^afOoslscöe-ITljssions- 'ZeifstörifC üerSöDne Des fjfgst. ßcnenS Jesu. OrflaTf'ttsTTlarini -Derem fürTlfrifin MM u JfK*n W/w' Mm Erscheint monatlich einmal und Hostet jährlich mit Voltzusendung 2 K = 2 MH. — 3 ycanhen. Missionshaus ctlMUanb bei Wriren» Tirol. Sollte einer unserer verehrten Leser und Gönner die Zeitschrift „Stimmen aus Maria-Laach" entbehren können, so möchten mir recht herzlich mit die letzten sechs Jahrgänge bitten. Wer unserer lieben Leser möchte unserem Bruder Schuster zu einer Nähmaschine verhelfen'? Er hat ungefähr 80 Personen mit Schuhen zu versehen, was er aber ohne Maschine kaum leisten kann. — Dankbarst nehmen mir jede Gabe zu diesem Zweck entgegen und können die P. T. Wohltäter den Beitrag unter dem Titel „Schuster" dem Missionshause zuschicken. 'gSriefäasten hex MedcrKtron. An mehrere. Wenn Sie die Schleifennummer einschicken sollen, so meinen mir die letzte; nur diese wirb bei Abonnements-Erneuerungen ausgewiesen und nicht die, welche vor Jahren auf Ihrer Schleife stand. Lehrerin F. in A. Die übrigen Hefte sind gratis, da ja, wie Sie wissen, auf je 10 Stück, unter einer Adresse geschickt, ein Freiexemplar hinzukommt. Fel. A. und F. Tücher, Stoffe und Aen-liches können Sie schon schicken; diese Sachen können unsere Missionäre immer brauchen, da sie viel Gelegenheit haben, das Werk der Barmherzigkeit auszuüben: Nackte bekleiden. Auch Perlen und Schmucksachett jeder Art sind beit Missionären erwünscht. p. H. in W. Leider kommt es erst diesmalj geschah in Eile. Gegenwärtig haben Sie doch Gelegenheit, mehr zu leisten. Hoffentlich recht bald. Allen denen, die zur „Lul-Pumpe" beigesteuert haben, sagt der hochw. ?. Banholzer ein herzliches „Vergelt's Gott" I HledelKtionsscHkuß am 4. Hlltobsu 1906. Abonnernents-Greneuerungen. Vom 3. September bis 3. Oktober haben folgeitde Nummern ihr Abonnement erneuert: 403 651 1013 1306 1364 1397 2459 2988 3278 3380 5264 5812 6037 6038 6039 6043 6045 6048 6050 6052 6055 6448 6705 6706 6707 6708. Qpaßen^ergeidpms vorn 1. tpeptemoev 6is 1. §>&{oßex~ 1936. ---------In Kronen.---------- Opferstuck: Innsbruck I. Kr. 4.—, vom Marienverein bei Gelegenheit des Hanptfestes, 8. September, 194.60, von der Jungfrauen-Kongr. 30.—, SB- M. A. 10.—, Ph. B. 40.—, Br. W. 2.60, Msgr. B. 20.—, Msgr. Kr. 20.—; Hafling Pfr. 1.—; Milland N. N. 1.—; St. Peter N. N. 1.—; Vontp per. B. 10.—; Pustertal N. N. 1.— ; Brixen N. N. I. 93, Se. f. b. Gnaden Dr. Altenweisel 100.—; Dorf Gastein H. H. I. Sch. 2.—; Ort... Fr. R. 1.— ; Mariastein E. W. 3.— ; Ried J. I. G. 1.—; Lüsen B. N. 10.— ; Bozen R. S. 10.—; Eg er N. N. 100.—; Lambach durch Hochw. P. Bernard ©rimer 0. 8. B. 14.—; Oberdrum A. St. (samt Abonn.) 25.—; St. Ulrich L. M. 1.— ; Fulnek A. P. 37.— (F. d. W. d. E.). Effekten. Brixen, durch Vermittlung des H. Professors E. Jochum ein reichhaltiges Herbarium; aus dem Widum in Billnöß einen Kelch; Neopresbyter Helfer, Brixen, sechs Puri- fikatorien (für die Mission); d. H. H. Ant. Pallua, Kortina, ein Altartuch für die Mission. Zur Persolviernng Nun heiligen Messen sandten ein: B. Freiin von Nagel 96.72; N. N. 1.—; A. Gutwenger 2.—; Edle von Urbay 10.— ; Lehrerin Fröhlich 366.74; N. N. 5.86; Fl. N. Brixen 24; Leop. Moroder 11.—; Freiin von Devivere 11.75; D. K. 1.—. Zur Taufe von Heidenkindcrn: A. Gutwenger 20.— (Maria Magdalena). Für die Missionen: Durch Hochw. Pf. Oberhofer 40.—; durch „Thcol. Quartalsthrift" 40.—; I. B. Schroder 2.— ; Niedermayr 532.80; Jak. Park 20.—; Ehrw. Schwestern in K. 25.—; Hw st. Präl. R. Weißsteiner 10.—. Für Hochw. P. Bauhölzer („Lul-Pumpe"): B. Hansal 10.—; A. Ehgartner 6.—. * * * „O Herr, verleihe alle« unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben!" Der „Stern der Neger** ÄÄ'SMÄ Äffsionstatigfieit der „Söbne des beiligsten Derzens Jest," und fudbt Dec= st-indnis und werft tätige Liebe des «istionswerftes in Mort und Scbrift zu kordern. - Das Bvbtitsfelb dieser Missionäre ist der Kudu» (Zentralafrtfta). »Mie fcftön sind die ffstDe derer, die den Zfrieden, die krove Botschaft des Deiies verkünden"! (IRčm. 10,15.) Der „Stern der Neger* erscheint monatltdb und wirb _ , _ üom /misstonsbaus /iDtllanb bei Kriren (Sudtirol) herausgegeben. Hbonnement ganzjährig mit tpoftverfenbung 2 K = 2 E. — 3Fr. Best io. Oktober 1906. IX. Zahrg. Wie Lckrlluk. Land und Leute. Dort Docbvvürden P. Milbelm Wanbolzer F. 8. C. inert sehr interessanten Bericht über» mittest nns der hochw. P. Banholzer über die Schilluk. Da er bereits volle fünf Jahre unter diesem Volke gelebt, hat er dessen Sprache vollkommen intte und kann sich in derselben gewandt ausdrücken. Er nimmt, wie er berichtet, an Versammlungen, Festlichkeiten, Hochzeiten, Tänzen teil, hat freundschaftlichen Verkehr mit vielen Familien, bars am Hofe des Königs sich bewegen und schlügt sich mit jung und alt herum. Wir können ihm daher wohl zumuten, daß er einen Einblick in Land und Leute hat und etwas zu erzählen weiß. 1. Jßescbaffenbeit Oes Landes. Das Schillukland ist sehr einförmig: es gibt keinen Berg und keinen Wald. Die Bäume stehen vereinzelt herum wie die Bäume eines Obstgartens. Zur Zeit der Regen ragen die Gräser mehr als mannshoch empor, zur Trockenzeit wird alles Gras abgebrannt unb es ist sehr einsam. Die Dörfer folgen sich in kurzen Abständen, große und kleine, in einhalb- bis einstündiger-Entfernung vom Nil. Die Straßen sind nach Art europäischer Feldwege schmal und krumm. Solange es regnet — von Juni nämlich bis September — arbeiten die Schilluk sehr fleißig und'man glaubt, kultivierte Leute vor sich zu haben, nur daß sie schwarz sind. Wenn die Ernte eingebracht ist — int Oktober — beginnen die Landesferien mit höchstens zweistündiger Arbeitszeit. 2. IRonstftutton. Die Schilluk sind ein stattlicher Menschenschlag. Ihre Hautfarbe ist bald glänzend schwarz wie Wichse, bald braunschwarz wie dunkle Schokolade. Die aufgeworfenen Lippen, die meist breit-gedrückte Nase und die Unreinigkeiten int Auge machen sie unschön; doch treten diese Eigenschaften wieder in den Hintergrund beim Anblick des ganzen hochgewachsenen Menschen. Die Beine sind unverhältnismäßig lang, was ihnen bei den vielen Sümpfen sehr zu statten kommt. Es fehlt nur noch, daß ihnen die Schwimmhaut zwischen den Zehen einwächst, und sie hätten Beine wie die Sumpfvögel. Die Schillnk tragen keine Bärte. Nach ihnen macht der Bart den Menschen dem Affen gleich und mit dem wollen sie gar nichts gemein haben. Der Besitzer eines frischen Bartansatzes ruft einen kleinen Jungen, legt sich ans den Bauch und läßt sich von ihm die einzelnen Haare auszupfen. Die Haare wachsen natürlich wieder nach, weil sich die Haarwurzeln wohl abreißen, aber nicht ausrotten lassen, und die Prozedur beginnt nach zwei Monaten von neuem. Rastert oder, besser gesagt, weggeschabt werden nur die Kopfhaare mit einem ganz primitiven Rasiermesser/) Wohl keiner der werten Leser möchte es darunter aushalten. Die Leute drängen mich schon lange, ich möchte doch meinen Bart herunternehmen, weil ich dann viel jünger und schöner aussehe. Bis jetzt konnte ich mich noch nicht dazu entschließen. Der Schillukneger zählt daraus, schlank zu sein, koste es Abhärtungen, so viel es wolle. Die denkbar schrecklichste Verunstaltung eines Menschen bildet ein dicker Bauch und der einen solchen als Zierde hätte, würde von keinem Schillukmädchen geheiratet werden. Ich zeigte einmal einer Anzahl schwarzer Damen — unter diesem Namen will ich das ganze Frauengeschlecht, Mädchen und Frauen, zusammenfassen — die Bilder einer illustrierten Zeitung. Unter den Bildern befand sich ein dicker preußischer Minister. Entsetzt sprangen die Damen auf bei seinem Anblick und drückten ihr Erstaunen darüber aus, daß eS' in Europa so häßliche Männer gebe. Keine von uns würde diesen Mensch en heiraten, erklärten alle einstimmig. Sie können sich denken, daß es einem beleibten Missionär, hätte er sonst auch die besten Eigenschaften, schwer wäre, hier zu wirken. Ein anderer Fehler, der auch sehr ins Gewicht fällt, ist die kleine Gestalt bei den Männern. Bei den Frauen wird nicht so drauf gesehen; man zahlt einfach weniger für eine kleine Frau bei der Heirat. Im übrigen sind die kleinen besser für das Tragen schwerer Lasten auf dem Kopfe, während bei hochgewachsenen Frauen der Korb ziemlich unsicher auf dem Kopfe sitzt. *) Nehmen Sie ein Stück von einem eisernen Faßreif und schleifen Sie die schmale Seite, so gut es geht, so haben Sie ein Rasiermesser, wie es bei den Schillnk im Gebrauch ist. Anm. d. B. Wenn man sich den Neger vorstellt, wie er in den „Fliegenden Blättern" erscheint, so erhält man dadurch fast nur das Bild der Häßlichkeit, allein die Schillukneger sind Gestalten, gegen die wir uns ganz armselig ausnehmen. Ihre Kleidimg ist nun auch derart, daß sie sich ruhig in eine Gesellschaft in Europa wagen könnten. Die Männer hängen ein 3 bis 4 Meter langes Tuch um sich, das auf der linken Achsel zusammengeknüpft wird. Mädchen und Frauen tragen einen Schurz um die Hüften und am Oberkörper ein reich gegerbtes Schafoder Kalbfell, an dem Füße, Schwanz, Wolle, respektive Haare belassen sind. Doch geht es mit diesen Fellen, die eine prachtvolle Kleidung darstellen, wie mit den Trachten unserer Bauernmädchen; sie nehmen immer mehr ab und bleiben nur mehr für Tanz und Festlichkeiten beschränkt. Sie sehen, jenes schleichende Vordringen des Billigen, Bequemen hat sich auch hier nicht aufhalten lassen. An Stelle der Felle sind blaue Stoffe getreten, die zwar nicht unschön kleiden, die aber jedem Freund alter guter Sitte mißfallen. Trotz der verhältnismäßig dürftigen Kleidung wissen sich diese Neger sehr anständig zu benehmen und ich würde nicht anstehen, etwaige Besuche von Europa dahier zu Spiel und Tanz zu führen, ohne die geringste Besorgnis für unliebsame Zwischenfälle. 3. Scbmucft. Die Jugend fühlt das Bedürfnis, sich zu schmücken. Die Negerjugend steht hierin der europäischen in nichts nach. Der schönste Schmuck eines Negers sind seine blanken, weißen Zähne. Ich will Ihnen gleich das Geheimnis ihres Glanzes verraten: Jedes Kind spült sich dort stets vor und nach dem Essen den Mund aus. Den Tag über putzt man sich öfters die Zähne mit einer Art Zahnbesen. Ein weiches, grünes Stück Holz von etwa 20 Zentimeter Länge wird auf einer Seite zusammengebissen, bis es wie ein kleiner Besen aussieht. Diese Besen kehren gut und haben den Vorteil, daß sie die Zähne nicht verletzen. Die Ohren beider Geschlechter sind mit großen Blei- und Messingringen besetzt. Die Mädchen stecken sich gegen 20 Zentimeter lange goldfarbige Grasstengel in die Ohren, die wie Elfenbeinstäbchen sich ausnehmen und, stolz em- porragend, sich bei jedem Schritt hin- und herbewegen und dadurch ein flimmerndes, Licht-spiel erregen. Als Haarschmuck dienen zahlreiche Perlschnüre, in denen schwarz, weiß, gelb und grün mit meisten hervortreten. _ Dazu kommen oft Amulette: getrocknete Käser, . Löwenzähne, Rückgratsteile von Schlangen, . kleine Kuhschwanzquasten, alte Kupfermünzen, verzauberte Hölzer und ähnliches. Fuß- und Handknöchel sind von glatten Messing- und Eisenringen voll. Man sieht bei jungen Männern 30 bis 40 Messingringe eng aneinanderliegend. Die Mädchen lieben es, oberhalb der Knöchelringe lange grüne Perlschnüre aufzuwinden, die bis in die Ellenbogengegend reichen. Heiratsfähige Mädchen tragen schwere Ringe an den Fußknöcheln, die, weil zu eng anliegend, oft tiefe Wunden schneiden, so daß die eitlen Mädchen oft kaum mehr stehen können. Der schwarze Oberarm der männlichen Jugend glänzt von eng anliegenden Ringen aus Pflanzenfasern. Ich fragte einmal einen flotten Jüngling, der bei uns arbeitete, um den Kaufpreis eines solchen Elfenbeinringes und warum er es denn so eilig habe mit seiner Anschaffung, und er sagte mir: „Weißt, wenn ich vor meinem Hause schlafe ohne Armring, springt jeder Hund über mich weg, weil ich schwarz bin wie die Nacht: habe ich aber einen Armring, dann sagt sich der Hund: das ist ein Mensch und kehrt um." Noch sei erwähnt, daß jedes Schilluk-menschenkind sich tätowieren lassen muß. Im Alter von 15 bis 16 Jahren muß es diese Operation über sich ergehen lassen. Ein eigener Chirurg macht mit einer Glasscherbe oder einem Stück L-chneckenschäle die Einschnitte, die sehr-tief sind und eng neben einander liegen. Zwei Linien von Einschnitten gehen über die Stirne. Verschiedene Reihen sieht man auf dem rechten Oberarm. Es sind schon Leute an dieser Operation gestorben und sie verursacht jedem tagelange Schmerzen. Das verschlägt nichts: die Eitelkeit ist zu den härtesten Abtötungen bereit. Das Kapitel Haarschmuck ist beim Frauengeschlecht schnell abgetan: die Damen tragen alle den Kopf rasiert. Ich glaube, mit dieser Sitte würden auch europäische Männer und Väter einverstanden sein. Dagegen legt das männliche Geschlecht alles Gewicht auf die Bildung schöner Haar- formen. Man sieht da das filzige Negerhaar nach der Kopfmitte aufgetürmt, daß eine Art bayrische Raupe herauskommt. Bei anderen sind die Haare nach langjähriger. Pflege so aufgerichtet, daß sie einem Heiligenschein nicht unähnlich sind. Wieder andere ahmen den Kamm des Hahnes nach. Zum Kapitel Schmuck kann ich wohl auch die Waffen rechnen, denn in Friedenszeiten sind sie ja doch nichts anderes. Jeder Schilluk, auch das kleinste Bürschchen, das springen kann, hat seinen Speer und Stock. Es geht ohne dieselben keine 50 Schritte weit. Die Speere der heiratsfähigen Jugend glänzen wie Silber oben am Schafte und sind mit schwarzen Straußfevern geschmückt. Zum Speer gehört bei Festlichkeiten der Schild. Er ist mehr als 1 Meter hoch und ein Mann kann sich dahinter verbergen. Die Schilde sind aus Häuten von Elefanten, Nilpferden, Büffeln oder Giraffen gearbeitet. Als Stöcke dienen gerade, ästige, dicke Prügel, verziert mit Lederquasten. Eine Keule mit großem Kopf, zum Wurf bestimmt in Kriegszeiten, wird in Friedenszeiten unter dem linken Arm getragen, namentlich von Leuten, die sich für wichtig halten, wie Minister, Redner, Sänger und Dorfvorsteher. Ich darf im allgemeinen sagen, daß der Neger einen sehr feinen Geschmack hat und bald das Richtige herausfindet. Eine Legierung, etwas Falsches, Unechtes in Metallen würde er nie nehmen, entweder reines Eisen, Messing, Silber, dunkle, gut gearbeitete Perlen oder nichts. 4. Sbarakter. Nachdem ich den äußern Menschen beschrieben, will ich gleich etwas über den innern folgen lassen. Der Neger ist ein Gemisch von Kind und Ernst, wie man es komischer sich nicht denken kann. Die schwarzen Kinder sind sehr früh entwickelt und ungemein intelligent: die europäischen stehen hinter ihnen zurück. Aber diese Entwicklung dauert nur eine Zeit lang, dann tritt ein Stillstand ein. Die einst so geweckten Jungen werden stumpf und nachdenklich und oft im mittleren Alter streng und unbarmherzig gegen eine Jugend, deren Spiele und Streiche sie auch mitgemacht. .Der Mann, der heute mit 220 Stern d er Neger. Heft 10. großem Pomp im Rate der Alten eine Rede hält, setzt morgen einen Helm aus Zeitungspapier auf und stolziert gravitätisch einher. Der Mund, der eben eine Rechtssache entschieden, schleckt nach dem Essen die Schüssel aus, daß sie keiner Reinigung mehr bedarf. Neid, Haß, Rachsucht und Selbstsucht scheinen die Haupttriebe zu sein, die den sonst stumpfen Geist aufgeweckt erhalten. Nach diesir Seite Tuch als Geschenk. Der Gouverneur war von vielen Offizieren umgeben. Da nahm die schwarze Majestät das Tuch, breitete es aus vor aller Augen und fragte seine Begleiter, ob es ihm wohl stehe und lang genug sei. Gleich war ein Schmeichler da, der dem König sagte, es stehe ihm wohl, aber etwas länger dürfte es sein. Da wandte sich der König zu dem Gouverneur und sagte: Wkirabra, zur Abreise bereit. hin entwickelt er sich denn auch und gibt sich den Anstrich eines schlauen Politikers. In Europa würde sich jeder bedanken, wenn er als Lohn für ein gegebenes Geschenk eine unbarmherzige Kritik der Gabe von seiten des Beschenkten anhören müßte. Die Schilluk kritisieren jede Gabe wie kleine Kinder vor dem Geber selbst, als ob sie ihnen mit göttlichem Recht zugekommen wäre. So erhielt der König einmal vom englischen Gouverneur unter anderem einmal ein Stück „Schön ist das Tuch, aber etwas kurz." Was würden Sie zu einem Bettler sagen, dem Sie ein Zehnkronenstück geschenkt und der unmittelbar vor Ihnen die kritische Bemerkung machte, das Geldstück sei etwas abgebraucht? In eigenen Sachen sind die Neger sehr praktisch und so geschickt wie die Vögel im Nesterbauen. Mit fremden Dingen können sie sich schwer befreunden. Unsere Sacktücher erscheinen ihnen als etwas ganz Unvernünftiges, namentlich das, Heft 10 Stern der Neger. 221 daß das Tüchlein nach dem Gebrauche wieder in die Tasche zurückwandert. Das Schneuzen mit einem Sacktuch macht einen Auflauf und verursacht große Heiterkeit. Ich habe einmal in der königlichen Residenz die Nase gereinigt, wie wir Sterbliche es alle tun, worauf verschiedene Prinzessinnen in mein Gemach hereinstürzten, um dem Schauspiel beizuwohnen; andere lachten im Hause nebenan so herzlich, ich nicht sähe, würde ich die Brillen, in ihrer Sprache den Spiegel, herunternehmen. Unsere Hautfarbe beschreiben sie als weiß wie Silber, während sie ihre Farbe schwarz, d. h. häßlich, unschön, heißen. Unbegreiflich ist den alten Schilluk, daß wir hie und da mit den Jungen Ball spielen und Speere werfen; sie halten das für kindisch und eines Mannes für unwürdig. Bei ihnen : MW alte Kapelle daß ich selbst mitlachen mußte. Daß das Sacktuch nach ihrer Ansicht etwas Ueberflüssiges ist, zeigen sie mir dadurch, daß es alle Augenblick aus meiner Tasche verschwindet. Als ich dem ersten öffentlichen Ball beiwohnte, umstand mich die Tanzjugend meiner Brille wegen; die einen fragten sich, ob ich wohl sehe, worauf ein Teil entgegnete, das sei doch unmöglich, da meine Augen ja durch Gläser bedeckt seien. Andere sagten: ich sehe: ich sei ja zum Sehen gekomnren und wenn in Iftagango. gehen die Alten mit den Alten, die Frauen mit den Frauen, die Kinder mit den Kindern. — Neid, Stolz, Rache, Lüge sind spezifische Negereigenschaften und treten klar zu Tage. In Europa ist ja diese Ware auch zu haben, aber sie ist mehr vom Goldpapier der Zivilisation bedeckt. Neid. Bringt es ein fleißiger Mensch zu etwas, bekommt ein dienstfertiger Mann ein Geschenk vom König oder ist jemand persona grata dort geworden, so fängt der Neid zu arbeiten an. Zauberei, Giftmischerei, geheime Intrigen arbeiten zusammen und ruhen nicht, bis ein Unschuldiger in seinen Kindern oder seiner Habe geschädigt ist. Arbeitslöhne und Geschenke werden von den Eigentümern oft erst bei Nacht geholt, mit ja keinen Neid zu erregen. Einen: reichen Schilluk, der mir einen Hafen Butter schenkte, ließ der König sagen, er brauche nicht so groß zu tun mit seiner Butter und er werde seine Sache wohl selber nötig haben. Stolz. Stolz und Eitelkeit sind ungeheuer entwickelt. Als Regierung und Missionär ins Land kamen, glaubten die guten Leute, daß sie, ihr Land und was drum und dran ist, sehr wichtig sein müssen, weil doch sonst der Weiße seine Heimat nicht verlassen hätte. Ja über den Horizont des eigenen Ich kommen diese Neger nicht /'hinaus. Schenkt man einem Menschen etwas, so schaut er weniger auf das Geschenk als auf seine eigene Wichtigkeit. Man muß daher mit Liebeswerken sehr vorsichtig sein; wenn am unrechten Platz gegeben, erhöhen sie bloß das Selbstbewußtsein des Bemitleideten. Selbst Unglück und Strafe sind nicht stark genug, den Stolz zu schwächen oder zu brechen. Wer im Gefängnis gesessen, büßt gar nichts an Ansehen ein. Krankheit mag körperlich schaden, die Güter mögen durch Einziehung verloren gehen, der Tod mag Lücken in die Familie reißen, der Stolz kehrt ungeschwächt auf seinen Thron zurück. Die tanzfähige Jugend putzt und dreht sich herum, als wäre sie in schwarzen Samt und Seide gekleidet. Die Alten schreiten gravitätisch einher wie Senatoren. Rache. Die Blutrache ist Pflicht nach dem Landesgesetz. Im übrigen wird jeder Schaden, auch die kleinste Beleidigung gerächt. Die Lüge darf neben dem Stolze nicht fehlen. Der Mensch muß sich doch etwas vorlügen, damit er sich groß dünken kann. Die Lüge muß unbekannte Eigenschaften hervorzaubern und die eigenen Schwächen und Fehler schön zudecken. Begegnen sich zwei Schwarze am Wege und fragt einer den andern, wohin er gehe, so wissen beide, daß sie einander anlügen. Der Schilluk argwöhnt immer Schlimmes; würde er die Wahrheit sagen, so hätten seine Rivalen gleich heraus, wo sie ihm schaden könnten. Die Lüge ist der Schild, mit dem er seine eigentlichen Absichten verbirgt. Ich habe sehr viele Freunde und Bekannte, die mir die Wahrheit anvertrauen, aber nur weil ich verschwiegen bin und sie wissen, daß ich ihnen nicht schade. Bettel. Fällt ein Schilluk in die Knie und bittet seinen Nächsten um etwas, so muß er es ihm geben. Aber wie das? Die schwarzen Herren wünschen, daß man von ihnen spricht und ihre Großmütigkeit preist: würde nun so ein Bettler ein oder mehrere Male leer ausgehen, so würde er in der ganzen Gegend herumschimpfen, daß der und der ein Geizhals und eine Hyäne sei, die allein esse. Die Folge wäre, daß die Verehrer des „Geizhalses" weniger und er an Ansehen dadurch einbüßen würde. Zudem ist ein abgewiesener Bettler imstande, alle schlechten Mittel in Bewegung zu setzen und sich für seine Deinütigung zu rächen. Ein fleißiger Bursche hatte sich bei uns durch seine Arbeit ein Kleid verdient. Er nahm es unter den Arm und ging. Auf dem Wege begegnete ihm ein Kollege. Der wirft sich auf die Erde und bittet untertänigst um das Kleid und — erhält es. Tagsdarauf kam der Angebettelte zu mir, klagte mir sein Leid und schimpfte entsetzlich über das Gesindel, das die Schilluk seien. Ein anderer Bursche war gescheiter. Er hatte sich auch ein Kleid verdient, holte es aber nicht am Abend, als die Arbeit fertig war. Er erschien erst am andern Morgen mit einem äußerlich verrußten Kochgeschirr, packte sein Kleid da hinein, bedeckte es mit Gras und trug es ungeschoren nach Hause. Soviel dürfte genügen, um eine Vorstellung über den Charakter des Schilluknegers zu haben. 5, Mobnung und IRücbe. Nun ein kleiner Besuch in seine Wohnung und Küche: Der Schilluk hat ein schönes rundes Haus mit Grasdach. Fenster gibt es keine darin. Der Eingang ist ein ovales Loch, durch das man tief gebückt hineinkommt. Ein Strohgeflecht, das an zwei aufrecht stehenden Stöcken von innen befestigt ist, bildet die Haustüre. Sie schließt gut und die Hausbewohner sind sicher vor Schlangen und Schnacken. König und Bauer haben die gleichen Hütten. An jedes Haus ist ein kleiner Verschlag aus Rohrstangen angebaut, in dem das Familienleben den Tag über sich abspielt. Das Hausinnere ist auffallend reinlich. Der Boden ist aus grauem Sand und nimmt sich wie zementiert aus. Steife Rinderfelle, die beim Daraufsitzen krachen, sind ausgebreitet und dienen als Bett und Stuhl. An einer Seite steht eine Holzgabel, an der der Hausschmuck hängt und wo die Speere ruhen. Im Hintergrund sind große tönerne Krüge oder besser Bierkübel ausgestellt, Wasser- und Kochgefäße. Die Milch gilt bei ihnen als etwas Heiliges, deshalb sind auch die Milchschalen an einem besonderen Platze aufgehoben am Boden oder in der Höhe. Sie sind durch rouleauxartige Geflechte gegen den sogenannten bösen Blick, der sie verhexen würde, abgeschlossen. Die Zimmerdecke ist kohlschwarz, da jedes Wohnhaus zugleich Küche ist. Die Eltern schlafen mit ihren kleinen Kindern zusammen sowie mit den ganz jungen Zicklein und Schäflem, die im Stalle erdrückt werden würden. Die Mädchen eines Dorfes von zirka zehn Jahren an schlafen alle zusammen in einem Hause. Die männliche Jugend hat sich den Viehstall als Nachtlager-aus erkoren. Ein kleines Möbel verdient besondere Beachtung: ich meine das Kopfkissen. Es ist ein länglicher Dreifuß, dessen Füße und Oberfläche so dick wie ein Spazierstock sind. Der Hals wird auf dieses Gestell gelegt und so schläft der eitle Schillukjüngling, damit -sein Haarschmuck keinen Schaden leide. Wie schon gesagt, dient das Wohnhaus als Küche: drei Erdstücke bilden den Herd. Heizmaterial sind Holz und Maisstengel. Die Köchgefüße sind rund gewölbt. Zündhölzchen gibt es keine. Das Feuer ist immer vorhanden in irgend einem Hause des Dorfes in Form einer glimmenden Kohle. Davon holt man sich ein Stückchen, legt ein Büschel dürres Gras dazu und bläst das Feuer cm. Ist, wie auf Jagden, keine Kohle vorhanden, so wird das Feuer durch die Reibung zweier Hölzer erzeugt. Lichter gibt es natürlich keine. Wenn ich auf Reisen des Abends mein Licht anzünde, kommen jung und alt und bewundern mit den kindlichsten Bemerkungen den kleinen Licht-speuder. Nun etwas für die Hausfrauen: Das Fleisch wird, wenn keine Zuspeise da ist, in der Asche geröstet und gleich daraus weggegessen. Sind Zuspeisen da, so wird es gekocht. Die Frauen Pflegen sehr wenig Wasser dazu zu nehmen. Die Fleischbrühe sei besonders gut, wenn die Gedärme nicht zu fein ausgewaschen sind; das gebe ihr Farbe und Kraft. Prosit Mahlzeit! Das eigentliche Braten des Fleisches in Fett ist nicht in Gebrauch. Noch ist zu bemerken, daß der Schilluk keine Tiere schlachtet, außer bei Festlichkeiten, und daß bloß daun Fleisch im Hause ist, wenn ein Tier selbst verendet. Die Schilluk leben von Mais und Hirsekorn, Bohnen und Semsem (ölhaltiger Samen). Diese Sachen kommen allein oder miteinander vermischt, gekocht oder geröstet, als Mus oder als Kuchen auf den Tisch. Dazu kommen vor und nach der Regenzeit Fische. Jede Hausfrau braut ihr eigenes Bier; es hat die Farbe eines dunklen Milchkaffees und ist gar nicht übel — wenn man nichts anderes hat. Inmitten jeden Hauses ist ein ca. 40 Zentimeter tiefes Loch, oben breiter als unten, in welchem das Korn mittelst eines schweren, 3 Meter langen Stößels zermalmt wird. Das Kochen und die Reinlichkeit find zwei Künste, die bei keinem Schillukmädchen fehlen dürfen. Ohne dieselben würde es schwerlich einen Mann finden. Zum Schlüsse des Paragraphen über Küche und Kochen will ich eine Anekdote erzählen, die mir am königlichen Hof passiert ist. Ich hatte einige Kraniche geschossen und machte sie dem König zum Geschenke. Bald darauf erschien einer davon, in der Asche gebraten und schwarz wie- Kohle. Weil es bei Hof dort weder Messer und Gabel noch Servietten gibt, nahm ich Herz und Leber, die mir vom König gereicht wurden, mit den Händen und kaute und biß daran herum mit aller Zähne Macht. Aber umsonst: das Fleisch war zu hart und ich legte die unbesiegbaren Stücke auf eine kleine Matte neben der Schüssel. Ich bekam weitere Teile und machte es gerade so mit ihnen. Der König arbeitete tüchtig und hatte bloß die Knochen neben sich. Nachdem ich weitere Zugaben abgelehnt, kam eine zweite Schüssel, darin ein Kranich in seiner Fleischbrühe schwimmend. Die Flüssigkeit schaute unheimlich grün-gelb aus. Se. Majestät riß sein Opfer in Stücke und reichte mir einen Schenkel davon. Ich nagte daran, so gut ich 224 Stern der Neger. Heft 10. Mohammedaner beim Gebet. konnte, aber hinunterbringen konnte ich es nicht und legte die. Trümmer wieder auf die Matte. Mein Gegenüber ließ Sehnen und Eingeweide schmunzelnd verschwinden und labte sich an der gelben Sauce. Ich hatte nun genug und trocknete meine Hände mit dem Sacktuch ab. Inzwischen hatte sich viel Gebein und Fleisch außerhalb der Schüssel angehäuft. Nachdem der König fertig war, nahm er, was sich angesammelt, und warf es in die Schüssel zurück, mit den Fingern tüchtig darin herumrührend. Darauf ließ er die Minister rufen; sie waren gleich zur Stelle und setzten sich auf Geheiß tief ernst um die Schüssel. Da hätte man sehen sollen, wie in wenigen Augenblicken der Inhalt verschwunden war! Es war eine Freude, zuzusehen, besonders als der letzte mit der Zunge noch die Schüssel rein machte. Als sie fertig waren, wurde Wasser zum Reinigen der Hände und des Mundes herumgereicht und das Diner war zu Ende. 6. Leidbau und Vtebzucbt. Ich habe oben erwähnt, daß die Schwarzen hier zu Lande von Mais, Hirsekorn und Semsem leben. Diese Sachen müssen auch gepflanzt sein. Das geht sehr einfach. Im Juni, wenn der Regen das Erdreich weich macht, nimmt der Sämann eine dünne, lösfelartig zugeschnittene Stange, wirft damit im Abstande von einem halben Meter kleine Löcher auf, läßt ein paar Samenkörner hineinfallen und deckt sie dann wieder mit der Erde zu. Der glückliche Schilluk braucht nicht zu ackern, nicht zu pflügen und nicht zu düngen. Die einzige harte Arbeit, die er hat, ist das Ausjäten des Unkrautes. Ist sein Feld mager geworden, so verläßt er es und legt ein neues an. An Platz fehlt es ja nicht. Ende Sep-tember kann er schon ernten. Gleich wenig Mühe kostet der Tabakbau: er obliegt meistens den Frauen und ist schon uralt. SDie' grünen Tabakblätter werden mit einem Stück Holz zu Teig geschlagen und dieser in die Form von kleinen Laibcheu znsammen-geknetet und langsam getrocknet. Weitaus der meiste Tabak wird gekaut, was wohl darauf hindeutet, daß die erste Art, den Tabak zu gebrauchen, das Kauen war. Es wird aber auch viel geraucht und geschnupft. Die Pfeife ist ein Gemeingut in Gesellschaft und macht die Runde wie unser Trinkhorn. Ihr Kopf ist mehr als faustgroß und hat jedenfalls ein Viertelpfund Tabak Platz darin. Ich habe eine zierliche europäische Pfeife; nehme ich sie mit mir beim Besuch eines Dorfes, so sitzen Dutzende von Leuten um mich herum und warten, bis ich sie daraus rauchen lasse. In ländlich-vornehmer Weise muß dann der, welcher ausgeraucht hat und die Pfeife weiter gibt, ihre Mundspitze mit Daumen und Zeigefinger trocken reiben. So einfach wie der Ackerbau ist die Viehzucht. Man macht kein Heu und kein Grummet; der Hirte treibt die Herde des Morgens hinaus auf die Weide und bringt sie abends wieder zurück. So macht er es jahraus jahrein in Regen und Sonnenschein. Die Hauptarbeit besteht in der Reinhaltung der Stallungen. Der Viehstand ist groß, verschlechtert sich aber zusehends, weil es an gutem Gras und Salz fehlt. Eine Kuh gibt ein bis zwei Liter Milch des Morgens und ebensoviel abends. Das Melken ist Sache des Mannes. Die Frau darf keine Kuh anrühren und keine Kuhmilch trinken. Die Butter, die aus der Milch gewonnen wird, gehört daun beiden Geschlechtern, die damit den ganzen Körper einreiben. Die schwarzen Mädchen haben ein scharfes Auge auf schöngebaute, saubere Tiere, weil sie bei der Heirat dagegen eingetauscht werden. Es ist deshalb möglich, daß eine in die Heirat nicht einwilligt, weil ihr einzelne Ochsen nicht gefallen. Einen hinkenden Ochsen würde ein vornehmes Mädchen nie annehmen. Die heiratsfähigen Burschen haben immer den Farbenamen ihrer Tiere auf der Zunge, wo es gilt, einen Ausruf zu tun, sei es der Freude, des Staunens oder der Verachtung. Natürlich wird viel geprahlt mit Namen von Tieren, die man gar nicht besitzt. Die Schilluk tadeln mich immer, wenn ich als Ausruf ein „zum Kuckuck" gebrauche; ich solle doch — meinen sie — die Namen meiner schönsten Ochsen nennen, damit alle Welt davon spreche. Anstatt also zu sagen: „Zum Kuckuck, da hört sich alles auf!" soll ich sagen: „Yair goy de Nyalaek — Da seh' einer das Ungeheuer von einem Nyalaek", was mein schönster Ochse ist. 7. Zngd. Jeder Schilluk ist Ackerbauer und Viehzüchter, aber nicht jeder ist ein Jäger und Fischer von Profession. In der Stunde der Gefahr stellt wohl jeder Schilluk, der gesunde Glieder hat, seinen Mann und fürchtet weder Elefant noch Löwen. Die Tierwelt ist hier durch sehr gewaltige Tiere vertreten. Es gibt Nilpferde, Elefanten, Löwen, Leoparden, Antilopen und Schlangen aller Art. Interessant ist die Art und Weise, wie diese Tiere gejagt werden. Am interessantesten ist die Nilpferdjagd. Nilpferdjagd. Das Nilpferd ist den Tag über im Wasser und bei Nacht kommt es ans Land, um Gras zu fressen. Es macht dabei einen ungeheuren Lärm. Das ist dem Jäger günstig; er nähert sich ihm und im gegebenen Augenblicke stößt er ihm seine Harpune tief in den Leib. Wutschnaubend wendet sich der Koloß nach der Richtung, aus der der Stoß kam. Der Jäger ist aber schon auf und davon und brüllend rennt das Tier dem Nil zu. Der erste Teil der Jagd ist gelungen. Die Harpune ist ein kleiner Speer mit starkem Widerhaken. Gegen den Schaft zu hat er einen Ring, an den ein 4 bis 5 Meter langes Seil gebunden ist. Am Ende dieses Seiles ist ein korkähnlicher Klotz angebracht. Man glaubt vielleicht, daß das in den Fluß entkommene Nilpferd verloren sei — keineswegs! An dem Klotze, der auf dem Wasser schwimmt und dem Tiere folgt, wohin es sich wendet, ist sein Aufenthaltsort ersichtlich. Es kann auch, wenn es schwer verwundet ist, noch tagelang leben. Am Morgen in aller Frühe kommen leichte Schifflein (ausgehöhlte Baumstämme) und suchen den Nil nach allen Richtungen hin ab. Haben sie das Schwimmholz auf der Wasserfläche entdeckt, so beginnt der zweite Teil der Jagd. Es gilt, ein starkes, mehr als 100 Meter langes Seil, an dessen vorderem Ende ein Ring gebildet ist, in das schwimmende Holz einzuhängen und damit das Tier ans Land zu ziehen. Stunden und Tage können vergehen, bis der günstige Augenblick dazu kommt: das Nilpferd ist rasend vor Wut, schwimmt sehr schnell, taucht unter, um dann wieder in einer ungeahnten Entfernung davon aufzutauchen. Die flinken Boote fahren ihm oft knapp ans bcm Rücken herum, um an das Holz heranzukommen. Endlich ist die Gelegenheit gekommen, das Holz ist ruhig. Im Nu ist der Seilring eingefügt, das Boot, in dem das Seil ist, eilt dem Ufer zu, das Seil wird dort von starken Händen aufgegriffen und das Ziehen beginnt. Das Tier nähert sich allmählich; da bekommt es von hinten und von der Seite weitere Harpunen in den Leib, damit, falls die erste Harpune sich herausarbeiten sollte, kein Entrinnen mehr möglich sei. Verzweifelt schießt es vorwärts. Die Schilluk bleiben ruhig; es schießt rückwärts; sie folgen ihm ein Stück weit mit dem Seil und ziehen dann wieder an. Machtlos, ermattet, muß es sich fügen. Während es seine letzten Kräfte ansetzt, um wieder ins Wasser zu kommen, setzt ihm ein kühner Jäger seinen scharfen Speer in die Nackengegend. Ein Augenblick und die Haut ist durchschnitten. Ein weiterer und der glatte Speer sinkt, soweit er kann, ins Fleisch. Schnaubend füllt der Koloß zusammen. Er wird zerschnitten und unter die Leute des Dorfes, aus dem die Jäger sind, verteilt. Die Haut gehört den Jägern. Elefantenjagd. Der Kampf gegen einen Elefanten ist mehr Verteidigung als Angriff. Es wird ihm nicht aufgelauert. Niemand sucht ihn auf. Er wird nur angegriffen, wenn er sich in die Nähe von Dörfern verloren hat. Vom ersten Besten wird das Kriegsgeschrei: Lulu, Lulu! ausgestoßen, das vom Nüchst-hörenden weiter gegeben wird und so mit fabelhafter Geschwindigkeit durchs Land geht. Die waffenfähige Jugend verläßt Spiel, Tanz und Arbeit und eilt wie besessen zu den Lanzen, der Richtung des Lulu zu; es ist ein Rennen wie von Löwen. Auf dem Kampfplatz angekommen, bilden sich zwei Gruppen, eine vor, die andere hinter dem Elefanten. Beim Anblicke der blinkenden Lanzen rings um ihn wird der Elefant wild und greift an. Fällt er die Vordern an, so rücken ihm die Rückwärtigen auf den Leib und setzen ihm ihre Lanzen ins Fleisch; wendet er sich dann gegen seine Angreifer, so fliehen diese im Zickzack und es sausen wieder von hinten die Speere über ihn her. Diese entgegengesetzten Angriffe des Elefanten wiederholen sich, bis er, mit Lanzen gespickt, zusammensinkt. Man läßt ihn darauf einen Tag liegen, damit das Fleisch weich werde. Es gehört den Frauen der Männer, die an der Jagd teilgenommen haben. Es bekommt natürlich nicht jede gleichviel. Wer von ihnen glaubt, zu wenig erhalten zu haben, und innerlich murrt, bekommt nach dein Aberglauben einen Hautansschlag auf Gesicht oder Hände. Löwcujagd. Der afrikanische Löwe greift den Menschen nicht an, außer wenn gereizt. Er hat genug Giraffen und Antilopen in der Wildnis zu fressen. Der Löwe wird umzingelt und von dichten Reihen mit vorgehaltenem Schilde angegriffen, wenn er sich in die Nähe der Viehherden gewagt und Schaden angerichtet hat. Er muß erst umzingelt und durch einen Speer in den Leib gereizt werden, bmrtit er angreife. Nach dem ersten Speerwurfe wirft sich der Leu — der eyn — wie er in der Landessprache heißt, auf den Nächstbesten, der aber geistesgegenwärtig genug ist, sich mit einem Schild zu decken. In dem Augenblicke bekommt er von den Nüchststehenden soviel Speere in den Leib als möglich. Hat er noch die Kraft, sich nach einer andern Seite zu werfen, so geht es ihm gerade so. Ein Löwenangriff hat für die Schilluk nichts Furchtbares. Fünf Leute mit Schild und Speer würden sich nicht scheuen, einen Löwen anzugreifen. Selten kommt ein Unglück vor, weil die Geistesgegenwart der Jäger unerschütterlich ist. Sehr einfach ist die Gazellenjagd: Die nach Wasser lechzenden Tiere werden um Mittag von den Hunden der Schilluk hin und her getrieben und in die Fußsehnen gebissen. Dem Jäger fällt die Aufgabe zu, seinen Hunden zu folgen und ein von ihnen festgehaltenes Tier mit dem Speere niederzustoßen. Das Fleisch gehört dem Jäger und er bringt es vor Nacht nicht nach Hause. Aus dem Felle wird ein Ballkleid für irgend eine schöne Schillukdame gemacht. Gemütlicher als bei einer Elefantenjagd geht es beim Fischen zu. Der Nil ist voll von Fischen und doch essen die Schilluk verhältnismäßig wenig davon. Es fehlt ihnen an den nötigen Netzen zum Fangen. Mit Angeln fängt man wenig Fische: vielleicht jetzt mehr, wenn man es mit künstlichen Fliegen versucht. Berufsmäßige Fischer fahren mit ihren Booten bei Nacht herum, ein glimmendes Stück Holz auf dem Rücken haltend. Die Fische schwimmen auf den vom Feuer erleuchteten Fleck Wasser und verfallen dort, wenn groß genug, dem zackigen Speer des Fischers. Eine andere Art zu fischen ist durch ein Geräusch ähnlich dem, das zustande kommt, wenn man ein Zündholz, das über eine Nußschale gespannt wird, schnappen läßt. Fische und sogar Schlangen nähern sich bezaubert auf diese Musik und werden mit Speeren erlegt. Die eigentliche Fischzeit für alles Volk beginnt, wenn das Nilwasser in die Jnlandskanäle eingedrungen und die Fische das grüne, frische Gras darin anbeißen können. Die Fischwanderung nach diesen Kanälen findet meistens nach den großen Regen in der Nacht statt. Die Kanäle werden früh am Morgen geschlossen und die Fische sind gefangen. Die Leute der einem Kanal anliegenden Dörfer verteilen sich in zwei Partien: eine kommt von der Flußgegend her, die andere von innen. Mann steht an Mann, Speer an Speer, Eeiu großer Fisch entkommt. Stehen sich die Partien einmal gegenüber auf eine Entfernung von zirka lOO Meter, so haben sie mehr Fische als Wasser zwischen sich ; es beginnt ein Aufspießen, Stoßen und Schlagen, daß es eine Freude ist. Die Beute wird hübsch in das Gras verpackt und auf Umwegen nach Hause gebracht, um nicht gesehen zu werden. 8. DnnOwerü. Wie es im schwarzen Staat Berufsjäger lind Fischer gibt, so finden sich auch Berufs-Handwerker. Das Handwerk ist in der Familie erblich und bleibt darin; einen fremden Menschen nimmt niemand in die Lehre. Wir haben geschickte Schmiede, Dachdecker, Pfeifenmacher und Schiffbauer. Die Töpferei ist ganz in den Händen der Frauen und geht ebenfalls von der Mutter auf die Tochter. Viele Arbeiten, die in Europa Berufsleute verlangen, sind hier Gemeingut des Volkes: Häuser ausbessern, Seile dre l, en, Matten flechten, Stöcke und Keile schnitzen und viel anderes verstehen alle. Für Industrie im größeren Stil ist wenig Aussicht, weil es an geradem Holze, Steinen und Metallen fehlt. (Fortsetzung folgt.) Besuch bet Christen in IRorbofan. Von P. ©tto Umber F. 8. C. (Fortsetzung.) 5. Von Mus nach Sakra. s war Mitternacht und stockfinster. Der Wind heulte und ächzte von Nordosten her, als Mustafamich vomSchlafeweckte. Nun hatte ich zu wachen bis zum folgenden Morgen. Der heftige Luftzug drang durch die Ritzen meiner Laterne und mit knapper Mühe gelang es mir, das Licht vor dem Erlöschen zu bewahren. Es war gegen 2 Uhr. Ich lag ausgestreckt auf meinem Teppiche und schaute vor mich hin, als ich in kurzer Entfernung ein Leuchten beobachtete. Erst dachte ich, es sei ein Trugbild, wie es ja bei Nacht so oft vorkommt, und richtete mich auf, um besser zu sehen. Es waren deutlich sichtbar zwei leuchtende Punkte auf uns gerichtet, die hierauf im Dunkel der Nacht wieder verschwanden. Nichts fiel mir dabei ein. Der Wind ließ nach und alles verlief ruhig bis zum Morgengrauen. Ich erzählte Mustafa den Vorfall. Wir wollten uns überzeugen, was das gewesen sein konnte; wir suchten nach und fanden in der Nähe frische Fußstapfen einer Hyäne. Eine Hyäne hatte uns also mit ihrem Besuche beehren wollen. Das Tier hatte uns von ferne her gerochen und allmählich sich herangeschlichen. Da fand es die garstige Erscheinung des brennenden Lichtes und zog ab. Nach einer Stunde gelangten wir zur Berggruppe. Die drei Bergerhebungen sind bis zur Spitze mit Bäumchen und-Gestrüpp bedeckt. Die Regenwasser haben an deren Abhängen tiefe Furchen eingerissen. Vor dem nördlichsten Berge lagert ein Sandhügel, der allmählich in die Ebene übergeht; darüber führt die Karawanenstraße. Vom Hügel aus genossen wir eine herrliche Aussicht auf die weite Ebene, überall mit Bäumen bewachsen wie ein Walv. Wie viele Herden könnte dieses Land ernähren, wenn es nur Wasser gäbe! Gegen Nordwesten hin erschienen die vielgipfeligen Berge Derisch in der hellen Morgenluft. Wäre auch unsere Straße so schön gewesen wie die Aussicht! Aber sie war leider schlecht und bei jedem Schritt vorwärts brach mau in den Sand ein. Hier fanden wir zum erstenmal das sogenannte Haskanitgras, wohl bekannt und ver- abscheut von allen denjenigen, die im Kordosan gereist sind. Es ist dies ein Halmengras mit einer dornigen Aehre, die kleine, süßliche Körner enthält. Die Eingebornen backen bei Hungersnot daraus Brot. Ist die Aehre zur Reife gelangt, so lösen sich die Dornen bei jeder leichten Bewegung ab und hängen sich an die Kleider der Vorübergehenden dermaßen fest an, daß es schwierig ist, sich davon zu befreien. Sie stechen wie die Nadeln und wer sich die Kleider von diesen anhängenden dornigen Samen reinigen will, tut am besten, sie mit einem Messer abzukratzen. Allmählich wurde die Straße wieder gangbarer. Dickicht und Wald, von Gießbächen durchquert und von zahlreichem Wilde belebt, erschienen rechts und links an unserer Seite. Mustafa ist heute vom Faulfieber befallen; er hält früh an, um unter dem Schatten der Bäume zu ruhen. In der Nähe von uns rasteten auch zwei Nomaden, die vom Flusse gekommen waren, ihr Heimatsdorf aufzusuchen. Der eine von ihnen, ein alter Mann mit weißen Haaren, ritt einen Ochsen und hatte einen Schild bei sich. Der andere, noch ganz in den jugendlichen Jahren, ging zu Fuß neben ihm einher und trug einige Lanzen auf den Schultern. Sie hatten Durst und baten uns um Wasser. Mustafa gesellte sich ihnen bei. Längs der Straße fand er einen Wassergraben, wo er seine Schläuche anfüllte; es war dies der letzte Wassergraben bis nach El Obeid. Während des ganzen Nachmittags durchzogen wir waldiges Gebiet und näherten uns bei Einbruch der Dunkelheit dem Dorfe Honiara. Der Ort war stets bekannt wegen seines guten Wassers und deshalb von Wichtigkeit für die Karawanen. Der Brunnen dortselbst rührt von der Zeit der schwarzen Sultane her; einst herrschten nämlich im Kordofau die Sultane von Dar For. Zur Zeit des Kalifenreiches, wo Rauben und Plündern an der Tagesordnung waren, verließen die Einwohner den Ort und zogen sich weit entfernt in die Steppe zurück, bis die neue Regierung sie einlud, wieder die alte Stätte zu bewohnen. Die heutigen Landeseinwohner sind bunt zusammengewürfelt aus verschiedenen Stämmen und im Diebshandwerk recht leistungsfähig. Darunter gibt es zwei hervorragende Gesellen, weit und breit bekannt in der Umgegend. Der eine heißt „Suleiman el gofeir", d. h. Salomon der Kurze, der andere „Mohammed dan et beit", d. h. Mohammed, das Licht des Hauses. Würdiger Vorstand dieser Diebsbande ist der Scheich „Habib Allah Brega", d. h. Brega, der Geliebte von Gott. Scheich Habib Allah Brega ist ein reicher Mann und es heißt, er solle von allen Diebstählen seinen Anteil bekommen. Oft schon hat sich die Regierung über ihn beklagt, weil er dem Unwesen der Diebe nicht steuere. Darauf antwortete er: „Ich habe keine Soldaten zur Verfügung und bin ohnmächtig gegen die Diebe. Will mich die Regierung für die Diebstähle verantwortlich machen, so ziehe ich ab von hier in die Steppe hinein." Das will nun die Regierung nicht und so bleibt alles beim alten. Erwähnter Ort ist aus dem Gesagten zum Uebernachten nicht geheuer, weshalb unsere Reisegefährten ohne Aufenthalt daran vorüberziehen wollten, um bei selber Nacht noch ihr Heimatsdorf zu erreichen. „Auch wir gehen weiter mit euch", sagte ich ihnen. Damit war aber mein fauler Kameltreiber nicht einverstanden. Er will durchaus nicht weiter gehen und überredet auch die beiden Nomaden, Rast zu machen. Er will die Nacht an einer der gefährlichsten Stellen verbringen, im Vertrauen, daß kein Dieb sich herannähern würde, weil wir in vier Personen waren. Ich biete alles mögliche auf, aber alles hilft nichts; ich nenne ihn sogar einen Feigling, was für einen Nomaden die größte Beleidigung ist: er macht sich nichts daraus. Ein echter Nomade ist er aber auch nicht, sondern ein verhätscheltes Mutterkind. Geboren als Sohn eines Fakih, das heißt Zauberers, was bei den Muselmännern eine gewinnreiche Stelle ist, hatte er die Kinderjahre in Müßiggang und in der Befriedigung seiner Gelüste verbracht. So war er zu einem verweichlichten Jünglinge herangewachsen, furchtsam, faul, frech und anmaßend im Benehmen, gefräßig, eine Last für sich selbst und für alle diejenigen, die unglücklicherweise mit ihm zu tun haben. Ungerne und ahnungsvoll ergebe ich mich, an dieser Stelle zu übernachten, und schärfe meinem Beduinen zu wiederholtenmalen ein, gut aufzupassen. Es waren etliche Stunden verflossen, als Mustafa in ein Angstgeheul ausbrach. Er saß niedergekauert neben dem Gepäck, als plötzlich zu seiner Seite ein Mann mit einer Lanze in der Hand auftauchte. Die Absichten desselben waren klar: er wollte stehlen. Er dachte, wir würden alle schlafen, hatte sich aber verrechnet, und verschwand bei Mustafas Schreien sofort in der Dunkelheit der Nacht. Mustafas Schreckengeheul brachte uns augenblicklich auf die Beine. Der Jüngling schaute, nach seinen Lanzen, der Alte jammerte aus Furcht, daß ihm vielleicht sein Ochse gestohlen worden sei, fand ihn aber glücklich noch an Ort und Stelle, wo er ihn angebunden hatte. An Ruhe war nicht mehr zu denken. Morgens in aller Frühe verließen wir das verrufene Diebesnest. Die beiden Beduinen begleiteten uns noch ein Stück Weges und betraten dann einen Seitenpfad, der sie in ihr Heimatsdorf führte, nahe der Karawanenstraße. Wir gingen weiter nach Omm Gantür. Mustafa hatte also in der verflossenen Nacht eine gute Lektion für seine Trägheit bekommen. Er hatte die Schuld, daß der Dieb uns anfiel. Hätte er mich angehört und vom Ort entfernt geschlafen, so wäre ihm das nicht vorgefallen. Mustafa aber war nicht dieser Meinung. Es dünkte ihm, eine Heldentat vollbracht zu haben, weil er den Dieb am Stehlen verhindert hatte; des ausgestandenen Schreckens erinnerte er sich nicht mehr: er rühmte sich wiederholt seiner Tat. „Für diese Leistung wirst du mir aber auch ein besonderes Trinkgeld geben, nicht wahr?" so lautete das Ende vom Lied. Es war ziemlich früh, als wir in einiger Entfernung vor uns links der Straße einen viereckigen Dornenzaun erblickten, der zwei elende, aus Matten errichtete Hütten umgab. Wir waren also bei Omm Gantür. Die Hütteninsassen hatten uns schon von ferne erspäht und winkten uns mit ihren vollen Milchgefäßen, als wir nahe kamen. Eine gute Einnahmsquelle für die Beduinen während und nach der Regenzeit ist der Milchverkauf. Dazu ist die Nähe der Straße der geeignetste Ort. Karawanen ziehen da regelmäßig vorüber und alle verlangen nach Milch. Zum Milchtrinken hatten auch wir einen guten Durst mitgebracht. Wir ließen uns unter dem Schatten der Bäume zur Ruhe nieder und die Beduinenweiber bewirteten uns gastfreundlich. Mustafa will sich vom Schrecken der verflossenen Nacht erholen. Er schickt sich an, den Bauch mit Milch zn füllen, echt nach Beduinenart, bis er sich unwohl fühlte: er erbricht sich und verfällt in ein außergewöhnlich starkes Fieber. Die Beduinenweiber bemitleiden ihn und meinen, er habe mit der Milch eine kleine Fliege verschluckt, die ihm das Erbrechen verursacht habe. „Durchaus nicht," stöhnte der fieberkranke Mustafa, „das rührt da her, weil ich mich längst nicht mehr mit Fett eingerieben habe; deshalb bin ich so schwach." „Herr," sagte er, an mich gewandt, „verschaffe mir Fett;. meine Haut hat darnach Bedürfnis und mein Magen ebenso, sonst kommen wir nicht vorwärts. DieNo-madenfranen verabreichen ihm hierauf flüssiges Fett. Mustafa greift zu voll von Vertrauen und beschmiert damit reichlich seine braune, träge Haut. „Das wird helfen", meinte er und ließ sich zu Boden nieder. Indessen verging Stunde um Stunde, ohne daß er sich besser fühlte. Wir hatten die Wahrscheinlichkeit, an Ort und Stelle die Nacht verbringen zu müssen. Im offenen Felde neben dem Dorfe zu übernachten, schien nicht ratsam wegen der verflossenen Nacht. Ich fragte nach dem Dorf-vorstande, bekam aber zur Antwort, er sei abwesend. Hierauf ließ ich den Besitzer des Hofes, namens Abdallah, rufen. „Du, Abdallah," sagte ich ihm, „du siehst hier, daß mein Beduine unwohl ist und heute nicht mehr weiter kann: deshalb möchte ich die kommende Nacht in deinem Hofe verbringen, um vor Dieben geschützt zu sein." Abdallah zeigte sich darüber höchst erfreut: er hoffte natürlich auf ein Trinkgeld, das ihm in seinen Umständen recht zugute kommen würde. „Hier zn Lande," fing er zu erzählen an, „hängt alles Wachstum von der Regenzeit ab. Fällt diese schlecht aus, so haben wir nicht einmal Brot zn essen. Es sind nun bereits einige Jahre her, daß hier die Regenniederschläge ungenügend sind. Dieses Jahr fiel erst ein guter Regen. Wir säten ; die Saat ging auf und machte uns Hoffnung, da erschienen die gefräßigen Heuschrecken und vertilgten sic. Es kam ein zweiter Regen, wir säten wiederum. Die aufgegangene Saat begann zu wachsen, als der Regen ausblieb und die jungen Durrahpflanzen verdorrten. So herrscht denn Elend und Hunger und der Hunger treibt mehr als einen zu Missetaten. Manche Wegelagerer gibt es, welche nachts die Karawanen bestehlen und die. der Straße nahe gelegenen Gehöfte über- rumpeln. Auch ich muß achtgeben; zur Vorsicht habe ich zwei gute Hunde und wache bis zu später Nacht. Die Not hat einen großen Teil der hiesigen Bevölkerung zur Abreise gezwungen; sie haben sich nach Omm Dam begeben, in der Hoffnung, dort leichter das Leben zu fristen. Seid für diese Nacht willkommen in meinem Gehöfte," schloß er; „ich werde später wiederkommen" und er ging ab. Mustafas Zustand begann sich allmählich zn bessern, doch von einem Weiterreisen konnte keine Rede sein. Die Baumschatten begannen bereits gigantische Gestalten anzunehmen, ein Zeichen, daß der Abend nahe war. Abdallah erschien wieder. „Heute nachmittags habe ich mich nicht weit vom Haus entfernt wegen euch," sagte er, „sonst ziehe ich mit den Herden zum Weiden in der Umgegend herum. Es sind ein paar Tage her, als ich mit dem Vieh in der Nähe der Berge Derisch verweilte. Die Tiere weideten zerstreut hier und dort. Da vernahm ich plötzlich das Angstgeschrei eines Schafes. Ich schaute aus und sah zu meinem Mißfallen, wie eine Hyäne davonlief mit einem meiner Schafe im Rachen. Rasch verfolgte ich mit den Hunden den gefräßigen Dieb, jedoch umsonst, das Raubtier verschwand im Dickicht samt seiner Beute." „Bringet euer Gepäck in meinen Hof, bevor es Nacht wird," sagteer, „und lasset euch von meinen Leuten helfen: ich indessen werde die Schafe heimtreiben." Mit Hilfe Abdallahs Leuten brachten wir sämtliche Gegenstände in dessen Hof und machten uns dortselbst neben dem Zaune zurecht. Zwei andere Männer erblickten wir noch, die ebenfalls zur Nachtruhe eingetroffen waren. Das war ja selbstverständlich ; wie hätte sich denn Abdallah im Notfall allein wehren können! Sein Hof war vom eigentlichen Dorf etwas abgelegen und niemand hätte sein Hilferufen vernommen. Es erschienen hierauf die Herden; sie waren ziemlich zahlreich und füllten einen großen Teil des Hofes an. Rasch griffen die Weibslente zu ihren Milchgefäßen. Das Vieh wurde gemolken und somit war das Abendessen bereit. Aus Milch, d. h. süßer Milch und saurer Milch besteht fast ausschließlich die Nahrung dieser Leute. Seit drei Monaten haben sie keinen Bissen Brot verkostet. Auch mir stellte Abdallah eine volle Schale warmer Schafsmilch hin. Dem Beduinen aber ließ er nichts zu dessen bitterem Verdruß. Während das Melken vonstatten ging, vernahmen wir drüben im nahen Dorfe das Heulen der Hyäne, worauf sofort ein heftiges Hundebellen folgte. „Hast du ihn vernommen, den Schafsdieb?" sagte mir Abdallah, „er streift herum, um seinen Abendfraß zu stehlen; indessen dort drüben ist er abgewiesen worden." Abdallahs Ehehälfte konnte nicht begreifen, warum ich am folgenden Morgen schon vor Sonnenaufgang aufbrechen wollte. „Halte dich doch ein bißchen länger auf," meinte sie, „bis wir dir Morgen früh noch eine andere Schale Milch verabreichen können als Stärkung für den Weg." Mein erstes Reiseziel, d. h. El Obeid, war ihr ein weit entferntes Land. Mein zweites Reiseziel, d. h. Nahud, schien ihr so ungefähr am Ende der Welt zu sein, dort, wo die Sonne vom Himmel hinabrutscht. Die gute Frau war zu Omm Gantür geboren und hatte dort ihr ganzes Leben verbracht, ohne jemals in ein entfernteres Nachbardorf ge-ko innren, zu sein. Mustafas starkes Unwohlsein hatte in mir etwas Besorgnis hervorgerufen. Schon bei seinem ersten Fieberanfall bei Schegeg war ich der Absicht gewesen, noch einen Reisege- fährten mitzunehmen. Mustafa hatte sich aber damals dagegen gewehrt. Jetzt kam ich wiederum auf den Gedanken. Abdallah hätte mir gerne und leicht zu einem Reisebegleiter verholfen, jedoch Mustafa wollte nichts davon wissen. Er wollte allein sein, wahrscheinlich, um keinen Zeugen seines schlechten Benehmens zu haben. Die Nacht verbrachten wir in einer erquickenden Ruhe. „Herr, hier bin ich, dich zu wecken", ertönte früh Abdallahs Stimme, als noch alle Sterne ant Himmel standen. Mit rühriger Hand half er dem saumseligen Mustafa. Die beladenen Kamele verließen ungern und laut murrend den gastlichen Hof. Abdallah begleitete uns ein wenig, wünschte uns eine gute Reise und verabschiedete sich. Als die Sonite aufging, bemerkten wir, daß das Terrain vor uns hügelig wurde. Die Landschaft, die bis hierher eher waldig war, begann sich nun zu lichten und zwar umso mehr, je weiter wir vorwärtsgingen. Vor 10 Uhr vormittags erblickteit wir links der Straße ein paar elende Hütten mit verwitterten, schiefhängenden Strohdächern, die nur noch einen Windstoß erwarteten, um einzufallen. Wir waren bei Sakra. (Fortsetzung folgt.) Bebet bie Religion bet (Mo. Won P. A. via. F. C. 8. ßM(111er apost. Vikariat zählt 20bis30Milli-oiteit Seelen, die nach der Verschieden-'v-yV9 heit der Stämme, zu welchen sie gehören, auch in ihren religiösen Ansehauungen von einander abweichen. Seit drei Jahren arbeiten unsere Missionäre auch unter dem Stamme der Golo, wo sie nächstens in der Station Kayango (Siehe auch Bild Seite 221) ungefähr 20 Katechumenen durch das Bad der Wiedergeburt mit der katholischen Kirche vereinen werden. Es wird vielleicht unsere Leser interessieren, liber die Religion der Golo etwas zu vernehmen, die in ihrer Gesamtheit durchwegs heidnisch und in den lächerlichsten Aberglauben versunken sind. Die Golo haben eine Vorstellung von einem höchsten Wesen, das sie Mbilli nennen, welchem sie die Schöpfung und unbedingte Herrschaft über Leben und Tod des Menschen zuschreiben. Diese Gottheit fügt nach ihrer Anschauung niemandem Uebles zu, kümmert sich mn nichts als um völlige Herrschaft über das Weltall und überläßt es jedem Sterblichen, sich in den verschiedenen Wechselfällen des Lebens durchzuringen. Dagegen haben sie große Furcht vor einem göttlichen Wesen, das sie Baze nennen. Es ist der Gott, welcher alle Ereignisse im Leben bewacht und nach seinem Willen einen günstigen oder ungünstigen Ansgang aller Handlungen gibt. Wenn z. B. jemand auf der Jagd sein Ziel verfehlt, sagt er: der Gott hat mein Auge verdreht. Hat einer Glück in seinen Geschäften, so sprechen sie: dieser hat das gute Auge des Gottes über sich. Deshalb bringen sie dieser Gottheit unaufhörlich Opfer dar, um sie für ihre Anliegen wohlwollend und günstig zu stimmen. Zn diesem Zwecke hat jede Familie neben ihrer Hütte eine zweite, kleinere, im allgemeinen sehr armselig (die man wohl als Tempel des Gottes bezeichnen könnte), in welcher sie ihre Opfergaben für diesen Gott niederlegen. Vor der Aussaat bringt man hier auf einige Zeit den Samen unter, damit der Gott ihn in Gnaden betrachte und eine gesegnete Ernte verleihe; niemand wagt dann in der Reifezeit eine neue Frucht zu genießen, ohne dem Gott zuvor ein Erft-lingsopfer davon dargebracht zu haben. So gibt auch derjenige, welcher eine gute Beute im Walde gemacht hat, ihm ein Zeichen seiner Erkenntlichkeit. Eines Tages begab ich mich in Begleitung eines braven Burschen auf die Jagd und stieß gleich im Walde auf eine gewaltige Antilope, die sofort meine Beute wurde. Der Junge an meiner Seite schnitt sie in Stücke, wobei er einen Teil des Maules, des Herzens und der Hüfte als Opfer für den Gott Baze beiseite legte. Ich bemerkte ihm, daß das unnütz sei, da ja sein Gott keinen Einfluß auf unsere Werke ausübe. Da sagte er: „Wenn du dem Gotte dies Opfer nicht darbringen willst, so gehe ich nicht mehr mit dir auf die Jagd, weil ich sicher bin, daß der Gott dich einmal gehörig mit einem Unfälle straft oder daß die Tiere sich nicht von dir erblicken lassen." Wenn zur Regenzeit nicht hinreichend genug Wasser kommt, so daß die Saat darunter leidet und die ganze Ernte in Gefahr kommt, so versammelt der Häuptling des Dorfes die ganze Gemeinde vor dem größten Tempel des Gottes, um das nötige Wasser zu erflehen. Hierauf setzt sich die ganze Versammlung stillschweigend im Kreise um den großen Häuptling, welcher ab und zu das Schweigen unterbricht, indem er mit gewaltiger Stimme auf den grundschlechten Gott schimpft, der sie vor Hunger sterben lasse und sogar den Regen ihnen entziehe. Im übrigen Teil des Tages lassen sie keine Gelegenheit vorübergehen, ihren Widerwillen gegen diese böswillige Gottheit zu zeigen, die ihre Durrah und ihre so liebe Merissa verderben lasse. Im Dorf aber hört man ununterbrochen den Schlag der Trommel als Ausdruck ihres wilden Jammers. Noch eine dritte Gottheit haben die Golo, die sie als den bösen Geist mit Ma bezeichnen. Sie sagen, daß er die erdenkbar seltsamsten und fürchterlichsten Gestalten annehme, so aus dem Walde, seinem gewöhnlichen Aufenthaltsorte, komme und sich unter das Volk mische, um Unheil anzustiften und im Namen des Gottes Baze Rache zu üben, oder von den Hexenmeistern gerufen werde, deren Blend werk zu unterstützen. Aus dem Ganzen kann man jedoch entnehmen, daß er nichts ist als die Geburt einer aufgeregten Phantasie und eines furchtsamen Gemütes des Volkes [toie es (etwa) auch der Fall ist mit unseren Hexen). Die Golo hegen auch eine große, furchtsame Verehrung gegen den Geist der Verstorbenen. Wenn einer stirbt, meldet man sein Scheiden mit starken Flintenschüssen an; die Gemeinde versammelt sich in seiner Hütte und eine Frau berichtet singend in sehr wehmütiger Weise den Lebenslauf des Dahingeschiedenen. Darauf fangen alle anderen Frauen zu schreien und zu weinen an, schlagen sich auf die Brust und zerraufen sich die Haare. Alle Hausbewohner scheren sich das Haar ab und binden sich eine Schnur ans dem Baste eines Baumes um den Hals. Inzwischen bereitet man das Grab in der Nähe der Hütte des Verstorbenen; es ist rechtwinkelig und immer tiefer als ein Meter. Auf den Grund des Grabes legt man gewöhnlich eine Decke und auf diese den entseelten Leib, der in Leinwand eingewickelt und nochmal mit einer Decke verhüllt ist; hierauf werden Hölzer der Länge nach und quer über das Grab gelegt, so daß sie eine Art Gitter bilden, und auf dieses wird noch eine Decke gelegt, so daß die Erde, welche man darauf wirft, nicht bis zum Leichnam kommt. Samt der Erde wirft man auch die Werkzeuge, die der Verstorbene in seinem Leben, im Kriege und Frieden benützte, mit ins Grab. Drei Tage hindurch läßt man Bierkrüge und viel Speise ans dem Grabhügel stehen, um anzudeuten, wie die Familienglieder zufrieden gewesen wären, wenn der Verblichene gelebt hätte, um von dem zu essen und zu trinken, was sie hatten. In dieser ganzen Zwischenzeit lassen Mutter und Gemahlin beim Einbrechen der Dunkelheit ihr Wehgeschrei und Jammerrufen hören, die den tiefsten Schmerz bekunden. Nach diesen drei Tagen breitet man über dem Grabhügel eine Schichte Schlammes, der gut geknetet und geglättet wird, damit selbst bei strömendem Regen das Wasser nicht durchdringen kann, und darüber errichtet man ein Strohdach, damit der Hügel vor Regen und Sonnenschein geschützt sei. Inzwischen erlischt das Andenken an den Toten immer mehr und das Bier und das molati (Speise der Neger) fehlen von Zeit zu Zeit; aber währenddessen bereitet man einen großen Tanz vor, wodurch man vom Geiste des Verstorbenen das letztem«! Aus %ul. Auch die Missionsschwestern in Lul haben nun ihre Hütten mit einein Haus aus ungebrannten Ziegeln vertauscht. Br. Jakob beschreibt uns, wie der Bau aufgeführt wurde. Als unser hochwürdigster apost. Vikar auf seiner letzten Reise ins obere Nilgebiet unsere Station Attigo passierte, betraute er mich mit der Aufgabe, ein Haus für unsere Missionsschwestern in Lul zu bauen. Der Lösung dieser Aufgabe stellten sich, so muß ich sprechen, mancherlei Schwierigkeiten in den Weg. Die größte derselben bestand darin, daß die Zeit der tropischen Regen nahe bevorstand und es nicht möglich war, den Bau zu vollenden oder mindestens die Mauern vor Eintritt des Regens unter Dach zu bringen. Denn da hier zu Lande die Mauern in Ermangelung von Kalk aus purem Lehm aufgeführt werden, stand zu erwarten, daß der Regen dieselben völlig aufweichen und bald in einen Schutthaufen verwandeln werde. Ich verfehlte nicht, dem hochwürdigsten apost. Vikar mein Bedenken zu Äußern; doch er bestand auf seinem Auftrag und Abschied nimmt. Dieser Tanz wird mit desto größerer Feierlichkeit begangen, je bedeutender die Macht und der Einfluß des Verblichenen waren, und kann zehn Tage dauern. Darauf bringt inan Steine auf das Grab des Toten und die Familie trägt seine Hütten dorthin aus Furcht, der Geist des Verstorbenen könnte ihnen liebles zufügen als Rache für manches Unrecht, das er in der Zeit seines Lebens erfahren. Das sind in kurzem die Ansichten der Golo, an denen sie so hartnäckig hängen, daß nur die Gnade Gottes sie bekehren und zur Wahrheit führen kann. Möge bald jener Tag kommen, an welchem wir unsere Mühe durch die Bekehrung jener Armen gekrönt sehen, was nur eintreten kann, wenn man uns mit christlicher Liebe und Gebet zu Hilfe kommt. ermahnte mich, sogleich ans Werk zu gehen, um den Bau wo möglich vor Eintritt der Regenzeit zu vollenden, da der Neubau für das Wohlbefinden der Missionsschwestern durchaus notwendig sei. Diesem Auftrag Folge leistend, reifte ich schon am 16. März mit unserem Negerknaben Heinrich, meinem bewährten Gehilfen und ehemaligen Zögling unserer Negerschule in Assuan, auf einem Nildampfer von Attigo nach Lul. Kaum waren wir dort angekomnien, so studierte ich den bereits fertig daliegenden Bauplan und es gelang mir, mich in kürzester Frist mit demselben völlig vertraut zu machen. Bereits am folgenden Tage begann ich damit, die Fundamente zu graben. Bruder Alexander, der in Lül stationiert ist, kam mir mit einem Negerknaben, der gleich Heinrich aus unserer Negerschule in Assuan hervorgegangen ist, bei dieser Arbeit zu Hilfe. Dann galt es, die Lehmmauern aufzuführen. Während wir beide Brüder das Mauern besorgten, sollten uns einige junge Schilluk-neger als Handlanger Hilfe leisten. Bruder Alexander nahm die Burschen unter AL Bus dem Missionsleben. AU =37) sein Kommando und ermahnte einen jeden, bei der Arbeit recht fleißig zn sein. Solange der Bruder sie überwachte, tat auch jeder seine Pflicht; hatte er ihnen aber den Rücken gekehrt, um entweder im Garten oder im Hause andere Arbeiten, die ihm nebenbei oblagen, zu verrichten, dann waren die Burschen sogleich der Arbeit müde. Sie legten die Hände solange in den Schoß, bis der Bruder endlich Wiederaus der Bildflüche erschien und die Säumigen zur Arbeit anhielt. So durfte es nicht weiter gehen, denn die Zeit drängte zu möglichster Eile. Ich wählte mir daher zehn junge Schilluk aus, die sich durch guten Willen und Geschicklichkeit vor den andern auszeichneten. Diese nahn: ich als meine Lehrjungen unter meine besondere Obhut, mit sie, wie ich ihnen sagte, alle Geheimnisse der Bauarbeit kennen zu lehren und zu tüchtigen Maurern heranzubilden. Sie fühlten sich nicht wenig geehrt, weil ich so großes Vertrauen in sie setzte; meine Erklärungen hörten sie mit großer Aufmerksamkeit an und gaben sich sichtlich Mühe, den an sie gestellten Anforderungen zu genügen. Nach einer Woche war die Arbeit schon um ein gutes Stück fortgeschritten. Wie flink und behende zeigten sich da meine schwarzen Arbeiter! Die einen liefen und sprangen, um Lehmziegel herbeizutragen, die anderen brachten ebenso schnell den flüssigen Lehm herbei, der als Mörtel dienen sollte. Neben mir stand der Aelteste unter ihnen, mit dem Senkblei in der Hand, und prüfte niit bedächtiger Miene, ob die Mauer auch gerade sei. Dabei stellen sie allerlei Fragen an mich, erholen sich Rats über diese und jene Sache, ein Zeichen, daß es ihnen darum zu tun ist, das Maurerhandwerk gründlich zu erlernen. — Ich selbst gewann bei diesem freudigen Schauspiele neue Lust zu der an sich keineswegs angenehmen Arbeit, ermunterte sie, so gut ich konnte, in ihrer Arbeit fortzusetzen, und unterließ es auch nicht, ihrem Eifer und ihrer Geschicklichkeit das verdiente Lob zu spenden. So schritt der Ban rasch vorwärts. Da ich aus Erfahrung wohl weiß, wie launenhaft und unbeständig der Neger ist, so wandte ich noch ein anderes Mittel an, um ihren Eifer lebendig zu erhalten. Ich gab jedem einzelnen zuweilen ein Stückchen Zucker. Das mußte helfen, denn nie in meinem Leben habe ich solche Leckermäuler gesehen. Da ihre Hände mit Lehm beschmutzt waren, so wollten sie natürlich den Zucker nicht anrühren — ich mußte ihnen denselben selbst auf die Zunge legen. Und wer sollte es stir möglich halten? Kaum hatten sie das Süße verkostet, als sie nach meiner Hand griffen, um mir die Finger abzulecken. Diese Lüsternheit erbaute mich keineswegs, doch sie diente mir dazu, um meinen Zweck zn erreichen. Der Bau schritt rasch und unaufhaltsam vorwärts und ich hatte die Befriedigung, schon nach 65 Tagen den Bau vollendet zu sehen. Derselbe enthält gleich den Hütten der Eingeborenen nur ein Stockwerk, doch nicht weniger als zwölf Zimmer, einen Backofen zur Bereitung des Brotes und mehrere kleine Nebenräume. Bruder Johann bedeckte dann das Ganze mit einem zinnernen Dach, das, wie ich hoffe, auch den stärksten Winden in der Regenzeit Trotz bieten wird. Wie bereits gesagt, haben wir auch einen Backofen gebaut; er erregte und ist bis jetzt noch die Bewunderung dieser Leute. Die Form für die Wölbung hatte ich aus Erde gemacht. Nachdem das Gewölbe fertig war, mußte einer in den Ofen hinein, um die Erde herauszuschaffen. Im Anfange war keiner zu stnden, der es wagte, in jenes Loch im Finstern hineinzukriechen, weil er glaubte, wenn er die Form entferne, fallen die Ziegel der Wölbung ihm auf den Kopf. Ich war. genötigt, einen meiner kleinen Burschen bei den Füßen zu packen und mit Gewalt ins Ofenloch hineinzustecken; dann machte ich etwas zu, damit er sich überzeuge, daß nichts zn fürchten sei. Nach dieser Probe verschwand jede Furcht. Alle gingen nun an die Arbeit und bald warder Backofen ausgeräumt; es war nur mehr der Boden zu ebnen. Das große Rätsel jedoch, das für die Schillukköpfe immer noch unlösbar blieb, war das Gewölbe; sie konnten eben nicht begreifen, daß es ohne Stütze nicht einfalle. Es dauerte jedoch nicht lange und die Schilluk wurden mit dem Backofen bald so vertraut, daß einige mich sogar baten, darin in der Nacht schlafen zu dürfen. Unsere Knaben hingegen benützten ihn als Versteckort und in den heißesten Stunden des Tages krochen sie hinein, weil es darin verhältnismäßig kühl war. Um sie jedoch von dieser schlimmen Gewohnheit abzubringen, gebrauchte ich folgendes Mittel: Als sie sich eines schönen Tages wiederum darin versteckt hatten, stellte ich meinen Heinrich mit einem Schaff voll Wasser über die Oeffnung. des Ofens, währenddessen ich die Tür öffnete und die jungen Burschen herausjagte. Als sie sich so entdeckt sahen, kamen sie, einer hinter dem andern, herausgekrochen, währenddem mein Heinrich einem jeden einen kalten Oberguß verabreichte, was für den Schilluk keine kleine Strafe ist, da er ungemein wasserscheu ist. Das half. Die Schlingel warfen sich reuerfüllt vor mir nieder und baten mich um Verzeihung, die ihnen natürlich gewährt wurde, und so waren wir wieder Freunde mehr als früher. Das wiederholte Ein- und Anskriechen hatte den Vorteil, daß der Boden des Backofens geglättet wurde. Ja, ich muß gestehen, daß die Schilluk neben ihren schlechten Eigenschaften auch gute haben: Gott der Herr helfe uns, dieselben zum Vorteil ihrer Seelen zu benützen! Kr. G5. G. F. S. C. Um Derzen Zesu ist scbön sterben. Hochw. P. Henkel sendet uns aus Wan folgende Einzelheiten über den Tod des hochwürdigen P. S t e P h a n V o ck e n h u b e r, die wir des erbaulichen Inhalts wegen unseren verehrten Lesern nicht vorenthalten können. Am 30. Juni kehrte ich von Kahango nach Wau zurück. Ich hatte jene Station besucht, teils um meine Mitbrüder zu besuchen, teils auch um zu sehen, welche Fortschritte die Station seit ihrer Gründung geinacht hat. An demselben Tag, an dem ich in Wau eintraf, kam ein Bote von Mbili mit der Nachricht, daß P. Vockenhuber gefährliches Fieber habe. Ich ließ sogleich den Arzt benachrichtigen und am nächsten Morgen in der Früh brachen der Arzt und ich nach Mbili auf, wo wir gegen Abend anlangten. Gleich beim ersten Besuch sagte mir der Arzt, daß der gute Pater das Schwarzwasserfieber habe. Ich hatte den Pater einen Monat vorher gesehen; da war er noch ganz gesund und hatte ein gutes Aussehen; jetzt aber war er sehr herabgekommen und sehr schwach. Wäre er zum Transportieren fähig gewesen, so hätten wir ihn nach Wau ins Spital gebracht. Der Arzt tat sein Möglichstes, um das Leben des Paters zu retten: doch in Gottes Rat war es anders bestimmt. Am nächsten Morgen in der Früh, am 2. Juli, glaubten wir, das Ende sei gekommen. Der Pater legte bei mir eine Generalbeicht ab und ich brachte ihm die heilige Wegzehrung und spendete ihm die heilige Oelung. Hernach wurde es bedeutend besser und wir hofften ans Rettung. Doch abends gegen 4 Uhr veränderte sich der Zustand des kranken Paters und wendete sich zum Schlimmen. Ich mußte ihm mitteilen, daß er jetzt dem Himmel zuginge, was er ganz gefaßt hinnahm. Von da an bis zu seinem Tode hörte er nicht mehr ans zu beten. Wir beteten ihm vor, er betete nach; ja aus eigenem Antrieb richtete er ein Gebet an das erbarmungsreiche Herz Jesu, als dessen besonderer Verehrer er sich seit seinem Eintritt in unsere Kongregation von jeher unter seinen Mitbrüdern auszeichnete. Er betete etwa: „O mein gutes Herz Jesu, ich will leben und sterben als ein wahrer Sohn, als wahrer Apostel deines Herzens; du weißt es, mein Heiland ; verzeihe mir meine Sünden; ich liebe dich, du bist meine Hoffnung, zu dir will ich, o Herz Jesu" usw.; er erneuerte noch einmal die heiligen Ordensgelübde. — Auch beauftragte er mich, seiner lieben Mutter zu schreiben und sie zu trösten sowie auch dem hochwürdigsten Generalobern mitzuteilen, daß er, wie er als wahrer Sohn des göttlichen Herzens gelebt, so auch als wahrer Sohn dieses Herzens sterben wolle, und bat noch um Verzeihung. Oft und innig küßte er das Kruzifix, das er bei der Gelübdeablegung erhalten, und wiederholte immer das rührende Gebetlein: O mein Jesus, Barmherzigkeit! Er gab uns nochmal seinen heiligen Segen und hauchte gegen 8 Uhr abends seine reine Seele ans. Wir knieten nieder und beteten um ein gnädiges Gericht. Am nächsten Tag fand das Begräbnis statt.. Ein einfacher Grabhügel und ein schlichtes Kreuz zeigen seine Ruhestätte an. Da ruht er nun, der seeleneisrige Pater. In der ersten Zeit trat seine Tätigkeit nicht so sehr hervor, da er sich noch mit dem Studium der Sprache abgeben mußte. Später aber tat er alles, um die Jugend an die Mission zu ziehen. Er ging von Hütte zu Hütte und brachte es mit freundlichen Worten und hie und da auch durch kleine Geschenke zustande,, daß eine ziemliche Anzahl Knaben zum Unterrichte kamen. Ja auch mit dem Unterrichte der Alten wollte er sich befassen und tat hiezu schon die nötigen Schritte: da inmitten der Arbeit raffte ihn ein nur sechstägiges Fieberhinweg. — Gott der Herr wird seinen guten. Willen belohnen und auch die Mission segnen,, welche dieses Opfer bringen mußte. Line süße Erinnerung. Es war eines Sonntagmorgens; ich hatte eben die heilige Messe gelesen, als einer unserer christlichen Knaben sich mir näherte und, einen anderen schwarzen Knaben an der Hand führend, zu mir sagte: „Pater, die Mutter dieses Knaben ist sehr krank und er möchte dich bitten, sie zu wohner sind eine Musterkarte fast aller Sudan-stämme, elende Ueberrefte der mahdistischen Verfolgung, die so viele Unglückliche zwang, die eigene Heimat zu verlassen und sich unter fremdem Himmel ein ruhigeres Dasein zu suchen. Hier sind alle Abtönungen der Farbe vom Schwarz des Ebenholzes bis zum hellen Kupfer-ton vertreten; hier sind Schilluk, Dinka, Nuer, IMattvacbt eines ScbtlluMIlegers. besuchen und sie dann zu den Schwestern zu geben, da sie ganz mittellos ist." „Gut," sagte ich, „wir werden sie gleich besuchen." Bald darauf gingen wir alle drei in das Dorf der Kranken, das nicht sehr weit entfernt ist von unserem Hause. Drei schmutzige Gäßchen teilen das Dorf in verschiedene Quartiere. Etwa hundert schlecht gebaute und halbeingefallene Lehmhütten bilden das ganze Dorf. Die Be- Nuba, Bari und Berta. Mit Ausnahme von zwei Christen sind alle Neger des Dorfes Mohammedaner und viele sind ziemlich fanatisch. Trotzdem unterhalten sie gute Beziehungen mit unserem Hause, natürlich aus eigenem Interesse. Ich zähle dort eine Menge Freunde, alle Kunden meiner Apotheke, die ich seinerzeit mit englischem Salz, Rizinusöl und ähnlichen Mitteln bedacht habe. Ich kann mich also ruhig unter ihnen zeigen, sicher, von ihnen gern gesehen zu werden. Es gibt auch solche, welche mich bei meinem Erscheinen einladen, bei ihnen einzutreten und eine Schale Sudanbier zu trinken. An diesem Morgen begab ich mich, dem Führer folgend, sogleich zur Wohnung der Kranken. Wir traten in die ärmliche, rauchgeschwärzte Hütte ein, in die durch ein Mauer- mich über sie, um ihren Puls zu fühlen. Sie war ein lebendiges Gerippe und befand sich im Zustande äußerster Schwäche und hatte außerdem ein heftiges Fieber. „Laß mich zu den Schwestern kommen," flehte die Kranke, „denn hier muß ich sterben." Es war wenig Zeit zu verlieren; es war tbaavtracbt eines Lcbilluk-Negers. loch nur ein wenig Licht einfiel. Anfangs sah ich nichts; nachdem sich mein Auge an das Dämmerlicht gewöhnt hatte, bemerkte ich in einer Ecke sich etwas beivegen, dann sah ich zwei lange, magere Arme sich gegen mich erheben; schließlich ertönte eine schwacheStimme: „Vater, Vater, ich bin sehr krank; ich bin müde, hier zu bleiben." Ich näherte mich der Armen und beugte eine Seele, die Gott sichtlich für sich haben wollte. Ich tröstete sie und versprach, mit der Oberin der Schwestern sprechen zu wollen, und verließ sie getröstet. Ich war kaum zurückgekehrt und besprach die Sache gerade mit der Oberin der Schwestern, als mir mitgeteilt wurde, daß eine gänzlich abgemagerte Negerin, die sich auf zwei Stöcken fortschleppte, an der Pforte stehe und einge- lassen zu werden begehrte. Ich begab mich an die Pforte und sah dort meine arme Kranke, die vor Ungeduld, bei den guten Schwestern zu sein, eine äußerste Anstrengung gemacht hatte und sich ganz allein hierher geschleppt hatte. Sie wurde in einem kleinen Zimmer untergebracht und mit aller Liebe gepflegt. Da jedoch ihre Tage gezählt waren, so mußte auch an das Heil ihrer Seele gedacht werden. Man sprach ihr von den ewigen Wahrheiten-, sie hörte sehr gerne diese Gespräche, konnte sich aber bei ihrer Schwäche wenig merken. Das Kruzifix wtb ein Bild der Muttergottes waren bald ihre liebsten Gegenstände, die sie immer bei sich haben wollte und die sie oft küßte. Als sie erfuhr, daß die Taufe notwendig sei, um in den Himmel eingehen zu können, verlangte sie dringend und wiederholt nach derselben. Ich besuchte sie häufig und erbaute mich sehr an ihrer guten Verfassung. Da ich sah, daß sich ihr Zustand fortwährend verschlimmerte, erfüllte ich ihr Verlangen. Ich goß das Taufwasser über die faltige Stirn der armen Kranken und gab ihr den Namen derjenigen Person, die mir am teuersten war ans der ganzen Welt, meiner guten Mutter. Ueber das eingefallene Gesicht der Neugetauften huschte in jenem Augenblick ein süßes Lächeln. Theresia fiel sogleich in Todeskampf, und nachdem sie drei Tage mit dem Tode gekämpft hatte, entschlief sie fernst im Herrn. w IRunbfdbau in den Missionen. Europa. Der Verein der Glaubensverbreitung hatte im Jahre 1905 6,497.697 Franken Einnahmen zu verzeichnen. Davon kam die Hälfte 3,294.996 Fr. von Frankreich, 715.605 Fr. von Deutschland, 372.674 Fr. von Belgien, 268.359 Fr. von Italien, 176.606 Fr. von Spanien, 124.255 Fr. von Großbritannien, 106.899 Fr. von Holland, 94.601 Fr. von der Schweiz, 789.809 aus Kanada und den Vereinigten Staaten, rund 335.000 Fr. ans Spanisch-Amcrika. Der Kindheit Jesn-Verein wies im Jahre 1905 eine Gesamteinnahme von 3,696.500 Fr. 47 Cts. auf, wovon 1,271.629 Fr. ans Deutschland, 888.078 Fr. aus Frankreich, 432.135 Fr. aus Belgien, 253.239 aus Italien, 183.999 Fr. aus Oesterreich-Ungarn, 170.527 aus Holland, 97.555 Fr. aus der Schweiz usw. kamen. Asien. China. Soweit sich ans dem vorhandenen Zahlenmaterial feststellen läßt, zählt die katholische Kirche in China, die aus einer Diözese (Macao), 38 apostolischen Vikariaten, 2 apostolischen Präfekturen und einer sogenanntcnMission (Jli-Kuldscha) sich zusammensetzt, jetzt fast 880.000 'getaufte Christen, rund 450.000 Kate- chumenen, 5207 Kirchen und Kapellen und 1682 Priester, darunter 546 chinesische. Nicht berücksichtigt ist Macao, über welches nähere Auskunft fehlt. Es kommt also bereits je ein Priester aus je 256.000 Einwohner, ein einheimischer Priester auf je 530 Christen und ein katholischer Christ auf je 485 Einwohner. Japan. Der Fortschritt der Mission im Vorjahre war nach dem neuesten „Compte rendu“ (Rechenschaftsbericht) des Pariser Seminars sehr-gering und wies in allen vier Sprengeln bloß 1403 Taufen Erwachsener, davon 894 in der Todesstunde, ans. Der Buddhismus bemüht sich überall und leider nicht ohne Erfolg, seine alte Stellung wieder zu erobern; seine Wanderprediger gehen im Norden von Dorf zu Dorf und suchen auch die Christen zum Abfall zu bringen. Eine wichtige Errungenschaft der Mission besteht darin, daß sie nunmehr im Besitze des japanischen Bürgerrechtes und befähigt ist, im ganzen Lande festen Grundbesitz zu erwerben. Bonden 29 Mönchen des Trappistenklosters U. L. Frau vom Leuchtturm bei Hakodate sind heute 14 geborene Japaner; auch die Trappistinnen haben bereits einige einheimische Novizen. Bcttiah. Die Mission zählt heute 3035 eingeborene und 363 europäische Katholiken und 207 Katechumenen. Das Personal besteht aus 22 Kapuzinern (14 Priestern und 8 Laienbrüdern), 10 Jngenbohler Kreuzschwcstern und 57 Katechisten. Volksschulen bestehen 15 mit 417 Kindern, Industrieschulen 3 mit 23 Kindern, Kate-chumenate 7, Waisenhäuser 11 mit 124 Knaben und 183 Mädchen. Das Verzeichnis der Seelsorgearbeiten weist 2341 Taufen (2028 in der Todesstunde), 181 Firmungen, 1467 Oster-, 8221 Andachtskommunionen, 86 letzte Oelungen, 39 Trauungen, 500 Predigten und 300 Christenlehren auf. Der in. Orden zählt 187 Mitglieder. Philippinen. Bon den 36 Provinzial-Superintendenten der Staatsschulen sind nach dem „Messenger“ („Sendboten") nicht weniger als 35 Protestanten und zwar meist protestantische Prediger. An ihrer Spitze steht der Katholiken-fresscr Dr. P. Barrows. Die zahlreichen nominell konfessionslosen Staatsschulen sind in Wirklichkeit protestantische Schulen und wirken ganz in diesem Sinne. Nimmt man dazu den Umstand, daß ein großer Teil der katholischen Gemeinden durch die Vertreibung der Mönche seit 1896 der regelrechten Seelsorge beraubt ist, daß die jüngste Generation während der Revolution und der Kriegswirren in krasser religiöser Unwissenheit aufwuchs und daher der Irrlehre nicht den erforderlichen Widerstand leistet, so begreift man, daß die Lage der Dinge zu ernsten Bedenken Anlaß gibt) Auf dem spanisch-amerikanischen Friedensvertrag von Paris hatte die Regierung der Vereinigten Staaten ausdrücklich die Versicherung gegeben: „Alles Eigentum und alle Rechte, die zur Zeit in rechtmäßigem Besitz von Provinzen, bürgerlichen Gemeinden, öffentlichen oder privaten Anstalten, kirchlichen oder weltlichen Korporationen oder Vereinen sich befinden, sollen durch die amerikanische Besitzergreifung in keiner Weise berührt werden." Trotzdem hat jetzt der Staat die Hand wiederholt auf kirchlichen Besitz gelegt. Zuletzt erhob noch die philippinische Kommission Anspruch auf das große Spital St. Lazaro, das mit seinen Einkünften und Stiftungen seit alters in kirchlichen Händen sich befand und durch die Franziskaner besorgt wurde. Erst auf einen energischen Protest des Erzbischofs Jarty von Manila hin zog die Kommission den Prozeß vorläufig wenigstens zurück. Die kirchlichen Behörden haben bereits 270.000 Pesos aufwenden müssen, mit das Kirchengut gegen widerrechtliche Konfiskation zu schützen. Der fortwährende Wechsel der Zivil- und Militärbehörden ist auch nicht geeignet, gesunde, ruhige Verhältnisse auf den Philippinen herbeizuführen. HfnFia, Britisch-Sndafrika. Britisch-Südafrika zählt nach dem „Catholic Directory“: 266 Priester, von welchen 189 auf den Ordensklerus kommen, der sich aus Trappisten, Jesuiten, Oblaten der Unbefleckten Empfängnis, Oblaten des hl. Franz von Sales und Salesianern Don Boscos zusammensetzt; ferner 357 Laienbrüder der genannten Ordensgenossenschaften, in deren Zahl auch die Christlichen Schulbrüder, die irischen Christlichen Schülbrüder und die Maristenbrnder inbegriffen sind; dann 871 Schwestern, welche 17 weiblichen Genossenschaften angehören, 108 Klöster, 236 Schulen (mit eingerechnet sind ca. 30 bis 40 Mittelschulen und Erziehungsanstalten für Knaben und Mädchen), endlich 236 Kirchen und Kapellen. Ostafrika. In Ostafrika ist die Ruhe in den aufständischen Gebieten so ziemlich wieder hergestellt. Bon den 47 eingefangenen Häuptlingen und Führern, die am 27. Februar gehängt wurden, haben 31 vor ihrem Tode noch die Taufe begehrt und wurden durch P. Johannes auf ihr Ende vorbereitet. Abends wurden die Leichen abgenommen und in einem Massengrabe beerdigt. Amerika. Vereinigte Staaten. Durch die Katastrophe in San Francisco sind über 80 katholische Kirchen, Priesterhäuser, Schulen, Kollegien, Pensionate, Spitäler, Wohlfahrtseinrichtungen rc. ganz oder teilweise vernichtet worden. Von den 30 Pfarreien haben zwölf fast alles verloren. Auch das herrliche Jesuitenkolleg St. Ignatius mit der prachtvollen Kirche ist zerstört, was allein schon einen Schaden von über einer Million Dollars bedeutet. Dagegen ist unter den Priestern, Schwestern und Zöglingen kein Menschenleben zu beklagen. Am 1. Mai 1906 waren es 100 Jahre, daß in Baltimore durch den ersten und damals einzigen Bischof der englisch-nordamerikanischen Kirche, Msgr. John Caroll, der Grundstein zur ersten katholischen Kathedrale in den Vereinigten Staaten gelegt wurde. Zwölf Erzbischöfe und 100 Bischöfe und Prälaten folgten der Einladung des Kardinals Gibbons, an der Wiege der amerikanischen Kirche diesen Gedenktag feierlich zu begehen. Aus dem Senfkörnlein ist ein großer Baum, aus dem einen Sprengel 14 Erzbistümer, 92 Bistümer, zwei apostolische Vikariate und eilte apostolische Präfektur geworden. Ein Beispiel des raschen'Wachstums der amerikanischen Kirche bietet Ncw-Iork, d. h. jener Bereich, der heute als Größeres New-Iork bezeichnet wird. Aus den 55 Kirchen im Jahre 1855 sind 249, aus 110.488 Gläubigen 1,061.716, aus den 2,128.500 Dollars Kirchenvermögen 58,247.995 Dollars geworden. Damals machten die Katholiken 12*2 Prozent der Bevölkerung aus, heute bereits 26'4 Prozent. — Die protestantischen „Kirchen" (50 verschiedene Sekten umfassend) haben in derselben Zeit die Zahl ihrer Kirchen und Kapellen von 427 auf 964, ihrer Kirchenmitglieder von 82.477 auf 337.289, ihr Kirchenvermögen von 12,134.900 Dollars auf 120,175.795 Dollars vermehrt. — Die stärkste Zunahme weisen die Juden auf. Im Jahre 1855 hatten sie eine Synagoge und 82.525 Glaubensgenossen; heute sind 90 Synagogen da und die Juden machen nicht weniger als 20 Prozent der Bevölkerung aus. (Bebeteerbönmgen und »Empfehlungen, Gebetserhürungen und -Empfehlungen, bei welchen Name und Wohnort der Redaktion nicht angegeben werden, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt. N. N. Tausend Dank dem hlst. Herzen Jesu, da nun jede Gefahr vorüber und ich ziemlich hergestellt bin. Bitte um ferneres Gebet. Fr. O. in K. Dem hlst. Herzen Jesu, der allerseligsten Jungfrau und dem hl. Antonius ewigen Dank für eine glücklich getroffene Berufswahl. I. Qu. in O. Da ich schon öfters die Hilfe des göttlichen Herzens Jesu erfahren, empfehle ich mich neuerdings Ihren: Gebete, um die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria, des hl. Josef und des hl. Antonius beim göttlichen Herzen Jesu in zwei sehr wichtigen Angelegenheiten zu erlangen. Im Falle der Erhörung verspreche ich Veröffentlichung. I. P. in M. bittet ums Gebet in mehreren Anliegen, besonders auch für mehrere Kranke und schwer bedrängte Familien. II. aus K. bittet, ihre Anliegen, die immer dringender werden, ins hl. Gebet einzuschließen. I. K. aus I. empfiehlt ein großes Anliegen dem Gebet. Gebet, um die Bekehrung der Cbanuten von Zentval»Hfnka zu erlangen. Beten wir für die unglücklichen Negervölker Zentral-Afrikas, damit Gott, der alles vermag, von ihren Herzen einmal den Fluch Chams hinwegnehme und ihnen jenen Segen verleihe, den man nur im Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Gottes, erlangen kann. Gebet. O Herr Jesus Christus, alleiniger Erlöser des ganzen Menschengeschlechtes, der du bereits herrschest von einem Meere zum andern und vom Flusse bis zu den Grenzen des Erdkreises: öffne erbarmnngsvoll dein heiligstes Herz auch den unglücklichsten Seelen von Zentral-Afrika, welche noch in der Finsternis und im Todesschatten sitzen, auf daß durch die Fürbitte der gütigen Jungfrau Maria, deiner unbefleckten Mutter, und ihres glorreichen Gemahls, des heiligen Josef, die Negervölker ihre Götzen verlassen, vor dir sich niederwerfen und deiner Kirche zugesellt werden. Der du lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 300 Tage Ablah; vollkommener Abiah einmal im Monate. Werantwovtltcber Sdn-iftltiter: IRehtoc P. ». IRaffefner F. S. C. — ®veB'oecefn0=38u > g e n 1, obe Mllla batt. WrAmben, welche Ordens- undMifsionZpriefter werden wollen. In unserem WWkiMM in Sittttnü« werden brave und talentierte Knaben aufgenommen und zu Missions-Priestern herangebildet. ===== Bedingungen der Ausnahme sind: === 1. Selbständige Neigung und sonstige Zeichen des Berufes zum Ordensund Missionspriesterstand. 2. Gelehriger, lebhafter, offener Charakter, energischer, standhafter, opferfreudiger Wille: sittliche Unverdorbenheit. 3. Gesundes Urteil und gutes Talent, das befähigt, leicht und ohne Anstand die ganzen Gymnasialstudien durchzumachen. 4. Gute Gesundheit und kräftiger Bau, frei von körperlichen Fehlern. 5. Alter von ungefähr zwölf Jahren. Für die erste Klasse wird ein Alter nicht unter zehn und nicht über Jahre erfordert. 6. Pensionsbeitrag nach Uebereinkommen mit den Eltern oder deren Stellvertretern. Weitere Aufschlüsse werden bereitwilligst vom Obern des Missionshauses erteilt. Man wende sich vertrauensvoll an die Adresse: P. Obere des Missionshauses in Milland bei Vrixen, Tirol. m I I -;|l| 8 für öis afrikanischen Missionen. Wer aus Liebe zu den verlassensten Seelen in Afrika sein Leben in den Dienst der afrikanischen Missionen stellen möchte,' wird auf die St. Petrus Claver-Sodalität aufmerksam gemacht, eine vom Heiligen Stuhle genehmigte weibliche Hilfsmissionsgesellschaft zur Unterstützung der afrikanischen Missionen. Genannte Sodalität hat ihr Zentrum in Rom und eine andere Niederlassung in Maria-Sorg bei Salzburg (Oesterreich). Fräulein mit sorgfältiger Erziehung, in erster Linie solche, welche die Kenntnis mehrerer Umgangssprachen besitzen, sind für dieses apostolische Werk besonders geeignet. Erläuternde Druckschriften stehen zur Verfügung. Man wende sich an die Generalleiterin Gräfin Maria Theresia £cböd)orosia, Rom, via bell’ Glinata sb, oder an die Leiterin von Maria-Sorg, post Aasern bei Salzburg (Oesterreich). 5t. Petrus Cla\>er=5obalttät InHatt: Die Schilluk............................ . 217 Besuch der Christen in Kordofan (Fortsetzung) ..................................228 Ueber die Religion der Golo .... 231 Aus dem Missionsleben: Aus Lul. . . 233 Im Herzen Jesu ist gut sterben . . . 235 Eine süße Erinnerung ...... 236 Rundschau in den Missionen ..... 238 Gebctserhörilngen und -Empfehlungen. —• Gebet...............................240 Abbildungen: Barabra, zur Abreise bereit. — Alte Kapelle in Kayango. — Mohammedaner beim Gebet. — Haartrachten der Schilluk-Neger.