Der gnn-e Ertrug ist kür Sie Destnurrition «les KoL- ntturs in ller MnUknkrtsIürcke U. U. K «u Droi> ge»Mmet. Vierte Auflage. Laivach, 1868. Selbstverlag. — Druck von I. Rud. Millitz. ksroöns in umverritetns kn v ^ubijam' 112101 Feste der Verkündigung -er fel. Jungfrau Maria 1868 in der Dum- Md StsdtzLrrkirche St. Mkulm zu Laibach bet Gelegenheit der dreitägigen Jubiläumsfeier Iose^ 8upan, 11210! Vorwort zur dritten Au^age. Nachdem das in immer Predigt Gesagte in öffentlichen Lokalen wie in den Familien, theils ganz gefälscht und entstellt von Haus zu Haus besprochen, theils unverschämte Lügen und Verleumdungen darüber, falsche Anklagen über Ausdrücke und Verdammungsurtheile, die mir nie in den Sinn kamen und ich sie nie ausgesprochen, sogar bei den Behörden vorgebracht, und ich zur Verantwortung aufgefordert worden bin, halte ich es für meine Pflicht, auf viel¬ seitiges Verlangen der Zuhörer und treuen Katholiken unserer Stadt, die, Gott sei Dank! noch immer die überwiegend große Majorität bilden, dieselbe in Druck zu geben. Die unparteiischen Zuhörer haben über das die Wahrheit fälschende verleumderische Gerede das Urtheil schon gefällt; jetzt werden auch die unparteiischen Leser das Wahre vom Falschen unterscheiden, die Predigt mit dem darüber Gehörten vergleichen und richtig beurtheilen können. Insbesondere können die glaubenstreuen Katholiken nach diesem Falle die Lästerungen, Anschuldigungen und Schmähungen beurtheilen, die sie täglich in den sogenannten „liberalen" Zeitungen und gesellschaftlichen Kreisen gegen das Konkordat, die Kirche und ihre Diener lesen und hören; sie können eirischen, wieviel zu glau¬ ben und zu trauen, wieviel Wahres daran sei. Wenn sich bei uns die „Liberalen", welche Freiheit und kon¬ fessionelle Gleichberechtigung im Munde führen, unterstehen, mit Lügen und falschen Anklagen die Behörden zu behelligen, da sie doch wissen, daß bei 2000 Zuhörer und treuer eifriger Katholiken von der Wahrheit Zeugniß geben und die ungerechten Beschuldigungen zurückweisen können, dann kann man sich denken, welche Verleum¬ dungen und Beschuldigungen sie gegen den Klerus zu Hilfe nehmen in Fällen, da man keine Zeugen hat, um dieselben zu widerlegen! 4 Die unparteiischen Leser werden sich überzeugen, wie wahr und gerechtfertiget sie sind, und wie sie leider auch bei uns in Erfüllung gingen die Klageworte, mit denen ein hochgelehrter Kir¬ chenfürst die jetzige Kampfweise gegen die Kirche und das Konkordat so scharf kennzeichnet, mit denen auch ich am Schluffe der Predigt flehe: „Die Verhetzung wider dein Reich und dein Gesetz, o Herr! ist zu einem weitverbreiteten einträglichen Handwerke geworden. Fälschung der Wahrheit und Aufstachelung der Begierden, Hohn und Spott, Verleumdung und Lästerung sind die Werkzeuge, mit denen man arbeitet in Wort und Schrift". Weil meine Predigt großes Aufsehen erregte, glaubten die „Liberalen" bei den Behörden gegen mich Klage führen zu müssen, damit ich nach der Strenge des Gesetzes bestraft werde. In den „liberalen" Tagesblättern sind aber täglich Schmähun¬ gen, Lästerungen, Verleumdungen in häßlichen, obscönen Bil¬ dern, in den giftigsten Ausdrücken gegen Hie kath. Kirche, ihr Oberhaupt, ihre Bischöfe und Priester zu.sehen und zu lesen, wodurch die große Mehrheit, — Millionen von Katholiken Oester¬ reichs, die noch an die kath. Wahrheit glauben, den Papst als ihr geheiligtes Oberhaupt, die Kirche als ihre theuere Mutter, die Bischöfe als Vertreter derselben verehren, in ihren religiösen Ge¬ fühlen, in ihrer gewissenhaften glaubenstreuen Ueberzeugung, in ihrer kindlichen Ehrfurcht, nicht bloß verletzt und erbittert, sondern wahrhaft empört werden müssen. — Sogar die stockprote¬ stantische Berliner Kreuzzeitung fühlt sich zur Klage veranlaßt, „daß in Wien die Hetzereien gegen das Konkordat mit den raffinirtesten Aufreizungsmitteln betrie¬ ben werden". Allein in dem Allen sehen und fühlen die „Liberalen" keine Erbitterung und Aufregung des Volkes, finden keine Veranlassung bei den Behörden zu klagen, dies billigen und fördern sie sogar. Wenn aber ein Priester durch diese ungerechten Angriffe und Verhöhnungen zum Widerstande und Vertheidigung herauSgesordert, im Hinblicke auf die dadurch drohende Gefahr und den Schaden für den heil. Glauben, für das Heil der ihm anvertrauten Seelen seine Stimme erhebt, nach dem Auftrage des Apostels die Wahr¬ heit verkündet, sei es gelegen oder nicht gelegen, belehrt, bittet und beschwört, weil Zeiten gekommen sind, da man die gesunde Lehre nicht ertragen kann; wenn er den wahren Sachverhalt auf¬ klärt, die Lügen und Verleumdungen widerlegt und mit Entrüstung zurückweiset; die Kirche, ihre Glaubenslehre und Satzungen, ihr Ober¬ haupt , ihre Bischöfe mit unerschrockenem Muthe, gewissenhafter Ueberzeugung und gläubiger Begeisterung vertheidiget; so seine hei¬ lige und schwere Pflicht treu erfüllt, daß das religiöse, der kath. Kirche treue Volk erbaut, ermuthiget und gerührt wird, — da sehen und fühlen die „Liberalen" gleich eine gefährliche Aufregung und Erbitterung im Volke, rufen die Polizei an, führen Klage bei den Behörden u. f w., als wäre die Gefahr eines Aufruhrs vor der Thür. — Die Leser mögen meine gehaltene Predigt mit dem Lärm, dem Gerede, das in bekannten Kreisen mehrere Tage herrschte und mich schon auf die Anklagebank und zum Arrest verurtheilte — vergleichen, — und sie werden Obiges bestätiget finden. Sie mögen die gesprochenen Worte und Stellen gerecht, ohne Vorurtheil beurtheilen, und sie werden es unbegreiflich finden, wie eine solche Hetze und Agitation sogar bei den Behörden ge¬ gen dieselbe entstehen konnte, sich aber zugleich überzeugen, wie unsere Gegner im Namen der Freiheit und Gleichberechtigung ge¬ gen die Kirche und ihre Diener handeln! Sie glauben berechtiget zu sein, uns zu verleumden und anzuklagen, — wir aber dürften nicht einmal widerlegen und uns vertheidigen. — Für s i ch verlangen sie volle Freiheit in Allem; — für die Kirche und ihre Diener aber, sobald sie sich unterstehen ihren Ansichten und Tendenzen entgegen zu treten, freimüthig die kath. Wahrheit zu predigen, — Knechtung, die Strenge des Gesetzes, um sie so mnndtodt zu machen. Das ist Freiheit und Gleichberechtigung im Sinne der „Liberalen". Wenn die Prediger die gegenwärtigen, unsere heil. Kirche betreffenden Tages fragen in dieser Weise, wie ich es gethan, nicht besprechen dürften, ohne angeklagt und bestraft zu werden, so wäre nur für unsere Gegner die konstitutionelle Frei¬ heit; — für uns aber der drückendste Absolutismus, so müßten sehr viele Kirchenfürsten, welche in ihren Hirtenschreiben dieselben mit noch schärfer» Worten behandelten, schon in Anklagestand ge¬ setzt worden sein. Einige den heil. Vater, die kath. Ehe und Schule betreffenden Stellen in meiner Predigt habe ich absichtlich beinahe wortgetreu aus dem herrlichen Hirlenschreiben Sr. Eminenz des hochwürdigsten, hochgelehrten, hochverehrten Kardinal-Fürst- erzbischofes von Wien entnommen, welches in allen Kirchen der Erzdiöcese vorgelesen wurde, ohne daß eine Veranlassung zur Klage wegen Aufregung und Erbitterung des Volkes genommen wor¬ den wäre, — während bei uns eine solche Verurtheilung meiner Rete in Scene gesetzl wurde. Dieses und die Heuer in Wien über diese Tagesfragen unter großem Beifall gehaltenen Fasten - Predigten beweisen zur Genüge, und nut Genugthuung muß man es anerkennen, daß die höchsten Behörden die Redefreiheit der Prediger auf der Kanzel nicht nach dem Wunsche und im Sinne mancher sich selbst so nennender Versassungsfreunde nehmen und beurtheilen. 6 Eine kleine Partei in unserer Stadt freute sich so sehr über den Fall des Konkordats, daß sie die Niederlage der Kirche mit einer Beleuchtung zu feiern beschließt. — Der größte Theil der treukatholischen Stadtbewohner weiß es recht gut, daß die Beleuch¬ tung ein Triumph über diese Niederlage, eine Freude wegen des Sieges über die Kirche, eine Geringschätzung gegen die Bischöse, eine Aufreizung der Geistlichkeit ist, und sah sich in seiner An¬ hänglichkeit an die Kirche, an ihre Seelenhirten, in seiner religiösen Ueberzeugung verletzt und gekränkt. Viele haben ihre Erbitterung, ihren Unwillen darüber am nämlichen Abende offen ausgesprochen. Man sehe nur die Tausende, welche an Sonn- und Feier¬ tagen von 3 Uhr früh bis zum Abende unsere Kirchen füllen, und überzeuge sich, auf welcher Seite unser Volk steht, und ob es sich nicht in seinem religiösen Sinne verletzt fühlen mußte? Das nämliche Gefühl des Unwillens und der Erbitterung über die Be¬ leuchtung theilten gewiß der Bevölkerung des ganzen Landes. Und eben diesem gerechten Unwillen, der gegründeten Erbit¬ terung der über 450.000 treuer Katholiken Krams Rechnung zu tragen und Ausdruck zu geben, daß eine verschwindend kleine Anzahl Gegner sich nicht scheut, die ungeheuere Ma¬ jorität katholisch Gesinnter in Stadt und Land in ihrer religiösen Ueberzeugung zu kränken, in ihrer Ehrfurcht gegen die Bischöfe gleichsam zu belächeln, zu hölme», als über Besiegte zu trium- phiren, sie alle und ihre Geistlichkeit zum Widerstande herauszn- fvrdern, — dem fast allgemeinen Unwillen über diese, der ungeheueren Majorität katholisch Gesinnter gegenüber wahrhaft verletzende Rücksichtslosigkeit Ausdruck zu geben, war meine Wicht. Die wahren Katholiken haben auch die Erfüllung dieser Pflicht von mir erwartet; denn schweigen hieße hier billigen. Ich habe die Klage darüber mit Worten der Wehmuth ausge¬ sprochen. — Selbst liberale Männer haben die Beleuchtung mi߬ billiget. Der ergraute Literat Warrens, ein Publizist von aner¬ kannter Begabung, den man nicht des Ultramontauismuö verdächtigen wird, sah sich zu folgender treffender Bemerkung veranlaßt: „Wenn einmal Andere, als unsere Mitbürger, die Besiegten sind, wollen auch wir illuminiren. Aehnliche Kundgebungen der Freude sind sehr schön, wenn ein Allgemeiugefühl alle Herzen hoch schlagen läßt. Sie sind weniger erhebend, wenn eine Partei im Staate hiedurch ihren Triumph über die andere Partei feiern will. Die echte Toleranz ehrt jede gewissenhafte Ueberzeugung, selbst dort, wo sie mit der eigenen am wenigsten übereinstimmt". — Bei uns aber wollte durch die Beleuchtung nicht eine kleine Partei über die andere, sondern über den größten Theil der Bevöl¬ kerung der Stadt, über das ganze katholische Volk 7 von Krain den Triumph feiern und hat so die gewissen¬ hafte Ueberzeugung beinahe der gejammten Bevölkerung eines Landes nicht geehrt, sondern verletzt. Allein in allem dem sehen und fühlen die „Liberalen" nicht eine Beleidigung und Erbitterung der Hunderttau¬ sende unseres gläubigen Volkes. — Daß aber der Stadlpfarrer diese Rücksichtslosigkeit gegen die ungeheuere Mehrzahl nur in Klage Worten mißbilliget, — das ist Aufregung, Erbit¬ terung des Volkes, darüber muß Klage geführt, den Behörden Anzeige gemacht werden! Eine kleine Partei darf ihre Freude durch die Beleuch¬ tung über einen Sieg äußern, der die ungeheuere Mehrzahl mit Schmerz erfüllt hat, — der Prediger aber dürfte nicht einmal diesen Schmerz ausdrücken ? — das ist im Sinne der „Liberalen", Freiheit und Gleichberechtigung! Wozu den größten Theil der Stadt- und Landbewohner in ihrer kath. Gesinnung, in ihrer reli¬ giösen Ueberzeugung gerade zu einer Zeit stören und kränken, da eben die wegen der Leiden der Kirche und der Bedräng¬ nisse des heil. Vaters angeordnete dreitägige Andacht, unter außerordentlicher Theilnahme der Gläubigen gefeiert wird? Wo¬ zu so Viele verletzen und erbittern ? Verräth das Takt und Klugheit? Nicht ich, sondern unsere Gegner haben das Volk auf¬ geregt und erbittert; ich aber habe von dem auch uns zustehen¬ den Rechte der konstitutionellen Freiheit Gebrauch ge¬ macht und meiner Pflicht gemäß dagegen gesprochen und mich darüber beklagt, — aber deswegen werden eben von jenen, welche konstitutionelle Freiheit und Gleichberechtigung auf ihre Fahne geschrieben, Anklagen und Beschwerden bei den Behörden erhoben, als wenn ich gegen die Staatsgrundgesetze gehandelt hätte. Jeder Unparteiische möge urtheilen, wie dies mit den kon¬ stitutionellen Grundsätzen der Gleichberechtigung harmonirt. Selbst Schuselka, der doch nicht an der Seite der Klerikalen steht, hat in seiner Reform jene „Liberalen" scharf getadelt, welche alle Agitationen gegen das Konkordat fördern, die Ver¬ thei diger desselben aber gleich vor die Behörde rufen. Wir haben den Kampf nicht hervorgerufen, wir haben ihn aber ausgenommen, und führen ihn nicht mit Lügen und Ver¬ leumdungen, nicht mit Lästerungen und Schmähungen, nicht mit Hohn und Spott, nicht mit Fälschung und Verdrehung der Wahr¬ heit, nicht mit falschen Anzeigen und Anklagen vor den Behörden; sondern mit ehrlichen Waffen, mit legalen Mitteln, welche uns in dem Maße, wie unfern Gegnern, durch die Staatsgrund¬ gesetze gestattet sind. 8 Es ist mir verargt worden, daß ich eine „politische" Pre¬ digt gehalten. — Deren hielt ich schon mehrere, ohne eine Be¬ schwerde zu hören. Als 1859 der Krieg gegen eine doppelte Macht geführt wurde, der Kleinmuth, die Besorgniß von Tag zu Tag sich über¬ all äußerte, da hielt ich cs für meine Pflicht, den ungerechten Krieg von Seite unserer Feinde, und das durch Verträge gehei¬ ligte Recht Oesterreichs und seines Kaisers, öffentlich darzulegen. Ich habe daher sieben deutsche und sieben slovenische Vorträge während der außerordentlich besuchten Maiandacht über die Hilfe und den Schutz gehalten, welchen der Kaiser von Oesterreich und das Volk bei der Königin des Himmels, Maria, gesucht und ge¬ funden haben. Zum Schluffe der Maiandacht erinnerte ich in derselben traurigen Zeit an die schöne erhebende Begebenheit der Einwei¬ hung der unbefleckten Empfängnißstatue in Wien. Im Jahre 1647, da eben eine mächtige Kriegsschaar Deutschland überfluthete und sich den österreichischen Erbstaaten näherte, ließ Kaiser Fer¬ dinand III. dieselbe aufftellen und feierlichst einweihen. Während der Bischof von Wien die heil. Hostie vor der Kommunion in der Hand hielt, las der Kaiser an den Stufen des Altares kniend, mit lauter Stimme das Gelübde, durch welches er die unbefleckte Jungfrau zur Schutzfrau und Patronin Oesterreichs erwählte, und wohnte dann mit allen Würdenträgern des Reiches der Weihe bei. Niedergesunken auf die Knie, flehte ich am Schluffe der Predigt mit tiefbewegter Stimme um Segen für unsere Waffen und übergab Alles im Namen Sr. Majestät unseres Kaisers in den Schutz Maria mit den inniggläubigen, tief religiösen, ergrei¬ fenden Worten, welche damals Kaiser Ferdinand gesprochen und die zur Inschrift der Statue dienen: „Gott demAllerhöch- sten Herrscher Himmels und der Erde, durch den die Könige herrschen, der unbefleckt empfangenen Jungfrau, Gottes¬ gebärerin, durch welche die Fürsten regieren, der aus besonderer Andacht zur vorzüglichen Schutzfrau, zu Oesterreichs Patronin Erwählten, weiht und vertraut jetzt unser vielgeprüfter Kaiser Franz Josef, sich, seine Kin¬ der, sein Volk, seine Kriegsheere, seine Länder und Alles, was er hat". — Als im Juli 1866 der sieggewohnte, mächtige Feind schon vor Wien stand, der zweite Feind uns im Süden bedrohete, Angst und Bangigkeit Alle niederdrückte, Alle mit Furcht und Be¬ sorgniß in die Zukunft blickten, — da hielt ich es abermals für meine Pflicht, obwohl noch leidend, die h. Stätte zu betreten 9 und die betrübten Zuhörer zu trösten, zu ermuthigen, und sprach: „Fünfzehn Jahrhunderte sind es, t>a stand Kaiser Constantin dem mächtigen Kriegsheer des MarentiuS gegenüber und eS ward ihm bange ob der Nebermacht". — Da erblickte er das Kreuz am Him¬ mel mit der strahlenden Inschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen". — Und mit diesen trostreichen Worten begrüße ich auch Sie in diesen Tagen des Unglücks, der Angst und Trauer. Oesterreich und seine Herrscher waren schon in größeren Gefahren, und haben doch gesiegt. Gott hat oft wunderbare Rettung gesen¬ det. In meiner Betrachtung wies ich hin auf die Begebenheit, als Kaiser Ferdinand von den Feinden in der kais. Burg in Wien belagert, in der größten Gefahr vor dem Gekreuzigten auf die Knie sank und flehte: „Jesus der Gekreuzigte möge ihn nicht verlassen", — und es ihm schien, daß er die Worte höre: „Fer¬ dinand, ich werde dich nicht verlassen", dann muthig den Feinden entgegen ging, die unangemeldet in sein Gemach drangen. Und plötzlich schmetterten die Trompeten des Dampierre'schen Regimen¬ tes und diese Tapferen jagten die Feinde in die Flucht und rette¬ ten Kaiser und Meich. Zum Schluffe flehten alle Versammelten mit mir auf den Knien vor dem Allerheiligsten um den Sieg für unsere Waffen, um Trost für die Trauernden, um Rettung aus der Gefahr, wir flehten gerührten und bewegten Herzens, der Gekreuzigte möge unserm hart geprüften ritterlichen Kaiser, wie einst dem Kaiser Ferdinand zurufen die tröstenden, ermuthigeuden Worte: „Franz Josef, ich werde dich nicht verlassen!" — Wiederholt und dringend bat ich in diesen Predigten die Stadtbewohner um milde Beiträge für die Verwundeten, welche unser Mitleid so sehr verdienen, und der Herr, der jeden Trunk Wasser belohnt, den man dem Dürstenden reicht, wird gewiß jenen, welche so opferwillig die Liebesgaben spenden, so freudig, wie der barmherzige Samaritan Oel in die Wunden gießen, reichlich schon hier, vorzüglich aber dort vergelten mit den Worten: Ich war krank — und ihr habt mich verpflegt. Die Zuhörer aus allen Ständen, welche diesen Vorträgen vorzüglich an den Maiabenden so zahlreich beiwohnten, können cs bezeugen, welch' tiefen Eindruck, welche Rührung dieselben und die innigen Gebete beim größten Theile bewirkten, wie viele zu Thränen gerührt waren, beruhiget und ermmhiget die Kirche verließen! Damals behauptete und führte Niemand Klage, daß eine Aufregung unter dem großen Theile der Zuhörer hervorgerufen wurde, obwohl die Rührung die nämliche war, wie jetzt. 10 So wie ich es 1859 und 1866 für meine Pflicht er¬ achtete, da der ungerechte Krieg ausgebrochen, das Unrecht un¬ serer Feinde, das Recht Oesterreichs und unseres Kaisers zur Aufklärung und zur Beruhigung öffentlich zu besprechen, zum gekreuzigten Heilande und zu seiner Mutter Maria um Hilfe zu flehen; ebenso hielt ich es jetzt, da ein bitterer Kampf für un¬ sere heil. kath. Kirche begonnen, mit den Waffen der Verleum¬ dung, Aufhetzung und Verhöhnung gegen sie Krieg geführt wird, — jetzt, da der heil. Vater der Christenheit, von vielen Feinden umringt, iu großer Gefahr sich befindet, — jetzt, da alle wahren Katholiken, die bei uns die ungeheure Mehrzahl bilden, mit Schmerz, Besorgniß und Trauer erfüllt sind, für meine Psicht, das Unrecht unserer Gegner darzulegen, die Rechte der kath. Kirche und ihres geheiligten Oberhauptes zu ver- theidigen, ihre bittern Leiden und Kämpfe zu erzählen, zu Christus und seiner unbefleckten Mutter Maria um Hilfe in dieser Noth zu flehen! Allein jetzt, da ich für die von so Vieles verfolgte und geschmähte kath. Kirche, die ich als meine Mutter liebe, in der ich das Heil erwarte; — da ich für den viel geprüften, hart bedrängten heiligmäßigen Papst Pius IX., den ich als Vater der Christenheit verehre, dem ich Gehorsam und Ehrfurcht geschworen, meine Stimme erhebe, ihre Rechte vertheidige, für sie um Schutz bitte — und der größte Theil der Zuhörer erbaut und gerührt ist, — sehen Einige in dieser Rührung und Ermuthigung — nur Aufregung, Erbit¬ terung des Volkes; klagen bei den Behörden, rufen die Polizei an und möchten mich, nach einem 30jährigen, seelsorgerlichen Wirken in der Stadt, weil ich gegen ihre Grundsätze gepre¬ digt, je eher, je lieber vor Gericht und im Gefängnisse sehen. Die verehrten Zuhörer und treuen Katholiken aber können bezeugen, daß ich damals mit dem nämlichen tiefen Gefühle, mit begeisterten Worten und inniger Ueberzeugung für das Recht Oesterreichs, für unsern erhabenen, hart heimgesuchlen Kaiser, zur Beruhigung der treuen Staatsbürger, — wie jetzt für die Rechte der katholischen Kirche, für ihr bedrängtes geheiligtes Oberhaupt, den Papst — zum Troste der treuen Katholiken, gesprochen und gebetet habe! Ich aber kann mit Freuden das Zeugniß geben, daß die nämlichen Zuhörer, welche damals ihren Beifall, ihre dank¬ bare Anerkennung gegen mich aussprachen, — sich auch jetzt beeilten, mir um so mehr dieses Gefühl auszudrücken, als ich von einer andern Seite Spott und Verleumdung erntete. 11 Meinen Dank für dieses treue Festhalten an der Kirche und ihren Lehren und ihren Dienern werde ich noch an einer andern Stätte Allen öffentlich aussprechen. Mir bleibt die beruhigende Ueberzeugung, daß ich damals wie jetzt, ohne jede andere Absicht, ja diesmal sogar ohne R ü ck s i ch t auf bevorstehende Angriffe und Unannehmlichkeiten, nur im Gefühle meiner heil. Pflicht als katholischer Priester, als Pfarrer dieser Stadtgemeinde, als treuer Staatsbürger geprediget habe! Die Rücksicht auf meinen zeitlichen Vortheil, meine nicht feste Gesundheit, meine Ruhe, auf Menschengunst und Menschenlob gebot mir — über diese heiklichen Fragen — zu schweigen; aber meine heil. Pflicht gebot mir — zu reden, sonst könnte ich es vor Gottes Richterstuhl nicht verantworten. Daß haben auch sehr viele Stadtbewohner, sogar Gegner eingeseheu und gewürdiget. Als ich am Feste Maria Verkündigung Abends aus der Kirche trat, da wartete mich ein Herr und sprach zu mir: „Sie kennen mich schon lange, ich bin Ihr principieller Gegner, in mei¬ ner Ansicht gegen das Konkordat, an der Seite der Majorität des Herrenhauses. Aber einem Priester, der in der gegenwärtigen Zeit den Muth hat, ohne Rücksicht auf Vortheile und Nach¬ theile, ja gegen sein augenscheinliches Interesse, nur im Ge¬ fühle der Pflicht seine religiöse Ueberzeugung mit solcher Kraft öffentlich auszusprechen, die Rechte seiner Kirche mit solcher Begeisterung zu vertheidigen, kann ich meine Achtung nicht ver¬ sagen". — „Mit ehrlichen Gegnern werden wir immer leicht aus¬ kommen, und auch ich muß einem so rechtlich denkenden Gegner meine Achtung ausdrücken; wir bleiben uns gut wie seit 20 Jah¬ ren", war meine Antwort. Wir drückten uns die Hände und schieden. Daß mir bei der jetzigen kirchenfeindlichen Richtung, bei den herrschenden verkehrten Begriffen von Freiheit von Seite jener, welche dieselbe nur für sich in Anspruch nehmen, wegen der Predigt viele Anfeindungen, Verleumdungen und Anklagen bevorstchen, wußte ich gut. Ebenso weiß ich aber auch gut, was und wie ich predigen soll, um bei diesen Beifall zu finden. Nur die bren¬ nenden Tagesfragen: Konkordat, Civil-Ehe, Trennung der Schule von der Kirche, treues Festhalten zum Papste und den Bischöfen, unveräußerliche Rechte der kath. Kirche, weltliche Macht des Papstes u. s. w. mit keinem Worte berühren; nur die Lügen und Verhöhnungen gegen die Bischöfe unv Priester nicht widerlegen und zurückweisen, — die Rechte der Kirche nicht vertheidigen; der allen katholischen Bewußtseins baren Strömung, dem herrschenden Geiste der Aufklärung, der sich zur Ausgabe gemacht, die kath. Kirche, 12 ihre Diener, Vorschriften, Anstalten, alles was katholisch ist, mit den raffinirtcstcn Mitteln anzufeinden, zu hassen, zu verfolgen und verächtlich zu machen, n i e e n t g e g e n tr e t e n, z u A ll e m schwei- gen, Alles ruhig gewähren lassen, damit die Gegner ihren Zweck, den kath. gläubigen Sinn des Volkes zu schwächen oder zu ver¬ nichten, die Achtung vor der geistlichen Autorität zu untergraben, die Anhänglichkeit an die Kirche zu unterdrücken, ungehindert ver¬ folgen können; — oder gar in öffentlichen Blättern erklären, daß die kath. Kirche noch nach dem Falle des Konkordats forl- bestehen wird, und auf die Thatsache Hinweisen, daß der grimmige Feind der Kirche, die Regierung von Florenz in der abgetre;enen Provinz Venetien das Konkordat bereits abgeschafft hat, obwohl der heil. Vater schon 1866 diese traurige Thatsache gegen alle Gesetze und alles Recht vollbracht bezeich¬ nete,— daß man daher bezüglich desselben einer andern Ansicht ist, die Rechte und d a ö, was der Kirche zum Wohle und zum Frieden dient, besser versteht, als der Papst, die Bischöfe und die Priester, — dann wird man mit Beifall und Lob überhäuft. Dann kann man sich in kirchenfeindlichen Kreisen und Zeitschriften den Ruf eines gebildeten hochgelehrten Priesters, der den Geist des „Fortschrit¬ tes" begreift, auf der „Höhe seiner Zeit steht", dann kann sich ein „Domkapitular" den Titel eines „Würdenträgers der katholischen Kirche" erwerben. *) *) Von solchen Lobeserhebungen regnete es in der liberalen Presse über Domkapitular zu Leitmeritz, vr. Ginzel, als er die Unvorsichtigkeit be¬ gangen und obige Ansicht in der Wiener Literatur-Zeitung aussprach. Wie sie ihn aber vorher hoch erhoben, so eifrig bewerfen sie ihn jetzt mit Tadel, da er zur Freude und Beruhigung aller treuen Katholiken, vorzüglich der Priester unterm 18. April l. I. offen und freimüthig in seinem Widerrufe erklärt: „Ich habe die einseitige Aufhebung des Konkordates nicht gebilligt, und vielmehr den einseitigen Bruch, d. h. jede freiwillige Ver¬ letzung desselben mit Lubiensli ein Sacrilegium genannt. Ich habe wie¬ derholt aus den apostolischen Stuhl hingewiesen, der die mittlerweile an Seite des andern hohen Paciscenten eingetretenen Thatsachcn zu prüfen und darnach seine Maßregeln zu treffen das Recht hat". „Nichts fürchte ich aber mehr, als worin immer und wenn auch wider meinen Willen in einen Gegensatz mit dem heiligen Stuhle und dem hoch¬ würdigsten Episkopate zu kommen. Was immer in den von mir geschriebenen Artikeln als ein solcher Gegensatz erscheint oder dahin ausgelegt werden kann, soll als ungeschrieben betrachtet werden". Treffend bemerkt dazu das „Vaterland": „Von Geistesknechtung und angewandtem Zwang zu fabeln, liegt kein Anlaß vor. Dadurch hat sich Ur. Ginzel in den Augen aller Katholiken das schönste Zeugniß ausgestellt. Wir können sagen: o kelix culpa! Von den Gegnern hiefür ein Verständniß ,u verlangen, ist vergebliche Mühe. Das aber werden sie uns zugeben: Eine Kirche, die solche Mitglieder, solche Söhne hat, wie den Domkapitular vr. Ginzel zu Leitmeritz — die steht fest und sicher" ! — 13 Allein, solches Lob und solcher Beifall ist für den kath. Priester bitterer Tadel und wahre Schande. In den gegenwär¬ tigen Kämpfen und Leiden der Kirche gilt vorzüglich den Priestern und Predigern des Herrn Wort: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; — wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet". — Der Priester muß antworten mit dem Apostel: Wollte ich den Menschen gefallen, so wäre ich kein Diener Christi, und hätte den Lohn schon dahin. — Nicht die Menschen, sondern Gott wird mich einst richten! So wie die zwei nach Emans pil¬ gernden Jünger einen innern Drang fühlten, von dem zu reden, was sich mit Christus in den vergangenen Tagen zugetragen, wie er zum Tode verurtheilt und am Kreuze gestorben ist, und da¬ durch ihre treue Liebe, ihre herzliche Theilnahme für ihren Meister an den Tag legten, so sollten sich auch in unseren Tagen die treuen Katholiken, besonders die Priester gedrängt und verpflichtet fühlen, von den Leiden der Kirche, von den Bedrängnissen des heil. Vaters zu sprechen, nm so ihre Anhänglichkeit, ihre Theilnahme und Liebe, ihre kath. Ueberzeugung zu beweisen. AuS der Fülle d e s H e r z e n s redet der Mund. Wer sich in diesen Tagen der Kämpfe und Leiden unserer Kirche nicht aufgefordert fühlt, von denselben auch öffentlich zu reden, der zeigt, daß er allein ein Frem¬ der zu Jerusalem; oder gleichgiltig und theilnahmslos, oder von der Menschenfurcht oder Menschengunst beherrscht ist. — An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen! Ein glänzendes Beispiel der Nachahmung für Alle haben uns die höchsten kirchlichen Wür¬ denträger des Reichs, so wie auch die Herren Grafen Leo Thun und Bloome und Professor Arndts im Herrenhause gegeben, da sie mit wahrhaft apostolischem Freimuthe, gläubiger Ueberzeugung und bewunderungswürdiger Beredsamkeit die Rechte der Kirche auf die kath. Ehe und kath. Schule ungeachtet des Zischens und Gelächters auf der Gallerte, ungeachtet der bekannten Stimmung im Hause, ungeachtet des Hohnes und Spottes, der ihrer auf der Gasse war¬ tete, vertheidigten. Es sei mir erlaubt, meine und meiner Mitar¬ beiter, der Seelenhirten in unserer Diöcese, innige Gefühle der tiefsten Verehrung und des herzlichsten Dan¬ kes Ihren Ercellenzen Grafen Thun und Bloo¬ me, Herrn Professor ArndtS hie mit öffentlich auszusprechen. Daher erkläre auch ich in tiefster glaubenstreuer Ueberzeugung und Entschiedenheit, und — deß bin ich gewiß! — dieser Erklä¬ rung stimmen bei alle meine th euren Mitarbeiter in des Herrn schsönem Weinberge Krain: „Wir haben als kath. Priester die Pflicht das zu lehren und zu vertheidigen, was der Papst und die Bischöfe lehren und vertheidigen; —- 14 d a ö zu mißbilligen und zu verwerfen, was der Papst und die Bischöfe mißbilligen und verwerfen; — sonst verleugnen wir unfern Glauben und sind Verräther an unserer Kirche. — Wer¬ den wir deswegen mit Spott und Hohn überhäuft, — so ist dies dann für uns nicht Schmach und "Schande, das ist — unsere Ehre und unser Ruhm! — Werden wir mit Anklagen vor den Behörden, mit der Strenge der Gesetze bedroht, so erwiedern wir unerschrocken mit den Aposteln: Urtheilct selbst, ob wir mehr den Menschen als Gott gehorchen müssen? Und kommen schwere, bittere Prüfungen deswegen über uns, so werden wir uns, das hoffen wir zu Gott! wie die Apostel freuen, daß wir gewürdiget wurden, wegen des Namens Jesu, für unsere heil. Kirche Schmach und Ver¬ folgung zu leiden!!" Laibach am Feste der Kreuzauffindung den 3. Mai 1868. „Km Volk, mein Volk, Lons habe ich dir ge- than, oder damit habe ich dich betrübt, sage es mir doch M?" Wich. 6. /iE S^tzH'W^s war seit Jahrtausenden ein Ruf durch alle Welt ei" Ruf der Sehnsucht, des Verlangens "Wonach einem Heilande und Erretter, es war aller Welt bange geworden ob dem Gräuel, ob der Sünde, die auf ihr lastete, und seufzend begehrte sie Erbarmen und Ver¬ gebung. Heidnische Weltweise hatten geahnt, es müsse die Hilfe und das Licht wieder vom Himmel kommen. Die Propheten hat¬ ten einen Erlöser als den Trost Israels verheißen. Und je länger die Ankunft dessen zögerte, auf den die Völker harrten, desto lau¬ ter, desto inniger wurde der Ruf der Sehnsucht: o, daß du herab¬ stiegest und den Himmel zerrissest! — Und der Tag, er kam, wo die Himmel sich zertheilten, und den Heiligen niedersendeten, er kam, der Tag, an dem gesagt wurde: Und das Wort ist Fleisch geworden. Es war ein Tag, auf den eine Welt, auf den Jahr¬ tausende gewartet; — aber wem wurde er offenbar, wem wurde seine Gnadenfülle zu Theil? — Es saßen die Kaiser und Könige damals in Pracht und Herrlichkeit, aber sie wußten nichts von diesem Tage; — es lasen und dachten die Gelehrten der Welt, aber von dem Tage hatten sie keine Kunde; — es wandelten Schriftgelehrte und Pharisäer in der h. Stadt und im Tempel Jerusalems, aber von diesem Tage ahnten auch diese nichts. Denn der Engel brachte nur Maria die Botschaft. Eine Jungfrau, zwar aus königlichem Blute, aber zurückgezogen und arm, doch geheiligt in ihrem inner¬ sten Wesen, theilte auch Maria die Sehnsucht nach dem Erlöser. 16 Wie mochte sie in ihrer tiefen Demuth an die reine Magd denken, die einst Mutter des Erlösers werden durfte! Sie ahnte eS nicht, daß gerade sie die Auserwählte sei. Doch der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, — und als nach dem ersten Schrecken die zarte Jungfrau seinen Gruß, seinen himmlischen Auftrag ver¬ nommen, da sprach sie mit seliger demüthiger Ergebung: „Sieh, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte",— und das göttliche Geheimniß ward Wirklichkeit — denn „das Wort ist Fleisch geworden". — Anbetungswürdiger Augenblick! Nur auf den Knien flehend sollten wir an dich denken; größter Augenblick, den Himmel und Erde bis dahin kannten, unvergeßlicher Augen¬ blick, der von Ewigkeit zu Ewigkeit neues Leben und neue Seligkeit uns bringt! — Daher läßt uns die Kirche an diesen Augenblick, an dieses Geheimniß so oft erinnern durch den Klang der Glocken. Wo immer eine katholische Kirche in Stadt und Land, da rufen die Glocken im Morgeufrüh, rufen die Glocken in der Mit¬ tagsstunde, rufen die Glocken am Abend über Berg und Thal, über Land und Meer: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft", — „Gegrüßet seist du, Maria!" Wo immer ein katholisches Haus, wo immer katholische Familien, da grüßt auf den Glockenruf dreimal jeder Mund und jedes Herz die auserwählte Braut des Herrn und betet: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft".-„Gegrüßet seist du, Maria!" Oft und oft habe ich schon von dieser h. Stelle daS Lob Mariens verkündet, auch heute möchte ich es mit Freuden! — Allein die Jubiläums-Andacht, welche seit dem dritten Fasten-Sonntage in unserer Stadt gefeiert wird, legt mir die heilige Pflicht auf, Ihnen in dieser Andachtsstunde aufzuklären und wahrheitsgetreu darznlegen: warum der heil. Vater dieses dreitägige Jubiläum angeordnet, worin die Leiden und Bedrängnisse des heil. Vaters, der Kirche in Italien und auch bei uns b e st e h e n! Ich beginne im Namen Jesu! im Vertrauen auf die Hilft der seligsten Jungfrau Maria! 17 MHandümg. Gottes Vorsehung hat es so geleitet, daß die Päpste durch die Freigebigkeit Pipins und Karl d. Gr. und anderer Fürsten, also auf die rechtmäßigste Weise und mit freier und freudiger Zu¬ stimmung der Völker in den Besitz eines eigenen Landes gekommen sind, welchen alle christlichen Mächte anerkannten. Dieses Land heißt das Erbgut des heil. Petrus oder der Kirchenstaat, in dessen Besitz die römischen Päpste durch mehr als tausend Jahre sich be¬ finden. Daher untersteht der Papst keinem Landesfürsten, er ist selbst Landesfürst. - Jeder Angriff auf diesen, in jeder Hinsicht rechtmäßigen, durch Alter ehrwürdigen und geheiligten, der Kirche selbst höchst nützlichen, ja unter den Verhältnissen, wie sie bestehen, nothwendigen Besitz und auf die weltliche Macht des Papstes ist zugleich ein Angriff auf die Freiheit und Unabhängigkeit der katho¬ lischen Kirche und ihres Oberhauptes. Deshalb ist es wahrlich nicht zu verwundern, wenn die Er¬ haltung des Kirchenstaates den Katholiken am Herzen liegt. Eben deshalb ist es leicht zu begreifen, warum alle Widersacher des Glaubens und der Kirche den Papst je eher je lieber aller Für¬ stenrechte beraubt sehen möchten. Gott prüft seine Diener durch Ungemach und Leiden, damit ihre Tugend, wie das Gold im Feuerofen geläutert werde, er läßt über seine Kirche Verfolgungen ergehen, damit sie wahrhaft die Braut dessen sei, der auf Erden das Kreuz getragen hat, und die Verheißung, die sie empfing, vor aller Augen sich glänzend bewähre. Er, dessen Wege nicht die der Menschen sind, hat nun auch zugelassen, daß die weltliche Macht des Papstes frevelhaften Angriffen preisgegeben ist. Vor neun Jahren begann ein Raub, welchen vor zehn Jahren alle Welt für unmöglich gehalten hätte. Im Jahre 1860 war der Papst bereits auf das kleine Gebiet beschränkt, das die Feinde nun umlagern, wie eine Schaar gieriger Wölfe, die bereits Blut verkostet haben, ringsher wider die Hürde andringt, in welche die Herde sich geflüchtet hat. Im vorigen September glaubten sie, nun endlich sei die rechte Zeit gekommen. 18 Der Bandenführer Garibaldi ging ans Werk, seine Freischaaren waren von Soldaten verstärkt, die man in rothe Hemden steckte, und hinter ihnen rückten geordnete Heerhaufen an, von welchen die Räuber wußten, daß sie zu ihrer Unterstützung bestimmt seien. Man bot alle Künste der Wühlerei mit gewohnter Meisterschaft aus; man rechnete zugleich auf die Einschüchterung, die bei dem Herannahen einer solchen Uebermacht allerdings zu erwarten stand; — doch weder Furcht noch Verhetzung war im Stande, die Treue der Bevölkerung zu erschüttern. Rom mußte gefaßt sein, vielleicht schon in wenigen Tagen das dreifarbige Banner auf dem Kapitol zu sehen. In Mitte des höchsten Dranges, am 17. Oktober v. I. erließ der heil. Vater an alle Bischöfe der katholischen Welt ein Rundschreiben, in welchem er die Leiden der Kirche in Italien beklagte, und die Ungerechtigkeit seiner Feinde, wie die Größe der Gefahr darlegte. So hoch aber rings um ihn her die Wogen stiegen, er gedachte auch der schweren Bedrängniß, die in Polen und andern Ländern des russischen Reiches über die Kirche Gottes her¬ eingebrochen ist. Moses betete einst hoch am Berge und da er die Hände nicht mehr gegen Himmel erhoben halten konnte, wurden sie von andern gestützt, während unten im Thale das Schlachtgetümmel tobte; und das innige Flehen, das er zum Himmel emporsandte, war mächtiger, als das Schwert Josuas. So flehete auch der heil. Vater Pius IX. selbst und hat die Bischöfe aufgefordert, im Laufe der nächsten 6 Monate öffentliche Gebete anzuordnen, nm für den heil. Stuhl und die Kirche den Beistand von Oben anzuflehen. Als das päpstliche Rundschreiben nach Oesterreich gelangte, hatte der Herr schon wieder bewiesen, daß er die Herzen der Menschen, wie Wasserbäche lenkt, und Frieden war und Sicherheit in das schwerbedrohre Rom zurückgekehrt. Von zweitausend Fran¬ zosen verstärkt, siegten die Krieger der Kirche bei Mentana; die Rothhemde zerstoben, das Heer des Königs von Italien wich vor Frankreichs Fahnen zurück. Aber die Pläne, welche Gott und der katholische Sinn durchkreuzt hat, sind keineswegs aufgegeben, man hat nur noth- 19 gedrungen sich wieder zum Warten bequemt und späht ungeduldig nach günstiger Zeit und Gelegenheit. Dies weiß das katholische Europa und es fühlt einen Anhauch von Begeisterung, welche waltete, da Gottfried von Bouillon den Harnisch anlegte, um das heil. Grab zu befreien, und es verschmähte zu Jerusalem eine gol¬ dene Krone zu tragen, weil der Erlöser dort die Dornenkrone trug. Von allen Seiten eilen Tapfere herbei, um unter dem Banner des bedrohten Papstes zu fechten, und die Söhne der vor¬ nehmsten Häuser verschmähen nicht, sich in die Reihen der Zuaven als Gemeine zu stellen. Am zahlreichsten ist Frankreich vertreten. Es hat sich aufgerafft das Land, wo die Aufklärung ihr letztes Ziel erreichte, wo man im letzten Decennium des vorigen Jahr- hunderles die Religion abschaffte und das Bekenntniß des Chri- stenthums mit der Todesstrafe belegte; und verjüngt erhebt sich die alte Glaubenskraft, die zu Frankreichs schönsten Ansprüchen auf den Ruhm gehört. Mit glaubenstreuer Ueberzeugung und großer Beredsamkeit haben im französischen Senate zu Ende des vorigen Jahres die ersten Würdenträger glänzende Reden zu Gun¬ sten der weltlichen Herrschaft des Papstes unter vielfältigem Bei¬ falle der h. Versammlung gehalten; und endlich als Krone des Tages hat zur Freude und zum Troste der wahren Katholiken Frankreichs und der Welt der Staatsminister im Namen seines Kaisers den Italienern entgegen gedonnert das bei den gegenwär¬ tigen Verhältnissen allmächtige: „Sie werden Rom nie¬ mals haben". Diese Begeisterung für die heilige Sache der Kirche hat auch in Deutschland und im fernen Amerika freudigen Wiederhall und opferwillige Nachahmung gefunden. Vom hohen Norden herab, aus einem Lande, wo bis vor kurzer Zeit das katholische Bekenntniß rechtslos war, kommen Streiter für Gott und die Kirche. Norwegen zählt nur 12 000 Katholiken und hat doch 147 Mann nach Rom gesendet. Aus Kanada kamen 135 blühende Söhne der angesehensten Familien, um als gemeine Soldaten in der Armee des heil. Vaters zu dienen und Alles aus Eigenem zu bestreiten. — Was vermöchte Jungitalien, 20 wenn die Katholiken aller europäischen Länder nur in einem ähnlichen Verhältnisse herbeikämen? Es mußte zitternd um Gnade bitten! — Die Vertheidigung des Kirchenstaates ist eine That des Glaubens und des Eifers für die Gerechtigkeit. Männer, die das Leben dafür einzusetzen bereit sind, gereichen jedem katholischen Volke zur Ehre. Doch hat an dem ruhmvollen Werke auch Jener Antheil, der beiträgt, baß es den Rom behütenden Kriegern am Röthigen nicht fehle, da nur sehr wenige in der Lage sind, hin¬ zuziehen und zu kämpfen für die Rechte des heil. Vaters unter den Reihen seiner Krieger. Hochadelige, edle Frauen haben daher in den größer» Städten unseres Kaiserreiches, Wien, Prag, Graz an den Kirchthüren die Liebesgaben der Gläubigen für den heil. Vater gesammelt. Edle, hochansehnliche Männer haben sich in Wien und andern Städten vereiniget, um auch im katholischen Oester¬ reich die nothwendigen Geldmittel für den heil. Vater aufzubringen und laden alle treuen Katholiken des Reiches ein, an dieser kind¬ lichen Hilfe für den bedrängte» heil. Vater auf irgend eine ange¬ messene Weise sich zu betheiligeu. Auch unser der kath. Kirche und ihrem Oberhaupte treues Krain hat schon manche Liebesgaben dem heil. Vater zu Füßen gelegt, die Redaction der Zeitschrift „vaniea." sammelt immer Bei¬ träge, alle Seelsorger nehmen und leiten dieselben freudig an ihre Bestimmung. Doch mit dem besten Willen kann nicht Jedermann Geld geben, dasAlmosendes Gebetes hingegen können ihm Alle dar¬ bringen; und das vereinigte Gebet ist es, wozu uns der heil. Vater in diesen Tagen einladet. Nicht nur während der drei Tage, ost und oft beten wir für den heil. Vater, dessen Gefahren noch nicht zu Ende sind. Aber auch für die Kirche des eigenen Landes flehen wir zum Allmächtigen, den» auch über ihr zieht trübes Ge¬ wölle sich zusammen; auch ihr stehen bittere Kämpfe bevor. — Italien mag dem Papste noch so sehr vorstellen, wie dringend nothwendig ihm der Besitz von Rom und dem Ueberreste des Kirchen¬ staates sei; — Er kann nicht antworten: „Nehmet es hin;" — Er muß sagen: „Ich kann euch nicht geben, was nicht mein ist; wird eS euch verstattet euere volle Macht zu brauchen, so geschehe, was 21 der Herr zuläßt; doch ich erkläre euch vor Gott, vor Europa und der Nachwelt: Ihr frevelt an der Wahrheit und den heiligsten Menschenrechten". Aber so wichtig die Erhaltung der weltlichen Macht des Papstes sei, — was den Glauben und das göttliche Gesetz un¬ mittelbar betrifft, ist noch wichtiger. Der heil. Vater kann nicht sagen: „Ich willige ein, daß die Ehe wie ein bürgerliches, vom Staate ganz abhängiges Ge¬ schäft behandelt werde", und die Bischöfe können es eben so wenig. Der Heiland hat den ehelichen Bund zur Würde eines Sakra¬ mentes erhoben, und ob und wann eine Verbindung von Mann und Weib wahrhaft und wirklich ein Sakrament sei, daS haben die Nachfolger der Apostel zu entscheiden, nicht die Gebieter dieser Erde. — Die kath. Kirche erkennt die Ehe nur als Sakrament an; ist sie kein Sakrament, so ist sie auch keine Ehe; der rein bürgerliche Vertrag, oder die sogenannte Civil- Ehe ist vor Gott und der Kirche eine öffentliche Todsünde gegen das sechste Gebot. — So hat die Kirche von Anbe¬ ginn gelehrt, so hat das Concilium von Trient entschieden, — das geht den Glauben an. Das geht aber auch das Glück der Familien an. Auch jetzt ist bei weitem nicht Alles, wie es sein sollte, es gibt genug Eheleute, die ihre Pflichten schlecht erfüllen; es gibt eheliche Zer¬ würfnisse, unglückliche Ehen. — Was würde aber erst geschehen, wenn die Weihe von der häuslichen Gesellschaft hinweg genommen, wenn durch die Auflöslichkeit des Ehebandes allen Launen, Lüsten und eigennützigen Berechnungen Thür und Thor geöffnet würde?! Und was wäre dann das Loos der Frauen, von denen jetzt so¬ gar einige jubeln? Sie würden sehen, daß sie zu trauern Ur¬ sache hätten. — Die Trennbarkeit des Ehebundes ist es aber, worauf die Leiter der Bewegung es abgesehen haben; denn das ist es, worauf die Sehnsucht der angeblich Aufgeklärten gerichtet ist; sie wollen Freiheit von der Pflicht in der Ehe, wie anderswo, und vorzüglich deshalb, weil die Kirche in dieser Lebensfrage mit sich nicht markten läßt, ist ihnen die kirchliche Gesetzgebung in Ehesachen so verhaßt. 22 Ebenso verhält es sich mit dem öffentlichen Unterrichte. Der Papst kann nicht einwilligen, daß die kath. Jugend un katho¬ lisch erzogen werde. Die Bischöfe können es eben so wenig; thäten sie dagegen nicht Einspruch, so würden die Kinder, die sie preisgäben, sie dereinst vor Gottes Richterstuhl anklagen. Auch muß die Billigkeit der Forderung jedem Vernünftigen einleuchten. Wann hat man je gehört, daß in protestantischen Ländern eine Partei sich fand, die gegen den protestantischen Unterricht der protestantischen Jugend ihre Angriffe richtete? — Die kath. Ehe und der kath. Unterricht kann nicht angetastet werden, so lange das Konkordat in Kraft besteht; deswegen ist den Fein¬ den der Religion und Allen, die sich von ihnen am Gängelbande führen lassen, das Konkordat ein Gräuel. So hängt die Sache zusammen. Das wissen jene am besten, die den Sturm herauf- beschworeu haben und ihn im Zuge erhalten. Die Bischöfe können nicht einwilligen, daß das Konkordat ohne Zustimmung des heil. Vaters einseitig abgeändert oder auf¬ gehoben werde. Das Konkordat ist ein feierlicher Vertrag, den Se. kais. apost. Majestät mit Sr. Heiligkeit Pius IX. vor zwölf einhalb Jahren abgeschlossen haben. Wenn zwei einen Vertrag in irgend einer Angelegenheit schließen, kann rechtlich eine Aen- derung desselben nur mit Zustimmung beider Kontrahenten statt¬ finden. — Die Bischöfe sind kraft ihres heiligen Berufes, die Kirche Gottes zu regieren, um so mehr verpflichtet, dagegen Ein¬ sprache zu erheben, weil noch zu Recht besteht und sie vertrauungs- voll Hinblicken dürfen auf das bei einer feierlichen Gelegenheit ge¬ gebene kaiserliche Wort. Ais der Vertrag zwischen den erhaben¬ sten Personen Sr. Majestät Fran; Josef als Kaiser von Oester¬ reich und Sr. Heiligkeit Papst Pius IX. als Oberhaupt der kath. Kirche zur Regelung der kirchlichen Angelegenheiten abgeschlossen war, da haben Se. apost. Majestät vor den versammelten Bischöfen des Reiches und somit allen Katholiken Oesterreichs feierlich er¬ klärt: „Was ich im Konkordate versprochen, das werde ich mit jener Treue halten, welche dem Kaiser und dem Manne ziemt". 23 Seit zwölf Jahren ist das Konkordat in Wirksamkeit. — Ich darf wohl jeden und Alle fragen: „Wem von Ihnen hat es ein Nebel, einen Schaden, eine Kränkung, ein Leiden zugefügt?" Fragen Sie darüber auch Andere. „Mir nichts, mir nichts", — werden Sie zur Antwort bekommen. — Ich leite die Pfarrge¬ schäfte an dieser Dom- und Stadtpfarre schon vierundzwanzig Jahre; zwölf Jahre vor und zwölf Jahre nach Abschluß des Konkordates, und niemand hat sich noch beklagt über eine Kränkung, — die wenig¬ sten wußten, daß es eristirt, man fühlte den Uebergang gar nicht. Und doch, welch' furchtbare Anklagen werden seit Monate» gegen das Konkordat in öffentlichen Blättern und Lokalitäten, wie auch von einzelnen Personen geführt, als hätte es Krieg, Krank¬ heiten, Hungersnoth und alles Unheil verursachet, das Familien¬ glück von Tausenden zerstört! Eine Fluth schlechter Schriften und eine große Anzahl feiler und gottloser Tagesblätter fällt fast täglich über unfern achtzehn Jahrhunderte alten Glauben, über die ehrwürdigen Satzungen unserer heil. Kirche mit himmelschreien¬ den Lügen und Lästerungen her, häuft maßlos Hohn und Spott sogar in bildlichen Darstellungen über den Statthalter Christi auf Erden, über die vom heil. Geiste eingesetzten Bischöfe und Diener des Altars! — Mit tiefster Wehmuth muß das geheiligte Ober¬ haupt der kath. Kirche, muß die Kirche in Oesterreich klagen mit Jsaias (1, 3.): „Höret es, o Himmel, und nimm eS zu Ohren, o Erde! Kinder habe ich au Herzogen und emporgebracht, sie aber haben mich verschmähet!" — „Mein Volk, mein Volk, was habe ich dir gethan, oder womit habe ich dich betrübt, sage cs mir doch an?" — Und bei allen diesen unerhörten Lästerungen gegen unsere heil. Kirche dürfte oder könnte ich schweigen! Das wäre Verläug- nung meines Glaubens, Verrath an meiner Kirche! Und jetzt, da man Hoffnung hat, daß der feierliche Vertrag außer Kraft gesetzt wird, welche Freude, welcher Jubel bei den Gegnern! Beleuchtungen werden in einigen Städten, sogar in Laibach veranstaltet, gleichsam als würden plötzlich Millionen von einem unerträglichen Drucke, von schweren Leiden befreit, die Steuern um die Hälfte erniedriget, Wohlstand und Glück in die 24 Familien einkehren. — Wie man jedoch jetzt nach zwölf Jahren fragen kann: Wie vielen Hal er denn in Wahrheit und Wirklich¬ keit einen Nachcheil zugesügr? — so wird man nach einigen Jah¬ ren , wenn er abgeschafft ist, auch fragen können: Wie vielen hat er einen Vvrtheil gebracht? Woher denn diese furchtbaren Anklagen ? Warum toben denn einige mir solcher Wurh gegen die¬ sen Vertrag, von dessen Eristenz Millionen gar nichts wußten; warum freuen sie sich, wenn er gebrochen wird? O jeder sieht und fühlt es, dies gilt nicht dem Konkordate, es gilt der kath. Kirche! — Die meisten lästern oder jubeln aus Haß, Verachtung, Feindschaft und Hohn gegen die kath. Kirche, ihre Satzungen, ihr Oberhaupt, ihre Bischöfe, die Diener deS Altars; andere aus Menschenfurcht, Eitelkeit, Unwissenheit; einige, um Menschen zu gefallen, andere, weil es jetzt zum Zeichen der Aufklärung geworden. Und wer sind jene, die so feindselig in öffentlichen Blättern und Lokalen gegen die Kirche schreiben und sprechen? — Größ- tentheils sind es doch die eigenen Kinder der kath. Kirche. Die Juden lästern, spotten und lachen nicht über die Glaubenswahr¬ heiten, Satzungen und Gebräuche der jüdischen Kirche und über ihre Diener; die Griechen nicht über die griechische, die Prote¬ stanten nicht über die protestantische, das liest und hört man nie. Nur Katholiken verdrehen, entstellen, beschimpfen die Wahr¬ heiten, Satzungen, Gebräuche der kath. Kirche, lästern über ihre Diener, Haffen und verfolgen, ja sie möchten den Todesstoß geben ihrer eigenen Mutter, die sie geboren und großgezogen hat! Wie ist es doch zum guten Tone, zum Zeichen der Aufklärung geworden, nichts mehr zu glauben und des heil. Glaubens zu spotten, dem Mutter und Großmutter anhingen! Welchen unwürdigen Angriffen sind jene preisgegeben, die den Muth, haben, die kath. Kirche, ihre Lehren und ihre Rechte zu vertheidigen; man verlacht sie mit hochmüthigem Mitleid, als schwachsinnige, beschränkte Köpfe. — Auch die theuersten Personen, die fromme Mutter, die zärtliche Gattin werden schnöde abge¬ wiesen, wenn sie etwa wagen, ein Wort für die kath. Kirche zu sprechen. Nur mit Ungläubigen und Religionsverächtern pflegt man vertrauten Umgang; mit diesen spricht man von Religion, 25 aber nicht um sie kennen zu lernen, sondern um sie ungekannt zu lästern und zu verwerfen. Jedes Buch, jedes Tagblatt, das un¬ sere Mutter die kath. Kirche vertritt, legt man bei Seite, man liest es nicht, bloß deswegen, weil es dem kath. Glauben das Wort redet. Dafür verschlingt man mit einer Schadenfreude auch die elendsten Bücher, Flugschriften und Journale, welche die Reli¬ gion und ihre Diener verdächtigen, schmähen, verhöhnen, mit Koth bewerfen. Alle Lügen und Verleumdungen gegen die Kirche und ihre Hirten glaubt man aus das Wort des nichtswürdigsten Schreibers, ohne Prüfung, ohne Untersuchung; nur die Wahr¬ heit selbst, die Widerlegung der Lügen, die Vertheidigung der kath. Kirche und ihrer Diener würdiget mau nicht der Aufnahme, nicht des AnhörenS! Mit Wehmukh kann der h. Vater, der milde, liebenswürdige Greis Pius IX., kann unsere liebevolle besorgte Mutter, die Kirche, ausrufcn: „Höret es, o Himmel! und nimm es zu Ohren, o Erde! Kinder habe ich auferzogen und em¬ porgebracht, sie aber haben mich verschmähet!" — „Mein Volk, mein Volk, was habe ich dir gethan, oder womit habe ich dich betrübt, sage es mir doch an?" Mich. 6. Mit gerechter Wehmuth kann die Geistlichkeit von Laibach, die doch stets mit liebevoller Rücksicht handelte, eine Härte oder einen Druck nicht fühlen ließ, in Eheangelegenheiten die möglichste Er¬ leichterung gewährte, die Nachsicht von Hindernissen bereitwillig erwirkte, — jetzt aber den Sieg über die Kirche gleichsam als eine Befreiung von jahrelangem Drucke durch eine Beleuchtung in kath. Häusern feiern sieht, — ausrufen: „Mein Volk, mein Volk, was habe ich dir gethan, oder womit habe ich dich betrübt, sage es mir doch an?" „Auch du, m e i n S o h n, auch du, meine Tochter, an der Seite unserer Gegner!" Besonders kann ich als ältester Seelsorger in der Stadt wehmüthig darüber klagen. In tausend und tausend Anliegen kamen Sie zu mir, bereitwilligst stand ich Ihnen zu Diensten; durch so viele Jahre bewies ich die herzlichste Theilnahme bei freudigen und traurigen Ereignissen in den Familien, — und jetzt — da unsere Mutter, die Kirche, und ihre Diener ein schweres Weh erlitten haben nnd betrübt sind, 26 beleuchten und freuen sich diese kath. Familien. Eine Rücksicht auf unfern Schmerz glaubte ich mit Recht erwarten zu dürfen und muß mit betrübtem Herzen auSrufen: „Mein Volk, mein Volk, was habe ich dir gethan, oder womit habe ich dich betrübt, sage es mir doch an?" „Auch du, mein Sohn, auch du, meine Tochter, freust dich, während wir trauern!" Diese Kämpfe und Leiden der Kirche in unfern Ländern sieht das väterliche Auge, fühlt das väterliche Herz des heiligmäßigen, vielgeprüften, aber heldenmüthigen Papstes Pius IX. — Wie einst MoseS hoch am Berge, so erhebt auch er seine Hände zum Himmel, und fleht um Hilfe, und ladet auch uns seine treuen Kinder zum Gebete, vorzüglich in der kommenden dreitägigen Jubilänmszeit. Hochcrfreulich und rührend ist cs zu vernehmen, mit welcher An¬ dacht in den Pfarren auf dem Lande und in der Stadt unser, der kath. Kirche treues Volk dieses Jubiläum feierte, wie angefüllt die Kirchen von Früh bis Abends, wie außerordentlich der Em¬ pfang der heil. Sakramente war. So kommen denn auch Sie, meine Theneren, recht zahlreich hiehcr; bitten wir vereint vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, daß Gott die Zeit der Kämpfe und Leiden unserer Kirche abkürzcn, und den wahren Frieden verleihen möge! Empfangen Sie recht würdig die heil. Sakramente der Buße und dcS Altars, damit Sie der Ablässe theilhaftig werden! Mit Freuden werden Ihnen die Beichtväter von Früh bis Abends zu Diensten stehen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen vereiniget sind, da bin ich unter ihnen", sprach der Heiland. O, die vereinten Gebete die aus reinen Herzen zum Throne Gottes emporsteigcn, werden die Wolken durchdringen, und den Segen des Friedens auf die streitende Kirche herabthauen! Sie aber, treue Kinder der heil. kath. Kirche; — für solche halte ich Sie, sonst wären Sie nicht jeden Sonn- und Feiertag hier versammelt; — Sie bitte ich, Sie beschwöre ich als Ihr Seelenhirt, der einst vor Gottes Richterstuhl Rechenschaft ge¬ ben muß: „Stehet fest im Glauben, durch den ihr vereiniget seid mit dem Vater, dem Sohne und dem heil. Geiste, und mit der ganzen streitenden, triumphirenden und leidenden Kirche. Laßt Euch 27 nicht beirren durch das Geschrei von Frevlern; es gilt das himmli¬ sche Erbe, auf das Ihr durch den Erlöser ein Anrecht erhalten! — Treues Festhalten zu unserer heil. Kirche, ihrem Oberhaupte, ihren Bischöfen, muthiges Bekeuntniß der kath. Wahrheit, durch Wort, Schrift und That, ,— das sei unser Vorsatz! unser Losungswort!" Du aber, Gott und Heiland, du thronst znr Rechten des Vaters! die Heiligen beten dich an, die Seraphinen preisen dich, eS dienen dir die Engel, und in dem Weltalle, das dir gehorcht, ist die Erde, wie ein Tropfen am Eimer. Was vermögen die Feinde deines Namens wider dich? Du winkst, und sie sinken in den Staub! Als deine Jünger mit den Wellen kämpften, da kamst du spät ihnen zu helfen. Uns aber beschleunige deine Hilfe! Die Ver¬ hetzung wider dein Reich und dein Gesetz, o Herr! ist zu einem weitverbreiteten einträglichen Handwerke geworden. Fälschung der Wahrheit und Aufstache¬ lung der Begierden, Hohn und Spott, Verleumdung und Lästerung sind dieWerkzeuge, mit denen man arbei- tetin Wort undSchrift; und derlei Tagesblätter liegen auf den Tischen vieler kath. Familien! Die Unwissenheit läßt sich gängeln, die Eitelkeit, falsche Scham und Furcht machen mit dem Unter¬ nehmen gemeine Sache. Das kath. Bewußtsein muß immer mehr schwinden! Herr, hilf uns! — Gott, erbarme dich unser nach deiner großen Barmherzigkeit! Auch zu dir, mildreiche Mutter und Gottesgebärerin, siehe ich in diesen für die Kirche und ihre Diener betrübten Zeiten um Hilfe! Im Namen des heil. Vaters der Christenheit, im Name» der Bischöfe, Priester und aller Katholiken des Kaiserreiches, lege ich kniend zu deinen Füßen das schöne Kirchengebct: „O Maria! komm zu Hilfe den Heimgesuchten, stärke die Kleinmüthigen, tröste die Trauernden, flehe für das Volk, stehe bei den Dienern des Altars, bitte für das andäch¬ tige Frauengeschlecht! Alle sollen deine Hilfe fühlen, die deinen Schutz anrufen! Amen".