UDK 316.752"19" Unfahigkeit des 'geistlosen' Menschen oder die Folge des Liberalismus und Marxismus JANEZ JUHANT, SLOWENIEN POVZETEK NEZMOŽNOST RAZVOJA BREZ DUHOVNIH TEMELJEV Al J POSLEDICE UBERAUZMA IN MARKSIZMA Človek prvotnih kultur je imel nek duhovni temelj, iz česar se je odvijalo njegovo Življenje. Ta temelj je posedoval tudi človek krščanskega Vzhoda in Zahoda. Z novoveško emancipacijo se je človek moderne odvezal te religiozne zavezanosti in postal vedno bolj 'razvezan' človek, kar se je posebno negativno odražalo in se že odraža na odnose med narodi in stanovi. Marksizem je potenciral to razvezo, ki jo je razvil že novoveški liberalizem in jo utrdil z ideologijo razreda. Delal pa je sistematično na tem, da bi človeka iztrgal iz vseh tradicionalnih ukoreninjenosti. Marksistična ideologija je tako ostala le destrukcija tradicionalnega, ki se ni nadomestila z nobenimi novimi vrednotami. Liberalizem in marksizem, pa tudi nekatera druga gibanja kot npr. eksistencializem so tako izoblikovali individau-alizem novoveškega človeka, naroda in stanov, danes več najti drug k drugemu. Danes se zdi komaj kakšna kultura sposobna mobilizirati množice - morda muslimanska. Tudi kristjani verujemo v božjo moč, vprašanje pa, koliko jo uspemo zastopati v svetu, v katerem živimo. Die Schwierigkeiten dcr hcutigcn Gesellschaft auf der ganzen Welt, besonders aber die Probleme der ehemaligen kommunistischen Lander verlangen eine grundsatzliche Reflexion iiber unsere Welt und somit iiber unser Bestehen und Weitergehen. Robert Kur/, prallt in seinem Buch Der Kollaps der Modcrnisierung sowohl den Kapitalismus wie Marxismus an und betont, daB sie beide in einen Sa-chzwang geraten sind. Es gibt namlich keinen Konflikt zwischen Arbeit und Nichtar-beit, so wie der Marxismus behauptet hat, sondern zwischen gesellschaftlichem Inhalt und ungesellschaftlicher, bewufitloser Form der Arbeit selbst, die ein qualitatloser Bewegungszweck toter Arbeit geworden ist. Staat und Markt haben sich dabei ver-bunden und zwar nicht, um ihrcn Dienst an Menschen auszuiiben, sondern den Menschen auszubeuten, daB heiBt zum Diener dieser Seilschaft, dieses Systems zu ma-chen. Insofern der Staat Regulator dieses Prozesses geworden ist, hat sich somit als Menschenfresser und leviathanisches (Hobbes) Ungeheuer herausgestellt, wie Gluck-smann sagt.1 Das kapitalistische System, dessen Variable in wirtschaftlicher und in vieler anderer Sicht auch Kommunismus war, gerat heute allmahlich in eine immer grossere Krise. Das Problem der sogennanten Modeme ist aber, daB diese Krise nicht in ihren Wurzeln angegangen wird, sondem immer neu an den Markt adaptiert wird, mogen dabei noch so viele Menschen untergehen. Die Ursache dieser Krise ist ein Verlorengehen der geistigen Grundlage, die diese Entwicklung anfangs begleitet hat. Das katholische Monchtum und die kalvinistische Ethik haben nach Worten von Max Webe, die asketische Arbeitspraxis verursacht. Es hat sich aber ein deutlicher Unterschied zum Mittelalter vollzogen. Diese neue Askese hat niimlich die consilia evangehca, die evangehschen Rate abgeschafft.2 Alles lief immer mehr nur weltlich voran. Das System wurde perfektioniert, loste aber immer mehr den Menschen ab, weil er nur der Sache wegen, also der Leistung wegen funk-tioniert hat. Hier gibt es keine transzendente Ursachlichkeit, die die mittelalterliche christhche Einheit der Welt ermoglicht hat3. Die neuzeithche Zivilisation hat namlich den Produktionsbereich immer mehr vom ethischen getrennt und somit die Logik der Produktionswelt von der Ethik des menschlichen Tuns gesondert. Das verursachte die Kluft zwischen den menschlichen und der Sachwelt. Diese Kluft hat ihre Vertiefung der Entwicklung des kapitalistischen Denkens und daraus resultierender Ausbeutung zu verdanken und ist das Grundproblem der heutigen Welt. Die Kluft driickt so aus, daB der Mensch nicht mehr fahig wird, die subjektive und die objektive, die imma-nente und die transzendente, die personliche und die sachliche Welt miteinander zu verbinden. Ulrich Duchrow hat in einer Schrift der Jungen Kirche, die die Organistation fiir Gerechtigkeit und Frieden Kairos herausgegeben hat4, iiberzeugend nachgewiesen, daB das neuzeitliche Europa mit der Kolonisation den Weg der Ausbeutung der Sch-wacheren angetreten hat. Diese Ausbeutung wurde in der Geschichte verschiedentlich verlagert, immer wieder blieb es aber auf die Ausbeutung der Armen ausgerichtet. Das war die Unterdriickung der Neger und Indianer, es folgte die Kolonialisierung der drit-ten Welt und die Ausbeutung der Arbeiter. Das ist aber auch heute mit den Weltorgan-isationen nicht besser. Die UNO hat oft keine Kraft gegcn die wirtschaftlichen und fi-nanzielle Monopole gerechtere und besonders fiir die schwachen Lander annehmbare Mittel anzuwenden. So werden systematisch mit Organistationen wie GATT (General Agreement on Tarifs and Trade), IMF (International Monetary Fond) Begrenzungen und DiskriminierungsmaBnahmen gegen die armen Lander fortgesetzt. Hier spiegelt sich die Kolonisationsidee auch in der heutigen Weltordnung wie EG (Europaeische Gemeinschaft) und Weltordnung der sieben reichsten Staaten der Welt wieder. Es geht den Biirokraten dieser Organisationen also nicht um eine menschenfreundlichere Welt, sondern um eine weitere Bereicherung des kleineren Teiles der Menschheit der schon immer reichen Lander der heutigen Welt. Das spiegelt sich erneuert in der Schrumpfung der Arbeitsplatze, als Folge der Schafl'ung des EG Binnenmarktes wieder. All das zeigt zur geniige die Kluft zwischen der Menschen- und der Sach-Welt als Folge des kapitalistischen Denkens, die den Menschen ausgeschaltet hat und sich ganz 1 R. Kurz, Der Kollaps der Modernisierung, Frankfurt 1991,40/41. 2 M. Weber, Die protcstantische Ethik und der Geist des kapitalismus, slov. izdaja, Ljubljana 1987,123 si. 3 Vergl. W. Schulz, Philosophic in der veranderten Welt, Pfullingen 1976,256. 4 Vergl. U. Durchrow, Europa in Weltsystem 1492-1992 - Gibt es eincn Weg der Gerechtigkeit nach 500 Jahren Raub, Unterdriickung und Geldver(m)ehning?, Bremen 1992. dem Kapital untergeordnet hat. Weil die Erde rund ist, kann aber die Produktion und somit der Profit nicht ins unendliche vergrossert werden. Als die Folge der Verselbstandigung des wissenschaftlichcn, ideologischen, poli-tischen und sozialen Bereiches von den Grundwertcn, die das Christentum dem Westen geliefert hat, kann also diese Kluft und mit ihrer verbundenen Krisc der mod-ernen Welt als Verlieren der Grundwerte, woraus der Mensch als Mensch bestehen kann, gelten. Das hat sich schon als Problem im Streit zwischen Kirche und Galilei gezeigt. Die Losung dieses Streits, die mit einer Verurteilung des Standpunktes von Galilei endete, ist zwar bedauerlich. Nach Worten von C. F. von Weizsacker ist aber der Streit verstandlich, weil sich der Papst gegen die Verselbstandigung der Wissen-schaft gewandt hat. Die daraus folgende Entwicklung der europeischen Kultur konnte tatsiichlich dieser Gefahr nicht widerstehen, was erst heute richtig zum BewuBtsein kommt, wo die Krise der westlichen technischen Welt voll ausgebrochen ist. Daraus stellt sich von selbst die Frage, ob eine Kultur ttberhaupt funktionieren kann, wenn sie sich den geistigcn bzw. religidsen Grundlagen entzogen hat. In diesem Sinne konnte man Alexander Solschynizin Recht geben, wenn er behauptet, daB man Europa statt christlich besser als heidnisch bezeichnen konne. Die herschenden Strukturen in Europa orienticren sich namlich nicht nach den Grundssetzen des Christen-tums, obwohl diese Grundwerte (iberwiegend die Verfassungen und Gesetzgebung dieser Staaten ausmacht, sondern nach den Gesetzen des Kapitals und der Macht. Am deutlichsten kam das wieder bei dem Umbruch des Kommunismus zu Tage. Das sogenante humane Europa konnte seine humanen Werte nicht zur Beendigung ihrer Machtapetite reahsieren, was sich besonders verhorend im Zusammenhang mit dem Zerfall von Jugoslawien und mit den Kriegcn in Kroatien bzw. Bosnien und Herzegovina ausgewirkt hat. Es ist aber erstaunlich, daB Europa demnach dies nicht leisten konnte, obwohl es sich humanistisch deklariert hat. Nach Heinz Robert Schlettc solite aber "Humanismus mit aporetischer Grundstruk-tur dann wescntlich gerade solch einer sein, der sich gcradc im Wissen um die Gren-zen menschlichen Erkennens und menschlicher Praxis konstituiert, desscn spezifische Physiognomie sich aus dem BewuBtsein der praktischen und faktischen Bedrohtheit und der ethischen, erkenntnistheoretischen und ontologischen Kontingenz menschlicher Existenz, und der aus diesem Grund, weit ab von jeder todlich- triumphahstischer Anthropozentrik, fiir das subjekthafte Humanum optiert."5 Dieses Humanum ist demnach gerade schwach, verletzbar und brechhch. Solche Erfahrung vom Humanum stellt aber deswcgen gerade die Frage, ob das Humanum als Humanum iiberhaupt allein sich konstituiercn kann? Seine Gebrcchlichkcit, sein Unvermogen hindert namlich das Humanum, daB es sein Unvermogen einsieht, bckennt und als solchcs in seine Konstitution einbezieht. Die Geschichte der menschlichen Kultur weist gerade de-swegen auf die Kontingez, auf ein Ungeniigen der menschlichen Vemunft hin und ver-langt, daB diese von einer (oft ganz verschicden interpretierten) Wirldichkeit (mit)konstituiert wird. Das ist aber die Frage nach der Moglichkcit einer Konstitution der begrenztcn Vernunft und somit die Frage nach der Moglichkcit eines bcgrenztcn Humanums, das aber sich trotzdem konstituiercn muB. Auch dieses Unvermogen und ein Widcrwillc, das Humanum in den traditionellcn geistig-kulturellen Bahnen zu entdeckcn und zu konstituicren hat zur Folge, das Humanum in der Neuzeit in ein "Tremendum et fascinosum" einzutauchen. Es ist eine Besonderheit, die oft auf eine Erfindung hinausgeht, daB man in der Neuzeit das Humanum als selbst funktionicrnd verstanden hat. In diesem Sinne hat man auch das 5 K.(nut) Wcnzcl, Philosophieren im Modus der Melancholic, in; OrienUening 21 (57), 15. Nov. 1993,233 "Heilige" (und somit das "Tremendum et fascinosum") als Ersatz fiir das Transzendente oder gar Gott erfunden, um so doch den Menschen in sich selbst be-griinden zu konnen. Dabei hat sich aber dem neuzeitlichen Menschen nach Pascal mit dem BewuBtsein seiner Grosse auch das BewuBtsein seiner Ohnmacht offenbart. Dieser geniale Denker der Neuzeit hat also wohl die vorangehende Entwicklung angezeigt, die aber ihrem problematischen Hohepunkt in der industriell-technischen Gesellschaft erreicht hat. Die Selbstaufstellung des Menschen scheint also nach heutiger Sicht auBerst fra-glich zu sein, weil der Mensch nicht fahig ist, seine Rcalitat voll in Griff zu bekom-men. Er wird immer wieder aus seinem Grund herausgeworfen, exzentriert, weswegen er nicht mehr fahig wird, sich selbst zu erhalten. Dieses Bewusstsein haben die Menschen der Urkulturen und Religionen besitzt und haben sehr darauf geachtet, es zu erhalten. Es gab zwar in der Geschichte auch in diesem Sinne Abweichungen, es scheint aber, daB die neuzeitliche Lage des modernen Menschen eine solche Aussonderung darstellt, daB der Mensch als solches nach alien, was heute geschieht in seinem Beste-hen ein auBerst bedrohtes Wesen wurde. Im Vergleich zu dieser Lage hattte der Mensch der Urkulturen eine geistige Grundlage, woraus sein Leben abgelaufen ist. Diese Grundlage besaB urspriinglich auch der Mensch des christlichen Morgen- und Abendlandes. Mit der neuzeitlichen Emanzipation entbindete sich der Mensch der Moderne dieser religiosen Bindung und wurde so immer mehr 'bindungsloser' Mensch, was sich besonders verherend auf die Beziehungen zwischen den Vtilkern und Standen ausgewirkt hat und immer noch auswirkt. Marxismus pontenzierte diese Loslosung, die ihre Ausarbeitung besonders durch den neuzeitlichen Liberalismus erfahren hat und festigte sie auf die Ideologic der Klasse. Er arbeitete aber systematisch daran, den Menschen aus der traditionellen Verwurzelung zu entreiBen. Die marxistische Ideologic wurde somit eine Destruktion des Traditionellen. Das iiberliefcrte, das man oft mit Gewalt ausgerottet hat, wurde aber mit keinen neuen Werten ersetzt. Der Liberalismus und der Marxismus, gefolgt durch noch einige andere Stromungen wie z.B. Existenzialismus, haben so nur den neuzeitlichen Individualismus des Menschen, der Nation und der Stande ausgepragt, sie haben aber kaum einen Weg zueinandcr aufgewiesen, was heute als ein unlosbares Problem iiber den Menschen als Damokleusschweit hangt. Der hcutige Nationahsmus hat somit kaum eine geistige Grundlage, um iiberwunden werden zu konnen. Besonders schwere Folgen dieser Entwicklung haben die Nationen der ehemaligen kommu-nistischen Ideologic zu tragen. Wir werden heute mit unserem Uberleben konfrontiert. Der Zerfall des kommunis-tischen Systems und die Krise des Kapitalismus drangen uns immer mehr die Frage auf, was die ethische Grundlage dieser Umkehr sein konnte. Es gibt solche ethische Grundlagen, was die verschiedenartigen und reichen kulturellen Traditioncn der Men-schheit bestatigen. Die Frage ist aber, ob sie die Menschen zu einer Umkehr mobi-lisiercn konnen. Das scheint sich heute immer noch in der moslemischen Tradition zu bewahrheiten. Soil aber das hciBen, daB eine Gesellschaft nicht ohne gewisse fundamental Werte auskommen kann? Wenn ja, dann entsteht weitcr die Frage, wie das Akzeptieren der grundlegenden (fundamentalen) Werte einen Fundamentalismus umgehen kann. Nach der christlichen IJberzeugung ist das nur in einem grundlegenden Dialog zwischen den Menschen verschiedener Uberzeugung aber auch zwischen Menschcn und Natur, zwischen Menschen und Gott realisierbar. Das war auch eine grundlegende Intention und eine praktische Konsequenz dieses Symposiums. Die Christen sind nach wie vor liberzeugt, daB alles Grundlegende von Gotteskrafit kommt, wie erneut Papst Johannes Paul II. in seiner Sozialenzylika betont hat.6 Das bedeutet, daB die Christen einige Grundwerte bekennen, die sie als die den Menschen transzendente verstehen. Aber auch fur die Christen stellt sich wegen des Ernstes der Situation die Frage, wie wirkungsvoll sie selbst diese Kraft in dieser Welt vergegen-wertigen und somit auch representieren konnen. 6 Vergl. Johannes Paul II., Rundschreiben: Ccntesimus annus, (1991) 62.