußt verballhornt. — Die Form »Slovan« scheint hingegen eine ce-chische Notbildung zu sein, die hiemit einen lautlichen Unterschied zwischen der slowakischen (»slovensky«), slovenischen und slovinzischen (»slovinsky«) und der slavischen Sprache im allgemeinen (»slovansky«) zum Ausdrucke bringen wollte.17) 16) Das etwa dem 11.—12. Jahrhunderte entstammende Wörterbuch »Mater verborum« (Prag) enthält eine Menge slavistisch wertvoller Glossen. Darunter sind z. B. auch die Begriffe »zlouenin« und »zlowene«, die aber als identisch mit »Wandalus, Avarus« und »Wint« erklärt werden. Alle diese Volksgruppen haben hier bereits ihre Spezialnamen, und dabei sind sie alle noch »Sloveni«. 17) Diesen nüchternen Darlegungen vom großzügigen Standpunkte sei anschließend auch der kleinliche Gesichtskreis entgegengestellt, den die »moderne« Slavistik über die Herkunft des Begriffes »Sloven« einnimmt. Der Berliner Slavist Alex. Brückner gibt im »Slownik etymologiczny jezyka polskiego (Krakow, 1927) eine Erklärung des Namens »Slaven« dahin ats, wonach dieser scheinbar an landschaftliche topographische Namen erinnert, wie polnisch: Rzymian, Krakowian u. ä., aber er unterscheidet sich von diesen grundsätzlich, da es hiefür kein »slowski« gibt. — Damit sagt Brückner eigentlich schon, daß diese Entstehung unwahrscheinlich ist, nachdem es auch keine Stadt ä la Rom oder Krakow gibt, die »Slov« heißen würde. — Der Prager Slavist Weingart vertritt hingegen wieder die »Sumpftheorie«, wonach der Name »Sloven« von »slova« (— sumpfige Gegend) stammt, weil die Slaven etwa nur in sumpfigen Gegenden lebten (!), nur kennt man noch nicht das eigentliche Versteck jenes Wortes. — Nun kommt Brückner wieder mit der aufgewärmten Erklärung »Slaven - Sklaven«, weil man angeblich schon im 10. Jahrhunderte mit slavischen Kriegsgefangenen lebhaften Handel trieb (!), als ob der Beginn der Slaven erst in dieses Jahrhundert anzusetzen wäre, oder ob man nicht auf die Gegenfrage verfiele, was denn die Slaven mit ihren Kriegsgefangenen machten? — Weiters sei »Slovenin« analog wie »Nemec« ein herabsetzender Spitzname (!), was dem »slovo« (= Wort) genau entgegengesetzt ist, für mürrischer, brummender oder langsamer Mensch. Hiezu gelangt Brückner dadurch, Der Genesis nach wußte also auch schon der Hagiograph, daß es anfangs nur eine Sprache gab und daß sich diese sodann in mehrere Sprachen teilte, die aber trotzdem enge verwandt geblieben sein mußten, weil eine Verwandtschaft noch heute sicht- wie fühlbar ist. Gott Jahve faßt die Sprachenverwirrung beim Baue des bis zum Himmel reichenden Turmes in Babel zwar als ein Gottesgericht auf, weil ihm die Menschen schon sozusagen über den Kopf wachsen, aber die sprachliche Verwirrung ergab sich von selbst, von je weiter die Bauarbeiter zukamen. Jahve sah nun ein, daß in der Einheit die Kraft und Macht liegt, daher sagte er (I, 11): »Es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und haben angefangen das zu tun; es wird ihnen nichts unerreichbar sein, was sie sich weiter vornehmen Wohlan, wir wollen hinabfahren und daselbst ihre Sprache verwirren, so daß keiner mehr die Sprache des anderen verstehen soll.« — Gott fühlte sonach, daß das zu große Einig-keitsbewußtsein des Volkes für den Regierenden nachteilig werden kann, daher er es zerstören oder ertöten müsse, um am Ruder zu bleiben. Die Regierungsdevise: »divide et impera«, d. i, »teile und befehle« ist daher schon in der Biblischen Genesis festgelegt.18) Nun herrscht aber heute darüber nicht der mindeste Zweifel, daß die indoeuropäischen Sprachen auf eine Ursprache und die indoeuropäischen Völker auf ein Urvolk zurückgeleitet werden können. Nehmen wir aber da das A11 s 1 o-venische als Archätypus, so gelangen wir zur weiteren Erdaß er im Lexikon auch das Wort »slowien« gefunden, womit die Polen den »langsam wachsenden Flachs« bezeichnen. — Diese kleine Blütenlese genügt wohl schon, um drastisch zu zeigen, auf welchen »Höhen« sich die heutige slavische Slavistik bewegt, die sich mit derartiger Akrobaten-Ety-mologie in die Öffentlichkeit wagt, und nur nervös herumsucht, wo sich etwas für die Slaven Herabwürdigendes herausfinden ließe, wenn es auch noch so bei den Haaren herangezogen und kindisch ist. — Bei dieser geistigen Versumpfung werden aber durchaus nicht die Slaven zu Sumpf-amphibien, sondern weit eher die »Slavisten« dieser Kathegorie. — Die Hypothese »Slaven — Sklaven« hat man in seriösen Forschungskreisen übrigens längst fallen gelassen, weil man doch auch mit der Reziprozitäts-Wirkung rechnen muß, und erfährt man gelegentlich nur, daß die Slaven ihre. Kriegsgefangenen sehr milde behandelten. 18) Diese Episode enthält der semitische Bibeltext (nach Schlögl) überhaupt nicht. — Etwas Ähnliches spielte sich in den Jahren 1860—1872 auch in Österreich ab. — Ministerpräsident Graf Beust wünschte, um leichter zu regieren, daß man unter die vielen Völker Österreichs Unfrieden bringe. Hiezu gewann man Miklosich, dem man dafür auch den Beinamen >,Hof-slavist« zulegte, der die Russen und Rutenen, die Cechen und Slovaken, dann die Serben und Kroaten als sprachlich selbständige Völker erklärte. Später »entdeckte« Miklosichs Nachfolger Jagic — Kallay zuliebe — auch noch eine »bosnische« Sprache. — Damals machte man den ersten Schaufelstich zum Grabe Österreichs, da der Völkerzwist seither nicht mehr gebannt werden konnte. kenntnis, wonach auch die semitischen, die uralaltai-sehen und die Indianersprachen mit dieser hinsichtlich. jener Begriffe, die in den Kulturbereich des Urkulturmen-schen unausweichlich reichen, gleichfalls wurzelverwandt sind. Dieses ist leicht überzeugend zu erweisen und ist dazu nichts weiter notwendig als eine größere Zahl von typischen Vergleichen vorzufühien. Wir bieten daher anschließend je 50 Beispiele aus der semitischen und magyarischen Sprache, da wir doch nicht ganze Wörterbücher abschreiben können; jene der Indianer sprachen folgen später. Semitisch und Slovenisc h.19) Abir, slov. »obr« = der Starke, der Held; adah, slov. »hoditi« = gehen; arabah, slov. »rubež« — Pfand, Pfändung; bajit, slov. »bajta« — Hütte; biranijjot, slov. »bran«=verteidigungsfähiges Gebäude, Abwehr; brakah, slov. »brak« = Segen, Ehebund; bus, slov. »bušiti« = mit Füßen treten, zerstampfen; cemah, slov. »cima« = Sproß, Keim; cincenet, slov. »cenja, cenka« = Korb; dbl, slov. »debel« = Fett, dick; galah, slov. »gol« - entblößen, nackt; garab, slov. »garje« = Krätze, Räude; gerah, slov, »grah« = Bohne, Erbse; gerizzi, slov. »griže« ~ unfruchtbares Gebiet, steinige Gegend; harah, slov. »goreti« = brennen; hör, slov. »gora« — Berg, Gebirge; jah, slov. »jak« — stark, stattlich; kad, slov. »kad = Eimer, Bottich; kasas, slov. »kosa« — schneiden, Sense; katar, slov. »kaditi« = räuchern; kereb, slov. »čreve« —■ Eingeweide, Gedärme; kin, slov. »činiti« = schaffen, wirken; kor, slov. »korec« = Hohlmaß, Scheffel; kur, slov. »kuriti« = Ofen, heizen; 19) Man hielt früher das Semitische für eine isolierte Sprache, bis Friedrich Delitzsch darauf aufmerksam machte, wonach auch diese mit den indoeuropäischen verwandt ist, nachdem er eine Unmenge wichtiger Übereinstimmungen in den Wurzeln beider Sprachstämme herausgefunden, die sich fast ausschließlich auf konkrete Dinge beziehen. — Delitzsch's Entdeckung bestätigten später viele Sprachforscher, wobei aber Joh. Topolov-šek in seinem Werke: »Die sprachliche Urverwandtschaft der Indogerma-nen, Semiten und Indianer« (Wien, 1912) am weitesten ging. Er begnügte sich nicht mit der Nennung der großen indoeuropäischen Sprachengruppe, da ihm dies zu allgemein schien. Er ging mit den Vergleichen sofort zu den slavischen Sprachen, und unter diesen zur slovenischen über, nachdem gerade diese ein breites Beweismaterial enthält, das noch überzeugender wirkt, als alle sonstigen indoeuropäischen Sprachen, und dabei doch nicht durchgehends einem Zufalle zugeschrieben werden können. maha, slov. »mahati« — schlagen, schwingen; malah, slov, »mleti« ~ reiben, mahlen; mavet, slov. »mavje« = Totenreich, Seelen ungetaufter Kinder; melet, slov. »malta« — Mörtel; morra, slov. »mora« — Kummer, Alpdruck; mot, slov. »motiti« = wanken, taumeln; parad, slov, »parati« = trennen, auftrennen; pattiš, slov. »batič« = Hammer, Stößel; porot, slov. »protje« ~ Astwerk; puah, slov. »puhati« = blasen; rešet, slov. »rešeto« = Netz, die Reiter; saphah, slov. »šoba« ~ Lippe, Lefze; saraph, slov. »srab« — brennen, jucken, Krätze; sib, slov. »siv« = grauhaarig; sid, slov. »zid« = Kalk, Tünche, Mauer; sorah, slov. »sora, svora« — lange Linie, die Langwiede (am Wagen); šeber, slov, »šibre« = Bruch, Steinsplitter; šelbet, slov, »šiba« = Stab, Rute; šelah, slov. »želja« = Wunsch, Begierde; šena, slov. »san« ~ Schlaf, Traum; škuphim, slov. »škupa, škop« = Balkendecke, Strohbund (zum Dachdecken); terad, slov. »tirati« ~ fortstoßen, eskortieren; tereph, slov. »trava« — grünes Blatt, Gras; tob, slov. »dbber« = gut; tugah, slov. »tuga« = Kummer; zanak, slov, »zanka« = zusammenziehen, Schlinge. Magyarisch und Slovenisch. = Lange Zeit hindurch hielt man auch das Magyarische für eine isolierte Sprache, Später will man festgestellt haben, daß sie die gleiche Physiognomie wie die japanische zur Schau trage, die wohl schon den Monosyllabismus überwunden, aber das flektierende Stadium noch nicht erreicht hat, obwohl Miklosich schon vorher in seiner Schrift: »Die slaviscen Elemente im Magyarischen« (Wien, 1884) den Erkenntnisweg vorbereitete, daß das Magyarische mit dem Slavischen weitgehend verwandt ist, denn es besitzt auch sehr viele konkrete Kulturbegriffe der Ursprache, Hiezu gehören namentlich jene der Feldwirtschaft, der Hausindustrie, der sozialen Verhältnisse, der Tierwelt, der Wochentage u. a, m. Hiebei fällt aber folgendes Unlogische auf: der Mittwoch, Donnerstag und Freitag d. i. die Mitte der Woche (szerda), der vierte (csatörtök) und fünfte Wochentag (pentek) werden slovenisch bezeichnet (sreda, četrtek, petek), obschon sonst weder die »Mitte« noch die Zahlen 4 und 5 magyarisch so lauten. Desgleichen wäre es naheliegend, wenn schon der Fleischer »meszär, meszäros« heißt, daß auch für das Fleisch der slove-nische Grundbegriff »meso« gebraucht wird; dieses heißt aber »hus«. Dasselbe wiederholt sich bei »veczora« (= Abendmahl, slov, »večerja«), aber der »Abend« lautet sonst »est«. Dankowszky, der ein etymologisch-kritisches Wörterbuch des Magyarischen verfaßte, will festgestellt haben, daß das Magyarische nur 962 eigene Stammwörter besitzt; von den übrigen sind 1898 slavische, 188 griechisch-slavische, 704 griechische, 334 lateinische, 288 deutsche und 293 romanische. Das Magyarische macht im allgemeinen den Eindruck, als ob es seine Entstehung einer Art Kunstsprache ä la Esperanto zu verdanken hätte, wobei der slavische Sprachschatz die Unterlage bildete, — Beispiele: borona, slov. »brana« ~ Egge; borotva, slov. »britva« =~ Rasiermesser; cseledl, slov. »čeled« ~ Gesinde; cserep, slov. »črep« = gewöhnlicher Topf, Topfscherben; csuka, slov. »ščuka« — Hecht; dajka, dajna, slov. »dojka, dojna« = Amme; dedos, slov. »ded« Ahne, Großvater; dorong, slov. »drog« — Stange; duga, slov. »doga« -- Faßdaube; ganaj, slov. »gnoj« = Dünger; galamb, slov. »golob« =■ Taube; garmada, slov. »grmada« = Haufen; gereblye, slov. »grablje« — Rechen; gerezd, slov, »grozd« — Traube; gomba, slov. »goba« Schwamm; gyzs, slov. »gož« = Jochwiede; haraszt, slov. »hrast« = Fiche; iga, slov, »igo« = Joch; ikra, slov. »ikra« = Fischrogen; irha, slov. »irha« = Weißleder; javor, slov. »javor« = Ahorn; kaläcs, slov. »kolač« — Kuchen, Rundbrot; kaläsz, slov. »klas« = Ähre; kalitka, slov. »kletka« = Käfig; känya, slov, »kanja« = Hühnergeier; kas, slov, »koš« = Korb; kasa, slov, »kaša« — Grütze; kasza, slov. »kosa« -- Sense; kazal, slov, »kozel, kozolc« -- Fruchtharpfe: kölya, slov. »kolo« = Wagen, Rad; konkoly, slov. »kokolj« — Lolch; kulcs, slov. »ključ« = Schlüssel; lemes, slov. »lemež« ~ Pflugschar; lücsfa, slov. »luč« = Licht, Kienholz; mazolas, slov. »mazilo« = Schmiere; mezga, slov. »mezga« — Herz, Baumsaft; moläka, slov. »mlaka« — Tümpel; motola, slov. »motovilo« - Haspel; pasztor, slov. »pastir« — Hirte; pelenka, slov. »plenka, plenica« —■ Windel; pereszlen, slov. »preslen« = Spinnwirtel; puzsa, slov. »polž« — Schnecke; szalma, slov. »slama« ~ Stroh; szecska, slov, »sečka« = Häcksel; szena, slov. »seno« = Heu; sztrazsa, slov. »straža« = Wache; visnye, slov. »višnja« -- Weichsel; zävär, slov. »zavor« = Riegel; zoana, slov. »žena« — Weib; zsuzsok, slov, »žužek« = Kornwurm.20) Allenthalben wird man sich auch fragen, weshalb wir hier gerade eine slavische und nicht eine sonstige der bekanntesten Sprachen als Basis gewählt haben, doch ist diese Frage leicht zu beantworten. — Um ein überzeugendes Resultat zu erreichen war ein solider Stützpunkt nötig, der das sichere Auflegen des Forschungshebels ermöglicht. Wir haben hiezu die slovenische Sprache gewählt, die schon an sich den archaischesten Eindruck macht und weil sich an diese eine Unzahl von uralten Gottes-, Kultur- und geographischen Begriffen überzeugend applizieren läßt. Diese ist es überdies auch, die immer sichtbarer alle Anklänge an eine andere Sprache verliert, je weiter wir sie in den erhaltenen Schriftdenkmälern altersaufwärts verfolgen, wohingegen die anderen Kultursprachen bei der Verfolgung nach rückwärts immer fühlbarer die Eigenarten der slovenischen Sprache annehmen.21) 20) Es wäre naheliegend hier auch eine monosyllabische Sprache, wie z. B. das Chinesische in den Vergleich einzubeziehen, doch kann man dabei nichts Sicheres bieten, weil die Sprache eben nur einsilbige Wörter besitzt, die aber oft 15—20 grundverschiedene Bedeutungen haben. Das Chinesische kennt z. B. für das Wort »li« eiae Unzahl von Bedeutungen, die auch die slovenische Sprache in gleichem Werte kennt, doch wird der Voreingenommene da ständig zufällige Übereinstimmungen diskutabel finden, weil der chinesische Begriff eben zu kurz ist. »Li« hat im Chinesischen die Bedeutung von: Kind, Gesichtsseite, Trägheit und gilt auch als Fragepartikel, aber ebenso auch in mehrweniger erweiterten Sinne auch im Slovenischen als: »lila, lilika (Wickelkind), »lice« (Wange), »lis« (faul), »li« (Fragepartikel) u. s. w. 21) So weisen z. B. die slavischen Runendenkmäler keine Romanismen, Hellenismen oder überhaupt welche fremdsprachlichen Einflüsse auf. Dasselbe gilt für die Handschrift des hl. Hieronymus, das Lwower Fragment des Eusebius von Caesarea sowie alle altslovenischen Chroniken. Die Handschrift von Grünberg versteht der Kenner des Altslovenischen noch leichter, wie der heutige Čeche. Viele altslavische Schriftdenkmäler wurden nur Bei den slavischen Sprachen wissen wir sogar, daß das Alt-slovenische zum Teile noch im 9. Jahrhunderte in den Hauptteilen die gemeinsame Sprache war, denn sonst wären die Sla-venapostel damals wohl nicht überall verstanden worden. Als erstes scheint das Čechische abgeschwenkt zu haben. — Das Russische differenzierte sich erst im 12 Jahrhunderte, was aus dem Igor-Epos hervorgeht, wo beide Formen — die altslove-nische und die russische — noch alternierend gebraucht werden, — Das Serbokroatische beginnt erst im 14. Jahrhunderte seine heutige Eigenart anzunehmen. — Hingegen sind manche Begriffe, wie z. B. »očenaš« (= Vaterunser) bei allen Slaven bis heute stereotyp geblieben, obschon die Bezeichnung »oče« für »Vater« schon vielfach andere Formen angenommen hat.22) Glaubt aber trotzdem jemand, daß er mit einer anderen Sprache auch dasselbe Ziel erreicht, so möge er sie substituieren, doch können wir ihm schon gleich hier anvertrauen, daß er wohl dabei einigen Erfolg erzielen, nie aber auch nur annähernd so viel gemeinsame Berührungspunkte finden wird, als mit der slovenischen. A d b). Als zweiter Punkt sei aus der Biblischen Schöpfungsgeschichte die Tatsache hervorgehoben, daß sich darin der Hagiograpih ganz unbewußt gegen den Darvinismus, d. i. die Deszendenztheorie stellt, die der Hypothese der allmählichen Umgestaltung der Organismen huldigt und auf diesem Wege die Erklärung für die Entstehung der ungeheuren Formenfülle des Tier- und Pflanzenreiches sucht. Der Verfasser der Biblischen Schöpfungsgeschichte läßt hingegen jedes Lebewesen der Fauna wie Flora aus einer eigenen Keimform hervorgehen; die Möglichkeit der Umwandlung niederer Lebewesen in höhere, einfacherer in kompliziertere kennt er nicht. Gott schafft grünes Kraut, das Samen nach seiner Art trägt, und Bäume, die Früchte bringen mit Samen ihrer Gattung; die Vögel nach ihren Arten, die großen Seeungeheuer nach ihren Arten, die zahmen Tiere, die Kriechtiere wie die wilden Tiere je nach ihrer Art usw. — Alles Lebende entsteht aus einem Nichts, d. i. aus einem unsichtbaren Keimie als Urart. Als einen naiven oder phantastischen Beobachter dürfen wir uns daher den unbekannten Verfasser der Genesis durchaus nicht vorstellen, der demnach die Dinge so sieht, wie sie sich deshalb als Falsa vermutet, weil man sich gewisse Archaismen darin nicht erklären konnte, wobei auch der Gedanke an die Völkerwanderung die natürliche Erklärung irritierte. 22) Die sprachwidrige Wortstellung »Vater unser« im Deutschen ist ein sicherer Beleg dafür, daß dieses nur eine genaue Übersetzung des altslove-nischen »oče naš« ist. dem grübelnden Menschengeiste schließlich noch heute bieten und dabei auch den gangbaren Ergebnissen der modernen Wissenschaft in keiner Weise widersprechen. Der Hagiograph ist demnach eigentlich schon der erste Gegner des Darwinismus, der doch auch heute nur eine Theorie bedeutet, die überdies immer weiter ihren Anhang verliert, als ob er selbst in einer abgesperrten neuen, mit frischem Mehl gefüllten Kiste, die monatelang unberührt stehen gelassen wurde, plötzlich einen großen Mehlwurm gefunden hätte, woraus er schloß, daß dieser doch nicht auf dem Deszendenzwege in das Behältnis geraten sein konnte, sondern nur durch eine, wenn auch unerklärliche Keimform, A d c) Geradezu überraschend ist aber die dritte Erscheinung. — Man behauptet immer, daß die Genesis in der gebotenen Kosmogonie viel Phantastisches enthält, doch erweist sich bei alledem der von den Schlacken befreite Kern in so mancher Richtung als zutreffend und geradezu als genial und großzügig beobachtet. So heißt es z. B. in der Genesis (1, 6): »Dann sprach Gott: Es entstehe eine Feste (Festland) inmitten.der Gewässer und bilde eine Scheidewand zwischen den einen Wassern und den anderen!« — Demnach hatte der Verfasser dieser Schöpfungsdarstellung noch ein klares Bild darüber, daß das ganze Festland unseres Planeten einst eine zusammenhängende kompakte Landmasse war, was man aber bis in die allerjüngste Zeit belächelte oder für »homerisch« hielt. Nun bestätigen aber die neuesten geophysikalischen Untersuchungen jene Vorstellung dahin, daß es einst doch so war oder nur so gewesen sein kann, und daß spätere Festlandsbrüche und Kontinentalverschiebungen tatsächlich erst das heutige plastische Bild der festen Erdteile schufen. Beim Nachgrübeln darüber, wieso der Darsteller der Weltschöpfung auf jene Urform der Erde verfallen konnte, drängt sich uns zwar vorerst der religiöse Glaubenssatz auf, wonach jene Erkenntnisse des Hagiographen dem Einflüsse der »göttlichen Inspiration« zuzuschreiben seien. Wir hingegen denken realistischer und glauben, daß hier weit eher eine ununterbrochene menschengeschichtliche Tradition mitwirkte, die der Verfasser spekulativ nüchtern auswertete, was wir aber erst jetzt, also sehr verspätet, als zutreffend zu erkennen beginnen. Es war um das Jahr 1910, als sich dem Verfasser die Erkenntnis aufdrängte, es müsse sich auf Basis der Etymologie der Benennungen der im Tertiär erloschenen Vulkane festlegen lassen, daß der Mensch schon im Tertiär lebte, daß er damals schon geistig normal entwickelt war, ja, daß er eine Sprache, die der heutigen slovenischen sehr ähnlich gelautet haben muß, gesprochen haben dürfte, doch war die Zeit damals noch nicht so vorgeschritten, um diese Erkenntnisse über Andeutungen hinaus offen auszusprechen.23) Ungefähr um dieselbe Zeit kam Alfred Wegener, Universitätsprofessor in Hamburg, zur Überzeugung, daß vor Millionen von Jahren, wahrscheinlich schon in der Kreidezeit, Südamerika noch eine zusammenhängende große Landscholle mit Afrika bildete, sowie daß Nordamerika einst dicht neben Europa gelegen war, somit der Hagiograph schon längst etwas wußte, was sich dem nüchternen Forscher erst vor kaum zwei Dezennien nebelhaft abzuheben begann.24) Wegener fiel vor allem der gleichartige Verlauf der Küstenlinie von Brasilien und Afrika auf. Wo die brasilianische Küste einen Vorsprung oder Knick macht, dort findet sich ein getreues Negativ an der westafrikanischen. Hiemit ist aber die Sache noch lange nicht abgetan. Die korrespondierenden südatlantischen Küsten weisen, trotzdem deren weiteste Entfernung heute schon an 6000 km beträgt, auch die gleichen Zeugen der Flora, Fauna wie auch der geologischen Beschaffenheit auf. Diese Kongruenz des organischen wie anorganischen Lebens erschöpft aber auch noch nicht alle Beweise für die einstige Festlandseinheit. Da ist vor allem die Tatsache hervorzuheben, daß die Spanier anläßlich der Entdeckung Amerikas z. B. bei den Inkas (Südamerika) auch schon die gleichen Legenden der Biblischen Genesis angedeutet votfanden. Auch diese hatten ähnliche Vorstellungen von der Erschaffung des ersten Menschenpaares, vom Sündenfall, von der großen Flut, vom Turmbau, von der Sprachenverwirrung, von der Sodom-Katastrophe u. s. w. — Die Erklärung hiefür, wie so heterogene Sagen in ein Gebiet gelangen konnten, das bis Columbus oder Pizarro augenscheinlich kein Bewohner der Alten Welt betreten hat, kann nur wieder die obige Vermutung festigen, daß solche schon vor der Abtrennung von Afrika bekannt waren und weiter konserviert wurden. Auffallend ist es weiter, daß in Zentralamerika die dortigen Inder (Indianer) auch die gleichen Pyramidenbauten aufführten, wie wir sie in Ägypten kennen. Bei der Stadt Teotihucan befinden sich mehrere solche und die man sogar für älter erkannt haben will, als die ägyptischen. — Überdies fand man dort ähn- 23) Vergl.: »Die Slaven, ein Urvolk Europas.« — 6. Ausgabe. — Krem-sier, 1911. 24) Vergl.: »Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. — Braunschweig, 1922 (3. Auflage). — Darin gibt der Autor wohl zu, daß sich bei älteren Autoren auch schon Anklänge an gleiche Vorstellungen vorfinden, die aber erst die Form von Ahnungen zur Schau tragen. — Hiezu kommen noch Bacon von Verulam und Wilhelm v. Humboldt. liehe Kulturgrundlagen wie in Ägypten, von denen hier nur der Sonnenkultus, das Einbalsamieren der Leichen und der gleiche Kalender erwähnt seien. Desgleichen weisen ihre Ursprungssagen dahin, daß ihre Vorfahren aus dem Lande »Aztlan« stammen, einem weit jenseits des großen Meeres im Osten gelegenen Lande, also dem Lande, wo das Atlas-Gebirge liegt. Dieses Vergleichsmaterial ist jedoch hiemit noch immer nicht erschöpft. — Es fällt schon einmal auf, daß wir in Amerika wieder die »Indi« finden, wie am Mittelländischen Meere und in Asien, diese demnach unter gleichen Sprachprämissen in drei Weltteilen autöchthon wohnen. Bei dieser Paralellkultur, die sogar schon zum Dilemma führte, ob die Urheimat des Menschen nicht mit dem gleichen Rechte statt in Asien auch in Afrika oder Amerika zu suchen sei, fällt aber ganz, besonders die Tatsache auf, daß das Slovenische nicht nur mit dem asiatischen Altindisch (Sanskrit), sondern auch mit dem amerikanischen organisch verwandt ist, wofür die nachfolgende Sammlung von Vergleichen eine weitere Orientierung bietet. Mit Vergleichungen dieser Richtung befaßte sich bisher in intensiver Weise Joh. Topolovšek, die er in seinem vorher erwähnten Werke niederlegte, und hiezu die Keshua - (»Quechua«-} Sprache heranzog, die bisher auch sonst die eingehendste sprachwissenschaftlice Bearbeitung erfuhr.25) Die Kechua - Sprache, auch »runa simi« (= Sprache der Menschen) genannt, ist nämlich mit den semitischen und indoeuropäischen auf das Innigste verwandt, und weisen die slavi-schen Sprachen, und unter diesen wieder das Slovenische, deren Hauptmerkmale auf: dieselbe Wurzel und die gleiche Wortbildung. Die Grammatik stimmt weniger überein, da die vollzogene Trennung Amerikas von Afrika schon in die vorgrammatische Zeit der Sprachentwicklung gesetzt werden muß, die sich dann dort nicht weiter ausbildete. Die Wurzelübereinstimmungen hingegen beziehen sich hauptsächlich auf die natürlichen Bedarfsbegriffe des prmitiven Kulturmenschen, wie: Verwandtschaftsverhältnisse, Körperteile, Bekleidung, Speisen und Getränke, Tierwelt, Mineralien, Naturerscheinungen, Rituelles, dann die Verrichtungen des Alltaglebens. — Beispiele: Ahuan-cana, slov. »kanja« = der grauschwarze Adler, der Hühnergeier; cana, slov. »konec« — schließlich, Ende; catati, slov. »kotati« = schleppen, wälzen; charki, slov. »žarko« = gesalzenes Fleisch, stark Gesalzenes; 25) Vrgl.: E, W. Middendorf. Wörterbuch des »Runa Simi« oder der »Keshua-Sprache«. — Leipzig, 1890. — Die Keshua sind ein autochthones Kulturvolk Südamerikas. Sie waren in Peru bis zu jener Zeit die Herrschenden, als die Spanier als Eroberer auftraten. Ihre Sprache wird dermalen noch in Peru, sowie einem Teile Boliviens und Ecuadors gesprochen. china, slov. »črniti« = Dienerin, verrichten; chiti, slov. »hiter« = flink; choka, slov. »žoga« = werfen, Fußball; chuchu, slov, »suh« = trocken; chucha, slov. »cucelj« = Zitze, Kinderdutte; chupa, slov. »čop« = Schwanz, Haarbüschel; cusura, slov. »košara« — Korb; hairatay, slov. »karati« = züchtigen, strafen; kallay, slov. »kalati, klati« = zerspalten, zerteilen, schlachten; kara, slov. »kora« = Haut, Rinde; kaši, slov. »kesan« = müssig, säumig; kepi, slov. »kepa« = Bündel, Haarteilen, Schneeball; koliko, slov. »kol« = Knüttel, Pfahl; kuyca, slov. »kukec« = Wurm. Holzwurm; lijuk, slov. »luč« = das Leuchten, Licht; lili, slov. »liliti se« — Hautausscblag, sich häuten; lipi, slov. »lep« = glänzend, schön; lujlu, slov. »loj« = das flüssige Fett, Talg; lusti, slov. »lušiti« — Rinde abstreifen, enthülsen; maca, slov. »macelj« = schlagen, Holzschlägel; machca, slov. »moka« = Mehl; maihuiy, slov. »majati« = hinundherbewegen, lockern; matinca, slov, »martinec, martinček« = Eidechse; muki, slov. »muka« = leiden, Qual; oclanacu, slov. »oklanjati se« = sich nackend umarmen, sich umklammern; okoru, slov. »okoren« = dick, plump; paru, slov. »pariti« = rösten, abbrühen; patkui, slov. »potok« — Bach; pichu, slov, »piščal« = Schienbein, Wadenbein; pocu, slov. »počiti« = reifen, entknospen; puhuru, slov. »puh« = Vogelfeder, Flaum; pupu, slov. »popek« = Nabel; pusullu, slov. »pusle« = Bläschenausschlag, Pusteln; puti, slov. »pota« = hölzernes Vorlegeschloß, Fessel; rachac, slov. »ragljati« = Kröte, quacken; ramca, slov. »rano« = Morgendämmerung, frühzeitig; rucana, slov. »roka« = Finger, Hand; sanampa, slov. »zaznamba« = Merkzeichen; suki, suchi, slov. »ščuka« = Hecht; sitny, slov, »sijati« = glänzen; taica, slov. »taca« = Ferse, Fuß; tinya, slov. »tintina« = Musikinstrument, Maultrommel; tira, slov. »izdirati« =- ausreißen; uilca, slov. »vila« = Götze, Vila; upyanaman, slov. »opijaniti« — dem Trunk ergeben, berauschen; usa, slov. »us« = Laus; yarka, slov. »jarek« —■ Graben. Alle vorgeführten rätselhaften Berührungspunkte können nun wohl natürlich nicht anders erklärt werden, als durch die Annahme, daß jene Landbrüche schon in einer Zeit stattgefunden haben, als der Mensch nicht nur schon die Erde bewohnte, sondern als er auch schon einen erheblichen Kulturgrad erreicht hatte, um solche Traditionen wachzuerhalten, und wobei man überdies zur Erkenntnis gelangt, daß der Verfasser der Genesis schon ganz imponierende erdgeschichtliche Kenntnisse besessen haben muß, denen die heuiige Naturwissenschaft erst sehr langsam in die Nähe rückt. Hiemit erscheint aber auch die dunkle Sage vom verschwundenen großen Kontinente, genannt »Atlantis«, der einst im Meere versunken sein soll, geklärt, da dies nur Amerika sein kann. — Diese Sage ist aber gerade in Afrika bekannt gewesen, denn ein ägyptischer Priester soll dies Solon (7. Jahrh. v. Chr.), der diesen Weltteil als Handelsmann bereiste, so erzählt haben, wie es später der griechische Philosoph Platon (4. Jahrh. v, Chi».) näher beschrieb. — Die afrikanischen wie amerikanischen Überlieferungen ergänzen sich daher in auffälliger Übereinstimmung, und liegt das Wirklichkeitsbild nun offen vor uns. Die imponierendste Trennungsstelle bildete hiebei wohl das 2300 km lange Atlas-Gebirge, dessen Kuppen über 4000 m erreichen, und das seit den ältesten Zeiten den gleichen Namen führt. Naheliegend ist es auch, daß das ausgedehnte Gebiet dieses Massengebirges mit seiner weiteren Umgebung als »Atlas«-Land oder als »Atlantis« bezeichnet wurde und das diesen Namen, analog wie das Mutterland., dann noch weiter behielt, als sich der westliche Teil, vermutlich infolge größerer Erdrevolutionen, abgetrennt hat. Nun müssen aber beide Teile schon vor der Landspaltung von Menschen bewohnt gewesen sein, denen man alle angeführten Kulturemanationen als Vcraussetung zuschreiben muß. Es stimmt daher alles, bis auf das Eine: die Geologie kennt bisher noch keinen Menschen der Kreidezeit und ist ebenso vom anthropologischen Standpunkte über dessen Existenz im Tertiär nocl nicht im klaren. -Dieses muß zur Folge haben, daß die Geologie entweder ihren intransigenten Standpunkt betreffs des ersten Auftauchens des Menschen auf der Erde aufgibt und berichtigt, oder aber befindet sich die geophysikalische Wissenschaft dahin im Irr-tume, daß jene Kontinentspaltungen erst im Tertiär stattgefunden haben können, wenn die in Betracht kommende Flora und Fauna auch erst im Tertiär auftauchte. Die Biblische Kosmogonie, die erst heute durch die unvoreingenommene Kooperation mit anderen Wissenszweigen produktiv zu werden verspricht, verdient daher seitens der anderen Forschungsgebiete eine weit intensivere Beachtung, als ihr dies bisher zuteil wurde; ja, es ist geradezu unwahrscheinlich, daß sich jener die Kosmogonie darlegende Legendenzyklus überhaupt traditionell erhalten hätte, wenn in ihm nicht1 tiefere Wahrheiten konserviert gewesen wären,26) 26) Ob die altslovenischen Chroniken in dieser Richtung noch Näheres enthalten, kann der Verfasser nicht angeben, da er sich anläßlich des Studiums des altslovenischen Chronikons des Schottenstiftes in Wien nur von kleineren Partien Abschriften machen konnte (1917). — Für jeden Fall wäre es aber ein dringendes Postulat endlich auch einen solchen altslovenischen Bibeltext zur Gänze zu veröffentlichen, da meine Anregungen hiezu im Werke: »Die slavische Vorzeit« (Maribor, 1919, S. 209—212) slavischer-seits völlig unbeachtet blieben, solches aber doch auch breitere Kreise interessieren müßte. — Es ist geradezu ein kultureller Weltskandal, wenn man heute noch immer nicht weiß, was dieser aus 1284 beschriebenen Kleinfolioseiten bestehende Kodex eigentlich enthält, da ihn bisher nur der Bischof Petrovic von Temesvar i. J. 1795, der Prof. Alter (Wien) um das Jahr 1799 und nach 118jähriger Unterbrechung, d. i. im Jahre 1917 der Verfasser flüchtig studierten. Die sprachliche Analyse der indoeuropäischen Gottes- und Hoheitsbegriffe. Die sprachliche Ausdeutung der wichtigsten Gottes-, dann Hoheits- wie Funktionsbegriffe sozial hochstehender Personen der indoeuropäischen Völker- und Sprachgruppen ist bisher wohl schon vereinzelt versucht, aber noch niemals in großzügig zusammenfassender Form durchgeführt worden. Solche Versuche mußten übrigens unter der falschen Prämisse, daß der slavische Sprachschatz hiebei nicht in Betracht kommen könne, weil die Slaven Zugewanderte seien, resultatlos verlaufen, weil der geradezu mystische Einfluß bei jener Nomenklatur seitens eines der Geschichte völlig unbekannten Volkes auch von niemandem ernst genommen werden konnte. Undi trotzdem sind alle jene Bezeichnungen im allgemeinen sla-vischen Ursprungs, nur erfordert diese Erkenntnis die rücksichtslose Beseitigung jener Bretterwände, die uns den Einblick in die realen Vorgänge der natürlichen Entstehung verwehren. Daß es einst eine einzige gemeinsame Sprache gab, dieses läßt sich wenigstens für die indoeuropäischen Sprachen ruhig aussprechen, nachdem sich dies auch bis zu einer sichtbaren Grenze logisch wie sprachgenetisch nachweisen läßt. — Der erste, der diese Hypothese aussprach, war schon der Verfasser der Genesis, der bei der Schilderung der Babylonischen Sprachenverwirrung im Prinzipe dasselbe behauptet und sich so auch die natürliche Differenzierung der Urkultursprache vorstellt. Wenn sich aber sodann die Deszendenzsprachen sozusagen selbständig machten, indem sie die einstige Blutsverwandtschaft bis zu einem gewissen Grade äußerer Unkenntlichkeit trübten, das eine konnten sie doch nicht: den religiösen Konservatismus bei den Gottes- und Hoheitsbegriffen gewaltsam ändern, denn normal blieben die einmal eingelebten Namen dieser Richtung in ihrer Originalität noch durch ungezählte Jahrtausende so aufrecht, wie sie in den ältesten Formen und erhaltenen Traditionen aussahen. Wenn aber die Mythologien der meisten Völker eine Menge Material bergen, das schon durch seine logische Ungereimtheit die Voraussetzung ausschließt als Produkt der nüchternen Volksvorstellung angesehen zu werden, so muß dem zugefügt werden, daß dies auch kein echtes Volksgut, sondern nur eine mechanische Zutat von Mythographen oder Liebedienern ist, die sich vielfach und ohne jedes Mandat herandrängten, den etwa vorhandenen kargen mythischen Stoff umzudeuten oder durch Schaffung neuer »Gottheiten« zu ergänzen, um hiemit die primitive Gottesvorstellung zu verdunkeln oder unbewußt zu profanieren. Dieses kann am überzeugendsten an den gangbaren Hypothesen über die Entstehung und Weiterbildung der Gottes- und Hoheitsbegriffe nachgewiesen werden. Man ging prinzipiell und kritiklos immer gleich ins Mystische und Transzedente über, statt alles so prosaisch und natürlich zu erfassen, wie es sich einst in der Wirklichkeit und genau so noch heute abspielt, d. h. daß hoch angesehene, mächtige, physischübe r-kräftige oder sehr reiche Menschen mit der Zeit von ihren Mitmenschen selbst zu einer Art höherer Wesen gemacht werde n.1) Die Beweise für diese Behauptung können sowohl vom geschichtlichen wie etymologischen Standpunkte erbracht werden. 1. Der geschichtliche Standpunkt. Die erste bekannte Quelle, die der Ansicht ist, daß alle Götter vorerst Sterbliche waren; daß alle Göttergestalten eigentlich »närrische Menschen« sind und daß Homer, der da einen ganzen Himmel mit Göttern verschiedenen Ranges und Fachgebietes vollfüllte, ein »Lügenschreiber« sei, war die Delphische Sibylle, die, wie Sokrates glaubt, schon vor dem Trojanischen Kriege lebte, d. h. solches war in der Chronik von Delphi zu lesen. Noch weiter ging der hellenische Philosoph Xenophanes (tun 550 v. Chr.), der mit beißender Satyre gegen die Divinisie-rung der Menschen auftrat und offen lehrte, daß es nur einen Gott gebe, daher alle Religionen primär monistisch) zu nehmen seien. — Aristophanes (um 450 v. Chr.), der größte Lust- 4) Kaum ist das Waffengaklirr des Weltkrieges verstummt und die Tatsache noch nicht vergessen, wie man bei der Materialnot im Kriege schonungslos gegen die eigenen, oft kunstvollen Denkmäler vorging, indem man sie pietätlos zusammenschlug und zu Kanonen umgoß, schon rührt sich wieder da und dort der krankhafte persönliche Ehrgeiz wie der Servilismus der »Untertanen«, um solchen »Gottmenschen« schon bei Lebzeiten Denkmäler zu setzen, ohne zu bedenken, was aus diesen in etlichen Jahren wieder werden kann. spieldichter des Altertums, machte in seinen satyrenreichen Komödien die ganze hellenische Götterwelt, wo die Unmoral jeder Art eine ständige Rolle spielte, über alle Maßen und dabei ungestraft lächerlich, indem er deren durchwegs »ungöttlichen« Lebenswandel auf der Bühne geißelte. — Aischylos erklärte Zeus als die einzige höchste Gottheit über Alles. — In gleicher Weise sprach sich Horatius für eine einzige, die Weltordnung leitende Gottheit, den Monotheismus aus; alles übrige liegt ferne vom Begriffe »Religion«. Ganz besonders aber betonte dies der am Hofe des mazedonischen Königs Kassander (311-298 v. Chr.) lebende hellenische Philosoph Euhemeros, der auf Kosten dieses Königs größere Reisen an die Gestade des Mittelländischen Meeres machte, welcher sodann in seinen Werken nach Aufzählung vieler Denkmäler und Tempelinschriften den Beweis erbringen wollte, daß alle Götter von Heute einst Menschen waren. — Alle diese nüchtern erwägenden Männer ermöglichten es auf diese Weise und ganz unbewußt auch den späteren Kirchenvätern, daß diese gegen die künstlich geschaffene Vielgötterei umso erfolgreicher auftreten konnten. Überdies wissen wir in etlichen Fällen, wie solche Theogo-nien entstanden sind. Bei den Hellenen waren es Hesiod und Homer, die da einen reichbevölkerten Olymp und eine Unmenge von Halbgöttern schufen, indem sie die Mitglieder der verschiedenen Regentenfamilien des Balkans, namentlich von Hellas und Mazedonien, in jener Zeit, als sich der slavische Spracheinfluß schon auswirkte, kurzweg zu Göttern und Übermenschen machten. Analog steht es mit der deutschen Mythologie, die von Grimm und Simrock nach eigener Phantasie und zum Teile auf mißverstandener slavischer Sprachbasis geschaffen wurde, wozu ihnen als Eigengut bestenfalls etliche zerstreute Daten über mystische Feste mit Opferepisoden eine noch immer fragwürdige Handhabe boten. Eine besonders geschmacklose Tendenz in dieser Richtung bilden die altwendisch-litauischen Mythologien, Deren Verfasser müssen da nebst dem totalen Verständnismangel für Divina-tionen auch recht kümmerliche Sprachkenntnisse besessen haben, da sie Kehrichtweiber, Schweinemägde, Ziegelschläger, ja, Objekte, die ein mäßig ästhetischer Mensch gar nicht ausspricht, zu »Göttern« machten und auf diese Art die natürliche monistische Gottesvorstellung profanierten. — Doch muß diesen der mildernde Umstand des Verführtseins zugebilligt werden, weil sie selbst darüber nicht nachdachten und nur andere Mythio« graphen kopierten, denn z. B, die Römer verehrten angeblich den »Stercutius«, als Gott des Düngers, die »Deverra« als Göttin des Kehrichts, die »Mephitis« als Göttin des Gestankes u. s. w. Ansonst war der Weg zur Divinisierung in der Volksvorstellung ein ganz natürlicher, nachdem die Grenze zwischen sozial hochgestellten Menschen und Göttern immer verschwommen war und umso verschwommener wurde, je weiter sich die Zeit von ihrer irdischen Existenz entfernte. Die mythischen Ahnherrn der einzelnen Volks- oder Sprachgruppen sind daher in ihrer realen Ursprünglichkeit lediglich prosaische Sippenführer, Vorsteher eines bestimmten Gebietes, dann siegreiche Feldherrn oder Herrscher als »Mehrer des Reiches«. Je größer deren Herrschgebiet war oder je mehr Erfolge sie im Kampfe um die Erhaltung des ihnen anvertrauten Landes hatten, umsomehr Sagenkreise und legendäre Vorstellungen bildeten sich um sie, bis sie schließlich als ungewöhnliche Wesen angesehen wurden, die mit besonderen geistigen wie physischen Eigenschaften ausgestattet zu Repräsentanten übermenschlicher Fähigkeiten im Volksglauben wurden. Und weil sie für die Mehrheit der Menschen physisch nicht sichtbar sind, je größer ihr Wirkungskreis ist, werden sie mit der Zeit zu einer transzedenten Größe, womit bereits die erste Etappe der Gottesvorstellung erreicht ist. Auf dieser Grundlage wird jene Vorstellung dann noch weiter logisch ausgebaut. Solche in hohem Ansehen stehende Personen dürfen z. B. auch nicht eines gewöhnlichen Todes sterben, sondern werden auf einem sonstigen Umwege der Erde entrückt, weil es der Volksglaube in seinem natürlichen Gerechtigkeitssinne gar nicht fassen kann, daß eine solche Glanzgestalt je der banale Tod hätte erfassen können. Sind aber solche einmal zu einem überirdischen Ansehen im Leben gelangt, so greift man dann auch noch zurück und findet es unpassend daran zu glauben, daß sie auch auf dem Wege des gewöhnlichen Zeugungsaktes zur Welt gekommen wären. Es tritt da meist ein deus ex machina ein, um das menschlich Anstößige wegzuräumen, und ist dieser Vorgang schon ein uralter, da ihn bereits die ältesten Religionen kennen. —• Nach der persischen Mythologie sendet Ormuz den Erlöser genau so zur Erde, wie in der christlichen Religion; dort wird »Sesioch« von einer Jungfrau geboren, und der lautlich verwandte »Jesus« ebenso. Rhea Silvia gebar als Vestalin Romulus und Remus, die sie als Jungfrau vom Gotte Mars empfing. In der indischen Mythologie ist es wieder der König Adiraden, der eine Dynastie stiftet, deren Haupt auch von einer Jungfrau geboren wird. Es war dies Karnon, den seine Mutter Kundi vom Sonnengotte empfing.2) 2) Vergl. den allgemein slavischen Begriff »kunda« für weibliche Geschlechtsteile, — Die Vorstellung des christlichen Mysteriums von der Jungfrau Maria als Gottesmutter ist demnach schon viele Jahrhunderte oder gar Jahrtausende vor der römischen Zeitrechnung in seiner Grundidee be- Bei den Hellenen beginnt die Transsubstantation historischer Größen, wie: Ahnherrn, Stifter, Städtegründer, Volksführer, heldenmütiger Verteidiger des Vaterlandes, Drachentöter und drgl. eigentlich erst nach der späthomerischen Zeit, indem solche unmittelbar nach ihrem Tode, oft aber auch schon bei Lebzeiten, also unter verkürztem Prozesse, formell zu göttlichen Ehren erhoben wurden. Wir sind überdies schulmechanisch dazu erzogen worden, solche Vorgänge als »heidnisch« zu klassifizieren. Zwischen den »heidnischen« Religionen und der römisch- wie griechisch-katholischen gibt es aber genug kongruente Vorstellungen. Ist doch Jesus als Mensch geboren und wird als Gottmensch in, den Himmel aufgenommen. — Maria wurde als Frau aus demi Volke, wenn ihre Ahnenprobe auch bis zum König David herzustellen versucht wird, deshalb in den Himmel aufgenommen, weil sie die Mutter jenes zum Gotte gewordenen Menschen war. Viele Tausende von Heiligen beiderlei Geschlechtes bevölkern den christlichen Himmel, die als Menschen auf Erden lediglich etwas Besonderes oder Nachahmungswürdiges bewerkstelligt haben. — Es gibt demnach bei den Vorbedingungen zur Divini-sierung in keiner Religion Wesensunterschiede, und dies selbst im negativen Sinne nicht, denn die unmoralische Aphrodite findet ebenso kritiklos Aufnahme in den »heidnischen« wie der Massenmörder Karl d. Gr. als Heiliger in den christlichen Olymp. Aus alledem geht überdies hervor, daß der Urkulturmuensch durchaus kein Heide im heutigen Sinne sondern ein natürlicher Monotheist war, der die unerklärlichen Vorgänge im Weltalle und in der Weltordnung lediglich einem Wesen zuschrieb, dessen näheres Aussehen er aber ebensowenig kannte, wie der verbissenste Atheist vor der Frage, ob das Ei früher war oder die Henne, sofort zugeben wird, daß die Lösung dieses Rätsels einer höheren Schöpfungskraft überlassen werden muß. Jene unsichtbar wirkende aber sich sichtbar äußernde Macht ist für jedermann die Urvorstellung von einem Lenker des Unerklärlichen im Weltall, also Gott im allgemeinen. Alles sonstige, was später den sekundären Gottescharakter annahm oder zugesprochen erhielt, ist ausschließlich dem Umstande zuzuschreiben, daß der Strenggläubigste gewisse profane Dinge der großzügigen Allmacht Gottes gar nicht unterwirft, sondern diesem hiefür Fachreferenten zuteilt, damit er sein Hauptamt, die Weltordnung, um so sicherer im Gleichge- reits gegeben gewesen, ist daher nur die Wiederholung einer uralten traditionell erhaltenen Mythe, obschon der nüchtern denkenke Mensch diese Vorstellung niemals metaphysisch erfaßte, denn der Slovene benennt das Fest Mariä Verkündigung (25 März) das genau neun Monate vor Christi Geburt kirchlich angesetzt ist, trotzalledem als »ebehtnica«, d. i. Brautnacht. wichte erhalten könne.3) Es sieht dies so aus, als ob man dem allmächtigen, allwissenden u. s. w. höchsten Wesen auf diese Art bei der Funktionsüberlastung mit einem Generalstab bei springen wollte, was bei näherer Betrachtung die natürliche Vorstellung von der »Allmacht« Gottes unbewußt herabdrückt. In der Urvorstellung sind demnach alle Religionen oder Gottesvorstellungen noch wesensgleich, und waren es lediglich kleinlich eingestellte Menschen, die es trotz der Universalität jener Uridee zustandebrachten, Differenzen hervorzurufen, die im Völkerleben so oft zu den mörderischesten Religionskriegen führten. II. Der etymologische Standpunkt. Der großzügig erfaßten vergleichenden Sprachforschung ist es bisher wohl nicht ganz entgangen, daß die Intellektualbegriffe, die sich auf Gott und das Übersinnliche beziehen, in allen indoeuropäischen Sprachen, trotz einiger äußerlicher Modifikationen, die gleichen sind, aber man hat es stets, gleichgültig ob bewußt oder unbewußt, vermieden beizufügen, daß sich jene natürliche Urvorstellung heute nur mehr mittels des slavischen Sprachschatzes inbezug auf ihre elementare Bedeutung und sinngemäß am überzeugendsten nach weisen läßt. Um aber diese bisher von keiner Seite beweiskräftig ausgesprochene Behauptung dem Verständnisse des überraschten Uneingeweihten näher zu bringen, muß man wissen oder doch zugeben, daß die allgemeine oder absolute Superiorität der Sla-ven in Hinsicht der Sprache und Kultur bereits in weiter Ferne v o r Hesiod oder Homer (9. Jahrh. v. Chr.) liegt, ja, daß der Kulturzenith der Slaven in der Hauptsache schon vor der Biblischen Adam-Legende, also vor etwa 7400 Jahren, abgelaufen sein muß, daher deren reale Geschichte mit ihrem suggestiven Einflüße auf die Sprache ünd Kultur der Descendenz- oder Tochtervölker bereits in eine Zeit verlegt werden muß, die zwar schon in einer zeitlich unkontrollierbaren Ferne liegt, di e 3) So betet der strenggläubige Katholik bei Zahnschmerzen z. B. nicht zu Gott, sondern zur hl. Apollonia, als ob diese im Himmel das zahntechnische Referat hätte. — Der römische Kaufmann flehte vor einem wichtigen Geschäftsgänge nicht etwa Jupiter sondern Mercur an, als ob letzterer die Agenden eines Handelsministers versehen hätte — Als die Nibelungen die in Runenschrift verfaßte Einladung Attila's auf seinen Hof nicht lesen konnten, beteten sie durchaus nicht zu Odin, der als »allwissend« doch kein Analphabet gewesen sein konnte, sondern zur Runengöttin Kost-bera (slav. »Würfelleserin), die sich mit derlei Entzifferungen befaßte. — Luther's effektvollste These für den Erfolg seiner Bestrebungen war wohl die, daß er allen diesen »Fachreferenten :< des einen höchsten Gottes kurzerhand die Existenzberechtigung absprach, und gilt dasselbe auch für Mohammed. aber trotzdem durch die ganze Epoche die Spuren einer genetisch ununterbrochenen Tradition derart tief eingegraben hat, daß sie alle Gewalt, Mißgunst oder Verschleierung doch nicht zu verdunkeln oder gar zu löschen vermochte. Die verläßlichsten Urkunden und Leitfossilien für die Erkenntnis der Urverhältnisse des sprachbegabten Menschen von jenem Zustande an, als ihn bereits gewisse Kulturemanationen automatich begleiten, sind nicht nur die von ihm sprachlich festgehaltenen Vorstellungen der ihn umgebenden Erscheinungen der Natur und Kultur, wie sie in den Hauptpunkten in diesem Werke aufgezeigt werden, sondern auch schon jene Abstraktheiten, die auf einen unsichtbaren Lenker seiner Geschicke und der Weltordnung anspielen, d. i. auf seine Vorstellung von Gott. Es muß daher an dieser Stelle die betrübende Tatsache hervorgehoben werden, daß man gerade bei ursprachlichen wie ^kulturgeschichtlichen Forschungen, wozu selbstredend auch jene der religiösen Urvorstellungen gehören, fortgesetzt auf Begriffe stößt, die die Wissenschaft überhaupt nicht geklärt haben will, weil die naheliegendste Lösung allzu verblüffend, zu unvermittelt und dabei auch zu primitiv erschienen würde, eine Klärung daher niemand auszusprechen wagt, und dies noch weniger in jenem Falle, wenn dabei slavischer Kultureinfluß einbekannt werden müßte. Und trotzdem ist die Forschung nach der Genesis eines solchen Religionsbegriffes eine der interessantesten Folgeerscheinungen, der da einerseits zeigt, welche bunte Wandlungen mit ihm und um ihn in unkontrollierbaren Zeiträumen vorgegangen sind, andererseits aber wieder beweist, daß der nüchterne Mensch die Auswirkungen jener Metamorphosen derart gewissenhaft ferne hielt, daß der Geburtsschein jenes Begriffes seine Originalität doch nicht einbüßte. Eine solche innere Erkenntnis muß schon Herder innegewohnt haben, der als Deutscher den Satz aussprach: »Die Slaven seien der Segen der Erde gewesen; überall habe sich die Erde gefreut, wo sie sich niederließen usw.« Im Nachstehenden wird eine größere Zahl von, Ausdeutungen von »Götternamen« der verschiedensten indoeuropäischen Mythologien und Religionen — in alphabetischer Folge — besprochen und zugleich der Beweis erbracht, daß sie alle nur einer slavischen Quelle entstammen können. Sie sind auch nur Eigennamen zum Scheine; in der Wirklichkeit sind sie sprachlich nur Gattungs- oder Charakternamen. Man beachtete nämlich bisher nicht die Tatsache, daß der Altslave keine abstrakte Kosmo- oder Theogonie kannte noch kennen konnte, weil er die realen Vorgänge noch selbst miterlebt hat, d. h. er war es selbst, der diese Begriffe unter dem natürlichen Ein- drucke geschaffen hat und mag ein eingehenderes Studium dieser Richtung, noch zahlreichere Bestätigungen hiefür erbringen, wie alle die üblichen Divinisier ungen zur nüchternstenProsa werden, sobald man deren Namen in das chemische Bad der altsloveni-schen Sprache legt. Aphrodite. — In diesem Namen der hellenischen Göttin der Liebe birgt sich der slovenische Begriff »oprodica«, d. i. G e-nossin, Waffengefährtin, Begleiterin von Kriegern. Bei deren sexuell tiefster Entartung erhielt sie das Attribut »Kotys«, d. i. »cota« (— Fetzen, deutsch »Zote«), wie der Slovene das Dirnentum in seinen äußersten Auswüchsen noch heute stigmatisiert. Ares. — Der hellenische Kriegsgott hieß einmal »Vareš«, d. i. Beschützer, Verteidiger, Krieger, nur setzte das Hellenische für das fehlende »v« ein Digamma (F) zu. Das Grundwort ist »var« (s. d.). Athene. — Im Altslovenischen lautete der Name dieser hellenischen Göttin wohl »otinja«, d. ¡.Beschützerin, und bildet die Wurzel der männliche Begriff: »ot, oteč, oče«. Ihr war auch der Schutz von »Otinje«, d. i. »Athen«, anvertraut, welcher Name auch im Hellenischen als Pluraletantum gebraucht wurde und der Bedeutung Zufluchtstätte, Verteidigungspunkt gleichkommt. — »Athen« führte auch den slavischen Namen »Varvakion« ((^ Schutzpunkt), worunter augenscheinlich die Akropolis gemeint war. — Viele Athene-Skulpturen werden in der Kunstgeschichte als solche von »Varvakion« gekennzeichnet. Bog. — Alle Slaven nennen den unsichtbaren Weltenlenker »bog«, čech. »büh«. — Diese Kennzeichnung ist offenkundig auf die Volksvorstellung aufgebaut, daß nur ein reicher Mann, gleichgültig ob geistig oder materiell erfaßt, zugleich mächtig sein kann. »Bog« ist nämlich gleichbedeutend mit: der Reiche, »bogat« = reich. Das Negativum hievon ist »u-bog«, d. i. de** Arme, was für den prosaischen Ursprung dieses Funktionsbegriffes besonders drastisch spricht. — Dasselbe Verhältnis finden wir auch im Altindischen, denn im Sanskrit dient »bha-gas« sowohl als Bezeichnung eines Gottes, zugleich aber auch zur Hervorhebung des Reichtums. Desgleichen hat das altpersische »baga« wie das Baskische »bhagas« den Wert — Gott. — Wollte man im Slavischen diesen »bog« besonders hervorheben, so gebrauchte man die Form »velbog« (s. d.). Bram, Brama. — In der indischen Götterlehre gilt »Bram« als das höchste Wesen, als »die Urseele des Weltalls«, indeß »Brama« als der eigentlich schaffende Gott angesehen wird. — Sprachlich bedeutet »bram«, wie »bran«: Beschützer, Verteidiger im Slavischen, demnach in der Bewertung: der Starke, der Mächtige. Div, — Man weiß, daß der Name des Allvaters im Sanskrit »dewas«, im Lithauischen »diewas«, im Lettischen »dSevs«, im Altpreußischen »deiwas«, im Gotischen »tius«, im Althochdeutschen »zio«, im Hellenischen »Zeus, Dios«, im Lateinischen »deus«, im Italienischen >;dio«, im Französischen »dieu« lautet und angeblich »Himmel« bedeutet, aber man vermeidet es meist hervorzuheben, daß das Slavische von allen anderen Sprachen die einfachste Form hiefxir in »Div« besizt, womit etwas Wunderbares oder Unfaßbares gekennzeichnet wird, wohingegen alle sonstigen Sprachen keine organisch gleichkommende Etymologie kennen. Vrgl. z. B. das cechische »diviti se« = sich wundern, slov. »divno« = wunderbar u. a. Doiiche, Dolichenus--Die Mythographen wissen zu er- zählen, daß die Cheti in Kleinasien den Gott »Doiiche« verehrt haben, der dann durch syrische Soldaten, Händler und Sklaven nach Rom gebracht und bei den Römern als »Dolichenus, Doli-cenus, Dolichäus« göttliche Verehrung genoß. Die Darstellung dieser »Gottheit« als Gnome mit dem Schwerte, der Doppelaxt und dem Blitzbündel deutet aber dahin, daß es sich hier nur tun den Hüter oder Sucher von Erdschätzen handeln könne, was wieder durch die slavische Etymologie bestärkt wird, denn der Ceche bezeichnet das Bergwerk als »doly« der Bergknappe ist der »dolic« und finden wir den Lokalnamen »Dolic« fast in allen Gebieten, wo größere Bergwerke waren oder noch sind. — Augenscheinlich bezeichnete man aber einst den Besitzer von Bergwerken, da dieser als reich und angesehen galt, als »dolic« im allgemeinen, was gelegentlich auch zur Divinisierung eines solchen mächtigen Mannes geführt haben mag. Golem, — Man behauptet allgemein, daß dieser »hebräische« Begriff in der hebräischen Sprache keine klare Ausdeutung zulasse; man wisse nur, daß es im jüdischen Volksglauben eine durch die Zauberkraft von Bibelsprüchen auf eine bestimmte Zeit belebte menschenähnliche Thonfigur, also eine plumpe Nachahmung der ersten Menschenschöpfung sei. Jener Volksglaube hat allerdings einen entfernten Zusammenhang mit der Menschenschöpfung, wenn man den obersten Gott statt »vei« als »Golem« bezeichnet, das im Slavischen, namentlich im Bulgarischen und Serbischen noch heute: hoch,imponi e-rend bedeutet und tatsächlich vielen Höhen daselbst beigelegt ist, wie: Golemi vrh, Golemo brdo u. ä. — Im Altslovenischen wurden überdies die höchsten Festtage des Jahres als »golema nosc (= Weihnacht) und »golemi den« (= Auferstehungstag) bezeichnet. Gott. — Die deutsche Benennung für den Allvater ist »Gott«, die jedoch aus dem slavischen »chod« (cechisch) hervorgegangen ist. — Ursprünglich dürfte »chod« der Funktionsname für den Vorsteher eines Bezirkes oder größeren Gebietes gewesen sein wie man solche noch heute als »kotar, chotar, go-darde« bezeichnet, — Die Priester jenes Gottes waren die »chodza«, die heute nur mehr in der mohamedanischen Religion so benannt werden, hingegen heißen sie in der Rigveda, dem ältesten Denkmale der indischen Literatur, noch allgemein »chotar«. — Im Cechischen galt einst »chod«, im Slovakischen »god« als ein Verteidigungs- oder Wachpunkt. In der alten Felsinschrift am Velestur bei Kremnitz werden 280 solche »godi« in jener Gegend erwähnt. »Gott, god« bedeutete demnach in der Urform etwa: Schutzherr, Festungskommandant. Wenn die Cechen heute sagen, daß sie »na hody« d, i. wallfahrten gehen, so ist dies sprachlich genau dasselbe, wie »wallfahrten«, denn dieses ist auch ein slavisches, nur phonisch angepaßtes Wort an »valvar« d. i, Wall schütz, denn sie gehen dahin, wo ihre Vorfahren im Kampfe um die eigene Scholle gefallen waren, also auf jene Höhen, wo Wälle für die Verteidigung vorbereitet waren, wie z. B. am Hostyn (Mähren). — Alle älteren Wallfahrtskirchen auf Höhen verdanken ihre Entstehung dem Umstande, daß man dort, wo Leute im Kampfe gefallen waren, kirchliche Gedächtnisbauten errichtete und die Erinnerungstage an solche kriegerische Ereignisse, die sich immer im Sommer abspielten, da im Winter keine Kämpfe stattfanden, festlich beging. Juno. — Die Göttermutter der römischen Mythologie ist nach dem Altslovenischen lediglich die Bezeichnung für eine junge oder jugendliche Frau, und wenden die Slaven das Grundwort »jun, juna« in den vielseitigsten Bewertungen an, wie: »junak« (= der junge Krieger), »junoch, junose« (altcech. = Jüngling), »juna zona« (russ. = junge Frau), »junec« (slov. = junger Ochs) u. ä. Kristus, — Die sprachliche Grundlage für den Begriff »Kri-stus« war schon lange vor dem Erscheinen des christlichen »Messias« in der slavischen Sprache gegeben, und ist diese heute die einzige, die für diese uralte Volksvorstellung den primären sprachlichen Beleg besitzt. Unter »kristi« verstand man im allegemeinen: stark werden u. z. physisch wie im Glauben. Für ersteres haben wir noch einen Beleg in der Königinhofer Handschrift, die, wenn schon sonst welche Bedenken gegen deren Echtheit wären, gerade dieses Begriffes wegen keine Fälschung sein kann, weil zu Beginn des 19. Jahrhunder-tes kaum jemand darauf verfallen wäre, dieses rein religiös ein- gestellte Wort in sportlicher Richtung zu profanieren. Dort heißt es nämlich: »tamo mecem i mlatem i oscepem uciste pazi, tamo p o k r i s t a i vracesta se rozkosem.4) Derselbe Begriff kehrt bei der Firmung, der zweiten Stärkung im Glauben des jungen Christen wieder, da die Taufe schon »krst« oder »krest« heißt, wo zu dieser Zeremonie noch das »Chrisma« oder »Chrisam« gebraucht wird. — Die gangbare Etymologie, wonach »Kristus« gleichbedeutend sei mit: der Gesalbte, ist daher auch vom sprachlichen Standpunkte unhaltbar. — Imi Russischen flößen sogar die Bedeutungen für Landmann und Glaubensgefestigter in einen homogenen Begriff zusammen, da das Landvolk bekanntlich am festesten an seinem Glauben hält. Bei diesem Anläße ist es auch am Platze eine kurze Rückschau nach den wirklichen sprachlichen Verhältnissen der ersten Christenzeit zu halten, zumal die Slaven auch damals da waren, wenn sie unter diesem Namen auch niemand erwähnt. Doch führt z. B. Christian Henning in der ausführlichen Vorrede zu seinem (ungedruckten) »Vocabularium Venedicum« unter anderem Folgendes an: »Inmittelst ist die wendische Sprache jederzeit sehr hoch gehalten worden; will nicht sagen von dem Allerhöchsten selbst, indem aus dem II. Kapitel der Apostelgeschichte (8—9) erweislich, daß am 1. hl. Pfingsttage neues Testaments die großen Taten Gottes ebenfalls in der wendischen Sprache gepredigt werden. Denn wenn die aus Ponto v. 9 nach Plinii Bericht Sarmater, d. i. W e n d e n, gleichwie sie noch zum Teil sind, und sie dazumal öffentlich bekannt, daß auch sie ihre Sprache aus der Apostel Munde höreten, so ist gewiß, daß die hl. Apostel des Herrn die sarmatische, d. i. die wendische Sprache gerediet. Es mag sie gleich der Apostel Andreas geredet haben, dem die scytischen Länder das Evangelium zu predigen durchs Los zugefallen sein sollen u. s. w.« — Die Apostel Christi müssen tatsächlich irgendeine slavische u. z. die altslovenische Sprache gut gesprochen haben — die slavischen Dialekte von heute entwickelten sich erst weit später — da sie sonst bei ihren Bestrebungen die christliche Lehre zu verbreiten, überhaupt wenig Aussicht auf Erfolg haben konnten. Desgleichen muß ihr Auditorium ein slavisches gewesen sein, denn sie bekehrten doch weder die Juden selbst, noch die Araber, Türken, Inder, Chinesen u. drgl., sondern ausschließlich slavische Völker. Krisna. — So heißt der Prophet der indischen Religion. Es ist dies die Urvorstellung oder der Urtypus des »Kristus« u. z. sowohl etymologisch, biographisch wie symbolisch. Daß »krst, 4) D. i.: »Dort lernten sie umzugehen mit dem Schwerte, der Axt und dem Speere, dort kräftigten sie sich und kehrten befriedigt heim.« krstiti, kristiti« im Altslovenischen wie in allen slavischen Sprachen die allgemeine Bedeutung hat: jemanden — namentlich im Glauben — stärken, wurde bereits an anderer Stelle hervorgehoben — »Krišna« wurde von der »Rodna« (= die Fruchtbare) geboren und später, um ihn den Verfolgungen Kamsas zu entziehen, der »Usoda« (= Schicksal), der Frau irgendeines Schäfers zur Erziehung übergeben. Die nahe Verwandtschaft des Altslovenischen mit dem Altindischen geht übrigens auch daraus hervor, daß dem Slovenen die Namen der indischen Gottesdreieinigkeit: »Brahma« (= Beschützer, Verteidiger), (slov. »bran, bramba«, poln. »brama«), »Višnu« (= der Hohe, der Höchste) und »Živa« (— der Lebende, der Lebenspendende) etymologisch ohne sprachliche Hochbildung vollkommen verständlich sind, dem heutigen Sanskrit-Indier aber nicht mehr, d. h. dessen Sprache ist von der primären schon stärker abgewichen, als die slovenische. Njeguš. — Das slovenische wie serbokroatische »negovati« bezeichnet die Pflege, Obsorge oder Aufsicht über etwas und war die Substantivform »njega« auch im Altslovenischen gebräuchlich. — Der bekannteste Begriff dieses Wortstammes ist »njeguš« in der Bedeutung Landpfleger, Landverweser, welchen Hoheitstitel noch heute der König von Habeš (Abyssinien) führt. So benannte man früher auch den Herrscher von Črna gora (Montenegro) und in noch älterer Zeit die nordslavischen Fürsten, wofür wir den ältesten schriftlichen Beleg in einer Urkunde von 16. Februar 821 besitzen, in der der damalige »Niegoz« dem Kloster Fulda einen Besitz »in regione Slavorum« widmet. — Der älteste Beleg hiefür scheint aber der Name jenes ägyptischen Königs zu sein, den die Geschichte als »Nechao« und »Neho« kennt, der die erste bekannte Umschif-fung Afrika's durch die Phönizier ausführen ließ, da dies nur als ein paraleller Hoheitsbegriff zu dem gleichfalls slavischen »pharao« (= »vara, varao«) anzusehen ist. — In England hieß ehedem ein dem Könige gewidmeter Trank (eine Art feinen Glühweins) auch »negus«, was dahin deutet, daß der Hoheitsbegriff »njegus« einst weitverbreitet und auch bei den Römern als »negotium« (= Sorge, Staatsgeschäfte versehen) im Gebrauche war, nur ist die übliche sprachliche Auslegung der Romanisten, als wäre das Wort aus »nec otium« (~ ohne Muße) entstanden, eine grundsätzlich verfehlte, da hier die Wurzel »neg« (= Sorge, Pflege) begriffsbildend war, nicht aber die Verneinungspartikel »nec«, nachdem eine solche kein Appellativum bilden kann. Odin, Othin, — Diese zwei Namensformen für den höchsten Gott der nordischen Mythologie, der im »Azgard« (slov. »Azgrad« — Götterburg) wohnt, läßt auch zwei Etymologien zu. — Der Name »Odin« kann im Slavischen: der Alleinige, Einzige (altslov. »edin«) bedeuten, und kommt dieses Gottesattribut auch schon in der altslovenischen Inschrift einer etru-rischen Gemme vor, wo die Form »adynij« (= der Einzige) angewendet wird. — »Othin« hingegen kann von »ot, ota« stammen, worunter man allgemein den Vater oder Beschützer versteht. Mit dem. was man heute unter »germanisch« versteht, hat demnach die vermeintliche Gottheit ursprünglich nichts gemein, Ormuz. — Der Weltschöpfer der persischen Théogonie ist der »Ormuz«, auch »Ormudz« geschrieben. Darin verbirgt sich der alslovenischc Begriff »ormož, ormuž«, d, i. der starke, mächtige Mann. — Daran erinnert noch der Name der slo-venischen Stadt »Ormož«, die einst eine wichtige Grenzfestung war und deren Kommandanten man augenscheinlich in dieser Funktion als »ormož« kennzeichnete, daher der Begriff hier schon nur mehr einer hohen Militärcharge gleichkam, und später auf den Ort selbst, wo dessen Sitz war, überging. — Dem »Ormuz« gegenüber haben die persischen Mythographen in ihrer sprachlichen Unorientiertheit den »Ahriman« als zerstörendes Prinzip aufgestellt, in welchem. Namen sich wieder nur ein »orman« birgt, d. i, ein starker, mächtiger Mann. — Die Slaven bezeichnen die Armenier als »Ormani«. Daß hier eine alte Paralelle zur christlichen Religion vorliegt, wurde schon an anderer Stelle angedeutet, denn auch hier sendet der Allvater »Ormuz« der Menschheit den von einer Jungfrau geborenen Erlöser »Sesioch«. Der Begriff »or« diente im Slavischen allgemein für etwas mit dem Kriege Zusammenhängendes. Als »Or« bezeichneten die Russen die Befestigungen am »Prekop«-Kanale der Halbinsel Krimi, die Herodot noch »Taphrae« (= Tabri, tabor) nennt. Die Čechen verstehen unter »or« das Schlachtpferd und die Kriegsfahne der Könige von Frankreich hieß »Oriflamme«, wobei man »Ori« bisher fälschlich als aus »aurea« verballhornt auslegte. Pan. — So benennen fast alle Slaven noch heute einen sozial hochgestellten Mann, soweit sie nicht, wie die Südslaven, den Begriff auch als »ban« schreiben und darunter einen Statthalter im modernen Sinne verstehen. Nichtsdestoweniger lautete die heutige »banovina« bei den Römern noch als »Pan-nonia«. — Die neueren Mythologen führen »Pan« ausschließlich als Beschützer der Herden an, verschweigen aber aus unverständlichen Gründen ganz, daß er auch schon bei den Hellenen als Lenker des Weltalls angesehen wurde, sowie daß ihn die orphysche Hymne, die in der nachhomerischen Zeit entstanden sein soll, noch als die Personifikation des Weltalls und den Schöpfer aller Dinge kennt. — Dem entspricht auch der hellenische Begriff »pan«, d. i. Alles, das Universum, indeß sich das slavische »pan« von heute noch immer in der Auslegung an eine Hoheitsfunktion anlehnt. — Die Cechen wie Polen gebrauchen heute den Begriff bereits ziemlich allgemein in Verbindung mit »buh«, also z. B. als »pan Büh«, was demnach schon eine Tautologie ist. Premysl. — Man glaubt vielfach, daß die altcechischen Regentennamen »Premysl« und »Samo« (s. d.) identisch seien, was nicht rundweg abgewiesen werden darf. Galt der Begriff »Samo« lediglich als Kennzeichnung des Alleinherrschers, so sind in »Premysl« hingegen die geistigen Eigenschaften zum Funktionsbegriffe geworden, was sprachlich: der Höchstdenkende, der Bestüberlegende bedeutet. Diese Ausdeutung ist übrigens urkundlich auch stillschweigend begründet, denn die Chronik Christians, eines Sohnes des Fürsten Boleslav II. (Ende des 10, Jahr hundertes) erzählt, daß die Slaven Böhmens nach der Gründung Prags einen überaus -scharfsinnigen und klugen Mann — Premysl — als Regenten fanden, was jenem Charakternamen sprachlich überraschend entspricht. — Der eigentliche Familienname blieb dabei vollkommen im Hintergründe, ebenso wie der russische Bauer nahezu nie den Personennamen des jeweiligen Zaren kannte; ihm war jeder Zar eben nur »car«, und so mag es auch eine ganze Dynastie von solchen »Pfemysl's« gegeben haben, ohne daß man den wahren Familiennamen anwendete oder überhaupt kannte, da man, wenn man schon dem einen dieses Epitheton beilegte, nicht den Nachfolger in dieser Richtung degradieren konnte, Presbit, Prebist. — Diese beiden Begriffe scheinen einst im Altslovenischen als Kennzeichnung für das höchste Wesen oder Überwesen gebraucht worden zu sein, erlebten aber später eine Personifikations-Metamorphose zu: »Presbyter Joannes.«"’) Es ist naheliegend, daß das höchste unsichtbare, die Weltordnung überwachende Wesen für den Urmenschen, der vor allem, unter dem Eindrücke der von ihm beobachteten Naturvorgänge, namentlich der Himmelserscheinungen stand, gefühlsmäßig ein Überwesen war, das er auch seinem Sprachschätze entsprechend benannte. Nun besitzt aber keine der heutigen Religionen, wie wir aus den zahlreichen hier vorgeführten Etymologien der bekanntesten Gottesbegriffe ersehen, einen solchen abstrakten Begriff für die sprachliche Fixierung des höchsten Wesens, der auch etymologisch auf jenes offen deuten würde, denn alle Religionen kennen für die höchste Gottheit 5) »Bit« oder »bist« = Wesen; »pre« hingegen ist das Präfix für die Superlativbildung. nur eine Bezeichnung, die aus einer konkreten oder physischen Sufcsta ntation hervorgegangen ist. Da aber im, Menschen seitjeher der Drang bestand, das höchste Wesen auch in irgendeiner Verkörperung sehen zu müssen, er daher das Bedürfnis fühlte einen Stellvertreter Gottes auch auf Erden zu wissen, mit dem er allenthalben sogar in persönlichen Verkehr treten könne, wurde früher bisweilen auch der Papst als »Presbyter« bezeichnet; später legte man diesen Ehrentitel den Erzbischöfen bei, und schließlich, als es immer mehr Stellvertreter Gottes auf Erden gab, sank das Ansehen dieses Titels immer weiter im Werte. Anders war es jedoch mit dem »Presbyter Joannes«, der auch als »Joan, Johve, Jahve, Jachin« geschrieben wurde, und der in der Sage, Legende wie Geschichte vom 1.—14. Jahrhunderte ein Doppelleben führt. Er lokalisiert sich nie, er taucht wohl abwechselnd zwischen Europa und Asien auf, doch tritt seine Individualität nie sichtbar in den Vordergrund. Das eine ist hiebei allerdings ständig: der Presbyter Johannes steht immer zum Namen David (altslav. »Davd«) in irgendeinem Verhältnisse. Einmal gilt er als Vorfahr des Mongolenfürsten Čingis-kan, der aber auch als König David in den russischen Annalen bezeichnet wird, denn er sei etwa der Anführer des Mongoleneinfalles in Rußland gewesen; ein andermal ist jener David der Sohn des Johannes; ein drittesmal sind wieder David und Johannes dieselben Personen; gelegentlich erscheint David sogar als Urenkel des Johannes; zugleich ist er auch mit Jesus und Maria verwandt, die beide ihre Abstammung vom Könige David herleiten, kurzum, dieser »Joannes« ist etwas Universelles. — Augenscheinlich ist aber dies ein Para-lellame des Allvaters, nur gilt der eine Name für dessen Abstraktheit, der andere für dessen Konkretheit, analog wie der Čeche von »büh« spricht und zugleich auch vom. »pan büh«. — — Dieselbe Situation finden wir aber auch schon in der Genesis. Im. 1. Kapitel spricht der Hagiograph nur erst von »Gott«, imi 2. aber auch schon von »Gott Jahve«.0) Prometheus, — Dieser hellenische Schutzgott des Handels und Verkehres findet seine Etymologie in der slovenischen Sprache, wo »promet« — Handel, Verkehr bedeutet. Er gilt doch als der Erfinder der Künste, wie z. B. der Töpferei, und gilt zugleich als Schutzgott der Betrüger, die im Oriente beim Handel stets eine nennenswerte Rolle spielen. 6) Dem Kenner altslovenischer diplomatischer Urkunden fällt es auf, daß den Fürstentiteln häufig die Anlangslaute »Joan« also »io« beigesetzt sind, die dem Zusammenhänge nach etwa »von Gottes Gnaden« bedeuten müssen, wie z. B. in den mittelalterlichen moldauischen Urkunden zu lesen ist: »vojevode io Mogila* oder: »pečat io Štefan vojevoda«. — Es scheint aber, daß das hellenische «ioteti* (= nach dem Willen) hier noch als eine rezente Form dessen anzusehen ist, was es primär bedeutete. Samo. — Ein König dieses Namens regierte im 7. Jahrhunderte über Böhmen und Mähren (f 658). Die Geschichte weiß jedoch nur, daß dies ein siegreicher slavischer Feldherr war und später Alleinherrscher wurde. Ebenso wie man aber in Rußland den Car als »samodržec« (= Alleinherrscher) benannte, im Alltagsgebrauche aber nur von einem »samo« sprach, dürfte es auch hier gewesen sein, und ist »Samo« nur wieder ein slavisches Synonym für »Odin«, d. i. der Alleinige, der Alleinherrscher. — Er war eben ein ;samo-vladar«, und wurde der gekürzte Funktionsname dann zum Personennamen, als man die Urbedeutung und praktische Anwendung von »samo« sprachlich nicht mehr beachtete, daher dessen eigentlicher Name nicht klar ist. Jene Geschichtschreiber, die da, glauben, »Samo« sei identisch mit »Premysl«, können allenthalben auch im. Rechte sein, da jene Zeitepoche auffallend arm ist an geschichtlichen Überlieferungen. — Ccsmas (f 1125) kennt in seiner Chronik Böhmens »Samo« noch nicht, und findet dieser Name erst auf dem Umwege der gegnerischen Berichte i. J. 1775 die erste Erwähnung in der Geschichte Böhmens. Satrap. — Die Geschichte erzählt, daß man im Altpersischen die Provinzstatthalter als »khsathrapavan« benannte. Ansonst war ihr Funktionsname »satrap«, doch ist dies kein alt-persisches sondern ein altslovenisches Wort, das als »sotrap« — Mitlenker, also Mitregierender bedeutet (»so« = mit, »trap« = die Vorrichtung für die Ermöglichung der Wagenlenkung). Var, pharao. — Alle Eigen-, Hoheits- und Gattungsnamen der Wurzel »var« stehen grundsätzlich im Zusammenhänge mit menschlichen Schutzvorsorgen, sei es nun in aktiver oder passiver Richtung, und sind durchwegs slavischen Sprachursprungs. Solche sind »var, varcš — Sicherungs- oder Schutzpunkt, befestigte Stadt, »var, far (Pfarrer), pharao« = Befehlshaber eines solchen Schutzpunktes, der in Ägypten den Rang eines Königs erreichte; »varjak« =' der Verteidiger, der Schutzmann, »varovati, vardevati« = sichern, beschützen, »ovar« — Rundwall, eine ringsum geschlossene Befestigung. Wer sich einmal von der ungeschminkten Geschichtsauffassung freimacht, kann es nicht ableugnen, daß in grauer Vorzeit Slaven auch in Nordafrika, namentlich in Ägypten (Mišir) als Ureinwohner gesessen haben müssen. Dieses haben auch schon Latomus, I.amanskij u. a. behauptet und verschiedentlich zu begründen versucht. — Tatsächlich erzählen altägyptische Quellen, daß in der Zeit von 2500—2300 v. Chr. Phönizier, d. i. den Venetern stammverwandte Nomaden (!) in Unterägypten eingedirungen seien, die sich, nächst Pelusium, also nächst der Ausmündung des einzig schiffbaren Nilarmes, ein großes, wohlbe-? festigtes Lager errichteten und von dort aus das Land beherrschten. Dieses Lager, das wohl auch den Zweck hatte, die Nilschiff-fahri zu kontrollieren, benannten sie aber als »ovar« (ägyptisch »abar«), daher genau so, wie man etwa in Ungarn viele Kastelle und Verteidigungsanlagen noch heute nennt. Dem Befehlshaber legte man den Funktionsbegriff »varo« oder ägyptisch geschrieben »pharao« bei, und wenn dieser zugleich von hier aus das Land beherrschte, so ergab sich daraus automatisch die höhere soziale Würde. Auch die Insel »Pharus«, die dem Hafen von Alexandria Vorgelegen war, hat die Wurzel »var« zur Grundlage. Da aber die Hafeneinfahrt mit Gefahren verbunden war, ließ Ptolomäos II. (285—247) auf der Insel einen Leuchtturm erbauen, der seinerzeit zu den sieben Weltwundern zählte. Dieser hatte nun hier die »var«-Aufgabe. — Desgleichen führt Pli-nius die heutige Insel Hvar (Dalmatien) bzw. dessen gleichnamige Hauptstadt als »Pharia« an. Überdies stoßen wir in den altägyptischen Quellen auf zahlreiche slavische Kulturbegriffe agrarischer Richtung, die zeigen, daß jene Einwanderer das genaue Gegenteil von Nomaden waren, wie z. B. »čiv, žitovi, pogača«. Der ägyptische Pächter von Königshufen hieß »čiv«. Doch in Montenegro, Serbien, Bosnien heiß er noch heute »čivčija« und ist hiebei das Pachtverhältnis noch immer dasselbe, soweit dies die moderne Agrarreform' nicht schon änderte. — Die Getreidearten benannte man im allgemeinen »žitovi«, slav. »žito«. — In einem altägyptischen Grabe fand man ein Flachbrod, das das beigelegte Verzeichnis der Grabbeigaben als »pogače« bezeichnete, also genau so, wie bei den Slaven noch heute, Diese Tatsachen klingen höchst verwunderlich, sofern man erwägt, daß die Geschichte von einem Wohnen der Slaven in Ägypten nach der Völkerwanderung absolut nichts weiß. Vel. — Der augenscheinlich älteste und zugleich verbreitetste ursprachliche Begriff für Gott, sowie überhaupt für die Hervorhebung von etwas Imponierendem im Superlativ, ist »vel«. —Da aber schon seit allem Anfänge eine fakultative Gebrauchskonkurrenz zwischen den Buchstaben »v« und »b« bestand1, wurde »vel« sehr bald mit dem alltäglichen »bei« (= Weiß) zu verwechseln begonnen. Dieses »vel« hat sich besonders bei den Čechen in der Originalbedeutung besser erhalten, als etwa bei den Russen oder Südslaven. Sie machten aus ihrem altehrwürdigen »Velehrad« kein »Belhrad« oder »Belgrad«; sie gebrauchen den Begriff »veleti« für befehlen noch ebenso wie die Slovenen; ihnen ist der Priester der »velebny« oder »velebniček«, die Majestät »ve-lebnost« und selbst der Megalosaurus, der größte der vorsintflutlichen Eidechsenart, für die sie sonst keinen speziellen Namen kennen, ist zum »veleješter« geworden. Der Begriff »vel — bei« läßt sich durch nahezu alle alten Sprachen mit gleicher oder doch verwandter Bedeutung verfolgen. — In den asiatischen Sprachen bedeutet er: Her r; bei den Hellenen führten Zeus und Apollo den Beinamen »Belos« (sprich: »Velos«); im Lateinischen galt »vel« gleichfalls als Präfix für eine Andeutung im Superlativ. — Der babylonische König Nebukadnecar, der im eigenen Namen das slavische Attribut »car« (= Herrscher) ebenso suffixartig führt, wie man im Altsiovenischen auch »Filip car« (nicht etwa »car Filip«) schrieb, läßt den Propheten Daniel, der königlicher Abkunft war, deshalb nicht in den Feuerofen werfen, weil er ein »vel« war, und verwendete ihn lieber als Geisel, da er beim Volke in hohem Ansehen stand. — Dahin deutet wohl auch das apokryphe Stück des Alten Testamentes, genannt »Bel zu Babel«, worin Daniel eine besondere Rolle spielt. — In der babylonischen Schöpfungslegende, wie sie Berossos darstellt, ist »Bel« der Weltschöpfer selbst. »Belos« hieß auch der erste König von Babylon; desgleichen hatten die Ägypter einen König dieses Namens. — Dem heiligen Bezirk der Stadt Karthago stand ein »Bel« vor. Einer der ältesten britischen Könige hieß »Belinus«; seine Existenz wird jedoch naheliegenderwese als mythisch angesehen, weil dies eben kein Eigenname, sondern nur eine Hoheitsbezeichnung war. — In der nordischen Mythologie heißt ein Riese »Bela« und in der indischen ein mächtiger Beherrscher Indiens, der im zweiten Weltalter, also in einer unbestimmten Vorzeit, regierte. — Auch vier ungarische Könige (in der Zeit von 1060 bis 1270) hießen »Bela«, wo aber dieser Titel bereits als Eigenname galt, da man die eigentliche Etymologie nicht mehr kannte. Die römischen Geschichtsschreiber erzählen, daß bei den Norikern, Pannoniern, Illyrern und Galliern die Gottheit »Bellenus« verehrt wurde, d. h. dieses war nur wieder ein Respektstitel. Desgleichen ist der deutsche Begriff »Welt« für das Universum) nicht aus »verlt« oder »wernt« hervorgegangen, wie einige Germanisten phantasieren, sondern aus dem slavischen »vel«. »Vel« wurde auch vielfach in Zusammensetzungen gebraucht, wie z. B. als »velbog« (= großer Gott), woraus in der Lesefehlerkonsequenz oft die Form »belbog« wurde; »velmož« (= großer, hochangesehener Mann); »velpan« (— hoher, mächtiger Herr), welches Wort auch in einer altrhätischen Inschrift festgestellt wurde. — Als in Jugoslavien die Institution der Groß-2upane eingeführt wurde, bezeichnete man diese offiziell aus Mangel an traditionellem Sprachgefühle als »veliki župan«, statt richtiger als »velžupan«, wie dieses auch rechtshistorisch zutreffender gewesen wäre. Das altslovenische »vel« ist sowohl als Substantiv wie Adjektiv, dann als Präfix für die Superlativbildung schon im frühesten Altertum ebenso im. Gebrauche gewesen, wie heute. »Vel« liegt auch zahlreichen topischen wie ethnographischen Namen zugrunde, nur werden sie vielfach falsch ausgedeutet, seit mian »vel« mit »bei« zu verwechseln begonnen. Man kann sogar annehmen, daß im Deutschen kaum ein mit »weiss« zusammengesetzter Name obiger Richtung zutreffend ausgelegt wird, so lange man dieses nicht auf »vel« zurückleitet, und ist es unverständlich, weshalb man diesen sinnverwirrenden Aus-legefehler nicht endlich auch berichtigt, — Am naheliegendsten wäre dies im Falle »Belgrad«, das schon in früheren Jahrhunderten als »Alba graeca, Kriechisch Weissenburg, Biograd, Beograd« ausgedeutet wurde, historisch richtig aber als »Velgrad« geschrieben werden müßte, denn es war seiner lokalen Lage nach hervorragend geeignet für eine widerstandsfähige Befestigungsanlage, die ursprünglich sicherlich niemand mit dem nichtssagenden Attribute »weiss«, sondern mit vollem Rechte nur als »große Burg« oder »starke Befestigung« bezeichnet haben kann.7) Bekanntere Namen dieser Art, denen wir zugleich die richtige Etymologie beifügen, sind z. B.: »Bela Crkva — »Groß«- und nicht »Weißkirchen«, »Bela pec« — »Hochwache« nicht »Weis-ser Felsen« oder gar »Weißer Ofen«, »Bilä Hora« — Velä Hora«, d. i, »Hoher Berg« nicht »Weißer Berg«, »Bela Krajina« = »Vela Krajina«, d. i, »Großes« nicht »Weißes« Grenzgebiet; im Deutschen richtig als »Windische Mark« bezeichnet. »Bela Ljubljana« bedeutete die Schloßhöhe und müßte richtig »Vela Ljubljana« lauten. Fehlerhaft ist auch die Form »Bled« für »Veldes«, die richtig »Veled« lauten müßte, da sie sich auf die Hochburg bezieht, sich demnach im Deutschen noch origineller erhalten hat. Dasselbe gilt für die: »Belohrvati, Belokarpati, Belorusi, Belo-srbi« u. ä., die durchaus keine: »Weißkroaten« oder »Weißkarpaten« sind, sondern. Großkroaten, Großkarpaten, Großrussen und Großserben. Im deutschen Gebrauche wurde das slavische »vel« vielfach zu »Feld«, wie z. B. in den Ortsnamen: »Feldibach, Feldberg, Feldsberg, Feldkirch« u. ä., die aber, richtig ins Deutsche übertragen: »Großbach, Großberg (oder »Große Grenze«, wo es keinen Berg gibt), Großkirchen« u. ä. lauten müßten. In etlichen Namen auf deutschem Gebiete hat sich aber dias ursprüngliche »vel« noch erhalten, wie z. B. in »Velthurns, Vellach, Velden u. a.« — Auch aus der römischen Zeit haben sich viele Namen 7) Der festeste Punkt, das Noyau, muß der »Kalemegdan« gewesen sein, doch hat man sich angewöhnt, weil bisher niemand klärend auftrat, diesen Namen als türkisch anzusehen. Tatsächlich ist er aber slavisch, denn er besteht aus »kale« (=« Befestigung, Schanze) und »majdan« (= Kampfplatz), nachdem- beide Begriffe in gleicher Bedeutung auch in Nord- wie Nordosteuropa häufig Vorkommen, wo von einem Einflüsse der türkischen Sprache absolut nicht gesprochen werden kann. mit dem Wurzelbegriffe »vel« erhalten, wie: »Velavia, Velcuria, Veldidena, Velia, Veliacum, Velleja« u. a. In diese Kathegorie gehört auch der Name »Vltava« (deutsch »Moldau«), welcher Fluß im sogenannten »Vysehrad-Liede« als »jará Vltava«, d. i. mächtige Vltava gekennzeichnet wird, obschon die Mächtigkeit bereits im Namen selbst hervorgehoben erscheint.8) Veieda. — Die angeblich germanische Fürstentochter »Ve-leda«, die die Römer gefangennahm en und im Triumphe in Rom aufführten, machten einige Mythographen zu einer Göttin bzw. göttlichen Wahrsagerin. Ihr Name sagt aber lediglich, daß sie tatsächlich eine sozial hochgestellte Person — (»vela«) — war und dies nur die weibliche Form von »Veles« ist. Daß man aber »Göttinnen« bei Triumphen aufführen läßt, ist an sich eine Lächerlichkeit, da dies im diametralen Widerspruche zum Gottescharakter steht. Veles. — Dieser »Gott« galt angeblich den Altslaven als Beschützer der Hirten und Herden. Sprachlich ist aber hiemit nur die höchste, das Weltall lenkende Gottesvorstellung ausgedrückt. Vergobret. — Cäsar erzählt (Gail, Krieg), daß die Aedui den obersten Richter »vergobret« nennen, — Dieses ist aber nur das slavische »verhopret«, d. i, der oberste Dreher (mit Strafen), derhöchste Strafende, gebildet aus dem slovenischen »vrh, verh« (= das Oberste, die Spitze) und »pret, pretiti« (= Drohung, drohen). — Das Grundwort »pret, bret« hat sich noch im Slavisch-Albanischen erhalten, wo der Höchste im Lande auch so benannt wird (jetzt »mbret«). — Im Irischen bezeichnete man in älteren Zeiten den Richter noch als »ver-gobrether«. — Die Wissenschaft schreibt das Wort zwar dem »Keltischen« zu, verschweigt aber grundsätzlich, was dieses »Keltisch« in der Wirklichkeit war. Vesta, — Die italische Göttin des Herdfeuers und der Häuslichkeit, die der hellenischen »Hestia« mit gleicher Mission entsprach, war zugleich die Beschützerin jener Zünfte, die bei ihrer s) Bei diesem Anläße sei auch die angeblich vom Kaiser Maximian I. entworfene Prosadichtung mit dem sonderbaren Namen »Weißkunig« berührt. — Sie verhüllt in rätselhafter Weise alle Eigennamen, verrät aber schon dadurch, weil sie z, B. den homonymen Begriff »modri« verwechselt, der im Slovenischen zugleich »blau« und »weise« bezeichnet, daß sie kein deutsches Original sein kann. Der Titel müßte richtigerweise »der große König« lauten, und der König von Frankreich nicht als der »blaue« sondern als der »weise« ausgedeutet werden. — Maximilian zog mit Vorliebe Slo-venen als Ratgeber an sich. Von einem solchen mag ein I obgedicht in slo-venischer Sprache Vorgelegen sein, das aber jemand mit mangelhaften Sprachkenntnissen später ins Deutsche übertrug, da jene deplacierten Begriffe sonst nicht erklärlich sind, Betätigung des Feuers bedürfen. Sie schwur ewig Jungfrau zu bleiben und waren ihr sonderbarerweise die Esel heilig. Nun. bezeichnen aber alle Slaven die Braut, — mitunter auch die Schwiegertochter — als »nevesta«, und behaupten die Sprachforscher, die Etymologie dieses Begriffes sei unentwirrbar, da keine Sprache ein ähnliches Wort kenne und weise auch der slavische Sprachschatz als letztes Refugium kein solches Grundwort auf. Dem ist jedoch nicht so, denn wortbildend war hier der slovenische Begriff »vest« (= Gewissen), »ves-ten« (= gewissenhaft) und bezeichnete man einst augenscheinlich jenes Mädchen als »vesta« (oder auch »vestna«), dem das Gewissen so lange Keuschheit auferlegt, bis es nicht seinen Bräutigam gefunden. Erst dann wurde sie zur »ne-vesta«, also zur Braust oder Vermählten, da sie in diesem Verhältnisse sozial wie moralisch nicht mehr an die Virginität gebunden war. — Aus diesem Grunde ist auch die grausame Bestrafung einer Vestalin bei den Römern verständlich, wenn sie das Gelübde der Keuschheit brach, sowie die Tatsache, daß die illegitim zu Müttern gewordenen Mädchen noch heute der sozialen Verachtung ausgesetzt sind. Die Begriffe »vesta« wie »nevesta« sind demnach zweifellos slavischer Provenienz. Wodan, — Der oberste Gott der »Germanen« hieß »Wodan« und »Odin«, doch sind beide Namen sprachlich nicht derselben Wurzel. — »Wodan« ist im. Slavischen gleichbedeutend mit: Führer, Feldherr. Tatsächlich wurde er vor allem als Kriegsgott verehrt und ist auch dessen mythologisch - geschichtliche Tradition dieser Art. — Die meisten älteren Schriftsteller bezeichnen ihn noch als Menschen nicht »germanischen« Ursprungs. Masch (»Die gottesdienstlichen Alterthü-mer der Obotriten.« — Berlin, 1771) sagt: »Der Name »Woda« ist ein altes scythisches Wort, und heißt so viel als Anführer, sonderlich im Kriege oder bei einer Volksversammlung. Dieser Name, der eigentlich ein Amtsname ist, ist so allgemein gewoden, daß, wie sich dieser Anführer den Namen »Othin« gegeben, der Name »Woda« in Mecklenburg geblieben, und ihm nach seiner Vergötterung beigelegt worden.« — Im 18. Jahrhunderte wurde der Name »Woda, Wodan« durch Diphton-girung bisweilen zu »Waidu« und »Waidawut« (»vojevod«?), aber die richtige Etymologie ging dabei nicht verloren, denn Hartknach (um 1750) fügt hinzu: »Dieser Götze war ein. Gott des Krieges, der durch seine kluge Führung den Sieg verschafft.« Noch ausführlicher beschäftigt sich mit der Ursprungsfrage »Wodan's« Snoro Sturleson (gest. 1241) in der Vorrede zur Edda. Demnach sei Wodan schon vor Chr. mit einem Haufen Volkes in die Nordische Welt gekommen, wo er den heidnischen Glauben erneuert und die Stammbewohner zu allerlei Abgötterei verführt habe. Er kam vom Thanais (Don), wo er Kommandant der Hauptstadt (Festung) »Asgard« war. — Adam v, Bremen (gest. 1076) hält »Wodan« noch nicht als den obersten Gott, sondern teilt ihn als Rangszweiten ein. — Magnus Olaus (gest. 1106) stellt hingegen fest, daß »Wodan« noch im irdischen Leben den Titel einer Gottheit in ganz Europa erlangt habe. — Saxo Grammaticus (um 1200) erzählt in der »Historia Dänica«, daß Odins Ankunft in Dänemark ungefähr auf fünfzig Jahre vor Chr. angesetzt wird, und daß dies jener »Othin« sei, der unter den Dänen und Mecklenburgern als »Woden«, d. i. Heerführer bekannt war. Alle hier vcrgeführten Quellen sollen lediglich bezeugen, daß die angedeutete Ftymologie richtig weil übereinstimmend ist, und zugleich klarlegen, daß die »germanische« Mythologie nicht weiter mit »deutsch« identifiziert werden darf, nachdem es zweifellos ist, daß hier vielfach slavische Hoheits- wie Gattungsbegriffe aus sprachlicher Unkenntnis »germanisiert« wurden, worüber an anderer Stelle noch ausfühlicher gesprochen wird. Zalmoxis. — Analog wie mit dem »velbog« oder »velmož« steht es auch mit dem »Gotte« Zalmoxis der Geten. — Herodot erzählt (V,), die Geten wählen alle fünf Jahre einen Mann durch das Los, den sie zum Gotte »Zalmoxis«'9) senden, der ihm über ihre Anliegen berichten muß. Die Hellenen wissen aber, daß dieser früher selbst ein Mensch gewesen sei, der schon vor Pythagoras lebte. — Die Etymologie dieses Namens kann nur wieder der Slovene lösen, denn »zalmcž« ist gleichbedeutend mit: der große, sozial ho ch gestellte Mann, ähnlich wie man auch »zal Boč« (= der hohe Boč, bei Eschenbach »Sal-watsch«), »zala zmija« (= der große Drache) gebraucht. — Demnach handelt es sich hier wieder nur um eine Hoheitsperson. 9) Die Transkription des slavischen »c, z« erfolgte im Hellenischen wie Lateinischen meist durch »x« und diente in der illyrischen (kroatischen) Sprache noch zu Beginn des 19. Jahrhundertes das »x« für die Darstellung jener Zischlaute. Eine Auslese altslavischer Kulturbegriffe im internationalen Gebrauche. Die Forschung nach der Entstehung, Entwicklung und! Umwertung der einzelnen konkreten Sprachbegriffe bildet eine äußerst notwendige Hilfswissenschaft der Urkulturgeschichte, da sie nicht nur die meisten anderen sprachgeschichtlichen Wissenszweige wesentlich stützt und ergänzt, sondern überhaupt die einzige ist, die nach dem Versagen aller anderen Behelfe noch einen verläßlichen Aufschluß über die bereits in volles Dunkel gehüllten Urkulturverhältnisse bieten kann. Der Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung kann in fast jeder Richtung der allgemeinen Kulturbetätigung erbracht werden. Wenn jedoch viele Kulturhistoriker gerade die Etymologie für eine tückische Verführerin erklären, so beweist dies nur, daß sie das Wesen des elementaren Sprachaufbaues weder synthetisch noch analytisch richtig erfaßt oder aber von Hause aus voreingenommen behandelt und sich so selbst die Türe zum freien Ausgange verrammelt haben. Dieser Vorwurf nimmt sofort überzeugende Formen an, sobald man weiß, daß die slavischen Sprachen hiebei gleich a priori für die Einbeziehung in jene Forschung als überflüssig oder ungeeignet erklärt wurden. Dieses mußte aber naturnotwendig schwere etymologische Entgleisungen zur Folge haben, weil auf diese Art gerade das Hauptglied der sprachbiologischen Kette fehlte. Nachdem wir aber erkannt haben, daß gerade diese Ausschaltung alle Sprachforschung auf den toten Punkt brachte, wollen wir diesen dadurch überwinden, daß wir fortan die bisher ausgeschiedenen oder doch stiefmütterlich behandelten slavischen Sprachen hiebei als führend wirken lassen, um demonstrativ zu beweisen: a) daß sich die Urform des Begriffes und die Urbedeutung des Objektes im Slavischen meist noch an das Primäre, vielfach auch noch an das Onomatopöische lehnen; b) daß es gerade die nichtslavischen Sprachen sind, die das subtile Sprachgefühl für die richtige Bewertung dieser Urfor- men und Urbedeutungen zum Teile oder mitunter schon vollkommen eingebüßt haben; c) daß die Hypothese von der Synglosse, d, i. des einstigen gemeinsamen Ausgangspunktes aller Sprachen keine falsche ist, nur ist dabei z. B. die altslovenisehe Sprache noch immer origineller geblieben, als etwa die altindische oder hellenische, daher auch bei den Sprachumbildungen nicht so sehr von Einflüssen irgendwelcher Völkervermischung sondern nur vom allmähli-gen Verluste des elementar subtilen Sprachgefühles gesprochen werden darf; d) wird die Tatsache allgemein übersehen, daß ein Wort in der Urfassung doch etwas ganz anderes ist als eine gedankenlose oder mechanische Laut- oder Silbenaneinanderreihung. Jeder konkrete Sprachbegriff muß als eine Art Lebewesen mit Familiencharakter erfaßt werden, denn das Haupt-, Eigenschaftsund Zeitwort sind geradezu als Blutsverwandte derselben Wurzel anzusehen. Hier handelt es sich daher um regelrechte Wortbiographien, die dabei automatisch zeigen, daß die Lebensgeschichte eines Begriffes ebenso anziehend sein kann, wie die eines Menschen, weil sie unerwartet weite Blicke in längstverklungene Zeiten ermöglichen kann, daher der tiefere Beobachter der Entwicklung unserer Sprache hiebei gleichzeitig einen Einblick in den organischen Werdegang unserer Kutur tut, denn die Wortgeschichte ist zugleich auch eine Sach- und Kulturgeschichte. Solche sprachbiologischen Forschungen, die bisher sehr einseitig und unter völlig unhaltbaren Prämissen gepflegt wurden, sind daher keine Spielereien, wie man dies oft hört, und wird uns darin nach Kenntnis der nachfolgenden Darlegungen jedermann beipflichten, sofern er nur eine mäßige Fähigkeit für eine sprachgenetische Kritik besitzt. Überdies werden hier nur solche Beispiele vorgeführt, die, soweit verläßliche geschichtliche Belege vorliegen, alle noch aus der Zeit vor der Völkerwanderung stammen. »Agraffe,« — Man glaubt heute allgemein, daß dieses Wort als Bezeichnung für eine Art Kleiderspange der französischen Sprache (»agrafe«) entnommen sei. Tatsächlich ist es ein slovenisches Lehnwort, wo es »ograba« lautet und aus »o«, d. i. ringsherum und »grabiti«, d. i. fassen, raffen gebildet ist, demnach ein Objekt bezeichnet, das irgendetwas (Kleider, Bänder) zusammenrafft, welche Aufgabe es tatsächlich auch erfüllt. Der wahre Geburtsschein dieses Kulturbegriffes wurde bisher anscheinend noch niemals öffentlich angedeutet und ist es auch schwer die Zeit zu bestimmen, wann dieser alt-slovenische Begriff in die französische Sprache übergegangen ist; naheliegend ist es aber, daß dies zu jener Zeit geschah, als die Slaven noch in Frankreich wohnten.1) Amazone. — Alle alten Schriftsteller erzählen nahezu gleichlautend, wonach die »Amazonen« ein ausschließlich aus Frauen und Mädchen bestehendes Volk (!) gewesen seien, das keine Männer um sich duldete und unter der Führung einer Königin einen ausgesprochen kriegerischen Staat bildete. Behufs Fortpflanzung pflegten sie ausschließlich mit Männern benachbarter Völkerschaften geschlechtlichen Verkehr. Gingen daraus Knaben hervor, so wurden diese entweder getötet oder den Vätern zur Erziehung übergeben; die Mädchen hingegen erzogen sie selbst für Kriegszwecke, brannten ihnen jedoch die rechte Brust aus, damit ihnen diese beim Bogenspannen nicht hinderlich sei. Von dieser Sitte hätten sie auch ihren Namen »Amazone« von den Hellenen erhalten, was gleichbedeutend sei mit: Brustlose (»a« und »macčs« = ohne Brust). Stellt man dieser an sich unglaubwürdigen, weil der Natürlichkeit widersprechenden Erzählung die nüchterne Wirklichkeit entgegen, so erhält man wesentlich abweichende Ergebnisse. Vor allem bedeutet der Begriff »Amazone« durchaus nicht die Brustlose, Jene sprachliche Ausdeutung ist zweifellos weit späteren Ursprungs und vermutlich deshalb ersonnen worden, um die Forschung sprachgenetisch irrezuführen und dem Begriffe selbst die hellenische Provenienz zu sichern, damit er als solcher slavischen Ursprungs zum mindesten angezweifelt werde, was tatsächlich bis heute wirkte. Die in diesem Sinne etymologisierende Sage stellt sich aber zugleich auch mit der eigenen hellenischen Skulptur in grellen Widerspruch, donn keine einzige der zahlreichenSkulpturen des klassischen Altertums stellt die »A m a z o n e n« mit dieser sonderbaren Verstümmelung dar, sondern im Gegenteile: alle zeigen uns — ohne Ausnahme — die »Amazonen« stets in den üppigsten Formen weiblicher Reize.') * Ü Derjenige, den dies befremden sollte, erfahre bei diesem Anlasse, daß es auf dem heute französischen Boden auch sonstige Kriterien hiefür gibt. So erzählen altfranzösische Rechtsurkunden vom »droit de fougage« und »droit de merdolade«, worin die slavischen Anthropophyteia »fukati* und »mrdati« offen gebraucht werden, — Doch ist auch dieses kein vereinzelter Fall. — Salomo ben Isak, Rabbiner in Troyes (a. d. Seine), geb. 1040, gest. 1105, führt in seinen religiösen Schriften eine Menge slavischer Wörter an, die er beim Unterrichte verwendete, wie: »oplatki« (= Oblaten), »dlota« (= Meisel), »sni« (= Schnee), »guna« (= Filzdecke), »dohet« (-7 Teer), »krokim« (= ein ziemlich großer Käfer; wahrscheinlich Maikäfer, da er slovenisch »hrošč« heißt), »pripojiti (= anfügen) u a. m, — Desgleichen weisen die Schriften des Zeitgenossen Isaks, des Rabbiners Josef ben Simon Kara in Troyes, slavische Glossen auf, ein Beweis, daß es sich hier durchaus um kein zufälliges Eindringen slavischer Begriffe handeln kann, nachdem die Zuhörer nur Slaven gewesen sein können. 2) Vergleiche die zwei Reproduktionen der althellenischen Amazonen- Desgleichen haben die alten Dichter die Erzählungen von der üblichen Brustverstümmelung noch gar nicht gekannt oder zum mindestens nie ernst genommen Dieses bezeugt z. B. Vergil (gest. 19. v. Chr.) in der Aeneis (I. 501—502), wo er sagt: »Aurea subnectens exsertae cingula mammae, bellatrix, audetque viris concurrere virgo . ..«“) Sterbende Amazone. Verwundete Amazone. Überdies ist die hellenische, jener verunglückten Etymologie entstammende Sage höchst naiv, denn es widerspricht nicht nur der weiblichen Eitelkeit, sich die eigene körperliche Schönheit zu verunstalten — ganz abgsehen von der an sich nicht ungefährlichen Prozedur —, so weiß es nahezu jeder Mann aus Erfahrung, daß eine kräftige fleischige Unterlage beim Gewehranschlag, wie wohl auch beim Bogenspannen, weit vorteilhafter ist, als die unmittelbare Anpressung an die Rippenknochen, da gerade letzteres durch den Rückstoß empfindliche Schmerzen verursacht; der magere Mann arbeitet daher eher durch Schaffung einer künstlichen Polsterung dieser Unzukömmlichkeit entgegen. Diese Beobachtungen sprechen daher offen gegen die Plastik. — Im J. 1929 ließ sich eine amerikanische Sportlerin beide Busen entfernen, um als »Amazone« aufzutreten. Die Operation fesselte sie durch acht Wochen ans Bett. — Diese perverse Idee wäre ihr wohl nie gekommen, wenn sie die in der Geschichte falsch ausgedeutete Etymologie nicht dazu verführt hätte. — Trotzdem der Verfasser schon vor zehn Jahren (»Die sla-vische Vorzeit«) auf diesen plumpen Mißgriff der Sprachwissenschaft aufmerksam machte, blieb alles beim alten Stumpfsinne mit seinen irreführenden Konsequenzen. 3) D. h.: »Mit dem goldenen Bande unterbunden die entblößten Brüste, Wagt die Jungfrau als Kriegerin zu wetteifern mit dem Manne.« Wirklichkeit, und sind eben Auswüchse mechanischen Nach-plapperns mit allen weiteren Deutungsmißbräuchen, Eine ähnliche Meinung oder die gleiche Überzeugung muß übrigens auch schon der um das Jahr 63 v, Chr. geborene griechische Geograph Strabo gehabt haben, der einen großen Teil der damals bekannten Erde bereiste und in seinen Werken die Erzählungen über die Amazonen offen als eine Fabel erklärte. Eine sprachlich überzeugende Klärung gibt aber nicht die hellenische, sondern die slavische Sprache, denn »Amazone« ist nichts weiter, als eine lautliche Nachbildung des sla-vischen Begriffes »omoceni, omoceni, omosceni« für den männlichen, und »omocena, omocena, omoscena« für den weiblichen Krieger, d. i, der (die) Bewaffnete, der (die) a n K r a f t Verstärkte (slov. »moc«, cech, »moc«, altslov, »mosc« = Stärke, Kraft). Weshalb diese Bezeichnung beim Manne den Charakter des Gattungs-, und beim Weibe jenen des Eigennamens annahm, geht bereits aus der vorangeführten falschen Etymologie hervor, die dahin irreführen muß, als wäre diese Bezeichnung ausschließlich weiblichen Kriegern beigelegt worden, zumal die alten Plastiker nur Weiber als »Amazonen« darstellten, nachdem man sich einen Mann ohne Bewaffnung seinerzeit ohnehin nicht vorstellen konnte. Die Prosa der Amazonensagen ist lediglich die, daß sich unter gewissen Voraussetzungen, namentlich wenn die Männer im Felde oder außer Landes weilten, oder deren schon viele gefallen waren, die Frauen und erwachsenen Mädchen kriegsmäßig bewaffneten, und so entweder den Männern im Kampfe unterstützend beisprangen, oder in der Landessicherung die Männer ersetzten. Bei den Slavenvölkern wurde der Beweis hiefür noch in den jüngsten Kriegen, und nicht nur etwa als seltene Ausnahme, voll erbracht; doch war dieses Verhältnis stets nur ein vorübergehendes. Der Begriff »Amazone« in der heutigen Ausdeutung ist demnach weiter unhaltbar und sollte der Wahrheit zuliebe in unseren Geschichtsbüchern ehestens richtiggestellt werden.4) 4) Solche Beispiele kopfloser und unnatürlicher Auslegungen gibt es in der Geschichte eine Menge, weil man glaubt, die eingelebte Tradition bedürfe keiner Kontrolle mehr. Und doch hat sich sogar in das »Vater-unser«-Gebet mit der Zeit ein Fehler eingeschlichen, den niemand mehr fühlt, obschon er eigentlich eine Gotteslästerung darstellt, Man betet gedankenlos: »Führe uns nicht in Versuchung« statt »Führe uns auis der Versuchung«, ohne zu bedenken, daß uns Gott als der Höchstgerechte doch nicht in eine Sünde verführen will. — Noch drastischer wirken die verschiedenen sprachlichen Entgleisungen. — Der oströmische Kaiser Konstantin V, (741—775) führt in der Geschichte das Attribut »Kopronymos«, d. i. der Mis tn a m i g e. In der altslovenischen Geschichte lautet dessen Attribut »gnoe imenitij«, d. i. »genannt der Bucklige«. Der Übersetzer ins Griechische hat die Doppelbedeutung des »gnoe« (»Mist« und »Höcker«) nicht »Barbar«, — Die alten Hellenen (wie auch Ägypter) be-zeichneten ihre Nachbarn mit dem slavischen Namen »barba-ros« (spr, »varvaros«) und da im Slavischen »varvar« gleichbedeutend ist mit: Beschützer, Krieger, Landesverteidiger, können diese nur Slaven gewesen sein. Die gangbare Vermutung jedoch, daß die Hellenen diesen Begriff im ungünstigen Sinne genommen hätten, ist nicht voll haltbar, da er noch im 15. Jahrhunderte die Bedeutung der ursprünglichen Etymologie und nationalen Zugehörigkeit hatte. Dieses bezeugt z, B, der Historiker Bonfini, der um 1450 schreibt: »Wien gehört gewiß unter die schönsten Städte der Barbaren«, und berührt gleich anschließend den militärischen Charakter der Stadt als Befestigung, Daß aber unter diesen »Barbaren« der Stadt Wien Slaven zu verstehen sind, geht aus einer anderen geschichtlichen Quelle hervor. — Aus der Vorrede der Übersetzung von Durandus »Rationale divinorum officiorum«, die der Herzog Albrecht mit dem Zopfe i. J. 1384 anfertigen ließ, und welcher Kodex sich noch heute in der Staatsbibliothek in Wien (in zwei Exemplaren) befindet, ersieht man, daß um diese Zeit in Wien der Gottesdienst nicht nur in der slovenischen Sprache abgehalten wurde, sondern dias Werk sagt offen heraus, daß damals die »windi-sche« Sprache daselbst die Oberhand hatte. Die Stelle lautet, nachdem dargelegt wurde, daß die Messe in drei gelehrten Sprachen, d. i. chriechisch, lateinisch und windisch gelesen werden muß: »Zu dem drittenmahl die Messe begangen in windi-scher Sprach durch Sache der Braitiunge und Gemaihait, wan kain ainige Sprach an ir selber ist, so weit g e t e i 1 e t, als die man windische nennet,«5) erfaßt und die ihm bekanntere Bedeutung gewählt. Daraus ersieht man auch, daß die geschichtlichen Daten damals altslovenisch niedergeschrieben und erst viel später ins Griechische übertragen worden sein mußten, und ist auch nicht anzunehmen, daß die Nachfolger Konstantins ein so diffamierendes Attribut ihres Vorgängers im offenen Gebrauche geduldet hätten. — Ähnlich steht es mit dem Attribute »der Purpurgeborene« des oströmischen Kaisers Konstantin VII. (912—959). In den Jahrbüchern bezeichnet man ihn, sowie seine Brüder Basilios und Konstantin, dessen Sohn Manuil und Neffen Alexei als »bagrorodnii« d. i. rothaarig geboren, was aber jemand aus Servilismus oder Unverständnis in »purpurgeboren« übersetzte, obschon es unverständlich ist, weshalb gerade diese Familie, die zur Rothaarigkeit neigte, nur »Purpurgeborene« hätte, wenn dies etwa ein Majestätsattribut gewesen wäre, die anderen Kaiser aber nicht. — Geradezu banal klingt aber die Tatsache, wie der ungarische König Matthias I. (1458—1490) zum Attribute »Corvinus«, der Rabe, gelangte. In den altslo-venischen diplomatischen Akten, wie sie damals ausgefertigt wurden, ist dem Namen immer »rab bozii« (= Diener Gottes) beigesetzt worden, was ein besonders »geistreicher« Übersetzer als »Rabe« erfaßte und in das lateinische »corvus« übertrug. 5) Einige Slävisten legten dies dahin aus, daß es sieh hier lediglich um altkirchenslavischen Gottesdienst handeln kann. Dieser ist aber unter Der Begriff »barbarisch«, der demnach ursprünglich eine ehrenvolle militärisch-soziale Bedeutung hatte, da ja auch viele für die Verteidigung eingerichtete Höhen der hl. Barbara, (russ. »Varvara«), die obendrauf zur Schutzpatronin der Artillerie wurde, geweihte Kirchen aufweisen, erhielt erst mit der Zeit einen anrüchigen Charakter. — Wenn aber heute die rohe Zerstörungswut ohne taktische Notwendigkeit im Kriege als »barbarisch« bezeichnet wird, so war dies ursprünglich noch gleichwertig mit »kriegerisch«, womit man vor allem die geringe Rücksicht auf Menschenleben, Wohnstätten, Kunstobjekte u. drgl. verstand, die man dem Kriegszwecke opferte. — Für unsere Zwecke genügt aber bereits die Feststellung, daß schon die alten Hellenen die Slaven mit dem slavischen Begriffe »varvar«, also schon zu einer Zeit als Krieger kennzeichneten, als sie nach der heutigen Annahme der Geschichte noch gar nicht da waren! Allerdings beginnen die seriösen wissenschaftlichen Kreise in den letzten Jahrzehnten davon abzustehen, die »Barbaren« sozusagen mit dem Begriffe »Wilde« zu identifizieren. Man gelangt immer weiter zur Einsicht, daß sie sich vom Zustande der »Wildheit« wesentlich unterschieden, da sie in der Metallbearbeitung sehr erfahren waren, eigene Münzen prägten und in ihrer Kunstindustrie auch eigene Wege gingen.“) Berenice. — Dieser hellenische Frauenname, der aber nach den Weisungen der altgriechischen Grammatik aus dem J. 1550 (Paris) als »Verenike« zu lesen ist, ist slavischen Ursprungs und gleichbedeutend mit Verlobte oder Braut, und bezeichnen die Serben noch heute jenes Mädchen, das dem »vjerenik« (= dem Verlobten) die Treue versprochen, als »vjerenica«. Sonderbarerweise kennt aber das Hellenische für den Begriff »ve-ren« (= treu) keinen ähnlichen oder auch nur lautlich dahin anklingenden Begriff, obschon zu erwarten wäre, daß ein Substantiv, das eine Eigenschaft bezeichnet, doch auch ein Eigenschaftswort desselben Stammes kennen müßte. — Auffallenderweise kommt aber dieser Frauenname fast ausschließlich bei den Ptolomäern vor, die doch hellenischer Abstammung waren, Blsaga, bisage. — So nennt der Slovene den Quersack bzw. die Packtaschen an Tragtieren. Die richtige Schreib- »chriechisch« zu verstehen, doch daß dann die Messe auch noch in »wiri-discher Sprach« gelesen wurde, ist neu. — Doch wie kommt die altslove-nische Liturgie hieher, um die ia selbst in den slavischesten Gebieten mit Rom ein langer und schwerer Kampf geführt wurde? — Namentlich überraschend wirkt noch die Feststellung, daß die »windische« Bevölkerung damals in Wien wie Niederösterreich noch das Hauptkontingent bildete, was wir bisher nur aus den slavischen Ortsnamen folgern konnten. e) Über die »barbarischen« Münzen wird im Artikel- »Beitrag zur alt-slavischen Münzkunde« eingehender gesprochen. weise wäre zwar »visaga, visage«, da hiemit der quer über den Rücken hängendePacksack oder die an beiden Schulterblättern herab hängenden Taschen gemeint sind, da »viseti« — hängen bedeutet. — Miklosich meinte, die Slowenen hätten diese Begriffe von den Römern abgehorcht, die hie-für »bisaccium« gebrauchten, Daß es aber gerade umgekehrt ist, diese Selbstverständlichkeit bedarf nun wohl keiner weiteren Begründung, da die Etymologie dies automatisch klärt. — Das Wort haben auch die Deutschen von den Slaven übernommen, da sie oft von ledernen Pferdeb i s s a k e n sprechen, obschon weder der Deutsche noch der Römer das hiezugehörige Zeitwort »viseti« kennt. Heliaden. — Die hellenische Mythe vom Phaeton, der, von Zeus Blitzen tötlich getroffen, in den Fluß Eridanos (Jordan)7) fiel und hierauf von seinen drei Schwestern so lange beweint wurde, bis sie selbst in Bäume verwandelt wurden, von denen dann die Tränen als Bernsteintropfen auf den Boden fielen und dort erstarrten, ist vor allem jenen bekannt, die Ovid's Metamorphosen gelesen haben. Die Hellenen bezeichneten nun diese Bernsteintropfen weinenden Mädchen als »Heliaden«. — So die Mythe. — Die Naturgeschichte hingegen weiß, daß der Bernstein ein Naturprodukt ist und von einer den Tropen angehörenden aber längst ausgestorbenen Koniferenart stammt, die besonders reiche Harzgänge hatte. A.ls Hauptfundort wird das Gestade der Ostsee bezeichnet, wo demnach einst große Bernstein absetzende Waldungen gestanden haben müssen, die aber die einbrechende Eiszeit vernichtet haben mag. Diese Hypothese ist im großen auch, zutreffend, denn der Koniferenursprung wird auch sprachgeschichtlich und der Fundort überdies kulturgeschichtlich bestätigt. — Den Begriff »Heliaden« kann aber nur der slavische Sprachschatz klären und gelangen wir nur bei dieser Etymologie zu der Erkenntnis, welche Vorlage der Mythograph hiebei benützte. — Im Slovenischen heißt »jela« — die Tanne, und »jeljad« — die Tannen arten, der Tannwald, wie überhaupt die ganze Nadelholzflora. — Die das Bernsteinharz »weinenden« Heliaden sind daher in der Wirklichkeit Koniferenbäume, u. z,. höchstwahrscheinlich solche der Zederarten. Horizont, — Der Begriff »Horizont« wird normal vom griechischen »horizein« (~ begrenzen) abgeleitet, was insoweit rich- ") Für den Fluß »Eridanos« hielt man bereits den Rhodanus, den Po, sowie einige der in die Ostsee mündenden Flüsse; eine abschließende Klärung darüber ist aber der Wissenschaft bisher nicht gelungen, obschon sie sehr einfach ist. Es ist dies der J o r d a n-Fluß, der im Semitischen »Jerden« und in altslavischen Texten, wie z. B. in der »Golubinaja knjiga« {= das Buch mit den sieben Siegeln) »Erdan« (spr. »Jerdan«) lautet. tig ist, wenn man weiß, daß dieses Wort vom slovenischen »ori-sati« (= umgrenzen) stammt, und aus der Urform »oris« (sprach-chemisch »o« = rings, und »ris« = Kreis), d. i. Umkreisung, Umgrenzung hervorgegangen ist, welche beide Teilbegriffe für jenes zusammengesetzte Wort aber der hellenischen Sprache in dieser Bedeutung fehlen. »Kad«. — Der Begriff »kad« für ein Flüssigkeitsgefäß (Bottich), das oben offen oder beweglich zugedeckt ist, ist sehr alt und weitverbreitet. Herodot (geb. 484 v. Chr.) erwähnt es schon als »kädos« und die Römer als »cadus«; für ein kleineres Gefäß dieser Art gebrauchten die Hellenen den Begriff »kaddichos«. Nun behauptet aber die Sprachforschung daß alle diese Ausdrücke vom hebräischen »kad« stammen. Weshalb wird aber da nicht auch erwähnt, daß die Slovenen ein Holzgefäß in Kegelstutzform in größerer Dimmension als »kad«, in kleinerer aber als »kadica« benennen? — Es ist dies vor allem jenes Gefäß, in das der Weinmost beim Keltern abfließt. Aber auch bei Herodot wird der Palmenwein in einer »kad« aufbewajrrt, wie bei den Orientalen, die keine rationelle Kellerwirtschaft kennen, überhaupt alle Getränke. Weshalb schließt die sprachvergleichende Forschung nun den bei den Slaven gebräuchlichen Sprachschatz dieser Richtung stillschweigend aus, wo er nach Analogien in erster Linie zu beachten wäre?! »Kamee«. — So bezeichneten die Römer allgemein jene Halbedelsteine, in die verschiedene Figuren, meist erhaben, eingeschnitten sind. Sie heißen im Französischen »camée«, im Italienischen »cammeo«; darüber aber, daß sich darin das allgemein slavische Wort »kamen« (~ Stein) birgt, spricht man jedoch überhaupt nicht. »Koleda«. — Über den Ursprung und die Urbedeutung dieses Begriffes wurde schon viel geschrieben und geforscht; das Resultat war jedoch immer entweder ein negatives oder doch kein überzeugendes. Es ist aber dies ein zweifellos originalslavisches Wort mit der Grundbedeutung: Umlauf, Umkreisung, und demi Begriffe »kolo« (~ Rad) als Wurzel. — Der Slovene versteht unter »koleda« im allgemeinen die Zeit um das Neujahr, unter »koledar« den Kalender und unter »kolédar« jene Männer, die um das Neujahr von Haus zu Haus ziehen, um singend den Jahreswechsel anzukündigen, was wohl noch aus jenen alten Zeiten stammen mag, als es noch keine geschriebenen Kalendarien gab, daher die Verlautbarung auf diesem Wege begründet oder doch erwünscht war. Bei den Römern traten, einem uralten Brauche folgend, die Priester sogar bei Beginn eines jeden Monates, u. z. stets mit dem Neumonde, als »koledari« auf, denn sie hatten die Auf- gäbe das Volk zu orientieren, welche heiligen Tage oder som stige Vorkommnisse im Umlaufe der nächsten 28 Tage einfallen. Der erste Tag eines jeden römischen Monates wurde daher auch mit dem, dem Römer etymologisch völlig fremden Worte »ca-lendae« bezeichnet, welcher Begriff somit, analog wie auch das deutsche Wort »Kalender«, nichts weiter ist, als ein etwas deformiertes slavisches »koleda«. Wenn man daher einer dunklen Tradition nach immer wieder behauptet, die Einführung des Kalenders stamme schon von den Kelten, so bestätigt dies obendrauf die Etymologie, denn die alten Kelten sind eben identisch mit den heutigen Slaven im allgemeinen. »Medicus«. — Im ganzen Mittelalter bis tief in das 18. Jahrhundert hinein galt bekanntlich der Honig, slav. »med«, Honigwein, slovenisch »medica«, in der primitiven Arzneikunst als eine Art Universalheilmittel, woraus sich sodann die Begriffe »medica, medicus, medicina« bildeten. — Alle diese lateinischen Begriffe können sich nur auf dieser Sprachbasis aufgebaut haben, da sonst der Honig im I ateinischen (wie Hellenischen) »mel« lautet. »Oct«. — Ein mustergültiges Zeugnis für unsere eingangs aufgestellten Grundsätze bietet der gemeinslavische Begriff »oct«, wie er noch heute bei den Istrianern, den mährischen Wallachen, sowie im Altslovenischen, sonst aber als »ocet«, für Essig angewendet wird, der aber auch den übrigen flektierenden Sprachen, wenn auch in mehrweniger entstellter Form, eigen ist. Im. Lateinischen wurde der Begriff zu »acetum«, — Livius wendtet das Wort bei der Beschreibung des Alpenüberganges seitens der Truppen Hannibals an, bei welchem Anlasse Felsen abgesprengt wurden, die man zuerst heiß machte und dann mit Essig übergoß.8) Die Hellenen gebrauchten hiefür den stammverwandten Begriff »oksos«, die Angelsachsen »eced«, die Goten »akeit«, die Magyaren »ecet«. Die neuhochdeutsche Form »Essig« hat sich demnach vom Originale schon am weitesten entfernt. Die Sprachforscher waren bei dieser auffallenden Übereinstimmung sehr bald mit ihrem. Urteile fertig; sie entschieden: den lateinischen Begriff »acetum« haben de Slaven gelegentlich von den Römern gehört und nahmen ihn selbst an. — Diese allerdings sehr bequeme Lösung des Rätsels ist aber nicht nur an sich unnatürlich, ganz abgesehen von der Völkerwanderung, sondern auch sprachmorphologisch unhaltbar, denn gerade in s) Diese Wirkung des Essigs ist unseres Wissens technisch sonst nicht bekannt. diesem Falle ist die slavische Originalität so leicht nachzuweisen, wie heute in wenigen sonstigen Fällen mehr. »Oct« ist, obschon in dieser Form äußerlich als nacktes Wurzelwort erscheinend, dem Slaven noch immer kein auf die einfachste Wurzel reduzierter Begriff, sondern besteht noch immer aus den Sprachelementen »o« und »ct« (d. i. »eit, cet-< = Geschmack); »oct« bezeichnet demnach sprachchemisch eine Flüssigkeit, die mit einem Geschmacke durchsetzt ist. Das Präfix »o« verleiht nämlich im Alt- wie Neu-slavischen stets einem Zustande den Charakter der U m -Schließung oder Durchsetzung. — Dasselbe gilt ono-matopöisch betreffs der Laute »ct«, wobei jedermann fühlt, daß sich der Zustand bei Genuß quitschsaurer Flüssigkeiten (Essig, saurer Wein, Holzapfelmost) am natürlichsten durch die Laute »c-t« ausdrücken läßt, daher hier auch die Natursuggestion mitwirkt. Diese bis auf den letzten Laut genau dürchgeführte Sprach-konsequenz, die ein bewunderungswürdiges Zeugnis der natürlichen Wortbildung bietet, zeigt demnach auch, daß jene Sprache, die für das lateinische »acetum« vorbildlich war, weit älter sein muß, als jene, die den ansonst unverstandenen und lautlich nur phonisch angepaßten Begriff in ihr Inventar aufgenommen, oder aber unbewußt von der Ursprache her mitgeführt, auf dem weiten Wege jedoch verunstaltet hat. »Opium«. — Dieser lateinische Begriff für den getrockneten Mohnsaft, mit dem man sich berauscht, war als berauschendes Mittel schon Plinius bekannt, doch besitzt die lateinische Sprache keine etymologische Grundlage hiefür, wohl aber die slavische, denn »o-piti« bedeutet hier: sich betrinken. Demnach haben das Wort nicht die Slaven von den Römern vielmehr letztere von den Slaven übernommen. Pegasos. — Die hellenische Bezeichnung für ein geflügeltes Pferd ist nichts weiter als die slavische Charakterisierung eines ungewöhnlich gängigen Pferdes, wofür unsere Vorgänger den Begriff »begec« oder »begac«, d. i. Rennpferd gebraucht haben müssen, und benennen die Polen noch heute ein solches als »biegas«. In jener uralten Zeit, als sich das Hellenische noch nicht so wesentlich vom Altslovenischen unterschied, scheinen aber Pferderennen als Sport nichts Ungewöhnliches gewesen zu sein. Sie wurden, wie dies aus der altslovenischen Chronik der Schotten in Wien zu entnehmen ist, schon vom vierten Biblischen Stammvater Kenan — nach dem Babylonischen Schöpfungsberichte »Umanu« — eingeführt. Da man aber die Schnelligkeit eines Pferdes als besondere Eigenschaft bildlich doch nicht gut verständlich bieten kann, fügten ihm die bildenden Künstler Flügel bei, wie man solche auch dem olympischen Boten Hermes an den Füßen wie auf dem Helme beigab, und wiederholt sich dies auch heute wieder, da wir z. B, dem Rade Flügel beifügen, wenn wir hiemit die Schnelligkeit der Eisenbahn hervorheben wollen, denn die bildende Kunst ist nicht imstande die besondere Schnelligkeit eines Rades ohne dieses Attribut oder Symbol zu veranschaulichen. Sprachlich erwähnenswert ist es auch, daß das Althellenische keinen eigenen Begriff kennt, der eine Wurzelverwandtschaft mit den slovenischen Ausdrücken »begati, dirkati, leteti« für rennen aufweisen würde. »Poeta«, — Sonderbar ist es, daß der Dichter oder Sänger im Lateinischen wohl »poeta« heißt, aber das jene Tätigkeit anzeigende Zeitwort der gleichen Sprachwurzel fehlt dieser Sprache. Es ist aber selbstverständlich, daß derjenige, der zuerst den Sänger »poeta« nannte, diesen Begriff nur auf eine Tätigkeit aufgebaut haben konnte, die als Zeitwort »pojem« (= ich singe) gelautet haben muß, und dieses ist nur in den slavischen Sprachen der Fall. — Das Hellenische kennt wohl den Begriff »poieo« aus jener LTrVerwandtschaft, aber dieser bezeichnet nicht mehr das Singen selbst, sondern d!as Schaffen, Hervorbringen. — Auffallend ist es überdies, daß im, Lateinischen das ausgefallene slavische »i« noch immer nicht ganz verschwunden ist, sondern sich im Aussprache - Trennungszeichen erhielt. Der Römer hörte immer sagen: »on pojet« (— er singt, oder: er ist ein Sänger) und übernahm den Begriff so, wie ihn sein Ohr vernommen. »Premog«. — Ein geradezu bewunderungswürdig zutreffender Begriff für die Naturkohle ist die slovenische Bezeichnung »premog«, d. i das Übergedrückte, das unter hohem. Drucke Entstandene, gebildet aus dem Superlativ-Präfix »pre« und »mogati«, d. i. m a n g e n, d i e Wäsche durch Rollen zusammendrücken, den keine andere — auch keine slavische Sprache sonst kennt.9) Es ist nun geradezu mysteriös, wie gerade der Slovene zu der Erkenntnis gelangte, daß die Naturkohle im allgemeinen eine Substanz sei, die sich unter hohem Drucke gebildet habe, nachdem man erst vor wenigen Jahren im Kaiser - Wilhelm -Institute für Kohlenforschung (Deutschland) die neue Hypothese aufstellte, wonach die Kohle durch eine Druckoxydation gebildet werde, wobei die unter hohem Drucke stehende Erdwärme unter bestimmten Voraussetzungen den Kohlungsprozeß hervorruft. °) Die slovenische Sprache benennt auch eine Saurierart, die angeblich das Opfer erdrückte, als »premog«. Wie nun gerade die slovenische Sprache dazu kam, wenn sie auch als die archaischeste angesehen werden muß, hier etwas sprachlich so zutreffend zu präzisieren, was noch heute nicht endgültig oder unwidersprochen erkannt ist, läßt sich aber nur dahin erklären, daß sich der forschende Denkbetrieb auch schon in der grauen Vorzeit und in gewissen Zeitrhythmen in hochgespannten Kulturemanationen bewegt und daß schon der Urkulturmensch durch seine spekulative Selbstbeobachtung das Geheimnis der Kohlenbildung erkannt haben muß, »Sibylle«, — Als »Sibyllen« bezeichnete man schon im Altertum weissagende Frauen, die daher im Rufe höherer Wesen standen. Der erste, der diese bereits falsche Deutung ausgesprochen haben soll, war Orpheus, ein »Heidnischer Poet« aus Griechenland, dessen Lebenszeit tun das Jahr 1234 vor Chr. angesetzt wird. Ihm folgten Omir, d. i, Homer, dann Hesiod, nach denen aber die Hinweise auf die »Sibyllen« immer häufiger werden. Von diesen glauben einige, es habe vorerst nur eine Sibylle gegeben, die jedoch verschiedene Namen führte, u. z. je nach dem Lande, in dem sie sich eben aufhielt; andere meinen, es habe mehrere Sibyllen gegeben, deren Name aber immer der Benennung ihres Aufenthalts- oder Wirkungsgebietes nachgebildet wurde. Die eine wie die andere Annahme ist unrichtig, weil unnatürlich, Unter »Sibyllen« sind lediglich Chroniken verschiedener Völker und Gebiete zu verstehen, und bildete sich der Begriff aus einer Mißdeutung des altslavischen »se bilo, sie bilo«, (= Es war einmal), d. h das Geschehene, das Gewesene. Die Russen nennen übrigens die Erzählungen von ihrer Vergangenheit noch immer »biline«, und ist dies auch der zutreffendste Begriff im Slavischen für »Chronik« wiej, »IGe-schichte«. Überdies hat schon der Philosoph Hermias (V. Jahrh. v. Chr.) erklärt, »über die Sibyllen wurde so viel Wunderbares erzählt, daß alles eine Fabel zu sein scheint.« Nun muß aber der Umstand besonders auffallen, daß also schon zu Orpheus und Homers Zeiten die wahre Etymologie des slavischen »se bilo« dunkel oder ganz unverständlich war; welche Zeit aber dieser Tatsache noch vorausging, oder, ob man bewußt der slavischen Kennzeichnung, analog wie man es heute in slavenfeindlichen Kreisen macht, auswich, wissen wir noch weniger; das eine steht jedoch zweifellos fest, daß diese sprachlich falsche Auslegung schon weit in die vorchristliche Epoche reicht. Die Zahl der »Sibyllen« wuchs naturgemäß mit der Zahl der wichtigeren Chroniken. Da die Ereignisse der ersten und ältesten Zeit immer die gleichen sind, wie: die Geschichte der Schöpfung, des Sündenfalles, der Großflut u. drgl., gibt es zuerst auch nur eine »Sibylle«; als aber später die Spezialisierung der Weltereignisse einsetzt, die sich mit immer beschränkteren Gebieten befaßt, vermehrt sich auch die Sibyllenzahl. Schon frühzeitig kannte man deren 4, später 6 und zuletzt 10; die Altslaven kennen deren sogr 12. Tatsächlich beginnen alle alten Chroniken mit der Weltschöpfung und gehen erst dann zur Spezialgeschichte eines bestimmten Volkes oder Landes über. Das Chronikenschreiben bezweckte daher anfänglich nur die Verbuchung der Geschehnisse der Vergangenheit, also vollendeter Handlungen, entartete aber später zur Weissagung oder Prophetie, also zum Vorhersagen des Kommenden, Im allgemeinen liegt daher hier eine sachliche Verwerfung der Begriffe vor, denn das, was wir dermalen unter »Sibylle« verstehen, ist tatsächlich die Apokalyptik, d. i. jene phantastische Literatur, welche die Zukunft des Gottesreiches, das Erscheinen des Messias und die Vorstellungen vom Weitende in der Form von Visionen schildert, und da man begreiflicherweise der Zukunft ein größeres Wissensinteresse entgegenbrachte, als der mehrweniger bekannten Vergangenheit, lebte sich jene Verwechslung bald allgemein ein. Im Begriffe »Sibylle« birgt sich daher ein altslavischer Begriff. der mindestens schon an zwei Jahrtausende vor der römischen Zeitrechnung allgemein bekannt, dessen wahre Bedeutung aber auch schon damals getrübt war. — Bei der achten Sibylle, die als »Fragija« benannt wurde, hat sich aber die Sla-vizität noch im Namen selbst erhalten, denn die Südslaven bezeichnen noch heute eine Wahrsagerin; als »vraziija«.1!0) Sirene, — Die Etymologie dieses Begriffes war schon den Alten dunkel, daher sie sich bei der sprachlichen Ausdeutung in die wunderlichsten Widersprüche verwickelten, weil die Genesis dieses Namens einen fremden Boden hatte. Sie hielten die »Sirenen« für dämonische Wesen im allgemeinen, für Höllengeister, für bezaubernde Sängerinnen, für Tctensymbole u. ä. m. Diese Verwirrung festigte noch Homer, der in der Odyssee (XII, 39—42) die Insel der »Sirenen« nachstehend (nach Voss) schildert; »Erstlich erreichet dein Schiff die Sirenen; diese bezaubern Alle sterblichen Menschen, wer ihre Wohnung berühret. Welcher mit törichtem Herzen hinanfährt, undl der Sirenen Stimme lauscht, dem wird zu Hause nimmer die Gattin Und unmündige Kinder mit freudigem Gruße begegnen; 10 10) Eine komische Entgleisung in dieser Richtung enthält Jagic's »Archiv für slav. Philologie« (XI.—XII. Jahrg.), wo der Begriff »Sibylle« einerseits vom Lateinischen »vigilia« (= Christabend) abgeleitet, andererseits aber mit »sivilija« (= Näherin) identifiziert wird. Denn es bezaubert ihn der helle Gesang der Sirenen, Die auf der Wiese sitzen, von aufgehäuftem Gebeine Modernder Menschen umringt und ausgetrockneten Häuten«. — In die Prosa übersetzt, steht aber die Sache folgend; Aui jene Insel brachte man die Aussätzigen, die dann auchi dort starben. Da die Leichen niemand begrub, wurden sie von allerlei Raubvögeln — hier den zwei Sirenen, die als phantastische Vögel geschildert werden — skelettiert, daher es auch naheliegend ist, wenn dort alles mit Menschenknochen besät war. Der »helle« Gesang der Sirenen war aber nichts weniger als bezaubernd, denn dies waren die Jammer- und Klagetöne der Ausgesetzten, die beim Nahen eines jeden Schiffes zum Ufer liefen und die Schiffer um Rettung, Nahrung u. drgl. baten. — Nun macht aber schon A. Gruhn in den Broschüren »Der Schauplatz der Ilias und Odyssee« (Berlin, 1910—1914) aufmerksam, daß »Sirene«' hier mit »Aussätziger« zu übersetzen sei, nachdem »thelgein« im Griechischen ebenso »bezaubern« wie auch »anstecken« bedeute. — Wie nun Gruhn zu dieser Deutung von »Sirene« gelangte, wissen wir nicht, aber sie ist zutreffend, jedoch nur im slavischen Sprachschätze, wo »čir« (im Slo-venischen) = Geschwür, »čiren« = geschwürig, aussätzig, »cze-rak« (im Polnischen) = Geschwür bedeutet. — Gruhn meint auch, es war dies die heutige Insel Lazaretto (nächst Korfu), wo sich, auch ein Ankerplatz befindet. Auch diese Vermutung birgt Reelles. Ein widerlicher Bettler, namentlich wenn er ekelerregende Geschwüre besitzt, heißt im Slavischen auch »lazar«, und wäre demnach der heutige Begriff »Lazaret« die ursprünglich slavische Bezeichnung einer Heilanstalt für Aussätzige oder Hautkranke. — Jene Insel mag daher auch diesen Paralellnamen getragen haben, weil sie eben normal zum Aufenthalte der Aussätzigen diente. Die Krankheit stimmt auch zum Biblischen Namen »Lazar«, der demnach kein Eigen-, sondern nur ein Gattungsname gewesen sein muß. »Skylla« und »Charybdis«. — Homer beschreibt in der Odyssee ziemlich ausführlich die »Skylla« als einen mächtigen Felsen im Meere, als eine gefährliche Klippe. — Slavisch heißen solche »školj, Škulje«, ital. »scoglio« und bezeichnet man so die normal aus dem Meere ragenden, bei hohem Wellengänge aber verschwindenden Felszacken, die deshalb der Schiffahrt besonders gefährlich sind. — Die Etymologie »skylla« (= Hündin) ist selbstredend weiter unhaltbar. Die »Charybdis« ist das slavische »korito«, d. i. Rinne, also die Stelle, wo das Wasser zwischen zwei Felsen zusammengepreßt durchströmt. Wir haben im Vorstehenden eine Auswahl von internationalen Kulturbegriffen vorgeführt, um darzulegen, daß man bei Entscheidungen über die sprachliche Zugehörigkeit solcher äußerst vorsichtig sein muß. In unseren etymologischen Wörterbüchern lesen wir mitunter die wunderlichsten Schlußurteile dieser Richtung und leisteten in diesen Mißgriffen gerade die slavischen Sprachforscher und Lexikographen das Unglaublichste, denn sie bezeich-neten ohneweiters nahezu jeden Begriff, den der Hellene, Römer, Italiener, Deutsche, Magyare, Osmane u. s. w. besitzt, als ein slavisches Fremd- oder Lehnwort, statt der Sprachchemie gewissenhaft nachzugehen oder sich wenigstens ständig vor Augen ziu halten, daß zum mindesten die als einwandfrei verwandt erkannten Sprachen mitunter noch Begriffe gemeinsamer Urform aus einer gewissen Vorzeit und gegenseitig unbeeinflußt mit sich führen können.11) Hiebei fällt aber noch ganz besonders die Tatsache auf, daß so viele im Hellenischen sprachchemisch ungeklärte Begriffe, die hier angeführt wurden, im Slovenischen so leicht und dabei so überzeugend ihre natürliche Klärung finden, was schließlich zur Erkenntnis führte oder führen mußte, wonach das Hellenische nur als ein stark verwischtes oder verdorbenes Slovenisch angesehen werden darf. Zur gleichen Erkenntnis gelangte schon Gregor Dankov-szky als Professor des Griechischen an der seinerzeitigen Akademie in Pressburg (Bratislava), der auch einige Werke darüber veröffentlichte.12) — Bei seinen Vergleichen kam er sogar zu dem Resultate, daß man als Slave z. B die Ilias im allgemeinen schon verstehen könne, wenn man mit der Artikulation und den Dialekteigenheiten des Hellenischen gut vertraut ist. — Überdies fiel es längst auf, daß die slavischen Schüler das Hellenische13) leichter erfassen, als etwa die deutschen oder romanischen. 11) So hatte z. B. Miklosich die geradezu krankhafte Neigung in seinem »Etymologischen Wörterbuche« (1886) jeden slavischen Begriff, den er auch in einer anderen Sprache vorfand, dieser zuzuschreiben und gleich als einen Fremdkörper im Slavischen zu erklären, und hat hiemit, obendrauf als die hervorragendste Autorität seiner Zeit auf slavistischem Gebiete, große Widersprüche, ja, schwer zu behebende Verwirrungen geschaffen, denn alles jene, was man einmal gedruckt sieht, trägt — zum mindesten beim Durchschnittsmenschen — bereits den Stempel des Wahren an sich. 12) »Die Griechen als Stamm- und Sprachenverwandte der Slaven«. — Pressburg, 1828; dann: »Homerus slavicis dialectis cognata lingua scripsit«, d. i.: Homer schrieb eine den slavischen Dialekten verständliche Sprache. — Posonii, 1829. — Auch Ovid schrieb aus seinem Verbannungsorte Tomi ((Dobrudza): »Man glaubt hier das Hellenische mit getischen (slavischen) Lauten gesprochen zu vernehmen.« 13) Der Ge brauch »griechisch« ist sprachgenetischnicht begründet, denn Über jene Feststellung machten die Sprachforscher damals, wie auch noch heute, lediglich höhnische Bemerkungen, doch muß jedermann, der nun einmal die Etymologie von: Amazone, Berenike, Heliade, Pegasos, Sibylle u. s, w, natürlich ausgedeutet erfährt, schließlich Dankovszky beipflichten,14) Diese Begriffe petrefizierten sich aber schon im hohen Altertume, daher sie sich im Wandel der Zeiten nicht mehr wesentlich ändern konnten. Die Grundsprache des Hellenischen war demnach tatsächlich das Slovenische und nicht umgekehrt, aber auch nicht das Semitische, wie man vielfach erkannt haben wollte.13) Wenn aber Hezel behauptet, daß sich die hellenische Sprache aus der semitischen herausgeformt hat, bzw, daß das Semitische die gemeinsame Ursprache sei, so konnte dies nur so lange ernst genommen werden, so lange man die slavischen Sprachen von dieser Vergleichung ausschloß; werden aber diese in Vergleich gezogen, so ergeben sich unvergleichlich mehr Wurzel- wie Bedeutungsübereinstimmungen, und bewahren uns dabei vor Trugschließen am sichersten auch noch die alten topischen Namen von Hellas, Keine Geschichtsquelle sagt uns z, B,, daß die Slaven je Morea bewohnt hätten, und doch müssen sie einst, in einer sehr fernen Vorzeit dort gewohnt haben, denn wer sollte sonst die noch heute dort gangbaren reinslavischen Namen, denen auch nichts Semitisches anhaftet, gegeben haben, wie: Brezova, Černiča, Gorica, Granica, Grebeno, Kaminica, Kastanica, Kocivä, Korito, Opsina (Opčina), Sela, Straža, Župena u, ä., die sich jedoch überall und konsequent wiederholen, wo die Slaven heute wohnen und auch dort, wo man sicher weiß, daß sie einst wohnten,16) die Hellenen haben sich selbst nie früher und ebensowenig heute als »Griechen« bezeichnet, 14) Einen Fehlsprung ins Entgegengesetzte machte A, Liebelt in seiner Schrift: »Die Abstammung der Slaven« (Prag, 1868), der die Behauptung aufstellte, daß »das slavische Idiom aus der griechischen Sprache unmittelbar abgeleitet, bis auf Geringfügiges (!) mit derselben übereinstimmend und lediglich durch diese zu erklären ist.« 15) Hezel W.: »Uber Griechenlands älteste Geschichte und Sprache«, Weißenfels, 1795, ls) Es gibt sogar Einzelfälle, in welchen man heute erst auf dem Umwege über die tote hellenische Sprache einen lebenden slavischen Urbe-griff wiedererkennt, der indeß äußerlich bis zur Unerkenntlichkeit deformiert wurde. — Als Beispiel diene der Gebirgsname »Fruška gora« (Sla-vonien), den die Sprachforscher vergeblich ausdeuten, da er sich in seiner heutigen Schreibweise etymologisch igelartig verhält. Weiß man aber, daß im Althellenischen »phryktös« — Feuersignal (das die Feindesgefahr anzeigt) bedeutete, so weiss man sofort, daß hier das serbokroatische »vruč« (= heiß, feurig) die Wurzel bildete, der Name demnach die Höbe als Feuersignalstation (Fanal) kennzeichnet, als welche sie einmal auch eingerichtet gewesen sein mag, — Auf einen althellenischen Einfluß ist aber in diesem Falle schon räumlich nicht zu denken So kommt es eben, daß die kulturell hochstehenden. Völker des frühesten Altertums, wie z, B. die Kelten, Inder, Phönizier, Illyrer von den Geschichtschreibern immer nur vorübergehend erwähnt werden, weil man der Hervorhebung von destruktiven Kriegsereignissen zu allen Zeiten eine unvergleichlich höhere Aufmerksamkeit widmete, als dem stillen Kulturfortschritte der aufbauenden Friedenstätigkeit. Wären aber die Altslaven kein hervorragendes Kulturvolk gewesen, so hätten sie auch keinen Anlaß gehabt, alle diese Kultur begriffe, von denen hier nur eine Auslese geboten wurde, zu schaffen. Zur Toponomie uralter Kanalbauten. Bekanntlich gilt das Mittelmeer seit jeher als das Sammelbecken für die kulturelle Entwicklung der Völker der alten Welt und in deren Frühgeschichte als der alleinige Aktionsplatz. Es muß hier in einer fernen, nicht einmal annähernd bestimmbaren Zeit eine vorerst unerklärlich hohe Kultur und blühende volkswirtschaftliche Verhältnisse gegeben haben, wofür die Spuren alter geologischer, maritimer und den Welthandel fördernder Meliorationen noch heute greifbare Zeugnisse geben. Diese Zeugnisse sind vor allem die alten Benennungen für jene handelspolitischen Verbesserungen der Geoplastik, die sich seit Jahrtausenden bis heute nahezu unverändert erhalten haben. Hiebei wirkt aber die eine Feststellung für denjenigen besonders verblüffend, der nur eine sehr bescheidene Meinung von der altslavischen Kultur besitzt: die Etymologie jener Namen, die sich dem Meliorationsobjekte stets logisch-natürlich anpassen, versteht heute nur mehr der Slave und unter diesen namentlich der Slovene. Daraus geht in einer jeden Trugschluß ausschließenden Weise hervor, daß jene weltwirtschaftlich so wichtigen Verbesserungen nur von jenem Volke ausgeführt worden sein konnte, das sie nach ihrer Eigenart auch sprachlich zutreffend gekennzeichnet hat. Erwägt man aber hiebei, mit welchen finanztechnischen Schwierigkeiten heute eine solche Melioration zu kämpfen hat, der bereits die fertige Erdvermessung, eine allseits durchgeführte Kartographie, eine genaue mathematisch-astronomische Geographie, verläßliche geologische Vorkenntnisse sowie die vollkommensten technischen Behelfe zur Seite stehen, ehe man zu ihrer Ausführung mit Aussicht auf Erfolg schreitet, so stehen wir geradezu vor einem Rätsel, wie solches in einer uralten Zeit doch durchführbar war. Doch die tatsächliche Realisierung bestärkt uns darin, daß alle erwähnten Prämissen auch schon damals geschaffen waren, und daß hiezu nicht nur enorme Geldmittel und Arbeitsenergien aufgebracht wurden, sondern daß sich solche großkapitalistische Investierungen auch volkswirtschaftlich gut rentiert haben müssen, da man sie ansonst gewiß nicht vorgenommen hätte. Die intelektuellen Urheber jener Kultur, die alle geopla-stischen Hindernisse für einen extensiven Welthandel im Alter-tume zu beseitigen wußten, waren zweifellos die die Ufergebiete des Mittelmeeres bewohnenden Slaven, welche die alte Geschichte als »Veneti, Vinidi« und als »Phönizier«, die Biblische Völkertafel der altslovenischen Chroniken hingegen als »Indi-jane« und »Finici« kennzeichnet.1) — Der Beweis hiefür wird bei der Besprechung der einzelnen Meliorationsobjekte im Zusammenhänge mit den sonstigen Kulturemanationen automatisch erbracht, denn ein anderes Volk als die Slaven oder eine andere Sprache als die altslovenische kommt bei unseren Darlegungen der konkreten Fälle bei weitester Toleranz nirgends in Betracht, und selbst dann nicht, wenn wir auch die Verfallserscheinungen der Sprachen dabei berücksichtigen. Alle erwähnten, der modernen Handelsschiffahrt unentbehrlichen Voraussetzungen sind aber auch schon in der ältesten Zeit nachweisbar. Die mathematisch-astronomische Geographie muß in der Hauptsache schon damals ihre Erfahrungen ins klare gebracht haben. Dieses geht aus den verschiedensten Bemerkungen der alten Geographen hervor, die da wissen, wonach es die Phönizier waren, die die Längengradmessung auf die Kanarischen Inseln, u. z. auf die Insel Ferro, als den westlichsten Punkt der Alten Welt, basierten.2) Pytheas von Massi-lia (um 320 v. Chr.) erzählt bereits, daß durch die Insel Thule der arktische Kreis gehe, der mit dem nördlichen Wendekreise die gleiche Richtung habe, daher auch schon die Kugelgestalt der Erde weit früher gut bekannt war, als man heute anzunehmen pflegt. Die Nennung dieser astronomischen Relationen an sich als etwas längst Bekanntes setzt aber voraus, daß sie schon in einer nicht mehr nachkontrollierbaren Zeit vorher festgelegt waren. Kartographische Werke sind uns von Claudius Ptole-mäus bekannt, der um die Mitte des 2. Jahrh, n. Chr. lebte. In diesen ist die geographische Lage aller damaligen wichtigeren Städte bereits fixiert, doch soll schon Eratosthenes (275 bis 194 v. Chr.) diese Arbeit in ein System gebracht haben. Doch auch dieser kann noch nicht als der eigentliche Schöpfer dieser Arbeit angesehen werden, denn in der vorchristlichen Zeit gab es für die Schiffskapitäne weiter Fahrt schon mehrere Auflagen der sogenannten »tyrischen« Seeroutenkartenj wann jedoch hievon die erste Auflage erschienen ist, werden wir aber überhaupt schwerlich mehr erfahren. Wahrscheinlich ist 1) Vrgl. das altslovenische Schottenchronikon in Wien. 2) Die dermalige Behauptung, die Meridianlegung durch Ferro sei erst i. J. 1634 vorgenommen worden, beruht demnach entweder auf der Unkenntnis der alten Kulturverhältnisse, oder will man aber auf diese Weise die Verdienste der Alten verdunkeln. es, daß die beiden Skythen, u. z. der ältere Anacharsis (7. Jahrhundert) und der jüngere (4. Jahrh,), die ganz Griechenland, dann Sizilien bereisten, auch schon »tyrische« Karten besaßen, denn namentlich der jüngere Anacharsis muß für seine von ihm angelegten Karten schon welche vollwertige geographische Detailorientierungsmittel besessen haben, da er das durchwanderte Gebiet unmöglich selbst vermessen haben kann. Welchen Verdienstanteil hiebei der karthagische Admiral Hanno (um 480 v. Chr.) hatte, der die Westküste von Afrika befuhr und seine Erfahrungen bei diesem Unternehmen auf einer Tafel ersichtlich machte, die in einem Tempel in Karthago verwahrt war, ist nicht genügend bekannt. Dem allen müssen demnach großzügige Mappierungen des damals bekannten Festlandes vorausgegangen sein. Bekannt v es z. B., daß die römische Verwaltung schon in der ersten Kaiserzeit über eine Gesamtaufnahme von Afrika verfügte, wozu vermutlich durch Jahrhunderte die Daten zusammengetragen wurden, denn die erste Kenntnis der Umschiffung Afrikas fällt schon um das Jahr 600 v. Chr, und muß diese noch lange nicht die erste gewesen sein. Solche Flottenexpeditionen bezweckten einst wohl nur geographische Forschungszwecke, wie auch Alexanders d. Gr. indische Expedition doch nur als eine großangelegte, weil militärisch gestützte geographische Entdeckungsreise anzusehen ist, was unsere Geschichtswerke, als den kulturell weit wichtigeren Teil jener Episode, zugunsten der kriegerischen meist ganz verschweigen. Bei jener Expedition kooperierte überdies Alexanders Flotte, die damals auch die Insel »Selan« (= Kolonie, jetzt Ceylon) anlief. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, daß damals auch schon die Wirkung der Magnetnadel bekannt war. Sie heißt dort schon genau so »matica« (= Mütterchen, Führerin), wie in der heutigen russichen Marine, woraus man schlies-sen muß, daß man sich bei Handelszielen weiterer Fahrt auch nicht ängstlich an die Küstenentwicklung zu halten brauchte. Gar nicht verwunderlich ist es daher, wenn die alte Geschichte über die Veneter-Phönizier keine kriegerischen Ereignisse zu erzählen weiß, da sich diese auschließlich mit volkswirtschaftlichen Kulturarbeiten und Geisteswissenschaften befaßten. Die wenigen erhaltenen Bruchstücke der hellenischen, jüdischen und arabischen Schriftsteller bieten uns diesbezüglich auch kein orientierendes Bild, und die Weltchronik Sanchunia-tons, angeblich eines Phöniziers aus dem 13. vorchristlichen Jahrhunderte, ist bis auf einen kleinen, von anderen Schriftstellern aufgenommenen Teil der Kosmo- und Theogonie verloren gegangen. Herodot, der erzählt, daß sie vom Erythräi- sehen Meere ins Mittelländische gelangt seien, sich im dortigen Gebiete niedergelassen und lange Seefahrten von dort ausgeführt hätten, ist jedoch ein viel zu junger Gewährsmann. Immerhin weiß man aber im allgemeinen viel über deren nützliche Erfindungen, wie z. B. die Schrift, ihre Industrie (Glas) und Kunsttechnik (bei Homer)3), ihren Handel, ihre Koloniengründungen, sowie über ihre kühnen, weitreichenden Seefahrten zu erzählen. Das Einzige, was man unwidersprochen zugibt, ist, daß die Bewohner der »phönizischen« Städte keine Einheimischen oder Autochthone waren. Wir müssen daher unsere kritiklos gefestigten Schulansichten von der einstigen höchst bescheidenen Kultur der Altslaven oder gar ihrer Nichtexistenz im Altertum einer gründlichen Berichtigung unterziehen sowie auch niemand weiter mehr darüber im Zweifel zu sein braucht, daß Slaven schon vor vielen Jahrtausenden nicht nur in Europa, sondern auch in Asien u. Afrika wohnten, da jedermann zu dieser Überzeugung kommen muß. sobald er die nachfolgenden konkreten Beweise hiefür nur vorurteilslos aufnimmt. Einer der wichtigsten Belege für diese Behauptung sind die Benennungen der uralten Kanalbauten, worunter die Spezialgeschichte des Kanales von Suez eine hervorragende Beweiskraft bietet. „Suez.“ Der Name »Suez« für den bekannten i. J, 1869 vollendeten Kanal, der das Mittelländische Meer mit dem Roten navigatorisch verbindet, bedeutet tatsächlich: Verbindung, und verhüllte die Erkenntnis der zutreffenden Etymologie bisher lediglich die alte Schreibweise oder Lautbewertung des »u« für »v«: der daher als allgemein slavischer Begriff richtig als »svez« zu schreiben ist. — Um. aber das Alter dieses topischen Namens sozusagen urkundlich festzustellen, müßten vor allem alle Re- 3) Durch Homer erfahren wir, daß Paris, mit der geraubten Helena über Ägypten nach Phönizien verschlagen, aus Sidon im Weben und Sticken kunstfertige Mädchen mitnimmt, die vor allem den wunderbaren Schleier für die Pallas Athene wirken; phönizische Schiffer sind es, die dem Thoas in Lemnos den unübertreffbar schönen Silberkrug schenken, ein Werk der erfindungsreichen Phönizier, der dann als Kampfpreis Achilles zufällt. Menelaus rühmt sich der Schätze an Gold, Silber, Bernstein und Elfenbein, die er aus Phönizien, Sidon, Äthiopien, Ägypten und Cypern hatte; der Krug, den Telemach von Menelaus zum Geschenke erhält, ist wieder ein Geschenk des Königs Phädimus von Sidon; den herrlichen Geweben, die Helena und Andromache verfertigen, gehen phönizische (venetische, dalmatinische!) Musterarbeiten voraus u. drgl. m. — Bei den Hellenen stammt alles gewerbetechnisch Hervorragende von fremden Völkern und sprechen Homer wie Hesiod immer nur vom Effekt fertiger Arbeit; alles spezifisch Hellenische ist hingegen nur Arbeit der Götter, d. i. unbekannt woher. Produktionen der sogenannten »tyrischen« Schiffahrtskarten, sowie alle alten Kopien der Handschriften der Geographie des Claudius Ptolemäus dürchstudiert werden, da zwischen dem Archetypus und den vielen sonstigen handschriftlich erhaltenen Karten keine Übereinstimmung besteht. So kommt z. B. in der Ausgabe jener Geographie, die seit der Erfindung des Buchdruckes bis zum Jahre 1600 bereits 42 verschiedene Ausgaben erlebte, weil sie die Grundlage der wissenschaftlichen Erdkunde bis zu jener Zeit bildete, durch Ant. Maginus (Venedig, 1596) in den 27 Karten des Ptolomäus »Suez;-noch nicht vor, in einer Ergänzungskarte desselben Werkes aber bereits zweimal u. z. als Stadt, wo Suez auch heute liegt, und östlich davon als »Desertum Sues« (= Wüste Sues) sowie auch noch auf einer weiteren Karte desselben Atlanten, doch ohne jede Quellenerwähnung. Dasselbe gilt etymologisch für »Said«, den Ausgangspunkt des Kanales vom Mittelmeere aus. Auch dieser Name dürfte gleichaltrig mit »Sues« sein und die gleiche Herkunft haben, denn auch dieser ist slavisch und bezeichnet als »zaid« — die Abschwenkung, d. i. die sprachliche Orientierung für den Lotsen, wo er vom Mittelmeere abschwenken müsse für den Kurs ins Rote Meer.4) Aber jene Ergänzungskarte des Maginus weist auch den Ort »Saidi« auf. wenn auch nicht an der heutigen Stelle, sondern auf dem Festlande östlich des Pelusinischen Nilarmes, doch ist die Kennzeichnung für die »Abschwenkung« hier wieder richtig, denn das Meer reichte früher weit südlicher, als der Menzaleh-See noch nicht so stark versandet, daher dem Auflaufen der Schiffe noch nicht gefährlich war. — Dieser Name beweist gleichfalls, daß er von altersher hier lokalisiert war, aber sein Orientierungsstandpunk.t wechselte mit den nautischen Tiefga.ngverhältnissen. — Es ist dies anders auch nicht erklärlich, als daß die beiden Endpunkte dieser Meerenge schon in uralter Zeit ihre typisch slavischen Namen erhielten, denn auf einen Einfluß auf diese natürlich orientierenden Namengebungen im Mittelai ter und noch weniger in der Neuzeit ist slavischer-seits nicht zu denken und dies umsoweniger, da hiezu alle Inspiration fehlte, nachdem der Suez-Kanal in dieser Trace in den letzten zweitausend Jahren überhaupt nicht existierte. Die dermalen eingelebte Annahme, daß »Said« ein ausgesprochen neuzeitlicher, erst mit dem Baue des Suez-Kanales aufgetauchter Name (»Said-Pascha«) sei, ist wohl nur dem zufälligen Zusammentreffen von zwei gleichklingenden Namen verschiedener Provenienz zuzuschreiben, wobei man die ältere Existenz bewußt oder unbewußt übersah. Ausgesprochen marine Funde beim Baue des neuen Kana-les auf dem Sohlengrunde der heutigen Bodenschwellungen sowie die zwei etymologisch so zutreffend orientierenden Kopfpunkte lassen aber darauf schließen, daß die älteste Kanallinie auch schon von einem als »Said« bezeichneten Punkte ausging, sowie daß man sich hier um das Jahr 1859 nicht so ganz zufällig für die vergessene alte Trace entschied,5) Aus diesem Grunde ist hier eine eingehendere geschichtliche Durchleuchtung dieses Gebietes erforderlich. Untrügliche geologische Merkmale bezeugen, daß in diesem Raume, den noch heute trotz der mässigen, bis 10 m Höhe erreichenden Flugsandverwehungen eine breite und tiefe Bodendepression nordstidwärts durchzieht, in einem fernen geologischen Zeitalter beide Meere unmittelbar zusamm enhingen, was übrigens auch deren gleicher Wasserspiegelstand bestätigt.6) Und schon aus jener Zeit müssen die zwei orientierenden Benennungen »svez« und »zaid« stammen, um die beiden Endpunkte natürlich zu fixieren. Einer späteren Zeit können aber diese zwei Namen aus zweierlei Gründen unmöglich zugeschrieben werden. Vor allem ist ein Einfluß der Slaven seit der Römerzeit ethnographisch nicht diskutabel und zweitens aus dem einfachen Grunde, weil der Kanal in der historischen Zeit eine wesentlich andere Trace hatte. Die ältesten Belege sprechen nämlich immer nur von einer Verbindung des Nil mit dem Roten Meere und stammen aus der Zeit des Pharao Seti (1443—1392 v. Chr.), der den von seinem Vorgänger Axnenhotep III. begonnenen Kanal vollendet haben soll. Doch kann ihn auch dieser nicht als erster angelegt haben, da dies einer später angeführten Tatsache zu widersprechen scheint. Eine gravierte Inschrift sagt weiter, daß zur Regierungszeit des Pharao Necho (612—595 v. Chr.) Afrika durch die Phönizier umschifft wurde, denn die vom Roten Meere ausgesendeten Schiffe kehrten um Afrika über Gibraltar auf ihren Basispunkt 5) Entscheidend war hiebei der Plan des österr. Ingenieurs Negrelli, der den Ausgangspunkt des Kanales um 28 km westlicher in den Golf von Pelusium verlegte, als die sonstigen Projektanten, d. h. genau dorthin, wo schon die älteste Trace führte. °) Das von Napoleon I. angeregte und vom Ingeniere Lepere durchgeführte Präzisionsnivellement stellte fest, daß der Spiegel des Roten Meeres jenen des Mitelländischen um 99 m überhöhe, was sich aber bei der erneuten Vermessung, die nebstbei ganz überflüssig war, da die Oberfläche des Roten Meeres und des Atlantischen Ozeans doch auch durch die Meerenge von Gibraltar mit dem Mittelmeere kommuniziert, als ein Rechnungsfehler herausstellte, daher auch Schleusenanlagen entfallen. — Es ist dies ein Schulbeispiel der menschlichen Gedankenlosigkeit, die sich darüber im Zweifel list, ob der ruhende Spiegel einer zusammenhängenden Wasseroberfläche je eine Stufe von 10 m Höhe oder Tiefe bilden kann! zurück, was nur dann möglich war, wenn der Kanal vollkommen ausgebaut und zur Zeit auch praktikdbel erhalten war. — Doch muß der Kanal immer wieder rasch versandet sein, denn Darius Hystaspes ließ ihn um das Jahr 522 schon wieder hersteilen, was die an vier Punkten ausgegrabenen Denksteine an diese Melioration in der Keil- wie Hieroglyphenschrift bezeugen. Alle diese Kanalanlagen, die, soweit sie nicht etwa alte trockene Nildelta-Arme ausniitzten, grundsätzlich den für die Schiffahrt günstigsten Pelusinischen Nilarm für ihre Zwecke einbezogen, um mit den Schiffen doch ins Rote Meer zu gelan- gen, waren jedoch zu umständlich, wie dies aus der beigeschlossenen Kartenskizze ersichtlich ist, und wohl auch einen großen Teil des Jahres zu wasserarm.7) König Ptolemäus II. Philadelphus (286—247) entschloß sich daher zur Erneuerung der direkten und kürzesten Verbindung der beiden Meere und deckt sich der sogenannte »Ptolemäer-Kanal«, der überdies auch eine Abzweigung zum Pelusinischen Nilarm hatte, bereits im allgemeinen mit jenem der heutigen Trace. Doch muß der Nutzen, den der Kanal abwarf, seine kostspielige Erhaltung, die in permanenten Baggerungen bestand, nicht gelohnt haben, daher man ihn schließlich verfallen ließ.8) Trotzdem wurde die Kanalfrage durch alle Jahrhunderte theoretisch im Auge behalten. Kaiser Trajan (98 n. Chr.) soll einen Kanal von Alt-Kairo aus gebaut haben, der im großen Bogen, vermutlich auch das Beet eines trockenen Nilarmes ausnützend, in den alten Pharaonenkanal einmündete. Desgleichen soll sich Kaiser Hadrian (117 n. Chr.) mit gleichen Plänen befaßt haben. — Mit dem Durchstiche der Landenge von Suez beschäftigte sich auch die Republik Venedig um 1480, der Sultan Musta-pha von Ägypten um 1615, der Mamelukenführer Ali Bey um 1771, Napoleon um 1798 und um das Jahr 1846 eine Gesellschaft von Österreichern, Franzosen und Engländern, bis Lesseps eiserner V ille durchdrang. Augenscheinlich steht auch der Auszug der Israeliten aus Ägypten im organischen Zusammenhänge mit dem alten Suez-kanale, nachdem die Behauptung der »sacra scriptura«, wonach deren Reiseweg von Socoth (bei Kairo) direkte zum heroopoli-tanischen Meerbusen ging und der Uferwechsel südlich von Suez stattfand, nicht nur unglaubwürdig sondern geradezu unnatürlich oder phantastisch ist. Dort beträgt der Seeweg, wie ihn z, B. Allioli kartographisch darstellt, bei 15 km. Angenommen, daß man hiezu auch die Ebbezeit ausgenützt hätte, was übrigens zu tollkühn gewesen wäre, so genügte die Zeit auch nicht dazu, wenn die Israeliten allein an 600.000 Kampffähige besaßen, wie dies die darauffolgende Volkszählung ergab, wobei aber d!er Troß noch mindestens das Dreifache davon ausmachte. Wer daher nicht an Wunder glaubt und daran ernstlich zweifelt, daß sich das Rote Meer auf das Ausstrecken des Armes seitens Moses sofort geteilt habe, worauf das Wasser zu beiden Seiten »wie eine Mauer« stand, muß hiefür eine natür- 7) Der Skizze dienten zum Teile die Darlegungen des österr. Hauptmannes Albert v. Ungard im Werke: »Der Suezkanal« (Wien, 1905) zur Grundlage. 8) Die letzte praktische Benützung des Kanales datiert aus dem J. 640 n. Chr. Damals ließ der arabische Statthalter in Ägypten, Amru, den Kanal so weit herstellen, daß er mit ägyptischen Getreideschiffen von Alt-Kairo über Suez Arabien mit Zerealien versorgen konnte. lichere Lösung suchen. Diese ist: die Israeliten zogen augenscheinlich von Kairo aus, wohl schon der Wasserversorgung wegen, entlang der alten Kanäle oder eines damaligen Nil-armes bis Serapäum und übersetzten dort zwischen den beiden Schleusenanlagen, die noch heute feststellbar sind und wo sich auch reiche Süßwasserquellen befinden, den pharaonischen Kanal. Ließ Moses die obere Schleuse sperren, so stand das Wasser dort mit der Zeit tatsächlich »wie eine Mauer«, indes das Wasser im abgesperrten Rinnsale abfloß, worauf Moses, um den Ägyptern die Verfolgung der mittlerweile die etwa 20—30 m breite Kanalsohle passierenden Israeliten unmöglich zu machen, die untere Schleuse sperren, die obere aber öffnen ließ, wobei der ganze ägyptische Heereszug ertrunken sein soll. Dieses ist jedoch eine Übertreibung, da hiezu die Wassermenge kaum genügte, sofern die Ägypter überhaupt in diese überaus plumpe taktische Falle gingen, worauf die Genesis allerdings Jahve als Kriegshelden preist.9) Da aber kein Grund vorliegt, jene Übersiedlung der Israeliten aus Ägypten nach Palästina geschichtlich anzuzweifeln, war demnach ein solcher Kanal auch schon längst vor Seti ausgebaut, denn jener Auszug muß nach den altslovenischen Chroniken um das Jahr 1701 v. Chr stattgefunden haben, da es heißt, daß das Ereignis 530 Jahre nach Abraham's Tode (2231) stattfand. Die Bibelausleger haben wohl recht, wenn sie jenen Durchzug an den nördlichen Rand des Heroopolitanischen Meerbusens verlegen, den sie als »Schilfmeer« bezeichnen, irren aber prinzipiell in dem einen Punkte, daß sie übersehen, daß jener Meerbusen, der doch nach der Stadt Heroopolis benannt ist, die nordwestlich. von Serapäum lag, um das Jahr 1500 v. Chr. noch mindestens bis Serapäum reichte. Diese Tatsache ist schon einmal dadurch belegt, daß die Schiffe, die von Bubastis im Nil-kanale über Heroopolis in die Bitterseen gelangten, weiter den natürlichen Wasserweg bis ins eigentliche Rote Meer benützten, was auch aus dem Atlas des Ptolemäus ersichtlich ist, daher das »Schilfmeer« auch nächst Serapäum. nicht aber nächst Suez zu suchen ist. Zu diesem Gewirr von Kanalbauten, die immer wieder versanden, daher verschwinden, dann neuausgehoben, erweitert oder umgelegt werden, kommt noch Herodot, der dieses Gebiet selbst um 460 v. Chr. bereiste. Er erzählt, daß der Necho-Kanal von Bubastis ausgehe, aber schon bei Pathumos (westlich von Heroopolis; heute Pithom) in das Rote Meer münde. Demnach konnte damals, also ungefähr 600 Jahre vor Claudius Ptolemäus 9) Beide Reiserouten, die biblische wie die natürliche, sind in der Skizze ersichtlich gemacht. die Stadt Heroopolis noch gar nicht exisiert haben, da sie sonst inmitten des erweiterten Roten Meeres hätte stehen müssen. Da aber Herodot zugleich erwähnt, Necho habe den begonnenen Kanal nicht fertiggebaut, um den Barbaren nicht das Eindringen in das Land zu erleichtern, ist es weit wahrscheinlicher, dlaß er ihn nur soweit ausführte, bis er den Anschluß an die zwei schon vorhandenen Kanäle daselbst erreichte. Eine kurze Rückschau der Vergangenheit der heutigen Landenge Sai'd-Suez bietet daher in den letzten 4—6000 Jahren folgendes Bild. Asien und Afrika waren durch die bestehende Meerenge zwischen dem ¿Mittelländischen und Roten! Meere getrennt, daher Afrika buchstäblich einst als die größte Insel der Welt mit Recht angesehen wurde, woran sich auch heute nichts ändert, da der 160 km lange Suez-Kanal den Inselcharakter weiter aufrecht erhält. Der Schiffsverkehr war daher in der ältesten Zeit geoplastisch unbehindert. Als aber die Versandung die glatte Durchfahrt unmöglich machte, behalf man sich mit einem! Kanale durch die entstandenen Unterbrechungen. Nachdem man aber auch den störenden Einfluß des Wüstenflugsandes und der Nilverseifungen technisch nicht mehr radikal bekämpfen konnte, weil diese das navigatorische Nutzwasser immer weiter reduzierten, da zog man den östlichen Nilarm heran und erreichte so den erstrebten Zweck auf Umwegen, bis man in neuester Zeit wieder zur ursprünglichen, weil kürzesten Trace rückkebrte.10) Wenn wir uns aber mit diesem Thema hier über das Nor-malmaß befassen, so bezweckt dies die Vertiefung der Überzeugung, wonach trotz aller Unglaubwürdigkeit in Afrika, namentlich aber in Unterägypten, alte slavisch - sprachliche Einflüsse nicht abgeleugnet werden können, die geradezu umso intensiver wirken, je weiter wir in der Zeit zurückgehen. Schon an anderen Stellen wird auf die »venec«-Ära, auf die agrartechnischen Begriffe: «žito, čiv, pogače«, die Namen »pharao« und »Neko« und einzelne Sicherheitsvorsorgen, wie den Leuchtturm »pharus« und das befestigte Lager »Abar« (»ovar«) in Ägypten aufmerksam gemacht. Hieran schließen sich noch die Begriffe »Misir«, wie die Slaven noch heute Unterägypten bezeichnen (hebr, »Misraim«) und »Pelusium«. — Der Bewohner der Zeta (Montenegro) nennt noch heute die vom Skutari-See jährlich durch etliche Monate überschwemmte Ackererde, die durch diesen Schlamm gedüngt wird, »misir« (= Schlammerde oder: Humusboden) und im Namen »Pelusium« birgt sich das altslo- 10) Wie aus der beigegebenen Skizze zu ersehen, wirkten bei der natürlichen Versandung einst wie zum Teile auch heute drei Komponenten mit, u. z. im nördlichen Teile die Nilablagerungen, in der Mitte jene der alten Nilarme und des Wüstenflugsandes und im Süden das Brackwasser des Roten Meeres verasche Wort »pluti«, d. i. schiffen. Dieses »Pelusium« in der Bedeutung Schiffahrtslinie wechselte aber je nach der Situation des Kanales auch den Standpunkt, Das alte »Pelusium« finden wir am Ausflusse des schiffbaren Nilarmes in das Mittelländische Meer. Eine traditionell tyrische, also noch ältere Karte setzt hingegen die Lage des Ortes »Pelusium« ungefähr in die Mitte der ältesten Kanallinie und eine alte Karte der Türkei bezeichnet das ganze Kanalgebiet als »Pelusium«, ein Hinweis, daß man darunter vorerst noch keine Ansiedlung verstand, ^Schließlich drängt sich bei allen Meliorationen dieser Art, ganz besonders aber in diesem Falle die Frage auf, wer in jener uralten Zeit ein derartiges Handelsinteresse haben konnte, um ein so enormes weltwirtschaftliches Problem zu lösen, und dem sich eine so kostspielige Beseitigung eines Schiffahrtshindernisses lediglich des Zeitverlustes wegen auch rentierte. Doch kann dies nur ein großzügig angelegtes, durch den Handel reich gewordenes, an den Gestaden des Mittelländischen Meeres wohnendes Slavenvolk gewesen sein, denn sonst kommt dabei kein von Natur aus so seetüchtiges und handelsbeflissenes Volk in ernste Erwägung, und kann auch kein anderes allen diesen Kanalbauten die zutreffenden Gattungsnamen gegeben haben, weil ihm hiezu der erforderliche Sprachschatz fehlte,11) * * * Eine analoge sprachliche Entstehung wie »Suez« hat auch die Stadt »Suessa«, d. i, »sveza, zveza« — Verbindung (in Unteritalien), die einst am Ausgänge jenes Kanales gelegen war, der schon vor der Römerzeit durch die Pontinischen Sümpfe die Verbindung mit dem Meere herstellte, jenes Gebiet entwässerte und dadurch fruchtbar machte. Diese angeblich von den alten Volskern bewohnte Ebene wurde durch Wasserwerke und Seitenkanäle in blühender Kultur erhalten und zählte 33 Städte, doch gingen unter der Römerherrschaft wegen der Vernachlässigung der Kanäle alle jene Städte samt dem fruchtbaren Boden, die die Namengeber der Stadt »Suessa« zu so hoher Kultur erhoben, wieder zugrunde. Heute sind dort wieder die Pontinischen Sümpfe mit der herrschenden Malaria, soweit sie in neuerer Zeit nicht schon wieder entwässert sind, denn jenen Verfall der Bodenkultur im alten Rom und als weitere Folge auch des Staates, verursachte in der Hauptsache das falsche, mißwirtschaftliche Bodenrecht, wobei die Ausnützung des besten Bodens der großen Latifundien lediglich Sklaven mit “) Es scheint auch, daß die älteste Bezeichnung der Grenzfelsen in der Meerenge von Gibraltar als »Scala Hannibalis« slavischen Ursprungs ist, da nur die Slaven den Felsen als »skala« bezeichnen. lahmgelegter Impulsivität und rücksichtsloser Bodenausbeutung ohne welche Investierungen anvertraut war. Derselben Etymologie gehören auch die Volksnamen »Sues-setani« und »Suessiones«. d. i, Verbündete an, die Caesar ausdrücklich als Verbündete und Blutsfreunde der Römer hervorhebt, was demnach auch keine richtigen Eigen- sondern nur Gattungsnamen sind. * * * Ergänzende Beweise für unsere eingangs angeführte Behauptung bieten auch die Namen der Kanalbauten am Kopa'fs-See, dann jene von Korinth (Korito), Prekop und Provlika (Pro-vlakas).12) Der See „Kopais“. Der so benannte See im alten Böotien (Hellas) kann nur vom slavischen »kopati, kcpano, kopaje« (= graben, das Gegrabene) diesen Namen erhalten haben, wofür folgende Tatsache spricht. — Trotzdem in diesen Binnensee mehrere kleine Flüsse münden, hatte er einst keinen natürlichen Abfluß zum Euboei-schen Meere, daher dort stets Überschwemmungen, ja, partielle «Sintfluten« unvermeidlich waren Die altslovenischen Chroniken erzählen nämlich, daß einst eine große Flut ganz Böotien überschwemmte, und benannte man diese Elementarkatastrophe später als »ogygische« Flut, weil sich damals nur einige Böotier unter Führung eines gewissen »Ogyges« gerettet haben sollen. Da, sich aber die Bewohner zu einer Auswanderung nicht entschließen konnten, einigten sie sich dahin, um für die Zukunft die Wiederholung einer solchen Katastrophe zu verhindern, den den natürlichen Abfluß des Überfallwassers jenes Sees hindernden Bergrücken Ptoon auf 30 Stadien (5 km) dreifach durchzugraben und legte man von der Höhe aus obendrauf 12) Man glaubt auch, daß der Isthmus von Ston (Stagno), der die Bucht von Kiek gegen das Adriatische Meer in Dalmatien abschließt, schon einmal durchgraben war, aber durch abstürzende Felsen wieder verkeilt wurde. Mit der neuerlichen Beseitigung dieses 1’3 km breiten Schiffahrtshindernisses beschäftigte sich schon die Republik Ragusa und um das Jahr 1810 auch der französische Marschall Marmont als Gouverneur von Dalmatien, doch vereitelten diese Pläne stets die eingetretenen besonderen politischen Veränderungen. — Um das Jahr 1910 zog diese Idee auch das öst.-ung. Kriegsministerium in Erwägung, doch kam es zu keiner Realisierung. — Jugoslavien befaßte sich bisher auch noch nicht mit dieser Meliorationsfrage, obschon ein Pionnierbataillon jenes Hindernis in Form einer praktischen Übung in einigen Monaten beseitigen könnte. — Die Etymologie des Namens »Ston« ist einstweilen unsicher, daher von diesem Standpunkte die obige Annahme nicht gestützt ist. mehrere Schächte an, um die Reinigung der Abflußkanäle zu erleichtern. — Weiters weiß man noch, daß in der Folge die Kanäle der hohen Erhaltungskosten wegen arg vernachlässigt und zur Zeit Alexanders d. Gr. zum Teile schon verschlammt waren. Dieser wollte sie zwar wieder instandsetzen, doch blieb es bei dler Absicht, da Alexander vor der Ausführung starb. Über die Zeit dieser Melioration ist den alten Schriftstellern nur das bekannt, was der Skythe Anacharsis d. Jüngere, der um das Jahr 340 vor Chr, ganz Hellas bereiste, in seinem noch erhaltenen Werke (IV, 34} niederschrieb und zugleich kartographisch stützte. Er bemerkt hiezu: »Die Schwierigkeiten und Kosten eines solchen Unternehmens mußten außerordentlich gewesen sein, Noch erstaunenswürdiger ist es aber, daß von dem Anfänge dieser Arbeit weder in der Geschichte nochl in der Volkstradition eine Nachricht geblieben ist, sie daher bis ins höchste Altertum hinaufsteigen muß.« Darüber gibt uns jedoch die Sprachwissenschaft die nötige Orientierung. Sonderbarerweise sind die alten Hellenen, die für »graben« wohl die verzerrten Begriffe »orythein« und »skap-tein« besitzen, die dem slovenischen »riti, oriti« (= wühlen, umwühlen) und »kopati, skopati« (= graben, ausgraben) entstammen, deshalb nicht mehr darauf verfallen, daß dem Namen »Kopais« ein »kop« i~ Grabung) zur Grundlage dient, da zur Zeit der ersten Melioration dort wohl noch nichthellenisierte Slaven wohnten. Doch sind wir auch über die Techniker, die jene gigantische Leistung im Wassertunnelbau zustandebrachten, nicht ganz im unklaren. Man behauptet, es seien dies die Miny er, ein alt-griechischer oder richtiger gesagt vorgriechischer Volksstamm Thessaliens und Böotiens gewesen, über die man jedoch nichts weiter weiß, als daß sie in der Baukunst sehr bewandert waren, weil gerade die Kopae-Kanäle hiefür zeugen. — Das mag bis auf die Bezeichnung »Volksstamm« richtig sein, denn so nannte man wohl nur die professionellen Minenarbeiter, die »mini«, wie es z, B, in größeren Armeen früher auch Minenkorps gab. — Der Begriff »Mine« ist aber im Laufe der Zeiten bereits international geworden, daher über dessen nähere Sprachzugehörig-keit heute schwer zu entscheiden ist, sofern man nicht zum Sanskrit zurückgeht, wo »minati« — befestigen, bauen bedeutet, demnach der Begriff auch schon im alten Böotien im praktischen Gebrauche war, sofern jemand nicht das Kombinationsvermögen besitzt, hier eine Koinzidenz mit dem slavi-schen »kopaje« wahrzunehmen. Etwas Ungewöhnliches mußte jene großtechnische Arbeit wohl gewesen sein, die, wie die beigegebene Skizze zeigt, von den drei nordöstlichen vom Seewasser in das Ptoon-Gebirge eingenagten Buchten aus jene drei Kanäle durch den Berg schlug, weil man darnach den See selbst, dann die bei diesem Anlasse entstandene Stadt sowie die weitere Umgebung benannte.13) Wir stehen in diesem Falle auch noch vor einem weiteren Rätsel. — Der Ausbau jener Kanäle hat einen rein lokalen Charakter. Böotien ist eine ärmliche Provinz Mittelgriechenlands mit Fieberklima, deren Boden erst nach Schaffung jener Kanäle produktiv wurde. Nun erzählen aber alte Chroniken, die Böotier seien 60 Jahre nach der Zerstörung Trojas, also um 980 v. Chr., von Thessalien hieher übersiedelt. Wie konnten sich aber diese zu einer Völkerwanderung dahin entschließen, wenn jenes Gebiet normal überschwemmt war, oder haben die Minyer als Volk das Land verlassen, nachdem sie die Kanäle angelegt und das Land fruchtbar gemacht haben0! — Diese Frage mögen uns die Enthusiasten der Vclkerwanderungstheorie beantworten, denn für die Handel treibenden Völker, wie z. B. die Phönizier, die allenthalben für diese Melioration den finanztechnischen Teil durchführen wie auch den Namen gegeben haben konnten, bedeuteten jene Kanäle — ganz abgesehen von der toten Amortisation — weder eine Förderung noch deren Nichtexistenz eine 13) Heute ist der See bereits künstlich trockengelegt und werden die gelegentlichen fjberfallswässer auch noch dermalen durch Tunnete zum Meere abgeleitet. Benachteiligung ihrer Handelspolitik. — Auf diese Art wird eine konkrete Tatsache von selbst zum Mythos, wie eben alle ältesten Teile der Weltgeschichte zu solchen geworden sind, sobald sich die Spuren der realen Vorgänge im Zeitnebel verlieren. „Korinth-Korito“. Die Geschichte erzählt, daß man i. J. 1881 mit dem Baue eines Schiffahrtskanales begonnen habe, der den Isthmus von Korinth durchziehen soll, damit man auf dem Wasserwege vom Ägäischen Meere in das Jonische ohne Umschiffung von Morea gelangen könne, und wurde der Kanal i. J. 1893 tatsächlich dem Verkehre übergeben; darüber jedoch daß es schon in uralter Zeit einen solchen Kanal gegeben, erwähnt sie kein Wort. Thukydides (geb. um 460 v. Chr.) deutet wohl an, daß die Korinther ein Mittel ersonnen hätten, um die Schiffe durch die Landenge selbst zu bringen, doch konnte er sich augenscheinlich eine so großzügige Melioration nicht klar vorstellen, daher er auch das Vorhandensein eines Kanales nicht entschiedener hervorhebt. Brehmer14) meint, daß »der Isthmus von Korinth in der ältesten Zeit gar kein Hindernis für die Schiffahrt war, denn die kleinen Fahrzeuge des höchsten Altertums konnten ungleich leichter dort über die schmale Landzunge gebracht werden. Wenn auch auf der schmälsten Stelle, die nur ungefähr eine geographische Meile betrug, die Überfahrt der Schiffe Zweifel findet, so kann die Fahrt der Waaren über die schmale Meerscheide nicht im mindesten mit Grund bezweifelt werden. — Schiffe, die nur vor dem Winde segelten, trafen bei der Küstenfahrt in jedem Vorgebirge das größte Hindernis derselben. Daher erregte das Umschiffen des Peloponnesos, und besonders seines Vorgebirges Malea solche Schwierigkeiten, Gefahren und Zögerungen, daß gegen sie die Landfuhre des um die Hälfte kürzeren Seeweges gar nicht in Betracht kommen konnte.« Brehmer kann sich demnach die Wirklichkeit nur in der Weise vorstellen, daß man hier die Waren mechanisch von einem Landungsplatz zum anderen übertrug. Dieses mag für die Zeit Strabos (geb. um 63 v. Chr.) auch zutreffend gewesen sein, denn dieser beschreibt die damalige Situation dahin, daß man sich zur Beförderung kleinerer Schiffe einer Rollbahn bediente, die die Hellenen als »thiolkos« bezeichneten. Die hellenische Etymologie dieses Begriffes kennen wir jedoch nicht, wohl aber die slovenische. Unter »colek«, Plur. »colki« versteht 14) »Entdeckungen im Alterthum«. Weimar 1822, I. p. 201. man große zylinderförmige Rollklötze und dürften die Schiffe auf vier solchen Holzwalzen mit beweglichen Achsen über die La” DÖfh ÄS fahrtskanal bestanden haben, denn dafür spricht unbedingt der Name »Korito« (= große Rinne), wie Korinth noch heute xm Volksgebrauche lautet, und kann jener Kanal einst nur von den Slaven durchstochen worden sein, denn eine nichtslavische Sprache gibt es nicht, die eine künstliche Wasserrinne als »korito« benennen würde. — Der Kanal, mit dessen Anlage sich später auch Kaiser Nero beschäftigte, muß schon in alter Zeit Der Kanal von Korinth. seiner ganzen Länge nach (6 km), vermutlich infolge vulkanischer Vorgänge, die sicli in diesem Gebiete oft wiederholten, verschüttet worden sein und wurde dann nicht mehr hergestellt. Dieser Kanal begründete seinerzeit wohl auch den Wohlstand Korinths sowie die Verlegung der eigentlichen Stadt in die Kanalnähe, wo man für die Transitwaren hohe Zölle einhob, daher Korinth im Altertume als die reichste Stadt galt, aber zugleich auch als der Sammelpunkt der leichtsinnigsten Lebemänner wie Verschwender und als die berüchtigste Hetärenstadt.15) 15) Die reisenden Kaufleute waren angeblich verpflichtet, von außen schöne Mädchen für den Aphroditedienst heimzubringen, damit ihnen diese bei ihren Unternehmungen geneigter sei. — In älterer Zeit soll Korinth auch den Namen »Ephyra« geführt haben, was wohl nur ein Charaktername der Stadt war, den ihr die Slaven beigelegt haben mußten, denn nach der slavischen Artikulation lautete der Name »jevura, jebura«, d. i. Hurenstadt. „Prekop.“ Die Landenge, welche die Halbinsel Krim mit dem russischen Festlande verbindet, war schon in der ältesten Zeit durchgraben, damit man zu Wasser von der Karkinit-Bai in das Azov'sche Meer gelangen konnte. Dies beweist nicht nur der unverfälscht slavische Name, denn »prekop«, rass. Form »perekop«, bedeutet eben: Durchgrabung, Kanal, sondern auch der Umstand, daß in der bestandenen 7 km langen Trace des Schiffahrtskanales noch heute an 30 Salzseen liegen, die offenkundig noch immer infolge jener Melioration mit dem Schwarzen Meere kommunizieren, und ist in alten Karten bisweilen auch die Kanallinie noch eingezeichnet. Diese Vorsorge stammt aber schon aus einer uralten Zeit, Ältere Geschichtsquellen, als jene Herodots, kennen wir einstweilen nicht, doch ist auch ihm dieser Kanalbau als »taphros« bekannt, denn er fügt bei, daß dies ein E r d w a 11 mit einem Graben sei. — Plinius, Mela und Strabo nennen die Land- enge gleichfalls »Taphrae«, und gibt letzterer die wirkliche Breite mit 40 Stadien an, was dem erwähnten Ausmaße entspricht. Hiebei fällt es auf, daß die hellenischen wie römischen Quellen die größere Wichtigkeit dem Erdwall geben, denn hier verbirgt sich der altslavische Begriff »tabor, tabri«, d. i. E r d-befestigung, hingegen gibt die Bezeichnung >.prekop« dem Kanale den Vorzug. Die Erklärung hiefür ist naheliegend. Bei der Anlegung des Kanales ergab der Materialgraben von selbst Erdwälle, die man für die Verteidigung noch entsprechend technisch herrichtete, um Unberufenen die Benützung des künstlich geschaffenen Wasserweges zu verwehren. Einen weiteren Graben zogen nach Herodot (IV, 3) die Skythen, um die Halbinsel Kerč vom Krim zu trennen; diesen östlichen Teil nennt Herodot: »Chersonesos Trehee.« »Cherso-nesos« ist aber ebenso wie der Name »Karkanit« nur eine der hellenischen Artikulation angepaßte Form des slavischen Begriffes »kerč, krč«, das verengte Gebiet, die Meerenge (»krčiti« = zusammenziehen, verengen), der demnach schon mindestens fünf Jahrhunderte vor Chr, bekannt aber Herodot etymologisch nicht klar war. Das Attribut »trehee« bedeutet im Hellenischen: d u r c h g e z o g e n, d. h. von einem Ende zum anderen befestigt bzw. durchgegraben. Für die einstige weite Verbreitung des altslavischen Begriffes »krč« spricht weiter die Tatsache, daß er in der klassischen Form »Chersonesos« im Altertume noch zehnmal unter gleicher Vorbedingung, u. z. von der Halbinsel Malaya (Indien) über Arabien, Thrazien, Hellas, Nordafrika und Schleswig verwertet und erhalten ist.10) Jene zwei Erdwälle gaben wohl auch den Anlaß, daß man die Bewohner daselbst als »Vali« (nach Plinius) bezeichnete im Gegensätze zu den »Triballi, Trivalli«, die in der Gegend mit den drei Wällen wohnten. „Provlakas, Provlaka“. Herodot erzählt (VII, 21—24), daß Xerxes an der schmälsten Stelle der Landzunge Akte auf Chalkidike, d, i. in der Ge- *Xerxes«-Kanal oder »Provlakas«. gend von Sane, einen Kanal durchstechen ließ, der 12 Stadien (1-97 km) lang war und an dem durch drei Jahre (483—481) gearbeitet wurde. Diese Melioration hatte angeblich den Zweck, die Wiederholung der Katastrophe vom J. 493 zu vermeiden, als die persische Flotte am Berge Athos, wo eine ungewöhnliche Brandung herrscht, Schiffbruch erlitt, obschon Herodot meint, >'Xer\es tat dies aus Prahlerei, um sich ein Kulturdenkmal zu setzen, denn er konnte ebenso ohne alle Mühe und Arbeit die Schiffe über die Landenge ziehen.« 161 Vrgl. Funke, Neues Real-Schullexicon. — Wien, 1805. Letztere Bemerkung ist aber von besonderem Werte. Diese Stelle führt bei den Griechen seit jeher den Namen »Provlakas« a. i. »provlaka«, wie man im Slavischen das Durchziehen bezeichnet. Hiebei ist es unklar, ob man vor Xerxes dort tatsächlich Schiffe über das Land zog, doch würde der Ortsname »Sane« dafür sprechen, der automatisch sprachlich andeutet, daß dort für derlei Zwecke ein Rollschlitten (slov. »sani«, hell, »sanis« =- Schlitten) bereitstand. — Für jeden Fall ist der ausschließlich slavische Begriff »provlaka« ein Hinweis, daß hier slavischer Einfluß nicht abgeleugnet werden darf.17) Bedenklich erscheint jedoch der Umstand, daß Xerxes trotz dieses Kanalbaues dann doch wieder zwei weitere ähnliche Halbinseln umschiffen mußte (Longos und Kassandra), wo die Brandungsgefahren für die Flotte kaum wesentlich geringer waren, daher die Annahme nicht ganz abzuweisen ist, daß er nur einen längst bestandenen Schiffahrtskanal, der aber bereits versandet war, wieder herstellen ließ, denn »provlaciti« heißt durchziehen, gleichgültig ob zu Wasser oder zu Lande. 17) Als »provlaka« bezeichnete man einst slavischerseits die sogenannten Tragplätze (frz. »portages«), um Waren oder Transportmittel von einer Wasserscheide zur anderen zu bringen. — Ein solcher Transitplatz bestand etwa bei Caricin (Rußland) an- der Stelle, wo sich die Flußläufe des Don und der Volga auffallend nähern, um vom Kaspischen See in das Schwarze Meer zu gelangen. — Die Erzählung aber, daß man hiebei die Schiffe auf dem Rücken übertrug, ist jedoch als phantastisch rundweg abzuweisen, eher wäre dahin nachzuforschen, ob daselbst einst nicht auch schon ein Kanal oder doch eine Schlittenbahn bestand. Beitrag zur altslavischen Münzkunde. Das Gebiet des altslavischen Münzwesens liegt wissenschaftlich noch völlig brach da, denn bis vor kurzem wußte noch niemand etwas darüber, daß es eine beträchtliche Zahl altsla-vischer Münzen gibt, nachdem diejenigen, die den Schein von solchen boten, gleich als Falsifikate erklärt, diejenigen aber, die man als echt erkannt hat, nicht als slavisch agnosziert wurden. Viele hievon hat man nebstbei von allem Anfänge an falsch gelesen oder interpretiert, denn sie konnten, wenn auch alles dafür sprach, schon deshalb nicht als altslavisch angesehen werden, weil die gangbaren geschichtlichen Voraussetzungen, namentlich aber die Völkerwanderungshypothese, diese Überzeugung nicht aufkommen ließen. Im schlimmsten Falle jedoch, wenn sich welche Münzen in gar keine sprachliche oder ethnographische Gruppe einfügen ließen, bezeichnete man sie kurzweg als »barbarische«, ohne beizusetzen, daß jene »Barbaren« — S 1 a v e n waren. Die in der Schule anerzogene allgemeine Voreingenommenheit, als hätten die Slaven in der völkergeschichtlichen Betätigung nicht den geringsten Kultureinfluß geübt, brachte es in natürlicher Folge mit sich, daß man deshalb auch diese, immer von neuem auftauchenden Kulturbelege, als dabei gar nicht in Betracht kommend, gleich außer Kalkulation ließ und konnte auch die Sprachwissenschaft hier nicht helfend oder aufklärend eingreifen, da niemand der Bedeutung der Münzaufschriften weiter prüfend nachging, seit alles blind und gedankenlos an den ererbten Vorurteilen hing. Nachstehend sollen nun etliche solche »barbarische« Münzen jeder Schriftart kurz besprochen werden, die wenigstens zum großen Teile, wenn schon nicht zweifellos den Jahrhunderten vor der Völkerwanderung angehören. Die „en cekin“-Münzen. Zu den ältesten slavischen Münzen, die man mit vollem Rechte in die vorchristliche Zeit einreihen kann, gehören jene mit der Aufschrift »en cekin«, ein Geschlagenes (Goldstück), nachdem »sekati« — schlagen bedeutet. Der erste geschichtlich belegte Fund von Münzen dieser Art stammt aus dem Jahre 1760, als bei Kosice (Kaschau) vereinzelte solche Münzen ausgegraben wurden. (Fig. 1.) — Ein zweiter ist aus dem Jahre 1796 amtlich bekannt. Damals wurden bei Bia (Ungarn) 600 römische Denare und. 80 »barbarische« Münzen gefunden. Letztere sind offenkundig die älteren und dürfte die ganze Sammlung etwa um. das Jahr 40 n. Chr. vergraben worden sein, da die jüngste der darunter befindlichen römischen Münzen, die übrigens nur erst in einem Exemplare vorhanden war, sich als jene des Caligula (37—41) erwies. Sie kamen in das Museum Hedervary in Budapest. (Fig. 2a), 2b), 2c)). Einen dritten solchen Fund, der allgemein bekannt wurde, machte ein Holzfäller in Tremcsna (Böhmen) um das Jahr 1830 beim Ausgraben eines Baumstrunkes und erwarb hievon der Bibliothekar Werzel Hanka 18 Stück für das böhmische Landesmuseum in Prag. Fig. 2a) 2b) 2c) Jene Lesung stammt aber erst vom Verfasser, der i. J. 1908 von Kijev aus aufgemuntert wurde, die Lesung der Aufschriften an den Prager Münzen zu versuchen, da sich sofort Verleumder fanden, die da meinten, Hanka habe jene 18 Münzen selbst geprägt (!), und sie dem Fürsten Rastica zugeeignet, womit er etwa die Meinung von der hohen Kulturstufe des Großmährischen Reiches verbreiten wollte. Daß aber zahlreiche Münzen dieser Art schon vor der Lebenszeit Hanka's (geb. 1791) in öffentlichen Sammlungen zu sehen waren, wußte man damals noch nicht, doch steht bei allen diesen anachronistischen wie sträflichen Verdächtigungen schon die eine Tatsache fest, daß wenigstens die Vorlagen echt waren, und dies umsomehr, als Hanka lebenslang nicht darauf kam, was die Inschrift besagt.1) *) Man ließ von dieser Verleumdung aber auch noch dann nicht ab, als man schon öffentlich aufmerksam gemacht wurde, daß hier ein prinzi- Die Südslaven gebrauchen noch heute für die Bezeichnung einer Goldmünze den Begriff »cekin«. Ebenso nennt diese der Italiener als »zechino« und rechnete früher auch der Deutsche mit »Zechinen«.* 2) „Ota“-Münzen. Mehrere Museen besitzen Goldmünzen mit der Inschrift »ota« in nordwendischen Runen. (Vrgl. Fig. 3—4). Ihrem Wappenschilde nach stammen sie zweifellos aus Rußland oder doch aus dem. nördlichen Europa. »Ota«, wie auch »ot,3) oce, otec, otuz« ist gleichbedeutend mit: Vater, Beschützer, Füh- rer, Ketter (slov. »oteti« Über das Alter dieser Münzen Fig. 3. retten, beschützen). — kann nur angenommen werden, daß sie älter sind, als die ansonst ähnlichen mit der Inschrift »otuz« und »Rjurik«, und daß sie in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte einzureihen sind. pieller Irrtum vorliege. — Vor einigen Jahren ersuchte nämlich Graf Michael Desseffy (Budapest), der eine der größten Sammlungen »barbarischer« Münzen besitzt, das Landesmuseum in Frag um nähere Angaben über Größe und Gewicht jener Münzen, um Vergleiche mit den seinigen anzustellen. Er wurde aber noch immer mit der irreführenden Begründung abgewiesen, daß »dies wertlos wäre, da die Prager Münzen Falsa seien.« — Die Münze Fig. 1 gehört dem Grafen Desseffy und stammt angeblich aus den Funden bei Kosice. — Als Kuriosität sei hier erwähnt, daß i. J. 1838 Franz Boczek in der Zeitschrift »Moravia« (Brünn) in der Münzinschrift das Wort »pe-gnaze« (cech., poln, und slovenisch = Geld) entdeckt haben wollte und nahm an, nachdem die Münzen auch einigen mazedonischen gleichen, daß sie durch Cyrill und Method nach Mähren gekommen seien und von diesen hier nach jenem Muster weitergeprägt wurden. — Fügt man diesem sinnlosen Geschwätz noch die Tatsache zu, daß er hiebei den Anlaut »s« { E ) vorerst um 90° nach rechts umlegte, um das »cyrillische« p zu erhalten, so erhält man einen gründlichen Einblick in die Werkstätte dieser »Ausleger«! 2) Auf einer Sandbank der Insel Jersey (England) fand man im 18. Jahrhunderte solche Münzen, die aus Silber oder Messing geprägt und nur vergoldet waren. Man kennzeichnete sie als indische »Krisna«-Münzen, da man dieses Wort in der Inschrift erkannt haben will. — In diesem Falle dürfte es sich aber schon um minderwertige Nachprägungen handeln. s) Diese von allen Varianten einfachste und wohl auch ursprünglichste Form enthält noch die Grünberger Handschrift, „Populec“-Münze. Das Museum in Mainz verwahrt eine zu einer Brosche verarbeitete Kupfermünze, die in einem angeblich prähistorischen Grabe gefunden wurde, und die Inschrift: »pupe, ced ota + po-pulec« in lateinischer Schrift aufweist. Der Text besagt: »der Priester, der Herden Vater«, worüber kein Zweifel besteht, hingegen ist es nicht klar, ob »populec« auf die Funktion des Prägeherrn anspielt oder ob dies als Münzbezeichnung anzusehen ist. Das Münzbild selbst spricht dafür, daß die Münze von einem hohen slavischen Kirchenfürsten stammen dürfte. Fig. 5. „Biat“ und „Biatec“-Münzen. Zu den allerältesten slavischen Goldmünzen müssen jene mit der Aufschrift »biat« (vrgl. Fig. 6) gezählt werden; höchstwahrscheinlich sind sie sogar weit älter, da primitiver, als die »en cekin« - Münzen. Wesentlich jünger scheinen die »biatec« - Münzen zu sein (Vrgl. Fig. 7a) und 7b). Beide wenden das lateinische Alphabet Fig. 7a) Fig. 7b) an, wofür die Buchstaben »i« und »t« zeugen. — Desgleichen kann über die Slavizität der beiden Inschriften kein Zweifel ob- walten, da »biat« wie »biatec« eben Geschlagenes (»biti, bijati« = schlagen) bedeutet, und man heute noch immer vom »Schlagen« der Münzen spricht, trotzdem sie seit langem schon nicht mehr »geschlagen« werden. Außerdem gibt es auch »biat« - Münzen in der Runenschrift (Vrgl. Fig. 8), doch sind diese weit seltener bzw. weniger bekannt, da bisher die Einritzungen darauf nicht als Schriftzeichen sondern nur als zufällige Kratzer angesehen wurden. fcitr Fig. s. Münzen beider A.rten werden ziemlich häufig gefunden und glaubt man, daß deren Prägeort in Pannonien lag. Die »biat«-Münzen kennzeichnet die Numismatik auch als »Regenbogenschüsselchen«, da sie einer skurill.en Sage nach bisweilen vom Regenbogen zu fallen pflegen, hingegen charakterisieren sie die Cechen weit zutreffender als »kriofliky« (= Knöpfe), da sie konkav sind und einst tatsächlich als Westenknöpfe benützt wurden, nachdem sie rückwärts oft einen schiefen Einschnitt haben, in dem noch Lederriemchen gefunden werden, die durch die Rückbiegung des Metalles fixiert wurden.4) Die »biat« Münzen sind in unzähligen Varianten bekannt. Uns interessieren ausschließlich jene mit den erwähnten Aufschriften; ansonst weisen sie nur höchst primitive mechanische Einkerbungen auf, wodurch sie sich doch insoweit hervorheben, daß sie nicht als zufällige Goldklümpchen angesehen werden können. — Die »biatec« - Münzen hingegen sind vollkommen münztechnisch geprägt, doch sind einstweilen und unseres Wissens nur wenige solcher Prägungen bekannt wobei jene mit dem Doppelkopfe zahlreicher sind. Die „adna“-Münzen. Hinsichtlich der Inschrift bilden die »adna«-Münzen ein Paralellstück zu den »en cekin«-Münzen, da sie auch die Wertzahl angeben. Die im lateinischen Alphabete gebotene, leicht leserliche Schrift »adna« auf den Münzen Fig. 9a) und 9b) ist 4) Solche Münzen, die zum Hauptteile aus Gold, seltener aus vergoldetem Silber' erzeugt sind, gaben den Anlaß zur bekannten Redensart: »er hat alles bis auf den letzten Knopf vertrunken«. Dieses war bis vor 50—60 Jahren noch immer in manchen Gegenden wörtlich zutreffend, denn die Männer rissen sich bei Geldmangel im Gasthause einen solchen Edelmetallknopf nach dem andern von ihrer Weste, auf der normal ein Silberknopf knapp neben dem anderen angenäht war, ab und warfen ihn hin an Zahlungs Statt. die weibliche Form des slavischen (russischen) Zahlwortes »adin, eden, en« in der Bedeutung «eine«, wozu als Bestimmungswort augenscheinlich die Münzeinheit »grivna« zugedacht werden kannr‘), obschon es auch Münzen gleicher Art gibt, die die Aufschrift »adna mati« (= eine Mutter?) aufweisen, wobei die Bedeutung »mati« in diesem besonderen Falle unklar ist. Goldmünzen dieser Art sind bisher nur von einem Prägeherrn bekannt. Die Numismatik reiht sie kurzweg unter die »barbarischen« ein, schreibt sie aber den Norikern zu. Da über die Slavizität dieser Münzinschrift kein Zweifel bestehen kann, waren demnach die Noriker Slaven, d. h. wenn die Münze wirklich von den Norikern stammt. Fig. 9a) Fig. 9b) Die „varha“-Münzen. E.s gibt etliche Münzen, die den Phöniziern zugeschrieben werden, von denen wir aber bisher nur die in Fig. 10 ersichtliche verläßlich lesen können. Bei den anderen sind die Buchstaben der Inschriften unregelmäßig durcheinandergeworfen eingestanzt, ganz abgesehen davon, daß hiebei auch Buchstaben verschiedener Alphabete angewendet werden. — Unsere Münze trägt die »cyrillische« Inschrift »varha«, und ist als slavisch auch insoweit belegt, daß eine alte kroatische Münze gleichfalls als »barka, varka« bezeichnet wurde, wobei die Inschrift auf die Sparsamkeit hinzudeuten scheint. Es ist daher möglich, daß man damit auf einen Spargroschen (»varciti« = sparen) anspielte. — Die Münze dürfte irgendwo in Sizilien geprägt worden sein, wo etliche Städte, wie z. B. Syracus, eine Seespinne als Wappen führten. * * 5 Fig io. 5) Als »grivna« (auch »grivina«, cech. »hfivna«) bezeichneten die Altslaven auch eine Anzahl von verschiedenen Goldmünzen, die als Frauenhalsschmuck zu einem Halsbande (»griva« = Hals, Mähne) vereinigt wurden, und dürfte namentlich jenes Goldstück als »grivna« gegolten haben, das schon mit der dazu erforderlichen ()se versehen war. Der Verfasser beschäftigte sich selbst zwar nie eingehender mit der Numismatik als einer historischen Hilfswissenschaft, stieß aber bei seinen sprachgeschichtlichen Forschungen immer wieder auf Münzen altslavischer Provenienz mit lateinischen, »cyrillischen« wie Runenaufschriften. Das Material für eine eigene »Altslavische Münzkunde« kann demnach durchaus nicht so arm und belanglos sein, doch war es notwendig dies auch einmal freimütig auszusprechen und die Behauptung zugleich mit greifbaren Beweisen zu stützen. Die altslavischen Alphabete. Die Altslaven gebrauchten, soweit dies heute schon abschließend ausgesprochen werden kann, vier grundverschiedene Schriftarten und Alphabete u. z.: I. die »runica«, d. i. eingeritzte Schrift; II. die »crkovnica«, d. i. die Buchstabenschrift; III. die »glagolica«, d. i, Lautschrift und IV. die »lavtinica«, d. i. die Lautschrift. I. Die „runica“. Die »runica«, die Runenschrift, die heute bereits außer allem Gebrauche steht, und eigentlich erst durch die Forschungen auf dem Gebiete der altslavischen Kultur vor wenigen Jahren als slavische Schrift erkannt wurde, diente vorwiegend als Votivschrift, denn dieses Alphabetes bedienten sich hauptsächlich die Graveure und Verfasser von Grab-, Stein-, Waffen-, Schmuck- und Münzaufschriften.1 Vereinzelt fanden sich solche Texte auch auf Leinwand und Pergament vor, wobei es aber naheliegend ist, daß sich Schriften auf derlei minder haltbarem Material bis auf unsere Zeit schwerer erhalten haben. Die Bezeichnung »runica«, d. i. eingegrabene Schrift, ist auch etymologisch begründet, denn »runa, runja« bedeutet im Slavischen- Furche, Einkerbung und »ruti« — e i n -ritzen, eingraben. Diese, vorwiegend aus geraden Linien bestehende Schrift, die sich tatsächlich für das Einritzen am besten eignet, ist bisher in drei wesentlich verschiedenen Typen bekannt, u. z. als die nordslavische oder wendische, die cechoslo- *) Vrgl. Zunkovic, «Slavische Runendenkmäler«. — Kremsier, 1915. — Die jüngste bekannte Runeninschrift öffentlicher Natur ist jene auf der Vysocina (bei Kremnitz, Slovakei), die ein intelligenter Waldheger, namens Pilz, im J. 1872 auf einem öffentlichen Brunnenstein anbrachte. Sie lautet: »u nas krjestanov panue sliepota«, d. h.: »unter uns Christen herrscht die Blindheit«, womit er sich kryptographisch an irgendjemand rächen wollte, obschon er damit keinen Effekt erreichte, da die Inschrift niemand zu entziffern vermochte. Für alle Fälle mußte er aber hiezu noch eine gute Vorlage des cechoslovakischen Runenalphabetes besessen haben. vakische und die s ü d s 1 a v i s c h e oder etrurische, welche letztere aber bereits als der Archetypus der »lavtinica« angesehen werden darf. Über das Alter der Schriftdenkmäler in der >runica« sind bestimmte Angaben dermalen nur insoweit möglich, daß man von solchen, die viele Jahrhunderte vor Chr. reichen, ohnewei-ters sprechen kann. — Überdies besagen alle Traditionen, daß die Runenschrift von den Phöniziern, also den slavischen Venetern stammt, was umso überzeugender ist, wenn die Texte selbst ausgesprochen slavisch sind. Als Beispiel für das Aussehen der nordslavischen Runen diene die sogenannte Spange von Freilaubersheim, die im Jahre 1873 in einem alten Grabe gefunden wurde, mit der Inschrift auf der Rückseite: »Bozo vraet runa i vlie a vsjal jo«, d. i.: Bozo ritzte die Runen, goß {die Spange) und setzte sie ein (die Sicherheitsnadel). Von den cechoslovakischen Runendenkmälern ist das interessanteste die Felsinschrift auf dem Velestur (Slowakei), weil sie umfangreich ist. Sie lautet: »prjechach Silian odl Moräne zrumich Kremenitju te turu i vsja grada i bje gode po turu dvje-stje te osemdst«, d. h.: »es kam der Silleiner von der Grenze, zerstörte Kremnitz und Tur, sowie alle Burgen und alle befestigten Punkte im Tur-Gebiete an 280. Von den südslawischen Runen geben eine demonstrative Orientierung der »Etrurische Grenzstein« und die »Mumienbinde von Zagreb«. Der erstere weist die Inschrift: »mezu ne munjus«, d. i.: »verrücke nicht die Grenze« auf. — Mit diesen Worten beginnt auch das Kapitel der mosaischen Vorschriften über die Grenzrespektierung im Pentateuch (V, 19). Da aber der Stein auf dem ehemals etrurischen Gebiete ausgegraben wurde, daher mindestens 500—1000 Jahre vor Chr. erzeugt worden sein mußte, war demnach die hl. Schrift des Alten Testamentes schon lange vorher in altslovenischer Sprache bekannt, ehe deren Übersetzungen, die man als »Septuaginta, Itala« und »Vulgata« bezeichnet, hergesteJ.lt wurden. Es ist dies Felsinschrilt auf dem Velestur. demnach ein Beweis anderer Art, daß zum mindesten die fünf Bücher Moses ursprünglich altslove-nisch verfaßt waren, denn die erste Übersetzung er- folgte bekanntlich erst um das Jahr 283—247 vor Chr., u. z. ins Hellenische; ins Lateinische aber noch etliche Jahrhunderte später. (Vrgl. auch den Artikel: »Die Geheimnisse der Biblischen Genesis.«) Als das älteste südslavische Runendenkmal ist jedoch die erwähnte Mumienbinde anzusehen. — - Bei der Mumifizierung der Leiche einer jungen Ägypterin wurden zum Festschnüren des Körpers Leinenstreifen verwendet, die mit Runentexten voll beschrieben sind, Sie können dermalen noch nicht zusammenhängend gelesen werden, doch sind einzelne Stellen entschieden als slarvisch anzusehen, wie z, B, »pevah vinum« (= trank Wein) oder >mluce caperi zamkic« (= der Schlüssel sperrt d!as Schlößchen).2) Ein Textstück der Agramer Mcmienbinde (in Originalgrösse). Von den hier angeführten Runeninschriften ist zwar keine datiert, trotzdem läßt aber auch keine inbezug auf ihren Fundort die Annahme zu, daß sie erst aus der Zeit nach der Völkerwanderung stammen könnte. Die »runica« muß heute als eine historische und praktisch bereits abgetane Schrift angesehen werden, und dies umsomehr, da sie ein zu unvollkommenes Alphabet hatte. Sie wurde bisher paläographisch sehr vernachlässigt, obschon wir mehrere Tausende solcher Schriftdenkmäler kennen Seitens der Wissenschaft müßte sie aber doch intensiv und so lange weiter gepflegt werden, bis alle bekannten und noch auftauchenden Runentexte 2) Selbstredend fanden sich bald Leute, die diese Scnriftbinden schon deshalb für eine Unterschiebung ansahen, weil die Mumie ein Kroate auf einer Ägyptenreise erwarb und sie dann dem kroatischen Nationalmuseum spendete. •— Doch ist jeder Echtheitszweifel schon deshalb ausgeschlossen, weil die verblaßte Schrift erst viele Jahre später ein Nichtslave entdeckte, da die Bänder infolge Imprägnierung mit Harz sehr beschmutzt sind. Man brachte sogar Jan Kollar hiemit in indirekten Zusammenhang, als man darauf slavische Worte entdeckt zu haben glaubte. Möglicherweise hatten die Binden mit den Totengebräuchen überhaupt keinen Zusammenhang, sondern es wurde lediglich ein Stück alter Leinwand bei der Mumifizierung verwertet, da anzunehmen ist, daß man das Leinenstiick sonst nicht in kleine Bänder zerrissen sondern ganz beigegeben hätte, wenn der Text etwas Rituelles enthalten hätte. , entziffert sind, und stehen wir da noch vor schweren Rätseln, aber möglicherweise auch vor angenehmen Überraschungen im Hinblicke auf das Auffinden weiterer altslavischer Geschichts-und Kulturbeiträge. II. Die „črkovnica“ oder fälschlich „cyrillische“ Schrift. Die bisher als »cyrillische« oder »griechische« benannte Schrift hat weder mit dem Apostel Cyrill noch mit den Griechen im heutigen Sinne welchen geschichtlichen Zusammenhang, wie dies die neueren Forschungen dargelegt haben, denn Schriftdenkmäler dieser Art lassen sich einstweilen schon weit in das erste vorchristliche Jahrtausend nachweisen. Die richtige sprachgenetische Kennzeichnung dieser Schrift ist daher keineswegs »cirilica« oder »cirilica«, sondern eher »kurilica« oder »kurilovica«, wie sie gelegentlich auch von; den Russen benannt wurde, weil sie einst die altslovenische Amtsund diplomatische Schrift war, wofür sich noch immer die wurzelverwandte Bezeichnung »Kurialschrift« im Deutschen, wenn auch nicht für dieses Alphabet erhalten hat. — Tatsächlich sind auch die meisten altslovenischen Urkunden in der »kurilica« verfaßt. Die Anspielung auf den Apostel Cyrill als »Entdecker« dieser Schrift hingegen ist ein krasser Anachronismus, der erst in verhältnismäßig jüngerer Zeit aufgetaucht ist, a 1 s man die Belege für das slavische Altertum systematisch wegzuräumen begonnen hat. 'Die richtige Kennzeichnung ist jedoch »črkovnica«, d. i. Lautschrift, (»črka« = Laut, »črkoven« = lautlich), was aber mit der Zeit bei den Abschreibern in den Mönchszellen zur sympathischeren »cerkovnica«, d, i, Kirchenschrift (»cerkev, cerkov« = Kirche, »cerkoven« — kirchlich) ausgedeutet wurde. Erst auf dieser falschen Etymologie bzw. der umgestalteten Schreibweise wurde die altslovenische Sprache zur »kirchenslavischen« oder gar »altkirchenslavischen«, wofür heute allerdings und retrospektiv einige Berechtigung vorliegt, da sie als einstige gemeinsame Verkehrssprache mit der Zeit in verschiedene Dialekte überging, hingegen aber als liturgische Sprache originell weiter konserviert wurde. Miklosich’s Entscheidung, daß die gangbare altslavische Sprache die altslovenische war, muß demnach sprach-genetisch als die einzig richtige angesehen werden, denn eine andere altslovenische Sprache gibt es nicht,3) 3) Später kamen allerdings andere, die die »kirchenslavische« Sprache als »altbulgarisch« erkannt haben wollten, obwohl hiezu sprachgeschichtlich keine anderen Gründe maßgebend waren, als solche politischer Natur, denn namentlich die österr.-ung. Regierungskreise hörten es gar nicht gerne, Als Beispiel der »cyrillischen« Schrift vor der Völkerwanderung möge vor allem die in diesem Werke bildlich dargestellte »varha«-Miinze, die den Phöniziern zugeschrieben wird, angesehen werden. — Als ein uralter, wenn auch nicht datierter Beleg hiefür kann auch das in Lwöw befindliche Fragment der verloren gegangenen Schrift des Kirchenvaters Eusebius von Caesarea (263—339), die eine Sammlung von Märtyrer- ‘a ,suyi h-i *-u r/HHt- ■■ . * • • ä* ■' ■ \ * *• £i A 11 f?0U4 fl , * flifr-11 *$A H’F * AM * ft ft}i/6 H (fil * MVVh Nt HA CO . ** r nt p-AMii ÖM um «h c ft « *<§#*ju : ik n «¿k# ti kf ft t Eine Spalte der Lwower altslovenischen Handschrift. akten enthielt, genommen werden, die aber bis zum 15. Juli 1916 niemand lesen oder lösen konnte, da sie stark verblaßt ist. Da entzifferte erst der Verfasser die noch einigermaßen sichtbaren Schriftteile und stellte später auch den Autor fest.4) wenn man dem Slovenischen zu viel geschichtliche Wichtigkeit zusprach, wofür sich auch sehr bald »Berichtiger« fanden. 4) Vrgl. den Artikel’ »Eine bisher ungelesene Handschrift in Lemberg« im Werke: »Die slavische Vorzeit«. — Dort ist auch der Originaltext ange- Da es aber naheliegend ist. daß die pathologischen Gegner des slavischen Altertums diese Beispiele nicht als Belege für eine altslavische Kultur vor der Völkerwanderung werden gelten lassen, sei anschließend noch ein Beleg gebracht. Es ist dies eine Gemme, die auf der einen Seite die entblößte Venus mit einer einstweilen nicht sicher geklärten Beischrift, auf der anderen aber ebenso eine »cyrillische« Inschrift aufweist, die dem Slaven gut verständlich ist; sie lautet: »iao savaot addin in kli jea la, sa idit u tartarusko tin«, d. h.: Gott Savaot (ist) der Alleinige und wer ihn lästert (7) wandert in Tartarus Schatten, Gemme mit »cyrillischen« Inschriften. Das Alter dieser Gemme, die Ulrich Friedrich Kopp in seinem Werke: »De varia ratione Inscriptiones interpretandi obscuras«5) (1827) ohne welchen Lösungsversuch veröffentlichte, ist auch hier nicht bekannt, nur reihen sie alte Traditionen unter die etrurischen Kulturdenkmäler ein, Tatsächlich weist sie ein Gemisch von hebräisch - lateinischen religiösen Anschauungen auf, wie sie etwa etliche Jahrhunderte vor Chr. in Italien oder am Balkan bei den Slaven vorherrschten, zeigt aber zugleich, daß die Slaven schon damals in »cyrillischer« Schrift schrieben. führt, der deutsch lautet- ». . . sie wurden in die Stadt Caesarea befohlen und dem Fürsten vorgeführt, ob sie alles wahrheitsgetreu aussagen wollen. Man brannte ihnen die linken Füße ab und stach ihnen die rechten Augen aus und sie endeten mit Schwert und Feuer. Und mit ihnen fiel eine Menge von Männern und Frauen seinem Zorne zum Opfer. Die alte Ephenia wurde auf einen Baum gehängt und zerrissen und deren Schwester (Val)entina kam früh morgens auf den Richtpflock . . .« 5 ) D. i.: »Uber die verschiedene Art der Auslegung dunkler Inschriften.« Die »glagolica« oder glagolitische Schrift ist sprachlich gleichbedeutend mit »Lautschrift«, da »glagol« — Laut, Stimme, »glagoliti« - buchstabieren, sprechen bedeutet. Sie war einst, soweit dies heute klargelegt ist, vor allem bei dien um die Adria ansäßigen Slaven im allgemeinen Gebrauche. Unter der in früheren Jahrhunderten oft erwähnten »kro-batischen« Schrift ist fast ausnahmslos die glagolitische gemeint. — Das älteste umfangreichere Schriftdenkmal dieser Art reicht in das Jahr 400 n. Chr.; es ist dies die Handschrift des hl, Hieronymus. Obschon nun Denkmäler kirchlicher wie weltlicher Richtung in dieser Schrift zahlreich erhalten sind, können wir uns einstweilen doch nicht erklären, wann und wo sie derartig wissenschaftlich oder schulpädagogisch gepflegt wurde, daß sie zum Ideal einer phonischen Schrift werden konnte, denn ihr Alphabet weist schon im vorerwähnten Schriftdenkmale 43 Laute auf, nachdem keinerlei Anzeichen dafür vorliegen, daß die slavische Sprache weder vor noch seit dem Jahre 400 n. Chr. irgendwo hervorragend gepflegt worden wäre, sondern weit eher vernachlässigt wurde. Man findet zwar ältere Belege dieser Schrift auch schon auf den phönizischen, d. i. venetischen Münzen, doch sind die auf diesen angebrachten Inschriften sprachlich noch nicht verläßlich entziffert. Ein besonderes Kuriosum ist die Beschreibung des glagolitischen Alphabetes »azbuka« in der »germanischen« Edda, wo die Lautbeschreibungen und die Lautetymologien auf ein außerordentliches Alter schließen lassen und wobei das Alphabet doch erst 18 Laute zählt.6) Über das Alter der glagolitischen Schrift wurde um die Wende des 18. Jahrhundertes viel gestritten und behauptete der cechische Slavist Dobrovsky, daß sie aus dem 13. Jahrhunderte stamme. Damals wußte man freilich noch nichts von der Existenz der Handschrift des hl. Hieronymus, die erst i. J. 1836 vom Slovenen Kopitar als glagolitische Schrift erkannt wurde. Immerhin wußte man aber schon damals, daß es uralte glagolitische Palimpseste gibt, sowie daß ein glagolitischer Psalter existierte, der auf Kosten und Befehl Theodors, des letzten Erzbischofs von Salona verfaßt worden war und i. J. 1222 getreu abgeschrieben wurde. Da aber Salona um das Jahr 640 n. Chr. zerstört wurde, mußte sonach jene Vorlage schon mindestens, aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhundertes stammen. 6) Vrgl. den Artikel: »Die »iftzbuka« in der Edda.« Ganz unerklärlich ist es daher, wenn der Universitätsprofessor Matth. Murko in seiner »Geschichte der älteren südsla-vischen Literaturen« (Leipzig 1908) behauptet: »Heute darf es als vollkommen ausgemacht gelten, daß das glagolitische (Alphabet) das ältere und vom Cyrill zurechtgelegte ist, nicht aber dasjenige, welches im Laufe der Jahrhunderte mit seinem Namen verknüpft und als ein heiliges Vermächtnis der Slavenapostel betrachtet wurde. Man kann sich vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten sich diese Wahrheit, die zu den glänzendsten Resultaten der slavischen Philologie gehört, Bahn brechen mußte.« Ein Bruchstück der Handschrift des hl. Hieronymus. Wir wollen den tieferen Gründen nicht nachgehen, wie man je eine solche anachronistische »Entdeckung« als ein »glänzendes Resultat der slavischen Philologie« der Welt aufbinden konnte, denn wenn der Autor seinen Urteilsspruch ernst genommen hätte, so mußte er gleich anschließend auch alle glagolitischen Texte vor Cyrill (f 869), namentlich aber die Handschrift des hl. Hieronymus sowie die germanische Edda für £ plumpe Fälschungen erklären, was er aber nicht tat und was sich schon einmal bei den Deutschen betreffs der Edda nicht so glatt und harmlos hätte verwirklichen lassen, wie etwa die Erklärung der altcechischen Handschriften als Falsa. Gehört aber diese »Jüngermachung« auch in das Programm der systematischen Verdunkelung der wahren Kultur der Altslaven, so fehlte es dabei an nötigem Vorausblicke bei der rechtzeitigen Wegräumung der sonstigen verräterischen Gegenbeweise. Die »lavtinica« bedeutet etymologisch gleichfalls Lautschrift. Unter »lavtati« versteht der Slovene heute; mit dem Munde haschen, Laute herauspressen, analog wie etva die ABC-Schützen. Daß diese Deutung zutreffend ist, geht daraus hervor, daß sich das Grundwort auch im Deutschen als: Laut, laut, Laute unverändert erhalten hat. Mit »Latein« hat dieser Begriff etymologisch nichts gemein; wir wissen nur, daß die Körner, wie fast alle Romanen, dieses Alphabet in der Hauptsache anwendeten, Die »lavtinica« blieb für den slavischen Gebrauch am längsten unvollkommen, denn die »crkovnica« wie »glagolica« hatten schon vor vielen Jahrhunderten ihren vollen Ausbau für die slavischen Zischlaute, die »lavtinica« erhielt sie aber erst um das Jahr 1845; bis dahin behalf man sich zum Teile mit Lautkombinationen oder Doppelbewertungen; die Nichtslaven haben aber dieses ihr einziges Alphabet bis heute noch nicht ausgebaut oder vereinfacht. Das Aussehen der alten »lavtinica«-Schrift bieten die verschiedenen Münzaufschriften im Artikel: »Beitrag zur altslavi-schen Münzkunde«. * * * Überdies kennen wir viele altslavische Schriftbelege in verschiedenen Alphabet-Kombinationen. An anderer Stelle wurde hervorgehoben, daß es z. B. »biat«-Münzen gibt, die diese Aufschrift sowohl in der »lavtinica« wie »runica« aufweisen. Einzelne »phönizische« Münzen tragen die Buchstaben aller vier Lautzeichensysteme, die bunt durcheinander geworfen sind, zur Schau; dasselbe gilt für die nordafrikanischen Wandinschriften u. a. m., was dahin schließen läßt, daß zu jeder Zeit zwei, drei oder gar alle vier Alphabete im Gebrauche standen, wenn auch nicht auf demselben Gebiete. Geradezu aussichtslos ist es aber über einen zeitlich begrenzten Ursprung oder geschichtlich beglaubigten Autor eines jeden dieser Alphabete zu kalkulieren, da doch die meisten Kulturemanationen nicht Augenblickswerke, sondern das Produkt von Jahrhunderten sind, denn auch bei der Philosophie nach dem Ursprünge unserer Schriftzeichengruppen muß man den ganbaren Trugschluß wegräumen, als wären sie gerade in jenem Zeitpunkte entdeckt oder aufgestellt worden, aus dem deren ältester Existenzbeleg vorliegt. Nach allem, was die neuesten Forschungsresultate über die Geschichte und Kultur der Altslaven bisher ergeben haben, müssen,' schon in grauer Vorzeit für die spezielle Verwertung dieser vier verschiedenen altslavischen Schriftarten eigene Kulturzentren bestanden haben, über die sich begründete Hypothesen aufstellen ließen. Doch haben wir hiemit unsere Hauptaufgabe erfüllt mit dem Hinweise, daß die Altslaven schon lange vor der vermeintlichen Völkerwanderung in Europa alle vier Alphabete kannten und praktisch verwerteten, daher schon hiemit die gangbaren Annahmen von der Unkenntnis der Schrift oder totalem Analphabetismus der Altslaven völlig unhaltbar geworden sind. Die »Azbuka« in der Edda. Mehrere Literaturen weisen sogenannte Alphabetdichtungen auf. Solche finden sich in der Biblischen Geschichte (bei den Psalm.en und den Klageliedern des Jeremias), dann in einem albanesischen Gedichte, in einem altnordischen Runenliede und in der Runen-»Azbuka« der Edda vor. Vielfach glaubte man, es seien dies Gedächtnisverse, um sich in der Elementarschule leichter das Alphabet einzuprägen1), was ursprünglich wohl auch der Fall war, nur stört uns in der Überzeugung, daß wir es hier mit einer älteren Ausgabe unserer primitiven Fibelverse zu tun haben, das angehängte Erotische, das sich für Schulzwecke nicht eignet, sofern wir uns nicht in eine Kulturzeit versetzen, in der alles Natürliche ohne welche Prüderie ausgesprochen wurde. Von allen diesen Alphabetdichtungen ist aber von ganz besonderem kulturgeschichtlichen Werte die Aufdeckung des a.lt-slavischen »Azbuka ■.< - Versalphabetes in der Edda, richtiger »Veda, Ueda« (— Wissen, nicht: Großmütterchen!), die einzelne Teile ihres Inhaltes einem I.ehrbuche entnommen haben muß, denn die praktischen Lebensregeln, die »Otin«') seinem Schützling oder Sohne Lodfafner beibringt, bestätigen diese Annahme in jeder Richtung. Nun fällt aber hiebei auf, daß jener Lehrer aus dem Abschnitte »Havamal« dem Jungen sonderbarerweise kein lateinisches, hellenisches, germanisches oder indisches, sondern ein altslovenischesu. z. das glagolitische Alphabet in Form mnemotechnischer Rätselverse, in denen der Gegenstand des betreffenden Lautnamens leicht erkennbar ist, beibringt, denn die einzelnen Runen werden in der Reihenfolge und Sachbedeu-tung der »glagolica« (»az, buki, vedi, glagol« usw.) angeführt, und sind die Lautdefinitionen, soweit deren Bedeutung heute 4) Das altnordische Runenlied hat z. B, für den Laut N folgenden Gedächtnistext: »Not macht knappe Kost, den Nackten frierts im Frost.« 2) »Otin« scheint hier dem slovenischen »očim« zu entsprechen, das S t i e f- oder Ziehvater bedeutet, da in erster Linie von einem Schützling gesprochen wird. noch verläßlich erkennbar ist. korrespondierende, ausgesprochen altslovenische Begriffe. Über die Zeit des Einganges dieses Alphabetes in die germanische Edda haben wir nur dürftige Anhaltspunkte. Vor allem da,rf als sicher angenommen werden, daß dies zum mindesten vor dem 4. Jahrhunderte gewesen sein muß, weil die Bibel Ul-filas, die zum Teile auch Runen anwendet, schon 24 Laute, indes die Edda-Azbuka erst 18 Laute zählt. Die Handschrift von Grünberg hingegen, die der Schrift der UJ.fila-Bibel auffallend gleicht, hat jedoch als das älteste bekannte altslavische Literaturdenkmal auf Pergament auch erst 19 Laute. Andererseits muß freilich wieder zugegeben werden, daß man auch früher zu gleicher Zeit verschiedene Schriftarten und Alphabete anwendete, denn z. B. gerade das glagolitische Alphabet hat zur Entstehungszeit der Ulfila-Bibel, als der hl. Hieronymus für seine Landslaute die kroatische Bibel verfaßte (um 400) bereits 43 Laute, obwohl es naheliegend ist, daß die von den Slaven angewendeten Alphabete jederzeit mehr Laute haben mußten, weil dies die Lauteigenart des Gesprochenen und eine seriöse Phonetik erforderten. Tatsächlich sind die slavi-schen Alphabete auch noch heute die weitaus vollkommensten. Nun ergibt aber die Provienz-Überprüfung jener Alphabet-Lautbegriffe etwas unerwartet Überraschendes, Diese gehören zweifellos dem altslovenischen Sprachschätze an, aber diesem zum Teile noch aus jener Zeit, als das Altslovenische noch die allgemeine Verkehrssprache war, d. h. ehe noch die Sprachsezessionen platzgriffen, wie dies die Bibel bei der Schilderung der Sprachverwirrung in Babylon auch im großen zutreffend darstellt. beziehungsweise was wir sprachbiologisch als die Zeit der arischen Spracheinheit ansehe n. Diese Hypothese wird aber in unseren Alphabetversen geradezu zum Axiom. — Hier werden allerdings viele altslovenische Elementarbegriffe des Alltaglebens zur Fixierung der einzelnen Alphabetlaute angewendet, die aber der heutige sla-vische Sprachschatz zum Teile schon nicht mehr in derselben Bedeutung kennt, beziehungsweise die hier schon außer Gebrauch und Erinnerung getreten sind, welche wir aber in den organisch verwandten Sprachen der einstigen arischen Spracheinheit, wie z. B. im Sanskrit oder Altiranischen, noch immer vorfinden und ihrer Urbedeutung nach noch immer leicht erkennen. Diese Festlegung wird zwar in jedermann, der revolutionär wirkende Erkenntnisse für aufreizend oder phantastisch ansieht und sich schwer Vorstellungen anpaßt, die sein gewohnt Gehörtes rauh zerstören, eine Glaubenskrise hervorrufen, aber es bleibt kein anderer Ausweg, als der Hypothese unvoreingenom- men grübelnd nachzugehen, denn auf diesem Wege muß jedermann von selbst zur schließlichen Überzeugung kommen, daß dem sprachgeschichtlich doch nur so sein kann. Sind aber die Gattungsnamen jener Lautdefinitionen heute nur mehr dem Slaven verständlich, so muß das Slavische in jener Spracheinheit — im modernen Sinne gesprochen — dominierend gewesen sein, und können jene in der Edda erwähnten Schüler doch auch nur Slaven gewesen sein, da man diesen sicherlich keine unverständlichen Gedächtnisbrocken beizubringen beabsichtigte, und dies am allerwenigsten in Worträtseln, nachdem diese umsomehr die gründliche Kenntnis der Unterrichtssprache voraussetzen, Daß aber diese originalslavischen Lautumschreibungen beim Lese- oder Schreibunterrichte tatsächlich und unverändert gebraucht wurden, geht schon daraus hervor, weil sich der Schreiber oder Lehrer bei den zwei letzten Runen, die erotischer Richtung sind, förmlich damit entschuldigt, daß sie der Schüler ob seiner Jugend noch nicht verstehe, daher er beifügt: Sind diese Lieder auch, Lodfafner, dir auf lange wohl noch unerkennbar; freu dich, erfährst du sie, nutz es, vernahmst du sie! Daß es sich aber hier tatsächlich um einen Lernbehelf handelte, ersieht man auch aus dem Schlußverse: Heil ihm, der es lehrt, Heil ihm, der es lernt, Das Heil, all ihr Hörer, Nehmt euch zu Nutz* Die einzelnen Memorierstrophen lauten:3) 1. Hilfreich zu helfen verheißt dir das Eine In Streit und in Jammer und jeglicher Not. Erklärung: »a«, benannt »az« = Gott, daher auch »asgard«, richtiger »azgrad« — die Götterburg (»grad« = Burg), — Es ist dies wohl kein Zufall, daß die religiöse Idee: Gott ist aller Anfang (und Ende), auch hier zum Ausdrucke kommt. 2. Ein Anderes lernt ich, das Leute gebrauchen, Die Ärzte zu werden wünschen. Erklärung: »b«, benannt »buki« — Buch. 3. Ein Drittes kenn' ich, das kommt mir zu gut Als Fessel für meine Feinde; Dem Widerstreite verstumpf ich das Schwert, Ihm hilft keine Wehr und keine Waffe. 3) Die deutschen Texte wurden der Übertragung der Edda von H. v. Wolzogen entnommen. Inwieweit diese sachlich zutreffend ist, nachdem hiebei manches nicht klar erfaßt zu sein scheint, müßte noch ein gewiegter Germanist überprüfen. Erklärung: »v«, benannt »vedi« = Wissen, die überzeugende rhetorische Krait, 4. Ein Viertes noch weiß ich, wenn man mir wirft Die Arm und die Beine in Bande; Alsbald ich es singe, sobald kann ich fort, Vom Fuße fällt mir die Fessel, Der Haft von den Händen herab. Erklärung: »g«, benannt »glagol« = Gesang. 5. »Ein Fünftes erfuhr ich’ wenn fröhlichen Flugs Ein Geschoß auf die Scharen daherfliegt, Wie stark es auch zuckt, ich zwing es zu stehn, Ergreif ich es bloß mit dem Blicke«. Erklärung: »d«, benannt »dobro« = tapfer, mutig. 6. »Ein Sechstes ist mein, wenn ein Mann mich sehrt Mit wilden Baumes Wurzel; Nicht mich versehrt, den Mann verzehrt, Das Verderben, mit dem. er mir drohte«. Erklärung: »e«, benannt »est« = Klugheit, Vorsicht. 7. Ein Siebentes brauch ich, seh ich den Brand hoch um der Menschen Behausung; wie breit es auch brenne, ich bring ihn zur Ruh mt zähmendem Zaubersange. (?) Erklärung: Im glagolitischen Alphabete folgen nun drei Zischlaute, die im praktischen Gebrauche als »c, č, z, ž« verwertet wurden. — Welches mnemotechnische Wort hier maßgebend war, ist nicht klar, da auch der Versinhalt zu mystisch ist. Die Schlagworte sind: »živete« (~ lebet), »zelo« (= sehr?) und! »zemlja« (= Erde). 8. Ein Achtes eignet mir, Allen gewiß am Nötigsten zu benützen: wo irgend Hader bei Helden erwächst, da weiß ich ihn schnell zu schlichten. Erklärung. Auch hier handelt es sich im glagolitischen Alphabete um die Wahl unter vier verschiedenen »i« Lauten, die als »iže, i, jot, ižica« gekennzeichnet werden. Vermutlich ist hier »jot« als maßgebend anzusehen, wobei augenscheinlich auf die physische Kraft angespielt wird, mit der ein Streit unter Helden geschlichtet werden kann. — Zur Grundlage diente möglicherweise das altslovenische »joti« (~ fassen, ergreifen), was zugleich an die »Joten«, d. i. Riesen der germanischen Mythologie erinnert, die die Macht über die Naturkräfte besaßen. 9. Ein Neuntes versteh ich, wenn Not mir entsteht mein Schiff auf den Fluten zu schützen; da still ich den Sturm auf der steigenden See und beschwichtige den Schwall der Wogen. Erklärung. Hier kommt der Buchstabe »k« in Betracht, der im glagolitischen Alphabete als ;kako« (~ wie?) benannt wird. Es scheint, als ob es sich hier um eine Beschwichtigung handeln würde, die »Quos ego« gleichkommt, womit Neptun die Wogen bannte. 10. Ein Zehntes verwend ich, wenn durch die Luft spukende Reiterinnen sprengen; fang ich den Zauber an, fahren verwirrt sie aus Gestalt und Bestreben. Erklärung. Hier scheint es sich um »1« zu handeln, welcher Laut als »ljudi« gekennzeichnet ist. — Es ist nicht klar, worin jener Zauber bestehen soll, denn die normale Etymologie von »ljudi« (= Leute) ergibt keine natürliche Ausdeutung für »spukende Reiterinnen.« Augenscheinlich ist hier »ljuti« (= wild, böse) zu lesen, zumal in den älteren kurzen Alphabeten zwischen dem Gebrauche von »d« und »t« kein Unterschied obwaltet. 11. Ein Elftes kann ich auch noch im Kampf, wenn ich den Liebling geleite; ich sings in den Schild, und er siegt in der Schlacht, zieht heil dahin und heil wieder heim, verharrt im Heil allenthalben. Erklärung: hier folgt der Laut »m«, benannt »mislite« = erwäget, seid vorsichtig! 12. Ein Zwölftes hab ich, hängt am Baum droben einer erdrosselt; ritz ich es dann mit Runen ein, herab steigt der Mann und redet mit mir. Erklärung. Der nachfolgende Laut ist ;n«, benannt als »nas«. — Die arische Spracheinheit versteht unter »nas, nac«: Leiche, verderben, vergehen, und reiht sich das lat. »nex« (= Mord, Ermordung) sowie das slovenische »nacek« (= der Sinnesverwirrte, der Verrückte) als bedeutungsverwandt an. »Nas« spielt demnach auf den Tod oder Selbstmord an. 13. Ein Dreizehntes nenn ich: netz ich den Sohn eines Edlen im ersten Bade, so kommt er in Kampf, er kann nicht fallen, es schlägt kein Schwert ihn zu Boden. Erklärung. Der folgende Laut »o«, benannt als »on«, scheint auf Hilfe, Glück, Segen anzuspielen. — Das Alt-slovenische kennt das »on« als Hauptwort nicht mehr, wohl aber das Zeitwort »ontati«, d. i, Schmerz empfinden (nach dem verlorenen »on«). Hingegen besitzt das verwandte Sanskrit noch das Hauptwort »on« und ebenso das Hellenische als »önesis« in der Urbedeutung: Glück, Hilfe. 14. Ein Vierzehntes sing ich versammeltem Volk beim Nennen der göttlichen Namen, denn aller der Äsen und Alben Art kenn ich so gut wie keiner. Erklärung: Laut »p«, benannt »pokoj« = Friede. 15. Ein Fünfzehntes zähl ich. das Volksrast, der Zwerg sang vor den Toren des Tages den Äsen zur Stärkung, den Alben zur Kraft, mir selber die Stimme zu klären. Erklärung. Laut »r« genannt »rci«. Eine verläßliche Ausdeutung läßt sich hier nicht aussprechen, denn es kann entweder Versprechen, Manneswort bedeuten, wie dies die Handschrift des hl. Hieronymus (um 400 n. Chr.) wie die Königinhofer Handschrift bezeugen, oder mit Worten überzeugen, nach dem russischen »rjecit«, wobei allerdings beide Bedeutungen organisch verwandt sind. Sprachlich klarer sind wieder die letzten drei Laute. 16. Ein Sechzehntes sprech ich bei spröder Maid mir Gunst und Glück zu erlangen; das wandelt und wendet mir Gunst und Sinn der schwanenarmigen Schönen. Erklärung; hier folgt der Laut »s«, benannt »slovo« = das gegebene Wort, das Heiratsversprechen. 17. Ein Siebzehntes hilft mir bei holder Maid, das nimmer sie leicht mich verlasse. Erklärung. Laut »t«, benannt als »tvrdo« in der Bedeutung hart (penis erectus) weist demnach sowohl sprachlich wie bildlich, mit Rücksicht auf die Form der Rune »t« (|), auf Erotisches. 18. Das Achtzehnte werde ich ewig nie einem Weib oder Mädchen melden; das bildet der Lieder besten Beschluß, was einer von Allen nur weiß außer der Frau, die mich ehelich umfängt oder auch Schwester mir ist. Erklärung: Laut »u«, benannt »uk« (= Beischlaf). = Im Sanskrit hat das Zeitwort »uksati« die Bedeutung: einträufeln, naßmachen (im Beischlafe) und heißt dort der Stier auch »uksa«. — Desgleichen hat sich dieselbe Wurzel in organischer Bedeutung im lateinischen Worte »uxor« (= Gattin) erhalten. — In der Bedeutung Beischlaf, also noch originell, wird das Wort »uk« noch heute im Slovenischen gebraucht, wo es jedoch mit dem Digamma, daher als »fuk« ausgesprochen wird. Die altfranzösische Rechtsterminologie kennt aucji das »droit de fougage«, d. i. die Steuer, die junge Eheleute für die Ausübung des Beischlafes dem Gutsherrn entrichten mußten. Die letzten zwei Runenstrophen eignen sich allerdings nicht für pädagogische Zwecke, was dem Verfasser, wie bereits ein- gangs erwähnt, auch bewußt war, obschon es auch als eine erziehliche Voreinführung ins Geschlechtsleben genommen werden kann. Nun behauptet man aber allgemein, daß die »Edda« die alt-indische »Veda.« zur Vorlage hatte, was jedoch geographisch eine gründliche Berichtigung erfordert, da hier ein prinzipieller Irrtum vorliegt. — Jene »Veda« stammt nämlich durchaus nicht aus dem asiatischen sondern aus dem slovenischen Indien, denn als »Indija« bezeichnete man. einst die Bewohner ungefähr jenes Gebietes, das heute die Slovenen innehaben, was nicht nur die slovenischen Volkslieder, sondern auch altgermanische Heldensagen vielfach bestätigen;4) desgleichen bezeichnet die Biblische Völkertafel die Slovenen als »Indijane« in den altslo-venischen Chroniken. Jener pädagogische Teil der Edda kann demnach nur einem altslovenischen Schul- oder Lernbehelfe entnommen worden sein, das noch das Runenalphabet mit glagolitischer Lautfolge anwendete, und muß es solche Lehrmittel tatsächlich in uralter Zeit genug gegeben haben, da solches Schulbildungsmaterial in Runenschrift auch schon wiederholt ausgegraben wurde. Jenes Alphabet ist aber durchaus nicht der alleinige Beweis für die altslovenische Provenienz der Edda. Der Übersetzer aus dem Slovenischen ins Isländische hat dabei auch zahlreiche andere, mitunter geradezu komische Entgleisungen auf dem Gewissen, was offen zeigt, daß ihm tiefere Sprachkenntnisse mangelten, da er ansonst sein Plagiat besser maskiert hätte, was folgende Beispiele zeigen. - Ragner Lodrok trägt in der Edda deshalb den Namen »Beli«, weil er die immerbrüllende Kuh »Sebelia« verehrte. »Beli«, richtig ausgesprochen »Veli«, heißt aber im Slavischen: der Hohe; er verehrte demnach eine »Bela« (»Vela«), d. i. die Hohe, Hochangesehene. Dürch eine überaus plumpe Verwechslung zweier homonymer Begriffe gelangte aber der Übersetzer zur Ausdeutung »brüllen«, nachdem 4) Hiefür nur folgende Beispiele. — Eschenbach erzählt in seinem Epos »Parcival«, daß der »Monsalwatsch« im Lande. »Indian« liegt, wobei jede geographische Verwechslung ausgeschlossen ist, da er sodann gleich von »Stire« (Steiermark) und steirischen Städten und Flüssen spricht. — In der altcechischen Schrift »Tandarias«, die sich seit dem Jahre 1648 als Kriegsbeute der Schweden in Stockholm befindet, ist zu lesen, daß die schöne Florabella der Artus-Sage auch aus jenem »Indian« stammt. — Desgleichen stammt Hilde, die Braut Hägens, in der Gudrunsage aus dem Lande »Indija.« — Überdies ist schon die Stelle im Corn. Nepos mißdeutet, wo dargelegt wird, daß der Suevenkönig dem römischen Prokonsul Inder zum Geschenke gemacht hat, die auf der Handelsfahrt aus »Indija« Schiffbruch erlitten, da nach dem alten Völkerrechte alles Strandgut den Herren der Küste gehörte. Dieses waren aber die mittelländischen und durchaus nicht die asiatischen »Indi«. »beliti« im Slovenischen tatsächlich brüllen (von Rindern) bedeutet, wie z. B, »krava beli« — die Kuh brüllt. Man kann aber nicht so leicht in irgendeinem anderen Falle so apodiktisch die Überzeugung aussprechen, daß jene Vorlage nur eine slovenische gewesen sein kann, nachdem keine sonstige slavische Sprache diesen Ausdruck in dieser Bedeutung kennt; ja, er ist nicht einmal im größten slovenisch deutschen Wörterbuche (Wolf-Pletersnik) aufgenommen, obschon er im untersteirischen Gebiete noch heute nahezu im allgemeinen Gebrauche ist. Andererseits finden wir in der Edda eine Menge sloveni-scher Lehnwörter in zutreffender Ausdeutung, wie z. B.: »qua-sir« (slov. »kvas« — Hefe) als: schäumende Gährung; »sif« (slov. »živ« ~ lebend) als: Leben; »škodi« (slov. »škoda« = Schaden) als: Schaden; »selia vins« (slov. »sela vina« = Weinbotin) als: Weinbesorgerin; »hrotte«« heißt Fafner's Schwert, aber »hrot« gilt im Čechischen noch heute als Bezeichnung für den Spieß; »Wicherer« wird als Personifikation des Windes oder Sturmes angewendet, das aber als »vihar, viher« sonst nur der Slovene und Pole gebrauchen u. ä. m. Tatsächlich haben Germanisten, wie z. B. Bugge, die Edda, die »nordische Bibel«, am zutreffendsten dahin präzisiert, daß sich diese Dichtungen fast durchwegs auf Mißverständnisse fremder Erzählungen gründen, und weiß man überdies, daß hier keltische Vorlagen ausgewertet wurden, v/as auch zutreffend ist, sobald man Keltisch mit Altslovenisch identifiziert. Dem aufmerksamen Leser kann es auch nicht entgangen sein, daß jene Alphabetfolge in ihrer sachlichen Ausdeutung das sprechendste Dokument für eine hohe Kultur und eine durchgeistigte Pädagogik unserer uralten Ahnen ist, denn es ist kaum eine andere Alphabet-Nomenklatur zu finden, die eine annähernd so sinnvolle Mnemotechnik aufweist und die die wichtigsten Phasen und Gefühlsseiten des menschlichen Lebens volkspädagogisch so zum Ausdrucke bringen würde. Hiebei ist auch die Reihenfolge und Gradation bewunderungswürdig, die da mit Gott beginnt, über das Buch zum Wissen übergeht, Glück und Frieden, Leben und Tod, Kampf und Gesang einbezieht und schließlich im Liebesieben ausklingt. Doch muß bei dieser sprachgenetischen Perlustrierung der »Azbuka« in der nordischen Edda noch etwas Unerwartetes hervorgehoben werden, da es sonst dem normalen Leser nicht so leicht in die Augen fällt. Wie diese Darlegung zeigt, ist die Edda zweifellos auf alt-slovenische Kultureinflüsse aufgebaut, die aber der Verfasser der Edda in nordischer Sprache gar nicht mehr tiefer fühlte, da jener ursächliche Zusammenhang bereits stark getrübt war. Das- selbe gilt aber auch für die Verhältnisse bei den Hellenen und Römern. Es ist grundsätzlich falsch heute alle Wissenschaften oder sogenannten klassischen Kulturemanationen dem hellenischen oder römischen Ursprung zuzuschreiben. Will man da der Wahrheit Ehre geben, so muß man die landläufig gewordenen Ansichten genau umkehren, denn die einst igen »Barbaren«, d. i. die Slave n, sind das eigentliche selbstschöpferische Volk gewesen, und haben gerade diese die volle Berechtigung jene als »Barbaren« im gangbaren Sinne anzusehen, die sehr wenig originalschöpferisches Eigengut aufweisen können, wie wir dies bei der Anführung d e r Gottes-, Hoheit s- und Kulturbegriffe, dann b eiderEtymologi ea IterVölker-, Lände r-und Ortsnamen gezeigt haben und noch zeigen wollen. Dieselbe Ansicht hat bereits der erste seriöse Slavist, der Slowene Job. Popovizh (1705—1774) in seinem Werke: »Untersuchungen vom Meere usw.« (Frankfurt, 1750, S. 410) offen ausgesprochen, doch wurde diese Erkenntnis nun durch. 180 Jahre vollkommen ignoriert, die wir aber heute mit außerordentlich verstärkten Belegen als fortwirkend auffrischen, um zu zeigen, daß keine objektive Forschung nach den Urquellen der menschlichen Kultur den Schlagbaum des slavischen Geisteszentrums mehr dauernd umgehen kann und wenn ja, jede Kulturforschungsarbeit auf den toten Punkt bringen m u ß, a u f d e m w i r oh nehin schon nahezu stehen. über die Dorfflurenverteilung bei den Slovenen. Hinsichtlich der Zeit der Verteilung der Dorffluren im Wohngebiete der Slovenen hören und lesen wir immer, daß diese in der karolingischen Zeit durch die Deutschen nach »deutschem Rechte« erfolgt sei. Diese Behauptung hat aber genau so, wie die eingelebte Meinung, daß die Vernichtung der früher bestandenen Flurverteilungen den »Stürmen der Völkerwanderung« zuzuschreiben sei, gar keine reale Grundlage, denn das eingehendere Studium der Gemeindefluren - Konfiguration zeigt im Gegenteile, daß; a) die Flurenverteilung hier schon lange vor den Römern vorgenommen worden sein muß, sowie daß demnach b) die Bewohner seit jener Zeit nie radikal gewechselt haben konnten, was daher auch logisch gegen die Möglichkeit einer Völkerwanderung spricht. Diese Behauptungen möge das nachstehende typische Beispiel erhärten. — Wie aus der beigeschlossenen Skizze1) zu ersehen ist, kann die römische Poststraße (cursus publicus) von Slovenska Bistrica, Polskava (lat. Pultavia) über Sikola nach Hajdin-Ptuj (Candida-Poetovio) noch heute genau verfolgt werden, da sie als solche noch immer besteht und liegt auch kein Grund vor, daß sie je umgelegt worden wäre, da sie ohnehin gerade verläuft und entlang derselben wiederholt Sarkophage gefunden wurden, nachdem man längs solcher Straßen auch gerne Begräbnisstätten errichtete. Ich behaupte nun, daß die Gemeinden Pongerce und Spodnje Jablanje, namentlich aber Gornje Jablanje bei einer späteren Verteilung des Bodens nicht relativ so kleine Teile, letztere gar nur einige m5, jenseits der römischen Straße zugemessen erhalten hätten, wenn jene Kommunikation zur Zeit der ersten Verteilung des Gemeindeareales schon bestanden hätte, wohingegen die Fluren von Drazence und Mihovce an der erwähnten Straße enden, bei denen nicht nur die Skizze auf den ersten Blick zeigt, daß es später aufge- 1) Entnommen dem Werke: W. Levee, Pettauer Studien. — Wien, 1905. teilte, aus dem arrondierten Flurbesitze von Cirkovce herausgeschnittene Parcellen sind, sondern weil es auch urkundlich bekannt ist, wonach der ganze genannte, nördlich der römischen Straße gelegene Komplex einst zum Dominium der Klosterherrschaft Studenice zugeschlagen wurde, den aber später die Grundbesitzer von Cirkovce wieder zurückerwarben. Beider ersten Teilung war demnach die römische Poststraße schon maßgebend, bei der ursprünglichen Verteilung aber noch nicht, obschon dort, wie bereits angedeutet, einesolche Geringfügigkeit vom Ackerboden durch die Straße a b getrennt w’ird, die kaum dafür steht mit dem Pfluge die Straße zu überqueren. Es muß daher schon im allgemeinen zugegeben werden, daß die heutige Flurenverteilung bereits lange vor den Römern die gleichen Konturen hatte, sowie daß derselbe Volksstamm stets darauf gewohnt haben muß, denn bei einem größeren Inter-kalare der Bebauung dieses Bodens oder bei völliger Verdrängung der Stammbewohner wären zweifellos die Hauptstraßenzüge bei der Festlegung der neuen Besitzgrenzen maßgebend gewesen. Hingegen kann man allgemein beobachten, daß die Gemeindewege, sofern sie zwei oder mehreren Gemeinden zugleich als Wirtschaftskommunikation dienen, längs der Grenzen führen, daher schon anläßlich der ersten Verteilung der Gemeindeflur als solche festgelegt wurden. Dasselbe gilt aber auch bezüglich der übrigen Straßenzüge, wenn wir auch über deren Bestand zur Römerzeit keine Anhaltspunkte besitzen, aber immerhin mit einer in hohem Maße berechtigten Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, daß die Bewohner des Oberen Draufeldes, die eine so geordnete agrar-technische Flurenverteilung hatten, auch schon deshalb Kommunikationen gemeinsamer Art zu den Städten haben müßten, um dort ihre . Produkte abzusetzen, wobei aber keine einzige auch nur die geringste Absicht bekundet, sich den Flurgrenzen anzuschmiegen. Es fällt da auf, daß z, B, Gerecja Vas auch nur ein kleines Stück seiner Dorfflur nordöstlich der Straße Maribor-Hajdin besitzt. Die Straße, die von Race über Ebensfeld nach Hajdin führt, schneidet gleichfalls kleine Flurfragmente von Podova, Prepole und St. Lorenzen ab, und ebenso die Straße Celje-Ro-gatec-Hajdin einen kleinen Zipf der Dorfflur Zupecja vas. Hingegen ist es naheliegend, daß alle diese Straßenzüge in der Mitte der Dorfflur von Hajdin zusammenlaufen, wo einst die Zivilstadt Ptuj-Poetovio lag und wo sich die Grenzzollbehörden befanden. Über die Zeit dieser Gruppierung in Katastralgemeinden selbst ist nicht einmal ein bestimmtes Jahrtausend auszusprechen möglich, da wir hiezu außer den slovenischen Ortsnamen viel zu wenig Anhaltspunkte besitzen; nur das eine ist hiebei sicher, daß dies schon in einer uralten Zeit geschehen sein muß. m c o JS bO G c3 3 E Den, Flurforschern, namentlich den russischen, ist es überdies schon vor längerei Zeit besonders aufgefallen, daß die Verteilung des Gemeindeareales an die Gemeindeangehörigen gerade im Wohngebiete der Slovenen eine ungemein gewissenhafte ist, weil sie das Vollkommenste an Gerechtigkeit bietet. Um aber dies zu ermöglichen, war einerseits eine gründliche Kenntnis der Erdkrume-Qualität sowie der lokalen Atmospärilien-Einflüsse notwendig, anderereits aber auch der feste Wille sich durch keine sekundären Einflüsse in der streng gerechten Verteilung der Gemeindeflur beirren zu lassen, so daß man dabei unwillkürlich an das goldene Zeitalter denken muß, wie es Ovid schildert. Die natürliche Kompliziertheit dieser Verteilung im bergigen Terrain, wie solches die Slovenen zum Hauptteile bewohnen, läßt aber auch die begründete Annahme zu, daß es zu jener Zeit auch schon amtliche Grundkataster gab, um die Bodenverteilung zu fixieren und bei Grenzstreitigkeiten zu Rate zu ziehen, sowie auf dieser Grundlage auch die Steuerbemessung gerecht aufzubauen. Wir dürfen uns darüber durchaus nicht wundern, sofern wir wissen, daß die alten Ägypter als Nachfolger der slavischen Vorbewohner jener Gebiete bereits solche Grundbücher führten und schon deshalb führen mußten, weil die Nilüberschwemmungen Jahr für Jahr die Flurbilder verwischten. In jeder Bezirkshauptstadt gab es solche öffentliche Kataster, die genau so, wie heute, parzellenmäßig den rechtlichen Besitzer, die etwaige Hypothekenbelastung, die Servitute sowie alle rechtspersönlichen Daten evident hielten — - Es ist dies ein überraschender Beweis für ein in jener alten Zeit ideal geordnetes agrartechnisches Rechtsleben und die intensive Pflege der Feldmeßkunst, wenn man dem entgegenstellt, daß es in Europa noch heute Staaten gibt, die noch keine verläßlich ausgearbeiteten Flurkarten besitzen. Die Völkerwanderung in Wahrheit und Dichtung. In völkergeschichtlicher Richtung herrscht im Zeiträume bis etwa in das 9. nachchristliche Jahrhundert in Europa eine allgemeine Unorientiertheit, die zum größten Teile vom Märchen über die damals stattgehabten Völkerwanderungen ausgefüllt ist, und. woran weiter festgehalten wird, trotzdem fortgesetzt objektive Männer auftreten, die da in die Welt rufen: Die Hypothese von Völkerwanderungen nach der heutigen Vorstellung ist aus verschiedenen leichtfaßlichen Gründen unhaltbar, ja, sie ist geradezu eine chinesische Mauer für viele Forschungsgebiete der völkergeschichtlichen Fragen u. a. m,1) Nichtsdestoweniger nützen die handgreiflichsten Hinweise und die begründetsten Widersprüche nichts, um den schweren Irrtum, der sich durch das kritiklose Aneinanderfügen verschiedener Phantastereien und vager Vermutungen bildete, zu beseitigen, Daß sich aber eine solche Hypothese, die eine nie gewesene Zeit als gewesen hinstellt, überhaupt so lange am Leben erhalten kann, daran ist nur das völlige Versagen der vergleichenden Zusammenfassung und kritischen Sondierung aller bezüglichen Quellen und Gegenbeweise schuld. Der Kern dieses geschichtlichen Irrtums liegt vor allem in der schulererbten Annahme, daß ein Volk immer erst dann auf der Weltbühne gesichtet wird, sobald dessen erste Erwähnung in der pragmatischen Geschichte auftaucht, ein Denkfehler, ver- l) Zum Beweise, daß schon seit mehr als einem Jahrhunderte viele Historiker von seriösem Klange die Völkerwanderuagshypothese als unhaltbar und die Slaven als Autochthone in Europa erkannt haben, seien folgende Namen angeiiihrt, u, z. von den Deutschen. A.ugust Schlözer (1771), David Popp (1820), August Wersebe (1826), Heinrich Schulz (1826), F. H. Müller (1841) G. A. Stenzei (1853), Viktor Jacobi (1856), J. Landau (1862) u. a.; von den Slaven: M. Kalina, Jan Kollar, Alois Sembera, Paul Safarik (1834), H. Wankel, Karl Sicha, Alfons Müllner, Bretislav Jelinek, G. Woldrich, Franz Sasinek, Valentin Vodnik, Davorin Trstenjak u. a., von denen aber freilich keiner mit einem großzügig zusammengefaßten Beweisrtaterial auftrat. gleichbar mit dem, wie auch das Kind glaubt, daß die Sonne unmittelbar hinter dem nächsten Gebirge unseres Horizontes aus dem Ozean steige. In der Entwicklung eines Volkes, das plötzlich unter einem bestimmten Namen geschichtlich erwähnt auf-tritt, ist aber in jedem Falle doch eine, nicht einmal approximativ in Zahlen ausdrückbare Werdezeit vorausgegangen, woran man eben ausnahmslos vergißt. Wenn aber Trugschlüsse solcher Art zu Geschichtsdogmen und Marksteinen der Völkergeschichte werden, konnten, so ist dies für den ersten Augenblick wohl recht verwunderlich, aber bei Kenntnis der wirkenden Imponderabilien und der bekannten Urteilslosigkeit der großen Welt gut verständlich. Man griff bei dem. Vorgefundenen Wirrwarr über die geschichtlichen Begebenheiten nach dem Untergange des weströmischen Reiches nach einer faßbaren Erklärung und fand sie auch, allerdings unter falschen Voraussetzungen. Die Schule festigte diese Vermutungen, die sich mit der Zeit zu »Tatsachen« versteiften, womit auch jede Nachprüfungstendenz lahmgelegt wurde; ja, im Gegenteile, es wurde daraus ein eigener Wissenszweig der allgemeinen Geschichte, denn es gibt doch heute eine erkleckliche Zahl von Hochschulprofessoren, deren ausschließliche Lehr- u. Lebenstätigkeit die Völkerwanderungszeit ausfüllt, ohne daß sie sich als moderne Auguren fühlen. Dieser Denkfehler hatte aber im besonderen für die Slaven enorme Nachteile. Der Glaube an die Völkerwanderung, die die Slaven in ihre heutigen Wohnsitze gebracht haben will, hat hiemit auch die Negation des Autocht.honismus der Slaven in ihren heutigen Gebieten möglich gemacht und bis heute künstlich aufrecht erhalten, ein Irrtum oder eine wissenschaftliche Fälschung, die unter den Geistesverirrungen aller Zeiten nicht ihresgleichen findet. Vor allem muß festgelegt werden, daß kein älterer Schriftsteller noch etwas von einer Völkerwanderung weiß, und diese große Begebenheit, die heute die Scheidewand zweier Zeitalter bildet, sollte bis zum 15. Jahrhunderte niemand wahrgenommen haben? — So wissen z. B. die arabischen Geographen und Historiker des 7.—10. Jahrhudertes, denen ein so großes Ereignis doch auch zeitlich sehr nahe war, so weit sie nicht selbst Zeitgenossen waren, alle noch kein Wort von einer Völkerwanderung, obschon sie gelegentlich über völlig inferiore Dinge berichten. Seit jeher wundert man sich auch darüber, wieso es kommen mag, daß gerade die Slaven keine Epen oder Heldenlieder aus der Völkerwanderungszeit besitzen, die ihre Ahnherrn ver- herrlicher« würden, indes die meisten anderen Völker ihre Staatengründer oder militärischen Führer stets von außen kommen lassen? — Doch gerade dieses ist der naheliegendste Beweis, daß sie Autochthone sind, daher sie auch keine Erinnerungen an eine Völkerwanderung haben können. Der eigentliche »Entdecker« des Völkerwunderungsmärchens war Aeneas Silvius (1405—1464), der spätere Papst Pius II., der als der erste mit der Mutmaßung auftrat, wonach im 4.—6. Jahrhunderte unter den damaligen Völkerschaften Europas große Unruhen geherrscht und lokale Verschiebungen stattgefunden haben müssen Da in dieser Zeit neue ethnographische Namen auftauchen, mußten einzelne Völker als solche von ihren Wohnsitzen aufgebrochen sein und sich in der Welt ein neues Heim gesucht haben. — Diese Vermutung hat sich nun schulmechanisch zu der unnatürlichen Hypothese herausgebildet, als ob da der Wechsel der Vj'ohnsitze eines Volkes in der förmlichen Ablösung durch ein neu eintreffendes Volk vorsichgegangen wäre, ln der menschlichen Urteilslosigkeit bildete sich sodann die Vorstellung aus, daß sich solche Völker-Quadrillen einst tatsächlich abgespielt haben, weil niemand mehr darüber originell nachdachte uro zum richtigen Schlüße zu kommen, daß ein ganzes Volk überhaupt nicht wandern kann. Diese verquetschten Ansichten oder geschichtlichen Anekdoten müssen nun eine radikale Umstellung oder Berichtigung erfahren, und soll weiterhin ein Lehrbuch der Völkergeschichte nicht zugleich, ein Traumbuch sein! Um in dieser Richtung eine durchgängige Klärung zu bringen, ist es aber notwendig, daß jedermann die suggestiven Einflüsse der Schule so vom Grunde aus ablegt, als ob er darüber niemals etwas gehört hätte, und nun im Geiste selbst die Abwanderung seines eigenen Volkes in eine unbekannte Gegend mitmacht. Schon die einzelnen Phasen dieser Vorstellung in der Wirklichkeit ergeben bereits die Sinnlosigkeit einer solchen Behauptung, sobald, man sich nur einige der raheliegendsten Fragen stellt und zugleich zu beantworten sucht. In diesem Sinne müssen vor allem auch die prinzipiellen Unstimmigkeiten betreffs des »Nomadisierens« und der Art des »Wanderns« der Völker aufgeklärt werden. Man stellt sich das Nomadisieren normal so vor, als ob die ganze Bevölkerung eines Gebietes von dort plötzlich mit Hab und Gut ausziehen würde, um günstigere Weideplätze zu suchen, doch versäumt es die Geschichte ganz zuzufügen, daß es sich dabei nur um den Turnusverkehr innerhalb eines Kalenderjahres handelt, wobei nicht einmal die ganze Familie mitzieht, son- dern nur das unbedingt notwendige Schutz-und Aufsichtspersonal für das W e i d e v i e h2) Analog wie mit dem »Nomadisieren« steht es auch mit dem »Volkerwandern«. Unter der gangbaren Schilderung muß man sich dies unbedingt falsch vorstellen, so lange man dabei nicht von »Truppenwanderungen« spricht, wozu uns die prosaische Gegenwart das handgreiflichste Beispiel bot. — Im großen Weltkriege kämpften doch die Völker fast der ganzen Welt an den entferntesten Punkten der Erde, aber deshalb ist das Stammvolk überall und ausnahmslos auf der angestammten Scholle geblieben, denn nicht das Volk zog als solches aus, sondern nur die kampffähigen Männer und auch von diesen nur ein größerer oder kleinerer Prozentsatz. Es wanderten daher weder diesmal noch jemals früher ganze Völker, sondern nur deren Kampfform, ationen. Ein überzeugendes Beispiel hiefür erlebten wir sogar vor unseren Augen im Weltkriege. Durch die Okkupation Serbiens i. J. 1915 seitens der deutschen und. österr.-ung. Truppen waren alle waffenfähigen Bewohner Serbiens gezwungen, da sie nicht analog wie die Montenegriner die Waffen strecken wollten, den heimatlichen Boden zu verlassen und über Albanien nach Corfu zu ziehen. Man nahm wohl auch einen Teil der heranreifenden männlichen Jugend mit, doch die alten Männer, die Frauen und Kinder blieben weiter auf der heimatlichen Scholle. Nach dem für die Serben glücklich endenden Kriege kehrte alles wieder zurück und wären wohl auch im ungünstigsten Falle alle Männer zurückgekehrt, die der Krieg verschonte, und können so lange, als Kriege geführt werden, die Verhältnisse nie wesentlich anders gewesen sein, Nun bleibt noch eine wichtige Frage offen: weshalb sind so viele Völker im Laufe der Weltereignisse aus dem. Geschichts-inventare verschwunden, mitunter wieder aufgetaucht und dann abermals verschwuden, was sich gelegentlich noch wiederholte? — Die Antwort ist jedoch sehr einfach, nur muß für eine solche Klärung auch der richtige Weg eingeschlagen werden, d. i. der induktive, indem man von einem, konkreten Falle auf das 2) Solches »Nomadisieren« dauert auch heute in den Gebirgsländern unverändert fert. In der Schweiz, in Tirol, Salzburg, Italien, Norwegen, der Herzegowina zieht man im Frühjahre mit seinen Herden vom ständigen Wohnsitze auf die nächsten Weideplätze, die Allgemeingut sind, und treibi sie, sobald diese abgegrast oder infolge Sonnenglut ausgedorrt sind, weiter in die höheren kühleren Regionen, also auf die Alpen- oder Hochweiden, kehrt aber gegen den Herbst mit dem ganzen Pferch weidenetappenweise wieder in die Stammquartiere zurück. — Als sich Schweden und Norwegen politisch trennten, lautete ein Punkt des Staatsvertrages, wonach die nomadisierenden Lappländer ihre alten Rentierweiderechte in beiden Ländern weiter austiben können. Allgemeine, vom Lebenden auf das Abgestorbene, vom Bekannten auf das Unbekannte Schlüsse zieht. Die bisherigen Auslegungen der geschichtlich bekannten ethnographischen Namen erfolgten alle — sollte je eine Ausnahme festgestellt werden, so würde sie nur die Regel bestätigen — auf grundfalschen Prämissen, weil man die militärischsoziale Seite des Völkerlebens nie einer gründlichen Klärung zuführte, und dabei vor allem nur jene Völker kannte, die viel Lärm machten, hingegen blieb die Tatsache ganz unbeachtet, daß die vermeintlichen Volksnamen durchaus keine spezifischen Volksnamen, sondern nur sprachli c h e Kennzeichnungen der eigenen militärisch-sozialen Organisationen d. i. Gebietsverteidigung s- oder Landessicherungs-Vorsorgen sind. Eingehendere Studien und die verstärkt herangezogene Sprachwissenschaft dürften sogar, wie es schon bisher die Erfahrung lehrt, zu dem unerwarteten Resultate führen, daß es zum Schlüße kaum ein Dutzend echter ethnographischer Namen in der Weltgeschichte geben wird indes alle übrigen sprachlich nur auf die verschiedenartigsten Nomenklaturen militärischer Volksorganisationen aufgebaut erscheinen. Wir lesen doch immer, daß z. B. die Römer auf ihren Eroberungszügen überall auf Bewohner stießen, die starke Burgen, Ringwälle und Grenzschutzvorsorgen hatten und die ihnen energisch und vielfach auch mit großem Erfolge mit Waffen entgegentraten. Dieses sollen Wandervölker gewesen sein? — Ein Volk, das sich Festungen baut, denkt niemals ans Abwandern, sondern es verteidigt sich, wobei es siegt oder unterliegt! Hiemit ist auch jenes undurchdringliche Geheimnis offengelegt, wie man sich den Umstand erklären soll, daß man z. B. die Kelten, die nie ein eigenes Reich bildeten, nie eine meßbare Arealbestimmung aufwiesen und sozusagen nur geographisch-ätherisch existierten, trotzdem überall in Europa und Asien antrifft, oder daß die Hunnen innerhalb von zwölf Jahrhunderten in der Geschichte fortgesetzt verschwinden oder gar zugrundegehen, trotzdem aber wo anders wieder von neuem auferstehen. — Dementgegen führt ein anderes Volk im Laufe der Zeiten ein Dutzend grundverschiedener Namen, wobei man aber schließlich doch nicht weiß, ob diese vielen Namen tatsächlich dem. einen zugehörige oder aber auch durchaus verschiedene Völker tangierende Namen sind.3) 3) Wir wissen z. B. schon einmal nicht, weshalb die Römer die Bewohner des heutigen Deutschland als »Germani« und »Teutoni« benannten, oder warum sie heute der Franzose als »Allemands«, der Italiener als »Tedesci«, der Slave (wie Magyare) als »Nemci- bezeichnet und ebensowenig, weshalb sie sich früher zu den »wendischen« Völkern zählten, oder auf welchem Wege sie zum Volksbegriffe »Deutsche« gelangten, der Beispiele verschiedenster Art und verschiedener Zeiten bestätigen dies. Österreic h errichtete um das Jahr 1538 die sogenannte »Wirdische Mark«, heute »Bela Krajina« (— weiße Grenze, verfälscht aus »Vela. Krajina«, d. i. große Grenze), die militärisch organisiert war, um die Einfälle der Türken aus Bosnien zu verhindern. Später wurde weiteres Terrain dazugeschlagen und alles zu einer Provinz,. »Militärgrenze« genannt, organisiert. Als aber i. J. 1878 die Türkei Bosnien an Österreich verlor, wurde eine solche Schut.zmaßregel von selbst illusorisch, und die Bewohner jener Provinz, die man durch etwa 350 Jahre als »Granicari« oder »Grenzer« geographisch bezeichnete, wurden nun plötzlich »Hrvati« bzw. »Kroaten«. — Würden die geschichtlichen Belege hiezu einmal völlig verloren gehen, so wird man sich dieses Verschwinden der »Granicari« selbstredend nur dahin ausdeuten können, daß sie etweder ausgewandert oder aber vernichtet worden sind. Dieses Analogon der neueren Zeit finden wir aber im Altertum und Mittelalter vielfach wiederholt, wobei nur wieder die altslovenische Sprache den Grundpfeiler für die etymologische Klärung bietet. Man spricht z. B. fortgesetzt von einem Griechenvolke, das es aber nie gab, denn die vermeintlichen Griechen hießen immer »Hellenen«, hingegen ist »Grieche« gleichbedeutend mit Krieger und sprach der Deutsche in früheren Jahrhunderten noch vom: Krieg und Römer. — In serbischen Volksliedern wird gelegentlich der Begriff »grk« für einen starken, knorrigen, tapferen Mann angewendet, und geht diese Bedeutung am klarsten aus der Stelle in altslovenischen Chronikons hervor, wo die Episode von der Zähmung des stör-rigen Pferdes »Ducipal« (sonst als »Bukephalos« bekannt) geschildert wird, worauf der junge Alexander von seinem Vater Philipp das Prädikat »grk« (~ Held) erhält. — Jene Kriegerkontingente, die in der Geschichte bisweilen als »Griechen« eine Rolle spielen, brauchen deshalb mit den Hellenen selbst in gar keinem ethnologischen Zusammenhänge zu stehen. Boji, — Diese waren angeblich ein keltisches Volk, das in Gallien, Böhmen, Tirol, Norikum, am der mittleren Donau und in Oberitalien kämpfte, aber doch nicht als Volk, sondern als Kriegerabteilung, die man im Slavischen als »beji« (— Krieger, »boj« =~ der Kampf) benannte, und bat sich der Begriff »bojar« in der auf steigenden Bedeutung vom Krieger im Hochdeutschen ncch »tuisc« lautete. — Alle diese Varianten sind einzeln zu einer unbestimmten Zeit sicherlich klar gewesen, doch fehlt jene Klarheit für das heutige Verstehen schon nahezu vollkommen. im allgemeinen zum Ritter, Adeliger allmählich entwickelt. Hrvati. — Die Geschichte kennt die »Hrvati« (d. Kroaten) im Riesengebirge, in Rußland, in Ostgalizien, in Kärnten, in Jugoslawien, dann in Italien (als angebliche Einwanderungsreste). In der Schrift »Hrvati in Hrvatska« (Zagreb, 1890) hat Klaic sogar darauf hingewiesen, daß der Name »Hrvat, Croat« noch im, Mittelalter in allen slavischen Gebieten verbreitet war, nur fügte er dem nicht ausdrücklich bei, daß man so vor allem eine gewisse militärisch-soziale Organisation bezeichnete. Alle Sprachforscher meinen nun, daß dieser Name sprachlich unklar sei. Dieses stimmt aber nicht, denn der Begriff »hrvat, hrvac« ist noch heute, namentlich bei den Serben, im Gebrauche, nur hat er sich von der ursprünglichen Bedeutung »Krieger« mit der Zeit zu jener des »Raufers« metamorphosiert und im Cechischen als »rvac« noch im gleichen Sinne erhalten. Bei den Slovenen des Draufeldes ist die Redensart: »fantje so se hrvatiji«, d. i, »die Burschen veranstalteten eine Rauferei« noch im allgemeinen Gebrauche, doch handelt es sich dabei im Prinzipe um keine Feindseligkeit, sondern um die Feststellung, wer durch seine Kraft und Geschicklichkeit dabei als Sieger hervorgeht. — Der Originalbedeutung am nächsten sind noch die Slovaken geblieben, die unter »charvati« — sich verteidigen verstehen, daher das Substantiv »charvat« der Bedeutung: Verteidiger, Kämpfer gleichkommt. — Im dreißig, jährigen Kriege benannte man namentlich jene Truppen als »Kroaten«, wenn sie auch nur zum Teile oder gar nicht aus solchen bestanden, die sich besonders im Handgemenge bewährten. — Über die slavische Originalität dieses ethnographischen Begriffes besteht demnach nicht der geringste Zweifel mehr. Dieser einfachen natürlichen Ausdeutung muß aber anschließend die komplizierte und unnatürliche der Berufsslavi-sten entgegengestellt werden. Univ. Professor Fr. Ramovs (Ljubljana) schreibt diesbezüglich in den »Razprave« (II. S. 317) folgendes: »Es gibt eine Menge von Ausdeutungen des Namens »Hrvat«, doch ist keine glubwürdig. Immerhin ist es klar, daß dieser Name nicht slavisch ist (!); lautlich kommt ihm aber der Eigenname »Horoathos« auf einer Inschrift des 2.-3. Jahrh. im Don-Gebiete, im damaligen asiatischen Sarmatien nahe. Nächst des Don wohnten damals auch die Serben und wenn wir einige Jahrhunderte später die Serben und Kroaten in Mitteleuropa an der Elbe treffen und wissen, daß sich die Sarmaten schon um die Mitte des 1. Jahrh. n. Chr. im ungarischen Tieflande ansiedelten, dann ist es schwer hier einen Zusammenhang zu verneinen. Es ist daher nicht unglaubwürdig, daß sich die Stämme Sarmatiens in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung gegen Westen bewegten., auf welche Art auch der Zusammenhang »Horoathos« in »Hrvat« verständlicher wird.« i Nachdem Ramovs noch Vasmer's Vermutung, ausspricht, daß das iranische »hauervatar« (= Viehzüchter) und »hu-urvat-ha« (— Freund) mit jenem »Horoathos« in Verbindug stehen, setzt er seine Folgerungen nachstehend fort- »Dazu müssen wir sagen, daß die Ableitung des Namens »Hrvat« aus dem Iranischen in lautlicher Richtung glaubwürdiger ist als jede andere bisherige Auslegung (!). Überdies widerspricht dem auch die Geschichte nicht; im Gegenteile sie erlaubt die Möglichkeit, daß die Kroaten ein sarmatischer Stamm sind u. s. w.« Wer dieses ethnographisch-linguistische Potpourri geduldig liest und sich auch nicht weiter um jenen Inschriftnamen »Horoathos« interessiert, der möglicherweise überhaupt nicht existiert oder auch falsch gelesen sein kann, verdient aber schließlich doch, daß er auch erfährt, wer denn nun jene Sar-maten waren, doch wird dieses dem neugierigen Leser kurzweg vorenthalten. Desgleichen ist die sonst allgemeine Anerkennung der indogermanischen Spracheinheit hier wieder ausgeschaltet; sobald es sich um Slaven handelt, da kennt man diese nicht mehr! Die Historiker kommen auch nicht ins klare, woher und wann die Kroaten nach Süden kamen, solange man sie nicht als Autochthone ansehen und zugleich nicht begreifen will, daß alle Volksgruppen, die ihre Kampforganisationen als »hrvati« be-zeichneten, auf verschiedensten Gebieten und von einander völlig unabhängig und unbeeinflußt leben konnten. Die meisten geben Konstantin dem Rothaarigen recht, der sie militärisch organisiert — also tatsächlich als »hrvati« — vom Flußgebiete der oberen Oder und der Weichsel auf die Balkanhalbinsel abwandern läßt, wobei ihn nebst der Unsinnigkeit an sich, daß ein »Volk« auf etwa 2000 km irgendwohin ins ungewisse wandern könnte, lediglich die Duplizität des Namens irreführte, welche Hypothese auch Jagic mit vollem Rechte als ganz unnatürlich verwarf. Hat aber der hl. Hieronymus als kroatischer Dalmatiner schon um das Jahr 400 n. Chr. für die Kroaten die Bibel übersetzt, so mußte er doch wissen, daß solche schon da sind und nicht erst 50—200 Jahre später vom Norden in die heutigen Gebiete einwandern werden! — Allenthalben könnte heute, wo alles Altslavische als Fälschung angesehen wird, Rom beschuldigt werden, daß dieser Kirchenvater, der die »Vulgata« verfaßte, gar nie existierte? — Man versuche es wenigstens! — KazakL — So bezeichnete man vor allem in Rußland den Krieger im allgemeinen, und namentlich einen solchen zu Pferde. Am bekanntesten sind die Reiterorganisationen der Kasaken am Don, Kuban und Terek, sowie das große militärisch eingerichtete Geibiet der Chazaren in Rußland. Eine solche Kriegsgenossenschaft nannte man »kaza« oder »chasa«; deren Kommandant war der »kaz« (in deutschen Eigennamen meist als »Katz« geschrieben), »kazak« oder »kazar.< (woraus sich der Begriff »Kaiser« entwickelte). Die »kaza« - Organisationen sind heute nicht nur bei den Russen, Albanern, Čechen u s w, noch bekannt, sondern diese militärischen Kleinverbände lassen sich überall von der Biscaya-Bucht bis nach Vladivostok verfolgen, weil sich in den topischen Namen deren Kommandositze, Waffen- oder Alarmplätze noch erhalten haben, daher man auch schon den Vorschlag machte, man solle nicht mehr von »indoeuropäischen« oder »indogermanischen« sondern von »Kaz«-Völkern sprechen. Alle Orte, die ;kaz« zur Wurzel haben, wie Cassel, Castro, Kastav, Kazase, Kaza, Kaschau, Casino u. ä. dürften dieses Ursprungs sein. — In den Festungen hatte die wichtigste Bastei, d. i. der Wach- oder Wartturm, der ständig von Soldaten besetzt war, auch im Deutschen den Namen »Katze«. Die Pulverkammer hieß im Russischen »kazna«, der Waffenplatz »kaz-jonka« und bei den Balkanvölkern gilt der Begriff »kaza« zum Teile noch heute als Bezeichnung für eine Art Wehrbezirk.4) Alles dasjenige aber, was die Slavisten bisher über die Herkunft wie Etymologie des Begriffes »kaza« zusammenphantasierten, ist jedoch nicht wert einer weiteren Vergeudung der Druckerschwärze. Scythi. — Die Geschichte erzählt, daß die Scythen als ein mächtiges Volk von Asien kamen und gleich den ganzen Norden Europas besetzten, doch ist dies nur wieder die Bezeichnung für eine militärische Schutzorganisation, die die Slaven als »ščit, ščiti«, d. i. Schutz, Schild, Beschützer benannten. — Man erzählt weiter, daß die Scythen-Völker in drei große Gruppen geteilt waren, u. z in die kriegerischen, ackerbautreibenden und nomadisierenden, fügt aber dem nicht zu, daß dies kein Volksname war und ebenso nicht, daß dies nur drei Berufskasten waren, daher genau so organisiert waren, wie die modernen Staaten, die der Kriegerstand sichert, der Ackerbeuer und Viehzüchter aber nährt, nur führten sie den Namen nach der wichtigsten Kaste. — Daß der Begriff »Scythe* ein militärischer und weitverbreiteter war, ersieht man auch daraus, daß die Urgeschichte Kärntens mit der Feststellung beginnt, wonach die ersten Bewohner die »scythischen« also kriegerischen . Wenden waren, Srbi, Serbi. — Die Geschichte erzählt, daß der Ursitz der Balkanserben in Sachsen war, wo ein Großserbien (»Bela 4) Ausführlicheres darüber enthält mein Werk: »Etymologisches Ortsnamenlexikon« (Kremsier, 1915) unter dem Schlagworte »kaz«. Srbija«, richtig »Vela Srbija«) bestand. Von dort wanderten sie in den Distrikt »Serblia, Srpciste« (bei Saloniki) militärisch organisiert aus, und glaubt man, daß dieses Gebiet, das nicht viel Menschen fassen oder aufnehmen konnte, nur eine Art Militärlager war, weil sie vom Kaiser von Bysanz als Hilfstruppen gegen die angriffslustigen Avaren gerufen wurden. Das im Vordersätze Gesagte widerlegt hier schon der Nachsatz. Man will zuerst wissen, daß die Serben aus dem in Sachsen gelegenen Großserbien ausgewandert seien, welche pomphafte Aufmachung sich aber sodann auf etwa ein Regiment Soldaten, also ohne das übrige »Volk« reduziert, die nur die Balkanserben für den erwähnten Zweck beigestellt haben konnten. — Hier handelt es sich daher um eine Völkerwanderung ohne »Volk« — Das einzige, was hier zu stimmen scheint, ist, daß der Begriff >.srb« auch einen militärischen Charakter hatte, und daß man einen tollkühnen oder verwegenen Krieger einst so bezeichnete, wie der Slovene noch heute einen aggressiven Mann als »srborit« charakterisiert. Weshalb aber unsere Slavisten, wenn sie die heutigen Serben durchaus nicht als Autochthone der illyrischen Halbinsel anerkennen wollen, solche nicht lieber von der Halbinsel Krim kommen lassen, wo Plinius (um 50 n. Ch,r.) schon die »Serbi, Sirbi« (in Gemeinschaft mit den »Vali«) anführt, ist unverständlich, da dies doch weit einleuchtender wäre, als sie von Sachsen auswandern zu lassen, wo sie aber heute noch immer sitzen. Triballi. — Die »Triballi« galten den Alten als eine illyrische Völkerschaft, deren Name aber schon im Altertume in Vergessenheit geriet. Thukydides erzählt in seiner Geschichte des Peloponnesi-schen Krieges (431—404 v. Chr.), daß die Triballer ein mächtiges Volk Thraciens waren und in Unter-Mösien wohnten. Sie widerstanden mit Erfolg den Angriffen der Odrysen, einer tapferen nichthellenischen Völkerschaft Thraziens (im Gebiete der Marica im heutigen Bulgarien), und drangen auf einem. Streifzuge sogar bis zur Stadt Abdera am Ägäischen Meere vor, die sie verwüsteten. — Strabo ergänzt dies noch dahin, daß Alexander d. Gr. gegen sie zog, als sie sich gegen die mazedonische Herrschaft aufzulehnen anschickten, worauf sie sich aus dem geschichtlichen Inventare verlieren. Über den eigentlichen Wohnsitz der »Triballi« ist man bisher nicht ins klare gekommen. Einige glaubten, daß sie im heutigen Serbien, andere daß sie im westlichen Bulgarien wohnten.-Ihre tatsächlichen oder ursprünglichen Sitze lassen sich aber aus ihrem Namen selbst bestimmen, denn etymologisch sagt ihr Name, der richtig als »Trivali« auszusprechen ist, daß sie im Gebiete der drei Wälle (»tri vali«) gewohnt haben mußten, da ihnen die Nachbarn sonst nicht diese geographisch orientierende Kennzeichnung beigelegt hätten, die vollkommen begründet war. Das von der Natur selbst gesichertste Gebiet am Balkan war jenes, das zwischen der heutigen Provinz Constanze und den Donau - Mündungen lag, da es entweder von den Donau-sümpfen oder vom Schwarzen Meere vor feindlichen Einfällen gesichert war. Gefährlich war nur der 60 km lange und dabei schmälste Streiien zwischen Černavoda und dem Schwarzen Meere vom Süden her Dieser hatte jedoch eine dreifache Befestigungslinie, die von Černavoda, d. i. Čarna voda (= Grenzwasser) über die Stadt Meždija oder Medžidija (~ Grenzort) gegen Constanza noch durch zahlreiche Wachthäuser, Lagerplätze und Kastelle verstärkt war. Man bezeichnet heute die teils aus 3—6 m hohen Erd- teils Steinwällen bestehende Hinderniszone allerdings als »Trajan's Wall«, slavisch »Trajanov val«, doch ganz mit Unrecht, da es sich hiebei doch nur um den v trojni val«, d. i. dreifacher Wall handelt. Kaiser Trajan, der von 98—117 n. Chr. regierte, kann unmöglich der Erbauer jener Wallinie gewesen sein, da die »Tri-balli« schon von Herodot wie Thukydides im 5. vorchristlichen Jahrhunderte erwähnt werden, demnach jene illyrische Völkerschaft schon an 600 Jahre vorher den militärisch orientierenden Namen als Bewohner bei den drei Wallzönen, die übrigens noch heute zu sehen sind, trug. — Die Erzählung, wonach Trajan der Erbauer jener Schutzwälle war, ist demnach ein Märchen, daß sich aus der Klanggleichheit ergeben hat. Allenthalben könnte den schweren Anachronismus der Umstand einigermaßen mildern, daß er die Vorgefundenen Wälle erneuert instandsetzen ließ, sofern er von ihnen welche taktischen Vorteile erhoffte. An dieser Stelle ist es auch angebracht, über die Lage der Provinzen »Moesia superior« und »inferior« hypothetisch zu sprechen. Unter »Moesia« versteht man ein Grenzland (slav. »meza Grenze) und dürfte Ober-Mösien oberhalb jenes »trojni val«, Nieder-Mösien, südlich davon gelegen sein. — Die Hellenen nannten jenes Gebiet auch »Musia«, d. i. Sumpf-i a n d, nach dem »keltischen« Worte »musa«, d. i. slov, »muža« = Sumpf. — Tatsächlich entspricht jenes Gebiet ganz hervorragend dieser Charakterisierung, denn die Donau begleitet von Silistria abwärts durchschnittlich ein etwa 15 km breites Sumpfgelände, das sich im Mündungsgebiete noch auf das Zehnfache verbreitet, daher jener slavische Begriff hier vollberechtigt war. — Im südlichen Mösien wohnten als Nachbarn der »Trivali« auch die »Crobyzi«; ob dies ein verballhorntes »Cro-vati« ist, möge hier nur als rhetorische Frage erfaßt werden. Vardaei. — So benannte man ein illyrisches Volk in Dalmatien, das nach Plinius ehedem in Italien wohnte, d. h. als die Sla- ven noch in Italien saßen, gab es dort auch, Grenzsicherungs-ürganisationen, die man als »varde« bezeichnete, da im Slavi-ichen. die W ache >varda« (cech. »varta«) heißt. Diese Volksbezeichnung wurde aber sofort gegenstandslos, sobald geänderte geographisch-politische Verhältnisse die Bewachung eines bestimmten gefährdeten Gebietes überflüssig machten. — Pom-ponius Mela schreibt abwechselnd »Vardaei« und »Ardaei«, da das anlautende :>v« durch, das Digamma ersetzt wurde. Folgerichtig soll man auch von »varischen«, statt »arischen« Völkern sprechen, d. ¡. solchen, deren Kampforganisationen als »var-< (vrgl. auch »var«, S. 66.) gekennzeichnet wurden. Varini. Die Geschichte benennt so gewisse »Völker«, die an der Ostsee, am Rhein, in Italien und Spanien ansäßig waren. Dieses waren jedoch keine Völker im geographischen Sinne, sondern nur »varini«, was im Slavischen der Bedeutung Schutzmann, V erteidiger gleichkommt, und die in diesem Falle vor allem die Küsten vor Piraten zu sichern hatten. Waräger, — Dieses gilt als der zweite Name der ansonst unter »Normannen« bekannten germanischen Völkerschaft, worin sich jedoch der slavische »varjak«, d. i. Schutzmann, Beschützer, Verteidiger birgt. — Die »Waräger« finden wir an der Ostsee, in P rankreich, am Mittelmeere, in Byzanz, wo sie ausdrücklich als Wachkorps bezeichnet werden, auf Sizilien u. s. w,, wobei jene an der Ostsee augenscheinlich identisch sind mit den »Varini«. Später verschwinden sie an allen Punkten, da ihre Existenzberechtigung nur so lange bestand, als dies die lokalen Sicherheitsverhältnisse erheischten. Noch drastischere Beweise für die vielen höchst unkritisch gebotenen Geschichtsdaten und die zahlreichen Anachronismen über jene »Völker«, die gerade in der Zeit der »Völkerwanderungen« eine hervorragende Rolle gespielt haben sollen, bieten di? Namen: Avaren, Hunnen, Kelten, I. o ngobarden und Vandalen. Avaren, — In der neueren politisch stark infizierten Geschichtsschreibung gilt die Frage, wer eigentlich die »Avaren« gewesen seien, als die verworrenste, cbschon es für die Klärung dieses Namens eine derartige Menge von orientierenden Belegen gibt, wie für keine sonstige Volksgruppe des 4.—7. Jahr-hundertes. Man hält die Avaren meist für ein Volk türkischen Ursprungs. Dieses muß vor allem richtiggestellt werden, denn sie waren überhaupt kein »Volk« in geographischer Hinsicht, sondern lediglich slavische Kampfformationen, denn im Slavischen bezeichnet »obr« — Riese, starkerMann, Hiefür spricht vor allem der byzantinische Kaiser Konstantin VII. (912—959), der in seiner Schrift aus dem J. 949 fortgesetzt von »Sclavi, qui et Abari nuncupati«, dann von »Sclavi sive Abari«5) spricht und schließlich noch die Hunnenfrage klärt, indem er mit »Abari sive Hunni« festlegt, daß man die Slaven auch als »Avaren« bezeichnete und daß die »Hunnen« mit letzteren identisch, also auch nur als Paralellbezeichnung der sla-vischen Kampforganisationen der Slaven anzusehen sind. Unsere Geschichtsschreibung jedoch, die grundsätzlich davon spricht, daß die Slaven bzw. Slovenen das »Dienstvolk« der Avaren gewesen seien, tut dies entweder aus Gedankenlosigkeit oder aber Bosheit, denn ln der Wirklichkeit ist dies gerade umgekehrt, denn in jedem Staate ist noch heute das Militär das »Dienstvolk« des Staates, wobei es gelegentlich allerdings auch zu Übergriffen gekommen sein mag, wenn die Regierenden zu schwach waren. Konstantin schreibt auch immer »Sclavi sive Abari« und durchaus nicht »Avari sive Sclavi«, und mußten die oströmischen Kaiser, die zum großen Teile selbst Slaven waren, doch gewußt haben, welchem Volke jene »Abari« angehören bzw. weiche Sprache jene redeten, die i. J. 564 und 620 bis Konstantinopel vodrangen und ihnen einen empfindlichen Tribut auferlegten! Noch genauer bestätigen dies die altslovenischen Chroniken, aus denen Andreas Kačič Auszüge in dieser Richtung veröffentlichte (Budim, 1818). Hier werden vom J, 564—644 fortgesetzt und chronologisch die »Slovinci-Abari«, also die »slove-nischen Abaren« bei allen Kriegsunternehmungen genannt, woraus hervorgeht, daß die verschiedenen Slavengruppen ihre Heeresmacht als »Abari« oder richtiger »Obri« kennzeichneten, und ist hier eben die Sprache von solchen Truppen, die von den Slovenen formiert wurden, wobei freilich nicht übersehen werden darf, daß der Begriff »Sloveni« einst eine weit breitere Bedeutung hatte.6) Während nun die Geschichte nahezu aller Völker im Zeiträume vom 6.—9. Jahrhunderte äußerst dürftig oder lückenhaft ist, besitzen die »Slovinci« für jene Zeit eine geschlossene Aufzählung ihrer Regenten und eine Übersicht der wichtigsten kriegerischen Unternehmungen, die sich sogar bis zum Jahre 478 5) D. i. »Slaven, die auch als Abari bezeichnet werden«, dann: »Slaven oder Abaren.« 6) Diese »obri« spielen demnach hier eine ähnliche Rolle, wie etwa die Prätorianer der Römer, die Janitscharen der Romanen, die Honved der Magyaren. — Etwas Analoges dürften auch die »Hyksos« im alten Ägypten gewesen sein, die als vazierende Kriegergenossenschaft bei Pe-lusium einfiel, sich dort im befestigten Lager »Abaris« ovar) organisierte und von da ihre Macht ausbreitete. Daß aber dies ein nomadisierendes »Volk«gewesen wäre, wie unsere Geschichte meint, ist vorweg ausgeschlossen. vor Chr, erhalten haben und erst dann in Pauschaldaten übergehen. -— Aus derselben Quelle erfahren wir überdies, daß der Führer jener Truppen schon damals »ban« hieß, worüber sich selbst Kačič wundert. Diese Hoheits- oder Funktionsbezeichnung wird das erstemal im J. 564 erwähnt und erhielt sich für Kroatien, Slavcnien und Dalmatien sogar als Titel des obersten Landesbeamten bis zum Jahre 1921, wurde aber i. J, 1929 in Jugoslavien von neuen eingeführt. Noch genauer bestätigt jenes das aus dem 11.—12. Jahrhunderte stammende Wörterbuch »Mater verborum« (Prag), wonach der Volksname »Slovene« (»Zlouenin, Zlouen«) identisch ist mit: »Avarus, Vandalus« und »Wint.<. Die ganze Verwirrung, die aber auf Grund der altsJ.oveni-schen Chroniken leicht zu beheben war, besteht nur in der sträflichen Manipulation, weil jemand die unscheinbare Partikel »sive« (~ oder) durch »et« (= und) ersetzte, was dann von niemandem mehr berichtigt wurde, weil dies der slavenfeindlichen Geschichtsschreibung besser für ihre Zwecke paßte. So ergaben sich aus einem Volke gleich zwei bis drei, was sich dann noch wiederholte, auf welche Art mindestens ein Dutzend slavischer Völkergruppen unter Verlust ihres Taufscheines zu ethnographischen Neubildungen wurde, bis schließlich bei diesen Schiebungen nahezu keine Slaven mehr auf dem Papiere übrigblieben, obschon man überall auf deren Existenz stößt.7) Hunnen. — Diese gelten bekanntlich als diejenigen, die zu den vermeintlichen Wanderungen der Völker im 4.—7. Jahrhunderte den Anstoß gegeben haben sollen, trotzdem, wir die verschiedensten Quellen kennen, die über die Existenz dieses Volkes, das eigentlich nie den Volkscharakter zur Schau trug, sowohl vor als nach jener Geschichtsepisode und über deren rätselhafte Wohnsitze an vielen von einander weit entlegenen Gebieten sowohl in Europa wie in Asien Aufschluß geben. Dionysios Periegetes erwähnt sie schon zu Beginn des 2. Jahrhundertes als »Ounoi« und der fast zu gleicher Zeit lebende Claudius Ptolemäus verlegt die Sitze der »Chuni« zwischen die Bastarner und Roxolanen, also nicht in die asiatischen 7) Diese Tendenz ist in ununterbrochener Bewegung. — Auf S. 182 der »Zeitschrift f. slav. Philologie« (1929) ist zu lesen, daß der Slavist Brückner behauptet, die geographischen Namen »Ouenedikös kolpos« (— Venedisches Volk) und »Ouenedika höre« (= Venediger Gebirge) in den Karpaten seien eine Erfindung des CI. Ptolemäus. — Ob Ptolemäus ein wissenschaftlicher Gaukler war, der der slavischen Sache zuliebe sla-vische Völker in die Karpaten verlegte, wissen wir nicht; wir wissen jedoch, daß man in früheren Jahrhunderten die hausierenden Slovaken und Drahtbinder in Deutschland als »Vendiger Männchen« bezeichnete. — Irgendein Zusammenhang ist demnach hier noch immer erhalten und jene Ehrabschneiderei doch etwas zu gewagt, wenn auch ungefährlich, da Pto-lemäus schon vor etwa 1800 Jahren starb. Steppen, wo man deren Ausgangspunkt an der chinesischen Grenze sucht, sondern in den Raum: von der Donau-Mündung, den Unterlauf des Dnjepr und den Fluß Kalmus am Azov'schen Meere. — Ae.th.Lcus (um 300 n. Chr.) nennt sie »Chugnos« und setzt deren Wohnsitze aus Autopsie, da er selbst den Norden Europas bereist haben will, nach Norddeutschland zwischen die Alanen und Friesen. — Eine nicht genauer bekannte Quelle identifiziert gegen Ende des 4. Jahrhundertes die Hunnen mit den Mingreliern im Kaukasus, und Cyrillonas, ein syrischer Dichter, verfaßte i. J. 396 einen frommen, noch erhaltenen Bittgesang gegen das göttliche Strafgericht des Hunnenkrieges, da die Hunnen in den J. 395—396 in Syrien eingefallen waren. Desgleichen stimmt es mit dem Verschwinden der Hunnen im 5.—6. Jahrh. in den Volga-Steppen ganz und gar nicht. — Trnak, der jüngste Sohn Attilas, soll sie dahin geführt haben, wo sie unter anderen Nomadenvölkern aufgingen. Wenn dies auch nicht geschichtlich widerlegt wäre, so ist eine solche Verschickung eines Volkes in ein Gebiet mit großem Auslauf auch praktisch ausgeschlossen, denn ein Volk, das auf seinem Beden doch nur ein gewisses Maximum von Individuen zu ernähren vermag, kann doch unmöglich noch ein weiteres, nebstbei sogar feindseliges Volk in Kost übernehmen. Wäre jedoch der Fall eingetreten, daß die Hunnen, nachdem sie kurz zuvor auf den Catalaunischen Feldern angeblich nahezu vernichtet wurden, plötzlich wieder erobernd auftraten. so mußten sie alle Gebiete, die sie passierten, doch zuerst bezwungen haben, und dies war einst bei der allgemeinen Kriegsbereitschaft und den allseitigen technisch mehrweniger hervorragenden Verteidigungsvorsorgen nicht so einfach. Nebstbei fehlt hiezu jede vernünftige Erklärung, weshalb sie sich bei so günstigen Prämissen den nationalen Selbstmord durchaus in den Volga-Steppen zu begehen anstrebten. Waren überdies die Hunnen siegreich, so gingen doch eher die Stammbewohner zugrunde. nicht aber die Hunnen; war es umgekehrt, so kamen sie überhaupt nicht über die Durchzugsländer hinaus und erreichten nie jenes Kanaan, das ihnen gewisse Taschenspieler in der Geschichtschreibung im Erklärungsdilemma vorgaukeln. Nun erzählt aber Paulus Diakonus in seiner Geschichte der Longcbarden, daß die Hunnen noch i. J. 610 einen Einfall nach Venetien unternahmen. Dann weiter, daß sein Urgroßvater, der etwa um das -Jahr 640—650 gelebt haben mag, da Paulus um 730 in Friaul geboren wurde, in Italien von den A.varen gefangen genommen und ins Land der Hunnen, d. h. nach Ungarn oder Kroatien abgeführt worden sei. — Der im J. 735 verstorbene englische Kirchenschriftsteller Beda schreibt (Hist. Eccl. I.), daß die erste Spur von den Slaven im nördlichen Deutsch- ¡and anzutreffen ist; er nennt sie »Hunnen« und läßt sie in der Nachbarschaft der Dänen, Sachsen und Rugier wohnen. Noch Überzeugenderes erfahren wir durch den Geschichtsschreiber Widukind (10. Jahrh,), welcher erzählt, daß König Heinrich 1. (919—936) an die Unterjochung der Sorben schreiten mußte, weil sie ihm als ständige Verbündete der Hunnen gefährlich zu werden begannen. Nachdem er vorher die Unruhen in Deutschland gestillt, schloß er mit den Hunnen einen neunjährigen Waffenstillstand. Es wohnten demnach in jener Zeit in jenem slavischen Gebiete noch immer »Hunnen«, die so mächtig waren, daß deutsche Könige genötigt waren mit ihnen Bündnisse zu schließen. Der kärntnerische Chronist Unrest erzählt hingegen, daß es in Kärnten um das Jahr 820, d. i, nach dem Einfalle der »Hewn« (Hunnen), worunter er heidnische Kroaten oder Bosnier versteht, keinen heimischen Adel mehr gab, daher man einen Bauern zum Herzoge machen mußte. — Abulfaradz (1226 bis 1286) weiß wieder, daß in den Jahren 1141—1142 der Sultan Sandzar gegen die Hunnen am Fluße Gihon (Oxus) zog; er wurde jedoch geschlagen und floh nach Balacum (?). — Im Igor-Liede werden die »hinischen« Pfeile als besonders gefürchtet angeführt, und diese »Hinen« wohnten demnach, da die Dichtung nur in der Zeit von 1186—1194 entstanden sein kann, damals im Polovzer-Gebiete, also an der unteren Volga und am Don, sind demnach auch seinerzeit nicht spurlos »in den Volga-Steppen unter anderen Nomadenvölkern aufgegangen«. Dasselbe gilt für die »Attila's«, denn solche regierten vor und nach dem bekannten Hunnenkönig. — Der Presbyter Duk-Ijanin erzählt in seiner Chronik, daß ein König, namens Attila, von 800—850 in Ungarn regierte und mit den Balkankönigen Polislav und Sebislav Kriege führte. Als Detail wird hiebei angeführt, daß bei diesem Anlasse Skadar (Skutari) eingenommen wurde und daß Vladimir, ein Sohn Sebislav's, dann Attila's Tochter zur Frau erhielt. — Die schwedischen Chroniken erzählen hingegen, daß Attila I. etwa im 8., Attila II. im 6. Jahrhunderte v. Chr. in Schweden regierten.8) Unsere Schulge- 8) Vrgl. Foresti: »Die historischen Weltkarten«, IV. 7 (1720), — An dieser Stelle sei auch die Schnurre, die sogar in einige Schulbücher als eine »geschichtliche Tatsache« Eingang gefunden, wonach die Hunnen so roh waren, daß sie sich ihr Genußfleisch auf dem Sattel mürbe ritten, natürlich aufgeklärt. Im Kaukasus geschieht nämlich solches heute noch immer. Machen bessere Familien irgendwohin, wo die örtlichen Verpflegs-verhültnisse ungünstig sind, einen längeren Ritt, so bereiten sie sich im Reiten eine sehr delikate und nahrhafte Mahlzeit zu. Vor dem Abgehen werden dünngeschnittene Stücke von Schaffleisch in Leinen gewickelt und zwischen die Sattelfilzdecken eingehängt. Während des Reitens erzeugt die animalische Wärme, namentlich in wärmerer Zeit, eine derartig hohe Temperatur, daß das eingehängte Fleisch nach längerem Ritte den Cha- schichte erzählt aber immer nur von einer spontan aufgetauchten und dann wieder spurlos verschwundenen Hunnengruppe und kennt nur einen König dieses Namens. Und noch diesen stellt sie — ausgenommen den Geschichtschreiber Priscus — wie einen Indianerhäuptling hin! Doch wie soll man sich auf solches hin den Umstand erklären, daß ein derartiger Wildling die Burgunderfürstin Kriem-hilde zur Gattin erhält? — Das Hochzeitsfest wird durch 17 Tage in Wien gefeiert und die Burgunder ziehen nach Ungarn in Attila's Residenz, wo große Paläste stehen. — Attila freit um Honoria, die byzantinische Kaisertochter, obschon andere glauben, daß es umgekehrt war, und der Kaiser von Byzanz zahlt Attila einen Jahrestribut. — Um Attila auch eine äußerlich abstoßende Häßlichkeit zu 'verleihen, erklärte man diel Svmbolisierung der drei Heldentugenden: Mut, Stärke und Wachsamkeit, d. i. Löwe, Stier und Gans sogar für ein Konterfei Attila's und konnte die Kombination von drei solchen Tierköpfen allerdings keinen Tituskopf ergeben! Naheliegend ist es auch, daß z, B. Attila doch nicht mit einem ganzen Volke Europa kreuz und quer durchzog, sowie daß das fortgesetzte Auftauchen und Verschwinden der Hunnen nicht anders ausgelegt werden kann, als daß dies slavische Kriegsformationen waren, die man v/eit und breit als »Huni« kannte und fürchtete, zugleich aber auch gründlich haßte, wie etwa die in die südwestlichen Teile Österreichs durch mehr als drei Jahrhunderte einfallenden und plündernden bosnischen Türkenhorden, mit denen man die Kinder ob ihrer Scheußlichkeit gerne schreckte, wenn sie ungehorsam waren.9) Kellen, — Die Geschichtschreibung hat das »Volk« der Kelten allmählich so weit herauskonstruiert, daß sie schließlich im Laufe der Jahrhunderte ganz Europa und das westliche Asien bewohnt haben müßten, nur weiß man sich keine Erklärung, was mit den Völkern andern Namens auf gleichem Platze geschehen sein soll, daher wir hiefür eine Erklärung bringen wollen. Nach der Meinung der Alten erhielt Europa ihre ersten Bewohner aus Asien; den Norden besetzten die Scythen, den rakter eines nach englischer Manier zubereiteten Bratens annimmt. — \Venn nun diese Sitte für die Kulturskala der Hunnen maßgebend sein soll, so waren sie geradezu hochkultivierte Feinschmecker und als Reiterformationen inbezug auf Selbstverpflegung weit praktischer als die modernen Kavallerien, die stets mit Verpflegungskalamitäten zu kämpfen haben. ") Die Etymologie des Namens »Hunne« ist nicht geklärt. Möglich ist es aber, daß die primäre Bezeichnung »juni« war, worunter man junge, kräftige Männer zu verstehen hat. Der Wandel des anlautenden »h« dürfte dem hellenischen Einflüsse zuzuschreiben sein, wo das slavische »Jera, Jeiena, Jeraklej« zu »Hera, Helena, Herakles« wurde. Süden die Kelten. — Den älteren hellenischen Schriftstellern wie: Herodot, Scymnos, Ephioros gilt das ganze westliche Europa als das Land der »Keltoi.« Weil sie ganz Gallien bewohnten, nannten die Römer das heutige Frankreich auch »Celtica«. — Der Mazedonier Polyänos, der ein Werk über die Kriegslisten schrieb und um das Jahr 530 v. Chr. geboren ward, beschreibt darin eine von den Kelten im südlichen Dalmatien ausgeführte Kriegslist. Überdies gelangte man durch den Heereszug des Darius nach Scythien zur Kenntnis, daß dort auch Kelten wohnen. Später sollen neue Scharen aus Asien gekommen sein. Ein Teil besetzte ganz Spanien, die die Geschichte als Celtoiberer kennt; andere siedelten sich in Italien an; die Etrusker seien ein keltisches Volk. Viel früher bewohnten die Kelten auch schon Britannien. — Alexander d:. Gr. stellte bereits test, daß in Illyrien und dem heutigen Ungarn Kelten wohnten. — Die keltische Nation der »Boji« besetzte einst Bayern und Böhmen. Die benachbarten Tektosagen, die auch Kelten waren, fielen später in Griechenland ein, besetzten aber auch Thrazien und Kleinasien. — Kelten waren auch die Pannonier, Noriker und Taurisker. — Kaiser Augustus unterwarf alle Kelten in den Alpenländern, in Pannonien, in Mösien u. s. w., kurzum: die Kelten waren und sah man überall. Dieses ist auch richtig, aber nur verständlich, wenn ma:i weiß, daß die Slaven ihre militärisch-sozialen Kriegerorganisationen — bis auf besondere Ausnahmen — als »celed« (althd. »cheled, heled«) benannten, was zur Folge hatte, daß man alle Völkerschaften, die in »celedi« gruppiert waren, nebst ihren geographischen Namen auch als »Celti« kannte. So kommt es auch, daß durch die »Celti« weder in Europa noch Asien je ein Volk verdrängt oder zur Auswanderung gezwungen wurde, weil die »celedi« nur eine soziale Sondergruppe in jeder Völkerschaft bildeten, daher wir auch ein Keltenvolk oder ein Keltenreich als geographischen Begriff umsonst suchen. Namentlich ist es auffallend, daß wir die Kelten überall an den Küsten der europäischen und kleinasiatischen Meere finden, weil sie vor allem die Küstengebiete zu sichern hatten. Am deutlichsten ist dies in der altcechischen Handschrift von Grünberg zum Ausdrucke gebracht, wo es heißt: »vsak ot svej celedi voje vodi«, d. h.: jeder Älteste führt die Kämpfer seiner Sippe, Wenn aber die Geschichtschreibung für die Zeit der »Völkerwanderung« einen theatralischen Szenenwechsel vornimmt, indem sie die Kelten von der Weltbühne abgehen läßt, um den Slaven platzzumachen, so muß dies dahin richtiggestellt werden, daß hier nur etwas geschah, was den älteren Geschichtschrei- bern ebenso den Schein des Wechsels suggerierte, wie den modernen- nach der Zertrümmerung des weströmischen Reiches stellen die kriegerischen »celed.«-Formationen mehrweniger ihre Tätigkeit ein, da die kleineren Völkerschaften hiemit das fremde Joch abschüttelten und zu. ihrer angestrebten Autonomie gelangten: dafür treten aber nun die lckalgeographischen Namen umsomehr in den Vordergrund, woraus man später schloß, e s seien dies neue, in jenem. Wirrwarr zu gewanderte Völker. Longobarden, — Die meisten Geschichtschreiber meinen, es sei dies ein westgermanisches Volk gewesen, daß einst aus Schweden kam, und zu Beginn der römischen Zeitrechnung an der unteren Elbe saß, nachdem die Namen »Bardengau« wie »Bardowick« von ihnen gegeben seien (•). Später gelangten sie elbeaufwärts bis ins Waagtal, wo ihr Hauptort »Langricio« (jetzt »Trencin«) war. Sie machten sich nun durch die Zertrümmerung des Heruler- und Gepidenreich.es zu Herren von Pannonien. Sie müssen auch in Mazedonien gewohnt haben, weil dort ein Ort »Logovardi« entdeckt wurde. Ihr König Alboin zog zwar im J. 568 gegen Italien und seine Scharen überfluteten bald den nördlichen Teil davon, der nun nach ihnen »Lombardei« benannt wurde. Nichtsdestoweniger sollen Bruchteile ihres Stammes in den Karpaten zurückgeblieben sein; ein Teil davon soll sich in Rugiland (Mähren) erhalten haben, ein anderer befand sich östlicher davon, wohin sich die longobardische Hauptkraft um das Jahr 487 zog. Es ist nun selbstredend, daß es sich bei dieser chaotischen Darstellung nicht um. ein und dieselbe Völkerschaft und noch weniger um eine kombinierte Rundreise eines ganzen Volkes handelt, sondern nur um Kampfabteilungen, die sich unter gleichen Sprachprärr.issen an den verschiedensten Punkten Europas betätigten. Die Etymologie »lombarda«, d. i. »lomvarda« klärt alles auf. Der Slave versteht unter »lom« ■— Grenze, Bruchstelle, und unter »varda« — Wache, Sicherungspunkt. — Es ist nun naheliegend oder selbstverständlich, daß die Slaven überall, wo sie wohnten, mag dies nun in Schweden, an der Elbe, in Ungarn oder Oberitalien gewesen sein, ihre Grenzschutzformationen bei gleichen Vorbedingungen auch gleich benannten, wobei aber diese ganz verschiedenen Ursprungs sein und zu ganz verschiedenen Zeiten da wie dort auf-lauchen konnten. Änderte sich aber irgendwo die geographischpolitische Situation, so entfiel das Bedürfnis für derlei Vorsorgen von selbst und damit auch der militärische Spezialname. Der alte N?me »Longobardi« hat sich demnach in der Völkerwanderungszeit durchaus nicht verloren, wenn die Römer ihrer Spracheigenart nach auch aus »lomvardi« ein »longovardi« analog bildeten, wie die Italiener im J, 1918 aus dem sloveni-schen »Logatec« ein »Longatico«, denn bei alledem hat sich, die primäre altslovenische Form doch im Gebietsnamen »Lombardei« nahezu unverändert bis heute erhalten. Vandalen. — Ähnlich verworrene Verhältnisse bietet auch der vermeintliche Volksname »Vandalen«. Die Geschichte erzählt bekanntlich, es sei dies ein ostgermanisches Volk gewesen, das verschiedenste Kriegszüge unternahm, bis es sich um das Jahr 534 in Afrika spurlos verlor, Ist aber eine solche Geschichtdarstellung haltbar, sofern wir wissen, daß der bl. Ruppert noch i. J. 705 den Vandalen« das Evangelium predigte, denn in dessen Lebensbeschreibung ist zu lesen, daß er nach dem Passieren der Hohen Tauern (von Norden her) die Vandalen christanisieren wollte, worunter nur die heutigen Slovenen gemeint sein können, da sie südwärts jenes Gebirges wohnten. — Erwähnt wurde bereits die Glosse in »Mater verborum«, einem Wörterbuche aus dem 11.—12, Jahrhunderte, wo es heißt, daß »Zlouenin« gleichwertig ist mit »Van,-dalus« und »Wint«. In den »Atnal.es Alamannici« ist beim Jahre 797 zu lesen, daß in diesem Jahre der friaulische Herzog Erik die »Vandalen« besiegte, worunter nur Slovenen gemeint sein können, da diese die nächsten Nachbarn waren. — Die Magyaren bezeichnen noch heute die Slovenen als »Vandalosok«, und qualifizierte man ihrerseits die Sprache der in früheren Jahrhunderten nach Köln a. R. wallfahrenden Slovenen als »vandalisch«. In der »Chronica Slavorum.« (1172) erzählt Helmold, daß an der Grenze Polens ein ausgedehntes slavisches Land Hegt, dessen Bewohner man voralters »Vandalen« nannte, jetzt aber «Winiten« oder > Wir.uler«. — Der im J. 1525 verstorbene Nik, Marschalk schrieb eine Geschichte der Heruler und »Vandalen« und widmete das Werk dem Herzog Heinrich von Mecklenburg, dem »princeps Vandalorum«, — Westphalen. der Marschalk's Annalen im J. 1739 veröffentlichte, schreibt hier statt »Vandalen« bereits »Wenden«, und gelten auch ihm die Vandalen als: Slaven — Wenden. — Welche Geschichte sagt uns nun, daß es im 16. Jahrhunderte in Europa noch immer »Vandalen« gab, und welches sind nun jene »Vandalen«, die man als Paradigma der Zerstörungswut in der heutigen Redensart zu verstehen hat, nachdem sie doch in Afrika spurlos verschwunden sein sollen und elf Jahrhunderte später noch immer leben7! Alle diese Quellen vereinigen sich nun dahin, daß die als Vandalen gekennzeichneten »Völker« ursprünglich nichts weiter als slavische Kviegerorganisationen waren, und konnte eine solche A.bteilung ohneweiters auch in Afrika untergegangen sein, ohne daß sich deshalb später unter gleichen Prämissen nicht neue formiert hätten unter der gleichen Benennung. Im Slowenischen wird »fant« für den erwachsenen, militärtauglichen Burschen angewendet, und bezeichnete Hauptmann An-drejka, der die Kriegsepisoden, der slowenischen Truppenteile im J. 1S78 in Bosnien beschrieb, das bezügliche Werk als: »Sio-wenski F a n t j e«, d. h. »Slowenische Krieger«. -— Im sprach-werwandten Iranischen bedeutet »van, wanta-.. —- Besieger, im Sanskrit »wanti« — Sieg. * * Wir kennen aber auch ethnographische Namen, die eine wesentlich andere Entstehung haben, deren Etymologie jedoch, trotzdem sie dem Slawen, namentlich dem Slovenen klar ist, bisher niemand offen auszusprechen wagte, weil sie sich in unüberbrückbaren Anachronismus zur Völkerwanderung stellen. Wir bringen aber trotzdem hier als klassische Belege für jene Diwergenz die alten Volksnamen »Norici« und »Kalubi.< zur Ausdeutung, um zugleich zu zeigen, daß die Slawen schon im hoch' sten Altertume nicht nur da waren, sondern daß sie im Bergbaue und der metallurgischen Technik geradezu die Encdeckungs-rolle gespielt haben mußten. Norici. — Obschon dieses »keltische« Volk fortgesetzt dahin herworgehoben wird, daß e.s in den Alpenländern einen in-tensiwen Bergbau auf Gold, Silber, Kupfer, Blei und Eisen betrieb, wollte bisher niemand erkannt haben, daß das namengebende Wurzelwort dabei das slawische »nora«, d. i. Grube (im Bergbau), Schacht ist, daß man darnach die erzreichen Gebiete Kärntens, Steiermarks und Salzburgs als »Noreja« und die Bewohner jener Gegenaen als »Norici« bezeichnete, da sie wor wiegend wom Bergbaue lebten, daher auch als F. r z f ö r d e-r e r oder Grubenleute allgemein bekannt waren. Aus diesem Grunde ist auch die Suche nach der Hauptstadt der Noriker, die etwa »Noreja« hieß, bisher erfolglos geblieben, weil man damit lediglich das genannte Bergbaugebiet charakterisiert haben dürfte. Kalubi, — So benannte man im Altertume jene slawischen Bewohner, die sich mit der technischen Verarbeitung des Roheisens und Rohkupfers beschäftigten und namentlich Gußeisen, Gußstahl und Bronze erzeugten. — Die präziseste Übertragung jenes Begriffes ins Deutsche ist:: Metallgießer, Erzformer, wobei das slowenische Wort »kalup« d. i. Gußform, Gußmodell, Gußtiegel namenbildend war. Damit aber niemand damit komme, daß schon die Römer den Begriff »chalvbs« und die Hellenen »haikos« für: Erz, Kup- für, Bronze, Eisen, Stahl kannten, sei gleich hier hervorgehoben, daß beiden der Wurzelbegriff »kal« (— Härtung), »kaliti« (= härten, stählen) gänzlich unbekannt ist, daher in älterer Zeit beide einunddasselbe Wert für die verschiedensten Erzprodukte kunterbunt gebrauchten. Die Begriffsarmut an Fachausdrücken auf einem bestimmten Gebiete ist aber immer ein Maßstab dafür, inwieweit sich die Träger einer Sprache in der Entwicklung der realen Entstehungsbedürfnisse von solchen beteiligt haben.10) Die Wohnsitze dieser »Kalubi«, die alle alten Geographen und Historiker kennen und mehrweniger ausführlich beschreiben, waren in Kleinasien, namentlich in Großarmenien. Alle Zweifel darüber beheben Xenophon und Plinius d. Ä. Ersterer hebt sie als das bestbewaffnete, tapferste und stärkste Volk unter allen denen hervor, deren Gebiet er mit seinen Zehntausend durchzog. Aischylos hingegen sagt im Trauerspiel »Pro-metheos«: »Links aber wohnen die eisenschmiedenden Chalu-oen, vor denen du dich hüten mußt, denn sie sind: unsanft und den Fremden unzugänglich.« Bei Plinius hingegen erfahren wir, daß sie bei Trapezos (Trapezunt) wohnten, wo deren Gebiet von einem gewaltigen Gebirge umschlossen war. Daß aber jene Industrie die Slaven daselbst innehalten, erfahren wir sowohl aus den Schriften der Kaiserin Anna Kom-nena (gest. 1148) sowie aus der »Chronik:- des Syrers Barhe-bräus (gest. 1286), der die Kaluben und Slaven als eine Nation bezeichnet. Die Noriker und Kaluben galten als die Warenlieferanten der alten Welt. Daß es aber auch Kaluben, d. i, Erzformer, bei den Norikern gab, ist wohl selbstverständlich nur war bei den letzteren die schwierige Erzförderung einflußreicher bei der Namengebung wie bei den Kaluben, wo der Tagbau vorwiegend war, daher die Metallgießerei hier als die wichtigere Arbeit angesehen wurde. * * * 10) So haben z. B. die Italiener die Fachausdrücke für die Musik, die Engländer für den Sport, die Deutschen für das Turnen, die Franzosen für die Befestigungskunst, die Slaven für den Bergbau, die Mehlspeisen, die Gottesbegriffe u. s. w. der allgemeinen Kultur gegeben, also für jene Gebiete, in denen sie selbstschöpfend auftraten. — Betreffs der Montanausdrücke sagt z. B. Henze (»Geschichte d. Fränkischen Kreises«, S. 96): »Weil die Slaven die ersten waren, welche sich mit dem Bergbau vorzüglich beschäftigten, sind noch so viele slavische Wörter im Bergbau gebräuchlich, als. Flötz, Kuks, Kies, Kipricht, Schacht, Schwaden, Kobalt, Schicht, Seifen, Stollen, Meiler usw. — Vrgl. auch den Artikel- »Der Bergbau und die Metallbearbeitung der Altslaven« in meinem Werke: »Die slavische Vorzeit«. — Von den Fachausdrücken für allgemein bekannte Mehlspeisen seien hier erwähnt: Bretze, Buchteln, Dalken, Kletzenbrot, Kolatschen, Masanzen, Oblaten, Palatschinken, Pofesen, Poganzen, Po-gatscherln, Strützel u. a. m. — Vrgl. im selben Werke den Artikel: »Di?, sprachliche Herkunft unserer Mehlspeisenbenennungen.* Gegen eine zu Beginn des Mittelalters stattgefundene Einwanderung der Slaven sprechen auch die vielen alten Ortsnamen, gegen welches Beweismittel zwar Miklosich mit dem, Diktate auftrat, wonach »Ortsnamen erst dann als slavisch anzusehen sind, wenn man weiß, daß dort Slaven wohnten«, was doch selbstverständlich ist. Doch wir behaupten, daß das Entgegengesetzte ebenso richtig ist: ein Gebiet war einst von den Slaven bewohnt, wenn dort notorisch slavisch e Namen aus ältererZeit anzutreffen , ind, deren Etymologie durch den Charakter der Örtlichkeit eine Gegenbestätigung erhält«, denn schließlich steht Miklosich auch nur dieser Beweis für seine Behauptung zur Verfügung, nachdem ältere geschriebene Quellen doch die Slaven nicht als solche hervor heben. Es kann doch keinem Zweifel unterliegen, daß überall dort, wo z. B. in heute nichtslavischen Gebieten, wie z. B. Griechenland, Türkei, Albanien, Ungarn, Österreich, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweden, Kleinasien usw. der Begriff »straža« (— Wachpunkt) als Ortsname zahlreich erhalten ist, doch diesen Namen nur die einst dort wohnenden Slaven gegeben haben können, und hat auch die deutsche Form »Strass«, wie: Strassburg, Strassengel, Strassgang u. ä. mit »Strasse« nichts zu schaffen, wie dies aus alten Urkunden hervorgeht. Alle als »Straža« heute benannten Lokalitäten dienten einst als Wachpunkte in der altslavischen Landessicherungs-Organisation und bestätigt dies allerorts auch deren Lage. Desgleichen kann einen notorischen, wenn auch heute erloschenen Vulkan nur ein Slave z. B. als »Vyhorlat« (= Herausbrennendes) benannt haben, wenn er auch in Ostchina liegen würde, nachdem jeder anderen Sprache die Wurzelelemente für die gleiche natürliche Etymologie fehlen. In jüngster Zeit will man sogar mit der Ansicht durchdringen, daß der Flußname »Drava.« (in Jugoslavien), den aber schon die Römer als »Dravus« benannten, von den asiatischen Iraniern den Namen erhalten habe, weil dort »drav« — Fluß bedeutet, Eine solche infantiile Sprachforschung kann doch niemand ernst nehmen, die demnach alle »Drava«-Flüße in Österreich, Deutschland, Frankreich, England als von Iran aus benannt wissen möchte, wohingegen man ohneweiters zugibt, daß die Namen der vielleicht an Hunderte zählenden »Bistrica«-Flüsse und Bäche auf dem gleichen Territorium slavischer Sprachprove-nienz sind- In diesem Falle widerspricht man sich bereits zweifach in bedenklicher Weise, denn einerseits anerkennt man die arische oder indoeuropäische Spracheinheit, daher derselbe Na- me für das gleiche Objekt überall denkbar und erklärlich ist, demnach hier nur eine unbedachte Nörgelei vorliegt, die der pathologischen Slavenfeindlichkeit entstammt. Andererseits wird Miklosich's Dogma, das man kurz vorher für infallibel erklärt hat, gleich hier wieder verworfen, wenn ein Ortsname nur dann von den Iraniern stammen kann, sobald man sicher 'weiß, daß dort einst Ira-nier wohnten, was man aber selbstredend nicht weiß und auch nie ergründen wird, sofern man der Rückkonstruktion objektiver Zusammenhänge keinen Glauben schenken will. Die Situation ist hier demnach klar: man will einen uralten Beweis für die Sla.vizität des heutigen Wohngebietes der Slovenen aus Stammesgehässigkeit entwerten, wird aber dabei sofort durch die Inkonsequenz in der Beweisführung bloßgestellt. Bei alledem unterläßt oder »übersieht« man es korrekterweise zu bekennen, daß im Altsiovenischen (wie Cechischen) »drati« auch reißen bedeutet, demnach das Slavische zur Hervorhebung der Eigenschaft eines rasch fließenden Gev/ässers das bezügliche Wurzelwort genau so besitzt, wie das verwandte Iranische. Freilich gibt es in dieser Richtung auch viel Unerklärliches, so lange man mit Vorurteilen arbeitet und nicht alle natürlichen Begleiterscheinungen großzügig und rationalistisch erfaßt. Es ist z. B. nahezu zweifellos, daß der Na.me des fünften Kontinentes, der angeblich erst im 16. Jahrhunderte entdeckt wurde, deshalb »Australien« heißt, weil er ein großes Inselgebiet umfaßt, das im. Slovenischen als »ostrovlje« (»ostrov« = Insel) bezeichnet wird, lind ins Hellenische auch richtig als »Polynesien«, d. i. V i e i i n s e 11 a n d übertragen wurde. Man muß nun hiefür eine glaubwürdige Erklärung suchen, denn seit der römischen Zeitrechnung hatten die Slaven auf diese zutreffende Namengebung keinen Einfluß mehr, und CI. Ptolemäus kennt diesen Nr men auch noch nicht, denn die Gebiete östlich und südlich von China gelten ihm. als das »unbekannte Land.« Es ist demnach naheliegend., daß jener Name schon weit früher gegeben wurde und im praktischen Gebrauche war, aber nur von den slavischen Phöniziern stammen kann, die auf ihren Handelsfahrten jenes Inselgebiet kennen lernten. Eine andere nüchterne Erklärung gibt es einstweilen nicht.11) 11) T)ber die Etymologie der im Altertum bekannten Erdteile grübelte schon Herodot nach, kam aber zu keinem überzeugenden Resultate. —■ Tatsächlich kennen wir heute die Bedeutung der Namen »Afrika« und »Europa« noch immer nicht. Klar ist nur der Name >.Asia«, d. i. Grenzgebiet, denn der .Russe benennt als der Hauptangraneende den Fremden als »asej, asejka« und kommt der Name »azov, azej, asja« im Gebiete des Azov'schen und Schvrarzen Meeres fortgesetzt als sprachliche Bezeichnung für irgendein Grenzgebiet vor. - Ähnlich steht es mit China, das die Slaven entweder als »Čina«, d, i. das Land, das seine Einwohner in Kasten oder R angsklassen, also »eins« eingeteilt hat, benennen, oder aber als »Kitaj«, d. i. das Z o p f 1 a n d (»kita <-~Zopf), was gleichfalls stimmt, nur kann man sich einstweilen nicht erklären, woher die Slaven diese so prägnant orientierenden Kulturkenntnisse hatten; wieso es kommt, daß CI. Ptolemäus auch schon den Namen »Sinae«, alsio »Čine« kennt, sowie daß die ganze übrige Kulturwelt diese beiden Namen angenommen hat, obschon keine der nicbtslavischen Sprachen für die genannten auffälligen Charakteristiken welche Wurzelbegriffe dieser Bedeutung besitzt. Man kann sich diesen exotischen Spracheinfluß nicht anders erklären, als daß die Begriffe »čin« und »kita« schon zum ursprachlichen Sprachschätze gehörten, der sich aber zugleich mit dem slovenischen deckt, — Darauf machte auch schon Joh. Popovizh (»Untersuchungen vom Meere.« — Frankfurt, 1750) im allgemeinen aufmerksam, der nicht nur die »Win-dische Sprache als eine Schatzkammer der ältesten Worte« (S, XXX) hervorhebt, sondern zugleich den Geographen rät. bei geographischen Fragen der »Slavonischen Sprache« ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen.« (S. XVI.) Behufs tieferer Begründung unseres Leitsatzes bringen wir nachstehend noch drei weitere Beispiele aus verschiedenen Gegenden wie Zeiten zur Besprechung u. zw. die topischen Namen: Kalvarija, Hrušica und S t e n a s. »Kalvarija,« — Zahlreiche Höhen mit guter Fernsicht und natürlichen Vorbedingungen für eine technisch verstärkte Verteidigung erhielten vielfach die Bezeichnung »Kalvarija«. — Der Name ist ausgesprochen slavisch, denn er ist zusammengesetzt aus >kal<- (= Schanze, Befestigung- »kaliti« = stählen, härten) und »var« (= Schutzpunkt). Da aber dort auch Verteidiger oder Schutzsuchende den Tod fänden und daselbst begraben wurden, erhielten solche Punkte später einen sakralen Charakter, da die Verwandten und Nachkommen an bestimmten Gedächtnistagen dahin pilgerten, doch wurde in der Folge dieser Name vo’lkommen vom Christentume absorbiert, als man bei jeder als »Kalvarija« benannten Höhe ausschließlich an den Tod -Christi dachte, der doch auch auf einem so benannten Punkte den Märtyrertod fand. Der älteste bekannte Beleg für einen solchen topischen Namen ist der Berg »Kalvarija« in Palästina, doch ist man vorerst nicht im klaren, wie ein solcher in seiner Zusammensetzung rein slavische Name dahin gelangte, sofern man nicht zugeben will, daß dort in einer sehr fernen Zeit auch Slaven wohnten, obschon wir bei der Beschreibung des Biblischen Bergnamens »Tabor« bereits auf ein Analogon hinwiesen.u>) 12 12) Dieser Etymologie gehört wohl auch der Wiener »Kahlenberg« an, »Hrušica-« — Auf dem höchsten Punkte der Alpenstraße von Ajdovščina nach Logatec in Krain — heute italienisches Gebiet — befand sich in der Paßgegend (84C m) schon zu Römerzeiten ein verschanztes Kastell, dessen Mauerreste noch heute vorhanden sind und als »Hrušica« benannt werden. Nun geht, aber aus dem Namen jener Lokalität klar hervor, daß diese Fortifikation, sowie die zuführende Straße unmöglich von den Römern erbaut worden sein können, weil dies den sprachlichen Wandlungen des Namens logisch widerspricht, Mik.losich gab zwar die naive Erklärung ab, der Name habe »hruška« (= Birne, lat. pirus) zur Grundlage, doch fanden diese Deutung selbst Laien für unhaltbar nicht allein deshalb, weil die Römer schon vor mindestens fünfzehn Jahrhunderten den gleichen etymologischen Fehler machten, als sie »hrušica« einfach in »ad piros« (bei den Birnen) übertrugen, sondern weil lenes Gebiet noch heute ein wilder dichter Hochwald bedeckt, in dem nicht einmal eine Holzbirne zu finden ist, diese Na.mens-ausdeutur-g demnach ganz unnatürlich und in der diminutiven J'orm (»hrušica« = Birnlein) noch unwahrscheinlicher ist. Die sprachlich richtige Schreibweise wäre aber »Gruščica«, d. i. Bruchsteinobjekt, denn »grušč« bedeutet im Slo-venischen Gebirgsschutt oder Bruchsteine, doch hat sich die Sprache der dortigen Umwohner sowie die Volksetymologie mit der Zeit an den gebrauchsgeläufigeren Begriff »hrušica« gewöhnt, namentlich seit das Bauwerk schon verfallen war und damit seine Namensberechtigung einbüßte. Gerade diese Abnormität ist aber von besonderer Wichtigkeit für die ethnologische Forschung, denn die dort wohnenden Slovenen müssen schon zu Römerzeiten den Namen undeutlich ausgesprochen haben, weil die ersteren sonst nicht zu jener unnatürlichen Auslegung und. falschen Übersetzung irregeführt worden wären, wie später auch Miklosich. —- Nachdem aber diese römische Namensfc-rm schon um das Jahr 333 n. Chr. im Itinera-rium Hierosolimitanum vorkommt, sind sonach die Slovenen schon damals, ja, vielmehr schon lange vorher dort gesessen, denn wären diese später gekommen, so hätten sie die Bauart des Kastells kaum mehr erkannt, oder beachtet, demnach die ganze Fortifikationsanlage bereits einer dem Auftauchen der Römer weit verausgabenden Zeit zugeschrieben werden muß. Nun entspricht aber die Bauart jener Befestigung tatsächlich der Originalbenennung »gruščica« wie der geologischen Eigenart der Paßgegend. Die Mauern haben nämlich den Charakter von Gußmauerwerk; die beiden Außenmauern sind aus behauenen Bruchsteinen hergestellt; der 2 m breite Zwi-‘ der einst als befestigter Punkt zur sichereren Beobachtung der feindlichen Vorgänge in der Donauebene diente und mit dem deutschen »kahl« keinen sprachlichen Zusammenhang haben mag. schenraum ist aber mit hineingeworfenen Bruchsteinen, Steinmetzabfällen und reichlichem Kalk ausgefüllt, so daß sich beim Hinabkollern die eckigen Steine widerholt verspreizten, daher Hohlräume zurückließen, in denen sich indessen auch schon Stalagmiten bildeten.13) Die weiteren Details dieser Paßsperre, wo sich auf der Höhe noch heute ein Aussichtsturm aus alter Zeit befindet, weisen aber alle die gleiche Bauart auf. Ein Sicherungsobjekt, das so gebaut war, galt demnach als besondere Spezialität im Fortifikalionsbaue des Karstgebietes, wo die Natur geradezu überreichlich für Bruchsteine sorgt, und orientierte schon durch den Namen »gruščica« selbst den Ein-neimischen hinsichtlich seines Widerstandswertes bei der Verteidigung. o ö Stenas. — Bei Demirkapija (= Eisernes Tor) in Mazedonien durchbrach der Vardar (Axius) die steilen Felswände, die sich ihm entgegenstellten, um den Weg zum Meere zu finden. Der Geograph von Ravenna (7. Jahrh.) und die Peutinger'sche Tafel (3. Jahrh.) erwähnen nun, daß im Altertum hier der Ort »Stenas« stand. Sonderbarerweise ist aber bei der ältesten erhaltenen Handschrift Strabos (geb. um 63 v. Chr.), der einen großen Teil der damals bekannten Welt bereiste und seine Erfahrungen dann im Werke »Geographica« niederschrieb, gerade dort, wo »Stenas« stehen soll, heute eine Lücke. Dieser »Zufall« darf uns aber weiter nicht beunruhigen, denn alle Forscher haben bisher die Vermutung ausgesprochen, daß dort »Stenas« stand. A„ber die Umwohner nennen noch heute die nahezu senkrechten Felswände daselbst »stjena« oder »stijena«, und dieses ist ein ausgesprochen sla.viscb.es Wort für: Wand, gleichgültig, ob diese nun ein natürlicher Fels, eine Mauer oder ein eisernes Tor bildet. (S. auch Abbildung). Da aber ein solcher zweifellos slawische Begriff die Völkerwanderungshypothese erschüttert hätte, baute jemand vor und radierte diesen »störenden« Be- I3) Im ..Časopis za zgodovino in narodopisje« {— Zeitschrift für Geschichte und Volkskunde) in Maribor, dessen Führung sich seit allem Anfänge tauch in der Völkeirwanderungspsychose befindet, behauptet M:. Ljubša in einem Aufsatze (1929, S. 10). daß die >eingewanderten« Slovenec noch »keine Bauten aus Stein und Ziegeln kannten.« — Dies ist eine Behauptung, die der Verfasser aus der Luft gegriffen hat, denn haben die Slovenen die »Hrušica«-For'.ifikationen erbaut, so verstanden sie schon etliche Jahrhunderte vor ihrer angedichteten Einwanderung auch die Steinbearbeitung. Daß sie aber1 auch die »Kunst« des Ziegelschlagens schon vom Turmbau zu Babel her verstehen konnten, das wissen wir aus der Genesis, wo es heißt (1, 11): »Lasset uns Ziegel streichen und hart brennen!« Nebstbei konnten sie dies in den norischen, pannonischen und illyrischen Legionen Urnen, wc| siei dienten, die sich alle zugleich mit der Ziegelerzeugung befaßten. — Vor etwa zwei Menschenaltern erzeugte sich noch jeder Bauer in Untersleiarmark, der abbrannte oder sich zu einem Neubaue entschloß, selbst die erforderlichen Ziegel, wenn auf seinem Besitze Lehmloger waren. Mitunter war eine Lehmgrube sogar Gemeingut. weis in der ältesten Handschrift aus, vergaß aber zugleich ihn auch in der römischen Marschroutenkarte zu löschen. Zur Zeit der Besetzung Serbiens und Mazedoniens durch die deutschen Truppen haben die Deutschen mit bewunderungswürdigem. Fifer auch Forschungen auf dem Gebiete der Geographie und Geschichte Altmazedoniens unternommen. Dr, Haid veröffentlichte unter anderem das Werk: "Auf den Trümmern Stobi's« (Stuttgart, 1917), in dem er auch die verschiedenen Ausgrabungsobjekte von Stenas erwähnt, wo alte Paßsperr-Befestigungen noch bis zur Mitte des 4. Jahrhundertes bestan- Das Vardar-Defile bei Demirkapija vonFheute.*) den haben müssen, die Päonien (Serbien) von Mazedonien trennten oder dcch den Übertritt im Tale schwer zugänglich machten, doch deutet er mit keinem Worte an, daß »Stenas .< slavisch ist, weil ihm wohl auch die Etymologie unbekannt blieb. Wir haben hier nur etliche alte topische Namen weit von einander entlegener Gebiete vorgeführt und sie etymologisch reeller und überzeugender geklärt, als dies bisher landläufig war. Hiebei haben wir aber zugleich die Feststellung gemacht, daß in den Ortsnamen der alten Welt augenscheinlich noch Zehntausende von slavischen oder ursprachlichen Wort- und *} Der schwarze Punkt an der rechten Seite unten zeigt den Eingang zum Straßentunnel, den die deutschen Truppen i. J. 1916 geschlagen haben, um das Straßendefile, das unter der türkischen Herrschaft tatsächlich mit einem eisernen Tore gesperrt war, praktikabler zu machen. Begriffselementen thesauiiert erliegen, die noch alle einer objektiven sprachgeschicbtlichen Hebung und Perlustrierung harren. * * * Ein beliebter Trick bei den Versuchen, die slavischen Altersbeweise verschwinden zu lassen, ist auch der: man konstruiert eine bewußt falsche Hypothese, um auf diese sodann die erwünschten destrukti-venFolgerungen aufzubauen, die hierauf unter dem Deckmantel der »Wissenschaft«, oder richtiger, was man heute für »Wissenschaft« hält, über die wahre Vergangenheit der Sla-ven hinwegtäuschen, die Wahrheit verschleiern oder wenigstens eine Verwirrung bei jenen herbeiführen sollen, die nicht gewohnt sind, ihre Gedankenarbeit mit dem eigenen Hirne zu besorgen. W'ie man derlei sodann in die Tat umsetzt, zeigt z. B, die Broschüre: »Die Römerschanzen und der Römerkeller bei Co-stelbran« (Görlitz, 1837) von Liebusch in geradezu »überzeugender« Form. Der Verfasser gibt ohneweiters zu, daß dort die Ortsnamen: »Branibor, Cernigozda, Cipkau, Szuga, Stroza, Stro-zica« u, a. als slavisch festgestellt sind, doch können sie schon deshalb, weil sie ein hohes Alter aufweisen, nicht von Slaven stammen, denn letztere konnten hier unmöglich einen Einfluß üben, nachdem sie erst viel später eingewandert sind. Jene Ortsbezeichnungen sind daher nur zum Scheine slavisch; tatsächlich sind sie altgermanisch. — Mit solchen Trugschlüssen, wobei aber unbewußt »altgermanich« mit »slavisch« offen identifiziert wird, arbeitet man daher fortgesetzt, weil es an einer sachlichen Aufklärung fehlt. Wie man überdies die Beweise für das autochthone Altertum der Slaven zu verwischen trachtet, zeigt besonders drastisch der Name Ullvri«. Bei der bekannten Idiosynkrasie vieler Historiker gegen die Slaven darf es niemand wundern, wenn sie sich mit der ethnographisch-sprachlichen Fixierung dieses Namens keinen Rat wissen bzw. prinzipiell dem Geständnis aus-weichen, daß wir unter »Illyri« eine große slavische Völkergruppe zu verstehen haben, die geschichtlich bereits 1300 Jahre vor Chr. beglaubigt ist. Nach den alten Quellen waren die Illyrer die Urbewohner der ganzen Balkanhalbinsel, die man deshalb auch als die »illyrische« bezeichnete; ja, dieselben alten Quellen wissen sogar, daß die Illyrer einst auch Sizilien, Italien und das ganze Küstengebiet der Adria von der Po-Mündung bis Hellas bewohnten. Es ist daher naheliegend, daß man schon seit langem bestrebt ist die Slavizität der Illyrer zu verdunkeln oder zu ne- gieren. Alle Beweise, die hiefür sprechen, trachtet man daher auf die verschiedenste Art unwirksam zu machen. Eine Methode besteht z. B darin, römische Inschriften mit slavischen Begriffen als Fälschungen zu erklären, Da will man z, B. in der Person des serbischen Kulturhistorikers M, Milojevic auch eine Art serbischen »Hanka’s« entdeckt haben. Dieser erzählt in seinem Werke: »Putopis prave Stare Srbije« Folgendes14): Beim Dorfe Studenice (etwa 12 km. nördlich der Stadt Peč) befinden sich imponierende Ruinen des einstigen herrlichen Klosters mit einemi ausgedehnten verfallenen Friedhofe, auf dem uralte Grabsteine mit serbischen Inschriften zu finden sind. Doch sind darunter auch solche mit lateinischen Inschriften, von denen er drei genau kopierte. Auf diesen fallen die slavischen Vornamen »Velssa, Dragita (Dragica), Blassiza (Blažiča), Milizza, Bossina« und »Ulpius Volkassinus (Volkašin)« auf und wurde deren Text später in das Werk »Corpus inscrip-tionum latinarum« (Berlin, 1863) aufgenommen. Später ging dies jemand gegen den Strich, der jene Grabsteine als unterschoben verdächtigte. Prof, Niederle (Prag) ging in dieser Richtung schon wesentlich weiter, denn er stellt in seinem Werke: -Slovanske starožitnosti« (II, 1, S, 244) jene Grabsteine ohne weitere Begründung als zweifellose (!) Fälschungen hin und vermutet im erwähnten Milojevic den Unterschieber. — Wie sich jedoch der nüchtern Denkende die reale Durchführung einer solchen Fälschungsprozedur in allen ihren Phasen — natürlich alles ungesehen, ohne Mitwisser oder fremde Mithilfe — vorstellt, um sie später als »zufälligen« Fund zu entdecken, dazu gehört eine ganz besondere Phantasie. In der Wirklichkeit steht aber die Sache wesentlich anders. Die natürliche Erklärung jener slavischen Vornamen würden die Negation der Serben im Altertume in diesem Gebiete erschüttern — obschon die Anbringung von lateinischen Inschriften mit slavischen Vornamen in nachrömischer Zeit an sich nicht ausgeschlossen werden darf — derlei Kronzeugen müssen daher beseitigt werden; der kürzeste Weg hiezu ist: man erklärt sie für modene Fälschungen. Hiemit ist die alte Lüge, jenes »Ulyricum« sei im 7. Jahrhunderte durch einwandernde slavische Völker, namentlich Serben und Kroaten, besetzt und slavisiert worden, wieder für einige Zeit lebensfähig gemacht. Bei der zweiten Methode geht man noch gründlicher vor, um die Slavizität der alten Illyrer haltbarer zu übertünchen. Man sagt kurzweg: sie sind bis auf einen kleinen Rest, d. i. die Albanesen, spurlos verschwunden oder ausgestorben. 14) D. i.: »Reisebeschreibung durch das wahre Altserbien.« (1871 bis 1877). — In dieser Richtung betätigte sich hervorragend Theodor Ippen, der öst. ung. Generalkonsul in Skutari, um die letzten Spuren der Slaven-Illyrer zu verwischen. Er ließ ganz unauffällig die slavischen Ortsnamen Albaniens aus den Militärkarten verschwinden und durch verquetschte albanische ersetzen, was ihm bis zu einer gewissen Grenze leicht gelang, weil das Kartenmaterial für Albanien das öst. Militärgeographische Institut besorgte. Doch weisen die schon zweimal »berichtigten« Generalkarten von Durazzo und Elbassan, die im reinalbanischen Gebiete liegen, noch immer zahlreiche Ortsnamen auf, über deren sla-vische Sprachzugehörigkeit gar kein Zweifel obwalten kann, wie z. B.: Banja, Bistrovica, Boka, Borova, Bregu, Brešljani, Černika mali, Červeni, Dušnik, Gabrova, Gorica, Goričanu, Gorjan, Gorza, Gradišta, Graždani, Kamnica, Kosovo, Kula, Livadi, Lozani, Morava, Starovo, Straž, Velebište, Vodica, Vojan, Vojvodam, Zelenik, Zabjak, Zarnec und Hunderte ähnlicher. Wer hat nun in diesen nach der bisherigen Meinung niemals slavischen Gebieten durchwegs slavische Ortsnamen gegeben, wenn die ausgestorbenen Illyrer keine Slaven waren, deren kleiner Fest aber die heutigen Albaner sein sollen, die doch auch niemand als Slaven ansieht? Hier stimmt demnach etwas nicht: entweder die Prämisse oder die Folgerung. — Auf solche Sophismen oder Taschenspielerkünste ist der größte Teil der alten Ethnographie aufgebaut, wofür dieses Werk reichliche Belege bringt. Will man aber die Existenz der alten Illyrer vollends verwischen und alle slavischen Ortsnamenreste albanisch machen, so wird man die Militärkarten noch etlichemale »berichtigen« müssen.”') Mit seinen eigenen Waffen schlägt sich auch Prof. Robert Müller, der in der »Wiener Mittags-Zeitung« (26. Sept. 1913) schrieb: »Es hat lange gebraucht, bis man zu der Erkenntnis eines illyrischen Urvolkes durchdrang, Heute liegt die Vermutung nahe, dass die Illyrer bei der Blutbildung aller historisch wichti- 15 15j Wie wenig »albanisch« das einstige Albanien war, ersieht man am besten aus den »albanischen« Urkunden des Mittelalters. Aus verschiedenen Qullen ist bekannt, daß die Kanzler der albanischen Fürsten nur serbisch schrieben, und verfaßte der bedeutendste Albanerfürst Skenderbeg (1443—1468) seine diplomatischen Urkunden in serbischer Sprache und leitete sie als »Mohammedaner« mit drei Kreuzen ein (!).— Im J. 1434 bitten die Ragusaner eien Kaiser Sigismund (1411—1437), er möge dem albanischen Fürsten Andreas Topia ausschließlich slavisch schreiben, weil sich seine Kanzlei, die nur slavisch geführt wird, bei lateinischen diplomatischen Stücken erst an eine »lateinische Kanzlei« an der Küste wenden müsse, wodurch aber alle Geheimnisse verraten werden. — Von einem spezifischen Albanertum im heutigen Sinne ist demnach in älterer Zeit keine Spur zu finden: gen Rassen zur Synthese der kulturtragenden Typen beigetragen haben. Es gibt und gab eine Menge merkwürdiger Völker in Europa, die einesteils numerisch sehr unansehnlich, kulturell andererseits hervorragend keimtragend gewesen sind, über deren letzte ethnographische Zugehörigkeit aber die Gelehrten sich nicht einigen können. Der intuitive Gedankensprung einer Zusammenfassung auf die illyrische Grundeinheit liegt nahe und wird vorläufig von keiner Tatsache weder bestätigt noch geleugnet. In dem Hinterlande nordöstlich der Adria lebt noch heute der Stamm der Rhäten und Furlaner. Von diesen ist es sicher, dass sie physiologisch ein keltisch-illyrisches Grenz- und Übergangsvolk sind und waren u. ä. m.« Nicht unbekannt ist es auch, daß Napoleon im J. 1809 ein Königreich >Tllyrien« nach historischem Muster aus einigen siid-slavischen Provinzen bildete, das noch bis zum .Jahre 1849 bestand. Es gab auch eine illyrische Sprache und Literatur, die im 18. Jahrhunderte traditionell über Ragusa (Dubrovnik) aufblühte und etwa bis zum J. 1850 vielseitig gepflegt wurde; und trotzdem wollen gewisse Kreise von der S 1 a-vizität der alten Illyrer keine Notiz nehmen! Eine Klärung der alten ethnographischen und sprachge-schichtlichen Verhältnisse auf der »illyrischen« Halbinsel ist daher aussichtslos, so lange die Tendenz vorherrscht, alle Beweise zu trüben, zu fälschen oder zu vernichten, die die »Illyrer« als Slaven offen erkennen lassen. * * * Schließlich muß auch an einem konkreten Beispiele der großen Öffentlichkeit gezeigt werden, wie man eine solche verwerfliche Tendenz in Tat umsetzt, d. h. auf welche skruppellose Weise man da vergebt, um das geschichtliche Dasein der Altslaven zu kürzen und deren Verdienste für die Weltkultur anderen Völkern aufzupfropfen. Im J. 1928 veröffentlichte Dr. August Jaksch den I. Band seines Werkes: »Geschichte Kärntens« (Klagenfurt), umfassend die »Urzeit bis 1246.« — Beginnt man eine Geschichte mit der Urzeit, so ist es selbstverständlich, daß man hiezu alle vorhandenen Quellen heranzieht, um eben chronographisch bis zur äußersten Urquelle zu gelangen, wie wir dies auch in unserem Werke befolgt haben. Dem ist aber hier durchaus nicht so, denn alle jene Chroniken, die von den Slaven als den ältesten Bewohnern Kärntens sprechen, und die eingangs fast grundsätzlich betonen, daß sie ihre Angaben wieder älteren Aufzeichnungen entnommen haben, sind hier gänzlich totgeschwiegen. Im bei- gegebenen »LiteraturVerzeichnisse« sind z. B. die ausgesprochen kärntnischen Chronisten Unrest und Megiser gar nicht erwähnt, womit Jaksch indirekte offen bekennt, daß er sie gar nicht benützt hat, was zweifellos deshalb geschah, um die Sla-ven nicht als älteste Bewohner Kärntens anführen oder dies wenigstens als »Kuriosität« der kärntnischen ChrGnikenschrei-ber nicht berühren zu müssen. Bei Jaksch tauchen die Slovenen (Wenden) erst i. J. 568 auf und noch da werden sie von den Avaren gegen Kärnten »vorgeschoben« (S, 49), Wo er aber von Slaven sprechen müßte, dort setzt er die »Kelten« ein, ohne beizufügen, daß diese mit den Slaven identisch sind; hingegen scheinen die »Wenden« unter dem Sammelnamen »Italiker« untergebracht zu sein. Das »Historische Labyrinth der Zeit« von H, Anshelm (Leipzig, 1701), in dem sieben alte Quellen für die Urgeschichte Kärntens als mitbenützt angeführt werden, von denen aber Jaksch auch keine einzige herangezogen hat, weiß jedoch, daß die Urbewohner Kärntens, das ursprünglich »Noricum« hieß, »scythische Wenden« waren, die in einer unkontrollier-baren Zeit dieses Gebiet innehatten oder eroberten — Jene Quelle weiß weiter noch, daß jene Wenden zu Beginn der christlichen Zeitrechnung aus dem Lande vertrieben worden seien, und daß Kärnten seither von Landpflegern, »baruch« genannt, regiert wurde —- Megiser (»Annales Carinthiae. — Leipzig, 1612) erweitert dies noch dahin, daß er dreißig solcher »ba-ruch's« mit Namen anführt und deren Tätigkeit chronologisch behandelt. Die Slavizität jener Urbewohner geht aus dem allen schon automatisch hervor, da man dabei von »Scythen« und »Wenden« spricht. Obendrauf werden noch die reinslavischen Begriffe »nora« (s. »Norici«) und »baruh« (spr. »varuh«) angeführt, ohne sie als solche zu erkennen, denn letzterer ist lediglich der slavische Fnnktionstitel für: Schutzherr, Landpfle- ger, Vormund. — Die hier unbewußt erhaltenen und glücklicherweise als slavisch bis nun unerkannten Begriffe »nora« und »varuh« verbleiben daher für alle Zeiten für eine slavische Urbevölkerung oder doch eine ältere Vorbevölkerung Kärntens als Kronzeugen in Permanenz, mag man auch alle sonstigen ergänzenden Beweise mit der Zeit übertünchen, totschweigen oder gar vernichten. Diese unmoralische Methode der »Geschichtsschreibung«, d. i. »Geschichtsfälschung« scheint aber weder Jaksch's Erfindung noch Spezialität zu sein, sondern dieses ist nur ein Schulbeispiel, wie man es seit jeher bis heute praktiziert, um die Slaven aus der geschichtswissenschaftlichen Verbuchung zu verlieren. Nur durch solche Tricks war es möglich, der wider- sinnigsten Logik Anhänger zuzuführen, d. h. in der Wirklichkeit überall Slaven zu sehen oder doch Slavenspuren zu finden, auf dem Papiere aber — keine. — Die historische Forschung muß da wieder zur Gewissenhaftigkeit rückkehren und mit Quellenschwindeleien aufhören, denn sonst werden mit der Zeit unbemerkt Geschichte und Lüge zu synonymen Begriffen* * * * Ganz unverständlich ist es aber, daß sich nach dem Weltkriege in keinem der sich bildenden slavischen Nationalstaaten nur ein einziger Geschichtsschreiber fand, der nun diese systematisch aufgedrängte Mentalität verworfen hätte, umsomehr als er deshalb doch kein Feldgericht oder andersartige Verfolgungen zu befürchten hatte, und ist dies ganz besonders in Ju-goslavien verwunderlich, wo das Licht auf dein Leuchtturm des Autochthonismus doch niemals verlosch.16) Überall haben die Regierungen in dem: einen Punkte versagt ihre politischen Errungenschaften dadurch zu vertiefen oder methodisch auszubauen daß sie nun begonnen hätten ihre Völker zum Selbstbewußtsein und zum berechtigten Nationalstolze auf wahrer geschichtlicher Grundlage zu erziehen. Hoffentlich haben wir aber mit dieser vom Urausgange datierenden historischen Durchleuchtung erneut den Anstoß gegeben, daß die handgreifliche Geschichtslüge von der stattgefundenen Einwanderung der Slaven ehestens aus unseren Köpfen, vor allem aber aus unseren Schulbüchern verschwinden muß, damit wir wenigstens unseren Nachkommen ein klareres volksgeschichtliches Lebensbild vererben, wenn wir selbst leider so verblendete Erzieher hatten. 16) Der Verfasser gab wohl in diesem Sinne zum Jahresschlüsse 1918 das umfassende Werk: »Die slavische Vorzeit« heraus, doch hatte damals Alles genug andere Sorgen, als den historischen Idealen nachzugehen. Irrwege der Schul-Slavistik. In den hier gebotenen Darlegungen wurde eine Unzahl von altslavischen Existenz- und Kulturbelegen vorgeführt und zugleich kritisch beleuchtet, wobei aber von deren Erschöpfung noch keine Rede sein kann. Doch gerade diese überwältigenden Dokumente, die nach Art der Tanks alles zermalmen müssen, was sich der geschichtlichen Wahrheit weiter in den Weg stellen sollte, werden in jedem denkenden Leser die unausweichliche Frage auslösen, wieso es möglich oder denkbar ist, daß in der Darstellung der Geschichte der Slaven so viele, so allgemein wichtige und bei alledem so selbstverständliche Tatsachen eine derartige Vernachlässigung, Verdunkelung, Verdrehung, Ignorierung oder gar Lächerlichma-rhung erfahren konnten, nachdem die große Kulturwelt doch über Hunderte von Hochschulen und Akademien ver-uigt, denen beruflich die Fflege wie Hochhaltung der Wahrheit in der Wissenschaft und der Schutz der geistigen Kulturgüter die oberste Sorge sein müßte. Doch sitzt gerade hier der Wurm, im Stamme — Die wirklichen Verhältnisse im geisteswissenschaftlichen Hochschulbetriebe haben wir zwar schon in der »Einführung« im allgemeinen perlustriert, doch ist es notwendig sich in dieser Richtung noch konkreter auszusprechen. Sind es doch nahezu ausschließlich diese, die sich der Klärung der wirklichen Vergangenheit des natürlichen Werdeganges unserer gemeinsamen Kultur am Hartnäckigster, widersetzen und die sich am aufgeregtesten zeigen, sobald man einmal die Slaven in diesem Zusammenhänge nur erwähnt. Und wenn dies selbstredend nur Vereinzelte sind, die sich in dieser Richtung aktiv exponieren, so steckt das Bedenkliche doch darin, daß dabei alle jene, die aus Gründen des Ernstes in wissenschaftlichen Bereichen dagegen energisch auf-treten müßten, aus mißverstandener Kollegialität völlig passiv bleiben, ohne zu bedenken, daß ein solches Verhalten einerseits das ohnehin schon bedenklich gesunkene Ansehen der Hcch- schulen noch liefer herabdrückt, andererseits aber dies geradezu unkollegial ist, wenn man seinen Berufsgenossen im prinzipiellen Irrtume verharren läßt und ihn nicht einmal aufmerksam macht, daß er nur »wissenschaftlichem Makulatur schafft. Daran unmittelbar anschließend ergibt sich eine zweite noch dringlicherer Klärung heischende Frage: wie kommt es, daß es.bisher noch kein Volk gab, das selbst sein Licht unter den Scheffel stellt, seine wahre Vergangenheit totschweigt und seine kulturelle Mittätigkeit im großen Völkerleben selbst lächerlich, macht, wie ausschließlich die Slaven? — Doch auch diese Frage ist leicht zu beantworten, wenn sie für die Slaven selbst auch eine schwere Anklage bedeutet. Es wurde bisher viel zu wenig hervorgehoben, daß alle Gegner der Slaven systematisch dahin arbeiten, deren natürliches Selbstbewußtsein zu ertöten und den geschichtlichen Nationalstolz nicht aufkommen zu lassen, wobei aber gerade die offizielle Slavistik am effektvollsten mitwirkt. Es fehllte z. B. seit jeher an einer energischen Stellungnahme gegen die fortgesetzten Fälschungserklärungen altslavischer Kulturbelege; im eigenen Lager gingen Dinge vor, die offen nach einem Volksgerichte riefen. Es liegen da zur beliebigen Auswahl vor: Mangel an originellem Denken, unwürdiger Servilismus, Prestigegründe. kleinliche Rivalitäten, politische Spekulationen, winkende persönliche Vorteile u. drgl., dem allen sich keine wirksame moralische Kraft entgegenstellte. Und obschon die Führenden alles das, was wir in diesem Werke als Positivum aufzeigen, genau so wissen konnten, stellen sie sich noch heute der nüchternen Klärung schroff entgegen, weil sie noch heute in dem. Wahne leben, als ob niemand ihr Sündenregister evident führen oder die nahende Göt.zendämmerung ahnen würde. Überdies ist Leute auch noch nicht ausgerechnet, wie viel Prozente diese slavistische Verirrung, die unter der Spielmarke der »Wissenschaft« durch viele Jahrzehnte die Deutschen gegen die Slaven hetzte, indem sie letztere als weitgehendst inferior hinzustellen sich bestrebte, an dem jüngsten Weltbrande Anteil hat. Doch auch hier wird es zu einer Schlußbilanz kommen, denn in letzterer Zeit erscheint bereits Buch auf Buch, das die Schuldfrage an dem Weltkriege auf den Grundlagen einer durchgeistigten Statistik zu erörtern beginnt. Diese Kr&nkheitssymptome im slawischen Riesenkörper rufen daher dringend nach Heilung. Es muß da eine radikale Operation vorgencmmen werden ohne Narkose, ohne Rücksichten, ohne Entschuldigungen! — Wer dem Nachbarn eine Hacke stiehlt, ist ein Dieb und der Kadi schreitet zum Strafurteile. Wer aber einem großen Volke die wirkliche Vergangenheit weg-eskamotiert und von der Hochwarte der Wissenschaft bewußt die ganze Welt belügt oder irreführt, gilt als Ehrenmann! — Eine solche verquetschte Moral darf doch nicht zu einem allgemeinen und dauernden Erziehungsideal werden! Anschließend muß auch der organisatorische Stand der Slavistih von heute geklärt werden. Es gibt dermalen drei solche Gruppen: 1) die offizielle slavische oder die negierende Slavistik, die die Slaven als Einwanderer hinstellen will und ihnen eine alte Geschichte und Kultur aberkennt; 2) die deutsche Slavistik, der schon sprachlich die subtileren Vorbedingungen für eine erfolgversprechende Tätigkeit abgehen und die ihre Forschungsresultate tunlichst zugunsten des Deutschtums lösen will, daher in die Slavistik nur eine weitere Desorientierung bringt; 3) die positive oder autochthonistische Slavistik, die die Fehler von 1) und 2) berichtigt und aufzeigt, daß wir dermalen in unseren Urteilen und Erkenntnissen noch um ungezählte Jahrtausende auseinandergehen, trotzdem darüber niemals ein Zweifel bestand, daß es in derselben Sache nicht zwei Wahrheiten gibt oder geben kann. Daß uns aber wir selbst durchaus auf keinem Holzwege befinden, dieses mögen nachstehend etliche konkrete Beweise, die zu ihrer Beurteilung nichts weiter als ein normales Denkvermögen erfordern, überzeugend darlegen. In München erscheint seit dem J. 1925 eine eigene »Zeitschrift für Ortsnamenforschung«, die von Hochschulprofessoren das Material bezieht, und schon in ihrem Programm versichert: »Die Zeitschrift ist ein streng wissenschaftliches Organ; die Erzeugnisse eines unwissenschaftlichen Dilettantismus werden keine Beachtung finden.« — Doch wie sieht es in der Wirklichkeit aus? — In Sibirien heißt eine Gegend »Paravosy«, was als »Lokomotive« ausgedcutei wird. — Geht man dem Leitgedanken jenes »Etymologen« nach, so kann man schließlich über die in fast jedem slavischen Lexikon befindlichen Begriffe »para« (= Dampf) und »voziti« (= fahren) auch zur Lokomotive gelangen; ja, der Ausleger stellt sich letzten Endes noch selbst die rhetorische Frage, da ihm die Sache für eine eisenbahnlose Gegend doch etwas bedenklich erscheint, ob die Form des Landstückes, das einer Lokomotive gleicht (!), hier nicht namengebend war? — Das ist das Endresultat der deutschen Slavistik; jene der nüchternen slavischen sagt hingegen: die Gegend liegt am unteren Iman-Flusse, wo mehrere Furten, d. i. »perevozi« sind, demnach hiemit eine Furtengegend orientierend gekennzeichnet wird. Im gleichen I. Jahrgange derselben Zeitschrift wird unter den Bücherrezensionen z. B. auch die Schrift der Miss Fitz-patrick besprochen, die sich mit der Ortsnamendeutung von Nebraska (Nordamerika) befaßt. Unter den verschiedensten Etymologien befindet sich auch folgende: die Matte »Demok« erhielt um die Mitte des 19. Jahrhundertes von dort spielenden deutschen (!) Kindern den Namen; es ist nur das umgekehrte »kommet« als Zuruf an die Spielkameraden (S 80). — An dieser tatsächlich sogar mehr als kindischen Auslegung wäre weiter wortlos vorüberzugehen, wenn die Redaktion dem nicht zufügen würde, daß die Arbeit »sehr wertvoll« ist und »daß zu wünschen wäre, daß sich noch manche gleich gediegene Arbeiten dieser Schrift an die Seite stellen mögen!« — Gott behüte! Ähnliche Etymologien ziehen sich, wenn sie auch schon längst nüchtern geklärt sind, in den slavistischen Publikationen unbehindert weiter, da me.n es sich zum Prinzipe gemacht hat, natürliche Auslegungen nicht anzuerkennen, wenn deren Ausleger keine Mitaktionäre des betreffenden Trustes sind.1) Wie man da herumirrt, möge folgendes Beispiel darlegen. Im VI, Bande (1929) der »Zeitschrift f. slav. Philologie« wird auf S. 74 die Etymologie des Flußnamens »Pečora.; behandelt. Der eine behauptet, der Name rühre vom syrjänischen »petser« her, das »Nessel« bedeutet; der zweite leitet ihn vom russischen »pečera« her, was auf eine »Höhle« (im Fluße?) hinweist; der dritte hält dies für zutreffend, nur sei der Name nicht aus dem Russischen, sc ndern aus dem Syrjänischen herzuleiten, weil »im 11. Jahrhunderte eine russische Benennung von Flußnamen in M Der Verfasser fühlte im Laufe der Jahre wiederholt das drängende Bestreben, die Redaktionen auf das Banale solcher Sekundaner-Etymologien aufmerksam zu machen. Darauf lautete die Antwort entweder: »wir halten unsere Behauptungen aufrecht, weil sie von Fachmännern (!) stammen«, oder: »wir können den Verfasser, der als angesehener Gelehrte gilt, nicht öffentlich bloßstellen, wenn Ihre Ausdeutung auch überzeugender wirkt.« — Selbstredend gibt es dagegen schon mit Rücksicht auf den mittelalterlichen Volksspruch: »maaßen die Dummheit währet ewiglich« keinen weiteren Rekurs, solange man es für »wissenschaftlicher« hält, den Personenkultus höher zu bewerten, als die handgreifliche — Wahrheit — In ähnlichem Fehlerwahne bewegt sich auch die Archäologie. Wir hören doch niemals, daß man bei Ausgrabungen der Lokalitäts-Etymologie welche Bedeutung beimißt. Man gräbt auf einer Höhe, die z. B. im Volksmunde »gradišče« (= Befestigung) lautet; man gräbt dort tatsächlich auch f o r t i-fikatorische Kulturresiduen aus, erklärt aber alles normal als r ö-misch; den Umstand jedoch, wie jemand dazukam, diesen Punkt seiner typischen Eigenart nach s 1 a v i s c h zu benennen, beachtet man weder ethnologisch noch linguistisch, daher solche Funde fortgesetzt falsche Provenienz-Punzen erhalten (Vrgl. den Namen »Hrušica«!). dieser Gegend doch wohl ausgeschlossen ist«, obschon Vasmer bereits vorher darauf aufmerksam macht, daß es doch auch eine echtrussische »Pečora« (im Dnjeprbassin) gibt. Dem sei die natürliche Erklärung entgegengestellt, — Nahezu alle Slaven kennen den weit einfacheren Begriff »peč« für: Höhle, Felsen, den man daher nicht erst von den finnischen Völkern in der erweiterten Form »pet'šera« zu importieren braucht, Was aber ein Flußname, der nebstbei kein Karstfluß ist, mit »Höhle« zu schaffen hat, — die Auslegung »Nessel« ist überhaupt pervers —, bleibt unfaßbar. — Namengebend ist aber hier der slavische Begriff »peč, peča«, d. i. Wache, Sicherung; der Name »Pečora« besagt demnach: bewachter Grenzfluß, und ist z, B. nur ein Synonym des Flußnamens »Vardar« am Balkan, — Darauf verfiel jedoch niemand, trotzdem gerade in jener Beweisführung dies schon durch ein urkundliches Zitat angedeutet erscheint, wonach die Nov-goroder im 11, und 12, Jahrhunderte dem Großfürsten von Kijev die > petschorische« Abgabe entrichten mußten, demnach eine Abgabe für die Grenz Sicherung und durchaus nicht für den »Höhlenfluß«! — Solche Abgaben waren einst allgemein eingeführt und sonst auch unter dem Namen »čornaja danj« (= Grenzsteuer, Grenzsicherungsabgabe) bekannt. Sonderbar ist es, daß bei der Erörterung dieser irreführenden und unnatürlichen Etymologie der Erklärer Hermann Jacobsohn auch alie bezügliche Literatur anführt, nur jene der positiven Slawistik nicht, die diese sprachlich natürliche Lösung bietet, und wohl nur deshalb nicht, damit die große Welt die Wahrheit darüber erst etappenweise erfährt. Ähnlich steht es mit dem Flußnamen »Sazava« (in Böhmen und Mähren), bei dem doch kein Zweifel obwaltet, daß ihn die Etymologie als Grenzfluß richtig ausgedeutet hat,2) Dementgegen iesen wir im »Archiv für slav, Philologie« (1928, S. 157), daß der Name aus den slavischen Begriffsformen für Ruß, Ofenruß (čech. »saza«, slov. »saje«, kroat, »saja«) hervorgegangen sei, daher die Ortsnamen »Saaz«, čech. »Ža-tec«, »Novosady, Novisad«,deutsch »Neusatz«, »S^dec« u. ä. demnach lauter Ruß- statt Grenz-Städte sind! — Liewehr ist zwar schon der Sache nahe gewesen, da er meint, der Name »Sazava« stamme vom čechischen »sazati, sazeti« (= setzen); er brauchte nur noch zuzufügen, daß man darunter vor allem: Grenzsteine setzen zu verstehen hat, was er aber unterließ. Wozu wird da einer neuen Irreführung, die kurzweg in den Papierkorb gehörte, in der Revue doch platzgegeben? — Es 2) Vrgl. die Artikel »peč« und »sad« in Žunkovič's »Etymologischem Ortsnamenlexikon « gehört gewiß nicht viel Geist dazu, um zu erkennen, daß der Ruß doch kein Ferment für die Bildung von Flußnamen sein kann, und ebensowenig, um sich darüber klar zu werden, daß sich eine Ortsnamenforschung, deren Um und Auf es ist nur ähnlich klingende Begriffe aus den Wörterbüchern blind und kritiklos herauszuheben, nie zu einer seriösen Wissenschaft heranbilden kann. Diese paar Beispiele mögen für die Erkenntnis genügen, daß die »officielle« Ortsnamenforschung noch vollkommen in den Kinderschuhen steckt.3) Sonstige Beispiele: Dr. Weigel behauptet in der Schrift: »Bildwerke aus altslawischer Zeit« (Archiv f. Anthropologie, Berlin, 1892), daß »jene Skulpturen« — es handelt sich um große Grenzsteine — »schon deshalb slavisch seien, weil nur die Slaven eine so primitive Kultur hatten, keine Schrift besaßen, keine eigenen Münzen kannten, nichts vom Golde, Silber oder Bronze wußten. Nachdem sie es nach der Völkerwanderung zu keiner wesentlichen Kultur brachten, wurden sie regermanisiert u. ä.« — Alles hier als »Unkultur« Angeführte haben wir bereits erschöpfend widerlegt, denn daß die alten Slaven keine Schrift — aber zeichnen konnten sie demnach doch — keine eigenen Münzen, kein Gold, Silber u. drgl. kannten, dieses alles wäre noch hinzunehmen, da Weigel wohl etwas anderes nie gehört haben mag. Daß er aber aus den Skulpturen auf Grenzsteinen aus Granit, die allen Witterungseinflüssen ausgesetzt und nur mit Stahlwerkzeugen herstellbar sind, auf die Unkultur des Erzeugers schließt, zeigt dahin, daß er es dabei in seinen Vorurteilen übersah geradezu die Verwunderung auszusprechen, wonach die Slaven bisher als die einzigen bekannt sind, die sogar ihre Grenzsteine mit Skulpturen versahen. Oder ließen sich die alten Hellenen solche etwa von Praxiteles hersteilen?! 3) Man hal allerdings schon erkannt, daß die Miklosich'schen Ortsnamenabhandlungen heute bereits »eine Gefahr für die jüngere Slavisten-welt bilden, deren Aufgabe es ist, Neues an Stelle des Alten zu schaffen, aber das Alte will heule allgemein der Jugend den Weg versperren.« — So urteilen Schmidt u. Trautmann im Werke: »Wesen und Aufgaben der deutschen Slavistik« (1927) darüber und sind dabei in vollem Rechte, denen allerdings Brückner im vorerwähnten »Archiv« (S. 2) entgegentritt mit dem Diktate, wonach Miklosich »mit richtigem Takte für immer (!) die Grundlagen der Namenskunde festgelegt hat u. s. w.« — Eine derartige despotische Behauptung kann nur jemand aussprechen, dem bereits jede geistige Elastizität abgeht, denn von jenen »Grundlagen« ist heute schon ein großer Teil über den Haufen geworfen und halte man dieser Behauptung nur das auf Seite 191 vorgeführte Beispiel entgegen. Die dort erwähnte »Abhandlung« wurde auf diese Art zwar zur Makulatur, aber man ließ sie vor kurzem in Manulneudruck erstehen, jedenfalls um das darin enthaltene Un-■-.innige »für immer« zu konservieren. Der bekannte Kulturhistoriker Walter Schmid (Graz) verfaßte für die »Gesellschaft für deutsche Vorgeschichte« im J. 1928 den Aufsatz: »Zur Chronologie des Schatzes von Nagy St. Miklös«, worin er wohl dagegen auftritt, daß die Inschrift der sogenannten Zoapan-Schale (»Der Zoapan Buila hat die Schale vollendet, die vom Zoapan Butaul zum Aufhängen passend gemachte Schale«) alttürkisch wäre, weil dieser Text ganz widersinnig sei; daß eher die Inschrift altslovenisch ist und bereits in meinem Werke: »Die slavische Vorzeit« (Maribor, 1919, S. 126—130) unwidersprochen gelöst wurde, erwähnt er jedoch mit keinem Werte. Eine Anfrage beim Verfasser, ob er meine I.ösung bezweifle, da er doch sonst die ganze einschlägige Literatur aufzählt, ergab die Tatsache, daß ihm jenes Werk überhaupt nicht bekannt sei, was wir ihm aufs Wort glauben, weil der Deutsche Slavistisches prinzipiell nicht liest, und hätte die slavische Axislegung in einer Revue für »deutsche« Vorgeschichte alles nur auf den Kopf gestellt. So ergab sich aber eine neue Situation’ die Lösung jener Inschrift erfordert nun einen neuen Impuls, nachdem die Öffentlichkeit auf diese Art unbewußt an der Wahrheit vorbeigeführt wurde. Die Inschrift, die altslavisch ist, lautet in der Wirklichkeit (in deutscher Übersetzung): »Vujela, župan vom Theiss-Gebiete, Herzog von Toiga (!), Vutaul, župan von Taganrog, Jazigien und vom Gebiete des Ural (-Flusses).« — Die Entgegenhaltung dieser zwei Lesetexte ergibt daher die äußersten Extreme. Gelingt aber einmal- die volle Lesung der weiteren Widmungsinschrift, die mit dem slavischen »jea udat« (= ihm (ihr) ergeben) beginnt, so dürfte man voraussichtlich erfahren, daß die zwei Župane, von denen »Butaul« möglicherweise identisch ist mit dem »Bufaja«, der i. J. 677 in Bulgarien regierte, diese Weihegeiäße anläßlich eines Bündnis- oder Friedensschlußes irgendeiner Kirche spendeten. — Wie kann aber da in die wirklichen altslavischen Kulturverhältnisse je ein Licht dringen, wenn ein sonst seriöser Kulturhistoriker selbst bekennen muß, daß er das dermalen führende Werk über das slavische Altertum gar nicht kennt! Hingegen ist in anderer Richtung der Einklang hergestellt. Schmid schreibt den Schatzfund den Avdren zu, und da diese Slaven waren, was bereits auf Seite 153 dargelegt wurde, ist es naheliegend, daß jene Inschriften auch slavisch sind, wenn dies Schmid auch nicht ausdrücklich hervorhebt. Eine Rolle eigener Art spielte der Begriff »velbog-belbog -bei den Slavisten der »wien - berlinerischen Schule«, wie Ed. Boguslaxvski die slavenfeindliche Forschungstätigkeit in Wien (Jagič) und Berlin (Brückner) charakterisierte, die sich geradezu aufdringlich damit befaßte, alle vorhandenen Belege für die Exi- stenz der Altslaven systematisch zu beseitigen oder doch als reell zu verdächtigen. — Hiebei erschien es aber doch, als zu tollkühn dem Begriffe »belbog« die Slavizität rundweg abzuerkennen; da schritt Brückner zu folgendem Trick. In der Revue »Deutsche Erde« (1913) veröffentlichte er seine »Feststellung«, daß unter den sogenannten »Rhet.ra«-A!tertümern die wiederholt angebrachten Inschriften »belbog« gefälscht seien, sowie daß es einen Gott »bilbog, belbog« bei den Slaven nie gegeben, »denn einen solchen kennen erst die späteren Fälschungen des 17. und 18. Jahrhundertes.« Dieser überdreisten Behuptung bereitete aber das Terrain bereits Jagic vor. Dieser fuhr i. J. 1880, in welcher Zeit sich der konzentrierte Angriff der offiziellen Slavisten Österreichs und Deutschlands gegen die altsla.vische Geschichte und Kultur zu organisieren begann, nach Neu-Strelitz und stellte »fest«, daß eine Bronzestatuette dort tatsächlich eine solche Aufschrift trage, worauf er, nachdem er den Rest der Inschrift grundfalsch las, jene Altertümer gleich summarisch als unterschoben erklärte und noch zufügte, die Fälschungen können nicht vor dem J. 1737 vorgenommen worden sein.« Um den »wissenschaftlichen« Wert der Entscheidungen jener »Autoritäten« dem vollen Sonnenlichte auszusetzen, machte der Verfasser im »Staroslovan« (1914, S, 80—83) diesbezüglich auf folgende Anachronismen aufmerksam: a) besitzen wir hiefür noch einen datierten Beleg aus dem J. 1224. Fs ist dies die noch vorhandene Stiftungsurkunde aus jenem Jahre, laut welcher ein Kloster in der Lausitz dem. »belbog« geweiht wird, und wurde gegen die Echtheit dieses Dokumentes bisher noch von keiner Seite ein Bedenken geäußert: b) hat sich die sogenannte Medaille von Krakow erhalten, der man ruhigen Gewissens ein Alter von mindestens tausend Jahren zuschreiben darf, auf der sich die Prägung »belbog« in nordslavischen Runen auf beiden Seiten befindet, und hat. aucn dieses Objekt bisher noch niemand als eine spätere Unterschiebung verdächtigt; c) den »velbog-bejbog-bilbog« erwähnen überdies schon die preußische Kirchenchronik vom J. 1530, der Chronist Meletius i. J. 1551, der erste Rektor der Universität Königsberg i, ,J. 1561, Thomas Waisselius i, J. 1599, womit aber sicherlich noch nicht alle Quellen dieser Richtung erschöpft sind. — Alle diese Belege stammen aber schon aus dem. 16. Jahrhunderte; es muß demnach damals schon oder noch einen echten »belbog« gegeben haben! Es ist dies ein Schulbeispiel der tiefsten Korruption in der Slavistik, wenn man die Existenzbelege für ein altslavisches Kulturdcküment von mindestens sieben Jahrhunderten gewissenlos totschweigt. Hat man es aber nicht gekannt, was immerhin auch diskutabel wäre, so sucht man daraufhin erneuert die Redaktion der »Deutschen Erde« auf und berichtigt den erwiesenen Fehler. Doch da geht man wieder anders vor, um sein Prestige zu wahren. Man setzt den unerwünschten Kontrollor nach Kräften herab, indem man sagt: er sei doch kein Universitätsprofessor, sei daher kein »Fachmann«, ihm mangle die Schule der historischen Methodik, u. ä., nur das eine bekennt man nicht, d. i. daß er in eine dunkle Sache doch Klärung brachte. — Namentlich wird mit dem Begriffe »Fachmann« viel Mißbrauch getrieben, obschon man wissen müßte, daß in der Welt derjenige als Fachmann gilt, der etwas allgemein Überzeugendes weiß; weiß er es nicht, so helfen ihm. auch, die schönsten Titulaturen darüber nicht hinweg! Noch notwendiger ist es hier jene Vorarbeiten in der Hauptsache offenzulegen, wie die Slaven methodisch zu »Sumpfamphibien« wurden. Den Auftakt hiezu gab bereits der Münchener Universitätsprofessor Sepp in seiner Schrift: »Ansiedlung kriegsgefan-gener Slaven oder Sklaven in Altbayern und ihre letzten Spuren.« (München, 1897). — Er kennt da nur Slaven als Ski a-ven und Kriegsgefangene, die man »gnadenhalber in den wertlosen Sumpfgegenden ansiedeltte, zu den wilden Tieren in eine Bergwildnis verpflanzte und sie dort ihrem Schicksale überließ.« — Dieses liest man auf der einen Seite; auf der zweiten hingegen, als ob beim Umblättern den Verfasser plötzlich das Gedächtnis verlassen hätte, daß von den S1 a-ven hunderte von Ortsnamen in Bayern herrühren, sowie daß der deutsche Adel deshalb viel s 1 a. v ische Namen führt, weil er sich den Namen nach den eroberten slavischen Burgen und Landsitzen beigelegt hat u. s. w. Merkwürdige Leute diese — Slaven-Sklaven! — Sie geben aus dem Schilf und Moor den Ansiedlungen Bayerns slavische Namen und das »Herrenvolk« beugt sich dieser Anmaßung sklavisch. — Der deutsche Adel nimmt ihnen ihre Burgen und Latifundien weg, doch konnten diese nur in den Sümpfen liegen oder wertlose Moore sein! — Sepp weiß sogar, daß man sie im Orte •»Taufkirchen« summarisch taufen ließ und doch überläßt man sie dann ihrem Schicksale unter wilden Tieren. Das ist wohl als der höchste Rekord des praktischen Christentums anzusehen: der Slave als ein vorher getaufter Fraß für wilde Tiere! Man hält es vorerst für einen Ulk, daß etwas derartig Widersinniges und Unlogisches aus der Feder eines Hochschulprofessors stammen könnte, und doch liegt diese Darstellung von ihm tatsächlich im Drucke offen vor. Doch die Sache kommt noch massiver. Das Nächsthöchste in der Verwerfung oder Verachtung der altslavischen Geschichte wie Kultur leistete sich bisher J. Peisker, Universitätsprofessor in Graz,. In der Broschüre: »Neue Grundlagen der sla-vischen Altertumskunde« (Stuttgart. 1910), ist folgende Darstellung zu lesen, die augenscheinlich dem Einflüsse der Schriften des Pseudo-Maurikios, eines Vorgängers Miinchhausen's, zuzuschreiben ist (S. 4—5): »Rostafinski's Baumnomenklatur führt zur genauesten (!) Ermittelung der Slavenwiege: die Slaven haben keinen Ausdruck für Buche (!) —- dafür germ. Lehnwort buky —, aber einen für Hürnbaum (Weißbuche), grab. Daher lag ihre Wiege außerhalb der Buchenregion, Linie Königsberg-Odessa, und innerhalb der Hornbaumgrenze, welche im. weiten Bogen die Pripet-Siimpfe, Polesie, umspannt. Der Bodencharakter dieser so eigentümlichen Wiege hat den Volkscharakter des Slaventums geschaffen.« Auf diese Weise die Slavenwiege festlegen zu wollen, ist geradezu lächerlich, denn es wird heute ebenso schwer zu bestimmen sein, ob auf demselben Boden »buky« germanischen und ¡grab« slavisc.hen Ursprungs ist, wie es auch unerklärlich ist, weshalb die zwei Buchenarten, die überall gemeinsam wachsen, ihre Namen getrennt von Germanen und Slaven erhalten haben sollen. — Überdies wurden bereits auf S. 63 u. 72 Beispiele angeführt, was wir unter »germanisch« zu verstehen haben. Peisker ist offenkudig auch nicht über die indoeuropäische oder arische Spra. cheinheit orientiert, daher er auch die beiden Begriffe entwicklungsgeschichtlich noch mit der sprachpolitischen Elle mißt. Die Fortsetzung lautet: »Bewohnbar waren in dem riesigen bodenlosen (!) Morastmeere vor dessen unlängst durchgeführter Entsumpfung nur die kleinen sandigen Inselchen, deren Insassen sich manchenorts zwar gegenseitig sehen, aber nur im strengsten Wnter miteinander iiber's Eis verkehren konnten. Daher die slavische Herrscher- und Staatenlosigkeit, es fehlte sogar jeder Volksbegriff, höchstens nur kleine Dorfverbände sind da denkbar. — Graswuchs war in diesem Schilfmeere gering, daher ist die Viehzucht noch heute armselig, und noch im 10. Jahrhundert gab es dort überhaupt keine (!). Folglich war Milchgenuß als Volksnahrung unbekannt, der Slave kannte keine gemolkene, sondern bloß die vom Jungen gesogene Milch, »mlez« (= Biestmilch), und so sind im Slavischen die germ. Lehnwörter für Rind, Milch. Pflug und das altaische (!) für T o p f e n erklärlich. — Die geringen anbaufähigen Flächen zwangen zu einer verhältnismäßig intensiven Bodenbestellung ohne Zugtiere, der Slave lernte es, sich mit winzigen Ackerstücken zu begnügen, und bis heute ist der slavische Bauernhof durchschnittlich bedeutend kleiner als der deutsche.« Bei dieser Schilderung fällt vor allem folgendes Unlogische auf: weshalb soll ausgerechnet hier der slavische Bauernhof größer sein, wie der deutsche, wo der Bauer die Nachbarparzellen im Sommer doch gar nicht erreichen könnte, wenn er auch wollte, nachdem ihm Peisker nicht einmal die Erfindungsgabe für die Herstellung eines Kahnes oder doch eines hohlen Einbaumes, wie solche sonst die primitivsten Völker besitzen, zumutet! Dann- »Der Sumpf bildet keinen Kriegsschauplatz, daher die slavische Kriegsuntüchtigkeit und keine Schlachtordnung. Aber durch die zahlreichen schiffbaren Wässer war Polesie den nordischen Seeräubern im Sommer und über's Eis den südlichen Reiternomaden offen, daher die entsetzlichen Menschenjagden, welche der erwähnte arabische Geograph so ergreifend schildert. Der Slave konnte nur so Rettung suchen, daß er sich bei urplötzlichen Überfällen ins Wasser stürzte und viele Stunden lang aus Schilfrohren atmend die Räuber täuschte. So wurde er zu einem elenden Amphibium u. s. w.« Wer diese heitertraurige Darlegung liest, die jeder schon während des flüchtigen Lesens als einen blühenden Unsinn erkennen kann, da dabei vieles offen an das Naturwidrige, Groteske wie praktisch Unausführbare stößt, wird wohl vorerst an einen zweiten oder dritten Münchhausen denken, der hier den Leser narrt, sicherlich aber keinen aktiven Hochschulprofessor dahinter vermuten. Wir erlauben uns daher erneuert — das erstemal schon im Werke-. »Die Slaven, ein Urvolk Europas« (1911, S. 336) — Prof. Peisker folgendes zu fragen, sofern bei ihm schon jene paar slavischen »Amphibien« den Grundstock der Volks- und Kulturenentwicklung aller Slaven repräsentieren: wovon lebte dann eigentlich jener Sumpfslave, denn Nutztie-e besitzt er nicht und Getreide läßt sich im Sumpfe normal auch nicht anbauen; Fische gedeihen im Sumpfe gleichfalls nicht und auf die Sumpfjagd kann er auch nicht gehen, weil er im Sumpfe nicht vorwärtskommt? — Was suchen die nordischen Seeräuber bei diesem Slaven, der doch nichts von Wert besitzt und der bei ungefrorenem Boden nicht einmal zu seinem Nachbarn gelangen kann, und doch legen diese ganz zwecklos deshalb an tausend Kilometer zurück? — Oder wie soll man sich das Natur- wunder erklären, daß der Slave den bodenlosen Morastgrund nicht passieren kann, indes dieser dem feindlichen Räuber kein Verkehrshindernis bietet? — Was suchen die südlichen Reiter-nomaden bei ihm, bei dem schon die nördlichen Seeräuber nichts finden können? Wohl die zweite Hälfte von jenem — Nichts! Oder wie stellt sich Peisker einen Raubzug zu Pferd auch auf etwa tausend Kilometer auf dem Eise vor? Waren die Pferde auf Rollschuhe dressiert, oder was geschieht, wenn plötzlich Tauwetter eintritt? — Oder weshalb geht dieser Slave, der den Topfen gar nicht, kennt, den Altaier in Zentralasien fragen, wie dieser den Topfen nennt? Am heitersten stimmt aber dabei die allen Ernstes geschilderte Szene mit dem »stundenlangen Atmen aus Schilfrohren«. Der Amphibienslave wird »urplötzlich« im> Sumpf überfallen, und doch hat er genug Zeit, sich ein Schilfrohr abzuschneiden, denn beim Abbrechen wird es immer gesprengt und wird dann wasserdurchlässig- er bohrt sich das Diaphragma an den mas* siven Knotenstellen, die jedes Schilfrohr ausnahmslos von Natur aus aufweist, schön sauber mit einem Stück Telephondraht oder einer dünnen Stricknadel — ein gewöhnlicher Pfeifenstierer ist hiezu ungeeignet, da zu kurz und zu stark — durch, da der Schilfstengel sonst keine Luft zuführen kann. Er wirft sich trotz des »urplötzlichen« Überfalles ausgerechnet an jener Stelle in den Sumpf, wo er nicht weiter einsinkt, als das Schilfrohr reicht! Bei alledem sind aber »bei solchen entsetzlichen Menschenjagden« im Sumpfgebiete (!) die Verfolger doch so rücksichtsvoll, daß sie ihn bei der Installation jener Schilfrohratmung gar rieht weiter mehr stören u. s. w.! Was niilzt da alle im Kopfe magazinierte Bücherweisheit, wenn bei deren Auswertung für pädagogische Ziele das Gedächtnis und die gesunde Vernunft versagen, und wie in diesem Falle selbst die Wirkungen der primitivsten Naturgesetze vorübergehend ausgeschaltet werden! Doch auch das wäre letzten Endes noch nicht das Schlimmste, da man sich bei intensiver Geistesarbeit leicht in einer fixen Idee verstrickt, namentlich wenn man im Größenwahne lebt, keines Beraters zu bedürfen. Weniger verständlich ist es aber, wenn jemand gedankenlos solche Münchhauseniaden übernimmt und sie weiter pädagogisch konserviert. Es ist dies z. B. der Universitätsprofessor L. Hauptmann in Ljubljana, der zum getreuesten Adepten Peisker's wurde. Er erzwang sich noch i. J. 1923 die Publikation seiner slavischen Amphibientheorie in der seriösen slovenischen Revue »Cas« (= Zeit). — Daß auf der deutschen Universität in Graz ein solches Thema willige Ohren findet, wenn man »Beweise« solcher Art für die Unkultur der Slaven bringt, ist schließlich nicht verwunderlich; daß aber derlei in einem slavischen Staate möglich ist, bleibt jedem Normaldenkenden unfaßbar! — Nebstbei hätten im Laufe der letzten zwanzig Jahre, seit diese »Notatmung« entdeckt wurde, sowohl Peisker wie Hauptmann gelegentlich, wenn sie bei einem Teiche vorübergegangen sind, doch schon ein Schilfrohr ab-schneiden können, um zu versuchen, ob sich damit Luft zuführen läßt, und hätten sich diese öffentliche Belehrung leicht ersparen können. Bei alledem sind aber die Vertreter dieser slavenherab-setzenden Forschungsrichtung mitunter auch sehr unvorsichtig, weil zu redselig, und sei hier auch ein solcher Fall vorgeführt. — Derselbe Peisker legt in seiner Schrift: »Die älteren Beziehungen der Slaven zu Turkotataren und Germanen« (Stuttgart, 1905, S. VIII), offen dar, weshalb man die Handschrift von Grünberg, die aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten stammt, durch die Fälschungserklärung ausschalten mußte (!). Man fand, daß darin eine Stelle (»inuzie paziu« = die Männer ackern) in der Richtung hinderlich sei, wenn man die Existenz der Hauskommunionen bei den Altcechen, die demnach doch Ackerbauer waren, aberkennen und sie als Unfreie, die nicht einmal einen Pflug kennen, hinstellen wollte. Das naive Bekenntnis lautet wörtlich: »Was ich da ermittelte widersprach schnurstracks den herrschenden Ansichten über die gesellschaftliche Struktur der alten Slaven, die man allgemein als eine das ganze Volksdasein- durchdringende Hauskommunion, Zadruga, zusammen-faßte, und sich dabei auf die Grünberger Handschrift, sowie auf die südslavische Zadruga der Gegenwart berief. — Die Grünberger Handschrift fiel; sie wurde im heißen Kampfe, der die ganze slavische Gelehrtenwelt jahrelang in Atem hielt, als eitle freche (I) Fälschung bloßgelegt, ein nicht hoch genug zu schätzendes Verdienst J. Gebauers und T. G. Masaryk's, denen wir übrigen uns anschlossen, bestrebt, dieses gewaltige, die ganze Slavistik hindernde Bleigewicht aus der Wissenschaft auszuschalten und allein der Poesie zuzuweisen. Allein, die südliche Zadruga der Gegenwart stand noch weiterhin unerschüttert da, ein vermeintlicher Überrest altslavischen Lebens. Diesen »Überrest« besprach ich um zwei Jahre später in meiner »Serbischen Zadruga«; er erwies sich als ein recht spätes Neugebilde, und speziell die montenegrinische Zadruga als eine bloße Erdichtung V. Bogisic's.«4) 4) Diese Behauptung klingt äußerst paradox und zugleich anachro-nisch, reiht sich daher konsequent den bereits angeführten »Forschungsresultaten« Peisker's an, derm es kann doch kein seriöser Mensch glauben, daß erst Bogisic zu »Zadruga«-Bildungen den. Anstoß gab, nachdem es darüber doch schon eine Jahrhunderte alte Literatur gibt und die »zadruga's« doch noch heute bestehen. —- fn* Werke: »Die öst. ung. Monarchie n Wort und Bild« ist im Bande: »Bosnien und Bertel o-rma« die Orgaai- Dieses Confiteor über die intimen Vorgänge in der Häuslichkeit jener die altehrwürdigen Hauskommunionen negierenden Slavisten, wobei den Leser schon die zynische Schadenfreude Peisker's über jene herostratische Arbeit anwidern muß, nahm aber eigentlich einen tragisch-komischen Ausgang, denn die neueren Forschungen haben erwiesen, daß jene Handschrift keine »freche Fälschung« sondern einwandfrei echt ist, umsomehr, als wir jetzt durch Peisker freimütig erfahren, wonach gerade sie ein Hindernis war für die Tiefersetzung der gangbaren Meinungen über die altcechische Kultur, daher entwertet werden m u ß t e. Dieses zu wissen, genügt eigentlich schon. Nebstbei war die ganze Komödie überflüssig, denn jene Stelle des Anstoßes lautet allerdings »muzie paziu«, doch wurde man dabei durch Miklosich irregeführt, 'der in »paziu« das Wort »pahati« (= ackern) sah, indes es aus »paziti« (— sich im Waffenhandwerke üben) hervorgegangen ist, was auch aus dem Zusammenhänge des Inhaltes hervorgeht, ganz abgesehen von der grammatisch richtigeren Formbildung. — Wollte man daher unbedingt den Beweis erbringen, daß die Altcechen keine Ackerbauer waren, und namentlich deshalb nicht, weil sie angeblich für F f 1 u g keinen bodenständigen Ausdruck besaßen, so brauchte man deshalb das »gewaltige Bleigewicht« noch durchaus nicht mit dem papierenen Dampfhammer breitzuschlagen! Im organischen Zusammenhänge damit steht weiter die offene Tendenz jener destruktiven Slavistik altehrwürdige Kulturbegriffe, die hiebei störend wirken, auf unauffällige Weise verschwinden zu machen und diene hiefür folgendes Paradigma, In der vorerwähnten, im J. 1817 aufgefundenen Handschrift kommt der Begiiff »tetva« in der Bedeutung »Dynastie« vor, Als die cechischen Realisten i. J. 1886 die meisten altcechischen Handschriften für Falsa erklärten, galt der Begriff »tetva« als eine Art Kronzeuge dafür, daß die Grünberger Handschrift nur eine Fälschung sein könne, weil er im slavischen Sprachschätze unbelegt sei und nur des Fälschers Hanka ei ge ne Erfindung sein könne. — Ich machte nun i. J. 1911 aufmerksam, daß das Wort doch schon in Linde's großem polnisch-deutschen Wörterbuche, das bereits in den Jahren 1807—1814 erschien, als veraltetes Wort id sation der dortigen »zadruga« ausführlich beschrieben. Nun soll dies alles auf einmal ein Schwindel sein?; — Mit Tatsachen, die seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden eingelebt und bekannt sind, denn auch Tacitus schildert ganz ähnliche Verhältnisse in seiner »Germania«, soll man doch nicht so skrupellos Fußball spielen und die Schilderungen der alten »Zadruga«-Organisaiionen, die den noch bestehenden gleichen,' nicht so leichtfertig negieren1 Oder heiligt hier der Zweck auch das gewählte Mittel? der Bedeutung »Dynastie« aufgenommen erscheint, demnach im slavischen Sprachschätze schon vor Hanka belegt war.5 6) Die Tatsache, daß aber ein derartig schlagender Gegenbeleg durch 94 Jahre allen Sprachforschern im allgemeinen und den polnischen im besonderen entgangen ist, bildet gewiß keinen Ehrenpunkt im Buche der offiziellen Slavistik, doch war anzunehmen, daß man die an Hanka begangene Ehrabschneiderei nun loyal gut machen werde. Keine Spur! Man ging über den Vorfall still hinweg und verfolgte hiefür den »tetva«-Entdecker, nur der Berliner Slavist Brückner ging in seiner Art weiter konsequent vor. Er gab i. J. 1928 das etymologische Wörterbuch der polnischen Sprache heraus, doch fehlt in diesem bereits das Wort »tetva«; er ließ es einfach unter den Tisch fallen, womit es völlig aus der Evidenz verschwinden müßte, namentlich wenn Jene Episode aus dem J. 1911 vergessen würde. Wo ist nun der subtile Grund für jene Manipulation zu suchen?0) — Pcisker spricht auch von der slavischen Herrscher- 5) Vor kurzem veröffentlichte R. Kopecky die Broschüre: »Tradice svatoväclavskd, nova legenda rukopisnä«, d. i. »Die St. Wenzelstradition, die neue Handschriftenlegende«, (Prag, 1929), worin die cechische Wenzeltradition auf Null herabgesetzt und die altcechischen Handschriften dauernd als Falsifikate erklärt werden. — Diese Reklamephrasen sind leicht widerlegt. — Auf S. 22 behauptet Kopecky: »Der hl. Wenzel war lür die Kit che e in ganz unbedeutender Heilige, dessen Kultus nie die Grenzen des cechischen Landes überschritt, dem in der Fremde nie eine Kirche, ein Altar oder eine bescheidene Kapelle geweiht wurde.« — Diese Behauptung ist völlig aus der Luft gegriffen, denn in Untersteiermark befindet sich z. B. doch die Kirche und Pfarre St. Wenzel, und erfahren wir im »Schematismus« der Diözese I.avant sogar, daß diese Kirche bereits im 12. Jahrhunderte erwähnt wird, deren Tradition demnach zu den ältesten in diesem Gebiete gehört — Vielleicht findet sich daraufhin jemand, der noch die Wenzels-Altäre in Slovanien zusammenzäblt? — Übertrieben genau nimmt es daher H. Kopecky- mit Geschichtsdaten sicherlich nicht! — Genau dasselbe gilt für die »Handschriften-Legende«. Die Grünberger Handschrift bleibt z. B. so lange echt, bis die Gegner nicht die drei Wunder oder Hexereien darin natürlich auf klären. Es ist dies schon einmal das »tetva«-Wunder (s. S. 188). Das zweite Wunder ist die rasche Oxydation der kupferhältigen Tinte, mit der der Text geschrieben ist. Man weiß, daß eine solche Schrift sonst erst im I.aufe etlicher Jahrhunderte das grüne Äußere erhält, hier dauerte es vielleicht nur eine — Nacht! — Das dritte Wunder oder die höchste Hexerei besteht darin, daß man in der Handschrit erst i. J, 1915 mit Hilfe der modernen Photographie zahlreiche Randglossen entdeckte, die doch i. J. 1818 jedermann sehen mußte, wenn sie damals neu war, und sah sie selbst Puchmayer nicht, der für den Grafen Sternberg doch ein genaues Facsimile anlegen mußte. — So lange diese drei »Hexenwunder« nicht natürlich aufgeklärt sind, hat niemand ein Recht hier von einer »abgetanen« I.egenda zu sprechen oder drei offene Fragen als »geklärt« abzutun, so lange er nicht sagen kann, wie, wann und von wem sie geklärt wurden? — Jene Handschrift gilt daher nur als gefälscht bis zum — Widerruf. 6) Nicht ausgeschlossen ist es, daß nun noch jemand mit der Behauptung auftritt, wonach der Begriff »tetva« gar nicht in ein etymologisches Wörterbuch gehöre. Dem muß gleich hier entgegengestellt werden, daß losigkeit. Will man diese Behauptung aufreehterhalten, so. muß das störende »tetva«, das sonst besagt, daß die Altslaven nicht nur eigene Herrscher, sondern sogar Herrscherdynastien hatten, auf jeden Fall vertuscht oder unwirksam! gemacht werden. Schon in der »Einführung«' wurde darauf hingewiesen, daß für viele solche Vorkommnisse jüngeren Datums auch der »konfuse Zug der Zeit« im allgemeinen als Mitschuldiger angesehen werden muß, weil die abgeklärte Orientierung noch fehlt, was folgende Tatsache als besonders Symptomatisch hinstellt. Im laufenden Jahre erschien in der »Mariborer Zeitung« eine Serie von Artikeln unter dem Titel: »Die Einwanderung der Südslaven« vom Gymnasialprofessor Dr. P. Strmšek, die dann im Zusammendrucke unter dem neuen Titel: »Zur älteren Geschichte der westlichen Südslaven« vom slovenischen Musealvereine in Maribor verlegt wurden. Die Broschüre bietet eine durchaus einseitige Kompilation von Zitaten jener Historiker, die die Südslaven für mittelalterliche Einwander in Europa halten, benützt daher für die »Beweisführung« nur die negativen Quellen. Da sie aber die positiven dem nicht kritisch entgegenhält, ist die ganze Arbeit wissenschaftlich wertlos, soweit sie volkspädagogisch nicht zugleich auch schädlich ist, — Hiebei werden aber jene umsomehr angeprangert, die die Südslaven als eine autochthone Bevölkerung erkannt haben, doch macht der Autor bei letzteren auch noch moralische Unterschiede. Auf Seite 13 ist zu lesen: »Während den älteren Auto-chthonisten das ehrliche Bestreben nach der Auffindung der Wahrheit nicht abzusprechen ist, scheint (!) jedoch bei den neuerlichen Versuchen zu Anfänge des 20. Jahrhundertes nur die Sucht nach Popularität die Triebfeder zu bilden.« — Diese überaus leichtfertig ausgesprochene Verdächtigung würde Strmšek schwer begründen, wenn man ihn hiezu ernstlich verhalten wollte, denn dabei kann doch kein weiterer Unterschied sein, ob jemand im J. 1800 oder 1900 behauptet, daß die Südslaven keine Einwanderer sind, nur batten die älteren Autochthonisten noch keinen »Slavisten« ä la Strmšek gegen sich. — Es ist aber dies nur ein ergänzender Beweis, daß die Wissenschaft überall dort, wo sie nicht Selbstzweck ist, ungerecht wird und auf AJbwege geraten muß dieser in erster Linie hineingehört, denn wir erfahren gerade auf diesem Wege, daß die Wurzel »tet«, die als »tete« im Französischen noch immer: Haupt, Spitze bedeutet, einst auch im Altslavischen gangbar war, und sich mit dem heutigen »ded« (= Ahne) deckt und als »dedva« eine Weiterbildung ist in der Bedeutung: Ahnenreihe. Dynastie Nebstbei ist es heute bekannt, daß man einst bei den einfachen Alphabeten für »d« und »W nur ein Schriftzeichen gebrauchte. Daß aber die Ausgabe einer solchen deutsch geschriebenen Broschüre, die dem Deutschen unnötigerweise aufzeigt, daß wir elf Jahre nach der Erreichung der politischen Selbständigkeit noch immer nicht jene sklavische Mentalität abgelegt haben, die uns die früheren Herrschenden sozusagen ins Mark preßten, heute denkbar ist, dieses ist wieder ausschließlich dem konfusen Zug der Zeit zuzuschreiben, da weder der Autor noch der Verleger selbst damit sicherlich nichts Illoyales bezweckten. Eine ernstere Zurückweisung verdient aber darin eine Ansicht, die bei ihrer praktischen Verwirklichung eine völlige Anarchie in die Geisteswissenschaften oder gar eine Expropriation des Selbstdenkens herbeiführen müßte, S. 15 bricht Strmšek eine eigene Lanze für den »berufensten Fachmann« Miklosich und umgibt ihn sozusagen mit der Gloriole der Unfehlbarkeit oder Unantastbarkeit. — Wir sind jedoch entgegengesetzter Ansicht. Jede Geisteswissenschaft besteht — in direktem Gegensätze zu den exakten —- aus Wahrheiten und Irrtümern. Je weiter man sie von letzteren befreit, desto wertvoller wird sie, da sie sich auf diese Art automatisch den exakten nähert. Wer aber solchen Berichtigungen einen Schlagbaum vorlegt, verhindert die fortschreitende Reinigung von Irrtümern und fördert jene Erstarrung, in der sich z, B. gerade die offizielle Slavistik seit Miklosich's Tode (1891) befindet. Man soll oder darf nichts berichtigen, was ein Olympier verfehlte! Würde derlei je zum Gesetze werden, dann wäre auch die Freiheit der Forschung dauernd begraben. Doch auch Strmšek wird trotz seines reaktionären Standpunktes zugeben müssen, daß bei Miklosich so manches unhaltbar ist, daher nach Berichtigung ruft, wie z. B. Folgendes. In seiner Schrift: »Die Bildung der Ortsnamen aus Personennamen im Slavischen« behauptet Miklosich, daß die Ortsnamen »Banja Jezero, Hrib« aus den Personennamen »Banja-nin, Jezeran, Hribljan« hervorgegangen seien. Das ist absolut falsch, wofür die primitivste Logik leicht den Beweis erbringt..— Im Slavischen be-• deutet »banja« — warme Quelle, »jezero« — See, »hrib« — Berg. Alle drei waren sicherlich in der Natur früher vorhanden, als der slavische Anwohner daselbst, denn die Natur nahm gewiß keine Rücksicht darauf, gerade dort eine Thermalquelle entstehen zu lassen, wo bereits ein »Banjanin« wohnte, noch bildete sie gerade dort einen See, wo schon ein »Jezeran« an-säßig war, und ging bestimmt nicht gerade dort eruptiv vor, wo schon ein »Hribljan« saß, um ihm zur Begründung seines Namens einen Berg hinzustellen und auf diese Art sozusagen die Zauberformel »filius ante patrem« zu realisieren. — Hier ist demnach unbedingt der Personenname erst aus dem Ortsnamen hervorgegangen und nicht umgekehrt! Es geht daher nicht an handgreiflichen Irrtiimern der Wissenschaft oder Mißgeburten der Logik im Tempel der Wahrheit ein Asyl zu suchen oder gar in die ernste Wissenschaft den Götzenkultus einzuschleppen. — Was Miklosich Richtiges erschlossen, wird niemand erchüttern, umsomehr als die Wahrheit ein ewiges Leben vor sich hat. Was er hingegen verfehlte, muß berichtigt werden, denn auch Jupiter beging gelegentlich die Geschmacklosigkeit sich in einen Stier zu verwandeln, verblieb aber nicht in dieser Metamorphose. Will man jedoch Mi-klosich's sprachgeschichtliche Verirrungen durchaus konservieren, so lege man sie in einem »Museum für wissenschaftliche Irrtümer« nieder, zwinge aber niemand dazu, daß er g e m a 11 e Trauben essen müsse! — Jede weitere Ausfahrt mit dem Rettungswagen, um Miklosich's Infallibilität zum Dogma zu erheben, oder um jemanden zu überzeugen, daß die Serben, Kroaten und Slovenen als mittelalterliche Zuwanderer in ihren der-maligen Wohnsitzen anzusehen sind, kann daher nur mit dem beiderseitigen Achsenbruche enden. Diese lange Reihe von sachlichen wie moralischen Verirrungen der destruktiven Slavistik beschließe noch ein Beispiel, das geradezu Haßenergien gegen Tatsachen zur Schau trägt, die schon hart an das Tollhaus grenzen. In der »Zeitschrift für slav. Philologie« (1929, S. 182) ist folgende Behauptung Brückner's zu lesen: »Die Slaven saßen nicht an der Ostsee, sonst hätten sie eine eigene Bezeichnung des Bernsteins.« — Ein normaler Mensch kann doch unmöglich so bekannte geschichtliche Vorgänge bewußt entstellen, da er auf diese Art die ganze gebildete Welt für Idioten ansieht, oder solche Wahrheiten nur dann verhöhnen, wenn er die Tätigkeit der positiven Slavistik der verwiche-nen 25 Jahre glattweg verschlafen hat. Daß die wendischen Preußen einst tatsächlich an der Ostsee saßen, erfährt man unverhalten aus jeder, selbst deutschnational orientierten Geschichte. In den alten preußischen • Chroniken ist immer und nahezu übereinstimmend zu lesen, wonach »in der vorchristlichen Zeit jene Wenden das Land innehatten, die sich der wendischen bzw. der slavonischen Sprache bedienten.« Weiter wreiß man doch auch, daß der Deutsche Ritterorden i. J, 1230 die Christanisierung der wendischen Bewohner der Ostseeprovinzen vom polnischen Fürsten Konrad von Masovien übernahm, weil sich dieser hiezu zu schwach fühlte, und weiß man ebenso, daß jener Orden anläßlich dieser Mission beschloß nicht nur das Heidentum, son- dern zugleich auch die wendische Sprache auszurotten, was tiberflüssig gewesen wäre, wenn dort keine solche gesprochen worden wäre; ja, wir wissen sogar genaueres darüber, mit welcher Gründlichkeit wie Härte dies betrieben wurde. Der Hochmeister Siegfried vcn Feuchtwangen erließ i. J. 1307 bereits ein Landesgesetz, in dem der Punkt 3 lautete: »Wer preußisch Gesinde hält, muß dafür sorgen, daß es mit niemandem preußisch spreche bei Strafe drei guter Mark.« — lm J. 1525 wurde zum letztenmale noch ein preußischer Katechismus gedruckt (Königsberg), und Hartknoch erwähnt in seinem Werke: »Altes und neues Preußen« (Frankfurt 1684) als besondere Kuriosität, daß sich um das Jahr 1660 noch ein Mann rühmte, er könne die altpreußische Sprache noch in zwei Dialekten reden.7) Über den prinzipiellen Irrtum Brückner's in dieser Richtung gibt es demnach keine weitere Debatte. Hingegen wirkt die »Entdeckung« Brückner’s, daß die Sla-\en keinen Begriff für den Bernstein hatten, geradezu lähmend und zugleich bemitleidenswert, da ihn hiefür die sprachge-schichtlichen Erir.nven grausam verfolgen, denn es gibt kaum einen Stoffnamen aus der Urzeit, der sich kulturgeschichtlich so altersweit und so prägnant erhalten hätte 8) Der älteste Beleg hiefür, daß die Slavcn schon vor etwa 7400 Jahren einen eigenen Namen für den Bernstein hatten, findet sich bereits in der Biblischen Genesis vor (2, 12), jedoch nicht in den gangbaren Bibeltexten, sondern in dien noch unveröffentlichten altslove-ntschen Chroniken, wie z. B. in der Wiener Schottenchronik, wo einleitend normal die Erschaffung der Welt nach der altslo-venischen Ära behandelt wird; dort heißt der Bernstein »jan-iraz« (s. S. 26). — Gründlicher kann der pathologische Haß eines »Slavisten« gegen seine eigene Berufswissenschaft wohl nicht bloßgestellt werden!9) 7) Vrgl. auch den Artikel: »Eine Rückschau zur altpreußischen Sprache« im »Staroslovan«, 1914, S. 1—5. s) An gleicher Stelle erklärt Brückner die Weichsel als den Fluß »Eridanos«, nachdem man lange Zeit hindurch behauptete, daß man darunter den Po-Fluß zu verstehen habe. — Welchen Zweck diese von neuem irreführende Ausdeutung verfolgt, ist nicht verständlich, — »Eridanos« ist nämlich nur die hellenisierte Form des Flußnamens »Jordan«, was schon aus dem »Buche mit den sieben Siegeln« klar hervorgeht. — Vrgl. auch den Artikel: »Zur Geschichte des Bernsteins« im Werke: »Die slavische Vorzeit« (S. 131—136) und ebendaselbst den Artikel »Golubinaja kcjiga« (S. 217-228). 9) Wenn aber derartig handgreifliche Entgleisungen, die dem Ansehen der seriösen Slavistik schwere Schläge versetzen doch im Druckwege in die Öffentlichkeit gelangen, so sind daran ausschließlich die Redaktionen der betreffenden Revuen schuld, die in dem servilen Glauben leben, daß alles, was ein Universitätsprofessor schreibt, auch richtig ist, daher veröffentlicht werden muß. Doch ist hiemit die Beweiskette noch nicht geschlossen. Fast alle Slaven kennen den Bernstein unter der Bezeichnung »jantar« noch heute. Aber in der germanischen Edda, die in jüngster Zeit als eine Applikation einer altslcvenischen Vorlage erkannt wurde (s. S. 135), ist uns auch noch ein zweiter slavi-scher Begriff für den Bernstein erhalten. Dort heißt er »brisin-gamen«, d. i. >brižni kamen«, im Deutschen »Uferstein«. So wird nämlich darin das Bernsteingeschmeide genannt, mit dem sich die »germanische« Göttin Freya schmückt.10) Überdies ist es bekannt, daß der Deutsche Ritterorden nach der Eroberttng der Ostseeprovinzen dem Herzog von Pom -mern das »jantar«-Regal abnahm, und daß er es in seiner weiteren Germanisierungstaktik sogar für notwendig fand, dieses allgemein eingelebte altpreußische Sprachfragment ganz außer Kurs zu bringen. Man stellte die Etymologie des Begriffes »jantar« fest, und da im Slavischen »jan« — Grenze, Ufer, Strand, und »dar« — Gabe, Geschenk bedeutet, bildete man daraus das deutsche Kunstwort »Strandsegen«, das sich aber nie recht einzubürgern vermochte. Noch eine Etappe weiter in dieser Art und man wird nicht mehr wissen, ob die Slavistik überhaupt noch unter die Geisteswissenschaften zu zählen ist! Daß es jedoch bis zu diesem vorgeschrittenen Grade des Marasmus in der destruktiven Slavistik je kommen konnte, daran sind verschiedene Unterlassungssünden schuld. — Vor allem führte diesen Zustand die Überspannung des Gemeinschaftsgefühles und der Trusttendenzen in den Reihen der Be-nrfsslavisten herbei, die jede Gegenkontrolle tyrannisch fernehielten. Wo aber die Kontrolle fehlt, ist das Abschwenken auf den falschen Weg das nächste. Eine solche heilsame Kontrolle seitens der positiven oder aufbauenden Slavistik fehlt aber noch heute, denn seit dem »Staroslovan«, den der ausgebrochene Weltkrieg zum Stillstände brachte, ist in der ganzen großen Slavenwelt keine Revue dieser Richtung mehr erstanden. Hier tritt wieder jener bekannte unsagbar traurige Zug des gesamtslavischen Innenlebens offen an den Tag, der sich mit dem erstbesten politischen Erfolge schon begnügt und dann gleich wieder in seine Apathie verfällt, statt den erzielten Erfolg pädagogisch zu festigen, wenn schon nicht zu vertiefen, um sich beim Anblicke der immensen altslavischen Gräberfelder, 10) Die heutige deutsche Form »Bernstein« scheint' übrigens auch nur ein in der Volkssprache verkürztes »Bergenstein« zu sein, wobei das sla-vische Homonym »breg«, auch »brieg«, das zugleich Ufer wie Berg bezeichnet, falsch herausgegriften wurde, demnach statt »Bergenstein«, oder aussprachlich verkürzt »Bernstein«, richtig »Ufer«- oder »Strandstein« lauten sollte. deren Umrisse uns die alten Namen der Gebirge, Gewässer und Ansiedlungen wacherhalten haben, für die kommenden geschichtlichen Katastrophen zu stählen. Die heutigen Slaven besitzen nicht mehr die Kraft, die Wirklichkeit zu sehen, sondern nur die Entstellung, die Negation. Sie vergessen nach dem Aufflackern eines Lichtblitzes sofort wieder, daß die heutige Darstellung der Geschichte der Altslaven durchaus keine tatsächlichen Geschehnisse bietet, sondern nur das, was andere als deren Geschehen gnädig zulassen, und dessen unter der verblendeten Mitwirkung ihrer eigenen Gechichtsschreiber mit jedem Tage weniger wird. — Quousque t a n d e m? — Wie lange noch? Schlusswort. Wir haben hier eine große Muslerkarfe aus allen Kategorien von Mißgriffen, Verfehlungen und systematischen Täuschungen der Berufsslavistik des verwichenen Oahrhundertes offen aufgelegt, damit die große Öffentlichkeit endlich erkenne, daß sie in slavicis bisher lediglich am Nasenringe herumgeführt wurde und nur das erfahren durfte, was für sie von den „Sla-visten“, die unter diesem paradoxen Titel — ob bewußt oder unbewußt, dieses sei ihrem Gewissen anheimgestellt — auch für fremde Firmen arbeiteten, die Vorzensur erhielt. Meinten sie es jedoch ehrlich, so war es hingegen nicht notwendig, über seriös aufklärende Arbeiten den Boykott zu verhängen, sondern lediglich umzulernen! Bekanntlich muß aber jedermann, der sich mit seinen Geistesprodukten vor das Weltforum begibt, unentwegt damit rechnen, daß auch jedermann das Recht zusteht, jene bezüglich ihres Wertes öffentlich zu überprüfen. Wir üben hier dieses Recht aus u. z. ohne jedes Odium einer persönlichen Spitze gegen wen immer, nachdem wir unsere Meinungs-Antipoden ausschließlich mit ihren eigenen Waffen bekämpfen. Sagt ihnen dies nicht zu, wenn wir sie hiemit ernstlich aus der langen Tyrannei falscher Traditionen hinausführen in eine reale Welt, so wäre es klüger gewesen uns keine solchen Waffen in die Faust zu drücken. Fühlt sich jemand irregeführt, so berichtige er sich selbst oder lege die Generalbeichle ab. Haben wir jemand ein Unrecht angetan, so beweise er dies oder suche sich sein Recht. Wir besitzen auch den Mut begangene Fehler einzubekennen u. z. durchaus nicht mit Radau, Hinterlist oder Pfeilgift, sondern in einer der höheren Gesittung entsprechenden sachlichen Form. In unserem langjährigen und offenen Kampfe gegen das klar erkannte Irrlichtern mil der geschichtlichen Wahrheit über die Altslaven haben wir aber nicht den geringsten Grund die große Abrechnung wo anders durchzuführen, als vor dem Weltgerichte der gesunden Vernunft, vor welchem die Ehrlichen wie Verführten das Sonnenlicht durchaus nicht zu scheuen haben. Sollten aber trotzalledem die heutigen Verweser der offiziellen oder Schul-Slavistik sich dessen noch immer nicht bewußt werden, daß sie, so lange ihr System auf ein Spiel mit der Unvernunft und Kritiklosigkeit der großen Menge aufgebaut ist, unausweichlich und ebenso sicher dem Zusammenbruche entgegengehen, wie sich ein Welthandelshaus mit Bauernfängerei vom drohenden Konkurse niemals retten kann, so wirke sich ihre selbstherbeigeführte Tragik ohne jedes weitere Mitleid aus! Mögen diese freimütig warnenden Darlegungen noch vor dem Schlage der zwölften Stunde zugleich auch den eingelebten brutalen Wahn niederwerfen, als gäbe es keinen verbindenden Faden oder keine lebenden Kräfte mehr, die die Jetztzeit mit der ehrwürdigen Vergangenheit der Altslaven Zusammenhalten würden. Hiefür ist geradezu ein erdrückendes Beweismaterial vorhanden, das allerdings bisher brach, unbeachtet oder vorsichtig verhüllt lag; wir haben es hier nur hervorgeholi und wieder in den aktiven Dienst gestellt. Sinnstörende Druckfehler. s. VII, 5. Zeile von unten lies: verträgt statt : vorträgt. ff 52, 6. „ ff ff ff erzenen ff eigenen. ff 57, 22. , „ oben ft erscheinen ff erschienen ff 71, 14. , ff ff ft Brat ff Braust. ff 171, 11. . „ unten ft Quellen ft Qullen. Sonstige leicht erkennbare Druckfehler wolle der Leser selbst berichtigen. Namen und Sachverzeichnis Abar 67 Abari, Abaris 153 Abdera 150 Abel 28 Abraam 28 Abraham 21 Abschwenkung 95 Abulfaradž 156 acetum 82 Achilles 94 Adam 22, 28, 33, 56 Adam v. Bremen 72 Adambuch 30 Adeliger 146 adinij 63 Adiraden 54 adnamati 114 adna - Münze 114 Adria 124 Aeneas Silvius 143 Aera, alexandrinische 20 « , altslovenische 20 « , byzantinische 20 « , christliche 21 « , jüdische 22 « , Phönix 21, 23 « , römische 21 « , russische 20 Aethicus 155 Aethna 10 Afrika 46, 93, 165 Agamemnon 13 agrafe, Agraffe 74 Ahnherrn 142 Aischylos 162 Ajdovščina 166 akeit 82 Aklejam 30 Akte 108 Alanen 155 Albanien 170 Albrecht m, d. Zopfe 78 Alexander d. Gr, 11, 158 Ali Bey 98 Allemands 145 Alexei 78 Allioli 98 Alphabete 117 Alphabet-Dichtungen 128 altbulgarisch 121 Alter (Prof.) 50 altgermanisch 63, 72 altiranisch 129 Alt-Kairo 98 altslovenisch 121 Amazone 75 Amenhotep 96 Amru 98 Amphibienslave 186 Anacharsis 103 Andreas (Apostel) 61 Andromache 94 Anna Komnena 162 Annales Alamannici 160 « Carinthiae 173 Anshelm H. 173 Anthrazide 27 Aphrodite 55, 58 Apokalyptik 86 Apollonia 56 Archiv f. Anthrop. 180 « f, slav, Philol. 86 Archontius Severus 21 Ardaei 152 Ares 58 arisch 129, 152, 184 Aristophanes 52 Artus-Sage 134 asej, asejka, asja 165 Asgard 72, 130 Asia 165 aspas 28, 30 ata, atati, atla 28 ataman 28 Athen 58 Athene 58 Athos 108 Atlas 28, 49 Ailantis 49 Attila 155 Aussätzige 87 Australien 164 Avaren 152, 181 Avarus 38, 154 Avel 28, 30 Avraam 28 A xius 167 az 130 azbuka 124, 128 azej, azov 165 azgrad 62, 130 Azov'sches Meer 155 Aztlan 47 aždija 17. Babel 34, 167 Bacher Geb. 13 Bacon v. Verulam 46 baga 58 Balacum 156 ban 63, 154 banja 171, 191 Banjanin 191 banovina 63 barbar 78 Barbara 78 Barbaren 136 barbarisch 110 Bardengau 159 Bardowick 159 Barhebräus 162 fcarka 115 baruch 173 Basilios 78 Bastarner 154 Beda 156 Bedolachharz 26 begač begaš, begec 83 belbog 181 Beograd 69 Berenice 79 Bernstein 27, 192, 193 Berossos 68 besni 13 Besniški breg 14 Bessnitz B. 14 Besuv 13 Beust Gf. 39 Bia 111 biat 113, 126 biatec 113 Bibel, kroatische 129 Bibel, nordische 135 biegas 83 Biestmilch 184 bijati 114 Bilä Hora 69 bilbog 182 Bildwerke 180 biline 85 Biograd 69 Birne, Bimlein 166 bisaga, bisage 79 Biscaya 149 bissaccium 79 Bissaken 79 Bistrica 137, 160 f. Bistrovica 171 Bitterseen 99 Blasizza 169 Bled 69 Blocksberg 12 Boczek Fr. 112 Boč 11, 14. 72 bog 58 bogat 58 Rogišič V. 187 Boguslawski Ed. 181 - boj 146 Boji 146, 158 Boleslav 64 ■ Bolivien 47 ' Böotien 102 Borova 171 Bosslna 169 Brahma 58, 60 Bram, Brama, bran 58 Branibor 169 Brasilien 46 Bratislava 88 Brautnacht 28 Brehmer M. 105 Brešljani 171 brisingamen 194 Bruchsteine 166 Brückner Alex. 38, 154, 181, 189, 192 brušen kamen 194 Bubastis 99 Buch 130 Buche 130 buchstabieren 124 Bugge 135 büh 58 ßuila 181 Bukephalos 146 buki 130 buky 184 Buna 19 Butaja 181 ßutaul 181 Byzanz 150, 152. 157 Cadus 81 Caesarea 122 Caligula 11 camee 81 cammeo 81 Candida 137 car 64, 68 Casino 149 Cassel 149 Castro 149 Catalaunische Felder 155 cekin 110, 112, 114 v , Celti, Celtica 158 Celtoiberer 158 cerkev 121 Cerkov, cerkovnica 121 Ceylon 93 Chalkidike 108 charvati 147 Charybdis 87 Chazaren 149 cheled 158 Chersonesos 107 « Trehee 107 cherub 28, 31 Cherubi 32 Chimära 19 China 164 chinesisch 43 chod, chotar 60 chodža 60 chriechisch 78 chrisam, chrisma 61 Christian 64 Chronica Slavorum 160 Chroniken, schwed. 156 Chronologie 22 Chuni 155 cirilica 121 Cirkovce 138 cit 82 Clekh 11 colek, colki 105 Columbus 46 Constanza 151 Corvinus (Matthias) 78 corvtis 78 Cosmas 66 Costelbran 169 cota 58 Crobyzi 151 cursus publicus 137 Cyklo’pen 10 Cyrill 112, 121, 124 cyrillisch 112, 123 Cyrillonas 155 czerak 87 Žarna voda 151 »Čas« 186 »Časopis za zgod.« 167 Čechen 114 Čegem 14 čeled 158 Černavoda 151 Černigozda 169 Černika 171 Červeni 171 , čin 165 Čina 165 Čingis - kan 65 Čipkau 169 čir, čiren 87 cirilica 121 čiv 100 človek 35 cornaja danj 179 črka 121 črkovnica 117, 121. Dänen 156 Daniel 18, 68 Dankovszky 42, 89 dar 194 Darius 158 Darius Hystaspes 97 Darwinismus 34, 44 David 55, 65 Decimalsystem 23 ded, dedva 190 Delitzsch Fr. 40 Demirkapija 167 Demok 178 denare 111 Desseffy 112 Deszendenztheorie 34 deutsch 70 Deutsche 145 »Deutsche Erde« 182 Deutscher Ritterorden 192 deus 59 Deverra 53 dewas 59 Diamant 27 Dienstvolk 153 dieu, diewas 59 dio 59 Div 59 Divisionierung 54 diviti se 59 divno 59 Dnjepr 155 dobro 131 Dobrovsky Jos. 124 dohet 75 Doliche, Dolichenus 59 dolič 59 Don 22, 147, 149, 156 Donati B. 11 Donausümpfe 151 Dorffluren 137 Drachensagen 16 Dragita 169 Drahtbinder 154 drak 17 drati 164 Draufeld 138 Drava, Dravus 163 Dražence 137 Dubrovnik 172 Ducipal 146 Dukljanin 156 Durandus 78 Durazzo 171 Dusnik 171 Dynastie 21, 188, 190 Dyonisius Exiguus 21. Ebehtnica 28, 55 Ebensfeld 138 eced, ecet 82 Ecuador 47 Edda 71, 124, 128, 130, 135 eden 115 einbalsamieren 47 Eisernes Tor 167 Elbassan 170 en 115 Epen 142 Ephorus 158 Ephyra 106 Eratosthenes 92 Erdan 80 Erdbefestigung 107 Erdfeuer 12 Eridanus 193 Erik 160 Erdwatl 107 Erzförderer 161 Erzformer 161 Eschenbach 29, 72, 134 Esse 10 Essig 82 cst 131 Euboeisches Meer 102 Euhemeros 53 Europa 165 Eusebius v. Caes, 43, 122 Eva 28 Fafner 135 Fanal 89 fant 161 Far 66 Favoriten 32 Feldbach 69 Feldberg, Feldsberg 69 Feldkirch 69 Ferro 92 Feuchtwangen Siegfr. 193 Feuerloch 14 Feuerpost 13 Feuersignalstation 13, 89 figa 28, 30 Figur 31 Fitzpatrick 178 Flavius Jos. 32 Florabella 134 Flügelrad 84 Flut, deukalionische 21 « , ogygische 20 Flutepos, babylonisches 33 Foresti 156 Fougage, droit de 133 Fragija 86 Freilaubersheim 118 Freya 194 Friaul 155 Friesen 155 Fruška gora 89 Fuk, fukati 133 Funke C. 108 Furlanen 172 Furtengegend 178 flabrova 171 gad, Gad 17, 28, 31 Gebauer J. 187 Gebhardi 36 Gebietsverteidigung 145 Gemme 123 Genesis 22, 26 Gepiden 159 Gerečja vas 138 gerhab 32 Germania 188 germanisch 63, 72, 124 Geschlagenes 110 Gesner Konrad 16 Gibraltar 96 Gihon 156 glagol, glagoliti 124, 131 glagolica 117, 124, 126 Gleichenberg 11 god 60 Gold 26 golem 59 golema nošč 59 golemi den 59 Golemi vrh 59 Golemo brdo 59 Golobinaja knjiga 80 Gorca, Gorica, Goričani 171 Gorjan 171 Goropius 27 grab 184 gradišče 178 Gradišta 171 Grammaticus Saxo 72 Granica 89 graničar, Graničari 146 Graždani 171 Grebeno 89 Grenzer 146 Grenzfluss 179 Grenzstein 118, 179 Grenzsteuer 179 Griechenvolk 146 griechisch 88 Grimm 53 p.riva, grivina 115 Jrivna 115 Grossglockner 11 Grossmähr. Reich 111 Grosserbien 150 Gruhn A. 87 Grünberger Handschrift 43, 112, 158, 187. 189 gruscica 166 Gudrunsage 134 guna 75 Gussmauerwerk 166. Hadrian 98 Hagen 134 Hajdin 137 Haid Dr. 167 haikos 161 Hanka W 111, 169, 188 Hannibal 101 Hanno 93 Hardouin Jean 21 Hartknoch 71, 193 Harz 27 bauervater 148 Haukal ihn 11 Haupt 190 Hauptmann L. 186 Hauskommunionen 187 Havamal 128 Havila 26 Hederväry - Museum 111 Heinrich v. Mecklenburg 160 Heinrich I. (Kaiser) 156 Heldenlieder 142 Heldentugenden 157 heled 158 Helena 94 157 Heliaden 80 Heliopolis 23 Hellenen 146 Helmold 160 Henning Christ. 61 Henoch 30 Hiera 157 Herakleitos 37 Herakles 157 Hermias 85 Herodot 35, 63, 93, 151, 158 Heroopolis 99 herub 31 Heruler 159 Hesiod 53, 56, 94 Heron 156 llexenprocesse 11 Hexenwunder 189 Hezel W. 89 Hieronymus 5, 33, 148 Hieronymus-Handschrift 124 Hilde 134 Hinen 156 Hochstraden 11 Homer 52, 56 Honig 82 129, Honoria 157 Honved 153 Honza, chloupy 18 Horatius 53 Horizont 80 iiornbaum 184 Horoathos 147 Hostyn 60 hrib, Hribljan 191 hrošč 75 (irot, hrotte 135 hrvač, hrvat, hrvatiti 147 Hrvati 146 hrušica, hruška 166 Hrušica 166, 178 Humboldt W. 46 Hunnen 145, 152, 154 Hunnenbraten 156 Hurenstadt 106 hu-urvatha 148 Hvar 67 Hyksos 153. Idiotikon, tyrol. 29 Igor - Epos 44, 156 iilyri 169, 171 Illyrien 158 illyrische Halbinsel 169 « Sprache 172 Inach 21 Indi 46, 134 Indija, Indijan 134 Indijane 134 Indianer-Sprachen 40 indianisch-slovenisch 47 indische Mythologie 54 Inessa 10 Inka 46 io, ioteti 65 Jppen Theodor 170 Iranier 163 Isachar 32 Itala 119 Italiker 173 Jablanje 137 Jacobi Viktor 141 Jacobsohn Hermann 179 Jagič V. 39, 148, 181 Jahin, Jahve 65 Jaksch Aug. 172 jan 194 Ianitscharen 153 jantar 194 jantraks 27 jan traž 27, 193 Jazigien 181 jeba 35 iebati 28 Jebura 106 jela, jeljad 80 Jelena 157 Jelinek Bret. 141 Jera 157 Jeraklej 157 Jerden 80 Jeremias 128 jerob, jerov 32 Jersey 112 Jeschken 10 Jeschutte 29 Jesus 54, 64 ješa, ješna 10 jeva, Jeva 28 Jevefrat 26 jevura 106 Jezeran, jezero 191 Joan, Joannes 65 Johannesfeuer 12 Johve 65 Jordan 80, 193 jot, joti 131 Joten 131 jun, juna, junak 60 juni 157 Juno 60 junoch, junoš 60 Juri 18 juriš, juriti 18 Kačič A. 154 kad, kadica, kados 81 Kahlenberg 165 Kainan 33 Kairo 98 Kaiser 149 Kain 28, 30 kako 132 kal, kaliti 162, 165 kale 69 Kalemegdan 69 Kalender 49 kalijuga 22 Kalina M. 141 Kallay 39 Kalmus 153 Kalubi 161 kalup 161 Kalvarija 165 Kamčatka 14 Kamee 81 kamen 81 Kaminica 89 Kamnica 171 Kamsas 62 Kanal 107 Kanarische Ins. 92 Karkinit 107 Karl d. Gr. 55 Karnon 54 Karthago 68 Kaschau 14, 149 Kassandra 109 Kastanica 89 Kastav 149 Kaste 165 Katz, Katze 149 kaz, kaza, kazak 149 Kazaki 148 Kazase 149 kazjonka 149 kazna 149 Keimformen 34, 44 Kelten 145, 152, 157, 173 Kenan 33, 83 Kerč 107 Keshua 49 khsathrapavan 66 Kijev 111 Kirchenchronik, preuss. 182 kirchenslavisch 121 kita 165 Kitaj 165 Klagelieder 128 Kllaič A. 147 Klech, KJechenberg 11 Kleče 14 Klek 11, 102 Klinschor 29 Klöch 11 Klöckerkogel 11 Klytemnestra 13 knoflxky 114 Kočiva 89 kojnati 30 Kollar Jan 120, 141 Köln 160 koleda, koledar 81 kolo 81 Koniferenbäume 80 Königinhofer Handschr. 60 Königsberg 182, 184, 193 Konrad v. Masovien 192 Konstantin 78 « Kopronymos 77 « Porphyrogenetos 78 Konstantinopel 153 Kontinente 34 Kontinentverschiebungen 49 kop, kopaje, kopano 103 Kopai's-See 103 Kopecky R. 189 Kopitar Barth, 124 Kopp Ulrich 123 Korinth 105 Korito 105 korito 87, 89. 105 Kosmogonie 45, 50 Kosovo 171 Kostbera 56 Košiče 111 Kotys 58 Krak 19 Krakow-Medaille 182 Krater 14 krč, krčiti 107 Kreidezeit 46 Kremenitfa 118 Kremnitz 117 Kremsier 117 Krieg, Krieger 146 Kriegerorganisation 158, 160 Kriegslisten 158 Kriemhilde 157 Krim 107, 150 kristi, Kristus 60 kristiti 62 Krišna 61 Krisna-Münzen 112 krobatische Schrift 124 krokim 75 krst, krstiti 62 Kuban 149 Kuba 171 kunda, Kundi 54 Kundrie 29 kurac, kurazeln 29 Kurialschrift 121 kurilica, kurilovica 121 kvas 135, Labyrinth, Histor. 173 Lamanskij 66 Landau J. 141 Langricio 159 Landessicherung 145 Lappländer 144 Latomus 66 Lausitz 182 Lautschrift 124 Lavant, Diöcese 189 lavtati 117 lavtinica 126 Lazar, Lazaretto 87 Leichtenberg 11 Lemberg 122 Lepere 96 lepota 30 Lesseps 98 Levec Vlad, 137 Libuda 28, 30 lice 43 Lichtberge 13 Liebelt A. 89 lilika 43 Linde Sam. 188 lintver, Lintwurm 17 lis 43 liturgische Sprache 121 Livadi 171 Ljubša M. 167 ljudi, ljuti 132 Lodfafner 128, 130 Lodrok 134 Logatec 160, 166 Logovardi 159 Lokomotive 177 Lombardei 160 lom varda 159 Longatico 160 Longobarden 152, 155, 159 Longos 108 Lorenzen St. 138 Lozani 171 Luther M. 56 I uva 28, 30 Luxus, mineralog. 27 Lwow 122 M.acos 75 Maginus Ant. 95 Magnetnadel 93 magyarisch-slovenisch 41 Mainz, Museum 113 majdan 69 Malea 105 Manuil 78 Maria 54, 57, 65 « Verkündigung 28, 55 Mariborer Zeitung 190 Marmont 102 Mars 54 Marschalk Nik. 160 Marschroutenkarte 167 Märtyrerakte 122 Masaryk T. G. 187 Masovien 192 Massageten 11 mater verborum 38, 154, 160 matica 93 Matthias Corvinus 78 Maximilian 70 Mazedonien 167 mbret 70 med, medica, medicus 82 Medaille von Krakow 182 Medžija 151 Megiser Hier, 172 Mehlwurm 45 Mela Pomp. 107 Meletius 182 menek, meniti se 36 Menelaos 94 menic, Mensch 36 Menzaleh-See 95 Mephitis 53 merdolade, droit de 75 Merkur 24, 56 Merkurfinsternisse 24 Metallgiesser 161 mezu 118 Meždija 151 Middendorf E, 47 Mihovce 137 Miklosich Fr. 29, 39, 121, 163, 180, 190 Milch 185 Militärgrenze 146 Milizza 169 Milka 28 Milojevič M. 169 minati, Mine 103 Mingrelien 155 Minyer 103 misir, Misir 66, 100 mislite 132 mlez 184 moc, moč. mošč 77 modri 70 mogati 84 Mogila 65 Mohammed 56 molavar 17 Moldau 70 Monsahvatsch 134 Morana 118 Morava 171 Morea 89 Moses 119 Mösia, Mösien 150, 158 mrdati 75 mrk 24 Müller F. H. 141 « Rob. 171 Müllner Alfons 141 Mumienband 118 Münchhausen 184 munjus 118 Münzaulschriften 110 Münzkunde 110 Münzen barbar. 79 Murko Matth, 125 musa, muza 151 Mustapha 98. Nač, naš 132 naček 137 Nagy Szt. Miklos 181 Napoleon 96 Nechao, Necho 62, 96 neg, negovati, negus 62 negotium 62 Negrelli v. 96 Nemci 145 Neoslavismus 23 Nepos Com. 184 Neptun 132 Nero 106 Nestors Chronik 26, 36 Neusatz 179 Neustrelitz 182 nevesta 71 nex 132 Nibelungen 56 Niederle Lub. 15, 169 rjeguš 62 Noah 33 Nomaden 66 Nomadenvölker 155 nomadisieren 143 nora 161, 173 Noreja 161 Norici, Norici 161, 173 Noricum 173 Noriker 115, 158 Novosad, Novosady 179 Obri 153 Obotriten 71 ocet, oct 82 oče 28, 58 očenaš 44 očim 128 Oder 148 Odessa 184 Odin 63, 66, 71 Odrysen 150 Odyssee 86 Ofenruss 179 ograba 74 oguga 21 Ogyges, ogygische Flut 21, 102 oksos 82 Olaus Magnus 72 Oinir 85 omocen, omocen, omoscen 75 omocena, omocena, omoscena 75 on, ontati 132 onesis 132 Opcina, Opsina 89 opiti 83 opium 83 oplatki 75 oprodica 58 or, of 63 Oriflamme 63 crisati 81 oriti, orythein 103 Ormoz 63 Ormiuz 54, 63 Orpheus 85 orphische Hymne 63 Ortsnamenforschung 177 Osborn Prof. 15 ospas 30 ostrov, ostrovlje 164 Ostseeprovinzen 192 ot, ota, otec 28, 58, 112 cta - Münze 112 c-teti, otuz 112 Othin 63, 71, 128 otinja 58 Ounoi 155 ovar 67, 109, 153 Ovid 80 Oxus 156 Packtasche 79 pahati 188 Paläoslavismus 23 Palimpseste 124 Pallas Athene 94 Pamirplatte 10 pan 63 pan büh 64 Pannonien 63, 114, 158 Panslavismus V Päonien 167 para 177 Paravosy 177 Parcival 14, 29 pathumos 99 Paulus Diakon 155 paziti 188 Pech 27 pec, peca 179 Pec 169 Pecora 178 Pegasos 83 pegnaze 112 Peisker Jan 184, 186 Pelusinischer Nilarm 97 Pelusium 66, 100 Pentateuch 1.18 Perekop 107 perevozi 178 Periegetes Dion. 154 Petrovič Bischof 50 petschorische Abgabe 179 petser 178 Peutinger Tafel 154 Pflug 185, 187 Phädimos 94 Phaeton 80 pharao 62, 66, 100 Pharia 67 Pharus 67, 100 Phönizier 62, 66, 118, 122, 164 Phönix 23 « -Aera 21 « -Münzen 24 Pilz J. 117 piros, ad 166 Pithom 99 Pius II. 143 Pizarro 46 Platon 49 Plinius 107, 150, 152, 162 Po 80, 193 Podova 137 poeta, rojem 84 pogače 100 Pohorje 13 pokoj 133 Polislav 156 Polovzer 156 Polskava 137 Polyänos 158 Polybius 32 Polynesien 164 Pontinische Sümpfe 101 Popovizh Joh. 136, 165 Popp David 141 populec 113 portages 109 Pötovio 137 pozoj, pozojica 17 Prätorianer 153 pravoslavni, pravoslovni 38 Praxiteles 180 pre 84 prebist 64 Prekop 63, 107 premog 17, 84 Pfemysl 64 Prepole 138 presbit, Presbyter 64 pret, pretiti 70 pripojiti 75 Pripjat-Sümpfe 10 Priscus 157 promet, Prometheos 65 provlačiti 109 Provlaka, Provlakas 108 Psalter, glagolit. 124 Psametich 35 Pseudo-Maurikios 184 Ptolemäos II, 98 Ptolemäus Claud. 95, 154, 164 Ptuj 137 Puchmayer A. 189 Pultavia 137 pupe 113 Pulverkammer 140. Rabe 78 rab božie 78 rci 133 Rače 138 Ragusa 172 Ramovš Fr. 15. 147 Rangsklasse 165 Rastica 111 Rationale div. offic. 78 Raufer 147 »Razprave« 147 Realisten 188 rebja, rebjata, rebro 29 Regenbogenschüsselchen 114 reissen 164 Remus 54 rep, rev 29 Rhäter 171 Rhea Silvia 54 Rhodanus 80 Rhodos 18 Riegersburg 11 Riese 152 Rigveda 60 Rind 185 Ringwälle 145 Rippe 29 ris 81 Ritter 146 Rjurik 112 Rodna 62 rogač 12 Rogačka gora 11 Rogatec 138 Rollbahn 105 Rollschlitten 109 Rom 34 Romulus 54 Roon 36 Rostafinski 184 Rotes Meer 95 Roxolani 155 Rugier 156 runa, runica, run ja 117 runa simi 47 Runen, čechoslov. 117 « , etrurische 118 « , südslavische 118 « , wendische 117 Runenlied 128 Rupprecht hl. 160 Russ 179. Saaz 179 Sachsen 150, 156 sad 179 Said, Saidi 95 Said Pascha 95 saje 179 Salomo ben Isak 75 Salona 124 Saloniki 150 Salwatsch 14, 72 Samo 64, 66 Sanchuniaton 93 Sandžar 156 Sane 109 Sänger 84 sani, sanis 109 Sanskrit 47, 129 Sara 21 Sarmatien 61, 147 Sasinek Fr. 141 satrap 66 Savaot 123 sazati, saziti 179 Sazava 179 saze 179 Scala Hannibalis 101 Schacht 161 Schaden 135 Schild 149 Schilfmeer 99 Schilfrohr-Atmung 186 Schleusenanlagen 99 Schlögl Niward 33, 39 Schlözer Aug. 141 Schmidt Heinr. 180 « Walter 181 Schohamsteine 26 Schöpf I. 29 Schottenchronik 26, 50, 193 Schulz Heinr, 141 Schutz 149 Schutzherr 173 Schwarzes Meer 151 Sclavi 153 sclavonische Sprache 27 scoglio 87 Scymnos 158 Scythi 149, 157 scythische Wenden 173 Sebelia 134 se bilo 85 Sebislav 156 Seespinne 115 sekati 110 Sela 89 sela, selia 135 Selan 93 semitisch-slovenisch 40 Sepp J, 183 Septuaginta 27, 31, 119 Serapätun 99 Serbi 140 Serblia 150 ses 17 Sesioch 54, 63 Seti 96 Sevnica, Sevnik 13 Sibylle 85 Sicha Karl 141 Sidon 94 sif 135 Sigismund, Kaiser 171 Silian 118 Silistria 151 Sillein 118 Simrock 53 Sine 165 Sirbi 150 Sirene 86 skala 101 skaptein 103 Skender-beg 171 skodi 135 Skodra VI skopati 103 Skutari VI Skylla 87 slava, Slave 35 Slaven 115 Slaven-Sklaven 39 Slaventor 11 Slavistik, autochton. 177 « deutsche 177 * officielle 177 slov, slovek, sloven 35 Slovan, Sloven 35, 38 Sloveni, Slovinci 153 siovinsky 38 slowien 39 sni 75 Sobot, Sobota 12 Socoth 98 Solon 49 Sonnenkultus 47 šopka, sopot 12 Šopka, Ključevskaja 12 « , Tolbačinskaja 12 « , Viljučinskaja 12 Sorben 156 sparen, Spargroschen 115 spas, spasitelj, spasiti 30 Spiess 135 Spracheinheit, arische 184 « , indoeurop. 184 Sprecher 35 srb, srborit 150 Srbi 149 Sriekus 27 Srpčište 150 Stagno 102 Stammväter 23 »Staroslovan« 182, 193 Stenas 167 Stenzei G. 141 Stercutius 53 Sternberg Gf. Kasp, 189 Stiefvater 128 stijena, stjena 167 Stimme 124 Stire 134 Stobi 167 Stockholm 134 Ston 102 Strabo 10, 13, 105, 150, 167 Strandgut 134 Strandsegen 194 Strass, Strassburg, Strasse 163 Strassengel, Strassgang 163 Straž 171 straža 89, 163 Strmšek Paul 190 Stroža, Strožica 169 Studenica 169 Studenice 138 Sturleson Snoro 171 Subotica 12 Suessa, Suessiones 101 Suessetani 101 Suevenkonig 134 Suez 94 Suidas 24 Svetlo 12 Svetlov Stary 13 sveža 101 Syracus 115 Szuga 169. Šafarik Paul 142 Šega 14 Šembera Alois 141 Šikola 137 šivilija 86 školj, Škulje 87 Štefan, vojvoda 65. Tabor 28, 32, 107, 165 Taboriten 32 Tacitus 24, 188 Taganrog 181 Tandaradiaš 134 Tanne, Tannwald 80 Taphrae 60, 107 Tartarus 123 Taufkirchen 183 Taurisker 158 Tedesci 145 Tektosagen 158 Telemach 94 Terek 149 Tertiär 45 tet, tête 190 tetva 188 Teufelsberge 12 Teutoni 145 Thanaïs 72 Theiss-Gebiet 181 thelgein 87 Theodor, Erzbischof 124 Theogonien 53 thiolkos 105 Thoas 94 'I hracien 150 Thiukydides 105, 150 Thule 92 Tierköpfe 157 Tigr 26 Tituskopf 157 Toiga 181 Topfen 185 Töpferei 65 Topia Andreas 171 Topolovšek Joh. 40, 47 Tragplätze 109 Trajan 151 Trajan-Wall 151 Trakken 16 trap 66 Trapezos 162 Trautmann R. 180 trehée 107 Tremošna 111 Trenčin 159 Triballi, Trivalli 108, 150 Trstenjak Davorin 141 Truppen Wanderungen 144 luise 146 Tur 118 Turkotataren 182 tvrdo 133 lyrische Karten 92 Tyrus 32. Ubog 58 ueda 128 Uferstein 194 uk, uksati 133 Ulfila-Bibel 129 Umanu 33, 83 umelec, umetnik 33 Ungard Alb. v. 98 Unrest 156, 172 Ural-Fluss 181 Usoda 68 uxor 133. Vali 108, 150 van, vanta, vanti 161 Vandalen, vandalisch 152, 160 Vandalosok 160 Vandalus 38, 154, 160 var 66 Varak 32 varčiti 115 varda, varta 152 Vardaei 152 varha, varka 115, 122 Varini 152 varjak 66, 152 varoš 58, 66 varuh 173 varvar, varvara 78 Varvakion 58 Vasmer M. 148 Vaterunser 44 Vavilon 26 Veda 128, 134 vedi 131 vel 67 Vela 134 Vela Krajina 146 Vela Srbija 15 Velavia 70 velbog 68, 181 Velcuria 70 Velden, Veldes 69 Velvidena 70 Velebište 171 velebniček, velebny 67 velebrost 67 Veleda 70 Velehrad 67 veleješter 67 Veles 70 Velestur 6, 118 Velia 70 Vellach 69 velmož, velpan 68 Velssa 169 Velthurns 69 vtlžupan 68 vend 36 venec 23 Venediger-Gebirge 154 « -Männchen 154 « -Volk 154 Veneter 66 Venetien 155 venetisch 124 Venus 123 Verbündete 102 veren, Verenike 79 vergobret, verhopret 70 verlt 68 Verteidiger 147, 152 vest, vesten 71 Vesta 70 Vesuv 13 Victor Aurelius 24 Vielinselland 164 vihar, viher 135 viseti 80 Višnu 62 Vitruvius 13 rjerenica, vjerenik 79 Vladivostok 149 Vltava 70 Vocabularium venedicum 61 Vodica 17 Vodnik Val, 141 Vojan 171 vojevod 71 Vojvodam 171 Volga 156 Volga-Steppen 155 Volkassinus 169 Völkerwanderung 142, 144 Vormund 173 vražija 86 vruč 89 Vujela 181 Vulgata 33, 119, 148 Vulkane 9 Vulkanographie 8 Vutaul 181 Vyhorla, Vyhorlat 14, 163 Vysocina 117 Waagtal 159 Wachkorps 152 Wachpunkte 163 Waffenlieferanten 162 Waffenplatz 149 Wahrsagerin 86 Waidawut, Waidu 71 Waisselius Thomas 182 Wand 167 Wankel H. 141 Waräger 152 Wawel 19 Wegener Alfr. 46 Weichsel [Fluss) 148, f93 Weigel Dr. 180 Weinbotin 135 Weisskunig 70 Welt 68 Weltära 23 Wenden 61, 160, 173, 192 wend.-litanische Myth. 53 Wersebe Aug. 141 Wenzel d. Hl. 189 wernt 68 Westphalen J. 160 Wicherer 135 Widekind 156 Wien 78 wien-berkner. Schule 181 Wildenberg 14 Windische Mark 69, 146 Winiten, Winuler 160 Wint 30, 154, 160 Woda, Wodan, Woden 71 Woldrich G. 141 Wolf-Pletersnik 135 Wolzogen H. 130 enophanes 52 Xenophon 162 Xerxes 108. Zabjak 171 zadruga 187 Zagreb 118 Zahlensystem, cyrill 28 zaid 95 zal 14 zala 72 Zalmoxis 72 Zechinen 112 Zeitschrift f. Ortsnamenforsch. 177 « f. slav, PhiloL 154, 178, 194 Zelenik 171 zemlja 131 zelo 131 Zernec 171 Zeus 59 Ziegelschlagen 167 Ziehvater 128 7io 59 Zlouen, Zlouenin 38, 154, 166 zmaj 17 zmija 72 Zobten B. 12 Zopfland 165 Zoppot 12 Zote 58 zuapan 181 Zubaty Jos. 11 zveza 101 Zwettl 13 Žeg, žega, žekno 14 žito 100 živ 135 živa 62 Živa luč 111 živete 121 Župečja vas 138 Župena 89. INHALT. Seite Vorwort............................... . . . V Einführung..................................................1 Die Vulkanographie und die Sprachwissenschaft . . . 8 Zur Prosa der Drachensagen.................................16 Die altslovenische Weltära. — Die »Phönix-Aera . . 20 Die Geheimnisse der Biblischen Genesis.....................26 Die sprachliche Analyse der indoeuropäischen Gottes- und Hoheitsbegriffe........................................51 Eine Auslese altslavischer Kulturbegriffe im internationalen Verkehre..........................................73 Zur Toponomie uralter Kanalbauten ...... 91 Beitrag zur altslavischen Münzkunde.......................110 Die altslavischen Alphabete...............................117 Die »Azbuka« in der Edda 128 Über die Dorffluren-Verteilung bei den Slovenen . . 137 Die Völkerwanderung in Wahrheit und Dichtung , . . 141 Irrwege der Schul-Slavistik...................... • .175 Schlusswort ........................................... Namen- und Sachverzeichnis . . . 199 __________________A__________________ Buchdruckerei H. Slovák in Kromšriž. T 1 Domoznanski oddelek ŽUNKOVIČ D. jZur Geschichte o« 35 "O H C COBISS o