Laibcher TaMtt. Expedition: Hcrrcngasse Nr. 6. Nr. 152.8VLWW Mittwoch, 7. Juli 188Ü.—Morgen: Kilian B, jZWNv'ö-T 13. Jahrg. Mit der P-ft: «-n,jähr. ft. »r. "_____,eigen bi- k Zeilen 2V Ir. _^ 2nl«rl i ° n Sy re 11 e: Ein. Der Ernst der europäischen Situation. Als Graf Andrassy zum Berliner Kongresse im Jahre 1878 seine Reise antrat, ergieng in Oesterreich die Ordre einer partiellen Mobilisierung — und wenige Tage nach dem Berliner Friedens-concerte krachten die ersten Schüsse in Bosnien und der Herzegowina. Wir wollen zwar damit keineswegs gesagt haben, dass auch die im kleineren Stile soeben absolvierte Berliner Conserenz positiv Consequenzen nach sich ziehen wird, denen zufolge abermals ein Blutvergießen unvermeidlich wäre — allein so viel steht gewiss, dass die Pforte, so ohnmächtig sie ist, die Beschlüsse der Conserenz nicht gutwillig wird vollziehen lassen, die neue Grenze nicht sofort anerkennen und sich in das Unvermeidliche nicht fügen wird. Selbst in dem Falle, als die Pforte dem Anrathen ihrer Aerzte Folge leistet und die neue Amputation ihres Gebietes willfährig zulässt, so obliegt es den Griechen noch immer, einen StrausS mit der Liga von Pre-vesa auszusechten, der jedoch das übrige Europa kaum alarmieren würde. Die gestrige „Bohemia" veröffentlicht an erster Stelle zwei aus besonderen Quellen stammende Correspondenzen aus Berlin und Wien, welche den Ernst der europäischen Situation nach dem Schlüsse der Conserenz hervorheben. Der Berliner Correspondent constatiert, dass die auf der Conserenz bekundete Einmüthigkeit der Großmächte höchst bedeutungsvoll für die weitere Entwicklung der Dinge fei. Die Ueberreichung der Conferenzbefchlüfse durch eine Collectivnote sei das stärkste diplomatische Mittel, das die Empfänger an die schwere Verantwortung bei Nichtbefolgung erinnert. Als Grundsatz sei in allen diplomatischen Kreisen die Ausfassung angenommen worden, dass die Pforte mit der Ablehnung oder Ignorierung der Conferenzbeschlüfse den Berliner Vertrag in Frage stellen, sich von demselben lossagen und keinen völkerrechtlichen Anspruch mehr auf die ihr durch denselben gewährleisteten Vortheile haben würde. Aehnlich äußert sich der Wiener Correspondent. Er bespricht die Chancen eines griechischtürkischen Krieges, da für die unter einem gewissen Legalitäts-Nimbus kämpfenden Griechen durch die Mithilfe ihrer zahlreichen und reichen Landsleute in der Türkei lange zu ertragen wäre. Der Sultan folge nur den Eingebungen des fanatischen Osman Pascha und verschließe den besseren Rathschlägen leider sein Gehör. Aus den Landtage«. Oberösterreich. Der Landtag hielt am 5. d. M. zwei stürmisch bewegte Sitzungen. In der Vormittagssitzung beantragte Berichterstatter Göl-lerich im Namen des Schulausschusses, auf Grund des Berichtes des Landesausschusses über die SchulenquZte, Beschränkung des Unterrichtes in den weiblichen Handarbeiten und des Mädchenturnens, möglichst billige und dauernde Lehrbücher, Erleichterungen des Schulbesuches und der Schulstrafen und Erhöhung des Taggeldes bei Lehrer-conserenzen von 2 auf 3 fl. Bischof Rudigier, Doblhamer und Lechner greifen die Schulgesetze, den Landesausschuss und den Landesschulrath aufs heftigste an. Bischof Rudigier erklärt, er könne die Oberaufsicht des Staates nie und nimmer anerkennen; selbst wenn ein Cardinal Unterrichts« minister wäre, aber nur eine weltliche Mission hätte, könnte er ihn nicht anerkennen. Das Sittlich-Religiöse sei nur ein Aushängeschild, wie der Schafpelz im Gleichnisse. Dr. Bahr uno Dr. Wiser als Berichterstatter replicieren lichtvoll und sachgemäß. Die Erhöhung der Taggelder wird abgelehnt, alle anderen Anträge werden angenommen Der Statthalter erklärt, die Schulgesetze müssen, so lange sie bestehen, durchgeführt werden; in der Durchführung können die Härten gemildert werden, aber nur im Rahmen der Gesetze. Nachmittags war die Debatte noch erregter' Dr. Dehne berichtete über das Schulpräliminare' Von clericaler Seite sprachen Pfarrer Binder-Grünberger, Fischer und Zehetmayr. Bischo' Rudigier ergriff dreimal das Wort, um die Schulgesetze und die Schulbehörden anzuklagen; nirgends sei eS auf dem Gebiete der Schule so arg, wie in Oberösterreich. Wickhoff antwortete treffend, dass nirgends so gehetzt werde, wie in Oberösterreich; bevor Rudigier als Bischof nach Linz kam, lebte man daselbst in Frieden und Eintracht; er habe den Kampf entfesselt und dulde, dass das „Volksblatt", auf welches er doch Einfluss habe, gegen die Schule unqualificierbare Verdächtigungen ins Volk schleudere. Von liberaler Seite sprachen noch Heindl, Pechtl und der Berichterstatter Dehne. Das Präliminare wurde angenommen. Die Clericalen enthielten sich der Abstimmung. Der Schluss der Session findet wahrscheinlich in der Mitte der Woche statt. Steiermark. Der Landtag erledigte die Budgets des Schullehrer-Pensionssonds, der Nor-malschulsonds und der Volksschulen. Dabei erklärte Abgeordneter Karlon namens seiner Partei, dass dieselbe im Sinne ihrer Erklärung aus dem Jahre 1872 an der Abstimmung nicht theilnehme. Die Clericalen verließen hierauf den Saal und begaben sich auf die Gallerie. Graf Gleis» bach referierte namens des Unterrichtsausschusses über 676 Petitionen um Wiederherstellung des con-fessionellen, d. H. katholischen Charakters der Volksschule, um die sechsjährige Schulpflicht mit Wiederholungsunterricht und um Herabminderung der Kosten der Volksschule. Der Redner beantragte den Uebergang zur Tagesordnung, weil der Landtag bezüglich des ersten und zweiten Punktes nicht competent sei, bezüglich des letzten Punktes aber ohnehin innerhalb des Gesetzes das Nöthigste geschehe. Zu Gunsten der Petitionen sprachen Kar» lon, Wöhr und Schalhammer, gegen dieselben Jeuisseton. Herbst. Eine Erzählung aus der Gegenwart. Von H. Auegg (Fortsetzung.) „Ganz so. wie dies, kann ich Wohl nicht schreiben, lieber Doctor, und Sie sollten nicht, um mich zu erheiteren, die Sache so leicht nehmen," sagte matt die Gräfin. „Ich werde mich nur über die Gemeinheit der Anschuldigung beklagen, die mich am meisten verletzt. Die anderen Dinge halte ich für Drohungen, die aus meines Schwagers eifrigem Parteigeiste stammen, die er aber kaum erfüllen würde. Ich wäre ja in der äußersten Verlegenheit, wenn ich jetzt einen anderen Vormund wählen sollte; ich wäre ruiniert, wenn ich jetzt auf dieses wenig erträgliche Gut Plötzlich 70,000 fl. aufnehmen müsste." »Es ist doch so, und wenn sie nicht entschieden alle Punkte zurückweisen, wird die Katastrophe über Sie Hereinbrechen und Ihre ganze hochgräfliche Verwandtschaft wird Sie sitzen lassen, während Alexander Schuld und Vormundschaft mit Freuden übernehmen würde;" dies behauptete der Doctor, und dabei blieb er. „Glauben Sie wirklich, dass Fehrich alle diese Opfer für mich brächte?" frug die Gräfin nach einer längeren Pause, die Dr. Stein mit Wohlgefallen als eine beginnende Beruhigung beobachtet hatte. „Alles wird er für Sie thun, Frau Gräfin," wiederholte der Doctor, „wenn Sie ein rechtes und ganzes Vertrauen zu ihm haben und nicht verlangen, dass er Ihre Kinder fürs dreizehnte Jahrhundert erziehen solle, zu Hofdienst und Kreuzzügen und weiß Gott, welch' feudalem Schwindel. Alexander geht für Sie ins Feuer, da stehe ich Ihnen gut dafür; er weiß es nur selber noch nicht, dass er's thut. Sie brauchen es nur darauf ankommen zu lasse»; das ist doch sonst den Frauen nicht so schwer," schloss fein lächelnd der Doctor. „Sie treiben es, wie Ihr Freund selbst," erwiderte etwas ungeduldig die Gräfin; „wenn Ihr mir etwas recht Einschneidendes, meine liebsten Gedanken Verletzendes gesagt habt, dann schließt Ihr mit irgend einer Schmeichelei oder mit irgend einem gemüthlichen Worte, um mich zu verwirren und zu bestechen. Sagen Sie mir lieber, ist's denn wirklich nicht möglich, mit einem Nachbar, mit einem guten Bekannten verkehren zu können, ohne in schlechten Ruf zu kommen? Soll ich den angenehmen Um- gang eines geistvollen Mannes, eines Freundes meiner Kinder entbehren, weil man mir vorwirst, ich lasse mir den Hof machen?" „Nein, das sollen Sie nicht, Frau Gräfin.» war des Doctors bestimmte Antwort; „dergleichen Rederei vergeht wieder, wenn die Leute sehen, dass nichts daran ist. Und übrigens," setzte er hinzu, in-dem er sich lächelnd über die Gräfin beugte, „finde ich nichts so Ungeheuerliches daran, wenn man einer Witwe von dreißig Jahren nachsagt, dass sie sich von einem Manne von sechsunddreißig Jahren den Hof machen lasse; beide jung, beide hübsch, geistvoll und liebenswürdig, in der Einsamkeit des Landlebens: warum sollten Sie sich nicht für einander interessieren?* „Ich verstehe Sie nicht, Doctor," sagte leise die Gräfin, aber eine tiefe Röthe überdeckte ihr Gesicht und bewies, dass sie zu verstehen beginne. Da sie aber nicht weiter sprach, sondern beharrlich schwieg und wie in sich selbst hineinsah, erhob sich Stein und sagte sreundlich: „Ich glaub«, es geht Ihnen jetzt ein bischeu besser, und wen» Sie diese Arznei fortgebrauchen und sich den Verdruss aus dem Kopfe schlagen, werden Sie bald wieder so wohl und muthig sein wie sonst." Kienzl. Schließlich hielt der Berichterstatter Graf Gleispach eine glänzende, häufig durch Beifall unterbrochene Rede, in welcher er den Petitionssturm und die darauf basierten Anträge Karlons als leere Demonstration gegen die Volksschule bezeichnte; der Volksschule gegenüber seien der liberale und der clericale Standpunkt so gegensätzlich, dass eine gütliche Vereinbarung undenkbar und die Entscheidung immer nur eine Machtsrage sei. Für die Anträge Karlons stimmten die Clericalen und Slovenen, zusammen 17 Stimmen; der Ueber-gang zur Tagesordnung wurde angenommen. Der Landtag beschloss die Schließnng des botanischen Gartens, falls die Regierung denselben nicht übernimmt. Die auf die Reorganisierung des Landesmuseums „Joanneum" bezüglichen Anträge des Landesausschusses werden genehmigt. Zolgar nahm sich wiederholt der angeblich unter-drückten slovenischen Sprache an und verlangte, der Landesausschuss solle darauf hinwirken, dass die Schüler an der Landes-Oberrealschule in Graz von den beiden obligaten Sprachen, Englisch und Slovenisch, letztere wählen, worauf der Abgeordnete Schreiner erwiderte, der Landesausschuss fühle sich nicht verpflichtet, die Schüler zu zwingen, das Slovenische der englischen Sprache vorzuziehen, da ein Techniker mit dem Englischen jedenfalls weiter kommen werde, als mit dem Slovenischen. Bei der Weinbauschule verlangt Zolgar die Ertheilung des ganzen U nt er-ricbtsinslovenischer Sprache, welche beim Weinbaue eine reichere Terminologie habe, als die deutsche, was daher komme, weil die Slovenen im Weinbaue viel mehr geleistet haben, als die Deutschen. (Ohoruse und Gelächter.) Gras Wurm-drand rügte es, dass der Vorredner jedes Capitel des Budgets benütze, um nationale Agitation zu treiben, wo sie gar nicht am Platze sei. Die Slovenen sollten lieber in den Volksschulen das Deutsche weniger vernachlässigen. Nur durch künstliche Sprach-Jsolierung seien sie auf ihrer heutigen Culturstufe zurückgehalten worden. (Beifall.) Der Landtag beschloss, die Hufbeschlags- und Thierheilanstalten im nächsten Jahre aufzulassen, und erledigte den größten Theil des Unterrichts-budgetS. Die nächste Sitzung findet heute Nachmittags statt. Abgeordneter Heilsberg wird nach Erledigung seines Referats im Budget die Stelle als Landesausschussmitglied wegen Inanspruchnahme durch den Reichsrath niederlegen. Als Candidat sür diese Stelle steht Dr. Wannisch in Aussicht. Salzburg. Der Landtag gieng in die Berathung der Regierungsvorlage über das Fischereirecht nicht ein und beschloss gleichzeitig, Gräfin Svandermatt hielt den Arzt an der Hand zurück und sagte: „O, nichts», lieberDoctor, Sie schulden mir noch von gestern her eine wichtige Mittheilung, und eben weil ich heute wegen Ihres Freundes so viel Verdruss erleiden musste, sollen Sie mir die Geschichte seines Lebens erzählen," Dr. Stein setzte sich lächelnd wieder neben das Ruhebett der Gräfin und sagte: „Da haben wir's; trotz der Kränkung uud Unwohlseins will eine Frau nichts verlieren, worauf sie neugierig ist. Ei, meine liebe Frau Gräfin, habe ich Ihnen denn so bestimmt versprochen, Ihnen Alexanders Lebensgeschichte zu erzählen? Ich habe eigentlich gar kein Recht dazu und that cs anch noch nie," fuhr er ernster fort, als die Gräfin ihn bittend ansah. „Wüsste ich nicht, dass Alexander großes Vertrauen in Ihr Gemüth hegt, ich könnte es nicht wagen, Ihnen ohne sein Vorwissen jene traurige Katastrophe aus seinem Leben mitzutheilen. Es ist ein Stückchen Roman und doch eigentlich sehr einfach. Alexander hatte einen Freund, einen liebenswürdigen, fähigen jungen Mann aus der Wiener Aristokratie, mit dem er viele Studienjahre getheilt und durch welchen er auf Reisen und in anderen Residenzen auch immer wie in Wien in diploma- das Ackerbauministerium zu ersuchen, in der nächsten Landtagssession ein möglichst vollständiges Fischereigesetz einzubringen. Nachdem gegen die Wahl Padstätters in Hallein gestern ein Protest eingelaufen ist, wurde der Wahlact dem Versassungs-ausschusse zugewiesen. Oesterreich-Ungarn. Vorgestern hat nach der Rückkehr des Ministerpräsidenten ein zweistündiger Ministerrath stattgesunden, welcher sich auch mit der Frage der Schließung des böhmischen Landtages beschäftigt haben soll. Ein Termin für den Landtagsschluss ist, wie man aus Prag berichtet, dort noch nicht bekannt; indessen stimmen beide Parteien darin überein, die Arbeiten noch in dieser Woche zu beendigen. Selbstverständlich wünscht jedoch die Verfassungspartei, dass die Verhandlung über die Petitionen, betreffend die Sprachenzwangs-Verordnung, vorher ihrer Erledigung zugeführt werde. Indessen ist es nunmehr, da das Budget pro 1881 erledigt ist, der Regierung anheimgegeben, wann sie die Schließung des Landtages verfügen will. Im Saale der czechifchen Bürgerressource fand eine von mehreren Wählern der Altstadt Prag einberusene Wählerversammlung statt, um dem Oberstlandmarschall-Stellvertreter Klaudy wegen seiner Stimmenthaltung bei der Wahlreformdebatte ein Misstrauensvotum zu ertheilen. Es erschienen an hundert Personen, darunter aber nur wenig wirkliche Wähler. Vorsitzender war Voitl, einziger Redner Srb, Redacteur der „Politik," der in der heftigsten Weise und höhnisch gegen Klaudy sprach und ihn des Abfalls von der czechifchen Nation beschuldigte. Derselbe beantragt eine Resolution, die einstimmig angenommen'wird. Dieselbe lautet: „Wir versammelten Wähler der Altstadt Prag geben unserem Landtagsabgeordneten Klaudy anlässlich seines politischen Vorgehens in letzter Zeit und namentlich anlässlich des Benehmens bei der Abstimmung über die Wahlreformvorlage unser Misstrauen kund und sprechen unser Bedauern aus, dass die Altstadt Prag durch diese Persönlichkeit keine solche Vertretung im Landtage findet, wie es ihr Gedeihen und die Würde des czechifchen Namens verlangt." Frankreich. Nach den neuesten Nachrichten aus Frankreich verlautet, dass Ende dieser Woche die Decrete auch gegen die Franciscaner, Kapuziner, Eudisten und Oblatisten zur Ausführung gelangen werden. tische und gesellschaftlich hochgestellte Kreise kam, ohne aber in jenes tolle und wüste Treiben zu verfallen, das die Jugend so vieler dieser jungen Männer ausfüllt. Davor War Alexander vielfach durch seinen Idealismus, durch seine Liebe zu den Wissenschaften bewahrt. In Paris nun stand es am schlimmsten um Alexanders Freund; ohnedies schwach und leichtsinnig, hatte er durch eine demüthigende Kränkung aus der Heimat her allen moralischen Halt verloren und wurde seinen intimsten Bekannten und Vergnü« gnngsgenossen ein Ekel. Nur Alexander hielt an ihm noch fest, weil er ihn aus besseren Zeiten her kannte und eben da, wo er es am ärgsten trieb, weniger mit ihm verkehrte. Alexander war geborgen — er liebte; liebte mit einer ganz unerklärlichen — und mit fataler Blindheit ein Weib, das seiner nicht wert war; eine Französin, ein Mädchen aus dem Volke, die Tochter eines Schurken, aber er liebte nnd glaubte. Alexander wollte das Mädchen retten, es zu sich heranbilden und sür sich erziehen; er wollte es von seinem entsetzlichen Vater loskaufen und in die deutsche Heimat bringen. Ich lernte ihn damals kennen, da ich Studien Vermischtes. — Heiratsdispens für Prinzessin Stephanie. „Das päpstliche Dispensationsbreve, welches der König von Belgien anlässlich der Verheiratung seiner Tochter, der Prinzessin Stephanie, mit dem im dritten Verwandtschaftsgrade stehenden Kronprinzen von Oesterreich nachsuchen ließ, ist bis zur Stunde noch nicht erledigt. Cardinal Nina glaubte die vom bisherigen belgischen Gesandten beim Vatican nachgesuchte Vermittlung beim Papste ablehnen zu sollen, da es sich hier nicht um eine diplomatische, sondern um eine streng kirchliche Angelegenheit, um eine Gewissensfrage pro iutsrno toro handle, und gab dem Baron Anethan den Rath, der König möge sich persönlich mit seinem Dispensgesuch an den Papst wenden, wie es in solchen Fällen stets Usus wäre. Der König schrieb nun wenige Tage vor Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit dem Vatican an Papst Leo. Da die Nuntiatur in Belgien ihre Thätigkeit eingestellt hat, wird das päpstliche Antwortschreiben wohl durch auswärtige diplomatische Vermittlung, wahrscheinlich durch die Nuntiatur in Wien und die österreichische Regierung, dem belgischen Hofe zugestellt werden." Also meldet der „Sonn- und Feiertags-Courier." — EinmerkwürdigerBlitzschlag. AuS Jrnharding wird der „Linzer Tagespost" geschrieben : „Am 2. Juli, gegen halb 9 Uhr, zog ein starkes Gewitter über die Welser Haide, und ein Haus in Ortschaft Gasseloh. Gemeinde Gunskircken. war der Gegenstand, in dem der Blitz seine Verheerung anstellte. Er fuhr nämlich beim Rauchfang, den er zerstörte, in die Küche, zuckte auf dem Boden herum, kam durch die neben der Küche befindliche Stallwand in ein Zimmer, in dem sich ein alter kranker Mann im Bette befand, fuhr auf dem Spar-herd umher, flog daun zu der Wanduhr, die er jedoch nicht zum Stehen brachte, und von dieser zur Zimmerdecke, die er an wenigstens zwanzig Stellen durchlöcherte. Nachdem er auf dem Boden gewirt-schastet, kam er wieder durch die Zimmerdecke in das Zimmer und fuhr durch die Wand, die auch deutlich Spuren zeigt, in das Vorhaus, bearbeitete auch da die Decke, kam wieder in die Küche, riss ein Stück der Stallthür weg, zertrümmerte die Fenster und verschwand durch diese. Während dieser unliebsame Gast so wirtschaftete, befanden sich der Besitzer und dessen Eheweib in der Stube und ein altes Mütterchen im Freien. Als letzteres in die Stube trat, fand es die beiden Eheleute jammernd auf dem Boden liegen. Nach und nach erholten sie sich und konnten sowohl Hände als auch Füße wieder gebrauchen. Der Mann war von der Tischbank, halber in Paris weilte und öfters bei der österreichischen Gesandtschaft mit ihm zusammentraf. Durch seine Bekannten erfuhr ich Von seiner Liebe, und mich rührte die Schwärmerei des jungen Deutschen mitten in dem Pariser Treiben. Ich sollte ihn bald näher kennen lernen. Als Alexander von einem mehrtägigen Aufenthalt in London, wohin sein Vater ihn zu einer Zusammenkunft mit dem älteren Bruder beschieden hatte, zurückkchrte. fand er einen schlecht geschriebenen Zettel, worin der Vater jenes Mädchens ihm anzeigte, dass er die Tochter wieder zu sich genommen habe, dass sie krank sei, und dass Alexander sie durch einige Zeit nicht besuchen dürfte. Wie ein Rasender kam der junge Mann zu mir und verlangte, dass ich ihn begleiten solle, er wolle das Mädchen nochmals dem grässlichen Vater entreißen und es mir zur Pflege übergeben, wenn es wirklich krank sein sollte. Ich gab mir keine Mühe, ihn davon abzuhalten, obwohl ich verschiedenen Gerüchten nach Schlimmes ahnte. Was wir fanden, war die traurige Bestätigung dieser Gerüchte. (Fortschnng folgt.) dessen Weib von der Ofenbank heruntergeschleudert worden. Die Alte wurde weder betäubt noch gelähmt und kam mit dem bloßen Schrecken davon." — Unfall deSBischofs vonBudweis. Einem Privattelegramm aus Budweis entnimmt das „Vaterland" die Mittheilung, dass Herr Bischof Jirsik, welcher auf einer Firmungsreise begriffen ist, am Samstag in Oberplan mit seinem Gefährt über einen vier Klafter tiefen Abbang herabstürzte; der Wagen ist gebrochen. Der Bischof soll unbeschädigt geblieben sein. Ein in Wien eingetroffenes Privatschreiben aus Budweis weiß dagegen noch zu melden, dass der Bischof nach dem Sturz die Sprache nicht wieder erlangt hätte, welche Nachricht darauf hindeuten würde, dass der hochbejahrte Kirchenfürst infolge der während des heftigen Sturzes erlittenen Erschütterung und des dabei ausgestandenen Schreckens momentan des Gebrauches der Sprache beraubt wurde. — Oberammergauer Passionsspiel. Aus Oberammergau wird unterm 4. d. geschrieben: Der Besuch der heutigen sechzehnten Aufführung des Passionsspieles ist wieder ein außerordentlich zahlreicher. Schon am Freitage trafen mit den Zügen in Murnau 1200 Personen ein. Am Samstag kamen mit dem Morgenzuge 1550, mit dem um 11 Uhr folgenden Extrazuge 400 mit dem ersten Nachmittagszuge 700, mit dem Extrazuge um 4 Uhr 350 und mit dem Abendzuge (6 Uhr 10 Minuten) noch !10 Gäste, im ganzen also mit der Bahn an den beiden Tagen allein 4310 Personen an. Ein Nachspiel fand nicht statt. — In einem zweiten Berichte lesen wir: Kein Nachspiel! Mit diesem Schreckensworte wurden heute morgens hier die vertrauensselig eingetroffenen Spätlinge der Passionswallfahrt begrüsst; denselben blieb nichts anders übrig, als mit dem nächsten Zuge wieder heimzukehren, was sie um so schleuniger ausführten, je dichter das Gebirge verhängt war und je kräftiger der Regen herniederströmte. Geregnet hat es während des Spieles wieder ganz unglaublich von 9 bis 4 Uhr. Zwei Stunden lang war das unaufhörliche Gießen so intensiv, dass vom Dialoge gar nichts verstanden werden konnte; die Kreuzigungsscene ging ohne Regen vor sich. Schlimm für die im Wagen fahrenden Pilger ist, dass die kundigen Rosselenker sie erbarmungslos durch Murnau hindurch bis zum Bahnhofe schleppen, wo es dann in der benachbarten kleinen Restauration chaotisch zugeht; an den trefflichen Gasthöfen des Marktes Murnau und ihren warmen Suppenschüsseln zu halten, fällt diesen biederen Leuten gar nicht ein, wenn sie nicht etwa energisch von ihren Fahrgästen darum angegangen werden. — Ein Calviner beim Papste. Ueber eine Audienz beim Papste, welche jüngst Dr. Aladar Ballagi aus Budapest gewährt wurde, berichten Pester Blätter: „Der päpstliche Kämmerer Graf Zichy stellte den Genannten Sr. Heiligkeit in französischer Sprache mit folgenden Worten vor: „Herr Dr. Ballagi, Verfasser mehrerer geschichtlicher Werke; sein Vater ist eine Celebrität in Ungarn. Er reist heute ab, vorher wollte er jedoch den Segen Ew. Heiligkeit für sich und seine Familie erbitten." Der Papst wandte sich an den Vorgestellten: „Wann sind Sie nach Rom gekommen?" — „Vor süns Tagen." — „Das ist eine sehr kurze Zeit, um Rom zu besichtigen. Und Sie reisen schon heute?" — „Ja. doch ich will jetzt Rom noch nicht zum letzten- male sehen." — „Dann empfangen Sie meinen väterlichen Segen, und wenn Sie nach Hause kommen, sagen Sie ihrem Vater und Ihrer Familie, dass Sie auch für sie meinen Segen in Empfang genommen haben." Hierauf fragte der Papst den Kämmerer? „Ich hoffe eine gut katholische Familie?" — Der Kämmerer machte sich etwas zu thun, um nicht antworten zu müssen, und Ballagi küsste schweigend die ihm hingereichte Hand. Der Papst aber harrte vergeblich einer Antwort. Wenn er gewusst hätte, dass die ,e6I6brit6 dongroise" eine der incarnierlesten Ketzer Ungarns seil" Local- und Provinzial-Angelegeuheiten. — (Ovation für unseren Landeshauptmann.) Die von der nationalen Minorität des Landtags in der vorgestrigen Sitzung gewaltsam herbeigezogene scandalöse Scene veranlasste die verfassungstreue Majorität des Landtages, sich am Nachmittage in corpore zum Herrn Landeshauptmanne R. von Kaltenegger zu begeben, um demselben durch Baron Apfaltrern das tiefste Bedauern darüber auszusprechen, dass die ihm in einem vom politischen Standpunkte aller Parteien ganz unverfänglichen Gegenstände zugedachte Anerkennung seiner in jeder Beziehung aufopferungsvollen und für das Land so segensreichen Thätigkeit von anderer Seite ebenso unerwartet als taktlos zu einer höchst peinlichen, freilich nur die Urheber selbst bemakelnden Scene benützt wurde, und um gleichzeitig der allseitigen Verehrung für ihn, welche, wenn möglich, infolge solcher Vorfälle nur noch steigen würde, Ausdruck zu geben. Wie wir hören, hat diese in ihrer Form so einfache aber einem wahren Herzensdrange entsprungene Ovation auf den Gefeierten sowohl als auch auf die anwesend gewesenen Landesvertreter den tiefsten Eindruck gemacht. Wir schließen uns im Namen der gesammten liberalen Partei Krains, welche einstimmige Entrüstung über das beispiellos undankbare Vorgehen der nationalen Wortführer fühlte, der dem im ganzen Lande so hoch geachteten Landeshauptmanne gebrachten Ovation mit voller Seele an! — (Dr. Bleiweis als Vorsitzender.) In der kurzen Zeit, als Dr. Bleiweis in der vorgestrigen Landtagssitzung den Vorsitz führte, konnte man bereits einen Vorgeschmack von der sonderbaren Unparteilichkeit bekommen, mit der er eventuell die Landtagsverhaudlungen leiten Würde. Während er die Redner der Minorität ungehindert sich in den heftigsten Jnvectiven und unparlamentarischen Ausdrücken ergehen ließ, fand er es für gut, den Berichterstatter Dr. v. Vesteneck ohne jeden Anlass zu unterbrechen. Womöglich noch eigenthümlicher aber war eS, dass Dr. Bleiwcis, als die Minorität mit Eclat den Saal verließ, mit der Abstimmung nicht vorgieng. sondern eine sehr auffällige Pause machte, bis alle seine theuren Gesinnungsgenossen bei der Thüre draußen waren. Wenn der Landeshauptmann sich ähnliche Unzukömmlichkeiten zu Schulden kommen ließe, welches Geschrei über Absichtlichkeit und Parteilichkeit würde von der Minorität erhoben werden? Ebensowenig fand es Dr. Bleiweis sür angemessen, die Gallerie zur Ruhe zu verweisen, die, wie bei jedem derartigen Spectakel, von bestellten Gymnasiasten zahlreich besucht war und — ein trauriges Zeugnis für den Geschmack der studierenden Jugend — den leidenschaftlichen Auslassungen der Minoritätsredner ungebürlich Beifall spendete. Eine kleine Ironie des Zufalls war es übrigens, dass Dr. Bleiweis bei der vorgestrigen entscheidenden Abstimmung den Vorsitz inneharte und so wider Willen zur Beschlussfähigkeit des Hauses beitragen musste. — (Berichtigungen zur VII. Sitzung des krainischen Landtages.) Zur Rede des Abg. Grafen Thnrn in der Debatte wegen Ueber-gabe Kranker in die Siechenpflege, rectisicieren wir die bezüglich eines „schwerkranken Armen" erzählte Episode dahin, dass derselbe an beiden Füßen lahm gewesen und mittelst eines Karrens von Haus zu Haus zur Erhaltung befördert wurde, häufig stundenlang der Sonnenhitze und grimmigen Kälte auS-gesetzt wurde, wenn eben die Hausbewohner vom Dorfe abwesend waren, bis er eines Tages seinen Leiden erlag. — In derselben Debatte wolle auch die vom Abg. Zarnik gemachte Aeußerung, „dass es Gemeindevorsteher gäbe, welche die Opfergelder für Arme im Brantweintrinken veruntreuen," dahin richtig gestellt werden, dass es eben Gemeindevorsteher gibt, die Wirtshäuser und Brantwein-schänken innehaben und möglicherweise bei Ver-theilnng der Armengelder auf ihre besten Kundschaften Rücksicht nehmen könnten." — (Krainische Handelskammer.) Die Handels- und Gewerbekammer für Krain hält heute um 6 Uhr abends im städtischen Rathssaale eine öffentliche Sitzung mit folgender Tagesordnung ab : 1.) Vorlage des Protokolls der letzten Sitzung; 2.) Geschäftsbericht; 3.) Bericht der ersten Section über den Tarif der Waganstalt in Reisniz; 4.) Berichte der zweiten Section über die Gesuche: g.) um Anordnung, dass der Zug Nr. 704 von TarviS nach Laibach und der Zug Nr. 703 von Laibach bis Tarvis verkehren würde; d) wegen Aenderung der Benennung der Station „Ratschach" in „Weißenfels"; c) wegen Beistellung der Fahr- und Briefpost in Weißensels; ä) um Wiedererrichtung deS Postamtes Wurzen ; k) um Mautbefreiung>der Fuhren vom Bahnhofe in die Stadt Krainburg; 5.) allfällige sonstige Anträge. — (Bankett der deutsch-liberalen Gesinnungsgenossen in Graz.) Die deutsch-libe-ralen Gesinnungsgenossen der Hauptstadt unserer benachbarten grünen Steiermark veranstalteten am verflossenen Montage ein großartiges Bankett, dem nahezu sämmtliche liberale steierische Landtags- und Reichsrathsabgeordnete beiwohnten. Sehr zahlreich vertreten waren die Professoren der beiden Hochschulen, Advocaten, Aerzte, Lehrer, die Industrie, der Kaufmannsstand, die deutsche Studentenschaft u, f. w. Selbstverständlich galt der erste Toast dem Kaiser, dargebracht vom Bürgermeister Dr. Kienzl. In einer schwungvollen, mit großem Beifalle auf» genommenen Rede entwickelte Dr. Schlosser die Bedeutung des Festes. Dr. Rechbauer toastierte auf die grüne Steiermark, Graf Wurmbrand auf den politischen Fortschritt und Landtagsabgeordneter Spaung auf die warmfühlenden Deutschösterreicher und ihr altes tricolores Symbol. Nicht weniger als 250 Personen nahmen an dem schönen Feste theil, das wohl den deutlichsten Beweis lieferte, dass der Deutsch-österreicher im Bewusstsein seiner kulturellen Höhe es niemals zulassen wird, dass man ihm sein Recht nehmen wird. Treffend bemerkte Dr. Rechbauer, dass die Gefahr, dem Deutschen sein Recht zu nehmen, immer abgewendet wurde und auch jetzt abgewendet werden wird, wenn die Deutschen vereint für ihre Rechte, für ihre wohlerworbene politische Stellung kämpfen. — (Deutscher Turnverein.) Der am 29. Juni l. I. vom Gauverba n de der deut-schenTurnvereine von Steiermark, Kärnten, Krain und dem Küstenlande in der landschaftlichen Turnhalle abgehaltene Gautag wurde vom Vertreter des Vorortes Klagenfurt, Herrn Richard Liegel, eröffnet, zum Vorsitzenden der Versammlung Herr Heinrich Wastian und zu Schriftführern die Herren stuä. Jul. Schuster und Adolf Fritsch gewählt. Nach Entgegennahme der Vollmachten von den Vertretern des allgemeinen Grazer Turnvereines, des akademischen Turnvereines in Graz, der Turnvereine von Judenburg, Marburg, Pettau, Klagenfurt, Laibach und des Turnvereines „Eintracht" in Triest erstattete Herr Richard Liegel namens des letzten Vorortes Klagenfurt den Rechen--schasts- und Kassenbericht, aus welchem zu entnehmen ist, dass dem Gauverbande, nachdem der Turnverein in Cilli seinen Austritt auS dem Gaukreise und der deutschen Turnerschast angemeldet hatte, dermalen zwölf Turnvereine mit 753 Mitgliedern angehören. Das Vermögen de» Gauverbandes beziffert sich mit 375 fl. 19 kr. Hierauf schritt die Versammlung zur Wahl des GauturnratheS für den südösterreichischen Turngau, wobei gewählt wurden die Herren: Heinrich Wastian vom allgemeinen Turnvereine in Graz als Gauvertreter, Carl Schwarzer, k k. Turnlehrer für Mittelschulen als Gauturnwart, Julius Schuster, stuck, meä. vom akademischen Turnvereine, Rudolf Markl, Turnlehrer in Marburg, und I. Schmid, Turnlehrer in Laibach, als weitere Mitglieder, endlich als Stellvertreter Erich Bouvier vom Grazer allgemeinen und Richard Liegel vom Klagenfurter Turnvereine. Der nächste Gegenstand der Tagesordnung war ein Antrag deS Vor- ortes Klagenfurt auf Bewilligung einer Subvention von 100 fl. aus der Gaukasse zum Zwecke der Beschickung des V. deutschen Turnfestes in Frankfurt durch turnerische Kräfte des Gaues; dieser Antrag wurde angenoinmen und der Betrag von 100 fl. dem Turnlehrer deS Turnvereines in Laibach Herrn Schmidt, dem Turnlehrer des Turnvereines in Klagenfurt, Herrn Lakomy, und dem Turnlehrer des Turnvereines Judenburg, Herrn Waldfam, zu gleichen Theilen mit dem Zusatze zuerkannt, dass jeder Abgeordnete sofort nach Rückkunft von Frankfurt einen schriftlichen Bericht, namentlich Mitteilungen und Erfahrungen über das Turnen der Musterriegen, Verbesserung der Construction von Tnrn-geräthen re. an den Gauturnrath einzusenden hat, welche Berichte in einem Gesamtberichte vom Gau-turnrathe alsdann den Vereinen des Verbandes mit-zutheilen sind. — Der Laibacher Turnverein bewilligte zum Besuche des Turnfestes eine Reiseunterstützung von 40 fl. — (Stoff zu einerSittencomödie.) Unter diesem Titel wird dem „N. Wr. Tgbl.« unter dem 3. d. M. nachstehende Geschichte aus Pest geschrieben, die unsere Leser gewiss interessieren dürste, da die Heldin der Zukunsts-Sittencomödie die in der vorjährigen Theatersaiso» hier engagiert gewesene Schauspielerin Carola Wilhelmi ist: Vor dem hiesigen königlichen Gerichte wird heute der letzte Act eines mehr als romantischen Lebensbildes zu Ende gespielt werden, welches für die Feder eines DumaS reichlichen Stoff zu einer modernen Sitten» comödie liefern könnte. Im Herbste vorigen Jahres ließ nämlich ein sicherer Ludwig Plefch feine Frau nebst vier Kindern im Stich und suchte mit einer, am hiesigen deutschen Sommertheater engagierten Schauspielerin Lina Wilhelmi, alias Elitz-Hohenfels, das Weite. Das Pärchen reiste mitsammen in Deutschland herum, sie als Vorleserin und er als ihr Impresario, und so kamen sie denn auch nach Calwe im Württembergifchen, einer Hochburg der protestantischen Orthodoxie; hier recitierte Fräulein Glitz - Hohenfels im Saale des städtischen Museums deutsche Klassiker, bei welcher Gelegenheit sie mit dem Direktor deS Museums, einen, reichen Fabrikanten Namens Georg Schauder, in mehrfache Berühruug kam. Da Herr Sch. aber zu jenen gottessürchtigen, in Calwe so häufigen Leuten gehörte, welche „öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken," so suchte er seine offene Bekanntschaft mit Frl. Glitz-Hohenfels mehr ins Gebiet des Vertraulichen hinüberzuspielen, was ihm auch nach Zahlung einer Summe von achthundert Mark gelang. Bon Calwe aus begaben sich Lndw. Plesch und seine Dulcinea nach Tübingen, und Herr Schauder — reiste ihnen „Geschäfte halber" nach. Als praktischer Mann wusste er jedoch Geschäft und Vergnügen zu verbinden, und während seines Tübinger AusenthalteS benützte er jede freie Stunde, um in den Armen der schönen Schauspielerin „heimlich Wein zu trinken." So saß er denn auch eines Abends im zärtlichen Gespräche mit ihr in ihrer Wohnung, und eben hatte er Von ihren reizenden Lippen das süße Geständnis geküsst, dass sie abermals eine größere Geldsumme benöthige, als plötzlich ein furchtbarer Lärm entstand. Die Thür des im Zimmer befindlichen Kleiderkastens öffnete sich, und Othello-Plesch stürzte unter wüthendem Gepolter hervor, um — das süße Geständnis seiner Pseudogemahlin durch das Verlangen einer vierfach so hohen Geldsumme zu beglaubigen. Herr Sch. war wie aus den Wolken gefallen, als er aber sein Bewusstsein vollständig wieder erlangte, konnte er sich der traurigen Erkenntnis nicht verschließen, dass er sich in einer höchst prekären Lage befinde, obschon er nicht, wie er anfangs angenommen, aus den Wolken, sondern nur — mit Beihilfe des Herrn Plesch natürlich — die Hotelstiege hinuntergefallen war. Am anderen Morgen stellte sich Frl. Glitz-Hohenfels bei ihm ein. Sie weinte und erzählte Herrn Ech, dass er sie unglücklich gemacht habe und dass das Unglück bereits über Nacht in Gestalt einer Tracht Prügel von Seite ihres „Mannes" über sie hereingebrochen sei. Herr Sch. hatte Mitleid mit der weinenden Magdalena und da sie hoch und thener schwor, nicht mehr zu ihrem „Manne" zurückkehren zu können, gab er ihr zehntausend Mark, mit welcher Summe Frl. Glitz-Hohenfels ein neues Leben in Amerika zu beginnen versprach. Herr Sch. will die Dame seitdem nicht mehr gesehen haben, obschon die böse Welt behauptet, dass die schöne Sünderin, welche doch schließlich nur um seinetwillen gefehlt, sich nicht in der neuen Welt jenseits des Oceans, sondern in einem Landhause ihres splendiden Galans, Namens „Neue Welt", ganz diesseits des Oceans aufhalte. Seit dieser Zeit aber erhielt er fast täglich einen mit L Plesch Unterzeichneten Brief, in welchem stets von blutiger Rache oder von — entsprechender Sühne die Rede war, in dem Calwer Cityblatte erschienenen Inserate, in denen das Erscheinen einer sensationellen Broschüre über ihn angekündigt wurde, und eines Tages erhielt er gar aus Zürich eine Depesche, mittelst welcher ihn Herr Plesch davon verständigte, dass der mit seiner „Frau" begangene Ehebruch nur durch Zahlung einer Summe von 250,000 Mark gesühnt werden könne. Nnn blieb Herrn Sch. nichts anderes übrig, als wegen Erpressung die Strafanzeige wider P. zu erstatten, und letzterer wurde in Wien, wohin er sich von Zürich aus begeben hatte, verhaftet, über Requisition seines Vertheidigers aber nach Pest aus-geliefert. Diefertage findet die Schlussverhandlung statt, bei der cs sich zeigen wird, ob das verwickelte Drama ungelöst oder dnrch die Verurtheilung des P. einen moralischen, wenigstens nach einer Seite hin befriedigenden Schluss hat. Witterung. Laibach, 7. Juli. Heiter, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Uhr -j- 15 2", nachmittags 2 Uhr -s- 23 4° L. (1879 20 3°, 1878 -j- 25 0° 6.) Barometer im Fallen, 736 78 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme -j- 18-3», um 0 5° unter dem Normale. Angekommene Fremde am 6. Juli. Hotel Stadt Wien. Weiglein, k. k. Bezirkshauptmann, Tschernembl. — Oresnik, Merz, Kflte., und Rosenzlveig, Reisender, Wien. — Januar, Pfarrer, Gradae. — Reiß, Kfm.. München. — Doppler, städt. Beamter, Budapest. — ilteismüller, Dircctor, Haasberg. — Gollob, Ksm., Oberlaibach. — Nnkavma, k. k. Oberlient., Pilsen. — Megnier, Fiume. Hotel Elephant. Ubramcr, Ksm.; Valentik, Privatier, und Kovakiö, Triest. — Stariha, Priester, Amerika. — To-ferner, Realitätenbcs, Villach. — Battistig Alfred von Tanfersbach, k. k. Hauptmanu d. Res., Wien. — Stanzer, Lederfabrikant, Gonobitz. — Gruber, Gastwirt, Gottschee. — Badl, Lederfabrikant, Marburg.— Wretschko, Abt, Cilli. — Schüller, Psarrer, Trebelno. — Seuka. — Fnsek, Hraniee. — Jaksche, Kfm., Trifail. — Fusek, Psarrer, Ostrava. Baierischer Hof. BlaZon, Pferdehändler, Udine. — Rev-fchin, Pferdehändler, Monza. Sternwarte. Sturm, Triest. — Podboj, Fajdiga und Klun, Reifniz. — Sega, Soderfchiz. Mohren. Trautmauu, Kfm., Graz.__________________________ Gedenktafel über die am 9. Juli 1880 stattfindenden Lici-tationeii. 1. Feilb, Skrinjar'sche Real., Lipovee. BG. Tschernembl. — 1. Feilb., Grahek'sche Real., Oberpaka, BG. Tschernembl. — Relie. Balkovee'scher Real, Hrast, BG. Tschernembl. — 1. Feilb , Stukelj'sche Real., Rozaue, BG. Tschernembl. — 3. Feilb., Stare'sche Real., Feistriz, BG. Feistriz. — 3. Feilb., Eeligoj'sche Real., Parje, BG. Feistriz. — 3. Feilb., Menn'sche Real., Prem, BG. Feistriz. — 3. Feilb-, Sterler'sche Real., Prem, BG. Feistriz. — 3. Feilb., Sere'sche Real., Slavina, BG. Adelsberg. — 2. Feilb., Klankar'sche Real., Wolfsbach, BG. Stein. IVIaclams Liiarlotts zeigt der geehrten Damenwelt an, dass sie nach der letzt erfundenen französischen Methode unter Garantie sür vollen Ersolg in 12 Leetionen Unterricht im Schnittzeichnen ertheilt. Wohnung: Theatergasse 8, ersten Stock. <77- Mit r» lesen! Krain wird soeben von einem mittelgroßen, 24- bis 26jährigen Jndividnnm, welches angibt, in meinen Dienste,! zu stehen, was jedoch nicht der Fall ist, durchstreift. Dasselbe repariert Nähmaschinen, welche jedoch in der Regel noch mehr verdorben, ja selbst nnbranchbar gemacht werden. Die Mehrzahl dieser Maschinen kommt nachher ganz verstellt, zerschlagen oder verseilt hieher und haben dann die Käufer 5- bis lOfache Spesen, da sich dieser Landstreicher für seine Unkenntnis außerordentlich viel bezahlen lässt. Ich warne daher das P. T. Publicum in dessen eigenem Interesse vor solchen Schwindlern! <20- Hochachtungsvoll ______________________________Detter:. Ein Pmkliranl, der deutschen und slovenischeu Sprache mächtig, wird Mitte August l. I. ausgenommen in der Spezereihandlung des in Cilli. 3—2 KIMM imli kwiiimliimii. Die 89. Brannschweig'sche Landes-Lotterie mit 48,000 Gewinnen und 1 Prämie, im Gesammt-betrage von neun Millionen und 718,000 Mark, darunter ev. Mark 450,000, Mark 300,000, Mark 150.000, Mark 100,000, Mark 75.000, 2 L Mark 50.000, Mark 40,000, 6 L Mark 30,000 rc. rc. beginnt am 15. Juli 1880, und empfehle ich Original-Lose zur ersten Claffe in -/, L fl. 9 40, '/« L fl. 4 70, L fl. 2 35 gegen Einsendung oder Nachnahme des Betrages, prompte und reelle Bedienung zusichernd. <7- 3—3 Zelmar Kol-lchmidt, Loiierie-Kauptcoiuptoir, Wvcrurr schweig. Wiener Börse vom 6. Juli. All,»»«,»« Kllillt«. f-t>ulil. Papierrente .... Silberrente .... Soldrenre........... Staatslose, lSSt. . 1880. . I8«o zu ivo fl. 1864. . Er»ack«»llaku»i»- Oblizatioa«». Salizien............ Siebenbürgen . . . Lemeser Banat . . Ungarn ............. A»ä«r« »ff«atli14 75 1,8 7b 281 7S 834 — 159 — 571 — 192 SO «460 170 50 28I-2S 281 188 - I«8'd» ««d-ses- SV2l Nordwsilbabn . . . Rudols-Bahi, . . . Slaalsbahn .... Südbahu.............. llng. Nordostbahn Plaacktries«. Bobencreditanstall in Gold........... in öfterr. Währ. . Nalionalbank........... Ungar. Bodencrelüt. , Priorität,-Ptkiz. Llisabethbahn, i.Lm erd.-Nordb.i. Silbe» ran,-Joseph-Bahn >aliz.«-Ludwigb,l.S. Oest. Nordwest-Babii Siebenbärger Bahn EtaalSbahn i. Sm. Slldbahn » z Proc. »5 , . Privat!»!«. Eredillose .......... Rudolslose .... D ««>!«». London .............. H«kil»rt«a. Ducateu.............. o Franc« .......... I»0 d. Reich-mart . Silber............... «Arid 173 50 182 sa L8SS0 82-25 I47-7S II« so 102 IOS'30 102- 98'?b IOS'75 102 — 105 — 101 2» 84 40 17«'— 128-ro II2'50 177 75 185» 117-eS Ware 174 — >«»-— 283 — S2'50 148 — II« 70 102 30 I0S so 10225 10« — 102-25 lvsso loiso 84'«a I7S-S» 123-75 178- 19- 117 75 S'S4 55« S'SS 935'/, 57-75 57-8° Telegraphischer Cnrsbericht am 7. Juli. Papier-Rente 72 20. — Silber-Rente 73 20. -Rente 87 45.— 1860er Staats-Anlehen 133 25. — Bankaktien 831. — Creditaetien 277'—. — London 117 30. — Silber —'—. — K. k. Münzdueaten 5 56. — 26-Francs-Stücke 9-36-/,. — 100 Reichsmark 57 80. Druck von Ig. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg. Herausgeber: Franz Müller. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.