r In dieser Niimmor: Neuer Bischof von Lydenburg Mission und Jugend Mai/Juni 1956 49. Jahrgang - Heft 3 Zeitschrift der Missionäre Söhne des Hist. Herzens Jesu m r 's STERIN DER NEGER Zweimonatsschrift Mai/ Juni 1956 INHALT Lydenburg erhält neuen Bischof ... 50 Südafrika: Groteske Rassenpolitik . . 50 Neues Arbeitsfeld in den USA .... 51 Mission und Schule................... 52 Kampf um die Missionsschulen .... 58 P. Karl Fischer: Rassenschranke in Südafrika ......... 59 P. Otto Heinrich: Erinnerungen ........................ 61 Br. Xaver Dorn: Neue Missionsstation................. 65 P. Anton Kühner: Ritt ins Gebirge..................... 66 Ingeborg Schmid: Auf Besuch in Pozuzo................. 68 Maria Lichtenegger................... 71 Mit Ordensberufen reich gesegnet . . 71 Kinder opfern für Kinder............. 72 Hier spricht Baba Omuschle, 3. Umschlags. Titelbild Erzbischof Petrus Doi von Tokio spendet in der Ignatiuskirche Studenten der Sophiauniversität das Sakrament der Firmung. Zur Rechten des Erzbischofs P. Oisumi SJ, der Rektor der Universität, zur Linken P. Bosch SJ, der Studentenseelsorger. Bestellung Deutschland: Missionshaus Josefstal (14a) Ellwangen/Jagst (Württemberg) Österreich: Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Jährlicher Bezugspreis DM 2.50 - S 12 - 300 Lire Einzahlung Deutschland: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 86211 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland bei Brixen Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionäre Söhne des Heiligsten Herzens Jesu Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung P. Edmund Schümm, Josefstal Druck Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern V._______________________________________J Lallt die Kinder zu mir kommen Einst „brachte man Kinder zu Jesus, daß er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute, die sie brachten, zurück. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret es ihnen nicht. Denn für solche ist das Himmelreich. Dann umarmte er sie, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.“ Die Jünger meinten es ja gewiß gut mit ihrem geliebten Meister. Sie wollten verhindern, daß er auf gehalten und belästigt würde von den zudringlichen Müttern und ihren Kindern. Sie hatten Jesus noch lange nicht verstanden. Für ihn waren diese Kinder mit ihrer Arglosigkeit und ihrem munteren Wesen eine Erholung von der Wichtigtuerei, Schwerhörigkeit, Heuchelei und heimlichen Feindschaft, die er bei den Großen so oft festst eilen mußte. Ein Bild, an dem man sich nicht satt sehen kann: Jesus, der Gottessohn, schließt Kinder in seine Arme, freut sich mit ihnen, hört sie an, hat sie gern. Die Jünger werden sich den Fadel gemerkt haben. Und sicher haben sie später als Apostel mit besonderer Freude Kinder zum Glauben an Jesus geführt. Das ist auch eine der wichtigsten und schönsten Aufgaben der Kirche, in den Herzen der Kinder und Jugendlichen das Licht des Glaubens zu entzünden und das Gnadenleben zu pflegen, damit sie zum „Vollalter Christi“ heranwachsen können. Da treten vor unsere Augen die zahllosen Kinder in den Missionsländern, die ungetauften und die getauften, und wir sehen, wie ein lautloser Kampf um ihre Seele, ihnen selbst kaum bewußt, geführt wird. Nicht nur echte Kinderfreunde sind am Werk, sondern auch falsche, die verhindern wollen, daß Jesus und die Kinder, die doch zusammengehören, sich finden; Säleute, die in Wort und Schrift und Bild Unkrautsamen in den empfänglichen Acker der Kinderherzen streuen. Wie bei uns daheim, ist es auch in den Missionsländern von höchster Bedeutung, wie der Geist der Schule und ihrer Lehrer ist, durch die die jungen Menschen die für das ganze Leben entscheidende Formung erhalten. Deswegen legt die Kirche höchsten Wert auf ein gut ausgebautes und hochstehendes Missionsschulwesen und scheut auch größte finanzielle Opfer nicht. Hierin ist sie freilich auf das Verständnis und die Opferfreudigkeit der christlichen Heimat angewiesen. Exz. Anton Reiterer MFSC, der neue Bischof der Diözese Lydenburg Missionsdiözese Lydenburg erhält neuen Bischof Am 11. März, dem Sonntag Lätare, erreichte uns die frohe Nachricht, daß der Heilige Vater unsern Mitbruder P. Anton R e i t e r e r zum neuen Oberhirten der Diözese Lydenburg in Südafrika ernannt hat. Bischof Reiferer wird damit Nachfolger des im vergangenen Jahre im besten Mannesalter verstorbenen Bischofs Johannes Riegler. Exz. Anton Reiferer stammt aus Hafling in Südtirol, wo er am 25. Februar 1908 geboren wurde. Da er Heidenmissionar werden wollte, trat er in unser Herz-Jesu-Missionshaus in Milland ein und besuchte zunächst in Brixen, dann in Graz das Gymnasium. Nach dem zweijährigen Noviziat in Milland machte er am Priesterseminar in Brixen die philosophischen und theologischen Studien und wurde hier am 29. Juni 1953 zum Priester geweiht. 1935 sandten ihn seine Obern in die südafrikanische Mission, wo er seitdem an verschiedenen Orten als Missionar und Seelsorger unter Schwarzen und Weißen wirkte. 1950 wurde ihm die Betreuung der weißen Katholiken der Stadt Witbank übertragen. Hier erbaute er eine große Pfarrkirche, die seit der Verlegung des Bischofssitzes von Lydenburg nach Witbank (April 1955) als Bischofskirche dient. Von 1949 bis 1955 war er Superior unserer südafrikanischen Mitbrüder. In dieser Eigenschaft nahm er im August 1955 am Generalkapitel der Kongregation in Josefstal bei Ellwangen teil. Die Diözese Lydenburg hat ungefähr die Größe Bayerns. Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus etwa 95 000 Weißen, zumeist Buren und Engländern, und 700 000 Schwarzen, die verschiedenen Stämmen angehören. Dem Bischof stehen für die Betreuung der etwa 10 000 Katholiken und zur Missionierung der Heiden 25 Patres und 21 Brüder aus unserer Kongregation (auf 16 Missionsstationen), drei junge Weltpriester (zwei weiße, ein schwarzer) und zwölf irische Franziskaner zur Verfügung, welch letztere im Süden des Bistums arbeiten. Die großen Schwierigkeiten der Missionsarbeit ergeben sich vor allem aus der scharfen, von der Regierung durchgeführten Rassentrennung und aus deren Schulpolitik, aus der Unzahl von Sekten und aus der Erschwerung der Einwanderung von katholischen Missionaren. Wir wünschen dem neuen Oberhirten, daß er trotz dieser und anderer Schwierigkeiten im Verein mit seinen unverdrossenen Mitstreitern das Werk seiner Vorgänger erfolgreich fortsetzen und recht viele Jahre den Hirtenstab führen könne. An seinem Weihetag, dem Fest Christi Himmelfahrt (10. Mai), wollen wir mit ihm betend verbunden sein. Südafrika: Groteske Rassenpolitik Der Ministerpräsident der Südafrikanischen Union, Johannes Strijdom, läßt sich in der Weiterführung seiner Rassenpolitik nicht beirren. Die Umsiedlungsaktion geht weiter. Außerdem wurde in den letzten Monaten des vergangenen Jahres eine strenge Klassifizierung aller „Farbigen" (wie alle Nichteuropäer, die nicht „Schwarze“ sind, also Inder, Malayen und Mischlinge aller Schattierungen, genannt werden) vorgenommen, mit Vermessung der Kopfform, Bestimmung der Hautfarbennuance usw. Jeder „Farbige" hat daraufhin eine Registrierkarte erhalten, auf der seine Rassenqualität durch eine Zahl fixiert ist. Ehen dürfen in Zukunft nur mit Vorlage dieser Registrierkarte nebst Angabe der Registriernummern aller vier Elternteile geschlossen werden. -— Erzbischof Hurley von Durban äußerte sich in einer Stellungnahme zur Rassenpolitik der Regierung, daß jeder Mensch an den Rechten festhalten müsse, die keine irdische Autorität ihm nehmen könne. Zu diesen Rechten gehören die Rechte auf Leben, Gottesdienst, Ehe, Erziehung, Freizügigkeit, Arbeit und Eigentum. „Wenn man von oberster Macht des Parlaments spricht und damit meint, das Parlament könne über diese fundamentalen Menschenrechte Gesetze erlassen, wie es ihm passe, so müssen wir darauf antworten, daß eine solche Macht unmoralisch ist. Das Parlament ist durch das Sittengesetz ebenso gebunden wie der Einzelne.“ Vor der Abreise auf dem Ellwanger Bahnhof. Von links nach rechts: P. Eduard Weiß, Rektor in Josefstal, P. Konrad Lohr, Bürgermeister Lechner, Bruder des P. Generals, P. Gebhard Schmid, P. General Richard Lechner, P. Alois Rädlinger. Foto Zirlik Neues Arbeitsfeld unserer Kongregation: Negerseelsorge in den Vereinigten Staaten 1923 erhielt unsere Kongregation das Gebiet der heutigen Missionsdiözese Ly-denburg zur Missionierung übertragen. 1938 übernahm sie in Peru, Südamerika, wegen des dort herrschenden großen Priestermangels Seelsorgsarbeit in der Diözese Huanuco und 1952 auch in der Erzdiözese Lima. Und nun trafen vor wenigen Wochen im Staate Tennesee in den USA P. General Richard Lechner und die beiden Patres Konrad Lohr und Gebhard Schmid ein, um zwei Negerpfarreien zu übernehmen. Schon seit Jahren war es unser Bestreben, in Nordamerika Fuß zu fassen. Bei seiner Amerikareise im vergangenen Jahr konnte P. Adolf Stadtmüller mit Bischof William L. Adrian von Nashville im Staate Tennesee Verbindung aufnehmen. Als Ergebnis der Verhandlungen zwischen dem Bischof und P. General werden wir nun die Negerpfarrei St. Anton in Memphis mit 300 Seelen und die Negerpfarrei St. Josef in Jackson (mit über 100 Seelen) übernehmen. Memphis, eine Stadt mit etwa 400 000 Einwohnern, ist die Hochburg der Baptisten. Es gibt hier 500 Kirchen, von denen 25 katholisch sind. Die Pfarrei St. Anton umfaßt die Neger der nördlichen Stadthälfte und des angrenzenden Landes. Kirche, Schule, Pfarrhaus und Schwesternkonvent sind vorhanden — auch in Jackson — und befinden sich in sehr gutem Zustand. An der Schule wirken sechs weiße Lehrschwestern, die täglich von ihrem entfernten Konvent mit dem Auto geholt und dorthin zurückgebracht werden müssen. Die geringe Seelenzahl darf nicht über die außerordentlichen Schwierigkeiten hinwegtäuschen, die unsere Patres vorfinden. In Memphis sollen als Folge der Stadtplanung schon in zwei Jahren Kirche, Schule und Pfarrhaus dem Erdboden gleichgemacht und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Der Gegensatz zwischen Weiß und Schwarz erfordert große Klugheit und bringt bedeutende persönliche Opfer mit sich. Der Lebensstandard der Neger ist dem der Weißen ziemlich angeglichen. Das Klima ist sehr heiß; Schnee kennt man kaum. P. General urteilt, daß die Arbeit hier noch schwieriger ist als in Südafrika. P. General bestimmte für die Übernahme der beiden Pfarreien die Patres Konr. Lohr und Gebhard Schmid. P. Lohr stammt aus Kinding, Kreis Eichstätt. 1947 wurde er in Bamberg zum Priester geweiht und wirkte von 1949 an in Peru, das er aber 1953 gesundheitshalber wieder verlassen mußte. P. Gebhard Schmid aus Unterschneidheim, Krs. Aalen, wurde 1955 ebenfalls in Bamberg zum Priester geweiht. Sein Bruder P. Xaver versieht seit zehn Jahren die Pfarrei Neuses bei Bad Mergentheim. Tag der Abreise unserer drei Mitbrüder war der 20. März. Morgens um 7.30 Uhr beten sie in der Hauskapelle von Josefstal den kirchlichen Reisesegen. Dann drückten wir ihnen an der Klosterpforte zum Abschied herzlich die Hand. Von Ellwangen fuhren sie mit der Bahn nach Frankfurt. Hier bestiegen sie um 21.30 Uhr das Flugzeug. Nach einem ruhigen, traumhaft schönen Flug bei Mondenschein und Nordlicht trafen sie in der Frühe des nächsten Tages um 6.30 Uhr amerikanischer — 12.30 Uhr mitteleuropäischer — Zeit auf dem Flughafen von New York ein. Von hier ging es weiter nach Memphis. Zunächst wird nur die Pfarrei in Memphis übernommen und von P. General versehen, bis die beiden andern Patres die Sprache genügend beherrschen. P. General wird dann zu unsern Mitbrüdern nach Peru Weiterreisen und im Herbst seinen Rückweg nach Europa über Memphis nehmen. Unsere Leser dürfen wir um ihre Gebetshilfe für diese neue Aufgabe unserer Kongregation bitten. Mission und Schule Das katholische Schulwesen in den Missionen ist von größter Bedeutung für die Ausbreitung und Vertiefung des Glaubens. Durch die Schulen — in denen nicht nur Religionsunterricht, sondern auch alle anderen Fächer gelehrt werden — kommen die Heiden mit dem katholischen Glauben in Berührung, lernen ihn schätzen und lieben und können sich für ihn entscheiden. Das katholische Missionsschulwesen, vom Kindergarten über alle Schularten bis zu den Universitäten, ist ein Ruhmesblatt der Kirche. Viele Staaten anerkennen seinen Wert; andere haben wenig Verständnis oder suchen unsere Missionsschulen gar zu unterdrücken, indem sie etwa den an diesen Schulen abgelegten Prüfungen die staatliche Anerkennung versagen oder die finanziellen Zuschüsse verweigern. Die Mission hat aber ein Anrecht auf Unterstützung ihrer Schulden durch den Staat; nimmt sie ihm doch einen großen Teil der Auslagen für die Unterhaltung der Schulen ab. Auch liefert sie ihm Bürger, die nicht nur gut unterrichtet, sondern auch gut erzogen sind. Der folgende kurze Streifzug durch einige wichtige Missionsländer in Asien und Afrika möchte dem Leser die großen Erfolge, aber auch die vielfältigen Probleme und Schwierigkeiten der Missionsschulen vor Augen führen. Japan An Weihnachten des vergangenen Jahres wurden in Tokio an der berühmten von Jesuiten geleiteten Sophia-Universität 45 Studenten getauft. Damit befinden sich unter den 2128 Studierenden dieser Lehranstalt 729 Katholiken —• ein sehr hoher Prozentsatz, wenn man bedenkt, daß Japan nur 230 000 Katholiken, die Katechumenen eingerechnet, zählt. Von den 139 Professoren gehören 45 dem Jesuitenorden an, von den Laienprofessoren sind 33 katholisch. Im ganzen gibt es in Japan unter katholischer Leitung sechs Universitäten, 69 höhere, 73 Mittel-, 44 Volksschulen und 268 Kin- Buben und Mädchen verlassen die Schule der spanischen „Dienerinnen des Heiligsten Herzens“ in Kamakura, südlich Tokio. Sie werden von ihren Angehörigen abgeholt, wobei die üblichen japanischen Höflichkeitsbezeigungen ausgetauscht werden. dergärten. Diese Schulen werden von zusammen 100 000 Schülern besucht, von denen zehn Prozent katholisch sind. In Miyazaki gründeten die Salesianer eine höhere Handelsschule, die gut besucht ist. Uber 100 Hörer ließen sich ein-schreiben. Kurse in Religion nehmen einen bevorzugten Platz ein und werden von allen Studenten mit Interesse besucht. Formosa Auf dieser großen, dem chinesischen Festland vorgelagerten Insel mit seinen acht Millionen Einwohnern hat vor wenigen Jahren eine mächtige Bekehrungsbewegung eingesetzt. 1949 zählte man hier erst 300 Katholiken, jetzt sind es schon 35 000, worunter sich allerdings zahlreiche Flüchtlinge aus Rotchina befinden. Von den 5000 Studierenden der Landesuniversität Taipeh sind 230 katholisch. Im Lauf des letzten Schuljahres empfingen 60 Studenten die Taufe. Die steigende Zunahme der Bekehrungen unter der studierenden Jugend ist von großer Bedeutung nicht nur für Formosa selbst, sondern auch für das chinesische Festland. Stammen doch viele der Neubekehrten von dort und hoffen, einst dorthin zurückkehren zu können. Die Jesuiten haben ein Heim für Studenten, die Benediktiner ein solches für Studentinnen eröffnet. Birma Der raschen Entwicklung des Schulwesens seit der staatlichen Unabhängigkeit des Landes steht eine wachsende Disziplinlosigkeit und ein der Schule abgewandtes Treiben der Schüler an den Staatsschulen gegenüber. Daher rührt das große Ansehen, dessen sich die Missionsschulen bei ernsthaften, auf die Zukunft ihrer Kinder bedachten Eltern erfreuen. Die Universität ist bei diesem Mangel an Disziplin genötigt, bei der Aufnahme eine strenge Siebaktion vorzunehmen. Katholische höhere Schulen bringen verhältnismäßig viel mehr Schüler an die Universität als die staatlichen Schulen. Die Kommunisten tun alles, um die Studentenverbände an der Universität Rangun mehr und mehr in ihre Hände zu bekommen und versuchen audi, auf die Missionsschulen Einfluß zu gewinnen. Indien In Indien ist das Missionsschulwesen hervorragend ausgebaut und erfreut sich größter Wertschätzung. Es bestehen unter kirchlicher Leitung 53 Universitätskollegien mit 32 000 Studenten, davon 8340 Katholiken. Im ganzen besuchen in Indien eine Million Schüler katholische Schulen. 60 Prozent dieser Schüler sind katholisch. Ägypten Trotz der zahlreichen Staatsschulen und ihres kostenlosen Unterrichts nimmt der Zugang zu den katholischen Privatschulen ständig zu. Nach dem Willen der Regierung sind die Schüler aller Schulen verpflichtet, einen Religionskurs in ihrer eigenen Religion mitzumachen und darüber eine Prüfung abzulegen. Die katholischen Schulen haben zudem einen Moralkurs in ihr Programm aufgenommen, der für alle Schüler nutzbringend ist. Die christlichen Schulbücher wirken seit hundert Jahren im Land. Ihre Tätigkeit genießt das Wohlwollen der Regierung. Sudan Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist der bis dahin englisch-ägyptische Sudan eine selbständige Republik. Das Land zerfällt deutlich in zwei Teile. Der Norden ist von Mohammedanern bewohnt, der Süden von 2,5 Millionen heidnischen und 143 000 katholischen Negern. Das Verhältnis ist gespannt, da die Negerbevölkerung die Sklavenraubzüge aus dem Norden noch nicht vergessen hat. Zur Zeit sind in dem von Negern bewohnten Süden die Schulen geschlossen, nachdem die aus dem Norden stammenden Lehrer infolge blutiger Unruhen im vergangenen August geflohen sind. Die Vereinigung der sudanesischen Volksschullehrer will nur dann den Unterricht im Süden wieder aufnehmen, wenn sich die Missionare auf rein religiöse Tätigkeit beschränken und überhaupt keinen Unterricht mehr geben. Die katholischen Volks- und Mittelschulen waren bisher Bild oben: Auf der britischen Insel Mauritius im Indischen Ozean gibt es zahlreiche Chinesen, die zu 45 Prozent katholisch sind. Auf dem Bild Taufe zweier Chinesenmädchen. Bild unten: Kine kleine Ceylonesin übt mit großer Hingabe ihre Schreibkünste. von 25 000 Schülern besucht. Es steht zu hoffen, daß der Schulkonflikt eine annehmbare Lösung findet, nachdem nun audi der Missionar, der unter der falschen Anklage des Benzindiebstahls zu drei Jahren Gefängnis und Ausweisung verurteilt worden war, im Januar als unschuldig in Freiheit gesetzt wurde. Belgisch Kongo Belgisch Kongo zählt mit Ruanda-Urundi zusammen 16 Millionen Einwohner, von denen weit über sechs Millionen der katholischen Kirche angehören (in Urundi 57 Prozent). Die belgische Regierung geht darauf aus, dem katholischen Schulwesen in dieser seiner Kolonie den Todesstoß zu versetzen und will an seiner Stelle eine religionslose staatliche Schulorganisation aufbauen. Um sich die Berechtigung zu diesem Vorgehen gegen die katholischen Schulen zu verschaffen, schichte die Regierung Ende 1954 drei entsprechend ausgewählte Beamte 40 Tage lang durch Belgisch Afrika (80mal so groß wie das Mutterland), die das katholische Schulwesen studieren sollten. Sie kamen zu dem erstaunlichen Ergebnis, das ganze katholische Unterrichts- und Erziehungswerk sei ein Fehlschlag und habe der Kolonie großen Schaden zugefügt. Natürlich protestierten die Missionare. In einer Verteidigungsschrift wird der religionslose Ungeist aufgezeigt, mit dem diese Studienreise unternommen worden war. Die Misionare schließen: Wir sprechen den Schlußfolgerungen, die aus dieser Studienreise gezogen werden, jeglichen Wert ab und verlangen eine Gegenuntersuchung, die für eine Zuständigkeit und Unparteilichkeit bürgt, die jene nicht aufwies. Am Albertsee besteht seit 1956 eine Ackerbauschule, die von der Kolonie Zuschüsse erhält. Ein Weißer Vater leitet mit drei Brüdern die dreijährige Ausbildung. Bereits konnten 89 Schüler das Lehrdiplom für Ackerbau erhalten. Der offizielle Landwirtschaftsdienst stellte sie sofort an und verlangt neue Kräfte. Der Lehrplan umfaßt eine gründliche Einführung in die Landwirtschaft, insbesondere in die wichtigsten Kulturen des Landes: Baumwollzucht, Viehzucht, Fischzucht, Bienenzucht. Daneben werden die Ausfuhrartikel Kaffee, Tabak, Seide nicht vernachlässigt. Die Regierung hat ein 165 Hektar großes Stück Land zur Verfügung gestellt, wo mit den besten Ernährungsprodukten des Landes Versuche angestellt werden. Südrhodesien In diesem 2,2 Millionen zählenden Land erhalten die katholischen Schulen in den Stadtbezirken für Lehrergehälter größere und für die Schuleinrichtung kleinere staatliche Zuschüsse. Der Bau von Schulen fällt aber ganz der Mission zur Last. Leider treten die aus den fünf katholischen Lehrerbildungsanstalten hervorgehenden Lehrer vielfach zu den Regierungsschulen über, so daß die katholischen Schulen Mangel an Lehrpersonal haben. Studentenbetreuung in Europa Die Universitäten Europas und Amerikas werden auch von zahlreichen Studenten aus den Kolonien und andern Ländern Afrikas und Asiens besucht. Unter ihnen befinden sich nicht wenige Katholiken. Ihre religiöse und soziale Maria Pyari ist Waisenkind und wurde von einer guten Familie aufgenommen. Auf einem Brett übt sie mit Kreide die schwierigen Schriftzeichen der Urdu-Sprache (Pakistan). Junge Studenten des Jesuitenkollegs von Ahmedabad, das von indischen und spanischen Patres geleitet wird. Fast andächtig blickt eines der beiden schwarzen Schulmädchen aus der Erzdiözese Tananarive, Madagaskar, zur Lehrerin auf. Betreuung ist von größter Bedeutung nicht nur für diese Studenten selbst, sondern auch für ihre Heimat. Denn dort werden sie einmal zu den Männern gehören, die die Politik, das Schulwesen und die öffentliche Meinung bestimmen und damit auch maßgebend sein werden für das Verhältnis ihres Landes der Mission und Kirche gegenüber. Wie viele dieser Studenten mögen gläubig nach Europa gekommen sein und hier, enttäuscht durch schlechte Christen, verbittert durch Rassenhaß und umworben von gottlosen und umstürzlerischen Elementen, als Neuheiden heimgekehrt sein. Ein Beispiel von vielen. In London studierte ein hochgebildeter, edel veranlagter Neger aus Westafrika, dessen Vater dort Minister ist. In London verlor er seinen katholischen Glauben. Außerdem hat ihn die tiefe Verachtung, die er dort wegen seiner Hautfarbe erfahren mußte, mit Groll, ja Haß gegen die Weißen erfüllt. Nun studiert er noch ein Jahr an einer deutschen Universität bei einem berühmten Professor der Medizin. Ein katholischer Student nimmt sich seiner freundschaftlich an. Doch konnte er ihn bisher dem Glauben nicht zurückgewinnen. Wenn Christoph — so heißt dieser Negerstudent — nicht als „Christusträger'1, sondern als Träger eines neuen Heidentums und Feind der Weißen in sein Land zurückkehrt, hat die Mission, und hat Europa!, eine Schlacht verloren. Doch besinnt man sich jetzt immer mehr auf die hochwichtige Aufgabe, solche katholische Überseestudenten zu betreuen. Rom Seit drei Jahren besteht in Rom ein Hilfswerk für äthiopische (abessinische) Studenten. Es will diese Studenten vor häretischen und gottlosen Einflüssen an den europäischen Hochschulen bewahren. Die begabten jungen Abessinier sollen instand gesetzt werden, ihre Studien an einer guten Universität oder einem katholischen Kolleg in Europa erfolgreich zu betreiben, damit sie später in ihrer Heimat in führende Stellen kommen und einen guten Einfluß auf ihre In der katholischen Universität Notre Dame, USA, tagte 1954 der 16. Kongreß des Studenten-Missionskreuzzuges, wo man sich entschloß, sich um die aus den Missionsländern kommenden Studierenden anzunehmen. Aut dem Bild Kardinal Tien, Peking; zu seiner Linken P. King, der Gründer; zu seiner Rechten Msgr. Freking, der Landessekretär dieses Missionskreuzzuges. Landsleute ausüben. Das Hilfswerk trägt alle Studienkosten und nimmt nach strenger Prüfung nur jene auf, die Gewähr für erfolgreiches Studium bieten. Die Studenten verpflichten sich, nach Beendigung ihrer Ausbildung in ihre Heimat zurückzukehren. Bereits hat einer dieser Betreuten mit Auszeichnung das Studium der Landwirtschaft abgeschlossen. Er wurde vom Negus empfangen und ist nun ein hochgeschätzter Beamter des Landwirtschaftsministeriums in Addis Abeba. London In England studieren etwa 4000 junge Leute aus Übersee, darunter nicht wenige Katholiken. Zu ihrer Betreuung besteht in London ein katholisches Komitee. Für die in London studierenden hat nun Kardinal Griffin ein Studentenheim gegründet. Es enthält Wohnräume, Bibliothek, Radio- und Fernsehanlage und Erholungsmöglichkeiten. Edle Spender sorgten für die Einrichtung der Hauskapelle. Zahlreiche katholische Organisationen haben sich in den Dienst dieser außerordentlich wichtigen Einrichtung gestellt. Kampf uni die Missionsschulen in Südafrika Als in den Parlaments wählen von 1948 die Nationalisten, die sidi hauptsächlich aus den kalvinischen Buren zusammensetzen, mit knapper Mehrheit siegten, da wußten alle katholischen Missionare, daß dies die Missionen früher oder später würden zu spüren bekommen. 1953 gewannen die Nationalisten die Wahlen mit großer Mehrheit. Noch im gleichen Jahr wurde das Gesetz zur Verstaatlichung der privaten Eingeborenenschulen verkündet, das unser in Jahrzehnten aufgebautes Missionsschulwesen völlig zu vernichten droht. Die Katholische Kirche Südafrikas hat im ganzen 610 Schulen, die vom Staat unterstützt werden, und 130 Schulen ohne staatliche Beihilfe. Diese 740. Schulen werden von 120 000 Schülern besucht. Von den 3000 Lehrkräften dieser Schulen wurden bisher 2400 vom Staat besoldet. Diese staatlichen Gehälter nun werden nach dem neuen Gesetz stufenweise abgebaut: 1955 bezahlte der Staat noch 75 Prozent, im Jahr 1956 sind es noch 50 Prozent, 1957 noch 25 Prozent. Von 1958 an stellt er seine Zuschüsse ganz ein. Der Staat erlaubt den Kirchen zunächst, die Kontrolle über ihre Schulen weiter zu behalten, wenn sie für die Lehrergehälter und alle anderen Auslagen selbst aufkommen. Die katholischen Bischöfe faßten nun den schweren Entschluß, ihre Schulen weiterzuführen und für den Unterhalt selbst aufzukommen. Das bedeutet, daß im gegenwärtigen Jahr rund 1 145 000 DM zur Verfügung stehen müssen, damit den Lehrern wenigstens der gekürzte Gehalt (75 Prozent) ausgezahlt werden kann. Von 1958 an müssen dann jährlich 4,5 Millionen DM aufgebracht werden. Die Bischöfe beschlossen also, sich in einem großen Sammelfeldzug an die weißen Katholiken Südafrikas zu wenden. Als Mindestziel dieser Sammelaktion setzte man 4,5 Millionen DM fest. Das erschien fast jedem als unmögliches Unterfangen. Denn Südafrika zählt nur rund 94 000 weiße Katholiken, und zirka 20 000 Lohnempfänger sollten die obige Summe aufbringen. Dazu ist zu bedenken, daß die katholischen Privatschulen für Weiße keinerlei staatliche Unterstützung bekommen, sondern von den Katholiken selbst unterhalten werden müssen. Das ergibt pro Kind und Monat mindestens 150 DM. Die Bischöfe sicherten sich die Dienste eines erfahrenen Organisators in Geldsammlungen, des Paters Peter Riffel OMI aus Kanada, der deutscher Abstammung ist und in Hünfeld bei Fulda studiert hat. Er ist ein bescheidener Mann, weiß aber, was er will. Als Werbeplakat wählte man ein weißes Kreuz auf rotem Grund, mit der Überschrift: „Sammelfeldzug der katholischen Bischöfe". Dazu Katholisches Mädchen aus Natal; sie besucht die höhere Schule. Foto K. Fischer die Worte: „Bete, arbeite, opferet" und „Behaltet Christus in unsern Missionsschulen!". Am 25. September des letzten Jahres nun wurde durch einen begeisternden Hirtenbrief der Bischöfe die Aktion verkündet und eröffnet und an den fünf folgenden Sonntagen darüber gepredigt. Die Pfarrer sammelten in diesen Wochen hochherzige Männer um sich, die paarweise von Haus zu Haus gehen und Anzahlungen und schriftliche Verpflichtungen entgegennehmen sollten. Die katholische Wochenzeitung „Southern Cross" stellte sich tatkräftig in den Dienst der Sache mit Aufrufen und Erfolgsmeldungen. Am 19. Oktober konnte sie sogar einen Aufruf des Heiligen Vaters selbst an alle Katholiken Südafrikas bringen. Der Erfolg übertraf bei weitem alle Erwartungen. Im Januar dieses Jahres erreichte das Ergebnis der Barzahlungen und Zahlungsverpflichtungen 1 Million Pfund (11,6 Millionen DM). Und noch immer steigt diese Summe. Natürlich ist das noch nicht alles Bargeld. Man rechnet mit 12 bis 15 Prozent Ausfall. Denn-noch sind unsere Missionsschulen zunächst einmal gerettet. Vielleicht überwiegt das gesunde Selbstbewußtsein, das die Katholiken aus diesem großartigen Ergebnis gewonnen haben, noch den materiellen Erfolg an Bedeutung. Trotz ihrer geringen Zahl haben sie Großes geleistet. Wie aber wird die Gegenseite reagieren? Das ist die Frage, die sich die Katholiken nun stellen. Das eine ist klar, der Kampf um unsere Schulen wird weitergehen. Wird weitergehen zwischen der Treue und Opferbereitschaft der Katholiken einerseits und denen, die die Gesetzes- und Verwaltungsmaschine in der Hand haben, anderseits. Von der Bahn aus beobachtet: Rassenschranke in Südafrika Von P. Karl Fischer, Reichenau-Mission Die Südafrikanische Union zählt rund 12 Millionen Einwohner; davon entfallen 9 Millionen auf die Schwarzen, 2,5 Millionen auf die Europäer, der Rest sind Mischlinge, Inder und Angehörige anderer asiatischer Völker. Die Hauptgruppen der Weißen bilden die Engländer und die Buren. Die Buren sind die Nachkommen der eingewanderten Holländer. Sie gehören fast ganz der Holländischen Reformierten Kirche an und sind uns Katholiken wenig freundlich gesinnt. Seit 1948 hat die Partei der Buren die Regierung in der Hand. Das Hauptproblem Südafrikas ist die Rassenfrage. Die Regierung glaubt es dadurch lösen zu müssen, daß sie eine verschärfte Rassentrennung durchführt. Daraus ergeben sich für die Missionsarbeit bedeutende Schwierigkeiten. Einem Reisebericht unseres Mitarbeiters P. Karl Fischer entnehmen wir die Abschnitte, die das Rassenproblem berühren. D. Red. In den Zügen der Bahnlinie Pietermaritzburg (Hauptstadt Natals) — Kapstadt ist für die Weißen meist nur ein einziger Wagen bestimmt, abgeteilt in I. und II. Klasse. Die Mehrzahl der Reisenden dieser Strecke gehört zu den Stämmen der Zulu, Xosa und Basuto. Darum steht auf den meisten Personenwagen zu lesen: „Reserviert". Kein Weißer darf einen solchen Wagen besteigen. Als ich zum erstenmal mit dieser Bahn fahren wollte und fast am ganzen Zug die Aufschrift „Reserviert" vorfand, wunderte ich mich und meinte, die Südafrikaner müßten aber reiche Leute sein, daß sich so viele einen ganzen Wagen reservieren lassen konnten. Aber bald wurde ich aufgeklärt. Hier herrscht das Gesetz der Rassentrennung, das besagt, daß dort, wo ein Weißer ist, wohnt oder fährt, kein Schwarzer sein, wohnen oder fahren darf. In Belfast wollte ich einmal mit einem schwarzen Priester, dem jetzigen Bischof Bonaventura Dlamini der Diözese Umzimkulu, einem Zirkus beiwohnen, in dem ein gewisser Karl Fischer seine Bravouren mit Löwen vorführte. Auch hier durften wir nicht beieinander bleiben; aber wir schlugen dem Gesetz ein Schnippchen, indem wir uns beide an die Grenzlinie setzten, der eine Yambio, Republik Sudan. Ein auf Pfählen ruhendes Strohdach, nach allen Seiten hin offen, dient in den Filialen der Mission als Versammlungslokal und Kapelle. Vor dieser primitiven Kapelle erteilt gerade ein Katechist einer Gruppe von Taufbewerbern Unterricht. auf der Seite der Weißen, der andere auf der der Schwarzen. Die Fahrt geht zuerst mit einer Nebenbahn durch die hügelige Gegend von Underberg-Donnybruck. Das Land ist in große Güter aufgeteilt, die mit einem siebenfachen Stacheldraht umzäunt sind. Die Besitzer sind Europäer, die sich vor allem auf Rinder- und Schafzucht verlegen. Die wenigen Felder sind mit Mais und mit Gras als Winterfutter bebaut. Auf jedem Landgut gibt es auch einige Hütten für Schwarze, die hier arbeiten. Die Anzahl der schwarzen Familien ist durch Gesetz für jede Farm begrenzt. Es dürfen nur so viele Familien sein, wie zur Arbeit benötigt werden. — Den vielen Schwarzen, die sich an den einzelnen Haltestellen zur Arbeit eingefunden haben, und den neugierigen und bettelnden Kindern sieht man die große Armut an. Ihre Kleidung ist schlecht, und die Kinder sind nur mit einigen Fetzen notdürftig bekleidet. Sehr sticht davon der Farmer ab, der im Kraftwagen ankommt, in kurzer Khakihose, das Hemd auf der Brust offen, einen breitrandigen Hut auf dem Kopf, in der Hand die Reitpeitsche. Selbstbewußt kommandiert er seine Schwarzen; die Kleinen gehen ihm geduckt aus dem Weg. Nur wenige dieser Landlords sieht man ihre Schwarzen väterlich behandeln. In Pietermaritzburg halten wir auf Bahnsteig 3. Die Unterführung zu Bahnsteig 2 wurde früher von allen in gleicher Weise benützt, ohne Trennung von Weiß und Schwarz. Seit dem neuen Gesetz der Rassentrennung ist diese Unterführung durch eine Mauer bis zur halben Höhe der Länge nach geteilt, und beim Ein- und Ausgang wird auf großen Tafeln aufmerksam gemacht: „Nur für Europäer" bzw. „Nur für Eingeborene". Damit das Gesetz auch eingehalten wurde, stellte man auf beiden Seiten einen Bahnpolizisten auf, der gleich dazwischentrat, wenn sich ein Reisender im Weg irrte. Wehrte sich ein Schwarzer, weil er das Gesetz nicht verstand oder schnell noch seinen Heimatzug erreichen wollte, wurde er gefesselt ins Gefängnis abgeführt. Inzwischen kam man von dieser übertriebenen Gesetzesstrenge ab und stellte schwarze Polizisten auf, die ihre Leute zum Zug oder aus dem Bahnhof führen. So sieht man beim Eintreffen eines Zuges immer wieder lange Schlangen von Schwarzen, die von einem Polizisten durch die Unterführung mit der Aufschrift „Nur für Eingeborene" gebracht werden. Der Zug fährt auf dem belebten Bahnhof von Piet Retief ein, vorbei an einer großen Menge Schwarzer, die abseits von den Weißen auf den Zug warten. Der Zug hält so, daß die Wagen der Weißen gerade vor dem Bahnhofsgebäude halten, wo viele Herren und Damen in Sommerkleidung warten. Man sieht hier keine schwarzen Diener mehr, höchstens schiebt ein schwarzes Kindermädchen mit weißer Haube ein Kinderwägelchen hinter einer weißen Dame daher. Bei den Schwarzen, die sich um die Weißen wenig kümmern, ist es lebendig. Ein schwarzer Polizist verlangt von jedem den Paß. Welchen, das wissen die wenigsten Schwarzen. Sie geben einfach die Tasche mit den vielen Pässen, die ein Schwarzer immer bei sich haben muß, hin und denken, da such heraus, was du brauchst. Viele schwarze Polizisten sind sehr roh gegen ihre eigenen Landsleute und sparen nicht mit der Peitsche aus Nilpferdhaut. Die mei- sten dieser Schwarzen sind Swazi, die von der Arbeit in Durban oder aus den Bergwerken heimkommen. Auf der Bahnstation Dullstroom hält der Zug etwas länger als nötig. Da gibt es eine Holzbude, und viele in Reih und Glied aufgestellte Tassen locken zu einem Trunk Kaffee. Welcher Bur kann da widerstehen? Sie sind echte Kaffeetrinker, und wahrscheinlich viele andere auch, die Missionare nicht ausgenommen. Der Zug wartet geduldig, bis alle ihren heißen Kaffee geschlürft haben. Sind ja der Schaffner und der Lokomotivführer auch zu einem Trunk ausgestiegen. Das ist aber nicht die erste und auch nicht die letzte Kaffeebude. Bald kommen wir zur Haltestelle Vermont, und da steht neben dem Gleis ein weißgedeckter Tisch mit vielen Tassen darauf. Ein schwarzes Mädchen reicht — wie ungewohnt in der Burenrepublik! — die vollen Tassen durch die Fenster des Wagens und empfängt daraus auch das Geld. Sie macht keinen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß. Wer verlangt, der bekommt, ob sich da eine schwarze oder weiße Hand herausstreckt, und kein Mensch nimmt hier Anstoß. Könnte doch der Kaffee auch sonst die zwei Völker der Union friedlich zusammenführen! Erinnerungen an meinen Tanfbewerbernnterricht Von P. Otto Heinrich Der Taufbewerberunterricht fällt in der südafrikanischen Mission mit dem Konvertitenunterricht zusammen. Weil die Schwarzen, die aus christlichen Sekten zu uns kommen wollen, meist schlecht unterrichtet sind, werden sie mit den Heiden in einen Topf geworfen. Der Taufunterricht für Erwachsene dauert gewöhnlich zwei Jahre, je nach günstigen oder ungünstigen Umständen kann er aber gekürzt oder verlängert werden. Der Unterricht ist normalerweise sonntags nach dem Hauptgottesdienst, weil die Schwarzen in unserem Industriegebiet, in dem ich wirkte, erwerbstätig sind. Die jüngeren Frauen bringen natürlich ihre Babys mit. Die Mehrzahl der Schwarzen hat Schulbildung und So kann man ihnen Katechismus und Biblische Geschichte nach deutschem Muster in die Hand drücken. Da ich der Zulu-Sprache noch nicht vollkommen mächtig war, stationierte ich vorsorglich einen abgesetzten Katechisten „an meine grüne Seite". P.Tremmel — die Schwarzen nennen ihn Rev. Umido, Feuerpater — hat ihm den Boden entzogen, weil er ihn beim Unterricht öfters in feuchtfröhlichem Zustand angetroffen hatte. Ich selbst erwischte ihn nur einmal in dieser Verfassung, und zwar außerhalb des Unterrichts. Fand ich ihn da nicht hingestreckt in der Kirche vor dem Altar in einer Pfütze liegend und selig sđinarđiend! Lächelnd erfaßte ich sofort die rührselige Situation und konnte so die rechten Maßnahmen in die Wege leiten, bevor taktlose Zuschauer zur Stelle waren. Die nebenan wohnende Lehrerin wurde von mir vertraulich eingeweiht, und sie assistierte mir schaden-freudig mit einem Kübel Wasser und einem Putzlappen. Mein Ärmster reagierte gehorsamst und kam aus seiner nicht gerade löblichen Geistestrunkenheit erschrocken wieder in die Wirklichkeit zurück. Der große Sünder konnte gar nicht begreifen, daß ich ihn so verständnisvoll und gütig lächelnd auf seinen richtigen Weg nach Hause brachte. Wie er von seiner zweiten Hälfte empfangen wurde, hat er mir nie verraten, aber mit verschämten Wangen bat er mich um Verzeihung und bedankte sich für meine so schnell wirkende Kaltwasserkur aufs herzlichste. Zur Rettung seiner Ehre muß ich sagen, daß ich ihn oft in der Kirche allein betend im Normalzustand angetroffen habe. Seine Buben waren alle eifrige Ministranten. Der jüngste hatte den Beinahmen Ngulunt-schane = Schweinchen, weil unter seinem Näschen dauernd Glöcklein hingen. Dieser mein Assistent war sehr brauchbar. Ich lernte von ihm die Sprache und Land und Leute. Er half mir aus mancher heiklen Situation, wenn ich mich in der Sprache verhauen hatte. Und wie oft durchschaute er die „Pappenheimer", bevor ich etwas ahnte. Einmal wurde ich zu einem Versehgang ins Krankenhaus gerufen. Hinter einem riesigen Kopfverband schaute mich ein nicht ganz unbekanntes schwarzes Gesicht erbarmungswürdig an. „Bist du katholisch?“ „Yebo, Baba! — Ja, Vater." „Willst du die Sakramente empfangen?" „Yebo, Baba!“ Ich höre seine kurze Beichte und gebe ihm die hl. Kommunion und die Krankenölung. Nach Wochen sehe ich meinen Patienten wieder beim Taufbewerberunterricht. Zunächst denke ich nichts Arges. Als er aber immer wieder kommt, frage ich den „an meiner grünen Seite", ob der denn noch nicht getauft sei. „Qhabo, Baba — Nein, Vater.“ Da hat es mich aber doch beinahe umgehauen. Aber, was konnte ich machen? Die Schwarzen haben ihre Logik. Später habe ich ihn bei einem Hühnerdiebstahl — von dem ich früher einmal berichtete — erwischt und dann fortgejagt. Die großen Tauftage sind Weihnachten und Ostern. Wer würdig befunden wurde, in die Kirche aufgenommen zu Zwei Kinder aus dem Stamm der Azande, Sudan werden, muß vor der Taufe sechs bis acht Wochen lang in einen besonderen Unterricht kommen, der nun abends gehalten wird. In den Tagen unmittelbar vor der Taufe spielen sich manchmal herzzerreißende Szenen ab. Da war ein altes Weiblein, das schon seit 15 Jahren in den Unterricht kam, aber jedesmal wieder zurückgestellt werden mußte, weil sie bei der Prüfung nie eine Frage beantworten konnte. Ich wollte nun mit den geringsten Antworten zufrieden sein und bat auch die Lehrerin, sie privat noch ins Gebet zu nehmen. Aber alles war vergebens, es war nichts aus ihr herauszubringen, nicht einmal das Vaterunser. Ich besprach mich mit Rev. Umagitschimane (= der große Läufer) — so heißt bei den Schwarzen P. Morscher, der Leiter der Mission. Taufen Sie! sagte er. Freudig wollte ich ihr die Nachricht bringen, aber ich sah sie von dem Tag an nimmer. Ein junger, hübscher, stets lächelnder Mann, um die dreißig herum, kam auch schon seit mehreren Jahren zum Unterricht, und zwar sehr fleißig, und wußte seine Sache am besten von allen. Aber er mußte jedesmal wieder weggeschickt werden, weil er nicht zwei von seinen drei Frauen entlassen wollte mit der Begründung, er könne doch als guter Mensch nicht die Frauen mit ihren Kindern dem Elend preisgeben. Er mußte auch diesmal wieder zurückgestellt werden. Mit den Schulkindern geht es meistens einfacher. Sie besuchen ja für gewöhnlich schon jahrelang unsere Missionsschule und haben damit regelmäßigen Religionsunterricht. Für die Tauf tage melden sich durchschnittlich etwa ein Dutzend Bewerber. Sechs Wochen vorher bekommen sie dann noch den besonderen Taufunter-richt. Die Taufe selbst ist am Nachmittag vor dem Festtag. Es ist das immer etwas Feierliches, weil die Täuflinge selbst Antwort geben können und weil man mit ihnen gemeinsam beten und singen kann. Sie halten einen Zettel mit ihrem Namen in der Hand, damit ihn der taufende Priester rasch ablesen kann. Da die Täuflinge, die aus einer protestantischen Sekte kommen, ja nur bedingungsweise getauft werden dürfen, weil ihre erste Taufe unter Umständen gültig gespendet wurde, müssen sie anschließend auch gleich ihre Lebensbeichte ablegen. Bei dieser Gelegenheit machte ich die Erfahrung, daß manche Kinder vom Land zum erstenmal mit der Zivilisation in Berührung kamen. Ich mußte ihnen nämlich helfen, die Tür der Sakristei, wo ich Beicht hörte, zuzumachen. Der folgende Tag war dann immer der Erstkommuniontag. In feierlicher Prozession, mit Kreuz und Fahne, holte ich sie in der Kirche ab. Meine guten schwarzen Schäflein waren da ganz in Weiß, wenigstens die weiblichen, und trugen Schleier wie Bräute. Da waren sie nicht wiederzuerkennen vor Stolz. Ob's ein heiliger oder unheiliger war, konnte ich nie herausbringen. Ich glaube aber, der Dichter von Dreizehnlinden wird schon recht haben, wenn er sagt: Menschen sind die Menschenkinder aller Zeiten, aller Zonen, ob sie unter Birkenbüschen, ob sie unter Palmen wohnen; ob sie vor dem Christengotte, ob vor Wotan sie sich bücken, ob sie sich in Lumpen bergen oder sich in Purpur schmücken. Meine lieblichste Tauffeier hatte ich mit fünf Chinesenmaidlein, alles leibliche Schwestern von vier bis zwölf Jahren. Ihre älteste Schwester von 18 Jahren hatte ich ein Jahr vorher getauft. Das kam so: Eines Sonntagnachmittags kam eine elegante junge Chinesin mit einem feinen amerikanischen Auto auf der Mission angebraust: sie möchte katholisch werden. Habe sie dann etwa dreiviertel Jahre lang unterrichtet, und so kam ich hin und wieder auf Besuch in ihre Familie. Es waren neun Geschwister. Der älteste Bruder war schon katholisch geworden. Er besuchte nämlich eine Privatschule von deutschen Dominikanerinnen, deren es viele in Südafrika gibt. Er war sehr gescheit und durfte deswegen aus mehreren Hundert farbigen Bewerbern auf die Universität Diese fünf Schwestern konnte P. Heinrich alle am gleichen Tage taufen. Die älteste Schwester und einer der drei Brüder sind ebenfalls schon getauft. Von links: Bernadette, Mary, Hildegard, Imelda, Therese der Weißen gehen. In Südafrika ist ja die scharfe Trennung zwischen den Weißen und den Farbigen; die Chinesen werden zu den Farbigen gerechnet und müssen also mit Schwarzen, Mischlingen und Indern Zusammenleben. Ich machte aber bei der gesamten Familie die Erfahrung, daß die Chinesen fein gebildet und sittlich hochstehend sind, und nicht nur vor den übrigen Farbigen angenehm auffallen, sondern vielfach auch vor den Weißen. Die Eltern sind noch Heiden. Vater sagte, er sei zu alt. Er war etwas scheu und zurückhaltend. Die Mutter nahm auch Unterricht bei mir. Aber es ging langsam mit ihr, weil sie keine Schule besucht hatte. Sie sprach neben ihrer Muttersprache gebrochen Englisch und etwas Burisch und Zulu. Bei den Tauffeiern ihrer Kinder waren die beiden nie dabei, weil sie wegen ihres Kolonialwarenladens in der Negerstadt nie abkommen konnten. Denn auch am Sonntag mußten sie verkaufen. Die Mutter aber kam sonntagfrüh öfter mit ihren Kindern in den Gottesdienst. Das frömmste war die Zweitjüngste mit Namen Mary. Mutter erzählte mir oft, daß sie Mary im Schlafzimmer still versunken den Rosenkranz beten sah, auch oft die Mutter aufgefordert habe, mit ihr zu beten. Ich hoffe, daß die ganze Familie noch einmal katholisch wird und als die einzige Chinesenfamilie in der Negerstadt ein großes Apostolat ausüben wird. Weil ich so von den Chinesenmädchen dachte, wollte ich sie alle an die Klosterschule der Dominikanerinnen zu den weißen Mädchen bringen. Und es gelang mir, alle Bedenken der Schwestern zu beschwichtigen, weil ich bei ihnen eine Nummer hatte. Und ich habe recht behalten. Die zwei ersten, die sie zunächst zur Probe annahmen, wurden wegen ihrer Gescheitheit, Unschuld und ihres Liebreizes bald zu Lieblingen nicht nur der Schwestern, sondern auch der weißen Schülerinnen. Jetzt sind alle fünf dort bei den Schwestern. Sie schrieben mir begeistert von ihrer Firmung durch Bischof Riegler und daß sie unter die Marienkinder der weißen Mädchen aufgenommen wurden. Neue Missionsstatioii im Werden Br. Xaver Dorn (aus Ittelsburg, Kreis Memmingen) ist seit 1929 in unserer südafrikanischen Mission. Gegenwärtig arbeitet er mit P. Franz Tremmel am Aufbau der neuen Missionsstation Acorn-h o e k. Nachstehend geben wir seinen Brief wider, den er an einen Verwandten schrieb. Deinen lb. Brief mit Namenstags-, Weihnachts- und Neujahrsgrüßen mit Freude erhalten. Herzliches Vergelt's Gott dafür. Weißt, wenn man so allein auf einer kleinen und sehr armen Missionsstation ist, über 100 Kilometer von den andern entfernt, dann ist es eine große Freude, so ein Brieflein von der Außenwelt zu bekommen. Wir sind hier vorläufig sehr behelfsmäßig untergebracht. Habe bis jetzt zirka 1500 Zementblöcke gemacht. Das entspricht ungefähr 12 000 Ziegelsteinen. So kann ich vier Zimmer und eine Garage bauen: Zimmer für Pater, Bruder und Lehrpersonal und einen Lagerraum. Als Ofen dient ein kleiner Benzinkocher, auf dem ich für mich und den Pater koche, ein gar ärmliches Mahl: eine Suppe und eine Tasse schwarzen Kaffee, das ist das Mittagessen. Heute sollen ein paar Mitbrüder von Maria Trost auf Besuch kommen. Wir hoffen, daß sie uns Lebensmittel mitbringen — Geschenke wie die Weisen aus dem Morgenland. An Weihnachten war die Mitternachtsmesse bei einem Engländer. Zwei Leute waren erschienen. Die zweite Messe war 40 Kilometer von hier, in einer Eingeborenenhütte, 35 Andächtige waren anwesend. Zu Mittag etwas Reis gegessen und Tee getrunken. Dann nachmittags um vier Uhr hl. Messe bei unserer armen Station. Es nahmen etwa 40 Kinder und Erwachsene teil, noch ungetauft. (Mit Taufen tut man langsam, sonst muß man es später bereuen.) Weihnachtsgeschenke und Christbaum gibt es auf unserer armen Station nicht. Zuerst muß man ein Haus haben. Der Tragaltar wird nur auf ein paar Bretter gestellt. Ja, man wird hier sehr dem Jesuskind ähnlich, was die Armut betrifft. Neulich brach uns die Wasserpumpe. Das Bohrloch ist 50 Meter tief. Ich hatte gerade noch 200 Liter Wasser in Benzinfässern. So mußte der schwarze Boy das gebrochene Eisen 150 Kilometer weit mit dem Fahrrad nach Nelspruit zum Reparieren bringen. Eine Woche hat es gedauert, da kam er mit gebrochenem Fahrrad zurück, doch das Eisen war Gott sei Dank repariert. Die Kinder mußte ich schelten, weil sie zu viel Wasser getrunken haben. Ja, ohne Wasser sein ist furchtbar, bei dieser Hitze hier. Als ich einmal am Abend in meine Behausung kam, war die Kerze von der Hitze des Tages geschmolzen. Ich schreibe diesen Brief kniend am Bett, es fehlt nämlich auch ein Tisch, schon weil der Platz nicht reichen würde. Das ist nun schon die dritte Station, wo ich so arm anfange. * Liebe Leser! So armselig und opferreich geht es also bei der Gründung einer neuen Missionsstation zu. Wie lange wird es noch dauern, bis ein Kirchlein steht und mit seiner Glocke Christen und Heiden zum Tabernakel ruft, bis eine Schule die Kinder zum Glaubensunterricht aufnimmt? Denn nur von einer ausgebauten Missionsstation aus kann Bekehrungsarbeit im großen Stil geleistet werden. Woran es vor allem fehlt, sind die finanziellen Mittel zur Errichtung dieser und anderer Gebäulichkeiten. Wer von unsern Lesern möchte zu den Opfern der Missionare sein eigenes Opfer legen und für die Missionsstation Acornhoek etwas geben? Spenden bitten wir unter dem Stichwort „Für Acornhoek“ einzusenden an eines der Missionshäuser, die auf der zweiten Umschlagseite angegeben sind. Wir sagen im Namen der beiden dortigen Missionare schon jetzt ein herzliches Vergelt’s Gott! Ins Gebirge zum Fest des hl. Sebastian Von P. Anton Kühner, Huänuco, Peru Es sind wohl acht Jahre her, da ging es hinein in den Virngrund, nach Bühler bei Adelmannsfelden, zum Feste des heiligen Sebastian. Mit dem Motorrad damals, modern also und überlegen; doch die Steige hinauf ließ es mich im Stich, und da hieß es schieben, schnaufen und schwitzen. Diesmal jedoch, im Jahre 1956, ging's hinein ins Andengebirge nach Prü, auch zum Fest des hl. Sebastian. 20 Kilometer per Auto und danach 38 Kilometer zu Pferd. Ritt auf schmalem Pfade Um neun Uhr morgens komme ich in einem kleinen Flecken, einem Umschlagplatz zwischen Hochanden und Mittelgebirge, an. Hier treffen sich die Indianer des Hochlandes, wohin noch keine Straße führt. Auf Eselsrücken oder auf zusammengeschundenen Pferden bringen sie hierher ihre Kartoffeln zum Verkauf. Unter diesen Leuten und Tieren finde ich schließlich auch einen Beauftragten Bild unten links: Immer wieder gilt es, Platz zu machen, wenn Indianer mit ihren kartoffelbeladenen Eseln des Weges kommen. Bild unten rechts: P. Kühner mit seinem Rößlein, das ihn acht Stunden lang unermüdlich über Stock und Stein trug. Beide Aufn. A. Kühner vom Dorf Chaulän mit einem gesattelten Pferde. Diese Tiere sind klein und mager, aber zäh und sehr sicher im Tritt. Das Aufsitzen macht wenig Schwierigkeiten — ein gelinder Schwung, und man sitzt im Sattel, und voran geht’s, den Flußlauf entlang, hinein in ein Seitental. Der Pfad ist schlecht. Ein jeder weicht geflissentlich dem Stein vor sich aus und läßt ihn für den, der nachkommt, liegen. Und so sucht mein Gaul seinen Weg und trägt mich auf und nieder, ohne Führung des Zügels. Man hat Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen. Auf diesem Pfade sind schon die Untertanen der Inkaherrscher gewandert, wohl in Begleitung von Lamas. Heute findet man diese Tiere nur noch in einer Höhe von 4000 Metern und mehr. Der Esel und das Pferd, die ausdauernder und schneller sind, haben das Lama verdrängt. Immer wieder heißt es, an einer Gruppe schwerbeladener Tiere vorbeikommen. Jedes Tier trägt einen Sack Kartoffeln quer über den Rücken gelegt. Da der Weg schmal und der Esel ziemlich stur ist, muß eben der Gescheitere nachgeben und zur Seite gehen, was unser Vorankommen verzögert. Die Vegetation ist sehr spärlich. Unten am Flußlauf hie und da eine Art Wiesenfläche, weiter oben spärliche Dornsträu- eher und Kakteen, deren Blütenstengel bis sieben Meter und mehr in die Höhe ragen. Ein neues Haus wird eingeweiht Wo Platz ist für ein Stück Ackerland, steht ein einfaches Haus, mit ein paar Hunden als Wächtern davor, die uns kläffend anfahren, was aber meinen Gaul nicht aus der Ruhe bringt. Ein paar Kinder, die ich anrede, verstecken sich scheu. Dodi der Hausherr, ein Indianer im Poncho, kommt grüßend aus der nie-dern Haustür, und da er mich kennt, kommt er heran, um mir den Willkommgruß zu bieten. Nađi freundlicher Umarmung lädt er mich ein, sein neues Haus einzusegnen. Also herab vom Pferd. Die Hunde umschnuppern mich, und einige Hennen haben es eilig, hinter eine offene Tür zu kommen. Das Haus ist aus gestampfter Erde gebaut, das Dach von Stroh. Um Weihwasser zu haben, verlange ich eine Tasse Wasser, spreche den üblichen Segen darüber und mische es mit einem Brocken Salz. Dann beginnen wir mit der Segnung des Hauptraumes, der sein Licht nur durch die niedrige Türe bekommt und als Schlaf-, Eß- und Aufenthaltsraum dient. Die Küche ist wie eine größere Hundshütte ans Haus angehängt. Auch sie wird gesegnet, mitsamt den Außenwänden des Hauses — so will es der Hausherr, der mich dabei begleitet. Die Kinder stehen in einer Ecke und verfolgen mit ihren Augen mein Tun. Zum Schluß beten wir noch in der Mitte des Hauses ein Vaterunser; nur bruchstückweise kann der Mann mitbeten. Beim Kreuzzeichen möchten sogar die Kleinen die Hand erheben, wagen es aber dann doch nicht ganz. Mit einem „Entschuldigen Sie, Padre, ist eine Tasse Kaffe genehm?" werde ich eingeladen, an einem stuhlhohen, wak-keligen Tischchen Platz zu nehmen. Ich setze mich auf einen Holzklotz, den der Indianer schon vorher mit einem Schaffell bedeckt hatte, nehme den Miniaturtisch zwischen die Beine und versuche das Gebräu. Bohnenkaffee ist's, und zwar starker, doch beim Rösten ziem- lich verbrannt. Der Zucker neutralisiert das ein wenig. Das selbstgebackene Brot lasse ich mir wohl schmecken. Wir verabschieden uns herzlich, und die Kinder wagen es auf Geheiß ihres Vaters, mir die Hand zum Abschied zu reichen. Ankunft in Prü Und weiter geht’s das Tal hinauf. Ich kenne den Weg noch nicht, und so scheint es viel weiter zu sein. Es ist drei Uhr nachmittags, und noch ist vom Dorf nichts zu sehen. Mein Begleiter erklärt mir: „Sehen Sie, Padre, dort drüben hinter dem Bergrücken liegt Chaulan, nur noch eine halbe Stunde." Ich schaue und frage, und schließlich nach zweieinhalb Stunden kommen wir glücklich an. Man läutet für einen Moment die Kirchenglocken, die Dorfgewaltigen begrüßen mich und zeigen mir mein Zimmer. Noch ist nichts innerhalb der vier kahlen Wände. Oben keine Decke, sondern das offene Strohdach mit einem großen Loch oben an der Ecke, wo der helle Tag hereinschaut. Ich blicke hinauf. Der Herr Bürgermeister meint aber, es regne hier nicht herein. Ich staune und hege begründeten Zweifel. Die Nacht ist ziemlich kühl hier oben auf einer Höhe von 3500 Metern, doch schlafe ich gut nach dem langen Ritt. Gottesdienst, Festessen, Krankenbesuch Um neun Uhr des nächsten Tages soll die hl. Messe beginnen. Wir haben unsere liebe Not, die Leute zusammenzubringen. Die Kirche, etwa 50 Meter lang, ist alt, Kolonialstil, mit Strohdach und dicken Wänden aus gestampfter Erde. Das Licht kommt nur durch die Türe und ein kleines Fenster an der Seite des Hochaltares herein. Die heilige Handlung beginnt. Ein sogenannter Kantor singt schlecht und recht seine Gesänge, solo und ohne Begleitung, weil er das Harmonium an seiner Seite nicht spielen kann. Nach dem Amt ist Prozession. Wir beten und singen und rufen den hl. Sebastian an, dessen Statue mitgetragen wird. Unser besonderes Anliegen ist dabei das Gebet um Regen. Und kaum ist die Prozession zu Ende, da zieht ein Gewitter über den nächsten Bergrücken herein und es regnet in Strömen. Es wird ungemütlich kalt. Zum Mittagessen bin ich beim Mayor-domo (Bürgermeister) eingeladen. Es regnet noch. Tiefgebückt schlüpfe ich durch die enge Tür in seine niedrige Behausung. Glücklicherweise habe ich meinen Tropenhelm auf und einen Kleppermantel an; denn durch das schlechte Strohdach tropft an vielen Stellen das Regenwasser, auch auf meinen Eßtisch und in meinen Suppenteller. Es ist Kartoffelsuppe, und da kommt es bei gutem Appetit und ein wenig Humor auf ein bißchen Wasser mehr nicht an. Den Hausherrn berührt diese Suppenverdünnung auch nicht im geringsten. Der zweite Gang besteht aus Rindfleisch in Reissuppe und der dritte aus gebratenem Rindfleisch mit Kartoffeln. Warum denn auch nicht? Der Hausherr wollte heute etwas Besonderes auftischen. An andern Tagen ißt er nur Kartoffeln in der Schale. Ich mache einen Spaziergang durchs Dorf. Die Häuser sind wie überall klein, aus Lehm gebaut und mit Stroh gedeckt. Was mir auffällt, sind die vielen Ruinen, Häuser ohne Strohdach. Woher kommt das? Vor 30 Jahren lebte hier eine organisierte Räuberbande, Wegelagerer, die die Leute überfielen, ausraubten und auch umbrachten. Die Polizei wurde der Lage nicht mehr Herr, und es erschien eine Kompanie Soldaten. Es blieb nichts übrig als das Dorf in Brand zu stecken. Wer nicht floh, soll umgebracht worden sein. Man ruft mich zu einem Kranken. Er liegt im freien, überdachten Vorraum des Hauses in einer Ecke, auf einigen Fellen und in alte Decken gewickelt. Ich fühle seinen Puls. Er hat Fieber, wohl Lungenentzündung. Ich spende ihm die Sakramente der Kranken und gebe seiner Frau Anweisungen zur Behandlung des Kranken. — Wir schließen den Tag mit Rosenkranz und Unterweisung und letzter Vorbereitung einiger Schulkinder auf die hl. Kommunion. Schluß folgt Auf Besuch in Pozuzo Von Ingeborg Schmid Frau Ingeborg Schmid weilte mit ihrem Gatten, dem deutschen Jugendschriftsteller Dr. Karl Schmid, im Oktober des vergangenen Jahres zu einem längeren Besuch in der deutschen Kolonie Pozuzo, wo unsere Patres Michael Wagner und Johannes P e z z e i wirken. Frau Ingeborg war von diesem Besuch so begeistert, daß sie in Lima bei der deutschen Kolonie gleich Vorträge hielt und in der „Peruanischen Post", dem Organ der deutschsprachigen Peruaner, einen Bericht brachte, den wir mit ihrer Erlaubnis nachstehend ab-drucken. In die Pfarrchronik von Pozuzo schrieb sie: „Pozuzo ist eine andere Welt. Die Siedler sind seelisch und körperlich gesund. Die schönsten Tage meines Lebens waren die Tage im Urwald von Pozuzo. Dort kam ich Gott wieder näher." Zu müde, um einzuschlafen, jedoch geborgen und zufrieden strecke ich mich im rohgezimmerten, hochbeinigen Bettgestell. Leise rascheln die getrockneten Schalen der Maiskolben im Strohsack. Es duftet nach Almfrieden, Ferien und Glücklichsein. Es ist mir, als sei ich in Steiermark, Kärnten oder Tirol. Aber nein, sage ich laut vor mich hin, das alles ist peruanisches Land. Ein Bächlein sprudelt geschwätzig unten am Pfarrhaus und plätschert über das schwere Holzrad der Reismühle. Durch das Licht des Mondes leuchten weiß die dicken, wuchtigen Mauern des Bergkirchleins zum Fenster herein. Der Mond taucht auch die Kammer in eine Silberhelle. Da ist ein behäbiges Schreibpult aus Mahagoniholz, ebenso der Tisch und die spreizbeinigen Stühle mit dem ausgeschnittenen Herzen in der Rückenlehne. Die Wände bestehen aus dicken, mit der Hand behauenen Bohlen der Zeder. Jedoch fehlt diesen kostbaren Hölzern die Veredelung von Meisterhand, und dennoch sind es Meister, die dieses alles mutig schafften. Sie hatten Gottvertrauen, einen unbeugsamen Willen und einen Fleiß, der nicht nachließ. Und dies erhielt sie am Leben. Von den Menschen wurden sie verlassen und vergessen. Vergessen im peruanischen Urwald. Im Jahre 1857 wurden hier Tiroler und Rheinländer angesiedelt. Als aber der Weg vom Hafen Callao, wo sie zum ersten Male peruanischen Boden betraten, zwei Jahre dauerte, bis sie endlich an ihrem Ziel anlangten, waren manche gestorben. Heute, nach fast hundert Jahren, führt noch keine Straße in das abgeschiedene Tal am Rio Pozuzo. Von der Küste aus kann man heute etwa 400 km weit mit dem Auto fahren; wenn das Wetter gut ist, in etwa vier Tagen. Mit Personenautos und mit Lastwagen — da die Straßenverhältnisse teilweise für Pkw zu schlecht sind — über den 4800 m hohen Ticlio, einen Kordillerenpaß bis nach Huancabamba. Von dort aus führte unser Weg zu Fuß drei Tage über Stock und Stein und durch schenkeltiefen Morast, über 100 bis 200 m hohe Berge und durch zahlreiche Schluchten, zwölf Stunden pro Tag. Der Urwald ist der Feind dieses kümmerlichen Pfades. Er zerstört, wo er kann, und ein ewiger Kampf ist es, den die arbeitsamen Pozuzo-Bauern auszufechten haben, um Handel mit Reis, Kaffee, Schmalz und Butter mit der Außenwelt zu betreiben. Alles wird auf dem Rücken der braven Maultiere transportiert. Noch ein anderer Pfad führt aus diesem Tal hinaus, nach der anderen Seite, nach Huänuco. Er ist zwar etwas besser, aber auch länger, man braucht vier Tage nach Pozuzo, und dabei ist eine Höhe von 5400 m zu überwinden. Pozuzo selbst liegt 600 bis 700 m hoch. Tropisch und weich ist das Klima. Recht heiß brennt die Sonne tagsüber, jedoch nachts streicht die kühle Luft der Berge wohltuend über die bestellten Felder und sauberen Weiden, auf denen fettes, glänzendes Vieh grast. 35 km weit auseinander zieht sich die Kolonie. Fünf Stunden weit liegen die Höfe von der Kirche — dem Zentrum — entfernt. Trotzdem finden sich Eltern und ihre Kinder-schar — nicht selten wird die Zahl von 10 überschritten —- zum sonntäglichen Kirchgang ein. Die Wohlhabenderen und Älteren kommen auf ihren Reitmulas angetrabt. Das Kirchlein wird schon zu klein für die von 300 Einwanderern auf über 1000 angestiegene Zahl. Mit dem Bau einer neuen, größeren Kirche wurde mutig begonnen, mit dem Vertrauen auf die eigene Kraft und die Hilfe von oben. So ergeben sich auch die Menschen dem Schicksal, wenn sie eine Krankheit befällt, denn bis heute hat noch kein Arzt den Weg in dieses Tal gefunden. Es werden Hausmittel angewandt mit Heilkräutern. Eine mutige Bäuerin, die sich vorher beim Pfarrer informierte, wo der Blinddarm genau liegt, ging heim und schnitt ihrem Mann mit dem Rasiermesser den Bauch auf, ließ den Eiter vom Blinddarm ab und nähte mit Nadel und Faden aus ihrem Nähkasten säuberlich zu. Der Bauer setzte sich aufs Maultier und ritt vier Tage bis Huänuco zur nächsten Arztstation. Er lebt heute noch. Ich habe mit Bauer Randolph und seiner Frau selbst gesprochen. Wenn ein Kind geboren wird, dann hilft eine gute Nachbarin oder der Ehemann. Meistens geht es gut, und mutig sieht man dem „nächsten Mal" entgegen. Doch leider kommt es auch dann und wann mal vor, daß ein Arzt geholt werden müßte. Dann stehen sie hilflos an dem Bett der jungen Frau. „Herrgott, wie Du willst", das ist der Trost der Todesstunde. Unter einem schmiedeeisernen Kreuz am Friedhof, an dessen rückwärtiger, niedriger Mauer ein aus Stein und Sand erbautes Marterl steht mit einer Madonna aus der Heimat, werden sie begraben. Auch in der Kirche schaut eine hohe, schlanke Grödener Muttergottes mit ihrem lieblichen G'sichterl schützend auf ihre Gläubigen herab. Es ist mir, als sei ich schon lange bei den „Urwaldtirolern". Heute in der Kirche ist die Ida Schauß, deren Ureltern aus Tirol und aus dem Rheinland kamen, mit dem großen blonden Alfred Schuler vermählt worden. Wie rührend war das braunhaarige Mädel in seinem einfachen blauen Seiden-gewandl und dem selbst^ gefertigten Hochzeitskranz, einen Buschen roter Nelken in der Hand, und der Alfred hatte ebenfalls einen in seiner harten Faust. Sogar gekaufte Schuhe haben sie an. Sonst gerbt man Leder und macht Schuhe in Pozuzo selbst, in jedem Haus. Hohe Schuhe, die genagelt werden, wie es die Urväter aus Tirol nicht anders machten. Ganz behutsam tritt man damit über den ausgetretenen Steinboden in der Kirche, aber dennoch hört man mitunter das Geräusch der Nagelschuhe. Ein gar vertrauter Laut, ein kleiner Seufzer, der durch die andächtige Stille weht und an die ferne Heimat erinnert und an die heimwehkranken ersten Pozuzo-Siedler. Genau so wie die ersten stehen nun auch die Nachkommen da, in weißen, sauberen Hemden mit den Filzhüten in der Hand, die Männer und die Frauen in den hellen Baumwollkleidern, die hochgeschlossen sind und meistens lange Ärmel haben. Es sind alle ziemlich gleich genäht, denn jede Frau näht selbst, so gut sie es kann, denn es gibt keine Schneiderin und keine Modehefte. Hier und da hat man alte Nähmaschinen, manche davon noch mit Handantrieb. Schneeweiße Kopftücher, welche an einer Ecke mit kleinen bunten Kreuzstichmonogrammen und farbigen Blumenchenx bestickt sind, bedecken die Köpfe der Frauen und Mädchen. Ältere Frauen tragen noch ein dirndlähnliches Gewand, einen gezogenen weiten Rock, mit einer bauschärmligen Bluse. Die Schürze ist bereits weggeblieben, wahrscheinlich wegen der Hitze und der Stoffersparnis. Vielleicht hat man sie aber auch darob verlacht, wenn doch dann und wann einmal eine Pozuzinerin in die „andere Welt" hinauskam, oder sich gar einmal ein verständnisloser Fremder dahinbegab. Ich fragte vor unserer Reise in Lima dort und da nadi Pozuzo. Genau konnte niemand Auskunft geben, aber so viel erfuhr ich: „Die sollen ja dort noch hinter dem Mond leben, die Frauen sollen noch diese alten Trachten tragen, und einige Berichte liegen ja auf der Deutschen Botschaft.“ Einen solchen las ich: „In Pozuzo ist die Bevölkerung stark degeneriert und hat Kröpfe.“ Ich könnte mir nur denken, daß dieser Beobachter absichtlich weit über das Ziel hinausschoß und das eigentliche, nämlich Pozuzo, gar nie erreichte. Was hier herumgeht, sind drahtige, schlanke Gestalten. Auch unter den Alten findet man kaum einen, der dick ist. Man sieht viele hochgewachsene Männer und Frauen, viele hellblonde Kinder. Es kommen natürlich Ehen in der Verwandtschaft vor, das ist ja kaum anders mehr möglich, aber man läßt den Grad der Verwandtschaft nicht außer acht. Die Schwerfälligkeit ist nicht größer als bei anderen abgeschiedenen Bergbauern. Hin und wieder wird auch mit einem Indianermischling geheiratet, und viele dieser Kinder sprechen den unverfälschten Tiroler Dialekt, insbesondere, wenn die Mutter Tirolerin ist. Von dem modernen Leben und seinen Erfindungen wissen sie wenig oder gar nichts. Kein Motor durchbricht die Stille. Wenige sprechen Schriftdeutsch, ein paar Alte noch; das „Tirolerische“ hat sich durchgesetzt, denn es sind viel mehr Rheinländer im Laufe der Jahre abgewandert als Tiroler. Von der Hochzeit muß nun noch ein wenig erzählt werden. Mit Pater Michael aus der Regensburger Diözese und Pater Johann, einem Südtiroler, zwei wunderbaren, lebensnahen Männern, sind wir zur Hochzeitstafel eingeladen. Zweieinhalb Stunden Ritt, und wir sind am Hofe des jungen Bauern. Blühende Rosensträucher in allen Farben hüllen fast das Haus ein. Es ist wie alle Häuser hier aus stabilem Holz und steht auf dicken Holzsäulen einige Meter über dem Erdboden. Eine Stiege führt auf den Balkon, welcher sich um das Haus zieht. Das Dach ist mit Schindeln gedeckt. Im schattigen „Säulengang“ unter dem Haus waren lange Tische mit weißen Baumwolltüchern und Porzellangeschirr gedeckt. Die ganze Nachbarschaft hat dazu beigetragen, denn es sind 150 Personen geladen, und alle werden reichlich und aufmerksam bewirtet. Ein Stier wurde geschlachtet und ein Schwein. Süßsauren Krenn gibt es, in ganz Peru sonst nicht angebaut. Die Wurzel ist wohl von den Vorfahren eingeführt worden. Nach kurzen Ansprachen von Pater Michael und dem forschen Bürgermeister Witting beginnt das Festmahl. Auch die jüngeren Geschwister haben heute von der Schule früher heimdürfen. Tüchtige, brave Pozuzinerinnen unterrichten. Sie sind keine ausgebildeten Kräfte, aber sie lehren die Kinder Lesen und Schreiben, Singen und Beten. Also auch keine Lehrer von außerhalb mögen auf die Insel im Urwaldmeer. Der Unterricht ist in Spanisch, laut peruanischer Dienstvorschrift. Aber dennoch singen und beten die Kinder auf Deutsch, und als ich ihnen ein paar Märchen erzählte, hörten Roman - ja oder nein? Soll der „Stern der Neger" in Zukunft wieder einen Roman bringen? Viele werden die Frage bejahen, andere sie verneinen. Es besteht ja immerhin das Bedenken, daß bei einer Zweimonatsschrift die Fortsetzungen allzu lange auf sich warten lassen. Auch müßten bei dem verhältnismäßig geringen Umfang des „Stern der Neger" wichtige und interessante Missionsberichte zurückstehen. Wenn Sie an der Frage interessiert sind, schreiben Sie bitte kurz Ihre Meinung. Der Schriftleiter freut sich auch jedesmal, wenn sich jemand zu einzelnen Nummern oder Beiträgen äußert oder Anregungen macht. sie aufmerksam zu; als ich mit ihnen turnte und ihnen einige neue Spiele zeigte, war ihre Begeisterung grenzenlos. „Vergelt's Gott", riefen diese kleinen „Heitalan", wie die Mütter vielfach ihre Kinder nennen. Ich war ganz gerührt, einen solchen Dank hatte ich nicht erwartet. Die Harmonika spielt auf zum Hochzeitstanz und ruft mich wieder in die Gegenwart zurück, denn es wackelt die ganze, geräumige Hausdiele, die nach einer Seite offen daliegt, und der grobe Bretterboden wird glatt unter den schleifenden Füßen, die vorübertanzen. Habe ich schon halb geschlafen, oder bin ich immer noch wach. Ich höre die Frösche und Grillen und denke mir: Wenn ich einmal etwas über Pozuzo schreibe, dann muß ich mehr sachliche Angaben machen, vielleicht mit einem kleinen Auszug der Kirchenbücher, damit das ganze mehr Rückgrat bekommt. Muß noch die alte Zenzi, die Pfarrköchin, beschreiben, wie sie original Tirolerknödel macht und den mindestens achtzigjährigen grasgrünen Papagei ausschimpft und er sie; daß sie ihre Haare mit dem schwarzen Samtbandl noch genau so kämmt wie ihre Großmutter. Und ebenso macht es die Susanne, die Delphine, die Sabine und die Monika. Maria Lichtenegger aus St. Marein, Steiermark, vermittelt uns durch ihr kurzes Leben eine Ahnung davon, was aus dem Menschen hätte werden können, wenn die Erbsünde nicht in diese Welt gekommen wäre. In ihr verbanden sich herrliche Naturanlagen mit einer vorzüglichen christlichen Erziehung. Sie war körperlich und seelisch gesund; die Heiterkeit ihres Gemütes wirkte ansteckend und alle mußten sie gern haben, und doch war sie im Grunde ernst und tief veranlagt; sie war unterhaltsam und liebte doch die Einsamkeit, oder besser die Zweisamkeit vor dem Tabernakel; im engen Kreise lebend, war ihr Denken und Sorgen dennoch weltweit; Sie wäre gern Missionsschwester geworden und war eifrige Förderin der Petrus-Claver-Sodalität und des „Stern der Neger“, und gar manches Missionsalmosen hat sie in unserem Missionshaus Messendorf abgegeben. Als sie 1923 noch nicht das 17. Lebensjahr vollendet hatte, nahm sie Gott zu sich als makelloses Brandopfer. Maria Lichtenegger ist in der Steiermark mit Recht unvergessen, ja sie wird immer mehr als Heilige verehrt und in leiblichen und seelischen Nöten angerufen. Ihre Seligsprechung wird angestrebt. Wir würden uns freuen, wenn sich auch unsere Leser für Maria Lichtenegger interessierten, und empfehlen ihnen das Büchlein „Im Schatten des Tabernakels" von P. Alois Wilfling, das von uns zum Preis von -.90 DM bzw. 5 Schilling bezogen werden kann. Maria Lichtenegger als Schulmädchen Mit Ordensberuien reich gesegnet ist die Familie Lorenz Rieger in Nieder-alfingen, Kreis Aalen, Württemberg. Von den zwölf Kindern haben sieben den Ordensstand erwählt; Vier Söhne traten in unsere Kongregation ein, drei Töchter sind Mitglieder verschiedener Schwesternorden. Br. Anton arbeitet in unserem Missionshaus Maria Fatima bei Graz als Landwirt, die drei andern gehören dem Missionshaus Josefstal an; Br. Alois ist in der Landwirtschaft tätig, Br. Hermann, gelernter Schmied, betreibt gegenwärtig unsere Schweinezucht, Br. Michael lernt das Schuhmacherhandwerk. Die beiden Letztgenannten sind noch Novizen. — Von den drei Ordensschwestern ist je eine bei den Missionsbenediktine-rinnen in Tutzing, bei den St.-Anna-Schwe-stern in Ellwangen und bei den Barmherzigen Schwestern in Untermarchtal, wo sich auch eine Schwester des Vaters als Ordensfrau befindet. Nebenstehend von links: Br. Michael, Br. Anton, Br. Alois (sitzend), Br. Hermann Aul einem Marianischen Kongreß in Bombay nahmen 20 000 Buben und Mädchen an der Kindermesse teil und empfingen die hl. Kommunion, davon ungefähr tausend als Erstkommunikanten. Kinder opfern für Kinder Das „Werk der Hl. Kindheit" („Kindheit-Jesu-Verein") hat seit seiner Gründung im Jahre 1843 unzählige Gaben aus Kinderhand gesammelt und den Missionen zugeleitet. Gott allein weiß, wie vielen Heidenkindern dadurch Taufe und christliche Erziehung möglich gemacht wurde. Aber auch in der Heimat trägt dieses Werk reiche Früchte. Wie viele Missionare und Schwestern mögen das erste Aufkeimen ihres späteren Berufes der Mitgliedschaft in diesem „Werk der Hl. Kindheit" verdanken. Wie viele Christen haben aus der frühen Bekanntschaft mit dem Missionswerk der Kirche eine dauernde Liebe und Opferbereitschaft für die Ausbreitung des Glaubens und eine große Weite ihres religiösen Horizontes und ihrer Frömmigkeit geschöpft. Am 3. März dieses Jahres entboten 250 Kinder Roms dem Heiligen Vater, auch im Namen aller andern im „Kindheit-Jesu-Werk zusammengeschlossenen Buben und Mädchen, ihre Glückwünsche. Der Papst sprach anschließend von dem „wahrhaft großen, providentiellen Werk der Hl. Kindheit, das so liebevoll den armen kleinen Heiden zu Hilfe kommt und daheim in den Kindern die Liebe zu den Missionen und das Verlangen weckt, den Heidenkindern ihres Alters zur Tauf gnade und zu einer christlichen Erziehung zu verhelfen. Das Werk ist glücklicherweise auf der ganzen Welt verbreitet, und darum segnen Wir euch, liebe kleine Knaben und Mädchen, von ganzem Herzen, und Wir wünschen euch die reichsten Gnaden Gottes für euch wie für eure lieken Familien." Der Heilige Vater wünscht dringend, daß alle Kinder dem „Werk der Hl. Kindheit" angehören und später in das „Werk der Glaubensverbreitung" übertreten. f >| Ein Almosen besonderer Art ist die sogenannte „Taufspende" („Heidenkind"). Die Höhe dieses Almosens beträgt 21.— DM bzw. 100 Schilling. — Der hochherzige Spender darf einen Namen bestimmen, der dann einem Täufling gegeben wird. Es sollte aber unbedingt ein wirklich christlicher Taufname sein. Solche Taufspenden werden von allen unseren Missionshäusern entgegengenommen. Achtung, AchtungI Ihr Buben und Mädchen: Utic spricht Afrika, ČCtit Baba OtnüscJUU aus Afrika ! Euer Baba hat auf seinen ersten Brief an Euch mit den drei Fragen nur zwei Briefchen erhalten. Das ist nicht viel, aber der Anfang ist gemacht. Da schreibt die Gertrud aus H. bei Schwäbisch Gmünd: „Hiermit sende ich Ihnen die Auflösungen der drei Fragen: 1. Pater heißt doch Vater, und Vater heißt er deshalb, weil er Vater der ihm anvertrauten Seelen sein soll. Also ist ein Pater ein Priester. — 2. Ich habe es lieber, daß ein Pater nicht heiratet, denn dann kann er sich besser seiner Gemeinde widmen. — 3. Manchmal habe ich ein Verlangen danach (Missionsschwester zu werden), aber dann habe ich wieder eine geheime Angst davor." Gut! Ausgezeichnet! Aber, liebe Gertrud, warum hast Du Angst davor, Missionsschwester zu werden? Haben das die Löwengeschichten im letzten Heft gemacht? Oder ist es etwas anderes? Schreibe mir bald. Die Rosi aus Stuttgart hat nur zur zweiten Frage eine Antwort geschrieben und wundert sich, daß ein schwarzes Mädchen einem Weißen einen Heiratsantrag macht. Mit Recht wundert sie sich. Das würde ein schwarzes Mädchen nie tun. Aber, liebe Rosi, Du hast meinen Brief nicht aufmerksam genug gelesen. Es handelt sich doch um weiße Drittkläßlerinnen in einer deutschen Stadt. Die Negerkinder finden alle Weißen schön. Wie oft habe ich meine schwarzen Buben und Mädchen ausgelacht, wenn sie Schulkreide stipitzten und sich damit das dunkle Gesicht ankreideten, nur um auch so schön zu sein wie die Weißen. Ich habe versucht, ihnen klar zu machen, daß sie ihre dunkle Farbe lieben und schön finden müssen, weil der liebe Gott sie so gemacht hat. Es gibt viele schwarze Künstler, und darunter sehr tüchtige, die können sich den Heiland und die Muttergottes nur als Schwarze vorstellen. Sie finden Jesus und Maria nur schön, wenn sie auch so sind wie sie selbst, nämlich schwarz. Nun, nach der Auferstehung, wenn die Welt ganz neu sein wird, wird die Hautfarbe wegfallen, so wie auch das' Heiraten wegfallen wird; und darum nehmen die Priester und Ordensleute schon hier etwas vom ewigen Zustand voraus. Ich möchte nun noch recht viele und interessante Briefe von Euch bekommen; geht aber noch mehr auf meine drei Fragen ein. Vor allem sollten die Ministranten die ersten und besten Schreiber sein, weil sie doch auch sonst die Lebendigsten und Mutigsten sind oder sein sollten. Schreibt mir, was Ihr daheim treibt, was Ihr von mir wissen möchtet. Am liebsten höre ich natürlich, wenn eins von Euch Pater oder Missionsbruder oder Missionsschwester werden will. Die Angst davor kann ich ihm leicht austreiben. Sehr freut es mich auch, wenn Ihr mir ein Bild von Euch schickt. Ihr müßt ja nicht gleich so wild aussehen wie die Ministranten da unten. Also, bis zum nächsten Mal Euer Baba Omuschle Missionshaus Josefstal Ellwangen (Jagst) - Württ. Am „Gumpigen Donnerstag“ war in Waldsee allerhand los, besonders beim Umzug der Jugend. Baba Omuschle hat sich das auch angesehen. (Wo er doch nur überall herumkommt!) Als er so mit offenem Mund dastand, warfen plötzlich die Cowboys ihre Lassos über seinen Kopf und hätten ihm fast die Luft abgestellt. Natürlich waren’s die Ministranten. Jesuitenpater Luis Zavala, iu der Welt Graf del Cuadro de Alba de Tormes, der zu Gunsten seines Bruders auf den Adelsnamen verzichtete, widmet sich in der indischen Mission mit einem leiblichen Bruder als Katechet den Armen und Kindern. 12 Aufn. Fides-Foto