Bojan Čop CDV 809.10+ 809.41/.45 Ljubljana INDOURALICA IX Dieser Aufsatz ist der Frage gewidmet, was entschpricht auf der indogermani­schen Seite den uralischen Klusilen -p-oder -t-in intervokalischer Lage. Der Aufsatz war schon 1973 fertig, dann schickte ich ihn am 5. XII. 1973 dem Redakteur von Or­bis, wo er laut einem brieflichen Versprochen von van Windekens im nachsten oder zweitnachsten Jahr (1975) erscheinen sollte; das wurde in einem Programm von Or­bis in folgenden zwei Jahren zweimal bestatigt, danach verschwand jede Spur dieses Manuskriptes; anstatt dessen tauchten mehr und mehr zahlreichelnvektiven des bel­gischen Sprachwissenschaftlers gegen den Verfasser des vorliegenden Textes hervor. Da jede Auseinandersetzung mit van Windekens und seiner Methode nutzlos wa­re, odi profanum vulgus et arceo, bemerke ich nur noch, dass mein Aufsatz in einer Kopie bei mir erhalten blieb, dass ich dieses Manuskript sofort an einen anderen Vedeger liefern konnte, wurde jedoch wegen einer langwierigen Krankheit in mei­nem Schaffen so stark gehemmt, dass ich es erst in letzter Zeit in die Hande nehmen durfte; ich erkannte, dass zwar schon die alte Fassung geniigte; da jedoch die zwar zehnjahrige Verspatung doch einen so weiten Zeitraum bedeutete, dass immerhin ei­nige Nachtrage und Verbesserungen gemacht werden sollten. So entstand der vorlie­gende Text, der in der Methode und Ziel die Hauptlinien der ganzen Indouralica­Reihe verfolgt. Wesentliche Veranderung bedeutet nur meine noch vor 1980 gefasste Regel, dass der ural. š-Laut im ldg. zum Hauchlaut *h wurde (mit einigen speziellen Abschwenkungen) und so entstand der Aufsatz Indouralica XIX, der bald dem Publikum zur Verfiigung dargeboten werden soli. Die Situation in der Veroffentlichung der IU-Reihe ist nun wie folgt: 1: ural. m, n, !, r = idg. m, n, !, r, erschien als selbstandige Arbeit bei der Slove­nischen Akademie der Wissenschaften ( = SAZU) II 30/1 (Ljubljana 1974), 120 Sei­ten; II: ural.j, w = idg. i, ~ u (oder j, w) = UAJb.44 (1972), 162-178; . III: ural. Sibilanten s, s = idg. s, in Vorbereitung; s.XIX; IV: ural. anlautende Tenues = idg. anlautende Tenues (oder s + Tenues), er­schien in Linguistica XIII (Ljubljana 1973), 116-190; V: ural. anlautende Tenues = idg. anlautende Media aspirata = Collectanea Indo-Europaea 1 (Ljubljana 1978, in: Series comparativa III), 145-196; VI: ural. Entsprechungen der indogermanischen an-und inlautenden Media b, d, g, g, gu, in Vorbereitung; VII: ural. TI = idg. g, ng = KZ.84 (1970), 151-174; VIII: indogermanische Entsprechungen der uralischen starken (doppelten, lan­gen) Tenues pp, tt, kk (nur im Inlaut) = ALHung.24 (Budapest 1974), 87-116; IX: indogermanische Entsprechungen der uralischen inlautenden schwachen Tenues p, t; im Druck = der vorliegende Aufsatz); X: indogermanische Entsprechungen der uralischen schwachen Tenuis k und des Spiranten y = Lingu. XXV (Ljubljana 1985), 193-262; XI: indogermanische Entsprechungen der uralischen inlautenden Lautgruppen vom Typus /, r, m, s, s, c, č, + k oder y, in Vorbereitung; XII: indogermanische Entsprechungen der uralischen inlautenden Lautgruppen vom Typus p bzw. k + Konsonant, im Druck; XIII: indogermanische Entsprechungen der uralischen Affrikaten c, čim An­laut; in Vorbereitung; XIV: indogermanische Entsprechungen der uralischen inlautenden Affrikaten c, č = Orbis XIX (1970), 282-323; XV: indogermanische Entsprechungen der uraiischen inlautenden Spiranten c5 und c5' = KZ.87 (1973), 41-58; . XVI: indogermanische Entsprechungen der uralischen Lautgruppen vom Ty­pus Nasa! + Verschlusslaut = Orbis XXII (1973), 5-42; XVII: einfache Vokale auf beiden Seiten, im Druck; XVIII: indogermanische Entsprechungen uralischer Verbindungen vom Typus + j oder w + Konsonant, in Vorbereitung; XIX: ural. š = idg. h (s. oben bei IV.III; als ich erkannte dass š ganz andere Wege ging als s und s, machte ich daraus einen selbstandigen Aufsatz), in Vorberei­tung. Anm.: Die Ergebnisse der Aufsatze X, XI, XII sind vorlaufig in meiner Arbeit Die indouralische Sprachverwandtschaft und die indogermanische Laryngaltheorie, SAZV.VII/5 (Ljubljana 1970), 64 Seiten, erreichbar. Wie schon oben bemerkt, ist der vorliegende Aufsatz der Prage gewidmet, wie die uralischen Klusilen p und t (im In-und Auslaut; fiir.den Anlaut gilt der Aufsatz IV, s. oben) im Indogermanischen vertreten werden. Das Vralische scheint einst im Besitz zweier Arten inlautender Klusilen gewesen zu sein: a) star ker (doppelter, langer): -pp-, -tt-, -kk-(IV. VIII); b) schwacher (einfacher, kurzer): -p-, -t-, -k-. Die ersteren bilden den Inhalt von Indouralica VIII; von den letzteren kommt k in den Aufsatzen X-XII zur Sprache und ist schon ziemlich ausfiihrlich auch in der Arbeit des Verf. Die indouralische Sprachverwandtschaft und die indogermanische Laryngaltheorie, Acad. Se. et Art. Sl., CI. II, VIl/5, Ljubljana 1970; besprochen worden. Die vorliegende Vntersuchung wird demnach absichtlich auf die inlauten­den Laute p und t beschrankt, und zwar nur auf solche in intervokalischer Stellung. lch habe wahrend langjahriger Versuche und Uberlegungen folgende En t­ sprec hn u ng srege1 n festgestellt: a) dem uralichen schwachen inlautenden p entspricht im Idg. der Halbvokal 1,f; b) dem uralischen schwachen inlautenden t entspricht im ldg. gewohnlich der Spirant s, nach Gutturalen jedoch p. Daneben kommt als Folge besonderer kombinatorischer Bedingungen noch idg. d als Entsprechung des ural. t in Prage, selten sogar t. Da die in Betracht kommenden Worter bzw. Wurzeln auch noch im Anlaut weitere Konsonanten aufweisen, ist es am Platze, auch dariiber kurz zu berichten: a) ura!. m = idg. m, ural. n, ti, lJ = idg. n; ura!./, /', ! = idg. /, ural. r = idg. r; b) ural. s, s = idg. s; ural. š = idg. h; c) ura!. j = idg. j, ural. w = idg. l!; d) anlautend ural.p = idg.p oder sp oder bh; ural. t = idg. t oder st oder dh, ebenso die ura!. Affrikata c, f'; ural. k = idg. K, q, qw oder s/( usw. oder gh usw.; e) ural. Vokale der ersten Silbe: a, o, u = idg. (gewohnlich) aoder (sekundar) e; ural. ii, e, i, u; !J, j = idg. e. Spezielle Entsprechungen werden an Ort und Stelle naher behandelt. Hier er­wahne ich noch, dass als Entsprechung ural. f' im Anlaut oft idg. d-vorkommt. Literatur (nur in Auswahl): J. Szinnyei, Finnisch-ugrische Sprachwissenschaft, 2. Aufl., Berlin und Leipzig 1922 ( = Szinnyei2); · J. Szinnyei, Magyar Nyelvhasonlitas, 7. Aufl., Budapest 1927 ( = Szinnyei, Ny­elvh.7); Bj. Collinder, Fenno-Ugric Vocabulary, Stockholm 1955 ( = Collinder I); 2. Auflage Hamburg 1977; Bj. Collinder, Comparative Grammar of the Uralic Languages, Stockholm 1960 ( = Collinder III); Bj. Collinder, Indo-uralisches Sprachgut, Uppsala 1934 ( = Collinder, IU .); Bj. Collinder, Hat das Uralische Verwandte?, Uppsala 1965 (= Collinder, U.); Y. H. Toivonen (E. Itkonen, A. J. Joki), Suomen kielen etymologinen sanakir­ja, Helsinki 1955ff. ( = Toivonen; oder SKES.); V. l. Lytkin, E. S. Guljajev, Kratkij etimologičeskij slovar komi jazyka, Mosk­va 1970 ( = Lytkin-Guljajev); G. Barczi, Magyar sz6fejto sz6tar, Budapest 1941 ( = Barczi); A Magyar Nyelv Torteneti-etimol6giai Sz6tara, 1 Budapest 1967, II 1970, III 1976. B. Čop, Die indogermanische Deklination im Lichte der indouralischen verglei­chenden Grammatik, SAZU. 11/31, Ljubljana 1975 ( = Čop, Dekl.); B. Čop, Die indouralische Sprachverwandtschaft und die indogermanische La­ryngaltheorie, SAZU. Diss. VIl/5, Ljubljana 1970 ( = Čop, Laryng. 1970); B. Čop, IU. = B. Čop, Indouralica (19 aufsatze bzw. selbstandige Hefte = 1-XIX, s. oben in der Einleitung); darunter IU. 1 (ural. m. n, !, r), erschein als selb­standige Arbeit bei SAZU. II 30/1 (Ljubljana 1974; s. oben in dem conspectus der Reihe); T. Lehtisalo, Ober die primaren ururalischen Ableitungssuffixe, Helsinki 1936, ( = Lehtisalo); Finnisch-ugrische Forschungen lff. = 190lff., Helsinki; = FUF; Sovetskoje finno-ugrovedenije, Tallin 1965ff. ( = SFU.); Ural-Altaische Jahrbiicher, Wiesbaden ( = UAJb.). Zum Nostratischen: V. M. Illič-Svityč, Opyt sravnenija nostratičeskih jazykov 1: Moskva 1971; II 1976 ( = Illič-Svityč). Manche Vergleichung auf diesem Gebiete findet sich auch in meinen Arbeiten, so: UAJb. 44 (1972), S. 289; Orbis XIX (1970), SS. 314-321; Laryng. 1970, SS. 218/36-219/37; Orbis XXII (1973), SS. 39-41; KZ. 84, (1970), S. 159 und 162-163 Anm. 13; KZ. 88 (1974), SS. 46; Linguistica XIII (1973), SS. 173-189; AIHung. 24 (1974), SS. 114-115; Coli. leur. 1 (Ljubljana 1978), SS. 184-196; Linguistica XXV (1985), SS..245....,.-247. Aus einem ve:rwandten Bereich stammt der Aufsatz: B. Čop, Mediterraneen et indo-ouralien (1.) (Ljubljana 1976) in Linguistica XVI, SS. 3-33. Vgl. noch: N. Poppe, Vergleichende Grammatik der altaischen Sprachen, Teil I, Wiesba­den 1960 ( = Poppe I). M. Rasanen, Uralaltaische Wortforschungen, Helsinki 1955 ( = Rasanen). Vie­le derartige Etymologien bringt Collinder in 12 SS. 152-158; U., SS. 136-155. Mein Versprechen, eine komplette indouralische Morphologie (samt Wortbil­dungslehre) zu schreiben, ist leider noch nicht erfiillt worden, mit Ausnahme von Dekl. (s. oben); doch ist dariiber hinaus im II. Teil jeder Arbeit aus der IU.-Reihe unter dem Titel Suffixgleichungen (wenn die Arbeit solches Material iiberhaupt liefert) auch solchen Elementen Platz geboten. Dasselbe gilt auch fiir Laryng. 1970 usw. l. Wortgleich ungen Die uralischen Urworter = Wurzeln weisen gewohnlich folgende Lautstruk­t ur auf: CVpV (oder ohne anlautenden Konsonanten); auf indogermanischem Bo­den ging der zweite Vokal durch die Lautreduktion oft verloren oder wenigstens wurde er nicht mehr als Wurzelbestandteil gefiihlt; idg. Struktur demnach CVC oder VC, wo der dem Vfolgende Konsonant = (das aus iu. -p-entstandene)-w-, al­so (C)Vw. (1) finn. apu „Hilfe", apu-lainen „Gehilfe", au-tta-a „helfen, beistehen" < *a/3-utta-, kare!. olon. abu, autta-, estn. abi „Hilfe; Gehilfe" usw., nur ostseefinn. (Toivonen = SKES. 22b): -idg. *au-„gern haben; verlangen; hilfreich sein, begiinstigen", *awes-„Hil­fe" (Pokorny 77ff.), z.B. in ai. *o-u -mit Reduktion des auslautenden -e). In Betreff der dialektologischen Stellung stimmt unser Fall mit meinen Ausfiihrungen in Heth. und ldg. (Innsbruck 1979), SS. 9-24. (4) hierher gehort· wohl auch finn. ilves (kse-Stamm) „Luchs", karel. ilveš, olon. ilves, liid. ilvez, weps. ilbez, estn. ilves, lapp. L alpas, N {J/bas ds., Urform al­so *ilpe-kse-, ohne weitere Beziehungen (Toivonen 106), ausser im Altaischen (Ra­sanen 14, vgl. osttiirk. jilpis „Schneeleopard", tel. irbis „eine Luchsart" usw .): -idg. *lu-K-, *lu-n-K-„Luchs" in arm. lusanun-kh Pl., gr. .A.6y~, .A.uyx6G, ahd. /uhs, ags. lox, aschwed. 16 < *luha-, lit. /Ušis usw. bei Pokorny 690. Die even­tuelle Moglichkeit, dies Wort n:iit ai. rtisant-„licht, hell, weiss" zu verbinden, schei­tert an der Bedeutung; wohl aber wird sl. rys6 sein r-einer Volksetymologie verdan­ken, vgl. liber solche Moglichkeiten Vasmer, Russ. EW. II 557. Im Uralischen ist -kse-ein Sx, das oft in Deminutiven u. ahnl. auftritt, darunter auch solchen, die von Tiernamen ausgehen (vgl. z.B. finn. koira-kse-„Mannchen" von koira „Hund" und Szinnyei 2 84f.); als Wortkern ist also ein *ilpe-anzuneh­men. Im Indogermanischen ist das -K-ein Sx, das auch im Wort fiir „Fuchs" usw. auftritt (s. Pokorny 1179): ai. /opiisd-„Schakal, Fuchs", arm. alues „Fuchs", gr. &.A.ii in finn. kepeii usw., auch keveii „leicht, opp. schwer, schwierig; u~a.", dazu kevyt „leicht", ke-yhkii id., „flink, behend" ua., keuhko „Lunge", lapp. N gaepad „leicht", gaeppanit „sich vermindern, kleiner werden" u.a., gaeppes „Lunge", wotj. kap-tsi „leicht", ung. keves „wenig, gering" (opp. „viel"); sam'. jur. slbi, jen. sebi usw. „leicht" (Collinder, FUV. 2 44; SKES. 182 usw.): -gr. kou-ph-os „leicht, von geringer Schwere, leichtbeweglich usw.", seit Ho­mer belegt und somit uralt, obwohl im Griechischen isoliert und sonst ohne gute Etymologie, s. Frisk, Gr. EW. 1 936. In kouphos steckt eine sonst verlorene idg. Wurzel *(s)keu-(mit einer Variante auf *-bh-), die auf „geringe Schwere, leichte Tragbarkeit, Beweglichkeit, Ausfiihrbarkeit", auch „psychisches Schaffen" (vgl. finn. kevyt-mielinen „Ieichtsinnig" = gr. kouph6-noos ds.) auf beiden Sprachgebie­ten angewandt wurde. (6) ural. *kopa „Borke, Rinde, Schale, Hiilse" in estn. koba „Tannenrinde", mordw. kuvo „Borke, Rinde, Kruste", čer. kuPo „Schale, Schuppe, Hiilse, Schote"; jur. sam. xoBd „Fell, Thierhaut; Baumrinde", tawgy kufu „Haut, Fell" usw. (Col­linder 1 25; III 87): -idg. *(s)qeu-„bedecken, umhiillen" bei Pokorny 951ff., z.B. in gr.oxui:o~ „Haut, Leder", ~y-xui; t „bis auf die Haut", lat. cutis „Haut", ahd. usw. hut ds., schweiz. hut „Hiilse, Fruchtschale", mnd. se hode „Scheide", F. „Schote, Erbse", mhd. sekate „Schote, Samengehause" usw. Im Indogermanischen ist der urspr. nominale Stamm, wie auch sonst oft, zum verbalen Stamm geworden und die Bedeutung wurde stark erweitert, wie jazu er­warten war, wenn die ver bale Funktion mit sich auch eine Richtung ins Abstrakte herlbeifuhr. (7) unter ein gemeinsames ural. *kup-„Lunge; Fischblase" kann man unter­bringen: a) ostj. kop-ok „the lungs"; sam. jur. kop-uj, kap-uj, kap-y „Lunge"; urspr. *kup-(event. *kupp-) „Lunge" + verschiedene Suffixe; s. Collinder, FUV.2 S. 45; b) finn. kup-inas, ol. kup-ino, lapp. Inari gobpan, wog. q'lip-en, xbp-en „fish­sound" bei Collinder FUV.2 108; s. noch SKES. s.v.; c) finn. kup-s-u „fish-sound"' estn. kop-s „lung"' wog. ap-š, qlzp-s(i), x/ip-si „Lunge", qlip-sej „Fischblase" (Collinder ibd.); hier *kup + ein s-Suffix; zu b) und c) vgl. auch SKES. 242 und 243: -idg. */(wes-und */(us-(set-oder anit?) „keuchen, schnauben; seufzen" (bei Pok. 631-632), a) „atmen, schnauben" in ai. swisi-ti, them. -a-ti, davon av. suši „die beiden Lungen"; in der Bedeutung b) „seufzen" ai. oben (auch a!) und „klagen" lat. queror, toch. B kw'Os-, pras. kw~s-nii-tr~ (von set-Basis!) usw.; auch germ. ldg. a) ist von b) nicht zu trennen, trotz van Windekens, Le Tokharien I, S. 248; ural. kupsu (c) enthalt dasselbe s-Element wie die idg: Wurzel. (8) ostseefin. *kulpe-„baden, ein Bad nehmen" in finn. kylpe-ds., kylpy „Bad", kylvettii-„baden", karel. olon. kiilbe-, liid. kiilbe-dii-„baden, schwimmen" usw., liw. gilga, gilb7J, giilb~ „(im Meere) baden", gillta, giiltt'li „feuchten; schop­fen", "baden" bei Toivonen 254. -idg. *k'leu „spiilen, rein machen" (Pokorny 607) in gr. xA.6~w „spiile", alat. clui5 „purgo", lat. clo(v )aca „Abzugskanal", kymr. cli-r „hell, klar, heiter, rein", got. usw. hlu-t-r-s „hell, rein, klar", anord. hler „See, Meer" (< */Ueuo-), lit. šluoti mit dial. Priis. šlavu „fegen, wischen" (urspr. „rein machen"), lett. slau-kšet „platschen, pladdern" usw. Es ist in diesem Falle mit einer urspr. dreisilbigen Wurzelform zu rechnen, clie urspr. etwa *kule-pe-lautete; *-pe-ware ein verbales Sx, getreten an eine kiirzere Wurzelform */(iife-, fiir welche an beiden Seiten noch Beweise vorhanden sind, s. zum Idg. Pokorny a.a.0.; auch finn. kyly, karel.olon.liid. ku!U „sauna" bei Toivo­nen a.a.O. (9) f.-ugr. *lepe-„Blatt", sicher im Ugr.: ung. leve! ds., (auch „Brief"), wog. liiptii, ltipta ds., ostj. ON liBot, Pl.!iptot „Blatt" usw., Vi. /[w?>/ „Blatt des Baumes, des Krautes", Trj. [[pat „Blatt (des Baumes, Tabaks)" usw., wozu noch finn. lepee-„Wollflocke" vielleicht gestellt werden kann (ugr. bei Szinnyei, Nyelvh.c 145; finn. Barczi 190; vgl. auch Toivonen 288): -idg. *leu-bh-, *leu-p-„abschiilen, entrinden, abbrechen, beschiidigen" (Po­korny 690f. in lat. liber „Bast, Buch" (< *lubhro-), alb.. labe „Rinde, Kork", air. luib „Kraut", got. laujs, lauj „Blatt, Laub" = ahd. loub, d. Laube, lit. /ubil „Brett", luobas „Baumrinde", lett. luobs „Schale", russ. lub „Borke, Bast"; lit. !u­pu, lupi „(ab)hiiuten, schiilen", russ. lupfi „(ab)schiilen" usw.; die Bed. „rauben, Raub" im Bsl. ist sicher sekundar, gr. !ype „Kummer, Trauer, Schmerz" bleibt wohl fern (vgl. Frisk, Gr. EW. II 145f., der auch ai. lumpdti „zerbricht", beschadigt, pliindert" besser beurteilt als Pokorny a.a.O.); so kann man die urspr. Bedeutung dieser Wurzel als „abschalen, entrinden", weiter „abblattern" (vgl. lett. laupft) fest­setzen, alles demnach vom Abstreifen der Pflanzen bzw. Pflanzenteile (Stamm, Ast). Die Konsonanten *-bh-und -p-sind natiirlich rein idg. formantische Elemen­te. Am ehestens ist es mit einem sog. privativen Verb auszukommen, wie d. kopjen; also „Bliitter, Rinde, Schale usw. entfernen"? (10) f.-ugr. *repe-„zerreissen, spalten" in ung. reped „einen Riss oder Sprung bekommen, aufspringen, platzen, reissen", repeszt „sprengen, spalten" usw., finn. repe-ii „einen Riss bekommen, sich spalten, bersten, reissen, zerreissen ... " (lnf. re­vetii), repi = „zerreissen (trans.), reissen u.a.)" (Prat. l. Sg. revi-n) (Szinnyei, Ny­elvh.7 39; Barczi 256; Toivonen 768f., wo auch lapp. U, Pi., L rahpat, N rappat „avata, offnen, aufmachen, aufschlagen" zitiert wird): -idg. *reu-usw. „aufreissen, graben, aufwiihlen; ausreissen; raffen" (Pokor­ny 868) in ai. rav-„zerschlagen, zerschmettern", gr. ~pual,-x{}wv „d,ie Erde auf­wiihlend", lat. rui5 „aufreissen, wiihlen, scharren", anord. rJja „den Schafen die Wolle ausreissen", lit. rduti „ausreissen, ausjaten", aksl. ryti „graben"; a.0. 869ff. zahlreiche Ableitungen, darunder *reu-p-„ausreisseri, zerreissen, brechen" mit lat. rumpo usw. Die Ableitungen auf idg. -b-, -d-, -dh-, -q-, -p-, -s-machen wahrscheinlich, dass die Wurzel seit je mit r-angelautet hat und dass sie nichts mit idg. *ereu-„aufreis­sen" bei Pokorny 338 gemein bat; das letztgenannte ist wohl in ein *er-„aufreissen" + nominale Suffixe ~us-, ~yo-, *-l!es-aufzulosen. Toivonen 769 vermutet deskriptiven Ursprung fiir die finn.-lapp. Sippe, was ­mutatis mutandis -auch fiir die idg. Wurzel vermutet werden kann; doch scheint ein gemeinsamer Ursprung aus indoural. (onomatop. ?) *repe-ratsam zu sein. (11) Toivonen, FUF. XV (1915) 68 verbindet ung. nytir-fa „Pappel, Espe" mit sam. jur. nur-ka „Espe"; wahrend im Sam. ein kk-Suffix vorliegt, ist das ung. Wort eine Zusammensetzung mitfa „Baum; Holz", das bekanntlich ein uraltes Wort ist, ura!. *pil „Baum" in finn. puu ds., „Holz, Brennholz", tscher. pu „Holz, Brenn­holz", wotj. -pu „Baum; Holz", syrj. pu, wog. -pii „Baum", ung.fa; jur. sam. pb usw. „Baum, Holz, Stock, Klotz" usw. (s. Collinder 1 53; usw.); dies Wort kommt auch sonst als zweites Glied der Zusammensetzungen vor, die Baumarten bezeich­nen: vgl. wotj. kfž-pu mit Vorderglied ~ finn. kaski „junge Birke", syrj. kic-pu „Birke" neben ki~ ds. (vgl. Collinder 1 86); wotj. susi-pu „Juniperus communis", syrj. sus-pu „Pinus cembra" (Collinder 158); usw. Man kann solche Zusammenset­zungen auch fiirs ldg. vermuten: ---: idg. ~-Element in einigen Baumnamen usw.: a) idg. *dere-u-„Baum" bei Pokorny 214ff., z.B. in ai. diiru „Holz", av. diiuru „Baumstamm, Holzstiick, Waffe aus Holz", gr. 66pu „Baumstamm, Holz, Speer", maked. 66.pu-A.A.o~ „Eiche", alb. dru "Holz, Baum, Stange", dru-shk „Eiche", kymr. derw-en „Eiche", got. usw. triu „Holz, Baum", aksl. drevo „Baum", heth. taru „Baum, Holz" usw.; wenn nun dies Wort eig. eine Zusammen­setzung mit unserem Wort fiir „Baum, Holz", ura!. *p'fl, ist, so verbinde ich das Vorderstiick ( = einst l. Glied der Zusammensetzung) mit. ura!. *rierke „Spross usw." bei Collinder 1 43. a. in ung. nyfr (Stamm nyire-) „Spross, Ried, Stengel; Zweig; Birke", čer. n6ry6 „Spross, Zweig; junger Baum", wotj. ri6r „Spross, Gerte, Zweig", wog. riir, rior „Ried, Gerte, Zweig", ostj. ri?Jr „junger Wald, Dickicht (auf alten Brandflachen), mit jungem Wald bewachsene alte Brandflache" usw.; sam. jur. herii „Weide" usw .; im ldg. urspr. *dereH-y-„Zweig-Holz o. dgl.", mit Verlust des Laryngals unmittelbar vor *-w-(mehr an einer anderen Stelle); dass ldg. einst sicher auch einen lj-losen Stamm *dere(H)-= ura!. *rierke kannte, beweist gr. 6p to~ Ntr. (Pl. 6p ta „Gebiisch, Dickicht (seit Homer), event. mit air. driss „ve­pres" (< *dri-st-), nach Frisk, Gr. EW. I 418 wohl zu *dereu-, obwohl morpholo­gisch ganz unklar; jetzt kann man ein neben *dereu-, besser *dereH-lj-, stehendes *dere-{-(mit i-Suffix) ansetzen; zu ura!. ri-= idg. d-weitere Beispiele in meinen In­douralica VI; b) gr. Tt"t8A.8a, epid. Tt8A.8a „Ulme, Riister" = myken.pte-re-wa, lat. tilia „Linde" und wohl noch ahd. fel(a)wa „Weide", osset. fiirue „Erle" (vgl. Boisacq, DEGr. 820; Pokorny 847 mit falsch angesetzter Urform; Frisk, Gr. EW. II 611 mit anderer Deutung des gr. Wortes); zur ural. Verwandtschaft dieses Baumnamens vgl. Čop, Orbis XIX (1970) 299: zu finn.-ugr. *plc(aX)flra-„Sperberbaum, Eberesche" in finn. pihlaja, pihlava usw., wozu Toivonen, FUF. XIX (1928), 20lf., Nr. 387, und Collinder I 107. Idg. *dereH-14-„Zweig-Holz" ist ganz mit ung. Kompositum nyfr-fa „Birke, Birkenbaum" und tscher. nor-po usw.„Alnus" identisch; und im Fall b) kommt zu idg. *pte!e-y-(daneben ti!ia eventuell aus *ptele-i-wie 6p t O!;; im Fali a) neben !fStamm) als Rest einstigen Kompositums im Finn.-Ugr. ebenfalls entsprechende Zusammensetzung mit *pil „Baum; Holz" in wotj. palei-pu usw. „Vogelbeerbaum, Spierlingsbaum"! Natiirlich ware es tollkiihn, die eben angefiihrten finn.-ugr. Kom­posita als so alt zu nehmen, dass auch sie genetisch mit Hul-/sHul-, schliesslich *suHul-(mit Assimilation nach Kurylowicz 1927) bilden eine ganz regelmassige Abwandlung einer urspriing­lich zweisilbigen (*saHe-w-) bzw. sogar dreisilbigen Basis (*saHe-we-). (14) finn.-ugr. *fupa „nicht dauerhaft, schwindend" in finn. hupa „von kurzer Dauer, bald vergehend; unzulanglich, ungeniigend; verschwenderisch; Zeitvertreib; schwach, schlecht", estn. huba usw. „miirbe, sprode, zerbrechlich, locker; usw.", vgl. auch finn. hupaan mene-„magrer werden, abzehren", mordw. čova (E), š~a (M), auch čovirie, š'f>varie „dunn, fein, schlank", ung. sovdny „mager, diinn, bager; armselig, diirftig, karglich" (Barczi 273; Szinnyei, Nyelvh.7 39, 95; Collinder 1 82; III 52, 87; Toivonen 89f. usw.): -idg. *swendh~ „schwinden" (mit ? bei Pokorny 1047) in ahd. swintan „schwinden, abmagern, welken, bewusstlos werden", asachs. jar-swindan „ver­schwinden", ags. swindan „abnehmen, schwinden", Kaus. mhd. swenden „schwin­den machen, ausreuten" u.a. unsichere Worter (sl. u-Vfdati „welken" gehort wohl mit VQditi, Qditi „rauchen" zu einem ganz verschiedenen idg. *wendh-„brennen"); weiter hierher idg. *s!i-T-usw. in anord. sv7a „nachlassen", svTna, ahd. swinan „ab­nehmen, schwinden" u.a. bei Pokorny 1052. Falls die ura!. Urform richtig mit *f-angesetzt wird (so Szinnyei; auch Collin­der III 411, versehentlich? -vgl. dagegen ibd. 52, wo *f-angesetzt wird), ist der idg. Verbalstamm *swendh-mit intrans. -dh-aus der n-Ableitung (Adjektiv) herge­leitet worden, die auch in ung. sovdny und mordw. E čovine usw. vorliegt; idg. suT­ist eig. *s1Je-i mit denominativem j-Suffix, abgeleitet direkt aus dem Adjektiv *swe­ = ura!. *fupa; zum Vokalismus und zum Typus vgl. unten Nr. (29) *lipe-i--ura!. *kota. Wenn aber das ura!. Wort ein f-Wort ist, so ist die obige Zusammenstellung zu tilgen und durch die folgende zu ersetzen: -idg. *dheu-„hinschwinden, bewusstlos werden, sterben" ingot. diwans „sterblich", ahd. touwen, asachs. doian, anord. dey­ja „sterben", got. usw. daups „tot" und dau/Jus „Tod", ahd. tawa/On „hinschwin­den, hinsterben" usw.; diese Wurzel ist als Verbalisierung des eventuellen indoural. */)upa ( = ura!. *qupa, wenn so anzusetzen) zu nehmen; rein denominativer Verbal­stamm mit Suffix *-j-(und wohl auch einem weiteren laryngalen Element davor) ist aber in *dhyei-, *dh1if-zu finden: arm. di „Leiche, Leichnam", air. dfth „Ende, Tod" (beide aus dhlJ-T-1-), ags. dw'fnan „abnehmen, schwinden", anord. dvlna, dve­na ds, u.a. Welche der vorgebrachten Verkniipfungen richtig ist, wird wohl die Zukunft zeigen, denn ausserhalb des Indouralischen gibt es noch weitere mogliche Verwand­te, die im obigen Dilemma entscheiden konnen. Anm.: Damals (1973) war ich iiberzeugt, dass alle drei ural. dentalen Frikativen (s, s und f) gleichermassen im Indogermanischen das Archi­phonem /s/ ergeben; aus dem numerischen Verhfiltnis des !si zu ural. drei Sibilanten ergibt sich, dass die Frequenz des idg. s-Lautes eigentlich Summe der drei Frequenzen der ural. obgenannten Sibilanten sein muss; dies gilt natiirlich nur fiir den Fali, dass keine der obigen Frequenzen durch anderweitige reichere Quelle stark vergrossert wurde, was durch das Material gerade des vorliegenden Aufsatzes geschehen ist: die Fre­quenz des idg. einzigen s-Lautes sollte demnach um ein Drittel grosser sein als die Frequenz der ural. Sibilanten zusammen. Da dariiber hinaus -und ganz besonders -die Erforschung der ura!. š-haltigen Worter als normales Gegenstiick des ural. /š/ indogermanisches /h/ darbot, musste diese letztgennante Losung des Problems akzeptiert werden und die neue Auffassung im Aufsatz XIX der IU.-Reihe Platz finden. Die Veroffentlichung des Materials ging aus verschiede­nen Griinden sehr langsam vor sich, bis heute nur stiickweise als gelegentliche Un­terlage vereinzelten Etymologien, so z.B. im Aufsatz IU. XVII, wo gezeigt wird, wie das dem ura! /š/ entsprechende idg. !hi grosse Rolle bei der Entwicklung des idg. Vokalismus gespielt haben soll. Zu bemerken ist -so schon hier oben -dass manche Forscher vor der Rekon­struktion des ura!. Urlautes sowohl bei mutmasslichem š-Laut wie bei seinem Kon­kurrenten (der Affrikata qbzw. mschwanken; oben im Texte ist darauf schon hin­gewiesen worden. Immerhin hat MNyTESz. III s.v. sovciny mit einem Ansatz *qupa wohl Recht. Zu einem weiteren Pane-Synonym vgl. meinen Aufsatz Coli. Ieur. I (Ljubljana 1978), SS. 163f. (ung. dog „cadaverf' u.a.). Unser sovciny gehort samt Sippe in einen anderen Kontext, am ehesten in die Gruppe der ura!. echten q-Worter, woriiber weiteres in IU. XIII. Bl Um auf die Frage des š-Lautes im Ural. und seiner Entsprechung h im Idg. zuriickzukehren, erwahne ich nur soviel, dass einige solche in der Studie vom Verfasser, dieser Zeilen „Mediterraneen et Indo-Ouralien" (in Lingu. XVI/II (Ljubljana 1976), passim, zur Sprache kommen: SS. 13f. (*lešmd „Kuh"), 18-19 (*šdntd „Getreideart, Gerste"), 20 (*šejte „Wald, Gestriipp"), 22-24 (*p/bdškd „Nuss; bcikkar"); s. noch darin: Conclusions pt. 0 , c) (le š vocalise) et pt. 2°, c) (Verhauchung des alteren ( = nostr.) š-Lautes; pt. D, S. 31 Mitte. Weitere IU.-Gleichungen in betreff des einstigen š-Lautes kommen u.a. in folgendem vor: a) in Lingu. XIV (Ljubljana 1974), S. 41 (fin. hepo, hevonen „Pferd" zu idg. *ekwos, iu. *ekfepa-); b) in meinen Vortragen aus dem Gebiete der indogermanischen Pho­netik habe ich hie und da auch die indogermanischen Reflexe der iu. š­Laute beriihrt, so in Regensburg 1979, wo ich meine Ansichten iiber xa, ahd. snur, snora. Bedeutungsmassig ist die Gleichung verstandlich, da auf beiden Gebieten spe­zielle gesellschaftliche Normen obwalteten. Phonetische Schwierigkeiten sind nicht uniiberbriickbar: ural. = urspr. *nata-w, im Idg. aus urspr. *nasd-w-iiber *l:Jseu­zu *snu-usw. (24) ural. *jiite „Nacht, Abend" in tscher.jiit „Nacht", wog.jet', Tt' „Abend, Nacht", ostj. O, S Tt-an „Abend", S Nizjamjetcn „Abend; am Abend"; ostj. sam. ute, ude .,„Abend", kamass. nod'i ds. nodin „am Abend, koibal. nuide „Abend" (Collinder 20): -idg. *g(J)hies u. ahnl. „gestern" (s. Pokorny 416) in ai. hyds ds. av. zyo, gr. el. oEp6<;;; : x{}t<;;; Hesych., sonst. x{}t<;;;, alb. dje ds., atich ,„morgen", lat. herT, hes-ternus „gestrig", air. in-de, kymr. doe „gestern" (brit. aus *gdijes), got. gistra­dagis „morgen", ags. geostra „gestern", ahd. gesteron usw. ds., anord. Tgaer „ge­stern" (< *ghes). Man suchte allerlei Erklarungen fiir das idg. Wort, die aber ohne anderweitiges Vergleichsmaterial alle nur glottogonische Spekulationen blieben; ausfiihrlich refe­riert dariiber Walde-Hofmann, LEW. 3 1 643; schon der Versuch, darin das idg. Wort fiir „Tag" (Wurzel *dei-) zu sehen, muss bedenklich stimmen, denn die Worter fiir „gestern" fussen gewohnlich auf dem Begriff „Abend, Nacht", vgl. slvn. včera(J) „gestern" zu'večer „Abend", lit. viikar „gestern" zu viikaras usw., sivo. noch sinoči „gestern abend" von s6 „dieser" + noč „Nacht". Sich auf dies letztere si-noči beru­fend kann man auch im idg. Wort fiir „gestern" eine einstige Benennung eines be­stimmten Abends: „des gestrigen Abends" sehen; wie schon vermutet, ist in *gh-der idg. demonstrative Pronominalstamm *ghe-usw. wiederzufinden (zum letzteren Pokorny 417f.), der Rest unseres Wortes ist aber die Entsprechung des ural. Wortes fiir „Abend, Nacht", urspr. Bedeutung des Ganzen demnach „an diesem Abend, in dieser Nacht" wie in slvn. si-noči; *ihtes, *gdhes, *gohites ist demnach endungsloser Lokativ mit der idg. Entsprechung von ural. *jute als zweitem Glied, wo jedenfalls das *-s = ural. *-t-regelrecht ist. Alles andere, vor allem der Wechsel -o---i-, muss einer spater~n Untersuchung vorgespart werden; s. Indouralica VI. (25) ural. *kato-(verbal) „weiden" und *kato (nominal) „Weide" in lapp. guotto--guooo-„sich nahren, weiden, auf der Weide gehen (Renntier)", vor allem im Winter, Lule guotto „Viehweide, Weideland"; jur. sam. xaou „Winterweide, in die die Renntiere Gruben und Gange gegraben haben" (Collinder 1 14; III 81): -*ghas-o. ahnl. in ai. ghdsati „verzehrt, verschlingt, isst" mit av. gaTJhaiti „isst, frisst", mit alteriiml. Aorist ai. d-ghas usw., ohne ausserarische Verkniipfung, s. Mayrhofer, Aind. EW. 1 358; Pokorny 452. Das idg. *ed-„essen" (Pokorny 287ff.) muss ein Konkurrent obiger Wurzel ge­wesen sein, doch war es augenschleinlich ein hoflicherer Ausdruck als *ghas-; inte­ressant ist es, dass gah-im Av. von daevischen Wesen gebraucht wird oder von Tie­ren (hier das Kompositum niš-), s. Bartholomae, Altiran. Wb. 517. Auch im RV. usw. wird ghas-z.T. von den Tieren (Wolfen usw.) gebraucht. Daraus folgt, dass das indoiranische ghas-urspr. wohl nur „fressen" von den Tieren bedeutete und kraftiger als *ed-war. Demnach stimmt es gut mit ural. Worte iiberein. (26) finn.-ugr. *kate „Hand" in finn. *kasi, Stam kiite-, lapp. gietta -gieoa, mordw. f(c,d', Red', tscher. k'?Jt, kit -kaoe-m, kioe-m „meine H.", wotj. syry. ki, wog. kat, kiiD, ostj. ket, kot, ung. kez -keze-(z.B. Szinnyei 2 , Nyelvh.7 36; Collin­der 1 87; III 81; Toivonen 263; Lytkin-Guljajev 123): -idg. *ghes-„Hand" in a) *ghes-er-in arm. jern, Pl. jef-kh, gr. xeJf , toch. A tsar, B šar, heth. keššar, keššer-; b) *ghes-to-in ai. hdsta-s, av. zasta-, apers. dasta-, lit. pa-žast-ells „Raum unter dem Arm, AchselhOhle" (Pokorny 447). Schon friiher veroffentlicht bei Verf., Die indouralische Sprachverwandtschaft und die indogermanische Laryngaltheorie, Slov. Akad. Zn. in Um. II, VIl/5 (Ljub­ljana 1970), 35. Ural. + idg. auch bei Illič-Svityč 227, Nr. 80, wo noch drav. und semito-hamit. Material. S. noch Schlussfolgerungen I. (27) f.-ugr. *pita-„(fest)halten usw." in finn. pita-„halten; miissen, sollen", mordw. ped'a „sich anschliessen, kleben; eigensinning anfangen", ostj. plt-„gera­ten, fallen (irgendwohin); kommen; gefangen werden; miinden (Fluss); anfangen" (Steinitz, Vok. 60f., Nr. 333; Collinder 1108; FUV.2 122 usw.; doch lasst Toivonen = SKES.583 das sonst hier angekniipfte tscher. pi -b-: igii~b „langweilig" = finn. ikii-vii ds. von liv. igii = finn. ikii „Alter, Zeitalter, Lebzeit"; diese Adjek~iva bezeichnen das reichliche Versehensein mit etwas; mordw. -v, -f, -~, Adjektiva denominativa, die ein Behaftet-oder Verse­hensein mit etwas bezeichnen: E salo-v, salu-v, M salu, Pl. salu-f-t „salzig" von sat „Salz"; wog. -p, -pa, in der Regel als zweites Glied eines zusammengesetzten Attributs, seltener allein: kat-ep, kiit-pa „-handig" von kiit „Hand"; bildet Nomina posses­soris oder driickt die Ahnlichkeit aus; ostj. -p, -P, fiir Nomina possessoris usw., z.T. in possessiven Kompositis: von sem „Auge" sema-p in DN 2li-sema-p „einaugig"; ung. (mit dem Auslautvokal des Stammes vereinigt) -u, -u (auch kurz): ldbu, ta­bu „-fiissig" (z.B. negy-ldbu vierfiissig") von ldb „Fuss"„ nagy-fejfl „grosskopfig" von jo „Kopf", alt noch -labo-v „fiissig"; nur Konglutinate im Sam. Vgl. Szinnyei2 88ff.; Lehtisalo 244ff.; Collinder III 263. -idg. *-l;fO-in einigen Adjektiven, die haptsachlich ein Versehensein mit etwas bezeichnen: ai. kesa-wi-„langhaarig" von kisa-„Haar", av .parna-va-„mit einer Feder ver­sehen" von parna-„Feder", lat. ann-uo-s „(ein)jahrig" zu annus „Jahr", cern-uo-s „kopfiiber oder voriiber sich iiberschlagend" aus */(ersn-e/0110-s zu anord. hiarsi „Scheitel, Wirbel des Kopfes" aus */(erson-; weiteres bei Brugmann, Grdr.2 II 1, 204ff. Dies idg. *-1,!0-ist doch wohl eine Thematisierung aus alterem athematischem *-u-(eig. *-'JIO-= voruridg. *-ye-+ x, und dies *-l;fe-= ural. *-pa-). Als Beispiel des athematischen Typus sei das Folgende angefiihrt: Neben idg. *sat, *sal-d, *sal-i steht auch *sal-u „Salz", s. Pokorny 878f., und zwar verbaut in gr. a)..u-x6~ „salzig" (s. auch Frisk, Gr. EW. 179); wie bei den Stoffnamen oft, kann auch hier eigentlich ein substantiviertes Stoffadjektiv vorlie­gen, *sal-u demnach Ntr. des Adjektives *sal-u-„salzig" (auch toch. B salyiye „Salz" kann auf einem *sal-ijo-„salzig" beruhen); da nun idg. *sat „Salz" auch im Uralischen (Finnisch-Ugrischen, s. Collinder 1 137, wo nach anderen Entlehnung aus dem ldg. angenommen wird, ohne Grund!) vorkommt, finn. suola usw„ ist es moglich, an Identitat unseres *sal-u-„salzig" mit mordw. salo-v, salu-v, salu ds. aus *sala-pa zu denken. Freilisch ist es unmoglich, das Alter der mordw. Bildung zu kontrollieren, so dass es sich vielleicht nur um parallele Falle handelt. Anderes wird spater zur Sprache kommen; hier erwahne ich ·nur noch idg. *1:1-ent-(Brugmann, Grdr.2 • II 1, 461ff., zum Heth. Kronasser, Etym. 266f.), das ebenfalls Ver se hense in mit et was bezeichnete; ich habe darin eine schon indou­ralische Verbindung unseres p-Suffixes mit einem rft'-Element gesehen, ural. *-p-al'jce-(Lehtisalo 25lf.) mit gleicher Funktion, s. Verf., Orbis XIX (1970), 312. Man hat schon vor mir die Gleichung ural. -pa--idg. -uo-in denominativen Adjektiven aufgestellt (Anderson, s. Collinder, JU. 45f.). Seltsam ist dabei die Be­ hauptung von Collinder: „Die Lautentsprechung fi.-ugr. p: P -ie. w kann nicht sonst erhartet werden." Unsere Wortgleichungen Nr. (1) -(20) werden wohl dies zurilckweisen konnen. (2) ururalisches Suffix mit *-p-fiir Nomina deverbalia: finn. -pa, -pii nach betonter Silbe, -va, -vii nach unbetonter Silbe, bildet Parti­zipia 1 des Aktivs und des Passivs: hyviin suo-pa „bene cupiens, favens" von suo-„wiinschen", kiiy-pii raha „gangbares, giiltiges Geld" usw. von kiiy-„gehen"; tuo-va „holend" von tuo-„holen", anta-va „gebend" von anta-„geben", itke-vii „weinend" von itke-„weinen"; liv. ielii-b „lebend" = finn. elii-vii ds. von elii-„le­ben" usw.; " wog. -p Verbalnomen, u.zw. Prasenspartizip, z.B. /JiY-pa „nehmend" von /JiY-, auch Nomina agenti s, z.B. kjš-p „Jager" von kins-„jagen, suchen", intrans. xol-p „mortuus" zu qol-„sterben"; ostj. -p usw. meistenteils in verselbstandigten Substantiven, die die Hand­1ung oder das Werkzeug der Handlung bezeichnen; das letztere wohl aus urspr. Nomina agentis: Trj. jint~-p usw. „Nahnadel" von iint-usw. „nahen"; ung. alt -v, sonst mit dem Auslautvokal des Stammes vereinigt zu -6, -IJ, mun­dartlich auch -u, - -w: Leichenrede iaro-v = /jaro-11/ „gehend" vonjdr „gehen", heutejdr6 „gehend", ke­rlJ „bittend" von ker „bitten", mundartlich jtirti, /tiru „Bohrer" von /tir „bohren" usw.; sar. jur. *-pq Nomina deverbalia, z.B. S poho-pa?J „kraftvoll" von poho „dem Ende nahe sein, nahen, der Genesung nahe sein" usw. -idg. -u-und *-1;10-in deverbalen Adj ekti ven, z.T. in der Bedeutung akti­ver Partizipien; z.T. passiven Partizipien ahnlich: ai. trf-u-„lechzend", got. patirsu-s „diirr, trocken", ahd. durri „diirr", idg. *trs-ti-„diirr" intr. zu gr. i:8paoµat. „werde trocken"; ai. tdk-u-„eilend" neben tak-vd-„eilig, regsam", got. pius = ahd. deo „Knecht" (urgerm. *pey-wa-z) zu ai. tak-ti „eilt"; idg. *gUi-116-„lebend, lebendig" in ai. jTvd-, apers. }Iva-, av. ]va-, lat. vTvus, osk. bivo-, kymr. biw („Hornvieh"), lit. gyvas, lett. dzfvs, aksl. živ'b; gr. !3 t OG „Le­ben", got. qius „lebendig", air. biu, beo, kymr. byw usw. ds. (Pokorny 468) von .*gUejaX-„leben"; echt passiv: idg. *tenH-ti-, *tenH-IJ-l und *tena-1J6-„ausgedehnt, diinn" in ai. tanti-, tanv7 „di.imn, zart", gr. i:avu-„Jang", lat. tenuis „diinn, fein, zart", ahd. dunni usw. „di.imn", aksl. t6n'6-k6 ds.; gr. i:avaF6G „langgestreckt, Jang", air. tanae, bret. ta­nao „diinn", lit. tefvas, lett. tievs „schlank" (Pokorny 1069) zu *ten-„dehnen, zie­hen, spannen". echt aktiv: ai. grh-ti-„Bettler", urspr. „ergreifend", lit. grabus „fingerfertig" zu ai. grbh-, gch-„ergreifen", lit. gr6bti „raffen". Zum Ural. vgl. Szinnyei2 77f.; Nyelvh.7 84ff.; Lehtisalo 249ff.; Collinder III 270; zum Idg. Brugmann, Grdr.2 II 1, 176ff., 202ff. Auf beiden Seiten kann das namliche Suffix a) aktive Partizipialien (von trans. und intrans. Verben), b) passive Partizipialien, c) Nomina actions, d) Werkzeugna­men bilden; schon alte Gleichnung, s. Collinder, IU. 45. Regel II: Uralischem intervokalischem schwachem -t-entspricht im indogermanischen -s-: (3) im Uralischen diente als Formans fiir die Bildung des pluralischen Stammes der Nomina u.a. auch -!-: finn. zu ta/o „Haus" Nom Pl. talo-t, Stamm *talo-<5e-im Gen. Pl. *talo-<5e-n > taloin; zu hevonen Nom. Pl. hevose-t „die Pferde", Stamm hevos-te-im Gen. Pl. hevos-te-n; kala Fisch", ..o 1.c", ka-ke-u-si „ xaA.xe:ua 1.." usw., wo eine Analyse in plur. -s-+ loka­tivisches -i die weit iiberzeugendste ist, sondern vor allem durch die archaische Form des Lok. Pl. von *p~d-M. „Fuss": *ped-s „auf den Fiissen, bei den Fiissen" und „zu Fuss" in lit. pes-čias „zu Fuss" = *peds-„auf den Fiissen" + Suffix *-tjo-(unan­nehmbar die Urform *ped-tio-), sl. peš6 „zu Fuss gehend" = Lok. PI. *peds „zu Fuss" + Suffix *-Lo-(oder *-io-„gehend"); normalisiert ist dieser Lok. Pl. im Ad­verb *petsu in alb. per-posh „unten", air. ls „unterhalb" (vgl. Pokorny 790; Vasmer, Russ. EW. II 353; Fraenkel, Lit. EW. 562 mit z.T. unwahrscheinlichen Deutungen). Vgl. Dekl. 36. Der Lok. PI. *ped-s ist eig. nur ein Pluralstamm, entstanden aus einer zweisilbi­gen Form *plde-s; hier schwand das zweite -e-(unter der Dehnung des ersteren -e-), das sicher = urspr. Stammauslaut von *ped-ist (vgl. Gen. Sg. *pede-s usw.) und al­so von jeher kurz war, also reduktionsfahig (im Gegensatz zum Nom. PI. auf *-e-s). Als Lok. Sg. fungiert bekanntlich sehr oft der blosse Stamm; dasselbe ist fiir die ur­spriingliche Pluralflexion anzunehmen: als Lok. PI. muss demnach der blosse Plu­ralstamm fungiert haben, und dieser ist gemass obigen ura!. Vergleichen mit -s =· ura!. -t ausgestattet worden. Erst nachtraglich wurde der Lok. PI. mit echt lokativi­schen Mitteln (-i, -u) verdeutlicht. c) in den pluralischen Stammformen der Pronomina personalia der 1. und 2. Person: „wir": *nls, *n/Js, *IJS = ai. nas enklit. Akk., Gen., Dat., av. n~ enklit. Gen., Dat., na enklit. Akk., jungav. no enklit. Akk., Gen., Dat.; alb. na proklit. Akk., Dat., ne haupttoniger Akk., Gen., Dat.; lat. nos; got. Dat., Akk. uns usw. (Brug­mann, Grdr. 2 II 2, 408f.); „ihr": *yes, *ut5s, *us = ai. vas (wie nas), av. v'b, v~, vo(wie l. P.), alb. *va > u proklit. Akk., Dat.; lat. vos; usw. (Brugmann ibd.). Es ist schon Brugmann 408 klar gewesen, dass „Diese Formen ohne Kasuszei­chen sind, da -s als Zeichen des pluralischen Sinnes zu gelten hat." Das beweisen die dualischen Formen: l. P. ai. niiu, 2. P. ai viim usw. Demnach *ne-s = „mehrere Ich", *ue-s = „mehrere Du". · d) als einmal das -sim Nom. PI. *-e-als eine Art bewegliches Pluralzeichen (we­gen des Vergleiches mit Du. -~) aufgefasst wurde, konnte es auch auf andere Ka­susformatien, z.T. auf solche ganz jungen Datums, iibertragen werden, um sie zu pluralisieren: Akk. PI. Mask. und Fem. *-n-s = Sg. -m + pluralisches -s (Beispiele bei Brug­mann a.O. 220ff.); Dat.-Abl. PI. *l.;Jh(j)o-s, *-mo-s, -mu-s (Brugmann a.0. 257ff.); Instr. PI. *-bhl-s, *-mi-s, wohl auch *-oi-s und *-"{..s usw. (Brugmann a.O. 262ff.). Hier zeigt der Vergleich mit singularischen Formatien Instr. *-bhi, *-mi (bei Brugmann a.0. 186ff.) sowie mit dualischen Kasuszeichen Dat.-Abl.-Instr. *bh(j)em, *-mii (bei Brugmann a.0.)203ff.), dass das auslautende -s ein abtrennba­res Element mit deutlicher Pluralfunktion ist. Die Pluralfunktion des Lautes *-s in den behandelten Kasuszeichen war schon lange bekannt, s. Brugmann a.O. 120. Vgl. noch Dekl. 35-38! (4) im Uralischen diente als Endung des Partitivus Ablativus die Silbe -ta: finn. luo-ta „von" (Lok. luo-na „bei"), al-ta „unter.„weg od. hervor" (von ale­„das Untere"), Partitiv. talo-a „vom Haus", vet-ta „Wasser, de l'eau" (Stamm vete-); lapp. N vuo/-de „unten, von unten" (zu a/e-oben); mordw. al-da, a/-do „un­ter. .. weg od. hervor" (al-„ .:pe > *-s) teilweise ohne die Wirkung des Ablautes ihr -e-abwarfen, wie das auch einige finnische Stamme vor -ta, -tii tun, vgl. oben vet-tii und tytiir-tii von tytiir „Tochter" (Stamm tyttiire-z.B. im Gen. Sg. tyttiire-n). Hier kann man mit einer alten Wechselfahigkeit der indogermanischen sowie urali­schen Stamme rechnen, die fiir die idg. Kasusendtingen z.T. von grosser Bedeutung war. Vgl. Dekl. 92-95; Lingu. XIV (1974) passim. Usw. Die syntaktische Verwendung des idg. Gen.-Abl. Sg. auf -s usw. (dariiber Brug­mann, Grdr .2 II 2, 565ff„ 494ff.) zeigt so grosse Ahnlichkeiten mit ural. Partitiv­Ablativ auf -ta (kurze Skizze bei Collinder III 287ff„ §§ 880-884), so im partitiven Gebrauch, als Separativ (Ablativ in konkretem Sinne), Partitiv / Ablativ -k (wie im Pluralstamm, Nr. 3): uole-t = finn. pala-t „du brennst" (intr.). Vgl. Szinnyei2 129; Collinder III 308 und 310: -idg. -s als Sekundiirendung und -s-i als Primiirendung der 2. Sg.: idg. *e-stii-s „stetisti" in ai. dsthiis, gr. dor. ~cn:a.~ , ion.-att. ~o-en~ ; heth. daške-š „du nahmst wiederholt"; idg. *ei-si „du gehst" = ai. e-~i = gr. E:l. aus *8 t-o l.' heth. pai-ši = *bhe-ei-si usw.; dazu die medialen sek. -so, primar -soi, vgl. zu allem Brug­mann, Grdr. 2 II 3/2, 603ff. und 644ff. Zu den th-Endungen in der 2. Sg. und zum Verhiiltnis zu den Endungen der 2. Pl. Akt. s. unten Schlussfolgerungen, Pkt. II! (6) ural. Suffix mit -t-fiir Nomina deverbalia, und zwar in Infinitiven und Partizipien: finn. Infinitiv (mit Kasusendugen, lativ. -' und translativ. -kse-+ Possessiv­suffix), mit starken Lautveriinderungen: nach-s--ta-, -tii-:juos-ta „laufen" <*-ta-k, sonst z.B. teh-dii „tun", men-nii „gehen".aus *tek-tii-k, *men-tii-k usw .; sano-a „sa­gen" aus *sano-oa-k u.a.; lapp. Infinitiv N gul/a-t „horen" usw.; mordw. koma-do, koma-da „gebiickt, in gebiickter Stellung" vom Stamm koma-usw., Verbalnomina ohne Kasusssuffix, als Adverbien gebraucht; ostj. Infiniti: DN mM-D<'i, Kr. man-ta, V m~n-ta; Vj. man-tli, Likr. mM­tliy'l!c, Mj. m-an-tifY~, Trj. man-t''lij?J „gehen" = finn. mennii; ferner im Suffix der Participia Priis., z.B. j(int-ti „spielend" von jant-„spielen"; im passiven Partizip Priis., im passiven Partizip Prat. usw. Weitere Verwandte im Wog., Ung., Sam. S. Szinnyei2 79; Szinnyei, Nyelvh.6 86f.; Lehtisalo 273ff.; Collinder III 271: -idg. -s-als Hauptmerkmal der verschiedenen Infi niti ve: a) auf ai. -as-e z.B. dyase „gehen", ferner in stu-!-e „loben, preisen", av. av-a11h-e „zu helfen" (ai. dva­se); b) lat. -ere z.B. in vehere „fahren" aus *uegh-es-i; c) gr. (sekundiir aoristisch ge­worden) 6 8 LEal:' „gezeigt haben" usw. Vgl. Brugmann, Grdr.2 II 1, 525, § 400; Sommer, Hb. 2 -3 519f.; Schwyzer, Gr. Gr. 1 808. Zu beachten ist, dass sich z.T. perfekte Gleichungen zwischen Ural. und Idg. aufstellen lassen, die sowohl die gleiche Verbalwurzel sowie unseren Infinitivstam­mauslaut enthalten: finn. vie-dii „fiihren" = gr. Aor. F~!;al. , lat. vehere: die finn. Form ist Lativ des Infinitivstammes *wTye-tii-, damit ist lat. (urspriinglich Lokativ auf -i) veher-aus *uegh-es-identisch, noch mehr aber das gr. *IJegh-s-a-i, denn dies ist eine Erweite­rung des ehemaligen Lativs auf *-a-H (+ deiktisches -i), demnach vorurfinn. *Wflye­tii-k = gr. *l:!egh-sa-H. Mehr in meinem Flexionsbuch. (7) ural. Suffix mit -t-fiir Verba causativa deverbalia (Lehtisalo 294ff.): finn. nur nach einem auf Konsonanten ausgehenden Stamm, z.B. piiiis-tii-„los­lassen, gehen lassen, weglassen, von sich lassen, befreien" von piiiise-„loskommen, entgehen, befreit werden"; nach dem Suffix -ne-: ojen-ta-„gerade machen" zu oikene-„gerade werden" usw.; lapp. N -di-t, an die starke Stufe intransitiver ii-Verben und o-Verben angefiigt: duttii-di-t „zufriedenstellen, befriedigen, stiHen" von duttii-„zufrieden werden mit, befriedigt werden durch"; mordw. E -d'e-, -do-, M -dlo -, -da-: E Kever-d'e-ms, M f(evaf-d'a-ms „rolkn, walzen" zu E f(evefe-ms, M f(ev?:.ro-ms „rollen; sich wiilzen, sich herumdrehen" usw. tscher. -te-usw „ z.B. KB Pal-te-m, U Pol-te-m „herabsenken, hinablassen, fal­len lassen, schiitten" zu KB Pale-m, U Pole-m „herabsteigen, Jierunterklettern; her­absinken, untergehen" u.a.; syrj. -f!,d-, -gt-z.B. in kus-gd-„IOschen, ausloschen" (trans.) zu kus-„auslO­schen, intr." u.a„ ahnlich wotj. -et-; Reste im Wog„ Ostj.; Verwandtes im Sam.: -idg. -s-als Formant kausativer deverbaler Verba und verbaler Sys­teme; ich nenne nur: toch. Klasse Vlllb, Prasentia mit -s~ kausativer Bedeutung: neben po !k-„bren­nen" (intr.) (Priis. III B p?ilketor) steht das Kausativum B 3. Sg. palk-š--an „brennt (trans.), quiilt", in A p-olk-s-efič; vgl. Krause, Westtoch. Gr. 1 79ff.; Krause­Thomas, Toch. El. 1 207ff.; sonst etwa noch av. vax-š-aiti „Iiisst wachsen", ai. vdk-$-ana-m „Starkung", gr. & { F) 8 ~w „mehre" mit a~Ew „vermehre, steigere" sammt lat. aux-ilium „Hil­fe", urspr. „Verstiirkung", von Adj. *aux-ilis „zur Verstiirkung dienend", also idg. Kausativum *aJ!eg-s-, *ueg-s-, *aug-s-„vermehren, wachsen lassen, stiirken" zum intr. *aweg-„sich vermehren, zunehmen"; vgl. Pokorny 84f.; Walde-Hofmann, LEW.i 1 89; Frisk, Gr. EW. 1 188 usw. Die Funktion ist demnach auf beiden Seiten die gleiche. (8) ural. Suffix mit -t-fiir Substantiva denominativa (Lehtisalo 264ff.), z.B. in: finn. -ut---ue-(< *-uoe-) usw. in Deminutiven, z.B. marj-ut zu marja „Bee­re"; lapp. 1 t'f ev~ „Hals", Gen. t'feiifšal'; von finn.-ugr. *sepii ds. ( = finn. sepii, sepi) usw.; tscher. z.B. nulgu-do „Weisstanne" zu nulyo ds.; Unsicheres im Sam.: -idg. *-(e)s-in gewissen Wortern, wo es einfach der Erweiterung ohne ir­ genwelchen Bedeutungsunterschied dient, z.B. in: idg. *qreua-s-und ahnl. „dickes, stockendes Blut; blutiges, rohes Fleisch" (Po­korny 621f.) in ai. kravff-Ntr. „rohes Fleisch" = gr. xp8a~ „Fleisch", iat. cruor M. „das robe, dicke Blut", *qruz-d-„dick machen" in ai. kru-q-dyati „macht dick, fest", av. xrfiž-d-ra-„hart" usw. zu idg. *qre1p;-, qruH-„dickes, stockendes Blut" in ai. kravyam „Blut" = lit. kraiijas ds., mir. cru „Blut" = av. xru-F. „Stiick blutiges Fleisch", sl. kry, kr'6ve „Blut", lat. i:ru-entus „blutig" zu av. xrvant-„grauenhaft, grausig" usw.; idg. */(era-s-, *K:ra-s-„das Oberste am Korper: Kopf, Horn; Gipfel" (Pokorny 574f.) z.B. in: ai. sfras-nur Nom; Akk. „Kopf, Spitze", av. sarah-„Kopf", gr. x8paG „Horn" mit zahlreichen Verwandten zu einfachem */(er('iJ)-z.B. in gr. xap „Kopf" u:a.; . idg. *1:tet~es-Ntr. „Jahr" bei Pokorny 1175 in ai. vat-s-d-M. „Jahr" = luw. ušša-und hgl. usa-ds. (idg. *l;{et-s-6-nach Verf., Lingu. IV (Ljubljana 1961), 67ff.), vat-s-d-M. „Jahrling, Kalb, Rind", gr.(F) 8-roG Ntr. „Jahr", alb. vitsh „Kalb" (richtig vir) aus *ldet-es-o-, messap. ata-vetes „vom gleichen Jahr", lat. vetus „alt", mir. feis „Sau" (< *1,fel-s-i-) zum Wurzelnomen *!det-„Jahr" in heth. uitt­Comm. ds., gr.e:tG v8"c,na „fiirs nachste Jahr" aus *v8Fw-Fe:-ra o.ahnl. vgl. Frisk, Gr. EW. II 313), *padeb usw.; das athematische *ped-„fallen" kann sein -d-auch aus der 2. P. Sg. geschopft haben, wo die Personalendung urspr. mit *-p-anlautete, vgl. Kapitel II Nr. (5): idg. *e-ped-so demnach aus urspr. *pepe-p-. c) auch ein tonender velarer Spirant *y konnte in gewissen Fallen einen vorher­gehenden Spiranten *b zum Verschlusslaut *d werden gemacht haben, so in Nr. (4), idg. *wed(h)-„fiihren": urspr. wenigstens zum Teil *1Jepy-(schwere Basis mit konso­nantischem Schwa) > *yedy-= ai. vadh-in vadhu-F. „Braut"; ebensolche Kraft konnte einst auch das vokalische -11-gehabt haben, so dass pa­rallele Erklarung auch fiir gr. Aor. ~xtoaaaa (Hom.) bzw. ~axtoaaaa, -aoa (ebenfalls Hom.) von (a) xe::oavvuµ t. „zersplittere, zersprenge, zer­streue" moglich ware: nach Orbis XIX (1970), 297 gehort dies Verbum (zweisilbige Basis) zu finn.-ugr. *kaqke-(also mit Guttural = idg. --a-) „entzwei gehen, zerbre­chen". Auch mit tonlosem Spirant -H-k6nnte man in beiden Ffillen operieren. Die drei Faktoren waren, wie ersichtlich, von sehr verschiedenem Charakter, so dass man das Entstehen von -d-auf ganz verschiedenen Wegen vor sich gehen lassen muss: a) eine echte Dissimilation ist bei .zwei aufeinanderfolgenden -b-(Pkt. b) anzu­nehmen; ­ b) ein Tonenwerden muss fiir die Ffille unter a) angenommen werden: beim vor­hergehenden oder nachfolgenden -n-, -m-, -TJ-; dass ein unmittelbar vorausgehendes -n-das -p-in' eine Stufe -do-drange, s. Orbis XXII (1973), 5ff.; c) auch vor „Laryngal" (H, y), s. Punkt c), musste es zur Dissimilation kommen (zwei Spiranten aufeinander!). Beim Dissimilationsprozess wahlte die Sprache wohl deswegen das -d-als End­produkt, weil das -t-als Tenuis wohl Fortis war, demnach mit lockererem -p-kaum genug verwandt. In der Nahe des Nasals degegen kam es wohl zu einem Kompro­miss zwischen tonendem -O-vor Nasa! und einem Doppellaut -do-nach Nasa!; dieser Kompromiss ist also Folge der Tendenz zu einem Ausgleich im selben Paradigma. Auf der Grundlage dieser kombinatorischen Variationen kam es folglich zu ei­nem Wechsel idg. -s-(regelrecht): -d~ (kombinatorisch). Zum Tei! spaltete sich ein­heitliche etymologische Gruppe in zwei selbstandige Einheiten, so sicher idg. *ghes­„Hand" Kapitel I Nr. (26) gegeniiber idg. *ghed-(mit. *gh-?) oben Nr. (5); zu be­achten ist, dass im Paradigma des Wortes fiir „Hand" kein Faktor besteht, der zu -d-fiihren konnte. Auch zwischen gen.-abl. idg. -s Kapitel II Nr. (4) und dem rein abl. -d oben Nr. (6) bestand einst ein isomorphisches Wechselverhaltnis, doch muss dies bald aufge­hort haben. Hier ist es am Platze, noch ein Beispiel solchen Wechsels vorzufiihren, das bis­her noch nicht zur Sprache kam: Zu ural. *wete „Wasser" (urspr. *uwe-tg?) stellten wir oben unter Nr. (3) das idg. verbale und nominale *ayed-. Daneben besteht aber auch ein idg. *yes-„feuch­ten, nass" bei Pokorny 117lf., z.B. ahd. wasal „Regen", ags. wos "Feuchtigkeit, Saft", filter dan. norw. os „Pflanzensaft" u.a. Im allgemeinen ist hier die Lage so, dass kein n-Element an diese Wurzel tritt (ausser in ahd. waso „Rasen, Erdscholle, Grube", nhd. Wasen „Rasen", wenn. hierher). In diesem *ues-steckt also die regel­rechte Vertretung des indoural. *uwe-te. Natiirlich schwand aber das Bewusstsein eines etymologischen (urspr. auf paradigmatischem Wechsel -s-: -d-fussenden) Zu­sammenhanges zwischen idg. *alJ-ed-und *14es-; die beiden Gruppen wurden verselb­standigt. Trotz der endgiiltigen Spaltungen einst zusammenhangender Systeme mit Wechsel -s-: -d-, die oben beobachtet wurden, kann man aber vermuten, dass sol­cher Wechsel einst gang und gabe war. Er bestatigt seinerseits die Ergebnisse, die wir in diesem Aufsatz gemacht haben: spontane Entsprechung des schwachen intervokalischen + (und -c-, -q-) der uralischen Sprachen istim Idg. -s-, unter speziellen Bedingungen dagegen tritt -d-auf. V. Doch ist die Lage in Wirklichkeit noch komplizierter. Es wurde namlich ein Beispiel festgestellt, das im Uralischen schwaches intervokalisches -t-aufweist, auf der idg. Seite dagegen entspricht diesem Konsonant ebenfalls -t-. Das ist der folgen­de Fali: finn.-ugr. *wote „Jahr-„ in finn. vuosi -vuote-ds., wotj. vapum, Glazow 14a­pum „Zeit, Lebenszeit" (pum „Ende"), syrj. vo, u „Jahr", ostj. al -Nom. Sg. + Personalsuff. iila-m (V), ot (Pl. oD'?it) (DN usw .) „Jahr", weiter lapp. S -vuoota -Gen. -vuota in nuorra-vuo~ta „Jugend" (nuorra „jung"), ung. -val, -valy in ta-val(y) „im Vorjahre, voriges Jahr" (ta--finn. tuo „der, jener") (Szinnyei, Nyelvh.7 37, 57f., 60; Collinder I 126 usw.): -idg. *uet-„Jahr" in heth. 1,!itt-ds. (Nom. Sg. 14izza in uizza-pant~ „alt", Dat.­Lok. 1,1itti usw .), tiefstufig *per-ut „im vergangenen Jahre" = ai. parut, sonst durch -i verdeutlicht (Lok. Sg.) *per-uti ds. in arm. heru, gr. n;8puo 1., , dor. n;8pui: 1.,, anord.fjgrli, mhd. vert ds., air. 6nn-urid „ab anno priore"; dazu viele Ableitungen mit Suffix -(e)s-, die oben im Kapitel II Nr. (8) aufgezahlt wurden; konsonanti­scher Stamm ohne Suffix noch im gr. (Etk) vtwi:a „aufs neue (nachste)Jahr", wohl. aus *ne11:e-yat-a mit altem -a--finn.-ugr. -o-(vgl. zu anderen Erklarungen Frisk, Gr. EW. II 312). Idg. Material bei Pokorny 1175. Diese Gleichung ist alt, vgl. Collinder, IU. 72 nach Schrader; doch nicht mehr in U. -Der Konsonantismus -der innere Dental -im Finnisch-Ugrischen ist namlich recht schwierig: das Ostj. und das Ung. sprechen fiir urspr. *-o-und so hat Collinder III 109 unser Wort zu den o-Wortern gestellt und S. 414 als Urform *oog aufgestellt. Im Permischen dagegen ist die Normalvertretung von -o-ein -/-, das nur unter besonderen Bedingungen schwindet, so dass man auf Grund das Perm. eher an *wotg denkt, mit anlautendem *w-; da das Ostj. auch hinsichtlich des anlau­tenden Halbvokals (spurlos verschwunden?) abweicht, scheint es mir geraten, das ostj. *o/aX (aus *o<5aX?) fernzuhalten. Szinnyei 37 zitiert nun unsere Sippe unter den t-Wortern, jedoch als besondere Gruppe, wo das finn.-ugr. -t-im Ung. durch -/-(aus der Schwachstufe -o-) vertreten wird; so noch in der 2. Sg. -/ (Szinnyei 121) und im Abl. auf -/ (Szinnyei 131f.). Wenn auch Widerspriiche moglich sind, scheint es mir doch geraten, auch -vat(y) als zu einer Art Formans herabgesunken auf dieselbe Weise zu er klaren. Es ist wohl erfreulich, dass Lytkin-Guljajev 59 zur Urform mit -t-wiederkeh­ren, obwohl auch *w-im Anlaut wieder zur Ehre zu bringen ware. Jedenfalls steht es jetzt fest, dass finn.-ugr. *wotg = idg. *11.et-ist, mit unregelmiissiger Vertretung des urspr. -t-im Idg. Ich habe oben Kapitel II Nr. (8) luw. ušša-= hgl. usa-„Jahr" bei meiner alten Erklarung aus *1:1et-s-o-= ai. vatsd-belassen. Hier mochte ich jedoch -mit aller notigen Zuriickhaltung -den Gedanken aussprechen, dass luw. -šš-1-s-vielleicht doch anders erkliirt werden muss: als regelrechte Entsprechung des finn.-ugr. -t-! So kommt man schon wieder auf eine urspr. vielleicht paradigmatische Variation nor­mal -s-: kombinatorisch -t-. Als Inhaber der idg. Vertretung -t-des ural. -t-steht jedoch *uet-nicht ganz vereinzeit da; ich mache noch auf folgende zwei sichere Fiille aufmerksam: a) neben idg. *(a)14ed-„benetzen; Wasser" nebst der Variante idg. *lf:eS-„feuch­ten, nass" oben Pkt. IV steht ags. wa}Jum M. „Woge" (die Gruppe *unhio ds. kann auch anders angereiht werden, s. Verf„ Indogermanica minora I (Ljubljana 1971), 35ff.), aus idg. *14ot-; b) neben idg. *11.ed(h)-„fiihren" oben Pkt. IV Nr. (4) steht im Germ. schon wie­der eine Variante mit -p-= idg. *-t-: ahd. widomo, widemo „Mitgift", mhd. wide­me, widem, nhd. widmen (im Ags. mit urspr. *-d-: weotuma usw.). In beiden letzteren Fiillen steht das unregelmassige idg. *-t-vor einem Nasalsuf­fix, also gerade in einer Lage, die sonst (s. Punkt IV!) idg. *-d-zur Folge hatte. Bei­de Falle sind demnach recht schwierig, aus der Welt konnen sie aber nicht geschaf­fen werden. Das idg. *uet-„Jahr" bietet andererseits viel mehr Moglichkeiten zu einer be­sonderen Erklarung: vor allem ist auf die (e)s-Erweiterung ai. vatsd-und Verwand­tes Gewicht zu legen: hier stand das sich erst entwickelnde *-p-unmittelbar vor ei­nem weiteren !J-Element = spater das s-Suffix (Kapitel II Nr. (8)!) und musste so zwar dissimiliert werden, jedoch tonlos bleiben. Ahnliches im Nom. Sg. *I:fel-s, im Lok. Pl. *11-et-su, auch im Nom. Pl. *uet-es usw. Obwohl nicht alle t-Falle eindeutig erklart werden konnten, so bleibt als Tatsa­che bestehen, das wir neben regelrechter Vertretung des ural. schwa­chen intervokalischen -t-im Idg. auch kombinatorische Vertretungen -d-und -t-finden. Sie konnen jedoch an der Richtigkeit der Entsprechung ural. -t­~ idg. -s-kaum Abbruch tun. VI. Die obige Untersuchung hat gezeigt, dass als regelrechte Entsprechungen ural. schwacher Laute -p-und -t-in intervokalischer Stellung im ldg. Spiranten gel­ten miissen. Da auch fiir ural. schwaches -k-in intervokalischer Stellung das ldg. ein -H-= wahrscheinlich echtem Spirant aufweist, kann man nun folgende Regel auf­stellen: Uralischen schwachen Tenues in intervokalischer Stellung steht im Indogermanischen jeweils Spirant gegeniiber. Da nun nach Pkt. II die uralischen Verhaltnisse altertiimlicher sein miissen als die indogermanischen, muss auch das Indouralische hier schwache Verschlusslaute besessen haben. Die Spirantisierung der eben genannten schwachen Verschlusslaute in intervo­kalischer Stellung, die das Vorurindogermanische vollzog, ist augenscheinlich Folge einer allgemeinen Tendenz des Vorurindogermanischen, alle inlau tenden Ver­schl usslaute in passender Stellung (zwischen Vokalen, nach Vokal und vor Konsonant, zwischen Nasal und Vokal) zu einer Lockerung der Muskelspan­nung zu bewegen. Im allgemeinen ist daraus Folgendes herzuleiten: a) zwischen Vokalen und nach Vokal vor Konsonant: schwache Verschlusslaute werden im ldg. zu Spiranten; starke (doppelte) Verschlusslaute werden im ldg. zu einfachen Te­nues; b) zwischen Nasal und Vokal: schwache Tenues werden zu idg. Media aspirata, Obergangsstufe ist eine Art von Affrikata, bestehend aus Media + t6nende Spiranten. Obersichtstabelle (nur das Hauptsachliche): Schwache Tenues (p, t, k) ----------------------Starke Tenues (pp, tt, kk) ----------------------INasalgruppen (mp, nt, mt, nk usw.) Jndoural. Ural. Voruridg. Urindogermanisch p -----------------­tt -----------------­-mp­-nt­-mt­-nk­ p --------------­tt --------------­-mp­-nt­-mt­-nk­ p-/ -ep­--------------------­-/ --t(t)­--------------------­-mP­(-) -no­(-) -no­(-) -TJY­(-) p-/ -Cf-> -u­-------------------------­-t!-tt-(heth.)*, -t-, -d-; auch --? -------------------------­(m)bP­/ -mbh­(n)do­/ -ndh­(n)dO­/ -ndh­(n)dO­/ -ndh- Anm.: () = Laut oder Lautzeichen kann fehlen; / = freier Wechsel; griechische Buchstaben = stimmhafte Spiranten. * doppelte Tenues im Heth. noch erhalten ! Von den drei Dentalreihen ist nur eine symbolische vertreten, ebenso von den drei Gutturalreihen. VII a) Wie in Arm. aus idg. intervokalischen -p-liber -ph-ein historisches -v­entsteht (vgl. Meillet. Esqu.2 31), so wird auch im Voruridg. aus indoural. -p-(schwache Tenuis) zunachst tonloses -!/'-(bilabialer tonloser Spirant), erst im letz­ten Zeitalter der uridg. Sprachentwicklung t6nendes -~-(Vorstufe natiirlich -P-, bi­labialer t6nender Spirant). Die Dentale und Gutturale blieben hier auch in der letz­ten Entwicklungsphase tonlos: -s-, -p-, -H-(gutturaler tonloser Spirant oder echter tonloser Laryngal?), -d-als spezielle Entwicklungsrichtung ausgenommen. Auch im Arm. blieb das Endprodukt von idg. -q-, -q!!-zwischen Vokalen tonlos: -kh-(Meil­let, Esqu.2 29) oder -x-(Verf., KZ. 74 (1956), 225 unten). b) Wie im Arm. Tenues hinter Nasal t6nend wurden, ist auch hier mit iihnli­chen Vorgiingen zu rechnen, nur muss man m.E. zuniichst an. tonende Spiranten denken: -mP-usw., erst dann unter Wirkung der Nasale die Stufe -mbP-und daraus -mbh-usw. als letztes Stadium im noch ungeteilten Indogermanisch. Vgl. Indourali­ca XVI = Orbis XXII (1973), Schlussfolgerungen III; auch Orbis XIX (1970), 318f. c) In betreff der Vertretungen der indouralischen starken Tenues und Nasal­gruppen auf dem indogermanischen Gebiet kann man jedoch auch einige von denje­nigen in der Tabelle verschiedene Vertretungen beobachten, die an einem anderen Ort zur Sprache kommen. Das in der Tabelle Gegebene gilt eigentlich nur fiir das sog. Brugmannsche Indogermanisch. d) Bei dem beschriebenen Stand der Lautungen im Indogermanischen ist es klar, dass das Indouralische im Besitz von nur tonlosen (schwachen oder starken) Verschlusslauten war, sei es im Anlaut oder im Inlaut. Diesen Zustand bewahrte das Uralische sehr treu, wiihrend im Idg. die Tendenz zur Lockerung des Verschlusses als Folge der vokalischen bzw. sonoren Umgebung das alte System in ein ganz neues umwandelte. Schluss Die Ergebnisse des vorliegenden Aufsatzes konnen nun in folgende Siitze zu­sammengefasst werden: a) uralischem schwachem -p-in intervokalischer Stellung ent­spricht idg. -~-; b) uralischem schwachem -t-in intervokalischer (oder postvokali­scher St.ellung) entspricht normal idg. -s-, nach Guttural -p-, nur unter besonderen Bedingungen als kombinatorische Variante auch -d-, sel­ten -t-. Povzetek INDO-URALICA IX Gre za eno izmed razprav (člankov ali monografij) iz niza Indo-Uralica I-XIX, ki imajo na­men, dokončno dokazati genetično sorodnost indoevropske in uralske jezikovne družine. Gradivo je razporejeno po glasovno-historičnih vidikih, od najpreprostejših glasovnih odnsov do zapletenih sprememb (IU. I in II obravnavata ievr.-ural. m, n, r, I inj, w, skoraj enaka na obeh straneh, IV.XIX pa ura!. š = ievr. h, laringale, doLžine in vokalne barve itd.). Pričujoči članek obdeluje pomembne spremembe v iver. konsonantizmu, v nasprotju z ura!., kjer je prvotni status veliko bolje ohranjen. Gre za ievr. odprtje zapore, tako da ena kategorija konso­nantov, iu. šibki zaporniki, med vokali in za vokali, preide v omenjenih razmerah v nezve­neče pripornike. Naš članek obravnava labiale in dentale te vrste, guturali te vrste pa so obdelani v: IU. X. in objavljenim v Lingu. XXV (1985), ss. 193-262; k takemu pravilu (ievr. -H-= ura!. -k-) cf. še moje Laryng. 1970 passim. Članek za dokazovanje pravilnosti zgoraj omenjenih glasovnih pravil je podprt s koordinacijo vseh treh že v Laryng. 1970, str. 35/217 odn. ibd, str. 20/202. Pričujočo razpravo utemeljujejo Schlussfolgerungen (Zaključki), kjer zvemo nadaljnje o: I. Enačbi ura!. -k-= ievr. -H-Bojan čop pred 1950; = laringalna teorija; ievr. ustrezniki ura!. -p-in -t-šele kasneje; gl. v tekstu. II. Dokazi za prvotnost zaporniškega izgovora, ura!. -p-, -t-in -k-torej starejši kot ievr. odnosniki. III. Zgornje velja tudi ob pritegnitvi zaimka 2.S. v funkciji osebila 2.Sg., 2.Du. in 2.Pl. Prvotnost tenues potrjujejo tudi altajski jeziki (kjer imamo p, t, k). IV. Obravnava izjem z ievr. -d-: ura!. -t-(7 ievr. d, 2 č). Poskusi razlage z disimilacijo ali delno z asimilacijo. V. Beseda za „leto", xwote. VI. G r undgesetz: Iz vsega gornjega moremo izvesti pravilo: Uralskim šibkim zaporni kom p, t, k ustrezajo v med vokalni legi spi ran ti na ievr. strani, torej P, sil>, x > H. Delo zaključuje razpredelnica.