Ž02//, M, JI, i-. Zur Geschichte des volkstümlichen Hauses bei den Südslawen. Von Dr. M. Murko, Graz. (Mit 8 Abbildungen im Texte.) I. Die einschlägige slawische Literatur. Wie überall, blieb-merkwürdigerweise auch bei den Slawen das volkstümliche Haus lange unbeachtet, obwohl man in romantischer Begeisterung auch darin einen Ausdruck der „Volksseele“ hätte suchen können, zum mindesten ebensogut, wie z. B. in den Trachten, die auch nicht immer mit den Sprachgrenzen zusammenfallen und den Veränderungen der Mode so offenkundig unterworfen sind.1) Erst die moderne Folkloristik schuf auch hier Wandel. Bei den Slawen veröffentlichte schon 1884 Jan Kartowicz in Warschau eine „linguistisch-archäologische Studie“ über das polnische2) Haus (Chata polska) und selbst der „Wohnstätte der Lausitzer Serben“ (Wobydlenje tužiskich Serbow) widmete A. Cerny eine hübsche Monographie im „Časopis Macicy Serbskeje“ (1889 und separat, Bauzen; zuerst erschien der Artikel polnisch in der Warschauer „Wisla“). Ein großartiges Material veranschaulichte auch in dieser Richtung die Prager ethnographische Ausstellung (1895).3) Man suchte im Laufe der Zeit in liebevoller Weise auch in den Bauten die nationalen Züge, und speziell bei den Polen hat die Hausforschung ihren großen Aufschwung dem Kampfe um einen „nationalen Stil“ zu verdanken, denn wie anderswo haben sich auch hier speziell die Architekten4) dieser Frage bemächtigt. Auch die auf dem Gebiete der Ethnologie rührigen Ruthenen (Kleinrussen) haben schöne Leistungen aufzuweisen.5) Von demselben Standpunkte schrieb unter den Sudslawen zuerst der Agramer Kunsthistoriker J. Kršnjavi eine Abhandlung über den „nationalen Stil“ im „Glasnik društva za umjetnost i umjetni obrt“ (Jahrgang III, Heft 1), wo gleich darauf F. Hefele ') Übrigens beklagte diesen Mangel vom linguistisch-paläontologischen Standpunkte schon G. Krek, Einleitung in die slawische Literaturgeschichte, 2. Aufl., 145. 2) Über das russische Haus erschien schon 1870 in Moskau eine Abhandlung des Grafen A. Uwarow in den Drevnosti der Moskauer archäologischen Gesellschaft, die mir leider unbekannt geblieben ist. 3) Ein teilweises Bild derselben ist erhalten in dem Prachtwerke „Närodopisnä vystava českoslovanska v Praze 1895“. Seitdem ist eine Reihe von Studien über das tschechische Haus im „Česky Lid“ erschienen. 4) Vgl. die stehende Rubrik „Chata“ in der „Wisfa“ und die zusammenfassende Arbeit von Kazimierz Moktowski, „Sztuka ludowa w Polsce“ (Die Kunst des Volkes in Polen). Die geschichtsphilosophischen Erklärungen und Etymologien (speziell die des Namens der Polen als „Pfahlbauer“) des Verfassers können auf Zustimmung nicht rechnen. Hervorzuheben sind die den westlichen Karpathengebieten gewidmeten Monographien von W. Matlakowski: „Budownictwo ludowe na Podhalu“ (Die volkstümliche Baukunst in Podhale) und „Zdobienie i sprzgt“ (Figuraler Schmuck und Gerät). 5) Vgl. besonders die Schilderung des Hauses der Huzulen von V. Šuchevyč in den „Materiaux pour l’ethnologie ukrai'no-ruthene, II. Bd., S. 86—114, und „Die Bauten im Gouvernement Černigov“, ib. L, S. 79 ff. 309 auch das „bosnische Haus“ besprach (Heft 2).1) Diese Arbeiten sind R. Meringer, dessen Studien über das Haus in Bosnien und Herzegowina den Anlaß zu dem vorliegenden Artikel gaben, unbekannt geblieben, ebenso wie der erste einheimische, den Gegenstand allerdings nicht erschöpfende folkloristische Aufsatz von Vid Vuletić Vukasović, „Das volkstümliche Haus samt dem Hausrat in Dalmatien, Herzegowina und Bosnien“ im „Zbornik za narodni život i običaje južnih Slavena“ (Bd. 1, 27—43)2), den die südslawische Akademie der Wissenschaften seit 1896 in Agram herausgibt.3) In diesem Sammelwerke, von dem der X. Band im Erscheinen ist, sowie in dem Srpski Etnografski Zbornik der königl. serbischen Akademie in Belgrad (seit 1894 sind sechs Bände erschienen) erhielten wir in den letzten Jahren eine Fülle wertvollen Materiales auch über das volkstümliche Haus der südslawischen Länder, das allerdings noch der Bearbeiter harrt, wie überhaupt diese Publikationen noch nicht genügend bekannt und gewürdigt sind.4) Besonders rühmend muß ich den IV. Band des Srpski Etnografski Zbornik (8°, CCXXXV1 + 497 S.) hervorheben, in dem der Belgrader Geograph J. Cvijić eine größere Publikation: Naselja srpskih zemalja Rasprave i gragja (Ansiedlungen ') In jüngster Zeit ist der kroatische Ingenieur- und Architektenverein in Agram mit einer beachtenswerten Publikation hervorgetreten: Hrvatski gragjevni oblici (die kroatischen Bauformen), H. I, II (1904), III (1905), Gr.-Fol. Vertreten sind darin volkstümliche Bauten aus Kroatien, Slawonien und Dalmatien. ■) Ich finde darin folgende Arbeit erwähnt: La Dalmazia descritta dal professore Dr. Francesco Carrara con 48 tavble miniate — cap. IV abitazioni pag. 147. 3) Wir finden darin bisher folgende Schilderungen des Hauses aus Kroatien: Trebarjevo an der Save bei Sissek von Kata Jajnčerova, III, 98 — 124; Šušhevo Selo i Čakovac im Komitate Modruše-Fiume auf der Straße von Karlstadt nach Zengg von J. Božičević, V, 178-188; aus Slawonien: Otok bei Vinkovci von J. Lovretić, II, 114—137 (vorzügliche Arbeit mit Abbildungen, nur ohne Pläne); Građište im Syrmier Komitate, Kreis Brod, von Š. Varnica, V, 301 — 305; aus Dalmatien: Poljica zwischen Spalato, Sinj und Omiš von Fr. Ivaniševič, VIII, 259-278 (vortreffliche Darstellung eines Kaminhauses mit Abbildungen und Grundrissen); Pridvorska kaznačina in Konavle (bei Ragusa) von N. Ljubidrag, VIII, 106 112; bemerkenswert ist auch die Schilderung des Lebens in einer Zadruga (Hauskommunion) in Bukovica im nördlichen Dalmatien von VI. Ardalić, IV, 196-220, V, 1-50; aus Istrien: Vrbnik auf der Insel Veglia von J. Žic, V, 226—252; aus Bosnien: Kralje in Türkisch-Kroatien von J. Klarič, VI, 65—76; Visoko, Stadt im Kreise Sarajevo, von F. Murgić, VIII, 89-91; aus Serbien: Das Gebiet von Zaplanje oder Leskovac von K. Petrovič, V, 84—119, 253—297, bietet zwar keine direkte Schilderung des Hauses, doch kann man sich über wichtige Einzelheiten aus den Kapiteln über Nahrung und Hausgerät, Beheizung und Beleuchtung usw. orientieren. 4) Bezüglich des „Zbornik“ der südslawischen Akademie der Wissenschaften, der systematisch das ganze Gebiet der Volkskunde berücksichtigt, kann ich einen wohlgemeinten Ratschlag nicht unterdrücken. Einige beschreibende Artikel sind viel zu breitspurig und ihre Verständlichkeit leidet noch darunter, daß sie im Dialekte ihres Ortes geschrieben sind. Man gewinnt dadurch allerdings manche wertvolle Züge, doch könnten diese auch durch die Schriftsprache unter Anführungszeichen und in Klammern vermittelt werden. Konsequent und gut im Dialekt zu schreiben ist nicht so leicht, und die Linguisten können dafür nicht so dankbar sein, wie man erwartet. Als Dialektproben sind nur wirklich volkstümliche Erzeugnisse geeignet. Außerdem können die wichtigsten dialektischen Merkmale auch Dilettanten ganz gut anführen, namentlich wenn man sie auch dazu entsprechend anleitet. Durch Kürzung und konzise Fassung würden einzelne Artikel viel gewinnen, vor allem könnten aber dadurch Mittel für mehr Abbildungen aufgebracht werden; diese sind auch für Sprachkenner viel wichtiger als die ausführlichsten und genauesten Schilderungen und machen die wertvollen Materialien auch fremden Forschern zugänglich. Als Muster kann ich in dieser Hinsicht die unten zu besprechenden Materialien im XVIII. Bande des Sbornik des bulgarischen Ministeriums für Volksaufklärung empfehlen. der serbischen Länder — Abhandlungen und Materialien, Belgrad 1902) begonnen hat. In der Einleitung (CCXXXVI S.) bespricht Cvijić alle „anthropogeographischen Probleme der Balkanhalbinsel“, die durchwegs auch die Beachtung der Philologen und Ethnographen beanspruchen, wie z. B. die Kapitel über die Kulturzonen der Balkanhalbinsel, über die Typen der Dörfer, Städte und Märkte, über die Namen der Ansiedlungen, über die Wanderungen und Herkunft der Bevölkerung, welche die lehrreichsten Daten (man bedenke deren Wichtigkeit für dialektologische Forschungen!) bieten, wie man sie anderswo aus so junger Zeit und meist noch aus der mündlichen Tradition geschöpft nicht erhalten kann. Natürlich widmete Cvijić darin ein sehr instruktives Kapitel auch dem Hause und im Zusammenhänge damit der Almenwirtschaft (XCIX—CXLI). Auf Grund von früher gedruckten Anweisungen wurden die entsprechenden anthropogeographischen Materialien von Cvijićs Schülern und von Einheimischen gesammelt und im Belgrader geographischen Seminar besprochen und bearbeitet. Auf diese Weise ist eine Reihe von Monographien entstanden, die in dem genannten IV. und in dem besonders umfangreichen V. Bande (III + 1297 S.)1) erschienen sind.2) Besonders wertvoll ist der beiden Bänden beigegebene Atlas (I, II), in dem wir nebst Siedelungskarten sehr instruktive bildliche Darstellungen und Pläne auch der primitivsten Bauten der genannten Gebiete finden. Nur manche Photographien (so im Bd. II, Tafel XXIII unten, XXIV oben, XXV, XXVI oben) erfüllen ihren Zweck nicht. Wünschenswert wären auch genauere Ortsbestimmungen, mindestens mit Angabe des Kreises. Bezüglich der im Texte eingestreuten Grundrisse muß ich hervorheben, daß sie häufig nicht allen Anforderungen entsprechen (manchmal fehlen Türen und Fenster oder sind nicht genügend unterschieden, manchmal wird der Herd und der Ofen nicht angedeutet usw.) Für Serbien kommen aber noch immer in Betracht die Werke von M. Miličevič, Kneževina Srbija (Fürstentum Serbien, Belgrad 1876); Kraljevina Srbija (Königreich Serbien, 1884); Život Srba seljaka (Das Leben der serbischen Bauern), wieder abgedruckt als Bd. I des Etnografski Zbornik, und das auch mit Illustrationen versehene Werk von V. Karič, Srbija (Serbien, Belgrad 1888, S. 134 142). Speziell über Montenegro waren wir schon früher auch bezüglich des Hauses vortrefflich unterrichtet durch das klassische Werk des Russen P. Rovinskij, „Černogorija“, von dem für unsere Zwecke Bd. II, Abt. 1. (St. Petersburg 1897, aus dem „Sbornik“ der kaiserl. Akademie der Wissenschaften; Abteilung für russische ') Während des Druckes dieser Abhandlung ist der VI. Bd. (VII X 864 S.) mit ähnlichem Inhalte erschienen. 2) Bisher sind es folgende Monographien, von denen jeder eigene Indices beigegeben sind: Aus Serbien: Donje Dragačevo im Rudniker Kreise, von Jovan Erdeljanović (speziell über Haus und Hof, Wirtschaftsgebäude und Hütten im Felde und auf der Alm) IV, S. 56—69; Die Dörfer der östlichen Hälfte des Bezirkes Ljubič im Kreise Rudnik, von Radomir Ilič, V, 18-23; Das Pčinja-Gebiet von Vranja (der größere Teil des Pčinja-Gebietes blieb türkisch) im Moravatale, von T. Nikolič, V, 128 — 143; Mlava, Kreis Požarevac, von Ljubomir Jovanovič, V, 263-274; Levač, zwischen den Gledičske Planine, Juhor und Golijska Morava (westlich von Paračin), von Todor Bušetič, V, 465 — 475; Umgebung von Belgrad, von Rista T. Nikolič, V, 930—937. Aus Montenegro: Drobnjak, von Svetozar Tomič, IV, 411—427; Vasojevići, von Pop Bogdan Lalevič und Ivan Protić, V, 528 - 535. Aus Altserbien und Novi-Pazar: Das mittlere Lim- und Taragebiet im Sanđžak Novi-Pazar, von Peter Merkonjić, IV, 285 — 297. Aus der Herzegowina: Rudine bei Bilek, von Jevto Dedijer, V, 723—752; Šuma, Površ und Zupci im Bezirke Trebinje an der dalmatinischen Grenze, von Obren Gjurič-Kozić, V, 1128—1147. Aus Bosnien: Stari Vlah um Višegrad, von Pop Stjepo Trifković, V, 617-622. Sprache und Literatur, Bd. 63, S. 434—491) in Betracht kommt. Die Schilderungen der Vasojevići und Drobnjaci in dem Belgrader „Zbornik“ stehen nicht auf der Höhe der des russischen Diplomaten. Während wir also bezüglich der Kroaten und Serben in unserer Frage eine reichhaltige slawische Literatur zur Verfügung haben, müssen wir bezüglich der Slowenen, die überhaupt dem Studium ihres Volkstumes viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken, einen großen Mangel beklagen.1) Diesem Übel half zum Teile erst in jüngster Zeit der russische Ethnograph AI. Charuzin ab, der seinen wiederholten Aufenthalt in Veldes zu folgenden Studien benützte: 1. Krestbjan in-b Avstrijsko) Krajny i ego postrojki (Der Bauer in Krain und seine Bauten), erschienen in den Petersburger „Ž i v a j a Starin a“, 1902, Heft I (und separat); 2. Žilišče Slovi n ca Verchnej Krajny (Die Wohnstätte des Slowenen von Oberkrain), ebendaselbst im Hefte IH, IV und separat (St. Petersburg 1903) mit dem Nebentitel: „Aus den Materialien zur Entwicklungsgeschichte der slawischen Wohnstätten“. Auch die erste Studie, die mehr als eine Vorarbeit zu betrachten ist, behandelt hauptsächlich Oberkrain. Charuzin schildert mit großer Sachkenntnis das äußere Aussehen und die Gliederung des oberkrainischen Hauses und seiner Nebengebäude, von den primitivsten Hirtenhütten im Hochgebirge angefangen, und illustriert seine Darstellungen mit zahlreichen Plänen und Photographien (manche sind zu wenig deutlich). Da ich im Jahre 1902 fast alle von ihm besuchten Orte und noch einige andere sah, so kann ich auch bestätigen, daß er sein Material ziemlich vollständig gesammelt und vor allem nichts Typisches übersehen hat; zu beklagen ist nur, daß er die geschilderten Häuser weder nach der Nummer noch nach dem Namen des Besitzers bezeichnet, weshalb schon mir eine Kontrolle häufig unmöglich wird. Die innere Kultur des Hauses ist zu wenig beachtet, weshalb man auch aus diesen Studien z. B ein so wichtiges Detail, wie das Vorhandensein des über dem Herde hängenden Kessels oder der konkaven Ofenkacheln in Oberkrain nichts erfährt. Die slowenische Terminologie ist nicht immer gelungen (z. B. omari, omarci, omarce füromarca, kuča für koča); geradezu entstellt ist aber auch die sachlich so bedeutende zweite Arbeit durch ihren Horror vor deutschen Fremdwörtern, wie: gank, tram, velb, kahl ja, stala, špajza u. a. Wohin käme man, wenn man z. B. im Kroatoserbischen in ähnlicher Weise die türkischen Fremdwörter verschwiege? Obwohl Charuzin allzustark nationale Elemente im Hausbau sucht und dadurch auf sonderbare Theorien geführt wird, möchte ich immerhin diesen Verstoß gegen die wissenschaftliche Genauigkeit auf seine Informatoren zurückführen. In der sonst reichen Literatur der Bulgaren über ihr Volkstum ist das Haus ebenfalls schlecht weggekommen, obwohl in dem vom Ministerium für Volksaufklärung herausgegebenen „S borni k za narodni umotvorenija, nauka i knižnina“2) als dem speziellen Organ für die allseitige ethnographische Erforschung Bulgariens auch dieses Kapitel nicht unberücksichtigt bleiben durfte.3) Dafür ist vortrefflich im Bd. XVIII, Abt. 2 (Materialien), der einzige einschlägige Artikel: Gradivo za veštestvenata ‘) Manche Beiträge findet man in den betreffenden Bänden des Werkes: „Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild“. Auch auf die Bände Dalmatien, Kroatien und Slawonien, Bosnien und Herzegowina sei bezüglich der Kroaten und Serben hingewiesen. 2) Bd. I XVII, Sophia, 1889—1899; seit 1901 erscheint das verdienstvolle Werk weiter als Organ der bulgarischen literarischen Gesellschaft; bisher sind die Bde. XVIII XX (1904) veröffentlich worden. 3) In der Tat bringt Bd. XII die Bilder zweier Häuser von dem Maler Prof. Mrkvička, der sie offenbar von seinem künstlerischen Standpunkte auswählte. kulbtura na zapadna B-blgarija (Stoffsammlung zur materiellen Kultur von Westbulgaricn). Hier ist aus dem Gebiete zwischen Timok und Ister das ganze auf das Haus und alle Arbeiten in- und außerhalb des Hauses (den patriarchalischen Zuständen entsprechend sind eigentlich alle Gewerbe vertreten) nach Beiträgen verschiedener Mitarbeiter in mustergültiger Weise verarbeitet und mit gelungenen Abbildungen nach Zeichnungen des Verfassers versehen. Auch die Schilderung des Schafhirtenlebens im mittleren Rhodopegebirge von V. Dečev im Bd. XIX mit Grundrissen und Abbildungen der Hirtenhütten (darunter zwei „mandra“ und eine „koliba“) sind für unsere Zwecke wertvoll. ’) Über das bulgarische Haus im allgemeinen ist man auf die Nachrichten von K. Jirecek2) angewiesen. Im Artikel „Die bulgarische Architektur in Groß-Trnovo“3) sucht D. Usta-Genčov den bulgarischen Nationalstil mit wenig Erfolg. Beachtenswert ist darin die Nachricht, daß für die erste bulgarische Ausstellung in Philippopel im Jahre 1894 ein bulgarisches Bauernhaus „in rein nationaler Architektur“ geplant war, aber aus unbekannten Gründen nicht ausgeführt worden ist. Die Aufgabe war wohl noch zu schwer und konnte nicht durch ein Haus allein gelöst werden. Über „das Wohnhaus der bulgarischen Bevölkerung in den Vilajets“, d. i. in Mazedonien, handelt der bekannte Ethnograph V. Kančov in der Zeitschrift „Biblioteka“, Jahrgang IX. Der Aufsatz blieb mir unbekannt, doch kann man sich über Mazedonien für unsereZwecke genügend aus Cvijićs „Anthropologisch-geographischen Problemen“ unterrichten. Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch, daß ich einige wichtige Details Duvernois’ Bulgarisch-russischem Wörterbuche verdanke, ebenso manchen lexiko-graphischen Beiträgen im Sbornik za narodni umotvorenija. II. Meringers Arbeiten über das bosnisch-herzegowinische Haus. Das „oberdeutsche“ Haus in den Nachbarländern. Dank der Unterstützung des Reichsfinanzministeriums und der Wiener Akademie der Wissenschaften besitzen wir nun von Rudolf Meringer, der in seinen „Studien zur germanischen Volkskunde“4) hauptsächlich das Bauernhaus in Nordsteiermark und Tirol behandelt hat, auch in deutscher Sprache eine zusammenfassende, auf genauer Beobachtung beruhende Schilderung des bosnisch-herzegowinischen Hauses in Wort und Bild,5) an die sich auch eine kritische Würdigung des gewonnenen Materiales sowie dessen Verwertung für allgemeine kulturhistorische und sprach- ') Schilderungen des eigenartigen Schäferlebens aus dem Gebiete von Trnovo findet man in Periodičesko Spisanie, Bd. XXXII—XXXIII, S. 310 ff., aus Galičnik im Debragebiete in Mazedonien ebend. Bd. LXI, S. 329 ff. -) Das Fürstentum Bulgarien (Wien 1891), S. 156 159 (Dorfhaus), S. 161—165 (städtisches Haus). Ausführlicher und mehr ins Detail gehend ist der ursprünglich böhmisch geschriebene II. Teil (Wanderungen) unter dem Titel: Cesty po Bulharsku, v Fraze 1888 (vgl. Index s. v. Domy). 3) Periodičesko Spisanie, Bd. L1V, S. 814-823. A) „Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien“, Bd. XXI, XXIII, XXV. 5) Das volkstümliche Haus in Bosnien und Herzegowina, Wien 1900, Lex. 44 S. mit 2 Tafeln und 90 Abbildungen im Texte. Separat-Abdruck aus „Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina“, VII. Bd. Derselbe Aufsatz ist auch im „Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini“, Bd. XI, erschienen. wissenschaftliche Fragen anschließt.1) Aus diesem Grunde verdienen die beiden in Rede stehenden Arbeiten die Beachtung weiterer wissenschaftlicher Kreise, denn Meringer hat nach meiner Überzeugung bewiesen: 1. „das bosnische Haus gehört in seinen wichtigsten Teilen jener alten mitteleuropäischen Kultur an, welche Germanen und einem Teile der Slawen gemeinsam ist“ (V. H. S. 2),2) wobei vom herzegowinischen Hause abgesehen werden muß, denn dieses gehört dem romanischen Kulturkreise an (Ausnahmen s. u.). 2. Das Fehlen des „Kulturhorizonts“ (d. h. das ganze Leben spielt sich auf dem Boden ab), um an diesem glücklich geprägten Worte des verstorbenen Erfinders der Korrespondenzkarte, Hofrat Herrmann, festzuhalten, in Bosnien und Herzegowina (und fügen . wir gleich hinzu: auch in Montenegro, in den höher gelegenen Orten von Dalmatien, sowie in Serbien) ist nicht etwa durch die türkische Invasion als eine: Art Rückfall, sondern als eine ursprüngliche Kulturstufe zu erklären, \i auf welcher einst auch die verwandten europäischen Völker standen. ' ' Meringers Arbeiten müssen studiert werden, was er dem Leser allerdings nicht immer leicht macht.3) Nach genauer Prüfung der einschlägigen reichhaltigen slawischen Literatur muß ich seinen etwas überraschenden und daher um so wertvolleren Resultaten rückhaltslos zustimmen und kann seine Ausführungen nur ergänzen und vervollständigen. Auf seiner ersten Reise betrachtete Meringer das bosnisch-herzegowinische Haus noch als ein Ganzes, trotzdem er in der Herzegowina mehrere „einzellige“ Häuser sah, in denen der Herdraum zugleich der Kulturraum ist; er ließ sich jedoch allzusehr vom allgemeinen Eindruck täuschen und suchte einen Unterschied nur in der Verwendung des Baumateriales (Stein in der Herzegowina, Holz in Bosnien) und in der Gestalt des Daches (flach in der Herzegowina, hoch und steil in Bosnien). Erst auf der zweiten Reise kam der große Unterschied zwischen den beiden Ländern auch auf diesem Gebiete zur Geltung und das endgültige Resultat lautet: „Das gesamte bosnische Haus ist ein Zweifeuer-Haus, ein Küchen-Stubenhaus, wie ich es bis jetzt genannt habe, indem ich dabei vom Backofen ganz absah; es gehört dem sogenannten oberdeutschen Hause an, d. h. es enthält wie dieses einen Herdraum (kuhinja, kuća) und einen Ofenraum (soba). Das herzegowinische Haus dagegen ist ein einfeueriges, es hat bloß eine Feuerstätte, gewöhnlich einen Kamin.“4) Das herzegowinische Haus gehört also zum Kaminhaus der vorwiegend romanischen und südlichen Länder (die europäische Türkei und Kleinasien miteingeschlossen?), das bosnische aber zum „mitteleuropäischen“, „alpinen“, wie sich Meringer in seiner ersten Arbeit (S. 2) ausdrückt, oder zum sogenannten „oberdeutschen“, an welcher Bezeichnung, die zu Mißverständnissen gleichfalls Anlaß geben kann, er in der zweiten Arbeit konsequent festhält. Meringer selbst hat sich zu wiederholtenmalen gegen die Verknüpfung gewisser Hausformen mit bestimmten ethnographischen Einheiten ') Die Stellung des bosnischen Hauses und Etymologien zum Hausrat. Wien 1901. 8°, 118 S. mit 62 Textfiguren. Separat-Abdruck aus den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, philosophisch-historische Klasse, Bd. CXLIV. Meringers Nachträge zu beiden Arbeiten mit zahlreichen Bildern von R. Lischka bringt der Aufsatz: „Beiträge zur Hausforschung“ in diesen „Mitteilungen“, Bd. XXXIV, S. 155-180. 2) Ich werde mich der Abkürzung V. H. für die erste Arbeit bedienen und die zweite mit „Stell, d. bosn. H.“ bezeichnen. 3) Die zweite Arbeit hat auch dadurch gelitten, daß das Format der Sitzungsberichte einer entsprechenden Unterbringung der Illustrationen nicht günstig war. 4) Stell, d. bosn. H., S. 2. Vgl. V. H., S. 39, 43, Nr. 2, 10. Mitteilungen d. Anthrop. Oeselisch, in Wien, Bd. XXXV, 1905. 22 314 - ausgesprochen und gibt immer zu verstehen, daß auch der Begriff „oberdeutsches Haus“ nicht einwandfrei sei, obgleich er unterdessen unter die mit Bünker vereinbarten Punkte über ihre bisherigen Hausforschungen auch die Erklärung aufgenommen hat,1) daß der Name „oberdeutsches Haus“ keinen Anfechtungen unterliegen könne, „denn es weisen bestimmte Tatsachen darauf hin, daß der Ausstrahlungspunkt dieser Kulturform Oberdeutschland war“. Auf jeden Fall hat sich dieser Name wie so mancher andere sein historisches Recht erworben (z. B. spricht man überall von einer Hallstätter Periode oder vom Lausitzer Urnentypus, der unter anderem auch in Serbien2) nachgewiesen ist) und ist auch bequemer als „Küchen-Stubenhaus“, „zweifeueriges Haus“, „Zweifeuer-Haus“ oder gar „Herdraum-Ofenraum-Haus“ für ein ursprünglich „zweizeiliges“ Haus, in dem sich neben dem Herdraum, wo gekocht wird, eine „Stube“ mit einem von der Küche aus zu heizenden und ursprünglich nur der Erwärmung (und vielleicht auch schon dem Brotbacken) dienenden Ofen3) gebildet hat (das ist der spezielle Unterschied vom osteuropäischen Hause). Dieser Kachelofen, einer der größten Wohltäter der Menschheit, ist nach Meringer ursprünglich ein aus Tongefäßen hergestelltes Gewölbe, das in der Berührungssphäre von Römern und Germanen in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten zum Zimmerofen geworden sei.4) Schwierigkeiten bereitet dabei die Etymologie des Wortes „Stube“, das wahrscheinlich romanischer Herkunft ist (Stell, d. bosn. H., S. 4—5). Solche zweizeilige Häuser fand nun Meringer in Bosnien „in so ursprünglicher Form, daß man in vielen geradezu Urhäuser vor sich sieht“ (V. H., S. 6). Auch für die Entstehung dieses ursprünglichen Typus können wir vom bosnischen Hause lernen. Meringer dachte sich dieselbe ursprünglich so, daß zum Herdraum der Ofenraum hinzutrat, sah aber jetzt deutlich, daß die Stube auch durch Abtrennung eines Raumes vom Haupträume entstanden sein kann, was jedes zweifeuerige bosnische Haus lehre,5) wo die Stube mit ihrer Decke wie eine Kiste in den Herdraum hineingestellt ist.6) Auf diese Weise entstehen auch weitere Räume des Hauses, so daß nach Meringer auch der bosnische Konak westeuropäischer Herkunft ist. Die Abtrennung geschieht ursprünglich einfach durch geflochtene oder Bretterwände.7) Die Geschichte der Teilung einer Zadruga (Hauskommunion) in Dalmatien lehrt mich, daß für den Anfang solche Wände auch in einem Kaminhause sogar Fässer und ähnlicher Hausrat bilden können.8) Die Unterschiede zwischen dem christlichen und mohammedanischen Hause sind nur äußerlicher Natur, z. B. eng vergitterte Fenster, hohe, undurchsichtige Zäune usw. Nur die Ausgestaltung des Flurs zur Divanhana ist nach Meringer etwas spezifisch Mohammedanisches.9) Die Identität christlicher ') „Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien“, XXXII. Bd., S. 273. Vgl. jetzt Meringers Ausführungen in den Indogermanischen Forschungen, XVI, S. 192. 2) S. Trojanović, Starinska srpska jela i pića, S. 8. 3) Im nordwestlichen Bosnien heißt ein solcher „iz kuće“ geheizter Ofen slipa peć (blinder Ofen) zum Unterschiede von „odžaklija“ (odžak = Kamin), „welcher von innen, d. h. vom Zimmer aus“ geheizt wird. (Zbornik za narodni život, VI, 82). V. Karadžić (Rječnik) belegt odžaklija in der Bedeutung „Zimmer mit Kamin“. 4) „Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien“, XXVII. Bd., S. 225 —234; XXXIV. Bd., S. 171-177; V. H., S. 3. 5) V. H., S. 7, weiter S. 35, Fig. 78. ć) Stell, d. bosn. H., S. 43. 7) Ähnliches berichtet P. Rovinskij über Montenegro: Černogorija, tom II, č. 1, S. 437, 444; vgl. S. 445. Ebenso Cvijić über das herzegowinisch-montenegrinische Haus, o. c. CXVI—CXVII. 8) Zbornik za narodni život, V, 44. 9) Stell, d. bosn. H., S. 39. 3l5 und mohammedanischer Bauernhäuser in Bosnien und Herzegowina bestätigt auch J. Cvijić1) und P. Rovinskij2) berichtet über die Unterschiede in den neuerworbenen Gebieten Montenegros in ähnlicher Weise wie Meringer, nur hebt er noch die innere Einrichtung des mohammedanischen Hauses besonders hervor. Auch im Sandžak Novi-Pazar3) bauen die Mohammedaner im Gebirge ganz gleiche Häuser wie die Christen; doch die türkischen Herren in der Ebene geben ihren Häusern ein vornehmeres Aussehen durch das Baumaterial (Ziegel, Flechtwerk), weißen sie mit Kalk, versehen sie mit großen Fenstern, decken sie mit Ziegeln, bringen immer eine Divanhana an und umgeben sie mit hohen Zäunen. Die Stelle der kuća, welche gewöhnlich durch einen besonderen mutvak (Küche) ersetzt wird, nimmt der Harem ein. Aus verschiedenen Gründen glaubt Meringer schließen zu dürfen, „daß das bosnische Haus sich schon vor langer Zeit von dem mitteleuropäischen, speziell dem alpinen Hause, als selbständiger Zweig abgespaltet hat“ (V. H., S. 8). Besonderes Gewicht legt er darauf, daß das bosnische Haus keine an die Stube anstoßende Schlafkammer entwickelt hat. Äußerlich fallen namentlich die besonders hohen und steilen Ganzwalm- und Halbwalmdächer auf. Solche charakteristische Häuser fand Meringer, als er die nächsten Verwandten des bosnischen Hauses suchte, nur noch in Kroatien auf der Strecke von Fiume nach Agram, so daß der Haupttypus des bosnischen Hauses aus Kroatien stammen dürfte (Stell, d. bosn. H., S. 37—38). Für die Lika und Krbava, die wir uns als Übergangsgebiet zu denken haben, sind „hölzerne, jedoch sehr steile Dächer“ bezeugt.4) Es ist beachtenswert, daß sogar im kroatischen Küstenlande das „oberdeutsche“ Haus herrscht und als „einheimisches“ von dem modernen romanischen genau unterschieden wird; sogar die eng aneinander geschlossenen Häuser in Novi gehören diesem Typus an.5) Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Meringer den Typus des bosnischen Bauernhauses richtig bestimmt hat und daß dieses über das ganze Land verbreitet ist (von nebensächlichen Verschiedenheiten wird dabei abgesehen).6) Meringer hat den größten Teil des Landes in verschiedenen Richtungen durchwandert und ist als guter, realistisch geschulter Beobachter bekannt. Die vorhandene Literatur bestätigt seine Angaben, speziell bezüglich der von ihm nicht gesehenen östlichen und südöstlichen Gebiete, die wir als Übergangsgebiete für das bosnische Haus in Serbien und Montenegro kennen lernen werden. Bezüglich der Herzegowina, welche Meringer nur durch das Narentatal durchquerte, sind Zweifel möglich, ob er ihr charakteristisches Bauernhaus auch auf der zweiten Reise endgültig richtig bestimmt hat. J. Dedijer7) meint, Meringers Klassifikation auf Grund der Feuerstätte habe sich gerade am herzegowinischen Hause nicht bewährt, „denn nur ebenerdige Häuser haben in ') Antropogeografski problemi Balkanskoga poluostrova (Etnografski Zbornik srpske kr. akademije, Bd. IV), CXI1. 2) Černogorija, tom II, č. 1, S. 451-453. 3) Srpski Etnogr. Zbornik, IV, S. 293—294. 4) „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, Kroatien und Slawonien, S. 100. 5) Mitteilung meines Hörers R. Bujas. 6) Das von der Landesregierung herausgegebene Werk „Die Landwirtschaft in Bosnien und Herzegowina“ (Sarajevo, 1899) bringt einen speziell bezüglich Bosniens ganz falschen Satz (S. 75): „Das Wohnhaus besteht gewöhnlich aus einem Flur und einem bis zwei größeren Räumen, von denen einer die Feuerstätte enthält und zugleich als Wohnraum dient, während der andere als Vorratskammer benützt wird.“ Dieses Wohnhaus soll „den bekannten, in allen slawischen Balkanländern verbreiteten Typen“ entsprechen. 7) Srpski Etnogr. Zbornik, V, S. 727. 22« Humnina und Rudine eine Feuerstätte. Alle Häuser in Gacko (in neuerer Zeit auch in Nevesinje), in den kälteren Gegenden der Herzegowina und alle zweistöckigen Häuser in der südlichen Herzegowina besitzen zwei Feuerstätten. Das Haus in Gacko hat regelmäßig eine soba mit irdenem Ofen und einen Herd, wo gekocht wird.1) Die herzegowinischen Čardaks haben mehrere Zimmer und in jedem brennt im „odžak“ ein Feuer. Außerdem konnte Meringer in Mostar sehen, daß jedes Haus in Mostar eine soba und kuča (kuhinja) hat wie das bosnische Haus.“ Der letzte Ausspruch zeigt allerdings, daß Dedijer Meringers Aufsätze nur aus zweiter Hand kennt, obwohl der erste Aufsatz auch im „Glasnik“ erschienen ist, denn sonst hätte er hier wohl die charakteristische Antwort einer herzegowinischen Bäuerin auf die Frage, wo ihre Stube sei: „Das ist meine Küche und Stube“ (V. H., S. 43) gewürdigt. Denselben Ausspruch wiederholt Meringer in seinem zweiten Aufsatze (Stell, d. bosn. H., S. 30), wo er wörtlich schreibt: „In Mostar widmete ich mein Augenmerk besonders dem einzelligen Hause, das wohl die Regel bildet gegen das Küchen-Stubenhaus, das aber schon vom Norden hieher vorgedrungen ist.“ Es sei noch bemerkt, daß die städtischen Häuser, Burgen und Schlösser (mit diesen ist ja der Cardak oder gar eine Kula2) reicher Mohammedaner zu vergleichen!) auch in den mitteleuropäischen Gebieten sich von den Bauernhäusern unterscheiden, allerdings noch mehr. Für seinen Exkurs entschädigt uns der Verfasser durch seine Schilderung und seine Grundrisse, welche klar zeigen, daß wir es um Bilek mit einem ausgesprochenen Kaminhause der romanischen Länder zu tun haben. Das Gleiche lehrt O. Gjurić über die südwestliche Ecke der Herzegowina.3) Übrigens betont auch Dedijer, daß das Haus des Gebietes von Bilek mit dem im westlichen Montenegro identisch sei,4) und sagt in einer Anmerkung:5) „Die Häuser der südlichen Herzegowina haben keinen Ofen (bis in die neueste Zeit); sie werden mit odžak oder kamini geheizt wie in Dalmatien. In den nördlichen Gebieten der Herzegowina (also an Bosnien angrenzend) vertauscht man den odžak mit dem Ofen. Alles das weist auf gemeinsame Merkmale des herzegowinischen und dalmatinischen Hauses hin. Ob man aber darin einen Einfluß des romanischen Hauses sehen kann, läßt sich jetzt nicht sagen.“ Wie man daran zweifeln kann, namentlich wenn man die tatsächlichen Verhältnisse und die Vergangenheit von Montenegro und der Herzegowina kennt, von Dalmatien gar nicht zu reden, ist mir unbegreiflich. Daß der romanische Einfluß durch die Flußtäler, speziell durch das Narentatal, auch tiefer in die Balkanhalbinsel hinein vorgedrungen ist, hebt ausdrücklich auch Cvijić6) hervor. Aber auch im ganzen Berglande gegen Montenegro ist der dalmatinische Einfluß offenkundig und im Hausbau begreiflich, denn die Meister und Maurer kommen bis Gacko aus ') Nach der Niederschrift meiner Ausführungen über die Herzegowina habe ich selbst eine Reise von Trebinje über Bilek nach Gacko und von Gacko über Nevesinje nach Mostar unternommen und mich von deren Richtigkeit überzeugt. Speziell in und um Gacko war früher in der Tat das bosnische Haus üblich, weicht aber jetzt dem Kaminhause. Ebenso wird sogar in ärmlichen Bauernhäusern der schöne bosnische Ofen durch den billigsten eisernen ersetzt. Auffällig ist es, daß das charakteristische hohe bosnische Dach aus Stroh hier wie im Narentatale, namentlich auf Wirtschaftsgebäuden, die meist aus Stein aufgeführt werden, früher beginnt als das oberdeutsche Haus. Genauere Grenzen müßten durch Detailforschung bestimmt werden; auf die Grenzbestimmungen der Einheimischen kann man sich nicht immer verlassen. 2) Siehe Atlas II, Tafel XLVII. 3) Srpski Etnogr. Zbornik, V, S. 1128 ff. 4) Ib. S. 727. 5) Ib. S. 741. 6) 0. c. XXXIV. Dalmatien oder den benachbarten herzegowinischen Gebieten (wie Ljubinje). Für Montenegro bezeugt Rovinskij,1) daß „die städtischen und Herrenhäuser, namentlich die türkischen, wenn nicht von einem Architekten, so von einem Meister meist aus dem Küstenlande (Montenegro und südliches Dalmatien), Dalmatien oder Italien gebaut sind und den allgemeinen Typus der Häuser Südeuropas aufweisen“. Im Küstengebiete gibt es auch in Dörfern wahre Palazzi, darunter sehr alte und von italienischen Meistern gebaute.2) Diese Beispiele machen es begreiflich, daß auch die einfachen Häuser nach naheliegenden Mustern gebaut wurden. Ein einheitliches Haus besitzt auch die Herzegowina nicht. Abgesehen von den bereits erwähnten Übergängen im Norden und in Gacko an der montenegrinischen Grenze erfahren wir von J. Dedijer:3) „Nördlich von Čemerno beginnen Bretterhäuser (kuće daščare) ganz anderer Art als das eigentliche herzegowinische Haus und können eher als ein Typus des bosnischen Hauses betrachtet werden.“ Čemerno ist ein 1695 //z hoher Berg nordöstlich von Gacko. So wird uns der Mischtypus des Hauses von Gacko ganz begreiflich, denn nicht weit davon beginnt das bosnische Haus und beherrscht offenbar den ganzen östlichen Teil der Herzegowina, der jetzt zum Kreise Sarajevo gehört, da sonst seine Ausbreitung im östlichen Montenegro und im Lim- und Taragebiete des Sandžaks Novi-Pazar nicht erklärlich wäre. Merkwürdig ist es, daß sogar das kleine und eigenartige patriarchalische Montenegro bezüglich des Häuserbaues in der Tat zwei verschiedenen Kulturkreisen angehört. Man möchte erwarten, daß Montenegro auch in dieser Hinsicht die natürliche Fortsetzung der Herzegowina und der dalmatinischen Küstengebiete bilde. In der Tat kann man auch von einem ausgesprochenen herzegowinisch-montenegrinischen Haustypus sprechen, wie es Cvijić4) tut. Noch besser sind wir darüber von P. Rovinskij5) unterrichtet. Mag nun das aus Stein gebaute Haus ebenerdig (pozemuša) sein oder ein Erdgeschoß (izba, konoba, magaza) mit Stallungen und Kellerräumen besitzen (dom na pod, dom na izbu), immer weist es einen Herdraum (kuća) auf, in dem sich gewöhnlich auch das ganze Leben konzentriert, selbst wenn „Kammern“ angegliedert bzw. abgetrennt werden. Der Herd soll sich nach Cvijić6) immer an einer Wand befinden, während nach Rovinskij7) derselbe „in der Regel in der Mitte sein müßte“; häufig ist er jedoch, „um Raum zu gewinnen“, an eine Wand gerückt und wenn er sich ganz an dieselbe anschließt, so wird darüber aus Flechtwerk „eine Art Kamin“ errichtet. Wie in Bosnien, gibt es auch in Montenegro keinen Rauchfang, meist auch keinen Plafond, nur der Raum über der Wohnstätte wird mit Flechtwerk eingedeckt. Auch in den montenegrinischen städtischen Häusern des südeuropäischen Typus behält die „Küche“ ganz den Charakter der „kuća“ bei und bleibt auch ohne Decke. Bei den Vasojevići, in der südöstlichen Spitze von Montenegro, finden wir jedoch Holzhäuser (brvnica), meist mit einem gemauerten Erdgeschosse (izba, podrum), die nach der Schilderung von Rovinskij8) ganz und gar an die bosnischen erinnern: neben der „kuca“, in welcher der Herd „unbedingt in der Mitte“ steht, befindet sich „eine warme Stube“ mit einem von der kuča aus geheizten „tönernen ') O. c., S. 449. 2) Ib. S. 446. 3) Srpski Etnogr. Zbornik, V, 727, Anm. ■•) Antropogeografski problemi, CXIV—CXV1I. 5) Černogorija, tom II, č. 1, S. 435 - 455. 6) O. c. CXV. 7) O. c., S. 438-439. 8) O. c. S. 455 - 461. Ofen“, der „soba“ heißt, mit welchem Worte „manchmal“ auch die Stube bezeichnet wird. In manchen Häusern gibt es „zwei Zimmer“, aber geheizt wird nur eines, und das zweite dient als Speise- und Aufbewahrungszimmer. In der „kuča“ gibt es eine Decke (čeren) nur über dem Herde, dagegen weisen die Zimmer Boden und Decke aus Brettern auf. Auch ein Ofengeländer nach Art desjenigen in oberdeutschen Häusern fehlt nicht. Das „außerordentlich hohe und steile, nach vier Seiten herabfallende Strohdach“ ist ganz bosnisch. Auch besitzt jedes Haus eine „Divanhana“ der ganzen Länge nach. Merkwürdigerweise liebt jedoch der Montenegriner nicht diese jedenfalls vollkommeneren Häuser, die sich die Bewohner auch selbst bauen, ja die Nachbarn der Vasojevići verachten sie sogar. Der Montenegriner kann sich von seinem Herde, den er geradezu mit einem religiösen Kultus umgibt (das Feuer darf auf demselben nie verlöschen),1) nicht trennen, mögen seine Augen und seine Atmungsorgane noch so sehr darunter leiden;2) auch hat er eine Abneigung gegen die gepreßte Zimmerluft und wirft diesen Häusern nicht mit Unrecht vor, daß sich darin viel mehr Ungeziefer aufhalte und vermehre, als in den übrigen montenegrinischen. Aus der Schilderung desselben Stammes von B. Lalević und Ivan Proti ć3) wäre nachzutragen: Die Dächer können auch mit Schindeln gedeckt sein; der von der kuća aus geheizte Ofen hat über dem Ofenmunde noch ein zweites Loch (lula = Pfeife), durch welches der Rauch abgeht. Der Ofen selbst (die Verfasser geben dafür nur die Bezeichnung furuna an) ist nicht der stilisierte bosnische Kachelofen; er wird aus vollständig gereinigter Tonerde aufgebaut, „viereckig in der Höhe einer Elle, dann in eine Pyramide verengt4) und an der Spitze wie ein Teller abgeplattet.“5) Die Divanhana nennen die Verfasser ajat, der in manchen Häusern über dem Erdgeschosse (izba), in anderen auf Pfosten angebracht ist. Nur die izba pflegt aus Stein zu sein. Immerhin kann man nach montenegrinischem Muster manches Haus ganz aus Stein gebaut finden. Dieses Verhältnis erklären die Verfasser in folgender Weise: Steinmaterial gibt es nicht genug, Tannenwälder aber in Fülle und das Bauholz wird von den steilen Höhen leicht heruntergebracht. Auch wo man genug Stein hat, gebraucht man Tannenholz, weil es keine Steinmetze gibt; die izba kann jedermann irgendwie aus Stein zusammenflicken. Dieselbe Ursache, das Streben, sobald als möglich zu einem Hause zu gelangen, erklärt auch die Wahl eines steilen Baugrundes, weil man so drei Felswände der izba und den Boden der kuća erspart. Die Dächer sind sehr hoch und steil, damit der Schnee, der oft in großer Menge fällt, so schnell als möglich schmelze, und weil ein steileres Dach früher trockne und weniger faule. Ich brauche nicht besonders zu betonen, daß diese Erklärungen, vorausgesetzt, daß sie in allem richtig6) sind, sich auf die gebirgigen Waldgegenden von Bosnien und ') Das Gleiche wird auch über Bosnien und Herzegowina berichtet; in einigen Gegenden wird es durch „lebendes Feuer“ von neuem angefacht. „Die österr.-ungar. Monarchie“, Bosnien und Herzegowina, S. 330. Aus Šabac in Serbien überliefert Miličevič, (Život Srba seljaka 17): „Das Feuer gibt man nie aus dem Hause: jedermann soll es selbst in seinem Hause hüten. Wem es erlischt, der soll es schlagen.“ 2) Der Anblick des lodernden Feuers ist überhaupt jedem Serben ein Bedürfnis. Miličevič schildert in seinen Skizzen aus Serbien (Zimnje večeri, u Dubrovniku, S. 206) die Abneigung der Fuhrleute gegen die neuen vom Gesetze vorgeschriebenen Einkehrgasthäuser, in deren „Kavana“ nicht mehr nach alter Sitte das Feuer brennt, und schließt mit der Bemerkung: „Der Serbe ruht am sanftesten aus, er denkt am ruhigsten, wenn er in das lodernde Feuer blickt“. 3) Srpski Etnogr. Zbornik, V, 528 ff. Vgl. auch die Abbildungen und Atlas II, Tafel XL1I und XLIII. 4) Atlas II, Tafel XLII, zeigt zuerst einen abgestumpften Kegel, dann erst eine vielkantige Pyramide, 5) L. c. S. 530. 6) Vgl. R. Me ringer „G. Bancalari und die Methode der Hausforschung“ in diesen „Mitteilungen“, XXXIII Bd., S. 252 ff, speziell S. 264 -265. Siidwest-Kroatien beziehen, denn das bosnische Haus ist von Montenegro fertig tibernommen worden. Beachtenswert ist die nationale Tradition, daß der Stamm der Vasojevići aus der Herzegowina eingewandert sei.1) In einem langen und ziemlich breiten Streifen von der südöstlichen bis zur nordöstlichen Ecke des gegenwärtigen Montenegro (in den Brda) zieht sich das bosnische Haus hin, denn Rovinskij2) nennt uns ausdrücklich die Gebiete der oberen Morača, Drobnjak und Crkvice, deren „Holzhäuser nur eine Abart der der Vaso-jevici“ sind. Genauer sind wir unterrichtet über das Haus des Stammes Drobnjak, der bis zum letzten Kriege zur Herzegowina gehörte und wegen seiner patriarchalischen Zustände besonders gerühmt wird. Hier finden wir das bosnische Haus in der Form der kula (aus Stein, Kalk und Mörtel), kuća brvnara (aus Bretterbalken)3) und pozemljuša (ebenerdiges Haus), die zum Unterschiede von den beiden ersten kein Erdgeschoß kennt. Es ist beachtenswert, daß in einer kula und in einer brvnara neben der Stube ein ćiler (nach dem Grundrisse eine ausgesprochene Kammer) und auch ein weiteres Zimmer Vorkommen kann, aber „nie gibt es drei Zimmer (soba)“. Der ursprüngliche Charakter des Küchen-Stubenhauses ist noch dadurch gekennzeichnet, daß vor jeder soba ein Herd auf einem santrač (Art Faschine) angebracht ist, was auch in entwickelten Häusern (ich denke dabei an die der Slowenen) selten vorkommt. Sinngemäß müssen dann auch zwei Öfen vorhanden sein, die aus dem Herdraume geheizt werden (der letztere Umstand wird ausdrücklich bezeugt). Die Öfen werden aus weißem, mit Ziegenwolle und Spreu gemischtem Ton aufgebaut, aber auch solche „mit Töpfen“ kommen vor und „nehmen sich wie ein Schmuck in der Stube aus“. Das Dach kann verschiedenartig sein, weist aber überwiegend den Charakter des spezifisch bosnischen auf. Der Herdraum ist nicht gedeckt, Rauchfänge gibt es nie, sondern nur zwei Öffnungen im Dach (komin genannt!). Eine Divanhana ist selten, nur um Klöster herum gelegene Häuser besitzen sie regelmäßig (also Orte mit höherer Kultur!). Das bosnische Haus macht natürlich aus Montenegro keinen Sprung nach Serbien. Daß sich der bosnische Haustypus nach Südosten gegen Novi-Pazar erstreckt, bezeugt ausdrücklich Cvijić.4) Die dazugehörigen, durchweg aus Holz gebauten Häuser des mittleren Lim- und Taragebietes im nördlichen Teile des Sandžaks Novi-Pazar werden von P. Mrkonjić5) als sehr primitiv und elend geschildert, woran die vollständige Abhängigkeit von den Agas die Schuld trägt, weshalb es den Bauern auch keine Freude macht, sich ein besseres Haus zu bauen. Die Türken sehen auch solche Bauern ungern, die sich besser einrichten wollen, und bereiten ihnen Unannehmlichkeiten auf jeden Schritt. Die armen Türken aus der Stadt hindern aber den Fortschritt dadurch, daß sie von der Gastfreundschaft der Dorfchristen allzu ausgiebigen Gebrauch machen, weshalb es diese vorziehen, für den Empfang von Gästen nicht eingerichtet zu sein. ') L. c., S. 536. Auf den starken Schneefall führt auch L. Tomič die bis 60° geneigten Dächer in Drobnjak zurück (Srp. Etn. Zbornik, IV, 422). Entschieden verkehrt ist daselbst die Erklärung (ib. 414), warum die kuća keine Decke habe. Auch in Oberkrain gibt es in Kropa, Železniki und auch in der Wochein hohe Dächer, „damit der Schnee selbst herabfalle“. 2) O. c. S. 458 - 460. 3) V. Karadžić, Rječnik, erklärt brvno: der Balken (ein Brett an drei Finger dick). 4) O. c. CXIV. 5) Srp. Etn. Zbornik, IV, S. 285—292. Vgl. im Atlas I, Tafel XIII—XVIII. Bemerkenswert ist es, daß an dieser Grenze der Kulturwelle des oberdeutschen Hauses die Stube kleiner ist als die „kuća“ und so niedrig, daß darin ein Mensch kaum gerade stehen kann. Da in dem oft strengen Winter 15 20 Personen in einer solchen Stube, die nie gelüftet w5rd, ihr Leben verbringen, so sind die hygienischen Verhältnisse daselbst die denkbar schlechtesten (95% Todesfälle fallen auf den Winter). Der Herd steht in der Mitte der kuća, der gewöhnlich schlechte Ofen zählt nur vier bis fünf topfartige Kacheln (lončići). Rauchfänge kennen nur die Mohammedaner, auch die Divanhana ist nur bei einigen christlichen Häusern in den Dörfern am Lim vorhanden. Dank Miličevič, Karič, namentlich aber Cvijić und seiner Schule sind wir heute über das Haus von Serbien besonders gut unterrichtet, wobei allerdings hervorgehoben werden muß, daß die östlichen Grenzgebiete bisher stiefmütterlich behandelt worden sind. Immerhin kann man mit Berufung auf Karićs1) Schilderung von „Ost-Serbien, der Kreise an der Grenze“, und auf Cvijič mit Sicherheit behaupten, daß in ganz Serbien das oberdeutsche Haus herrscht und speziell das des bosnischen Typus in der westlichen Hälfte. Daß „das Haus der Šumadija“, welches Karič2) für das typische und am meisten verbreitete Haus in Serbien erklärt, mit dem bosnischen zusammenfällt und auch von diesem abstammt, kann nach allen vorliegenden Schilderungen und Abbildungen3) keinem Zweifel unterliegen. Cvijič4) schreibt das in Rede stehende Haus der Šumadija und dem Stari Vlah zu, d. h. dem Zentrum des Landes zwischen der Save und Donau im Norden, der Velika (große) Morava im Osten, der Golijska oder westlichen Morava im Süden und der Kolubara im Westen,5) jenen gebirgigen und waldreichen Gegenden, in denen sich die Trümmer des alten serbischen Staates am längsten erhielten und wo er am Anfänge des XIX. Jahrhunderts wieder auflebte. Unter Stari Vlah (der Name erinnert an die einst auch unter den Serben sehr verbreiteten rumänischen Wanderhirten) versteht man die südwestliche Fortsetzung (ungefähr mit der Kreisstadt Užice als Mittelpunkt), aber die Grenzen dieses Gebietes sind strittig;6) jedenfalls rechnet man dazu auch die angrenzenden Gebirgszüge im Sandžak Novi-Pazar bis Sjenica und das Gebiet um Višegrad in Bosnien, dessen Bevölkerung sich noch heute als nicht zu Bosnien gehörig betrachtet.7) Für die genannten Gebiete sind nach Cvijič8) typisch „zweizeilige“ Häuser mit einer kuća aus Balken und einer gedeckten soba aus Flechtwerk (pleter oder čatma). Der Herd steht in der Nähe einer Mauer, seltener in der Mitte der kuča, nur über demselben befindet sich eine geflochtene Decke; der aus der kuča geheizte „Ofen mit Tongefäßen“ (peč sa lončićima) ist wohl der übliche mit konkaven (auch konvexen?) Kacheln. Das charakteristische hohe bosnische Schindeldach ist auch bei den Dorfkirchen (na klis) üblich. ') Srbija, S. 141. 2) Ib. S. 136. 3) Cvijič, Atlas I, Tafel XIII oben; II, Tafel XX, XXI, XXVII oben, XXX XXXII oben, XXXIV, XXXVIII, XL. 0 Srpski Etnogr. Zbornik, IV, S. CVIII. 5) Karič, Srbija, S. 492. ć) Erdeljanović, Srpski Etnogr. Zbornik, IV, S. 89—90. St. Novakovič, Prvi osnovi slov. književnosti, S. 28. 7) Srpski Etnogr. Zbornik, V, S. 613. ") O. c. IV, S. CV-CX. Von den Sumadija-Häusern, die vereinzelt stehen (allerdings mit einer großen Anzahl von Nebengebäuden innerhalb einer Umfriedung) wird ausdrücklich berichtet ’), daß sie von bosnischen Zimmerleuten aus Osat (daher Osaćani) unweit der Drina gebaut wurden und noch gebaut werden. Den etwas vorsichtigen Äußerungen Cvijić’ steht die ausdrückliche Behauptung Erdeljanović’ in bezug auf Dragačevo,2) welches nach seiner Definition bereits östlich vom Stari Vlah liegt, entgegen, daß die Osaćani „auch alle ihre Bauten und ihre Bauart nach Serbien verpflanzt haben“. Ähnliches berichtet R. llić ausdrücklich über Ljubic.3) Wenn Cvijić anderswo meint,4) das bosnische Haus sei hinter dem westserbischen in der Entwicklung zurückgeblieben, so mag das richtig sein, weil jeder Nachfolger moderner bauen kann und man sich in Serbien, namentlich seit der letzten Befreiung, aus welcher Zeit der größte Teil der Häuser stammt (s. u.), auch viel freier bewegen konnte. In diesem Sinne hat sich daher das westserbische Haus „ein wenig differenziert“, nicht aber das bosnische, wie Cvijić meint. Wenn er dabei den Hauptunterschied in der geringeren horizontalen Entwicklung des bosnischen Hauses sucht, weil dieses verschiedene Zubauten unter einem Dache vereinigt,5) so ist das gerade ein mehr fortschrittlicher Standpunkt, wie das Beispiel von Slawonien und das des Morava-Hauses in Serbien selbst lehrt. Was speziell den von Cvijić erwähnten čardak (ein oder mehrere Zimmer) für Gäste anbelangt, für den wir in Westserbien besondere Häuser für Gäste finden, so hebt er selbst hervor,6) daß dafür das Beispiel der bosnischen Mohammedaner maßgebend gewesen zu sein scheint. Auch die angeblichen Rauchfänge (dimnjak) mit ihrem fesartigen Kopfe (kapić),7) welche die von Obstbäumen umgebenen Einzelhöfe der Šumadija überragen und aus der Ferne kenntlich machen, sind nichts anderes, als die von Meringer aus Jajce und Žepče abgebildeten Dachreiter.8) Ich möchte diesen in die Höhe strebenden Schmuck der ohnehin hohen bosnischen Häuser auf eine Nachahmung der Minarete9) zurückführen, wobei natürlich die Mohammedaner vorangegangen sein dürften. Es ist möglich, daß sich der Dachreiter in Serbien manchmal zum Rauchfange entwickelt hat, namentlich unter dem Einflüsse des Morava-Hauses, aber immer ist das nicht der Fall, wie die offenkundigen Rauchlöcher (badže) im Dache zeigen.10) Von den Sumadija-Häusern unterscheiden sich stark die Häuser der Straßendörfer im Moravatale, von ganz Südserbien, von Ostserbien und des Gebietes von Skoplje (Üsküb) in Altserbien.11) Das Morava-Haus ist nach Cvijić’ Schilderung im Durchschnitte häufig quadratförmig, plump, aus Flechtwerk oder Rohziegeln gebaut, mit Hohlziegeln oder schlechtem Heu (krovina), in früheren Zeiten auch mit Brettern eingedeckt. Es zeigt einen charakteristischen, geflochtenen Rauchfang, der ohne Dach (gologlavi = barhaupt) oder mit Hohlziegeln gedeckt sein kann, in welchem Falle er ’) S. Novakovič, Selo (Glas srpske kr. akad. XXIV) 66; Cvijič, o. c. LIH, CV. — S. Trojanovič, Starinska srpska jela i piča, S. 10. 2) Srp. Etn. Zbornik, IV, 65. 3) Ib. V, 21. 4) Ib. IV, CXI. 5) O. c. CXII. -) O. c. CIX. 7) Vgl. Vuk Karadžfč, Rječnik, s. v. s) Diese „Mitteilungen“, Bd. XXXIV, S. 165. ") Man vgl. namentlich Meringers Bild 34, 35, mit Cvijič’ Atlas II, Tafel XXX. ,0) Vgl. namentlich das eben erwähnte Haus aus dem Dorfe Bresnica (Bez. Ljubič, Kreis Čačak). ") Cvijič, o.c. CX-CXI. Vgl. Atlas II, Tafel XXXII unten, XXXIV, XXXVI oben. kom in heißt; er ist der größte Gegensatz zum kapić der Šumadija. Diese Häuser sind in der Regel dreiteilig: außer der kuća und soba besitzen sie gewöhnlich noch einen ajat, in dem wir aber wohl keine „Kammer“,1) sondern eine vorgebaute Laube (trem) zu erblicken haben; Nikolič2) berichtet ausdrücklich für Vranja: „ajat ist vor dem Hause (nach dem beigegebenen Plane kann man nicht speziell an die kuća denken) und entspricht dem trem“; ebenso hat in der Umgebung von Belgrad jedes Morava-Haus einen trem oder ajat;3) dem ganzen Hause (kuća und soba) vorgelagert ist der ar4) in einer Hirtenhütte in der Umgebung Belgrads,5) sehr klein und zur kuća gehörig ist dagegen der trem in dortigen Häusern,6) die sich unter dem Einflüsse der Stadt und „von jenseits“ (d. h. des Banats) entwickelt haben. Aus dem Gebiete der Mlava ist für die Mehrzahl der Häuser vor der kuća ein hodnik7) oder trem bezeugt, der im Sommer auch zum Schlafen dient, was vielleicht nicht zufällig an die prispa des rumänischen Hauses8) erinnert, da in dem in Rede stehenden Gebiete bereits Rumänen leben. Da einen trem auch jedes Haus in der Šumadija aufweist,9) so kann ich den Unterschied in diesem Punkte nicht recht herausfinden. Wenn ich nicht irre, denkt Cvijić nur an einen zwischen den vier Wänden des Hauses gelegenen ajat; aber dann entspricht seine Definition des dreiteiligen Morava-Hauses nicht allen Tatsachen. Viel trägt zur Verwirrung in solchen Fragen der Gebrauch derselben einheimischen und namentlich türkischen Wörter für verschiedene Sachen bei, so daß man sich vor allem an diese halten muß, wenn man die Bedeutung eines Wortes richtig wiedergeben will. Ich muß auch hervorheben, daß ich bei Cvijić keine Bemerkung über den Herd und Ofen finde. Im Gebiete von Vranja10) steht der Herd in der kuća „näher der Wand oder in der Mitte“; über dem Herde ist gewöhnlich ein komin (wie sieht er aus?). Im Gebiete der Mlava11) brennt das Feuer an der Stubenwand auf einem Ziegelpflaster; die Kesselkette ist im komin befestigt, der gewöhnlich bei der Zimmerdecke beginnt; zuerst ist er bogenförmig geflochten und mit einem Überwurfe versehen, dann gemauert bis Uber das Dach hinaus. Manche Häuser haben jedoch einen odžak. „Odžaci sind aus Ziegeln gemauert, beginnen von der Erde (od zemlje) und haben einen Herd. Auch sie befinden sich an der Stubenwand und werden über das Dach hinausgeführt.“ Ich führe diese nicht besonders klare Schilderung wörtlich an, denn auch sie zeigt, wie man den Worten nicht trauen darf. Unter dem Worte odžak ist nach unserer Terminologie ein Kamin zu verstehen, während das üblichere komin die deutsche Bezeichnung des Rauchfanges trägt. Beide Bezeichnungen sind hier im ') V. Karadžić, Rječnik, s. v. hajat. 2) Srp. Etn. Zborn., V, 132. Auch das türkische Grundwort h’ajat, ajat bedeutet Vorhalle, Hausflur. — Miklošičh, Die türkischen Elemente, Denkschriften der Wiener Akademie. 34, S. 302. 3) Srp. Etn. Zborn. V, 931. 4) Ursprünglicher sind die Formen ahar, har, aar aus türk. ax.or, ay,er Stall. Miklosich, Die türkischen Elemente, Denkschriften. Bd. XXXIV, S. 243. 5) Srp. Etn. Zborn., V, 936. 6) Ib. 933. In einem Falle haben wir die kuća und den trem zwischen der Stube und zwei Kammern (Mittelflurhaus), in anderen stehen trem und eine Kammer in gleicher Linie mit der Wand der zweiten soba. 7) Übersetzung für Gang: „konk“ unter dem Einflüsse der städtischen Häuser breitet sich auch im Šumadijagebiete aus. Cvijić, o. c. CIX. 8) Meringer, Stell, d. bosn. H., S. 23. 9) Karič, Srbija, 136. 10) Srp. Etn. Zborn., V, 132. ") Ib. 267 “268. Grunde genominen auf einen Gegenstand übertragen, denn der Unterschied besteht darin, daß der odžak eine erhöhte Herdstätte hat. Diese Sachlage kann aber jedenfalls nicht als typisch gelten; dabei kommt in Betracht, daß es sich bereits um ein teilweise von Rumänen bewohntes und an Rumänen angrenzendes Gebiet handelt. Nach Cvijić gibt es ältere Formen des Morava-Hauses nicht mehr; es scheint jedoch, daß es früher in einigen Gegenden seines Verbreitungsgebietes auch aus Holz gebaute Häuser gegeben habe, die den Sumadija-Häusern ähnlich waren, aber früh jenem Typus Platz gemacht haben. In der Tat findet man sogar aus dem Gebiete von Vranja geflochtene reine Küchen-Stubenhäuser, in denen die Stube noch ganz klein ist und auch so bi če genannt wird, mit „hohen Dächern“ bezeugt.1) Aus anderen Angaben ist deutlich zu ersehen, daß das Sumadija-Haus an den Abhängen des linken Moravatales und um Belgrad im Rückgänge ist. Vergänglich ist aber auch das Morava-Haus in dem von Cvijić geschilderten Typus, denn „in so reichen Gebieten mit lebhaftem Verkehr wie an der unteren Morava“2) macht sich immer mehr der städtische Typus geltend und verdrängt den ursprünglichen auch ganz. Besonders lehrreich ist eine Schilderung der Umgebung von Belgrad. Hier liegen die älteren Morava-Häuser, welche Häuser „mit türkischem Zuschnitt“ (turskoga kroja) heißen und die ebenfalls älteren und den übrigen anthropogeographischen Verhältnissen entsprechenden Sumadija-Häuser in aussichtslosem Kampfe mit den Häusern „von deutschem Zuschnitt“ (nemačkog kroja) „von jenseits“ (iz preka), d. h. aus Syrmien und dem Banat, die immer mehr überhand nehmen.3) Nach den beiliegenden Grundrissen4) sind es verschiedenartige, höher entwickelte Häuser. In Nr. 2 ist die kuća schon zu einer ganz engen Küche mit offener Laube zwischen den Zimmerwänden verkümmert. Ganz und gar sind die Häuser im reichen Savegebiete nach den Mustern aus Syrmien gebaut und eingerichtet.5) Sehr bezeichnend sind die volkstümlichen Bezeichnungen der Häuser mit „deutschem“ und „türkischem Zuschnitt“, denn sie zeigen nach meiner Meinung deutlich den Weg, auf welchem das oberdeutsche Haus ins Moravatal, nach Ost- und Südserbien gekommen ist. Wie sich jetzt der Einfluß des benachbarten Ungarn6) und Slawonien mit Syrmien bemerkbar macht, so war das auf der großen Verkehrsstraße nach Konstantinopel und Saloniki auch früher der Fall. Die Türken haben auch nicht umsonst Heereszüge bis Wien unternommen und einen großen Teil von Ungarn und ganz Slawonien mit Teilen Kroatiens durch längere Zeit beherrscht; sie eigneten sich verschiedene Errungenschaften der europäischen Kultur an und verbreiteten sie weiter auf den Balkan. Die Häuser „türkischen Zuschnitts“ sind eines der Beispiele dafür. Übrigens haben wir auch Beweise, daß die Heereszüge der österreichischen Armee im XVII. Jahrhundert und die österreichische Herrschaft in Serbien 1718 1739 nicht spurlos vorübergegangen sind; bereits 1717 wurden deutsche Kolonisten um Belgrad herum angesiedelt und 1721 wurde die Anlegung von Straßendörfern direkt anbefohlen, ') Srp. Etn. Zborn., V, 130 -131. 2) Cvijič, o. c. CX. 3) Srp. Etn. Zboru., V, 935. 4) 1b. 932-933. 5) Karič, Srbija, 635. 6) Daß fast ganz Ungarn das oberdeutsche Haus besitzt, hat das ethnographische Dorf der ungarischen Millenniumsausstellung gezeigt (vgl. Blinker, „Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien“, XXVII, S. 87). Der ungarische Ethnograph f Dr. Johann Janko hatte auch diese Auffassung (vom Szekler-Haus abgesehen) und verteidigte sie gegen O. Herrn ans Theorie von zwei Entwicklungsgängen eines eigenen magyarischen Hauses (Mitteilung J. R. Blinkers). allerdings nach einer überlieferten Anekdote anfangs ohne besonderen Erfolg.1) Es ist aber nicht zufällig, daß die Wörter šor (Gasse), šoriti, ušoriti (regulieren) aus dem magyarischen sor stammen.2) Ebenso sind für das Jasenicatal (am linken Ufer der Morava) Dörfer bezeugt,3) von denen keines unter 1000 Einwohner zählt. Weiter muß hervorgehoben werden, daß die Einwanderungen der Serben nach Ungarn seit dem XV. Jahrhundert einen Wechselverkehr zwischen der serbischen Bevölkerung dies- und jenseits der Donau und Save zur Folge hatten, und daß viele Flüchtlinge auch zurückgekehrt sind. So war 1813 die ganze Bevölkerung der Umgebung von Belgrad „jenseits (preko) geflohen, aber bald kehrten viele zurück, andere allerdings erst während des zweiten Aufstandes unter Miloš Obrenović, andere nie.4) Diese große Flucht bildete eine Epoche im Hausbau. Beachtenswert ist auch die Tatsache, daß der eigentümliche Akzent des Moravatales weit bis in den Banat reicht.5) Übrigens haben wir für Serbien außerordentlich lehrreiche Nachrichten, daß das oberdeutsche Haus beider Typen daselbst verhältnismäßig sehr jung ist. Der vortreffliche und wissenschaftlich gebildete Kenner seines Landes, Karič,6) schildert die Bauernhäuser aus der Türkenzeit als äußerst primitiv in bezug auf das Material und die Ausführung. Selbst geflochtene Häuser waren selten, von gemauerten war keine Rede. Die Armut der Bevölkerung und Furcht vor Auflagen waren jedem Streben nach einer besseren Lebensweise hinderlich. Vor der Befreiung und noch lange nachher (also in den ersten Dezennien des XIX. Jahrhunderts) gab es nur primitive Holzbauten ohne irgend eine Abteilung: die ganze kuća war ein Raum. Zimmer (älter ist das türkische Lehnwort odaja,7) jünger das magyarische soba) gab es nur in Städten, auf dem Lande in den Konaks der türkischen Grundherren. Mit der Befreiung vollzieht sich ein großer Umschwung und in kurzen Zwischenräumen wurden alle möglichen Errungenschaften des modernen Hausbaues in Serbien eingeführt. Dabei haben merkwürdigerweise sogar mazedonische Meister, die sich in Ostserbien desselben Ansehens erfreuen wie in Westserbien die bosnischen, die Rolle der Vermittler gespielt. Jireček8) berichtet, daß die Mazedonier die Ansiedlungen der „Schwaben“ (nach der südslawischen Terminologie sind darunter nicht bloß diese zu verstehen!) im Banat und deren Nachahmungen in Belgrad sahen und nach diesem Muster ihre Kunstfertigkeit vervollkommneten, namentlich durch den häufigeren Gebrauch gebrannter Ziegel und durch bessere Fenster und Türen. Die Einzeldarstellungen Cvijić’ und seiner Schüler bestätigen diese Angaben. In einigen Monographien finden wir geradezu eine vollständige Geschichte des Hauses des betreffenden Gebietes während der letzten 150 -200 Jahre. So lagen in Dragačevo9) (in den südwestlichen Gebirgszügen) in der Türkenzeit die Häuser in dichten Wäldern und an abgelegenen Orten. Erst am Ende des XVIII. Jahrhunderts, als die Grundherren an Macht gewannen, zwangen sie ihre Bauern, sich an offenen Stellen an- ') Srp. Etn. Zborn., V, 944, 949—950. -) Miklosich, Etymol. Wörterbuch, 341. 3) Karič, Srbija, 800. 4) Srp. Etn. Zborn., V, 951. 5) Karič, Srbija, 801. 6) Srbija, 134-135. 7) Türkisch oda, Zimmer, Wohnung, Haus, Kameradschaft beisammen liegender Soldaten. Miklosich, Die türkischen Elemente, Denkschriften, Bd. XXXV, S. 136. 8) Cesty po Bulharsku, 30. 9) Srp. Etn. Zborn., IV, 64—65. zusiedeln, meist in der Nähe ihres čardak oder konak, deren es vor dem ersten Aufstande in jedem Dorfe gab. Bekannt war nur eine einzellige kuća aus doppeltem Flechtwerk mit einer Zwischenlage von Farrenkraut und Stroh, mit Vieh- und gewöhnlichem Kot beworfen. Das Dach bestand aus schlechtem Heu, Farrenkraut, sehr selten aus Schindeln. Das war eine sibara.1) Auch Holzhäuser gab es nur mit einer Zelle.2) Einen Umschwung brachten erst die Osaćanf (aus Bosnien) hervor, ln Lagjevci bei Ljubic (Kreis Rudnik) hörte R. Ilič3) von einem 90jährigen Manne, daß er sich der Zeit erinnert, als noch im ganzen Dorfe kein Haus eine soba hatte. Einzellige Häuser wurden nach Ilič hauptsächlich deshalb gebaut, weil die Bauern häufig übersiedelten, freiwillig und gezwungen. Außerdem wurden in jenen stürmischen Zeiten ganze Dörfer und Gegenden häufig niedergebrannt und geplündert. Das bäuerliche Leben selbst war auch einfacher und weniger entwickelt. Alles änderte sich nach der Befreiung. Aus dem Gebiete von Vranja4) bringt Nikolič eine Abbildung stumpfkegelförmiger Hütten (kuče na krivulje), in denen der Überlieferung zufolge auch Menschen mit Großvieh gelebt haben. Noch heute bauen arme Leute zweizeilige (kuča sehr groß, sobiče klein), mit Stroh gedeckte Häuser aus Flechtwerk auf vier Balken, so daß man Häuser auf Schlitten vor sich zu haben meint; man soll sie früher auch transportiert haben5). Daneben stehen mit Schiefertafeln und Hohlziegeln gedeckte Häuser auf einem Steinfundamente mit Mauern aus Stein, Rohziegeln oder Flechtwerk. Diese Häuser haben sich durch deutliche Angliederung an die ursprünglichen zwei Zellen weiter entwickelt. Häuser mit Schiefertafel- und Hohlziegeldächern begann man in spättürkischer Zeit und hauptsächlich seit der Befreiung zu bauen. In Buštrenje erzählt man, daß es vor 60 Jahren nur zwei mit Schiefer gedeckte Häuser gab, wo immer die Türken einkehrten; mit Ziegeln keines, weil die Türken solche Bauten nicht gestatteten. Im Dorfe Preobraženje hatte nur ein Bauer ein mit Hohlziegeln gedecktes Haus, weil ihm Hussein-Pascha einen solchen Bau bewilligte. Heute baut man schon stolze Häuser mit einem čardak und einer — zweiten Tür in die Stube von außen, damit die Besucher an den Arbeiten in der kuča keinen Anstand nehmen. Ein interessantes Beispiel für eine selbständige Entwicklung des importierten Hauses in kurzer Zeit! Besondere Nebenhäuschen für Gäste sind vor 4 5 Jahren in die Gegend gekommen. Aus dem Levačgebiete bringt Bušetič Abbildungen früherer kegelförmiger Wohnhütten in doppelter Gestalt.6) Fast gleichzeitig tauchten brvnare (= Balkenhäuser) und slamare (= Strohhäuser) auf; brvnare stellen einen Riegelbau mit glatten Balken (platine7), slamare einen Fachwerkbau mit einem Überwurfe aus Ton und Spreu. Gedeckt sind alle mit Heu oder Stroh, die brvnare, die sich in den Bergen länger halten, auch mit Schindeln. Alle bisher genannten Wohnstätten kennen keine Stube, keinen Ofen. Nur die neuere slamara hat auch eine Stube und einen „Ofen aus Erde, 1 m hoch, breit und lang 5 dm“, also „kistenförmig“ (sandučara aus sanduk, türkisch sandek). Diese neuere slamara bekommt dann ein Hohlziegeldach. ') Als Grundwort liegt nahe s i b a, der rote Hartriegel, cornus sanguinea (I veković-Broz, Rječnik hrv. jez.), das von Daničić (Korijeni 313) und Miklosich (Ewb. 330) aus sviba abgeleitet wird. Man hätte also an Häuser zu denken, die ursprünglich oder meist aus Hartriegelholz geflochten waren. 2) Vgl. auch S. 60. 3) Ib. V, 21. 4) Ib. V, 129 ff. 5) Das geschieht noch heute in Gacko in der Herzegowina. 6) Ib. 467. Dazu eine Hirtenhütte auf S. 474. 7) V. Karadžič, Rječnik, übersetzt: ein Scheit Holz, eine Daube. Die brvnara blieb nur unter der Bezeichnung ižina im Hofe zurück und dient zum Aufbewahren, aber auch zum Wohnen, wenn ein Mitglied der Zadruga (Hauskommunion) heiratet. Derartige im Hofe zurückbleibende ältere Häuser werden in Serbien öfters erwähnt.1) Dann folgen pletare (geflochtene Häuser) mit einem gemauerten „Kamin“ (Rauchfang); manche haben einen doksat (Altane), andere vajat (=trem, also Laube). Endlich kommen Häuser mit dolma (türkisch), die Füllung mit der čatma entfällt, Back- und Rohziegel ersetzen sie. Hier gibt es in den Stuben bereits Eisenöfen. Die beiden zuletzt erwähnten Haustypen sind jetzt gewöhnlich; in kleiner Zahl und in jüngster Zeit erscheinen auch aus Stein oder Back- oder Rohziegeln gemauerte Häuser. Um Belgrad2) erzählt man noch überall von Hütten, die brirdelj3) (s. u. Bulgarien, S. 328) genannt werden; die Namen busare (gedeckt mit bus, Rasenhaufen) und lubnjače (mit lub, Lindenbast) besagen wenig, denn wir haben es offenbar mit unterirdischen Wohnungen zu tun, wie solche der englische Reisende Brown im Jahre 1699 noch zwischen Esseg und Mitroviča sah.4) Mit Schindeln gedeckte Dörfer begann man vor 80 90, mit Hohlziegeln vor 50- 60 Jahren zu bauen. Im Gebiete derMlava5) gab es vor 150—200 Jahren eine kuća aus Lindenbast und Eichenstrauchholz (dubovo drveče) oder aus Ruten, gedeckt mit Lindenbast. Diese Hütten (kolibe) genügten den Bedürfnissen. Dann wurden um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts die Ruten mit „Balken“ (dorunge6), Lindenbast mit Heu ersetzt. Solche dorungare waren 5 6 m lang, 3—Am breit. Die Tür war die einzige Öffnung. In dieser kuća schliefen die Leute um das Feuer, in den Ecken das Vieh. Dieser Zustand dauerte fast bis zum Aufstande. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts blieb die Lage dieselbe, nur gab es zwei Eingänge (angeblich, um vor den Türken fliehen zu können). Das Feuer wurde nie ausgelöscht, von Rauchfängen war keine Spur. Einen weiteren Fortschritt bedeutet das Bretterdach, es erscheinen auch schon Rauchfänge; das Haus hat bereits zwei Abteilungen, aber das Material bleibt dasselbe. Seit dem Auftreten der soba in den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts findet man auch eine Fensteröffnung mit einem Fensterladen, der später durch Häute, um die dreißiger Jahre durch Papier ersetzt wird. In den vierziger Jahren gab es schon mehr Bevölkerung, aber weniger Wald, als Baumaterial tauchten daher Holzprügel (klipci, sing, klipak) auf, welche die Serben „von jenseits“ (der Donau) brachten. Diese und die Schindeln für das Dach waren das übliche Baumaterial, als neue Meister die klipci durch kolen ike7) und dolme8) ersetzten; auch Kotbewurf taucht um die ') Vgl. auch die Abbildungen in Cvijič’ Atlas II, Tafel XXXII unten, XXXVI oben. 2) Ib. V, 930 -931. 3) Aus dem rumänischen bordeiü, Erdhütte. Saineanu Dictionar romäno-german, s. v. Das Wort fehlt in der romanischen Sippe (afrz. borde, Bretterbude, Hütte, ital. bordello, span, burdel, portg. bordel), die aus dem ags. bord (got. baürd), Brett, abgleitet wird, bei G. Körting, Lateinisch-romanisches Wörterbuch, 159; burdćj ist auch zu den ruthenischen Huzulen vorgedrungen, bezeichnet aber eine oberirdische hölzerne Hütte. Materiaux pour l’ethnologie ukrai'no-ruthene, IV. Bd., S. 111, 112. 4) K. Jireček, Das Fürstentum Bulgarien, 157. 5) Srp. Etn. Zboru., V, 271-272. 6) Aus dem magyarischen dorong, Knüttel, Prügel, Fäustling (M. Ballagi, Ungarisch-deutsches, Wörterbuch), das wieder auf das asl. drqga,, Stange, zurückgeht. Danach ist die von Lj. Jovanovič gegebene Deutung dorunge—brvna (Balken) wohl nicht genau. V. Karadžić, der im Rječnik nur dürünga belegt, gibt in der Tat die Bedeutung bätina, der Stock, fustis an. Beiderseits zugespitzte Hölzchen wie Spindeln. V. Karadžič, Rječnik, s. v. 8) V. Karadžič gibt nur die Bedeutung „Füllsel“ an. Mitte des vorigen Jahrhunderts auf. Trotz aller Fortschritte trug die dorungara den Sieg davon, weil man durch sie mit der geringsten Mühe zu einem Hause kam. Während der ersten Befreiungskriege nimmt man Ruten als Material für pletare (geflochtene Häuser), welche immer mit zwei Abteilungen gebaut, mit Kot beworfen, mit Hohlziegeln gedeckt werden. Erst um die Mitte der achtziger Jahre erblickt man auch geweißte Häuser und die Hohlziegel werden immer mehr üblich. Häute in den Fenstern gehen ganz verloren und werden durch Glas und Papier ersetzt. Vor 10 bis 15 Jahren erscheinen auch Häuser mit drei Zimmern, Roh- und Backziegel kommen in Gebrauch, die Fenster werden größer, die Kamine von der Decke gemauert, dafür wird aber eine Tür der kuća fallen gelassen. Ich muß natürlich die Verantwortung für alle Details den Berichterstattern überlassen, die sie aus der mündlichen Tradition schöpften. Für die unmittelbar voranstehenden Angaben hatte Lj. Jovanovič Gewährsmänner im Alter von 115 (einen), 100 (zwei), 97, 96, 95, 90 usw. Jahren.1) Die Gründe des Rückstandes im Hausbau von Novi-Pazar wurden bereits erwähnt. Vom bosnischen Stari Vlah um Višegrad berichtet Trifković:2) Die heutigen Häuser in den Dörfern sind alle nach dem Jahre 1878 gebaut worden, da sie während des Aufstandes niedergebrannt wurden. Man erinnert sich wenig, wie sie früher aussahen, noch weniger, wie vor Karagjorgjes Aufstand, als sie ebenfalls niedergebrannt wurden. Stuben gab es bis dahin nicht. Man erzählt, daß die erste soba Joviča Bakić aus Budimlije gebaut habe. Als der Aga, Alajbeg Grivinac, davon hörte, rief er ihn zu sich und ließ ihm 50 Stockschläge verabreichen. Dieses Opfer des Kulturfortschrittes beleuchtet in greller Weise die Geschichte des Bauernhauses bei den Serben! Auch von den Vasojevići in Montenegro wird berichtet,3) daß bis zum letzten Kriege, 1877, die Häuser sehr niedrig waren und sehr kleine Fenster hatten, welche mit dickem Papier bespannt waren. Seit jenem Kriege werden die Häuser ziemlich geräumig und hoch, mit großen Fenstern gebaut, meist wird in den Fenstern Glas eingesetzt. Die Betrachtung des Hauses im Königreiche Serbien hat gezeigt, daß dasselbe im Norden, in der östlichen Hälfte und im Süden meist an die angrenzenden Gebiete von Südungarn und Slawonien erinnert; insofern behielt Meringer beim Suchen des bosnischen Hauses Recht mit der Behauptung, daß Serbien „wenig neues“ versprach.4) Immerhin verließ er sich zu sehr auf den Bericht von Kanitz, der in so vielen Fällen versagt. Doch wie weit reicht das „oberdeutsche“ Küchen-Stubenhaus? Im Gebiete von Skoplje (Üskfib), wohin sich das Morava-Haus ausdehnt, kann es jedoch nicht alleinherrschend sein, wie mich die Abbildung eines förmlichen albanesischen Festungsbaues mit Schießscharten anstatt der Fenster in der „Skopska Črna Gora von Altserbien“ lehrt.5) Weiter kommt von Altserbien noch das Kosovogebiet in Betracht, wo die Serben (jetzt V4) vor den Albanesen (3/4) zurückweichen. Trotz einer Monographie6) kann ich mir jedoch vom Hause derselben keine genaue Vorstellung bilden: ') Srp. Etn. Zbornik, V, 249. 2) Ib. 618. 3) Ib. 531. 4) Stell, d. bosn. H., S. 22. 5) Cvijić’, Atlas II, Tafel XLI. Vgl. Srp. Etn. Zbornik, IV, S. CXX. °) B. Nušić, Kosovo (Knjige Matice Srpske br. 6, Neusatz 1902), S. 104—107. der Herdraum (als Herd dient noch eine Herdgrube!) ihrer primitiven Hütten erinnert durch seine Einrichtung stark an Montenegro, und in der soba, die nur zum Schlafen dient, befindet sich nichts außer einem Bette; danach hätten wir es allerdings mit „einfeuerigen“ Häusern zu tun, wie bei den Albanesen, wenn der Verfasser den Ofen nicht übersehen hat, wie z. B. sogar Erdeljanović in Dragačevo-1) Ganz Albanien hat schon Meringer2) richtig das „romanische Kaminhaus“ zugewiesen.3) In Mazedonien4) gibt es dem Bau und dem Material nach verschiedenartige, ein- und zweistöckige, entschieden einfeuerige Häuser, die den entsprechenden in Montenegro und Dalmatien gar nicht ähnlich sind. Selten sind einzellige Häuser, mit dem Herde in der Mitte, in denen mit den Menschen auch das Vieh überwintert. Viel häufiger sind zweizeilige Häuser: durch eine pondila, manchmal auch obor (slawisch = Einzäunung) genannt, wo das Vieh gehalten wird, gelangt man in die kuća,5) wo das Feuer auf einem großen Herde in der Mitte brennt. In zweistückigen Häusern, die namentlich im südlichen Mazedonien häufig sind, ist unten die pondila mit Abteilungen für das Vieh und für Aufbewahrungsräume, oben ist die polatna,6) umgeben von Zimmern, in denen Kamine oder Glutpfannen (mangal) verkommen; anderswo gibt es aber an Stelle der polatna eine kuća mit einem Zimmer, in Haus-kommunionen und in reichen Häusern auch mit zwei oder mehreren.7) An den Grenzen Bulgariens scheint das oberdeutsche Haus nach den vorliegenden Berichten plötzlich Halt zu machen, was bezüglich der westlichen Gebiete immerhin überrascht. Aus K. Jirečeks8) dankenswerter und durch historische Nachrichten hervorragender Schilderung des bulgarischen Bauernhauses geht hervor, daß die unterirdischen Häuser (burdej) gerade im Westen in den waldarmen Niederungen des Donaugeländes mit den uns beschäftigenden Häusern in keiner Weise zu vergleichen sind. Die Darstellung und die Pläne des primitivsten bordelb und burdelb9) und der höher entwickelten iža (hiža, vgl. u.) oder k-bšta uzem (Haus in der Erde) bei Marinov10) zeigen, daß diese Troglodytenhäuser, deren hohes Alter J ireček mit ') Srp. Etn. Zboru., IV, 59. 2) Stell, d. bosn. H., S. 22. 3) Vgl. Cvijić, o. c. CXIX CXX. Die Häuser sind in diesen Gegenden der größten Anarchie auf dem Balkan mehr Festungen. Rovinskij, o. c. S. 454. Der Herd heißt in den albanesischen Dörfern Montenegros woter, sonst alb. vatre; bei Serben und Kroaten bedeutet vatra Feuer. Auch innerhalb der slawischen Sprachen wechseln die beiden Bedeutungen dieses wahrscheinlich iranischen Wortes, das nach Miklosich (Etymol. Wörterb., 376) durch die Türken den Slawen vermittelt worden sein mag. Mir scheint die Entlehnung älter zu sein; die ursprüngliche Bedeutung ist jedenfalls Feuer (vgl. ai. atharT, Flamme); selbst bei Agram ist noch heute der Herd meist „auf der Erde“. Zbornik za nar. život 1, 121. Ebenso um Ogulin, ib. V, 183. 4) Vgl. Cvijić, o. c. CXXI -CXXIII. 5) Das Wort gehört zu den weitverbreitetsten „Serbismen“ in Mazedonien. 6) Asl. s. polata, bulg. polat, polati usw., aus griech. TtaXdxtov. Miklosich, Etymol Wörterb., 255. 7) In Mazedonien findet sich also das oberdeutsche Haus entschieden nicht; auch bezüglich Bulgariens geht Meringer (Indogerm. Forschungen, XVI, 192) jetzt zu weit. 8) Das Fürstentum Bulgarien, S. 156—159. 9) Diese Form bringt Marinov selbst im Zbornik za narodni umotvorenija, X, 2, S. 228. In solchen unterirdischen Löchern wohnen nur die ärmsten Leute, gewöhnlich Zigeuner. Der Etymologie (S. 326) wegen beachte man, daß burdäk in demselben Gebiete ein viereckiges, hölzernes, von allen Seiten geschlossenes Milchgefäß der Schafhirten bezeichnet. Ib. X, 2, 228, XIV, 2, 191. 10) Ib. XVIII, Abt. II, S. 9 15. Eine Abbildung ib. Bd. XI, 2. Blatt der Beilagen. Recht betont, sich auch von den primitivsten Herdhäusern gründlich unterscheiden, auch dadurch, daß sie im Innern durchaus nicht so entsetzlich und unrein sind, wie man meinen könnte.1) Aber auch die Häuser der Gebirgsdörfer sind keine Küchen-Stubenhäuser, wenn wir uns an die Worte eines so guten Beobachters und gewissenhaften Berichterstatters wie K. Jireček halten, denn er sagt:2) „Im Innern enthält das Haus gewöhnlich nur einen einzigen niedrigen Raum, mit Lehmboden und einer offenen Feuerstätte (ogmste).“ Schon mehr nähern wir uns Serbien, wenn wir in Marinovs3) Schilderung der ktšta näzem (oberirdisches Haus) in den Gebirgs-dörfern erfahren, daß es dort zwei getrennte Räume zum Schlafen und für die Herdstätte gibt; in den ärmsten Häusern findet man aber nur einen Raum, in welchem man um den Herd herum schläft und wo man auch kocht. Leider bringt Marinov gerade hier keine näheren Angaben. Immerhin haben wir hier ein deutliches Zeugnis für das uns auch aus Serbien bekannte Herdraumhaus, wahrscheinlich aber auch für das oberdeutsche Haus. In Duvernois’ Wörterbuch (Slovarb bolgarskago jazyka, II, 2212) ist nämlich unter soba zu lesen: „Von den zwei Hauptzimmern des bulgarischen Bauernhauses dasjenige, in welchem sich der Ofen zum Heizen befindet, zum Unterschiede von k-sšta, d. h. vom Raume (im Originale: komnata = Zimmer), in welchem sich der Herd befindet und das Essen bereitet wird; wenn es irgendwo auch mehr Zimmer gibt, so heißt soba nur dasjenige, in welchem sich der Ofen befindet.“ Diese Nachricht ist klar, doch aus welcher Gegend stammt sie? Wahrscheinlich ist das Verbreitungsgebiet des oberdeutschen Hauses in Bulgarien und bei den Bulgaren überhaupt sehr gering. Speziell südlich des Balkans kann man dasselbe kaum erwarten.4) Da die Kulturwellen des „oberdeutschen“ Küchen-Stubenhauses von den Alpen über Kroatien und Ungarn sogar bis nach Montenegro und Bulgarien schlagen, so müssen wir aus dieser bemerkenswerten und keineswegs geringfügigen Tatsache man bedenke nur die Wichtigkeit der menschlichen Wohnstätte für das ganze kulturelle Leben den Schluß ziehen, daß auch mitteleuropäische Einflüsse auf die Südslawen südlich der Save und Donau nicht gar so jungen Datums und nicht bloß auf das Aussehen mancher Städte mit mittelalterlichem Typus beschränkt sind.5) Das Bauernhaus in Serbien ist allerdings verhältnismäßig jung, doch die Türken haben bald die Vorteile des Ofens und der Stube in Mitteleuropa kennen gelernt und sich dieselben in den nordwestlichen Balkangebieten zu nutze gemacht. Zuerst muß der Stubenofen allerdings nach Bosnien vorgedrungen sein, doch wann? Die weite Verbreitung und die in mancher Hinsicht eigenartige Entwicklung des speziell ') Es würde sich empfehlen, Marinovs in mancher Hinsicht interessanten Artikel (vgl. die abergläubischen Gebräuche bei der Wahl des Baugrundes und während des Baues, das häusliche Leben usw.) und Abbildungen mindestens im Auszuge der gelehrten Welt zugänglich zu machen. Eine Beschreibung eines solchen Troglodytendorfes gab schon Toula, ,Mitteilungen der Wiener geographischen Gesellschaft“, 1882, 104. 2) Das Fürstentum Bulgarien, S. 158. 3) O. c. 19. 4) Man beachte die Nachricht, daß in Sophia vor Jahrzehnten die Häuser ausschließlich Italiener bauten. Die bulgarischen Meister holten sich ihre Muster aus Konstantinopel oder Rumänien. Den von K. Jireček behaupteten Einfluß der Albanesen im Hausbau lehnt D. Usta-Genčov ab. Periodičesko Spisanie, Bd. LIV, S. 820 - 821. 5) Vgl. Cvijič, o. c. XXXIV XXXV, XCVIII. Mitteilungen d. Anthrop. Oesellsch. in Wien, Bd. XXXV, 1905. 23 bosnischen Hauses spricht für ein höheres Alter. Doch diese Frage muß weiterer Forschung Vorbehalten bleiben, die auch andere Gebiete heranzuziehen haben wird. Wenn wir eine so gute Analyse verschiedener Kulturerscheinungen wie die des Gesetzbuches des Čaren Dušan von K. Jireček1) besitzen werden, so dürften wohl noch andere Tatsachen zum Vorscheine kommen. Ich bemerke nur, daß in neuester Zeit infolge des Aufschwunges der byzantinistischen Studien der Einfluß Byzanz’ speziell auf die Erzeugnisse des serbischen Volksgeistes überschätzt wird; die Serben gehörten nie ausschließlich dem byzantinischen Kulturkreise an, wie die Kroaten nicht dem ausschließlich römischen: darum sind beide Völker trotz der verschiedenen Wege, die ihre staatliche, religiöse und kulturelle Entwicklung nahm, eine ethnische Einheit (die sprachliche kommt hier nicht in Betracht) geblieben. (Fortsetzung folgt.) ') Archiv f. slaw. Philologie, XXII, 144 ff. Zur Geschichte des volkstümlichen Hauses bei den Südslawen. Von Dr. M. Murko (Graz). (Mit 8 Abbildungen im Texte.) III. Das Haus der Slowenen. Bei der Verteidigung seines Begriffes „oberdeutsches Haus“ gedachte Meringer1) auch „gewisser südslawischer Typen“, wo der Herd der Küche verkümmert, indem man lernt, in dem Ofen der Stube von der Küche aus zu kochen. Zuerst muß der Terminus „südslawisch“ sehr stark eingeschränkt werden. Ich weiß nicht, ob das Kochen im Stubenofen von Steiermark nach dem westkroatischen Zagorien hinübergreift; im Savegebiete bei Agram ist es entschieden nicht mehr der Fall.2) Die Nachricht ist also nur bezüglich der Slowenen unbedingt richtig. Für Krain verweise ich auf die Schilderung Frankes,3) die aber in folgendem eine Korrektur erfahren soll. Im untersteirischen Flach- und Hügellande herrscht ausschließlich dieser Gebrauch. Als ich Meringers Schriften zum ersten Male las und an die Zwischenglieder zwischen den deutschen Alpenländern und Bosnien denken mußte, klang es mir geradezu wie ein Märchen, daß auch die Slowenen die alpine Kücheneinrichtung, wonach nur auf dem offenen Herde gekocht wird, gehabt haben oder noch haben sollten. Besonders fiel mir dabei der über dem Herdfeuer hängende Kessel auf. In Wirklichkeit lebt jedoch diese alpine Kultur auch noch in den slowenischen Alpengebieten vom Bacherngebirge (am rechten Drauufer in Steiermark) bis zu den Julischen Alpen fort, wenn auch ausschließlich nur noch an den östlichen4) Abhängen des Triglav, wo sie im Wocheinertale, allerdings auch tief unten, studiert werden kann, so daß mir das bisherige vollständige Übersehen derselben auffällig erscheint. Das Studium des Hauses der Slowenen bietet daher viel Interesse und verdient eine größere Pflege, namentlich von Seite der Einheimischen. Da ich im Laufe der nächsten Jahre wohl kaum zu einer größeren Arbeit auf diesem Gebiete5) kommen ') Stell, d. bosti. H., S. 18-20. 2) Vgl. Zbornik za nar. život, I, S. 121, III, S. 110. 3) „Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild“, Kärnten und Krain, S. 396—402. 4) Wahrscheinlich auch an den westlichen. 5) Ich dachte ursprünglich überhaupt nur an eine größere Rezension der Meringer’schen Arbeiten über das bosnische Haus, weshalb ich bei meinen Reisen nicht an entsprechende Abbildungen (meine Skizzen genügen mir jetzt nicht) dachte und mir auch nicht die nötigen technischen Kenntnisse vorher aneignete. werde, so teile ich hier die Hauptresultate meiner Studien mit, bei denen allerdings kein für unsere Zwecke wesentlicher Zug fehlen wird.1) Vor allem müssen wir wie bei den Kroaten und Serben auch bei den Slowenen einen vollständigen Dualismus in der Hauskultur konstatieren. Im südlichen Teile von Görz,2) am Karste und im übrigen Küstenlande findet man das romanische bzw. italienische Kaminhaus. Fälschlich schreibt Charuzin3) auch Innerkrain dem „italienisch-dalmatinischen oder adriatischen Typus“ zu, indem er das Vordringen des Steinbaues und des Ziegel- oder Steinplattendaches als dafür charakteristisch ansieht. Die Verwendung des Holzes4) geht auch in allen übrigen slowenischen Gebieten, sogar in den waldreichen, bedeutend zurück. Dagegen ist es wesentlich, daß auch Innerkrain den Stubenofen, der überhaupt im Vordringen ist, besitzt; allerdings ziehen es die Leute noch vor, im Winter um das Feuer des niedrigen Herdes herum zu hocken, „von der einen Seite zu frieren, von der anderen sich anbrennen zu lassen, statt im Stubenofen zu heizen; es existiert schon hier die den südlichen Ländern eigene Abneigung gegen künstlich erwärmte Stubenluft“.5) Eine interessante Parallele zu Montenegro! Bei der überwiegenden Mehrheit der Slowenen ist also das oberdeutsche Küchenstubenhaus vorhanden. Auf diesen zweizeiligen Typus gehen deutlich alle Wohnhäuser zurück, mögen sie nun eine Weiterentwicklung in horizontaler oder vertikaler (namentlich in Oberkrain)6) Richtung, durch Angliederung einer Stubenkammer oder von Zimmern und Kammern auf der Gegenseite der Stube, endlich durch Kombinationen dieser Möglichkeiten aufweisen. Dabei ist der Herdraum (veža in Krain, Görz, teil- . weise in Kärnten; lopa, lojpa, loupa [aus dem deutschen Laube] in dem Süd-östlichen Teile von Steiermark, im ganzen Sanntale und im westlichen Bachern-gebiete, teilweise auch in Kärnten)7) gewöhnlich noch nicht zu einer Küche (kuhinja, kuhinja am Bachern) ausgebildet. Küche und „Vorhaus“ oder „Flur“, wie veža übersetzt wird, sind im Volksbewußtsein ein Raum, obwohl beide Teile selbst in ärmlichen Häusern gewöhnlich differenziert erscheinen. Beim Eintritte bemerkt man, daß ungefähr zwei Drittel der Flur und ein Drittel die Küche einnimmt. Der Küchenteil ') Aus eigener Anschauung kenne ich den größten Teil von Untersteiermark und’ Oberkrain, speziell einen Teil des Bacherngebirges, die Sanntaler Alpen, den Südabhang der Karawanken und den Ostabhang der Julischen Alpen. Viele wertvolle Aufklärungen verdanke ich mündlichen und schriftlichen Mitteilungen der Kenner aller slowenischen Gebiete. Besonderen Dank schulde ich den Herren: Prof. Franz Hauptmann und stud. med. Fr. Jul. Hauptmann in Graz (über Heiligen Kreuz ober Marburg), Oberlehrer Korošec in Kropa (für dio Führung in Koprivnik in der Wochein), Dr. J. Šlebinger in Laibach (St. Anna am Kriechenberge in den Windischen Büheln), Oberlehrer S. Viher in Saldenhofen und meinen Hörern Dr. J. Arnejc (Rosental in Kärnten) und Fr. Kotnik (Jauntal). 2) Das Grenzgebiet bildet ungefähr Tolmein (Tolmin), wo beide Typen gemischt Vorkommen: der italienische als städtisch, der oberdeutsche im Gebirge (Mitteilung meines Kollegen Dr. K. Št rekel j). 3) Krestbjanini. Avstrijsko] Krajny, S. 17. 4) Balkenbau kommt vereinzelt vor, Regel ist ein „durch Pfosten gefestetes Dielenhaus, welches innen und außen Mauerbewurf hat, verputzt und getüncht ist“. Franke, „Österr.-Ungar. Monarchie“, Kärnten und Krain, S. 402. 5) J. Franke, „Österr.-Ungar. Monarchie“, Kärnten und Krain, S. 401. 6) Man benützt hier und auch sonst bei den Slowenen gern Anhöhen als Bauplatz, um ein Erdgeschoß für Keller, Aufbewahrungskammern und Stallungen zu gewinnen. (Vgl. Bosnien, Montenegro, Serbien.) Es ist bezeichnend, daß der rückwärtige (dieser wichtige Umstand wird bei Pleteršnik, Slovensko-nemški slovar s. v., nicht erwähnt) Hofplatz gorica (Berglein) auch dort noch genannt wird, wo die Umgebung des Hauses ganz eben ist. ’) Sonst bedeutet das Wort eine wirkliche Laube (vor Häusern oder anderen Gebäuden), Vorhalle (bei alten Kirchen). S. Pleteršnik, Slovar s. v. ist nicht bloß durch den Herd und sein Zugehör, sondern auch durch ein Gewölbe (velb, dial. in Oberkrain velf)1) und durch einen tieferen Boden aus Lehm, Stein oder Ziegel charakterisiert, während der Flurteil manchmal oben noch ganz offen ist oder eine Holzdecke (strop, di le [dieses aus dem Deutschen entlehnte Wort bedeutet allerdings auch den ganzen Dachboden]) trägt, die häufig noch deutlich ihre spätere Herkunft (oft aus jüngster Zeit) verrät, mag sie noch so sehr verrußt sein, da der Rauchfang (raufank, rajfank, raufnik, rajfnik, rajfnk, rajfnjak, rajfnjek, rofenk — dimnik)2) auch erst eine Errungenschaft neuerer Zeit, häufig nur ein Resultat baupolizeilicher Vorschriften 3) ist. Von einer „kuhnja“ spricht man in Oberkrain ausdrücklich nur dann, wenn der betreffende Teil der ursprünglich die ganze Breite des Hauses einnehmenden „veža“ durch eine Wand (pregrajena, zagrajena, prezidana, če bi bila vrata) oder zum mindesten durch einen Schwibbogen (šipovnik,4) wofür ich in Oberkrain auch sipovec [volksetymologisch angelehnt an šipek, sipko vec] und šipok — beides aus dem Deutschen — hörte) abgetrennt ist. In neuerer Zeit wird überall die Küche immer häufiger, wobei die erwähnte Abtrennung fast Regel ist. Das Festhalten an dieser Einteilung wird hauptsächlich dadurch bedingt, daß die Einheiz in den Stubenofen sich an oder neben dem Herde befindet; selten wird die Küche in einer geringeren Breite als der Flur hinausgebaut, so daß sie meist der Stubenkammer gleichsteht und manchmal als Zubau leicht zu erkennen ist;5) sehr selten wird sie auf die eine oder die andere Seite des Flures, der gewöhnlich einen Bretterfußboden aufweist, verlegt. Letzteres scheint in Kärnten üblich zu sein (wenigstens im Rosentale und in den größeren Bauernhöfen von Seeland). In Steiermark zwischen der Mur und Drau, wo immer eine besondere Küche vorkommt, wird dagegen an der ursprünglichen Einheit festgehalten, nur heißt hier der Flur priklet~Raum neben dem Keller (klet). Der Herd6) (aus Ton, Ziegel oder Stein, Holzumrahmung sah ich in der Wochein öfters) befindet sich nur in Innerkrain in der Mitte der veža,7) bei den Weißkrainern ') Ich habe in Oberkrain und im Sanntale auch eine hölzerne Decke über der Küche gesehen, aber diese Ausnahme ist selten. In Unterkrain südlich des Gorjanzgebirges ist sogar über dem Herde „das Vorhaus“ nur „mit aufgeworfenem Flechtwerke“ gedeckt, sonst zum Dachstuhle offen („Österr.-Ungar. Monarchie in Wort und Bild“, Kärnten und Krain, S. 402). Dabei vom Einflüsse des benachbarten Kroatien zu sprechen, wie es J. Franke tut, geht nicht an; wir haben es nur mit einem älteren Zustande zu tun, der sich in diesem slowenisch-kroatischen Grenzgebiete erhalten hat. 2) Das slowenische dimnik bedeutete in der Wochein (übrigens in der Form dimnjek aus dimnjak) ursprünglich einen auf den Dachboden führenden Rauchhut in der Form einer abgestumpften viereckigen Pyramide über einer bei der Ofenecke stehenden leva, auf welcher Holzspäne zur Beleuchtung brannten. In Unterseeland in Kärnten notierte ich mir „dimnjek“ für „leva“. Im Kankertale bedeutet dimnik das Küchengewölbe. 3) Ein Hausforscher wird auch deshalb mit Mißtrauen betrachtet. Als ich einmal in einem Dorfe der nächsten Umgebung von Veldes mit den das Mittagsessen kochenden (es empfiehlt sich immer, die Kochzeit zu wählen, weil sich da Fragen und Antworten von selbst ergeben) Töchtern lustig plauderte, stürzte der Hausbesitzer entsetzt mit den Worten herein: „Der Rauchfang ist dort!“ Noch mehr wird man in unseren Tagen als Steuerbeamter gefürchtet. 4) Vgl. Pleteršnik, Slovar s. v. 5) Vgl. A. Charuzin, Krestbjanint Avstrijsko) Krajny, Fig. 15, 17, 18, Žilišče Slovinca, Plan 16, 18, 19, 20, 21, 25, 28, 29. 6) Slowenisch heißt der Herd gewöhnlich ognjišče (in Oberkrain hört man häufig goniše) = Feuerstätte. Am westlichen Bachern hörte ich zid (Mauer); ich habe ein Zeugnis dafür auch aus dem Jauntale in Kärnten; Pleteršnik (Slovar) verzeichnet pozid aus dem Resiatale (Italien) und wohl auch vom Bachern, da Caf sein Material hauptsächlich dort gesammelt hat; das Wort ist auch im Gailtale üblich (s. u. Bünker). 7) Ein Informator sagte mir: In der Mitte der veža befindet sich die Küche (kuhnja). (Beli Kranjci) in der Mitte oder bereits an der Wand, sonst aber überall und manchmal auch schon bei den WeiBkrainern an einer Wand oder in einer Ecke, und zwar regelmäßig im Zusammenhänge mit dem Stuben- oder Stubenkammerofen oder auch mit beiden zugleich, die also gewöhnlich vom Herde aus geheizt werden;1) nur selten ist die Einheiz vom Herde entfernt. Sogar in den oberkrainischen Senner- und Holzer-hütten steht der Herd nicht immer frei und noch weniger ist seine Stellung gerade in der Mitte Regel.2) Der eigentliche Herd ist gewöhnlich viel breiter als der zur Einheiz gehörige Teil, was für jene Gegenden selbstverständlich ist, wo darauf noch wenigstens im Sommer gekocht wird, wie es in den höheren Alpengebieten fast Regel ist. Selbst bezüglich der Flachgegenden Oberkrains berichtet Franke3) falsch, daß „im großen grünen Ofen das ganze Jahr gekocht und Brot gebacken wird“. Richtig ist vielmehr, daß im Stubenofen allerdings das ganze Jahr Brot gebacken, gekocht aber nur im Winter (gewöhnlich nach Allerheiligen) wird; das ist auch im oberen Sanntale und im Jauntale in Kärnten (bei Gutenstein) der Fall; bei den Weißkrainern kochen die reicheren Leute auf dem Herde, die anderen im Ofen, im Winter wird allerdings im Ofen gekocht; nur für das Sanntaler Hochgebirge und für Oberseeland (Zgornje Jezero) in Kärnten, welche Gegend kulturell und dialektisch4) zu Krain gehört, wurde mir ausdrücklich berichtet, daß am Herde immer gekocht, Brot aber auch hier in dem meistens der Erwärmung dienenden Stubenofen gebacken wird. Die Verkümmerung des Herdes, von der Me ringer Notiz genommen hat, vollzieht sich daher stufenweise. Daß man selbst in waldreichen Gegenden das ursprüngliche Herdfeuer für die Erwärmung des Stubenofens im Winter auszunützen sucht, ist leicht begreiflich. Rücksichten auf Feuersgefahr, auf geringeren Holzverbrauch und schnelleres Sieden geben die Hausfrauen selbst als Gründe an, warum sie das Feuer auch sonst in den Ofen verlegen, manchmal noch ganz in die Nähe des Ofenmundes. Die Töpfe werden mit einer Ofengabel (burki ja [aus furcula], auch als Plurale: burki je, burkljice, im Sanntale vile = Heugabel) zum Feuer gestellt, die schweren mittels einer Walze (valek, valeč, valič, valček,5) valer Okr.) hineingeschoben. Eine teilweise Rückeroberung macht der Herd durch Einbürgerung des Sparherdes aus ähnlichen Gründen. ') Instruktiv sind die Pläne in Charuzins Žilišče Slovinca: der Herd und die darauf befindliche Einheiz nehmen so viel Raum ein wie der Ofen auf den Plänen 9, 12, 13, 14, 15, 17; sind breiter als der Ofen auf den Plänen 19, 20, 22, 24, 30, 35; kleiner auf den Plänen 23, 28; der Herd mit der am Ende befindlichen Einheiz läuft längs der ganzen Küche auf den Plänen 25 I, 26, 27, (nur wird das eine Ende vom Viehfutterkessel eingenommen), nach der ganzen Breite 29 1; für eine alleinstehende Einheiz in den Stubenofen vgl. die Pläne 16 und 18. 2) Vgl. bei Charuzin, Žilišče Slovinca, die Pläne 1-4. 3) „Die österr.-ungar. Monarchie", Kärnten und Krain, S. 401. 4) Die Gegend von Ober- und Unterseeland in Kärnten (Bezirk Eisenkappel) ist für Kulturforscher und Linguisten höchst interessant: die Leute sagen direkt, daß man „in Kärnten“ oder „bei den Kärntnern“ anders spricht; sie selbst nennen sich „Kranjci“ (Krainer) und sprechen „po kranjski“, „nur Steuern zahlen sie nach Eisenkappel“. Und doch gehörte dieser große Gebirgskessel nach den Aufklärungen des Herrn Landesarchivars Dr. v. Jaksch „wohl stets zu Kärnten“; zum mindesten verlaufen die Grenzen des Landgerichtes in Eisenkappel seit dem XVI. Jahrhundert genau so wie die heutigen Landesgrenzen im Westen, Süden und Osten. Die dialektische und kulturelle Verschiedenheit erklärt sich durch das große Verkehrshindernis, welches der Seeberg bildet, so daß sich der ganze Verkehr nach dem benachbarten Krainburg abwickelt. Von einer Beeinflussung dieses Separatismus durch das moderne Nationalitätengefühl, wie mir eingewendet wurde, kann hier keine Rede sein, denn dasselbe negiert jeden Provinzialismus, also auch das „Krainertum“, und hätte am allerwenigsten im Laufe einiger Jahrzehnte den Bewohnern einen ganz oberkrainischen Dialekt, der sich von dem im Jauntale in Kärnten wesentlich unterscheidet, aufdrängen können. 5) Zbornik Slov. Matice II, (1900), 47. Noch mehr scheint sich der Sparherd in Kroatien auszubreiten, wo er aber in die Stube verlegt und gewöhnlich nur im Winter benützt wird') (auch schon in der südöstlichen Steiermark). Die ganz verkümmerte Herdbank heißt in Steiermark zwischen Mur und Drau kümen, körnen (aus Kamin); auch am Ostabhange des Bachern-gebirges kommt ko men vor. In ähnlicher Bedeutung ist komin auch im kroatischen Küstenlande und in Trebarjevo an der Save (bei Agram) bekannt.2) Der über dem Herde hängende Kessel ist auch dort im Schwinden, wo noch offen gekocht wird. Immerhin ist in Oberkrain der Kessel noch allgemein im Wocheiner-tale. Die drehbare Kesselschwinge führt den schön gebildeten Namen vratflo3) (von vratiti, vrteti, drehen). Der die Kette (verige, ketina, ketna, dial. četna, ketovnik4), ketnäca in Soča (Görz) abschließende längere Haken heißt cigän (Zigeuner); manchmal wird dieser Name auch auf die ganze Vorrichtung zum Hängen des Kessels übertragen, namentlich wenn dieselbe auf dem Küchengewölbe, an einer Mauer oder auf einem Gestelle befestigt ist; in solchen Fällen hört man auch die Bezeichnung c-bh d. i. cug (aus dem deutschen Zug), was mich darauf führt, daß auch cigan, c’gän fremder Herkunft und eine volksetymologische Umbildung ist. Im Vratatale (Nordabhang des Triglav) hörte ich auch, der Kessel hängt „na muši“; muša, Eselin, m uš, Esel, stammen aus dem Italienischen (friaul. muš, it. dial. muso).5) Sonst ist der Kessel auch in Oberkrain im entschiedenen Rückgänge. In Mojstrana sagte man mir, manche Häuser haben ihn noch, andere nicht. Jedoch in der nächsten Nähe eines solchen Kulturortes wie Veldes, in Zasip und Kupljenik, findet man den Kessel noch im fakultativen Gebrauche, allerdings meist nur in wohlhabenderen Häusern, wo er noch am größten Feiertage, zu Ostern,6) beim Schweineschlachten, bei Hochzeiten und Gelagen in Gebrauch gesetzt wird. Selbst bei den Weißkrainern dient der auf einer Kette (lanec) hängende und auf dem Gewölbe oder einem Gestelle befestigte Kessel bei Hochzeiten und ähnlichen Anlässen, während er sonst zum Kochen des Schweinefutters und für die Wäsche verwendet wird, wofür anderswo ein besonderer Kessel am oder neben dem Herde eingemauert ist. In den Sanntaler Alpen und im Bacherngebiete (sicher kann ich es nur vom westlichen7) behaupten) kommt der Kessel noch sporadisch vor, war aber vor Jahrzehnten viel mehr verbreitet;8) öfters hörte ich aber direkt, daß an diesem Gebrauche aus Kärnten geheiratete Frauen festhielten. Wenigstens in dem an Steiermark angrenzenden Gebiete ist er noch heute öfters vorhanden, auf den Almen regelmäßig. In Oberseeland ') Vgl. Zbornik za nar. život III, 110, 115, 249 - 251, V; 182—183, 304. 2) Ib. V, 182; III, 250. Bei den Weißkrainern wird komin für zapeček (Ofenhöhle), wo sich Greise und Kinder wärmen, gebraucht. In Serbien heißt komin der moderne Rauchfang (Cvijić o. c. CX), ebenso in Bulgarien (dial. kuminka, Marinov, Zbornik za nar. umotv. XVIII/2, 12); im Gebiete des Kaminhauses ist jedoch die ursprüngliche Bedeutung bewahrt: oghišče je na komini (Vrbnik auf der Insel Veglia, Zbornik za nar. život V, 238—239); der Rauchfänger über diesem komin heißt bei den Kroaten und Slowenen napa (aus dem Romanischen: ital. triest. napa, friaul. näpe, Št rekel j, Denkschriften der Wiener Akademie, L, S. 41). 3) Diese Bedeutung ist bei Pleteršnik (Slovar) nicht verzeichnet. Miklosichs vratovilo (Etym. Wb., S. 384), Weberbaum, erscheint mir sehr verdächtig. 4) M. Štrekelj, Letopis Matice slovenske za 1. 1894, S. 18. 5) Pleteršnik, Slovar s. v., Štrekelj, Denkschriften L, S. 41. 6) Das Festhalten am Alten äußert sich in Veldes selbst auch darin, daß geweihtes Fleisch nicht mit Gabeln gegessen werden darf. Vgl. verschiedene ähnliche Weihnachtsgebräuche bei den Serben. 7) Eine Information lautete z. B.: na Pohorski planini od Mislinja naprej pri Sv. Lovrencu. 8) Eine Frau erzählte mir, daß sie vor 40 Jahren als Magd in Dobletina bei Nazarje in der Nähe von Praßberg noch im hängenden Kessel kochte. (Zgornje Jezero) fand ich in einem alten Bauernhöfe (Nr. 7), dessen großen Herd heute zwei Mietsparteien benützen, noch die Stelle, wo der Kessel hing, und endlich diesen selbst auf dem Dachboden. Mit dem offenen Herde gehen auch gewisse Geräte einher, vor allem das Feuerroß und der Dreifuß. Für Feuerroß hörte ich die Namen: koza (Ziege), kozel (Ziegenbock), konj (Pferd), kobila (Stute), maček (Kater), zajec (Hase), die also alle auf Animalisierung hindeuten und neue Beweise für die Richtigkeit der darauf gegründeten Etymologien bieten;1) dazu kommt noch das aus dem Deutschen ' stammende Wort feuerrünt (Feuerhund), das ich im oberen Sanntale von einem Schmied hörte. Der gewöhnliche Name ist koza, doch kann ich auch konj aus Görz, dem Sanntale und dem Bacherngebiete2) belegen. Andere Bezeichnungen sind: hlapec (Knecht), zglavnik (Kopfkissen)3), za glavnik und žezlovnik. Mit 3*' zglavnik bezeichnet man allerdings gewöhnlich einen Stein, der die Stelle des Feuerrosses vertritt und an Verbreitung zunehmen soll, „weil er nicht verbrennt“; an vielen Orten (Inner- und Unterkrain, speziell bei den Weißkrainern) werden die Holzscheite bloß auf einen Holzklotz oder ein größeres Scheit gelegt, wofür ebenfalls zglavnik4), auch zglavnjäk, gebraucht wird. Žezlovnik, welcher Name mir für Görz, speziell für Temnica bei Tolmin, nur für den eisernen Feuerbock bezeugt wurde, scheint dem Worte zglavnik nachgebildet zu sein und bietet einen Beweis, daß das Wort žezlo (Szepter) immerhin auch den Slowenen bekannt war.5) Als beachtenswert hebe ich hervor, daß ich bis auf žezlovnik alle übrigen Namen sogar auf einem verhältnismäßig so kleinen Gebiete, wie es das obere Sanntal ist, nebeneinander hörte. Von den vielen Feuerböcken, die ich sah, waren die meisten vierfüßig, doch fand ich in Oberkrain auch öfters dreifüßige.6) Die Oberarme waren am Ende häufig verästet,7) der eine trug manchmal auch Löcher.8) Alle Feuerböcke waren auch verhältnismäßig klein und ohne jedes künstlerische Gepräge. Nur in Oberseeland (Nr. 7) sah ich neben dem „kleinen“ noch einen „großen“ künstlerisch verästeten Feuerbock. Figuren müssen immerhin auch angebracht werden, denn im Sanntale hörte ich für den Namen zajec (Hase) ausdrücklich die Begründung, daß der eine Teil dem Kopfe, der andere dem Busche des Hasen ähnlich sei.9) Ein Schmied (in Loke bei 0 Vgl. Meringer, Stell, d. bosn. H., S. 15, Zfdoe G. 1903, V. Heft, S. 12; die hier erwähnte Animalisierung als „Bär“ (mečka) kann ich aus dem Donaugebiete in Serbien für das übliche prijčklad, preklad belegen (Trojanovič, Star, jela i pića, S. 14—15, eine Abbildung s. Srp. Etn. Zbornik, V, 473); ebenso aus Bulgarien (Marinov, Sbornik za nar. umotv. XVIII 2, 38, die Abbildung zeigt einen drei-füßigen), wo man gewöhnlich einen Stein (zäkladnik) dafür gebraucht. 2) Auch aus dem kroatischen Küstenlande. 3) Vgl. auch serbisch podglavač (Trojanovič, o. c. 15), z glavač in Kroatien (V. Karadžič, Rječnik). 4) Auch zglavje, Zbornik der Slovenska Matica, 1900, S. 50; zglavnik in diesem Sinne ist auch in Kroatien bekannt. Zbornik za nar. život, III, 250. Das ein Holzscheit der primitivste Bock ist, erwähnt Meringer (diese „Mitteilungen“, Bd. XXI, S. 135, Anm. 2) nach einem Berichte aus Rußland. 5) Pleteršnik, Slovar s. v., bezeichnet das Wort als Entlehnung aus den übrigen slawischen Sprachen. 6) Vgl. diese „Mitteilungen“, Bd. XXI, S. 138, Fig. 166. ’) Vgl. ebenda Fig. 142, 154. 8) Vgl. ebenda Fig. 106, 156. 9) Die Abbildung eines montenegrinischen prijeklad, der deutlich einen Tierkopf zeigt, siehe bei Rovinskij, Černogorija II, 1, S. 439. Bei den Vasojevići versehen zwei Steine den Dienst, in reicheren Häusern findet man aber zwei eiserne, „die an den Enden den Kopf eines Löwen, Windhundes oder eines anderen Tieres tragen“. Srp. Etn. Zbornik, V, 531. Mitteilungen d. Anthrop. Gesellsch. in Wien, Bd. XXXVI, 1906. Praßberg) erklärte mir, daß er Figuren nur anbringe, wenn sie gewünscht werden; im ganzen bekomme er aber Feuerböcke meist nur zum Umschmieden. In Oberkrain sah ich aber auch noch zwei Feuerböcke gleichzeitig beim Feuer. Meringer1) protestiert gegen den Gebrauch des Ausdruckes „Rost“ für Feuerbock, weil der Rost etwas ganz anderes ist. Immerhin muß schon im Volksmunde der Deutschen diese Verwechslung Vorkommen, da sie auch zu den Slowenen überging; ich hörte im oberen Sanntale (Šmihel bei Praßberg) ausdrücklich, daß man Holz na rož lege, in Dobrovlje na železen groešt (offenes ö),2) manchmal auf eine koza, und bei Neuhaus (Na Klancu) kannte ein Bauer nur den Namen rost. Solche Namensübertragungen, die ja auch mit einem Gebrauchswechsel einhergehen können, sind mir nicht auffällig, denn im Slowenischen wird der übliche Ausdruck für Feuerbock koza auch für den runden Dreifuß gebraucht, auf welchen Pfannen und auch Kessel gestellt werden. Überdies heißt koza auch ein im Ofen zum Schutze der Kacheln angebrachtes Gitter, so daß mir Frauen oft scherzend antworteten, sie hätten sogar zwei „Ziegen“. Alle Dreifüße, die ich sah, waren rund;3) der große, für langstielige Pfannen eingerichtete alpine Dreifuß, der in Bosnien ganz fehlt,4) scheint schon den Slowenen unbekannt zu sein. Für den Dreifuß finden wir außer koza und dem Diminutivum kozica5) noch folgende, dem Dreifuße analoge Benennungen: trinoga, trinogača, trinožnik, trinožka.6) Daneben sind sehr verbreitet in allen slowenischen Gebieten aus dem deutschen Dreifuße stammende Namensformen: trimfas, trempus, trimpus, primpus (Saldenhofen). Auch bei den kajkavischen Kroaten verzeichnet J. Belostenec in seinem Gazophylacium (Zagrabiae, 1740) trimpuz. Für das eingeschobenem hat Štrekelj7) gerade bei Fremdwörtern aus dem Deutschen mehrere Beispiele beigebracht. Zum Aufstellen der Pfannen fand ich auch den deutschen Pfannhaber mit folgenden Namensformen: pan hoher, pajnhaber, pajnhober,8) pejnhaber, fonhaber. Mir ist er nur aus Sennhütten in Erinnerung geblieben, und zwar in der Form, wie sie Meringer als „Gackn“, „Gack“ auf einem Holzknechtherde zur Abbildung gebracht hat.9) Auch ein von mir gesehener Pfannhaber war aus Holz, doch wurde mir ausdrücklich gesagt, daß er aus Eisen sein sollte;10) mit einer Spitze kann er auch im Freien im Boden befestigt werden und den Pfannenstiel in seine Einschnitte aufnehmen. Während so die deutschen Bezeichnungen zweier charakteristischer Herdgeräte auf einen innigen Zusammenhang der alpinen Kultur der Slowenen mit der der ') Stell, d. bosn. H., S. 15. 2) Man könnte an das deutsche Gerüst denken, das zwischen Mur und Drau ree št ergibt, doch wahrscheinlich liegt nur eine Kontamination vor. 3) Vgl. diese „Mitteilungen“, Bd. XXI, S. 134, Fig. 151. 4) Meringer, V. H., S. 10. 5) Beide Wörter, sowie trinoga, bezeichnen auch eine Pfanne mit drei Füßen. 6) Pleteršnik, Slovar s. v. 7) Letopis Matice Slovenske 1896, S. 151 (lampa), 166 (tonf). Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. L, III, S. 11. 8) In einem Falle sprach die Frau nach einigem Nachdenken ajnhober, der Mann korrigierte sie aber mit pajnhober. Ein lehrreiches Beispiel, wie Fremdwörter entstellt werden können. ’) S. diese „Mitteilungen“, Bd. XXIII, S. 144, 143. 10) Ursprünglich sind es jedenfalls verästete Hölzer; vgl. ähnliche Kesselhälter aus Montenegro (Vasojevići) in Cvijić’s Atlas II, Taf. XLIV, namentlich Nr. 1. Deutschen Hinweisen, können wir auch ein umgekehrtes Beispiel für solche Wechselbeziehungen anführen. Bünker fand in den Ochsenhalterhütten und in den Holzknechtkramen am Millstättersee für eine als Schlafstelle dienende Bretterbühne (ohne Füße) den Namen Pograt’n, den er sich nicht erklären konnte.1) Slowenisch pograd (wörtlich Anbau; „Gerüst an der Wand“ übersetzt sinngemäß Pleteršnik, Slovensko -nemški slovar) ist etymologisch und sachlich identisch. Auch bei den Slowenen ist pograd im Vergleiche zur postelja (in manchen Gegenden oder, Bett) minderwertig und kommt daher meist nur in Holzer- und Köhlerhütten vor, doch findet man ihn auch auf den Almen in schlechteren Hütten (ich selbst sah einen pograd für den Hirten in der Sennhütte am Südabhange des Stol). Die Stube (hiša, izba) der Slowenen gibt nicht zu vielen Bemerkungen Anlaß. Im Gegensätze zu den Kroaten und Serben ist sie wie bei den Deutschen der übliche Wohn-, Speise- und Schlafraum; auch wenn eine Schlafkammer hinzutritt, bleibt mindestens ein Bett gewöhnlich in der Stube. In der dem Ofen gegenüberliegenden Ecke steht der viereckige Tisch (miza), in Krain und im Sanntale meist aus Ahornholz, was jene Reinhaltung, namentlich jene Weiße ermöglicht, die den Stolz der Hausfrau bildet. Immer hängt in dieser Stubenecke ein Kruzifix, an das sich rechts und links Bilder anreihen; früher waren es primitive Glasmalereien, jetzt nehmen Öldruckbilder überhand. Von einem eigentlichen Altäre (oltar) hörte ich im Woch-einertale (in Koprivnik) und in Unterseeland in Kärnten, doch sind Ansätze dazu häufig, da man in vielen Gegenden zu Weihnachten Krippen (jaslice, betlehem) errichtet, oder die Zimmerecke während der Maiandacht (šmarnice) einen entsprechenden Schmuck erhält.2) Um den Ofen und an den Wänden, welche den Tisch einschließen, laufen regelmäßig Bänke (klop, pl. klopi). Der Stuhl (stol) ist gewöhnlich noch eine vierfüßige Bank ohne Lehne, Sessel (stol; žeselj, žecl aus dem Deutschen) finden immer mehr Verwendung, doch gibt es häufig (z. B. in Rosental und in Gutenstein in Kärnten, in manchen Gegenden Oberkrains) nur einen,3) der gewöhnlich den Ehrensitz des Hausvaters oder der Hausfrau (im Sanntale4) und bei Neuhaus), des Großvaters und Gastes (Gutenstein in Kärnten) bildet; zwei Stühle (žeselj) für den Hausherrn und die Hausfrau sah ich in einer Rauchstube am Bachern. Noch mehr kommt der Charakter des ursprünglichen Thrones im oberen Sanntale zum Ausdrucke, wo der einzige Sessel für den Geistlichen bestimmt ist, wenn er zum Versehen eines Kranken mit den Sterbesakramenten ins Haus kommt. Sogar der große viereckige Tisch spielt in den slowenischen Alpengebieten durchaus nicht jene dominierende Rolle, wie in den deutschen. In Oberkrain steht er noch öfters mehr zur Parade da und wird zum Essen nur an Sonntagen und bei festlichen Anlässen verwendet, sonst stehen aber übertragbare viereckige und auch runde Tischchen, die wir auch anderswo noch finden werden, in Gebrauch; ja ein eigentlicher Tisch kann in Oberkrain noch fehlen, da wir an seiner Stelle nur eine mćntrga, mendrga, mintrga, mertenga, meltrga (sogar meutrga hörte ich in Oberseeland in Kärnten) finden, ') Diese „Mitteilungen“, XXXII. Bd., S. 240, 242, 244; das Wort kennt auch Schmeller, Bayer. Wb. I, 217, 986. 2) Me ring er (V. H., S. 19 [265]) hebt mit Verwunderung hervor, daß er in bosnischen Stuben nie religiöse Gegenstände antraf. Immerhin hängen im Nordwesten (Türkisch-Kroatien) „in manchem Hause“ irgend ein Heiligenbild, ein Kruzifix und Paternoster. Zbornik za nar. život, VI, 69. 3) Im Wocheinertale (in Češnica Nr. 81) erhielt ich die Aufklärung, daß es in der Stube nur einen Stuhl (stol) gebe; einst hatte man keinen, oder einen solchen mit einem Brette (dilja) als Lehne. 4) Der Familienvater sitzt hier auf der Bank so, daß er die Augen immer auf die Tür gerichtet hat. Ein Gast sitzt der Hausfrau zunächst auf der Bank (aus Brezje bei Praßberg). 20 2 Itnyciv+i te die sonst dem älteren Backtroge (ničke, niške) entspricht und sprachlich und sachlich nichts anderes ist, als eine deutsche — Mehltruhe.1) In bezug auf den modernen Tisch bilden also die Slowenen einen interessanten Übergang zu Bosnien, wo derselbe in der Stube ganz fehlt. Auch „der große grüne Kachelofen“ ist im slowenischen Bauernhause noch nicht Alleinherrscher, ganz abgesehen davon, daß die großen (gewöhnlich der Ofenhöhe entsprechenden) flachen, allerdings oft ornamentierten Kacheln auch eine weiße oder grauweiße Glasur tragen können. Auch hier finden wir noch das Zwischenglied zwischen den deutschen Alpenländern und den kroatischen und serbischen Gebieten, denn „alte Öfen“ mit ihren konkaven Kacheln (kahlja und kahla) sind in Krain, Görz, in Seeland in Kärnten und in den Sanntaler Alpen in Steiermark noch gar nicht selten, obwohl auch sie schwinden, weil sie „zu teuer“ und „nicht mehr in Mode“ sind. Allerdings hörte ich auch von einem Falle, daß im Logartale ein reicher Bauer einen neuen Ofen hinauswarf und den alten wieder aufbauen ließ. Abgesehen von der größeren Ausstrahlungsfläche, hatte der Ofen mit konkaven Kacheln manches Anziehende: man konnte sich in den Kachelhöhlen nicht nur die Hände bequem wärmen, sondern auch kleine Stritzeln backen, Äpfel und Erdäpfel braten, ln Oberkrain und in Seeland in Kärnten sah ich einige Öfen, die auf einem viereckigen Unterbau nur aus konkaven Kacheln in der Form eines Kugelsegments aufgebaut waren,2) gewöhnlich findet man jedoch auf dem viereckigen Unterbau zuerst flache modle, modlce, modnice, modnce3) genannte Kacheln in 1—3 Reihen, während die konkaven „kahlje“ im weiteren Aufbau (meist auch in 1—3 Reihen) verkommen. Konvexe, darnach bučnice (buča = Kürbis) genannte Kacheln (daher auch bučna peč) sah ich in Saldenhofen (Vuzenica) im Bacherngebirge; bezeugt wurden sie mir auch für St. Lorenzen und Reifnig a. B., Heiligenkreuz ober Marburg (bučaste kahlje) und Gutenstein in Kärnten (in alten Häusern). Für diese abgerundeten Kacheln ist mir aus den verschiedensten slowenischen Gebieten der Name lonci, piskri = Töpfe bezeugt. In Koprivnik (Wochein) wurden mir die Reste eines alten Ofens als kleine Töpfe definiert (kahlje, ki so piskerci). Als ich eine Frau im Sanntale nach alten Öfen fragte, antwortete sie mir, sie habe noch „tiste piskre“ (jene Töpfe) gesehen, einen zusammengestellten Ofen aber nicht mehr; eine andere Frau drückte sich aus, es habe Öfen „kakor piskri“ (wie Töpfe) an mehreren Orten gegeben; daß man nicht mehr „piskri“ habe, hörte ich auch in Saldenhofen am Bachern. Diese Ausdrücke, sowie kroato-serbisch lončići (kleine Töpfe = Kacheln) und bulgarisch grtnci (Töpfe = Ofen) bewahren also die Erinnerung an den von Meringer4) behaupteten Ursprung des Kachelofens. Für das Ofengeländer hört man in den Alpengebieten neben der üblichen einheimischen Bezeichnung č e 1 e š n i k, č e 1 e š n j a k,5) die offenbar aus dem Deutschen stammenden Namen hatter, gaftre, gatrč, gartel6) (in Koprivnik). Auch dem alten Ofengeländer ist man abhold, weil es unbequem geworden ist und das Ungeziefer züchten soll. Für die auf der Decke hängenden Stangen hört man gewöhnlich ') In Sulzbach (Solčava) sah ich eine solche „mentrga“, auf die aber der Name des Backtroges (ničke) übertragen wurde. 2) Vgl. den von Meringer abgebildeten in diesen „Mitteilungen“, Bd. XXIII, S. 139, Fig. 57, Bd. XXXIV, S. 175, la, Ib, IIa, II. 3) Pleteršnik führt nur modetnica an. Alle Formen gehen auf das deutsche „Model“ zurück. 4) S. diese „Mitteilungen“, Bd. XXVII, S. 225—234, Bd. XXXIV, S. 171-177. 5) Siehe die richtige Erklärung bei Pleteršnik. 6) Eine offenkundige volksetymologische Umdeutung nach dem deutschen Lehnworte gartel (Garten), vielleicht unter Einfluß von d. „Gatterl“ (Zaun), wofür gatrč spricht. Cjl. VY\ A £ fvV Üfp jivv die aus dem Deutschen stammenden Ausdrücke š t a n ge (auch š t a n jge), r a n t e, lata; der einheimische Ausdruck ist glisti,1) doch hörte ich dafür in Oberkrain, Steiermark und Kärnten immer gliste (Eingeweidewürmer); gewöhnlich werden aber damit die meist starken Stangen über dem Küchenherde bezeichnet, auf denen Holz getrocknet oder Fleisch geräuchert wird. In Oberkrain fehlt auch die „Ofenbrucken“ nicht: pruka,2) in Soča (Görz) mit dem einheimischen Worte de šefe a (Brettchen) benannt; die Deminutive prukea, pručica, pručka hörte ich für „Schemel“, prukea auch für Kinderstuhl. Ein einheimischer Ausdruck für „erhöhter Ofensitz“ lautet zdič (hörte ich auch in Kärnten) oder ždič (vgl. Pl e terš n i k).3) Für einen Beleuchtungsgegenstand der deutschen Alpengebiete hat schon S. Trojan ović4) auf eine Parallele aus Serbien hingewiesen, ln der Stube neben der Tür war in der Höhe eines Meters eine Art oben und vorn offener hölzerner, mit Steinplatten ausgelegter Kiste angebracht, in der Kienholz (Inč) brannte, daher die Bezeichnung lučara; der Rauch entwich durch eine viereckige oder runde Öffnung in der Decke.5) In den slowenischen Alpengebieten findet man in ähnlicher Lage in der Stubenwand einen ausgehöhlten Raum, der heute gewöhnlich zu einem Wandkästchen umgestaltet worden ist, in dem Lampen, Petroleum und ähnliches aufbewahrt wird; vor 50 Jahren haben darin noch Holzspäne (treske) gebrannt; heute wäre das verboten. Dieses Loch (luknja), wie sich einmal eine Frau ausdrückte, heißt in Oberkrain lieva, in Seeland in Kärnten dimnjek oder leva, in Rosental leva, im Gailtale iiva, sonst in Kärnten k-ubü oder kebü, d. i. kebet, gen. keblä, ebenso in den angrenzenden Gebieten der Steiermark (z. B. in Bele Vode), im Sanntale (in Luče) koš. Von einer ähnlichen beim Ofen freistehenden Beleuchtungsvorrichtung im Wocheinertale (Koprivnik), nur dimnjek genannt, wurde bereits berichtet. Leva leite ich von der Wurzel li—(gießen) ab, wofür s. lijevak, lijev, nsl. lij liv, p. lej Trichter6) sprechen. Begrifflich stehen auf derselben Stufe die Namen kebel (Schaff, asi. knbh», eine gemeinslawische Entlehnung aus einem wahrscheinlich althochdeutschen kubil) und koš (Korb). Sonst wurden die brennenden Späne von dem bekannten Spanleuchter7) (svečnjak, svečnik) gehalten. Von einzelligen Wohnhäusern „ohne Küche und Vorhaus“ bei sehr armen Leuten (kočarji) hörte ich aus der Umgebung von Friedau in Steiermark; in Dobova bei Rann gibt es alte Häuser (hiša), deren Herd- und Wohnraum (hiša) eine Laube (lojpa) und kamrea (Schlafstätte an Stelle der Küche, welche in neueren Häusern auftritt) vorgelagert sind, an die sich weiter eine Aufbewahrungskammer (hram oder zadnji stan) anschließt. .-I O,« Car, V« r(.clcCx- - » . " «epo-t H ^ ^ " dastehende (ich sah selbst keine) Hütte mit einem Erdgeschosse und mit einem pyramidalen Dache wie in Bosnien und Montenegro; darin möchte er eine „illyrische“ Wohnstätte sehen, „obwohl sie natürlich auch keltisch gewesen sein kann“. Nun bezeichnet aber tamor (ich hörte in Oberkrain auch tarn er, im pl. aber acc. tamücre) nach Pleteršnik und meinen Erfahrungen überhaupt nur Lager für Kühe, und zwar (wenigstens in der Hütte am Stol) eine gedeckte Lagerstätte an einer Wand der Sennhütte für bevorzugte Kühe, so daß das Wort ursprünglich jedenfalls nur Hürde bedeutete und dann auch auf eine daraus entstandene Hütte übertragen wurde (vgl. ähnliche Beispiele noch bei den Wohnstätten auf der Alm in Montenegro und Serbien). Das Wort, das dialektisch auch bei Deutschen und Romanen vorkommt,1) kann also an und für sich für eine menschliche Wohnstätte nicht beweisend sein, ganz abgesehen davon, daß wir für seine Illyrität gar keinen Anhaltspunkt haben. Übrigens trifft Charuzin selbst sofort das Richtige, wenn er auf dem Boden realer Tatsachen bleibt. Er kommt zum Schlüsse, daß das oberkrainische (überhaupt slowenische fügen wir hinzu) „dreiteilige“ Haus, bestehend aus veža (Flur und Küche), Abb. 7. Längsschnitt des Hauses Nr. 5 in Šent Janž nad Dravčami (St. Johann ob Drautsch)'des Jakob Verdnik vulgo Levövnik. (Nach einer Skizze von S. Viher.) 1:200. Stube und Stubenkammer (vgl. u.) mit dem Meringer’schen Alt-Ausseer „Kreuzhause“ „vollständig identisch“,2) und daß das bosnische Haus mit dem oberkrainischen dreiteiligen des langen Typus „fast identisch“ ist.3) Weiters gibt der Verfasser selbst die Möglichkeit zu, daß bei näherem Studium der genetische Zusammenhang zwischen dem „Kreuzhause“ und dem „durchgängigen Hause“ (Flur, auf der einen Seite Stube und Stubenkammer, auf der anderen Küche und Küchenkammer), das auch in Oberkrain stark vertreten ist, gefunden werden dürfte. Ich glaube, nicht bloß zwischen diesen beiden Typen, sondern auch zwischen solchen, die noch mehr „gemischt“ sind. Die weite Verbreitung des „oberdeutschen“ Hauses nach Osten und Nordosten (bis zu den Litauern, was auch Charuzin richtig erkannt hat)4) kann nicht Gegenstand meiner Betrachtungen sein. Mir genügt es, gezeigt zu haben, daß von den deutschen Alpen bis nach Montenegro und bis an die Grenze von Bulgarien in seinen ursprünglichen Grundlagen derselbe Haustypus herrscht, und daß die Slowenen hiebei das entsprechende Zwischenglied bilden. ‘) Štrekelj, Denkschriften der Wiener Akademie, Bd. L., S. 65. 2) Žilišče Slovinca, S. 83. 3) Ib. S. 84. 4) Vor ihm von Me ringer, diese „Mitteilungen“, XXI Bd., S. 131. IV. Entwicklung des Hauses. Schlafkammer. Nebenhäuschen. Häuser im Felde und auf der Alm. Me ringer (V. H., S. 8) begründet die frühzeitige Abspaltung des bosnischen Hauses vom mitteleuropäischen vor allem damit, daß es keine Schlafkammer entwickelt habe. In der Tat finden wir eine derartige neben der Stube befindliche und mit ihr durch eine Türe verbundene Kammer weder in Bosnien, noch in Montenegro, noch in Serbien, noch in Slawonien und Kroatien (hier gibt es Ausnahmen im Westen). Die von Truhelka1) erwähnten, auffällig angebauten Kammern sind offenbar nur Vorratskammern, von denen Cvijić2) ausdrücklich berichtet (ćileri, hudžere, su Idr m e, also ausschließlich türkische Bezeichnungen). Trotz der horizontalen Entwicklung, der das Haus in Bosnien, Serbien, Kroatien und Slawonien folgte (in vertikaler dagegen im Westen von Herzegowina und Montenegro), kam es bei den Serben und Kroaten doch zu keiner eigentlichen Schlafkammer, weil bei ihnen noch häufig der Herdraum zum Schlafen dient3) oder bei höherer Entwicklung die Stube, in der man sich ja sonst nur im Winter4) aufhält; selbst in einer ethnographischen Schilderung der Bewohner von Stupnik bei Agram5) wird die Stube spavača soba (Schlafzimmer) genannt. Bei der geringen Benützung der Stube brauchte man auch nicht an deren Repräsentationsfähigkeit viel zu denken. Immerhin hat sich in der Posavina in Kroatien neben der gemeinsamen Stube (družinska soba) auf der Gegenseite ein „kleineres Empfangszimmer“ (gostinska soba6) entwickelt. In Bosnien, wo man auf dem Fußboden schläft, kann aber das Bettzeug während des Tages ohnehin leicht in den Wandschränken untergebracht werden. Eine Erweiterung der Wohn-, Schlaf- und Aufbewahrungsräume war den Kroaten und Serben, bei denen die Hauskommunion (zadruga) fortlebt oder zum mindesten die früh heiratenden Söhne im Hause bleiben, dennoch ein Bedürfnis und ging in Serbien, sowie in Kroatien und Slawonien, seltener in Bosnien, in origineller Weise vor sich. Außerhalb des Hauses, in dem gewöhnlich umzäunten Hofe (ograda, dvor, dvori ste avli ja, miljč7) bei den Drobnjaci in Montenegro) entstehen nämlich kleine Nebenhäuschen und allerlei für sich stehende Wirtschaftsgebäude. Am zahlreichsten (10—15) sind solche Nebengebäude (zgrade) im westlichen Serbien und in Novi-Pazar, im Gebiete des bosnischen Hauses, wo das Heim einer Hauskommunion ') „Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild“, Bosnien und Herzegowina, S. 330. 2) O. c. CXII. 3) Cvijić, o. c. CVI, Zbornik za nar. život, V, 302 (aus Slawonien), 181 (aus dem kroatischen Küstenlande), VI, 68 (nordw. Bosnien). 4) Vgl. Cvijić, o. c. CVII, und die vorangehenden Zitate; weiter Srp. Etn. Zborn., IV, 59 (Dra-gačevo), 286 (Novi-Pazar). 5) Zbornik za nar. život, I, 120. 6) Kroatien und Slawonien („Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild“), S. 101. 7) Aus dem türk, mülk’, Eigentum. Miklosich, Die türk. Elemente, Denkschriften, Bd. XXXV, S. 101. jTrTZ Abb. 8. Querschnitt des Hauses Abb. 6 und 7. oft einen imponierenden Eindruck macht.1) Wohngebäude gibt es besondere für Gäste (in Serbien: gostinska kuća, baškaluk, čardak, konak, odžaklija' in’iLjubić und Draga-čevo, wenn klein: konačić, odvojac, čardačić, odaja in Pčinja), für junge Ehepaare und Töchter (vajat, zgrada, staja, stasina, klet, ižina, auch koliba in Novi-Pazar). Solcher zgrade kann es auch mehrere geben, entsprechend der Zahl der Familien einer zadruga (Hauskommunion); sie stehen dann nebeneinander oder in zwei Reihen.2) An den vajat (aus dem türk.)3) knüpft sich daher die Poesie des Volkslebens, weshalb er bei guten serbischen Belletristen eine so große Rolle spielt.4) Cvijić irrt jedoch, wenn er meint, daß dieses Nebenhaus anderswo nicht eine solche Bedeutung besitze, denn im slawonischen kućar gibt es ebenso viel Poesie und noch mehr Schätze der weiblichen und männlichen Jugend; überhaupt werden die ganze Habe, alle Wert- und Schmucksachen hier aufbewahrt, und das junge Mädchen sorgt dafür, daß der kućar die kuća an Reinheit und Pracht übertreffe.5) In manchen Gegenden, namentlich in der Posavina, heißt dieser Stolz des Hauses, wo Feiertagskleider, Waffen usw. aufbewahrt werden, sozusagen das Sitzzimmer, hudžara, von welcher der Bauer sagt: volim imati dobru hudžaru, nego dobru kuću (ich will lieber eine gute hudžara als eine gute kuća haben [hier ist unter kuća das ganze Haus zu verstehen]).6) Da diese Nebenhäuschen trotz ihrer Herrlichkeiten keine Öfen besitzen, so muß auch die Jugend im Winter im Familienzimmer schlafen, doch junge Ehepaare bleiben oder ziehen sogar mitten im Winter dort ein. Kiićar, wofür auch in Slawonien pojatak, kiljer und ajat gehört wird,7) ist eine eigentümliche Bildung aus kuća, wahrscheinlich keine direkte, sondern auf dem Umwege von kücer. Die Belege für beide Worte,8) die den Lexikographen und Sprachforschern viel Kopfzerbrechen machen, samt ihren Ableitungen sind jung (gehen nicht über das XVII. Jahrhundert zurück) und hauptsächlich der Volksliteratur und der Schilderung des volkstümlichen Lebens entnommen. Kućer ist viel mehr verbreitet, als man nach dem Wörterbuche der Agramer Akademie urteilen könnte. Über Otok in Slawonien berichtet der ausgezeichnete Schilderer J. Lovretić,9) daß daselbst vor 30 und mehr Jahren hinten an den Häusern kućer-i angebaut waren, die hauptsächlich aus einem Dache und wenig Gemäuer bestanden. Danach bedeutet kućer etwas Ärmlicheres und ist anderswo der Ausdruck für eine Hirtenhütte, namentlich für eine transportable in manchen Gebieten von Montenegro und der Herzegowina.10) Kućer ist eine Bildung wie pleter, mliječer,11) noch mehr aber ') Cvijić, o. c. CXXIV ff. Vgl. das Bild eines solchen „Bauernhauses“ bei Karič, Srbija, S. 139; aus Novi-Pazar, Cvijič, Atlasi, Taf. XIV. Die Aufzählung und Namen der Nebengebäude vgl. besonders in Srp. Etn. Zborn., IV, 61 -64, 289—292, V, 20, 137—138, 619—620. 2) Srp. Etn. Zborn., IV, 62. 3) Der Ausdruck gilt aber selbst in Serbien nur für gewisse Gegenden und ist auch deshalb verfänglich, weil ajat auch ein angegliederter Raum (Novi-Pazar, Srp. Etn. Zborn., IV, 289) sein oder Flur (= Vorhaus, in Levač), vorgebaute Laube (in Pčinja), Divanana (bei den Vasojevići) und selbst Getreidekammer (Pčinja) bedeuten kann. 4) Cvijič, o. c. CXXVIff. 5) Zbornik za nar. život, II, 124—126; V, 303. ‘) Ib. I, 43. 7) Ib. II, 126. 8) Vgl. jetzt vor allem Rječnik hrv. ili srp. jezika, V, 731—732. 9) Zbornik za nar. život, II, 127. 10) Cvijič, o. c. CXXIV, CXXVIII, Anm. 1. ") Miklosich, vgl. Gram., II, 90. Daničič, Osnove, S. 111. nach dem türkischen ćiler, kiljer (aus dem griechischen xsXXceptov)’), zu dem es ein Synonymum in der Bedeutung Speisekammer und Nebenhäuschen bildet; auch cimer2) (aus dem mhd. zimier) kommt in Betracht. Eine ganz entsprechende Bildung ist guber (stragulum), wenn es mit Miklosich wirklich zu guba zu stellen3) und nicht zu r. kover, č. kober, koberec, poln. kobierzec, deren fremder Ursprung (am ehesten orientalisch) mir wegen des Konsonantenwechsels innerhalb der slawischen Sprachen sehr wahrscheinlich ist.4) Die Form kućar wurde dem nationalen Sprachschätze mehr angepaßt,5) wobei die übliche Umwandlung des deutschen Suffixes -er in slav. -ar eine Rolle spielte. Es ist beachtenswert, daß kućar, kiićara, kucärac, kucärak, kucärica hauptsächlich aus den kroatischen Ländern und Schriftstellern überliefert sind, kućer, kućerac (fehlt im Rječnik), kućerak, kućčrica, kuć'črina dagegen meist aus den serbischen; besonders häufig ist der Ortsname Kućerine in Serbien (in Kroatien nur ein Dorf Kućer, zweimal bereits Ktićari). Doch leben selbst in Novi-Pazar kućar, kućer und kućara für kleine kolibica nebeneinander.6) Jedenfalls ist kućar nicht unter das Nomina agentis bildende Suffix arjt einzureihen,7) sondern unter art, wo es namentlich zu den Femininbildungen gvoždjara, daščara, košara, ovčar a, stražara usw. paßt. In Serbien kommt für ajat auch das gemeinslawische klijet8) vor. In Montenegro bei den Vasojevići9) deckt sich jedoch das Wort nicht mehr mit dieser Bedeutung, denn dort gibt es zwei so genannte Räume an den Enden der auf Pfosten ruhenden Divanana (hier vajat genannt); eine solche klijet dient allerdings jungen Ehepaaren oder als Aufbewahrungsort für Kleider, die andere ist eine Speisekammer;10) sonst sind üblich die Bedeutungen Hirtenhütte oder aber conclave, cubiculum, cella;11) auch bei den Slowenen im südöstlichen Steiermark ist klet „oberirdischer Keller“, richtiger Aufbewahrungskammer, die auch als Schlafstätte dient. ln Serbien, wo seit der Befreiung auch im Hausbau große Veränderungen vor sich gegangen sind, wurden häufig die ärmlichen „alten Häuser“ (stare kuće) in Nebenhäuschen oder Kammern für Pflaumenfässer u. ä. umgewandelt.12) ■) Miklosich, Die türk. Elemente, Denkschriften der Wiener Akademie, Bd. XXXV, S. 110. 2) Rječnik, hrv. ili srp. jezika, s. v. 3) In meinem Zweifel bestärkt mich kobčr aus Kroatien: konjski kobčri za pokrivati konje. Zbornik za nar. život, III, 116. 4) Miklosich, Etym. Wb., 136, ist von seiner früheren Zusammenstellung mit dem engl, cover abgegangen. J. Mikkola (Memoires de la Societe Neo-philologique ä Helsingfors, I, 389) denkt an eine „vielleicht . . bessere“ Zusammenstellung mit an. kögurr. 5) Belehrend ist in dieser Hinsicht das in Syrmien für kiler übliche kelerac (Mitteilung des stud. phil. Radojčić), das offenbar unter Anlehnung an das deutsche Keller mit einem slawischen Suffix versehen wurde und jetzt wie ein Deminutivum zu Keller aussieht. 6) Srp. Etn. Zbornik, IV, 291. 7) Miklosich, vgl. Gram., II, 89. 8) Vgl. V. Karadžič, Rječnik; staja oder klijet in Mlava (Srp. Etn. Zborn., V, 269). Über die Etymologie vgl. außer Miklosich (E. Wb.) jetzt Meringer, Indogerm. Forschungen, XVI, 123—125, der das Wort für slawisch erklärt. Für diejenigen, welche asi. kleti aus dem Germanischen erklären möchten, sei bemerkt, daß das Wort, auf welches man sich beruft, got. hlethra mit seiner regelrechten Lautverschiebung dagegen spricht; anlautendes h hätten die Slawen entlehnt, vgl. chlebü, chlevü. ’) Cvijič, o. c. CXV1I1, 1. ,0) Srp. Etn. Zborn., V, 533. ") Rječnik, hrv. ili srp. jezika. 1J) Cvijič, o. c. CV1. Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, daß die Nebenhäuschen im Rückgänge begriffen sind; in Serbien übernehmen die Aufgabe der (v)ajat Zimmer (sobe)1), namentlich im Gebiete des Moravahauses, das sich ja in den Straßendörfern nicht anders entwickeln kann. In einem Hause aus Levač gibt es links vom Flure und der Küche eine Stube (soba) zum Arbeiten, eine zum Schlafen, rechts über dem Keller (podrum) zwei, wovon die größere für Gäste bestimmt ist.2) Aus dem Gebiete von Vranja lernen wir ein Zadruga-Haus kennen, in welchem an kuća und soba vorn drei sobice oder odajče (die Deminutiva entsprechen ihrer Kleinheit) zwischen zwei offenen Lauben angegliedert sind.3 4) Die Konzentration der Wohnungen eines „Hauses“ ist auch leicht begreiflich, namentlich seit dem Schwinden der Hauskommunion. Den Slawoniern riet schon im XVIII. Jahrhundert Matija Reljković, ein eifriger Repräsentant des Aufklärungszeitalters, statt mehrerer kiljer, die keinen Heller wert seien, dem Hause ein Zimmer anzugliedern.‘t) Eine sobica, in die der Eingang aus der kuća führt, besitzt daselbst heute das Oberhaupt der Familie oder Hauskommunion.5) Selbst aus dem nordwestlichen Bosnien wird eine nicht näher beschriebene mala sobica (kleines Stübchen) mit einem Ofen bezeugt, in welcher die jungen Eheleute ein oder zwei Jahre schlafen, bis sie in die gemeinsame Stube übersiedeln.6) In Kroatien (Trebarjevo an der Save) dienen dauernd den jungen Ehepaaren die im Erdgeschosse befindlichen šute oder črdak auf dem Dachboden (auch hier ist es schöner als in der družinska hiša). Überdies scheint es hier schon eine oberdeutsche Schlafkammer zu geben (komora..., ka je gore s hižu zdelana).7) Bei Agram (Stupničko selo) hat jedes verheiratete Paar eine besondere Kammer, wo es seine Sachen aufbewahrt und im Sommer schläft, osebunjek (d. i. Raum für sich) genannt. Im Modruš-Fiumaner Komitate wird manchmal eine Schlafkammer (komora) an Stelle zweier Aufbewahrungskammern (is und komora) auf der Gegenseite der Stube hergerichtet.8) Die Belege für komora im Sinne von conclave, cubiculum, cella („häufig vom Schlafzimmer aber nicht immer“) im Agramer akademischen Wörterbuche sind dalmatinischen Schriftstellern entnommen, kommen also hier nicht in Betracht, sonst haben wir aber nicht einmal bei kamara an eine oberdeutsche Schlafkammer zu denken. Bemerkenswert ist das Zeugnis, daß komora in Zagorje (Westkroatien) soviel bedeutet wie kiljer in der Militärgrenze. Eine oberdeutsche Schlafkammer kommt eigentlich nur bei den Slowenen vor, auch nicht überall, ist aber im Vordringen. Die lexikalischen Hilfsmittel versagen bezüglich solcher Fragen. Ich kenne sie aus der nordöstlichen Steiermark (štobl, stübl, ‘) Cvijić, o. c. CXI. 2) Srp. Etn. Zborn., V, 466, Grundriß 1. 3) Ib., V, 134. 4) Die interessante Stelle lautet wörtlich (Satir, nach der kritischen Ausgabe von M. Senekovič, S' ®®): Ti imadeš dva i tri kiljera, A ne valja svaki ni filjera; Da si jednog kuči primaknuo I još jednu sobu namaknuo, Ako če biti najmanja sobica, Ti imadeš dosta potribica. 5) Zborn. za nar. život, II, 124. ‘) Ib., VI, 69, 70, 82. ’) Ib., III, 109, 112. 8) Ib., V, 185. Mitteilungen d. Antlirop. Gesellsch. in Wien, Bd. XXXVI, 1906. štiblc), aus Unterkrain (štibelc, Ribnica) und aus Oberkrain (kamra, häufig wird hinzugefügt: za spanje^ zum Schlafen), aus dem Sanntale (k a m r a, k a m r c a, štiblc), aus der Umgebung von St. Marein bei Erlachstein (štibl), und habe Zeugnisse für sie aus Kärnten (kamra in Seeland, kamrca im Rosentale) und aus dem Gebiete von Tolmin in Görz (mein Gewährsmann sprach: iz jezbe kamra). Bemerkenswert ist dabei, daß im Rosentale sich auf der Gegenseite der Stube jspica oder štibl, (= Stübel) befindet, auf der Gegenseite der Schlafkammer (kamrca) (und Küche) aber kamra (oder velb), die als Speise-, Vorrats- und Schlafkammer dient. Kammern solcher Art sind überhaupt häufig; neben den Bezeichnungen kamra, kamrica finden wir auch das bereits bekannte štiblc, velbič (= kleines Gewölbe) neben dem einheimischen zidanca (gemauerter Raum, meist neben der Küche), čumnata, čimer, špajza, ketder (aus dem deutschen Keller, gewöhnlich auch in dieser Bedeutung übernommen), klet in der östlichen Steiermark. Abgesehen von zidanca und dem gemeinslawischen klet (s. o.) haben wir es also durchweg mit deutschen Wörtern zu tun. Die Erklärung des in den südslawischen Sprachen allein dastehenden Wortes čumnata bietet Schwierigkeiten; es gehört entschieden zu komnata (Zimmer) der nordslawischen Sprachen, welches dem mlat. caminata, bzw. ahd. chaminata genau entspricht. Für slow, čumnata, das meines Wissens auf Krain beschränkt ist, möchte ich eine spätere Entlehnung aus dem mhd. kemenate, das speziell im kärntnerischen kemet’n1) fortlebt, annehmen, denn aus kemnate2) konnte in Oberkrain čem n ata, čumnata (e wurde Halbvokal) werden, welches dann dort und bei der Weiterverbreitung namentlich in den übrigen Gegenden, wo ein solcher sekundärer Übergang des k in č nicht bekannt ist, an einheimische Worte angelehnt wurde, speziell an die zur Bedeutung Schlafkammer passenden: čiim, čiima (Halbschlaf), čumeti (im Halbschlafe liegen).3) Čimer (nhd. Zimmer) wurde zu wiederholten Malen entlehnt. In Oberkrain fand ich nämlich das Wort öfter in der in Rede stehenden herabgekommenen Bedeutung, so daß z. B. in Zasip bei Veldes eine moderne Küche (kuhnja) aus einem früheren cimer hergestellt wurde (daneben ist noch jetzt špajza). In der Valvasorhütte am Stol, die früher Bergknappen beherbergte, lebt cimer nur noch in der Erinnerung für jetziges hiša fort. Ganz vornehm ist cimer in anderen Gegenden Krains, wo es einen Wohnraum bezeichnet, denn man sagt: ta bahač si je cimer naredil (Dieser Prahlhans hat sich ein Zimmer gebaut). Sonst ist bei den Slowenen, bei denen sich das Haus in horizontaler und vertikaler Richtung weiter entwickelt, für solche Wohnräume die übliche Bezeichnung für Stube hiša, hiža in Gebrauch, daher: prednja (vordere) — zadnja (hintere), velika (große) — mala (kleine), veča (größere) — menja, menjša (kleinere), dolenja, dolnja (untere) gorenja, gornja (obere) Stube. Sehr häufig, namentlich im Sanntale allgemein, hört man für das Zimmer auf der Gegenseite der hiša (Stube) das Deminutivum hišca, richtiger hišica4), hiška; manchmal wird sie als späterer Zubau dadurch charakteri- ') S. diese Mitteilungen, Bd. XXXII, S. 45, 67, 252. 2) Cigale, deutsch-slowen. Wörterbuch, bringt (s. v. Zimmer) kirn na ta, das zur Beweisführung ungemein passen würde; doch woher stammt sein Beleg? An einen Druckfehler braucht man wohl nicht zu denken, weil die Bemerkung „vgl. russ. komnata“ sonst nicht recht am Platze wäre. 3) Zur Erklärung der nordgroßrussischen čolnoša, šolnyša, šonnuša und weiter zur Aufstellung eines urslawischen * čomnuša, welche E. Korš und A. Šachmatov (Izvčstija otdelenija russk. jaz. i slovesnosti der Petersburger Akademie, VIII, 1, S. 45) versucht haben, ist das slowenische Wort unbedingt unbrauchbar. Vgl. die weiteren Einwendungen von D. Jelenin, ib. VIII, 4, S. 261—262. 4) Auch die Betonung hišica muß stellenweise vorgekommen sein, denn in Solčava (Sulzbach) hörte ich kšica, das h’šica voraussetzt. siert, daß sie gemauert ist.1) Genügend bezeugt ist auch stam'ca (s. Pleteršnik), eine der vielen Ableitungen von der Wurzel sta — (stehen), der bulgarisch staja Zimmer zur Seite steht. Daß man auch bei den Slowenen im Aufklärungszeitalter die geistige und materielle Hebung des Volkes selbst auf den Hausbau ausdehnte, beweist mir eine Tradition2) aus St. Ruprecht in den Windischen Büheln, der zufolge ein štiblc (Schlafkammer) „auf Befehl der Kaiserin Maria Theresia“ der Stube angegliedert worden sei. Das Wort staja und das mit einem anderen Suffixe gebildete stan bei den Slowenen, Kroaten und Serben führen uns noch zu den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden im Feld und Wald, die das Haus im kleinen darstellen und häufig auch ursprünglichere Merkmale bewahrt haben, und zu den Sennerhütten, welche im Süden noch die primitivsten Formen aufweisen. Von der am meisten fortgeschrittenen Form solcher Gebäude haben wir Nachrichten aus Slawonien. In Otok3) (in der Umgebung von Vinkovci) hatte früher jede Hauskommunion einen stan im Felde, meist in der Nähe eines Waldes, wo jedes Jahr von einem anderen Ehepaare des Hauses das Vieh gehütet und das Feld besorgt wurde. Diese kleinen Häuser und ihre Umgebung gleichen im Wesen ganz den großen im Dorfe. Der Hüter des im Walde weidenden Viehes hat am Waldesraume eine koleba (dialektisch für koliba, das in allen südslawischen Sprachen, außerdem im Polnischen und Kleinrussischen für Hütte vorkommt; die Türken verbreiteten ihr aus dem griechischen xaXüßTj stammendes kaliba weiter).4) Diese hölzernen Hütten haben ihren Herdraum (kuća) und ihre sobica (kleine Stube), die keinen Plafond aufweist. Daß wir es noch mit einer wirklichen Stube zu tun haben, beweist die Nachricht, daß der Ofen aus der kućica geheizt wird, ln Gr ad iste (Komitat Syrmien, Bezirk Županac) steht im Mittelpunkte des stan eine gemauerte und sogar mit Ziegeln gedeckte koleba, die außer dem Herdraume und der Stube noch eine kleine Kammer (komorica) besitzt und den Ofen bereits durch den Sparherd ersetzt. Koliba hat es also in dem ebenen und fruchtbaren Slawonien weit gebracht und bezeichnet eine Meierei, für die auch der türkisch-magyarische Ausdruck salaš bezeugt ist.5) Ähnliches wird auch aus dem Flachlande des nordwestlichen Serbiens berichtet.6) In der Umgebung von Belgrad haben nur noch die Häuser in den entlegeneren und höheren Gegenden einen stan,7) der auch koliba heißen kann.8) Diese stanovi, die Sommer und Winter Hausgenossen, denen das Vieh anvertraut ist, bewohnen, sind ausgesprochene Häuser9) aus Flechtwerk, aber getüncht, mit Ziegeln gedeckt, ihr gemauerter Rauchfang ist städtisch. Daher kann ein solcher stan leicht zu einem Wohnhause werden, wenn manche Dorfbewohner wegen des Rückganges der Viehzucht infolge der Verminderung der Weideplätze auf ihren Besitz übersiedeln und ') Des Mauerwerkes bedient man sich nach der Erklärung eines Landmannes häufig nur notgedrungen, da bei einem Holzbau eine Angliederung nicht möglich sei. 2) Canonicus Dr. Gregorec hörte sie über sein Geburtshaus. 3) Zbornik za nar. život, II, 133—137. 4) Miklosich, E Wb., S. 125. 5) Zbornik za nar. život, 1,31. Aus dem türk, salaš, saladž (Zelt, Hütte), Miklosich, Die türk. Elemente, Denkschriften der Wiener Akademie, Bd. XXXV, S. 150. *) Cvijić, o. c., CXXIV, Anm. 1. 7) Von der slaw. Wurzel sta (stehen), (vgl. Miklosich, Etym. 106, 319), also Stand, das sprachverwandt ist. • 8) Srp. Etn. Zborn., V, 935 —936. 9) Vgl. den Grundriß ib. S. 936. mehr Ackerbauer werden. Im Gebiete der Mlava1) hat fast jedes Haus einen salaš (auch mehrere, manchmal besondere für Sommer und Winter) auf der Ahn (planina), aber auch in der Ebene ist ihre Anzahl nicht gering. Das Haus gleicht ganz dem im Dorfe, ja manchmal hat es sogar mehr Wirtschaftsgebäude, und die Bewohner begeben sich in das Dorf nur, wenn sie das Fest des Hauspatrones feiern (slava) oder mit Behörden zu tun haben. Nicht genügend charakterisierte kolibe (ähnlich in Dragačevo und Pčinja) dienen Arbeitern auf dem Felde und den Hirten als Zuflucht. In den Dörfern von Ljubič haben nur Hauskommunionen (Zadruge) und Reiche ein trlo,2) weil das Vieh schon zu Hause gezüchtet wird und ein großer Viehstand infolge der Teilung der Zadruga unmöglich geworden ist; deshalb wurden aus vielen trla ständige Wohnhäuser. Sehr selten sind kolibe (minder gebräuchlich ist die Bezeichnung trla), die kleiner und weniger ansehnlich als die Häuser im Dorfe sind, in dem gebirgigen Dragačevo,3) dessen Bevölkerung überdies aus Gegenden mit Almenwirtschaft stammt; sie hat sich jedoch sehr vermehrt und vertauscht die primitive Viehzucht mit dem Ackerbau. Häufiger ist eine pojata oder koliba in Form eines regelrechten Häuschens in Levač, doch gibt es auch noch eine kegelförmige pojata, deren Gerüst vierStangen bilden.4) Runde und rechteckige trle (sgl. also trla?) werden auf der Pčinja von Vranja erwähnt.5) In manchen Gegenden sind die Besitzer in ihre trle übersiedelt. Um Višegrad in Bosnien6) gibt es „einfache kolibe aus Balken“, wenn das Vieh bloß im Winter auf der Alm gehalten wird, damit es das angesammelte Futter dort verzehrt; wo es auch im Sommer hinaufgetrieben wird, gibt es im stan ortsübliche Häuser (mit kuča, soba und podrum). Im nördlichen Novi-Pazar7) ist die Almenwirtschaft sehr zurückgegangen, weil die Türken die christliche Bevölkerung in die Berge zurückgedrängt haben (Namen wie katun, katunište, m es tiste bezeichnen frühere Sennereien), andernfalls aber der Aga verlangt, das Vieh seines Bauers solle seinen Boden düngen. Trotz dieser Gründe allgemein wirtschaftlicher Natur gibt es immerhin noch Sennereien, namentlich im Gebiete der Tara, also angrenzend an Montenegro. Die kolibe (auch Ijetišta, katun i, jatare, mestišta genannt) gleichen ständigen schlechteren Häusern, nur nimmt die Stelle der kuča eine grijalica (= Wärmestube) ein, wo die Milch gekocht wird. Manchmal gibt es nur einen savardak (s. u.) für die Menschen, Hürden (tor-ovi) für das Vieh; manchmal werden kolibe durch große Felsenhöhlen ersetzt. Interessant ist ein Bericht aus Kralje im nordwestlichen Bosnien, wo stanovi oder struge durch einen Brückenbau über die Una entbehrlich geworden sind.8) Für Bosnien und die Herzegowina wird uns auch ganz allgemein berichtet, daß der Hirt einen Teil des Jahres auf der Alm (na stanu oder u kolibi) zubringt.9) In voller Blüte steht die Almenwirtschaft noch im Hochgebirge von Montenegro (Kom, Durmitor, Lukavica, Javorje, Bjelastica, Sinjavina u. a.) bei den Stämmen Piva, ') Srp. Etn. Zb., V, S. 272-274. 2) Ib. S. 22—23. Das Wort bedeutet ursprünglich und in Montenegro noch jetzt „Hürde“. 3) Ib. IV, 66-68. “b Vgl. den Grundriß, V, 474. 5) Ib. S. 140. 6) Ib. S. 620. 7) Ib. IV, 295-297. 8) Zbornik za nar. život, VI, 72. ”) Ib. I, 31. Drobnjaci, Moračani, Rovčani, Bjelopavlići, Piperi, Kući, Vasojevići.1) Hier hat jedes Dorf in einer Entfernung von 5—6, aber auch nur einer Stunde seinen katun, wohin das Vieh im Sommer getrieben wird, und jedes Haus seinen stan, deren es 10—30 in einer Gruppe gibt. Die Sennhütte (stan, koliba, glada), welche von Hürden und Nebengebäuden umgeben ist, ist ein viereckiger, länglicher Bau aus Holz, der Gegend entsprechend manchmal auch aus Stein, besteht aus einem Herdraume und einer Milchkammer (mliječnjak), die aber nicht immer vorkommt, so daß auch die Milch im Herdraume aufbewahrt wird, oder man baut einen besonderen Milchraum (mlijekar in Drobnjak). Stan heißt auch ein auf Schlitten gestellter Bau aus Flechtwerk, der im Frühjahre von einem Ochsenpaare auf die Berge geführt wird2) und zur Aufbewahrung der Milchprodukte dient. Schlittenartig ist auch die kiićara (mit einer Abart pružina), die der Hirt beim Wechseln der Weideplatzes transportieren kann;3) er schläft darin im Sommer bequemer als in der Sennhütte. Die Rolle der letzteren kann auch der savardak (türk. ?) oder dubirog4) übernehmen, der nicht bloß auf der Alm, sondern auch in der Nähe der Häuser oder auf dem Felde vorkommt und als die am leichtesten herstellbare Behausung gilt.5) Stangen werden kegelförmig aneinandergelehnt und durch Flechtwerk zusammengehalten, manchmal mit Buchenblättern und mit schlechtem Heu, manchmal nur mit diesem (Rovinskij spricht von Stroh) bedeckt. In der Mitte befindet sich ein Herd, über dem sogar ein peter oder čeren, wie in den Häusern, angebracht wird. Für das Vieh gibt es darin eine besondere Abteilung. Im Dorfe vertritt ein savardak oder dubirog vorübergehend die Stelle eines Hauses für arme Familien oder für Abbrändler, bis sie sich ein Haus bauen können. Tomič berichtet, daß es in manchen Gegenden außerordentlich große savardak gibt, in denen das Gesinde neben Kälbern, Rindern, Pferden usw. überwintert. Auch Rovinskij schildert zeit- oder trapezförmige, aus Stangen aufgeführte und mit Tannenrinde gedeckten Hütten (kolibe) aus dem Gebiete der oberen Morača, die größer sind als Häuser, so daß in einer 11 Personen Unterkunft finden konnten. Das früher aus dem nordwestlichen Bosnien für Meierei erwähnte struga bedeutet hier noch eine Öffnung der aus Stangen gebildeten Schafhürden. Gar nicht selten sind auch Winterquartiere auf den Almen mit milderem Klima. Bei den Drobnjaci heißt die Zufluchtsstätte für die Hirten und das Vieh staja, die nach Art einer pojata im Dorfe gebaut ist, d. h. sie hat ein Erdgeschoß (izba) mit Stallungen, oben Futterräume oder einen Schafstall,6) nur tritt ein kleiner Herdraum (odžaklija) für den Hirten im Erdgeschosse hinzu. Manchmal zieht der Besitzer mit seinem Gesinde auf den Winter hieher, läßt das Haus im Dorfe leer und baut sich ') Rovinskij, o. c. 657. Außer Rovinskij benütze ich Cvijićs Gesamtdarstellung (o. c. CXXXVII ff.) und die Monographien von Sv. Tomič über Drobnjak (Srp. Etn. Zborn., IV, 421—424, 461 — 470) und von B. Lalević und I. Protić über die Vasojeviči, ib. V, 567—574. 2) Rovinskij, o. c. 465. 3) S. Abbild, in Cvijićs Atlas I, Taf. XXIII, Fig. 34. Auch aus Südwest-Serbien bezeugt. Srp. Etn. Zbornik, IV, 291; vgl. V, 130—131 (Häuser auf Schlitten). 4) Das Wort fehlt bei V. Karadžić und im akad. Wb.; dubirog heißt: steh aufrecht, Horn! was zum Aussehen sehr gut paßt. Das Wort ist eine der zahlreichen kroatoserbischen Kompositionen, eigentlich Zusammenrückungen von Imperativ und Nomen mit humoristischem Beigeschmäcke; vgl. namentlich skočivuk (spring, Wolf) nomen montis, skočidjevojka nomen saxi: vgl. Jungfernsprung, visibaba galanthus nivalis, eigentlich pendens vetula. S. Miklosich, vgl. Gram., II, 365— 370. 5) S. Tomič, 1. c. 425, Rovinskij, 465. Vgl. die Abbildungen in Cvijićs Atlas I, Taf. XXIII, Fig. 35, 36, außerdem Taf. XIV, 3, unten links, XX, Fig. 19 Mitte, XXI, Fig. 21, Atlas II, Taf. XLIII oben. 6) Vgl. den Grundriß in Cvijičs Atlas I, Taf. XXIII, Fig. 31, XXII, Fig. 29. auf der Alm auch ein neues. So sind aus Winterquartieren, wo sich vor 30 Jahren nur Hirten aufhielten, ganze Dörfer geworden, z. B. sind Jezera so entstanden. Das Leben auf einer montenegrinischen Alm (planina) im Sommer (sehr anstrengend ist die Beschäftigung der Hirten im Winter), oft auf Höhen von 1500 bis 2500 m, besitzt viel Poesie, namentlich für die Jugend, und um solche Almenhütten drehten sich oft heroische Kämpfe mit den türkischen oder richtiger albanesischen Nachbarn, die den Inhalt so vieler Volkslieder bilden. Auch in den nordöstlichen an die Herzegowina angrenzenden Gebieten verhielt es sich so. Die bosnisch-herzegowinische Verwaltung hat nun auf den Grenzalmen Exposituren von Gendarmerieposten errichtet und aus war es mit dieser Art Heldentum und seiner Poesie. Der Ausdruck für Senner lautet planinar oder stanar (die zu Hause bleibenden Familienmitglieder heißen domar-i), für Sennerin stanärica (V. Karadžić, Rječnik, s tan ara um Belgrad) oder pläninka,1) wie speziell die mit der Milchwirtschaft betraute Frauensperson (gewöhnlich die älteste) heißt. Während in Montenegro noch mehrere Hausgenossen auf die Alm ziehen, ist das in Serbien nicht der Fall. Im nordwestlichen Teile des Landes haben die Viehzüchter ihre Hirten (planinštak); die Niederlassungen derselben auf der Alm (stanovi, bestehend aus koliba, tor [Hürde], struga und kućer) stehen vereinzelt, doch die Hütten (kolibe) sind so eingerichtet wie in Montenegro;2) anderseits verstehen sich die Bauern hier schon auf das Assoziationswesen. Überhaupt kann man beobachten, daß neben der Viehzucht von Montenegro3) angefangen der Ackerbau immer mehr in den Vordergrund tritt. Diese Verbindung erklärt auch, daß die Weideplätze bereits einen geregelten Besitz bilden, so daß es mit ihren Herden weit herum wandernde Hirten bis in die letzte Zeit nur noch in gewissen Gegenden der Herzegowina, bei den Bewohnern der Humnina (Humljaci)4) und von Rudine,5) und teilweise in Montenegro6) gibt. Ihre Wanderungen gleichen denen der Zinzaren oder Aromunen (VI asi ~ Walachen, Crnovunci, d. h. die Schwarzwolligen),7) allerdings mit dem Unterschiede, daß diese überhaupt keine festen Wohnorte haben. Soweit ich mir aus den vorliegenden Nachrichten ein Urteil bilden kann, möchte ich überhaupt dieses Nomadentum, das im Südosten der Balkanhalbinsel vorherrscht, für eine Spezialität der Zinzaren (Walachen, Aromunen) erklären. Die historischen Zeugnisse über die Verbreitung der „Vlasi“ unter den Serben und Kroaten, an sie erinnernde oder direkt rumänische Ortsnamen und verschiedene durch sie verbreitete, teilweise ') Rovinskij, o. c. 657, Srp. Etn. Zborn., IV, 424, 465, V, 569 u. ö. Auch in der Herzegowina: b. V, 756. In Bosnien und auch sonst ist außerdem üblich maja (Hypocoristikon von majka — Mutter) 2) Cvijić, CXXX1X. 3) Sv. Tomić, der die Viehzucht bei den Drobnjaci primitiv nennt, wie sie vor 300 Jahren war (l. c. 464), bemerkt, daß man vor 30 Jahren Getreide nur im Dorfe anbaute, heute aber allgemein auch in den katuni und auf der Alm. Der Ackerbau ist auch lohnend, denn auf einer Anhöhe von 1436/7/ gedeiht noch Weizen (ib. 472). <) Cvijić, 1. c. CXL. 5) Srp. Etn. Zbornik, V, 756—761. Früher waren solche Wanderhirten auch die Bewohner von Trebinje und Šuma. Die Bewohner von Rudine treiben ihr Vieh in das Hochgebirge der Bezirke Gacko und Foča zwei (Cvijić berichtet von 3—4) Tagreisen weit. Das Leben auf diesen Almen gleicht ganz dem auf den montenegrinischen. 6) Rovinskij, o. c. 677—680. 7) Dieser in Serbien übliche Name gibt uns wohl den noch nicht gefundenen Grund der Benennung „der schwarze Walache“ an: lat. morovalachi, it. morlacco, gr. naupößXaxo;, morovlah bei den Kroaten, karavlah bei den Serben (Miklosich, E. Wb., 202). noch nicht genügend erklärte Worte1) sprechen dafür. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, daß die Aromunen, für die es bereits im Gesetzbuche des Zaren Dušan allerlei besondere Bestimmungen gibt,2) mit ihren Herden über den ganzen Balkan bis nach Istrien und zu den Slowenen auf dem Karste vorgedrungen sind, also manche Züge in das Leben auf den Sennereien überall hineingetragen haben können. Z. B. kommt das aus „den südlichen Gebieten“ bezeugte katun (V. Karadžić Rječnik) öfters auch in Istrien und der Ortsname Katunära (gesprochen Četnara) auch bei Triest3) vor, und nsl. mandrija, Schafstall, bei Krelj (XVI. Jahrh.), Schafherde und Landhaus in der Umgebung von Triest (s. Pleteršnik) hängt auch mit dem über den ganzen Balkan verbreiteten mandra (vgl. Miklosich, E. Wb.) zusammen. Mit Recht betont Cvijić, der die Möglichkeit ethnographischer Unterschiede im Hirtenleben hervorhebt, die Notwendigkeit weiterer Studien auf diesem Gebiete, mit denen man sich auch deshalb beeilen müsse, weil das patriarchalische Leben immer mehr im Schwinden begriffen ist. Für die Herzegowina möchte J. Dedijer4) eine ethnische Beeinflussung leugnen, und dieses Nomadentum auf große Hitze, Mangel an Wasser und Weideplätzen zurückführen; dafür spreche der Umstand, daß die Bevölkerung von Gacko, welche meist aus Rudine und Montenegro stammt, dieses Hirtenleben nicht kennt, weil sie im Sommer ein milderes Klima, genug Quellen und Grasplätze habe. Auf jeden Fall führt auch in der Almenwirtschaft eine heute allerdings schon durchbrochene Kette bis zu den slowenischen und deutschen Alpen. Höchst lehrreich ist das Fortleben des Namens der Sennerin pläninka (von planina, Bergwald nach V. Karadžić, Rječnik) in Gegenden, wo der Name gegenstandslos geworden ist. In Kralje im nordwestlichen Bosnien heißt pläninka die Frau des Ältesten einer Hauskommunion oder eine andere geschickte Frau, welche die Wirtschaft im Hause führt.5) Ebenso heißt im kroatischen Küstenlande pläninka diejenige Frau, die mit den Kindern zu Hause bleibt und für alle Hausgenossen, welche auf die Arbeit ausgegangen sind, kocht und im Winter spinnt und webt, wenn sie keine Tochter hat.6) Bei den Slowenen habe ich selbst auf einem kleinen Gebiete, in Oberkrain, verschiedenartige Wohnstätten auf der Alm kennen gelernt. In Koprivnik im Wocheiner-tal gibt es in einer Höhe von mehr als 1000 m dem slawonischen stan entsprechende Meiereien, die hier staja heißen, was anderswo in Innerkrain (nach Pleteršnik), am Karste und bei den Weißkrainern einen eingefriedeten Viehstandort bezeichnet, in der Pluralform staje aber „Sennerhütten mit den Stallungen in den Alpen“ (die Belege sind speziell aus Görz). Unsere staja (pri Kocijančiči) besteht aus einem kleinen Haus (hišca), Stall (hiev) und einer Harpfe (stog), ist also eine kleine Sommerwirtschaft, ln der h i š c a heißt der Herdraum vežica (Demin. von veža), was mir ausdrücklich damit begründet wurde, daß sie klein sei. Dementsprechend heißt ') Ich rechne hieher aus dem Serbokroatischen: katun, mandra, vatan (Winterlager tür Schafe, aus türk, vatan (Wohnort, Vaterland), Miklosich, Denkschr., Bd. XXXV, S. 185), bač oder bača (Hirt), šiljeg, šiljež (einjähriger Widder), urda (eine Milchart, rum.), timar (türk. Miklosich, 1. c. 177) u. a. 2) Über die Reste derselben in Serbien vgl. Dr. M. Smiljanič, Die Hirten und Hirtennomaden Süd- und Südostserbiens. „Globus“, LXXIV, (1898). 3) Mitteilung des Dechants und Pfarrers M. Sila in Tomaj (Nabrežina); für Katunära stehe ich jedoch nicht ein, denn K. Štrekelj sprach mir Ketnara, it. Catinara. 4) Srp. Etn. Zborn., V, 761-764. 5) Zbornik za nar. život, VI, 271 ff. ‘) Ib. V, 186. auch der Dachboden na hi sei. Ober dem Herde fand ich schon einen velb (Gewölbe), sonst war der Herdraum noch ohne Decke. Das Vieh kommt hieher im Spätherbste und im Frühjahre. Weiter oben in Goreljek fand ich zerstreute Sennerhütten, stan-i, die nach ihren Besitzern den Namen führen und aus einem Herd-und Milchraume (mlečnica) bestehen. Der Herdraum (auch stan genannt) ist ohne Decke und Fenster; der im letzten Drittel (von der Tür aus) freistehende viereckige Herd ist aus Tonerde aufgeworfen, mit einer Holzumfassung und oben mit einer Steinlage versehen. Ähnliche aneinander gereihte Hütten sah ich in Velopolje unter dem Triglav, nur wurden mir da die Namen staja, stan und koča nebeneinander für Hütte und Herdraum genannt (in einer Hütte fand ich schon eine moderne Käserei) In Koprivnik wurde mir gesagt, daß ein stan auch ohne Milchkammer sein könne. Den Sennereien an den Abhängen des Triglav sollen die der Jelovca (schließt das Wocheinertal auf der entgegengesetzten Seite ab) ganz gleichen. Im Vratatale sah ich wieder eine Hütte (Poldova koča), die ein Haus im kleinen darstellte; am Süd-abhange des Stol (Karawanken) wieder eine den früheren ähnliche Hütte (koča), wo eine Sennerin und ein Hirt das Vieh eines ganzen Dorfes (Žirovnica) hüteten. Nur hierlhörte ich für das Bett des Hirten im Herdraume den Ausdruck pograd, sonst überall postelja. Unter dem Gipfel fand ich eine primitive Schäferhütte mit einem einzigen Raume. In den Sanntaler Alpen sah ich im Logartale eine koča oder bajta (Klemenškova jama), wo der ungedeckte Raum für den mehr im Hintergründe stehenden erhöhten Herd hiša, die Milchkammer hram genannt wurde. Auf den Bergen (Boskovec, Medvejak, na Hleviši) um Praßberg (slowen. Mozirje) und Laufen (Ljubno) gibt es stan-i, bestehend aus einer koča und Ställen (gewöhnlich getrennte für Schafe und Rinder). Der Herd steht in der Mitte der Hütte, der Türe gegenüber sind Bretter (police) für das Milchgeschirr angebracht, eine Decke ist gewöhnlich (aber nicht Regel), „damit es wärmer sei“; eine Fensteröffnung gibt es nicht. Die entsprechenden slowenischen Ausdrücke für das Personal lauten: planinar, plan inč an, planšar (der Senne, vgl. Pleteršnik), gewöhnlich aber pastir (Hirte) oder auch — majer; planinarica, planinščica, planšarica, gewöhnlich aber majerca (Meierin). Auf den Wocheiner Almen wird auch gejodelt. Obgleich deutscher Einfluß wahrscheinlich ist, möchte ich doch auf eine Parallelerscheinung in der südlichen Herzegowina verweisen: auf der Čvrsnica gibt es einen Wettgesang zwischen Mädchen (ženske gusle = Frauen-Gusle [einsaitige Geige]), der „mit dem Tiroler Jodeln einige Ähnlichkeit hat“.1) (Schluß folgt.) ') Cvijić, o. c. CXLI, Anm. Zur Geschichte des volkstümlichen Hauses bei den Südslawen. Von Dr. M. Murko (Graz). (Mit 9 Abbildungen im Texte.) v. Die südslawischen Bezeichnungen für Haus, Herdraum und Stube. Allgemeine Bemerkungen über die slawischen Fremdwörter aus dem Germanischen und besondere über die mit dem „Oberdeutschen Hause“ einhergehenden. Die südslawische Terminologie für Haus, Herdraum und Stube verdient auch noch hervorgehoben zu werden. Das gemeinslawische dom, das mit lat. domus, gr. S6|iog, Sop) usw. urverwandt ist und der Wurzel nach zum nhd. „zimmern“ gehörig noch an den „reinen Holzbau“1) erinnern dürfte, bedeutet bei den Slowenen mehr „Domizil, Behausung, Heimat,2) Heim, Heimstätte“,3) folgt diesem Bedeutungswandel auch bei den Kroaten, Serben4) und Bulgaren und wird bei ihnen immer mehr durch kuća ki.šta ersetzt. Das gleichfalls gemeinslawische hram bedeutet bei den Slowenen nicht „Steinhaus“, wie Miklosich5) meint, sondern Haus, Wohngebäude (allerdings häufig in Verbindung mit dem Attribut hišni), Weingartenhaus in der östlichen Steiermark, während es in den südwestlichen Gebieten des Slowenischen für Gebäude oder Kammer zur Aufbewahrung verschiedener Gegenstände,6) im Rosentale in Kärnten für einen Keller, der sich gewöhnlich unter der Kammer und dem Flure befindet,7) oder auch allein stehen kann, für die Milchkammer in einer Sennerei (Sanntal), bei den Slowenen des Resiatales (in Italien) sogar für Zimmer gebraucht wird.8) Welche Bedeutungsunterschiede im Vergleiche zu demselben č. chräm, r. ehr am als Bezeichnung für die St. Veits-Kathedrale in Prag und die Heilandskirche in Moskau! Allgemein ist zu den Slawen das germ. hüs vorgedrungen, nach der gewöhnlichen Annahme schon aus dem Gotischen, vielleicht aber erst aus dem Althoch- ’) G. Krek, Einleitung in die slaw. Lit. 2, 139, 144. Vgl. jetzt Schräder, Reallexikon der indogerm. Altertumskunde, 222, 336. 2) Cigale, Deutsch-slowenisches Wörterbuch, s. v. Haus. 3) Pleteršnik, Slov. nemški slovar, I, 154. “O Vgl. V. Karadžić, Rječnik, s. v. dom: 1. Haus (meist im moralischen Sinne); 2. vornehme Familie. 5) E. Wb., 89. 6) In den Sanntaler Alpen hörte ich die Definition: hram soviel als heute špajzvelb (= Speisegewölbe)! 7) Mitteilung des Dr. Arne je. s) Pleteršnik, s. v. hram. deutschen,1) wie die Geschichte und Verbreitung des Wortes zu beweisen scheint. Genau entspricht asl. hyzü (domus, tugurium2) das im nsl. his (gen. hisa), auch hiz3) hölzerner kleiner Keller, kleine hölzerne Getreidescheuer bei den Weißkrainern und in hisek, kleines Häuschen im Weingarten fortlebt; ebenso his im Sinne von „klijet“ in Westkroatien;4) im kroatischen Küstenlande, in dessen glagolitischen Urkunden his im XV. Jahrhundert belegt ist: is (gen. isa), eine Kammer, die weniger geräumig ist als die daneben befindliche komora.5) Auch für das Polnische ist chyz, hyz neben chyz, hyž genügend bezeugt und beide sind neben dem jüngeren chyža6) sehr verbreitet. Bereits aksl. Diminutiva werden merkwürdigerweise mit Femininsuffixen gebildet: hyzina, hyzinica, hyz in i ca; eine sonderbare Kompromißform ist das masc. hyzici (domus).7) Vielleicht sind sie schon an die mit dem der Motion dienenden Suffix ja8) gebildete gemeinslawische Form hiža (aksl. hyža, hyžda, hyžina, hyžica) angelehnt, die aber in den am meisten nach Westen vorgeschobenen slawischen Sprachen9) noch an den deutschen s-Laut erinnert: č. chyše (ač. nur chyse),10) nsl. kr. hiša11) neben hiža (bei den Slowenen hiža nur im Osten, s. Pleteršnik s. v.), č.chyže; bei den Kroaten und Serben ist sogar hisa seit dem IT.Jahr-hundert mehrfach belegt und hiš in unserer Zeit aus Istrien.12) Bei den Slowenen ist hiša die regelmäßige Bezeichnung für Haus und Stube (und sogar für den Herdraum im Gebiete des Kaminhauses13) und der Rauchstuben),14) ebenso hiža, iža in Kroatien bei den Kajkavci, wo aus Trebarjevo ausdrücklich berichtet wird, daß ‘) Miklosich spricht von einer Entlehnung „in der ersten Periode“, die wohl das Gotische zu umfassen hätte, wie das Uhlenbeck (Archiv f. slaw. Philologie, XV, 486, von einem germ. husa ausgehend) und Brückner (Cywilizacja i j^zyk, 25) tun. Sprachlich wäre auch eine spätere Entlehnung möglich, doch muß ich gestehen, daß das Wort ebenso zu den sonstigen Entlehnungen aus dem Gotischen paßt (vgl. Brückner, ib. 27—29), wie anderseits zu einer größeren Reihe solcher Wörter, die später von den Westslawen aus dem Deutschen entlehnt und weiter verbreitet wurden. G. Korbut, der den deutschen Fremdwörtern im Polnischen in sprachlicher und kultureller Hinsicht eine Monographie gewidmet hat (Prace fiiologiczne, IV, 345—560), ist auch anderer Ansicht als Brückner und läßt chyža aus dem Althochdeutschen entlehnt sein. Eine Chronologie der slawischen Entlehnungen aus dem Germanischen wäre sehr erwünscht. 2) Miklosich, Lex. palaeoslov., 1102. 3) Pleteršnik, o. c. I. 267, 269. 4) Rječnik hrvatskoga ili srpskoga jezika, III, 608. 5) Zbornik za nar. život, V, 181, 185. 6) Vgl. jetzt außer Linde, Stownik, s. v. den Warschauer Stownik j^zyka polskiego, I, 314, II, 70, J. Kartowicz, Stownik gwar polskich, I, 217. 7) Miklosich, Lex. 8) Miklosich, vgl. Gram. II, 77—78. In serbischen Urkunden ist übrigens auch hyza belegt. Daničič, Rječnik iz književnih starina srpskih. 9) Neben Mi ki os ich s E. Wb. ist noch zu vergleichen dessen Abhandlung „Die Fremdwörter in den slawischen Sprachen“, Denkschriften d. Wiener Akad. phil.-hist. Kl., XV, S. 93. ,0) S. Gebauer, Slovnik staroöesky, I, 577. Daß die damit bezeichnete Kammer (in der d. Übersetzung D a 1 i m i 1 s kammir), thalamus, tabernaculum, kein besonders respektabler Raum war, beweist die bereits aus dem ač. bezeugte Bedeutung — Abort (in Dalimils Übersetzung: schiezstat). ") č. chyše, nsl. hiša und his, hisek bei den Slowenen, is, hisa, hiša, hiš bei den Kroaten zeigen deutlich, daß das germ. hüs nicht ausschließlich mit tönendem s entlehnt worden ist, wie Uhlenbeck (Archiv f. slaw. Phil., XV, 486) und Hirt (Beiträge zur Gesch. d. deutschen Spr. u. Lit., Bd. XXIII, 343) annehmen. 12) Rječnik hrv. ili srp. jez., III, 608. 13) Belege habe ich aus Ajdovščina im Görzer Gebiete (mündlich) und aus San Pietro degli Schiavi in Venezien (hier heißt izba Zimmer; s. M. Majar im Agramer Kolo, VI, 25). 14) Hörte ich selbst in Saldenhofen. Die beiden genannten Fälle zeigen, daß hiša in der Tat ursprünglich den Herdraum bezeichnet haben kann, wie Charuzin (Žilišče Slovinca, 91) meint. für Haus das literarische kuća nur „kakvi gizdavice“ (Gigerl) gebrauchen.1) Man beachte auch die westkroatischen Ortsnamen Hižakovac, Hižanovac (akad. Wb.). Während das Wort noch bei den kroatischen Reformatoren und bei älteren dalmatinischen Schriftstellern sogar für Gotteshaus gebraucht und noch in den Wörterbüchern vonVrančić, Mikalja, Voltiggi und Stulli für casa, domicilium, domus, aedes, thalamus verzeichnet wird,2) bekam es immer mehr auch bei den Südslawen eine deteriorierende Bedeutung, so daß es heute auf der Insel Veglia nur noch spöttisch von schlechten Häusern3) gebraucht und selbst aus der Umgebung von Agram nur noch zadnja hižica (Aufbewahrungskammer neben der Küche) erwähnt4) wird; die Decke darüber heißt naiža. Von den Slowenen (oder Kroaten) stammt magy. hiska (Weingartenhaus).5) Vuk Karadžić6) führt aus manchen Gebieten Serbiens nur hižina, ižina als Schlaf- oder Vorratskammer an; in erster Linie ist dabei wohl an solche ižina zu denken, die als alte Häuser im Hofe zurückgeblieben sind.7) In Bulgarien kann iža (auch hiža) die unterirdischen Hütten im Donaugelände8) und sogar das Wohnhaus im Berglande bei Pirot und Trn, sowie in den Landschaften Visok und Krajište bezeichnen,9) gewöhnlich ist aber hiža Hirtenhütte,10) wie bei den Nordslawen, von den Slowaken angefangen; man beachte dabei alle Bedeutungen des poln. chyža, chyž, chyz: armseliges Haus, Hütte, Fruchtgrube (chyzyna), auch Wohnung in der Erde, Dach, Viehstall; bei den Russen bedeutet es auch eine armselige Hütte, im Süden Vorratskammer;11) das von M i k l o s i c h (E. WB.) als dial. angeführte „chižka, Küche“ könnte zu Mißverständnissen Anlaß geben: es ist nach Dalj eine „alleinstehende kleine Küche, häufig aus Erde aufgeworfen“, im Don-gebiete. Beachtenswert ist oberserb. kheža für Haus und Flur.12) Nsl. hiša ist frühzeitig von den Deutschen zurückentlehnt worden, da es noch die Diphthongierung des i mitgemacht hat: Keische, Keischler wäre richtig zu schreiben für das in Steiermark, Kärnten und Krain im Amtsstile übliche „Keusche, Keuschler“ (Kleinbauer, Häusler), während M. Lex er13) und J. A. Schm eil er14) Gaische, Gaischler anführen. Für den Übergang von h \n k vgl. die Ortsnamen Kötsch (bei Marburg) aus Hočje, Kulm aus holm. Die noch von Miklosich15) und von J. Kosti al16) aufrechterhaltene Zusammenstellung mit nsl. koča (Hütte) ist abzuweisen; von diesem stammt Kätsch’n, eine schlechte Hütte.17) Keusche ist zu den Slowenen zurückgewandert: kajža,18) mit den Ableitungen kajžar, kajžnik. ') Zbornik za nar. život, III, 106-107, 109-111. 2) Rječnik hrv. ili srp. jez., III, 622. 3) Zborn. za nar. život, V, 226. 4) Ib. I, 120-121. 5) Miklosich, Die slaw. Elemente im Magyarischen, 2. Aufl., 78. 6) Rječnik, s. v. 7) Srp. Etn. Zborn., V, 470. 8) Sbornik za nar. umotvorenja, XVIII/2, 5, 9. 9) K. Jireček, Das Fürstentum Bulgarien, 158. 10) Du verno is, Slo var b, s. v. ") Da 16, S lovar6, s. v. ,2) A. Černy, Wobydlenje, 3—4, 13, 15. I3) Kärntisches Wörterbuch, 157. H) Bayerisches Wörterbuch, II, 77. >5) E. Wb., 128; Gram., II, 79. 16) Slovenski življi v nemškem besednem zakladu, Izvestje (Programm) des zweiten Staats-gymnasiumS in Laibach für das Jahr 1900/01, s. v. Keusche. n) Lexer, Kämt. Wb., 155. Als Parallele vgl. man das österr. Kalup’n aus čech. chalupa. ,s) Ist nicht so selten, wie Charuzin (Žilišče Slovinca, 18) meint. Bei den Kroaten (literarisch ausschließlich, in der Volkssprache überwiegend), Serben und Bulgaren wird heute für Haus die Bezeichnung für den Herdraum kuća, bulg. kijšta1) (geschrieben auch k^šta, dial. auch kuk’a,2) kuća, einer der bekanntesten Serbismen in Mazedonien) gebraucht, der, je mehr wir nach dem Süden und Osten Vordringen, Hauptraum geblieben ist, weshalb sein Name sowie der des Herdes ognjište, odžak (aus dem türk.), dim (Rauch) auch zur Bezeichnung der ethischen und administrativen Einheit verwendet wird, also für Familie oder sogar Hauskommunion, für Stamm oder Geschlecht, für Haus und Wohnstätte mit allen Nebengebäuden.3) Es ist bemerkenswert, daß sogar im nördlichen Dalmatien (in Bukovica) der Herd eine große ethische Rolle spielt, wie die Ausdrücke lehren: zaboraviti na odžak, sramotiti cijeli odžak, dogje po jednom svakom tom dimu.4) Für die Rolle, welche der Herd und mit ihm der Herdraum ursprünglich in jedem Hause spielte, ist sehr bezeichnend auch der Umstand, daß daselbst die Teilung einer Zadruga (Hauskommunion) vollzogen ist, sobald das Feuer auf verschiedenen Herden (wohlgemerkt innerhalb desselben Hauses, das es zu 6 7 bringen kann) angezündet worden ist.5) Kein Wunder, daß bei den zum Aristokratismus hinneigenden Montenegrinern die Ausdrücke kućić oder odžaković fast mit Adeliger (plemič) identisch, sind.6) Diese Verehrung des Herdes und des Herdraumes7) überhaupt darf man immerhin nicht zuviel idealisieren, denn die Rauchsteuer war schon ein alter römisch-byzantinischer Rechtsgebrauch (/-a-vtxdv), der auch nach Serbien (dimnica) überging und von den Türken einfach beibehalten wurde,8) weshalb man oft gar zu stark an einem Herde festhielt, um nicht mehr Steuer zahlen zu müssen; Peisker führt sogar die Entstehung der südslawischen Hauskommunion darauf zurück. Die Zählung nach Häusern als administrativen Einheiten ist noch heute auch bei den türkischen Slawen üblich, so daß noch der jüngste bulgarische Ethnograph von Mazedonien9) die Bevölkerungszahlen dadurch erschloß, daß er die Häuserzahlen mit gewissen Faktoren multiplizierte. Während es also aksl. kqsta, das Mi k los ich mit tentorium, nidus, tugurium übersetzt, bei den Kroaten, Serben und Bulgaren zu einer ehrenvollen Bedeutung für ') Im östlichen Balkan bedeutet es auch ein Zimmer, eine Kammer. Vgl. Jireček, Das Fürstentum Bulgarien, 158. Beachtenswert ist, daß auch in den unterirdischen Häusern der Herdraum k-bšta heißt; außerdem haben solche Häuser einen Eingang (grivica) und besondere Aushöhlungen in den Wänden (staji), wo man im Winter lebt. Marinov, Sbornik za nar. umotvor., XII, III. Abt., 281. (In der Monographie, Bd. XVIII, wird man über k-bšta nicht so gut unterrichtet.) 2) Duvernois, o. c., I, 1068. 3) Vgl. besonders Rovinskij, o. c 191 — 193; Cvijič, o. c. C —CII, Zbornik za nar. život, II, 115, V, 181, 302, VI, 66, 68; St. Novakovič, Selo, 84, 140; Miličevič, Život Srba seljaka, 5; S. Trojanović, o. c. 12; Bogišič, Zbornik sadašnjih pravnih običaja u južnih Slovena, 7—9. Schon in den altserbischen Quellen sind die Bedeutungen domus, aedes, aerarium, taberna, mercatoria, patria, familia belegt. Daničič, Rječnik iz književnih starina srpskih, I, S. 515. Vgl. noch kučnik maritus, kučnica uxor. 4) Zbornik za nar. život, V, 23, 38, 39. Vgl. den ausführlichen Artikel kuča im Rječnik hrv. ili srp. jezika, V. 724—729. 5) Zbornik za nar. život, V, 44. 6) Rovinskij, o. c. 192. V. Karadžič, Rječnik, s. v. Das Muster hiefür liegt allerdings schon im türkischen odžakle vor. Miklosich, Die türk. Elemente, Denkschriften der Wiener Akad., Bd. XXXV, 136; Bd. XXXVIII, 5.° 7) Rovinskij, o. c. 438, erinnert mit Recht daran, daß sie den wichtigsten Bestandteil des Hauses bilden wie in Rom. 8) St. Novakovič, Selo, 215; J. Peisker, Slovo o zadruze, 5—6; Rovinskij, o. c. 199. 9) V. Kančov, Makedonija. Sofija, 1900. Haus gebracht hat, bezeichnet das slowenische koča (dafür auch bajta, kajža) nur „Bauernhütte, ärmliche Wohnhütte“,1) hauptsächlich Häuser für Inwohner und Winzer, ärmliche Weingartenhäuser (dafür auch klet oder ketder, für gemauerte zidanica), oder Senner-, Köhler- und Holzerhütten (dafür auch bajta), auch Hütten für Heu im Gebirge (in Oberkrain).2) Zur weiteren Verschlechterung des Begriffes dienen die Ableitungen: kocänjek, kočara, köcica, kocina, kočiir, kočura, kočurič. Daß das Wort auch bei den übrigen Südslawen armselige Hütten be-zeichnete und noch bezeichnet, lehren die historischen Berichte3) und der Umstand, daß noch heute Bauernhäuser in Serbien, Bosnien, Herzegowina und Montenegro übertragen oder überführt4) werden können, was auch für einen slowenischen Bauer wie ein Märchen klingt. Die in Rede stehende Bezeichnung des Hauses ist spezifisch südslawisch. Russ. kušča (Zelt, Laubhütte, Hütte)5) ist aus dem Kirchenslawischen (šč für Č spricht dafür); kušči und in der nationalisierten Form kučki bezeichnet in den südwestlichen (kleinrussischen) Gebieten das Laubhüttenfest der Juden; poln. kuezki in derselben Bedeutung stammt natürlich aus dem Kleinrussischen sowie kuezka und das seltene kucza6) in der Bedeutung Hütte. Von den versuchten Etymologien,7) von asl. k;i§ta aus * kont + ia möchte ich der Miklosichs zustimmen, der das Wort mit dem gemeinslawischen kqtü angulus zusammenstellt; daß daraus mit dem Suffix ja (ia) ein Kollektivum gebildet werden konnte, wird man begreiflich finden, wenn man den häufigen Gebrauch des Wortes in den slawischen Sprachen in übertragener Bedeutung, namentlich im Plural, in Betracht zieht. Übrigens werden Č. kout8) und p. kqty) direkt für „abgelegene Wohnung“ gebraucht. Bei den unterirdischen Häusern Donau-Bulgariens gibt es k^tbove (in Pleven kqkb, kčjkbove) zu beiden Seiten des Herdes, wo Kinder und Mütterchen sitzen.10) Auch für Mazedonien, vielleicht auch für die südwestlichen Gebiete Bulgariens, erfahren wir aus der Volksliedersammlung der Brüder Miladinovci11), daß kät die rechte oder linke Seite vom Herd, der in der „Küche“ meist an einer Wand angebracht ist, heißt. Im Russischen haben die vier Zimmerecken gar besondere Namen und entsprechen nach Daljs12) Erklärung dem Vor-, ') V. Pleteršnik, s. v. Unslowenisch ist die von Charuzin öfters zitierte Form „kuća“. Daß „kutja“ in Kroatien und Slawonien das übliche serb.-kroat. kuća in älterer Schreibung ist, sei ebenfalls erwähnt. 2) Charuzin, Žilišče, Atlas, Fig. 23. Falsch ist es, wenn Charuzin (Žilišče Slovinca, 89, Krestbjanin 24) koča mit dem Begriffe der Einzelligkeit (odnokamernostb) verbindet. 3) Jireček, Das Fürstentum Bulgarien, 157—158. Novakovič, Selo, 140. Die heutigen kuće in den serbischen Städten hießen in alter Zeit palate. 4) Novakovič, 1. c., V. Vuletič-Vukasovič, Zbornik za nar. život, I, 37, Rovinskij o. c., 465 (bezieht sich allerdings nur auf Hirtenhütten [stan] bei den Vasojevići). Natürlich darf man daraus nicht schließen, daß speziell die Montenegriner noch Nomaden seien, wie es manchmal voreilige Interpreten ähnlicher historischer Berichte zu tun pflegen. Die elendsten Hütten gibt es noch heute dort, wo die Bevölkerung der Türkengefahr ausgesetzt war oder noch ist (Rovinskij, 472). 5) S. Dalj, Tolk. slovarb, II, 233. ^ Linde, s. v. 7) Vgl. Krek, Einleitung3, 139, Anm. 2. Dazu Meringer, Zeitschr. f. d. österr. Gymn., Bd. XIX, V, 10, der an * kantjö, Feuer, Feuerstätte oder xovcö;, Stange, also * kontia, Gestänge, Zelt denkt. s) Kott, Česko-nemecky slovnik, I, 769. In Mähren (ib. VI, 693) wird kout sogar für Herd gebraucht. 9) Linde, Stownik jtjz. polsk., II, 334. ,0) Sbornik za narodni umotvorenija, XVIII/2, S. 15. Auch am Karst (slov.) z a k ü t (= zaköt)-Bank auf dem Herde hinter der Feuerstätte. ”) Bolgarski narodni pesni, Agram (1861), S. 534. I2) Tol ko vy j slovarb, II, 231—232; 6, izba. Gast-, Schlaf- unči Küchenzimmer. Im Slowen. heißt die Ausziiglerwohnung köt.1) Besonders beachtenswert sind die von Herbord (Vita Ottonis) um Stettin bezeugten conti nae, die er aus lat. continere deuten wollte (vgl. die Stelle bei Krek, 1. c.). Hier ist jedoch eine Entlehnung aus it.-span. cantina, frz. cantine, Keller, eigentlich Winkel (Diez, E. Wb. I3, 109), wahrscheinlich (vgl. o. serb.-bulg.-klr. burdelj). Miklosich scheint im E. Wb. von dieser Etymologie abgekommen zu sein, da er kontü und konšta trennt, doch nimmt sie Ljapunov2) neuerdings gegen seine zweite Zusammenstellung mit asl. s-bkqtati, skqtati (Lex. palaeoslov.) sepelire, constringere, contrahere in Schutz. Diese letztere Etymologie hat sich auch Budmani3) angeeignet, während VI. Lamanskij4) auch an der Etymologie kijtii festhält. Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß man kuća auch vom ital. cucina (!) ableitete.5) Meringer führt nun mit Recht für den Herdraum auch die Bezeichnung kuhinja (Küche) an, doch in Wirklichkeit dringt das Wort bei allen Südslawen als moderner Kulturbegriff allmählich vor, obwohl es zu den alten Entlehnungen aus dem Deutschen (ahd. chühhina) gehört. Vuk Karadžić bezeugt für die Serben kuina nur aus der Vojvodina und das aus dem Italienischen stammende kuži na6) aus Montenegro und dem angrenzenden Primorje. Trojanović7) sagt ausdrücklich, daß halb Serbien die Küche kuća nennt und das Wort kuhi na nur in Städten gehört wird; aber selbst für diese finden wir eine einschränkende Nachricht bei Novakovič,8) daß in Niš auch in der Stadt der Herdraum kucag) heißt. Volkstümlich wird das Wort erst dort, wo der Herdraum eine Küche im modernen Sinne ist; so kujna (neben ku varni ca) in Trebarjevo 10) im westlichen Kroatien, kujria im kroatischen Küstenlande.11) Von der Insel Veglia12) wird berichtet, daß das Haus manchmal zwei kuća besitzt, von denen die erste, wo sich „der Ofen und Kamin“ befinden, manchmal kuhi ha heißt; „in einigen Häusern gibt es aber auch eine echte Küche, und darin ist alles, was zum Kamin und Ofen gehört“. Selbst bei den Slowenen ist kühn ja verhältnismäßig selten; in Krain und in der süd- und nordwestlichen Untersteiermark wird jener Teil der veža13) oder lopa, ') Pleteršnik, s. v. Man könnte bei dieser Bedeutung an kötec (asl. kotüct, cella), Koth, die Kothe oder Köthe (L. Pintar, Letopis Slov. Matice, 1895, 18) denken, doch die Bezeichnung der Vokalqualität bei kgt, kptar (Auszügler), kgtarka (Auszüglerin) bestätigt die begrifflich so nahestehende Erklärung. 2) Neskolbko zamečanij o slovensko-nemeckonrb slovare Pleteršnika (Odessa 1903), S. 48. 3) Rječnik hrv. ili srp. jez., V, 724. Vgl., was Meringer zur Unterstützung seiner Etymologie „Lat. clam vom Höhlenhaus“ verbringt (Indogerm. Forschungen, XVII, 160): „Aber hat der Mensch, der den Begriff ,verbergen1 hatte, nicht schon ein Haus, wenigstens eine Höhlenwohnung besessen?“ 4) Charuzin, Žilišče Slovinca, S. 88, Anm. 5) „Die österr.-ungar. Monarchie“, Bosnien und Herzegowina, 328. 6) Kužina ist neben ognjenica (Feuerraum), ognjena kuča (kuća fürs Feuer) auch in Poljica in Dalmatien bekannt. Zbornik za nar. život, VIII, 262. 7) O. c. 12. s) Selo, 140. 9) Bezeichnend für die Bedeutung des Wortes kuća ist folgendes Gespräch, das V. Karadžić im Rječnik s. v. anführt: A. Gje ti je kuća? B. Kod sobe. 10) Zbornik za nar. život, III, 109, 111, 113. ") Ib. V, 181. *") Ib. V, 247. I3) Dali das etymologisch noch nicht erklärte Wort „veža“ (s. Miklosich, E. Wb., 389; Krek, Einleitung in die slaw. Literaturg., 1402) auch im Neuslowenischen einen höheren Begriff bezeichnet, lehrt božja veža — Gotteshaus (Pleteršnik). In anderen slawischen Sprachen bedeutet es Turm, Hütte, Zelt. wo sich tatsächlich eine Küche befindet, nur dann ausdrücklich so genannt, wenn er ganz durch eine Wand oder zum mindesten durch einen Schwibbogen abgetrennt ist (s. o.). Eine besondere „kuhnja“ ist öfter als ein späterer Zubau zu erkennen.1) Einen merkwürdigen Namen führt die Küche, die sich in Häusern mit einer „veža“ neben der Stube (jspä) in der Breite der Kammer entwickelt hat, im Rosen- tale in Kärnten: jsp'ič neben kuhbria oder kts^ria. Name und Sache sind offenbar der rückwärtigen Kammer jspica oder štibl (Stübel!) nachgebildet, wobei die auffällige Bildung mit dem deminuierenden Maskulin-Suffixe der Differenzierung dient und für eine spätere Entstehung des Wortes und wohl auch der Sache spricht. Noch weniger als von einer „Küche“ kann bei den Kroaten und Serben von einem „Flur“ oder „Vorzimmer“ die Rede sein. Ansätze dazu im Moravahaus sind unter dem Einflüsse von Ungarn und Slawonien allerdings vorhanden (s. o. vajat). In unglaublicher Weise stehen unter dem Einflüsse des städtisch-deutschen Begriffes „Vorzimmer“ die Verfasser der Monographie über Drobnjak in Montenegro, die sogar aus der kuća ein pred so bl je2) machen, und der über Rudine in der Herzegowina, der sich im Kaminhause eine „Vorküche“ (predkuhinja!)3) konstruiert hat. Das Wort für Stube isti>ba, izba, ist aus dem ahd. stuba (der oberdeutschen Aussprache gemäß auch stupa geschrieben) in sämtliche slawische Sprachen in der Bedeutung Stube, Zimmer überhaupt, Haus, Hütte und Zelt (aksl.) übergegangen und charakterisiert sich als Fremdwort schon durch die mannigfaltigsten Formen, die in Miklosichs E. Wb. (S. 97) durchaus nicht erschöpft sind (vgl. z. B. die russischen bei Dalj oder die polnischen bei Karfowicz). Schon im aksl. besteht die assimilierte Form izba neben der genau entsprechenden isttba; Beispiele für den /-Vorschlag im Slaw. und Lit. gibt Miklosich, vgl. Gram., I2, 124.4) Bei den Südslawen hat das Wort eine ähnliche Geschichte wie hiša (Haus), ja es ist sogar bei den Slowenen im Rückgänge. Allgemein scheint das Wort in Kärnten in Formen, die der oberdeutschen Aussprache am nächsten stehen, verbreitet zu sein: jispa (leider sind Pl e teršn i k s Zitate aus Guts mann und Jarnik ohne Akzent), jspä (Stube), jspica (Kammer) im Rosentale. Aus Krain ist izba, izbica (Stübchen, Kämmerlein) in die Literatursprache übergegangen, doch ist ispa, jispa in Oberkrain ^ (in dem dazu gehörigen Seelande in Kärnten hörte ich izba), noch häufig zu hören und ispa selbst aus Unterkrain belegt. Für Steiermark wurde mir izba aus dem Savegebiete ausdrücklich bezeugt, für Görz jezba aus Tolmin. Miklosichs (E. Wb.) jespa ist mir der Herkunft nach nicht bekannt; ich hörte na jespi in Saldenhofen, bezeugt wurde mir na jesp’ aus Windischgraz, na jespo, na jespi für Gutenstein. Bei den Slowenen in Venezien ist izba das Wohnzimmer (hiša Herdraum!). Doch ist das Wort als Bezeichnung der Stube schon stark verdrängt durch hiša, und die Nominative werden eigentlich meist nur erschlossen aus den präpositionalen Wendungen na ') Vgl. in Charuzins Krestbjanin avstrijskoj Krajny, Fig. 15, 17, 18. 2) Srp. Etn. Zborn., IV, 416. 3) Ib. V, 1130, 1131. 4) Vgl. noch die Literatur in Kreks Einleitung 2, 142. Vgl. weiter kr. iškriha (auf der Insel Veglia) aus ahd. scrini (Schrein), Zbornik za nar. život, V, 232, 245. Deshalb an romanische Vermittlung bei der Entlehnung zu denken (vgl. B. M. Ljapunov, Izslodovanie o jazyke synod. spiska 1-oj Novgorodskoj letopisi, 237) ist nicht notwendig und sachlich kaum möglich. 5) Da das Wort in der Wochein fast nur in der präpositionalen Wendung „na izbi“ (ober der Stube) gebraucht wird, so ist infolge des dortigen Auslautgesetzes eine Entscheidung oft schwer möglich; doch bekam ich auch na ispa., na Tspo und bei deutlicher Aussprache na ispi sowie die ausdrückliche Erklärung einfacher Leute zu hören, die einen sprechen jizba, die anderen jispa. izbi oder na ispi (jespi) - auf der Stube oben, na ispo = auf die Stube hinauf, pl. na ispe. Na izbi ist überhaupt in ganz Krain, im Sanntale und am Bachern und auch im Gebiete von Tolmin in Görz’) zu einem festen Begriffe geworden, für den auch die Wendung na vrhu (vgl. kärntnerisch Am auf, Obenauf, steir. „Mauf“ aus „im Obenauf“2) häufig für alle Dachbodenräume3) gebraucht wird, während man gewöhnlich die einzelnen Dachbodenräume genau unterscheidet: also neben na izbi oder na hiši (bedeutet manchmal nad vežo in hišo ■= über dem „Flur“ und der Stube, aus Soča) auch na veži, na kamri, na jspici, na bajti. Für sich haben also die Worte izba, ispa keineswegs die Bedeutung Dachboden, Bodenkammer, Obergeschoß, wie Cigale (Deutsch-Slowen. Wb. s. v. Zimmer) und Pleteršnik angeben.4) Zu einem Kompositum wie čech. näizbf und os. najstva oder naiža5) nahišje und nahižje6) im nordwestlichen Kroatien scheint es das Slowenische nur in den angrenzenden Gebieten der östlichen Steiermark, speziell zwischen Mur und Drau, gebracht zu haben: nahišje und nahiž (hoditi na nahiž),7) nahižje8). Eine sachliche Erklärung des Wortes versuchte schon der Verfasser der ersten kritischen Geschichte Krains, Anton Linhart, der in seinen „Betrachtungen über den Zustand der alten Slawen in Krain“ schreibt:9) „Der hohle Raum zwischen den vier Wänden und dem Dache hieß Isba. So heißt jetzt bei den Krainern die Abteilung des Hauses unter dem Dache. Einst mochten sie diese Abteilung des Hauses wohl nicht gekannt haben, weil die Häuser so niedrig waren, daß sie keiner Treppen bedurften.“ Daß aber izba auch bei den Slowenen einen geheizten Raum bezeich-nete, was Charuzin10) zuerst bezweifelt, geht aus der Bedeutung der Stammwörter hervor, und die von Charuzin selbst aus den ältesten russischen Chroniken zitierten Belege, in denen mit den verschiedenen Formen von izba immer die Vorstellung von einem geheizten Raume (sogar Badestube!) verbunden ist, sprechen laut dafür. Izba kann durch hiša verdrängt worden sein, als die Stubendecke Verbreitung fand, denn es ist beachtenswert, daß sich das Wort hauptsächlich in der präpositio-nalen Wendung na izbi erhalten hat.11) Nach den bisherigen Ausführungen über his, hiša und hram wird es uns nicht wundern, wenn wir am Karste jezba für Speisekammer finden, das Miklosich12) aus jestba (vom Zeitworte jesti = essen) erklären wollte. ') Na ispi, jčzbi bez-eugt K. Št rekel j, Letopis Slov. Matice, 1892, S. 29 -) Meringer, Mitteilungen d. Antlirop. Gesellschaft, XXI, 104f. 3) Sehr bezeichnend ist der Umstand, daß mir im Wocheinertale (in Koprivnik) na Tspi als älter (bolj po starem) erklärt wurde, so daß die der deutschen entsprechende Bezeichnung na vrhu im Vordringen ist. Sonst geht für Dachboden nebeneinher oder herrscht in anderen Gebieten ausschließlich die aus dem Deutschen stammende Bezeichnung dile (na dilah, na dile). 4) In Saldenhofen hörte ich allerdings die Definition, daß alles unter dem Dache jispa sei (vse pod streho jispa). 5) Zbornik za nar. život, I, 121. 6) Pleteršnik, Slovar s. v. 7) Ib. Die Belege aus Cigale und Janežič stammen wohl aus A. Murkos Wörterbuch. s) St. Vraz, Dela II, Gusle i tambura, S. 81. ‘’J Versuch einer Geschichte von Krain und den übrigen Ländern der südlichen Slawen Österreichs, II. Bd., Laibach 1791, S. 300. 10) Žilišče Slovinca, S. 42. ") Auch im Poln. kann nach Kartowicz, Slownik gwar polskich, II, 212, das Dach na izbie (= na strychu) heißen; daneben kommt schon eine Substantivbildung izdebnik vor. Auch in der magyar. Volkssprache kann das aus slaw. istüba stammende szoba heute auch Dachboden bedeuten Vgl. S z i n n y e i: Magy. täjszötär. I2) Vgl. Gram., II, 217. Im E. Wb. ist er davon wohl abgekommen, vgl. jezba (S. 97), jestva S. 98). Bei den Kroaten ist izba (neben is!) für Stube aus dem Küstenlande1) bezeugt. Aus Herzegowina, Serbien und Novi-Pazar führt Vuk Kar ad žic (Rječnik) izba im Sinne von Stube (soba) und Kammer (klijet) an. In der Herzegowina hörte jedoch Meringer (V. H. 29) izba auch für Stall im Erdgeschosse als „eine sehr auffallende Bezeichnung“, die aber in Montenegro auch für Keller und Erdgeschoß („eigentlich eine natürliche Erdaushebung“ unter den an Felsen angelehnten Häusern „in der Art eines Kellers“), weshalb derartige Häuser dom na izbu (s. o.) heißen.2) Ähnlich ist aus Serbien podrum oder izba bezeugt.3) Auch für die Herzegowina läßt Budmani, V. Karadžić korrigierend, im Agramer akademischen Wörterbuche4) nur diese Bedeutung (podrum — Keller) gelten und führt aus dem dalmatinisch-ragusanischen Wörterbüchern und Schriftstellern älterer und neuerer Zeit nur die Bedeutungen Zimmer unter der Erde, Keller, Schenke, Garküche (natürlich im Erdgeschosse) an (nur ein Beispiel aus Starine, V, 101, scheint für die Bedeutung Haus zu sprechen). Wie man sieht, bewegte sich der Bedeutungswandel an der ganzen adriatischen Küste in der entgegengesetzten Richtung als in Krain. Doch hörte ich auch hier in Kamna Gorica spodnji vrh (das untere Ende, die untere Spitze) für Erdgeschoß im Gegensätze zu gornji vrh (Bodenraum). Der Erklärung von izba als türkisches Wort für jama (= Grube, Gorski Vijenac, 76) oder pečina (— Felsen, Matzenauer, Cizi slova, 77) hätte Miklosich5) nicht Raum geben sollen. Den Albanesen (Keller) und Türken (Keller, Grube, Versteck) haben das Wort jedenfalls die Slawen vermittelt. Aus Mazedonien,6) um Debar herum, ist izba neben klet in der Bedeutung Untergeschoß für das sonst übliche pondila bezeugt; manchmal befindet sich neben der für das Vieh bestimmten pondila eine izba als Aufbewahrungskammer. ’ In Bulgarien ist izba Keller, Feld- und Hirtenhütte.7) In Nordwestbulgarien ist izba nach Marinov8) ein Nebengebäude: eine 2 m und darüber in die Erde gegrabene, l1/2 m breite und ungefähr 3 m lange Hütte, gedeckt nach Art der hiža. Eine einzige Öffnung (okno, öknica) dient als Fenster (entsprechend der Bedeutung) und Tür, zu welcher man auf einer beweglichen Treppe gelangt. In dieser izba weben die Frauen. Diese Häuschen sind jedoch sehr im Rückgänge, so daß man nach zehn Jahren kaum noch eines finden wird. Das übliche Wort für Stube ist bei den Kroaten und Serben soba, das durch den Einfluß der kroatischen Schriftsprache in neuester Zeit in der Bedeutung Zimmer überhaupt auch zu den Slowenen (nicht direkt aus dem Magyar., wie Pleteršnik annimmt) vordringt. Bei den Bulgaren scheint das Wort nicht stark verbreitet9) und wohl hauptsächlich auf jene Gegenden beschränkt zu sein, wo eine Stube wirklich vorkommt (s. o.) und das Wort auch Ofen10) bedeutet. Unter den gleichen Ver- ‘) Zbornik za nar. život, V, 181, 187. Auf Veglia: gizba, ib. 241. 2) Rovinskij, o. c. 442. Manchmal (in Drobnjak) steht auch die izba ganz frei und entspricht nicht dem ortsüblichen Keller (podrum). Srp. Etn. Zbornik, IV, 412. 3) Srp. Etn. Zbornik, IV, 58. 4) Rječnik hrv. ili srp. jez., IV, 126. 5) Die türkischen Elemente in den südosteuropäischen Sprachen, Denkschriften der Wiener Akademie, XXXV. Bd., s. v. soba. 6) Cvijič, o. c. CXXI11. 7) Duvernois, Slovarb s. v. s) Sbornik za nar. umotvorenija, XVI1I/2, 26. Vgl. o. Anm. 2. 9) Miladinov, Deutsch-Bulgarisches Wörterbuch, gibt es unter Stube (staja, odaja) gar nicht an, unter Zimmer aber erst nach den beiden erwähnten Übersetzungen. ,0) Duvernois, s. v. hältnissen, wie es scheint, bezeichnet soba auch bei den Vasojevići in Montenegro den Ofen und nur „manchmal“ auch das Zimmer, in welchem er steht. ’) Also auch das Serbische und Bulgarische kennen das Wort in doppelter Bedeutung, wie das Rumänische, Albanesische, Türkische und Magyarische, weshalb es auch auf diesen Gebieten die Sprachforscher viel beschäftigt hat; es entsteht nämlich die Frage, ob es direkt aus dem deutschen oder mittellateinischen stuba, oder aus dem ital. stufa oder durch slawische Vermittlung von den Magyaren oder den Türken entlehnt und weiter verbreitet worden ist. Miklosich äußerte darüber im Laufe der Zeit drei verschiedene Meinungen. In seiner Abhandlung „Die Fremdwörter in den slawischen Sprachen“ leitet er das magyarische Wort szoba vom deutschen stuba2) ab, in den „Slawischen Elementen im Magyarischen“3) läßt er szoba aus asl. ist üb a hervorgehen, in „den türkischen Elementen in den südost- und osteuropäischen Sprachen“4) schreibt er den Türken die Verbreitung des Wortes zu, obwohl er eine ungarische (Munkäcsi’s) Etymologie aus dem deutschen stuba erwähnt; im Etym. Wörterbuche leitet er wieder magyar. szoba von stuba direkt ab. Auf diese Weise lieferte Miklosich selbst das Material zur Bekämpfung seiner jeweiligen Anschauungen. Die ungarischen Forscher5) lehnen die Entlehnung aus dem Deutschen durch Vermittlung des slawischen istüba ab, ebenso eine Entlehnung von den Türken, die ja das Wort von den Italienern oder in der Glanzzeit ihrer Herrschaft auch von den Deutschen hätten erhalten können. Bezüglich der Türken haben sie unbedingt Recht. Außer dem sachlichen Zusammenhänge mit Oberdeutschland ist beweisend die Tatsache, daß unter den südosteuropäischen Sprachen nur das Magyarische die Neigung kennt, jene Konsonantanhäufung zu beseitigen, welcher wir das in allen gleichlautende soba zu verdanken haben. B. Munkäcsi entscheidet sich für direkte Entlehnung aus dem Deutschen,6) während G. Szarvas7) für eine Entlehnung aus dem mlat. stuba plaidiert, weil dort außer der Bedeutung hypocaustum (Badestube) auch fornacula (Ofen) bezeugt ist,8) die im Magyarischen (d. h. in den Denkmälern) zuerst auftritt (seit dem XVI. Jahrh.), während die spätere Bedeutung Stube erst im XVIII. Jahrh. in weitere Kreise vorzudringen beginne. Weitere Erörterungen anderer Forscher9) stellen die Bedeutung Ofen außer Zweifel, wenngleich auch die Bedeutung os furni, praefurnium noch feststeht und unctorium in der Bedeutung „Salbzimmer“ neben der Badestube nicht abzuweisen sein dürfte. Diese Details sind übrigens für den Kern der Frage ohne Belang. Überdies ist der Streit müßig, ob die Ungarn stuba aus dem Deutschen oder aus dem mittelalterlichen Latein entlehnt haben, weil dabei immer die Deutschen in Betracht kommen, da wir es ja mit keinem abstrakten Begriffe, sondern mit der Entlehnung einer Sache zu tun haben. Die magyar., rum., türk, (auch serb. und bulg.) Bedeutung „Ofen“ kann nun gerade als Stütze für ') Rovinskij, o. c. 455. 2) Denkschriften der Wiener Akademie, XV, 126. 3) Ib. XXI. Bd. Ich benütze die zweite Auflage von Dr. L. Wagner, S. 79. 4) Denkschriften, XXXV, s. v. Übrigens in unklarer, weil allzu kurzer Fassung. In „den slawischen, magyarischen und rumänischen Elementen im türkischen Sprachschätze“ (Sitzungsberichte, CXVIII, 20) verzeichnet er wieder auch soba. 5) Für die Vermittlung dieser Literatur bin ich H. Schuchardt zu besonderem Danke verpflichtet. Eine genauere Erklärung und Datierung einzelner Belege aus den Wörterbüchern verdanke ich Flenn Dr. J. Mel ich in Budapest. <■) Nyelv. Közlemenyek, XVII, 106 107. 7) Magyar Nyelvör, XV, 385 ff. 8) Vgl. Magyar nyelv. szötär, s. v. 9) Magyar Nyelvör, XV, 461, 508; XVI, 31 ff. Meringers1) Ansicht gelten, die Bedeutung „Ofen“ für die ältere zu halten, „da es einleuchtender wäre, daß die Stube nach dem Ofen benannt ist, als umgekehrt“, und die Stube mit der Badestube durch den gemeinsamen Besitz eines Ofens auf das nächste verwandt ist. Übrigens spricht gerade das Sprichwort: Egy a szoba a kemenczevel = „eins ist die Stube mit dem Ofen“ in dem Sinne: unum idemque alveare, einer ist so gut wie der andere, sie sind von gleichem Schlage (belegt aus dem Jahre 1669[7?]) dafür, daß auch die Bedeutung Stube schon längst fest eingebürgert und weit verbreitet war. Noch mehr sprechen dafür mehrere Zusammensetzungen, namentlich die für höhere Begriffe: beszed-szoba Empfangszimmer, ebedlö-szoba Speisezimmer, gyermek-szoba Kinderstube, hälö-szoba Schlafzimmer, itelö-szoba Gerichtssaal, urak-szobäja Herrenzimmer, die allerdings erst aus dem XVIII. Jahrh. belegt sind; doch daneben finden wir fürdö-szoba (hypocaustum) Badezimmer schon in der Übersetzung des Comenius’ Orbis pictus, deren erste Auflage in Nürnberg 1669 (2., Leutschau 1685) erschienen ist; noch wichtiger sind aber zwei Belege für sütö-szoba (pistrina), Backstube, aus RMNy. (Altungarischer Dichterschatz), II, 27 (richtig 28), aus dem Jahre 1531 und Rad. Csal., II, 60 (Radvänszky, Ungar. Familienleben und Haushaltung) aus dem Jahre 1586. Aus diesen von Dr. J. Mel ich datierten Belegen geht klar hervor, daß die Bedeutung „Stube“ in der ungarischen Literatur ebenso alt ist, wie die „Ofen“ (die wichtigeren Belege aus den Jahren 1558, 1598, 1669). Übrigens ist das Grundwort s o b a — conclave cubiculum schon aus dem Anfänge des XVII. Jahrh. (aus einer Übersetzung des Katechismus des Canisius, Wien 1617) bezeugt, dem gegenüber die etwas älteren Belege der Bedeutungen Ofen und Badestube bei den Lexikographen nicht besonders ins Gewicht fallen. Überdies ist aus dem ungarischen Latein2) stuba sogar in übertragener Bedeutung „Gerichtsstube“ aus dem XVI. Jahrh. belegt; die Bedeutung caldarium, vaporarium ist allerdings nicht aus dem Jahre 1015 bezeugt, da die betreffende Klosterstiftungsurkunde von Pecsvärad (Slawonien) als ein Falsifikat des XIII. Jahrh. nachgewiesen ist, aber immerhin bleibt dadurch dem Belege ein ehrwürdiges Alter gesichert. Für die Bedeutung des Wortes ist ohne Belang der Beleg „stuba—szoba“ aus einem Nomenklator (Schlägl.) aus dem Ende des XIV. oder Anfang des XV. Jahrh., doch keinen Zweifel läßt der aus dem Jahre 1501 aus dem Erlauer bischöflichen Archiv stammende Beleg: pro purgatione unius candelabri pro stuba viridi (Szäz., VIII, 16) aufkommen. Aus Kronstädter Urkunden stammen unzweifelhafte Belege für stuffa in der BedeutungStube aus dem Jahre 1542. Nebst den Aufklärungen zu allen voranstehenden Belegen konnte mir Dr. J. Melich aus dem Materiale der ungarischen Akademie für ein Wörterbuch der in lat. Urkunden vorkommenden Wörter aus dem Jahre 1479 noch nachweisen: In quodam stuba, hymes zoba vocata. Die Stube hat also in Ungarn eine sehr alte Geschichte und mit der Sache wurde früh auch der Name in nationalisierter Form entlehnt, und zwar aus dem Slawischen, wie Miklosich zu jener Zeit meinte, als er über dieses Wort und seine große Gesellschaft im Magyarischen am meisten nachgedacht hatte. Alles, was außer dem angeblich späten Ursprünge des Wortes szoba dagegen vorgebracht wurde, ist nicht stichhaltig. Wenn Munkäcsi und mit ihm Szarvas die Identität von szoba und asl. istüba ablehnen, weil letzteres nur Zelt bedeute, wovon im Magyar, keine Spur ') Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, XXIII, 168. Vgl. überhaupt den ganzen „Exkurs über die oberdeutsche Stube und den Kachelofen“ (ib. 166—176) und zur Etymologie des Wortes Stube, Stell, d. bosn. H., 4—5. Jetzt Indogerm. Forschungen, XVIII, 273—276. 2) A. Bartal, Glossarium mediae et infimae latinitatis regni Hungariae (Lipsiae MCMI) s. v. zu finden sei, so sprechen meine bisherigen Ausführungen über Haus (hyzü, kqsta sind auch nur in der Bedeutung Zelt im asl. belegt), Herdraum und Stube laut gegen eine derartige Argumentation; auf diese Weise dürfte man z. B. esztena (die Schäfer-hiitte) auch nicht von stena (Wand, vielleicht auch Felsen) ableiten, obwohl die Identität beider Worte handgreiflich ist. Man könnte allerdings im Magyar, isztoba (kommt im Russ. wirklich vor) oder osztoba oder aber szitoba erwarten, doch der /-Vorschlag braucht nicht in Betracht zu kommen, denn die slawische Grundform trug den Akzent unbedingt auf der letzten Silbe, wie nsl. jspä (Kärnten), štokavisch-skr. izba/ r. izbä, os. jspa, spa, jstva, stva, ns. špa, sogar poln. dial. žba1) beweisen. Speziell auf szikra aus asi. iskra hätte sich Munkäcsi nicht berufen sollen, denn Miklosich2) führt es ausdrücklich auf škra zurück, welches im Poln. vorkommt, ebenso im russ. dial. zgra. Man vgl. noch den häufigen Ausfall des unbetonten slaw. / im Inlaute und in den Suffixen beim Übergange ins Magyarische.3) Auch darf man sich nicht auf das von Miklosich in „den Fremdwörtern im Slawischen“ zur Verfügung gestellte (s. v. istüba) szobor aus stobor berufen, um die Entlehnung aus dem deutschen stuba zu beweisen, denn dasselbe spricht zum mindesten ebensogut für die Identität mit istüba. Bei der „unverkennbaren Vorliebe“ der finnischen Sprachen für den trochäischen Tonfall wurde aus * stübä nach dem bekannten Anlautsgesetze des Magyarischen, wonach einer der beiden Konsonanten ausfallen muß, regelrecht szoba. Dieses paßt auch vollkommen zu der großen Zahl jener aus dem Slawischen entlehnten Wörter, die Miklosich4) unter der Rubrik „Gebäude, Wohnung, ihr Bau, ihre Einrichtung“ zusammengestellt hat; vgl. besonders die Ausdrücke für Tisch, Hausdach, Kammer, Hütte (kotecz, nicht kütya, welches aus dem skr. kuća stammt), Bank, Bettstatt, Säule, Boden, Palast, Keller, Vorzimmer (pitvar aus pritvorü), Tragstange am Dache, Schrein (asl. skrinija ist auch eine Entlehnung aus dem Ahd.), Saal (terem), Giebel des Daches. Dazu ist nachzutragen tiny Palissade von tynü murus, das aus dem Germanischen schon in Osteuropa entlehnt worden ist (Miklosich, E. Wb.). Man kann die Zahl dieser Worte aus den übrigen Gruppen noch vermehren, speziell durch die Ausdrücke aus der Landwirtschaft für Werkzeuge, Geschirr und Behältnisse. Vor allem beachte man dabei die Entlehnungen, welche noch die Existenz der Nasale im Slawischen beweisen: eszterenga Melkstall, gerenda Balken, gerendely Balken am Pfluge, donga Daube, dorong Stange, abroncs Reif, korong Töpferscheibe, szelemen Dachstuhl, toromba Giebel des Daches. Daß die Slawen istüba in der Bedeutung „Badestube“ schon im X. Jahrhunderte entlehnt hatten, beweist der Bericht des Arabers Ibrahim-Ibn-Jakob (um 970),5) dessen itba nur istüba sein kann. Zu meiner großen Befriedigung kann ich konstatieren, daß auch J. Mel ich in seiner ausführlichen und gründlichen Abhandlung über die deutschen Lehnwörter im Magyarischen6) das Wort szoba nicht aufgenommen • ') Kartowicz, Stownik gwar polskich, II, 212, aus Zbiör wiadomosci do antropologji krajowej, I, 27. 2) Die slawischen Elemente im Magyarischen 2, 79. 3) Miklosich, o. c. 45. «) O. c. 57. 5) G. Martin, Badenfahrt von Thomas Murner (Straliburg 1887), S. XIII ff. Denjenigen, die das russische Badewesen für ganz autochthon halten möchten, empfehle ich überhaupt die bei Meringer (Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, XXIII, S. 166) zitierte Literatur über das Badewesen im Mittelalter. 6) Deutsche Ortsnamen und Lehnwörter des ungarischen Sprachschatzes. Gesammelt von Dr. Viktor Lumtzer und Dr. Johann Melich. Innsbruck, 1900. (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Literatur und Sprache Österreichs, VI. Bd.) hat,') obgleich er im Widerspruche mit slawischen Forschern eine Vermittlung der Slawen öfter ablehnt (z. B. Dudleipi, haloni, kästa, kastely, szekreny, zseller). Zur Beseitigung aller Zweifel wäre es allerdings wünschenswert, wenn, abgesehen von dem erwähnten arabischen Berichte, auch auf dem Gebiete der slawischen Sprachen für izba die Bedeutungen Ofen, Badestube nachgewiesen werden könnten. Miklosich (E. Wb., 97) führt in der Tat rum. izbe, Ofen, an und von ihm hat wohl G. Meyer (E. Wb. der alban. Spr., 160) izbä, Ofen, entlehnt. Die Wörterbücher von Cihac und Dame kennen jedoch das Wort nicht. Jedenfalls bezieht es sich bloß auf die istrischen Rumunen, bei denen Miklosich2) selbst izbu fornax nachgewiesen hat. Das spricht dafür, daß die Bedeutung Ofen einmal auch bei den Südwest-Slawen vorhanden war. ln der Tat ist bei den Kroaten von Istrien izba fornax3) bekannt. Auch Badestube ist bei den Slowenen, namentlich im Westen (in Kärnten, Krain und Görz), jedoch in späterer Form nachgewiesen (s. Pleteršnik): pajštuba (kärntn.), päjstiba (aus dem XVII. Jahrh.), päjstva Dörrkammer, Dörrofen, p äs tuba, pästba Dörrkammer; pajštvar heißt in Görz, wer sich aus einer pajštva ein Haus gemacht hat. Im Rosentalein Kärnten bedeutet pajštuba, pašt-bba ein Haus für Auszügler oder Inwohner (gosti — Gäste!), so daß wir dort folgende Arten des Hauses finden: hiša (Haus des Großbauers), kajža (des Kleinbauers), pajštuba. Daneben gibt es besondere Dörröfen für Flachs (trevnca — terilnica) und Obst (snšfvnca — sušilnica). Die Formen mit j beweisen, daß man auch für das Slowenische von * bad + štuba4) auszugehen hat. Das spricht gegen Bünkers5) Erklärung PIschtub’m aus pän — bähen (rösten, dörren). Ob dabei von einem merkwürdigen Rückschritte der Kärntner Bauern bezüglich der Pflege des Körpers in eigens zu diesem Zwecke errichteten Badestuben gesprochen werden muß, ist eine andere Frage. Die Badestube kann nach Kärnten erst dann gekommen sein, als sie bereits nur eine Dörrkammer war. Die weite Verbreitung des Wortes soba nach dem Süden (bis zu den Griechen) und nach Osten (Rumänien) erweckt eine Reihe kulturhistorischer Fragen. Speziell bezüglich der Südslawen möchte man erfahren, ob das Wort direkt von den Magyaren, was bei den wechselseitigen Beziehungen zwischen ihnen und den Südslawen am wahrscheinlichsten ist, oder erst später von den Türken weiter getragen wurde; auch die Vermittlung beider ist nicht ausgeschlossen (vgl. o. die Geschichte des Moravahauses in Serbien). Man wird daher erforschen müssen, seit welcher Zeit die Stube und seit wann ihr Name soba bekannt ist; denn es wäre nicht ausgeschlossen, daß das magyarische Wort erst später vorgedrungen ist, da die Stube in Kroatien, Slawonien und selbst in Bosnien ein hohes Alter beansprucht und das bosnische Haus mit dem ungarischen nicht zusammenhängt, wohl aber mit dem südwestkroatischen. Daß Fremdwörter für Dinge, die ein Volk schon hat und benennt, auf-kommen können, ist eine bekannte Tatsache, für die bei den Südslawen namentlich ’) Nachträglich schreibt mir Dr. J. Mel ich, es sei auch seine Überzeugung, daß szoba „durch ein slawisches * stuba oder * sbuba“ zu den Ungarn gekommen ist, und beruft sich bezüglich st: sz außer szobor, welches dem nslow. steber, ča-kroat. stabor (aus * stbbrb nicht stobor, wie Miklosich meinte) entlehnt sein muß, noch auf ung. szeg = angulus und Gasse vicus, welches einem * stbgi (vgl. asl. stbgna Zogr., Marian.) entnommen ist; auch Szaniszlö Stanislav und vielleicht oszlop * stl-upi, sei hieher zu ziehen, stabar ist auch in Ragusa bekannt, V. Karadžič, S. nar. pj. V4, S. 517. -) Denkschriften der Wiener Akademie, XII, 63. 3) Nemanič, Čakavisch-kroatische Studien, Sitzungsberichte der phil.-histor. Klasse (Wien) CV, 524. 4) Vgl. Štrekelj, Arch. f. slaw. Phil., XIV, 533. 5) Mitteilungen der Anthrop. Ges. in Wien, XXXII, 254--255. bezüglich der Entlehnungen aus dem Türkischen zahlreiche Beispiele vorhanden sind. Häufig lassen sich solche Wörter aus einem neuen Gebrauche, durch Verfeinerung, überhaupt durch Veränderungen einer Sache erklären. So haben die Kroaten und Serben für Fenster die Worte okno (gemeinslawisch, ursprünglich wohl Öffnung, Loch, was ja die Fenster waren und bei den Slawen 1) noch vielfach sind, daher s. auch Schacht neben Fensterscheibe und Fach im Magazin), prozor und oblok (letztere haben sie sogar den Magyaren geliehen: akna, ablak), übernahmen aber doch das türk, pendžer, als ihnen ihre Herren mit einer höheren, allerdings auch entlehnten Form der Fenster imponierten. So tadelt noch der österreichische Offizier Matija Anton Rel ković, der die im siebenjährigen Kriege gesammelten Erfahrungen seinen Landsleuten im „Satir“ zum besten gab, die Slawonier (vom Türkenjoche befreit im Jahre 1699), daß ihre pendžeri nicht geschlossen seien; wenn nur die Hälfte des umsonst verbrannten Holzes verkauft würde, so könnte man dafür srčal i-p e n d ž ere (Glasfenster) kaufen; nach 16 Jahren soll auch schon sein Slawonier pendžere aus Glas (od srče) statt aus Papier (sad mi kokoš papira ne dere) gehabt haben.2) Natürlich besaßen die Kroaten und Serben auch für Glas, gläsern alte aus dem Gotischen entlehnte Worte (staklo, stklo, cklo, staklen) und kauften sich namentlich im XVIII. Jahrh. die Glasscheiben nicht bei Türken; aber selbst Relković gebrauchte noch dafür die türkischen Worte srca, srčali. Höchst Lehrreiches wird von der Insel Veglia3) ebenfalls über die Fenster berichtet. In Vrbnik haben die Häuser heute poneštri (sg. poneštra aus it. finestra), ebenerdige nur eine oder gar keine pone-š tri ca. Häuser mit Stockwerken haben natürlich mehr solcher Fenster, aber auf der Stirnseite und im Erdgeschosse noch okno: to je poneštrica na kolo. Solche runde Fenster besaßen früher die alten Häuser (stare kuće su imivali okno namesto poneštri). Die neuen, von den Italienern entlehnten Fenster verdrängten auch die Worte für einzelne Bestandteile der alten Fenster: oblok oder krivec und dvornice (jetzt peršijani aus it. persiäna). Ein anderes naheliegendes Beispiel ist demir-odžak für das übliche prijeklad in Montenegro.4) Hier deutet d emir (Eisen) an, daß die vornehmeren und reicheren Türken mit ihren eisernen und höher entwickelten Feuerböcken imponierten, während sich die Montenegriner wohl häufig mit solchen aus Holz oder Stein begnügen mußten. Auch die Bezeichnung für den mit der Stube einhergehenden Ofen verdient erwähnt zu werden. Wie bei den übrigen Slawen, finden wir auch im Süden die Entsprechungen für aksl. peštb: nslow. peč,5) skr. peć, piićka, bulg. pešt, peš, pešta, ') Linhart (Versuch einer Geschichte von Krain, II, Laibach 1791, S. 302) berichtet: „Diese Öffnungen sind in Krain von so geringem Umfange, daß kaum ein Mensch mit seinem Kopfe durchfahren kann.“ Ich sah in Koprivnik ober dem Wocheinertale öfter neue größere Fenster neben alten, die zu Wandläden umgestaltet oder ganz verbaut worden sind. Selbst in Veldes (Grad Nr. 40) fiel mir in der Küche ein neues Fenster auf, was mir die Hausfrau auch gleich erklärte, daß sie früher nur „ein Loch mit einem Gitter“ (luknja z gatrom) gehabt habe. Bezüglich des heutigen Montenegro, wo der Herdraum (kuča) sogar größerer Häuser keine Fenster, sondern nur eine oder zwei kleinere Öffnungen kennt, vgl. Ro vinski j, o. c. 445, 437. -) „Satir“, Kap. XIII. 3) Zbornik za nar. život, V, 229--230. 4) R o v i n s k i j, o. c. 439. 5) Auffällig ist die Bezeichnung peč für die Aschengrube unter dem Herde (zid) in der Rauchstube von Heiligenkreuz bei Marburg, wo peč sonst den großen Backofen bedeutet; die Erklärung ist jedoch sofort gefunden, wenn man erfährt, daß in einer solchen Aschengrube auch geheizt wird, wenn man eine Kleinigkeit kocht. Mitteilungen d. Anthrop. Gesellsch. in Wien, Bd. XXXVI, 190ü. pesti, pesti, die ursprünglich offenbar nur zur Bezeichnung des Backoiens 1) dienten, was noch heute bei den Bulgaren „überwiegend“ der Fall ist.2) Daneben ist zu den Serben und Kroaten das türkische aus dem mgr. und ngr. cpoöpvo; stammende furun3) in den Formen füruna und furüna, vüruna und vurüna für Back-4) und Stubenofen, während bulg. furna, furuna, f-brnja nur den Backofen zu bezeichnen scheint.5) Der merkwürdigen Bezeichnung soba für Stubenofen in gewissen Gegenden von Montenegro und Bulgarien wurde schon gedacht, ebenso der bulg. Benennung grtnci, die für die Entstehungsgeschichte des Stubenofens so wichtig ist (s. o.). Miklosich6) führt noch kjumbe an, Miladinov (Deutsch-bulg. Wb.) koftor, beide offenkundige Fremdwörter. Hervorzuheben ist, daß der Ofen in Bosnien nach Meringers7) Schilderung eine eigenartige und verhältnismäßig hochstehende architektonische Entwicklung durchgemacht hat; doch finde ich Parallelen oder Ansätze zu ähnlichem „prismatischen, meist dreiteiligen, nach oben sich verjüngendem Aufbau“ noch in Slawonien,8) Kroatien9) und Montenegro.10) So lehrreich auch die Betrachtung einzelner Benennungen ist, kann sie doch nicht alles leisten. Trotz meiner Bemerkung über die Möglichkeit der Verdrängung des Wortes izba durch hiša bei den Slowenen muß ich hervorheben, daß wir solche Fragen mit unseren bisherigen Mitteln nicht lösen können. Wenn z. B. Meringer") meint, got. has hänge vielleicht mit xeOO-o) zusammen und bezeichne ursprünglich wohl ein elendes Haus, daß halb im Boden steckt, wie sie noch jetzt bei den Rumänen und Bulgaren Vorkommen, so könnte man einige slawische Wörter (b. hiža, p. chyzyna, r. chyžka) als Beweis dafür anführen; doch die verschiedenartige Bedeutungsentwicklung des Wortes izba, das Stube und Haus (poln., russ.), überhaupt einen wirklich von drei Seiten im Boden steckenden Raum oder aber einen Dachboden (allerdings in präpositioneller Wendung) bezeichnen kann, muß uns stutzig machen. Man darf also auch bei der sachlichen Betrachtung der Wörter nicht in die Fehler des alten Etymologisierens verfallen. Bezüglich der übrigen, den Hausbau und den Hausrat betreffenden Nomenklatur, soweit sie nicht gelegentlich berührt worden ist, muß ich mir Beschränkung auflegen. Nur eine prinzipielle Bemerkung kann ich nicht unterlassen. Meringer, der das „oberdeutsche“ Haus jetzt gar zu weit ausdehnen möchte, fordert auch hier zu einigem Widerspruche heraus, denn ich kann auch für das von mir begrenzte Gebiet nicht seinen Satz12) unterschreiben: „Jedes Stück des Hausrates ist ,oberdeutsch1.“ Meringer selbst (V. H., 12 [258]) hat einige orientalische Geräte aus Bosnien angeführt; dazu gehören noch die verschiedenen Schüsseln, Teller und Tischplatten, die nicht umsonst türkische Namen tragen; auch für die Brotbackdeckel können wir auf ') Vgl. Miklosich, E. Wb. (S. 234- 235), die zum asl. Verbum pekq pešti, backen, braten gehörige Wörtersippe. 2) Duvernois, Slovarb, II, 1635. 3) G. Meyer, E. Wb. der alb. Sprache, 114; Miklosich, E. Wb., 59. “b Dieser steht häufig im Freien, namentlich im Gebiete des bosnischen Hauses in Serbien. 5) Vgl. die Belege bei Duvernois, Slovarb. 6) Kratkij slovarb šesti slavjanskich jazykov, 532, s. v. pečb. 7) V. H., 12-14. 8) Zbornik za nar. život, II, 122, Fig. 9. ») Ib. III, 249-250. ,n) Rovinskij, o. c. 456. Vgl. o. XXXV. Bd., S. 318. ") Indogerm. Forschungen, XVI, 141. ,2) L. c. 192. oberdeutschem Gebiete nichts ähnliches nachweisen. Umgekehrt treffen wir eine Menge der in Betracht kommenden Gegenstände auch im Kaminhause an, wie Feuerböcke, Dreifüße, Hängekessel u. a. Speziell in dem bosnischen und in dem herzegowinisch-montenegrinischen Hause' ist der Hausrat im großen und ganzen identisch.1) Meringer wird hier sogar seiner den „Sprachwellen“ richtig nachgebildeten Theorie von den „Sachwellen“ untreu, der zufolge auch einzelne Sachen ebenso ihre besonderen Verbreitungsgebiete haben, wie jede Erscheinung in der Sprache. Während meiner Studien schenkte ich besondere Aufmerksamkeit den auf dem Gebiete des Hausbaues und Hausrates der Südslawen entlehnten Wörtern aus dem Germanischen und hätte sie gern im Zusammenhänge untersucht, namentlich aber die Frage beantwortet, inwieweit sie dem oberdeutschen Hause folgen. Zuletzt mußte ich mich jedoch überzeugen, daß eine derartige Untersuchung weit über den Rahmen dieser Arbeit und dieser Zeitschrift hinausginge, denn es müßte zuerst eine Reihe von Vorfragen erledigt werden und viele Wörter würden eine sehr eingehende Behandlung erfordern. Zuerst müßten aus dem Sprachschätze aller slawischen Sprachen mit möglichster Sicherheit diejenigen zahlreichen Wörter ausgeschieden werden, die noch in den gemeinsamen Sitzen der Slawen jenseits der Karpathen bei der ersten Berührung mit den ostgermanischen Stämmen, speziell mit den Goten, übernommen worden sind. A. Brückners inhaltsreiche Schrift „Cywilizacja i j^zyk“ ist für weitere Kreise geschrieben und gibt uns daher nur eine Vorstellung von dem Probleme vom Standpunkte der polnischen Sprache, ebenso O. Schräders Vortrag2) „Die germanischen Bestandteile des russischen Wortschatzes und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung“ vom Standpunkte des Russischen. G. Korbuts Monographie3) „Wyrazy niemieckie w j^zyku polskim pod wzgl^dem j^zykowym i cywilizacyjnym“ ist eine in sprachlicher und noch mehr in sachlicher Hinsicht verdienstvolle Arbeit, die zu wenig bekannt geworden ist, behandelt aber dennoch die ältesten Entlehnungen des Polnischen nicht im erwünschten Maße, speziell nicht mit genügender Berücksichtigung der übrigen slawischen Sprachen. Unseren Bedürfnissen sollten am meisten die Aufsätze zweier Sprachvergleicher über die altslawischen Lehnwörter aus dem Germanischen genügen; leider halten auch sie nicht, was sie versprechen, ja man muß gerade die Kulturforscher, die sprachliche Fragen nicht selbst beurteilen können, bei Benützung derselben zur größten Vorsicht mahnen. C. C. Uhlenbeck behandelt „die germanischen Wörter im Altslawischen“,4) d. h. „die alten Lehnwörter, welche in den kirchenslawischen (altbulgarischen) Texten belegt sind, oder nach ihrer Gestalt und Verbreitung schon in altslawischer Zeit aus dem Germanischen eingedrungen sein müssen“. Hier ist also kein Unterschied gemacht zwischen den ältesten gemeinslawischen Entlehnungen jenseits der Karpathen und jenen Wörtern, welche in christlicher althochdeutscher Zeit ihren Weg nach dem slawischen Nord- und Südosten genommen haben. Für die Südslawen kommt dabei namentlich die Zeit der fränkischen Herrschaft (Fruška Gora = Frankenberg in ') Für Montenegro vgl. Rovinskij, o. c. 485—486, für die Herzegowina die Arbeiten im V. Bd. des Srp. Etn. Zbornik. 2) Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereines, Vierte Reihe, Heft 23-24, S. 99 ff. 3) Prače filologiezne, IV, 345—560 (Warschau 1893). 4) Archiv f. slaw. Phil., XV, 481-492. Syrmien erinnert soweit im Osten noch daran) und die große Kolonisation der Ostmark samt Pannonien, sowie die Verbreitung des Christentums in Karantanien und Pannonien durch deutsche Glaubensboten in Betracht. Weiter ist Uhlenbecks Material unverläßlich. Miklošičhs Lexicon palaeoslovenico-graeco-latinum (Vindo-bonae 1862—1865) ist namentlich als Arbeit eines Mannes ein großartiges Werk, genügt aberden heutigen Anforderungen nicht mehr. Miklosich bringt seine Belege nicht aus der speziell altslowenischen oder altbulgarischen Periode in Pannonien, Mähren und Bulgarien (etwa bis zum XII. Jahrh.), sondern aus allen möglichen kirchenslawischen Handschriften bis zum XVII. Jahrh., die, wenn sie auch Abschriften älterer Werke sind, verschiedene lokale Eigentümlichkeiten nicht bloß in der Laut-und Formenlehre, sondern auch im Lexikon angenommen haben; viele von diesen Werken sind aber erst in späteren Jahrhunderten entstanden und bieten natürlich um so mehr Merkmale ihrer Heimat im slawischen Süden vom Adriatischen bis zum Schwarzen Meere, in der Moldau und Walachei und im ganzen russischen Nordosten. Zu Miklosichs „altslowenischen“ Quellen gehören z. B. auch moldau-walachische Urkunden, russische Chroniken und sogar ein Moskauer Lexikon aus dem Jahre 1704 (Trigl.), oder die entschieden bei den kroatischen Glagoliten am Quarnero übersetzte Erzählung vom Trojanischen Kriege (Bell. Troj.). Man kann sich schon daraus einen Begriff von der Verschiedenartigkeit dieses „altslowenischen“ oder gar „altbulgarischen“ Materiales machen, mit dem übrigens alle Sprachforscher meist kritiklos operieren. Einige Beispiele mögen genügen. Uhlenbeck erschließt aksl. * blechft aus blechftčij, das Miklosich aus einer Beschreibung der Handschriften der Moskauer Synodalbibliothek belegt; derselben Herkunft ist brunatfnü, aus welchem * brunft erschlossen wird; gerade die zur Stütze in beiden Fällen herangezogenen nordslawischen Wörter hätten zeigen sollen, daß wir es hier mit einer auf mitteldeutscher Aussprache (ein wirklich ahd. blech hätte pleh, wie im nsl. ergeben; beachte noch dazu den Vokal in poln. blae ha und in den daraus entlehnten r. bljacha) beruhenden, speziell nordslawischen Entlehnung zu tun haben, die bis zu den Russen vorgedrungen ist. Derselben zweifelhaften Herkunft ist strusü (Strauß), durch strust aus einem Azbukovnik noch besonders deutlich als späte russische Entlehnung charakterisiert. Und dieses * brunü und strusü dienen Uhlenbeck und Hirt1) als Beweis, daß „germanischem ü“ im Slawischen nicht nur y, sondern auch u entspricht! Der zweite Teil dieses Lautgesetzes ist einfach zu streichen. Besonders lehrreich ist aksl. brumtnü (fromm), aus dem ein „aksl. *bruma“ aus ahd. fruma Nutzen erschlossen wird. Brumtnü ist bei Miklosich als „glagolitisch“ angeführt, was imponieren muß, denn man denkt dabei unwillkürlich an die ältesten Quellen, doch unsere ist offenbar eine kroatisch-glagolithi-sche: brumen ist eine spezifisch slowenische Entlehnung und teilweise noch bei den angrenzenden čakavischen Kroaten2) bekannt. Nichts ist bezeichnender, als daß es ein kroatischer Philologe, wie Jagic,3) nicht erkannte. Natürlich wird auch dieses slowenisch-kroatische brumen für weitgehende lautgeschichtliche ') Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, XXIII. ßd., 340 (auch das übrig bleibende ruta ist für das Germanische nicht beweisend). 2) Rječnik hrv. ili srp. jez., I, 685, belegt es für unsere Zeit nur aus Istrien. 3) Priloži k historiji književnosti naroda hrv. ili srb., S. 60- 61, will Jagić in einer glagol. Handschrift des Bellum Trojanuni statt dobro brumna lesen dobroumna; Menelaus erblickt in Paris einen solchen Ritter: brumen heißt also hier noch nützlich oder schon tüchtig, wie S. 65: vrže s kona mudroga Urikšeša brumno. Betrachtungen verwendet. Kr.-sl. brumen und oberserb. (in der Lausitz) bruma sind natürlich einzeln direkt aus dem Deutschen entlehnt. Ebenso bedenklich sind verschiedene als „aksl.“ aus den lebenden slawischen Sprachen erschlossene Wörter, wie buda (nur č. p. r.,1), chuta (nur č. p., nsl. kr. könnte man uta hinzufügen), chvilja (č. p. weißruss.), gomon (č. p. r.) oder gar rada (nicht aus einem and. * rad, sondern altsächs. wirklichen räd) und č. dek, dika, p. dzi^k, klr. djaka, die jedermann, der das Lexikon dieser Sprachen ein wenig im Kopfe hat, als typische auf den č. p. klein- und weißrussischen Boden beschränkte Wörter bekannt sind. Die Erschließung eines „aksl. * d^ka“ ist in solchen Fällen eine leere Formel, die eventuell nur für die Einreihung der betreffenden Wörter im Lexikon einen Wert hat. Um ein Wort als gemeinslawisch, nicht als „altkirchenslawisch“, denn dieses ist ja kein Mutter-, sondern nur ein südslawischer Dialekt, zu erschließen, gehören Belege aus nord- und südslawischen Sprachen dazu. Doch sind selbst solche bei Entlehnungen aus dem Deutschen nicht immer beweisend; z. B. haben die Nordwestslawen und die Slowenen „Diele“ getrennt entlehnt, ebenso ahd. marha (nicht bloß asi. mrha, p. marcha, sondern auch č. mrcha). Ich hebe hervor, daß ich bei dieser Kritik immer nur die ersten besten Beispiele herausgegriffen habe. Im Vergleiche zu Uhlenbeck bedeutet H. Hirts2) Artikel „Zu den germanischen Lehnwörtern im Slawischen und Baltischen“ keinen Fortschritt, da er mit denselben Mitteln arbeitet und in der Annahme von Entlehnungen entschieden viel zu weit geht, indem er schon prinzipiell auch solche Wörter heranzieht, die „lautlich genau übereinstimmen“ (besser: entsprechen), denn sie passen nicht zu seiner Theorie, der zufolge er „keine besonders nahe Verwandtschaft zwischen germanisch und slawisch anerkennen kann“. Gesamt- oder auch Spezialuntersuchungen über die slawischen Lehnwörter aus dem Germanischen3) sind höchst erwünscht, erfordern aber vielmehr als eine Zusammenstellung der betreffenden Wörter aus Miklosichs Etymol. Wörterbuch. Bezüglich der Südslawen muß noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß Fremdwörter romanischen Ursprunges bei ihnen viel häufiger sind, als man gewöhnlich annimmt. In jüngster Zeit hat ein Historiker, K. Jireček,4) den richtigen Weg gewiesen. Von den mich hier beschäftigenden Wörtern muß ich zwar kuhinja (vgl. o., wegen des regelrecht verschobenen ch unbedingt althochdeutsch) und ko in in in der Bedeutung Rauchfang streichen, kann aber sofort zwei neue anführen: nsl. mir Mauer, besonders die Mauer ohne Mörtel zur Umfriedung (s. Pleteršnik s. v.), mirišče Ruine, mirje römische Mauern, daher in Laibach die Ortsbezeichnung Na mirju, und krs. mir ') V. Karadžič, Rječ., bezeugt es auch als serbisch aus der Vojvodina, wo es olfenbar in unserer Zeit aus dem Deutschen entlehnt wurde. Vgl. Rječnik hrv. ili srp. jez., I, 707. =) Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, XXIII. Bd., 330 ff. 3) Zuletzt suchte Richard Loewe in seiner Abhandlung „Altgermanische Elemente der Balkansprachen“ (Kuhn’sche Zeitschrift für vergl. Sprachforschung, Bd. XXXIX, 1906) auch die von den Slawen am Balkan entlehnten Wörter auszuscheiden (S. 313— 334). Mit seinen historischen Erörterungen und und sprachlichen Kriterien hätte er bessere Resultate erzielt, wenn er nicht ganz und gar von dem Materiale Uhlenbecks und Hirts«abhängig wäre. Deshalb unterschätzt er auch den Einfluß des Althochdeutschen und möchte auch solche spezifische Entlehnungen aus ahd. Zeit, wie misa oder gar neprijaznb, nach dem Balkan verlegen. Wie soll anderseits chyz'b mit seinen Ableitungen vom Balkan zu allen Slawen vorgedrungen sein? vraiti. als „Wortkürzung“ aus vr'btogradTj verträgt keine Kritik vom Standpunkte der aksl. Quellen und der geographischen Verbreitung des Wortes. (S. Nachtrag.) 4) Die Romanen in den Städten Dalmatiens, Denkschriften der Wiener Akademie d. Wissensch., phil.-hist. Kl. Bd. XLVIII, S. 36 37. (Mi ki o si c h, E. Wb., s. v. murti, V. Kara d žic, Rječnik, belegt nur mirom aus Primorje, aber in den dalmatinischen Städten, wie Spalato und Ragusa, heißen alte Stadtmauern miri), aus lat. murus und krs. klak (Kalk), das nicht aus dem d. Kalk (Miklosich, E. Wb., 117), sondern direkt aus dem Romanischen in Dalmatien, wo c als k gesprochen wurde (außer kelomna und kimak [cimax], vgl. noch lukama, lukijema aus lucerna),1) was schon P. Budmani2) richtig hervorgehoben hat. Das Wort ist nur an der adriatischen Küste bekannt.3) Miklosich führt es allerdings auch als asl. an; aber wenn wir seine Belege im Lex. palaeoslav. prüfen, kommen wir zu demselben Resultate: krmč. (Nomocanon) Mih(anovićs) ist zwar schon 1262 geschrieben, aber „auf Befehl des Bischofs vseje zetbskyje oblasti“, also in Montenegro; men. mih. ist ein serb. Kodex des XVI. Jahrh., ebenso krmč. Da haben wir ein schlagendes Beispiel auf slawischem Gebiete, wie sehr Thurneysen4) Recht hat mit der Forderung: „Jeder Fall will individuell behandelt sein, jedes Wort nach dem Milieu beurteilt werden, in dem es sich bewegt.“ Im allgemeinen kann ich über die auf den Hausbau und Hausrat bezüglichen deutschen Fremdwörter bei den Südslawen folgendes sagen: die Zahl derselben ist bei den Slowenen, den geographischen, historischen und sozialen Verhältnissen entsprechend, sehr groß, auch in Kroatien und Slawonien nicht unbedeutend; auch diese lassen sich durch die geographische Lage, durch den deutschen Feudalismus in Istrien, durch die Militärverwaltung auch anderer Gebiete als der bis 1881 bestehenden Militärgrenze und durch die deutschen Kolonisten im östlichen Slawonien und südlichen Ungarn erklären. Jenseits der Save und Donau sind jedoch die deutschen Fremdwörter auffallend gering an Zahl und selbst diese gehören zu den ältesten Entlehnungen aus dem Germanischen. So gehören aus Montenegro außer izba, kuhi ha (und mittelbar soba) hieher (ich verweise bei jedem Worte auf den entsprechenden Artikel in Miklosichs Etymol. Wb., die Bedeutung gebe ich nach V. Karadzic, Rječnik, an): bačva (großes Faß, bučiva, fragliches Fremdwort), b a d a h (Röhre, Kufe), b ad hak5) (Julblock, büdüni), bradva (Zimmeraxt, bordy), čabar (Zuber, čibrfi), kabao (Wassereimer, kübln), kotac (kleiner Stall, kotü 1., wenn wirklich fremd), kotao (Kessel, kotlin), letva (Latte, latü aus ahd. latta), mlin (Handmühle,*) aus ahd. mulin, S. 186—187), naćve, navći (Backtrog, nüstvy, ahd. nuosc, die verschiedenartigen Entsprechungen in den slawischen Sprachen sprechen deutlich für die fremde Herkunft), pila (Feile, pila), pipa (Schnabel bei einem Krug,7) pipa), skrinja (Kiste, Truhe, skrinija) stap (Butterrolle, Vas8) ligneum butyro conficiendo, stapü), stupa (hölzerner Mörser, Stampfe, stompa). Auch pod (Stockwerk, podü 2.) gehört hieher, wenn es nicht slawisch ist.9) ') Auch in Montenegro bekannt. Rovinskij, o. c. 480. -) Rječnik hrv. ili srp. jez., V, 27. 3) Außer Rječnik, I. c., vgl. Zbornik za nar. živ., VIII, 107, 109 (Konavle bei Ragusa), 266 (Poljica); Srp. Etn. Zbornik, IV, 412, V, 528 (Montenegro). 4) Die Etymologie (Rektoratsrede, Freiburg i. B., 1904), S. 28. 5) Vgl. Meringer, Indogerm. Forschungen, XVI, 151 158. 6) Rovinskij, o. c. 481. 7) Ib. 483. 8) Die Richtigkeit dieser Übersetzung ist mir zweifelhaft; auszugehen ist jedenfalls von einem langen Stößel, wodurch sich der Bedeutungsübergang erklären läßt. In Makedonien heißt dieselbe Vorrichtung tin oder butin (Cvijič, o. c. CXXXIX), das wohl aus dem gr. m>-c£vv|, ßu-tvr) stammt (daraus vulgärlat. * butina die Quelle von ags. byden, Meringer, Indogerm. Forschungen, XVI, 155). ’) Vgl. Meringer, Stell, d. bosn. Hauses, 98. Man könnte weiter versucht sein, auch spica (= ražanj, Rost) hieher zu ziehen, doch K. Štrekelj (Denkschriften, L, S. 14) hat mit Recht darauf hingewiesen, daß špica, spica in der Bedeutung „Radspeiche, Stückchen längeres Holz“ einheimisch (* sttbica) ist. Aus Serbien kommen, von hiža, ižina abgesehen, noch dazu: daska1) (Brett, düska),2) lat na, häufige Nebenform von letva (eine neue Entlehnung nicht ausgeschlossen), panica (irdene Speiseschiissel, pany aus ahd. pfanna); vrt3) (Garten, vertu aus got. aurti-gards) ist jedoch mehr als fraglich.4) Dagegen ist kanta5), da es bei Kroaten, Serben und Bulgaren und weiter auch bei den Türken bekannt ist (Miklosich, E. Wb., 111) eine ältere Entlehnung (Miklosich, aus dem d. Kante), nicht erst aus neuester Zeit, wie V. Karadžić und Kopitar im Rječnik mit ihrer Übersetzung „Kandel“ und der Bemerkung „e Germania adlatum“ anzudeuten scheinen. Es ist jedoch auch eine Entlehnung aus dem Romanischen (vgl. mlat. cannata, ngr. -/.avru*) nicht ausgeschlossen,6) was bei gal jata vedrica, kleiner Eimer (aus Mlava mit teilweiser rumänischer Bevölkerung) und nsl. skr. golida sicher der Fall ist, denn Miklosichs Ableitung aus dem ahd. gellita kann nur für č. p. klr. gelten (Štrekelj, Denkschriften L, 20). In Bosnien steht es nicht anders, obgleich ich hervorheben muß, das mir der einschlägige Wortschatz nicht in solcher Menge zur Verfügung stand wie für Montenegro und Serbien. Ich kann nur kadaii anführen, das mit badari7) (Mehlgefäß) der Bedeutung nach identisch und diesem aus kad (Miklosich, s. v. kadi) nachgebildet ist; Miklosich erklärt jedoch das Stammwort für lateinisch, nur möchte erdessen Verbreitung unter den Slawen durch ein germanisches Medium voraussetzen. . Alle diese Wörter haben jedoch ihre Verbreitung nicht erst der Wanderung des „oberdeutschen“ Hauses nach dem Süden zu verdanken. Zu den entsprechenden neueren Entlehnungen kann ich aus Montenegro nur šinda, in Serbien in der Form šindra8) in Bosnien šinila, welche Form V. Karadžić (Rječnik) aus Kroatien belegt, und šimlja.u) Man sieht, wie schwer sich * šindla (darauf gehen alle Formen zurück) aus dem d. Schindel in den serbo-kroatischen Wortschatz hineingefügt hat. Der Prä-ponderanz des türkischen Elementes unter den Fremdwörtern entsprechend, wurde sogar von diesem Worte šindralija (mit Schindeln gedecktes Haus) mit einem türkischen Suffix 10) gebildet, welches Schicksal es allerdings auch mit einheimischen Wörtern teilt. ') Wohl auch in Montenegro bekannt, doch kann ich nur das Diminutivum štica (* duštica) belegen: Srp. Etn. Zbornik, IV, 416, 417, 466,. 2) Meringer (Stell, d. bosn. Hauses, 87, 96) denkt an eine Art „wohlgeglätteter Bretter“, um gemeinslawisch duska aus germ. * diskaz (Tisch) zu erklären. In Oberkrain versteht man noch heute unter deske Bretter, die in der Richtung zum Mark gespalten werden, unter dile gesägte. 3) V. Karadžič, Rječnik, belegt das Wort zwar aus den „westlichen Gegenden“, doch ist es durch Cvijič, o. c. XIV, (S. 75, nach dem Index finde ich nicht) bezeugt; überdies vrtič (aus Dragačevo) Srp. Etn. Zbornik, IV, 56. J) Es ist beachtenswert, daß in den aksl. Denkmälern vrütü älter ist als vrütogradü. Jagić, Zur Entstehungsgeschichte der ksl. Sprache, Denkschriften, XLVII, S. 63. Štrekelj (Denkschriften, L, S. 73) denkt direkt an Entlehnung aus dem rom. hortus it. orto, wie bei vrü5i an lat. urceus it. orcio. Das Verbreitungsgebiet der beiden Wörter spricht dafür. Ein neuer Beweis, wie sehr die Frage der slawischen Lehnwörter aus dem Germanischen einer Revision bedarf. Vgl. auch meine Bemerkungen zur Sammlung solcher germanischer Fremdwörter in der Schrift J. Peiskers „Die älteren Beziehungen der Slawen zu Turkotataren und Germanen“, S. 89 95 passim. 5) Miličevič, Život Srba seljaka, 8. 6) Ganz nationalisiert ist das gewiß aus dem Romanischen stammende konata in der südwestlichen Herzegowina. Srp. Etn. Zbornik, V, 1141. 7) Zbornik za nar. život, VI, 69. 8) šindra ist auch nach Bulgarien gewandert, wo „Brettchen aus Buchenholz“ den Rauchfang umfassen und eindecken. Sbornik za nar. umotvorenija, XVIII/2, 12. 9) Zbornik za nar. život, VI, 67. ,0) Miklosich, vgl. Gram., II, 106. Ebenso ist kom in als Rauchfang schon bis Drobnjak vorgedrungen; allerdings sind die dortigen komini, kominovi nur zwei kleine Dachlöcher auf beiden Seiten (sonst türk, b a d ž e). In Serbien ist komin und kamin schon ein ganz moderner d. Kamin. Dazu kommen noch: ciglja1) (Ziegel), kamara, konk (Gang), majstor (Meister), olba (Halbe), šanac (Schanze als Einfriedung eines Gehöftes, seitdem das Holz seltener geworden ist), šliper-i2) die neben Balken, Brettern und Dauben als Baumaterial angeführt werden, stala (Stall), šupa (Schuppen = einem einheimischen nicht genügend charakterisierten suvotnik), tiganj (Tiegel, vgl. /ly für/in tanjir aus it. tagliere). Aus Bosnien habe ich ribez (Reibeisen) anzuführen; die Mittelform ribežen hörte ich in Oberkrain; sie wird mir auch für Görz bezeugt.3) Ein bis nach Montenegro bekanntes Wort pante (sgl. panta), durch welche dort Dachsparren ungefähr in der Mitte verbunden werden, hat mich sehr enttäuscht. Man denkt unwillkürlich an Band, Bänder, namentlich wenn man panti4) auch aus dem Dachgerüste der Slowenen als Querbalken5) (Pleteršnik bietet nur pant Türband) nachweisen kann. Doch was beginnt man mit den bereits in Serbien bekannten pojante6) und pajante (sgl. pojanta) und mit pajänti in Bulgarien?7) In verschiedener Bedeutung findet man bei den Kroaten und Serben auch banak. Meringer (Stell, d. bosn. H., 97), dem die Bedeutung „Herd“ aus der Umgebung von Vinkovce in Slawonien bekannt war, glaubt, daß an der Identität von banak und Bank kein Zweifel sein kann. Auf seiner Seite steht teilweise auch das Agramer akademische Wörterbuch, daß zwischen biinak, gen. bänka in der Bedeutung mensa, scammun aus dem it. banco und banak bänka scammun vom d. Bank unterscheidet. Das Wort hätte jedoch, wenn es mit dem „oberdeutschen“ Hause einherginge, sicher den oberdeutschen Anlaut in alter und neuer Zeit bewahrt (vgl. krs. pantljika aus öst. pantel, pehar, pütara aus Butter—faß,8) dazu die in den Wörterbüchern nicht belegten pauer [meist in der Bedeutung grober Kerl] und purgar (Bürger), von zahlreichen slowenischen Beispielen, wiepankrt (Bankert), para (Bahre), pelda (Bild), prhtra baba — mhd. berhta gar nicht zu reden; vgl. auch s. konk aus Gang), denn es wurde aus der gesprochenen Sprache und nicht aus der Schrift wie das moderne banka in der Bedeutung Geldinstitut entlehnt. Ich denke daher an die Entlehnung dieses Wortes in allen Bedeutungen (der Akzent ist dabei von keiner wesentlichen Bedeutung) aus dem it. banco, das seinerseits natürlich aus dem Germanischen stammt, und glaube, daß sich diese Annahme auch ') V. Karadžić bringt auch die Form tigla, in der aber nicht eine unverschobene ahd. Lautform erblickt werden kann; das Wort hat seine Rückbildung offenbar einer Volksetymologie nach tiganj (Tiegel) und dem it. tegola zu verdanken, wenn es nicht direkt aus diesem entlehnt ist; das würde zur Gewißheit erhoben werden, wenn das Wort aus den Küstengebieten des Adriatischen Meeres nachgewiesen wäre. 2) Srp. Etn. Zbornik, V, 14. Vgl. bayr. die Schlipp (Einschnitt), doch der Schlipper Zulege-messer ohne Feder, federlahmes Messer (Sch melier, Bayerisches Wb., II, 531) hilft uns wenig. Näher steht mhd. sliepe obex: grindel grendel. Lex er, Mhd. Handwörterbuch, II, 975. 3) Pleteršnik, Slovar, belegt diese Form; ich kenne aber aus meiner Heimat (zwischen Mur und Drau) auch nur ribež. Auch in Slawonien ist ribež bekannt (Zbornik za nar. život, II, 120). 4) Im kroat. Küstenlande sind panti Hühnerstangen in der Küche. 5) In Češnica, in der Wochein, erklärte mir ein Bauer: poprečni tramovi na glejtih so panti. «) Srp. Etn. Zbornik, V, 130, 466. 7) Sbornik za narodni umotvorenija, XVII1/2, S. 16, 17, Fig. 14, 19, 20. 8) Štrekelj, Denkschriften der Wiener Akademie, L, 78. sachlich begründen lasse. Das akademische Wörterbuch führt für biinak allerdings meist die Bedeutungen Arbeitstisch, Verkaufstisch und Sitzbank an, aber aus Stullis (eines Ragusaners) Wörterbuch auch circulus soli fornacis. Im herzegowinisch-montenegrinischen Hause ist banak ein Vorsprung an den durch den Herd und die (gemauerten) Bett- und Sitzbühnen freigebliebenen Mauern,1) auf dem der Hausrat untergebracht wird; in Serbien heißt derselbe Vorsprung atula2) und dient auch zum Aufbewahren des Brennholzes. Beachtenswert ist, daß ein hölzerner banak, auch wenn er zum Sitzen dient, die Form eines Schreins (ko skriria) mit zwei Deckeln hat (Konavle bei Ragusa).3) In Vrbnik auf Veglia4) wird zwischen banek und bankal nur der Unterschied gemacht, daß der erste zum Sitzen dient, aber auch ein Behältnis haben kann, während bankal ganz wie ein Schrein ist, lang und eng. Die geschilderten Mauervorsprünge und ihrer Form nach auch die Schreine machen es begreiflich, wenn ein gemauerter Herd, der an die Stelle der früheren Herdgrube trat, auch banak5) genannt wird. Das Bauen mit Stein und Ziegel drang zu den Kroaten und Serben in erster Linie von ihren Stammesgenossen am Adriatischen Meere vor, so daß eine ital. Lautform als ganz begreiflich erscheint. Im Kreise Jasenica in Serbien ist banak eine Erhöhung auf dem Herde mit Gruben für Töpfe.6) In den Dörfern der Bačka7) heißt banak die Ofenbank in der Stube, aber diese ist der freigebliebene Teil des gemauerten „ognjište“ (Herd), auf dem der Ofen aufgebaut ist, so daß auch dieser banak in der Vojvodina, woher V. Karađžićs Beleg stammt, auf den Herd zurückzuführen ist. VI. Der Tisch bei den Südslawen. Meringer sagt zum Schlüsse seiner Arbeit „Stellung des bosnischen Hauses“ (S. 112): „Man kann sich den Hausrat alter Zeiten überhaupt kaum einfach genug vorstellen. Meine Bauernhausforschungen haben es mir nahegelegt, anzunehmen, daß auch in unserer (d. h. der deutschen) Stube einst das ganze häusliche Leben sich auf dem Boden oder nicht hoch über ihm abspielte. Der kaum 20 cm hohe Herd in der Küche, den man noch so häufig antrifft, wies den Weg für solche Gedanken. Die Etymologien scheinen diesen Gedankengang wenigstens für Urzeiten zu erweisen. Aber ich finde solche Zustände heute noch und erkläre sie als Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten. Darin kann ich irren.“ Den letzten Satz brauchte heute Meringer nicht mehr niederzuschreiben, denn kein geringerer Sprach Vergleicher als K. Brugmann8) urteilt über Meringers Etymologien, betreffend verschiedene Hausgeräte, Tisch, Bank, Bett u. dgl. in der erwähnten Arbeit: „Dabei wird teils für bereits aufgestellte Etymologien die sachliche Begründung gegeben, d. h. es wird gezeigt, daß sie mit dem, was die Kulturforschung hinsichtlich der Entwicklung des Gegenstandes erkennen läßt, in Übereinstimmung sind, teils werden auf derselben Grundlage neue Wortdeutungen versucht. Bei den Wörtern für „Tisch“ ist der leitende Gedanke, daß ') Cvijić, o. c. CXV, CXVI, Fig. 1, links. 2) Die Erklärung des Wortes im Rječnik hrv. ili srp. jez., s. v. aftulja ist ungenügend. 3) Zbornik za nar. život, VIII, 107, 108. <) Ib. V, 245. 5) Vgl. auch dessen Abbildung im Zbornik za nar. život, II, 119. 6) Troj an o vić, Starinska jela i piča, 14. 7) Ib. 7-8. 8) Indogerman. Forschungen, XIV, Anzeiger, 46. man ursprünglich nur Brettchen und Bretter hatte, von denen man aß (daher die vielen Schwankungen der Sprachen in bezug auf die Bedeutungen „Schüssel“ und „Tisch“), bei den Bezeichnungen des Bettes, daß als Bett ursprünglich eine Streu an der Wand, dann ein Dielenbrett, dann eine Bühne oder Bank gedient hat. Es braucht nicht näher gezeigt zu werden, daß die von M er in ge r befolgte Methode der etymologischen Forschung, nach der die Sprachbetrachtung immer in engstem Zusammenhänge mit der Sachbetrachtung gehalten wird, die einzig richtige ist.“ Auch O. Schräders Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde (Straßburg 1901), das in den slawischen Partien allerdings sehr viel zu wünschen übrig läßt, rechtfertigt mit allen einschlägigen Artikeln Meringers Methode. Der Artikel über den „Tisch“ folgt ganz demselben Gedankengange: der Tisch tritt im Norden nach den Nachrichten der Alten nicht zuerst als lange und hohe Tafel auf, an der viele Platz nehmen können, sondern entsprechend dem Sitze der Schmausenden auf dem Erdboden, Polstern und Fellen, in niedriger und kleiner Gestalt. Von Kelten, Germanen, vom Thrakerfürsten Seuthes (Xenoph. Anab.) und von Hunnen (im Waltharilied) wird ähnliches berichtet. Auch bei Homer haben die Helden mit wenig Ausnahmen jeder sein eigenes Tischchen vor sich. In noch früherer Zeit waren diese kleinen Tische vielleicht nichts anderes als tönerne Schüsseln, die vor die einzelnen hingesetzt wurden. Mit einem Gefühle der Befriedigung kann ich hervorheben, daß bei den Südslawen ein serbischer Archäologe, Sima Trojanovič, den Philologen, namentlich den slawischen,1) zuvorgekommen ist, indem er in seiner Schrift „Die alten serbischen Speisen und Getränke“, Belgrad 1896,2) seinen Nachrichten über den Tisch bei den Serben folgende Bemerkung hinzufügte:3) „Anfangs gab es ohne Zweifel keine niederen Stühle (stočić), keinen kleineren (sinija) und keinen größeren (sofra) Tisch, sondern die Menschen saßen um irgend eine große Schüssel herum und aßen daraus. Mir scheint es, daß die Sprache selbst das ein wenig erklärt, denn in Grbalj [in der südlichsten Spitze von Dalmatien zwischen Cattaro und Budua] heißt sinija auch eine seichte Schüssel [eine schlechte Wiedergabe der Erklärung V. Karadzic im Rječnik: veliki dr ve ni plitak pjat = großer hölzerner seichter Teller — alles wichtige Details!]. Wenn wir uns auf Gebräuche stützen und an ihr hohes Alter glauben dürfen, so ist es sehr interessant, daß am Weihnachtstage weder auf einer sofra noch auf einer sinija, sondern auf einem Sack (vreča) gegessen wird.“ Damit der Sack als „Tisch“ nicht allzu auffällig erscheine, erwähne ich gleich, daß man in Montenegro4) noch „häufig ohne jeden Tisch speist: man breitet irgend einen Sack oder eine struka [grober Mantel der Montenegriner und Herzegowiner] aus.“ Sehr wichtig ist auch die Nachricht über sinija, die wir dann meist als kleinen niedrigen Tisch oder als Schüssel finden werden. In einem entlegenen Winkel des überwiegend romanischen Kulturkreises, wohin die letzten Strahlen der von den Türken verbreiteten Kultur gedrungen sind, hat sich also sinija in der ursprüng- ') Man konnte z. B. hören: „Wie kann Meringer behaupten, daß die Slawen kein Bett gehabt hätten, da sie dafür doch das Wort postelja besitzen.“ In der Literatur finden wir bei G. Krek, um den bedeutendsten Vertreter der slawischen linguistischen Paläontologie herauszugreifen, eine ähnliche Argumentation, da er (Einleitung in die slawische Literaturgeschichte 2, 143) den alten Slawen den Tisch auf Grund des Wortes stolü zuschreibt, das übrigens in den nordslawischen Sprachen, im Süden aber nur bei den Kroaten und Serben, aber auch nur zum Teile, Tisch bedeutet. 2) Starinska srpska jela i pića, erschienen als II. Band, des Srpski Etnografski Zbornik. 3) O. c. S. 122. 4) Rovi nskij, o. c. 482. lichsten Bedeutung erhalten, denn türk, sini1) ist „runde Platte statt des Speisetisches“. Wir finden aber sogar sehr weit im südlichen Serbien einen italienischen Namen für den einfachsten „Tisch“. Im Gebiete von Leskovac2) setzen sich die Schmausenden um einen tanur (sednu oko tanura). tanur aus * tahur neben dem üblichen tariir, diese aus taljur, das bei den Kroaten nachgewiesen ist, und taljir auch taljer3) aus dem it. tagliere (Mi k los ich, E. Wb., s. v. talerü). Daß wir es mit einem „Hackbrett“ zu tun haben, was it. tagliere bedeutet, zeigt die weitere Nachricht, daß auf diesem „Tische“ (sofra) Fleisch gehackt4) wird (pa na sofri nožem seku). Ein anderes Zeugnis, daß noch auf dem Boden gegessen wird, kann ich auch aus dem Bukovica-gebiete im nördlichen Dalmatien beibringen, wo Katholiken und Orthodoxe eine ganz gleiche Lebensweise führen.5) Hier brennt das Feuer noch auf dem Boden (vatra je pri zemlji).6) Zum Feuer wird eine bakra7) „ein irdenes Gefäß wie ein Kessel“8) und dann mit den gekochten Speisen auf den Boden gestellt (metnu na zemlju). Angesichts der alten romanischen Kultur an der Küste haben sich nicht weit im Inneren noch solche Urzustände selbst bei den Katholiken erhalten! Auch bei den istrischen Rumunen mußte A. Ive auf seiner Forschungsreise gemeinsame Mahlzeiten aus einer auf dem Boden liegenden Schüssel, die den kroatischen Namen zdila9) führte, nehmen. Solche Naturzustände, die sich von den bezeugten und vorausgesetzten anderer Völker nur dadurch unterscheiden, daß man aus einer gemeinsamen Schüssel ißt, fanden die Türken auf dem Balkan vor. Mit feinem Verständnisse deutet S. Troja n o v i ć10) auf ein den Reichen und den armen Lazarus darstellendes Freskogemälde in dem Kloster Manasija, in dem schönsten alten Baudenkmal Serbiens aus dem Jahre 1407.11) Der Reiche erwartet die Gäste beim Tische mit dem charakteristischen serbischen kanavac,12) einer langen, über die Tischränder sich hinziehenden gemeinsamen Serviette. Daß der Tisch hoch ist wie der heutige und nicht eine niedrige sinija, muß man dem Einflüsse des Westens und der byzantinischen Gebräuche auf Stefan Visoki, den Gründer des Klosters, zuschreiben. Der Stuhl des Reichen hat keine Lehne und ist ganz identisch mit den griechischen Stühlen; der Stuhl auf der Münze Alexanders d. Gr., auf dem er mit einem Vogel in der Hand sitzt, unterscheidet sich nicht im geringsten. ') Miklosich, Die türkischen Elemente, Denkschriften der Wiener Akademie, XXXV. Bd., s. v. 2) Zbornik za nar. život, V, 115. 3) Ib. I, 38. A) Meringer (Stell, d. bosn. Hauses, 85) verweist auf die heute noch in Tirol üblichen „runden flachen Holzteller für das Fleisch“. Solche sind auch bei den Slowenen in Steiermark bekannt (talar wohl aus dem d., während taler, talir direkt it. sind). 5) Zbornik za nar. život, IV, 122. 6) Ib. V, 15,. 7) Ib. 20. Vuk Karadžić, Rječnik, bezeugt das Wort für Sinj. 8) V. Karadžič, Rječnik, s. v. In Imoski heißt dasselbe Gefäß kotluša (vas quoddam fictile, zu kotao Kessel), in Primorje lopiža, die aber „wie ein Kessel aufgehängt wird“, auch pihata (it. pignatta) im SUdwesten. 9) Vgl. Miklosich, E. Wb., s. v. skondelü. lü) 0. c. 123—124. ") Karič, Srbija, 815-817. •2) V. Karadžič (Rječnik) bezeugt kanävac der Lumpen, Lappe aus Ragusa. In seiner Umgebung (in Konavle) wird das Brot auf dem Tische (trpeza) in ein kanavac genanntes Leinwandstück eingehüllt. Den Namen führt es von kanava Hanf, einem in der Lexikographie unbekannten, offenbar aus dem gr.-lat. cannabis direkt entlehnten Worte, für welches auch krs. konoplje (s. Miklosich, E. Wb., 127) üblich ist. Dieses Tuch kann heute aus Lein und Hanf, aus Lein und Baumwolle oder aus Lein allein gesponnen sein. Zbornik za nar. život, VIII, 107 —108. Den Einfluß der Türken auf die Südslawen erklären die serbischen Forscher als unbedeutend. Einer der besten Kenner des Balkans, der Geograph J. Cvijić, konstatiert daselbst vier Kulturkreise: den byzantinisch-aromunischen, patriarchalischen, italienischen und mitteleuropäischen. Ergibt zwar die Möglichkeit zu, daß man einen besonderen türkischen werde ausscheiden müssen, er sei aber nur auf die mohammedanische Bevölkerung, namentlich auf die Osmanlis beschränkt. Die bäuerliche christliche Bevölkerung wurde nirgends vom türkischen Leben stärker affiziert; selbst in den armseligen Gtluk-Dörfern von Makedonien und Altserbien, die vollständig in der Gewalt der Türken sind, ist nichts dergleichen zu bemerken. Die Türken haben sich in das innere Leben des serbischen Volkes nicht eingemengt. Im Gegenteile, die abgelegenen Gebirgsgegenden entwickelten sich freier als im mittelalterlichen serbischen Staate; es erfolgte eine Rückkehr zu jenen Sitten und Gewohnheiten, welche die mittelalterliche Gesetzgebung und Staatsgewalt bekämpften. Brautraub wurde häufiger, die Zadruga erstarkte, die Blutrache trat wieder in den Vordergrund, man kehrte zu den primitiven Wirtschaftsformen oder solchen, die ihnen nahe sind, zurück. „Die Türkenzeit ist daher für unser Volk eine Periode ethnographischer Recreation und der Rückkehr zur ursprünglichen ethnographischen Frische.“1) Diese Ausführungen sind in ihrem Kerne richtig, doch der türkische Einfluß war auch auf die patriarchalischesten Gebiete des Stari Vlah, der südöstlichen Herzegowina und der Drobnjaci und Vasojevići in Montenegro in vielen Punkten sehr groß. Wie alle Balkansprachen, ist auch die kroatoserbische von türkischen Elementen namentlich im Lexikon in unglaublicher Weise infiziert, nicht minder als z. B. in den adriatischen Küstengebieten von der italienischen oder die am meisten nach Westen vorgeschobenen slawischen Sprachen von der deutschen, was um so auffälliger erscheint, als im Westen die Bevölkerung vielfach zweisprachig war und ist, während speziell unter den Serben und Kroaten Osmanlis selten waren und durchweg slawisiert wurden, so daß z. B. Bosnien und die Herzegowina im Rahmen der österreichisch-ungarischen Monarchie als absolut einsprachige Länder (allerdings mit zwei Schriften) geradezu ein Unikum bilden (nur Salzburg, Ober- und Niederösterreich lassen sich vergleichen). Die türkische Kleidung wurde fast alleinherrschend, im Kriegswesen, in der Verwaltung, in den Gewerben (vgl. schon die Wörter zanat und esnaf), in der Verfeinerung der Lebensweise durch orientalische und selbst abendländische Mittel sind starke türkische Einflüsse bemerkbar. Ich erinnere daran, daß an dem ursprünglichen zweizeiligen „oberdeutschen“ Hause gerade die Zubauten und viele Nebengebäude türkische Namen tragen, und daß in der Terminologie des Hausrates die türkischen Elemente geradezu dominieren. Nichtsdestoweniger kann von einem Rückfalle bezüglich des Kulturhorizontes bei den türkischen Südslawen keine Rede sein. Ganz abgesehen davon, daß eine derartige Eventualität widernatürlich wäre, war in dieser Hinsicht an ihnen wenig zu verderben. Dafür will ich nur einen historischen Beweis anführen, aber einen schlagenden. Im Jahre 1384 kam Petrarcas Schüler Johannes von Ravenna nach Ragusa und blieb daselbst drei Jahre als Notar.2) Diesem Aufenthalte haben wir eine „Hystoria Ragusii“ zu verdanken, welche Rački in seinen „Beiträgen zur Geschichte des Humanismus und der Renaissance“ auszugsweise veröffentlicht hat. Der verwöhnte Italiener fühlte sich in der aufstrebenden Handelsstadt nicht besonders wohl, mußte aber doch gestehen, daß sie eine hervorragende (egregia satis) Architektur auf- ') Cvijić, o. c. XLV XLVII, XXVI, XXXV-XXXV1. -) Fr. Rački, Rad jugoslav. akademije, Bd. LXXIV, S. 161 — 162, 174. zuweisen hatte und daß die Ordnung und die Schönheit der Einrichtung im Inneren der Häuser so groß waren, daß sie mitten in Italien nicht größer sein könnten (quanta maior in Latii medio nulla esse posset). Um so beachtenswerter ist daher seine Schilderung des einfachen häuslichen Lebens, in der wir lesen:1) Vita quanto inferior, tanto immundior, brutorumque simillima. Perpaucis demptis stramentis cuncti lineis solo passim cubant, pallearum usum vel ignorant vel non habent, pro quibus succides a pecoribus decisas sub filtris aut tapetibus sternunt, desuper dormitant ac vestiti quidem, linteorum usus ignotus.2) In der reichen, mit dem Abendlande in den lebhaftesten Beziehungen stehenden Handelsstadt, deren Blüte in die Zeit vom 13. bis 15. Jahrhundert fällt, schlief man also gegen Ende des 14. Jahrhunderts, als die Türken erst ihre Herrschaft im Südosten der Balkanhalbinsel aufzurichten begannen, noch allgemein auf dem Boden, auf dem man sich sehr primitive Lagerstätten bereitete. In einer ähnlichen Lage fand noch nach fast 400 Jahren der italienische Naturforscher Abbate Alberto Fortis3) die „Morlacken“, d. h. die bäuerliche Bevölkerung in den Küsten- und Höhengebieten des nördlichen und mittleren Dalmatien (bis zur Narenta), und zwar die Anhänger der römischen und griechischen Kirche, denn er schreibt:4) „Anstatt der Matratzen bedienen sich die Morlacken grober Decken, die aus der Türkei kommen; höchst selten findet man ein Bett nach unserer Art; es gibt nur wenige, die eine von Brettern auf die unkünstlichste Art zusammengesetzte Bettstelle besitzen, worin sie ohne Matratzen oder Leilach zwischen ihren groben türkischen Decken schlafen. Das Lager des größten Teiles ist der bloße Boden, worüber sie die Decken, in die sie sich ganz und gar einwickeln, ausbreiten und ein wenig Stroh darunter legen.“ Ohne den Bericht des Johannes von Ravenna könnte man aus dieser Stelle allerdings auf starke türkische Einflüsse schließen, doch ist es klar, daß die „groben türkischen Decken“ nur einen gewissen Fortschritt gegenüber dem ursprünglichen Zustande bedeuteten und speziell in den Gebirgsgegenden auch notwendiger waren als in Ragusa. Sonst kann ich aus dem heutigen Leben über das Schlafen auf dem Boden zwar nicht so viele Zeugnisse anführen wie bezüglich des Essens, weil die Arbeiten aus Cvijićs Schule über die häusliche Einrichtung und das häusliche Leben nicht im erwünschten Maße berichten, doch besitzen wir gerade bezüglich des patriarchalischesten und von den Türken am wenigsten beeinflußten Landes, Montenegros, das Zeugnis, daß die Mehrzahl der Bevölkerung daselbst direkt auf dem Boden schläft;5) ein einfaches Brettergerüst ist dort die höchste Errungenschaft. Speziell der wegen seiner ethnographischen Ursprünglichkeit vielgerühmte Stamm Drobnjak sitzt und schläft auf der Erde (na zemlji), da sogar die Stuben selten gedielt sind.6) Interessant >) Rački, 1. c. 170. 2) Ich möchte die Stelle in folgender Weise übersetzen: Von ausnahmsweise vorkommender Streu abgesehen, liegen sie alle auf dem Boden zerstreut in Leinen (-hemden, -kleidern?); Strohmatratzen kennen oder haben sie nicht; an ihrer Stelle breiten sie vom Kleinvieh abgeschorene Schmutzwolle unter die Filzdecken und Teppiche aus, schlafen sogar angekleidet, der Gebrauch von Leinenwäsche ist ihnen unbekannt, lineis widerspricht dem Schlußsätze; es könnte auch heißen der Reihe nach (doch passim!) oder in rhetorischer Wortstellung: von äußerst selten vorkommenden leinenen Unterlagen abgesehen.. 3) Sein Viaggio in Dalmazia erschien in Venedig 1774. Mir stand weder das Original, noch die erste Ausgabe der deutschen Übersetzung (Bern 1776) zur Verfügung, sondern nur ein Nachdruck „Sammlung der besten und neuesten Reisebeschreibungen“, Bd. XX, Berlin 1780, S. 215 ff. 4) O. c. S. 246. 5) Rovinskij, o. c. 483. 6) Srp. Etn. Zbornik, IV, 416. sind einige geradezu biblische Züge beim Liegen im Freien während der warmen Zeit in Bukovica im nördlichen Dalmatien. Wer im Hofe schläft, legt sich einen Stein unter den Kopf; wer im Herdraume liegt, legt den Kopf auf die Schwelle.1) Auf diese Weise wird es begreiflich, daß die Türken auch mit ihren kleinen, niedrigen, meist runden Tischen und namentlich mit den verschiedenen Metallschüsseln, die auf sie gestellt werden, eine Verfeinerung der ursprünglichen Zustände herbeiführten. Meringer2) beschreibt den bosnisch-herzegowinischen Tisch (sinija, sofra) als „eine große runde Scheibe, die durch zwei Leisten oder durch einen Holzkranz etwa 20 cm hoch ist. Dieser Tisch lehnt für gewöhnlich in der Küche oder hängt wohl auch außen am Hause, ist aber niemals in der Stube, sondern wird nur beim Essen hereingetragen“. Mit geringen Abweichungen in derselben Gestalt und ganz in derselben Rolle finden wir die sofra (auch die Formen sopra und sovra sind üblich) überall südlich der Save. Auch sofra bedeutet nach Miklosich3) runde Anrichtsplatte (die Bedeutung Reisevorrat entwickelte sich nach der Analogie vieler ähnlicher daraus), runde Tischplatte, Tisch nach G. Meyer.4) Beachtenswert ist, daß man in Bosnien in größeren Familien auch zwei und drei sofre „stellt“) eigentlich „wirft“ (metati—mečem, metnuti—metnem ist das übliche Verbum für das Aufstellen eines jeden kleinen Tisches bei den Serben und Kroaten, bei diesen auch für das einheimische stolica).5) ln Montenegro mißt die sofra 50—75 cm im Durchmesser; sie ist so niedrig, daß man um sie herum mit gekreuzten Beinen auf dem Boden sitzt. In türkischen Häusern ist sie größer und heißt auch sinija, welches Wort sich aber eigentlich auf eine große metallische Schüssel beziehe, die den ganzen Tisch bedeckt.6) In der südwestlichen Herzegowina7) ist die sinija „meist rund; man stellt zumeist das Essen auf sie. Sinijca, eine kleine sinija, ähnlich einer Getreidewurfschaufel; sie ist sehr selten; man schneidet gekochtes Fleisch auf ihr“. Der Berichterstatter hat sich leider zu kurz gefaßt. Die erwähnten Details, vom Namen angefangen, halte ich in diesen äußersten Ausstrahlungen der türkischen Kultur für ursprünglicher. In Serbien gibt es nach den Nachrichten von S. Trojan ovi Ć8) bereits Bauern, die bei einem modernen Tische speisen, die große Mehrzahl setzt sich aber noch jetzt zur sinija oder sofra. Im Jasenicagebiete von Smederevo unterscheidet sich die sofra von der sinija: sinija ist kleiner und rund und steht auf drei Füßen, in der Höhe von 2—3 cm; sofra ist am Kopfende rund und verlängert sich dann in ein Parallelogramm (vgl. sinijca in der Herzegowina); ihre vier Füße sind gewöhnlich V2 m hoch. Die Speisen werden in hölzernen Schüsseln (kopane) aufgetragen, aus denen alle zusammen mit Holzlöffeln essen. In den Dörfern um die Avala (bei Belgrad) ist die sofra rund, aber ein wenig ausgehöhlt wie eine tepsija (kupfernes Becken) und hat an einer Stelle einen Einschnitt, damit das Käsewasser abfließen kann, denn sie dient auch zur Käsebereitung. Sinija ist aus einem einfachen Baumstamme mit drei kurzen Füßchen gezimmert. Im Kreise Kragujevac hat die runde sofra den Umfang eines Meters und ist aus zwei oder höchstens drei ’) Zbornik za nar. život, V, 15. 2) V. H„ 14 [260], Vgl. Fig. 34—36. 3) Die türk. Elemente, Denkschriften d. Wiener Akad., XXXV. Bd., 158. ■’j Etymol. Wb. der alb. Sprache, s. v. sofrs. 5) Zbornik za nar. život, V, 181. 6) Rovinskij, o. c. 482. 7) Srp. Etn. Zbornik, V, 1140—1141. s) Stara srpska jela i pića, 120—123. Brettern zusammengeftigt; ihre vier Füße sind kreuzweise an vier Stellen angenagelt und übersteigen nicht 15 cm. Ein zweites kleines Tischchen heißt sinija oder sofrica (dimin. v. sofra), aber der Name sinija schwindet immer mehr; sie ist aus einfachem Holz, im Durchmesser von 50—70 cm gezimmert; die kurzen vier Füße messen höchstens 10 cm. Weder die sofra noch die sinija wird gedeckt. In den reichen Häusern der Šumadija sind die sini je immer kupfern, d. h. ein Becken wie die tepsija wird auf eine echte hölzerne sinija oder auf etwas anderes niedriges gestellt. Da eine kupferne sinija sehr teuer ist, so speist man darauf nur an großen Feiertagen. „Die metallischen sinije brachten die Türken auf, die sich ihrer noch heute in ganz Kleinasien bedienen.“ Natürlich ist das nur die allerneueste Errungenschaft des türkischen Einflusses! Sehr wichtig ist die gelegentlich eingestreute und nicht lokalisierte Nachricht, daß es „im Gebirge“ (u planini) „sehr enge und lange sofre“ gibt (Einfluß der Klöster? vgl. u.). ln Slawonien1) ist, wie in so vielen Worten, die Erinnerung an die türkische Herrschaft auch darin bewahrt, daß der moderne Tisch, der aber nicht in der Ecke, sondern in der Mitte der Stube näher der Front steht, velika (große) sinija heißt. Für die Kinder wird aber aus der Küche noch immer eine sinijica hereingetragen. Selbst in Poljica, im mittleren Dalmatien,2) kommt noch eine dreifüßige runde sinija neben einem länglichen vierfüßigen stol vor. Stol, sto als moderner Tisch ist hauptsächlich in den nordwestlichen, dem abendländischen Kulturkreise angehörigen Gebieten bekannt. Weit im Inneren des kroatischen Küstenlandes, in Sušrievo selo und Čakovac auf der Straße Karlstadt Zengg, erinnert stol schon stark an den Tisch vieler slowenischer Gebiete: er ist meist aus Ahornholz und dient nur im Winter zum Essen, im Sommer legt man aber Kleider oder sonst etwas darauf.3) Da er bei einer Bank (klup) steht und neben ihm unter dem Hoffenster eine kleine Bank (klupčica), welche beim Essen zum Sitzen, in der Nacht aber zum Schlafen dient, erwähnt wird, so steht er offenbar schon in einer Zimmerecke. Daneben wird aber in dieser von dauernder Türkennot nicht heimgesuchten Gegend mit „oberdeutschem“ Hausbau ein übertragbarer kleiner Eßtisch (metnedu st o licu, s ke se ji) in der Küche erwähnt.4) In Vrbnik auf der Insel Veglia5) wird uns ein großer Tisch stol, ein kleiner stolic im Herd- und Kulturraume genannt; sie dienen zum Essen und stehen immer im Lichte (na svitli), entweder gegenüber der Tür oder in der Nähe der Fenster. Ob stol und stolic in demselben Hause nebeneinander verkommen, geht aus der Aufzählung nicht hervor. Bei Agram finden wir schon einen „breiten“ stol mit langen Bänken in der Zimmerecke.6) Sto aus stol ist heute in der serbokroatischen Literatursprache, in die es hauptsächlich durch die Kroaten eingeführt wurde, allgemein üblich und war wohl auch früher in verschiedenen Gegenden mehr bekannt, als ich nachweisen kann, doch führt noch Vuk Karadžić (Rječnik) als erste Bedeutung Stuhl7) an. Dagegen war auch ihm ') Zbornik za nar. život, II, 124. 3) Ib. VIII, 264. 3) Zbornik za nar. život, V, 184. 4) Ibid. 181. In der Lika wird ein runder oder viereckiger Tisch in einer Küchenecke angelehnt. Ib. X, 314. 5) Ib. V, 244 - 245. 6) Ib. I, 121. 7) Meringer (Stell, d. bosn. Hauses, 93) schreibt infolge bloß mündlicher Informationen: „Im Serbischen soll auch der Stuhl sto genannt werden.“ Wie öfters, ließ er sich wertvolle Angaben des Vuk’schen Wörterbuches entgehen, das dank der Anleitung Kopitars schon in der ersten Auflage (1818) gerade durch seine sachlichen Erklärungen hervorragte; über die serbischen Sitten und Gebräuche kann man sich noch heute kurz und bündig aus diesem Wörterbuche (2. Aufl. 1852, 3. Aufl. 1898) orientieren. stolica aus Kroatien als Tisch bekannt (s. o.), während es gewöhnlich neben anderen Diminutiven stolac und stočić Sessel, Stuhl bedeutet. Es gehen also noch heute bei den Kroaten und Serben die Bedeutungen Tisch und Stuhl durcheinander, aber es besteht kein Zweifel, daß stol, sto (Stuhl) vielmehr verbreitet und ursprünglicher ist. Bei den Slowenen bedeutet das Wort nur Stuhl, freistehende Bank, allerdings mit einer kleinen Ausnahme, da es bei den wenigen Slowenen in Ungarn auch als Tisch1) nachgewiesen ist. Für Bulgarien bezeugt Jireček, daß stol (dim. stolče) „meist einen Stuhl zum Sitzen, selten einen Tisch“ bedeutet: es ist wohl kein Zufall, daß Jireček diese Anmerkung nur bei der Schilderung des städtischen Hauses unterbrachte,2) in welchem die Bedeutung Tisch durch den starken russischen Einfluß3) auf die bulgarische Intelligenz auch lange vor der Befreiung aufgekommen sein kann. Marinov4) bezeugt für Nordwestbulgarien stol nur als niedrigen drei-füßigen segment- oder trapezförmigen Stuhl. Duvernois’ großes Bulg.-russ. und Miladinovs Deutsch-bulg. Wörterbuch kennen stol als Tisch gar nicht. In bezug auf die Bedeutungen Stuhl und Tisch für stol stehen die südslawischen Sprachen, von der altkirchenslawischen angefangen (s. Miklosich, Lexikon palaeoslov.) im Gegensätze zur russ., poln. und čech. (in der Lausitz ist stol schon wieder Stuhl) und stellen sich auf Seite des gemeingermanischen Stuhl (stöl), für welches Meringer5) gegen Miklosich Urverwandtschaft mit dem slaw. stolü in erwünschter Weise nachgewiesen hat. Seine Argumentation, daß die Bezeichnung des Stuhles, der ursprünglich ohne Lehne war (das unterliegt keinem Zweifel), beim Aufkommen des hohen vierbeinigen Tisches auf diesen übertragen wurde, habe ich an mir selbst erfahren. Als ich auf meiner Forschungsreise im Jahre 1902 in Oberkrain einen länglichen vierbeinigen Stuhl (stol), der häufig die Rolle der Bänke auf den Außenseiten des Tisches spielt, sah, rief ich aus: Das ist ja der stol (Tisch) der nordslawischen Sprachen.6) Nach längerem Nachdenken erinnerte ich mich erst, daß ich diesen stol schon in meiner Jugend sehr gut kannte, doch Gegenstand und Name entschwanden mir im Laufe der Zeit vollständig und ich dachte noch bei der ersten Lektüre der Meringer’schen Schriften nur an stol als Stuhl mit Lehne. Eine interessante Parallele auf slawischem Gebiete hat Meringer selbst aus der ober- und niederserbischen Sprache in der Lausitz beigebracht, wo blido (bljudo, bljuda aus got. biubs, geht durch alle slawischen Sprachen in der Bedeutung Schüssel, aber auch Gericht, Untertasse,7) vgl. Miklosich, E. Wb., 15) Tisch bedeutet, das Dimin. blidko, ') Pleteršnik, Slovar, s. v. 4. 2) Auch in Cesty po Bulharsku, 30, wo „selten“ durch nčkdy (manchmal, hie und da) noch mehr eingeschränkt wird. 3) Vgl. nastolno pivo (Tischbier), I. Miladinov, Deutsch-bulg. Wb., s. v. Tisch. 4) O. c. 92, mit Abbildungen. 5) Stell, d. bosn. Hauses, 92—95. 6) Übrigens hat das schon der krainische Geschichtsschreiber des Aufklärungszeitalters gesehen. A. Linhart, Versuch einer Geschichte Krains, II (Laibach 1791), 301, schreibt, nachdem er klop als festgemachte Bank, stol als bewegliches Geräte charakterisiert hatte: „Der Tisch war weiter nichts, als ein ,Stol‘, neben dem sie auf der Erde saßen; daher haben jetzt die Krainer, um einen Tisch zu bezeichnen, mit der fremden Sitte den fremden Namen.“ Es entging ihm nicht, daß dem slow, miza (Tisch), böhm. misa (Schüssel) entspricht, was ihn nicht abschreckte. Namentlich die Stelle über das Bett (S. 302) hätten Schräder und Meringer abgeschrieben haben können. 7) Die letzteren Bedeutungen im Russischen und die Zählung der Gänge nach bljudo (obed v dva, tri bljuda) läßt an die ursprüngliche Bedeutung Speisebrett denken. Übrigens belegt Daljs Tolkovyj slovarb direkt die Bedeutung: eine Art großer Teller, rund oder länglich, gewöhnlich mit breitem Rande. die bewegliche Bank beim Tische (daneben !awa die feste Bank an den Wänden, stol Stuhl).1) Aus Cernys Darstellung und Abbildung erfahren wir allerdings, daß dieses Verhältnis meist nur im Niederserbischen vorhanden ist. Die Wörterbücher sprechen noch mehr für das Durcheinandergehen der beiden Wörter und Sachen. Nach Pfuhls Lausitz-Wend. (oberserb.) Wörterb. ist blidko Tisch, kleiner Tisch, Zwahrs Niederlaus.-Wend.-Deutsches Wörterbuch kennt aber blido (ohne blidko!) auch als Bank. Welche Mannigfaltigkeit sogar auf so kleinen Sprachgebieten Vorkommen kann, beweist weiter der Umstand, daß os. fawa, taweca auch die bewegliche Bank bezeichnet, für stol aber Cerny auch die Dimin. stölc, stölck, stoik beibringt. Blido als Tisch und Bank im äußersten Nordwesten des slawischen Sprachgebietes ist überhaupt sprach- und kulturhistorisch interessant. Das Wort gehört zu den ältesten gemeinslawischen Entlehnungen aus dem Gotischen jenseits der Karpathen, und fällt vor allem durch sein epenthetisches l, das in den nordwestslawischen Sprachen so selten ist, in der Wurzel auf. Wegen des /-Umlautes könnte man an das Medium des Čechischen in Böhmen denken, doch kennt Gebauer (Historickä mluvnice und Starocesky slovnfk) das Wort gar nicht, anderseits ist i aus u im Os. und Ns. bezeugt (Miklosich, vgl. Gram., I, 557, 572). Es ist sehr bezeichnend, daß die Serben in Ungarn ästal (gen. astäla) für Tisch aus dem magyar. asztal entlehnten, das seinerseits aus dem slaw. stol stammt.2) Man kennt das Wort nicht bloß daselbst (V. Karadžić, Rječnik), sondern es hat sehr starke Verbreitung auch in Serbien gefunden und ist selbst bis Montenegro vorgedrungen, wo es als „serbianisch“ gilt;3) auch aus Slawonien (Gradište) ist astal und das Dimin. astalić (aus einer Meierei) bezeugt.4) Begreiflicher ist das aus dem gr. tpebre^a entlehnte trpeza Tisch, Mahl, das offenbar durch die Klöster eingeführt und verbreitet wurde, denn trpezar heißt Tafeldecker, trpezärija Speisaal in den Klöstern (V. Karadžić, Rječnik). Durch sie haben die Serben, immerhin schon früh vierfüßige (zpäne^a wird als „Vierfuß“ etymologisch erklärt) längliche Tische (s. o. Trojanović’s Nachricht und u. Bulgarien) kennen gelernt; das entsprechende Freskogemälde des Klosters Manasija aus dem Anfänge des XV. Jahrh. wurde schon erwähnt. Auffallend ist das Wort im katholischen Westen des serbokroatischen Sprachgebietes. In Konavle bei Ragusa, also neben einem so alten abendländischen Kulturzentrum, wird der Tisch trpeza genannt; sie ist so lang, daß sie im Obergeschosse (pod) drei Viertel der Breitseite einnimmt, aus Nußholz, nicht bemalt, eng; in einer schlüssellosen Lade (škrabica) liegen Gabeln, Löffel, Messer und Teller; auf dem Tische liegt ungesäuertes Weizenbrot (pogača) in den kanavac (s. o.) eingehüllt.5) Wir haben hier eine alte Entlehnung aus dem Griechischen an Ort und Stelle in diesem lange von Byzanz beherrschten Küstengebiete vor uns;6) wahrscheinlicher wäre eine solche aus der Zeit der serbischen, ebenfalls in frühe Jahrhunderte fallenden Herrschaft, wenn das Wort nicht auch in der „Judita“ (1501) ') Außer der von Meringer zitierten Schrift „Dorfkirche und Bauernhaus im Königreiche Sachsen“ (S.-A. aus der zweiten Auflage der sächsischen Volkskunde von Robert Wuttke), S. 97, vgl. noch A. Öerny, Wobydlenje tužiskich Serbow, S. 22, Fig. 4, 5, 6. 2) Miklosich, Die slaw. Elemente im Magyarischen 2, 115. 3) Rovinskij, o. c. 482. 4) Zbornik za nar. život, V, 302, 304. 5) Zbornik za nar. život, VIII, 107. 6) Vgl. die Beispiele (manche unhaltbare) bei K. Jireček, die Romanen in den Städten Dalmatiens während des Mittelalters, I (Denkschriften d. Wiener Akademie, Bd. XLVI1I), S. 37. Mitteilungen d. Anthrop. Gesellsch. in Wien, Bd. XXXVI, 1906 . 9 des Spalatiners M. Marulić1) und bei anderen Dalmatinern2) nachgewiesen wäre. Beachtenswert ist auch der Umstand, daß in Montenegro für den europäischen Tisch die Namen trpeza und tavolin3) (it. tavoltno) offenbar aus dem nahen Küstenlande entlehnt wurden (selten sind daneben sto und astal). Aus dem it. tavola stammt auch töla, das wir in den Volksliedern der Mohamedaner im nordwestlichen Bosnien (an der kroatischen Grenze) finden; bezeichnend sind auch hier die Ausdrücke: tole postaviti (= mensas ponere), diž’te tolu4) (= tollite mensam). Dagegen ist es auffällig, daß sogar beim Zaratiner Dichter J. Baraković, dessen Vila Slovinka zum erstenmale 1613 in Venedig gedruckt wurde, das türkische sopra (Stari pisci hrvatski, XVII, S. 3, V. 49; S. 97, V. 334, hier ist unbedingt ein europäischer Tisch gemeint: Tad povoj razavi prid svimi Plankita, ditića postavi na sopru razvita) vorkommt. Über den Tisch im nordwestlichen Bulgarien hat uns Marinov5) im Zusammenhänge unterrichtet. Auch hier finden wir die uns bereits bekannte sofra, nur kommt dieser Name selten vor, gewöhnlich ist sinija (s.o.) oder das wohl romanische paralija6) (Duvernois führt die Formen paralija, paralija, pn>ljä an). Die sinija wird von den bulgarischen Drechslern aus Buchenholz oder von Zimmerleuten aus Brettern (gewöhnlich aus vier) gemacht; in beiden Fällen ist sie rund,7) viereckige trifft man sehr selten an. Wenn die von Zimmerleuten angefertigte sinija sehr groß ist, heißt sie jastagač; das Wort ist wohl türkisch, fordert aber durch jast — (jäste, jaste Speise, D u vernoi s, s. v.) zu einer volksetymologischen Umbildung heraus, die speziell durch jestač aus Tetovo belegt ist. Daneben ist trapeza ein langer Festtisch, der bei feierlichen Anlässen (an großen Feiertagen, bei Hochzeiten, Taufen, Begräbnissen, Kirchenfesten usw.) gebraucht wird; er ist ein Erzeugnis von Zimmerleuten oder wird in ärmeren Häusern aus zwei runden sinije, die durch zwei lange Bretter verbunden werden, zusammengestellt. Daraus sieht man schon, daß die bulgarische trapeza den europäischen Kulturhorizont noch nicht erreicht hat. Dieser Tisch wird immer mit einem besonderen aus Wolle gewebten Tischtuch mesal gedeckt. Duvernois erklärt dagegen mesal8) (er bringt auch misal, s. u.): ein Tuch, mit dem man aus dem Ofen genommene Brotlaibe und verschiedene Speisen bedeckt; manchmal wird es zum Essen ausgebreitet. Auf jeden Fall haben wir es mit einem ursprünglichen Tischtuche zu tun, was mensale, mensalis im Latein des Mittelalters (Miklosich, E. Wb., 195, meint: mittelbar auf lat. mensa zurückzuführen) in der Tat bedeutet.9) Das Wort hat es jedoch bei den Bulgaren auch zu höheren Bedeutungen gebracht. Ein Zitat (bei Duvernois) aus Rakovskis Pokazalec (Odessa 1859) belehrt uns, daß schwarze mešali „noch vor einigen Jahren“ von Bulgaren als Kopfbedeckung getragen wurden und in Rumänien (im Rumänischen ist ') Z. B. Vorrede, Z. 32, V. Buch, V. 77 (na gospodskoj trpezi) nach der Ausg. v. M. Kušar. 2) P. Hektorović von der Insel Lesina (Stari pisci hrvatski, VI), 10, V. 273—274: Oni tu staviše nike cke nad riku, na ke napraviše trpezu veliku (katholische Mönche improvisierten auf Brettern einen großen Tisch über dem Flüßchen bei Salona). V. 1173: trpezu kamenu (steinerner Tisch im Garten eines Landhauses). 3) Rovinskij, o. c. 482. 4) Hrvatske narodne pjesme, izd. Matica Hrvatska, Bd. III, S. 665. 5) Sbornik za narodni umotvorenija, XVIII/2, 90—91. 6) Nur noch skr. poralija (irdene Schüssel) in den Bocche di Cattaro. Matzenauer, Cizi slova, 280, vergleicht mlat. parolla, parollia iebes minor, afrz. pairol. Weitere rom. Entsprechungen bringt G. Meyer, Etym. Wb. d. alb. Spr., S. 320. 7) Vgl. 1. c. die Abbildung Nr. 77. 8) Slovarb bolgarskago jazyka, s. v. 9) Du Gange Glossarium, IV, 359. mir ein entsprechendes Wort nicht bekannt geworden) und Makedonien (vgl. alban. misal, rnesale) noch getragen werden (der Bericht ist fast 50 Jahre alt!). Außer der bulg. Bezeichnung koltci ist dafür auch šerveta (n. pl., Duvernois bildet dazu den nom. sgl. šerve) üblich, das Rakovski richtig auf frz. scrviette zurückführt, ebenso aepsßsxa der Griechen in der Umgebung von Konstantinopel und Adrianopel. Aus Tischtuch wurde aber bei den Bulgaren auch — Tisch.1) Von allen Bedeutungsübergängen ist dieser wohl der merkwürdigste. Daß aber nicht bloß aus Eßbrett, Teller, Schüssel, sondern auch aus Tischtuch Tisch werden konnte, werden wir begreifen, wenn wir eine andere Schilderung der Zusammenstellung (slagane, Aufheben digane, se složi ponitur, se digne tollitur)2) des bulgarischen Tisches unter dem Namen trapeza bei Duvernois lesen: auf dem Boden in der ko»šta wird zuerst eine Matte (rogozska) ausgebreitet; darauf kommt ein schöner, buntgewebter, großer Teppich postilka (auch Bett! von der Wurzel stel3) streuen); auf drei Seiten werden Polster (vBZglavnici) schräg gelegt, der dadurch zwischen je zwei Polstern leer gebliebene Raum durch kleinere Polster (tumbe) ausgefüllt; über die postilka wird misal (aus mesal), für welches als Synonymon in der Klammer trapeza (also auch ein sonderbarer Bedeutungsübergang des griech. „Vierfußes“!) steht, ausgebreitet. Wenn man ein 11/2 2 Spannen hohes Gestell (od-ur) hat, so kommen alle genannten „Schmuckwaren“ darauf, dann erst weiße Teller aus Gabrovo mit etwas Salz und rotem Pfeffer vor jeden Gast; die Suppe (čorba) wird für je zwei Gäste in einer Schüssel (panica) aufgetragen. Hier kommt man also den ursprünglichen Zuständen bei anderen Völkern am nächsten! Auch die dialektische Form tri peza wird von Duvernois mit „hölzerner oder einfach auf den Boden gedeckter Tisch“ übersetzt. Für das gr. xpäTte^a muß daher in manchen Gegenden Bulgariens ein entschiedener Rückschritt konstatiert werden. Zum Ersätze dafür kann aber das türk, sofra (dimin. sofrička) auch „einen großen langen Tisch für Gäste, zum Unterschiede von paralfja (runder Tisch)“ bedeuten. Damit wir aber gleich an die ursprünglichen Zustände bei den Bulgaren und anderen Völkern erinnert werden, erfahren wir, daß sofra „eine bäuerliche Schüssel“, sinija aber eine „metallene Schüssel“ sein kann. Ebenso kennt Duvernois paralfja, paraIIja als „großes metallisches Brett, auf welches alles zum Essen Notwendige gelegt und das dann auf den Tisch gestellt wird“, dann erst als „niederen Speisetisch“, unter pnlja allerdings nur die letzte Bedeutung. Auch auf serbokroatischem Gebiete ist po rali ja4) (aus den Bocche di Cattaro) in der Bedeutung bl juda irdene Schüssel belegt. Selbst bl judo (s. o.) ist im Bulg. in beiden Bedeutungen: eine irdene Schüssel, Teller und Tisch (synom. pnlja, tnpeza und sofra; nur hier erwähnt Duvernois auch stoli) bezeugt. Neben dieser gemeinslawischen Entlehnung (bljudo) aus dem Germanischen finden wir noch zwei aus dem Romanischen. Miklosich5) führt auch tabla an, das aus it. tavola abzuleiten ist; auch Jirecek6) erwähnt tabla (neben sofrfca, paralija) als ') Miklosich, Kratkij slovarb šesti slavjanskich jazykov, 812, s. v. stol-b (die bulgarische Partie wurde von Miklosich nach Angaben bulgarischer Studenten ausgearbeitet); ebenso Etyrnol. Wb., 195, s. v. mesalü. 2) Marinov, 1. c. 92, 93. 3) Miklosich, E. Wb., 320. 4) V. Karadžić, Rječnik, s. v. 5) Kratkij slovarb, s. v. bljudo. 6) Das Fürstentum Bulgarien, 158. runde Platte; Duvernois (bietet neben täbla auch täblja) kennt nur die Bedeutung Brett, auf dem Brot zum Verkaufe ausgetragen wird. Als Name für den europäischen Tisch scheint sich masa (aus dem rum. mäsä Tisch, Tafel), masička Tischchen besonders einzubürgern, denn M i 1 a d i n o v (Deusch-bulg. Wörterb.) führt es an erster Stelle an (dann sofra, trapeza und zuletzt tezga, das bei Duvernois fehlt) und aus den Zitaten bei Duvernois ersieht man, daß man es mit einem vornehmen Tische zu tun hat (z. B. arbeitet der Fürst pri masata); auch Jireček1) zählt es (neben trapeza, sofra) nur beim städtischen Hause auf. Das Bulgarische besitzt aber für Tisch doch nicht bloß fremde Wörter, sondern auch ein einheimisches, nicht stol, wohl aber prestol, das neben „Thron“ (wie im aksl. und in den meisten modernen slawischen Sprachen) auch einen Tisch in der Mitte oder in der Ecke des Empfangszimmers bedeutet, wo von allem, womit man die Gäste bewirten will, etwas aufgestellt wird (offenbar nach Art des russischen Tisches für die zakuski). Dem Tische entsprechend sind auch die Sitze im Herdraume und in der Stube. Bei den Serben und Kroaten entsprechen auch hier die Verhältnisse im allgemeinen den von Meringer geschilderten in Bosnien und der Herzegowina (V. H., 15). Man sitzt auf dem Boden, wobei Matten (pokrovač, gub er) schon einen Luxus bilden können, auf Polstern (jastuk) oder auf kleinen meist dreifüßigen Stühlen ohne Lehne. Es ist interessant, was V. Vuletić-Vukasović für Dalmatien, die Herzegowina und Bosnien als außergewöhnlich hervorhebt: einem fremden Gaste bringt man einen pokrovač, damit er „nach türkischer Sitte (adet)“ mit gekreuzten Beinen auf dem Boden kauern könne. Die von Meringer (V. H., Fig. 37, 38) abgebildeten (leider fehlen hier die Namen) hölzernen Dreifüße (Schemel) sind wohl die in der Literatur öfters erwähnten stol-ovi (sgl. sto) mit den diminuierenden Ableitungen stolac (pl. stoci) stočić, stolica in Montenegro (sto heißt in Piva ein hölzerner Dreifuß mit Lehne,2) stol ec, stolčić (mit zwei „Füßen“ aus Brettern, mit vier oder mit drei, wenn er halbkreisförmig ist) auf Veglia.3) Es müssen aber Differenzierungen vorhanden sein, da gerade im nordwestlichen Bosnien einige stolovi (tronošci) und eine skemlija4) im Herdraume (kuća) besonders erwähnt werden.5) Dem stolac wird eine Höhe von 20 c//z zugeschrieben.6) Daneben werden auch kladić-i (kleine Klötze, Blöcke), jedenfalls behauene, erwähnt, was von den trupice (sgl. ica) bei den Bjelopavlići in Montenegro7) ausdrücklich bezeugt wird. Wo aber bereits der hohe Tisch bekannt ist, geht der Name stolac verloren; in Slawonien heißt er direkt tronožak8) (Dreifuß). Der von M e r i n g e r (V. H., Fig. 39) abgebildete hölzerne Dreifuß mit Lehne wird uns aus Montenegro9) genauer geschildert: rund oder viereckig findet er sich fast in jedem Hause, die Lehne (naslonjača, naslonjač) erhebt sich bis 25 cm, die Höhe des ganzen Stuhles vom Boden ist unbedeutend, 30—35 cm. Dieser mit Holzschnitzerei geschmückte Stuhl heimischer Arbeit heißt usložiti stolac (zusammengesetzter Stuhl), stolovač oder stolovak (—ač und —ak sind ') O. c. 162. 2) Rovinskij, o. c. 480—481. 3) Zbornik za nar. život, V, 244. 0 Vgl. Mikiosich, E. Wb., 297, unter skamija. 5) Zbornik za nar. život, VI, 69. 6) Ib. I, 39. 7) Trojanović, o. c. 15. H) Zbornik za nar. život, II, 124. 9) Rovinskij, o. c. 481. hier Amplifikationssuffixe); er ist der Ehrensitz des ältesten Familienmitgliedes oder des Gastes. Bei den Bjelopavlići wird dagegen ein stolovač aus behauenem eckigen Stein erwähnt,1) auf welchem nur das Familienoberhaupt (domačin) sitzt. Auch aus Serbien wird dabei eine links vom Herde gemauerte stolica für das Familienoberhaupt bezeugt. Besonders hervorgehoben muß werden, daß in den aus Holz gebauten (also „oberdeutschen“) Häusern in Montenegro in der Stube auch Bänke (skemlije lave, lavice2) Vorkommen. Soll das banklose Bosnien und die Herzegowina3) in dieser Hinsicht wirklich einen Rückschritt zu verzeichnen haben? Eine Art gemauerter Bank hinter dem Herde an der Wand in der Höhe von 40 cm und Breite von 20 cm in den montenegrinischen Häusern aus Stein heißt pižulj.4) Für ein * podiolum (vgl. Körting, Lat.-rom. Wb., podium Tritt, Erhöhung, it. poggio Anhöhe), von dem man auszugehen hat, weist mir K. Štrekelj friaul. pujul, pijül, pijöul, ballatojo, terrazino, verone, (Pirona, Vocabolario friulano) nach; vgl. žmul, žmulj, žmiio Becher aus mu žulj, friaul. muzül, istr. mujül aus modiolus (Štrekelj). In Serbien führt eine zum Herde selbst gehörige Bank den einheimischen Namen gramada (vgl. Miklosich, E. Wb., 74). Auf Veglia heißt der Lehnstuhl katrida,5) in Poljica katriga,6) also sprachlich und sachlich lat. cathedra (beachte it. venez. carega). Aus Bulgarien ist wenig nachzutragen. Um die sini ja sitzt man auf Polstern oder durchweg dreifüßigen niedrigen Stühlen (s. o.), im Herdraumc nur auf solchen Stühlen.7) Jireček8) erwähnt als bewegliches Bauernhausmöbel „höchstens einen ganz niedrigen Dreifuß oder Holzklotz zum Sitzen (stolče)“. Die Slowenen haben für Tisch nur einen Namen miza, das im Kirchenslawischen und in den nordslawischen Sprachen als misa Schüssel bekannt ist. Trotz der Zweifel Miklosichs (E. Wb., 199) glaube ich, daß die ganze Sippe aus dem ahd. mias, mies (got. nies aus mensa) entlehnt ist (Uhlenbeck erwähnt das Wort nicht); z im nsl. miza ist für lat. mensa nicht so beweisend, wie Miklosich meint (vgl. o. hyzü und hysü aus germ. hüs, ebenso hiša und hiža), ganz abgesehen davon, daß der Charakter der deutschen s-Laute selbst strittig ist, wohl aber der Vokal in allen slawischen Sprachen. Lat. mensa kommt direkt gar nicht in Betracht, denn en hätte im Slawischen überall den Nasal mit seinen späteren Entsprechungen ergeben. Man könnte allerdings an die it. Nebenform mesa (da wären im nsl. wieder Schwierigkeiten wegen des s!) oder an rhätoroman. meza, mćiza9) denken, aber diese hätten im nsl. c ergeben, ebenso die Entsprechungen ie e im Čech., ia im Poln., e im Russ. Aus demselben Grunde ist eine besonders in den nordslawischen Sprachen naheliegende direkte Entlehnung aus dem got. nies ausgeschlossen; nur aus dem ahd. mias, mies können lautgesetzlich die Entlehnungen der Slowenen und Nordslawen erklärt werden. Sehr bezeichnend ist der Umstand, daß das Wort bei den Südslawen nur bei den ') Trojanovič, o. c. 15. 2) Das gemeinslawische Wort lava (vgl. Miklosich, E. Wb.) ist sonst aus dem Serbischen nicht bezeugt (auch im Nsl. nicht in einer entsprechenden Bedeutung). 3) Meringer, V. H., 15. 4) Rovinskij, o. c. 437. 5) Zbornik za nar. život, V, 244. 6) Ib. VIII, 264. Rječnik hrv. ili srpskog jezika, zitiert nur die Form kätrlda (Miklosich, E. Wb., hat auch katriga wahrscheinlich aus einem Wörterbuche) aus Norddalmatien und Istrien. Auch nsl. am Karst kondrega. 7) Marinov, o. c. 92. 8) Das Fürstentum Bulgarien, 158. ^ Körting, Lat.-rom. Wb., 579. Slowenen und nur hei diesen in der Bedeutung Tisch1) vorkommt; aksl. misa patina ist ein Pannonismus, der schon in den ältesten Denkmälern durch bl judo ersetzt wurde:2) es sprechen also auch sachliche Gründe für eine Entlehnung aus dem Althochdeutschen. Die Bedeutungsunterschiede erklärt Miklosich (E. Wb., 198) in seiner bekannten kurzen Art: „Tisch und Schüssel unterscheidet man nicht.“ Man könnte wegen solcher Aussprüche an dem Verstände der Philologen verzweifeln, aber die bisherigen Ausführungen haben auch auf südslawischem Gebiete gezeigt, wie sehr Miklosich Recht hatte, nur muß das auch begreiflich gemacht werden. Daß „der große schwere gemeinsame Eßtisch“, der im deutschen Bauernhause „schon seit Jahrhunderten seinen festen Platz in der Fensterecke in der Stube hat“, obwohl auch er einer viel späteren Entwicklung angehört,3) bei den Slowenen durchaus noch nicht so allgemein ist, wie man glauben könnte, habe ich schon erwähnt. Seine Dienste leistet auch die den Backtrog ersetzende men trga (Mehltruhe) in Oberkrain und Kärnten, in den steirischen Rauchstuben findet man aber im Herdraume und in der neuen Stube manchmal eine tabla (Bachern), tobl in den Windischen Büheln, die beide aus dem deutschen Tafelbett (in Saldenhofen hörte ich auch direkt tafelbet) stammen. Daß eine derartige doppelte Verwendung eines Hausgerätes jüngeren Ursprunges und nicht bloß durch Ersparungsrücksichten, sondern auch durch den Raummangel bedingt ist, wird ein Sachkundiger begreiflich finden. Ich kann es überdies direkt bestätigen; so erfuhr ich in einem Hause in Kamna Gorica (Oberkrain), daß man auch einen alten Tisch besitze, aber für ihn keinen Platz in der Stube habe, weshalb daselbst nur eine mentrga stehe. In den Rauchstuben am Bachern sah ich meist im Herdraume und im Freien auch runde Tische und erhielt die Aufklärung, daß sie früher viel häufiger waren, viereckige Tische seien aber mehr modern (po novem). Doch haben wir es hier immerhin mit hohen Tischen zu tun. Den ursprünglichen Zustand finden wir auf den Almen in Oberkrain wieder. Die Sennhütten besitzen regelmäßig feste Bänke an den Wänden, aber gewöhnlich gar keinen Tisch; der „Hirt“ sitzt auf der Bank und hält seine Schüssel in der Hand oder stellt sie auf den Herd, zu dem er sicli auf einen niedrigen Stuhl setzt. Am Stol fand ich vor der Hütte einen etwas behauenen, ungefähr 40 cm hohen Felsblock. Es ist charakteristisch, daß meine touristischen Begleiter nicht glauben wollten, das sei der Tisch, und nicht wenig erstaunt waren, als die Sennerin meine Vermutung bestätigte. Dabei ist ein steinerner runder oder viereckiger Tisch unter einem Baume bei den Slowenen keine Seltenheit.4) In der Wochein (an den Abhängen des Triglav) fand ich an der Wand hängende drehbare Tische in Vierecksform, die unten etwas abgerundete Ecken und oben runde Ausschnitte zeigen; damit sie aufgestellt werden können, haben sie unten zwei gerade oder gebogene Füße oder auch nur einen nach unten sich erweiternden Fuß. Einen solchen Tisch sah ich auch weiter unten im Tale (Češnica Nr. 84) im Flur, wo im Sommer gegessen wird. Derartige Tische zum „auffireidln“ (mit nasaliertem ei) erwähnt R. Meringer auch in Bauernhäusern von Alt-Aussee als „Brückltisch“5) ') Man beachte dagegen, daß gerade im It. (wie im Frz.) der übliche Name für Tisch tavola (aus tabula) ist. 2) Jagič, Zur Entstehungsgeschichte der kirchenslaw. Sprache, II, 15, 65. 3) Meringer, Stell, d. bosn. Hauses, 83. 4) Im Volksliede wird unter der Linde erwähnt: miza kamnata na štiri vogle rezana. Bei den Wcißkrainern speist man im Sommer unter irgend einem Baume, meist auf einem Steintische. 5) Siche diese „Mitteilungen“, Bd. XXI, S. 104, 121. 127 oder als Tisch zum Aufklappen im Vorhaus.1) Auch in Oberitalien sollen sie üblich sein; bezeugt werden sie mir auch für Mering bei Augsburg. Auf jeden Fall sind sie schon ein moderner Behelf, bei dem Raumersparnis möglich ist. Wichtiger ist für unsere Zwecke der Umstand, daß in den Häusern des Wocheiner-tales viereckige „große Tische“ (velika miza) Vorkommen, aber nur an Sonntagen und bei feierlichen Anlässen oder auch schon zu Mittag regelmäßig als Eßtisch benützt werden; sonst sind sie mehr zur Repräsentation oder zum Belegen da. Daneben finden wir als gewöhnlichen Eßtisch einen „kleinen Tisch“ mala miza, mizica (gesprochen miz’ca) oder auch mala mizica, der keinen festen Platz hat: er steht in der Stube in der Ecke beim Eingänge gegenüber dem Ofen, unter der Bank oder unter dem großen Tische*(dieses Detail wurde mir von einer aus Soča im Görzer Gebiete ein- gewanderten Familie in Stare Fužine bezeugt), im Flur (veža) oder in einer Kammer, in welcher er sich allerdings meist schon im Ruhestande befindet; man ißt an demselben im Flur, also noch im Herdraume, im Winter aber beim Stubenofen, nicht so sehr der Erwärmung als der Beleuchtung durch die in der leva (s. o.) brennenden Kienspäne wegen. Mit der Einführung der Beleuchtung mit Öl, namentlich mit Petroleum, verschwindet daher dieser Tisch aus der Stube, aber noch immer nicht ganz, denn man will den großen nicht „verschmieren“, ln Koprivnik in dem altertümlichen Hause Nr. 25, in welchem auf der Stirnseite das ursprüngliche Fensterlein in ein Kästchen umgewandelt und durch zwei große Fenster ersetzt wurde, war der „kleine Tisch“ 3'5 dm hoch und hatte zwei Leistenfüße; die dazu gehörigen „kleinen Stühle“ waren drei- oder vierfüßig und werden hier auch sprachlich als stol-i und stolči (sgl. stolec) unterschieden; doch dieses Haus hat sich schon auch dadurch modernisiert, daß es seinen Tisch in die Kammer (čumnata) beförderte. Im Hause Abbildung 9. Tisch im Jeklerjev stan in Goröljck ober Koprivnik. ') Siehe diese „Mitteilungen“, Bd. XXI, S. 116. Nr. 21 beträgt nach Aussage der Einwohner der fast quadratförmige kleine Tisch ein Viertel des großen. In Češnica Nr. 87 (Janez Stare) aus dem Jahre 1783 fiel mir auf, daß das Haus drei Tische, aber noch keinen großen hat: einen Hängetisch (s. o.) im Flur, eine mala miz’ca, bei der im Winter gewöhnlich das Nachtmahl verzehrt wird, und eine als Tisch dienende Mehltruhe (mentrga). In Bohinjska Bistrica (Wocheiner Feistritz), in einem großen und kulturell schon hochentwickelten Dorfe, erfuhr ich, daß man „in anderen Dörfern fast in jedem Hause“ noch einen kleinen Tisch und kleine Stühle (stolčki, sgl. stolček) zum Essen benütze. Das Gleiche wurde mir von der Umgebung von Krainburg berichtet, wo fast jedes Haus im Sommer einen Tisch im Flur habe. Daß im Görzer Gebiete in Soča fast in jedem Hause ein kleiner Tisch unter dem großen steht, wurde schon berührt. Um Tolmin hat man lange und enge Tische, bei denen man zu Mittag und Abend ißt, wenn Gäste oder fremde Arbeiter im Hause sind, sonst aber beim „kleinen Tische“ in der Stube; es ist bemerkenswert, daß hier daneben die den Backtrog vertretende mentrga auch vorkommt. Von sehr niedrigen Tischen hat auch K. Štrekelj aus seiner Heimat am Karste Meringer1) berichtet. Zur Entwicklungsgeschichte von Stuhl und Tisch sei erwähnt, daß ich in Mojstrana (Okr.) eine miz’ca für Kinder sah, die eigentlich ein quadratförmiger, vierfüßiger Stuhl (stol) war. Aus diesen Beiträgen geht wohl zur Genüge hervor, daß die Mehrzaiil der Südslawen auf einem großen und wichtigen Kulturgebiete mit Mitteleuropa zusammenhängt. Das ist kein geringes Resultat, welches wir Meringers Arbeiten über das bosnische Haus zu verdanken haben. Wann das sogenannte oberdeutsche Haus stufenweise sogar bis nach Montenegro und Novi-Pazar vorgedrungen ist, bleibt allerdings eine Frage, der man auf Grund der Reiseberichte und anderer historischer Quellen im Laufe der Zeit wenigstens bis zu einem gewissen Grade wohl auch beikommen könnte. Lehrreich ist jedenfalls der Umstand, daß es in Serbien im Volke kaum eine zweihundertjährige Geschichte hinter sich hat. Man sieht aber auch, wie viel dankbares Material für kulturhistorische Forschungen auf verschiedenen Gebieten bei diesen ethnographisch frischen Völkerschaften vorhanden ist. Man kann auch, wie die von mir benützte Literatur beweist, den Südslawen bis auf die Slowenen, die sich allerdings schon seit einem Jahrtausend ganz im romanisch-germanischen Kulturkreise bewegen und sich infolgedessen oft allzuwenig interessant Vorkommen, nicht den Vorwurf machen, daß sie dem beschreibenden Studium ihres Volkstums zu wenig Aufmerksamkeit schenken; es wäre nur zu wünschen, daß das reichhaltige Material, welches bei ihnen gedruckt oder in Agram und Belgrad gesammelt vorliegt, auch zu zu-'■ sammenfassenden wissenschaftlichen Arbeiten mit vergleichender Methode Anlaß gebe. Die Wichtigkeit volkskundlicher Studien braucht man zwar heute nicht mehr zu betonen, aber ihre große Bedeutung für die Sprachwissenschaft und Philologie wird nicht genügend gewürdigt; ja man kann sich bei Philologen mit solchen Beschäftigungen noch den Vorwurf zuziehen, man treibe „Allotria“. Ich muß gestehen, daß mich Meringers Arbeiten über das bosnische Haus als Slawisten nicht bloß wegen ihres überraschenden Resultates, sondern auch wegen ähnlicher Vorwürfe interessierten, so daß ich mir darüber ein selbständiges Urteil bilden wollte. Meringer selbst hat unterdessen durch seine Rezension des Reallexikons der indogermanischen Altertumskunde von 0. Schräder und namentlich durch seine Beiträge „Wörter und Sachen“ in den „Indogermanischen Forschungen“, die dank der Liberalität K. Brug-manns sogar mit Illustrationen erschienen sind, klar gezeigt, wie in das formalistische ') Zeitschr. f. österr. Gymnasien, 1903, V. Heft, S. 395. Etymologisieren und in die vergleichende Sprachwissenschaft überhaupt neues Leben hineingebracht werden kann. Ich konnte mich aber im Laufe dieser Arbeit immer mehr überzeugen, daß gerade ein Linguist und Philologe ohne Sachstudien im finsteren ' herumtappt. Mir eröffneten sich für die Interpretation der Volkslieder, speziell der epischen aus Montenegro, für das Verständnis der serbischen und kroatischen Belletristen, für die Erklärung der Bedeutungsübergänge im Lexikon und für das Etymologisieren überhaupt, sowie über den Gang der Zivilisation bei den Sudslawen ganz neue Gesichtspunkte. Geradezu mit einem Gefühle der Beschämung muß ich daran zurückdenken, wie wenig ich mein eigenes kleines Volk gekannt habe. Als Student und junger Doktor weilte ich wochenlang in Gegenden, in denen ich 1903, als die vorliegende Arbeit im großen und ganzen fertig war, die Rauchstubenhäuser zu meiner größten Überraschung entdecken mußte. Ich führe nur dieses Beispiel an, um zu zeigen, wie ein moderner Philologe mit Scheuklappen herumwandern kann. In der klassischen Philologie bilden heute die Realien schon einen wichtigen Wissenszweig, viele moderne Philologen scheinen aber noch auf dem Standpunkte der Grammatiker früherer Jahrhunderte zu stehen, welche meinten, daß man die Muttersprache nicht zu lehren brauche, weil sie jedes Kind kenne. Hoffentlich werden die modernen Philologien von ihrer älteren Schwester bald auch in diesem Punkte lernen und ihre Jünger wenigstens zum Studium des Lebens des Volkes, dessen Sprache und Geistesprodukte sie erklären sollen, anregen.1) Das wird geradezu zur Pflicht bei so jungen Völkern, wie es die südslawischen sind, welche so wenig ältere literarische O r igi n a l denkmäler besitzen, während ihr Volkstum noch die ursprünglichsten Züge bewahrt hat; man bedenke z. B. nur, daß die Mehrzahl der Serben, aber auch ein großer Teil der Kroaten und Bulgaren geradezu noch im epischen Zeitalter fortlebt, so daß ihre Volkspoesie einen integrierenden Bestandteil und eines der wichtigsten Kapitel ihrer Literatur bildet. Dazu kommt noch der allgemeine pädagogische Grundsatz, der sich immer mehr auch in der Sprachwissenschaft Bahn bricht, daß man vom Bekannten und in Hülle und Fülle Vorhandenen zum minder Bekannten fortschreiten soll. Graz, im August 1904. Nachtrag zu Seite 107—111. Wie sehr die Frage der germanischen Lehnwörter im Slawischen einer gründlichen Neubearbeitung bedarf, zeigt auch der jüngste Aufsatz von Dr. Jos. Florschütz (im Nastavni Vjesnik, B. XIV, Heft 9 und 10, Agram 1906), der bei einer Besprechung der Schrift J. Peiskers: „Die älteren Beziehungen der Slawen zu Turkotartaren und Germanen“ gegen diesen ausführt, daß die slawischen Lehnwörter von den Westgermanen, aber nicht von den nördlichen, sondern von den südlichen, die von Anfang an kulturell höher standen, herzuleiten sind. Natürlich muß er da viele hochdeutsche Wörter mit dem Lautstande vor der zweiten Lautverschiebung rekonstruieren, so daß also nicht so sehr phonetische als vielmehr kulturhistorische Gründe für die Bestimmung der näheren Herkunft der einzelnen germanischen Fremdwörter im Slawischen maßgebend werden. Florschütz sind daher Nembci (der gemeinslawische Name für die Deutschen) die fränkischen Nemetes, aksl. štuždi (die fremden, aus * tjudjt) die späteren theodisci, diutiskun, diutschen, die Deutschen. Der Grundgedanke ist offenbar richtig. In meiner oben bemerkbaren Bevorzugung des Hochdeutschen bestärkte mich vor allem das Verzeichnis der voralthochdeutschen Entlehnungen aus dem Lateinischen in Kluges Etymol. Wörterbuch der deutschen Sprache, denn die meisten dort zusammengestellten Wörter sind durch Vermittlung der Hochdeutschen zu den Slawen vorgedrungen. ') Es wäre im Interesse der allgemeinen Bildung und der Aufgaben der Intelligenz, wenn man auch der Jugend der Mittelschulen mehr Auge und Ohr für ihre Umgebung öffnete, z. B. durch Wahl entsprechender beschreibender Aufsätze anstatt geschichtsphilosophischer und anderer hochtrabender Aufgaben. Priester, Juristen, Ärzte und Techniker könnten vielmehr zum besseren Verständnisse des Volkes, mit dem sie zu tun haben, mitbringen. Ich war oft erstaunt, wie wenig manchmal sehr gebildete Männer das Volk ihres Wirkungskreises kennen. Auf diese Weise kann auch eine Milderung sozialer und nationaler Gegensätze gefördert und eine gesunde Heimats- und Volksliebe gepflegt werden. WÖRTERVERZEICHNIS. (Die höheren Seitenzahlen beziehen sich auf den XXXV., die niederen auf den XXXVI. Band der Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, ö bezeichnet das öftere Vorkommen eines Wortes auf der betreffenden Seite, A die Anmerkungen.) Albanesisch (Abkürzunt;: alb.): misal, mešale 123, sofrs 118 A, vatre 328 A, woter 328 A. Altindisch (ai.): athari 328 A. Germanisch© Sprachen. Germanisch (germ.): diskaz 111 A, hüs 92, 93 A, 125, stöl 120. Gotisch (got.): aurtigards 111, baurd 326 A, biul’s 120, hlethra 32 A, hüs 106, mes 125. Altnordisch (an.): kögurr 32 A. Altsächsisch (as.): rad 109. Angelsächsisch (ags.): bord 326 A, byden 110A. Englisch (engl.): cover 32 A. Althochdeutsch (ahd.): blech 108, diutiskun 129 Nachtr., truma 108, gellita 111, chaminata 34, kubil 21, chühhina 97, marha 109, mias, mies 125, mulm 110, nuosc 110, pän 104, pfanna 111, scrini 98A, stuba 98, 101, stupa 98. Mittelhochdeutsch (mhd.): berhta 112, diutschen 129 Nachtr., kemenate 34, sliepe 112 A, zimier 32. Neuhochdeutsch (nhd., d.) mit den bayerisch-österreichischen Dialekten: auffireidln 126, Bank 112, Brückltisch 126, Deutschen 129 Nachtr., Diele 109, Dreifuß 17, Feuerroß 17 A, Gack, Gacken 18, Gaische, Gaischler 94, Gatterl 20 A, Herdhaus 22, 27, Jungfernsprung 37 A, Kalk 110, Kalup’n 94, Kamin 112, Kandel 111, Kante 111, Kätsch’n 94, Keller 32 A, 34, kemet’n 34, Keusche, Keuschler 94, Kötsch 94, Kulm 94, Laube 13, 23, Leiste 21, Model 20, pantel 112, Fäschtub’m 104, Pfannhaber 18, Pograt’n 19, Rauchstube 22, 27, Schindel 111, Schlipp 112 A, Schlipper 112 A, Stand 35 A, Tafelbett 126, Tisch 113, Zimmer 34, zimmern 92. Griechisch samt Mittel- und Neugriechisch (gr., mgr., ngr.): 8opos, Soprj 92, xaXußr/35, -/.avata 111, xartvtxöv 95, -/.sX/.dfy.ov 32, xov-i; 96, |iat>pößXaxos 38 A, rcaXdttov 328A, ronivY), ßuxtvY) 110A, aepgßsxa 123, Tpdxe^a 121, 123, cpo'jpvop 106. Magyarisch (magy.): ablak 105, akna 105, asztal 121, dorong 326A, Dudleipi 104, esztena 103, halom 104, kästa, kastöly 104, kütya 103, oszlop 104 A, pitvar 103, sor 324, Szaniszlö 104 A, szeg 104 A, szekreny 104, szikra 103, szoba 99 A, 101, 103, soba 324, 102, szobor 103, tiny 103, zseller 104. Romanische Sprachen. Lateinisch (lat.): calx 110, cannabis 115 A, cathedra 125, cimax 110, clam 97, continere 97, domus 92, furcula 15, hortus 111 A, lucerna 110, mensa 125, modiolus 125, murus 110, podium 125, urceus 111 A. Mittellateinisch (mlat.): caminata 34, cannata 111, continae 97, mensale, mensalis 122, morovalachi 38 A, parolla, parollia 122 A, stuba 101 — 102, stuffa 102. Altfranzösisch (afrz.): borde 326A, pairol 122A. Neufranzösisch (nfrz.): cantine 97, näpe 16A, serviette 123. Friaulisch (friaul.): muš 16, muzül 125, pujul, pijül, pijöul 125. Italienisch (it.): banco 112, bor-dello 326A, cantina 97, carega 125, Catinara 39 A, cucina 97, finestra 105, mesa 125, morlacco38A, mujül 125, muso 16, napa 16 A, orcio 111 A, orto 111 A, persiäna 105, pignatta 115A, poggio 125, tag-liere 112, 115, tavola 122, 123, 126 A, tavolino 122, tegola 112A, stufa 101. Portugiesisch (portg.): bordel 326 A. Rhätoromanisch (rhätor.): meza, mćiza 125. Rumänisch (rum.): bordeiü 326 A, izbe 104, izbä 104, izbu 104, mäsa 124, prispa 322, urda 39 A. Spanisch (span.): burdel 326 A, cantina 97. Slawische Sprachen. Slawisch (slaw.): dom 92, düska 111, hiža 93, hram 92, lava 125 A, Nembci 129 Nachtr., postelja 114 A, stolu 114 A, 120. Altkirchenslawisch (aksl., asi.): blechü 108, bljudo 126, brumlnü 108, brunatfnü 108, buda 109, dr^g-b 326 A, gomon 109, hyzina, hyzinica, hyzTnica 93, hyzü 93, 103, 109 A, 125, hyža, hyžda, hyžina, hyžica 93, chlebi>, chleva. 32A, chuta 109, chvilja 109, isti.ba, izba 98, 101, kleti 32, k^šta 95, 96, 103, klak 110, konoplje 115 A, kotači 97 A, k-bbli^ 21, misa 109 A, 126, neprijaznb 109 A, peštb 105, polata 328 A, rada 106, skrinija 103, strusu 108, s-bk^tati, skqtati 97, stbgna 104 A, štuždi 129 Nachtr., tyna 103, vručl 111 A, vrbbb, vrbtogradi> 109 A, 111 A. Bulgarisch (b.): bljudo 123, bordelö 328, burdak 328 A, burdej 328, 97, burdelb 328, butin 110A, čorba 123, digane 123, furna, furuna, f-brnja 106, grbnci 20, 106, hiža 328, 94, 100, 106, iža 328, 94, izba 100 6, jastagač 122, jestač 122, kät96, kqk6, k^kbove 96, k^tbove 96, kjumbe 106, klet 100, koftor 106, koliba 312, količi 123, kuča (mazedonisch) 95, 328, kuk’a 95, kuminka 16 A, k'bšta329, 92, 95, -A, k'bšta nazem 329, k"bšta uzem 328, mandra 312, 39, masa, masička 124, mečka 17, mešal, mesäl, misal 122, 123, obor 328, odaja 100 A, odžak 95, od-br 123, ognište 329, 95, pajdnti 112, panica 123, paralija 122, paralija, paralljd, pr-bljd 122, 123, pešt, peš, pešta, pešti, pešti 105, 106, polat, polati328A, polatna 328, pondila 328 o, 100, postilka 123, prestol 124, rogozska 123, sinija 123, 125, slagane 123, soba 329, 104, 106, sofra 123, 124, sofrica, sofrička 123, staja 35, 100 A, stol, stolče 120, 124, stola» 123, šerveta 123, šindra 111 A, tabla 123, 124, tablja 124, tezga 124, tin 110 A, trapeza 122, 123, 124, trbpeza 123, tumbe 123, vbzglavnici 123, zakladnik 17. Čechisch (č.): dčk, dika 109, chalupa 94, chrdm 92, chyše, ač. chyšč 93, chyže 93, kober, koberec 32, kout 96, -A, misa 120 A, 125, mrcha 109, naizbi 99. Lausitzisch-Serbisch: Oberserbisch (os.): blido 120, bruma 109, jspa, spa, jstva, stva 103, khčža 94, tawa, taweca 121, naiža 99, najstva 99. Niederserbisch (ns.): blido 120, 121, blidko 120, 121, tawa 121, taweca 121, stol, stole, stblčk, stoik 121, špa 103. Polnisch (p.): blacha 108, dzi^k 109, chyz, hyz, chyž, hyž 93, 94, chyža 93, chyzyna 94, 106, izba 106, na izbie 99 A, izdebnik 99 A, k^t 96, kobierzec 32, kueza, kuezka, kuezki 96, lej 21, marcha 109, škra 103, žba 103. Russisch: Großrussisch (r.): blechičij 108, bljacha 108, bljudo 120 A, čolnoša34A, chižka 94, 106, chram 92, izbd 103, 106, komnata 34 A, kover 32, kušča 96, struš! 108, šolnyša, šonnuša 34 A, zakuski 124, zgra 103. Kleinrussisch (klr.): burdej 326 A, 97, djaka 109, kušči, kučki 96, rada 109. Weißrussisch (wr.): djaka 109, chvilja 109, rada 109. Serbisch-kroatisch (skr.): aar 322 A, ahar 322 A, ajat 318, 322 6, 31, -A, 32, 33, ar 322, -A, ästal 121, 122, astalič 121, atula 113, avlija 30, bač, bača 39 A, bačva 110, badah 110, 111, bad-hak 110, badža321, 112, bakra 115, banak 112, 113, bänak 112, 113, bdnak 112, banek 113, banka 112, bankal 113, baškaluk 31, bradva 110, brumen 108, brvnara 319, 325, 326, burdelj 326, 97, busara 326, ciglja 112, čimer 32, Crnovunci 38, čabar 110, čardak 316, 321, 325, 31, čardačič 31, čatma 320, 326, čeren 318, 37, črdak 33, čiler 32, daska 111, daščara 32, dim 95, dimnica 95, dimnjak321, doksat 326, dolina 326, domar 38, dom na izbu 317, 100, dom na pod 317, dorungara 326, 327, dubirog 37 ö, -A, dvor 30, dvorište 30, dvornica 105, esnaf 116, furuna 318, 106, galjata 111, glada 37, golida 111, gologlav 321, gramada 125, grijalica 36, guba 32, guber 32, 124, gusle-ženske 40, gvoždjara 32, har 322 A, his 93, hiša 93, -A, hiš 93, -A, hiša 93, -A, družinska hiša 33, hiža 94, 111, hižina 94, zadnja hižica 94, Hižakovac, Hižanovac 94, hodnik 322, hudžara 31, is 33, 93, -A, 100, iškriria 98 A, izba 317 Ö, 318 o, 37, 98, 100, -A, 103, 110, iža 93, ižina 326, 31, 94, 111, jastuk 124, jatara 36, gizba (siehe izba) 100 A, kabao 110, kad 111, kadari 111, kamara 33, 112, kamin 316, 112, kanava 115 A, kanavac 115, -A, 121, kanta 111, kapič 321, 322, karavlah 38 A, katun, katunište 36, 37, 38 A, 39, 39 A, katrida 125, -A, katriga 125, -A, kelerac 32 A, kelomna 110, kiljer 31, 32, 32 A, 33, kimak 110, kladič 124, klet 31, 32, klijet 32, -A, 100, klipak 326, klis, na klis 320, kober 32 A, kolenika 326, koliba 326, 31, 35, 36, 37, 38, koleba 35, komin 319, 322 6, 16, 109, 112, komora 33, 93, konak 325, 31, konačič 31, konata 111 A, konk 322 A, 112, konoba 317, kopana 118, košara 32, kotač 110, kotao 110, kotluša 115 A, krivec 105, krovina 321, kuča 313, 315, 316, 317 6, 3186, 320 6, 322 Ö, 323, 324, 325 6, 326, 327, 328, 31 Ö. 33, 35, 36, 92, 94, 95, 96 A, 97, 97 A, 124, gostinska kuča 31, kuča brvnara 319, kuča na krivulje 325, kuča pozemljuša 319, kučica 35, kučič 95, kučnik 95 A, kučnica 95 A, kutja 96 A, kučar 31 6, 32, kučara 37, kučarac, kučšrak, kučšrica 32, kučer 32, 38, kučerac, kučerak, kuččrica, kuččrina 32, kuhinja 313,316, 97, 109, kuhiha 97, 110, kuhina 97, kuina 97, kujna 97, kujiia 97, kuvarnica 97, kužina 97, -A, kula 316, 319 6, latna 111, lava (skemlija lava), lavica 125, letva 110, 111, Ijetište 36, lijev, lijevak 21, lončiči 320, 20, lopiža 115 A, lubnjača 326, luč 21, lučara 21, lučnik 21 A, lukama, lukijerna 110, lula 318, magaza 317, majka 38 A, maja 38, majstor 112, mandra 39, 39 A, mestište 36, miljč 30, mliječer 31, mliječnjak 37, mlijekar 37, mlin 110, morov!ah38A, mutvak315, načve, navči 110, nahišje, nahižje 99, napa 16 A, naslonjača, naslonjač 124, oblok 105, odaja 324, 31, odajče 33, odvojac 31, odžak 314 A, 316 6, 322 6, 323, 95, odžakovič 95, demir odžak 105, odžaklija 314 A, 31, ognjenica 97 A, ograda 30, okno 105, olba 112, Osačani 321 ö, osebunjek 33, ovčara 32, palata 96 A, pänica 111, panta 112, panti 112 A, pantljika 112, pauer 112, peč, pečka 105, peč sa lončičima 320, slipa peč 314, pehar 112, pendžer 105, srčali pendžeri 105, peršijani 105, peter 37, pila 110, pihata 115 A, pipa 110, pižulj 125, planina 36, 38, planinar 38, 3 - planinka 38, 39 ö, planinštak 38, pletara 326,327, pleter 320, 31, pod 110, podglavač 17, podrum 317, 33, 36, 100, pojanta 112, pojata 36, 37, pojatak 31, pokrovač 124, poneštrica 105, poralija 122 A, 123, pozemljuša 319, pozemuša 317, predkuhinja 98, predsoblje 98, prijeklad, preklad 17, -A, 105, prozor 105, pružina 37, purgar 112, putara 112, ribež 112,-A, salaš 35,36, sandučara 325, sanduk 325, santrač 319, savardak 36, 37 6, šiba 325 A, sibara 325, sinija 114Ö, 118, 119, 122, sinijca 118, sinijica 119, skemlija 124, skemlija lava 125, skočidjevojka 37 A, skočivuk 37 A, skrinja 110, slamara 325, slava 36, soba 313, 316 o, 318, 319 Ö, 320, 322, 325 o, 326, 327, 33, 36, 100 Ö, 101, 104, 110, spavača soba 30, družinska soba 30, gostinska soba 30, sobica 35, sobiče 323, 325, 33, sofra 114, 115, 118, 122, sofrica 119, sopra 118, 122, sovra 118, špica 110 A, stabor 104 A, staja 31, 32 A, 37, staklo, stklo, cklo 105, stan 35, 36, 37, 96 A, stanar, stanärica 38, stap 110, stasina 31, stol, stö 119, 120, 122, 124, stočić 114, 120, 124, stolac 120, 124, stolčić 124, stolec 124, stolica 118, 119, 120, 124, 125, stolić 119, stolac usložiti 124, stolovač 124, 125, stolovak 124, stražara 32, struga 36, 37, 38, struka 114, stupa 110, suvotnik 112, sviba 325 A, šanac 112, šiljeg, šiljež 39 A, šinda, šindra, šimla, šimlja 111, šindralija 111, šliper 112, šor 324, šoriti 324, štala 112, štica 111 A, šupa 112, šuta 33, tamor 28, tanjir 112, 115, tanur, taljur, taljir, taljer 115, tavolin 122, tepsija 118, 119, tiganj 112, 112 A, tigla 112 A, töla 122, tor 36, 38, trem 322 6, 326, trimpuz 18, trla, trlo 36, tronožak, tronožci 124, trpeza 115 A, 121, 122, trpfezar 121, trpezärija 121, trupica 124, ušoriti 324, uta 109, vajat 326, 31 6, vatan 39 A, visibaba 37 A, Vlah, Stari 320, 321, Vlasi 38, vreča 114, vrt 111, vrtić 111 A, vuruna 106, zadruga 30, zanat 116, zdila 115, zglavnik 17 A, zgrada 30,31 o, žmul, žmulj, žmuo 125. Slowenisch (sl., nsl. — Neuslowenisch): ajnhober (s. pajnhober!) 18 A, bajta 25, 40, 96, na bajti 99, betlehem 19, brumen 108, bučaste kahlje 20, bučna peč 20, bučnica 20, burklja, burklje, burkljice 15, cigan, c’gän 16, čimer 34 ö, culi, cug 16, čelešnik, čelešnjak 20, Četnara (s. Katunara) 39, čišta (s. kišta) 26 A, čiim, čumeti 34, čumnata 34 6, deska 111 A, dile 14, 23, 99 A, 111 A, dilja 19 A, dimanca 22 A, 24 6, 27, dimnica 22, 23, dimnjača 26, dimnik 14, -A, 24, dimnjek 21, dveri 23, 24, duri 24, 28 6, estra 26 A, feuerrünt 17, fonhaber (s. panhober) 18, gattre, gatrč, gartel 20, -A, gank 311, glisti, auch gliste 21, golida 111, gorica 13 A, gosti 104, groešt 18, halter (s. gattre) 20, his 93, 93 A, 99, hisek 93, -A, hiz 93, hiša 19, 21, 22, 25, 34, 40, 93, -A, 94, 98, 99, 104, 106, 125, nad hišo 99, na hiši 99, hiža 34, 93, 125, hišica 34, hiška 34, hišca 34, 39, 40, h’štca 34 A, hiša, kahljasta 23, -A, 24, hiša, nova 23, -A, hlapec 17, Hočje 94, holm 94, hram 21, 22, 40, 99, hranilo 24, huta, uta 109, izba 19, 93, 98 o, 99 Ö, 104, 106, ispa 98, 99, izbica 98, na izbi 98, 99, na ispe 99, na ispi 99 A, na ispo 99, jama 23, jaslice 19, jispa 23, 98 6, -A, 99 A, jspa 98, jTzba 98 A, jespa 98, na jespi 99, jestba 99, jezba 98, 99, jspa 98, 103, jspica 34, 98 o, na jspici 99, jspič 98, kahlja, kahla 311, 20, kajža 94, 96, 104, kajžar 94, kajžnik 94, kamra 27, 34 Ö, na kamri 99, kamrca 21, 34 o, kasti 28, Katunara (Četndra) 39, -A, kebet, ktbü, kebü 21, ketder 34, 96, ketina, ketna, ketovnik, ketndča 16, Ketnara (s. Katunara) (nsl.), kimnata 34 A, kišta 26 A, 28, klet 14, 23, 34, 96, klobučnjak 28, klop, pl. klopi 19, 23, 24, 28, 120 A, kobila 17, koča 25, 40, 94, 96, kočanjek, kočdra, kočica, kočina, kočtir, kočura, kočOrič 96, komen 23, komin 16,-A, kondrega 125 A, konj 17 o, korito 26, koš 21, kot 97, koteč 97 A, kurji koteč 28, kptar 97 A, kptarka 97 A, kotel 23, svinjski kotel 24, koza 17 6, 18, 28, kozel 17, kozica 18, kranjci, kranjski 15 A, kšica (s. hišica) 34A, kuhinja 13, 24, 25Ö, 97, kuhinja 13, kuhnja 14,-A, 34, 97, 98, kuh-bha 98, kljš-bhags, kümen, körnen 16, lampa 18A, lanec 16, lata 21, leva 14A, 21,127, lieva (s. leva) 21, lij, Iiv21, lista 21 A, listnice 21 A, lišta 21 A, liva (s. leva) 21, lojpa (s. lopa) 13, 21, lojtra 23, lonci 20, lopa 13, 22, 23, 24 o, 25 o, 27, 28, 97, loupa 13, maček 17, majer 40, majerca 40, mandrija 39, mentrga, mendrga, mintrga, mertenga, meltrga, mentrga 19, 20 A, 126, 128, mir 109, mirišče 109, mirje 109, miza 19, 23, 24, 28 Ö, 120 A, 125, velika miza 127, mala miza 127, mala mizica 127, 128, mizica 127, miz’ca 127, 128, modetnica 20, modla, modlca, modnica, modnca 20, muš 16, muša 16, nahišje, nahiž, nahižje 99, napa 16 A, ničke, niške 20, -A, 28, oder 19, ognjišče 14 A, 24, okence 28, okno 23, 28, okno na smuk 24, 25, okvir 28, oltar 19, omara 23, 24, 28, omarca 311, osteje 28 Ö, pankrt 112, para 112, pant, panti 112, pastir 40, pajštuba, pajštiba, pajštva, paštuba, paštba 104, pajštva26A, pajštvar 104, pajš-t-bba, pašt-bba 104, panhober, pajnhaber, pajnhober, pejnhaber 18, paštuba (s. pajštuba), peč 22—23, 24, 28 o, 105, -A, krušna peč 24, 27, pečka 25, pečni stol 26 A, peldall2, pisker20, planče = planke 26 A, planinar, planinčan, planšar 40, planinarica, planinščica, planšarica 40, pleh 108, podence 26 A, pograd 19, 40, polica 28, 40, pominjak 24, pomišnik 26, pomiješnik 28, pominje 28, postelja 19, 23, 28 ö, 40, posteljak 24, pozid 14 A, 26 A, prhtra 112, priklet 14, 23, primpus 18, pruka21, prukca, pru-čica, pručka 21, rante 21, 28, raufank, rajfank, raufnik, rajfnik, rajfnk, rajfnjak, rajfnjek, tofenk, rafank 14, ribež, ribežen 112, -A, roešt 18 A, rost 18, rož 18, secl26A, shramba 23, sklednjak 28, sklednik 28, skobelnik 24, staja 39, 40, stan 35, 39, 40, stanica 35, steber 104 A, stog 39, stolček 128, stolec 127, stol 19, 24, 120, -A, 127, 128, strop 14, studenec 28, sušilnica 104, svečnjak, svečnik 21, šipok, šip- kovec, šipovec, šipovnik 14, škaf 24, šmarnice 19, špajzaSll, 34 o, špajzvelb 23, 92, štala 311, 22, štange, štajnge 21, štejge 24, štenge 28, štibj 23, 24, 27, 34, 98, štibelc 34, 35, štiblc 23, 24, 25, 32, veliki štibl 23, 24, mali štibl 24 o, štobl, štiibl (s. štibl) 33, šubar 28, tabla, tafelbet 126, talar, taler, talir 115 A, tamor, tamer 29, terilnica 104, tobl (s. tabla) 23, 126, tobla 28, tonf 18 A, tram 311, 28, treske 21, trimfas, trimpus, trempus 18, trinoga 18 A, ura 28, uta 109, valeč, valek, valič, valček, valer 15, velb (dial. velf) 311, 14, 24, 28, 34, 40, velbič 34, verige 16, veža 13 Ö, 14 6, -A, 28, 29, 39, 97, 97 A, 98, na veži 99, nad vežo 99, vežica 39, vile 15, vratilo 16, vratiti, vrteti 16, vratovilo (?) 16 A, vrh, na vrhu 99, -A, spodnji vrh 100, zgornji vrh 100, zaglävnik 17, zajec 17 ö, zaküt, zaköt 96 A, zapeček 16 A, zdič 21, zglavje 17, zglavnik 17 Ö, zglavnjak 17 Ö, zic 21 A, zid 14 A, 22, 24, 25, 27, 28, zidanca 34, 96, ždič 21, ždim, ždeti 21 A, želcar 28, žeselj, žecl 19, žezlo 17, žezlovnik 17. Türkisch (türk.): ajat 322 A, axor, axer 322 A, čiler 30, demir 105, dolma 326, furun 106, h’ajat 322 A, hudžera 30, kaliba 35, mülk’ 30, oda 324 A, odžakle 95, pendžer 105, salaš, saladž 35 A, sandek 325, sini 115, srča, srčali 105, suldrma 30, timar39A, vatan 39 A. INHALTSVERZEICHNIS. I. Die einschlägige slawische Literatur................................ H. Meringers Arbeiten über das bosnisch-herzegowinische Haus. Das „oberdeutsche“ Haus in den Nachbarländern...................................... III. Das Haus der Slowenen .............................................. IV. Entwicklung des Hauses. Schlafkammer. Nebenhäuschen. Häuser im Felde und auf der Alm ................................................ V. Die südslawischen Bezeichnungen für Haus, Herdraum und Stube. Allge- meine Bemerkungen über die slawischen Fremdwörter aus dem Germanischen und besondere über die mit dem „oberdeutschen Hause“ einhergehenden........................................... VI. Der Tisch bei den Südslawen.......................................... Nachtrag ✓........................................................... Wörterverzeichnis. J XXXV. Bd., S. 308—312 XXXV. „ „ 312-330 XXXVI. „ „12-30 XXXVI. „ „30-40 XXXVI. „ „ 92-113 XXXVI. „ „ 113-129 XXXVI. „ „ 129 ; S . NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIŽNICA 00000517148 ■ - J, i / ■ i . ■ ■ d ■ ' ' /N-' '