O -A -E -E -E -Z -E -Z -Z -Z -E -L -Z -E -E -E -E -E -E -E -E ■E -E E E -F tern ber Deutscher Glaubcnsbotc. « « herausgegeben von der Gesellschaft der „Söhne des hist, herzetts Jesu". « « Erscheint monatlich 32 Seiten stark. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. — 4 Frcs. Kr. 3. März 1902. Y. Jahr;;. I nha lt: Seite Missionssakrten auf dem welke» Mil. Von Br. Clemens Schröer, S. d. I). H. . . Christi Kreuz — der Menschheit Zieltnng. Ans dem apostolischen Dicarial des Sudan. Ans Assuan................................. Weihnachtsfeier in Hestra.................. Äegcrinustk................................ Die Klanbensbolen des deulschen Dollies: Hl. Rupert...........................78 Lebensbilder deutscher Missionäre: P. H. Seiner. Von P. BcaUcr Geher (Fortstzg.) 82 Anterslühnnst unserer Missionshäuser »»d Missionen............................86 Histerjastd...................................89 Seite Die katholischen Missionen in den deutschen Schuhgebtetcn.............................90 Aus dem Mistionslebcu: Eigcnthiimliche Hochzeitsgebräuche........................91 verschiedenes: Der Haushalt des Negers in Dcutsch-Ostafrila. Eisenbahnen am Congo. 93 Maricil-Derein für Afrika.......................95 Baumeister Antcrpertinger f.....................96 Zn unsern Mildern...............................96 Abbildungen: ' Aegyptische Alterthümer in Karnak. — Erste Station des Kreuzweges. — Erster Nilkatarakt. — Hl. Rupert. — Assuan. — Derwisch. .m Missionshaus Mühianü bei Brixen (Tiro!). Um 6o(K$lohn! erbittet das gefertigte von seinen Freunden und Sönnern entbehrliche Bücher, * wenn auch älteren Datums, besonders * ascetischen und theologischen Inhaltes. ltli$sion$bau$ ltiiibland bei Brixeti. Aeltere Jahrgänge öes ,,Stern 5er Neger" sind noch erhältlich und zwar: der erste Jahrgang ä 2 K, 5er zweite (2. für sich abgeschlossenes Halbjahr) ä l K, 5er dritte ä 2 K, 5er vierte ä 3 K. Nlle Jahrgänge zusammen bezogen Kosten nur 6 Kronen 6 Mark. Behufs (Erleichterung in der Versendung ersuchen mir die verehrlichen Ab-oehmer höflichst, bei allen Anfragen, Geldsendungen u. s. w. stets die gedruckte Echleisnummer und Adressenänderungen etc. stets bis zum 20. des Monats angeben zu wollen. J£ _ ifr _3$ Ü* 3$ 3$ 3$ D Aerzliche 23itfe an unsere verehrt. Leser! Wir bitten unsere Freunde, uns neue Abnehmer gewinnen zu wollen. Durch Bestellung des „Stern der Neger" wird ein hervorragend katholisches Werk unterstützt und zugleich ein österreichisches und deutsches Unternehmen, nämlich die Entwicklung unseres Missionshauses, gefördert, worin Kinder unserer Heimat und Söhne unseres Vaterrlandes zu Missionären ausgebildet werden. Die wenigen unserer verehr!. Leser, deren Bezugsbetrag von 1901 noch aussteht, ersuchen wir hiemit höflich, denselben (3 Kr. = 3 Itik.) der Ordnung wegen gütigst einzusenden. Zwecks Erleichterung in der Versendung erlauben wir uns, die verehrt. Leser höflichst zu bitten, Adressveränderungen re. stets bis zum 15. des ItlOnatS anzuzeigen, wie auch bei Anfragen und Einsendung von Bezugsbeträgen gütigst die gedruckte Schleisenuummer angeben zu wollen. O ff ff ff O G # ^esenigen unserer verehrten Leser und Wohlthäter, welche von den vergriffenen Uummern 1 bis 5 inel. des 2. Jahrganges des „Stern der Reger" überzählige Exemplare besitzen, erlauben wir uns herzlichst zu bitten, uns dieselben um Gotteslohn und der guten Sache wegen gütigst zukommen taffen zu wollen, da wir an deren Desitz ein lebhaftes Interesse haben und selbe mit dem gröszten Danke entgegennehmen. ZLrieMasten. J. Ai.-Ä-, Korfu, Griechenland. Ihr Anerbieten, für"uns Briefmarken zu sammeln, ist uns sehr erwünscht und nehmen wir selbe jederzeit mit herzl. Danke entgegen. M. K. in Kairo, Aegypten. Wir haben den Betrag empfangen; herzliches vergelt's Gott für den Ueberschuss! ch. in M Wir danken Ihnen für die Unterstützung von 10 Mark; wie Sie sehen, haben wir Ihreni Wunsche durch Veröffentlichung des Artikels über Unterstützung der Missionen Rechnung getragen! Ft. M. in 25., Nied.-Oestcrr. Wir sind der Ansicht, dass, wofern cs sich um gleiche Bedürfnisse und um gleiche Noth handelt, in erster Linie die eigenen Missionen und die heimischen Missionsinstitute unterstützt werden. Gott zum Gruß! I. W. in Ft. Besten Dank für Bericht. Da es für diesmal zu spät war, folgt er in nächster Nummer. Schönen Gruß! Korrespondenz detr Expedition. Eingegangene Geldsendungen. (33om 25. Jänner bis 25. Februar 1902.) Unsern geehrten Abnehmern zur gcfl. Kenntnisnahme, dass wir der Einfachheit halber milde Gaben re. für unser Missionshaus mir mehr an dieser Stelle quittieren werden. Iiür das Missionshaus: Durch CanonicuS A. Schöpsleuthncr, Wien, von Camilla v. Friedlander...................... Marienkind iWähringcr Apostolat) .... Inna v. Hclbig.............................. Irene v. Götz............................... Ein Mitglied des Apostolates X. Bezirk . . Währinger Apostolatsmitglied................ Anna Weinberger, Loscnstein.................... Dr. Joh. Chrys. Mittcrrutzner, Neustift . . . Von einem Priester in Brixcn.................. Aus dem Pongau................................. Baron E. Schönberg, Sarns...................... Von einer Wohlthäterin durch Dr. I. Chrys. Mitterrutzner, Neustift................... Joses Straßmeyer, Nadelbach.................... Leopold Ramler, Pummersdorf.................... Aus Tirol...................................... Henkel Neiscnberg.............................. Peter Gaßner, Pfarrer, Jenesien............... Joh. Schatzmann, Altenstädt.................... Al. Troyer, Psarrvicar, St. Andrä.............. Aus deni Pinzgau............................... Aus dem Brixenthal............................. Fidel Burger, Bregenz......................... Stefan Wurm, Weistrach......................... Familie Kornmüllcr Weistrach................... Franz Kiener, Weistrach....................... Jos. Volgger, Beneficiat, Brixen.............. Joses Brunner, St. Polten...................... Th. Springer, Linz............................. Al. Weißteiner, Wien .......................... Aus Baden...................................... Synonymus, Hall, für Heidenkinder (Joh. Apost. Evangel., Theresia)......................... F. Stiöer Jenal, Pfarrer, Westendorf. . . . Joh. Riedl, Pfarrer, Testes.................... Magnus Schratz, Pfarrer, Ncustift . . . . tllus dem Siubaithal........................... Joh. Lahn er, Unterleinleiter.................. Josef Baumann, Borghorst i. W................. Aus dem Pinzgau .............................. Kronen 2— 3— 3— 20— 10— 2— —.60 30— 17— 24— 4— 46.84 3— 2— 98— 4.24 7— 1— 5— 68— 129— 2— 2— 3— 5 — 7— 1— 5— 1,— 345— 48— 7— 7— 7— 80— 11.12 1.17 53— Kronen Ungenannt, Ob.-Oest................................. 60— Osthcimer Brixen..................................... 5— PH. Friedet, Auerbach............................. 23.41 Susanna Meraner, Bozen........................ 1.— Ungenannt.......................................... 1.20 Johann und Franziska Boxhofer, Linz . . . 2— Mons. Ed. Friedrich, Wien ....... 7— M. Biegelebcn, k. k. Hofrath, Wien .... 17.— Christ. Perkmann, Pfarrer, Bischofshofen, von Math. Kreuzberger.............................. 20— Math. Schmidmayr, Haag.............................. 20— Sebastian Obleitner, Wattens......................... 1— I. Egidi Mayer, Schwarzenberg....................... 10— Aus dem Pinzgau..................................... 93— Exc. Fürstbischof Simon Aichncr, Brixen . . 400— Franz Pccho, Pfarrer, Ernsthofen..................... 2— Aus dem Bregenzer Wald..............................154— Hugo Nicdermaier, Bregenz..................... 10.— Joh. Burgthaler, Stiftshofmcister, St. Florian 6— Ungenannt.......................................... 1.96 Aug. Traxl, Strengen.......................... 9 96 Wenzel Beza, U.-Langeudorf........................... 4— Für P. loses Münch, S. d. h. H,, Assuan: Al. Troyer, Psarrvicar, St. Andrä .... 2— Aür heilige Messen: H. Dörgens, Caplan, Nürnberg...................... 93.64 Rosa Doppelmayr, Hallcin............................. 6— Elise Fröhlich, Lehrerin, Ilhrweilcr .... 2.34 Maria Gstöttner, Linz......................... 10.— Joh. Godec, Lipoglav................................ 10— Aug. Traxl, Strengen ................................ 8— Joh. Henkel, Ncifcnberg............................ 7.49 Kaplan Hummel, Ravensburg......................... 24.14 M. Reinke, Btünster............................... 11.72 E. Fröhlich, Ahrweiler........................ 7 03 Anna Maria Schmidmaycr, Haag.................. 20.— Maria Krill, Blansko................................. 4— Joh. Stieber, Ncutitschcin.......................... 10— Sendungen van Gegenständen: Ferd. Tschörner, Dechant in Bullcndorf, sandte Bücher. — Franz Ostheimer, Brixen, 1 Wachsstock. — Baronin Com stanze Pillersdorf, Wien, 1 Altardecke und 1 Stück Stoff, davon 8 Negerkleider genäht von Frl. Hassa und den Schülerinnen bei St. Ursula in Wien. — Frl. Hassa, Bilder. — Frau Gaßner, Wien, Stofsteste und Knöpfe, Allen unseren Wohlthätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. Marien Verein für Afrika. Dieser unter dem protectorate Sr. K. it. K. apostolischen Majestät Kaiser Aranz Joses I. im Jahre 1851 gegründete Verein für Katholiken der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder unter der Obhut des österreichischen Episcopates hat die Förderung der afrikanischen Missionen und besonders jener von Central-Afrika zum Zwecke. Der Central-Ansschuss des Vereines befindet sich in Wien. Präsident desselben ist Se. Eminenz Cardinal Fürsterzbischof Ar. Anton Kruscha. Mitglied des Vereines kann jeder in Oesterreich wohnende Katholik werden, der sich verpflichtet, täglich ein Vater unser und ein Ave Maria mit dem Zusätze: V. „Bitte, o Himmelskönigin Maria, für die unglücklichen Neger!" y. „Auf dass sie mit uns würdig werden der Verheißungen Christi!" zu beten und einen monatlichen Beitrag von mindestens 10 Heller leistet. ^ßetCrreßmer werden solche, die sich zum Gebete nicht verpflichten, aber mindestens 2 Kronen im Jahre spenden. Wohlthäter sind solche, welche nach Belieben eine einmalige größere Gabe dem Vereine zuwenden. Katholiken von Wien und ganz Hefterreich! Tretet recht zahlreich dem Marien-Berein für Afrika bei, erbarmet euch der armen unglücklichen Neger; dann wird sich Gott auch unser erbarmen und in unseren Drangsalen uns Hilfe senden. Weiträge und Anmeldungen für Wien werden bei den Vorständen der einzelnen Filialen, in den meisten Pfarrkanzleien und Sacristeien, in der Kanzlei der kath. Vereine (I., Annagasse 9), bei der Firma Janauschek u. Co., (I., Singerstr. 18) und bei Frau Baronin Constanze Pillersdorff (I., Zedlitzgasse 4, 3. St.) entgegengenommen. Für Errichtung neuer Filialen stellt Statuten, Anfnahmsbilder und Drucksorten zur Verfügung der Vicepräses des Wiener Diöcesan-Ansschnsses Domcapitular Entoti Schöpfleutbner, tüien t, Stephansplatz 6. s 1 Allen christlichen Trauen und Töchtern wird empfohlen die Monatsschrift „Dtta JpstöInt der djtilil. Tochier" jAngela-Mlatt.) Die katholische Frauenwelt wird durch diese Zeitschrift angeleitet und angeeifert zur Ausübung eines recht zeitgemäßen Apostolates. Redacteur: Ant. Schöpfleuthner, Domcapitular Bei St. Stephan, Wien, Stcphansplatz 6. Preis p. Post jährlich 2.80 Kronen 3 Mark --- 4 Francs. gggT Probenummern umsonst. Deutscher Sisudensbote. Wr. 3. März 1902. Y. Aahrg. Misfionsfahrien auf dem welken All. Von Br. Clemens Win 21. December mussten wir die Anker werfen, bet die Maschine ein außergewöhnliches Geräusch machte und wir deshalb in Besorgnis waren, es möchte etivas an derselben beschädigt sein. Unsere Furcht war wohl nicht ohne Grund: denn, wenn wirklich ein Haupttheil derselben defect geivordc» wäre, wie hätten wir dem in diesen Gegenden abhelfen können, da wir nur die nothwendigsteu Werkzeuge und Maschineutheile zum Wechseln an Bord hatten! Während ivir nun eine genaue Untersuchung anstellten, versorgte unsere Mannschaft den Dampfer mit Brennholz. Wir fanden jedoch nichts wirklich Besorgniserregendes, sondern kamen zu der Ansicht, dass das ungcivöhnliche Geräusch nur der Ueber-anstrcngung der Maschine zuzuschreiben sei, zumal da sie noch neu war und wenig gearbeitet hatte. Außerdenr war der Dampfer schwer beladen und musste auch zudem noch die große Barke schleppen, da es windstill war und deshalb dieselbe allein nicht vorwärts konnte. Nachdem wir dem Uebel so viel als möglich abgeholfen und nach einigen kleinen Ausbesserungen, b(impften wir tags darauf im Vertrauen auf Goit weiter, indem wir nicht versäumten, an den nothwendigen Stellen reichlich S ch r ö e r, S d. h. H. (Fortsetzung.) Oel zu geben, eingedenk des Sprichwortes: „Wir gut schmiert, der gut fiehrt." Nach 17stündigcr Fahrt kamen wir am 23. nachts am Berge Tefafan, oder Achmed Aga genannt, an. Derselbe liegt am rechten Ufer, ist ein ganz kahler, nackter Felsen und soll ein ausgebrannter Vulkan sein. Wir machten dann, als es hell geworden war, den Versuch, einen Durchgang zum Berge zu finden, um die Gegend zu besichtigen. Das war uns jedoch nicht möglich, weder mit dem Dampfer noch mit dem Kahne konnten mir hinkommen wegen der Inseln und Sümpfe, die uns vom Festlande trennten. So hoben wir denn das Unternehmen für die Rückreise auf, da es bei niedrigem Wasserstande vielleicht leichter ausführbar war und fuhren weiter. Hier und dort begegneten uns kleine Barken der Eingeborenen, nämlich ausgehöhlte Baumstämme, mitunter in zwei oder drei Stücken zusammengebunden. An der Spitze des Fahrzeuges steht gewöhnlich ein Schwarzer mit einem Spieß oder Speer, welcher mit Widerhaken versehen ist. Oder er hat einen langen Stock, welcher mit einem Strick au beiden Enden zusammengezogen ist und so die Fonn eines 66 Missionsfahrten auf dem weißen Nil. großen Bogens, eines Halbkreises, hat, und außerdem an einem Ende mit einem spitzen Eisen versehen ist. Mit diesen beiden Gerathen, welche sie mit Geschicklichkeit ins Wasser stoßen und zurückziehen, machen sic Jagd auf Krokodile, Fische und dergleichen; allerdings ein sehr einfaches Verfahren: aber etwas bleibt ihnen mitunter doch hängen an ihrem Spieß zur Belohnung ihrer mühseligen Arbeit. Andere Ge-räthe zum Fischen, wie Netze und dergleichen, haben sie nicht. Jedoch wenn der Nil sinkt, sperren sie wohl Wassergräben usw. mit Rohrstäben ab, setzen an einigen Oeffnungen künstlich verfertigte Rohrkörbe und fangen so leichter und in Menge die Fische. | Am Hinteren Ende des Bootes sitzt einer mit einem sogenannten Ruder, einem großen Holzlöffel, ähnlich dem, welchen bei uns die Bäcker zum Brotschieben brauchen. Mit diesem arbeitet er links und rechts mit einer solchen Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, dass das Steuer entbehrlich ist und das Boot mitunter wie ein Pfeil dahinschießt. Auch machen sich die Neger vielfach kleine Nachen mit den Stäben der schon mehrfach erwähnten Ilmbasch. Die Stengel derselben verjüngen sich nämlich in der Höhe von 2 oder 3 Metern, und so schön aneinandergebunden bilden sie eine Spitze und geben eine nette Form, welche einer venezianischen Gondel Ehre machen könnte. Diese Nachen sind so leicht, dass, wenn sie auch zwei bis drei Personen über Waffer halten, eine allein sie nach ihrem Gebrauch ins Dorf zur Hütte zurücktrügt, um sie in Sicherheit zu bringen: auch könnte einer allein zwei bis drei derselben tragen. Natürlich sind sie nicht dauerhaft und man findet viele zerbrochene an den Ufern liegen. Sie werden, wie auch die Boote, gebraucht zur Beförderung von Getreide, Vieh und dergleichen. Vielleicht ist es das einzige Beförderungsmittel in diesen Gegenden, ich habe wenigstens kein anderes beobachten können, kein Kameel, Pferd oder Esel usw. Nur der Stamm der Baggara hat Esel. Nach und nach tauchten an den Ufern lange Gestalten auf mit ihrer sonderbaren, schon beschriebenen Haartracht. Mitunter standen sie in dem hohen Grase unbeweglich mit ihren in der Sonne blitzenden Lanzen, als wenn sie auf Wache oder Vorposten ständen. So waren wir uns klar, dass wir im Gebiete der Sch ill uk angelangt seien. Anfangs gruselte es mich ein wenig beim Anblick dieser wilden, schwarzen Gestalten, da ich noch nicht aus eigener Erfahrung wusste, wie die Schwarzen dort gegen die Weißen gestimmt seien. Diese Furcht verschwand jedoch gar bald, als wir nur einigermaßen mit ihnen in Berührung kamen und sie ein wenig kennen lernten. Dies geschah denn auch bald; denn am 24. abends, am Vorabend des hochheiligen Weihnachtsfestes, landeten wir in Kaka, einem großen Dorfe der Schilluk am linken Ufer Die heilige Nacht war stürmisch, und wenn es auch nicht regnete oder schneite, wie gewöhnlich in Europa, so machte sich doch der gewaltige Wärmewechsel von n. 40 Grad Celsius bei Tag bis auf 6 oder 8 Grad über Null in der Nacht recht fühlbar! Mancher von unseren verehrten Lesern wird wohl denken: Ein recht trauriges Christfest das! Auf der Reise, da drüben in fernen Landen, zwischen den Wilden, kein Gotteshaus mit erhebendem Orgelspiel und leuchtenden Kerzen, nichts, um das lieblichste der christlichen Feste würdig feiern zu können! Wohl mochte es den Anschein haben: aber der Missionär denkt anders. Er ist gekommen, das Werk fortzusetzen, wozu das arme, vor Kälte zitternde Kindlein in der Krippe den Anfang machte. Und war es ein Zufall, dass wir gerade am heiligen Abend bei den Negern landeten? Oder vielmehr eine besondere Fügung unseres lieben Heilandes, um, gleichwie damals die armen Hirten, so auch jetzt die armen Schwarzen zu seiner Krippe, zum Heil, zum wahren Glauben zu berufen? Solche und ähnliche Gedanken beherrschten mich, als unser Hochwürdigster Herr Bischof um Mitternacht auf unserem Schifflein die heilige Messe feierte und das liebe Christkind lein vielleicht zum erstenmale in diese Gegend herniederstieg. Gewiss hat es seine Arme ausgebreitet auch für die arme» Kinder Chams, für alle, die guten Willens sind. Hoffen wir, dass deren viele unter ihnen seien. Am Morgen besuchten wir die Ortschaft. Ich unterlasse es jedoch, davon zu erzählen, ebenso über die Sitten und Gebräuche zu berichten, weil das schon in einem anderen Artikel geschehen ist. Nur eins möchte ich erwähnen, was mir hier, wie überall in der Folge, sehr ins Auge fiel, nämlich, dass wir überall eine zahlreiche Jugend von gutem Aussehen antrafen: gewiss eine erfreuliche Thatsache und der Beweis, dass die Neger wieder beginnen, sich zu vermehren nach so vielen Kämpfen der Sclaver-jäger. Nachdem wir nun den Weihnachtstag bei unseren lieben Schwarzen zugebracht hatten, dampften wir beim nächsten Morgengrauen ab. Je weiter wir vorwärts kamen, desto zahlreicher wurden auch die Inseln, Nilpferde, Krokodile, Wasservögel usw. Am rechten Ufer sahen wir auch einen Löwen hoheitsvoll einherspazieren, welcher durch auf ihn abgefeuerte Schüsse sich nicht im mindesten stören ließ, sondern der König der Thiere marschierte ruhig weiter, als wenn er, seiner königlichen Würde bewusst, uns mit Verachtung hatte strafen und sagen wollen! „Ach, wie schießt ihr schlecht!" Des Abends sahe» wir eine Menge von Leuchtkäfern, die im Gebüsch und im hohe» Grase sich tummelten, verschivandcn und wieder auftauchten, nah und fern, so schön und lieblich, dass ich im erstenAugenblick meinte, es seien Irrlichter. Da wir uns wieder aufhalten mussten, um Holz zu hauen, benutzte ich, wie gewöhnlich, den Aufenthalt dazu, wenn es Zeit und Umstände erlaubten, um die Gegend, Waldungen, Pflanzen usw. zu besichtigen. Wir fanden den Akazienbaum und andere Dorn-bäume ; den Tamarindenbaum, ein schöner, schattiger Baum mit ausgedehnten, zahlreichen Aesten, dessen Frucht als Arzneimittel wohlbekannt ist. Zahlreich vertreten ist auch ein anderer Dornbaum, Hitschlick genannt, dessen Holz nächst dem Sunt wohl am besten und stärksten ist. Seine Frucht ist genießbar, etwas herbsüß und in Gestalt einer länglichen Pflaume ähnlich. Schlingpflanzen winden sich bis Jkayptiscbe JUtertbiimei* in Kantak. in die Spitze der Bäume und verhindern zuweilen den Durchgang. Daun noch andere Pflanzen, wie Kakteen and andere, deren Namen ich jedoch nicht kenne, dazu bedürfte es schon eines Pflanzcnkenncrs. In größter Anzahl jedoch sind, wie überall, Dorn-gestrüppe vertreten, mitunter so dicht, dass der Durchgang unmöglich ist. Die Dornen, in der Form von Angeln, sind mitunter so schelmisch, dass sie einem, ehe man fid;'8 versah, wie.Kletten nnhiengcn, und man jedesmal mit zerfetzten Kleidern den Rück-weg antreten musste. Des andern Tages gegen Abend erreichten nur F a s ch o d a, welches der Sitz eines Mamurs ist, wo wir wegen des niedrigen Wasserstandes jedoch nicht landen konnten. Daher fuhren wir am anderen Morgen mit dem Kahn, die Stadt zu besuchen, welche seinerzeit soviel von sich reden machte und doch nur aus einigen Lehmhütten besteht. Die Besatzung besteht aus etwa 30 schwärzen Soldaten mit dem Mamur (Oberleutnant) an der Spitze. Zwei Griechen, welche den Kaufhandel betreiben, mit einigen Jallobas und den Familien der Soldaten bilden den Rest der Einwohner. Wir sahen auch etiva 20 Dattclbüume, die ersten und einzigen seit Chartum. 68 Missionsfahrten auf dem weißen Nil. Nachdem wir dein Mamur unsere Aufwartung gemacht hatten, dampften wir weiter und landeten etwa 10 Meilen südlich am Wohnsitz des Königs oder Sultans der Schilluk. Der Besuch bei demselben hat uns ausgezeichnet gefallen. Die verschiedenen Häusergruppen, die nur von seinen Verwandten und Vertrauten bewohnt sind, werden überragt von einem künstlich aufgeworfenen Hügel, worauf vier Dordor stehen, byzantinischen Kuppeln ähnlich, welche die Wohnung des Königs (9DM) bilden. Es war mir auffällig, wie alles so nett und sauber war. Auch seine stattliche Herde besichtigten wir. An ihrer Spitze steht ein stattlicher Bulle mit großen weiten Hörnern, zwischen welchen ein Strick gezogen und dieser mit Glöckchen behängen war. Knaben und Mädchen besangen den Stier. Da wir einige Stalljungen nackt herumlaufen sahen, fragten wir den Mal, weshalb die nicht bekleidet seien, indem wir meinten, dass das doch seiner königlichen Würde nicht entsprechend sei. „Ja," gab er zur Antwort, „die können noch nicht die Tarabuka (Trommel) schlagen, wenn sie das erlernt haben, bekommen sie auch einen Lau", nämlich ein weißes Tuch, welches sie über die Schultern werfen. Sodann ließ der Mak von seinen Knappen eine Kriegsübung aufführen, bewirtete uns mit Milch, dann gab er uns zwei wilde, lebende Enten und Moschus zum Geschenk uud darauf verabschiedeten wir uns. Von einer weiteren Beschreibung kann ich füglich absehen, nur eines möchte ich noch erwähnen. Es fiel mir nämlich die außergewöhnliche Ruhe und Stille auf, die hier überall herrschte und die einem Kloster Ehre machen würde, ganz und gar entgegengesetzt den anderen Orten der Neger. Ob das wohl von der strengen Herrschaft Seiner schwarzen Hoheit herrührt? Am 29. December nachmittags verließen wir den uns wohlgesinnten Mak und landeten bei Abenddämmerung in Vau, einem kleinen, netten Dorfe am linken, ziemlich hohen Ufer gelegen. Hier sah ich zum erstenmale die D e l e b p a l m e, ein wirklich prächtiger Baum, schöner, als die Dattel- und Dumpalme. Sein kräftiger, gerader Stamm ist wie mit einem starken Netze umflochten und hat eine große, mächtige Krone. An langen Stielen sitzen die beinahe kreisrunden, zackigen Blätter mit einem Durchmesser von einem Meter und noch mehr. Später sahen wir in Taufikia, wie ein Soldat mit seinem Säbel einige solcher Blätter herunterschlug und als fertige Besen seinen Untergebenen gab, um die Straßen zu kehren. Die Frucht dieser Palme gleicht einem kleinen Kürbis und sitzt in Gruppen anein- ander. Sie hat drei große, harte Kerne, und ihr Fleisch ist faserig, süß und wohl genießbar. Wehe dem, der unter einem solchen Baume schliefe, und es fiele ihm eine solche Frucht auf den Kopf; er könnte Gott danken, wenn er mit einem leichten Kopfweh davonkäme. 2llS ich so im hellen Mondscheine dastand und die herrliche Palme bewunderte und noch mehr die Allmacht Gottes, die sie geschaffen, hörte ich in einiger Entfernung Singen und Schreien. Da mir die Sache noch neu war, gieng ich darauf zu, um zu sehen, was da los sei, allmählich folgten auch andere. Die halbwüchsigen Burschen sahen mich im Ansauge wohl mit großen Augen an. Einer von ihnen kam auf mich zu und gab mir (indem er mit seiner Lanze herumfuchtelte, als wenn er mir eine hätte geben wollen) mit seinen Gebärden und Fratzen zu verstehen, dass ich da nichts zu suchen hätte und dass ich schauen sollte, weiter zu kommen. Als er aber sah, dass ich keine Furcht hatte, trotzdem ich ohne Waffe war, aber auch keine böse Absicht habe und ruhig stehen blieb, gab er sich zufrieden. Bald kam denn auch unser Dolmetscher, der die Sache in die Reihe machte, so dass wir bald gute Freunde waren. Auf einem großen, weiten Platze fanden wir die Dorfjugend versammelt, an Spiel und Tanz sich ergötzend, und wir freuten uns mit ihnen. Am andern Morgen hatten wir das Ufer voll von Zuschauern, die sich jedenfalls die langbärtigen Weißen mal recht anschauen wollten, und wir gaben ihnen natürlich die volle Freiheit und Muße dazu. Der Scheich brachte uns ein paar Schafe zum Geschenk, und nachdem er sein Gegengeschenk erhalten hatte, begaben wir uns zum Besuche ins Dorf, wo der Bischof unter alt und jung, groß und klein Perlen und Knöpfe austheilte. Welch ein Jubel; so zutraulich, als wenn wir alte Bekannte gewesen wären. Besonders die blanken Knöpfe waren beliebt. Und wenn auch im Anfang so ein kleines Negerlein etwas zimperlich einherkam, so wurde es doch bald so keck, zum zweiten- und drittenmal sein Händchen auszustrecken. Und doch war es gerade an diesem Platze früher sehr gefährlich, gerade hier boten die Eingeborenen den Sclavenjägern (wohl mit Recht) den größten Widerstand und entrissen denselben manche Barke mit ihrer Beute. Aber jetzt, wo Sicherheit und Friede im Lande herrscht, wurden wir mit einer Artigkeit, ja man kann sagen, mit Begeisterung empfangen, mie man es bei den Naturvölkern gewiss nicht besser wünschen kann. Fortsetzung folgt.) Christi Kreuz — öer Menschheit Kettung. Zur § ei Ci gm Isastmzsii. war der Zweck der Menschwerdung des Sohnes Gottes und idie Aufgabe des Erlösers, das Reich des Satans auf^ Erden zu zerstören und die Menschen aus ihrer Knechtschaft zu befreien, wie der hl. Johannes sagt: „Der Sohn Gottes ist dazu erschienen, um die Werke Satans zu zerstören"; und Christus selber sagt, dass er als der Stärkere gekommen sei, um den „starken Bewaffneten" in seinem Hofe, in seinem unrechtmäßigen Bcsitzthum, in dem er sich festgesetzt hatte , zu bekämpfen, zu überwältigen. Er erklärt aber auch, dass dies durch seinen Tod geschehe, indem er kurz vor seinem Leiden sagt: „Jetzt ergeht das Gericht über die Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinaus- Erstc Sta,ien dcs Kreuzweges. geworfen werden, und ich, wenn ich erhöht sein | Kirche überlassen. Darin liegt auch werde, werde alles au mich ziehen." Es war also das Erlösnngswerk des Herrn ganz besonders darauf hingerichtet, dem Satan seine Macht über die Menschen zu nehmen und die Menschen aus dieser schrecklichen Tyrännenherrschaft zu befreien, Ja, die Knechtschaft der Menschheit unter der Gewalt des Teufels im Götzendienste war eine schreckliche, wie Lessius es I ausspricht, wenn er sagt: „Es war dies eine überaus große Strafe, den Druck einer so ent: schlichen Ty rannet ertra: gen zu müssen, durch welche die Menschen nach seinem Willen zu jeder Gattung von Lastern angetrieben und zugleich mit ihm in dieselbe Verdammnis fortgeschleppt wurden ..." Und diese Sclavenketten hat Christus um Kreuze gesprengt! Aber er hat sie so gesprengt, dass sie doch erst losgelöst werden müssen, und diese Arbeit, dieses erhabene und göttliche Werk hat Christus seiner die hohe Bedeutung der apostolischen Mission! Ja, die Mission unter den Heiden, die Mission bei den armen Negern, ist ein heiliges, ein göttliches Werk, ein Werk, das im Kreuze Christi seinen 70 Aus beut apostolischen Vicarial bež Cuban. Grund und sein Ziel hat, ein Werk, das in der sicgbaren Kraft des Kreuzes Kraft hat und Kraft verleiht, ein Werk endlich, das im Schatten des Kreuzes seine wunderbaren Segensfrüchte hervorbringt ! Deshalb sollen wir jetzt in der hl. Fastenzeit, wo uns die hl. Kirche die Betrachtung des Leidens Christi so dringend ans Herz legt, vor allem Hinblicken auf das siegreiche Kreuz. Da sollen wir Muth schöpfen zum Kampfe für Christus und gegen die Hölle; da sollen wir den Eifer erneuern zum Gebet für Gottes Sache, besonders für die Missionen. Da, beim Anblick des Kreuzes, sollen wir von neuem angetrieben werden zu inildreichen Gaben für das Missionswerk! Ja, ein glaubensvollcr Blick auf das Kreuz muss uns mit der Ueberzeugung erfüllen, dass wir bei diesem heiligen, erhabensten Werke christlicher Liebe, bei der Unterstützung der Hcidcnmission, so recht für Gott und gegen die Hölle arbeiten und kämpfen; denn wir tragen da an dem größten aller Siege bei, am Siege Christi über die Hölle und den Teufel, unsern alten Erbfeind. Gott ivill cs, wer bleibt zurück?! --- —j>-— "----- Nus öem apostolischen Vicarial des Sudan. Neue Missionsfahrten. — Auflassung von Luk. — Niederlassungen in Omderman und Aegypten. inem Bericht aus Omderman, 1. Nov. 1901, des Bischofs und apostol. Vicars von Central-Afrika über den gegenwärtigen Stand und die Erfolge seiner Mission entnehmen wir Folgendes: Ungefähr Mitte November verlässt unser „Rc-demptor" von neuem Omderman, mit mir, drei Missionären und einigen Laienbrüdern an Bord. Wir werden diesmal, wenn Gott will, eine neue Missionsstation im gebirgigen Latukalande gründen, das zwischen dem 4. und 5. Grad nördlicher Breite, östlich von Kondokoro und ein paar Tagereisen vom rechten Ufer des Bahr el Dschebel liegt. Der „Redemptor" bringt uns von hier geradeaus nach Kondokoro, das 2000 Kilometer von hier entfernt liegt. Von dort aus müssen wir uns Träger bedienen. Die Nachrichten, die dieser Tage ein Afrikareisender, der von Mombassa nach dem Rudolfsee und von dort durch Latuka nach dem Nil zog, über jenes Land brachte, sind sehr gut, sowohl in Bezug auf das Klima als den Charakter der Eingeborenen. Das sind meine Pläne. Gebe Gott deren Ausführung! Die Niederlassung in Lul unter den Cchilluk- negern verspricht gut zu werden, was die Eingeborenen anbelangt. Nur lässt das Klima viel zu wünschen übrig, so dass ich noch im Zweifel bin, was thun mit dieser Station. Die Gesundhcitsfrage ist nämlich von der allerwichtigsten Bcbeutung, da die Missionäre, welche das halbe Jahr kränklich und schwach sind und alle Jahre gewechselt iverden müssen, nie etwas Dauerndes znstandebringen können. Die Niederlassung Omderman thut sehr viel Gutes, besonders durch die Knaben- und Mädchenschule. Leider muss sich der Eifer der dortigen Väter auf die Christen allein beschränken, seit dem Verbot der Regierung, unter den Eingeborenen irgendwelche Bekehrungsversuche zu machen. Die Niederlassungen in Aegypten fahren fort, wie bisher, in ihrer Arbeit mit Weißen und Schwarzen. Die Zahl von 237 Taufen beweist, dass Väter, Laienbrüder und Schwestern in beit letzten sechs Monaten voll an der Arbeit waren und nicht müde wurden, ihrem heiligen Berufe gerecht zu werden. Ich habe deshalb auch die feste Hoffnung, dass unsere hochherzigen Wohlthäter nicht nachlassen werden, uns in einer so bedürftigen Zeit beizustehen, wohl wissend, dass sic mit ihrem Almosen ein Werkzeug Gottes zum Heile vieler Seelen werden. Aus Assuan. Naturschönheiten und Klima. — Missionsniederlassung. — Weihnachtsfeier, ie froh ist man doch, wenn man als Kranker in weiter Ferne gute Aufnahme findet; wie glücklich, wenn man inmitten der fanatischen Moslem liebevolle Glaubensbrüdcr findet! Diese Freude, dieses Glück wurde mir zu Theil, als ich, vor dem kalten europäischen Winter fliehend, hier ankam. Es war bereits dunkel, als unser Zug recht langsam sich meinem Reiseziele, der Station Assuan näherte. Da aber der hochw. Herr P. Münch die Güte hatte, mich abzuholen, so hatte ich beim Verlassen des Zuges nicht den üblichen Kampf zu bestehen mit den unverschämten Arabern. Die Bahnstation liegt am Südende der Stadt hart am Nil und so marschierten wir dem Strom entlang der Mission zu. Zur Rechten hatten wir eine nette Häufe weihe, zur Linken aber die historische Insel Elephantine mit dem neuen Savoy-Hotel, dessen hellbeleuchtete Front sich feenhaft im Wasser spiegelte. Die Sternenbilder des Arion, der Cassiopeia, der Andromeda, ferner die Gluckhenne, im Westen das Kreuz des Schwans, im Osten der herrliche Sirius schienen mir als alte Bekannte vorausgeeilt zu sein und jetzt freundlich „Grüß Gott!" zuzuwinken. Trotz der vorgerückten Jahreszeit — es war am B. Dec. 1901 — hatten wir einen warmen Abend. Am Nordende der Stadt erreichten wir den Palmen-gartcn der Mission mit der neuen, hohen Kirche. Der Obere empfieng mich recht herzlich und der gute Bruder Antonius sorgte für das leibliche Wohl. So wäre ich also mit Gottes Hilfe nach mühevoller Reise hier angelangt und erwarte mit Zuversicht die Besserung meines Lungenleidens. Um aber nicht ganz müßig zu sein, will ich Einiges meiner Eindrücke und Erlebnisse sammeln und in schlichter Weise dem Leser erzählen. Ich biete, was ein Kranker geben kann und wäre froh, wenn meine schwachen Worte auch nur einen neuen Freund dieser schweren, oft heimgesuchten, aber glorreichen Mission gewinnen würden. Assuan mit Elephantine, mit dem ersten Nilkatarakte und der tempelbesäten kleinen Insel P h i l a e wird von Vielen als einer der schönsten Punkte der Erde gepriesen. Und ivahrhaftig, welches Menschenkind sollte dieses Stuck Erde nicht großartig finden, wenn es auch vielleicht nicht völlig einstimmt in die Lobeshymne eines Brugsch oder des verdienten Dr. Friedrich Kayser, der unter anderem schreibt: „Ein Landschaftsbild weist der Nil auf, um das die übrige Welt ihn beneiden darf, denn Großartigeres, Erhabeneres und Schöneres zugleich gibt es wohl nicht unter der Sonne als das Kataraktengebiet zwischen Elefantine und Philü." Zwischen Philae und dem Südende des Kataraktes baut man eben einen Riesendamm aus Granit und Beton, ein Stauwerk, dessen Bau hundert Millionen Kronen erfordern soll. Ich stand eines Tages auf der Höhe dieses Riesenbaues und schaute lange Zeit hinab in das tosende Element, betrachtete die ungeheure Steinwüste, die als Rahmen zu diesem Landschaftsbild gehört und fand es ganz richtig, wenn der erwähnte Schriftsteller später ausruft: „Ja, wunderbare Schönheit und ergreifender Ernst paaren sich, um dies Kataraktenbild dem, der es einmal gesehen, unvergesslich zu machen. Hier redet der Schöpfer in seinem Werke zugleich von seiner Macht und von seiner erhabenen Herrlichkeit." *) Kein Wunder daher, wenn diese Naturschönheiten und historischen Denkmäler von Jahr zu Jahr mehr Bewunderer hierherlocken. (Siehe^Bild.S. 73.) Eine andere Anziehungskraft verdankt Assuan seinem milden Klima. Hier ist das Nilthal nur eine enge Gasse, die sich der Nil durch mächtige Gebirgszüge von Granit und Syenit gebrochen, und wird im Osten von der arabischen, im Westen von der lybischen Wüste begrenzt. Culturen sind stellenweise gar. keine, nur prächtige Palmenhaine zeigen den Lauf des Stromes. Assuan hat daher ausgeprägt trockenes Wüstenklima mit intensivem Sonnenlicht und fast wolkenlosem Himmel. Zu Weihnachten hatten wir z. B. herrliches Sommerwetter, in der Frühe um 9 Uhr 18 Grad Reaumur im Schatten, um 3 Uhr nachmittags 23 Grad, um 9. Uhr Abends 21 Grad. Seit einem Monat erlebte ich 2 trübe Tage (mit wenig Sonnenschein) und nur einen spärlichen Regen. Infolgedessen kommen über den Winter immer mehr und mehr Leidende hierher, so dass schon mehrere große Hotels entstanden. Freilich gibt es auch viele Enttäuschungen. Mancher wähnt ein Paradies zu finden und findet zu seinem Schrecken entsetzlichen Staub, häufigen Wind und manchmal raschen Temperaturwechsel. So ist jetzt *) Aegypten einst und jetzt. 2. Au fl. Freiburg 1898. Herder. S. 7—8. 72 Aus Assuan seit Neujahr die Temperatur im allgemeinen um 6—8 Grad Reaumur gefallen. Assuan ist auch als Militärstation, als Handelsplatz und als Sammelort vieler Neger von Bedeutung. Alle größeren Negerstämmc sind hier vertreten, manche bilden sogar eigene Niederlassungen (Dörfer geschimpft!). Es ist daher begreiflich, dass unsere Missionäre, nachdem im Jahre 1894 Assuan dem apostolischen Vicariat von Central-Afrika zugetheilt wurde, hier eine Station gründeten. Gerade heute sind es 7 Jahre, dass der gegenwärtige Missionsbischof hier die erste heilige Messe feierte und so an diesem Festtage Afrikas diese Station eröffnete. Diese eniivickelte sich so schön, dass am Wcihnachts-tage 1896 der Grundstein zur neuen großen Kathedrale gelegt werden konnte. Im folgenden Jahre war dieselbe sammt dem Hause der Missionäre, der Schwesternwohnung und den Schulen fertig. Gegenwärtig ist zwar die Knabenschule zum größten Theile aufgelassen, da mit allen Mitteln und Kräften an der Errichtung neuer Stationen im fernen Süden gearbeitet wird; ihre Wichtigkeit hat aber diese Niederlassung noch immer. Möge sie also weiterblühen zum Seelenheil der armen Neger und zur Freude, zum Nutzen der hierherkommenden Touristen und Kranken! Kommt der Katholik vom Norden her mit einem der netten Nildampfer gefahren, so wird ihn nicht nur das Panorama von Assuan und Elephantine fesseln, freudig wird ihn auch das Kreuz der Mission berühren, das zu ihm herübergrüßt und ihm zeigt, dass hier zwischen den hohen Dattelpalmen der liebe Heiland wacht und auch einen Besuch erwartet. Thatsächlich kommen an Sonn- und Feiertagen immer einige Kurgäste und Durchreisende zu dem Gottesdienste, manche sogar auch an Werktagen. Zudem bieten die Missionäre zu bescheidenen Preisen recht gerne Unterkunft und Kost einigen Personen, soweit der Raum es gestattet; denn in den Hotels kann nur derjenige aushalten, der als i ein kleiner Krösus zur Welt kam. Manchem Kranken, auch mir, wäre es ohne die Mission unmöglich, hier Linderung, Heilung zu suchen. Und wie viel des Schönen, des Erbaulichen erlebt man in einer Missionsstation! So sah ich hier am Fest der Unbefleckten Empfängnis die Taufe des wackere» Negerknaben Ali (jetzt Peter) Saied, dessen Schicksale und Aufnahme in die Missionsschule der selige P. Seiner im „Stern der Neger" (Jahrg. 1901, S. 281) so schön erzählte. Welche Freude wird der eifrige Missionär jetzt in der Ewigkeit haben, dass sein Schützling ivirklich das Ziel erreichte, wozu er denselben mit Liebe und Geduld leitete. Nicht vergessen darf ich aber unsere schöne Weihnachtsfeier. Gott vergelte reichlich der geehrtesten Frau Dr. Albert von Hebentanz die Freude, die sie uns und unseren Kindern mit dein Wcihnachtsbaum bereitete! Der Herr Doctor und seine Gemahlin, als alte Freunde der Mission, wollten eben nicht im Hotel, sondern inmitten unserer Kinder mit ihren Freunden und Bekannten eine Weihnachtsfeier nach europäischer Art und Weise feiern. Unter den Klängen der österreichischen Volkshymne führte uns als Hausherr des Festes der Herr Doctor zum hellbeleuchteten, reichgeschmückten Weihnachtsbaume. (Woher die schöne Fichte kam, könnte nur unsere Gönnerin sagen.) Alt und Jung, Schwarz und Weiß war einerlei freudig überrascht. Unseren Kindern, ihren Eltern war es etwas Neues, des Schauens war kein Ende. Uns versetzte es in die liebe, weite Heimat, in die sonnigen, frohen Tage der Kindheit. So kehrst du immer wieder, du ewige Liebe des Jesukindes, du Freude der Kinderherzen, du selige Freude deiner Treuen! Erst nach einer guten Weile konnten die kleinen Sprecher zu Wort kommen, um in deutscher und französischer Sprache dem Christkind zu huldigen. Deutsch sprach der obenerwähnte Peter, ein anderer Sudanese und ein Italiener, der in Constantinopel (!) etwas Deutsch gelernt hatte. Nach einigen Musikstücken und Weihnachtsliedern folgte für uns ein Thee, für die Kinder Milch, Chokolade usw. Den Schluss bildete die Vertheilung der vielen Sachen, i welche „das Christkind einem Jeden gebracht hatte." Beim Auseinandcrgehen wiegten sich die Palmen im warmen Abendwinde und erinnerten uns daran, dass wir nicht in der Heimat seien. Wann werden wir uns wiedersehen? Assuan, am 6. Jänner 1902. Johann Kandler, Weltpriester. Weihnachtsfeier in Gestra. Krippe. — Christmette. Gestra, 6. Jänner 1902 hl. Weihnachtszeit. Welch hehre, heilige Gefühle, Gefühle der Wonne und Freude, empfindet nicht ein gläubiger Christ in der hl. Nacht, in welcher uns der himmlische Vater durch Maria, die reinste Jungfrau, seinen eingeborenen Sohn gab, um uns durch sein Blut vom Sündenjoch zu erlösen Kommt ein Fürst, um eine Stadt mit seinem Erster Hilkatarakt. 93cfuc^e zu beehren, welche Mühe und Anstrengung, welchen Geldaufwand lässt man es sich nicht kosten, um dem hohen Gaste Treue und Liebe zu beweisen! Einen Unterthan, der da nicht mitmachte, würde man doch sicher nicht für einen echten Vatcrlands-sreund halten. Nun im geistigen Lebe» eines Christen geht es ebenso. Auch hier in Gesira wurden die Vorbereitungen getroffen, um die Wiedergeburt unseres lieben Heilandes möglichst würdig feiern zu können. Die Ordensleute der hiesigen Niederlassung bereiteten sich durch eine eintägige Geisteserncucrung auf das hohe Weihnachtsfest vor. In der Pfarrei wurden vom Hochw. Oberen für die Bewohner des Negerdorfcs dreitägige geistliche Uebungen veranstaltet in der Woche vor Weihnachten, die denn auch von unseren Negerchristen gut benützt wurden. Auch nach außen wurden Vorbereitungen getroffen, um das Fest recht feierlich zu begehen. Unser Br. Remigius als Sacristan wandte alle Mühe an, um unserer sonst so ärinlichen Pfarrkirche einen möglichst schönen Schmuck zu verleihe» nach landesüblichen Gebräuchen, d. h. mit bunten Tüchern, Fahnen u. dgl. Die Schwestern errichteten eine schöne Krippe. 74 Weihnachtsfeier in Gesira. Im Wohnhaus der Missionäre wurde der große Schlafsaal der Knaben geräumt, um anstatt der Lagerstätte der Knaben eine Krippe für das Jesukind 51t errichten. Dies gelang denn auch unserm Hochw. P. Larisch ausgezeichnet, der mit ganzer Hingabe und mit Aufwand aller seiner Kräfte sich daran machte, eine Grotte, die der in Bethlehem ähnlich war, herzustellen. Abgesehen davon, dass ihm der Bau der Grotte, die von kleinen Steinen künstlich zusammengestellt wurde, wohl ein halbes dutzendmal vor der Vollendung zusammenstürzte und seine Geduld nicht wenig auf die Probe stellte, war die Grotte schmuckvoll und anziehend, besonders für unsere kleinen Schwarzen; für sie war dieselbe ja auch in erster Reihe errichtet. Ein anderes Mal hatte man bei der Gelegenheit von Papier hohe schneebedeckte Berge dargestellt. Das war denn unseren in der Erdkunde so ziemlich unterrichteten. Knaben doch ein wenig zu blau gewesen und so hatten sie scherzweise gefragt, ob denn Bethlehem zur Zeit in Tirol gelegen sei. Nun dieses Mal gab es an der Krippe doch nichts auszusetzen, denn die Berge schienen unserer Jugend echt bethlehemitisch zu sein. Unsere kleinen Schwarzen wollten es aber nicht damit bestellt sein lassen, bloß eine steinerne Krippe für das ersehnte Jesukindlein bereitet zu wissen, sie wollten auch ihr kleines Herz durch geistige Uebungen auf die Ankunft ihres Erlösers vorbereiten. Wie viele europäische Brüder könnten sich ein Muster an dem Eifer dieser kleinen Afrikaner nehmen, die weniger daran dachten, bloß große Geschenke zu empfangen, als ihrem Heiland etwas zu geben, und man kann ihren Großmuth nicht ungelobt lassen. Den Großen wollten sie es gleich thun, drei Tage strenges socut (Stillschweigen) halten. Das Haus, das sie sonst während der Spielzeit im Hose durch ihr Schreien fast zittern machen, war wie ausgestorben. Während der Mittagserholung giengen sie mit dem Rosenkranz oder mit dem Gebetbuch im strengsten Stillschweigen auf und ab; es schien, als hätten alle miteinander das Versprechen gemacht, Trappisten werden zu wollen. Nur einer mochte bei irgend einer Gelegenheit sich wohl ein wenig vergessen haben, denn sobald die drei Tage vorüber waren, kam der kleine, dickbäuchige Gerhard zu mir und sagte: „Schuf! (schau) Einer hat doch das Stillschweigen gebrochen." Nun, ich konnte den Armen nicht verurtheilen, denn es ist doch keine Kleinigkeit für so ein Negermäulchen, das sonst immer in Thätigkeit sein muss, drei Tage lang zu schweigen. Dem Gerhard durfte ich natürlich auch nicht Unrecht geben wegen seines gestrengen Urtheils, hat er doch die drei Tage musterhaft ausgehalten, obschon eben er einer von denen ist, die da den ganzen Tag schreien, als wenn sie mit Zucker bezahlt würden. Nun war der langersehnte hl. Weihnachtsabend herangekommen. Obst und kleine Bäckereien, Zuckerln und Taschentücher waren vom Hochw. P. Obern mit väterlicher Fürsorge für die Kleinen herbeigeschafft worden. Gegen 6 Uhr Abends war der Schluss der neuntägigen Weihnachts-Andacht in der Pfarrkirche, Nach dein Abendessen, das heute viel früher eingenommen wurde, begann das Krippenfest. Ich hatte noch das Vergnügen, nebenbei bemerkt, als ich den Hochw. Vätern beim Lampenschein in Eile die Platte schor, mir einen ordentlichen Schnitt mit dem Schermesscr in den Finger zu geben. Ich hatte eben vergessen: „Eile mit Weile!" Ja, was so ein armer Missions-brudcr nicht alles an einem Tage sein muss: Schreiner, Maurer, Maler, Tüncher, Schmied und noch schließlich Scherer. Gott sei Dank, dass nicht auch noch Haarkünstler! Alles zur größeren Ehre. Gottes! Nun wieder von bei" Scherstnbe zur Krippe. Wie strahlten da die iveißen Augen in den schwarzen Gesichtern beim Anblicke der hell erleuchteten Krippe! Ja, diese Aermstcn der Armen, sie empfanden in ihrem Herzen das Glück, durch den Erlöser von Satans Joch befreit und Kinder Gottes, Kinder der hl. katholischen Kirche geworden zu sein. Denjenigen, die noch nicht getauft waren, sah man es an, dass bei ihnen noch etwas abgehe, um auch bei ihnen die Freude voll zu machen. Es kam mir vor, als bemerkte ich in ihnen das Gefühl, das einer empfinden würde, wenn er ungeladen zu einem Feste erschiene. Was ihnen noch abgieng, war das Wasser der geistigen Wiedergeburt. Als nun unser schwarzer Orgelspieler auf dem Harmonium anstimmte: „Stille Nacht, heilige Nacht", da fielen alle cinmüthig ein mit erhobenem Weihegefühl. Einen solchen Anblick würden unsere guten Wohlthäter wohl nie vergessen, und sie würden noch mehr für das Werk der Glaubensboten begeistert. Denn auch sie haben durch das gegebene Almosen und Gebet reichen Antheil an dem Glücke, das diese Armen an diesem Abend empfanden. Noch lange betrachteten die Kinder das holde Knäbchen in der Krippe, das ihnen beide Aermchen entgegenstreckte. Gegen 9 Uhr musste alles zu Bette, denn es hieß bald wieder aufstehen. Manches der Kinder mochte von der Krippe träumen und auch wohl einer mit den Gedanken nn das liebe Weihnachtsfeier in ©estra. 75 Missionshaus in Mühlaud und die lieben Fluren in der Heimat eingeschlafen sein! Da ans einmal, was gibt's beim da! Ich wurde auf eine mir bereits vor 20 Jahren sehr bekannte und gewohnte, aber seit der Zeit nicht mehr gehörte Weise aus dem Schlummer geschreckt. Bruder August Dördclmann, ein alter Soldat, Trommler und Bläser, schmetterte mit der Trompete vom Dache des Hauses nach allen vier Himmelsrichtungen hinaus, das für einen jungen Neuling so fatale: „Habt ihr noch nicht lange genug geschlafen?" Wie ein Zucken wirkte das in mir altem Soldaten: wie der Blitz war ich von meinem Lager erhoben. Der Mond schien hell und klar, es war eben 11 Uhr vorüber, draußen war es eher warm als kalt. Welch herrliche Weihnachtsnacht! Eine solch schöne Weihnachtsnacht hatte ich in Europa noch nie erlebt. Nun, da wurde cs denn noch schöner. Br. August schien wieder eine Uebung der Ersatzmänner bei den Drciundfünfzigern in Wesel durchzumachen. Beinahe hätte er auch mich wieder, wenigstens im Geiste, unter die alten Drcizehncr nach Münster in den bunten Rock versetzt. Wer weiß cs denn nicht, dass derjenige, dem einmal das Soldatenblut eingedrillt wurde, auch Soldat bleibt bis ins Grab, sei cs nun daheim in Europa hinter dem Pflug oder in Afrika als Glaubcnsbote im Ordensklcide. Um die Bewohner des Negcrdorfes recht aus dem Schlafe zu bringen, hatte Br. August den soldatischen Weckruf veranstaltet. Er mit der Flöte, ein Knabe mit dem Horn und ein anderer mit der Trommel, zogen durchs Dorf, den Marsch aufspielend: „Freut euch des Lebens, so lang noch das Veilchen blüht, pflücket die Rose, eh'sie verblüht" usw. Das hatte denn auch seine Wirkung nicht verfehlt. Uebcrall wurde es lebendig. Auch von dem eine Viertelstunde entfernten großen Gcsira-Hotel kamen Fremde, um der Mette, die gegen 12 Uhr stattfand, beizuwohnen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der hochw. P. Obere hielt ein feierliches Hochamt. Die Kinder sangen mehrstimmig die Messe von Brown. Auf die anwesenden Fremden aus Europa machte es einen tiefen Eindruck, weit von ihrer Heimat, im Lande der Muselmänner, eine so feierliche hl. Nacht verbringen zu können. Besonders bcweat wurden die Gemüther, als die schwarzen Messdiener zum Sanctus mit der Schelle das Zeichen gaben und noch vier andere in Weiß gekleidete Negerkuabcn mit brennenden Kerzen aus der Sacristei kamen und bis zur hl. Communion vor dem Altare niederknieten. Der Altar war schön geschmückt und festlich beleuchtet. Nach der hl. Messe wurde von den Fremden und Negern auch noch die Krippe besichtigt. Die eifrigen Schwestern hatten es wohl verstanden, die Krippe in der Kirche recht schön und andacht-erregend herzustellen. Eine Spieluhr, die in der Krippe verborgen war und schöne Weihnachtslieder spielte, erhöhte noch den Glanz und die Feierlichkeit und wirkte auf die Besucher recht rührend, so dass alle mit vollster Zufriedenheit die Kirche verließen und sich noch lauge dieser hl. Nacht erinnern werden. So nahm denn auch bei uns in Afrika das hl. WeihuachtSfest wieder einen guten Verlauf. Möge der liebe Gott geben, dass recht bald an den armen Negern die Worte in Erfüllung gehen, welche die Engel in der hl. Nacht saugen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen, die eines guten Willens sind!" Br. Karl Klodt, S. d. h. H. Keger-Musik. Ethnographen sind darüber einig, dass s*-'7 die Neger ans einem primitiven Standpunkte geistiger Enlturcntwicklnng stehen. Der Charakter des Negers ähnelt dem des unentwickelten Kindes in sehr vielen Punkten. Der Grnndzng ihres Temperamentes ist unbekümmerte Heiterkeit, wie man sie bei gesunden Kindern auch gewöhnlich findet. Darum zeigt sich bei ihm säst allenthalben ein leidenschaftlicher Hang zu Gesang, Musik und Tanz. Letzterer jedoch besteht häufig nur in den mannigfachsten möglichen und unmöglichen Luftsprüngcn und Gelcnksbcwegungen. Was aber die Geistes-gabcn des Negers betrifft, so findet man häufig, dass diese mehr in der Richtung entwickelt sind, wo es auf Nachahmung ankommt; wo aber selbständiges Denken erfordert ist, da ist die Entwicklung oft auf gar niedriger Stufe. Während aber die Geistesentwicklung zurückgeblieben, sind bei diesem Sohne der Natur die Sinne, besonders aber der Gehörsinn, sehr scharf entwickelt. Diese drei Factoren sind es hauptsächlich, welche die Entwicklung und Bethätigung der musikalischen Anlagen der Neger in die Bahnen gelenkt, in denen wir sie nun erblicken. Für die Sudanesen mag wohl auch das Tropenklima und die Eigenart der Naturerscheinungen von Einfluss gewesen sein, da die Umgebung ja überhaupt auf den Menschen großen Eindruck ausübt. Diese Umstände möge der Leser bei Beurtheilung der musikalischen Leistungen der wilden Negerstämme des Sudan in Erwägung ziehen. Richten wir nun zunächst unsere Blicke auf den Gesang und die Begleitungsinstrumentc. Der Sudanese liebt ein gewisses Recitativ, wie Dr. Schwein-surth es nennt. In solcher Weise erzählen die Neger sich singend ihre Erlebnisse. Ueberhaupt singt der Sudanese alles, wenn er dazu ausgelegt ist. Es wird darum niemand wundern, dass auch Sänger von Profession, die „Barden des Sudan", wie der eifrige Missionär I. Dicht! sie nannte, sich bei den meisten Stämmen finden. Die Araber nennen sie weniger schmeichelhaft, aber vielleicht zutreffender einfach Spassmacher (Haschach). Genannte Sänger besingen die Nationalhelden und Nationalgeschichten; ihr Gesang ist gewöhnlich choralmäßig, recitierend; die Melodie sehr einfach und immer wiederkehrend, jedoch wie der erfahrene Missionär Kaufmann über die Dinka -Neger berichtete, sind die Melodien meist in Moll und manche entbehren nicht einer gewissen Schönheit. Man liebt schnelles Tempo. Der Gesang wird aber auch, wie cs bei den meisten Völkern geschieht, von einem Saitcn-Justrument begleitet. Solche „Minnesänger", wie sie die Phantasie des Afrikaforschers Sir Samuel Baker nannte, gibt cs auch bei den Ni am-Ni am oder Sand eh, die Gesang und Saitenspiel sehr lieben, während sie die lärmenden Instrumente der Neger meist nur für Signalzeichcn benützen. Sie nennen ihre Sänger „Nsanga", was soviel bedeutet wie Zauberer oder Teufelsbeschwörer. Diesen Namen haben sie wahrscheinlich von ihrem Nebengcschäft und ihrem abenteuerlichen Aufputz. In die Haare sind allerlei Federn geflochten, Hals und Arme sind mit wunder-wirkenden Hölzern und Wurzeln behängen, ,auch fehlen die Embleme der höheren Magie, wie Klauen von Erdferkeln, Schildkrötenknochcn, Adlerschnäbel re. nicht. Dr. Schweinfurth hörte einen solchen Sänger und berichtet, dass sie mit den Stimmmitteln sehr haushälterisch verfahren, so dass man nur in nächster Nähe vernehmen kann, was sie singen. Zn diesem säuselnden, näselnden Recitativ des Sängers passt dann ausgezeichnet das feine Geklimper des nationalen Saiteninstrumentes. Der Form nach ist cs ein Mittelding zwischen Harfe und Mandoline. Die Saiten sind gleich wie Bogensehnen frei aufgespannt. Der Bogen selbst aber trägt an einem Ende die Schrauben für die Saitcn-spannung und am andern Ende einen rundlichen Resonanzkasten. So bekommt das Instrument die Form einer Mandoline, deren Hals nach vorn gekrümmt ist und deren Saiten anstatt nebeneinander übereinander angeordnet sind. Der nach allen Regeln der Akustik gebaute Resonanzboden ist aus Holz geschnitzt und oberseits mit einem Stück Haut überspannt, das zwei Schalllöcher hat. Die Saiten bestehen aus feinen Bastfäden und den dicken drahtartigen Haaren des Giraffenschwanzes. Diesem Saitenspiel giebt sich der Sandch-Neger mit solcher Leidenschaft und Ausdauer hin, dass er im Stande ist, Tag und Nacht beim Spiel zu verharren und dabei auf Speise und Trank zu verzichten. Und das will viel heißen, da ja die Gefräßigkeit dieses Negervolkes sprichwörtlich geworden und der Name „Niam-Niam", womit die Dinka- Neger-Musik. 77 spräche dieses Volk bezeichnet, soviel heißt wie Fresser, Vielfraß, welchen Sinn das Wort Niam-Niam auch tonmalerisch ausdrückt. Was aber die künstlerische Ausgestaltung des Gesanges anbelangt, zeichnen sich die Mittu, die westlich des Rohlflusses, zwischen Sandeh und Bongo wohnen, vor allen anderen Negerstämmen des Sudan aus. Sie besitzen auch ein eigenes Saiteninstrument, das aber mehr einer Leier ähnlich ist. Es gleicht der Nobaba der Nubier, mit denen dieser Volksstamm auch sonstige Verwandtschaft aufzuweisen scheint. Die fünf Saiten sind über einen Steg gespannt, der aus einer großen Schale der Anodonta-Muschcl besteht; der Resonanzboden ist vierkantig und wird von einem mit Haut überspannten Gestell gebildet, an den vier Ecken sind runde Schalllöcher angebracht. Die Mittu behandeln die Musik wirklich melodisch, während andere Negerstämme iin Liedervortrag für gewöhnlich nicht über freie Recitation sich erheben. Schweinfurth erzählt, dass er einem Chor der Mittus mit angehört habe, wo sie ein genau eingehaltenes Motiv in graduellem Tonfall zu variieren bestrebt waren. Tactmäßig unterstützten Männer und Weiber, ' alt und jung den hundertstimmigen Chor. Möge dieses Motiv als Muster hier Platz finden: straff gespannter Sehne mit einer feinen Gerte aus gespaltenem Bambus geschlagen wird; als Resonanzboden dient die Mundhöhle des Spielenden selbst, vor welche das eine Ende des Bogens gehalten wird; mit der linken Hand wird die Sehne reguliert. Auch sitzen sie oft stundenlang vor einem derartigen Bogen, den sie in die Erde eingesteckt haben und dessen Sehne so über einer mit Rinde verdeckten Grube gespannt ist. Neben oder in der Rinde öffnet sich das Schallloch. Indem sie nun die Hand bald an diese, bald an jene Stelle des Bogens legen und mit der andern die Gerte führen, erzeugen sie eine Menge schwirrender, summender, oft ganz hübscher Tomnodulationen. Besonders beim Ziegenhüten pflegen sich die Knaben auf diese Weise die Zeit zu vertreiben. „Mit großem Ernst und sichtlichem Kunstgenuss", so erzählt der erfahrene Gewährsmann Schweinfurth, „sah ich sie ihren musikalischen Studien obliegen und die erfinderische Nutzbarmachung der einfachsten Tonmittel sprach von ihrem tiefen Eindringen in die Geheimnisse der Schalllehre." Freilich sind sie sich der Tongesetze wohl nicht bewusst. Auch bei den Monbuttu, die noch südlich von den Sandeh wohnen, fand Schweinfurth am Hofe des Königs Munsa Sänger von Profession, deren Auch die B o n g o sind leidenschaftliche Musikanten. Wiewohl ihre Instrumente von primitivster Einfachheit erscheinen und die Saiteninstrumente der Sandeh und Mittu ihnen unbekannt sind, so hängen sic doch, überall und zu jeder 'Stunde in elegischer Stimmung, wie es den Anschein hat, ihren Klimpereien nach. Jüngere Leute und selbst kleine Knaben sind gerade die leidenschaftlichsten Musiker. Mit geringer Mühe und mit noch geringeren Mitteln verfertigen sie sich kleine Flöten; ebensoleicht wird ihnen die Herstellung eines Monochords. Dies besteht hier aus einem kleinen Bambusbogen, auf dessen einer auf einem Elfenbeinhorn, das er kaum wag-rccht halten konnte, so sicher und zart trillerte, als hätte er eine kunstvolle Flöte in Händen. Das Flötcnspiel ist übrigens den Sudannegern auch nicht unbekannt, und hierin zeichnet sich besonders der Stamm der Madi, die südlich von den Mittu wohnen, aus. Wie aber die Neger überhaupt Geselligkeit und Festlichkeiten lieben, so haben sie auch Vorliebe für gemeinschaftliche, musikalische Aufführungen und lärmende Instrumente, bei deren Klang dann die tollsten Tänze aufgeführt werden. (Forisetzung folgt.) Die Glaubensbolen des deutschen Volkes. per s?C. Rupert, plpofteC von Mcrpern. -- (f zwischen 710—718*.) „Große Städte, reiche Klöster," Ludwig, Herr zu Bayern sprach, „Schaffen, dass mein Land den Euer» Wohl nicht steht an Schätzen nach." (Eo lässt der Dichter Kerner in seinem allbekannten ^ Liede „Der reichste Fürst" den alten Bayern-herzog sich seines Landes rühmen. Nicht mit Unrecht. Wie überhanpt alle deutschen Länder, mögen sie es nun anerkennen oder nicht, so verdankt auch das schöne Baycrland seine Cultur und deren erhabene Begleiterscheinungen der katholischen Kirche. Zwar war der hl. Rupert nicht der erste, welcher den Samen der christlichen Lehre ans dem allerdings hart zu bebauenden bayerischen Boden ausstreute, aber ihm gebürt das Verdienst, die Missionierung des Landes im großen Maßstabe unternommen und durchgeführt zu haben. Bevor wir jedoch sein Wirken ins Auge fassen, müssen wir der eigenartigen Verhältnisse wegen, die damals dort obwalteten, auf die Geschichte des Landes selbst einen kurzen Rückblick werfen. Das Leben eines Mannes will zudem nicht nur nach dessen thatsächlichen Erfolgen, sondern auch an den zu überwindenden Hindernissen gemessen werden. Auf dem Boden des heutigen Bayern sprosste schon frühzeitig die hoffnungsreiche Saat des katholischen Glaubens. In Augsburg erlitt im Jahre 304 die hl. Afra und ihre Dienerinnen den *i Man ist nicht einig sowohl über das Jahrhundert als auch das Todesjahr Die Salzburger Tradition gibt 620-628 an. Martcrtod. Nach den alten und echten Märlyrer-actcn muss aber zur Zeit ihres Todes eine vollkommen organisierte Christengemeinde dort bestanden haben. Es wird erwähnt, dass sie von dem hl. Bischof Narziss getauft worden sei. Sodann berichten die Lcidcnsacten, dass ihre Leiche in Begleitung von mehreren „Priestern Gottes" beigesetzt wurde, und da Afra ihren Besitz unter ihre armen Mitbrüdcr vertheilte, so muss die Kirche unter allen Classen der Bevölkerung ihre Bekenner in nicht geringer Zahl gehabt haben. Für Rege nsb urg sind christliche Bewohner festgestellt durch einen Grabstein aus der zweiten Hälfte deS dritten Jahrhunderts, der das christliche Sinnbild der Palme trägt. Andere Funde und Inschriften aus derselben Zeit erbringen den gleichen Beweis. Das Toleranzedict deS Kaisers Gallienus (260—268), das auch unter Aurelian (270—275) in Kraft blieb, ermöglichte die rasche Verbreitung des Christenthums. Die Anerkennung des Katholicismus als Staatsrcligion durch Constantin trug auch in Bayern ihre schönen Früchte. Auf dem Concil von Sardica (343—344) waren auch bayerische Bischöfe anwesend. Doch entstanden bald Verwaltungsstrcite, indem nach der Anklageschrift der Synode von Aquileja (591) bereits die französischen Bischöfe in den deutschen Diöccscn Priester anstellten. Inzwischen hatte die Völkerwanderung ihren Anfang genommen und, wie wir im Leben des heiligen Severin gesehen haben, den jungen Glauben fast völlig vernichtet. Auch der Stamm der Bayern') ') Bayern — Baüiwrr - Bowar; aus Bair (Rame des Landes) und war (ahd Wohnung). Tie Glanbensboteu des deutschen Volkes. 70 befand sich unter ben Eindringlingen und erregte eine blutige Verfolgung. Hauptsächlich wurde auf die Geistlichen Jagd gemacht, die man als ivertvolle Opfergabe den Götzen schlachtete. Doch dürfte der (Sturm nur vorübergehend gewesen sein. Als sich der hl. Rupert, ein Verwandter des merowingischen Königshauses. Obwohl oder vielmehr gerade deshalb, iveil er ein sehr frommer, entschiedener und seeleneifriger Hirte war und mit flammender Liebe zu Gott und die Bayern in der Folge den Franken unterwarfen, dem Nächsten das lautere Wort des hl. Evangeliums behielten sie ihre eigenen Herzoge und nahmen, wie verkündigte und rücksichtslos das Laster geiselte, wo man mit guten Gründen vermuthet, das katholische immer er es fand, machte er sich bei dem sittenlosen Christenthum an. Allein und rohen Volke seiner das fand nicht allge mein statt. Noch gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts gab es nachweislich öffentliche Cultnsstätten der Götzen. Wieviel heidnisches Unkraut noch neben dem christlichen Weizen ivncherte und ihn theil-weise wieder erstickte, kann man in dem Leben des hl. Emmeram lesen. Aber ungleich schwieriger gestaltete sich die Missionierung deS Landes, da sich neben betn christlichen Glauben auch die H ä r e s i e eingenistet^ hatte. Unter de» Funden in Regensburg gibt es schon aus der Mitte des 3. Jahrhunderts ein Amulett der basili-dianischen Ketzerei. Die Bawaren selbst waren theilweise ariauisch, als sie einwanderten. Die engen Beziehungen zu dem ebenfalls ariani-schen Königshaus der Langobarden zeitigte geradeso verderbliche Rückwirkungen. Zu allem Unglück befanden sich noch unter den ersten Missionären einige Querköpfe. Der Dreieapitelstreit brachte neue Wirren hervor. Der Eingriff fränkischer Bischöfe trug das Seine zu der großen Unordnung bei. Kein Wunder, dass es selbst dem heidnischen Herzog Theödo zu arg wurde und er sich zur endlichen Beseitigung des Wirrwarrs und religiösen Elendes nach einem tüchtigen Missionär umsah. Damals saß auf dem Bischofsstuhle von Worms Diöeese verhasst. Es kam ihm daher nicht unerwünscht, als ihn T he o d o II. auf den Rath seiner katholischen Gemahlin R c g t n = trudiš hin, an seinen Hof lud, um die Wahrheit des christlichen Glaubens im Lande zu verbreiten und die schwergestörte Ruhe (uieber herzustellen. Gleichwohl ließ der Heilige durch einige erprobte Geistliche über Land und Leute nähere Erkundigungen einziehen, währenddessen er sich selbst nach Rom wandte,. um den apostolischen Segen für diese Mission zu erhalten. Der Papst hieß sein Vorhaben gut und ertheilte ihm mit väterlicher Liebe seinen Glück und Segenswunsch. Inzwischen hatten die abgesandten Geistlichen einen günstigen Bescheid zurückgebracht. Daraufhin reiste Rupert mit RI. Rupertu;. mehreren Priestern nach Regens b n r g, wo damals der Herzog residierte und wurde mit allen Ehrenbezeugungen empfangen. Rupert begann seine apostolische Wirksamkeit damit, dass er der herzoglichen Familie und den Großen des Reiches Christum, den Gekreuzigten, verkündigte. Theodo ließ sich mit all seinen Kindern und Hausgenossen taufen. Die ganze Einwohnerschaft, soweit sie noch heidnisch war, folgte sofort dem schönen Beispiele des Fürsten. Betreffs dieser verspäteten Taufe des Herzogs aus dem Hause der so Die Glaubcntbotcn des deutschen Volkes. 3t.ig.oIf in ger, die ncichweislich schon viel früher zum Katholicismus übergetreten waren, muss man sich erinnern, dass zur Zeit Ruperts die jüngere Linie herrschte, welche noch in einzelnen Gliedern heidnisch sein konnte, oder, da noch ums Jahr 739 Papst Gregor III. in Briefen an die Bischöfe Bayerns und den hl. Bonifacius von falschen Priestern und Brittouen, von Geistlichen mit zweifelhafter Weihe und von zweifelhafter Taufe spricht, so würde es sich auch erklären, wenn bei den immerhin herrschenden katholischen Ueberlieferungen viele lieber auf einen zweifellos mit. R o m in Verbindung stehenden Bischof warteten, als sich in Verbindung mit „Häretikern" setzten. .Vielleicht handelt es sich auch nur um die Wiederholung einer ungiftig ertheilten Taufe, berichtet ja Arnulf von Vohburg geradezu, dass während der Regierung einiger bayrischen Herzöge, deren Namen er theils nicht zu nennen weiß, theils aus Vorsicht nicht nennen will, die Häresie der Bonosianer und Photinianer bedeutend um sich gegriffen habe. Sei dem wie ihm wolle! Jedenfalls schien aber die nenbekehrte Hauptstadt noch nicht für einen Bischofssitz geeignet zu sein. Daher durchreiste der unermüdliche Bischof das ganze Land, predigte dem versammelten Volke und erreichte innerhalb weniger Jahre, dass fast das ganze Volk gläubig am Fuße des Kreuzes kniete. In seinem glühenden Eifer und ermutigt durch seine wunderbaren Erfolge drang er bis nach Wien vor, wo die älteste Kirche seinen Namen trägt, frischte in Kärnten das Glaubensleben wieder auf, errichtete Kirchen und verbreitete überall Segen. Um seinem ungeheuren Wirkungskreise einen festen Mittelpunkt zu geben, von wo aus das kirchliche Leben sich über das ganze Land erstrecken sollte, erbaute er einstweilen eine Kirche nebst einer kleinen Wohnung für sich am Wallersee, wo jetzt See-kirchen steht. Nach einiger Zeit kam er zu der alten, von den Herulern zerstörten Stadt H elfen -burg, jetzt Salzburg genannt. In dieser von den Römern erbauten Stadt, Juvavia von ihnen geheißen, hatte das Christenthum einst herrlich geblüht; dort war das Blut zahlloser Märtyrer geflossen und die herrliche Stadt von den wilden Herulern völlig verwüstet. 3luf den nioosbewachsenen Trümmern beschloss Rupert seinen dauernden Bischofssitz zu gründen. Herzog Theo schenkte ihm den Platz nebst einigen Meilen Landes im Umkreise mit Dörfern, Landgütern, Wäldern, Seen und Bächen und ein Drittel der Salzquelle zu Rcichenhall sammt Zoll und Zehnten Der hl. Bischof baute nun zu Salzburg eine prächtige Kirche und ein Bene-dictinerkloster als Bildungschule für Geistliche und auf dem Nonnen berge ein Frauenklostcr zur Erziehung der weiblichen Jugend. Beide Klöster haben sich trotz aller Stürme bis auf den heutigen Tag erhalten. Gar bald entfaltete sich auf den Trümmern der zerstörten Stadt eine herrliche Blüte, die als Zierde der deutschen Gauen noch heute aller 3lugen auf sich zieht. Weil es damals in Bayern nur wenige zuverlässige Priester gab, die Arbeit sich aber von Tag zu Tag vermehrte, so reiste Rupert in sein Vaterland Frankreich, um Gehilfen für das Missionswerk zu gewinnen. Mit zwölf gelehrten und frommen Geistlichen, unter denen Kuni b a ld und Gisi l ar die ausgezeichnetsten waren, kehrte er zurück und vertheilte sie durch das ganze Land. Ueberall predigten und tauften diese gottbegeisterten Männer und gründeten Christengemeinden. Der Herzog T h e o d o sah mit Freuden, wie sich der Segen des Christenthums in seinem Lande entfaltete und ermahnte deshalb auf dem Sterbebette seine Söhne dringend, dass sie den hl. Bischof Rupert ehren und unterstützen möchten. Treu erfüllten die Söhne den Willen ihres sterbenden Vaters und Theudebert schenkte dem Bischof noch die Gegend von Pongau. Mehr denn vierzig Jahre hatte Rupert in dem Weinberge des Herrn gearbeitet, als ihn Todesahnungen überfielen. Noch einmal reiste er durch sein ausgedehntes Bisthum, ermahnte alle Gemeinden zur Treue im Glauben, zur Liebe und Ausübung der christlichen Tugenden. Die von ihm angestellten Geistlichen forderte er zu Milde mit Nachdruck auf, zur unverdrossenen 2lusdauer und gewissenhaften Pflichterfüllung im hl. Amte. Vor der Fastenzeit kam Rupert nach Salzburg zurück und erkrankte schwer. Am hl. Osterfeste raffte er sich noch einmal auf, hielt in der Kirche das Hochamt und reichte sich selbst die letzte Wegzehrung zur großen Reise in die Ewigkeit. Nachdem er sich in seine Wohnung begeben hatte, berief er feine Jünger um sich, ermahnte fie zur Gottseligkeit und ernannte Vitalis zu feinem Nachfolger auf dem Bischofstuhle. Mit heiterm Angesicht und unter frommen Gesprächen mit seinen weinenden Mitarbeitern verschied er am Tage der Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi, d. h. nach damaliger Zählung am 27. März. Mit Recht verdient der hl. Rupert den Ehrennamen eines A p o st e l s von Bayern. Im ganzen Lande gründete er Kirchen, so am Waller- und Chiemsee, an der Stätte, wo einst der heilige Maximus und seine Genossen den Martertod gelitten, zu Maxplan bei Salzburg, zuMaximilians- Die Glaubensboten des deutschen Volkes. 81 zelle (Bischofshofen), zu Allotting, Regensburg und Welte n b u rg und an vielen anderen Orten. Zahlreiche Kirchen erhielten von seinen Händen die Weihe. Erinnert sei nur an Moria Anger in Lorch, St. Peter und St. R u pert in Wien. Die heidnischen Götzentempel wandelte er vielfach in christliche Gotteshäuser um, wie zu Allotting, Dorfen usw. Die vielen Kirchen, die der thatkräftige Bischof erbaute, weihte er vorzüglich zu Ehren der seligsten Gottesmutter Maria, deren Verehrung er mit inniger Andacht pflegte, dann des heiligen Apostelfürsten Petrus, des hl. Erzengels Michael und des hl. Maximilian, dessen kirchliche Verehrung damals in hoher Blüte stand und nach dem gelehrte» Jesuiten Hansitz (Germania sacra tom. I. p. 8) von dem „Bayernapostel Rupert" sehr gefördert wurde. In der That war der. Heilige bei seiner großen Missionsreise nach Wien auch nach Eil ly in Süd-Steiermark zum Grabe des heiligen Maxi-mili ausgekommen. Als er hier von den großen Verdiensten dieses Heiligen hörte, nahm er dessen Gebeine mit nach Lorch, wo er sich längere Zeit aufhielt. Nicht minder groß war seine Andacht zum hl. Petrus und die Achtung vor dessen Nachfolgern auf dem Bischofsstuhle zu Rom. Er wusste es, warum alle jene Missionen, die ohne oder gegen Rom ausgeführt wurden, keinen nennenswerten Erfolg aufzuweisen hatten. Ohne Papst geht cS einmal nicht. Man denke nur an die Missionen Englands und Amerikas, und wo immer die akatholische Heidenmission wirkliche Fortschritte machte, liegen im tiefsten Grunde fast ausnahmslos weltliche Vortheile als Lockmittel mehr oder weniger verschleiert. Man kann allerdings, wenn auch ohne alles Recht, der katholischen Kirche den Ehrentitel „Bildnerin der Völker" absprechen, aber kein Akalholik wird darthutt können, dass die Missionäre seines Bekenntnisses ein Volk thatsächlich cultiviert haben, und was unser eigenes Vaterland betrifft, so wird wohl kein recht- denkender Forscher in Abrede stellen wollen, dass das christlich-germanische Weltreich, das große, heilige römische Reich deutscher Nation nur durch die Verbindung mit Rom war, was es war, und dass es von den Tagen an mit ihm abwärts gieng, als es dieses lebensvolle Band durchschnitt. Es ist ein unanfechtbares Zeugnis der Geschichte, dass nur mit dem wahren Christenthum eine wahre Cultur möglich ist und dass die christkatholischen Missionäre immer auch Sendboten der Cultur waren. So war denn auch der hl. Rupert allseitig für die geistige und leibliche Wohlfahrt des Volkes bedacht. Er gründete Schulen für das Volk und die zukünftigen Geistlichen. Er stellte verfallene Straßen wieder her, erbaute Armenhäuser, Erziehungsanstalten für Mädchen usw. Insbesondere wird ihm der mit Erfolg gekrönte Versuch zugeschrieben, durch bergmännischen Betrieb die Salzlager im Schoße der Berge auszuschließen und den Salzstein auszusolen. Die bildende Kunst stellt ihn daher besonders gern auf Münzen mit einem Salzfass in der Hand dar. Ruperts Verdienste wurden denn auch von seinen Zeitgenossen anerkannt. Der Mönch, welcher schon im 8. Jahrhundert die Gründung der Maximilianszelle beschreibt, schließt seinen Bericht mit den Worten: „Es ist schwer, alles aufzuschreiben, was der hl. Bischof Rupert in diesen ersten Zeiten des Christenthums in derselben Gegend vollbracht hat." Er wurde zuerst in seiner Bischofskirche St. Peter beigesetzt, die sein unverletztes, durch Wunder verherrlichtes Grab noch bewahrt, später aber (773) durch den hl. Abtbischof Virgil in die neuerbaute D o m k i r ch e übertragen. Es ist gewiß, der hl. Rupert führte durch sein mehr als 40jähriges unermüdliches Schaffen und Wirken „das Volk der Bayern nicht nur in die christliche Kirche, sondern auch in die Reihe der ci-vilisierten Völker ein, und ist ihnen somit nicht bloß der Landesapostel, sondern auch der Schöpfer der staatlichen Grundlagen und deS volkswirtschaftlichen Lebens geworden." (P. Reitlcchncr 0. S. B.) Webensbilöer deutscher Missionäre. P. K>. Seiner, S. ö. H. K. Von P. Laver Geyc r. II. Im Ordcnshaus. 1. N o vizi a t. H (ntcr den vielen Vorwürfen und Vorspiegelungen, mit welchen Eltern gewöhnlich ihre Kinder vorn Eintritt" in einen Orden abzuhalten versuchen, spielt neben den Thränen und sonstigen Liebesergüssen das Wort „Undankbarkeit" eine große Rolle. Und doch, Gott weiß es, dass kein Tadel ungerechter ist als dieser. Wenn der junge Mensch zum erstenmal den Fuß auf die Schwelle des Klosters setzt und der Welt aus ganzem Herzen das letzte „Lebe wohl!" zuruft, hat er gleichsam das Gefühl eines Robinsons, der nach den entsetzlichen Kämpfen mit Wind und Wellen endlich das sichere Ufer erreicht mit dem Freudenschrei „Gerettet!" In der That, hier am einfachen Klosterthore, wo ihn zum erstenmal eine feierliche Stille und heilige Weihe empfängt, wo ihn eine ungekannte, reine, himmlische Luft umweht, wo alle die edlen Züge des erhabenen Strebezieles auf einmal und in einem sich wahr und schön gestalten, in einem solchen Augenblick fühlt das Kindesherz mehr denn je, was es nebst Gott den Mühen und Sorgen, der Liebe und Opferfreudigkeit seiner Eltern zu verdanken hat. Auch P. Seiner rief unwillkürlich aus: „Gerettet", als er zum erstenmale vor dem Missionshause zu Verona stands auch ihm drängte sich der Gedanke auf an all das Gute, das er Vater und Mutter schuldete. Jetzt waren alle Hemmnisse glücklich beseitigt. Zwar hatte der junge Mann vor dem Eintritt in das Missionshaus selbst noch einen kleinen Kampf durchzufechten. Es ist wohl begreiflich, dass Heinrich, der in der Nacht eintraf, bei seiner nur geringen Kenntnis des Italienischen ziemlich rathlos dastand. Das merkten die Kutscher am Bahnhof und wollten aus dem Jungen Capital schlagen. Aber Heinrich gieng nicht auf den Leim. Nun wollte ihn der Kutscher, der ihn zur Missionsanstalt führte, wenigstens mit sich allein ins Wirtshaus locken. Doch auch diesem Ansinnen widerstand der zukünftige Missionär aus allen Kräften, den es mit besonderer Freude und Genugthuung erfüllte, dass er gerade in der Nacht des 14. auf 15. August, also am Vorabend des Festtages seiner lieben Himmelsmutter Maria in seiner neuen Heimat einziehen konnte. So begann denn für den jungen Seiner ein neues Leben, aber auch eine überaus wichtige Zeit. Was die Lehrjahre für einen weltlichen Beruf sind, das ist in ähnlicher, jedoch viel erhabener und bedeutungsvollerer Weise das Noviziat für den Ordensmann. Ausbildung an Herz und Kopf, Erziehung im wahren, richtigen Sinne des Wortes und seiner ganzen Tragweite bilden seinen Untergrund, ja sein ganzes Wesen. Es wäre schwer, dir lieber Leser, mit einer wenn auch lebhaften Schilderung, die sich nicht an die einzelnen Verrichtungen des einzelnen Novizen anschlösse, einen klaren Blick in das Leben und Treiben der künftigen Ordensmänner und Missionäre zu ermöglichen. Da aber das Thun und Lassen der Novizen einerseits, sowohl mit Bezug auf die einzelnen unter einander als auch während der Dauer der zweijährigen Prüfungszeit so ziemlich das Nämliche bleibt und du, lieber Leser, vielleicht auch eine ganz schiefe Ansicht von so einem Noviziate hast, so bitte ich dich, unsern Heinrich als Novizen einen Tag hindurch zu beobachten. Die Stunde, in welcher der junge Novize zum erstenmale, am Altar knieend, das gesegnete Ordenskleid aus der Hand seines Obern empfieng, rechnete er zu den schönsten seines Lebens. Es kam ihm vor, als empfange er dies hl. Gewand aus den Händen seiner himmlischen Mutter Maria selbst, welcher er ja nächst der unendlichen Erbarmung Gottes die Gnade des Berufes zuschrieb. Wie lange Zeit hindurch hatte er sich nicht mit der ganzen Glut seines frommen Herzens nach diesem hehren Augenblicke gesehnt! Wie lange Zeit hindurch nicht Kummer gelitten und Thränen vergossen! Wieviel heiße Gebete zur „Hilfe der Christen" und ihrem göttlichen Sohn emporgesendet? Wieviele innige Bitten an den Vater gerichtet! — lind jetzt, jetzt war er endlich angelangt am Ziel seiner Wünsche, eingelaufen in den ruhigen Hafen, wo er sein Lebensschiff von der unnöthigen Last erleichtern, mit neuer Fracht beladen und nach Kräften in den Lebensbilder deutscher Missionare. 83 Stund setzen wollte, dass er sich mit ihm getrost auf die stürmische See hinauswagen und die armen Schiffbrüchigen wohlbehalten au Leib und Seele an das glückliche Gestade der katholischen Kirche und ihrer Cultur zurückführen könnte. Bei solchen Gesinnungen ist cs ja ivie selbstverständlich, dass er allen Regeln und Vorschriften der Genossenschaft und jedem Winke seiner Obern pünktlich, rasch und freudig nachkam. Freilich, außerordentliche Beschäftigungen gab cs dabei nicht; aber eben nicht die Art der Handlungen, sondern die Art, sie zu verrichten, ist der Hebebaum im geistlichen L:ben. Bevor wir jedoch zur näheren Beobachtung an unsern Novizen herantreten, muss ich dir, lieber Leser, noch bemerken, dass er nicht nur bei allem die gute Meinung im gewöhnlichen Sinne hat, sondern nach Maßgabe der Worte des hl. Apostels Paulus: „Durch das Sichtbare wird das Unsichtbare geschaut", allen Dingen auch eine sinnbildliche Seite abgewinnt. Für ihn ist demnach z. B. die Nacht nicht allein die Zeit, in welcher er nach dem Willen Gottes schlafen, sich ausruhen und neue Kräfte für den folgenden Tag sammeln soll; vielmehr erinnert sie ihn an die Nacht der Sünde, die ihn nicht im Schlafe finden darf, wo er wachen und beten muss,, damit er nicht in Versuchung füllt, gemahnt sie ihn an die Nacht des Todes und an den Tod selbst, der da kommt wie ein Dieb in der Nacht, lenkt sie seine Gedanken auf die Nacht des Heiden thu ms hin und auf seine künftigen Pfleglinge, die Neger, die noch in Finsternis und Todesschattcn sitzen und selbst einen Körper so dunkel wie die Nacht besitzen. Ich denke, wir verstehen jetzt, was mit der „sinnbildlichen Seite" gemeint ist, und so können wir ohne weiteres den zukünftigen Missionär und Ordensmann bei seinen tagtäglichen Arbeiten belauschen. Treten wir daher in den Schlafsaal und zwar in dem Augenblick, wo das Zeichen zum Aufstehen gegeben wird. Ueberfluss findet man hier keinen. Eine eiserne Bettstelle, ein Strohsack mit Kopfkissen und Decke, ein Betschemcl, das Ganze von vier Vorhängen umgeben, das macht das Schlafzimmer des Novizen aus: einfach, aber vollkommen hinreichend. Es ist morgens vier Uhr . . . „Wie, morgens nice Uhr?" forschest du etwas überrascht. Gewiss, die „faulen Mönche" stehen frühe auf. „Aber lieber Himmel, da sind sie ja schon einen halben Tag auf den Beinen, bis wir Stadtleute uns die Augen ausreiben! Doch erlauben Sie noch eine Frage: Wie ist es dann möglich, dass man so keck über das „faule und arbeitsscheue Mönchspack" losziehen kann und dies vonseiten jener, die vielleicht nur dann vor 9 Uhr vormittags aus den Federn gehen, wenn sie in irgend einer Versammlung gegen die „trägen Culturträger" schimpfen wollen? Verzeihe mir gütigst, lieber Leser, aber darauf kann ich dir leider keine Antwort geben, denn ein vernünftiger, wahrheitsliebender Mensch wird diese landläufigen Anschuldigungen stets als freche Lügen oder zum wenigsten als bedauernswerte Unkenntnis bezeichnen müssen." Aber im Winter, bitte . . . Nun, du stockst? Ich verstehe dieses „aber" schon. Du meinst, im Winter, wo cs doch morgens so kalt ist, da würden wir wohl etwas später »ns erheben. Dem ist jedoch nicht so. Der Ordcnsmann geht nicht mit dem Wetterglas, sondern nach einem alten, weisen Rath mit den Hühnern. Horch, eben ertönt das Zeichen der Glocke! Wie auf einen Schag erhebt sich alles. Nicht das geringste Zeichen von Lärm oder Missbehagen. Der erste Gedanke fliegt ans zu Gott und Maria, die erste Handlung ist das heilige Kreuzzeicheu. Nun die Kleidung angelegt, den Vorsatz für den heutigen Tag ins Gedächtnis zurückgerufen, die Gebete um die Beharrlichkeit im heiligen Berufe verrichtet, den Stoff für die Morgenbetrachtung nochmals vergegenwärtigt . . . doch da öffnet sich auch schon die Thüre. Ein Laienbruder erscheint mit dem Weckruf „Gott sei Dank und Maria"! und mit frischer Stimme antwortet die ganze Schar der Novizen: Immer sei Gott und Maria gedankt. Jetzt erst dürfen sie das Zimmer verlassen, um sich in den Waschsaal zu begeben. Als den ersten erblicken wir Heinrich. Die Augen gesenkt, den Geist gesammelt, benützt er auch diesen kleinen Weg zum Gebete. Kaum hat er die Helle des Lichtes gewahrt, als auch schon sein Herz glühende Stoßgebetlein emporsendet zum Vater des Lichtes und seinem Sohne, der da als ein Licht in die Welt hineinstrahlt (Joh. I.. 9), der allein das Licht der Welt ist (Joh. VIII, 12). Im Waschsaale selbst treten die erhabendsteu Bilder vor seine Seele. Das Wasser erinnert ihn an die hl. Taufe und das Gelöbnis, das er dabei durch den Mund seiner Pathen abgelegt, und mit entschiedenem Willen erneuert er im Geiste kurz sein Versprechen. Er denkt an das hl. Weihwasser, das die Kirche zur Segnung und zur Tilgung kleiner Sünden und Vergehungen geweiht und nimmt sich vor, womöglich niemals das heilige Kreuzzeicheu ohne Weihwasser zu machen. „In dieser Hinsicht darf und soll man Ablasskrämer sein!" war Heinrichs Grundsatz. Beim Anblicke des Wassers versetzte er 84 Lebensbilder deutscher Missionäre. sich manchmal auch geistigerweise nach Kana, wo der göttliche Heiland dasselbe in Wein verwandelte und nahm davon Anlass, sich immer mehr und mehr in Christus umzuwandeln, wie denn der Christ nach dem schönen Ausspruche eines Kirchenvaters ein anderer Christus sein soll. Desgleichen bildete erstich auch öfters ein, als sähe er den Heiland auf dem Meere wandeln und ebenso Petrus demselben entgegeneilen. Wenn er dann sah, wie Petrus im Glauben schwankend wurde und alsbald sank, dann dankte Heinrich voll heiliger Freude dem lieben Gott dafür, dass er den rechten Glauben der alleinseligmachenden Kirche besaß und bat Gott inbrünstig um die Gnade, demselben niemals weder in Gedanken, Worten, Werken oder Unterlassungen untreu zu werden. Zum Ankleiden und Waschen war eine halbe Stunde bestimmt. Die davon übrig bleibende Zeit sollte dem Gebete vor dem allerheiligsten Altar-sacramente gewidmet werden. Jesus im Hochwürdigsten Gute war aber der Mittel- und Brennpunkt des jungen Novizen. Darum beeilte er sich stets, rechtzeitig und möglichst frühe in die Kapelle zu kommen. Er dachte sich den göttlichen Heiland im Altare als einen König voll Glanz und Herrlichkeit, der mit heißer Sehnsucht auf die Huldigung seiner Unterthanen wartet und in unvergleichlicher Liebenswürdigkeit zu ihnen spricht: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde, ja Brüder." An diesen Morgenbesuch schloss sich das Morgengebet und eine Betrachtung über eines der Geheimnisse aus dem Leben Jesu Christi oder eine andere Grundwahrheit. Die Betrachtung dauert eine Stunde und besteht nach der Anleitung des hl. Jgnazius darin, dass man die vorgelegte Wahrheit in ihrer ganzen Tragweite zu ersassen sucht und sich erforscht, wie man sich dazu in der Vergangenheit verhalten hat, wie man jetzt gestimmt ist, was man in Zukunft in diesem Punkte thun will. So zieht das ganze Leben an dem geistigen Auge des Betrachtenden vorüber, der die begangenen Fehler bereut, für die Gnaden und andere Wohlthaten dankt, um Licht und Kraft für die Folgezeit bittet und nach besten Kräften die Vergangenheit auszubessern und wieder gutzumachen sucht. Das Gebet war ja von frühester Jugend auf Heinrichs liebste Beschäftigung gewesen; wie sehr musste es ihn daher zur Betrachtung hingezogen haben! Auf die Betrachtung folgte die hl. Messe, welcher der Novize Seiner stets mit der größten Andacht und Aufmerksamkeit beiwohnte. Sodann begann ein ernstes Studium bis 8x/4 Uhr, zu welcher Zeit ein überaus einfaches Frühstück eingenommen wurde. Darnach begaben sich alle wieder ans einige Minuten in die Kapelle, um auch der Seele noch einmal kräftige Nahrung zn verabreichen. Nun kam die Reinigungszeit, in der die Novizen nach dem Besen griffen und die Zimmer und Gänge fegten oder mit Wasser n»d Strupper von Grund aus reinigten. Diese und überhaupt alle niederen Arbeiten verrichtete Heinrich mit besonderer Vorliebe. Hernach verfügten sich die Novizen wieder alle zum Morgenbesuch des allerheiligsten SacramenteS in die Kapelle und widmeten sich einer frommen Lesung. Beides, Besuch und Lesung, dauerten eine halbe Stunde. Daran reihte sich die Unterweisung, in welcher den zukünftigen Ordensmännern die Regel erklärt und gezeigt wnrde, worauf Tugenden und Fehler beruhen, wie jene anzueignen, diese zu entfernen sind. Auch diese Zusammenkunft währte eine halbe Stunde. Bis zum Mittagessen waren die Beschäftigungen verschieden. Theils durch Studium, aber dieses immer geheiligt durch die gute Meinung und Stoßgebete, theils durch fromme Lesung, theils durch Ausziehen eindrucksvoller Stellen aus Büchern geistlichen Inhalts verbrachten sie die Stunden bis zur viertelstündigen Gewissenserforschung vor der Mahlzeit. Beim Essen selbst durfte kein Wort gesprochen werden, sondern es wurden Abschnitte aus der hl. Schrift, der Kirchengeschichte und des „Heiligenkalcnders" vorgelesen. Nach dem Mittagessen begab man sich eine Stunde zur Erholung; drei und drei, so wie sie eben vom Obern angewiesen wurden, giengen die Novizen im Hof oder bei schlechter Witterung auch im Gange auf und ab, wo man sich heiter und zwangslos, ohne jedoch ausgelassen zu sein, über geistliche ober sonst nützliche Dinge unterhielt. Wie sehr Heinrich auch hier die goldene Mitte zu finden wusste, sodass er als einer der liebenswürdigsten Gesellschafter galt, geht klar und deutlich aus den Worten eines seiner ehemaligen Mitnovizen hervor. „In seinen Gesprächen betonte er immer wieder, dass ein Ordensmann nichts anderes denken soll, als sich im geistlichen Leben zu vervollkommnen .... Die Fröhlichkeit im Herrn gefällt jederzeit an einem Ordensmanne. Sie war nun dem P. Seiner so ganz eigen, dass sie sozusagen in ihm verkörpert war. In der That, Seiner war unser Bruder Hilarius (Heiter). Wo er sich befand, da war auch alles fröhlich, zufrieden und guter Dinge ... Er sprach gerne von guten und heiligen Dingen, doch ohne jemanden schwer zu fallen. Er verstand sich auch auf gesunden Scherz und Witz. Aber nie kam ein Wort über seine Lippen, das auch nur im ent- Lebensbilder deutscher Missionäre. 85 ferntesten die Königin der Tugenden, die brüderliche Liebe, hätte verletzen können .... Dies verdient umsomehr beachtet zu werden, als P. Seiner mit Brüdern zu verkehren hatte, die i» Gemüthsart, Alter und Herkunft so verschieden von einander waren. Und doch, wer wüsste nicht, wie leicht man sich gerade unter solchen Umständen ctivas zu Schulden kommen lässt? ... Er fühlte tief das Wohl und Wehe seiner Mitbrüder und war ihnen stets zu helfen bereit. War einem Bruder ein Un- glück zugestoßen, so suchte er ihn zu trösten, zu erleichtern ..." Wahrhaftig ein großes Lob! Es ist eines Heiligen würdig, beim „wer nicht mit der Zunge fehlt, ist ein vollkommener Mann", sagt die heilige Schrift. (Jac. III. c.) Der Nachmittag verlief ähnlich, wie der Morgen. Handarbeit, Studium, geistliche Lesung, eine halbstündige Betrachtung und Besuchung des Allerheiligsten, das Lesen der Lebensbeschreibung eines I- '»•' .. • Jlssuan. Heiligen und die Verrichtung des hl. Rosenkranzgebetes füllten die Zeit bis zum Abendessen aus. Wie am Mittage herrschte auch dabei Stillschweigen, und folgte auch ihm ein kürzer Besuch des heiligsten Sacramentes und eine Erholung. Hierauf waren die Nachtgebete, die Gewisscuserforschung und Vorbereitung der Betrachtungspunkte für den kommenden Tag. Dann gicng cs still und ruhig, die Gedanken unt der Betrachtung beschäftigt, zur Ruhe. Etwas nach 9 Uhr lag es bereits über dem ganzen Hause wie eine ergreifende, heilige Sabbatsruhe. So wie dieser Tag vergiengen auch alle andern während der Zeit des Noviziates, mit dem einzigen Unterschiede, dass Seiner mehr und mehr den Geist seiner Genossenschaft in sich aufnahm, indem er sich bestrebte, der Mahnung des großen Völkerapostels nachzukommen: „In allen Dingen erweise dich selbst als Vorbild guter Werke, in der Lehre, des lautern Lebenswandels und der Würde. Dein Wort sei gesund, untadelhaft, damit der Widersacher sich scheue, wenn er nichts Böses von uns zusagen hat." (Tit. II., 7, 8). Es wird gewiss kein vernünftiger Mensch leugnen, dass das ständige Leben unter solchen Bedingungen Opfer, mitunter große Opfer fordert. Und doch haben wir das Leben unseres Novizen eigentlich nur Unterstützung unserer Missionshäuser und Missionen. 86 von außen uns angesehen. Wie viel schwerer aber die völlige Unterwerfung auch des inneren Menschen ist, das können im Grunde bloß jene inr vollen Umfange verstehen, die sich selbst diesem Leben unterzogen haben. „Das gemeinschaftliche Leben," schreibt der hl. Johannes Berchmanns, „ist die größte Ab-tödtung." Freilich mag cS auch in der Kaserne manchmal recht stramm zugehen, aber ein himmelweiter Unterschied ist zwischen „Drille" und „Wille". Des Soldaten Hanptsorge ist es, nach dem Rittmeister oder sonslwem zu schauen, die Pflicht und Aufgabe des Ordensmannes, keinen Augenblick sich selbst ans dem Auge verlieren. Dass das keineswegs etwas Leichtes ist, gestehen selbst die Gegner der „Kutten" ein; manche halten es geradezu für wahnsinnig. Ich glaube daher, und daS wohl mit Recht, man dürfte cs unbedenklich ans einen Satz von Zehntausend gegen Eins ankommen lassen, dass es keiner von all den großen „Mönchenfressern" auch nur ein halbes Jahr bei den „religiösen Faullenzern, die von der Dummheit des einfältigen Volkes leben", aushielte. Ich wette, er hätte vor diesem Leben eine größere Furcht als vor einem Wolf, und es möchte ihm gewiss nicht schöner er gehe», als dem Petrus, der jetzt betheuert, er stürbe mit seinem Herrn und ihn in der nächsten Stunde nach einer schmählichen Flucht dreimal verleugnet. (g. f) — — Unterstützung unserer Missionshäuser und Missionen. Offener B R . . . ., den 10. Februar 1902. Löbliche Schrift leitung! f>j?n6ei übersende ich Ew. Hochwürden 10 Kronen ä'*5 für die Missionsanstalt in Müh land. Sic werden sich vielleicht darüber wundern, dass die Gabe etwas klein ausgefallen ist, obwohl ich nach meinen guten Verhältnissen, in welchen ich Gott sei Dank lebe, reichlichere Almosen spenden könnte. Zu meiner Rechtfertigung will ich Ihnen aber in Kürze einige diesbezügliche Gründe auseinandersetzen. Vor allem möchte ich bemerken, dass es meine Ueberzeugung ist, es sei besser, die Missionen am Orte ihrer Wirksamkeit unmittelbar zu unterstützen, als den einheimischen Missionshäusern die Almosen zuzuwenden. Das Missionshaus in Europa, das ja auch den Titel Mutterhaus führt, kommt mir nämlich in seinem Verhältnisse zur Missionsniederlassung im Heidenlande vor wie die Mutter zu ihrem Kinde — eine Ansicht, die ich auch vollkommen begründet und be- *) Nachdem die Schreiberin sich inzwisclien von der Falschheit ihrer früheren Anschauungen überzeugt hat, glaubt sie, dass die Verösstntlichung der be.den ersten Briefe auch vielen andern, die geradeso wie sie dachten und noch denken, ebcnsalls zur richtigen Einsicht verhelfen könnte. Sie bat daher, um die Veröffentlichung im „Stern der Neger", was hicniit bereitwilligst geschieht. i e f w e ch s e 1.*) stätigt finde. Das wäre nun aber gewiss keine gute Mutter, die immer und immer wieder klagt und jammert, man möchte ihr selbst die fetten Bissen zuwenden, was jedoch in Wirklichkeit nicht weniger heißt, als sie ganz oder wenigstens zum größten Theile dem Kinde entziehen. Wenn ich daher stets bestrebt war und es auch jetzt noch bin, meine Spenden in erster Linie der Mission selbst anzuweisen, so glaube ich, die Mutter, das heißt, das Mutterhaus, müsste darüber eine helle Freude empfinden. „Geld regiert die Welt." Der Missionär, welcher persönlich in seiner Niederlassung das Geld empfängt, kann damit auch wirklich etwas anfangen, und man wird dann ebensobald einen Fortschritt wahrnehmen. Selbstverständlich will ich diesen Satz richtig aufgcfasst wissen und ihm nicht im Geringsten die Deutung unterschieben, als ob der Missionär hauptsächlich mit Geld missionieren sollte. Der Missionär scheint mir vielmehr ein Gärtner zn sein, der von seinem Herrn in die wilde Pflanzung gesendet wird, um dort die Bäume auszuputzen und zu veredeln, und dabei dienen ihm die Mittel, die er von uns erhält, gewissermaßen als Oculiermcsser. Was würde es aber den Bäumen nützen, wenn der Herr selbst das Messer in die Hand bekäme, um Unterstützung unserer Missionshäuser und Missionen. 87 damit seine ohnehin oculiertcn Bäume noch mehr zu beschneiden? Und stellen Sie sich einmal vor, cs wäre in einer Pfarrei ein großes Elend ansgebrochen und es würden allseitig Gaben gesammelt; aber statt sic dem Pfarrer und seinen bedrängten Pf arnik in der» zu übergeben, übermittelte man sie dem Grundstock des P r i c st e r s c m i u n r s der betreffenden Diöccse. Wenn ich nun noch hinzufüge, dass mir auch die „P a l a st - und Prachtbauten" mancher Missionsinstitute sonderbare Gedanken aufkommen lassen, so vermeine ich wenigstens, meinen Standpunkt genügend gerechtfertigt zu haben und lebe der festen Ueberzeugung, dass Sie mir eine freie und offene Aussprache nicht übel nehmen. Sollten jedoch (Ero. Hochwürden in der Lage sein, mich eines Bessern belehren zu können, so würde das nur zu meiner größten Freude geschehen. Bis dahin verbleibe ich Hochachtend E. G. * * * Antwort. M ü hla nd, den 13 Februar 1902. Geehrte Frau G.! Vor allem meinen besten Dank für die übersandten zehn Kronen. Zugleich verbinde ich damit mein aufrichtigstes Compliment für die Geschicktheit, mit welcher Sie Ihren Standpunkt (iit der Frage über die Unterstützung von Missionshaus und Missionen) vertheidigten. Da Sie jedoch in dem Schlusssatz Ihres Briefes vom ersten Faschingstag d. I. (wenngleich etwas ironisch gefärbt), den Gedanken auS-sprachen, dass Ihnen eine Rückantwort nicht ganz unerwünscht wäre, so erlaube ich mir, hiemit auf die von Ihnen angezogenen Gründe und Beispiele etwas näher einzugehen. Es wird Sie gewiss recht angenehm überraschen, wenn ich gleich anfangs Ihnen erwidern kann, dass i ich mit Rücksicht auf die von Ihnen gewählten Beispiele vollauf Ihrer Meinung bin. Auch ich hege die Ansicht, dass sich das Missionshaus in Europa zur Mission in Afrika wie eine Mutter zur Tochter verhalte; auch ich kann ohne weiteres' den Missionär als Gärtner betrachten, welcher das Gute, das er in der heidnischen Natur noch findet, heben und veredeln soll und das Böse mit dem Messer wegschneiden muss. Auch ich -finde den Vergleich mit dem Land-Pfarrer und seinen unglücklichen Pfarrkindern gar nicht unpassend, und was die „Prachtbauten" mancher Missionshäuser betrifft, so haben Sic mir geradezu aus dem Herzen gesprochen. Sie möchten nach diesen Worten vielleicht überzeugt sein, dass dann wohl überhaupt niemand anderer Ansicht sein könnte als Sie, aber ich muss^Jhnen gleichwohl auch gestehen,dass ich selbstdieser „niemand" bin, der Ihre Auffassung nicht im Entferntesten zu theilen vermag. Das wird Sie womöglich erst recht überraschen; auffallender, bedünkt es Sic, könnte man sich doch sonst nicht leicht widersprechen. Allein jede Medaille hat auch ihre Kehrseite, oder vielmehr so viele, als es Menschen gibt, die sie betrachten. Das Missionshaus in Europa kömmt Ihnen „in seinem Verhältnis zur Missionsstation im Heiden lau de ungefähr so vor, wie eine Mutter zu ihrem Kinde". Mir genau ebenso! Aber was Sie daraus zu folgern belieben, darf ich keineswegs gelten lassen, da Sie von vornherein eine vollkommen ungerechtfertigte Annahme machen. Sic setzen eine Mutter voraus, der selbst nichts oder doch nur wenig abgeht und die überdies bloß für e i n Kind zu sorgen hat. Wenn Sie aus einer solchen Voraussetzung Ihre Schlüsse ziehen, haben Sie völlig recht. Aber cs passt dann nicht mehr auf unser Missionsh aus in Müh land. Sie müssen sich hingegen eine Mutter denken, w e l ch e die heiligste Pflicht hat, ihr Kind, oder besser gesagt, ihre Kinder, denn es sind bereits gegen hundert und sollten immer noch mehr seht, religiös nnd wissenschaftlich zu erziehen und der Felsenspitze christlicher Vollkommenheit e n t g e g e n z n f ü h rett; Sie müssen sich diese Mutter aber außerdem noch vorstellen, wie auf der gram-durchfurchteu Stirne die düstern Wolken tagtäglicher Nahrungssorgen liege», Sorgen, die sie an der Ausübung ihres eigentlichen Mutterberufes hindern; Sie müssen hineinschauen in das Herz dieser Mutter und den Schmerz mitfühlen, das Leid erwägen, den Kummer theilen, um zu begreifen, wie groß diese sein müssen, tucitit sie voraus sieht, dass der ständige Kampf um das tägliche Brot verhängnisvolle Lücken in die Ausbildung der Kinder reißt und verderbliche Folgen für deren späteres Wirken hat; Sie müssen sich nun selbst fragen: „Was würde ich von einer solchen Mutter halten, bte ungeachtet aller dieser Umstände für ein Kind in der Ferne, das sie so wie so unterstützt, die Werbetrominel schlüge?" — Noch mehr! Was würden Sie von einer Lehrerin sagen, die während der Schulzeit die ihr anvertrauten Kinder nur oberflächlich lehrte, wogegen sie immer alle Mühe und Sorgfalt für sic atifwendct, wenn sie der Schule entwachsen und titS thätige Leben hineinversetzt sind? 88 Unterstützung unserer Missionshäuser und Missionen. So aber würde es ganz genau jedes Mutterhaus machen, das nicht einen einigermaßen leidlichen materiellen Zustand schaffen wollte. Denn gerade soviele Mühe und Sorgfalt, welche es auf die Her-beischaffung seines täglichen Unterhaltes verwenden muss, soviele werden auch der religiösen Ausbildung entzogen. Seien Sie aber vollends überzeugt, dass die Wirksamkeit einesMissionärs hauptsächlich auf der eigenen religiös as -cetischen Erziehung und Vollkommenheit beruht. Diese muss er jedoch schon in die Mission mitbriitgcn und nicht dort erst sich erwerben. Wollen Sie daher in Wahrheit einen Missionär thatkräftig unterstützen, so brauchen Sie nur für sein Mutterhaus eine offene Hand haben; selb st ver stündlich, wenn dieses der Unterstützung bedürftig ist. Wenn Sie übrigens den Vergleich von Mutter und Kind des weiteren für sich noch ausführen, werden Sie noch eine Menge Gründe auffinden, die in diesem Sinne sprechen. Was das Bild mit dem Gärtner betrifft, so hat es mit demselben genau dieselbe Bewandtnis. Zunächst haben Sie viel zu viel gesagt, wenn Sie dem Gelde den Wert eines Oculiermessers beilegen. Aus dem vorhin Gesagten dürfte allein schon das Gegentheil hervorgehen. Wollen Sie aber einmal betrachten, was jene Völker, die mit Geld und Gold missionieren (ich meine England und Amerika), wirklich Großes — und dieses Große ist unleugbar sehr klein — als Missionäre geleistet haben — und Sie werden mir bereitwilligst beipflichten! Ihr Gärtner ist nur ein halber Gärtner, und es steht zu befürchten, dass er dort „oculiert", wo er gar nicht soll oder zum mindesten nicht gut zu Werke geht. Also auch hier wäre der richtige Schluss: „Ich will auch die Missionshäuser in Europa unterstützen, damit die daraus hervo rg e h ende n M isst on äre ohne Hindernis für ihren Beruf herangebildet werden und auch mit festen Kräften des Geistes und Körpers die großen Entbehrungen und Opfer ihres Standes ertragen können." Wie sehr Sie übrigens das Missionswesen mit weltlichen Augen anschauen, zeigt ebenfalls Ihr Beispiel mit dem Landpfarrer. Weiß Gott! Sie denken bei dem Elend, das seine Pfarrkinder getroffen, an irgend ein Brandunglück oder einen Hagelschaden. Dann hätten Sie allerdings recht. Aber es handelt sich bei einem Missionär doch vor allem um den Brand, der die Seelen verzehrt. Stellen Sie sich nur einmal eine Gemeinde vor, in welcher alles, Mann und Maus und Kind und Kegel „Los von Rom!" schriee, und cs handelte sich darum, einen tüchtigen Pfarrer hinzusenden. Setzen Sie nun den Fall, Sie selbst dürften wählen zwischen einem Geistlichen, der ohne Hemmnis für seinen Beruf erzogen worden wäre, und einem, der mit unsäglichen Sorgen ums tägliche Brot kämpfend, so gut es eben gieng, seine Studien vollenden musste. Für welchen würden Sie sich entscheiden, falls die sonstigen Verhältnisse als auf beiden Seiten gleich angenommen werden? Jedenfalls für de» ersteren. Nehmen Sie nun ferner noch an, ein Priester seminar wäre wirklich so arm, dass die Erziehung seiner Zöglinge darunter Noth leiden müsste, würden Sie cs dann noch lächerlich finden, falls man ihm die Mittel zur richtigen Heranbildung des Clerus zur Verfügung stellte? Was Sie schließlich über „P a la st b a ut e n" von Missionshäusern andeuten, ist zum mindesten übertrieben. Was auch daran sein mag, wahr ist es, dass d ie Missionen fremder Völker materiell besser gestellt sind als unsere einheimischen und cbensowahr ist es, dass dieser Unterschied nicht daherkommt, weil die deutschen Völker weniger Opfersinn besäßen, sondern daher, weil viel deutsches Geld in fremdländische Missionen geht, während von fremden Nationen den d e u t s ch e n Missionen nichts oder fast nichts zufließt. Da ich jedoch befürchte, Sie möchten mir vorwerfen, ich arbeitete darauf hin, nian solle die Missionen im fremden Lande (ich meine aber miter dem „fremden Lande" nur das Heidenland!) nicht unterstützen, so möchte ich diese Befürchtung zerstreuen, indem ich zum Schluffe anfüge, dass mir dies ganz und gar ferne liegt. Ich wollte nur darauf hinweisen, wie gefährlich der Wahn ist, sals sollte man die Missionen im Heidenland eher unterstützen als das Mutterhaus. Zugleich konnte aber auch, um die Ehre unserer eigenen opferwilligen Stammesangehörigen zu retten, natürlich der Hinweis auf die nichtdeutschen Völker unmöglich unterbleiben; denn es ist gewiss gut und schön, wenn man seinen eigenen dürftigen Landcsangehörigen unter die Arme greift, welche für dieselbe hohe, heilige Sache der christlich-katholischen Maubens-verbreitung ebenso ihr Blut und Leben einsetzen, wie die Missionäre der übrigen Nationen. Darum haben sie aber auch schon durch das natürliche Recht Tigerjagd. 89 eher Anspruch auf die Unterstützung ihrer Landsleute als jene; darum haben a b e r a u ch diese ihre Landsleute gewissermaßen die Pflicht, die Missionäre des eigenen Volkes vor allem zu unterstützen. Es hängt davon mehr ab, als man gewöhnlich glaubt. Es st c h t das Ansehen der ganzen Nation auf dem Spiel. Oder warum meinen Sie, dass man von O c st e r r e i ch im Anslande fast gar nicht spricht, dass Deutschland nur als protestantische Macht gilt, während cs überall heißt: „Ja, die Franzosen, die Franzosen!" rc.? Seien Sie fest überzeugt, es kommt größtenthcils daher, weil das deutsche Geld, statt den eigenen Missionshäusern und Missionen, den fremden Stationen zugute kommt. So sind ihnen im eigenen Lande schon dieHände gebunden uno in den Missionen vollends müssen sie sich ob w o h l oder übel von den F r e m d c n überflügeln lassen. Die Unterstützung der eigenen Missionshäuser und Missionen ist demzufolge nicht nur eine Forderung der Ge-rechtigleit, sondern auch eine Ehrensache. Ich denke, das wird Ihnen vorläufig genügen, um zu einer andern, und wie ich glaube, hinzufügen zu dürfen, besseren Ansicht den Weg zu bahnen. Indem ich dieser Hoffnung lebe, verharre ich Ergebenst Einer von der Schriftleitnng. P. S. Stehe zu weiterer Aufklärung gerne zu Diensten! '«'■—‘ k ^ 3'— Tigerjagö. ier in Mandera (Deutsch-Ostafrika), schreibt P. Gattang, ist der Tiger unser schrecklichster Feind. Schon einmal holte er uns 6 Ziegen, während wir zu Mittag aßen. Neulich erwürgte er uns 40 Thiere, wieder zur Mittagszeit. Das war zu stark. Sofort machten wir eine Hetzjagd auf ihn; aber der Schlauberger ließ sich nicht sehen. War's Furcht, war's List? Ich weiß es nicht. Vielleicht mar cs besser für mich, dass er nicht kam, beim selbst mit meiner Flinte bin ich des Lebens nicht sicher, und ich garantiere niemand für seine Haut, wenn ich ihm einen Apfel vom Kopfe schießen soll. Am selben Tage legte ich eine Schlinge. Am nächsten Tage schicke ich ein Kind, um"nachzuschauen, ob der Fang geglückt sei. 5 Minuten später läuft der kleine Bursche wie toll im Haushund Hof und Garten herum .... „Was giebt's denn," ruft man ihm zu, „bist du verrückt?" „Oh, oh," schreit er athcmlos, „oh, oh — Tiger — groß — gehört • . . ." und er fängt seine Sprünge van neuem an. Auf das Alarmsignal waren schnell alle Jäger des Dorfes mit geladenen Flinten um den Pater versammelt. 100 Schritte vor der Fanggrube hörte man plötzlich ein furchtbares Gebrüll. Den Negern fallen vor Schreck die Gewehre aus der Hand, und im Nu sind die Helden hinter allen Hecken und Büschen verschwunden. Der Pater musste nun allein dem Feind ans den Leib rücken. Ein Schuss — und das Brüllen verstummt; die Kugel hat ihm die Stirn zerschmettert. Der Kampf war leicht, schwieriger war cs, zwei Neger zu bewegen, den Tiger fortzutragen; selbst todt schien er ihnen noch furchtbar. Endlich, nachdem sie sich von seinem Tode überzeugt hatten — und das dauerte eine lange Weile — trugen sic furchtsam den gefallenen Räuber fort. Da springen auf einmal alle Jäger ans ihren Verstecken hervor, heben ihre Gewehre ans und begleiten stolz die Beute, als ob ein jeder ihm den Gnadenstoß gegeben hätte. Der älteste Neger stimmt das Siegeslied an: „Er ist todt, der Feind; er ist todt!" und alle antworten stürmisch: „Ohe! Ohe!" „Er, der unsere Kinder fraß!" — Ohe! Ohe! „Er, der unsere Hühner zerriss!" — Ohe! Ohe! „Er, der uns in Schrecken setzte!" — Ohe! Ohe! „Jetzt ist er tobt; er ist tobt!" — Ohe! Ohe! „Er hat die Schafe des Paters gefressen!" — Ohe! Ohe! „Er hat die Ziegen der Mission erwürgt!"— Ohe! Ohe! „Er hat die Hirten geängstigt!" Ohe! Ohe! „Aber jetzt ist er gefangen, gefangen!" — Ohe! Ohe! „Gefangen in der Eisenschlinge!" — Ohe! Ohe! „Gelödtet mit einer Kugel!" — Ohe! Ohe! „Mit einer Kugel in die Stirn!" Ohe! Ohe! „Jetzt ist er tobt; er ist todt!" — Ohe! Ohe! „Verachtung sei ihm und Spott!" — Ohe, Ohe! „Gehasst sei er und geschändet!" — Ohe! Ohe! „Mit seinem Schwänze macht euch Bauchgürtcl!" — ÖI)c! ! „Mit seiner Haut Lcdermützeu!" — Ohe! Ohe! „Schmach nnd Spottdem Feind, dem alten Unheilstifter !" Ohe! Ohe! Ohe! Ohe! Dieser Gesang wird bei Erlegung aller Raubthiere gesungen; d. h. die Melodie ist dieselbe, die Worte werden je nach den Umständen improvisiert. Die katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten. s dürfte für unsere Leser von Interesse sein, einen Ueberblick über den heutigen Stand der Missionen in den deutschen Schutzgebieten zn gewinnen. In folgender Tabelle, welche wir den „Kath. Missionen" entnehmen, möchten wir diesem Wunsche unserer Leser entsprechen. Als Hauptquelle diente der Jahresbericht des deutschen Afrikavereins, doch wurden die Lücken und Ungenauigkeitcn soviel als möglich nach dem in den verschiedenen Missionszeitschriftcn gebotenen Material ergänzt und ausgeglichen. Afrika. Missionsgebict MissionsgcscNschaft Missionspersonal I tj'J 4*1 ä 1 G ii |i 1 Ž 1 I Ilf Ä I Den tsch-Ostafrika: Apost. iMcnriot Nord-Sansibar . Väter vom Hl. Geist 25 22 ; 25 51 17 15 : 12 5345 3 7294 Trappisten 6 5 i 10 6 3 110 1 „ Präfectur Süd-Sansibar. jg '1 1 I i 10 15 17 9 27 1050 10 1700 1300 „ Bicäriat Tanganjika . . Weiße Väter !8 6 : 9 41 6 r 46 2787 14 1963 9017 „ „ llnjanjembe . . 15 5 6 49 6 6 180 6 1342 6000 „ „ Si'id-dl'yanza „ 12 6 115 8 12 374 9 1710 4465 Dentsch-Westafrika: 9 Apost. Präfcctiir Kamerun . . Pallottincr 13 23 5 10 63 1720 3210 n n XOQO .... Stehler Missionäre 12 9 18 17 963 1350 Deu t s ch - S nd w c st a sri k a: Apost. Präfectur Südivestafrika . Oblaten d. Unbefl. Empf 8 8 1 2 120 „ Bicariat Oranjcfluss . . tObl. d. hl. Franz v. Sales 1 1 Total: 120 99 j 81 256! 72 34 |l86] 12529 43 18689 21282 Ozeanien. Apost. Präs. Kaiser Wilhelmsland § teylcr Missionäre 71 9 I 4 4 41 4 65 210 „ Vicariat Neupommern . Miss. v. hl Herzen Jesu 21 29 16 9 25 29 ! 25 1051 3 8449 „ „ Samoa . . . Maristen 25 8 31 93 13 91 96 635 6582 Präfectur Salomonsiuscln 5 — 2 7 2 1 1 54 72 Karolinen und Patau Inseln Spanische Kapuziner 11 16 — — 12 15 16 900 1400 Mariannen Span. Augustin. Recall 7 — — — 8 8 — - 10826 Total: 76 62 j 53 ! 109! 64 |148 142 2710 3 27539 China. Süd-Schantung................... Stehler Missionäre Toial der deutschen Besitzungen: Von der eminent civilisatorischcn Thätigkeit der Missionäre legen die Katecheten-, Gewerbe-, Handwerker- und Ackerbanschulen, die in den verschiedenen Districten aufgeführt werden, beredtes Zeugnis ab. Hier ist es, wo zahlreiche Eingeborene in Schreinerei, I 86 2t 200; 351 75 143, 1961 | 5 15252 __ 232,182 134:565 Hl 257 471 [ 17200 51 61480 | 21282 Schlosserei und Schneiderei, in Viehzucht, Garten-und Plantagenbau unterwiesen ivcrden. Die eine oder andere Niederlassung besitzt auch eine Druckerei. Einer Reihe von Nebcnschulen stehen einheimische Lehrer vor, die in den Missionen herangebildet wurden. Aus dem Aissionsleben. eigenthümliche fiochzeitsgebräuche. (?Vn der Missionsthätigkeit gibt es bekanntlich viele verschiedene Arbeiten, wie Niederlassungen gründen, Kirchen bauen, Schulen und Krankenhäuser errichten und dieselben verwalten, den Heiden das Wort Gottes verkünden, sie im Katechismus unterrichten usw. Das alles hat zum Zwecke die Bekehrung der Heiden. Welch heilige Freude genießt dann der Missionär, wenn es ihm nach allen diesen Mühen gelingt, über das Haupt eines Negers das Wasser der geistigen Wiedergeburt zu gießen! Welch reichlicher Lohn für die vielen Arbeiten und Mühen, die es gekostet hatte, um zu einem solchen Schritte zu kommen! Und dennoch ist dies nicht das Hauptziel des Missionärs. Er muss sich nicht begnügen, Taufen zn spenden, die Neugetauften zum Empfang der Saeramente der Buße, Firmung und Communion vorzubereiten, denn alle diese Saeramente sind in erster Linie nur zum persönlichen Wohle der Einzelnen. Er muss vielmehr dahin streben, echt christliche Familien zu bilden, was ihm durch gut erprobte und gesegnete Ehen gelingen wird. In dieser Weise geht das Werk der Glaubensverbreitnng viel rascher voran, denn es sind nicht mehr zwei oder drei Missionäre, die in einer Niederlassung wirken, sondern jeder gute Familienvater wird ein Missionär für seine Familie, jede gute Familienmutter vertritt die Stelle einer Missionsschwester. Dahin zielt hauptsächlich daS Streben des Missionärs und er fühlt sich überaus glücklich, wenn er seine Mühen hierin gesegnet sieht: und mit Recht, denn bald wird er christliche Dörfer aufkommen sehen und ganze Völkerstämme dem süßen Joch Christi gewonnen haben. Was nun die Neger anbelangt, obgleich sie zur hl. Ehe die nöthige Vorbereitung und Vorbedingung bringen und somit ihrer reichlichen Früchte theilhaftig werden, behalten sie dennoch bei der Eheschließung die in ihrem Stamme gebräuchlichen Sitten gewissenhaft, Sitten und Gebräuche, die wir in folgendem Beispiel den Gebräuchen der Europäer als vollständig entgegengesetzt finden werden. Die sonderbare Trauung wurde in Assuan am 25. November v. I. vorgenommen. Der Bräutigam namens Abd el Malak ist ein Jüngling aus Sista, Unterägppten, von ungefähr 22 Jahren. Er war früher ein schismatischer Kopte, töte es seine Eltern und Geschwister auch heute noch sind und trat vor sechs Jahren zur koptisch-katholischen Kirche über. Zu diesem wichtigen Schritte wurde er bewogen von der Ueberzeugung der Wahrheit und Echtheit der katholischen Kirche und von den strengen Sitten der katholischen Priester und Gläubigen, die ihn sehr erbauten. Er ist ein tugendhafter Jüngling und als solcher von allen anerkannt und geliebt. Nachdem er sich auf mehrere Handwerke ohne Erfolg verlegt hatte, entschloss er sich am Ende, zu einem Schuhflicker in die Lehre zu gehen, wo er auch standhaft ausharrte. Als Schuster trat er in die sudanesische Armee ein, nahm Antheil an mehreren Feldzügen gegen die Derwische, immer jedoch trn Nachzug. Nach vollendeter Eroberung des Sudan zog er mit seinem Regiment nach Assuan, rvo er vor Freude fast außer sich war, dort eine katholische Kirche zu finden, nachdem er drei volle Jahre inmitten ungebildeter, unstttlicher, mohammedanischer Soldaten zugebracht hatte. Nun brachte er seine freien Stunden in unserem Hause zu, woselbst man ihn immer, mit einem Gebetbuch oder einem Katechismus in der Hand, sah. Er wohnte täglich der hl. Messe und anderen gebräuchlichen Andachtsübungen, ivie Rosenkranz, Segen njiu., soweit es ihm sein Geschäft erlaubte, bei. Um sich jedoch mehr und mehr von dem Verkehr mit jenen unsittlichen Kameraden fernzuhalten, gedachte er sich durch eine gute Heirat bessere Gesellschaft zu besorgen und zwar in einem eigenen Häuschen. Gedacht, gethair. Er eilte zur Mission und theilte dem Oberere sein Vorhaben urit. Dieser ermuthigte ihre dazu urrd gab ihm die nöthigen Rathschläge. Die Brant war-bald gefunden. Bei dieser Wahl fiel sein Blick auf Annnneiata Giddei, ein dunkelbraunes Abessinier-mädchen von 19 — 20 Jahren. Dasselbe wurde einst mit 15 anderen Knaben und Mädchen auf den Straßen Massauas aufgefangen, nach Kairo gebracht urrd in der Negereolonie in Gesira untergebracht. Dort genoss Annnneiata eine gute christliche Erziehung, bis sie im Herbst des Jahres 1898 nach Assuan geschickt wurde. Sie rvurde immer ein lebendiges Beispiel für ihre schwarzen Gefährtinnen mtb deshalb von allen geachtet unb geliebt. Sie war nun die auserlesene Braut Abd el Malaks. Bevor ich aber die einem Lustspiel ähnliche Geschichte ihrer Trauung erzähle, erlaube ich mir eilte Be- 93 AuS bent Missionsleben. mcrkung, die der Leser im Verlaufe der Geschichte vor Augen haben muss, um daran kein Aergernis zu nehmen. Die Bemerkung bezicht sich auf die vollständig entgegengesetzten Gebräuche der Kopten und der Neger bei Eheschließungen. Bei den ersteren muss die Braut ihrem Manne alle Liebe und Anhänglichkeit zeigen und große Liebe für den Ehestand. Ebenso der Bräutigam der Braut gegenüber. Bei letzteren gerade das Gegentheil. Da muss die Braut Abneigung zeigen zum Ehestand und große Scheu vor jedem Manne. Sowohl der eine als die andere hielten fest an ihren Gebrauchen. Die Feier war bestimmt für den letzten Sonntag des Kirchenjahres (25. November). Schon mehrere Tage vorher bereiteten sich die Verwandten und Bekannten des Brautpaares vor, um denselben ein herziges Fest . zu machen. Die Mädchen zappelten schon vor Ungeduld, und als sie die ersten Töne der Felltrommcl vernahnien, stetigen sie an zu tanzen und hüpften wie ©ernstem. Indessen hockt die Braut ganz einsam in einem Winkel des Hauses und verdeckt mit zitternden Händen Thränen, die ihr; ununterbrochen von den großen Ssugeit rollen. Hätte sie der Leser gesehen, so hätte er wohl geglaubt, ein Schlachtopfer vor sich zu haben, welches seine letzten Stunden abwartet. Er hätte gemeint, Annunciata bereue und beweine den Schritt, den sie gethan. Nein, dem ist nicht so; sie muss sich traurig und schwermüthig zeigen, ein heiteres Gesicht würde ihr zur Schande gereichen. Es ist einmal so der Gebrauch in ihrer Heimat und von demselben will sie keinen Finger breit abweichen. Es sind sogar Gegenden, wo die Braut, um bei der Trauung ein düsteres und eingefallenes Gesicht zu schneiden, mehrere Tage vorher tüchtig fasten muss. Endlich kam der heißcrsehnte Morgen. Die Kirche war so gut als möglich geschmückt. Bor dem Altar war eine mit schönem Tuche überzogene Kniebank. Rechts und links waren zwei Sessel für die Zeugen. Ein Negerknabe aus dem Stamme der Schilluk spielte auf dem Harmonium, und außer sich vor Freude vergaß er hie und da den Ernst eines katholischen Orgelspielers und mischte einige lustige Walzer und Märsche unter die ernste Kirchenmusik. Die Braut, weiß gekleidet, überdies noch in einen langen, weißen Schleier gehüllt, kümmerte sich gar nicht um den Bräutigam und kam ganz allein in die Kirche, wo sie schnurgerade auf die genannte Kniebank losgieng. Nun drängt sich alles in die Mitte der Kirche. Bald darauf meldet sich der Bräutigam am Kirch-thor an durch ein gewaltiges Stampfen seiner mit Hufeisen und Nägel gut versehenen Stiefel. Er hatte vergebens nach der Braut gesucht; erst als er von den Leuten vernommen, sie sei bereits an ihrem Platz, kant er ganz bestürzt in die Kirche, machte sich mit Gewalt einen Weg durch die Menge, und als er Annunciata an der Bank sah, hemmte er seine gewaltigen Schritte und näherte sich ihr leise, um an ihrer Linken Platz zu nehmen. Sie aber, da sie ihn nicht in ihrer Nähe haben wollte, rückte sofort nach rechts bis anS Ende der Bank, sodass zwischen den beiden ein fast zwei Meter breiter Raum leer blieb. Indessen kam der Priester, um die Trauung vorzunehmen. Als er beide in einer solchen Entfernung von einander sah, gab er der Braut ein Zeichen, etwas näher zu kommen. Abd el Makak selbst that sein Möglichstes mit Winken und Zischen, aber vergebens. Es war einmal so der Gebrauch bei ihren Landsleuten und sie hielt fest daran. Erst als man ihr bemerkte, es sei der Wille des Priesters, rückte sie ein paar Centimeter nach links. Nun fragte der Priester zuerst Abd el Makak: „Willst du Annunciata als deine Braut annehmen?" Er erhielt zur Antwort ein hellklingendes „Ja". Hierauf richtete er die respective Frage an Annunciata. Alles wird still, um das merkwürdige Ja zu vernehmen. Sie sprach es aber so leise, dass kaum der Priester cs verstehen konnte. Hierauf wurde der Ring gesegnet und sollte vom Bräutigam an den Finger der Braut gesteckt werden. Hier wuchs die Schwierigkeit. Er versucht, drückt, zieht, schiebt, aber alles umsonst, der Ring war zu klein. Endlich nahm er alle seine Kräfte zusammen und zog am Finger so gewaltig, dass die Arme fast hellauf schrie. „Gott sei Dank, cs ist doch gelungen," sagte Abd el Makak. Nun begann die hl. Braut-Messe; es gieng alles gut bis zum Vaterunser. Dort ereignete sich wieder ein Zwischenfall. Sie sollten alle beide auf der obersten Stufe des Altars nicdcrknieen, um den hl. Segen zu empfangen. Abd el Makak stieg ruhig die Altarstufen hinauf in der Meinung, seine Braut würde dem Beispiel folgen; aber welche Enttäuschung, sie blieb unbeweglich wie eine Säule an ihrem Platz. Er kehrt zurück, nimmt sie am Arm und sucht mit guten Worten sie zu überzeugen, ihm zu folgen. Vergebens, sie drehte sich rechts und links, bis sie seiner los wurde. Er aber, als er sah, dass sic nicht wollte, sagte für sich, „wenn du nicht willst, lass es bleiben", und geht allein wieder hinauf. Endlich giebt sie nach, verlässt die Bank und bewegt sich langsam auf den Staffeln hinauf bis auf die vorletzte, und möglichst weit vom Bräutigam weg; wie sehr der Priester ihr zuredete, sie solle sich Aus dem Missionslebeu. 93 bcm Abd ei Malak nähern, alles umsonst. Nach empfangenem Segen kehrten die Beiden wieder in die Bank zurück. Als die Messe zu Ende war, gaben die Zeugen der Braut ein Zeichen, ihren Arin in den des Bräutigams.zu schlingen und so die Kirche zu verlassen. Sie aber entzieht sich ihrer gutgemeinten Gewalt, lasst die ganze Begleitung im Stich und versucht eiligen Schrittes die Kirche zu verlassen. Nun verliert aber auch Abd el Malak die Geduld, stampft ihr nach, packt sie ohne weitere Förmlichkeit am Arm und zieht sie mit Gewalt beim großen Kirchthor hinaus unter dem Gelächter aller Anwesenden hinüber ins Missionshaus, um sich betn Priester vorzustellen. Er kam dort mit kaltem Schweiß bedeckt an; er hätte es wohl nie gedacht, dass die Gebräuche der Neger so gewaltig mit denen der Kopten kämpften. Der Priester, der selbst sein Lachen nicht verbergen konnte, tröstete ihn, indem er ihm ver- waren in großer Menge erschienen. Es war ein großes Getümmel vor dem Häuschen der neuen Eheleute. Um 6 Uhr abends ungefähr begaben sich einige Negerinnen zum Haus der Missionsschwestern, wo die Braut das letzte Tüpfelchen der sudanesischen Gebräuche erfüllen sollte. Sie hatte sich schon wieder etwas erholt und war bereit, diesen letzten und vielleicht auch peinlichsten Brauch mitzumachen. Sie wurde von sicherte, dass das nur Gebräuche der 9ieger wären und dass sich Annunciata nach beendigter Hochzeit als eine liebevolle und gehorsame Frau beweisen würde, was sich später in der That auch zeigte. Während nun Abd el Malak den lieben Tag unter seinen Verwandten und Bekannten zubrachte, weinte Annunciata bitterlich und verbrachte den ganzen Tag trostlos im Bett. Indessen war es Abend geworden und Annunciata sollte nach sudanesischer Sitte ihrem Manne übergeben werden. Die Negerinnen dem Scheitel bis zu den Zehen in ein großes weißes Tuch eingehüllt, gerade wie eine Mumie, ohne ihr weder Augen,noch Mund und Hände nur im geringsten freizulassen. Als sie so eingepuppt war, ertönten von tveitem die dumpfen Töne der Felltrommel und hundert eintönige Gesänge, lustige Triller und mildes Geschrei halbberauschter Weiber, die zum Schwesternhaus kamen, um die Braut zu holen. Aus Furcht, die Schwestern möchten ihr Heran- nahen nicht vernommen haben, rissen einige mit aller Gewalt an Derwisch. ' der Glocke. Die Doppelthüre öffnete sich, und nun erklärten die Schwestern, die Braut sei bereit zum Jubelzug. Sie wurde mit Freude empfangen und mehr getragen als geführt, denn sonst hätte sie ja bei jedem Tritt fallen müssen. Ringsum war alles schon stockfinster. Nur eine halbverlöschte Laterne gab bald hier, bald dort einen ermatteten Lichtstrahl. Der lange Zug bewegte sich langsam nach Schneckenart vorwärts, wohl selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass die Beine der Braut so umhüllt und umbunden waren 94 Verschiedenes. dass sie die Füße nur 10 Centimeter einen dem andern vorsetzen konnte. Vor ihr kommen die Weiber, welche singen und schreien, dass einem die Ohren sausten. Hinter ihr tanzen die Männer wie Wahnsinnige. Zu all dem noch die dumpfe, stöhnende Felltrommel. Von Zeit zu Zeit bleibt der Hochzeitszug stehen; es werden der Braut ein halb Dutzend Glückwünsche hergeschwätzt, dann geht es wieder weiter. Indessen hockt Abd el Malak zu Hause und wartet ungeduldig auf seine Braut. Alle Augenblicke schaut er auf seine Uhrzwiebel, nimmt dann wieder einen tüchtigen Schluck sudanesisches Bier, springt ein paarmal ein und aus und weiß sich gar nicht zu helfen. Nach ungefähr einer halben Stunde erscheinen die Vorposten vor der Thüre, die einen gehen nach links, die anderen nach rechts, ohne sich in ihren Gesängen im mindesten stören zu lassen. Endlich erscheint die Braut. Abd el Malak geht ihr entgegen, führt sie m3 Zimmer und nun sängt die Hochzeit erst an, die fortdauert bis in die halbe Nacht hinein, bis endlich die Müdigkeit die Gäste trennt und einer nach dem andern verschwindet; und mit dem Fest ist es zu Ende. „Das Fest ist zu Ende," sagte mir am folgenden Morgen Abd el Malak, indem er sich mit der Hand den Schlaf aus den Augen rieb. Das Fest ist vorüber und nun fängt ein neues Leben an. Es ist in der That ein glückliches Pärchen, arm an Gütern dieser Welt, welches aber den Schatz der Frömmigkeit, der Liebe und Eintracht besitzt, das Gottes Segen bereichert und beglückt. Verschiedenes. Ter Haushalt des Negers in Tcutsch-Ostafrika. Es ist bekannt, dass der Neger bei seiner Berührung mit Europäern sich die Sitten der letzteren gerne zu eigen macht. Dasselbe gilt von den Bedürfnissen des Haushaltes. Hierüber berichtet die „Deutschostafrikanische Zeitung": Teller, Tassen, Gläser, Schüsseln, Spiegel, Löffel, Messer, Lampen, Regenschirm, ab und zu auch schon eine Uhr, findet man in den meisten Hütten; nach Seife und Petroleum ist große Nachfrage. Die Nahrung des Negers ist um vieles besser geworden. Früher waren die Neger nothgedrungen im allgemeinen Vegetarianer, nur zu besonderen Festgelagen wurde ein Ochse geschlachtet, jetzt sind überall auf den öffentlichen Märkten Schlächter etabliert, bei denen man für wenig Geld einkaufen kann. Auch die sonstige Nahrung kann sich der Neger jetzt mannigfacher gestalten, denn während früher die begrenzte Theilbarkeit der Tauschartikel nur Einkäufe im Großen zuließ, kann die Hausfrau jetzt für wenig Pesa sich die mannigfachsten Genüsse auf d:m Markte einkaufen, die sie dann in zierlichen Körbchen auf dem Kopfe nach Hause trägt. Eigenthümlich berührt es, wenn man auf dem Markte Tische findet, an denen Negerarbeiter beim Thee sitzen. Eine Tasse Thee mit Zucker kostet einen Pesa. Besonders bemerkbar macht sich der Einfluss der Civilisasion in der Frauenkleidung. Die schwarze Gattin steht, wenigstens was die Häufigkeit ihres Wunsches nach neuen Kleidern betrifft, ihrer europäischen Schwester nicht nach. Kaum glaublich ist es, wie schnell sich selbst solche technische Hilfsmittel wie Nähmaschinen einbürgern. Nicht nur in den Küstenstädten, sondern auch im Hinterlande ist die Nähmaschine keine Seltenheit; häufig sind die Besitzer Inder, ebenso häufig aber auch Neger, die sich sehr gut dabei stehen. Eisenbahnen ant Congo. Zwei neue große Eisenbahnlinien sollen den belgischen Congo durchziehen: eine Linie von 775 Kilometer vom Stanley-Fall bis zum See Albert Nyanza, und eine zweite Linie von 625 Kilometer, welche bis zum See Tanganyka sich ausdehnt. Der Congofluss, der schiffbar ist auf vier- bis fünfhundert Kilometer, wird die zwei Eisenbahnlinien miteinander verbinden. Warien-Herein für Ifrifm. 'ra 29. Jänner 1902 fand in Wien die Generalversammlung d. Frauen-grnppe St. Rochus auf der Landstraße vom M a r i e n -verein für Afrika statt. Der große „Drehersaal" auf der Landstraße, Hauptstraße, war dicht gefüllt, besonders waren auch eine große Anzahl Kinder mit ihren Eltern anwesend, die mit großem Beifall den Aufmarsch einer falschen Negertruppe aufnahmen. Eine Anzahl Knaben und Mädchen waren dunkel gefärbt, in Negerklcidern und dazu passenden Waffen, die freundlichst von der Petrus Claver-Sodalität zur Verfügung gestellt wurden, aufgezogen, die mit lautem Trommelschlag die Beifallskundgebungen der Anwesenden begleiteten. Der Consulent hochw. Herr Pflüger begrüßte bei seiner Eröffnungsansprache die zahlreichen Mitglieder und Gäste aufs herzlichste, besonders den hochw. Herrn Canonicus Schöpfleuthner, geistl. Rath hochw. Herr Pfarrer Gold, hochw. Herrn Kößtcrs j aus dein Missionshaus St. Gabriel und auch die hochgeborene Baronin Constanze Pillersdorf, welche mit so großem Eifer die Förderin des Marien» er eins ist und die Versammlung mit ihrer Anwesenheit beehrte, und bat den hochw. Herrn Küßte rs um die versprochene Ansprache. Derselbe zeigte anfangs, wie gegenwärtig eine so tiefgehende Verweltlichung einerseits Platz gegriffen hat und andererseits aber auch eine tiefe Religiosität und die Neigung nach einer positiven Religion. Der Hochw. Redner bezeichnete Afrika nach den Erforschungen im letzten Jahrhundert mit seinen 197 Millionen Negern als ein modernes Geschenk der göttlichen Vorsehung, auf welches sich alles hinstürzt, und 3 Gruppen sind es besonders, welche die schwarzen Eingeborenen zu ihrer Religion gewinnen wollen. 1. die katholische Kirche durch ihre Missionäre, 2. die 150 Secteu des Protestantismus und 3. der Mohammedismus. Zurückgreifend auf die ersten Jahrhunderte, wo Afrika der Sitz von 600 Bis-thümcrn war und die größten Heiligen der Kirche und unzählige Märtyrer zeugte, bewies der hochw. Redner, wie bis zu den jetzigen Zeiten die katholische Kirche und ihr Glaube immer zuerst durch die katholischen Missionäre hingetragen wurde, tote später aber derselbe immer mehr von den Protestanten verdrängt wurde, die im Besitz reicherer Geldmittel ihre Irrlehren dort verbreiteten, und wie endlich aber der Mohammedanismus durch seine politische Macht und die Lehren, die der Sinnlichkeit der Neger schmeicheln, den größten Fortschritt gemacht hat. Bei der Frage: „Wer hat die besten Aussichten?" müssen wir aber doch antworten: „Die katholische Kirche." Sichtbar ruht der Segen Gottes auf ihr, zu der allein der Herr sprach: „Gehet hinaus und lehret alle Völker!" Wir sollen daher mit Muth in die Zukunft blicken und uns bemühen, durch Agitation für den M a r i e n v e r e i n dazu zu helfen, dass die katholische Kirche immer mehr in Afrika sich befestige. Hierauf beehrte der hochwürdigste Herr Canonicns S ch ö p fl e u th n e r die Versammlung mit einer Ansprache, worin er seiner Freude Ausdruck gab, unter den zahlreichen Anwesenden auch so viele Kinder zu sehen, an die er sich besonders wendete, um hinzuschauen auf ihre schwarzen Brüderchen, die nicht nur schwarz am Leibe, auch schwarz an der Seele seien, da ihnen noch das weiße Kleid der heiligmachenden Gnade fehle und wies hin auf das doppelte Leben des Menschen, das des Körpers und das der Seele. Hochw. Redner gab nun eine Menge praktischer Winke, auf welche Weise der M a r i e n v e r e i n für Afrika und das Institut in Mühland, welches die Missionäre für Afrika heranbildet, unterstützt werden kann. Es wurde auch erinnert, dass Frau Baronin Pillersdorf, I. Bezirk, Zedlitzgasse 4, Stoffrestchen, gebrauchte Briefmarken re. entgegennehme, die für die Zwecke deS Marienvereins verwertet werden. Es fand auch die Neuwahl des Ausschusses statt, bei welcher dieselben Damen mit Acclamation wiedergewählt und vier neue Ausschussdamen accepticrt wurden. Inzwischen war auch der Consulent der Favoritengruppe, hochw. Coop. Sir erschienen. Die 96 Zu unfern Bildern. Zwischenpausen wurden durch meist humoristische Scenen und Declamationen, sowie musikalische Pro-duetionen aufs angenehmste ausgefüllt. Mitglieder des Apostolates int III. Bez. führten die Declamationen, und die drei Geschwister Stad lcr mit Clavier, Gesang und Violinen den musikalischen Theil aufs Beste aus, wofür ihnen auch reichlicher Beifall gezollt wurde. Der hochiv. Herr Eonsnlent Coop. Pflüger gab noch einen kurzen Rechenschaftsbericht seit der letzten Abrechnung, bat die Mitglieder, ihre Beiträge pünktlich am 1. Monatssonntag zu zahlen und neue anzuwerben zu suchen und dankte nochmals herzlich den hochw. Rednern für ihre Ansprachen und all ben bei den Declamationen liitb sonstigen Productioneii i Mitwirkenden und schloss. die Versammlung mit der > Hoffnung auf baldiges Mieders c h e u! Baumeister Unterpertinger t- m 30. Jänner starb zu Brixen Herr Baumeister ®n» Josef Unterpertinger im Alter von 75 Jahren und wurde am 1. Februar unter großer Behelligung aller Stände der Stadt beerdigt. Auch der hochw. Obere unseres Missionshauses mit einem Priester, den Professscholastikern und den Zöglingen gab dem Verstorbenen das Geleite zum Grabe. Herr Baumeister Unterpertinger, ein biederer Charakter, hatte sich durch eigene Kraft empor- gearbeitet. Mit ihm hatte Hochw. P. Xaver Geyer-das neue Missionshaus gebaut. Im Juli 1898 wurde der Bau begonnen und am 28. August 1899 bezogen. Dies kennzeichnet die Leistungsfähigkeit des Verstorbenen. Er war ein Mann von Umsicht, Unternehmungsgeist, gesundem Urtheil und großer Thatkraft, ein Mann, nicht der Worte, sondern der That. Gott gebe dem todten Baumeister unseres Missionshauses die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm! Iu unseren Bildern. Kruppe von Alterthümern in Karnak (Oberägypten). (S. 67.) Von Luxor aus gelangt man in nördlicher Richtung in einer halben Stunde zu der ausgedehnten Tempelgruppe Karnak. Unser Bild stellt eine dieser berühmten Tempelanlagen dar. Eine Allee von Sphinxen, auf Postamenten liegenden Löwengestalten Widderkopf, welche der Häupter beraubt, zwischen den Vorderbeinen je eine Statuette Amenhoteps III. halten, bezeichnet die Straße zum Tempelbezirk. Den Eingang zum Tempel bildet ein schlanker Pylon, das heißt, zwei mächtige, abgestumpften Pyramiden gleichende Thürme, welche durch einen Portalbau verbunden werden. Der Pylon ist mit Reliefdarstellungen und Inschriften geschmückt; auf den (eingearbeiteten Seulpturen erscheint der Erbauer, Ptolemäus Euergetes L, der Göttertrias Ammon, Toth und Chunsu, denen der Tempel geweiht ist, und anderen Göttern opfernd. Der Architrav zeigt die beflügelte Sonnenscheibe, das Symbol des Sonnengottes Ra. Hinter dem Pylon ist der Tempel des Chunsu oder Mondgottes sichtbar. Für die Schriftleitung: R. Xaver Geyer F. 8. C. Erste Station des Kreuzweges. (S. 69.) Von Bildhauer Linzinger in Linz a. D. Erster Hilkatarakt. (S. 73.) Unser Bild stellt einen Theil des ersten Nilfalles zwischen Assuan und Philae dar und zwar das sogenannte Bab-el-Kebir (Große Thor oder Hauptwasserfall). Eine ausführlichere Beschreibung des ersten Kataraktes und Umgegend findet sich bereits im I. Jahrgang, S. 155 ff., worauf wir. unsere Leser verweisen. (S. Bericht S. 71.) ASSUan. (S. 85.) Das Bild stellt den am Nilufer liegenden Theil Assuans dar, von der Insel Elephantine aus gesehen. Ueber den Ort selbst sind in den früheren Jahrgängen des „Stern der Neger" wiederholte Beschreibungen erschienen. Vergleiche auch 'den Bericht des Hochw. P. Münch, S. d. h. H. in letzter Nummer und den Bericht „Aus Assuan", S, 71. Ein weiterer Bericht aus Assuan von P. M ü n ch folgt in nächster Nummer. Det'WiSCb. (S. 93.) Einer der mohammedanischen Bettelmönche, wie sie Aegypten nach Hunderten zählt. . Druck von A. Weger's sb. Hofbachdruckerei, Brixen.