Freytag den 28. April 1626. Kaiser Alexanders Reise in die Krimm, seine Krankheit und sein Tod. ^ie letztern Lebenstage eines großen Monarchen, wie nen wird, dürfen der Kunde seiner Zeitgenossen nicht entzogen werben. Kaum von einer Reise nach Neutscher. lask und in die Provinz der donischen Kosaken noch Taganrog zurückgekommen, trat der verewigte Monarch zu Anf"ig deS Novembers, fast emen Monath vor seinem Tode, «ine zweyte Reise in die Krimm an. Sie war die letzte, die er überhaupt unternahm, und wurde, leider! zum Unglücke seiner Völker, auch die mittelbar« Ursache seiner todtlichen Krankheit. Wir theilen hier einigt Berichte glaubwürdig" Augenzeugen mit, die bis j«ht nicht allgemein bekannt worden sind. Nureine Woche vor des Kaisers Ankunft in Eympheropol, ward Her, von Naryschlin, Civil.Gouverneur desGouver. Nements Taurien (der Halbinsel Krimm) von dem in Taaanrog befindlichen General - Gouverneur der neurus-slschen Ps0"i»zen, Grafen von Woronzow, ofsiciell von des Monarch?" Vorsatz, di, Halbinsel zu besuchen, in Kenntniß gesetzt, um auf den Poststationen, der er-lassen«.' Marschroute zu Folge, fär die zum GefolgedeS Kais'ls gehörigen neun Caleschen und «ine Britsche, n^hig"i58 Pferde in Bereitschaft zu sehen. Wege und Witterung waren schön, und der Kaiser langte am be-stimmte" Tage, den 5. November, mit untergehender Sonne in Symvhecovol, dem Regierungssitze der Halb. ins«l an. Nachdem er, wie er es immer auf seinen Reisen beobachtete, wenn er irgend wo vor Mitternacht eintraf, vorher inder Kirche gewesen, stieg er indaszu feinem Quartier« bestimmte, vom Divisions Oenerase lldom bewohnteHaus ab, wohin ihn fast die ganze Be» völkerung von Sympheropol, die ihn schon bey der Kir. che und bey der Einfahrt zur Stadt erwartet hatte, geleitet«. Da der Kaiser in Sympheropol nur übernach« ten wollte, und am nächsten Morgen 2n die Küste iu gehen bestimmt hatte, so war keine Red« von förmlicher Präsentation der Beamten. Die mit dem Gouverneure in der Kirche Versammelten sahen ihn t5"', wie das übrige Publicum, eine gute Viertelstunde. Nachdem der Kaiser zu seinem Nachtquartiere von dem Gouverneure geleitet, mit diesem sich 3)4 Stunden unterhalten hat. te, entließ er ihn, um einige Minuten dem Generale Udom und feiner Familie zu schenken, die «r vor sich kommen ließ, um sie ju begrüßen. Daraufließ er sich im Hofe die für ihn zum Bereifen der Küste bestimm.' ten Pferde vorführen, die einem früher deßhelb eing». Zangenen Befehlegemüßgegenwärtig waren, damit ersi» selbst prüfen könnte, woraufdenn die von ihm bezeichneten sogleich abgefertigt wurden, um an der Küste zum fol. genden Tage in Bereitschaft zu.seyn. Darauf wurden noch mehrer« Personen, die d,«Kaiser zu sprechen wünsch, ten, nachdem der Chef seines Generalstabes, Baron Diebitsch, sie gemeldet, einzeln vorgelassen, nahment. lich der vormahlig« Civil'Gouverneur der Krimm, Pe-rowsky, der Gouvernements. Adelsmarschal! Filatjew , die Generalinn Buchholz ic.; nur dem gewesenen Vice« Gouverneur d,r Krimm , Hrn. v. K*"> wurde die mehr« wahlz erbelhene Audienz beharrlich verweigert. Der Abend und die Nacht waren schön, die Stadt und die -^ 66 —__ Umgegend erleuchtet. Alles, was di« Hauser verlassen konnte, war in Bewegung, des Kaisers Wohnung bis Mitternacht von Leuten aller Stände umlagert, auf die er von Zeit zu Zeit, von dem offenstehenden Fenster die Gardine wegziehend, herabblickte. Den andern Mor» gen hörte der Kaiser noch einige Personen, die ihm Bittschriften übergaben, an, fuhr um 7 Uhr zur Kirche., und von dort, durch das Valayrthal zur Sübküste, wo, hin der im vorigen Sommer neu errichtet« Fahrweg fast bis Aluschsa (einem fetzt zur Stadt erhobenen Tartaren, dorfe) führt. Wegen einer über eine Schlucht führenden unvollendeten Brücke, mußte der Kaiser einige Werste, zu Pferde machen, AM bis zum genannten L)rte, vier» zig Werste von OiMpheropel, zu gelangen. Außer seinem gewöhnlichen Gefolge, Zem General Diebitsch, iem Leibarzt« Wylie und,Wagenm«ister Solomta, hatte der Kaiser den Generalmajor Balatukar (einen einge-bornen Tartaren, Kaja-Bey genannt), und einen Dolmetscher zur Begleitung. Gegen Abend.ttaf er auf dem Landsitze des Grafen Woronzow.in Hursuf ein,,wo letzterer, der einige Tage früher.hingegangen war, um das Nöthig« zum Empfange des Kaisers vorzubereiten. Ihn empfing, eine kleine halbe Stunde unterhielt, und als der Kaiser sich mit seinem Gefolge Hum Essen setzte, das der Graf hatte bereiten,lassen, verließ, um so weiter vor. an zu gehen, uno^um folgenden Kage in Alupka gleiche Veranstaltungen zu treffen. Eine MM Grafen veranstaltete Illumination erhellte die schöne Gegend um Hur, fuf weit umher. Auf seine Empfehlung erhielt einer von den vornehmstenöandbewohnern (Hussein) den Ober« Ofsiciersrang, und der .oben genannte kaiserliche Dol« metscher, Emir.Salik, bas Annentreuz dritter Classe. Der Kaiser übernachtete,in Hursuf, und traf den folgenden Tag in Nikita, auch "inem Tartaren-Dorfe, ein, berühmt durch den hier auf kaiserliche Kosten im Jahre »6» z, vom damahligen General »Gouverneur .der Krimm, Herzog von Richelieu,,angelegten öffentlichen Regierungsgarten, i'etzt der Nikitinfche genannt, und unstreitig der erste groß« Garten auf der Halbinsel. Die Witterung war um diese Zeit in der Krimm noch so außerordentlich milde, baß, als der Kaiser am Morgen in Nitita eintraf, er schon nach ia Uhr der Hitze we, gen nicht viel mehr denn eine Stunde umher gehen konnte, obgl«ich ihn der schöne Garten interessirte, vor« zugkch fesselten mehrere Gewächs«, wie bie Korkeiche, der neuseeländische Flachs, die im Freyen stehenden Die noch mit voUenRosen bedecklenRoseiigebüsche brachten ihn meh. rere Mahle zu dem Ausrufe: „Ach, wenn meine Mutter dasschenSnnte.!« Von dem ihm in Nikita angebothene,» ,Ar.ühstücke nahm er nureinig« Erdbeeren an. Die Haupt» abftcht des Kaisers.bey dieserKüstem-eife war, ein seit zwey Jahren im Besitz« deö Grafen Kuschelew . Besborodko sich befindendes Landstück, Urjanda genannt, „ahe bey Alupka gelegen , selbst in Augenschein zu nehmen, es näher zu untersuchen, und würde er dessen, ihm vom Grafen Woronzow gepriesenen Annehmlichkeiten seinem Geschmacke entsprechend sinden,e3,sich,abtreten zu lassen. ES besteht aus 2ao Desätinen ^), mit schönen Bäumen dieser Gegend besetzten Landes, hat Wasser und mannig» faltige ,pinoreske Ansichten. Nachdem der Kaiser meh. rere Stunden in Urianda zugebracht, undes hinlang, lich untersucht hatte, nahn, er den Antrag deS Grafen Kuschelew, den der Grafvorläufig Von dieser Absichtun, terrichtet hatte, und der dem Kaiser,seine Besitzung schrift« lich antrug, indem er es ganz dem Willen Sr. Maj«. stät übetließ, ihm an derselben Küste ein Äquivalent zu geben, wo^u auch schon Veranstaltungen getroffen worden, ,an. Wäre nicht nach wenig Woche» das größte Unglück, der Tod des Kaisers eingetroffen, hatte man in kurzen zu Urjanda einen kaiserlichen,Lustgarten und ein Schloß entstehen sehen. An demselben Tage beauftragte der Kaiser den Architekt Elson, .einen Zögling der hiesigen Akademie der Künste, .der schon über «in Jahr in der Krimm ist, um für den Grafen Woronzow und den Gouverneur Naryschkin auf ihren.Lände«yen an 0«« Küste, in Myschore und Alupka Gebäude im Moresken« Style aufzuführen, .ihm eme„ Plan fürdie in Urjanda zu unternehmenden Bauten ,zu entwe-rfen, nachdem er ihm in eigenhändigen schriftlichen Angaben bestimmt hatte, zu welchen Zwecken,jedes Gebäude wäre, il' welcher Ausdehnung,und Eintheilung er es verlangte. Derdurch fein« naturhisiorischen und archäologischen Forschungen bekannte Herr von Stewe», sollte die Ober-Inspectio« über die dort zu machenden neuen Gartenanlagen füh- «) Die russische Desätme enthält einen Flächenraum vo,. 2^00 Faden. -------. 67 <^- reu, ein gewisser de Serres, wurde bey den aufzuführenden Bauten als eine An Uitter-Direclor ange-stellr. Nach der schriftlichen eigenhändigen Andeutung des Kaisers sollten im neu aufzuführenden Pallaste Zimmer für ihn, die Kaiserin», Elisabeth, den Chef seines Generalstabes, seine" Leibarzt Wylie^ .und für die Hofdamen der Kaiserinn seyn. Hätte die Vor,se-bung diesen Plan des Kaisers nicht.durch den schreck« Uchen Schlag so plötzlich,v.'rnichtet, Mas hätt« .5a nicht bald die ganze Südküste der Halbinsel für ein neues, vielseitig umgestaltetesLeben gewolmen. Es hätten sich immer mehr begüterte Laxdeigenrhümtr hin gedrängt, eine dichte Reihe schöner Land. und Gartenhäuser wär« entstanden, nur wäre,von Seite Hitser neuen Landbe» wohntr auch mehr Thätigkeitfür.die Cultur deS Bodens/ für die Erzeugung der Lebensbedürfnisse zu wünfchenge' Wesen, sonst hätte dieser Mangel die Annehmlichkeit des Aufeltthallü fthr gemindert. Wirklich stiegen in diesem Herbste, bey so günstigen Tonjuncruren für die nächste Zu» tunfl, die culturfahigen Ländereyen zu außercrdentlich hohen Preisen. Land, welches.vor fünfIahren für.H/0Qo Nubel zll haben wai-, wurde jetzt wil ia,«oo und 20,000 Ruhel bezahlt.— Noch am Abend« des 7. Nyuembers.kam der Kaiser nach Alupka, nachdem er ^uvor^ufdem Weg« die jetzt ganz in der Krimm wähnende Fmstmn Golützin, in ihrem Landhause zu Choreis, b,esucht,hatte. Erüber^ nachtete hier. Der.obenenvähnte Hr. v. .Stewen ethielt hier den St. Anneni>Oroen zweyter Classe, die Gemahl linn seines Gehülfen, des.Capitäns Hartwig, und ihre Schwester, welche Damen ihm ein Frühstück in Nikita dargebracht hatten, .jede ein Fermoir. Der Graf Wo» ronzow verließ hier den Kaiser, um zurück zugehen. Se. Majestät setzten den.andern Tag ihren Weg längs der Küste fort, gingen bey CaspiHber das Gebirge, besahen in Balaclawa das griechische Bataillon/ nahmenein« einfache Mahlzeit,im Hause -des dortigen Obersten Re-veillot an, machten von dort schon in. der Dunkelheit einen Abstecher zum Kloster des Heiligen Georg, und lomen gegen 9 Uhr AbDks in Sewastopol.an. Hi«r besah er am g. Morgens die Gebäude Her Admiralität, die Hofspnaler, die. Truppen der Marine, sah ein Schiff von Stap,l laufen, und kam «rst bey Anbruch der Nacht zum Mntagsessen wieder, wozu er alle Ge« veralt unli Officiere zog, sich der schönen Witterung freuend, welche erlaubte, auch m der Nacht bey offenen .Fenstern zu Meisen. Am folgenden Morgen besah der Hais« ,die Festungswette ;von Sewastopol, und reiste nach Büttschisaray,,wo er Miilagötasel hielc, nachdem er M,l Hen tanarischen Mursen in Masse eingehohlt Morden ^var. Den Z^achmNiag Zerbracht« Er mit Arbeiten., .und lließ .sich.durch nichts stören. Am andern Morgen nahm man !ln gewissen Iahrszei« t«n und an gewissen Ort'e verfaulen bey weitem schnullt?, als wemi ma> sie zu einer andern Zeit fallt. Diese Bemerkung ist auf alle Bäume anwendbar, die in Ostindien und in allen englischen Colonien Süd - Amerika's wachsen, und die von verschiedenen Gattungen, so wie immer grün sind. Darum fallt man sie immer such nur im ersten und letz« ten Mondesviercel, meim man sie zu Bauholz verwenden will. Der Saft steigt wahrend des Vollmondes immer bis zum Gipfel, Und sinkt wieder, sobald dieser Planet verschwindet. M i 6 c e l l e n. Iü Metz halt der Professor Bergery Vorlesungen über die Geometrie, in ihrer Amvendung auf Künste und Gewerbe, und zahlreiche, Zuhörer > worunter an 2ao Handwerker, besuchen dieß Cvllegium» Mit welchem Fleiße die. le.tztern es thun, kann man aus folgender Thatsache.«tsehm. Der Professor beschrieb ein Instr,,. ment, Tlisector genannt, mit welchem man eben so leicht das Drittel eines Winkel«! missen., ^als mit einem Win, kelmaße einen rechte,, Winkel zeichnen rann;, er machte aber darauf aufmerksam, daß das Instlument, in feiner dermahligen Beschaffenheit, bey sehr stumpfen oder sehr spitzigen Winkeln nicht angewendet werden könne. Diese Bemerkung war hinreichend, um mehrere der zuhören« den Handwerker zu, dem Versuche zu veranlassen, das Instrument zu vervolttommiien, und einige TMe darauf wurden d«m Professor sieben verschiedene Tiisecioren vorgelegt. Davon biethen VervollkommungeN'.dar'. sic sind von ei>,em Tischler, einem Zimmermanu und eiuem Spiegelschleifer ange« fertigt. Mit dem Trisector der letztern,kann, man sogar ganz genau das. Neuntel und den sieben unb zwanzig» sten Theil eines Winkels abmessen. Wie nützlich sind solche Vorlesungen für solche Zichörer! Ein aeivisser Hr. Williams, Artillerie-Major m Quebeck, hat während deS letzten strenge,, Wiiners in Canada mertwindigeVersuche über die auödehnendeKraft des gefrornen Wassers angestellt; unter andern, um diese Kraft zu bestimme«/ bediente er sich einer gewöhn« lichen Bombe von folgender Größe und Dicke : im ' äußern Durchmesser halte sie ,2 2i3Zolz, im innern Durchmesser 9 iji2 Zoll, im Durchnn'sscr des Lochs des Branders i 1^2 Zoll, bis Dicke desMnaNs öe^mLo» che des Brandes betrug i »!2 Zoll und auf d,r ent« gegengesetzten Seile 2 1^6 Zoll. — Diese Bombe füllt» er inwendig mit Wasser, verschloß das Loch der Züud» ruthe mit einem eiserntn Zapfen, und setzte die Bombt dem Froste aue, um zu versuchen, ob das WoGr, wenn es inwendig gtftoren wäre, die Kraft hatte, die Bombe zu zersprengen. Jener Zapfen, der mir alle, Gewalt hinem getrieben worden war, wurde blüd vo» dem Eis heraus gesprengt, und zugleich stieg aus der Öffnung ein Eiscylinder von einer betrachtlichen Läng« «nipor. Wenn'Mr der Zapfen mit eisernen Bandern 'so'befestigt wurde, daß ,r nicht heraus getrieben wer« den konnte, so jerplatzte die Bombe gänzlich.— Dies« Beobachtung»» zeigen die erstaunliche Gewatt des Was, fers, wenn es auf dem Punct ist zu gefrier«,,; eine Gewalt, die beynahe jedem Widerstand trotzt. Sollte aber dieser so groß seyn, daß die ausdehnende Kraft des Nassers ihn nicht überwältigen könnte, so laßt sich annehmen, daß' dann dai Gefrieren nicht erfolgen kann iwd das Wasser'fl'üssig bleibt, 't>ie Kälte msg noch so groß seyn. Jene Kraft äußert sich auch durch das Her. ausfpringen des Zapfens, der 2 5j8 Pfund schwer, in tiner Entfernung von 4i5 Filsi niederfiel.— Ein Versuch, der mit einer kupfernen Kugel, die das gefrie. rende Wasser zersprengte, Mgesiellt wurde, zeigte, daß dii Gewalt vesftkben dervon 27,7^6Hfu!,d g'leich kam. Auflösung dis LogVgryptzö in Nr. »5: Schal l>'H all. Gedruilt bey'IqAaz Nloys Edlen vön Kl^inmayr. .^ M^ 'l tz4^ chL '-^< '^' i, i^v. ,^