Wr. 9. September 1904. VIL Iahrg. Inhalt: Zum 3-i'sfcz des Apostels der Wegcr . - Aus Anfangs................................ Wie sich die Schilluk kleiden und schmücken Ans der Mission von Lnl.................... Im Kerzen Afrikas......................- Meine Hrfolge als Arzt..................... Tanga...................................... Aus dem Miffionsleven: Petrus Cheralla. — Ein glücklicher Schuß................. Verschiedenes: Die Dattelpalme. — Schlangen in Togo — Lohn des Gebetes. — Das Seite 257 261 262 265 267 272 277 279 Seite einzige und wahre Verbrechen der Jesuiten. — Eine afrikanische Krankheit .... 283 Zn unseren Mildern: Der Affenbrotbauni oder Baobab.................................287 Hcbetserüörungen und Empfehlungen . . 288 Avöildungen: St. Petrus Claver, Apostel der Neger. — Junger Schilluk mit Haarputz. — P. Bahuholzer und Häuptling des Dorfes. — Missiousbrüder von Lul. — Totalansicht von Assuan. — Nubianer. —-Jnr afrikanischen Urwalde. — Affenbrotbauni. T n Tn T Tun m i u i u m m ii, > 1ii > > 1i > |i| > i.m mmuinn tern öer DeAer. Katholische Itlissions-Zcifscbrift. * « Herausgegeben von der Gesellschaft der „Söhne des hist. Herrens .lesu". * « Erscheint monatlich. — Preis jährlich mit PostUerfenliuiig 3 X — Z Mk. — 4 Fr cs. Missionshaus Mühlanü bei krixen (Mol). ZZriefkctften 5er Weöcrktion. P, K. iti E. Herzlichen Dank für die Bilder nnd Brief. Ob ich Ihre Bitte verstanden, weiß ich nicht. Grüße an P. B. und P. M. Brief folgt nach den Exerzitien. — Jflt Niedrere. Bei Briefen, die im Interesse des Adressaten von uns beantwortet werden sollen, bitten wir, die entsprechende Briefmarke beilegen zu wollen. — P. Z. IN JE Hoffentlich die Nachrichten erhalten. Ein herzliches Vergelts Gott! für Ihre Bemühung. Brief folgt später. — P. E. in $. Tut mir leid, daß die Kiste teilweise Schiffbruch gelitten, das erste donum bereits vergeben. Jin unsere Jreunde und lUobltäter. Einen großen Dienst würden uns jene erweisen, die uns ein Haus in der Nähe einer Stadt, vie Gymnasium hat, anzeigen wollten, das zur Aufnahme junger Leute brauchbar ist; entweder würde dieses Haus gemietet, oder bei sehr günstigen Zahlungsbedingungen angekauft werden. w Zur Beachtung, -w 1. Jene unserer Abonnenten, welche den Abonnementsbetrag noch nicht bezahlt haben, bitten wir inständigst, dies recht bald zu tun. Wir werden jenen recht dankbar sein, welche bei ihrer Abonnementsernenerung uns einen neuen Abonnenten zusenden, den ste für die heilige Sache der Misstonen Afrikas gewonnen haben. 2. Wer 21 Kronen einsendet, kann als Taufpate eines Wegerkindes fungieren und ihm den Wamen, den er will', beilegen. 3. Wemittelte bitten wir sehr, die Weßstipendien nach Kräften hoch zu bemessen, weil ste dann eine wesentliche Kilfe für das Wifstonswerk find. 4. Auf die Zeitschrift „Stern der Weger" l'ranu noch immer abonniert werden; die bereits erschienen Koste werden nachgeliefert. Korrespondenz öer GZepsörtion. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 29. Juli bis (In Kronen.) Maria Lasser 1.— * Aus Söll in Tirol durch A. W. für das „gebrochene Herz des Heidenmissionärs" 4.— * Durch hochw. Hrn. Grosse, Dechant von Ungenannt 20.— * M. Wallmann 1.— * Familie Wenters (Mit Abonnementsbetrag) 10.— * Hochw. L. E. Koop. in G. 10.— * F. Stuflesser, St. Ulrich: zu taufen „Maria Antonie" 21.— * M. Z. aus P. in O.-Öst. 20.— * N. N. Bayern zu taufen „Anton Maria" 23.40 * Aus Deffereggen 3.86 * Hw. H. Kleinbacher Pf. in St. Lorenzen „für die Heidenkinder" 50.— * Leop. Z. in Bistritz 5.— * K. Walchorzheim: „für P. Zorn in Assuan" 25.— * Frl. Maria Steiber 1.17 * N. N. aus Judenburg (durch Hw. Seiner) „für die Mission in Assuan" 12.— * Frl. Herbst 2.— * N. N. aus Hohenweiler durch Benes. Huber, zu taufen auf den Namen „Franz" 24.70 * Sr. Gnaden Bischof Simon Aichner 200.— * Hochw. P. Holzer, Koop. Kastelruth 40.— * Durch zum 24. August 1904.) P. Kollnig 200.— * Durch Koop. von Stadtpfarre Brixen 2.— * Franz Riher Münsterdorf 1.— * P. Jak. Lauda, Religionsprofessor, Taus 5.—. * * * Tür hl. messen: M. Z. aus Ob.-Österr. 50.— * Koop. 11. in K. 20.— * Klassert, Oberrodenbach 3.51 * Gräfin M., Westfalen 7.04 * A. Dörner, Welsberg 5.60 * A. Rühl, Winklern 6.— * Maria Edle von Urbas 20.— * Dechant F. Tschörner 37.10 * N. N. 400.— * P. Gr. Peril O. Cist. 26.— * Waldner 5.— Gaben in Gegenständen: Frau von Zostrov (Eppan) 2 Jahrgänge: Kathol. Missionen. * Barmherzige Schwestern (Brixen) eine Menge Briefnmrken, Ansichtskarten usw. * Durch Hw. P. B. M. Zorn ein sehr schönes neues Rauchfaß. Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches „Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützuna dieses Missionshauses. Katholische missiows-Zeitschrift. Wr. 9. September 1904. TII. Iahrg. Sunt Feste des Apostels öer Neger 0. Wetvus Glaver. 9. September. s war int Jahre 1610; ein heißer, schwüler Sommertag lagerte über Cartagena. Nichts rührte sich in der ausgedehnten Stadt, nur hie und da sah man einen Neger schweißgebadet mit einer schweren Last auf den Schultern durch die einsamen Straßen eilen, er eilte, um wo tuöglich recht bald den sengenden Strahlen der tropischen Sonne zu entrinnen. Je ruhiger es aber in der Stadt selbst ist, um so regeres Leben herrscht am ausgedehnten Hafen. Schiffe landen und steuern hinaus in die hohe See. Hier liegt ein Schiff vor Anker, das, vom dunkeln Afrika kommend, ganz befrachtet ist mit Menschcnware, mit unglücklichen Söhnen Chams, welche mit grausamer Gewalt ihrer heimatlichen Scholle, ihrem heimatlichen Herde, wenn ich so sagen darf, entrissen wurden; Mann, Weib oder Kinder mußten sie als blutende Leichen zurücklassen, um hier in der Fremde in noch größerem Elende und Jammer hinzusiechen. Dort wiederum hat ein Schiff die Henker dieser armen Schwarzen gelandet. Ja sie nennen und rühmen sich Christen zu sein, doch ihrem Betragen nach sind sie fast grausamer als die Sklavenjäger Afrikas selbst. Diese (die Sklavenjäger) sind von Jugend auf an nichts anderes gewöhnt als an Grausamkeiten, und sie sehen in den Negern eben Wesen, die sich ans einer niedrigeren Seinsstufe befinden als sie selbst; Wesen, die nur zur Sklaverei geboren sind. Jene hingegen haben gleichsam mit der Muttermilch die Lehren der christlichen Religion cingesogen, jene Lehren, die der göttliche Stifter unserer heiligen Religion so oft und so nachdrücklich seinen Anhängern anempfohlen hat, die er zum Kennzeichen seiner Jüngerschaft aufgestellt und zwar von der Nächstenliebe; jeder Mensch und sei er noch so tief gesunken, hat eine unsterbliche Seele, das Ebenbild Gottes in sich, das wissen sie oder geben wenigstens vor, es zu wissen. Sie haben ferner gelernt, daß der göttliche Erlöser für alle Menschen gelitten, für alle sein Blut verspritzt, für alle endlich am Schandpfahle des Kreuzes gestorben ist. Obwohl sie vorgeben und beteuern, hievon vollkommen überzeugt zu sein, scheuen sie sich nicht, die Neger, wenn nicht als ihnen unebenbürtige Wesen zu betrachten, so doch sie als solche zu behandeln. Ich scheue nlich nicht, es hier auszüsprechen, daß der gewaltige Rückgang Spaniens sowohl in seiner äußeren als inneren Politik nach meiner Ansicht nichts anderes sei, als die gerechte Strafe für die Sünden, die ihre Väter in jenen unentdeckten Ländereien an der Menschheit begangen haben. Doch ganz in diese Betrachtungen versunken zieht eine andere Person unsere Aufmerksamkeit auf sich. Dem Anscheine nach mag sie wohl in die dreißig Jahre alt sein; nichts außergewöhnliches liegt in ihrer Erscheinung, nur schimmert aus ihrem Antlitze ein Strahl jener himmlischen Ruhe, die schon von weitem in ihr einen Heiligen ahnen läßt. Und in der Tat, sie war eine Heilige, oder besser gesagt, er war ein Heiliger, denn die Person, die ich im Auge habe, ist niemand anderer als der hl. Petrus Claver; unter dem unansehnlichen Talar und Mantel, den er trug, war ein wahrhaft apostolisches Herz verborgen, ein Herz, das brannte nach dem Heile der unsterblichen Seelen, ein Herz, das ihm einstens die Worte auf die Zunge preßte: „Ich will bis zu meinem Tode ein.Sklave unter den Sklaven Afrikas fein", Worte, die er, von Liebesglut entflammt, zu seinem Gotte sprach, als er im Begriffe stand, ihn während der Wandlung den anwesenden Gläubigen zu zeigen. Die Erfüllung dieses Gelübdes war der Beweggrund, der ihn zu diesem unwirtlichen Gestade führte; während bei seinen Reisegefährten die Habsucht, die Gier nach Gold und Silber der einzige Grund war, der sie bewog, diesen von Natur aus so furchtbaren Hinimelsstrich aufzusuchen. Hier hoffte der Heilige seinem Gelübde gerecht werden zu könnnen, und wie wir sehen werden, hat er sich in dieser seiner Hoffnung nicht getäuscht. Ich habe schon angedeutet, daß gerade Cartagena zu jener Zeit ein Stapelplatz der Ärmsten der Menschheit, der Sklaven, war. Von allen Teilen Afrikas wurden sie dorthin geschafft, um dort für teueren Preis an die Spanier verkauft zu werden. Welches Los ihrer dort harrte, das lassen wir uns am besten von der Feder des Biographen unseres Heiligen, des P. Fleuriau S. J., schildern: „Was diese armen Sklaven während ihrer Überfahrt aus Afrika nach Amerika zu leiden haben, das vermag keine Feder zu beschreiben. Ohne Bett, ohne Kleidung, beinahe ohne Nahrung, ] mit Ketten belastet, in ihrem eigenen Unflate sich wälzend, liegen sie ohne Unterschied des Alters und des Geschlechtes, enge zusammengepfercht, in den untersten Teilen des Schiffes. Dazu denke man sich die Hitze des Ortes, in dein sie schmachten, die schlechte Nahrung, die man ihnen reicht, und man wird es begreiflich finden, daß Krankheiten, Wunden, Geschwüre unter ihnen ausbrechen müssen. Selbst die wilden Tiere werden nicht so mißhandelt, wie diese unglücklichen Menschen; daher überlassen sich auch viele derselben einer solchen Verzweiflung, daß sie den freiwilligen Hungertod einem so jammervollen Leben vorziehen. Ja, wenn sie hohes Alter oder andere Gebrechlichkeiten außer Stand setzen zu arbeiten oder Dienste zu tun, so überlassen sie ihre Herren nicht selten ohne alle Barmherzigkeit, gleich unbrauchbar gewordenen Tieren, ihrem eigenen Elend und würdigen sie nicht mehr, ihnen die geringste Hilfe zu leisten. „Um aber ihr Los erst recht beweinenswert zu machen, so ist man ebensowenig besorgt für ihre Seele, als für ihren Leib. Alles, was sowohl die Sklavenhändler, die sie verkaufen, als die Herren, die sie kaufen, in dieser Rücksicht für sie tun, besteht in dem Befehle, Christen zu werden. Teils aus Furcht vor Strafe und teils auch, weil sie die an sie gemachte Forderung nicht ermessen können, widersprechen sie diesem Ansinnen nicht, und man hält sich durch ihr Stillschweigen veranlaßt und berechtigt, sie zu taufen, ohne sonst eine Vorsichtsmaßregel anzuwenden, ohne sie vorher zu unterrichten weder über das, was sie empfangen, noch über das, was. sie glauben und infolge dieses Glaubens tun müssen." Der Sklave dieser Ärmsten zu werden war Claver entschlossen, und wie er es geworden ist, das sollen uns die folgenden Züge aus seinem tatenreichen Leben zeigen. Mich weitläufig in die Schilderung seines Lebens einzulassen, erlaubt mir der Raum nicht, der mir zur Verfügung steht. .Ich folge daher einfach dem schon erwähnten Biographen unseres Heiligen. Am besten können wir sehen, was Claver für seine Schützlinge tat und litt, wenn wir ihn dort aufsuchen, wo das Elend der Menschen am meisten zu Tage tritt, am Krankenbette, in deu Spitälern. „Wenn Vater Claver nicht mit auswärtigen Missionen beschäftigt war, erzählt unser Autor, so verwendete er die übrige Jahreszeit vorzüglich auf den Besuch und die Pflege der kranken Neger. Er ließ sich ein genaues Verzeichnis derselben machen, und hatte seine vertrauten Leute, die ihm zur rechten Zeit Nachricht von ihrem Befinden Nr. 9 Stern der Neger Seite 259 bringen mußten.......Weder der Regen und die Hitze des Landes, noch die Unannehmlichkeit und Strenge der Jahreszeit, noch die Länge, und Be- als hätte er noch nichts getan, zu was immer für einer Stunde der Nacht ihn auf der Stelle zu rufen, wenn ihn jemand zu einem Kranken St. Petrus £laver, Apostel aer tieger. schwerlichkeit des Weges, noch die Dauer der Krankheiten konnten ihn auch nur einen Augenblick aufhalten........ Und wenn er dann nach Hause kam, so beschwor er den Pförtner, gleich abholen würde. „Leute, die viel arbeiten," sagte er, „bedürfen der Ruhe; ich aber, der ich nichts leiste, bedarf derselben nicht!" . . . I Indes beschränkten sich seine Sorgen nicht nur allein darauf, daß er seine kranken Neger besuchte, um ihnen alle die von seinem hl. Amte abhängige geistliche Hilfe zu leisten; er war ihr Seelen-und Leibarzt zugleich. Einen vorzüglichen Gegenstand seiner Vorsorge bildeten die für blinde, krüppelhafte, zum Arbeiten unfähige und daher ganz unbrauchbare Neger bestimmte Spitäler; mochten ihre Krankheiten noch so lange dauern, er ließ sich nie zurückschrecken. Drei Jahre fuhr er fort, eine Negerin mit demselben Eifer zu besuchen und ihr alle notwendigen Bedürfnisse zu verschaffen. Einer anderen tat er dieselben Dienste zehn Jahre lang. Als er hörte, daß einer armen, durch die Last der Jahre niedergedrückter, von aller Welt verlassener Neger in einer elenden Hütte nahe an den Mauern der Stadt darnieder liege, so nahm er es auf sich, für diesen Unglücklichen bis zu seinem Tode, vierzehn Jahre lang, zu sorgen. Alle Wochen brachte er ihm Vorrat an Speisen; oft schickte er andere liebevolle Personen zu ihm; wenn es notwendig war, ließ er ihm seine Hütte ausbessern; so oft er kam, machte er ihm sein Bett zurecht und legte ihn unter tausend Beweisen der zärtlichsten Liebe wieder hinein. Um endlich nichts zu versäumen, ging er in der Nachbarschaft von Türe zu Türe und empfahl ihn der Liebe der Gläubigen; und wenn er für ihn ein Almosen erhielt, so erstattete er dafür den demütigsten und lebhaftesten Dank ab. Um aber recht zu verstehen, was es hieß, diesen Negern all die vorher geschilderten Dienste zu leisten, müssen wir uns vor Augen halten, wie es zu jener Zeit zu Cartagena in den Negerhütten bestellt war. Unser Autor schildert sie folgendermaßen: „Um das Verdienst dieser Liebe gegen die Neger gründlich beurteilen zu können, darf man sich nur einen Augenblick an all das zu erinnern, was ihm diese Art Wunder int Dienste der Barbaren, für die er sie wirkte, kosten mußte. Schon ihre Ausdünstung allein, auch wenn sie vollkommen gesund sind, wird in die Länge unerträglich. Die Krankheiten aber, die Fieber, die stets eiternden krebsartigen Geschwüre, die Kinderpocken, denen sie sehr unterworfen sind; ihre Wohnungen, die im Grunde nur schmutzige Winkel, elende Löcher und eine Art Gefängnis sind, in die kaum ein Lüftchen einbringen kann; dies alles verbunden mit der übermäßigen Hitze des Himmelstriches ist imstande, auch den entschlossensten Mut zurückzuschrecken, und macht auf die Sinne einen so betäubenden Eindruck, daß selbst die Seelsorger, die da gerufen werden, diesen Unglücklichen bei- zustehen, nachdem sie zwei oder drei derselben die hl. Sakramente gereicht haben, endlich unterliegen und sich so schnell als möglich entfernen müssen. Aber nichts von dem vermochte den.Mut unseres liebevollen Missionärs niederzuschlagen. Die übelriechenden Winkel und Löcher waren für ihn reizende Gärten; die gräßlichsten Wunden und der Geruch, den sie verbreiteten, die ausgesuchtesten Räucherwerke. Unaufhörlich besuchte er alle, die an solchen Übeln darniederlagen; ganze Stunden brachte er an ihrer Seite zu; er machte ihre Betten zurecht, reinigte ihre Wunden; und was unglatiblich scheinen sollte, und was sich ohne eine Art fortdauernder Wunder nicht einmal begreifen läßt, er setzte sogar seinen Mund an, um die Unreinigkeit auszusaugen." War auch die Freude, welche ihn die Gnade in diesem Liebesdienste finden ließ, überaus groß, konnte er doch so das seinem Gott gemachten Gelübde, stets der Sklave der Sklaven sein zu wollen, mit um so größerer Vollkommenheit nachkommen, so empörte sich doch manchmal seine Natur; allein seinem Eifer gelang es, bald all ihr Sträuben wieder zu besiegen. Dafür nur einen Beleg. Eines Tages wurde er zu einem Neger gerufen, der ganz mit Geschwüren bedeckt war; um die übrigen Leute mit dem unausstehlichen Gerüche seines Körpers zu verschonen, hatte man ihn in einen abgelegenen Winkel geschafft. Beim ersten Anblick dieser faulenden Leiche entsetzte sich der hl. Mann und seine erste Bewegung war ein Schritt rückwärts. Aber beschämt über seine Feigheit, trat er auf die Seite, geißelte sich grausam und machte sich selbst darüber Vorwürfe, daß er den Mut nicht hatte,' einem Bruder zu dienen, den Jesus Christus um den teuern Preis seines Blutes erkauft hatte. Hierauf kehrte er zu bem Kranken zurück, näherte sich ihm auf den Knieen, küßte alle seine Wunden und, nicht zufrieden, ihn Beicht zu hören, blieb er noch sehr lange Zeit bei ihnt, um ihn zu trösten. Das tat Claver an den Kranken; mit solcher Liebe bediente er sie, und das vierzig volle Jahre hindurch, ohne auch nur einen Tag davon abzustehen, und dies einzig und allein, um wirklich ihr Sklave zu sein, und noch mehr, um dadurch ihre unsterblichen Seelen zu retten. Die Ernte entsprach auch der Arbeit. Es war ihm vergönnt, tausenden und abertausenden dieser Unglücklichen durch das Wasser der Wiedergeburt den Himmel zu öffnen". O glorreicher Heiliger, flöße denen, welche in deine Fnßstapfen getreten, deinen Geist ein! Aus Wajango. Einem Briefe des hochw. F. Gabriel Ber-tola F. S. C., an einen Mitbruder in Brixen vom 30. Juni 1904 entnehmen wir die folgenden Zeilen, welche uns über Land und Leute dieser neugegründeten Station einige Auskunft geben. ........Unsere Beschäftigung in diesen ersten Tagen nach unserer Ankunft im Lande der Golo ist bald beschrieben. Vor allem waren wir daraus bedacht, uns die notwendigen Hütten zu bauen und uns so gut als möglich einzurichten. Dann heißt es ABC-Schütze werden und es kostet wahrlich nicht wenig Kopfzerbrechen, die Sprache der Eingebornen zu lernen. Diese Sprache scheint zwar leicht zu sein, ist aber in der Tat sehr schwer zu erlernen. Wörter gibt es in dieser Sprache sehr wenige und fast alle sind einsilbig, so daß, wenn man an die sechzehn oder siebzehn Konsonanten nacheinander die fünf Vokale anhängt, nmn ungefähr hundert einsilbige Wörter erhält; fügt man diesen einige aus den vorhergehenden zusammengesetzte Wörter hinzu, so hat man die reine Sprache dieses Volksstammes. Das Schwierige aber besteht in der Satzbildung, und noch schwieriger ist es, einen Gedanken richtig auszudrücken, da die Zeitwörter nur in der Gegenwart und in der Vergangenheit gebraucht werden und sehr selten in den anderen Zeiten, und dann fehlen viele Wörter, es fehlen Redeteile, und dann braucht man noch viel Geduld. Was diese Leute betrifft, so sind sie an und für sich nicht gerade schlecht, doch müssen wir beten, daß Gott der Herr verhindere, daß die Muselmänner hier Fuß fassen, denn diese treiben beständigen Handel mitdenDschalabbaund kommen hierher, ihr Glück zu versuchen und Propaganda zu machen. Unsere Station von Kajango ist ganz in der Nähe von der Zeriba (Umzäunung, Wohnungen) des Sultans, dessen Namen das Dorf trägt, in dem er gewöhnlich wohnt. Wollte ich alle guten und schlechten Eigenschaften dieses großen Mannes beschreiben, so könnte ich damit ein Buch aus- füllen. Er ist ein guter Alter, ungefähr 60 Jahre alt, immer gut gekleidet; er trägt einen blauen Rock, weise Hosen, gelbe Schuhe und einen Spazierstock in der Hand, fast wie ein Gigerl. Jeden Tag, wenn nicht zweimal, so doch unfehlbar einmal kommt er, uns einen Besuch abzustatten, aber immer, um etwas zu erbetteln, um einen Tee, oder Kaffee zu trinken, den er gar so sehr liebt. Im Anfange willfahrten wir feinem Begehren; da aber der Zucker zur Neige ging, so mußten wir zum Schlüsse seine Bitten um Kaffee und Thee mit nein erwidern. Alles, was wir aus Ägypten uns mitgebracht haben, bildet für ihn einen Gegenstand der Verwunderung. Bei seinen Besuchen bringt er immer einen seiner Untertanen oder andere Neger mit sich, die uns noch nie besucht haben, und dann wünscht er, daß wir ihnen alles zeigen, um es zu bewundern, besonders gefällt ihnen die Kaffeemühle. Hierauf führt er sie in unsere Kapelle, um das schöne Bild Unserer lieben Frau von Pompei zu sehen, und er, der bereits alle Dinge gut kennt, erklärt alles den neuen Besuchern zum größten Staunen und zur Bewunderung derselben. Die größte Bewunderung erregen jedoch die Tischlerarbeiten des Br. August, und er will alles sehen und alles wissen, und dreht deshalb fast jedesmal bem guten Bruder die ganze Werkstätte um. Übrigens ist er ein guter Mensch und man kann sagen, daß er die Rechtspflege mit Gerechtigkeit handhabt, wie es manchmal in Europa nicht der Fall ist. Die Golo sind uns gut gesinnt, sie bringen uns Hühner, Eier, ein wenig Gemüse u. s. w., und wir geben ihnen Tuch, Perlen u. dergl. Wir erfreuen uns alle gegenwärtig einer guten Gesundheit, alle mußten jedoch dem Fieber einen kleinen Tribut zahlen. Beten sie, und lassen sie für uns beten, und sagen Sie Ihren Bekannten, daß hier in Kajango auch für sie ein Platz ist. In drei Tagen lasse ich jedem eine Hütte bauen, und dann sind sie wie Fürsten aufgehoben. Übrigens braucht man sich nur daran gewöhnen, ohne Wein und Bier zu leben, letzteres wird jedoch durch ausgezeichnete Merissa (Sudanbier) ersetzt........... Wie sich öle KchilluK kleiöen unö schmücken. Vom hochw. P. SS?. Banholzer F. S. C. MM er Stamm der Schilluk, der zwischen dem 11. und 9. Grad n. Br., an dem linken Ufer des weißen Nil wohnt, ist ein schöner Menschenschlag. Sie sind stark gebaut, breitschulterig und sehr sehnig. Ihr Wuchs ist mittelgroß und im Vergleich zu den schlanken, hochragenden Dinka auf dem rechten Flußufer, eher gedrungen. Der Gesichtsausdruck hat etwas Rauhes an sich; in geselliger Unterhaltung erweichen aber und zerlegen sich die anscheinend harten Züge ganz angenehm, und man bekommt den Eindruck, daß man es hier mit ganz vernünftigen und nnterhaltlichen Menschen zu tun habe. Schmuck und Kleidung dieser Leute zeigen, was für Ansichten sie von Schönheit haben. Es ist merkwürdig, daß die Schilluk gleich den übrigen Obernilstämmen, sich ihre schneeweißen Vorderzähne ausbrechen und sich so des schönsten Schmuckes berauben, den ihnen die Natur gegeben. „Wir sind keine Hunde, die mit allen Zähnen fressen", antwortete mir kürzlich ein junger Mann auf meine Frage nach dem Grunde dieses Zahnausreißens. Und als ich daraus folgerte, daß der König und die Prinzen, die ihre vollen Zähne behalten, also Hunde seien, so wurde das verneint: „Nur wir einfache Schilluk sind wie Hunde, wenn wir alle Zähne haben; aber nicht der König und die Prinzen", hieß es. Das Braunschwarz ihrer Haut, das sich von den weißen Zähnen so vorteilhaft abhebt, kann man nur sehen, wenn sie sich gewaschen haben, was nicht jeden Tag geschieht, namentlich wenn es kühl ist. Im Übrigen trifft man sie weiß oder rot gepudert an. In Bezug auf Puderung ist noch zu erwähnen, daß vor dem König alle Schilluk grau oder rot gepudert zu erscheinen haben, und daß es zum guten Ton gehört, Besuche in dieser Livree abzustatten. Die Tätowierung darf natürlich bei einer so sorgfältigen Hautpflege nicht fehlen. Beide Geschlechter tätowieren sich. Buben und Mädchen haben eine Reihe Einschnitte, die von einer Seite zur andern gehen. Jünglinge und Mädchen tragen zwei Reihen solcher Linien auf der Stirne, 3 bis 6 Reihen auf der Brust, 2 bis 3 auf dem rechten Oberarm und 1 Paar auf dem Rücken. Die Jugend hält viel auf eine feine Tätowierung-Bei erwachsenen Leuten ist diese Zierrat schon verwachsen. Der europäischen Sitte ganz entgegen tragen die Frauen kurz geschorene Haare, während die Männer den Kopfputz betreiben. Die Knaben haben kurz geschnittene Haare, oder sie scheren sich dieselben glatt ab, bis auf einen kleinen, bald runden bald länglichen Büschel, den sie mit Straußfedern oder den schneeweißen Federn des Kronenkranichs schmücken. Die Bearbeitung der Haare beginnt zwischen dem 16. oder 17. Jahre. Sie besteht darin, daß die von Natur krausen, filzigen Haare straff gezogen und die ursprünglich schwarzen Löcklein rot werden. Erst wenn der Haarwald, der auf so einem Schillukkopfe wild aufkommt, hoch gewachsen ist, läßt er sich in die verschiedenen gebräuchlichen Haarformen verarbeiten. Dabei dient eine aus Asche, Kuhmist u. bergt, hergestellte Schmiere als Pomade; sie wird auf den Kopf förmlich ansgegossen und die Haare darin eingemacht, als wollte man einen Abguß davon machen. Nach monatelanger Kur werden so die Haare gefügiger. Nebenbei gesagt, glaube man nicht, daß diese Pomade sich so unschön auf dem Kopfe ausnehme, als ihre Bestandteile aussagen. Die jungen Leute wollen ja gefallen, und wissen daher die rötelartige Salbe möglichst zierlich in ihre krausen Löcklein einzutragen. Haben die Haare ihre Widerspenstigkeit verloren und prangen sie in braunem Rot, so beginnt der bodo — Friseur mit dem Aufbau — wie die Schilluk sich ausdrücken —- eines kleinen Miet. So ein Miet sieht genau wie der Rand eines Hutes aus, der quer über dem Scheitel stehend von einem Ohr zum andern geht und dann hinten in zwei runde Lappen ausläuft. Vor einiger Zeit traf ich einen Mann, der so einen alten Hutrand anstatt eines natürlichen Miets trug. Die Ähnlichkeit war ganz täuschend. Auf verschiedene Reisende hat der Miet den Eindruck eines Heiligenscheines gemacht, der vom Scheitel nach allen Seiten ausstrahlt. Dieses Bild trifft namentlich dann zu, wenn der Miet mit weißen Federn nach Art der Strahlen eines Heiligenscheines geschmückt ist. (Siehe nebenstehendes Bild.) Sehr viele Ähnlichkeit mit diesem Kopfputz haben auch die breiten Kopfbedeckungen der Schwarzwälder Bauernweiber; man darf jene sich nur aus Haar geflochten denken und der Miet der Schilluk hat in Schwaben sein Ebenbild gefunden. Diese Miet sind anfangs klein und kaum von vorne sichtbar, erst nach und nach wachsen sie am Hinterkopf empor und strahlen nach beiden Ohren hinaus. Zum Aufbau so eines Haarkunstwerkes benützen die bodo feine Holzstäbchen: Haar um Haar wird damit aufgerichtet und ineinander verflochten. Friseure gibt es viele. Einer bearbeitet die gloria des andern, wobei der Patient auf den Bauch zu liegen kommt. Die Schilluk, die zwischen Kaka und Wau wohnen, tragen meistens Miet; südlicher, namentlich in Tunga, findet man lange, rote, wild ausstehende Haare. Seltener sind dicke Haarkämme, die vom Genick auswärts über den Kopf bis an die Stirne reichen. Sie haben genau das Aussehen einer alten, bayerischen Raupe. Gelegentlich sieht man sogar 3 bis 4 dichte Kämme, die parallel über den Kopf verlaufen. Mit den Jahren verlieren • all diese Haarformen an Schönheit; die Straffheit der Haare läßt nach, viele fallen ans, andere werden weiß. Der Besitzer so eines abgeschossenen Kammes oder Heiligenscheines läßt dann die Schere über sein Haupt ergehen und geht von nun an kahl. Die beschriebenen Haarformen bringen eine Unbeweglichkeit mit sich, der sich kein Aszet in Europa unterziehen würde. Ein mit dem Heiligenschein versehener Schädel kann nämlich nicht auf irgend einem beliebigen Kissen oder Polster Ruhe finden: der Heiligenschein darf ans keinem Gegenstand aufliegen, soll er nicht verbogen werden. Die eitlen Mietträger sind daher gezwungen, ein längliches, dreisüßiges Bänklein von e!wa 20 bis 30 cm Höhe zu schnitzen oder zu hauen. Auf dem dünnen Rücken dieses Gestells kommt der Hals zu ruhen, während der Kopf frei und ungestützt herausragt. Es ist für einen Europäer einfach unbegreiflich, wie man in einer solchen Stellung Hunger Scbilluk mit haarpittr. schlafen kann. Aber die Eitelkeit des Schilluk hat das fertig gebracht und zeigt' damit, was Wollen und Gewohnheit nicht alles zuwege bringen. Im Übrigen dulden die Schilluk am ganzen Leib kein Haar; kommt unter der Nase oder am Kinn ein Härchen zum Vorschein, so wirds gleich herausgerissen. „Wir sind doch keine Affen", sagen sie, „die den ganzen Leib behaart haben." Wenn man älteren Reiseberichten glauben darf, gingen die Schilluk früher ganz nackt. Heutzutage trägt schon jeder heiratsfähige Jüngling einen Lau, d. h. ein 3 bis 4 m langes und 1 bis 11/2 m breites Stück Tuch, das auf der linken Schulter zusammengeknöpft ist. Selbst Knaben fangen an, sich zu kleiden. Tagtäglich bieten sich welche zur Arbeit an, um ein solches Stück Tuch zu bekommen. Im Krieg und beim Tanze bedienen sich die Schilluk Bälgen von wilden Katzen, Leoparden u. dergl. An den Bälgen hängen allerhand Kettchen, Glöcklein und andere Sachen, die Geräusch machen. Die Frauen und Mädchen haben sich von jeher gekleidet; sie tragen alle eine Schürze — rahat — und ein Kalb-, Ziegen- oder Schaffell, das von der Schulter hängt und die eine Schulter bedeckt, die andere aber offen läßt. Viele tragen auch noch ein Fell von rückwärts um die Lenden. In der Wohnung und auf dem Felde nehmen es jedoch beide Geschlechter nicht so genau. Da den Fellen ihre Haare belassen werden, bietet eine .Gruppe von Mädchen einen eigenartigen Anblick, dem an Buntheit der Farben hier nichts gleichkommt. Zum Balle werden den Fellen allerhand Zierden angehängt, wie Schellen, Muscheln Ringe, also hört man diese Schwarzen schon von weitem kommen. Wenn die Kleidung etwas mager genannt werden muß, so ist der Perlenschmuck sehr reich. Am beliebtesten sind weiße und schwarze Perlen. Andere Farben sind gangbar, wenn sie auf schwarz oder weiß erscheinen. Nur die rote Farbe können sie nicht seihen,- und in ihrer Verachtung sind alle einig, was wohl mit der Verachtung der bonyo quar : roten Fremden, d. h der Ägypter zu- sammenhängt. Durch das ganze Schillukland hindurch fallen große, blau-weiße Perlen auf, die von Marchand eingeführt sein sollen. Sie werden eng am Halse anliegend getragen, und nehmen sich so wie eine Art Hemdkragen aus, der sich von den schwarzen, mit Fett geschmierten Hälsen stark abhebt. Dazu kommt sehr oft noch eine weite Perlenschnur, die bis auf die Brust reicht. Bei der Jugend ist ein aus dem Schweif der Giraffe gefertigter Halsschmuck sehr gewöhnlich, in deren Haare Perlen in verschiedenen Abstufungen eingelassen sind. Am schönsten nehmen sich darin schwere, silberne Ringe aus, ein Schmuck, der jedoch seines hohen Wertes wegen nicht sehr häufig ist. Von hinten werden an das Halsband kleine Kettchen angehängt, die weit auf den Rücken herunterreichen. Wo Ringe, Perlen und Halsband fehlen, hängt wenigstens ein Büschelchen rote Haare, die von irgend einem Kuhschwanz herrühren, an eine einfache Schnur vorn am Hals. —- Der Armschmuck der Männer sind Elfenbeinringe und mit Vorliebe schwarze Perlen. Gelenk und Unterarm zieren zahlreiche eiserne oder Messingringe, die sehr eng anliegen und oft Wunden verursachen. Das Fußgelenk ist mit 1 bis 2 Reihen kleiner Perlen bedacht. Aber noch viel reicher ist der Perlschmuck bei den Mädchen, die ja schon mit 8 Jahren auf den Ball geschickt werden. Wie bei uns zu Hause die schönsten Juwelen häufig die sind, welche von den Eltern auf die Kinder und Kindeskinder übergehen, so bilden be den Schillukmädchen von den Alten überkommene schwere Perlenschnüre, aus den verschiedensten Perlen gewunden, der gewählteste Halsschmuck. Reihen kleiner, namentlich grüner Perlen, vertreten die Stelle der Armspange. Schwere Arm- und Beinringe tragen die Frauen, die Kodschur, sowie die Dienerinnen des Njkang, des ersten Schillukkönigs, der als eine Art Prophet und Regenbringer verehrt und bctanzt wird. Jünglinge und Mädchen bekommen am Tage da sie zum Ball zugelassen werden, den „räg“, d. h. 2 bis 6 eng anliegende Perlschnüre um die Lenden. Die Perlen solcher „räg“ sind meistens aus Straußeneier, verfertigte, und durchlöcherte Plättchen, die fest aneinander gefügt, sich schöner als wirkliche Perlen nusnehmen. Es sind noch Amulette, Zähne, Stücke aus Schlangenrückgraten und dergleichen zu erwähnen, betten gewisse Wirkungen gegen Schlangenbisse, Gifte u. s. to. zugeschrieben werden. Sie sind gewiß arabischen Ursprungs. Das liebste ist dem Schilluk aber sein Schild, seine Lanze und Keule. Der Schild ist aus Büffeloder Nilpferdhaut gearbeitet. Er ist za. 60 cm breit und gegen 100 cm hoch. Seine Form ist oval. An der Innenseite wird er durch einen Stab gehalten. Jedenfalls ist er das beste Kunstwerk, das aus einer Schillukhand hervorgeht. Zwei Lanzen bilden die Begleiter des Schilluk im Krieg, eine mit platter Fläche, eine mit Widerhacken. Keulen und Stöcke, welch letztere aber am Griff mit zwei steif hinausstehenden Lappen versehen sind, sind in aller Hand. Ohne sie geht wohl kein Schilluk aus, selbst im Tokul sind sie immer an seiner Seite. Fürwahr, so ein stark gebauter Schilluk im Kriegsornat: den schweren Schild in der Linken, die zwei Lanzen in der Rechten, den Kopfputz mit L. Federn geschmückt, Hals und Brust von Fett glänzend, bietet einen prächtigen Anblick. Das Schillukmädchen, mit dem kurzgeschorenen Kopf, im bunten Fell und einfachen Perlschmuck, Brust und Hals von Fett glänzend, ist auch nicht unschön. Im übrigen stelle man sich nicht vor, daß die Schilluk nichts zu tun hätten, und ein leichtes Dasein führen. Sie haben zur Regenzeit schwere Arbeit; in der Trockenheit tun sie leichter, sind aber auch da nicht ohne Sorge. Möchte Gott diesen guten Leuten, die bis jetzt noch wenig Sinn für das Höhere zeigen, und das Innere über der Sorge um das Äußere ganz vernachlässigen, das Reich Gottes durch uns bringen. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß der Sudan auf lange Jahre seinen ungetrübten Frieden vor sich habe, der neben Handel, Ackerbau und Viehzucht auch unser Missionswerk in diesem Lande mit Gottes Gnade fördern wird. Uus der Mission von Lul. Wir entnehmen einem Briefe des h o chw. P. A. Maggio an den hochw. P. General-Superior folgendes: Seit einiger Zeit bin ich in Abwesenheit des Br.Alexander den Gartenarbeiten vorgestellt worden. Es ist schwer, sich nur vorzustellen, wie viel Arbeit hierzulande ein wenig Gemüse kostet, das aber für einen Europäer an diesen Orten so notwendig ist. Ich will nicht sagen, daß es viel kostet, wegen der Unfruchtbarkeit des Bodens, keineswegs, hier vielmehr ist der Boden zu fett, aber es kostet viel wegen der ungeheuren Anzahl von Insekten und der vielen Tiere aller Art, welche hier das Hauptqnatier aufgeschlagen zu haben scheinen. Um z. B. ein wenig Salat zu haben, mußte man denselben viermal säen, und fünfmal die Gurken und was blieb dann übrig? Ein ganz geringes Resultat. Eine Pflanze, die von allen Vögeln und Insekten in Ruhe gelassen wird, ist der Paradies- apfel ; aber ach, hier gibt es ein anderes Weh: unsere Schilluk sind sehr gierig nach dieser Frucht, und wenn sie können, ohne gesehen zu werden, so klauben sie die Stauden sehr gut ab. Um diesen Diebstählen zuvorzukommen, gab der hochw. P. Superior mir und dem P. Kohnen einen Operngucker, mit Hilfe dessen wir von Zeit zu Zeit aus unserer Hütte in den Garten schauen, ob toir nicht einen Spitzbuben im Garten auf der Tat ertappen können. ; Am verflossenen Sonntag nahm P. Kohnen eine Truppe Knaben wahr, die eben über den Zaun gestiegen waren, und er benachrichtigte mich sogleich davon. Ich lies sogleich zum Fluße und führte einen Knaben mit mir. Die Spitzbuben bemerkten den Streich, und machten sich deshalb aus dem Staube, und stellten sich, als ob sie im Fluße fischen und baden wollten. Ich näherte mich ihnen und lud sie ein, mit mir zur Mission zu kommen. Ich führte sie zum P. Superior und dieser, da er die Schilluksprache sehr gut kennt, wies sie zurecht und gab ihnen die Strafe, 2 Tage lang zu arbeiten und wenn sie dies nicht wollten, müßte jeder von ihnen eine Ziege bringen, sonst hätte er sie bei ihrem Ret (Könige) angeklagt, der ihnen dann eine viel härtere Strafe gegeben haben würde. Alle gingen stillschweigend davon. Am Tage darauf waren sie bei Sonnenaufgang mit den anderen Arbeitern erschienen. Sie mußten Ziegelsteine tragen, aber abgesondert von den Pater gesehen werden konnten, der ihnen sogar die kleinsten Umstände ihres Diebstahles erzählt hatte. Da nahm ich den Operngucker und zeigte einem der Sträflinge das verhängnisvolle Instrument. Die Verwunderung und das Staunen hatte kein Ende mehr. In kurzer Zeit verbreitete sich die Nachricht hievon überall schnell wie der Blitz und alle wollten das Instrument, das die Diebe verurteilt hatte, sehen. ' Die Wirkung davon war, daß alle jetzt Furcht haben, unseren Garten zu betreten, da sie wissen, übrigen Arbeitern, die sie als „Truppe der öffentlichen Büßer" verschrieen. An jenem Tage sprach man bei den Schilluk der ganzen Umgebung von nichts anderem als von den Paradiesäpfeln. Der Abend kam und die Sträflinge kamen reuevoll, um sich zu den Füßen des P. Superior niederzuwerfen und reinigten vor ihm den Boden, wie es die Eingeborenen bei solchen Gelegenheiten zu tun pflegen, und dabei mit flehentlicher Stimme nur ihnen eigenen Grimassen um Verzeihung und Barmherzigkeit stehen. Da der Pater Superior bemerkte, daß die heilsame Lektion gewirkt hatte, verzieh er ihnen. Ein Ding konnten jedoch diese Schelme nicht verstehen, wie sie soweit von einem daß sie vom Pater gesehen und dann zur Arbeit verurteilt werden können. Auf diese Weise hoffen wir manches von den Händen dieser raubgierigen Leute, die immerfort hungern und nach Essen gelüsten, zu retten. Diese Schilluk essen im allgemeinen nur einmal des Tages und auch diesesmal nur sehr wenig, aus Furcht, daß das Getreide vor der nächsten Ernte ausgehe, und sie so genötigt wären, mehr zu arbeiten, als das Wenige, das sie sich vorgesetzt haben. Bei ihrem Erscheinen sind sie eitel und leiden oft großen Hunger, nur um viele Perlen zu haben, und sich zu schmücken. Nicht selten kommen Ohnmacht und Magenschwäche vor, die daher kommt, weil sie Erde essen, um das Magenknurren zu besänftigen. Und jetzt eine andere Nachricht. Vor einigen Tagen brach in unserer Zeriba (Umzäunung) Feuer aus; der hochw. P. Kohnen lief sogleich hinzu und mit großer Kraftanstrengung versuchte er, die Zeriba vom Ziegenstalle, der mit ihr verbunden war, zu trennen. Es gelang ihm und er trug nur einige Brandwunden davon, ein Windstoß jedoch trug das Feuer gerade auf das Dach des Stalles, der in kurzer Zeit ganz in Rauch aufging. Zum Glücke waren die Ziegen alle auswärts; man hatte also keinen großen Schaden zu beklagen. Bei dieser Gelegenheit zeigten sich unsere Schilluk ein wenig tätiger als andere-male und obgleich es nach dem Mittagessen und Ruhezeit war, liefen sie doch gleich um zu helfen: ein sicheres Zeichen ihrer Anhänglichkeit an die Mission, die mit Gottes Hilfe immer mehr wächst. Das neue Haus ist nun so ziemlich fertig. Auch der Charif (Regenzeit) hat schon begonnen und es ist möglich, daß eine Überschwemmung komme, während welcher sich die Eingeborenen dieser umliegenden Dörfer in das Innere zurückziehen Das Wasser im Flusse hat in der Tat, schon angefangen zu steigen, obwohl es noch nicht viel geregnet hat. Wir sind in den Händen der göttlichen Vorsehung. Wir sind alle Gott sei Dank gesund und immer fröhlich und heiter; wir arbeiten immer an der Sprache und überwachen die verschiedenen Arbeiten. im Kerzen Afrikas. Auf der Lorfchungsreife zu einem für den Glauben empfänglichen volle. Bericht des hochw. P. Karl Tappt, P. S. C. ort hielten wir uns Vj2 Tage auf und reisten am 23. ab. Ziemlich lange schreiten wir beständig an den Hütten der Golo vorbei. Diese verlassen uns und gegen Abend hin befinden wir uns mitten in einem anmutigen, bewaldeten Hügelland. Wir steigen auf eine dieser Erhebungen, deren Höhe 550 Meter beträgt; sie ist, wenn ich nicht irre, die höchste Spitze, die wir bisher in diesen Gegenden angetroffen haben. Wir gelangen gegen Abend zu den ersten Feldern des Dorfes Lantzö, das jetzt eine Bubaia ist, d. h. ein verlassener Ort. Nach einer kleinen halben Stunde machten wir Halt und hatten zwanzig Hütten in schönster Reihenfolge vor uns. Ein Brunnen war in der Nähe; jedoch sein Wasser war stinkend und ungenießbar. Der Ort war leer von Eingeborenen, weil er eine sehr ungesunde Lage hat. Häufig begegneten wir Gräbern. In meinem Tagebuche finde ich verzeichnet, daß ich dort eine schlaflose Nacht zubrachte, weil die Luft nahezu erstickend war. Am Tage darauf kamen wir nach einstündigem Marsche zum lieblichen (Fortsetzung.) Dorfe Alp. Es ist die Hauptstadt der Satt, die von Kajango abhängig sind. Die Satt sprechen die Sprache der Dschur; ihre Wohnungen hingegen gleichen denen der Emdoko. Bei ihnen fanden wir auch eine bessere Aufnahme, und wir verließen sie nicht früher als um 2V2 Uhr, damit sie uns den Weg, quer durch ein dichtes Gehölz, nach Dem Genaui zeigten, wo wir um 4 Uhr anlangten. Dem Genaui war bis in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, zur Zeit der dongolanischen Sklavenränber, gleichsam deren Mittelpunkt und bestand aus einem gut befestigten Platze, worauf die Häuser der Sklavenjäger standen, in denen ihre Besatzung sich aufhielt zur Überwachung der Beute. Außen waren ihre Stämme seßhaft, welche ringsherum die Felder wohl bebauten. Ein wenig von Dem Genaui entfernt ist ein kleiner See; die dortige Gegend war deshalb reichlich mit Wasser versehen. Die Felder und Gärten, in denen man die verschiedensten Fruchtarten findet, sind bis auf den heutigen Tag noch berühmt. Wir aber haben in dem einstmals so stark befestigten Platze von Dem Genaui bloß mehr Ruinen vor unseren Augen, Ruinen von zerfallenen Häusern, die aus an der Sonne gebrannten Ziegelsteinen erbaut wareu. Diese Ziegelsteine zeugen von der guten Beschaffenheit des Bodens zu diesem Zwecke, da sie so vielen Niederschlägen standgehalten haben. Es wachsen dort nur mehr Deleb-Palmen in großer Anzahl und einige wilde Baumwollenstauden. Uns wurde erzählt, daß eines schönen Tages die Dschanghü (Dinka vom Bahr-el-Gazal), müde der Streifzüge von seiten der Sklavenjäger, einen Aufstand machten. Die Hütten und die bebauten Felder außerhalb des befestigten Platzes waren bald in ihrer Gewalt. Alles wurde niedergemacht und verbrannt. Viel schwieriger war es, sich des Platzes selbst zu bemächtigen; denn die Sklavenräuber besaßen gute Gewehre. Die Anzahl jedoch und die Standhaftigkeit der Dschanghö beendigte siegreich den Kampf. Von Dem Genaui blieb nichts mehr übrig als rauchende Trümmerhaufen und eine verwünschte Erinnerung bei den Eingeborenen. Häufige Niederschläge mit günstigem Wetter dazwischen, schenkten dem Orte wieder einen überfließenden Baumwuchs. Um 4x/2 Uhr verlassen wir Dem Genaui und nach etwa 10 Minuten sind wir in einem kleinen Dorfe der Niam-Niam, Bagua. Dieses Dorf ist vielleicht der letzte Überrest der zweiten Geißel, welche das Bahr-el-Gazal-Gebiet traf, dessen Völkerschaften, während sie von Norden und Westen von dongolanischen und ägyptischen Sklavenräubern bedrängt wurden, selbst eine Geißel waren, die ebenfalls mit nicht geringerer Wut im Süden von den Niam-Niam Raubzüge machten und auch um Sklaven und Menschenfleisch zum Genusse zu haben. Mancher meint, daß der Kannibalismus der Niam-Niam dem Bezirke von Bahr-el-Gazal mehr geschadet habe, als die blutigen Raubzüge der Sklavenjäger. Sicher ist, daß diese früher als jene aufhörten und daß diese Völker erst nach der Okkupation der Anglo-Ägypter anfingen, sich von der Gefahr von seiten der Niam-Niam vollkommen frei zu fühlen, die ihre Raubzüge bis oberhalb Dem Ziber ausdehnten. Der größte Teil von den Stämmen der Golo, Bongo, Emdoko usw. wurden von den Niam-Niam in ihre jetzigen Sitze zurückgetrieben, und oft finden wir noch neu erbaute Dörfer. Die Regierung vom Bahr-el-Gazal selbst sagte uns, daß die Gegend von Rumbck bis zu dem Gebiete der Niam-Niam vollkommen unbewohnt sei, weil deren Raubzügc sie zwangen, ihre Wohnsitze zu verlassen. Diese Völker können unter der englischen Protektion sicher auf eine glücklichere Zukunft hoffen. IV. 3m Tale des pongo, — Bei Bobart. — (Empfang und sonderbares Geleite. — (Ein Blick auf das Dorf. — Die Trommel der Niam-Niam. — Blitz und Donner. — Der äußerste ©rt der Dfchur. — Unmöglichkeit vorwärts 311 kommen. Wir brachen von dem Dorfe Bagua auf und begannen den Abstieg in das Tal des Pongo. Er ist ein herrlicher Fluß, etwas kleiner als der Dschur und der Tongi. An der Stelle, wo wir auf ihn stießen, stellte sich unserem Auge das Tal in prächtiger Lage dar. Vor uns liegt eine breite Ebene, die mit hohem Grase bewachsen ist. In einiger Entfernung war es mit einer doppelten Reihe von hohen Deleb-Palmen eingezäunt. Weiter hinten konnte man noch den Wald wahrnehmen. Die Kronen der Deleb-Palmen bezeichneten ganz genau den Lauf des Pongo. Wir betreten etwas furchtsam die Ebene, weil außer dem Hindernisse, welches das hohe Gras unserem Marsche bereitete, der Boden höchst uneben war und häufig große Vertiefungen hatte, die von den Füßen der wilden Tiere jeder Art verursacht waren; keineswegs sind davon jene Ungeheuer von Elefanten ausgeschlossen, welche, wenn sie auf weichen Boden auftreten, sehr breite und tiefe Spuren zurücklassen. Um 5x/4 gelangten wir an den Pongo, an dessen Ufer entlang wir 10 Minuten hindurch bis zu einer Furt marschierten. Das Ufer war hoch und noch mehr abschüssig auch bei der Furt; jedoch der Wasserstand belief sich bloß auf 30 Zentimeter, so daß wir in wenigen Minuten auf das andere Ufer kamen. Hier begann der Boden sich zu erheben. Ringsherum war ein sehr starker Baumwuchs. Unser Weg war etwas gefährlich wegen der wilden Tiere, die in dem dichten Walde ihre Schlupfwinkel hatten. Eine kleine Viertelstunde hindurch gehen wir auf einem breiten Fußpfade voran, Nr. 9 Stern der Neger Seite 269 bis wir endlich bei einem Plcitze ankommen, auf welchem sich Hütten erheben. Die Regierung hatte sie für die Reisenden gastlich errichtet. Wald, in dem die Deleb-Palmen in großer Anzahl wachsen, bis wir auf einer ziemlich regelrechten Hochebene anlangen. Gegen 9 Uhr hört Ohne Störung bringen wirsdieMacht zu. Am Morgen um 6 Uhr 20 Min. brachen wir wieder auf. Der Weg geht beständig bergauf durch den der Wald auf und bebaute Felder nehmen ihren Anfang. Um 9^/4 Uhr betreten wir das Dorf Bodari. Auch hier befinden wir uns unter den Niam-Nianl Bagua; nichts destoweniger sind sie ein Stamm, der nach Zivilisation strebt, weil das ganze Dorf nur von den Familien regulärer, alter Soldaten der Regierung gebildet wird. Unter Geschrei und den arabischen Gesängen der Frauen wurden wir empfangen. Dieses Geschrei und diese Gesänge begleiteten uns fortwährend und belästigten uns nicht geringe Zeit hindurch. In der Gestalt der Frauen ist der wahre Typus der Niam-Niam ausgeprägt. Ihre Farbe ist kupferrot und das Gesicht ziemlich quadratisch. Sie waren nach arabischer Art gekleidet und trugen nicht nur um den Hals, sondern auch an den Schläfen Perlen. Unter allen tat sich eine Alte herpor, die ihre Haare grün gefärbt hatte. Sie zog unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich sowohl deswegen, weil sie in sonderbarer Weise uns festlich empfing, als auch, weil sie vor uns tanzte und umhersprang. Dabei breitete sie ihre Arme aus und sperrte den Mund so weit auf, daß es leichter ist, sich ihn vorzustellen, als daran zu glauben. Darauf stieß sie so belästigende und mißtönende Laute aus, daß sie sogar von ihren Begleiterinnen verlacht wurde. Sie aber, die Arme, glaubte damit unsere Sympathie zu erlangen. Ich machte den Versuch, sie zu photographieren, und wenn es mir gelungen wäre, so glaube ich, daß ich das schönste Bild gehabt hätte, das man sich überhaupt von einer Kröte in Menschengestalt vorstellen kann. Unter diesem schauerlichen Geleite kommen wir endlich zum Dorfe, wo uns Bodari mit seinen Leuten erwartete. Er selbst feuerte der Sitte gemäß Salven ab, darauf begleitete er uns zu den Hütten der Fremden, wo wir es uns möglichst bequem machten, mit der Absicht, bald wieder fort zu gehen, besonders deswegen, weil die Frauen nach Herzenslust ihr Geschrei fortsetzten und uns fast das Trommelfell gerissen. Das Dorf bestand aus wenigen Hütten; dennoch war es ziemlich gut gehalten. Wir traten in einen eingezäunten Platz ein. Ober dem Eingang waren, in Ermangelung von Menschenköpfen, Tierköpfe angebracht. In der Mitte stand das hervorragendste Musikinstrument der Niam-Niam. Es besteht aus einem hohlen Baumstamme, der von vier dicken Füßen gehalten wird, und erinnert unwillkürlich an das Flußpferd. Töne bringt man hervor, indem man an die Flanken hinschlägt. Wir hatten keine Gelegenheit dieses Instrument richtig gehandhabt zu sehen, weil derjenige, der sich sogleich beeilte, es zu schlagen, nicht besonders in dieser Kunst erfahren war. Wir hatten be- • schlossen, nachmittags von Bodari Abschied zu nehmen, wurden aber daran gehindert. Am Himmel, der sich inzwischen stark bewölkt hatte, leuchteten die Blitze und rollte der Donner, und um Uhr regnete es in. Strömen mit kurzen Unterbrechungen bis 5l/a Uhr. Weil es schon spät an der Zeit und die Beschaffenheit des Weges — alles war Schmutz und Wasser — schlecht war, verschob man die Abreise auf Morgen, den 26. Um 6 Uhr brachen wir auf und nach einem halbstündigen, angenehmen Ritt langen wir auf einem mild ansteigenden Fußwege bei den ersten Häusern von Abu Mudir an, wo wir von den Frauen mit Geschrei, das dem oben erzählten nicht sehr unähnlich war, empfangen wurden. Um 63/4 Uhr kommen wir in das Dorf des Häuptlings. Wir sind hier unter den Dschur, und dieser Ort ist vielleicht derjenige, der am weitesten gegen Norden hin liegt. Das Dorf ist ziemlich groß. An allen Seiten sieht man, wie sich die Felder ausbreiten und die Hütten erstehen. Um uns herum haben wir eine hübsche Anzahl von großen und kleinen Personen. Der Häuptling Abu Mudir empfängt uns unter den gewöhnlichen, geräuschvollen Zeichen von Freude. Und er gibt uns oft zu erkennen, der Arme, daß er viel zu leiden habe. Am rechten Fuße hatte er eine Geschwulst, die ihm schon seit beträchtlicher Zeit große Schmerzen verursachte. — Wir wollten einen Seitenzug nach Norden zu den Dörfern Denka—Ajak machen, aber wie man gestern bei Bodari uns von einer solchen Reise abwendig zu machen suchte, indem man uns die Feindseligkeiten jener Stämme gegen die Regierung und überhaupt gegen jeden Europäer ausführlich schilderte, so häuften sich uns auch heute, um denselben Zweck zu erlangen, Schwierigkeiten auf — wegen der großen Entfernung. Es ist klar, daß unsere Leute, Träger und Nichtträger keinen Willen mehr zeigten, weiter nach Nord zu den schreckenerregenden Dschanghö vorzudringen. Diese bilden die weitaus größte Bevölkerung von Bahr-el-Gazal, wovon sie auch gut die Hälfte bewohnen. Vor zwei oder drei Jahren übten sie über die Dschur und die benachbarten Stämme eine unangefochtene Oberherrschaft aus durch ihre Überzahl und ihre Waffen. Sie legten ganz nach Belieben Steuern an Naturalabgaben auf. Mit der Ankunft und der Einrichtung der jetzigen Regierung ist diese Oberherrschaft verschwunden. Sie macht sich nur mehr hie und da in einem weit entfernten Dorfe geltend. Dessen ungeachtet bewahren die Stämme noch eine gewisse ehrfurchtsvolle Scheu gegen jene Völkerschaften, die einst ihre Herren waren. — Der hochwst. Monsignore, nachdem er die Eigenschaften dieser Stämme gesehen hatte, bewilligte ihre Vorschläge. Er faßte den Entschluß, hierher wieder zurückzukommen. Darauf setzte er einigermaßen den Weg, den wir machen wollten, fest und wandte sich gegen Südtvest. V. Rückkehr. — Don pongo 311 dem Dorfe Gmgcish. — Ähnlichkeiten mit den Schilluk. — Rede unseres Alm as und fein Erfolg. — In Hangt. — Künstlerische Anlage der Dschur. — Allgemeiner Tanz. Um 1 Uhr wenden wir von Abu Mudir ab, nachdem man unsere Leute reichlich mit Speisen versehen hatte, und um IV2 Uhr gehen wir an den Hütten von Abdoka, eines kleinen Häuptlings der Dschur, vorbei. Auf dem Marsche über steinichtem Boden finden wir häufig große Brunnen mit Wasser, eine Erscheinung, die wahrscheinlich in dem gestrigen Regen ihren Grund hat. Um 2 Uhr kommen wir zu den Hütten von Abdulaschol an. Der Sohn des Häuptlings, welcher gekommen war, um uns bei Abu Mudir zu treffen, war ein lieber Junge. Er war mit einer gestrickten Unterhose und mit einem leinenen Offiziersrocke bekleidet. Auf dem Kopfe hatte er eine Kapuze, der er in einer künstlerischeren Weise, als man von ihm hätte erwarten können, die Gestalt eines Hutes zu geben bemüht war. Unter einer Re kuba war sofort ein Angareb bereit, über welchem man für den hochwst. Monsignore ein rote Decke ausgebreitet hatte; wir nahmen eine Erfrischung zu uns. Unsere Leute wurden mit Speisen bedient. Um 21/2 Uhr begeben wir uns wieder auf den Weg, und um 3 Uhr kommen wir zu einem kleinen Dorfe, dessen Bewohner unseren Leuten wiederum Essen anbieten wollten. Ich fragte sie lachend, ob in ihrem Magen noch Platz sei für ein weiteres Kilogramm Brei mit Sauce: in demselben Tone antworteten sie mit Nein, und sie verlangten, daß man weiter vorwärts marschiere. Ein Wunder! Der hochwst. Monsignore beschenkte die Leute und den Häuptling, dessen Sohn uns noch eine gute Stecke Weges gegen den Fluß Pongo hin begleitete. Durch einen kleinen Wald hindurch gelangen wir in das Tal, aber vorher mußten wir einen Bach überschreiten, wahrscheinlich einen Zufluß des Pongo. Darauf setzten wir unsere Reise wieder fort durch das Tal und durchwaten um 4V2 Uhr 'den Pongo in einer Furt. Unsere Leute benutzen diese Gelegenheit, um ein Bad zu nehmen. Erst nach einer Viertelstunde ging es wieder weiter, und in nicht weiter Entfernung von den Hügeln, auf denen sich Dem Genaui erhebt, machen wir um 51/a Uhr Halt bei Omgash, einem anderen Dorfe der Dschur. Wir ließen uns inmitten der Hütten unter einem Baume nieder. Die Einwohner zögerten nicht, allsogleich herbeizukonimen. Der Hauptteil des Dorfes war etwas weiter oben. Niemals habe ich einen Stamm angetroffen, der so sehr an den Typus der Schilluk erinnert, wie den der Omgash. Sie sprechen vollkommen die Sprache der Schilluk. In ihrer Statur und Haltung haben sie mit jenen vollkommene Ähnlichkeit, nur bekleideten sie sich mit dem Lao, während die anderen Dschur gewöhnlich um die Hüften ein Stück Leinwand tragen, das von einem Gürtel zusammengehalten wird. Ihre Hütten jedoch erinnerten mehr an die der Dschur, als der Schilluk. Als die Nacht anbrach, kamen die Frauen von Omgash und brachten unseren Trägern Speisen; zu ihnen gesellten sich ihre Männer, um sie zu begleiten. In einem Kreise um uns herum lagerten sich in kurzer Zeit fast alle Bewohner des Dorfes. Unser Almas benützte die Gelegenheit und rühmte die Tüchtigkeit der Stämme von Limbo, Kajango, Bodari usw., da diese nicht nur zu essen gebracht, sondern uns auch mit ihren Tänzen köstlich unterhalten hatten. Er schloß dann, daß diese Omgash, von denen man sah, daß sie gute Leute waren (sie mußten ihm wahrscheinlich gute Me-rissa gebracht haben) nicht an Ruhm jenen nachstehen dürften, (Fortsetzung folgt.) Nnne Grsolge als Arzt. Bericht des hochw. P. Antonio ©aniona. F. S. C. AM er weiß nicht, daß die Arzneikunde eines der mächtigsten Hilfsmittel des Missionärs ist? Mit der körperlichen Arznei bemüht man sich irgend eine geistige in die Seele zu senken, ein gutes Wort zuzureden, einen heilsamen Gedanken einzuimpfen und dann ... und dann auch noch schöne Schar Kranker einsindet, um Arzneien und Gesundheit zu suchen. Ich gestehe gerne ein, daß es nicht gerade der Ruhm des Arztes ist, der diese Armen anzieht, sondern ein wenig wirkt auch der Eigennutz mit, weil alles kostenfrei ist, mehr aber noch die Liebe und die Schonung, mit welcher Totalansicht von etwas mehr zu tun. Für mich, der ich gleichsam von der Wiege an eine ausgesprochene Neigung zur Medizin hatte, war es natürlich, daß ich, mitten hineingeworfen in ein großes Krankenhaus, wie es Egypten ist, bald, ich will nicht sagen ein berühmter, doch znm wenigsten ein ziemlich hervorragender Arzt werden mußte. Allen Scherz beiseite, die Wahrheit ist die, daß ich mich seit einem Jahre an der Spitze unserer Krankenpflege in Gesirah besinde, wo sich Tag für Tag eine sie behandelt werden, Umstände, die bei ihren Landsleuten ziemlich selten sind. Ich sagte, daß ich mich an der Spitze unserer Krankenpflege befinde und zwar um mich verständlich zu machen, habe ich mich dieses hochklingenden Ausdruckes bedient; in der Tat gibt es nichts Berühmtes und nichts Modernes in meiner kleinen Apotheke, und daß ich an der Spitze stehe, bedeutet gerade so viel, als ob ich der letzte unter dem Verpflegungs-Personal wäre, denn es befindet sich darunter keine andere wichtige Persönlichkeit, die mir den Vorrang streitig machen würde. Dieses vorausgeschickt, um den Titel zu erklären, lade ich jene unter den gütigen Lesern, welche etwas Zeit haben ein, meiner Apotheke einen Besuch abzustatten und, wenn Sie wünschen, auch einer Sitzung beizuwohnen. Wir befinden uns vorne am Eingänge des Hauses. Zur Rechten des Eintretenden öffnet sich Bänken sind zahlreiche Flaschen und Gefäße aufgestapelt ; dem Eingänge gegenüber steht ein großer Glasverschluß auf einem Schranke, worin in schöner Ordnung andere Gefäße, Flaschen und Fläschchen stehen, von jeglicher Form, Farbe und Eigenschaft, gefüllt mit den heilbringenden Arzneien. Ferner Geräte und Zangen eines Zahnarztes, Lanzetten, Federmesser und andere Marterwerkzeuge. In der Nähe der Türe befindet sich ein ein ebenerdiges Gemach: ein mit einem Gitter versehenes Fenster blickt zur Straße hin und ein anderes, dem Hofe zugekehrt befindet sich gegenüber; beide erlauben dem Lichte in Hülle und Fülle einzudringen. Treten wir ein. Das erste, was uns in die Augen fällt, sind zwei breite Bänke, die rechts und links vom Eingänge sich befinden mit Patienten besetzt, welche warten bis die Reihe an sie kommt. Unter den Tisch, ganz bedeckt mit medizinischen Büchern zum Besten des Arztes bei schwierigeren Fällen. Das wäre die Einrichtung. Fehlt vielleicht noch etwas? Jawohl, die Kranken fehlen. Sie müssen also kommen, wenn jene hier sind, um sich dem Arzte vorzustellen u. wennArzneien ausgeteilt werden. Es schlägt gerade 10 Uhr, die Stunde, in der die Apotheke geöffnet wird. Mit einem Schlüssel in der Hand, begebe ich mich wohlgemut hin, um die Türe zu öffnen. Hingestreckt und hinge- worsen wie ebensoviel Warenstücke, die auf einen Packträger warten, der sie auf den Wagen laden soll, liegen dort auf der Erde sechs oder sieben Kranke, die durch das Geklirr der Schlüssel und mein Erscheinen aufgerüttelt, sich mehr in das Zimmer Hineinschleppen als gehen/ Sie reichen mir die Hände; ein «salam aleichi, hachim pascia» von ihrer Seite und von meiner Seite ein «salam aleicon» beendigt das Zeremoniell. Ich gebe ein Zeichen und sogleich lassen sich alle nieder. Was fehlt Dir? sage ich zum Nächsten. Hier tut es mir wehe, antwortet er und zeigt auf die Herzgegend, es klopft sehr stark. Wie lang leidest du daran? Ach, schon lange, lange; es werden bereits 8 Jahre. Gut, zeige mir die Zunge! — Sie ist lang und belegt. Kopfschmerzen hast du, nicht wahr? Auch die Beine tun Dir wehe? Ja, Herr Doktor. Warum sprichst du nicht? Hie und da hast du Atemnot, ist cs nicht wahr? Leider. Armer Schelm, du bist wirklich unglücklich. Willst du, daß dir die Wahrheit sage? Du wirst nie ganz gesund werden, jedoch werde ich dir eine Medizin geben, welche dich etwas aufrichten wird und so wirst du dich etwas besser befinden. Ich öffne den Glasschrank und gebe dann meinem Gehilfen, einem kleinen Knaben der Kolonie ein Zeichen; dieser füllt eine Tasse mit Öl und während er sich beeilt dieses zu tun, nähere ich mich dem zweiten. Hast du die Medizin, die ich dir gestern gegeben habe, eingenommen? Hat sie dir wohl getan? Ja, aber wenig. Wie? Wenig? — Ich hatte ihm tagsvorher j ein Linderungsmittel gegen Leibschmerzen gegeben, welche ihn seit einigen Tagen quälten. Ich schöpfte I Verdacht, daß er außer meiner Medizin auch noch I manches andere zu sich genommen hatte, wie das 1 nicht so selten vorkommt, l Also, sagte ich, hat dir meine Arznei nichts e geholfen? aber, hast du außer meiner Arznei i nichts anderes genossen? Nein, antwortete er ganz trocken. Gut, werden schon sehen, sagte ich, und warf ein Brechmittel in ein Glas. — Nimin es, trinke es ganz aus! Verstanden? Er nahm es und leerte es in einem Zuge. Während er seinen Mund abtrocknete, reicht mir mein Gehilfe das Gefäß, das er bis an den Rand mit Öl angefüllt hatte. Warum denn so viel Öl? sagte ich zum Knaben. Ja, es sind doch schon 8 Jahre, seitdem er krank ist, antwortete er mir; Sie wissen wohl, wieviele Sachen sich in seinem Herzen angehäuft haben: — und das sagte er mit einem Selbstgefühl, als wenn er das Geheimnis erraten hätte. Je schmutziger eine Sache ist, desto mehr Seife braucht man, um es zu reinigen. Sie sind alle gleich, diese Leute. Ich schüttete das Überflüssige in die Flasche zurück und gab den Rest dem ersten Patienten, der mich mit aufgerissenen Augen anglotzte, ohne sich überzeugen zu können, daß er verurteilt sei, diese ölartige Flüssigkeit zu trinken. Er schnitt einige Grimassen und dann war alles vorbei. Ich reiche ihm ein Handtuch, damit er seine Lippen abtrocknen könne, dann sage ich zu ihm: Wohlan, morgen werde ich dir etwas reichen, was dir besser munden wird. Dieses dient nur dazu deinen Magen von den nicht verdauten Speisen zu befreien. Zufrieden, schickte er sich an fortzugehen; als gerade sein Nachbar, der das Brechmittel getrunken hatte, den Mund aufsperrte uud ein Zeichen gab, daß er ein Spucknaps wolle. Der Knabe lief ihn zu holen. Und siehe da auf einmal gab er von sich Gras und dann Gras und wiederum Gras. Schau her da, sagte ich ihm, was du in deinem Magen hattest! Du glaubtest mich betrügen zu können; täuschest dich aber mein Teuerster. Hüte dich wohl in Zukunft derartiges zu tun. Weißt du nicht, daß der Arzt, wenn er in den Mnnd schaut, auch weiß was einer in seinem Magen hat? Der Arme war bleich vor Furcht, aber ich tröstete ihn: Wenn du wirklich gesund werden willst, mußt du tun, was ich dir sage. Wenn du nicht verordnete Speisen genießest, so wird das Übel nur noch größer und zwar zu deinem Schaden. Er versprach mir Gehorsam. Ich gab ihm ein Reizmittel und einige Pillen Rharbarber. Nachdem er noch die Anweisung erhalten hatte wie und wann er sie nehmen sollte, ging er nachhause, zufrieden, so leichten Spieles durchgekommen zu sein. Die Sache machte natürlich Eindruck auf die Umstehenden, die das Geschehene nach ihrer Art und Weise auslegten. Ich begebe mich zum dritten, welcher über Kopsweh, Leber- und Milzleiden klagt. Aus seinen Antworten und aus seinen Augen gelange ich zur Kenntnis, daß er mit der Gelbsucht behaftet ist. Ich gab ihm einige Vorschriften und eine Medizin; beauftragte ihn morgen wieder zu kommen, weil die Heilung eine langwierige sein wird, bedeutete ihm aber, er könne ganz gut genesen, wenn er handelt, wie ich es ihm sage. Nach diesen Worten gibt er mir zu verstehen, daß er ein Heilmittel für die Augen wolle. ^ Augenkrankheiten sind gewöhnliche Sachen in Ägypten, sie sind dem Lande eigen. Während ich dem Obengesagten das Heilmittel gab, näherten sich drei andere und verlangten dieselbe Arznei. Nachdem ich sie gefragt, ob ihnen außer ihrer Augenkrankheit nichts fehle, sagten sie: Nein. Darauf trat ich näher, um sie ein wenig auszuforschen. Weil ich aber in ihren Augen nicht das Übel vorfand, an dem zu leiden sie behauptet hatten, wechselte ich das Fläschchen und nahm eine andere, aber viel stärkere Dose. Kaum hatten sie dieselbe ein wenig probiert, da fingen sie, mit geneigtem Haupte und mit Tränen in den Augen an auszurufen: aui, aui, ist aber scharf, ist aber scharf. Gewiß sagte ich, jene, die wirklich krank sind spüren das gar nicht, aber ihr, die ihr es nicht seid, spürt es wohl, so werdet ihr lernen. Sie schwiegen und stießen Seufzer aus, wie die Juden, welche an den Mauern Jerusalems weinten. Das Verlangen, Arzneien zu haben, ist etwas Sonderbares unter diesem Volke. Auch wenn sie nicht krank sind, glauben sie doch, Arzneimittel einnehmen zu müssen, um sich für die Zukunft sicher zu stellen. Kaum hatte ich ausgesprochen, da öffnete sich plötzlich die Türe; es trat ein Mann mit einem Knaben auf dem Armen ein, welch' letzterer ein Bein verbunden hatte. Bei einem Falle in den nahegelegenen Gebäuden erhielt der Arme eine tiefe Wunde am Beine. Derartige Unglücksfälle sind nicht so selten. Ich ließ ihn auf der anderen Bank in der Nähe des Fensters Platz nehmen und begann den schmutzigen Verband zu lösen, und wie unter den Schlägen des Hammers tausend und abertausend Funken nach allen Seiten sprühen, so kriechen allerhand Insekten aus ihrem Verstecke hervor und gleich hungernden Hunden, denen das Geschirr weggenommen wurde, warfen sie sich auf mich, um aus meiner Haut ein Sieb zu machen. Die verschiedensten Arten sind da vertreten. Ihre Säugrüssel sind von solcher Härte, wie es der harten Haut ihrer Hausherren entsprechend ist. Das ist für mich keine Überraschung, denn es kommt fast jeden Tag vor. Nachdem ich den Verband weggenommen, nahm ich eine tiefe Wunde wahr, die mit Kalk und Eiter bedeckt war. Diese Araber gebrauchen manche Mittel, welche in uns bei dem bloßen Gedanken sie anzuwenden Furcht erregen. Einige legen auf die Wunden Tabak, andere zerstoßen Ziegelsteine, um zu großen Blutverlust zu verhindern, wieder andere Unkraut und noch viele andere sonderbare Dinge. Da können sie sich denn Schmerz vorstellen, den der Arme in diesen zwei Tagen ausgestanden hat. Ich machte ihm Vorwürfe, weil er so lange gewartet habe hieher zu kommen. Ich brachte eine Schachtel mit Werkzeugen und öffnete sie. Kaum hatte der Kranke diese Instrumente bemerkt, als er einen Schrei ausstieß. Er wollte nicht, daß ich sie anwende. Alle diese Araber haben eine große Furcht vor diesen Instrumenten. Hie und da bediene ich mich ihrer, um einigen, die aus Liebe zur Arznei sich verstellen, andere Gedanken beizubringen. Nachdem ich den Knaben einigermaßen beruhigt hatte, mache ich mich an die schwierige Aufgabe die Wunde von dem Kalk, der mit Sand vermischt war, zu reinigen. Nachdem ich sie ausgewaschen hemmte ich mit Mitteln, die gegen die Fäulnis dienen, jeden weiteren Fortschritt der Krankheit. Solche Mittel besitze ich in Überfluß und mache auch einen großen Gebrauch davon. Nachdem ich ihm einen Verband angelegt hatte, entließ ich ihn mit der Bemerkung, er möge morgen zur selben Stunde wiederkommen. Wie oft man auch diesen Leuten Reinlichkeit empfiehlt, es ist immer umsonst. Die Mikroben vermehren sich, die Krankheiten finden einen günstigen Boden und gedeihliches Fortkommen. In diese Köpfe kann man nicht den Lehrsatz der Schule von Salerno hineinbringen, der immer alt und immer neu: „Wenn du gesund leben willst, wasche oft die Hände." Eben legte ich alle meine Sachen wieder an ihren Ort, zufrieden, daß ich die Arbeit vollendet hatte, als der Schatten von zwei großen Ohren und ein lang dahingezogenes Geschrei mich in meinem Geschäfte störte. Ich erhob meinen Kopf gegen das Fenster hin und sah einen Esel, der ganz zufrieden zu sein schien, daß er mir die Ankunft seines Herrn anmelden konnte. Öffne die Türe, sagte ich zu meinem Gehilfen. Ein alter, gebückter Mann, auf seinen Stock sich stützend trat ein. Seine Angen waren eingefallen und er besaß nichts als Haut und Knochen. Er reicht mir die Hand, führt sie zu den Lippen und küßt sie. Nachdem er sich auf die Bank niedergelassen hatte, sprach er: Ja hachim, o Doktor, ich bin sehr krank. Das glaube ich gerne. Was fehlt Ihnen, guter Mann? Coxa, coxa, antwortete er, Husten, Husten, und nachdem er so gesprochen, hustete er ganz gewaltig. Die Stöße schienen dumpfig aus einer Höhle herauszuhalten. O, Sie Armer! Sie sind sehr krank. Seit wie langer Zeit? Seit 10 Jahren. Oh, oh, und Sie haben niemals eine Medizin genommen? Ganz gewiß, sehr viele, aber sie haben nichts geholfen. . .. Und wiederum starke Stöße von seinem Husten. Der Arme litt an einem chronischen Bronchialkatarrh, einer Krankheit, die ihrer Natur nach tötlich wirkt. Tut mir sehr leid, mein Lieber, sage ich zu ihm, wenn Sie früher gekommen wären, vielleicht ... aber jetzt... hm! ... Übrigens kann ich Ihnen schon ein wenig behilflich sein. Ich übergebe ihm einige Pulver von Dower und bezeichne ihm die Art und Weise sie zu nehmen. Ich füge noch einige Pillen von Catramina hinzu. Der Mann war ganz getröstet, ergoß sich in Dankbezeugungen gegen mich und versprach mir ein Lamm. Nein, nein mein Teuerster ich will nichts. Iß nur du selbst dein Lamm, denn du hast eine Fleisch- brühe nötiger als ich: Merke dir nur, daß meine Türe jedem offen steht, auch den armen Söhnen des Propheten. Der Herr möge dir die Pforten seiner Erbarmungen öffnen. Ich hatte bereits alles abgeschlossen und an seinen Platz gelegt; mein Gehilfe war eben mit der Reinigung fertig. Da kam noch einer und bat mich um der Liebe willen ihm irgend etwas zu verabreichen. Schon mehrere Tage lang kann er nicht mehr essen. Seine Zunge ist schmutzig und sieht aus wie ein Düngerhaufen. Sofort steht. eine Tasse Wasser bereit, ein Theelöffel mit Aloe, die so berühmt war bei den Alten und ein anderer mit Rhabarber. Das alles gibt eine rötliche Brühe. Ich reiche die Tasse dem Kranken und mit der anderen Hand einen Theelöffel mit Weinsteinsäure und doppeltkohlensaurem Natron. Aufmerken! sagte ich zu'ihm. Diese Medizin mußt du ein wenig mit jener int Glase mischen und dann schnell trinken, denn ihre Kraft zeigt sich dann, wenn sie schäumt. Die Wirkung ist eine plötzliche. Aus Furcht er möchte die Wirkung des schäumenden Heilmittels verlieren, trank der gute Mann alles in einem Atemzug aus, so trinkt das betrogene Kind die bitteren Säfte und durch den Betrug erhält es das Leben. So geht es alle Tage. Das beständige Herbeiströmen von Kranken zeigt, daß nicht alle Medizinen wirkungslos sind. So wird jeden Tag die Mildtätigkeit ausgeübt, und der Herr wird sicherlich jenen Wohltätern vergelten, welche uns die Mittel und Möglichkeit verschaffen, um dies wenige Gute tun zu können. Es ist zwar eine lange und langsame Arbeit, aber die hie und da unter die Arznei gemischten guten Worte, das täglich sich mehrende Wohlwollen, das wir uns erwerben, sind Samenkörner, die zu ihrer Zeit Frucht bringen müssen; und für den Himmel bringen sie jedesmal etwas Nutzen. Der Herr möge uns mit seiner hl. Gnade beistehen, damit sich die Früchte seines Segens stündlich mehren, die Früchte die wir einzig und allein diesem Volke mitzuteilen wünschen. Tanas. ine verhältnismäßig alte Stadt ist diese deutsch-ostafrikanische Seestadt, die sich aber wegen ihres ziemlich günstigen Hafens erst unter der deutschen Regierung einen Namen erworben. Sie zählt gegenwärtig ca. 8000 Einwohner, unter welchen sich jedoch höchstens 100 Weiße befinden; die übrigen sind Neger, Araber und eingewanderte Indier. Die Vegetation läßt bei der hier herrschenden Tropenhitze und dem spärlichem Regen viel zu wünschen übrig. Gemüse und europäische Obstsorten gedeihen fast gar nicht, der Blumenflor ist armselig. Eine Hauptzierde dagegen bilden die Kokospalmen. Bei einem Nundgange durch die Stadt glaubt man sich in ein riesengroßes Negerdorf versetzt: so armselig ist das Aussehen der meisten Häuser. Viele dieser mit Palmenblättern gedeckten Lehmhütten verdienen nicht einmal den Namen „Haus" und sind so schlecht erhalten, daß das Innere bei Regenwetter vollständig durchnäßt wird. Die häuslichen uud sozialen Verhältnisse der nach Farbe, Nationalität und Religion so buntgemischten Bevölkerung, sind mir noch zu wenig bekannt, als daß ich mir ein kompetentes Urteil darüber erlauben könnte. Nur einige Gebräuche und Vorkommnisse, die dem Fremden am meisten auffallen, will ich hier kurz erwähnen. Dazu gehört vor allem die Art und Weise, wie die Araber und Goanesen ihre Toten beweinen. Kommt nämlich in einem dieser Bezirke ein Todesfall vor, so versammeln sich die Weiber der ganzen Nachbarschaft int Leichenhause zur Totenklage. Ihre Kleidung besteht in einem bunt be- malten Tuche, in das sie sich von der Brust bis zu den Knieen wickeln. Mit Einbruch der Dunkelheit beginnt nun ein Heulen, Jammern und Schreien, das jeder Beschreibung spottet. Ein Uneingeweihter könnte meinen, die Herzen aller seien von namenlosem Schmerze zerrissen, und alles sei im Übermaße des Leidens der Verzweiflung nähe, während in Wirklichkeit das Ganze ein bloßes Gaukelspiel ist und von allen diesen Klageweibern höchstens die nächsten Anverwandten des Verstorbenen ein paar Tränen vergießen. Hoch komisch aber wirkt es vollends, wenn man Zeuge ist, wie Kinder, Mädchen im zarten Alter von sieben bis acht Jahren, sich in dieser Totenklage üben. So hörte ich einmal vor unserer Prokuratur Kinder in langgezogenen Tönen so jämmerlich schreien und weinen, als wollte ihnen vor Kummer und Leid das Herz brechen. Doch wie ich erschrocken nachsah, was es denn da gäbe, fand ich eine Zahl kleiner Mädchen, die sich im Spiele mit einem Eifer und einer Ausdauer in der Totenklage übten, die wahrlich einer besseren Sache würdig gewesen wäre. Solch törichte Zermonien lernen und üben sie, die Hauptsache aber, Gott und die wahre Religion, bleibt ihnen fremd. Bei den Suahelis scheint es zum guten Tone zu gehören, daß der Mann seine Frau zeitweilig gehörig durchbläut. Diese Prozedur kann eine halbe Stunde dauern, so daß das Weib in wahre Todesnot gerät. Bei all dem bemerkt man aber nichts von Haß oder Rachsucht; im Gegenteil, der Mann ist offenbar ganz fröhlicher Dinge, und auch das Weib freut sich, daß sie neuerdings schlagende Beweise dasür erhalten hat, wie gern sich der Mann mit ihr abgibt. Die Begriffe der Schwarzen und Halbweißen über Schönheit und Körperschmuck stehen den Ansichten eines Europäers auch sehr entgegen. So sah ich eine Frau, die wenigsten 30 Stecknadeln in einem ihrer Ohrläppchen stecken hatte, während eine andere eine lange Rolle buntfarbigen Zeuges in ihrem Ohr trug. Einen Neger, der sich mir einmal mit besonderer Zuneigung genähert hatte, Wan- . delte die Versuchung an, meinen Ledergürtel durch die Öffnung in seine Ohrläppchen zu zwängen, ein Versuch, ■ der sogleich ohne Mühe gelang. Manche Weiber haben an jedem Fuße wohl 30—50 kupferne Ringe. Ich wunderte mich schon oft darüber, wie sie bei solcher Belastung ihrer Füße überhaupt noch gehen können. Die hiesigen Schwarzen sind meistens am;, vielen schaut die liebe Not aus den Augen heraus. Bis Mittag bleiben sie nüchtern; ihr frugales Mahl verzehren sie mit großem Appetit, wobei sie sich statt der Löffel und Gabeln einfach der Hände bedienen. Fleisch und Fische sind billig zu haben; doch der Schwarze ist genügsam und zieht trotz seines leeren Magens wohlgemut, beständig lärmend und singend durch die Straßen. Arbeit und Anstrengung jeglicher Art ist ihm verhaßt. Die Frauen beschäftigen sich meist mit der Anfertigung von Matten, Körben und Schmucksachen aus Palmblättern; auch obliegt ihnen die Sorge für die Küche, wobei ihnen die Mädchen hilfreich zur Hand gehen müssen. Knaben und Mädchen aber ergeben sich am liebsten den ganzen lieben Tag hindurch dem süßen Nichtstun. Jüngst sah ich am späten Abend Muhame-daner prozessionsweise nach der Küste gehen, um daselbst eine religiöse Waschung vorzunehmen. Den langen Zug eröffnete und schloß ein Fackelträger mit zwei Lichtern. Ein Vorsänger sang in ganz eigentümlicher Weise einen Vers nach dem andern, auf welchen der Chor in gleicher Melodie respon-dierte. Der Zug machte einen sehr wehmütigen Eindruck auf mich. Ich dachte unwillkürlich an den göttlichen Heiland, der im nahen Tabernakel so einsam und verlassen weilt und dahier kaum einige Dutzend frommer, rechtgläubigen Seelen sein eigen nennt, während die Zahl der Heiden und Ungläubigen in die Tausende geht. Es gibt wohl kaum auf Erden eine zweite Religion, die überall so fanatische Anhänger zählt, wie der Muhamedanismus. Das traurigste ist, daß diese religiöse Sekte, deren Mitgliederzahl nuDiantr. heute schon auf 175 Millionen geschätzt wird, sich noch beständig ausbreitet, namentlich unter den Negerstämmen Zentralafrikas. Der Einfluß derselben ist ein äußerst trauriger. Allgemein behaupten die katholischen Missionäre, daß es viel leichter sei, reine Heiden zum wahren Glauben zu bekehren, als Stämme, welche bereits durch den Mohamedanismus verseucht sind. Leider zählen auch unsere ostafrikanischen Missionen zu solchen Gebieten. Aus dem Petrus ßberalla. Meinen höchst tröstlichen Bericht über den Tod eines unserer Katechumenen entnehmen wir dem Briese eines Missionärs: I. Wie Cheralla zum Christentmne kam. Petrus Cheralla, dies ist der Name des Katc-chumenen, war ein Mann von cirka 35 Jahren; in seiner frühesten Jugend wurde er noch in seiner Heimat, dem Gebiete der Dinka, zum Sklaven gemacht. Nach oftmaligem Herrenwechsel, wie es eben dem unmenschlichen Käufer gut dünkte, kam er nach Chartum, wo er lange Zeit im Dienste eines Türken stand. Stets diente er mit aller Treue, und nachdem er von seinem Herrn zur Belohnung für seine Treue in Freiheit gesetzt war, fand er sich mit seinem Weibe, ebenfalls aus dem Dinka-Stamme, von allen Fesseln frei. Stets zeichnete ihn Herzensgüte aus und er enthielt sich, auf welche Weise immer, seinem Mitmenschen zu schaden oder wehe zu tun. Von Jugend auf fühlte er in sich die Notwendigkeit, Gott zu kennen und anzubeten, und er war nicht eher zufrieden, als bis er eine Art Gebet und Gottesverehrung sich angeeignet hatte. Daher kam es auch, daß er alsbald, nachdem er hierher gekommen war und die Zeremonien der Mohammedaner gesehen und den Zweck derselben vernommen hatte, in Unkenntnis einer anderen Religion, diese annahm und einer ihrer eifrigsten Befolger wurde. Als er aber mit den Religionsübungen Unkcuschheit, Lug und Trug, Raub und Ungerechtigkeit Hand in Hand gehen sah, ward er nicht wenig geärgert; vor allem aber ekelte ihn die falsche Buße der Muselmänner an, welche nach Versprechungen, fromm zu leben, kaum eine Minute nachher schlechter handeln, als sie vorher getan. Da er infolge verschiedener Ursachen öfters Gelegenheit hatte, in unsere Missionsstation zu kommen, so hatte er auch Gelegenheit, daselbst eine neue Religion zu beobachten und sing an, nachzudenken und von dieser neuen Ordnung ganz betroffen zu sein. Jeden Tag gefiel ihm die Handlungsweise der Christen immer mehr und sein muselmännischer Geist hingegen wurde von Tag zu Tag kälter. Er überlegte bei sich selbst, diese neue Religion anzunehmen und bat mit allem Nachdrucke um Aufnahme. So augenblicklich glaubten wir, ihn nicht aufnehmen zu dürfen, und machten ihm deshalb den Vorschlag, sich von den Missionären unterrichten zu Mssionsleben. lassen. Er war dazu bereit und fuhr fort, uner-müdet, je nach Missionsbedürfnissen, wie er es gewohnt war, zu arbeiten. In den ersten Tagen schon nahm sich der gute Mann das Herz und erklärte, Alles zu tun, was man zu seinem Seelenheile ihm befehlen würde. Darauf fing der hochw. Pater Obere ihn zu unterrichten an, und bis zu seiner Versetzung nach einer anderen Station hatte er ihm das „Vater unser" und das Glaubensbekenntnis beigebracht. Nachher unternahm ich es und es sind schon zwei Monate, daß er fast jeden Tag kommt, um aus meinem Munde den christlichem Glaubensunterricht zu empfangen. Augenblicklich weiß er soviel, als ein zehnjähriger Knabe von Landsleuten unserer Heimat. Er braucht lange Zeit, um sich etwas einzuprägen; nachher aber behält er alles gut im Gedächtnisse. Mir macht er viele Freude durch seine Gutmütigkeit und Unterwürfigkeit, durch seine Lernbegierde und den Sieg, welchen er über menschliche Rücksichten und die Redereien seiner muselmännischen Verwandten erfocht. Man sollte ihn hören, mit welchen einfachen, aber treffenden Worten er auf die Einwürfe, die sie ihm machen, antwortet. Er fürchtet sich vor nichts, und ganz kaltblütig bekennt er offen, daß er lieber sein Leben lasse, als sich neuerdings der Gefahr, seine Seele zu verlieren, auszusetzen. Zudem hat er ein gewisses, gutmütiges Urteil, ohne Kritik, das sich in einem solchen Manne bewunderungswürdig macht. Oft spricht er seine Grundsätze aus und macht seine Vergleiche, und wohl wissend, wie sehr der Mensch unbeständig und wechselfähig sei, vergleicht er ihn mit einem Winde, der von allen Seiten bläst und nach jeder Richtung mit der größten Geschwindigkeit sich wendet. Wenn man von den menschlichen Torheiten spricht, von der Liebe zur Welt und vom unersättlichen Hunger nach Gold und Silber, wird er bald sagen, daß der Mensch mit den Hennen zu vergleichen sei, welche mit ihren Krallen und ihrem Schnabel suchen und kratzen, um D . . . . zu finden. Ich bin sicher, daß dieser Mann Christ werden wird. So viel man ihn erproben mag, findet man nichts Nachteiliges an ihm. Man geht nur ein wenig behutsam vorwärts, da wir eben Menschen sind. Sein Weib, wenngleich noch widerspenstig, wird sich schon nach und nach beugen, und Beide, so Gott will, werden für ihre Nation, wohin sie zurückkehren, eine Art Apostel sein. Soviel aus dem Briefe des hochw. Paters. II. Cheralla lebt ganz im Dienste der Mission. Seine Taufe, seine Glaubenstreue und sein erbaulicher Wandel. Im September wurde Cheralla zu den Missionaren des Nachbardorfes gesandt, und zwar noch ungetanst. Dort leistete er den anwesenden Patres und Brüdern die größten Dienste als Dolmetsch und Katechet, und mit seiner Hilfe waren die Patres imstande, ein Wörterbuch, eine kl. Grammatik u. einen Katechismus in der Negersprache dieses Ortes anzufertigen. Cheralla begleitete ferner die Missionäre auf den Auskundschaftsreisen im Herbstedesselb. Jahr, wo er nach den Ratschlägen der Missionäre und deren Anordnungen den Missionär machte. Von vielen Beispielen eines: Die hochw. Patres, die bei der Reise dabei waren, lagerten unter einem Baume und um diesen herum standen an die Hundert schwarzer Heiden, mit Lanzen u. Pfeilen bewaffnet' unter der glühenden Sonne von morgens bis nach mittags; während dieser ganzen Zeit erklärte man die Geschichte unserer hl. Religion, Kirche und Mission, wobei Cheralla nicht nur Dolmetsch war, sondern das, was die Missionäre sagten, mit größter Beredtsamkeit erklärte, so daß diese Neger ganz betroffen wurden und ihn den „Vorläufer der Männer Gottes" nannten. Auf der Reise der Missionäre zwischen Chartnm und den umliegenden Negerstämmen, welche Reise Tm afrikanischen tirwalde. über drei Monate dauerte, ging Cheralla überall als Anführer voraus, wenn sie gelegentlich dieser Reise die Völkerschaften am weißen Fluße besuchten. Cheralla ging in alle Ortschaften, verkündete ihnen die Ankunft von Männern, welche die Wahrheit lehrten, die Wahrheit, welche zum ewigen Leben führe; lehrte, daß diese Männer keine Dschallaba seien, welche um zu rauben u. Sklaven zu machen kämen, daß sie auch keine Türken seien, welche da kommen, zu rauben, zu plündern und zu morden; kurz er ging voraus und predigte mit einem Eifer, der jenem der Märtyrer der ersten Jahrhunderte christlicher Zeitrechnung gleicht, und alles das tat Cheralla noch als Kate-chumene. Ein Pater sagte öfters, daß er auf dieser Reise absichtlich wegen Cheralla, der sein Leben der christlichen Lehre und der Missionäre wegen oft offener Gefahr aussetzte, stets das hl. Taufwasser bei sich trug und ihm überall hin folgte, und wie aus dem vorhandenen Taufregister ersichtlich ist, erhielt Cheralla auf dieser Reise in Lebensgefahr die hl. Nottaufe. Als Cheralla's Weib sah, wie sehr er sein Leben der Gefahr aussetzte, weinte sie oft und beschwor ihn, nicht so zu handeln, sondern lieber ihr zu folgen. Cheralla aber antwortete: „Du bist ein einfältiges Weib, du verstehst nichts; wenn du mit mir kommen willst und Christin wirst, sollst du auch mein Weib in Zunkunft sein, sonst gehe deine Wege, denn ich will meine Seele retten, und durch einen Nr. 9 Stern der Neger Seite 281 solchen Tod gehe ich schnurstracks in den Himmel ein. — Was Cheralla auf dieser Reise erreichen wollte, erreichte er auch: Durch seine Beredtsamkeit brachte er es zustande, daß die Häuptlinge an den Fluß kamen, um die Missionäre zu begrüßen oder sie in Frieden ziehen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit erklärte er ihnen alle Wahrheiten, hauptsächlich die Sendung der Missionäre, wie Christus die Apostel sandte. Er aß selten und sehr wenig, sondern benutzte die Zeit stets zur Erklärung der evangelischen Wahrheiten. Nachdem Cheralla wieder in die Station zurückgekehrt war, wurden die bei seiner Taufe weggelassenen Zermonien nachgeholt. Cheralla machte auch hier im Dorfe, indem sich unsere Station befindet den Apostel und ging auf den Platz hinaus, wo gewöhnlich die Beratungen stattzufinden pflegen, und predigte dort jenen, die ihn anhörten, das Evangelium, was ihm jedoch nachher von den Feinden unserer hl. Religion untersagt wurde. Sein ehemaliges Weib, das von seiner neuen Religion nichts wissen wollte, schickte er fort, ebenso seine Dienerin, welche beide den guten Cheralla aber nicht vergessen konnten, sondern wieder zu ihm zurückkehrten und katholisch wurden, worauf Cheralla im Jahre darauf die Ehe kirchlich einging und die andere wieder als Dienerin blieb. Er selbst erteilte seinen zwei Töchtern den Katechismus-Unterricht und war sehr eifrig im Empfange der hl. Sakramente der Buße und des Altares. Ost klagte er über die Undankbarkeit der Neger, daß sie die Sendung der Missionäre, als von Gott gesandt, nicht anerkennen wollten. Da sie nur durch sie von der Sklaverei befreit werden könnten, wie Christus die ganze Menschheit von der Sklaverei der Sünde und auch leiblicher Sklaverei befreite, und sagte, daß sie deshalb auch garnicht einmal die Freiheit verdienten, da sie den Urheber der Freiheit nicht anerkennen wollten. Ein Pater, der meistens an der Seite Cherallas war und der ihn durch und durch kannte, behauptete fest und sicher: Daß Cheralla von der Gnade selb st erzogen un diu einenne uenMenschen umgewandelt wurde, und daß er durch Eingießung dieser Gnade einen hohen Erkenntnisgrad von der Wahrheit und Reinheit der katholischen Religion erreichte. Die Glaubenstreue Cherallas war derart, daß er oft bekannte, lieber hundertmal das Martyrium leider als seine Religion verleugnen zu wollen, und \c , oft, daß jeder Christ verpflichtet sei, lieber den grausamsten Tot seitens der Muselmänner zu leiden, als seinen Glauben zu verleugnen oder eine einzige Todsünde zu begehen. III. Charallas letzte Tage und seliges Ende. Als ich (der Schreiber dieser Zeilen), nachdem ich einige Jahre in Europa zugebracht hatte, wieder auf Wunsch meiner hochwürd. Oberm nach Afrika in die geliebte Mission zurückkehrte, erlebte ich eine ergreifende Szene. Wir waren bei starkem Dunkel angelangt, und nachdem wir dem lieben Gott mit einem kurzen, aber inbrünstigen Gebete in unserer Missionskapelle für unsere so glückliche Reise gedankt hatten, begaben wir uns in den Speisesaal der Station, der dicht gefüllt mar mit freudestrahlenden Gesichtern, weißen und schwarzen. Kaum hatte ich die Anwesenden mit einigen herzlichen Worten begrüßt, so führte der hiesige Missionsobere aus der Mitte einen Neger, dem man seine 60 Jahre deutlich ablesen konnte, der, auf seinem Stock gestützt, ganz ergriffen, die Augen unverrückt auf mich richtete, mit den Worten vor: „Lieber Pater, hier stelle ich Ihnen eine Antiquität vor." Da hätte man die Begrüßungen sehen sollen. Ich war außer mir vor Freude, als ich den alten Cheralla vor mir hatte und ich erzählte gleich den dortbefindlichen Schwarzen einige Hauptzüge aus dem Leben des Cheralla, während der hochw. Obere uns die Sehnsucht Cherallas schilderte, wie oft er fragen kam, ob und wann der hochw. Pater wiederkäme und daß er ihn nur noch einmal vor seinem Tode sehen möchte. In den ersten Tagen nach unserer Ankunft kam Cheralla öfters des Tages zu uns und beteuerte uns sein Glück und seine Zufriedenheit über unsere Ankunft und beteuerte, daß er nun keinen Wunsch mehr habe. Am ersten und zweiten Sonntage nach unserer Ankunft kam Cheralla mit einem alten Freunde zu uns und wir unterhielten uns mit ihnen lange in der Dinka- Sprache. Im Laufe des Gespräches über die Bekehrungen unter den Negern wurde Cheralla so entflammt, daß er dringend bat, wir möchten ihm doch einmal wieder eine kleine Mission übertragen. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt; — Alle feurigen Ideen wurden mit einem Male niedergeschlagen. Cherallas Kräfte waren geringer, als sein Eifer, — er unterlag der Bürde seiner Jahre. Cheralla fing an von Tag zu Tag schwächer zu werden und hatte vom 5. März große Mühe in die Kirche zu kommen, um dort dem hl. Taufakte eines Jünglings seines Stammes, des letzten, den er bekehrt, beizuwohnen. Daß irgend eine Gefahr vorhanden, ahnte Niemand, und ich selbst sprach öfters und lange mit ihm in diesen Tagen und er erkundigte sich sehr nach dem Befinden der in Europa lebenden ehemaligen Neger-Missionäre. Als ich ihm erzählte, daß ich alle diese gesehen habe, o, da lebte sein Herz ganz neu auf! Wie ein Blitz aus heiterem Himmel war es mir daher, als eine fromme und sehr eifrige Missionsschwester am Abend des 9. März mich vom Abendessen rief und mir zu verstehen gab, daß sie für Cheralla fürchte und daß ich sehen gehen möge, worauf ich mich gleich auf den Weg machte. Es schien keine Gefahr vorhanden, ich fragte ihn jedoch, ob er beichten wolle, worauf er mich gleich darum bat. Seiner Sehnsucht, am nächsten Morgen zu komunizieren, konnte man nicht willfahren, da er nichts zu sich nehmen konnte, und beständig hustete. Er wurde immer schwächer und so spendete ich ihm um 10 Uhr die hl. Ölung; später erteilte ich ihm auch noch die General-Absolution. Nachher wurde er immer frischer und blieb so bis Mitternacht, wo er zufällig wieder etwas hinunter zu schlucken im Stande war, weshalb man ihm gleich die hl. Wegzehrung brachte, die er mit großer Andacht und erbauender Dankbarkeit empfing und etwas vor 6 Uhr Morgens hauchte er ruhig und sanft seine Seele aus. Bis zu seinem letzten Augenblicke hörte man kein Wehklagen, wohl aber beständige Gebete und Dankesbezeugungen für den geringsten Dienst, den man ihm erwies. Cheralla schickte noch am Vorabende seines Todes die Klosterfrauen nach Hause und wollte durchaus nicht, daß sie seinetwegen sich des Schlafes beraubten, indem er andeutete, daß dies nur Schwäche, keine Krankheit sei, daß ferner sein Weib und Töchter und übrigen Freunde stets bei ihm seien. Unsere christl. Gemeinde betrauert in Cheralla ihren „Vater" wie sie ihn nannten, und ich rechne es nur zum Glücke an, daß ich ihm im Tode bei-stchen und die gläubige Seele dieses so rechten Kern-Christen dem Herrn anempfehlen konnte. Nach menschlichem Urteile besitzt nun diese äußerst schwierige, dornenreiche Mission von Zentral-Afrika einen eifrigen Fürbitter für ihr Gedeihen mehr. War Cheralla in diesem Leben schon so eifrig, um wie viel mehr wird er es nicht im Himmel sein! Doch werden seine Fürbitten nicht nur seinen schwarzen Mitbrüdern, sondern auch den weißen Mitbrüdern, den Wohltätern dieser Mission, gelten. * * * Ein glücklicher Schuss.*) (Fortsetzung). „Enta Hakim?“ (Sind Sie ein Arzt?) flüstert mir ängstlich eine Schwarze von der Seite zu, ohne *) Aus Versehen ist der zweite Teil dieser Erzählung übergangen worden, den wir nun an dieser Stelle vervollständigen. — Den ersten Teil siehe Heft -m\ 8, S. 246. sich jedoch nahe heranzutrauen. „Aiua“, antwortete ich ihr, „laken ana musch uahed Hakim kabir.“ Zwar bin ich kein großer Arzt, kann dir jedoch, wenn du willst, vielleicht helfen! " Aus einem Bündel schmutziger Lumpen zog sie nun eine Kreatur hervor, die sie ihr Söhnchen nannte. Ich mußte es glauben, obwohl seine Beinchen mehr denen meiner Kraniche glichen. Augen konnte ich mit dem besten Willen keine mehr finden. Waren sie im Schmutze verfault?. . . oder von den Ameisen und Fliegen ansgesogen worden? .... „Mein Gott!" sagte ich, „welch elendes Würmchen! Hast du es erwählt? Gib mir diese Seele und ich werde deinen Namen ewig dafür preisen!" — Doch erinnerte ich mich bald, daß jetzt nicht der rechte Augenblick zum Betrachten fei; daß ich vielmehr handeln und zwar schnell handeln mußte, wollte ich nicht, daß es mir auf den Armen sterbe und ich meinem Doktortitel wenig Ehre antun konnte. Da ich kein Wasser bei mir hatte, bat ich die Umstehenden mir solches zu holen. Dann wusch ich den Kleinen ein wenig. Er hatte es nötig ! Man versuchte ihm auch etwas in den Mund zu geben; es war zu spät, er konnte nicht mehr schlucken. Und doch soll Satan nicht siegen! Dieses Wasser, das dein eigenes Brüderchen gebracht, soll dir die Himmelspforten erschließen!" — Ich goß es über die Stirne des Kindes und sprach feierlich: „Michael Groß, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen." Alle waren zufrieden mit mir; die Mutter jedoch war am seligsten, obgleich sie sich von der Erhabenheit dieses Aktes eine wahre Idee bilden zu können, nicht imstande war. * * * „Wissen Sie", sagte ich zum Pater Besozzi, als ich ihn wieder eingeholt hatte, „auch ich habe einen Kranich erbeutet! Er war zwar nicht so schön anzusehen, wie diese hier, jedenfalls aber mehr wert als ihrer tausend! — Er glaubte es gern; wollte jedoch auch seinen Teil haben, indem er sprach: „Ich habe doch einen wahrhaft glücklichen Schuß getan, denn, sonst wären nicht so viele Leute gekommen, und wahrscheinlich hätte sich auch Ihnen diese schöne Gelgenhcit nicht geboten." — Sei dem, wie es sei: Gottes Wege sind wunderbar, und auch jetzt noch gilt das Gebot Christi: „Von nun an sollst du Menschen fangen", d. h. ihm Seelen für den Himmel gewinnen. P. B. Zorn F. S. G. * * * Verschiedenes. Die Dattelpalme. mt schon wurden brieflich Fragen an mich gerichtet, ® wie es eigentlich in Afrika aussehe, was in diesen Gegenden wachse und wovon man hier lebe. Ersteres erhellt nach und nach aus allen Berichten unserer Missionäre und die letzte Frage möchte ich lieber später einmal beantworten, wenn ich dieses Thema etwas origineller zu schildern imstande bin. Etwas über die Dattelpalme möchte ich diesmal schreiben, da dieselbe der am häufigsten hier vorkommende, folglich der bekannteste und zugleich auch der nützlichste aller hiesigen Bäume ist. Alles ist an der Dattelpalme nützlich: Ihr schlanker, überall gleich dicker Stamm liefert zwar nicht das Bauholz der deutschen Eiche oder der Dannen Tirols, wird jedoch von den Eingeborenen, die keine großen Häuser mögen und in Ermangelung eines besseren, dazu verwendet. Es ist aber auch hinreichend, da es hier niemals dem Regen ausgesetzt ist. Nützlicher als das Holz des Stammes ist die Rinde, die ihn wie ein Netz umgibt: man verfertigt Seile daraus, die sehr stark sind und fast überall hier im Gebrauche sind. Die alten Egppter verwendeten diese Rinde zum Einhüllen und einbalsamieren ihrer Leichen und manche Mumie hält noch bis heute darin ihren mysteriösen Schlaf. Klettern wir etwas höher an unserer Palme hinauf; doch klammern wir uns fest, denn am ganzen Stamme gibt es keinen einzigen Ast! Hoch oben trägt die Palme eine zierliche Krone, die sich dadurch von derjenigen anderer Bäume unterscheidet, daß sie nur aus Blättern besteht. (Wenn ich hier das Wort „Blätter" gebrauche, so möchte ich darunter nicht ähnliche verstanden wissen, wie sie unsere Laubhölzcr Europas tragen, sondern Blätter im afrikanischen Sinne; d. h. vier bis fünf Meter lange Stengel die stark genug sind, einen daraufsitzenden Mann zu tragen und die, wenn sie abgehauen und dürr geworden sind, zum Anfertigen von Zäunen, ja selbst zum Decken der Hütten gebraucht werden.) Zwischen diesen Blättern, die alle wie aus dem Herzen des Stammes gleichförmig emporschießen und sich ringsum regelmäßig verteilen, sprossen im Frühlinge mehrere gelbliche Triebe hervor, die sich schnell entwickeln und die Blüten tragen. Diese sind sehr wohlriechend; nicht groß, jedoch zu hunderten an einem Stengel. Ich möchte fast sagen, sie bilden Büschel, wie die Holunderbeeren, doch ist der Vergleich etwas entfernt. Ist die Blütezeit vorbei, so halten die Kinder buchstäblich Wache unter den Bäumen: Sie heben die kleinen, runden, vom Winde abgetrennten Beeren sorgfältig auf und machen sich Halsketten davon. Wird die Frucht etwas größer, dient sie, obgleich noch ganz grün, schon zu praktischen Zwecken. Da geht keine verloren und sollte sie auch zwischen die Dornen oder anderswohin fallen. Alle werden gierig verzehrt. In Europa würde eine erwachsene Person sich schämen, unreife Äpfelchen oder Birnen in die Hand zu nehmen; das ist hier ganz anders! — Lange hatte ich mit Bedauern zugesehen; doch, als ich es einmal wagte, selbst zu probieren, fand ich sie gar nicht so übel. Viele jedoch möchte ich einem vernünftigen Magen nicht anraten. Sind die Datteln reif, so sind sie sehr geschmackvoll. Auch zum Einmachen eignen sie sich. Getrocknet erhalten sie sich sehr lange und allen Negern sind sie ein beliebtes Nahrungsmittel. — Selbst der Stengel, oder das Reis, an dem die Früchte gereift, ist nachher noch brauchbar: In Ermangelung eines besseren, wird es als Besen gebraucht. So ist die Dattelpalme in allen ihren Teilen ein sehr nützlicher Baum und gibt uns auch ihrerseits einen schönen Beweis von der Weisheit und Güte Gottes, der für alle Bedürfnisse seiner Kinder liebevoll gesorgt. P. B. Zorn. F. S. C. * * * Schlangen in Togo. ^Wlas Tropenklima Togos ist den Schlangen sehr günstig, so daß sie bis ins unheimliche wachsen. Eben kommt ein Schüler, so schreibt man der K. Vztg. und bringt eine tote Schlange. Er hat sie auf einem langen Stocke aufgespießt. Frage: „Junge, wo hast du die wieder gefangen?" Antwort: „Ich fing sie eben unter der Schlafmatte unseres Johannes." Das wäre eine schöne Bescherung geworden, wenn sich heute Abend der gute Johannes auf seine Matte zur Nachtruhe niedergelegt hätte. Vielleicht wäre da die Nachtruhe zur Grabesruhe geworden. Besonders zahlreich sind die Schlangen im Gebüsch. Wenn man durch ein Gebüsch geht, so ist man kaum sicher im nächsten Augenblick auf eine Schlange zu stoßen. Vor einiger Zeit ging ich einen einsamen Negerpfad. Mein.Negerjunge ging hinter mir her. Wir kamen, wie es schien an einem abgeschlagenen Baumaste vorbei; ich hatte denselben, weil ich kurzsichtig bin, bereits bis zur Hälfte passiert, ohne.etwas zu merken. Plötzlich sah ich, daß sich der Baumast bewegte, ich Seite 284 Stern der Neger Nr. 9 schaute näher zu und merkte, daß es eine 4 Meter lange Schlage war, die langsam in das Gebüsch glitt. Wenn die Neger zum Holzsammeln gehen, so kommt es bei ihrer mangelhaften Bekleidung leicht vor, daß sie von Schlagen gebissen werden. Aus meiner früheren Praxis errinnere ich mich eines derartigen Vorfalles. Eine Fetischfrau wurde beim Holzsammeln von einer Schlange in die Hand gebissen. Gleich wurde der Missionär gerufen, um zu helfen. Er ging hin, sah aber gleich, daß die Medizin nicht mehr viel helfen konnte. Das Schlangengift hatte sich schon dein ganzen Körper mitgeteilt. Die Hand, der Arm, die Schulter -der Kranken schwollen riesig an, ich hielt die Kranke für dem Tode verfallen. Die Kranke krümmte sich am Boden vor Schmerz. Der Arm brach auf, als hätte man überall in demselben Querschnitte gemacht. Ich beeilte mich, die Kranke zur Taufe vorzubereiten, wurde aber von ihr glatt abgewiesen. Traurig kehrte ich heim; nach einigen Tagen kam ich zurück. Wieder alles Erwarten war die Kranke noch am Leben. Gleich merkte ich, daß sie eine Hand verloren. Ich befragte sie darüber. „Die hab ich mir vor einigen Tagen selbst abgeschnitten", war die Antwort und die Umstehenden bestätigten die Aussage der Frau. Gelingt es einer Schlange, sich während des Gottesdienstes in unsere Kapelle zu schleichen, so entsteht eine große Panik. Die meisten Eingebornen kommen nämlich barfuß in die Kirche. Hört man plötzlich den Ruf: „Eda, eine Schlange!" so hat jeder natürlich allen Grund für seine Füße zu sorgen; im Nu steht alles auf den Bänken. Mitten in der Predigt kam einmal eine Giftschlage in die Kapelle. Sogleich war alle Aufmerksamkeit vorbei; ein jeder sucht seine Füße in Sicherheit zu bringen. Von den Schwarzen war keiner mutig genug, den Kampf mit der Schlange aufzunehmen. Die Ruhe kehrte erst wieder, als ein Europäer aus den Reihen heraustrat und mit seinen Reitstiefeln die Schlange vor den Augen der Schwarzen zertrat. Glücklicherweise sind die Giftschlangen schon im Äußeren als solche gekennzeichnet. Sie fallen meistens auf durch ihren kurzen, abgegliederten Schwanz. Von Giftschlangen wurden für Togo im Jahre 1893 nachgewiesen: 1. Die Krötenotter, 2. die Glanzotter, 3. die grüne Otter, 4. die Schwarzhalsbrillenschlange, 5. die Bauchbindenbrillenschlange, 6. die am Bauche punktierte Viper, 7. die Pfuffadder, 8. die Nashornviper. Dazu kommen noch 27 giftlose Arten. Bei Schlangenbissen sind die Schwarzen nicht bloß auf die Medizin des Weißen angewiesen; zuweilen verwenden sie ihre eigene Medizin und wie es scheint, mit vielem Glücke. Es ist mir ein Schwarzer bekannt, der in der ganzen Gegend einen großen Ruf besitzt. Er hatte bei seinen Heilungen ein derartiges Glück, daß er von sich sagen konnte: „Es ist mir noch niemals irgend jemand, den ich nach einem Schlangenbisse in Kur genommen, gestorben." * * * Lohn des ßefeetes. An einem ziemlich unfreundlichen Abende wanderten zwei Männer auf der Landstraße von Appenzell nach Glarus, welche beide Orte in der Schweiz liegen. Es war im Frühjahr, wo der laue Wind den Schnee von den Spitzen der Berge löst. Beide jungen Männer waren staubbedeckt und trugen jeder ein Bündel. Offenbar waren sie Handwerksburschen, die Arbeit suchend diese Gegend durchwanderten. Sie schienen nicht zu wissen, daß sie sich auf einem recht bedrohtem Punkte befanden. Vielleicht hatte schon jemand auf diesem Wege durch eine Lawine das Leben verloren,, denn sie sahen dort ein Kruzifix errichtet und neben demselben in einem kleinen Häuslein ein Muttergottesbild. Unsere Wanderer waren jetzt dicht an diese Stelle angekommen. „Das ist ja recht schön", rief der eine, „da sind wir ja auf katholischem Boden". Wir sind allein, und da denke ich, konnten wir ganz ungestört ein kurzes Gebet verrichten> das würde uns für die Weiterreise nichts schaden". — „Wohl richtig", meinte der andere, „aber es wird Zeit für uns, daß wir unter Dach und Fach kommen. Es stürmt heftig, und der Himmel ist so bedeckt, daß bald volle Dunkelheit einbrechen kann, und dabei noch weit und breit kein Haus." — „Doch", entgegnete der erste, „drüben an der Alp ist ja eine Sennhütte, da werden wir schon ein Unterkommen finden. Laß uns aber erst ein Viertelstündchen beten. Das Haus erreichen wir immer noch." Jetzt hatte der Andere nichts mehr einzuwenden, und beide knieten zu einem andächtigen Gebete nieder. Endlich erhoben sie sich, um die Sennhütte aufzusuchen, denn immer mächtiger brauste und heulte der Sturm, als wollte er die ganze Natur mit sich fortreißen. Da plötzlich erhob sich gerade vor ihnen ein furchtbares Getöse. Entsetzt stehen unsere zwei Beter da. Eine gewaltige Schneelawine jagte mit furchtbarer Schnelligkeit bergab, fegte die Sennhütte vollständig hinweg und sauste mit donnerähnlichem Poltern und Krachen in das Talgrund hinab. Überall Verwüstung. Die beiden Wanderer waren sprachlos vor Staunen und Entsetzen. Was wäre aus ihnen geworden, wenn sie nicht den kurzen Aufenthalt zum Gebete sich genommen hätten. * * * Das einzige und wahre Verbrechen der Jesuiten. Am IO. März 1615 wurde der Jesuit Johannes Ogilby zu Glasgow in Schottland zum Tode geführt. Sein Verbrechen bestand darin, daß er es. gewagt hatte, zu sagen, die geistliche Gewalt stehe dem Papste zu und nicht dem Könige. Damals war Jakob I. König. Als Pater Ogilby zur Richtstätte geführt wurde, gesellte sich ein protestantischer Prediger ihm unterwegs zu, sprach ihn an und drückte ihm seine Teilnahme aus. „Pater Ogilby," sprach der Prediger, „ich bemitleide Sie wegen Ihres Eigensinnes, daß Sie eines so schmählichen Todes sterben wollen." Der Jesuit gab, wie wenn er einige Furcht hätte, zur Antwort: „Wenn es von mir abhinge, zu sterben oder nicht ... Ich kann nichts dazu tun. Man hat mich des Hochverrats schuldig erklärt, und deshalb gehe ich zum Tode." „Hochverrat!" antwortete der protestantische Prediger, „davon kann keine Rede sein. Glauben Sie mir, ■ Pater Ogilby, schwören Sie dem Papismus .. ab und alles ist vergeben und vergessen; ja, man wird Sie mit Gunst überhäufen." ^ Jfffenbrotbaum. „Sie treiben Scherz mit mir!" sagte der Pater. „Nein, nein," entgegnete der protestantische Prediger, „ich spreche so mit allem Ernste im Auftrag und mit Vollmacht, mein Wort zu verwirklichen; denn unser protestantischer Erzbischof hat mich beauftragt, Ihnen seine Tochter zur Ehe anzubieten, zugleich mit einer guten Pfründe als Mitgift, wofern Sie sich nur entschließen, zu uns herüberzukommen." Während dieses Zwiegespräches waren die Beiden an dem Orte angekommen, wo der Galgen stand. Der Protestant drang in den Pater, er möge doch einwilligen, am Leben zu bleiben. Der Pater Ogilby entgegnete, daß er allerdings auch das Leben zu schätzen wisse, wofern nur seine Ehre unverletzt bleibe. „Aber," wiederholte der Protestant, „ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß Sie mit Ehren überhäuft werden sollen." „Gut denn," sagte Pater Ogilby, „so wiederholen Sie mir mit lauter Stimme und vor der versammelten Menge, was Sie mir anbieten." „Höret!" rief darauf Pater Ogilby vom Galgengerllste aus dem Publikum zu, „höret, was mir angeboten wird!" Und der protestantische Prediger sprach mit lauter Stimme: „Ich verspreche dem Herrn Ogilby das Leben, die Tochter unseres Erzbischofs und eine reiche Pfründe, wenn er zu uns herüberkommen ,will." „Habt ihr alle es gehört?" rief der Pater, „seid ihr bereit, es zu bezeugen, wenn es verlangt werden sollte?" „Ja, ja!" rief die Menge, „steigen Sie vom Gerüste herunter, Herr Ogilby, steigen Sie herunter!" Die Katholiken, die dabei anwesend waren, litten schreckliche Angst; die Gesichter der Protestanten strahlten vor Freude und Jubel. „Also," fuhr Pater Ogilby fort, „ich habe nicht zu fürchten, als Hochverräter verfolgt zu werden?" „Nein, nein!" ruft man ihm von allen Seiten zu. „Ich stehe also hier auf dem Galgengerüste lediglich wegen des katholischen Glaubens, und das ist mein einziges Verbrechen?" „Ja, bloß wegen Ihres Glaubens." „Sehr gut," sprach Pater Ogilby, „das ist mehr, als ich erwarten konnte. Einzig allein wegen meines katholischen Glaubens bin ich zum Tode verurteilt. Für diesen katholischen Glauben aber würde ich mit Freuden hundert Leben hinopfern, wenn ich sie hätte; ich habe bloß eins, nehmt es also ohne Zögern, denn meinen Glauben werdet ihr mir niemals entreißen." Als die anwesenden Katholiken diese Worte hörten, gaben sie ihre Freude zu erkennen, während die Protestanten vor Wut tobten, daß sie sich so verspottet sahen und gefangen in ihren eigenen Netzen. Der protestantische Prediger geriet in förmliche Raserei, ließ den Pater Ogilby, der. noch weitet sprechen wollte, nicht zu Worte kommen, und befahl dem Henker, unverzüglich seines Amtes zu walten. Der Henker bat den Märtyrer um Verzeihung und dieser umarmte ihn. Sodann nahm Pater Ogilby, bevor ihm die Hände festgebunden wurden, seinen Rosenkranz und warf ihn — als Andenken — unter das umstehende Volk. Der Rosenkranz des Jesuiten traf einen kalvinistischen, jungen Mann gerade gegen die Brust. Es war der Baron Johannes von Eckersdorf, der damals auf einer Reise durch Schottland begriffen war, und der in der Folge Gouverneur von Trier wurde, als vertrauter Freund des Erzherzogs Leopold, des Bruders Ferdinand It. Als er schon ein bejahrter Mann war, sagte er zum Pater Balbinus aus der Gesellschaft Jesu: „Beider Hinrichtung des Pater Ogilby traf mich sein Rosenkranz gerade auf die Brust, so daß ich ihn hätte auffangen können, wenn das ungestüme Zugreifen der Kathokiken, die ihn mir entrissen, es nicht unmöglich gemacht hätte. Ich dachte zu der Zeit gar nicht daran, meine Religion zu wechseln, aber jener Rosenkranz hat mich ins Herz getroffen, und von dem Augenblicke an fand ich keinen Frieden mehr. Mein Gewissen war in Aufregung und sagte mir: „Weshalb mußte der Rosenkranz des Paters Ogilby gerade dich und keinen andern treffen?" Und dieser Gedanke verließ mich viele Jahre hindurch keinen Augenblick — und ich wurde katholisch. Ich schreibe meine Konversion diesem gesegneten Rosenkränze zu, und würde ihn um jeden Preis erstehen, wenn er mir zu Händen käme, und ich würde ihn um keinen Preis weggeben, wenn ich ihn besäße." * * * Eine afrikanische Krankheit. Die schreckliche Geißel der Schlafsucht, die einstmals blühende Missionen in eine Wüste verwandelt hat, scheint heutzutage in einer schwachen Abnahme begriffen zu sein, obwohl noch manche Krankenhäuser Afrikas, hauptsächlich an der Westküste, voll sind von den Armen, die dieser Krankheit verfallen, oder die überhaupt nur derselben verdächtig sind. Dieses Übel zeigt jetzt eine Erscheinung, die noch mehr Aufsehen macht als alle früheren und die leb- hafter als je die Besorgnis der Kolonisatoren und das Interesse der Gelehrten weckt. Sie besteht darin, daß diese Krankheit sich auch über das weiße Element zu erstrecken beginnt. Bis in die jüngst ergangene Zeit herrschte allgemein die Ansicht, daß für die Europäer keine Gefahr besteht, von dieser Krankheit behaftet zu werden. Diese Meinung verlor durch entgegengesetzte Tatsachen ihre Begründung. Im Krankenhaus zu Antwerpen in Belgien unterstehen jetzt dem Herrn Doktor Dupont zwei Weiße zur Behandlung. Die kürzlich vom Freistaat Kongo mit dieser Krankheit zurückgekehrt sind. Bereits im Jahre 1902 kam Herrn Doktor Dupont ein solcher Fall bei einem Weißen vor. Der Kranke starb infolge dieser Schlafsucht im Jahre 1903 am 23. Januar, ohne daß jedoch das Publikum die wahre Ursache dieses Todesfalles erkannt hat. Durch fünfjährigen Aufenthalt in einer Gegend, die von dieser Pest heimgesucht ist, hat sich der Kranke dieselbe zugezogen. Er war beständig in Schlaf versunken und wenn er zuweilen aufwachte, konnte man sich mit ihm ganz gut unterhalten. Er gab ganz richtige Antworten. Aber es dauerte jedoch nicht lange, denn nach kurzer Zeit fing der arme Mann wieder an zu schlafen. Er sprach mit einem gewissem Stocken und einer Kraftanstrengung, wie einer der plötzlich aus schwerem Schlafe herausgerissen wird. Die Krankheit nahm täglich immer mehr zu, bis endlich der Tod eintrat, dem eine vollkommene Lähmung voranging. Die zwei vorliegenden Fälle beziehen sich auf zwei Personen, von denen die eine 24 Jahre zählt; dieser Mann verweilte einige Zeit lang am Kongo wegen Handelsgeschäfte. Der andere ist Schiffskapitän und 36 Jahre alt. Ersterer hat mehr zu leiden als der zuletzt Genannte. Bei beiden aber findet sich jener Zustand der Erschöpfung und Mattigkeit vor, der als Wirkung der Schlafsucht auftritt und der unbedingt zum Tode führt. Da es eine sichere Tatsache ist, daß diese Krankheit höchst ansteckend ist, so fordert Herr Dupont alle europäischen Regierungen auf, bei den Häfen mit aller Strenge darüber zu wachen, daß keine Schiffe einlaufen, die von Gegenden herkommen, in welchem die Schlafsucht herrscht, da diese ihrer Natur nach und wegen der Schwierigkeit sie zu bekämpfen, gefährlicher ist, als die Beulenpeft. England hat bereits diesbezüglich Normen erlassen, Kraft deren alle Kolonialagenten bei ihrer Rückkehr in die Heimat nach einem mehr oder weniger laugen Aufenthalte in verdächtigen Gegenden sich von eigens hierzu angestellten Ärzten untersuchen lassen müssen. * * * Iu unseren Mitöern. Der Jiffenbrotbaltu oder Baobab. Einer der hervorragendsten Bäume Afrikas zeigt unser Bild auf Seite 285. Es ist der sogenannte Affenbrotbaum (Adansonia digitato) oder Baobab, wie die Eingeborenen ihn nennen. Schon beim ersten Anblicke macht er sich bemerkbar durch seine kolossale Dicke und durch den ungcheurigen Umfang seiner Krone; hat doch sein Stamm nicht selten 20 ja sogar 30 m im Umfange. Zur Trockenzeit steht er ganz öde da, nur durch seine gewaltige Größe imponierend ohne auch nur das geringste Zeichen von Leben, wie ihn unser Bild zeigt; erst zur Regenzeit treibt er Knospen, die sich sehr rasch zu dem handförmigen Blatte entwickeln. Prof. Dr. Paulitschke schreibt über ihn in seinem Werke „Die Sudanländer" : „Als Charakterbäume des Südens mögen gelten : Der Baobab oder Affenbrotbaum (Adansonia) jedenfalls der charatteristischte der ganzen ungeheuren Zone vom Senegal bis zum Weißen Nil, zugleich auch einer der wichtigsten Bäume im Haushalte der Eingeborenen, wenn auch dessen ungeheurer Stamm selbst, außer imKordofan, wo er ausgehöhlt als Zisterne dient, fast nutzlos ist usw." Ähnlich sagt Prof. Dr. Sievers: „Andererseits gibt es in sehr weiten Gebieten Afrikas Bäume von ganz besonders auffallendem Typhus. Durch kollosale Dicke der Stämme zeichnen sich die Affenbrotbäume, Baobab aus; durch die Größe der Früchte setzen die Bignoniaceen in Erstaunen, und bei den Bananen erreichen die Blätter bisweilen derartige Längen, daß sie als die größten bekannten Blätter der Erde zu bezeichnen sind." Über den Ursprung des Affenbrotbaumes schreibt ferner Dr. Sicvers: „Dagegen ist der schon erwähnte Baobab afrikanisch und eine der merkwürdigsten Pflanzenformen des Kontinents, mit im Durchmesser oft 8 m dickem Stamme und kolossaler Verästelung. Das geringe Laub ist handförmig, die Frucht eßbar, die Rinde faserig." Seine Verbreitungszone ist auch nach diesem Verfasser ganz Mittel-Afrika, vom Südrande der Sahara bis zu Deutsch-Südwestafrika, während sich im Osten seine Grenze noch weiter nach Süden vorschiebt. Er bildet somit einen großen Bestandteil jener gewaltigen zentral-afrikanischen Urwälder, welche uns Stanley so ausführlich und so begeistert schildert. — Stanley: „Im dunkelsten Afrika" — „Man denke sich ganz Frankreich und die Iberische Halbinsel dicht besetzt mit Bäumen von 6 — 10 m Höhe glatten Stämmen, deren Blattkronen sich so nahe befinden, daß sie sich untereinander verwickeln und den Anblick des Himmels und der Sonne verhindern, und jeden Baum von wenigen Zentimetern bis über einen Meter dick. Alsdann laufen von einem Baum zum andern Taue von 5 —10 cm Durchmesser, welche die Form von Schlingen und Festons, eines lateinischen W und eines schlechtgeschriebenen lateinischen M haben oder sich in großen dichten Kreisen, wie endlose Anakondes um die Stämme ringeln, bis sie die höchste Spitze erreicht haben. Laß sie üppig blühen und Blätter treiben und sich mit dem Blattwerk der Bäume vereinigen, um die Sonne zu verbergen, laß an den höchsten Zweigen die Taue zu Hunderten bis beinahe auf den Erdboden herabfallen, mit ausgefransten Enden, welche die Luftwurzeln der Schmarotzer repräsentieren und schlanke Ranken herabhängen mit offenem Faserwerk an den Enden wie Troddeln. Arbeite alles gehörig durcheinander, so wirr wie möglich und von einem Zweig zum andern, ohne irgendwelche Rücksicht auf die Bestandteile, und pflanze an jeder gabelförmigen Stelle der Bäume und auf jeden horizontal stehenden Ast kohlähnliche Baumflechten von der größten Art^ Pflanzen mit breiten schwertförmigen Blättern, welche die Elefantenohrpflanze darstellen, sowie an anderen Stellen Orchideen und Gruppen vegetabilischer Wunderwerke, und einen reichen Schmuck zarter Farne. Nunmehr bedecke Baum, Ast, Zweig und Schlinggewächs mit dickem Moos wie mit einem grünen Pelz. Wo der Wald dicht ist, wie ich ihn vorstehend beschrieben habe, braucht man nur noch den Boden mit dichtem Phryniumgesträuch, Amomum und zwerghaftem Gebüsch zu bepflanzen. Wenn aber, wie es häufig vorkommt, der Blitz die Krone eines stolzen Baumes abgeschlagen u. das Sonnenlicht hereingelassen wird, wenn er einen Waldriesen bis zu den Wurzeln herab zersplittert und der Stamm verdorrt, wenn ein Wirbelsturm einige Bäume entwurzelt hat, dann schießen eine Menge junger Stämme im Wettlauf um Luft und Licht in die Höhe, drängen sich, brechen sich, treten sich und ersticken sich gegenseitig, bis das Ganze ein undurchdringliches Dickicht bildet. „Im Durchschnitt ist der Wald aber eine Mischung solcher Szenen: Dort steht vielleicht eine Gruppe von Bäumen, grau und feierlich wie die Säulen einer Kathedrale im Zwielicht, und in der Mitte erhebt sich ein dürrer, nackter, weißgebleichter Patriarch, um den eine neue Gemeinde sich gebildet hat, in welche jeder junge Baum emporklimmt, tun der Erbe des Gebietes von Licht und Sonnenschein zu werden, welches einst der Herr eingenommen hat. Hier gilt ebenfalls das Gesetz der Erstgeburt." (NB. Gebctserhörungen und Empfehlungen, Bei welchen nicht der volle Name und Wohnort der Redaktion angegeben wird, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt.) litt genannt aus SS. Dem göttlichen Herzen Jesu und seiner heiligen Mutter Maria herzlichen Dank, da diese uns in auffallender Weise in einem Anliegen erhörten. Ich empfehle ein anderes Anliegen dem Gebete und verspreche SSeröffentlichung im Falle der Erhörung. Ober-Fr. Bayern. Jemand läßt den hlft. Herzen Jesu, dem hl. Josef und ganz besonders noch den armen Seelen herzlichen Dank sagen für die Erhörung in einer sehr wichtigen Berufsangelegenheit. Veröffentlichung war versprochen. Aus S. M. bei B. schreibt man uns: Oft schon habe ich Hilfe gefunden durch Anempfehlung schwerer Anliegen in ihr Gebet. Heute muß ich wiederum dem göttlichen Herzen Jesu, Maria und hl. Josef, der hl. Anna und dem hl. Antonius für Hilfe in einer schweren Angelegenheit danken. Neuerdings bitte ich um ihr vereintes und öfteres Gebet am Altare, für mich, für mehrere Kranke, für hart-bedrüngte Familien, für 2 irrsinnige Söhne, für verirrte Kinder, für einen verstockten Sünder, um günstigen Ausgang eines Unternehmens, und andere schwere Anliegen. * -r-* M. St. aus S. ersucht um Aufnahme in die Gebetsempfehlung des „Stern der Neger" um Erlangung der Gesundheit wenn es Gottes Wille und zum Seelenheile gut ist. E. G. P. Ersuche um Einschließung ins Gebet zum hlft. Herzen Jesu und Maria und Judas Thaddäus in verschiedenen großen Anliegen für böswillige Feinde und Bekehrung eines Sünders. Ungenannt aus Böhmen empfiehlt seine seit 2 Jahren kranke Base unserem Gebete. H. E. aus W. empfiehlt sich mit seinen Familien dem Gebete in einem besonderen Anliegen. * * * Ferner empfehlen wir unseren geehrten Lesern und Wohltätern unsere Noviziate, großen Erfolg der Exerzitien und besonders noch unsere Mission und die nach Kurzem abgehende neue Expedition in das Innere Afrikas. Unsere Manche unserer freunde und Wohltäter sind vielleicht im Besitze von ausführlichen Lebensbeschreibungen von Heiligen, die sie vielleicht leicht entbehren könnten; uns wurden solche und ähnliche Bücher große Dienste leisten. Auch fehlen unserem Missionshause noch manche Paramente für den Gottesdienst, wie Meßgewänder für Festtage, Airchenwäsche, headers Alben, Ghorröcke, ferner ein schwarzes pluviale (Vsspsrmantel), außerdem noch ein Missale (Meßbuch). Bitten. Diesen Bitten schließt der hochw. P. B. Aohnen aus Lul eine innige Bitte hinzu. Gr schreibt uns: „Nun beginnt der Gharif (die lange Regenzeit), wie vorteilhaft wären deshalb für uns ein halbes Dutzend Tiroler Wettermäntel! Gin wahrhaft gutes Werk würden jene uns erweisen, die uns direkt oder durch das Missionshaus einige zuschicken würden." Schon im Vorhinein sagen wir unsern edlen Wohltätern von ganzem Herzen ein „Vergelt's Gott!" Für die Schriftleitung: Anton v. Mörl. — Druck von A. Weger's sb. Hofbuchdruckerei, Brixen.