DIE BEDEUTUNG DER REFORMATION UND GEGENREFORMATION FÜR DAS GEISTIGE LEBEN DER SÜDSLAVEN VON Dr. M. MURKO, PROFESSOR AN DER KARLSUNIVERSITÄT IN PRAG. PRAG UND HEIDELBERG. DRUCK DER CESKÄ GRAFICKÄ UNIE A. S. V PRAZE. CARL WINTER'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG IN HEIDELBERG. 1 9 2 7. 1 41773 Sonderabdruck aus SLAYIA, casopis pro slovanskou filologii, Jahrgang IV., Heft 3 —4., und V., Heft 1—4. Prag 1925—1927. föoooa^M VORWORT. Als ich in Graz Vorlesungen über die Geschichte der süd-slavischen Literaturen hielt, fiel es mir auf, daß die Perioden der Reformation und Gegenreformation in dei Entwicklung des geistigen Lebens der Südslaven zu wenig berücksichtigt und noch weniger richtig gewürdigt werden. Wie und wo ich diesem Mangel abhelfen wollte, ist auf S. 1 in der ersten Anmerkung gesagt. Die ersten Kapitel dieser Schrift wurden daher bis 1916 zum größten Teil in Graz geschrieben und jetzt für den Druck in der „Slavia" ergänzt, behielten aber stark den Charakter einer gedrängten Einleitung bei. Außerdem ist die Reformation mehr bekannt und die Literatur über sie leichter zugänglich als dies bei der Gegenreformation der Fall ist, die daher breiter behandelt werden mußte. Im Laufe der Zeit entschloß ich mich, auch manches auszuführen, was zuerst nur angedeutet wurde. Verschiedene Ungleichmäßigkeiten sind daher durch die Entstehung der Schrift zu erklären. Dazu gehören auch die Namen, die nicht immer konsequent in der richtigen slavischen Form geschrieben werden. Rücksichten auf die Tradition und weitere Kreise, denen meine Aufsätze von Anfang an dienen sollten, können auch nicht leicht mit den Anforderungen vereinigt werden, die an eine Abhandlung für slavische Philologen zu stellen sind, bei denen vieles als bekannt vorausgesetzt werden kann. Deshalb geriet auch manches in Anmerkungen, was im Text stehen könnte. Überdies leitete mich dauernd das Streben nach Kürze. Ich muß daher eine größere Anzahl von Anmerkungen besonderer Aufmerksamkeit empfehlen, da sie oft Wesentliches enthalten, allerdings auch nur andeuten, weil nicht alles behandelt werden konnte, was zum Gegenstand in irgend einer Beziehung steht. Man vergleiche z. B. meine Bemerkungen (S. 71, Anm. 4) über die Verbreitung der Sprache Luthers durch Jesuiten in oberdeutschen Schulen, die zur Wirksamkeit des Ordens bei den Südslaven sehr gut passen würde, oder meine Behauptung, daß von den Heroen der slavischen Philologie nur Kopitar eine richtige Vorstellung vom Verhältnis zwischen Kroaten und Serben hatte, worüber man eine ganze Abhandlung schreiben könnte, während ich mich nur auf zwei Anmerkungen stütze (S. 133, Anm. 4). Herrn Dr. Fr. Bucar, Gymnasialprofessor in Zagreb (Agram), und den Herren Dr. Fr. Kidric und Dr. Fr. Ramovs, Professoren an der Universität in Ljubljana (Laibach), danke ich für Winke und Angaben im VI. Kapitel. Prag, 30. März 1927. M. Murko. INHALTSVERZEICHNIS. Vorwort....................... I'I I. Bei den Slovenen.................. 1 II. Die literarischen "Wirkungen der Reformation bei den Kroaten und Serben.................... 9 III. Die kulturellen Wirkungen der Gegenreformation auf die Kroaten, Serben und Bulgaren. Der Panslavist Jurij Krizanic.....24 IV. Fortschritte der Gegenreformation in der Schrift und in der Begründung einer gemeinsamen Schriftsprache. Bartholomaeus Kasic. Namen für die Schriftsprache. Verschlechterung der Sprache der Kirchenbücher...................59 V. Rückblick auf die südslavische Reformation und Gegenreformation. Zum Begriff der Gegenreformation.........119 VI. Würdigung der bisherigen Literatur über die südslavische Reformation und Gegenreformation. Aufgaben künftiger Forschung 138 Personenregister.....................181 / DRUCKFEHLER. . 15 Anm. 2, Z. 14 statt Vran 1. Vrancic. S. 87, Z. 2 v. u. statt W. 1. U(rban). I. Bei den Slovenen. Die Reformation bildet einen wichtigen Abschnitt auch im geistigen Leben der meisten slavischen Völker. Im Norden wirkte sie ungemein befruchtend auf die Literatur der Cechen und Polen, berührte sogar die Weiß- und Kleinrussen (Ukrainer); die Sprache der Lausitzer Serben (Wenden) begann man aber überhaupt erst im Zeitalter der Reformation zu schreiben. Im Süden brachte erst die Reformation den Slovenen eine Literatur, denn bis zu den ersten Drucken Primus Trubars (Katechismus und Abecedarium, Tübingen) im J. 1550 oder „um 1551"2) finden wir bei ihnen nur spärliche und kleine Sprachdenkmäler. Dagegen erhielten die Slovenen in der kurzen Zeit von 1550 — 1595 nicht bloß Abecedarien, Katechismen und einzelne Bibelbücher, Postillen, Gebet-und sechs Gesangbücher, Ritual, Streit-, Lehr-und Bekenntnisschriften3) (gedruckt meist inTübingen, teilweise in Urach, Regensburg, Laibach, Wittenberg), sondern auch das ganze Neue Testament von Pr. Trubar4) (1557 — 1577, 2. Aufl. 1582) und die ganze Bibel von Georg Dalmatin, die 50 Jahre nach l) Dieser Aufsatz war als Einleitung zu der Schrift von Fr. Kidric, Die protestantische Kirchenordnung der Slovenen im XVI. Jahrhundert, Heidelberg, Carl Winter, 1919 (Slavica I.) gedacht, die schon vor Ausbruch des Weltkrieges fast ganz gedruckt war. Die Einleitung mußte jedoch entfallen, da der Stoff allzusehr anwuchs, und ich entschloß mich in Leipzig, wo ich eine Vorlesung über die Wirkung der Reformation auf die Literatur der slavischen Völker hielt, zur Abfassung einer größeren Schrift, weshalb ich im J. 1919 alle Orte in Bayern und Wittenberg besuchte, in denen sich die südslavischen Protestanten aufhielten. Der Wechsel meiner Wirkungsstätte machte diesen Plan auf Jahre hinaus unmöglich; ich veröffentlichte daher meine Gedanken und einen Teil meiner Materialien an dieser Stelle und behalte die Originalsprache bei, da der Gegenstand auch für weitere deutsche Kreise von Interesse ist. a) Zu dieser Datierung gelangt Fr. Kidric, Juznoslovenski filolog II. 301—3. 3) Th. Elze's Abhandlungen über diese Schriften und einen großen Teil der sonstigen einschlägigen Literatur verzeichnet Fr. Kidric, Die protestantische Kirchenordnung der Slovenen im XVI. Jahrh., S. IX—XVIII. 4) Es ist beachtenswert, daß Trubar, der keine Universität besucht hatte, für die Übersetzung der Evangelien zwar Luthers Bibel als Hauptquelle benutzte, dabei sich aber an einigen Stellen mehr der Vulgata näherte, wo ihm Luthers der ersten Bibel Luthers ebenfalls in Wittenberg (1584) gedruckt wurde und eine ebenso bedeutungsvolle Erscheinung war. Die slovenische protestantische Bibel wurde „sowohl aus den Brunquellen der Originalsprachen und anderen Interpretibus als auch Luthers Bibel" (deutsche Vorrede) in eine bereits normalisierte Literatursprache übersetzt, die gleichzeitig auch eine theoretische Behandlung durch die Kommission erfuhr, welche die Stände von Steiermark, Kärnten und Krain zur Prüfung der Bibelübersetzung Dalmatins, die auf ihre Kosten erschien,1) eingesetzt hatten. So entstand — bald nach den ersten deutschen Grammatiken (A. Oelinger, L. Albertus 1573, J. Clajus 1578) — auch die erste slovenische von Adam Bohoril (Arcticae horulae, Wittenberg 1584), einem Schüler Melanchthons. Dalmatins Bibel und Bohorics Grammatik bringen auch Glossarien, die wichtigste Quelle für das erste slovenische Wörterbuch, das in des deutschen Polyhistors Hieronymus Megiser Dictionarium qua-tuor linguarum2) vorliegt. Die Habsburger haben trotz Türkennot dem slovenischen Volke unter starkem Einfluß des Münchener Hofes die Glaubenseinheit bewahrt und von der Wirksamkeit der slovenischen Protestanten ist mit Ausnahme einiger slovenischer Anhänger der evangelischen Kirche um Arnoldstein in Kärnten 3) nichts übrig geblieben als ihre in wenigen, manchmal sogar in einem einzigen Exemplare (dazu in Orten wie Dresden und Kopenhagen) erhaltenen Bücher und die slovenische (nach Miklosich „neuslove-nische", im Gegensatz zu „altslovenisch" = altkirchenslavisch, altbulgarisch) Schriftsprache, denn bei dieser blieben die Schrift- (Jbersetzung zu frei erschien, sich außerdem an Bullinfiers Ausgabe der Bibel hielt, die er als zweite deutsche Übersetzung in der Öand hatte, an die lateinische Übersetzung und die Annotationes des Erasmus von Rotterdam und an die italienische Übersetzung von Ant. Brucioli; ob er auch „ein croatisch Meßbuch" wirklich und inwieweit benutzte, ist noch nicht untersucht worden. J. Grafenauer, Dom in Svet 1914, S. 297-303, besonders 298. Vgl. P. WaUjer_JjJiyl> Über Entstehung und Herausgabe der Bibel Dalmatins. Laibach 1904. Sonderdruck aus den Mitteilungen des Musealvereines für Krain 1904. Über die Revision dieser Bibel vgl. Pr. Ramovs, Casopis za slovenski jezik, knjizevnost in zgodovino I. 113—147. 2) Der Titel lautet weiter: videlicet Germanicae, Latinae, Illyricae (quae vulgo Sclavonica appellatur) et Italicae sive Hetruscae. Graecii Styriae, 1592. 2. Ausg. Francof. ad Moen. 1603, 3. Ausg. Clagenfurti 1744. 3) Bei ihnen erhielten sich Bruchstücke protestantischer Drucke des 16. Jahrh. in Abschriften, Dalmatin's Gebetbuch (Karfzhanfke lepe molitve, 1584) wurde aber nach dem Josephinischen Toleranzpatent sogar wieder gedruckt (Kristianske bukvize, Klagenfurt 1784). Vgl. V. Oblak, Letopis slov. Matice 1895, S. 234 ff. steller der „katholischen Periode", angefangen vom Bischof Thomas Chrön (d. i. Hren), dem Hauptvertreter der Gegenreformation in Krain, dessen Evangelia inu lystovi (Evangelien und Episteln) 1613 in Graz gedruckt wurden. Das erste bekannte Werk der Gegenreformation1) beruht mit geringen Ausnahmen vollständig auf der Bibel Dalmatins, Bischof Chrön und seine Mitarbeiter, die Jesuiten J. Candik und Mali, änderten nur einige von der Yulgata abweichende Stellen, ersetzten sehr viele Germanismen durch gute slovenische Wörter, berichtigten auch einige Ausdrücke und Konstruktionen, führten einige neue Formen ein und verbesserten manchmal sogar die Rechtschreibung, verschlechterten aber auch manches. Chröns Verdienst ist also nicht groß, aber im Vergleich mit seinen Nachfolgern, die ihn bis zum Aufklärungszeitalter einfach abschrieben, immerhin beachtenswert. Die Herausgeber der ersten katholischen Bibel (Laibach, 1784—1802) mit Japelj und Kumerdej als Hauptmitarbeitern und unter Führung des Bischofs Herberstein, eines Jansenisten, welche die Bibel zum Volksbuch machen wollten,2) gingen mit vollem Bewußtsein auf Dalmatin zurück und so diente auch Japelj s Evangelistar (1787) die Bibel Dalmatins zur Grundlage, namentlich in sprachlichformaler Hinsicht. Erst Ravnikar, zuletzt Bischof von Triest, setzte Kopitars Lehren, namentlich die der Grammatik, in die Tat um und hob das Evangelistar in seiner Ausgabe (1816) in stilistischer und phraseologischer Hinsicht; vor allem beseitigte er die deutschen Konstruktionen, die auf Trubar und Dalmatin zurückgingen, welche Luthers Bibel meist sklavisch, sogar buchstäblich übersetzten. Nichtsdestoweniger blieb auch in den folgenden Ausgaben des Evangelistars und der ganzen Bibel die auf Trubar, Dalmatin und an „ziemlich vielen" Stellen sogar auf Luther zurückgehende Tradition ohne Unterbrechung erhalten.3) Unter solchen Umständen ist es begreiflich, daß sich der Verfasser der ersten modernen und wissenschaftlichen sloveni-schen Grammatik, B. Kopitar,4) 1808 darüber wundern konnte, Leonhard Pacheneckers, eines Zisterziensers in Viktring bei Klagenfurt, Compendium Catechismi cätholici in slavonica lingua, Graecii Styriae 1574, ist bisher nicht gefunden worden. 2) J. Gruden, Carniola VII. (1916), 97. 3) Das sind die wichtigsten Resultate einer Abhandlung von Dr. A. Breznik im Dom in Svet (Laibach) 1917, S. 170 f., 225 f., 279 f., 333 f. 4) Grammatik der slavischen Sprache in Krain, Kärnten und Steiermark. Laibach, 1808. wie die Sprache „in Dalmatins Bibel nach 200 Jahren noch gar nicht veraltet ist", im Gegensatz zu Luthers Deutsch und Montaignes Französisch,1) und „daß unsere Sprache, seit dem 16. Jahrhundert bis auf uns sich gar nicht geändert hat".2) Seit Kopitar haben allerdings Schriftsteller aus verschiedenen dialektischen Gebieten, hauptsächlich aus Oberkrain, dann die historische und vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen, namentlich das große Werk Miklosichs, der als erster Herausgeber der Lesebücher für Mittelschulen auch praktisch eingriff, besonders aber die Berücksichtigung des „Altsloveni-schen" und des eng verwandten Serbokroatischen (hierin gaben auch schon unter den Reformatoren Krelj und Juricic ein Beispiel), neue Elemente hineingebracht, doch gilt auch heute der Grundsatz, daß die slovenische Schriftsprache grammatisch und lexikalisch auf dem von Trubar, Dalmatin und Bohoric gesprochenen unterkrainischen Dialekt beruht.5) Es ist beachtenswert, daß diesen Grundsatz mit besonderem Nachdruck der Franziskaner Stanislav Skrabec (t 1918), ein vorzüglicher Kenner der Geschichte der slovenischen Sprache,4) vertrat und daß Prof. Dr. A. Breznik, gleichfalls katholischer Geistlicher, sich noch 1917 begeisterte für „jene Kontinuität, die unserer Literatur den Glanz einer 367jährigen ununterbrochenen orthographischen Tradition verleiht".5) Es verdient auch hervorgehoben zu werden, wie Breznik den katholischen Begründer dieser Tradition charakterisiert: „Hren war literarisch gebildet und erkannte, daß in Dalmatins Schreibweise ein Stück sloveni-scher schriftlicher Kultur liegt, die man verwenden muß."6) Dem italienisch-humanistischen Einschlag in dem Bildungsgang Trubars und dem Einfluß des P. P. Vergerius haben es die Slovenen auch zu verdanken, daß sie seit 1555 die lateinische i) o. c. 39. а) O. c. 158. 3) Wie wenig die Menschen aus der Geschichte lernen, zeigt die Tatsache, daß, und die Art und Weise, wie im 19. Jahrh. in den Landtagen von Steiermark, Kärnten und Krain darüber gestritten wurde, ob die slovenische Schriftsprache erfunden worden sei, während sie schon ihre Vorgänger, die innerösterreichischen Stände, im 16. Jahrh. für ihre Zwecke gefunden hatten* 4) Seine Aufsätze veröffentlichte er meist auf den Umschlagblättern des von ihm redigierten Organes des Tertiarierordens Cvetje z vrtov sv. Franöiska I. (V Go-rici 1886) — XXXII. (1915). Über die bisher erschienenen gesammelten Schriften (Jezikoslovni spisi) vgl. Slavia II. 115—123. 5) Dom in Svet, 1917, S. 280. б) 0. c. 282. Antiqua (nur die beiden ersten Bücher Trubars wurden 1550 in „gotischen" oder deutschen Lettern gedruckt) gebrauchen, eben so wie die Kroaten,1) wodurch sie sich von den lateinisch schreibenden Nordslaven unterscheiden, denn diese gebrauchten größtenteils bis ins 19. Jahrh. die „Schwabacher" Lettern. Auch Bohorics „Orthographie" beziehungsweise Graphik, die eigentlich Krelj2) und Dalmatin zu verdanken ist, herrschte bei den Slovenen unumschränkt bis 1824 und wurde erst in den folgenden Jahrzehnten durch die kroatisch-cechische, auf J. Hus zurückgehende, verdrängt. Die Reformation brachte den Slovenen nicht bloß eine Literatur, sondern trug auch sonst zur Hebung ihres Kulturniveaus durch die Predigt, das Kirchenlied und den Ausbau des Schulwesens bei; für den hohen Stand des Laibacher landschaftlichen Gymnasiums spricht die Tatsache, daß als dessen Rektor vorübergehend der Dramatiker Nicodemus Frischlin aus Tübingen wirkte. In die Fußstapfen der Reformation trat auch bei den Slovenen die Gegenreformation. Natürlich widmeten auch die Jesuiten der Katechese, der Predigt und dem Kirchengesang in slovenischer Sprache besondere Aufmerksamkeit und sorgten auch eifrig für das mittlere (schon 1604 war das Gymnasium in Laibach vollständig) und teilweise sogar für das niedere Schulwesen; die höhere Schulbildung holten sich aber die Slovenen bei ihnen hauptsächlich in Graz und Wien.3) Es ist bezeichnend, daß die Jesuiten bei der Einführung slovenischer Predigten (1615) in ihrer Laibacher Kirche dem Bischof Chrön,4) dem „Apostel von Krain", allzustürmisch vorgingen, doch konnten sie sich leicht rechtfertigen, daß die slovenischen Predigten großen Zulauf hatten, während die bisherigen deutschen wenig ') Auch hier steht die P. P. Vergerius zugeschriebene Streitschrift Razgo-varange megiu Papistu i gednim Luteran (angeblich in Padua, in Wirklichkeit in Tübingen, 1555) an der Spitze (vgl. das Faksimile in Fr. Bucar's Povijest hrv. prot. knjiz., 189); sonst sind die ersten kroatischen Lateindrucke „gotisch", ob alle, kann ich allerdings nicht behaupten. 2) Fr. Ramovä, Casopis za slov. jezik I. 131—132. 3) Vgl. Bernhard Duhr S. J., Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge, II.l, S. 316, 342, 345—351. V. Steska, Izvestja muz. drustva za Kranjsko XII. (1902), 6—12. 4) Dieser stellte sich 1605 in einem Bericht an den Papst folgendes literarisches Programm: varii orationum, precationum et cantionum libelli in linguam nostram slavicam sunt a me translati, multique alii tractatus. Carniola VII-(1916), 53- Frucht gebracht hatten.1) Auch in Klagenfurt suchten die Jesuiten außer durch Predigten und Christenlehre das Volk schon seit 1605 durch Dialoge über die Kindheit, das Leiden und den Fronleichnam Christi in slovenischer Sprache anzuziehen.2) In Triest predigten die Jesuiten schon in den ersten Jahren (seit 1620) italienisch, slovenisch und deutsch,3) in Görz trat aber seit 1. Nov. 1683 die bisher nicht gebräuchliche ,,slavonische" Predigt an allen Sonn- u. Feiertagen unter großem Zulauf des Volkes hinzu und fand starke Nachahmung in den Nachbarpfarren.4) Dabei gebrauchten die Jesuiten und andere Priester nicht bloß Chröns Evangelistar und das sonstige Schrifttum der Gegenreformation,5) sondern auch die Bücher der Protestanten; die Erlaubnis sie zu lesen erwirkte Bischof Chrön schon 1602 von der römischen congregatio inquisitionis. Von Dalmatins Bibel kam noch ein großer Teil der nach Krain geschickten 800 Exemplare in den Besitz der Jesuiten (1616) und für ihr häufiges Vorkommen spricht die Tatsache, daß sie Bischof Herberstein noch vor 1780 ausdrücklich empfehlen konnte und daß der Probst Albrecht in Novo Mesto (Rudolfswert) noch um 1820 dadurch Aufsehen erregte, daß er die Bibel Dalmatins besonders eifrig eintrieb.6) Bewilligungen des zuständigen Bischofs zum Gebrauch der protestantischen Bibel und Postillen sind schon seit 1584-1689 mehrfach bezeugt.7) Bei den slovenischen Protestanten, die durch besonders starke Bande mit Süddeutschland verknüpft waren, ist es auffällig, daß sie großes Verständnis für eine sprachliche Zusammengehörigkeit aller Südslaven, auch der Bulgaren, hatten und sogar mit allslavischeii Gefühlen prunkten. In Trubars deutschen Vorreden zu den serbokroatischen Drucken, namentlich zum I. Teil des glagolitischen Neuen Testamentes (1562) finden wir gute Schilderungen der stidslavischen Verhältnisse. Trubar, andere Slovenen und die Stände der innerösterreichischen Länder, namentlich die von Krain, dachten im Verein mit Kroaten an eine 1) B. Duhr o. c. II.l. S. 347, III. 286. 2) O. c. II.l, S. 341. 3) O. c. II.l, S. 351. l) O. c. III. 207. 6) Vgl. jetzt ein chronologisches Verzeichnis der slovenischen Drucke und Handschriften von 1600—1764 und dazugehörige bibliographische Bemerkungen bei Fr. Kidric, Casopis za slov. jezik. III. 73—133. 6) J. Gruden, Carniola VII. (1906), 93. ') Fr. Kidric, Bogoslovski Vestnik III. (1923), 169, Amn. 9. Gewinnung des ganzen slawischen Balkans bis Konstantinopel für das Evangelium (s. S. 10 f.). Dazu gab es Wechselbeziehungen auf literarischem Gebiet zwischen Slovenen und Kroaten, wie wir sie erst in den Zeiten des Illyrismus, welcher alle Südslaven literarisch einigen wollte, in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts wiederfinden. Trubar gab die Anregung zu den ersten serbokroatischen Drucken, die zum Teil auch aus seinen Werken übersetzt wurden, anderseits zog S. Krelj, der in Jena unter M. Flacius Illyricus studiert hatte, für seine Übersetzung des Winterteils der Spangenbergischen Postille (1567) großen Nutzen aus der Kenntnis der serbokroatischen glagolitischen und cyrillischen Drucke, sowohl für seine orthographische Reform, die nach einigen Rückfällen Dalmatin und Bohoric doch zur Geltung brachten, als auch für sein besseres, von Germanismen freieres Slovenisch, sodaß er auf beiden Gebieten gegenüber Trubar einen Fortschritt bedeutet. Die Vorzüge „der alten slavischen (im Original: staro slovensko) Schi'ift", der kroatischen (d. i. glagolitischen) und cyrillischen, imponierten ihm so sehr, daß er den Wunsch äußerte: „Möge es Gott fügen, daß diese, namentlich cyrillische schöne Schrift wieder unter die Leute gebracht werde." Noch wichtiger ist die Tatsache, daß mehrere Kroaten aus Istrien und Dalmatien als Anhänger der Reformation in Krain Zuflucht fanden, hier auch als slovenische Prediger wirkten und einer von ihnen, Jurij Juricic (nicht Juri-sic1) aus Vinodol im kroatischen Küstenlande, sich noch als slovenischer (und als kroatischer s. S. 21.) Schriftsteller betätigte indem er die erste Sammlung geistlicher Lieder (1563) drucken ließ und Kreljs Übersetzung der Spangenbergischen Postille neu herausgab und durch zwei weitere Teile ergänzte2) (Laibach 1578). Wie nordslavische Chronisten und andere Schriftsteller betont auch Jurij Dalmatin in der deutschen Vorrede zu seiner Bibel, nachdem er die lange Vernachlässigung der slovenischen Sprache erwähnt hatte: „.. .welches um desto mehr zu beklagen Diese Form, die auch ganz gut möglich wäre (Ableitung von Jurisa, s. Rjecnik hrv. ili srp. jez.), beruht auf mangelhafter, deutscher Schreibweise, denn in der Vorrede zum cyrillischen Neuen Testament unterschrieb er sich deutlich juriciö; ebenso in der glagol. Ausgabe der Predigt vom Hagel (s. Rad jsl. ak. 214/93, 99); übrigens auch in der deutschen Vorrede zum glag. Crikveni ordi-nalic: Juritschitsch. J) V. Oblak, Protestantske postile v slovenskem prevodu, Letopis Matice Slovenske 1894, 202—219. gewest, das die Windische Sprach nit in eim winckel verborgen sondern durch ganze mächtige und viel königreich (gleichwohl in etliche Dialectos abgetheilt) heutigs tags im schwung gehet. Denn der Windischen Sprach nit allein die so in gantzem Crein-land, under Steyer und Kärnten, sambt den angrentzenden Landen als Crabaten Dalmatien und Windischer Marek Carst Metling und Isterreich gesessen sondern auch Behemen Polacken Moscoviten Reuss^n Bossnaken und Walachen und auch schier der meiste theil der Völcker so unser Erbfeind der Tiirck der Christenheit abgerungen, dieser Zeit gebrauchen." Mit Stolz berichtet er, daß auch am türkischen Hofe die slavische Sprache bekannt und in der ganzen Türkei als Kanzleisprache1) gewöhnlich, also „ein heubtsprach" ist. Adam Bohoric zeigt schon im Titel2) seiner slovenischen Grammatik die Verwandtschaft der slavischen Sprachen an und macht ebenfalls schon auf dem Titel eine Verbeugung vor der cyrillischen und glagolitischen Schrift, indem er die Worte: omnis lingua confitebitur Deo auch den serbokroatischen protestantischen Drucken entnimmt. In der Grammatik schenkt er beiden Alphabeten, obgleich er sich für die slovenische Sprache der Lateinschrift bedient, besondere Beachtung und bringt in der 5. Tabelle vom Vater unser Cyrulicae, Croaticae (cum quibus ut plurimum Rutenica et Moscovitica conveniunt) Boemicae, Lusaticae seu Vandalicae et Carniolanae linguae collationem. Das könnte man durch die universalen Interessen vieler Gelehrten der Periode des Humanismus und der Renaissance und der in ihre Fußstapfen tretenden Polyhistoren erklären, doch Bohorics ausführliche Vorrede verrät auch einen Mann von starkem slavischen Bewußtsein. Er gehört zu denjenigen, die den Namen der Slaven von slava (Ruhm) ableiten, daher „lauda-biles, celebres et clari"; er phantasiert, daß slavische Heneti schon vor Troja standen, spricht mit Stolz von der großen Ver- ') In der Tat konnte sich die erste Gesandtschaft Ferdinand I. mit ihrem slovenischen Sekretär Kuripecic (nicht Kuripesic, wie ich schon in meiner Geschichte der älteren südsl. Lit., 219, angemerkt habe) in Konstantinopel nur sla-visch verständigen; slavische Urkunden türkischer Würdenträger aus den Grenzgebieten sind bekannt. 2) Arcticae horulae succesivae de latino-carniolana, ad latinae linguae analogiam accomodata unde Mofhoviticae, Rutenicae, Polonicae, Boemicae et Lusaticae linguae, cum Dalmatica et Croatica cognatis, facile deprehenditur. Praemit-tentur his omnibus tabellae aliquot, Cyrillicam et Glagoliticam, et in his Rutenicam et Moüho viticam Orthographiam continentes, Adami Bohorizh. Witebergae. 1584 8». {XXIV) + 178 + 59 + (XX) S, breitung der slavischen Sprache, auch in der Türkei, sodaß die Sprache der Türken durch sie verdunkelt werde, bringt einige richtige Etymologien wie „Graz richtig Gradec", Lypsia (Leipzig) von lipa (Linde), erwähnt die goldene Bulle Karl IV., die den Söhnen der deutschen Kurfürsten das Lernen der lingua • slavica (welcher!) empfiehlt, betont ihre Wichtigkeit für die Verbreitung des christlichen Glaubens, spricht von der Einführung des slavischen Gottesdienstes durch Karl IV. in Prag und führt auf solche Art der adeligen Jugend von Steiermark, Kärnten und Krain die Notwendigkeit des Studiums der slavischen Sprache zu Gemüte. Bohorics Abhängigkeit von seinen Vorgängern (einer ist Gelenius, d. i. der böhmische Humanist Zik-inund Hruby z Jeleni) ist noch nicht untersucht worden, ebenso nicht seine Wirkung auf andere Schriftsteller; jedenfalls treffen t wir solche Äußerungen öfters an, u. a. auch in den ersten Druckern einiger Lausitzer Serben, die entschieden slovenischen protestantischen Drucken entnommen sind.1) Wie sehr im Fahrwasser eines allslavischen Bewußtseins die Schriftsteller der süd-slavischen, von Rom aus geförderten Gegenreformation segeln, werden die folgenden Kapitel lehren. II. Die literarischen Wirkungen der Reformation bei den Kroaten und Serben. Die slovenischen Protestanten schrieben ihre Bücher nicht bloß für ihre Sprachgenossen im südlichen Steiermark und Kärnten, in Krain, Görz, in der Umgebung von Triest und im nördlichen Istrien, sondern dachten auch an die Kroaten, namentlich an die,Bevölkerung des nordwestlichen Kroatien,2) wo ein Dialekt gesprochen wird, welcher nach der Mehrzahl seiner Merkmale tatsächlich zur slovenischen Gruppe gehört. Für eine Sprachmischung, wie sie der des Kroatischen nicht ganz, des l) Vgl. Karl H. Meyer, Archiv f. slav. Phil. Bd. 39, 93ff. a) Trubar gedenkt öfters der Bezjaki, Istriani (ohne Unterschied, größtenteils sind sie Kroaten) und Crouati. Am wichtigsten ist aber das „Register" zu Dal-matins Bibel, das nach Art der süddeutschen Nachdrucke der Bibel Luthers ein Verzeichnis der vom Slovenischen (Crajnfki, Corofhki) abweichenden Wörter unter den Rubriken bringt: Slovenfki ali Bezjazhki, Hervazki, Dalmatinski, Iftrianfki, ali Cra/'ki. Noch in den Zeiten der Gegenreformation lasen auch kroatische Priester die slovenische Bibel J. Dalmatins mit besonderer Erlaubnis; eine solche erteilte noch 1733 der Bischof von Modrus (südwestliches Kroatien) dem Kaplan in Babino polje, nachdem alle bedenklichen Stellen überklebt oder gestrichen worden waren-Veda III. 623, Slovenischen und anderer slavischen Sprachen gar nicht kundige Diplomat Peter Paul Vergerius1) wünschte, war Primus Trubar nicht zugänglich, dagegen wirkte sein Beispiel so anregend, daß man auch die übrigen Kroaten und überhaupt alle Südslaven bis Konstantinopel durch das gedruckte Wort für die evangelische Lehre gewinnen wollte und sich sogar der Täuschung hingab, die „Türken" auf dem Balkan, die ja zum großen Teil Slaven waren, bekehren und so die türkische Frage lösen zu können. Den Wunsch des Erasmus von Rotterdam, daß die Bibel auch von Türken und Sarazenen gelesen werden sollte, versuchten also die südslavischen Protestanten wenigstens zum Teil in die Tat umzusetzen. Von den vielen Belegen für diese Tendenzen sei vor allem das Gutachten der Sachverständigen von der krainisch-kroa-tischen Grenze vom 28. August 1559 über die erste Übersetzung Stephan Consuls angeführt: Dieselb ist ersehen vnnd befunden, das die durch ganntz Dalmatien nach dem adrianischen meer, dergleichen durch Krobaten, Wossner, Sirffey vnnd derselbenort piss auf Constantinopel verstandig vnnd genugsam sey. So mag auch dise crobatische version weiter in die ziruliza, das ist halb oder abreuirt griechisch, dest leichter gepracht werden. Darmit wirdet verhoffentlich die recht christlich religion vnnd das wäre hailsam euangeli durch die ganntz Türckhey gefürdert, Türckhen hertz vnnd gemuet zu christlichem glauben ernewert, irem wueten gewert, die armen gefangnen Christen getrost vnnd gesterckht vnnd vnnser hailandt Christus mit der zeit in die Türckhey ausgeprait werden.2) Ebenso äußert sich die Landschaft von Krain in einem Schreiben vom 22. Juni 1562: vmb befurderung willen des angefangnen chrabatischen vnd cyrullischen trukhs, zu wolfart vnd aufnemung der christglaubigen vnd anderer menschen in Crabathen, Ysterreich (Istrien), Dalmatien, Wossen, Seruien, Vulgarien vnd derselben umliegenden enden.3) In gleicher Weise mit den Varianten: Crabathey, Seruia, Bulgaria.4) Ähnlich schrieb die Landschaft an Baron Ungnad.5) Vgl. Fr. Bucar, Povijest hrv. prot. knjiz., 31—46. 2) J. Kostrenciß, Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslawen, S. 2, 3) O. c. 79. 4) O. c. 80. «) O. c. 92. In der deutschen Vorrede der dem König Maximilian gewidmeten Edni kratki i razumnl nauci (= Loci communes theo-logici Melanchtons) betonen die Dolmetscher (Z>jjv); ...den Alten / Rechten / Seligmachenden / Christlichen Glauben / vnnd die (l)1) rechte Gottgefellige Gottesdienst vnd gute Werck in der gantzen Illyria / in Dalmatien, in Seruia / vnnd in der Bulgarey / wiederumb mit Hülffe vnd Segen des Allmächtigen gern wölte/i auffbringen vnnd anrichten / vnnd die Christenheit erweittern / des Antichrists vn Machomets Glauben und Reich schwechen vnnd zerstören. In der Widmung der cyr. Artikuli dem Landgrafen Philipp von Hessen danken die Herausgeber für seine Förderung des christlichen Werkes, „damit dem Herrn Christo vnder den Crobaten, Wenden, ja den Türcken, ein Kirch gesamlet, die in recht erkenne. In der Übersetzung: Gaokhhomk, Xp'k4tom, ra h T8p- KOMK 6AH8 KKpCTUlICKS H,pHKdB CdKKSnHTI. Die Anschauungen der südslavischen Protestanten eigneten sich auch „die Rektoren, Doktoren und Regenten" der Universität Tübingen an, als sie die von Ungnad für den Bücherdruck in den J. 1561 —1564 vorgelegten Rechnungen guthießen: . . .zu zeitlicher und ewiger wolfart der armen unwissenden in Croatia, Dalmatia, Histria, Bosna, Seruia, Bulgaria, Walachia und denen anrainenden vilen künigreichen und lendern, auch gar in der Türkey biss gehn Constantinopel vnd weyter ausgebreitet werden möge.2) Ähnlich äußerten sich auch die Söhne Ungnads in einem Schreiben vom 12. August 1565 an den Bürgermeister und Rath der Reichsstadt Kaufbeueren, als sie sich zur Fortsetzung des Werkes ihres Vaters bereit erklärten. Der Begründer der slovenischen Reformation P. Trubar glaubte noch 1577, als er den letzten Teil des Neuen Testaments herausgab (slov. Vorrede, XVIII.), daß der türkische Glaube sich im Niedergange befinde, daß Paschas und Türken ihre Kinder geheim taufen lassen, daß junge Türken in Ungarn (das erzählten ihm zwei Studenten aus Siebenbürgen) in den Schulen den Katechismus lernen und einige den christlichen Glauben offen bekennen und sich dafür von den Türken steinigen und töten lassen. Die Türken erzählen auch selber, daß ihr Glaube und ihr Reich bald ein Ende nehmen werden... l) Unter dem Einfluss des slov. bozja sluzba = Gottesdienst. ») Kostrenöiö o. p. 225. Besonders charakteristisch ist das Sendschreiben Hans Un-gnads vom 14. Sept. 1561 an die deutschen Kurfürsten und Fürsten sowie an die Reichsstädte, worin er die Unterstützung der vorbereiteten cyrillischen Drucke in folgender Weise empfiehlt: das also verhoffenlich die raine lehr göttliches worts werde dardurch auch in die Thürkhey gebracht werden mügen vnnd sich ansehen last auch zu dem almechtigen gott verhof-fennlich, als wolle der genedige gott durch dis mittl vnnd auf dise weiss den Thirkhen mit dem schwerdt seiner almechtigen sterckh schlagen, gleich wie er durch den seligen d. Martinum Lutherum das gantz babstumb entdeckht vnd geschlagen hat, vnnd also gott der herr für sein liebe Christenheit streiten vnnd sein reich vnnder denselben völckhern widerumb aufrichten wolle.1) Dieser Idee widmete Hans Ungnad, Freiherr zu Sonneck, der die Südslaven als Kriegsheld und Politiker kennen gelernt hatte, die letzten Lebensjahre (1557 — 1564) in seinem freiwilligen Exil2) in Wtirtemberg und verstand es, für sie nicht bloß die Unterstützung des Herzogs Christoph, sondern auch die des Königs Maximilian von Böhmen und der protestantischen Kurfürsten, Fürsten, Herren und Reichsstädte zu gewinnen; den größten Teil der Lasten für seine Druck- und Übersetzungsanstalt in Urach trug er allerdings selbst. Ursprünglich stand dieselbe unter Pr. Trubars Leitung, der die deutschen, kulturhistorisch sehr beachtenswerten Vorreden zu den Drucken schrieb, während die eigentliche Arbeit Stephan Consul aus Istrien und Anton Dalmatin (lat. Dalmata, d. h. aus Dalma-tien,3) das nach den damaligen Begriffen weiter nach Norden4) reichte) besorgten und sich vorübergehend der Unterstützung anderer Mitarbeiter aus dem slavischen Süden erfreuten. Das Werk dieser kroatischen Übersetzer und Drucker war sehr kompliziert und sein Erfolg wurde dadurch stark beein- l) J. Kostrencic o. c. 49. a) Über Ungnads Auswanderung vgl. jetzt die gründliche Abhandlung von Fr. Kidric, Casopis za slovenski jezik, kujizevnost in zgodovino I. (1918), 64—78, II. 47—62. 3) Auch Stephan Consul unterschreibt sich in den Drucken kroatisch: Stipan Istrianin (z. B. Katechismus glag.) oder Istrian (Katechismus cyr., N. Testament I., glag.); sogar Trubar nennt sich im cyr. Katechismus, in den Artikuli und in der I 'ostila: Primuz Kranac, ohne Trubar; in der deutschen Vorrede der Postila kombiniert er: Primus Trüber Crainer. 4) So galt Senj (Zengg) als die Hauptstadt Dalmatiens, Vj. Klaic, P. Ritter, 120. Nur in diesem Sinne könnte man sagen, es stamme aus dem kroatischen Küstenlande, was Fr. Fancev (Rad jsl. ak. 212/92, 173) behauptet, trächtigt, daß die Bücher zwar in derselben Sprache mit geringfügigen grammatischen und lexikalischen Unterschieden, aber in drei sehr verschiedenen Schriften selbst für die der römischen Kirche angehörigen Kroaten gedruckt werden mußten. Im südwestlichen Kroatien, auf den Inseln des Quarnero, im nördlichen Dalmatien und teilweise im nordwestlichen Bosnien erhielt sich hauptsächlich in der Kirche, die sich des außergewöhnlichen Privilegiums der slavischen Liturgie nach römischem Ritus bis auf den heutigen Tag erfreut, die glagolitische Schrift, das eigentliche Erbe der Slavenapostel Cyrill und Method, hervorgegangen aus der griechischen Minuskel;1) im Laufe der Zeit hatte die ursprünglich rundliche („bulgarische") Glagolica, entsprechend der Entwicklung der lateinischen Schrift, eine eckige Gestalt („kroatische" Glagolica) angenommen; schon im 13. Jahrhundert war bei den slavischen katholischen Priestern die Legende verbreitet, daß diese Schrift der hl. Hieronymus, der sich als Dalmatiner eines besonderen Ansehens erfreute, erfunden habe. Daneben war in denselben und noch mehr in anderen kroatischen Gebieten, auch die cyrillische Schrift, hervorgegangen aus der griechischen jüngeren2) Unziale, in einer besonderen Abart, der sogenannten bosnischen Cirilica, verbreitet, deren sich nicht bloß kroatische Magnaten und Adelige, sondern auch österreichische Grenzkommandanten in ihren Urkunden und Korrespondenzen bedienten. Unsere Protestanten nahmen sich jedoch die ersten serbischen Drucke in Venedig mit ihren schönen, der lateinischen Antiqua angepaßten Lettern, ebenso die Prager Drucke des Weißrussen Dr. Skorina, zum Muster3) und vermieden außer vielen unnötigen aus dem Griechischen entlehnten Spiritus- und ») Vgl. V. Jagic, Enciklopedija slavjanskoj filologii (Petersburg 1911), vyp. 3. 51ff. a) V. Gardthausen, o. c. 46. 3) Das Hauptverdienst scheint allerdings dem Punzenschneider Joh. Hart-warch in Nürnberg zu gebühren, dem man „von allen orten venetische vnnd ruthe-nische (damit können nur Skorinas Drucke gemeint sein) vnnd gar vil geschribne crobattische vnnd cyrulische geschrifften vnnd buechstaben" zusammengebracht hat. Primus Trubers Briefe, herausg. von Th. Elze, 148. Aus der kroatischen Vorrede zum glagolitischen Neuen Testament I. Teil (1562) erfahren wir, daß sich die Herausgeber „mit vielen verständigen und gelehrten kroatischen Schriftstellern in lateinischer und kroatischer Sprache" berieten und die glagolitischen Buchstaben nach den alten kroatischen Drucken der Breviarien und Missale schneiden und gießen ließen. Bezüglich der cyrillischen Buchstaben heben sie hervor, daß sie die vielen griechischen Zeichen über den Buchstaben als unnütz und störend fallen ließen, die auch die Ruthenen und eine Venediger Druckerei nicht haben (Koihb Rusiani i edna BnetaCka stampa takoie nßmaju). Akzentzeichen auch die zahlreichen Abkürzungen und Ligaturen, welche das Lesen ihrer auch sonst schwerfälligen, glagolitischen Drucke so schwierig gestalten. Hätte man cyrillische Bücher weiter nach dem Beispiel der südslavischen Protestanten und ihrer Muster gedruckt, so wäre Peters des Großen Reform der cyrillischen Schrift „nach dem lateinischen Duktus", wie sein Auftrag lautete, für die Russen und die übrigen orthodoxen Slaven nicht nötig gewesen! Die Sprache dieser Drucke wird in den Titeln, Vorreden und brieflichen Äußerungen „crobatisch" *) (hrvacki, im cyr. Neuen Testament hrvatski) genannt, eben so die beiden Schriften,2) doch werden den „glagolitischen" oder „crobatischen" Buchstaben häufig die „cirulischen" oder „Cirulica" entgegengestellt, diese sogar als „Sprach"3) bezeichnet, der deutsche Titel des ersten cyrillischen Druckes Tabla za dicu (1561) lautet aber direkt: Abecedarium / Vnd der ganze Catechißmus / one außlegung / in der Syruischen Sprach; auch der zyrillische Katechismus aus demselben Jahre ist „in der Syruischen Sprach", während im kroatischen Titel in der Vorrede die Sprache wieder kroatisch4) heißt. Anderseits können wir für die cyrillischen Drucke direkt den Ausdruck „die syrfischen Bücher" belegen.5) Die beiden Namen werden auch aneinandergereiht, aber der Zu- Beachte auch die stereotypen deutschen Titelangaben: in die Crobatische Sprach verdolmetscht und mit Cyrulischen Buchstaben getruckt. Die ganze Bibel wollte man „Crabatisch mit dreyerlei Buechstaben lateinischen crabatischen vnnd cyrulischen truckhen". a) Primus Trüber berichtet in seinem „Register und summarischen Inhalt" (1561) der von ihm gedruckten „Windischen Bücher", daß dieselben jetzt „in der Crobatischen Sprach mit zweyerley Crobatischen Geschrifften, nämlich mit Glagola und Cirulitza, werden getruckt". Chr. Fr. Schnurrer, Slawischer Bücherdruck in Württemberg, 46. Ähnlich drücken sich die beiden Hauptmitarbeiter in der deutschen Vorrede zu den glagolitischen Edni kratki razumni nauci (Die fiirnämpsten Hauptartikel) aus: die seind alßdann jetzo durch uns beide Anthonium Dalmatam vn Stephanum Consulem... in die Crobatische Sprach verdolmetscht vnd mit Crobatischen vnd Cyrulischen Buchstaben gedruckt worden, mit denen erhoffen wir bey den Windischen vnnd Crobatischen Völckern vil nutz zu schaffen. 3) Vgl. in Hans Ungnads Sendschreiben an die deutschen Fürsten: das man gottes seligmachende wort vnnd sein heiliges evangelium auch in die ciruliza oder cirulischen Sprach, welche durch die Thürkei bis geen Constantinopel geth, auch den Crabaten vnnd Windischen bekhanndt ist, zu vertieren. .. J. KoslrenciC, Urkundliche Beiträge, 49. Auch Anton Dalmatin und Stephan Consul sagen, daß zwei uskokische Priester aus Bosnien und Serbien „beim vertieren der evangelien und der loci communes in die cyrulische Sprache" geholfen haben. Pr. Trubers Briefe, 240. 4) Vgl. Kopitar, Grammatik, S. 449—-450. Im Original: hh buhk 8 kjmdukh t8au4SN6 16c8. 5) Fabian Kirchberger aus Laibach an H. Ungnad: die syrfischen Bücher... Elze, Pr. Trubers Briefe, 381, 384. sammenhang zeigt, daß sie als gleichbedeutend oder sich ergänzend aufzufassen sind: in crobatischer und syrvischer Sprach mit cyrulischen buchstaben jezund zum ersten mal gedruckht.1) Kurz und gut: die slovenischen und kroatischen Protestanten waren sich schon der sprachlichen Einheit der Kroaten und Serben2) bewußt, ebenso der Identität ihrer liturgischen Sprache.3) Da sie aber alle Südslaven „bis gegen Konstantinopel" bekehren wollten, so waren ihre glagolitischen und namentlich die cyrillischen4) Bücher auch für die Bulgaren bestimmt, deren sprachliche Verwandtschaft mit den Kroaten und Serben ihnen nicht unbekannt war.5) Hiebei handelt es sich natürlich nicht um die wirklich gemeinsame Kirchensprache, obwohl auch hier von einer bulgarischen, serbischen und kroatischen Redaktion der Kirchenbücher gesprochen werden muß, sondern um die „ge- J) Pr. Trüber an H. Ungnad, o. c. 194. a) Diese Einheit der „serbokroatischen", „serbischen oder kroatischen" (im Rjecnik der südslavischen Akademie „kroatischen oder serbischen") Sprache ist heute noch manchmal Slavisten nicht ganz klar und noch weniger slavischen Laien. Man darf sich daher nicht wundern, wenn sich Fremde in dieser verwickelten Frage nicht auskennen. So spricht der bedeutendste deutsche Forscher auf dem Gebiete der südslavischen protestantischen Literatur Tli. Elze (in seinem Gefolge Hegemann u. a.) von „dalmatisch-illyrisclien Übersetzungen". Anlaß dazu gaben die südslavischen Protestanten, die sich in lateinischer und deutscher Sprache auch der Ausdrücke illyrisch (geht auf die Humanisten zurück, welche klassische Namen für die heutigen Völker anwendeten) und dalmatisch (auch im Original: Dalmatin-skoga ili hrvackoga jezika, Vorr. zu den Arlikuli) bedienten und windisch nicht bloß für sloveniscli, sondern sehr häufig für slavisch im südslavischen und allgemein slavischen Sinne (ebenso wie slovinski oder slovenski) verwendeten; dalmgtisch heißt die Sprache schon im ersten serbokroatischen Wörterbuche des F. Vrarf^Verantius, 1595), bei unseren Protestanten kam aber noch der seiner Heimat entnommene Name des einen Übersetzers (Anton Dalmata, Dalmatin) hinzu. Vg'. Kap. IV. 3) Dise Christen in Seruia allesampt, und ein Theil zu und vmb Boßna. . . des Griechischen Glaubens. . . haben ein besondere lange Meß in jrer eigenen gemeinen (1) syr/ischen vnnd Crobalischen Sprach. Pr. Trüber in der Vorrede zum Prvi del Novoga Testamenta (glag. V. Tubingi 1562), A, iij. 4) Beachtenswert ist der Unterschied in der Vorrede der Artikuli; cyrillisch: CßHM AOKßllM l'uMWUOElUi.H. ClUEHM H A\0l|JHHM 8 KGPH KpCTHAHOMk K AaAAUHHH, R XpR4TH](, Gep KH6(!), K«CH6, cp HM CK 6 S GMA6. 1) RA BCH\-K llllll^k OROrA liiSkIKA CTpAHA]( HAH 36MAA;(K upsKHRdio, Die hervorgehobenen Worte fehlen im glagolitischen Druck, dessen Ver breitung in Serbien, Bosnien und Syrmien daher nicht in Aussicht genommen war. 5) das arm Christlich Windisch vndCrobatischVolck / wölches an den Türcki-schen Gräntzen / vnd vnder den Türcken / in Boßna / in Seruia / in Bulgaria / vnd in denselbigen vmbligenden Ländern wonet (die alle sich der Windischen (= slawisch, wie öfters) Sprach gebrauchen / vnd eins das ander nach notturfft versteht). Pr. Trüber a. a'. 0(NT. I.) Ajj. Noch deutlicher drücken sich Anton Dalmatin und Stipan Istrian in ihrer kroatischen Vorrede zum glagol. Neuen Testament aus: jesmo stim naäim tumaCeiiem svim slovenskoga ezika ljudemk sluziti hoteli, naiprvo vam, Hrvatom i Dalmatinom, potom takaiSe Bosnakom, Bezekonu, Srbianom i Bulga-rom 0. c. a, 4. Bl. In der Vorrede zu den cyr. Edni kratki razumni riauci: r.\S- 1KHTH . . . KdM Xj)R und nach ihm Dobrovsky (Slavin S. 135) berichten, daß Proben von den Propheten sowohl mit glagolitischer als auch mit cyrillischer Schrift, jede Sorte zu 50 Ex. im Sept. 1569 in Urach gedruckt wurden. Die Nachricht beruht auf einem noch ungedruckten Verzeichnis (Vermerckht was man jetzt truckht vnnd hernach trucklien vorhabenn) im Stuttgarter Archiv, wo u. a. zu lesen ist: Jetzt truckht man alle Propheten Crabatisch mit glagolischen vnnd lateinischen Buechstaben Jeder sort 50 Ex. zu einer Prob.--100 Ex. Die werdenn In 14 tagen fertig. Da die lateinischen Propheten im Besitz des Stiftes Schlägl in Oberösterreich von V. Jagic an das Licht gezogen worden sind (Anzeiger d. Akad. d. Wiss. in Wien, phil.-hist. kl. XXXIII. Jahrg., 1896, S. 19—29), so kann es keinem Zweifel unterliegen, 13 glagolitischen 2 Unika, unter den 9 lateinischen aber nicht weniger als 6;1) von den lateinischen sind nach Bucars Zählung, überhaupt nur 13 Exemplare erhalten oder wenigstens bisher bekannt, von den 7 cyrillischen 99, von den 12 glagolitischen 139 an 50 Fundorten, worunter sich 29 in Deutschland befinden (am meisten in Dresden, 19), weil die deutschen Fürsten und Städte2) ihre glagolitischen und cyrillischen Widmungsexemplare wohl als Raritäten gut bewahrten; schade, daß sie nicht auch den lateinischen dieselbe Aufmerksamkeit schenkten oder sie nicht auch in solcher Zahl zum Geschenk erhielten.3) Bezeichnend ist es, daß im slavischen Süden zwar in Laibach 15 Drucke vorhanden sind, dagegen in Zagreb nur 5, außerdem nur noch daß wenigstens eine Probe oder auch eine vollständige glagolitische Ausgabe der Propheten vorhanden war und vielleicht noch eines Entdeckers harrt. Ferner ist beachtenswert in einem „Verzeichnuss was für windisch Crabatisch ciruliscli vnd wellsche Büecher getruckht worden" (veröffentlicht in der Carniolia 1916, Heft 3r folgende Stelle (SA. S. 16): Item die hauspo still Luthery Crabatisch mit glagolischen und Lateinischen buechstaben vnd wellsch — Item allePropheten ehe man mit der ganezen Bibl auffkhombt. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß. Luthers Hauspostille gedruckt worden ist, da sie vor den Propheten erwähnt wird, deren vollständige la-teiniselie Ausgabe uns erhalten ist. Außer dem ist in einem Repertorium über Freiherrn von Ungnad 1831 (von RR. Günzler) im Stuttgarter Staatsarchiv zu lesen (nach meiner stenographischen, in der Eile gemachten Aufzeichnung): den anderen Halbteil des Neuen Testa- s mentes mit glagol. Buchstaben 1000 Ex., und mit lateinischen Buchstaben auch 1000 Ex. tuet 2000 Ex. Darnach müsste es also wenigstens den II. Teil des Neuän Testaments in lateinischen Schrift gegeben haben. Da sich die Nachricht jedenfalls auf das J. 1563 bezieht, so ist sie angesichts anderen Quellen auffällig, aber jedenfalls sind die Forschungen übei> die protestantischen südslavischent Drucke noch nicht abgeschlossen. l) Bucar o. c. 242. '') So sind in Frankfurt a. M. von den 15 Büchern, welche St. Consul inr Auftrag St. Ungnads dahin gebracht hatte, 11 erhalten; die fehlenden 4, darunter das glagolitische und cyrillische Abecedarium und zwei italienische Drucke, können aber auch irgendwo unter einem anderen Titel verborgen sein. Lj. Pivko, Trubarjev Zbornik, 54. 3) Bucars Zahlen sind auch nicht endgültig. So sah ich 1919 in der Staatsbibliothek in München noch nicht katalogisierte Neuerwerbungen aus Neuburg: glagolitisch: 1. Prvi del Novoga Teätamenta, 2. Drugi del Novoga Testamenta, 3. Artikuli; cyr.: 4. Postila, 5. Kratki razumni nauci, 6. Artikuli. (Dazu slovenisch Trubars Articuli oli deili.) Auf dem Titelblatte vom 2. ist als Besitzer angemerktr Soc. Jesu Neoburgi. Auf dem leeren Blatt vor dem Titel steht auf allen Ex. geschrieben: Meinem g.fnädigen] F.[ürsten] vnnd Herrn durch Herrn Hanns Ungnaden zugestellt. Unten in der Ecke: Pretiert (präsentiert) Neuburg an der Thonau den 24ten 7bers an. 1564. Außerdem fand ich in der Pfarrkirche St. Mang in Kempten eine cyr. Postila, in der Stiftsbibliothek in Tübingen glag. N. Test. I., in der Stadtbibliothek in Nürnberg befinden sich nicht 2, sondern 3 Drucke: glag. u. cyr. Catechismus und cyr. Abecedarium, das verloren, aber wieder gefunden worden ist. Eine genaue Durchforschung der deutschen Bibliotheken wird gewiß noch mehr Funde ergeben. Ich mache aufmerksam, daß die serbokroatischen protestantischen Drucke öfters unter Trubars Namen katalogisiert sind; der Irrtum ist erklärlich, weil mehrere mit seinen deutschen Vorreden erschienen sind und von den südslavischen Reformatoren Trubar in Deutschland am meisten bekannt war.. in Belgrad 4.1) Schuld daran sind aber nicht bloß die Gegenreformation und die Türkennot! Aus diesen traurigen Resten darf man jedoch nicht schließen, daß die Bücher ihrer Bestimmung nicht zugeführt worden wären, denn sie wurden nach allen südslavischen Ländern verkauft und noch mehr verschenkt, sogar in das südöstliche Ungarn, in die Moldau und Walachei, die ja um diese Zeit noch die slavische Kirchen- und Staatssprache kannten, und in die Türkei; hauptsächlich gingen sie aber über Laibach und Villach in die kroatischen Länder bis nach Bihac im heutigen Bosnien, weil speziell unter den Besatzungen der Grenzgebiete die Reformation durch die adeligen Offiziere aus den innerösterreichischen Ländern starken Anhang gefunden hatte; so verbreitete in Warasdin Ungnads Sohn Christoph viele cyrillische und glagolitische Drucke. Von den kroatischen Magnaten erhielt sie u.a. Nikola Zrinski, der Held von Siget, dem Pr. Trubar slovenische und Ungnad, der mit der Familie viele Beziehungen hatte, kroatische Bücher zuschickten.2) Für ihre Übersetzung müßten Consul und Dalmatin samt ihren Mitarbeitern im Sinne der protestantischen Lehre (Paulus an die Korinther I. 14) die zeitgenössische Volkssprache verwenden. Mit Berufung auf Paulus an die Römer 1.14 sagen sie in der Vorrede zum glag. und cyr. Neuen Testament ausdrücklich, sie wollten gebrauchen „ove priproste, navadne razumne, obcene, vsagdane, sadasnega vremena besede" (einfache, ge-. wohnliche, verständliche, allgemeine, alltägliche Wörter), wie sie „die Kroaten, Dalmatiner und andere Slovenci (cyr.: Slo-vinci, d. i. Wenden, Winden oder Slaven), und die Krainer (Kran'ci) in ihrer Rede am meisten sprechen". Letztere Bestimmung gehört zu ihren üblichen allslavischen Unklarheiten, doch ergibt eine Analyse ihrer Sprache,3) daß ihr hauptsächlich der cakavische Dialekt von Istrien, das in dieser Zeit die bedeutendste Rolle in der Literaturgeschichte der Kroaten und Serben spielt, und Dalmatien mit Beimischung des stokavischen4) Dialektes zu Grunde liegt. Wie weit beim Stokavischen die wirkliche !) Bucar o. c. 244—245. 2) Näheres bei Bucar o. c. 162—181. 3) Vgl. Fr. Fancev, Jezik hrvatskih protestantskih pisaca, Rad jugoslav. akademije knj. 212/92 und 214/93 und meine Abhandlung: Nekoliko reci o jeziku srpsko-lirvatskih protestantskih knjiga flamm Htefi 36opHUK (CpnCKa KpaJb. AKa- ^JieMHja, Beorpafl,-Jby6jbaHa, 1925), S. 72-106. ' 4) ca, sto = quid, quod: £ , ~ Volkssprache, etwa Dalmatins, in Betracht kommt, steht in Frage; sehr stark benützten unsere Übersetzer außer der caka-visch-dalmatinischen Übersetzung des Lectionariums (gedruckt 1495, 1543) noch die kirchenslavischen Texte, hauptsächlich aus den kroatischen glagolitischen Missalen und Breviarienj in denen allmählich die Volkssprache Eingang fand, aber auch aus den serbischen cyrillischen Drucken, die viel mehr an der ursprünglichen Fassung festhielten. Auch in solchen Drucken, die direkt aus dem Lateinischen, Deutschen oder Italienischen übersetzt wurden, gibt es kirchenslavische Einflüsse, weil die Übersetzer die zahlreichen Bibelstellen nachschlagen konnten, viele Wörter und Wendungen aber als glagolitische Priester auch im Kopfe hatten. Außerdem kommen in den ersten Übersetzungen, die Trubars Werke berücksichtigen mußten, sehr starke slovenische Einflüsse vor, vereinzelt auch in den späteren, weil Juricic, der aus dem kroatischen Küstenlande stammte, durch seinen längeren Aufenthalt in Krain des Slovenischen vollkommen mächtig war und auch als slovenischer Schriftsteller wirkte, auch Dalmatin sich in Krain aufgehalten hatte und er sowie Consul die slovenischen Drucke auch später berücksichtigen konnten. Die Sprache in den serbokroatischen protestantischen Drucken ist daher nicht reiner und einheitlicher Volksdialekt von Istrien, dem kroatischen Küstenlande und Norddalmatien, vielmehr enthält sie ältere und südlichere cakavische (aus dem Lectio-narium), kirchenslavische und slovenische Elemente. Dabei ist der Wortlaut der glagolitischen, cyrillischen und lateinischen Drucke meist gleich, die Unterschiede sind hauptsächlich graphischer Natur; wo sie tiefer gehen, bieten die glagolitischen Drucke einen mehr volkstümlichen, die cyrillischen einen archaisierenden Text; das Verhältnis der lateinischen zu den glagolitischen und cyrillischen ist noch zu wenig untersucht, doch liegen ihnen meist glagolitische zugrunde. Trubars, Stephan Consuls und Anton Dalmatins Beispiel gab aber den Anstoß noch zur Schreibung des dritten unter den Kroaten üblichen, mit dem Slovenischen eng verwandten Kaj-1) Dialektes in Provinzial-Kroatien und auf der Murinsel im früheren Ungarn, die kirchlich immer zur Agramer Diözese gehörte. Georg III. Zrinski, der Sohn des Helden von Siget, trat seit 1570 als offener Anhänger der Reformation auf, führte sie auf seinen ') Ebenso benannt nach dem Fragepronomen was. ungarischen Besitzungen ein x) und errichtete in Nedelisce, eine Viertelstunde von seinem Sitz in Cakovac (Csakathurn), eine Druckerei, die wahrscheinlich keinen langen Bestand hatte und 1586 nach Warasdin in Kroatien verlegt wurde, 1587 aber wieder nach Ungarn und zwar nach Eberau zurückkam; an den beiden letzten Orten war der "aus Laibach vertriebene protestantische Buchdrucker Johannes Manlius tätig.*) In Nedelisce druckte Michael Bucic (geschrieben Buchich), zuerst Pfarrer in Stenjevac bei Agram (1565 — 1570), dann aber in Belica auf der Murinsel, wohin ihn Georg Zrinski berief, vor 1574 das Neue Testament und einen Katechismus.3) Diese Werke sind nicht erhalten. Eine Vorstellung von dieser neuen Schriftsprache können wir uns erst aus der 1574 daselbst gedruckten Übersetzung des ungarischen Rechtsbuches Decretum triparti-tum von Verböczy machen, die Ivan Pergosic, Notar und Komitatsrichter in Warasdin, angefertigt hatte.4) Es ist jedoch auffällig, daß das erste erhaltene Werk der kajkavischen kroatischen Literatur, die 1835 einer höheren kulturellen Einheit zum Opfer fiel, bereits Elemente des allmählich zur Alleinherrschaft gelangten stokavischen Dialektes enthält5) und daß ein Teil desselben in zwei Redaktionen, in einer mehr kajkavischen und in einer mehr stokavischen, vorhanden ist.6) Auf diese Weise wollte Pergosic, dessen Herkunft unbekannt ist, allen Bewohnern Kroatiens denßloveni (nördlich der Kulpa) und horuati7) (siid- a) Näheres bei Dr. Fr. Bucar o. c. und besonders Povijest reformaeije i protu-reformaeije u Medjutnurju i susjednoj Hrvatskoj. Varazdin, 1913. 2) J. Kukuljevic, Arkiv za povestnicu jugoslav. I. 150. d) Eine Revision der Anschauungen über die ersten kajkavischen Drucke bringt Fr. Fancev in Jugoslav. Njiva VI. Knj. I. S. 486—489. [Korr. N.| 4) Wieder abgedruckt von K. Kadlec mit einer sprachlichen Abhandlung von J. Poltvka im Zbornik za istoriju, jezik i knjizevnost srpskog naroda, I. Bd., 5. (Belgrad, 1909, Akademie). Mit seiner Übersetzung machte er keine angenehmen Erfahrungen, denn er veranstaltete einen Nachdruck der Praefationes et epistolae dedicatoriae doctiss. et sanetae vitae viri Desiderij Erasmi Rotterdami in quatuor Evangelistas Ghristianis hominibus lectu dignae. . . (Opera et impensis Joannis Pergossich Typis renovatae. V^rasdini Joannes Manlius exeudebat. Anno 1587), um „nostris Sclauis penuria librorum laborantibus" zu nützen, und schreibt: a Translatione in linguam domesticam ob id abstinere volui, ne similem gratiam, «juae mihi in versione Decreti Trypartiti ab aemulis olim accidit, consequeret. {Martin Hajnal, Nastavni Vjesnik XV, 324, 326.) Gewiß trug dazu auch seine Neigung zur Beformation bei. Vgl. das weiter unten über Vramec Gesagte. 5) J. Polivka o. c. LVIIIff, LXIVff, CXIVff. «) Kadlec o. c. XXXV. und die Ausgabe des Textes auf S. 11—43. 7) S. Vorrede, S. 3. Bezüglich der entsprechenden Bezeichnungen regnum Slavoniae und regnum Croatiae vgl. V. Jagic in seinem Archiv f. slaw. Phil., XXXI., 532. lieh davon, im alten Kroatien), entgegenkommen, im ganzen stand er aber offenbar unter dem Einflüsse der kroatischen protestantischen Drucke. Am meisten kann man das beobachten und zugleich die Methode kennen lernen, nach welcher M. Bucic seine verlorenen Übersetzungen angefertigt haben muß, an der Postille von Anton Vramec1) (Warasdin, 1586), der mehr durch seine „Kronika"2) (Laibach, 1578) bekannt ist. Man braucht nur wenige Evangelistentexte dieser Postille mit denen der lateinisch gedruckten Postille von St. Consul und A. Dalmatin {Regensburg, 1568), die wieder mit ihrem glagolitischen Druck3) (1562) fast identisch ist, zu vergleichen, um sich zu überzeugen, daß Vramec die Regensburger Postille gründlich ausschrieb.4) Auf diese Weise ist auch der namentlich in der Postille bei Vramec hervortretende sprachliche Dualismus leicht zu erklären, während Fancev, der ihn deutlich gesehen hat, einen Einfluß des Stoka-vischen oder Cakavischen geradezu ausschließt.5) Auch der starke Gebrauch zweier und mehrerer Synonyme6) ist bei Vramec auf das protestantische Beispiel zurückzuführen. Dabei gehört aber die dem Bischof von Agram gewidmete Postille bereits der Literatur der Gegenreformation an, denn A. Vramec schrieb sie ausdrücklich contra haereses und zur Befestigung des Volkes in orthodoxa fide . . .sacrosancta religione catholica,7) während er in der kroatischen Vorrede die Herausgabe seines Werkes mit der Vorrede des Katechismus des Tridentiner Konzils begründet.8) Trotzdem erfreute sich der römische Doctor, Canonicus, Archi- 1) Postilla na vsze leto po nedelne dni vezda znovieh fzpravlena fzloven-fzkim iezikom po Antolu Vramcze. 2 Teile. Ich kenne das Exeiriplar der Universitätsbibliothek in Agram. 2) Neu herausgegeben und mit wichtigen neuen biographischen Daten eingeleitet von Vj. Klaiö, Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium, vol. XXXI. 3) Dieser ist wieder stark beeinflußt von dem Lekcionarij Bernardina Splje-canina (2. Ausg. von B. Zborovcic, Venedig, 1543), neu herausgegeben von T. Maretic nach der ersten Ausgabe (Venedig 1495) in den Djela jugoslav. Akade-mije, knj. V. 4) S. meine Abhandlung Nekoliko reci o jeziku srpsko-hrvatskih protestant-skih knjiga, AaHHHHfceB 36opmiK, 95—103. Jagic's Meinung (Archiv f. sl. Phil., XXXIV., 503), daß über das Verhältnis der Regensburger Postille zur glagolitischcyrillischen „noch nicht Klarheit verschafft" sei, ist nicht stichhältig, doch .erkläre auch ich eine genauere Untersuchung dieses Verhältnisses für wünschenswert (o. c. 105). 5) Archiv f. slav. Phil. XXXI., 379, 380, XXXII., 50, 52. •) O. c. XXXII. 20. ') Diese Vorrede I abgedruckt bei Vi. Klaic, o. c. XXXIII. 8) Obilne fztoga v Catechißmufe fzpravifcha Tridentinfzkoga v predgouoru napißano naides. Bi. 2b. diakonus und Pfarrer in Agram und an anderen Orten, zuletzt in Warasdin, der als Jurist überdies häufig dem Agramer Kapitel, dem Banus und dem Lande gute Dienste leistete, keiner unbestrittenen Anerkennung, was damit erklärt wird, "daß er verheiratet war, als Geistlicher über weltliche Dinge (Kronika) schrieb, seine Werke bei einem protestantischcu Drucker und dazu in der Volkssprache herausgab, was als Neigung zur Reformation gedeutet wurde.1) Jedenfalls war seine Postille anrüchig — die Inquisition soll seine Kronika sogar verbrannt haben2) — und der Agramer Bischof Peter Petretic, der zuerst ein Evangelistar (Sveti Evangeliomi, Graz, 1651) herausgab, behauptet, daß bis auf ihn im nordwestlichen Kroatien (v slo-venskom orsage) kein entsprechendes Werk gedruckt worden sei, obwohl er Vramecs Postille vielfach wörtlich ausgeschrieben hat.3) Zu seiner Ehre muß allerdings gesagt werden, daß er gegenüber Vramec viel selbständiger ist als Vramec gegenüber seinen Quellen.4) _ Wir sehen schon an diesem einen Beispiel, wie die in Deutschland gedruckten protestantischen Bücher ihren Einfluß dauernd auch auf die nordwestlichen Kroaten ausübten. III. Die kulturellen Wirkungen der Gegenreformation auf die Kroaten, Serben und Bulgaren. Der Panslavist Jurij Krizanic. Die Reformation wurde in Istrien, wo sie am meisten Verbreitungfand, und Dalmatien, wo sie namentlich in den Städten mit der auch bei den Siidslaven zu konstatierenden Neigung zum Calvinismus starke Wurzeln faßte, von den österreichischen Erzherzogen, der Republik Venedig und den kirchlichen Würdenträgern unterdrückt, in den von der Türkenherrschaft freigebliebenen Resten Kroatiens aber durch die Bischöfe von Zagreb (Agram),5) die Banusse und den Landtag, dessen Be- 1) Klaic o.e. XXXIV.—XXXV. Branko Vodnik (Drechsler), Po vij est hrvatske knjizevnosti, 209. 3) Vodnik 1. c. 3) V. Jagic, Knjizevnik III., 309. 4) Vgl. meine auf S. 20, Anm. 3 erwähnte Abhandlung, S 103. 5) Georg DraskoviC (Bischof 1563—1578), der als Vertreter des Kaisers Ferdinand an dem Konzil von Trient teilnahm, begann gleich nach seiner Rückkehr die Beschlüsse desselben durchzuführen. Seine Synoden (1570,1574) organisierten und vollendenten den Kampf gegen die Anhänger Luthers und Calvins, was bei den schlüsse aus den J. 1605 und 1609 im Gegensatz zu Ungarn in Kroatien und Slavonien keine andere Religion als die römisch-katholische gelten ließen; das hatte auch seine politischen Gründe, da man auf diese Weise die Deutschen, welche die autonomen Rechte des Landes bedrohten, fernhalten wollte. In der Zagreber Diözese wurde sogar ein kroatisches Privilegium beseitigt: die slavische Liturgie, der man noch auf der Synode von Zagreb im J. 1570 eine Verbeugung machte,1) geriet wegen der protestantischen glagolitischen Drucke, auf welche Stefan Consul und Anton Dalmatin das Hauptgewicht legten, in den Verdacht der Haeresie und zu deren Vernichtung wurde gerade auf Betreiben des Papstes Urban VIII., der sonst so viel für den slavischen Ritus tat, um die orthodoxen Slaven zu gewinnen, auf einer Diözesensynode 1634 ausschließlich der lateinische Ritus eingeführt.2) Spuren des Protestantismus erhielten sich aber lange in Kroatien3) und speziell auf der Murinsel (Medimurje) wurde noch 1750 an mehreren Orten, wo es heute Katholiken gibt, für Protestanten kroatisch gepredigt, obgleich Georg Zrinski der Jüngere schon 1623 zum Katholizismus bekehrt worden war.4) Auffällig stark sind auf der Murinsel bis auf den heutigen Tag gegen Luther und die Lutheraner gerichtete Sagen erhalten.5) Eine literarische Bekämpfung der Reformation im nordwestlichen (Provinzial-) Kroatien, dessen erste kajkavische Drucke dem Protestantismus zu verdanken sind (s. S. 21 f.), wurde zwar schon auf der Zagreber Synode 1574 beschlossen, ließ aber trotz der eifrigsten gegenreformatorischen Bestrebungen Slovenen Patriarch Francesco Barbaro und Bischof Hren (Chrön) erst nach Jahrzehnten durchsetzten. V. Klaic, Monumenta spect. historiam Slavorum merid. XXXI, S. XI—XII; J. Barl£, Nase diecezanske sinode, Zagreb 1913; Carniola N. F. 4 (1915), 158. ') Eine(oder die?) Messe wurde in „croatica lingua" gelesen. J. Barl£, o. c. 13. 2) Bucar, Povijest reformacije i protureformacije u Medjumurju i susjednoj Hrvatskoj 28, 71. Schon 1595 wurde der kroatisch-glagolitische Gottesdienst als Stütze des Protestantismus in Fiume unterdrückt. Fr. Bucar, Vjesnik zem. arkiva XIX., S. 6. des SA. 3) Beiträge zur Geschichte des Protestantismus in Kroatien bringt Lopaäic, Starine 26, S. 165 ff. Noch 1643 bat Martin Bogdan, Bischof von Zagreb, den Papst, Geistliche vorzeitig ordinieren zu dürfen, quia in ea parte, ubi haeretici et schismatici degunt, cum parochus catholicus moritur, si ei a vestigio alter non sufficiatur, facile vel haereticus vel schismaticus praedicans subintraret(0. c. 188). Das letzte Dekret Ferdinand III. gegen die Protestanten in Kroatien ist vom Jahre-1647. Kukuljevid, Jura regni I. 337. 4) Bucar o. c. 39, 43—44, 50 ff, 67, 69. 5) Bufar o. c. 85—113. diakonus und Pfarrer in Agram und an anderen Orten, zuletzt in Warasdin, der als Jurist überdies häufig dem Agramer Kapitel, dem Banus und dem Lande gute Dienste leistete, keiner unbestrittenen Anerkennung, was damit erklärt wird,'daß er verheiratet war, als Geistlicher über weltliche Dinge (Kronika) schrieb, seine Werke bei einem protestantischcu Drucker und dazu in der Volkssprache herausgab, was als Neigung zur Reformation gedeutet wurde.1) Jedenfalls war seine Postille anrüchig — die Inquisition soll seine Kronika sogar verbrannt haben2) — und der Agramer Bischof Peter Petretic, der zuerst ein Evangelistar (Sveti Evangeliomi, Graz, 1651) herausgab, behauptet, daß bis auf ihn im nordwestlichen Kroatien (v slo-venskom orsage) kein entsprechendes Werk gedruckt worden sei, obwohl er Vramecs Postille vielfach wörtlich ausgeschrieben hat.3) Zu seiner Ehre muß allerdings gesagt werden, daß er gegenüber Vramec viel selbständiger ist als Vramec gegenüber seinen Quellen.4) _ Wir sehen schon an diesem einen Beispiel, wie die in Deutschland gedruckten protestantischen Bücher ihren Einfluß dauernd auch auf die nordwestlichen Kroaten ausübten. III. Die kulturellen Wirkungen der Gegenreformation auf die Kroaten, Serben und Bulgaren. Der Panslavist Juri] Krizanic. Die Reformation wurde in Istrien, wo sie am meisten Verbreitungfand, und Dalmatien, wo sie namentlich in den Städten mit der auch bei den Siidslaven zu konstatierenden Neigung zum Calvinismus starke Wurzeln faßte, von den österreichischen Erzherzogen, der Republik Venedig und den kirchlichen Würdenträgern unterdrückt, in den von der Türkenherrschaft freigebliebenen Resten Kroatiens aber durch die Bischöfe von Zagreb (Agram),5) die Banusse und den Landtag, dessen Be- i) Klaic o.e.XXXIV.—XXXV. Branko Vodnik(Drechsler),Povijest lirvatske knjizevnosti, 209. 3) Vodnik 1. c. 3) V. Jagic, Knjizevnik III., 309. 4) Vgl. meine auf S. 20, Anm. 3 erwähnte Abhandlung, S 103. 6) Georg Draskoviö (Bischof 1563—1578), der als Vertreter des Kaisers Ferdinand an dem Konzil von Trient teilnahm, begann gleich nach seiner Rückkehr die Beschlüsse desselben durchzuführen. Seine Synoden (1570,1574) organisierten und vollendenten den Kampf gegen die Anhänger Luthers und Calvins, was bei den schlüsse aus den J. 1605 und 1609 im Gegensatz zu Ungarn in Kroatien und Slavonien keine andere Religion als die römisch-katholische gelten ließen; das hatte auch seine politischen Gründe, da man auf diese Weise die Deutschen, welche die autonomen Rechte des Landes bedrohten, fernhalten wollte. In der Zagreber Diözese wurde sogar ein kroatisches Privilegium beseitigt: die slavische Liturgie, der man noch auf der Synode von Zagreb im J. 1570 eine Verbeugung machte,1) geriet wegen der protestantischen glagolitischen Drucke, auf welche Stefan Consul und Anton Dalmatin das Hauptgewicht legten, in den Verdacht der Haeresie und zu deren Vernichtung wurde gerade auf Betreiben des Papstes Urban VIII., der sonst so viel für den slavischen Ritus tat, um die orthodoxen Slaven zu gewinnen, auf einer Diözesensynode 1634 ausschließlich der lateinische Ritus eingeführt.2) Spuren des Protestantismus erhielten sich aber lange in Kroatien3) und speziell auf der Murinsel (Medimurje) wurde noch 1750 an mehreren Orten, wo es heute Katholiken gibt, für Protestanten kroatisch gepredigt, obgleich Georg Zrinski der Jüngere schon 1623 zum Katholizismus bekehrt worden war.4) Auffällig stark sind auf der Murinsel bis auf den heutigen Tag gegen Luther und die Lutheraner gerichtete Sagen erhalten.5) Eine literarische Bekämpfung der Reformation im nordwestlichen (Provinzial-) Kroatien, dessen erste kajkavische Drucke dem Protestantismus zu verdanken sind (s. S. 21 f.), wurde zwar schon auf der Zagreber Synode 1574 beschlossen, ließ aber trotz der eifrigsten gegenreformatorischen Bestrebungen Slovenen Patriarch Francesco Barbaro und Bischof Hren (Chrön) erst nach Jahrzehnten durchsetzten. V. Klaic, Monumenta spect. historiam Slavorum merid. XXXI, S. XI—XII; J. Barl£, Naäe diecezanske sinode, Zagreb 1913; Carniola N. F. 4 (1915), 158. Eine(oder die?) Messe wurde in,,croatica lingua" gelesen. J. Barl£, o. c. 13. 2) Bucar, Povijest reformacije i protureformacije u Medjumurju i susjednoj Hrvatskoj 28, 71. Schon 1595 wurde der kroatisch-glagolitische Gottesdienst als Stütze des Protestantismus in Fiume unterdrückt. Fr. Bucar, Vjesnik zem. arkiva XIX., S. 6. des SA. 3) Beiträge zur Geschichte des Protestantismus in Kroatien bringt Lopaäic, Starine 26, S. 165 ff. Noch 1643 bat Martin Bogdan, Bischof von Zagreb, den Papst, Geistliche vorzeitig ordinieren zu dürfen, quia in ea parte, ubi haeretici et schismatici degunt, cum parochus catholicus moritur, si ei a vestigio alter non sufficiatur, facile vel haereticus vel schismaticus praedicans subintraret(0. c. 188). Das letzte Dekret Ferdinand III. gegen die Protestanten in Kroatien ist vom Jahre^ 1647. Kukuljevid, Jura regni I. 337. 4) Bucar o. c. 39, 43—44, 50 ff, 67, 69. 5) Bucar o. c. 85—113. der Bischöfe Georg Draskovic und Thomas Erdödy, die sogar zu einem politischen Bruch mit Ungarn bereit waren, um das Herübergreifen der neuen Lehre abzuwehren,1) lange auf sich warten, denn das erste Gebet- und Liederbuch eines „Geistlichen des Jesuitenordens" erschien vor 1628, ist aber nur in der zweiten Auflage aus dem J. 1640 bekannt (Molitvene knyisicze vszem Christusevem vernein szlovenskoga jezika priztoyne i haszno-vite, Posonii). Als Verfasser wurde ermittelt Xikola KrajaZevify,2) latinisiert Sartorius (1582—1653), der zuerst Soldat war, dann Weltgeistlicher wurde, das Noviziat bei den Jesuiten in Brünn ablegte, 1621—23 als Missionär in Tkalac bei Krizevci in Kroatien wirkte, wo er seine ersten geistlichen Gesänge für das rohe Volk (rudi plebi) dichtete, dann verschiedene Ämter in seinem Orden in Zagreb und Warasdin bekleidete und kurze Zeit auch illyrischer Poenitentiarius in Rom (1651) war. Ihm wird jetzt auch die Abfassung des kajkavisch-kroatischen Lectionariums (Szveti Evangeliomi, Graz 1651), das der Zagreber Bischof Petar Petretic herausgab, zugeschrieben (vgl. S. 24).< Darin sind auch die meisten seiner geistlichen Lieder wieder abgedruckt und durch neue vermehrt. Beide Liedersammlungen, die künstlerisch nicht hochstehen, enthalten vielleicht das eine oder andere alte Weihnachtsund Osterlied, sonst größtenteils Übersetzungen lateinischer Lieder; nur diejenigen Gesänge, in denen er verschiedene christliche Wahrheiten erklärt, sind wohl seine Originalarbeit. Im Evangelistar wird bei mehreren Liedern angegeben, daß sie nach der Melodie bekannter Volkslieder zu singen sind, z. B. „0 gloriosa Domina" nach „Igralo kolo siroko", eine freie Übersetzung des 50. Psalmes (Miserere) nach der Melodie des humoristischen Liedes „Lepo mi poje cerni kos." Solcher weltlicher Mittel bedienten sich Krajacevic und Petretic mit der ausdrücklichen Absicht, „heidnische, liederliche und unreine Gesänge",3) d. h. V) Fr. Fancev, Archiv f. slav. Phil. XXXIV., 410—411. 2) Über diesen und andere ähnliche Schriftsteller bringt neues wertvolles Material F. Fancev in der Abhandlung „Einige Bemerkungen zur Geschichte des Schrifttums in Kroatien", Archiv f. slav. Phil. XXXIV, 379 ff., über Krajacevic 394—396. Mit Recht weist er die Behauptung des Literarhistorikers Gj. Surmin zurück, daß die Jesuiten gegen die Volkssprache eingenommen gewesen wären, und betont besonders ihre Predigertätigkeit. Schon 1614 wurden von Zöglingen des Agramer Jesuitenkollegiums kroatische Kirchenlieder gesungen, dagegen scheinen die seit 1609 öfters nachgewiesenen dramatischen Vorstellungen nur lateinisch gewesen sein (Vodnik, Povijest hrv. knjiz. 272). Eine Würdigung der geistlichen Lieder KrajaCevic's gab Janko Barlfe in „Sveta Cecilija" 1915 (S. A. 14 S.). 3) J. Kukuljevic, Knjizevnici u Hrvata iz prve polovice XVII. vieka S. 8., 168—170. Volkslieder zu verdrängen. Ausfälle gegen Luther und haeretische Prädikanten findet man bei dem Jesuiten J. Habdelic, dem bedeutendsten Schriftsteller und berühmtesten Prediger Provin-zial-Kroatiens im 17. Jahrh.,1) dessen dicke Bücher (z. B. zählt das Werk „Pervi oca nasega Adama greh, Graz 1674, 1181 Seiten) viele satyrische Schilderungen der zeitgenössischen Zustände enthalten. Auch er eifert gegen Volkslieder und empfiehlt die geistlichen Lieder von Krajacevic. Viel schneller, systematischer, intensiver und extensiver •wurde die literarische Bekämpfung des Protestantismus bei den übrigen Kroaten und Balkanslaven überhaupt durch die päpstliche Gegenreformation2) ins Werk gesetzt. Als Rom seine "Reformen im Angriff nahm und speziell an die Durchführung der Beschlüsse des Tridentinums schritt, schenkte es besondere • Aufmerksamkeit den Balkanslaven, denn „Illyricum sacrum", das ihm als ,,primitiae apostolorum" immer am Herzen lag, wurde ihm nicht bloß durch die griechische Kirche und die Türken, sondern auch durch den Protestantismus streitig gemacht. Dementsprechend verfolgte seine Aktion auch dreierlei Zwecke: die Bekämpfung der Haeretiker, die Wiedergewinnung der Schismatiker, hauptsächlich durch eine Union, und die Vertreibung oder auch Bekehrung der Mohammedaner, die ja gerade in den westlichen Gebieten der Balkanhalbinsel größtenteils Slaven waren. Man kann daher nach den Ausführungen von M. Stojkovic die "von der päpstlichen Gegenreformation für die Südslaven ' ' geschaffene oder wenigstens geförderte Literatur und die damaligen geistigen Strömungen unter den Kroaten nicht allein aus dem Kampfe gegen den Protestantismus erklären, muß , aber ebenso betonen, daß die römischen Reformen und Institute, die auch den Südslaven sehr stark zugute kamen, in der Tat größtenteils darauf zurückzuführen sind. So strebte schon der Spanier Nicolaus Bobadilla, einer der neun Genossen des Ignatius von Loyola, die Gründung eines Jesuitenkollegiums V. Jagic in seinem Archiv f. il. Phil. XXVI, 581; XXXI, 537. 2) Vgl. Marijan Stojkovic, Rimska papinska protivureformacija u juznoslov-jenskim zemljama, Nastavni Vjesnik, XXII. (Zagreb 1913), 184—200. Derselbe, Karakteristika zivota i djelovanja Bartula Kasica iz Paga, 1. c. 1—9. Als ich den Abschnitt über die Reformation in der „Kultur der Gegenwart" (Teil I. Abt. IX., S. 218—219) schrieb, waren mir die meisten Angaben des Verf. aus seiner schriftlichen Grazer Dissertation über B. Kasiö schon bekannt. in Dalmatien an, um das Schisma und die Haere^ie in den Grenzgebieten abzuwehren.1) Außerdem haben wir direkte Zeugnisse, daß die literarische Tätigkeit der südslavischen Protestanten in Rom sehr ernst genommen wurde. Als 1582 Bonifa-cius aus Ragusa, Bischof von Ston (it. Stagno), von Gregor XIII. als apostolischer Visitator nach Dalmatien, in die Herzegovina, nach Bosnien, Kroatien, Slavonien, Serbien lind das südliche Ungarn geschickt wurde, lenkte die ihm gegebene Instruktion seine Aufmerksamkeit darauf, daß in diejsen Ländern die Haeresie nicht bloß mündlich, sondern auch durch gedruckte, für Illyri-cum und Dalmatien bestimmte Bücher in lingua schiavona et ciurula (= „in crobatischer und cirulischer Sprach" der Protestanten!) verbreitet werde, worauf er besonders achten und worüber er nach Rom genau berichten soll.2) Auch in der Bulle Urban VIII. über die Gründung, richtiger Erneuerung, des Collegium Illyricumin Loreto im J. 1627, worin alle Gründe3) dafür kurz zusammengefaßt sind, wird der Vergiftung dieser Länder durch „nördliche Haeresien" gedacht. Von den Schriftstellern sei nur der auf der quarnerischen Insel Pag geborene und in Rom erzogene Jesuit Bartholomäus Kasit (Cassius),4) der typischeste und fruchtbarste Vertreter der literarischen Gegenreformation unter den Südslaven, erwähnt, der Urban VIII. bat, seine Übersetzung des Neuen Testamentes und der ganzen Bibel herauszugeben, um die haeretischen und schismatischen Übersetzungen zu verdrängen.5) Für den Zusammen- Ad avcendam schismaticam et haereticam labem in locis finitimis grassan-tem. D. Farlati, Illyrici sacri tom. III. 522. 2) Monumenta spectantia liistoriam Slavorum meridionalium, v. XXIII., p. 324—325. In diesem Bande, der Acta Bosnae potissimum ecclesiastiea von P. Eusebius Fermendtin enthält, gibt es überhaupt viel Material über die religiösen und kulturellen Verhältnisse der Siidslaven. 3) Zelo domus dei nos commouente, ut paruulis petentibus panem verbi dei pro munere nostro frangamus; quippe qui universarum gentium, populorum Christi fidem profitentium salutem procurare et promouere studemus, dum oinnes christiani Orbis partes oculis mentis nostrae perlustramus, Illyricae linguae gentis, majorem Europae et maximam Asiae portionem incolentis, atque per Europam praestantissimis regnis et prouinciis olim /lorentissimae, ac inter plantas apostolicas in gremio catholicae ecclesiae primogenitae, nunc vero maxima ex parte sub impia Turcarum tirannide gementis schismaticorumque orientatium, haeresumque septentrionalium venenis per partes in/ectae, pro debito nostri pastoralis olficii necessitatibus spiritualibus suc-eurrere cogimur, et admonemur. Vetera monumenta Slavorum meridionalium. . . ab Augustino Theiner, t. II. 124. 4) Die biographischen und literarischen Daten bringt M. Stojkovii, Rad jsl. akademije, knj. 220, s. 170—263. Dazu S. 27, Anm. 2. Vg . Kap. IV. 5) Utinam aliquando etiam lucem aspiciat selecta a me ex antiquis Illyricis codicibus Versio Illyrica N'oui Testamenti, Tuo imperio, Tuisque perurbanis auäpiciis,. hang der südslavischen Literatur der Reformation und Gegenreformation spricht aber auch ein sonderbares äußeres Zeichen: mehrere Bücher, namentlich die glagolitischen, wurden in Rom mit den Lettern der Ungnad'schen Buchdruckerei gedruckt, die aus Urach auf sein Schloß Waldenstein in Kärnten und dann nach Graz gebracht, um noch immer für den Druck protestantischer Bücher zu dienen, hier aber konfisziert und vom Kaiser Ferdinand II. zuerst an die Kapuziner in Trsat bei Fiume, wo man wieder glagolitische Bücher für die Katholiken drucken*) wollte, und dann nach Rom an die Congregatio de propaganda fide (1626) geschenkt wurden.2) Fr. Glavinic, der diese Übertragung bewerkstelligte, war mit den „Tübinger" Drucken ganz gut vertraut.3) Von der größten Bedeutung für unsere Fragen ist der Umstand, daß das höhere Bildungswesen der südslavischen Länder jenem Orden anvertraut wurde, den der hl. Ignatius von Loyola zur Bekämpfung der Reformation gegründet hatte. Gregor XIII. errichtete 1580 in Loreto ein von Jesuiten geleitetes Collegium illyricum, das aber an Schülermangel litt, sodaß 1593 12 ausgewählte Zöglinge in das Jesuitenkollegium nach Rom gebracht wurden; 1627 stellte jedoch Urban VIII. das Collegium illyricum in Loreto wieder her, vertraute es aber- ut ea tota Natio luce noua Euangelicae praedicationis, yeritatis illustrata contra Mereses & schismata, Tue Sanctitatis aeterna recordatione glorietur, et oblectetur. Rituale Romanum Illyrica lingua. Romae MDCXL. Scliluss der Widmung an Urban VIII. Aus dem Memorial an Urban VI Ilr: Haec sane gloria etiam Pontificatui Tuo, Pater beatissime, post Collegii Illyrici apud sacram domum Lauretanajn erectionem debebatur haec, inquam, gloria selectae Jllyricae versionis universae Sacrae Scrip-turae editio, qua et haereticae et schismaticae et anonywae versionis Illyricae pro-ftigantur atque prosternuntur ad sacros sedes Tuae Sanctitatis. M. Stojkovic, Nastavni Vjesnik XXII, 2. Die vollständige Übersetzung wird in Rom bei der Kongregation der Propaganda aufbewahrt, der größte Teil des Alten Testamentes und das ganze Neue im Staatsarchiv in Zagreb, Safafik, Gesch. d. südsl. Lit. II., 203—204, Grada za povjest knizevnosti hrv. II., 43—57; über die Gründe, warum die Übersetzung nicht gedruckt wurde, s. M. Stojkovic, Rad 220/96, S. 256—257, und u. das Kapitel IV. über die Schriftsprache. Den Grund dafür finden wir in einer Vorstellung des Kaisers Ferdinand II. bei Urban VIII. wegen einer neuen Auflage des glagolitischen Missais: quoniam populi, quum a suis sacerdotibus, Missalibus deficientibus, Missam audire ne-querent, ibant ad schismaticorum ecclesias, qui graeco ritu, lingua autem illyrica Sacra faciebant. P. J. Safafik, Gesch. d. südslav. Lit. I. 174. 2) Chr. Fr. Schnurrer, Slavischer Bücherdruck in Württemberg (Tübingen 1799), 75—78, mit Berufung auf J. S.'Assemani Kaiendaria ecclesiae Romanae S. 430—32; Bucar, Povijest hrv. prot. knjiz., 226—231. Die Urkunden über den Druck glagolitischer Bücher in den Jahren 1620—1658 wurden von E. Fermendzin in den Starine XXIV. B. S. 1—40. veröffentlicht. s) Starine, XXIV., 11—12. mals den Jesuiten an und stattete es mit allen Privilegien aus, deren sich das Studium generale almae Urbis... aliaque collegia quarumcumque nationum et seminariorum in Rom und auswärts erfreuten.1) Natürlich waren auch für die Südslaven die Constitutionen2) und dann die Studienordnung der Gesellschaft Jesu von 1586 und 1599 maßgebend und als Vorbild diente auch in Loreto das römische Collegium Germanico-Hun-garicum, kurz Germanicum genannt, das vom hl. Ignatius 1552 zur Heranbildung frommer und gelehrter Priester für die deutschen Länder gestiftet wurde.3) Die Aufnahmsbedingungen erinnern vielfach an das Germanicum,4) ebenso wie Oberdeutschland wurden auch die rein katholischen Küstengebiete Dalmatiens bevorzugt. Unter den 36 Zöglingen sollte es aber solche nicht bloß aus Dalmatien mit Einschluß der Inseln des / Quarnero und des kroatischen Küstenlandes,5) aus Bosnien und Slavonien,6) sondern auch aus Serbien (im geschichtlichen *) Die Hauptquelle ist die Gründungsurkunde, hg. von A. Theiner, Vetera monumenta Slavorum meridionalium, II. 124—128. Weitere Belege s. bei M. Stoj-koviö, Nastavni Vjesnik XXII., 195—196. 2) Schon diese (IV. Cap. 8 ) hatten die Bestimmung, daß sich die Zöglinge im Predigen und in der Erklärung der heil. Schrift in der Volkssprache üben sollten: studeantque ad id munus obeundum linguam populo vernaculam bene addiscere. G. M. Pachtler, Ratio studiorum et Institutiones scholasticae Societatis Jesu, Tom. I., S. 40. 3) G. M. Pachtler, o. c. I. 368, 375. Die Gründung des Collegium Germanicum hebt auch der oben erwähnte Jesuit B. Kasic als besonders Verdienst des hl. Ignatius von Loyola hervor (Zivot sv. Ignacija, 7.) und gibt auch der allgemeinen Anschauung der rechtgläubigen Katholiken Ausdruck, daß derselbe ,,von Gott erweckt und als Heilmittel gegen die Giftpflanze Martin Luther eingesetzt" worden sei. M. Stojkovid, XXII, 189. 4) § 6... .constet illum in et de legitimo matrimonio natum et saltem prima tonsura initiatum, nec esse neophitum, multo minus aliquo tempore haeresi vel mahu-metismo adhaesisse, sitque sanus et absque ulla infirmitate habituata vel incurabili ac sine ullo vitio vel deformitate notabili corporis, lingua minime impedita, paren-tibus Illyricis Illyricaeque linguae, et si fieri poterit, litteraturae quoque Illyricae per-itus, qui vagus non fuerit, nihilque negotii ac litium habeat, et praese/erat volun-tatem ac speciem proficiendi in disciptina pietatis et literarum, ad e/fectum ut euadat utilis operarius in cuttvra Illyricanae ecclesiae, idemque non sit inferior quatuordecim annis, nec vigesimum annum excedat, habeatque aliquam grammaticae cognitio-nem, quae omnia sicut in duodecim Dalmaticis alumnis ab episcopis et capitulis, ut praefertur, diligendis omni rigore, ita in subditis Turcarum mitius obser-ventur. A. Theiner, Vetera monumenta Slavorum meridionalium, II. 126. Vgl. damit Pachtler o. -c. I. 375 und besonders 384, § 3. ä) Genannt werden die Bistümer Pagensis (s-kr. Pag.), Vegliensis (Krk), Ausserensis it. Osero, s-kr. Osor vero Chersi (Cres) oppidi, Arbensis (Rab) et Segnensis (Senj). Aus dem Bistum Senj (Zengg) gab es im 18. Jahrh. 9 Alumnen im Collegium German/cum-Hungaricum in Bom. Vgl. Cardinal Andreas Steinhuber, Geschichte des Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom, II. 349. 6) regio intra Dravum Sauumque fluuios constituta kann sich dem Zusammenhange und dem Sinne der ganzen Urkunde nach, in welcher von der Zagreber Diözese keine Erwähnung geschieht, nur auf das damalige türkische Slavonien beziehen. Sinne, also auch Altserbien und Montenegro mit Teilen von Nordalbanien) geben, 6 Plätze waren aber ausdrücklich Bulgarien (Bulgarici regni) vorbehalten.1) Außerdem kommen für die unter den Habsburgern verbliebenen Reste Kroatiens,2) d. i. Kroatien im engeren Sinne südlich der Kulpa und „Slavo-nien" (slovenskä zemlja) nördlich davon bis zur Drau, auf das später hauptsächlich der Name Kroatien bezogen wurde, die Jesuiten - Kollegien oder Alumnate von Graz und Wien und das Collegium Germanico-Hungaricum in Rom selbst in Betracht; von seiner Gründung bis zum J. 1600 gab es darin aus dem Bistum Zagreb 4 Zöglinge, von 1600—1665 23, von 1663—1700 20, von 1700—1800 107.3) Diese Kleriker pflegten ihre philosophischen Studien in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Pazmaneum (für Kleriker aus Ungarn) und in einem besonderen „Kroatischen Collegium" in Wien oder auch im Seminar der roten Kleriker" von Trnava4) (Tyrnau damals Oberungarn) in der Slovakei, im 18. Jahrh. auch im Seminar von Zagreb,6) zu absolvieren. Die Bischöfe von Zagreb, darunter der wegen seiner reformatorischen Tätigkeit hervor- 1) Wie wenig ein so wichtiges Collegium selbst in der katholischen Literatur bekannt ist, beweist der Umstand, daß es in Wetzer und Weite's Kirchenlexikon unter 17 römischen Collegien gar nicht aufgezählt und wie „andere kleinere Anstalten____für Angehörige gewisser Gegenden Italiens" übergangen wird. (O. c. III8. 639). Diese Behandlung verdiente das öfters erwähnte „Kroatische Seminar" in Bologna (s. Vjesnik kr. hrv. slav. arkiva u Zagrebu XIV. 186—226). Nach der Stiftungsurkunde des Zagreber Großprobstes Paulus Bondinus aus dem J. 1557 war es ein „collegium seu sodalitium scholarium" für 4, 6 oder 8 Studierende der Universität Bologna aus Ungarn und Kroatien. Da das Collegium unter der Leitung des Zagreber Domkapitels stand, wurde es im Laufe der Zeit in der Tat ganz kroatisch. Beachtenswert ist die Aufnahmsbedingung, daß der Alumne vonl Verdacht des Luthertums frei sein mußte (alienus a suspicatione liaeresis Lutheranae) und daß im Collegium die Lektüre und Haltung haeretischer Bücher verboten war (o. c. 213, 206). Herzog-Hauck's Bealenzyklopaedie für die protestantische Theologie (IV3, 229—230) erwähnt ein „thracisch-illyrisches Collegium" in Rom und stellt das 1627 erneuerte „Illyrianische" von Loretto wegen der Gründungszeit in eine Reihe mit den Collegien von Wien und Prag (alle Statuten vom 1. Juni 1627). 2) Vgl. o. S. 487, 499. So ist auch die „Provinz Kroatien oder Slavonien" bei A. Steinhuber (Gesch. des Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom, I. 144) zu verstehen. Vgl. V. Klaic, Atlas za hrv. povjestnicu, br. 6. 3) Steinhuber o. c. I. 325, 468, II. 121, 133, 349. *) In Trnava studierten mehrere kroatische Schriftsteller, wie Habdelic und Jambresiö, und wurden auch kroatische Bücher (z. B. die zweite Ausgabe von Petreti6's Evangelistar, Trnava 1694) gedruckt. Archivarische und bibliothekarische Studien in der Slovakei werden gewiß noch verschiedene Beiträge für cechoslo- vakische Beziehungen zu den Südslaven auch aus der Zeit der Gegenreformation ergeben. Vgl. bisher K. Konrad, Himnologia starocharvatskä, Vestnik kräl. ceske-spolecnosti nauk, 1890. *) Steinhuber, o. c. II. 121, 133, 349—350, 516. ragende Martin Borkovic, ein Pauliner, und andere hohe kirchliche Würdenträger waren zum größten Teil Germaniker wie in Ungarn.1) So wird es begreiflich, daß zahlreiche Südslaven vor allem in Italien und in Rom selbst von den Jesuiten erzogen wurden und dann im Sinne ihres Ordens auf dem ganzen Balkan wirkten. Übrigens kamen auch anderssprachige Mitglieder des Ordens dahin, sogar einer der 9 Genossen des Ignatius von Loyola, der Spanier Nicolaus Bobadilla, der in Dalmatien predigte, in Zara und Ragusa weilte und während seines längeren Aufenthaltes auch kroatisch erlernte.2) In Dalmatien selbst glückten die ersten Versuche ständiger Niederlassungen nicht, aber in der unter französischem Protektorat in Konstantinopel 1574 gegründeten Residenz gab es unter den ersten Vätern einen Ragu-saner Marin Temperica und die geistliche Fürsorge für die in der Türkei zerstreuten ragusanischen Kauf- und Bergleute3) war auch der Mantel für die Ausbreitung des Ordens in der europäischen Türkei, wo die Missionshäuser oder Residenzen in Temesyar, in Fünfkirchen (seit 1612),auch sonst in Ungarn und Siebenbürgen, und sogar in Belgrad für uns in Betracht kommen. Außerdem sind zu nennen ihre Sitze in Zagreb (seit 1606), Fiume (16284), Warasdin (1632, von Graz aus). In Ragusa selbst wurde nach mehreren Versuchen (der erste 1560— 1585) einer ständigen Niederlassung die Zustimmung zu einer Residenz erst 1628 gegeben und der Grundstein zu einem Collegium 1653 gelegt, das Schulwesen kam aber erst 1658 in ihre Hände.5) Abgesehen von innerpolitischen Gründen und der Gegnerschaft Venedigs, das 1616 und 1635 die Gründung !) Steinhuber. o. c. I. 468, II. 39, 45, 118—120, 133—134, 351, 369—370. Über Borkovii vgl. Starine XXXV. 380, 384, 389. 2) Die Belege bei M. Stojkovii, Nast. Vjesnik XXII., 190—191. Über den Aufenthalt in Ragusa s. Koerbler, Rad 205, S. 137. 3) C. Jirecek, Die Bedeutung von Ragusa in der Handelsgesehichte des Mittelalters, 34—36. 4) Diese Zahl, nicht 1627, nach B. Duhr, Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge II, 352. Gepredigt wurde in Fiume italienisch an den höheren Festen, illyrisch an allen Sonntagen, die Katechese war bloß illyrisch. Ib. 353, III. 209. Falsch ist auf S. 207 des III. B. die Anmerkung 7, wo die „Slavo-nische (slovenische) Sprache, auch krainische oder illyrische Sprache genannt, mit der heutigen serbokroatischen oder südslavischen Sprache" identifiziert wird. ^ 5) ©uro Koerbler, Rad 205, S. 140. Daselbst (138—140) gibt es Auszüge aus 'Senatsbeschlüssen von 1583—1589, welche zeigen, daß man sich mit der Durchführung des ersten vom 28. April 1583 (mit 24 gegen 13 Stimmen) „de introdu-•cendo in ciuitatem nostram R-dos Patres Jesuites ad honorem Dei, ad aedifica-tionem nostram et ad educationem filiorum nostrorum" durchaus nicht beeilte. eines von Jesuiten geleiteten Seminars in Ragusa durch seine Vorstellungen in Rom verhinderte,1) mußte die unter türkischem Protektorat stehende Republik vorsichtig sein, denn ihren Staatsmännern blieben die politischen Absichten des Ordens nicht verborgen. Schon Loyolas Nachfolger Laynez legte nämlich besonderes Gewicht auf eine Niederlassung in Ragusa, denn diese Brücke zwischen Orient und Okzident sollte mit Hilfe der weitverbreiteten „illyrischen" Sprache nicht bloß die religiöse, sondern auch die politische Eroberung der Türkei vermitteln.2) Diese ganz an die südslavischen Protestanten erinnernden Tendenzen kamen immer mehr zur Geltung,3) so-daß Anton Deodatus, Erzpriester des hl. Hieronymus in Rom, als Censor der von B. Kasic „in die ragusanische4) Sprache" (u jezik dubrovacki) übersetzten „Pistule" (Episteln aus dem römischen Missal, Romae 1641) in seiner Approbation (1. VI. 1639) meinte, der Schall dieser evangelischen Trompete in der ragusanischen Sprache solle weit in die Welt hinaustönen, damit in gewisser Weise das Reich geteilt und im Westen die römische, im Osten aber die ragusanische Sprache herrsche; das könnte der Würde der römischen Sprache keinen Schaden bringen, denn die sehr fernen Völker würden die lateinische, für sie dunkle Sprache als heilig verehren, die ihnen verständliche ragusanische aber in ihr Herz schließen und lieben.5) Zum besseren Verständnis solcher Bestrebungen sei hervorgehoben, daß Rom den Balkanslaven, unter deren Geistlich- 1) S. Ljubic, Rad jugosl. ak. Bd. Uli., 160—161. 2) Satis intelligebat Lainnius peropportunum fore Societati sedem Epidauri tum propter illyricae linguae usum täte patentem, tum etiam ut inde ad Turcarum quoque provincias pedetentim aditus captaretur. K. Vojnovid, Rad jugoslav. aka-demije, B. 119, 62 u. 133. 3) Auch in Italien wirkten in diesem Sinne unter dem Einfluße der Jesuiten die Herzoge von Mantua, Savoyen (in Ragusa mußte 1611 eine von diesem angezettelte Verschwörung niedergeschlagen werden. S. Ljubic, Rad jugosl. akad., B. LIII., S. 137—142.) und Toscana. Ferdinand II. von Toscana lernte bei Marin Drzid, einem aus Ragusa stammenden Jesuiten, drei Jahre kroatisch. A. Pavi'c, Rad jugoslav. akad. LXVIII., 87. 4) Kasic machte den Ragusanern, unter denen er zweimal als Missionär längere Zeit geweilt hatte, mit der Bezeichnung der Sprache eine Konzession, die sachlich ganz gut möglich war. ä) M. Stojkoviö, Nast. Vjesnik XXII., 195. Im Original: nempe ut Solis lucem omnibus terris, ita Dei verbum Omnibus gentibus orientalibus evulgari par est; exeat itaque in fines Orbis terrae sonus evangelicae tubae Ragusinis vocibus editus, ut diviso quodammodo Imperio occidentem romana lingua, orientem Ragusina per-icifrrat; neque illud officiet dignitati regnatrici dictae linguae; nam Latinam ob-scuram sili remoti'ssimae nationes venerabuntur ut Sacram, Ragusinam quam intelligent, amplecterentur, atque amabunt. M. Stojkovic, Rad 220, 96, 252. 3 keit die Kenntnis der lateinischen Sprache wenig verbreitet war, so weit entgegen kam, daß die Propaganda denselben Jesuiten B. Kasic mit einer Übersetzung des ganzen Rituale romanum (Romae 1640) betraute,1) so daß die Spendung der Sakramente und überhaupt alle rituellen Verrichtungen nur in der Volkspsrache üblich waren und vielfach noch heute sind. Die eigentliche Seelsorge war in den Resten Dalmatiens und in den türkischen Provinzen hauptsächlich oder ganz, wie in Bosnien, dem Orden des hl. Franciscus anvertraut, welcher der Legende zufolge selber nach den dalmatinischen Inseln verschlagen worden sei und die Provinz Slavonia2) gegründet habe.3) Was den sehr volkstümlichen Franziskanern im allgemeinen nachgerühmt wird, daß sie sich unter den Schismatikern und Mohammedanern besonders bewährten und daß sie im Zeitalter der Gegenreformation neben den Jesuiten eifrig an der Hebung des religiösen Lebens wirkten,4) gilt in hohem Grade von den südslavischen Ordensbrüdern und namentlich von denen in der Türkei, wo in manchen Gebieten, wie in Bosnien, die Erhaltung des Katholizismus nur ihrem Eifer, ihrer Ausdauer, Umsicht und Anpassungsfähigkeit an die Verhältnisse und häufig auch ihrem Heldenmut zu verdanken J) Kasiö's Widmung an Urban VIII.: Prudenti ac piissiino consilio factum est, Bme Pater, ut Rituale Latinum fieret Illyricum, Te praecipiente, et expetitum a tota Natione in lucem ederetur. Perdifficile enim erat Illyricis Sacerdotibus non paucis Sacros Ritus Latino eloquio scriptos intelligere, eosque in praxi exercere, apud quos non ea Latinae lingue uiget eruditio, ut possint, exequi praescripta rite, recteque, sicut opportet. Meum itaque fuit Sacra iubenti Congregatione, cum adhuc essem in Basilica Vaticana Poenitentiarius Illyricus, diuturno labore in paene infinita idiomatis Illyrici varietate perscribere communiori dialecto Illyricis, quod Latinis sermo Latinus praescripsit... Ditissimus profecto thesaurus Ecclesiae Illyricae erit Sacrorum Rituum Rituale effectum illyricum, quo et gens universa ditabitur, et Catholica fides in latissimis Provinciis propagabitur. Angesichts dieser klaren Angaben ist ganz unhaltbar die Ansicht V. Jagiö's (Archiv f.sl. Phil., XXXIV., 509.), Kaäid's Rituale sei wegen der darin praevalierendcn i'-Aussprache „ja augenscheinlich vor allem für Norddalmatien und die Inseln, wo die slavische Liturgie in Gebrauch war", bestimmt gewesen. Auch ein Beispiel, wie man irren kann, wenn man bloß die Sprache und nicht auch die literarhistorischen Tatsachen berücksichtigt. -) Unter Sclauonia verstand man im Mittelalter die Adriatisclie Küste zwischen Istrien und der Bojana mit allen Hinterländern, also das gegenwärtige Kroatien, Dalmatien, Montenegro, Nordalbanien, Herzegovina, Bosnien'und Serbien, C. Jirecek: Die Bedeutung von Ragusa in der Handelsgeschichte des Mittelalters 12, Staat und Gesellschaft im mittelalterlichen Serbien I. (Denkschriften der Akad. der Wissenschaften in Wien, phil. hist. Kl., B. LVI.) S 1—2". 3) Stipan Zlatovic, Franovci drzave presvet. odkupitelja i hrvatski puk u Dalmaciji, Zagreb, 1888. 4) M. Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, II2., 424—427. ist.1) In Bulgarien gelang es ihrer Missionstätigkeit zu Ende des 16. und im 17. Jahrhundert die „Paulikianer", Reste der Bogo-milen, die im 10. Jahrhundert auftauchten und starke Verbreitung auch auf dem übrigen Balkan fanden, für den Katholizismus zu gewinnen;2) sie bilden bis heute den Kern der nicht zahlreichen Katholiken im nordwestlichen Bulgarien und um Philippopel; der verunglückte Aufstand von 1688 gegen die Türken zwang viele zur Auswanderung nach dem ungarischen Banat, nach Siebenbürgen und in die Walachei.3) Diese Franziskaner oblagen den höheren Studien ebenfalls im Auslande, hauptsächlich in den Klöstern Italiens und zwar in den ersten Ordensschulen4) auch während der schlimmsten kriegerischen Zeiten,5) in denen der Verkehr mit Italien so schwer und gefährlich war; erst mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Karlowitzer Frieden wurde hauptsächlich für die ungarisch-kroatisch-slavonischen Ordensbrüder ein theologischer Kursus im Kloster von Ofen (slav. Budim, ung. Buda) eröffnet (1722).6) Die in Italien erzogenen südslavischen Franziskaner brachten Vgl. darüber außer dem erwähnten Werke von St. Zlatovit, das hauptsächlich über Dalmatien handelt, noch die Monographie über die Tätigkeit der Franziskaner in Bosnien und Herzegovina bis 1835 von fra Mijo Vjenceslav Batinic, Djelovanje Franjevaca u Bosni i Hercegovini, 3 Bde, Zagreb, 1881—1887. Das Quellenmaterial über die Tätigkeit der bosnischen Franziskaner veröffentlichten P. Eusebius Fermendzin, Acta Bosnae, Monumenta spect. historiam Slavorum meridionaliam XXIII., und Julijan Jelenic, Starine XXXVI. 81—162 (noch nicht vollendet). Wie schlecht es mit der Seelsorge bestellt war (Starine XXXVI, 144, 148) lehrt z. B. der Visitationsbericht des Bischofs Olovcic (Plumbeus), der im J. 1673 in Maglaj (an der Bosna) von 4678 kath. Einwohnern 3410 firmte (hundertjährige Leute hatten keinen Bischof gesehen), im J. 1674 in Jelaske von ungefähr 1400 Katholiken 1014, Dabei muß hervorgehoben werden, daß die Katholiken im Vergleich mit den Orthodoxen besonders schlecht gestellt waren, da sie ihr Oberhapt außerhalb der Türkei hatten und als Glaubensbrüder der katholischen Mächte mit besonderem Mißtrauen betrachtet wurden. Daher wiederholen sich Klagen über Bedrückungen von Seite der Türken und der Orthodoxen, deren Patriarch und Bischöfe namentlich die Jurisdiktion über die Katholiken anstrebten. Zum besseren Verständnis der Verhältnisse sei noch erwähnt, daß die Katholiken damals in Bosnien verhältnismäßig zahlreicher waren als heute, denn infolge der kriegerischen Ereignisse fanden namentlich am Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrli. große Auswanderungen nach Kroatien, Slavonien, Dalmatien und nach Ungarn statt. 2) Vgl. L. Miletic, HauiHrfc naßjiHKHHHH, C6ophhkt> 3a hapoahii ymotbo-peras . . . XIX. (Sofia, 1903), 1—369. Das urkundliche Material von 1565—1799 sammelte und veröffentlichte P. Fr. Eus. Fermendzin, Acta Bulgariae ecclesiastica, Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium, vol. XVIII. (Zagreb, 1887). Die Schrift von Milev, KaTOJiHnecKaTa nponaraH^a bt> B-tJirapHH np'bs's XVII B^KTi, Co(fwsi 1914, stand mir nicht zur Verfügung. 3) L. Miletic, C6opHHKT> 3a Hap. yMOTBOpeHHH . . . XIV, 284—543. ä) ZIatovic, o. c. 106—167. 6) Batinic, o. c. III. 12. e) Ib. 39. es zu angesehenen Stellungen als Bischöfe und Lehrer in Italien, Österreich und Polen.1) Daß im 16. und 17. Jahrhundert auch über ihnen der Geist der Gegenreformation schwebte, kann man leicht begreifen. In der Geschichte der südslavischen Franziskaner spielte von Anfang an Bosnien eine besonders wichtige Rolle. Nach seiner Eroberung durch die Türken (1463) wurde es immer mehr zu ihrem Mittelpunkte. Vorübergehend gab es noch eine bosnischdalmatinische Provinz (bis 1469) und eine bosnisch-kroatische Kustodie, beziehungsweise Provinz (seit 1517) neben einer bosnischen, die nach dem Kloster Srebrenica (d. h. Silberstadt), dem ursprünglichen Sitze der bosnischen Vikare im Osten des Landes, den Titel Bosna Argentina führte; als aber die Türken immer weiter nach Westen und Norden vordrangen, zogen mit ihnen auch die bosnischen Franziskaner einher2) und die die meisten Pfarren innehabenden Klöster von ganz Bosnien, Tür-kisch-Dalmatien (alles bis auf die meisten Städte und enge Küstengebiete), Slavonien und Ungarn bis Ofen (Budim), wo die Bosnier auch ihre Kirche und Pfarre hatten, waren in einer einzigen Ordensprovinz Bosna Argentina vereinigt; zu ihr gehörte auch Serbien und vorübergehend (1595—1645) sogar Bulgarien. Nach dem Karlowitzer Frieden unterbrach zwar Venedig gleich (1703—1704) die Verbindung Dalmatiens mit Bosnien, zu einer förmlichen Teilung der in der Tat zu großen Ordensprovinz in eine dalmatinische, ungarisch-syrmische (mit Serbien) und eine bösnisch-slavonische, kam es aber erst 1735, und 1757 wurde auch Slavonien von Bosnien losgelöst. Diese langjährige Zusammengehörigkeit, deren Traditionen auch nach der Trennung wirksam blieben, hatte die grösste Bedeutung für das geistige Lehen der Balkanslaven und die Ausbildung einer einheitlichen Schriftsprache der Kroaten und Serben, denn die kirchliche Gemeinschaft wirkte hier ebenso einigend und aus-gliechend wie anderswo die staatliche, die überdies auch vorhanden war und nicht unterschätzt werden darf, denn innerhalb der Türkei waren in den ungarischen, kroatischen und vene- ») Zlatovi6, o. c. 239. 2) Nach der Eroberung Ofens ("1541), der Hauptstadt Ungarns, soll schon das-Sprichwort entstanden sein: Kudgod Turci s cordom, onda fratri s torbom (Wohin immer die Türken mit dem Säbel, dorthin die Fratres mit der Tasche). Batinii o. c. II , 39. T. Smiciklas, Poviest hrvatska II., 244. spricht von einem „alten, in Slavonien erhaltenen Sprichwort" mit den Varianten: Kamo.....tamo. zianischen Gebieten die mohammedanischen Bosnier selbstbewußte und mächtige Herren. Das im Oktober 1580 errichtete Beglerbegat (Paschalyk, Vilajet) Bosnien umfaßte Bosnien und Herzegovina, Dalmatien bis auf den venezianischen Küstenstreifen und die Inseln, den größten Teil Kroatiens und ganz Slavonien bis auf Syrmien, das zum Paschalyk Budim (Ofen) gehörte. Von der Größe dieses Bosnien kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß von seinen acht Sandzaken das eigentliche Bosnien den letzten bildete.1) Doch auch im Paschalyk Temesvar und namentlich in Budim (Ofen) herrschte die islamisierte feudale bosnische Aristokratie, denn sie hatte den größten Teil Ungarns erobert und verteidigte es,2) sodaß von ihren Heldentaten auch in diesen Gebieten noch heutzutage südslawische, mohammedanische und christliche Sänger Kunde geben.3) Die in Italien und insbesonders in Rom, teilweise aber auch in Österreich und Ungarn, im Geiste der Gegenreformation herangezogene Geistlichkeit schuf nun auch eine entsprechende Literatur für die Kroaten, die aber ganz nach dem Muster der Reformation auch für die Serben und Bulgaren berechnet war. Wie es mit den notwendigsten Lehr- und Erbauungsbüchern bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts bestellt war, zeigt am besten die Tatsache, daß Gregor XIII. im Februar 1582 dem Bischof Bonifacius aus Ragusa als Visitator der südslawischen Länder nur zwei Kisten lateinischer und auch italienischer Bücher mitgeben konnte und ihn überdies für die Sla-ven des griechischen Ritus mit — griechischen versah, die er an Mönche, Priester und Klöster verteilen sollte, obwohl er wußte, daß sie ,,im allgemeinen" die griechische Sprache nicht kannten.4) Nur handschriftlich konnte er ihm zwei kleine Werke (operine) mitgeben, einen kurzen Katechismus „für die einfachen Geistlichen" und eine Christenlehre, übersetzt in die lingua ciurula, sodaß also auch hier die „cirulische Sprach" der Protestanten wiederkehrt.5) Diese sollten gedruckt werden !) F. Sisi6, Pregled povijesti hrvatskoga naroda, 268 und die Karte vor S. 265. 2) J. v. Asböth, Bosnien und die Herzegovina, 129—131. 3) Vgl. namentlich die mohammedanischen Volksliedersammlungen von K. Hörmann, der Matica hrvatska, B. III. a IV., und Esad Hadziomerspahic und meinen Bericht über die Volksepik der bosnischen Mohammedaner, Sitzungsberichte der Wiener Akademie, phil. hist. Kl., 173 Bd., 3 Abh., S. 13. 4) Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium, B. XXIII., 332—333. f- 6) Ib. 334. und am 29. Juni desselben Jahres konnten dem Nachfolger des genannten, in der Türkei verstorbenen Visitators, Agostino Quintio, Bischof von Curzola, bereits 1000 in „illyrischer" Sprache mit lateinischen Lettern gedruckte Christenlehren (dottrine Christiane) und 200 Anleitungen für das Beichthören (direttorii de confessori) mitgegeben und gleichzeitig andere Bücher in größerer Zahl in „serbischer1) Schrift" (in carettere serviano) in Aussicht gestellt werden. Von diesen gedruckten Werken ist eines sicher: Ispravnik za jerei ispovidnici i za pokornici2) (Rom 1582), eine Paraphrase ex brevi Directorio Latino Magistri Polanci Theologi societatis Jesu, übersetzt von dem aus Zara gebürtigten Priester Simun Budinic (Budineo). Bezüglich der dottrine Christiane muß ich mich nach Prüfung aller Umstände3) für Nauk karstjanski (= dottrina christiana) von Alexander Komulovic (Rom 1582), einem aus Spalato stammenden Erzpriester des Hospitals des hl. Hyronvmus in Rom, entscheiden; das Original soll von Bellarmino4) sein. Daß diese ersten südslavischen Bücher der römischen Gegenreformation Dieser Ausdruck, der sicli dann öfters wiederholt, auch bei einheimischen Schriftstellern, wie dem Jesuiten B. Kasid von der Insel Pag im Quarnero (s naäimi serbskimi slovi, Rad 220/96, S. 263), M. Divkovic (iztomaci... u bosanski jezik serbskiemi slovi, Bosanski Prijatelj I., 30.) aus Bosnien oder A. Reljkovic in Slavonien noch im 18. Jahrh., und später im Streit serbisch oder kroatisch mißverstanden wurde, steht auf derselben Stufe wie „gotische" oder „deutsche Schrift" oder „Schwabacher Lettern", die von den Nordwestslaven bis ins 19. Jahrh. gebraucht wurden. 2) So nach Safarik II., 207. Kukuljevic's (Bibl. hrv. 274 und 4) Titel sind wohl willkürliche Änderungen wie so oft. 3) Man könnte an die Übersetzung des Katechismus des Peter Canisius von demselben Simun Budineo denken, der lateinisch und cyrillisch gedruckt. 1583 ebenfalls in Rom erschien (vgl. J. Kukuljevic, Bibliografia hrvatska N. 273 und 62, Safar ik o. c. II. 213, §. Ljubic, Ogledalo knjizevne poviesti jugoslavjanske II. 389). Der Titel ist bei Kukuljevid und bei Safarik ungenau, der lateinische jetzt authentisch wiedergegeben von Dezelid, Hrv. bibliofil. I., 29. Darnach ist es auch sichergestellt, daß Kukuljevid's Angabe, der lateinische Druck sei ohne Jahr, unrichtig ist; beide Ausgaben sind 1583 erschienen, wie schon Ljubic behauptete. Der obigen Instruktion zufolge müßte der lateinische Druck in das Jahr 1582 verlegt werden, was aber den Tatsachen widerspricht. M. Stojkovid (Nastavni Vjesnik XXII., 197) dachte an ein wahrscheinlich zuerst lateinisch und dann cyrillisch gedrucktes Abecedarium und einen kurzen Katechismus des P. Canisius von demselben S. Budineo (vgl. Safarik o. c. 212, Kukuljevid N. 63), was allerdings an die ersten Büchlein P. Trubars erinnern würde, doch ist dieser Druck bisher nicht bezeugt und wurde nach meiner Meinung nur aus dem oben genannten Werk von Stulli und dann von Safafik erschlossen und von Safarik und Kukuljevic sogar in dasselbe Jahr 1583 verlegt. Die Angaben von Carlos Sommervogel, S. J. Biblioth£que de la Compagnie de Jdsus, II. 333 über Summa nauka christiam skoga (!) sind aus zweiter Hand. Ein cyrillisches Abecedarium von Budineo ist übrigens gedruckt worden, aber später: Breve istruzione per imparare il carattere Serviano e la lingua Illyrica, Venedig 1597. Safafik o. c. 100. 4) Kukuljevic, Bibliografia hrv. Nr. 850. von Budinic und Komulovic herrühren, wissen wir aus den Protokollen der erwähnten Bruderschaft (Societas seu Confra-ternitas hospitalis) des hl. Hieronymus, die zu ihrem Druck beigetragen hat.1) Der erste cyrillische Druck (Rom 1583) war eine Ubersetzung der Summa doctrinae christianae des Petrus Canisius von demselben Simun Budinic.2) Man sieht schon aus diesen Andeutungen über die ersten Drucke der südslavischen Gegenreformation, daß noch viele Einzelheiten aufzuklären und die großen Zusammenhänge näher zu erforschen sind. Hier genügt es darauf hinzuweisen, daß in ähnlicher Weise auf Anregung und auf Kosten der Päpste, Kardinäle, namentlich ihrer Congregatio de Propaganda fide und verschiedener anderer Institute im 16. und 17., teilweise noch im 18. Jahrh., zahlreiche Werke in lateinischer, cyrillischer und glagolitischer Schrift — oft dasselbe Werk gleichzeitig oder später in verschiedenen Schriften — gedruckt worden sind, meist in Italien, vor allem in Rom und Venedig, nur selten in Wien oder in Graz (hier nur provinzial-kroatische Werke). Außer den glagolitischen Missalen, Breviarien und Ritualbüchern, die für kirchliche Zwecke bestimmt waren, finden wir längere und kürzere Katechismen des deutschen Jesuiten Peter Canisius, des „umgekehrten Luther", des italienischen Bellar-mino und des spanischen J. Ledesma,3) andere katechetische und homiletische Werke, besonders Predigten, sodann Amtsbücher und sogar das Rituale romanum in der Volkssprache,4) Erbauungsschriften, namentlich Lebensbeschreibungen und Legenden von Heiligen, endlich asketische und Andachtsbücher. *) J. Crncic, Najslarija povjest krckoj, osorskoj, rabskoj, senjskoj, i krbavskoj biskupiji. 110—111, 108. 2) Vgl. o. Anm. 2, Da schon von Kukuljevic der Umfang des cyrillischen Druckes 4°, 264 Seiten) angegeben ist, so haben wir den Beweis, daß wir es mit dem Katechismus des P. Canisius (zuerst gedruckt 1554) zu tun haben, nicht mit seinem Auszug aus demselben (1561). Vgl. Wetzer und Weite's Kirchenlexikon, 2. Aufl. VII., 302, 303. 3) Es gibt auch hier Kontaminationen verschiedener Werke. So schrieb fVMatija Divkovic aus Jelaske im östlichen Bosnien außer seinem großen IlaSn Kap- cTHducKH 34 Hdß*A cd«EHHCKH (aus dem Lateinischen, nach wem?), Venedig 1611, auch eine kleinere „Christenlehre mit vielen geistlichen Dingen" (HaSk kapcthanckh c.mhorhaih ctkjph ,\S);«kiiiie,mh), welchen Katechismus er „aus dem Katechismus von Ledesma und Belarmino in eins zusammengepresst und zusammengestellt" habe. Gjorgje S. Gjorgjevic, Matijo Divkovic (Beograd 1898), 38, 174—178. Auch das zuerst genannte Werk und die „BecHeAe" sollen Kompilationen sein. O. c. 179. Eine gewisse Selbstständigkeit zeigt also der erste Schriftsteller der Gegenreformation aus Bosnien. 4) Vgl. o. S. 34. Neben der Prosa ist auch die Poesie teilweise schon in diesen Werken oder auch besonders vertreten: außer Psalmen (Budinic, Kasic) und einer Paraphrase der Nachfolge Christi des Thomas von Kempis (von Atanasije Georgiceo1) finden wir auch geistliche Lieder von demselben A. Georgiceus,2) von R. Levakovic und B. Kasic, durch welche namentlich der letztere die weltliche Liebeslyrik und die Volksdichtung verdrängen wollte.3) Auf sprachlichem Gebiete gibt es nebst Abecedarien auch grammatische und bedeutende lexikographische Leistungen.4) Die Autoren solcher Werke, meist Übersetzer, Bearbeiter und Kompilatoren, stammten aus ganz Dalmatien, von den Inseln des Quarnero, aus dem südwestlichen Kroatien und aus Bosnien, ja sogar aus Bulgarien (P. Baksic, K. Pejkic, F. Stanislavov), die bedeutendsten Lexikographen, die Jesuiten Jacob Micalia5) und Ardelio Dellabella 6) aber aus Italien. Eine hervorragende Stellung nehmen auch in der Literatur die bosnischen Franziskaner ein, deren cyrillische Drucke 1611,7) lateinische 1613 beginnen,8) wovon viele bis ins 19. Jahrb. oft aufgelegt wurden. Auch das katholische Bosnien erhielt also verhältnismäßig spät eine Literatur in der Volkssprache, kann *) J. Kukuljevic, Knjizevnici u Hrvata iz prve poiovine XVII. vieka, 49—54. /Ob die nationalisierte Namensform Georgicev'ic (nach anderen Jurjevic) zu lauten habe, möchte ich bezweifeln. 3) Seine „Lieder für die wichtigsten, Jahresfeste" (Pisni za naypoglavitiye, naysvelive i nayveseliye dni godischia sloxene (u Be?u (Wien) 1635) wurden nach dem einzigen Exemplar wieder abgedruckt (auch mit Noten) von Dr. Jos. Mantuani, Hrvatska crkvena pjesmarica iz god. 1635, u Zagrebu 1915, S. A. aus der Zeitschrift „Sv. Cecilija". Nach J. Mantuani und Branko Vodnik ist Georgiceus als Dichter ohne besondere Bedeutung, denn er hatte dogmatisch richtige Texte im Auge und konnte sich nicht frei bewegen, dagegen sehr wichtig als Kompositor, da er praktisch alles durchführte, was der Jesuit Athanasius Kircher 15 Jahre später theoretisch erörterte und zu beweisen suchte (Musurgia universalis sive Ars magna consoni et dissoni. . . Romae 1650). Aus den von J. Mantuani gesammelten und überprüften Nachrichten erfahren wir, daß Georgiceus in Spalato geboren, bei den Jesuiten in Graz erzogen, wo er ein Schüler des Hoforganisten J. Valentini gewesen sein muß, und vom Kaiser Ferdinand II. für verschiedene Gesandtschaften, darunter nach Polen und Moskau verwendet wurde. 3)'Grada za povijest knjizevnosti hrvatske, knj. 7., 202. 4) Thesaurus linguae illyricae — Blago jezika slovinskoga. . . labore P.Jacobi Micalia. Lavreti 1649. Dizionario Italiano-Latino-IUirico. . . opera del P. Ardelio Dellabella. Venezia 1728. 5) Vgl. M. Resetar, Arch. f. sl. Phil. XXXIII., 467—469. 6) Safarik, Gesch. d. südsl. Lit. II., 59. ' ') Ein Venediger Druck in bosnisch-cyrillischer Schrift aus dem J. 1571 stammt von einem Bagusaner. s) Vgl. die neuesten Einzeldarstellungen: Dr. Dragutin Prohaska, Das kroa-tisch-serbische Schrifttum in Bosnien und der Herzegovina (Zagreb 1911), Hamdija Kresevljakouic (bosn. Mosliml), Kratak pregled hrvatske knj ige u Herceg-Bostn' (Sarajevo 1912). ■sich aber immerhin eines ungemein großen Vorsprunges vor dem mohammedanischen und orthodoxen rüh men.Daß die Anregung dazu der römischen Gegenreformation zu verdanken ist, unterliegt nach den bisherigen Ausführungen keinem Zweifel. Als im J. 1896 Gj. Gjorgjevic,1) St. Novakovic folgend, dieses Schrifttum mittelbar auf die Reformation zurückführte, trat ihm allerdings ein Kritiker mit der Behauptung entgegen, daß die protestantischen Bücher nicht über die Save geraten seien und daß nur die Not die bosnischen Franziskaner zum Bücherschreiben angetrieben habe, obgleich er selbst zugibt, daß sie sich die Muster in den katholischen Werken holten, welche die Reformation hervorgerufen hatte.2) Das bildet aber den Kern der Frage, ganz abgesehen davon, daß die Reformation auch unmittelbar den Anstoß zum Drucke serbokroatischer Bücher gab.3) Mit Recht heben daher neuere Literarhistoriker, wie lurmin, Vodnik (Drechsler) und Pavle Popovic den mittelbaren protestantischen Einfluß immer mehr hervor und Pro-haska4) kommt zu dem Schluß: „Man kann sagen, daß die ganze bosnische Literatur bis in das 19. Jahrhundert nichts anderes ist als die Erfüllung des literarischen Programms, das auf dem großen Konzil zu Trient aufgestellt worden war". Vielfach haben die bosnischen Franziskaner aus der glagolitischen und aus der dalmatinisch - ragusanischen Literatur in lateinischer Schrift5) geschöpft, sodaß sie auch auf diese Weise-' auf das innigste mit dem Abendlande zusammenhängen. Als charakteristisches Beispiel für diese Zusammenhänge kann die Geschichte des bosnischen Lectionars (Pistole i evan-gelja), das als erstes mit Lateinschrift gedrucktes bosnisches Buch 1613 in Venedig (weitere Auflagen 1626, 1639, 1640, 1665, 1687, 1699, 1718, 1739, 17736) von Ivan Bandulavic, gebürtig aus Skoplje in Bosnien, herausgegeben wurde^J^er bosnische Franziskaner kam also dem dalmatinischen Jesuiten B. Kasic (Pistule, Romae MDCXXXXI.) in der Abfassung eines Lectionars in der stokavischen Literatursprache stark ») In der Monographie über Matija Divkovic, Beograd, S. 3. (aus dem Glas srpske akademije LII. und LIII.). 2) Nada (Sarajevo) III. (1897), S. 79. 3) Vgl. o. S. 28, 38. 4) O. c., S. 64. Vgl. z. B. einen Nachweis T. Maretic's über M. Divkovic, Archiv f. slav. Phil. VII., 415—418. 6) Kukuljevic, Bibliografia hrvatska, 18. zuvor. Natürlich legte er das dalmatinische cakavische Lectionar (in der Ausgabe von Zborovcic 1586, erste Ausgabe von Bernar-din Spljecanin 1495) zu Grunde und stokavisierte dasselbe, namentlich in den Formen, doch blieben sehr viele cakavische Elemente, namentlich auf den ersten 40 Seiten erhalten, sodaß wir darin eine stokavisch-cakavische Mischsprache vorfinden, wie sie nirgends gesprochen wurde, was D. Prohaska noch nach der von ihm benützten Ausgabe aus dem J. 1699 konstatieren konnte. Besonderes Gewicht legte Bandulavic auf die Suche nach mehr verbreiteten Wörtern (za vas jezik opcenije, koji osobite nadhode vokabule, aliti imena i rici). Im Anhang bringt er auch geistliche Lieder. Noch mehr der stokavischen Volkssprache wurde dieses Lectionar genähert durch die Slavonier N. Kesic (Epistole i evangelia, Budim 1740), der Formen, Wörter und die Orthographie Bandulavic's änderte, E. Pavic (Budim 1764), der ganz von Kesic abhängt, und M. Lanosovic (Budim, 1794), der sich zuerst von seinen Vorgängern stark emanzipiert, dabei aber eine deutsche Übersetzung zur Hilfe nimmt. Auf alle diese Vorgänger stützt sich der erste Herausgeber einer katholischen serbokroatischen Bibel P. Katancic (Sveto pismo, Budim 1831 .x) Bis auf Bandulavic. geht noch das Evangelistar von P. Knezevic2) zurück. Wir haben also auch hier eine vielhundertjährige Tradition des notwendigsten Handbuches für Geistliche vor uns. Die Geschichte seines Textes müßte natürlich noch genauer untersucht werden. Auf jeden Fall ist es aber klar, daß dieses Werk bei Untersuchungen der Sprache bosnischer und slavonischer Schriftsteller nur mit Vorsicht zu gebrauchen ist. Gegenüber den herrschenden Anschauungen muß man weiter hervorheben, daß die literarische Tätigkeit der Franziskaner selbst auf die orthodoxe und mohammedanische Bevölkerung des Balkans nicht ohne Einfluß blieb: schon die ersten römischen Drucke waren direkt zur Verteilung auch an die orthodoxen Christen3) bestimmt, Unionsbestrebungen blieben immer auf der Tagesordnung und hatten auch vor- 1) Dr. Prohaska, Budimski lekcionari XVIII. vijeka prema bosansko-dalma-tinskomu od B. Bandulaviöa, Zbornik u slavu Vatroslava Jagica, 557—575. Auf" ihn stützt sich V. Jagic, Die serbokroat. Übersetzungen der Bibel, Archiv f. sl. Phil. XXXIV., 506, 513—514, 526. 3) V. Jagic, 1. c. 534. 2) Vgl. o S. 37—38. übergehende Erfolge,1) anderseits ist es bekannt, daß auch serbischorthodoxe Priester nach Rom kamen, um sich die theologische Bildung anzueignen, nach der Rückkehr aber vom Katholizismus wieder abfielen und ^ie Orthodoxie förderten,2) ganz so wie-südwestrussische Zöglinge der polnischen Jesuitenschulen; namentlich lernten sie die in ihrer Volkssprache geschriebenen katholischen Werke kennen, die bei dem damaligen großen Mangel an Handschriften und Büchern gewiß auch das Interesse der übrigen Geistlichkeit und anderer schriftkundiger Personen3) erregten. Besonders ein so populäres Werk wie die italienische Sammlung ,,Fior di virtü" von Cherubino da Spoleto, Giovanni Antonio Travesogni und Tomaseo Leoni, von dem es schon bis 1500 26 venezianische und florentmische Ausgaben gab, konnte in der Übersetzung des Franziskaners Paul Posilovic,4) des aus Glamoc in Bosnien gebürtigen Bischofs von Skradin (Scardona), ebenso Anklang finden, wie eine frühere gekürzte handschriftliche (Ragusa 1520), da die katholische Herkunft des Werkes selbst neugriechische, rumänische und russische Übersetzungen und einen serbischen Text aus der russischen Übersetzung5) nicht gehindert hat. Ebenso gelangte der Inhalt dieser Bücher durch Predigten, Vorlesungen und Erzählungen der Franziskaner nicht bloß unter die Katholiken, sondern auch unter die Orthodoxen6) und Mohammedaner,7) mit der.en ja 1) Vgl. Batinic, Djelovanije Franjevaca u Bosni i Hercegovini II., 79, 81 (Bekehrung der Paulikianer in Bulgarien), 84, 100, 119. Über die Unterordnung des-montenegrischen Metropoliten Mardarij unter Urban VIII. vgl. noch P. A. Rovin-skij, Cernogorija I. (Sbornik d. russ. Abteilung der Akademie in Petersburg, B. 45) S. 496—498. 2) M. Batinid o. c. III. 115—116, Prohaska o. c. 76. Es gibt eine Christenlehre (1757), die L. Vladimirovii schrieb, um bei den „Katholiken wie bei den Orthodoxen" eine größere Lieb'e zu entfachen. Prohaska, o. c. 143. 4) Cviet od kriposlih duhovnih i tilesnie, Venetiis 1647. II. Ausg. 1701, III. (in lat. Schrift) 1712, IV. 1756, alle in Venedig. 5) M. Speranskij, Cvety dalovanij, in den Ctenija der russischen Gescliichte-und Altertunisgesellschaft an der Moskauer Universität, 1905, 2. B., S. 527—562. ») Den besten Beweis dafür bietet die Tatsache, daß in Montenegro das ärgste Schimpfwort für den Ausländer lautet lutor (= Lutheraner, lacman, lacmanin aus Landsmann, svaba = Schwabe sind nur verächtlich), vgl. die Redensart: lutor poganü macke jije (unreiner Lutheraner! ißt Katzen. Von den Italienern meint man, daß sie Katzen, Schildkröten und allerlei Unrat essen). P. Rovinskij Cernogorija II. 1. (Sbornik der Abt. f. russ. Sprache und Literatur der Akademie in Petersburg, B. LXIII., Nr. 3.), S. 397. Auch aus dem südlichen Dalmatien, aus Grbalj, wird in einer folkloristischen Erzählung, der ein wirkliches Ereignis aus dem J. 1842 zu Grunde liegt, derselbe Ausdruck von einer Gruppe von Feldarbeitern gebraucht, der von einer andern in der Fastenzeit Fleisch aus Neckerei angeboten wurde, wozu aber diese vom Geistlichen die Dispens hatte: „Mi nijesmo die volkstümlichen Fratres oft freundschaftlich verkehrten, die Bevölkerung der drei Konfessionen war aber ohnehin ebensowenig ganz von einander getrennt,1) wie sie es auch heutzutage nicht ist.2) Dementsprechend sind in den Volksliedern und Erzählungen auch der orthodoxen Serben Stoffe aus dieser katholischen, aus so manchem Speculum und Fiore geschöpften lutori ni dao Bog, no pravi riscani, a ko svoj zakon ne pazi, nema ni zakona ni obraza" (Wir sind keine Lutheraner, Gott behüte, sondern cchte orthodoxe Christen, wer aber seine Religion nicht achtet, hat weder Religion noch Ehre). Vuk vit. Vrcevic, Niz srpskih pripovijedaka, Pancevo 1881, S. 198. Sogar in Belgrad hieß zu Anfang des 19. Jahrh. ein Kaufmann Jovo Lutor, „von dem man sprach, daß er niemals faste". (Vuk Karadzic, Istor. sp. I., 270.) Belege für solche Bedeutungen voir lutor aus Schriftstellern der Gegenreformation (z. B. sieh jenen lutor, er hat nicht gebeichtet; was nicht einmal lutori sagen) bringt RjeCnik hrv. ili srp. jezika der südsl. Akademie VI., 230. Besonders bezeichnend ist aber ein Gedicht, das der bosnische Chronist Nikola Lasvanin zum J. 1697 bringt, als der orthodoxe Patriarch von Pec (Ipek) zum dritten Male in Sarajevo den Versuch machte, die Katholiken unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Paiara (d. i. Patriarch, pa6ar-Sija — patrijaräija kennt auch V. Karadzic Rjefnik) sei ärger als alle Lutheraner: pacara je gareke vire, i od sviu lutor gore. Auch während des Gerichtsverfahrens vor Mehmed pasa wird er von den Karstiani - <(d. i. Katholiken) mit verschiedenen Schimpfwörtern bedacht, die aber nichts seien im Vergleich zu Luther, Calvin: Starovircem vlahom zvase, jer istina to biä>e. garkom, harkom ftega zvase, ni to ruzno ne rekose, lutor, kalvin da on bise, i od sviu gori bise. Ljetopis fra Nikole Lasvanina, hg. von Dr. Fra Julijan Jelenic, Glasnik zem. m uze ja u Bosni i Hercegovini, XXVII. (1915), S. 279, 281. (S. 105,107 des S. A.). Von M. V. Batinid (Djelovanje franjevaca, II. 173-—175) wird das Gedicht dem zeitgenössischen Chronisten (ib. 171) Margitiii zugeschrieben. ') In Bosnien wird auch von den Mohammedanern ein Mensch ohne Glauben, ein Freigeist lutoran genannt (von meinem Grazer Hörer H. Ajanovic aus TeSanj). J) So wurde nach einem Visitationsbericht aus dem J. 1672 in Olovo (ecclesia Plumbensis) im östlichen Bosnien ein wundertätiges Muttergottesbild „von Türken und allerlei Ungläubigen" verehrt und am Feste Mariae Himmelfahrt gab es daselbst alljährlich einen Zusammenlauf omnium convicinarum nationum, utpote Hungarorum, Slavorum, Croatarum, Dalmatarum, Bagusaeorum, Bosniensium, Turcarum, schismalicorum, Graecorum, Iudaeorumque. In der Pfarre Radunjevac, die vom Konvent in Sutiska verwaltet wurde, fand der Visitator keine Kirche, sed duo ampla coemeteria, in quibus diebus festis Turcae cum schismaticis et quibus-dam etiam christianis nundinas exercent, vinum vendunt, carr.es super sepulturas assant et commedunt et inebriantur, parochus vero interim celebrat. (Starine XXXVI., S. 139—140). Diese Vermischung ging aber noch tiefer, da vielfach ganze Familien oder Einzelpersonen für den Katholizismus wieder- oder neugewonnen wurden, anderseits auch Katholiken zu den Orthodoxen und „Türken" übergingen. Belege fast auf jeder Seite des Visitationsberichtes des Bischofs frä Nikola Olovcic aus den J. 1672—1675, a. a. O. S. 132—152. 2) So werden orthodoxe, katholische und mohammedanische Sänger epischer Lieder von Anhängern aller Konfessionen angehört. Im J. 1913 sang ein Katholik den Moslims in einem Kaffeehaus in Ostruznica während der Ramasannächte. Vgl. meine unten zitierten Berichte. S. 45, Anra. 8. Literatur, namentlich Marienlegenden von Jagic,1) Danicic,2) Maretic,3) Gj. Gjorgjevic,4) J. Milcetic,5) P. Popovic,6) §. Urlic,7) u. a. konstatiert worden und bei unserer immer mehr wachsenden Erkenntnis, daß die gedruckte Literatur eine wichtige Quelle der mündlichen8) ist, 'und war, haben wir noch mehr solcher Funde zu erwarten. Der ganze Sachverhalt macht es weiter begreiflich, daß nicht bloß die religiösen Erbauungsschriften den Geist der Gegenreformation atmen, sondern die ganze Kunstdichtung. Es ist schon längst erkannt worden, daß in der ganzen dalmatinisch-ragusanischen Literatur ein bedeutender Unterschied zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert besteht und daß speziell das goldene Zeitalter der ragusanischen Literatur, die in Ivan Gundulic (1588—1638), dem bedeutendsten Dichter des Slaventums vor dem 19. Jahrh.9) ihren Höhepunkt erreichte, von der römischen geistlichen Bildung10) beeinflußt ist. Daß sich da Renaissance und Gegenreformation11) gegenüberstehen, ist natürlich. Sogar Gundulic verkörpert diese ganze Entwicklung in seiner Poesie der Jugend- und Mannesjahre.12) Wenn dem gegenüber M. Re-setar13) meint: „wenn wir aber ein besonderes charakteristisches Merkmal für die ragusanische Literatur des XVII. gegenüber derjenigen des XVI. Jahrh. suchen wollen, so müssen wir es ') Historija knjizevnosti, 105—106. 2) Arch. f. slav. Phil. III., 215. «) Arch f. slav. Phil. VI., 428—431, Zbornik za narodni zivot i obidaje VII.. 227—229, 235. ') Matija Divkovic, 185—186. 5) Zbornik za narodni zivot i obicaje IX., 2—3. 6) Pripovedka o devojci bez ruku (Beograd 1905, Akademie) 94, 97. ') Nastavni Vjesnik XIX, 244. 9) Vgl. des Verf. Bericht über eine Reise zum Studium der Volksepik in Bosnien, und Herzegovina im J. 1913. Sitzungsber. der kais. Akademie der Wiss. in Wien, phil. hist. Klasse, 176Bd., 2 Abh., besonders S. 35—39, 41—43. Auch im ersten Bericht über die Volksepik der bosn. Mohammedaner, ebendaselbst, 173. Bd., 3. Abh. S. 40—41, 44—45. 9) Alfred Jensen, Gundulic und sein Osman. Göteborg, 1900. 10) Ich vermeide den Ausdruck jesuitische Bildung, die früher schon Gundulid zugeschrieben wurde, denn Büro Körbler (Rad 205, S. 136-168, Rad 212, S. 226-229) hat den Beweis erbracht, daß Gundulic nicht von Jesuiten erzogen wurde, doch sein angesehener Lehrer Palikuca, ein Weltgeistlicher und lateinischer und serbokroatischer Schriftsteller, studierte in Rom, und Jesuiten hielten sich vorübergehend häufig in Ragusa auf und waren Gäste vornehmer Familien. u) Man vergleiche nur die in Ragusa geschriebenen Ausfälle des Jesuiten B. Kasic gegen die „unzüchtige" Liebeslyrik und die Komoediendichtung. Br. Vod-nik, Povijest hrv. knj. 228—229. Anm. 12) O. c. 228. u) Arch. f. slav. Phil: 36. Bd., 266. suchen und finden in dem slavischen und antitürkischen (nicht gegenreformatorischen!) Geist, der die Literatur des ganzen Jahrh., von Gundulic an, durchweht", so kämpft er nur gegen ein Wort, denn auch dieser slavische und antitürkische Geist ist mindestens zum großen Teil ein Werk der Gegenreformation *) oder bekam von ihr eine charakteristische Färbung.2) Was den „slavischen Geist" anbelangt, so gedenken die slavischen Chronisten von den ältesten Zeiten angefangen der großen Verwandschaft der slavischen Völker und Sprachen, besonders stark betonen sie seit dem Humanismus Grammatiker (vgl. den slovenischen Protestanten Bohoric, einen Schüler Melanchtons) und Lexikographen, und die Türkennot erregte entsprechende Gefühle sogar in weiteren Kreisen, aber die süd-slavische. Gegenreformation, welche die geistigen Einigungsbestrebungen der südslavischen Protestanten gleichfalls als Erbe übernimmt, bringt dadurch einen neuen Zug in die Bewegung, daß sie die slavische Vergangenheit im Lichte des Katholizismus verklärt3) und bis nach Moskau reichende Unionsbestrebungen im Auge hat. So gibt es eine ganze Gruppe hervorragender kroatischer Schriftsteller aus allen Gebieten, die Rom als Gesandte, Bischöfe, Visitatoren und Missionäre bedeutende Dienste leisteten:4) Glavinic, Mrnavic, Komulovic, Kasic, A. Georgiceus, Kri-zanic5) (s. u.) u. a. Zu Ende des 16. und am Anfang des 17. Jahr- r) Vgl. o. S. 32—34, wie die Jesuiten gerade Ragusa zum Stützpunkt ihrer antitürkischen Politik machen wollten. a) Ich vertrat diese Anschauungen schon in meiner Übersicht „Die südslav. Literaturen" (Die Kultur der Gegenwart, Teil I., Abt. IX.), beeinträchtigte aber die Wirkung derselben dadurch, daß ich mich nicht entschließen konnte, die übliche Einheit der dalmatinisch -ragusanischen Literatur, welche in Wirklichkeit alle europäischen Literaturperioden von den Troubaduren bis zum franz. Pseudo-klassizismus, repräsentiert, zu zerreißen und so Reformation und Gegenreformation erst nach der Renaissance behandelte. Es ist in der Tat schwer, beiden Perioden in der Literatur der Kroaten und Serben die richtige Stelle anzuweisen. Der Humanismus und seine Töchter, die italienische Renaissance und die deutsche Reformation, sind schon in ihrer Heimat ineinander verflochten, noch mehr aber in anderen Ländern. Ein Antipode von mir ist A. Brückner, der in seiner „Geschichte der polnischen Literatur" die Reformation vor dem Humanismus behandelt. Daß man sich auch bei den Südslaven strenger an die Chronologie halten müsse, bemerkte ich schon im Srpski knjizevni Glasnik, 1911, 27.B., 921—922. 3) F. Sisic, Nastavni Vjesnik IX., 399, 572. 4) Gleich der erste gegenreformatorische Schriftsteller, Alexander Komulovic (Comuleus), der sich unter Gregor XIII. und Clemens VIII. im ganzen Osten und Nordosten Europas auszeichnete, war 1595 und 1597 in Moskau und erwirkte die Bereitschaft das Zaren Feodor Ivanovit zu einem antitürkischen Bündnis mit König Rudolf. V. Klaic, Povjest Hrvata, V. 355, 398. 5) Vgl. T. Smiciklas, Poviest hrvatska II., 146—147, M. Stojkovid, Nastavni Vjesnik XXII., 1. hunderts war Rom geradezu ein Miltelpur\kt der katholischen Südslaven, die dort auch mit katholischen Nordslaven und den unierten Ruthenen in Berührung kamen.3) Diese ganze Richtung brachte auch einen Fälscher hervor, denn der gelehrte Ivan Tomko M(a)rnavic (1580—1637), Bischof von Skradin (Scardona), machte den byzantinischen Kaiser Justinian zu einem Slaven,2) was lange au/ch in Westeuropa geglaubt wurde, und wollte einen 1222 geschriebenen glagolitischen Psalter gesehen haben, dessen Übersetzung auf den hl. Hieronymus zurückginge, sodaß zwischen dem slavo-lateinischen (also hieronymischen) und der slavo-griechischen (also kyrillischen) Redaktion eine Scheidewand aufgerichtet würde.3) Die von Rom ausgehenden Unionsbestrebungen fanden besonderen Anklang in Kroatien, dessen geistliche und weltliche Stände darin ebenso ein Mittel erblickten, durch die Glaubenseinheit dem Lande auch die politische Einheit zu sichern, wie in der Vernichtung des Protestantismus.4) Nicht minder wichtig war der Umstand, daß die geistlichen und weltlichen Stände Kroatiens bestrebt waren, die orthodoxen serbischen Flüchtlinge, aus denen sich die Habsburger eine Hausmacht bilden wollten, ihrem Einfluß und ihrer Verwaltung unterzuordnen. Da namentlich die Zagreber Bischöfe beständig darauf hinarbeiteten, so werden wir es begreifen, daß aus ihrer Diözese auch ein Mann hervorgegangen ist, dem die Rolle eines Missionärs unter den dortigen orthodoxen Serben nicht genügte. Jurij Krizanic5) (Georgius Crisanius, 161&—1683), Sohn eines Kaufmanns, gebürtig zwischen Karlovac (Karlstadt) und ') J. Kukuljevic, Knjizevnici u Hrvata, 137—138. 2) F. Sisic, Nastavni Vjesnik IX., 240 if. 3) V. Jagic, Arch. f. slav. Phil., 33. B., 111 ff. 4) Vj. Klaic, Povjest Hrvata V., 446. 5) Ich übergehe hier die älteren Schriften über Krizanic von Kukuljeviö, Bezsonov und Markovid und Würdigungen von SolovjeV, Berezkov u. a. Eine moderne Monographie über ihn mit vielen neuen Dokumenten veröffentlichte S. A. Belokurov, Jurij Krizaniö v Rossii, herausgegeben von der kais. Gesellschaft für Geschichte und Altertümer an der Moskauer Universität. Moskva, 1901. Kurz aber klar schilderte sein Leben P. Pierling S. J. im IV. B. seines Werkes ,,La Russie et le Saint-SiÄge" (Paris 1907), der'ihn „Un Panslaviste Missionaire" nennt. Zum 300jährigen Jubiläum veröffentlichte 1917 V. Jagic eine ausführliche Monographie „2ivot i rad Jurja Krizanica" (Zagreb, Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti), m -welcher die ganze bis dahin-bekannte Literatur über sein Leben und seine Werke berücksichtigt wurde. Belokurov hatte kein Verständnis für die Persönlichkeit Krizanid's, aber auch Jagiii berücksichtigt zu wenig das Milieu und die Zeit, die Krizanic hervorgebracht haben. Doch muß ich erwähnen, daß Jagic einer „Kritik" der Ideale Krizanic's und seiner Abhängigkeit von Vor- der heutigen bosnischen Grenze, der bei den Jesuiten das-Gymnasium in Zagreb (Agram) studierte, Philosophie in Graz, Theologie im ungarisch-kroatischen Collegium in Bologna und im griechisch-ruthenischen Collegium des hl. Athanasius in Rom (gegründet 1527 von Gregor XIII., stand unter besonderem Schutz Urban VIII., als er Kardinal war, geleitet von Jesuiten), träumte mindestens seit seiner Studienzeit in Bologna von einer Missionstätigkeit im Reich des Moskauer Zaren.1) Auf Grund der Schriften Herbersteins, des Olaus Magnus und namentlich Possevino's machte er sich eine Vorstellung von den dortigen Verhältnissen und überreichte 1641 im Alter von 24 Jahren dem Präfekten d«r Propaganda, dem Kardinal Antonio Barbe-rini, eine ausführliche Druckschrift2) über ein solches Unternehmen, wobei er öfters dem Jesuiten Possevino opponiert. Er betrachtete die Moskowiter nicht als Haeretiker oder Schismatiker (da ihr Schisma nicht aus der eigentlichen Quelle, aus Hochmut, sondern aus Unwissenheit stamme), sondern als von Griechen irregeführte Christen.3) In seinen Unterredungen mit Russen wollte er daher nicht den Glauben lehren, vielmehr sie zu Tugenden, Wissenschaften und Künsten anleiten, wonach es leichter wäre ihnen ihre Irrtümer nachzuweisen. Vom Schisma würde er nicht reden, in keiner Kirche predigen, nur bei Hof wirken. Die russischen Heiligen würde er nicht ablehnen, und es als eine Hauptaufgabe betrachten, den Russen die Irrtümer der Griechen zu erklären und die russischen Kirchenbücher durchzusehen und zu verbessern. Dem Moskauer Großfürsten wollte er sich durch seine Sprachkenntnisse und literarische Arbeiten nützlich machen und würde Bücher über geistliche und weltliche Dinge4) in Poesie und Prosa im „russischen Dialekt" gängern und Zeitgenossen ausdrücklich entsagte (346). Allen kritischen Anforderungen entspricht die Monographie von V. Waidenberg über die Staatsideen Krizanic's (rocyflapCTBeHHbia Hfleii KpiixcaHima. C.-neTep6ypn>, 1912). ') Vor ihm waren als Gesandte (Missionäre) der römischen Kurie in Rußland schon zwei Kroaten, Alexander Komulovic in den J. 1593 und 1596 und Rafael Levakovic um 1625. J. Kuküljevid, Knjizevnici u Hrvata, 225. ') Nach einer Abschrift des P. Pierling gedruckt im genannten Werk Belo-kurov's unter den Beilagen S. 88—106 im italienischen Original, S. 107—126 in russischer Übersetzung. 3) Punkt 8 der Denkschrift. Belokurov o. c., 96—97. 4) Für die ganze Literatur der südslavischen Gegenreformation sind bezeichnend die Werke, die gedruckl werden sollten: „E qui ci vuole mettersi in opcra prima, e poi ancora stamparsi Ii modi di confessarsi, e di fare l'esame della coscienza il rosario, lo stellario, la Corona dei Signore, l'ufficio della Madonna, ed ogni sorte di meditazioni, esercizi spirituali, perchä essendo i Moschl molto schreiben, zu deren Druck und Ubersetzung er sich auch nach Venedig senden ließe. Nach solchen Vorbereitungen im Laufe von 4 bis 5 oder mehr Jahren würde er dem Fürsten seine wahre Absicht entdecken und ihn zu einem Krieg gegen den allgemeinen Feind, die Türken, ermahnen, wobei ihm die glaubensverwandten Serben und Bulgaren, Bosniaken, Walachen und Bogdanesen folgen würden, um so lieber, als sie mit ihm der gleichen Sprache und Nation angehören.1) Um jedoch ordentlich gerüstet zu sein, würde der Fürst die Hilfe der katholischen Herrscher brauchen, für deren Gewinnung aber wieder die Union notwendig wäre. Um sich den Weg nach Moskau zu bahnen, wollte er noch in Rom ein Werk über die Geschichte der christlichen Kirche schreiben, worin er die übrigen Nationen nur im allgemeinen, dagegen alle Slaven2) auf das genaueste behandeln würde, und es über Konstantinopel oder Smolensk dem Zaren senden, dem allein er als „dem würdigsten unseren nationalen Fürsten" dienen wollte. Dabei gebraucht er für die slavischen Völker zweimal den Ausdruck nostre nazioni, einmal spricht er von „unserer ganzen Nation" (di tutta la nostra na-zione3), eine Unklarheit, die auch sonst vor und nach ihm vorkommt. Aus Werken über Künste und Wissenschaften übersetzte er schon einiges in lingua croata per poterle poi con una poca mutazione mettere nella moscovitica. Um den Fürsten zu gewinnen, würde er die modernen und alten Großfürsten auch in Versen nach lateinischem Muster und Maß (a modi inclinati alla religione, queste si fatte cose nuove ed insolite, non gli potranno se non piacere, se prima saranno approvate dalli vescovi. Nel tradurre poi e stampare i libri bisognerä adesso dar fuori uno delle materie secolare, adesso un altro delle spirituali, e cosi a vicenda sempre. Tra i spirituali poi (ecceto quelli di devozione) fare ancora l'istoria ecclesiastica ed il frattato de notis Ecclesiae ed altri simili come delli casi di coscienza, ed alcune piü grosse questioni di teologia. E seguitare a scrivere l'istoria del Duca, di suoi tempi." Belokurov o. c., Beilagen, 105. *) Ed i Bulgari, i Serviani, i Bosnesi, Vallachi e Bogdanesi faranno l'isteso volentieri per amor di un principe di comune loro lingua e nazione. Belokurov o. c., Beilagen, 106. Bezüglich Rumäniens konnte die Behauptung aufgestellt werden, weil das Kirchenslavische daselbst bis zum 17. Jahrh. die Kirchen- und Staatssprache bildete. Vgl. F. Miklosich, Die slavischen Elemente im Rumänischen, 12. a) .. . un opera dell' Istoria cristiana, che toccasse solamente in universale le Istorie ecclesiastiche delle altre nazioni, ma perö che non tralasciasse nissuna particolaritä delli primi prineipi, progressi o mancamenti e perdite della fede cristiana apressotutte le nostre nazioni, come sono i Polacchi, Boemi, Moscoviti, Bulgari, Circassi (die Ruthenen, Ukrainer), Croati, Bosnesi ed altri. Belokurov, o. c., 101. 3) Beilagen, S. 102. e misure latine), wie bisher vielleicht nur Ovidgesungen habe, rühmen und als echter Jesuitenzögling wollte er auch Theatervorstellungen aus dem Leben der russischen Heiligen und Fürsten2) veranstalten. Als Seelsorger in Kroatien trug Krizanic wiederholt der Propaganda seine Dienste an3) und bekam 1646 Gelegenheit nach Polen zu gehen, um sich in den ruthenischen Gebieten für seine Mission weiter vorzubereiten. Hiebei traf er in Warschau mit dem Moskauer Diplomaten Dochturov zusammen, dem er sein Verlangen nach slavischen Sprachstudien durch die gedrückte Lage seiner „illyrischen Nation" begreiflich zu machen suchte und wieder besondere Vorliebe für Moskau zeigte, dessen Fürsten von „unserem Blut und unserer Sprache" er vor allem zu dienen wünschte, wobei ihm nur wegen seines Glaubens keine Schwierigkeiten gemacht werden dürften.4) Auf zwei Monate gelangte er mit einer polnischen Gesandschaft 1647 nach Moskau, war 1650 mit einer kaiserlichen Gesandschaft in Konstantinopel, beschäftigte sich in Rom mit Übersetzung von polemischen *) Auch das ist bezeichnend für Krizanic und seine ganze Zeit, daß er es für möglich hält, Ovid habe in der Verbannung slavisch gedichtet. So sind wohl zu verstehen die Worte: .. .con un modo di versi che da nessuno (se non forse da Ovidio come si dubita da alcune sue parole) sono fatti, cio? in lingua nostra versi a modi e misure latine. 0. c. 104. 2) O. c. 104 s) Seine weiteren Schicksale kann auch der des Russischen unkundige Leser aus den von BSlokurov (S. 127—286) veröffentlichten Akten des Archivs der Congregatio de propaganda fide studieren. ') Belokurov o. c., Beilagen, S. 191—194: „.. .ego denatione Illyricus Croatus sum, religionis romanae sacerdos; et hoc primum tempore cum domino episcopo Smolen. in has partes veni. Causa autem haec est, quod mea natio Illyrica cum sit tota Turcis, Germanis et Italis subdita, linguam quoque propriam non solum cum praedictis miscuerit, sed fere plane perdiderit. Quam rem ego aegerrime ferens Semper laboravi circa culturam huius linguae, et adhuc laborare cupio. Ad hoc autem perfectius efficiendum, et ad cognoscendam omnem proprietatem lllyrici sermonis, existimavi mihi esse necessarium cognoscere praecipuas eius dialectos. Et iam calleo Croaticam, Sarbliacam et Carnicam (krainisch-slovenisch): huc autem veni ut apprehendam Polonicam et Rutenicam. Sed inter omnes maxime desidero assequi vestram Moscoviticam: illa enim ceterarum nostratium prae-cipua mihi videtur in eo quod vos sali ex tota nostra natione indigenam prin-cipem habetis, et ideo omnia reip. et ecclesia negotia propria lingua perficitis. Sed duo mihi obstant: unum quod sim a vobis in religione alienus, alterum quod extermus.... Praeterea cum princeps sit nostri sanguinis et linguae, illi postius quam ulli alii principi servire cupio. Servire autempossem in lingua Slavonica, latina, italica et germanica: quas profiteri possem. Graecam quoque calleo mediocriter, ut et in illa possem tradere grammaticalia principia (f.-b.). Scholas quoque sive latina sive slavonica lingua docere, grammatikam, rhetori-cam, arithmeticam et philosophiam. Item ex praedictis Unguis quoscunque digniores libros historicos, et alios in Moscoviticam (quam brevi assequi posse sperarem) transferre. Historias Moscoviticas scribere modernas, et priores in ordinem redigere. Interpretern agere tum domi apud principem, tum ofris si Schriften in griechischer und russischer Sprache und begab sich, ■da sich die Verhandlungen über seine Mission zu sehr in die Länge zogen, eigenmächtig nach Moskau, um sich dort als Lehrer zu betätigen. Während seines zweijährigen Aufenthaltes (1659—166t) bewarb sich Jurij Serbenin („der Serbe", das war in Moskau verständlicher und erregte mehr Vertrauen als „Kroate") um höhere Beschäftigungen in der Gesandtenkanzlei und bekam auch den Auftrag eine slavische Grammatik und ein Lexikon zu schreiben. Wegen eines „dummen Wortes" wurde er jedoch nach Sibirien verbannt, und hatte so durch 15 Jahre Gelegenheit (1661—1676) Werke theologischen, philosophischen, geschichtlichen, politischen und volkswirtschaftlichen Inhaltes über Rußland und das Slaventum in einem russisch-kroatisch-kirchenslavischem Gemisch oder in lateinischer Sprache zu schreiben, die den Zeitgenossen nicht ganz unbekannt blieben großen Beifall aber erst bei den Russen des 19. Jahrh. fanden, ebenso wie seine slavische Grammatik, obwohl sie bis heute • nur teilweise gedruckt vorliegen. Krizanic bat begreiflicherweise oft um Rückkehr nach Moskau, wo er wieder zwei Jahre (1676—1677) verbrachte, und dann um freien Abzug in sein Vaterland. In Wilna trat er in den Dominikaner- als Missionsorden, fand aber mit seinen Anschauungen und polemischen Schriften bei den polnischen geistlichen Brüdern keinen Anklang, wohl aber beim päpstlichen Nuntius in Warschau, der sie den Jesuiten zur Beurteilung übergeben hatte. In Rom konnte er nicht mehr über seine Erfahrungen berichten, denn er starb im Polenlager vor Wien. Alle Enttäuschungen brachten ihn von seinen Ideen nicht ab, er blieb ihnen treu bis zum Tode. Auf eine nähere Charakteristik und kritische Würdigung seiner Werke kann hier nicht eingegangen werden. Ich erwähne mitterer cum legatis. Principis prolem in literis et Unguis erudire. Et si opus esset ad exteras nationes pro aliqua re verbi gratia pro conducendis opificibus mittere, me posset uti princeps. Si in aliquo ex dictis modis serenissimo principi mea opera grata esse posset, ego promptus essem ad serviendum, neque de remu-neratione domini principis erga me dubitarem. Hoc solum maxime obstat, quod ego fidei romanae sum, sed et hoc non est tanti, quin me pati posset dominus princeps, quando multi plane haeretici Germani, et Mahometani Tartari inter vos habitant, qui multo magis a vobis distant, neque fidelitatem principi iurarunt, sicut et ego iurarem. Turbas autem in fide ego nullas conatare possem, ad latus principis constitutus; cuius gladius Semper esset mihi imminens. Tantum vellem ut nemo mihi molestus esset de fide, nam sie tenerer loqui pro mea fide, quam nunquam negare sed defendere Semper desidero". nur kurz, daß seine Anschauungen von einer kirchlichen Union Rußlands mit Rom und von einer Einheit der slavischen Völker» die er in seiner Denkschrift an den Präfekten der Propaganda 1641 niedergelegt hatte, im Wesen gleich geblieben sind. Dem entsprechend behandelt er die russische Kirche mit der größten Hochachtung, verteidigt sie in einer besonderen Streitschrift gegen die Mönche von Solovki, Anhänger des russischen Raskol, und erklärt die Orthodoxie als den ersten Grundpfeiler Rußlands,1) hält aber an der Union mit Rom fest, die geradezu eine Notwendigkeit sei, damit der russische Zar den polnischen Thron besteigen könne, was damals ein ganz ernster Plan auf russischer wie auf polnischer Seite war, denn weder können die Polen einen orthodoxen Herrscher anerkennen, noch der russische Zar oder sein Sohn der Orthodoxie entsagen.2) Dagegen bekämpft er die Idee einer Weltmonarchie, also auch der byzantinischen, lehnt mit aller Entschiedenheit die Legende ab, daß die russischen Zarenregalien aus Byzanz stammen, und findet die*Bezeichnung von Byzanz als „zweites Rom" ganz ungerechtfertigt,3) was zudem eine indirekte Kritik der Moskauer Staattheorie vom „dritten Rom" ist. Jetzt denkt er auch nicht mehr in erster Linie an eine europäische Koalition mit Rußland gegen die Türkei, wie im Jahre 1641, sondern vor allem an ein enges Bündnis zwischen Rußland und Polen,4) welcher Plan damals auch vielen Russen vorschwebte, anderseits glaubten aber nach Krizanic auch die Türken, daß ihnen von Rußland und Polen Gefahr droht.5) Seine Ausführungen über die Gründe der großen Kirchenspaltung schließt er mit den Worten: „Hic breviter ostendimus causas schismatis non procedere ex spiritualibus causis, sed ex duorum populorum ambitione et aemulatione et saecularibus controversiis, scilicet contendendo pro auctoritate regali et pro auctoritate ecclesiastica sive papali".6) Ausführlich verteidigt er die römische Kirche und widmet ein ganzes Kapitel den Beleidigungen, welche die Griechen der römischen Kirche und „uns Slaven" antun. Die Unbilden gegen die Römer faßt Waidenberg o. c. 164. J) Jagic o. c. 326. 3) Waidenberg 136, 142, 146. 4) Id. 334—335. 5) Waidenberg 152. «) Jagid 354. ■er in 5 Punkten zusammen, gegen die Slaven in 24. So lassen die Griechen die Slaven in Unwissenheit schmachten, ihre Mönche und Metropoliten treiben sich ,,in unserem Lande" herum, durch List ziehen sie metropoliam Serbiacam an sich, verkaufen die geistlichen Würden an Unwürdige und verlangen die Wiedertaufe; sie tragen die Schuld an den blutigen Kriegen und den Mißverständnissen zwischen Russen und Polen, auch daran, daß die Krimtataren Rußland belästigen, weil es zwischen Rußland und Polen kein Bündnis gibt; sie nennen „unsere" Bulgaren Unmenschen, haben einst 20.000 Bulgaren grausam geblendet und unsere Vorfahren (russische oder kroatische?, richtig wäre beides) zum Kampfe gegen die bulgarischen Brüder verleitet, sprechen von den Russen, daß sie Barbaren seien, der griechische Kaiser hat einst dem russischen Großfürsten In-signien geschickt, um ihn zu beschämen, als ob der russische Herrscher keine Zarengewalt haben könnte, ohne daß er sie von den Griechen erhalten hätte. An anderer Stelle wirft er ihnen vor, daß sie cartas synchoreticas (Ablaßbriefe) verkaufen.1) Die Slaven als Gesamtheit nennt Krizanic nach Art der südslavischen Protestanten Slovenci,2) Slovinci3) und spricht wiederholt vom „ganzen slavischen Volk" (Hapo^e cjiOBeHCKift, Bcero Hapofla cJioßeHCKoro, cjioßeHCKoro Hapo/ja,4) wobei die Südslaven als „zadunajski (jenseits der Donau) Slovency (Bulgary, Serby i Hervaty5) eine besondere Gruppe bilden. Dieser Panslavismus bleibt aber ebenso unklar wie im Memorandum von 1641 und wie der Panslavismus anderer südslavischer protestantischer und gegenreformatorischer Schriftsteller und Gelehrten. V. Jagic,6) der sich während seiner gesamten gelehrten Laufbahn mit Krizanic beschäftigte und besonderes Verständnis für die einschlägigen Fragen hatte, meint, „sein Panslavismus sei weder religiös noch politisch, sondern mehr geographisch und kulturell, eine Solidarität der slavischen Völker namentlich gegen die Deutschen im Westen und die Turkotataren im Osten". ») Jagi6 355—356. 2) Waidenberg 133, 181, 197 n. ö. 3) Waidenberg 147, Jagic 278: nam Slowincem wsim, se iest Rusianom, Lehom, Czehom, Serblyanom, Herwatom i Bolgarom. 4) Waidenberg 337, 339. 5) Ib. 340, Jagid 380, 471. ") O. c. 370. Ebenso kehrt bei Krizanic der Gedanke wieder, daß der Herrscher von derselben Sprache und demselben Volke sein müsse; namentlich den Polen wirft er die vielen fremden Könige vor1) und lehnt sogar Frauen aus fremden Fürstenhäusern ab. Uberhaupt spielt bei Krizani6 der Kampf gegen die Xenomanie (cuzebesie), eine immer größere Rolle, sodaß er gegen Ausländer, namentlich gegen die Haeretiker, intoleranter ist als manche gemäßigte Russen.2) In dieser Hinsicht sind bei ihm sogar Rückschritte zu verzeichnen. Ein Mann, der die Russen mit Jesuitendramen beglücken und als Dichter mit Ovid wetteifern wollte, erklärt sich öfters gegen ausländische Theatervorstellungen3) und gegen die Poetik,4) da unter allen Sprachen die slavische für Poesie und Verse am wenigsten geeignet sei, überhaupt gegen verschiedene europäischen Wissenschaften, darunter allerdings auch „lügnerische deutsche" wie Magie, Astrologie, Alchymie5) u. s. w. Krizanic hatte sich schon 1641 auch für die unbeschränkte russische Monarchie erklärt und wurde in dieser Anschauung durch den Vergleich des polnischen Staatswesens mit dem russischen immer mehr bestärkt; auch die Monarchie nach deutschem Muster war nicht nach seinem Geschmack; in dieser Hinsicht hat er daher wenig Berührungspunkte mit katholischen Schriftstellern.6) Zur richtigen Würdigung Krizanic's muß jedoch hervorgehoben werden, daß er in der Sorge für das Volkswohl seiner Zeit weit vorauseilte und die Notwendigkeit von Reformen für Rußland predigte, wobei allerdings ein Mittelweg einzuhalten wäre.7) Ebenso ist beachtenswert, daß der Jesuitenzögling, der schon 1641 in seinem Memorandum an den Präfekten der Propaganda gegen des Jesuiten Possevino Auffaßung der russischen Heiligen polemisierte,8) in Rußland die Jesuiten, namentlich ihre Erziehungsmethode, kritisierte und sie nicht ins Land lassen wollte, dafür aber die Piaristen rühmte.9) i) Waidenberg 130—132. — 2) Ib. 277. — 3) Ib. 279. — 4) Ib. 283. — «) Ib. 293. — «) Ib. 98—99, 168, 175—178. — ') Ib. 214, 275. — s) Belokurov, Beilagen 99. •) Waidenberg 29—30. Ich hebe die wichtigsten von Waidenberg ans Licht gezogenen Stellen hervor: Promittunt igitur docere scientias, sed non agunt sincere. Quod possent parvo tempore docere, ipsi in longum tempus protrahunt et multis ambagibusque inutilium verborum suos discipulos detinent... Apparet ergo, quod Jesuitae ibi possent esse utiles, ubi iam antea omnia plena sunt licentia et dissolutione et inani garrulitate. Jesuitae enim in illis clamoribus et Ein Mann, der die Orthodoxie, Autokratie, Bewahrung der nationalen Eigentümlichkeiten und den Mangel einer übermäßigen bürgerlichen Freiheit als Grundlagen Rußlands pries,1) fand im 19. Jahrhundert, bei aller Abneigung der Russen gegen den Katholizismus und gegen die Unionsbestrebungen, viel Beifall bei den Anhängern der slavjanophilen Theorien (vergleiche die Schlagworte: Autokratie, Orthodoxie und Nationalität) und bei ihren Epigonen, den Anhängern des Panrussismus. Anders beurteilten den „Vater des Panslavismus", was er aber nur für die Russen war, nüchterne und kritische Forscher. Den Höhepunkt bildet der Historiker Belokurov,2) der in seiner inhaltsreichen Monographie das Schlußurteil über Krizanic in die Worte faßt: „Nicht Politik erfüllt sein Herz, nicht vom Slaventum ist seine Seele voll... Alle seine politisch-ökonomischen, historischen und anderen Schriften hatten nur ein Ziel, größeres Vertrauen zu gewinnen, um sodann nach einer bestimmten Zeit mit der Wirksamkeit ad maiorem Dei gloriam zu beginnen". „Slaventum" kann man Krizanic natürlich nicht absprechen, nur muß man es im Zusammenhang mit den allslavischen Anschauungen der südslavischen Gelehrten, Schriftsteller und Dichter des 16. und 17. Jahrhunderts studieren und ähnliche Anschauungen bei den Nordslaven, speziell bei den Polen3) berücksichtigen. Daß auch ein Russe über Unionsbestrebungen anderer Meinung sein kann, zeigt Waidenberg, der es Krizanic als riesiges Verdienst (gromadnuju zaslugu) anrechnet, daß er als katholischer Geistlicher eine höhere Auffassung von der Vereinigung der Kirchen hatte als die offiziellen römischen Kreise; der slavische Patriotismus Krizanics ist aber für Waidenberg4) über jeden Zweifel erhaben. Auch der Kroate Jagi65} urteilte 1917 anders über Krizanic als vor 45 Jahren: er möchte ihn durchaus nicht mit anderen Vorkämpfern für die garritionibus conantur iuvenibus inspergere aliqua semina pietatis. Apad nos vero, ubi res integrae et quictae sunt, et mentes hominum non sunt infascinatae istis vanitatibus, nullo modo debent admitti Jesuitarum doctrinae. Quippe et in Italia post Jesuitas surrexerant quidam religiosi, quae appellantur scholae piae; isti docebant omnes mendicorum filios legere, bene scribere et arithmeticam... !) Waidenberg 164. — 2) O. c. 208. 3) Trotzdem Krizanid oft scharfe Kritik an den polnischen Zuständen übt, stand er doch unter starkem polnischen Einfluß, sodaß er für seine slavischen Zitate und die in Lateinschrift in einem kroatisch-kirchenslavisch-russischen Gemisch geschriebenen Werke nicht eine der „Orthographieen" (richtiger Graphik) seiner Heimat verwendete, sondern in polnischer Weise schrieb: cz = ö, sz = s, i = i. 4) 0. c. 34—35. — 6) O. c. 183. Union vergleichen, z. B. mit dem polnischen Jesuiten Skarga, der die Union nur als ein vorübergehendes Mittel der Bekehrung zum Katholizismus ansah, und rühmt seinen festen Charakter, den er durch seine Glaubenstreue auch in den schwierigsten Verhältnissen bewies. Ich griff Krizanic nicht bloß als eine interessante historische Persönlichkeit, sondern auch als bewußten Mitkämpfer der Gegenreformation heraus, denn nach seiner Ansicht gab es nicht einmal in der griechischen oder lateinischen Sprache eine Schrift gegen das Schisma nach Art verschiedener Werke gegen die Lutheraner, namentlich Bellarminos; von ihm und seinesgleichen eignete er sich auch die scholastische Philosophie an.1) Nicht umsonst schrieb er sich den Traktat dieses führenden italienischen Jesuiten ,,De arte bene vivendi" in Rom oder in Rußland (zum mindesten trug er in die Abschrift eine Notiz vom J. 1663 ein) ab,2) denn dessen stoische Grundstimmung entsprach dem Wesen des Mannes, der nur für die Idee lebte.3) Begreiflich sind seine Ausfälle gegen die Haeretiker, namentlich gegen Luther und Calvin, ungerecht sind öfters seine Urteile über die Deutschen, weil er sie schon wegen ihres Protestantismus und als echter Kroate des 17. Jahrhunderts4) nicht leiden mag, sie seien Rußland als Haetiker besonders gefährlich; über Rußland haben Deutsche und Germanen überhaupt viele Irrtümer verbreitet. Ferdinand II. wird von ihm gelobt, weil er die Lutheraner aus seinen Ländern verwiesen hat.5) *) „Practerea nullus adhuc liber, qui schisma oppugnat, etiam in Graeca vel Latina lingua prodiit ita per omnia gofficiens, sicut sunt variorum auctorum opera contra Luteranos et quäle praesertim est opus Bellarmimi. Omnes enim contra schisma editi libri vel sunt sine ordine scolastico, debitisque distinctionibus: vel non trattant de omnibus controversiis; sed vel de solis articulis fidei, vel de solis ritibus, idque etiam non de omnibus. Ordine igitur scolastico, distincte, breviter, et in lingua Sclavonica deberet quis omnia praedicta comprehendere, qui vellet operae pretium facere pro Moscis". Krizanic in einem Bericht an die Propaganda aus dem J. 1647. Belokurov, Beilagen, 240. Jagiö (258) erwähnt einen ähnlichen Bericht aus dem J. 1650: ordine Bellarminiano, methodo scholastica. 2) V. Jagi6 o. c. 256—257. s) Waidenberg o. c. 63, 66. 4) Der Wiener Hof, seine Generäle und sonstige Würdenträger in Kroatien und in der aus demselben herausgeschnittenen Militärgrenze suchten die Rechte Kroatiens möglichst einzuschränken und machten sich auch sonst so unbeliebt, daß sie einen ähnlichen Widerspruch erregten wie in Ungarn. Den Höhepunkt erreichte diese Bewegung gerade in des Zeit, als Krizani6 in Sibirien weilte, und endete mit der Hinrichtung der kroatischen Magnaten Banus Peter Zrinski und des Fürsten Franz Kr. Frankopan (1671). 5) V. Jagid, o. c. 164, 322, 329, 333, 143, 149, 359, 371, 439, 443, Waldenbcrg 190, 321, 268. Dabei steht Krizanic nicht vereinzelt da, vielmehr ist er ein typischer Vertreter der südslavischen Unionsbestrebungen und der Stellungsnahme gegenüber den slavischen Anhängern der griechischen Kirche seit dem 17. Jahrh. bis auf den heutigen Tag.1) Dafür ließen sich viele Beispiele anführen. Ich nenne für das 18. Jahrhundert nur den slavonischen Jesuiten Anton Kanizliö, der in der Vorrede zu seinem der Kirchenspaltung gewidmeten Werk „Kamen pravi smutnje velike" (geschrieben 1771, gedruckt nach seinem Tode 1780, Osiek) schreibt:2) Ufam se pako, da ja odgovarajuci Meniati (grckomu piscu3) necu uvriditi ostale naslidnike zakona grckoga, kakono su Slavonci, Srblji, Bosnjaci i Moskovi. Poljubljena braci moja! Vi niste ni rodom, ni jezikom, ni 6udi Grci, suprot kojima pisem, nego feste plemeniti list slavne ilirijdnske gore. Daleko je od odluke pera moga, da bi se ja njime Grke, koji Vas zavedose, a kamo Ii Vas usudio uvriditi. Spominjam se od one beside sada, koju sam od nikojih izmedju Vas cuo: Bog ubio onoga, koji nas je razstavio.4) Die letzten Worte sind besonders bemerkenswert, weil sie zeigen, daß diese Gefühle bei den südslavischen Katholiken und Orthodoxen gegenseitig waren. Im 19. Jahrhundert huldigten solchen Anschauungen die weltlichen und zahlreichen geistlichen Anhänger des Illyrismus und ihre Nachfolger die Jugoslaven (Südslaven), vor allem die glänzende Gestalt des Bischofs J. Stroßmayer, dessen ganze Tätigkeit der Vereinigung der Kirchen, der Eintracht und Einheit der Kroaten und Serben sowie der Förderung der Slovenen und Bulgaren gewidmet war. Alle seine Kundgebungen in Wort und Schrift, die Gründung der südslavischen Akademie der Wissenschaften und Künste, ') Vgl. des Verfassers „Kroaten und Serben", Österreichische Hundschau IX. (1906), 242. 2) Nach dem Abdruck von Scherzer im Nastavni Vjesnik III... 3) Gemeint ist Elias Meniates Jlt'ipa oxavddZov, 1752. 4) In Übersetzung: Ich hoffe, daß ich durch meine Erwiderung gegen Meniates (den grieschischen Schriftsteller) die übrigen Anhänger des griechischen Glaubens, wie es die Slavonier, Serben, Bosniaken und Moskowiter sind, nicht beleidigen werde. Meine geliebten Brüder: Ihr seid weder der Geburt, nach der Sprache, noch dem Gemüt nach Griechen, gegen die ich schreibe, sondern seid ein edles Blatt des ruhmreichen illyrischen Waldberges. Es ist weit entfernt vom Entschluß meiner Feder, daß ich damit die Griechen, welche euch verführt haben, noch viel weniger aber euch zu beleidigen wagen würde. Ich gedenke jetzt jenes Wortes, welches ich von einigen von euch gehört habe: Gott möge den strafen, der uns getrennt hat. der Universität und der Bildergallerie in Zagreb sowie der Bau der künstlerisch und wegen ihrer Grundidee hochstehenden Kathedrale von Djakovo,1) für die er den frühromanischen, den Orient und Okzident verbindenden Stil wählte, sind von diesem Geiste getragen.2) Gegenüber den Griechen und den orthodoxen Slaven nimmt er dieselbe Stellung ein wie Krizanic, nur sind seine Worte poetischer und seine Gründe besser gewählt und formuliert. Allerdings ging er über Krizanic auch hinaus, da er auf dem Vatikanischen Konzil mutige Worte der Anerkennung für den Protestantismus fand.3) Besondere Erwähnung verdient die Tatsache, daß das neue bulgarische Schrifttum mit Drucken in serbokroatischer Sprache beginnt. Bezüglich der in Rom 1638 auf Kosten der Propaganda gedruckten „Bogoljubna razmisljanja od otajstva covican-skoga",4) eine Übersetzung der Meditationes S. Bonaventurae, des Franziskaners Petar Bogdan Baksic, wird das allgemein zugegeben;5) dabei ist es interessant, daß ein in Venedig 1730 veranstalteter Nachdruck des bosnischen Franziskaners Marijan Lekusiö der bulgarischen Herkunft des Übersetzers gedenkt: prie mnogo vrimena u jezik slovinski od jednog Bugarina pri-nesena.6) Dagegen wurde ein von Filip Stanislavov, „Bischof von Großbulgarien", „für sein bulgarisches Volk" in Rom von der Propaganda 1641 oder 1651 gedrucktes Gebetbuch mit dem sonderbaren Titel „Abagar" (enthält auch Apokryphen) trotz der Einwendungen A. Leskiens7) von A. Teodorov8) abermals für bulgarisch erklärt, was jedoch L. Miletic9) dahin richtig stellte, daß „trotz vieler Bulgarismen auch hier im allgemeinen stark die kroatische Grundlage vorherrscht". Eine Analyse des ») Die Widmungsinschrift über dem Eingangstor gibt die Idee wieder: Der Ehre Gottes, der Einheit der Kirchen, der Eintracht und Liebe meines Volkes. 2) Ich muß es mir versagen Belege für diese und die folgenden Zeilen anzuführen. Vgl. T. Smiöiklas, Nacrt zivota i djelä biskupa J. J. Strossmayera (Zagreb 1906), wo seine ausgewählten Schriften: Reden, Abhandlungen und Hirtenbriefe enthalten sind. Weiter das Jubiläumswerk: Josip Juraj Strossmayer, biskup bosansko-djakovacki i sriemski, Zagreb 1900—1904. Auzsüge aus seinen Reden und Schriften bietet M. Prelog, Strossmayerova Citanka (Zagreb 1924). 3) Lord Acton, Zur Geschichte des Vaticanischen Conciles (München 1874), 87—89. Th. Granderath, Geschichte des Vatikanischen Konzils, Bd. II., 390—403. 4) Ich modernisiere die Graphik, weil sie in keiner Bibliographie das Original wiedergibt. 5) l. Miletic, CßopHHK'b 3a Hap. yMOTBopewiH xix., 15. 6) Batiniö, Djelovanje franjevaca u Bosni i Hercegovini, 103. ') Archiv f. slav. Phil. III., 518—512. 8) CÖOpHHKt Ba Hap. yMOTBOpeHHH IX., 8. s) O. c. XIX, 16. Textes, die durch einen teilweisen Neudruck A. Teodorov's1) ermöglicht wird, bestätigt dieses Urteil. Die Ausführungen B. Angelov's2) über den Abagar in der Nationalbibliothek von Sofia, der den Druck in das J. 1651 verlegt, ändern nichts an dieser Tatsache. Sein Verfasser, „Bischof von Großbulgarien", konnte sich recht gut als Bulgare fühlen, sein für die Bulgaren bestimmtes Buch kann in diesem Sinne auch bulgarisch genannt werden, aber dessen sprachliche Grundlage bleibt serbokroatisch. Ebenso bietet ein „bulgarisch-kroatisches Gemisch" das von dem nach Ungarn ausgewanderten Bulgaren Krsto Pejkic 1716 in Venedig gedruckte Büchlein „Zarcalo istine".3) Das ist auch vollkommen begreiflich, denn alle Bulgaren wurden im Illyrischen Collegium in Loreto erzogen und in den bulgarischen Schulen selbst, z. B. in Ciprovec, wurden die Lehrbücher der bosnischen Franziskaner gebraucht.4) Allmählig wurde der Volksdialekt der Paulikianer auch zur Schriftsprache, meist in handschriftlichen Werken und in Kirchenliedern, aber Kroatismen wurden auch da den Originalen entnommen.5) Jedenfalls wurde wenigstens bei einem allerdings kleinen Teil der Bulgaren im 17. Jahrh. das Ziel erreicht, das die südsla-vischen Protestanten im Auge hatten und von dem die Zagreber Illyrier im 19. Jahrh. träumten. IV. Fortschritte der Gegenreformation in der Schrift und in der Begründung einer gemeinsamen Schriftsprache. Bartholomaeus Kasic. Namen für die Schriftsprache. Verschlechterung der Sprache der Kirchenbücher. Wenn wir die literarische Tätigkeit der südslavischen Reformation und Gegenreformation vergleichen, können wir gewisse Fortschritte bemerken. Die Protestanten legten infolge ihrer Herkunft besonderes Gewicht auf glagolitische Drucke, gaben cyrillische auf und endeten mit lateinischen; in Rom trug man jedoch den faktischen Verhältnissen mehr Rechnung, begann mit lateinischen (1582) und cyrillischen (1583), ließ glago- 11 O. c. IX., 150—156. 2) roamiihhk-b ha hapoaha 6n6iinoteka bt> CoAhh 3a 1923 roniiHa (Co$H5t 1924), 89—92. 3) Miletic 1. c. — 4) Miletic, 15. — 5) Miletic, 232. litische notgedrungenx) erst nach Jahrzehnten folgen (R. Le-vakovics Nauk karstjanski, eine Übersetzung des Katechismus Bellarminos, erschien 1628) und beschränkte sich auch da meist auf Bücher, die für den römisch-katholischen slavischen Ritus notwendig waren. Es ist ganz falsch, wenn sogar ein Philologe vom Range St. Novakovics2) meint, man habe in Rom auch die cyrillische Schrift der bosnischen Franziskaner „nicht halb so gern gesehen wie die oberdalmatinische Glagoliza". Richtig ist das Gegenteil, denn man wußte in Rom ganz gut, daß die cyrillische Schrift viel mehr verbreitet und daher für die Unionbestrebungen ersprießlicher war als die „viel schwierigere" glagolitische.3) Überhaupt hatte man in Rom gar keine Bedenken gegen die cyrillische Schrift, auch gegen ihren „serbischen Charakter"4) nicht, ebensowenig wie gegen die Lettern der protestantischen Druckerei von Urach-Tübingen, mit denen „Nauk karstjanski" im J. 1628, „Azbukividnjak" 1629, Missale 1631 und „Izpravnik" 1635 gedruckt wurden;5) ihre Herkunft wurde allerdings von der Propaganda verschwiegen, doch im Brevier vom J. 1648., für das sie neue Lettern angeschafft hatte, ließ sie anmerken: „Illyrici typi A. D. Ferdinando II. ... Congreg. de Propaganda Fide ... donati." Man betrachtete in Rom das glagolitische und cyrillische Alphabet als „slavisch" (pismo slo-vinsko" kehrt häufig wieder) oder „illyrisch",6) druckte beide nebeneinander ab,7) schätzte ihre Vorzüge gegenüber der damaligen unbeholfenen8) und verschiedenartigen lateinischen Graphik,9) bevorzugte aber im Gebrauch außerhlab der Kirche immer mehr die cyrillische Schrift als die leichtere und prak- !) Vgl. o. S. 18. 2) Istorija srpske knjizevnosti, 2. Aufl., 167. 3) Vgl. ein römisches Gutachten aus dem J. 1627; La Bucuizza serve in pochi paesi et 6 piü difficile della ciuriliza e quelli, che adesso si servono della Bucuiza piü volontiert si serviranno della Ciuriliza. Starine B. 24., 18. 4) Vgl. Sim. Budinei Breve istruzione per imparare il carattere Serviano e la lingua Illyrica, sive brevis instructio ad condiscendum characterem Serbicum et linguam Illyricam. Venetiis, 1597. Safafik, Gesch. d. südsl. Lit. II. 100. 5) Fr. Kidric, NaSi Zapiski VI. (1909), 172. 6) Starine B. 24., 18. ') So im Azbukividnjak slovinskij von R. Levakovic (1629) und Bukvar sla-venskij von M. Karaman. Safafik Gesch. d. südsl. Lit. I. 163—164, II. 100. 8) In dieser Hinsicht sind auch die bosnischen Franziskaner nicht frei von Mängeln indem sie der lateinischen Graphik des Serbokroatischen auch in cyrillischen Drucken so weit folgten, daß sie erweichtes 1 und n durch ein vorgesetztes cyrillisches fc, das italienische gl und gn nachahmend, bezeichneten. ») So suchte B. Kaäi6 seine lateinische Graphik mit der glagolitischen und cyrillischen in Einklang zu bringen. M. Stojkovic, Rad B. 220, S.244, 263. tischere, so daß sich derselben auch glagolitische Priester bedienten.1) Nichts ist bezeichnender für die Wertschätzung der beiden Alphabete in Rom als die Tatsache, daß die serbokroatische Bibelübersetzung des Jesuiten B. Kasic im ersten Drittel des 17. Jahrh. auch deshalb nicht gedruckt wurde, weil sich nach dem Gutachten der Revisoren nicht „mit den Buchstaben des hl. Hieronymus oder des hl. Cyrillus" geschrieben war.2) Natürlich haben die bosnischen Franziskaner auch die „serbische Unzialschrift" nicht „aus religiöser Angst" gemieden,3) sondern machten in den westlichen, vom byzantinischen Traditionalismus freieren Gebieten, die unter dem Einfluß der glagolitischen und lateinischen Graphik ausgebildete cyrillische Lapidar- und Kursivschrift auch zu ihrer Bücherschrift.4) Ihre Klagen über die Seltenheit und das Verschwinden dieser Lettern in den Buchdruckereien Italiens5) sind aber wörtlich zu nehmen, denn begreiflicherweise waren nicht leicht gute Setzer zu finden,6) für solche fremde Schriften gab es auch damals erhöhte Sondertarife und die Lettern konnten ohne Nebenabsichten in Verstoß geraten, weil sie verhältnismäßig doch selten gebraucht wurden. Nach der Erfindung der Buchdruckerkunst konnte in solchen Grenzgebieten nach der glagolitischen auch die cyrillische Schrift mit der lateinischen nicht leicht konkurrieren.7) Trotzdem hielten die Franziskaner an dieser bosnisch-cyrillischen Schrift ungemein fest, so daß ihr Provinzial noch 1737 die la- *) Schon an der Scheide des 14. und 15. Jahrh. kommt in einer Handschrift von Tours, die von einem nach Frankreich verschlagenen Priester Georgius de Slavonia oder de Rain (Rann, slovenisch Brezice) neben glagolitischen und lateinischen Texten ein cyrillisches Alphabet vor, das ein Diakon Pavel aus Krbava (Kroatien) schrieb. L. Leger, Jagid-Festschrift, 116; M. Kos, Slavia III. 370—394 ") M. Stojkovic, Rad B. 220. 256. 3) St. Novakovic o. c. 168. Übrigens ließ Stiepan Matijeviö seinen Ispovie-daonik in der gewöhnlichen cyrillischen Schrift 1630 in Rom in der Druckerei der Propaganda drucken. Safarik, Gesch. der südsl.Lit., II. 214. 4) Proben der bosnischen und gewöhnlichen cyrillischen Bücherschrift vgl. bei D. Prohaska, Das kroatisch-serbische Schrifttum in Bosnien und der Herzegowina, 12. Vgl. auch C. Truhelka, Bosanöica, S. A. aus Glasnik zem. muzeja u Bosni i Hercego\ini, B. IV. (1899). Aus seiner Darstellung, die aber nicht immer auf Beifall der Philologen rechnen kann, ersieht man auch, daß die Ausbildung dieser bosnisch-cyrillischen Schrift eine lange Geschichte hat. 5) Prohaska o. c. 16. 6) Vgl. die Klagen M. Divkovics, Bosanski Prijatelj, I. 29. ') In ähnlicher Weise trägt heute zur Verbreitung der lateinischen Schrift die Schreibmaschine bei. Eine Maschine, mit der man nur serbokroatisch in cyrillischer Schrift schreibt, Ist natürlich weniger brauchbar als eine solche, mit der man außer serbokroatisch und slovenisch auch französisch, deutsch und englisch, unter Umständen auch cechisch und polnisch schreiben kann. teinische selbst zum Privatgebrauch verbot, denn auch die Buchstaben seien eine den Völkern gespendete Gabe Gottes,1) bis im 19. Jahrh. auch sie den übrigen Kroaten in der Annahme der lateinischen Schrift folgten. Übrigens war die bosnische cyrillische Schrift auch den Orthodoxen und Mohammedanern geläufig2) und bei den letzteren wird sie noch heute in Begs-familien von Frauen gehütet, mit denen Söhne mit Hochschulbildung und kroatischer Gesinnung noch in ihr korrespondieren müssen.!') Aus dem Ganzen ersieht man, daß religiöse Momente4) bei Erklärung der Schriftfragen unter den Südslaven mit Vorsicht zu gebrauchen sind und daß sie in den Zeiten der Gegenreformation für eine Zurückdrängung der cyrillischen Schrift ganz gewiß nicht in Betracht kommen. Ebenso darf man ihre bosnische Spezialität, die übrigens auch in Dalmatien und Kroatien üblich war, nicht überschätzen; es hat auch keinen Sinn, sie in wissenschaftlichen Publikationen Wiederaufleben zu lassen, wenn es sich nicht um genaue Reproduktionen von Inschriften und Schriftproben handelt.5) Den größten und bedeutungsvollsten Fortschritt verdankt der Gegenreformation die Schriftsprache. Die Protestanten schrieben den Cadialekt, wie er im äußersten Nordwesten des serbokroatischen Sprachgebietes, in Istrien, im Kroatischen Küstenlande und auf den Quarnerischen Inseln sowie im nördlichen und mittleren Dalmatien gesprochen wurde. In Istrien war der Roden für eine Literaturentwicklung allerdings nicht besonders Cum etiam litterae dona Dei sint specialiter nationibus et Unguis datae, K6BH0CT, je3HK, HCTOpHjy H ^O^KJIOp II., 118-119. 4) Ljubljanski Zvon 1922, S. 188—190. 5) Jy>KH0C./10BeHCKH (})HJIOJIOr III. 266. 6) S. Bosanac, Nastavni Vjesnik IX. 529f. ') Wuk's Stephanowitsch kleine serbische Grammatik, S. XVI. Dort auf S. XIX. gebraucht der von Kopitar gut unterrichtete Jakob Grimm zuerst in deutscher Sprache die richtige Bezeichnung serbokroatisch, als er von Albert Fortis sprach, „der einige gefühlvolle m orlack ische (d. h. serbisch-kroatische) Lieder bekannt machte". nannten General Claudius Aquauiua nach langen Vorarbeiten im J. 1599 herausgegebene Studienordnung, welche mit geringen Zusätzen aus dem J. 1616 bis zur Aufhebung des Jesuitenordens in Geltung blieb. Darin gibt es gegen Ende besondere „Regulae Accademiae",1) die von Bernhard Duhr S. J. in seinem Werk „Die Studienordnung der Gesellschaft Jesu"2) zusammengefaßt worden sind.3) Mit Recht wird eine solche Schüler-akademie (Academia scholasticorum) mit den späteren Semi-narien und akademischwissenschaftlichen Vereinen auf den Universitäten verglichen, was aus dem ersten Punkt ihrer Satzungen hervorgeht: „Academiae nomine intelligimus coetum studioso-rum (ingenio et pietate praestantium) ex omnibus scholasticis de-lectum, qui aliquo ex nostris Praefecto, conveniunt, ut pecu-liares quasdam habeant exercitationes ad studia pertinentes."4) Die Jünglinge sollten lernen, die freien Augenblicke gut und fruchtbar zu verwenden, akademische Schülervorträge sollten eine gute Vorschule für die künftige Lehrtätigkeit und die wissenschaftliche Verwertung des Gelernten sein. In der Leitung war das monarchische und das demokratische Prinzip vereinigt. Der Rektor des Kollegs wählte einen Vorsitzenden („moderator" oder „praefectus Academiae") aus den Professoren oder den übrigen Patres, die Mitglieder aber wählten alle drei bis vier Monate mit geheimen Stimmzetteln und mit Stimmenmehrheit den „Magistrat" der Akademie, nämlich den Rektor, seine 2 Räte und den Sekretär, auch andere Würdenträger, wenn die große Anzahl der Mitglieder es nötig machte.5) Die eigentliche Leitung war Aufgabe des Schüler-Rektors. Der Sekretär führte ein genaues Buch über die Mitglieder und ihre Sitzungen. Die Akademie hatte drei Stufen: die Akademie der Grammatiker, bei denen der Hauptteil der Arbeit dem P. Moderator zufiel, der Humanisten und Rhetoriker, welche Versammlungen an Sonntagen und sonst freien Tagen abhielten, und der Theologen und Philosophen, die tägliche Versammlungen hatten und als Rektor einen Theologen, in Ausnahmsfällen einen Philosophen *) G. M. Pachtler, Ratio studiorum et Institutiones Scholasticae Societatis Jesu, Tomus II. (Berlin 1887) = Monumenta Germaniae paedagogica B. V., S. 460—481. 2) Freiburg i. B. 1896. 3) Oi c. S. 128—136. Auf S. 271—280 ist auch eine deutsche Übersetzung v der „Regeln für die Akademie" wiedergegeben. 4) Pachtler o. c. S. 460. ») Duhr o. c. 129. wählten. Eine Spezialität waren die griechische und die hebräische Akademie, die auf einen kleinen Kreis beschränkt blieben, wöchentlich 2—3mal, und zwar an freien Tagen ihre Zusammenkünfte hatten und solche Übungen veranstalteten, daß daraus tüchtige Vertreter der beiden Sprachen im Privat- und öffentlichen Leben hervorgingen. Nach dem Muster der griechischen oder hebräischen Akademie war offenbar auch die „Academia linguae Illyricae" eingerichtet, denn die Pflege der „illyrischen" Sprache war in den allgemeinen Akademien in Rom wohl nicht denkbar. Daß die Jesuiten die Muttersprache und die Volkssprache überhaupt nicht verachteten und nicht vernachlässigten, steht heute fest, zum mindesten treffen solche Vorwürfe für das 16. oder 17. Jahrhundert ihre Gegner ebenso oder noch mehr. Allerdings bildete die Muttersprache keinen besonderen Lehrgegenstand; denn schon um i580 beschied der General Aquaviva abschlägig das Ansuchen des aquitanischen Provinzials auf Einführung des • obligaten Unterrichts der Muttersprache, „da die Lektüre der heimischen Schriftsteller und Predigtübungen in der Muttersprache zum gewünschten Ziele hinreichten".1) Dieser Grundsatz hatte fortan Geltung. Die Studienordnung von 1586 betonte die Notwendigkeit der Kenntnis „linguae patriae pro concionibus, pro confessionibus, pro litteris, pro communi vitae consuetu-dine". Nach der endgültigen Ratio studiorum von 1599 war in den untersten drei Gymnasialklassen das Lateinsprechen noch nicht allgemeine Regel. Die alten Autoren wurden zum Schluß in die Vulgärsprache übersetzt. Noch mehr konnten in der Humanität die Autoren in die Muttersprache, aber möglichst klassisch übersetzt werden. In der Syntax gehörte die Übersetzung der Autoren in die Muttersprache zu den Klassenübungen; in ihr wurden die Pensa diktiert und geschrieben.2) Die gemeinsame Regel des Ordens hatte die Vorschrift, daß alle die Sprache des Landes lernen, in welchem sie wohnen, und verlangte für die Scholastiker,3) d. h. „Ordensmitglieder, die sich in den Studien befinden", ausdrücklich, daß sie die Volkssprache gründlich lernen sollen.4) Schon der Gründer des Ordens hat verordnet, daß an allen Orten, wo die Gesellschaft sich auf- *) B. Duhr o. c. 107. — 2) Ib. 108. — 3) Ib. 30. •) Ib. 109. Georg Mertz, Die Pädagogik der Jesuiten, S. 28, zieht daraus den Schluß, daß man nur bei den Scholastikern, die später als Prediger und Beicht- hält, alle die Landessprache sprechen. Dementsprechend mußten in Rom alle Mitglieder gründlich italienisch lernen, am Innsbrucker Kollegium wurde aber deutsch und italienisch unterrichtet. Die besondere Fürsorge, welche Clemens VIII. und der Jesuitengeneral Claudius Aquaviva der Illyrischen Akademie widmeten, wird begreiflich durch die großen Ziele,1) die man in Rom unter den Südslaven, besonders unter denen der Türkei verfolgte. Zu diesem Zwecke mußten Priester, welche als Missionäre, Visitatoren und Legaten auf dem Balkan wirken sollten» auch sprachlich sehr gut herangebildet werden, und zwar nicht bloß die in Rom oder später in Loreto studierenden Südslaven, sondern wegen des herrschenden Priestermangels auch Italiener. Daß diese in der Tat die illyrische Sprache sehr gut erlernen konnten, beweisen die bedeutenden lexikographischen Leistungen von Micalia und Deilabella. Der letztere eignete sich als Missionär in Spalato und Ragusa die Sprache des Landes in besonders hervorragender Weise an: Ad linguam slavonicam addiscendam diligenter incubuit, tantamque eius sermonis scientiam adeptus est, ut pure et emendate, eleganterque Sla-vonice Ioquendi magister haberetur.2) Da über die Illyrische Akademie bisher kein Aktenmaterial bekannt ist, so müssen wir uns eine Vorstellung über ihre Tätigkeit aus den Bestimmungen für die griechische und hebräische Akademie machen. Diese übten nicht bloß die Grammatik» Philologie, den Stil, sondern auch die Lektüre und die Literatur der beiden Sprachen; Abhandlungen wurden verfaßt, vorgelesen und diskutiert; irgend ein griechischer Autor oder ein Buch des Alten Testamentes wird abschnittweise zur Übersetzung und Erklärung unter die Akademiker verteilt und so zum Gemeingut aller.3) väter verwendet wurden, die Notwendigkeit einer Rücksichtnahme auf die Muttersprache verlangte, während den Schülern überhaupt der Unterricht in derselben vorenthalten blieb. Die Schrift von G. Mertz, einem Katholiken, der den Jesuiten vom Standpunkt des religiösen Friedens und nationaler Interessen nicht wohlgesinnt ist, bekämpft in vielen Punkten die Anschauungen und Resultate der Werke von Pachtler und Duhr. Viele Widersprüche werden dadurch erledigt, daß man natürlich einen Unterschied zwischen dem 16. und 17. Jahrh. und der späteren Zeit machen muß. Wenn G. Mertz meint, „daß die Jesuiten nur unter dem Drange der Umstände der Muttersprache in Deutschland Zugeständnisse gemacht haben, während sie in anderen Ländern ihrer alten Gewohnheit treu blieben" (102), so war das bezüglich der südslavischen Länder nicht einmal in Rom der Fall. !) Vgl. S. 27 f., 64- 65. 2) Illyrici sacri autore Daniele Farlato T. III., 522. 3) B. Duhr, Die Studienordnung der Gesellschaft Jesu, 135. Bei solchen Übungen drängte sich von selbst die Frage auf, welcher von den südslavischen Dialekten, über deren Verschiedenheit man durch die in Rom weilenden Priester und Schüler sowie aus den bisherigen Berichten der Visitatoren der Balkanländer unterrichtet sein konnte, zur Grundlage der Übungen gewählt werden sollte. Praktisch hätten die Frage die Mitglieder der Akademie zu lösen gehabt, doch diese wären kaum zu einer Einigung und namentlich zu dem Grundsatz gekommen, nach dem sich Kasic bei der Abfassung seiner Grammatik richten mußte. Nach den Bestimmungen für die Aufnahme der Jesuitenzöglinge waren offenbar die Dalmatiner in der Überzahl, aber ihr Dialekt blieb nicht siegreich, obgleich er literarisch ganz gut vertreten war und speziell der Dialekt von Spalato als Toskanisch angesehen wurde.1) Hier griffen die Moderatores Societatis nostrae ein. Das konnten nach dem Wortlaute der Regeln für die Akademie die Patres seih, die an der Spitze der Ulyrischen Akademie standen und mit den Anschauungen der leitenden römischen Kreise sehr gut vertraut waren, oder diese leitenden Kreise selbst, für welche die Bezeichnung Moderatores naheliegt und auch bezeugt ist.2) Jedenfalls atmet die Bestimmung dieser Moderatores, daß die am meisten verbreitete Volkssprache (lingua vernacula) zur Grundlage des „illyrischen" Unterrichts gewählt werden sollte,, den Geist des von Sinem Willen geleiteten und auf das Praktische und Zweckmäßige gerichteten Jesuitenordens,3) und bietet einen neuen Beitrag zu den Beweisen, dqß es wirklich keine besseren und geschickteren Lehrer gab als die Jesuiten.4) Von besonderer Bedeutung ist aber die Tatsache, daß die Illyrische ») Vgl. o. S. 62—64. 2) So lesen wir z. B. in dem handschriftlichen Werk von Basic (Bassich) Georgius S. J.: Elogia Jesuitarum Ragusinorum: Quapropter ei viri Patricii omnern lapidem moverunt, ut Moderatores Societatis J. Patrem Cassium in Pannoniam vel alibi mitterent, et Ragusinis in eiusdem locum P. Joannem Gradium sufficerent. Votis Patriciorum annuerant Societatis Moderatores Joannemque nostrum, post-quam theologiae curriculum explevit, Ragusam miserunt... Stojkovic o. c. 197. 3) Realenzyklopädie f. protest. Theologie VIII., 746. 4) H. Boehmer (protest. Theologe), Die Jesuiten, 3. Aufl., 132. Hier möchte ich bemerken, daß ich in der Oesterreichischen Rundschau B. IX., S. 243 und in der Geschichte der älteren südsl. Lit., 9, mich darauf berief, daß die Jesuiten-in ähnlicher Weise in süddeutschen Schulen die Sprache Luthers lehrten. Ich stützte mich dabei auf H. Paul, Grundriß der deutschen Philologie I. 23: „Der Grammatik des Clajus gelang es, in die Schulen einzudringen, merkwürdigerweise wurde sie trotz ihres ausgesprochenen Protestantismus besonders in den süddeutschen Jesuitenschulen verwendet." Diese Anschauung, die, wie mich M. H. Jellinek in Wien aufmerksam machte, in letzter Linie auf K. von Raumer Akademie unter dem unmittelbaren Einfluß des Generals Claudius Aquaviva stand, „unstreitig des größten Herrschertalents, •welches die Gesellschaft je besessen hat." *) Allerdings wurde dieser Grundsatz nicht gleich und konsequent durchgeführt, sondern allmählich, und Kasic selbst repräsentiert die ganze Entwicklung von seinem dalmatinischen Cadialekt bis zu dem ragusanischen und bosnischen Stodialekt. Kasic bekam als 24jähriger Jüngling die Aufgabe, die erste Grammatik der serbokroatischen Sprache zu schreiben. Daß sie sehr schwierig war, ist selbstverständlich; dazu kam noch der Umstand, daß er schon 15 Jahre, wie er selbst klagt, von seiner Heimat entfernt war und wohl keine Gelegenheit hatte, sich in seiner Muttersprache zu üben, bis die römischen Kreise ihre Wichtigkeit erkannten. Nach den Ausführungen von M. Srepel hielt er sich zwar allzustark an die lateinische Grammatik des Aldus Manutxus, doch bewies er auch große Selbständigkeit in der Bearbeitung vieler Partien, namentlich der Deklination.2) Uns interessiert die Frage, inwieweit er „die am meisten verbreitete Volkssprache" zur Grundlage nahm. Wenn wir uns ein Urteil nach den von Srepel zitierten Wörtern und wenigen Sätzen bilden dürfen, so müssen wir sagen, daß er noch sehr stark an seinem dalmatinischen Dialekt festhielt. Wir finden zwar an einer Stelle sto (S. 12), doch unter den Pronomina Mo ili ta, zal ne und zasto ne (S. 20), ebenso werden „sto- und cakavi-sche Deklinationsformen ohne strenge Grenzen nebeneinander gestellt" (28), z. B. Gen. PI. gölubov, golubä, golubi (14), vrimSn, vrimenä, vrimeni (15), Inst. PI. z golubim, s golubima, (Der Unterricht im Deutschen, 3, 25ff., Geschichte der Pädagogik4, III. 125ff.) zurückgeht, wird jetzt öfters bestritten. Immerhin gibt auch Fr. Kluge (Von Luther -bis Lessing, 128) zu, daß die auf Luthers Schriften aufgebaute Grammatik des Joh. Clajus „nicht ohne Einfluß auf die Katholiken" blieb. Burdach (Einigung der neuhochdeutschen Schriftsprache, 9) meint, daß die Katholiken dem Vordringen der ketzerischen Gemeinsprache zähen Widerstand entgegengesetzt haben. „Die I Einführung der Grammatik des Clajus in katholischen Schulen will dagegen wenig besagen (? jede Sprachreform wird am besten durch die Schulen verbreitet): in weiterem Umfang geschah sie auch erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh., als Luthers Deutsch schon veraltet war." Aus der „Geschichte der neuhochdeutschen Grammatik" (I. S. 77 f.) von Max Hermann Jellinek und aus seinen brieflichen Mitteilungen ersehe ich, daß diese Frage wirklich sehr verwickelt ist. Ich sehe daher von einer weiteren Stellungnahme ab, mache aber darauf aufmerksam, daß man in Bom selbst, wie meine Ausführungen zeigen, jedenfalls keine Bedenken gegen eine Sprache hatte, die der Mehrzahl nach Orthodoxe und Mohammedaner sprachen. Realenzyklopädie f. protest. Theologie, VIII., 770. 2) Rad CIL, SA. 14, 28. s golubi (14), s vrimeni, s vrimönima, sä zlätima, zläti, zlatimi (15), aber in der Lautlehre verrät er fast durchweg den Ca-sprecher. Der Akzent ist nach Srepel „gewiß ganz" cakavisch (12), vgl. osäl,1) posäl (14), otäc, otcä, ocä (15), jesäm, jesi, jesmö, jeste, jesü (21), ve wird regelmäßig durch i wiedergegeben: sfidök, vrime, vittar, vitra, dvisti, dvisto, prilipi, blidi, dim, jim, gdi, ovdi, ondi, vazdi, prid, sprid, eine Ausnahme bildet nur vencac, vencaca, vencaci (15), Z wird am Ende nicht vo-kalisiert: pakal, oral, posal, für ursl. d' finden wir /: zgaja se, prigaja (25), meju (meu 26), doch auch vodjah neben vojase (23). Allerdings reichen manche dieser Eigentümlichkeiten wie i für j für d weit in stokavische Gebiete, ebenso wie der alte Akzent im Südwesten und auch in manchen Gebieten Bosniens erhalten ist, Da Kasic bis dahin keine Gelegenheit hatte, mit jekavischen und ekavischen Serben Bekanntschaft zu machen, so konnte er den Abstand von der „am meisten verbreiteten Volkssprache" umsoweniger fühlen. Seinen Gesichtskreis erweiterten erst spätere Schicksale, namentlich seine Wanderjahre. Bald nach seiner Priesterweihe 1606 wurde Kasic zum Poenitentiarius der Peterskirche in Rom bestellt „ad audiendas confessiones omnium Nationum utentium Latino atque Italico idiomate, atque etiam in primis sue Nationis Illyrica aut Dal-matica lingua, immo vero Croatica, Carniolica et etiam Bulgarica ex Thracia Constantinopolitana ad se accedentium."2) Wie man sieht, hatte er als Beichtvater für alle Südslaven, von den Slovenen bis zu den Bulgaren zu fungieren. Die große sprachliche Verwandtschaft aller Südslaven, die schon von den Protestanten und nach ihnen von den Katholiken noch mehr betont wurde, erfreute sich also der Anerkennung auch in Rom. 1609—1612 weilte Kasic als Missionär in Ragusa (sl. Du-brovnik), wo er von einigen Nobiles sehr freundlich aufgenom--71 men, vom Präsidenten der Republik (Rektor, sl. knez) aber mit den Worten empfangen wurde: Admiror, inquit, vestri praepo-siti generalis Prudentiam, qui vos misit in urbem nostram a Senatu nostro nec invitatos nec vocatos." 3) Auf diese und die weitere Frage: „Venistis ad dissidium concitandum inter nos in Da mir Kasics Grammatik nicht zur Verfügung stand, konnte ich die aus ihr genommenen Akzentbezeichnungen M. Srepels nicht nachprüfen. 2) Stojkovic o. c. 179. 3) Ib. 181. Senatu nostro?" antwortete Kasic mit dem Hinweis auf das große Ansehen des Ordens beim Papste und den katholischen Fürsten und auf seine Tätigkeit in der ganzen Welt, auch unter Türken und Heiden. Als Prediger und Beichtvater in „dalmatinischer" Sprache fand er Beifall bei den Frauen und Töchtern des Adels und betätigte gich auch als Lehrer von der Fibel angefangen bis zu den Humaniora. Von besonderer Wichtigkeit waren zwei Missionen nach der Türkei in den Jahren 1612—-13 und 1618—1620, bei denen er als Superior von zwei Ordensmitgliedern begleitet wurde. Die erste Mission erwirkte beim Papste der bosnische Priester S. I. Matkovic, damit die Jesuiten Gelegenheit hätten, die unglückliche Lage der Christen unter dem türkischen Joch kennen zu lernen. Paul V. sendete die Mission „in dominium turcicum per Europam ad universos christifideles, praecipue catholicos in fidei dogmatibus confirmandos atque ab haeresibus schisma-teque graeco protegendos atque ad catholicam fidem revocandos, si qui forte aberrassent".1) Kasic und seine Begleiter reisten mit ragusanischen Kaufleuten, die sich in der Türkei besonderer Privilegien erfreuten, und waren wie diese bekleidet und bewaffnet. Zum Schutze hatten sie einen Janitscharen mit. Sie zogen auf dem üblichen bosnischen Handelsweg über Trebinje, Gacko, Cemerno, Foca, Srebrenica und Valjevo nach Belgrad (Kasic übersetzt Alba urbs und lehnt Alba Graeca ab, weil dort niemals Griechen, sondern Serben (Serbilii, d. i. Srblji) geherrscht haben). Von hieraus besucht er u. a. Mitrovica, Vukovar, Osijek (Esseg) in Slavonien, Pecuh (Fünfkirchen) im südlichen Ungarn und Smederevo in Serbien. Er hatte öfters Gelegenheit zu Gesprächen mit Arianern, Lutheranern, Kalvinisten, Schismatikern und natürlich auch mit den „Türken", „etiam Illyrice loquenti-bus", die er auf seiner Rückreise in Neapel also rühmt: „Agunt cum patribus humanius Turcae, quam Haeretici, Ariani, Cal-vinistae atque Luterani, qui multos catholicos ad illorum prava dogmata pertraxerunt." 2) Die zweite Missionsreise führte ihn ebenso nach Belgrad, wo er einige Monate ausruhte und Bücher in „dalmatinischer" (im Perivoj od djevstva: nasijem slovinskijem jezikom napisah u srbskom Biogradu) und zwei Apologien des katholischen Glau- Stojkovic. o. c. 185. 2) Ib. 188. bens gegen die Häretiker in lateinischer Sprache (bisher unbekannt) schrieb, und von hier nach Slavonien und Temesvar. In Tiburjanci in Slavonien traf er einen Österreicher Peter, dem Namen nach einen Katholiken, der aber seinen Sohn in protestantischen Schulen erzogen hatte. Dieser wurde dann Prediger in dem von Katholiken und Lutheranern bewohnten Dorfe. Überhaupt hatte Kasic öfters Gelegenheit, häretische Lehren und lutherische Prediger zu bekämpfen, „welche mit Reden und Liedern das Volk zum Übertritt zum Protestantismus zu bewegen suchten." Beachtenswert ist, daß er auf der Rückreise nach Ragusa als Begleiter hatte: einen schismatischen Serben (Serblius), einen jungen Ragusaner, einen Juden und natürlich auch einen türkischen Janitscharen (vgl. seine Vorrede zum Rituale Romanum über seinen Verkehr mit Andersgläubigen). In der Zeit zwischen beiden Missionen hielt er sich in Rom auf, wo er viel mit dem Kardinal Bellarmino verhandelte (er empfahl den Priester Matkovic, der ihn auf der ersten Missionsreise begleitet hatte, als Bischof, aber die Franziskaner kämpften dagegen mit Erfolg an), und 1614—1618 als Poenitentiarius in Loreto. Von 1620—1633 oder 1634 weilte er abermals in Ragusa als Leiter (rector) einer Residenz. Auch diesmal wurde er unfreundlich empfangen. Als einige Senatoren von seiner Ankunft am Stadttor hörten, eilten sie zum Erzbischof und verlangten, Kasic sollte gleich wieder nach Belgrad zurückkehren; einige Senatoren besuchten heimlich seine Predigten und notierten genau, „was immer er dem Volk" (gemeint sind cives de populo, sl. pucani) „riet oder was er über ihre politische Verwaltung und zugunsten der Bürger aus dem Volke sprach".1) Kurz: Kasic wurde demokratischer Umtriebe verdächtigt. Inwieweit das seiner Persönlichkeit und der Tätigkeit der Jesuiten im slavischen Süden entsprach, kann ich auf Grund des vorliegenden Materials nicht feststellen. 1622 suchte man ihn zu entfernen, damit dem Ragusaner I. Gradic, der die theologischen Studien bei den Jesuiten in Rom beendigt hatte, Platz gemacht werde. Dieser starb jedoch bald. Sonst wurde Kasic sehr viel wegen seiner Sprache von den „Aristarchen" von Ragusa angefeindet, obgleich er in dieser Hinsicht im Vergleich zu seinen Grundsätzen sogar zu viel Konzessionen machte, erfreute sich aber als eifriger !) Stojkovid. o. c. 196. Prediger großer Beliebtheit und wirkte als Missionär auch auf dem Festland von Ragusa und auf seinen Inseln. Aus Ragusa kehrte Kasic nach Rom als Poenitentiarius der Peterskirche zurück. Als solcher zensurierte er 1635 die von R. Levakovic besorgte Ausgabe des „Ispravnik" von S. Budinic, woraus hervorgeht, daß er auch mit der glagolitischen Schrift gut vertraut war. Im Alter von 75 und 76 Jahren beschrieb er sein Leben bis zum Schluß des Aufenthaltes in Ragusa, nicht ohne greisenhafte Schwächen, und starb am 28. Dezember 1650 in Rom. Überall, wo sich Kasic aufhielt, sogar auf der Reise in Belgrad, war er literarisch tätig. Außer der Grammatik wurden von ihm gedruckt: Meditationen und Gebete1) (1613,2) geschrieben in Ragusa), Geschichte des Marienhäuschens von Loreto (1617), Geistliche Lieder vom Lobe Gottes3) (1617), eine Christenlehre (Doctrina christiana brevis Bellarmini), Leben des hl. Ignatius gekürzt (1623), Garten der Jungfräulichkeit oder Lebensbeschreibung von Jungfrauen (Venedig 1628), Spiegel der Christenlehre (1631), Kleines Speculum (Zarcalo malo, erwähnt in der Vorrede zum Rituale Romanum, bisher nicht aufgefunden), Ordnung der Messe (Red od mise, in ähnlicher Weise bezeugt und unbekannt), Leben des hl. Franziskus Xav. (1637), Leben unseres Herrn Jesus Christus (1638), Übersetzung des Rituale Romanum (1640), Kalender aus dem Römischen Missal und Bekenntnis des wahren Glaubens (1640, Separatabdruck aus dem Rituale Romanum mit den noch heute üblichen kroatischen Monatsnamen), Die Nachfolge Christi von Thomas von Kempis (1641), Episteln (und Evangelien) aus dem Römischen Missal (1641). Im Zarcalo duhovno von Mauro Orbini (Rom 1641), das auf Betreiben Kasic's das Licht der Welt erblickt hat, finden wir von ihm eine Epistel in Versen und eine in Prosa mit bemerkenswerten Äußerungen über die Graphik des Serbokroatischen in Lateinschrift. Ungedruckt blieb von seinen serbokroatischen Werken die Übersetzung der ganzen Heiligen Schrift. Kasic arbeitete an !) Die Originaltitel s. in der „Bibliographie" der Abhandlung von M. Stoj-koviö o. c. S. 211—263. s) Erschienen sind alle Werke in Rom, wenn nicht ausdrücklich das Gegenteil bemerkt wird. 3) Leicht zugänglich, weil nach einer Handschrift wieder abgedruckt von K. Horvat, Grada jsl. akad. VII., 200—237. derselben seit dem Jahre 1622 und besonders seit 1625 ex man-dato sacrae Congregationis de Propaganda Fide.1) Die Übersetzung des Neuen Testamentes (ex textu Latino in Illyricum seu Slavonicum idioma) ließ der Erzbischof von Ragusa Thomas Celesius infolge eines aus Rom erhaltenen Auftrages prüfen und approbierte2) sie am 20. Juli 1631, am 17. März 1633 in Rom auch der Erzbischof Petrus von Antivari.3) Leider halfen diese Empfehlungen und die späteren eindringlichen Bitten Kasics in der lateinischen Vorrede zum Rituale Romanum4) und im besonders eindrucksvollen Memorandum an UrbanVIII.5) nichts, denn die römischen Revisoren, Anhänger des glagolitischen und cyrillischen Bücherdrucks, welche die slavische Kirchensprache als solche und als „Literatursprache" weitererhalten wollten, äußerten sich ungünstig über die Übersetzung, aber auch die Grundsätze der römischen Kirche über die Unzulässigkeit der Übersetzung der Bibel in eine Vulgärsprache ohne Kommentar dürften mitbestimmend gewesen sein.6) Natürlich müssen wir es Kasic hoch anrechnen, daß er eine Übersetzung der Heiligen Auf dem Titelblatt der jetzt in Zagreb auf bewahrten Handschrift. Grada za povijest kriizevnosti hrvatske, II. 43. 2) Beachtenswert sind aus dem Gutachten der Zensoren die Worte: Immo vero hanc un am translationem (sublatis quibusdam aliis deficientibus in multis et a vero sensu aberrantibus) ad divinam gloriam fidemque catholicam propagan-dam, conservandam et defendendam contra haereticos, schismaticos et infideles Illiricis sacerdotibus catholicis ceterisque fidelibus peroportunam ac pernecessa-riam comprobarunt et dignam clarissima luce iudicarunt. Grada II. 44. s) Der Erzbischof von Antivari zählt die Länder auf, für welche die Übersetzung bestimmt sei: Quam translationem sicubi Provinciis, Ragusinae nimirum Erzegovinae, Bosniae ac Seruiae commune aptam ac perceptu facilem testor, ita dignum censeo, ut typis mandetur. L. c. 4) Abgedruckt von Stojkovid o. c. 241—242. In der ausführlicheren serbokroatischen Vorrede bat er die Geistlichkeit, bei den Erzbischöfen und Bischöfen dahin zu wirken, daß sie den Kardinälen den Druck seiner Bibelübersetzung empfehlen. 6) Abgedruckt von Stojkovic o. c. 205. Kasic studierte die kirchenslavischen Übersetzungen aus alten Codices, verglich sie mit der Vulgata und fertigte in acht Jahren eine Übersetzung communiori dialecto Illyrica in lateinischer Schrift für Priester des lateinischen Ritus an. Die Einheit des Glaubens und die Tätigkeit der Prediger erfordern es, daß sie die hl. Schrift aus den reinsten Quellen schöpfen. Höchst wertvoll ist die weitere Begründung; Neque vero expedit, ul quilibet Pa-rochus, aut verbi Del Concinator sibi versionem ex latino Illyricam faciat concionando, aut ex tempore interpretanda, cum paucissimi inveniantur, qui Latinam linguam bene intelligant, et rede interpretentur. Una igitur ac certa versio Illyricis necessaria est Sacerdotibus, ne tot fiant versiones quot nunc sunt eruntque consequentibus sae-culis sacerdotes. Ein lehrreiches Beispiel, wie schlecht die Priester die Evangelientexte übersetzten, bringt der slovenische Reformator Pr. Trubar in der Vorrede zum Ersten Teil des Neuen Testamentes (1557); „Invenietis asinam alligatam et pullam cum ea" gab ein Geistlicher bei Cilli mit den Worten wieder; „Bote neäli eno oslico peruezano inu enu pisce (= junges Huhn!) per nee." 6) Stojkovic o. c. 257. Schrift in die Volkssprache mit Berufung auf den Brief des Apostels Paulus an Timotheus II. 3 (v. 14—17) befürwortete,1) und die Bibel als eine der größten Wohltaten Gottes betrachtete.2) Für die Literatur der Kroaten und Serben und namentlich für ihre Literatursprache war das ein großer Verlust, daß seine Bibel nicht gedruckt wurde, denn zum Unterschiede von den Cechen und Polen erhielten sie solche Übersetzungen erst im 19. Jahrhundert; für die Katholiken erschien M. P. Katancic's Übersetzung des Alten und Neuen Testaments 1831, die Bibel von Ivan M. Skaric aber erst in den Jahren 1858—1861.3) Die Titel der 17 gedruckten Werke und die ungedruckte Bibelübersetzung sowie die vorangehenden kurzen biographischen Angaben müssen genügen, um eine Vorstellung vom Wirken des bedeutendsten Schriftstellers der Gegenreformation unter den Kroaten zu geben. Uns interessiert hier das Problem der von ihm gesprochenen und geschriebenen Sprache. Wir haben oben gesehen, daß Kasi6 der ihm in Rom gegebenen Aufgabe, eine Grammatik des am meisten verbreiteten Volksdialektes der „illyrischen" Sprache zu schreiben, nicht genügte und nicht genügen konnte. Sein weiteres Leben gab ihm viel Gelegenheit zum Nachdenken und zur praktischen Durchführung des Grundsatzes, den er sich von seinen Obern angeeignet hatte. In Ragusa hielt er seine ersten Frühpredigten für das Volk in der Domkirche „Dalmatico idiomate, aliquantum a Ragusino discrepante, nihilominus tarnen satisque intelligi-bili; nondum enim perceperat pronuntiandi modum, atque pro-priam Loci Dialectum".4) Er war ehrlich bemüht, diesen Eigentümlichkeiten Rechnung zu tragen, denn in seiner ersten5) und auch in den späteren Schriften gibt es Ragusanismen mehr als billig.6) Doch die Rag'usanischen „Scholastici", d. h. seine Ordensbrüder,7) waren mit seinen „in communem Dalmaticae ]) Vorrede zum Rituale Romanum, abgedruckt von Stojkovic o. c. 244. 2) Stojkovic o. c. 257. 3) Vgl.V. Jagic, Die serbokroatischen Übersetzungen der Bibel, Archiv f. slav. Phil. XXXIV., 49ff. 4) Stojkovic o. c. 181. 5) Vgl. die Widmung des „Nacin od meditationi i molitvae" an zwei Nonnen in Ragusa, Stojkovic o. c. 212. 6) Vgl. Stojkovic o. c. 239. 7) Daß das Wort nicht in dem heute üblichen Sinne, etwa wie das weiter zitierte „Aristarchen", zu verstehen ist, beweist der Umstand, daß ihn seine Neider beim General anfeindeten und daß er sich bei diesem rechtfertigte und um seine nationis utilitatem" geschriebenen Büchern nicht zufrieden, so-daß er sich öfters sogar vor dem General in Rom verteidigen mußte. Kasic selbst berichtet darüber in seiner Autobiographie:1) „Quidquid enim P. Cassius communi eloquio Nationi universae scribebat, Aristarchis Ragusinis displicebat: Aiebant enim isti non esse elocutum Patrem solitaria unius Ragusine urbis elocutione, qua extra urbis muros vix unus reperietur qui loquatur in toto ipsorum Dominio, nedum in tota Dalmatia aut in lllyrico, seu in Pannoniis. Sibi enim ipsis soli blandiuntur, ac si mellitis verbis ipsi soli sermocinantur, cum tarnen ipsorum sermones pleni sunt vocabulis Italicis, Graecis, Latinis aliisque contortis in Ragusinam dialectum et pronuntiationem. E. g. unum dictum: ,Penituit me' sie ipsi: ,Pentisko san se' pro verbo Dalmatico: ,pokajo sam se', et quoniam istius modis loquendi numquam P. Cassius uti voluit, Patri Generali Romae dixerunt ipsius Scripta grata Ragusinis non futura." Man sieht, Kasid wollte für die „ganze Nation" schreiben und warf der Sprache von Ragusa mit Recht allzuviel romanische, aus dem alten Dalmatischen, Lateinischen und Italienischen übernommene Elemente vor. In einem sehr energischen Schreiben, das er am 17. VII. 1625 an den General richtete, verlangte er eine „lingua commune nazionale"; seine Schriften seien geschrieben nicht „in lingua Ragusea: ma in lingua piü commune della mia na-zione".2) Auf dieses und ein zweites Schreiben antwortete der General Mutio Vitelleschi mit Trostbriefen und erhörte nicht Kasic'^ Wunsch um Enthebng vom Superiorat der Residenz in Ragusa. Als Kasic endlich nach Rom zurückkehrte, erhielt er 1635 von der Propaganda den Auftrag, das Rituale Romanum in die „illyrische" Sprache zu übersetzen. Die Sprache dieses Werkes3) wurde von Kasic wohl überlegt, denn schon am 15. August 1636 schrieb er seine serbokroatische Vorrede, in welcher er endgültig und deutlich sein Programm niederlegte. Darin sagt er wört- Enthebung ansuchte. Unter „Scholastici Soc. Jesu" werden Ordensmitglieder verstanden, die sich in den Studien befanden (B. Duhr, Die Studienordnung der Gesellschaft Jesu, 30, 266). Letzteres dürfte in unserem Falle allerdings nicht ganz stimmen, aber Kasic kann den Ausdruck auch deshalb gebraucht haben, um seine Gegner herabzusetzen (etwa „grüne Jungen"). !) Stojkoviö o. c. 199. — a) Ib. 201. 3) Rituale Romanum Urbani VIII. Pont. Max. Jussu editam illyrica lingua. Romae. Ex typographia Sac. Congreg. de Propag. fide. MDCXL. 4°. 18 (unpagi-nierte) + 82 (Kalender) + 450 (Rituale). lieh:3) „Ich habe darüber oft nachgedacht und im Gespräche mit andern erforscht, auf welche Weise wir unsere slavischen Sprechweisen (nasa besidenja slovinska) am besten und angenehmsten schreiben und aussprechen könnten: wir konnten keinen Weg finden, wie man nicht bloß allen Ländern, sogar einer einzelnen Stadt willfahren könnte, denn jeder Mensch lobt den Dialekt und die Sprechweise seiner Stadt, der Kroate, Dalmatiner, Bosniake, Ragusaner, Serbe (Hrvat, Dalmatin, Bosnjak, Dubrovcanin, Srbljin)." Er hält es daher für vernünftig, daß jener Schriftsteller, welcher in „unserer (naski) Sprache" etwas schreiben will, sich bemühen müsse, „soviel als nur möglich in jenem Dialekt zu schreiben, den er geschickt bei vielen kennen gelernt hat, daß er der allgemeinste ist, und daß ihn jedermann leicht verstehen und mit Nutzen lesen kann; er möge irgendwie vielen genüge tun." Auf diese Weise wollte Kasic auch sein Rituale übersetzen, da „er mit vielen Leuten verschiedener (süd)slavischer Länder gesprochen und verkehrt hat, in der Welt herumwandernd; und ich selbst habe ihre derartigen Reden verstanden, sie aber meine". In der Klammer nennt er: Krstjani (katholische Christen), Räsani (Rascianer, Rascia = Raska, Name für die Wiege des Serbischen Staates), Srblji Poluvirci (halbgläubige Serben), und Türken (Turci). Darauf folgt die wichtigste Stelle: „Wenn ich also bosnisch (bosanski) diese Worte schreibe: ,Posiao sam, ucio sam, rekao sam, und ähnliche andere, so wehre ich nicht unserem Dalmatiner, daß er dieselben Worte nicht auf seine Art wende, ebenso andere, und sage: ,Poslal sam, ucil sam, rekal sam', noch weniger dem Ragusaner zu sagen: ,Poslo sam, reko sam'. Wenn ich aber schreibe ,sto' oder ,sta', wehre ich nicht dem Dalmatiner zu sagen ,ca', ebenso auch in anderen Worten, welche nicht nach der Art seiner Stadt oder seines Ortes geschrieben sein werden, indem jeder in seiner Art einen Buchstaben nach seinem Brauch ändert; so haben wir nicht die einen oder die andern zu tadeln mit der Behauptung, daß sie mit verschiedenem Akzent sprechen (zanose)". Den Seelsorgern gibt Kasid bekannt, daß er in dieser „allgemeinen Sprache" nicht bloß das Rituale, sondern auch die Heilige Schrift übersetzt hat, ebenso das Evangelistar. !) Stojkoviö o. c. 243. Auch die Frage der Orthographie oder richtiger Graphik behandelt er in dieser Vorrede. Er beklagt es, daß jeder Schriftsteller anders schreibt, erörtert das in seiner Grammatik durchgeführte System, nennt von den Schriftstellern, die mit lateinischer Schrift geschrieben haben, einen aus Spalato, 2ausZara, 7 aus Ragusa, 1 von der Insel Hvar (Lesina), 1 aus Trogir (Traü), 1 aus Bosnien (Bandulavic), war aber mit Rücksicht darauf, daß jeder die lateinischen Buchstaben anders gebraucht, bestrebt, seine Schriften, die er aufzählt, nach der Lehre seiner Grammatik auf eine Art (jednim nacinom) zu schreiben und zu drucken. Die lateinische Vorrede im Rituale an Urban VIII. gibt allgemein denselben Gedanken wieder: „. .. Meum itaque fuit Sacra iubente Congregatione, cum adhuc essem in Basilica Vati-cana Paenitentiarius Ulyricus, diuturno labore in paene infinita idiomatis Illyrici varietate perscribere communiori dialecto Illy-ricis... Ego vero meos labores qualescunque ad communiorem quandam dialectum Illyricam redactos Tuae Sanctitati... con-secrare constitui..." J) Kasic entsagte also im Laufe der Jahre seinem dalmatinischen Cadialekt und wählte den stokavischen, aber nicht den literarisch reichsten von Ragusa, wo er so viele Jahre gewirkt hatte, sondern den von Bosnien, worunter auch die Herzegowina zu verstehen ist; diesen lernte er nicht bloß auf seinen Reisen kennen, sondern konnte ihn täglich von den Herzego-winern auf dem Markte von Ragusa studieren, wie es später der Dichter Palmotic tat. Maßgebend war aber für seine Wahl und die Bezeichnung der Literatursprache gewiß auch die große politische Rolle, die Bosnien um diese Zeit spielte, denn eigentlich vereinigte es die Mehrzahl der Kroaten und Serben in der Türkei. Nicht minder wichtig war die Vereinigung aller türkischen Katholiken in einer Ordensprovinz der Franziskaner.2) Eine interessante Parallelerscheinung hierzu bietet die Wichtigkeit des in der Türkei erneuerten serbischen Patriarchates in Pec (1557—1766) auch für die Literatur,3) Wenn man Kasics mustergültige Sprache studieren wollte, so müßte man vor allem das Rituale Romanum und die Über- Stojkovic o. c. 241. 2) S. o. S. 34 f. 3) Pavle Popoviö, JyrocjioßeHCKa kü>h>k6bhoct nao iiejjHHa, Tjiac cnrr Kp. anafl. CIV/60, S. 8. ' setzung der Bibel, deren Herausgabe eine Ehrenpflicht der Südslavischen Akademie der Wissenschaft sein sollte, berücksichtigt werden. Stojkovicx) hat aber noch gut hervorgehoben, daß eine besonders schöne, regelmäßige und glatt dahinfließende Sprache in dem 1638 gedruckten 2ivot Gospodina nasega Is-karsta zu finden ist, welches Werk ihm das beste von allen zu sein scheint. Die Sprache des Evangelistars (Pistule) hat jedoch der eigentliche Herausgeber D. Lucas Natalis in den ragusani-schen Dialekt umgeschrieben.2) Außerdem wäre wohl zu beachten, wie weit Kasic vom Lectionarium des Bernardin Splje-6anin oder dessen späteren Ausgaben und von dem Bosnier Bandulavic abhängig ist. Hier genügt es zu konstatieren, daß Kasic seinen späteren Werken tatsächlich den bosnischen, bezw. herzegowinischen Dialekt zu Grunde legte, dabei aber von der gleichfalls sto- und jekavischen Volks- und Literatursprache von Ragusa, wo er ungefähr 16 Jahre zugebracht hatte, stark beeinflußt wurde. Häufige Spuren des Ikavismus und andere Eigentümlichkeiten, -wie das Schwanken im Gebrauch von / und ü können als Reste seines Mutterdialektes oder teilweise als Ragusanismen oder auch als Eigentümlichkeiten der westbosnischen Katholiken (auch in der Literatur) und Mohammedaner erklärt werden. Hauptsache bleibt jedoch das deutlich formulierte Prinzip einer auf dem bosnischen Dialekt aufgebauten literarischen Gemeinsprache. Um die Wirkung dieses Prinzips richtig zu würdigen, muß man im Auge behalten, daß Kasics Grammatik allen folgenden Grammatikern und Lexikographen bis ins 19. Jahrhundert bekannt war,3) und daß sich das Rituale Romanum in den Händen aller Geistlichen befand4) und oft neu aufgelegt wurde.5) Was aber allgemein ist, gilt gewöhnlich auch als schön. Kasic ») O. c. 239. 2) Stojkoviö o. c. 252. 3) Es würde zu weit führen, hier näher darauf einzugehen. Auf die starke Abhängigkeit der Grammatik Dellabellas in seinem Dizionario Italiano-Latino-fllyrico (1728 und 1785) hat Stj. Bosanac hingewiesen (Nastavni Vjesnik IX., 529). Diese Grammatik erlebte eine neue Auflage noch 1837 in Ragusa; Principij ele-mentari della Grammatica illyrica. Auf Dellabella stützen sich die späteren Grammatiken von Relkovic, Voltiggi, Appendini und §. Starcevic (Ign. Berlid, Grammatik der illyrischen Sprache, Ofen 1833, S. V—VI.) 4) Es ist noch heute von Kasics Werken antiquarisch am leichtesten aufzutreiben. 5) Stojkovid o. c. 247. selbst lehnt noch diesen Gedanken ausdrücklich ab, weil jeder Mensch seinen Dialekt lobe (jere sfaki clovik sfoga grada govor i besidenje hvali),1) doch schon sein Zeitgenosse, der Jesuit Jakob Micalia2) (so schreibt er sich lateinisch in seinem Thesaurus linguae Illyricae, it. Micaglia), geboren in Pescia in der Provinz Lucca (1600), der acht Jahre als Missionär in Temesvar im ehemaligen südlichen Ungarn wirkte, sich längere Zeit auch in Dalmatien und Ragusa aufhielt und als Poe-' nitentiar in Loreto starb (1654), verpflanzte die italienischen Begriffe von der Schönheit der Lingua Toscana in bocca Romana gleich zu den Südslaven und machte in der Einleitung zu seinem Wörterbuch3) aus Kasics bosnischem Dialekt den schönsten: ,,io hö procurato di mettere in questo Dittionario le parole piü scelte et il'dialetto piü hello; perche si come nella lingua Italiana. In quanto al Dialetto, e varietä de vocaboli... benche vi sia grandissima varietä nel parlare; nulla dimeno, quando si scrive ogn'ün affetta la lingva Toscana, ö Romana, conoscendo, che quella fra tutte sia la piü bella e che convenghi, che i libri si scrivano in quella. Cosi anco sono molti, e varii Ii modi di parlare in lingva illirica, ma ogn' un dice, che la lingva Bosnese sia la piü bella perciö tutti gli scrittori ilirici doverebbero affettarla nel scrivere, il che hö procurato di far io in questo Dittionario." Zu seiner Arbeit eiferte ihn der Priestermangel in der Türkei an, wo der katholische Glaube sehr viel zu leiden habe. Dem würde abgeholfen werden, wenn Knaben (pueri) studieren könnten, dazu seien vor allem Dictionarium und Grammatica notwendig. Über die Orthographie äußert er sich zuerst lateinisch, dann serbokroatisch mit der Tendenz, das lateinische Alphabet für das Serbokroatische möglichst dem Lautwert des Lateinischen und Italienischen anzupassen, wobei er gute Kenntnisse der cyrillischen Schrift (er druckt cyrillisches >k ab, um die . !) Stojkovic. o.e. 243. *) Vgl. über ihn die Abhandlung von M. Reäetar, Archiv f. slav. Phil., 33,407 ff. 3) Blago fezika slovinskoga illi Slovnik, u kome izgovaraju (im Orig. mit dem Druckfehler: -rara-) se rjeef slovinske Latinski, i Diaöki. Thesaurus linguae illyricae sive Dictionarium illyricum, in quo verba Illyrice, Italice et Latine reddantur, V labore P. Jacobi Micalia Societ. Jesu collectum. Ex sumptibus sacrae congr. de propag. fide impressum. Laureti 1J342, Das Wörterbuch war schon 1646 niedergeschrieben. Ort und Jahr des Druckes sind nicht genau, denn vollendet wurde derselbe in Ancona 1651. Die Bezeichnung Slovnik gehört, da slovo im Serbokroatischen nicht Wort, sondern Buchstabe bedeutet, entschieden zu den Entlehnungen aus dem Cechischen oder Polnischen, deren K. Strekelj bei Micalia mehrere nachgewiesen hat. Archiv f. slav. Phil., 31, 194f. Schreibung von sg für z vorzuschlagen) und gesprochener und geschriebener dialektischer Eigentümlichkeiten (r, d) verrät. Die dem Wortschatze vorangehende Grammatik hat den Unterricht des Italienischen zum Zweck, beruht also nur mittelbar auf Kasic. Es ist auffällig, daß er sich als den ersten Lexikographen des Serbokroatischen betrachtet, Yranciö gar nicht kennt und sogar behauptet, daß ein so nützliches Buch, wie es alle Völker besitzen, bisher niemand im „slovinski jezik" verfaßt habe. Das kann man insoweit rechtfertigen, daß er das erste Wörterbuch schrieb, in dem das Schlagwort „illyrisch" oder „slovinski" war. Er kann aber Vrancic auch absichtlich verschwiegen haben, denn dieser betrachtete noch 50 Jahre zuvor den dalmatinischen Cadialekt als lingua Toscana. Micalia bekämpft aber in dem Kapitel über die Orthographie ausdrücklich ein Hauptmerkmal des cakavischen Dialektes, / für ä: nicht meja, meju, tuji, riji, viju sei zu schreiben anstatt meghja, meghju, tughji, righji, vighju, weil meja meju nicht gesprochen (!) werde.1) Dagegen ist er bezüglich des Ikavismus nicht konsequent und setzt nebeneinander: simme sjemme, bizati bjezati, sjekirra und sikirra, sjesti siditi, sjediti sisti, ja die ikavischen Formen haben das Übergewicht, wofür er Anhaltspunkte in den dalmatinischen, bis zu einem gewissen Grade sogar in den ragu-sanischen, und in den bosnischen Schriftstellern hatte. Diese Erscheinung ist überhaupt noch lange z*i beobachten, daß die schönste stokavische Sprache ikavisch geschrieben wurde (vgl. den Dalmatiner Andrija Kacic-Miosic um die Mitte des 18. und den slavonischen Schriftsteller A. M. Reljkovic u. a. in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.) Es ist richtig, daß eine Analyse seines Wortschatzes schwierig ist, wie Resetar2) hervorhebt, da ihm verschiedenartiges Material vorlag; nach meiner Überzeugung jedenfalls auch das Wörterbuch von Vrancic, wahrscheinlich in der von Loderecker mit dem cechischen und polnischen Wortschatz vermehrten Ausgabe (Prag 1605), denn nur aus dieser kann er die polnischen und cechischen Wörter geschöpft haben.3) Micalias Wörterbuch war nun neben Kasics Grammatik und Schriften das leuchtende Vorbild für die folgenden Gene- *) o. c. Blatt 7v. 2) Arch. f. sl. Phil. 33, 469. 3) S. S. 83 Anm. 3. rationen, namentlich in der zweiten Hälfte des 17. und in dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, als es noch allein dastand. Von den Dichtern, die ihm folgten, interessiert uns am meisten der Jesuitenzögling1) Gjono (Julius) Palmotic (1606—1657), der fruchtbarste2) und wegen seiner Improvisationsfähigkeit überschätzte Dichter Ragusas, bekannt durch sein religiöses Epos Christiade und zahlreiche Dramen. Die Christiade gab nach seinem Tode sein Bruder Georg 1670 in Rom heraus und widmete sie dem Kardinal Barberini, der Kustos der Vatikanischen Bibliothek Stephan Gradic (Gradius) schrieb aber als Einleitung: „De vita, ingenio et studiis auctoris".3) Hier erfahren wir, wie Palmotic eifrig bemüht war, eine von fremden Elementen reine Sprache zu schreiben und mit Rücksicht auf die Manigfaltigkeit der slavischen Sprache nicht die Spraches einer Vaterstadt, sondern die der benachbarten Bosnier wählte, welche durch ihre körperlichen Vorzüge ebenso hervorragen, wie durch ihre Sprechweise4) und geradezu für Würde und Eleganz geboren seien. Es ist viel Wahres an dieser Würde und Eleganz der benachbarten Herzegowiner, die bei der mehrere Jahrhunderte währenden türkischen Herrschaft besonders auffällt, aber für Palmotic waren in Wirklichkeit doch die von den römischen Kreisen," von Kasic und Micalia übernommenen Grundsätze seiner jesuitischen Lehrer maßgebend. Mit Recht hat schon Jagi6 5) hervorgehoben: „Dieses Zeugnis kann füglich verallgemeinert und nicht nur auf die bedeutendsten Dichter Ragusas des 17. und 18. Jahrhunderts über- Rad jsl. ak. 68, S. 71. 2) Stari pisci hrvatski B. 12—14, 19. 3) Abgedruckt von A. Paviö, Rad 68, S. 70—77.. 4) Ib. 76. Ich gebe die bezeichnenden, vom ragusanischen Panslavismus erfüllten Sätze des redseligen Gradic im Original wieder: Magnae autem illi curae fuit in hoc praecipue poemate sermonis ratio, ut purum illum et cum a caeteris tum maxime a vitio peregrinitatis emucalatum praestaret. Cum autem animad-verteret linguam slavam ob amplitudinem terrarum et gentium, quas amplectitur, uarietatem in plures veluti dialectos dispertitam, genus orationis secutus est, non quidem suis civibus usurpatum, quippe qui neque a Stirpe, etiam diximus, Slavi sunt, et assiduo cum Italis caeterisque externis gentibus commercio dictione gaudent peregrinis cum vocibus tum loquendi formulis passim scatente, sed quod vicinis B.osnensibus in usü est, quae gentes, ut specie ac dignitate corporis, ita loquendi genere ad granitatem et elegantiam a natura factae videntur; multoque magis corum sermo ad extremas Podoliae Moscoviaeque morem, quam quo interiecti Bohemi et Poloni utantur accedit. 5) Die Aufgaben der Erforschung der südslavischen Dialekte, S.A. aus dem Anzeiger der phil.-hist. Kl. der Akademie der Wissenschaften in Wien, Jahrg. 1897, Nr. XI., S. 2. tragen, sondern auch bei den meisten Schriftstellern Dalmatiens stillschweigend vorausgesetzt werden, da schon damals das Bestreben sich regte und häufig zum Ausdruck kam, in sprachlicher Beziehung aus dem engen Rahmen der Befriedigung lokaler Bedürfnisse herauszutreten und weiteren Lesekreisen zu dienen. Alle ohne Ausnahme wiesen dabei auf Bosnien und die Herzegowina als dasjenige Land hin, an dessen schöne und reine Mundart man sich vorzüglich halten müsse." Der nächste Grammatiker und Lexikograph Ardelio Deilabella, gleichfalls aus Italien (aus Foggia in Apulien) gebürtiger Jesuit,1) bringt in seinem Dizionario Italiano-Latino-Illirico (Venezia 1728) nicht bloß eine auf Kasic fußende Grammatik des Serbokroatischen,2) sondern folgt ihm auch in der Theorie vom bosnischen Dialekt, betrachtet aber den ragusanischen als schöner: ,,11 dialetto di cui mi servo, si e il Bosnese, e'l Raguseo stimato il migliore."3) Wir haben gesehen, welche Kämpfe Kasic mit den Ragusanern zu bestehen hatte, weil er ihrem Dialekt nicht genügend Rechnung trug, und daß sein Evangelistar (Pistule) sogar im Widerspruch mit seiner Theorie und Praxis „in ragusanischer Sprache" erschien. Die Sprache des einzigen christlichen Staatswesens auf dem Balkan während der Türkenherrschaft, die Sprache der Stadt, die eine verhältnismäßig sehr reiche und eine sehr schöne Literatur hervorgebracht hatte, konnte nicht ganz in den Hintergrund gedrängt werden. Deilabella behauptet weiter, daß er als Autoren Dalmatiner und Ragusaner zitiere, in Wirklichkeit stützt er sich aber überwiegend auf Ragusaner und bietet Zitate nur aus Kasic und noch vier andern Dalmatinern: Alberti, Hektorovic, Ivanisevic und Komulic, dagegen zu unserer Überraschung aus keinem einzigen bosnischen Schriftsteller. Die Zeiten haben sich geändert: nach dem Karlowitzer Frieden gab es in der Türkei kein Groß-Bosnien mehr, der größere Teil der türkischen Katholiken kam unter christliche Herrschaft und die Tätigkeit der römischen Propaganda war überhaupt schon erlahmt. Merkwürdige Bedeutungen finden wir bei Dellabella unter dem Schlagwort: Barbaro di favella (zum Unterschied von Bar-baro, adiett. gentilitio, si dice d'huomini stranieri, e poco humani), l) Vgl. o. S. 40. ») Vgl. S. 82, Anm. 3. ») O. c. Blatt 2. sermone barbarus, Cäkavac, Neskladan u rjecih; Far barbarismo, Upästi u zarjecje, täkati, zareci se, zäci u öäkanje; Barbarismo, errore di linguaggio nel parlare, ö nello scrivere, zarecje, cäkanje, neskladnost u rjeci. Das Wörterbuch der Südslavischen Akademie (I. 863) erklärt täkavac ,,qui verba corrupte pronuntiat" (kommt noch beim Ragusaner Stulli vor), Mkati, verba corrupte pronuntiare, von ckati (iaikati), tako da je a inedu c i k umetnuto, a znacenja polaze od udarati. Bei ckati und cäkati rostro tundere (aus der Lika) handelt es sich wohl um Schallnachahmungen, aber Deilabellas iakavac möchte ich nicht von cäkavac — Ca-sprecher trennen, wie es im Rjecnik der Südslav. Akademie geschieht. Die Worte cakavac und kekavac (so bei Vuk Karadzic für kafkavac, die Form entspricht also lautlich nicht dem, was sie bezeichnen soll, einen Kaj-Sprecher) brauchen nicht erst von Vuk Karadzic zu stammen, sind aber durch ihn in die-grammatische Literatur eingeführt worden. Bezeichnungen für Volksteile nach einem auffälligen Wort gehören zu den gewöhnlichsten Erscheinungen in den slavischen Sprachen, z. B.: Mijaci in Makedonien, welche mija (aus altem my) statt des sonst üblichen nije sprechen, esti (sprechen so statt e, 3. Person Sing, des Verbums jesmb).1) Die Bewohner des mittleren Nordteiles von Serbien werden Kanovci genannt, weil sie in der Umgangssprache. sehr oft das Wörtchen käno (kao ono?) gebrauchen. Der Name wurde auch auf diejenigen Landleute übertragen, bei denen wie bei den Kanovci die gedehnte Betonung (z. B. cövek, zena, vöda, dükat u. s. w.) vorherrschend ist, wenn auch das Wörtchen kano bei ihnen nicht üblich ist.2) Unter allen Slovenen sind bekannt die Bewohner zwischen Mur und Drau als Prleki, weil sie prle (statt prej = früher) für den Komparativ prvlje von prvo sprechen. Auf die Stekärji des Jauntales (Podjunsko narecje) im östlichen Kärnten, welche $ta, Mo, Mu, Meka für das Pronomen ta, to und die Adverbia tu, teka (= tukaj) sprechen, hat schon W. Jarnik3) 1842 aufmerksam gemacht. Unter den Ruthenen südlich der Karpathen ') 31. B. K*HHOB, MaKeflOHHH, 31. 2) Archiv f. sl. Ph. 16. B., 132 f. 3) Kolo, I, 1842, 48. Dr. M. Potoönik, Vojvodina Koroska 154. Wie mich Dr. F. Kotnik (Ptuj) aufmerksam macht, beginnen die Stekarji in Smarjeta v Ro2u (Rosental) und reichen bis in die Umgebung von Slovenji Gradec (Windischgraz) in der ehemaligen südlichen Steiermark. K. Strekelj erklärte seinen Hörern die Entstehung von s(a u. s. w. aus vidis ta )> vista )> sla. (Podkarpatskaja Rus) gibt es cotaki (co = ukr. sco, r. sto), sotaki, ceperjaki, lemaki, lisaki. Allgemein bekannt sind die Lemken in den Karpathen, die sich selbst Rusnjaki nennen, aber von den Nachbarn Lemki genannt werden, weil sie lern = li$b, tolbko sprechen.1) Unter den Kasuben gibt es Niniacy nach ninia für ejzel no\,Belocy nach bei für byt, unter den Schlesiern Jacki nach jacy für tylko, bei den Kleinpolen Kajacy nach kaj2) für gdzie.3) Ein besonders reichhaltiges Material derartiger Bezeichnungen, die meist als Spitznamen empfunden werden, stellte mir für die Cechen und Slovaken Dr. Bohuslav Havränek zur Verfügung. Buldci, buldk, bulka unter den Choden im westlichen Böhmen sprechen bul für byl und buldk bezeichnet dann auch einen Choden in altertümlicher Kleidung überhaupt.4) Püjddci und puddci, püjd'aöka, Püjddcko, Puddcko, püjdaöina werden im südlichen Böhmen nach püjdu und pudu (Vodnansko) unterschieden.5) Titdci im südlichen Böhmen heißen nach dem auslautenden f für ursprüngliches ti.G) Simiondci sprechen sim für sem, jsem.7) Petaci um Litomysl werden von den Nachbarn verhöhnt, weil sie pet für pet sprechen; 8) dem Autor, der ihren Dialekt beschrieben hatte, wurde, als er wieder in der Gegend erschien, von einem wohlwollenden Manne geraten, sofort zu verschwinden, damit er nicht eine tüchtige Tracht Prügel davontrage. Prtlici ist der Spitzname für Bewohner Mährens, die prtel, prtlik für pytel, pytlik (überhaupt r für y, z. B. auch mrdlo) sprechen. Sogar das prothetische v vor o gab den Anstoß zum Spitznamen vopöni unter den Hannaken,10) unter denen es bei Tovacov auch Pseci (= psici) gibt, weil sie e für i und y sprechen (z. B. velike psek).11) Cotdci und Sotüci in der östlichen Slovakei werden nach co und so für das schriftgemäße 60 genannt.12) Die ') T. P,. jTOpnHCKiB, C-rcaBflHCKoe nJieMH, 42. 2) A. Fischer, Lud polski, 15—16. 3) J. Karfowicz, Slownik gwar polskich, II., 277. 4) J. Fr. Hruska, Dialekticky slovnik chodsky, 15; B. Nemcovä (aus dem J. 1856) Poh. vesnice, Spisy 3. 62, vyd. Gebauer; Sembera, Zäkladove dialekto-logie Csl., 16; Trävnißek, O ceskem jazyce, 21, 95. 6) Jos. HoleCek, Naäi III., 65, 157, 158, 310, 314. 6) Vydra, Popis i rozbor näfefi hornoblanickeho, 4, 15; Travnicek o. c. 17, 95. ') Trävnfcek o. c. 19, 95; Dusek, IIlAskoslovi nAfcfi jihoceskych, 2, 30. 8) Hodura, Näfefii litomyslske, 8. 9) Trävniöek o. c. 32, 95; Bartos, Dialekt, moravskä, 2, 246. 10) O. Bystrina, Jak si naäi skädlivaji, 45. ") O. c. 11. l!) Czambel, Slovenskä rec., 12f ; O. Broch, Studien an der slov.-kleinrussi-sc'ien Sprachgrenze, 12. Sotaken kannte schon J. Safank x) und wollte in ihnen Nachkommen der im 5. Jahrhundert erwähnten Saiagen, Satagarii2) erblicken. Sogar in deutscher Sprache hörte ich in meinen Jugendjahren in Steiermark für Cechen die wegwerfende Bezeichnung Copaken nach dem häufigen co pak = was denn? Da Dellabella als cakavac einen Menschen bezeichnet, der schlecht spricht und schreibt, so haben wir es offenbar mit einem pejorativen Volksnamen zu tun, der in Ragusa leicht aufkommen konnte, da es innerhalb seiner Mauern den Caka-vismus zurückdrängte, Ca-Sprecher in der nächsten Nähe hatte und sie häufig aus dem übrigen Dalmatien zu hören bekam. Jedenfalls war Cakavac zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Ragusa bereits minderwertig und bietet einen interessanten Beitrag zum Rückgange des cakavischen Dialektes. Merkwürdigerweise hat man sich bisher gar nicht die Frage vorgelegt, warum der Dialekt des Lektionariums und der Dichter Marulic, H. Lucic, Hektorovic, Zoranic, Barakovic usw. allmählich aus der Literatur ganz verschwindet.3) Das ist um so auffälliger, als es sich um eine Erscheinung handelt, die zum mindesten von derselben Bedeutung ist, wie das Aufgeben des Kajdialektes im 19. Jahrh. durch die Zagreber Illijrier. Die wichtigste Ursache bildete natürlich die von Rom ausgehende und von Kasic begonnene Theorie und Praxis einer gemeinsamen Literatursprache. Gefördert wurde dieser Prozeß durch den materiellen und geistigen Rückgang des cakavischen Dalmatien, namentlich seiner Städte. Die Bevölkerung zog sich vor den Türken auf den freien Küstenstreif und auf die Inseln zurück, aus Kroatien wanderten aber die Cakaver nach dem westlichen Ungarn (heute die Mehrzahl im österreichischen Burgenland) bis in die Umgebung von Bratislava (Preßburg) und kleine Teile sogar nach Niederösterreich und Mähren aus. Der ohnehin nicht starke Stammkörper wurde durch solche Abwanderungen sehr geschwächt und die Sto-Sprecher, welche die Türken vor sich hertrieben oder als ihnen notwendige Raja mitführten, mögen ') Geschichte der sla-w. Sprache u. Lit., 377. ») CCM. 1834, I., 42. 3) Einige Angaben über das Vordringen des Stokavischen in der Literatur findet man in Resetars Abhandlung: Die Cakavstina und deren einstige und jetzige Grenzen, Archiv f. slav. Phil., XIII., 93ff. Wichtig ist z. B. die Tatsache, daß in der Übersetzung des I. und II. Buches des Aeineis Vergils von J. Zanotli-Tanzlinger (Venedig, 1688) aus Zara der stokavisclie Dialekt schon völlig Oberhand nimmt. L. c. 194. in de^Tat die zurückgebliebene cakavische Bevölkerung teilweise assimiliert haben, wie sich Miklosich1) das Vordringen der Serben vorstellte, obgleich Resetar2) das entschieden leugnet und die Ausbreitung der Stokaver nur dem türkischen Schwert zuschreibt. Für eine Assimilierung des Cadialektes sogar durch den Kajdialekt bietet ein interessantes Beispiel der Gorski Kotar in Kroatien, das Bergland östlich von Fiume, dessen cakavische Bevölkerung während der Türkenherrschaft nach Krain auswanderte, nach dem Karlowitzer Frieden aber zurückkehrte und dabei den slovenischen Kajdialekt mitbrachte, der den cakavischen im Laufe des 18. Jahrhunderts ganz verdrängte.3) Die Städte verarmten durch die Kriegszeiten und die venezianische Kolonisationspolitik, welche nicht einmal den Bischöfen Schulen zu errichten erlaubte und nach 1699 ganz Dalmatien als Ausbeutungsobjekt erhielt, und wurden immer mehr italienisiert, sonst gelangte aber im Bildungswesen das Latein wieder zur ausschließlichen Herrschaft. Das interessanteste Beispiel bietet Ragusa, wo die einheimischen Jesuiten dem ihrem Orden eigenen Internationalismus und seinem Latein soweit huldigten, daß das „südslavische Athen" in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder hervorragende Latinisten hatte, von denen Benedikt Stay (Stojkovic) nach dem Beispiel von Lukrez's De rerum natura die Philosophie von Descartes und Newton in glatte Hexameter brachte, Raimund Kunic Homers Ilias (Rom 1776), Theokrits Idyllen und fast alle Dichter der griechischen Anthologie in das Lateinische übersetzte und selber Vergil, Katull und Horaz nachahmte (Raimundi Cunichii Ra-gusini epigrammata, Ragusa 1827), B. Zamanja (it. Zamagna) Homers Odyssee (1777), alle Werke Hesiods und teilweise auch Theokrit in lateinische Verse kleidete. Noch zu Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts betätigten sich in ähnlicher Weise Georg Fertf, M. F. Galjuf und Junius Resti (Carmina, Padua 1816) durch Übersetzungen aus dem Griechischen und Serbokroatischen und durch eigene lateinische Dichtungen.4) Die nationale Literatur ging daher im 18. Jahrhundert in Dalmatien und Ragusa überhaupt stark zurück, im 19. spielten !) Vgl. Grammatik d. slav. Spr., I*., 392. 2) Der ätokavische Dialekt, 38. 3) R. Strohal, Osobine danasnjega delnickoga narjeßja, Rad jsl. akad. 153, S. 115. 4) B. Vodnik, Povijest hrv. knjizevnosti, 312—318; Körbler, Narodna enciklopedija srpsko-hrvatsko-slovenacka, I., 892—893. aber beide Gebiete lange gar keine Rolle. Zum Glück war die Idee einer gemeinsamen Literatursprache schon fest verankert, und die Traditionen von Ragusa, Dalmatien und Bosnien fanden nach dem Karlowitzer Frieden 1699 eine natürliche Fortsetzung in den stokavischen katholischen Gebieten von Slavonien und Kroatien (hauptsächlich in der Lika). Von den slavonischen Schriftstellern interessiert uns am meisten der noch von Theodor Mommsen mit Ehren genannte Archäologe Math. P. Katancic, der sich gar nicht übel als pseudo-klassizistischer Dichter im „bosnischen Dialekt" versuchte, dem dalmatinischen Nachahmer desVolksliedes um die Mitte des 18. Jahrhunderts Andrija Kacic ebendenselben Dialekt zuschreibt,1) 1815 in Ofen (Budim) Etymologicon Illyricum ad leges philologiae dialecto bosnensi exactum vollendete2) und eine Übersetzung des Alten Testamentes ,,u jezik slavno-ilyrifiki izgovora Bosanskog" 3) herausgab (u Budimu 1831). Auch die Bulgaren fehlen nicht in seiner südslavischen Gemeinschaft, denn er setzt auseinander, daß sie „Illyrice loquuntur".4) Es ließe sich noch manches anführen, wie das Ideal einer gemeinsamen Schriftsprache mit der Bevorzugung des „bosnischen" und mit ihm des ragusanischen Dialektes bis ins 19. Jahrhundert fortwirkte, als die Zagreber Illyrier seit 1830 der alten Idee einer literarischen und im Hintergrunde wenigstens teilweise auch einer politischen Vereinigung aller Südslaven im Geiste der romantischen Strömungen einen neuen Anstoß gaben und tatsächlich eine Einheit der Literatursprache der Kroaten und Serben erreichten, indem sie noch den zweiten von den Kroaten seit der Reformation geschriebenen, vom Stokavischen noch mehr als das Cakavische entfernten Kajdialekt einer höheren Idee zum Opfer brachten. Unter den slavischen Völkern ist das eine einzig dastehende Erscheinung in einer Zeit, als sich die Kleinrussen (Ukrainer) sprachlich von den Großrussen und die Slovaken von den Cechen trennten, und verdient umso größere Bewunderung, da dieses Opfer die Hauptstadt einer 1) Eum (Ovidium) nuper quidam, opere Fructuum auctumnalium imitari conatus est, dialecto Bosnensi. — Kafiö Dalmata, ubi omnia Bosnensi dialecto expressa videas. Math. Petr. Katancich, Specimen philologiae et geographiae Pannoniorum (Zagrabiae, 1795), 56. 2) Safafik, Geschichte der südsl. Lit., II. 115. 3) J. Kukuljevic, Bibliografia hrv., 66. Auf dem Titelblatt des Neuen Testamentes fehlt diese Angabe. 4) Math. Petr. Katancich, De Istro eiusque accolis, 142—143. politischen und einer noch größeren kulturellen Einheit gebracht hat. In Zagreb wollte man eine gemeinsame Schriftsprache aus den Dialekten des „Dreieinigen Königreiches" Kroatien, Dalmatien und Slavonien schaffen, und schon I. Derkos1) dachte 1832 auch an ein literarium nobiscum commercium mit den Serben der Vojvodina und des Fürstentums. In Bezug auf die praktische Durchführung dieses Programms gab es zwei Strömungen: die eine hielt sich mehr an die Klassiker der dalma-tinisch-ragusanischen Literatur, die andere bevorzugte die Volkssprache, welche die älteren und zeitgenössischen Schriftsteller aus Slavonien und Militär-Kroatien vermittelten und Vuk Karadzic auf serbischer Seite in seinen berühmt gewordenen Sammlungen der Volkslieder und anderer Erzeugnisse der traditionellen Literatur als klassisches Muster aufstellte. Die Vereinigung mit den Serben ist eben erst dadurch möglich geworden, daß Vuk Karadzic dem kirchenslavisch-russisch-serbischen Gemisch in der Literatur den Krieg erklärte und den herzegowini-schen, „südlichen" Dialekt seines Vaterhauses auf den literarischen Thron erhob. Als er dann auf seinen Reisen in Kroatien, Dalmatien und Montenegro die Sprache der südwestlichen Gebiete und die Literatur Ragusas kennen lernte, machte er verschiedene Konzessionen auch Ragusa und Bosnien, namentlich seinen Städten. So begann er statt ä und c, die in der Herzegowina, Boka und in Montenegro für dj- tj gesprochen werden, die ursprünglichen Laute zu schreiben;2) also nicht mehr IjeA, ijeßojKa, ijena, bh^era, rije, oßije, OHije, Bphera, ziehe™, hepara u. s. w., sondern ßjefl, fljeßojKa, «jeiia, BHAje™, raje, OBßje, OHßje, BpTjeTH, Tjepara, was er eine städtische, eine Herrenmundart des südlichen Dialektes nennen möchte (i za ovo moglo bi se reci, da je varoski-gospodski-govor juznoga narjecja). Ebenso wie vor den Städten Bosniens macht er eine Verbeugung auch vor Ragusa und bekennt, daß den südlichen Dialekt „viele Ragusaner" schrieben, nur je und ije nicht unterschieden, und sagt dann wörtlich: „U nas ja sam najprije poceo pi-sati tijem narjecjem, i to po Hercegovackome govoru; ovo pak sad pisem po Dubrovackome, da bi se i ono u svemu narodu bolje poznalo.3)" Vuk Karadzic *) Genius patriae super dormientibus suis filiis... S. 38, 45. ») Ch-ynjfceHH rpamainhkh h iiojicmhhkh ciihch Byna CTec}>. Kapayaha, kh,. III., 37. — 3) Ib. 38. machte also zuletzt der Sprache von Ragusa theoretisch dieselben Konzessionen wie Ardelio Dellabella schon 1728, nur ging er in der Praxis nicht so weit. 1850 wurde von den hervorragendsten kroatischen und serbischen Schriftstellern und Gelehrten im Verein mit dem Slovenen Miklosich von Wien aus proklamiert, daß die Serben und die Kroaten ein Volk sind und daher auch eine Literatur haben müssen. Unter den Gründen, warum der „südliche" Dialekt als gemeinschaftliche Schriftsprache empfohlen wurde, ist auch die Rücksicht auf „die ganze alte ragusanische Literatur" erwähnt.1) Vuk Karadzic arbeitete die „Hauptregeln" für diesen südlichen Dialekt aus,2) wiederholte kurz die oben zitierte Stelle, verlangte u. a., daß nach r e für ursl. I, also greSnik, nicht grijeSnik, wie er in seinem Vaterhause hörte, geschrieben werde, und ließ die Wahl frei zwischen dobrijeh, dobrijem und dobrih, dobrim, weil beides in Ragusa und -Montenegro gesprochen werde. Vollständig ist die gewünschte Einheit in der Praxis auch heute noch nicht durchgeführt, denn gerade bei den Serben des früheren Königreiches und der Vojvodina wurde der östliche ekavische Dialekt in der Literatur üblich, weshalb wir vor der merkwürdigen Tatsache stehen, daß Vuk Karadzics Schriftsprache heute überwiegend von Kroaten und Mohammedanern mit dem lateinischen Alphabet geschrieben wird. Die heute in der Wissenschaft üblichen Vorstellungen von der „serbischen", „serbischen oder kroatischen" (oder umgekehrt), jetzt „serbokroatischen",3) aus den Werken von Vuk Karadzic geschöpften Schriftsprache sind überholt. A. Belid4) hat recht, wenn er in seiner Besprechung von Leskiens „Grammatik der serbokroatischen Sprache" betont, daß diese sowie die Grammatka hrvat-skoga ili srpskoga jezika von T. Maretic keine Grammatik der zeitgenössischen Schriftsprache und beide gleichmäßig unzeitgemäß sind. Nur muß man auch auf die Zeit vor Vuk Karadzic sehr weit zurückgehen, denn die üblichen Vorstellungen von einer wirklichen Geschichte Ib. 300. — 2) Ib. 301—303. 3) Diese den Tatsachen am besten entsprechende Bezeichnung wurde zuerst 1824 von Jakob Grimm unter Kopitars Einfluß (s. o. S. 65, Anm. 7.) gebraucht, dann aber von diesem selbst (Glagolita Clozianus, p. LIII—LV): Dialectus illyrica, rectius serbochrovatica sive chrovato-serbica. 4) Rocznik slawistyczny, IX., 133—156. der serbokroatischen Schriftsprache sind noch mehr unzeitgemäß. Von der Gegenreformation wurden auch andere Namen für die gemeinsame Sprache verallgemeinert, die gleichfalls bis in das 19. Jahrhundert fortwirkten. Die Protestanten gebrauchten in ihren glagolitischen, cyrillischen und lateinischen Drucken den Namen hrvatski = kroatisch,1) für die cyrillischen in den deutschen Titeln und brieflich manchmal den Namen serbisch, hie und da auch dalmatinski — dalmatinisch, für alle Südslaven aber die Bezeichnung Slovenci, Slovinci, Slovini, deutsch Wenden, Winden und kannten auch schon die Ausdrücke Illyria und illyrisch. Kasic, der dem Schrifttum der Gegenreformation eine neue Richtung gab, gebraucht, obwohl er nächster Landsmann der Protestanten und ein ausgesprochener Kroate war, in seinen Titeln und Vorreden, soweit sie mir durch Stojkovic bekannt sind, nie diesen Namen,2) sondern die Bezeichnung dalmatinisch in lateinischer, italienischer und serbokroatischer Sprache, slo-vinski (= slavisch) und illyrisch (in lateinischer und italienischer Sprache), die seinen weitgehenden Bestrebungen nach sprachlicher Einheit der Südslaven besser entsprachen. Immerhin machte Kasic auch in diesem Punkte eine bemerkenswerte Entwicklung durch. In seiner Autobiographie und in den Vorreden zu seinen Schriften spricht er von Dalmatia, gens Dalmatica, Dalmaticum idioma, Dalmaticum eloquium, Dalmatica lingua, Natione Dalmatica,3) schreibt Dalmatinski,4) jezik dalmatinski,6) dalmatinskijem govorom 6) (steht auf gleicher Stufe mit La-tinskijem aliti Talijanskijem jezikom), für seine Dalmatini und narod dalmatinski 7) Dabei denkt er aber gewöhnlich nicht an die S. o. S. 14—16. Diese einseitige Bevorzugung des kroatischen Namens ist ebenso zu beurteilen wie im 19. Jahrh. die des serbischen; Konsul, Dalmatin und andere Mitarbeiter der Protestanten waren Kroaten, im 19. Jahrh. stand aber die überragende Persönlichkeit des Serben Vuk Karadzic auf dem Gebiet der Sprache und der Volksliteratur im Vordergrund. % a) Dagegen gebraucht den Namen „kroatisch" in sehr weitem Sinne der Nobile von Kotor (Cattaro) Maro Dragovic in einem poetischen an Kasic gerichteten Sendschreiben, das dieser in seinen Pjesni duhovne abgedruckt hat: Kada s' navijestio u pjesnieh svud glas tvoj, Nasi Dalmatini i vas rod Harvaclä. Darzat 6e u cini pjevanja glas rajski; < Od nasega mora do mo'ra ledena Zivit od govora dika ce plemena. Stojkovi6 o. c. 220. 3) Stojkovic o. c. 172, 175, 181, 183, 194, 203. 4) Ib. 215, 219. — 6) Ib. 221. — 6) Ib. 217. — T) Ib. 216, 218. Küstenstreifen und Inseln des damaligen venezianischen Dalmatien, vermehrt um die der Türkei unterworfenen Gebiete, wie es ungefähr dem österreichischen Kronland Dalmatien im 19. Jahrhundert entsprach, sondern Dalmatien reichte nach seiner Autobiographie von Skutari bis zur Donau, und gens Dalmatica bewohnte auch Kroatien, das südliche Ungarn, Serbien, Bosnien und die Herzegowina.1) Kasic dachte also wie F. Vranöic u. a. an das römische Dalmatien (von Serbien gehörte dazu nur der westliche Teil),2) das die kroatischen Fürsten und nationalen Könige bei der Gründung und Erweiterung ihres Staates im Auge hatten und das in den Vorstellungen der Humanisten wieder lebendig wurde. Deshalb sind ihm Natio Illyrica aut Dalmatica lingua identische Begriffe, er schreibt in „lingua commune della Natione Dalmatica" und übersetzt die Heilige Schrift „nella lingua allora usuale e piü commune nella Dalmazia",3) deutet aber in seiner Muttersprache diese Einheit auch durch die Verbindung des dalmatinischen Namens mit dem allgemein slavischen an: „narodu momu Dalmatinskomu i Slovinskomu, dalmatinske i slovinske krajine, Dalmatinom nasim i sfemu narodu Slovinskomu, narodu Slovinskomu i Dalmatinom nasijem".4) Schon diese Pronominalform auf -ijem zeigt, daß sie nicht dem engeren Dalmatien, sondern Ragusa und seiner südlichen und südöstlichen Nachbarschaft angehört, aber Kasic denkt doch an seine Heimat, wenn er „Dalmatinom" das Pronomen £a nicht wehren will.5) Solche und ähnliche Gründe machen es begreiflich, daß die Bezeichnung dalmatinisch für die ganze südslavische Einheit unbrauchbar wurde und bald verschwand. Kasic selbst bietet Belege dafür. In seiner Autobiographie nennt er zwar die mittelalterliche lateinische Bezeichnung Scla-vonia statt Dalmatia barbarisch,6) aber das entsprechende slavische Adverb slovinski gebraucht er schon 1613, Slovinac, narod slovinski, naski slovinski ebenso 1613,7) narod slovinski 1617,8) u nas slovinski jezik 1623,9) Perivoj od dievstva schreibt er 1628 slovinskim jezikom und slovinski, wobei sehr beachtenswert ist die Nebeneinanderstellung: nasijem slovinskijem jezikom Ib. 172. ä) Vgl. die Literatur darüber bei F. Sisii, Povijest Hrvata u vrijeme na-rodnih vladara, 104. ') Stojkoviii o. c. 200, 206.—«) Ib. 217—218. —6) Ib. 243.— •) Ib. 175.— ') Ib. 213, 261—263. — 8) Ib. 216—218. — ») Ib. 226. napisah u srbskom Biogradu,1) im Zrcalo nauka krstjanskago (1631) steht slovinski auf einer Stufe mit Latinski a Talijanski,2) seit 1640, als Kasic das Rituale Romanum herausgab und für die Schriftsprache die bosnische Mundart als mustergültig hinstellte, finden wir nur die Ausdrücke slovinska besidenja, rusaga (Länder) slovinskih, narod slovinski, slovinski3) (Adv.), wobei slovinski upisa B. Kasiö Dalmatin besonders beachtenswert ist.4) Es ist daher nicht richtig, wenn Stojkovic meint,5) Kasic nenne seine Sprache regelmäßig „dalmatinski", doch manchmal „slovinski". im Gegenteil regelmäßig und zuletzt ausschließlich „slovinski". In lateinischer Sprache war für Kasic schon durch die Academia linguae Illyricae auch der Titel seiner Grammatik (1604) gegeben und seit dem 2ivot Ignatija (1623) entspricht der Bezeichnung slovinski immer Illyrice (namentlich gebrauchen diesen Ausdruck die römischen Zensoren), Rituale Romanum wurde herausgegeben Illyrica linguä, war bestimmt Illyricis sacerdotibus, geschrieben in paene infinita idiomatis Illyrici varietate ... communiori dialecto Illyricis, ad communiorem quandam dialectum Illyricam, redigiert für universum Illyri-cum.6) Zum Schluß sei erwähnt, daß Kasic in einem an Urban VIII. gerichteten lateinischen Gedicht Slavus, Dal-mata und Illyricus, die nach dem Honig der Heiligen Schrift in der Volkssprache lechzen, als gleichbedeutende Namen gebraucht.7) Zum besseren Verständnis der Namen slovinski und illyrisch, die zuletzt übrig blieben und eine wichtige Rolle spielten, will ich nur einige Bemerkungen anführen, denn für eine vollständige Geschichte derselben ist hier kein Raum, überdies ist sie auch nicht notwendig, obgleich sonst für beide eine monographische Behandlung wünschenswert wäre, namentlich für den Namen illyrisch, damit die lange Vorgeschichte des Zagreber Illyrismus des 19. Jahrhunderts ins richtige Licht gestellt würde. Der gemeinsame Name für die Slaven Slovene, sing. Slo-venin, war einer größeren Gruppe schon in ihren Ursitzen hinter den Karpathen eigen und wurde von den byzantinischen und abendländischen Schriftstellern für die Volksmassen, die den Balkan überfluteten, als S-,Uaßrjvoi, HxAaßivoi, Sclaveni, Sclavini und in einer kürzeren Form UxAdßoi, Sclavi aufgezeich- 1) Stojkovi6 o. c. 227, 229. — 2) Ib. 233. —8) Ib. 243—244, 248. —4) Ib. 249. — 5) Ib. 172. — 6) Ib. 241. ') Ib. 243. net und dann weiterverbreitet.1) Daraus entstand auch Scla-vonia, it. Schiavonia als Bezeichnung für das slavische Dalmatien und sein ganzes Hinterland.2) Die Sprache, in welcher die Sla-venapostel Cyrill und Method in Mähren und Pannonien die slavische Liturgie begründeten, heißt in den Quellen slovensblcb; von diesem Standpunkt ist Miklosichs lingua paleoslovenica, altslovenische Sprache richtig, mag auch ihre Heimat auf dem Gebiete heutiger bulgarischer Dialekte zu suchen sein. Daß dieser Name bei allen Südslaven bekannt war, beweist, abgesehen von älteren Nachrichten,3) der Umstand, daß ihn die kroatischen und slovenischen Protestanten für die Südslaven überhaupt (Slovenci, Slovinci, Slovini) verwendeten, und daß er noch heute in den Slovenen (Slovenci) fortlebt, bei den Kroaten slovenska zemlja für das heutige nordwestliche Kroatien (Sla-vonia superior) und für Slavonien (ehemals Slavonia inferior), wo er in lateinischer Form erhalten ist, lange bekannt war, ebenso in den westlichen ikavischen serbokroatischen Gebieten, wo er dementsprechend die Form Slovin, Slovinac, slovinski annahm. Als Bezeichnung für die slavische Sprache wird slovinski jezik bei den dalmatinischen und ragusanischen Schriftstellern des 16. bis 18. Jahrhunderts allgemein üblich, teilweise auch bei den bosnischen, ja sogar bei den kajkavischen Kroaten Baron Ratkaj und Jurjevic;4) man denkt dabei vor allem an die Südslaven, dann faßt aber der dalmatinisch-ragusanische Panslavismus alle slavischen Länder vom Adriatischen bis zum Eismeer unter demselben Namen ins Auge und Dichter wie Zoranic aus Zara in der Yila Slovinka (Slavische Nymphe, 1613), Palmotic u a. aus Ragusa verherrlichen den slovinski jezik im engeren und weiteren Sinne. Sogar in lateinischer Sprache gebraucht der Gelehrte Dominicus Zavoreus aus Sebenico 1603 diese Namensform: Slovinorum, Slovino nostro idiomate loquimur.5) Anderseits bringt der Ragusaner Abt Mauro Orbini um dieselbe Zeit (1601) die Namensform Slavi statt der „verderbten" Schiavoni in Schwung und verherrlicht in seinem „II regno degli Slavi", das großen Anklang fand und noch auf Befehl Peters des Großen ') Vgl. L. Niederle, Slovanske starozitnosti II., 1., 471ff. K. Jirecek, Geschichte der Serben I., 65ff. M. Murko, Geschichte der älteren südslav. Lit.,'20ff. *) K. Jirecek, Geschichte der Serben I., 114. 3) L. Niederle, Slov. starozitnosti II. 1., 360, 366, 387, 435, 440, 237, 421. *) J. Broz, Crtice iz hrv. knjiüevnosti I., 156. ') S. Ljubid, Rad 65, 133. übersetzt wurde, die Herrscher von Dalmatien, Kroatien, Bosnien, Serbien, Rascien und Bulgarien. Bei den klassischen Schriftstellern waren jedoch weder Scläveni noch Slavi zu finden. Das ließ die Humanisten, die es überall liebten, griechisch-römische Namen auf die zeitgenössischen Völker zu übertragen, auch bei den Südslaven nicht ruhen. Das beste Beispiel bietet schon der Titel des ersten slovenischen Wörterbuches aus der Feder des österreichischen erzherzoglichen Historiographen Hieronymus Megiser: Dictiona-rium quatuor linguarum, videlicet Germanicae, Latinae, Illy-ricae, (quae vulgo Sclavonica appellatur) et Italicae sive He-truscae (Graecii 1592). Nicht einmal der Name Italienisch fand bei ihm Gnade (Etruskisch wurde natürlich aus den Klassikern für Toskanisch hervorgeholt, das als mustergültig angesehen wurde), umsoweniger das „vulgäre" Sclavonica für Slavisch, in diesem Falle speziell Slovenisch. Natürlich übertrugen die Humanisten um so leichter und noch früher den Namen der alten Illyrier zuerst auf die westlichen und; dann auch auf die übrigen Balkanslaven. Noch mehr als Dalmatien lebte das römische Illyricum, das verschiedene Wandlungen durchgemacht hatte,1) durch die römische Kirche fort, und Iljurik geriet von den Südslaven schon in die älteste russische Chronik2) (Nestor). Von den Byzantinern nennt noch Nikephoros Gregoras im 14. Jahrhundert die Albanesen Illyrier, deren Nachfolger sie wirklich sind, Laonikos Chalkon-dyles bezeichnet aber bereits um 1470 den König von Bosnien xcov 'IAZvqiwv ßaaiAevg. In lateinischer Sprache wird 1441 ein Brief aus dem Erzbistum Spalato in sermone et alphabeto Illy-riacho seu Sclavonico erwähnt,3) der Humanist Georgius Sis-goreus aus Sibenik (Sibinicensis) definiert schon 1487 die Grenzen Illyriens im weitesten Sinne: Illyria a septentrionali plaga habet Hungariam, ab occasu Foroiulium (Friaul), ab ortu littus Euxi-num, a meridie Macedoniam.4) Überhaupt bezeichnet seit dem Für uns kommt besonders in Betracht, daß nach der römischen Eroberung die Provinz Illyricum Dalmatien und Pannonien umfaßte. Nach der Organisation des Kaisers Diokletian gehörte das „westliche Illyricum", Pannonien und Dalmatien zur Präfektur Italien, das östliche bildeten die Provinzen Moesien, Dacien, Dardanien, Praevalis, Macedonien usw. bis Griechenland. L. Niederle, Slovanske starozitnosti I., 55; K. Jireöek, Geschichte der Serben I., 33—34. ') L. Niederle, Slov. starozitnosti I., 6. 3) I. Crnfcii, Rad 79, 26. 4) Gratfa II., 3. 15. Jahrhundert in Italien, Dalmatien und anderen Ländern Illyricurn soviel wie Sclavonia, das Land der Südslaven.1) Natürlich bestehen beide Namen einige Zeit nebeneinander, aber seit dem Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts werden in den römischen Kanzleien lingua Illyrica, illyrice allgemein üblich, was ganz gut dem humanistischen Charakter des päpstlichen Stuhles in jener Zeit entspricht. Leo X. beehrte 1515 sogar den Banus von Kroatien mit dem Titel eines prae-fectus Illyrici. Lehrreich sind in dieser Hinsicht die Schicksale des Col-legiums (Hospitals) Illyricorum, degli Illiriri des Hl. Hieronymus2) in Rom, in dessen Nähe aber Via Schiavonia undVicolo degli Schiavoni lange daran erinnerten, daß es 1453 vom Papste Nikolaus V. für Pilger Dalmatie et Slavoniae nationum gegründet wurde. Tatsächlich wurden ursprünglich „Slaven" aus Dalmatien, Kroatien, Bosnien, auch aus Istrien, Krain, Steiermark, Serbien und Bulgarien aufgenommen. In den Jahren 1482—1491 oder noch genauer 1482—1485 tauchen aber in Rom „Illirici" und „illyricae nationis" statt „slavonicae" auf.3) 1650 wollte jedoch ein egoistischer Dalmatiner, der Priester Jerko Pastric, seit 1649 Sakristan und Exaktor des Hospitals, die Pilger und Kranken aus Krain, Kärnten, Steiermark, Friaul und Istrien verdrängen; es kam zu großen Streitigkeiten und zu einem riesigen Prozeß, in dem über 500 Bogen Papier beschrieben und eine Broschüre von 66 Seiten gedruckt wurde. Die Regierung von Krain erklärte zwar am 18. I. 1652, daß das Land ebenso wie Steiermark und Kärnten zum Römisch-Deutschen Reich gehöre, „etiamsi plebs Illyrica lingua participet", und daß die Pilger daher im „Hospitale Germanorum" Zuflucht suchen sollen, aber der Jesuit Athanasius Kircher gab vor dem 18. XII. 1652 ein Gutachten ab: „Lubianam, sed ut Germani vocant, Labacum, veram et genuinam Illyrii sive Sclavoniae urbem esse". Er beruft sich auf Geographen und Historiker und lehnt die Behauptung, Krain gehöre zu Germanien, weil es den österreichischen Erzherzögen unterworfen sei, mit den Worten ab: !) K. Jireüek, Slovnik Naucny XII., 520. 2) Vgl. die Abhandlung von Ivan Crncic; Imena Slovjenin i Ilir u nasem gostinjcu u Rimu poslije 1453. godine. Rad jsl. akad. 79, S. 1—70. Das einschlägige Urkundenmaterial wurde von demselben Verfasser in den Starine XVIII., 1—164 veröffentlicht. 3) Rad 79, S. 24—26. „Invalida, ne dicam, ridicula argumentandi methodus, cum pari pacto concludere liceret, Mediolanum, eo quod Hispaniae Regis imperio subiaceat, non Italiae, sed Hispaniae urbem esse, quod, quam absurdum sit, quis non videt?" *) In den Jahren 1651 bis 1652 fälschte Pastric in der Gründungsurkunde Dalmatiae et Slavoniae nationum in ,,seu Illyricae nationis",2) und ebenso die Heimatsorte slovenischer Pilger: so wurde aus einer marga-rita crangicia (d. i. Kranjica = Krainerin) craglievich (Kralje-vi<5) usw.3) Von den vielen Zeugen sind interessant die Aussagen von 9 Adeligen aus Krain (darunter 2 Barone Lamberg) und den kroatischen Grafen Nicolaus und Johannes Draskovic, Söhnen des Palatins von Ungarn, welche entschieden erklärten, daß Krain „provincia Sclavonica sive Illyrica" und „populus Illv-ricus" sei, da mit Ausnahme von Gottschee überall die Umgangsprache „Illyrica" sei. Daraus, daß das Land der kaiserlichen Majestät Untertan ist, folge nicht „provinciam vel gentem non esse Illyricam". In einer langen Gegenschrift behauptete Pastric unter anderem, daß zum „proprium et verum Illyricum ... cum titulo et nomine Slavoniae" nur 4 regiones gehören: Sclavonia, Croatia,. Bosna et Dalmatia,4) von Krain, Steiermark und Kärnten könne aber keine Rede sein, worauf er wörtlich fortfährt: „Minus obstat, quod Carniolenses cum Carintiis, Styriis et Istriis a non-nullis scriptoribus appellantur Slavi, tum quia apud eos viget imago (!) slavicae linguae, corrupto et mixto (sie) cum germa-nicae linguae dialecto. Hinc est, quod multae gentes ex affini-tate linguae ac morum Illyrici et Slavi sunt eppallati".5) Im letzten Punkte hatte Pastric recht, da auch die Nordslaven mehrfach zu den Illyriern gezählt wurden, aber die weiteren Ausführungen, daß die „imago linguae Illyricae" in Krain nicht verständlich und weder illyrisch noch deutsch sei,6) widerlegt der uns bereits bekannte Jurij Krizanic 15. V. 1654 mit folgenden den Nagel auf den Kopf treffenden Worten: „Quia sie haec concluderent, sequeretur per eandem rationem excludi etiam Dalmatas, utpote multo magis italianizatos, quam Carnioli sint germanizati".7) Nichtsdestoweniger wurde am 24. IV. 1656 von zwölf Richtern das Urteil gefällt: „... declaramus Provinciam veram et ») Starine XVIII., 89. — 2) Rad 79, S. 40. — 3) Ib. 42, 43. «) Starine XVIII., 92. — 6) Ib. 101. — «) Ib. 111. — ') Ib. 155. propriam Nationis Illyricae iuxta bullam et mentem dicti Sixti •quinti fuisse et esse, ac intelligi debere, Dalmatiam, sive Illyri-cum, cuius partes sunt Croatia, Bosna et Slavonia, exclusis pe-nitus Carinthia, Styria, et Carniola".1) Auf diese Weise wurden auf Betreiben eines egoistischen Dalmatiners im Grunde genommen nur die Slovenen und die Kroaten aus Istrien aus der Gemeinschaft der illyrischen Nation hinausgeworfen. Im großen und ganzen entsprach das auch den Anschauungen und Bestrebungen der führenden römischen Kreise, die um die Mitte des 17. Jahrhunderts um die Slovenen nicht mehr besorgt, zu sein brauchten und ihr Hauptaugenmerk von Anfang an hauptsächlich auf Dalmatien und die Slaven der Türkei gerichtet hatten. Andrerseits änderte aber das Urteil wenig an den Anschauungen von der großen sprachlichen Verwandtschaft der Südslaven und an dem Gebrauch des Namens illyrisch. Trotzdem bei den Slovenen im Aufklärungszeitalter der Historiker und Grammatiker Anton Linhart2) energisch die Ansicht vertrat, daß die Illyrier Vorfahren der heutigen Al-banesen .sind, begrüßte 1811 der Dichter V. Vodnik voll Begeisterung Napoleon als den Wiederhersteller Illyriens,3) das von jeher slavisch gewesen sei. Natürlich erhielten sich unter den Kroaten von Istrien diese Traditionen bis in das 19. Jahrhundert noch viel mehr, wie Voltiggis Wörterbuch4) {samt der voranstehenden Grammatik) beweist, dessen starke Abhängigkeit von Micalia schon Dobrovsky- betont hat.5) In der Vorrede wird auch den Nord- und Ostslaven illyrischer Ursprung zugeschrieben und die Schaffung einer allgemeinen gelehrten illyrischen Sprache aus allen illyrischen Dialekten vorgeschlagen. Zur allgemeinen Verbreitung des Namens illyrisch in lateinischer und italienischer Sprache trugen die Wörterbücher vbn Micalia, Deila Bella und Stulli,6) ja sogar die Wörterbücher 1) Starine XVIII., 160. 2) Versuch einer Geschichte von Krain und der übrigen südlichen Slaven, Raibach 1788, 1791 (Titelausgabe Nürnberg 1796), II., B. 3) Das Gedicht Iiiria ozivlena wurde mit der lat. Übersetzung Illyria rediviva wieder abgedruckt von August Dimitz, Geschichte Krains IV., 352—353. 4) RiCoslovnik Illirickoga, Italianskoga i Nimackoga jezika, U Becu {Vienna) 1803. «) Slovanka I., 224—226. 6) Lexicon Latino-Italico-Illyricum, Pestanae 1801. — Rjeüoslozje ... Illir. Ital. Lat. Gast druga. U Dubrovniku 1806. — Vocabolario Italiano-Illyrico-I.atino, Bagusa 1810. der kajkavischen Kroaten BelostenecJ) und Jambresic2) bei, in italienischer und sogar in deutscher Sprache Voltiggi, schon in ihren Titeln und unter den betreffenden Schlagworten.3) Nicht minder wirksam waren die Grammatiken von Deila Bella (vor dem Wörterbuch) und Fr. M. Appendini (Ragusa 1808). In die Geburtsjahre des Zagreber Illyrismus fällt die für Deutsche bestimmte, aber von den „Illyriern" vielgebrauchte „Grammatik der illyrischen Sprache, wie solche in Bosnien, Dalmatien, Slavonien, Serbien, Ragusa usw., dann von den Illyriern im Banat und Ungarn gesprochen wird" von Ignaz AI. Berlic (Ofen 1833). Auch die lateinischen Sprachlehren in lateinischer oder italienischer Sprache waren für die „illyrische Jugend" bestimmt.4) In der Grammatik von Josip Gjurini (Venedig 1793) wird im Titel „Illyricae juventuti" durch „Slovinskoj mla-dosti" wiedergegeben. Erwähnung verdienen auch Lobreden auf die illyrische Sprache, wie die vielzitierte des Ragusaners Sebastian Dolci: De Illyricae linguae vetustate et amplitudine (Venetiis 1754), und des in Ragusa wirkenden Italieners F. Appendini: De praestantia et vetustate linguae Illyricae (Ragusa 1808), ursprünglich als Einleitung zu Stullis Vocabolario Itali-ano-Illirico-Latino gedruckt. Natürlich trugen auch verschiedene geschichtliche Werke zur Verbreitung des Namens illyrisch sehr viel bei, sogar so kritische wie Joannis Lutii (Lucic) De regno Dalmatiae et Cro-atiae libri sex5) (Amsterdam 1676). Besonders beachtenswert isteine vermehrte Ausgabe der „Familiae Dalmaticae et Scla- *) Gazophylacium seu Latino-lllyricorum Onomatum aerarium ... sententiis idiomate Illyrico delicatis illustratum ... Illyriorum commodo apertam. Za-grabiae 1740. a) Lexicon Latinum interpretione Illyrica, Germanica et Hungarica . . . Za-grabiae 1742. Nur das erste kajkarisch-kroatische Wörterbuch von Jurij Habdelic nennt sich „slavisch"; Dictionar ili Ree! slovenske ... vu Nemskom Gradcu 1670. In der Vorrede: Vocabularium Sctoonzco-Latinum. а) Z. B. bei Habdelic: Slovenec SclaVus, Illyricus. Slovenski Illyrice, Sclavoni-ce. Bei Micalia: hrrivat(i. i. hrvat), Hervat; Croata; Illyricus. Hrrivacia Hervatska zemlja; Croatia; Illyris, Illyricum. Slovinac dalmatin slavone dalmatino; Illyricus, Dalmata. Bei Deila Bella: Dalmatia. Provincja nota nell Illirico. Lingua Illirica o Slava. Slovinski jezik. Bei Belostenec: /Hyn'a-Illyris, Illyricum, Illyrium hodie (!) Sclavonia Slovenski orsag. Horvat. Harvat Croata, Illyricus. Slovenec Illyrius, Illyricus, Sclavus. Bei Jambreäic: Illyricum, Illyrium, Illyria et Illyris. lllirianska zemlja, derzava; iliti Veliko slovensko carstvo, kraljevstvo, koje vu sebi vec kral-jestvih kakti Horvatsko, Dalmatinsko, Bosansko, Bogarsko, Serblinsko, sa dasnje Slovensko etc. zaderzava. Carniolia (olim pars Illyricae). *) Aufgezählt von Safafik, Gesch. d. südsl. Lit. II., 106—107. б) Cap. 1 und 2 des I. Buches sind Illyricum gewidmet. vonicae" (zuerst gedruckt Paris 1648) aus der Historia Byzan-tina (S. 265—352, 353—364) des Byzantologen Charles du Fresne du Cange (Lutetiae Parisiorum 1680), die als „Illyricum vetus et novum" 1746 erschien und alle südslavischen Länder im Titel führte.1) Von großer Bedeutung war „Illyricum sa-crum" (1751—1819), eine siidslavische Kirchengeschichte der italienischen Jesuiten F. Riceputi, D. Farlati und Jac. Coleti.. Von den einheimischen Historikern identifizierte Paul Ritter-Vitezovic (geboren in Senj 1652, gestorben in Wien 1713) die Namen illyrisch, slovenski (slavisch) und kroatisch 2) und sprach — aber nicht als erster3) — auch von einer politischen Vereinigung aller südslavischen Länder, wobei er Serbien,» Mazedonien, Bulgarien und Thrazien als Rotkroatien, Krain, Steiermark und Kärnten als Alpenkroatien (Croatia Alpestris) bezeichnete. Bei diesem allgemeinen Gebrauch des Namens illyrisch überrascht es nicht, daß er amtlich auch auf die orthodoxen Serben, welche in die Habsburgische Monarchie eingewandert waren, übertragen wurde. Das Privilegium des Kaisers Leopold I. vom 21. VIII. 1690 war noch gegeben „Arsenio Czernovich (richtig Carnojevic) Rascianorum (von Rascia = Raska, die Wiege des serbischen Staates) Archiepiscopo ... toti denique Communitati eiusdem Graeci Ritus et Nationis Rascianorum"r aber schon Joseph I. schreibt am 7. VIII. 1706 demselben Erz-bischof „nec non Statuum totius Gentis et Populi Illyrici*) sive Rasciani". Dieser Ausdruck wiederholt sich dann in den Akten der Wiener Kanzleien. Im August 1745 setzte Maria Theresia eine Hofkommission zur Behandlung „der illyrischen Angelegenheiten" ein, 1747 gab es schon eine „Illyrische Hofdeputation", 1770 wurde dem „Illyrischen Nationalkongreß" „das erste Illyrische Regulament", 1777 das zweite gegeben, 1779 erließ die Kaiserin Maria Theresia „Rescriptum Declaratorium Illyricae Nationis", kurz „Declaratorium Illyricum" genannt, nach i) Caroli du Fresne Domini du Cange Illyricum vetus et novum, sive Historia regnorum Dalmatiae, Croatiae, Slavoniae, Bosniae, Serviae atque Bulgariae. >) V. Klaic, 2ivot i djela Pavla Rittera Vitezovica, 143—144. 3) F. Sisic, Povijest Hrvata u vrijeme narodnih vladara (Zagreb 1925), 30. ') Diese Bezeichnung der Serben als Illyrier hat auch ihre Vorgeschichte; z.B. finden wir schon in einer römischen Beschreibung der Wohnsitze der „Valachi" aus dem J. 1628 folgende Stelle: Tria sunt praecipua loca (quantum ego scio) inter se distincta ac valde distantia ab Illyricae gentis hominibus graeci Ritus in Croatia et Carniolia occupata et habitata ... Bogoslovska Smotra XIII. (Zagreb 1925), 33ft welchem der Serbische Nationalkongreß zur Erledigung von Kirchen- und Schulangelegenheiten auch nach der Umgestaltung Ungarns im Jahre 1868 einberufen wurde.1) 1791 kam es in Wien sogar zur Errichtung einer Illyrischen Hofkanzlei, die allerdings schon 1792 aufgelöst wurde.2) Unter solchen Umständen war es kein Wunder, daß Napoleon die ihm durch den Schönbrunner Frieden 1809 zugefallenen südslavischen Gebiete Österreichs als „Provinces Illy-riennes" (bis 1813) organisierte.3) Auffällig ist es, daß auch Österreich aus einem Teil der ihm zurückgegebenen Länder ein „Königreich Illyrien" mit Gubernialsitzen in Laibach und Triest bildete,4) das zwar 1849 aufgelöst wurde, aber „Illyriae rex" blieb auf manchen Münzen bis zum Untergang der österreichischungarischen Monarchie. Aus lateinischen und anderen Quellen dringen seit dem 17. Jahrhundert die Bezeichnungen Ilir, Iliricka (sc. zemlja), ili-ricki (in der ksl. Form iliricbskyj), Ilirida, Ilirija (kommt schon beim mittelalterlichen serbischen Biographen Domentijan vor), Ilirjanin, ilirijanski, ilirijski, Ilirik (= Illyricus, Illyricum), il-ricki, ilirski auch in die Sprache der Kroaten und Serben ein, so daß sie zu einem wirklich lebendigen Länder- und Völkernamen wurden.5) Beachtenswert ist die häufige Nebeneinanderstellung von iliricki mit naski (in unserer Art), slovinski, slavinski, slavonski. Nach allen diesen Voraussetzungen wird es leicht begreiflich, daß bei den Kroaten auch im 19. Jahrhundert der Name illyrisch für die erste projektierte Zeitung (Oglasnik Illirski, 1818) und den ersten Almanach (Almanah ilirski, 1823) verwendet und dann von Ljudevit Gaj und seinen Mitarbeitern in Zagreb seit 1830 wiederaufgefrischt und seit 1835 allgemein angenommen wurde, um die verschiedenen provinziellen (als solche faßte man neben dalmatinisch, slavonisch, bosnisch auch kroatisch und serbisch auf) und lokalen Namen (z. B. Sremci, Banacani, d. i. Bewohner von Syrmien und dem Banat) durch • fluMHTpHje PyBapau, IlocTaHaK h pa3BHTaK cpncKe upKBeH0-Hap0AHe ÜBTOHOMHje 7—8. 2) Die einzelnen Angaben sind geschöpft aus dem Werk von Karl Freih. v. Czoernig, Ethnographie der österreichischen Monarchie III., 70—72: J. H. Sclvwicker, Politische Geschichte der Serben in Ungarn (Budapest 1880), 52, 98, 102, 108 usw. 3) Bogumil Vosnjak, Ustava in uprava ilirskih dezel (Ljubljana 1910). 4) Janko Polec, Kraljevstvo Ilirija, v Ljubljani 1925. 5) Rjecnik jsl. akad. III., 793. eine über allen stehende unparteiische Bezeichnung zu ersetzen. Man hatte dabei ausdrücklich eine neue literarische und ethnographische Gemeinschaft aller Südslaven von Villach bis Varna im Auge und dachte auch schon an eine sehr weit gehende politische, wie die Disertatia des Grafen Janko Draskovic, das erste literarische und politische Programm der Illyrier aus dem Jahre 1832, beweist. Man glaubte dabei an die Slavizität der alten Illyrier, flüchtete nach romantischer Art so recht in das graue Altertum und fand in den alten Illyriern, die so tapfer ihre Unabhängigkeit gegen die Römer verteidigten, die berühmten Vorfahren, die man für die weitgehenden modernen Ziele brauchte. Die Grundlagen zu allen diesen Anschauungen und Benennungen gehen aber auf den Humanismus, die Reformation und Gegenreformation zurück. Der Vollständigkeit halber muß erwähnt werden, daß neben dalmatinisch, illyrisch und slovinski der bei den Protestanten übliche kroatische Namen doch auch weiter gebraucht wurde. Interessant ist diese Terminologie gleich beim ersten gedruckten Buch, dem Lectionarium. Die erste Ausgabe 1495 zeigt die Uberschrift: Incipit vulgarizatio dalmatica und schließt in „lingua Yllirica", die zweite Ausgabe 1543 von B. Zborovcic bietet die Überschrift „Pocinje stumacenje slovinsko", die dritte 1586 führt aber den Titel „Pistule i evangelja po sve godisce hrvatskim jezikom stumacena".1) Der Dichter und Schriftsteller Ivan Tanzlinger-Zanotti2) aus Zara vollendete 1699 nach fünfundzwanzig] ähriger Arbeit ein ungedrucktes „Vocabolario di tre nobilissimi linguaggi italiano, illirico e latino", widmete es hrvatskoj slovinskoj mladosti, übersetzte die italienischen Grundworte „u nas hrvatski slovinski jezik und spricht von der Verderbnis „nasega liburnjalkoga (also auch das alte Liburnien mußte noch aufleben!) dalmatinskoga slovinskoga hrvatskoga jezika";3) um eine große Anzahl Wörter zu sammeln, erbat er sich die Mitwirkung vieler Männer und schrieb „u mnoge strane zemlje slovinske, neka se svacja zelja Hrvatjanina zadovolji i na-siti". Der aus Glamoc in Bosnien stammende Franziskaner Pa-vao Posilovic brachte „Cviet od kriposti" (= Fior di virtü) u je. 1) Lekcionarij Bernardina Spljecanina (Djela jugoslav. akademije, Zagreb 1885), 1, 201, VIII, IX. 2) S. o. S. 63. Anm. 1. 3) Grada 5, 51—52. zik ilirüki aliti slovinski (Venedig, 1647, 1701, 1712, 1756, die dritte Ausgabe in lateinischer, alle übrigen in cyrillischer Schrift), am Schluß der dritten Ausgabe des Buches steht aber ein kroatisches Bücherverzeichnis „Broj knjig hervatskih" des Buchhändlers B. Occhi auf der Riva od Hervatov (= dei Schiavoni) in Venedig.1) Besonders beachtenswert ist „Cvit razgovora naroda i jezika ilirickoga aliti rvackoga" (Venedig, 1747) des Franziskaners Filip Grabovac aus dem stokavischen Vrlfika in Dalmatien, dessen Werk entschieden ein Vorbild bildete für das verbreitetste Volksbuch der Kroaten,2) das aber auch den Serben stark bekannt war, „Razgovor ugodni naroda slovinskoga", eine Nachahmung epischer Volkslieder mit einigen eingestreuten echten (zuerst gedruckt 1756) des aus Makarska in Dalmatien gebürtigen Franziskaners Andrija Kacic-Miosic, der aber sein Prosawerk „Korabljica" im „jezik bosanski" schrieb. Man beachte noch ein vor 1709 in Venedig gedrucktes „Vocabolario Slavo et italiano", nach welchem ein reisender „Latinin" (Italiener) „slovinski jezik a Hervat Italijanski" erlernen kann.3) Ich sehe von weiteren solchen Zusammenstellungen und Belegen für, den kroatischen Namen vom 16.-—18. Jahrhundert ab,4) denn die bisherigen genügen als Beweis, daß die Namen illyrisch, slovinski und hrvatski als Synonyma gebraucht wurden. Die Gegenreformation baute also auf den Grundlagen der Reformation weiter und ging mehrfach über sie hinaus. Großartig war der Fortschritt in der Ausbildung einer gemeinsamen, für allen Balkanslaven bestimmten Schriftsprache, die tatsächlich die Einheit der Schriftsprache der Kroaten und Serben begründete. Auch die Auswahl und Verbreitung der Namen für diese neue sprachliche Gemeinschaft im Sinne universalistischer Bestrebungen war gut gemeint und nicht ohne Erfolg. Einen entschiedenen Fortschritt bedeutet auch die Zurückdrängung der glagolitischen Schrift und die Bevorzugung der lateinischen J. Kukuljevic, Bibliografia hrvatska, 12. Der in seinen Angaben oft unverlässliche Kukuljevic druckt den Titel des Bücherverzeichnisses in cyrillischer Schritt ab, doch gehört es offenbar der dritten Ausgabe in Lateinschrift an, wie das Faksimile des ganzen Verzeichnisses bei Vjekoslav Klaii, Knjizarstvo u Hrvata, S. 8—9, beweist. —-— - - «) Br. Vodnik, Povijest hrv. knjii., 330. 3) Safarik, Gesch. d. südsl. Lit. II., 115. 4) Vgl. einige Angaben bei S. Ljubic, Ogledalo knjizevne poviesti jugosla-vjanske II., 354—355. und cyrillischen. Nur in einem Punkte leistete die Gegenreformation Verkehrtes: sie verschlechterte die kirchenslavischen Bücher des römischen Ritus. Die altkirchenslavische (altslovenische, altbulgarische) Liturgie- und Literatursprache, zu welcher die Slavenapostel Cyrill und Method im Großmährischen Reich und bei den pannonischen Slovenen die Grundlagen gelegt hatten, bereitete sich bekanntlich unter den Bulgaren, Serben, Kroaten und Russen aus und nahm im Laufe der Zeit dialektische Eigentümlichkeiten dieser Völker auf. So bildete sich auch eine kroatische und serbische Redaktion der kirchenslavischen Denkmäler aus. Der Lage der Dinge entsprechend waren beide identisch, nur fand bei den Kroaten, die infolge ihrer Isolierung das Erbe der Slavenapostel manchmal allerdings besser bewahrten als die Serben und orthodoxen Slaven überhaupt, die Volkssprache trotzdem mehr Eingang als bei den Serben. Immerhin ist sie auch in den Kirchenbüchern (nicht in anderen Schriften) der Kroaten, abgesehen von einigen dialektischen Merkmalen gut erhalten und ging so in die verhältnismäßig früh beginnenden Drucke (Missale 1483) über, die ihrer Stabilisierung viel günstiger waren als die handschriftliche Überlieferung. Diese Bücher wurden meist in Venedig, teilweise in Senj und Fiume gedruckt. Nach einer langen Zwischenpause,1) in welcher selbst die notwendigsten Bücher, wie das Missale, Rituale und Breviar sehr selten geworden sind, nahm Rom selbst die Herausgabe der liturgischen Bücher für die Glagoliten in die Hand. Leider fand es keine tüchtigen Sprachkenner, die den hergebrachten Text der Kirchenbücher festhalten und verteidigen könnten. Der aus Jastrebarsko in Kroatien, also aus keinem glagolitischen Gebiet stammende Minorit Rafael Le-vakovic druckte noch 1628 eine Übersetzung des Katechismus Bellarminos (Nauk karstjanski) in rein kroatischer Sprache wieder ab, aber schon im Azbukovidnjak (Abecedarium) slovinski aus demselben Jahre sind Russismen zu bemerken, noch mehr in seinem Missale aus dem Jahre 1631 und besonders stark in seinem 1635 fertigen, aber erst 1648 gedruckten Breviarium (Casoslov). Über diese Änderungen graphischer, phonetischer und lexikalischer Natur (über die For- ') Vgl. s. 18. men fehlen noch Angaben) sind wir von V. Jagic1) genügend unterrichtet. Die römisch-katholischen slavischen Kirchenbücher wurden also 100 Jahre früher russifiziert als die der orthodoxen Serben! Wie ist dieses Kuriosum zu erklären? Schon Safarik2) und Jagic3) haben darauf hingewiesen, dass sich Levakovic wider Willen einem Befehl (jako poveljeno mi bist) fügte, denn es wäre ihm bequemer gewesen „in der allgemeinen Sprache" (obcim jezikom) zu schreiben. Inwieweit er darunter den überlieferten glagolitischen Text oder die Volksprache (diesen Sinn hat das Wort bei den Protestanten) versteht, sei dahingestellt. Jedenfalls beeinflußte den im Kroatisch-Kirchenslavischen schwachen und schon deshalb unselbständigen Levakovic3) der ruthe-nische (kleinrussische, ukrainische) unierte Bischof Methodius (nicht Matija, wie Jagic schreibt) Terlecki aus Chelm in Polen und war auch die maßgebende Persönlichkeit für die Kongregation der Propaganda, deren Befehl sich Levakovic fügen mußte. Natürlich hatte in Rom ein ruthenischer Bischof mehr Gewicht als ein einfacher kroatischer Mönch, und die nach Millionen zählenden unierten Ruthenen waren in bedeutender Überzahl im Vergleich zu wenigen Hunderttausenden katholischer Kroaten mit slavischer Kirchensprache. Überdies konnte M. Terleckyj (ukrainische Form des Namens) in Rom als besonderer Kenner südslavischer Verhältnisse gelten, denn er besuchte noch als Mönch die Unierten um Marca in Kroatien und die Uskoken von Zumberak (Sichelburg, Möns Feletrius) in Krain in der Eigenschaft eines apostolischen Missionärs in den Jahren 1628 und 1629, wofür er am 25. April 1630 besonderes Lob der hl. Kongregation erntete,4) was alles den Philologen bisher unbekannt blieb. Dabei ist es auffällig, daß er ein Sendling des ruthenischen Metropoliten (Metropolita Russiae) Vela- In der Einleitung zu Br. Vodniks Povijest hrvatske knjizevnosti, 48—49; HcTopia c;mn. (jiii.-io.ioriH. 38. ') Geschichte d. südsl. Lit. I., 179. — 3) Vodnik, Povijest. 49. 3) Jagid (Archiv f. sl. Phil. 33,131) charakterisiert ihn als „geistig beschränkt und sehr unselbständig" und als „ganz oberflächlich und schlecht informiert" (o. c. XVI , 211). ') Dr. Janko Simrak, Povijest marcansko-svidnicke eparhije i crkvene unije u Jugoslavenskim zemljama, Bogoslovska Smotra XII. (1924), 294 ff. "Wichtiger ist das einschlägige neue Aktenmaterial der Propaganda von demselben Verf. a. a. O. XIII. (1925), S. 287—344: De relationibus Sanctae Romanae Sedis Apo-stolicae et Slavorum Meridionalium saeculo septimo decimo et decimo octavo. Vgl. S. 302. min Rutski war, welcher für die junge unierte ruthenische Kirche ein Missionsfeld auch unter den Südslaven suchte. Er hörte, daß der unierte Bischof in Kroatien ein schwacher Greis sei, und riet der hl. Kongregation, an den Bischof von Zagreb zu schreiben, er möge für den Fall, daß der unierte Bischof stirbt, keinen anderen zulassen, nisi similem unitum, vel si talem non haberet, ut Metropolita per litteras (quas facile transmittere posset per patres Societatis, qui Zagrabiae habitant), significet, qui interim submitteret aliquem ex Russia, cui de lingua nulla esset diffi-cultas, cum homines parum dissimili idiomate loquuntur a Ruthe-nis, in sacris vero eadem lingua et eisdem (!) libris utuntur cum Rulhenis.1) Unionsbestrebungen waren also in der Tat im Spiele,2) aber in der Sache selbst war ihre Rolle nicht so wichtig, denn die Kirchenbücher der Kroaten, die streng dem römisch-katholischen Ritus angepaßt sein und speziell auch den neuen Bestimmungen des Tridentinums entsprechen mußten, konnten nicht zugleich für die Ruthenen oder andere Unierte dienen, die den griechischen Ritus vollständig beibehielten. Anderseits wird es leicht begreiflich, daß der Ruthene Terlecki sein Kirchenslavisch bevorzugte und unter den gegebenen Umständen in Rom auch für die Kroaten zur Geltung brachte. Die Kirchensprache der unierten Ruthenen einerseits, der orthodoxen Serben, die man für die Union gewinnen wollte, und der katholischen Kroaten anderseits war in der Tat identisch, abgesehen von phonetischen und sonstigen Eigentümlichkeiten, für deren Übergewicht nationale Eigenliebe des maßgebenden Faktors und die — Masse den Ausschlag gaben. So erkläre ich mir schon die überraschende Behauptung des bedeutendsten mittelalterlichen Grammatikers der Südslaven, des Serben Konstantin Filozof, welcher zum Entsetzen des serbischen Philologen Gj. Da-nicic3) „der schönsten russischen (poyu]sKkiH4) Sprache" vor der bulgarischen und serbischen (auch bosnischen, „slovenischen" und cechischen) den Vorzug gibt. Für die Richtigkeit dieser !) Bogoslovska Smotra XIII., 325. 2) J. Broz, Crtice iz hrv. knj. II., 122. 3) Starine I., 13. 4) Auf dem Berge Athos, wo die Serben mit den viel zahlreicheren Russen die Bekanntschaft machten, waren offenbar die Kleinrussen oder Ukrainer in Überzahl, denn p»y-uisKufi ist offenbar eine ungefähre Wiedergabe des noch heute üblichen pycfeKHH für das großrussische pycCKift. Die Stelle bei V. Jagi6, Pa3Cy-»fleHie KOKHOCJiaBHHCKOÄ H pyCCROÜ CTapHHbl O ItepKORHOC.iaBHHCKOM't H3blicfe Codex slovenicus rerum grammaticarum) Cfl6. 1896, 129. meiner auf den ersten Blick vielleicht unwahrscheinlichen Auffassung spricht die weitere Russifizierung der kroatischen Kirchenbücher. Von Levakovic und Terlecki wurde für die slavische Kirchensprache der Kroaten ein ähnlicher Grundsatz aufgestellt wie von Kasic für die volkstümliche Literatursprache und wurde ebenso weiter befolgt. So bediente sich der folgende Herausgeber des Breviars (1688) Ivan Pastric, der erst im 52. Lebensjahre die Kirchensprache zu studieren anfing, in Rom der Ratschläge zweier „in ihrer Sprache" gelehrter ruthenischer Priester, da sie ihm mit einer gedruckten Grammatik (jedenfalls Smotrickijs), welche sie vergeblich aus der Heimat erwarteten, nicht dienen konnten.1) In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das reinste Kirchenslavisch nicht mehr bei den unierten Ru-thenen gesucht, sondern direkt bei den orthodoxen Russen gefunden. Hier waren ursprünglich unbedingt keine Unionsbestrebungen im Spiel, wie das noch J. Milcetic2) annehmen möchte, sondern die Reformtätigkeit Peter d. Gr., der sich für seine Marine Offiziere und Soldaten auch unter den katholischen Dalmatinern suchte. So kam der aus Spalato gebürtige Matija Karaman nicht als Missionarius apostolicus nach Rußland, wie Safarik 3) aus zweiter Hand berichtet, sondern als Hauskaplan des dem Katholizismus treu gebliebenen Admirals Matija Zmajevic, wie dessen 1732 eigenhändig italienisch geschriebenes Testament beweist.4) Daß Karaman die gleichmäßige Kirchensprache des unermeßlichen russischen Reiches, die sich auch grammatischer und lexikalischer Werke erfreute, imponierte, ist leicht verständlich. Noch mehr wuchs in der russischen Tradition Mate Sovics) auf, gebürtig aus Cherso (Cres) im Quar-nero, der seine Jugend in Petersburg verlebte, wo sein Vater in der Marine diente. Seine in Rußland erworbenen Anschauungen gibt Sovic 6) mit den Worten wieder: Russienim quovis tempore sacros libros immutabiles religiöse custodierunt; apud eos viri ecclesie ministerio addictiliteralilingue jugiter studia impedunt. Quotquot tum Russi moscovitici imperii, cum regni Polonie Rutheni sacros libros vel ad eos modo aliquo spectantes !) Starine 35, 421. 2) Ib. 397, korrigiert sich aber selber 399. 3) Gesch. d. südsl. Lit. I., 159. 4) Starine 35, 399. — 5) Ib. 397. — 6) Ib. 419. litterali lingua typis mandant, omnes utique Slavonici et lingua antiqua slavonica inscribuntur... Solche Männer konnten nach ihrer Rückkehr aus Rußland in die Heimat begreiflicherweise durch den Erzbischof von Zara Yinko Zmajeviö, der offenbar ein Verwandter des genannten Admirals war, Karriere machen. Von Sovic wird ausdrücklich berichtet, daß er von Karaman aus Rußland gebracht wurde und auf Betreiben des Erzbischofs Zmajevic in das Seminar der Propaganda nach Rom gelangte. Der aus Perast in der Boka Kotorska (Bocche di Cattaro) gebürtige Vinko Zmajevic,1) der in Rom im Collegium der Propaganda studierte, hatte als Erzbischof von Bar (Antivari), als solcher Primas von Serbien, und als apostolischer Legat für Epirus, Serbien, Mazedonien und Bulgarien, Gelegenheit, die Kirchensprache der orthodoxen Südslaven kennen zu lernen, und war einer von \ den nicht zahlreichen Bischöfen des lateinischen Ritus, die die Kirchensprache der Glagoliten schätzten und für die Ausbildung ihrer Geistlichkeit Sorge trugen.2) Dieses Werk vollendete sein Nachfolger Karaman (1745—1771). Hier unterliegt es wieder keinem Zweifel, daß Zmajevic3) und Karaman dabei auch Unionsbestrebungen im Auge hatten, speziell wollte Karaman die nach Dalmatien eingewanderten Serben gewinnen.4) Für uns kommt in Betracht, daß Karaman das Missale, welches 17415) in Rom erschien, noch viel mehr russifizierte als Levakovic. Philologisch sind wir darüber nicht aufgeklärt,6) wissen aber, daß sein Missale deshalb großen Unwillen der Geistlichkeit und Bevölkerung erregte, sodaß es Benedikt XIV. in einer besonderen Bulle 1754 in Schutz nehmen mußte.7) Theoretisch wurde Karamans Werk dadurch gekrönt, daß Sovic für das Collegium illyricum in Zara und Omis Meletij Smotrickij^ kirchenslavische Grammatik8) (aus dem J. 1619) in lateinischer Sprache bearbeitete. Diese Bearbeitung blieb allerdings nur im !) Safafik, Gesch. d. südsl. Lit. I., 158. 2) V. Jagic in Vodniks Pov. hrv. knj. 50. 3) Jagi6 o. c. 51. 4) Safafik o. c. I., 159. 5) Nicht 1745, wie Jagiö a. a. 0. 51 schreibt. •) Als Beispiel führt J. Broz, Crtice iz hrv. knjizevnosti II., 124, an: Vo imja otca für kroatisch-kirchenslavisch va ime. ') Broz 1. c. 9) V. Jagic, HcTopia cjiaB. (jDHjiojiorin 28—29. Manuskript,1) während für die Serben, die sich in ihrer geistigen Not Lehrer und Bücher seit 1725 aus Moskau und Kiew holten, ein Wiederabdruck (1755) veranstaltet wurde. Endgültig russi-fiziert wurde also die slavische Kirchensprache bei den Kroaten und Serben um dieselbe Zeit. Es ist merkwürdig, wie diese siamesischen Zwillinge sogar durch die Kirchensprache trotz des Religionsunterschiedes aneinander gekettet wurden. Das kirchenslavisch-russisch-serbische Kauderwelsch blieb nicht auf die Kirche beschränkt, sondern beanspruchte bei den Serben auch die Rechte einer Literatursprache, gegen welche Vuk Karadzic seit 1818 schwere Kämpfe zugunsten der Volksprache führte und erst nach 50 Jahren endgültig siegte. Bei den Kroaten, bei deren nichtglagolitischem Teil schon seit dem 14. und 15. Jahrhundert die reine Volksprache in Lateinschrift geschrieben und gedruckt wurde, konnte die schon von Kopi-tar2) verurteilte Sprachmischung und das von Safafik3) scharf kritisierte „slavisch-russische Kauderwelsch" über den Gottesdienst hinaus keine Verbreitung finden, doch gingen Karaman und Sovic in ihrer Verteidigung der Kirchensprache so weit, daß sie noch im 18. Jahrh. auf derselben Stufe stehen wie die Gegner B. Kasics im 17. Jahrh., die den Druck seiner Übersetzung der Bibel in der Volksprache verhinderten. Ich kann auf Grund der Mitteilungen Safafiks nicht entscheiden, inwieweit der Ragusaner Weltpriester Stjepan Rosa in seinen Anno-tazioni in ordine alla versione Slava del Missale Romano nur die verschlechterte Kirchensprache Karamans bekämpfte oder außer der Bibel auch die Liturgie in der Volksprache popularisieren wollte. Karamans Gegenschrift Idenditä della lingua lit-teraleslava e necessitädi conservarla ne'libri sacri oder Consi-d e r a z i o n i (daher auch unter diesem Titel zitiert) für den Papst Benedikt XIV. in 139 Kapiteln, deren Überschriften wir dem Historiker S. Smurlo im Druck verdanken,4) scheint in ihrem historischen und bibliographischen Teil nicht so verkehrt zu sein, auch seine Angaben über la lingua Slava litterale und deren Studium müssen nicht ohne Wert sein, aber falsch ist 1) j. Milcetii beschreibt die in Laibach befindliche Handschrift in Starine 33, 427—501, bringt neues Material und druckt die lateinische Vorrede ab in Starine 35, 396—425. 2) Glagolita Ooz. XVI. 3) Gesch. d. südsl. Lit. II., 64—65. 4) Archiv f. sl. Ph. 33, 102. seine Behauptung, daß diese Sprache nur in den heiligen Büchern der Ruthenen unverdorben bewahrt sei (conservata in-corotta, c. CII). Außerdem ist er ein entschiedener Gegner der Volksprache, wie sie einerseits die Protestanten schrieben (c.. CHI: Insurrezione de Luterani contra la lingua liturgica litterale Slava, vgl. noch die gegen die Lutheraner und ihr Werk gerichteten Kapitel CIV, CVII, CXII-CXIV), anderseits Kasic und seine Nachfolger; wir finden hier die uns bekannten Bezeichnungen wieder: Dialetto Ragusino e Bosnese (LXVIII), il dialetto Bosnese e Raguseo wie bei Deila Bella (LXXXIV), la lingua Bosnese e Dalmatina (LXXXVI, LXXXVIII), die gleichfalls beweisen, wie sehr Kasics theoretische und praktische Bevorzugung des bosnischen Dialektes Anklang gefunden hat. Ganz in den Spuren Karamans wandelt Sovic in der lateinischen Vorrede zu seiner Bearbeitung der Grammatik Smo-trickijs.1) Er führt aus, daß slavonica lingua, que nunc litteralis nuncupatur, von altersher in den illyrischen Ländern anerkannt und üblich (agnitam usualemque fuisse) und auch in Bosnien bekannt war, lehnt entschieden die Frage ab, ob der bosnische Dialekt die alte und reinere Sprache der Illyrier sei, bekämpft die Volksprache überhaupt, indem er sich auf die Angaben Kasics und anderer über ihre zahlreichen und großen Verschiedenheiten beruft, und richtet zuletzt seine Spitze ausdrücklich gegen bosnese idioma, das sich von der „Literalspra-che" am meisten entfernt habe — darin hatte er allerdings recht —- und am meisten verdorben sei; seiner Anerkennung erfreuen sich nicht die Schriftsteller, welche bosnisch-ragusinisch schrieben, sondern diejenigen, welche den dalmatinischen Dialekt (d. i. den cakavischen) als den älteren und daher von der Literalsprache weniger abweichenden pflegten. Sovic hatte natürlich recht mit seinen Klagen über die Vernachlässigung der Kirchensprache bei den Kroaten, schädigte sie aber selbst dadurch, daß er sie auch als grammatischer Gesetzgeber russifizierte. Ebenso verstanden es weder Karaman noch Sovic, die „Literalsprache" von der schon hoch entwickelten und für das geistige Leben einzig möglichen modernen Literatursprache zu trennen und sie auf die Kirche zu beschränken. So wäre das in der römisch-katholischen Kirche einzig dastehende ') Starine 35, 401, 403, 408—410. Privilegium der slavischen Kirchensprache, das trotz Synodalbeschlüssen und päpstlichen Verboten vom zehnten bis elften Jahrhundert dank der Zähigkeit des Volkes und seiner einfachen Priester erhalten blieb und sich zu einem Gewohnheitsrecht ausbildete,1) zu einem Fluch geworden, wenn die Fürsprecher der armen, auf das einfache Volk beschränkten und in ihrer Zahl hinter den übrigen Kroaten weit zurückstehenden Glagoliten mit ihren Wünschen und Plänen mehr Erfolg gehabt hätten. Karaman und Sovic waren Gegner der Reformation, was begreiflich ist, auch deshalb, weil sie die Kirchensprache durch die Volksprache ersetzte, aber diese antireformatorischen Nachzügler waren in ihrem Eifer auch blind für die kulturellen Fortschritte der Gegenreformation. In dieser Hinsicht trennten sie sich sogar von ihrem Protektor V. Zmajevic, der die Volksprache und die Kirchensprache in gleicher Weise schätzte, die neueren „ragusanisch-illyrischen" Schriftsteller öfters empfahl und Gun-dulic, Palmotic und Giorgi mit Vergil, Ovid und Horaz verglich.2) Ein Gegenstück zu ihm und ein Werkzeug von Karaman war der erwählte Bischof von Nin (Nona) Anton Tripkovic, der mit Basilius Boskovic, dem Generalprokurator der ruthenischen Kongregation, die Übersetzung der Hl. Schrift von Stjepan Rosa zu prüfen hatte und sie in seinem Gutachten vom 3. August 1754 ablehnte, weil „sie im ganz gemeinen illyrisch-bosnischen oder ragusanischen, jedermann geläufigen und allgemein gebräuchlichen Dialekte" abgefaßt ist.3) Also auch im 18. Jahrhundert wurde der Druck einer Übersetzung der Bibel in der modernen serbokroatischen Volksprache ebenso von Anhängern des Glagolitismus verhindert wie im 17. Jahrhundert der Druck der Übersetzung Kasics. Die kroatischen Glagoliten erfreuen sich eines besonderen Wohlwollens in der Literaturgeschichte und in der slavischen Philologie überhaupt, denn es ist in der Tat bewundernswert, wie sie das Erbe der Slavenapostel Cyrill und Method trotz schweren Kämpfen und anderen ungünstigen Umständen im Laufe der Jahrhunderte bewahrten. Die Liebe für eine gerechte und sympathische Sache und philologische Liebhaberei dürfen uns aber nicht blind machen für die Tatsache, daß der schwache 1) Vgl. raeine Geschichte der älteren südslavischen Literaturen, 102—105. 2) Safafik, Gesch. d. südsl. I.it. I., 158. 3) äafafik, o. c. II., 204. Glagolitismus bereits im 17. Jahrhundert einen dürren Ast bildete und kulturell etwas Beachtenswertes nicht mehr leisten konnte, dafür aber noch imstande war, einen solchen Kulturfortschritt wie den Druck der Bibel in der Volksprache zu verhindern. Es muß einmal deutlich gesagt werden, daß^er durch beschränkte und ungebildete oder übereifrige Anhänger zuletzt ein Kulturhindernis geworden ist. Vor einer romantischen Überschätzung der slavischen Kirchensprache habe ich schon an anderer Stelle gewarnt.1) Der kroatische Philologe J. Broz2) meinte sogar, daß ihre Verpflanzung aus Kroatien nach Böhmen durch Karl IV. und dann nach Polen eine neue Literaturperiode in diesen Ländern hätte begründen können, wohlgemerkt im 14. Jahrh., als Böhmen schon eine reiche Literatur in seiner Volksprache entwickelt hatte. Da auch die Reform der glagolitischen Kirchenbücher ihre Schatten noch bis in die neueste Zeit wirft, so erwähne ich nur kurz ihre weiteren Schicksale,3) insoweit sie für die slavische Philologie von Interesse sind. Die Russifizierung der Kirchenbücher, die dem Volk und der Geistlichkeit mißfiel, war einer von den vielen Gründen, welche den Rückgang des Glagolitismus bei den Kroaten zur Folge hatten. Als durch den italienisierenden österreichischen Bürokratismus das von Zmajevic und Karaman begründete Priesterseminar 1827 vom Erzbischof von Zara Josef Novak, einem gebürtigen Cechen,4) geschlossen wurde, ging auch die Kenntnis der glagolitischen Schrift stark zurück. So drang trotz päpstlichen Verboten immer mehr die Volkssprache in die Kirche und die notwendigsten Bücher wurden mit lateinischer Schrift gedruckt. Dieses scavet, ital. schiavetto, nahm so sehr überhand, daß es z. B. im Bistum Senj-Modrus am Ende des 19. Jahrhunderts nur noch drei Priester gab, welche die geistlichen Funktionen nach glagolitischen Büchern verrichten konnten.5) Das ist besonders auffällig, weil die slavische Philologie im 19. Jahrhundert das Interesse für den Glagolitismus erweckte und die GÄscliichte der älteren südslavischen Literaturen, 175. 2) Crtice iz hrvatske knjizevnosti II, 79. ') Vgl. darüber besonders V. Jayic in B. Vodniks Povijest hrvatske knjizev-nosti, 51—60: I. Vajs, O glagolief i glagolskim liturgijskim knjigama, Sv. Cecilija XVI. (Zagreb 1922), 99 f. 4) Gj. Surmin, Povjest knjizevnosti hrvatske i srpske, 62. ") Erzählte mir 1909 Canonicus 2nidaric in Senj. Begeisterung für dieses nationale Heiligtum bereits von den „Illyriern" und noch mehr von den Jugoslaven ins Volk getragen und auch von vielen Bischöfen geteilt wurde. Die Arbeiten von Historikern, wie I. Kukuljevic und Racki, von Philologen, wie Dobrovsky, Kopitar, Safarik, Miklosich, Sreznevskij und Jagic, erweckten auch einheimische Geistliche wie I. Bercic,1) I. Crncic, I. Tkalcic, Dragutin Parcic u. a., welche die glagolitischen Denkmäler der Kroaten eifrig studierten, im Sinne der philologischen Erkenntnisse die Wiederherstellung der altkroatischen Redaktion der slavischen Kirchenbücher forderten und den Glagolitismus nicht nur in den bisherigen, im Laufe der Zeit allerdings stark eingeschränkten Grenzen, bewahren, sondern die slavische Liturgiesprache auch auf die übrigen Kroaten und katholischen Südslaven ausdehnen wollten. Besonders eifrig war in allen Belangen der Bischof J. J. Strossmayer tätig, dessen Bemühungen beim Papste Leo XIII. es hauptsächlich zu verdanken ist, daß seit 1741 wieder eine Ausgabe des Missale Romanum slavonico idiomate 1893 in Rom in der Druckerei der Propaganda erschien.2) Mit der Redaktion des Textes war der Domherr des Illyrischen Kollegiums des heiligen Hieronymus in Rom Dragutin (Carolus) Parcic schon 1878 fertig. Natürlich stellte er im Sinne der Errungenschaften der slavischen Philologie die altkroatische Redaktion des Kirchenslavischen wieder her, worin V. Jagic geradezu „einen Triumph der slavischen Philologie gegenüber der Ignoranz der letzten zwei Jahrhunderte" erblickte.3) Diese Wiederherstellung entsprach auch den traditionellen Anforderungen der römischen Kurie, welche ' nur alte Sprachen in der Liturgie zuläßt, und durch ein Dekret der Riten-Kongregation vom 13. II. 1892 wurde ausdrücklich der Mißbrauch der Volkssprache abgeschafft. So wurde das Erbe der Slavenapostel den Kroaten in ihrer mehrhundertjährigen, von Russismen freien Form wiedergegeben. Die sprachliche 1_ i*. !) Vgl. seine der Wiedererweckung des Glagolitismus und der wissenschaftlichen Forschung dienenden Ausgaben: Chrestomathia linguae veteroslovenicae charactere glagoliticd e codicibus, codicum fragmentis et libris impressis edita. Pragae 1859; zweite, verbesserte und vermehrte Auflage: Citanka staroslovenskoga jazika, U zlatnom Pragu 1864; Bukvar staroslovenskoga jezika, U zlatnom Pragu 1862; Ulomci svetoga pisma, obojega uvjeta staroslovenskim jezikom skupio iz rukopisah i tiskanih knjiga hrvatskoga razreda, I.—V. svez. 1864—1871; Dvie sjuibe rimskoga obreda za svetkovinu svetih Cirila i Metuda, Zagreb 1870 (S. I—XV Nekrolog Bereits von V. Jagic). 2) Vgl. die Besprechung von V. Jagic, Archiv f. slav. Phil. XVI., 210—216. 3) A. a. O. 211. Seite war der Kern der Frage schon bei der „Reform" Kara-manas' (1741), nicht aber die größere Anpassung an das Römische Missale, wie W. Feierfeilx) meint, denn die Reform der liturgischen Bücher nach den Bestimmungen des Tridentinums hatte schon R. Levakovic durchzuführen.2) In der Ausgabe des Missale von 1893 wurde auch die glagolitische Schrift beibehalten, obgleich schon damals die Frage viel erörtert wurde, ob nicht die bequemere und leichter leserliche cyrillische Transkription, wie sie bei der Herausgabe glagolitischer Denkmäler in der slavischen Philologie üblich geworden ist, eingeführt werden sollte, oder gar die lateinische Schrift, welche der Geistlichkeit das Lesen am meisten erleichtern würde. Für die lateinische Umschrift setzte sich schon damals auch der südslavische Episkopat ein.3) Ich wreiß nicht, ob die führenden slavischen Philologen amtlich oder nur privat darüber befragt wurden, aber aus ihren gelegentlichen Andeutungen blieb mir in Erinnerung, daß sich Jagic für die cyrillische, Miklosich für die lateinische Schrift erklärte. Das alte cyrillische Alphabet hatte große Aussicht durchzudringen, weil das Missale vor allem auch in Montenegro gebraucht werden sollte, dessen Fürst Nikola für seine ihm 1878 zugefallenen Katholiken in Rom die slavische Liturgiesprache verlangt und durchgesetzt hatte. Das Vorhaben scheiterte an der Intervention der österreichisch-ungarischen Diplomatie, welche sich überhaupt in einen sonderbaren Kampf auch gegen den Glagolitismus einließ und in diesem besonderen Falle den „Panslavismus"4) fürchtete, und der — russischen Diplomatie,5) welche wieder vor der katholischen Propaganda Angst !) Die historische Entwicklung der glagolitischen Kirchensprache bei den katholischen Südslaven, Theolog. Quartalschrift 88, S. 68. 2) I. Vajs, Sv. Cecilija XVI., 99. 3) A. a. O. 4) Das Hauptgewicht ist auf Ungarn zu legen, wie öfters bei antislavischen Absurditäten der einstigen Monarchie. Dort trug man es besonders schwer, dass bei ungefähr 100.000 Magyaren die slavische Liturgiesprache üblich war. Da der Vatikan trotz allen Bemühungen politischer und geistlicher Kreise das Magyarische als lebende Sprache in der Liturgie nicht zulassen konnte, wurde zuletzt die griechische Liturgiesprache konzediert und angenommen. Interessant ist das Problem,, wie Magyaren zur slavischen Kirchensprache kamen. Sind sie magyarisierte Ruthe-nen, die also auch der Ritus vor Entnationalisierung (das ist bei Slovaken mit rutheniscli-slavischer Kirchensprache der Fall) nicht geschützt hätte, oder wurde die kirchenslavische Sprache einem Bruchteil der Magyaren einst irgendwie aufgedrängt? 5) Es war eine köstliche Szene, als der Erzbischof von Bar (Antivari) Mili-novic in Cetinje erschien, um das Bedauern des Vatikans mitzuteilen, dass er der hatte, wenn es keinen Unterschied zwischen orthodoxen und katholischen Kirchenbüchern gäbe. Das glagolitische Missale von 1893 war auch das letzte. Es wurde zwar schnell vergriffen, und Leo XIII. wollte gleich eine zweite Ausgabe veranstalten, hatte aber Schwierigkeiten mit der österreichisch-ungarischen Diplomatie und aus nicht kontrollierbaren Gründen (angeblich wegen „unanständiger Worte, sogar Häresien") wurde das zweite Missale konfisziert.1) Auf einer Konferenz der südslavischen Bischöfe 1904 präsentierte dagegen der Erzbischof von Sarajevo Stadler ein in lateinischer Schrift gesetztes Missale und ein Dekret, demzufolge schon Leo XIII. diese Änderung als zulässig erklärt hatte. Vom sprachlichen Standpunkt bedeutete diese Ausgabe einen Rückschritt, erschien aber mit einigen Änderungen von Professor Josef Yajs 1905. Dieser cechische Geistliche mit tüchtiger slavist'ischer Bildung, seit 1918 Professor der altslovenischen Übersetzung der Heiligen Schrift und der slavischen Liturgie an der Karls-universität in Prag, stand lange Jahre in Diensten des Bischofs Anton Mahnic in Krk 2) (Veglia), redigierte liturgische Bücher, stellte den alten Choralgesang wieder her, war die Seele der dortigen „Altslovenischen Akademie" (Staroslavenska akade-mija, Academia palaeoslavica Veglensis) und gab in ihren Publikationen eine Reihe kirchenslavisclier Denkmäler kroatischer Redaktion heraus,3) die für das Studium des altkirchenslavi-schen Schrifttums einen großen Wert haben.4) österreichisch-ungarischen Intervention nachgeben musste, und ihm Fürst N'ikola mit den Worten um den Hals fiel: Hvaia Ti, brate, ne mogu i ja, meni brani Rusija! (Dank Dir, Bruder, auch ich kann nicht, mir wehrt es Bussland.) Gewährsmann der Archäologe Monsignor Fr. Bulic in Split. !) Jos. Vajs, Nekoliko biljezaka o izdanju glagolskog misala latinicom. SV. Cecilija XVIII. (1924), 174. 1) Dr. A. Mahnic, dem in seiner slovenischen Heimat die von ihm redigierte Bevue „Rimski katolik" den Ruf eines extremen Römlings eintrug, betrachtete es als Bischof einer Diözese mit slavischer Kirchensprache für seine Pflicht, den slavischen Gottesdienst in jeder Hinsicht zu heben und auch seine Vergangenheit wissenschaftlich erforschen zu lassen, so dass er auch in der Geschichte der slavischen Philologie mit Ehren wird genannt werden müssen. 3) Glagolilica. Publicationes Academiae Palaeoslavicae Veglensis. Diese und die Prager Editionen von Jos. Vajs wurden gewürdigt von V. Jagic im Archiv f. slav. Phil. XXXII. 564—568. Hiezu kommt: Psalterium Palaeoslovenicum croa-tico-glagoliticum. Textum glagoliticum e codicibus Pragensi et Parisiensi litteris cyrillicis exscriptum, adnotationibus, variis lectionibus reliquorum codicum glos-sario instruxit. Tomus I. Pragae MCMXVIj Kniha But v pfeklade staroslovanskem» v Praze 1926. ') Vgl. die Untersuchungen von A. V. Michajlov, R. Nachtigall, Fr. Pastrnek und von J. Vajs selbst: Bis zu welchem -Masse bestätigen die kroatisch-glagolitischen Es war selbstverständlich, daß diesem Theologen und Philologen eine neue Ausgabe des römisch-slavischen Missais übertragen wurde, die demnächst erscheinen soll. An dem Text der Slavenapostel und der übrigen altkirchenslavischen Denkmäler wird nicht gerüttelt werden, aber das älteste slavische Alphabet gehört der Vergangenheit an. Welche Kämpfe kostete es, bis sich die Erkenntnis, daß das glagolitische Alphabet das wirkliche Erbe des hl. Cyrill ist, nicht die sogenannte cyrillische Schrift, selbst in Philologenkreisen die Bahn brach! Aber auch dieser Glanz und die festgefügten Traditionen der katholischen Kirche konnten es nicht verhindern, daß das glagolitische Alphabet, das bereits die Gegenreformation beiseite zu schieben begann, auch in der römisch-sla vischen Liturgie dem Weltalphabet Platz machen muß. V. Rückblicke auf die s ü d s 1 a vi s c h e Reformation und Gegenreformation. Zum Begriff der Gegenreformation. Die vorangehenden skizzenhaften, den Gegenstand durchaus nicht erschöpfenden und vielfach nur die Anfänge berücksichtigenden Ausführungen zeigen immerhin deutlich, welch große Bedeutung der Reformation und der ihr als Reaktion folgenden Gegenreformation bei den Südslaven zukommt. Pr. Trubar und seine slovenischen Mitarbeiter sowie die von ihm angeregten und ursprünglich auch geleiteten Kroaten haben in kurzer Zeit Großes geleistet, das mit der Niederschlagung der Reformation nicht verloren gegangen ist, sondern befruchtend weitergewirkt hat. Im Laufe von nicht einmal 50 Jahren wurde bei den Slovenen eine allen religiösen Bedürfnissen der Zeit genügende Literatur hervorgebracht, die so starke Verbreitung fand, daß bei einem so kleinen Volke nicht weniger als 6 Ausgaben eines Kirchengesangbuches erschienen sind, was die Bewunderung eines Forschers wie Th. Elze1) erregte. Namentlich Pr. Trubar, dem Begründer der slovenischen und südslavischen Reformation überhaupt, spenden die deutschen protestantischen Breviare die Annahme einer vollständigen Übersetzung der Hl. Schrift durch den hl..Methodius, Archiv f. slav. Phil., 35. B., 12—44. .Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, V. 1. Forscher das höchste Lob. Theodor Elze faßte seine Verdienste in die Worte zusammen: „Trubar vollbrachte es, das Neue Testament und die Psalmen in die Sprache seines Volkes zu übersetzen, bei diesem die Reformation einzuführen, die evangelische Kirche in Krain zu errichten, eine Literatur in seiner eigenen Sprache zu begründen." Noch weiter geht in seiner Würdigung 0. Hegemann:'*) „Literaturschöpfer, Reformator, Kirchenbegründer, Bibelübersetzer, Kirchenliederdichter, wie sie in einer Person selten vereinigt sind." Wir müssen es Trubar auch hoch anrechnen, daß er als Prediger schon in seiner Heimat (1530—47) von Gott eine Literatur für sein „arm, gemein, gutherzig windisch Volk" erflehte, als Emigrant in Bayern aus eigenem Antrieb und innerer Überzeugung selber zur Feder griff, als er zu seinem Vo'k nicht mehr sprechen konnte,3) und seine schriftstellerische Tätigkeit auch nach seiner endgültigen Vertreibung aus der Heimat (1565) bis zu seinem Tode (1586) fortsetzte, während Consul und Dalmatin ihre Tätigkeit nach Einstellung der Geldmittel ihrer Protektoren abbrachen. Auch das ehrt, Trubar, daß er an einen Nachwuchs dachte und den Jahresgehalt von 200 Talern, welchen ihm die krainischen Stände bis an sein Lebensende auszahlten, hauptsächlich für Unterstützung armer Studenten und Flüchtlinge4) verwendete. Trubar sank auch nie zu einem bloßen Werkzeug höherer Personen herab, denn er emanzipierte sich bald von dem Diplomaten P. P. Vergerius, dem früheren Bischof von Capo d'Istria, und dem freigebigen Hans Ungnad, Freiherrn von Sonneck, deren sich Herzog Christoph von Württemberg für seine Evangelisationsbestrebungen in Italien und in den slavischen Ländern 5) bediente; Natürlich hatte auch Trubar dem Herzog viel zu verdanken, der ihm als Flüchtling Pfarrstellen in der Nähe von Tübingen (Urach, Derendingen) anwies, um ihm die, literarische Tätigkeit zu ermöglichen. Wie sehr jedoch Trubar seine Verbannung zu Herzen ging, zeigt seine Vorrede zum Psalter,6) wo er deutsch zweimal von „meinem «) Pr. Trubers Briefe, 286. 2) Carniola 1908, S. 71. 3) Fr. Kidric, Razprave, izd. Znanstveno drustvo, I. (VLjubljani, 1923), S.256. 4) Th. Elze, Die Superintendenten der evangelischen Kirche in Krain während des XVI. Jahrh., 20. 5) Bei den Nordslaven unterstützte er die Reformisten in Polen und die Böhmischen Brüder. Allgemeine Deutsche Biographie, IV. B., 247. (Pj Stalin). *) Ta celi Psalter Dauidou, v Tubingi MDLXVI. anderen Pathmos" spricht, slovenisch aber seinen Landsleuten aus seinem „Nirgendheim" schreibt (Tu vom sdai is muiga Nikdirdoma pishem).1) Daß südslavische Bücher vorübergehend in Württemberg gedruckt wurden, war keine sonderbare Erscheinung, wie Schnurer2) meinte, und auch kein Zufall, vielmehr eine natürliche Folge des unfreiwilligen Aufenthaltes des Herzogs Christoph in Österreich, wo er in dem Slovenen Michael Tiffernus(d. h. aus Tüffer, slovenisch Lasko, Warmbad bei Celje-Cilli in der ehemaligen Untersteiermark) einen vortrefflichen Lehrer und späteren Rat erhielt, und seiner begreiflichen Gegnerschaft gegen die Habsburger, denen er ihre südslavischen Länder, namentlich die innerösterreichischen, durch Förderung des slovenischen und serbokroatischen protestantischen Schrifttums abtrünnig zu machen versuchte. Als Trubar sich in Rothenburg a. d. Tauber (Bayern) nach einem Drucker seines Katechismus umschaute, fand er Unterstützung bei dem Tübinger klassischen Philologen Matthias Garbitius (Grbic) Illyricus,3) einem Kroaten, dem ersten Herausgeber von Hesiods "Egyci xai f^iEQai und bei seinem slovenischen Landsmann Michael Tiffernus.4) In Fr. Kidries 5) Gerüst zu einer Biographie Trubars finde ich dafür allerdings keinen Beleg, doch beruht die Nachricht Th. Elzes offenbar auf einer deutschen Quelle („Garbiz") und ist in der Natur der Dinge begründet. Trubars beide ersten Tübinger Drucke waren zwar „mit großer Ungelegenheit und überflüssigen Unkosten"6) verbunden, ermöglichten ihm aber doch die Verbindung mit P. P. Vergerius, dem Herzog Christoph und Ungnad. Dagegen mußte er sich von Matthias Flacius 7) Illyricus oder Slavus,8) der ihm nach seiner ursprünglichen Richtung9) und als Südslave nahe- ») o. c. Bl. 10., 15v. 2) Slavischer Bücherdruck, S. V. 3) Vgl. über ihn die Monographie von ©uro Körbler, Humanista Matija Grbic, Rad jugoslavenske akademije., Knj. 145, S. 30—104. *) Th. Elze, Die slov. prot. Gesangbücher des 16. Jahrh., Venedig 1884, S. 2. (SA. aus dem Jahrbuch di Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, V., S. 2.) *) Razprave (s. vor. S. Anm. 3.) I., 254f. «) O. c. 257. ') Die ursprüngliche Form des latinisierten Namens Vlacic ist in ganz [Strien verbreitet. Fr. Bucar, o. c. 60. ») S. o. 96 ff. •) In seinem Erstlingswerke, dem Katechismus, übersetzte er dessen De voce et vocabulo fidei, worin M. Flacius den Südslaven die neuen religiösen Ideen dar- stand, fernhalten. Auch Ungnad, Consul und Dalmatin konnten seine Hilfe nicht in Anspruch nehmen — nur vorübergehend wirkte er in der Ungnadischen Druckerei 1563 —, obwohl er sich für eine Mitwirkung besonders eignete, da er als Theologe und Gelehrter hoch über Consul und Dalmatin stand, der glagolitischen und cyrillischen Schrift mächtig1) war und bei seinen Landsleuten in Istrien in hohem Ansehen stand.2) In dem Lande des Oberhauptes der süddeutschen Protestanten gab es aber keinen Platz für den „scharfen Kopf, der den ursprünglichen Luther gegen Melanchthon zu retten unternahm".3) Er mußte sich in anderen Gebieten seine großen Verdienste für den deutschen Protestantismus erwerben und so kam es zu einem merkwürdigen Ausgleich: der Kroate M. Flacius, der noch mehr als Pr. Trubar berufen gewesen wäre, für die Reformation bei den Südslaven zu wirken, wurde zu einem Grundpfeiler der deutschen Reformation,4) Württemberg vergalt aber den Süd-slaven durch Förderung ihrer Literatur, was ihr Landsmann für den deutschen Protestantismus leistete. Für Trubar war es auch persönlich ein Glück, daß er nach kurzem Aufenthalt in Nürnberg und Rothenburg a. d. Tauber nur in schwäbischen Orten (Kempten, Urach, Lauffen a. Neckar und Derendingen) als Pfarrer wirkte, deren rebenbekränzte und von Wäldern gekrönte Hügel ihm seine unterkrainische Heimat am besten ersetzen konnten. Nur noch eimal übte das Schwabenland keine geringe Wirkung auf die Südslaven aus, als die schwäbische Schule und namentlich Uhlands Balladen ihre Dichtung stark beeinflußten. legte. Allerdings wurde sein Name von Trubar nicht genannt, noch weniger in den späteren serbokroatischen Katechismen. !) ...khan guet khrobatisch. die glagula und tschurulikha. I. Kostrencic, Urkundliche Beiträge... 72. 2) Fr. Bucar, Povijest hrv. prot. knjizevnosti za reformacije, 60—66. 3) WT. Scherer, Geschichte der deutschen Literatur, 31. 4) Zum besseren Verständnis sei noch die Charakteristik erwähnt, die Eberhard Goihein in dem Aufsatz „Die kulturellen Grundlagen der Gegenreformation" (Intern. Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, B. 1. (1907), S. 588), von ihm gibt: „Der letzte schöpferische Kopf unter den Keformatoren, Flacius Illyricus, unübertroffen an Talent, Fleiß, Beinheit und Unbeugsamkeit des Charakters, freilich zugleich ein heimatloser Halbbarbar JY^ dessen Maßlosigkeit die eigene Partei zerrüttete." Ein echter Kroate, wie es deren in der Geschichte bis auf den heutigen Tag viele gab. Es wäre eine interessante Aufgabe, Flacius Illyricus vom Standpunkte seiner Rasse und Heimat zu beleuchten. Der „Halbbarbar" wird dabei allerdings stark eingeschränkt werden müssen, denn weder das österreichische noch das venezianische Istrien stand in der Kultur der höheren Stände besonders zurück und Flacius stammte väterlicher- und mütterlicherseits aus Patriziergeschlechtern. Die südslavische Reformationsliteratur wurde von den württembergischen Theologen streng behütet und entsprach daher dem späteren konservativen Luthertum, obwohl Trubar selbst die ersten Anregungen von den Zwinglianern Pellican und Bullinger1) erhielt und auch später dem Zwinglianismus geneigt blieb,2) bis 1560 M. Flacius unter den Slovenen das Übergewicht hatte3) und auch in Istrien starken Anhang fand, in den Küstenstädten der östlichen Adria aber der Kalvinismus über Italien im Anzug war und aus Ungarn auch nach Kroatien und Slavonien vordrang. Sogar bei den Slovenen in Prekmurje (d. h. das Land jenseits der Mur) im früheren südwestlichen Ungarn gibt es noch heute mehrere reformierte Pfarren.4) Diese Slovenen lasen Trubars Werke und die Bibel Damatins ist noch heute bei ihren Predigern zu finden, doch wurde im 18. Jahrhundert für sie eine Sonderliteratur geschaffen5) und 1771 zum erstenmal für die „Slovenen zwischen Mur und Raab" eine nach dem Griechischen angefertigte Übersetzung des Neuen Testamentes (Nouvi Zäkon ali Testamentom Goszpodina Nasega Jezusa Krisztusa) von Stefan Küzmic in Halle gedruckt.6) Ob sich der Übersetzer wirklich so stark von Trubar und Dalmatin entfernt hat, wie er in der Vorrede betont, muß dahingestellt bleiben. Die südslavischen Protestanten wollten in etwas unklarer Weise eine „windische Kirche" (slovenska cerkev)7) und ebenso eine kroatische8) gründen, waren gute Patrioten im nationalen Fr. Kidric, Razprave I., 219. 2) Fr. Kidric, Die prot. Kirchenordnung der Slovenen, 48—52, 56, 98. 3) Jos. Benkovic, Voditelj v bogoslovskili vedah, VI. (1902), 404. *) Nach der jugoslavischen Statistik gibt es daselbst 24.754 „Protestanten", mehr als ein Viertel der Bevölkerung (A. Melik, Jugoslavija I., 168). Ob alle Kal-viner und alle Slovenen sind, kann ich nicht kontrollieren. 5) Das erste Buch war der aus dem Magyarischen von Ferencz Temlin übersetzte Györszki Katekismus, Halle, 1715. 6) Dr. Melich Janos, Primoz Trubar in protestantovska knjizevnost ogrskih Slovencev, Slovan VII. (Ljubljana, 1909), 85—86. Eine vollständige Bibliographie der slovenischen protestantischen Literatur in Ungarn veröffentlichte derselbe Verfasser in Magyar Könyvszcmle, Heft X. und XVI. im J. 1902. Vgl. noch Fr. Kovacic, Slovenska Stajerska in Prekmurje, Ljubljana, 1926, S. 309. 7) Fr. Kidric, Die prot. Kirchenordnung der Slovenen, 41. Es war schwer, nach protestantischen Begriffen eine Landeskirche dort zu gründen, wo der Fürst katholisch war. Überdies müßte sich eine slovenische oder windische Kirche (Trubar spricht von einer cerkev slovenskega jezika = Kirche der slovenischen Sprache) auf die drei innerösterreichischen Länder, auf Görz und Teile von Istrien erstrecken. s) Die Vorrede des glagolitischen Crikveni ordinalic (Württembergische Kirchenordnung) ist gerichtet „an die recht Christlichen Versammlungen und ihre Sinne und sogar stolz auf die große Slavenwelt, gingen aber in ihren allslavischen Gefühlen doch nicht so weit wie manche Schriftsteller der Gegenreformation, bestimmten trotz mancher nach dem slavischen Nordosten gerichteten Blicke auch ihre cyrillischen Drucke nur für den Gebrauch der Südslaven, auch der Bulgaren, denn sie waren sich der großen sprachlichen Verwandtschaft aller Südslaven deutlich bewußt und schufen sogar das erste ausgesprochene südslavische Programm. Natürlich dachten sie dabei nicht bloß an die Gewinnung aller Siidslaven bis Konstantinopel für das Evangelium, sondern auch an eine politische Lösung der türkischen Frage. Wie hoch stehen die südslavischen Protestanten selbst über den größten Herrschern der Südslaven, dem Caren Symeon von Bulgarien und dem Caren Dusan von Serbien, die für eine Sammlung der Südslaven kein Verständnis hatten und ihre Blicke nach der Kaiserkrone von Konstantinopel richteten, ebenso wie die deutschen Kaiser der Idee des Römischen Reiches die größten Opfer brachten! Ganz richtig bemerkte schon I. Kostrencic, Herausgeber der „Urkundlichen Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven" (Wien, 1874):1) Die Erstreckung von Ungnads Wirkungskreis über alle Südslaven „erscheint uns als ein weithin leuchtender Punkt, als ein vielversprechender Moment in der geistigen Entwicklung der Südslaven! Es eröffnet sich da ein Gesichtskreis, der auch für die politische Konstellation der Südslaven die weitgehendsten Folgen hätte haben können!" In solcher Weise deutet der damalige Beamte der Wiener Hofbibliothek das von der Reformation und Gegenreformation aufgestellte südslavische Programm an, wie es der Generation des Bischofs Strossmayer vorschwebte. Die Reformation wächst aber in unseren Augen noch bedeutend, wenn wir ihre Wirkungen auf die Gegenreformation überblicken. Wenn schon von der deutschen Reformation gesagt werden kann, daß sie von der Gegenreformation mit ihren eigenen Waffen geschlagen wurde, so gilt das noch in viel höherem Maße von der südslavischen. Diener in Crabaten*'(in kroat. Fassung: vhrvatskoi zemli), bekämpft den Gebrauch fremder Sprachen im Gottesdienst und begründet die Notwendigkeit der Übersetzung der Württembergischen Kirchenordnung mit den Worten: Weil dann der Allmächtig Gott vnnd Vatter unsers Herrn Jesu Christi das liecht seines Werks auch bey vns Crabaten angezündet.. . Vnd also jme auch ein Kirch vnder vns ge-samblet (i ovako ftemu takaise ednu Crikv meju nami skupil). !) Vorrede, S. V. Um Mißverständnissen vorzubeugen, muß der Begriff Gegenreformation näher bestimmt werden. Man bezeichnet damit gewöhnlich die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts und die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts; „wir deuten damit an, daß in dieser ganzen Epoche eine religiöse Bewegung das maßgebende Ereignis ist, daß die politische und gesellschaftliche Entwicklung wesentlich aus ihr zu erklären sind und in ihrem Dienste stehen".1) Die angegebene Zeit ist jedoch für unsere Zwecke zu kurz, ihre Auswirkungen dauerten länger. Allerdings möchte auch bei den Slovenen ein gründlicher Kenner dieser Literaturperiode J. Glonar2) sowohl die Bezeichnung „katholische" als auch „gegenreformatorische" Periode zurückweisen, und nennt sie „zwischen der Reformation und Romantik". Ganz abgesehen davon, daß diese Etikette unpraktisch ist, können wir uns auch mit der theoretischen Begründung der Ablehnung der Bezeichnung „gegenreformatorische Schriftsteller"3) aus chronologischen Gründen nicht einverstanden erklären. Glonar selbst gibt zu, daß die Gegenreformation bei den Slovenen trotz aller Energie um 16004) nur äußerlich durchgeführt war, daß die katholische Bestauration erst begann, und daß sich verschiedene Orden ihren Wirkungskreis teilten. Ebenso hebt er hervor, daß die acht umfangreichen Predigtbücher (erschienen in den Jahren 1691—1743) des Kapuziners Janez Svetokriski (Johannes Bapt. a Sancta Cruce), des Jesuiten Basar und des von ihm behandelten Kapuziners Rogerius eine Gelehrsamkeit und rhetorische Technik aufweisen, die weit vor die Reformation zurückgehen. Die Restauration des Mittelalters ist aber gerade eines der charakteristischen Merkmale der Gegenreformation. Allerdings lehnte dieser Neukatholizismus nur die Reformation vollständig ab, die Renaissance hat er aber aufgenommen und weiterentwickelt, die ihm aber nur die Form als wirkungsvolle Dekoration geliefert hat.5) Als ein gutes Beispiel dafür kann das glänzende Latein der Dekrete des Tridentiner Konzils und des Theologen Petrus Canisius dienen, das L. Pastor 6) den Ausruf entlockte: !) Eberhard Gothein a. a. O. (S. 122, Anm. 4.) 582. 2) Ljubljanski Zvon XXXVI. (1916), 262ff. 3) A. a. O. 466—468. 4) Am 29. Dez. 1600 fand das grofle Autodafe von mehr als 2000 prote- stantischen Büchern auf dem Marktplatz in Laibach statt. 6) E. Gothein a. a. O., 585. •) Geschichte der Päpste VII., 308. „So ergibt sich die überraschende Tatsache, daß eine Richtung, die eine Zeitlang in der Vergötterung heidnischer Ideale aufzugehen schien, und der es sonst nicht beschieden war, Unvergängliches zu schaffen, schließlich als Dienerin der Kirche einen Einfluß ausübt, der die Zeit überdauert." So erscheint uns auch das Wiederauftauchen bedeutender lateinischer Dichter in Ragusa im 18. Jahrhundert begreiflich. Ebenso reicht der Barockstil in der Dichtung, z. B. in solchen hervorragenden Vertretern wie Ignjat Gjorgjic in Ragusa (1675—1737) und Ä. Kanizlic in Slavonien (1699—1777),x) und in der bildenden Kunst weit bis ins 18. Jahrhundert. ' Maßgebend ist daher nicht der Umstand, ob \jin Schriftsteller noch die Reformation bekämpft. J. Glonar'ließ sich zu sehr von diesem Gesichtspunkt leiten; der von ihm behandelte Pater Rogerius als der letzte der erwähnten Prediger kennt allerdings kaum die Reformatoren, aber ältere Schriftsteller polemisieren noch gründlich gegen sie, z. B. der Chorherr von Novo Mesto Matija Kastelec, in dessen Navuk christianski sive Praxis Catechistica (v Lublani 1688) schon im Titel eine „schöne Unterredung zwischen einem Katholiken und Lutheraner" erwähnt wird, das Werk selbst aber eine ausführliche (475—544) „Belehrung eines lutherischen oder calvinischen oder sonst irregeführten unverständigen Christen"2) in einer Zeit bringt, als es in Krain schon lange keine Lutheraner mehr gab. Mit der Reformation hängt derselbe M. Kastelec auch dadurch zusammen, daß er in seine Bratovske bukvice sv. rozenkranca (1678) die Melodie und den Text des Magnificat und noch zehn weitere Texte aus protestantischen Gesangbüchern aufnahm, natürlich ohne Nennung der Quelle.3) Im erstgenannten Werk bringt er auch das Vaterunser in verschiedenen slavischen Sprachen nach Bohorics Grammatik, von welcher ein gleichfalls in Novo Mesto tätiger Kapuziner P. Hippolytus eine Art von zweiter Ausgabe veranstaltete4) (Grammatica latino-germanico-sclavonica, Labaci 1715), wobei er seine Quelle nur mit den Worten „ex pervetusto exemplari ad modernam in Car-niolica lingua loqendi methodum accomodata" andeutet. ') Dragutin Prohaska, Ignjat fkirdic i Anton Kanizlic. Studija o baroku u naSoj knjizevnosti, Rad jsl. akad., 178, S. 115—224. 2) K. Glaser, Zgodovina slovenskega slovstva I., 157. 3) Jos. Cerin, Zbornik Matice Slovenske X. (Trubarjev Zbornik), 139. 4) R. Kopitar, Grammatik d. slav. Sprache, 75. Mir erscheint daher richtiger der Vorgang von Jaroslav Vlcek,1) der in seiner Geschichte der cechischen Literatur die Gegenreformation bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts ausdehnt und im Beginn des 18. Jahrhunderts sogar „den Höhepunkt der gegenreformatorischen Bestrebungen in der Kirche und Schule, in Kunst und Literatur" erblickt. Allerdings muß erwähnt werden, daß die Gegenreformation bei den Cechen und Slovaken später einsetzt als bei den Slovenen, denn sie wurde nach dem bereits in Steiermark erprobten Muster durchgeführt.2) J. Hanus spricht in einer besonderen Monographie ausdrücklich von der „Gegenreformation nach der Schlacht am Weißen Berge"3) und dehnt sie bis über die Hälfte des 18. Jahrhunderts aus, bis zur Periode Josefs II., worin er übrigens T. G. Masaryk4) folgt. Der Literaturhistoriker Arne Noväk,5) der ein Gegengewicht gegen die Auffassung der genannten Autoren bildet und dem Prager Barock ein hohes Lied singt, läßt es in der Periode der Kaiserin Maria Theresia absterben. Die Reformation bildet den Höhepunkt des deutschen Einflusses bei den Slovenen, obwohl ihnen gerade sie eine Literatur in der Volksprache gebracht hat. Überhaupt war bei ihnen bis zu dieser Zeit der deutsche Einfluß maßgebend, denn in der Kunst kam nicht bloß die Gotik, sondern auch die Renaissance6) vom Norden. Das ist auffällig, wenn man bedenkt, daß seit 811 die Drau die Grenze zwischen dem Patriarchat von Aquileja und dem Erzbistum Salzburg bildete, aber der deutsche Feudalismus und die Herrschaft der Habsburger waren einflußreicher als die Kirche. Erst mit der Gegenreformation kommt bei den Slovenen der romanische Einfluß auf allen Gebieten vollständig zum Durchbruch. Die bildende Kunst, für welche die Reformation als revolutionäre Bewegung ein Hindernis war,7) nimmt mit dem Zuzug italienischer Architekten, Bildhauer und Maler8) einen neuen und starken Aufschwung, die Academia operosoruin (seit 1693) unterhält Beziehungen mit italienischen Akademien Dejiny literatury ceske II.l., S. 1—87. 2) H. Opocensky, Protirefortaaee v Cechäch, 2. vyd., 10. ■•') Jos. Hanus, O pobelohorske protireformaci (Sbornik filosof. fakulty uni--versity Komenskeho v Bratislave), Bratislava, 1926. 4) Naäe nynejsi krise, LVI. 5) Praha barokni, v Praze. 1915, 38. 6) J. Cankar, Nova Evropa, Knjiga X., broj. 7 i 8 (1. sept. 1924), 202—203. ') France Stele, Oris zgodovine umetnosti pri Slovencih, 38. «) J. Cankar a. a. O., Fr. Stele, o. c. 41. bis nach Sizilien, Laibach erhält 1702 die Academia Philharm o-nicorum, die 110 Jahre älter war als die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien,1) Gutsbesitzer italienischer Herkunft unterstützen die Herausgabe großer Predigtsammlungen, deren Verfasser aus italienischen und selbst spanischen Quellen schöpfen.2) Das Volk nahm allerdings die fremden Bildungselemente in seiner Weise auf wie in früheren Kulturperioden, deren Grundlagen auch nicht verwischt werden konnten, und so mußte ein italienischer Kunsthistoriker, Doktor Morassi aus Triest, nach Bereisung der Italien zugefallenen slovenischen Gebiete niederschreiben, daß am Isonzo ,,il paesaggio si muta_ Si muta il carattere dei villagi, degli abitanti; si muta l'idioma e l'arte".3) Bei den Kroaten war eine wirkliche Gegenreformation nur in den vom Türkenjoch freien Resten Kroatiens, im Bistum Zagreb,4) wo es mehr Protestanten gab, als man gewöhnlich annimmt, und noch mehr im Bistum Senj, außerdem in Istrien notwendig. Im Bistum Zagreb wurde auch die von der Reformation geschaffene kajkavisch-kroatische Literatur erfolgreich weitergepflegt, und brachte hauptsächlich religiös-moralische Werke hervor, die auch für die cakavischen und stokavischen Kroaten bestimmt waren;5) anderseits stand sie auch mit der dalmatinisch-ragusanischen Literatur in Fühlung. Im Mittelpunkt dieser Tätigkeit steht die Jesuitenniederlassung in Zagreb. Andere Orden blieben im Hintergrund, doch haben wir auch den Paulinern ein wertvolles kirchliches Gesangsbuch (1644) nach dem Beispiel der Protestanten zu verdanken, das zum Unterschied von Krajacevic6) auch Melodien bringt; die im 18. Jahrhundert viel verbreitete Cithara octochorda (1701, 1723,. 1757) war eine Frucht guter musikalischer Tradition, die mit Mitteleuropa, hauptsächlich Deutschland, zusammenhing und Die österreichisch - ungarische Monarchie in Wort und Bild, Kärnten und Krain, 405. 2) Für Janez Svetokriski (Joannes Bapt. a S. Cruce) hat f J- Bratina in einer nicht gedruckten Grazer Dissertation hauptsächlich jesuitische Quellen, auch spanische, nachgewiesen, für P. Rogerius' Palmarium empyreum J. Glonar speziell Phil. Picinellis Mundus symbolicus. Ljubljanski Zvon XXXVI. (1916), 367 u. ö. 3) Nova Evropa a. a. O., 204. 4) Vj. Klaic, Monumenta spect. historiam Slavorum meridionalium, Scriptores Volumen V. Antoni Vramecz: Kronika. S. XII. [ 6) Br. Vodnik, Povijest hrv. knjiz. 267—277. «) S. o. 26. den Beweis liefert, daß die Reste Kroatiens auch in den schwersten Zeiten, als es fortwährend Türkeneinfällen ausgesetzt war, an der allgemeinen europäischen Kulturentwicklung teilnahmen. Zu diesen Kirchenliedern, die entweder aus dem Kirchenchoral hervorgegangen oder unter dem Einfluß oder im Geist des Volksliedes entstanden sind, kehrt die moderne Kirchenmusik zurück.1) Auch aus Kroatien wurden in neuester Zeit-Beweise beigebracht, daß Krajacevic, Habdelic und andere den Erfolg hatten, daß ihr gegenreformatorisches Kirchenlied zum Volkslied wurde, aber das alte Volkslied nicht ganz unterdrückte.2) In den Resten Dalmatiens, wo haeretische Neigungen von der Republik Venedig im Keime erstickt wurden, und in der Türkei, wo es nicht zahlreiche südslavische Kalviner und Lutheraner in Slavonien3) und im südlichen Ungarn gab, konnten die Gegenreformation nicht die Habsburger mit ihren machtpolitischen und absolutistischen Zielen fördern; hier war Rom bei der Durchführung der Beschlüsse des Tridentiner Konzils auf sich selbst angewiesen, leistete aber mit Unterstützung der ihm ergebenen Südslaven wirklich Bedeutendes und Ersprießliches. Vor allem hob es das tief darniederliegende religiöse Leben der Katholiken in der Türkei,4) sorgte aber auch für die kirchlichen Bedürfnisse der kroatischen Glagoliten, welche durch die Reformation am meisten gefährdet wurden. Mit und ohne Unterstützung Roms schufen hauptsächlich Jesuiten und Franziskaner ein reichhaltiges, vom Geist der Gegenreformation getragenes Schrifttum im lateinischen und cyrillischen5) Alphabet, in dem es an Ausfällen gegen Kalvin und Luther nicht fehlte. Bosnien erhielt überhaupt erst um diese Zeit eine gedruckte westeuropäische Literatur in der Volkssprache, die natürlich in erster Linie für die Katholiken bestimmt war, aber nicht ohne Einfluß auf die orthodoxe und mohamedanische Bevölkerung blieb. Die weitgehenden Unionsbestrebungen, die unmittelbar J. BarlSv. Cecilija X. (1916), 18—19, XI., 192—195. 2) Ib. XV., 38. 3) Zum Unterschied von Kroatien erhielten sich Kalviner und Lutheraner in Slavonien bis zu seiner Befreiung von den Türken, in einigen Gemeinden bis auf den heutigen Tag. Josef Pindor, Die evangelische Kirche Kroatien-Slavoniens in Vergangenheit und Gegenwart, Essek 1902, 59, 61. Viele Lutheraner und Kalviner wurden 1696 vom Franziskaner A. Markovic bekehrt. Starine 36, 160. ') Vgl. o. S. 34 f. 5) Natürlich stand dieses Schrifttum unter starkem romanischem Einfluß Sogar in der cyrillischen Graphik der bosnischen Franziskaner ist das bemerkbar: Kpahjia, fcHerOBa für Kraglia, gnegova der lateinischen Drucke (gn = n). von der Reformation hervorgerufen worden sind, weil Rom die großen Verluste, die es im Norden erlitten hatte, im Osten ersetzen wollte, hatten unter den Südslaven allerdings selbst in Kroatien, wo die Grundlage für eine Union in den südslavischen Ländern durch Ernennung eines Bischofs 1611 gelegt1) wurde, wenig Erfolg, denn die fortwährende Türkengefahr ließ in den militärisch besonders wichtigen Grenzgebieten religiöse Streitfragen zwischen Christen überhaupt nicht aufkommen. Auch die Habsburger mußten sich hier eine große Zurückhaltung auflegen, weil sie die orthodoxen Serben als gute Krieger brauchten und gegen die kroatischen und ungarischen Stände auszuspielen versuchten. Durch die Abwanderung zahlreicher Katholiken nach dem Westen und Norden und durch Auswanderung der Orthodoxen nach dem nordwestlichen Bosnien, nach Dalmatien und Slavonien2) wurden auch die dialektischen Merkmale stark verschoben und eine bemerkenswerte Symbiose zwischen den Angehörigen beider christlichen Konfessionen geschaffen. Durch die Türkennot wurden Kroaten und Serben, wie der Geograph Jovan Cvijic richtig hervorgehoben hat, stark nivelliert; die mohamedanischen Herren sahen in gleicher Weise auf Katholiken und Orthodoxe als Wlachen (vlah, vlase) geringschätzig herab, die auf diese Weise einander als Leidensgenossen nähergebracht wurden. Auch das Verhältnis zu den Mohamedanern wurde erträglich, namentlich als der von den Jesuiten ursprünglich gehegte Plan, den Orient zu erobern, in Rom fallen gelassen wurde; denn 1648 wurde beschlossen, die Völker nicht mehr zu erobern, sondern zu bekehren.3) Auf diese Weise trugen die Ereignisse und die Zustände auf dem Balkan dazu bei, daß den gegenreformatorischen Bestrebungen unter den Südslaven die Spitze abgebrochen wurde und daß ihre positiven Leistungen mehr in den Vordergrund traten. So wurde eine einheitliche Schriftsprache auf Grund des „bosnischen", eigentlich herzegowinischen Sto-Dialektes geschaffen; der von den Protestanten aus Istrien, dem kroatischen Küstenlande und aus Norddalmatien, sowie von den Katholiken in Nord- und Mitteldalmatien stark gepflegte cakavische, „dal- Bogoslovska smotra XII. (1924), 287 , 294. 2) Vgl. Jovan Cvijic, metahacta3nwa Kpexaiba. Hdhxobh y3pou(h h no-cjieahu;e. Cpncra eraorpa^ckh 36ophhk, kh>/ 24 (Beorpaa 1922) und andere Arbeiten desselben Verfassers und seiner Schule. 3) Starine 36, 81. matinische" Dialekt, der einige Zeit als südslavische lingua toscana galt, wurde aus der Literatur vollständig verdrängt, der Name kroatisch wurde stark durch den allgemeineren slovinski in der Volkssprache, und den illyrischen in der lateinischen und italienischen, zuletzt auch in der serbokroatischen Sprache in den Hintergrund gedrängt, die glagolitische Schrift wurde auf die notwendigsten Kirchenbücher beschränkt und die lateinische neben der cyrillischen bevorzugt. Zwischen Dalmatien, Ragusa, Bosnien, Slavonien und dem südlichen Ungarn wurden literarische Beziehungen angeknüpft, ja sogar die Katholiken Bulgariens wurden in den Kulturkreis der bosnischen Franziskaner einbezogen. Mühsam suchte man früher selbst den literarischen Einfluß Ragusas auf Slavonien nachzuweisen, ohne die alles sofort erklärende Tatsache zu berücksichtigen, daß nach der Befreiung Slavoniens die Jesuitenniederlassungen von Ragusa und Pozega ihre Angehörigen einfach austauschten.1) In Bezug auf die Jesuiten muß noch hervorgehoben werden, daß sie nicht einmal bei den Slovenen ihre Tätigkeit nur auf die höheren Kreise beschränkten, noch weniger aber auf dem Balkan. Besonders rühmen muß man ihre Pflege der Volkssprache, in welcher Kasic und der Weltpriester Rosa auch ganze Übersetzungen der Bibel fertigbrachten, die leider nicht gedruckt wurden. Man beachte auch, in wie moderner Weise der Jesuit Athanasius Kircher die Zugehörigkeit der Slovenen zur süd-slavischen sprachlichen und ethnographischen Einheit verteidigte.2) Aus diesen und vielen anderen früher erwähnten Tatsachen geht hervor, daß die Tätigkeit der Jesuiten unter den Südslaven nicht rein ablehnend beurteilt werden kann. An der Spitze solcher Jesuitengegner steht der Dichter P. Pre-radovic,3) der in seinem Dubrovnik (Ragusa) gewidmeten Gedicht aus dem J. 1849 den „schwarzen Samen Loyolas" als hundertmal größeres Unglück erklärte, als das große. Erdbeben, das Dubrovnik zerstört hat. Daß die Gegenreformation eine „sehr wichtige Bewegung" sei, hat auch Pavle Popovic, des sich nicht umsonst auf die Werke von Francesco Flamini, John A. Symonds und Charles Dejob beruft, in seinem Antrittsvortrag in der serbi- lJ F. Fancev, Isusovcii slavonska knjiga, Jugoslavenska Njiva VI. (1922), 195. 2) S. o. 99—100. 3) Pjesnieka djela Petra Preradovica, 126. sehen Akademie der Wissenschaften „Die südslavische Literatur als Einheit" richtig erkannt,1) nur darf seine Bezeichnung „katholische Reaktion" nicht in dem gewöhnlichen, üblen Sinne genommen werden, vielmehr als Reaktion gegen eine Aktion (Reformation), die nur bei den Slovenen zerstörend und aufbauend, bei den übrigen Südslaven aber nur aufbauend'-) gewirkt hat. Diese Gegenreformation hat die Grundlagen zur sprachlichen Einigung der Kroaten und Serben im 19. Jahrhundert gelegt, im Gefolge des Humanismus ist sie eine Vorläuferin des kroatischen Illyrismus und der ihn ablösenden südslavischen Bewegung. Die Erfolge aller dieser Strömungen wurden nur dadurch ermöglicht, daß auch schon die Gegenreformation in Krizanic und anderen Vertretern eine höhere Auffassung von der Union hatte, als es die in Rom übliche war, die orthodoxen Slaven vom brüderlichen Standpunkte und nicht als Schismatiker betrachtete und die Grundlagen zu jenen Beziehungen zwischen den orthodoxen Serben und katholischen Kroaten legte, die für Uneingeweihte, auch für Russen und Polen, bis in die neueste Zeit unverständlich waren. Die Reformation hat durch ihre für alle Südslaven berechnete Tätigkeit zuerst ein südslavisches Programm geschaffen, die Gegenreformation3) und das 19. Jahrhundert haben es weiter ausgebildet und das 20. zum großen Teile verwirklicht. Mit Recht konnte ich daher in einem in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften am 1. Mai 1920 gehaltenen Vortrag zum Schluß erklären: „Das Königreich der Serben, Kroaten und Slovenen (Jugoslavien), das aus dem Weltkrieg hervorgegangen ist, erscheint somit als Kettenglied einer Entwicklung von Jahrhunderten."4) J) Glas srpske kralj. akademije CIV., drugi razred 60, II. 2) Sogar bei den Kroaten war eine literarische Bekämpfung der Reformation nicht besonders notwendig, weil der Druck protestantischer Bücher von St. Consul und A. Dalmatin und ihren deutschen Protektoren schon 1565 und 1568 eingestellt wurde. * 3) Zu den bereits angeführten Belegen, wie sehr die Gegenreformation alle Südslaven als eine Einheit auffaßte, bringe ich noch eine Stelle aus dem 2ivot (Leben) Magdalene von Tomko Marnavic (u Rimu 1626, 1635), der ihre politische Uneinigkeit verurteilt, die sie zu Sklaven gemacht habe: Hrvati, Bosnjaci, Bugari, Srbljani, Neskladom nejaci suznji su vezani. J. Kukuljevic, Knjizevnici u Hrvata iz prve polovine 17. v., S. 100. *) Literarisches Zentralblatt 1920, Nr. 22, Sp. 421. Es war in der Tat eine überraschende Erscheinung, daß in einer Zeit, als die ältesten und größten Monarchien verschwanden, im slavischen Süden eine neue erstand und daß sich katholische Priester, wie die führenden slovenischen Politiker Dr. Janez Krek1) und Dr. A. Korosec, und katholische Bischöfe für eine orthodoxe Dynastie mit ihrem Hof und höherem Militär erklärten. Obwohl Jahrhunderte diese Vereinigung vorbereiteten, fiel sie auch den Zeitgenossen nicht so leicht in den Schoß. Ein Beispiel dafür bietet gerade die slavische Philologie, welche über die gegenseitigen Verhältnisse der Südslave#'fi'*/ viel Verkehrtes gelehrt hat oder noch lehrt. Ich machte in dieser Abhandlung öfters gelegentliche Bemerkungen darüber2) und führte aus, wie unhistorisch die Auffassung von der Entstehung und der Geschichte der gemeinsamen serbokroatischen Schriftsprache3) ist, die man gewöhnlich erst mit dem Auftreten Vuk Karadzics in Zusammenhang bringt. Zum besseren Verständnis und zur Begründung meiner Anschauungen sind doch noch einige Ergänzungen notwendig. Von den Heroen der slavischen Philologie hatte eine richtige Vorstellung von dem Verhältnis zwischen Kroaten und Serben nur Kopitar,4) aber auch er huldigte einer Überschätzung linguistischer Merkmale und erklärte wie Dobrovsky und später Miklosich und andere die Kaj-Kroaten für Slovenen. Diese Ansicht der Philologen imponierte schon 1832 nicht einmal einem Hörer der Rechte wie I. Derkos5) und änderte auch weiter nichts an den tatsächlichen Verhältnissen, welche V. Jagic 6) am besten erklärte: „Sprachlich, d. h. wenn die linguistischen Merkmale eines gesprochenen Dialektes allein in die Wagschale fielen, würde ich selbst nach dem Dialekte meines Elternhauses, meiner Vaterstadt und der engsten Heimat überhaupt zu den Slovenen zählen; das läßt sich nicht leugnen, ebenso wie man anderseits sagen darf, daß der politische Verband und die hö- Vgl. über diesen christlichsozialen Führer Hermann Wendels 1) Aus dem südslawischen Risorgimento (Gotha, 1921), 167—193, 2. Südslawische Silhouetten (Frankfurt, 1924), 123—127. Wie J. Krek noch im J. 1916 eine Umorientierung der österreichisch-ungarischen Monarchie verlangte, zeigt das Büchlein: Kroaten, und Slotvenen. Zwei Darstellungen von Andreas Milcinovic und Jöhann Krek Jena, 1916, S. 106—108. 2) S. o, 15, 93. 3) Vgl. S. 91—94. 4) S. o. S. ( 5, Anm. 7, 93 Anm. 3. ») Vgl. Verl., Geschichte der älteren südslavischen Literaturen, 11. 6) Archiv f. sl. Ph. VI., 313—14. heren Ideen der glücklicheren und segensreichen neueren Zeit meine Heimat zum untrennbaren Gliede eines anderen größeren Ganzen gemacht haben." Mehr Unheil stifteten dagegen die Irrtümer über das Verhältnis der Serben und Kroaten an. Safarik, der seine jungen Mannesjahre in Novi Sad unter den Serben verbrachte, bemerkte natürlich, daß die Büchersprache der mit lateinischem Alphabet schreibenden „Illyrier" dieselbe ist wie die Volkssprache der Serben, erblickte daher sogar in den caka-vischen Glagoliten, die sich immer Kroaten nannten, „nur einen Teil der Serben lateinischen Ritus"1) und sah ebenso in den verwirrenden Nachrichten der Byzantiner2) über die Kroaten und Serben „bloß ein tropisches Spiel mit dem Genus Serbe und der Spezies Chorwat", beachtete also nicht, daß beide Namen seit den ältesten Zeiten nebeneinander bestanden und bestehen, gleichwertig sind und in den Staatenbildungen der Kroaten und Serben verankert waren.3) Dieser Pänser-bismus Safariks befriedigte nicht einmal Vuk Karadzic, der zwar ein Geschöpf Kopitars, aber ein genialer selbständiger Kopf war und im Geiste des Romantismus einem ausschließlich serbischen Nationalismus huldigte. Von Kopitar übernahm er die Anschauung, daß die Kaj-Kroaten Slovenen seien und die eigentlichen Kroaten südlich der Kupa wohnen, doch beschränkte er diese auf die Ca-Sprecher und erblickte in ihnen die Reste der Kroaten des Konstantinos Porphyrogenetos. Zu dieser Ansicht kam er auf seinen Reisen in Kroatien und Dalmatien in den Jahren 1834—38 und 1841. Seinen Artikel „Srbi svi i svu-da",4) in dem er alle Sto-Sprecher als Serben erklärt, soll er schon 1836 geschrieben haben,5) veröffentlichte ihn aber erst im Koviezit za istoriju, jezik i obicaje Srba sva tri zakona (Bec, 1849). A. Belic dürfte in seiner Abhandlung „Die sprachliche Einheit der Serben, Kroaten und Slovenen bei Gj. Da-nicic" 6) recht haben mit seinem Zweifel, daß V. Karadzic 1836 ') Geschichte der südslavischen Literatur III., 2. 2) Z. B. Skylitzes zum J. 1070 (in Übersetzung): „Serborum gens, quos etiam Chrobatos vocant", umgekehrt Zonaras: „Gens Chrobatorum, quos nonnulli Serbos vocant". Safarik o. c. III. 10. 3) Vgl. Verf., Geschichte der älteren südslawischen Literaturen, 6—7. 4) Jetzt in ckynjtehh rpaMaraiKH h iiojigmhmkh ciihch ByKa Cxei}). Kapaynha, III. 290—298. ö) Jby6. ctojahobhh, >Khbot h paA ByKa C'iei}). Kapayiiha. 1924, S. 069. «) AaHHHHfceB 36ophhk, BeorpaÄ-JbyöjtaHa 1925, S. 33, 36. die charakteristischen Merkmale des cakavischen Dialektes noch nicht so ausgearbeitet hat, aber schon 1843 und 1845 führt er sie teilweise an und 1846 gibt er bereits eine vollständige Charakteristik dieses Dialektes1) wie im Kovcezic. Dagegen ist unrichtig die Behauptung, Karadzic habe die strenge Scheidung zwischen dem stokavischen und cakavischen Dialekt und deren Identifizierung mit den Serben und Kroaten von Miklosich übernommen.2) Das ist schon äußerlich unmöglich, denn Miklosich kam erst im September 1838 nach Wien,3) war zuerst Jurist und Advo-katurskonzipient und wurde von Kopitar allmählich bis 1844 zum Slavisten herangezogen, trat in diesem Jahre mit seiner Kritik von Bopps Vergleichenden Grammatik zuerst in die Oeffentlichkeit und gab bis zum Jahre 1849 nurRadices linguae slavicae veteris dialecti, altkirchenslavische Texte und die griechische Vita S. Clementis episcopi Bulga'rorum heraus, so daß Vuk von ihm in der uns interessierenden Frage weder persönlich noch literarisch beeinflußt werden konnte. Dagegen klagte Vuk schon 8/20. September 1836, daß Gaj und seine Ulvrier „schwer zu überreden sind, um zu bekennen, daß sie Serben seien, wir aber dumm wären, wenn wir darauf eingingen, unseren berühmten Namen fallen zu lassen und einen anderen toten (Iliri) anzunehmen".4) Von seiner Reise im Jahre 1838 schickte er verschiedene Mitteilungen über die ethnographischen Verhältnisse in Kroatien und Dalmatien und meldet am 18. Juli aus Split (Spalato): Sad cemo jasno znati i za Hruate (stare), de suä) (jetzt werden wir auch von den (alten) Kroaten deutlich wissen, wo sie sind). Es ist also klar, daß sich Vuk Karadzic seine Anschauungen über das Verhältnis zwischen Serben und Kroaten ganz unabhängig von Miklosich gebildet und sie umgekehrt dieser von ihm übernommen hat. Miklosich war ein ausschließlicher Grammatiker, kümmerte sich wenig um historische und ethnographische Fragen und folgte einfach dem berühmten Herausgeber der serbischen Volkslieder, dein Grammatiker und Lexikographen im I. Bande seiner Belic a. a. O. 34. 2) lb. 32, 33, 36. 3) Verf., Miklosichs Jugend- und Lehrjahre, Forschungen zur neueren Literaturgeschichte, Festgabe für Richard Heinzel, Weimar 1898, 553, SA. 61. 4) ByKOBa npenHCKa, VI. 287. 5) Jby6. C'rojaHOBHk o. s. 437. Vergleichenden Grammatik (1852), S. VIII.—IX. Auffällig ist es nur, daß er an dem sprachlichen Dualismus der Serben und Kroaten noch in der II. Auflage (1879) festhielt, obwohl unterdessen der Kroate Jagic (zuerst im Knjizevnik 1864) dagegen Stellung genommen hatte und der Serbe Gj. Danicic, der 1857 noch mehr dialektische, Serben und Kroaten trennende Merkmale als Vuk gefunden hatte, bis zum Jahre 1874 sich zur Erkenntnis durchrang, daß die Kroaten nicht auf die Ca-Sprecher beschränkt werden können, daß die Unterschiede zwischen dem stokavischen und cakavischen Dialekt geringfügig und nicht alt sind, und daß es nicht nur kaj- und ca-, sondern auch sto-sprechende Kroaten gibt, denen ihr Name ebenso teuer ist wie den Serben der ihrige,1) so daß er auch dem von ihm begonnenen Wörterbuch der Südslavischen Akademie den Titel gab Rjecnik hrvatskoga ili (oder) srpskoga jezika. Dagegen blieb Miklosich, offenbar unter dem Einfluß der Stammbaumtheorie, bei seiner „serbischen und chorwatischen Sprache", behandelte aber praktisch beide in der Grammatik, in den Wörterbüchern und in allen Schriften unter einem als „Serbisch" und erwähnt immer nur nebenbei „kroatische" (d. i. cakavisch-kroatische) Beispiele, zerbricht sich nicht den Kopf mit der Frage, wo die Grenzen dieser Kroaten und Serben sind, sondern zitiert2) nur die Grammatica della lingua serbo-croata (Vienna, 1867) des sich als Serben fühlenden Ragusaners P. Budmaui, der das religiöse Moment stark in Betracht zieht und es ziemlich jedermann frei läßt, ob er sich Serbe oder Kroate nennen will. Überhaupt fühlte Miklosich, daß seine Hypothese mit der Gegenwart und Vergangenheit der Serben und Kroaten im Widerspruch steht, und so finden wir bei dem nüchternen und vorsichtigen Kabinettsgelehrten gegen alle Erwartung in seiner Vergleichenden Grammatik einen hochpolitischen Satz :3) „Selbstverständlich darf diese Ansicht nicht als Versuch gedeutet werden, beiden Völkern die Bahnen der Politik zu weisen: sie bedürfen einander." Doch war es gerade die Politik, die beide Völker trotz der besseren Einsicht der Philologen und anderer Männer trennte. Bei den Kroaten fand die jugoslavische Idee einen starken A. Belic o. c. 58. 2) Vergl. Grammatik I2, 391. 3) Ib. 392. Gegner im Großkroatentum des Begründers der „Rechtspartei" Ante Starcevic, das Großserbentum wirkte aber ohnehin weiter fort und legte einem führenden Philologen, Ljubomir Stojano-vic,1) in seiner Antrittsrede in der Serbischen Akademie der Wissenschaften (11. I. 1896), Danicic zum Trotz, die Worte in den Mund, daß der in Zagreb geschriebene Dialekt serbisch sei, „weil es bis zur illyrischen Bewegung keinen Menschen gab, der so gesprochen und geschrieben und sich einen Kroaten genannt hätte." An diesem Ausspruch ist jedes Wort falsch, wie meine ganze Abhandlung beweist. Wie sehr auf folkloristischem Gebiete solche eingewurzelten Vorurteile auch wissenschaftlichen Arbeitern den Blick trübten, zeigt meine Besprechung2) der Schrift von Milan Curein „Das serbische Volkslied in der deutschen Literatur" (Leipzig, 1905). Doch baid erfolgte ein starker Rückschlag auf beiden Seiten. Als 1895 in Zagreb viele Hörer der Universität wegen antimagyarischer Demonstrationen ausgeschlossen wurden, erweiterten sie auf anderen Hochschulen, namentlich in Prag unter der Führung von T. G. Masaryk, ihren Gesichtskreis und gaben 1897 in Zagreb ein Sammelwerk „Na-rodna misao" heraus, das der Einheit der Kroaten und Serben gewidmet war und auch die Slovenen in die Gemeinschaft einbezog. Aus diesem Kreis ging in Kroatien die kroatisch-serbische Koalition hervor, welche die Schicksale des Landes mächtig beeinflußte, Serbien gab aber die wieder auf den Thron berufene Dynastie der Karagjorgjevic durch den König Peter, einen großen Verehrer des Bischofs Strossmayer, eine südslavische Orientierung statt der bisherigen großserbischen. So konnte im Weltkriege die heldenmütige serbische Armee und die Tätigkeit des revolutionären „Jugoslavischen Ausschusses", der die Kroaten, Serben und Slovenen der österreichisch-ungarischen Monarchie vertrat und sich einer starken Unterstützung der süd-slavischen Kolonien in Nord- und Südamerika erfreute,3) jene Vereinigung der Serben, Kroaten und Slovenen herbeiführen, die auserwählten Geistern und ihren Generationen seit der Reformation in verschiedener Form vor Augen schwebte. ') Tjiac Cpncne KpaibeBCKe aKa^eMiije LII., S. 28 des SA. 2) Archiv f. sl. Ph. XXVIII. (1906), 352f., besonders 384—85. Mein dort geäußerter Wunsch hat sich erfüllt: M. Curcin ist heute als Herausgeber der vortrefflichen Revue „Nova Evropa" ein vorbildlicher Jugoslave, der den Titel und die Artikel seiner Zeitschrift abwechselnd in lateinischer und cyrillischer Schrift bringt. 3) S. Milada Paulovä, Jugoslavenski odbor, Zagreb 1925. VI. Würdigung der bis her gen Literatur über die südslavische Reformation und Gegenreformation. Aufgaben künftiger Forsc h u n g. Die großen Wirkungen der Reformation und der von ihr hervorgerufenen Gegenreformation bei den Südslaven sind wenig bekannt. Wie sehr in der deutschen gelehrten Welt das Verständnis für die primitivsten Begriffe verloren ging, zeigen solche Verwechslungen, wie „syrische Sprache für syruische" (serbische) und „cyrillische oder syrenische".1) Selbst protestantische Kirchenhistoriker wissen heute wenig von dem süd-slavischen Bücherdruck in Württemberg. Sogar ein Spezialist für slavische Geschichte wie Jaroslav Bidlo 2) urteilt in einem populärwissenschaftlichen Werk über die Slavenwelt, daß der schwache Widerhall der deutschen Reformbewegung bei den Südslaven „in keiner Weise zum Kulturfortschritt beigetragen hat". Schuld daran ist aber nicht Mangel an einschlägiger Literatur, wie die folgende kurze Würdigung ihrer wichtigsten Erscheinungen zeigen wird. Dieser Rückblick verfolgt auch den Zweck, künftiger Forschung Wege zu weisen. Ich sehe hier von Schriften des 16. und 17. Jahrhunderts von Andreae, Chrön, Rossolenz und Valvasor ab, welche die südslavische Reformation weder ganz noch unparteiisch würdigen. Am Ende des 18. Jahrhunderts entriß der Tübinger Theologieprofessor Christian Fridrich Schnurrer die Tätigkeit der südslavischen Protestanten der Vergessenheit in seinem Büchlein „Slavischer Bücherdruck in Württemberg im 16. Jahrhundert".3) Schnurrer war Kirchenhistoriker, Exeget des Alten und Neuen Testamentes, Kenner orientalischer Sprachen, namentlich der arabischen, ein trefflicher Philologe und Textkritiker. Seine gelehrte Tätigkeit widmete er hauptsächlich seiner Heimat und gab „Erläuterungen der württembergischen Kirchen-Reformation- und Gelehrtengeschichte" (Tübingen, 1798) heraus, „welche noch jetzt durch die darin niedergelegte außerordentliche Quellenkunde eine Fundgrube für den Ge- *) Tti. Elze, Die slovenischen protestantischen Druckschriften des 16. Jahrh., Venedig 1896, Vorwort (Nachwort im Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Öterreich, XVI. S. 174—175, wo noch andere Kuriosa angeführt werden). *) SloDanstvo. Obraz jeho miuulosti a pritomnosti. V Praze, 1912, S 70. 3) Tübingen, in der I. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1799. 8°VIII + 128 S. schichtschreiber sind".1) Dasselbe Lob kann man noch heule der Schrift über den slavischen Bücherdruck spenden, die er selbst2) eine Zugabe zu den Erläuterungen nennt. Der Verfasser schildert hauptsächlich auf Grund des in der Tübinger Universitätsbibliothek aufbewahrten Aktenmaterials, über den slavischen Bücherdruck kurz, sachlich und objektiv das Wirken Trubars, des P. P. Vergerius und des Hans Ungnad, bringt eine Bibliographie der Werke Trubars und der serbokroatischen Drucke, allerdings nur mit den deutschen Titeln der letzteren, und mit kleinen Lücken, außerdem Nachrichten über die südslavische Druckerei in Tübingen und Urach, über einzelne Mitarbeiter, über die Zahl der Auflage einzelner Bücher und deren Versendung, auch Auszüge aus den deutschen Vorreden und Briefen der Hauptpersonen. Was man vom historischen Standpunkt über die serbokroatischen glagolitischen, cyrillischen und lateinischen Drucke fast durch ein Jahrhundert wußte, beruhte auf Schnurrers Schrift, die des Slavischen unkundigen Lesern noch heute die besten Dienste leisten kann, aber auch Slaven wegen ihres übersichtlich geordneten und gediegenen Materials und wegen mancher trefflichen Urteile, zum Beispiel über das Verhältnis zwischen Trüber und Vergerius. „Größtenteils aus Schnurrer" bringt Dobrovsky seine Nachrichten über den slavischen Bücherdruck in Tübingen,3) allerdings mit kritischen Bemerkungen und mit Angaben über einzelne ihm bekannt gewordene Exemplare der damals noch gar seltenen Bücher. Unter den „um die slavische Literatur verdienten Männern" finden wir bei DobrovskyJ) Stephan Consul, Anton Dalmata und Primus Trubar ganz nach Schnurrer und mit Zusätzen aus Kopitar (s. u.). Eine Überraschung bildet Dobrovskys Urteil über die serbokroatischen Drucke:5) „Hätte man zu Tübingen die altslavonische Version zum Drucke gewählt und nicht lieber eine neue verständliche Übersetzung nach Luther, Erasmus, Trubers Windischer liefern wollen, man würde gewiß bei denSerbiern, Bulgaren, selbst in Polen und Rußland mehr Beifall und Abnahme gefunden haben. Allein die Tendenz der ganzen sonst löblichen Anstalt war, die 'Slawen ') Allgemeine deutsche Bibliographie, 32. B. (Leipzig, 1891), 196—198. 3) Slavischer Bücherdruck, S. III. 3) Slavin (Ausgabe von W. Hanka), 75—91. 4) Ib. 188—191, 194—211. ä) lb. 87. in Kroatien und den türkischen Ländern recht christlich, d. i. nach der Sprache der damaligen Aufklärer lutherisch zu machen." Der Patriarch der Slavistik und einer der größten slavischen Gelehrten des Aufklärungszeitalters begriff also nicht, daß Konsul und Dalmatin im Sinne der Lutherischen Lehre die Bibel dem Volke in seiner Sprache geben wollten, wie es die cechischen Reformatoren vor und nach Luther taten. Ebenso wie er kein Verständnis für die Schönheit der serbischen Volkslieder besaß und ihnen die russischen vorzog, weil sie wenigstens in der dritten Person Singularis der Verba das Suffix-/& bewahrten, hatte er auch hier rein philologische Interessen im Auge, wünschte nur einen Abdruck der kirchenslavischen Bibel und möchte auch diese Ausgabe nicht auf die Südslaven beschränken, was wir an den südslavischen Protestanten gerade rühmen müssen, sondern dachte mehr an die Bedürfnisse der Ruthenen und Russen, deren Kirchenbücher sprachlich einer anderen Redaktion angehörten, was allerdings Dobrovsky noch wenig bekannt war. Ganz anders urteilt der in Wien im Fahrwasser der katho-lisierenden Romantik segelnde und später von Protestanten und Orthodoxen mit Unrecht viel angefeindete B. Kopitar in seiner Grammatik,2) die allerdings schon in Laibach, wo er sich im Hause des Barons Ziga Zois eine wesentlich humanistische Bildung angeeignet hatte, und in den ersten Monaten seines Aufenthaltes in Wien schrieb. Darin legte er auch die Grundlagen zur slovenischen Sprach- und Literaturgeschichte, wurde den slovenischen Reformatoren in jeder Hinsicht gerecht und würdigte namentlich ihre Verdienste für die slovenische Sprache. Trotz einiger später gefundenen Sprachdenkmäler und verfehlter Versuche, die glagolitische Literatur auch den Slovenen zuzuschreiben, behielt Kopitar3) recht mit seinem Ausspruch: „Zur Zeit der Reformation also ward unser Dialekt zuerst geschrieben, und gedruckt." Ohne einen Seitenhieb, wie wir ihn bei Dobrovsky finden, erklärt er, daß Trubar slovenisch für die geistlichen Leser zu schreiben anfing, „denen er zur Verbreitung der Reformation in die Hände arbeiten wollte", was allerdings J) Vgl. des Verf. Ausführungen im Archiv f. sl. Ph. XVIII, 563, 568, 577—583. ') Grammatik der slavischen Sprache in Krain, Kärnten und Steyermark. Laibach, 1808. Auf dem letzten Blatte: Wien, den 1. Hornung 1809. 3) O. c. XXXIII—XXXIV. Die Sperrungen im Original, ebenso im folgenden Zitat. nicht richtig ist, da er an alle Kreise seines Volkes und ganz besonders auch an die Kinder dachte. Besonders feiert Kopitar den ersten slovenischen Grammatiker:1) „0 ja! biederer Boho-ritsch! dir und deinen Freunden hat es unsere Sprache zu danken, daß sie gleich bey ihrer ersten Erscheinung jene grammatische Correctheit und Consequenz mitbrachte, welche andere Sprachen erst nach und nach, nach vielem Modeln und Aendern nicht erreichen.'' Sogar Trubar, dem er mit guten Gründen sein allzustarkes Germanisieren vorwirft, ehrt er bei der Besprechung seiner „Orthographie", richtiger Graphik, „als konsequenten Denker und Freund der Einfachheit",2) und ermahnt „die dankbare Nachwelt" nicht zu vergessen, wie Trubar bescheiden über das von ihm begonnene unvollkommene Werk mit der Hoffnung sprach, daß es andere „besser ausführen und vollbringen werden"; in Wien, wo er eine größere Zahl seiner Schriften studieren konnte, rief er aus: „Ich muß gestehen, daß ich seit dieser genaueren Bekanntschaft mit Trubar durch seine so warme Vaterlandsliebe beinahe ganz entwaffnet worden bin gegen sein Germanisieren."3) Kopitar beschrieb und würdigte nicht bloß die slovenischen protestantischen Werke, die er in Laibach in der Bibliothek des Barons Zois, der sie mit großer Mühe und Sorgfalt sammelte, und in der Wiener Hofbibhothek kennen gelernt hatte, sondern bringt auch authentische slavische Titel glagolitischer und cyrillischer Drucke, Auszüge und gegenübergestellte Texte aus denselben, und macht aufmerksam, welche von den Werken, die Schnurrer aufzählt, noch nicht bekannt sind. Auf Grund der Arbeiten von Schnurrer und Kopitar und eigener Studien beschrieb der Laibacher Bibliothekar M. Cop die slovenische Literatur für P. J. Safariks biographische und bibliographische „Geschichte der südslavischen Literatur", die bis 1833 in Novi Sad fertig war, aber erst 1864 in Prag herausgegeben wurde. Über die Zusätze Kopitars und die von Safarik weggelassenen Stellen dieser vortrefflichen Materialien sind wir jetzt näher unterrichtet.4) Safarik selbst benützte auch für die o. c. XL. !) 0. c. 17, 20. a) O. c. 393. Anm. 4) Iv. Kunsic, Zbornik Slovenske Matice I (1899), 100—157. glagolitische und cyrillische Literatur hauptsächlich Schnurrer und Kopitar, schöpfte aber Angaben auch aus anderen Werken.1) Unter solchen Umständen ist es begreiflich, daß seine glagolitischen, cyrillisch transkribierten, und cyrillischen Titel vielfach ungenau sind, da sie meist nicht nach dem Original, sondern nach der lateinischen Umschreibung Kopitars u. a. angegeben werden.2) Doch zitiert Safarik bei den nur aus Schnurrer bekannten Werken die deutschen Titel, während I. Kukuljevic, dessen kroatische Bibliographie3) noch vor Safariks Werk erschien, diese einfach übersetzt und in glagolitischer und cyrillischer Schrift als angebliche Originaltitel druckt. So ist z. B. vollständig erfunden der Titel des glagolitischen Abece-dariums (N. 15): Azbukvar ili tabla za diteu4) i t. d. (!) Sb (!) Katechismom. U Pragu (!) 1561. Im Original: Tabla za dicu. Edne malahne knizice iz koih se ta mlada predraga ditca, tere priprosti ljudi zglagolskimi slovmi ctati, i poglavitei, i po-tribnei artikuli, ili cleni ove prave stäre karstianske vere, koja svakoga covika izvelica lahko mogu nauciti. Abecedarium Vnd der gancze Catechißmus, one außlegung, in der Crobatischen Sprach. U Tibingi. Godiste po isu krstovim roistvu. C. F. M. A. Auf dem Schlußblatt: Tubingae M.D.LXI. (dann glagolitisch). Auch unter den cyrillischen Drucken (jv° 64) bloß Azbukvar (Glagolski i kirilski!). Die Kirchenordnung wird einfach übersetzt: Red crkveni (jv° 25, 321), während das Original lautet: Crikveni ordinalic.5) Diese beiden Beispiele zeigen genügend, wie es mit der Kenntnis der glagolitischen und cyrillischen Drucke schon äußerlich bis in die neueste Zeit bestellt war. Es kann nicht meine Aufgabe sein, alle Werke, Abhandlungen und kleineren Aufsätze, welche unsere Kenntnis der südslavischen Reformation erweiterten und vertieften, aufzuzählen und zu würdigen; mir handelt es sich nur um die Grundlinien und die wichtigsten Erscheinungen, und ich verweise auch hier l) Gesch. d. süsl. Lit. I. S. V. *) Ich verzichte auf Beispiele, da eine genaue Bibliographie dieser Drucke in der. Veröffentlichungen der südslavischen Akademie in Aussicht steht. a) Bibliografia hrvatska, Zagreb 1860, Dodatak 1863. 4) Also kannte er doch teilweise den richtigen Titel nach Frisch in Dobrovskys Slavin 76 5) V. Jagic, Anzeiger der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften in Wien, 1896, Nr. VI. M. Pesetar, Archiv f. sl. Ph. 28, 469—472. auf die Quellenliteratur bei Fr. Kidric,1) wo genauere bibliographische Angaben nachzusehen sind. Unvergängliche Verdienste erwarb sich für die Erforschung der Reformation bei den Slovenen Dr. Theodor Elze,2) geboren 1823 in Alten bei Dessau in Anhalt, der nach seinen Universitätsstudien in Tübingen und Berlin und nach sechsjährigen Reisen in Italien, Deutschland und Österreich 1852 als protestantischer Pfarrer nach Laibach kam, seit 1865 in derselben Eigenschaft in Meran in Tirol, und 1869—1891 in Venedig wirkte, wo er 1900 starb. In Laibach schloß er sich dem Historischen Verein für Krain an, sammelte Materialien für eine Geschichte Krains, widmete sich aber immer mehr dem Studium der Reformation bei den Slovenen und unternahm zu diesem Zweck häufige Reisen nach Deutschland, wo er in Bibliotheken und Archiven, namentlich in Stuttgart und Tübingen, unermüdlich arbeitete und reichhaltige historische und bibliographischeMa-terialien (die Titel der protestantischen Drucke, auch die glagolitischen und cyrillischen pauste er ab) sammelte, die er seinem Freunde Professor Luschin in Graz überließ, der sie in der dortigen Universitätsbibliothek hinterlegte. Th. Elze war ein fruchtbarer Schriftsteller auf historischem, theologischem, germanistischem, belletristischem und numismatischem Gebiete, weshalb er nicht zu größeren abschließenden Arbeiten kam. Selbständig erschienen von ihm nur die Werke: „Die Superintendenten der evangelischen Kirche in Krain während des 16. Jahrhunderts" (Wien, 1863, 8°, 60 S.) und „Die Universität Tübingen und die Studenten aus Krain" (Tübingen 1877, IV + 109 S.), eine Festschrift zum Jubiläum der Universität Tübingen, die den Verfasser mit dem Ehrendoktorat auszeichnete. Sonst veröffentlichte er seine Beiträge in Zeitschriften und in dem Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich: über die Gesangbücher (5. Jahrgang, 1884), Katechismen (14., 1893), Postillen (ebenda), Gebetbücher (15., 1894), Ritual-, Streit-, Lehr- und Bekenntnis- ' ) Die protestantische Kirchenordnung der Slovenen im 16. Jahrh. (Slavica I.), S. IX—XVIII. 2) Ljubljanski Zvon 1893, S. 622—630. Nekrolog von Fr. Vidic im Archiv f. sl. Ph. XXII, 636—638 (beruht stark auf der vorangehenden Bio- und Bibliographie). Luschin B. von Ebengreuth, Dr. Th. Elze, Carniola I. (1908), 87—97. Die besten bio- und bibliographischen Angaben samt kritischer Würdigung bringt zulezt Fr. Kidric im Slovenski bijografski Leksikon I. (Ljubljana, 1925), S. 156—159 (wurde von mir nicht benützt — K. N.). Schriften (ebenda), Bibelbücher (16., 1895), 'Zusätze und Berichtigungen zu den Aufsätzen über die slovenischen protestantischen Druckschriften des XVI. Jahrhunderts (ebenda, S. 168—174, Nachwort 174—175, im Index nicht erwähnt), Die evangelischen Prediger Krains im XVI. Jahrhundert (21., 1900). Der Artikel „Primus Trüber und die Reformation in Krain" -in Herzogs Realenzyklopädie für protestantische Theologie x) faßt das Wichtigste zusammen, was Elze bis 1866 und später bekannt war. Auch eine ausführliche Monographie seines Lieblingshelden Primus Trubar kam nicht zustande, doch ersetzt uns dieselbe eine gedrängte Skizze in der Sammlung „Primus Trubers Briefe",2) welche auch zahlreiche und wertvolle Anmerkungen auszeichnen. Th. Elzes Beiträge zur slovenischen Reformations- und Literaturgeschichte waren namentlich für ihre Zeit ungemein verdienstvoll und werden ihren dauernden Wert bewahren, wenn auch die weitere Forschung manche seiner Angaben berichtigen und ergänzen wird. Im allgemeinen habe ich zu bemerken, daß er Pr. Trubar zu viel in den Vordergrund rückt, ihn zu sehr den strengen evangelischen Anschauungen der württembergischen Theologen des 16. Jahrhunderts anzupassen sucht, St. Consul mit der Ungnadischen „Übersetzungsfabrik"3) unterschätzt und in dem unerquicklichen Streit zwischen Trubar, Consul und Ungnacl zu sehr die Partei des ersten ergreift. Trubar war in der Tat ein schöpferischer Übersetzer und selbständiger Bearbeiter seiner Quellen, doch schrieben auch St. Consul und A. Dalmatin selbständige Vorreden, namentlich in ihrer Sprache, die sie unvergleichlich besser meisterten als Trubar die seinige. Trubar war auch nicht imstande, ihre glagolitischen und cyrillischen Drucke zu beurteilen und es war naturgemäß, daß sie sich von. ihm ebenso emanzipierten, wie es Trubar noch früher mit Ver-gerius getan hatte. Auch muß man in Betracht ziehen, daß St. Consul und A. Dalmatin ganz in Diensten H. Ungnads standen und mit ihm bestrebt waren, bei den württembergischen Theo- Zuerst im Supplement III. (1866). Derselbe Aufsatz in der zweiten Ausgabe etwas verändert; die dritte (B. 20, 136—143, im J. 1908) erschien nach Elzes Tod. Auf diesem Artikel beruht auch Elzes Biographie Trubers in der Allgein. Deutschen Biographie, B. 38, 669—674. 2) Primus Trubers Briefe. Mit den dazugehörigen Schriftstücken gesammelt und erläutert von Dr Theodor Elze. Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart CCXV. Tübingen, 1897. 3) Ib. 158, 243. logen und dem Herzog Christoph ja keinen Anstoß zu erregen, weshalb sie sich auf strenges Übersetzen in Württemberg anerkannter Schriften beschränkten. In sprachlichen Fragen, die natürlich ebenso wichtig sind wie die historischen, versagte Th. Elze, denn er hat sich selbst^ das Slovenische nur mäßig angeeignet,1) wie die Fehler2) in seinem Abdruck slovenischer Texte beweisen. Das hatte den wesentlichen Nachteil, daß Elze Trubars Tätigkeit hauptsächlich nach Akten, Briefen und den deutschen Vorreden seiner Werke, nicht aber ihrem Inhalt nach beurteilen konnte, wodurch erst sein schöpferischer Geist ins richtige Licht gestellt würde. Th. Elze 3) erkannte richtig, daß schon Trubars erstes Werk „Der Katechismus" keine Übersetzung im eigentlichen Sinne des Wortes ist, sondern eine „Bearbeitung und Zusammenarbeitung aus verschiedenen Quellen". Von ähnlicher Art sind seine Postille, Articuli oli deili te prave stare vere krscanske, eine Kontamination der augsburgischen, württembergischen und sächsischen Konfession, und ganz besonders seine Kirchenordnung, über die wir nun durch Kidric aufgeklärt sind. Wir möchten aber auch aus den slovenischen Vorreden, die gewöhnlich viel ausführlicher sind als die deutschen, namentlich aus der langen Vorrede zum ersten Teil des Neuen Testamentes (1557), erfahren, warum Th. Elze vom „milden, mehr melanchthonisch und unionistisch gesinnten'" Trubar spricht.4) Das Gleiche gilt noch mehr von einem der Nachfolger Elzes im Amte, Pfarrer Dr. Ottmar Hegemann, der zu Trubars Jubiläum (1908) eine glänzende Charakteristik des Begründers der slovenischen Reformation schrieb.5) Bei aller Wertschätzung 1) Im A;6hiv f. sl. Ph. XXII., 637 gibt Fr. Vidic die Stelle „dosti dobro (ziemlich gut) umeje" aus dem Ljublj. Zvon mit den Worten wieder: slovenisch hatte er soviel erlernt, daß er Dalmatins Bibel leicht lesen und verstehen konnte (vgl nächste Anm.). 2) Einige Beispiele aus den Gesangbüchern: Kir sa shpo tu je Jezusa 1. sa-shpotuje (aus dem deutschen verspotten), Stvarnika vsigamo ghoziza 1. vsigamo-gozhiga. V'njega se sa nessimo 1. sanessimo. Ni zhe nas nepremore 1. nizhe, richtig nihzhe Vus ulni Svejt obesselil 1. vusulni (d. i. vesoijni svet = die ganze Welt). Jahrbuch der Ges. f. d. Geschichte des Protestantismus in Österreich, V., 20, 23, 33. 3) Jahrbuch (s. vorige Anm.) XIV., 83. 4) Die Superintendenten der evang. Kirche in Krain, 21. 5) Zu Primus Trubers 400jährigem Geburtstage. 1. Zu Trubers Charakteristik, mit Benützung der ungedruckten Hinterlassenschaft von Dr. Theodor Elze. Jahr-' buch der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, Bd. 29 (1908) 16—57. (Auch als SA. erschienen.) — D. M, Primi Truberi. Carniola I (1908), Heft II., S 71f. für Trubar erblickt er in ihm den Anfang, nicht den Höhepunkt, findet aber besonderes Gefallen an seiner Persönlichkeit, verschweigt nicht seine Hinneigung zum Lager der Schweizer Reformatoren und kommt „auf Grund des wenigen Materiales zur Auffassung, daß Trubar im Zeitalter der protestantischen Lehrstreitigkeiten ein modern empfindender, seiner Zeit voraus eilender Geist gewesen sei".1) Das ist eine recht schöne Anerkennung für den gesunden slovenischen Bauernverstand Trubars, der keine höhere Bildung genossen hatte, aber wir möchten wissen, wie sich Trubars „überhaupt stark vom Dunkel umhüllte" Persönlichkeit in seinen slovenischen Schriften widerspiegelt. Die wichtigen Akten der Tübinger Universitätsbibliothek über den slavischen Bücherdruck hat von den Slaven zuerst der Moskauer Slavist A. Duvernois 2) studiert, doch blieb seine Abhandlung unbeachtet. Sein Schlußurteil über P. Trubar und die Reformation überhaupt verrät einen Anhänger der Moskauer • „slavophilen Schule", der seine Zufriedenheit äußert, daß es „dem' deutschen evangelischen Prediger" nicht gelungen ist, ein ganzes slavisches Volk „zum blinden Werkzeug seiner Ziele zu machen".3) Einen großen Fortschritt bildeten „Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven in den Jahren 1559—1565*' des Kroaten Ivan Kostrentic,i) der die wichtigsten Tübinger Akten und Briefe über die Bestrebungen des Freiherrn von Ungnad und seiner Genossen vollinhaltlich mitgeteilt hat, die minderwichtigen (nach seiner Auffassung) hingegen in kurzen Auszügen. In die Sammlung wurden auch einige andere bereits gedruckte oder noch nicht bekannte Aktenstücke aufgenommen. Von dem beinahe ebenso großen und gleichfalls wertvollen Material, bestehend aus verschiedenen Ausweisen, Rechnungen, Bücherverzeichnissen usw. 1) Jahrbuch 1. c. 30, Carniola 83. 2) a. flioßepHya, TroÖHHreHCKie a«Tbi cjiabhhckoft khhroneharah bt> Biop-TeMÖeprfe, Mockobckw yhhb. habtctifl Nr. 4, 1868. 3) h-feivieitKOMy ebahrejmieckomy nponoB-feflHHKy He OKaaa.ioch bo3mo>k-HtiMi> c/vfejiaTb utioe cjiaRHHCKoe ruieMH, OKp-fenmee b-b poahmxt> npeaahihx'f., eji-fenbiM-b opyaiemt> cbohxt. u,-fejieü. ApKa/üfi Cokojiobt., 3apo>KAeHie JiHTepa-Typw CjioBHHneBT>. IlpHMycb Tpy6ep-b. Kieß-b 1878 (SA. aus yraBepcHTeTCKia HHBtCTifl von Kiew, 1878), S. 8. Diese Schrift A. Sokolov's über Trubar bringt abgesehen von Zitaten aus Werken, die dem Verf. in der Wiener Hofbibliothek zur Verfügung standen, nichts beachtenswertes. Schrecklich, aber nicht ver-eizelt selbst in der russischen slavistischen Literatur, sind darin slavische Ortsnamen in deutscher Form, ') Mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Wien, 1874. 8", VII+244 S. teilte er nichts mit, ,,da sich dasselbe zu einem bloßen Abdruck nicht eignet" und der Herausgeber beabsichtigte, einen „Versuch einer Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven in den Jahren 1550—1595" samt den anderen noch ungedruckten und gedruckten Quellen aus jener Periode „in der allernächsten Zeit" zu veröffentlichen. Leider fand der erste Leiter der Universitätsbibliothek in Zagreb (seit 1874), früher an der Wiener Hofbibliothek tätig, dazu keine Muße; die Aufgabe war auch für einen slavistisch vorgebildeten Historiker nicht leicht, denn es gab noch zu wenig Vorarbeiten. Wie wenig auch ihm als Kroaten die slovenische Literatur bekannt war, zeigt seine unrichtige Behauptung, daß die Gegenreformation jede Erinnerung an die Reformation zerstörte, und daß „zwei Jahrhunderte" vergingen, „ehe wieder ein rein slovenisches Buch gedruckt wurde''.1) Ich erwähne diesen Ausspruch, weil er begreiflicherweise von deutschen Autoren, die noch weniger über die wirklichen Verhältnisse unterrichtet sein konnten, übernommen wurde.2) Die bisherigen Forschungen und das reiche Material der krainischen Archive benützte gewissenhaft und ausführlich August Dimitz für seine „Geschichte Krains", worin auch der Reformation und Gegenreformation die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird.3) Auf den südslavischen Protestantismus als Ganzes fallen verschiedene Streiflichter, doch wird er hauptsächlich in Krain vom historischen Standpunkt geschildert und neu beleuchtet, während im literarhistorischen Teil Dimitz über seine Vorgänger nicht hinausging; neu ist die Beschreibung mancher Bücher, die in der Laibacher Lyzealbibliothek vorhanden waren. Auch der Krainer Historiker der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nennt die Sprache Konsuls und A. Dalmatins noch „illyrisch".4) Krain stand im Mittelpunkt der protestantischen Bewegung bei den Slovenen, doch die Mehrzahl derselben lebte in Steiermark, Kärnten, Görz und Istrien, die eine besondere habsbur-gische Ländergruppe bildeten, welche namentlich 1564 eine scharfe Ausprägung erhielt. Das Hauptland war Steiermark, o. c. s. v. 2) Vgl. A. Landesberger, Eine interessante Episode württembergischer Geschichte, Bes. Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg, 1881, S. 229. 3) O. c. II. (1875) 193—288, III. 1—211. 254—381. 4) O. c. III. 186. Graz der bevorzugte Regierungssitz und Verwaltungszentrum. Die drei „innerösterreichischen Länder" Steiermark, Kärnten und Krain gingen auch während der Reformation und Gegenreformation gemeinsam vor.1) Deshalb ist für die geschichtlichen Vorgänge dieser Zeit wichtig das Werk von Johann Loserth „Die Reformation und Gegenreformation in den innerösterreichischen Ländern im XVI. Jahrhundert" (Stuttgart, 1898).2) Von allgemeinem Interesse ist sein Hinweis, daß die Katastrophe des innerösterreichischen Protestantismus nicht erst in die Tage Ferdinand II. fällt, dessen Maßnahmen nichts als Kopien jener Verordnungen waren, die schon sein Vater Erzherzog Karl II. unter viel schwierigeren Verhältnissen getroffen hatte. Von geschichtlichen Arbeiten sei noch erwähnt eine Monographie über die kirchlichen Verhältnisse der Slovenen im 15. Jahrhundert von Josef Gruden,3) weil sie für die Vorgeschichte der Reformation auf südslavischem Boden wertvolle Beiträge bringt. Von demselben Theologen und anderen Autoren gibt es verschiedene kleinere, uns interessierende Beiträge in den. „Izvestja muzejskega drustva za Kranjsko"4) z. B. einen Visitationsbericht des Paulus Byzantius aus den Jahren 1577—1585 (Jahrgang 1907), wo es viele Belege für die Unwissenheit der Geistlichen und für die starke Verbreitung der slovenischen protestantischen Bücher gibt. Ausführlich behandelt die Reformation und Gegenreformation derselbe J. Gruden in einer reich illustrierten Geschichte des slovenischen Volkes.6) Da der Verfasser das Werk nicht vollenden konnte, fehlen darin die für das Ende versprochenen Literaturangaben. Unter den Abbildungen finden wir nicht nur Porträte hervorragender Persönlichkeiten, sondern auch Titel und Proben aus Büchern. In der slovenischen Literatur gab es sonst lange Zeit keine bemerkenswerte Leistungen, was bei einem kleinen Volk, das *) Vgl. J. Loserth, Steiermark, Kärnten und Krain und ihr Zusammenwirken wider die Gegenreformation. Carniola I (1908). a) Dazu kommt von demselben Verf.: Zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation, Rückblick und Ausschau. Jahrbuch der Ges. für d. Gesch. deProtestantismus in Österreich, B. 25, 183f. ») drkvene razmere med Slovenci v petnajstem stoletju in ustanovitev lju-blianske Skofije. L ubljana, 1908. 4) Seit 1910 bis 1917 waren diese Izvestja und die deutschen Mitteilungen des Museal-Vereins für Krain vereinigt in der Carniola, Neue Folge I—VIII; IX (1919> nur sloveriisch. 5) Zgodovina slovenskega naroda, izd. Druzba sv. Mohoria, v Celovcu 1910— 1916, S. 601—872 (Heft 4—5). bis ins XX. Jahrhundert keine ganze Mittelschule hatte, begreiflich ist. Da unter seiner Intelligenz die Geistlichkeit eine hervorragende Rolle spielte, so ist beachtenswert das Urteil des Fürstbischofs von Lavant (Marburg) Anton Martin Slom&ek, eines verdienstvollen Volksschriftstellers und tüchtigen Pädagogen, über die slovenischen Protestanten aus seinen alten Tagen.1) Er bemerkt, daß alle Völker berühmte, in der Literatur tätige Männer haben, so die Slaven/Cyrill und Method, und zu den Slovenen übergehend fährt er fort: „Blicken wir in das nächst gelegene Krain, das von jeher das Haupt des Slovenen-tums war und durch seine berühmten Männer hervorragte, die für die slovenische Sprache begeistert waren, und wir werden eine schöne Zahl braver Arbeiter auf slovenischem Gebiete finden. Trubar, Dalmatin, Bohoric und ihre Zeitgenossen haben unsere slovenische Sprache zum Leben erweckt, obgleich sie sich unglückseligerweise vom wahren Glauben abgewendet haben; Gott hat ihre Fehler (greske, nicht grehe: Sünden) unserem Volke in seiner unendlich weisen Vorsicht zum Guten gewendet." Ganz dieselbe Auffassung übernahm auch J. Marn in seine sprach- und literaturgeschichtlichen Beiträge,2) und ihre Nachfolger erklären selbst in polemischen Aufsätzen, daß niemand die literarischen Verdienste der Protestanten leugnen wolle.3) Natürlich wurden die Schriften der Protestanten als sprachliche Quellen für Grammatik und Wörterbuch am meisten studiert, doch nur in beschränktem Maße, weil die Werke selten und dazu an verschiedenen und weit entfernten Aufbewahrungsorten zerstreut sind. Miklosich benützte für seine Vergleichende Grammatik der slavischen Sprachen nur einige Werke Trubars,4) Kreljs Postille und Bohorics Grammatik; J. Dalmatins Bibel finden wir als Quelle nur im Lexicon paleoslovenicum verzeichnet. Eifrig studierte die protestantischen Quellen der Franziskaner S. Skrabec, der bestrebt war, die slovenische Sprache nach den Grundlagen des 16. Jahrhunderts zu regeln.5) V. Oblak Drobtince 1862, zitiert nach J. Marn, Jeziinik, Knjiga slovenska v dobah XVI. XVII. veka. XX.. leto. Ljubljana, 1883, S. 1. 2) O. c. 3) Z. B. Jos. Benkoviö, Voditelj v bogoslovskih vedah V (1902), 432. 4) Außerdem schöpfte er aus der Abhandlung „Die Sprache in Trubers .Matthäus' " (Laibach, 1878) seines Schülers Fr. Levec. 5) S. o. 4. Anm. 4. Von seinen gesammelten sprachwissenschaftlichen Schriften (Jezikoslovni spisi) sind bisher i (Ljubljana, 1916—19) undVon ii Heft 1 (1921) erschienen. 'S . beutete die protestantische Literatur systematisch für seine Schrift „Zur Geschichte der nominalen Deklination im Slovenischen' '*) aus, und untersuchte in seiner Abhandlung über die protestantischen Postillen in slovenischer Übersetzung2) hauptsächlich das verwickelte Verhältnis der Übersetzung der Spangenbergischen Postille durch S. Krelj und J. Juricic (nicht Jurisic). Auch Fr. Vidic lieferte einen Beitrag zum Verhältnis der Schriften Trubars zu den kroatischen protestantischen Büchern.3) Die Quellen der Trubarischen Übersetzung des Neuen Testamentes untersuchte J. Grafenauer, eine mustergültige Abhandlung über die Fortpflanzung des Trubarischen und Dalmatinischen Textes der Evangelien bis in die neueste Zeit stammt von A. Breznik.4) Verhältnismäßig wenig ist die protestantische Literatur in dem vorzüglichen Wörterbuch der slovenischen Sprache von M. Pletersnik5) berücksichtigt. Unter den Quellen werden nur genannt Bohorics Grammatik, J. Dalmatins Bibel, aber nicht seine übrigen Schriften, die Postille von Krelj-Juricic und „verschiedene Schriften Trubars", insbesonders der Psalter, das Neue Testament in der 2. Auflage (1582) und Luthers Hauspostille; der Katechismus von 1575 und ein Gebet aus dem Jahre 1555 wurden benützt, weil sie von Oblak und M. Valjavec behandelt worden sind; es fehlen aber die ersten Katechismen und Abecedarien, das Evangelium Matthaei, der erste Teil des Neuen Testamentes (1557) und weiter die einzelnen Schriften desselben, die Postille, der Kalender und andere Kleinigkeiten des Registers von 1558, Articuli (Confessiones tres) und Cer-kovna ordninga (damals allerdings noch unbekannt). Andere Schriftsteller fehlen überhaupt, besonders auffällig ist es, daß keines von den sechs Gesangbüchern berücksichtigt wurde. Auch das verwertete Material wurde nicht vollständig und systematisch ausgebeutet. Mit Rücksicht auf die lange, an Zwischenfällen reiche Vorgeschichte des Wörterbuches werden auch die Zitate oft mangelhaft sein. Aus der Jubiläumsliteratur zum 400jährigen Geburtstag Trubars seien nur die selbständigen Schriften erwähnt. Die so- 1) Archiv f. sl. Phil. XI—XIII. und SA. ») Letopis Slovenske Matice 1894, 202—219. ») Ib. 1898, 113—129. 4) S. 3—4. 5) Slovenski-nemski slovar, I—Tl., V Ljubljani 1894—95. zialen Kämpfe der slovenischen Bauern und ihre Zusammenhänge mit der Reformationerfuhren eine Beleuchtung vom sozialistischen Standpunkt, hauptsächlich auf Grund der Werke von Dimitz, Loserth und K. Kautsky. Der Literarhistoriker Ivan Prijatelj2) würdigte die kulturelle Bedeutung der slovenischen Reformation und speziell Trubars, dessen slovenische Schriften er stark heranzieht. Für ihn ist Trubar die zentrale Figur der ganzen Periode, aber seine Größe ist nicht individuell, sondern kollektiv, d. h. er steht nicht im Vordertreffen, wo prinzipielle Kämpfe von Auserwählten der Menschheit ausgefochten werden.3) Im Gegenteil: er lehnt die Teilnahme an streng geistigen und abstrakten Wettkämpfen entschieden ab, tritt aber mit seinem ganzen Wesen für die Anwendung dieser Prinzipien und deren Verwirklichung auf dem Wege der Organisation ein. Dieser Bauernsohn hat nur sein zurückgebliebenes Volk im Auge und ist überzeugt, daß dieses keine gelehrten Streitigkeiten, sondern nur die Nahrungsmilch einer breiten, wohltätigen Kultur brauche. Im Streite zwischen Trubar und Konsul bemerkt Prijatelj nicht den Kern der Sache, und steht daher zu sehr auf Seiten des slovenischen Reformators. Die literarische Gesellschaft Matica slovenska widmete dem Jubiläum Trubars einen ganzen Band ihres wissenschaftlichen Zbornik.4) Wir finden darin Abhandlungen über die Schicksale des Protestantismus in Istrien, in der Möttlinger (Metlika in Krain) und kroatischen Militärgrenze von Ivan Steklasa, in der östlichen Steiermark in dem Gebiet zwischen Mur und Drau von Fr. Kovacic und der religiösen Bewegung im Görzer Gebiet von A. Ipavec. Aus den deutschen und slovenischen Vorreden der slovenischen protestantischen Schriftsteller bringt I. Lokar Auszüge, die weder vollständig noch systematisch sind, aber eine Vorstellung von ihrer Wichtigkeit für die Literatur- und Kulturgeschichte ihrer Zeit geben. Die umfangreichste und gehaltvollste Abhandlung (S. 126 -238) widmet Dr. Josip Cerin, jetzt Militärkapellmeister, den slovenischen protestantischen Gesangbüchern, die weit ') Reformacija in socijalni boji slovenskih kmetov. Napisal Abditus (A. Pre-peluh). V Ljubljani, 1908. 2) O kulturnem pomenu slovenske reformacije. K Trubarjevemu jubileju. V Ljubljani, 1908. 3) O. c. 36—37. 4) Zbornik. Na svetlo izdaje Matica Slovenska. X. zvezek. Trubarjev Zbornik. Uredil Dr. Fran. IleSic. V Ljubljani, 1908. 8°, XX+2 + 293 + 1 S. über Th. Elze hinausgeht. Cerin stellt die Lieder aus allen Gesangbüchern zusammen (107), bringt von 69 die Melodien und sucht überall die Quellen der Texte und Melodien zu bestimmen, von denen einige einheimische (vetus Slavorum cantus u. a.) aus der Zeit vor der Reformation stammen, mehrere aber von der Gegenreformation übernommen worden sind und bis auf den heutigen Tag fortleben. Die Melodien stammen meistens aus deutschen Gesangbüchern, die meisten Texte sind jedoch überraschenderweise selbständig oder wenigstens keine wörtliche, sondern eine freie Übersetzung; zu einigen Melodien gibt Trubar die Übersetzung des Originals und eine selbständige Dichtung. Interessant ist der Hinweis von Fr. Ilesic, daß in Trubars Ausgabe des ersten Psalms (Ta prvi psalm z njega tremi izlagami 1579) Spottlieder auf die katholische Geistlichkeit eingeschmuggelt worden sind. Drei Abhandlungen sind dem kroatischen Bücherdruck gewidmet. Fr. Bucar schildert Trubars Verhältnis zu dem Unternehmen Ungnads in Württemberg. Lj. Pivko bespricht die Beziehungen zwischen Ungnad und der Stadt Frankfurt a. M. auf Grund des daselbst im städtischen Archiv erhaltenen Materials und stellt fest, daß von 15 Büchern, die Konsul nach Frankfurt gebracht hat, 11 erhalten sind und zwar alle mit Ausnahme des glagolitischen und cyrillischen Abecedariums und zweier italienischer, von denen es aber nicht ausgeschlossen ist, daß sie unter einem anderen Titel vorhanden sind. Ivan Polovic konstatiert in seiner Abhandlung über die Übersetzung des Mat-thaeusevangeliums im ersten Teil des Neuen Testamentes von St. Konsul und A. Dalmatin, daß sich die Übersetzer des kir-chenslavischen Missais kroatischer Redaktion, des kroatischen cakavischen Lektionariums (des Bernardin Spljecanin, nach dem ersten Herausgeber so genannt), der Übersetzung Trubars von 1557 und der Vulgata bedienten. Sie schrieben jedoch ihre Vorlagen nicht mechanisch ab, sondern verglichen sie gewissenhaft und wählten, was ihnen am besten erschien. Diese erste Quellenuntersuchung, der noch viele werden folgen müssen, bringt schon sehr schöne Resultate und liefert den Beweis, daß Konsuls Übersetzungstätigkeit nicht so geringschätzig behandelt werden darf, wie es Th. Elze tut. Außer einigen Miszellen über Trubar bringt das Werk eine längere Einleitung über Pr. Trubar und seine Zeit von Fran Ilesic, Redaktor des ganzen Bandes, der Trubars Bedeutung nicht gerecht wird und vom Standpunkt des modernen Nationalismus verschiedene verkehrte Anschauungen (z. B. Trubar hätte die Slovenen von den Kroaten getrennt!) entwickelt, die von Fr. Kidricx) in einer Kritik des ganzen Sammelwerkes zurückgewiesen worden sind. Nach der Mitteilung einer unveröffentlichten Biographie Trubars 2) war das die erste Arbeit, mit welcher der künftige Spezialist für die Geschichte der Reformation bei den Slovenen vor das wissenschaftliche Forum trat, denn eine schon ein Jahr zuvor gedruckte kleinere Monographie über Pr. Trubar mit vielen beachtenswerten Details wirkte als Feuilleton eines Lokalblattes3) zwar auf weitere Kreise, blieb aber in Fachkreisen wenig bekannt, Auch die deutsch geschriebene Carniola I. 1908 brachte die bereits erwähnten Artikel von Hegemann, Luschin, Loserth und von Dr. Fr. Ahn: Zeitgenössische Buchdrucker als Förderer von Trubars Werk. „Zum bevorstehenden Jubiläum Trubars" gab der epische Dichter A. Askerc eine ausführliche „historisch-epische Dichtung" Primoz Trubar4) heraus, worin er den slovenischen Reformator als modernen Freigeist feiert. Mit Recht nahm Pastor 0. Hegemann 5) dagegen Stellung, fügte aber ohne Sachkenntnis hinzu: „Übrigens die erste und einzige Huldigung an den Reformator von slovenischer Seite seiner Reformation." Auch wenn wir auf die letzten beiden Worte besonderes Gewicht legen, ist das Urteil unrichtig, sonst erfreute sich aber Trubar seit Kopitar der größten Anerkennung. Überdies konnte es Hegemann auch bekannt sein, daß in Laibach die Grundsteinlegung eines künstlerisch hochstehenden Trubardenkmals von Ivan Berneker auf einem hervorragenden Platz am 8. September 1908 erfolgte (enthüllt am 1. Mai 1910). Bei den Kroaten widmete der Historiker Ivan Kukuljevic besondere Aufmerksamkeit den Schriftstellern der Gegenrefor- ») Epilog k Trubarjevemu Zborniku. Nasi Zapiski VI (1909), 164—188. Vgl. über den Verf. Narodna enciklopedija srpsko-hrvatsko-slovenacka von St. Stano-jevic, I. 323. ') Izvestja Muzejskega drustva za Kranjsko XIX (1909), 24—31. 3) Domovina XVII, Celje (Ciili), 1908. 4) Ljubljana 1905. Kl. 8», 135 S 5) Jahrbuch der Ges. f. d. Gesch. des Protest, in Österreich, B. 29 (1908), 31. mation in den Resten Kroatiens,1) von denen mehrere wie M. Krajacevic-Sartorius, Juraj Habdelic, Atanasije Georgicevic, Ivan Tomko Marnavic, Rafael Levakovic, Peter Petretic und Juraj Krizanic schon genannt wurden. Von den Reformatoren behandelte er in seiner beschreibenden Art nur Stjepan Konsul.2) Außer Ivan Kostrenöic steuerten wertvolles Aktenmaterial zur Geschichte des Protestantismus und der Gegenreformation unter den Kroaten und auf dem Balkan R. Lopaüc3) und P. Eusebius Fermendzin 4) in den Publikationen der Südslavischen Akademie der Wissenschaften in Zagreb bei. In jüngster Zeit bringt Julijan Jelenic5) Materialien und Monographien zur Geschichte der bosnischen Franziskaner jind ihrer kulturellen Tätigkeit. Die allgemeine Geschichte der Kroaten berücksichtigt zu wenig beide Perioden.,, Povjest Hrvata" von Vjekoslav Klaic6) endigt mit dem Tode Rudolf II. (1608). Der Kulturische Teil über die erste Zeit der Habsburger (1527- 1608), der erst nach dem Weltkrieg erschienen ist,7) bringt ganz kurz nur die wichtigsten Nachrichten über die Verbreitung der Reformation unter den Kroaten,8) bei denen sie hauptsächlich durch die deutschen Soldaten und ihre Kommandanten in der slavo-nischen und kroatischen Grenze Eingang fand (Hans Ungnad war vor seiner Auswanderung oberster Kapitän dieser Grenze in den J. 1552—1556), und über die bereits 1564 beginnende energische Gegenreformation des Zagreber Bischofs Juraj Dras-kovic und seiner Nachfolger, die von den habsburgischen 1) Knjizevnici u Hrvata s ove stane Velebita, zivivSi u prvoj polovini XVII. vieka, Zagreb, 1869. SA. aus Arkivza povjestnieu jugoslavensku kni. IX, X (Zagreb, 1868, 1869). 2) Glasoviti Hrvati proslih vijekova. Zagreb, 1868, 98-^-125. 3) Prilozi za povijest protestanata v Hrvatskoj. Starine XXVI. (1893). Dazu Fr. Buear, Sirenje reformacije v Hrvatskoj i Slavoniji u XVI. stoljecu, Vjesnik hrvatskog zemaljskog arkiva, Zagreb, II (1901), III (1902); — Prilozi protestan-tizmu u Hrvatskoj iz nadbiskupskog arkiva u Zagrebu. Ib. (VI.) 1904. — F. Buear i Gj. Surmin: Hrvatski prilozi povijesti reformacije. Ib. VI (1904). 4) Acta Bosnae potissimum eeclesiastica. Monumenta spect. historiam Sla-vorum meridionalium. V. XXIII. Acta Bulgariae ecclesiastica. Ib. v. XVIII. Listovi o izdanju glagolskih crkvenih knjiga i o drugih knjizevnih poslovih u Hrvatskoj od god. 1620—1648. Starine XXIV, 1—40. 6) Von selbständigen Werken seien erwähnt: Izvori za kulturnu povjest bo-sanskih franjevaca, Sarajevo, 1913; Bio-bibliografija Franjevaca Bosne Srebre-nicke I. (Zagreb, 1925). •) Svezak prvi, Zagreb, 1899; II. 1. 1900; II. 2. 1901. III. 1. 1911. ') Povjest Hrvata. Sesti svezak. Snopic prvi. Gr. 8°, 96 S. 8) O. c. 56—70. Erzherzögen in den innerösterreichischen Ländern unterstüzt wurden. Erwähnt wird die Bedeutung der Reformation und Gegenreformation für das mittlere Schulwesen Kroatiens. Die höheren Studien absolvierten viele Kroaten zu Beginn der Reformation in Deutschland, hauptsächlich auf den protestantischen Universitäten in Strassburg, Tübingen und Wittenberg, sonst meist in Italien (Bologna, Padua, Rom), in Wien und Graz, in Krakau, manchmal auch in Paris. Die Angaben über die Literatur beider Perioden1) sind dürftig; z. B. wird Kasic mit 15 Zeilen abgetan, wobei aber seine große Bedeutung für die Geschichte der serbokroatischen Schriftsprache nicht hervorgehoben wird. F. Si&ics Pregled (Übersicht) povijesti hrvat-skoga naroda (Zagreb, 1916, neue Ausgabe 1920) geht über die politische und Kriegsgeschichte nicht hinaus. Dagegen fand wenigstens die Reformation bei den Kroaten einen Spezial-historiker. In den beiden letzten Jahrzehnten beschäftigte sich mit ihr Dr. Franjo Bucar, Gymnasialprofessor in Zagreb, veröffentlichte Aufsätze und Materialien in verschiedenen kroatischen und slovenischen Zeitschriften2) und gab zwei Monographien heraus: Geschichte der kroatischen protestantischen Literatur in der Zeit der Reformation,3) und eine Geschichte der Reformation und Gegenreformation auf der Murinsel (das Gebiet zwischen Mur und Drau im ehemaligen Ungarn) und im benachbarten Kroatien.4) In dem ersten Werk behandelt Bucar die äußere Geschichte der kroatischen protestantischen Literatur und schildert ihre Begründer, die Buchdruckerei in Urach und ihre Mitarbeiter, den Vertrieb der Bücher und das Ende der Druckerei. Im Schlußkapitel bringt er ein kurzes Verzeichnis (bibliographisch nicht vollständig) der mit glagolitischen, cyrillischen und lateinischen Lettern gedruckten serbokroatischen Bücher und von acht italienischen, eine Übersicht der von den kroatischen erhaltenen Exemplare und ihre Aufbewahrungsorte und zuletzt eine chronologische Ubersicht der von den kroatischen Reformatoren herausgegebenen serbokroatischen und !) O. c. 70 74, 77—79. ») Prosvjeta 1900, 1901, Vitezovid I (1903), Savremenik II (1909). 3) Povijest hrvatske protestantske knjiSevnosti za reforinacije. U Zagrebu 1910. 8°, 3 + 246 + 8 S. Mit 35 Abbildungen. 4) Povijest reforinacije i protureformacije u Medjumurju i susjednoj Hrvat-skoj. VaraZdin, 1913. italienischen Bücher. Einer Besprechung der religiösen Seite der Reformationsbewegung unter den Kroaten weicht der Verfasser laut Vorrede aus; offenbar fühlte er sich dazu nicht berufen und überließ die Arbeit den Theologen. Überdies war es in den Publikationen der Matica Hrvatska, die das Werk herausgab, mehr als notwendig üblich, heikle Fragen mit Rücksicht auf das breite Publikum zu umgehen. Ebenso fremd sind dem Verfasser sprachliche und eigentliche literarhistorische Fragen, denn er schenkt keine besondere Aufmerksamkeit dem Inhalt und den Quellen dieser protestantischen Übersetzungsliteratur und berücksichtigt sogar auffallend wenig die deutschen und namentlich die kroatischen Vorreden der Übersetzer^1) In dieser Hinsicht sind jedoch wichtig seine historischen Feststellungen, welche Übersetzer bei den einzelnen Werken oder Teilen derselben beschäftigt waren. Überhaupt ist die historische Seite übersichtlich und erschöpfend behandelt, doch schwingt sich der Verfasser nicht zu selbständigen Urteilen empor (auch er macht Konsul und Dalmatin zu viel vorf Trubar abhängig) und nimmt manche Nachrichten allzu gläubig auf, z. B. die vom Vorhandensein einer vollständigen kroatischen Bibel.2) Bu£ar benützte die bisher genannten und andere Quellenwerke,3) den Nachlaß Th. Elzes, Notizen von J. Kostrencic und ganz besonders die 4 großen Faszikel ,,Slavischer Bücherdruck" der Tübinger Universitätsbibliothek, welche die Korrespondenz J) Ihre Berücksichtigung war einem II. Bande (Bibliographie) vorbehalten. Eine genaue Bibliographie der protestantischen Drucke hat Bucar dann im Verein mit Dr. Fancev für die Südslavische Akademie der Wissenschaften in Zagreb ausgearbeitet, die sie zur Veröffentlichung in den Starine übernommen hat. Da Bucar aus allen Büchern auch Photographien bringen will, die größsre Kosten verursachen, so konnte das Werk während des Krieges und auch in den Nachkriegsverhältnissen bisher nicht erscheinen. Die baldige Herausgabe desselben ist höchst wünschenswert; die Anzahl der Abbildungen kann unter Umständen verringert werden, wenn für eine genaue Wiedergabe der Titel und anderer Texte im Druck Sorge getragen wird, was selbstverständlich und nicht schwierig ist (K. N.). 2) Starke Einwendungen gegen den Inhalt und die Komposition des Werkes machte vom literarhistorischen Standpunkte Dr. Fr. Kidric im Ljubljanski Zvon XXXI (1911), 275—278, schloß aber seine Ausführungen mit der Anerkennung, daß Bucars Buch wegen des darin enthaltenen neuen Materials jeder Forscher der südslavischen protestantischen Periode in die Hand nehmen müssen wird (K. N.). 3) So Sixt, P. P. Vergerius; Gruden, P. P. Vergerij in njegov stik s slovenskimi dezelami, Izvestja muzejskega drustva za Kranjsko 1909; Hubert, Vergerius publizistische Tätigkeit; Kaussler und Schott, Briefwechsel zwischen Herzog Christoph von Württemberg und Vergerius; H. Mosap, Herzog Christoph von Württemberg: Gratianus, Mönchshof zu Urach; Voigt, Briefwechsel des Hans Ungnad mit dem Herzog Albrecht von Preussen; W. Preger, M. Flacius Illyricus; Schellhorn, Ergötzlichkeiten aus der Kirchengeschichte; Werke über die deutsche Buchdruckerkunst und den deutschen Buchhandel usw. Ungnads, Trubars, der kroatischen Übersetzer St. Konsul und A. Dalmatin und verschiedener Personen enthält, die mit ihnen in Verkehr standen. Hier sind auch zahlreiche Originalrechnungen und Quittungen jener Zeit, genaue Beschreibungen der Auflagen und des Vertriebes der Bücher durch Verkauf, Schenkungen usw. erhalten. Unter anderen sind auch drei kroatische glagolitische Originalbriefe von drei Zensoren der protestanit-schen Bücher vorhanden, die umso wertvoller sind, als von den kroatischen Reformatoren handschriftlich nichts übrig geblieben ist. Wertvoll sind auch Siegel, eigenhändige Briefe und Unterschriften verschiedener interessanter Persönlichkeiten. Einen großen Teil dieses ungedruckten Materials wollte Bucar veröffentlichen, fand aber keinen Herausgeber (der Südslavischen Akademie waren die Abschriften nicht verläßlich), so daß er Teile davon in kroatischen und slovenischen Zeitschriften abdruckte oder verwertete.1) Das zweite Werk bietet nur eine Geschichte der Reformation und Gegenreformation unter den Kroaten der Murinsel und der anliegenden Gebiete Kroatiens mit interessanten kulturhistorischen Zügen. Von allen diesen Schriften in serbokroatischer und sloveni-scher Sprache erfuhr die deutsche Wissenschaft nichts, auch nicht aus dem „Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich", dessen Pflicht es gewesen wäre, solche Schriften wenigstens zu registrieren. Im XXX. Jahrgang (1909) desselben berichtet 0. Hegemann nur über die Artikel zum 400jährigen Jubiläum Trubars in der deutschen Car-niola, sonst stand aber der Pfarrer „der neuen Trubargemeinde" in Laibach, wie sich Elze und Hegemann mit berechtigtem Stolz nannten, dem slovenischen Geistesleben so fremd gegenüber, daß er von der Festschrift der Matica Slovenska und nicht einmal von der Gelegenheitsschrift I. Prijateljs (s.o. 131) etwas wußte, in der doch eine schwungvolle und trotzdem sehr sachliche Huldigung für die slovenische Reformation enthalten war, die er in seinem Trubarartikel so sehr vermißte. Auch der verdienstvolle Herausgeber des „Jahrbuches" Professor Dr. Georg !) Vjesnik kr. zem. arkiva XV (1913), XVIII (1916), XIX (1917, auch als S.-A.: Reformacija medu Hrvatima po Istri, Zagreb, 1918); Carniola (neue Folge) II (1911), V (1914), VI (1915), VII (1916, das wichtige Verzeichnis der gedruckten Bücher, die Tübinger Originale wurden vom Germanisten Samsalovic verglichen), IX (1917), Grada za povijest kriizevnosti hrvatske IX (1920). Loesche in Wien wußte sich mit den ihm von Fr. Bucar eingesandten Schriften keinen Rat und verlangte vom Verfasser Autoreferate, die doch nicht jedermanns Sache sind, und speziell in kleineren Verhältnissen als Eigenlob angesehen werden können. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es nicht immer leicht ist, entsprechende Referenten zu finden, aber in diesem Falle saßen zwei Slavisten, I. Prijatelj und Fr. Kidric, die sich mit der südslavischen Reformation beschäftigten, in der Wiener Hofbibliothek, und namentlich Kidric, der ihre Schätze um diese Zeit für die Geschichte der slovenischen Reformation schon ordentlich ausbeutete, wäre der berufene Berichterstatter gewesen. Der ganze Jammer der deutsch-slavischen Beziehungen vor dem Weltkriege spiegelt sich in der Tatsache wider, daß sogar von slavischen Schriften, die sich auf ein Ruhmesblatt der deutschen Kulturgeschichte beziehen, in dem am meisten dazu berufenen deutschen Organ keine Notiz genommen wurde.1) Selbst Schnurrers „Slavischer Bücherdruck in Württemberg1" geriet in Vergessenheit, so daß G. Loesche in seinem Werk „Luther, Melanchthon und Kalvin in Österreich-Ungarn"' (Tübingen, 1909) der serbokroatischen Übersetzungen der Schriften Luthers und Melanchthons gar nicht gedenkt. (S. 352, 356). Wie sehr sich das Studium der protestantischen Literatur im Laufe der Zeit bei den Slovenen selbst vertiefte, zeigt die gründliche „literarisch-kulturhistorisch-philologische Untersu- Ich verweise auf meine an die Antrittsvorlesung in Leipzig (19. Mai 1917) „Die slawische Philologie in Deutschland" geknüpften Bemerkungen in der „Internationalen Monatsschrift f. Wissenschaft, Kunst u. Technik", 12. Jahrg., S. 297 bis 319. Die dort gegen Ende beklagten Zustände in der deutschen wissenschaftlichen Literatur haben sich unterdessen bedeutend gebessert. Immerhin erachtete es noch unlängst Heinrich Felix Schmid (Graz) für notwendig, in den „Jahrbüchern für Kultur und Geschichte der Slaven" Bd. II. S. 90—91 die deutschen Slavisten auf ihre großen Pflichten aufmerksam zu machen, als Vermittler der slavischen Wissenschaft auch außerhalb der Linguistik zu dienen. Als Beispiel führt er an: ,,.. . wieviel deutsche Gebildete mit historischen Interessen wissen etwas davon, daß es eine blühende, gut organisierte, höchst leistungsfähige polnische, cechische historische Forschung gibt!" Allerdings muß ich auch ein entgegengesetztes Beispiel anführen. Prof. Dr. Hermann Hirt schreibt in seiner „Geschichte der deutschen Sprache" (München, 1919), S. 187: Eine Literatur besitzt das Slovenische kaum, und so handelt es sich auch hier zum Teil um die Sprache verschiedener Stände und Volkskreise, die miteinander ringt." Unglaublicher Weise wird dieser Satz auch in der zweiten Auflage (1925, S. 151) wiederholt. Niemand verlangt von einem vergleichenden Sprachforscher, daß er die slovenische Literatur kennt, aber er soll davon auch nicht reden; dagegen könnte und sollte ihm die slovenische Sprachgeschichte soweit bekannt sein, daß er wüßte, daß die erste slovenische Bibel und Grammatik im 16. Jahrhundert gedruckt worden sind (vgl. o. S. 2, und die Urteile der deutschen Pastoren Th. Elze und 0. Hegemann s. o. S. 119—20, 145—46. chung" von Franz Kidric: Die protestantische Kirchenordnung der Slovenen im XVI. Jahrhundert.1) Mustergültig ist die bibliographische Beschreibung der Trubarischen Cerkovna ordninga aus dem Jahre 1964 nach dem einzigen Exemplar der Dresdner Bibliothek, der kleinen Agenda in Trubars Katechismus sdveima islagama (1575) und der wahrscheinlich J. Dalmatin zuzuschreibenden Agenda aus dem Jahre 1585. Nach Berichten über die Auffindung dieser seltenen Drucke folgt die äußere Entstehungsgeschichte der Trubarischen Kirchenordnung, die unter besonders schwierigen Verhältnissen für ein Land mit einem katholischen Herrscher verfaßt und auch gleich konfisziert wurde, und die endgültige Verbannung des slovenischen Reformators zur Folge hatte. Weiter gibt Kidric die erste genaue Analyse der Quellen des Werkes und untersucht auf Grund derselben auch seine innere Entstehungsgeschichte. Da zeigte sich, wie Trubars eigene Angaben und die rein historischen Nachrichten über die Entstehung des Werkes trügen können. Danach benützte er für seine Kompilation die Württemberger Kirchenordnung, die sich begreiflicherweise als Hauptquelle herausstellt, die Nürnberger und Mecklenburger, aber dazu kommen noch die Kurbrandenburger Kirchenordnung, Dietrichs Agendbüchlein, die Hallische Kirchenordnung und sogar die lateinische Liturgie der Frankfurter reformierten Kirche,2) außerdem fügte er ganze Kapitel und eine Reihe von Zusätzen aus Eigenem oder aus Quellen, die nicht eruiert werden können, hinzu.3) Die neuen Kapitel und eigenen Einschaltungen ermöglichen ein Urteil über Trubar als Schriftsteller, Theologen und Organisator. Er zeigt einen Hang zum Pleonasmus, bringt zahlreiche Erweite- ») Slavica I., Heidelberg, 1919. Carl Winters Universitätsbuchhandlung. Von Besprechungen seien erwähnt: V. Jagic. Archiv f. slav. Phil. XXXVII, 522—52g (würdigt zu wenig die literar- und kulturhistorische Bedeutung des Werkes und vermißt eine grammatische und lexikalische Behandlung, die dem Verf. fernlag); G. Loesche, Theolog. Literaturzeitung, 1920, Nr. 5/6; Hashagen (Rostock), Theolog. Literaturblatt, 1920, S. 186—187; -N. Bonwetsch (Göttingen), Deutsche Literaturzeitung, 1921, Sp. 489—490; Karl Völker, Mitteilungen des Instituts f. österr. Geschichtsforschung, B. 39, S. 390/91; P. B., Literarisches Zentralblatt, 1920, Nr. 7. Mit großem Nutzen benützte G. Loesche das Werk bereits für die neue Ausgabe seiner „Geschichte des Protestantismus in Österreich" (Wien—Leipzig, 1921), S. 80—81, doch ist eine Zitierung desselben auf S. 319 unterblieben. Slovenische Besprechungen: Fr. Ramovä, Ljubljanski Zvon, 1919,500—503; J. Prijatelj, Casopis za slov. jezik, knjizevnost in zgodovino II., 114. 2) Wir möchten auch über dieMotive dieser Quellenauswahl hier und bei anderen Werken aufgeklärt sein. 3) O. c. 120—121. rungen des schon im deutschen Original ausgesprochenen Gedankens, Marginalnoten veranlassen ihn zu neuen Zitaten und Verweisen auf die Bibel, zahlreich sind seine polemischen Einschaltungen, namentlich gegen die katholische Kirche. Als Liturgiesprache bestimmte Trubar ausdrücklich die slovenische und dachte an eine „slovenische Kirche" mit allen Folgerungen, da er sogar das Examen ordinandorum übersetzen zu müssen glaubte.1) In der sprachlichen Untersuchung behandelt Kidric Trubars Neu- und Weiterbildungen, darunter viele mißlungene, seine Fremdwörter, besonders auch solche, für die er gute einheimische hatte und selbst erwähnte, und seine Umwertung etlicher übernommener liturgischer und hierarchischer Begriffe. Der Verfasser hätte mehr hervorkehren sollen, daß Trubar kein besonderer Sprachschöpfer ist, und als Wortkünstler nicht hoch steht. In dieser Hinsicht wäre besonders lehrreich ein Vergleich mit der kroatischen Übersetzung der Württemberger Kirchenordnung, um zu erfahren, ob die Übersetzer auch in dieser Hinsicht Trubar überragen, denn im allgemeinen steht ihre Sprache gewiß unvergleichlich höher. K. Schlußurteil lautet:2) „In der Geschichte der Reformation gebührt Trubar trotz seiner Kirchenordnung nur die bescheidene Rolle eines uneigennützigen und begeisterten Propagators fremder Ideen, in der Geschichte seines Volkes sichert ihm eben diese Kirchenordnung einen der vorderen Plätze."' Die Erörterungen über die Aussichten seiner „slovenischen Kirche'' könnten noch mehr skeptisch sein. Neue und sichere Grundlagen für die weitere Forschung wurden durch die Gründung einer Universität in Ljubljana (Laibach) in dem vereinigten Königreich der Serben, Kroaten und Slovenen geschaffen. Von Wien kamen an dieselbe Kidric und Prijatelj als Professoren der älteren und neueren (Grenzjahr 1848) slavischen Literaturgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der slovenischen, von der Grazer Universität R. Nachtigall als slavischer Philologe und Fr. Ramovs, der sich in den letzten Jahrgängen von Jagics Archiv für slavische Philologie3) als hervorragender Kenner der slovenischen Sprachgeschichte und Dialektologie vorgestellt hatte. Noch 1918 begann in Laibach, Graz und Wien, seit dem 3. und 4. Heft des ersten Jahrganges 1919 in ») O. c. 164. ») O. c. 149. 3) Slovenische Studien, o. c. XXXVII, 129f. Laibach Casopis za slovenski jezik, knjizevnost in zgodovino (Zeitschrift für slovenische Sprache, Literatur und Geschichte) zu erscheinen. Hier begann Fr. Kidric gleich seine „Beiträge und Bemerkungen zur Geschichte der Reformation unter den Slovenen" zu veröffentlichen und behandelte zuerst in seiner gründlichen Art „Johann Ungnad in der Verbannung".1) Weiter brächte er eine Bibliographie der gegenreformatorisChen Literatur und besprach einzelne Erscheinungen derselben.2) Eine besondere Studie widmete er dem Engländer Stapleton, einem der berühmtesten katholischen Kontraversisten des 16. Jahrhunderts, unter den Slovenen,3) wobei speziell die Evangelistare aus der Zeit der Gegenreformation gewürdigt werden.4) I. Grafenauer5) fügte gleich „Anmerkungen zum slovenischen Stapleton'' hinzu. Hier fand Kidric auch Platz für Miszellen über die slo-venisch-kroatische Kinderbibel aus dem Jahre 1566 und eine slovenische von 1580, über Bohorics noch unbekanntes Elementale labacense cum Nomenclatura und die slovenischen Bücher in der protestantischen ständischen Schule in Laibach von 1563—1598. Der letzte Jahrgang (V. 1926) bringt eine noch nicht vollendete Abhandlung von Fr. Kidric über Theatervorstellungen in Laibach bis 1790 und von Miroslav Premrou Vatikanische Dokumente aus den Jahren 1603—21 über den Bischof Hren (Chrön) und die kirchliche Visitation in Krain in den Jahren 1607—08 (Auszüge im Originale). Im Zbornik zu umetnostno !) .0. c. I. 64—78, 153—178, II. 47—62, 188—209. 2) 0. c. III. 73—133. Dazu über Gregor Vorenc (ib. IV., 139—146) und die Abhandlung über den italienischen Serviten Fra Gregorio Alasia da Sommaripa, dessen Vocaboiario Italiano e Schiavo, Udine 1607, das erste bekannte Buch der Gegenreformation vorstellt, I.jubljanski Zvon, 1924, 102—110. Weiter: Doneski k zgodovini slovenskega lekcionarja in slovenske pridige od konca s'rednjega veka do 1. 1613, Bogoslovni Vestnik III (1923), S. 149—169; Primoz Lavrencic, Casopis za zgodovino in narodopisje (Maribor) XX., 80—85. a) 0. c. IV., 76—105. 4) Aus demselben Casopis seien noch die kleineren Beiträge von Kidric erwähnt: Die Korrespondenz aus der Zeit des südslavischen Protestantismus im „Gemeinschaftlichen Hennebergischen Archiv Meiningen" (I., 215—217), wo im Gegensatz zu Emil Sehling, Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrh., II., 276, hervorgehoben wird, daß Graf Georg Ernst zu Henneberg kein besonderes Interesse für den Protestantismus außerhalb seines Kleinstaates an den Tag legte und nicht mit Trubar, sondern nur mit Ungnad in den J. 1561 bis 1562, nicht 1563, korrespondierte; eine Anzeige von Georg Loesche's Truberiana (über Tr. Wirksamkeit in Kempten) aus den Beiträgen zur bayer. Kirchengeschichte, XXVI., 17—25 (II., 114—117); Trubarji na Rascici (ib. 251—273); .1. Kobila (ib. 276—281). Außerdem im Archiv f. slav. Phil. XXXVII., 541—2: Slovenische Protestanten aus dem Gailtale in der Lausitz; über P. P. Vergerins slavische Sprachkenntnisse, Ljubljanski Zvon, 1922, 189. 5) O. c. 106—116. zgodovino (Sammelband für Kunstgeschichte, II., 1—8) besprach Kidric das Votivbild Trubars und seiner Familie in Derendingen aus dem J. 1587. Auch die Sprachgeschichte kam wieder zum Wort. * Fr. RamovS behandelt „Das Revisionswerk der Dalmatinischen Bibel".1) Historisch wurden wir von W. Smid2) unterrichtet, wie eine aus elf Personen bestehende Kommission die von den Ständen von Steiermark, Kärnten und Krain herauszugebende Bibel Dalmatins vom 28. August bis 22. Oktober 1581 in Laibach revidierte. Man wußte seit Kopitar, daß diese Revision der slovenischen Literatur auch eine neue rationelle Orthographie brachte, die bis ins 19. Jahrhundert in Geltung blieb. Bis 1581 gab es zwei verschiedene Orthographien, die Trubar und Krelj begründeten, doch war die Trubarische herrschend. Eine Vergleichung mit der vorangehenden Literatur, speziell mit den Schriften Dalmatins und mit seinem Probeblatt der Bibel, von dem ein einziges Exemplar im Nachlaß Elzes in Graz erhalten ist, ergibt das Resultat, daß nicht Bohoric der eigentliche Reformator der Orthographie ist, wie Kopitar und namentlich Oblak meinten; er hatte allerdings ein bedeutendes Wort mitzusprechen, da ihm auch die Abfassung einer Grammatik übertragen wurde, doch der eigentliche Begründer der nach Bohoric benannten Orthographie ist Dalmatin, der die im Vergleich zu Trubar viel bessere Orthographie Kreljs zur Geltung brachte. Die einzige Neuigkeit von 1581 ist die Einführung des Buchstaben / für die Laute / und konsonantisches i, und ji für die Lautgruppe ji, während alles übrige Dalmatin und Bohoric von Krelj übernahmen, der nach 14 Jahren dennoch siegte. Die sprachlichen Änderungen sind nicht so bedeutend, die Formenlehre blieb fast unberücksichtigt, doch ist beachtenswert die starke Zurückdrängung des Artikels, den Dalmatin, Trubar folgend, in seinen ersten Übersetzungen noch viel gebrauchte. Was den Text anbelangt, so wurde bei der Revision mehr auf Luthers Übersetzung als auf den griechischen und lateinischen Wortlaut Rücksicht genommen. Mit besonderem Beifall begrüßte Ramovs im „Zusatz" (S. 146—47) die Abhandlung von A. Breznik.3) welche zeigte, M Delo revizije Dalmatinove biblije. O. c. I., 103—152. 2) Uber Entstehung und Herausgabe der Bibel Dalmatins, Laibach, 1904. SA aus den „Mitteilungen des Musealvereins für Krain", 1904. 3) S. o. 3. daß Trubars und Dalmatins Text der Evangelien bis auf den heutigen Tag fortlebt, und schließt mit den Worten: „Jetzt wissen wir wenigstens etwas von ihrer Tätigkeit, aber alles ist nicht mehr und kann nicht mehr sein als ,etwas'." Die slovenischen Literarhistoriker erwartet noch eine große und schöne Aufgabe: es wird notwendig sein, das Verhältnis zwischen den Übersetzungen Trubars und Dalmatins aufzuklären, den Einfluß von Krelj und Juricic zu zeigen, die Vorlagen der einzelnen Übersetzungen zu untersuchen usw. Alle diese Fragen sind kaum angeschnitten, und erst ihre endgültige Lösung wird uns die großen Männer (velikane) des 16. Jahrhunderts im richtigen Licht zeigen." Aus meinen bisherigen Ausführungen geht klar hervor, daß ich diesen Worten über die künftigen Aufgaben der Erforschung der slovenischen Reformationsliteratur wenig beizufügen habe. Ich würde auf Quellenuntersuchungen und auf den Zusammenhang der slovenischen (und kroatischen) Schriftsteller mit dem ganzen geistigen Leben ihrer Zeit noch größeres Gewicht legen. Natürlich stehen auch der Sprachwissenschaft noch große Aufgaben bevor: sie wird über das Studium der Laut-und Formenlehre hinausgehen, die sprachlichen Fortschritte erforschen, den Wortschatz vollständig und systematisch ausbeuten und ein grammatikalisches und lexikalisches Gesamtbild der Sprache der slovenischen Protestanten geben müssen. Verheißungsvolle Anfänge liegen in Abhandlungen (z. B. „Lexikalische Beiträge aus Trubars Werken"1) und in dem bisherigen Bande der „Historischen Grammatik der slovenischen Sprache" von Fr. Ramovs 2) selbst vor. In der neuen Universitätstadt Ljubljana wurde auch eine Gesellschaft für humanistische Wissenschaften (Znanstveno drustvo za humanisticne vede) gegründet, in deren Razprave (Abhandlungen) Fr. Kidric „Das Gerippe für eine Biographie Primus Trubars"3) veröffentlichte. Auch Kidric will die noch immer vermißte (zuletzt von G. Loesche) Biographie Trubars nicht schreiben, sondern bietet nur ein Gerippe, worin er die Beiträge von Andreä, eine Quelle ersten. Ranges, von Hren4) r) Casopis za zgodovino in narodopisje, X. (Maribor, 1913), 144—151. 2) Historicna gramatika slovenskega jezika, II., Konzonantizem, v Lju-bljani, 1924. 3) Ogrodje za biografijo Primoza Trubarja. Razprave I., 179—271. 4) Diese Quelle hat kritisch neu herausgegeben Fr. Kidric, Casopis za zgodovino in narodopisje XIX (Maribor, 1924), 20—24. ■ (Chrön) und Rossolenz, die fast gar nichts Brauchbares bringen, und von Yalvasor, bei dem er eine wertvolle Heranziehung archivalischen Materials konstatiert, einer gründlichen Kritik unterzieht, und das ganze bekannte dokumentarische Material für eine zuverlässige Biographie „des angesehensten Reformators der Slovenen" herbeischafft. Alle Angaben über Trubars Leben, geistige Entwicklung und Wirken werden kritisch beleuchtet, sehr häufig aus seinen eigenen Schriften, von denen die slovenischen bisher wenig ausgenützt wurden.1) Der Beachtung empfehle ich auch die Serie der Schriften Trubars (S. 261—62), die den Biographen bisher wenig bekannt waren und deren einige bisher Unikate oder sehr selten, zwei aber gar nicht bekannt sind (Ta celi katechismus 1567 und die Konkordienformel um 1581), da neue Funde in deutschen und anderen Bibliotheken nicht ausgeschlossen sind. Auffällig ist es, daß Trubars erster und bester Biograph, der Tübinger Theologe Andreä, der viel Nachrichten von Trubar und seiner Familie hatte, auch von den deutschen Vorreden Trubars zu seinen slovenischen Schriften nur 4 in Evidenz gehabt hat, von den deutschen Vorreden zu den kroatischen Drucken nur eine einzige (S. 263). Es ist zu hoffen, daß Kidric seine von außerordentlichem Fleiß, kritischer Schärfe und pünktlicher Genauigkeit zeugenden Grundlagen zu einer wirklichen Biographie Trubars ausgestalten wird. Vorläufig notiert er in seinen Anmerkungen folgende im Manuskript fertige Werke: Literatur-und Kulturgeschichte der Reformation bei den Slovenen, Bibliographie der Geschichte der Reformation unter den Slovenen mit besonderer Berücksichtigung der Literatur- und Kulturgeschichte, Entwicklung des Reformationsgedankens bei den Slovenen bis 1547, Bibliographie der Bücher der slovenischen Reformation mit Angabe der Aufbewahrungsorte, geschichtlichen Notizen im Text und handschriftlichen Anmerkungen der Exemplare; Provenienz der protest. Bücher des 16. Jahrh. in der Studienbibliothek in Laibach; Prozeß gegen die Laibacher Protestanten 1547. Daß die Laibacher Slavistik auch auf diesem Gebiete bereits Schule macht, beweist die Erwähnung einer handschriftlichen Dissertation von Mirko Rüpel: Die literarischen und sprachlichen Beziehungen zwischen den slovenischen Articuli (d. i. Trubars Zu- ') Eine Zusammenfassung seiner Ausführungen gibt der Verf. in deutscher Sprache auf S. 269—272. sammenfassung der Augsburgisclien, Württembergischen und Sächsischen Konfession), Tibinga, 1562, und den kroatischen Articuli mit cyrillischen und glagolitischen Lettern, Tibinga 1562. Außerdem prüfte Fr. Kidric J) verschiedene problematische Titel in der Geschichte des südslavischen Schrifttums im Reformationszeitalter nach und behandelte die Autorschaft der 4. Ausgabe des slovenischen protestantischen Gesangbuches.2) Wie man sieht, wurde bei den Slovenen unter den neuen Verhältnissen in kurzer Zeit sehr viel auch auf dem uns interessierenden Gebiete geleistet. Der linguistische-literarhistorische-historische Casopis und die Rasprave der Gesellschaft für humanistische Wissenschaften in Laibach erfüllen eine Aufgabe, deren Bedeutung auch über die Grenzen Jugoslaviens hinausgeht. Ihre Erhaltung gehört zu den Aufgeben einer einsichtsvollen Kulturspolitik. Die Laibacher Philologen und Historiker machten sich auch schon an ein zusammenfassendes Werk über das kulturelle Leben auf slovenischem Boden und geben seit 1925 „Slovenski bijografski Leksikon"3) heraus, das ähnlichen biographischen Werken würdig zur Seite steht und ein unentbehrliches Handbuch auch für alle Forscher der Reformation und Gegenreformation sein wird. Auch hier schreibt die die Reformation behandelnden Artikel Fr. Kidric im wirklichen Lexikonstil, ohne daß die an ihm gerühmten Eigenschaften darunter leiden würden. So schildert er das Leben und Wirken der Schriftsteller Adam Bohoric und Jurij Dalmatin, den Humanisten Peter Bo-nomo, Bischof von Triest, den Lehrer und Förderer Trubars, die Schulmänner Leonhard Budina, Nicodemus Frischlin (mit zahlreichen urkundlichen Belegen über seine Tätigkeit in Laibach; beachtenswert ist, daß er dem Slovenischen auf der ständischen Schule mehr Raum gewährte als die einheimischen Faktoren) und Hans Gebhardt, die krainerisch-kärntnerische 1) Slavia I., 360—378. Besonders beachtenswert ist die Zusammenstellung und Revision der Nachrichten über den kroatischen Kalviner Michael Bucic, dem mit Sicherheit nur eine unbekannte kajkavisch-kroatische Schrift gegen die Eucharistie zugeschrieben werden kann (darnach sind die Ausgaben S. 22, zu korrigieren), auf S. 368—377. 2) Juznoslovenski filolog II., 301—308 (1921). 3) Uredil Izidor Cankar. S sodelovanjem: Joze Glonarja, Franca Kidrica, janka Slebingerja. I. zvezek: Abraham—Erberg, II. zvezek: Erberg—Hir.terlechner. V Ljubljani, 1925, 1926. Zalozila Zadruzna gospodarska banka. Gr. 8", 320 S. Für meine Abhandlung konnte das Lexikon natürlich nicht mehr benützt werden. Pastorenfamilie Faschang, die Anhänger des Protestantismus in den Adelsgeschlechtern Gall von Gallenstein, Gallenberg, Glusic, Gusic, Hasiber und Herberstein. Natürlich wird dem Historiker der slovenischen Reformation Theodor Elze die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt (S. 156—159), ebenso Anton Chräska, einem Nachkommen der Böhmischen Brüder, der im Sinne ihrer Unität die Reformation unter den Slovenen an der Scheide des 19. und 20. Jahrh. ohne Erfolg wiederzubeleben suchte und zu diesem Zwecke zuerst die Vorrede zu Dalmatins Bibel wiederabdruckte, andere Schriften und zuletzt die ganze Bibel (Sveto pismo starega in novega zakona, v Ljubljani, 1914) mit Hilfe von einheimischen Sprachkennern auf Kosten der englischen Bibelgesellschaft revidiert herausgab. Kidric's Artikel verarbeiten ein reichhaltiges gedrucktes und archivalisches (aus Krain) Material (einigemal wird konstatiert, daß Archivalien, die Elze und anderen Forschern vorlagen, nicht mehr zu finden sind), prüft es kritisch, bespricht auch die Motive der handelnden Personen und gibt eine Synthese unseres bisherigen Wissens. Besonders erwünscht sind die Literaturangaben, viel zahlreicher als man erwarten möchte (z. B. über J. Dalmatin mehr als zwei Spalten, der Artikel selbst auf S. 116—124). Wer die Artikel genau nachprüft, wird sich leicht überzeugen, wie weit Kidric über Elze und Dimitz hinausgegangen ist. Als Beispiel sei nur seine Würdigung der Tätigkeit Jurij Dalmatins erwähnt (S. 121—122): „Die slovenische Vorrede der Bibel ist eine kurze Dogmatik für Laien. Das Werk, welches die Hauptunterschiede der beiden Konfessionen unterstreicht, war der Idee nach eine Fortsetzung ähnlicher Schriften von Trubar und Krelj, stützte sich aber auf neues Material, das er während seines Aufenthaltes in Wittenberg von Leiser und anderen Theologen erhielt. Seine deutschen Widmungen sind mehr theologisch und weniger historisch und allgemein aktuell als die Trubars. Im ganzen repräsentiert Dalmatin die systematischeste Fortsetzung der literarischen Tätigkeit Trubars, den Höhepunkt der literarischen Aktivität der slovenischen Protestanten im 16. Jahrhundert, zugleich aber auch das Ende der zielbewußten Vervollständigung ihres Schrifttums und der zielbewußten Tätigkeit für die Konsolidierung der slovenischen Schriftsprache, Die Polemik in seinen Schriften ist dogmatisch und gemäßigt, den damals üblichen Schimpfwörtern wich er vielleicht bewußt aus. Für Beseitigungen der Behandlung aktueller zeitgenössischer Probleme gab ihm der Charakter seiner Schriften nicht viel Gelegenheit (vgl. die Lieder und Gebete zur Abwehr der Türkengefahr, im slov. Vorwort zur Bibel den Absatz über den Gehorsam gegenüber der Obrigkeit und über das unglückliche Ende aller Aufrührer). Keime für die Pflege des nationalen slovenischen und slavischen Bewußtseins und einer derartigen Aktivität brachten seine Bücher unter die Slovenen noch mehr als die von Trubar und Krelj." Der Sprache der serbokroatischen protestantischen Drucke des 16. Jährhunderts wurde lange keine Aufmerksamkeit geschenkt; selbst Gj. Danicic ließ sich diese äußerst wertvollen Quellen für seine Istorija oblika (Formen) srpskog ili hrvatskog jezika (1878) entgehen. Auch das große historische Wörterbuch der Südslavischen Akademie benützte nur den glagolitischen Katechismus, die glagolitische Postille und den ersten und zweiten Teil des Neuen Testamentes, aber selbst diese Werke waren in Zagreb nicht vorhanden, ,,so daß die Belege aus denselben weder kontrolliert noch erweitert werden konnten." Seit 1897 wurden noch die von Jagic wieder abgedruckten Propheten ausgebeutet. Daher kam sehr erwünscht eine größere Abhandlung „Jezik hrvatskih protestantskih pisaca 16. vijeka" von Franjo Fancev.1) Dieser Beitrag „zur historischen Grammatik der kroatischen oder serbischen Sprache" berücksichtigt wirklich alle Teile der Grammatik und auch das Lexikon mit Benützung von 17 glagolitischen, cyrillischen und lateinischen Drucken. Das Material ist also weder vollständig — bei der großen Zerstreuung der Werke ist das auch schwer zu verlangen — noch gleichartig, aber immerhin liefert es den deutlichen Beweis, daß die kroatischen Protestanten im Sinne der Grundsätze der Reformation den von ihnen gesprochenen cakavischen Dialekt von Istrien und des kroatischen Küstenlandes2) schrieben, obwohl sie auch das ältere öakavische Lectionarium und kirchenslavisch-kroatische Missale und Breviare trotz der daran geübten Kritik und auch kirchenslavisch-serbische Drucke benutzten. Ob es nur der nördliche cakavische Dialekt war, wie Fancev meint, muß allerdings dahingestellt bleiben, solange die Anton Dal- ») Rad jugoslav. akademije knj. 212/92 (Zagreb, 1916), 147—225, knj. 214/93 (Zagreb, 1917), 1—112. ') Rad 212, S. 158, 188. matin zuzuschreibenden Übersetzungen oder Herstellungen des Textes nicht sichergestellt und genauer erforscht sind, woraus auch Schlüsse für den Dialekt seiner Heimat gezogen werden könnten. Auf jeden Fall bieten nach den Angaben Fancevs die cyrillischen Texte, die hauptsächlich auf Anton Dalmatin zurückgehen, eine mehr archaisierende Sprache und einen reineren ikavischen Dialekt. Ich suchte in meinem Beitrag zur Sprache der serbokroatischen protestantischen Bücher1) der „fleißigen und verdienstvollen" Arbeit Fancevs gerecht zu werden, mußte aber erklären, daß sie nur den Anfang der noch notwendigen Untersuchungen bilden kann. Wünschenswert wäre eine genauere Scheidung zwischen denjenigen Werken, für die alte cakavische und kir-chenslavische oder slovenische Vorlagen vorhanden waren, und den Übersetzungen, die selbständig nach lateinischen, deutschen und italienischen Quellen angefertigt worden sind. Natürlich wäre auch das gegenseitige Verhältnis der glagolitischen, cyrillischen und lateinischen Drucke näher zu studieren und die Arbeit der einzelnen Übersetzer, beziehungsweise Redaktoren, nach Möglichkeit festzustellen, wofür es viele historische Anhaltspunkte gibt. An der Abhandlung in der vorliegenden Form mußte ich weiter tadeln, daß darin die statistische Methode allzuwenig oder gar nicht angewendet wird. So bietet Leskien (Grammatik der serbokroatischen Sprache, 425—430) ein viel besseres und genaueres Bild von der Deklination nur auf Grund der Übersetzung der Propheten als Fancevs Abhandlung auf Grund von 17 Werken. Ich wiederhole hier nur ein einziges Beispiel. Für den Gen. pl. m. nach der Analogie der i-Stämme bringt Fancev aus den Proroci nur trsti neben irstov, Leskien (427): konji 3mal, muzi 17, meseci 4, vereinzelt neprijatelji, oltari, pro-gonitelji, ucitelji und von harten Stämmen boki (civi als Fem. ist zu streichen), dari, kusi, do oblaki, postoli, puki, devet rogi, trupi. Geradezu unverständlich ist es mir, wie sich Fancev gegen slovenische Einflüsse wehrt, obwohl sie selbstverständlich — die ersten Übersetzungen wurden doch nach den Trubarischen aus dem „Krainischen" angefertigt — und häufig geradezu handgreiflich sind.2) Man beachte nur solche slovenische Dia- l) Nekoliko reci o jeziku srpsko-hrvatskih protestantskih knjiga, flammHfceB 36opHHK 1925, S. 72—106. ») S. meine Abhandlung, S. 82—86. r ' ■ , lektismen, die allerdings auch in die Schriftsprache Eingang fanden, wie oskruniti für oskvrniti, bruna für brvna, oder Fehler, welche Abschreiber bekanntlich immer am sichersten verraten, wie drosje neben der richtigen Form drozje (nom. pl. fem., Hefen, belegt bei Pletersnik schon aus Trubar und Dalmatin), zibak für slovenisch sibek (Miklosich EW 339), weil Trubars Vorlage zwischen s und z keinen Unterschied machte und für beide s/f1) schrieb, so daß sich der „Übersetzer" bei den ihm wenig geläufigen oder gar nicht bekannten Worten nicht zurecht finden konnte. Bei manchen Worten sind Zweifel möglich, aber die hinzugefügten Glossen verraten deutlich, daß sie den Übersetzern auch nicht geläufig waren, oder ihnen selbst als erklärungsbedürftig erschienen. Außerdem verwies ich mit Beispielen auf die Wichtigkeit literarhistorischer Tatsachen auch für sprachgeschichtliche Untersuchungen. Das III. Kapitel meiner Abhandlung sollte den Nachweis für meine oben2) aufgestellte Behauptung bieten, daß die süd-slavische protestantische Literatur den Anstoß auch zur Schreibung des Kaj-Dialektes der Kroaten gab, und daß Anton Vramec in seiner Postila Evangelientexte aus der Regensburger von St. Konsul und A. Dalmatin lateinisch gedruckteli Postila mit geringen Veränderungen abschrieb. Zu diesem Zwecke druckte ich das Evangelium am ersten Sonntag nach Ostern (Joh. XX. 19—23) aus dem glagolitischen Neuen Testament, aus der glagolitischen und Regensburger Postille und aus Vramec so ab, daß Zeile für Zeile untereinander die orthographischen und sonstigen Varianten verzeichnet sind, das Evangelium am zweiten Sonntag nach Pfingsten (Luk. XIV, 16—24) aber untereinander Zeile für Zeile vollständig aus dem cakavischen Lectionarium, glagolitischen Neuen Testament (die Postille konnte als ganz davon abhängig unberücksichtigt bleiben), aus der Regensburger Postille, ans Vramec und Petretic. Die Texte sind mit reichlichen Anmerkungen und Kommentaren auf Grund der Vulgata und der Bibel Luthers versehen. Schon diese beiden Bruchstücke zeigen, daß die kroatischen Protestanten das cakavische Lectionarium in der Volksprache benutzten, was schon bekannt ist, das Neue Testament aber auch nach der Vulgata (auch schon von Polovic erwähnt), nicht bloß nach Luther (und Trubar, was x) B. Kopitar, Grammatik der slav. Spr., 17. s) S. o. 21—24. eine Frage für sich ist) übersetzten. Konsul und A. Dalmatin druckten in Regensburg die Evangelientexte nicht bloß aus dem Neuen Testament und der Postille nach, sondern redigierten sie von neuem nach der Vulgata und nach Luther. Aus der Regensburger Postille übernahm A. Vramec wenigstens die Evangelientexte mit orthographischen, grammatikalischen und lexikalischen Änderungen, wahrscheinlich aber auch die Erklärungen zu den Episteln und Evangelien, was allerdings noch untersucht werden müßte. Daß solche Nachdrucke protestantischer Texte auch in katholischen Werken ganz üblich waren, zeigt die Textgeschichte des slovenischen Evangelistars.1) Gegen alle diese Ausführungen als eine „ganz und gar neue Hypothese" und gegen „die Hypothese (!) von der Abhängigkeit der kroatischen kajkavischen Literatur von der kroatischen und slovenischen protestantischen Literatur" nimmt Franjo Fancev vorläufig Stellung in einem Artikel 0 najstarijem bo-gosluzju u Posavskoj Hrvatskoj.2) Auf diese äußerst gereizten Bemerkungen kann ich hier nur ganz kurz erwidern. Bei Fancev wiederholt sich, was bei den Slovenen über das Vorhandensein einer Literatur vor Trubar vorgebracht wurde.3) Für ihn genügt sogar die Sitte, daß das Evangelium dem Volke in seiner Sprache erklärt wurde, „auch die Existenz eines Evangelistars in der Volksprache zu supponieren";4) Vramec soll zu den angeblich vorhanden gewesenen Evangelien nur die fehlenden Erklärungen hinzugefügt haben, deshalb gab er die Postille heraus, und „durch diese Erklärungen hat Vramec stillschweigend die Exi stenz eines Evangelistars zugegeben." Auf diese Weise könnte man alles beweisen! Denn von einem solchen kajkavischen Evangelistar aus der Zeit vor der südslavischen Reformation ist bisher keine Spur bekannt, selbst Bruchstücke davon werden nirgends erwähnt. Das erste vollständige handschriftliche Evangelistar stammt aus dem Jahre 1644,5) ist also nur ») s. o. 3. ') Zbornik kralja Tomislava, izd. Jugoslavenska akademija znanosti i umjet-nosti, Zagreb, 1925, S. 540—543. 3) Vgl. o. 140, 153. 4) A. a. O. 541. 5) Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß sich Fancev weiter auf handschriftliche Passionale aus den Jahren 1683 und 1691 (543) und auf die kirchliche Poesie überhaupt (546) beruft. Was sollen die erst genannten Nachzügler für das 16. Jahrhundert beweisen? Einige Kirchenlieder, die vor der Reformation vorhanden gewesen sein können (vgl. S. 128—29), bilden aber ebensowenig eine Literatur wie bei den Slovenen, bei denen sie nachgewiesen sind (vgl. S. 152). sieben Jahre älter als das erste gedruckte (Sveti Evangelli-omi, 1651) des Bischofs Petretic in der Redaktion des Jesuiten Krajacevic. In der Vorrede betonen die Herausgeber, daß es bisher im nordwestlichen Kroatien (vu nasem Slovenskom or-sage) in der „slovenischen" Sprache (Slovenskem jezikom) keine „würdig gedruckten Evangelien" (dostojno stampanih Evan-geliumov) gab, weshalb sie gedruckt werden, damit die geistlichen Hirten und Prediger sie dem Volke vorlesen können „nach der Sitte und dem Brauch der ungarischen, deutschen, cechi-schen und krainischen Prediger". Daraus zog Fr. Kidric den Schluß, daß im Zagreber Bistum diese Sitte zugleich mit dem offiziellen Lectionarium nach dem Beispiele der Nachbarn erst eingeführt werden mußte. Auch darüber ist Fancev entsetzt, aber daß zumindestens daran sehr viel Wahres ist, beweisen die Worte, mit welchen der Banus von Kroatien Graf Peter Erdödy für die Zusendung protestantischer Bücher am 15. Januar 1563 dankte: *) „Ich habe die überschickten Bücher gegeben meinen ainfeltigen eilenden pfaffen, sich darauss das Vatter Unser zu erlernen." Von einer solchen Geistlichkeit war in der Tat noch weniger zu erwarten, daß sie die Evangelientexte dem Volke richtig übersetze und erkläre, wie das bei den Slovenen und den dalmatinischen und türkischen Kroaten der Fall war. Man beachte nur, wie Kasic die Notwendigkeit einer Bibelübersetzung damit begründete, auf daß sich nicht jeder beliebige Pfarrer oder Prediger seine Übersetzung aus dem Latein beim Predigen mache oder beim Erklären extemporiere.2) So waren die wirklichen Verhältnisse selbst dort, wo der unmittelbare kulturelle Einfluß Roms stärker war als in den Resten Kroatiens. Übersetzungen und Erklärungen des Evangeliums wurden also beim Predigen extemporiert, was uns genügend erklärt, warum es keine kajkavischen geschriebenen und gedruckten Evangelistare vor der Mitte des 17. Jahrhunderts gibt. Die einzige Tatsache, die Fancev gegen meine „Hypothese" vorbringt, ist ein 1560 auf Kosten der Gräfin Katharina Zrinska, Gemahlin des Nikola Zrinski (f 1566), gedrucktes Gebetbuch (Molitvene knjizice), das wir aber nur dadurch kennen, daß es der Jesuit Milovec in seinem „Dvojdusni kinc" (Wien, 1661) 1) J. Kostrencic, Urkundliche Beiträge. 161. 2) S. o. S. 77, Anm. 5. stark ausgeschrieben hat.1) Dazu ist jedoch zu bemerken, daß der Held von Siget zur Reformation neigte und die serbokroatischen protestantischen Tübinger Drucke wie andere Personen in Kroatien zugeschickt erhielt.2) Diese Zusendungen erfolgten allerdings erst nach 1560, doch Trubars slovenische Drucke, ausdrücklich auch für die kajkavischen Kroaten bestimmt,3) waren schon früher in Kroatien, das mit den slovenischen Gebieten in innigen Beziehungen stand, ganz gut bekannt, und können die Gräfin Katharina Zrinska zur Herausgabe ihres Gebetbuches angeregt haben, denn exempla trahunt. Wir kennen leider weder die Vorrede noch das Werk selbst, um eventuelle Aufklärungen über die Motive der Herausgeberin erhalten zu können. Doch zugegeben, daß dieses Gebetbuch gut katholisch war und sich Katharina Zrinski an den bis dahin bekannten Werken Trubars (darunter zwei Katechismen mit Kirchenliedern, I. Teil des Neuen Testamentes und Postille) kein Beispiel nahm, macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Es kann jedoch keinem Zweifel unterliegen, daß die erste Buchdruckerei auf kajkavisch-kroatischem Gebiet in Ungarn von einem Anhänger der Reformation, Grafen Georg Zrinski, errichtet wurde, daß Michael Bucic, der bisher als „Begründer der kroatischen Literatur diesseits des Velebit"4) angesehen wurde, ein Kal-vinist war, daß die genannte, als protestantisch geltende Druk-kerei, die vorübergehend nach Varazdin und dann zurück nach Ungarn kam, und die protestantische Buchdruckerei in Laibach I. Pergosic und A. Vramec die Anregung und die Möglichkeit zum Druck ihrer Werke gaben. Mein Hauptargument bleibt aber, daß A. Vramec die Evangelientexte seiner Postila, wie ich an zwei Beispielen gezeigt habe, aus der Regensburger Postille einfach ausgeschrieben hat. Wer die Zeile für Zeile untereinander gedruckten Texte in i) Kancev a. a. O. 543. Br. Vodnik, Povijest hrv. knjiz., 205. Anm. ist davon nicht ganz überzeugt. a) Fr. Bucar. Povijest hrv. prot. knjizevnosti, 12, 84, 132, 231, 237. 3) S. o. 9. 4) Bucar o. c. 16. Auch Br. Vodnik, o. c. 210, meint, daß Bucic zuerst im kajkavischen Dialekt geschrieben habe. B. Strohal's (Nastavni Vjesnik XXXV, 58) Behauptung, auf der Murinsel sei im 16. Jahrh. nicht kajkavisch, sondern cakavisch gesprochen worden, weil Graf Juraj Zrinski daselbst Urkunden „in einem reinen und schönen" cakavischen Dialekt ausgestellt hat, ist ganz verkehrt; die aus £a-kavischen Gebieten stammenden Zrinski hatten einfach Schreiber aus dem kulturell höher stehenden kroatischen Küstenlande, wo die Volkssprache schon lange geschrieben wurde. meiner Abhandlung (S. 95—102) unbefangen prüft, wird selbst diesen Ausdruck nicht zu stark finden. Ich verweise bloß darauf, daß in den kleinen Bruchstücken nicht weniger als 4 Glossen vorkommen, wie sie in den slovenischen und deutschen protestantischen Bibelwerken üblich waren: vrata zatvorena ali za-perta (95), obraduvase se ali obveselise se, odpustite ali oprostite (96), pocese odimati i spricavati se für odnimati Lekt., odnimati skupa N. Test, glag., odnimati Regensburger Postila et coepe-runt simul omnes excusare (98); odnimati der Vorlage war Vramec offenbar unverständlich, Petretic hat auch nur seine Glosse spriöavati beibehalten. Zu mindestens eine unbedingt auf Luther zurückgehende Stelle kann ich auch aus den kurzen Stellen nachweisen. Luk. XIV., 17: Et misit servum suum hora coenae dicere invitatis ut venirent, quia iam parata sunt omnia, bietet das Lectionarium, welches Fancev noch als einzige Quelle für die kajkavischen Evangelistare gelten läßt, der Vulgata gemäß: da rece onim, ki su zvani, da pridu, N. Test, glag.: da pozvanim rece: Pridite, Regensburger Postila: da rece zvanim Pridite, Vramec: da rece zvanim, Pridete, Luther: zu sagen den geladenen, kompt. Petretic — Krajacevic halten sich in diesem Falle ganz an die Vulgata: povedati zvanem, da bi dosli (98). Ich erwähne noch eine charakteristische und beweisende Stelle, wo der Text des Lectionariums und des glagolitischen Neuen Testamentes in der Regensburger Postila nach der Vulgata verdorben worden ist. Luk. XIV, 20: Et alius dixit = A treii rece. Lect., N. Test, glag., der dritte Luther, I drugi rece Regensburger Postila und Vramec nach alius der Vulgata, was aber eine Wiederholung ist von V. 19 Et alter dixit = A drugi rece. Kann es hier einem Zweifel unterliegen, daß Vramec von der Regensburger Postille abhängig ist? Natürlich wäre es wünschenswert, noch mehr Evangelienstücke so zu vergleichen, namentlich die Abweichungen Luthers von der Vulgata, und Vramecs Abhängigkeit von den protestantischen Vorgängern auch durch Fehler, die immer das sicherste Kriterium bilden, nachzuweisen. Doch wer schon zwei Sonntagsevangelien (das erste habe ich nicht einmal vollständig abgedruckt) so gründlich abgeschrieben hat, unterzog sich der Mühe einer vollständigen Neuübersetzung auch nicht bei den andern. Geradezu köstlich ist der Einwand Fancevs, daß sich Vramec nicht einmal für den ersten Teil seiner Postila der Re- gensburger Vorlage bedienen konnte, weil er sich an den Cursus almae Ecclesiae Zagrabiensis hielt (549), in dem die Ordnung der Evangelien vielfach eine andere ist. Man muß doch Vramec so viel Verstand zumuten, daß er die betreffenden Evangelienstücke auch an anderen Orten ausfindig machen konnte, überdies lagen aber alle Evangelien in dem glagolitischen und cyrillischen Neuen Testament vor, im äußersten Fall kann er auch einige selbst übersetzt haben. Wir wären Fancev sehr dankbar, wenn er das nachweist und dabei zeigt, wie sich Vramec seiner Vorlage bediente und wie er selbständig übersetzte. Es ist natürlich höchst wahrscheinlich, daß Vramec auch die Erklärungen zu den Evangelien, die den Kern einer Postille bilden, in ähnlicher Weise benützt hat, doch sagte ich selbst, daß dies erst bewiesen werden müßte, was bei der Seltenheit und Zerstreutheit der beiden Teile der Postillen von Vramec und Regensburg und ihrer Vorlagen keine leichte Aufgabe sein wird. Mit Sehnsucht sehe ich solchen Untersuchungen entgegen, bleibe aber schon auf Grund des hisberigen Materials bei der Überzeugung, daß die slovenische und die cakavisch-kroatische protestantische Literatur auch zur Schreibung des kajkavischen Dialektes einen starken Anstoß gegeben hat, daß Vramecs Postila von ihr hervorgerufen wurde und deren Evangelientexte unbedingt von ihr abhängig sind, und daß das erste kajkavisch-kroatische Evangelistar der Gegenreformation, wie bereits Jagic gezeigt hat, unbedingt auf Vramec und daher auch auf der protestantischen Literatur beruht. So wird auch immer mehr verständlich, warum Vramecs Postila auf solche Gegnerschaft stieß,1) und warum Petretic-Krajacevic ihre Quelle ganz verschwiegen und sogar behaupteten, daß die Evangelien bisher kajkavisch-kroatisch „in würdiger Weise" (slovenskim jezikom dostojno stampanih) nicht gedruckt worden seien. Die Zeitgenossen und Petretic-Krajacevic wußten ganz gut, daß Vramec von der protestantischen Literatur allzusehr abhängig war. Ebenso können Petretic-Krajacevic mit der Sprache Vramecs, die weder einheitlich noch rein kajkavisch war, nicht einverstanden gewesen sein. Dieser sprachliche Dualismus, der bei Vramec viel stärker ist als bei Pergosic, wie F. Fancev selbst festgestellt hat,2) findet ebenso seine natürliche Erklärung ') S. o. 23—24. a) Archiv f. sl. Phil. XXXI, 380, XXXIII, 50, 52. in der unmittelbaren Abhängigkeit von der protestantischen Postille. Über die Aufgaben der künftigen Forschung kann ich mich ganz kurz äußern, da ich im Laufe meiner Ausführungen genug Wünsche und Winke vorgebracht habe. Vor allem möchte ich den Wunsch nach einer weiteren Durchsuchung deutscher und anderer Bibliotheken wiederholen, da wir höchstwahrscheinlich noch nicht alle süclslavischen protestantischen Drucke kennen, von anderen aber nur Unikate. Daß solche Nachlesen nicht aussichtslos sind, habe ich gleichfalls gezeigt.1) So ist es zum Beispiel fraglich, ob die nach Reutlingen, Memmingen, (in Kempten fand ich eine cyrillische Postille), Lindau und Kaufbeuren geschickten Exemplare doch nicht irgendwo verborgen sind. Bloße Anfragen führen gerade in kleineren Orten nicht immer zum Ziel. So kündigte ich zum Beispiel in einer größeren wohlgeordneten Herrschaftsbibliothek in Böhmen meinen Besuch mit dem Seminar für slavische Philologie an und bat im voraus um die Aushebung zweier daselbst aufbewahrter südslavischer protestantischer Drucke, aber sie konnten nicht ausfindig gemacht werden und niemand wußte etwas davon. Die alten Kataloge wurden nach anderen Gesichtspunkten angelegt und heute ist die Bibliothek einem Pensionisten anvertraut, der voll solchen Raritäten nicht leicht etwas wissen kann. Wie Schlägl in Oberösterreich können auch andere Kloster-und sonst wenig bekannte Bibliotheken irgend ein Werk erhalten haben. In Polen müßte in den Bibliotheken Umschau gehalten werden, in denen sich Bücherschätze der Radziwill und anderer Anhänger der Reformation erhielten, die mit Süddeutschland Beziehungen hatten. Ich mache weiter aufmerksam, daß der erste slovenische katholische Katechismus von Pachenecker (Graz, 1574),2) ein von Jesuiten herausgegebener kleiner Katechismus mit Holzschnitten (Augsburg, 1615) und die ersten Übersetzungen des Katechismus des Canisius von dem Jesuiten Johannes Candek (Tschandik, Tsandek) bisher nicht bekannt sind.3) Für Bibliographen erwähne ich, daß die slovenische Literatur ein fachmännisches Werk besitzt von Franz Simonie,4) die kroatische >) S. o. 18—19. 2) S. o. 3, Anm. 1. 3) J. Grafenauer, Kratka zgodovina slovenskega slovstva, 67. 4) Slovenska bibliografija, izd. Slovenska Matica, v Ljubljani, 1903—1905, Bibliographie von I. Kukuljevic ist aber weder vollständig noch verläßlich,1) Sime Ljubics biographisch-bibliographische Literaturgeschichte2) ist unübersichtlich und bibliographisch nicht genau, bei den Serben existiert aber eine Bibliographie über die älteren cyrillischen Drucke überhaupt nicht. Das beste, aber nicht vollständige Nachschlagebuch ist noch immer Safariks Geschichte der südslavischen Literatur. Die Bibliographie des Jesuitenordens von Carlos Sommervogel3) ist zwar von den Slavisten noch nicht genügend ausgenützt worden, hat aber viele Mängel, denn der Verfasser benützte nicht Kukuljevic und Ljubic, bringt viele Titel nicht im Original, druckt die Originaltitel mit Fehlern ab, verweist im Index unter Kroatisch zwar auf Illyrisch, trennt aber dieses von Dalmatisch, „Slavon" ist ihm sogar „Tout slave", obwohl sclavonice offenbar dasselbe bedeutet wie Illvrisch.4) Bei B. Kasic verzeichnet er5) 16 gedruckte Werke (Stojkovic 17), erwähnt aber nicht die ungedruckte Ubersetzung der ganzen Heiligen Schrift. Ein dringendes Bedürfnis sind Neudrucke,6) am besten anastatische oder Manuldrucke oder auch photographische Reproduktionen einzelner Werke, namentlich der Unika, zum mindesten für einige Bibliotheken, in denen eine größere Anzahl von Originaldrucken zum vergleichenden Studium vorhanden ist. In Jugoslavien würde sich dazu am besten die Studienbibliothek in Laibach eignen. Wünschenswert sind auch kritische Ausgaben nach allen Drucken (glagolitischen, cyrillischen, lateinischen), wobei nur die wichtigeren Varianten zu berücksichtigen wären, die rein graphischen aber durch genaue und erschöpfende Studien in der Einleitung abgetan werden könnten. Die Akademien von Beograd und Zagreb und die Gelehrte Gesellschaft in Laibach erwarten schöne Aufgaben auf diesem Gebiet der Sprach-und Literaturgeschichte. Die Nachrichten über den Aufenthalt der südslavischen Protestanten in Deutschland sind vielfach lückenhaft. Namentlich über Trubars Stellung und Tätigkeit in Rothenburg a. d. T. !) Eine neue wurde schon von J. Kostrencic vorbereitet. 2) Ogiedalo knjizevne poviesti jugoslavjanske, I (kommt wenig in Betracht), II. Biecki, 1864, 1869. 3) Biblioth&que de la Compagnie de J^sus. S. o. 96 f. 5j 0. c. IV., 936. 6) Einen entsprechenden Antrag stellte ich beim Danicic-Jubiläum in Belgrad im Oktober 1925. sind wir wenig unterrichtet, doch versichert mich Professor A. Schnizlein,1) der die Akten des dortigen Archivs, soweit sie die Kirchen- und Schulgeschichte betreffen, gut kennt, daß ihm der Name Trüber gar nicht aufgestoßen ist. Die Direktion des K. bayerischen Kreisarchivs Nürnberg, das Bestände der früheren Reichstädte Nürnberg und Rothenburg a. d. T. enthält, konnte mir nur einige Notizen über Stephan Konsul und zwei Schreiben desselben (die Unterschrift auf dem zweiten Stephanus Istereicher kommt auch in den deutschen Vorreden seiner Drucke vor) ausfindig machen.2) Nicht ganz aufgeklärt sind wir darüber, warum man in Württemberg „die erste Bibel- und Missionsanstalt" Deutschlands, wie das Unternehmen Ungnads mit Recht genannt wird, eingehen ließ. Allerdings war dasselbe von seiner Tatkraft und Geldunterstützung abhängig, aber Hans Ludwig Freiherr von Ungnad und seine Gebrüder waren zu weiteren Geldunterstützungen bereit, wie ihr Sendschreiben vom 12. August 1565 an den Bürgermeister und Rat der Reichstadt Kaufbeuren beweist,3) von dem Bucar4) mit Recht vermutet, daß es auch an andere deutsche Städte und Fürsten geschickt worden ist. Man hatte ja noch große Pläne und wollte auch die ganze Bibel serbokroatisch in allen drei Schriften herausgeben, und Herzog Christoph war noch im Sommer 1564 sehr zufrieden, „daß diß hochnutzlich Werck der Crabatischen, Zirullischen und Ser-vischen Sprachen des allein seeligmachenden Worts Gottes also von statten geet",5) was um so mehr ins Gewicht fällt, da er mit der Versendung italienischer Bücher von Basel aus nach Italien und gar mit dem Druck des Alten und Neuen Testaments in italienischer Sprache nicht einverstanden war. Trotzdem meldeten sich St. Konsul und A. Dalmatin am 2. März 1566 beim Herzog Christoph in Stuttgart ab und baten um ein Wohl-verhaltungszeugnis, das sie noch an demselben Tage erhielten.6) Offenbar war der Herzog darauf schon vorbereitet, aber wir erfahren nichts darüber und über die Motive der handelnden Personen. r) In einem Schreiben vom 10. J. 1923. 2) Ich beholte mir deren Veröffentlichung vor, fühle mich aber verpflichtet auch schon an dieser Stelle dem Herrn Archivdirektor Altmann für seine Nach- forschungen meinen Dank abzustatten. *) I. Kostrencic, Urkundlich Beeiträge 229. — 4) Povjest hrv. prot. knj. 225. s) Schnurrer, Slav. Bücherdruck 67, 11. - «) Ib. 73. Beachtenswert ist die Erwähnung von Basel, wohin St. Konsul im Sommer 1564 geschickt wurde, um die bereits fertigen italienischen Bücher nach Italien zu versenden. Diese Stadt spielt eine bisher noch nicht aufgeklärte Rolle auch in der Geschichte der stidslavischen Protestanten, denn es ist ein Sendschreiben des Rektors und der Regenten der Hohen Schule zu Basel an ( ngnad (27. I. 1564) bekannt und die Universitätsbibliothek von Basel bewahrt noch heute eine auffallend große Zahl serbokroatischer protestantischer Drucke (15, um einen mehr als Tübingen und Wien, ebensoviele Laibach, Dresden weist 19 auf).1) Um diese Zeit hielten sich in Basel besonders viele Polen aus den hervorragenden Adelsgeschlechtern auf und sammelten sich um die berühmten Humanisten Curione (lateinische Literatur) und Castellio (griechische Literatur), welche dazu beitrugen, daß viele reformatorische Italiener in Polen Zuflucht fanden,2) um das Chaos der dortigen protestantischen Sekten zu vermehren. Da Basel bei den katholischen und protestantischen Orthodoxen nicht gut angeschrieben war, wird es auch begreiflich, daß es Herzog Christoph für einen Stützpunkt seiner Propaganda nicht geeignet hielt. Ich habe wiederholt aufmerksam gemacht, welche Fülle von sprachlichen, literarhistorischen, religions- und kulturhistorischen Aufgaben und Problemen die südslavischen protestantischen Drucke in sich bergen. Es ist wünschenswert und geradezu naheliegend, daß sich auch die deutsche Forschung dem Studium dieser interessanten Episode im deutschen Kulturleben wieder zuwende; namentlich den Slavisten bieten die deutschen Bibliotheken wertvolle Bücher als Ersatz für fehlende slavische Handschriften. Speziell von deutschen Forschern kann man auch ein näheres Eingehen auf den Inhalt der gesamten Südslavischen protestantischen Literatur und eine endgültige Würdigung des besonnenen, seiner Zeit vorauseilenden Trubar erwarten, der ein merkwürdiges Gegenstück des unruhigen, in den Kämpfen seiner Zeit ganz aufgehenden M. Flacius Illyricus bildet. Zu den Aufgaben der deutschen Wissenschaft würde ich auch eine Sammlung und einen Wiederabdruck der namentlich kulturhistorisch hochinteressanten deutschen Vorreden der siid- Bucar o. c. 244. 2) Stanisfaw Kot, Polacy w Bazylei za czasöw Zvgrauiita Awgusta. in seiner Zeitschrift Reformacja w Polsce-, rocznik I. (1921), 105—133. slavischen Protestanten zählen, selbstverständlich mit Berücksichtigung der slovenischen und serbokroatischen. Natürlich werden die Südslaven selbst beiden Perioden, namentlich auch der bisher vernachlässigten Gegenreformation, noch mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, denn es stellt sich deutlich heraus, daß auch diese in der Kulturgeschichte der europäischen Menschheit bedeutende Epoche im slavischen Süden tiefe Spuren hinterlassen hat. Die historische Wahrheit bleibt immer eine gute Lehrmeisterin und mehr Sinn und Verständnis für die Arbeit vorangehender Generationen und für sprachliche und literarische Tradition wird auch der Gegenwart und Zukunft gute Dienste leisten. PERSONENREGISTER. Ahn Fr. 153 Alasia da Sommaripa, Fra Gregorio 161 Alberti, dalmat. Schriftsteller 86 Andreae, württemb. Theolog 138, 163, 164 Angelov B. 59 Appendini Fr. M. 82, 102 Aquauiua Claudius, General S. J. 67, 68, 69, 70, 72 Askerc Anton 153 Baksic Petar Bogdan 40, 58 Bandulavic 42, 81, 82 Barakovii Juraj 63, 89 Barberini (Kardinal) 85 Barberini Antonio (Kardinal) 48 Barl£ Janko 26 Basar 125 Batinic fra Mijo Vijence- slav 35 Beliö Alexander 93, 134 Bellarmino, Kardinal 38, 39, 56, 60, 75, 76 Belokurov S. A. 47, 54, 55 Belostenec 102 Benedikt XIV. 111 Berci6 Ivan 18, 116 Berlic Ignaz AI. 102 Berneker Ivan 153 Bidlo Jaroslav 138 Bernadin Spljecanin 23, 42, 82, 152 Bobadilla Nicolaus 27, 32 Bogdan Martin, Bischof von Zagreb 25 Bohoric Adam 2, 4, 5, 7, 8, 46, 64, 126, 149, 161, 162, 165 Bonaventura S. 58 Bonifacius aus Bagusa 28, 37 Bonomo Peter, Bischof v. Triest 156 Borkovic Martin 32 Boskovic Basilius 114 Brentius (Brenz) 17 Breznik A. 4, 150, 162 Broz I. 115 Broziö Nikola 18 Brucioli Ant. 2 Brückner Alexander 46 Bucar Fr. 18, 19, 152, 155 bis 157, 158, 177 Bucic Michael 22, 23, 165, 172 Budina Leonhard 165 Budinic (Budineo) Simun 38, 39, 40, 63, 76 Budmani P. 136 Buli6 Franjo 118 Bullinger 2, 123 Burdach 72 Calvin 44, 56, 129 du Cange, Charles du Fresne 103 Canisius Peter 38, 125 Cassius s. Kasic Castellio 178 Celesius Thomas, Erzbi- schof von Bagusa 77 Chalkondyles Laonikos 99 Cherubino da Spoleto 43 Chräska Anton 166 Christoph Herzog von Württemberg 12, 120, 121, 145, 177, 178 Chrön (Hren) Thomas 3, 4, 5, 6, 138, 161, 163 Clajus Joh. 71, 72 Clemens VIII. 67, 70 Coleti Jac. 103 Consul Stefan, Stipan Istrianin, Stephanus Isterreicher 10, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 25, 94, 120, 122, 139, 144, 147, 152, 154, 156, 157, 169, 170, 177, 178 Curione 178 Cvijic Jovan 130 Cyrill hl. 119 Cyrill u. Method 13, 97, 107, 114 Candik Johannes (Tschan dik, Tsandek) 3, 175 Carnojevic Arsen 103 Cerin Dr. Josip 151, 152 Cop Matija 141 Crncid I. 116 Curcin Milan 137 Dalmatin Anton 12, 14, 15, 17, 18, 20, 21, 23, 25, 94, 120. 122, 123, 139, 144, 147, 149, 152, 156, 157, 162, 163, 166. 167, 169, 170, 177 Dalmatin Georg (Jurij) 1—7,9,150,159,165,166 Danicic Gjuro 45, 66, 109, 134, 136, 167 Dejob Charles 131 Dellabella Ardelio 40, 70, 82, 86, 89, 93, 101, 102, 113 Deodatus Anton 33 Derkos I. 92, 133 Descartes 90 Dietrich (Theolog) 159 Dimitz August 147, 151, 166 Divkovic M. 38, 39 Dobrovsk^ J. 18, 101, 116, 133, 139, 140 Dochturov 50 Dolci Sebastian 102 Dragovic Maro 94 Draskovic Georg (Bischof) 24, 26, 154 Draskovic Janko, Graf 105 Draskovic Nicolaus und Johannes 100 Drechsler s. Yodnik Duhr Bernh. 5, 68 Duäan Car 124 Duvernois A. 146 Elze Theodor 1,13,15,18, 119,120,121,143—145, 152, 156, 157, 162, 166 Erasmus v. Rotterdam 2, 10, 22 Erdödy Peter Banus Graf 171 Erdödy Thomas, Bischof 26 Fancev Franjo 20, 23, 26, 66, 156, 167, 168, 170, 171, 173, 174 Farlati D. 103 Faschang 166 Feierfeil W. 117 Ferdinand II., Kaiser 29, 40, 56, 60, 148 Ferdinand II. von Tosca- na 33 Ferdinand III. 25 Ferid Georg 90 Fermendzin P. Eusebius 18, 28, 29, 35, 154 Flacius M. Illyricus (Sla-vus) 7, 121, 122, 123, 178 Flamini Francesco 131 Fortis Albert 65 Frankopan Franz Kr. 56 Frischlin Nicodemus 5, 165 Gaj Ljudevit 109, 135 Galjuf M. F. 90 Gall von Gallenstein 166 Gallenberg 166 Garbitius (Grbic) Matthias Illyricus 121 Gebhardt Hans 165 Gelenius (Hruby z Jeleni) 9 Georgiceus (Georgicevic) Atanasije 40, 46, 159 Georgius de Slavonia (de Bain) 61 Gjurini Josef 102 Giorgi, Gjorgjic Ignjat 114, 126 Giustiniano (aus Venedig) 63 Gjorgjevic Gj. 41, 45 Glavinid Fr. 29, 46 Glonar J. 125, 126 Glusic 166 Gothein Eberhard 122 Grabovac Filip 106 Gradic I. 75 Gradic (Gradius) Stephan 85 Grafenauer I. 150, 161 Gregor XIII. 28, 37 Gregoras Nikephoros 98 Grimm Jakob 65, 93 Gruden Josef 148 Gundulid Ivan 45, 46, 114 Gusic 166 Habdelid J. 27, 31, 129, 154 HanuS J. 127 Hartwarch Joh. 13 Hasiber 166 Havränek Bohuslav 89 Hegemann Ottmar 15, 120, 145—146, 153, 157 Hektorovid Peter 63, 86, 89 Henneberg, Graf Georg Ernst zu 161 Herberstein Bischof 3, 6, 48 Herberstein (Geschlecht) 166 Hesiod 90, 121 Hieronymus, hl. 13, 47, 99 Hippolytus, P. Kapuziner 126 Hirt Hermann 158 Homer 90 Horaz 114 Hus J. 5 IleSic Fr. 152—153 Ipavec A. 151 Istrianin Stipan, Stepha-nus Isterreicher s. Con-sul IvaniSevic 86 Jagic Vatroslav 18, 23, 34. 45, 47, 53, 55, 85, 108, 116, 117, 133, 136, 167, 174 JambreSid 31, 102 Japelj 3 Jarnik U. 87 Jelenic Julijan 35, 154 Jellinek Max Hermann 71, 72 Johannes a S. Cruce s. Svetokriätki Jukic J. 62 Juricic(-c) Jurij 4, 7, 21, 150, 163 Jurjevic 97 Justinian 47 Kaöic-Miosic Andrija 84, 91, 106 Karuzlic Anton 57, 126 Karadzic Vuk Stefanovic 66, 87, 92, 93, 94, 112, 133, 134, 135 KaramanMatija 110—117 Karl II., Erzherzog 148 Karnarutid Brno 63 Kastelec Matija 126 Kasic (Cassius) Bartholomäus 16, 28, 30, 33, 34, 38, 40, 45, 46, 60, 61, 64, 65, 66—83, 89, 94, 95, 96, 110, 112, 113, 114, 154, 171, 176 Katancid M. P. 42, 78, 91 Katull 90 Kautsky K. 151 Kempis, Thomas von 40, 76 Keäid N. 42 Kidric Fr. 1, 65, 121, 143, 153,156,158,159—162, 163, 164, 165, 166, 171 Kircher Athanasius 40, 99 131 Klaic Vjehoslav 23, 154 Kluge Fr. 72 Ivnezevic P. 42 Komulovid (Comuleus, Komulid) Alexander 38, 46, 48, 63, 86 Konstantin Filozof 109 Konsul s. Consul Kopitar 3, 4, 65, 93, 112, 116, 133, 134, 139, 140, 141, 153, 162 Koroäec Anton 133 Kostrencid Ivan 16, 124, 146—147, 154, 156 Kotnik Franc 87 Kovacic Fran. 151 Krajacevic Nikola (Sar-torius) 26, 128, 129, 154, 171, 173, 174 Krek Janez Ev. 133 Krelj S. 4, 5, 7, 150, 162, 163, 166 Krizanid Jurij (Georgius Crisanius) 24, 46, 47 bis 58, 100, 132, 154 Kukuljevic I. 22, 25, 106, 116, 142, 153, 176 Kumerdej 3 Kunic Raimund 90 Kuripecic 8 Kuzmic Stefan 12? Lamberg (Baron) 100 Lanosovic M. 42 LaSvanin Nikola 43 Laynez 33 Ledesma J. 39 Leiser 166 Leo X. 99 Leo XIII. 116, 118 Leoni Tomaseo 43 Leopold L 103 Leskien A. 58, 65, 66, 93, 168 Levakovic Rafael 40, 48, 60, 76, 107, 108, 110, 111, 117, 154 Linhart Anton 101 Ljubic Sima 176 Loderecker 84 Loesche Georg 158, 163 Lokar L 151 Lopasic 25, 154 Loserth Johann 148, 151, 153 Losius 17 Lovola, Ignatius v. 27, 29, 30, 32 Lucid (Lutii) Joannes 102 Lucic Hanibal 63, 89 Lukrez 90 Luschin 153 Luther M. 1, 2, 3, 4, 8, 9, 17, 19, 25, 30, 44, 56, 71, 122, 129, 150, 158, 162, 169, 170, 173 Macun I. 64 Mahniö Anton 118 Malesevac J. 16 Mali 3 Manlius Joh. 22 Mantuani J. 40 Manutius Aldus 64, 72 Mardarij (Metropolit) 43 Maretic T. 45, 66, 93 Maria Theresia 103 Marn Jos. 149 Marulic Marko 16, 63, 89 Masaryk Thom. Gar. 127, 137 Matijevic Stiepan 61 Matkovid S. J 74, 75 Maximilian, König 11, 12 Megiser Hieronymus 2, 98 Melanchthon 2, 17, 122, 158 Melich Janos 123 Meniates Elias 57 Micalia (Micaglia) Jacob 40, 70, 83, 84, 85, 101 Miklosich, 2, 4, 90, 93, 97, 116, 117, 133, 135, 136, 149 Milcetic I. 45, 110 Miletic L. 58 Milinovic (Erzbischof) 117 Milovec S^. J. 171 Mommsen Theodor 91 Montaigne 4 Morassi 128 Marnavic Ivan Tomko 46, 47, 132, 154 Murko M. 20, 23, 46, 65, 168ff. Nachtigall Rajko 160 Napoleon 101, 104 Natalis D. Lucas 82 Nestor 99 Newton 90 Nikola (Fürst) 117, 118 Nikolaus V. 99 Noväk Arne 127 Novak Josef (Bischof) 115 Novakovid Stojan 41, 60 Oblak Vatroslav 149, 150, 162 Occhi B. 106 Olaus Magnus 48 Olovcic (Plumbeus) fra Nikola 35, 44 Orbini Mauro '76, 97 Ovid 50, 91, 114 Pachenecker Leonhard 3, 175 Palmotid Gjono (Junius) 85, 97, 114 Parcic Dragutin (Carolus) 116 Pastor L. 125 Pastric Jerko 99, 100, 110 Paul V. 74 Paulus (Apostel) 20, 78 Paulus Byzantius 148 Pavel (Diakon) aus Krba- va 61 Pavic E. 42 Pejkic Krsto 40, 59 Pellican 123 Pergosic Ivan 22,172,174 Peter (König von SHS) 137 Peter der Grosse 14, 97, 110 Petretic Peter 24, 26, 154, 169, 171, 174 Petrus von Antivari (Erzbischof) 77 Philipp Landgraf von Hessen 11 ] Pierling P. 47 Pivko Ljudevit 152 Pletersnik M. 150, 169 • Plumbeus v. Olovcic Polango 38 Polivka J. 22 Polovic Ivan 152, 169 Popovic M. 16 : Popovic Pavle 41, 45, 65, 131 Porphyrogenetos Konstantin 134 Posilovic Paul 43, 105 Possevino 48, 54 •• Premrou Miroslav 161 Preradovic Peter 131 Prijatelj Ivan 151, 157, 158, 160 Prohaska Dragutin 41, 42 Quintio Agostino, Bischof 36 Racki 116 Ramovs Fr. 160, 162, 163 Ratkaj Baron 97 Raumer, K. von 71 Ravnikar 3 i Reljkovic A. M. 38, 82, 84 Resti Junius 90 Resetar M. 18, 45, 84, 89, .90 Riceputi F. 103 Ritter-Vitezovic Paul 103 , Rogerius (Kapuziner) 125, 126, 128 Rosa Stjepan 112, 114 Rossolenz 138, 163 Rüpel Mirko 164 Rutski Velamin (ruth. Metropolit) 108 Sannazaro 63 Sartorius s. Krajacevic Schmid Heinrich Felix 158 Schnizlein A. 177 Schnurrer Christian Friedrich 16, 18, 121, 138, 142, 158 Sehling Emil 161 Simonie Franz 175 Sisgoreus Georgius 98 Skorina 13 Slomäek Anton Martin 149 Smotrickij Meletij 110, 111, 113 Sommervogel Carlos 176 Sovic Mate 110-114 Spangenberg 7 Sreznevskij 116 Stadler (Erzbischof) 118 Stanislavov Filip 40, 58 Stapleton 161 Starcevic Ante 137 Starcevic S. 82 Stay (Stojkovic) Benedikt 90 Steklasa Ivan 151 Stojanovic Ljubomir 137 Stojkovic Marijan 27, 38, 39, 66, 82, 96 Strohal Rudolf 172 Strossmayer J. J. 57, 58, 116, 122, 137 Stulli 101, 102 Svetokriski Janez (Johannes Bapt. a Sancta Cruce) 125, 128 Symeon Car 124 Svmonds John A. 131 Säfarik J. P. 89, 110, 112, 116, 134, 141, 142,176 SlSic Ferdo 155 Skaric Ivan M. 78 Skrabec Stan. 4, 149 Smid Walter 162 Smurlo S. 112 Srepel Milivoj 64, 72 Strekelj Karl 83, 87 Surmin 41 Tanzlinger-Zanotti Ivan 63, 89, 105 Temperica Marin 32 Teodorov A. 58, 59 Terlecki Methodius (ruth. Bischof) 108, 109, 110 Theokrit 90 Tiffernus Michael 121 Tkalciö I. 116 Travesogni Giovanni Antonio 43 Tripkovic Anton (Bischof) 114 Trubar Primus 1, 4—12, 14—16, 20, 21, 77, 119, 120—123, 139—141, 144, 145, 146, 149, 151, 152,156,157,159—166, 169, 170, 172, 176—178 Truhelka Ciro 62 Uhland 122 Ungnad Christoph 20 Ungnad Hans 12, 14, 16, 17, 19, 20, 29, 120, 121, 122, 124, 139, 144, 146, 152, 154, 157, 161, 177, 178 Ungnad Hans Ludwig 177 Urban VIII. 25, 28, 29, 43, 48, 77, 79, 81, 96 Urlic g. 45 Vajs Josef 118 Valjavec Matija 150 Valvasor 138, 164 Verböczy 22 Vergerius P. P. 4, 5, 10, 120, 121, 139, 161 Vergil 89, 90, 114 Vernkoviö Vincenz 18 Vidic Fr. 150 Vladimire viö L. 43 VIcek Jaroslav 127 Vodnik (Drechsler) Bran- ko 40, 41 Vodnik Valentin 101 Voltiggi 82, 101, 102, Vorenc Gregor 161 Vramec Ant. 23, 24, 169, 172—174 Vrancic (Verantius) Faust 15, 63, 84, 95 Waidenberg V. 48, 54, 55 Zamanja (Zamagna) B. 90 Zanotti s. Tanzlinger Zavoreus Dominicus 97 Zborovcic B. 105 Zlatovic St. 35 Zmajevic Matija 110 Zmajevic Vinko 111, 114, 115 Zois Baron Ziga 140 Zoranic Peter 63, 89, 97 Zrinska Katharina 171, 172 Zrinski Georg III. 21, 22, 172 Zrinski Georg der Jung. 25 Zrinski Nikola 20, 171 Zrinski Peter (Banus) 56 yr* tu. if