.......... ..............TT" M I I I I I I I I I I I I I I m r r r r ! 1 r r r I r I [ t T I’] T I 1 i T 1 T tern öer Meger. Katholische Missions-Zeitschrift. « « Herausgegeven eon der ßesellscbaft der „Söhne des bist. fjerzens 3esu“. « « Erscheint monatlich 32 Seiten stark. — Preis ganzjährig 3 K = 3 Mk. — 4 Frcs. Kr. 11. Kovember 1902. V - Iahrg. Inhalt: Seite (SinCrtbmtit zum Aßouttetitenf...........321 Herzliche Mitte juflunffcit unserer Hffekten- doüntc. . . ................ . . 322 Aus unserer Missionsstation Lul. Bon P. W. Banholzer.......................323 Meine Lindrüche im Sudan. Von P. I. Beduschi..............................327 Milsionsfalirten auf dem weißen Ml. Bon P. Banholzer, S. b. h. H..........329 Atuolut3 Tod Hilft Megräbnis. .... 334 Ane Aegermission in Amerika. . . . 336 Aus dem Missionslebeu: Der Missionär inmitten seiner Neger.........................339 Seite Der hl. Leopold..............................341 Aus dem Leben der Neger in Hstafrika. 346 Verschiedenes: Prinz Max von Sachsen auf dem Kongresse in Freiburg und die St. Petrus Claver-Sodalität. — Ehrfurcht der Neger für ihren König. — Begegnung mit einem Leoparden. — Bekämpfung der Malaria. 349 Abbildungen: Niltalansicht. — Gebäude im neuen Chartum: Der Palast der Regierung. — Gebäude im alten Char-tum. — Der hl. Leopold. — Der hl. Leonhard bekehrt einen Räuber. — Negerfamilie im Boote. Missionshaus Mühlana bei Brixen (Tiro!). Effekten für unsere Lotterie sandten ein: Jranziska Pretzner, mien r l silbernes Parfümkännchen, vergoldet, 1 gläsernes Zierkörbchen, 1 Toilettebehälter in Form eines Straußeneines. Lin ungenannt sein wollender, Brixen: 6 Eßbestecke (Messer und Gabel) von Britannia, 1 Zimmerlampe, 1 Repetier-Stehuhr mit Alabaster-säulen und Perlinutterverzierungen, 1 geschnitzte Repetier-Stehuhr, 1 Bild v. Deschwandeu: „Die Maienkönigin", 1 großer Handatlas. Jimalia Cwacb, Klosterneuburg: 5 Kronen. Jidelis Maister, Uhrmacher, Scbwaz 2 neue Taschenuhren. 3. mangier, mien: 1 Eßbesteck (Messer, Gabel, Löffel). Palästina-Pilgermerein, Brixen: 20 Exemplare des Pilger-Buches (1901) von P. Melchior Lechner. JiUS Krems: 1 Saffian-Portemonnaie, 1 silberne Uhrkctte, 1 Gewehr. JtUS KOStel: 1 silberne Uhrkette. JTnton Kümmel, Kaplan, Raoensburg: i Expl.: A. Hummel „Rheinlande-Nicderlande und Rom-Italien", 1 Expl.: A. Hummel „Bis Algier und Lourdes." 3ob. 8odee, Pfarrer, Lipoglav: i Expl.: P. s. Goloma „Der arme Johannes", 2 Expl.: P. S. Goloma „Des Lebens traurige Komödie", A. Albing «Moribus paternis», Erzählung in 2 Bänden. Baronin Konstanze Piliersdorf, mien: „Vater unser" in Bildern von Paul Thumann, Prachtband, 2 Palmblatt-Wandfächer, 1 japanischer Stroh- fächer, 1 Strohtasche, 1 Bastkörbchen, 2 Bilderrahmen und 3 Holztcller in japanischer Art bc-malt, 1 Gummiball, Jerusalem-Andenken, Muttergottesstatuette mit geschnitzter Nische, Herz Jesu-Bild mit Stchrahmen, „Austria", illustrierte Geschichte Österreichs in 5 Bänden, 2 Expl. „Das Brot vom Himmel" von I. v. Avila, 2 Expl. «Rex Gloriae» von P. Cormier, 5 Expl. Leo XIII. Wiege und Jugend" von P . . . ., „Die Einfalt des Herzens" von L. Donin, „Philothea des hl. Aloisius" von L. Donin, 3 Gebetbücher, 1 „Andenken" in Epheublattform, 1 irdener Teller, 1 gestrickter Lampcnunterleger. JiUS Robrbacb: 1 Weihwasserkessel, 1 Eßbesteck, 2 Bilder (Herz-Jesu und Herz-Mariä) mit Rahmen. JiUS St. Kassian: 1 Eßbesteck. Peter Gassenbacber, Pfarrer, RodenecU: 5 Bücher: De Waal „Leobuch", J.M. Hägele „Alban Stolz", M. Bauchinger „Leben des sel. C. M. Hofbauer", „Allgemeine Weltkunde", Gg.Ott „Eucharisticum". Jimalia mangier, mien: i Ansichtskarten-Album mit Karten, 1 Gebetbuch, 1 versilbertes Zigaretten-Etui und 1 versilbertes Zündholz-Etui, 1 gold. Brosche, 1 Paar goldene Ohrringe, 1 gold. Uhrkette, 1 japanischer Tuschkasten, 3 seltene Münzen, mw. Katharina Treber, Bezau: Wäsche und Briefmarken. nürnberger, Brüx: 1 Handtasche, 1 Schultasche, 1 Briefbeschwerer, 1 Bierkrügel mit Deckel von Britanniasilber, 1 Brosche vonKarlsbadersprudelstein. Eorrefpondeng der Expedition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 27. September bis 25. Oktober 1902.) Unsern geehrten Abonnenten zur gest. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde Gaben rc. für unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. Jür das Missionshaus; Kronen Von Mehreren......................... 200.— ■f Amalie Nabholz, Stuttgart, Legat . . 58.80 Josef Hochwalluer, Haag............... 7.— G. Firsching, Dampfach................ 3.49 A. M. Schmiedmair, Haag...............20.— Ungenannt............................. 40.— N. 91, Brixen ............................... 10.— Aus Tirol.............................31.87 Aus Böhmen...........................116.40 Joh. Atzger, Weiler................... 7,— Gottwald, Erzpriester, Grünhof . . . 8.20 Alois Wieser, Pfunders................ 4.— Mantingcr, Villnös.................... 2.60 Andr. Bieringcr, Furth, Bayern . . . 58.30 Ungenannt............................. 1.— Jos. Klein, Pfarrer, Niederhornbach, Bayern 1006.16 Kronen Aus Böhmen.................................. 200.— Joh. Ostermann, Sterzing................. 2.— Jür heilige messen: Fuchs, Erzpriester, Kreuzdorf . . . . 96.61 G. Weiller, Koblenz.........................71.58 Franz Seraph Weiß, Landshut . . . 8.19 Maria Waldner, Vent, Sölden . . . 2.— A. Meckert, Oppeln...........................22.85 E. Fröhlich, Ahrweiler....................... 5.85 Aus Böhmen...................................83.60 Barbara Waraschitz, Lassa................ 2.— Kaplan Hummel, Ravensburg .... 39.80 H. Neher, Kaplan, Deggingen . . . . 46.82 Luise Giampicolo, Brixen, sandte Bücher. Frau Herzogin von Sabran-Ponteves sandte 50 Kg. Malzkaffee. Baronin Konstanze Pillersdorf, Wien, sandte Bücher. Allen unseren Wohlthätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung dieses Missionshauses. Aeltere Jahrgänge 25® öks Bfmt Sw Neger sind noch erhältlich und zwar: Zweiter Jahrgang (•899), Sas zweite für sich abgeschlossene Halbjahr ä i K, dritter Jahrgang 0900) ä 2 K, vierter Jahrgang 0901) ä 2.Z0 K. Alle Jahrgange zusammen bezogen Kosten nur 5 Kronen = Z Mark. 8§ II Brwe> gesunde Mglinge im Mer von 20—34 Jahren, welche 8 W Beruf mm Ordens und fHissionssfande als Laienbrüder haven, i |j wollest sich debuts Mtnadme vmrauensvsil an. die v-medung p ^ des Missionshauses der Sohne des hist. Berkens Jesu in Mübiand. D jj Post Krmen in Mol, wendest. I l^i £LaMa& 1 a|4m i ^bittet das Gefertigte von seinen Munden Hill öüllOlyOBI Ed Sönnern Biteber, besonders asketischen und theologischen Malles. «««««« mi$$lon$bau$ miibiand bei Brisen. „Die Tiroler im heiligen Land, Ws das Jahrhundert im Beginne stand.“ Bericht über die beiden Volkswallfahrten des Jahres 1901. Im Auftrage des Palästina-Pilger-Vereines verfaßt von P. M elchior Lechner orcl. fr. min., Lektor der Theologie und Provinzial-Definitor zu Innsbruck. Eigentum und Verlag des Palästina-Pilger-Vereins zu Brixen. Druck von Dr. Giamara & Fmdl, Innsbruck. Das Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Hochwürdigst-Durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Eugen gewidmete Werk ist ein Gedenkbuch für die Teilnehmer unserer Wallfahrten 1901, aber auch eine Opfergabe des Verfassers und des Pilger-Vereines, um durch die Schilderung echter „Volkswallfahrten" allüberall Pilgerzüge anzuregen, die auch den breiten, minderbemittelten Schichten des Volkes den Besuch der heiligsten Stätten auf Erden ermöglichen sollen. Das „Pilgerbuch des Jahres 1901" ist ein wahres Volkslehrbuch im besten Sinne des Wortes und reiht sich in würdigster Weise dem „Pilgerbuche des Jahres 1898" an, ja übertrifft dasselbe durch Reichhaltigkeit und glänzende Illustrierung wie Ausstattung. Das Pilgerbuch ist 27 Druckbogen stark mit 170 vollständig neuen Illustrationen ausgestattet, in großem Formate, auf sehr, schönem Papier mit vorzüglichen Lettern gedruckt und mit künstlerischem, reich vergoldeten oder versilberten Einbande und Schuber versehen. Das volkstümliche Werk eignet sich dem Inhalt und der Ausstattung nach ebenso zu Fcstgeschenken und Prämiengaben wie zur Massenverbreitung durch katholische Vereine. Da das Werk in großer Auflage erscheint, mit keinem Schriftstellerhonorar belastet ist und ein materieller Gewinn nicht angestrebt wird, sind folgende Bezugsbedingungen ermöglicht: 1. Die Teilnehmer der beiden Vereins-Wallfahrten des Jahres 1901 erhalten je ein Exemplar gratis. 2. Bein: „Palästina-Pilger-Vereine zu Brixen in Südtirol" mittels Postanweisung bestellt und vorausgezahlt, wird das Buch innerhalb der Monarchie und Deutschland um 3 Kronen ö. W. — 2 9)1$. 60 Pfg. nach den Ländern des Weltpostvereins um 4 Frks. portofrei versendet. 3. Im Buchhandel bezogen, stellt sich der Preis eines Exemplars auf 4 Kronen ö. W. 4. Wir empfehlen dringend die Bestellung eines Postpaketes mit 6 Exemplaren. 3m Interesse der Pilgerung nach dein hl. Lande bitten wir um tunlichste Verbreitung unseres Pilgerbuches in katholischen Areisen und rechnen darauf, daß jeder Pilger und jede Pilgerin ca. drei Abnehmer des Werkes gewinnt. Bestens empfohlen! Das kleine Apostolat für Afrika. « « liess 2 * « Uerlag des Marienvereins für JffriKa, Wien. 1, Stefattsplafö 6. Im Kommissionsverlage der Buchhandlung des Katholischen Sebulvereines Ulien, T„ Dorotbeergasse 7. Der 3 Jesu-Ebrenpreis. Erklärung der Litanei vom hlst. Kerzen Jesu, zugleich ZTTonat desselben göttlichen cherzens mit täglichen Gebeten. Don Franz Serao. chattler, S. J. Aweite, vermehrte Auflage. Felician Rauch, Innsbruck 1902. 588 5. Mark 2.80. In Leinwand Mark 5.60. Der unermüdliche Apostel der Herz gesu-Andacht hat wiederum ein neues Werk geschaffen, eine Auslegung der von Papst Leo XIII. genehmigten und mit 300 Tagen Ablaß versehenen Herz Jesu-Litanei. Die 35 Anrufungen der Litanei werden da in tiefsinniger weise der Reihe nach erklärt. Möge das herrliche Buch in die Hände recht vieler Gläubigen kommen und mögen cs auch viele Priester und Prediger fleißig benützen. Kürzlich erschienen: lahres-Bericbt der $t. Petrus £laper=Sodalität für die afriK. Missionen für das Jahr lysi. 40 Seiten öross-OKtao mit drei Illustrationen. Zu beziehen von der ßescbäfts-Zentrale in Salzburg und allen bekannten. Sodalitäts-Adressen. Alle Mitglieder erhalten denselben auf tierlangen gratis. Für nicbtmitglieder: Preis 40 Deller (30 Pfg., 45 Lens.). m Katholische missions-Zeltschrlft. Yr. 11. YovrmSer 1902. T. Aa-rg. iS9 iS #>11 ti a m MS Heinit laden wir unsere geehrten Abonnenten höflichst ein, das Abonnement für das nächste Jahr durch Einsendung des Betrages von 3 Kronen = 3 Mark — 4 Franks erneuern zu wollen. Zugleich bitten wir diejenigen unserer geehrten Abonnenten, welche mit der Zahlung des Betrages für das laufende Jahr noch im Rückstände sind, uns denselben baldigst zukommen zu lassen, da unser Missionshaus gar sehr daraus angewiesen ist. Wir werden uns bestreben, den Lesern auch im neuen Jahre interessante Berichte. über die Arbeiten der opfermutigen Glaubensboten in Afrika, an erster Stelle unserer eigenen Missionäre in Zentralafrika, sowie über Land und Leute jener Missionsgebiete zu bieten. Durch Bestellung und Verbreitung unserer Zeitschrift wird eines der schönsten Werke unserer heiligen, katholischen Kirche, das Missionswerk im heilsbedürftigen Afrika, unterstützt und so ein wirklich verdienstliches, gutes Werk geübt. HllMe Killt stk «strt KMniMmk. %t der letzten Nummer haben wir unseren geehrten Lesern die Bedürfnisse unseres E Missionshauses angedeutet und auf die Wichtigkeit der Lotterie für unsere Anstalt hingewiesen. Heute wollen wir den Schleier über unsere Hilfsbedürftigkeit noch etwas niehr lüften und unseren Lesern verraten, daß noch rund 100.000 Kronen Schulden auf unserem Missionshause lasten. Durch die Lotterie soll nicht nur diese Schuld getilgt, sondern auch ein Fond zum Unterhalte des Hauses beschafft werden. Gürte große Summe, nicht wahr! Wird die Lotterie das zustaudebriugeu? Leute, die mit Lotterien Erfahrungen gemacht haben, sagen uns ganz unverblümt: „O, diese Lotterien! Erwarten Sie nicht viel von Ihrer Lotterie!" Und doch, ivir sprechen es ganz frei und unumwunden ans, daß unsere Hoffnung durch nichts herabgestimmt wird. Daraus, daß man oft und selbst allenthalben bei Lotterien Enttäuschungen erlebt hat, folgt noch nicht mit zwingender Notwendigkeit, daß es auch bei itn§ so gehen müsse. Wir find nun einmal so veranlagt, daß mit und durch Schwierigkeiten unser Mut wächst und unser Gottvertranen sich steigert. In diesem Monat haben wir im Missionshause bereits eine neuntägige Andacht gehalten, um Gottes Segen ans dieses Lotterie-Unternehmen herabzuflehen und wenn diese Zeilen in die Hände unserer Leser kommen werden, lvird bei uns wieder eine Andacht zu gleichein Zwecke stattfinden. Möge Gott die Sache in die Hand nehmen und die Herzen der Menschen rühren! Und wer sich von Gott angetrieben fühlt, möge ohne Zögern unserer Lotterie zuhilse kommen! Aber wie? Was tun? So fragt mancher. Wir wiederholen es: das, was jetzt das Wichtigste ist, ist, da$$ UMi möglichst Vkk Effekten für die Lotterie geschenkt erhätten. Alle brauchbaren Gegenstände, vom Hausgeräte bis zum Luxusartikel, von der einfachen Taschenuhr bis zum Regulator, vom einfachen Bilde bis zum Kunstgemälde, vom kostbaren Schmuck bis zur Nippsache usw. werden mit Dank angenommen. Viele haben gar Manches, was sie lieber hergeben als Geld. Und wer nichts Solches besitzt und lieber Geld geben will, der sende uns seinen Geldbeitrag zur Lotterie. „Aber immer betteln und in jeder Nummer betteln!" denkt vielleicht mancher beim Lesen dieser Zeilen. Ganz recht, geehrter Leser! Aber tust tut nicht auch jeden Tag und sogar täglich öfter ganz dasselbe. Bettelst bit nicht jeden Tag mehrmals: „Gib uns heute unser tägliches Brot!" So betteln auch wir für unser hilfsbedürftiges Missionshaus, das den armen, heidnischen Negern Afrikas das Heil zu bringen bestimmt ist. Möge jener Gott, der sagt: „Wer gibt, dem soll gegeben werden" und „Mit demselben Maße mit dem du ausmissest, wird dir wieder eingemessen werden", unsere Leser dieser unserer Bitte geneigt machen und ihnen die Gaben für unsere Lotterie mit irdischem und himmlischem Segen vergelten! Aus unserer Mssionsskation Lul. Von P. W, Bauhölzer, F. S. C. Hunger — UJert des Uicbes — Gieropfer — Jeldbau. inen sehr interessanten Bericht aus Lul, vom 15. September 1902, sendet uns der hochw. P. Banholzer: Ich kann nun die "Schilluksprache soweit sprechen, um mit den Leuten verkehren zu können. Werde mich jetzt im Lande ordentlich umsehen und Sitten und Gebräuche und Sinn derselben kennen lernen. Was ich bei diesem Studium Herauskriege, das schreibe ich Ihne» von Zeit zu Zeit. Ums Haar wäre dieses Jahr ein Hungerjahr geworden : alle Anfänge waren da. Es handelte sieh nur noch um 6—8 Tage unb^bie Tatsache einer mißglückten Ernte hätte ein Meer von verdorrten Sorghum- und Maisstengeln entsetzlich klar dargetan. Am 10. August war ein reichlicher Regen über die noch jungen Saaten niedergegangen, aber heiße, sehr heiße Tage hatten schnell alle Feuchtigkeit des Bodens aufgesogen. Gegen 14 Tage erhielten sich die inzwischen aufgeschossenen Stengel allein durch den nächtlich sehr starken Tau. Am Morgen, im Masse des Taues hatten die Felder ein saftiges Aussehen, während sie gegen Mittag dem Absterben nahe schienen. Die Landesalten versprachen sich erst mit dem Mondwechsel ein Umschlagen der Winde, wenn bis dorthin der Tau nicht ausreichte, war es um die Ernte geschehen. Die armen Schilluk schauten mit Bangigkeit in die Zukunft. Da— am 31. August fiel ein starker Regen und in kurzen Abständen folgten weitere Niederschläge: die Felder gewannen ihre frische Farbe wieder und nun ist bald eine gesegnete Ernte. Der Hunger ist übrigens bei den Schilluk kein so seltener Gast. Es ist erst wenige Jahre her, daß sie mit demselben eine unfreiwillige Bekanntschaft machten. Sie wissen sich bei seinem Erscheinen zu helfen und mit wenigem zu begnügen: eine Menge körnerhaltige Gräser und saftige Kräuter, deren Verwertung und Zubereitung jung und alt geläufig sind, stehen in der Reserve. Anstatt alle Tage zweimal zu essen, nämlich morgens gegen 9 Uhr und abends um 6 Uhr wird dann oft nur einmal Speise genommen. Auch der einfache Schilluk erlaubt sich in solchen Zeiten hie und da ein Schäflein oder Zicklein abzuschlachten, was in fetten Jahren geradezu unerhört wäre. Man sollte es nicht für möglich halten, daß die Schilluk so au ihrem Kleinvieh hängen in der Heimat, während sie es doch in Ägypten "gleich ihren Bruderstämmen nicht fertig bringen, zu sparen und ein wenig Geld für die Zukunft zurückzulegen. Ich habe noch nie von einem reichen Neger draußen gehört. Das ist in der Heimat ganz anders; es gibt da reiche, sehr reiche Leute, ganz mittellose nur sehr wenige. Der Grund hiefür liegt in den eigenartigen Verhältnissen des Landes, welchen sich auch ein nach Hause zurückversetzter Schilluk, ob er will oder nicht, fügen muß. Die Energie und der Ehrgeiz eines jeden Schilluk arbeiten nach der Erwerbung einer oder mehrerer Frauen. So eine Konsorte kostet nicht wenig: unter 4 Milchkühen oder 1 Milchkuh und 4 — 5 Ochsen, die teils bar, teils in Raten zu zahlen sind, ist nicht leicht eine zu haben, sie müßte denn einen Fehler haben. Eine Milchkuh kostet 40—50 Schafe oder Ziegen, ein Ochse kostet deren 25 — 40. Eine Ziege oder ein Schaf kostet 8 —10 Körbe Sorghum, ein Gaisbock oder Hammel 4—6 Körbe. 10 Körbe Sorghum verlangen harte Arbeit vom Schilluk und es ist daher nicht Wunder zu nehmen, wenn er so hartnäckig an seinem Vieh hängt und es für eine unbegreifliche Dummheit hält, dasselbe nach und nach aufzuessen. Wie wir später vernahmen, hat man im Anfange unseres Hierseins keine schmeichelnden Bemerkungen über uns gemacht, da wir von Zeit zu Zeit ein Schaf schlachteten. Man sagte, wir könnten nicht rechnen, wüßten nicht, was Vieh ist, sonst würden wir nicht unsere Schafe aufessen usw. Doch sind wir wieder zu Gnaden gekommen, seitdem wir die Schilluk unsere Schafe ‘ schlachten lassen und ihnen dafür Fell und Eingeweide zusprechen. Sie finden es umso begreiflicher, daß die „6onjo" (Fremden) jeden Tag Fleisch essen, da ihre vermuteten Frauen, die so lange vergebens gesucht und erwartet würden, immer noch nicht angekommen sind. Zwei kürzlich angekaufte Milchkühe und ein junger Ochse frischten wieder den Verdacht auf, daß jemand in der Mission ans Heiraten denke. Aber auch diese — Hoffnung wird immer schwächer, da wir fortfahren, die Milch unserer Kühe schmackhaft zu finden und noch keine auf eine Heirat deutende Schritte getan haben. Nach und nach werden die - guten Leute auch diesen Punkt begreifen. Bei Todesfällen, Hochzeiten, Krankheitsbeschwörungen wird jedoch gewöhnlich ein Schaf oder ein Ochse geschlachtet. Ist ein Kind gestorben, so muß gleich ein Lämmlein geopfert werden. Mit dem Blute desselben wird die Hütte besprengt. Bei Hochzeiten ist auch hierzulande ein feierlicher Schmaus üblich. Merkwürdigerweise wird dabei nicht getanzt. Die Gläubigen der Kodschur zahlen zwei Schafe, um geheilt zu werden. Eines gehört dein Kodschur, das andere wird beim Zeremoniell verwendet, wobei aber die Eingeweide eine große Rolle spielen. Das übrige ist wohl für den Zauberer bestimmt. Kürzlich schlug der Blitz in ein Haus nicht weit von uns, aber so glücklich, daß die Insassen desselben — eine alte Frau und ein Mädchen — mit einer Nase voll Schwefelgeruch davonkamen. Das geschah in der Nacht. Am nächsten Morgen wurde ein Schaf geschlachtet und mit dem Blute desselben sämtliche Hütten des Dorfes — mit den Insassen — besprengt; die vom Blitz getroffene Hütte, deren Dach abbrannte, wurde demoliert und auf ihrem Platz darf keine menschliche Niederlassung mehr erstehen. Das geht von Kindern zu Kindeskindern. Die Spitzen der im Kreise herumstehenden Hütten wurden darauf alle mit einer Schnur verbunden, wie mit einem Blitzableiter. Es wurden daran Ohrläppchen, Lumpen, Knöchlein, Schneckenhäuschen und andere Kostbarkeiten gehängt zur Reinigung der Luft und zur Beschwichtigung etwaiger böser Geister. Nach etwa 14 Tagen wurde ein zweites Schaf geschlachtet und wieder alles mit Blut besprengt. Der „Blitzableiter" prangt noch heute auf den Gipfeln unseres Nachbardorfes. Der König und ein paar sehr reiche Schilluk dürfen sich erlauben, auch außerhalb besonderer Anlässe Ochsen und Kälber zu schlachten. Die öffentliche Meinung nimmt ihnen das nicht übel, da sie ja Weiber genug haben. Zum Glück für Viele sind die von Faschoda, der Residenz des Mak, etwas weit entfernten Distrikte hie und da ungezogen und hören, im Vertrauen auf ihre neuen, schweren Lanzen, die Gesandten des Königs mit einem sehr mangelhaften Respekt an. Es ist auch nicht selten, daß bei Streitereien zu den Lanzen gegriffen wird und Verwundete und Tote vorkommen. In solchen Fällen unternimmt der König einen Strafzug gegen die Rebellen. Die kampffähigen Männer sämtlicher Distrikte, welche der Mak zu passieren hat, müssen dazu Gefolgschaft leisten. Es regnet da von Geschenken an den Landesherrn, dessen Vorliebe für Ochsenfleisch man kennt. Die Delinquenten werden, wenn sie nicht durchgebrannt sind, gebunden und nach Faschoda gebracht. Ihr Vieh lüitnnt ihnen der König gnädigst ab. Angesichts der reichen Beute wird er freigebig und Ochsen werden in Menge an die kämpfenden Streiter verteilt, von denen nicht wenige dem guten Bissen einen jahrelangen Appetit entgegenbringen. Die Volkstümlichkeit der Schillukkönige beruht zum guten Teil auf derartigen öffentlichen Speisungen. Halten die Schilluk zäh am eigenen Vieh, so sind sie umso weitherziger mit dem anderer Leute. Ist ein Ochsenbesitzer tot, so verlangt der Landesgebrauch, daß ihm zu Ehren eine Todcsfeier, bestehend in einem Tanz mit entsprechenden Gesängen abgehalten wird, der mit dem Abschlachten seiner besten Ochsen endigt. Über den dem Tode geweihten Tieren singt während des Tanzes ein Sänger seine Weisen, die von demselben mit selbstgefälligem, tiefen „Muh" unterbrochen werden. Die Frage liegt hier sehr nahe, wieviel Vieh die Schilluk eigentlich so durchschnittlich besitzen. Das ist sehr schwer zu sagen: im Allgemeinen trifft man in den Dörfern sehr wenig Vieh. Großvieh ist in vielen Dörfern gar nicht zu sehen. Kleinvieh hat jeder Schilluk. Wieviel Vieh der einzelne Mann besitzt, ist ein Geheimnis, dessen Schlüssel nur wenige Vertraute besitzen, da es niemand zuhause hält, sondern bei Freunden nah und fern unterbringt oder besser gesagt verbirgt. So hat z. B. ein Nachbar von uns seine Kühe und Ochsen bei den Denka versteckt, ein anderer in Tungo droben. Beide haben aber die Verpflichtung, ebensoviel Vieh als sie bei ihren Freunden verborgen, für sie zu unterhalten. Wer die Tiere verborgen hält, hat die Nutznießung derselben. Zu diesem Versteckspiel hat die Leute einerseits der angestammte Neid, andererseits die Furcht vor der Gütereinziehung gebracht, die bei schwerem Diebstahl, Rebellion, „Majestätsbeleidigung", Totschlag usw. eintritt. Findet irgendwo so eine Konfiskation statt, so tauchen die Besitzer des bedrohten Viehes von allen Seiten auf und fordern ihr Recht. Es ist aber auch schon 'vorgekommen, daß der König einfach das Vieh, das im Dorf steht, forttreiben läßt, gleichviel, wem es gehört. Kühe werden besonders weit versteckt, da sie neben der Frau das teuerste Besitztum ist. Eine Kuh zu kaufen ist ein Ding der Unmöglichkeit für einen Nicht-Schilluk. Selbst der König verkauft keine. Aus unserer Missionsstarton Sul. 325 Wir mußten unsere Kühe von der Regierung kaufen. Die Kühe sind hierzulande so glücklich, nicht ge -schlachtet zu werden; sie müssen von selbst verenden wie ein Mensch und werden, wenn krank, gepflegt wie ein Mensch. Vor dem Mahdi war der Viehstand im Lande größer als heutzutage. Die Rasse hat sich inzwischen auch verschlechtert. Drei Kühe zusammen geben nicht soviel Milch als eine gute Kuh bei uns. Hat der Schilluk soviel beisammen, um eine Kuh zu kaufen, so geht er auf Reisen zu den Denka oder Nuer, die beide reich an Viehstand sind. Den Kaufpreis stellen Eisen, Messing- und Kupferdraht, Perlen, Tuch und Tabak dar, Artikel, die jenen weiter im Innern lebenden Stämmen fehlen. Fehlt den Denka ober Nuer, die nicht so fleißige Ackerbauer sind wie die Schilluk, das Brot — wie vergangenes Jahr — so sieht man hunderte von Kanoes, mit Sorghum beladen, vom Schillukufcr abstechen und nach Norden fahren. Letztes Jahr kostete ein junger Ochse bei den Nuer 5 — 6 Ardeb Sorghum. Der kleine Mann muß sich langsam, Stück für Stück, seine Schäflein sammeln, was oft Jahre lang dauert. Hat er genug Beisammen, so verreist er ans die Suche nach einem Ochsen. Reiseproviant braucht er nicht: eine patriarchalische Gastfreundschaft nimmt ihn hüben und drüben am Nil ans. Schon die kleinen Buben im Alter von 5—8 Jahren haben ihr Feldlein und ihre kleine Eritte. Ihr Ehrgeiz beschränkt sich auf ein paar Schäflein. Die Knirpse kommen in Scharen zur Mission und wollen überall helfen und Hand anlegen für eine kleine Belohnung in Perlen, die sie dann bei Gelegenheit gegen ein feuriges Böcklein verschachern. Mit der Zunahme ihrer Knochen steigt ihr Ehrgeiz und umfaßt nach und nach alle Mittel und Wege, die zum letzten Ziele — der Frau, führen; sie verrichten bei uns alle möglichen Arbeiten: sie hauen Holz, hacken, jäten, tragen Erde gegen eine, Vergütung in Eisen oder Tuch, Draht oder Perleit. Der junge Schilluk knüpft Verbindungen mit. einer passenden Konsorte erst dann an, wenn er eine Kuh und 1 — 2 Ochsen sein eigen nennt. Er geht dabei bedächtig voran, verreist viel, informiert sich überall, besieht genau und fragt auch unter der Hand, ob dieser oder jener glückliche Besitzer arm oder reich, tveit- oder engherzig ist. Hat er „das Gewünschte" gefunden, so führt er sein Vieh vor; kann er nicht bar bezahlen, so einigt man sich ans Ratenzahlung. Bis die Braut aber in sein Haus übergeht, muß er manches Schäflein zum Schmause opfern und viel hin- und herlaufen. Sie sehen, wie auf dem hohen Preise der Frau die Sparsamkeit, der Fleiß und Ehrgeiz der Schilluk beruht. Dank der Schwierigkeit der jetzigen Verhältnisse haben die meisten nur eine Frau. Bei vielen Negerstämmen gehen nach der Ernte Tanz und Gelage los und das gewonnene Brot geht bald drauf. Nicht so die Schilluk; die Zukunft im Auge behaltend, hält er sein Sorghum ivohlverwahrt in großen Körben, die in den Hütten wohlverwahrt stehen und nimmt jeden Tag soviel heraus, als. er braucht, dabei immer eine gute Zahl Gäste eingerechnet, die oft zur Eßzeit sich einstellen und nicht abgewiesen werden. Vont Mai bis zum Oktober — in diese Zeit fällt der Regen — ist der Schilluk Ackerbauer und hat da harte Arbeit. Er säet Sorghum, Mais, etwas Semsem, Erdnüsse, Bohnen, verschiedene Arten Melonen und Tabak. Das Säen an und für sich verlangt wenig Mühe. Mit einem ca. 2 Meter langen, löffelartigen Holz tvirft der Mann die Erde ein tvenig auf, die Frau legt den Samen in die Erde und bedeckt ihn mit dem umliegenden Aufwurf. Viel Schweiß verlangt das Unkraut, das, wie er sagt, die Sonne in die Saat mischt; es wächst mit unglaublicher Schnelligkeit und Dichtheit, so daß es während der Rcgenmonate zwei- bis dreimal gelichtet iverden muß, soll die Saat aufwachsen und j reifen. Den Hauptteil bei dieser Arbeit hat die Frau. Die Buben gehen den Herden nach, die große Aufmerksamkeit verlangen, da die Felder ohne jede Umzäunung sind und die Herden sich so leicht vermischen. Wenn ein armes Schäflein sich in ein Maisoder Sorghumfeld verloren hat, darf es der Feldbesitzer abschlachten. Doch werden die so eingefangenen Tiere auf Verlangen und gegen eine kleine Entschädigung in „Bier" wieder herausgegeben. Nur sich feindlich gesinnte Dörfer machen von diesem Recht Gebrauch. Trotzdent vergessen die Hirtenbuben öfters ihre Herde über dem Spiel. Merkwürdiger-weise bekommen sie dafür höchst selten Prügel. Der gestrenge Vater oder Bruder, der sie auf der Tat ertappt, schimpft sie aus: Der Bub geht ohne ein Wort zu erwidern, zur Herde zurück, damit ist alles abgetan. Die Eltern züchtigen ihre Kinder nicht; solange die Kinder klein sind, gehorchen sie willig; wenn groß geworden, tun sie, was sie ivollen und sind meistens außer Haus. Die beste Kinder-Erziehung ist da, wo nur eine Mutter ist. In 2^2 Monaten reift der Mais, den die Schillttk im Wasser gekocht essen. Der Sorghum, der zur Reife vier Monate braucht, liefert das Mehl zum berühmten Moga-Sudanbier, von dem die Schilluk, man darf es.ruhig behaupten, leben. Ich trinke es selbst oft und finde es sehr gut. Semsem und Erdnüsse werden mit Brot gegessen. Öl versteht noch niemand daraus zu bereiten. Die Bohnen werden in Bündelchen gebunden und getrocknet und dauern daS ganze Jahr über. Die Melonen — gegen 50 Zentimeter lange, goldgelbe Früchte — sind nur gekocht zu genießen. Sie sind vorzüglich. Wolle würde sehr gut gedeihen. Die Schilluk haben früher auch gepflanzt, aber bloß soviel als für den Hausbedarf nötig war, was nicht viel bedeutet, da das Kleidungsstück hierzulande aus einem Stück Tuch besteht, dessen Enden auf der linken Achsel zusammengeknüpft werden. Seit die letzte Wollernte mißglückte, nehmen sie ihren Bedarf bei uns oder in Faschoda. Zwiebeln sind außerordentlich beliebt,, es fällt aber niemand ein, welche zu pflanzen. Wir beginnen Manjoka, Zuckerrohr und Bananen zu pflanzen; wollen sehen, ob sie es uns nachmachen. Für das Zuckerrohr bieten inzwischen die wasserhaltigen Sorghumstengel Ersatz. Jungs und alt schlotzt und arbeitet gegenwärtig an diesen Stengeln. Tabak gelingt sehr gut. Ob die richtige Behandlung einen Tabak guter Qualität liefert, weiß ich nicht. Wie ihn die Eingeborenen bereiten, ist er nicht übel. Auch wir rauchen ihn. Ist der Tabak verraucht, so wird die Kohle eines weichen Holzes, Alal genannt, in die Pfeife gesteckt. Sie soll sehr süß sein. Die höchste Delikatesse der Raucher ist eine Krokodilsdrüse mit Tabak oder Kohlen. Sie soll gegen Kopfweh wirksam sein. In die Regenzeit fallen die Bälle, auf denen sich beide Geschlechter kennen lernen. Alle Tänze sind sehr anständig und von Rezitationen des männlichen Geschlechts an das weibliche begleitet. Die Schilluk verstehen noch nicht, den Nil zur Bewässerung in der Trockenzeit zu gebrauchen. Es beginnt daher nach der Ernte das dolce far niente (süße Nichtstun) bis zum nächsten Regen. Wir versuchen nun, ein kleines Wasserrad einzurichten und zur Trockenzeit zu pflanzen. Vielleicht, daß sich dann der eine oder der andere auch ein kleines Feld am Fluß anlegt. Wir können dabei viele Leute beschäftigen und siefein wenig an Arbeit gewöhnen. Auch auf diese Weise wollen wir daS Vertrauen der Eingeborenen gewinnen; die Hauptsache ist ja, daß sie Vertrauen in uns haben; haben sie das, so werden sie uns auch glauben, was wir ihnen predigen. Meine Eindrücke im Kuönn. Von P. I M. Beduschi, F. S. C. (iiifig erhalte ich von Europa Anfragen um bessere Auskunft über den Sudan und seine Bewohner. Obwohl ich noch immer nicht imstande bin, die Frage in ihrem ganzen Umfange zu beantworten, so glaube ich doch, daß auch eine einfache Wiedergabe meiner Eindrücke, die ich tu diesen Monaten über den Sudan in mich aufgenommen habe, bei dem einen oder andern Leser wenigstens eine geringe Teilnahme finden wird. Am meisten dürfte darum wohl die letzte Expedition südlich von Goudokoro, die ich als einer von den Begleitern unseres hochverehrten und tiefbetrauerten apostolischen Vikars Monsgr. Anton Roveggio mitgemacht habe, für die teilnahmsvollen Leser einstweilen von Interesse sein. Vorerst gestehe ich, daß auch noch ein anderer Grund mich zum Schreiben veranlaßt hat. Es ist das die Notwendigkeit der Kenntnis der Völker, die es mir zur Pflicht auferlegt, in diese Finsternis und Dämmerung einen Lichtstrahl der Aufklärung zu senden; denn cs tut in Wahrheit not, daß einmal die Schleier von Vorurteilen und festgewurzelten sonderbaren Ideen hinweggezogen werden, daß der Mensch dem Menschen sich nähere, daß sie einander kennen lernen und nicht wie Wunderntenschen aus einer andern Welt sich gegenüberstehen. Ich bin gewiß, daß meine Leser, wären sie nicht von dem einmal gehörten oder gelesenen Märchen der Wilden in Afrika so befangen, recht große Liebhaber dieses Wunderlandes und seiner schivarzeu Bevölkerung sein würden. Zwar hat, den Nachrichten hervorragender Gelehrten und Missionäre zufolge, die Wissenschaft in dem verflossenen Jahrzehnt reiches' Material von bemerkenswerten Funden zutage gefördert. Trotz alledem dürften diese neueren Ansichten nach nicht allgemein sein, am wenigsten beim Volke Eingang gefunden haben und wären somit auch wieder nicht in der Lage, die Phantasiegebilde zu verscheuchen und das Mißtrauen, mit deut man Meine Eindrücke tm Sudan. 327 immer auf diese Länder hinblickt, zu benehmen. Sogar bis zum 4. Grad nördlicher Breite, bis zum Hügel des Fort Berkeley gelangte schon hie und da das Echo einer jammernden Stimme zu uns, welche die Torheit derjenigen beweinte, die alles dahingegeben, Vaterland und das Teuerste auf dieser Welt verlassen, um für eine ideale Eroberung Gut und Blut dahinzuopfcrn. Solches Mitleid, fotcf; ungerechte Klagen verwunden tief das Herz des Missionärs und machen ihm die Arbeit doppelt schwer. Sie verwunden aber umsomehr, je größer die Wirkungen sind, welche aus diesen albernen Vorstellungen für di? armen Bewohner von Afrika erwachsen, die Anspruch haben auf die Unterstützung ihrer gebildeten Mitmenschen, die das Recht haben, zivilisiert und dem Christentum zugeführt zu werden, die ebenfalls Menschen sind wie wir, Ich habe jedoch nicht im Sinne, darzulegen, daß Afrika das beste Land der Erde fei, noch auch, daß der Neger augenblicklich das bestdisponierte Volk der mital-Jinsicht. Welt sei. Mir genügt cs, die falschen und übertriebenen Anschauungen in etwas zu berichtigen und nachzuweisen, daß Afrika nicht so verachtungswürdig sei, wie ctract manche glaubeit möchten und daß nicht alle Bewohner Afrikas so verdorben, so unfähig seien für jegliche Kultur, für Erziehung und idealeres Streben, als gewöhnlich behauptet wird. Der Neger besitzt trotz seiner rohen Gewohnheiten und seines instinktmäßigen Wandels auch gute Eigenschaften und verborgene Anlagen, woraus gute Pflege und ein geregeltes Leben die schönsten Früchte zeitigen könnte. Das ist es, soweit eigene Erfahrung uns nicht trügt, was immer wieder stärkt und aufrecht hält, rang dem Leben neuen Atem und dem Vogel neue Schivungkraft gibt, das ist es, was den Eifer sovielcr Missionäre entzündet und Anlaß schon zu großer und reicher Ernte geworden ist. I. natürliche Trägheit des Negers. — Geschäftigkeit in ihrem Interesse. — Genie im Bauen. — Ordnung und Reinlichkeit. Dian kann nicht leugnen, daß der Charakter des Negers von Natur ttttS schlaff und träge ist. Verschiedenartig sind die Ursachen. Einmal ist wesentlich das Klima schuld, in dem er lebt und dann die 328 Meine Eindrücke int Sudan. Beschaffenheit des Bodens, welchen er bewohnt. In den Schatten feiner Hütte hingestreckt, vertreibt er sich, so gut es eben geht, die Zeit durch Ranchwolkenblasen und Biertrinken, stopft immer seine Pfeife und läßt sich daS saftige, braune Naß wohl schmecken. Dazu schwätzt und plaudert er über tausenderlei alberne, nutzlose Sachen. Dabei läßt er aber keineswegs sein Hauptinteresse außer acht. Zeigt ihm die Konstellation, die er genau kennt, das Herannahen der Regenzeit, so ist es seine erste Sorge, die Hütten wieder neuerdings zu bedecken, oder wenn cs nötig, auch ganz neu herzustellen. Früh ist er zu diesem Zwecke schon im Walde, um Stroh, Rinde, Holzstämme und Bast und alles, was noch irgendwie dazu dienlich sein kann, zu sammeln und ins Dorf zu schaffen. Nun geht es ans Werk. Zuerst wird aus Bast ein starkes Seil geflochten und Kot zur Bereitung des Bodens hcrbei-gebrncht. Dabei läßt sich der Schwarze einige Schweißtropfen nicht verdrießen, denn wenn es sich darum handelt, für sich zu arbeiten, ist der Afrikaner emsig und tätig uni) es ist eine wahre Freude, ihm zuzusehen; gilt es aber Nachbarn oder gar erst Fremden bei einer Arbeit behilflich zu sein, so weiß der Schwarze schon seine Kräfte zu schonen und sich nicht zu Merynstrengen. Kommt dann wieder die warme Tageszeit, so verläßt er das Werk, mag es nun wichtig sein oder nicht und legt sich wieder in den Schatten seiner Hütte, um da in süssem Nichtstun die Sonne auf« und niedersteigen zu sehen, sein unentbehrliches Pfeifchen zu schmauchen und in vollen Zügen Me-rissa zu schlürfen. Die Hütten des Schwarzen siltd im allgemeinen ziemlich gtit eingerichtet und der Anblick derselben hat nicht selten schon die Bewunderung des Besuchers erregt. Die Schilluk z. B. haben die Hütten niemals durcheinander, sondern in schöner Ordnung int Kreise herum, so daß in der Mitte ein geraumer Platz für einen Hof bleibt. Sodann hat jede Hütte ihren eigenen Hof, eingeschlossen von geglättetem . Rohr oder großem und starkem Stroh, das durch Stützpfühle zusammengehalten wird. Der Boden dieses kleinen Hofes ist stets gestampft und geplattet wie in der Hütte. Letztere sind außergewöhnlich rein, haben kegelförmige Dächer und sind mit solcher Genauigkeit und solchem Eifer hergestellt, daß man es beim ersten Anblick für ein kleines Kunstwerk halten möchte. Aber es ist in -der Tat auch etwas von Kunstsinn in diesen Bauten ausgedrückt. Besonders tritt dies bei den Dächern der Häuptlinge hervor. Für dieselben wählt man das schönste Stroh aus unter den verschiedenen Steten, die hier zu haben sind. Verschieden ist dasjenige, ivelchcs man für die Spitze, verschieden wieder dasjenige, welches man am untern Rande des Daches benützt. Das beste wird für die Verzierung gebraucht und das alles ist schön geordnet, daß kein Halm sich findet, welcher nicht an seinem Platze wäre. Das Innere des Daches besteht aus ineinandergefügtem Rohr, sodas; man von einem Stroh nichts mehr wahrnehmen kann. Das Rohr wird von 20 oder noch mehr konzentrischen Kreisen zusammengehalten, was einen sehr netten Slnblick gewährt. Ich habe gesagt, daß die Hütten schön und nett sind und das ist auch wahr. DaS Haupt des Dorfes selbst hat die Aufsicht über die Reinlichkeit und jede Frau muß zwei- oder dreimal täglich ihre Hütte kehren, denn nicht einntal ein Strohhalm wird auf dem Boden geduldet. Wenn man mir sagte, daß die Eingeborenen infolge der ekelhaften Schminke, die sie gebrauchen, schmutzig sind und deswegen gerade kein Aroma verbreiten, so antworte ich darauf, daß sie eS nicht so meinen und daß bei ihnen gerade dies die Strt und Weise sich zu parfümieren ist. Aller Putz ist nur Putz auf dieser Welt, ist nicht Natur. Daß nun dem Schwarzen gerade das als Schönheit gilt, was der Weiße verwirft, ist Zufall. Wenn der Schilluk, statt Rosenwasser zu gebrauchen, sich mit Fett die Haare aufpudert, so darf er des-ivegcn noch nicht als roh und barbarisch bezeichnet werden. Ein Beweis, daß die Schwarzen allgemein die Reinlichkeit lieben, bietet auch der Umstand, daß, wenn sein Kleid etwas beschmutzt ist, er es all-sogleich wieder zu reinigen sucht und selbst bei Fremden solches nicht außeracht läßt, wie es mir selbst schon einmal begegnet ist. Ja, sie sind in dieser Beziehung so elegant, daß sie nichts ansehen können und eher selbst die Frage stellen, warum man nicht seine Kleider wasche. Ja. es ist wirklich tvahr, auch bei den Wilden muß man anständig sein, um Eingang zu finden. Und das sind aber doch Wilde! II. Bebauung der Felder. — Fruchtbarkeit des Bodens. Werfen wir einen Blick auf die Felder. Schon lange vor der Regenzeit haben hier die fleißigen Hände des Negers alles Unkraut ausgejätet, damit nach dem sehnlichst erwünschten und erflehten Regen der Einwohner seinen Durrah säen könne. Wächst dann der Dnrrah empor, so schießt auch wieder Unkraut auf und zwar noch viel mehr und. stärker als früher. Darauf ist aber der Schwarze schon gefaßt und mit eigens dazu gefertigten eisernen Instrumenten rottet er das Unkraut aus, so daß man zwischen den schönen 3—4 Meter hohen Stengeln mitten in erfreuendem Grün spazieren könnte. Außer Durrah säen sic auch Mais, Tabak, Sesamkraut, Bohnen und verschiedene Kürbisartcn tc., alles Sachen, die der Eingeborene auf verschiedene Weise zu kochen weiß, obwohl dieses in diesen Künsten Verständigeren etwas unschmackhaft und bisweilen unerträglich zu sein scheint. Das ist die Fruchtbarkeit' des Sudan. Wohl mehr als einer wird es vielleicht nicht glauben und solche Fruchtbarkeit unter dieser Sonne sich nicht denken können. Um sich aber davon wirklich einen Begriff zu machen, muß man den Garten des Marchand in Faschoda, die Stationen in Kiro, Lado, Gondokoro und andere mehr gesehen haben. In Lado, z. B. der Militärstation des unabhängigen Kongostaatcs, finden wir eine Vegetation, die nur mit bent Paradiese zu vergleichen ist, mit dem Unterschied, daß dort die Natur alles allein hervorbrachte, während es in der Station meist ein Produkt der Arbeit und Anstrengung ist, die sich die dort befindlichen Soldaten kosten ließen unter Leitung eines geschickten italienischen Offiziers. Die Ergebnisse dieser Insel sind außerordentlich. Vor drei Jahren soll sie noch ganz voll von Dornengesträuch und Schilf gewesen sein. Jetzt kann man diesem Boden jährlich fünf Ernten abgewinnen, ich sage fünf und zwar von Mais, drei von Reis usw. Zur Zeit des Wachstums strahlt alles von Schönheit und Anmut, die hauptsächlich von den wunderbaren Bananen hervorgerufen werden, welch letztere besonders schmackhaft sind und mit Vergnügen genossen werden. (Fortsetzung folgt.) NissionsWrlen auf 6ent weißen pit. Von k. Will) B am holz er, Sohn des hlst. Herzens. (Fortsetzung) on der 1852 durch Msgr. Knoblecher gegründeten Mission ist nichts mehr übrig als der Name. Wie Heiligenkreuz, so ist auch Gondokoro und Umgebung von den Eingebornen Kanisat genannt. Ich hörte nie Gondokoro nennen. Alles geht nach Kanisat, kauft in Kanisat. Der Abuna Soliman — so wurde Msgr. Knoblecher geheißen — lebt noch fort im Andenken und den Erzählungen der Alten. Wir trafen einen, der noch die lauretanische Litanei singen konnte. Wie die Leser vielleicht wissen, hat Msgr. Dr. Knoblecher ans seiner zweiten Reise nach dem Süden hier eine Mission gegründet zu einer Zeit, wo »och kein Forscher und kein Handelsmann diese Gegend betreten, geschweige denn es möglich gefunden hätte, eine Hütte zu bauen. Einiges über die Anfänge jener Mission und die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hatte, mögen nicht unerwünscht sein. Gleich nach seiner Ankunft äußerte der Provikar den Scheichs seinen Wunsch, den Boden zu einem Gebäude und zu einem Garten zu kaufen. Sie kamen ihm freundlich entgegen und bald erbot sich ein alter Mann zur Überlassung seines Besitztums. Der Ankauf selbst sollte in Gegenwart von mehr als zwölf Häuptlingen aus allen Stämmen der Bari vollzogen werden. Zuerst sprachen die Häuptlinge, einer nach dem andern. Der Sinn ihrer Rede war der: Der angekommene Fremdling möge für sich und seine Brüder einen Grund kaufen und ein Haus darauf bauen, Bäume pflanzen und auch ihre Kinder unterrichten. Nachdem alle gesprochen, erhob sich Dr. Knoblecher. Er hob hervor, wie cs ihn freue, daß sie ihm Vertrauen entgegenbrächten; weil er sich der Schwarzen erbarmt, sei er mit den Seinen hierhergekommen. Er sprach auch von den materiellen Vorteilen inbetreff des Ackerbaues und Gewerbes, welche ihnen" aus den Niederlassungen der Missionäre erwachsen würden. Daraus wurde die Versammlung aufgehoben, der anzukaufende Boden besichtigt und die Grenze bestimmt. — Der Verkäufer kam nun mit einer Kürbisschale aufs Schiff, die ihm bis an den Rand mit Perlen gefüllt wurde. Nach Verlesung des Kaufvertrages legte jeder beim Zeichen des Kreuzes neben seinen Namen zur Beglaubigung die Finger auf die Feder des apostol. Provikars. Sofort begann die Arbeit unter großen Schwierigkeiten. Die Regenzeit war schon nahe und cs war zu befürchten, mit den Bauarbeiten nicht zur rechten Zeit fertig werden zu können. Die Weihe und Einlegung des Grundstückes wurde heimlich vorgenommen. Gleich nachher begann die Macht der Hölle sich zu zeigen. Am Tage nach der Einweihung kam der vorige Besitzer des Grundes, den es nun reute, seinen Landbesitz hingegeben zu haben. Er hatte jedenfalls den Kaufpreis schon verschleudert Man wollte die Leute der Mission überfallen. Nur das energische Einschreiten des Provikars hinderte den geplanten Überfall. Inzwischen fiel der Regen und mit ihm kamen Krankheiten. Es mußte in aller Eile für die Unterbringung des Missionspersonals in Hütten nach der Landesart gesorgt werden. Gegen Mitte April, die Zeit der Aussaat, blieb der ergiebige Regen aus. Die Neger nahmen ihre Zuflucht zum Zauberer, der das Ausbleiben des Regens dem Rauche zuschrieb, der aus dem angelegten Ziegelofen aufsteige. DaS schlug ein. Eine bewaffnete Schaar war wieder zum Überfall bereit. Sie stellte sich in geringer Entfernung vor dem neuen Gebäude auf. Herr Knoblecher ging auf die Mitte des Haufens los, gab ihnen ein Zeichen, sie möchten ihn anhören, worauf alle sich setzten, er aber nach dem Führer fragte. Dieser trat hervor. Der Provikar begrüßte ihn, setzte sich ihm gegenüber auf den Boden und fragte, was ihn bewogen habe, seinem friedlichen Hause mit Waffengewalt sich zu nähern. In schreiendem Tone hob derselbe jene Ursache des ausbleibenden Regens hervor und verlangte, Knoblecher solle mit seinen Leuten unverweilt abreisen, wo nicht, so würden alle ermordet werden. Erst bemerkte der Herr Provikar, er bedürfe für seine Saat des Regens ebensosehr wie die Bari. An dieses knüpfte er die Bemerkung, daß der Regen in keines Menschen Gewalt stehe, da niemand bis zu den Wolken hinaufreichen und Wasser aus denselben zu ziehen vermöge. Der Regen stehe in der Hand Gottes, den die Bari leider nur dem Namen nach kennen würden. So wenig ein Mensch, ja alle zusammen, nicht imstande wären, die Sonne aufzuhalten, daß sie des Morgens nicht auf- und des Abends nicht untergehe, ebensowenig können sie einen Regen hervorbringen oder hindern. Das Ausbleiben des Regens könne auch eine Strafe sein für ihren unordentlichen Wandel, Zank und Streit. Von dem angekauften Boden dürfe niemand ihn vertreiben. Endlich versprach der apostol. Vikar, zum allmächtigen Gott selbst sich zu wenden, daß er des Landes sich erbarme und ergiebigen Regen sende. Nebenbei machte er den Führer darauf aufmerksam, daß bereits seit 10 Tagen keine Ziegel seien gebrannt worden. Achtungsvolles Schweigen folgte dieser Rede. Dem Zauberer wurde Ausschneidung der Zunge angedroht, falls er sie betrogen habe und Herr Knoblecher schien die Zuhörer überzeugt zu haben. Darauf entfernte er sich und die bewaffnete Menge ging ruhig auseinander. Nach zwei Tagen regnete es. Herr Knoblecher dankte Gott für die abgewendete Gefahr. Ende April konnte der Bau, der am 22. Jänner begonnen wurde, bezogen werden. Seine Leute nun im Sichern wissend, zog Herr Knoblecher stromabwärts auf der «Stella matutina». Die Missionäre begannen das Studium der Landessprache, um bald mit der Jugend ein wenig Unterricht zu beginnen. Als der apost. Provikar 1864 wiederkam, wurde er von der Bevölkerung freudig empfangen. Sein Streben war diesmal, die Zuneigung der Knaben zu gewinnen. Mit Geschenken zog er dieselben an sich. Sie sollten sich in der Mission einstellen, wenn sie zuhause kein Geschäft oder dasselbe schon verrichtet hätten. Sobald das bekannt war, wurden die Kinder wenigstens abwechslungsweise nach der Schule geschickt. Sie faßten bald große Zuneigung. Manche verwendeten die Nachtzeit, um mit ihrer Arbeit fertig zu werden, um ja früh genug in der Mission sich einfinden zu können. Die Tagesordnung war derart, ihre natürliche Lebhaftigkeit nicht zu beeinträchtigen. Bald zeigten auch die Mädchen Lust, zu kommen. Sie kamen aufs Schiff, wo ihnen neben Geschenken auch gute Lehren gegeben wurden. 1853 hatte Herr Knoblecher drei Missionäre nach Gondokoro gebracht. Nach einem Jahr traten zwei derselben fortwährender Krankheit wegen den Rückweg an. Einer war gestorben. 1854 konnte er bloß einen einzigen Missionär nach Gondokoro mitnehmen, der auch bald starb, worauf die Station verwaist blieb. Nachdem ein Inventarium der vorhandenen Gegenstände aufgenommen und die Katechumenen zur Standhaftigkeit und Sittsamkeit aufgemuntert waren, reiste der Herr Provikar ab, um neue Priester für die verwaiste Station zu holen. Er hatte bei seiner Abreise den Trost, Zeichen der aufrichtigsten Anhänglichkeit von Alt und Jung zu sehen und wurde mit Geschenken überhäuft. Ende Dezember selben Jahres fand er sich bereits wieder an Bord der «Stella matutina», um in Begleitung nach Gondokoro zurückzukehren. Als Herr Knoblecher am 12. Juli 1855 Gondokoro wieder verließ, zählte die Christengemeinde bereits 31 Seelen. Die beiden zurückgelassenen Missionäre hatten nach der Abreise ihres Oberen Furchtbares zu leiden, die Sprache war ihnen noch nicht geläufig; auch besaßen sie nicht die Gaben des Herrn Provikar, der allen Respekt einzuflößen wußte. 1856 besuchte der Herr Provikar von neuem und zum letztenmal die Stationen am weißen Nil. In Missionsfahrten auf dem weißen Nil. 381 Gondokoro übersetzte er den Katechismus und die GebeteAin die barische Sprache und arbeitete mit ungewöhnlichem Eifer an der Bekehrung der Erwachsenen und Kinder. Erst 1857, am 21. Sept. war er von dieser Expedition in Chartum zurück. Erschöpft und der Ruhe bedürftig, beschloß er nach Europa zu gehen, um mit neuen Kräften und neuen Mitteln für die Mission im nächsten Jahre wieder einsetzen zu können. Das sollte ihm nicht beschieden sein: er starb in Neapel, wo er zwei Monate krank lag, am 13. April 1858. Mit ihm war die mächtigste Stütze der Mission dahingegangen: er sammelte die Missionäre, gründete den Marienverein, bettelte Mittel, ununterbrochen sich opfernd. Nach ihm kam keiner mehr wie er. Eine Station nach der andern und schließlich die ganze Mission mußte fallen. Schon 1860 wurden Gondokoro und Hciligkreuz aufgegeben. Die Missionäre starben hinweg und niemand war, der sie ersetzte. Von Gräbern unserer Vorgänger konnten wir keine Spur mehr finden. Der Kommandant wußte nur, daß vor ein paar Monaten Skelette an der Stelle, wo die Mission war, aus dem llfergrund gegen das Wasser herausgeragt hätten und darauf verschwunden seien. Die Strömung hat im Laufe der Zeit die hohen Ufer unterwaschen, mounts dieselben Stück für Stück zusammenfielen. Auf diese Weise find jedenfalls die Skelette dein Strombett des Nil übergeben worden. Nach der Besichtigung von Gondokoro und Umgebung fuhren wir nach der letzten per Dampfer erreichbaren Nilstation, Fort Berkeley. Auch Msgr. Knoblecher war bis hierher gekoinmen. Nach dreistündiger Fahrt im Zickzack, wie die zahlreichen Sand-bänke vorschrieben und nachdem wir dreimal im Sande aufgesessen und wieder losgekommen waren, stand Repiaf, am Fuße des Berges gleichen Namens, vor uns, die dritte belgische Niederlassung am Nil. Es steht seinen Geschwistern Lado und Kiro nicht viel nach: schön gebaute Häuschen, saubere Straßen, Pflanzungen, Soldaten, wohlgekleidete Eingeborene zeichnen die Unternehmungstüchtigkeit der Kolonisten. Nur dürfte Repiaf noch ungesünder sein als Lado und Kiro seiner niedern Lage am Flusse wegen. Die Derwische hatten hier ihr Hauptquartier für die Unternehmungen nach dem Süden. Die Hauptmissetäter des Mahdi, zu denen namentlich jene gehörten, die dein Chalifen ein Dorn im Auge waren, ivie einflußreiche und vermögliche Leute, mußten da ihre Sünden abbüßen. Wer nach Repiaf gesandt wurde, kam nicht wieder. Szenen aus Repiaf, die nach Omdcrman berichtet wurden, machten selbst dort schaudern, wo man viel Grausameres mit angesehen. Menschen und Vieh sollen hier einmal so zahlreich wie das Gras auf dem Felde gewesen sein. Jetzt ntuß die belgische Verivaltung Kühe, Schafe und Hühner aus bem Kongostaat einführen, um die Viehzucht anzubahnen und Fleisch und Eier zu haben. 1897 wurden die Derwische von Repiaf vertrieben. Repiaf heißt arabisch „der Zetterer". Häufige Erdbeben sollen den Platz und den Kegel dahinter erschüttern. 5 — 6 Stunden südlich von Repiaf ist der Katarakt von Bedden: gefährliche Felsblöcke mitten im Flusse und am Ufer sind ihre Vorläufer. Unsere Reise hat damit zu rechnen. Zuin Glück ist das Wasser durchsichtig und man sieht bis auf den Grund. Zwischen den Eilanden hat sich der Fluß den Durchbruch gesichert in engen Rinn-salen; ein Meter zuviel oder zu ivenig und das Schiff könnte in Stücke gehen. Auch die Nilpferde, die in Haufen von 30—40 beisammen sind, haben hie und da üble Launen. Unser leichtes Schiff hätten sie bald umgeworfen. In der Nähe von Taufikia war ein Nilpferd in das Rad eines Dampfers geraten. Das Rad mußte nachgebe». Die Holzschaufeln desselben gingen auf dein Rücken des Ungeheuers in Stücke. Der „Metcmmah", ein Kanonenboot, wurde von einem Nilpferd derart in die Luft gehoben, daß es dein Umsturz nahe ivar. Gott sei Dank! Alles ging gut: die Felsen und die Nilpferde ließen uns unbeschadet passieren und wir langten nach 41/2ftü»bigcr, hie und da schwindeliger Fahrt in Fort Berkeley an. Dieses Fort war vor der Verschiebung der Grenzen Ugandas über Gondokoro hinaus der letzte englische Posten. Eine Art Landhaus, teilweise dem Verfalle nahe, wurde uns vom Koinmandantcn überlassen für die Zeit unseres Vcrweilens, in dem wir uns einrichteten. Wir hatten verschiedene Kranke auf dem Schiffe, die der Ruhe bedurften: andere brauchten Bewegung, um ihr matteS Blut wieder in den Kreislauf zu bringen. Das tal- und hügelreiche Land bot dazu reiche Gelegenheit. Es wurden Erkundigungen über Latuka eingezogen, die unsere früheren Empfehlungen nur bestätigten. Auch die Wasserfrage in Latuka bekamen wir gelöst. Es soll dort ein Fluß sein mit reinem, trinkbarem Wasser, der das ganze Jahr hindurch Wasser habe. In die trockengelegten Bette der kleineren Flüsse werden von den Eingebornen Löcher gegraben, die das nötige Wasser liefern für Menschen und Vieh. Nur auf dem Weg nach Latuka sei kein Wasser. Berkeley würde eine prächtige Missionsstation geben. Es ist möglich, daß die Regierung es nun ganz aufgibt. Selbst auf einem Hügel gelegen, 332 Missioiisfahrlen auf beut weißen Nil. bietet es eine schöne Rundsicht auf die östlich und westlich aufsteigende Hügelterasfe. Zur Trockenzeit ist es ein wenig magern Aussehens. Aber nach dem Regen muß die Vegetation üppig sein. Die Bari, einst auf beiden Seiten des Nils angesiedelt, sind nun größtenteils auf das Ostufer übergesiedelt. Die Furcht vor der Arbeit, die auf dem belgischen Ufer jeder leisten muß — natürlich gegen Vergütung — scheint sie vertrieben zu haben. Sie befinden sich nun in kläglichen Verhältnissen: Die Derwische haben das Land total zugrunde gerichtet; dann kam der Hunger und ruinierte die Arbeitskräfte. Es wird lange dauern, bis die Bari bei ihrer angeborenen Trägheit wieder auf einen grünen Zweig kommen. Mit dem wenigen Brot, das ihnen der lange vernachlässigte Boden gibt. kommen sie nicht aus. Man sieht viele arme Leute im Walde Kräuter und Wurzeln sammeln.Zum Glück gibt es viele Tama-rindenbäume, deren Frucht vielen die Hauptnahrung bildet. Die Hütten sind dünn gebaut und stehen oft an sumpfigen Stellen. Die Zahl der Kranken ist daher sehr groß. Viele kamen zu uns um Medizin. Man sieht, daß nicht genug zu essen da ist. Die sonst hochgestalteten Bari sind mager und ohne Leben. Die Rasse selbst mag auch etwas gesunken sein. Die Schilluk und Nuer scheinen die größte Zukunft unter den Nilbewohneru zu haben, während die Bari eine kleine Rolle erhalten werden. Musik habe ich wenig hier gehört. Signalhörner und Trommeln hängen verlassen in den Hütten, bessere Zeit abwartend. Wo der Hunger herrscht, hört Musik und Gemütlichkeit auf. Stuf unser Verlangen wurde in einem Dorf die Trommel vorgetragen und geschlagen, aber niemand fühlte sich zu Tanz und Gesang angeregt. Merkwürdigerweise trägt hier noch alles Derwischkleider, die in Masse auf den Markt gebracht worden sein müssen. Zu kaufen ist in dieser Gegend absolut nichts, was uns zu dem Entschluß zwang, unter den Bari einstweilen keine Station zu gründen. Wir wollten abreisen, aber da legte sich ein anderes ins Mittel, das Fieber. Die Schiffsleute und das Missionspersonal erkrankten an der Malaria. Ein Baum nach deut andern fiel. Ein Bruder kam in Todesgefahr und mußte der Arzt aus dem nahen Regiaf geholt werden, der nach sorgsamer Kur denselben wieder auf den Weg der Besserung brachte. Von 18, die auf dein Schiffe waren, hatte die Malaria 16 gepackt. Das beste Heilmittel war nach dem Arzt, ein möglichst schneller Luftwechsel. Am 13. Februar waren alle so hergestellt, um die Rückfahrt mitmachen zu können. Auf einem von unseren Reis entdeckten selsensicheren Kanal kamen wir rasch nach Regiaf, nahmen dort Ab-schicd und gelangten ohne Schaden nach Gondokoro. Von nun an waren keine Felsen mehr zu befürchten. Noch an demselben Tage machten tvir den Abschiedsbesuch in Lado, um am folgenden Tage frei und unbehindert stromabivärts zu eilen. In Lado schauten wir eine Nilpferdjagd mit an. Ein solches hatte sich im Fluß gezeigt: es wurde von verschiedenen Seiten auf dasselbe gefeuert. Das plumpe Tier wurde wild, stand auf die Hinterfüße und schoß im Kreise herum wie besessen. Zwei Boote näherten sich ihm nicht ohne Gefahr. Es fiel von neuem Schuß auf Schuß; manche gingen auch daneben. Am Ende wurde der Dickhäuter ruhiger und tauchte nur noch selten auf. Mau glaubte, es sei nun bald aus mit ihm. Die Boote gingen ans Ufer, die Nacht brach herein; am andern Morgen hoffte man ihn tot auf einer Sandbank zu finden. Wir verließen Lado in der Frühe und trafen nach einer halben Stunde ein Nilpferd, das sich geradeso Missionsfahrten auf betn weißen Nil 3 S3 wild gebührdete wie das von gestern. Es mußte das angeschossene von gestern sein. Wir sandten ihm zwei Schüsse ans seine Haut, die übrigens so dick ist, daß eine Bleikugel nicht durchgeht. Es bäumte sich und tauchte unter. Der Kerl hätte uns in: Vorbeifahren übel mitspielen können. In Anbetracht der Schwäche der Schiffsleute, die noch nicht imstande waren, im Walde zu arbeiten, schenkte uns der Kommandant von Kiro 7 Kubikmeter Holz. Der gerade dort anwesende Doktor besuchte die Kranken. Auch er hielt einen schnellen Luftwechsel für das Beste, worauf wir in Eile davondampften. Am 16. waren wir in Kanisat. Der große Nebensee wurde ohne Fehler passiert und der San-dik am 19. erreicht. Zu unserem Erstaunen war die ganze Sett-kolonic verschwunden. Nur einen Sandal(groß-es Boot) mit etwas Holz für die vorbeifahrende Post fanden wir am alten Platz. Der Wächter teilte uns darauf, mit, daß sich die Kolonie da etabliert habe, wo die Arbeit gerade stattfinde. Wir fuhren in den Settkanal ein, um den Oberst Mattenos Bey, der uns bei der Herauffahrt so nobel ^ behandelte, zu begrüßen. Aber schon imch 10 Minuten Fahrt gabs kein Weiterkommen mehr: der letzte Nacht herrschende Wind hatte die ans Ufer gebnildenen Settstücke losgerissen und ineinander gestoßen. So also war Mattenos Bey eingeschlossen und hatte jedenfalls seine liebe Not, ins Freie au kommen. Am 20. morgens war schon der See No hinter uns. Am Abend desselben Tages hielten wir vor Tonga, der Hauptstadt des Distrikts gleichen Namens. Der Scheich von Tonga lain auf Einladung am Morgen auf das Schiff, als .Geschenk ein Schaf mitbringend. Sein Gefolge, ein paar „Alte" mit schweren Lanzen und Keulen, blieb außerhalb des Schiffes, nur der Scheich mit seinem Dolmetscher kam herein. Viel Volk, alles mit Lanzen bewaffnet, saß in respektvoller Entfernung und beobachtete Ruhe und Anstand in Gegenwart ihres Scheichs. Nach einer kurzen Begrüßung setzte sich die schivarze Größe uns gegenüber. Es wurde ihm Thee mit Zucker vorgesetzt. Er wußte dies wohl zu schätzen und auch den Löffel zu benützen. Mit Vergnügen vernahm er, daß sein Land und seine Leute die besten seien. Inzwischen ging ein Diener mit der Theekanne herum und bediente die Alten draußen. Der Scheich hielt sehr darauf, daß sein Gefolge etwas erhalte und schaute verschiedenemale, ob ihnen die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werde. Nach ein-stündiger . Unterhaltung verabschiedete er sich mit den Seinen und versprach der Einladung des Bischofs, einmal nach Lul zu kom-men, Folge zu leisten. Sobald mehrere Patres zur Verfügung stehen, soll auch dort eine Niederlassung gegründet werden. Inzwischen wollten wir in Lul wieder arbeiten und weiter versuchen. Am 23. gelangten wir dort an und trafen alles wohl. Infolge des Luftwechsels, den eine Fahrt durch 5 Brcitcgrade in 9 Tagen mit sich bringt, hatten sich alle Kranken gebessert und gegenwärtig ist alles gesund. Noch sei unseres Besuches beim Red Kur, dem König der Schilluk,' gedacht. Wir fuhren mit dem „Redemptor" vor der Residenz des Red vor. Obwohl schon Tags zuvor von unserem Erscheinen unterrichtet, ließ er ziemlich lange auf sich warten. Die Ursache der Verzögerung lag jedenfalls in der zu veranstaltenden Toilette. In seinen Behausungen soll er sich . nämlich, wie alle Schilluk kleiden, d. h. schwarz ohne Frack und Franse::. Endlich kam der König im Gefolge weniger Großen. Vor ihm her 334 Awokus Tod und Begräbnis. wurde ein junger Ochse getrieben: sein Geschenk an uns. Er fam aufs Schiff, das er vom vorigen Jahr kannte. Nach feierlicher Begrüßung setzte sich der Red auf den dargebotenen Polstcrsitz nieder; sein Dolmetscher erkor sich einen Platz auf dem Boden aus. Er zeigte sich sehr erfreut über unsere Ankunft, erkundigte sich nach den Negerstämmen am oberen Nil, nach dem Stand von Feld und Vieh dort und nahm die Versicherung, daß sein Land das beste sei, mit Schmunzeln entgegen. Mit Chartum, wohin er mit 150 seiner Krieger eingeladen worden war, um den Khcdiven zu begrüßen und seine Leute einen Tanz vor ihm aufführen zu lassen, war er nicht recht zufrieden, weil dort seine Neger und er selbst erkrankt seien. Die Gegengeschenke an Perlen, Stoffen, Salz, Zucker und anderen Kleinigkeiten schienen ihm sehr zuzusagen. Sehr fiel mir an dem Manne sein ruhiges Wesen auf und die wenigen Worte, mit denen er seine Gedanken vorbrachte. Einem Mitglieds der Mission von etwas lebhaftem Temperament und vielen Worten erklärte der Dragoman zweimal, der Red liebe nicht viele Worte und mau brauche etwas nicht zweimal zu sagen, um Seine Majestät geneigt zu machen. Nach einstüudiger Unterhaltung, während derer die Teekanne herumging, verabschiedete sich der Red mit den seine Kürze bezeichnenden Worten: „Ich gehe, geht auch ihr?" Noch sei bemerkt, daß dieses Oberhaupt ein sehr strenges und gefürchtetes Regiment führt über mehr als eine Million Untertanen. Wehe dem, der seine Autorität nicht respektieren möchte. Erst vor kurzem sprach man von einem, der sie nicht anzuerkennen vorgebe: Er wurde vor den König geführt oder, wie der Schilluk sagte, der uns dieses erzählte: gabu rasn (sie haben seinen Kopf gebracht) und seitdem ist der Rebelle zahm und untertänig. Wir arbeiten nun mit Gottes Gnade in Lul weiter, vor keiner Schwierigkeit zurückschreckend, kein Mittel unversucht lassend, den uns Anvertrauten zu nützen. Möge Gott die Zeit für die Erlösung der Schwarzen gekommen sein lassen und die Wohltäter und Freunde der Mission mögen mit ihren Gaben und Gebeten nicht weniger werden. Awokus Toö und Begräbnis. CXtn Missionär in Atakpame in Togo (Westafrika), P. Witte, berichtet Folgendes: Awoku, einer unserer ersten Schüler aus Atak-pames Jugend, war der Großneffe des Königs Janiau. Der Knabe sollte nach wcstafrikauischer Sitte der Erbe des Thrones von Jaman und aller Güter des Königs sein. Er war einer unserer ersten Schüler. Der König schickte ihn, damit er auch „Buch lerne". „Buch lernen" ist hier der Inbegriff aller Weisheit der Europäer. Der Knabe war brav, mit noch viel Einfalt und offenem Wesen, wie man es in seinem Alter — er mochte 14 Jahre alt sein — in Atakpame selten mehr findet. Sein nur mittelmäßiges Talent ersetzte er in der Schule durch Fleiß und Aufmerksamkeit und er berechtigte so zu schönen Hoffnungen, die durch seine spätere Stellung noch gesteigert wurden. Aber es scheint, daß Gott auch Freude an seiner Kindcsuatur hatte und ihn heimholen wollte, bevor er noch tiefer in Atakpames „Sitte" eingeführt wurde. Er klagte einige Tage über Schmerzen und Lähmung in den Halswirbeln und das bei anhaltend hohem Fieber. Schließlich nahm das Leiden den Charakter der Genickstarre an, die dann schnell den Tod herbeiführte. In der letzten Minute hatte er noch das Glück, die hl. Taufe zu erhalten. Der König war damit einverstanden, daß wir ihn beerdigten, nur möchte es in seinem Gehöfte geschehen wie cs Laudessitte sei. Dagegen war ja nichts einzuwenden, zumal wir in Atakpame noch keinen Gottesacker haben. Im Rochet, die Schulkinder und einige wenige Christen in Reih und Glied, das Kreuz voran, zogen wir in die Stadt. Daß den Heiden das Zeichen des Heiles auch als Torheit erschien, glaube ich nicht, sie werden höchstens denken, das sei einer der Hauptfetische der Weißen, die stärker seien als die ihrigen, wie der Weiße ihnen überlegen ist. Als mit ankamen, hatte man schon die Leiche aus dem Gehöfte ans einen freien Platz vor denselben gebracht und in sitzender Stellung gegen einen mächtigen Baum gelehnt. Ein mächtiger, wohl zwei Meter spannender Schirm wurde über ihn gehalten. Seine Fibel, seine Tafel und den Griffel hatte er auf dem Schoße liegen. Eine ungeheuere Menschcn-massc hatte sich angesammelt. Wohl Hunderte von Gewehren hatten schon den ganzen Morgen ohne Aufhören geknattert; ein halbes Dutzend große Trommeln gab dem von schreienden, jodelnden und schluchzenden Männern und Weibern hervorgebrachten Heidenlärm den Takt. Ohne Spektakel, d. h. ohne Schießen, Lärmen und Trommeln, namentlich aber ohne den Rum, kann der Schwarze sich keine Totenfeier, überhaupt keine Festlichkeit denken. Der Haufe war schon recht festlich gestimmt und es dauerte längere Zeit, bis sie auf das Zeichen einer Glocke das Schreien einstellten. Wir ließen den Toten in das Gehöft zurückbringen, wo das Grab gut einen Meter tief gegraben war. Der Haufe strömte nach in das Gehöft, soviel dieses fassen konnte, die andern guckten über die Mauern hinein. Sarg und Totenkleid kennt der Afrikaner nicht. Man schlägt ein Tuch über den Leichnam oder näht ihn in ein solches ein und fertig ist man. Während der nun folgenden Zeremonien und der Predigt, in der ihnen die bei einer solchen Gelegenheit passenden Wahrheiten gesagt wurden, verhielten sie sich leidlich ruhig, natürlich Schwätzen, Lachen und Bemerkungen über das Gehörte nicht gerechnet. Als wir fertig waren, zogen unsere Knaben nach Hause. Ich blieb noch eine Weile, um mir das landesübliche Zeremoniell, das ohne Zweifel noch folgen mußte, etwas anzusehen. Das Grab war an einer Längsseite beträchtlich tiefer als an der andern; in diese Vertiefung bettete man den Toten. Zu unterst legte man einige Matten und ein Kleid, dann den Leichnam. Der Knabe hatte eine Anzahl noch schöner Kleider und auch sonstige Sachen, Parfümerien, Spiegel usw., die nach Landessitte mit ins Grab gegeben werden, damit er sie jenseits nicht vermisse. Die Totengräber — wie ich nachher erfuhr: die Sklaven — machten unter vielem Geschrei und Gestikulationen Miene, die Sache beiseite zu schaffen, mußten sich aber doch der geheiligten Sitte fügen, als ein älterer Mann dies bemerkte und sie zur Ordnung wies. Neben dem Grabe lag ein Haufen armlanger Knüttel. Diese stellte man in der höher liegenden Längsecke des Grabes auf den Boden und schräg über den Leichnam an die andere Seitemvand, einen dicht an den andern. Über diese Lage Hölzer legte man nochmals Matten, sodas; die hineingeworfene Erde den Toten nicht berührte. So war nun alles fertig bis auf das Zuwerfen. Ein Mann blies auf einem Horne eine Anzahl langgezogener dumpfer Töne, worauf die Schützen, so viel der Raum fassen konnte, herbeikamen und über dem offenen Grabe eine Salve abgaben, die weithin in Berg und Tal wiederhallte. Dann wurde in großer Hast das Grab mit Erde ausgefüllt. Noch vierzehn Tage dauerte das Schießen und Wehklagen der Weiber an dem Grabe. Die Mutter des Jungen dauerte einen wirklich. Es war ihr einziger Sohn gewesen. Uns gegenüber stellte sie sich zwar getröstet in dem Gedanken: der Mawu, Gott, habe ihn zu sich geholt. Aber man sah, wie nahe es ihr doch ging. Jetzt noch, nach einigen Monaten, kommen ihr die Tränen in die Augen, wenn man auf Awoko zu sprechen kommt. Als ich das Gehöfte verließ, war schon alles wieder in größter „Traurigkeit". Die Trommeln dröhnten ohrbetäubcud, die Männer jodelten und tranken dem großen Toren zur letzten Ehre, die Weiber kauerten in einzelnen Haufen am Boden und heulten und weinten, daß dicke Tränen ihnen nur so über die Wangen rollten. So muß es sein, so ist es Landessitte. Da können Hunderte von Weibern weinen und schluchzen, daß man glauben sollte, das Herz müsse ihnen springen und doch weint auch nicht eine vor Mitleid und Rührung. Wir waren schon gespannt, ob nicht der Fetisch bei dieser Gelegenheit einen Bocksfuß machen würde. So nahe, unter so günstigen Verhältnissen für einen etwaigen listigen Anschlag waren wir noch nicht mit ihm zusammengeraten. Einige Tage merkte man nichts. Da eines Morgens waren die Jungen in der Schule so stutzig; es mußte etwas vorgefallen sein. Am Abend wurde es klar. Ein Schüler aus der Stadt kam und fragte, ob er nicht Missionsjunge werden könne. Auf unser Befragen, wie er sich denn so plötzlich dazu entschlossen habe, sagte er, in der Stadt gehe das Gerücht, Awoku sei vergiftet worden und zwar, weil er die Schule besucht habe. Da hatten wir's! Des andern Tages kamen noch die Eltern zweier anderer Schüler und baten für dieselben um Aufnahme in die Mission. Bei uns seien sie geborgen da riskiere es keiner, die Jungen anzutasten. Wenn Schwarze sich einmal etwas in ihrem Kopfe zurecht gedoktert haben, dann bringt sie niemand mehr davon ab. Wir suchten ihnen klar zu machen, daß dem doch wohl nicht so sei: aber es half nichts. Wollten wir unS nicht der Ges. 'v a:n, die Kinder für die Schule zu verlieren / en wir sie aufnehmen. In Atakpame stirbt niemand eines natürlichen Todes und wenn er auch hundert Jahre alt geworden wäre. Ein böser Mensch hat ihn umgebracht. Auf dieses Geschwätz hin gingen wir zum König, um zu hören, was denn eigentlich passiert sei. Ja, das war ihm nur zu klar! Ein böser Mensch habe dem Knaben mißgönnt, daß er zur Schule gehen dürfe; daher habe er ihn getötet. Ob durch Gift oder durch irgend ein Zaubermittel wisse man noch nicht. In den nächsten Tagen wolle man den Fetisch durch die Giftprobe fragen. Der Alte, sonst ein verständiger und gutmütiger Mensch, ivar nicht von diesem Glauben abzubringen. Heute noch ist es ihm ausgemachte Sache. Auf Befragen, wie man denn einen Menschen durch Zauber töte, sagte er, so ein böser Mensch nehme z. B. einen Knäuel von Haaren, Gras und Nägel und stecke diesen unter das Dach des Hauses, dann müsse der Inhaber sterben. Nach zwei Tagen war die Sache klar. Awoku war vergiftet worden, die Probe hatte es ergeben. Die Fetischleute nahmen zwei Hühner, von denen das eine die in Frage stehende Person bezeichnet. Beiden wird dann ein Tränklein gemischt. Stirbt das bezeichnete davon, so ist der Betreffende an 1 Vergiftung gestorben. So auch hier; Awoku war vergiftet, darau war kein Zweifel mehr. Herr Stationsleiter Schmidt hörte auch von dem Gerücht und zitierte den König und die Fetischleute zur Station. Auf die Frage, wie sie behaupten könnten, der Knabe sei vergiftet worden, erhielt er die Antwort, daS sei doch selbstverständlich, wenn die Probe mit den Hühnern das bewiesen habe. Er befahl dann, ihm eine Probe von der bewährten Mixtur zu bringen und erhielt den Saft aus der 9tmbe des Odumbaumes, cm starkes und schnell wirkendes Gift. Herr Schmidt ließ sich auch die Probe selbst an zwei Hühnern wiederholen, wobei die Fetischmänner ordentlich hereinfielen. Durch einen geschickten Griff versuchte einer von ihnen dem Huhn die Kehle zuzudrücken, wurde aber dabei ertappt und ausgepfiffen. Er hatte also den Hühnern wohl kein Gift gegeben oder doch nur so wenig, daß das un-bezeichnete nicht auch draufgehen mußte. Aber durch solche Blamagen verlieren die Kerle ihr Ansehen nicht oder besser: das Volk verliert nicht die Furcht vor ihnen. Nachher wird gelogen, gedroht und geheimnisvoll geschwiegen und sie können dann im Dunkeln ruhig weiter fischen und das Volk in Furcht und Zittern halten. Es ist unglaublich, wie das arme Volk von diesen Kerlen und Weibern drangsaliert wird. Die Furcht vor Vergiftung spielt da die Hauptrolle. Wir können nicht einmal eine Frau^dazu bringen, uns täglich das Essen für die Knaben zu besorgen, aus Furcht vor Vergiftung, da andere Weiber ihnen die tägliche Einnahme nicht gönnen würden.. Kine Wegermission Ln Amerika. s ist angemessen, daß der „Stern der Neger" seinen Lesern auch einmal etwas über die Negermissionen in Amerika bringt. Diesbezüglich entnehmen wir der September-Nummer der ausgezeichneten „Katholischen Missionen" (S. 280 ff.) folgendes über vie Ikgmtmsion in ßaleesten, Texss. Es ist eine sehr betrübende Tatsache, daß von den 8 Millionen Negern nur etwa 160.000 katholisch find, während über 4 Millionen den verschiedenen protestantischen Sekten angehören. Die Frage, wie dies zu erklären und einigermaßen zu entschuldigen ist, wollen wir vielleicht ein andermal zu lösen versuchen. Vorläufig genüge die Angabe, daß seit etiva zwei Jahrzehnten anerkennenswerte Bemühungen ge- schehen find, um das Versäumte einigermaßen nachzuholen. Die Gelegenheit ist vielfach eine, sehr günstige und wenn hinreichend Mittel und Kräfte vorhanden wären, so würde cs nicht schwer fallen, einen großen Teil der schwarzen Bevölkerung der Kirche zurückzugewinnen. Was apostolischer Eifer und Opferwilligkeit auf diesem Gebiete zu leisten vermag, soll uns das Beispiel der Negermission in Galveston, Texas, beleuchten. „Ich bin," so schreibt uns der hochw. Herr Ph. L. Keller, „seit 12 Jahren in der Negermission von Galveston tätig und es ist mir gelungen, jährlich eine schöne Anzahl Neger für die Kirche zu gewinnen. Freilich hatte ich mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, da uns in dieser Stadt 10 oder 12 protestantische Negerprcdiger gegenüberstehen, die alles Eine Negermission in Amerika, 337 aufbieten, um ihre Leute von der katholischen Kirche abzuhalten. Mit den alten Negern, von denen die meisten schon irgend einer Sekte angehören, läßt sich nicht viel anfangen. Die meisten sind dem einen oder andern Laster ergeben und bicS allein hält viele vom Eintritt in die katholische Kirche ab. Anders steht es in Bezug auf die Jugend. Es ist zum Erstaunen, wieviel nichtkatholische Neger uns ihre Kinder zur Erziehung anbieten. Wir haben dies besonders in den letzten Jahren erfahren. Es ist mir vor vier Jahren gelungen, nebst der schon seit 14 Jahren bestehenden Elementarschule eine Bewahranstalt und Arbeitsschule für arme und verwahrloste Negermädchen zu gründen. Die s Anstalt steht unter der Leitung von Schwestern aus der Negerrassc, die ihr Mutterhaus in New-Orleans haben. Es wurden in diesen 4 Jahren 80 Kinder aus verschiedenen Teilen des Staates aufgenommen; 45 bis 50 Kinder weilen beständig in der Anstalt. Die meisten dieser Kinder stammen von nichtkatholischen Eltern, die es sich aber zurjEhre rechnen und sich glücklich schätzen, ihre Kinder in dieser Anstalt unterzubringen. Wir erhalten beständig Gesuche um Aufnahme, müssen dieselben aber aus Mangel an Räumlichkeiten und den nötigen Mitteln zu unserem großen Bedauern ablehnen. Die Anstalt ist gänzlich auf Almosen angewiesen, die aber leider, anstatt den Anforderungen entsprechend "zu wachsen, sich allmählich verringern. Die Mission erhält jährlich eine Unterstützung von dem katholischen Bureau für Indianer- und Negermissioncn; doch reichte der Betrag z. B. im letzten Jahre nicht einmal, um die Unkosten auf zwei Monate zu decken. Die Beschaffung der nötigen Mittel zum Unterhalt dieser armen Kinder nimmt deshalb einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch und hindert mich vielfach an der sonstigen notwendigen oder nützlichen Tätigkeit in der Mission. Trotzdem bin ich entschlossen, auch fernerhin der Erziehungsanstalt meine Hauptaufmerksamkeit zu schenken, da der Erfolg derselben auch die kühnsten Erwartungen übertrifft. Wie schon gesagt, ist bei weitem die große Mehrzahl der Kinder bei ihrer Aufnahme in die Anstalt nicht katholisch. Durch den beständigen Verkehr mit den Schwestern und die Teilnahme an den religiösen Übungen und dem Gottesdienst lernen sie die katholische Religion kennen und gewinnen dieselbe lieb. So reift in ihnen nach einiger Zeit der Wunsch, katholisch zu werden. Die Eltern oder sonstigen Angehörigen, deren Erlaubnis die Kinder vor ihrem Eintritt in die katholische Kirche einholen müssen, machen in der Regel keine Einwendungen, sondern sagen: „Es ist uns einerlei, welcher Kirche unsere Kinder sich anschließen, solange's dieselben nur gut erzogen und brave Menschen werden." Wir haben erfahren, wie solche Kinder, die nach zwei- oder dreijährigem Aufenthalt in der Anstalt zu ihren Angehörigen zurückgekehrt sind, mit Stolz auf die katholische Religion hinweisen und solchen, die sich über die Kirche verächtlich ausdrücken, zur Antwort geben: „Wenn ihr die katholische Kirche kanntet wie ich, dann würdet ihr auch verlangen, katholisch zu werden." Es ist also zu erwarten, daß die Kinder später unter ihren Angehörigen als kleine Apostel wirken werden. Ferner werden dieselben in der Anstalt an Ordnung und Sittsamkeit gewöhnt und lernen alle nötigen Hausarbeiten wie Kochen, Nähen, Stricken, Flicken usw. Damit ist die beste Garantie geboten, daß sie zu braven, ordentlichen Menschen heranwachsen. Die bisherigen Erfolge berechtigen zu den schönsten Hoffnungen. Die Anstalt und die opferwillige Hingabe der Neger-schwestern haben nicht verfehlt, unter den nicht-katholischen Negern eine günstige Stimmung gegen die katholische Kirche zu wecken. Man findet, daß gerade solche Gewerbeschulen das beste Mittel seien zur Lösung der schwierigen Negerfragc in den Südstaaten. Daher wäre eine ähnliche Anstalt für Knaben und eine Vergrößerung der schon bestehenden Anstalt dringendes Bedürfnis. Leider fehlen die Mittel und so ist die Gefahr da, daß man den günstigen Augenblick verpaßt. Die glänzenden Erfolge unserer Anstalt haben bereits die Protestanten vermocht, auch ihrerseits Bewahr- und Erziehungsanstalten dieser Art für arme Negcrkindcr zu errichten. Gegenwärtig jedoch scheint unsere Anstalt sogar von protestantischen Negern bevorzugt zu werden, wenigstens in einzelnen Fällen. Ein Mädchen, dein vor zwei Jahren eine Freistelle in einer protestantischen, höheren Erziehungsanstalt angeboten wurde, zog es vor, in unsere Anstalt zu kommen, obwohl cs und seine Angehörigen früher fast nie ein Wort über die katholische Religion gehört hatten. Das Mädchen wurde katholisch und macht der Anstalt alle Ehre. Es ist allgemein bekannt, daß der Neger von Natur aus sehr religiös veranlagt ist, doch sagt man ihm nach, daß er keine Ausdauer besitze und nachdem er katholisch geworden sei, leicht wieder vom Glauben abfalle. Meine Erfahrung in den zwölf Jahren meiner Tätigkeit unter den Negern hat mich eines andern belehrt. Zuerst möchte ich beiläufig erwähnen, daß bereits drei Mädchen unserer Anstalt Beruf zum Ordensstande zeigten und der Genossenschaft der heiligen Familie, die ganz ans Neger-schwestern besteht und ihr Mutterhaus in New- 338 Eine Negermission in Amerika. Orleans besitzt, betgetreten sind. Alle drei wirken nun als Lehrerinnen unter ihren Rassegenossen in verschiedenen Missionen. Was die Standhaftigkeit mancher Neger int hl. Glauben angeht, so habe ich in diesen Jahren manches Auffallende erlebt. Ich bin schon mehrere-male nach einer Negeransiedlung, 60 Meilen von Galveston, gerufen worden, tun sterbendeit Negern die heiligen Sakramente zu spenden. Die armen Leute waren vor 20 oder 30 Jahren katholisch geworden und spater in diese Ansiedlung gezogen, wo sie zerstreut mitten unter protestantischen Negern und von protestantischen Hausgenossen umgeben, wohnten. Obwohl sie fast nie einen Priester zu sehen bekamen, so hielten sie dennoch an ihrer Religion fest. In einer andern Ansiedelung, 140 Meilen von hier, fand ich vor einigen Jahren mehrere Negerfamilien, deren Eltern schon zur Zeit der Sklaverei katholisch geworden waren. Sie sind seitdem der Religion treu geblieben und haben ihre Kinder katholisch erzogen; und doch hatten sie wahrend 25 Jahren einen Priester jährlich nur ein- oder zweimal getroffen. Andere Neger, die sich während meiner Tätigkeit dahier unserer heiligen Kirche angeschlossen haben, sind dafür von ihren Verwandten und von früheren Glaubensgenossen verachtet und verfolgt worden, haben aber diese Nachstellungen mit erstaunlichem Heldenmut überwunden. Ähnliche Fälle hat auch unsere Anstalt mehrfach aufzuweisen. Obwohl die uns zur Erziehung übergebenen Kinder, wie gesagt, in der Regel vonseiten ihrer Eltern auf keine Schwierigkeiten stoßen, wenn sie sich unserer Kirche anschließen wollen, so gibt es doch hie und da Ausnahmen. Bor zwei Jahren z. B. kam ein dreizehnjähriges Mädchen in die Anstalt. Dasselbe gehörte, wie auch seine Eltern der Baptistensekte an. In den ersten Tagen nach seiner Aufnahme in die Anstalt kam ihm alles, besonders beim Gottesdienst lächerlich vor und es äußerte sich den andern Kindern gegenüber, daß es nie katholisch werde. Doch diese sagten dem Mädchen einstweilen ganz gleichgiltig: „Warte einstweilen ein bischen zu — uns ging es anfangs gerade so wie dir." Das Mädchen schien von Hause aus gegen den Eintritt in die katholische Kirche gewarnt worden zu sein. Nach zwei Wochen hatte es jedoch nichts mehr gegen die katholische Kirche einzuwenden und schien über die Sache ernsthaft nachzudenken. Einige Wochen später teilte es einer der Schwestern mit, daß es auch gern katholisch werden möchte und sprach auf Anweisung der Schwester von seinem Vorhaben mit mir. Ich gab ihm zur Antwort: „Wenn du recht brav bist und den Katechismus fleißig lernst, werde ich dich vielleicht nächstes Jahr (bedingungsweise) taufen und in die Kirche aufnehmen." Dies schien dem Mädchen zu gefallen. Einige Monate später, am 8. September 1900, kam die furchtbare Sturmflut, die unsere Stadt so schrecklich heimsuchte und auch an den Gebäulichkeiten der Mission erheblichen Schaden anrichtete. Ich hatte mich aus meiner armseligen Wohnung, die kurz darauf vom Sturm niedergeweht wurde, in die Schule geflüchtet, wo die Schwestern mit den Zöglingen in einem Zimmer sich versammelt hatten. Als der Sturm am furchtbarsten wütete und das Wasser anderthalb Meter hoch gestiegen war und alle in der Anstalt mit jedem Augenblick den Tod erwarteten, sagte ich den Kindern, die noch nicht getauft waren, daß sie in einer Ecke des Zimmers beisammen bleiben sollten, damit ich ihnen die Nottaufe spenden könnte, falls das Gebäude einstürzen sollte. Wir kamen aber, dank dem Schutze der lieben Mutter Gottes, zu der wir während der Dauer des Sturmes unaufhörlich flehten, mit dem Leben davon. Mehrere Tage nach dem Sturm teilte das oben erwähnte Mädchen einer der Schwestern mit, es habe in der Nacht des Sturmes gebetet, wir möchten untergehen, damit es ohne Verzug die Taufgnade erhalte und als Mitglied der katholischen Kirche sterbe. Als nachher das Mädchen, unserer Regel gemäß, seine Eltern um Erlaubnis bat, katholisch zu werden, wurde dieselbe verweigert. Traurig über die abschlägige Antwort ging das Kind mehrere Tage weinend umher. Schließlich sagte es mir: „Wenn Sie mich taufen und in die katholische Kirche aufnehmen wollen, dann werde ich doch katholisch, wenn es mir meine Eltern auch nicht erlauben." Da das Mädchen so eifrig war und eine ungewöhnliche Festigkeit zeigte, entsprach ich seinem Wunsche und nahm es letztes Jahr nach Ostern mit 20 anderen Negern in die Kirche ans. Seit der Zeit ist es ein Muster der Frömmigkeit und Sittsamkeit und seine Eltern machen seitdem auch keine Einwendungen mehr. Solche Beispiele sind gewiß geeignet, uns zu weiteren Anstrengungen zu ermuntern." Uns dem AWonsleben. Der Missionär inmitten seiner Heger. möchte dem Leser, so schreibt ein Missionär der Station St. Josef in Ndala in Unyan-yembe einen Einblick in mein Zimmer gewähren, damit er sich überzeuge, daß die Neger Leute sind wie andere Menschen und daß ihnen sozusagen nichts fehlt als europäische Kleidung und ein feiner geschnittenes, weißes Gesicht, um in allem dem Europäer zu gleichen. Wir haben um uns herum eine kleine, christliche Gemeinde gegründet, die bisher, weil die Mission Hierselbst noch nicht lange besteht, hauptsächlich aus jugendlichen Personen zusammengesetzt ist. Sonntag nachmittags nun kommen diese in mein Zimmer, um einen Besuch abzustatten und sich auszusprechcn. Der Reihe nach kommt jeder heran und grüßt für sich den „Bwana"; denn jeder einzelne besteht darauf, daß der „Bwana" ihm persönlich dankt. Sodann sucht sich jeder einen Platz; wem es gelingt, sich zutraulich an meinen Tisch zu lehnen oder an meinen Stuhl, der hat den besten Platz erobert, denn die andern müssen sich damit begnügen, sich am Boden niederzukauern. Absichtlich habe ich einige Bilder auf den Tisch hingelegt. Die Umstehenden besehen dieselben erst und reichen sie dann den andern Anwesenden hin. Nun gilt es, wer die klügsten Bemerkungen über das Gesehene machen kann. Allerlei Fragen über das Gesehene werden kreuz und quer an mich gerichtet. Mitunter nehme ich mir auch die Feder oder den Bleistift und kritzle ein wenig auf das Papier. Sofort sucht sich nun der eine oder andere einen Schreibstift, nimmt sich ein Stück Papier aus dem Papierkorb und versucht seine Kunstfertigkeit darauf. Nie würden sie sich getrauen, einen weißen Bogen zu beschmutzen oder in ein Buch vom Tische etwas zu kritzeln. Während einer in der edlen Schreibkunst sich übt, fängt ein anderer an: „Bwana, was ist dies?" und mit deni Finger deutet er auf das Barometer. „Das ist ein Instrument, um zu wissen, ob es schönes oder trockenes Wetter geben wird, ob wir viel oder wenig Regen haben werden." „Bio, Bio, Wasungi ni Wangi" (nein, nein, die Europäer sind doch andere Leute!) Ein zweiter sieht den Kompaß und auf seine Frage, was dies sei, antworte ich ihm, daß dieses Ding dazu diene, den Weg genau aufzuschreiben. „Bio, bio, Wasungi ni Wangi," sagt er wieder und fährt fort: „Nun sag mal einer, die Europäer hätten keinen Verstand!" „O", läßt sich ein Dritter hören, „der Bwana hat, wenn er irgendwo hingeht, immer dieses Ding bei sich und auch die Stunde der Sonne (er meint die Uhr). Dann und wann sieht er darauf und trägt in sein Buch ein, was er gesehen hat. Und wenn er nach Hause kommt, schreibt er alles auf ein großes Papier und dann wissen alle anderen den Weg durch unser Land! Bio, bio!" Ein Schlauer geht noch weiter; offenherzig sind die Leutchen. „Dann haben die Bwana uns nicht mehr nötig als Führer, so daß wir keinen Fetzen Tuch (Baumwolle) mehr verdienen können, ha, ha, ha, ist dem nicht so, Bivana?" „Du, Bursche," so sage ich, „ein Stück Baumwolle kannst du dir noch oft genug bei uns verdienen. Hätten wir nur genug, so wären wir noch viel freigebiger." Endlich findet einer meine Schnupftabakdose. „O ja, Bugolo Bwana, Bugolo!" (eine Prise) und alle müssen eine haben. Ein anderer will wissen, weshalb um den Stiel meiner Pfeife ein Läppchen gewickelt ist. Wenn ich ihm antworte, daß damit ein Riß bedeckt sei, so bittet er mich um diese schadhafte Pfeife, da ich doch aus einer so schlechten Pfeife nicht rauchen könne. „Weißt du was," so lautet die Antwort, „ich habe kein Geld, mir eine neue Pfeife anzuschaffen, wenn du mir eine kaufst, so bekommst du diese alte." «Masalo gako, gako!» (dein kluger Kopf!) ruft er nun, als wenn er sagen wollte: Sage mir, dieser Bivana läßt sich auch nicht leicht irreführen. Da steht einer vom Lehmboden auf und stellt sich hübsch vor mich hin: „Bwana, wann gehen Sie wieder zu andern Häuptlingen Christenlehre abhalten?" Und alle anderen stimmen ihin bei: „Wir gehen mit, wir gehen gern mit, wenn Sie wollen." Weshalb dieser allgemeine Beifall? Ganz einfach aus dem Grunde, daß sie einen solchen Ausflug gern mitmachen, weil da der Gaumen auch seinen Anteil erhält. Sie wissen recht gut, daß die fremden Häupt- 340 Aus beut Missionsleben. tinge ben Missionär und dessen Begleiter stets schön bewirten, eine Ziege oder gar ein Schaf schlachten, Pombe dazu schenken und dann schmausen die Neger und tun sich gütlich. „Bitte, Bwana, gehen wir schon morgen zu Kipaya, nahe am großen Walde, dort ist es gut sein!" so ertönt es bald in aller Namen. Wieder eine andere Szene. Es tritt ein guter Alter herein, der wenigstens über 60 Jahre zählt. „Schönen Tag, Bwana!" Auf meinen Gegengrus; ergänzt er, um meinem Gedächtnisse zuhilfe zu kommen: „Kennen Sie mich nicht mehr? Wissen Sie denn nicht mehr, daß ich Ihnen bei Ihrer ersten Ankunft hier auf den Befehl des Ministers hin meine Hütten abtreten mußte. Sie selbst zogen ein in mein Wohnhaus und meine große Hütte, in der ich meine Ernte aufhob, haben Sie zu Ihrem Bethause eingerichtet! Als ich nun keine eigene Hütte mehr hatte, zog ich ein bei meinem Bruder drüben." „Ah so, war das deine Hütte?" „Ja, Bwana!" „Komm her und nimm dies als ein Geschenk von mir an!" Ich reichte dem armen Schlucker aus Dankbarkeit ein Stück Baumwollenzeug zu einem Kleide und — eine Prise. Wie der Mann froh war! Vor lauter Freude zeigte er allen Umstehenden, welch ein feines Geschenk er von mir erhalten habe und tausendmal dankend hüpfte er voll Freude nach Hause, wo ihn sein Bruder erwartete, um den Ausgang der Geschichte zu erfahren. Ja, die gute alte Zeit, als wir vor etwa fünf Jahren zuerst anlangten, davon konnten unsere Knaben noch recht viel erzählen. „Nun," so sagte einer, zu der Zeit waren wir noch nicht so anständig gekleidet wie jetzt und jedesmal, wenn Sie vorüber-kanren, versteckten wir uns in dem Getreide." „Ich," sagte der andere, „ich wagte es nicht, herauszukommen, sondern besah mir die weißen Gesichter durch eine Spalte unserer Tür." Ein dritter, jetzt ein braver Christ namens Ägidius, meinte: „Seht, wie es mir ergangen. Ich weiß noch recht gut, wie die Bwana in unserm Dorfe ankamen. Sie waren zu drei: hier unser Bwana, der Monseigneur von Uschirombo und der Obere von Msalala. Einer nach dem andern nahm das Fernrohr in die Hand, hielt es vor ein Auge und guckte hindurch. Ich hörte deutlich, daß sie sagten: Wi, rot (oui), no, no (non), aber ich verstand nichts davon. Auf einmal wandte sich der Obere von Msalala um, rief mich herbei und sagte mir, ich solle Wasser bringen, denn sie hätten Durst. Flugs holte ich ein Körbchen (Trinkgefäß) mit frischem Wasser für die Herren und überreichte es ihnen mit zitternder Hand. Sobald ich aber das leere Körbchen zurückbekommen hatte, lief ich davon, so schnell meine Beine mich nur tragen wollten. Als ich folgenden Tags hörte, daß sie bei uns wohnen bleiben, habe ich den ganzen Tag nicht mehr nach Hanse kommen dürfen, denn sie sollten unsere Nachbarn werden. Aber seit der Zeit war ich nicht mehr bange und kam fast täglich in ihr Zelt." Nun, dieser Junge war der erste, der die Medaille bekam, weil er der treueste Besucher in der Christenlehre war. Er hat fortgefahren zu beten und gehörte zu den ersten, die getauft wurden. Jetzt ist er mein treuer Meßdiener, der genauer sein Amt erfüllt als eine gewisse Person, die in meiner Jugendzeit daheim auch Meßdiener war und von dem der Herr Kaplan bezugen mußte: „Der fitzt am Altar, ja, 's ist ein Engel, aber mit einem B davor." Wer zwischen den Zeilen liest, dem brauche ich den Betreffenden nicht näher anzudeuten. „Und," so fuhr Ägidius fort, „nun bleiben Sie künftig doch hier, nicht wahr, Bivana? Gewiß, das müssen Sie tun, wir haben Sie so gern. Und roemt P. Müller zurückkommt, so müßt Ihr beide hier bleiben." „Nur zu, du Schelm, nein, das wäre so bös nicht, allein, das ist ein Geschäft, das dem Herrn Bischof vorbehalten ist: wenn der sagt, ich solle bleiben, so bleibe ich, sagt er aber, ich solle nach Urundi zurückgehen, tüte im vorigen Dezember, so ,gehe ich dorthin. Zudem weißt du, daß man in Urundi auch sehr meine Rückkehr wünscht." „O, das Urundi, Sie reden so oft von dem Lande, gewiß waren Sie gern dort." „Dem ist auch so, kleiner Schelm, „ich mag das Urundivolk so recht gern, allein ich halte auch große Stücke auf die guten Leute hier in Ndala." „Aber wie können Sie die bösen Warundi doch so lieb haben, sie haben ja zweimal Ihr Haus mutwillig niedergebrannt, nein, die möchte ich doch nicht mehr lieben!" „Du, Ägidius, weißt du denn nicht mehr, ivas der gute Heiland uns lehrt, wenn er gebietet, daß wir auch unsere Feinde lieben sollen?" „Doch, Bwana, aber da dachte ich eben nicht dran." „Und nun will ich dir auch noch erzählen, daß eS da drüben in Urundi noch so viele andere Leute gibt, die gern beten (d. h. sich unterrichten lassen) wollen und die uns gern haben." „Ja gewiß, wir sind alle Brüder und haben Gott zum Vater. Ich will versuchen, künftig auch solche zu lieben, die mir Leides zufügen sollten!" Ich gab ein vertrauliches Gespräch mit einem unserer jungen Christen wieder, um deutlich zu machen, daß ein Neger nicht so dumm ist. Auch geht aus dem Gespräch hervor, daß die Neger richtig große Kinder zu nennen sind, daß sie in ihrer naiven Unbefangenheit alles herausplaudern, was sie denken und daß ihnen auch noch nach der Taufe manches beigebracht werden muß, um aus ihnen Christen zu machen. In den meisten Fällen kann man bei den Negern mit Sanftmut alles fertig bringen, nur ausnahmsweise muß man auch mit Strenge einschreiten, sonst würde es auf die Dauer schwer sein, sie vollends an christliche Sitten zu gewöhnen. ) -PC ^3? ra-?— a-, W'V Der hl. Jahre 1106 stand auf dem Kalenberg, in der Nähe von Wien, unter den Toren ihrer stolzen Burg ein edles Fürstenpaar. Ihre Blicke waren in das Land hinausgerichtet und sie berieten sich, wie sie das Volk mit, Frieden beglücken könnten. Der heilige Leopold, Markgraf von Österreich und seine Gemahlin Agnes, die Tochter Kaiser Heinrichs IV. hatten in ihrer Hochherzigkeit beschlossen, diese Gegend mit einem Kloster zu beschenken. Nun waren sie eben im Begriffe, einen Ort auszuwählen, der dazu geeignet und für den Wohnsitz des Allerhöchsten am würdigsten wäre, von dem aus bann Tag und Nacht Lobcshpmnen zu Gott emporsteigen sollten. Noch waren sie nicht übereingekommen, als ein plötzlicher Windstoß der jungen Gemahlin den Schleier entriß und mit fortnahm. 23 Tage darauf ritt Leopold zur Erholung auf die Jagd und fand, durch das Anschlagen seines Hundes aufmerksam gemacht, den Schleier ganz unversehrt auf einer Dornenhecke liegen. Der fromme Fürst, der stets gewohnt war, in allem ein höheres Walten Gottes zu vernehmen, erkannte die Meisterhand, die hier in die immer wohlgestimmte Harfe zweier Menschenherzen zum Dreiklang eingegriffen hatte. " Eiligen Schrittes wanderte Leopold mit seinem Fund dem Burgtore Leopold. I zu. Die fromme Agnes war derselben Meinung und hegte den gleichen Wunsch, dem Willen Gottes, welcher durch diesen Fingerzeig offenbar geworden war, nun kein Hindernis mehr in den Weg zu legen. So entschlossen sich die fürstlichen Gatten, an eben der Stelle, an welcher der Schleier gefunden worden war, dem Herrn eine Stätte zu erbauen. Leopold hielt Wort und es kam ein Kloster zustande, das sich heute noch mit Recht seines Stifters rühmt. In jedem Kreislauf eines menschlichen Lebens, von der Zeit des Ausgangs bis zum Hingang zu Gott gibt cs einen Wendepunkt, eine Tat, die, bewußt oder unbewußt, für ein pro oder contra entscheidet, eine Tat, die das menschliche Leben in eine Bahn hineinleitet, auf der er dann unaufhaltsam einem Ziele entgegengeht. Eine solche Krisis im Leben des Menschen, die sich mehr oder minder bei jedermann findet nnd möge sie heißen wie sie wolle, ist vom Himmel gesetzt und bildet einen Entscheidungspunkt entweder zum Guten oder auch zum Schlechten. Einen solchen Markstein im Leben des hl. Markgrafen Leopold von Österreich bildet die oben- erwähnte Begebenheit. Bei dieser Gelegenheit, da er als junger Fürst erst kurz vorher die Zügel seines Reiches übernommen hatte, galt es nun seine Ge- sinnung dem ganzen Lande kundzutun, das Volk zu erbauen, zu ermuntern, zu erfreuen, in alle Teile seines Reiches Friedensbotschaft zu senden, sie gu, beglücken an Leib und Seele. Da galt es, die ganze Macht und Wirkung einer guten Erziehung an den Tag zu legen, die Güte und Liebe zu seinen Untertanen zu beweisen und sich als Landesherr und Beschützer zu zeigen, auf den das Volk hoffen und mit Vertrauen emporblicken kann. Leopold IV., geboren 1073 zu Melk, Sohn Leopolds III. des Schönen aus dem edlen Geschlechte der Babenberger, erhielt die erste Erziehung von der frommen und tüchtigen Mutter Jtta. In seinen ersten Kinderjahren zeigte er große Hinneigung zu Gebet, Betrachtung und Eingezogenheit. Deswegen vernachlässigte er aber nicht, sich für die zukünftigen Pflichten vorzubereiten. Mit demselben Fleiß, mit dem er dem Gebete oblag, begab er sich auch zu den ritterlichen Übungen, die zum Wesen des Rittertums gezählt wurden. Er beschäftigte sich ebenso gerne mit Fechten und Reiten, mit Kämpfen und Jagen wie zuhause mit Lesung frommer Schriften und Bücher, die ihm seine kundige Mutter auslegeu und erklären mußte. Mit den Altersgenossen pflegte Leopold immer freundlichen und höflichen Umgang, war stets bedacht, die christliche Nächstenliebe nicht zu verletzen und erwies sich allen gegenüber am nachsichtigsten und geduldigsten. Fiel hie und da bei Spiel oder körperlicher Übung ei» Wort, das geeignet gewesen wäre, Unzufriedenheit und Abneigung in die jugendlichen Gemüter zu säen, so war Leopold der erste, welcher ins Mittel trat und durch liebevollen Ausgleich den Hader schlichtete. Er unterließ es bei solchen Gelegenheiten nicht, durch gutes, erbauendes Beispiel einzuwirken, gute Herzen sich zu gewinnen und für Hohes zu begeistern. Nie, das war schon in der Jugend sein Grundsatz, tadelte er an anderen, was er nicht selbst geübt hätte. Nachdem Leopold bereits die Knabenjahre hinter sich hatte, übernahm der selige Bischof Altmann von Passau die weitere Ausbildung. Zu gewissen Zeiten, wenn es dem seligen Bischof unmöglich wurde, seinem eifrigen Schüler selbst die Quelle des Wissens auszuschließen, übertrug er den dortselbst weilenden Benediktinern die Sorge für den adeligen Sprößling. So kam es, daß Leopold auch mit dem Wirken dieser selbstlosen Mönche bekannt wurde, denen er zeitlebens ein dankbares Andenken bewahrte. Sein beständiger Lehrer war und blieb doch der Bischof. Der Eindruck des Lehrers auf den jungen Markgrafen konnte nicht verfehlen, in demselben einen gleichgesinnten Jüngling zu erwecken. Zu Füßen eines heiligen Lehrers, was konnte da anders er- zogen werden als wieder ein heiliger Schüler! Ein Lehrer ist dem Schüler, was die Mutter dem Kind, was der Meister dem Lehrling. Der Schüler nimmt die Milch der reinen Lehre in sich auf, des Lehrers Wissen wird das seine, des Lehrers Anficht wird die seine, des Lehrers Wille wird der seine, des Lehrers Streben wird dem Schüler Ideal und des Schülers unaufhaltsames Einporklimmen auf der Leiter des Wissens wird dem Lehrer Freude, Wonne, Dank und Hoffnung; er sieht im Geiste schon die junge Saat in schlanke und kräftige Halme schießen; er sieht sein einstiges Mühen jetzt schon gedeihen, er sieht seine Arbeit der staunenden Nachwelt überliefert und von derselben Stelle aus wieder in fruchtbares Erdreich gesenkt. Er sieht seine Wünsche erfüllt und seine Aufgabe mit bestem Erfolge vollendet. Das Verhältnis des Schülers zum Lehrer und des Lehrers zum Schüler gestaltet sich immer inniger, das Band immer fester, gegenseitige Hochachtung, Wertschätzung, Bewunderung und Liebe sind die natürlichen Folgen einer solchen Freundschaft, die weder Unglück noch Mißgunst mehr trüben kann. Leopold erfüllte das im vollen Sinne des Wortes. Selbst ein Heiliger und darum umsomehr die Heiligkeit zu schätzen wissend, wurde er von einem heiligen Bischof erzogen und vergaß nie seines mustergiltigen Meisters. Ja, in Zeiten der Not nahm ihn der Markgraf in sein eigenes Land auf, sicherte sein Leben mit den Waffen und sorgte für ihn auf jede Weise, wie es ein heiliger Sohn einem heiligen Vater schuldig zu sein glaubt. Um so besser den Schüler aus dem Lehrer zu erkennen, möge hier erlaubt sein, das Leben des helden-mütigen Bischofs von Passau in kurzen Umrissen zu zeichnen, denn beider Leben und Wirken greifen so enge ineinander und sind nicht zu trennen wie die Wurzeln von der Pflanze. Altmann, Sohn des Großen Meinhard von Lam-buch in Püten, nach andern ein Abkömmling des fürstlich Wettinischen Hauses, wurde zwischen 1010 —1020 in Westfalen geboren. In der Domschule zu Paderborn erzogen, studierte er später auf der Universität zu Paris und wurde Priester uud Kanonikus zu Paderborn, bald auch Hofkaplau Kaiser Heinrichs III. und Domprobst zu Aachen. Nach dem Tode Kaiser Heinrichs III. 1056 begleitete er die kaiserliche Witwe Agnes nach Passau und leistete ihr durch seine Weisheit und Treue vortreffliche Dienste in der Verwaltung. Auf dem Wege wurden sie ausgeraubt, schwer mißhandelt, wie Lasttiere gepeitscht und konnten kaum das nackte Leben retten. Nachdem er sich an der Stätte, wo der Erlöser auf Erden gewandelt, wieder neu gewärmt und gestärkt, Der f)!. Leopold. 343 sein Herz neuerdings van der Welt losgeschält und seinen Eifer aufgefrischt hatte, kehrte er wieder zurück. Da unterdessen Bischof Engelbert von Passau gestorben war, wurde Altmann auf Verwendung der Kaiserin Agnes zum Bischof von Passau ernannt. Der heilige Gebhard, Erzbischof von Salzburg, erteilte ihm die Konsekration. Seinen priesterlichen und bischöflichen Amtspflichten oblag Altmann mit der Gewissenhaftigkeit eines Heiligen. Der Ruf seiner Frömmigkeit war weithin verbreitet und schon zu seinen Lebzeiten geschahen Wunder. Einmal wurde ein mit Aussatz behaftetes Kind in die Sakristei gebracht. Als der Bischof wie gewöhnlich nach dem heiligen Opfer die Finger wusch, nahm das Kind mit gläubigem Vertrauen das Wasser, besprengte sich und betete einige Augenblicke. Als es 'sich wieder erhob, wares ganz frei und geheilt vom Aussatz. In den Zeiten der allgemeinen Verkümmerung der kirchlichen Disziplin trat Altmann als eifriger Verteidiger der klerikalen Zucht und Ordnung und besonders des Zölibates auf. Ausgestattet mit allen Vollmachten, die ihm Papst Gregor VII. bereitwilligst erteilt hatte, betrat er am hl. Weihnachtsfest 1072 die Kanzel der Domkirche und erregte dabei so sehr die Wut der Geistlichkeit, daß er nur durch Eingreifen eines Edelmannes der Todesgefahr entging. Bischof Altmann wurde dadurch nicht niedergebeugt. Er flüchtete nach Westfalen und Rom, wo er voin Papst in Anerkennung seiner Verdienste als deutscher Legat ernannt wurde. In dieser Eigen- schaft wohnte er dem Konzil zu Tribur bei, wo Heinrich IV. abgesetzt wurde. Weil er nun als Feind Heinrichs IV. auf seinem Stuhle nicht mehr-sicher war, schlug Altmann unter dem Schutze Leopolds seinen Sitz in Maut auf, einem Städtchen an der Donau. Nach 26jährigem Wirken als Bischof rief ihn Gott zur ewigen Ruhe im August 1091. Von einem solch begeisterten, heldenmütigen Streiter für Gottes Sache erhielt Leopold die Bildung solange, bis Alt-mann von Passau fliehen mußte. Im darauffolgenden Jahre war die Zeit, wo Leopold zum Ritter geschlageir werden sollte. Das Rittertum war damals gerade im Aufblühen begriffen und trat fast noch ohne Schattenseiten in allein Glanze und voller Pracht mit den hervorstechendsten Merkmalen christlicher und ritterlicher Gesinnung zutage. Das Rittertum brachte neues Leben in die immer langsamer sich dahinwälzenden Wogen der Völker, neuen Strom in Adel und Volk, bildete den Kern der deutschen Gaue, die Stütze des Reiches und des Kaisers und einen Herd echt adeliger Bildung und Gesittung. In der Zeit der ersten Kindheit bis zuin 7. Jahre blieb der junge Ritterssohn unter Aufsicht der Frauen und mußte feine höfische Sitte lernen. Hatte er sich gut gehalten, so mußte er nun an die verschiedenen Höfe der Verwandten oder Bekannten, mußte einen Pagen machen und sich auch allmählich mit ritterlichen Übungen vertraut machen. War auch diese Stufe überschritten, so übernahm ein Ritter selbst 8er 1)1. Eeopeici. Der 1)1. Leopold. 344 die Heranbildung des künftigen Ritters zu den körperlichen Übungen. Er mußte einen Knappen machen, mit eiserner Rüstung sein Roß tummeln, das gewaltige Schlachtschwert schwingen, feine Lanze schleudern und seinem Herrn in Schlacht und Tour-nier folgen. So lernte er auf dem Felde die Waffenkunst, zuhause die seine Sitte, was alles von den Minnesängern so hoch gepriesen wird. War für den Knappen dann die letzte Sprosse seiner Leiter erstiegen, so durfte er erwarten, mit 21 Jahren zum Ritter geschlagen 'zu werden. Dieser Schritt 'wurde mit einer Generalbeicht eingeleitet und mehreren Tagen der Zurückgezogenheit. Der Akt des Ritterschlages wurde festlich unter großem Zulauf des Volkes begangen. Dem Ritterschlag ging ein Gelübde ewiger Treue der Kirche und dem Staate, der Hilfe und Unterstützung der Kranken und Unterdrückten, der Gerechtigkeit und Schutz der Kirche voraus. Dann wurden ihm von Frauen goldene Sporen, Panzer und Handschuhe gereicht. Unterdessen schlug auch der Ritter dem jungen Adeligen mit flacher Klinge auf die Schulter, wobei er den hl. Michael und den hl. Georg, die beiden Patrone der Ritterschaft, anrief. Hierauf wurde dem jungen Ritter das Schwert überreicht mit den Worten: Zu Gott und Marien Ehr' Empfang dies und sonst keines mehr, Sei tapfer, bieder und gerecht, Besser Ritter als Knecht. Der neue Ritter erhob sich von den Knien und mit den übrigen Zeichen seiner Würde geschmückt, ritt er in die Menge des jauchzenden Volkes, um sich demselben zu zeigen. Rauschende Festlichkeit bildete den Schluß dieser Weihe. Leopold trat zu Melk an den Altar, um den Ritterschlag zu empfangen. Wohl selten wird ein Ritter solche Begeisterung, als Streiter für die Sache Gottes eintreten zu können, in seinem Innern verspürt haben, wohl selten einer seinem Eidschwur in so vollendeter Weise treu geblieben sein. Welche Gefühle der Freude und des Dankes mögen wohl in dieser Stunde den Ritter beseelt, wie oft mag er den Eidschwur ewiger Treue wiederholt haben? Das Auftreten in der Gesellschaft wurde jetzt dem jungen Ritter mehr als sonst zur Pflicht. Sein Stand forderte Verkehr mit der Welt, Herablassung zu seinen Untertanen und Teilnahme an so manchen Festlichkeiten. Leopold liebte die Welt mit ihren lärmenden Lustbarkeiten nicht und verweilte lieber bei Gebet oder Lesung frommer Bücher; still und zurückgezogen am Fuße des Kruzifixes, das war sein Lieblingsaufenthalt. Forderte aber sein Beruf Auftreten, so zeigte er sich zur Erbauung aller mit einer Herablassung und Männlichkeit, die nur heiligen Personen eigen ist. Alle Umstehenden wurden mit Ehrfurcht und Hochachtung erfüllt, wovon selbst seine nächste Umgebung nichts verlor, sondern immer mehr in ihren Augen stieg. Die Gestalt Leopolds war ■7 Fuß hoch, seine Haltung edel, würdevoll, ernst, gepaart mit Freundlichkeit. Sein ganzes Erscheinen trug schon im Äußern den Stempel eines königlichen Sprossen an sich. Königlich war in der Tat sein ganzes Benehmen nach außen und innen, königlich sein Tun und Wollen, „jeder Zoll ein König". Wenn er bei festlichen Gelegenheiten sich zeigen mußte, wenn der Zug zur Erbauung aller sich dem Gotteshause näherte — denn anders gab es kein wahres Fest für den heiligen Markgrafen — und neben ihm auf weißem Zelter seine Gemahlin ritt, io ging ein leises Flüstern durch die Reihen, bis sich endlich der Herzensdrang Luft machte und in ein Freudengeschrei ausbrach ob eines solchen Fürsten und Herrn und sieh selbst glücklich pries. Und wie erst, wenn der hohe Herr sich vor seinem Herrn und Gott auf die Knie niederwarf und sich selbst, sein Haus und sein ganzes Reich unter dessen Obhut stellte. Ja, in Wahrheit, kein schöneres Beispiel, kein schöneres Schauspiel konnte und kann es je für ein Volk auf dieser Erde geben. „Es ist ein erhebender Anblick, wenn ein Mann in der Fülle seiner Jahre, der keinem schmeichelt, aber in Demut vor seinem Gott die Knie beugt." Nach dem Tode seines Vaters trat Leopold 1096 die Regierung an. Gleich. Salomon flehte er da im Gebete um die Gnade der Weisheit, damit er sein Volk in Gerechtigkeit und Frieden leiten könne. Der heilige Leopold kannte den Pol der Völker, das Wesen ihrer Zufriedenheit, das Mark ihrer Lebenfähigkeit und darum war sein Augenmerk unverwandt auf dieses eine Ziel gerichtet. Zerwürfnisse nach außen und innen waren das Brandmal dieser Zeiten. Der Papst, von seinen Verfolgern aufs Äußerste getrieben, lag in Streit mit Kaiser Heinrich IV. Die priesterlichen Zustände waren aufs Tiefste gesunken. Da nun war eine starke Hand vonnöten, die in diesem Rädergewirr wieder Ordnung schaffen sollte. Leopold schien dafür von Gott gesandt. Er brachte Ordnung, besserte alle Zustände, setzte Pflanzschulen, die als lebendige Fackeln die tiefe Finsternis erleuchten sollten. Viele Stifte und Klöster wurden neu gebaut oder verbessert, unter anderen auch Neubürg, Klein Mariazell, Hl. Kreuz, St. Peter in Salzburg und St. Niklas in Passau. Der hl. Leopold war ein Fürst des Friedens. Aber ein Friedensfürst schläft nicht, wenn ein Wolf in seine Hürde einbricht, furchtbar wütet und raubt. Die räuberischen Horden der Ungarn kamen ins Land, plünderten und verwüsteten alles, was ihnen in den Weg kam. Leopold stellte sich ihnen entgegen und schlug sie mit echt ritterlichem Mute, verbrannte den Herd dieser wilden Barbaren und jagte sie über die Grenzen. Die Hochachtung, die ihm Hoch und Nieder deshalb erwies, bewirkte, daß man auf der Kaiserwahl seine Person in Vorschlag brachte. Leopold eilte nach Mainz, warf sich vor den versammelten Fürsten auf die Knie und beschwor sie, ihn zu verschonen. Gott erhörte seinen Wunsch und verschonte ihn vor dieser Bürde, obgleich keiner würdiger gewesen wäre. Damals brauste durch die deutschen Gaue, angefangen von den Grenzen der erstgeborenen Tochter Roms bis zum Ungarlande ein Sturm heiliger Begeisterung. Feuerzeichen zum heiligen Streite flammten auf allen Burgen, Zinnen und Bergesspitzen hinaus in die dunkle Nacht. Die Behandlung christlicher Pilger au heiliger Stätte hatte das Gemüt aller Christen empört, das Flümmcheu war zur lichten Lohe geschürt. Der Ruf: „Gott will es!" hallte von einem Ende bis zum andern und tönte als Echo zurück. Jeder ehrsame Ritter sattelte seinen Gaul und ganz in Eisen gekleidet, zogen sie mit den Zeichen ihres Glaubens auf Brust und Fahne hinaus ins ferne Morgenland, im Geiste begleitet und beneidet von den Zurückbleibenden. Leopold, dem wahren Ritter, blutete das Herz bei diesem Abschiedsgruß, denn er konnte nicht das glückliche Los mit so vielen anderen teilen. Der Feind lauerte an der Grenze und dem Volke gehört in Zeiten der Not der Führer an die Seite. Dafür aber rüstete Leopold 300 Mann und versah sie mit allen Bedürfnissen. So wie Leopold in seinem Äußern, so war es auch in Bezug auf die Seele. Täglich stand er nachts mit seiner Gattin vom Lager auf und betete ein Gebet, dem Chorgebet ähnlich, welches er von den Benediktinern gelernt hatte. Seine Kinder erzog er in heiliger Gottesfurcht, wohnte mit ihnen täglich der heiligen Messe bei und ging überall selbst mit bestem Beispiel voran. Mit seiner Gemahlin lebte er im ungetrübtesten Eheglück und seine Barmherzigkeit und Milde war zum Sprichwort geworden. Ungeziemende Reden duldete er nie in seiner Umgebung und seine Freundlichkeit gewann alle für sich und er verwendete diesen Einfluß nur zur Ehre Gottes. 40 Jahrp lang behielt der hl. Markgraf das Zepter, das ihm Gerechtigkeit und Liebe in die Hand gedrückt. 40 Jahre des Friedens mit Gott und der Kirche waren über die österreichischen Lande hinweggegangen und hatten überall Segen zurückgelassen. Der Herr halte das Werk seines Dieners gesehen, und berief ihn nun zu sich, um ihm die Treue zu belohnen. Nach kurzem aber geduldig ertragenem Leiden ging der heilige Markgraf am 15. November 1136 in die Ewigkeit hinüber. Trauer war im ganzen Laude bei der Nachricht vom Tode des guten Fürsten und viele Wunder verherrlichten das Grab. Durch die auffallenden Wuuderzeichen wurde Papst Innozenz VIII. bewogen, am 26. Jänner 1485 die feierliche Heiligsprechung zu verkünden. In der Heiligsprechungs-Urkunde heißt es: „Vierzig Jahre hat Leopold Österreich regiert und zwar zu jenen Zeiten, da jedermann in Deutschland in Schrecken versetzt, durch blutige Kriege, durch Brand und Mord und durch Verwüstungen zitterte; er aber regierte sehr milde, gerecht und menschenfreundlich. Und während andere vom Blute trieften, bewahrte er das ihm anvertraute Österreich in gottgefälligem Frieden." Seither wird er nun daselbst als Landespatron verehrt. Aus dkm Weben der in Missionär gibt folgende Schilderungen aus dem Negcrleben: Erwachsene Jungfrauen trifft man unter den Negern sehr selten, eher noch Jünglinge, da dieselben wegen Mangel an Mädchen nicht so leicht zur Verheiratung kommen. Der Mangel hat zum Teil in der Vielweiberei seinen Grund; auch werden — wenigstens nach meinen Beobachtungen — mehr männliche als weibliche Kinder geboren. Meistens dauert der Brautstand eine geraume Zeit, denn die Negerburschcn halten schon um die Mädchen an, ehe dieselben das Unyago gemacht haben; gefällt den Eltern der Bewerber ihrer Tochter, so geben sie die Zusage; sie lieben besonders einen kräftigen Jungen, der im Feldbau Dienste leisten kann. Vielleicht ist das Mädchen mit ihm noch wenig bekannt. Der Bräutigam zieht nun zu seinen künftigen Schwiegereltern, arbeitet bei ihnen und ißt bei ihnen, was ein bis zwei Jahre dauern kann. Nach Verlauf einer bestimmten Zeit stellt der Bräutigam die Bitte, mit dem Mädchen nun zusammenleben zu dürfen. Halten die Eltern den Zeitpunkt für geeignet, so kommen an einem festgesetzten Tage die Eltern (oder Vormünder) des Bräutigams und der Braut zusammen zum Schauri, wobei die Sache nochmals besprochen wird. Der Vater erklärt nun seiner Tochter: „Mein Kind, dieser Mann hier hat dich schon seit langer Zeit heiraten wollen, aber immer noch keine Erlaubnis erhalten, weil du noch zu jung warst. Heute aber wird er dich heiraten und du bist sein Weib. Gib acht, daß du ihn nicht erzürnst, daß du ihn nicht beschimpfest, sonst wird er böse und wird dich grob behandeln Bewahre ihm auch die Treue, sonst wird er dich verklagen und verstoßen!" Die Mutter fügt noch etwa folgende Mahnung hinzu: „Das Wasser mußt du herbeischaffen, das ist deine Arbeit und die Speisen mußt du ihm gut kochen, sonst wird er dich schimpfen und mich selbst" usw. Darauf folgen noch verschiedene Unterweisungen. Um Geld und Vermögen handelt cs sich bei diesem Schauri nicht; der Bräutigam gibt höchstens der Schwiegermutter ein Stückchn Bnumwollzcug als Kleid; ihre Schulden übernimmt er nicht; die Braut bringt keine Aussteuer mit, sie hat eigentlich garnichts, nicht einmal Kochgeschirr, denn der Bequemlichkeit wegen geht das junge Paar noch zur Mutter in die Kost. Nach diesem Schauri gilt die Ehe als geschlossen ohne weitere Zeremonien, sogar ohne Tanz und Bier. Das junge Ehepaar feiert aber das wichtige Ereignis acht Tage lang dadurch, daß es nichts arbeitet. Die Glücklichen sitzen vor der Hütte und verbringen die Zeit mit Gespräch und Absingen von Negcrliedern, wobei die Nachbarn Gesellschaft leisten. Diese Lieder haben meistens einen kurzen Inhalt; ein Negcrhaupt singt die Berschen vor, die andern wiederholen den Refrain; z. B.: Jetzt sind wir groß, e, e, c, Unser Häuslein ist fertig, e, e, e, Wir können drin schlafen, e, e, c, Und freuen uns sehr, e, e, e. Nach diesen Tagen folgt für die Negerin das zweite Unyago. Es kommt eine Meisterin von Fach in die Hütte der beiden Eheleute und gibt Belehrungen. Wenn sie baun aus der Hütte treten, so begrüßt sie ein Haufe Weiber mit stürmischem lulu-lulu-lulu. Die junge Ehefrau setzt sich dann auf den Boden und wird von den Weibern umringt und besungen, wobei daS „lulu" eine Hauptrolle spielt. Dieses Spiel dauert gewöhnlich von morgens 8 bis 3 Uhr. Ein drittes Unyago findet einige Monate später statt, wozu sehr viele Mütter herbeikommen. Auch hier besteht das Spiel aus Belehrungen, Gesang und Tanz. Von da an, bis das erste Kind zur Welt kommt, lebt die junge Frau vor dem Volke verborgen; wenn sie außerhalb der Hütte fremde Leute sieht, so flüchtet sie sich schnell ins Innere, aus Furcht, die Blicke der Neugierigen könnten schädlich sein. Zwistigkeiten in der Ehe gibt es bei den Negern natürlich auch, selbst „in den besten Familien". Doch gibt es auch recht brave Negerfamilien, die ihr Morgen- und Abendgebet verrichten, den sonntäglichen Gottesdienst besuchen und das Eheband heilig halten. Einige alte heidnische Gewohnheiten kann man erst allmählich vollständig ausrotten. Nach Ncgersitte muß die Frau den Mann um Erlaubnis fragen, wenn sie einen macht, zumal wenn sie nachts n> zu Spiel und Tanz geht. Desgleichen hat aber auch der Gemahl die Pflicht, dem Weibe bei solchen Ausgängen Meldung zu machen. Die Neger nennen sich im 2. Verwandtschaftsgrade (Geschwisterkinder) noch Brüder und Schwestern und eine Heirat im 2. Grad kommt deshalb kaum vor, ist wenigstens sehr verpönt. Auch eine solche vom 2. zum 3. Grad ist noch selten. Die Frau seines leiblichen Bruders heiratet der Neger nicht. Nachdem die Neger-Eheleute einige Jahrzehnte in Freud und Leid zusammengelebt haben, kommt das Alter. Auch die Schwarzen bekommen dann graue und schließlich ganz weiße Haare. Ihre Kinder sind schon langst verheiratet. Die greisen Eltern werden im allgemeinen von den Kindern geehrt und erhalten im gebrechlichen Zustande von Der bi. Eecmbard bekehrt ihnen die Nahrung. (Fest am 29. Aber mit der Kleidung sieht es sehr schlecht aus. Zu einem neuen Kleid für den alten Vater oder für das Mütterlein bringen es die Neger selten. Die Alten find recht zufrieden mit den abgetragenen alten Kleidern, damit sie vor der Hütte sitzen können. Wenn sie der Pater einladet, zur Kirche zu kommen, dann ist ihre Antwort: „Gib mir ein Kleid!" Das Alter der Neger ist schwer zu bestimmen, da ja kein Geburtsregister vorliegt; ich glaube aber, daß die weißbemoosten Häupter ihre 60 und mehr Jahre zählen. Unter Krankheiten, die außer Altersschwäche zum Tode führen, sind hauptsächlich Wassersucht, Dysenterie und Lungenentzündung. Selbstmord ■ kommt höchst selten vor, auch von Geisteskrankheit kenne ich nur einen Fall. Ist ein Familienglied erkrankt, so lommen die Nachbarn, die Bekannten und Verwandten in und vor der Hütte zusammen, um den Kranken zu sehen. Die nicht ganz nahe bekannt sind, sprechen dabei kein Wort. Sie setzen sich in der Nähe stunden-oder auch tagelang auf den Boden und gehen dann wieder. Die nächsten Verwandten unterstützen den Kranken und suchen seine Last möglichst zu erleichtern. Aber Trostworte,Ermahnungen, die Leiden geduldig zu ertragen, auf ein besseres Jenseits zu hoffen, gibt es nicht, cs wird sogar peinlich vermieden, vom Sterben zu sprechen. Kommt der Tod schließlich doch, so einen Räuber in Sizilien. schaut man halb November.) stumm zu, bis cs vorüber ist. Die aber Christen geworden sind, beten beim Sterben. Nach dem Verscheiden werden sogleich einige Flintenschüsse abgegeben, auch mitten in der Nacht, was die Trauer ausdrücken, auch die bösen Geister vertreiben soll. Die Weiber beginnen dann ihr furchtbares Geheul. Dann wird der Leichnam gewaschen, Männer von Männern, Weiber von Weibern. Die nahen Verwandten bestimmen den Begrübnisplatz, meistens in der Nähe der Hütte; die Hütte, in der jemand gestorben ist, wird verlassen. Die Leichname werden in Tücher eingebunden, je nach dem Stand in viele und schöne, oder in ärmliche, und dann ins Grab gelegt, das über einen Meter tief ist. Häuptlinge bekommen noch größere Gräber. Früher wurde ihnen Gewehr und Speer und viele Kleider mit ins Grab gegeben, wie auch die gewöhnlichen Toten viele Baumwollstoffe mitbekommen; jetzt aber kommt dieser Brauch allmählich ab. Die Neger selbst sagen: Wir verlieren damit nur unser Vermögen umsonst. „Wir haben gesehen, daß auch die Europäer, die doch viel Reichtum haben, ihre Toten ärmlich begraben." Auf unserer Station starben nämlich zwei Brüder, und die Neger schauten neugierig zu, was wohl diesen alles mit ins Grab gegeben werde; dabei sahen sie aber keinen großen Aufwand, denn aus Mangel an Särgen nähten wir unsere Verstorbenen ebenfalls in Tücher ein. Einige legen im Grabe quer über den Leichnam abgehauene Holzstücke, die zu beiden Seiten in der Wand festgehalten werden, damit die Erde nicht gleich mit betn Leichnam in Berührung komme. Ist dies geschehen, so streifen die Umstehenden mit dem Ellbogen, vom Grabe abgewendet, nach rückwärts etwas Erde hinein, damit von den Umstehenden nicht gleich wieder jemand sterbe. „Mit dem im Grabe drinnen ist nichts mehr zu machen, den wollen wir verlieren, aber die Übriggebliebenen soll er verschonen und nicht gleich einen nachholen." Nach dem Glauben der Neger kann der Geist des Verstorbenen, oder die Geister, die das Grab umgeben, einen holen. Die Geister, die das Grab umschweben, sind lauter Ahnen*) und Urahnen des Verstorbenen, und dieser wird jetzt auch so ein Geist und von seinen Ahnen an einen Ort gebracht, wo sie in Freude bei einander wohnen. *) Außer diesen Ahnen gibt es noch drei große Geister, die alle drei böse sind. Der erste heißt Nakale. Er bringt Krankheiten und Mißwachs im Felde, er sendet mtch die großen Heuschreckeuzüge und den Mehltau, der in Afrika den Mtama (Getreideart) so sehr schadet. Der zweite ist Manchepani und der dritte Nanchintenga. Sie fangen einzelne Reisende in der Wildnis auf und bringen sie an einen bestimmten Ort, wo sie einige Tage bleiben müssen, dann sagt ihnen der Geist: „Gehe jetzt heim und sage den Leuten, ich wolle hier Opfer haben, Mehl, Mtama u. s. w." Es handelt sich wahrscheinlich um Leute, die sich verirrt haben. Über dem Grabe lvird gewöhnlich noch eine kleine Hütte gebaut; diese wird mit Baumwolltüchern zugedeckt, die von Zeit zu Zeit erneuert werden, wenn die Angehörigen es ausbringen können. Nach der Beerdigung waschen sich alle bei den Grabesarbeiten Beteiligten Hand und Oberkörper. ' An den Weg, auf dem man die Leiche gebracht hatte, wird ein umgestürzter Kochtopf gelegt und der Boden durchlöchert. Die Verwandten sammeln sich dann beim Hause des Verstorbenen und sitzen da mehrere Tage. Sie schlafen außerhalb der Hütte; Speise bekommen sie von den Überlebenden oder, wenn nicht zu viel vorhanden ist, nehmen sie dieselbe von daheim mit. Zum Zeichen der Trauer rasieren die nahen Verwandten die Kopfhaare glatt ab, dann läßt man sie wachsen bis zur Vollendung der Trauerzeit. Ist diese vorüber, so werden sie wieder rasiert, das Haupt mit Öl übergössen, zum Zeichen der Freude darüber, daß die Trauer vorbei ist. Es wird ein großes Gelage mit Tanz und Gesang veranstaltet. Beim Tode angesehener Personen dauert die Trauer ein volles Jahr. Jedenfalls darf das Weib, deren Mann gestorben ist, vor einem Jahre sich nicht mit einem andern verheiraten, bis zu jenem Tage, an dem sie mit Ol gesalbt wird. Ein Mann kann schon nach einem halben Jahre Trauerzeit wieder heiraten. Das Andenken an angesehene Neger wird durch Pombegelage und Tänze gefeiert. Dabei kommt besonders die Pombe ya msolo vor. Msolo ist der Gebetsbaum, das ist ein ganz unscheinbarer, kleiner Bannt, den man sehr viel in der Wildnis trifft. Doch betet man vor einem, der gerade in der Nähe der Hütte steht. Unter diesen Baum wird die Pombe gestellt; dann ruft das Familienoberhaupt oder der Häuptling die Geister an, die er nahe glaubt — es sollen das hauptsächlich die Ahnen sein — und bittet dann um Abwendung van Unglück und Krankheit, um gute Ernte, um Sklaven, um Segen im Kriege u. s. w. Auch werden dabei Gelübde gemacht, z. B. wenn ich dies und dies erhalte, so mache ich ivieder eine große Pombe und lade viele Leute dazu ein. Nach dem Gebete läßt man dann etwas Pombe und auch etwas Mehl als Opfer unter dem Baum stehen, das Übrige wird von den Umstehenden getrunken. Dabei geht es sehr redselig her und zum Schluffe gibt es gar nicht selten eine Rauferei — was aber auch in Europa vorkommen soll. ßerschieöenes Prinz Illax von Sachsen auf dem Kongresse in Jreihiirg und die St. Petrus Claver-Sodalität. Obzwar eS der General-Leiterin der St. Petrus Claver-Sodalität nicht vergönnt war — wie sie es gewünscht Hütte — an dem Marianischen Kongresse in Freiburg persönlich teilzunehmen und das Werk zu vertreten, so wurde doch erreicht, daß mit Hilfe einer treuen und eifrigen Förderin aus Solothurn, die im Aufträge der General-Leiterin nach Freiburg fuhr, die St. Petrus Claver-Sodalität und in engem Zusammenhang mit derselben die Marienverehrung in Afrika in Freiburg zur Sprache kam. Niemand geringerer als Se. königl. Hoheit Prinz Max von Sachsen geruhte, in dieser Angelegenheit das Wort zu ergreifen und die Sodalität den Kongreßteilnehmern warm zu empfehlen. Mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis wird in Folgendein der Wortlaut seiner Ansprache veröffentlicht: Verehrte Anwesende! Ich inöchte einen Gegenstand zur Besprechung bringen, der nicht in das Programm des Kongresses aufgenommen und dennoch sehr wichtig ist. Derselbe ist uns erst unterbreitet worden, nachdem bereits alles gedruckt war. Es handelt sich um ein Werk gegen die Sklaverei, zur Bekehrung Afrikas, die St. Petrus Claver-Sodalität. Ein Fräulein befindet sich hier als Förderin dieses Werkes, Ich hatte nun am liebsten gewünscht, die Betreffende hätte selber ihre Sache zum Vortrag gebracht, indem ich meinte, daß dies den größten Erfolg haben würde und hatte sie dazu aufgefordert. Allein die weibliche Schüchternheit scheint ihr dies zu verbieten und so habe ich es übernommen, mit einigen Worten diese Angelegenheit zu empfehlen. Wir wissen, daß die allerseligste Jungfrau Maria sich schon zu alten Zeiten als besondere Beschützerin des schwarzen Erdteils Afrika und Befreierin aus der Sklaverei bewährt hat. Sie war es, welche im Mittelalter den Drben. vom allerheiligsten Erlöser zur Befreiung der Gefangenen stiftete. Die heilige Kirche feiert zur Erinnerung daran am 24. Sept, das Fest Maria von der Erlösung der Gefangenen. Dieser Orden hat große Heilige. aufzuweisen, unter anderen den heiligen Raynaldns mit dem Beinamen Nonnatus, welcher sich aus Liebe zu den Gefangenen seine eigenen Lippen mit Schloß und Stiegel durchbohren ließ. So hat sich auch in neuester Zeit, wie wir alle wissen, durch den Kardinal Lavigerie, unter dem Schutz und Segen des hl. Vaters, ein großes Werk zur Bekämpfung der Sklaverei in Afrika gebildet. Im Zusammenhang mit diesem ist auch die St. Petrus Claver-Sodalität entstanden. Sie wurde durch eine Dame, Gräfin Maria Theresia Ledochowska gegründet und unter den Schutz des hl. Petrus Claver aus der Gesellschaft Jesu, des Apostels der Neger und auch eines eifrigen Dieners, und Verehrers Mariens gestellt. Die Sodalität hat nicht irgend ein besonderes Werk, sondern die Unterstützung der afrikanischen Missionen im allgemeinen zur Aufgabe. Auch mit der allerseligsten Jungfrau steht dieselbe in engem Zusammenhang. Zur besonderen Schutzpatronin hat sie sich Unsere Liebe Frau unter dem Titel vom guten Rat erkoren. Die erste Niederlassung, gewissermaßen das Mutterhaus der Genossenschaft in der Nähe von Salzburg, führt den Titel „Maria Sorg" und die Stifterin versichert, daß die Erfahrung die Wahrheit dieses Titels bestätigt habe, daß nämlich „Maria treulich sorge." Wie ich eben bei Durchsicht der Schriften der Sodalität wahrgenommen habe, verbinden mich auch persönliche Beziehungen mit derselben, indem meine eigene Schwester, Erzherzogin Maria Josefa von Österreich, Protektorin derselben ist. Das Fräulein aus Solothurn, welche als Beförderin dieses Werkes hier weilt, hat vom hochwdst. Herrn Bischof des Ortes die Erlaubnis erhalten, für ihre Sache Propaganda zu machen und Schriften auszuteilen.*) Diese Schriftchen belehren uns auch einigermaßen über den Stand der Muttergottesverehrung in Afrika. Ich habe z. B. hier ein Heft der „Kleinen Afrika-Bibliothek" mit einem Bericht über die Missionen *) Echo aus Afrika, illustrierte Monatsschrift, erscheint in fünf Sprachen: deutsch, italienisch, französisch polnisch und böhmisch. Abonnemeutspreis jährt. 1.20 Kr (1.20 m., 1.50 Fr.). Kleine Afrika-Bibliothek, reich illustriert, erscheint am 15. jedes zweiten Monats in deutscher und italienischer Sprache. Preis jährlich 80 Heller (70 Pfg., 1 Fr.). Man abonniert in Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. in Uganda in Händen. Daraus geht hervor, wie die bekehrten Schwarzen mit großem Vertrauen Medaillen der Himmelskönigin tragen, wie ferner viele Missionsstationcn dortselbst Mnttcrgottesnamen führen, wie endlich dieses Missionsfeld zuerst sehr unfruchtbar und die Arbeit daselbst mit vielen Kämpfen verbunden, wie dasselbe aber durch die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau zu einem der gesegnetsten in Afrika geworden ist. In der Tat diirfen wir von Maria und ihrer Fürbitte ganz besonders viel für die Bekehrung der Irrenden erhoffen. Es hat jemand in einer erst nachträglich eingegangenen Zuschrift, die auch sonst kaum mehr zur Kenntnis gebracht werden kann, sich darüber beklagt, daß in dem Programm unseres Kongresses eine Lücke vorhanden sei, indem daselbst von der allerseligsten Jungfrau und ihren Beziehungen zur Bekehrung der Häretiker und Schismatiker, jedoch mit keiner Silbe von ihren Verhältnissen zur Heidenwelt die Rede sei und darin hat er einigermaßen recht. Als die Erstlinge der Heidenwelt in der Person der Weisen aus dem Morgenlande an die Krippe des göttlichen Kindes berufen wurden, da fanden sie nicht ohne tiefe Bedeutung das Kind mit Maria, seiner Mutter, lind wo immer ein armer Heide zur Erkenntnis und Anbetung des wahren Gottes und ihres göttlichen Sohnes gelängt, da kann die Mutter nicht ganz unbeteiligt daran sein. An der Ausbreitung des Reiches ihres göttlichen Sohnes muß sie das größte Interesse haben. Und muß sie dann nicht für Afrika, jenes Land, in welches sie das göttliche Kind auf ihren Armen hineingetragen hat und welches ihr auf der Flucht eine gastliche Herberge gewährt hat, ein erhöhteres Interesse haben? Wenn wir also in unserem Kongreß der getrennten Christen gedenken, o vergessen wir nicht der Allerärmsten und Verlassensten, denken wir an die unermeßliche Heidenwelt, welche noch immer weitaus den größten Teil der Menschheit ausmacht, rufen wir insbesondere über sie die Fürbitte der Gottesgebärerin herab. Somit möchte ich das Werk der St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen dem Wohlwollen der verehrten Teilnehmer am Kongreß bestens empfohlen haben." * * * Ehrfurcht der Sieger für ihren König. In Urundi und bei den Negern überhaupt richtet sich alles nach dem Beispiele des Königs. Der Fürst oder der Häuptling, sei er mächtig oder nicht, ist in der wahren Bedeutung des Wortes der Landesvater und zugleich eine geheiligte Person. Die Neger wissen recht gut, daß seine Macht ihm von oben verliehen ist. Der König ist in ihren Augen ein Sohn des Himmels ebensogut wie in China und nach seinem Tode wird ihm göttliche Ehre erzeigt. Und sogar, was sie verstehen unter ihrem höchsten, ersten Gotte ist nichts anderes als ihr erstes, ältestes Stammoberhaupt, identifiziert mit dessen Geist, Schutzgeist oder wie wir sagen würden, Manen. Das Wort Vaterland läßt den Neger kalt und unempfindlich, aber die geheiligte Person des Königs verkörpert seiner Meinung nach alles, was wir Vaterlandsliebe nennen. Die Worte: „Tugire Mwami" und „Ngire Wann" hat der Schwarze fortwährend im Munde. Das heißt soviel als: „Es lebe der König" oder vielmehr: „Dem Könige Ruhm!" Wird eine Rede gehalten, so hört man diese Worte oft zwanzigmal und unabänderlich sängt jede Rede damit an und schließt damit. Die Warundi sind also richtige afrikanische Royalisten, Königstrcue. Revolutionen sind ihnen nicht unbekannt und sogar Erbfolgckriege kennen sie, aber Republikaner, nein, das möchten sie nie werden. Aus dem Gesagten geht hervor, daß wir hier im Lande alles gewonnen haben, wenn wir die Fürsten oder Häuptlinge für unsere hl. Religion gewonnen haben werden. Deshalb lassen wir auch keine Gelegenheit unbenützt, diese Personen günstig für uns zu stimmen. Hoffen wir, daß unsere werten Leser ihre Gebete mit den unsrigen vereinigen, damit dieser große Erfolg schließlich erzielt werde. * -l- * Begegnung mit einem Leoparden. Ein Missionär in Uschiroinbo in Ostafrika berichtet unter obigem Titel folgende Einzelheiten: Kaum hatten wir den Fluß überschritten, da raschelte es im Gestrüpp : ein Leopard! Alle erhoben ein Geschrei und vollführten einen wahrhaft betäubenden Lärm, um sich so gegenseitig zu ermutigen und die Bestie zu verjagen. „Das ist der Räuber unserer Ziegen," sagte der kleine Johann Baptist, der sich in so zahlreicher Gesellschaft vor dem wilden Tiere sicher fühlte und deshalb ungewöhnlichen Mut verriet, „das ist der Würger unserer Herden! Er kommt gewiß von einem Streifzug ans den Dörfern da drüben. Allein, ich glaube, er hat nichts gefunden, denn er brüllt, als ob er unzufrieden wäre. Um so besser für die armen Leute, wenn sie schadlos davongekommen sind." Ich schoß nach der Richtung, wo das Gebrüll vernommen wurde, um dadurch das Tier zu vertreiben. Denn bei größeren Menschenmassen wagt der Leopard sich nicht hervor, sondern bleibt im Gebüsch und lauert den Nachzüglern auf. Wehe denjenigen, die er im Sprunge aus dem sichern Hinterhalt erreicht! Denn obwohl der Leopard manchmal eine beträchtliche Größe erreicht und sehr kräftig gebaut ist, so wird er dem Menschen doch vor allem durch seine erstaunliche Gewandtheit und Schnelligkeit gefährlich. Kommt cs doch nicht selten vor, daß er sich aus dem dichten Gestrüpp heraus in ungeheurem Sprunge so unversehens auf den Jäger stürzt, daß dieser gar keine Zeit hat, auch nur das Furchtbare seiner Lage zu erkennen. So sah ich einmal einen Neger auf einen Leoparden zielen, der sich etwa 15 Meter entfernt in der Krone eines Baumes versteckt hatte. Allein, kaum hatte der Jäger angelegt, da hatte die Bestie ihn auch schon an der Kehle erfaßt und der Arme wäre unfehlbar in Stücke gerissen worden, hätte sein Begleiter nicht Geistesgegenwart genug besessen, dem Untiere im selben Augenblick eine Kugel durch den Kopf zu jagen, worauf es natürlich tot zu Boden stürzte. Da unsere Karawane also einen solchen Höllenlärm verursachte, floh der Leopard landeinwärts und verschwand im Gebüsche der weiten Ebene. Da ich gerade von den Leoparden spreche, muß ich bemerken, daß es deren in Deutsch-Ostafrika zwei verschiedene Arten gibt. Ich habe dies nicht nur von den Negern erfahren, sondern die verschiedenen Arten auch mit eigenen Augen gesehen. Die kleinere Lco-pardenart hat nichts Außerordentliches an sich und tfeaerfamilie im Ls-te. findet sich sehr häufig. Die zweite Art hingegen ist ziemlich selten. Ihr Bau ist stattlicher, daS Fell ist bedeutend schöner und strahlt über Nacht Phosphorlicht aus, sodaß man das Tier in der Dunkelheit sehr gut erkennen kann. Der unersättliche Blutdurst macht den Leoparden zu einem der gefurchtesten Feinde unserer Schaf- und Ziegenherden in Unjamwesy. Unter dem Schutze der Nacht schleicht er an die Hürden und Hütten heran, wo er Schafe oder Ziegen wittert, bricht mit Leichtigkeit in die verhältnismäßig schwachen Bauten ein und hört nicht auf zu morden, bis das letzte Tier getötet und sein Blut getrunken ist. Denn der Leopard nimmt die getöteten Tiere nicht mit. Sein Verlangen geht nur nach Blut. Leider gelingen ihm seine Raubzüge nur zu häufig, trotz der Wach- samkeit der Eingeborenen, von denen stets einer in der Nähe der Herden sein Nachtquartier aufschlägt. Auch unserer Herde hat der Leopard schon manchen empfindlichen Schaden zugefügt. Hat er doch einmal unsere ganze Herde, bestehend aus 54 Ziegen, erwürgt. Mittels einer kleinen Öffnung in der Mauer hatte die Bestie sich nachts einen Zugang zum Stall erbrochen und als wir am nächsten Morgen ’ nach unserer Herde sahen, da waren alle Ziegen getötet. * * -r- Bekämpfung der Malaria. Durch die Beobachtungen Robert Kochs und die Arbeiten des englischen Arztes Roß und der italienischen Forscher ist der zwingende Nachweis für die Übertragung der Malaria auf den Menschen durch den Stich gewisser Stechmücken der Gattung Anopheles erbracht. Der von dem Franzosen Laveran entdeckte Parasit entstammt der niedrigsten Klasse des Tierreichs. Er ruft die Krankheit durch seine Ansiedelung auf den roten Blutkörperchen und durch seine Vermehrung im Körper des Menschen hervor. Diese äußert sich in ihrem akuten Stadium durch hohes Fieber, welches das Leben unmittelbar bedroht, in den chronischen Fällen durch eine zunehmende schwere Blutarmut. Letztere ist die Folge der Wirkung des Parasiten auf die roten Blutkörperchen und die blutbildenden Organe. Befinden sich in dem Blute des erkrankten Menschen gewisse Entwicklungsstadien der Malaria-parasiten, welche in eine für das Leben der Mücke geeignete Form überzugehen vermögen und wird solches Blut von einer Stechmücke aufgesogen, so siedeln sich die Parasiten in der Wand des Verdauungskanals der Mücke an, wachsen hier und bilden zahlreiche kleine Keime. Diese breiten sich im Körper der Mücke aus, wandern schließlich in die Speicheldrüse, mengen sich dem von dieser abgesonderten Safte bei und werden mit ihm entleert, sobald die Mücke sticht. Auf diese Weise können die Keime der Krankheit in den Blutkreislauf eines gesunden Menschen gelangen. Die Richtigkeit dieser Auffassung wurde durch eine Reihe höchst mühsamer wissenschaftlicher Untersuchungen, sowie durch gelungene Übertragungsversuche geliefert. Nachdem so die Entstehung und Übertragung der Krankheit festgestellt ist, stehen für ihre Bekämpfung zwei Wege offen: der eine, daß man sich bemüht, den Menschen vor dem Stich der gefährlichen Mücken zu schützen: der andere, daß man die letzteren zu verhindern sucht, sich immer wieder mit dem Ansteckungsstoff zu beladen. Der Schutz des einzelnen Menschen gegen Mückenstiche wird zur Nachtzeit, bei der Hauptschwärmzeit der Anopheles, in vielen Fällen durch ein gutschließendes Moskitonetz erreicht. Ein wirksamer Schutz aber gegen Erkrankung erfolgt in vielen Fällen durch Einnehmen von Chinin in bestimmten, regelmäßigen Zwischenräumen. Koch emfiehlt an jedem 10. bis 11. Tage eine Dosis von 1 Gramm. Die Hauptaufgabe des Kampfes gegen die Malaria besteht aber in Maßnahmen, welche der Allgemeinheit zugute kommen. Dieses Ziel sucht Koch dadurch zu erreichen, daß er den Mücken die Gelegenheit nimmt, sich mit Malariakeimen zu beladen und dieses geschieht dadurch, daß man den Anopheles die Möglichkeit entzieht, immer wieder die Ansteckungskeiine in sich aufzunehmen. Dies sucht er dadurch zu erreichen, daß an dem befallenen Orte möglichst alle Menschen, welche in ihrem Blut Malariakeime beherbergen, ausfindig gemacht und durch zweckmäßige Chininbehandlung von den Parasiten befreit werden. * -i- * Unseren Abonnenten diene zur gest. Kenntnisnahme, daß die nächste Nummer, die letzte dieses Jahres, dieser Zeitschrift bereits Mitte November-erscheinen wird. Für die Schriftleitung: P. Xaver Geyer F. 8. C. — Druck von A. Weger's fb. Hofbuchdruckerei, Brixen.