Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen „Hier ist die Luft ganz anders, alles ist breiter und freier und daher weitet sich auch der Horizont... – mit diesen Worten versucht 1897 der slowenische Schriftsteller Ivan Cankar in einem Brief die Atmosphäre in Wien zu umreißen.1 Damit ist gleich ein wesentlicher Aspekt des Beziehungsfeldes „Wien und die Slowenen“ angesprochen. Wien war mindestens vom 14. Jahrhundert an auch für die Slowenen ein territorial-politisches und kulturelles Zentrum. Zahlreiche Slowenen waren sowohl am Hof als auch an der Wiener Universität und in der kirchlichen Hierarchie anzutreffen. Bei dem Namen „Slowenen“ ging es nicht um eine nationale Bestimmung im heutigen Sinne. Man hat sich in dieser Zeit nach dem Land, in dem man geboren wurde, bezeichnet. An der Wiener Universität haben sich seit ihrer Gründung im Jahre 1365 auch Slowenen stark engagiert, nicht nur als Studenten, sondern auch als Professoren. Die amtliche Universitätssprache war Lateinisch. Einige der slowenischen Studenten und Professoren waren entscheidend am Durchbruch des Humanismus beteiligt, andere gaben den Kontakt zu ihrem Herkunftsland nicht auf und griffen in die Kulturgeschichte ihres Stammlandes aktiv ein, wobei sich oft ihr Bewusstsein mit einer besonderen ethnischen und Sprachzugehörigkeit manifestierte. Im ersten Jahrhundert nach der Gründung der Universität haben hier Leonhardus de Carniola, Lovrenc aus Gornji Grad, Andreas aus Ljubljana, Michael, Gregor aus Kranj und Nikolaus aus Windischgratz, der auch Rektor war, unterrichtet. Einige Namen sind bekannt, wie z.B. Briccius Preprost aus Celje (Cilli), der Anfang des 16. Jahrhunderts die Lammburse (Bursa agni) und die Bursa animae gegründet hat, die für die Studenten aus Krain bestimmt waren. Briccius († 1505), „doctor et cantor ac canonicus“ war dreimal Dekan der Philosophischen und fünfmal Dekan der Theologischen Fakultät, sowie auch dreimal Rektor der Wiener Universität. Als guter Kenner der römischen Kultur und Literatur verfasste er einen Kommentar zu Ciceros Buch über Rhetorik. Von 1485 an war er Mitglied des Wiener Domkapitels, von 1493 an Kantor.2 Eine weitere bekannte Persönlichkeit war Andreas Perlach (Perlachius) (1490–1551) aus Sveèina, Mathematiker, Astronom, Astrologe und Mediziner, Professor an der Philosophischen und Medizinischen Fakultät, Dekan der Philosophischen und viermal Dekan der Medizinischen Fakultät, zusätzlich auch Rektor der Universität im Jahre 1550. Thomas Prelokar de Cilia war zunächst Professor an der Artistenfakultät, Dekan und Kanzler der Universität, später war er der erste humanistische Erzieher des Erzherzogs Maximilian (er unterrichtete ihn auch slowenisch), im Jahre 1477 wurde er Domprobst bei St. Stephan in Wien und Kanzler der Wiener Universität, von 1491 an Bischof in Konstanz. Probst in Wien war auch Paul Oberstain. Die bedeutendste Persönlichkeit jedoch war Georg Slatkonja (1456-1522) aus Ljubljana. Er wurde im Jahr 1495 an der Artistenfakultät der Wiener Universität immatrikuliert und erwarb im Jahre 1495 den Grad eines Baccalaureus. Im selben Jahr wurde er vom Kaiser Maximilian I. 254 PRIMO KURET (1935) 1 Zit. nach Walter Lukan: „Wien und die Slowenen“, in: Peter Csendes, Sonja Aniè (Hg.): Slovenija in Dunaj/Slowenien und Wien. Razstava Zgodovinskega Arhiva Ljubljana in Dunajskega Mestnega in Deelnega Arhiva [Ausstellung des Historischen Archivs Ljubljana und des Wiener Stadt- und Landesarchivs]. Ljubljana 1995, S. 21. 2 Dragotin Cvetko: Zgodovina glasbene umetnosti na Slovenskem [Musikgeschichte Sloweniens]. Bd. I. Ljubljana 1958, S. 60; Alojz Cindriè: „Die aus dem slowenischen Nationalgebiet stammenden Studenten an der Wiener Universität 1365-1917“, in: Slowenien und Wien, S. 73-77. zum Kantor und Hofkaplan, 1498 zum Singmeister des Hofchores, 1500 zum Kapellmeister und 1513 zum obersten Kapellmeister ernannt. Unter ihm wurde die kaiserliche Hofkapelle zum musikalischen Zentrum Wiens.3 Am 1. März 1513 wurde er Bischof von Wien. Universitätsprofessor Jakob Spiegel bezeichnete Slatkonja als „einen untadeligen, wachsamen, gastfreien, nüchternen, eingezogenen, uneigennützigen, sanften und freygiebigen Mann, der jedermann liebte“.4 Er ist im Stephansdom begraben, sein Grabdenkmal ist eine der Kostbarkeiten des Doms. Als Kanzler von Bischof Slatkonja wirkte Prygl Tyfernus aus Laško. Seine Epigraphensammlung befindet sich heute in der Nationalbibliothek. In den Jahren 1365-1518 waren an der Wiener Universität 2271 Studenten inskribiert, und zwischen 1518 und 1609 studierten hier insgesamt 1325 Studenten aus verschiedenen slowenischen Ländern. Anfang des 17. Jahrhunderts gab es wegen der antireformatorischen Politik in Wien keine slowenischen Studenten, diese studierten in Graz.5 Die Wiener Universität wurde auch in späteren Jahrhunderten für die Slowenen die bedeutendste Hochschule in der Monarchie,6 obwohl slowenische Studenten in dieser Zeit auch an Universitäten in Padua, Bologna, Krakau und in Paris studierten. Neben Jacobus Gallus (der nicht in Wien gewirkt hat) war Georg Prenner der bedeutendste slowenische Musiker im 16. Jahrhundert. Er wurde Anfang des 16. Jahrhunderts in Ljubljana geboren und starb 1590 in St. Pölten. Er lebte in Wien und Herzogenburg als Pfarrer, Probst und Abt, aber auch als Komponist. Von ihm haben sich 39 Motetten erhalten.7 Drei große Ereignisse prägten das 17. Jahrhundert: der Dreißigjährige Krieg (1618–1648), die Niederlage der türkischen Armee vor Wien (1683) und die Krise des Europabewusstseins. Für die slowenischen Länder war die langjährige Bedrohung einer türkischen Eroberung vorbei, und man konnte wieder engere Verbindungen mit den geistigen Bewegungen in Europa anknüpfen. Dennoch waren aber am Ende des 17. Jahrhunderts Kunst und Kultur in den slowenischen Ländern unter-entwickelt, sodass viele Slowenen das Land verließen. Einer von ihnen war der aus Kamnik (Carniolus Lithopolitanus) stammende Janez Krstnik Dolar (1621-1673). Als Jesuit lebte er in Ljubljana und Wien, wo er Philosophie (1640-1644) und Theologie (1649-1652) studierte. Nach einigen Jahren in Graz, Judenburg, Ljubljana und Passau blieb er in Wien, wo er auch gestorben ist. Er war Profess mit wichtigen Verpflichtungen, besonders als Chorpräfekt (1660-1673). Auch seine Leistungen als Komponist wurden weithin 255 Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen 3 Annemarie Fenzl: „Bischof Georg von Slatkonia, seine Person und seine Einbettung in die Problematik der Zeit am Beginn der Reformation“, in: Theophil Antonicek, Elisabeth Fritz-Hilscher und Hartmut Krones (Hg.): Die Wiener Hofmusikkapelle. Bd. 1. Wien 1999, S. S. 49ff. 4 Dazu auch Joseph Mantuani: Die Musik in Wien. Von der Römerzeit bis zur Zeit des Kaisers Max I. Wien 1907 (Geschichte der Stadt Wien 3/1), S. 386. 5 Vgl. Anton Oinger: „Slovenci na dunajski univerzi od ustanovitve do konca 16. stoletja“ [Die Slowenen an der Wiener Universität von ihrer Gründung bis zum Ende des 16. Jahrhunderts], in: Darja Miheliè (Hg.): Dunaj in Slovenci [Wien und die Slowenen]. Ljubljana 1994, S. 29ff. 6 Primo Kuret: „Musikbeziehungen zwischen Wien und Laibach“, in: Peter Macek (Hg.): Wenn es Österreich nicht gegeben hätte. Brno 1997, S. 49ff. 7 Vgl. dazu Hartmut Krones: „Zur modalen und klanglichen Wortausdeutung in Georg Prenners Motetten“, in: Primo Kuret (Hg.): Glasba, poezija – ton, beseda / Music, Poetry – Tone, Word. 15. Slovenski glasbeni dnevi. Ljubljana 2001, S. 218ff.; Joe Sivec (Hg.): Georgius Prenner - Pyrenaeus Carniolus. Moteti. Ljubljana 1994 (Monumenta artis musicae Sloveniae XXIV). gewürdigt, und zu seinem Tod sind die Worte Kaiser Leopolds überliefert: „Wir trauern um den guten Mann, weil die Gesellschaft sehr schwer einen Menschen finden wird, der seinen Platz würdig einnehmen könnte (Dolemus de bono viro; Societas ei parem substituendum vix inveniet).“8 Dolars Werke wurden vorwiegend in der Sammlung des Olmützer Bischofs Karl Lichtenstein-Castelcorno aufbewahrt und wurden von Kremser Kopisten geschrieben. Es handelt sich um 14 verschiedene Instrumentalwerke (Ballette, Messen, Psalmen usw.), heute führt das Inventar der Hofkapelle in Kromføí (und anderswo) mindestens 25 weitere Kompositionen von ihm.9 Mit der Gründung der Academia philharmonicorum labacensium im Jahre 1701 begann ein mehr oder weniger regelmäßiges Musikleben in Ljubljana.10 Eines der bedeutenden Ereignisse war der Besuch Kaiser Karls VI. in Begleitung seiner Hofkapelle mit mehr als 100 Musikern, 2 Kapellmeistern und 1 Organisten, bzw. Cembalisten; sie spielte am 29. August 1728 in der Domkirche beim Festamt. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts werden allerdings Belege für das Wirken der Academia philharmonicorum immer seltener. 1794 entstand dann die Philharmonische Gesellschaft, die als der älteste Musikverein in der damaligen Monarchie (18 Jahre vor dem Wiener Musikverein!) gilt. Mit ihrer Gründung begann in Ljubljana ein reiches Musikleben (bis 1919), und neben anderen sind besonders tschechische und viele Wiener Musiker aufgetreten. Die Philharmonische Gesellschatt hat sehr früh ihre Statuten gedruckt (1794 und 1801), deren §25 festlegt, dass „auch auswärtige Musikfreunde, die durch ihre ausgezeichneten musikalischen Talente Verdienste der Gesellschaft nützen können, mit Vergnügen als Ehrenmitglieder aufgenommen werden.“ So ernannte die Gesellschaft schon im Jahre 1800 Joseph Haydn zum Ehrenmitglied. Haydn bedankte sich mit seiner Paukenmesse. die er nach Ljubljana schicken ließ. Sie wurde noch im gleichen Jahr in Ljubljana aufgeführt, im nächsten Jahr folgte eine Aufführung der Schöpfung. Sehr interessant lesen sich auch die Instruktionen für das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft von 1805, in denen die Rechte und Pflichten des Orchesterdirektors und der Musiker, sowie die richtige Aufführung der Kompositionen behandelt werden.11 Die napoleonischen Kriege haben das Wirken der Gesellschaft schwer beeinträchtigt. Während der Zeit der „Illyrischen Provinzen“ (1809-1813) war die Philharmonische Gesellschaft zum Schweigen verurteilt, was aber nicht bedeutete, dass man ganz ohne Konzerte und Opernvorstellungen leben musste. Ab 1816 blühte das Musikleben wieder auf. Im Jahre 1819 ernannte die Gesellschaft Ludwig van Beethoven zu ihrem Ehrenmitglied und schickte das Diplom und den folgenden Brief nach Wien: 256 PRIMO KURET (1935) 8 Edo Škulj: „Glasbeno ivljenje na Dunaju v Dolarjevem èasu“ [Das Musikleben in Wien zu Dolars Zeit], in: Edo Škulj (Hg.): Dolarjev zbornik. Ljubljana 2002, S. 17ff. 9 Vgl. Janez Höfler: Glasbena umetnost pozne renesanse in baroka na Slovenskem [Die Musik der späten Renaissance und des Barock in Slowenien]. Ljubljana 1978, S. 100ff. 10 Primo Kuret: Slovenska Filharmonija – Academia Philharmonicorum. Ljubljana 2001. 11 Vgl. dazu Primo Kuret: „Die Struktur und die Funktion der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana (Laibach)“, in: Peter Macek (Hg.): Colloquium. Die Instrumentalmusik (Struktur — Funktion - Äesthetik). Brno 1994, S. 95–100. „Die hiesige philharmonische Gesellschaft, deren Zweck Verfeinerung des Gefühls und Bildung des Geschmacks im Gebiete der Tonkunst ist, mußte bei ihrem rastlosen Streben, dem Vereine nach innen und aussen auch durch zweckmäßige Wahl neuer Glieder, immer mehr Gehalt, Solidität und Zierde zu geben, allgemein von dem Wunsche durchdrungen werden, die Zahl ihrer Ehrenmitglieder durch Eu. Wohlgeb. geziert zu wissen. Das Organ dieser Gesellschaft, die unterzeichnete Direktion, erfüllt, den allgemeinen Wunsch der Gesellschaft realisierend, diesmal ihre angenehme Pflicht, indem sie W.W. durch die Ernennung zum Ehrenmitgliede den vollsten Beweis ihrer tiefsten Verehrung anzunehm ersuchet und zugleich ein Exemplar der Statuten und des Verzeichnisses der dermaligen Mitglieder hier bei-schließt, Laibach am 15. März 1819.“ Beethoven bedankte sich mit einem Brief, der lange Zeit als eine besondere „Preziose“ im Gesellschaftsarchiv aufbewahrt wurde: „An die philharmonische Gesellschaft in Laibach! – Den ehrenvollen Beweis, welchen mir die würdigen Mitglieder der philharmonischen Gesellschaft als Anerkennung meiner geringen Verdienste in der Tonkunst dadurch gegeben haben, daß sie mich zu ihrem Ehrenmitglied erwählt haben und mir das Diplom durch Herrn Magistratsrath v. Tuscher haben zustellen lassen, weiß ich zu würdigen und werde zu seiner Zeit als einen Beweis dieser meiner Würdigung ein noch nicht öffentlich erschienenes Werk durch obgedachten Herrn Magisrtatsrath v. Tuscher an die Gesellschaft die Ehre haben, gelangen zu lassen. So übrigens die Gesellschaft meiner bedarf, werde ich jederzeit mich dazu bereit finden lassen. Der philharmonischen Gesellschaft ergebenstes Ehrenmitglied Ludwig v. Beethoven. Wien am 4. Mai 1819.“ Das Illyrische Blatt in Ljubljana kommentierte:12 „Für alle Mitglieder der Laibacher philharmonischen Gesellschaft, ihre Gönner und Freunde dürfte es angenehm seyn, zu wissen, daß besagte Gesellschaft den berühmten Ludwig van Beethoven, dessen classische Compositionen die Laibacher Musikfreunde in so vielen musicalischen Accademien bewunderten, sich zum Ehrenmitgliede erwählt und demselben das Diplom übersendet habe. Dieses Diplom wurde von Seiten des großen Componisten nicht nur sehr gütig aufgenommen, sondern es erfolgte hierüber auch noch eine eigenhändige, ungemein erfreuliche Rückantwort des Inhalts, daß dieser berühmte Tonkünstler das Diplom der Laibacher philharmonischen Gesellschaft als einen ehrenvollen Beweis von der Anerkennung seiner (wie er sich bescheiden ausdrückt, geringen) Verdienste ansehe’, und daß die Gesellschaft jederzeit auf seine freundschaftliche Gesinnung rechnen dürfe.“ Über die Kontakte Beethovens berichtete auch Josip Mantuani.13 Er erwähnt neben dem Grafen Johann Philipp Cobenzl auch J. K. Demšar, der für Beethovens juristische Angelegenheiten verantwortlich war. Beethoven schickte ihm seinen Kanon Muß es sein. Bei Demšar hat man im Jahr 1826 Beethovens Streichquartett a-Moll gespielt. Weiters findet sich in Beethovens Bekanntenkreis auch Graf Wenzel Robert Gallenberg (1783-1839), ein Komponist und Musiktheoretiker, der als Leiter des Kärntnerthor-Theaters (1829) sein Vermögen verlor. Noch wichtiger aber war seine Gattin Giulietta Guiccardi, der Beethoven die Sonate in cis-Moll (die Mondschein-Sonate) widmete. Auch die Pianistin Maria Košak Pachler aus Ljubljana hat Beethoven sehr geschätzt. Beethoven schrieb ihr: „Ich bin sehr erfreut, dass Sie noch einen Tag zugeben, wir wollen noch viel Musik machen. Die Sonate aus F-Dur und c-Moll 257 Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen 12 Illyrisches Blatt [Supplement zur Laibacher Zeitung] vom 18. März 1819. 13 Josip Mantuani: „Beethoven“, in: Èas [Die Zeit] XXI (1926/27), S. 202-203. spielen Sie mir doch? Nicht wahr? Ich habe noch niemand gefunden, der meine Kompositionen so gut vorträgt, als Sie, die großen Pianisten nicht ausgenommen, sie haben nur Mechanik oder Affektation. Sie sind die wahre Pflegerin meiner Geisteskinder.“14 Der Geiger und Freund Beethoven Ignaz Schuppanzigh, der mit seinem Quartett zahlreiche Werke Beethovens uraufgeführt hat, war der Sohn eines slowenischen Professors in Graz. Zwischen dem 10. Januar und dem 22. Mai 1821 fand in Ljubljana der Kongress der „Heiligen Allianz“ statt, zu dem viele Monarchen und Diplomaten anreisten. Geleitet wurde er von Klemens Fürst Metternich, der ebenfalls zum Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft ernannt wurde. Der damalige Leiter der Philharmonischen Gesellschaft, Gaspar Mašek, sorgte für die musikalische Unterhaltung. Schon in die Zeit des Ljubljaner Kongresses fallen die ersten kompositorischen Versuche des Komponisten Jurij Mihevec (Georg Micheuz, 1805–1883) (Marche militaire composée en 1821 a l’occasion du Congres a Laybach). Im Jahr 1823 ging er nach Wien. Wo er studierte, ist nicht bekannt. 1836 kehrte er nach Ljubljana zurück, und die Allgemeine Theaterzeitung druckte eine Kundmachung : „Der vorteilhaft bekannte Clavierspieler und Componist H. George Micheuz is: auf einer Kunstreise nach Grätz, Laibach u. w. begriffen und gedenkt nach Vollendung derselben auch in Wien ein Concert zu geben.“15 In Ljubljana spielte Mihevec seine eigenen Kompositionen (Ouvertüre aus der Oper Recht behalten die Planeten, Grandes Variations de Concert, Le Bijou u. a.) und die Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte im Saal des Deutschordens. Seine Spezialität war der Einsatz des linken Ellenbogens (als Ersatz einer dritten Hand).16 Seinen Laibacher Erfolg wiederholte Mihevec auch in Triest. Sein Spiel war jedoch mehr „kurios“ denn ernst gemeinte Kunst. Auch die Wiener Kritik bemerkte: „Dienstag, den 19. März gab G. Micheuz im Saale der Gesellschaft der Musikfreunde auf dem Pianoforte ein Concert. Es hiesse das Publicum mystificiren und sich selbst lächerlich zu machen, wenn ich mich in raisonnirendes Detail über die Leistungen in diesem Concerte einlassen wollte. Statt aller Recension mag hier lediglich die öffentliche Ankündigung dieses Concertes als Curiosum beygesetzt werden [...] Das Programm dieses Concertes diene als Warnung für alle Jene, die sich der stylistischen Correctheit zu entschlagen, die Musik auf die Folter zu spannen, und winzige Gedanken in den trüben Moorgründen geschraubter Floskeln zu ertränken den Einfall haben konnten. – Das ziemlich zahlreich versammelte Publicum verliess den Saal in der heitersten Stimmung.“17 Das war das letzte Konzert von Mihevec in Wien. Er widmete sich fortan der Komposition von Opern, bzw. Singspielen, denen aber kein Erfolg vergönnt war. Im Jahre 1846 übersiedelte er nach Paris, wo er rasch gesellschaftlich avancierte. Er unterrichtete auch und schrieb insbesondere Salonstücke für Klavier, die bei verschiedenen Pariser Verlagen 258 PRIMO KURET (1935) 14 Zit. nach Fritz Hug: Franz Schubert. Tragik eines Begnadeten. München 1976, S. 310. 15 Allgemeine Theaterzeitung vom 8. Oktober 1836, Nr. 202. 16 „Sein Spiel war mehr frei von Manier, die Abstufungen zwischen Forte und Piano gelungener zu nennen. Das Spielen mit dem linken Ellenbogen ist mehr als Scherz zu nehmen. Wieviel ausdauernde Geduld mag nicht erfordert werden, um es zu einer solchen Kunstfertigkeit zu bringen! [...] Ja, sogar in Läufen wirkte der Ellenbogen mit und wir konnten es kaum begreifen, wie man es nur zu einer solchen Sicherheit bringen konnte [...].“ in: Wiener Theaterzeitung vom 30. September 1828, Nr. 118, S. 470. 17 Allgemeiner musikalischer Anzeiger vom 28. März 1839, Nr. 13. gedruckt wurden. Seine finanzielle Lage verschlechterte sich aber während des Krieges 1870/71, und er starb verarmt in Mennecy im Jahre 1883.18 Mihevec’umfangreiches Werkverzeichnis zählt mehr als 500 Werke für Klavier (zwei-, vier- und sechshändig), Kammermusik, Orchestermusik, Lieder, Chorwerke (die Kantate Der Wanderer und der Bach ist der Philharmonischen Gesellschaft gewidmet) und dramatische Werke (Das Feenkind; Ein ungetreuer Diener seiner Frau; Das Reimspiel; Die Radicalcur durch die Erfahrung; Recht behalten die Planeten; Die Maske oder die Männerfeindinnen). Von Wiener Künstlern gastierte in Ljubljana am 3. September 1830 die Pianistin Leopoldina Blahetka (1809-1887). Sie spielte auch einige eigene Werke (Konzertstück für Klavier und. Bravouröse Variationen auf ein Thema von Graf E. R. Gallenberg). In Wien hatte sie bei Simon Sechter Komposition studiert.19 Weitere Wiener Gäste waren u. a. die Sängerin der Wiener Hofoper Franziska Haifinger und die Geiger Leopold Jansa und Josef Benesch, Orchesterdirektor des Wiener Burgtheaters und ehemaliges Mitglied der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana. 1852 spielte in Ljubljana der Wiener Pianist Gustav Satter (Beethoven: Sonate in As-Dur; Schubert-Liszt: Marsch). Einen besonderen Erfolg erzielten der Wiener Pianist Anton Door und der Geiger Ludwig Strauss mit der Pianistin Arabella Godard, einer der besten Pianistinnen ihrer Zeit. Eine neue Ära begann mit dem Tschechen Anton Nedvfd, der von 1856 bis 1883 die musikalische Leitung der Philharmonischen Gesellschaft innehatte. Das Konzertleben wurde reicher, Nedvfd hat die Chöre wieder konsolidiert und das Orchester auf ein höheres Niveau gebracht. Auf den Programmen standen viele Werke zeitgenössischer Komponisten, besonders beliebt war Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Wiener Musikkritik begleitete interessiert das Musikleben in Ljubljana.20 Beispielsweise erschien im Jahre 1858 in der Neuen Wiener Musik-Zeitung folgender Bericht: „Die Konzerte der heurigen Saison sind ausnahmsweise befriedigend. So wie wir uns früher über die von Hrn. Nedwed geleiteten Männerchöre günstig ausgesprochen haben, können wir nicht unterlassen, auch die Leistungen des neu entstandenen gemischten Chors gebührend anzuerkennen. Letzterer Zeit leitet Herr Nedwed auch die Orchesterpiecen, und wir bemerken in der Ausführung einen bedeutenden Unterschied; denn bisher war die Ausführung von Ouvertüren, Sinfonien u. s. w. stets mehr als schwache Generalprobe statt als Produktion anzusehen.“21 259 Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen 18 Lucijan Marija Škerjanc: Jurij Mihevec. Ljubljana 1957, S. 136. Škerjanc zitiert auch französische Literatur: Maurer in der Nouvelle Biographie Générale und Fétis in der Biographie universelle des Musiciens. Paris 1864. 19 Zu Leopoldina Blahetka vgl. Elisabeth Rössl: „Leopoldina Blahetka. Eine Pianistin und Komponistin der Biedermeierzeit“, in: Biographische Beiträge zum Musikleben Wiens im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Wien 1992, S.111-212. Rössl erwähnt, dass Blahetka im Herbst 1830 eine Tournee nach Deutschland (München, Augsburg, Stuttgart, Mannheim und Leipzig), Holland, Frankreich und England gemacht hat. Sie unterschlägt, dass sie zuerst in Ljubljana gastiert hatte (S. 161). Siehe auch Friedrich Keesbacher: Die philharmonische Gesellschaft in Laibach. Laibach 1862, S. 81. 20 Vgl. dazu Hartmut Krones: „Das Laibacher Musikleben der Jahre 1817–1824 im Spiegel der Wiener Kritik“, in: Primo Kuret (Hg.): Ob 300. obletnici ustanovitve Vgl. dazu Hartmut Krones: „Das Laibacher Musikleben der Jahre 1817–1824 im Spiegel der Wiener Kritik“, in: Primo Kuret (Hg.): Ob 300. obletnici ustanovitve Academiae Philharmonicorum Labacensium/At the300th anniversary of Academia Philharmonicorum Labacensium. 16. Slovenski glasbeni dnevi. Ljubljana 2002, S. 62. 21 Neue Wiener Musik-Zeitung, Jg. 7, Nr. 12 (25. März 1858), S. 48 [Korrespondenzen: Laibach]. Diesen Bericht zeichnete Alfred Khom (1826-1893), ein Absolvent des Wiener Konservatoriums, Komponist und Chorleiter eines Männerchores in Klagenfurt. Im Jahre 1848 ging er nach Ljubljana, wo er einen Männerchor leitete und komponierte. 1853 zog er nach Graz. Sein letzter Bericht erwähnt lobend das Konzert des Wiener Geigers Eduardo Rappoldi im Standestheater und ein Konzert der Philharmonischen Gesellschaft (die Rappoldi wegen großen Erfolges zum Ehrenmitglied gewählt hatte). So können wir lesen: „Die Leistung dieses jugendlichen Künstlers ist derart eminent, daß wir ihn mit Recht den ersten Virtuosen der Jetztzeit anreihen dürfen; der Enthusiasmus, den sein herrliches, echt klassisches Spiel hervorrief, war ein begeisterter und der Beifallssturm, der jeder Piece folgte, wollte kaum ein Ende nehmen. Seine gediegenen Kompositionen fanden allseitig die vollste Anerkennung und zeichnen sich durch Gedankentiefe, Originalität und eine meisterhafte Instrumentation vorteilhaft aus. Die Konzerte waren von der Elite der Gesellschaft sehr zahlreich besucht und wurde der anspruchslose Künstler durch vielfache Auszeichnungen geehrt, so namentlich durch die Ueberreichung des Diploms als Ehrenmitglied der philharmonischen Gesellschaft.“22 1862 kam „ein sehr tüchtiger Cellist“, Josef Zöhrer, aus Wien nach Ljubljana. Er sollte später die Philharmonische Gesellschaft lange Jahre leiten. 1865 begeisterte er das Ljubljaner Publikum als Solist in Mozarts Klavierkonzert d-Moll. Ab 1863 unterrichtete er an der Musikschule der Philharmonischen Gesellschaft, und trat später auch als Dirigent in Erscheinung. Der zweite bedeutende Mann war Dr. Friedrich Keesbacher, ein Arzt aus Tirol, der zunächst Sekretär des Vereines und später sein Präsident wurde. Ein wichtiges Ereignis in der Ära Nedvfd war das Fest zum hundertsten Geburtstag Beethovens im Jahre 1870 mit zwei Konzerten (Meeresstille und glückliche Fahrt, Violinkonzert mit Julius Heller, und Fantasie für Klavier, Chor und Orchester mit Zöhrer als Solisten, 5. Symphonie u. a.). Das Jahr 1877 stand im Zeichen des 175-jährigen Jubiläums der Academia philharmonicorum. Die Academia war im Jahr 1702 gegründet worden: im Januar dieses Jahres hatte das erste Konzert stattgefunden. Die Saison 1881/82 begann mit dem Fest-konzert zum 25-jährigen Jubiläum von Anton Nedvfd mit Werken von Hector Berlioz, Robert Schumann und Richard Wagner. In dieser Saison wirkte der junge Gustav Mahler als Dirigent am Landestheater in Ljubljana; er ist in einem Konzert der Philharmonischen Gesellschaft auch mit einigen Klavierstücken (Mendelssohn, Schumann, Chopin) aufgetreten.23 Andererseits haben viele heimische Künstler in Wien studiert, wie z.B. die Pianistin Anna Herzum bei Professor Pöklet, die mit großem Erfolg in den Konzerten der Philharmonischen Gesellschaft aufgetreten ist, sowie die Pianistin Valentine Karinger. Wenig bekannt ist die Wiener Pianistin Lucilla Tolomei Podgornik (1854-?), eine Absolventin des Wiener Konservatoriums. Sie lebte in Gorica (Görz) und war mit dem slowenischen Journalisten Fran Podgornik verheiratet. In Gorica unterrichtete sie Klavier und theoretische Fächer und trat in vielen Konzerten als Pianistin auf.24 In den Philharmonischen Konzerten in Ljubljana spielte sie Beethovens 3. und 4. Klavierkonzert. Die Kritik war sehr anerkennend: 260 PRIMO KURET (1935) 22 Neue Wiener Musik-Zeitung, Jg. 8, Nr. 1 (6. Jänner 1959), S. 3f. [Korrespondenzen: Laibach]. 23 Primo Kuret: Mahler in Laibach. Wien 2001. 24 Vgl. Alessandro Arbo: Musicisti di frontiera. Le attività musicali a Gorizia dal medioevo al Novecento. Rom 1998. „Frau Podgornik-Tolomei manifestierte sich bereits in den ersten Tacten als eine tüchtige, musikalisch fühlende, über alle Arten technischer Hilfsmittel mit Leichtigkeit verfügende Pianistin, die durch ihr verständnisvolles Spiel und die feine Herausarbeitung des Details die Beethoven’sche Composition zur vollen Geltung brachte. Sie spielte später noch die Gita in Gondola von Rossini-Liszt und Mendelssohns Jagdlied, in welchen zwei Piecen sie außerdem mehr mit virtuoser Fertigkeit ihres Spieles und insbesondere in der erstgenannten der zwei Piecen mit ihrem zarten Anschlag zu brillieren Gelegenheit fand, wenngleich die Wahl dieser zwei Nummern keine recht glückliche war und diese Sächelchen in dem Rahmen eines Beethoven-Abends doch zu unbedeutend schienen. Zahlreiche Hervorrufe und stürmischer Applaus zeigten es übrigens, dass die fremde Gästin sich die Sympathien durch ihr künstlerisch gereiftes Spiel im ersten Anlaufe schon erobert hat [...] Das war ein Abend des reinsten musikalischen Genusses, ein auch die Gesellschaft ehrendes Erinnern an den Großmeister der Tonkunst, den großen, unsterblichen Beethoven.“25 Als Nedvfd pensioniert wurde, folgte ihm der Wiener Josef Zöhrer auf die Stelle. Dieser leitete die Gesellschaft von 1883 bis 1912. Zöhrer wurde am 5. Februar 1841 in Wien geboren, studierte am dortigen Konservatorium Klavier bei Eduard Pirkhert und Julius Epstein, Violoncello bei Carl Schlesinger und Komposition bei Simon Sechter. Seine erste Stelle hatte er im Triester Theater, in Ljubljana trat er erstmals am 14. November 1862 auf. Er übernahm eine Stelle als Lehrer für Klavier, Violoncello, Gesang und Harmonielehre, er war Chorleiter und später Dirigent. Einige seiner Kompositionen sind beim Verlag Fr. Kistner in Leipzig erschienen. Zöhrer erwarb sich große Verdienste um das Musikleben in Ljubljana. Es gastierten zahlreiche weltbekannte Künstler, darunter Pablo de Sarasate, Leopold Godowsky, Wilhelm Backhaus, Bronislaw Hubermann, Leo Slezak, Richard Strauss, Paul Wittgenstein, Arnold Rosé, Natalia Bauer-Lechner, Georg Szell und Wilhelm Kienzl. Auch die Berliner Philharmoniker kamen mit dem Dirigenten Hans Richter, auch verschiedene Wiener und Münchner Orchester und die Tschechische Philharmonie. Besonders stolz war aber die Philharmonische Gesellschaft auf ihre Ehrenmitglieder. Zöhrer veranstaltete jedes Jahr im Dezember ein Beethovenkonzert, auch Haydns Werke erschienen oft auf den Programmen, auch die Oratorien und Kammermusik. Zöhrer schlug am 25. Oktober 1885 Johannes Brahms für eine Ehrenmitgliedschaft vor. Zeitgleich wurde auch Eduard Wlassack (1841-1905) vorgeschlagen. Die Diplome wurden nach Wien geschickt, und im Protokoll vom 26. Januar 1886 ist vermerkt, dass ein Dankbrief von Johannes Brahms verlesen worden ist. Als Brahms am 3. April 1897 starb, schickte auch die Philharmonische Gesellschaft einen Trauerkranz nach Wien und hielt eine Trauersitzung ab, und „auf der Tonhalle [wurde] nachmittags zum Zeichen der Trauer eine schwarze Flagge gehisst.“26 Das vierte Kammerkonzert war Brahms’ Andenken gewidmet (Streichquartett op. 51 in c-Moll, Klavierquintett op. 34 in f-Moll und einige Lieder), und im letzten Orchesterkonzert der Saison wurde Brahms 1. Symphonie aufgeführt. Ein besonderes Ereignis war die Feier des 200-jährigen Jubiläums der Gesellschaft im Jahre 1902.27 In dieser Saison gastierten in Ljubljana auch die Sängerin Lula Gmeiner 261 Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen 25 Laibacher Zeitung vom 18. Dezember 1882. 26 Laibacher Zeitung vom 5. April 1897. 27 Vgl. dazu Primo Kuret: „Großes Jubiläum der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana (Laibach) im Jahre 1902“, in: Günter Schnitzler, Edelgard Spaude (Hg.): Intermedialität. Studien zur Wechselwirkung zwischen den Künsten. Freiburg i. Br. 2004 (Rombach Litterae 126), S. 533-544. Mysz, der Geiger Willy Burmester, der Pianist Moritz Mayr-Mahr und der 17-jährige Geiger Leo Funtek (ein Laibacher Wunderkind, das später in Leipzig studierte und seine große Karriere in Finnland fortsetzte). Die Konzertsaison begann aber mit einem Trauerkonzert für den verstorbenen Präsidenten der Gesellschaft, Dr. Friedrich Keesbacher, den langjährigen und erfolgreichen Spiritus agens der Philharmonischen Gesellschaft. Auf dem Programm standen der 2. Satz aus Beethovens Eroica und Cherubinis Requiem?28 Als problematisch stellte sich die Verpflichtung von Orchestermusikern für das Jubiläumskonzert heraus. Nachdem der Direktor der Wiener Hofoper, Gustav Mahler, aufgrund eines zeitgleichen Konzerts für den Rentenfonds der Orchestermusiker, seine Unterstützung abgelehnt hatte, suchte sich der neue Präsident der Gesellschaft, Josef Hauffen, in Wien die 24 Musiker für das Laibacher Fest mit der Hilfe andere Wiener Freunde selbst zusammen. Nach Ljubljana kamen als Solisten: die Sängerin Agnes Bricht-Pylleman, der Sänger der Wiener Hofoper Moritz Frauscher, der Hofpianist Alfred Grünfeld, der Konzertmeister des Orchesters der Wiener Hofoper Karl Prill, die Pianistin Paulina Prohaska-Stolz, die Sängerinnen Maria Seyff-Katzmayr und Josefine Statzer, der Tenor Josef Meyer, der Vorstand der Wiener Philharmoniker Franz Simandl und einige andere. Das Orchester bestand aus 81 Instrumentalisten. Im Orchester wirkten neben Laibacher Musikern (Orchester der Philharmonischen Gesellschaft), auch die Musiker des Wiener Orchestervereins und die Musiker der Musikkapelle des k. u. k. Infanterieregiments Nr. 27 Leopold II. der König der Belgier, das in Ljubljana stationiert war, mit. Der Chor zählte 155 Sänger und Sängerinnen, die teilweise auch aus anderen Städten in der Umgebung kamen. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war besonders reich an musikalischen Ereignissen, und Ljubljana bekam im Jahre 1908 noch ein zweites Orchester: die Slovenska filharmonija mit dem Dirigenten Vaclav Talich.29 1912 verabschiedete sich Zöhrer von Ljubljana in einem Konzert mit Werken von Tschaikowsky, Bruch und Schubert. Der Musikdirektor wirkte „seit 1869 – also durch 43 Jahre – segensreich als Lehrer, Künstler und Dirigent im Dienste der Philharmonischen Gesellschaft, die ihm die Hebung ihres Ansehens, die Mehrung ihres künstlerischen Rufes dankt. In den letzten Jahren trat Herr Zöhrer auch als Komponist mit mehreren geistvollen Werken erfolgreich hervor“.30 Zöhrer starb am 20. November 1916, also einen Tag vor dem Tod Kaisers Franz Josephs I. Zöhrer war über viele Jahrzehnte die prägende Musikpersönlichkeit in Ljubljana gewesen. Wien war in diesen Jahren immer ein Vorbild, und noch immer studierten viele slowenische Studenten an der Wiener Universität. In Wien war im Jahre 1860 auch die ehemalige slowenische Hymne Naprej (Vorwärts) von Davorin Jenko entstanden. Die Verse stammen von Simon Jenko. Der Komponist schrieb sie in höchster Erregung, die ein politischer antislowenischer Artikel in einer Wiener Zeitung in ihm ausgelöst hatte. Im 262 PRIMO KURET (1935) 28 Bericht der Philharmonischen Gesellschaft über das 200. Vereinsjahr vom 1. Oktober 1901 bis 30. September 1902. Laibach 1902. 29 Primo Kuret: Sto let Slovenske filharmonije [Hundert Jahre Slowenische Philharmonie]. Ljubljana 2008. 30 Laibacher Zeitung vom 7. Februar 1912. Jahre 1859 gründete Jenko in Wien den Slo-wenischen Singverein und im Jahre 1862 den Slawischen Singverein. Unter den Musikstudenten war auch Matej Hubad (1866-1937), der 1888 mit dem Hauptfach Harmonielehre (bei Anton Bruckner), und den Nebenfächern Chorleitung und Klavier ins Konservatorium eintrat (ab 1896 auch Konzertgesang). Ein weiterer slowenischer Student war Anton Lajovic (1878-1960): Er schloss sein Studium am Konservatorium bei Robert Fuchs im Jahre 1902 mit Auszeichnung ab und führte auch sein Jurastudium zu Ende. Der Priester Stanko Premrl (1880-1965) studierte erfolgreich am Wiener Konservatorium Orgel (bei Rudolf Dietrich) und Komposition (bei Robert Fuchs) und beendete sein Studium im Jahre 1908. Als hoher Offizier studierte Friderik Širca in Wien bei Robert Fuchs privat, und zwar unter dem Pseudonym Risto Savin (1859-1948). Auch der Arzt und Komponist Josip Ipavec (1873-1921) studierte ein Jahr (1905) privat bei Alexander Zemlinsky.31 In Wien arbeitete als Jurist Gojmir Krek, der auch komponierte. Er ist als Chefredakteur der Musikzeitschrift Novi akordi (Neue Akkorde) bekannt, die er zwischen 1901 und 1914 leitete. In der Laibacher Zeitung berichtete er im Feuilleton über das Wiener Musikleben.32 Eine interessante Persönlichkeit war der bereits erwähnte Dr. Josip Mantuani (1860-1933), der an der Wiener Universität 1894 promovierte. Schon vorher befasste er sich mit dem Komponisten Iacobus Gallus (1550-1591), als dessen „Wiederentdecker“ er gelten könnte. Mantuani war zuerst Kustos der Handschriftsammlung der Hofbibliothek, von 1898 bis 1909 dann erster Vorstand der Musiksammlung, und er wurde Direktor des Landesmuseums in Ljubljana. In Wien veröffentlichte er eine Reihe bedeutender musik- und kunsthistorischer Bücher und Artikel. Sein wichtigstes Werk ist die Redaktion (zusammen mit Emil Bezecny) des Opus musicum von Gallus für die Denkmäler der Tonkunst in Österreich. Sein Buch Geschichte der Musik in Wien I. Teil erschien im Jahre 1904. Viele seiner Werke über die Entwicklung der europäischen Kirchenmusik und über einige große Musiker und Komponisten sind noch immer Standardwerke, die in der europäischen Musikwissenschaft von bleibendem Wert sind.33 Josip Èerin promovierte an der Wiener Universität bei Guido Adler mit einer Dissertation über Die Melodien der slowenischen protestantischen Gesangbücher, deren Quellen und Verwertung nach der Reformation. Èerin studierte auch am Wiener Konservatorium und war zwischen 1898 und 1902 Operndirigent in Wien, später Militärkapellmeister in Wien, Budapest und Prag und nach der Wende 1919 kam er nach Ljubljana, wo er das Militärorchester der Draudivision übernahm. Mit diesem Orchester organisierte er viele symphonische Konzerte in Ljubljana nach dem Ende der Philharmonischen Gesellschaft. Nach dem 263 Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen 31 Vgl. Primo Kuret: „Zemlinsky als Lehrer des slowenischen Komponisten Josip Ipavec“, in: Hartmut Krones (Hg.): Alexander Zemlinsky. Ästhetik, Stil und Umfeld. Wien 1995, S. 315-322. 32 Primo Kuret: „Rezeption der Wiener Schule in Slowenien – Ljubljana“, in: Die Rezeption der Wiener Schule in Ost- und Südosteuropa. Internationales Symposion, 21. -23. Juni 2007 in Wien und Leipzig, hg. von Hartmut Krones, Druck in Vorbereitung. 33 Vgl. Theophil Antonicek: „Josip Mantuani und die österreichische Musikgeschichtsschreibung“, in: Edo Škulj (Hg.): Mantuanijev zbornik. Ljubljana 1994, S. 15-21; Primo Kuret: Joseph Mantuani (1860-1933)“, in: Elisabeth Th. Hilscher (Hg.): 200 Jahre Musikleben in Erinnerungen. Tutzing 1998, S. 125-143. Ersten Weltkrieg studierten bei Josef Marx in Wien zwei später bedeutende slowenische Komponisten: Lucijan Marija Škerjanc34 und Marjan Kozina.35 Im ganzen 19. Jahrhundert strömten aus Wien vorwiegend durch die dort weilenden Slowenen entscheidende Anregungen zurück nach Slowenien, die das wirtschaftliche, soziale, politische und kulturelle Leben (Industrialisierung, Aufhebung des Feudalismus, das national-politische Programm des Vereinigten Sloweniens) stark beeinflussten, ebenso wie die modernen politischen Strömungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Liberalismus, Sozialismus, christlich-soziale Bewegung, das Kreditwesen, das Genossenschaftswesen und die Anregungen in der Wissenschaft und Kunst. Auch der Anteil der Slowenen im wissenschaftlichen und kulturellen Leben Wiens war beträchtlich. Hier sollen nur einige erwähnt werden: zunächst Bartholomäus Kopitar (1780-1844), ein Pionier der Slawistik in Österreich, dann Fran Miklošiè (1813-1891), der erste Professor am slawistischen Lehrstuhl in Wien und Begründer der modernen Slawistik, mehrmals Dekan und Rektor (1854) in Wien, von 1851 ordentliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, und der Jurist Josip Kranjc aus Graz. Wichtig war auch ein Student Otto Wagners, der Architekt Joe Pleènik (1872-1957), der neben Max Fabiani (1865-1962) einige Kunstdenkmäler in Wien hinterließ (Zacherlhaus auf der Brandstätte, das Haus Artaria, das Haus Portois, das Bildungsinstitut Urania und die Kirche auf der Schmelz). Fabiani hat auch selbst die Hochschullehrtätigkeit in Wien ausgeübt. Die Verhältnisse im Musikleben waren kompliziert. Für die Deutschen in Ljubljana war Wien ein Orientierungspunkt, was sich besonders in der Philharmonischen Gesellschaft bemerkbar machte. Für die Slowenen waren tschechische Vorbilder wichtiger. Aber das war eigentlich eine Einbahnstraße. Was konnte Ljubljana Wien schon anbieten? Wien war die Metropole, die die ersten Künstler aus der ganzen Monarchie anzog. Nach Ljubljana kamen zwar viele prominente Künstler und Orchester, aber nur als gastierende Künstler. Das einzige Gastkonzert eines slowenischen Chors in Wien verdankt sich eigentlich dem Zufall: im Jahre 1896 gastierte der Chor von Glasbena matica in Wien: damit bedankte sich Ljubljana bei Wien für die Hilfe, die man beim großen Erdbeben 1895 geleistet hatte. Neben slowenischen Volksliedern und Werken von Jacobus Gallus wurden das Te Deum von Anton Bruckner und Antonin Dvoøáks Geisterbraut op. 69 aufgeführt. Das erste (a-capella) Konzert leitete der bereits erwähnte Chormeister Matej Hubad. Das zweite Konzert dirigierte Dvoøák selbst, der eigens für diese Gelegenheit aus London nach Wien gekommen war. Als Orchester wirkte das Wiener Hofopernorchester mit. Neben einigen tschechischen Solisten sang auch Franchette Verhunc, eine von vielen berühmten slowenischen Sängerinnen und Sängern, die in der Monarchie ihre Erfolge feierten, wie z.B. auch Emil Scaria (1838–1886),der zwischen 1873 und 1886 Mitglied der Wiener Hofoper war und Fran Pogaènik Naval (1865-1939), der als einer der größten Tenöre seiner Zeit galt. Von 1898 bis 1902 war er an der Wiener Hofoper engagiert, die er wegen eines Streits mit dem Direktor Gustav 264 PRIMO KURET (1935) 34 Primo Kuret: „Lucijan Marija Škerjanc in Josef Marx – skladatelja, ki sta zaznamovala svoj èas“ [L. M. Škerjanc and Joseph Marx – composers who marked their time], in: Kuret (Hg.): Glasba, poezija – ton, beseda, S. 30-36. 35 Hubert Reitterer: „Wiener Dokumente zu slowenischen Musikern (mit einer Edition von Briefen Georg und Marjan Kozinas an Joseph Marx)“, in: Primo Kuret (Hg.): Stoletja glasbe na Slovenskem / Centuries of Music in Slovenia. Ljubljana 2006, S. 102-120. Mahler verließ. Später sang er auch in der Metropolitan Opera in New York. Im Jahr 1909 kehrte er nach Wien zurück, die Kriegsjahre verbrachte er in der Schweiz. Nach dem Krieg unterrichtete er am Wiener Konservatorium. Die schon erwähnte Franchette Verhunc (1874-1944) wurde als „Salome“ in der Oper von Richard Strauss bekannt. Sie war die erste „Salome“ in Wien, als sie mit ihrem Breslauer Ensemble 1907 in Wien gastierte. Als eine von wenigen Sängerinnen tanzte sie allein Salomes Tanz. Die Sopranistin Irma Pollak (1875-1931), eigentlich Maria Fabiani) sangt im Theater an der Wien, im Wiener Carltheater und im Josefstädter Theater. Bedeutend war auch der Bassist Julius Betetto (1885-1963), den Direktor Gustav Mahler 1905 für die Wiener Hofoper engagierte. Hier sang er praktisch das ganze Repertoire an Bassrollen und arbeitete mit Sängern wie Enrico Caruso, Tito Ruffo, Leo Slezak, Maria Jeritza, Richard Tauber, Lotte Lehmann und mit Dirigenten wie Bruno Walter, Felix Weingartner und Richard Strauss zusammen. Er selbst behauptet, dass er in der Wiener Oper 1220-mal gesungen habe. Im Jahre 1922 kehrte er nach Ljubljana zurück, wo er u. a. Professor am Konservatorium und an der Musikakademie wurde (später sogar Rektor), und er wurde eine legendäre Persönlichkeit des slowenischen Musiklebens. Der Tenor Josip Gostiè (1900-1963) studierte bei Marie Rado-Danielli in Wien und sang in Ljubljana und in Zagreb. In der Saison 1951 war er Mitglied der Wiener Staatsoper. Als Gast sang er 1952 bei der Uraufführung der Strauss-Oper Die Liebe der Danae bei den Salzburger Festspielen. Der Bassist Marjan Rus (1905-1974) wurde 1939 an die Wiener Staatsoper engagiert, wo er als Kecal, Don Pasquale, Komtur und Bartolo große Erfolge feierte. Er sant; unter den Dirigenten Hans Knappertsbusch, Richard Strauss, Herbert von Karajan, Wilhelm Furtwängler und Karl Böhm. In Wien nahm er auch einige Schallplatten auf. Sehr bekannt war auch Anton Dermota (1910-1989), ab 1936 an der Wiener Staatsoper; er bekam den Titel Kammersänger und wurde Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper.36 In der letzten Zeit hat sich die Mezzosopranistin Marjana Lipovšek einen Namen als Primadonna gemacht. Horst Haselsteiner beurteilt die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts aus slowenischer Perspektive folgendermaßen: „ein Großteil der slowenischen Intelligenz [studierte] an der Wiener Universität [...]. In Wien lernten sie die neuen philosophischen, geistesgeschichtlichen, literarischen, national-politischen und politischen Ideen ihrer Zeit näher kennen, setzten sich mit diesem zum Teil aus Westeuropa stammenden Gedankengut auseinander. Ein geistiger Wandel im Verlaufe unseres Betrachtungszeitraumes ist nicht zu übersehen. Der Landespatriotismus begann seine Integrationswirkung zu verlieren, die eigene Sprache und die Verwandtschaft der slawischen Sprachen untereinander zeigten neue Wege in der Richtung der Vereinigung aller Slowenen, aller Südslawen, der Pflege der eigenen Sprache und Literatur bzw. zu einem literarisch geprägten Panslawismus. Daraus resultiert auch das große Interesse und der eminente Beitrag, den gerade die junge Studentengeneration in Wien für das Slowenische als Literatursprache geleistet hat.“ 37 265 Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen 36 Seine Erinnerungen erschienen unter dem Titel Tausendundein Abend. Mein Sängerleben. Wien-Berlin 1978. 37 Horst Haselsteiner: „Die Bedeutung Wiens als Universitätsstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Modell der slowenischen Studenten“, in: Georg Plaschka, Karlheinz Mack (Hg.): Wegenetz europäischen Geistes. Wien 1983, S. 294-301. Robert A. Kann stellt fest, dass alles, was diese Studenten in Wien lernten, nicht nur „ihre eigenen Völker, sondern Wien selbst und seinen Kulturkreis wesentlich bereicherte.“38 Nach Berechnungen des slowenischen Historikers Vasilij Melik studierten um das Jahr 1900 ca. 650, im Jahre 1913 aber bereits mehr als 920 slowenische Studenten an den österreichischen Universitäten, etwa zwei Drittel davon in Wien. Die politischen Verhältnisse in Slowenien waren von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an kompliziert: die slowenische nationale Bewegung und seine politische Elite konnte sich nicht einigen, als es um die Errichtung eines autonomen Vereinigten Sloweniens ging. Bei der deutschen Bevölkerung verschärfte sich der nationalistische Ton und gewann immer stärkere Geltung, was im Zusammenhang mit einer größeren Bewegung in Deutschland geschah, die viel Druck auszuüben verstand und mit der Parole der „Verteidigung des Deutschtums“ um sich griff. Unterstützung kam durch deutsches Kapital und in den Schulen. Deshalb galt ein großer Teil des slowenischen Nationalkampfes der Gleichberechtigung der slowenischen Sprache in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Nach dem Weltkrieg änderten sich die politischen Verhältnisse von Grund auf: Der Staatsrat nahm seine Arbeit wieder auf, und die Slowenen verabschiedeten zusammen mit Kroaten und Serben die sogenannte Maideklaration, die eine Autonomie unter habsburgischem Zepter forderte. Diese wurde abgelehnt. Slowenien wurde in den jugoslawischen Staat eingegliedert. Wien und seine Universität verloren ihren Status als Anziehungspunkt, und in Ljubljana konnte endlich eine Universität gegründet werden, was zuvor in der Monarchie nicht möglich gewesen war. Viele slowenische Professoren, die an österreichischen Universitäten unterrichtet hatten, kamen nach Ljubljana, um die neue Universität zu unterstützen. Auch viele slowenische Künstler (Gojmir Krek, Karel Jeraj, Julij Betetto u. v. a.) kamen aus Wien zurück nach Ljubljana, und viele deutschsprachige Künstler, die in Ljubljana gewirkt hatten, gingen umgekehrt nach Österreich. Neue politische Realitäten forderten neue Lösungen und neue Möglichkeiten. Immer aber blieb Wien als Musikzentrum ein Vorbild und Wunschbild vieler slowenischer Musikstudenten und Künstler, wie es die Stadt überall in der Welt ist. Objavljeno v: Wiener Musikgeschichte. Annäherungen – Analysen – Ausblicke. Festschrift für Hartmut Krones. Julia Bungardt, Maria Helfgott, Eike Rathgeber, Nikolaus Urbanek (Hg.). Wien [etc.], Böhlau Verlag, 2009. Str. 277–293. 266 PRIMO KURET (1935) 38 Robert A. Kann: „Wien im Blickfeld von Mittel- und Südosteuropa unter dem geistesgeschichtlichen Aspekt des 19. Jahrhunderts“, in: Plaschka/Mack (Hg.): Wegenetz europäischen Geistes, S. 307-379. Povzetek Dunaj in Slovenija – medsebojna obogatitev e od 14. stoletja je bil Dunaj tudi za Slovence politièno in kulturno središèe. Številni pripadniki slovenskega naroda so bili skozi stoletja navzoèi tudi v visokih krogih, in sicer na dvoru, dunajski univerzi ali v cerkveni hierarhiji. Pri besedi Slovenec ne gre za narodnostno opredelitev v današnjem pomenu, ampak za teritorialno doloèitev rojstnega kraja. e od ustanovitve dunajske univerze leta 1365 so bili Slovenci na tej ustanovi študentje ali pozneje profesorji. Uradni jezik je bila latinšèina. – Z ustanovitvijo Filharmoniène drube leta 1794 v Ljubljani (najstarejša v tedanji monarhiji, celih 18 let pred dunajsko!) se je zaèelo v sicer provincialnem mestu bogato glasbeno ivljenje, h kateremu so pomemben dele doprinesli èeški in dunajski glasbeniki. Iz pravil drube razberemo, da so za èastne èlane lahko imenovani izjemni tuji glasbeniki. Leta 1800 je bil za èastnega èlana imenovan Joseph Haydn, ki je ljubljanski Filharmonièni drubi v zahvalo poslal partituro skladbe Paukenmesse. Leta 1819 je èastno èlanstvo prejel Ludwig van Beethovnen, ki se je zahvalil z dolgim pismom. – Po prvi svetovni vojni so se razmere povsem spremenile, Slovenija je bila prikljuèena Jugoslaviji. Dunaj ni bil veè magnetno središèe. Leta 1919 je bila v Ljubljani ustanovljena univerza, kar v monarhiji ni bilo mogoèe in številni slovenski profesorji, ki so pouèevali na raznih avstrijskih univerzah, so se vrnili v domovino. (Edo Škulj) 267 Wien und Slowenien - gegenseitige Bereicherungen