Die vier letzten Lebensjahre des Grafen Ulrich EL von Cilli mit besonderer Berücksichtigung der Stände-Revolution in Oesterreich in den Jahren 1451 und 1452. Nach den. Quellen, bearbeitet von Alex. Georg Supan. Motto: Von der Parteien Hass und Gunst verwirrt Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte Schiller, Wallenatein. WIEN, 1868. Wilhelm Braumüller k. k. Hof- und UniversitätsbuclihKndier. T)ù y* //r Meinem hochverehrten "Vater Jikjfe Sipn in kindlicher Liebe und Dankbarkeit gewidmet. Vorwort Ich will vorliegendes Werk nur als einen Versuch betrachtet wissen, den Bann veralteter Traditionen, die sich bezüglich der Geschichte des letzten Cillier Grafen gebildet und bis zum heutigen Tage allgemeine Geltung gehabt, zu brechen. Ich besitze gewiss so viel Einsicht, um die Schwierigkeiten dieser Aufgabe zu erkennen, aber auch so viel Bescheidenheit, um mir selbst zu gestehen, dass meine schwachen Kräfte einer endgiltigen Lösung derselben nicht gewachsen sind. Und dennoch wage ich es, mit diesem Buche vor die Oeffentlichkeit zu treten, wage es im Vertrauen auf die Milde des Lesers und in der freudigen Gewissheit, dass nach mir ein Anderer, Berufenerer kommen und das vollenden werde, wozu ich nur den Grund gelegt. Was den Inhalt dieses Werkes betrifft, so dürfte ich auf manchen Widerspruch stossen, doch glaube ich, dass meine Anschauung von der politischen Thätigkeit Ulrich's v. Cilli eine würdigere ist und der historischen Wahrheit ungleich näher kommt, als jene, die wir bisher in den Geschichtsbüchern gefunden. Indess bin ich überzeugt, dass das scharfe Auge der Kritik so manchen Irrthum entdecken wird, und auch stets bereit, verständige Belehrung mit Dank anzunehmen. Bezüglich der Form dürfte mir die Knappheit des ersten Buches und die damit contrastirende Breite des zweiten den Tadel der Unebenheit zuziehen, doch mit Unrecht. Ueber die Vorgeschichte Ulrich's konnte ich einerseits nicht stillschweigend hinweggehen, andererseits sie auch nicht ausführlich behandeln, da sie ausser dem Bereiche meiner eigentlichen Aufgabe lag, und die detaillirte Darstellung der Stände-Revolution musste mir — abgesehen davon, dass sie schon durch den Titel gerechtfertigt ist — als Basis für das Folgende dienen, denn nur eine genaue Kenntniss der Ereignisse in den Jahren 1451 und 1452 kann die Bedeutung des Kampfes Ulrich's mit Eizinger und dessen Partei uns verständlich machen. Ich kann nicht schliessen, ohne allen Jenen, die fördernd und ermuthigend, direct oder indirect auf die Ausführung dieses Werkes eingewirkt haben, meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen. Vor allen gebührt dieser meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Krones, der mir durch manche Winke und Andeutungen meine Aufgabe erleichtert, sowie auch meinem Freunde und Collegen Johannes Souvan, der mir mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit zur Seite gestanden, So übergebe ich diese Blätter der Oeffentlichkeit und begleite sie mit dem heissen Wunsche, dass auch sie ihr geringes Theil dazu beitragen mögen, die Geschichte unseres Vaterlandes, die an dunkeln Partien leider noch allzureich ist, aufzuhellen. Graz, im Dezember 1867. Der Verfasser. INHALT. Erstes Buch. Capitel 1. Kurze Uebersicht der Geschichte Ulrich's IT. von Cilli. Capitel 2. Verhältniss der Geschichtsschreiber Ulrich gegenüber. Capitel 3. Vorgeschichte der Grafen von Cilli bis auf Ulrich II. Capitel 4. Erhebung der Grafen von Cilli zu unmittelbaren Reichsfürsten durch Kaiser Sigismund. Capitel 5. Jugendgeschichte Ulrich's. Capitel 6. Ulrich als Statthalter in Böhmen. Dessen Absetzung. Capitel 7. Tod und Testament König Albrecht's. Geburt Ladislaus1. Wahl Wladislaw's von Polen zum ungarischen König. Capitel 8. Bürgerkrieg in Ungarn. Krönung Ladislaus' in Stulil-weissenburg. Capitel 9. Uebertragung der Vormundschaft über Ladislaus an Herzog Albrecht. Capitel 10. Vorgänge in Böhmen von 1440—1444. Capitel 11. Gefangennahme Ulrich's v. Cilli bei Raab. Friede zwischen Wladislaw und den Cilliern. Tod der Königin Elisabeth und des Kölligs Wladislaw. Huniady, Gubernator von Ungarn. Capitel 12. Uebertragung der Vormundschaft über Ladislaus von Herzog Albrecht auf König Friedrich. Hainburger Vertrag. Waffenstillstand zwischen König Friedrich und den Grafen von Cilli. Zerwürt'niss zwischen König Friedrich und Ulrich Eizinger. Capitel 13. Krieg zwischen Herzog Albrecht und König Friedrich. Capitel 14. Einfall Albrecht's im Bunde mit den Cilliern in Krain. Die Verträge von Wr.-Neustadt und Graz. Capitel 15. Einfälle des Pangracz de Sz. Miklos in Oesterreich. Zug Ulrich's gegen denselben. Capitel 16. Vorgänge in Bosnien nach König Tvarko's Tode. Capitel 17. Invasion der Ungarn im Cilli'schen Gebiet. Capitel 18. Ulrich vermittelt einen Frieden zwischen den österreichischen Ständen und Pangracz de Sz. Miklos. Zweites Buch. Capitel 1 — 4 Ursachen der ständischen Revolution. Capitel 5. Ulrich Eizinger. Dessen Zerwiirfniss mit dem Könige Friedrich. Capitel 6. Erste Versammlung von Eizinger's Partei zu Martperg. Bündniss gegen Friedrich. Capitel 7. Zweite Versammlung in Wuldersdorf. Einberufung des Landtags nach Wien durch Eizinger. Gesandscliaften an den König. Versammlung des königlich Gesinnten in Sonnenberg. Capitel 8. Eizinger's Agenten bearbeiten die Wiener. Der Magistrat wird halb gezwungen zu seinen Gunsten gestimmt. Capitel 9. Eizinger's Einzug in Wien. Anrede an das Volk in der Carmeliterkirche. Folgen. Capitel 10. Der Wiener Landtag. Absetzung Friedrich's als Vormund. Besetzung der königlichen Burg in Wien. Capitel 11. Die Stände-Revolution von 1452. Motive der dabei Be-theiligten. Capitel 12-13. Beitritt der Grafen von Cilli. Ulrich von Cilli. Seine Persönlichkeit und sein Charakter. Häusliche Verhältnisse. Seine Liebschaft mit der Gemahlin eines Wiener Bürgers. Capitel 14. Ulrich's Stellung dem König und dem Hofe gegenüber. Ursachen des Bruchs. Capitel 15. Verbindung Ulrich's mit den Revolutionären. Unterhandlungen Friedrich's mit den Grafen von Cilli. Capitel 16. Zusammenkunft König Friedrich's mit dem Grafen Fried. v. Cilli zu Leibnitz. Deputation der Ungarn an den König zur Auslieferung Ladislaus'. Caspar, Hofmeister des jungen Königs. Capitel 17. Wachsende Verlegenheit Friedrich's. Verhandlungen mit Ulrich v. Cilli. Anklageschrift Ebersdorfs gegen Ulrich. Capitel 18. Ulrich kündet dem Könige den Dienst auf. Capitel 19. Der Landtag zu Wels. Abfall des Landeshauptmanns Joh. von Schaumburg. Capitel 20. Friedrich in Florenz. Weitere Motive des Zerwürfnisses zwischen ihm und Ulrich. Capitel 21. Coalition der österr. und ungar. Stände in Wien. Besonderes Bündniss zwischen Ulrich v. Cilli und Ulrich Eizinger. Capitel 22. Angelpeck's Reise nach Rom zur Erlangung der Zustimmung des Pabstes zur Revolution. Capitel 23. Krönung Friedrich's zum röm. Kaiser. Der Pabst ergreift dessen Partei. Zweite Gesandtschaft der österr. und uug. Stände an den Pabst. Capitel 24. Ein Brief der Gesandtschaft aus Florenz an den Kaiser nach Ferrara. Schleunige Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. Capitel 23. Eutführungsprojecte des Ladislaus mit Hilfe Caspar's. Dieser wird vom Kaiser gefangen gesetzt. Capitel 26. Audienz der Gesandten in Rom. Der Pabst lehnt jede Theilnahme au der Revolution ab. Capitel 27. Ulrich v. Cilli tritt in den Vordergrund. Unterhandlungen mit dem Herzog v. Baiern. Capitel 28. Gegenmassregeln Friedrich's. Capitel 29. Abreise des Kaisers nach Wiener-Neustadt. Capitel 30. Fruchtlose Unterhandlungen. Capitel 31. Huniady. Podiebrad. Rüstungen des Kaisers. Capitel 32. Rüstungen der Rebellen. Die Oesterreicher setzen über die Donau. Capitel 33. Eröffnung der Feindseligkeiten. Belagerung und Erstürmung des Schlosses Ort durch die Rebellen. Siegreiches Gefecht an der Donaubrücke. Capitel 34. Weiterer Verlauf des Krieges. Unterhandlungen zwischen Kaiser Friedrich und Huniady. Capitel 33. Die Oesterreicher rücken vor Wiener-Neustadt. Die Auslieferung Ladislaus' wird vom Kaiser verweigert. Capitel 36. Belagerung von Wr.-Neustadt. Erster Sturm. Die Kaiserlichen werden in die Stadt zurückgeworfen. Paumkircher. Capitel 37. Waffenstillstand. Zusammenkunft des Kaisers mit den österreichischen Anführern. Geheime Besprechung des Kaisers und Ulrich's. Capitel 38. Unterhandlungen. Friedensbedingungen der Oesterreicher. Capitel 39. Friedensschluss. Capitel 40. Auslieferung Ladislaus* an die Stände. Drittes Buch. Capitel 1. Ulrich v. Cilli und die Stände-Revolution. Capitel 2. Ladislaus' Einzug in Wien. Capitel 3. Begrüssuiig Ladislaus'durch ungarische Gesandte in Wien. Verhandlung derselben mit den Kaiserlichen wegen Auslieferung von Krone und Festungen in Ungarn an Huniady. Capitel 4. Ulrich v. Cilli und Ulrich Eizinger und ihr beiderseitiger Anhang. Capitel 5. Gesandtschaft der Böhmen an Ladislaus. Capitel 6. Der Wiener Congress. Verhandlungen zwischen den Ständen und Wr.-Neustadt. Huniady kommt nach Wien und wird aufs glänzendste empfangen. Capitel 7. Verhandlungen des Wiener Congresses. Capitel 8. Biindniss zwischen Ulrich und Podiebrad. Capitel 9. Ulrich v. Cilli und Eizinger. Verdrängung des letzteren von dem Einflüsse auf die Regierung. Capitel 10. Innere Verwaltung des Reiches durch Ulrich v. Cilli. Capitel 11. Ulrich's Stellung zu Ladislaus. Dessen Erziehung. Capitel 12. Tägliche Lebensweise des Königs Ladislaus. Capitel 13. Ulrich's Politik nach Aussen. Die Pressburger Artikel. Geheime Unterhandlungen mit Huniady. Capitel 14. Eizinger. Briefe aus Böhmen. Smirzitzky. Capitel 15. Eizinger verbündet sich mit den Ständen gegen Ulrich's Absolutismus. Capitel 16. Eiziuger's Ansprache an seine Gesinnungsgenossen. Capitel 17. Der Landtag zu Korneuburg. Ladislaus verspricht, Ulrich zu verbannen. Capitel 18. Rückkehr nach Wien. Eizinger's Massregeln gegen Ulrich. Capitel 19. Sturz des Grafen Ulrich v. Cilli. Capitel 20. Ulrich entfernt sich von Wien. Viertes Buch. Capitel 1. Landtag zu Krems. Anklageschrift Ulrich's von Cilli. Eizinger. Capitel 2. Charakter von Eiziuger's Regiment. Gesinnung der Stände gegen ihn. Capitel 3. Ladislaus im Verhältnisse zur Regierung. Capitel 4. Ulrich's Bemühungen, seine verlorene Stellung wieder zu gewinnen. Er geht nach Böhmen zum Krönungsfeste. Unterhandlungen mit dem Kaiser, mit Venedig, mit Sigmund v. Tyrol und den Grafen v. Görz. Rüstungen gegen Oesterreich. Er wendet sich nach Kroatien, wird aber von Huniady geschlagen. Capitel 5. Ulrich wird zurückberufen. Abdankung Eizinger's. Ulrich's zweite Regierungsperiode. Capitel 6. Ulrich's Intriguen zum Verderben Huuiady's. Capitel 7. Biindniss Ulrich's und Huuiady's. Ulrich's und Ladislaus' Verhältuiss dem Kaiser gegenüber. Capitel 8. Benehmen Ulrich's gegen die Stände. Ungarn mit Oesterreich in engern Verband zu ziehen, Hauptzielpunkt der zweiten Regierungsperiode Ulrich's. Capitel 9. Türkeneinfall in Ungarn. Ulrich's Massregeln dagegen. Capitel 10. Reise Ladislaus' nach Ofen. Versöhnung mit Huniady. Werbung eines Kreuzheeres. Entführung Ladislaus' durch Ulrich von Ofen nach Wien. Capitel 11. Huniady's Sieg über die Türken bei Belgrad. Sein Tod. Verhältnisse in Ungarn. Capitel 12. Ladislaus geht nach Ungarn. Umtriebe der Huniady'schen Partei gegen Ulrich von Cilli. Capitel 13. Landtag zu Futtak. Ujlak wird Oberfeldherr von Ungarn gegen die Türken. Capitel 14. Vergebliche Bestrebungen Ulrich's, Ladislaus Huniady zu gewinnen. Er geht mit dem König nach Belgrad. Capitel 15—16. Tod Ulrich's yon Cilli. Capitel 17. Kritik der Berichte über den Tod. Capitel 18. Bestattung Ulrich's in der Minoriteukirche in Cilli. Capitel 19. Ursachen wesshalb Ulrich von Cilli von Seite der Geschichtsschreiber nicht richtig aufgefasst wurde. Capitel "20. Kurzer Ueberblick der politischen Wirksamkeit und Charakteristik Ulrich's von Cilli. Schluss. Noten. Erstes Buch. Zweites Buch. Drittes Buch. Viertes Buch. Stammtafel der Grafen voll Cilli. - ■ I. Buch. Vorgeschichte Ulrich's v. Cilli. Uebersicht der politischen Vorgänge in Oesterreich von 1439—1451. 1. Ich habe mir zum Vorwurf meiner historischen Forschungen die Geschichte Ulrich's II. v. Cilli erwählt und zwar aus einem doppelten Grunde; erstens, weil dieser Mann nicht sowohl durch den Reichthum und Glanz seines Geschlechtes, als durch seine hohe staatsmännische Begabung, seine keine Schranken und Hindernisse kennende Thatkraft, seine bewunderungswürdige Grösse im Guten wie im Bösen berufen war, eine hervorragende Rolle in der Geschichte unseres Vaterlandes zu spielen. — Seine Geschichte ist mit der österreichischen Geschichte auf das engste verknüpft, obwohl es dem Grafen nicht vergönnt war, etwas Dauerndes zu schaffen. Er kam und ging wie ein Blitz, der das Dunkel erhellt, der aber auch zerstört. Er war es, der mit mächtiger Hand Friede und Ordnung in den von den Stürmen der Revolution und eines entsetzlichen Bürgerkrieges verwüsteten Gauen Oesterreichs wieder herstellte und kaum war dieses Friedenswerk beendigt, den Intriguen kleinlicher Gegner zum Opfer fiel, zum Danke für seine Mühen und Sorgen verbannt wurde, dann aber herrlicher denn früher die Bühne der öffentlichen Wirksamkeit wiederum betrat, und bald nachher auf dein Zenith seines Ruhmes unter den meuchelmörderischen Streichen wüthender Feinde, als der letzte seines Geschlechtes, ein tragisches Ende fand. Wie ein Trauerspiel im grossen Style spinnt sich sein Leben vor unsern Augen ab und das Glück und Ende eines Mannes, der von Natur aus mit allen Fähigkeiten Grosses zu schaffen, ausgestattet war, durch seinen Supan Ulrich v. Cilli. 1 unersättlichen und rücksichtslosen Ehrgeiz aber untergehen musste, erweckt nothwendig nicht nur unsere Bewunderung, sondern auch unsere Theilnahme. 2. Der zweite Umstand, der mich zur Behandlung der Geschichte des letzten Cillier Grafen veranlasste, ist der, dass Ulrich der II. bis jetzt noch niemals in seiner ganzen Bedeutung gewürdiget worden ist. Die gleichzeitigen Chronisten und Geschichtsforscher, wie ein Aeneas Sylvius sprechen von ihm im Tone erbitterter Parteimänner, die aber doch allgemein anerkannte Vorzüge ihrem Gegner zugestehen müssen, während neuere Historiker mit kleinlicher Auffassung und Beurtheilung ihn geradezu als einen gemeinen Bösewicht bezeichnen. Sie gehen dabei insge-sammt vom falschen Grundsatze aus, man könne die allgemeinen Principien der Ethik auf Jeden anwenden. Niemand wird sagen, dass Ulrich fleckenlos dastehe, er hatte ja vor allem keine sittlichen Grundsätze, eben so wenig, wie sein Vater und seine Tante Kaiserin Barbara oder sein Gegner Eizinger. Er huldigte allerdings dem Ausspruche Machiavellis: „Der Zweck heiligt das Mittel" und Vertragsbrüche und Treulosigkeiten weiset seine Geschichte in Menge auf, aber Egoismus und Ehrgeiz waren nicht die alleinigen Triebfedern seines Handelns, wie man gewöhnlich meint, es schwebten ihm auch die höhern Ideen von einer festem Consolidirung der habsbur-gischen Erbländer, von einer Concentration der Monarchie vor, Schlagwörter, die wir noch heute allgemein im Munde führen, vor allem aber leitete ihn das Bestreben, der absoluten Königsgewalt gegenüber den ständischen Privilegien Geltung zu verschaffen. Er trat despotisch auf, aber ein so mächtiger Geist und ein so mächtiger Wille, wie ihn Ulrich von Cilli besass, duldet gewöhnlich keinen andern Willen neben sich. Er war egoistisch, aber Egoismus ist ein Hauptcharakterzug des Mittelalters. Viele Fehler, die Ulrich anhaften, sind nur Fehler seiner Zeit, denen sich am Ende auch die Besten nicht ganz entziehen können. 3. Ulrich der II. stammte aus dem reichen und im höchsten Ansehen stehenden Geschlechte der Grafen von Cilli, Herren zu Ortenburg und Seger. Schon Ulrich, der Herr von Sonegg, hatte bedeutende Besitzungen. Ulrich's Sohn, Friedrich I., wurde vom Kaiser Ludwig dem Baier wegen seiner Verdienste sowohl als auch wegen seiner ausgebreiteten Herrschaft in den Grafenstand erhoben (1341J, welche Erhebung Kaiser Karl IV. am 30. September 1372 bestätigte2). Durch glückliche Heirathen erweiterten die Grafen von Cilli nicht nur ihren Territorialbesitz3), sondern wurden auch mit vielen hohen und einflussreichen Häusern verwandt, so mit der badensischen, sächsischen, baierischen, bosnischen, polnischen, luxemburgischen, habsburgischen und serbischen Dynastie; ja Ulrich II. trat durch seine Vermählung mit Elisabeth Bran-kovitsch sogar mit dem türkischen Sultan und dem byzantinischen Herrscherhause in nähere verwandtschaftliche Beziehungen, Ulrich's Grossvater, Hermann II. hatte das Glück, seine Tochter Barbara auf dem römisch-deutschen Kaiserthron zu sehen. Barbara war ihrer Unsittlichkeit und Herrschsucht wegen sehr verrufen, ja von ihren Zeitgenossen allgemein „die zweite Messalina" genannt, scheint aber bedeutende geistige Fähigkeiten und grossen Hang zum Intriguiren gehabt zu haben. In den letzten Lebensjahren ihres Gemahls, Kaiser Sigmund, bot sie Alles auf, sich die Nachfolge auf dem böhmischen Throne zu sichern und verband sich deshalb heimlich mit der Utraquisten-Partei, doch wurden ihre Bestrebungen entdeckt und sie selbst in Znaim gefangen genommen, nach Sigmund's Tode aber von dem Gemahl ihrer Tochter Elisabeth, Kaiser Albrecht HI. freigelassen; lebte dann meist auf ihrem Witwensitze Melnik in Böhmen, von einem männlichen Harem umgeben, aber noch immer bestrebt, die böhmische Krone an sich zu reissen 4). 4. Ihr Bruder Friedrich II. wurde sammt seinem Sohne Ulrich II. am 30. November 1436 von Kaiser Sigmund zum unmittelbaren Reichsfürsten erhoben 5). Die nächste Folge davon war ein Krieg mit den österreichischen Herzogen, deren bisherige Lehensleute die Cillier gewesen waren. Doch dieses greift schon in die Geschichte Ulrich des II. ein, und es sei mir vorerst erlaubt die Jugend- und Vorgeschichte des letzten 1* Cillier-Grafen, so weit sie mit dem eigentlichen Thema zusammenhängt und dieses theilweise erklärt, in wenigen Zügen zu skizziren. Ueber die Jugend Ulrich's erzählen uns die Quellenwerke gar nichts und so sind wir nur darauf angewiesen, uns die Geschichte derselben nach bekannten Ereignissen in der Familie der Cillier und Charakterzügen Ulrich's zu reconstruiren; auf etwas Positives müssen wir bei diesem Vorgänge freilich verzichten. 5. Hermann II. hinterliess 6 Kinder, von denen die bedeutendsten Friedrich, Vater unseres Ulrich, und die oben erwähnte Barbara waren. Beide Geschwister entbehrten durchaus eines sittlichen Charakters. Von Friedrich liefert uns Aeneas Sylvius ein nichts weniger als anziehendes Bild eines charakterlosen Wüstlings, das freilich in allzu düstern Farben gemalt ist, wie alles, was der Bischof v. Siena über die Cillier sagt. Friedrich eine hohe, majestätische Gestalt, war hart, wild, grausam, blutdürstig, habsüchtig. In den Sachen der Religion verfolgte er, wie seine Schwester Barbara, eine freigeisterische Richtung und bezeichnend ist dafür die Grabschrift, die er sich selbst schrieb: „Haec mihi porta est ad inferos. Quid illic re-periam, nescio. Scio, quae reliqui. Abundavi bonis ómnibus, ex quibus nihil fero mecum, nisi quod bibi, edi, quodque inexhausta voluptas exliausit." Seine Gemahlin war Elisabeth Gräfin v. Modrusch, die ihm zwei Knaben: Ulrich und Friedrich gebar. Letzterer starb schon in jungen Jahren. Diese Gemahlin konnte den Grafen nicht befriedigen, er suchte ausser seiner Familie die Freuden, die ihm in derselben nicht blühten. Es hatte ihn eine heftige Leidenschaft zu der schönen, aber unglücklichen Veronika von Dessenitz erfasst und diese trennte ihn noch mehr von seiner Gemahlin und Familie. Unter solchen traurigen Eindrücken verlebte Ulrich seine Jugend bei seinem Grossvater Hermann. Dieser, der Schwiegervater eines römischen Kaisers, pflanzte in die Seele des jungen Grafen sowohl jenen hochfahrenden Adelsstolz, der sich später in so manchen Zügen kundgab, als auch den Ehrgeiz, der Ulrich bei allen Unternehmungen leitete. Inzwischen hatte sich Hermann mit seinem Sohne Friedrich wieder ausgesöhnt. Friedrich kehrte zu seiner Gemahlin zurück, die aber in einer Nacht plötzlich starb. Den Verdacht, Friedrich habe sich durch Gift der verhassten Gattin entledigt, steigerte die bald darauf erfolgte Vermählung mit Veronika6). Der stolze Vater, entrüstet über diese Befleckung seines Adels, klagte seinen eigenen Sohn des Gattenmordes an. Friedrich wurde vor das Tribunal des Kaisers gefordert, für schuldig erkannt und seinem Vater zur Bestrafung überliefert, der ihn als Gefangenen nach Cilli abführen, die unschuldige Veronika aber im Bade ertränken liess. Später söhnten sich Vater und Sohn wohl wieder aus, aber Friedrich blieb von dieser Zeit an düster und verschlossen, er hasste seinen Vater, der ihm das Liebste geraubt und in wüsten Vergnügungen suchte er Vergessenheit7). 6. Dass dieses Alles nicht dazu angethan war, Ulrich zu einem edlen Charakter zu bilden, ist leicht einzusehen, doch hat man bisher nie darauf hingewiesen. Das Beispiel, das ihm sein Vater gab, musste am Ende nothwendigerweise jedes sittliche Gefühl in dem jungen Manne ersticken. Auch sein Ehrgeiz wuchs immer mehr, seit er und sein Vater, im Jahre 1436 zu reichsunmittelbaren Fürsten erhoben wurden 8). Zudem war er reich genug, um eine grosse Rolle in der politischen Welt spielen zu können und mit dem Nachfolger Sigmund's, Albrecht von Oesterreich, dem Gemahlseiner Cousine9) Elisabeth, nahe verwandt. Dieser berief ihn auch zum ersten Male auf einen grössern Schauplatz öffentlicher Thätigkeit, indem er ihn im Jahre 1438 als Statthalter nach Böhmen schickte. Böhmen war bekanntlich damals in zwei Parteien gespalten, was schon Barbara, Ulrich's Tante, für ihre egoistischen Absichten zu benützen gesucht hatte. Man beschuldigte Ulrich, nach der böhmischen Königskrone getrachtet zu haben und Albrecht selbst glaubte es und zwang ihn, durch Einstellung der Geldsendungen, Böhmen zu verlassen. Jedenfalls liegen keine positiven Beweise für den Verrath Ulrich's vor, sonst hätte ihn Albrecht vor Gericht gezogen. Man behauptete zwar, Ulrich habe das Kriegsvolk in seinen Eid genommen, die festen Plätzg besetzt, die Gelder der Krone zu Bestechungen verwendet und einigen seiner Genossen sein Vorhaben geoffenbart. Doch mögen dies wohl grösstentheils Verleumdungen gewesen sein. Auch hätte Ulrich, im Falle er wirklich mit hochverrätherischen Plänen umgegangen wäre, sich mit den Utraquisten, wie Barbara, nicht mit den Katholiken verbündet. Von einer Verbindung mit Barbara, die damals auf ihrem Witwensitze zu Melnik ihre Pläne noch nicht aufgegeben hatte, und noch immer intri-guirte, kann wohl keine Rede sein, da wir es nirgends angedeutet finden und auch späterhin die Wege Ulrich's und Barbara's sich nie trafen 10). 7. Albrecht war gestorben, der Erbe der ungarischen und böhmischen Krone und des österreichischen Herzogshutes noch nicht geboren, daher die Hinterlassenschaft des verstorbenen Königs, dem entsetzlichsten Widerstreite der Parteien preisgegeben. Das Testamentu) bestimmte zwar, dass im Falle der Geburt eines Sohnes, Herzog Friedrich von der steirischen Linie, als der Aelteste des Hauses, die Vormundschaft im Vereine mit der Königin-Mutter und einem Regentschaftsrathe, bestehend aus drei Ungarn, drei Böhmen, zwei Oesterreichern und einem Prager zu führen habe und dass das Kind in Press-burg erzogen werden soll. Doch bald zeigte es sich, wie wenig die Stände der verschiedenen Länder geneigt waren, ein Kind zu ihrem Könige zu erwählen. In Ungarn zeigte man sich zuerst schwierig; Furcht vor den Türken entschuldigt diesen Vertragsbruch. Man wandte die Augen hach dem jungen that-kräftigen König Wladislaw von Polen und setzte die Verhandlungen mit diesem auch nach der am 22. Februar 1440 erfolgten Geburt des Ladislaus fort, trotzdem man Elisabeth versprochen hatte, im Falle der Geburt eines Knaben, die Unterhandlungen sofort abzubrechen 12). 8. Es begann nun ein fürchterlicher Bürgerkrieg auf ungarischem Boden. Beide Könige hatten einen bedeutenden Anhang, doch war die Mehrzahl der ungarischen Magnaten für den Polenkönig, der mit seinem Bruder Kasimir bereits in Ungarn angekommen war. Unter den Parteigängern der Königin-Mutter ragten vor allen Giskra von Brandeis, Friedrich und Ulrich v.^ Cilli hervor, zu den Anhängern Wladislaw's gehörte unter andern auch der nachmalige Gubernator Johannes Huniady. Ulrich v. Cilli, der als ungarischer Magnat und Oheim Ladislaus', vor Allen dazu berufen war, eine hervorragende Rolle in diesen Wirren zu spielen, gehörte von der Geburt des königlichen Knaben an zu dessen treuesten und unermüdlichsten Anhängern; die drei Länder Oesterreich, Ungarn und Böhmen in der Person Eines Herrschers zu vereinigen, blieb die vornehmste Aufgabe seines thatenreichen Lebens. Auf Ulrich's Anrathen und mit seiner Hilfe wurden die ungarischen Kron-Insignien entwendet und Ladislaus, erst 3 Monate alt, zu Stuhlweissenburg mit der Krone des heiligen Stephan gekrönt. Ulrich hielt bei dieser Gelegenheit die Krone über dem Haupte seines königlichen Neffen und leistete für ihn den Krönungseid 13). Wladislaw Hess sich inzwischen zu Ofen mit Stephan's Grabeskrone krönen. Die eigentliche Krone verpfändete später Elisabeth für 2500 Goldgulden an Kaiser Friedrich den III. 9. Die österreichischen Stände zeigten sich nicht schwierig. Einem alten Hausgesetze der Habsburger und der. ausdrücklichen Bestimmung des Testamentes Albreclit's gemäss übergaben sie noch vor der Geburt Ladislaus', dem Friedrich von Steiermark die Vormundschaft. Die herzoglichen Brüder Albrecht and Friedrich waren damals über das Erbe ihres Vaters in Streit gerathen. Albrecht's intimer Freund war Ulrich v. Cilli und seinem Einflüsse am Hofe Elisabeth's ist es zuzuschreiben, dass diese dem Herzog Albrecht am 10. April 1440 die Vormundschaft in Oesterreich über ihren Sohn, bis dieser das 16. Jahr erreicht hätte14), übergab. Dies war jedenfalls ein Fehlgriff von Seite Ulrich's und Elisabeth's, da Albrecht bei seiner Verschwendung und stetigen Geldnoth nicht die Mittel besass, sein Mündel kräftigst unterstützen zu können. Ferner verscherzte sie dadurch die Sympathien der Oesterreicher, deren Willen sie entgegengearbeitet hatte, und machte sich Friedrich, der bereits am 2. Februar 1440 zum römischen König erwählt worden war, und in dieser Eigenschaft dem jungen Könige viel hätte nützen können, zum Feinde. 10. Die Böhmen hatten auf dem Landtage am 29. Jännerls) 1440 zwar beschlossen, die Entbindung der Königin abzuwarten, doch schritten sie am nächsten Landtage zur Wahl eines anderen Königs; die Zerwürfnisse im Innern des Landes, deren Beilegung nur einer kräftigen Herrscherhand gelingen konnte, entschuldigt theilweise dies Vorgehen, das vom rechtlichen Standpunkte aus als Vertragsbruch durchaus zu verwerfen ist. Die Krone wurde zuerst Albrecht von Baiern angeboten, der sich anfangs in Unterhandlungen einliess, später aber, wahrscheinlich aus politischen Gründen, dieselben vollständig abbrach 16). Auch König Friedrich wollte sie nicht annehmen 17). Elisabeth hatte sich inzwischen in Böhmen mehrere Anhänger, darunter den mächtigen Ulrich v. Rosenberg erworben und den Bestrebungen dieser gelang es, auf dem Prager Landtage im Jahre 1441 die Wahl Ladislaus durchzusetzen, da sich jetzt auch die Utraquisten für das königliche Kind entschieden hatten. Man erwählte zwei Gubernatoren, den Utraquisten Ptaczko v. Lippa und den katholischen Mainhard v. Neuhaus 18). Nach dem Tode Ptaczko's im Jahre 1444 trat an dessen Stelle der nachmalige König von Böhmen, Georg v. Kunstadt und Podiebrad. 11. Inzwischen wüthete der Bürgerkrieg in Ungarn fort. Die beiden Grafen von Cilli, Ulrich und Friedrich, kämpften für Elisabeth meist unglücklich. Friedrich musste die Ofner Burg den Feinden übergeben19). Ulrich kam zu spät, um dieselbe retten zu können, und warf sich daher nach Raab, wo er von Huniady belagert wurde. Wie die Cillier Chronik erzählt, wollte er einst nach Pressburg reiten, um die Königin Elisabeth um Hilfe zu bitten, wurde aber in einem Scharmützel von den Polen gefangen und an Wladislaw ausgeliefert, nach kurzer Haft aber unter der Bedingung, 24 Geiseln zu stellen und auf den Ruf Wladislaw's jederzeit zu erscheinen, wiederum freigelassen 20). Kaum war Ulrich auf freien Fuss gesetzt, so griff er im Vereine mit Paul Banffy wiederum zu den Waffen, wurde aber bei Steinamanger von Vitovec entscheidend geschlagen, Banffy gefangen21) und die Cillier am 19. April 1441 zum Frieden gezwungen 22). Sie zogen sich hierauf aus Ungarn auf ihre Grafschaft zurück. War auch dadurch die Partei Elisabeth's bedeutend geschwächt, so kämpfte man dennoch auf ungarischem Boden noch immer fort. Ulrich war auch nach dem Friedensschlüsse, als ihn der Vertrag mit Wladislaw an der activen Wirksamkeit hinderte, zu Gunsten seiner Cousine und seines Neffen thätig; so schickte ihr z. B. Wien auf seine Zuspräche tausend Krieger und schweres Geschütz nach Pressburg23). Inzwischen waren aber beide Parteien des immerwährenden Kampfes müde geworden und näherten sich einander, der päbstliche Legat Cardinal Julian wandte alle Mühe an, um den Frieden zu Stande zu bringen, damit das einige Ungarn mit Erfolg den Osmanen Widerstand leisten könne. Die Unterhandlungen unterbrach der plötzlich eingetretene Tod der Königin Elisabeth am 24. Dezember 1442. Zwei Jahre später starb ihr Gegner König Wladislaw in der Schlacht bei Yarna den Heldentod und bald darauf erkannte der ungarische Landtag Ladislaus als König an und übergab die Regentschaft, bis zu dessen Volljährigkeit dem Johannes Huniady. 12. Elisabeth befand sich seit dem Tode ihres königlichen Gemahls, in Folge der fortwährenden Kriege in beständiger Geldnoth. Albrecht, der Vormund ihres Sohnes konnte ihr nicht aus der Verlegenheit helfen und so musste Elisabeth zu König Friedrich, dem sie am 23. August 1440, in Gegenwart des Herzogs Albrecht in Hainburg die Vormundschaft übertrug, ihre Zuflucht nehmen 24). Es war dies für die späteren Schicksale Oesterreichs ein verhängnissvoller Schritt, der Anfang einer Reihe der trübseligsten Verwicklungen. Die erste Folge der Uebertragung der Vormundschaft von Albrecht auf Friedrich war, dass auch Oesterreich in den unerquicklichen Streit beider Brüder hineingezogen wurde. Zu Hainburg hatten diese sich verglichen, Albrecht erhielt mehrere Städte und zwei Fünftheile der steirischen Einkünfte auf 2 Jahre und eine baar ausbezahlte Summe von zehntausend Goldgulden zur Tilgung seiner Schulden25). Mit den Häuptern der albrechtinischen Partei, den Grafen von Cilli, unterhandelte Friedrich besonders; durch Vermittlung des Bischofs Sylvester am Chiemsee, Vizedom Bossens, Ritters Karl v. Schaumberg, Kaspar Künigs und Kaspar Schlick's, Burggrafen von Eger und Elenbogen, kam eine Waffenruhe (vom 23. August 1440 bis 24. Juni 1441) zwischen Friedrich und dem Grafen v. Cilli, mit Einschluss des Lamberger, Erasmus Steiner und Jobst Auer und der Grafen Stefan, Martin und Ivan von Modrusch zu Stande. Die Gefangenen sollten gegenseitig herausgegeben werden, eine Tagsatzung zu endgültigen Friedensverhandlungen ward festgesetzt 26). Die Stände Oesterreichs fanden mancherlei Klagen gegen das Regiment des Königs-Vormund. Darüber wird später ausführlicher gesprochen werden. Hier sei nur so viel gesagt, dass sich Friedrich mit Ulrich Eizinger, dem reichsten Manne des österreichischen Adels, der in der Geschichte des letzten Cillier Grafen eine bedeutende Rolle spielt, und daher weiter unten eine ausführliche Behandlung erfahren wird, überwarf, da er dessen Geldforderungen nicht geordnet hatte, obwohl ihm von Albrecht in seinem Testamente dieser Mann besonders war empfohlen worden. Eizinger klagte, dass er von Kaspar Schlick, Heinrich v. Halnegker und einigen Kaufleuten wegen 20000 Goldgulden, — allerdings eine ansehnliche Summe für die damalige Zeit, — welche er für Albrecht verbürgt hatte, gedrängt werde und da Friedrich, der überhaupt in Allem und Jedem zauderte, mit der Entscheidung warten liess, so sagte Eizinger am 12. Mai 1441 dem Könige den Gehorsam auf. 153 österreichische Edle und Bürger unterschrieben den Absagebrief und das Heer der noch nicht befriedigten Söldner trat zu Eizinger über27). Doch wurde dieser Streit schon am 7. Juli desselben Jahres beigelegt, indem Friedrich die Schuld auszugleichen und überhaupt alle Rechnungen von König Albrecht's Zeiten, die noch nicht revidirt waren, und die Forderungen Eizinger's zu übernehmen28), die Söldner aber aus den laufenden Einnahmen zu befriedigen versprach. 13. Zwischen den Cilliern und dem deutschen Könige hatte sich ein friedliches Verhältniss herausgebildet. Die bis 24. Juni sich erstreckende Waffenruhe wurde am 4. September29) und dann am 1. November 1441 auf dem Landtage zu St. Pölten bis April 1442 hinaus geschoben. Ulrich v. Gilli begab sich hierauf an den Hof König Friedrich's, und als dieser im Beginne des Monates März 1442 das deutsche Reich besuchte, begleitete ihn Ulrich mit den Herzogen Albrecht und Sigmund, dem Grafen v. Walisee u. a.30). Albrecht war mit den Bestimmungen des Hainburger Vertrages nicht zufrieden und so konnten neue Zerwürfnisse mit seinem Bruder nicht ausbleiben. Er forderte noch immer gleiche Theilung der Erblande und die Uebergabe der Vormundschaft über Herzog Sigmund v.Tirol. Schon in Salzburg oder Innsbruck musste Albreclit seinen Bruder verlassen haben, und nach Steiermark zurückgekehrt sein, mit ihm wahrscheinlich auch Ulrich v. CiTIi, denn im April erschien Albrecht bereits auf dem Landtage zu Krems und klagte über seinen Bruder, fand jedoch bei den Ständen kein Gehör31). Indess scheint er sich schon während der Reise mit Ulrich wegen eines Schutz- und Trutzbündnisses verständigt zu haben. Nach der erfolglosen Interpellation beim Kremser Landtag trat er in offene Unterhandlungen mit den Grafen Friedrich und Ulrich v. Cilli, die endlich zum Vertrage von Vorchtenstein 32) am 13. Mai 1442 führten, worin sie sich gegenseitig gegen alle ihre Feinde, mit Ausnahme „der heiligen christlichen Kirche, des römischen Reiches und der heiligen Krone von Ungarn verbanden". Dass die Spitze dieser Conföde-ration gegen den König Friedrich gerichtet war, liegt auf der Hand. 14. Der Kampf brach 6ald aus, zunächst in Krain. Das Kriegsvolk der Cillier Grafen, damals unter dem Befehle des Böhmen Jan Vitovec belagerte erfolglos Laibach, welches von Georg Apfalterer tapfer vertheidigt wurde, wofür die Stadt auch später vom Könige das Recht erhielt, ihre Briefe roth zu siegeln. Während der Belagerung Laibachs gelang den Verbündeten die Occupation Krainburgs, das aber bald wieder an die Königlichen verloren ging, — eine Ueberrumplung Rudolfswerts gelang nicht. König Friedrich sandte ein Hilfscorps unter Hartmann von Thum zur Entsetzung Laibach's, welches einen Wagen voll Kostbarkeiten, die Graf Friedrich von Sonegg nach Cilli schickte, auffing. Als er vor Laibach ankam, waren die Feinde schon abgezogen. Diese Invasion war somit ohne Erfolg. Die Cillier verloren besonders bei den Stürmen auf Rudolfswert sehr viele Leute 33). Als König Friedrich Anfangs Februar 1443 Oesterreich wieder betrat, musste er dem Drängen der Stände nachgeben und den fortwährenden Zwistigkeiten ein Ende machen. Die Verhandlungen mit Herzog Albrecht begannen schon im März 1443 und wurden am 30. d. M. in Wiener Neustadt zu Ende geführt34). Gegen eine bare Zahlung von 6000 Goldgulden überliess Albrecht seinem Bruder alle seine Einkünfte auf zwei Jahre und wurde zum Regenten in einigen Herrschaften jenseits des Arlbergs, die im Eigenthum Herzogs Sigmund lagen, ernannt. Hierauf wurde mit den Cilliern verhandelt, und am 16. August 1443 zu Neustadt ein Vertrag geschlossen 35) unter Zurückgabe alles gegenseitig Genommenen und Bestellung des Herzogs von Baiern als Obmann zur Ausgleichung der Streitigkeiten. Der Neustädter Vertrag enthält kurz folgende Punkte: a) Alles gegenseitig Genommene wird bis St. Michaelis zurückgegeben. b) König Friedrich verpflichtet sich, für sich, König Ladislaus und den Herzogen Albrecht und Sigmund, den Grafen wider Jedermann, die Kirche und das römische Reich ausgenommen, mit allen Kräften beizustehen 36j. c) König Friedrich erhebt die Grafen Friedrich und Ulrich zu reichsunmittelbaren geforsteten Grafen von Cilli, Ortenburg und Seger, ertheilt ihnen die vollkommene Landschrang in ihren Gebieten, gibt ihnen das Recht Geld zu prägen, ihre Bergwerke allein zu benützen37) und entledigt sie von der Pflicht ihre Herrschaften vom Reiche zu Lehen zu empfangen 38), wogegen die Grafen einen Revers ausstellen, dass die Gerechtsame Oesterreichs verwahrt bleiben sollen 39). d) Die Grafen schliessen mit dem Hause Habsburg einen Erbvertrag, wonach ihnen der König bei gänzlichem Aussterben des Hauses Oesterreichs die Nachfolge im österreichischen Istrien, den Grafschaften Mitterburg, Möttling mit dem Schlosse Meiclien, Rudolfswert, Landstrass, Tüffer, Hohenek, Sachsenfeld, Wippach und Adelsberg zusichert, wogegen sie ihm die Grafschaften Cilli, Ortenburg und Sternberg, im Falle des Erlöschens ihrer Familie, versehrieben 40). Soweit der Neustädter Vertrag. Im September desselben Jahres verhandelten die Cillier mit dem Könige Friedrich in Graz. Hier wurde am 21. September ein ewiges Bündniss zwischen beiden Theilen, wider alle Feinde, mit Ausnahme der Kirche, des römischen Reiches41) und (nach dem Willen der Cillier) der ungarischen Krone 42), geschlossen. Der König versprach auch den Grafen die Wille- briefe des Kurfürsten, über die Erhebung in den Fürstenstand und die Bestätigung des ihren Vorfahren vom Kaiser Karl IV. ertheilten Briefes zu verschaffen, -wiewohl sie derselben nicht bedurften43), wogegen sich Ulrich von Cilli verschrieb, dass nach seinem und seines Vaters Tode ihre Erben zu Ehren des Königs Friedrich, den Herzogen von Oesterreich, anstatt des gebrauchten Titels: „unsere lieben Herrn", hiefür „unsere gnädigen Herrn" schreiben sollen 44). Ulrich wurde hierauf in den königlichen Rath aufgenommen 45). 15. Vom Jahre 1443 bis 1451, also fast 8 Jahre, finden wir Ulrich von Cilli theils in der Umgebung des römischen Königs, im Kampfe gegen den räuberischen Grenzadel, theils in Privatfehden mit den Ungarn. Unter den ungarischen adeligen Räubern, die an der österreichischen Grenze hausten und die Verwirrung und Parteikämpfe in ihrem eigenen Lande zu Frevelthaten aller Art benützten, that sich vor Allen durch Kühnheit und Grausamkeit Pangracz de Sz. Miklos 4ß) hervor. Er hatte das Schloss Skalitz in Mähren erobert41) und war von hier aus im Viertel unter dem Manhartsberge verheerend eingefallen. Von der Feste Neirea aus hauste er in der fürchterlichsten Weise48) und der einheimische Adel that nichts dazu, um diesem Beginnen Einhalt zu thun , umsomehr, als selbst aus seiner Mitte sich mehrere auf das Raubhandwerk verlegten49). Auch der König-Vormund verhielt sich trotz der häufigen Klagen der Stände diesem Treiben gegenüber mehr oder weniger passiv50). Auf sein Geheiss zog zwar Ulrich von Cilli gegen Pangracz, aber es ist zu vermuthen, dass Ulrich diese Expedition auf eigene Kosten unternahm, da das Gegentheil bei der Kargheit des Königs und bei dessen sonstiger Haltung gegen die Raubritter etwas unwahrscheinlich ist. Auch waren die Resultate dieses kleinen Feldzuges keine weitreichenden. Mit Uebereinstimmung erzählen die Quellen von der Einnahme des Schlosses Skalitz durch Grafen Ulrich 51), sonst ist uns nichts Bemerkenswer-thes bekannt. 16. Wichtiger ist das Zerwürfniss zwischen der ungarischen Regierung und den Cilliern. Der Grund hievon war folgender. Ulrieh's Urgrossmutter, die Gemahlin des Grafen Hermann L, war eine Tochter des bosnischen Königs Stephan Tvarko, der, weil er keine männlichen Nachfolger hatte, in einem mit Grafen Hermann II. im Jahre 1427 abgeschlossenen und von Kaiser Sigmund genehmigten Vertrage, des zweiten Hermann Sohn, Friedrich zur Nachfolge in seinem Reiche bestimmte. Tvarko starb im Jahre 1443 und dem Vertrage zu Folge sollte Ulrichs Vater den bosnischen Thron besteigen. Inzwischen hatte aber Huniady gegen Friedrich intriguirt und die Bojaren, denen ohnehin dieser als Fremder verhasst war, zur Wahl eines einheimischen Königs aufgefordert. Es leitete ihn dabei die Furcht, einen so mächtigen Anhänger Ladislaus im Rücken zu haben und vom politischen Standpunkte aus ist daher Huniady's Handlungsweise leicht zu erklären, wenn auch nicht zu rechtfertigen. Hätten die Cillier den Thron Bosniens bestiegen, so hätten sie wahrscheinlich wiederum die Waffen für das gute Recht des königlichen Kindes ergriffen und in Ungarn selbst gab es noch eine Partei für Ladislaus, die, wenn auch theilweise zum Schweigen gebracht, trotzdem bei einer kräftigen Unterstützung von Aussen den kaum gedämpften Bürgerkrieg wieder von neuem entzündet hätte. Hatte sie ja schon gleich nach Elisabeth's Tode den König Friedrich als Vormund Ladislaus' aufgefordert, sich mit ihr zu vereinigen. Daher glaubte Huniady alles daran setzen zu müssen, um die Cillier von Bosnien ferne zu halten. Es wurde Stephan Thomasko gewählt und von Wladislaw als König von Bosnien anerkannt. 17. Diese Vertragsverletzung konnten die Grafen nicht ungerächt lassen und fielen daher in Kroatien ein. Inzwischen war aber Huniady bereits mit einem Heerhaufen von 15000 (?) Mann52) in das cillische Gebiet eingefallen, wobei auch dem Lande König Friedrich's grosser Schaden zugefügt wurde. Die Ungarn rückten der Drau nach im cillischen Gebiete ein 53). Warasdin wurde in Brand gesteckt und dann der Weg nach Windisch - Feistritz genommen. Vitovec verfolgte mit 60 bis 80 Reitern die Spur der Feinde, um sie durch fortwährende Attaques zu ermüden, langte aber noch vor ihnen in Feistritz an, dessen Vertheidigung er leitete. Der erste Sturm blieb erfolglos, als ein Söldner der Cillier, Ungar von Geburt, einen Theil der Stadt in Brand steckte. Jedenfalls war Verrath dabei, denn die Ungarn umstellten augenblicklich die Stadt, um den aus dem Feuer fliehenden Vitovec mit dessen Truppen in ihre Gewalt zu bekommen. Indess scheint der Brand bald gelöscht worden zu sein und ein zweiter Angriff auf die Stadt erzielte ebenfalls keine Resultate. Inzwischen sandte Huniady eine Heeresabtheilung gegen Cilli, welches er unbesetzt glaubte; allein auch diese Expedition erreichte ihren Zweck nicht. Nach solchen Misserfolgen zogen sich die Ungarn bis an die Drau zurück. Beim Uebergange verloren viele das Leben. Die beabsichtigte Belagerung Pettau's gab Huniady auf, da ihn auch hier bereits Vitovec kampfgerüstet erwartete und zog zwischen der Mur und Drau gegen Tschakathurn und Kopreiniz, welches auch eingenommen wurde. Damit war die ungarische Invasion zu Ende; wie man sieht, ganz ohne Erfolg. Dass die Ungarn fürchterlich hausten und Mord und Brand ihren Weg bezeichneten, sagt die Cillier Chronik ausdrücklich. Ulrich hatte inzwischen in Kroatien einige Schlösser eingenommen, aber auf die Nachricht von dem Einfalle Huniady's in sein Gebiet, eilte er sofort nach Cilli, doch waren die Feinde schon abgezogen. Es kam ein Vergleich zu Stande, dem zu Folge Ulrich auch die eroberten Schlösser behielt. Von dieser Zeit an hasste Ulrich Huniady, der ihn eines Königsthrones beraubt, auf das tödtlichste und schwur dem ganzen Huniady'schen Geschlechte Rache. Wie diese Feindschaft später für ihn selbst verhängnissvoll wurde , wird die Folge lehren. 18. Auch der König hatte sich mit Huniady entzweit, da dieser immer heftiger auf die Auslieferung des jungen Ladislaus und der ungarischen Krone drang, worin Friedrich nicht einwilligte. Huniady ging so weit, mehrere Schlösser zu erstürmen und die Stadt Wien zum Abfall von Fried-rich's Sache zu bewegen 54). Nach vielen Unterhandlungen kam endlich am t. Juni 1447 zu Radkersburg durch Vermittlung des Graner Erzbischofes und des Grafen Friedrich von Cilli ein Waffenstillstand auf 2 Jahre zu Stande55). Indessen wurde von Seite Ungarns dieses Abkommen oftmals nicht zugehalten, weshalb die Stände Oesterreichs auf dem Kremser Landtage im Jahre 1448 König Friedrich aufforderten, energischer aufzutreten und sich selbst an die Spitze eines Heeres zu stellen , welches sie ausrüsten wollten58). Auch Pangracz de Sz. Miklos wiederholte noch immer seine Raubeinfälle in Oesterreich, bis es kurz nach dem Kremser Landtage, am 5. August 1448, dem Cardinal St. Angeli und Ulrich von Cilli gelang, einen Frieden herbeizuführen 51). Die Gefangenen sollten gegenseitig ausgeliefert, die Bürgen ihrer Verpflichtungen entbunden, die Schanzen an der March abgebrochen und den Räubern 4000 Gulden, die bei Ulrich hinterlegt wurden , ausgezahlt werden. Dass Ulrich zum künftigen Schiedsrichter erwählt wurde, zeigte bereits von dem Einflüsse und der hohen Achtung, die er bei den österreichischen Ständen genoss. Aus welchen Motiven Ulrich dieses Vermittleramt übernahm, ist schwer zu entscheiden; entweder wollte er sich dadurch beim päbstlichen Stuhle beliebt machen oder er handelte im Einverständnisse mit Pangracz, der ja auch ein Anhänger Ladislaus', war. Motive rein humaner Natur sind beim Charakter des Grafen nicht zu vermuthen. II. Buch. Die ständische Revolution bis zum Neustädter Frieden, (Vom 14. October 1451 bis 4. September 1452.) 1. Wie bekannt, war König Friedrich seit dem Haim-bnrger Vertrage vom 23. August 1440 Vormund des jungen Ladislaus in Oesterreich geworden. Nach dem Hausgesetze der Habsburger und dem letzten Willen Albrecht's war er zu diesem schweren Amte berufen, das ihm aber fast durch zwölf Jahre nichts als Kummer und Verdruss einbrachte, woran er theilweise selbst die Schuld trug. Das Testament Albrecht's wurde in zwei Punkten verletzt. Ladislaus sollte in Pressburg erzogen werden, da diese Stadt fast in der Mitte der drei Erbländer gelegen war. Anstatt dessen führte ihn Friedrich nach Graz, also ganz aus dem Territorium des Reiches Ladislaus', was nicht nur zur Folge hatte, dass Gerüchte der gehässigsten Art über das Leben Ladislaus' in Graz ausgesprengt wurden , sondern auch die Hauptursache des Ausbruches der ständischen Revolution war. Allerdings ist es wahr, dass bei den Wirren in Ungarn in den Jahren 1444 und 1445 Ladislaus in Pressburg nicht sicher gewesen wäre , aber das entschuldigt die Handlungsweise Friedrich's noch immer nicht. Wäre Ladislaus in Wien erzogen worden, so wäre die Revolution niemals ausgebrochen. Weiters befahl Albrecht's Wille die Mitvormundschaft Elisabeth's, wovon selbst im Haimburger Vertrage nicht die Rede war; vielleicht musste Elisabeth darauf verzichten. Da Supan, Dlrich v. Cilli. 2 die Königin bald darauf starb, so hatte die Uebertretung dieses Punktes keine weiteren Folgen, als dass sie einen Anhaltspunkt zu Klagen der unzufriedenen Landstände gab. Dass der Regentschaftsrath, wie ihn der verstorbene König Albrecht bestimmte, nicht zusammentrat, ist leicht erklärlich, da ja Friedrich erst spät in Ungarn und Böhmen als Vormund anerkannt wurde. 2. Auch die Erziehung Ladislaus' scheint mangelhaft gewesen zu sein. Wie wir den jungen König später kennen lernen, war er ein verschlossener, ja heuchlerischer Charakter. Dies beweist das oben Gesagte. Eine allzustrenge Erziehung, die dem Kinde jede Freude versagt, bildet niemals freie, offene Menschen. Dass ihm Bigotterie und Intoleranz eingeimpft wurden, zeigt später sein schroffes Auftreten gegen die Utra-quisten in Böhmen. Leiter der Erziehung war ein Mann aus dem niederen Volke, mit Namen Kaspar2), der sich dem geistlichen Stande und den Wissenschaften widmete, später in die österreichische Kanzlei kam und die Gunst König Friedrich's gewann , die Stelle eines Hofmeisters des Ladislaus erlangte, mit Schätzen und Ehren überhäuft wurde und auch in der Diplomatie eine Rolle gespielt zu haben scheint. Dass dieser Kaspar ein charakterloser Mann war und einzig und allein den Eingebungen seines Ehrgeizes folgte, zeigen die späteren Ereignisse ; daher konnte auch er keinen besonders günstigen Ein-fliiss auf die sittliche Bildung seines Zöglings nehmen. 3. Das Regiment des König-Vormunds gab den Land-ständen genug Ursache zu beständigen Klagen. Friedrich war nicht der Mann der That, sondern der ängstlichen Vorsicht, der mit kleinlicher Genauigkeit alle Für und Wider abwog und dadurch meist den günstigen Moment versäumte. Er schob alles hinaus und meinte: „Zeit gewonnen, alles gewonnen." Weil er eben zu bequem war, mit Gewalt den Knoten zu durchhauen, sondern ihn nur zu lösen suchte, musste er ihn immer mehr verwickeln. Seine zweite hervorstechende Eigenschaft war der Geiz, der ihn ebenfalls in eine Menge von unangenehmen Situationen stürzte. Deshalb zeigte auch seine ganze fast 53jährige Regierung nur eine Reihe von Verwirrungen, Aufständen und Unglücksfällen aller Art. Ein solcher Mann war nicht dazu geschaffen, damals Oesterreich zu lenken, wo Energie nothwendig gewesen wäre und die besass Friedrich eben nicht. Der Zustand in Oesterreich war damals ein höchst trauriger. Die Taboriten machten noch immer verheerende Einfälle; die Söldnerschaaren, die noch nicht befriedigt waren, durchstreiften raubend und sengend das Land; Pangracz de Sz. Miklos und seine Spiessgesellen verwüsteten Oesterreich bis gegen Wien hin, ja selbst die einheimischen Ritter, wie Jakob Kyenberger, Reutter, Leonhard Arberger, die Idungs-perger, Tobias Roxer u. s. w. 3) schändeten durch Raub und Mord ihren Adel, der Handel war gestört, das Land verwüstet, der Wohlstand zu Grunde gerichtet. Dazu kamen noch die fortwährenden Streitigkeiten mit Herzog Albrecht, die nicht nur die Steiermark und Krain, sondern auch Oesterreich berührten. Dem gegenüber verhielt sich König Friedrich fast ganz unthätig. Es wurden wohl Landtage zusammen berufen, aber auf diesen stritt man sich über Kleinigkeiten und verlor dadurch die Zeit zum Handeln, doch hätte ein kräftiges Vorgehen des Regenten die Stände ohne Zweifel aueh energischer gestimmt. Kaum hatte Friedrich die Vormundschaft übernommen, so forderte der Landtag die Aufstellung von 1000 Reitern zur Bewachung der Grenzen und die Befriedigung der Söldner4). Keines von beiden geschah, und der Landtag vom 30. November 1440 beklagte sich bitter darüber5). Die Stadt Steyer klagte über den Streit mit Albrecht, den Bruch des Landfriedens und die Söldner: kein Landgericht, kein Landmarschall, das ganze Land sei zerrüttet6). Die Söldner wurden wohl befriedigt, aber den Räubereien des Adels kein Einhalt geboten, und auch der Zug Ulrich's gegen Pangracz erzielte keine Resultate. Nur ein einziges Mal raffte sich der König aus seiner Unthätigkeit auf, zog gegen die ungarischen Raubritter und liess achtzig davon aufknüpfen7). 4. Es ist nicht zu verkennen, dass Friedrich in seiner Eigenschaft als Vormund einen schweren Stand hatte. Die Forderungen der österreichischen, ungarischen und böhmischen Stände konnte er unmöglich zu gleicher Zeit befriedigen, denn alle forderten die Uebergabe des Königs; Ungarn stellte sogar das sonderbare Verlangen, dass die Krone und die von 2* Friedrich besetzten Orte ausgeliefert werden sollten, ohne den Pfandbetrag zu bezahlen 8). Darauf konnte nun Friedrich nicht eingehen, ebensowenig, wie auf den Antrag, Pressburg für Stuhl weissenburg umzutauschen. Den hierauf entstandenen Krieg beendigte der Radkersburger Vertrag. Am 22. October 1450 wurde in Pressburg mit den Ungarn ein endgiltiges Abkommen getroffen, dem zu Folge Ladislaus bis zu seinem 18. Jahre unter der vormundschaftlichen Gewalt Friedrich's bleiben und in Wien erzogen werden sollte 9). Letzteres verlangten auch die österreichischen Stände dringend und zu wiederholten Malen, doch wiederum umsonst. 5. So stand es in Oesterreich bis zum Winter 1450 auf 1451. Immer näher rückten die trüben Anzeichen der Revolution. Oesterreich war auf das äusserste gebracht; vom Könige Friedrich war nicht Hilfe zu erwarten, zudem verbreitete sich noch das Gerücht, dieser wolle sein Mündel um Oesterreich bringen. Dieses schien noch durch die Nachricht, der König beabsichtige auf der bevorstehenden Römerfahrt Ladislaus mit sich zu nehmen, bestätigt zu werden. Man war im Anfange entrüstet über Friedrich und die Ungarn zürnten ihm, weil er den Pressburger Vertrag gebrochen. Dazu kam noch, dass sich der König mit dem einflussreichsten Manne in Oesterreich, Ulrich Eizinger, überwarf. Da dieser die Hauptrolle in der Revolution spielt, so ist es angezeigt, etwas näher auf dessen Charakter und Schicksale einzugehen. Ulrich Eizinger von Eizing war in Baiern geboren, da er aber hier wenig Gelegenheit fand sich hervor zu thun, so wanderte er arm und unbekannt noch unter der Regierung Albreclit's nach Oesterreich. Emsig und in der Arbeit von bewunderungs-werther Ausdauer, gewann er bald die Gunst des Königs Albrecht, der ihn zum Huebmeister erhob. In dieser Eigenschaft hatte er Gelegenheit, durch glückliche Käufe, Pfänder u. s. w. reich zu werden. Eizinger muss ein bedeutendes Finanzgenie gewesen sein, denn Aeneas Sylvius sagt von ihm ausdrücklich, dass er alle andern Barone an Einsicht übertrofFen und König Albrecht sich oft geäussert habe, Eizinger sei ihm, wie ein Orakel der Götter. Eizinger wurde Baron und Albrecht vergass auch nicht, in seinem Testamente die Rechnungen desselben seinem Nachfolger dringend zu empfehlen. Im Volke erzählte man von ihm, dass er ein Freigeist sei, an kein zukünftiges Leben glaube, sondern meine, dem Menschen folge nach dem Tode nur der Ruf. Eizinger scheint nach allem dem ein kalter, entschlossener Politiker gewesen zu sein, so genial und thatkräftig, wie Ulrich v. Cilli, war er nicht, wohl aber vorsichtiger10). Der Grund des Zerwürfnisses mit König Friedrich war folgender. Herzog Albrecht wollte einige Schlösser in Ungarn an der österreichischen Grenze verkaufen, darunter auch Forch-tenstein. Als Eizinger dies hörte, kam er mit Albrecht zusammen, um sich über den Preis und die Zeit der Bezahlung zu verständigen. Doch wurden sie darüber nicht einig, da Albrecht die Kaufsumme in Gold ausgezahlt wissen wollte, Eizinger dieselbe aber theils in Gold, theils in Silber auszuzahlen versprach. Inzwischen wollte auch Friedrich das Schloss an sich bringen und liess sich mit seinem Bruder in Unterhandlungen ein, doch musste sich Albrecht früher mit Eizinger besprechen, ob er das Schloss dem Könige überlassen wolle und schickte deshalb den königlichen Rath Hans Ungnad und zwei von seinen Räthen an ihn. Als die Gesandten die Nachricht brachten, dass Eizinger bereitwilligst zurücktrete, wurde der Handel mit Friedrich abgeschlossen. Eizinger, der dies hörte, war im höchsten Grade entrüstet, klagte Albrecht an und als dieser die Gesandten als Zeugen vorgeführt hatte, dass Eizinger ja selbst das Schloss dem Könige überlassen habe, läugnete er dies mit grosser Keckheit, forderte das Schloss oder Entschädigung und verliess, als man keines von beiden ihm zu geben gewillt war, Wien mit der Drohung, sich zu rächen 11). Dieses sonderbare Benehmen Ei-zinger's lässt darauf schliessen, dass er schon vor dieser Affaire an einen Abfall von Friedrich gedacht und sich darüber vielleicht schon mit einigen andern besprochen habe. Jedenfalls ist es klar, das Eizinger Streit mit Friedrich suchte und nur auf den Moment wartete, die Gelegenheit dazu — freilich auf eine plumpe Alt — vom Zaune brechen zu können. 6. Die Erbitterung Eizinger's wuchs, als ihn der König-Vormund bei der Ernennung der Regierungs-Stellvertreter für die Zeit der Römerfahrt übergangen hatte. Unter diesen Stell- Vertretern waren die hervorragendsten: die Grafen von Schaumburg, Vater und Sohn, Georg v. Puchhaim, Rüdinger v. Starhemberg, Sigmund v. Ebersdorf und der Wiener Bürgermeister Holzler 11). Eizinger und sein Anhang scheint sich damals bitter beschwert zu haben, dass bei der Wahl dieser Männer die Stände nicht befragt wurden, denn bald nachher sandte der Kaiser zu Eizinger mit der Bitte, auch diesen Regierungsmännern beizutreten, wodurch er ein indirectes Geständniss seiner Schwäche ablegte und Eizinger nur noch hartnäckiger machte. Dieser antwortete auch stolz, er werde ohne Zustimmung der Stände kein Amt annehmen, ja er fürchte, dass die Stände jene Stellvertreter des Königs nicht unangefochten lassen werden, wenn der König nicht nach deren Willen Ladislaus nach Wien schicken würfe; geschehe dieses, so wolle er entweder Friedrich auf dessen Römerzuge begleiten, oder das ihm angebotene Amt annehmen 13). Hierin sprach Eizinger ganz offen aus, dass die Stände einen Gewaltact vorbereiteten. Friedlich hielt diese Warnung für eine leere Drohung und begab sich nach Wiener-Neustadt, um hier Vorkehrungen zu seiner Krönungsfahrt nach Rom zu treffen. Eizinger blieb nicht auf halbern Wege stehen; fest und entschlossen, wie er war, war er unablässig bemüht, seinen Anhang zu verstärken. Er besuchte die vornehmsten der österreichischen Barone, um sie für seine Pläne geneigt zu machen und liess durch seine Agenten öffentlich ausstreuen: Oesterreich werde schlecht regiert, König Ladislaus in grausamer Zucht gehalten u. dergl. Solche Reden fanden bei dem Volke ein gläubiges Ohr, da es in Folge der vielen Unglücksfälle, die Oesterreich heimsuchten, schon ohnehin pessimistisch gestimmt war. Als Eizinger genug Anhänger gewonnen zu haben glaubte, suchte er eine Gelegenheit, sich mit ihnen wegen der weitern Schritte zu berathen. Eine solche bot sich ihm bald. Eizinger war nämlich in einen Grenzstreit mit den Lichtensteinern verwickelt und zum Ausgleich dieser Streitigkeiten wurde eine Zusammenkunft in Martperg an der mährischen Grenze verabredet. Hier sollte denn auch der immer wachsende Anhang Eizinger's seine erste Versammlung am 14. October 1451 halten. Eizinger sprach zuerst. Er zählte alle Fehler in der vormundschaftlichen Regierung auf, bezeichnete die drei Räthe Friedrich's Ungnad, Neuberg und Zebinger, denen der König allein folge, als diejenigen, die durch ihren schlechten Rath die Hauptschuld trügen, behauptete, dass Friedrich die Einkünfte verschleudere, Wiener-Neustadt und Graz mit österreichischem Gelde verschönere, den Ladislaus unwürdig behandle, nannte die Stellvertreter des Königs Feinde des öffentlichen WTohles und forderte zum Schlüsse die Anwesenden auf, während der Abwesenheit des Königs in Italien im offenen Aufruhr die verlorene Freiheit wieder zu erringen, ehe man jedoch zu diesem äussersten Mittel greife, noch einmal durch Gesandte den König bitten zu lassen, Ladislaus in ihre Mitte zu führen. Wie man sieht, athmet diese Rede blinden Parteihass, doch gefiel sie aber gerade deshalb n). Die Folge des Martperger Convents war ein Bündniss 15) von 300 Adeligen zum Zwecke, Ladislaus von der vormundschaftlichen Gewalt Friedrich's zu befreien. Sie versprachen, gegen Alle, die sich diesem Vorhaben widersetzten (also auch gegen König Friedrich) feindlich aufzutreten, alles etwa Eroberte in Ladislaus' Namen zu verwalten, wobei sie seiner Zeit um Schadenersatz bitten würden und jede Zwietracht unter sich selbst zu schlichten. Hiemit war dem König-Vormund der Fehdehandschuh hingeworfen und Friedrich fehlte nur hierin, dass er denselben nicht unverzüglich aufnahm. 7. Bald darauf am 3l. October versammelte sich die Partei Eizinger's zu Wuldersdorf, weil sie wahrscheinlich neue Mitglieder gewonnen hatte. Hier werden Gesandte theils an die Städte Krems und Stein, um diese zur Theilnalime an der revolutionären Bewegung aufzufordern, theils an den König nach Wr.-Neustadt beordert. Letztere waren Kadolt Welling, Lorenz Palterndorfer, Wolfgang Hinterholzer und Niklas Stockhorner 16). Sie überbrachten dem Könige die Beschlüsse von Martperg und Wuldersdorf, erhielten aber eine Antwort17), die die erhitzten Gemüther mit tausendmal Gesagtem beschwichtigen wollte. Der König meinte nämlich, er könne Ladislaus nicht nach Wien schicken, da ihn ja auch die Ungarn und Böhmen verlangten — seit dem Pressburger Vertrag war dieser Vor wand nichtig — und die Bevorzugung eines Landes bei den andern Eifersucht und Missgunst erregen würde, übrigens werde er nach der Rückkehr aus Italien sehen, was sich thun liesse. Die zu Wuldersdorf Versammelten schrieben hierauf an den König, dass auf den von ihnen zusammen berufenen Landtag zu Wien 18) die Antwort den versammelten Ständen unterbreitet werden sollte, doch waren die revolutionären Gedanken noch nicht so allgemein verbreitet und deshalb baten die königlichen Räthe Friedrich, doch selbst nach Wien zu gehen, um die Gemüther zu beruhigen; der König aber konnte nicht an eine ernste Gefahr denken, hörte auf den Rath der treu ihm Ergebenen nicht, sondern reiste mit seinem Mündel nach Steiermark, da er fest entschlossen war, Ladislaus nach Italien mit-zuführen, nicht so sehr, um dessen Bildung auf classischem Boden zu veredeln und dessen Weltkenntniss zu bereichern 19J, sondern, wie die Cillier Chronik ganz richtig bemerkt, einer gewaltsamen Entführung durch die österreichischen Stände vorzubeugen 20). Am 5. December fand zu Sonnberg eine Versammlung der königlichen Räthe und des dem König-Vormun 1 treu gebliebenen Adels statt, die weiter keinen Zweck hatte, als die Wiener, die übrigen Städte und die Prälaten von der Beschickung des von der Eizinger'schen Partei auf den 12. December einberufenen Landtags abzumahnen21); auch wurde an Eizinger ein königliches Schreiben gesandt, worin dieser noch einmal zur Ruhe aufgefordert wurde. Doch war dieser schon zu weit gegangen, um zurücktreten zu können. Die Partei wuchs von Tag zu Tag an. Ulrich von Sonnenberg, den Friedrich nach Wien geschickt hatte, um den wahren Sachverhalt zu erforschen, fand ganz Oesterreich in heftiger Aufregung und die Stellvertreter des Königs eingeschüchtert und ratlilos und beschwor daher den König, verschiedene feste Plätze zu besetzen und mit Gewalt, als dem einzigen Mittel zur Wiederherstellung der Ruhe, den Aufständischen zu imponiren. Aber umsonst; Friedrich dachte nur an Italien und die Kaiserkrone22). 8. Die Stadt Wien hatte schon während der ungarischen Invasion ihre Anhänglichkeit an König Friedrich bewiesen 23), auch jetzt schien sie dem Vormunde des Ladislaus treu bleiben zu wollen. Dem Eizinger war dies unbequem, da sich der Wiener Magistrat weigerte, am 12. December ihm und seiner Partei die Thore der Stadt zu öffnen. Da Eizinger nicht den Magistrat umzustimmen vermochte, liess er durch geschickte und verwegene Agenten das niedere Volk bearbeiten, indem diese dem Wiener Pöbel einerseits vorstellten, wie Wien, die Handelsstadt, bei einem grossen Zusammenflusse von Leuten nur gewinnen könne, andererseits die alten Anklagen gegen Friedlich, natürlich in noch grelleren Farben als sonst, auftischten und ihm versicherten, Ladislaus werde sich, wenn er befreit sei, erkenntlich zeigen. Der leicht erregbare Pöbel war bald gewonnen und drohte den Vorstehern der Stadt, wenn sie der Partei Eizinger's noch weitere Hindernisse in den Weg legen würden, mit Kerker und Tod. Die Reichen — wie diese überhaupt immer conservative Interessen verfolgen, — wollten von den Neuerungen nichts wissen, doch waren ihrer zu wenige und am Ende trug doch die Masse den Sieg davon. Treue gegen Friedrich wurde für Wahnsinn erklärt und der Magistrat, eingeschüchtert durch den Pöbel, beschloss endlich den Landtag in Wien tagen zu lassen, sandte aber zugleich an König Friedrich ein Schreiben, worin er sich entschuldigte und erklärte, zu diesem Schritte gezwungen worden zu sein. Friedrich ermahnte sie, den Neuerern kein Gehör zu geben, übrigens sei der Aufstand von keiner Bedeutung und Eizinger stehe weder mit dem Herzoge Ludwig von Baiern in Unterhandlungen, noch mit den Grafen v. Cilli; die Ungarn seien auch nicht mit ihm einverstanden und mit dem Gubernator Böhmens sei Friedrich im besten Einvernehmen. Die Stellvertreter des Königs ver-liessen nach diesem Act des Wiener Magistrates die Stadt und begaben sich theils zu Friedrich, theils auf ihre Güter24). 9. Der 12. December nahte heran. Unterdessen hatten sich die Prälaten, Edlen und Deputirte der Städte bereits in Wien eingefunden. Von den Baronen kamen wenige, da der grösste Theil dem Friedrich gefolgt war. Eizinger mit seinem Anhang zog wie im Triumph in Wien ein, wurde vom Volke mit Jubel empfangen und als der weiseste und tapferste Patriot begrüsst. Feste, Gastmähler wurden veranstaltet, Eizinger wollte dadurch die Wiener gefügig machen und erreichte seinen Zweck auch, denn ganz Wien schwamm in einem Freudentaumel, ohne sich selbst den Grund davon angeben zu können. Inzwischen hatte Eizinger einen erbärmlichen Theatercoup vorbereitet. Er berief das Volk in die Karmeliterkirche und bestieg hier dieselbe Kanzel, von welcher kurze Zeit vorher Johannes Capistrano, der viel berühmte Mönch, gesprochen hatte. An seiner Hand führte er die Schwester Ladislaus', Elisabeth, welche dürftig gekleidet, die Aufgabe hatte, die Tyrannei Friedrich's handgreiflich zu beweisen und das Mitleid des leicht beweglichen Haufens zu erregen, und nun hielt er eine hochtrabende Rede, worin König Friedrich fast als Landesverräther bezeichnet wurde; die Revolution wollte er mit einem ähnlichen Beispiel aus der Geschichte Albrecht des II. rechtfertigen, und zum Schlüsse versicherte er den Versammelten, dass auch die Ungarn, Böhmen, Mähren und Schlesier nicht säumen würden, für Ladislaus zu den Waffen zu greifen, dass Ludwig v. Baiern Hilfe versprochen habe, Albrecht, Markgraf von Brandenburg mit einem Heere zu den Aufständischen stossen werde und auch die Grafen v. Cilli, als Blutsverwandte des Ladislaus, nicht ferne bleiben könnten. Vor allem spricht aus dieser Rede wiederum der Hass gegen die Räthe des Königs, Ungnad und Zebinger. Nachdem Eizinger seine Rede geendet, wurden die oben erwähnten Briefe Friedrich's vorgelesen und von Eizinger, oft sehr gezwungen, aber immer in seinem Interesse interpretirt. Die Prinzessin Elisabeth vergoss Thränen und bat inständig die Versammelten, ihren Bruder zu erretten, sei es nun, dass sie wirklich glaubte, Ladislaus leide so sehr als Eizinger sagte, sei es, dass sie von diesem dazu commandirt wurde. Die Thränen der Prinzessin gaben der Rede Eizinger's Nachdruck, man wurde aufgeregt und schimpfte vorläufig weidlich auf Friedrich, dessen Räthe und Beamte. Kein einziger wagte Friedrich oder sein Regiment zu vertheidigen, denn diejenigen, die dem Könige noch anhingen, hatten sich zurückgezogen. So war es dem Eizinger durch seinen pomphaften Einzug, Trinkgelage und Festlichkeiten und einige pfiffige Theaterkniffe gelungen, das Wiener Volk ganz auf seine Seite zu bringen 2S). 10. Der Landtag beschloss hierauf, nochmals den König-Vormund zu bitten, Ladislaus nach Wien zu schicken. Dieses Schreiben, welches gewöhnlich „das letzte schreiben von der landschafft dem Römischen könig gethan"26) genannt wird, war nichts weiter als eine leere Formalität, denn an einen Erfolg konnten sie nach so vielen abschlägigen Antworten selbst nicht glauben. Dass die Aufständischen zu einem friedlichen Ueberein-kommen auch nicht mehr geneigt waren, beweist der weitere Schritt, den sie thaten; allerdings nur eine nothwendige Con-sequenz der Absetzung Friedricli's als Vormund. Ulrich Ei-zinger wurde nämlich zum obersten Lenker aller Länder-Ange-legenlieiten ernannt und ihm zwölf Verweser an die Seite gegeben, denen unter andern auch die Entscheidung über Krieg und Frieden zustand 21). Ein weiterer Gewaltact war die Ausstossung aller jener aus dem Landtage, die dem Könige noch treu anhingen 28). In Folge der beständigen Agitationen war es den Rebellen auch gelungen, den Wiener Magistrat umzustimmen; a.111 17. December schrieb die Stadt Wien an König Friedrich dass sie ihn, gleichwie die übrigen österreichischen Landstände nicht mehr als Vormund des Königs Ladislaus anerkenne20). Aus dem schwankenden, demüthigen Tone dieses Schreibens ersieht man, dass der Magistrat mehr aus Furcht vor den Aufrührern als aus wirklicher Ueberzeugung der revolutionären Partei sich beigesellt hatte. Friedlich ermahnte sie von Knittel-feld aus schriftlich, sich zu bedenken und ihm als Vormund treu zu bleiben 30), doch hatte auch dies voraussichtlich keinen Erfolg. Dem Beispiele Wiens folgten die Städte Krems, Stein, Klosterneuburg, Korneuburg undTulln31), Steyer scheint einige Zeit geschwankt zu haben 32). Die Stände gingen noch weiter, indem sie die ob der ensisclien Stände einluden, in Wels mit ihren Bevollmächtigen zusammen zu treffen, und gleiche Sache mit ihnen zu machen33), doch wurde eine Verständigung mit diesen erst im nächsten Jahre herbeigeführt. Ein weiterer Gewaltact der Aufständischen war die Besetzung der königlichen Burg, denn dass dies nicht durch die Wiener Bürgerschaft geschah, leuchtet aus dem Schreiben der Stadt Wien vom 2. Januar 1452 an König Friedrich hervor, worin sie versprechen, dass den eigentlichen Befund der Sache der Landeshauptmann und die von den vier Ständen erwählten Verweser Ladislaus' dem Könige kund thun würden 34). 11. Seit dem Landtage vom 12. December und dessen Bestimmungen war die Revolution in eine Phase gelangt, in welcher sie nicht mehr zurücktreten konnte, sondern das einmal begonnene Werk vollenden musste, um sich selbst zu erhalten. Mag man über Revolutionen wie immer denken, das muss man doch eingestehen, dass dieser Aufstand den Rechtsboden ganz und gar verlassen hatte, denn er basirte auf einem Vertragsbruch. Auch kann er unsere Sympathien nicht gewinnen, denn er trat nicht — wie etwa die französische Revolution — für höhere Ideen ein und hatte seine Wurzeln nicht im Volksboden; er war nur ein Gewaltact der privilegirten Stände für egoistische Sonderinteressen. Er hatte keine tiefer liegenden Ursachen, daher auch keine weiter gehenden Folgen. Man geht überhaupt irre, wenn man meint, die Ursachen eines jeden historischen Ereignisses müssten sich weiter verfolgen lassen, als der Laie denkt. Das gilt nur von grossen epochemachenden Thatsachen. Eine solche war die ständische Revolution vom Jahre 1452 nicht. Der Grund ihrer Entstehung ist theilweise das schwache Regiment Friedrich's, grösstentheils aber Egoismus, Herrschsucht und verletzte Eitelkeit. Friedrich wurde hauptsächlich deswegen gehasst, weil er die österreichischen Stände und vor allen die Führer derselben bei Seite geschoben, und nicht die Befreiung ihres jungen Königs, nicht die Anhänglichkeit an ihren Erbherrn war die Triebfeder ihres Handelns, sondern das Streben, ihren verlornen Ein-fluss wieder zu gewinnen, worauf sie sicher rechnen durften, wenn der kaum 12jährige Knabe Ladislaus, der übrigens schon aus Dankbarkeit verpflichtet war, seine Befreier zu belohnen, die Zügel der Regierung in die Hände nahm. Daher dieser Hass gegen die Räthe des römischen Königs, daher dieses drohende, herrische Benehmen der Stände nach der Katastrophe von Neustadt. Vor allen wurde das Haupt der Revolution Ulrich Eizinger nur durch kleinliche Motive geleitet, und in ihm ist die Revolution am schärfsten eharakterisirt. 12. Dies die Geschichte der ständischen Revolution bis zu dem Zeitpunkte, als zwei der mächtigsten und reichsten Fürsten des deutschen Reiches, die Grafen v. Cilli ihm beitraten. Der damals schon fast 80jährige Graf Friedrich verhielt sich mehr passiv; der greise Wüstling war zu erschlafft, lim in einer so bewegten Zeit thatkräftig wirken zu können. Ein desto weiteres Feld der Wirksamkeit fand die schwellende Thatkraft und der dem Höchsten zustrebende Ehrgeiz seines Sohnes Ulrich. Wir haben diesen seltenen Mann in kurzen Zügen bis zum Frieden von Wr. Neustadt und Graz begleitet und zuletzt erfahren, dass er nach vollständiger Einigung mit König Friedrich dessen Rath geworden war. Ulrich stand jetzt in seinem fünfzigsten Lebensjahre; seine Gestalt war hoch und gebietend, seine Brust ausserge-wöhnüch breit, die Beine dünn, wie bei allen Lebemännern, der Kopf sehr klein, das Antlitz regelmässig, aber blass, die Augen gross und blutunterlaufen, die Stimme dumpf, verfehlte aber in der Versammlung nie ihre Wirkung. Auf die Pflege seiner Haare verwendete er viele Mühe. Die Gabe der Rede war ihm im ausserordentlichen Maasse zu Theil, er wusste die Situation schnell zu erfassen und zu beherrschen. In der Arbeit war er eben so ausdauernd wie im Vergnügen, und dass er sich in den leeren Freuden nicht übersättigt, zeigt von einer gewissen Frische seines Willens, und der Umstand, dass seine Thatkraft, obwohl er in Wollüsten versunken war, dennoch nicht erschlaffte, beweist die wunderbare Elasticität seines Geistes 35). Ulrich war vermählt mit Katharina, der Tochter des serbischen Fürsten Georg Brankovitsch, welche sich durch Schönheit und Sittsamkeit auszeichnete36). Aus dieser Ehe entsprossen drei Kinder: Hermann, Georg und Elisabeth. Letztere wurde noch als Kind im Jahre 1444 dem Grafen Johannes v. Görz zur Ehe versprochen, später aber mit Huniady's Sohne, dem nachmaligen Könige Mathias Corvinus, verlobt, und zwar in Folge eines Vertrages zwischen dem ungarischen Gubernator und Brankovitsch 37). Doch starb auch sie, wie ihre beiden Brüder, vor dem Vater 38). Da Ulrich auf keine Kinder mehr zu hoffen hatte und sah, dass er der letzte seines Geschlechtes zu sein bestimmt war, wurde er seiner Gemahlin immer mehr ent- fremdet. Dazu kam noch eine heftige Leidenschaft für die Gemahlin eines Wiener Bürgers, der, wie es scheint, Handel trieb. Jedenfalls war ihm die Frau auf dem halben Wege entgegen gekommen. Um ungestört zu sein, nahm er den Gemahl seiner Geliebten unter seine Clienten auf und zog sich auf ein Schloss, welches ungefähr 50 Meilen von Wien entfernt war, zurück. Der Mann war natürlich den grössten Theil der Zeit seiner Geschäfte wegen in der Stadt. Inzwischen merkte er doch bald, was hinter seinem Rücken vorging, konnte aber nicht schweigen und so kam es auch bald dem Grafen zu Ohren. Dieser befand sich damals in Hainburg. Der Bürger bat ihn um die Erlaubniss, nach Hause reisen zu dürfen; Ulrich gestattete dies, aber in der Furcht, der getäuschte Ehemann werde sich an seiner ungetreuen Gattin rächen, schickte er ihm vier Diener nach. Welchen Befehl der diesen ertheilt, ist unbekannt. Man fand den Mann von Pfeilen durchbohrt im Walde 39). 13. Dieses Weib, ehrgeizig und herrschsüchtig, wusste die Leidenschaft des Cilliers auszubeuten. Dieser soll sogar schon mit dem Plane umgegangen sein, die Maitresse zu seiner Gemahlin zu erheben, doch lebte Katharina noch. Graf Friedrich war über dieses Verhältniss im höchsten Grade entrüstet, nicht wegen der Unsittlichkeit desselben, sondern vielmehr deshalb, weil Ulrich durch seinen unsittlichen Lebenswandel die Hoffnung auf legitime Erben zerstörte. Daher berief er ihn öfter zu sich und drohte mit Enterbung, wenn er nicht erschiene. Um dieser Drohung mehr Nachdruck zu verleihen, gab er vor, sich von neuem vermählen zu wollen, und als man diesem Gerüchte nicht Glauben schenkte, liess er seinen natürlichen Sohn Johannes vom Pabst legitimiren. Diese energische Massregel verfehlte ihre Wirkung nicht, Ulrich musste vor seinem Vater erscheinen. Da er aber von seiner Geliebten sich nicht trennen konnte, so sandte er dieselbe nach Cilli voraus; seinem Vater gegenüber, der ihn aufforderte, zur verlassenen Gattin wieder zurück zu kehren, betheuerte er, er wolle lieber sein Leben als jenes Weib lassen. Von dieser Zeit an lebten der Graf und seine Gemahlin getrennt40). Man sieht also, sittlicher Ernst und sittliche Grundsätze mangelten dem Grafen, und dieses hat seinen Grund in der fehlerhaften Erziehung. Aus seiner Jugend brachte er auch einen brennenden Ehrgeiz mit, er sah schon damals den Reichthum und die Macht seines Geschlechtes, sah sich den Fürsten des deutschen Reiches beigezählt, sah Fürsten und den König selbst um seine Gunst buhlen und es ist daher ganz natürlich, dass der Gedanke, die Grösse seines Stammes in seiner Person, als dem letzten desselben, zur höchsten Höhe zu erheben, immer tiefere Wurzeln schlug. 14. In der Nähe des römischen Königs fand er für seinen Ehrgeiz keinen Wirkungskreis. Was konnte er als Rath auch wirken ? Diese untergeordnete Stelle musste einem Manne, dem nur Handeln Leben hiess, bald lästig werden und es ist ganz begreiflieh, dass Ulrich aus diesem engen Leben sich hinaussehnte. Die fortwährenden Conflicte zwischen dem König-Vormund und den Erbländern des Ladislaus mussten in ihm den Gedanken erwecken, aus diesen Streitigkeiten Nutzen zu ziehen. Zudem war er als Oheim des Ladislaus vor Allen berufen, für den jungen König einzustehen. Dieser Plan muss ihn jedenfalls schon sehr frühe beschäftiget haben und es ist zu vermuthen, dass er mit den Ungarn deshalb schon vor dem Jahre 1445 Unterhandlungen, natürlich im Geheimen, anknüpfte, welche zur Folge hatten, dass im Mai d. J. 1445 Gesandte nach Wien geschickt wurden, welche Friedrich baten, Ladislaus dem Grafen Ulrich zu übergeben. Damals konnte von der Gewährleistung einer solchen Forderung keine Rede sein. Den österreichischen Ständen blieb Ulrich ferne, auch an Böhmen fand keine Annäherung statt und es blieb ihm auch später ziemlich gleichgiltig. Mit König Friedrich hatte er bald Grund genug unzufrieden zu sein. Aeneas Sylvius erzählt, der Graf habe sich nicht hinlänglich belohnt geglaubt; detaillirter gibt uns die Cillier Chronik die Gründe der Differenzen mit dem Könige an, indem sie uns berichtet, Ulrich habe 1000 Gulden für die Söldner vorgeschossen, die Friedrich nicht ersetzen wollte; er habe die Stadt Bruck an der Leitha entweder als Belohnung, oder für obige Summe verlangt, die aber Hans Ungnad bekommen, auch sei er oft nicht vorgelassen und vielfach zurückgesetzt worden 41). Alle diese Dinge klingen sehr wahrscheinlich. Jedenfalls musste der Graf mit der Umgebung des Königs nicht im besten Einvernehmen stehen, da er sie verdrängen wollte, und dass gegen ihn stark intriguirt wurde, zeigt schon eine gehässige Anklageschrift, die Sigmund v. Ebersdorf zum Urheber hatte, und deren später noch Erwähnung gethan wird. Ulrich wird sich auf diesem schlüpferigen und undankbaren Boden keineswegs heimisch gefühlt haben, sein Genius rief ihn auf andere Bahnen. Aeneas Sylvius gibt uns noch ein anderes Motiv des Abfalles Ulrich's vom Könige Friedrich, und da er Zeitgenosse war und den damaligen Begebenheiten sehr nahe stand, müssen wir sein Zeugniss achten. Er erzählt uns nämlich, dass es die Maitresse Ulrich's, von der wir schon oben gesprochen haben, war, die den Grafen bestimmte, mit den österreichischen Ständen gemeinsame Sache zu machen Bei der blinden, leidenschaftlichen Neigung Ulrich's zu diesem Weibe könnte man wohl daran glauben, doch sind die Motive, die jene Frau leiteten, unklar. Tliat sie es aus Herrschsucht, oder, was näher liegt, steckten sich die Aufrührer in die Falten dieses Weiberrockes, um dadurch den Grafen zu gewinnen? Letztere Vermuthung gewinnt noch an Wahrscheinlichkeit, weil Ulrich damals sich beständig in Oesterreich aufhielt. Sei dem wie es wolle, so viel ist gewiss, dass die vornehmsten Beweggründe, von der Partei des König-Vormunds abzufallen, im Charakter Ulrich's und in andern Umständen, die oben näher erörtert wurden, lagen. 15. Die ständische Revolution in Oesterreich kam Ulrich gerade recht. Wenn er sich auch erst später öffentlich zur Partei Eizinger's bekannte, so ist doch gewiss, dass er bald nach den Tagen von Martperg und Wuldersdorf mit ihr in Verbindung trat. Er sandte Agenten zu den Aufständischen !|3), Hess sie auffordern, auf dem betretenen Wege kühn vorwärts zu schreiten, versprach ihnen Unterstützung und Hilfe von den Ungarn, unter denen er einen bedeutenden Anhang haben musste44). Es ist nicht zu verkennen, dass Ulrich durch diese Versprechungen schon die Revolution unterstützte und als auf dem Wiener Landtage Eizinger auf die Hilfe des Cilliers hinwies, mögen die Unterhandlungen zwischen den Ständen und Ulrich schon zu einem für die Eizinger'sche Partei günstigen Resultate geführt haben. Ulrich wartete nur noch, bis König Friedrich den italienischen Boden betreten, um die Maske abwerfen zu können. Der König wurde von diesem Vorgänge durch die Feinde des Cilliers bald unterrichtet, doch glaubte er, es sei dies nur eine Verleumdung und schickte, um Gewissheit zu haben, Gesandte zu den Grafen von Cilli, um diese zu einer Zusammenkunft mit sich einzuladen. Da jedoch diese Gesandtschaft keinen Erfolg hatte, so bat Friedrich seinen Bruder Albrecht das Vermittleramt zu übernehmen. Wie bekannt, war dieser schon früher mit dem Grafen Ulrich auf das intimste befreundet gewesen. In Passau kam Albrecht mit den beiden Grafen zusammen, suchte sie zu Gunsten seines königlichen Bruders zu überreden, doch Ulrich war von dem einmal gefassten Entschlüsse nicht abzubringen. Er spielte den Beleidigten, in seiner Ehre Verletzten. Albrecht wandte sich hierauf an den alten Grafen und brachte ihn auch zu dem Versprechen, mit König Friedrich in Leibnitz zusammenzutreffen, Ulrich hingegen weigerte sich entschieden, dem Rufe des Königs zu folgen 45). 18. Die Zusammenkunft zu Leibnitz war eben so erfolglos, wie die zu Passau. Der König setzte dem Grafen auseinander, dass er allein der berechtigte Vormund des jungen Ladislaus sei, ferner, welche Unbilden er von den österreichischen Ständen erlitten und betheuerte zuletzt, er werde Rache nehmen. Hierauf bat er den Grafen, sich nicht mit der Ständepartei zu verbinden und auch dessen Sohn davon abzuhalten. Der Graf versprach für seine Person, er werde stets ein guter Nachbar des Königs bleiben, von der Gesinnung seines Sohnes habe er keine Wissenschaft und könne für ihn auch nicht bürgen, doch werde er ihn zu bestimmen suchen, dem Könige treu zu bleiben4"). König Friedrich glaubte, nun habe er nichts mehr zu fürchten, trotzdem die Worte des alten Cilliers so allgemein gehalten waren und nichts Positives aussprachen. Von Leibnitz reiste der König nach Graz 41). Hier hörte er immer trübere Nachrichten aus Oesterreich; seine Räthe beschworen ihn , dahin zurückzukehren und hätte damals Friedrich energische Massregeln getroffen, so wäre die Revolution mit Leichtigkeit unterdrückt worden. Ulrich von Cilli wäre nicht für sie eingestanden, um sich nicht zu com— Supan, Ulrich v. Cilli. 3 promittiren. Auch scheint er sich damals von den österreichischen Ständen etwas zurückgezogen und mit den Ungarn in Unterhandlungen eingelassen zu haben, denn in Graz erschien eine ungarische Deputation, bestehend aus dem Bischof von Erlau, dem Grafen Rupert von Prata und andern, welche forderten, Ladislaus solle den Ungarn vor der Römerfahrt ausgeliefert werden. Diese Bitte unterstützte der Gesandte Ulrich's von Cilli, Benedikt Thuroczy, der sich den Ungarn angeschlossen hatte. Die Ungarn, meinten die Gesandten, hätten den grössten Anspruch auf den König Ladislaus, da er in diesem Lande geboren, getauft und gekrönt worden sei, auch hätten sie sich mit den Böhmen und Mähren dahin verständigt, dass Ladislaus zuerst sie, dann die andern Länder besuchen sollte 48). Der König gab erst in Leoben die Antwort: er sehe dies als einen Treubruch an und könne diese Bitte den Ungarn nicht gewähren; dem Grafen Ulrich liess er aber sagen: man habe ihm berichtet, Ulrich sei auch im Einverständnisse mit den Oesterreichern; da nun die Oesterreicher fordern, Ladislaus solle nach Oesterreich, die Ungarn aber, Ladislaus solle nach Ungarn kommen, so könne er nicht begreifen, wie der Graf für beide zugleich Partei nehmen könne. Uebrigens ermahnte er ihn noch einmal „weder in Oesterreich, noch in Ungarn nach Neuerungen zu streben" 4fl). Als die Ungarn mit dieser Antwort nicht zufrieden waren und immer energischer auftraten, suchte sie Friedrich, seiner Gewohnheit nach, mit leeren Versprechungen zu beschwichtigen, indem er sagte, er werde nicht lange in Italien verweilen; wenn er zurückkomme, werde er den König den Ungarn eher, als den andern Völkern ausliefern. Da die ungarischen Gesandten die Vergeblichkeit ihrer Bestrebungen einsahen, wandte sich Bischof Paul an den schon früher erwähnten Kaspar, Hofmeister des Ladislaus, um sich mit diesem wegen einer Entführung des königlichen Knaben zu besprechen. Die Unterhandlungen, die natürlich geheim blieben, führten vorläufig zu keinem Resultate, doch muss Kaspar bestimmte Versprechungen in dieser Richtung gegeben haben, wie die spätem Vorgänge in Italien beweisen. Auch stand er während der italienischen Reise mit dem Bischöfe im Briefwechsel50), und wahrscheinlich wurden auf diesem Wege alle Schritte König Friedrich's dessen Feinden ver-rathen. Kaspar bestimmte zum Yerrathe seines Herrn lediglich nur der Ehrgeiz, das Streben nach der bischöflichen Infel, welche er auf diese Weise am schnellsten erreichen zu können glaubte. 17. In den Weihnachtstagen des Jahres 145 t befand sich Friedrich auf seinem Zuge nach Italien in St. Veit in Kärn-then 51). Hier musste er sehen, wie ein Edler nach dem andern von ihm abfiel. Der erste unter diesen war Reinprecht v. Walsee, bisher einer der treuesten seiner Anhänger. Er hatte dem Könige versprochen, an der Römerfahrt Theil zu nehmen, ver-liess ihn aber plötzlich und im Geheimen und kehrte mit seinem Bruder Wolfgang nach Oesterreich zurück. Sie hinterliessen einen Brief, der also lautete: „Obwohl wir Dir, o König, als deine Vertrauten und Rathgeber, Treue gelobt haben, so können wir doch nicht länger in deinem Rathe und Dienste verbleiben, da uns einige Geschäfte obliegen und sagen Dir daher unsere Dienste auf und entbinden uns unseres Versprechens. Wir bitten dich, dass Du das nicht übel aufnehmen mögest." Aeneas Syl-vius setzt hinzu: „es ist ungewiss, ob sie dies aus Thorlieit oder Bosheit gethan haben" 52). Jedenfalls ist es aber gewiss, dass damals eine mächtige Aufregung alle Gemüther ergriffen hatte. Da die Aussichten immer trüber und trüber wurden, musste der König endlich einmal über die Gesinnung des mächtigen Grafen Ulrich v. Cilli im Klaren sein. Stand der auf seiner Seite, so hatte Friedrich wenig, wenn nicht, alles zu fürchten. Der König konnte noch immer nicht glauben, dass der Graf, den er zum Reichsfürsten erhoben hatte, in das Lager seiner Feinde übergehen könne, er meinte, Ulrich sei nur durch die böswilligen Verleumdungen einiger königlichen Räthe, besonders aber durch die Anklagen des Huebmeisters Sigmund v. Ebersdorf gegen ihn beleidigt und könne durch Ehren und Versprechungen leicht beschwichtiget werden. Er lud ihn deshalb ein, ihn nach Rom zu begleiten und versprach ihm, die .Kosten selbst zu tragen und ihn mit Ehren zu überhäufen. Ulrich Hess sich dadurch nicht ködern. Im Einverständnisse mit seinem Vater sandte er den Ritter Georg Ungnad und seinen Secretär Leonhard nach St. Veit. Diese erklärten dem Könige, 3 * Ulrich möchte ihm gerne folgen und die Krönung mit ansehen, doch sei seine Anwesenheit in Oesterreich nothwendig, um eine Verbindung zwischen Johann Huniady und Giskra zu hintertreiben. Auf diese Weise werde er ihm mehr nützen, als durch seine Theilnahme am Römerzuge. Was man aber von seiner Allianz mit Eizinger spreche, sei erdichtet. Hierauf suchten die Gesandten die Anklagepunkte des Sigmund v. Ebersdorf zu widerlegen. Diese bezogen sich auf die Belagerung von Skalitz durch Ulrich und boten ein ganzes Sündenregister des Grafen : er habe falsches Geld geprägt, und dieses den Soldaten als Sold gegeben, das gute Geld aber von ihnen zurück verlangt; er habe 300 Reiter weniger vor Skalitz gestellt, als er versprochen; die Unterhandlungen mit den Feinden derart in die Länge gezogen, dass die Provinzialen überdrüssig die Belagerung aufgegeben hätten; ferner den Kriegsplan den Baronen nicht vorgelegt, wie es befohlen gewesen war; Anstalten zur Gefangennahme des Huebmeisters getroffen, wie er den auch früher schon Anklagen gegen denselben durch seine Söldner habe aussprengen lassen, auch sei er mit dem Plane umgegangen, die Stadt und Festung Laa an der mährisch-österreichischen Grenze dem Könige im Geheimen zu entreissen 53). Inwieferne diese Anklagen berechtigt waren, ist nicht zu ermitteln, es ist nur so viel daraus ersichtlich, dass sich Ulrich mit dem Huebmeister überworfen hatte, vielleicht weil Sigmund v. Ebersdorf dem verschwenderischen und daher trotz seiner grossen Einkünfte stets geldbedürftigen Grafen nicht mit Staatsmitteln aushelfen wollte. Einige Punkte sind jedoch sicherlich falsch, denn die Einnahme von Skalitz spricht gegen sie. 18. Die Gesandten beklagten sich ferner darüber, dass neben dem Huebmeister auch der Ritter Prokop v. Rabensteiu und Ladislaus Forkacz böswillige Gerüchte über den Grafen ausgestreut und dadurch dessen Ruf bei den Böhmen und Ungarn empfindlichen Schaden zugefügt hätten; die Räthe des Königs hätten diese Verleumder dazu aufgestachelt und der König selbst habe sein Versprechen, das er dem Grafen bei dessen Eintritte in den königlichen Rath gab, nichts zu verheimlichen , was gegen Ulrich gesprochen würde, gebrochen. Deshalb — und dies war der kurze Schluss der langen Rede — sähe sich Graf Ulrich genöthigt, seine Dienste dem Könige Friedrich aufzukünden 5i). Aus dieser Instruction der Gesandten leuchtet das fast ängstliche Bestreben Ulrich's hervor, den Abfall vom Könige so gut als möglich zu entschuldigen. Der Vorwand, den er anführte, um sein Verbleiben in Oesterreich zu rechtfertigen, war schlecht gewählt; denn einmal konnte es dem König Friedrich so ziemlich gleichgiltig sein, ob sich Huniady und Giskra aussöhnten oder nicht, und zweitens war Ulrich in dieser Richtung gar nicht thätig. Dass er behauptete, mit Eizinger sich noch nicht eingelassen zu haben, ist nicht als freche Lüge anzusehen. Ulrich meinte damit nur, er habe sich noch durch keinen Vertrag an die Partei Eizinger's gebunden und könne jeden Augenblick davon zurücktreten. Eizinger hatte schon auf dem Wiener Landtage auf das bestimmteste erklärt, die Cillier hätten ihm Hilfe zugesagt, und diese Aeusserung Eizinger's wollte nun Ulrich damit widerlegen. Ein Vertrag zwischen dem Grafen Ulrich und den Aufständischen war aber damals in der That noch nicht geschlossen. Der König konnte darauf nichts antworten, sondern lud ihn noch einmal zur Theilnahme am Römerzuge ein und versprach ihm,, ihn als Freund und mit grösster Aufmerksamkeit zu behandeln. Was immer Ulrich gegen ihn unternommen habe, eei vergeben und vergessen. Bezüglich der Anklagen und Verleumdung des Huebmeisters, Rabensteiners und Forkacz bemerkte er, er wisse nichts davon — offenbar eine Unwahrheit — übrigens könne der Graf nach der Rückkehr aus Italien gegen jene einschreiten 55). Dass diese Antwort keinen Erfolg haben konnte, und Ulrich nicht erscheinen werde, wusste Friedrich wohl selbst. 19. In den Tagen von Weihnachten bis Mitte Januar 1452 schienen die Unterhandlungen zwischen dem Grafen Ulrich und den österreichischen Ständen, zum Abschlüsse gekommen zu sein. Die Revolution gewann immer mehr Anhänger, und Tag auf Tag bekam König Friedrich Absage- und Fehdebriefe. Der Hauptstreich gelangEizingei n aber auf dem am 9. Januar 1452 abgehaltenen Landtage zu Wels 56), zu welchem auch die niederösterreichischen Stände Abgesandte, nämlich: Sigmund Potenbrunner, Walter Schellenberger, Clemens Panhalm, Thomas Wissant, Hans Pruckher und Wolfgang Freitag schickten und durch diese ihre Unterwerfung unter das neue oberösterreichische Regiment Eizinger's ankündigen Hessen. Doch stiessen sie noch auf Hindernisse, denn der Landeshauptmann Graf Johann v. Schaumburg, zugleich auch Marschall in Steier, war bisher ein treuer Anhänger König Friedrich's. An diesen erliess Eizinger am 11. Januar ein Schreiben57), worin er ihn aufforderte, sich gegen Pottenbrunner, Wissant und Pruckher darüber auszusprechen. Diesen Sendboten hatte er auch den Auftrag gegeben, im Falle, dass Schaumburg gegen Ladislaus sich erkläre, beim Landtage zu Welses dahin zubringen, dass dem Landeshauptmanne ferner kein Gehorsam mehr geleistet werde. Das verfehlte bei Schaumburg seine Wirkung nicht, er hatte seine einflussreiche Stelle zu lieb gewonnen, als dass er sie hätte aufgeben können. Kaum hatte er den Brief Eizinger's empfangen, als er diesen an Friedrich schickte, sich von allem ihm geleisteten Eide entband und ihn bat, die Feste Linz binnen kurzer Zeit in Empfang nehmen zu lassen, da er ferner keine Verantwortung mehr deshalb haben wolle 58). 20. König Friedrich hatte indessen den italischen Boden betreten, in der zweiten Hälfte Januars befand er sich schon in Florenz. Hier fand er Gesandte der Grafen v. Cilli, welche ihm wiederum eine auf dessen letzte Einladung abschlägige Antwort brachten, und den förmlichen Abfall, wenn auch noch indirect, ihm ankündigten. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir noch weitere Motive des Zerwürfnisses zwischen! dem König und den Grafen, falls diese nicht leere Vorwände waren, die die Felonie bemänteln sollten. Bei der Belagerung des Schlosses Lindau durch die Cillier, habe der König ihren Feinden Hilfe gebracht und ihnen befohlen, die Belagerung einzustellen. Ferner habe Friedrich den Verwüstungen des cillischen Gebietes durch die Ungarn, trotz vieler Bitten, theilnahmslos zugesehen, und bei allen Friedensschlüssen mit diesem Volke seien die Grafen übergangen worden. Der König sah endlich ein, dass die Grafen Gründe suchten, um sich mit ihm zu verfeinden. Bezüglich des Schlosses Lindau gibt er uns den Vorgang auf eine ganz andere Weise, als die Gesandten der Cillier. Lindau sei nämlich durch die Natur und Kunst so stark befestiget gewesen, dass die Grafen daran verzweifelt hätten, es einzunehmen. Deshalb hätten sie den König gebeten, die Belagerung zu verbieten, um so wenigstens den Schein zu retten. Sehr unwahrscheinlich! Gegen die Ungarn und Türken seien ihnen aber stets Soldaten zur Verfügung gestanden, er rufe den Stubenberger zum Zeugen auf. Da Ulrich die Forderung stellte, das Schloss Berehtoldsdorf, welches ihm anvertraut worden war, binnen 3—4 Wochen zu übernehmen, so antwortete ihm der König, er könne darauf nicht reflectiren, sondern werde das Schloss von ihm im frühern Zustande wieder fordern. Dadurch glaubte er einen Druck auf die Erschliessungen Ulrich's ausüben zu können 59). 21. Ulrich, der auf dem einmal betretenen Wege und wäre es auch der des Verbrechens, kühn vorwärts zu schreiten gewohnt war und keine Gefahren kannte, weil er denselben zu trotzen wusste, konnte eben so wenig durch diese Drohung geschreckt, wie durch die Verheissungen von Ehren gewonnen werden. Jetzt, da der König das deutsche Gebiet verlassen hatte, hielt den Grafen nichts mehr davon ab, sich offen zur revolutionären Partei zu bekennen. Er war es auch, der durch sein Ansehen die ungarischen und österreichischen Stände zur Erreichung des einen Zieles, der Befreiung des Königs Ladislaus, vereinigte — denn bisher hatten sich die Ungarn geweigert, mit den Oesterreichern in Coalition zu treten — und mit diesen beiden verband er sich selbst am 5. März 1452 im Vereine mit seinem Vater60). Eine Menge von den angesehensten Männern waren damals-in Wien versammelt, von Seite der Ungarn der Guber-nator Huniady selbst, der Cardinal und Erzbischof von Gran Dionysius, die Bischöfe Johannes von Warasdin und Andreas von Fünfkirchen, der Prälat von St.Martin Thomas de Debrenthe, der Palatin Ladislaus de Gara, der Woywode Nicolaus de Uylak, der judex curiae Ladislaus de Palocz, der Tavernicus Johannes de Peren, der Bau von Mathow Johannes de Korodgh u. s. w. Von den Städten sandten ihre Vertreter: Ofen, Stuhl-weissenburg, Pressburg, Kaschau, Bartfeld, Pest und Leutschau. Von österreichischer Seite waren anwesend: Eizinger, die Aebte von Mölk, Kotwig, heiligen Kreuz, Zwettl, die Vorsteher der Klöster von St. Hippolyt, Waldhausen, Herzogsburg, St. Andreas und Lilienfeld, Johann von Schaumburg, Wolfgang von Walsee, die Lichtensteiner u. s. w., aus Böhmen aber nur der mächtige Ulrich von Itosenberg mit beiden Söhnen. Aus diesem Verzeichniss ersieht man, dass die höhere Geistlichkeit in Oesterreich durchaus auf der Seite der Revolution stand. Mit dem böhmischen Gubernator hatten sich die Aufständischen noch nicht geeinigt; der schlaue Podiebrad traute der Revolution nicht recht und wollte seinen eigenen Weg gehen. Ulrich von Cilli schien sich mit seinem alten Feinde Huniady vollständig ausgesöhnt zu haben, da dem Grafen auch die Obhut über die Städte Kaschau, Leitschau und Bartfeld anvertraut wurde 6r); im Innern dachte Ulrich freilich ganz anders. In Wien wurde ein grosses Verbrüderungsfest der nunmehr zusammengehörigen Länder Oesterreich, Ungarn, Mähren und Böhmen gefeiert und zum Zeichen der Einigkeit der vier Erbländer Ladislaus' die Fahnen dieser Länder auf dem Thurme des Stephausdoms aufgesteckt. Am 19. März schlössen die Cillier und Eizinger unter sich allein, ohne Zuziehung der Ungarn ein Biindniss zu gegenseitigem Beistande e2), welches von Ulrich Eizinger, obristen Hauptmann und den Verwesern des Landes bestätigt wurde 63). 22. Die Revolution hatte sich durch das Bündniss mit Ungarn und den mächtigen Cilliern innerlich gestärkt und gekräftigt und sie bedurfte nur noch der Sanction des päbstlichen Stuhles, um den einmal gegebenen Thatsachen das göttliche Siegel aufzudrücken. Auch wussten die österreichischen Stände wohl, dass Pabst Nicolaus V. Friedrich's Freund war, dass sich der römische König bei seiner Anwesenheit in Rom über die Gewaltacte der Stände bitter beklagen und die päbstliche Autorität gegen die Aufständischen zu Hilfe rufen werde, und bei der damaligen Macht der Kirche über die Gemüther des Volkes mussten sie allerdings die Bannstrahlen der Curie fürchten. Um Friedrich zuvorzukommen, hatten sie schon im Januar den Domherrn zu St. Stephan in Wien, Thomas Angelpeck, den auch seine juridischen Kenntnisse zu einer solchen Mission befähigten, nach Rom geschickt. Die Instruction, die ihm die Stände gaben, wimmelte von Anklagen gegen Friedrich, die theilweise begründet, theilweise aber nur giftige Verleumdungen und Gehässigkeiten waren. So heisst es darin: „Er führte den zarten Knaben (Ladislaus), ohne die Prälaten und Barone Oesterreichs einzuladen, nach Italien, damit dieser dort in dem ungewohnten Klima bald zu Grunde gehe und ihm das Herzogthum (Oesterreich) hinterlasse, welches er jetzt schon sein nennt, wie er denn auch die Bewohner desselben als seine Unterthanen ansieht" und weiter unten heisst es: „So hat Friedrich — wie gesagt wurde — blind vor Herrschsucht, den Knaben nach Italien geführt, damit diesen, den er mit dem Dolche nicht zu tödten wagte, die unmässige italische Hitze tödte." Neben dieser Instruction wurden dem Gesandten auch zwei Briefe, der eine an die römische Curie 61), der andere an den Cardinal St. Angeli, übergeben. Letzterer war früher in Oesterreich gewesen und übernahm im Vereine mit Ulrich v. Cilli die Vermittlerstelle in dem Streite mit Pangracz de Sz. Miklos. An diesen wandten sich nun die österreichischen Stände, indem sie hofften, er werde ihre Bitten am päbstlichen Hofe befürworten. Der Brief an die Curie war nicht würdevoller gehalten, als die Instruction Angelpeck's, auch er enthielt die stärksten Ausdrücke gegen Friedrich. So wird dieser z. B. ein „grausamer Tyrann, wie es noch niemals einen solchen gegeben" genannt u. dgl. mehr. Auch beklagten sich die Stände in diesem Schreiben über die standeswidrige Bekleidung und Verpflegung Ladislaus', was bei dem allbekannten Geize Friedrichs sehr wahrscheinlich ist. Da die Stände fürchteten, der Pabst sei schon in voraus gegen sie eingenommen, so ersannen sie eine eigenthümliohe List, die man fast als Verspottung des römischen Königs ansehen kann. Friedrich hielt sich nämlich damals gerade in Siena auf und hier besuchte ihn Angelpeck auf seiner Reise nach Rom und bat ihn um ein Empfehlungsschreiben an Nicoiaus, indem er vorgab, er gehe in seinen Angelegenheiten an den päbstlichen Hof. Friedrich ahnte die List, liess dem Domherrn das Empfehlungsschreiben geben, dann aber durch Bewaffnete nachsetzen, die ihm die Briefe und die Instruction mit Gewalt entrissen; Angelpeck selbst entkam. Auf diese Weise fielen die Schriften in die Hände des Königs, der erbost war über die lügnerischen Beschuldigungen und gehässigen Verdächtigungen65). 23. Da die erste Mission einen so unglücklichen Ausgang genommen und man sich der Zustimmung des Pabstes nicht entschlagen wollte, so wurden abermals Gesandte nach Rom geschickt. Doch war es schon zu spät, denn der am 19. März als Kaiser gekrönte Friedrich hatte mit Nicolaus über die österreichischen Angelegenheiten bereits verhandelt und den Pabst zu seinen Gunsten gestimmt66). Es war dies allerdings nicht schwer, denn Nicolaus war dem Kaiser schon früher geneigt und besass auch zu wenig Kenntniss von den Streitigkeiten zwischen Friedrich und den österreichischen Ständen, um ein genaues Urtheil fällen zu können, auf wessen Seite das Recht oder Unrecht sei. Wie wir aus Aeneas Sylvins ersehen, wusste sich der Kaiser völlig rein zu waschen, wobei die Stände in ähnlicher Weise geschmäht wurden, wie diese früher Friedrich geschmäht hatten. Der Pabst versprach dem Kaiser, sofort die kirchlichen Strafen gegen die Aufrührer in Anwendung zu bringen, forderte ihn aber zugleich auf, mit dem Schwerte die Rebellen zum Gehorsam und zur Unterwerfung zu zwingen und so den Bullen der Curie einen kräftigen Nachdruck zu geben. Das zweite Schreiben der Stände 6r) an den Pabst ist vom 7. März datirt und schlägt einen mehr bittenden und demüthigen Ton an, als das erste. Da Huniady und mehrere ungarische Magnaten damals in Wien verweilten, so schlössen sie sich den Bitten der österreichischen Stände an. Mit den Ungarn musste der Pabst jedenfalls gelinder verfahren, weil diese das Bollwerk des christlichen Europa's gegen die Türken waren. Als Gesandte wurden der Bischof Augustin von Raab, der Oberstmundschenk Ladislaus de Techews und der Domherr Dr. juris Albert de Waches nach Rom abgeordnet 68). 24. Der Kaiser befand sich damals schon auf der Rückkehr von Rom, als auch die Gesandten der Oesterreicher und Ungarn den italischen Boden betraten. Auf ihrer Reise durch Italien suchten sie allenthalben den Hass gegen den Kaiser zu wecken, um diesem die Rückreise zu verzögern und zu erschweren und so den Aufständischen Vorschub zu leisten. Diese konnten inzwischen die Rüstungen vollenden, ehe der Kaiser noch im deutschen Gebiete ankam. In Florenz erwarteten die Gesandten den Kaiser, da sie nicht wagten, die Stadt Siena, wo Friedrich sich eben aufhielt, zu betreten, weil diese der kaiserlichen Partei auf das eifrigste anhing. Man sieht also, dass man von der österreichischen Revolution in ganz Italien schon Kenntniss hatte. Der Kaiser hatte inzwischen bereits durch einige italienische Fürsten und Städte Nachricht von den Agitationen der Gesandten erhalten und bestellte daraufhin diese nach Ferrara unter dem Vorwande, er bleibe nur Einen Tag in Florenz, in Ferrara dagegen einige Zeit. In Florenz fürchtete er eine Volks-scene zu Gunsten seines Mündels. Als die Gesandten sahen, der Kaiser wolle ihnen ausweichen, überschickten sie im Namen der Ungarn, Mähren und Oesterreicher einen Brief, der würdevoll aber unzweideutig abgefasst war. Nach Aeneas Sylvius ") lautete er ungefähr folgendermassen: „Wir haben Deine Majestät oftmals gebeten, den König Ladislaus uns auszuliefern, damit dieser seine Länder selbst regiere, da wir ohne dessen Anwesenheit nicht länger mehr bestehen können. Du aber hast unsere Bitten verachtet, das edle Blut, unsere Hoffnung, unsern Frieden, unser Heil in ferne Länder weggeführt. Dies hat uns mit Kummer erfüllt und nicht länger mehr können wir Deinen Uebermuth ertragen. Es ist unser aller Entschluss, unsern Gebieter aus Deinen Händen zu befreien. Gibst Du ihn uns aus freiem Willen, so werden wir Dir Dank wissen und dafür sorgen, dass zwischen Deiner Majestät und unserm Könige Ladislaus ewiger Friede und Freundschaft bestehen werde; verweigerst Du ihn uns, so werden wir thun, was getreuen Unterthanen zukommt. Wenn der Krieg entflammt, wenn die Aecker verwüstet, Mord und Brand wüthen werden, so wisse, dass Du die Schuld daran tragest, weil Du unserer gerechten Bitte kein Gehör geschenkt hast. Das übrige wirst Du von unseren Gesandten vernehmen, denen Du gnädigst Gehör und Glauben schenken mögest." Dass in diesen Worten die Kriegserklärung lag, sah der Kaiser wohl ein und eilte deshalb, ohne den Gesandten eine Antwort zu geben, seiner Heimath zu. 25. Die Gesandten hatten inzwischen zu Florenz mit Kaspar, dem Hofmeister Ladislaus', von Neuem Unterhandlungen angeknüpft und ihn an seine frühern Versprechungen erinnert. Es wurde ein Entführungsvorschlag, dem zu Folge Ladislaus in der Nacht mittelst einer Strickleiter aus seinem Schlafzimmer in den Hof steigen und dann auf bereitgehaltenen Pferden entfliehen sollte, zur Sprache gebracht, doch erhielt er nicht die Billigung Kaspar's, theils weil ihm die Bewachung des Knaben nicht anvertraut war, theils weil der Ausführung dieses Planes zu viele Hindernisse in dem Wege standen, da stets zwei Ritter im Schlafgemache des Ladislaus schliefen, welche an jedem Abend alles sorgfältig versperrten. Da die Entführung des Ladislaus auf diese Weise auf unübersteigbare Hindernisse stiess, so sannen die Gesandten einen andern Anschlag aus, der sich auf die Abneigung des florentinischen Volkes gegen den Kaiser stützte. Ein Bürger von Florenz, den man in die Mitwissenschaft des Planes hineinzog, versprach die Regierung zu Gunsten Ladislaus' zu stimmen. Beim Abzüge des Kaisers aus der Stadt sollte Ladislaus seinen Vormund bis zu den Thoren begleiten und hier Abschied nehmen unter dem Vorwande, er wolle noch einige Tage in Florenz verweilen. Sollte nun Friedrich damit nicht einverstanden sein, und Gewalt anwenden wollen, so solle Ladislaus ausrufen: er sei frei, — Bewaffnete würden gleich zur Hand sein. Kaspar übernahm es, seinen königlichen Zögling für den Plan zu gewinnen. Ladislaus war damit sogleich einverstanden, denn der frühreife Knabe sehnte sich nach Freiheit und zudem musste es ihm bei seinem kaiserlichen Vetter auch nicht am besten ergangen sein. Die glückliche Durchführung dieses Planes war aber ganz von der Zustimmung des florentinischen Magistrates abhängig, der sich jedoch mit dem Kaiser nicht verfeinden wollte10Da auch dieser Anschlag in Nichts zerrann, so versprach Kaspar Ladislaus zu bereden, einen Brief 71) an den Pabst zu schreiben und sich darin für die österreichischen und ungarischen Stände zu verwenden. Dies geschah auch. Ladislaus war leicht dazu bewogen und von Bologna wurde das Schreiben an den Pabst gesandt. Kaspar genoss die Früchte seines Verrathes nicht. In der Furcht, dass seine Verbindung mit den Aufständischen entdeckt würde, beschloss er, sich allein nach Oesterreich durchzuschlagen. Als der Kaiser sich Venedig näherte, verliess Kaspar unter dem Vorwande, er könne eine Meerfahrt nicht ertragen und werde deshalb nach Treviso reisen und dort Friedrich erwarten, das kaiserliche Gefolge; Friedrich aber wandte sich nach Verona und Trient und auf diesem Wege traf er einen Courier, der um die hochverrätherischen Umtriebe Kaspar's wusste und den Kaiser warnte. Alsogleich wurden zwei Reiter dem nichts Ahnenden nachgeschickt. Er wurde gefangen gesetzt und dem Aeneas Sylvius übergeben. Er gestand sogleich alles und scheint zu längerer Haft verurtheilt worden zu sein 72). 26. Inzwischen waren die Gesandten in Rom angelangt. Der Bischof von Raab setzte in einer langen Rede ~3) alle Beschwerden der Stände auseinander, bat Nicolaus um seine Mitwirkung zur Befreiung Ladislaus', damit dadurch einem schrecklichen Bürgerkrieg vorgebeugt würde und um die Zurücknahme aller Bullen gegen die Aufständischen, von denen es hiess, Nicolaus habe sie dem Kaiser nach Oesterreich mitgegeben, da diese die Revolution eher anfachen, als ersticken würden. Was die Bullen betrifft, so waren die Oesterreicher davon in der That recht berichtet. Friedrich führte wirklich solche mit sich. Die Bannbulle gebot den Ständen bei Strafe der Excommunication die vom Kaiser eingesetzte Regierung binnen vierzig Tagen zu reconstituiren. Auch bewilligte Nicolaus dem Kaiser, alle den Empörern sich beigesellenden geistlichen Personen gefangen nehmen und ihre Güter einziehen zu dürfen, ohne in den Bann zu verfallen Der Pabst meinte, das Wohl der Rebellen und des Ladislaus sei nicht ein und dasselbe; Ladislaus bedürfe noch eines Vormundes und keiner eigne sich dazu so, wie Friedrich. Habe übrigens der Kaiser ungerecht gehandelt, so werde er ihn zurecht weisen und ihn ermahnen, künftighin milder gegen das Mündel und die Unterthanen zu verfahren. Einer der Gesandten, wahrscheinlich Ladislaus de Techews — denn die beiden Priester hätten nicht gewagt, so zu sprechen — anworteten dem Pabste sehr treffend: er solle sich mehr um das Reingeistliche kümmern, die weltlichen Angelegenheiten seien eine Sache der Fürsten, worauf Nicolaus die allbekannte Bibelstelle von den Schlüsseln des Petrus citirte und commentirte. Zum Schlüsse erklärte er aber kurz: entweder sollen die Oesterreicher den päbstlichen Befehlen gehorchen, oder aus der Reihe der Christen treten. Den festen Entschluss des Pabstes konnten die Gesandten nicht wankend machen und kehrten sogleich, getäuscht in ihren Hoffnungen, ohne irgend einen Erfolg erzielt zu haben, in grösst-möglichster Eile und ohne irgendwo sich aufzuhalten, in ihre Heimath zurück. Es scheint daraus hervor zu gehen, dass man in Italien sehr übel auf die österreichische Revolution zu sprechen war. In Oesterreich angekommen, meldeten sie die Erfolglosigkeit ihrer Mission, beklagten sich besonders über den Cardinal St. Angeli, in dem sie einen Freund der Oesterreicher gesucht und einen Feind derselben gefunden hätten und riethen zuletzt zu einem friedlichen Vergleiche75). Von Rom aus kamen bald darauf zwei Schreiben, das eine ~6) an die österreichischen Stände mit dem erneuerten Verbote, sich gegen Friedrich aufzulehnen, das andere 7r) an Johannes Huniady, worin dieser ermahnt wird, keine Verbindung mit den Empörern einzugehen. 27. Die österreichische Stände-Revolution war inzwischen aus der zweiten Phase ihrer Entwicklung in die dritte übergegangen. Die erste reicht bekanntlich von den ersten Anfängen ihrer Entstehung bis zum Wiener Landtage vom 12. December 1451, wo die Stände ihren Abfall vom Vormunde ihres Königs offen aussprachen und dessen Regierung stürzten; die zweite Phase reicht vom 12. December 1451 bis 5. März 1452, sie ist jetzt abgeschlossen. Eizinger, der den ersten Anstoss zur Empörung gab, tritt von nun an immer mehr in den Hintergrund, obwohl er noch immer oberster Hauptmann bleibt, und muss dem Grafen Ulrich v. OiIii weichen 78J. Diese Wendung war der Rettungsanker für die Revolution und vollzog sich daher rasch. Die österreichischen Stände standen noch immer nicht auf sichern Füssen; von den Ungarn und Böhmen hatten sie keine Hilfe zu hoffen, das Ausland verhielt sich vollkommen neutral, auch war kein Geld vorhanden. Wenn Eizinger z. B. von der Stadt Linz 200 Pfund Pfennige lieh 79), so war damit den Aufständischen noch immer nicht geholfen. Die Rüstungen zum bevorstehenden Kriege mit dem Kaiser verschlangen grosse Summen und als Eizinger die Beisteuern strenge eintreiben Hess, erregte er Unzufriedenheit unter seinen eigenen Anhängern. Allen diesen Calamitäten machte der Beitritt des Grafen v. Cilli, der Ungarn u. s. w. ein rasches Ende. Die Motive des Abfalles Ulrich vom Kaiser sind schon an einer andern Stelle auseinander gesetzt worden. Ehrgeiz war jedenfalls die mächtigste Triebfeder Ulrich'», und er trat dem Bündnisse der österreichischen Stände bei, nicht so sehr um seinen Neffen Ladislaus zu befreien, als um durch die Revolution zur Herrschaft, die sein Thätigkeitsdrang forderte, zu gelangen. Ein Mann, wie Ulrich, konnte keinen Eizinger neben sich dulden, geschweige sich ihm unterordnen, und dieser hatte wohl noch den Namen des obersten Hauptmanns, aber in der That war es Ulrich. Nachdem das grosse Werk der Vereinigung von Oesterreich, Ungarn, Mähren und theilweise auch Böhmen vollbracht war, dachte Ulrich daran, auch das Ausland in das Biindniss hinein zu ziehen, vor allem um Geld zu erhalten. Mit Baiern wurden sogleich Unterhandlungen angeknüpft und Herzog Ludwig streckte nicht nur Geld vor gegen Verpfändung eines Theiles von Oesterreich, sondern war auch geneigt, offen zu den Feinden des Kaisers überzutreten. Graf Johann v. Schaumburg war mit der Mission an den baierischen Hof betraut. Als dieser ein Schreiben der österreichischen Stände an Ludwig, worin Eizinger wie gewöhnlich oberster Hauptmann genannt wurde, vorlas, rief einer aus der Umgebung, offenbar ein persönlicher Feind Eizinger's: er bedauere den Grafen, der sich jetzt einem Menschen, wie Eizinger, den das Vaterland als ein unnützes Subject ausge-stossen, habe unterwerfen müssen. Um so greller wäre es für den Herzog von Baiern gewesen, wenn er sich durch den Eintritt in das österreichische Biindniss seinem frühern Lehensmanne gleichsam untergeordnet hätte 80). 28. Als der Kaiser im Mai 1452 den deutschen Boden wiederum betrat, fand er die ganze Sachlage verändert. Die Revolution, die bei seiner Abreise nach Italien nur ein Funke gewesen war, den er durch kräftiges Auftreten sogleich hätte ersticken können, war inzwischen zu einem mächtigen Brande herangewachsen, der alle Erbländer Ladislaus' ergriffen hatte. Als Friedrich in Villach ankam, traf er hier seinen getreuen Rathgeber Neuperg, den er mit Walter Zebinger zur Beobachtung der Vorgänge in Oesterreich zurückgelassen hatte81). Dieser entwarf dem Kaiser ein Bild von der Revolution, meinte aber, durch Energie könne noch Alles auf den alten Standpunkt zurückgeführt werden, denn den Oesterreichern mangle es an Geld und daher auch an Soldaten; auch seien die meisten Barone dem Kaiser noch treu geblieben und warteten nur auf einen Aufruf, um sogleich gegen die Aufständischen Front zu machen; Friedrich solle daher nicht zögern, sondern sofort zu den Waffen greifen. Der Kaiser war aber aus seiner unthätigen Ruhe nicht aufzuschrepken, trotzdem seine ganze Umgebung für den Rath Neuperg's stimmte. Er glaubte noch immer, durch Briefe und Drohungen liesse sich der Brand dämpfen und erliess demnach ein Schreiben an die Oesterreicher, worin er sie aufforderte, kein Geld dem Eizinger zu leihen, widrigenfalls sie dem Kaiser später das dreifache zahlen müssten. Aus Absicht oder Nachlässigkeit wurde dieser Brief zu spät abgeschickt, wodurch übrigens der Sache des Kaisers kein Abbruch gethan wurde, denn er hätte geringen oder gar keinen Erfolg gehabt 82). Von Vi!lach reiste der Kaiser nach Bruck an der Mur, wohin er die steirischen Landstände berief. Unschlüssig, ob er sich von hier aus nach Graz oder Wiener - Neustadt begeben sollte, befragte er seine Rathgeber um ihre Meinung. Da Herzog Albrecht, dem die erste Stimme zukam, mit seiner Ansicht zurückhielt, so sprach sich Aeneas Sylvius dahin aus, der Kaiser solle nach Wr.-Neustadt gehen, dort sei der Sitz des Herrschers vor der Römerfahrt gewesen und es würde als Furcht vor den Aufständischen erscheinen, wenn er nicht wiederum dorthin zurückkehren würde; seine Anwesenheit in Oesterreich würde den Muth der Getreuen stärken, die Rebellen aber furchtsam machen, in Wr.-Neustadt könne man auch bequem alle Massregeln der österreichischen Ständebeobachten und wenn möglich, mit den Ungarn und Böhmen Unterhandlungen anknüpfen, doch müsse man eilen, ehe die Feinde zu den Waffen greifen, die Steirer sollten indessen ein Heer gegen die Ungarn und das cillische Kriegsvolk aufstellen. Dieser Ansicht stimmten nur Prokop v. Rabenstein und der Rechts-gelehrte Härtung bei, während die übrigen, die eine Belagerung des Kaisers in Wr.-Neustadt fürchteten und für einen Einfall in Oesterreich von Steiermark aus waren, dagegen opponirten. Friedrich, in einer momentanen Anwandlung von Heldenmuth, entschied sich für den Rath des Bischofs v. Siena, war ihm doch die Neustadt vor allem werth und lieb, und konnte er auf die Treue der dortigen Bürger bauen. Den Steirern befahl er, ein Heer auszurüsten, welches jeden Augenblick bereit sein sollte, ihm nach Oesterreich zu Hilfe zu kommen. In Bruck verabschiedete er sich von seinem Bruder Albrecht, den eigene Angelegenheiten in die Schweiz riefen 83). 29. Als der Kaiser Ende Juni nach Neustadt zurückkehrte, fanden sich die noch getreu gebliebenen Barone Georg von Buchheim, Rüdiger von Starhemberg, Sigmund von Ebersdorf und andere bei ihm ein, doch war deren nur eine geringe Zahl. Friedrich gedachte mit dem Gubernator von Böhmen zu unterhandeln, und eine Verbindung mit diesem wäre in so ferne von grossem Erfolg gewesen, als dadurch die Rosenberge verhindert worden wären, das österreichische Heer zu verstärken. Doch rieth ihm der Bischof Aeneas Sylvius ernstlich davon ab, da der Pabst ein Bündniss mit Häretikern nicht billigen würde s4). Die Ankunft des Kaisers in Oesterreich brachte in der That unter den Aufständischen eine momentane Verwirrung hervor 85). Der Nimbus, der die römische Kaiserkrone noch immer umgab, der Glaube, dass der Gesalbte des Herrn gegen die Unglücksfälle gefeit sei, da er aus Italien glücklich zurückgekehrt war, machte die schwankenden Gemüther momentan an ihrer eigenen Sache irre. Nur kaltblütige Politiker, wie Eizinger und Ulrich v. Cilli Hessen sich nicht blenden und wussten zu gut, dass der gekrönte Kaiser Friedrich nicht mächtiger sei, als der erwählte König Friedrich. Eizinger war im höchsten Grade über den Wankelmuth seiner Anhänger erzürnt 86J und drohte, nach Baiern wiederum zurückzukehren und die Oesterreicher ihrem Schicksale zu überlassen. Freilich war dies nur ein Schreckschuss, aber er that doch seine Wirkung. Graf Ulrich bemühte sich zu zeigen, dass der Kaisertitel eben nichts als ein leerer Titel sei und Friedrich nur deshalb glücklich aus Italien zurückgekehrt wäre, weil er der Autonomie der dortigen Regierungen keine Hindernisse in den Weg gelegt hatte. Diese Reden sowohl als besonders auch das Versprechen Eizinger's, Frankreich und Baiern habe reichliche Geldunterstützungen zugesagt, hoben bald wieder den Muth der Oesterreicher. Allenthalben wurde gerüstet 8'). Supan, Ulrich v. Cilli. 4 30. Am 29. Jnni erliessen die österreichischen Stände ein Ultimatum 88) an den Kaiser, der ihnen gleich nach seiner in Steiermark noch einmal in vier gleichlautenden Briefen (an die vier Stände) befohlen hatte, zum Gehorsam gegen ihn zurück zu kehren. Da Friedrich darin nur von einem „Anhange Eizin-ger's" sprach, so verwahrten sich die Stände gegen diese Bezeichnung, indem ein „gemainer landtac der vier parteyen" die Absetzung des Vormundes ihres Erbherrn ausgesprochen hätte. Zum Schlüsse des Schreibens an den Kaiser wird dieser noch einmal aufgefordert, Ladislaus auszuliefern. Zugleich erliess die von den Ständen eingesetzte Regierung eine Aufforderung 89) an die Oesterreicher, ungeachtet des von Rüdiger v. Starhemberg überbrachten Verbotes des Kaisers, die ausserordentliche Kriegssteuer, vier Schillinge auf ein Haus, zu bezahlen. Dieses Schreiben wurde in allen Theilen Oesterreichs auf den Wochenmärkten und in den Pfarrkirchen vorgelesen. Trotz dieses Ultimatums lebte Kaiser Friedrich noch immer im Wahne, er könne durch Abmahnungsschreiben 90) wenigstens einzelne Anhänger der Revolution für sich gewinnen. Ein Herold, der die Wiener und Ulrich Eizinger vor das kaiserliche Tribunal berief, wurde zum Hohne mit seidenen Kleidern und Gold beschenkt, und die Aufständischen liessen durch ihn dem Kaiser für die Milde und Güte danken, die er bewies; denn sie hätten geglaubt, Friedrich werde sie mit Waffen und nicht mit Briefen bekämpfen 91). Auf diese Weise machte sich der Kaiser nur lächerlich und verlor alle Achtung in den Augen der Stände. Dazu kam noch, dass alle Massregeln, die er zur Dämpfung des Aufstandes ergriff, missglückten, so die Abmahnungsschreiben, so auch die Bullen des Pabstes, die Friedrich endlich hervorzog. Die Bannbulle, die die Oesterreicher aus der Kirchengemeinschaft ausschloss, falls sie binnen vierzig Tagen nach deren Publication nicht zum Gehorsam gegen den Kaiser-Vormund zurückkehren würden, wurde wie gewöhnlich durch päbstliche Notare verbreitet, fand aber nirgends eine gläubige Aufnahme. Der Salzburger Erzbischof verbot den Notaren die Bulle in der Kirche vorzulesen, das Domherrn-Capitel in Passau ignorirte sie ganz und gar und so auch das in Olmütz. In Wien erfuhren die Notare eine grausame Behandlung, sie wurden vom Volke geschmäht und von der Regierung in den Kerker geworfen 92). Ulrich v. Cilli und Eizinger, die überhaupt eine frei-geisterische Richtung verfolgten, Hessen durch das Doctoren-Collegium die Bulle prüfen, weil sie etwas dem Wohle des Volkes Zuwiderlaufendes forderte, verwerfen, und eine Appellation 93) an einen besser unterrichteten Pabst, oder an ein ökumenisches Concil, oder an die gesammte Kirche ausfertigen, welche von den Wiener Theologen gutgeheissen, an die Pforten des Stephansdoms angeheftet, und sogar in Salzburg mit Einwilligung des Erzbischofs publicirt wurde. Wie tief musste schon damals der Glaube an die Autorität des Pabstes, vor dessen Bannstrahlen früher die Welt erzitterte, gesunken sein, wenn man in solcher Weise Hohn zu sprechen wagte. Da auch der Fluch des römischen Bischofs nicht die erwünschte Wirkung that, so war jede Aussicht auf einen friedlichen Vergleich verschwunden. Zwar erschienen in Wr.-Neustadt Gesandte der Herzoge Ludwig und Albert von Baiern und des Markgrafen von Brandenburg, welche bei der Gelegenheit sich als Vermittler anbieten Hessen, um wenigstens auf diese Weise die Oesterreicher zu unterstützen, da sie in deren Bündniss offen nicht eintreten konnten. Es war dieser Antrag eine Frucht der Unterhandlungen, die Ulrich v. Cilli gleich nach dem Vertrage mit den obgenannten Fürsten eingeleitet hatte. Der Kaiser aber meinte, es vertrüge sich nicht mit seiner Ehre „mit Rebellen" zu unterhandeln und dankte höflich 31. In der ständischen Partei in Oesterreich waren indessen keine bedeutenden Veränderungen vorgegangen. Ulrich v. Cilli leitete fast alle Angelegenheiten und war überhaupt durch seine Macht und sein Ansehen die Hauptstütze der Revolution. Der finanziellen Calamität hatte wahrscheinlich Ludwig von Baiern durch bedeutende Geldvorschüsse abgeholfen. Auf die Treue der Oesterreicher konnte die revolutionäre Regierung rechnen, die Städte, Klöster, der gesammte Clerus, die Ritter waren auf ihrer Seite. Nur in Passau war noch die Bürgerschaft für Kaiser Friedrich, während das Domcapitel sich bereits enge an Eizinger angeschlossen hatte, doch scheint sie in Folge der Drohung, man werde ihren Handel ganz zerstören, der Ständepartei beigetreten zu sein. Auf die Ungarn 4* durften die Oesterreicher nur theilweise zählen, da ihr Waffenstillstand mit dem Kaiser noch nicht abgelaufen war. Ja Huniady scheint überhaupt mit den Oesterreichern es niemals redlich gemeint zu haben, denn im entscheidenden Momente machte er plötzlich eine Schwenkung zur kaiserlichen Partei, fing mit dieser zu unterhandeln an und bat, man möge ihm den Bischof Piccolomini senden, um sich mit dem Kaiser verständigen zu können 96). Doch unterblieb diese Gesandtschaft aus Gründen, von denen später wird gesprochen werden. Mit dem böhmischen Gubernator konnten die Stände sich nicht einigen, ihm konnte ein unmündiger König nur erwünscht sein, und so zeigte er dem Kaiser auch an, er wolle sich anheischig machen, bei erhöhtem Solde der Truppen alle Feinde zu demüthigen. Der geizige Friedrich, der nebenbei auch eine Verbindung mit einem Ketzer scheute, willigte nicht ein. Uebrigens hoffte er auf die göttliche Hilfe. Der Kaiser begann bereits im Juli zu rüsten, brachte aber nur 4000 Mann Cavallerie und eine grössere Anzahl Fussvolk zusammen 98). Er hätte damit vielleicht günstige Resultate erzielen können, wenn er sie auf Einen Punkt, in Wr.-Neustadt, concentrirt hätte, um von hier aus mit der ganzen Streitmacht sich auf die Feinde werfen zu können. Doch hier zeigt sich wieder die angstvolle Behutsamkeit des Kaisers und die Unfähigkeit seiner Räthe Neuperg, Ungnad und Zebinger, deren Meinung dem Kaiser Orakel war. Diesen ist vor allen die Zersplitterung der Kräfte zuzuschreiben, die alles spätere Unheil verschuldete. Die Furcht vor den Ungarn bewog sie wohl hauptsächlich dazu, denn der mit diesen abgeschlossene Waffenstillstand dauerte nur noch zwei Monate. Die Aufstellung des kaiserlichen Heeres war folgende: Rüdiger v. Starhemberg stand mit 2000 Reitern jenseits der Donau und hatte die Aufgabe, von hier aus die Feinde anzugreifen und diesen die Zufuhr abzuschneiden 99), wohl auch einen Einfall der Ungarn zu verhindern; ihm wurde Georg v. Bucheim beigegeben; in Wr.-Neustadt selbst behielt Friedrich nur 800 Reiter und eben soviel Infanterie, die übrigen unter dem mährischen Baron Georg Tschernagora wurden in die verschiedenen festen Plätze vertheilt. Johannes Neuperg hatte im Gefühle seiner Unfähigkeit die Befehlshaberstelle abgelehnt100). 3.2, Der Vorbote des blutigen Kampfes, wie leichte Blitze vor einem Gewitter, war ein erbitterter Federkrieg zwischen Ulrich Eizinger und Johannes Ungnad. 101). Die erste Veranlassung dazu boten die Ungnade durch ihr Absageschreiben 102), nicht, wie Aeneas Sylvius sagt, Eizinger. Nach den Proben, die uns der genannte Historiker gibt, und die vielleicht noch etwas übertrieben sein mögen, können wir uns trotzdem von dem erbitterten , gereizten und gehässigen Tone, der damals zwischen den feindlichen Lagern herrschte, einen Begriff machen. Die Briefe selbst, die wie Raketen von einem Lager in das andere flogen und den Hass beiderseits nur noch mehr entzündeten, sind zu unerquicklich, als dass sie hier eine nähere Erörterung erfahren könnten. Die Oesterreicher waren inzwischen mit den Rüstungen beschäftigt. Die Energie, zu der sich Friedrich endlich, freilich zu spät, aufraffte, frappirte seine Feinde. Auch herrschte Zwietracht unter den Führern, wahrscheinlich vor allen zwischen dem Grafen Ulrich und Eizinger, von denen sich der eine den Anordnungen des andern nicht fügen wollte. Die Thätigkeit, die die Häupter der Revolution damals, gleichsam in der eilften Stunde, entwickelten, gewinnt unsere Achtung. Nach Böhmen, Mähren, Ungarn wurde eine Aufforderung um die andere gesandt, Tag und Nacht ohne Unterlass gearbeitet, Söldner geworben, Gelder eingebracht103). Man rieth damals einen tapferen Anführer zu erwählen und mit dem gesammten Heere gerade aus vor Wien zu marschiren, und in der That, wäre Friedrich diesem Rath gefolgt, so hätte er den Feind noch unterdrücken können. Der langsame und bedächtige Charakter des Kaisers konnte sich zu einer so energischen That nicht emporraffen und seine drei Räthe bestärkten ihn in dem Vorhaben, sich vollständig defensiv zu verhalten 104). Man baute eben zu sehr auf die Festigkeit der Mauern von Wr.-Neustadt und glaubte durch einen langwierigen Krieg die Feinde zu ermüden und mürbe zu machen. Um wie viel kräftiger traten die Oesterreicher auf, lenkte sie doch der so rasche, energische Wille Ulrich's v. Cilli. Obwohl keiner der Verbündeten erschien, und sie nur auf sich selbst und die Söldnerschaaren der Cillier Grafen angewiesen waren, übersetzten sie dennoch die Donau, wohl wissend, dass Kühnheit und Schnelligkeit einem überlegenen, aber langsamen Feinde gegenüber zum Siege führen muss. 33. Der Krieg begann mit der Belagerung 105) des Schlosses Ort, eines der Erbgüter des Kaisers. Sechzig tapfere, junge Männer, an ihrer Spitze die treuen Anhänger Friedrichs, Mitter-dorfer und Aspan vertheidigten die stark befestigte Burg. Die Oesterreicher hatten viele Belagerungsgeschütze mit sich gebracht, trotzdem wurde acht Tage mit grösster Tapferkeit von beiden Seiten gekämpft. Die Eingeschlossenen standen Tag und Nacht in den Waffen, viele Oesterreicher fielen zum Opfer. Doch verloren diese den Muth nicht, ein Sturm folgte auf den andern, bis endlich der grösste Theil der Mauer eingestürzt, und die Feinde theils todt, theils verwundet, unfähig waren weiteren Widerstand zu leisten. Daher sah sich Aspan gezwungen, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Die Oesterreicher waren durch den langen Widerstand so erbittert, dass sie den Aspan zusammenhauen wollten, doch befreite ihn Eizinger aus den Händen der Wüthenden, weil er mit verwandtschaftlichen Bauden an ihn geknüpft war. Das Schloss wurde in Brand gesteckt und geschleift. Unterdessen war auch Rüdiger v. Starhemberg nicht müssig gewesen. Er eroberte ein feindliches Schloss, zerstörte es und drang dann unaufhaltsam unter schrecklichen Verwüstungen bis zur Donaubrücke vor. Hier fand ein kleines Gefecht 106) statt, in welchem er zurückgeschlagen wurde. Die Ankunft Starhem-berg's an der Brücke machte die Wiener erzittern. Einige, die sich von den nächsten Dörfern nach Wien flüchteten, brachten die Nachricht, der Kaiser selbst habe bereits den Kahlenberg besetzt, andere wollten das kaiserliche Banner und den Reichsadler gesehen haben. Die Aufregung war ungeheuer, die Verwirrung allgemein. Indess brachte sie die Kunde von dem Siege der Oesterreicher an der Donaubrücke bald wieder zur Besinnung 107). 34. Es ist nicht zu läugnen, dass die kaiserlichen Truppen ausserordentliche Thaten der Tapferkeit vollbrachten. Ein Ritter überrumpelte die Stadt Haimburg mit 40 Reitern und steckte sie in Brand. Ein Uzinger, dessen Vater das ihm anvertraute Schloss während der Abwesenheit des Kaisers den Aufständischen übergeben musste, wollte diese That wiederum gut machen, Da er hörte, dass die Walsee's dieses Schloss bewohnten, wagte er sich als Weib verkleidet mit seinem jüngern Bruder hinein. Da nur die Gemahlin Wolfgang's v. Walsee mit zwei Dienern die Besatzung bildete, war es den kühnen Jünglingen ein leichtes, sich der Feste zu bemächtigen; doch wurde sie bald darauf belagert und fiel, ehe noch die Hilfe vom Kaiser angekommen war 108). Der Krieg verbreitete sich bald darauf über alle Theile des unglücklichen Oesterreichs, beschränkte sich aber gröss-tentheils auf die Einnahme und Zerstörung von Schlössern und Burgen, doch wurde das Land dabei einer schrecklichen Verwüstung preisgegeben. Die Familien waren gespalten, der Sohn kämpfte gegen seinen Vater, Bruder gegen Bruder; so standen z. B. der alte Graf Schaumburg und dessen ältester Sohn auf der Seite der Stände, während die übrigen Söhne zur Parthei des Kaisers hielten 109). Trotz einiger Errungenschaften war die Lage der Oesterreicher doch nichts weniger als günstig. Die Hilfstruppen der Böhmen, Mähren und Ungarn erschienen nicht, ja letztere traten sogar in offene Unterhandlungen mit dem Kaiser. Aeneas Sylvius, ein genauer Kenner der damaligen Verhältnisse meint n0), dass Huniady vor allen um seine Regentschaft besorgt war und durch den Uebertritt zur kaiserlichen Parthei dieselbe zu sichern glaubte. Dieser Grund würde aber das frühere Verfahren des ungarischen Gubernators nur dann erklären, wenn er schon damals Kunde von dem Hasse des Grafen Ulrich und dem Bestreben desselben, ihn zu stürzen, erhalten hätte. Genug daran, Huniady bat, man möge ihm den Bischof von Siena senden; schon waren die Geleitsbriefe ausgestellt, als Gesandte des Herzogs von Baiern und des Markgrafen von Brandenburg erschienen, und sich nochmals als Vermittler zwischen den feindlichen Partheien antrugen. Der Kaiser wurde etwas eingeschüchtert durch die Nachricht, dass das Heer Eizinger's, zu welchem Heinrich von Rosenberg mit 200 Reitern und 800 Mann Fusstruppen gestossen war, gegen Neustadt marschire. Darauf- hin unterblieb die Gesandschaft an Huniady, da der Kaiser zu einem friedlichen Uebereinkommen mit den Oesterreichern geneigt war. Es ist sehr charakteristisch, dass Friedrich es vor allem auf langwierige Unterhandlungen abgesehen hatte, um die Entscheidung immer weiter hinaus zu schieben und zu dem Zwecke wollte er einen Congress der Fürsten, Verwandten des Ladislaus und der Anhänger beider Partheien zusammenberufen. 35. Das österreichisch-böhmische Heer war schon in der Nähe von Wr.-Neustadt angelangt, als es auf die kaiserlichen Gesandten stiess, die um einen Waffenstillstand baten. Während desselben sollte der Congress abgehalten werden. Die Verbündeten schlössen daraus, dass der Muth des Kaisers schon bedeutend gesunken sei und verweigerten daher den Waffenstillstand, wenn Friedrich ihren Ladislaus ihnen nicht ausliefern würde. Mit dieser Antwort kehrten die Gesandten, denen das ständische Heer auf dem Fusse folgte, nach Wr.-Neustadt zurück. Der Kaiser war nun wiederum unschlüssig, was zu thun sei. In dem, aus acht Personen bestehenden, engern Rathe war auch die Meinung getheilt: Aeneas Sylvius war für die Auslieferung des jungen Königs, denn in kurzer Zeit müsse ihn Friedrich aber unter ungünstigeren Bedingungen doch herausgeben. Rüdiger v. Starhemberg und zwei Priester stimmten dem Bischöfe bei, Ungnad aber, der wahrscheinlich schon lange auf den wachsenden Einfluss Piccolomini's mit scheelem Auge herabgeblickt hatte, erhob sich gegen ein solches Ansinnen, das die kaiserliche Majestät herabwürdige; Neuperg, anfangs unschlüssig, erklärte sich endlich für Ungnad's Rath, der auch des erzürnten Kaisers Billigung gewann. Es war dies wiederum ein kleiner Triumph, den Ungnad über die Politik des einsichtsvolleren Bischofs feierte. Auf die Nachricht von dem Entschlüsse des Kaisers rückten die Feinde gegen Wr.-Neustadt. Mit gedrückter Stimmung und mit Angst sah Friedrich der Belagerung entgegen. Trotzdem wollte er von der Auslieferung seines Mündels noch immer nichts wissen, obwohl die Bischöfe von Salzburg, Freising und Regensburg als Abgesandte der Oesterreicher nach Wr.-Neustadt gekommen waren, um noch einmal Frieden anzubieten. Das Heer der Verbündeten rückte diesem Friedensboten auf dem Fusse nach, um deren Forderungen Nachdruck zu geben. Die Bischöfe kamen ihm sehr erwünscht, da er kurz vorher die bairischen und brandenburgischen Gesandten entlassen hatte m). 36. Am 27. August schlug das ständische Heer vor den Mauern der Neustadt sein Lager auf. Ueber dessen Stärke sind die Angaben verschieden m), sie betrug zwischen 12000 und 20000 Mann, da die Oesterreicher auf dem Marsche durch Zuzüge aus dem Lande ob der Enns und aus Mähren verstärkt wurden; selbst vor Wr.-Neustadt Hessen sich noch viele Beutelustige anwerben, ßosenberg mit den Böhmen, worunter auch Taboriten waren, besetzte die Badnerstrasse 113). Die Ankunft der Feinde erregte in der Stadt Angst und Verwirrung. Die Nacht vom 27. auf den 28. August war für die Belagerten qualvoll. Schon in der Früh des andern Tages rückten die ständischen Truppen in geschlossenen Reihen und unter grossem Geschrei gegen die Festung. Die feindlichen Vorposten waren bald zersprengt, jeder Widerstand vergeblich ,u). Aeneas Sylvius, der alles mit angesehen, schildert diesen Sturm folgendermassen 115): „Beim ersten Zusammentreffen entspann sich ein mörderischer Kampf vor den Thoren; Pfeile mangelten nie, zahllose Geschosse fielen. Die Geschütze richteten einen fürchterlichen Schaden unter den Feinden an. Ein bejammenswerther Anblick! Man sah die Gebeine der Menschen und Pferde ringsum zerstreut liegen, Blut in Strömen fliessen. Wo das Gewühl am dichtesten war, durchbrach ein abgeschleuderter Stein die Reihen, ebenso ein zweiter, und dritter. Bewaffnete stiessen auf Wehrlose, doch gab man den Kampf nicht auf. Wo das Schwert zu entscheiden hatte, wo Mann mit Mann focht, ein Reiter gegen den andern rannte, standen die Wagschalen des Kampfes gleich. Zuletzt aber flohen die Kaiserlichen, durch die Ueberzahl nicht durch die Tapferkeit besiegt, und zogen sich eilends zurück." Die Oesterreicher verfolgten die Fliehenden und wären beinahe in die Stadt eingedrungen, wenn sich ihnen nicht der bekannte Paumkirclier, ein riesen-grosser und starker Mann 116J, mit einigen Gefährten entgegen gestellt hätte, bis die Thore geschlossen werden konnten, und die Kaiserlichen sich wiederum gesammelt hatten 117). Durch diese kühne That erwarb sich Paumkircher den Beinamen des österreichischen Horatius Codes. Die Verbündeten zogen sich hierauf 1000 Schritt zurück und stellten bei der Markuskirche ihr schweres Geschütz auf. Bis Mittag wurde ununterbrochen gegenseitig gefeuert, der Verlust auf Seiten der Oesterreicher ward wie natürlich bei weitem grösser, als auf Seiten der Kaiserlichen. Nachmittags wurde das Bombardement fortgesetzt, doch ohne besonderen Erfolg. Man rühmt vor allen die Tapferkeit der Böhmen, besonders der beutegierigen Taboriten. Die Helden des Tages waren Ulrich v. Cilli, Heinrich von Rosenberg, Eizinger, Graf Bernhard von Schaumburg, der ältere der Brüder v. Walsee und der mährische Landeshauptmann. 37. Eizinger liess den Sieg, den die Oesterreicher bei Wr.-Neustadt erfochten hatten, sogleich in bombastischer Ueber-treibung bei Trompetenschall in Wien verkündigen, um die dortigen Bürger bei guter Laune zu erhalten. So unbedeutend das Gefecht an und für sich war, so darf man doch seine Bedeutung nicht unterschätzen. Es war entscheidend, nicht sowohl durch den Verlust auf der einen oder der andern Seite, als durch die Folgen. Kaiser Friedrich gelangte zur Einsicht, dass seine Macht doch zu gering sei, um der überlegenen Truppenanzahl der Feinde im offenen Kampfe Widerstand leisten zu können. Die Festung selbst konnte sich bei dem anhaltenden Bombardement auch nicht auf die Dauer halten und die Ankunft eines böhmischen Entsatzheeres war ungewiss. Eine weitere und schwer wiegende Folge des Sieges der Oesterreicher war eine vollständige Demoralisation der kaiserlichen Truppen. Die Neustädter waren ebenfalls entmuthigt, man versteckte das Getreide und klagte, man hätte keine Lebensmittel mehr, kein Brot wurde feilgeboten, alle Schenken waren geschlossen, die Männer verwünschten den Krieg, die Weiber heulten. Der Kaiser musste einen Aufstand in der Stadt selbst fürchten und ¡sich daher, so schwer es ihm auch ankam, mit dem Gedanken an die Auslieferung seines Mündels vertraut machen. Schon am 29. August begab sich der Erzbischof von Salzburg in das Lager der Verbündeten, um einen Waffenstillstand zu erbitten. Man bewilligte nur einen Tag, und als dieser unbenutzt verflog, noch einen. Für diesen Tag, — es war der 30. August, — war eine Zusammenkunft zwischen dem Kaiser und der Häuptern der Gegenpartei verabredet. Als Friedrich erschien, sprengten ihm die feindlichen Führer, mit Ausnahme Eizinger's, der nicht gekommen war, entgegen, stiegen dann von den Pferden und huldigten dem römischen Kaiser auf die übliche Weise durch Kniebeugung. Friedrich reichte ihnen die Hände und hiess sie die Pferde wiederum besteigen. Da er wohl wusste, dass Graf Ulrich die Hauptstütze der gegen ihn gerichteten feindlichen Bewegung sei, lud er diesen zu einer geheimen Besprechung ein, die über eine und eine halbe Stunde dauerte. Der Kaiser wurde durch das nach Ungarn führende Thor geschützt, der Graf aber durch eine Cavallerie-Abtheilung;, die in der Entfernung eines Pfeilschusses aufgestellt war. Ulrich stellte dem Kaiser mildere Bedingungen als die übrigen, er forderte nur: Ladislaus solle nach Pressburg gebracht und nach den Bestimmungen des Testamentes Albrecht's erzogen werden; geschähe dieses, so habe auch der Krieg ein Ende. Möglicherweise wusste Ulrich damals schon von dem Herannahen eines böhmischen Hilfscorps und wurde dadurch zu einem theilweisen Nachgeben bewogen; ein anderer Grund wäre schwer anzugeben. Doch wollte der Kaiser auch von diesen Bedingungen nichts hören, sondern bemühte sich, den Grafen wiederum für sich zu gewinnen; aber umsonst. Ulrich rieth ihm in der Nacht einen Beschluss zu fassen und am Morgen des andern Tages seine Räthe zu den Friedensverhandlungen zu senden. Der Waffenstillstand wurde auf den 31. August ausgedehnt lls.) 38.Die Friedens-Verhandlungen zwischen sechs kaiserlichen Räthen und den sechs Häuptern der Ständepartei wurden in Gegenwart der oberwähnten Bischöfe bis gegen Mittag geführt. Es wurde bestimmt, dass der Kaiser erscheinen sollte, um den Friedenstractat in Gegenwart beider Heere zu unterfertigen. Friedrich kam aber erst zwei Stunden vor Sonnenuntergang, von den österreichischen Führern war diesmal auch Eizinger zugegen. Allein auch jetzt konnte sich der Kaiser zur Auslie- ferung Ladislaus' nicht verstehen. Man schied unverrichteter Dinge, und die Feindseligkeiten begannen von Neuem, da eine Verlängerung des Waffenstillstandes nicht bewilliget wurde. Friedrich kehrte nach Wr.-Neustadt zurück, Hess aber seinen Neffen, den Markgrafen Karl von Baden, im feindlichen Lager zurück, und durch dessen Bemühung kam abermals ein Waffenstillstand zu Stande, der zur Fortsetzung von neuen Friedensbedingungen benützt wurde. An diesen Unterhandlungen betheiligten sich von kaiserlicher Seite nur der Markgraf und die drei Bischöfe 119J. Die Friedens-Bedingungen 120) waren folgende: die Belagerung wird sogleich aufgehoben, das ganze Heer entlassen. Am dritten Tage wird Ladislaus dem Grafen Ulrich v. Cilli übergeben, bis durch eine Versammlung der Unterthanen und Blutsverwandten des Königs und des Kaisers, mit Zustimmung des letztern, festgestellt wird, wo sich Ladislaus aufhalten und durch wenn er geleitet werden solle. Am nächsten Martinitag erscheinen in Wien die ungarischen, böhmischen, mährischen und österreichischen Abgesandten, um sich über die Verwaltung und den Aufenthaltsort des Königs zu berathschlagen. Früher sollte jedoch Ladislaus nicht nach Wien gebracht werden. Der Kaiser soll entweder selbst anwesend sein, oder durch Gesandte sich vertreten lassen. Die drei Bischöfe, die beiden Herzoge von Baiern, der Markgraf von Baden und der Markgraf V.Brandenburg erscheinen entweder selbst, oder schicken geeignete Männer, und haben die Aufgabe, durch einen annehmbaren Vertrag die Streitigkeiten zu beenden. Die Gefangenen sollen von beiden Seiten freigelassen, das im Kriege Geraubte zurückgestellt, und wenn es sich nicht mehr vorfindet, ersetzt, und alle Unbilden gegenseitig vergessen werden. 39. Als dem Kaiser dieser Entwurf vorgelegt wurde, berief er einen engern Rath. Zwei verwarfen die Bedingungen, als die Majestät entwürdigend, die übrigen stimmten für den Frieden. Friedrich, der vor allem den Schein retten wollte, sprach von Hilfstruppen und der Stärke der Festungsmauer von Wr.-Neustadt, entschloss sich aber zuletzt doch zum Flieden. Die Umstände zwangen ihn dazu. Allerdings war Podiebrad mit 17000 Mann m) schon auf dem Wege nach Neustadt, aber dies wusste Friedrich nicht, und zudem wären die Böhmen vielleicht nach dem Falle der Festung angekommen. Der Kaiser begab sich wieder vor die Thore der Neustadt und wurde mit den üblichen Ehrenbezeugungen empfangen. Bald wären wieder Misshelligkeiten entstanden, da die Oesterreicher die festgesetzten Bedingungen abändern wollten; aber die Bischöfe und der Markgraf verhinderten dies. Man gab sich zum Zeichen des Friedens die Hand und die österreichischen Anführer versprachen den Friedenstractat binnen acht Tagen schriftlich auszuarbeiten. Die Verkündigung des Friedens erregte in beiden Lagern grossen Jubel, der Kaiser selbst schien heiter zu sein, denn er nahm alle, mit Ausnahme des Eizinger und Schaumburg in seine Gunst wiederum auf. A ls ersterer ihn bis zum Stadtthore begleitete und bei dieser Gelegenheit wegen seines Verhaltens um Vergebung bat, soll der Kaiser ihm gesagt haben: „Du hast gethan, was Dir zu thun freistand; zwischen uns aber wird Gott richten Die Feindseligkeiten wurden sogleich eingestellt. Die Oesterreicher zogen sich acht Meilen zurück. Auch der Kaiser schrieb, um unnöthige Auslagen zu vermeiden, den Brüdern Starhemberg die Werbungen in Baiern sogleich einzustellen, die Söldner zu entlassen und die Gefangenen herauszugeben j23). 40. Am 4. September erschien der Graf Ulrich und die übrigen Anführer mit grossem Gefolge beim steinernen Kreuze vor den Thoren der Neustadt, um dem Vertrage gemäss ihren König in Empfang zu nehmen. Aeneas Sylvius, Neuperg und noch zwei andere übergaben ihnen um 9 Uhr Vormittags den lieblichen Knaben. Ungeheurer Jubel empfing den jugendlichen König m), und es muss fürwahr ein Moment des höchsten Triumphes für die Häupter der ständischen Partei gewesen sein, als sie das, wofür sie so lange gekämpft und gestritten, nun plötzlich verwirklicht sahen. Ja man erzählt, dass Eizinger Freudenthränen geweint habe; ob diese wahr oder erheuchelt waren, lässt sich freilich ebensowenig entscheiden, wie bei den Thränen Cäsar's an der Leiche des Pompejus. Für Grafen Ulrich besonders war dieser Augenblick entscheidend für sein ganzes Leben, in diesem Momente lag seine ganze Zukunft, sein höchster Ruhm, sein tiefer Fall wie in der Knospe verborgen. Wie sich diese Zukunft entfaltet, werden die zwei letzten Bücher erzählen. Friedrich scheidet nun aus unserer Geschichte. Ob er sich beim Abschlüsse des Friedens überstürzt habe, ob er die Entwicklung des Krieges hätte abwarten sollen oder nicht, daran liegt wenig. Der Historiker muss vor allem der Logik der That-sachen huldigen. Kaiser Friedrich kann nur unsere Achtung gewinnen, wenn er nicht durch einen unerspriesslichen Krieg das Land Oesterreich der gänzlichen Verwüstung preisgeben wollte. Hierin entrang er sich dem verderblichen Einflüsse seines Rathes Johannesüngnad, der der Hauptgegner des Friedens war. Fremde Hilfe hätte ihn von Fremden abhängig gemacht, und der Umstand, dass Podiebrad über den Friedensschluss so sehr erbittert war 125), beweist schon, dass sein eigenes Interesse darunter litt. III. Buch. Die Eegierungs-Periode Ulrich's v, Cilli bis zu dessen Sturze. (Vom 4, September 1452 bis 28. September 1453.) 1. Ulrich v. Cilli hatte nun erreicht, wornach er sich so lange gesehnt; ihm war der König übergeben worden und er war nicht gewillt, diesen jemals wieder aus seiner Gewalt zu entlassen. Auch Ladislaus war seinem fürstlichen Oheim mit jener Verehrung ergeben, die kindliche Gemüther einem grossen und überlegenen Geiste gerne zollen. Vor Ulrich lag nun ein unabsehbares Feld der Wirksamkeit; sein Thatendrang, sein Ehrgeiz, seine Herrschsucht säe-ten hier Unheil und ernteten es auch. Die Revolution war ihm nur ein Mittel gewesen, jetzt, da er seinen Zweck erreicht hatte, war es seine erste Aufgabe sie zu stürzen, die Stände, die auch durch den Aufstand ihre alte einflussreiche Stellung wieder erobern wollten, von der Regierung auszuschliessen und ein absolutistisches Regiment unter seiner Leitung einzuführen. Die Bestrebungen mussten natürlich zu Conflicten mit den Ständen führen, und in diesem Kampfe wurde er besiegt. 2. Nach der Uebergabe des Königs Ladislaus an dessen Oheim Ulrich führte ihn dieser auf sein Schloss Berchtoldsdorf, wo Ladislaus einige Tage verweilte. Der Neustädter Friede hatte bestimmt, dass der König vor dem Martinstage WTien nicht betreten sollte; allein Ulrich, dem es vor allem darum zu thun war, mit einem kühnen Griffe sich der Regierung zu bemächtigen, und da er nicht wissen konnte, welche Anordnungen der auf den Martinstag festgesetzte Congress treffen werde, führte seinen königlichen Neffen schon am 13. September nach Wien. Die Stände willigten ein, da sie wünschen mussten, dass endlich einmal eine geregelte Regierung der bisherigen Unordnung ein Ende mache, konnten aber freilich nicht ahnen, dass sie dadurch den Bestrebungen des Grafen Vorschub leisteten. Der Tag des Einzugs Ladislaus' in Wien1) war ein Freudentag für ganz Oesterreich. Der Clerus und der Magistrat empfingen den blondlockigen, schönen, jugendlichen König, an dessen Seite der stolze Graf v. Gilli ritt, an den Thoren, weissgekleidete Mädchen sangen Siegeshymnen, und als Ladislaus zum erstenmale die Burg seiner Väter betrat, empfing ihn hier seine Schwester Elisabeth, jubelnd vor Entzücken, denn sie hatte nicht geglaubt, jemals ihren geliebten Bruder wieder zu sehen. „Allüberall nur Freude und Wonne; die Wiener schätzten sich glücklich vor allen andern, weil es ihnen gelungen war, ihren König mit Waffengewalt erobert zu haben." Ladislaus wurde zugleich auch als König ausgerufen, man huldigte ihm und Graf Ulrich erklärte, er entlasse seinen Neffen gerne aus seiner Obhut und wolle lieber der Lenker aller Regierungsgeschäfte als der Beschützer Ladislaus' sein 2). Diesem Vertragsbruche schloss sich noch ein anderer an: der Friedenstractat war noch immer nicht ausgefertigt. Zwar erschienen kaiserliche Gesandte, aber Graf Ulrich und Eizinger behaupteten, man habe bei der Abschliessung des Friedens zu rasch und oberflächlich verfahren, die Oesterreicher seien über-vortheilt worden, man müsse den Vertrag revidiren u. s. w. Auch forderten sie vom Kaiser die Bestätigung der Lehen Ladislaus', um dadurch den Vertragsbruch gleichsam zu sanctioniren. Auch die Zurückstellung des im Kriege Genommenen verweigerten sie 3). Ob Kaiser Friedrich dieser Bestimmung des Vertrages nachgekommen sei oder nicht, ist unbekannt. In diesem Gebah-ren Ulrich's und der übrigen österreichischen Führer spricht sich ein übermüthiger Trotz, Verachtung jedes Vertrags, die stolze Gewissheit des Sieges aus. „Das Schwert ist das Recht" war der Wahlspruch Ulrich's v. Cilli. 3. Die Ungarn beeilten sich, durch Gesandschaften und reiche Geschenke den König für sich zu gewinnen und wo möglich ihn dahin zu bringen, sogleich ihr Land zu besuchen 4). Huniady misstraute dem Grafen Ulrich und wusste sehr wohl, wie ihn dieser hasste. Dies bestätigten ihm auch die gehässigen Verleumdungen die Ulrich über ihn ausgestreut hatte 5): er sei ein Tyrann, habe sein Heer an die Türken verrathen, den polnischen König getödtet u. dgl. Der Graf war in der That Huniady's unversöhnlicher Feind und es ist sehr wahrscheinlich, dass er schon damals die Statthalterschaft in Ungarn an sich reissen wollte. Dass Ulrich v. Cilli den ungarischen Guber-nator beim Könige stets verdächtigte und selbst ehrgeizige Absichten nach der Krone ihm unterschob, ist gewiss, und so musste Huniady, um seine Stellung zu sichern, rasch Mittel ergreifen, Ladislaus dem immer wachsenden Einflüsse des Cilliers zu entziehen. Dieses war vor allem der Zweck der ersten Gesandtschaft, die aus dem Cardinal-Erzbischofe Dionysius von Gran, den Bischöfen von Grosswardein, Raab und Waitzen, dem Woywoden Nikolaus Ujlak und dem Falatin Ladislaus Gara bestand. 2000 Reiter begleiteten diesen stolzen Zug der hervorragendsten Männer Ungarns, die Gesandten beglückwünschten den befreiten König und baten ihn nach Ungarn zu kommen, worauf ihnen aber von Seiten Ulrich's geantwortet wurde: „dies hänge von dem auf den Martinstage einberufenen Gongresse ab." Da damals auch die kaiserlichen Gesandten Aeneas Syl-vius, Ulrich v. Sonnenberg und der Rechtsgelehrte Kappel in Wien anwesend waren 8), so kamen sie auch mit den Ungarn zusammen, begrüssten sie im Namen des Kaisers und setzten die Gründe auseinander, wesshalb dieser die ungarischen Gesandten in Florenz nicht vorgelassen habe. Die Ungarn hingegen forderten von den kaiserlichen Gesandten die Auslieferung der ungarischen Krone und der von Friedrich besetzten festen Plätze in Ungarn. Aeneas Sylvius und die beiden andern antworteten, der Kaiser sei gewillt, auch vor dem Congresse mit Ungarn zu verhandeln. Ueberhaupt scheint Friedrich bestrebt gewesen zu sein, mit den Ungarn in nähere Beziehungen zu treten, um im Verein mit diesen auf dem Martini-Congresse die Majorität auf seiner Seite zu haben. Die ungarischen Gesandten befragten Ladislaus um dessen Meinung, und stellten den kaiserlichen die Bedingung: Friedrich solle die Krone und die von ihm besetzten festen Plätze sogleich ausliefern. Der Sonnenberger war Supan, Ulrich v. Cilli. ^ hierüber aufgebracht und gab eine stolze Antwort, worauf er sich mit den beiden andern Gesandten entfernte, der Grosswardeiner Bischof eilte ihnen nach und als Aeneas ihm etwas zu übermüthig antwortete, schieden sie als erbitterte Feinde. 4. Der König, zu jung und unerfahren, um ein Volk regieren zu können, fast betäubt durch die vielen Gesandtschaften, hatte sich im Gefühle seiner Unfähigkeit seinem hochbegabten Oheim ganz ergeben und nur manchmal liess er seinem Gefühle freien Lauf, so bei der Gelegenheit als er mit den Stellvertretern jeder Nation allein war. Diese traten berathschlagend zusammen und der König stand allein bei einem Fenster, in höchster Verlegenheit, was er jenen antworten solle. Plötzlich wendete er sich zu den Ungarn und rief: „Ich bin ein Ungar, bei euch will ich bleiben." Schnell verbreitete sich durch unzählige Briefe diese Antwort in Ungarn, und der Graner Cardinal erzählte es dreimal dem Aeneas. Die weiteren Verhandlungen zwischen den beiden Kirchenfürsten blieben ohne Resultat und die kaiserlichen Gesandten kehrten unverrichteter Sache nach Wr.-Neustadt zurück, dessgleichen traten auch die Ungarn ihren Heimweg an, um auf dem Ofner Landtage neue Instructionen zu holen 7). Am königlichen Hofe begann inzwischen Eizinger eine schroffe Stellung gegen Ulrich v. Cilli einzunehmen. Es sind nicht die Personen der beiden Männer, die sich feindlich gegenübertraten, sondern die Principien, die sie vertraten. Allerdings konnte neben einem Grafen Ulrich kein Eizinger herrschen, aber nur desshalb, weil sie einander entgegengesetzte Principien repräsentirten: der Cillier die absolute Königsgewalt, Eizinger die ständischen Freiheiten. Die übrigen schaarten sich um diese beiden, um Eizinger die Städte und der niedere Adel und der Clerus, um den Grafen der hohe Adel 8). So bildeten sich allmälig zwei Parteien heraus; die erstere, die man die böhmische Partei nannte, forderte, Ladislaus solle in Wien bleiben und von hier aus seine drei Länder regieren. Auf diese Weise hätten die österreichischen Stände einen überwiegenden Einfluss auf die Regierung genommen. Die Partei des Cillier's hingegen wollte die Aufrechthaltnng des Testamentes Albrecht's, dem zu Folge der König sich zu Pressburg aufhalten sollte. Von dort aus hätte der Graf unumschränkt herrschen können, da er hier so ziemlich jedem Einflüsse entrückt gewesen wäre 9). Nur Einer stand ihm noch im Wege, Huniady. 5. In Böhmen war man über den Neustädter Frieden sehr aufgebracht, besonders Podiebrad, der auf dem Landtage die Alternative stellte, entweder solle Ladislaus sogleich nach Böhmen kommen, oder man solle zu einer neuen Wahl schreiten. Seine Partei stimmte für das letztere, drang aber nicht durch, da die Gegenpartei meinte, es sei Charakterlosigkeit, Ladislaus als König jetzt nicht anzuerkennen, da man ihn früher so oft und so dringend vom Kaiser gefordert habe. Podiebrad erklärte sich hiemit einverstanden, wenn Ladislaus die Freiheiten des Landes und die Basler Compactaten bestätige 10). So wurde eine Gesandtschaft, darunter der Graf Starhemberg und Rosenberg u. a., nach Wien beordert u). Sie brachten ihrem Könige keine Geschenke, wünschten ihm zur Befreiung Glück und verlangten trocken, ja fast gebieterisch, der König solle nach Böhmen kommen, die Ordnung im Lande wieder herstellen, alles vom Kaiser Sigmund und König Albrecht Bewilligte bestätigen, Rokyczana als Erzbischof von Prag einsetzen, alle Erlässe seit Albrecht's Tode für giltig erklären u. s. w. Ladislaus, der Zögling des intoleranten Friedrich war Anfangs aufgebracht über diese Zumnthungen und antwortete kurz „Wenn die Böhmen mich ihren König nennen wollen, sollen sie vorerst Christen werden und zwar Christen meines Glaubens"; allein auf die staatskluge Aeusserung des Grafen von Schaumberg: es sei gleichgiltig, ob die Böhmen Christen oder Heiden seien, wenn sie nur die Steuern zahlen, hin, und wahrscheinlich auch auf Anregung des Grafen v. Cilli sagte Ladislaus die Genehmigung der Forderungen den Böhmen zu und versprach zugleich am 24. Juni des nächsten Jahres in Iglau zu erscheinen, von wo aus ihn dann die Gesandten nach Prag zur Krönung geleiten sollten. 6. Unter diesen Verhandlungen war der Martinitag allmälig herangerückt. Ladislaus musste die österreichische Landschaft ,2J, sowie seinen Vetter, den Herzog Sigmund von Tirol 13) zum Congresse einladen. Es ist bezeichnend, dass in diesem Schrei-bei nur der Graf Ulrich als Befreier des Königs genannt wird, was die österreichischen Stände und vor allen Eizinger, von dem ja eigentlich die Anregung zum Aufstande ausging, verletzen musste. Die Betheiligang an diesem Congresse versprach eine bedeutende zu werden, trotzdem damals die Pest wüthete. Es erschienen die Bischöfe von Freising und Regensburg, die Herzoge Ludwig und Otto von Baiern, die Markgrafen von Brandenburg und Karl von Baden, der Herzog Wilhelm von Sachsen, der Bischof Johannes von Eichstädt; Sigmund, Erzbischof von Salzburg und Albrecht von Baiern schickten Gesandte. Auf Ansuchen des Kaisers gingen Ludwig von Baiern und Albrecht von Brandenburg nach Wr.-Neustadt, nm sich mit diesem zu besprechen, was zu dessen Gunsten sich thun liesse. Da indessen die Pest immer heftiger auftrat, so baten die beiden Fürsten den Kaiser, den Congress an einen anderen Ort zu verlegen. Allein Ulrich und die österreichischen Stände willigten nicht ein, da ja auch die Ungarn und Böhmen erschienen und die Anwesenheit in einer fremden Stadt eine Pression auf sie ausüben sollte. Der Herzog v. Sachsen kam ebenfalls zum Kaiser, beleidigt durch die geringe Aufmerksamkeit, die ihm Ladislaus geschenkt hatte, dessgleichen der päbstliche Legat und Brixner Bischof, Nikolaus v. Cusa, der den Wiener Congress besuchen wollte, theils um Antheil an dem Friedenswerke zu nehmen, theils um mit den Böhmen zu verhandeln, dem aber die Wiener Regierung die Geleitsbriefe verweigert hatte. Nach diesen "Verhandlungen in Wr.-Neustadt gingen die kaiserlichen Gesandten, unter welchen die hervorragendsten Aeneas Sylvius und der Rechtsgelehrte Riederer waren, nach Wien ab. Neuperg war verdächtig geworden, während des Krieges mit den Oesterreichern in Verbindung gestanden zu sein, Ungnad und Zebinger durften sich in Wien nicht blicken lassen, und waren daher nicht bei der Gesandtschaft. In Wien versammelten sich in den Gemächern des Aeneas Sylvius die Anhänger der kaiserlichen Partei zu Vorberathungen, die von Albrecht v. Brandenburg geleitet wurden, aber ohne Resultat blieben, wie die Besprechungen mit Ungarn, von denen der Gubernator selbst in Begleitung der Erzbischöfe von Gran, Kalocsa, der Bischöfe von Raab, Erlau, Grosswardein und Siebenbürgen, des Palatins Gara und des Wojwoden Ujlak und anderer Magnaten erschie- nen war. Huniady war noch immer über die Unaufmerksamkeit des Kaisers während des Krieges indignirt u). Der vornehmste Grund, der ihn bewog, den "Wiener Congress zu besuchen, wird wohl der gewesen sein, dem Bestreben des Grafen Ulrich v. Cilli, ihn zu stürzen, durch seine Anwesenheit entgegen zu treten. Der Graf, der endlich einsehen musste, dass dem Guber-nator jetzt nicht beizukommen sei, da dieser sich kurz vorher mit Giskra verbunden hatte, wodurch er unangreifbar wurde, sann darauf, seine Freundschaft zu erwerben, und ihn auf diese Weise ungefährlich zu machen. Dass die Empfangs-Feierlichkeiten, die dem Huniady bei seiner Anwesenheit in Wien zu Theil wurden, ohne Mitwissen Ulrich's veranstaltet worden 15), ist im höchsten Grade unwahrscheinlich. Ladislaus war zu sehr von seinem Oheim abhängig, als dass er etwas ohne dessen Einwilligung zu tliun gewagt hätte. Die Auszeichnungen, die Huniady zu Theil wurden, waren eine bedeutende politische That. Auf einem Gerüste bei den Carmelitern wurden in Gegenwart der Vornehmsten und des Königs selbst die Verdienste Huniady's aufgezählt, dessen Wappen verbessert 16), dessen Besitzungen durch die Verleihung des Nösner und Beszterczer Landes in Siebenbürgen vermehrt 17) und ihm die Bewilligung ertheilt, mit rothem Wachse zu siegeln. Huniady legte den Titel eines Gubernators von Ungarn ab, und führte fortan den eines königlichen General-Capitains und Erbgrafen v. Bistritz 18). 7. Die Verhandlungen des Wiener Congresses, an welchem ausser den oberwähnten Männein auch Gesandte aus Böhmen Mähren, Schlesien, ja selbst der geistlichen Churfürsten Theil nahmen, zogen sich in die Länge. Es wurden unerquickliche Wortgefechte geliefert. Bei der Versammlung aller Fürsten und Gesandten trat Ulrich von Cilli zum ersten Male öffentlich als eigentlicher Regent auf. Auf die Forderungen des kaiserlichen Gesandten antwortete er nur: „Weder Gesetze, "noch Verträge binden den Sieger; Friedrich ist der Besiegte und nur die Bewaffneten und Tapfern haben das Recht, Bedingungen vorzuschreiben 19)." Diese Grundsätze gelten noch heut zu Tage. Für Ulrich gab es nur ein Gesetz und das war sein unbeugsamer Wille. Indess wurden die Verhandlungen in die Länge gezogen. Der Kaiser forderte die Aufrechthaltung des Neustädter Friedens; die Oesterreicher und Ungarn die Herausgabe der Krone und aller festen Plätze in Ungarn und Oesterreich, die Friedrich besetzt hielt. Da hier die Oesterreicher in Verbindung mit den Ungarn genannt werden, so können wir darunter nur die Partei Ulrich's verstehen. Man stritt sich lange herum; endlich wurde festgesetzt: was der Kaiser als Pfand besitzt, solle er behalten, was aber auf andere Weise in seinen Besitz gekommen, nebst der ungarischen Krone, zurückstellen; zur Auslösung der verpfändeten Güter werde ihm Oesterreich 80000 Goldgulden zahlen, wobei er 50000 Gulden gewinne 20). Diese Vorschläge überbrachte der Markgraf Albrecht, Aeneas Sylvius, Riederer und die andern Gesandten dem Kaiser, der sie anfangs entschieden verwarf, so dass Albrecht dadurch fast verletzt wurde. Auch den Aeneas Sylvius, der den Kaiser aufgefordert hatte, durch unzeitigen Starrsinn nicht wiederum einen Krieg herauf zu beschwören, fuhr dieser mit rauhen Worten an. Nur den Bemühungen des Herzogs Albrecht v. Oesterreich gelang es, den Kaiser umzustimmen. Mit den ungarischen und österreichischen Ständen schloss der Herzog einen Vertrag, der jedoch keine Bedeutung hatte, weil er eben nur auf dem Papiere blieb. Ulrich von Cilli, der sich damals in Pressburg befand, um Vorbereitungen zur Ankunft des Königs zu treffen, die Zeit aber auch dazu benützte, um mit einzelnen Magnaten zu unterhandeln, hatte dem Könige aufgetragen, in den Angelegenheiten des Kaisers während seiner Abwesenheit nichts zu unterzeichnen. Er durfte einen so wichtigen, politischen Act ohne seine Mitwissenschaft nicht vollziehen lassen. Ladislaus hielt sein Wort, trotzdem man ihm heftig zusetzte, und als Ulrich nach Wien zurückkehrte, war an die Bestätigung des Vertrags gar nicht zu denken 21). 8. Drei Männer waren es nun, die die Geschicke der Erbländer Ladislaus' lenkten: Podiebrad in Böhmen, Huniady in Ungarn, Graf Ulrich v. Cilli in Oesterreich. Da letzterer sich in der unmittelbaren Nähe des Königs befand, so nahm er den grössten Ein-fluss auch auf die übrigen Länder. Mit Huniady stand der Cillier, wenn auch nicht auf dem besten, so doch auf keinem feindseli- gen Fusse. Beide misstrauten sich, fürchteten sich aber doch gegenseitig. Uebrigens konnte Ulrich jetzt an den Sturz des ungarischen General-Capitains nicht denken, einerseits, weil dieser in seiner Macht sich immer mehr befestigte, andererseits, weil er selbst noch einen harten Strauss mit der Ständepartei unter Eizinger durchzukämpfen hatte. Mit Podiebrad durfte sich Ulrich nicht verfeinden, da jener in der Revolutionszeit sich kaiserlich gesinnt bewiesen hatte. Deshalb fand er es am geratensten, mit dem böhmischen Gubernator ein Bündniss ab-zuschliessen22), welches Ladislaus bestätigte23). Dieser Vertrag bestimmte nur, dass sich Podiebrad und Ulrich zu Gunsten ihres Königs stets treulich beistehen wollten. Hiemit war die Gefahr, die der Regierung des Grafen von Norden drohte, glücklich beseitigt. Nun galt es den Plan, eine absolutistische Herrschaft in Oesterreich herzustellen, zu verwirklichen. Der Zustimmung Ladislaus' durfte Ulrich versichert sein, war ja der König ganz und gar in den Händen seines Oheims. Verwirrt durch die vielen Geschäfte und Pflichten eines Regenten, bedurfte der dreizehnjährige König nothwendig einer kräftigen Führung. Darauf hatten die Stände bereits gerechnet, und die Revolution war nur eine Ausgeburt dieser egoistischen Absichten. Ulrich von Cilli stand ihnen jetzt entgegen, wie einst Friedrich, und desshalb musste jener gestürzt werden wie dieser es wurde. Die erste Niederlage hatten die Stände bereits auf dem letzten Wiener Congresse erlitten. Ihr Vertrag mit den Ungarn und mit dem Kaiser wurde von Ladislaus, auf Veranlassung Ulrich's, nicht bestätiget. Dieser Sieg ermunterte den Grafen auf der einmal betretenen Bahn kühn und rücksichtslos vorwärts zu schreiten. Die Landtage hörten auf, Ulrich herrschte unumschränkt. Nur Eizinger stand ihm noch im Wege, aber Ulrich scheint sich gescheut zu haben, mit diesem Manne vollkommen zu brechen, denn dieser war reich und besass einen grossen Anhang, und die letzte Revolution hatte den Grafen gelehrt, welche schwere Folgen eine Beleidigung Eizinger's haben könnte. Grösseren Einfluss auf die Regierung durfte man ihm nicht gestatten, denn dadurch wäre das System des Absolutismus gefährdet worden. Er suchte ihn daher mit Geschenken und Ehren zu beschwichtigen und unschädlich zu machen. So wurde Eizinger mit der Feste Kamegk24), dessen Bruder Stefan mit dem Dorfe Kirchling im Hackenthaie25), Oswald Eizinger mit der Feste, Stadt und Herrschaft Drosen dorf2fi) und ausserdem mit kleinen Lehen und Zehenten zu Niederschleintz27) beschenkt. Ersterer wurde auch mit der Feste und Herrschaft Gors belehnt, als Entschädigung für Forchtenstein , welches der Kaiser nicht herausgeben wollte28). Trotz Allem dem konnte Eizinger nicht vergessen, wie sehr er sich in seiner Hoffnung auf einen erneuerten Aufschwung der ständischen Verfassung getäuscht. Diese Partie in der innern Geschichte Oesterreichs ist dunkel und es werden uns nur wenige Anhaltspunkte zu Conjecturen gegeben. Wir wissen nur so viel, dass Eizinger durch Grafen Ulrich aus dem königlichen Rathe ausgeschlossen wurde29). Was den Grafen zu diesem Schritte zwang, ist ungewiss. Jedenfalls muss der Kampf dieser beiden Männer um die Herrschaft ein lieisser gewesen sein. Die Ausschliessung fiel offenbar nach cem Pressburger Landtage vor, denn auf diesem war Eizinger anwesend und soll nach der Aussage Ulrich's, den König zur schnellen Rückkehr nach Oesterreich bewogen haben. 10. Die Regierung Ulrich's v. Cilli nach Innen litt wohl an vielen Mängeln. Vor allem war es die Finanznoth in Oesterreich, die eine Menge Uebelstände in ihrem Gefolge hatte. Bei der Prachtliebe Ulrich's war es natürlich, dass die Steuern erhöht werden mussten, dadurch wurde aber der Pauperismus, der sich schon ohnehin durch die Verwüstungen im letzten Kriege und der dadurch bedingten Theuerung gesteigert hatte, eine unerträgliche Last. Oesterreich hätte damals eines Regenten bedurft, der ihm die alten Wunden geheilt hätte, nicht einen, der ihm neue schlug. Das niedere Volk in der Hauptstadt scheint selbst die Hand des Grafen am schwersten gefühlt, die Kaufleute und Handwerker aber in Folge des grossen Aufwandes Ulrich's nur gewonnen zu haben. Obwohl der Cillier durch Eizinger und die Verweser des Landes sich jährlich 6000 Gulden auf Oesterreich hatte anweisen lassen30), obwohl seine ausgebreiteten Besitzungen eine ansehnliche Rente ihm abgeworfen haben mochten, verkaufte er auch Aemter und Würden an den Meistbietenden31). Möglicherweise ist dies jedoch nur eine leere Verleumdung seiner Gegner. Dagegen ist es aber gewiss, dass er alle Stelleu mit seinen Creaturen besetzte. Dies geschieht in allen absoluten Monarchien und als eine solche müssen wir das Land Oesterreich i. J. 1453 ansehen. Indess scheint auch die schon einmal erwähnte Maitresse, der Ulrich in blinder Leidenschaft ergeben war, die nächste Veranlassung zu diesen Verschwendungen geboten zu haben; dies behaupten wenigstens die Feinde Ulrich's32). Die Wiener hassten den Grafen besonders desshalb, weil er freche Eingriffe in das Heiligthum der Familie sich erlaubte33). Mag man in dieser Hinsicht immerhin übertrieben haben, so viel steht fest, dass ein Hauptzug im Charakter Ulrich's sowohl wie dessen Vaters, eine glühende Sinnlichkeit war, und dass den Rücksichtslosen, über alle Schranken der Convenienz und Sittlichkeit kühn sich hinwegsetzenden Grafen selbst die Bande der Ehe nicht gehindert haben, seine Lüste zu befriedigen. Er hätte später diese UebergriiFe beinahe mit dem Leben bezahlt. Sie sind jedenfalls hässliche Flecken am Charakter des genialen Fürsten, die Niemand wegzuwaschen versuchen wird, doch darf man ihm desshalb nicht jede sittliche Basis absprechen. Ein Mensch, der so treu, so tief liebt, wie Ulrich jenes unwürdige Weib, kann nicht ganz verkommen sein, am Grunde seines Herzens musste doch ein edlerer Funken glimmen. Seine schlechte Erziehung, das Beispiel des Vaters waren Schuld daran, dass dieser Funke nicht zur hellen Flamme angefacht wurde. 11. Ladislaus trug nur den Titel eines Königs, war aber im Grunde genommen ein Diener seines Oheims. Gross angelegte Naturen, die bedeutende Anlage und Energie mit etwas Lasterhaftigkeit zu einer interessanten Mischung verbinden, üben stets eine magische Gewalt auf kindliche Gemüther aus. Ladislaus liebte den Grafen sehr, er fürchtete ihn nicht, denn sonst hätte er gejubelt, als Ulrich gestürzt wurde. Auch die Prinzessin Elisabeth war dem Grafen sehr zugethan. Man überliess ihm am Hofe gerne die Regierung, denn er war ja ein Mitglied des königlichen Hauses, und hatte überdies noch die lästigen Stände dem Könige vom Halse geschafft. Ladislaus fand es bequemer unter der Leitung des Grafen, als unter der Vormundschaft des knickerischen und yerdriesslichen Kaisers. Ulrich that seinem Neffen wenigstens keinen Zwang im Privatleben an, wie Friedrich, ja er gab sich sogar Mühe, Ladislaus an eine freiere, frischere, freilich etwas lockere Lebensart zu gewöhnen. Wenn sich die ernste Natur des jungen Königs dazu auch nicht verstehen konnte, so erbitterte ihn hier doch nicht das strenge, kategorische „Muss" seines Vormunds. Was der Graf v. Cilli mit seiner eigentümlichen Erziehung des Königs erzwecken wollte, liegt nahe. Er wollte ihn in sinnlichen Freuden begraben, um dann desto ungestörter herrschen zu können. Der Knabe Ladislaus mochte es gerne leiden, dass ein Anderer die Zügel der Regierung, die seiner zarten Hand entglitten, führte, aber wer konnte dafür bürgen, dass der Mann Ladislaus nicht einmal das Joch des Grafen lästig finden werde? Gegen eine solche Eventualität wollte sich Ulrich vorschützen, freilich auf eine unverantwortliche Weise. 12. Die tägliche Lebensweise, wie sie der Graf Ulrich einführte, war folgende 34): Morgens, sobald der König aufgestanden, wurden ihm gesottene Nüsse und alter, griechischer Wein, Malicatico genannt, vorgesetzt, doch musste er früher gekostet werden, ob er nicht vergiftet sei. Hierauf ging Ladislaus zur Kirche und nach dem Schlüsse der Messe durch die Schaaren der versammelten Menschen in die Burg zurück, damit es nicht den Anschein hätte, er sei ebenso verschlossen und mürrisch, wie der Kaiser. Dem Rückgekehrten wurden gebratene Vögel, Gebackenes und inländische Weine vorgesetzt. Ladislaus nahm davon gewöhnlich nichts, oder doch nur sehr wenig, um nüchtern dem Rathe beiwohnen zu können. Unterdessen wurde das Diner zubereitet, es war reich und fett, und bestand wenigstens aus 12 Gerichten. Die stärksten österreichischen Weine wurden aufgetischt. Possenreisser, Parasiten, Zitherschläger und Sängerinnen wurden vorgelassen, sie sangen Schmählieder auf den Kaiser, und erhoben die Thaten Ulrichs v. Cilli, der überhaupt bestrebt war, den König in dem Glauben zu erhalten, er allein habe ihn befreit. Auf diese Weise kettete schon die Pflicht der Dankbarkeit Ladislaus an den Grafen. Nach dem Diner schlief Ladislaus gewöhnlich, jedoch nur kurze Zeit. Wenn er aufgewacht, so wurde ihm ein erfrischender Trank, Aepfel oder Confect gereicht. Hierauf ging er in den Rath, oder ritt durch die Stadt und besuchte jene Frauen und Mädchen, die wegen ihrer Schönheit vorzüglich berühmt waren. Der Graf wird wohl früher, als feiner Kenner weiblicher Schönheit, eine Auswahl getroffen haben. Das Souper dauerte meist bis in die späte Nacht hinein; bevor Ladislaus zu Bette ging, wurden ihm noch Wein und Aepfel vorgesetzt. Diese Lebensweise wurde damals theils getadelt, theils gelobt. Sie bildete einen grellen Contrast zu der Tagesordnung Kaiser Friedriche, und dieser Contrast sollte Ladislaus reizen. Allein Ladislaus besass damals, also in seinem 14. Jahre, schon einen so ausgebildeten Charakter, dass diese Lockungen der Sinnlichkeit ihn nicht verderben konnten. Dies ist auch der einzige mildernde Umstand bei der Beurtheilung dieses Verfahrens Ulrich's von Cilli seinem Schutzbefohlenen gegenüber. 13. Die Regierung des Cilliers nach aussen, Böhmen und Ungarn gegenüber, suchte vor allem den Frieden zu erhalten, und die beiden Länder fester an Oesterreich zu knüpfen. Es schwebte ihm dabei der Gedanke an eine Concentration des Reiches vor, da er mit seinem Streben nach Absolutismus auf das innigste zusammenhängte. Beide Ideen bezweckten die Zerstörung der ständischen Verfassung, denn diese stand dem Principe des Centraiismus diametral entgegen. In diesem Bestreben wurde Ulrich von Niemandem unterstützt, sondern zog sich dadurch nur Hass und Feindschaft zu. Sein späterer Sturz war dadurch nothwendig bedingt, aber es gibt nur eine hohe Meinung von der geistigen Kraft des Grafen, wenn wir ihn allein einen Kampf mit einer Unzahl mächtiger Gegner aufnehmen sehen. So sehr Ulrich den ungarischen Generalcapitain hasste, so musste er doch die Ausführung seines Racheplanes vorläufig vertagen. Mit Gewalt war Huniady nichts anzuhaben, eben so wenig mit Intriguen, da dieser zu schlau war, als dass er gegenüber dem Grafen, den er um ein Königreich gebracht, nicht stets auf der Hut gewesen wäre. Vor der Hand mussten daher beide Männer die Rollen von intimen Freunden spielen, so gut es eben ging. In Pressburg kamen sie Anfangs Februar 1453 bei Gelegenheit der Anwesenheit des Königs daselbst zusammen 35). Von seiner Friedens-Politik gab hier Ulrich ein glänzendes Beispiel. Mit seiner Zustimmung —- denn ohne diese handelte Ladislaus nicht —- unterschrieb der König die ihm vorgelegten Artikel 3e), die Vergebung von allem zu Gunsten Wladislaw's Geschehenen, Widerruf der von diesem und der Königin Elisabeth gemachten Schenkungen, Bestätigung aller Erlässe Huniady's während der Zeit seiner Regentschaft als Gubernator, den Befehl, alle Raubschlösser niederzureissen, das Geraubte zurückzustellen, und das Verbot neuer Schätzungen, enthielten. Huniady erhielt bei dieser Gelegenheit die Schlösser Georgen und Deva 31). Ulrich trat vor seiner Abreise mit Huniady in geheime Unterhandlungen, die aber nur die Finanzfrage berührten. Letzterer verpflichtete sich für den königlichen Hofhalt 24000, finden Ulrich aber 12000 Ducaten jährlich zu zahlen. Der ganze Handel war etwas schmutzig und warf auf Huniady ein schiefes Licht, denn das Resultat dieser geheimen Unterhandlungen blieb nicht lange unbekannt, wenn auch Actenstücke dafür nicht vorlagen38). Indess zeigt sich hier, wie sehr Huniady den Cillier Grafen fürchtete und sich sogar nicht scheute ihn mit Geld zu gewinnen. Die Stände wurden desshalb nicht befragt, ohwohl diese Summe aus den Landesmitteln floss. 14. Indess musste Ulrich den König bald nach Wien zurückführen, um ihn nicht allzusehr dem ungarischen Einflüsse preiszugeben. Als Huniady sich darüber beschwerte, schob er die Schuld dem Eizinger zu, um diese beiden Männer zu entzweien 39). Es ist daher anzunehmen, dass Eizinger dem Generalcapitain sich näherte. Ulrich wusste eine Verständigung dieser Beiden als etwas für sein Interesse Gefährliches zu hintertreiben. Auch mag Eizinger schon damals gegen ihn intriguirt haben. Unzufriedene Feinde des Grafen fand er in Menge, daher wandte Ulrich alles auf, um ihn beim Könige zu verdächtigen, und bald nach der Rückkehr nach Wien fiel die Ausschliessung Eizinger's aus dem königlichen Ratlie. In Wien erwarteten den König Briefe aus Böhmen, von denen einige ihn aufforderten, schnell in das Land zu kommen, sonst sei zu befürchten, dass man einen andern König wählen werde, andere ihm jedoch davon abriethen 40). Unter den letztern war der wichtigste, der von Johannes Smirzitzky. Seinem Inhalt nach lautete dieser Brief folgendermassen : „Komme so schnell als möglich in dein Reich, aber um zu herrschen, nicht um zu gehorchen. Nur, wenn du zwei Köpfe hast, von denen du den einen in Wien bei deinen Freunden zurücklassen kannst, um den andern der zweifelhaften Treue der Böhmen preiszugeben, kannst du ohne Heer das Land betreten ")." Ladislaus übergab diesen Brief seinem Oheim, der ihn sogleich an Podie-brad sandte, denn mit diesem durfte er sich in keinem Falle entzweien. Smirzitzky wurde auf Antrag Podiebrad's enthauptet i2). 15. Obgleich der Cillier eifrigst bemüht war, den König sobald als möglich nach Böhmen zu führen, um auch die Angelegenheiten dieses Landes zu ordnen, uud ein intimeres und freundlicheres Einvernehmen der Wiener Regierung mit den Böhmen herbei zu führen, so wurde die Abreise des Königs dennoch aus finanziellen Rücksichten aufgeschoben. Ulrich hatte zwar in Ungarn eine ausserordentliche Steuer ausgeschrieben, die aber von Seite dieser nicht bewilligt wurde w). Deshalb sah er sich zu einem Schritte genöthigt, zu dem ihn nur die äusserste Noth zwang, er wandte sich an die österreichischen Stände, die er bisher zurückgesetzt, beleidigt, in ihrer Stellung vernichtet hatte. Jetzt kam die Zeit der Rache; die erste Gelegenheit, die sich ihnen bot, ihre Macht wieder zur Geltung zu bringen, wuss-ten sie vortrefflich zu benützen. Die Seele dieser Bewegung, wie einst der Revolution gegen Kaiser Friedrich, war Eizinger. Dieser ehrgeizige und herrschsüchtige Mann hatte gehofft, durch die Befreiung Ladislaus aus der Vormundschaft, den Einfiuss, den er unter Albrecht dem II. besessen, wiederum zu erringen. Er hatte sich an die Spitze der ständischen Partei gestellt, um dieses zu erreichen, allein seine Hoffnung war nicht in Erfüllung gegangen. Ulrich v. Cilli hatte ihn verdrängt, die Stände unterdrückt, die Landtage verbotenihm somit jede Gelegenheit, eine bedeutende Rolle im Staatsleben spielen zu können, geraubt; die Ausschlies- sung aus dem königlichen Rathe gab der politischen Wirksamkeit Eizinger's den Todesstoss. Zum zweiten Male stellte er sich an die Spitze der Ständepartei, um gegen den Absolutismus des Grafen Ulrich zu Felde zu ziehen. Die beiden Principien inussten jetzt aufeinander stossen und die Folge wird lehren, welches den Sieg davon trug. 16. Auf Eizinger's Anregung antworteten die Stände dem Grafen auf dessen Forderung: das Geld könne nur auf einem allgemeinen Landtage bewilligt werden 44). Ulrich musste sich dazu entschliessen, und schrieb daher auf den 18. September einen Landtag nach Korneuburg aus 4i). Eizinger, der überzeugt war, dass der verhasste Graf jetzt gestürzt werden müsse, suchte inzwischen durch Vorbesprechungen den Kreis seiner Gesinnungsgenossen zu erweitern und allenthalben Hass gegen den Grafen zu wecken. Die Rede, die ihm Aeneas Sylvius 46) bei dieser Gelegenheit in den Mund legte, ist allerdings nicht von ihm gehalten worden, gibt aber ein treffliches Bild von der damaligen Stimmung gegen den Grafen. Eizinger soll demnach folgendermassen gesprochen haben: „Was sollen wir thun, Männer von Oesterreich? werden wir ewig die Handlanger des Cillier's bleiben ? Haben wir darum das Joch des Kaisers abgeschüttelt, um dem Grafen zu dienen? Bei Gott! jener hat duldsamer, mässiger geherrscht; jener war in Oesterreich geboren, entsprossen aus dem Blute unserer Fürsten und, wenn man die Wahrheit sagen darf, der Herr unseres Herrn. Weil er uns aber despotischer, als unsere bisherigen Fürsten, regieren wollte, haben wir die Waffen ergriffen, seine Anführer zu Boden geschmettert, und unsern König erobert. Dieser Fremdling (Graf Ulrich) aber, durch uns mit der Fürstenwürde bekleidet, will uns alle zu Sclaven machen. Gelten ihm etwas unsere Beschlüsse? Ohne unsere Einwilligung wurde der König nach Ungarn geführt, und nur die Gnade der Magnaten Hess ihn ungefährdet wieder zurückkehren. Ohne unser Vorwissen versprach der Graf das Gleiche den Böhmen. Alle ungarischen und böhmischen Angelegenheiten leitet einzig und allein der Graf, um seine Leidenschaften befriedigen zu können. Nicht zufrieden mit den Hilfsquellen zweier Königreiche, saugt er auch Oesterreich aus, denn wie viel erhält der königliche Hof? Alles übrige fällt dem Grafen zu. Er hat eine grössere Dienerschaft als der König. Ich schweige von seiner Maitresse, die wie eine Königin geachtet wird, und deren Gemahl, einen unserer Mitbürger, o Wiener, er getödtet. Sein Palast ist voll von Räubern und Dirnen, unter denen er die königlichen , Schätze ausstreut. Die Aemter, die Statthalterschaften, die kirchlichen Würden verkauft er. Wenn die gestohlenen öffentlichen Gelder nicht mehr ausreichen, streckt er nach dem Vermögen der Privaten seine Hände aus. Das Mass seiner Sünden ist heute voll, kein Zeitalter duldet, dass das Verbrechen ungestraft bleibe. Die Unschuld hat keine sichere Stätte mehr; Verbrechen werden ohne Untersuchung gestraft; ist Jemand reich, so sieht er diess als eine Beleidigung der Majestät an. Niemand ist mehr seines Eigenthums sicher, eure Pferde, Diener, Kinder, Gattinen sind nur dazu da, um die Gelüste des Grafen zu befriedigen, ihm ist alles erlaubt, er will nicht weniger als er kann. Nun verlangt er einen gesteigerten Aufwand der königlichen Hofhaltung, um nach Böhmen reisen zu können. Ich gestehe, die Forderung ist nicht ungerecht, wenn nur nicht Betrug dabei im Spiele wäre. Die Künste des Grafen haben mich vorsichtig gemacht. Für sich, nicht für den König, verlangt er das Geld, neue Hilfsmittel werden einen neuen Krieg gebären. Wenn wir unglücklich sind, kann er ruhig sein, sein Friede ist für uns Krieg. Unsere Nachlässigkeit hat ihn dreist gemacht. Ich schäme mich unserer Geduld; wenn wir Männer wären, so könnten wir leicht diesem Vorwurfe entgehen." „Bisher waren die Zusammenkünfte verboten, jetzt aber ist es uns gestattet, uns über das Wohl des Staates zu beratschlagen. Spannt eure Thatkraft an, versammelt um euch eure Freunde, schaart euch um mich, ich werde entweder euch die Freiheit, oder mir den Tod geben. Vor allem scheint es mir angezeigt zu sein, dass man dem Könige das Geforderte nicht abschlage, dass man einige Vornehme wähle, die zum Könige gehen, und ihm die Lage des Landes auseinandersetzen sollen. Ich zweifle nicht, dass ihr mir dieses Amt übertragen werdet, und dass ich, wenn mir Gelegenheit geboten wird, vor dem Könige zu sprechen, den Grafen verdrängen werde." Die Rede Eizinger's gefiel, man gelobte ihm mit Handschlag, nicht eher zu ruhen, als bis Ulrich v. Cilli gestürzt sei. 17. Dieser ahnte schon das Ungewitter, das sich über seinem Haupte zusammenzog, und unterliess daher keine Vorsichtsmassregel. Er umgab den König mit seinen Creaturen, damit nicht einer von Eizinger's Partei diesen allein sprechen könne, und vernichtete in der That so den Anschlag seiner Gegner, die aber noch ein anderes Mittel in der Reserve hatten. Der Landtag wurde am 18. September eröffnet. Ulrich begleitete den König dahin, um den Verhandlungen beizuwohnen. Auf diese Weise glaubte er sich gesichert. Er meinte, dass seine Feinde nicht die Kühnheit haben würden, ihre Anklagen ihm ins Gesicht zu schleudern, und baute, falls dieses doch geschehen sollte, auf die unbedingte Ergebenheit des Königs. Allein trotz aller seiner Vorsicht und Klugheit hatte er sich doch verrechnet. Kaum war der Landtag eröffnet, als Eizinger sich erhob und vom Könige in kurzen, feierlichen Worten forderte, alle diejenigen, die nicht in Oesterreich geboren seien, sollten den Sitzungssaal sofort verlassen, denn die Stände hätten mit ihrem Könige wichtige Dinge zu besprechen. Alle standen auf und forderten dasselbe. Darauf war Ulrich nicht vorbereitet, er wusste, dass dies ihm gelte, und um Gewalttätigkeiten auszuweichen, begab er sich hinaus. Der König und die Stände waren nun allein, und Eizinger konnte ungehindert Lüge und Wahrheit durcheinander werfen. Seine Rede war energisch und drohend; die Verbrechen des Grafen wurden in grellen Farben geschildert und zum Schlüsse wurde mit einer neuen Revolution gedroht, falls der König sich nicht bewegen Hesse, Ulrich zu verbannen: „Wenn du noch länger dem Grafen die Regierung überlässt, so werden die Oesterreicher gezwungen sein, das zu hassen, was sie so innig liebten, deine Majestät zu verwünschen, denn die Natur fordert nicht, dass wir diejenigen lieben sollen, von denen wir Böses empfangen." Ladislaus sah sich gezwungen, den Ständen zu versprechen, er werde ihren Willen erfüllen. Um aber den Verdacht, man habe über Ulrich gesprochen, einzuwiegen, wurde dieser in den Sitzungssaal berufen, und ihm hier erklärt, dass die ausserordentliche Steuer für die Krönungsfahrt nach Böhmen genehmigt sei. 18. Indess täuschte sich Ulrich über den Inhalt der geheimen Sitzung nicht. In Wien fürchtete er einen Aufstand, denn der dortige Magistrat war von dem Ergebniss des Landtages bereits in Kenntniss gesetzt, und wollte er daher den König bereden, sogleich nach Böhmen zu reisen. Dort hoffte er an Podiebrad, dem er erst kürzlich durch die Uebersendung des Smirzitzky'-schen Briefes einen Dienst erwiesen hatte, einen Verbündeten zu finden, und im Vereine mit dem mächtigen Gubernator Böhmens hatte er von den Oesterreichern nichts zu fürchten. Allein der König meinte, er müsse früher noch von den Wienern Abschied nehmen. Der Graf musste in diesem kritischen Augenblicke Ladislaus milder behandeln, und reiste daher noch an demselben Tage mit dem Könige nach Wien zurück. In derselben Nacht folgte ihm im Geheimen Eizinger. Da dieser die fast dämonische Gewalt, die der Cillier über Ladislaus besass, kannte, und daher fürchten musste, dass der König sein Versprechen wieder zurücknehmen werde, so war er entschlossen einen Gewaltact auszuführen. Der Hilfe der Wiener durfte er versichert sein. Der König hatte sich am Abend des 27. September in die Burg zurückgezogen, der Graf war zu seiner Maitresse gegangen, da er von der Anwesenheit Eizinger's in Wien nichts wusste. Dieser blieb nicht unthätig. In der Nacht berieth er sich bald mit dem Magistrate, bald mit den Vornehmsten seiner Anhänger, und vor Tagesanbruch legte er in das Augustiner-Kloster nächst der Burg tausend bewaffnete Bürger; eine ungefähr gleiche Anzahl Bewaffneter verbarg er an verschiedenen Orten Am frühen Morgen begab er sich mit seinem ganzen Anhange zum Könige, bevor dieser noch aufgestanden war. Die Räthe beglückwünschten den König, dass er endlich das Joch des Grafen abgeworfen habe. Ladislaus musste gute Miene zum bösen Spiele machen. Die Anhänger Eizinger's hatten alle Ausgänge in der Burg besetzt, eine Menge bewaffneter Bürger standen im Hofe und hatten die Aufgabe, Niemanden von der Partei des Cillier's einzulassen. Auf solche Weise wollte Eizinger den König zwingen. Dass er die Absicht gehabt habe, den Grafen zu tödten, wie die Cillier Chronik behauptet, ist unwahrscheinlich. 19. Zuerst kam der Lamberger, ein intimer Freund Ulrich's, zur Burg, wurde aber vom Bruder Eizinger's zurückgewiesen, Supan, Ulrich v. Cilli. 6 und als er sich über diese Behandlung beklagte, von jenem mit rauhen Worten angefahren 48), Kurz darauf kam Ulrich selbst. Schon auf dem Wege zur Burg hatte er gehört, was vorgefallen sei, er wurde gewarnt, aber kühn und energisch, wie immer, wollte er es noch einmal versuchen, die Anschläge seiner Feinde zu nichte zu machen. Als er die Thür zum Gemache des Königs verschlossen fand, stiess er so lange mit den Sporen gegen dieselbe, bis der König zu öffnen befahl. Ein banger Augenblick für Ladislaus! Hier sein Oheim, an den er mit den Banden der Verwandtschaft, der Dankbarkeit, der Bewunderung, der Liebe gefesselt ist, dort Eizinger und sein Anhang, drohend, noch einmal die Fackel des Aufruhrs zu erheben, wenn der Graf nicht gestürzt werde. Es entstand allgemeines Schweigen. Schon sah Eizinger den König schwanken, als er im entscheidenden Augenblicke das Wort ergriff: „Wisset, dass von dieser Stunde an euch Reich und Palast verboten sind, geht, wohin ihr wollt. Ferner dürft ihr weder den Titel eines Gubernators, noch den eines Mitgliedes der königlichen Familie führen. Dieses befahl mir der König, euch zu sagen." Ulrich hörte sein Urtheil an, ohne die Miene zu verändern. Stolz erwiederte er nur, es sei unwürdig, dem Könige diese Worte aufzubürden, habe er doch dem Könige Albrecht, der Elisabeth mit grösster Treue gedient, für Ladislaus selbst sein Blut vergossen, ehe dieser geboren war. Die daraus entstandenen Kriege habe er beendigt, Ketten getragen, das Erbe verschwendet, den Hass des Kaisers auf sich geladen, damit Ladislaus das Erbreich erhalten bliebe; er wisse, dass er einen gütigen König habe, der der empfangenen Wohlthaten eingecfenk sei. Die obigen Worte aber stimmen mit dem Charakter des Königs nicht überein; Eizinger, der schon früher sein Feind gewesen sei, weil er die königlichen Güter nicht nach Gelüst ausplündern durfte, habe sie ausgedacht; er hoffe, dass der Hass seiner Feinde nicht mehr vermöge als seine Verdienste, und die Schlechtigkeit seiner Gegner nicht über die Güte des Königs den Sieg davontrage. Ladislaus war sichtlich gerührt. Eizinger, der dies bemerkt, unterbrach die peinliche Stille: „Ich spreche jenes auf Befehl des Königs, er ist selbst zugegen und kann entscheiden. Ich würde verdientermassen gestraft werden, wenn ich euch, Graf, meinen, nicht den Willen des Königs auseinandergesetzt hätte. Sage es endlich heraus, o gnädigster König, und lasse uns nicht länger im Zweifel;" worauf dieser verlegen und still antwortete: „auf meinen Befehl hat Eizinger gesprochen." Auf diese Worte hin verliess Ulrich das königliche Gemach, und eilte hinab in den Vorhof zu den dort versammelten Edel-leuten, setzte ihnen die ihm widerfahrene Schmach auseinander und forderte Hilfe, aber auch diese wandten sich lieber der aufsteigenden als der untergehenden Sonne zu. In seiner Angst ging er zu seiner Nichte, der Prinzessin Elisabeth, die er in Thränen fand Er fragte ob nirgends Hilfe zu finden sei, aber was konnte das arme Mädchen für ihren Oheim thun! 20. Da Ulrich sah, dass nirgends Hilfe und Rettung zu finden sei, beschloss er sich in das Unvermeidliche zu fügen. Schweigend und verwirrt ritt er aus dem Burghof, nur von vier Rittern begleitet. Seine Dienerschaft war schon früher geflohen. Vor der Burg empfing ihn das erbitterte Volk mit Steinwürfen, eine unwürdige Behandlung für eine gefallene Grösse, vor der früher alles gezittert. Nur dem Schutze Albrecht's v. Brandenburg hatte es Ulrich zu danken, dass er mit seinem Leben davon kam 49). Wie es gewöhnlich geschieht, wurden nach dieser Katastrophe Verleumdungen der gehässigsten Art gegen ihn ausgestreut. Ja es soll sogar eine Broschüre 50), worin er und seine Maitresse, die besonders verhasst gewesen zu sein scheint, verspottet wurden, verbreitet worden sein. Bis hieher reicht die erste Regierungsperiode Ulrich's von Cilli. Wie wir gesehen, ist diese besonders durch den Kampf mit den Ständen, durch das ausgesprochene Bestreben nach absoluter Herrschaft charakterisirt. Sonst war seine Regierung in dieser Periode bei weitem gemässigter, als in der folgenden. Als Verfechter des Principes des Absolutismus ist Ulrich ein Vorläufer der Neuzeit. Im 16. Jahrhundert war jenes Princip überall zur Herrschaft gelangt; im 14. Jahrhundert war es noch zu unreif, zu verfrüht. Deshalb musste Ulrich auch fallen, aber bald werden wir den Grafen triumphirend über seine Feinde, unter dem Jubel des Volkes in Wien wieder einziehen sehen. IY. Buch. Ulrich in der Verbannung. Seine zweite Regierungs-Periode, Sein Tod. (Vom 28. September 1453 bis 8. November 1456.) 1. Mit der Verbannung Ulrich's wurde der ständischen Reaction Thür und Thor geöffnet 1). Eizinger wusste die Stelle des Grafen einzunehmen, und besetzte die wichtigsten Aemter mit Anhängern seiner Partei. Es kam nun die Zeit der Landtage, zunächst der in Krems am 1. November 1453, wo bestimmt wurde, dass 12 Anwälte aus den Ständen die Regierung zu leiten hätten, bis Ladislaus sein 20. Jahr vollendet. An die hier versammelten Stände schickte Ulrich v. Cilli von Krumau in Mähren aus, wohin er sich nach kurzem Aufenthalte in Berch-toldsdorf 2) zurückgezogen hatte, eine Anklageschrift3) gegen Eizinger, die in Abschriften an die vier Stände vertheilt wurde. Sie ist datirt vom 25. Oktober und wurde durch Ulrich's Diener Sigmund Sebriacher überbracht. Als Grund der Feindschaft zwischen Eizinger und dem Cillier wird darin angegeben, dass letzterer den König bewogen habe, ein Schloss, das Eizinger noch immer besetzt hielt, von diesem zu fordern. Ulrich konnte die eigentliche Ursache des Hasses Eizinger's gegen sich nicht nennen, da bei der damals noch in voller Kraft bestehenden ständischen Verfassung die Absicht, diese zu stürzen, die Verbannung des Grafen vollkommen gerechtfertigt hätte. In diesem Augenblicke vermochte die Anklage Eizinger und dessen Partei nicht zu stürzen, so sehr sie der König auch hassen mochte und so wenig durch die Uebertragung der Regierung von Ulrich auf Eizinger für das Laud Oesterreich auch gewonnen war. Die Wunden, aus denen es schon so lange blutete, konnte und wollte auch ein Eizinger nicht heilen. Auch das friche, politische Leben in Oesterreich, das die erste Regierungsperiode des Cillier Grafen so sehr auszeichnet, wich seit dessen Verbannung dem alten Schlendrian. Eizinger war wohl ein gediegener Finanzmann, aber noch immer kein Staatsmann. Er war eine kalt berechnende Natur, verband aber mit derselben nicht die Energie Ulrich's v. Cilli; nur wenn Hass ihn beseelte, handelte er rasch und kräftig. Daher kommt es auch, dass wir in der Geschichte der äusseren Politik Oesterreich's damaliger Zeit seinen Namen selten oder gar nie genannt finden. 2. Ladislaus fürchtete wohl die Macht und das Ansehen Eizinger's, hasste ihn aber im Grunde seines Herzens. Der Zauber des Genies, der Ulrich umgab, mangelte Eizinger ganz und gar, er war eben weiter nichts, als ein trockener, verständiger Mann, dessen vornehmste Eigenschaft Habsucht war. Das hatte er schon als Huebmeister Königs Albrechts bewiesen und es war voraus zu sehen, dass er die Gelegenheit, zusammen zu scharren, die sich ihm jetzt wieder bot, nicht unbenützt vorübergehen lassen werde. In der That wurde sein Regiment in Folge seiner Habsucht auch bald verhasst. Ja wie Aeneas Syl-vius uns erzählt, soll er sogar durch Raub seine Leidenschaft zu befriedigen gesucht haben. Der zweite Umstand, der die Regierung Eizinger's dem Volke unerträglich machte, war der Nepotismus, der jenen bei der Besetzung der Aemter leitete. Dadurch musste er sich vor allem jene zu Feinden machen, die durch den Grafen Ulrich befördert worden waren, sodann diejenigen, die durch Verdienst oder Begabung Anspruch auf Aemter machen konnten. Freilich waren letztere auch unter Ulrich wenig oder gar nicht berücksichtigt worden, aber sie sehnten sich dennoch nach einer neuen Ordnung der Dinge, nach einem andern Regenten und sei es auch der despotische Graf von Cilli. Auch die Barone hassten Eizinger als Emporkömmling. Sie hatten sich in der Revolutionszeit von ihm abgewandt und an dem legitimen Herrn, König Friedrich, gehalten, und auch später, als sie die Revolution anerkennen mussten, um nicht selbst Rebelle zu werden, sich lieber an den altadeligen Reichsfürsten Ulrich von Gilli angeschlossen, als an einen neugebackenen Baron Eizinger, der noch keine Ahnen besass4). Die Böhmen und Ungarn igno-rirten das neue Regiment in Oesterreich vollständig. Da das ständische Princip mit dem Sturze des Cillier's einmal zum Durchbruche gekommen war, so wollten auch die ausseröster-reichischen Stände sich geltend machen. Dies Streben zeigte sich in Ungarn und Böhmen. 3. Der König war durch die Entfernung seines Oheims eben so wenig frei geworden, als er es früher gewesen; auch ganz natürlich, denn als dreizehnjähriger Knabe war er, obwohl früh reif und ziemlich charakterfest, allen Einflüssen leicht zugänglich, konnte er doch in den Gang der Staatsmaschine, in die Pflichten eines Herrschers, in die Bedürfnisse seines Landes, dem er während der ganzen Zeit der Vormundschaft fremd geblieben war, nicht so eingeweiht sein, um nicht stets der Anleitung erfahrener Männer zu bedürfen. Ausserhalb der österreichischen Grenzen durfte er sich wohl etwas selbstständiger bewegen, allein hierin zeigte sich gerade, dass er keinen politischen Tact, keine staatsmännische Routine besass, und wie segensreich Ulrich gewirkt hatte. Mit Böhmen hatte der gegen religiöse Ueberzeugungen stets tolerante Graf ein friedliches Ein-verständniss herbeigeführt, welches Ladislaus durch sein schroffes, beleidigendes Auftreten gegen die Utraquisten, vor allen gegen den Prager Erzbischof Rokyczana, das geistliche Haupt derselben, beinahe zerstört hätte5). Podiebrad war in seiner Würde als alleiniger Gubernator schon am 1. Mai 1453 bestätigt worden s), also zu einer Zeit, wo Ulrich noch das Staatsruder lenkte, und dass der König nicht den Versuch machte, den hussitischen Gubernator zu stürzen, ist nicht so sehr sein Verdienst, als durch die politische Sachlage erzwungen. 4. Graf Ulrich war inzwischen auf seine Stammgüter nach Cilli zurückgekehrt. Er war so glücklich, seinen greisen Vater noch am Leben zu finden. Dieser hatte an dem Ruhme und der Macht seines Sohnes während dessen Regierungszeit den innigsten Antheil genommen und war so erzürnt, als er den Sturz Ulrich's vernahm, dass er die Burgen Lemberg und Rabensberg, die dem Ulrich v. Schaumburg, einem Freunde Eizinger's, gehörten, überfiel und zerstörte Ulrich bot alles auf, um seine verlorne Stelle wieder zu erlangen. Es musste diesem dem Höchsten zustrebenden Manne allerdings schwer ankommen, der Machtfülle, die er besass, plötzlich entsagen zu müssen. Allerdings hätte er auch in seinem Gebiete, das von Steiermark bis zur bosnischen Grenze reichte, ein genug grosses Feld für seinen Thatendrang finden können, aber auch dieser Schauplatz war ihm zu beschränkt. Er war seinem ganzen Wesen nach nur zu einem despotischen Herrscher, nicht zu einem liebenden Vater seiner Unterthanen berufen. Ihm schien es, dass er nur dann leben könne, wenn ihm in der grossen politischen Welt eine hervorragende Rolle zugetheilt war. Was galt ihm das Blut und der Schweiss seiner Unterthanen, wenn nur er gross, wenn nur er mächtig dadurch wurde! Da seine Anklageschrift gegen Eizinger, die er an den Kremser Landtag eingeschickt hatte, ohne Erfolg geblieben war, so hatte er sich nach Böhmen zum Krönungsfeste begeben, um hier mit Ladislaus zusammen zu treffen. Es war ihm nicht gelungen. Er wandte sich hierauf an seinen geschwornen Feind, den Kaiser 8), bat ihn mit geheuchelter Reue um Vergebung, ja vermass sich sogar, ihm die Herrschaft über Oesterreich zu versprechen. Allerdings war dies blos ein Köder und wäre eben nur Versprechen geblieben, aber er baute dabei auf die Habsucht des Kaisers. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, Friedrich warf dem Grafen Treubruch vor, und verlangte als Zeichen wahrer Reue die Uebergabe der Cilli'schen Besitzungen, worauf Ulrich nicht eingehen konnte. Er wandte hierauf seine Augen nach Venedig, welches eben mit Franz Sforza im Kriege stand, und von diesem hart bedrängt wurde. Er versprach der Republik gegen angemessenen Sold mit böhmischen Söldnern zu Hilfe zu kommen, allein die Venetianer wiesen diesen Antrag zurück, weil die Truppen zu ferne und der Sold zu hoch war 9). Er ging mit Sigmund von Tirol und dem Grafen v. Görz ein Bünd-niss wegen des ortenburgischen Gebietes ein, aber auch das, konnte ihm wenig helfen 10). Ueberall abgewiesen, beschloss er mit den Waffen in der Hand mit der Wiener Regierung in Unterhandlungen zu treten Es blieb aber nicht lange verborgen, wem seine Rüstungen galten, und die Stände Oesterreich's ob der Enns wurden zur Wachsamkeit gegen den Grafen aufgefordert11). Er gab daher seinen Entschluss auf, da der Krieg einen sehr zweifelhaften Erfolg haben konnte, und eine verlorne Schlacht die Rückkehr nach Oesterreich ihm ganz und gar verschlossen hätte. Er wandte seine Streitmacht gegen Kroatien, während Huniady gegen die Türken beschäftigt war. Allein dieser eilte ihm entgegen und schlug ihn am 13. Juli 1454; aber kaum hatte der Generalcapitain die Donau wiederum übersetzt, als Ulrich von neuem in Kroatien einfiel, und das Scliloss Ostrovice nahm 12). 5. In Oesterreich hatte sich das ständische Regiment, vor allem Eizinger, aus eben erwähnten Gründen verhasst gemacht. Auch Ladislaus sehnte sich nach seinem Oheime. Ulrich benützte diese günstige Gelegenheit und knüpfte mit den Unzufriedenen, besonders mit dem hohen Adel, Verbindungen an. Der grosse Schatz, den er nach dem Tode seines Vaters entdeckt hatte 13), kam ihm dabei trefflich zu statten. Es bedurfte nur geringer Thätigkeit von Seiten des Cilli'schen Anhanges, um Ladislaus zu bewegen, Ulrich zurück zu berufen. Ende Februar, oder Anfangs März 14) 1455 fand der feierliche Einzug des Grafen in Wien statt. Vor kaum zwei Jahren war er verlassen von allen, nur von vier Getreuen begleitet, gedemüthigt von dem triumphirenden Feinde, gehöhnt vom wü-thenden Volke, unter Lebensgefahren aus dieser Stadt geflohen. Wie seltsam hatte sich das Alles geändert! Jetzt nahte er der Stadt, von tausend geschmückten Reitern umgeben, der König empfing ihn vor dem Kärnthnerthore, umrauscht von dem Jubel des Volkes, an der Seite seines königlichen Neffen betrat er das festlich geschmückte Wien. Um diese Zeit verliess Eizinger, um den Triumph des ver-hassten Grafen nicht mitansehen zu müssen, mit seinen Freunden Wien und zog sich in freiwilliger Verbannung auf seine Güter zurück. Dem Grafen liess er sagen, er bewundere ihn und überlasse ihm gerne die Regierung, er sei müde des Hoflebens und danke Gott, dass er in seine frühere bescheidene Stellung zurückkehren dürfe, seiner Ehre sei genug gethan, mehr verlange er nicht. Die alte Fabel vom Fuchse und den sauren Trauben! Ulrich .-meinte, Eizinger habe sehr klug gehandelt, denn ihn hätte ein peinlicher Process und ein grausamer Tod erwartet, wenn er nicht freiwilig den Schauplatz verlassen hätte. So erzählt wenigstens Aeneas Sylvius 15). Uebrigens blieb Eizinger auch in seiner Zurückgezogenheit den politischen Tagesfragen zugekehrt und harrte stets auf den günstigen Moment, um seinen frühern Ein-fluss wieder zurückzuerobern. Graf Ulrich wurde in seine frühern Aemter und Würden wieder eingesetzt; dass damit die ständische Reaction vernichtet wurde und dem absoluten Herrscherthum Platz machen musste, versteht sich von selbst. Doch war diese zweite Regierungs-Periode Ulrich's bei weitem nicht so gemässigt, als die erste. Die Katastrophe vom 18. September 1453 hatte in ihm die Ueber-zeugung wachgerufen, dass nur eiserne Energie, nur tyrannische Gewalt ihn auf der Höhe des Lebens erhalten könne. Er glaubte, alle Feinde vernichten zu müssen, um nicht selbst vernichtet zu werden. Ueberdies rückte er dem Greisenalter immer näher, obwohl seine jugendliche Thatkraft ungeschwächt erhalten blieb, aber er hatte das Höchste noch nicht erreicht. Mit fieberhafter Ungeduld eilte er den lichtesten Sonnenhöhen des Ruhmes zu und kaum waren diese erreicht, stürzte er in den Abgrund. Dieser streng despotische Charakterzug der zweiten Regierungsperiode Ulrich's trat vor allem in seinem Verfahren gegen Huniady an den Tag. Dieser Mann musste gestürzt werden. Es ist nicht der Neid, der Ulrich gegen den ungarischen Helden so feindselig stimmte, sondern der heisse Drang nach Rache, vielleicht auch der dunkle Gedanke an eine feste Centralisation der Erbländer Ladislaus'. 6. Da Huniady's Macht auf zu festen Füssen stand, beschloss der Graf auf Schleichwegen sein Ziel zu erreichen. Huniady geberdete sich in der That wie ein unumschränkter Herrscher, und dies gab einen Anhaltspunkt zu weitern Verdächtigungen. Alte Gerüchte, von Huniady's Feinden schon früher ausgestreut, wurden wieder aufgefrischt, so widersinnig sie auch klangen, und durch solche unwürdige Mittel brachte Ulrich seinen königlichen Neffen zuletzt zu dem Glauben, der ungarische Generalcapitain sei in der That der gefährlichste Feind der Wiener Regierung. Ladislaus gab seine Zustimmung zu Huniady's Verderben und überliess seinem Oheim die Wahl der Mittel. In dieser Absicht wurde Huniady nach Wien berufen, hier sollte er gefangen genommen und ihm der Piocess gemacht werden. Dieser war aber von dem Plane bereits unterrichtet und antwox-tete auf das königliche Schreiben, er sei nicht verpflichtet ausserhalb des Reiches irgendwo zu erscheinen; in Ungarn werde er dem Könige in Allem gehorchen. Er wusste wohl, dass seine Feinde es nicht wagen würden, in seinem Lande ihm Gewalt anzuthun. Hierauf kamen die Grafen Ulrich v. Cilli, Magdeburg und Schaumberg, und der Herr v. Wallsee nach Kitsee in Ungarn und beriefen Huniady dahin, unter dem Vorwande, sie hätten mit ihm Wichtiges zu besprechen. Der Generalcapitain erschien mit 2000 Reitern und verlangte eine Unterredung auf offenem Felde. Der Graf hiess ihn in die Stadt kommen, indem er ihm sagen liess, er sei hier als Vertreter des Königs und desshalb gezieme es Huniady als Unterthan des Königs zu ihm zu kommen, während dieser meinte, die Gesandten ständen nicht höher, als der, an den sie gesandt seien, übrigens könne er mit dem Grafen in keinem befestigten Orte zusammen kommen, wenn nicht die Hälfte der Besatzung aus Ungarn bestände. Da auch dieser Plan an der Klugheit des Generalcapitains scheiterte, so galt es ihn sorglos zu machen. Man berief ihn nach Wien und verhiess ihm königliche Geleitsbriefe. Huniady liess sich betliören und erschien vor Wien. Etwa 8000 Schritte vor der Stadt blieb er stehen und wartete auf die Geleitsbriefe. Lamberger kam zu ihm und verkündete ihm, der König komme ihm mit grossem Gefolge entgegen, mit diesem Graf Ulrich mit den Geleitsbriefen. Huniady zog darauf hin etwa 4000 Schritte weiter und erwartete auf einer Villa den König. Ulrich erschien mit 40 Reitern. Auf die Frage wo der König sei, antwortete er: „Der König erwartet Dich der Hitze wegen bei jenem Obst- und Weingarten," — „und die Geleitsbriefe?" — „Hat Ladislaus bei sich." Da durchschaute Huniady den Plan des Grafen, zum Lamberger gewandt, sagte er: „Du hast mich belogen," worauf dieser verlegen auf den Grafen wies. Zu diesem sprach Huniady: „So glaubst Du mit mir zu spielen. Es gelüstet dich mich zu verderben. Was hindert mich Rache an dir zu nehmen? nur die Ehrfurcht vor dem König hält mich davon ab. Ihm schenke ich dein Leben, nicht dir lfi).'' Dieser Bericht ist aber mit einer so auffallenden Gehässigkeit gegen den Grafen geschrieben, dass wir uns scheuen, ihn auf Treu und Glauben anzunehmen. Natürlich müssen wir daher auch auf eine Darstellung des eigentlichen Sachverhalts verzichten. 7. Da der Graf einsah, dass dem Huniady auf keine Weise beizukommen sei, fand er es gerathen, mit ihm sich zu vergleichen. Auch Ladislaus bewog er dazu. Der Friede zwischen Huniady und dem Könige bestimmte, dass der Sohn des ersteren, Mathias, als Geisel, und mehrere feste Plätze, die bisher der General-capitain besetzt gehalten, Ladislaus ausgeliefert werden sollten17). Am 4. August verband sich Huniady mit dem Grafen zum gegenseitigen Schutze ihrer Herrschaften. Diesen Frieden sollte eine Familien-Verbindung besiegeln. Ulrich's Tochter Elisabeth wurde nämlich mit Ladislaus Huniady verlobt]8). Beide Männer waren eben gegenseitig von ihrer Wichtigkeit zu sehr überzeugt, als dass sie sich länger auf unnütze Weise hätten befeinden sollen. Unklar in Folge des gänzlichen Mangels an urkundlichen Belegen ist das Verhalten Ulrich's v. Cilli dem Kaiser gegenüber. Es gab damals eine starke Partei im deutschen Reiche gegen Friedrich, an deren Spitze die Wittelsbacher standen. Diese gingen mit dem Plane um, den Kaiser durch die Wahl eines Coadjutors nicht so sehr seiner Würde als vielmehr seiner Macht zu entkleiden. Erzherzog Albrecht, der, wie bekannt, mit seinem kaiserlichen Bruder niemals auf gutem Fusse stand, mag sich mit der Hoffnung geschmeichelt haben, selbst zum Coad-jutor gewählt zu werden. Von einer förmlichen Absetzung Frie-drich's als römischer Kaiser kann wohl keine Rede gewesen sein. Albrecht war es nur darum zu thun, seinen Bruder aus dessen Erblanden herauszudrängen, und dass Ulrich dazu die Hand geboten, ist leicht begreiflich. Wie weit diese Pläne gingen, wissen wir leider nicht, und dass Ulrich dabei ehrgeizige und rachesüchtige Absicht verfolgte, ist eine Hypothese, für deren Glaubwürdigkeit eben nur die subjective Ueberzeugung eintritt. Wohl aber ersehen wir aus Urkunden, dass sich Ladislaus damals mit Kaiser Friedl ich überworfen hatte. Wahrscheinlich auf Anregung Ulrich's erhob der König erneuerte Ansprüche an den Kaiser aus der Zeit der Vormundschaft her ,9J. Bischof Ulrich von Passau, Markgraf Albrecht von Brandenburg, Jakob Drugsess, Rath Erzherzog Albrechts, und Hilbrand von Ainsideln, Ober-marschall Herzog Friedrich's von Sachsen, setzten als Bevollmächtigte fest, Ulrich von Cilli und Markgraf Albrecht sollten die beiderseitigen Geldforderungen bis 11. November 1455 ordnen, das Schloss Ort stehe dem Könige zu, und alle Fehden sollten aufhören20). Letzterer Passus scheint auf tatsächliche Feindseligkeiten zwischen dem Könige und dem Kaiser hinzuweisen, welche Annahme durch ein urkundliches Bündniss zwischen Ladislaus, Grafen Ulrich und Herzog Sigmund von Tirol gegen Kaiser Friedrich an Wahrscheinlichkeit gewinnt 21). Durch die Uebergabe der Sache an die genannten Schiedsrichter wurde der Abschluss nur verzögert, und an ein friedliches Abkommen war gar nicht zu denken, da der Kaiser nicht gewillt war, den Grafen Ulrich in den Frieden einzuschliessen. Bei diesem Umstände durften die Friedensvorschläge des Kaisers niemals auf die Bestätigung Ladislaus' hoffen. 8. Dies im Kurzen über das Verhalten des Cillier Grafen gegen Friedrich III. Eine grössere Bedeutung darf man diesen allerdings feindseligen Schritten U1 rieh's gegen den Kaiser nicht beilegen, konnte es jenem doch gleichgiltig sein, wer auf dem römischen Throne sass, ja dem Grafen musste ein Herrscher von der trägen Natur Friedrich's nur erwünschter sein, als z. B. Albrecht, der bei weitem energischer war als sein Bruder. Friedrich legte dem Wirken Ulrich's in den Ländern Ladislaus' keine Hindernisse in den Weg, und dieser war zu sehr Politiker, als dass Eingebungen gekränkter Ehre und leidenschaftlicher Rachsucht seinen klaren staatsmännischen Blick getrübt hätten. Und überdies hatte er sich grössere Aufgaben gesetzt, die seine ganze Kraft in Anspruch nahmen. In Oesterreich waren die Stände wohl wiederum von der Theilnahme an der Regierung verdrängt worden, aber er scheint sie dennoch gelinder behandelt zu haben, als in den Jahren 1452 und 1453, wenigstens beweist uns dies die Bemerkung des Aeneas Sylvius, dass sich Eizinger auch nach der Rückkunft des Grafen noch immer mit Politik beschäftigt habe. Dass damit nur die innere Politik gemeint sein kann, liegt auf der Hand, da wir ihn niemals nach Aussen hin thätig sahen. Wohl richtete aber Graf Ulrich seine Blicke vorzüglich auf die Vorgänge in Ungarn, und dies mag ihn gehindert haben, gegen die österreichischen Stände mit jener eisernen Strenge aufzutreten, wie früher. Ungarn in einen engern Verband mit Oesterreich zu ziehen, war jetzt der Hauptzielpunkt seiner Bestrebungen, der vornehmste Charakterzug seiner zweiten Regierungsperiode. Ueber die politische Thätigkeit Eizinger's in dieser Periode wissen wir nichts näheres, so viel ist gewiss, dass er gegen die Regierung Ulrich's wenigstens direct nicht mehr auftrat; die geistige Grösse des Cillier Grafen musste ihm imponiren. Dieser aber hatte den mächtigen Eizinger noch immer zu fürchten, und die Katastrophe vom 18. September 1453 lehrte ihn vorsichtiger sein. Zudem war ihm Eizinger, ferne dem eigentlichen Sitze der Regierung, weniger gefährlich als in Wien selbst. 9. Inzwischen war die Türkengefahr immer näher gerückt. Die südslavischen Fürsten und die Ungarn waren dadurch vor Allen bedroht. Man rief die Kurfürsten, alle Reichsstände 22), den Kaiser 23 J, den Pabst und vor Allen aber die Wiener Regierung um Hilfe an. Von Deutschland war nichts zu hoffen, der Kaiser war selbst durch die Nachrichten von der immer wachsenden Macht der Osmanen aus seiner trägen Ruhe nicht aufzuschrecken, der Pabst, damals Calixtus III., sandte wohl siebzehn Dreiruderer, den schon einmal erwähnten Capistrano und den Cardinal St. Angeli nach Ungarn, um ein Kreuzheer auszurüsten 24), aber Ungarn war zu sehr von Parteiungen zerrissen, als dass es zu einem gemeinschaftlichen Widerstande gegen den gemeinschaftlichen Feind sich hätte aufraffen können. Die Wiener Regierung endlich wusste selbst nicht, welche Politik sie in diesem kritischen Moment einschlagen sollte; einerseits konnte sie das Land den Osmanen nicht preisgeben, andererseits erlangte Huniady durch einen Krieg gegen den Erbfeind eiue Macht fülle, die ihm Ulrich nicht überlassen konnte, da sie für diesen selbst hätte gefahrbringend werden können. Ueberdiess war damals — am Anfange des Jahres 1456 —, der König mit dem Generalcapitain noch nicht ausgesöhnt, der Vertrag, der oben erwähnt wurde, noch nicht abgeschlossen. Daher mussten vorerst diese Differenzen ausgeglichen werden, ehe die geeigneten Massregeln zur Abwendung der Tür- kengefahr getroffen werden konnten. Zu dem Zwecke versprach Graf Ulrich den ungarischen Gesandten, der König und er selbst würden baldmöglichst nach Ofen kommen, dort könne man das Weitere besprechen. Ulrich hielt sein Versprechen; er setzte alle Rachegedanken, alle ehrgeizigen Pläne bei Seite, um Ungarn seinem König zu erhalten. Um im Rücken gesichert zu sein, wurde eine Einladung an Eizinger, mit bewaffneten Leuten den König zu begleiten, erlassen2i). Wahrscheinlich regte sich damals der gefürchtete Gegner des Cillier Grafen wiederum, um während der Abwesenheit des König's und Ulrich's in Ungarn im Trüben zu fischen. Er lehnte diese Einladung ab und blieb in Oesterreich. 10. Die Reise ging von Wien nach Pressburg und von da nach Ofen, wo der König und der Graf feierlich empfangen wurden26). Huniady wurde dahin berufen, und erschien mit sicherem Geleite 27). Er wurde gnädig empfangen und söhnte sich mit dem Könige aus. Auch mit Grafen Ulrich schloss er, im Vereine mit seinem Sohne Ladislaus, am 31. März 1456 ein erneuertes Schutz- und Trutzbündniss, dem auch der Bischof Johannes von Warasdin, der Palatin Ladislaus Gara, der siebenbürgische Wojwode Ujlak, der Judex curiae Ladislaus de Palocz und Ulrich's Freund und Rathgeber Friedrich Lamberger beitraten28) Es schien, als ob alle Differenzen ausgeglichen wären, um die ganze Kraft der Nation gegen die Osmanen aufzubieten, und doch zeigte es sich wenige Monate später, wie alle diese Magnaten trotz des Bündnisses vom 31. März, das sie unterzeichnet hatten, mit dem blutigen Gedanken an den Untergang des Grafen umgingen. Die Gleichgiltigkeit der Ungarn, die sich trotz Capistrano's gluthrollen Reden, trotz Huniady's dringenden Aufforderungen und Anstrengungen zu keinem energischen Auftreten gegen die immer näher rückenden Osmanen verstehen wollten, wurde durch die Nachricht, Sultan Mahomed habe Novobrdo mit den reichen Silbergruben eingenommen in Furcht und unmännliche Angst verwandelt. Nur Huniady, der im Kampfe ergraute Held, zeigte sich auch jetzt wiederum als der Schild seines Vaterlandes. Sein Feuereifer riss endlich auch die Unthätigen und Verzagten mit sich fort. Man bat den König, er möge während des Kampfes in Ofen bleiben, um durch seine Anwesenseit den Muth seines Volkes zu stärken und zu erheben. Während Huniady mit seinem Heere gegen den Feind zog^ führte Ulrich den König unter dem Vorwande einer Jagd heimlich von Ofen nach Wien29). Dies hatte die schlimmsten Folgen; die Kreuzfahrer, die sich in Ofen gesammelt hatten, stoben auseinander, ohne Huniady Hilfe zu leisten, und so sah sich dieser nur auf eine geringe Truppenzahl beschränkt. Welche Beweggründe den Grafen bei diesem Schritte geleitet, ist nicht genau zu bestimmen, da uns gegründete Andeutungen darüber in den Quellen fehlen. Möglicherweise hatte der Graf eine ständische Bewegung in Oesterreich zu fürchten, die nur durch seine und des Königs Anwesenheit in Wien erstickt werden konnte. Diese Hypothese würde auch mit der Zusammenkunft Ulrich's mit Podiebrad im mährischen Dorfe Treschkwitz, wobei sie ihr im Jahre 1453 abgeschlossenes Schutz- und Trutzbündniss erneuerten und ihre Macht sich gegenseitig garantirten 30), zusammenhängen. Man würde aber fehl gehen, wenn man glaubte) Ulrich habe durch die Entführung des Königs aus Ofen Huniady verderben wollen. Dies stände im stricten Widerspruche mit Reinem frühern Verhalten gegenüber der Türkengefahr, wie überhaupt die Besetzung Ungarns durch die Türken seinen Plan vernichtet haben würde. 11. Der Krieg mit den Osmanen wurde durch den glänzenden Sieg Huniady's bei Belgrad 31) beendigt, worauf bald der Tod des glorreichen Siegers folgte. Huniady starb am 11. August 1456 zu Semlin an einer Lagerseuche32). Mit ihm fiel die letzte Schranke, die den Grafen v. Cilli von seinem hohen Ziele trennte. Huniady war in der That ein grosser Mann, seine Nation blickte bewundernd zu ihm hinauf und ein Angriff auf seine Person wäre als ein Angriff auf die ganze Nation angesehen worden. Wäre es dem Grafen Ulrich auch wirklich gelungen, Huniady zu stürzen, so hätte er trotzdem sein Ziel nicht erreicht, das ganze ungarische Volk wäre wie Ein Mann gegen den Mörder seines Helden aufgestanden. Dies konnte einem so scharfsichtigen Politiker, wie Ulrich, nicht entgangen sein; daher das letzte Bündniss mit dem Generalcapitain, das alle frühern Feindseligkeiten vergessen machen sollte. Kaum hatte der Cillier die Nachricht vom Todo Huniady's erhalten, als er sogleich den König bewog, nach Ungarn zu ziehen 33). Es musste rasch gehandelt werden. Die Türken waren durch die Niederlage bei Belgrad momentan besiegt, aber bei weitem noch nicht überwunden. Ein frisches Heer, begierig, die Schmach der Brüder zu rächen, war zu erwarten. Wenn die Gefahr an die Thür klopft, muss im Hause alles geordnet sein. Ungarn war durch den Tod Huniady's den grössten Verwirrungen preisgegeben. Zwar hatte dieser bei seinen Lebzeiten auch viele Feinde gehabt, aber seine Kraft und Energie wusste sie in den Schranken zu halten, und seine untadelige Verwaltung benahm ihnen jeden Vorwand zu Feindseligkeiten. Jetzt war es anders. Ladislaus besass keinen Funken von dem hohen Geiste seines Vaters, sein Bruder Mathias war zu jung, als dass er eine Rolle in der politischen Welt hätte spielen können. Es war zu befürchten, dass die antihuniadysche Partei ihr Haupt wiederum erheben werde und ein Bürgerkrieg hätte den Türken erwünschten Vorschub geleistet. Der König endlich war geradezu unfähig, um in einem von Parteiungen zerrissenen Lande Ruhe und Ord-nung herzustellen. 12. Aber ein Mann war noch übrig, der seiner Natur nach dazu bestimmt war, mit kräftiger Hand diese Parteien niederzuhalten, und nach Vollendung dieses Werkes die geeinigte Nation gegen den Erbfeind der Christenheit zu führen. Dieser Mann war Ulrich v. Cilli. Er hatte seine Aufgabe erkannt und setzte nun alle Hebel zur Lösung derselben in Bewegung. Nur Schade, dass er hierin zu rasch, zu überstürzt verfuhr. Die Intriguen der Huniady'schen Partei, die Verwirrung im Lande, die drohende Türkengefahr, mit einem Worte die Lage der Dinge drängte ihn dazu, aber er hätte doch die gewöhnlichsten Vorsichtsmassregeln nicht ausser Acht lassen sollen. Es scheint fast, als ob die Klarheit seines Blickes durch die Freude, nun bald den Traum seines Ehrgeizes erfüllt zu sehen, getrübt worden wäre. König Ladislaus hatte sich bereits am 26. August 1456 zu Schilf nach Ungarn begeben, mit ihm Herzog Otto von Baiern, die Liechtensteiner, Johann von Rosenberg mit reisigem Volke 34), und eine Schaar deutscher Kreuzfahrer. Ulrich eilte ihm erst später nach. Die Iluniady'sche Partei, Ladislaus Huniady und dessen Oheim Michael Szilagyi an der Spitze, war unterdessen nicht unthätig gewesen. Sie wusste oder ahnte wenigstens, dass Ulrich von Cilli, ihr geschworener Feind, mit dem Plane umgehe, die Regierung in Ungarn an sich zu reissen, und wollte sich daher eines festen Platzes versichern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie zu offenem Kampfe entschlossen waren, falls sich ihre Befürchtungen bezüglich des Cillier Grafen bestätigen sollten. Ob sie aber schon damals den Gedanken gefasst, Ulrich aus dem Wege zu räumen, ist eine Frage, die sich nicht mit Bestimmtheit beantworten lässt. Ulrich hatte von den Umtrieben seiner Gegner bereits Kenntniss erhalten, und suchte den König, dessen Souveränitätsrechte durch die eigenmächtige Befestigung von Belgrad ja auch verletzt wurden, zu energischen Gegenmassregeln zu bewegen. Ladislaus verlangte von Huniady's Sohne und Szilagyi urkundliche Zusicherung der Oeffnuns der Festung, worauf diese ihm nur ihren steten Gehorsam versicherten und dadurch den Verdacht des Verrathes nur noch mehr bestärkten 35). 13. Dieser Umstand trieb Ulrich zu raschem Handeln an. Auf dem Landtage zu Futtak wurde der Graf zum Statthalter, Nikolaus v. Ujlak zum Oberfeldherrn des Königreiches ernannt. Ersterer adoptirte Ladislaus Huniady 3ß). Dadurch hoffte er die Huniady'sche Partei zu gewinnen, einem Bürgerkriege vorzubeugen, und die ganze Kraft der Nation für den Kampf gegen die Türken aufzubewahren. Gegen diese wurde auf eben demselben Landtage der Krieg beschlossen. Dem Grafen kam ein Kampf gegen die Osmanen sehr gelegen, er sicherte sich dadurch die Sympathien der ungarischen Nation und wurde gleichsam der Erbe der Ideen des grossen Johannes Huniady. Allerdings überliess er dem Ujlak den Kriegsruhm, aber er blieb dennoch der oberste Leiter. Es war auch ein wohldurchdachter politischer Schachzug, .die Ober-feldherrnstelle dem mächtigen Wojwoden von Siebenbürgen zu überlassen, denn dadurch knüpfte er diesen an sein Interesse und versicherte sich des Heeres, obwohl man andererseits sich wieder zugestehen muss, dass er sich dadurch die Hände band, da er einem Zerwürfnisse mit dem Oberfeldherrn stets ausweichen musste. Supan, Ulrich v. Cilli. 7 14. Um seine Amtstätigkeit in Ruhe und ohne Furcht beginnen zu können, fand es Ulrich vor allem nothwendig, über die Umtriebe des jungen Huniady in Belgrad im Klaren zu sein. Die spätem Vorgänge bewiesen, dass dieser in der That mit hochverrätherischen Plänen umging, worin er von seinem Oheim Szilagyi und, wie man erzählt, durch die Prophezeiungen eines Astrologen und des mehr erwähnten Asceten Capistrano bestärkt wurde. Der Versuch Ulrich's, Ladislaus Huniady durch Adoption zu gewinnen, misslang, da Ulrich durch verschiedene, feindselige Bestrebungen, den verstorbenen Huniady zu stürzen, verdächtig geworden war. Man gewöhnte sich, seinem Thun und Lassen jederzeit gehässige Motive zu unterschieben. Der König und Graf Ulrich fuhren in Begleitung der aus allen Ländern zusammen strömenden Kreuzfahrer auf der Donau nach Belgrad. Sie sollen von den verrätherischen Plänen der Huniady'schen Partei gewarnt worden sein, doch vertrauten sie auf ihre starke Kriegsmacht 37). Nach der Cillier Chronik schickte Ulrich einen Spion nach Belgrad, um die Stärke der Besatzung zu erforschen, doch ist dies unwahrscheinlich. Eine Reiterschaar unter Rainold Rozgony zog voraus und wurde in Belgrad eingelassen; als aber nach dem Könige, dem nunmehrigen Gouverneur von Ungarn, Grafen Ulrich und dem Gefolge, die Kreuzfahrer die Festung betreten wollten, wurde das Thorgitter vor ihnen herunter gelassen. Als der König erstaunt über diesen Vorgang um den Grund fragte, wurde ihm geantwortet: die Landesgesetze verböten den Einlass eines Fremden in eine Grenzfestung, übrigens dürfe der König nichts befürchten, denn 1200 Ungarn wären zu seinem Schutze bereit 38). Wie inconsequent! Wenn jenes Gesetz durchgeführt werden sollte, so durfte auch Ulrich von Cilli als Fremder Belgrad nicht betreten. Nur wehrlosen Feinden gegenüber durfte Huniady eine so plumpe List wagen. 15. Wir nahen jetzt der furchtbaren Katastrophe des 8. Novembers, an welchem Tage Graf Ulrich, getroffen von meuchlerischen Dolchen seiner Feinde, aus dem Leben schied. Die Huniady'sche Partei muss schon früher daran gedacht haben, den verhassten Cillier aus dem Wege zu räumen. Die Ernennung des Grafen zum Gouverneur des Königreiches auf dem Landtage zu Futtak brachte ihren Entschluss zur Reife, denn sie musste fürchten, dass derjenige, der den verstorbenen Generalcapitain so oft in die Falle locken wollte, jetzt, da er die höchste Gewalt in Ungarn besass, den tödtlichen Hass vom Vater auf dessen Söhne und Anhänger übertragen werde. Auch war es den Ungarn von jeher unerträglich gewesen, einem Fremden gehorchen zu müssen; ihr starkes, trotz allen Gewaltmitteln unzerstörbares Nation albewusstsein lehrte sie ihr Vaterland lieben, es gegen alle Feinde vertheidigen, ihre Rechte bewahren, ihre Freiheit schützen, aber auch die Fremden hassen und ihnen misstrauen, ob mit Recht oder Unrecht. Zudem scheint der tiefer liegende Plan Ulrich's, Ungarn der Wiener Regierung direct zu unterordnen, bereits damals geahnt worden zu sein. Von den Historikern der damaligen Zeit gibt uns Dobrovsky 39) eine Andeutung, indem er sagt: „Ulrich wollte Huniady stürzen und dadurch die Regierung von Ungarn an den König bringen, welchen er selbst beherrschte." Dass der Gedanke an eine Verbindung Ungarns mit Oesterreich unter dem absoluten Regime eines Herrschers zunächst seinem eigenen, egoistischen Interesse entsprang, ist nicht zu läugnen, aber dadurch wird er in seiner Existenz nicht aufgehoben, sondern erscheint lediglich als (Konsequenz seines ehrgeizigen Strebens, nicht als ursprüngliche Idee. 16. Nach Bonfin 40) soll der erste Anstoss zur Ermordung des Grafen Ulrich's von Michael Szilagyi ausgegangen sein. Ist dies richtig, so muss dieser Gewaltact schon früher beschlossen worden sein, denn man muss annehmen, dass Ladislaus Huniady damals, als er dem Könige auf dessen Verlangen, er solle ihm die Oeffnung der Festung Belgrad zusichern, eine ausweichende Antwort gab, der Tod Ulrich's schon eine ausgemachte Sache war. Die Anhänger der Huniady'schen Partei wurden von dem abscheulichen Plane in Kenntniss gesetzt und gaben ihre Zustimmung. Man glaubte diesen politischen Mord mit der Phrase: es sei verdienstvoll, den unerfahrnen König von einem so verderblichen Rathgeber zu befreien, beschönigen zu können. Ja man war sogar frech genug, diesem verbrecherischen Beginnen gleichsam das göttliche Siegel aufdrücken zu wollen, indem man den Grosswardeiner Bischof Johannes Vitez um dessen Rath fragte, worauf dieser die zweideutige Antwort gab: er könne zwar als Verkündiger der Lehre des Friedens und der Versöhnung zum 7* Morde nicht rathen, diesen aber auch nicht tadeln, wenn er vollbracht sei "). Diese indirecte Zustimmung eines Kirchenfürsten sicherte dem Verbrechen die kirchliche Sanction. Ueber den Tod Ulrich's v. Cilli liegen uns mehrere detail-lirte Berichte w) vor, die in die verschiedenen Geschichtswerke übergingen, aber fast insgesammtvon geringem historischem Werthe sind. Wir dürfen nämlich nie vergessen, dass beim Morde nur die Huniady'sche Partei zugegen war, und dass diese gewiss keinen wahrheitsgetreuen Bericht geliefert haben wird. Dieses beweist die Erzählung selbst: Am 8. November früh wohnte Ulrich der Messe bei und wurde nach deren Schluss durch Lamberger eingeladen, einer Versammlung der ungarischen Magnaten beizuwohnen, um wichtige Staatsangelegenheiten zu besprechen. Der Graf, der einige Zeit unentschlossen war, ob er der Aufforderung folgen solle, oder nicht — denn er war schon früher gewarnt worden — erschien in der Versammlung heimlich gepanzert. Ladislaus Huniady empfing ihn unbewaffnet, mit dem Anrufe: „Verräther!" und legte ihm sogleich einen Brief vor, worin der Graf an seinen Schwiegervater Brankovitscli geschrieben hatte, er werde ihm von Belgrad zwei Kugeln senden, wie sie noch Niemand gesehen. Als Ulrich die Autorschaft dieses Briefes läugnete, forderte der junge Huniady augenblickliche Niederlegung aller seiner Würden und Aemter in Ungarn, worauf jener einem Waffenträger das Schwert entriss und auf Huniady einhieb. Dieser hielt schützend seinen grossen Ring vor und erhielt nur eine Wunde an der Hand. Auf seinen Hilferuf drangen die Ungarn unter Szilagyi's Anführung herein und hieben den Grafen, der sich mit grosser Geistesgegenwart vertheidigte, nieder. 17. Diese Erzählung enthält zu viel Widersprüche, als dass sie der Geschichtsforscher ohne weiters annehmen könnte. Die Huniady'sche Partei wollte den Mord als einen Act der Noth-wehr darstellen und doch stellt es ganz fest, dass die erste Anregung zu dieser Gewaltthat von Szilagyi ausging, dass der Grosswardeiner Bischof um seine Genehmigung gebeten wurde u. s. w. Aber sehen wir davon ganz ab, und gehen auf die innern Widersprüche des Berichtes selbst über. Alles spricht dafür, dass der Mord schon vorbereitet war. Die Magnaten liessen den Grafen zu sich rufen, um über Staatsangelegenheiten zu sprechen, aber die Berichterstatter selbst gestehen ein, dass dies nur ein Vorwand gewesen. Also musste Huniady und seine Partei doch schon früher den Entschluss gefasst haben, den Grafen in eine Falle zu locken. Dass man ihn zunächst nicht tödten, sondern zwingen wollte, der Statthalterschaft in Ungarn zu entsagen, ist höchst unwahrscheinlich, da man dieses auf einem bequemern und offenen Wege hätte erreichen können. Der König war ja in den Händen der Ungarn und hätte ihnen die Entsetzung Ulrich's als Gouverneur zugestehen müssen, wie einst in Korneuburg den Oesterreichern. Aber das heimliche Beginnen der Huniady'schen Partei beweist schon hinlänglich, dass sie etwas Schlimmeres, welches das Auge der Welt scheuen musste, vorhatten. Und wozu eine Unzahl Bewaffneter im Nebenzimmer, wenn man an einen Gewaltact nicht dachte? Auch ist es sehr bezeichnend, dass gerade Szilagyi, den Bonfin als Urheber des Mordplanes bezeichnet, der Anführer jener Bewaffneten war. Wie plump der Bericht vom Tode Ulrich's ist, erhellet schon daraus, dass diesem der erste Gewaltact, das Eindringen mit dem Schwerte auf Ladislaus Huniady zugeschrieben wird, obwohl durchaus nicht anzunehmen ist, dass Ulrich, der den Plan seiner Feinde offenbar ahnte, — denn sonst wäre er nicht gepanzert erschienen — so unklug gewesen wäre, allein gegen eine grosse Anzahl von Bewaffneten einen Kampf zu versuchen. Die Cillier Chronik erzählt, dass einer von der Huniady'schen Partei zuerst einen Dolch gezückt und darauf hin erst Ulrich zum Schwerte gegriffen habe. So sehr wir auch sonst Chroniken-Berichte mit giösster Behutsamkeit aufnehmen, so müssen wir doch hier der Chronik beistimmen, weil sie der Wahrheit ungleich näher kommt als die übrigen Geschichtsbücher. Es scheint dem Chronisten der Bericht Holzler's vorgelegen zu sein, wie auch Beide darin übereinstimmen, dass dem Leichnam der Kopf abgehauen wurde. Auch Aeneas Sylvius geht, obwohl ein Gegner des Grafen, über die Ermordungsgeschichte mit auffallender Zurückhaltung hinweg, ein Beweis, dass die Details bei ihm nicht Glauben fanden. In seiner böhmischen Geschichte nimmt er sie wohl theilweise auf, aber dennoch abweichend von der gewöhnlichen Erzählung, so z. B. weiss er nichts von einem Briefe Ulrich's an Brankovitsch. Was dieses Schreiben anbelangt, so scheint es fingirt gewesen zu sein, denn einerseits steht es mit der Politik des Grafen, der durch eine Ermordung der beiden Huniady den Hass der Nation erweckt, einen Kampf im Lande selbst hervorgerufen, und dadurch den Krieg gegen die Türken verzögert hätte, im stricten Widerspruche, andererseits ist es sehr sonderbar, dass es Ladislaus nicht dem Könige vorwies, als er den Mord entschuldigte, da dieser Brief den Gewaltact, wenn auch nicht gerechtfertigt, so doch entschuldigt hätte. Das Resultat dieser Kritik ist im Kurzen folgendes: die Ermordung Ulrich's war schon früher beschlossen, und ist als ein Act theils gemeiner Rachsucht, theils politischer Rücksichten anzusehen. Ueber die Details des Todes Ulrich's v. Cilli wissen wir nichts Bestimmtes, da sie in dem Berichte im Interesse der Huniady'schen Partei, daher durchaus falsch dargestellt sind. Der König empfing die Nachricht vom Tode des Grafen mit erheuchelter Gleichgiltigkeit, da er für sein eigenes Leben zittern musste, aber in seinem Innern gelobte er sich, fürchterliche Rache an den Mördern seines Oheims zu nehmen. Wie tief erschüttert er auch war, ergab er sich doch mit bewundernswürdiger, männlicher Resignation in das Unabänderliche und sah mit Ruhe und Fassung seinem eigenen Tode entgegen 43). Aber die Frechheit der Mörder Ulrich's ging doch nicht so weit, sich an dem Haupte ihres Königs zu vergreifen. Dass das Kreuzheer vor den Mauern Belgrad's auf die Nachricht vom Tode des Grafen die Festung erstürmen wollte, erwähnt nur die Ciliier Chronik. 18. König Ladislaus hatte eine prächtige Bestattung seines unglücklichen Oheims anbefohlen44). Der Leichnam wurde verhüllt nach Cilli gebracht, wo ihn die nunmehr verwitwete Gräfin Katharina, von Rittern, Knappen, und der Bürgerschaft umgeben, empfing und in die Kapelle des untern Schlosses begleitete. Am Tage des Begräbnisses wurde der Leichnam aus der Kapelle in die Minoritenkirche geführt und hier auf den Katafalk gelegt. Die Witwe, eine grosse Anzahl von Rittern und Bürgern war anwesend. Nach Schluss der Messe erschienen zwölf schwarz gekleidete Pagen und legten auf den Katafalk den Panzer, Speer, Schwert, Helm und Schild des ermordeten Grafen, ihnen folgte ein geharnischter Ritter, der Schild, Helm und Wappen des Grafen auf die Erde warf und dreimal mit lauter Stimme rief: „Grafen v. Cilli und nimmermehr Grafen v. Cilli!" worauf er die Fahne der Cillier zerriss und das Wappen zerbrach, zum Zeichen, dass mit Ulrich dem II. das Geschlecht der gefürsteten Grafen von Cilli zu Grabe getragen sei. Die Chronik findet keine Worte, um den Jammer und das Wehklagen der Anwesenden zu beschreiben. Warf doch der Glanz des Ruhmes, der ihren Fürsten umgab, einen Widerschein auch auf sie selbst! Der plötzliche und unerwartete Tod musste alle tief erschüttern, aber beklagen dürfen wir desshalb den Grafen nicht. Im höchsten Taumel des Glückes, auf dem Zenith seines Ruhmes und seiner Grösse ist er wie ein Heros geschieden, ehe das Alter seine Kraft gebrochen 45). 19. Ueber vier Jahrhunderte modert Graf Ulrich II. in seiner Gruft in der Minoritenkirche zu Cilli, und der Mann, vor dem einst unser Vaterland gezittert, wurde von den folgenden Generationen theils vergessen, theils verkannt. Selbst seit dem erneuerten Aufschwung der österreichischen Geschichtsschreibung ist man gegen Ulrich einerseits mit einem Parteihasse, der selbst die persönlichen Feinde des Cilliers beschämen könnte, andererseits mit hochmüthiger Verachtung und Geringschätzung verfahren. Dass wir in den Quellenwerken einer einseitigen und flachen Auffassung der politischen Wirksamkeit des Grafen begegnen, ist leicht erklärlich, da die gleichzeitigen Schriftsteller — mit Ausnahme der Cillier Chronik, die aber an und für sich geringe historische Bedeutung hat — durchaus der Gegenpartei Ulrich's angehören; aber es ist höchst sonderbar, dass auch der Blick neuerer Historiker von Leidenschaft und Vorurtheilen getrübt ist. Dieses Factum beweist, wie schlecht es mit der Quellenkritik in Oesterreich bestellt war, und wie die vaterländische Geschichtsschreibung grösstentheils nur auf Zusammenstellung der verschiedenen Berichte, ohne dass diese näher untersucht wurden, basirte. Das Urtheil musste in Folge dessen nothwendig schief ausfallen. So fand man in der Geschichte Ulrich's v. Cilli Treulosigkeit, Egoismus, unsittlichen Lebenswandel und schloss daraus, der Graf müsse ein höchst verwerflicher Charakter gewesen sein. Aber hier sind die Prämissen und der Schluss falsch. Diese Historiker nahmen die Berichte geschworner Feinde Ulrich's auf Treu und Glauben hin, ohne vorerst den Massstab der Kritik angelegt zu haben. Der Geschichtsforscher darf aber nichts glauben, ehe es nicht bewiesen ist; Skepsis ist hier, wie bei allen Wissenschaften das erste Erforderniss einer erfolgreichen Forschung. Ein zweiter Umstand, der eine richtige Auffassung des Grafen Ulrich niemals aufkommen liess, war die Gewohnheit der meisten österreichischen Historiker, die Vergangenheit durch die Gegenwart, nicht durch die Vergangenheit selbst zu erklären. So erfuhr der sittliche Charakter Ulrich's eine ungerechte Beur-theilung, weil man die Umstände, unter denen er sich entwickelte, nicht würdigte; so verurtheilte man ihn als einen Herrschsüchtigen, Eigennützigen, Wortbrüchigen, ohne zu bedenken, dass nach den einmal gegebenen Verhältnissen im Mittelalter nur dann ein allen selbstischen Interessen entsagender Charakter sich herausbilden konnte, wenn die Vorbedingungen dazu besonders günstig waren, aber auch in diesem Falle meist eine abstossende ascetische Färbung annahm. Dass diese Vorbedingungen bei Grafen Ulrich nicht vorhanden wraren, ist leicht einzusehen, und republikanische Römertugend im Feudalstaat des Mittelalters zu suchen, würde wenig historischen Sinn bezeugen. Was unsern Historikern drittens fehlt, ist die philosophische Vertiefung der Geschichte. Das Mittelalter, besonders in seinen letzen Zügen, wird derart als Epoche des crassesten Egoismus angesehen, dass man sich scheut, demselben Ideen zu unterlegen, und doch treten solche in der Geschichte Ulrich's v. Cilli deutlich hervor. Dadurch gewinnt aber erst das Leben dieses Mannes eine höhere Bedeutung. Dass er als Vorkämpfer des Absolutismus auftritt, daher der Neuzeit angehört, stempelt ihn zu einem dramatischen Helden, während er in der Fassung aller neuern Historiker als unbedeutend erscheint. Dass in Folge dieser Mängel unserer historischen Schule Ulrich in seiner politischen Wirksamkeit und in seiner Bedeutung für Oesterreich in kein richtiges Licht gesetzt werden konnte, ist selbstverständlich. Während man verrufene Persönlichkeiten, wie Kleopatra, Messalina, Tiberius, Nero von allem Tadel freizusprechen wagte, hatte keiner ein Wort der Entschuldigung, geschweige denn der Rechtfertigung für Ulrich v. Cilli. Wenn vorliegendes Werk seiner Aufgabe auch nicht in allen Theilen gerecht wurde, so nimmt es doch das Verdienst in Anspruch, zu einer neuen historischen Auffassung der Geschichte Ulrich's v. Cilli den Anstoss gegeben zu haben. Die vier letzten Lebensjahre des Grafen erscheinen hier in einem ganz anderen Lichte als gewöhnlich. Es ist dies nicht das Verdienst des Verfassers, sondern der Zeit, die seit Lessing, Niebahr, Wolf und Strauss auf strenge Kritik dringt. 20. Wir haben jetzt das politische Leben in Oesterreich, wie 45) es durch die schöpferische Hand des letzten Cillier Grafen gestaltet wurde, in kurzen Zügen vor uns vorüberziehen gesehen. Ulrich II. stellt sich uns als ein Mann von grossen Naturanlagen, bedeutendem staatsmännischen Talente, kraftvoller Energie dar. Aus seiner Jugend brachte er einen brennenden Ehrgeiz, den Ruhm und Glanz seines Hauses auf die höchste Stufe zu heben, mit; kaum waren aber die Zügel in seine Hand gelegt, wurde er der Träger der Idee der absoluten Herrschergewalt, welche Idee sich in seiner ganzen politischen Wirksamkeit zu offen ausspricht, als dass man sie verkennen könnte. Allein die damaligen Verhältnisse in Oesterreich waren noch nicht dazu angethan, als dass diese Idee hätte durchdringen können, und so war der Sturz Ulrich's nothwendig bedingt. Dass diese Idee dem Grafen Ulrich klar vorschwebte, wird Niemand behaupten wollen, denn dies ist nur auf einer hohen Culturstufe, in einem philosophischen Zeitalter möglich. Luther z. B. ist durchaus ein Vorkämpfer der freien Forschung, und nur als solcher nimmt er eine hervorragende Stelle in der Entwicklungs-Geschichte der Menschheit ein, und doch war er sich dessen nicht bewusst, und nur dogmatische Gründe waren es, die ihn zum Kampfe gegen die unbedingte Autorität der Kirche trieben. Ferdinand II. ist der Begründer des Absolutismus in Oesterreich, aber er hatte keine Ahnung davon, dass der Absolutismus der nothwendige Uebergang aus dem Feudalstaat des Mittelalters in den modernen Constitutionalismus war, und vernichtete hauptsächlich nur aus confessionellen Gründen das Ständethum. Kaiser Heinrich IV., die Staufer waren in ihrer Art Vorkämpfer der Reformation, aber man würde sehr wenig historischen Blick verrathen, wenn man glauben würde, sie seien ihrer eigentlichen, weltgeschichtlichen Bedeutung bewusst gewesen. Es kann uns daher auch an Ulrich r. Cilli nicht irre machen, wenn wir sehen, dass ihn seine Natur, sein Charakter zu einem absolutistischen Herrscher stempelte, er bleibt trotz allem dem doch der Träger einer Idee, ein Vorläufer der Neuzeit und daher für die Geschichte unseres Vaterlandes von höchster Bedeutung. Der Charakter des Grafen liegt uns klar vor Augen. Der Grundzug war Herrschsucht und kühnes Vertrauen auf sich selbst. Daher suchte er die Unendlichkeit des Ich's in der Vernichtung alles Aeussern, was dieser Unendlichkeit entgegenstrebte, daher setzte er sich mit rücksichtloser Kühnheit über alle Schranken der Sittlichkeit hinaus, daher war er freigeisterisch, aber nicht aus Ueberzeugung, daher war er in seinem ganzen Thun, in der grossen politischen Welt sowohl, als auch in dem engen Kreis der Familie durchaus despotisch. Zu jener erbärmlichen Schaar von Ehrgeizigen, die sich mit Würden und Aemtern, mit dem blossen Scheine begnügen, gehörte er nicht, und konnte seiner gross angelegten Natur nach gar nicht gehören, sein tiefer Geist drängte nach dem Wesen, er wollte herrschen und nicht bloss zu herrschen scheinen. List und Heuchelei konnten in seinem Charakter ursprünglich nicht liegen, sondern mussten durch die äussern Verhältnisse hineingetragen werden. Die meisten politischen Gegner Ulrich's waren Gewaltmitteln unzugänglich und daher war der Graf notwendig auf Schleichwege angewiesen. Zudem waren Verleumdung, List, Ränke und Kniife die Waffen seiner Feinde, und diese konnten nur mit gleichen Waffen bekämpft werden. Wäre ihnen Ulrich rückhaltslos entgegengetreten, so wäre er offenbar im Nachtheile gewesen. Die andern Seiten des Charakters Ulrich's liegen uns nicht so klar vor Augen, wir entbehren eben vertrauter Briefe und Tagebücher, die uns allein über sein tiefstes Denken und Fühlen genügenden Aufschluss geben könnten. Obwohl er vorwiegend Verstandesmensch war, so war ihm Gefühl, und zwar tiefes Gefühl doch nicht fremd, dies beweist seine glühende Leidenschaft zu jener Bürgersfrau aus Wien. Er hatte sich seine Ziele klar vor Augen gestellt, aber in der Wahl der Mittel zur Erreichung des Zieles war er oft unbesonnen und überstürzt. Dem gedemüthigten Feinde verzieh er nicht, sondern übte grausame Rache, doch konnte er diese Gefühle unterdrücken, wenn sie mit seiner Politik unvereinbar waren. Er schloss Verträge, um sie im nächsten Augenblicke wieder zu brechen. Sein Wille war ihm das höchste Gesetz und es war ihm gleichgiltig, ob seine Unterthanen dadurch gewannen oder verloren. Die Gesetze und Lehren der Kirche fand er keiner Beachtung werth, aber nur aus Gleichgiltig-keit, nicht aus Ueberzeugung. Gegen Andersgläubige bewies er sich in höchstem Grade tolerant, aber nur aus politischen, nicht aus humanistischen Gründen. Seine Tochter Hess er im griechischen Glauben erziehen, was sehr wenige der damaligen Katholiken gewagt hätten. Naturen von dem Schlage Ulrich's verbinden oft grosse, mit kleinlichen Eigenschaften. Cäsar z. B. war so eitel, dass er sich durch einen Senatsbeschluss die Bewilligung ertheilen liess, einen Lorbeerkranz tragen zu dürfen, um damit sein kahles Haupt zu bedecken. Ulrich liess sich sein Haar kräuseln, den Bart rasiren, und trug stets reiche Gewänder. Selbst in hohem Mannesalter verlor er nicht den Geschmack an galanten Abenteuern und sein Haus glich nach der freilich unmassgeblichen Behauptung seiner Zeitgenossen fast dem Serail eines türkischen Pascha. Dessen ungeachtet dürfen wir sagen: Ulrich v. Cilli war ein grosser Mann. Hätte er in einer andern Zeit gelebt, wäre er unter andern Verhältnissen aufgewachsen, hätte er vor Allem an dem Grundsatze festgehalten: dass der Mensch nicht um seiner selbst, sondern um des Ganzen willen, auf Erden lebt, so wäre er einer der bewunderungs- und verehrungswürdigsten Männer aller Zeiten geworden. In ihm steckte ein Brutus und ein Cäsar. Im Feudalstaate des Mittelalters konnte er sich zu keinem Brutus herausbilden, er konnte nur der Mensch werden, wie ihn uns jetzt die Geschichte vor Augen führt. Sein tragisches Ende lässt uns aber vieles vergessen. Seine grossen Eigenschaften erscheinen uns nun im hellsten Glänze, und das, was an ihm verwerfens-werth war, müssen wir milder und gerechter beurtheilen und auf sein Grab dürfen wir schreiben; „Er hat viel gesündigt und viel gebüsst." N 0 E N. Erstes Buch. ') J. C. Aquil. Gesch. V. 301. 4) Ebendaselbst 385. 3) Beim Tode des letzten Cillier Grafen ergab sich folgender Territorialbesitz: In Steiermark: Cilli, Osterwitz, Purgstall, Heken-berg, Soiiegg, Frasslau, Pack, Prassberg, Altenburg ob Prassberg, Riedeneck bei Rietz, Oberburg, Forchteneck, Katzenstein, Schön-stein, Schallegg, Eckenstein bei Wöliau, Helfenberg, Neubaus, Rabensberg, Lemberg, Weitenstein, Gouobitz . Saldenhofen, Mauta, Eibiswald, Hohenburg, Waldstein, Pfannberg, Murek, Truzenau, Freistem, Rohitsch, Kölligsberg, Hörberg, Planina, Süssenheim, Reichenegg, Pressing. In Kärnten: Orten bürg, Sternburg, Spital, Paternion, Ober- und Unter-Drauburg, Someregg, Kelerberg, Staierberg, Ober- und Unter-Stein, Weissenek, Hardneidstein, Mautenberg, Bresilik, Falkenstein, Greifen bürg, Treben. In Krain: Scharfönberg, Gurkfeld, Radtnanusdorf, Laas, Reifniz, Gottschee, Friedrichstein, Pöllaud, Weissenfeis, Kostel, Ig, Flödnig, Kropp, Pillichgraz, Görtschach, Waldenburg, Ortenek, Zobelsberg, Vinica, Valenberg, Grafenwert, Neidegg, Windisch-Büclil, Naklas, Goldenstein, Neuburg, Pemont. In Kroatien: Zagreb, Samabor, Stenitschnik,Medredgrad,St. Georgen,Kopreinitz, Warasdin, Tscha-kathuru, Strigovo, Krapina, Kaiserberg, Trockenstem, Bisterca, Neodelec, Tirnlein, beideKamenic, Vrana, Kostaynica, Weker u. s. w. In Oeterreich: Jochtenstein, Rohr au, Medling, Guntramsdorf, Lichtenstein, Marie-Entzersdorf. Als Pfand besassen die Grafen von Cilli: Feistritz, Markt Tüffer, Sachsenfeld, Hochenegg, Strö-chau, Monsberg in Kärnten, Ratschach, Stättenbei g, Metlik, Land-strass, Rudolfswert, Sibenek, Weichselburg, Frankenburg, Attersee, Mithau. i) Aen. Sylv. Hist. bohem. c. 59, 83, — Gerardus de Roo lib. 5 — Tugerus Spec. hon. austr. lib. 4. 5J J. C. Aquil. Gesch. III. 395 — Gill. Chronik ap. Hahn p. 687; urk. 753 seq. ") Cill. Chronik ap. Hahn p. 688, seq. 7) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar torn. IL p. 215 — Cill. Chron. p. 682, seq. Aeu. Sylv. Hist. Frid. III. p. 218. ") Nicht „Nichte," wie sie Lichuowsky nennt. Vrgl. Stammtafel. 10) J. Aquil. Annal. III. p. 401. ") Kurz K. Fridr. IV. I. urk. ") Baibin Epist. V. III. — Pray Annal. II. 339 — Ebendorffer ap. Pez. I. 857. ,3) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 113 — Pray Annal. II. 342. ") Kollar Annal. Vindob. II. 834 seq. — Chmel Mat. I. II. 10. 15J Arch. cesky I. 243. 16) Freiberg. Samml. III. I. urk. ") Aeu. Sylv. Hist. hohem, c. 57—58. ") Aen. Sylv. Hist. bohem. c. 58. — Baibin. V. 3. Dlugoss Hist. Pol. I. c. 736. 2") Dlugoss Hist. Pol. XII. 736 nennt Fridrich v. Cilli. - CHI. Chronik ap. Hahn II. 703 aber Ulrich. Letzteres ist .jedenfalls das richtigere, da auch Aen. Sylv. (Hist bohem.) dafür eintritt. 21) Thwrocz chrou. Hungar. IV. c. 33. Pray Annal II. 362. 23) Kollar Annal. Vind. I. 1026 seq. ") Kollar Anal. Vind. IL. 845 — Chmel Reg. Nr. 98. 25) Kurz Gesch. Frid. IV. I. 38. urk. — Chmel Mat. I. II. 82, Reg. Nr. 95. 26) Chmel Mat. I. II. 85. Reg. Nr. 97. 27) Kollar Annal. Vindob. II. 878 - Chmel Reg. Nr. 271. zs) Kollar II. 955. 29) Chmel Reg. Nr. 367. 30) Aen. Sylv. epist. 51. 31) Ordinat. ingress. Frid. III. in urbem. ap. Pez II. 561, seq. 3J) Kurz K. Frid. IV. I. 253 urk. - Chmel Reg. Nr. 513. 33) Cill. Chronik 689 seq. — Ebendorffer ap. l'ez I. p. 859. 3i) Kurz K. Frid. IV. I. 254 urk. 35) Chmel Reg. Nr. 1509. 3B) Chmel Reg. Nr. 1510. 31) Nr. 1511. 1519. 3,3 Nr. 1515. 3!') Nr. 1516. 40) Nr. 1513, 1514. 41) Nr. 1531. ") Nr. 1532. 43j Nr. 1333. 44) Nr. 1534. 4:>) Cill. Chronik p. 694. M) Ebendorffer I. 859 nennt ihn irrthümlicli einen Polen. ") Ebendorffer I. 889. 4S) Ebendaselbst. — Arenpeck 1256. M) Ebendorffer 859. 50) Ebendaselbst p. 861. 51) Aen. Syl. Hist. Frid. III. p. 163. - Ebendorffer 861. — Cill. Chronik ap. Hahn 659. Liclmowsky zweifelt daran, doch wäre bei einer solchen Uebereinstimmung der Quellen die Skepsis ungerechtfertigt. Zudem bezog sich auch die Anklageschrift Ebersdorfs gegen Ulrich auf die Belagerung von Skalitz. Es ist ja möglich, dass Ulrich das befestigte Neiren umging; vielleicht war er auch mit Pangracz im Einverständnisse, welchen Verdacht auch die oberwähnte Schrift ausspricht, und der durah den günstigen Frieden, den Ulrich dem Pangracz zu verschaffen wusste, bestärkt wird. M) Cill. Chronik p. 704 seq. Sie erzählt auch, dass in dem Heere Huniady's sich Türken und Wallachen befanden. 53) Joh. de Zreda ep. 21. —Bonfin I. erzählen von einem Angriff des grazer Schlosshauptmauns auf das ungarische Heer, was auch Fessler (IV. 628) aufgenommen hat. Abgesehen davon, dass die Cill. Chronik, die diesen Krieg ausführlich beschreibt, nichts davon weiss, beweist schon eir. Blick auf die Karte die Unwahrheit dieser Angabe, da Graz ja ganz und gar ausser der Marschroute lag. Vielleicht wollten die ungarischen Quellen durch dieses Märchen die Verletzung des königlichen Gebietes entschuldigen. 5i) Kollar Annal. Vind. II. p, 1266 seq. 55) Chmel Mat. I. II. 238; — Oest. Gesch.-Forscher II. 231 urk. 56) Kollar Annal. Vind. I. c. II. 1327 seq. 51) Kollar II. 1351 seq. Zweites Buch. ') Vrgl. I. 7. 2) Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar torn. II. p. 324. 3) Ebendorffer ap. Pez. I. c. 859, 860. 4) Kollar Annal. Vind. II. p. 837. 5) Kollar Annal. Vind. II. p. 854 — Chmel Reg. Nr. 172. ®) Kollar, 1032 seq. 7) Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 119. s) Dlugoss XIII. 24. ») Kurz K. Frid. IV. I. p. 258. 10) Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 183 seq. Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 185. ") Ebendorffer ap. Pez I. c. 868. 13) Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 186. ") Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 194 seq. l5) Kurz K. Frid. IV. I. 261. 1B) Chmel Reg. Nr. 2729. — Die Instruction für die Gesandten in Chmel Mat. I. II. 356. Chmel Mat. I. II. 357. »*) Chmel Mat. I. II. 360. »») Hist. Frid. III. 20) Cill. Chronik ap. Hahn p. 712. J1) Chmel Mat. I. CLXXX. Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 203. 23) Kollar Anal. Vind. II. p. 1269. M) Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 204 seq, ") Aen. Syly. Hist. Frid. HI. ap. Kollar p. 206 seq. — Urkundlich belegt in Chmel Mat. I. II. 363. Chmel Mat. I. II. 363. ") Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 211 — Aen. Syly. Hist, bohem. c. 60. Dubravii Hist, bohem. lib. 28. Chmel Mat. I. II. 367. 30) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1604. 31) Chmel Reg. Nr. 2746. Preueuhuber Annal. Styr. 99. 33) Kurz K. Frid. IV. I. 267. 34) Hormayr Wieu II. p. 105. 85) Aeu. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 213. 3ti) Gill. Chronik ap. Hahn; p. 697. seq. Die Toleranz Ulriclfs zeigt, sich liier wiederum im schönsten Lichte. Da Katharina im griechischen Glauben erzogen war, gestattete ihr der Graf, einen Priester der orientalischen Kirche nach Cilli mitzunehmen und seine Tochter Elisabeth in ihrem Glauben zu erziehen. 31) Thwrocz IV. 46. — Job. de Zredna Ep. 39 ap. Schwandtixer II. 57. Nach der Schlacht am Ainselfelde im Oktober 1448 wurde Joh. Huuiady vou Brankovitscli, dem Schwiegervater Ulrich's, gefangen genommen. Bei seiner Auslieferung wurde festgesetzt, dass Elisabeth v. Cilli mit Mathias Huniady verlobt werden solle. 3>i) Vrgl. Stammtafel. 3a) Aeu. Syl. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 214. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Weib um den Mordbefelil wusste. Haselbach nannte es daher eine zweite Herodias. 40J Aen. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 217 seq. 41) Cill. Chronik ap. Hahn p. 696. ") Aen. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 214. 43J Ebendaselbst. u) Ulrich war in Folge seiner bedeutenden Besitzungen in Ungarn einer der ersten Magnaten. 45) Aeu. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 219. 4BJ Ebendaselbst. 41J Ebendaselbst p. 220. Ebendaselbst p. 221. 4aj Ebendaselbst p. 222. 50) Ebendaselbst p. 223. !'1) Ebendaselbst. 51) Ebendaselbst p. 223 seq. 53J Ebendaselbst p. 224. Si) Ebendaselbst p. 225. Ebendaselbst p. 226. 5tij Paclimayer Anal. 902. ") Lichuowsky VI. Reg. Nr. 1613. Liclmowsky VI. Reg. Nr. 1617. 5SJ Aeu. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 251 seq. eoJ Chmel Mat. I. II. 374. — Pray Annal III. 89. e,J Kovacliich Vest. Suppl. II. 115. *'') Kurz K. Frid. IV. I. 271. ,i3J Ebendaselbst 273. «4) Kurz K. Frid. IV. I. 268. 65) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. "288 seq. fi6) Ebendaselbst p. 282 seq. Chmel Mat. I. II. 376. Aen. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar 322. *») Ebendaselbst p. 322 seq. Der Brief, wie er uns hier vorliegt, ist nicht vollkommen authentisch, sondern in einein elegantern Style abgefasst, als die Urkunde selbst. Da uns aber diese verloren gegangen ist, so müssen wir uns mit dem, was uns Aeneas Syl-vius gibt, zufrieden stellen. ™) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 323 seq. ") Ebendaselbst p. 325 seq. ™) Ebendaselbst p. 326. 13) Ebendaselbst p. 339. Chmel Mat. II. 2. Aen. Sylv. Hist. Frid. HI. p. 340. Chmel Mat. II. 4. ") Pray Annal. III. 111. ™) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 321. Lichuowsky VI. Reg. Nr. 1637. so) Aeneas Sylv. Hist. Frid. III p. 342. *') Ebendaselbst p. 227. **) Ebendaselbst p. 343 seq. ,a) Ebendaselbst p. 344 seq. Ebendaselbst p. 347. 8S) Ebendaselbst p. 348. sfi) Ebendaselbst. — Jo. N. Boecleri Adnotationes in Hist. Austr. Aen. Sylv. ap. Kollar tom. IL XXIV. Aen. Sylv. Hist. Frid. III. 349. 8>t) Chmel Mat. IL 17. sft) Chmel Mat. IL 18. m) Pray Annal. III. 114. — Hanthaler Fast. II. II. 394. - Chmel lieg. Nr. 2899. 9l) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 351. 9i) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 351 seq. — Die Bulle in Chmel Mat. IL 4. 93) Pray Annal III. 112. 94) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 353. 95) Chmel Mat. IL 18. 9li) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 375. 91) Ebendaselbst p. 354. Ebendaselbst p. 355. ") Chmel Reg. Nr. 2911. 10°) Aen. Sylv. Hist. Frid. Hl. p. 385 seq. 101) Ebendaselbst p. 357 seq. Supan, Ulrich v. Cilli. 8 ««») Chmel Mat. II. 19. 103) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 368. •°4) Ebendaselbst p. 355. 10S) Ebendaselbst p. 368 seq. 10(i) Ebendaselbst p. 369. ,(>7) Ebendaselbst p. 370. 10-i) Ebendaselbst P. 370 seq. Die Erzählungen mögen wohl etwas ausgeschmückt sein. 109) Ebendaselbst p. 373. "") Ebendaselbst p. 375. ln) Ebendaselbst p. 376 sep. 1M) Ebendaselbst p. 382. Hier wird das Heer auf ungefähr 1200 M. geschätzt, während Ebendorffer ap. Pez. II. 870 die Stärke auf "24000 M. angibt. 113) Coiitin Pulk. I. c. 180. "*) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 381. 115) Hist. hohem, c. 60. ,16) Hinderbacliii Conti», ap. Kollar II. p. 566. ,17) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 382. — Wolfg. de Styra ap. Pez II. 451. Aen. Sylv. Hist. Frid. III p. 383 seq. 119) Ebendaselbst p. 385. wo) Chmel Mat. II. 26. m) Aen. Sylv. Hist. bohem. c. 60 gibt das Heer Podiebrad's auf 16000 M. an. "0 Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 386 seq. "3) Chmel Reg. Nr. 2983, 2984 — Lichnowky VI. Reg. 1700. Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 394. us) Aen. Sylv. Hist. Frid III. p. 394. Drittes Buch. ') Aen. Sylv. Hist. Frid. II. ap. Kollar, p. 396 —Hist, bohem. c. 60 Ebendorffer ap. Pez. 871. 2) Dubrayii Hist, bohem. lib. 28. 3) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 398. 4) Ebendaselbst p. 399. 5j Ebendaselbst p. 404. 6) Ebendaselbst p. 400. 7) Ebendaselbst p. 402. 8) Dass der hohe Adel, der sonst die ständische Freiheit verfocht, um den absolutistisch gesinnten Ulrich sich schaarte, darf nicht auffallen, da Eizinger, der Führer der Ständepartei, von den altadeligeu Geschlechtern als Emporkömmling gehasst wurde. "3 Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 404. 10) Dubravii Hist, bohem. üb. "28. 11) Aeu. Sylv. Hist. Frid. I If. p. 403 seq. «) Chmel Mat. II. 29. 13) Chmel Mat. II. 28. 11) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 406 seq. ir') Wie Lichnowsky (VI. p. 156) meint. Thwrocz IV. c. 50. — Arenpeck 1259 — Bonfui Decad. III. VII. 376. ") Pray Annal. III. 125. ,s) Katona Ep. II. 342. '") Aen. Sylv. Hist, bohem. c. 60. 20) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 442. 21) Ebendaselbst p. 438 seq. — Ebendorffer 873. ") Kurz K. Frid. IV. I. 276 urk. '") Lichnowsky VI. Beg. Nr. 1780. ") Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1808. •'■>) Lichnowsky VI. Beg. Nr. 1729. 2e) Chmel Mat. II. 31. — Lichnowsky VI. Beg. Nr. 1728. *') Lichnowsky VI. Beg. Nr. 1828. 2S) Chmel Mat. II. 52. 2!,J Aeu. Sylv. Hist. Frid. III. p. 447. 30) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1711 b. 81) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 447. 3Z) Aeu. Sylv. Hist, bohem. c. 61. 33) Ebendaselbst. 3i) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 396 seq. 3:') Ebendaselbst p. 449 seq. 3B) Corp. jur. hungar. I. 207. 31) Spiess Aufklärungen 267. 3<) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 450. — Epist. 162. 3!() Ebendaselbst p. 448. 40) Ebendaselbst p. 446 — Aen. Sylv. bohem. c. 60 — Arenpeck 1260 4') Dubravii Hist, bohem. lib. 28. M) Ebendaselbst. — Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 446 seq. 43) Kovacbicli Vest, suppl. II. 119. 4t) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 450. •r'4) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1829. 4,i) Aen. Sylv. Hist, bohem. c. 61. — Die Form dieser Rede erinnert auffallend an klassische Muster, besonders an Demosthenes und Cicero. 41) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 450 seq. — Hist bohem. c. 61. 4S) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 455. M) Aen. Sylv. Hist, bohem. c. 61. - Dubravii Hist, bohem. 1. 28.— Cillier Chronik ap. Hahn p. 713 seq. sagt uns, man habe beabsichtigt, den Grafen zu tödten; doch muss dies unentschieden bleiben. — Areupeck 1260. 50) Jo. Hiuterbacliii Contin. Aen. Sylv. Hist. Austr. ap. Kollar II. Viertes Buch. ') Kollar Annal. Vind. I[. p. 1381 seq. — Clirael Reg. 3132. 2) Cillier Chronik ap. Hahn 714. 3) Urk. in Kollar p. 1385 seq. 4) Aen. Sylv. Hist. hohem, c. 62. ■•) Dubravii Hist. hohem, lib. 29. — Aen. Sylv. Hist. bohem. c. 62. — Arenpeck 1260 — Coutin. Pulk. 181. fi) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1781. 7) Orožen Kron. Celj. 82. ") Aen. Sylv. Hist. bohem. c. 62. 9) Ebendaselbst. ,0) Chmel Mat. II. 76. 1!) Chmel Mat. II. 62 u) Cill. Chronik ap. Hahn. p. 716. 1S) Orožen Kron. Celjska 83. n) Der Einzug muste jedenfalls nach dem 15. Februar stattgefunden haben, denn an diesem Tage schrieb er noch von Warasdin aus. 15) Hist. bohem. c. 63. U'J Aen. Sylr. Hist. Frid. III. p. 438 seq. — Hist, bohem. c. 64 ,7) Bonlin III. VIL 380. 1S) Chmel Mat. II. Nr. LXXI. LXXII. 1!IJ Chmel Mat H. 95. 10) Chmel Mat. II. 83. 2I) Lichnowsky VI. Nr. 2006, 2007. tl) Lichnowsky VI. Nr. 2104. ") Pray Annal. HI. 154 — Chmel Reg-, Nr. 3306. 11) Dubravii Hist. bohem. lib. 29. 25) Lichnowsky VI. Nr. 2031. 2B) Goldast de regno Boh. App. 189. 27) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. 2S) Thwrocz VI. 53. Aen. Sylv. Hist. Frid. III. 461. Als Motiv dieses Schrittes wird hier angegeben, dass der König den Ungarn nicht traute. Doch ist dieser Grund wohl ungenügend, da sich Ladislaus damals der Sympathien der Ungarn erfreute. 30) Chmel Mat. II. 111. 31) Pray Annal III. 180. Kovachich Vest. Suppl. If. 1. — Aen. Sylv. Hist, bohem. c. Gi. »») Aen. Sylv. Hist. Frid. HI p. 463. 34) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 2147. ®5) Hist. rer. anstr. ab. a. 1451—1467, ed. Ranch p. 11 seq. aB) Cill. Chronik ap. Hahn p. 719 und 720. 3r) Ebendaselbst p. 721, seq. Ebendorffer ap. Pez. I. c. II. 881 — Pray Annal. HI. 188. 35) Hist, bohem. lib. 29. 4°) Bonfin III. VII. 388. 4') Ebendaselbst. 4i) Hist. rer. austr. I. c. — Thwrocz IV. c. 53 — Aen. Sylv. Hist. Frid. III. 463; Hist, bohem. c. 66; epist. 253 — Bonfin 388 — Dlugoss p. 200 — Dubravii hist, bohem. lib. 29 — Cillier Chronik ap. Hahn p. 723 — Fontes rer. austr. 20. Bd. p. 101 seq. M) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 464 - Dubravii Hist, bohem. lib. 29. «) Cillier Chronik p. 725 seq. 45) In der Minoritenkirche zu Cilli wurden im J. 1811 die Köpfe einiger Grafen v.Cilli au 'gestellt. Der Schädel Ulricli's zeigt noch 2 Schwerthiebe. Die Inschrift lautet: „Ultimus ex illustri. familia Comiturn de Cillie occis. per Ladislavm Hunyadi Belgradii 26. Martini 1456." Das Datum ist hier unrichtig allgegeben. —ä3>$C8SS3s=— Berichtigungen, Seite 3, Zeile 12 y. o., statt: Elisabet Brankovitscli, lies: Katarina B. „ Ii), „ 10 v. o., statt: Iduugsperger, lies: Idungspeuger. „ 19, „ 10 v. o., statt: Roxer, lies: Rorer. C. Ucberreuter'ßche BurliärnekvreL (M. Salzer). Stammtafel der Grafen v. Cilli*). Ulrich Herr zu Sonegg, vermählt mit Ulrika, Tochter des Grafen v. Hainburg: und Agnes v. Baden. Friedrich I. Graf v, Cilli, gestorben am 13. Aug. 1359, vermählt zum 1. Male mit Anna, Herzogin v. Sachsen. Anna vermalt mit Otto, Grafv.Ortenburg vermählt zum 2. Male mit Dietinunda v. Walsee. Katharina verm. z. 1. Male mit Grafen Al-brecht IV. v. Görz, z.2. Male mit Johann v.Waldburg. Ulrich I. gestorben am 26. Juli 1368, verm. z. 1. Male verm. z. 2. Male mit Adelaide, mit Adelaide, Gräfin von Gräfin von Oettingen. Ortenburg. Hermann I. gestorben am 21. März 1385, vorm mit Katharina, Tochter des bosnischen Königs Stefan Tvarko. Wilhelm gestorben am 13. Sept. 1392, verm. z. 1. Male verm. z. 2. Male mit Elisabeth, mitAnna,Tochter Gräfin v. Görz. d. Kg. Casimir Ii. v. Polen. Johannes gestorben am 27. April 1372, verm. mit Margaretha, Grätin v. Pfannberg. Hermann II. gestorben am 13. October 1434. verm. mit Elisabeth, Gräfin v. Schaumburg. Anna verm. mit König Wladislaw v. Pol. Friedrich II. gestorben am 9. Juni 1454, verm. z 1. Male mit Elisabeth, Gräfin v. Mo- Hermann III. Ludwig drusch, gest. 1422. gestorben am 30. Juli 1426, gestorben in den verm. z. 2. Male verm. z. 1. Male verm. z. 2. Male Jahr. 1417—1420. mit Veronika von mit Elisabeth v. m. Beatrix, Toch-Desenitz, gestor- Abensberg. ter des Herzogs ben 1428. Ernst v. Baiern. Elisabeth gest. 1426, verm. mit Grafen Heinrich IV. v. Görz. Anna verm. mit Grafen Nie«laus Gara, Barbara gest. am 11. Juli 1451, verm. mit Kaiser Sigmund. Ulrich II. gest. am 8. Nov. 1456, verm. mit Katharina, Tochter des serbisch. Fürsten Georg Brankovitsch. Friedrich starb schon als Kind. Margaretha verm. z. 1. Male verm. z. 2. Male mit Grafen Her- mitHerzogLadis-mann v. Montfort, Laus v. Glogau. Elisabeth gest. am 19.Dez, 1442, verm. mit König Albrecht II. Hermann gestorben 1452. Georg gestorben 1443. Elisabeth gestorben 1455. Ladislaus Posthumus König v. Ungarn Böhmen etc. Nach J Oroiten's Celjska kronika. v Celji, 1854.