4^ 4r _; {4- 4- u ■ 4* 4~ -t- 4. 4- 4-/ T" 1639 ÖSTERREICH^ LAND UND LEUTE IN WORT UND BILD. VATERLÄNDISCHES ERACHTWERK. EINE SAMMLUNG PHOTOGRAPHISCHER REPRODUKTIONEN DER HERVORRAGENDSTEN STÄDTEBILDER, BAUTEN UND MALERISCHEN LANDSCHAFTEN ÖSTERREICHS NEBST 12 farbigen trachtentafeln nach künstlerischen original-aquarellen MIT ERLÄUTERNDEM TEXT, REDIGIERT VON REGIERUNGSRAT PROF. D* FRIEDRICH UMLAUFT HERAUSGEBER DER „DEUTSCHEN RUNDSCHAU FÜR GEOGRAPHIE UND STATISTIK", DIREKTOR DER „WIENER URANIA- ETC. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. K. K. UNIVERSITÄTS- WIEN BUCHHANDLUNG 1., HCIILAUBKN 21. G E O R U SZ ELIN SK1 \\ 2647^0 PRAG. ¥g^S] IE HUNDERTTÜRMIGE, ALTE KÖNIGSSTADT verdankt nach der Sage ihre Entstehung im VIII. Jahrhundert sowie ihre I/Ml Benennung der Fürstin Libusa. Von ihrem Sit/.e auf dem Vysehrad soll Libusa Boten auf das linke Moldauufer geschickt 1138 haben, um dort eine Ansiedlung zu gründen, die ihren Namen nach dem zuerst Gesehenen zu erhalten hatte. Die 1-- Abgesandten trafen zwei Leute beim Anfertigen einer Schwelle zu einer Türe präh und benannten darnach die neue Burg Praha (Prag). Unterhalb der Burg entstand die „Kleinere Stadt", die heutige „Kleinseite" und bald darauf am rechten Moldauufer die „Größere Stadt"', heute „Altstadt" genannt. In der Altstadt siedelten sich allmählich die Deutschen an, die bereits im XL Jahrhundert am Poric eine größere Gemeinde bildeten. Während der Regierungszeit Piemysl Ottokars II. (1253—78j wurden in der Altstadt zahlreiche neue Kirchen gegründet und gebaut und verschiedene geistliche Orden eingeführt, u. a. auch der Orden der Kreuz-herreu mit dem roten Stern. Unter Kaiser Karl IV. (1346—78), der im Volksmunde der „Vater des Vaterlandes" hieß, wurde Prag die Haupt- und Residenzstadt des heiligen römischen Kaiserreiches deutscher Nation. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Neustadt und des llradschin, der sich außerhalb der Prager Burg bis zum Strahow hinzog und ebenso wie die übrigen Prager Städte von Wällen eingeschlossen und mit Toren und Türmen versehen wurde. Der Hradschin gewann bald eine derart hohe Bedeutung, daß die Prager Burg als „auf dem Hradschin befindlich" bezeichnet wurde. Nach den Napoleonischen Kriegen entstanden die Vorstädte Karolinental und Smichow, beide Fabriksstädte. An Stelle der nach Beendigung des Krieges mit Preußen (1866) aufgelassenen Festungswerke wurde die Stadt Königliche Weinberge, heute die schönste Vorstadt Prags, errichtet. Prag gehört unbedingt zu den schönst gelegenen Städten. Alexander von Humboldt räumt Prag den ersten Rang unter den Binnenstädten ein, denn die anderen drei europäischen Hauptstädte (Konstantinopel, Lissabon und Neapel), welchen er den Preis großartiger Schönheit zuerkennt, sind Seestädte. Die Ansicht Prags, vom Belvedere aus gesehen, wirkt besonders faszinierend. Man sieht die silberschäumende Moldau, welche die Stadt teilt, mit ihren Inseln, der schmucken Sofieninsel und der Schiitzeninsel. Neun Brücken, darunter zwei Eisenbahnbrücken, verbinden beide Ufer. - Prag ist die erste Fabriksstadt des Landes und als Knotenpunkt der Eisenbahnen Böhmens der Hauptsitz des Handels. 10. XI, W Blick vom Palacky-Kai. } 951» PRAG: TOTALANSICHT. KARLSBRÜCKE MIT HRADSCHIN. MPOSANT UNI) HERRLICH ZEIGT SICH PRAG vom Franzenskai am rechten Moldauufer aus gesehen. Die kolossale, mit vielen Statuen gezierte steinerne Karlsbrücke, die zahlreichen Kirchen und Prachtbauten der Kleinseite, über derselben, auf dem Hradschin, die königliche Burg, der im gotischen Stile gehaltene St. Veits-Dom und die zweitürmige romanische St. Georgskirche bieten eine reizende malerische Szenerie. Der Bau der 505 in langen und 10 m breiten Karlsbrücke, die zu den meistgenannten unter den vielen Wahrzeichen Prags zählt, wurde an Stelle der im Jahre 1342 durch eine Überschwemmung weggerissenen Judithbrücke unter Karl IV. im Jahre 1357 begonnen und von Peter Parier und anderen Meistern unter Wenzel IV. (vollständig erst im Jahre 1503) zu Ende geführt. Die Brückenwölbung ist von 17 mächtigen Pfeilern getragen, die seit Beginn des XVIII. Jahrhunderts mit Statuen und Gruppen von Heiligen geziert sind. Auf der einen Seite der Brücke befindet sich die Statue des heiligen Johannes von Nepomuk, zu der alljährlich am 16. Mai Tausende von Wallfahrern pilgern. Die Karlsbrücke wurde bereits zweimal durch Hochwasser teilweise zerstört. Das erstemal unter Kaiser Josef II., zuletzt am 4. September 1890. Anläßlich der letzten Katastrophe sind zwei Pfeiler und drei Bogen dieser altberühmten Brücke eingestürzt. Gegen die Altstadt hin bildet der 1451 vollendete Altstädter Brückenturm, eines der schönsten Kunstdenkmäler aus der Zeit Karls IV., den Abschluß der Brücke. Der Altstädter Turm, aus zwei durch ein starkes üesuns getrennten Stockwerken auf quadratischem Grundriß bestehend, ist mit zierlichen Ecktürmchen ausgestattet und auf oer Stadtseite reich dekoriert. Iis befinden sich daselbst Statuen der heiligen Landespatrone, Karls IV. und Wenzels IV. und Wappen der verschiedenen Länder, welche unter dem Szepter der böhmischen Könige standen. Im Jahre 1 (548 verteidigten die Prager Studenten durch 14 Tage den Turm erfolgreich gegen die Schweden. Auf dem linken Ufer befinden sich die beiden Kleinseitner Brückentürme. Von diesen stammt der kleinere aus dem XIII. Jahrhundert, der größere ist gleichfalls unter Karl IV. erbaut worden. Altstädter Brückenturm. Kleinseitner Brückentürme. KARLSBRÜCKE MIT HRADSCHIN. DIE HOFBURG AUF I) EM HRADSCHIN. iR HRADSCHINER PLATZ, ein längliches Viereck bildend, mit einer Mariensäule aus dem Jahre 1725 in der Mitte, ist der Mittelpunkt des Hradschins. Einige hervorragende Gebäude und zwar das Fiirstl. Schwarzenbergsche Palais mit Sgraffito-dekoration, das Karmeliterinnenkloster, der ehemalige Toscanische Palast (gegenwärtig Eigentum des Kaisers), die Häuser der Prager Domherren und das aus dem XVI. Jahrhundert stammende erzbischöfliche Palais verleihen dem Hradschiner Platz ein besonders schmuckes Aussehen. Auf der Ostseite desselben befindet sich die Westfront der königlichen Burg. Bereits zur Zeit des Fürsten Boiivoj im IX. Jahrhundert hatte die Burg eine große Ausdehnung und war im Besitze der ersten christlichen Kirche der Jungfrau Maria. Wenzel I. und Ottokar II. befestigten die Burg und Karl IV. ließ sie 1333 nach dem Muster des Louvre in Paris neu aufbauen, vergrößern und mit vielen Türmen versehen. Unter VVIadislaw II. wurde ein großer Teil umgebaut und Ferdinand I. und Rudolf II. ließen die durch die verheerende Feuersbrunst im Jahre 1541 zerstörten zahlreichen Objekte neu herstellen. Die Vollendung des ganzen Baues geschah erst unter Maria Theresia. Vom Hradschiner Platz durch, ein eisernes Gitter, dessen Pfeiler Gladiatoren-Riesenstatuen vom Bildhauer Platzer tragen, ist der erste Hof der Burg getrennt. Durch diesen kommt man in den 1614 neu erbauten ersten Trakt der Hofburg, der die königlichen Gemächer enthält. Das Tor führt in den zweiten Burghof, wo sich ein Springbrunnen aus dem Jahre 1866 und die von Maria Theresia erbaute Burgkapelle befinden. In dem gegen die Staubbrücke zu gelegenen nördlichen Teil der Burg befindet sich der deutsche und der spanische Saal. Beide stammen aus der Zeit Ferdinands I. und wurden 1865—1868 gründlich erneuert. Im deutschen Saal, 48 m lang, 11 m breit und 8 m hoch, waren früher die Bildergalerie und das Museum Rudolfs II. untergebracht. Der spanische Saal, 18 m lang, 24 in breit und 12 m hoch, ist einer der schönsten Säle Europas und dient zu Hoffesten. In der alten Wladislaw-Burg ist der von Rieth 1484 -1502 erbaute Wladislaw-Saal, 68 m laug, 19 m breit und 13 m hoch, von besonderer Bedeutung. In demselben fanden die Krönungsfeierlichkeiten sowie auch Turniere statt. Die alte Landtagsstube, die bis zum Jahre 1847 der Sitzungsaal der böhmischen Landtage war, ist vollständig erhalten. Ebenso die im selben Teile befindliche Statthaltereikanzlei, aus deren Fenstern vor Beginn des dreißigjährigen Krieges die beiden Statthalter Martinitz und Slavata sowie der Geheimschreiber Fabricius von den protestantischen Ständen mit dem Grafen Thum an der Spitze in den tiefen Schloßgraben geworfen wurden. Unter den Fenstern auf dem Burgwal] steht zur Erinnerung an dieses Ereignis und die Rettung der Beteiligten ein Kreuz. Westfront der königlichen Burg Deutscher Saal. Wladislaw-Saal. HOFBURG AUF DEM HRADSCHIN Statlhaltcrei-Kanzlei. Spanischer Saal. Alte Landtagsstubc. Statue des heiligen Georg. DER HRADSCHIN. M DRITTEN HOF DER KÖNIGLICHEN BURG steht das hervorragendste Baudenkmal von Prag und ganz Böhmen: der Dom zu St. Veit, dessen Beschreibung wir an anderer Stelle bringen. Auf dem großen Platze vor dem Dom, auf dem früher öffentliche Turniere und andere Hoffestlichkeiten abgehalten wurden, befindet sich die von den Brüdern Martin und Georg von Klausenburg im Jahre 1373 auf Veranlassung Karls IV. in Bronze gegossene Reiterstatue des heiligen Georg, ein sehr seltenes Denkmal der Gießkunst aus dem Mittelalter und ein bedeutendes Kunstwerk Prags. Hinter dem St. Veits-Dom erhebt sich die im Jahre 915 vom Fürsten Vratislav gegründete romanische St. Georgs-Kirche mit den Grabmälern der heiligen Ludmilla und Mlado und der Fürsten Wratislaw I. und Boleslav II. Hervorragende Bauten in der Nähe sind noch die im Jahre 1263 gegründete, 1342 umgebaute und jetzt sehr stark beschädigte Kollegiat-Kirche zu Allen Heiligen, das von Maria Theresia gegründete adelige Damenstift und das Palais der Fürsten Lobkowitz (Linie Raudnitz). An dieses grenzt der aus dem XIII. Jahrhundert stammende Schwarze Turm, der das andere Burgtor bildet. Gegenüber dem Lobkowitzhausc liegt der Daliborturm, das ehemalige Gefängnis des Herrenstandes. Der Ursprung des unteren Teiles des Turmes reicht in das XIII. Jahrhundert zurück, der obere Teil des Baues wurde im XV. Jahrhundert erneuert. Ein ganz besonders romantischer Winkel mit uralten Häuschen ist die heutige Goldene Gasse (Zlatä-ulieka), früher Alchymistengäßchcn genannt. Dort wohnten zurzeit Rudolfs IL, als er bereits trübsinnig wurde, Goldmacher, Zeichendeuter, Zauberer und Geisterseher, mit denen der Kaiser in innigem Kontakt stand. Prächtig ist der Ausblick von der Staubbrücke in den interessanten Hirschgraben. Rechts von diesem befindet sich der kaiserliche Garten, mit dem unter Ferdinand I. von Paola della Stella und Ferabosco di Lagno erbauten Lustschloß Belvedere, dem bedeutendsten Kunstwerk der reinsten Renaissance aus dem XVI. Jahrhundert. Besondere Sehenswürdigkeiten sind noch auf dem Lorettoplatz und zwar das großartige ehemalige Czerninsche Palais, seit 1852 in eine Kaserne umgewandelt, das Kapuzinerkloster mit eingemauerten Kanonenkugeln aus der Zeit der Belagerung durch die Preußen (1757) und die Lorettokirche, 1626 der berühmten Casa santa in Loretto nachgebildet. Die Schatzkammer daselbst birgt den reichsten Kirchenschatz in ganz Böhmen. Auf dem Stra-hower Platz, dem höchsten Punkte des Hradschins, erhebt sich das in der Mitte des XII. Jahrhunderts errichtete, altertümliche und historisch hochwichtige Prämonstratenser-Stift Strahow. In der Klosterkirche befinden sich die Gräber Ladislaus I., des Gründers, des heiligen Norbert, des Stifters des Ordens und des Generals von Pappenheim, der 1632 in der Schlacht bei Lützen fiel. Sehenswert ist die Stiftsbibliothek mit mehr als 100,000 Bänden und 1700 Handschriften, darunter viele Autographen Tycho de Brahes. Das von Albrccht von Waldstein erbaute Waldstein-Palais unterhalb des Hradschins in der Thomasgasse der Kleinseite, " das sich noch größtenteils im Zustande wie zur Zeit des Erbauers befindet, ist von historischem Interesse. Stift Strahow. Goldene (lasse AUF DEM HRADSCHIN Bclvedere. Hunger- und Daliborturm. Lorettokirehe. GRABEN UND PULVERTURM. EQWJ] |n DER STRASSENKREUZUNG Graben-Zeltnergasse-P/Wv I Hybernergasse, dem Verkehrszentrum von Prag, erhebt {f nber g aus, der Hauptort für tue Leinenindustrie Mährens. Im Westen und Norden begrenzen die Ausläufer des Sudetengebirges die Stadt, gegen Osten und Süden dehnt sich ein fleißig bebautes Tal aus, das die TelJ reich bewässert und welches nach diesen Richtungen von einem entzückenden Berglande begrenzt wird, welches als eine Fortsetzung des Hohen Gesenkes vom Backofenstein an zu betrachten ist. Die Stadt breitet sich auf hügeligem Boden aus, hat zahlreiche hübsche Bauten und bietet durch ihre günstige Lage ein sehr freundliches Bild, das den Namen „Mähriseh-Schönberg' vollauf berechtigt erscheinen läßt. In den letzten Jahren hat die Stadt durch die bedeutende Leinwand-uiul Seidenindustrie einen großen Aufschwung genommen. — Eine alte Stadt, die eine sehr bewegte Vergangenheit aufzuweisen hat, ist Sternberg, der Mittelpunkt der Baumwollzeug- und Leinenweberei Mährens. Die Gründung wird auf Jaroslav von Sternberg, der 1241 hier den Mongolen eine entscheidende Niederlage beigebracht hat, zurückgeführt. In der Zeit der Hussiten nahm Prokop der Kahle die Stadt ein und behielt sie durch etwa zwei Jahre im Besitze. Während des dreißigjährigen Krieges hatte die protestantische Lehre in Sternberg zahlreiche Anhänger, die jedoch nach der Schlacht auf dem Weißen Berge gewaltsam vertrieben ; wurden. Auch Torstenson bekämpfte die □□□□□□□□□□DD □ □ □ □ □ □ □ □ □ □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□ □ □ □ □ □□□□□/%□□□□□ Stadt und fügte ihr schweren Schaden bei. Aber alle Drangsalierungen konnten die Entwicklung von Sternberg nicht hemmen und heute erfreut sich die Stadt einer blühenden Industrie und ist auch durch ihre günstige Lage am Ausgange der Gebirgsstraßen in die Ebene ein wichtiger Handelsplatz Nordmährens. Das alte gotische Schloß aus dem XV. Jahrhundert wurde vor ganz kurzer Zeit restauriert. Sternberg hat auch eine hübsche Pfarrkirche mit beachtenswerten Altarbildern. In der Nähe erhebt sich der Stern-berger Berg, der eine reizende Aussicht auf Olmütz und die Karpaten gewährt und der Eulenberg, mit der alten Eulenburg, früher ein Besitz des deutschen Ritterortlens, in der sich jetzt die mührisch-schlesische Forstschule befindet. Im Niederen Gesenke, welche Bezeichnung das südöstlich vom Hohen Gesenke zwischen der Becwa und der Oder, bis zum Sattel von Weißkirchen sich hinziehende Gebirge führt, ist Römerstadt, der Mittelpunkt der sich gleichfalls mit Leinenweberei befassenden Bevölkerung. Früher wunde in diesem Gebiete auch der Bergbau stark betrieben, worauf noch heute der Name des Städtchens Bergstadt hinweist. Südlich von demselben finden wir in dem schönen, von Felsen und stark bewaldeten Bergen eingeengten Hangentale einen bedeutenden und merkwürdigen Wasserfall. Die gleichfalls alte Stadt Z w i 11 a u hat eine bedeutende Baumwoll-, Leinen- und Juteindustrie. Die von dem Zwittauer Ottendorfer begründete Volks-bibliothek ist einzig in ihrer Art in ganz Osterreich. □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□ □ □ □ □ D □■□%/□■□ □ □□□□□□□□ □ obhbo b □□□□□□□□ □ □■□/\DBD □ □ □ □ □ □ □□□□□□□□ os3bo □□□□□□□□ □□□□□Vdgodd □ □ □ □ □ □ □ □ □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□ Mährisch-Schönberg : Marktplatz. Mähriseh-Schönberg. Mähr.-Schönberg: Schitier-Denkmal. Sternberg. Römerstadt. Zwittau. DAS MÄHRISCHE SUDETENGEBIET. M NORDÖSTLICHEN TEILE MÄHRENS, an der schlesischen Grenze, finden wir ein ausgedehnteres und höheres Gebirge, die mährischen Sudeten, welche noch weit nach Schlesien hinüberreichen. Wir wandern von Mährisch-Schönberg im Teßtale nach Norden und erreichen bald die Ausläufer des Gebirges. Bewaldete sanfte Bergwellen, durch welche sich die rauschende Tel.) schlängelt, entzücken das Auge des Naturfreundes. Wir gelangen nach Gro Ii-Ullersdorf, dessen warme Schwefelquellen alljährlich von vielen Heilbedürftigen aufgesucht werden. Hier befindet sich das am Ende des XIV. Jahrhundertes erbaute herrliche Schloß, dem der Stempel seines Erbauers, eines italienischen Meisters, aufgedrückt ist. Die innere Ausstattung des großen Rittersaales ist noch vollständig erhalten. Das Schloß hat eine großartige Gartenanlage im holländischen Stil und ist Eigentum des Fürsten Liechtenstein, dem auch die Badeanstalt gehört. In der Nähe von Groß-Ullersdorf liegen das am Westfuße des Ameisenhügels herrlich gelegene Städtchen Wiesenberg mit einem schönen Park und Schloß und die bekannten Eisenwerke von Zop tau. Unser nächstes Ziel ist der Ramsauersattel (nach dem unweit davon gelegenen Dorfe Spornhau auch Spornhauer-Paß genannt). Vorher passieren wir das auf einer von hohen Bergen eingeschlossenen, vom Bordbach umspülten Anhöhe anmutig liegende Städtchen Goldenstein mit einen Schlosse des Fürsten Liechtenstein und alten Burgruinen. Früher war Goldenstein, wie schon sein Name andeutet, eine Goldfundstätte, heute werden dort Graphit- und Kalk-Bergprodukte gewonnen. Von Spornhau gegen Osten steigt das Terrain rasch empor und bildet einen gewaltigen, über 20 km langen Rücken, der mit seinen zahlreichen Ausläufern und Abzweigungen als „Hohes Gesenke" bezeichnet wird. Die bedeutendste Erhebung desselben und Mährens überhaupt ist der Altvater (1490 m)) jedoch ragen noch viele hohe nackte Kuppen aus dem Gesenke empor, so die Hohe Heide (1464 m), der Peterstein (1446 m), der die Grenze zwischen Mähren und Schlesien bildet und früher der „hohe Ruck" hieß, der Kepemik (1424 m), der Heiligenhübe] (1422 m), der Maiberg (1381 mi, die Schieferheide (1355 in), der 1 lochschar (1351 m) und v. a. Dieser langgedehnte Rücken bildet von Ramsau bis zur Hohen Heide die Grenze gegen Schlesien und über ihn geht ein Teil der Hauptwasserscheide Europas. Von den vielen Bergen gewährt unstreitig der durch seine reiche Flora berühmte Kepcrnik oder Glaserberg (auch üoldensteiner Schneeberg bezeichnet) die schönsie Aussicht. Man überblickt von seiner Spitze nicht nur einen großen Teil Mährens, sondern nordwärts des Gebirges schweift das Auge — ähnlich wie von der Schneekoppe des Riesengebirges - über die reichangebauten Fluren, deren wohltuender Eindruck durch die dazwischenliegenden anmutigen Städte und Dörfer gehoben wird. Südlich vom Kepcrnik erhebt sich der Fuhrmannstein (1377), dessen mit Moos bewachsene halb verwitterte Felsen seines Gipfels aus der Ferne einem Fuhrmannswagen mit Roß und Knecht ähnlich sehen. An den Fuhrmannstein knüpft sich eine Sage, ähnlich jener von Frau Hütt in Tirol. Von Engelstal führt eine Landstraße — anfangs im Teßtale durch Winkels-dorf — und überschreitet nach vielen und großen Schlangenwindungen den Hauptrücken das Gesenkes dort, wo sich derselbe zwischen dem Roten Berge und dem Heiligberg bis auf 1010 m herabsenkt. Diese höchste Kunslstralie Mährens bietet gegen Süden eine entzückende Aussicht in das Teßtal und beim Rotenberg-Wirtshaus, wohl dem höchsten ständig bewohnten Hause Mährens, nach Schlesien. Südöstlich vom Hohen Gesenke, zwischen der Becwa und der Oder, bis zum Sattel bei Weißkirchen erstreckt sich „das Niedere Gesenke". In diesem Gebiete ist der nordwestlich von Hof nahe der schlesischen Grenze gelegene kegelförmige Rauden-berg (780 m), ein ehemaliger Vulkan, bemerkenswert. Die Abhänge desselben sind fast bis zum Gipfel bebaut, weil das leicht verwitterte vulkanische Gestein eine gute Ackererde geschaffen hat. Auf dem Gipfel, der eine entzückende Fernsicht gewährt, steht eine Triangulierungspyramide und ein hohes Kreuz. Die südöstlichen Ausläufer des Kleinen Gesenkes führen die Bezeichnung, „Odergebirge", an dessen Nordabhange die Oder entspringt. Der Charakter dieses Gebirges ist dem Berglande östlich der Zwittawa ähnlich und auch der geologische Bau stimmt mit demselben überein. Es sind meistens breite plateauförmige Rücken, in einer Seehöhe von 400—600 m, mit vielen flachen Kuppen und nur selten entwickelter Kammbildung. Die Haupteigenschaft dieses meist rauhen Gebietes, welches ebenso wie das Hohe Gesenke von einer fleißigen und sehr bescheidener. Bevölkerung bewohnt ist, deren Erwerbsquelle meistens die Leinenindustrie bildet, ist somit die Einförmigkeit. Der Peterstein. Schlott Ullersdorf. Goldenstem. Elisabetliquelle in Gr. Ullersdorf. MÄHRISCH- OSTRAU, WITKOWITZ. BWOHL MÄHRISCH-OSTRAU zu den ältesten Städten des Landes zählt und als ehemalige starke Festung an den kriegerischen Ereignissen der Jahrhunderte großen Anteil hatte, gewann die Stadt erst infolge des industriellen Aufschwunges im vergangenen Jahrhundert, als Zentralpunkt des hervorragenden Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers, besondere Bedeutung. Die Stadt liegt in jenem Teil Mährens, der sich keilförmig zwischen den beiden Teilen von Öster-reichisch-Schlesien gegen die preußische Grenze vorschiebt. Mähr.-Ostrau bildet mit seinen Nachbargemeinden Witkowitz und Polnisch-(»strau ein hervorragendes Bergwerks- und Industriezentrum, das mit Rücksicht auf die durch das Gebiet durchgehenden Bahnlinien, die den Anschluß an die nördliche Reichsgrenze vermitteln, von hervorragender Bedeutung ist. Die großen Läsen werke in Witkowitz, denen die Stadt ihren Weltruf und ihre Bedeutung verdankt, erregen besonders Interesse. Witkowitz, welches heute zu den bedeutendsten Eisenwerken lies Kontinents zählt, verdankt seine Gründung (1829) dem Erzherzog Rudolf, Kardinalfürsterzbischof in Olmütz. In diesen Werken wurde zuerst der Puddelprozeß angewendet und alle seither errungenen technischen Neuerungen verwertet. Selbstverständlich hat die ausreichende und billige Beschaffung des Feuerungsmaterials auch die Gründung von vielen industriellen Etablissements bewirkt. Beim Anblick dieses Gebietes glaubt man, sich in einem der großen Eisen- und Kohlendistrikte Englands zu befinden. Die gewaltigen Hochöfen, aus denen turmhohe Feuergarben zum Himmel empor- Mährisch-Ostrau : Hauptstraße lodern, die Koksöfen mit ihren kleinen Flammen, die großen Maschinenwerkstätten mit den zahlreichen Schloten, der Lärm der Dampfhämmer und das Brausen der Räder machen in Verbindung mit der von Rauch und Dampf erfüllten Luit einen geradezu betäubenden Eindruck. Der Ringplatz mit mittelalterlichen Laubengängen bildet den Mittelpunkt des geschäftlichen Verkehrs. An der Südseite desselben befindet sich das Rathaus, mit einem aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhundert stammenden 43 m hohen Turm. Vom Ringplatze gelangt man in die — schmale Kirchengasse zum ältesten Gebäude der Stadt, der katholischen Pfarrkirche. Der Bau derselben wurde im XII. Jahrhundert im gotischen Stile aufgeführt, jedoch ist dieser Stil durch die fortwährenden Reparaturen im Laufe der Jahre gänzlich verwischt worden. Ein hervorragendes Bauwerk ist die im Stile der italienischen Renaissance von 1883—89 erbaute Heilandskirche, die zweitgrößte Kirche Mährens. Die Heilandskirche ist eine dreischiffige Basilika mit zwei 65 m hohen Türmen. Auf dem Antonieplatze erhebt sich der Prachtbau des vor kurzem erbauten Stadttheaters, der einen Aufwand von 500,000 Kronen erforderte Die Pläne des Theaters stammen von dem Wiener Architekten Graf. Das stattliche Gebäude repräsentiert eine der modernst eingerichteten Provinzbühnen. Beachtenswert ist der außen im niederländischen Renaissancestil gehaltene imposante Monumentalbau des Deutscheu Hauses. Die Innenräume tragen Barockstil. Die Baukosten des Deutschen Hauses betrugen 600,000 Kronen. Links von diesem liegt der Schillerpark mit einem Schiller-Gedenkstein. Mähr.-Ostrau: Deutsches Haus. Witkowitzer Stalilwerke. Mähr.-Ostrau : Ringplatz. Mistek : Ringplatz. NEUTITSCHEIN, MÄHR1SCH-WEISSKIRCHEN, STRAMBERG, HELFENSTEIN. Stadtplatz in Neutitschein. INEN REICHEN SCHATZ BESITZT MÄHREN in seiner ausgebreiteten Rindviehzucht im sogenannten „Kuhlündchen". So heißt der nordöstliche Teil des Landes an der oberen Oder mit den letzten Ausläufern des Gesenkes und der Karpaten. Der Hauptort des südlichen Teiles dieses Gebietes, in dem eine reiche Industrie blüht, ist N e u t i t s c h e i n, eine sehr anmutig gelegene Stadt an dem Flüßchen Titsch. Zahlreiche Fabrikschlote deuten die hier herrschende gewerbliche Tätigkeit an und hauptsächlich ist es die Tuchindustrie, die daselbst dominiert. Doch ist auch die Wagenfabrikation und die Erzeugung von Hüten sehr bedeutend. Die Stadt hat sehr hübsche Bauten und ein großes deutsches Vereinshaus, das zur Veranstaltung von Festlichkeiten dient. Östlich von Neutitschein, am Abhänge eines Kalkhügels, liegt das alte Städtchen Stramberg mit einer sehr interessanten Burgruine. Südlich von dieser Ruine erhebt sich der sagen- und höhlenreiche Berg Kotouc, der an einigen Stellen noch den Rest ehemaliger Befestigungen aus den Kämpfen zwischen den Christen und Mongolen aus dem XIII. Jahrhundert aufweist. In der Umgebung des Kotouc werden noch heute am Christi-Himmelfahrtstage Pfefferkuchen verkauft, welche die Gestalt von Ohren haben, zur Erinnerung an den Brauch der zügellosen mongolischen I lorden, den Gefangenen die Ohren abzuschneiden. An den Abhängen dieses Berges befinden sich die Schipkahöhle und das Teufelsloch, die durch die vielen daselbst gemachten prähistorischen Funde berühmt sind. Der Berg Kotouc besteht aus dem reinsten Jurakalk und hat an der Süd- und Südostseite furchtbar steile, über 130 m hohe Wände. Den lauggestreckten Scheitel, auf dessen höchstem Punkte ein Kreuz errichtet wurde, erreicht man durch den an der Nordseite angelegten guten Weg, der durch Wald und Wiesen führt. LJm das besonders ergiebige Kalkgebiet des Kotouc im großem Maßstabe auszunützen, wurden in dieser Gegend zahlreiche große Kalköfen und andere damit im Zusammenhange stehende Werke errichtet und eigens eine Eisenbahn von hier über Freiberg nach Stauding zum Anschlüsse an die Hauptlinie der Nordbahn gebaut. Fünf Kilometer östlich von der Stadt Freiberg, in der wir bedeutende Tuch-, Hut- und Strickwarenfabriken finden, liegt die größte Burg Mährens, die ehemalige Veste Hochwald. Sie war in den Zeiten des dreißigjährigen Krieges die Zufluchtssätte der Freiberger, die von hier aus alle Angriffe des Feindes ei folgreich zurückwiesen. Der stark bewaldete Berg, auf dem sich die Ruinen erheben, bildet einen großen Tiergarten. Im Turnierhof der Vorburg, welcher der größte aller Höfe der Burgen Mährens ist, steht eine gut erhaltene Kapelle. Die Vorburg ist von dem Hauptschlosse durch einen tiefen Wallgraben getrennt. — Dort wo die sudetischen und karpatischen Gebirgszüge ineinander übergehen, liegt am Bccwafluße Mährisch-Weißkirchen, das seine Entstehung der Gründung einer Kirche verdankt. Die Stadt hat sehr viele Bildungsanstalten für Zivil und Militär und auch ein deutsches Gymnasium, eine Militäroberrealschule und eine Forstlehranstalt. — In der Nähe von Mährisch-Weißkirchen liegt der Badeort Mährisch-Teplitz und das „Gevatterloch", ein Felstrichteretwa 70 m tief, zu dessen Grunde ein Fußsteig führt. In der Nähe der ansehnlichen Stadt Leipnik, welche durch die noch erhaltenen alten Ringmauern mit Türmen und Zinnen und die alte Pfarrkirche mit dem isolierten hohen Glockenturm einen sehr schönen Anblick gewährt, erhebt sich auf einer schroffen bewaldeten Höhe die große alte Burg Helfenstein. Die Burg wurde im XIII. Jahrhundert von dem schlesischen Raubritter Friedrich von Linau erbaut. Neutitsclicin. Wallachrsch-Meseritsch. Mähr. Weißkirchen. Ruine Hclfenslein. Slratuberg. UNGARISCH-HRADISCH, KREMSIER, HOSTEIN. IE VIELTÜRMIGE STADT KREMS1ER liegt im südlichen Teile der Hanna, der fruchtbaren Ebene zwischen Olmütz und der in die March einmündenden Hanna. Sie ist eine der ältesten Ansiedlungen Mährens, welche im Jahre 1110 durch Kauf von dem Olmützer Teilfürsten Otto in den Besitz des Bistums Olmütz kam. Besonders der berühmte Staatsmann und Kolonisator Bischof Bruno (1266) und der Bischof Theodor (1290) förderten die Stadt und verhalfen ihr zu dem städtischen Rechte nach Brünner Muster. 1643 erstürmten die Schweden die Stadt und verbrannten sie. Kremsier ist die Sommerresidenz des Fürsterzbischofs von Olmütz und hat sehr prächtige Bauten und große Sehenswürdigkeiten. Das erzbischöfliche Schloß, im italienischen Stile im XVI. Jahrhundert erbaut, weist schöne Bildhauerarbeiten und Malereien auf und enthält eine große Bücherei. Im Weißen Saal hielt der österreichische Reichstag vom November 1848 bis März 1840 seine Sitzungen ab. Das Schloß liegt in einem schönen abwechslungsreichen Bark, durch den ein Arm der March fließt. Ein hervorragendes Bauwerk ist die Piaristenkirche auf dem Fürstenbergplatze und die vom Bischof Bruno im XIII. Jahrhundert gegründete Mauritiuskirche. In Kremsier fand 1888 eine bemerkenswerte Zusammenkunft des Kaisers Franz Josef mit dem Zaren Alexander von Rußland statt. Einige Stunden von Kremsier entfernt erhebt sich der mächtigste unter den Vorbergen, welche die Karpaten hier gegen die Ebene aussenden, der Hosteinberg bei Bistritz (636 m), wo der in der Königinhofer Handschrift verherrlichte sagenhafte und erfolgreiche Kampf der Christen gegen die Mongolen im Jahre 1241 stattgefunden haben soll. Auf dem Gipfel des Berges steht eine Wallfahrtskirche, zu der jährlich viele Tausende pilgern. In der Nähe der Grenze gegen Ungarn, an der March, liegt Ungarisch -H rad i sch, gegründet von Pfemysl Ottokar II. zum Schutze gegen die räuberischen Einfälle der Magyaren in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts. Ungarisch-f Iradisch ist der Hauptsitz des mährischen Getreide- und Viehhandels. In der Nähe von Ungarisch-Hradisch erheben sich durch eine flache Talmulde getrennt zwei vorgeschobene Kegelberge des Marsgebirges, der Buchlauer Schloßberg (520 m) und der Modlaberg (510 m) mit einer der heiligen Barbara geweihten Kapelle. Die Burg Buch lau, die in ihrer letzten Bauart erhalten ist, ist terrassenförmig angelegt und besteht aus einem aus gewaltigen Mauern erbauten Vorwerk und der Hauptburg. Auf einer Terrasse steht noch heute ein von den Ästen einer alten Linde überschatteter steinerner Tisch, an dem die zum Tode Verurteilten ihre letzte Mahlzeit genossen haben. Das Dorf V e 1 e Ii r a d mit einer großen und hübsch ausgeschmückten Kirche, die sehr stark besucht wird, liegt gleichfalls in der Nähe von Ungarisch-Hradisch. Dieses Dorf wird vielfach als der einstige Sitz der großmährischen Könige und als die Wiege des Christentums in Mähren bezeichnet. Wallfahrtsort l lostein. Ungarisch-Hradisch. Kremsier: Fürstenbergplatz mit Piaristenkirche. Vclehrad. Burg Buchlau. Kremsier: Wasserpasse. Kremsier: Schloß. EISGRUB, LUNDENBURG, G Ö D I N G. Schloß in Lundenburg. AHRENS GRÖSSTE SEHENSWÜRDIGKEIT ist das berühmte, im Besitze des regierenden Fürsten Liechtenstein befindliche Schloß Eisgrub, im gleichnamigen Markte gelegen, der sich zwischen Lundenburg und Nikolsburg, an der Grenze von Mähren und Niederösterreich ausbreitet. Der Bau des Schlosses wurde im XVII. Jahrhundert an einer Stelle begonnen, die eine Au der Thaya war und einer Sumpflandschaft glich, die Fertigstellung und Ausgestaltung erfolgte jedoch erst anfangs des XIX. Jahrhunderts durch den Fürsten Johann von Liechtenstein. Einen geradezu überwältigenden Eindruck ruft das prächtige Hauptschloß hervor, das im englischen Stile nach dem berühmten Windsor erbaut wurde. Der Schloßpark, der seinesgleichen kaum wiederfindet, wird von dem Thayaflusse durchströmt, dessen Lauf in viele miteinander verbundene Teiche und Bäche umgestaltet wurde. Hunderte von Brücken in allen nur möglichen Formen führen über die durch den Park rauschenden Bäche, die sich bald zu einem See erweitern, bald als Wasserfall herabstürzen, um sich sofort in dunkle Grotten zu verlieren. Hier findet man die verschiedenartigsten Bäume und Gesträucher aus allen Gegenden der Erde, vielhundertjährige Baumriesen, sowie ein berühmtes Glashaus mit einer Unzahl exotischer Gewächse. Zahlreiche prächtige und zierliche Pavillons, Jagdschlösser, Fischer- und Forsthäuser erhöhen noch die Schönheit dieser Anlagen und besonders wird der 68 m hohe orientalische Turm, im Volksmunde babylonischer Turm genannt, bewundert, von dessen Laterne man die schönste Aussicht auf die Umgebung genießt. Beachtenswert sind noch ein großartiger kuppelgeschmückter Säulenbau, durch dessen mittleren Bogen ein schmales Wasserband geht, das die Grenze der beiden Kronländer bildet, die chinesische Rotunde, der Apollotempel, der Zirkus der drei Grazien, das höchst originell aussehende Fischerhaus und die Hansenburg, die dem Stile und der Ausstattung nach die Art einer alten Ritterburg aufweist; bei ihrem Anblick glaubt man sich in die Zeit des Mittelalters versetzt, denn in der Nähe tauchen Rehe und Hirsche auf und man denkt unwillkürlich noch an den Burgherrn, der mit seiner Gesellschaft über die herabgelassene Zugbrücke zur Jagd auszieht. Im Wildpark steht das Dianendenkmal, sowie die Statue des Jägerpatrons Hubertus. Entlang der Thaya erreichen wir Lundenburg, eine bedeutende Industriestadt hart an der niederösterreichischen Grenze gelegen. Lundenburg ist eine der ältesten Ansiedlungen Mährens und besitzt ein altes Schloß, welches gleichfalls im Besitze des Fürsten Liechtenstein ist. Die Stadt ist ein Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen und durch seine aufstrebende Industrie in steter Entwicklung. Wir finden dort hervorragende Zuckerfabriken, Malzfabriken, Bierbrauereien, Spiritusbrennereien, Dampfsäge-Kunstmühlen u. s. w. — Dort, wo die March die Grenze gegen Ungarn bildet, liegt Göding, gleichfalls eine bedeutende Industriestadt und der Knotenpunkt der Nordbahn. Die Stadt ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichtes, hat ein großes kaiserliches Schloß mit einer ausgebreiteten Domäne, eine deutsche und tschechische Landesoberrealschule, eine Kavalleriekaserne, ein Staatshengstedepot und eine ärarische Tabakfabrik. Von industriellen Etablissements erwähnen wir die bedeutenden Zuckerfabriken, eine Malz- und eine Spiritusfabrik, zwei Dampfmühlen und eine Bierbrauerei. Alljährlich finden in der Umgebung von Göding große Hofjagden statt. Schloß Eisgrub. Lundenburg. Babylonischer Turm im Park zu Eisgrub. Göding. ZNAIM, NIKOLSBURG, FRAIN, AUSPITZ. Ruine Maydenburg. IE STADT ZNAIM liegt im südlichsten Teile des böhmisch-mährischen Plateaus, am linken steilabfallenden Ufer der Taya und gehört zu den ältesten Ansiedelungen Mährens. Schon die eigenartige Lage der Stadt weist darauf hin, daß sie ursprünglich eine starke Festung war. Das Terrain der Stadt fällt gegen Südwesten und Westen in dunklen Gneisfelsen steil zur Taya und dem in diese mündenden Granitzbach, der in einer tiefen Schlucht dahinrauscht, während es gegen Südosten terrassenförmig zur Niederung verläuft. Diese hervorragende Lage der Stadt macht in Verbindung mit den Ruinen mittelalterlicher Bauten, den in nächster Nähe davon errichteten neuen Gebäuden und den schönen, in die Felsen eingehauenen Spazierwegen und den zahlreichen Zier-und Weingärten einen hübschen Eindruck. Besonders anziehend wirkt die Aussicht vom Brauhausgarten, der sich am Rande der beinahe senkrecht zur Taya abstürzenden Felsen ausbreitet. Man sieht von hier nach Südosten die 45 m hohe, die Taya übersetzende Eisenbahnbrücke der Nordwestbahn, reich bebaute Gelände, die bis zu dem großartigen, inmitten eines hübschen Parkes gelegenen Gebäude Klosterbruck (früher ein Kloster, jetzt als Kaserne in Verwendung), reichen und weiter flußaufwärts gewaltige Felstrümmer, den sogenannten Rabenstein, die Talschlucht des Granitzbaches und die jenseits von dieser hochgelegene freundliche Probstei P ö 11 e n b e r g. — Znaim hat eine alte, im Jahre 1348 erbaute gotische Pfarrkirche, ein im Jahre 1222 gegründetes Dominikanerkloster, ein gotisches Rathaus mit einem 80 m hohen Turm und Denkmäler des Schriftstellers Karl Postel (Charles Sealsfield) und des Obersten Kopal, des Siegers am Monte Berizzo (1848). Viele historische Erinnerungen knüpfen sich an die Stadt; u. a. übernahm daselbst Wallenstein zum zweitenmale den Oberbefehl und auch Napoleon I. verweilte 1809 in Znaim. Östlich von Znaim, am Fuße der Polauer Berge, liegt die Stadt Nikolsburg mit dem alten fürstlich Dietrichstein'schen Schlosse, das sich auf einem steilen Kalkfelsen erhebt. Hierher verlegte 1866 König Wilhelm von Preußen sein Hauptquartier und am 27. Juli 1866 wurde dort der Präliminarfriede zwischen Österreich und Preußen abgeschlossen. Das Schloß enthält eine sehenswerte Ahnengalerie des Fürstengeschlechtes Dietrichstein, ein Naturalienkabinett und eine große Bibliothek. Von den vielen Kirchen Nikolsburgs erwähnen wir die Kollegiatkirche zu St. Wenzel mit einem sehr schönen aus Elfenbein geschnitzten Kruzifix, das angeblich von Michelangelo stammt. Nikolsburg ist der Geburtsort des Schriftstellers Josef von Sonnenfels. Die Einförmigkeit des hier ebenen Landes wird durch die stolzen Polauerberge unterbrochen, deren östlicher Teil aus einer Reihe zusammenhängender und waldbedeckter Kuppen besteht. Den höchsten Punkt bildet der Maydenberg (550 m), der in einer malerischen Felswand nordwärts zur Taya abfällt und eine besonders hübsche Aussicht gewährt. Auf dieser Felswand liegt die Ruine Maydenburg (428 m hoch), deren Mauerreste nach der Sage die zu Stein gewordenen Leichen einer mongolischen Prinzessin und ihrer Zofe sein sollen, welche der raubgierige Burgherr ermordet hat. In der Nähe steht auf einem nur schwer zugänglichen Felsen noch eine zweite Ruine, der Rofenstein, einstens eine starke Feste. Sie wurde ebenso wie zahlreiche andere Burgen des Landes im dreißigjährigen Kriege zerstört und geht jetzt langsam dem Verfall entgegen. Als der schönste Punkt des Tayatales gilt Frain, eine stark besuchte Sommerfrische, deren Lage durch das auf einem hohen senkrecht zum Flusse abfallenden Felsen gelegene hochaufragende Schloß besonders romantisch erscheint. — An der Nordbahnstrecke Lundenburg-Brünn liegt die Stadt Auspitz, der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichtes. Die Stadt hat eine Landesunterrealschule, eine alte Dechanteikirche und viele hervorragende Industrie-Etablissements. Nikolsburg, Frain. Oberer Platz in Znaim. Znaim. Auspitz. I GLAU. NWEIT DER BÖHMISCHEN GRENZE, auf einer von der Großen und Kleinen Igel umflossenen Anhöhe liegt Iglau, eine der ältesten Städte der Markgrafschaft Mähren. Die Stadt hat jedoch auch auf industriellem Gebiete eine alte Vergangenheit, denn bereits im XIV. Jahrhundert wurden hier Tuch- und Schafwollwaren erzeugt und heute steht die Iglauer Tuch- und Schafwollwarenindustrie an hervorragender Stelle. Aber auch zahlreiche andere Industriezweige findet man in Iglau und sehr bedeutend ist der Export von Getreide, Bauholz und Viktualien. Iglau soll der Sage nach am Ende des VIII. Jahrhunderts gegründet worden sein, jedoch wird die Stadt urkundlich erst in der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts erwähnt. In der llus-sitenzeit hatten die Iglauer Bürger wiederholt Kämpfe mit den Taboriten zu bestehen und hier wurde am 5. Juli 1436 der [glauer Vergleich geschlossen, in welchem Kaiser Sigismund die Prager Kompaktaten beschwor und als König von Böhmen anerkannt wurde. Inn wichtiges geschichtliches Ereignis war die im Jahre 1527 erfolgte Eidesleistung Ferdinands I. vor den böhmischen Ständen. Mit dem Beginn der Reformatious-bewcgung wurde die Bevölkerung von Iglau nach und nach ganz protestantisch und blieb es bis 1623, um welche Zeit die Auswanderung protestantischer Bürgerfamilien begann und die Reka-tholisierung der Stadt anfängt. Während der Schwedenkriege nahm Torstenson die Stadt ein und behielt sie durch zwei Jahre im Besitze. 1742 eroberten die Sachsen unter Rochau Iglau und 1805 schlugen hier die Oesterreicher unter Erzherzog Ferdinand d'Este die Bayern, die Wrcde befehligte. Wiederholt waren in Iglau franzö- sische Heere und im Jahre 1866 okkupierten die preußischen Truppen zwei Monate die Stadt. Das Verkehrszentrum der Stadt ist der Hauptplatz, einer der größten Plätze der Monarchie, der mit einer Mariensäule aus Granit und einem im Jahre 1797 errichteten Springbrunnen geziert ist. An der Ostseite des Platzes steht die sehenswerte Jesuitenkirche St. Ignatius, deren Bau 1680 begonnen wurde. Unweit von dieser befindet sich das Rathaus, dessen jetziger Bau 1786 aufgeführt wurde. In dem Archiv des Rathauses werden das Original der Königsaaler Chronik und die alten Urkunden der Iglauer Stadt- und Bergrechte aufbewahrt. Von den sechs katholischen Kirchen Iglaus ist die Pfarrkirche zu St. Jakob die Hauptkirche. Sie wurde in ihrer jetzigen Gestalt nach dem großen Brande von 1523 um die Mitte des XVI. Jahrhunderts von der Stadtgemeinde neu erbaut. An dieselbe ist eine im Jahre 1702 errichtete achteckige Marienkapelle angebaut, mit einem mit Figuren gezierten eisernen Abschlußgitter, ein Meisterwerk alter Schmiede-Frauentor. kunst. In der Frauengasse ist die Minoritenkirche zu Maria Himmelfahrt, aus dem XIII. Jahrhundert stammend, sehenswert. Besonders der achteckige Turm und der Kirchenteil hinler dem Hochaltäre ist von baulichem Interesse. Das Ende der Frauengasse bildetder 1515 errichtete Frauentorturm, der als Rest der ehemaligen Iglauer Festungswerke noch erhalten ist. Im neuesten Stadtteil Iglaus fallen die monumentalen Prachtbauten des Staatsobergymnasiums und der Knabenbürgerschule besonders auf. Hübsch angelegle Rasenbeete, Baum- und Strauchgruppen erhöhen noch den guten Eindruck dieses Viertels. Beim Viadukt der Staatsbahn steht die uralte Johannes-hügelkirchc, das älteste Gotteshaus von Iglau. Totalansicht. Gymnasium. IGLAU. Pfarrkirche. Oberer Platz. MÄHRISCHE STÄDTE. IE HERVORRAGENDE INDUSTRIE MÄHRENS, deren Hauptsitze naturgemäß die größeren Städte des Landes sind, haben wir bereits eingehend gewürdigt. Es obliegt uns jedoch noch einige Städte anzuführen, welche an der industriellen Entwicklung des Landes einen großen Anteil haben. An der Taya liegt Datschitz, der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichtes, mit einem alten und einem neuen Schloß, welche sich inmitten eines umfangreichen Parkes befinden. Industriezweige sind insbesondere: Spiritusbrennerei, Bierbrauerei und die Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen. — Dort, wo die Iglawa die Oslawa und Rokitna aufnimmt, breitet sich in einer fruchtbaren Ebene die Stadt Eibenschitz aus, mit bedeutendem Obst-, Gemüse- und Weinbau. Die Stadt hat eine schöne gotische Pfarrkirche, ein Bezirksgericht und eine Ackerbauschule. — Südlich von Eibenschitz an der Rokitna gelangen wir nach Mähr. Kromau, woselbst sich ein Schloß des Fürsten Liechtenstein und die Ruine der im Jahre 1513 erbauten Burg befindet. Erwähnenswert ist die aus dem XV. Jahrhundert stammende Pfarrkirche. In Kromau befinden sich eine Bezirkshauptmannschaft und ein Bezirksgericht und viele industrielle Etablissements. — In einer Talweitung der Schwarzawa liegt die Stadt Tisch nowitz, mit einer schönen Kirche und einer in den Sommermonaten vielbesuchten Kaltwasserheilanstalt. Gegenüber, am rechten Ufer der Schwarzwa, liegt unter dem Berge Kwietnitza, der als Fundort vieler Mineralien bekannt ist, das Dorf Vorklostcr, das zwei herrliche Klosterkirchen, die neurestaurierte Zisterzienser Nonnenabtei und das prächtige „Wiener jüdische Ferienheim" aufweist. Eine Wanderung entlang der Schwarzawa gegen Norden bringt uns zur Burg Bernstein, dem Juwel unter den alten Schlössern Mährens, die auf einem zum Teil bewaldeten Felsenhügel aus Glimmerschiefer stolz thront. An der Staatsbahnlinie Brünn-Prerau und am Hannaflussc liegt die Stadt Wisch au. Hier beginnt die fruchtbare Hannaebene. Wischau hat ein hübsches Schloß, das im Stile der Frührenaissance im Jahre 1490 errichtet wurde und gegenwärtig im Besitze des Erzbischofs von Olmütz ist. Bedeutend ist die Fabrikation von Baumwollwaren, Tuch und Zucker.—Die Stadt Holleschau an der Russawa ist hervorragend durch den dort betriebenen Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und die Erzeugung von Spodium und Kanditen. Sehenswert ist das im Jahre 1650 erbaute Schloß im Hochbarockstil mit einem großen und hübschen Park. Im mährischen Teichplateau ist Trebitsch die bedeutendste Stadt. Hier sind viele Sehenswürdigkeiten, u. a. das gräflich Waldstein'sche Schloß, früher eine Benediktinerabtei mit einem großen Park und die aus der Zeit des Übergangsstils stammende Klosterkirche, mit einer scheinen, sehr reich skulptierten Vorhalle, einem prächtigen arkadengeschmückten Chorbau und höchst origineller Einwölbung des Presbyteriums. — Nahe dem Ursprung der Taya liegt Te 11sc h, das schon wegen des dort befindlichen Schlosses, des ehemaligen Sitzes der Herren von Neuhaus, erwähnt werden muß. Der Bau stammt aus dem XVI. Jahrhundert, die alte innere Ausstattung ist noch vollständig erhalten. Beachtenswert ist auch die im XV. Jahrhundert errichtete gotische Dekanatskirche. Eibenschitz. Mähr Kromau. Wischau. 05 Tellsch. Tischnowitz TrebÜsch. Datschitz. Holleschau. TROPPAU. AS DURCH SEINE HERVORRAGENDEN NATURSCHÖNHEITEN berühmte Land Schlesien, dessen Beschreibung wir jetzt beginnen, ist eines der kleinsten Kronländer der Monarchie. Dasselbe wurde früher in den Troppauer und in den Teschner Kreis geteilt und wir legen auch unserer Schilderung die früher bestandene Teilung zugrunde. Die Hauptstadt des Landes ist " Troppau, eine der ältesten Städtegründungen auf schlesischem Boden, inmitten der Oppaebene gelegen. Die Stadt wird urkundlich erst im Jahre 1185 genannt und zwar als deutsche Ansiedelung in der Nähe der Burg Grätz. Seit der Teilung des Troppauer Kreises, der ursprünglich zu Mähren gehörte, im Jahre 1277, stand Troppau einige Zeit gegen Grätz zurück, wurde jedoch anfangs des XV. Jahrhunderts die erste Stadt des Landes. 1820 fand ein durch die französische Revolution notwendiger Fürstenkongreß in Troppau statt. Im Jahre 1848 wurde Troppau zur Hauptstadt von Österreichisch-Schlesien erhoben. Die heute größtenteils modernen Stadtteile Troppaus gruppieren sich um drei, durch breite Gassen verbundene Plätze: Niederring, Oberring und Franz Josefsplatz. Niederring und Oberring verbindet die vornehmste Verkehrsader ..Zwischenmärkten" mit sehr hübschen neuen Gebäuden. Den Oberring beherrscht das Rathaus mit dem im Jahre 1618 vollendeten 68 m hohen Turm, der wegen seines lohnenden Rundblicks, über Grätz bis zu den Kuppen des Altvatergebirges und von der Oder und Oppaebene bis über den Burgberg bei Jägerndorf hinausreichend, sehr häufig erstiegen wird. Gegenüber erhebt sich der prächtige Bau des 1883 neu aufgeführten Troppauer Stadttheaters. Seitwärts vom Oberring ragt die Hauptkirche von den sechs Kirchen Troppaus, die im gotischen Stil erbaute Probsteikirche empor. Der Niederring ist ein großer viereckiger Platz, auf welchem die Jesuitenkirche den (istlichen Abschluß bildet. Der Bau derselben wurde Jm XV1I1. Jahrhundert begonnen und ist den der Jesuitenkirche II Gesa in Rom entnommenen Formen und Verhältnissen angepaßt. Im Innern sind die farbenreichen Malereien des Jesuiten Franz X. Steiner und der großartig aufgebaute Hochaltar bemerkenswert. Auf dem Niederring steht auch der kuppelgeschmückte Prachtbau des Kaiser Franz Josef - Museums für Kunst und Gewerbe mit hervorragenden Sammlungen. An Stelle der alten Wälle sind in der letzten Zeit schön gepflegte Parkanlagen entstanden, welche mit den Denkmälern Kaiser Josefs IL, Friedrich Schillers und des Komponisten Engelsberg geschmückt sind. Lohnende Ausflugsziele sind das Schloß Rabin und vor allem das Schloß Grätz, die ehemalige Residenz der Herzoge von Troppau. Das Schloß liegt auf einer der letzten gegen die Ebene vorgeschobenen Anhöhen des rechtsseitigen Hügellandes und ist Eigentum des Fürsten Lichnowsky. Der Anblick der weitläufigen Bauten, die besonders imposant in den im Stile der englischen Gotik geschaffenen Neuanlagen hervortreten, ist sehr wirkungsvoll. Die landschaftlichen Vorzüge werden noch gehoben durch einen großen, wohlgepflegten Park und weite schöne Reviere, die an das Schloß grenzen. Troppau ist auch als Industriestadt sehr bedeutend, hauptsächlich wird die Fabrikation von Tuch-, Wirk- und Jutewaren, Hüten, Maschinen, chemischen Produkten, Blech- und Drahtwaren, Stärke- und Zuckerwaren betrieben. Troppau. Museum mit Lehrerbildungsanstalt. Schmetterhaus. TROPPAU, Herrengasse. Kingplatz mit Stadttheater und Propsteikirche. Partie an der Oppa. DAS NIEDERE GESENKE. If^jB IE PLATEAULANDSCHAFTEN, welche an dem von Jägerndorf im Oppatal über Neu-Erbersdorf und Freu- Bsggj dental führenden Straßen- und Schienenzug beginnen und gegen Osten bis an das Odertal reichen, werden als „Niederes Gesenke" bezeichnet. Die Berge dieses Gebirgszuges erreichen nur eine Höhe von 500—600 Meter und weisen nicht die im Hohen Gesenke markanten Haupt- und Nebenketten auf. In diesem Gebiete herrscht die Richtung von Nordwest nach Südost mit auslaufendem Querrücken, während wir im Niederen Gesenke au den meist flach verlaufenden Hügelrücken die entgegengesetzte Streichung beobachten. Die Formation des Gesteins weist einen auffallenden Unterschied in ihrem geologischen Aufbau auf. Im Altvatergebiete finden wir hauptsächlich das Urgestein, im Niederen Gesenke dagegen die Grauwacke als felsenbildendes Material. Das Vegetationsbild ist im Niederen Gesenke ebenso formenreich wie im Hohen. Die Abhänge und die Kuppen der Hügel decken ausgedehnte und rationell bewirtschaftete Forste stundenweit und die zur Ackerwirtschaft verwendbaren Flächen sind sorgfältig bestellt. Die südlichst gelegene Stadt dieses Gebietes auf schlesischem Boden ist Odrau, ehemals eine Festung, deren Wahrzeichen das alte zweistöckige hübsche Schloß ist. Die Stadt liegt in einer breiten Talpforte, dort, wo die Oder schlesisehes Gebiet erreicht und aus einem eng eingeschnittenen waldreichen Tal des Gesenkes die Tiefebene des reizenden Kuhländchens betritt. Odrau ist heute ein rühriges Fabriksstädtchen, das hauptsächlich Tuch, Seidenzeug- und Gummiwaren, Lacke und Firnisse produziert. — An der Staatsbahnlinie Zauchtel-Bautsch, auf einem Plateau, das eine weitreichende Aussicht über viele flache Kuppen und Bodenwellen gestattet, erreichen wir das Städtchen Wigstadtl, das durch seine zahlreichen gewundenen Berggassen charakteristisch ist. Die Stadt ist der Sitz eines Bezirksgerichtes, hat ein Denkmal Kaiser Josefs IL Hervorragend ist die Fabrikation von Seidenstoffen, Bändern und Wollwaren. Nördlich von Wigstadtl erheben sich auf einem steilen Uferfelsen, dort wo das vielgekrümmte Mohraflüßchen nach Norden umbiegt, die Ruinen des alten Bergschlosses Wigstein. — In dem längs des linken Ufers des Mohra-flüßchens sich hinziehenden Hügellande, an der Straße nach Troppau, liegt der Kurort Johannisbrunn-Meltsch mit kohlensäurehaltigem Eisensäuerling. Johannesbrunn breitet sich in einer reizenden Talmulde aus, die von fichtenbewachsenen Bergen umschlossen ist, welche eine natürliche Schutzwehr gegen schädliche Witterungseinflüsse bilden. Am Ostrand des Gesenkes, das hier eine von der Oder, Oppa und Möhra umflossene hügellige Hochfläche bildet, sind die wichtigsten Städte Wagstadt und Königsberg. Insbesondere Wagstadt hat eine reizende Lage und von den die Stadt umgebenden Anhöhen genießt man eine entzückende Fernsicht in das liebliche Mährerland. Die Stadt hat einen großen vierseitigen Ringplatz, ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichtes und hat ein hübsches Schloß und eine hervorragende Industrie, deren Hauptprodukte Knöpfe, Seiden- und Samtbänder, Baum-woll-, Wirk- und Schuhwaren sind. Königsberg hat ein sehenswertes Schloß, welches dem Grafen Wilczek gehört und ist gleichfalls eine hervorragende Industriestadt Schlesiens. Kaiser Josef-Brunnen in Odrau. Stadt Wigstadtl. Ruine Wigstein. Bad Johannisbrunn. Wagstadt. Odrau. FREUDENTAL, ENGELSBERG, BENISCH, WÜRBENTAL. rWi N EINEM LIEBLICHEN TALE des zur Möhra fließenden Sehwarzbaches, der seinen Lauf durch eine hügelumgürtete Talsenkung III nimmt, liegt die bedeutende schlesische Industriestadt Freudental, welche zu den ältesten Städtewesen des Gesenkes gehört. |Mm König Pi-emysl Ottokar I. erteilte der Stadt im Jahre 1223 das Recht von Magdeburg, das einen bedeutenden Fortschritt in *==^J der städtischen Entwicklung mit sich brachte. Die Lage von Freudental ist sehr freundlich und die aus dem Schwarzbachtal aufsteigenden schmucken Häuser, die drei Kirchen und das aus dem Zeitalter der Renaissance stammende imposante Schloß des Deutschen Ritterordens bilden ein anziehendes Städtebild. Der Hof des Freudentaler Schlosses ist den aus dem XVI. Jahrhundert stammenden Schlössern Mährens ähnlich, er trägt also den Stempel der aus dem Süden eindringenden Renaissance. Er bildet cm verschobenes Viereck, das von zwei Arkadengeschossen umzogen wird. Die hochgeführten rustizierten Pfeiler tragen dorisierende Säuleu der oberen bedeutend niedrigeren Arkadenreihe auf hohen Postamenten, welche durch Brüstungen verbunden sind. Auf der einen Schmalseite befindet sich der aus dem Viereck ins Achteck übergehende eingebaute Turm. Die gegenüberliegende Langseite enthält die 1766 im Barockstile angelegte Prachttreppc. Der Gesamteindruck des Schlosses ist sehr lebendig und lustig. Von den die Stadt umziehenden Hügeln ist der südlich von der Stadt liegende Köhlerberg, mit Basaltgebilden, sowie der Venusberg von Interesse. Auf dem Plateau des 674 m hohen Köhlerberges erhebt sich eine Wallfahrtskirche. Zwei Meilen östlich von Freudental breitet sich auf einer Terrainwölbung die alte Berg- und Weberstadt Benisch aus, in deren Umgebung in früheren Zeiten der Goldbergbau betrieben wurde. Heute sind dort noch zahlreiche Schieferbrüche zu finden und auch der Eisenbergbau ist ein hervorragender Erwerbszweig der Bewohner von Benisch und Umgebung. Mit der Eisenbahn von Freudental in der Richtung nach Klein-Morau erreichen wir Engelsberg, die Geburtsstätte des bedeutenden Liederkomponisten Eduard Schön-Engelsberg, dem auch dort ein Denkmal gesetzt wurde. Die Stadt liegt am Fuße des Hochgebirges und die dichtgedrängten Häuser gruppieren sich sehr hübsch um das schmucke Kirchlein. — Am Vereinigungspunkt der Weißen und der Schwarzen Oppa erreichen wir das alte Städtchen Würbental, das einstens durch den Bergbau auf Edelmetalle berühmt war. Heute bildet eine schwunghafte Leinen- und Baumwollindustrie den Haupterwerbszweig der Einwohner. Auch bedeutende Fabriken für Metallwaren und Glas existieren dort. Würbental ist einer der am meisten gewählten Ausgangspunkte für Partien in das Altvatergebiet. Die Stadt ist die Endstation des von Erbersdorf ausgehenden Flügels der Staatsbahn und der Sitz eines Bezirksgerichtes. Benisch. Wandelgänge im Schlosse Freudental. Engelsberg. Freudental. Wandelgänge im Schlosse Freudental. Würbental. KARLSBRUNN. DER ALTVATER. INE WANDERUNG auf der von Würbental ausgehenden romantischen Waldstraße führt uns nach K a r 1 s b r u n n, dem vornehmen und nächst Gräfenberg bedeutendsten Kurorte Schlesiens. Karlsbrunn ist in einem lieblichen Tale der Weißen Oppa, inmitten von harzduftenden Nadelwäldern, 779 m über dem Meere, in einem Moorgrunde gelegen, aus dem neun kohlensäurehaltige Eisenquellen fließen. Den anmutigen Kurort mit seinen schmucken Villen und Häusern umsäumen mächtige Bergrücken, an erster Stelle der volkstümliche Altvater, an dessen Fuße sich Karlsbrunn ausbreitet. Die Kuranstalt ist seit ihrer Gründung im Jahre 1780 durch den damaligen Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Maximilian Eigentum des Deutschen Ritterordens. Den Namen Karlsbrunn erhielt die Anstalt erst im Jahre 1802 nach dem Erzherzog Karl, dem Sieger von Aspcrn, der als Hoch- und Deutschmeister die damals bestandene Maximilian-Quelle besichtigte und gleichzeitig nebst der Herstellung verschiedener Baulichkeiten eine neue Quelle instandsetzen ließ, welche zur Erinnerung an den Erzherzog Karl „Karlsquelle" und somit der ganze Ort „Karlsbrunn' genannt wurde. Die Quellen von Karlsbrunn gehören zu den alkalisch-erdigen Eisensäuerlingen, mit Ausnahme der Wilhelmsquelle, welche infolge ihres großen Gehaltes an doppeltkohlensaurem Eisen und freier Kohlensäure den reinen Eisen- und Stahl-Quellen zugezählt werden muß. Den größten Aufschwung erfuhr Karlsbrunn unter dem verstorbenen Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Wilhelm, der ein den modernen und hygienischen Anforderungen vollkommen entsprechendes Badehaus mit einer großen Kolonnade errichten ließ, das einen Aufwand von circa 300,000 Kronen erforderte. Ferner ließ er mehrere prachtvolle Villen, den Musikpavillon und zahlreiche hübsche Waldwege ausführen, so daß heute für die Unterkunft und die Bequemlichkeit der Kurbedürftigen reichlich gesorgt ist. — Wir verlassen Karlsbrunn und wandern auf gutem Bergpfad entlang der Weißen Oppa, welche in tiefem Graben im Oppa-Fall über die Felsen stürzt und erreichen die „Schäferei", eine gut geführte Gastwirtschaft, 1260 m hoch, die während des Sommers ständig einem Heer von Touristen Unterkunft bietet. Die langgestreckte Baude liegt in einer Einsenkung zwischen dem 1490 m hohen Altvater, dem flachgipfeligen Haupte der mährisch-schlesischen Sudeten und dem Peterstein. Die interessanten Felsbänke des Peterstein rufen die Erinnerung an die Hexenzeit wach. Die Sage erzählt Vieles von dem nächtlichen Spuk, der dort herrschte. Man genießt hier eine prächtige Aussicht, welche die Naturschönheiten von den Beskiden bis in das Glatzergebirge bewundern läßt. Eine neunstündige Kammwanderung westwärts führt auf einsamen Heiden über Kuppen und Sättel, an zahlreichen Schutzhäusern vorbei bis zum großartigen komfortabel eingerichteten Georgsschutzhause (1320 m) auf der Hochschar, unter der sich das Bielatal in seiner ganzen Schönheit ausbreitet. Seine Bezeichnung erhielt das Schutzhaus nach dem Kardinal Dr. Georg Kopp in Breslau; die ringsherum liegenden Reviere sind nämlich Eigentum des Bistums Breslau. Von der Hochschar führt ein Touristenpfad zur Eisenbahnstation Ramsau. Villen in Karlsbrunn. Schäferei mit Peterstein. Georgsschutzhaus. Kurhaus. KARLSBRUNN. Gesamtansicht. Villen und Parkanlagen. FREI WALDAU, GRÄFENBERü, LINDEWIESE. M FREUNDLICHEN TAL DER BIELA, die im Herzen des Gesenkes ihren Ursprung hat und ihr rauschendes Gebirgswasser im engen Felsenbett zur preußischen Neisse trägt, liegt die Stadt Frei waldau, „die schmucke Städte-Perle" der Sudeten. Noch vor sechs Jahrhunderten bedeckte dichter LJrwald diese Gegend und heute sehen wir an dessen Stelle ein blühendes Gemeinwesen mit hoch entwickelter Industrie. Die Stadt hat ein altes Schloß, welches dem Fürstbischof von Breslau gehört, eine hübsche katholische und eine protestantische Kirche und bedeutende Fabriken für Leinen- und Damastwaren, Bleich-und Appretur-Anstalten und Handschuhfabrikation. Jedoch noch mehr als die hervorragende Industrie haben zwei deutsche Bauernsöhne: Vinzenz Frießnitz (-J- 1851) und Johann Schroth (f 1856) diesen Teil des Schlesier-Landes zur Berühmtheit gebracht. Der Erstere hat im Jahre 1826, als der eigentliche Gründer des systematischen Naturheilverfahrens, die weltberühmte Wasserheilanstalt auf dem Gräfenberg gegründet, nachdem er vorher einen selbst erlittenen Rippcnbrnch durch die Behandlung mit kaltem Wasser geheilt hatte. Seither ist der Ruf dieses Unternehmens bis in die entferntesten Gegenden gedrungen und Gräfenberg beherbergt jährlich Kurbedürftige aus allen Kontinenten. Das schöne Gräfenberg, „die Perle Schlesiens", ist auch ein ganz besonders ausgewählter Fleck Erde, der unvergleichlich reiche Quellen (man zählt ihrer über vierzig) aufweist. Die Temperatur der höher gelegenen Quellen sinkt im Sommer unter 5° C. Der freundliche Eindruck des Kurortes wird jedem Besucher unvergeßlich bleiben und wie könnte es auch anders sein! Besitzt doch Gräfenberg nicht bloß schmucke Villen, sondern auch einen herrlichen Wald mit wohlgepflegten Wegen, von welchen in erster Reihe der Weg um die Prießnitz-Koppe genannt zu werden verdient. An diesen stundenweiten Lustwegen sind auch jene Monumente, welche die Genesenen verschiedener Nationen dem Begründer des Kaltwasserheilverfahrens in dankbarer Verehrung setzen ließen, sprechende Zeugen für die Bedeutung Gräfenbergs als Kurort. Von diesen Denkmälern fällt in erster Linie das von den Ungarn mit einem bedeutenden Kostenauf wände errichtete imposante Monument auf, ein Granitsockel, der die lebensgroße Figur eines Löwen trägt. Dasselbe ist ein Werk des berühmten Meisters Schwanthaler und enthält in ungarischer Sprache folgende Inschrift: „Als der Mensch in seinem Stolze das Wasser, den Trank, der ihm mit dem Tiere gemein, zu verschmähen begann, ward er früh alt und hinfällig. Frießnitz gab zurück dem Wasser seine Macht und mit neuer Kraft ersteht das Menschengeschlecht. Die die Verdienste Prießnitz' als des Wohltäters der Menschheit im Tode noch würdigenden Ungarn bringen au den lebensfrischen Quellen von Gräfenberg den Söhnen späterer Jahre aus dem Vaterlande ihre Grüße dar. 1839 und 1840". Unser Bild von Freiwaldau ist von der Aussichtshöhe des Koppenhauses in Gräfenberg aufgenommen. Es zeigt zu unseren Füßen die Stadt, links den lieblichen Kreuzberg, im Hintergrund das obere Tal der Biela in der Richtung gegen Tomasberg und Waldenburg und links gegen Mittag das langgedehnte Altvater-Gebirge. Auf dem Fuße des Kreuzberges breitet sich der Stadtwald aus, in welchem die rührige Gemeindevertretung viele Quellen fassen und bequeme Fahrwege und Serpentinen anlegen ließ, die auf den Gipfel des Kreuzberges und der benachbarten Goldkoppe und in weitentfernte traute Einsamkeiten führen. Gräfenberg liegt am Vorberge des Hirschbadkammes in einer Meereshöhe von 590 m und hat infolge dieser hohen Lage und des Reichtums an Nadelholz eine äußerst kräftige und ozonreiche Luft. — Vier Kilometer von Freiwaldau entfernt, in dem schönen, durch bewaldete Mittelgebirge gegen Nordwinde geschützten Staritztale liegt Lindewiese mit der von Johann Schroth im Jahre 1829 gegründeten diätetischen Heilanstalt. In Lindewiese bildet feuchte Wärme den Hauptfaktor der Kur; denn Schroth, der gleich Prießnitz durch einen Zufall zum Naturarzt wurde, indem er einen durch einen Unfall erlittenen Beinbruch nach langwieriger ergebnisloser Behandlung durch den Arzt, durch feuchte Wärme selbst heilte, hielt an dem Grundsatze fest: „In feuchter Wärme gedeiht Holz, Frucht und Wein, selbst Fleisch und Bein". Die Schroth'sche Diätkur erfordert von dem Kranken nicht nur Entsagung, sondern auch Selbstbeherrschung und es wird somit Lindewiese nur von solchen Kranken aufgesucht, welche bereits verschiedene Heilsysteme erprobt, aber den gewünschten Erfolg nicht erzielt haben und diese Heilanstalt als ihre letzte Zuflucht ansehen. Trotzdem beträgt die Frequenz jetzt schon mehr als 1400 Personen jährlich. Außer feuchter Wärme sind trockene Diät, Wein und der Aufenthalt in reiner sauerstoffreicher, miasmenfreier Gebirgsluft, Mittel des Schroth'schen Heilverfahrens. Dem Gründer der Anstalt Johann Schroth wurde von den Kurgästen im Jahre 1870 in Lindewiese ein Denkmal gesetzt. 1 Gräfenberg. Freiwaldau. Lindewiese. FRIEDEBERG, WEIDENAU, JAUERNIG, ZUCKMANTEL. IE BAHNSTRECKE VON NIEDER - LINDEWIESE nach Heinersdorf geht in steilem Anstiege über den Sattel des aussichtsreichen Gemarkes, an den Kalkindustrien von Setzdorf vorbei. Hier ist der Hauptsitz für die schlesische Granitindustrie, deren Zentrale das alte Städchen Friedeberg ist, welches in dem heiteren, vom Weidenbach durchzogenen Tale liegt. Der steile „Gotthausberg", dessen Granitstirn ein weithin, sichtbares gotisches Kirchlein trägt, überragt die Stadt mit dem massigen Rundturm der Pfarrkirche, der einst der Bergfried einer alten Burg war, auf welche die noch heute teilweise erhaltenen Wälle und Mauern hinweisen. Weiter nordwärts windet sich die Bahn in einem sehr fruchtbaren Tale nach W e i d e n a u. Die Stadt liegt nahe der preußischen Grenze am Weidenbach, der der Neisse zufließt, ist der Sitz eines Bezirksgerichtes, hat ein Obergymnasium, ein?Priesterseminar mit Kouvikt und ein sehr hübsches Rathaus. Zurück über Haugs-dorf passieren wir Ober-Hermsdorf mit einer landwirtschaftlichen Mittelschule und das industrielle Barzdorf, bis wir das Ziel unserer Wanderung, den 339 m hohen J o h a n n e s b e r g, welchen die dominierende Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Breslau krönt, erreichen. Der Bau des altertümlichen Schlosses wurde von dem aufgeklärten Bischof Johannes Turso, einem Verwandten der Fugger, vollendet, der ein Schützer und Freund humanistischer Studien war. Das Schloß enthält zwei bemerkenswerte Reliefs aus dem Beginne des XVI. Jahrhunderts. Auf Schloß Johannesberg verbrachte unser heimischer Dichter Josef Freiherr von Zedlitz seine Jugend und auch der Romantiker Eichendorff hielt sich oft dort auf. Unterhalb des Schlosses breitet sich die Stadt J a u e r n i g aus, die Geburtsstätte von Zedlitz. Auf dem Friedhofe von Jauernig finden wir ein sehr schönes Grabdenkmal der Bürgermeistersgattin Barbara Volkmann, welches aus dem Jahre 1596 stammt. Die Stadt Zuckmautel liegt am Fuße des schön geformten Kegels der Bischofskoppe und weist eine bedeutende Fabrikation von Seiden- und Leinenwaren auf. Am Fuße des Schloßberges, in einer Höhe von ungefähr 500 m über dem Meere, in der Nähe der weitläufigen städtischen und bischöflichen Waldungen, befindet sich die nach dem Muster der Gräfenberger Heilanstalt eingerichtete Wasserheilanstalt und ein komfortabel ausgestattetes Sanatorium, die sich beide großen Zuspruchs erfreuen. Auf dem Schloßberge stehen noch die spärlichen Ruinen der uralten Burg Edelstein, welche einstens zu den ältesten und größten Schlössern des Landes zählte. In den um Zuckmantel herumliegenden Bergen wurde früher ein ergiebiger Bergbau auf Gold und Silber betrieben. Das nahe Bergknappendorf Obergrund am Althackeisberge erinnert noch heute daran. Ein eigenartiges Landschaftsgemälde kann man noch genießen, wenn man von Zuckmantel aus über das an Kalksteinbrüchen reiche Endersdorf durch das schöne Waldtal von Latzdorf in die Berge eindringt. Iiierzeigt sich das mitten im Walde 757 m hoch gelegene Dörflein Reihwiesen, die höchste bewohnte Ortschaft in Schlesien und der große und kleine „Sinteich". Eines der dankbarsten Ausflugsziele in der Nähe von Zuckmantel ist die Bischofskoppe (890 m) mit dem 18 m hohen Aussichtsturm „Franz Josefs-Warte". Von der luftigen Höhe dieser Warte kann der Blick fast das ganze Gebiet des westlichen österreichischen Schlesiens umspannen : im Nordwesten die mächtigen Waldrücken der Reichensteiner Berge, gegen Norden vorgelagerte Flachlandschaft mit fruchtbarer Vegetation, weiter gegen Norden reicht der Blick von diesem Grenzposten über die deutsch-schlesischc Ebene über Ziegenhals, die österreichische Grenzstation, bis nach Neisse. Schloß Johannesberg. JÄGERNDORF, OLBERNSDORF. ON TROPPAU ZIEHT DIE OPPA nach Nordwesten als Reichs- und Landesgrenze gegen Jägerndorf an den Abhängen des Benischer Plateaus und bewässert den Boden eines durch seine bedeutende Rübenzuckerindustrie ausgezeichneten Tales. Mit der Straße parallel geht die Bahn durch mehrere kleine Ortschaften, von welchen Vavrowitz und Strochowitz durch ihre großen Zuckerfabriken auffallen. Jenseits dieser Orte kündigen die zierliche Burgbergkirchc, sowie dicke Rauchwolken die Nähe des fabrikenreichen Jägerndorf, des „Reichenberg von Schlesien" an. Die Stadt liegt an der Oppa, die hier die Goldoppa aufnimmt, am Fuße des Burgberges und hat sich als Kreuzungspunkt mehrerer Straßen und von vier Bahnlinien in der letzten Zeit sehr entwickelt. Besonders ist es die Schafwollwarencrzeugung, welche hier wie auch in Schlesien überhaupt seit Jahrhunderten betrieben wird und speziell in Jägerndorf zur Großindustrie erwachsen ist. In diesem Industriezweige nimmt Jägerndorf die vierte Stelle in der Monarchie ein. Die Stadt war einstmals der Hauptort des gleichnamigen Fürstentums, welches 1437 zu einem selbständigen Fürstentum wurde, als es Nikolaus V., ein Enkel Herzog Johanns I. von Ratibor bei der Teilung des väterlichen Erbes erhielt. Die Stadt Jägerndorf wurde im Jahre 1241 von den Tataren geplündert und erlitt im dreißigjährigen Kriege schweren Schaden. Im Mai 1745 fanden bei Jägerndorf zwei Gefechte zwischen den Österreichern und Preußen statt und auch im Januar 1779 haben beide hier miteinander gekämpft. Jägerndorf hat zahlreiche hervorragende Bauten, von denen die im spätgotischen Stil aufgeführte Dekanatskirche, die mit ihren zwei schweren aus dem Viereck in das Achteck übergehenden Türmen das ganze Stadtbild beherrscht, das Fürstlich Liechtenstein'sche Schloß mit hübschen Sgrafittodekorationen an der Außenseite eines Arkadenganges, das Minoriten-kloster mit einer schönen Kirche und das neuerbaute Rathaus besonders hervorzuheben sind. Südöstlich von Jagerndorf, am rechten Ufer der Oppa, erhebt sich der 437 m hohe Burgberg, ein isolierter Grauwackenfels, welchen eine weithinschauende zierliche und doppeltürmige Wallfahrtskirche schmückt. Zum Burgberg hinauf führt eine mächtige Treppe von 210 Stufen, welche mit alten schattigen Linden bepflanzt ist. Besonders lohnend ist der reizende Ausblick vom Burgberg in das nahe Oppatal und die entzückende Fernsicht, die bis zu den Bergwäldern des Hohen Gesenkes mit dem Altvater und seinen Nachbarn und über das Niedere Gesenke bis an die Oderebene reicht. Der verlängerte Rücken des Burgberges trägt die Ruine Schellenburg, einstmals eine stolze Feste, von einem reichen Kranz von Sagen umflochten, so vom Räuberhauptmann Hunzaches, der verwunschenen Jungfrau u. a. Die Burg, die schon im Jahre 1238 erwähnt wird, gelangte im Jahre 1523 in den Besitz des Markgrafen Georg von Brandenburg, der das ganze damalige Herzogtum Jägerndorf von Georg von Schellenberg durch Kauf erwarb. Die zur Bezirkshauptmannschaft Jägerndorf gehörige Stadt O Ibersdorf, nahe der preußischen Grenze an der goldenen Oppa gelegen, weist eine bemerkenswerte Pfarrkirche aus dem Jahre 1756 auf. Westwärts von Jägerndorf steigen tue waldigen Vorberge der Sudeten an; um Jägerndorf herum gruppieren sich noch andere freundliche Ortschaften mit ihren weißgetünchten Häuschen, die in wohlgepflegten Gärten eingebettet sind. Weiter hinaus gleitet der Blick in waldumsäumte Täler, denen gegen Westen hin die mächtigen Sudetenrücken den abschließenden Rahmen' verleihen. Ruine Schellenburg. JAGERNDORF. Der Burgberg. TESCHEN UND DAS OLSATAL. ÄNGS DES RECHTEN UFERS DER OLSA breitet sich in sehr hübscher Lage auf einer Anhöhe Teschen aus, die bedeutendste Stadt des östlichen Teiles Schlesiens, des ehemaligen Teschnerkreises. Sie war früher die Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums und verdankt der Sage nach ihre Gründung dem unverhofften Wiederfinden dreier Söhne des Polenfürsten Lescheck, welche zum freudigen Andenken an diese Stunde den Ort „Cieszyn", d. h. den Ort der Freude nannten. Noch heute erinnert an dieses Geschehnis der „Dreibrüderbrunnen". Von historischem Interesse ist der am 13. Mai 1779 zwischen Maria Theresia und Friedrich II. in Teschen abgeschlossene Frieden, der dem bayrischen Erbfolgekriege ein Ende bereitete. Aus unserem Stadtbild, welches vom Schloßhügel aufgenommen ist, geht hervor, daß die Stadt auf einem langen Uferrücken bis zu der im Osten hochaufragendeu evangelischen Gnadenkirche mit einem schlanken Turm h iiiansteigt. Um diese Kirche gruppieren sich sehr hübsch die neuerbauten Villen und Kasernen. Der Schloßturm. Sehr schöne neue Prachtbauten weist die Bahnhofsstraße auf, während der weitläufige Demel-platz größtenteils noch altertümliches Gepräge besitzt. Einige Häuser auf demselben haben noch uralte Laiibengänge. Von der ehemaligen großen Burg der Piastenherzogc, welche bis 1653 die Burg bewohnten, ist nur mehr der massige zinnengekrönte Schloßturm erhalten. Der beachtenswerteste Bau der Stadt ist das stattliche Schloß des Erhetzogs Friedrich; in demselben befindet sich die Kameraldirektion. Teschen ist eine hervorragende Stätte für die Pflege deutschen Schulwesens und der Sitz einer weitverzweigten Industrie. — Wir rüsten zu einer Reise in das bezaubernd schöne Olsatal und folgen dem glitzernden Baude der Olsa nach Süden. Zuerst besichtigen wir die großartigen Eisen- und Stahlwerke von Trzyniec des Erzherzogs Friedrich, welche von hohem Interesse sind. Besonders zur Nachtzeit, wenn die purpurnen Flammengarben der Hochöfen und tue elektrischen Lichteffekte zusammenwirken, erleben wir ein märchenhaft prächtiges Schauspiel. Auf einem nahen Hügclplateau erhebt sich die Kirche von Trzyniec, welche weiland Erzherzog Albrecht durch Albin Prokop von 1883 — 84 erbauen ließ. Sie ist ein monumentales Meisterwerk im Stile moderner Gotik. Wir setzen unsere Reise in die naturfrische Welt unserer Berge fort und erreichen das Dorf Bystrzytz, von zahlreichen Bergkuppen überragt, darunter dem waldreichen Ostry (1042 m) und dem Joworowy (1032 m) mit dem reizenden Erzherzog Friedrich-Schutzhaus. Eisenwerke Trzyniec. Eil ick auf die Kasernen. Demelplatz. TESCHEN. Erzherzogliches Schlot.'!. Sachsenberg. Bahnhofstraße. B I E L I T Z. ITTEN IN EINEM RING VON DEUTSCHEN DÖRFERN, der hier eine größere Sprachinsel in polnischem Gebiete bildet, liegt am linken Ufer der Biala und durch diese von ihrer galizischen Schwesterstadt Biala getrennt, die Stadt Bielitz, welche nächst Brünn und Reichenberg die bedeutendste Schafwollwarenindustrie der Monarchie aufweist. Die Stadt ist eine alte Ansiedelung, die bereits im Jahre 1427 einen Rats- oder Bürgermeister hatte. Im dreißigjährigen Krieg bemächtigten sich die Söldner des Grafen Mannsfeld 1628 der Stadt Bielitz und im Jahre 1682 wurde dieselbe anläßlich des Aufstandes Tökölys von 4000 Kurutzen unter Pelroczy geplündert. Im Weichbild der Stadt finden wir meistens düstere Häuserreihen, denn hier liegen die zahl-reichen Tuchfabriken und die verschiedenen Fabriksbetriebe. Dagegen hat der in der Nähe des Bahnhofes in der letzten Zeit erstandene neue Stadtteil sehr hübsche Neubauten und besonders herrliche Parkaulagen. Dort steht auch an der Erzherzog Albrecht-Allee das 1906 errichtete Schiller-Denkmal aus Marmor. Der schönste Platz von Bielitz ist die Anlage rings um die protestantische Kirche. In wohltuender Abgeschlossenheit erhebt sich das Gotteshaus umgeben von den vielen für die Erziehung der Jugend errichteten Unterrichtsanstalten der evangelischen Gemeinde, welche inmitten weitläufiger und hübscher Parkanlagen errichtet wurden. Eine besondere Pflege läßt die Stadtverlretung dem Schulwesen angedeihen. Bielitz hat ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Staatsgewerbeschule, die evangelische Lehrerbildungsanstalt und zahlreiche Fachschulen. Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört das alte fürstlich Sulkowski'sche Schloß, das den Stadtberg, das Verkehrszentrum der Stadt, beherrscht, das Stadttheater, und die zwei katholischen Kirchen. Außer der Textilindustrie ist noch die Fabrikation von Spinnerei-, Weberei- und Appreturmaschinen, sowie der Bau von Dampfmaschinen und die Papiererzeugung in Bielitz hoch entwickelt. Die Schattenseiten, welche eine hochentwickelte Industrie mit sich bringt, fühlen die Bewohner von Bielitz nicht, denn die Stadt besitzt eine derartige Lage, daß man von allen Seiten binnen wenigen Minuten die sie umgebenden Wälder betreten kann. Ein beliebter Ausflugsort ist der bekannte Zigeunervvald, den man mit der elektrischen Bahn in kurzer Zeit erreicht und der eine gutbesuchte Gastwirtschaft, das sogenannte Kurhaus, hat. Schöne wohlgepflegte und gut gezeichnete Waldwege führen auf die Kamitzer Platte, wo sich das vom Bielitzer Verschönerungsverein und dem Beskidenverein mit einem Kostenaufwand von 50,000 Kronen erbaute villenartige Touristeuhaus befindet, ferner auf den Klimmtschock (1120 m), die höchste Erhebung der Beskidenberge oder zur Klementinenhütte auf der Magura. In der Nähe von Bielitz liegt das Dorf Alt-Bielitz mit einer uralten, für Historiker und Kunstfreunde beachtenswerten Kirche, wahrscheinlich dem ältesten schlesischen Gotteshause und der Kurort Ernsdorf (poln. Jaworze) mit einem hübschen Schloß und Park des Grafen Philipp St. Genois d'Anneaucourt und einer Nervenheilanstalt. Ernsdorf hat ein subalpines Klima und liegt 360 m über dem Meere am Fuße der bewaldeten Beskideu. Von hier aus lohnt ein erfrischender Ausflug in die schattigen Wälder dieser Berge, die der rührige Beskiden-Verein für Touristen erschlossen hat. Überall finden wir Aussichtspunkte, von denen aus wir uns laben am Ausblick ins lachende Bialatal mit seinen reichen Industrien, auf den Saybuscher Bergkessel und das ferne Hochgebirge der Tatra. Touristenhaus auf der Kamitzer Platte. Fürstliches Schloß mit Stadtberg. BIELITZ: GESAMTANSICHT. Kaiser Franz Josefstraße. Der Weichselfan. DAS WEICHSELTAL. INIGE DER SCHÖNSTEN LANDSCHAFTSBILDER der Monarchie findet man im Tale des Weichselflusses, der seine Quellen im Umkreise des gleichnamigen schönen Dorfes sammelt. Das Dorf Weichsel breitet sich in der weitläufigen Talfurche der herrlichen Waldberge aus und zählt über 5000 Einwohner. Nebst der schmucken evangelischen Kirche, welche den Mittelpunkt des Ortes bildet, finden wir noch eine hübsche Pfarrkirche, die große Villa „Luisenhof" und sieben Schulen. Die eigentlichen Quellen der Weichsel sind die Schwarze und die Weiße Weichsel, welche beide auf der Barania entspringen und durch den Kamm des Przyslup geschieden sind. Sie treffen sich beim Schulhause Czorny, einem der schönsten Punkte des Tales, nachdem die Weiße Weichsel vorher ein hübsches Waldtal durcheilt und in einem Nebenarm zwischen Steinblöcken und starren Felsenwänden den herrlichen Weichselfall gebildet hat. Die Barania (1214 m) decken dichte Fichtenbestände und kräuterreiche Hochwiesen, hohe Waldgräser, stellenweise Heidelbeerstauden und gefiederte Farne bilden die Vegetation der letzteren. Vom Dorfe Weichsel führt eine schmale Talpforte nach Ustron, das nicht nur durch seine bedeutende Eisenindustrie, sondern auch als klimatischer und Molkenkurort einen guten Ruf genießt. Aus dem auf dem Kurhause angebrachten lateinischen Chronogramm geht hervor, daß Ustron im Jahre 1802 gegründet wurde und somit der älteste Badeort im östlichen Teile Schlesiens ist. Diedorf befindlichen Erzherzog Friedrich-scheu Maschinenfabriken und Hammerwerke bilden eine sehr ausgedehnte Betriebsanlage, deren Besichtigung sehr lohnenswert ist. Die schattige Eisenquelle in Ustron, die wir im Bilde bringen, ist eines der meistbesuchten von den zahlreichen Ausflugszielen von Ustron und dessen hübscher Umgegend. Unterhalb von Ustron beginnt das Hügelland und von den einzelnen isolierten Höhen fallen der Helm (419 m) und in der Richtung gegen Teschen Skotschau fließt die forellenreiche Brenica in die Weichsel, die hier eine offene Talmulde bildet. Skotschau ist eine alte Stadt mit einer hübschen katholischen und einer protestantischen Kirche, einem schönen Rathausund einem alten Schloß. Nunmehr geht der Lauf der Weichsel durch Flachland bis zur Stadt Schwarzwasser, einem alten Städtchen, das um den Hauptplatz, den sogenannten Ringplatz gruppiert ist. der Ogrozonerberg besonders auf. — In der Nähe von Schwarzwasscr: Ringplatz. Eingang in das Tal der Weißen Weichsel. Skotschau. Eisenquelle in Ustron. DAS OSTRAWITZATAL DIE LISSA. 'jf^T U DEN BESUCHTESTEN TOURISTENZIELEN der vum/A westlichen Beskiden gehört die Lissahora, der mäch-yw&4x\ tige Gebirgsstock der Lissa, der im südwestlichen Teile -- des Teschnerkreises das Ostrawitzatal gegen Süden abschließt. Zum Ausgangspunkte der Lissabesteigungen dient meistens das Städtchen Fricdland an der Ostrawitza, das auch einen Knotenpunkt der Eisenbahnlinie Kojetein-Bielitz bildet. Friedland hat ein großes, dem Fürsterzbischof von Olmütz gehöriges Eisenwerk, in dessen Nähe sich der Markierungsknotenpunkt des Beskidenvereines für die Lissabesteigungen befindet. Wir wandern durch das breite, an herrlichen Landschaften reiche Satinatal drei Stunden lang teils durch Wald, teils über Weiden empor zur Lissaspitze mit dem Erzherzog Albrecht'schen Schutzhause, und sind überrascht, in der Höhe von 1325 Meter eine so behagliche Herberge zu finden. Auf dem Wege entzücken uns der tosende Satinafall und die pittoresken Blöcke des Andreasfelsens, an welche sich die im Volksmunde fortlebende Sage von On-drasch, dem schlesischen Rinaldo, knüpft, der hier in früheren Zeiten seine Schlupfwinkel hatte. Die Lissaspitze bietet eine kolossale Fernsicht nach allen Richtungen. Vor dem Auge des Touristen entrollt sich ein unbeschreibliches Bild von schöner mit Lieblichkeit gepaarter Naturpracht: die herrlichen Landschaften der Karpathen auf schlesischem, mährischem und ungarischem Gebiete, die bewaldeten Kuppen des Gesenkes und die reiche schlesische und galizische Ebene. Prächtige Forste decken die Gehänge der Lissa. Wir besuchen noch die im Gebiete der Lissahora gelegenen anmutigen und gutbesiedelten Täler der Moravka, der Mohelnicza und der Ostrawitza. Die Quellbäche der Moravka entspringen auf steht im Sattel zweier bewaldeter Kuppen das Skalitzer Kirchlein, von dem die Sage ausgeht, daß es versinken soll, wenn es von Menschen überfüllt sein wird. Im Ostrawitzatal, das rechts die Reschica und links den wilden Mazak aufnimmt und die westlichen Hänge der Lissa umzieht, um dann bei Friedland in ein weites Talbecken einzutreten, gelangen wir nach F r i e d e k, das mit der am andern Ufer der Ostrawitza liegenden mährischen Schwesterstadt Mistek auf dem Gebiete der Baumwollwaren-Industrie einen bedeutenden Rang einnimmt. Imposant wirkt das auf einem Hügel dominierende Schloß mit klafterdicken Mauern, während die Häusergruppe der Stadt vom hohen gotischen Turm der Pfarrkirche, deren Anfänge aus dem XVII. Jahrhundert stammen, beherrscht wird. Im Norden der Stadt erhebt sich auf einem Hügel die doppeltürmige Wallfahrtskirche mit dem Wunderbilde der Madonna, das* zur Zeit der Marienfeste das Ziel von tausenden Wallfahrern bildet. Die Stadt war schon in früheren Zeiten als Knotenpunkt am mährisch-galizischen Handelswege von großer Bedeutung. In der unmittelbaren Nähe von Friedek finden wir die hervorragenden Hüttenwerke Baszka und Karlshütte. Wer ein Freund tiefen Naturfriedens ist und sich in die Geheimnisse der nächsten Bergreviere vertiefen will, der wandert in das verborgene Mazak-Tal, oder aber er marschiert am Bergkirchlein von Unter-Althammer vorbei, ins sonnige Rzeeiea-Tal bis zum Beskid am „Weißen Kreuz", dem massigen Sulov (943 m). Im Tale der letzteren, vor Friedek, ]>er Satinafall. von wo ein weiter Fernblick ihn belohnt auf die sanftgeschwungenen Bergketten der Karpathen, längs der Waag auf rauhe Berge und schneebedeckte Zinken der Tatra. Auf diesen Wegen genießt man in reicher Abwechslung die schönsten Landschaftsbilder, welche oft ganz merkwürdige Kontraste einschließen. Friedek: Oesamtansicht. Satinatal. Das Mazaktal mit der Lissa. Friedek: Erzherzogliches Schloß. Unter-Althammcr. POLNISCH-OSTRAU, KARW1N, FREISTADT, ODERBERG. OLGEN WIR DEM LAUF DER OLSA von Teschen aus gegen Norden, so begrüßt uns schon von weitem der alte Rathausturm von F re i s t a d t, der ehemals zeitweiligen Residenz der Teschner Herzoge, welche hier prunkvolle Feste feierten. Erwähnenswert ist in der Stadt das schmucke Schloß des Grafen Larisch mit weitläufigen Parkanlagen. Drei km südlich von Freistadt liegt der Kurort Dar kau, mit einer der bedeutendsten jod- und bromhaltigen Salzquellen Die Quelle wurde im Jahre 1862 anläßlich eines von Georg Freiherrn von Beß-Chrosün gemachten Bohrversuches auf Kohle entdeckt und während der kurzen Zeit seines Bestandes hat sich der Badeort bedeutend entwickelt. Das in Darkau durch Verdampfen der Sole gewonnene Jodsalz, von welchem große Mengen exportiert werden, gibt auch dem Minderbemittelten die Gelegenheit, zuhause Jodbäder zu gebrauchen. Von Freistadt aus erreichen wir in einer halbstündigen Fußpartie Kar will und wir sind somit in dem berühmten Ostrau-Karwiner Kohlenrevier angelangt. Die reichen Funde der „schwarzen Diamanten" haben diesen einstmals kleinen Ort zu ungeahnter Bedeutung erhoben. Die Eisenbahn führt unmittelbar au den Erzherzog Friedrich'schen und den Graf Larisch'schen großen Schachtanlagen, deren technische Einrichtung eine hervorragende Sehenswürdigkeit bildet, vorüber. Über diesem regen Industriegebiet thront 262 m hoch das prächtige, im modernen Renaissancestil aufgeführte Schloß Solza, der Familiensitz des im Karwinergebiet reich begüterten Grafen Larisch. Der Schienenstrang der Kaschau-Oderbergbahn läuft von Karwin aus zwischen flachen Hügeln über Dombrau, Orlau (ein uraltes Dorf, mit einem im XIII. Jahrhundert von den Benediktinern gegründeten historisch merkwürdigen Klosterkirchlein) und Reichwaldau, nach dem wichtigen Verkehrsknotenpunkte Oder b erg. Die Stadt liegt am rechten Ufer der Oder, welche unterhalb Oderbergs die von Freistadt in vielen Krümmungen herabkommende Olsa aufnimmt und zählt zu den bedeutendsten Industrie- und Handelsplätzen. Größere Betriebe daselbst sind das Röhrenwalzwerk und die Petroleumraffinerie. Wir folgen der Oder südlich und erreichen unter der waldigen Uferhöhe der berühmten Landecke den Industrieort Hruschau, von welchem die Lokalbahn nach Polnisch-Ostrau führt. In Hruschau ist eine uralte Holzkirclie und die neue gotische Pfarrkirche sehenswert. Der auf dem kohlenreichen Hügellande sich ausbreitende Markt P o 1 n i s c h -Ostrau bildete in uralten Zeiten eine Grenzfeste gegen Polen. Seitdem jedoch in der Tiefe die reichen Kohlenschätze entdeckt worden sind, hat sich Polnisch-Ostrau gleich seiner Nachbarstadt Mährisch-Ostrau in ein bedeutendes Industriegebiet umgewandelt und das Industrie-Emporium Mährisch-Ostrau, Witkowitz — Polnisch-Ostrau findet heute in der Monarchie nicht seinesgleichen. Die ursprünglichen landschaftlichen Reize sind natürlich durch die wirtschaftliche Ausbreitung größtenteils verloren gegangen und die einförmigen Arbeiterkolonieu, die dunklen Maschinen-und Schachthäuser und die nissigen Rauchwolken sind nicht geeignet, einen Naturfreund längere Zeit im Bereich dieses in nationalökonomischer Hinsicht berühmten Revieres aufzuhalten. Umso erfreulicher wirkt der Anblick dieser industriereichen Gegend für den Sozialpolitiker, der sieht, wie aus einem alten polnischen Dorf ein Industriezentrum sich entwickelt hat, das ausgestattet mit allen Fortschritten moderner Technik, ein Pfeiler geworden ist für den Reichtum des Landes. Bad Darkau. Karwin; Johannschacht. Freistac'.t. Polnisch-Ostrau ; Dreifaltigkeitsschacht. Oderberg: Ringplatz. LEMBERG I. iGf^S lE GALIZISCHE LANDESHAUPTSTADT breitet sich in einem gegen Norden geöffneten ziemlich tiefen Talkessel aus, den Izv^l bewaldete Hügel umgeben. Teile der Vorstädte reichen noch bis zu den Abhängen hinauf und die Höhen dieser Hügel Bf^gj tragen Burgruinen, Klöster und Kirchhöfe. Von diesen aus gesehen, ist der Eindruck der Stadt mit den stolz emporragenden Türmen, den stattlichen Gassen und den vielen Gärten und weitläufigen Parkanlagen, welche die Häuserreihen stellenweise mit ihrem wohltuenden Grün unterbrechen, fast überwältigend. Lemberg ist in fünf Bezirke eingeteilt: die innere Stadt, die Haliczer-, Krakauer-, Zolkiewer- und Lyczakower-Vorstadt. Die alte innere Stadt war früher von starken Wällen umgeben, die jetzt hübschen Promenaden Platz gemacht haben. Der große Ringplatz, der die Mitte der inneren Stadt bildet, war wiederholt Zeuge historischer Szenen; er bildet mit den anliegenden Gassen den eigentlichen alten Kern der Stadt. Lemberg wurde um das Jahr 1159 vom ruthenischen König Daniel für dessen Sohn Leo, Fürsten von Halicz, nach dem die Stadt ihren Namen führt, gegründet, 1261 von den Tataren vollständig zerstört und um 1270 an der heutigen Stelle wieder aufgebaut und von Leo zur Residenz erwählt. Letzterer ließ dieselbe mit starken Ringmauern und Wällen umgeben, denen später bei den vielen Belagerungen eine wichtige Rolle zufiel. Im Jahre 1340 eroberte der Polenkönig Kasimir der Große Lemberg durch Überrumpelung, ließ das alte fürstliche Schloß verbrennen und dafür zwei neue erbauen. Kasimir vergrößerte auch die Stadt durch Anlegung neuer Stadtteile, zog deutsche Kolonisten nach Lemberg und verlieh der Stadt das Magdeburger Recht. Nach dein Tode Kasimirs (1370) folgte ihm sein Neffe Ludwig, König von Ungarn, der die Stadt samt Russien vom Jahre 1372 ab von seinem Verwandten Wladislav, Fürsten von Oppeln, verwalten ließ. Wladislav verzichtete 1387 auf die Verwaltung Russiens, worauf das Gebiet von den Ungarn besetzt, jedoch bald durch Hedwig, welche eine jüngere Tochter Ludwigs und die Gemahlin von Wladislav Jagiello war, mit dem Polenreich vereinigt wurde. Hedwig und ihre Nachfolger verliehen der Stadt mehrfache Handelsprivilegien, die den in den folgenden Jahrhunderten herrschenden Wohlstand begründeten. Die Stadt hatte noch mehrfache Belagerungen zu überstehen, so 1498 durch die Walachen, 1525 durch die Tataren, 1648 und 1655 durch den Kosakenhauptmann Chmelnizky, 1657 durch Räköczi und 1672 durch die Türken. 1704 fiel Lemberg nach hartem Kampfe in die Hände des Scliwedcnkönigs Karls XII. Anläßlich der Unruhen im Jahre 1848 entstand auch in Lemberg ein Aufstandsversuch, den die kaiserlichen Truppen durch das Bombardement vom 28. November niederschlugen. 4 Landtagsgebäude. Mickievvicz-Denkmal. LEMBERG LEMBERG 11. Neues Stadttheater. Rathaus. STADT LEMBERG weist eine große Anzahl von hervorragenden Bauten auf, deren Beschreibung die nachstehenden Zeilen bringen. In der Inneren Stadt erhebt sich in der Mitte des von Häusern aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert umgebenen und mit vier Monumentalbrunnen im modernen Stile geschmückten Marktplatzes das in der Zeit von 1827—34 neuerbaute Rathaus. Dasselbe hat einen 65 m hohen Turm, von dem man eine gute Rundsicht über die Stadt hat. Vom Marktplatz südlich zeigt sich die römisch-katholische Domkirche, der älteste und ehrwürdigste religiöse Monumentalbau der Stadt, dessen Grundstein König Kasimir der Große im Jahre 1350 gelegt haben soll. Die Kirche ist mit Ausnahme des 64 m hohen, im Rokokostile gehaltenen Aufsatzes ein durchwegs gotischer Bau und die einzige Vertreterin des gotischen Stiles in Lemberg. Das Innere der Kirche zeigt eine gotische, hallenartige Anlage, aus drei Schiffen bestehend und ist mit hübschen Fresken von Stanislaus Stroinski geschmückt. Die von außen an beiden Seiten angebauten Kapellen enthalten beachtenswerte Skulpturen. Neben dem Dome steht die im Jahre 1609 von dem Lemberger Patrizier Georg Boim, einem reichen Tuchhändler erbaute Ölbergkapelle, auch Boimerkapelle genannt. Dieselbe verdient als schönes Denkmal der Renaissancekunst in Lemberg besondere Beachtung. In unmittelbarer Nähe des Marktplatzes erheben sich noch der aus dem XVIII. Jahrhundert stammende Kuppelbau der Dominikanerkirche mit dem Grabmal der Gräfin Dunin-Borkowska von Thorwaldsen und die armenische Kathedrale. Die letztere ist einer der ältesten Tempel Lembergs, denn ihr Bau datiert gleichfalls aus der Zeit Kasimirs des Großen. Die Kirche bildet im Zusammenhange mit der nächsten Umgebung, dem Kreuzgang, Eingangsturm, kleinen Höfen, die mit flachen steinernen Grabplatten gepflastert sind, auf denen noch gemeiseltc armenische Inschriften und Familienwappen ersichtlich sind, dem in das erzbischöfliche Palais führenden Schwiebbogen und endlich dem anstoßenden armenischen Nonnenkloster, ein recht stimmungsvolles Ganzes. — Der monumentale Prachtbau mit einer kühn aufsteigenden Kuppel und kunstvollem Gitterwerk an der Ecke der Karl Ludwigs- und der Jagellonen-Gasse ist das Amtsgebäude der galizischen Sparkassa. Dieser Bau wurde in den Jahren 1889—91 von dem Professor Julius Zachariewicz aufgeführt und erregt durch prunkvolles Äußeres und seine prächtige innere Ausstattung allgemeine Bewunderung. Im Bezirke Innere Stadt befinden sich die Standbilder des Hetmanns Jablonowski, des Verteidigers der Stadt gegen die Türken im Jahre 1695, das Broncedenkmal des Königs Johann III. Sobieski (1898 von Baraczi geschaffen) und auf dem Marienplatz das Denkmal des im Jahre 1855 verstorbenen Dichters Adam Mickiewicz. Dasselbe ist ein Werk von A. Popiel. Sparkassengebäude. LEMBERG. Rom. kath. Kathedralkirche. LEMBERG III. U DEN BEACHTENSWERTEN GEBÄUDEN der Inneren Stadt gehören auch das Neue Städtische Theater sowie das südlich von diesem gelegene städtische Gewerbemuseuin. Eine große Anzahl hervorragender Prachtbauten weist die Krakauer Vorstadt auf und von diesen ist es vor Allem das Landtagsgebäude, welches unstreitig zu den schönsten Zierden der Stadt zu rechnen ist Das Landhaus ist ein zweistöckiger Renaissancebau, bestehend aus zwei mit Kuppeln gekrönten Seitenpavillons, die durch ein Risalitfronton mit einer Säulenloggia, welche sehr hübschen figuralen Schmuck trägt, getrennt sind. Der Bau wurde in den Jahren 1877 81 nach den Plänen des städtischen Baudirektors Architekten J. Hochberger aufgeführt. Das Gebäude ist mit der Hauptfront gegen die Slowaczkigasse gerichtet und grenzt an den sehr gut gepflegten Stadtpark, in welchem die Büsten der um das Land Galizien verdienten Männer, wie Fürst Sapieha, Maler Arthur Grottger und des früheren Statthalters Grafen Agenor Goluchowski aufgestellt sind. Rings um das Landtagsgebäude befindet sich das vornehme Stadtviertel. Von der Loggia des Landhauses genießt man eine wahrhaft reizende Aussicht, welche architektonischen Effekt mit landschaftlicher Schönheit in der glücklichsten Weise vereinigt. Auf der linken Seite zeigt sich der steilrunde grüne Rasenkegel mit der rotbraunen Zitadelle, gegenüber der sanft ansteigende Stadtpark mit hundertjährigen Baumriesen und zierlichen Blumenbeeten und über dem Parke, gleichsam wie auf den blauen Grund des Himmels hingezaubert, die hochgelegene ruthenische St. Georgs-Kirche. Diese Kirche ist ein äußerst effektvoll wirkender Rokokobau des Italieners Fontana mit hoher Kuppel und verschnörkeltem Laternenschmuck. Im nördlichen Teile dieses Bezirkes, in einem stillen Winkel einer baumreichen Anhöhe nahezu versteckt, erhebt sich das im romanischen Stile aus zweifarbigen Ziegeln erbaute, mit vier Türmen geschmückte burgartige Invalidenhaus. Der Bau desselben erfolgte in der Zeit von 1855—63 nach den Plänen Theodor Hansens, des Schöpfers des österreichischen Parlamentsgebäudes. Die hübschen Skulpturen stammen von Ks. Godebski. Das Gebäude enthält eine beachtenswerte Kapelle in der Form eines griechischen Kreuzes mit einer Kuppel. In der Nähe des Invalidenhauses liegt ein sehr gern besuchter Ausflugsort der Lemberger, das schöne Wäldchen Kortumowka. Der Prachtbau der Polytechnik, dessen Hauptfront der Sapiehastraße zugekehrt ist, besteht aus dem Hauptgebäude und dem chemischen Laboratorium, beide im Renaissancestil in den Jahren 1873—77 nach den Plänen des Professors Zachariewicz mit einem Kostenaufwande von mehr als zweieinhalb Millionen Kronen gebaut. In die herrliche Aula, welche mit einer großen Anzahl von Gemälden nach den Skizzen Matejkos geschmückt ist, führt eine imposante Stiege. Beide Gebäude liegen in einem sehr hübsch gepflegten Garten, wodurch die Schönheit derselben noch mehr gehoben wird. In der Haliczer Vorstadt muß das Ossolinskische Nationalinstitut erwähnt werden, das 1817 von Ossolinski errichtet und vom Fürsten Lubomirski weiter ausgestaltet wurde. Dasselbe enthält eine der wichtigsten Bibliotheken für Geschichte und Literatur. Dominikaner-Kirche. St. üeorgs-Kirche Invalidenpalast. LEMBERG. Altes Theater. Ossolinski'sches Nationalinstitut. Neue Klinik. Polytechnikum. KRAKAU I. ALIZIENS ZWEITGRÖSSTE STADT IST KRAKAU, einstmals die Hauptstadt des mächtigen Polenreiches und später des gleichnamigen Großherzogtums des Königreichs Galizien. Die Stadt liegt in einer weiten, von einem sanftaufsteigenden Hügelkranz umgebenen, sehr fruchtbaren Ebene am linken Ufer der Weichsel, welche hier die Rudawa aufnimmt, und macht durch ihre 41 Kirchen, die meistens mit hochragenden Türmen versehen sind, die zahlreichen Klöster und Synagogen, die hochgelegene Königsburg, sowie die hübschen Parkanlagen, die den ehemaligen Festungsgürtel um die Innere Stadt ersetzt haben, einen stattlichen Eindruck. Zum Gebiete der Stadt Krakau gehören außer der Inneren Stadt noch der Schloßbezirk Wawel und sechs Vorstädte. In der letzten Zeit ist die Stadt durch die Anlage von sehr starken Außenforts zu einem befestigten Waffenplatz hervorragenden Ranges erhoben worden. Die Anfänge Krakaus reichen bis zum Ende des VII. Jahrhunderts zurück, um diese Zeit soll nach der Sage Fürst Krok die dortige Burg gegründet haben, jedoch existieren bis zur zweiten Hälfte des X. Jahrhunderts keine geschichtlichen Aufzeichnungen. Zu dieser Zeit gehörte Krakau zum böhmischen Herzogtum, wurde jedoch durch Boleslaw Chrobry für das Piastenreich erobert und der Sitz eines Bistums. Schweren Schaden erlitt Krakau durch die wiederholten Einfälle der Tataren in der Zeit von 1241 — 1281, der jedoch durch die um das Jahr 1257 erfolgte deutsche Kolonisation und durch die Verleihung des Magdeburger Rechtes wett gemacht wurde. Unter Wenzel II. gehörte Krakau von 1290—1305 abermals zur böhmischen Krone. König Wladislaus der I. eroberte die Stadt wieder für die Polen, erhob sie zur Residenz und ließ sich 1320 daselbst krönen. Von dieser Zeit an blieb Krakau bis 1754 die Krönungsund Begräbnisstadt der polnischen Könige, während Sigmund III. (1587—1632) die Residenz nach Warschau verlegte. Die Schweden eroberten Krakau im Jahre 1655 und 1702 und anläßlich der zweiten Einnahme ging das königliche Schloß in Flammen auf. Im Jahre 1768 wurde die bekannte Krakauer Konföderation abgeschlossen; diese hatte mehrfache Kämpfe mit den Russen zur Folge, führte aber unter Maria Theresia zur Teilung Polens unter die benachbarten Großmächte Rußland, Preußen und Österreich. Anläßlich der zweiten Teilung im Jahre 1793 gaben die Krakauer Akte vom 27. März 1794 das Signal zur allgemeinen Erhebung der Polen unter der Führung Kosciuszko's und Madalinski's. Als diese in der Schlacht bei Maciejowice unterlagen, wurde ganz Polen unter die Großmächte verleilt und Krakau fiel mit Galizien an Osterreich. Napoleon 1. gründete 1809 wieder ein selbständiges polnisches Herzogtum Warschau, zu dem auch Krakau gehörte, dasselbe wurde jedoch nach seinem Sturze Rußland einverleibt und Krakau verblieb bis 1846 eine selbständige Republik. In diesem Jahre war die Stadt der Hauptwaffenplatz der Aufständischen und nach Vertreibung der Insurgenten wurde Krakau samt Gebiet auf Grund des Berliner Vertrages trotz den Protesten Englands und Frankreichs als Teil der Österreichisch-ungarischen Monarchie dem Königreiche Galizien einverleibt. Wie segensreich die Einverleibung für die Stadt und das ganze Fand war, zeigt der rege Aufschwung, den diese genommen haben. Getreu der österreichischen Politik, die Eigenheiten der einzelnen Nationen zu achten, wurden Land und Leute nicht rücksichtslos ausgebeutet, sondern vielmehr in allen Traditionen und Bestrebungen ....... ° -.>.,..< wärmsteus unterstützt. Ruine Tyniecz hei Krakau. St. Barbara-Kirche. Sukiennice-Gebäude. KRAKAU. Marienkirche. Rathaus. KRAKAU II. IE IN DEN MEISTEN ÄLTEREN STÄDTEN finden wir auch in der Mitte von Krakau einen großen Ringplatz, von welchem die Hauptverkehrsader der Stadt, die Grodzka Ulica, ihren Ausgang nimmt. Auf dem Ringplatze befinden sich außer den in der letzten Zeit geschaffenen Neubauten und Palästen noch viele Wahrzeichen des alten Krakau. Von diesen fällt in erster Linie der mächtige gotische Backsteinbau der Marienkirche mit zwei hohen Türmen auf, von denen der linke höher ist und eine originelle Bedachung: 16 Spitztürmchen, welche die Mittelspitze umgeben, hat. Der Bau stammt aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert und enthält als Hauptsehenswürdigkeit im Innern einen riesigen Hochaltar sowie ein Kruzifix, von Veit Stoß ausgeführt. Der merkwürdigste und charakteristischeste Bau auf dem Platze ist die in dessen Mitte befindliche Tuchhalle (Sukiennice), die infolge der vielfach vorgenommenen Restaurierungen ein buntes Gemisch verschiedener Stilarten darstellt. Der ursprüngliche Bau wurde 1391-—95 von dem Krakauer Meister Lindintolde errichtet, 1555 von dem Italiener AAosca umgebaut und 1876—79 größtenteils restauriert. Im Erdgeschoß befinden sich schöne gotische Lauben mit Läden. Im ersten Stock ist das polnische Nationalmuseum mit bedeutenden Sammlungen untergebracht. Gegenüber dem Eingange zum Museum steht das 1898 von Rygier errichtete Erzstandbild des Dichters Adam Mickiewicz. Der neben der Tuchhalle befindliche hohe vereinzelte Turm mit dem Neubau der Militärhauptwache ist ein Überrest des im Jahre 1820 abgetragenen alten gotischen Rathauses. Der Turm stammt aus dem XV. Jahrhundert und war früher im ersten Stockwerke mit hübschen Erkern geschmückt, von denen jetzt nur mehr Spuren bemerkbar sind. Die Aussicht vom Turm auf die Stadt ist sehr hübsch. Neben der Marienkirche steht das Kirchlein der heiligen Barbara, von dem die Sage behauptet, daß es von den beim Bau der Krakauer Pfarrkirche beschäftigt gewesenen Arbeitern in der freien Zeit erbaut worden ist. Der Bau stammt aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts und hat an der Außenseite reizende Anbauten, die aus der Zeit des XVII. Jahrhunderts stammende Kapelle und die herrliche spätgotische Vorhalle. Ein teures Gut der polnischen Nation ist die prächtige gotische Domkirche, die sich auf der Höhe des Wawel-Hügels westlich neben dem Schlosse erhebt. Angeblich unter König Wladislaw Hermann im XL Jahrhundert gegründet, wurde sie nach einem großen Brande von 1320—1359 unter Kasimir dem Großen in ihrer jetzigen Gestalt neu aufgebaut und bildete die Grabstätte der polnischen Könige und Helden. In der letzten Zeit wurde die Kirche vollständig restauriert. Die Königsgruft enthält die Särge der drei größten polnischen Feldherren: Johann Sobieski, Josef Poniatowski und Taddäus Kosciuszko sowie des bedeutendsten polnischen Dichters Adam Mickiewicz. Sehr reichhaltig ist die Schatzkammer, die große Kostbarkeiten aufweist. Von den drei Türmen der Kathedrale birgt einer die 100 Zentner schwere berühmte Sigmundsglocke. Dis königliche Burg auf dem Wawel wurde durch Kasimir d. Gr. im XIV. Jahrhundert an Stelle eines alten Kastells erbaut und später, besonders unter Sigismund I. vergrößert. Kosciuszko-Hügel. Katharinenkirche. Domkirche. KRAKAU. KÖnigl. Schloß auf dem Wawel, KRAKAU IE JAGELLONISCHE UNIVERSITÄT in Krakau zählt zu den ältesten und berühmtesten Universitäten Europas. Sie wurde 1364 durch Kasimir den Gr. gegründet und durch Wladislaus Jagiello im Jahre 1404 vervollständigt. Im alten Gebäude ist heute nur mehr die Universitätsbibliothek, welche besonders wichtige Werke für die polnische Literatur enthält, untergebracht, während die Lehrsäle in dem im Jahre 1887 fertiggestellten neuen Universitätsgebäude, einem Prachtbau im gotischen Stile sich befinden. Im alten Universitätsgebäude ist der Hof ein kostbares Überbleibsel polnischer Architektur. Rings herum läuft ein Gang, dessen komplizierte Wölbung von meisterhaft geschmiedeten gotischen Säulen getragen wird. Der Bau hat sich durch wiederholte Um- und Zubauten stark verändert, die letzte Restauration fand 1841—64 statt. Von den vielen Prachtbauten Krakaus sind insbesondere noch das prächtige neue Stadtteater, das auf einem freien Platze inmitten hübscher Gartenanlagen steht, das Handels- und Gewerbehaus und der moderne Neubau des Kunstvereines erwähnenswert. Besonders wertvolle Baudenkmäler finden wir unter den Kirchen Krakaus. Die Franziskanerkirche, aus dem XIII. Jahrhundert stammend, enthält ein altes Grabmal des Königs Wladislaw und im Klosterkreuzgang sehenswerte Abbildungen der Krakauer Bischöfe. Die in derselben Zeit gegründete Dominikanerkirche wurde anläßlich des großen Brandes im Jahre 1850 beinahe ganz ein Raub der Flammen. Das alte Gewölbe, sowie das alte gemeiselte Portal blieben jedoch erhalten und mit diesen zwei der größten Sehenswürdigkeiten Krakaus. Von den Befestigungswerken, welche einstens das alte Krakau umgaben, ist nur mehr das Florianstor mit dem sogenannten Rondell erhalten, die zu den seltensten erhaltenen Bauten mittelalterlicher Verteidigungskunst gehören. Beide Gebäude waren früher durch eine Zugbrücke verbunden. Rechts vom Tore sieht man zwei andere Türme: der halbrunde gehörte der Zunft der Tischler, den achteckigen hatten die Zimmermeister zu verteidigen. In der Nähe der Stadt auf dem St. Bonislawerberg wurde 1820—23 dem Nationalhelden Kosciuszko in der Form einer außergewöhnlichen Ehrung ein Denkmal gesetzt. Die bedeutendsten Männer der polnischen Gesellschaft zogen die Karren auf den Berg, welche die Erde zur Aufschüttung eines Hügels, der den Namen „Kosciuszko-hügel" bekam, enthielt. In neuester Zeit wurde derselbe in ein großes, stark befestigtes Fort umgewandelt, auf dessen Höhe sich ein steinerner Granitblock mit der Inschrift „Kosciuszce" befindet. Westlich vom Kosciuszkohügel liegt das Dorf Bielany, das auf einer Anhöhe im Walde ein stattliches Kamaldulenserkloster enthält. Nahe davon ist Tyniecz mit einer alten Pfarrkirche und der interessanten Ruine der im II. Jahrhundert gegründeten Benedictiuerabtei. Wer diese Stätte einmal besichtigt hat, der vergißt nie die Pracht des Ausblickes über die Stadt und die ganze Umgebung, die bedächtig fließende Weichsel und das Wichtigste, Krakau selbst mit seinem ehrwürdigen Denkmal, dem alten Wawel, dem Herzen Polens, mit seinen schimmernden Zinken und den prunkvollen Gemächern. Kunstverein. Handels- und Gewerbehaus. Stadttheater. Florianstor. KRAKAU Universität. WIEL1CZKA, TARNOW. Es wird gebro-Tarnow: Kathedrale. cilen> gehauen und gesprengt. Die Beförderung in den Gruben geschieht auf Pferdebahnen ; an die Oberfläche wird es durch Dampfmaschinen gebracht. Die Jahresproduktion beträgt ungefähr eine Million Meterzentner; dabei sind circa 1200 Arbeiter beschäftigt. Die Stadt Wieliczka ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichtes, hat ein hübsches Schloß, eine Bergschule und ein Minoritenkloster. — An der nach Lemberg führenden Bahn liegt die Stadt Bochnia ebenfalls mit einem bedeutenden Steinsalzbergwerk ähnlich dem von Wieliczka. Weiter gegen Osten ist die Stadt Tarnow am Dunajec gelegen, welche durch den im Weichbilde besonders scharf ausgeprägten Gegensatz zwischen Tief- und Hügelland Beachtung verdient. Mitten in der Stadt stößt man auf große Granitblöcke und andere erratische Steine des Nordens und das Material, auf welchem die Stadt erbaut ist, erweist sich als echte Gletscherbildung. Der Hauptschmuck der Stadt ist die ehrwürdige Kathedrale. NTERHALB DER STADT WIELICZKA befindet sich das gleichnamige berühmte Salzbergwerk, das geschichtlich schon 1044 erwähnt wird. Kasimir der Große führte in demselben den regelmäßigen Betrieb ein und August 11. ließ durch sächsische Bergleute eine bessere Bebauung Platz greifen. Durch den Wiener Frieden 1809 wurde Wiliczka unserer Monarchie und dem Herzogtum Warschau gemeinsam zugewiesen und durch den Wiener Kongreß kam es gänzlich an Österreich. Das Salzbergwerk ist das reichste der Monarchie und hat eine Ausdehnung von Osten nach Westen von 3800 m und von Süden nach Norden von 1200 m und eine Tiefe von circa 300 m. In die Gruben führen elf Tagschächte, wovon sich zwei in der Stadt selbst befinden; der eine davon, der Rudolfschacht, dient zur Einfahrt für die Besucher. Er führt in den 63 m tieferliegenden Grubenhorizont und von hier in die St. Antoniuskapelle, die einen hübschen Altar und Bildsäulen aus Salz enthält. Es folgen dann zahlreiche Kammern und Säle, von denen einige sehr reich architektonisch aus Salz verziert sind. Besonders zu erwähnen ist die Kammer Letow, genannt Tanzsaal, mit dem großen österreichischen Adler und den Standbildern des Neptun und Vulkan, und die große Halle Michalowicze mit einem großen Kronleuchter aus Kristallsalz. Die Gruben enthalten zwei Seen, die mit Kähnen befahren werden. Das ganze Bergwerk besteht aus sieben Stockwerken, die durch zahlreiche Stiegen verbunden sind. In den Stockwerken ist ein wahres Labyrinth von Gängen, die durch Brücken ineinanderlaufen. Von großartiger Wirkung ist die Beleuchtung der Räume. Das Steinsalz von Wieliczka ist vollkommen fest und kommt in drei Typen vor. Tarnow : Rathaus. Heger-Grotte. WIELICZKA. Elisabeth-Grotte. PRZEMYSL, JAROSLAU. ■jgj INE GESCHICHTLICH BERÜHMTE STADT IST PRZEMYSL, die drittgrößte Stadt des Kronlandes Galizien und eine Wryj wichtige Festung der Monarchie. Die Stadt liegt an dem schiffbaren Flusse Sau und hat infolge ihrer eigentümlichen Lage WY-^Z teils in der Niederung, teils auf dem Abhänge eines Berges, der den letzten Ausläufer der mitfelgalizischen Karpathen bildet, --' einen landschaftlichen Reiz, den wir in keiner anderen Stadt Galiziens finden. Die Gründung von Przemysl im VII. Jahrhundert wird dem Fürsten Przemyslaw zugeschrieben, 981 wurde die Stadt von Wladimir d. Gr. und 1018 von Boleslaw dem Gr. erobert und fiel 1340 unter Kasimir d. Gr. an Polen. Die Stadt, die mit dem Militär über 46,000 Einwohner hat, ist der Sitz eines römisch-katholischen und eines griechisch-katholischen Bischofs sowie zahlreicher Zivil- und Militärbehörden. Przemysl hat viele beachtenswerte Bauten, von welchen die römisch-katholische Domkirche, deren Anfänge aus dem Jahre 1460 stammen, das schönste gotische Baudenkmal im östlichen Galizien bildet. Neben der Kirche befindet sich der Glockenturm mit der Uhr, den das Domkapitel zu Ende des XVIII. Jahrhunderts erbauen ließ. Die griechisch-katholische Kathedrale wurde von Kaiser Josef II. gegründet; sie besitzt eine schöngeschnitzte Kanzel, die ein mit besonderer Präzision ausgearbeitetes Schiff mit Segeln darstellt. Eine interessante Bauart weisen das Berhardiner- und das Reformatenkloster auf; in beiden werden wertvolle merkwürdige Altertümer aufbewahrt. Im Jahre 1842 wurde der die Stadt beherrschende Schloßberg zu sehr hübschen Parkanlagen umgewandelt und im Jahre 1867 restaurierte die Stadtgemeinde die damals noch erhaltene Ruine der unter Kasimir dem Großen erbauten Burg. Nach dem deutsch-französischen Krieg wurden die Fortifikationen erneuert und mit Hilfe der modernen Technik in ein Bollwerk allerersten Ranges verwandelt, so daß Przemysl mit Recht als der wichtigste Verteidigungspunkt Galiziens betrachtet werden kann. In der Nähe von Przemysl, in Krasiczyn, besitzt Fürst Sapieha ein prachtvolles Schloß im italienischen Renaisance-stil, das besonders wegen seiner wertvollen kunsthistorischen und geschichtlichen Sammlungen Beachtung verdient. Noch andere kleinere Orte in der Nähe von Przemysl verdienen Erwähnung, so das Dorf Packowice mit einem Schloße, welches malerisch auf einer Insel in einem kleinen See liegt, oder Modyka, ebenfalls mit einem Schloße, das einst als Starosteigut Sitz der polnischen Feldherren war. Flußaufwärts gelangen wir nach ] aroslau, das in früheren Jahrhunderten als Festung und wichtiger Handelsplatz eine große Rolle spielte. Heute ist die Stadt ein bedeutender Garnisonsort und der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichtes und einer Finanzbezirksdirektion. Die Industrie ist sehr bedeutend, hauptsächlich die Tuchweberei, deren Spezialerzeugnissc jüdische Betgewänder sind, und die Herstellung von geräucherten Fleischwaren. [aroslau : Sobieskigasse und Rathaus. Jaroslau : Marienkirche. PRZEMYSL. KO LOME A, BUCZACZ, STANISLAU. IE STADT KOLOMEA AM PRUTH, einstmals die Hauptstadt von Pokuticn, die besonders in den letzten Jahrzehnten einen ansehnlichen Aufschwung genommen hat, zahlt zu den ältesten Ansiedelungen Galiziens. Noch im Jahre 1869 zählte sie nur 8000 Einwohner und die letzte Volkszählung (1900) weist bereits über 34,000 aus. Auf dem Ringplatze der Stadt, in dessen Mitte das Denkmal des polnischen Dichters Karpinski steht, kann man an Marktagen ein eigenartiges Bild beobachten. Ruthenische Bauern ausPokucien in färbig gestickten Hemden, weißen Hosen und Pelzmützen, Huzulen aus dem Gebirge mit ihren phantastisch umgehängten Mänteln und Pelzkaputzen und Mazuren aus dem Westen. Beachtenswerte Bauwerke sind die im Jahre 1775 gegründete römisch-katholische Marienkirche und das Magistratsgebäude am Ringplatze, in der Miekiewiczgasse, hinter der Kirche, das Gymnasium, die im Barockstile gehaltene griechischkatholische Kirche in der Sobieskigasse, die Sparkasse, die Töpfereischule und die protestantische Kirche in der Vorstadt Baginsberg. — An den Talabhängen des Stripaflusses liegt die Stadt Buczacz, die durch ihre altertümlichen Denkmäler besonders interessant ist. Sie war einstens der Stammsitz der mächtigen Geschlechter Buczaczki und Potocki und gehört zu den ältesten Städten in Ostgalizien. Von der mächtigen Burg, die im XIV. Jahrhundert gegründet wurde und welche den Stürmen der Türken in den Jahren 1672 und 1675 standhielt, hat der nagende Zahn der Zeit nur eine Ruine zurückgelassen. Hier wurde 1672 der Friede mit der Türkei geschlossen, dem zufolge Podolien und die Ukraine von den Polen an die Türken abgetreten wurden. Der letzte Bewohner des Schlosses war Nikolaus Potocki, der auch in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts die erste Sehenswürdigkeit der Stadt, das schöne alte Rathaus erbauen ließ. Dasselbe ist im edelsten Barockstile gehalten und mit Statuen und hübschem Schuitzwerk verziert. Nikolaus Potocki ist auch der Gründer der hübschen römischkatholischen Kirche, des auf einer Anhöhe reizend gelegenen Basilianer-Klosters mit der griechisch-katholischen Kirche und der giiechischen Stil tragenden Prokowakirche. Von den vielen interessanten Denkmälern der Stadt verdienen noch das 1652 gegründete Dominikanerkloster und die aus dem XVIII. Jahrhundert stammende und mit schönen Bildern geschmückte St. Nikolauskirche besondere Aufmerksamkeit. — Zu den hervorragenden Industrieorten Galiziens gehört die Stadt Stanislau, die auf einem Hügel zwischen der Schwarzen und der Goldenen Bystryza erbaut ist. Stanislau ist ein wichtiger Knotenpunkt des galizischen Eisenbahnnetzes, der Sitz eines griechisch-katholischen Bischofes und zahlreicher Zivilbehörden. Eine besondere Pflege läßt die Stadtvertretung dem Schulwesen angedeihen. So bestehen dort ein polnisches und ein ruthenisches Obergymnasium, eine Oberrealschule und eine Lehrerbildungsanstalt. Stanislau. BUCZACZ: Rathaus. KOLOMtiA : Ringplatz. TÄTRAGEBIRGE UND EISENBAHNB RÜCKE BEI JAREMCZE. R GALIZISCH-UNGARISCHEN GRENZE entlang erhebt sich ein mäßig großer Gebirgsstock: die Tatra. Hohe zackige Felsspitzen, schroff emporsteigende Gipfel, prächtige anmutige Täler und schöne Seen verleihen diesem herrlichen Gebirge von alpinem Charakter einen besonderen Reiz. Die Hauptkette der Bergrücken, die bis 1500 m mit Gras bewachsen sind und von den Goralen, den polnischen Gebirgsbewohnern, „hale" (Almen) genannt werden, geht in der Form eines griechischen <» von Westen nach Osten. Die östliche Biegung dieses w heißt die „Hohe Tatra", die westliche wird als ,. Liptauer Alpen" bezeichnet. Der höchste Gipfel der Tatra ist die 2663 in hohe Gerlsdorfer Spitze (poln. Gierlach), jetzt Franz Josef Spitze genannt, deren Besteigung von Zako-pane oder von Neu-Schmecks unter Benützung eines bezaubernd schönen, jedoch gef ä hrlichen Fu ß weges unternommen werden kann. Die oberste Fläche des wie ein Zahn emporragenden Gipfels ist nur 2 m- groß und ringsum von steilen Abgründen umgeben Die Erklimmungder Spitze gehört zu den schwierigsten Berg- Eisenbahnbrücke im 1 turen in der Tatra. An der Liptauer Grenze erhebt sich der Krywan (2496 m), von dem aus der ganze Gebirgszug und in südlicher Richtung das Waagtal sowie die „Niedere Tatra" bis zum Tätra-gebirge überblickt werden kann. Wir schlagen nunmehr den Weg zum „Schwarzen See" ein und vor unseren Augen entrollt sich ein wunderschönes Panorama. Der „Schwarze See" hat eine dreieckige Form und ist der drittgrößte See im Tätragebirge; er bedeckt eine Fläche von dreiundzwanzig Hektar. Eine Unzahl himmelhoher Spitzen umsäumen ihn, u. a. der Koscielec, der Koze Wierch (Ziegenhöhe), die Granati und die pyramidale „Zölta Turnia" (Gelbe Felsspitze), hinter der der Krzyzne sichtbar ist. Beliebte Ausflugsziele des Tätragebirges sind die romantischen Gasienicöwer Seen, welche auf gut gangbaren Wegen, die der Tätra-Verein auf der Halde zwischen dem großen und kleinen Koscielec hergestellt hat, erreichbar sind. Das schöne zwischen dem Bystratale und Strazyska liegende Tal des Biälybaches, dessen Inneres viele Sehenswürdigkeiten bietet, soll nicht unerwähnt bleiben. Es verändert sich später in einen schmalen, durch Wasserfälle ausgehöhlten tiefen Graben, über dessen aus hartem Felsen bestehenden Boden der Bach fließt und eine Reihe von Wasserfällen bildet. Ein berühmter Ort in der Tatra ist Zakopane, das bereits seit dem Jahre 1866 als klimatische Höhenstation einen hervorragenden Rang einnimmt. Der Kurort hat eine Thermalquelle, ein Sanatorium und drei Kaltwasserheilanstalten und wird auch jährlich von Tausenden zum Sommeraufenthalt gewählt. Die 1894 gegründete Eisenbahnlinie Stanislau-Woronicnka gehört sowohl in technischer als auch in landschaftlicher Beziehung zu den interessantesten Bahnrouten unserer Monarchie. Von der Station Delatyn angefangen führt das Bahngeleise ununterbrochen durch das Tal des Pruth und überschreitet bei der Ortschaft Dora auf einer großen Brücke den Kamionkabach und führt in den Ort Jaremcze. Nach dieser Station beginnt ein herrliches Panorama und die schwerschnaubende Lokomotive muß die nebelbedeckten Gebirgshöhen Zugewinnen trachten. 'ruthtale bei Jaremcze. TÄTRA-GEB1RGE. CZERNOWITZ I. S GIBT WENIGE STÄDTE IN UNSERER MONARCHIE, die eine so schöne malerische Lage aufzuweisen vermögen, wie das Herz des Landes Bukowina, die Landeshauptstadt Czernowitz. Sie breitet sich auf einer Anhöhe am rechten Ufer des Pruth aus, über den eine 235 m lange Gitterbrücke und eine Eisenbahnbrücke führen, und zählt mit den fünf Vorstädten gegenwärtig 90,000 Einwohner. Eine Urkunde, die mit dem Datum : 8. Oktober 1407 versehen ist, nennt zum ersten Male den Name Czernowitz. Mittels dieser Urkunde gewährt Alexander der Gute der Lemberger Kaufmannschaft für die Transporte von Waren Zollbegünstigungen. Im Jahre 1497 besiegten die Moldauer die Polen in der Schlacht arn Berge Cecina in der Nähe von Czernowitz und zerstörten die daselbst von dem Polenkönig Kasimir dem Großen im XIV. Jahrhundert erbaute Festung. Nach der Sage ließ Stefan der VI., Fürst von der Moldau, 20,000 gefangene Polen vorden Pflug spannen, das fünfzehn Kilometer lange Schlachtfeld pflügen und in die Furchen Buchensamen säen. Dem auf diese Weise entstandenen Buchenwalde soll das Land seinen Namen Bukowina d. i. Buchenland (vom poln. buk. Rotbuche) verdanken. Unter der Kaiserin Maria Theresia kam die Bukowina am 7. Mai 1775 an Österreich, wurde 1786 mit Galizien vereinigt, erhielt jedoch 1848 wieder seine Selbständigkeit und den Titel eines Herzogtums. Czernowitz, das zur Zeit der östereichischen Okkupation des Landes nur 1390 Seelen zählte, wurde die Landeshauptstadt und nahm seither einen ungeahnten Aufschwung. Sie bietet heute ein sehr freundliches Städtebild und macht durch die zahlreichen Türme und Kuppeln der Gotteshäuser einen imposanten Eindruck. Die Häuser erheben sich stufenförmig - stellenweise vom wohltuenden Grün der Gärten unterbrochen — auf dem vom Pruthufer ziemlich steil ansteigenden Hügel. Die einzelnen Stadtteile weisen verschiedene Höhenlage auf und während die Wassergasse, längs welcher sich der Bahnhof ausbreitet, 159 m hoch liegt, erheben sich die letzten Häuser der Vorstadt Rosch am Cecinaberge 370 m über dem Meeresspiegel. In welchem Zustande sich das Land Bukowina und auch die an Österreich befunden hat, darüber gibt ein Bericht Aufschluß, welchen der kaiserliche General Euzenberg, der damalige Gouverneur des Landes, verfaßt hat. Dort heißt es u. a.: „Die Bukowina gleicht einer Hutweide, und die wenigen Bewohner überlassen der Natur allein die Sorge, die nötigen Bedürfnisse für den Lebensunterhalt zu liefern, wozu in erster Linie die Viehzucht beiträgt. Die Gebirgsgegenden sind größtenteils unbewohnt und nur hie und da finden sich zerstreute Hütten, welche eine elende Unterkunft gewähren; denn da bald die Tataren, bald die Polen und Türken das Land durchstreiften, bald aber der Landesherr selbst alles in Anspruch nahm, was er zur Erschwingung der unmäßigen Zinsen an den Sultan unter dem Scheine einer Befugnis nur fordern konnte, so bauten die Einwohner ihre Häuser nur aus Lehm und Stroh, um sie sofort verlassen und in die Wälder fliehen zu können." Wie ganz anders sieht das Land heute aus; speziell die Landeshauptstadt Czernowitz zählt heute zu den nach den modernsten Prinzipien angelegten Städten, denn in verhältnismäßig kurzer Zeit wurden die bedeutendsten Errungenschaften der Technik in sanitärer und verkehrstechnischer Beziehung zu Nutze gemacht. Hei/ Jesukirche. Stadt Czernowitz bei der Angliederung CZERNOWITZ. CZERNOWITZ II. M ZENTRUM DER STADT, an der südlichen Seite des Ring-platzes, erhebt sich das in den Jahren 1844—47 erbaute Rathaus, der Sitz der autonomen Stadtbehörden. Besonders interessant ist der große Sitzungssaal, der u. a. mit den großen Porträts Seiner Majestät des Kaisers und des um Czernowitz besonders verdienten ehemaligen Bürgermeisters Anton Ritter Kochanowski von Stawczan geziert ist. Der cca. 50 m hohe Rathausturm, auf dessen Spitze sich ein großer österreichischer Adler befindet, wird als Feuerwarte benützt und hat zu diesem Zwecke zwei Galeriegänge. Von diesen Gängen bietet sich ein guter Ausblick auf die ziemlich ausgedehnte Stadt. An der Frontseite des Gebäudes, oberhalb der Rathausuhr, ist das Wappen von Czernowitz angebracht, das der Stadt 1784 verliehen worden ist und den kaiserlichen Aar im Bilde führt. Der große Ringplatz vor dem Rathause, in dessen Mitte eine Marienstatue steht, bietet besonders an Sonn- und Feiertagen, sowie an Markttagen ein anziehendes Bild. Man sieht nicht nur die eleganten Stadtbewohner, sondern viele interessante Typen der in den benachbarten Dörfern ansässigen Rumänen und Ruthenen in ihrer Nationaltracht. Interessant ist die Kleidung der Bäuerinnen, die durch ihre weiße Kopfumhüllung, welche aus einem Handtuche verfertigt ist, Aufmerksamkeit erregen. Den Ringplatz begrenzen zahlreiche bedeutende Handlungshäuser und große Hotels, wodurch da-; geschäftliche Treiben auf demselben noch mehr gesteigert wird. Außerdem nehmen von •T |fk ■•■■■••■ls 1*1 ■ | '1*1* I • Inneres der Herz-Jesukirche. wir das älteste Gymnasium des Landes (eröffnet im Jahre 1808) sowie den imposanten Prachtbau des Bukowinaer Gewerbemuseums. Durch die Rathausstraße gelangt man auf den Austriaplatz, wo sich die Landesregierung befindet. Die Herz-Jesukirche am Ferdinandplatze gehört zu den schönsten Kirchen in der Bukowina. Sie verdankt ihre Entstehung den Jesuiten, die seit ungefähr zwei Jahrzehnten in der Hauptstadt weilen. Besondere Beachtung verdient diese Kirche auch deshalb, weil sie die größte katholische Kirche und der einzige in reinem gotischen Stile aufgeführte Bau des Landes ist. Die feierliche Grundsteinlegung vollzog der Lemberger Erzbischof Moravski am 7. Juni 1891, und bereits drei Jahre später, am 24. Oktober 1894 konnte derselbe Kirchenfürst die Weihe des in verhältnismäßig kurzer Zeit aufgeführten Riesenbaues vornehmen. Die Pläne der Herz-Jesukirche hat der ehemalige Direktor an der k. k. Staatsgewerbeschule in Czernowitz, Architekt Josef Laizner, ausgearbeitet, die Steinmetzarbeiten wurden von Laurenz Kukurudza besorgt. Nach dessen frühem Tod wurde jedoch vom ursprünglichen Plane abgewichen, und der Turm erhielt nicht die projektierte Höhe, sondern wurde nur 60 m hoch ausgebaut. Das Innere der Kirche ist von besonderer Schönheit. Sehenswerte Objekte sind die prachtvolle Deckenkonstruktion, der Altar und die zierliche Kanzel, die mit schönen Glasmalereien geschmückten Fenster, die in Relief ausgeführten Passionsbilder und die große Orgel. Anschließend an die Kirche erhebt sich das gleichfalls im gotischen Stile gehaltene hier mehrere Straßenzüge ihren Ausgang. In der Liliengasse sehen Ordenshaus, ein sehr hübscher und umfangreicher Bau. Ringplalz mit Rathaus. Stadttheater. CZERNOWITZ. Armenische Kirche. Bukowinaer Gewerbemuseum. CZERNOWITZ III. M OBEREN TEILE VON CZERNOWITZ, mitten in einer großen parkartigen Anlage, steht die griechisch-orientalische Kathedralkirche, die Hauptkirche der Gläubigen griechisch-orientalischen-Bekenntnisses im Lande Bukowina. Die Angehörigen dieser Konfession rekrutieren sich aus den Rumänen und dem größten Teil der Ruthenen des Buchenlandes. Die Kathedrale wurde unter dem damaligen Bischöfe Hakman in der Zeit von 1844—65 im Renaissancestil auf Kosten des Bukowiner Religionsfonds nach den Plänen Rolls erbaut. Sie imponiert durch ihre bedeutende Größe und durch die Kühnheit ihrer Bauart: eine große Vierungskuppel, zwei Nebenkuppeln und zwei Türme. Das Innere der Kirche hat der Wiener Maler Karl Jobst mit zahlreichen ausgezeichneten Freskogemälden geschmückt, die im Vereine mit dem vor dem Altare befindlichen prachtvollen Bilderstand (Ikonostas) die Wirkung des Monumentalbaues noch erhöhen. Der Hauptraum enthält die Darstellungen aus dem neuen Testamente: die Geburt Christi, die Taufe im Jordanflusse, die wunderbare Heilung, die Fußwaschung, die Grablegung, die Auferstehung und Christus in den Wolken. Das in der linken Seitcnapsis befindliche große Bild, das die Bergpredigt darstellt, trägt das Signum des Meisters. Jobst dürfte dieses Bild für die beste Leistung aller von ihm in der Kirche befindlichen Gemälde gehalten haben. Besonders hervorzuheben ist noch das im Altarraum befindliche Gemälde, das den auf dem Throne in seiner ganzen Majestät sitzenden Heiland darstellt, umgeben von den himmlischen Heerscharen. Die Wände gegen den Eingang enthalten wertvolle Abbildungen von Szenen aus dem alten Testamente. Auch die übrigen Wandteile sind mit Gemälden und ornamentalen .Walereien geziert. Anläßlich der im Jahre 1875 stattgefundenen Säkularfeier der Bukowina aus Anlaß ihrer Angliederung an Österreich, die für das Land so segenbringend war, wurden in Czernowitz zwei Denkmäler: die Austriastatue und die Franz Josef-Universität, errichtet. Die von Professor Karl Pekary ausgeführte Austriastatue erhebt sich auf dem den höchsten Teil der Inneren Stadt einnehmenden gleichnamigen Platz und wurde unter großen Festlichkeiten im selben Jahre enthüllt. Da die Verbindung der Bukowina mit Österreich in die glorreiche Regierungszeit der großen Kaiserin Maria Theresia fällt, bezeichnen die dankbaren Bewohner des Landes diese Statue als das Standbild der erhabenen Kaiserin. Das Interesse an künstlerischen Schöpfungen erwachte in Czernowitz in den letzten Jahrzehnten; als Beweis dafür mag die Erbauung des neuen Theaters mit dem Schillerdcnkmal gelten, das mit großem Kostenaufwand errichtet wurde, da das alte Theatergebäude in der Schulgasse nicht mehr genügte. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Monu- mentalbau der armenisch-katholischen Kirche, sowie des israelitischen Tempels, erbaut 1873—1892; von historischem Interesse ist der alte jüdische Friedhof in der „Steilen Gasse". Für den Verkehrsfortschritt war von eminenter Bedeutung die Errichtung der großen eisernen Eisenbahnbrücke über den Pruth (1878), der in der Zeit von 1804—1825 reguliert worden war; 1897 wurde die elektrische Straßenbahn beendet. Heute führen von Czernowitz Bahnlinien nach allen Richtungen, so daß die Hauptstadt mit Recht das Herz des Landes genannt wird. Unter den Spaziergängen von Czernowitz ist am besuchtesten der am südlichen Ende der Stadt gelegene Volksgarten mit der Schützenhöhe, dem 1848 erbauten Schiitzen-lause und dem Denkmal des Reichsratsabgeordneten Tomaszcuk; an der Hauptallee befindet sich der hübsche Kursalon. Austria-Statue. CZERNOWITZ : Griechisch-orientalische Kathedrale. CZERNOWITZ IV. IE HABSBURGHÖHE, früher Dominikberg, im Westen von Czernowitz, krönt ein malerischer Monumentalbau: die Residenz des griechisch-orientalischen Metropoliten der Bukowina und Dalmatiens. Die Erbauung derselben erfolgte in den 60-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts nach den Plänen des Architekten Hlavka im freien byzantinischen Stile. Der ganze Bau, dessen Herstellung viele Millionen Kronen kostete, besteht aus drei Teilen, von welchen das in der Mitte befindliche Hauptgebäude, dessen Sehenswürdigkeiten die schöne Hauskapelle und der große Marmorsaal bilden, der umfangreichste ist Hinter dem Hauptgebäude breitet sich ein schöner und gutgepflegter Garten aus, der durch eine Burgruine, eine künstliche Grotte, sowie durch mehrere Springbrunnen geziert ist. Auf der rechten Seite liegt das Seminargebäude mit der erzbischöflichen Residenzkapelle, in der der kostbare Bilderstand vor dem Altare besondere Aufmerksamkeit verdient. Hier ist auch die griechisch-orientalische theologische Fakultät der Czernowitzer Universität untergebracht, die seit 1875 die alte, 1786 begründete und 1827 reorganisierte theologische Lehranstalt ersetzt. Ferner befindet sich daselbst eine umfangreiche theologische Fakultätsbibliothek, welche von der Universitätsbibliothek getrennt verwaltet wird. Der linksseitige Bau ist das Priesterhaus. Die erzbischöfliche Residenz befindet sich in Czernowitz seit 1781, früher war sie in Radautz, beziehungsweise Jassy und Suczawa. Die Universität in Czernowitz wurde anläßlich der Säkularfeier am 4. Oktober 1875 in feierlichster Weise eröffnet. Es waren der damalige Unterrichtsminister v. Stremayr, die Würdenträger des Landes, die Abordnungen der in- und ausländischen Universitäten, alle neuernannten Professoren und viele Deputationen der Studentencorps der verschiedenen Universitäten anwesend. Großer Jubel begleitete die Vorlesung des Stiftungsbriefes, in welchem der erlauchte Gründer u. a. sagte: >An dem Werke, das damals (bei Erwerbung des Landes) Unser großer Vorfahr, weiland Kaiser Josef II. unsterblichen Angedenkens, mit Errichtung der unentbehrlichsten niederen Schulen begonnen hat, haben Unsere in Gott ruhenden Vorfahren und Wir selbst redlich weitergearbeitet. Uns aber ist es mit Gottes gnädigem Beistande zu Teil geworden, diesem Werke jetzt — nach hundertjähriger Arbeit — durch Errichtung der höchsten Schule den vollendenden Abschluß zu geben .... Wir vertrauen insbesondere, daß sie nicht nur eine Pflegestätte werde für die hohe Wissenschaft, für freie Forschung und für alle Kunst und Fertigkeit des menschlichen Geistes, sondern, daß sie sich auch gestalte zur edlen Pflegerin von Gottesfurcht, Sitte und Tugend, und daß sie gedeihe, blühe und wachse zum Heile des Reiches und das Landes.« Die Universität hat nur drei Fakultäten: eine griechisch-orientalisch theologische, eine rechts-staatswissenschaftliche und eine philosophische. Gegenüber dem Universitätsgebäude, das wir im Bilde bringen, liegt das Institutsgebäude, in welchem sich die großen naturwissenschaftlichen Sammlungen, Lehrsäle und Laboratorien befinden. Besonders reichhaltig ist die Universitätsbibliothek, zu deren Unterbringung das ganze Erdgeschoß des Universitätsgebäudes und ein Teil des ersten Stockwerkes dient. Die Bibliothek ist in raschem Aufschwünge begriffen und hat bereits über 125,000 Druckschriften und cca. 50 Handschriften. Die Universität verfügt auch über ein reichhaltiges Münzkabinet, das im Jahre 1890 errichtet wurde. Universität. Residenzgasse und Residenzgebäude. Priesterliaus. CZERNOWITZ. Erzbischöfliches Palais. Seniinarkapelle. S U C Z A W A. U DEN ÄLTESTEN STÄDTEN DES LANDES gehört y/w/k^ nebst Czernowitz und Sereth die Stadt Suczawa, am MJz2äh\ rechten Ufer des gleichnamigen Flusses gelegen. Schon im Jahre 1388 wird die Stadt urkundlich genannt, und um diese Zeit verlegten die moldauischen Fürsten ihre Residenz hieher. Im Jahre 1409 wurde daselbst ein Erzbistum errichtet und von diesem Zeitpunkte an war Suczawa auch der Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Moldau. Als Fürst Alexander der Gute (1401 —1433) den moldauischen Flandelsverkehr organisierte, wurde Suczawader Hauptstapelplatz des sich mächtig entfaltenden Warenaustausches. Es folgten jedoch der Blütezeit sehr bald unruhige Zeiten, die den raschen Verfall herbeiführten. An den einstigen mächtigen Fürstensitz gemahnt nur mehr die fürstliche Schlol.iruine. Suczawa soll einstens 40 Kirchen und 1600 Wohnhäuser gezählt haben, von welch ersteren wohl noch einige vorhanden sind. Die Hauptkirche der griechisch-orientalischen Bevölkerung ist die Pfarrkirche vom heiligen Georg, deren Anfänge in dasXVI. Jahrhundert zurückreichen und in welcher die sterblichen Überreste des Johannes von Novi, des Landespatrons der Bukowina, welche von Alexander nach Suczawa gebracht worden waren, aufbewahrt werden. Am St. Johannestage, an welchem die griechisch-orientalische Kirche den Jahrestag dieses Heiligen feiert, bildet die Kirche das Ziel großartiger Wallfahrten. 15—20,000 Menschen pilgern aus allen Teilen des Landes, aus Galizien, aus Ungarn und der Moldau zu seinem Grabe, um Trost und Heilung von körperlichen und seelischen Leiden zu erbitten. Sehr schön ist die Lage der armenischen Kirche zu Zamka, die sich über einem Felsen Burgruine. erhebt, der westlich steil abfällt, und von dessen Höhe man eine sehr hübsche malerische Fernsicht in das Suczawatal genießt. Den einstigen reichen Handel der Stadt dokumentieren noch die weitläufigen Kellerräume, die sich unter der Stadt ausbreiten. Die ersten Bauten auf dem Suczawaer Schloßberge fallen in das Jahr 1390, zu welcher Zeit die Wojwoden ihre Residenz nach Suczawa verlegten. Hier wohnten auch die bedeutendsten dieses Fürstengeschlechtes. Von Suczawa aus hat Alexander der Gute seine friedlichen Entwicklungsmaßnahmen getroffen und von hier hat Stefan der Große (1457—1504) seinen blutigen Siegeszug angetreten. Der polnische König Johann Albrecht beschoß im Jahre 1497 vergebens mit seineu großen Kanonen die festen Mauern der Burg, aber kurze Zeit darauf gelang es den Türken, das Schloß einzunehmen und die großen Sehätze zu entführen. Von nun ab wurde die Burg unausgesetzt von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht. Ende des XVII. Jahrhunderts beherbergte sieden Polenkönig Johann Sobieski. Die vielen Kämpfe bewirkten den gänzlichen Verfall des Suczawaer Bergschlosses und heute sind nur mehr die massigen Überreste der Ringmauern und innerhalb dieser die Ruine der Schloßkapellc erhalten. Die vor einigen Jahren erfolgte Durchforschung der Trümmerstätte hat viele interessante Funde zu Tage gefördert Zahlreiche bearbeitete Steine wurden als die Arbeit deutscher Steinmetz-Meister aus dem XVL Jahrhundert agnosziert. Mau fand die Überreste einer Wasserleitung, verschiedene Arten von Kacheln, zahlreiche türkische Pfeifenköpfe aus Ton in den verschiedensten Formen, künstlich srerundetc sowie natürliche Stcinkusrln von verschiedener Größe SUCZAWA. KLOSTER UND KIRCHE IN SUCZAWITZA. M KARPATHENTALE DER SUCZAWITZA, eines Zuflusses der Suczawa, südwestlich von Radautz, liegt weltabgeschieden das Kloster Suczawitza. Es dürfte kaum eine Stätte zu finden sein, welche für eine klösterliche Stiftung geeigneter erscheint, als dieses Gebiet. Fern vom wirren Weltgetriebe und durch die dichten Wälder und Berge den Blicken der früher durch die Moldau und Bukowina durchziehenden Heerscharen entzogen, blieb das Kloster von den Drangsalierungen, welchen das Land sehr häufig ausgesetzt war, verschont. Das Kloster hat der Radautzer Bischof Georg Mogila gegründet, der zuerst eine hölzerne Klosterkirche erbauen ließ. Sein Bruder Jeremias, der nachmalige Fürst der Moldau, gründete 1578—1581 die derzeit bestehende gemauerte Kirche und die übrigen Klostergebäude. Er ließ auch die mehr als neun Meter hohen mächtigen Ringmauern aufführen. Das Kloster Suczawitza bewohnen — wie die übrigen griechisch-orientalischen Klöster in der Bukowina, Putna und Dragomirna — Basilianermönche. Die Zahl der Klöster war zur Zeit der moldauischen Herrschaft überaus groß, und als die Bukowina in ihrem jetzigen Umfange an Österreich angegliedert wurde, existierten im Lande einunddreißig Klöster, welche über einen reichen Grundbesitz verfügten. Kaiser Josef II. ließ die meisten Klöster aufheben und aus den reichen Klostergütern den Religionsfonds begründen. Die Klosterkirche zu Suczawitza wird zu den größten Sehenswürdigkeiten der Bukowina gerechnet. Die Außenwände derselben weisen zumeist gut erhaltene Freskogemälde auf, die Heilige und Weise, sowie Szenen aus der heiligen Schrift darstellen. Diese Bilder sind durch das weit vorspringende Dach vor den Unbilden der Witterung geschützt. Das Innere der Kirche birgt das Grabmal des Fürsten Jeremias Mogila, ihres Begründers. Ferner wird eine sehr kostbare Tapete gezeigt, welche kunstvolle Stickereiarbeiten, die porträtähnlichen Gestalten der Familienmitglieder Mogilas, darstellt. Die Figuren sind auf rotem Sammt aus Seide, Edelsteinen und vielen Perlen zusammengestellt. Am Kandelaber im Schiffe der Kirche hängen die angeblichen Haarflechten der Gemahlin Mogilas, welche sich dieselben abschnitt, als sie von den Türken gefangen genommen wurde, und die sie dem Kloster mit der Bitte überbringen ließ, für ihr Heil zu beten. An die an den Wänden befindliche Freskomalerei der Kirche knüpft sich folgende Sage: Nach Fertigstellung des Baues wurde nach einem geeigneten Maler Umschau gehalten, der die Wände mit Gemälden zieren sollte. Der nach langer Zeit gefundene Künstler stellte die merkwürdige Bedingung, daß niemand während der Arbeit in seine Nähe kommen dürfe. Diese Vereinbarung wurde auch gehalten und der Meister konnte das Innere der Kirche unbehelligt ausmalen. Als er später mit der Herstellung der Gemälde an den äußeren Wänden beschäftigt war, da erschien eines Tages die heilige Gottesmutter in Begleitung eines Engels, um sein Werk in Augenschein zu nehmen. Der Künstler wurde derselben ansichtig und erschrak so sehr, daß er vom Gerüst herabstürzte und sofort starb. Auf diese Weise wurde die äußere Malerei nicht mehr beendet. Kloster Suczawitza. SUCZAWITZA: Kirche. KLOSTER DRAGOMIRNA UND PUTNA. ÖRDLICH VON SUCZAWA LIEGT DIE ORTSCHAFT DRAGOMIRNA mit dem gleichnamigen bedeutenden Kloster. Dasselbe hat eine sehenswerte schöne Kirche, welche der Metropolit der Moldau Athanasius Krimko im Jahre 1602 ganz aus Quadersteinen erbauen ließ. Der Wojwode Miron Baranowski ließ als Maßregel gegen die fortwährend drohenden Überfälle ein Vierteljahrhundert später die festungsartige Ringmauer errichten. Zur Zeit des Wojwoden Basil Lupul (1634—1654) flüchteten sich die Kaufleute von Suczawa mit ihren Schätzen vor den Kosaken und Tataren, welche der bekannte Hauptmann Bogdan Chmielnicki befehligte, in das Kloster Dragomirna; die Angreifer erstürmten jedoch das Kloster und raubten sowohl das Privat-als auch das Kirchengut. Sogar die Stiftungsui künde des Klosters verschwand um diese Zeit. Im verflossenen Jahrhundert wurde auf Kosten des griechisch-orientalischen Religionsfonds das große, zwei Seiten des Klosterhofes einnehmende Klostergebäude errichtet. In Mitoka-Drago-mirna, in der unmittelbaren Nähe des Klosters, besteht eine Kolonie der Lipowanersekte. Die Lipowaner stammen aus Rußland und gehören der Religionssekte der Altgläubigen an. Diese trennten sich im XVII. Jahrhundert von der russischen griechisch-orientalischen Kirche, weil sie die damals revidierten und verbesserten Kirchenbücher nicht annerkennen wollten. Als sie deshalb verfolgt wurden, flohen sie in die benachbarten Länder und kamen auch nach der Bukowina. Als die Russen 1760—1774 die Moldau besetzten, wurden die Lipowaner vertrieben, kehrten aber nach der Abtretung der Bukowina an Österreich noch im Jahre 1774 nach Mitoka-Dragomirna zurück. Von den noch bestehenden griechisch-orientalischen Klöstern der Bukowina ist Putna das älteste. Stefan der Große gründete es im Jahre 1465 zum Andenken an die siegreichen Kämpfe über die Walachen. Nach der Sage hatten die Bewohner dieser Gegend fortwährend durch die Türken zu leiden und die Erbauung des Klosters Putna wird auch mit den Türkenkämpfen in Verbindung gebracht. Als sich Stefan nach einer ihm von den Türken bereiteten Niederlage in das Putnalal geflüchtet hatte, soll er in der merkwürdigen Steinzelle (Chilia), die noch heute in einem Seitcntale unterhalb des Klosters gezeigt wird, mit dem Einsiedler Daniel zusammengekommen sein. Daniel rettete Stefan vor seinen Verfolgern und gab ihm gute Ratschläge, wie er die Türken besiegen könne, die sich auch erfüllten. Aus Dankbarkeit ließ der Fürst das Kloster erbauen, in dem sowohl er, als auch einige seiner Familienmitglieder die letzte Ruhestätte fanden. Noch heute wird sein Grabmal gezeigt, das sich jedoch nicht mehr im ursprünglichen Zustande befindet. Von den vielen Geschenken, die Stefan dem Kloster spendete, ist vor Allem das unweit des Klosters befindliche hölzerne Kirchlein zu erwähnen. Dieses Kirchlein soll der erste moldauische Wojwode Dragosch in WoIIowetz erbaut und zu seiner Ruhestätte bestimmt haben. Stefan der Große hatte es nach Putna übertragen lassen. Das Kirchlein wurde im Jahre 1871 gründlich erneuert. An dem Kloster Putna und insbesondere an der Kirche wurden im Laufe der Jahrhunderte wiederholte Umbauten vorgenommen. Kloster Dragomirna. KLOSTER PUTNA, 96 AUS DEM GEBIRGE IN DER BUKOWINA. INE FÜLLE VON NATURSCHÖNHEITEN findet man im Gebirge der Bukowina. Unser erstes Bild führt uns in das Putillatal, das durch seine landesübliche Brücke und den von der Holztrift umherliegenden Klötzen von großem Interesse ist. In diesem Tal befindet sich auch ein großer Felsen, dessen obere, mit einem Kreuze gezierte Partie einer Bischofskrone gleicht und darnach im Volksmunde der „Bischof" genannt wird. (Unser zweites Bild rechts oben.) Das Storonetztal, ein Seitental des Putilla- □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□ □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□DD □□ □□ □□ baches, bietet eine sehr hübsche Naturerscheinung : einen See, dessen Ursprung auf die im Sommer des Jahres 1897 in der Bukowina stattgefundenen Erdrut-schungen zurückzuführen ist. Es spaltete sich damals ein großer Felsenvorsprung ab und verschüttete im kraftigen Sturze den unten fließenden Sto-ronetzbach. Der auf diese Weise aufgestaute Bach bildete den neuen See. Unfern der Wasserscheide zwischen dem Putilla- und dem Suczawaflusse findet der Tourist ein sehr interessantes Naturspiel. Am Südabhange derselben, in dei Nähe der von Ploska nach Seietin führenden Straße, steht die „Wunderfichte", deren Äste parallel am Stamme herabhängen. Sie ist ein hoher, völlig walzenförmiger Baumriese, im Gegensatze zu den weithinausgreifenden kegelförmigen Genossinnen in der Nachbarschaft. Im oberen Tal der Suczawa, bei Szipot-Cameral erwähnen wir den kleinen, aber schönen Wasserfall. Unser drittes Bild enthält eine Ansicht aus dem Moldawatal, die Gemeinde Pozoritta. Im oberen Moldawatale fesselt unsern Blick das Steintor, durch □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□ □□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□DO Palais des Wunderrabbi in Sadagora. das man den Weg auf die Alme Luczina nimmt, die zu dem berühmten k. k. Gestüt Radautz gehört. Hinter diesem Tore öffnet sich das Lukawatal, welches auch besonders erwähnt zu werden verdient. Vor allem ist aber noch das Tal der Goldenen Bistritz anzuführen. Die Bistritz gehört zu den schönsten Flüssen Österreichs, denn sie nimmt ihren Lauf durch romantische Gebirgsgegenden. Dort, wo die Bistritz mit der Dorna zusammenfließt, liegt der gleichnamige Badeort. Einen anderen Kurort in der Bukowina, Lopuszna, der zu deram Sereth liegenden Marktgemeinde Berhomet gehört, stellt unser viertes Bild dar. Die in der Mitte befindlichen Nebenbilder zeigen eine Huzulen-Gruppe (ruthenische Gebirgsbewohner) und zwar ein Mädchen, eine Frau und einen Mann und ein freundliches huzuli-sches Gehöfte. Die Huzulen bewohnen den größeren Teil der Bukowiner Karpathen und sind ein recht interessantes Volk. Ihre Tracht ist überaus malerisch, die Farbenfrische wird noch durch bunte Zieraten und schöne Stickereien gehoben. An der Eisenbahnlinie Czernowitz-Nowosielitza liegt der Markt Sadagora, dessen kleine Häuserschar sich mit dem dominierenden Edelsitz des Freiherrn von Mustatza und der großen Synagoge zu einem freundlichen Bild vereinigt. Sadagora ist der Sitz eines berühmten Rabbinates, das unter der orthodoxen Judenschaft der Bukowina, Galiziens, Rumäniens und Rußlands einen großen Anhang hat. Das Palais des Wunderrabbi zeigt das oben befindliche Bild. Der Markt hat einen bedeutenden Getreide-und Viehhandel. Putillatal. Huzulen aus Ploska. Pozoritta. Huzulenhaus in Seietin. Steinfelsen UScieputilla. Kurort Lopuszna. KLAGENFURT I. Schloß Hollenburg. IE HAUPTSTADT DES MIT NATURSCHÖNHEITEN überaus reich bedachten Kronlandes Kärnten, Klagenfurt, breitet sich in einer Meereshöhe von 446 m in der freundlichen Ebene unweit des herrlichen Wörthersees aus, nördlich von der Karawankenkette und südlich vom Zollfeld, wo sich einstens die römische Stadt Virunum erhob und später auf dem merkwürdigen Herzogsstuhle, der noch heute erhalten ist, die feierliche Inauguration der Herzoge Kärntens vollzogen wurde. Die Stadt dürfte im X. oder XI. Jahrhundert gegründet worden sein, urkundlich wird sie jedoch erst in einem Pfandbrief vom 13. Juli 1268 des Herzogs Ulrich von Kärnten erwähnt. Die Benennung Klagenfurt wird davon hergeleitet, daß früher eine Furt durch das in der Nähe der Stadt vorbeilaufende Flüßchen Glan geführt haben dürfte. Anfangs des XIII. Jahrhunderts wurde der Ort von Herzog Bernhard befestigt und zur Stadt erhoben. Im Jahre 1335 kam Klagenfurt und ganz Kärnten an das Haus Habsburg, das der jungen aufstrebenden Stadt großes Interesse entgegenbrachte und werktätige Förderung angcdeihen ließ. Herzog Albrecht II. von Österreich bestätigte 1338 die Rechte und Freiheiten der Stadt. Zur Landeshauptstadt wurde Klagenfurt erst im Jahre 1516 auf die Bitte der Stände Kärntens hin von Kaiser Maximilian I. erhoben. Bis zu dieser Zeit nahm St. Veit diese Stelle ein. Klagenfurt wurde wiederholt durch größere Brände vollständig eingeäschert und hatte auch durch die Türkenkriege viel zu leiden. Die Franzosen besetzten die Stadt dreimal u. zw. 1797, 1805 und 1809 und brandschatzten sie gründlich. 1809 schleiften und sprengten sie alle Befestigungswerke mit Ausnahme des Völkermarkter Tores, welches dann im Jahre 1867 der Stadterweiterung zum Opfer fiel. Im vorigen Jahrhundert hat sich Klagenfurt außergewöhnlich rasch entwickelt. Um die alte Stadt wuchsen neue Viertel empor u. zw. die Villacher, die St. Veiter und die Viktringer Vorstadt. Mit diesen zählt die Stadt heute zirka 27,000 Einwohner. Klagenfurt ist ziemlich regelmäßig gebaut, hat gerade, breite Straßen, die von einer Straßenbahn befahren werden. Sie sind gut gepflegt und elektrisch beleuchtet. Eine Quellwasserleitung und moderne Kanalisation bieten Schutz in hygienischer Beziehung. Rechnet man dazu die klimatischen Verhältnisse, welche namentlich im Sommer besonders günstig sind, so hat man mit Faktoren zu rechnen, die in so reichem Maße anderorts nicht leicht so innig vereint zu finden sind. Eine prächtige Ringstraßenanlage mit schattigen Alleen und Ruheplätzen — an Stelle der ehemaligen Festungswerke — verleiht dem Äußeren der Stadt ein modernes Aussehen. Demnach hat Klagenfurt den Anspruch, auch in Bezug auf seine Anlage zu den schönsten und gesündesten Städten unseres Vaterlandes gerechnet zu werden. Eine deutliche Sprache sprechen hierfür die Ziffern in den Ausweisen über den Fremdenverkehr, der von Jahr zu Jahr steigt und dessen Vorteile sowohl Stadt wie Land zu schätzen weiß. Für dessen Hebung wird unausgesetzt gearbeitet. Handel und Gewerbefleiß blühen und eine junge Industrie ist in kräftigem Aufschwünge begriffen. Jedenfalls wird die vor kurzer Zeit eröffnete Karawankenbahn viel zur Hebung derselben beitragen. Von wichtigen industriellen Etablissements seien genannt: eine Tuchfabrik, Bleiweißfabrik, Tabakfabrik, Eisengießerei und Maschinenfabrik, mehrere Bierbrauereien und Lederfabriken. Mit dem eine Stunde entfernten prächtigen Wörthersee ist Klagenfurt außer durch die Südbahnlinie und die Straßenbahn durch den Lendkanal verbunden, welcher unter Förderung der Stände im Jahre 1527 ausgeführt wurde. Der schon von Herzog Bernhard im XIII. Jahrhundert geplante Kanal kam damals nicht zustande. Derzeit befährt den Landkanal das kleine Dampfboot „Loretto", welches die Verbindung zwischen Stadt und See in täglich zweimaliger Fahrt herstellt. KLAGENFURT : Totalansicht. KLAGENFURT II. f^WA U DEN HERVORRAGENDSTEN GEBÄUDEN Klagen-\(/m/m\ furts gehört in erster Linie das Rudolfinum (Kärntner-Ms&m isches Landesmuseum), das nach den Plänen des Kärntner Architekten Gugitz erbaut und im Jahre 1884 von Weiland Seiner kaiseii. Hoheit Kronprinz Rudolf und seiner erlauchten Gemahlin Kronprinzessin Stefanie eröffnet wurde. Es enthält ein Schaustellung von allem, was zu dem Lande Kärnten in geschichtlicher und naturhistorischer Beziehung steht •' Originalurkunden, römische und keltische Funde, Antiken, Münzen und Waffen, Gemälde, Schnitzwerke und Glasmalereien, Naturprodukte sowie allerhand Schätze, welche von verschiedenen Bürgern des Landes gespendet wurden. Im Mittelpunkte der Stadt ist der „Neue Platz" mit dem städtischen Wahrzeichen, dem aus dem Jahre 1590 stammenden Lindwurmbrunnen und dem 1873 errichteten Monumente der großen Kaiserin Maria Theresia von Franz Pönninger. In der Mitte des Platzes erhebt sich eine Mariensäule aus dem Jahre 1896. Das Landhaus gibt Aufklärung aus der Geschichte der karantanischen Herzoge und enthält sehr hübsche Wandgemälde, welche die Huldigungsakte der alten Landesfürsten darstellen. Erwähnenswert sind der prächtige Wappensaal und die Fromillefsehen Deckenfresken. Zu den bemerkenswerten Gebäuden der Stadt gehört noch die von den Protestanten erbaute, im Jahre 1603 den Jesuiten übergebene Domkirche St Peter mit schönem Portale und Gemälden von Daniel de Gran und Paul Troger, die Stadtpfarrkirche mit einem 91 Meter hohen Turm, dessen Galerie eine prächtige und weite Aussicht bietet, die Heiligengeist-Kirche mit einem sehr wertvollen Hoch- altargemälde, der bischöfliche Palast mit einer interessanten Kapelle und hübschen Gartenanlagen, die Burg, das Sparkassengebäude und das neue Musikvereinshaus. Die ständische Burg, welche im XVI. Jahrhundert erbaut und nach dem Brande im Jahre 1777 in ihrer jetzigen Gestalt zum Aufenthalt für die Mitglieder der Kaiserhauses hergestellt wurde, ist ein imposanter massiger Bau. Klagenfurt ist der Sitz der Landesregierung und Landesvertretung, des Landesgerichtes, der Finauzdirektion, einer Bezirks- und Berghauptmannschaft und des Fürstbischofs von Gurk. Eine besondere Pflege läßt die rührige Gemeindevertretung dem Schulwesen angedeihen. Die Stadt hat ein Obergymnasium, eine theologische Lehranstalt, Oberrealschule, Lehrerbildungsanstalt, Berg-, Ackerbau- und Gartenbauschulc, eine maschinengewerbliche Fachschule, Handwerkerschule, Handelsschule, eine Studienbibliothek mit mehr als 57,000 Bänden. In der Nähe des Hauptplatzes, jedoch schon außerhalb der Stadt, erhebt sich der 584 Meter hohe Kreuzberg mit den Kaiser Franz Josefs-Anlagen und einem auf der Spitze errichteten Aussichtsturm. Von demselben genießt man eine schöne Rundschau. Gegen Norden sieht man den Kreuz-, Spital- und Maria-saalerberg mit starken Kieferwaldungen. An den Hängen des letzteren bringen Weiler und Burgen eine angenehme Abwechslung in die pittoreske Landschaft. Ferner ist als antikes Wahrzeichen der einstige Möns carantanus, überragt von der runden Höhe der Pirbitze, der Ulrichsberg, und unweit davon der Magdalensberg zu erschauen. Diese Berge tragen auf ihren Gipfeln Kapellen und bieten eine prächtige Aussicht. Die auf dem Magdalensberg verdient besondere Beachtung. Der Lindwunnbruiinen. Neuer Platz. KLAGENFURT. Maria Theresia-Denkmal. Alter Platz. Landhaus. PÖRTSCHACH UND MARIA WÖRTH. Wjg^ EIN TEIL DES KÄRNTNERLANDES kann sich in Bezug auf die Frequenz von Sommergästen und Touristen mit den am Ufer des Wörthersees gelegenen Ortschaften messen; nirgends im Lande findet man so viele, den modernen Anforderungen MIcS^j entsprechende Einrichtungen, nirgends eine so dichte Ansammlung von Villen und Landhäusern, nirgends so viel Lustbarkeiten -' verbunden mit einem Kurleben, das sich alljährlich zu vornehmer Weitläufigkeit ausgestaltet. Der Wörthersee ist für Kärnten eben das, was für Oberösterreich der Traunsee, für Salzburg der Zellersee, für Steiermark die Ausseergegend und lür Tirol der Achensee ist. Der schönste Punkt ist Maria Wörth auf einer kleinen Halbinsel am Südufer des Sees, welche auf ihren zwei Felskuppen von je einem Gotteshause gekrönt ist. Hier sind eine Reihe von lohnenden Ausflugszielen, unter anderen der Annenkogel, der Roßkogel, die Dellacherklause, der Stosier, der Dreimädelhof, Schiefling und der Kathreinkogel. Am Nordufer des Sees, gegenüber dem historischen Wörth, liegt Pörtschach, noch vor kurzer Zeit ein Dorf, aber heute ein Seebad ersten Ranges. Von der großen Linde aus, welche sich bei der dritten Wahliß'schen Villa befindet, genießt man ein großartiges Seebild, das in den Alpenländern nicht leicht seines gleichen hat. Man sieht den Rasor und Prisang, die bleichen Spitzen der Julischen Alpen. Der weiße Fleck im Hintergrunde ist die Schneespitze des Manhart, die massigen Felsen daneben der Montaggio. Hier schweift der Blick vom Promenadewege aus, nahe dem Kurparke inmitten zahlreicher Villen, in eine ferne Bergwelt, deren Gipfel derjenige erschaut, der die stillen Seitentäler der Karnischen Alpen durchwandert. Auch den Dobratsch und den Luschari kann man von jener Linde aus sehen. Die Seepromenade von Pörtschach führt zum Landungsplatz der Dampfschiffe und zum Seebad Wahliß und weiter durch einen Kieferhain zum sogenannten ,.Koschutablick". Hier ist eine Terrasse in den See eingebaut, von welcher man über das entzückende Uferbild von Maria Wörth und die grünen Höhen der Sattnitz bis zu den Felsgipfeln der Karawanken hinüberschaut. In der Nähe dieser Terrasse findet man in einer Waldeslichtung ein Plätzchen mit einem schlichten Denkmal; es heißt die „Herbecksruhe", zur Erinnerung an den gefeieren Tonkünstler Johann Herbeck (f 1877), der sehr häufig in Pörtschach weilte. Von den vielen am Wörthersee gelegenen Sommerfrischen sind Velden, Maria-Loretto und Krumpendorf die bedeutendsten. Sie untereinander, den gleichen Rang wie Pörtschach zu erreichen. sind heute schon großartig angelegte Seebäder und wetteifern Pörtschach am Wörthcrsce. (&%" "" !!""" ! "$ " +!"! * ^6876781733234107^2473^436673494078730 MARIA WÖRTH. FRIESACH. WOLFSBERG. I \ m N DER NÖRDLICHEN GERADLINIGEN FORTSETZUNG des unteren Gurktales, welches hier eine eineinhalb Stunden breite Ebene bildet und das der Metnitzbach und die Olsa durchströmen, liegt Friesach, die älteste Stadt Kärntens. Bei ihrem Anblick glaubt man sich in das graue Mittelalter versetzt und es erscheinen wie im Traume eisengepanzerte Ritter auf schäumenden Pferden, man hört aus weiter Ferne das Geklirre der Waffen und den Schall der Hifthörner, dazwischen Spielmannslieder und Minnegesang. Noch heute umsäumen die Stadt dicke Mauern und Wassergräben. Friesach besaß bereits im Jahre 1225 das Stadtrecht. Sehr groß ist die Zahl der noch aus alter Zeit stammenden Bauten. Die Stadtpfarrkirche zu St. Bartholomäus, ein schöner Bau mit romanischem Portale und mit interessanten Skulpturen und Gewölbbogenansätzen aus romanischer Zeit und wertvollen Glasgemälden, wurde im XII. Jahrhundert gegründet; durch den Anbau eines Presbyteriums, sowie Einfügung eines Netzgewölbes erhielt sie jedoch gotischen Stil. Das älteste Bauwerk des Landes in ausgesprochener Spitzbogen-architcktur ist die aus dem XIII. Jahrhundert stammende Dominikauerkirche. Unweit der Stadtpfarrkirche steht ein Schmiedehaus, das älteste Haus von Friesach. In dem Garten des benachbarten Propsthofes sind mehrere Steine aus der Römerzeit, jüdische Grabsteine und das schöne romanische Portale der abgetragenen Michaelskirche zu sehen. Den oberen Teil des Hauptplatzes ziert ein hochinteressanter Renaissancebrunnen, den man früher fälschlich für römisch hielt. Auf dem Postplatze, der an der Nordseite der Stadt nächst dem Neumarktertor liegt, steht eine Mariensäule (1732) und das alte Posthaus, welches um das Jahr 1000 der Graf von Friesach bewohnte. Die neuere Stadt hat außer der Pfarrkirche noch die unterhalb der Ruinen des roten Turmberges gelegene Wallfahrtskirche Maria unter den Bergen. Ihre Entstehung fällt in das Jahr 1217. Von dem Postplatze führt ein Weg auf den Petersberg, auf dem sich die Ruinen der Friesacher Schlösser erheben. Die noch vorhandenen Reste kennzeichnen die romanische Bauweise. Am Lavanterschloß vorüber, gelangt man auf den Geiersberg, auf dem eine uralte Ruine mit einem 35 m hohen Turme steht. Der Hauptort des Lavantlales, das unter allen Tälern Kärntens als das reichste gilt, ist die Stadt Wolfsberg, die sich in den Gelandet! der Koralpe zwischen Fichten- und Tannenwäldern, saftigen Wiesen und wogenden Kornfeldern ausbreitet. Sie macht den Eindruck einer echten alten deutschen Bürgerstadt, was auf den Umstand zurückgeführt wird, daß die Stadt erst durch die im Jahre 1879 erbaute Bahnlinie Unter-Drauburg-Wolfsberg dem Weltverkehr erschlossen wurde. Das Städtchen wird beherrscht von dem am Abfalle des Gumischrückens sich erhebenden großen Schloß des Grafen Henckel von Donnersmarck, das von großen Parkanlagen umgeben ist, die sich 1 Km weit in südöstlicher Richtung bis zu dem sehenswerten prunkvollen Mausoleum der verstorbenem Gräfin Laura Henckel von Donnersmarck, einem Werk des Berliner Professors Kiss ausdehnen. Wolfsberg ist ebenso wie St. Paul eine sehr gern besuchte Sommerfrische; von der Milde des Klimas zeugt die Tatsache, daß hier wie im ganzen Lavanttale bedeutender Obstbau betrieben wird. Wolfsberg. ^3749497 XOX X-M Friesach. Petersberg. FRIESACH. Geiersberg. Friesacb. ST. VEIT. HOCH-OSTERWITZ. IE EHEMALIGE HAUPTSTADT CARANTANIENS, St. Veit, liegt umsäumt von waldbedeckten Bergen und Hügeln in der fruchtbaren Gegend des oberen Glantales. Nach der Sage soll ein Sieg des Grafen Rathold über feindliche • Magyaren im Jahre 901 den Anlaß zu ihrer Gründung gegeben haben. Die Stadt sowie ihre Umgebung liegt inmitten eines Kranzes lieblicher Waldberge, die mit stattlichen Burgen geschmückt sind und über welche aus dem fernen Westen die stolzen Haupter der Julischen Alpen hereinragen. Diese bewaldeten Berge ziehen sich von den Hügeln von Taggenbrunn und Goggerwenig, hinter welchen der Kalkfelsen des Osterwitz und die Kuppe des Magdalensberges sichtbar sind, bis zu dem mit dunklen Forsten bedeckten Maraunberge und dem alleinstehenden Ulrichsberge im Südwesten. In seiner heutigen Gestalt erinnert St. Veit nicht mehr an eine alte Stadt, die bis 1513 die Hauptstadt Kärntens war. Der große Brand, dem im Jahre 1829 beinahe die ganze Stadt zum Opfer fiel, hat das altertümliche Gepräge größtenteils zerstört. Jetzt findet man meistens moderne Bauten und nur vereinzelt trifft man irgend einen Überrest das Mittelalters: einen Torbogen oder eine verwitterte Erkerfigur. Die interessantesten Gebäude der Stadt sind die alte Herzogsburg, das Rathaus und die aus dem XV. Jahrhundert stammende gotische Pfarrkirche. Auf dem großen Hauptplatze steht eine Dreifaltigkeitssäule, sowie der historische Schüsselbrunnen. Der Brunnen trägt eine schöne marmorne Schale, die eine Ausgrabung vom Zollfelde, wo sich der Kärntner Herzogsstuhl befindet, sein soll. Eine Zierde des Landes ist noch das mit den Mitteln der barmherzigen Brüder in St. Veit im Jahre 1876 erbaute Kronprinz Rudolf-Spital. Es gehört entschieden zu den bedeutendsten Bauten der Neuzeit in Kärnten. Nordwestlich von St. Veit, erhaben auf einer Terrasse, prangt der dreigliedrige Bau. Die Front bildet ein erhabenes Erdgeschoß mit zwei Flügeln nach der Hofseite, in welchem sich die großen Krankensäle befinden. In der Mitte verbindet die Kapelle und das Refektorium ein Glasgang, der bis zum rückwärtigen einstöckigen Bau führt in dem sich wieder einzelne Krankenzimmer befinden. Durch ein mit gebundenen Säulen eingefaßtes Portal gelangt man in ein kleines, sehr hübsches Vestibül, zu beiden Seiten Säulen mit römischen Kapitalen, welche die Rundbogen tragen. Zwölf Stufen führen zum Eingang und in einen langen, mit Terazzo gepflasterten Quergang, an dessen Enden sich die beiden großen Krankensäle befinden. Dem Eingang gegenüber gelangt man durch ein hübsches geschnitztes Portal in die Kapelle. Sie ist sehr einfach, aber geschmackvoll und empfängt durch sechs Halbbogenfenster Licht. Über dem Eingang ist ein netter Chor, mehr eine Kanzel in Form einer Muschel, die auf dem sehr schönen Portal an der Innenseite ruht. Rundherum laufen breite Gesimse, beim Altar von zwei kannelierten Säulen getragen. An die Kapelle reiht sich das große Refektorium (12-48 Meter lang und 6'24 Meter breit). Vorne rechts, neben dem Eingang zur Kapelle, führt eine Wendeltreppe zum Chor und auf den Turm. Dieser ist von außen gesehen ein etwas massiver, aber charakteristischer Renaissancebau mit Gesimsbogen, gestutzten Pyramiden, luftigen Fenstern und einem massiven Kreuz, was dem Ganzen ein imposantes Aussehen verleiht. Der Plan zu diesem Bau stammt von dem Florentiner Architekten Rafanelli und wurde vom Grazer Stadtbaumeister Andreas Franz ausgeführt. Die imposanten Burgen Landskron bei Villach und Hoch-Osterwitz bei St. Veit wurden in ihrer jüngsten Gestalt in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts von den Grafen Khevenhüller aufgeführt. In beiden Schlössern weisen die vielen unterirdischen Räume, die schönen Gewölbe und Erdgeschosse aller Teile der Gebäude, die behauenen Steine an Toren, Türen und Fenstern und die Größe aller Bestandteile der Burgen darauf hin, daß sie mit Luxus aufgeführte Prachtbauten waren. Die Burg Hoch-Osterwitz steht auf der Spitze eines mächtigen Felsens, der aber durch den befestigten Weg zur Höhe in seinem ganzen Umfange zur Burg gezogen ist. Von dem ersten Torturm am Fuße des Felsens führt der Weg um diesen Felsen und windet sich durch vierzehn Tore, die mehrfach durch mächtige Türme und durch Zugbrücken geschützt sind, zum Hochschloß. Dasselbe ist ein einfaches, aber geräumiges Gebäude, welches weder bezüglich der Befestigung, noch der Ausschmückung mit den Tortürmen ähnlich ist. Diese sind dagegen zur Verteidigung mit Schießscharten, Zinnen und Gucklöchern ober den Toren und im Innern mit Fallgittern versehen und zur Zierde mit Steinen, welche Abbildungen und Inschriften enthalten, geschmückt. Hoch-Osterwitz ist der Typus einer mittelalterlichen Burg, die mit den Verteidigungsmitteln aus allen Zeiten des Burgbaues ausgestattet ist. HOCH-OSTERWITZ. St. Veit: Platz. Hauptplatz gegen Süden. V I L L A C H. INE URALTE STADT, an die sich sehr viele geschichtliche Ereignisse knüpfen, ist die Stadt Villach. Sie liegt in einer größeren Ebene, die dort ihren Anfang nimmt, wo die Drau, das schöne Alpenkind, zwischen den waldbedeckten Vorbergen des Dobratsch und dem mit grünen Wiesen und Feldern und schmucken Gehöften bedeckten Wolanigberge heraustritt. Villach gelangte im Jahre 1007 durch ein Geschenk Heinrichs IL an das Bistum Bamberg und blieb in dessen Besitz bis 1759, wo es an Österreich verkauft wurde. Hier besiegte 1492 der Landesverweser Khevenhüller die Türken und am 28. August 1813 fand das Gefecht zwischen den Österreichern unter Frimont und dem Vizekönig Eugen von Italien statt. Die Stadt hatte auch durch zahlreiche Elementareignisse viel zu leiden, von welchen das große Erdbeben im Jahre 1348 als das schrecklichste gilt. Damals wurde fast die ganze Stadt in einen Trümmerhaufen verwandelt und es wurden auch Teile.des Südabhanges des Dobratsch, sowie viele Dörfer und Gehöfte des Gailtales verschüttet. Von den vielen interessanten Gebäuden Villachs ist die gotische Hallenkirche St. Jakob die größte Sehenswürdigkeit. Im Innern sind die aus einem Stück gearbeitete Marmorkanzel aus dem Jahre 1555 und Grabdenkmäler des Grafen Sigismund von Dietrichstein, des Christoph von Khevenhüller und des Leininger von Haudeck beachtenswert. Durch die Nähe Italiens erhielt Villach einen südlichen romanischen Anstrich, den man besonders an manchen Gebäuden beobachten kann. Vor allem lallt das Hotel „Post" auf, das in reinem venetianischen Stile erbaut ist. Den langen Hauptplatz ziert eine Dreifaltigkeitssäule, auf dem Hans Gasserplatz steht das Denkmal des Bildhauers Hans Gasser (f 1868), eines Sohnes des Landes und vor dem alten Rathause erhebt sich das Steinbild Kaiser Josefs II. Die Stadt Villach gilt als die bedeutendste Touristenstation Kärntens und als einer der von der Natur am meisten begünstigten Punkte in den Ostalpen. Die Stadt liegt fast gleichweit vom Wörther-, Ossiacher- und Millstättersee entfernt und die Wege zu diesen Wasserbecken führen durch hübsche, landschaftlich besonders reizende Gegenden. Im Süden von Villach zieht sich die Kette der Karawanken, die besonders durch ihre Beleuch-tungseffektc und den merkwürdigen mauerartigen Aufbau fesseln. Den Hintergrund dieser Gegend verschönern noch die durch einzelne Tallücken sichtbaren kahlen Türme und Felsscheitel der Julischen Alpen und wer einmal seinen Blick über diese reizende Szenerie schweifen läßt, dem wird der gewonnene Eindruck unvergeßlich bleiben. In nordwestlicher Richtung, längs der Kärntner-Pustcrtalbahn, befinden sich die Eingänge zu jenen Hochtälern, welche zur Besteigung der Hohen Tauern, zu den Wasserstürzen der Malta und nach Heiligenblut führen. Daß diese Stadt mit ihrer unvergleichlich schönen Lage, der herrlichen Umgebung, welche zu anziehenden Fußwanderungen einladet, besonders zur Sommerszeit von Sommerfrischlern und Touristen stark frequentiert wird, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. In unmittelbarer Umgebung von Villach, auf der westlichsten Höhe jenes gestaltenreichen, durch Siedelungen und Burgen belebten und von Teichspiegeln und Wäldern bedeckten Mittelgcbirgszuges, dessen Anfang der Kreuzberg bei Klagenfurt ist, erhebt sich die Schloßruine Landskron. Das noch existierende gänzlich zusammengebrochene Gemäuer war einstens die stolze Burg der Grafen Khevenhüller. VILLACH. VILLACH UMGEBUNG. ENIGE STÄDTE vermögen in ihrer Umgebung so viele und reichhaltige Naturschönheiten aufzuweisen wie Villach. Im Umkreise von wenigen Stunden haben sich hier alle Reize des Hochgebirges mit jenen der Vor- und Mittelberge vereinigt und die Kontraste wirken dadurch umso kräftiger. Es wechseln hohe Berge mit grünen, harzduftenden Wäldern. Am rechten Drauufer grüßen die Felsspitzen der Julischen Alpen und jene der Karawanken zum Dobratsch hinüber, der mit seinem breiten Rücken den letzten Ausläufer der Gailtaleralpen bildet und als der Führer eines eigenen Gebirgszuges, als die vornehmste Aussichtswarte des Kärntnerlandes gilt. Am linken Ufer der Drau begrenzen die Zentralalpen mit ihren waldigen Kuppen und sanften Formen die Landschaft. Kleine und größere Seen verschönern die Gegend mit ihren blauen oder dunkelgrünen Wasserspiegeln. Das am Wörthersee gelegene anmutige V e I d e n ist ebenso wie Pörtschach in der letzten Zeit eine vielgesuchte Sommerfrische geworden. Jenseits von Landskron liegt der dunkelgrüne Ossiachersee, an dessen Ufer im oberen Teile nebst dem prächtigen Kurhotel „Annenheim" zahlreiche schmucke Villen stehen. Wohl ist es dem Ossiachersee bisher nicht gelungen, die Besucher in jenem Maße anzulocken, wie sein bevorzugter Nachbar, der Wörthersee, jedoch gehören die Gegenden an den Ufern des Ossiachersee immerhin zu den gern besuchten Sommerfrischen. Nicht weit vom Kurhotel „Annenheim" entströmt dem Ossiachersee der „Seebach", an den westwärts sumpfiges Land anschließt. Ossiacher See. Hier sammeln im Spätsommer Weiber und Kinder eine merkwürdige Frucht ein, die Wassernuß, die dort in so großen Mengen auftritt, daß sie einen gangbaren Handelsartikel bildet. Die Wassernuß hat eine grünlich blaue Farbe, ihr Geschmack ist ähnlich dem der Kastanien; sie wird in Salzwasser abgekocht. Die bedeutendste Ansiedelung am See ist Ossi ach, nach dem der See seinen Namen führt. Das hervorragendste Gebäude ist das Stift, welches als Fremdenherberge in Verwendung steht. In seinem Kaisersaal sind bemerkenswerte Fresken und zahlreiche gelungene Porträts von Landesfürsten zu sehen. Von den vielen Ausflugszielen Villachs ist auch das Tal von Treffen mit der gleichnamigen vielbesuchten Sommerfrische hervorzuheben ; desgleichen Maria Gail und der Faakersee, der schönste See der Umgebung Villachs. Eine Stunde von Villach, in der Richtung gegen Tarvis, liegt das Warmbad Villach, mit einer Schwefeltherme (30 Grad C), Badehaus, Hotel und schönen Anlagen. Wer den Dobratsch ersteigt, verbinde damit die Besichtigung von Bleiberg, das am Nordabhange desselben liegt. Schon im Mittelalter blühte in diesem Dorfe der heute noch sehr ergiebige Bleibergbau. Die Jahresproduktion beträgt zurzeit mehr als 30,000 Meterzentner Blei und als Nebenprodukt gegen 40,000 Meterzentner Zinkerz. Im Jahre 1879 wurde Bleiberg durch eine vom Dobratsch niedergegangene Lawine teilweise zerstört, wobei 36 Personen ihren Tod fanden. In der Nähe von Bleiberg liegt mitten unter dunklen Wäldern die vor einigen Jahren entstandene reizende Sommerfrische Mittewald. Bleiberg. Faakcrsec. Ossiacher See. Velden. T A R V I S. ER HAUPTORT DES KANALTALES ist der zur Bezirkshauptmannschaft Villach gehörige Markt Tarvis, der infolge seiner herrlichen Lage eine beliebte Sommerfrische und durch die vielen von dort ausgehenden Gebirgstouren eine stark frequentierte Touristenstätte ist. Das enge Kanaltal mit seinen Seitentälern und dem angrenzenden Gailtale bildet gewissermaßen die ersten Vorposten österreichischen Gebietes in Kärnten. Der zur Gruppe der Julischen Alpen gehörige Wischberg, der Manhart und in der Mitte der beiden der erzreiche Königsberg schauen mit ihren wildzerrissenen Spitzen und ihren steilen Abstürzen auf den alten Markt und seine Umgebung herab. Sie bieten von Tarvis aus gesehen eine Hochgebirgslandschaft von einer starren, unnahbar aussehenden Wildheit, wie sie im Alpengebiet nicht mehr zu finden ist. Auch auf historischem Gebiete knüpfen sich bedeutende Erinnerungen an diese Gebirgstäler, wo österreichische Krieger ruhmreiche Kämpfe für Kaiser und Reich ausgefochten haben. Wenn auch der erste urkundliche Beleg, der über Tarvis Aufschluß gibt, erst aus dem Jahre 1399 stammt, bekunden doch Funde römischer Münzen und im Gebiete von Tarvis entdeckte Römersteine die einstige Anwesenheit der Römer. Als das Kanaltal mit Tarvis an das Bistum Bamberg kam, zog letzteres zur Förderung der Eisenindustrie und des Bergbaues fremde Kolonisten in das bis dahin nur spärlich von Slaven bevölkerte Tal. Zunächst kamen die kunstfertigen Italiener, später aber auch deutsche Ansiedler und zwar in solcher Zahl, daß sie bald überwogen. Der Aufschwung, den der Ort nahm, vollzog sich indessen nicht ungestört; zweimal, 1478 und, 1492, drangen die Türken nach Tarvis, wobei der Markt gänzlich eingeäschert wurde. Im Jahre 1759 ging Tarvis mit den übrigen bambergischen Gütern in Kärnten auf Österreich über. Die napoleonische Zeit brachte nach fast dreihundertjähriger Pause die Schrecken des Krieges wieder in des Tal und wiederholt kam es bei Tarvis und in dessen nächster Umgebung zu blutigem Ringen. Tarvis macht durch seine burgähnlichen mit Wappenschildern, gotischen Fenstern und Türen geschmückten Häuser einen altertümlichen Eindruck. Der Markt besteht aus zwei Teilen, aus Unter- und Obertarvis, und liegt 751 m über dem Meere. Die alte aus dem XIV. Jahrhundert stammende Pfarrkirche fesselt das Interesse durch ihre besonders massive Bauart. Sehr reichhaltig sind die Gestaltungen der Bergwelt in der Umgebung und man muß in Tarvis viele Wochen verbringen, um all die herrlichen Schaustücke besichtigen zu können. Zu den besonders interessanten Partien, gehören: eine Wanderung nach Raibl und auf die Höhe des Predil mit dem Felsturm des Manhart; der Besuch des auf dem 1792 m hohen Gipfel sich ausbreitenden Wahllfahrtsortes Luschari, von wo aus man das wilde Seiseratal und den 2755 m hohen Montaggio erschaut; dann die Besteigung der Nevea-alpe. Raibl ist ein hochgelegenes Alpendorf mit zerstreut herumliegenden Knappenhäusern, welches von Untertarvis in drei Stunden zu erreichen ist. Das dort befindliche Bleibergwerk ist sehr erträgnisreich. Die Ansiedelung liegt in einem engen Tale, das die phantastisch geformten Felspyramiden der Fünfspitze, die weißgrauen Lahnspitzen, die grünen Hänge des Predil und der von Erzgruben und Stollen durchlöcherte Kegel des Königsberges umsäumen. Paternion. TARVIS. AUS DEM KANAL-, GAIL- UND LESSACHTAL. [?Si| M SÜDWESTLICHEN TEILE VON KÄRNTEN finden wir das in vielen Partien so überaus malerische Kanaltal, welches von II der wildbachartig einherbrausenden Fella und von der Gailitz durchströmt wird. Bei Malborghet blickt uns wie ein stets tjy bereiter Grenzwächter die das schmale Tal beherrschende neuerbaute und gut armierte Talsperre entgegen. Wir schlagen den ==J Weg über die Wasserscheide von Saifnitz weiter nach Tarvis ein, von wo wir einen Ausflug ins Raibler-Tal unternehmen. Längs der Schlizza mit ihren smaragdgrünen Wellen windet sich die Straße durch die Schlucht links am Fuße des 1918 m hohen Königsberges, rechts an den Fünfspitzen vorbei bis zum Bergwerke Raibl und dem Raibiersee. Südöstlich von der Mündungsstelle der Gailitz in die Gail liegt der Hauptort des unteren üailtales, das durch seine freundliche Lage bekannte Arnold st ein. Hier befand sich noch vor kurzem die Ruine eines an historischen Erinnerungen reichen Benediktiner-Stiftes; im Jahre 1883 zerstörte ein Brand das Dach, worauf das Gebäude rasch verfiel. Im mittleren Gailtal ist der Marktflecken St. Hermagor der Hauptort. Hermagor liegt am Dcfileende des Gitschtales, vor der Vereinigung desselben mit dem breiten Gailtal, und wird von dem jäh aufstrebenden, 2121 m hohen Spitzegel der Gailtaler-Alpen überragt. Interessant ist die Lage der Kirche auf einem mitten im Markte aufsteigenden Hügel. Nordwestlich von Hermagor verläuft die Straße in das idyllische Gitschtal der Gößering, mit den Ortschaften St. Lorenzen und Weißbriach. In der Nähe erhebt sich der Kreuzberg mit der Franz Josefs-Ilöhe, von welcher man einen schönen Ausblick auf den Weißensee genießt. In den Karnischen Alpen gewähren der Kirchbacher Wipfel (1881 m) und der imposante über diesen niederschauende Hochwipfel (2189 m) ein schönes Bild. Oberhalb und nördlich von Reißach, das ein interessantes, hoch über den Häusern thronendes Kirchlein aufweist, erblicken wir das gewaltige Massiv des Reißkofels (2389 m). Die ziemlich schwierige Ersteigung desselben lohnt eine unvergleichlich wechselvolle Fernsicht, namentlich in die Kette der Karnischen Alpen. Aus dem Dorfe Gundersheim, das durch die vom Reißkofel kommende Zizaurinse in seiner Existenz bedroht wird, gelangen wir nach Grafendorf, das zwischen zwei Schuttkegeln eingebettet ist. Auf der nahen Anhöhe, halb versteckt im Walde, steht das Türmlein von St. Helena am Wieserberg, wo noch ein Hütlein von den Zwergen aufbewahrt ist, die in uralter Zeit am Reißkofel nach Gold gegraben haben sollen. Die erste Ortschaft des Lessachtales ist St. Jakob, das mit seineu reich mit Blumen verzierten Häusern einen recht freundlichen Eindruck macht. Gegenüber liegt die 2378 m hohe Plenge, deren Besteigung durch einen reizenden Ausflug belohnt wird. Die Perle des engen Lessachtales ist St. Lorenzen, das zwischen smaragdgrünen Wiesengründcn und Getreideflächen liegende Dörfchen, in dessen Nähe der prächtige 2114 m hohe Gamskofel zu sehen ist. Von St. Lorenzen eine halbe Stunde entfernt liegt der Wallfahrtsort Maria Luggau, über dessen kleinen hübschen Häusern das weitläufige Servitenkloster thront. Reißkofel. St. Loren/.en. SCIILIZZASCHLUCIIT. RAIBL UND DER RA1BLERSEE. BERHALB DES KNAPPENDORFES RAIBL liegt der blaue Raibiersee. Hier beginnt ein buntes Landschaftsbild, das sich von der im Orte Raibl herrschenden Eintönigkeit wohltuend abhebt. In Raibl, das an den Abhängen des Königsberges liegt, ist die Grundfarbe jenes Graugelb, das den Kalkfelsen eigen ist. Diese Farbe zeigen dort nicht nur die Berge, sondern auch die Häuser und die Straßen. Die Einförmigkeit wird nur vom Blau des Himmels und dem Wald an der Winterstraße unterbrochen. Raibl, 892 Meter über dem Meere, hat eine rauhe Lage; hier findet weder Getreide- noch Obstbau statt, man sieht nur notdürftige Küchengärten. Dagegen reicht die Alpenflora mit Legföhren, Alpenrosen und Alpennelkcn bis zum Dorfe herab. Bedeutend ist der Bergbau auf Blei- und Zinkerze, welcher teils von dem k. k. Montanärar, teils von der gräflich Henckel von Donnersmarck'schen Gewerkschaft betrieben wird. Zum Aufbereitungsbetrieb des Montanärars liefert der nahe Raibiersee das Wasser durch eine 18(30 Meter lange Röhrenleitung, die gräflich Henckelsche Bergverwaltung hat elektrischen Betrieb eingeführt. Von Raibl führen zwei Straßen, die bei den letzten Häusern des Dorfes auseinandergehen, auf den Predil. Die eine ist die bereits erwähnte Winterstraße; sie ist durch einen dichten Saumwald und starke Dächer vor Lawinen geschützt und es kann daher auch im Winter der Verkehr aufrecht erhalten bleiben. Darauf ist ihre Bezeichnung „Winterstraße" zurückzuführen. Die andere Straße heißt Sommerstraße; sie ist den von den Lahnspitzen kommenden Lawinenstürzen ungemein ausgesetzt und kann demnach nur während der schönen Jahreszeit als Verkehrsweg benützt werden. Die Winterstraße verbindet die Ortschaft Raibl mit dem See (eine halbe Wegstunde) und geht dann ostwärts weiter. Von der Straße führt eine Wegabzweigung zu dem 993 m hoch liegenden See, der erst dem Auge sichtbar wird, wenn wir hart vor ihm selbst stehen. Er ist nämlich an seinem Nordende durch einen kleinen Fichtenwald gedeckt. Der See gleicht einem von Felsengebirgen eingefaßten breiten Strome, dessen Wasser in der Mitte tief blau ist und gegen den Uferrand in reines Smaragdgrün übergeht. Der dem Opal ähnliche Wasserspiegel, in dessen Hintergrund ein dunkler Nadelwald die weißen Felsblöcke und den grünen Seebach beschattet, gibt mit seiner Umrahmung ein stimmungsvolles Landschaftsbild. Alpenrosen schmücken im Sommer die steilen Ufer des Sees mit ihren roten Blüten neben duftigen Zyklamen, und auf den Matten ober ihnen, welche die Felsen durchziehen, blüht die Königsblume der Berge, das zarte Edelweiß neben der wohlriechenden Brunelle und dem dunkelblauen Vergißmeinnicht. Jenseits des Seebachtales befindet sich in mäßiger Höhe die Neveaalpe, auf der die schwarzblauen Säulen der Fichten vom grauweißen Hintergrunde der Caningruppe sich abheben. Die Gestaltung der Felsengebirge im Umkreise ist von großartiger Wirkung. Eines derselben ist der Prestrelmik, eine schweigsame Welt von öden Karen, Rillen und Trichtern, die nur ab und zu von einer einsam blühenden Alpen-blumc verschönt wird. An einer Stelle des Sees kann ein siebenfaches Echo wachgerufen werden. Auf einer Insel ist eine kleine Restauration eingerichtet. Man findet Kähne zur Seefahrt und vorzügliche Badeplätze. Das westliche Ufer schließt das Tal nach Süden hin ab. Hier erhebt sich eine kleine Festung, das Fort Predil. Im Angesicht einer entzückend schönen Gebirgswelt focht hier am 18. Mai 1809 Hauptmann Johann Herrmann von Herrmannsdorf gegen die Franzosen und fiel mit seinen Kampfgenossen für das Vaterland, nachdem er mit seiner kleinen Schaar im Bewußtsein gänzlicher Isoliertheit Wunder von Tapferkeit verrichtet hatte. Kaiser Ferdinand I. hat auf der Paßhöhe, an der Straße, dem Heldenruhm der braven Söhne Österreichs ein schönes Denkmal aus Bronze setzen lassen, das einen sterbenden Löwen, auf einem Schilde ruhend, darstellt. Dieser zur Zeit der Franzosenkriege viel umstrittene Punkt wird nicht mit Unrecht die kärntnerischen Thcrmopylen genannt. Raibl und der Raibiersee sind Ausgangspunkte für zahlreiche kleinere und größere Ausflüge. Einer derselben führt auf die Fischbachalm und zur Findenegghütte, wo ein Amphitheater der Bergwelt das Auge entzückt. Auch die niedrigere Neveaalpe an der österreichisch-italienischen Reichsgrenze ist ein lohnendes Ziel. Am berühmtesten als Aussichtsberg ist aber der Luschariberg (1792 m), welcher wegen des großartigen Blickes auf das in unmittelbarer Nähe emporragende Hochgebirge von vielen dem Dobratsch vorgezogen wird. Der Luschariberg trägt die besuchteste Wallfahrtskirche Kärntens, einen Bau aus dem Jahre 1360. RAIHLERSEE. GMUND. S P I T TA L. m Spittal: Das Schloß. NMITTEN EINER LANDSCHAFTLICH sehr abwechslungsreichen Gegend, in welcher die Gletscherwelt mit grünen Matten und hohe, von herrlichen Wasserfällen gezierte Felsabstürze mit scheinen Wäldern wechseln, liegt an den Ufern der Malta die alte Stadt Gmünd. Ihre gegenwärtige Gestalt erhielt sie durch den Erzbischof v. Salzburg Leonhard von Keutschach im Jahre 1507. Die malerische Ruine des alten und der stattliche Bau des neuen Schlosses, ferner die gotische Pfarrkirche gehören zu den besonders interessanten Baudenkmälern der Stadt. Bei Gmünd beginnt das gegen Nordwesten ziehende, durch seine vielen Naturschönheiten berühmte Maltatal. Dasselbe bildet das Hauptgebiet der Ankogelgruppe und wird allgemein als die Perle der östlichen Tauern bezeichnet. Von der Maltabrücke in Gmünd bietet sich ein herrlicher Ausblick über die breite untere Talstufe und die Bergriesen des Hintergrundes. Die obere Talstufe, der Maltagraben, entzückt den Touristen durch die Majestät der Hoeh-gebirgsnatur. 29 prächtige Wasserfälle (unter anderen der Fallbach, der Fall am Blauen Tumpf, der Assingfall, der Dreifaltigkeitsfall), malerische Felsszenerien, herrlich grüne Alpenmatten und die imposanten Gletscher des Großen und Kleinen .Elend", vereinigen sich, um das Maltatal in Bezug auf alpine Schönheit in die erste Reihe zu stellen. Am linken Ufer der Drau, dort wo diese die Lieser aufnimmt, breitet sich der freundliche Markt Spittal aus, dessen Wahrzeichen die stattliche Burg des Fürsten Porcia ist. Der Bau stammt aus der Zeit der Früh-Renaissance (um 1537) und findet in den österreichischen Kronländern nicht seinesgleichen, ja selbst in Italien würde er jeder Stadt zur Zierde gereichen. Die Burg hat eine Ausdehnung von 40 m und ist zwei Stock hoch. Besonders reich geschmückt ist das Portal, welches in den Hof und Garten führt. Das Erdgeschoß wird von mächtigen, frei behandelten jonischen Säulen getragen. Über die Bedeutung des Baues äußert sich Lübke mit folgenden Worten: „Man befindet sich in einem großen, von Arkaden umschlossenen Hofe, der den reichsten Palasthöfen Italiens nichts nachgibt, ja durch die Anlage der Treppe und ihre Verbindung mit den Bogenhallen an malerischem Reiz den meisten überlegen ist." Auch die Gemächer des Schlosses sind durch ihre Bilder, Büsten und kostbaren Möbel sehenswert; besonders prachtvoll ist das Bett, in dem Kaiser Karl V. 1552 auf seiner Flucht nach Villach geschlafen haben soll. Spittal a. D. Gmünd. Blauer Tuiupf im Malteintale. Melnikfal! MILLSTATT ON DEN GRÖSSEREN SEEN KÄRNTENS ist der Millstätter See der schönste und er hat auch nach dem Wörthersee den stärksten Fremdenbesuch. Er kehrt so recht die Eigenart hervor, durch welche sich die bedeutenderen Seen Kärntens auszeichnen. Er breitet sich in einem, von einem Kranze grüner Berge umschlossenen, mit dem Drautale parallel gehenden, gegen Süden nur durch einen niederen bewaldeten Bergrücken von ihm getrennten Tale aus. Im Norden bildet die Millstätter Alpe mit ihren fruchtbaren Weiden und blumigen Matten eine Schutzwehr gegen kalte Winde und das Klima in Millstatt und Umgebung ist daher ein fast südliches. Häufig wird diese Gegend auch als das „Nizza von Kärnten" bezeichnet. In der westlichen Flanke der Millstätter Alpe setzt der Tschirweger Nock (2005 m), ein Ausläufer der Tschirnocks (2082 m), die Einfassung des Sees fort, um sich dann im Westen zum Treflinger-Hochtal herabzusenken, dessen diluviales Trümmer-Gestein in mehrfacher Abstufung sanft zum See abfällt. Im Südosten, dort wo das Döbriacher Quertal in diesen taucht, ragt mit breitem almenreichen Rücken der Mirnock (2104 m) auf, von dessen Gipfel sich eine entzückende Aussicht über die gesamte Wasserfläche und das sie umgrenzende Gemenge von Bergen und Talsenken bis zu den gigantischen Marksteinen des Landes bietet. Dem Millstätter See fehlt wegen des jähen Absturzes der Ufer zum Seegrunde der Sumpfwiesengürtel, welcher die anderen Seen des Landes umschließt und mit ihm zugleich auch die Lotosblume der Kärntner Wässer, die liebliche Seerose. Die grüne Flut birgt in ihren Tiefen neben Barsch, Hecht, Wels und Barbe die edelste Fischart des Landes: die köstliche Lachsforelle. Auf der Nordseite liegen die Ortschaften Dellach, Millstatt und Seeboden, von denen der als klimatischer Kur- und Badeort in weiten Kreisen bekannte Markt Millstatt die bedeutendste ist. Die Häuser, von denen einzelne das Gepräge längstvergangener Tage tragen, gruppieren sich um das ehemalige altertümliche Stiftsgebäude und sind von Türmen und Ringmauern umschlossen. Im Hofe des Stiftes, das im Jahre 1102 als Benediktiner-Kloster gegründet wurde, erinnert der Baum der Slaven, eine prachtvolle 800jährige Linde, an die älteste Millstätter Legende. Die romanische Kirche, eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit ürabmälern und einem schönen Freskenbilde, welches das jüngste Gericht darstellt, sowie der in rein romanischem Stile erbaute Kreuzgang, der durch die Symbolik seiner Skulpturen ein wertvolles Baudenkmal alter Architektur bildet, sind die größten Sehenswürdigkeiten von Millstatt. In der Domitian-Kapelle ruhen die Gebeine des Slavenherzogs Domitian, welcher schon unter Herzog Boruth im Jahre 747 den Slaven das Christentum gepredigt haben soll. Im Jahre 1469 ging die bisherige Benediktiner-Abtei in den Besitz der St. Georgsritter über, die ihrerseits 1598 den Jesuiten Platz machen mußten; letztere verblieben hier bis zur Aufhebung des Ordens 1772. Hinter dem Orte eilt der Riegerbach in zahlreichen Wasserstürzen durch eine in den Berg eingerissene Schlucht talwärts, an deren unterem Ende das Elektrizitätswerk steht, das den Ort mit Licht versieht. Hier haben die Sommergäste Millstatts eine Art Klamm, in welcher sie kühlenden Schutz vor der übermäßigen Wärme in der Hochsommerzeit finden. Verfolgt man den Riegergraben aufwärts, so erreicht man nach etwa vierthalb Stunden die Höhe der Millstätter Alm, die sich in Form eines Plateaus von Norden nach Süden erstreckt. Man überschaut ringsum ein Meer von Wäldern und sieht den blauen See im Sonnenglanze liegen, die Karnischen Alpen und Teile der Hohen Tauern. Berg im Drautal. MILLSTATT. HEILIGEN BLU T. G R 0 S SG LO C KN E R. Nach i Ii 1 ]| AS BERÜHMTESTE ALPENDORF UNSERER MONARCHIE, HEILIGENBLUT, liegt 1404 m über dem Meere. Nach der Sage soll der griechische Heilige Briccius, der Feldherr Kaiser Leos, anläßlich der Rückkehr aus Griechenland unweit Heiligenblut von einer Lawine verschüttet worden sein und durch das heilige Blut Christi, welches er in einem Fläschchen aufbewahrt hatte, und das ihn vor dem Tode beschützte, den Anstoß zur Gründung der ersten Kirche gegeben haben, und dem noch heute daselbst aufbewahrten Blute des Heilandes erhielt der Ort seinen Namen. Diese Kirche stellt in ihrer heutigen Form ein wertvolles Kleinod mittelalterlicher Baukunst dar. Ihr hoher gotischer Turm stimmt in schönster Harmonie zum Königsgipfel der Tauern, der blendend weiß mit zum Himmel anstrebender Spitze auf Heiligenblut niedergrüßt, wo sich das Eingangstor in eine herrliche Hochsgebirgswelt öffnet. Auf dem Wege zum Großglockner, in der Nähe des Leitcrfalles, steht eine dem heiligen Briccius geweihte Kapelle. Heiligenblut ist ein altehrwürdiges Wanderziel, das schon Touristen beherbergte, als die vor Beginn des XIX. Jahrhunderts unter der Leitung des Fürsten Salm erfolgte Glockner-Besteigung noch nicht unternommen wurde. Seit der Erbauung des Glocknerhauses existiert in den Ostalpen keine zweite Örtlichkeit, von wo aus der Tourist mit dem Aufwände eines gleich geringen Maßes von Mühe an den Rand gewaltiger Eisfelder gelangt. Unmittelbar am Fuße des Glocknerkammes, auf der Mölltaler Seite, dehnt sich das weite Eisfeld des Pasterzen-Gletschers, des größten Gletschers der österreichischen Alpen, der vom Johannisberg in einer Länge von 10 Kilometer abstürzt, aber nach Seelands sorgfältigen Messungen seit dreißig Jahren stetig abnimmt. Den Tiefen dieses Gletscher-Gebietes entspringen die Quellen der Moll. Zur Rechten streckt der „König der Tauern", der Glockner, als Höchster des weiten Gebietes der Ostalpen sein stolzes Haupt empor. Gegenüber dem Glockner steigt die Freiwand auf, die am Gletscher-Ende sich zum Sattel der Franz Josefshöhe senkt. Diesen Sattel hat unser Kaiser Franz Josef I. am 7. September 1856 bestiegen und sich, wie es in dem an den Landes-Präsidenten von Kärnten gerichteten Allerhöchsten Handschreiben heißt: „dem mächtigen Eindrucke der erhabenen Alpen-Natur" hingegeben. An die Eisfelder der Pasterze schließen sich weite, freundliche Grasmatten, welche zur Erinnerung an die Rast weiland unserer Kaiserin Elisabeth seit 1856 den Namen „Elisabethruhe" tragen. Hier befindet sich das von der Alpenvereins-Sektion Klagenfurt errichtete Glocknerhaus, dessen Lage einzig ist. Es steht auf einem Hügel, neben der breiten, im Sonnenlichte funkelnden Eiswüstc des unteren Teiles der Pasterze. Der ganz unbeschwerliche Besuch des Glocknerhauses gewährt ein ausgezeichnetes Bild von der Pracht und Größe der Eiswelt. Die erste Besteigung des Glöckners unternahm Pfarrer Horrasch aus Dellach im Mölltale mit vier Heiligenblutern im Jahre 1800. Auf der Glockner-Spitze erhebt sich ein zu Ehren der silbernen Hochzeit des österreichischen Herrscherpaares errichtetes eisernes Kreuz. Glocknerhaus. Großglockncr. HEILIGENBLUT. L A I B A C H 1. fjgR® IE HAUPTSTADT DES KRONLANDES KRAIN, LAIBACH, breitet sich nach allgemeiner Auffassung an der Stelle der 110J Römerstadt Aemona aus. Sie ist jedenfalls auf römischer Grundlage erbaut und nach Verfall derselben in den Stürmen wvpjf^ der Völkerwanderung in der avaro-slavischen Epoche von den Slovenen neu besiedelt worden. Der günstig gelegene Ort erblühte mit reicher Ansiedelung seit dem XII. Jahrhundert, insbesondere unter den Kärntner Herzogen aus dem Hause Sponheim. Nach dem Aussterben derselben nahm Ottokar von Böhmen im Jahre 1270 die Stadt ein. Im Jahre 1416 wurde ihr das Stadtrecht verliehen, 1461 erfolgte die Errichtung des Bistums. Auch in der Reformationszeit spielte Laibach als erster Wirkungskreis des bekannten Primas Trüber eine wichtige Rolle. In den Jahren 1416 bis 1520 wurde die Stadt mit Festungswerken umgeben, die in der Zeit der Türkeneinfälle noch verstärkt wurden. In den Jahren 1797, 1805 und 1806 war die Stadt von den Franzosen besetzt. Nach der Kapitulation der Österreicher am 23. Mai 1809 wurde Laibach von den Franzosen unter Mortier abermals besetzt und blieb vom Oktober dieses Jahres bis 1813 der Sitz des französischen General-Gouverneurs der Illyrischen Provinzen. Vom Jänner bis Mai 1821 hielten hier die Kaiser von Österreich und Rußland, der König beider Sizilien und der Herzog von Modena gemeinschaftliche Beratungen über die Zustände in Italien ab (Laibacher Kongreß). Die Folge der von den Monarchen damals gefaßten Beschlüsse war der Umsturz der Verfassung Neapels durch österreichische Truppen. Die Stadt Laibach hat durch das heftige Erdbeben vom 14. April 1895 sehr gelitten und hat daher jetzt viele Neubauten aufzuweisen. Die Straßen der inneren Stadt sind, dem wärmeren Klima angemessen, eng, von hohen Häusern beschattet und unregelmäßig und nur die Hauptstraße macht hievon eine Ausnahme; die Vorstadtbezirke hingegen besitzen viele schöne Gassen und Plätze, namentlich der neue Stadtteil am linken Ufer der Laibach. Laibach liegt halbmondförmig um den steilen Schloßberg in flacher Ebene zwischen zwei Bergvorsprüngen an beiden Ufern der Laibach und wird in fünf Bezirke eingeteilt; es zählt über 40,000 Einwohner. Besonderes Interesse erregt der Schloßberg, welcher 393 m über dem Meere und 76 m über der Stadt liegt. Er hat ein unregelmäßiges, aber umfangreiches Kastell, welches die Franzosen im Jahre 1813 teilweise zerstörten. Es diente dann als Straf haus, bis das Erdbeben im Jahre 1895 den Bau so stark beschädigte, daß die Strafanstalt aufgelassen werden mußte. Im Jahre 1815 wurde an das Kastel ein Uhrturm angebaut und der Berg mit schönen kunstvollen Anlagen versehen. Viele Stellen gewähren eine herrliche Aussicht über Stadt und Land bis in das wildromantische Hochgebirge. Man sieht auch den Triglav, den Loibl und die Steiner Alpen. Landschaftliche Burg. L A I B A C H II. VS LAIBACHER RATHAUS ist ein uralter Bau, der 1718 umgebaut und am Ende des verflossenen Jahrhunderts einer gründlichen Renovierung unterzogen wurde. Besonderes Interesse erweckt der neue Rathaussaal, der durch zwei Stockwerke reicht, sehr reich ausgeschmückt mit Stuckarbeit und Goldverzierung versehen ist. Links von der Tribüne des Präsidiums steht eine von der Meisterhand Tilgners verfertigte wohlgelungene Bronzebüste des Kaisers Franz Josef I., welche derselbe der Stadt Laibach im Jahre 1883 zum Geschenk gemacht hat. Schon im Jahre 1504 verlieh Kaiser Maximilian I. über Intervention Wilhelms v. Auersperg der Stadt das Privilegium, daß sie sich ihre Bürgermeister selbst frei wählen durfte. In der Perspektive unserer Ansicht des Rathausplatzes reiht sich an Robbas Brunnenobelisk der Bischofhof mit der durch den Laibacher Fürstbischof Dr. Jakob Missia neu erbauten romanischen Hauskapelle, einem Kleinod kirchlicher Baukunst, und der mit hübschen Fresken geschmückte Dom zu St. Nikolaus. Au der Stelle, wo sich der heutige Dom erhebt, soll schon im Jahre 745 eine kleine St. Nikolaus-Kapelle, von Fischern errichtet, gestanden haben, nach Gründung des Laibacher Bistums (1461) wurde an derselben Stelle eine gotische Kirche erbaut, welche dann im Jahre 1707 dem heutigen Bau der römischen Basilika Platz machte. Die imposante Kuppel stammt jedoch erst aus dem Jahre 1841. Gegenüber der neu erbauten Herz-Jesukirche liegt die von der Stadt-gemeinde im modernen Pavillonstil hergestellte neue Infanterie Kaserne. Im selben Stile ist auch die an der Wiener Reichsstraße gleichfalls von der Stadtgemeinde neu erbaute Artilleriekaserne hergestellt. Im Westen von Laibach auf mäßigem Hügel, hell sich abhebend vom tiefdunklen Rosenbacher Waldberge, ragt mit entzückender Aussicht auf die Stadt und den Kastellberg das jetzt der Stadtgemeinde gehörige Schloß Tivoli (Unterturn) empor. Es wurde zu Anfang des XVII. Jahrhunderts durch den Fürstbischof Thomas Chrön als Rekreationsort des Jesuiten-Kollegiums gegründet, gehörte später den Ständen Krains und wurde von unserem Kaiser Franz Josef I. augekauft und dem Feldmarschall Grafen Radetzky als Sommerfrische überlassen. Gegenwärtig ist dieser Landsitz Eigentum der Stadt Laibach. Dem siegreichen Heerführer haben die Bürger Laibachs nebst dem von Fernkorn verfertigten Büstendenkmal in der Sternallee auch hier ein Standbild errichtet. Einen besonders hübschen Eindruck macht das reizende Parkparkett vor dem Schlosse, welchem die Stadtgemeinde große Sorgfalt zuwendet und es allmählich erweitern läßt. Am Südrande des Parkes befindet sich ein Teich, der im Sommer dem Rudersporte dient, während er in den Wintermonaten als Eislaufplatz in Verwendung steht. Weitab von der Hauptstadt erhebt sich in romantischer Waldgegend das Stammschloß Auersperg, ein schöner Burgbau aus dem Jahre 1520 mit einem mächtigen Rundturin, der das goldselümmernde Kolossalwappen des altberühmten Geschlechtes trägt. Zur Reformationszeit wurde in der Schloßkapelle evangelischer Gottesdienst abgehalten und auch der slovenische Übersetzer der lutherischen Bibel hatte auf Schloß Auersperg seine Zufluchtsstätte. In der Rüstkammer ist die Kopfhaut des Grafen Herbard VIII. von Auersperg zu sehen, der nach einem heldenhaften Kampfe gegen die Türken im Jahre 1575 fiel. AAarienplatz. Rudolfinum. Theater. LAIBACH. Tonhalle. K. k. Oberrealschule Krainisclie Sparkassa L A I B A C H III. UR UNTERBRINGUNG der sich unausgesetzt mehrenden reichen Sammlungen des landschaftlichen Museums hat m MJ^m\ das Land im Vereine mit der krainischen Sparkasse das neue Museumgebäude „Rudolfinum"errichten lassen, dessen Grundsteinlegung im Jahre 1883 durch Kaiser Franz Josef I. anläßlich der allerhöchsten Anwesenheit bei der 600jährigen Jubelfeier der Zugehörigkeit Krains zur habsburgischen Monarchie erfolgte. Die großartigen naturgeschichtlichen und archäologischen Sammlungen, darunter namentlich Pfahlbaufunde aus Krain, sowie die reichhaltige Bildergalerie genießen Weltruf. Viele wertvolle Funde stammen von dem unvergeßlichen langjährigen Kustos Karl Deschmann, dem im Mittelsaale, mitten unter seinen Funden, ein hübsches Denkmal aus Marmor errichtet wurde. Eine bedeutende Vermehrung erfuhren die Sammlungen durch die Hochherzigkeit des kunstsinnigen Privatiers, Herrn Viktor Smole, welcher sein ganzes Vermögen im Betrage von 200,000 Kronen und seine eigene schöne kunsthistorische Sammlung dem Museum testamentarisch hinterlassen hat. Durch das Erdbebenunglück wurde das Gebäude sowie ein großer Teil der wertvollen Sammlungen sehr stark beschädigt; es gelang indeß, den Schaden so zu reparieren, daß die traurigen Verwüstungen keine Spuren hinterlassen haben. Vor dem Museum steht das 1904 von Zangl geschaffene Bronzestandbild des im Jahre 1693 verstorbenen berühmten krainischen Geschichtsschreibers Johann Weichart Freiherrn von Valvasor, des Schöpfers des bedeutenden Werkes „Die Ehre des Herzogtums Krain". Der Monumentalbau der Oberrealschule, deren vordere, schön stilisierte Front der landschaftlichen Burg zugekehrt ist, verdankt seine Entstehung gleichfalls der Munifizenz der krainischen Sparkasse. In dem Realschuigebäude befindet sich eine Erdbebenwarte mit fünf beständig mechanisch registrieren- den Instrumenten, welche auf die Bodenbewegungen reagieren. In der Franz Josefstraße fesselt der Prachtbau des von den Wiener Architekten Fellner & Helmer erbauten neuen Landes-Theaters, welches nach dem Brande des alten ständischen Theaters auf Kosten der krainischen Landschaft und der Stadtgemeinde errichtet wurde. Auf der rechten Seite der Franz Josefstraße steht das slovenische Volkshaus (Narodni Dom), ein sehr stilvoller und weitläufiger Bau. Die krainische Sparkasse, welche im Jahre 1820 als die Zweitälteste der österreichischen Monarchie gegründet wurde, hat ihr neues Heim, einen sehr stattlichen Prachtbau, im Jahre 1880 errichtet. Sie fördert aus ihrem Reservefond im reichsten Maße die humanitären Zwecke des Landes, sowie Kunst und Wissenschaft. Anläßlich des Jubiläums ihres 75jährigen Bestandes hat die krainische Sparkasse zur Erinnerung an das 50jährige Regierungsjubiläum des Kaisers sehr reichliche humanitäre Stiftungen gemacht. Unter diesen befand sich eine im Betrage von 1.000,000 Kronen zur Erbauung eines Asylhauses für Sieche, welches den Namen „Kaiser Franz Josef-Asylhaus" führt. Das Mittelbild unseres Tableaus bringt die Ansicht der Tonhalle der Philharmonischen Gesellschaft, die bereits seit dem Jahre 1702 in Laibach besteht. Sie hat kurz nach ihrer Gründung dem Prinzen Eugen eine musikalische Ovation gemacht und ist auch im Besitze eines Dankschreibens ihres Ehrenmitgliedes, des Meisters Beethoven. An dieser Stelle stand ursprünglich die städtische Reitschule und nachher die im Jahre 1761 errichtete erste stehende Bühne, mit deren Begründung sich das Theaterwesen Laibachs entwickelte. Vorher waren in Laibach sowie anderwärts nur „Fahrende Komödianten" die Repräsentanten der Musen. Bemerkenswert ist, daß der südliche Stadtteil Laibachs durch eine von den Römern hergestellte Leitung mit Trinkwasser versorgt wird. mw Auerspcrti-Platz. Schloß Tivoli. Rathausplatz. LAIBACH. Schloß Auersperg bei Laibach. Kasernen. L A 1 B A C H IV. Schloß Kaltenbrunn. r^¥^SSl": V0RNEHMSTE STRASSE LAIBACHS ist die in den Siebziger Jahren angelegte Franz Josefstraße, welche aus dem Zentrum der Stadt nach dem neuen Viertel zur ringförmigen Triester-straße und durch die Lattermanns-Ailee nach dem Lustschlosse Tivoli, zum Schweizerhaus, dann an dem reizenden Gutssitz Roseneck und weiter an dem Schlößchen Rosenhügel vorüber nach Unter- und Oberrosenbach (einem alten Wallfahrtsort), zur Trennikshöhe, zur Schießstätte der Laibacher Schützengesellschaft ^ > und andererseits nach dem Vororte Siska führt. Sie hat zahlreiche im modernen Stile aufgeführte Häuserbauten, welche Eigentum hervorragender Laibacher Familien sind und findet in der Richtung gegen die Stadt zu, mit der hübschen Perspektive nach dem Marienplatz und der auf derselben befindlichen durch ihre Front imponierenden Franziskanerkirche einen würdigen Abschluß. Auf dem Marienplatze erhebt sich das von Zajec im Jahre 1905 geschaffene Bronzcdenkmal des Dichters Presern. Die Stadt Laibach besitzt sehr ausgedehnte Plätze, von denen der Kongreßplatz der größte ist; auf diesem steht seit 1860 das Radetzky-Denkmal von Fernkorn. Unter den öffentlichen Gebäuden treten mehrere Kirchen hervor: die Domkirche zu St. Nikolaus aus dem XV11I. Jahrhundert mit hoher Kuppel, die Jakob- und Ursulinerinnen-Kirche, die evangelische Kirche im byzantinischen Stil, die Herz-Jesu-Kirche und die St. Peterskirche nach dem Muster der gleichnamigen Kirche in Rom. An der Kirche des deutschen Ritterordens ist das Denkmal des Dichters Anastasius Grün (1886) angebracht. Zu den vielen in Krain existierenden „verschwindenden Flüssen" zählt der Laibachfluß, welcher auch der Stadt Laibach den Namen gegeben hat. Er hat seinen Ursprung als Poik auf dem Karst, verliert sich dann in der Adelsberger Grotte und erscheint bei Planina als Unz wieder, um abermals zu verschwinden und dann bei Oberlaibach als Ursprung der Laibach wieder an die Oberfläche zu kommen. Oberlaibach war eine wichtige Schiffahrtstation (Nauportus) der Römer und bis nahe in unsere Zeit diente der Wasserweg Laibach-Oberlaibach dem Verkehre. Das dem Laibacher Fürstbischof gehörige schöne Sommerschloß Görtschach hat eine sehr hübsche terrassenförmig ansteigende Gartenanlage. Zur Zeit als die Landesfürsten die „Erbhuldigung" der Bewohner entgegen nahmen, war Schloß Görtschach ein Absteigequartier der ersteren. Ein beliebter Ausflugsort für Sommerfrischler ist das an den Kaskaden des Laibachflusses sehr malerisch gelegene Schloß Kaltenbrunn. In dem weitläufigen Schloßparke befinden sich schattige Promenaden und flußseits entzückt den Besucher ein seltenes Naturbild: der Laibachfluß bildet hier in ovaler Richtung einen 4—5 m hohen Wasserfall, und viele Fremde bezeichnen diese Naturwehr als das Schaffhausen in Krain. Die gewonnene Wasserkraft wird von der dem Schlosse benachbarten Josefstaler Papierfabrik und der Kaltenbrunner Färb- und Gerbstoff-Fabrik am rechten Ufer ausgenützt. Schloß Kaltenbrunn beherbergte in der Reformationszeit den Philologen Nikodemus Frischlin, der sich hier mit dem Studium der großen Bibliothek des Ritters Khisel von Kaltenbrunn die Zeit vertrieb. In der Nähe des Schlosses befindet sich die Landes-Irren-anstalt Studenec, wo früher der Tiergarten der Laibacher Bischöfe bestand. Der Weg von Laibach nach dem Schlosse führt an dem in reizender Lage sich erhebenden Schlößchen Turn an der Laibach vorüber. Gerichtsplatz. LAIBACH. Sehweizerhaus. Schloß Görtschach. K. k. II. Staats-Gymnasium. DIE WEISSENFELSER SEEN UND IHRE UMGEBUNG. WT3j| IN JUWEL DER SÜDLICHEN KALKALPEN sind die lr^| beiden Weißenfelser Seen — auch Mangart-Seen ge-1^-^ nannt. Sie haben die in stolzer Schönheit emporragenden Dolomitmassen des Mangart (2678 m) zum Hintergrund und sind nur durch eine Felswand von einander getrennt. Trotz der tiefdunklen Färbung, welche die Sage vom unterirdischen Wald hervorgerufen hat, zeichnet eine wunderbare Klarheit diese Seen aus, die in den durch den natürlichen Filter von Geröll und Felsspalten hervorbrechenden unterirdischen Quellen ihre Erklärung findet. Man erkennt im tiefsten Grunde versunkene Stämme, man sieht die weißen Schotterbänke und die felsigen Ufer. Das Farbenspiel dieses lichtbrechenden flüssigen Diamants, zu dem sich der Abglanz der weißen Schneeinseln des Mangart, die Spiegelung der hellen Wolken, die weiten Schatten des das Wasserbecken umsäumenden Waldes gesellen, zeigt insbesondere zurzeit des Sonnenunterganges ein berückendes Bild, das sich unseren Sinnen für immer einprägt. An dem ersten See, auf einer kleinen Anhöhe wurde zur Erinnerung an die Anwesenheit unseres unvergeßlichen Kronprinzen Erzherzog Rudolf am 8. Juli 1873 die Kronprinz Rudolf-Hütte errichtet. Von dem einen der die Weißenfelser Seen trennenden Felsblöcke, dem „Rudolf-Fels", genießt man den gleichzeitigen Überblick auf beide Seen. Der in der Nähe der Seen gelegene Markt Weißenfels, eine alte deutsche Ansiedlung mit einem uralten Schloß, das einst Besitz der Grafen von Cilli war, wird infolge seiner reizenden Umgebung von Sommergästen stark besucht. In dem felsumran- Vcldescr See und Karawanken. deten herrlichen Kronau gleichfalls einer beliebten Sommer- frische — befindet sich eine Gedenktafel des berühmten englischen Naturforschers Sir Humphry Davy, der sich in seinen Schriften über den Boden Oberkrains wiederholt rühmend äußert. Hier öffnet sich des Pisenzatal, mit zwei in die Feldwildnisse des Prisanig (2555 Meter) — einer der wildesten Stellen im Triglav-Gebiet — und der Skerlatica (2643 Meter), der vierthöchsten Erhebung der Julischen Alpen, ausgreifenden Ursprungstälern. Auf der Westseite gelangt man über den 1616 m hohen Moistroka-Paß in das schon zum Küstenland gehörige Trentatal. Weiter östlich, gegenüber von Lengenfeld öffnen sich drei bedeutende Täler: das Vrata-tal, Rottal und Kermatal, an deren gemeinsamem Zugang Moistrana liegt. Das Haupttal ist das Vratatal, in dessen unterer Hälfte der reizende Wasserfall des PeriC-nik in weitem Bogen aus der Felswand 40 Meter tief herabstürzt. Das Rottal, die zweite bei Moistrana beginnende Einsenkung in die nordöstlichen Triglav-Vor-lagen, hat einen wirksamen Hintergrund, welchen die Kämme und Kessel des Cmir und der Rjovina bilden. An diesen vorbei führt der Steig zur „Deschmanu-Hütte". Folgt man der Eisenbahn in östlicher Richtung, so gelangt man über Ratschach in das Planicatal, den Ursprungsort der Save. Die Savequelle bricht aus einer steinigen Halde in 1203 Meter Seehöhe hervor, verschwindet jedoch bald im Geröll und tritt erst wieder östlich von Ratschach, beim Wurzener See, zu Tage. — Die Station Weißenfels-Ratschach (Racak) ist eine interessante Sprachgrenze; der :!A Stunden westlich gelegene Markt Weißenfels ist deutsch, während die Einwohner des Va Stunde östlich gelegenen Racak der slovenischen Nation angehören. WEISSENFELSER SEE. VELDES UND VELDE SER SEE. ¥j^jö IE PERLE KRAINS sind die von Menschenhand ge-schaffenen freundlichen Stätten, welche die reizvollen |rc-5^| Ufer des durch Natur, Sage und Geschichte gleich - ausgezeichneten Veldeser Sees umrahmen. Der Veldes-See ist in die westlichen Vorberge eingebettet, welche die Begrenzungshöhen der kleinen Ebene bilden, in welche die Save nach Aufnahme des Rotweinbaches tritt und liegt gleichsam am Eingang zu der wildromantischen Talenge der Wocheiner Save. Er bedeckt eine Fläche von 832 Quadratkilometer und liegt in 478 m Seehöhe; seine größte Tiefe beträgt 45 m. Die Wahrzeichen von Veldes sind das altersgraue, auf einem steilen, 604 m hohen Felsen thronende Schloß Veldes und das Inselkirchlein „St. Maria im See". Das Schloß, gegenwärtig ein Heim für kurbedürftige Offiziere der k. u. k. Armee, war von 1004 bis 1803 Eigentum der Brixener Bischöfe. Das Kirchlein „Unserer lieben Frau im See" ist ein altberühmter, vielbesuchter Wallfahrtsort mit dem sehenswürdigen „Wunschglöcklein", das Anastasius Grün also besingt: Gläubig an das Seil zu rühren, Drängt sich hier die Pilgermenge. Ruhlos tönt das Glöcklein immer, Tönt zu allen Tageszeiten, Denn die Wünsche schlummern nimmer Pilgern ruhlos in die Weite . . . Diese Glocke hat einen Umfang von 66 cm, eine Höhe von 55 cm und ein Gewicht von ungefähr 300 Pfund. Sie kam im Jahre 1534 unter dem Laibacher Fürstbischöfe Christian Rauber, dem heldenmütigen Kriegsobersten Kaiser Maximilians I. in den Kämpfen gegen die Republik Venedig, auf die Insel und trägt die Inschrift: Mf Opus Francisci Patavini MDXXX1V." Seit dem Jahre 1890 hat das Wunschglöcklein nicht mehr den besonders reinen Klang wie vordem; damals erlitt es durch einen Blitzstrahl einen fadenartigen, 22 cm langen Sprung und auch ein Teil des Klöppels wurde abgerissen und auf den Boden vor der Kirche geschleudert. Veldes ist eines jeder modernen Sanatorien im grünen wasserbelebten Bergland, wie sie seit ungefähr drei Jahrzehnten in den verborgenen Alpenwinkeln auftauchen, aus primitiven Verhältnissen all-mähligzu fashionablen Sommerfrischen sich ausgestalten, mit einem Kranz reizender Villen, erstklassigen Gaststätten, Wasserheilanstalten und Naturkuren, Regatten und verschiedenen Sportvergnügungen, ebenso der gesunden als der leidenden Menschheit zu Nutz und Frommen. Von den vielen lieblichen Sommersitzen ist das hochragende Schloß Seebach der schönste und größte. Im Juli 1883 beehrte Seine Majestät Kaiser Franz Josef I. Veldes mit seiner Anwesenheit, welchen Anlaß eine Gedenktafel im „Hotel Mailner" kund gibt. Von den vielen abwechslungsreichen Ausflugszielen und Bergtouren von Veldes: zur Rotweinklamm, zum Wasserfall, in die Wochein, zum Wocheiner See, zum Paricafall u. s w. bildet die für geübte Touristen nicht schwierige Besteigung des 2864 m hohen Triglav das höchste Ziel. Veldes. Kurhaus in Veldes. Triglav-Spitze. VELDESER SEE. Schloß Seebach. RADMANNSDORF, NEUMARKTL, WOCHEINER SEE. |LS DAS PARADIES OBERKRAINS gilt allgemein die Stadt Radmannsdorf, die sich auf einein hohen, weitge-I dehnten Bergplateau ausbreitet, dort wo die Wurzener- und Wocheinersave zusammenfließen. Ihre Umgebung ist sehr I reizvoll; ringsum umgibt sie ein unvergleichlich schönes Panorama von prächtigen Triften, Büheln und Vorbergen, welche bis zur erhabenen Schneewelt hinanreichen. Den schönsten Anblick gewährt der zum Schlosse Radmannsdorf — einem Besitz des Grafen Thum — gehörige Park. In der Nähe der Stadt befinden sich uralte Stätten krainischen Gewerbefleißes, so die einstens bedeutenden Nagelschmieden von Steinbühel und Kropp und der am Feistritzbach und an der zum Loiblpaß führenden Straße gelegene industriereiche Marktflecken Neumarktl mit dem gleichnamigen Schlosse. Dieses Schloß war zu Beginn des XIX. Jahrhunderts Eigentum des nachmaligen berühmten Heerführers Feldmarschall Grafen Radetzky. Das Schloß bei St. Katharina mit einem wohlgepflegten und ausgedehnten Wildpark ist Eigentum der frei herrlichen Familie Born. Neumarktl ist wie gesagt heute ein bedeutender Industrieort und hat Lederfabriken, eine große Baumwollspinnerei und Eisenwerke. Über den Loibl führt die alte Reichsstraße nach Kärnten, welche Kaiser Karl VI. dem regen Verkehr entsprechend verbessern ließ. Der bereits genannte krainische Geschichtsschreiber und Topograph Johann Weichart Freiherr von Valvasor hatte bereits im XVII. Jahrhundert der Regierung Kaiser Leopolds I. das Projekt unterbreitet, am Fuße des Loiblberges von der krainischen Seite aus durch den Berg hindurch einen Tunnel zu graben, um auf diese Art die Verbindung mit dem Nachbaiiande Kärnten herzustellen. Dieses Projekt des auch auf technischem Gebiete berühmten krainischen Gelehrten scheiterte jedoch infolge der damals ausgebrochenen Pestseuche. Zu den vielen erhabenen Naturschönheiten des durch Baumbachs Dichtung „Zlatorog" in der ganzen Welt bekannt gewordenen sagenumwobenen Triglav-Gebietes gehören u. a. der romantische Savicafall, wo Crtomir, der letzte heidnische Slovene, die heilige Taufe empfangen hat, was Anastasius Grüns Lehrer und Freund, der slovenische Dichter Prescrn in einem Epos verherrlichte; der eine Fülle landschaftlicher Schönheiten bietende Weg nach Mitterdorf, die romantische Felsenklamm bei Wocheiner-Vellach und die hochragende Debela-Spitze. Auf der Aussichtshöhe gegenüber dem Savicafall erinnert eine Gedenktafel an die Anwesenheit des Alpenfreundes Erzherzogs Johann im Jahre 1807. Die schönste Ansiedelung am Ufer des durch seinen grünblauen Wasserspiegel interessanten Wocheiner Sees ist St. Johann mit seinem weithin sichtbaren Kirchturm und dem schmucken Touristenhause; gegenüber ragt über das bewaldete Ufer der schlanke Turm eines Wallfahrtskirchleins empor. Woclieiner See mit Triglav. Männeriraciit in der Savicafall in der Wocheiii. RADMANNSDORF. Debela-Spitze, Jv'ad man nsdorf lt Gegend. Weg nach Mitterdorf. Klamm bei Wocheiner Vellach. KRAINBURG. jgfJtfZJI UF DEM BRECCIA-FELSENGRUNDE, am linken Ufer der Save, in welche die aus dem felsenumschlossenen Kankertale KfflÄj kommende Kanker mündet, thront auf steiler Uferhöhe die uralte Markgrafenstadt Krainburg, einstmals die Hauptstadt des BfeM Kraingaues. Sie zeichnet sich durch ihre offene Lage mit einem reizenden Rundblick auf die oberkrainische Gebirgswelt " vorteilhaft aus und macht durch die vielen Türme der altehrwürdigen Kirchenbauten, welche vor kurzer Zeit stilgerecht restauriert wurden, einen sehr guten Eindruck. Diesen Eindruck heben auch mehrere, durch ihr hohes Alter auffallende Gebäudej darunter vornehmlich das Schloß Kieselstein, das einstige Felsennest, in welchem der Ortenburger Graf Heinrich IL gehaust hat, der das Schloß im Jahre 1262 erbauen ließ. Die Stadtpfarrkirche zu Krainburg vom Jahre 1491 ist die größte gotische Kirche des Landes-Sie ist eine dreiteilige Hallenkirche mit reichem Sterngewölbe. Der aus Quadern von Konglomeratstein in die Westfront eingebaute Turm hat vier Gesimsbänder mit skulpierten Bogenfriesen und Ecklisenen. Die Turmhalle betritt man durch das reich profilierte, mit Fialen gezierte Westportal. in dessen Tympanon ein Relief Christus am Ölberge darstellt. Hinter dieser Kirche erhebt sich ein schöner, humanitären Zwecken dienender Neubau, den der verstorbene Fürstbischof von Laibach Dr. Bartolomäus Widmer, der in Krainburg durch mehrere Jahre im Ruhestand gelebt hat und auch hier begraben liegt, errichten ließ. Auf dem Krainburger Friedhof ruhen auch die sterblichen Überreste des gefeierten slovenischen Dichters, des im Jahre 1849 verstorbenen Franz Presern, des Lehrers und Freundes Anastasius Grüns, dem hier auch ein schönes Denkmal aus Marmor enichtet wurde. In der jüngsten Zeit wurden sehr viele neue Gebäude und Anlagen geschaffen, so der schöne wie praktische Bau des Gymnasiums, die Kankerbrücke und die Franz Josefs-Allee. In unmittelbarer Umgebung von Krainburg liegt das schon aus alten Zeiten durch seine Roßhaargeflechte zu Siebwaren u. s. w. bestens bekannte Strazi.se. Westlich erhebt sich der Jodociberg (860 Meter) mit einer vielbesuchten Wallfahrtskirche, von dessen Gipfel man das erquickliche Kulturbild der fruchtbaren Ebene von Krainburg und darüber hin die stolzen Höhen der Triglavgruppe und der Steineralpen erblickt. Die zur Bezirkshauptmannschaft Krainburg gehörige Stadt Bischoflack, auch Lack genannt, liegt an der Zeier und an der Staatsbahnlinie Laibach-Tarvis. Die Stadt war vom Jahre 974 bis 1809 Besitztum der Bischöfe von Freisingen in Bayern und weist noch heute altertümliches Gepräge auf. Die bemerkenswerten Baudenkmäler sind das alte Bergschloß, die sin—QP___<3C^ _ ^nr^___ eno gotische Pfarrkirche, das Ursulinenkloster und Kapuzinerkloster. In der Nähe der ehemals Freising'schen Bischofstadt liegt, um mit dem Geschichtsschreiber Valvasor zu sprechen, „in ebenem Felde und mit lustiger Aussicht1 das schöne Schloß Ehrenau, umgeben von einer stimmungsvollen Baumanlage, ferner das Schloß Altlack, in welchem die bedeutenden Kunstsammlungen, eine kulturhistorische und eine Gemäldesammlung des verstorbenen Landesgerichtsrates Ritter v. Strahl untergebracht sind, sowie die alte gotische Kirche Ehrengruben mit sehenswerten Gemälden vom Kremser Schmidt. In diesem Teil von Oberkrain bis herab in den Vorort Siska bei Laibach findet man als Charakteristiken der Frauentracht die sogenannte Peca, das ist das weiße, nährten kammartig gesteckte, spitzenverbrämte Kopftuch, ein weites seidenes Vortuch (meist von schwarzer Farbe) und den Metallgürtel. Krainburg: Vorstadt. Schloß Ehren au. KRAINBURG. Frauentracht in der Krainburger Gegend STADT UND BAD STEIN. M FUSSE der nach ihrem orographischen Typus an die Herrlichkeiten der Tiroler Dolomiten gemahnenden Steineralpen von außergewöhnlicher Pracht und Romantik, liegt die altehrwürdige Stadt Stein. Im XIII. Jahrhundert war sie wiederholt die Residenz der Kärntner Herzoge, auch später verweilten dort oft längere Zeit die österreichischen Landesfürsten und in den Pestzeiten wurde die Stadt der Zufluchtsort der krainischen Stände, die hier ihre Landtage hielten. Stein hat eine Kaltwasserheilanstalt mit Bad und Kurhaus, auf dessen rückwärtiger Terrasse mit hübschem Ausblick auf die Alpen eine Gedenktafel an den Besuch des Kaisers Franz Josef I. im Juli 1893 erinnert. Zur Badeanstalt gehören mehrere Villen, von denen die Villa „Neptun" die schönste ist. Sie hat einen reizenden parkumfriedeten Teich mit kleinen Wasserfällen und schattiger Baumanlage. Den Park der Villa umfließen die hier zusammentreffenden Gebirgsflüsse Feistritz und Neul. Nahe der Villa breitet sich ein imposanter Waldberg in Kuppelform aus, steil abfallend zu den Ruinen des Schlosses Oberstein. Neben der Stadtpfarrkirche mit freistehendem hohen Turm ragen auf einem Hügel die Ruinen der Kleinfcste und daneben die noch gut erhaltene merkwürdige, aus drei Stockwerken bestehende Kirche empor. Vor der Stadt erhebt sich das Schloß Steinbühel, umgeben von zahlreichen hübschen Villen. Über Trojana, eine alte Römerstation, führt der Weg nach dem Kurorte Gallenegg (bei Sagor), wo sich auch eine Dunstgrotte ä la Monsumano befindet. Das alte interessante Schloß Gallenegg war einstiger Besitz des hervorragenden krainischen Gelehrten und Geschichtsschreibers Johann Weichhard Freiherrn von Valvasor (1641—1693), dem der heutige Besitzer in patriotischer Pietät im Stadt Stein. Badeort das erste Denkmal errichten ließ, einen Obelisk mit dem Ausspruche Valvasors über die Vorzüge der Gallenegger Heilquelle. Stadt Stein ist auch der beste Ausgangsort zum Besuche der Santaler oder Steiner Alpen. Ihr höchster Gipfel ist der Grintouz (2559 Meter), der aber nur von geübten Touristen bestiegen werden soll. Nachdem man den Buchenwald verlassen hat, gelangt man alsbald zu einer bedenklichen Stelle des Aufstieges, einer mit grobem Gerolle erfüllten, stellenweise vollständig glatt ausgewaschenen Felsenrinne, durch welche der Besteiger, wegen der leicht sich loslösenden Steine stets in Gefahr schwebend, mühselig aufwärts klimmen muß. Auf dem Gipfel erwartet ihn aber eine großartige Rundschau, die unstreitig zu'den schönsten Aussichtsbildem im Gebiete der südlichen Kalkalpen gehört. Die Eisenbahnlinie Laibach-Stein wurde im Herbste 1891 eröffnet und hat eine Gesamtlänge von 21 Kilometern. Sie führt vom Laibacher Staatsbahnhofe Siska, die große Brauerei im Rücken lassend, am Wasserwerke der 1889 eröffneten Laibacher Wasserleitung in Klece vorbei über das Laibacher Feld in das alte Savebett. Nach den Haltestellen Tauzherhof und Cemuc, wo eine schön konstruierte Eisenbahnbrücke über den Savefluß führt und man einen herrlichen Ausblick nach Nordwesten auf den Triglav genießt, gelangt man zu der Station Tersain, dann zur Station Domzale, welcher Ort eine bedeutende Strohutfabrikation betreibt, zur Station Jarse-Mannsburg, wo Schloß und Brauerei erwähnenswert sind. Nun kommt man noch zur Haltestelle Homec (Klein-Gal-lenberg, einem sehr beliebten und stark besuchten Wallfahrtsort) und dann zur Endstation Stadt Stein. Wasserheilanstalt. Kurhaus. BAD STEIN. Hotel Fischer. Stadt Stein. Spielplatz. DIE ADELSBERGER GROTTE I. |IE UNTERIRDISCHEN RÄUME, die sich in vielfach verschlungenem Laufe herziehenden Grotten und Höhlen — noch bis vor kurzer Zeit ein Sagenreiches Labyrinth — bilden heute Dank der unermüdlichen Arbeit der Forscher das Hauplinteresse des krainischen Karstbodens. Während aber der südlich laufende Teil des Karstgebietes in Krain ein durch die charakterisierende Anzahl von Schlünden, Gruben und Trichtern gebildetes „blatternarbiges Aussehen" hat, oder wie andere Forscher sagen: „einer zu Stein erstarrten Meeresfläche" ähnlich schaut, gewährt die nördliche Seite dieses Hochkarstes, in dem sich die Becken von Adelsberg oder an der Poik, von Zirknitz und von Planina befinden, dem Besucher den höchsten Reiz durch den Gegensatz der sich seinem Auge eröffnenden Bilder. Neben den Ausläufen der Steinwüste, den eigentümlichen Dohnen, den stockfinsteren Höhleneingängen und Abstürzen, neben dem plötzlichen Verschwinden und Wiederhervorkommen von See, Fluß und Bach, neben der eigenartigen Flora, fesseln den Blick weitausgedehnte, dichte Waldungen, in welchen die Eiche und Buche stark hervortritt. Die größte Aufmerksamkeit aber im ganzen Karstgebiet erregt die weltberühmte Adelsberger Grotte, die trotz der vielen in neuester Zeit erforschten Grotten noch immer von allen Grotten des In-und Auslandes den ersten Rang einnimmt. Der vordere Teil derselben war schon seit dem Jahre 1213 bekannt, der größte Teil wurde jedoch erst 1818 zufällig entdeckt. Die Begehung erfordert zirka zwei Stunden, die Wege (über 4000 m) sind bequem und gut gehalten. Die Grotte führt ihren Namen nach der kleinen Stadt Adelsberg, welche am Fuße des nordwestlich von ihr emporsteigenden, mit dürren, kleinen Kalksteinbrocken übersäten, äußerst öden Berges Sovic gelegen ist. Der Eingang zur Tropfsteinhöhle befindet sich eine kleine halbe Stunde von ihr entfernt an der westlichen Seite des genannten Berges, 10 m über dem Wasserspiegel der Poik und 701 in über dem Meeresspiegel und gleicht einem aus Quadern erbauten, halbversenkten Brückenbogen. Von der Fahrstraße her führt eine Lindenallee hinan. Die Höhle ist durch ein großes Eisengitter verschlossen, neben dem links, etwas unterhalb desselben, die Poik, welche noch wenige Schritte vor der Höhle eine Mühle von vier Gängen treibt, sich durch eine weite Gewölbeöffnung mit lautem Getöse in die Höhle stürzt. An mehreren Orten wird das Innere der Höhle von dem Rauschen der unterirdischen Wasserfälle des Flusses laut. Ihren Weltruf verdankt die Grotte nicht ihrer Größe allein, sondern namentlich der Pracht ihrer Tropfsteinbildungen. Von ihrem Eindruck wird jeder Besucher überwältigt; die kühnste Vorstellung, welche sich die Phantasie von ihr machen kann, und die lebendigste Schilderung des zaubervollen Effektes, den sie hervorbringt, werden von der Wirklichkeit weit übertroffen. Säulenallee. Brücke am Dom. Unterirdischer See. DIE ADELSBERGER GROTTE II. fgySÖ IE WELTBERÜHMTE ADELSBERGER GROTTE wird schon von den ältesten Reiseschriftstellern mit Entzücken W<£jß^ genannt. In der alten Grotte befindet sich die den Besuchern jetzt allerdings nicht mehr zugängliche Namenhalle mit der ältesten Inschrift vom Jahre 1213. Spätere Inschriften weisen darauf hin, daß die Grotte unausgesetzt von Forschern und Besuchern aufgesucht wurde. Vom Jahre 1508 an mehren sich diese Inschriften sehr stark. Der bis zum Jahre 1818 bekannte Raum der Grotte bestand aus dem bis zur Naturbrücke reichenden vorderen Teil und der von dieser links abzweigenden alten Grotte. In alten Zeiten galt der Schlund, in welchem die Poik fließt, für unergründlich und erst das Jahr 1673 registriert die Nachricht, daß jemand sich weiter hinabgewagt habe. In den Schlund führt eine aus 84 Stufen bestehende Steintreppe, an deren Fuße die über den Fluß führende, 1874 erbaute eiserne Brücke beginnt, welche die Verbindung mit der auf der anderen Seite in die Höhe führenden, aus 82 Steinstufen bestehenden Treppe herstellt. Am Ende dieser Treppe liegt die Kaiser Ferdinands-Grotte, deren Entdeckung im Jahre 1817,' 1818 oder 1819 erfolgt ist. Der größte Raum dieser Grotte ist der „Tanzsaal". Sehr prachtvolle Tropfsteingebilde enthält auch die geräumige und merkwürdige Seitengrotte „ Der Tartarus". Neben dem Eingang zu demselben erhebt sich das Belvedere, mit einem schönen Überblick über die genannte Grotte. Hier befindet sich das zur Erinnerung an den Besuch des Kaiserpaares errichtete Monument mit Inschrift: „Heimkehrend von einem Triumphzuge, dessen Wege landesväterliche Huld und Milde unauslöschlich gezeichnet haben, weilten hier nach Eröffnung der nun Allerhöchstdero nameführenden Grotte — am 11. März 1857 — Franz Josef der I. und Elisabeth." Die Rückseite der Pyramide enthält die auf die zweite Anwesenheit des Kaisers bezügliche Inschrift: „Am 15. Juli 1883 haben Seine Majestät gelegentlich des Festes der 600jährigen Vereinigung Krains mit den Erbländern zur jubelnden Freude der hiesigen Bevölkerung die Grotte neuerlich mit Ihrem Besuche zu beehren geruht/ Die schönsten verschiedenfarbigen Tropfsteine, teilweise sogar mit brillantähnlichen Kristallflächen (den „Brillant" bringen wir im Bilde) kommen in der 1856 gangbar gemachten Kaiserin Maria Anna-Grotte vor. Diese Grotte beginnt bei der Tropfsteinbildung „St. Stefan" und endet beim Aufstieg zum großen Kalvarien-berg. Der Kalvarienberg ist ein aus Deckenbrüchen bestehender Trümmerberg, der nebst tausenden von größeren und kleineren Stalagmiten am höchsten Punkt drei größere — den sogenannten Altar bildenden — Stalagmite enthält, welche sich vom dunklen Hintergrund der Felswand sehr wirkungsvoll abheben. Die Erzherzog Johann-Grotte, eine kolossale umgestürzte Säule und der berühmte Vorhang sind noch besonders erwähnenswert. Der letztere ist ein Kunstwerk der Natur von unbeschreiblicher Schönheit. Man glaubt ein von Menschenhand geschaffenes Werk vor sich zu sehen, so täuschend sind die Faltenbildung und die Streifen von rötlicher Farbe, die eine den gelbweißen Fond umspannende Bordüre darstellen. Neue Grotte. Brillant''rotte. Eingang in die Grotte. ADELSBERGER GROTTE. SCHLOSS SENOZEC. PREM. N DER ÄUSSERSTEN GRENZE INNERKRA1NS gegen das Küstenland, 73 km von Laibach entfernt, erscheint in hoher Lage die Ortschaft Senozec, oberhalb welcher in mäßigem Anstiege, einem schönen, von den Ruinen des Altschlosses Senozec gekrönten Waldbjrge vorgelagert, das neue Schloß gleichen Namens sich erhebt. Es überragt hoch die bereits italienischen Charakter zeigenden Häuser des Marktes Senozec, sowie das stattliche Brauhaus, mit freiem Ausblicke auf die alte Ortskirche; letztere erblickt der von der Südbahnstation Divaca auf wohlgehaltenen Reichs- und Bezirksstraßen Daherkommende zuerst. Im fürstlich Porcia'schen Schlosse hielt am 2. Oktober 1660 Kaiser Leopold I. auf der Huldigungsreise von Görz gegen Laibach beim k. k. Obersthofmeister Ferdinand Fürsten Porcia Nachtlager. In den fürstlichen Gemächern sah man zu jener Zeit einige Porcia'sche Familiengemälde von Tizian und anderen vornehmen Malern. Senozec ist auch in der Richtung von Adelsberg über Präwald (von hier dreistündiger Aufstieg auf den Berg Nanos) zu erreichen. In gleicher Richtung von Adelsberg her liegt auch das vielgenannte romantische Felsenschloß Lueg, berühmt durch das tragische Ende des einstigen Besitzers Erasmus Lueger. Dieser flüchtete, nachdem er 1483 den Grafen Pappenheim am Hofe Kaiser Friedrichs III, ermordet hatte und wegen Einverständnisses mit den Ungarn geächtet worden war, auf sein weltabgeschiedenes Felsenschloß, wurde lange von den ihn verfolgenden kaiserlichen Truppen fruchtlos belagert, schließlich aber von seinem Kammerdiener verraten und durch eine in die Burg geschossene Bresche infolge Ablösung eines Felsenstückes auf das Haupt getroffen und getötet. Von der alten Höhlenburg sind nur mehr Ruinen vorhanden, die durch das 1570 von dem Grafen Johann Cobenzl erbaute neue Höhlenschloß Lueg ganz verdeckt werden und daher von unten nicht zu sehen sind. Es ist zwar nicht wie die alte Burg in eine Höhle hinein gebaut, aber allerdings dicht an die Bergwand, und die Felsen hängen an einigen Stellen über das Dach des Nebengebäudes vor. Das Höhlenschloß Lueg ist jetzt Eigentum der fürstlichen Familie Windisch-Graetz. Hart unter der Felswand, von der das Schloß herabblickt, liegt in einer tiefen Doline das Dörfchen Lueg. Auf der Südbahnstrecke St. Peter—Fiume breitet sich, von der hochgelegenen Station Küllenberg nur durch einen ziemlich breiten Graben getrennt, ein reizendes Bergplateau aus, dessen Ostabhang das altertümliche Schloß Prem, gleichfalls Eigentum des Fürsten Porcia, krönt. An dasselbe schließt im Westen das malerisch gelegene Dorf mit schöngebauter Kirche an. Hier hat im Jahre 1676 der berühmte krainische Gelehrte Freiherr von Valvasor ein Nachtgewittcr „mit über 40 Hauptstreichen des Donners" erlebt, dessen Blitze ihm umso schrecklicher däuchten, als er seiner Gewohnheit gemäß „bei offenem Fenster geschlafen". Wer Küllenberg besucht, soll auch das an derselben Strecke gelegene k. k. Hofgestüt Pestranek aufsuchen, eine Filiale des 1580 gegründeten k. k. Hofgestütes von Lipizza (bei Triest), wo für den Allerhöchsten Hof die durch ihre Ausdauer berühmten Lipizzaner Pferderassen gezüchtet werden. Zum Karster Hofgestüt gehören die bei Pestranek liegenden k. k. Gestüts-Alpen Wille und PoCka, wo sich uns die volle Poesie einer Karstoase eröffnet, indem man sich, von der Südbahnstation Pestranek über das Dorf Zeje aufwärts steigend, alsbald in vollkommener Natureinsamkeit befindet. Ein Halbrund von hintereinander aufsteigenden Bergkuppen, die nördlich vom Javornik, östlich von der Trojicia und Debela gora, südöstlich von den anderen Vorbergen des als imposante Schlußdekoration auftauchenden, nach strengeren Wintern im Monate Mai noch in tiefherabreichender heller Weiße schimmernden Schuee-bergs überragt werden, umrahmt die reizende Idylle dieser Karstlandschaft, in welcher das eigenartige helle saftige Grün der Wiesen und Wälder hoch entzückt. Auf den Alpen Wille und Pocka selbst bieten aber die auf die Weide ausgelassenen Hunderte zwei- und dreijähriger Fohlen ein eigenartig fesselndes Bild; die schönen jungen flinken Tiere, Rappen und Schimmel, Braunen und Falben in allen Nuancen bunt durcheinander in stets wechselnder Bewegung, in übermütigen Kapriolen, bald dahin, bald dorthin sprengend, dann an den Beschauer neugierig herankommend und plötzlich wie aufgescheucht davonjagend. Eine solche Szenerie hat Meister Hamilton (1727) in einem gelungenen Gemälde festgehalten, welches im k. k. Hofmuseum in Wien zu sehen ist urid dessen Reproduktion die vom k. k. Oberstallmeisteramt im Jahre 1880 herausgegebene, vom Hofrat Auer verfaßte Festschrift „Das k. k. Hofgestüt Lipizza" enthält. Schloß Senozec*. Schloß I'rem. DIE KARSTERSCHEINUNGEN UND DIE KARSTAUFFORSTUNGEN. N DIE IN FLACHER LAGERUNG BEFINDLICHEN KALKMASSEN, welche im Karste weitaus vorherrschen, sind gewisse Erscheinungen und Ausbildungsformen geknüpft, die man im eigentlichen Karste zuerst kennen gelernt und daher nach diesem benannt hat. Diese Karstphänomene sind Karrenfelder, Dolinen, scheinbar unterbrochene Täler und Poljen alsdieFormender Landoberfläche, wozu Höhlen und unterirdische Flüsse des Souterrains kommen. Die Gesamtheit der Formen eines Karstgebietes nennt man eine Karstlandschaft. Die Karren bestehen aus schmalen Rinnen und dazwischen gelegenen Firsten des reinen Kalksteins, die durch das erodierende Wasser gebildet wurden und das Bild der schrecklichsten Zerstörung darstellen; ausgedehnte, von Karren bedeckte Flächen nennt man Karrenfelder. Eine der charakteristischsten Karsterscheinungen sind die Dolinen, zumeist schüssel- oder trichterförmige Einsenkungen in der Oberfläche des Gebirges von kreisrundem oder elliptischem Umfange, 2 bis 20 Meter tief, und 10 bis 120 Meter im Durchmesser haltend. Doch gibt es auch Dolinen bis zu 100 Meter Tiefe und 1000 Meter Durchmesser. Der Boden der Dolinen ist entweder nackt, oder er besteht aus einem braunroten, eisenhaltigen Lehm, der sogenannten roten Erde, welche bei genügender Feuchtigkeit dem Ackerbau und dem Holzwuchs günstig ist. Die Dolinen kommen bald vereinzelt vor, bald aber so dicht nebeneinander, daß man auf einem Quadratkilometer ihrer oft 40 bis 50 zählen kann. Dann sieht das Land förmlich blattersteppig aus. Besondere Formen weisen die Täler des Karstes auf. Während in einem wasserundurchlässigen Terrain die Täler zusammenhängen und das von ihnen durchfurchte Land inselartige Erhebungen bildet, sind im Karste die Erhebungen das Zusammenhängende und die Vertiefungen das Isolierte. Der atmosphärische Niederschlag wird eben wegen der großen Durchlässigkeit des Kalkgesteins sofort vom Boden verschluckt oder fließt in kleinen Rinnsalen ab, welche gewöhnlich ihr Wasser an Spalten und Schlundlöcher abgeben. Daneben gibt es aber auch breite ausgedehnte Kesseltäler, Poljen, mit ebenem Boden, der zumeist mit Schlamm und Zersctzungslehm bedeckt ist und sich zum Ackerbau eignet. Aus der Betrachtung der Täler ergibt sich auch der Charakter der Flüsse im Karste, welche fast alle teils oberirdisch, teils unterirdisch fließen. Damit hängen auch die großen, weitverzweigten Höhlen zusammen, welche als aktive oder verlassene Betten der Karstflüsse erscheinen und Erzeugnisse der Flußerosion sind, deren Wirkung oft durch Brüche und Verwerfungen bestimmt und gefördert wurde. Während vor vielen Jahrhunderten die Karstfläche fast ganz mit Wald bedeckt war, ist derselbe durch Abholzung allmählich verschwunden, und da leider rechtzeitig keine neuen Anpflanzungen stattfanden, wurde die frühere Humusdecke vom Regen weggeschwemmt und von der Gewalt der Bora weggefegt und es blieb der kahle Fels zurück, der heute den adriatischcn Küsten- und Inselkarst charakterisiert. Erst in neuer Zeit hat die Regierung zielbewußt die Wiederbewaldung des Karstes gefördert und kann auch schon auf schöne Erfolge hinweisen. Allein im Lande Krain sind von der Karstaufforstungs-Kommission durch die laudcsfürstlichen Forstorgane auf Staats- und Landeskosten bis Ende Mai 1909 Karstaufforstungen in einer Gesamtausdehnung von 2725 Hektar unternommen worden. Außerdem wurden bis Ende 1905 184,383 Hektar zur Sicherung von Personen und Privatgut gegen Lawinen, Felsstürze, Erdabrutschungen und dergleichen als Schutzwälder und 2576 Hektar als Bannwälder erklärt. Auch einzelne Gemeinden, unter anderen Ober-Lezeee, Dornegg und Wippach, wie Privateigentümer von Wäldern lassen sich die Aufforstung angelegen sein Zur Wiederbewaldung werden zweijährige Schwarzföhren verwendet, welche in dem 320 Hektar großen ärarischen Forstgarten in der Gradisa bei Laibach erzogen werden. Der Pflanzenbestand in dieser Anstalt ist auf rund 20 Millionen Stück zu veranschlagen, wovon alljährlich ungefähr 4V2 Millionen Stück für Aufforstungen von Waldblößen in Krain verwendet werden. Die Karstaufforstungs-Kommission hat überdies zwei Forstgärten in Osoinice und Oberfeld, beide im Bezirk Adelsberg angelegt, deren ersterer im Jahre 1909 20,700 Stück Pflänzlinge abgegeben hat. Ferner befindet sich je ein Forstgarten in Oberloitsch, Werschlin und Gottschee und je ein Bezirksforstgarten in Oberloitsch, Stein und St.-Martin bei Littai, aus welchen im Jahre 1909 ungefähr 1 Million Stück Waldpflanzen abgegeben worden sind. Unser Kaiser hat sein Interesse an der Wiederaufforstung in Krain durch den Besuch des Forstgartens in der Gradisa am 13. Juli 1883 dokumentiert. Schloß Haasberg. Karst-Aufforstung bei St. Peter. Schloß Schneeberp RUDOLFSWERT, GOTTSCHEE, G U R K F E l D. ER HAUPTORT UNTERKRAINS ist die an der Qurk liegende, ringsum von hohen fruchtbaren Hügeln umrahmte, terrassenartig gebaute freundliche Stadt Rudolfswert. Sie wurde unter diesem Namen im Jahre 1365 von Herzog Rudolf IV. dem Stifter gegründet, nach der Wiederaufbauung nach einem großen Brande Neustadt! genannt, bis ihr anläßlich der 500jährigen Jubelfeier ihrer Gründung Kaiser Franz Josef 1. im Jahre 1865 den altehrwürdigen Namen Rudolfswert wieder gab. Auf dem Wege nach Littai liegt der für Krain denkwürdige Ort Wagensberg mit dem gleichnamigen Schlosse, dem einstigen Wohnsitz des bereits wiederholt genannten Historikers Freiherrn von Valvasor. Mitten in Unterkrain finden wir eine deutsche Enklave: die Stadt Gottschee. In ihrer Mitte erhebt sich das imposante Schloß des Fürsten Karl Auersperg, Herzogs von Gottschee. Die Bewohner des Gottscheer Landes, welche sich mit der Viehzucht und der Verfertigung von Holzwaren befassen und auch einen ausgebreiteten Hausierhandel mit Südfrüchten betreiben, sind deutschen Ursprungs ; sie sollen von dreihundert fränkisch-thüringischen Familien abstammen, welche vom Grafen von Ottenburg um 1350 mitten unter Slaven angesiedelt wurden. Die Stadt hat eine neue hübsche Pfarrkirche, ein Untergymnasium und eine Fachschule für Holzindustrie. Südlich erhebt sich auf dem eine sehenswürdige Eisgrotte bergenden Friedrichsteiner Bergzuge die Burgruine Friedrichstein. An der Staatsbahnlinie Laibach-Großlupp-Gottschee liegt das schöne Schloß Zobelsberg und das Stammschloß Auersperg, das Dorf Rasica, die Geburtsstätte des Begründers der slovenischen Schriftsprache und Kirchenreformators Primus Trüber, das Schloß Ortenegg und der Markt Reifnitz, bekannt durch seine große Hausindustrie in Holz-und Siebwaren An der zweiten Linie der k. k. Staatsbahn, welche von Großlupp über Rudolfswert nach Straza führt, sind erwähnenswert: das Schloß Weißenstein mit einem bekannten Archiv, die von Friedrich III. „dem Vater Krains" gegründete Stadt Weichselburg mit einem Schloß des Fürsten Auersperg, ferner das vor kurzem wieder erstandene Zisterzienser-Stift Sittich, wo die Klosterbrüder von Mehrerau in Vorarlberg ihren Einzug gehalten, deren Erstes es gewesen, Hand anzulegen an die stilgerechte Restaurierung von Kloster und Kirche, wo zunächst Kreuzgang und Refektorium in alter Schöne zur Geltung kamen. Auch der Markt Treffen mit einem schönen Schlosse ist zu nennen. Von Rudolfswert aus kann man hübsche Ausflüge nach Warmbad Töplitz und Schloß Einöd, sowie auf das eine dicht bewaldete Kette bildende Uskokengebirge unternehmen. Es führt seinen Namen von den Uskoken, serbischen Flüchtlingen, welche vor drohender Türkengefahr in diese Gegend kamen Von diesem märcheu- und sagenberühmten Gebirge genießt man eine herrliche Aussicht, die sich bis nach Kroatien erstreckt. An der Südbahnlinie Steinbriick-Agram und an der Save, welche liier die Grenze gegen Steiermark bildet, liegt das rasch aufstrebende Slädtehen Gurkfeld. Es ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Kapuzinerkloster und bedeutenden Weinbau. Hier starb im Jahre 1623 der große Sohn des Landes Freiherr von Valvasor. Südlich von Gurkfeld erhebt sich das Schloß Thum am Hart, sowie die bedeutende archäologische Fundstätte Dernowo, das alte Nevinodunum der Römer. (j urkfelii. RUDOLFSWERT. GOTTSCHEE, B R E G E N Z L DER SCHÖNEN BLAUEN BUCHT DES BODENSEES breitet sich gleich einem blühenden Garten die Hauptstadt des Landes Vorarlberg aus. Ob man vom Gebhardsberg aus oder vom Deck eines gegen Bregenz zusteuernden Bodensee-Dampfers den Blick über die Stadt gleiten läßt, immer wird der Eindruck dieser traulich zwischen See und bewaldetem Bergrand sich ausdehnenden Uferstadt ein gewaltiger sein. Das Plateau, auf welchem die Stadt lagert — im Volksmund der Ölrein genannt — ist eine Moräne des alten Rheintalgletschers. An dieser Stelle erhob sich einst das Brigantium der Römer, das sich zum Gebhardsberg einerseits und gegen Mehrerau andererseits ausdehnte, während sich die alte Stadt Bregenz bis zur heutigen Oberstadt hinzog. Die Römer beherrschten auch die meisten anderen Punkte des Seegestades. Brigantium war schon am Ende des III. Jahrhunderts der wichtigste Hafen des Bodensees, mit einer römischen Besatzung gegen die Germanen. Den schon damals befestigten Platz kennzeichnet noch heute einer der drei Türme in ansehnlicher Höhe am Bergabhang auf einem Felsvorsprung, der hart an die Straße am See hervortritt. Damals schob sich der Fels gänzlich in den See vor und der von Natur und Kunst befestigte Weg, die Klause, bildete eine sichere Wehr für die Stadt, welche außerdem noch durch das Schloß Hohenbregenz im Süden erhöht wurde. Die Römer unterlagen am Ende des IV. Jahrhunderts nach 500jähriger Herrschaft gegen die Alemannen, welche sich schon seit dem III. Jahrhundert vereinigt hatten, um die Römer zu vertreiben. Zu Anfang des VII. Jahrhunderts traten die Boten des christlichen Glaubens, die irischen Missionäre Columbau und Gallus auf und erbauten unterhalb des Gebhardsberges kleine Hütten auf terrassenförmiger Anhöhe. Diese Mönche fanden eine der heiligen Aurelia geweihte Kapelle vor, die jedoch zum Götzendienst benützt wurde. Nach der Zerstörung der Burg auf dem Gebhardsberg durch die Stürme der Völkerwanderung errichteten alemannische Grafen eine feste Burg und nannten sich Grafen von Bregenz. Nach dem Tode des letzten Bregenzer Grafen Rudolf (1157) erbte Hugo, der Sohn der mit dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen vermählten Tochter Rudolfs, Elisabeth, im Jahre 1180 dieses Gebiet sowie das von Montfort und nannte sich fortab Graf von Montfort. Im Jahre 1523 gelangt die Herrschaft Bregenz durch Kauf an Österreich. Von 1407 bis 1408 hatte Bregenz eine Belagerung der Appenzeller und St. Gallener zu bestehen. Im Jahre 1646 wurde es von den Schweden unter General Wrangel erobert und bei deren Abzug 1647 zugleich mit dem Schloß Montfort zerstört. Damals waren der Adel und die Klostcrgeistlichen nach Bregenz geflüchtet und die Bauern aus der Umgebung suchten Schutz hinter der Klause. Wrangel erstürmte die Schanzen oberhalb derselben und zwang die Verteidiger zur Ergebung. Dabei fielen einige tausend Bauern und viele kaiserliche Soldaten und Wrangel machte reiche Beute. Bregenz kam ebenso wie Vorarlberg und Tirol 1805 an Bayern, nahm an der Insurektion von 1809 Anteil und wurde 1814 wieder an Österreich zurückgegeben. Seeanlagen. Seestraße. Pfänder. BREGENZ. BREGENZ II. jjjfijl^ |M 11. OKTOBER 1850 hielten hier Kaiser Franz Josef I. und die Könige Maximilian II. von Bayern und Wilhelm von P/a%mI j Württemberg eine Konferenz ab, deren Ergebnis die bewaffnete Demonstration gegen Preußen war, die jedoch durch die 5f£§^ Olmützcr Konferenz vom 28. und 20. November desselben Jahres einen friedlichen Ausgang nahm. Nur selten vermag eine Stadt eine so herrliche Lage aufzuweisen wie Bregenz. Stattliche Gebäude der unteren Stadt, umgeben von freundlichen Villen und Gärten, umsäumen in weitem Halbkreise die Seebucht, während die obere ältere Stadt, die Altstadt, sich amphitheatralisch an den Vorstufen des Pfänders erhebt. Die Stadt hat sehr alte interessante Baudenkmäler. Die Seekapelle zum heiligen Georg in romanischem Stile, vor kurzer Zeit restauriert, verdankt ihre Entstehung der Befreiung der Stadt von der Belagerung durch die Appenzeller. In der oberen Stadt ist noch die 1362 vom Grafen Wilhelm IL von Montfort in den Stadtturm hinein gebaute Martinskapelle zu erwähnen. Sie enthält das Bild des Stifters in noch gut erhaltener Freskomalerei und in einem Glasfenster das Montfortsche Wappen. Die katholische Pfarrkirche, dem heiligen Gallus geweiht, wird schon im Jahre 1068 urkundlich genannt. Im Chor befinden sich mehrere alte, hübsch geschnitzte Chorstühle aus dem Kloster Mehrerau. Die Seitenaltäre zieren hübsche Bilder von Deschwanden. Neben der Kanzel steht der Grabstein des 1672 verstorbenen Kriegsobersten Kaspar Schoch mit einer von Schoch selbst verfaßten originellen Grabschrift. Das Rathaus repräsentiert sich nach seiner glücklich durchgeführten Restauration heute als ein architektonisch interessantes Palais und bildet ein Kleinod der Stadt. Es ist im Renaissancestil gehalten, die Hauptfront schmücken Mosaikbilder und Fresken, welche Porträts historischer Persönlichkeiten darstellen. In Bregenz befindet sich auch das Vorarlberger Landesmuseum, das naturhistorische Gegenstände, Gemälde, Münzen, römische Altertümer usw. enthält. Von den vielen vornehmen Neubauten fällt das Post- und Telegraphen-Gebäude auf. In der Oberstadt, auch das Bregenz des Mittelalters genannt, steht das Wahrzeichen der Stadt, Schloß Hohenbregenz, einst ein römischer Wartturm. Die ursprüngliche Anlage der Burg ist noch vollständig erhalten. In dem großen fünfseitigen Erker soll der heilige Gebhard, der Sohn des Grafen Ullrich VI. von Bregenz, Schutzpatron der Stadt, am 7. August 949 geboren worden sein. Auf dem südlichsten Ausläufer des Pfänderzuges, dem weithin sichtbaren Nagelfluhstock, erhebt sich die diesem Heiligen geweihte Wallfahrtskirche. Am rechten Ufer der Bregenzer Ache thront auf einem anmutigen Hügel weithin sichtbar die Riedenburg, in welcher sich heute ein Erziehungsinstitut für katholische Fräulein befindet. Hier stand im XII. Jahrhundert das im Appenzeller Kriege 1407 zerstörte Schloß Niedegge, das jedoch im Jahre 1508 wieder aufgebaut wurde. Später erwaib das Kloster Einsiedeln die Riedenburg, dann Mehreiau. 1853 ging die Burg an die jetzigen Besitzerinnen über. Der Neubau vom jähre 1570 bildet noch jetzt den Kernpunkt des Schloßgebäudes. Musen in platz. Kajnizinerstie^c. Hafenanlage. BREGENZ. Hohen-Brcgcnz. Riedenburg. Gebhardsberg. DIE ARLBERGBAHN I. IE IN DEN JAHREN 1880 bis 1884 erbaute Arlbergbahn entsprang einem volkswirtschaftlichen Bedürfnisse für Österreich, denn bis zu diesem Zeitpunkte war das Land Vorarlberg von der Monarchie beinahe isoliert und es stand selbst mit seinem Nachbar- und Bruderlande Tirol in weit geringerer Verbindung als mit den verschiedenen Bodensee-Staaten. Erst die Schaffung dieser Eisenbahn brachte Vorarlberg mit Bezug auf den Verkehr Österreich-Ungarn näher und es besteht nunmehr ein ununterbrochener Kontakt mit den Eisenbahnlinien, welche aus dem Osten kommen, und mit dem Haupthafen Österreichs, mit Triest. Die Bezeichnung Arlbergbahn erhielt die Bahnstrecke von dem gewaltigen Gebirgsstock, dem Arlberg, der Vorarlberg von Tirol trennt. Der Bau erfolgte nach den Entwürfen und unter der Leitung des Oberbaurates Julius Lott und nach dessen Tod 1883 vom Oberinspektor Poschacher. Die Arlbergbahn kommt von Innsbruck durch das obere Inntal, das sie bis Landeck durchmißt. Hier wendet sie sich in das Tal der Sanna, welche aus der Vereinigung der Rosanna und Trisanna entsteht. Durch das Tal der letzteren, das Stanzertal, steigt sie zum Passe hinan. An der Strecke von Landeck bis Strengen (Maximalsteigung von 26'Von) sieht man die namhaftesten Kunstbauten und die herrlichsten Gebirgsbilder. Die schwierigsten Stellen der Arlbergbahn liegen jedoch zwischen den Stationen Bratz im Klostertale und Langen in Vorarlberg (Maximalsteigungen bis zu 31 °/oo). Ein Musterwerk der Eisenbahnbaukunst ist der in schwindelnder Höhe über der Trisanna erbaute unvergleichlich kühn ausgeführte Viadukt. Der berühmte Trisanna-Viadukt hat eine Länge von 255 m und eine Höhe von 86 m und besteht eigentlich nur aus einer einzigen Eisengitterbrücke, welcher sich an beiden Seiten aufgemauerte Flügel anschließen. Bemerkenswert ist, daß das für den Aufbau dieses Viadukts erforderliche Holzgeriist eine Höhe von 9 Stockwerken besaß und allein cca 70,000 Kronen kostete. Wahrhaft gruselig ist der Blick aus dem über die Trisanna-Brücke brausenden Eisenbahnwaggon hinab in die Tiefe Die Schlucht da unten bietet ein sehr pittoreskes Bild dar. Etwa fünf Minuten außerhalb der berühmten Touristenstation St. Anton beginnt der Arlbergtunnel, der eine Länge von 10,216 m besitzt. Die Fertigstellung des Arlbergtunnels dauerte vom Juni 1880 bis November 1883. Der Tunnel liegt in seinem höchsten Punkte 1311 m über dem Meere, also höher wie der Gotthardtunnel (1154 m) und der Mont Cenistunnel (1238 m). Der letztere ist 12,233 m, der St. Gotthardtunnel 14,920 m lang, während der Simplontunncl mit seinen 19,729 m den ersten Rang einnimmt. Interessant sind die Unterschiede in der Bauzeit dieser vier Tunnels. Während zur Herstellung des Gotthardtunnels neun Jahre, zu der des Mont Cenis-tunnels gar dreizehn Jahre und zur Vollendung des Simplontunnels vier Jahre benötigt wurden, gelang es den Bau des Arlbergtunnels durch Verwendung vervollkommneter neuer Maschinen schon in einer Zeit von nur drei Jahren und fünf Monaten zu bewältigen. Der Tunnel hat eine Breite von 7 m, ist vollständig ausgewölbt, steigt mit 15°/oo bis über die Mitte und senkt sich dann mit 2%o. Die Fahrzeit durch den Tunnel beträgt je nach der Gattung der Züge 17-25 Minuten. Dem Reisenden dünkt jedoch die Dauer der Fahrt weit länger. Man glaubt fürwahr, daß man durch ein unterirdisches Reich dahin-saust. Auf dem Ostportal des Tunnels ist das Denkmal des Erbauers, des Oberbaurates Lott, angebracht. Bürs mit Schluchteingang. St. Anton. ARLBERGBAHN. Trisanna-Brückc. DIE ARLBERGBAHN II. IE ARLBERGBAHN ist nicht nur in landschaftlicher Beziehung eine der bevorzugtesten Alpenbahnen, sondern sie wird auch hinsichtlich ihres kunstvollen Baues, wie schon früher erwähnt, zu den hervorragendsten Bahnen gezählt. Die eigentliche Arlbergstrecke nimmt bei Bludenz in Vorarlberg ihren Anfang und endet bei St. Anton am Ausgang des Arlbergtunnels in Tirol. Wenn man Bludenz verläßt, versäume man nicht das nahe liegende Dorf Bürs zu besuchen, das einen herrlichen Blick in die gleichnamige malerische Schlucht gewährt. Außerhalb der Bürserschlucht, am linken Ufer des Alvierbaches, erhebt sich eine hohe senkrechte Felswand, ein Steinbruch. Von Bludenz führt die Bahn ins Klostertal, an dessen linker Berglehne sie immer höher hinansteigt. Von dieser Strecke aus fesseln die Aufmerksamkeit des Reisenden, aber noch mehr die des Fußwanderers reizende Landschaftsbilder. Unten auf dem Talboden liegt rechts das schmucke Dorf Bratz, während links oben die wilden Zacken der Gamsfreiheit und die Pitschiköpfe hoch in die Lüfte ragen. Über die schwindelnden Abgründe der Klostertaler-Alpen und vorüber an durchrissenen Steinmauern, von denen schäumende Wildbäche herabstürzen, zieht die Bahn vorbei und passiert nun in fast ununterbrochener Reihe die großartigen Kunstbauten: den Aquädukt am Mühltobel, den überwölbten Einschnitt, den Tunnel, den Viadukt über den Plattentobel, wieder einen Tunnel, dann die Schanatobelbrücke. Die Station Hintergasse schließt die Teilstrecke ab. Bis zum Dorfe Dalaas, eine Entfernung von vier Kilometern, folgen abermals wertvolle Kunstbauten, die einen Aufwand von zwei Millionen Kronen erforderten. Wir erwähnen hier den Engelwandtunnel, den Schmidtobel-Viadukt und den Höllentobel-Viadukt. Bei Dalaas, das 92 m tief im Klostertale liegt, schauen im Norden die mächtigen Häupter der Saladinerspitze und der Pfaffenspitze, im Süden die Hänge des Christberges und im Osten der jäh zur Alfenz abstürzende stattliche Burtschakopf herüber. Nun verläßt die Bahn das Bereich des Kalkgebirges und tritt in das des Glimmerschiefers über. Links zeigt sich die Rhonspitze, rechts der Albonkopf. Die Bahn übersetzt die wilde Radonaschlucht, dann geht es über das Stelzitobel nach Station Danöfen und über die aus einem einzigen Bogen bestehende kunstvolle Brücke über den Wäldlitobel gegen die Station Klösterle, nach welchem der ganze Talstrich benannt ist. Von Klösterle, einstmal einer Filiale des Hospizes St. Christof auf dem Arlberg, führt ein Weg zu dem reizend gelegenen Spullersee und weiter auf den 2676 m hohen Schafberg. Auch die Hochtouren auf den Kaltenberg (2009 m) und auf die Pflundspitze (3000 m) werden von Klösterle aus angetreten. Nun folgt der 505 Meter lange Tunnel, der durch den großen Bergsturz vom 6. bis 8. Juli 1892 führt, dann die Ortschaft Langen, wo die Einfahrt in den auf der Vorarlberger Seite liegenden Arlbergtunnel beginnt. Vor dem Eingange in den Tunnel geht die Arlbergstraße in ein wildes einsames Alpental über. Nach einer einstündigen Wanderung gelangt man in das höchst gelegene Dörfchen des Klostertales, das durch einen gewaltigen Steindamm vor den Lawinenstürzen des Erzberges geschützt ist. Es ist Stuben, im Volksmunde „des Kaisers größte Stuben" genannt. Von hier genießt man einen überwältigenden Ausblick auf die Gletscherfelder der Scesaplana. Klösterle. Stuben. Stuben im Winter. Schmidtobel-Viadukt. Bürserschlucht. BLUDENZ. ER HAUPTORT DES FRUCHTBAREN TALES der III, dessen Teil zwischen Feldkirch und Bludenz das innere Walgau genannt wird, ist Bludenz, infolge seiner besonders günstigen Lage am Ausgange dreier Täler eine stark besuchte Ausgangstation zu Ausflügen in die nahe, prächtige Berg- und Hochgebirgswelt. Bludenz ist die dritte Stadt Vorarlbergs und zeichnet sich durch seine herrliche Lage und durch seine rege Industrie aus. Der Anblick des Städtchens ist sehr freundlich; auf sanfter Anhöhe zieht es sich hin und an Stelle der einst den Eintritt in die Stadt verwehrenden Wälle und Befestigungen erheben sich reizende Villen und freundliche Häuser, umgeben von blühenden Gärten und Gartenanlagen. Schon im Jahre 950 unter Otto I. wird Bludenz in einer Schenkungsurkunde des Patronatsrechtes der Pfarrgemeinde Bludenz an das Domkapitel von Chur zusammen mit dem Schlosse als ein „altes Wesen" bezeichnet. Seine Gründung muß mithin weit vor diesem Zeitpunkte liegen. Im Mittelalter war die Grafschaft mit dem Hauptorte Bludenz im Besitze der Grafen von Werdenberg, welche auch die Herrschaft über das innere Walgau und über das Montafon ausübten. Im Jahre 1394 kam die Grafschaft unter Albrecht III. durch Kauf an Österreich. Unter Habsburgs Szepter nahm das Städtchen rasch einen großen Aufschwung. Über die Anhänglichkeit und Treue der Bürger von Bludenz zu ihrem Herrn erzählt uns die Geschichte einen ergreifenden Vorfall. Aissich Friedrich mit der leeren Tasche auf der Flucht vom Konstanzer Konzil befand, kam er zur Nachtzeit nach Bludenz und verlangte dort von dem Torwächter Einlaß. Obwohl derselbe wenige Jahre früher dem Fürsten als Landesherrn den Eid der Treue geleistet hatte, weigerte er sich, Friedrich einzulassen, trotzdem dieser dem Torhüter seinen Namen genannt hatte. Der Hüter der Stadt meinte „es seien schwer seltsame Lauf vorhanden; man lat (läßt) nit jeglichen gleich in". Der Fürst ließ den Bürger Schädler rufen, der Friedrich sofort erkannte. „Nun war freilich des Jubels kein Ende", berichtet Hörmann. „Die treuen Bludenzer bewirteten den edlen Gast und gaben ihm dann noch den Berg (Arlberg) zun d's Klostertal duri (durchzin) das Ehrengeleite." Bludenz hat eine altertümliche, teilweise gotische Pfarrkirche, welche sich auf einem Hügel befindet, zu dem hundert Marmorstufen unter gedecktem Gange führen. Bemerkenswert sind die Gemälde von Desehmanden und Bertle und das Altarblatt. Im Kapuzinerkloster wird ein kostbares Bild aus der Venezianer Schule aufbewahrt, welches die Grablegung Christi darstellt. Interessant ist der alte Brunnen vor dem Rathause mit der Statue des heiligen Johann von Nepomuk. Ein ganz eigenartiges Bild bietet der alte Friedhof mit seinem malerischen Kreuzgang und den altertümlichen Bildern und Grabmäleru. Auf dem neuen Friedhof fallen einige kunstvolle Monumente auf, so das Mutter'sche Grabdenkmal von Hermann Mayer aus Feldkirch und die Meisterwerke der begabten Bildhauer Brüder Matt aus Rankweil. Über der Stadt thront auf einem Hügel das Schloß Gayenhofen, welches von den Grafen Montfort-Heiligenberg im Jahre 1754 erbaut wurde. In der Nähe von Bürs erheben sich die Ruinen der Burg Roseneck, die einst im Besitze der Truchsessen von Waldburg und der Grafen von Montfort war. S AjiA A a A a A. A A A A A A A A A A A A A. AA7CTT Schloß Gayenhofen. Schloß Rosenegg. BLUDENZ. Brand mit Scesaplana. IM MONTAFON. □ NMITTELBAR OBERHALB der Mündung der vom Arl-berg herunterkommenden Alfenz in die III nähern sich die Abhänge des Lorünser und der Darvenna derart in steilen Wänden, daß nur für Fluß und Straße noch Raum vorhanden ist. Diese Enge, welche von den Eingeborenen Stebösi genannt wird, bildet den Eingang ins Montafon, welchen Namen das obere Illtal führt. Hat man den Fußweg, der hier abzweigt, hinter sich und betritt die breite Fahrstraße, so nimmt uns ein weites Kesseltal auf, dessen schönste Bilder sich zwischen St. Anton und Schruns befinden. Der überraschende Wechsel der Szeneric kann nur mit einer Dekorationsveränderung im Theater verglichen werden. Rechts ragt die Vandanser Steinwand, ein vielfach zerrissenes Felsgehänge, in die Lüfte. Hoch oben in den Bergen wird eine kahle, riesige Fläche sichtbar, von welcher vor langer Zeit große Steinmengen in die Tiefe gestürzt sind. Viele Sagen knüpfen sich an diese Stätte. Eine erzählt sogar von einer verwunschenen Stadt, die hier gestanden und die von einem Bergsturz verschüttet wurde. Bald findet der Weg nur noch mühsam zwischen Berg und Fluß Raum. Wieder geht es durch eine Enge in ein freundliches Tal, in welchem die Hauptorte des Montafon, Schruns und Tschagguns, kaum eine Viertelstunde von einander entfernt liegen. Schruns durch seine berühmten Viehmärkte bekannt, ist in seiner Bauart einem kleinen Städtchen nicht unähnlich. Die zierlichen reinen Häuser, die guten Gasthäuser, die freundlichen Leute machen Schruns jedem Fremden gar rasch heimisch. Überraschend schön ist der Anblick des Tales von Schruns zur □ □ Iiischlucht. Zeit der Kirschenblüten. Gegenüber von Schruns, am linken Illufer, erblicken wir die stattliche Wallfahrtskirche von Tschagguns, von einer kleinen Häusergruppe umgeben. Eine Viertelstunde von Schruns entfernt, auf einer leicht zu ersteigenden Höhe, liegt das Kapuziner-Kloster Gauenstein. Der idyllische Garten des Klosters ist einer der vielen lohnenden Aussichtspunkte über das Tal von Schruns und auf die vielfach hintereinander aufsteigenden schneebedeckten Hochgebirgshäupter. Über die Litzbachbrücke führt der Weg auf den Bartolomä-Berg, von dessen Kamm man die gegen- _____ über liegende Rhätikon- Bergkette in unbeschreiblich schöner Weise sieht. Von Tschagguns gelangt man durch das Gauertal zum Liinersee, dem schönsten und interessantesten Hochgebirgssee der Ostalpen. Seine tiefblauen Wasser sind von kahlen Steinwänden, starren Schuttkegeln und zerrissenen Felsen vollständig eingeschlossen. Der Seespiegel liegt 1924 m über dem Meere. Den Abfluß des Sees bildet der Alvierbach, der im stäubenden Falle aus einer Felsenwand herausbricht. Am Südwestrand des Lünersees steht die Douglashütte, in der die Besteiger der Scesaplana Nachtquartier nehmen. Die weißschimmerude Höhe der Scesaplana (2962 m), des kulminierenden Gipfels der Rhätikonkettc, leuchtet uns schon auf der Seefahrt von Lindau nach Bregenz entgegen; Der Ausblick von der Scesaplana ist unbeschreiblich schön. Der höchste Gipfel Vorarlbergs ist aber der Albuinkopf oder Piz Buin (3313 m), zu dessen Füßen sich ein weites Amphitheater von Schnee und Gletschern lagert, aus denen in einer Höhe von 2176 m die III ihren Abfluß nimmt. n Tschagguns. Lüner-See. IM MONTAFON. Schruns. Piz Buin. FELDKIRCH. AS ALTE HISTORISCHE STÄDTCHEN liegt im engen Talbett der III, in einer besonders reizenden Lage: im Westen der rebenbedeckte Höhenzug des Adetzeuberges, im Osten eine Steilhöhe, von welcher die alte Schattenburg träumerisch herabblickt, im Süden die III, die im unwiderstehlichen Ansturm die Felsen durchbrochen und so den Adetzenberg und dessen östlichen Nachbar von den südlichen Bergen losgerissen hat, und über die III hinaus immer höher und höher ansteigende Gebirgsmassen, die nordwestlichen Vorposten des Rhätikons. Zwischen den Bergen und Klammen ruht gleichsam die noch manches mittelalterliche Gepräge aufweisende Stadt, umgeben von grünen, bewaldeten Angern. Feldkirch wurde als Besitz der Grafen von Montfort mit dem Marktrecht von Lindau im Jahre 1229 von König Heinrich, dem Sohne Kaiser Friedrichs IL bewidmet und gelangte 1376 durch Kauf des halben Vorarlberger Landes und des Gebietes von Montfort-Feldkirch an die österreichische Monarchie. Feldkirch galt wegen seiner Lage für einen Schlüssel von Tirol. Im Jahre 1405 beteiligten sich die Feldkircher am Appenzeller Bündnis und bekämpften heftig den mächtigsten Adelsherrn, den Grafen Wilhelm von Montfort-Bregenz. Im Jahre 1408 löste sich dieser Bund der Städte „Ob dem See" auf. Bei Feldkirch schlugen am 22. und 23. März 1799 die Österreicher unter dem Kommando des Generals Jellachich mit Hilfe des Landsturms die Franzosen unter Massena und am 15. November 1805 kapitulierte hier der österreichische General Wolfskehl mit (5000 Mann. Das Wahrzeichen Feldkirchs ist die Schattenburg, die auf mäßiger Anhöhe zu Füßen des Steinwaldes thront. Sie wurde als Residenz von Hugo I. Grafen von Montfort im Jahre 1200 erbaut, erhielt jedoch unter Kaiser Maximilian ihre heutige Gestalt. Im Appenzeller Kriege 1405 konnte sie erst nach achtzehnwöchentlicher Belagerung zur Übergabe gezwungen werden. Gegenwärtig dient die Schattenburg als Armenhaus. Von den übrigen Befestigungswerken der Stadt ist noch der sogenannte dicke Turm am Hirschengraben, ein massiver Rundturm, der in der Zeit von 1491 bis 1506 errichtet und ursprünglich Katzenturm genannt wurde, sowie das Churertor, das Stadttor, hinter welchem die Straße gegen Chur beginnt, erhalten. An einzelnen Stellen der Stadt fallen noch alte winkelige, verwitterte Häuser auf, die an längst vergangene Zeiten erinnern. Der hervorragendste gotische Bau der Stadt ist die St. Nikolaus-Pfarrkirche aus dem Jahre 1478, mit hübschen Altargemälden angeblich von Holbein. Das Rathaus wurde in seiner jetzigen Gestalt nach einem Brande im Jahre 1697 neu erbaut. Der Sitzungsraum und das Arbeitszimmer des Bürgermeisters enthalten eine kunstvolle Holztäfelung. Interessante Partien findet man in der sogenannten Vorstadt. Es fällt ein malerischer Häuserwinkel auf, die wälsche Kolonie, in der Arbeiter aus Südtirol wohnen. Den vornehmsten Stadtteil passiert man vom Bahnhof die schöne Allee entlang zur Stadt. Auf beiden Seiten der Straße breiten sich vornehme Villen aus, umgeben von mit exotischen Pflanzen, Blumen und Bäumen geschmückten Gärten. Einen prächtigen Ausblick über das ganze Stadtbild und in den obersten Teil des österreichischen Rheintalesvom Falknis bis zum Bodensee, sowie über die Iiischlucht genießt man von dem in einen herrlichen Park umgewandelten Margare-tenkapf (557 m) am linken Ufer der III, wo inmitten der Anlagen die Villa der Familie von Tschavoll sich erhebt. Ganz nahe bei Feldkirch, im Süden, liegt die Grenze des kleinen Fürstentums Liechtenstein. Neustadt. FELDKIRCH. Margaretenkapf bei Feldkirch. RANKWEIL-GAUERTAL. N DER ÜBERAUS FRUCHTBAREN WEITEN EBENE am Ausgange des bergigen Laternser Tales liegt im innersten Teil der oberen Rheintalausbuchtung die wohlhabende, gewerbefleißige Ortschaft Rankweil. In der Mitte des lieblichen Marktes, der reich ist an freundlichen Obstbaumgärten, sowie an stattlichen Neubauten, erhebt sich der ,.Liebfrauenberg", ein isoliert aufsteigender hoher Felskegel, auf dem die malerische Wallfahrtskirche zu unserer Lieben Frau thront. Diese weithin sichtbare Gnadenstätte mit ihren Kapellen, Grotten, Wohnungen der Geistlichen und Resten der alten Veste, ist in die einstige Burg Rankweil verbaut, welche die Grafen von Montfort-Feldkirch seit dem XIII. Jahrhundert der Obhut der Ritter von Rankweil übergeben hatten. Heute noch dient der kreisförmige Berchfried als Treppenhaus der alten Wallfahrtskirche. Rings an der Außenseite der Kirche führt ein gedeckter Gang, ein sogenannter „Umlauf" herum, der eine prachtvolle Aussicht auf zahlreiche Ortschaften, Weinberge und I löhengelände des Rheingaues und auf die Alpenketten Vorarlbergs und der Schweiz bietet. Die älteste Kirche in Vorarlberg ist aber die Peterskirche auf dem „Berge", in deren Turm noch gegenwärtig ein Teil des alten romanischen Chors erhalten ist, während der das spätere Langhaus abschließende Bogen bereits den Übergang zur Gotik zeigt. Schon im Jahre 950 erscheint der deutsche Name des romanisch-alemannischen Doppeldorfes Ranguila, Rancvilla in verschiedenen Urkunden als der Sitz eines Landsgerichtes, welches bis zum Beginn der bayrischen Okkupation im Jahre 1806 auch daselbst verblieben ist und dann an Feldkirch kam. Interessant ist die Historie des uralten Ortes Rankweil. Wir lesen, daß die Kirche, der Hof, die zu diesen beiden gehörigen Leute samt der Malstatt schon vor der Karolinger-Zeit Vinomna hießen. Graf über Churrhätien war nach der damaligen Einteilung unter König Pipin Humfried, der Sohn des Markgrafen von Istrien, der bei Karl dem Großen in hohen Ehren stand. Wie eine vorhandene Urkunde nachweist, hielt der vorgenannte Gaugraf 807 an offener Malstatt auf den Feldern (ad campos) bei Vinomna Landgericht, bei dem 6 Schöffen, 15 Zeugen, viele freie und edle Männer zugegen waren. Die Namen derselben, die aufgeschrieben erscheinen, sind rhäto-romanisch, nur der des Klägers ist alemannisch und deutet daher auf eine alemannische Ansiedelung hin. In diesem Gerichtsakt findet man die erste urkundliche Erwähnung des Landsgerichtes bei Rankweil. „Villa" bedeutete die Vereinigung mehrerer Höfe zu einem Flecken, und Villa-Vinomna gehörte zum Besitze des Grafen Humfried, der hier seinen Sitz aufgeschlagen hatte. Später war es den deutschen Stämmen gelungen, selbständiger aufzutreten; die Träger der Territorialgewalten der Stammgebiete nahmen den alten Namen der Herzoge wieder auf, und so erlangte zum Beispiel 917 der alemannische Markgraf Burghard IL, der zu Vinomna an offener Malstatt zu Gericht saß, die Herzogswürde in Schwaben und Rhätien. Bei diesen Gerichten waren 43 romanische Richter und nur 17 alemannische, doch alle sprachen nach römischem Recht ihr Urteil. Der romanische Name verschwand jedoch im Laufe der Zeiten immer mehr, und am Anfange des XIII. Jahrhunderts erscheint er zum letzten Male. Sehr schein ist die Umgebung von Rankweil. Zahlreiche Spaziergänge ziehen sich von dort in die dichten nahegelegenen Waldungen. Sehr hübsch ist der Weg in das einsame romantische Valdunatal, in welchem sich die neue Landes-Irrenanstalt befindet. Südlich von Tufers gegen Gübs liegen auf der sogenannten „Heidenburg" die Fundamente des karolingischen Männer- und Frauenklosters Tuberis und Pfizis. Eine köstliche Wanderung führt zum Schwarzen See und in die Satteinser-Klause. Ein beliebter Luftkurort ist das hochgelegene Dorf Übersaxen, das eine prachtvolle Aussicht bietet und ganz besonders effektvoll von dem höchstgelegenen Punkte der Almende eine Reihe der herrlichsten Bergspitzen und Höhen zeigt. Ein Ausflug ins Laternser Tal, das seiner ganzen Länge nach tief unten vom schäumenden wilden Frutzbach durchbraust wird, bietet viele Naturschönheiten. Der Haupfort des an der Nordseite vielfach zerrissenen Tales ist das Kirchdorf Lateins hoch über der Schlucht des Frutzbaches gelegen. Am oberen Talende erreicht man das Bad lnnerlaterns oder Hinterbad, Aus dem unteren Teile des Laternser Tales führt ein ziemlich mühsamer Weg auf den Hohen 1'teschen (2006 m), der infolge seiner vorgeschobenen Lage eine sehr schöne Aussicht gewährt. Die großartige Rundsicht umfaßt die Allgäuer, Lechtaler und Paznauner Gebirge, Silvretta, Rhälikon, Glarner und Appenzeller Alpen, den Bregenzer Wald und Bodensee. Hohcnenis. RANKWEIL. Gaueilal. D 0 R N B I R N. [jßjWJO M FUSSE DES HOCHÄLPELE, der Morjalspitze und der Staufenspitze dehnt sich in einer malerischen Ebene, entlang der Dornbirner Acne die weitläufige Stadt Dornbirn aus. Sie gewährt mit ihren vielen, zwischen Obstbäumen versteckten, von {/Olk Gärten umgebenen Villen und Häusern ein reizendes Bild und nimmt eine Länge von mehr als fünf Kilometern ein. Dornbirn bildet die größte Ortschaft des Landes und genießt als der Hauptsitz der hochentwickelten Vorarlberger Baumwollindustrie, die von hier aus ihren Anfang genommen hat und die jetzt im Rhein- und Illtal bis Bludenz in allen größeren Ortschaften und zahlreichen einzelnen Fabriken betrieben wird, hervorragende Bedeutung. Weithin sieht man rauchende, hohe Fabriksschlote und umfangreiche Häuserkomplexe, in denen auf maschinellem Wege die Baumwollindustrie betrieben wird. Diese Fabnksctablissements bestehen aus Spinnereien, Webereien, Bleichereien, Färbereien und Appreturen. Außerdem ist Dornbirn auch die Zentrale der Vorarlberger Stickereiindustrie, einer Art Hausindustrie, die aus der Schweiz nach Vorarlberg eingeführt wurde. Sie bildet einen alten Erwerbszweig der Landesbevölkerung und ihre Anfänge reichen weit bis in das achtzehnte Jahrhundert zurück. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts brachte die Einführung der Stickmaschine eine gewaltige Umwälzung auf diesem Gebiete gewerblicher Tätigkeit hervor. Sie verdrängte die Handstickerei, die bis dahin tausende Frauen ernährt hatte und brachte große Zuzüge männlicher Arbeitskräfte. Die Maschine beherrschte bald die Stickereiindustrie und führte zur Gründung einer Stickerei-Genossenschaft. In Dornbirn befindet sich auch eine staatliche Fachschule für Maschinenstickerei, die jeder Fremde, der nach Dornbirn kommt, in Augenschein nehmen soll, um sich von den hübschen Erfolgen dieser segenbringenden Lehranstalt zu überzeugen. Dornbirn hat vier große Kirchen, von welchen die Pfarrkirche zu St. Martin sehenswerte Fresken enthält. Auf dem ausgedehnten Friedhof befinden sich beachtenswerte Monumente aus alter Zeit. Einen Besuch verdienen auch die großartig angelegten Schutzbauten gegen das Wildwasser, ferner die Brücke über die Acne, von der man einen entzückenden Einblick in das romantische Waldtal genießt, aus dem die Dornbirner Acne zwischen dem hohen Preschen, Hochälpele und Staufenberg hervorströmt. Die Umgebung von Dornbirn ist reich an herrlichen Landschafis- und Aussichtspunkten. Zu diesen gehören insbesondere Gütle und die Rappenlochschlucht, südöstlich von Dornbirn im Tal der Dornbirner Acne in reizender Lage von waldigen Anhöhen umgeben. In Gütle fallen große Fabrikskomplexe, Wasserleitungen und ein sehr sehenswerter 57 m hoher Springbrunnen auf. Hinter Gütle, ungefähr eine Viertelstunde entfernt, liegt die wilde, von gigantischen Felsen eingeengte Rappenlochschlucht, welche oben in schwindelnder Höhe überbrückt ist. Beliebte Ausflugsziele sind ferner der Wasserfall des Fallbaches, das Hochälpele und der Bregenzer Wald. Auf das Hochälpele, das eine herrliche Aussicht bietet, führt eine mehrstündige Partie über Bad Kehlegg und über die Alpe Gschwend. Partie an der Arch. Schillerstrat.le. DER BREGENZERWALD. INE REIHE VON HERRLICHEN LANDSCHAFTSBILDERN, die nicht selten die überraschendsten Gegensätze aufweisen, finden wir im Bregenzerwald, im Gebiete der Bregenzerachc, im Norden Vorarlbergs. Frischgrüne Wiesen und Matten, prächtige Wälder, malerische Täler und Hochplateaux, romantische Schluchten und Felsszenerien, imposante Berge und Flußtobel wechseln unausgesetzt. Der „Wald", so heißt dieser Teil des Landes im Volksmunde, war in den Zeiten der Grafen von Montfort tatsächlich ein einziger großer Waldjagdbezirk. Die uralte Einteilung des Gebietes in einen Äußeren und Inneren „Wald" entspricht dem verschiedenen Charakter der Landschaft. Der erstere gehörte zur Grafschaft Bregenz, der letztere zur Grafschaft Feldkirch. Der äußere Bregenzerwald zeichnet sich durch keine besonderen markanten Bergformen aus; er trägt mehr den Charakter des Mittelgebirges zur Schau. Breite Massen mit Hochebenen finden sich im Norden, über denen die Bewohner in Einzelhöfen zerstreut sind; die Höhen zeigen zum größten Teile schöne gerundete Formen und langgezogene grüne Rücken, die au der Nordseite oft steil und felsenreich gegen die Flußtobel abstürzen. Im Inneren Bregenzerwald, dem eigentlichen Gebiet der Bregenzer Ache, vom Ursprung am Schröcken im Südosten bis in den Nordwesten, fällt die große Zahl der malerischen und imposanten Bergformen auf, die durch ihre originelle, oft frappierende Gestalt der Landschaft ein eigenartiges Relief verleihen. Zinnengekrönte Fclsterrassen bauen sich in die Lüfte, und Mulden mit lieblichen Dörfern, die sich bis in die bedeutendste Höhe hinanziehen, fesseln das Auge. Das Land des Bregenzerwaldes ist ein wunderbares Stück Erde, das mit seiner alemannischen Bevölkerung, mit den alten Volkstrachten der Wäldlerinnen, mit seinen ursprünglichen Sitten und Bräuchen und historischen Erinnerungen seines Gleichen kaum finden wird. Die Wohnungen der „Wälder", die Gasthäuser, zeichnen sich alle durch eine fast peinliche Reinheit aus. Überall finden wir jenes Behäbige, jenen Wohlstand, jene Genügsamkeit und jenen Fleiß, die stets den Fremden zu gewinnen verstehen. Die stattlichen Häuser des „Waldes" im alten Stil tragen auf gemauerter Unterlage einen einstöckigen Blockbau, sind mitunter mit schuppenartigen Schindeln bekleidet und mit weit ausladenden sanft aufsteigenden Schindeldächern gedeckt. In der Vorhalle, dem sogenannten ..Schopf", der an der Rückseite des Hauses oder an einer Langseite angebracht ist, arbeiten die weiblichen Insassen an Feinstickerei, wenngleich die aus alten Tagen herstammende Hausarbeit durch Einführung der Stickmaschinen immerhin gelitten hat. Der Wohlstand der „Wälder" gründet sich auf die Viehzucht und Alpenwirtschaft, die im Lande und speziell im Bregenzerwald auf hoher Stufe steht. Im Inneren „Wald" ist Bezau der Hauptort, ein großes langgestrecktes Dorf am Nordrande einer heiteren, grünen Talweitung, das viel und gern von Sommerfrischlern besucht wird. Unweit von Bezau liegt die Höhe von Bezegg, eine Fahrstraße über einen bewaldeten Bergriegel, auf dessen Höhe sich eine freie Wiesenfläche befindet. An der Stelle, wo einst das hölzerne Rathaus vom Inner-Bregenzerwald die bäuerlichen Vertreter zur Rathausversammlung aufnahm, erhebt sich eine Gedenksäule. Diese Versammlungen wurden auf Befehl der bayerischen Regierung, welche die Verfassung des „Waldes" 1807 aufhob, eingestellt, und das Rathaus auf der Waldhöhc abgebrochen. Originell war in diesem Bau, daß keine Stiege in das Stockwerk emporführte, sondern in dieses kam mau nur mittels einer Leiter. Der Landammann und die Geschworenen, welche die ganze Zivil- und Kriminaljustiz und die Polizei ausübten, gelangten auf dieser Leiter durch eine Falltüre in den Ratsaal. War die Versammlung vollzählig, so wurde die Falltüre geschlossen und die Leiter weggenommen, um nicht eher wieder angelegt zu werden, bis die Beratung zu Ende war. Über Mellau, eine beliebte Sommerfrische und Stahlbad und über das saubere Dörfchen Schepfau gelangt man nach Au, das überaus malerisch im weiten, von der Bregenzer Ache durchflossencn Talkessel gelegen ist. Hohe alpenreiche Berge geben ein echtes Hochgebirgsbild. Ein weltabgeschiedenes Örtchen hoch oben auf einem Wiesengrunde, der von brausenden Wässern in liefen Tobein umgeben, ist Schröcken. Ahorne, Tannen, Fichten und Erlen säumen das samtgriine Bergplateau ein. Von da geht es empor über Almwiesen nach Hochkrumbach und entweder durchs Lechtal hinab oder über den Gentschelpaß ins Kleine Walsertal. Das Dörfchen Schröcken (1260 m), mit dem schmucken Kirchlein und den seit dem Brande von 1863 neuerstandenen Häusern bildet inmitten der majestätischernsten, großartigen Umgebung hoher Bergwände und Felspyramiden ein so entzückendes Idyll, wie man es in dieser Hochgebirgs-welt nicht mehr findet. I Au. BREGENZER WALD. Bezau Schröcken. T R I E S T I. Ricliardstor. S GIBT NUR WENIG STÄDTE, die in Bezug auf die Schönheit des Anblickes einen Vergleich mit Triest standhalten. Der Haupthafen an der Adria und die erste, bedeutendste und wichtigste Handelsseestadt Österreichs, Triest, liegt überraschend schön in der gleichnamigen Bucht der Adria und am Abhänge des Karstes, der hier seinen unwirtlichen Charakter abgestreift und unser Auge durch die Pracht hochgelegener Partien erfreut. Besonders anziehend ist der Blick vom Meere aus auf den von Schiffen aller Nationen belebten Hafen, auf die schöne Neustadt mit ihren hervorragenden Prachtbauten und auf die terrassenförmig an den Hängen des Karstes sich hinziehenden Stadtteile, welche schmucke Villen und duftende Gärten umgeben. Triest entstand als römische Kolonie etwa im II. Jahrhundert vor Christi, wurde jedoch im I. Jahrhundert vor Chr. von Japyden zerstört und hierauf von Octavian Augustus neu befestigt, aber im Jahre 373 von Markomannen und Quaden verwüstet und nach der Zerstörung Aquilejas durch die Hunnen von diesen besetzt. Frühzeitig siedelten sich hier die Christen an und mit Frugifer nimmt im VI. Jahrhundert die Reihe der sicher überlieferten Bischöfe ihren Anfang. Im X. Jahrhundert wurden die Bischöfe die Herren von Triest und Gebiet und führten den Titel Grafen von Triest. Sie gerieten mit Aquileja und Grado in Streitigkeiten und im Jahre 1202 wurde der Doge Enrico Dandolo von Venedig Herr von Triest. Die venezianische Herrschaft war für die Triester sehr drückend und diese benützten den großen venezianischen Krieg von 1379—81, um sich im Jahre 1382 dem Herzog Leopold III-von Österreich freiwillig zu unterwerfen. Seither stand Triest unter der Herrschaft der Habsburger mit Ausnahme der Zeit von 1797 bis 1805, in der es von den Franzosen besetzt war, und von 1809-13, in der es einen Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs bildete. Die Stadt ward nun bald die glückliche Rivalin Venedigs und wurde, besonders seitdem Kaiser Karl VI. sie im Jahre 1719 zum Freihafen erklärt hatte, die Beherrscherin des Adriatischen Meeres. 1849 wurde Triest nebst Gebiet zur reichsunmittelbaren Stadt erhoben und erhielt die noch heute bestehende Autonomie. Für den raschen Aufschwung der Stadt war die Gründung der Dampfschiffahrts-Gesellschaft des Österreichischen Lloyd 1833 und der Ausbau der Südbahn, durch den Triest mit dem Inlande verbunden wurde, von großer Bedeutung. Auch die Eröffnung des Suezkanales 1870 und der Bau der neuen Tauerbahn trugen sehr zur Hebung der Stadt bei. Rathaus. TRIEST. TRIEST II. ROSS IST DIE ANZAHL der bedeutenden Baudenkmäler Triests und eine würdige Beschreibung derselben würde einen stattlichen Band füllen. Wir beschränken uns deshalb entsprechend den Raumverhältnissen auf die Beschreibung der hervorragendsten Bauten. Noch aus der Römerzeit stammt des Richardstor, ein kleiner Triumphbogen auf der Piazetta di Riccardo, wohl das älteste Baudenkmal Triests. Das ehrwirdigste Bauwerk ist der Dom von Giusto, dessen Gründung im IV. Jahrhundert erfolgte. Vollendet wurde er erst im XIV. Jahrhundert. Die fünfschiffige byzantinisch gehaltene Kathedrale enthält interessante Altertümer, goldflimmernde Mosaiken und heilige Reliquien. Besonders auffallend ist der merkwürdig geformte, auf den Fundamenten eines Heidentempels aufragende Glockenturm, mit den drei großen Glocken, deren größte circa 500 kg wiegt. Auf dem die Stadt und das Meer beherrschenden Bergplateau erhebt sich im Angesichte der Kirche die zu Ehren des Kaisers Ferdinand I. errichtete Adlersäule. Dem Südbahnhofe gegenüber steht das imposante Austria-Deikmal, das zur Erinnerung der 500-jährigen Zusammengehörigkeit Triests mit Österreich am 25. März 1889 enthüllt wurde. Über den vom Hafen mitten in die Stadt erstreckenden 333 m laugen großen Kanal (Canale grande), der stets von Handelsschiffen belebt ist, führen zwei eiserne Brücken, eine in der Mitle (Ponte rosso), die andere am Kai (Ponte verde). Am Ostende des Canale grande erhebt sich die 1830 von Nobile im griechischen Stile erbaute Kirche St. Antonio nuovo, mit schönem Kreuzgang. Gegenüber rechts stelt das neue Gebäude der Polizei-Direktion. An die Reede schließt sich die schöne Neustadt (Citta nuova) an, mit breiten wohlgeplegten Straßen, während der zweite Hauptteil Triests, die Altstadt (Citta vecchia) terrassenförmig am Berge gelagert ist und meistens engwinkelige, oft steil ansteigende Straßen hat, die manchmal labyrinthartig aussehen. Auf dem Börsenplatz erhebt sich das 1660 errichtete Standbild Kaiser Leopolds I. sowie der Neptun-Brunnen. Auf demselben Platze steht das Teatro comunale Verdi, diesem gegenüber das 1840 vollendete Tergesteum, eines der größten Gebäude der Stadt. In demselben befindet sich die Börse. Auf der Piazza grarde gibt es eine große Anzahl hervorragender Monumentalbauten: so der im Renaissancestil 1883 nach den Plänen des Freiherrn von Ferstel erbaute Lloyd-Palast, diesem gegenüber der neue Monumentalbau der Statthaltern, entschieden der schönste in der ganzen Sadt, mit einer großen Loggia, dann das neue Rathaus (Munizipio), ein ganz eigenartiger Bau, der wegen seiner großen Vorderfront und kleinen Seitenfront im Volksmunde Palazza sipario (Vorhang) heißt, da er gleichsam die Altstadt verhängt. Unter den Steindänmen ist der Molo San Carlo, der 1737 auf dem Wrack eines gestrandeten Kriegsschiffes erbaut wurde, der hervorragendste. Er bilest zugleich die beliebteste Promenade. Das rege Leben, das sich bei Tag und Nacht hier abspielt, ist höchst interessant und es gibt zugleich auch das beste Zeugnis der Bedeutung Triests als Handelsstadt. Den Kernpunkt der ganzen Bewegung bildet hauptsächlich de Ladung und Löschung der Waren auf den prächtigen Schiffen des Österreichischen Lloyd, der die größte Handelsflotte unserer Morarchie besitzt. Justizpalais. Börse mit Börseplatz. Ponte rosso. Postgebäude, TRIEST. Adlersäule. Molo San Carlo. Dom San Giusto. M I R A M A R. Kj5tfSS|CHT KILOMETER NORDWESTLICH VON TRIEST, P/A\v 1 bei Grignano, erstreckt sich eine kleine Landzunge Lf£B\J in das Meer. Diesen schönen Punkt, der einen bezaubernden Ausblick auf das Meer, Triest, das jenseits des Golfes von Triest lagernde Festland und auf das rückwärts im Osten ziemlich steil zum Karstplateau aufsteigende Küstengehänge bildet, wählte der verstorbene Erzherzog Maximilian, um sich ein Schloß zu bauen, das er von dem Ausrufe „Si mira il mare" (Man sieht das Meer!) „Miramar" nannte. Erzherzog Maximilian lernte diesen schönen Ort kennen, als er — damals Oberkommandant der Marine — auf einer Fahrt nach dem Schlosse Duino durch einen starken Borawind gezwungen wurde, bei der Punta di Grignano vor Anker zu gehen. Der Bau des Märchenschlosses wurde in ganz kurzer Zeit bewältigt. Am 6. November 1856 wurde in Anwesenheit des Kaisers Franz Josef I. der Grundstein gelegt und schon am heiligen Abend des Jahres 1860 konnte der Erzherzog den neuen Fürstensitz beziehen. Den Plan zum Hauptgebäude in normannischem Stil entwarf der Architekt Karl Junker. Er leitete auch zuerst die Ausführung desselben, später übernahm sie der Architekt Haufer. Aber auch der kaiserliche Prinz, dem seine neue Schöpfung sehr am Herzen lag, übte Einfluß auf die Pläne des Gebäudes, hauptsächlich aber ordnete er persönlich die innere Ausschmückung an. Wehmütige Gefühle beschlei-chen den Besucher, wenn er die ehemaligen Wohn-und Arbeitsräume des auf so furchtbar tragische Art aus dem Leben geschiedenen hochbegabten, ritterlichen, liebenswürdigen und höchst populären Erzherzogs betritt. Diese Räume hat der kaiserliche Prinz in dankbarer Erinnerung an das ihn hocherfreuende Seeleben im Kajütenstil ausstatten lassen. Aber auch die übrigen Räume im Erdgeschoß erinnern auf Schritt und Tritt, daß hier Erzherzog Maximilian schöne Jahre verlebt hat. Die eigentlichen Prunkgemächer liegen im ersten Stockwerk, welches man durch das mit leuchtertragenden Herolden, Jagdtrophäen und Waffenstücken geschmückte Stiegenhaus erreicht. Die Prunkräume wurden erst zur Kaiserzeit Maximilians hergerichtet. Wir finden in einem derselben noch das letzte Porträt des Kaisers, das ein französischer Maler in Mexiko schuf, und nicht unpassend sind in diesem Gemache die baulichen Schöpfungen des Erzherzogs abgebildet, Maxing bei Hietzing, Miramar und Pola, dessen eifriger Förderer er als Marine-Oberkommandant gewesen war. Das Familien-Speisezimmer, ein prächtiger Raum, enthält sechs Wandbilder mit Szenen aus der Geschichte der Gegend und ein allegorisches Deckengemälde — die Gründung Miramars darstellend — vom Triester Meister Cesare dell Acqua. Ein anderes Zimmer, das hinter dem Thron- oder Festsaal gelegene Cerclezimmer, ist mit Gemälden älterer berühmter Meister geschmückt. Schon die einzelnen Wohnzimmer sowie die Terrasse des Schlosses bieten schöne Ausblicke nach allen Seiten, aber das ganze kleine Paradies überblickt man erst, sobald man den Turm besteigt. Der herrliche Park, die Terrassen mit ihren exotischen Pflanzen und ihren Statuen, die Rosenlauben, Kamelicnhccken, Eichen-und Fichtenwäldchen, sowie die reizend zerstreuten Häuschen mit ihren zierlichen Anlagen vereinigen sich zu einem unvergeßlichen, unsagbar schönen Bild. Das Schloß, in welchem Erzherzog Maximilian am 10. April 1863 die Würde eines Kaisers von Mexiko angenommen hatte, ist gegenwärtig Eigentum Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. Parkpartie in Miramar. MIRAMAR. Schloß und Park. G Ö R Z. Wg^Q IE HAUPTSTADT DES KRONLANDES GÖRZ und l/?lkyl Gradisca, von freundlichen Gärten und Villen bekränzt, \V^ß/[ und im Norden vom hohen Wall des Ternovanergebirges ~ geschützt, liegt inmitten lachender Gefilde als Juwel der ganzen vegetationsreichen Tieflandsebene des Isonzo. Auf einer Höhe nordöstlich der Stadt erhebt sich das Franziskanerkloster Castagnavizza mit den Gräbern der im Exil verstorbenen Bourbonen; von hier aus übersieht man am besten die Stadt Görz mit ihrem aus alten Befestigungswerken trotzig emporragenden Schloß (156 m), das der Sitz der Grafen von Görz gewesen und jetzt teilweise als Kaserne benützt wird. Die Grafschaft fiel nach dem Tode des letzten Görzer Grafen, Leonhard, durch Erbrechte der weiblichen Linie im Jahre 1500 an Österreich und unter dessen Szepter hat sich Stadt und Land hervorragend entwickelt. Görz speziell wurde aus einem stillen Landstädtchen eine ansehnliche Provinzhauptstadt, deren Einwohnerzahl sich in ganz kurzer Zeit von 10,000 auf mehr als 28,000 Seelen erhöht hat. Neue Stadtteile sind entstanden, großstädtische Kaufläden mit verlockenden Auslagen befriedigen mit ihrem reichhaltigen Warenlager alle Lebensbedürfnisse und elegante Bäder erhöhen den Komfort. Dieser große Aufschwung der Stadt ist auf drei Umstände zurückzuführen. Nach der Abtretung des lombardischen Königreiches wurde die nunmehrige Grenzstadt Görz ein Stapelplatz für den internationalen Verkehr, wodurch der Speditionshandel bedeutend gehoben wurde. Durch den Ausbau der Eisenbahnlinie wurde Görz in die Lage versetzt, die Erzeugnisse seiner Landwirtschaft, wie Obst, Gemüse, Kartoffeln und namentlich Winterrüben, welche hier infolge des milden Klimas um ei- Giardino pubblico (Volksgarten) nige Wochen früher reif werden, als in den nördlichen Ländern, nach Wien und anderen Orten zu guten Preisen zu verkaufen Der Hauptfaktor ist jedoch der vor ungefähr mehr als zwei Jahrzehnten erfolgte Eintritt von Görz in die Reihe der klimatischen Winter-Kurorte, unter welchen die Stadt heute durch das treffliche Klima, den gänzlichen Mangel an Winden, die milde Luft und die Annehmlichkeiten eines städtischen Lebens den ersten Rang einnimmt. — In der Mitte der Stadt breitet sich ein großer öffentlicher Garten aus mit fast durchwegs südeuropäischem Charakter. Allenthalben erfreuen Lorbeer und Palmengruppen das Auge, besonders im Volksgarten und Grafenberg, wo Karl X. von Frankreich, der flotte Kavalier des Hofes Maria Antoinettens als 80jähriger Greis starb. Auch andere Bourbonen bewohnten die Paläste der Grafen Strassoldo und Lan-thieri. In dem letzteren übernachtete auch Papst Pius VI. auf der Durchreise nach Wien. Auch der verstorbene hochsinnige Erzherzog Karl Ludwig verlebte des milden Klimas wegen einige Jahre in Görz, dessen Zukunft trotz der hochentwickelten verschiedenen Industriezweige (Baumwoll- und Seidenspinnerei) in seinem südlichen Breitegrad gipfelt. Ein besonderer Vorzug von Görz ist es, daß infolge der glücklichen, gegen Süden geöffneten Lage nicht nur die Gewächse der südeuropäischen Zone, sondern auch alle Pflanzen der japanischen Flora im Freien gedeihen. Einen besonderen Reichtum hat Görz an Cypressen ; im alten Friedhof stehen allein 450. Nicht weit von Görz erhebt sich der Monte Santo (687 m) mit vielbesuchter Wallfahrtskirche, von welcher aus sich ein prachtvoller Rundblick vom Triglav bis zum Meere erschließt. GÖRZ, Castagnavizza. SCHLOSS DUINO. U DEN SCHÖNSTEN FEUDALSCHLÖSSERN des Küstenlandes zählt das, auf steilem Felsgrat schwindelnd hoch die See beherrschende, wundersame Schloß Duino, einst der Stammsitz der Grafen Deila Torre. Die Gründung Duinos mitsamt der mächtigen, altersgrauen verwitterten Ruine verliert sich im Meere der Jahrhunderte, ja wird vielfach in den Kreis griechischer Mythe verlegt, wozu der von alten Historikern gebrauchte Name Dojinos mehrfach Anlaß gegeben. Gewiß ist nur, daß die ganze Gegend eine klassische zu nennen ist. Die Besitzer dieser Perle des Küstenlandes, die Torriani, auch Herren von Tybein genannt, stammten aus Mailand. Ihr Name wird im XIII. Jahrhundert zuerst genannt und fällt mit der Blüte der Aquilejenser Patriarchenära zusammen. In dem an historischen Erinnerungen reichen Schloß nahmen die Hohenstaufen Aufenthalt und auch der Dichterkönig Dante Alighieri hat als Flüchtling die Gastfreundschaft des Patriarchen Deila Torre, wie geschichtlich nachweisbar, in Anspruch genommen. Weiland Fürstin Teresa von Hohenlohe, die Letzte der Torriani, die Malerin und Dichterin war, hat die altersgraue Veste mit seltenem Kunstsinn durch Vereinigung antiker und moderner Effekte in ein Märchenschloß verwandelt, als dessen Magnet der herrliche Muschelsaal prangt. Duino, in entzückender Lage am Meere, bestellt aus der Ruine des älteren und dem wohlerhaltenen jüngeren Schloß. Das alte Schloß erreicht man auf einem schmalen Felsgrat. Ein Turmrest und einiges Mauerwerk erzählen da von dem vergangenen Glanz. Der vorletzte Bewohner des alten Schlosses war der Stadthauptmann von Triest, Graf Hugo, unter dem sich die Stadt im Jahre 1382 freiwillig dem Hause Habsburg unterwarf. Bald nach ihm wurde die alte Warte verlassen und auf der Stätte des römischen Turmes das neue Schloß im XIV. Jahrhundert erbaut. Im XVI. und XVII. Jahrhundert gelangte es anfangs als Lehen, später durch Kauf in die Hände des Grafen Thum Valsassina. Jetzt ist es fürstlich Ilohenlohe'scher Besitz. Das Innere zeigt durchwegs palastartige Einrichtung; einzelne Räume enthalten sehenswerte Gemälde von Giambellino, Maratta, Pollidoro, Caravaggio, den beiden Palma und Tintoretto. Von Duino ist eine halbe Stunde zum Timavus, dem sagenreichsten Strome Europas. Er entquillt direkt der Küste und erreicht nach einem Laufe von drei Kilometer Länge das Meer. Barken und kleine Schiffe befahren das Gewässer bis zum Ursprung herauf, der submarin ist und sich durch Aufquellen des Meeres zu erkennen gibt. Das Kirchlein S. Giovanni, eine Mühle und einige Häuschen zieren seine Ufer, die auch einiges Baumgrün aufweisen; sonst ist ringsum brauner Sumpfboden bis nach Monfalcone hinüber. Der schon im Altertum beschriebene und besungene Timavus, der kürzeste Fluß Europas, der aus rätselhafter Felsquelle entspringt und sofort ein ansehnlicher Fluß ist, wird mit der Argonautensage in Verbindung gebracht. Der Wildpark der alten Veste wird aber sogar als der heilige Hain des trojanischen Helden Diomedes bezeichnet, in welchem die den Göttern geweihten Hirsche der Artemis, von denen Strabo zu erzählen weiß, einst geh'aust. In einem heiligen Eichenhaine an dem Ufer des Timavus lag das Heiligtum des thrakischen Diomedes. Seine Erbauer waren die Veneter. Als Jason auf seiner Fahrt den Ister und die Save herauf, beim Ursprung des Laibach-Flusses angelangt, der Meinung war, die „Quelle des Ister" erreicht zu haben, setzte er seine Reise zu den Gestaden der Adria über Land fort. Zwölf Tage über des Landes wüsten Rücken Aus dem Okeanos hatten das Schiff wir getragen, Der Flut enthoben auf nieinen Ratschlag. Interessant ist die Beschreibung von der Größe und dem Aussehen des Stromes, wie man sie bei den antiken Autoren Vergil, Strabo, Plinius, Livius, Cornelius Nepos etc. findet. Mit sieben (oder mehr) starken Quellen trat das Wasser zu Tage, und zwar mit einer Vehemenz, die dem Strome etwas schauerlich Großartiges verlieh. Diese Quellen sind versiegt und der heutige Timavo ist ein träger Bach; er gilt als die zu Tage tretende Mündung des zirka 33 Kilometer unterirdisch zum Meere sich durchwindenden Flüßchens Reka. Man vernimmt das Rauschen der unterirdisch fließenden Reka an mehreren Punkten bei Trebitsch, zwei Gehstunden nordöstlich von Triest und der Ceroule, eine Stunde nordöstlich von Duino. DUINO. Schloß und Ruine, DIE GROTTEN VON ST. C AN ZI AN. IE MIT DEM GESAMTNAMEN „DIE GROTTEN VON ST. CANZIAN" bezeichneten Hohlräume, in deren Nähe der von den Grenzen Krains und des Küstenlandes kommende Fluß Reka in die Unterwelt eintritt, sind ein Schaustück ! ersten Ranges. Man kann sie ohne Übertreibung eine Weltsehenswürdigkeit nennen, denn sie übertreffen die berühmten Flußgrotten von Lyon und bei Avignon. Auch die berühmte Adelsberger Grotte besitzt in diesen Grotten eine Rivalin, J welche sie an Schönheit insoferne zu überbieten vermögen, weil die Herrlichkeiten der St. Canzian-Grotten meistens unter freiem Himmel zu schauen sind, wodurch die Nachteile, welche unterirdische Wanderungen mit sich bringen, entfallen. Die Grotten von St. Canzian sind eine Zusammenstellung von Wasser- und Stalaktitengrotten, wie sie in dieser Weise nirgends wieder vorkommen. Die Reka durchbraust in gähnender, grausiger Tiefe, teils sichtbar, teils nur dem Ohre durch ihr dröhnendes Getöse vernehmbar, eine Reihe von prächtigen Klammen und größeren Höhlen, und die Karsttrichter, die vielfach nur gleich senkrecht gebauten Zisternen einen Blick in die neidisch verschlossene Tiefe gewähren, weiten und verengen sich in den Schlünden St. Canzians zu großartigen Hohlräumen und Wölbungen aus, deren Zugang am besten durch das Riesentor erreichbar ist. Wilde Klüfte gähnen zwischen starren Felswänden und eine kümmerliche Vegetation zeigt sich dem Beschauer. Erst beim Rekafall, den die Tommasini-Brücke in schwindelnder Höhe übersetzt, zeigt sich urwäldliches Gestrüpp und aus den grauen Sleintrümmern sprießen sogar Pflanzen südlicher Breite hervor. Diese Naturgcbilde sind von Divaca zirka eine Viertelstunde entfernt und man gelangt dahin auf der nach Süden führenden Fahrstraße. Die St. Canzianer Höhleu und Wasserfälle verdanken ihren Ursprung der Reka, die auf hoher Felswand entspringend, sich in zahlreichen Krümmungen, durch Dolinen quirlend, über Felsabsätze stürzend, ihr Bett in den Kalkfels gleichsam gebohrt hat. Auf diese Weise sind durch jahrtausendlange Minier- und Bohrarbeit Klammen, Schlünde, trichterförmige Höhlungen, Wasserstürze und Wasserbecken entstanden und die wirklichen Hohlräume und stellenweise unterirdischen Wasserläufe geben ein Naturschauspiel, wie es nicht so leicht wieder zu finden ist. Von den unterirdischen Katarakten des sichtbaren Laufes der Reka seien genannt: die Mahorcic- und Marinitsch-Höhle, sowie die gleichnamige Warte, Kleine und Große Doline mit einem Wasserfall, der sich in einen kleinen See ergießt, aus welchem abfließend die Reka dann bald im Kalkterrain verschwindet und zirka dreißig Kilometer weit unterirdisch fließt, um angeblich hierauf als der vielfach besungene Timavo zwischen Monfalcone und Duino wieder zu Tage zu treten und nach einem nur drei Kilometer langen Laufe in die Adria zu fließen. Besonders pittoresk sind die Wasserstürze von der Großen und Kleinen Felswand und die vielen kleinen Wasserfälle und trichterartigen Wasserschlünde. Interessant sind noch: Lugeck, Riesentorklamm, Gutenberghalle, Schrödergang, Oblasserwarte, Nördlingerweg, Tominzgrotle, Plenkersteig, Schmidlgrotte, Rudolfsdom, Teufelsbrücke, Brunnengrotte, Svetinadom, Valvasorwand, Müllerdom, Alpenvereinsdom, Rinaldinidom und Alpcnvereinsweg. Die zuletzt zugänglich gemachte Höhle (im Sommer 1906) ist die „Lutterothgrotte", mit wunderbaren Säulen und Draperien und den besonders sehenswerten Vorhängen. Am Schlüsse dieser Grotte befindet sich das „Tiopfsteinparadies". Um die Erschließung dieser Höhlen haben sich der Deutsche und Österreichische Alpenverein sowie die Gemeinde St. Canzian sehr verdient gemacht. Eine großartige Tropfsteinhöhle, die jener in Adelsberg ähnlich ist, ist die Kronprinz Rudolf-Grotte bei Divaca, im Jahre 1885 vom Österreichischen Touristenklub und der Gemeinde erschlossen. Sie ist zwar dem Umfange nach nicht ganz so groß, dafür zeichnet sie sich aber durch die wohlerhaltene weiße Färbung des Gesteins und der Tropfsteingebilde besonders aus, die bei der entsprechenden Beleuchtung einen feenhaften Effekt hervorbringen. Besonders im „Koburgdom", der „langen Grotte" und im „Samson- finden sich die mannigfachsten Tropfsteingebilde in vielfach großartigen Formen vor. Der Besuch der über 600 m langen Grotte erfordert ungefähr zwei Stunden Zeit; will man jedoch die weitläufigen, vielfach verzweigten Räume eingehend in Augenschein nehmen, benötigt man mehr als die doppelte Zeit. Etwas weiter von St. Canzian entfernt ist die vor kurzem entdeckte Riesengrotte (Grotta dei Giganti), etwa eine Stunde nordwestlich von Opcina bei dem Dorfe Brisciki. Sie stellt den größten bisher bekannten Hohlraum des Karstes dar, dessen Höhe der des Wiener Stefansturmes gleich kommt, und ist mit prachtvollen Tropfsteinbildungen geschmückt. Im Jahre 1908 ist sie wegsam gemacht worden, aber trotzdem ist bei ihrem Besuche Vorsicht geboten. Urotten von St. Canzian. DAS ISONZOTAL. ER HAUPTFLUSS DES KÜSTENLANDES, der Isonzo, wird in einer pittoresken Dolomit-Landschaft an der Südseite der Julischen Alpen geboren. Geheimnisvoll, als wollte schon sein Ursprung auf das unterweltliche Gebiet jenes Karstes hinweisen, an dessen Vorstufen er weiter unten vorüberfließt, sammeln sich seine Quelladern vorerst in einem kleinen Becken, auf welches man hineinschaut, wenn man durch ein Felsentor blickt, das zu diesem verdunkelten Hohlräume führt. Dies ist der eine Isonzo-Quellenbach. Ein zweiter vereinigt sich mit ihm, nachdem er etwa Vhi Kilometer zurückgelegt hat. Dieser letztere kommt aus der Hinteren Trenta von den Abhängen des Veliki Jelenk und Smicheu herabgeflossen. Gehen wir auf das Aussehen des Flußtales über, so finden wir von der großartigen Umgebung des Urspungs abwärts zuerst wieder eine bedeutungsvolle und mächtige Landschaft in dem Becken von Tolmein. Die Glanzstellen desselben befinden sich nahe an seiner südlichen Umrandung bei Santa Lucia, dort, wo die Idria die auf weiten Umwegen vom Ternovaner Wald herabkommt, sich, nach Passierung von zwei Flußengen, mit den Wellen des Isonzo vermengt. Ein Wachstum von südlicher Üppigkeit überschattet die Ufer der sich einander nähernden Flüsse. Allenthalben rauscht es hier aus Felsbetten herauf. Der Isonzo stürzt über eine Kalkstufe hinab und bricht sich seinen Weg durch die entgegengestemmten Wände des Kalkes. Durch die Mauerbrüche, welche er allmählich in den einst trennenden Bergwall eingebohrt hat, kämpft sich ihm die Idria entgegen. Der Isonzo hat kein starkes Gefälle, dasselbe beträgt von Flitsch, wo er rechts die Koritnica aufnimmt, bis Görz noch nicht 400 Meter. Namentlich der untere Teil des Laufes hat nur ein geringes Gefälle gegen die Ebene und das Meer hin. Das Tal ist tief in die Julischen Alpen hinein eingeschnitten, Klima und Pflanzenwuchs des Görzer Hügellandes machen sich noch eine Strecke den Isonzo aufwärts bemerkbar. Man verspürt bereits den Einfluß des Südens in der Ausstattung der menschlichen Wohnstätten. Kühle Hallen, hohe Wohngebäude treten allmählich an die Stelle der armseligen Hütten der Bergbewohner im obersten Flußtal. Hier und da erhebt sich schon, wie als Ziergras vor italienischen Landhäusern, in der Nähe menschlicher Wohnstätten das hohe Schalmeienrohr. Bis zu den steilen Ufern des Isonzo hinab, aus dem hier und dort mächtige Riffe hervorragen, reichen Matten, vielfach von Fruchtbäumen beschattet. Um Canale herum hat der Pflanzen wuchs nahezu schon den Charakter der Hügel in der nächsten Nähe von Görz angenommen. Bei Salcano am Fuße des Monte Santo, das sich römischen Ursprungs rühmt, begrüßt den von Norden kommenden die schlanke, düstere Zypresse, welche hier in einer malerischen Gruppe auftritt. Wenn man sich Salcano nähert, wo das bis nun enge Isonzotal sich zur Küstenebene ausweitet, in einer Entfernung von etwa 5 Kilometer von Görz, nimmt man bereits die ersten Spuren von der Natur des Karstes wahr, welcher hier mit dem Monte Santo und dem Monte San Valentino gegen den Isonzo abstürzt. Aus dem Radioliten-kalkstein brechen auf beiden Seiten des Isonzo, hart an seinem Spiegel, Bäche klaren Wassers als Quellen hervor: auf dem rechten Ufer des Isonzo in schaumigem Schwall die gesammelten Niederschläge, welche die Quellklüfte des westlich vom Flusse gelegenen breiten, durchschnittlich sich bis zu 500 Meter erhebenden Höhenzuges ausfüllen, auf dem linken aber die hellen Wässer, welche in einem anderen Gebirge als dem Karste inmitten des oben gelegenen Tales Cepovan frei unter dem Himmel als Bach fließen würden, hier aber sich durch die Felsenstufen nach abwärts gesenkt haben, um an der tiefsten Stelle, dort, wo der Isonzo fließt, emporzuwallen. Sie führen den bezeichnenden Namen Merzlek, das „kalte" Wasser. Im oberen Isonzotal, östlich von Karfreit, erhebt sich die I lauptaussichtswarte jenes Gebietes, der 2246 Meter hohe Krn. Was jene Erhebung für den Blick auf das Heer von Spitzen der Julischen und Venetianer Alpen, das ist der um mehr als dreimal niedrigere Gipfel des Monte Santo (684 m), welcher gerade über den Merzlek emporragt, für die bescheidenere Umgebung der Vorlande. Es dürfte nicht leicht sein, irgendwo eine gleich unbedeutende Höhe zu finden, deren Panorama sich so lehrreich und mannigfaltig gestaltet. Man überschaut einen Teil des Ternovaner Waldes, das tiefe Tal des Isonzo, die Küste der istrischen Halbinsel und die Lagunen bis zur Mündung der Piave und darüber hinaus, das merkwürdigste Stück des Bildes bietet aber der Anblick jenes Teil des Karstes, der sich zwischen dem Isonzotal und der Idria ausdehnt. Von Kärnten her führt in das Isonzotal der Predilpaß, auf dessen Höhe das Löwendenkmal an den Heldentod des Hauptmanns Hermann und seiner Tapferen im Kampfe mit der Übermacht der Franzosen 1809 erinnert. Löwendcnkmal auf dem Predil, ISONZOTAL. Zypressen von Salcano. GRADO UND AQUILEJA. ON DER WAHRHAFT ORIENTALISCHEN PRACHT, welche die alte Patriarchenstadt Grado einstens entfaltet hat, geben nur mehr die alten Baudenkmaler Zeugnis; auch davon, daß Grado später zu einem ärmlichen Fischerstädtchen herabsank, merkt man heute nichts mehr, denn wir befinden uns in einem fashionablen Seebad, das jeden Vergleich mit den Bädern der Nordmeere aushalten kann. Grado hat einen herrlichen sandigen Meeresstrand, welcher dem Wogenschlag der offenen See freisteht. Es ist ein wahres Vergnügen zuzusehen, wie sich die heilbedürftige Menschheit, Groß und Klein in den wunderkräftigen Sandmassen förmlich zu vergraben pflegt. Schon im Jahre 452 flüchtete der Patriarch von Aquileja vor den Hunnen hierher und als Aquileja um 579 langobardisch geworden war, verlegte der Patriarch Paulinus seinen Sitz nach Grado. Im Jahre 1451 wurde der Sitz des Patriarchen nach Venedig übertragen und mit ihm die kostbarsten Reliquien der Stadt. Die größte Sehenswürdigkeit Grados ist die Domkirche. Sie zeigt in Anlage, Konstruktion und Dekoration einen durchaus griechischen Charakter und wurde vom Patriarchen Helios um 571 gegründet. Die Kathedrale ist dreischiffig, ohne Querhaus, mit einer Vorhalle, einer das Mittelschiff abschließenden Apsis und einem nur einige Stufen erhöhten, ursprünglich durch marmorne Schranken von dem übrigen Räume abgetrennten Chore. Zwanzig Säulen tragen die Arkaden des Langhauses. Sehenswert sind der Mosaikfußboden aus dem VI. Jahrhundert, die Kanzel und die vier Reliefs, welche die vier Evangelisten darstellen. Interessant sind auch die Trümmer der alten Stadtmauer mit einem vom Dogen Orfeola im Jahre 992 erbauten Turm. Das altehrwürdige Aquileja ist durch den 6 km langen Kanal der Natissa mit der Insel Grado verbunden. Nichts deutet mehr darauf hin, daß einst hier die größte Stadt nach der Welthauptstadt Rom gestanden. Aquileja wurde im Jahre 182 v. Chr. als römisches Castrum angelegt und erlangte unter Augustus zur Zeit der Begründung der römischen Weltherrschaft als militärische Operationsbasis, als kaiserliche Residenz und als Haupthandelsplatz der Adria große Bedeutung. Seit Mark Aurel war es eine der ersten Festungen des Reiches, an deren Mauern 167 n. Chr. die Markomannen und Quaden starken Widerstand, die Kaiser Maximinius (238) und Konstantins (340) ihren Tod fanden. Im Jahre 452 wurde Aquileja nach dreimonatlicher Belagerung durch Attila, den Hunnenkönig, zerstört und die Einwohner flohen nach Grado. Das alte Aquileja erhob sich noch einmal und es entstand im VI. Jahrhundert das aquilejische Patriarchat. Aus dieser Patriarchenära stammt die Hauptsehenswürdigkeit Aquilejas, der Dom, mit dessen Bau im Jahre 1031 unter dem Patriarchen Popo begonnen wurde. Er wurde 1348 durch Erdbeben teilweise zerstört und 1379 wieder hergestellt. Mehr aber noch als durch den Dom wird man an die einstige Größe Aquilejas durch das 1882 eröffnete Staatsmuseum erinnert, wo ungemein reichhaltige archäologische Sammlungen untergebracht sind. Grado Badeanstalt. Grado : Strandleben. Aquileja: Kanal. Dom. ürado: Fischerhütte. Kapelle. ISTRISCHE KÜSTENSTÄDTE. VERGANGENHEIT, sowie zaubervolle Lage am Meere weisen den Küsten- NTERESSANTE städten Istriens eine hervorragende Rolle an. Die Stadt Capodistria liegt malerisch an einer Bucht des Golfs von Triest auf einer Insel, die durch Steindämme mit dem Festlande verbunden ist. Der Hauptplatz erinnert einigermaßen an den Markusplatz in Venedig. Das interessanteste Bauwerk ist der Dom, dessen Fassade halb gotischen Stil aus dem XV. Jahrhundert, halb lombardischen aus dem XVI. Jahrhundert zeigt. Sodann sind das Rathaus mit hohen maurischen Fensterhöhlen und der Prätorialpalast mit den Bildnissen berühmter Männer der Stadt bemerkenswert. Die unter Kaiser Franz I. errichtete Strafanstalt mit ihrem hochliegenden Belvedere ist das größte Gebäude der Stadt. Capodistria ist heute die gewerbereichste unter den Küstenstädten. Zur Zeit der venetianischen Herrschaft war sie die Hauptstadt von Istrien. Zu den Perlen der Adria zählt Pirano, das mit seinem kühn ins Meer dringenden, domgeschmückten Vorgebirge die istrische Küste beherrscht. Pirano stammt noch aus der Römerzeit und kam 1283 unter venetianische Herrschaft. Am 20. Jänner 1810 wurde es von den Briten beschossen. Die Reste seiner alten Mauern ragen hoch zwischen Olivenhainen hervor und blicken erstaunt auf die Neustadt herab, wo das Monument ihres berühmten Sohnes, des Geigers und Komponisten Tartini steht. Ein sehr hübscher Bau ist das neue Rathaus. Sehenswert ist der alte Kommunalpalast mit seiner verwitterten Front, die der Venetianer-Löwe stolz beherrscht. Die größte Sehenswürdigkeit ist jedoch der Dom mit seiner riesigen Georgsstatue aus Bronze. Eine uralte Stadt ist Parenzo, die einstmals eine römische Bürgerkolonie war. Diese unterwarf sich 1267 der Republik Venedig und gehörte zu letzterer bis zu deren Untergang. Der Dom, den der Bischof Euphrasius im VI. Jahrhundert auf den Fundamenten eines Heidentempels errichten ließ, findet Rovigno : Falazzo di üiustizia. altchristliche nung so rein nicht seinesgleichen an Schönheit der Säulen und Mosaiken, die byzantinische Pracht aufweisen. Es gibt wenige Kirchen, welche ihre volle ursprüngliche Anord-erhalten haben, wie der Dom von Parenzo. Rovigno ist wegen seines milden Klimas und seiner namentlich gegen die Bora geschützten Lage als klimatischer Winter-kurort bekannt. Die Stadt breitet sich auf einer ins Meer vorspringenden Landzunge aus und ist bemerkenswert durch das Seehospiz für kranke Kinder und die interessante Station des Berliner Aquariums. Den höher gelegenen Stadtteil beherrscht der Dom. Dieser ist der heiligen Eufemia geweiht und trägt auf seiner Turmspitze eine kolossale Erzfigur der Schutz-patrouin an Stelle der Windfahne. Capodistria: Piazza da ponte. Rovigno. Capodistria : Rathaus Parenzo. Pirano: Gemeindehaus. PISINO UND SAN STEFANO. filf] N EINEM REIZENDEN TALKESSEL, dessen idyllisches Bild weit mehr an steirische oder oberösterreichische Talgegenden i I /j erinnert, als an das öde Karstland des Üicenbodens, liegt ungemein malerisch Pisino, das seinem alten Schlosse nach auch Mitterburg genannt wird. Die Stadt selbst liegt bereits am südlichen Rande der Istria gialla; man sieht an der Südseite der Stadt auf ein gegenüberliegendes Gehänge mit terra rossa und der Häuserkomplex des Ortes ist auf einer vorspringenden i I Leiste jenes weicheren kalkigen Grenzgesteins erbaut, das sich meist zwischen den Tassello und den eigentlichen Karstkalk einschiebt. Pisino ist die größte Binnenstadt Istriens und nahm im Mittelalter als Feudalsitz der Markgrafen große Bedeutung ein. Noch heute gibt davon das interessante Schloß mit seinen wetterfesten Mauern und seinen wappengeschmückten Toren Zeugnis. Mächtiger als die Schöpfung von Menschenhand wirkt jedoch das hehre Walten der Natur, die in der wildromantischen Foibaschlucht ein Meisterstück geschaffen hat, das zu den Merkwürdigkeiten Istriens zählt. Mitten hindurchgerissen und grausig zerklüftet gähnt das graue Gestein des Schlundes aus der Tiefe empor. Die Föiba, die gewöhnlich als harmloses Gewässer auftritt, jedoch zur Regenzeit als schäumender, mitunter auch gefährlicher Wildbach das Tal durchbraust, verschwindet in ihren unergründlichen Höhten. Abweichend von den meisten übrigen istrischen Städten, ist Pisino von keiner alten Wallmauer umgeben und es nimmt sich daher ungemein heiter und lustig aus. Die Stadt überrascht durch die in den gutgepflasterten Straßen herrschende Sauberkeit, größere moderne Gebäude und den verhältnismäßig großen Komfort. Unmittelbar oberhalb der Stadt, im Westen, thront stolz auf steilem Felshügel, dessen jäher Rand 100 Meter zur Foiba abstürzt, die alte Burg Mitterburg. Sie wird bereits im Jahre 1002 urkundlich erwähnt. Ein Jahrhundert später tritt Mitterburg als eine eigene, unabhängige Grafschaft auf, deren Besitzer die Familie Igonheim-Ortenburg ist. Später waren die Grafen von Andechs in Tirol und sodann die Grafen von Görz Eigentümer von Mitterburg. Im XVI. Jahrhundert war das Schloß vorübergehend im Besitze des Hauses Österreich, nachmals wechselte es häufig seinen Eigentümer und seit dem Jahre 1768 gehört es der Familie Montecucoli. Hervorragende und sehenswerte Gebäude in Pisino sind die alte Nikolaus-Abtei aus dem Jahre 1266, das 1460 gegründete Franziskaner-Kloster und das Magistratsgebäude auf einem Platze, von dem man einen prächtigen Ausblick auf das Foibatal genießt. Recht freundlich ist die Umgebung der Stadt, die weitläufige Weingebirge umziehen. Der schönste und lohnendste Ausflug von Pisino ist jener zum berühmten ("epicsee. Vorerst gelangt man nach Galignana, einem höchst malerischen, auf der Kuppe eines Berges gelegenen Städtchen mit alten Befestigungen, die stellenweise von Baumwuchs überwuchert sind. Von der Straße aus hat man eine herrliche Aussicht auf die grünen Ufergelände des in der Tiefe liegenden Cepicsees. Bevor man diesen erreicht, gelangt man nach Pedena, einem freundlichen Marktflecken, mit einem Schloß und ehemals ein Bischofsitz. Von einem Wellenkamm unweit Pedena bietet sich wieder ein überraschendes Bild, ein See mit umliegenden Schilf- und Wiesengründen und darauf herabschauendem schattigen Wald. Es ist der ('epicsee, der einen halbkreisförmigen Umriß hat und über 800 Hektar mißt. Er bietet in dem dürren Lande eine freundliche Abwechslung und wohltuend spiegeln sich dichte Baumkronen von der nahen Waldesgrenze her in dem stillen Gewässer wieder. Von Pisino uns nordwestlich wendend kommen wir nach dem im Tale des Quieto prächtig gelegenen Städtchen Montona, bekannt durch einen großen Eichen- und Buchenforst, welcher der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine zum Teil das nötige Schiffsbauholz liefert. Der Quieto entspringt bei Pinguente auf dem Cicenboden, wird bei Montona schiffbar und mündet etwa drei Stunden unterhalb dieses Städtchens. Ebenfalls im Tale des Quieto, eine kurze Strecke von Montona flußaufwärts, liegt der kleine Kurort San Stefano. Eine interessante Partie daselbst ist der hohe überhängende Felsblock, der über der Ortschaft wie ein Riesen-Damoklesschwert unglücksdräuend und dennoch schirmend schwebt. Dieser Felsen schließt eine 20 m tiefe und 30 m hohe Grotte ein; an seinem Fuße befindet sich das Bad. San Stefano hat drei reichhaltige heiße Chlor- und Schwefelquellen, die bereits den Römern als heilsam bekannt waren. Doch wird das Thermalwasser auch getrunken, außerdem finden lokale Applikationen des von der Quelle abgesetzten Schlammes statt. Das Klima in San Stefano ist warm, die Hitze jedoch im Sommer nicht drückend, da von der See zur Mittagszeit eine kühle Brise weht. PISINO. S. Stefano. P 0 L A I. DER SÜDLICHEN SPITZE DER ISTRISCHEN HALBINSEL liegt Österreichs größter Kriegshafen, Pola, einst der Stolz der alten Römer, deren Cäsaren mit Vorliebe in Pola Aufenthalt nahmen. Von der See aus gelangt man zur Stadt ola durch eine Reihe gewundener und durch lnselchen geteilter Buchten, die sich von Nordwest über Süd nach Ost wenden. Flachrunde Hügel, abwechselnd karstig kahl oder bebuscht, deren einer im wirklichen Eichenwald mit reichlichem Unterholz — den als Spaziergang beliebten Kaiserwald — Norden der Stadt sogar einen und mitten in demselben eine kurzgrasige Wiese trägt, begrenzen die Buchten. An einen dieser Hügel, südwestlich vom vorigen, lehnt sich die innere oder alte Stadt mit dem alten Hafenkasteli und an den Fuß desselben die römische Arena, der nächstfolgende trägt die Marine-Sternwarte, ein vierter — einst mit Oliven- und Weingärten besetzt • S. Policarpo, den neu entstandenen Stadtteil für die Angehörigen der Kriegsmarine, dann daran anstoßend den ungemein artenreichen Maximilians-Park; die anderen Hügel, welche in weitem Umkreise und in verschiedenen Entfernungen um die Buchten herumliegen, sind von Befestigungen besetzt. An der Seeseite hin, hauptsächlich gegen Westen, liegen auf dem flachen, meist dem Wasser abgewonnenen Terrain am Fuß der Stadthügel die neueren Anlagen, eine ansehnliche Strecke lang von schönen Kaimauern begrenzt und in Verbindung mit dem Kriegshafen, dem Arsenal und der dazugehörigen Oliveninsel. Landeinwärts im Osten ziehen sich die niedrig gelegenen, nach großen Niederschlägen lange feuchtbleibenden Wiesen hin. Innerhalb dieses Rahmens bewegt sich das lebhafte Treiben, welches aus dem Ineinandergreifen der mächtig schaffenden Kriegsmarine und der großenteils auf dieselbe angewiesenen Bevölkerung hervorgeht. — Pola wurde nach Beendigung des istrischen Krieges (178 v. Chr.) als Militärkolonie von den Römern gegründet. Im Jahre 39 v. Chr. von Augustus zerstört, wurde Pola unter dem Namen Pietas Julia 33 v/ieder aufgebaut und erfreute sich blühenden Wohlstandes. Die Stadt wurde der Hauptort Istriens und war reich an prächtigen Gebäuden, hatte Bäder, Aquädukte und eine Bevölkerung von 36,000 Menschen. Wiederholt wählten die römischen Kaiser Pola zum Aufenthalt. Später gelangte der Ort unter die Herrschaft der Ostgoten und Byzantiner, im Jahre 789 wurde Pola von Pipin, dem Sohne Karls des Großen erobert. In die folgende Zeit fällt die Errichtung der Grafschaft Istrien mit dem Sitze in Pola. 1148 wurde die Stadt von den Venezianern, 1192 von den Pisanern und dann wieder von den Venezianern erobert und 1267 infolge einer Empörung abermals verwüstet. Der Seeschlacht zwischen den Genuesen und Venezianern im Jahre 1379, welche die ersteren zu ihren Gunsten entschieden, fiel Pola vollständig zum Opfer, und neuerdings mußte an den Wiederaufbau der Stadt geschritten werden. An das Haus Österreich kam Pola mit Istrien im Jahre 1797, zum Kriegshafen wurde die Stadt im Jahre 1848 erklärt. Porta üemina. Hauptplalz. Marine-Hafen. Augustus-Tempe). POLA. Amphitheater. Porta Aurea. Hafen. POLA II. !|i N BEZUG AUF ALTHISTORISCHE, gut erhaltene Bauten und Altertümer bietet Pola großartige Sehenswürdigkeiten. Der Dom II mit dem isoliert stehenden Glockenturm soll auf den Fundamenten des Jupitertempels im Jahre 857 erbaut worden sein, II wurde aber 1379 von den Genuesen zerstört, wonach er in seiner gegenwärtigen Form im XV. Jahrhundert zur Ausführung ^ kam. Er ist eine dreischiffige Säulenbasilika mit zu jeder Seite zehn stumpfspitzbogigen Arkaden. Besondere Erwähnung ver- dient eine kleine, am Fuße des Kastellhügels gelegene Kirche. Sie gehört zum Franziskanerkloster und ist heute mit diesem vom Militärärar dem Kultus entzogen. Dieses Kirchlein hat jedenfalls ein sehr hohes Alter, da es bereits im Jahre 1300 rekonstruiert werden mußte. Als Campanile dient eine für freihängende Glocken durchbrochene Mauer. Sehenswert sind noch das auf den Mauern eines Tempels erbaute Munizipalgebäude (Rathaus), das Theater, das Admiralitätsgebäude, das Marinekasino und die Marinekaserne. Bedeutend sind die Denkmäler aus der Römerzeit. Die Porta Aurea, der Triumphbogen der Sergier, wurde im Jahre 30 v. Chr. durch die Gemahlin Salvia Postumia des Tribunen Lucius Sergius erbaut. Der 85 m hohe Triumphbogen ist noch vorzüglich erhalten. Die Vorder- und Rückseite sind durch je ein Paar korinthische Säulen und Basreliefs geschmückt. Von der Porta Aurea führt eine Allee zum sogenannten „Herkulestor", dem ältesten Stück römischer Architektur in Pola. Am Fuße des Kastellhügels steht das Haupttor, die Porta Gemina oder das „Römische Zwillingstor" genannt. Das großartigste Werk ist aber das Amphitheater, wahrscheinlich 69—80 n. Chr. von Vespasian aufgeführt. Es steht auf der geneigten Fläche der Küstenabdachung und hat im Grundriß die Form einer Ellipse, deren größere Achse an der Umfassungsmauer 1374 m und deren kleinere Achse 110 5 m mißt und ist 24 m hoch. Die Umfassungsmauer besteht aus zwei Bogenreihen und einem dritten Stockwerk, welches quadratische Öffnungen hat. Gegenwärtig steht nur die äußere Umfassung noch aufrecht. Das Amphitheater hatte einen Fassungsraum für mehr als 25,000 Personen und war auch zur Aufführung von Wassergefechten, sogenannten Naumachien, eingerichtet. Unterhalb der Arena, im Parke, steht das 1904 enthüllte „Kaiserin Elisabeth-Denkmal". Der Augustus-Tempel auf dem großen Platz, dem alten Forum, mit seiner breiten Vorhalle (jetzt als Museum für römische und mittelalterliche Funde eingerichtet) und seinen glattpolierten korinthischen Säulen reiht sich würdig dem Amphitheater an. Er wurde zu Ehren der Göttin Roma und des Kaisers Augustus im Jahre 8 nach Chr. erbaut. In dem schönen Maximilianpark erhebt sich das 1876 enthüllte Denkmal des Erzherzogs Ferdinand Maximilian, des nachmaligen Kaisers von Mexiko, und hochoben auf dem Monte Zarro, vor der Sternwarte, prangt das Monument des Siegers von Lissa, des Vizeadmirals Tegetthoff. Marinekaserne. Tegetthoff-Monuinent. IM ILA. Maximilian-Monument. KURORTE IN ISTRIEN. ORT, IM NORDWESTLICHEN WINKEL des einen Teil des Quarnero bildenden Golfs von Fiume breitet sich in schöner, durch den Monte Maggiore (1396 m) — den König der Berge Istriens — geschützter Lage, inmitten südlicher Vegetation das Nizza Österreichs, der Sommer- und Winter-Weltkurort Abbazia aus. Der Gründer des Badeortes ist der verstorbene Direktor der Südbahngesellschaft Friedrich Schüler, dem auch unweit des Hotel Quarnero 1896 ein Denkmal gesetzt wurde. Derselbe faßte anfangs der achtziger Jahre den Entschluß, daselbst eine klimatische Winterstation zu errichten. Die Südbahn-Gesellschaft kaufte damals den noch aus früherer Zeit herrührenden Park samt der Villa Angiolina, den Zentralpunkt, um den sich alle neueren Anlagen gruppieren und der zugleich den hauptsächlichsten Anziehungspunkt für den größten Teil der Besucher bildet. Schüler verwertete das milde Klima, die Wüchsigkeit des reichlichen roten Bodens und die dazwischen hervorragenden Gestalten weißer Steinklippen zu einer gärtnerischen Gesamtwirkung von seltenem Reize. Schattige lauschige Irränge im dichten immergrünen Lorbeerhain, unterbrochen von epheuumrankten Felsenstücken, wechseln ab mit Wiesenplätzen, auf denen die schönsten Exemplare exotischer Bäume und Sträucher verteilt sind. Weitvorspringende Balustraden gestatten es, senkrecht hinab auf das Spiel der Wellen zwischen den zahlreichen vielgestaltigen Klippen und auf die glitzernden Lichter zu blicken, welche die Gestirne des Tages und der Nacht in der Salzflut hervorbringen. Wer heute diesen zur höchsten Blüte gelangten klimatischen Kurort mit seinen riesigen Prachthotels und zahlreichen Dependenzen, die stilvollen und eleganten und reizenden zahlreichen Villen, die von den Wellen bespülten Strandpromenaden, welche sich zwei Wegstunden am Meeresufer entlang hinziehen, den allerliebsten kleinen Molo und Miniaturhafen, die See- und Wannenbadeanstalten, die parkartigen Gartenanlagen, die Sportplätze und was sonst noch für das elegante Badeleben gehört, erblickt, der wird es kaum glauben können, daß dies alles in einem Zeitraum von 25 Jahren geschaffen wurde. — Ein sehr gernbesuchter Winterkurort ist Lussinpiccolo auf der Insel Lussin. Die in einer prächtigen Hafenbucht gelegene Stadt ist ein trautes Fleckchen, fern vom Weltgetriebe. Neben den klimatischen Vorzügen üben im Sommer die Seebäder eine Hauptanziehungskraft aus. Abbazia: Villa Lazaroni. Abbazia: Hotel Stefanie. Abbazia : Hotel Quarnero. Lussinpiccolo. ABBAZIA. Z A R A. IE HAUPTSTADT DES SÜDLICHSTEN KÖNIGREICHES unserer Monarchie breitet sich auf einer schmalen Landzunge am Canale di Zara des Adriatischen Meeres, gegenüber der Insel Ugliano aus und ist vom Festlande durch einen überbrückten Wassergraben getrennt. Zara, das im Altertum Jadera hieß, gehörte im Mittelalter zum oströmischen Reich und späterj zu Venetien, das es im Jahre 1409 dem König Wladislav von Neapel, Prätendenten der ungarischen Krone, für 100,000 Dukaten abkaufte. Im Jahre 1797 kam Zara mit Venedig an Österreich, wurde jedoch 1805 an Frankreich verloren, bis es im Dezember 1813 nach einer sechstägigen Beschießung wieder an Österreich gelangte. Die Wälle der einst so mächtigen Festung sind seit 1868 in Promenaden verwandelt worden. Das im Altertum so viel bestrittene Zara galt als trotzigste Wehr aller Seeorte. Denn die auf einer Erdzunge im venetianischen Stile erbaute Stadt wird fast ringsum vom Meere umspült. Den Verkehr zur Landseite vermittelte nur die historische Porta terra ferma, die von Sanmicheli, dem berühmten Erbauer der gewaltigen Tore Veronas stammt und die auch jetzt noch als Hauptpassage benützt wird, wenn man den prächtigen, vom ehemaligen Statthalter Blazekovic angelegten Park, die Spianata, das großartig angelegte Spital oder den originellen von Albanesen bewohnten Vorort Borgo Erizzo aufsuchen will. Das nördlich aufragende Marine-Tor mit eingemauertem, römischen Triumphbogen prangt auf der Riva vecchia und mündet zum großen Hafen, dem die Bucht di Maestro mit ihren verschiedenen Badeanstalten sich anschließt. Der venetianischen Herrschaft, auf die an vielen öffentlichen Gebäuden und Privatpalästen der charakteristische Markus-Löwe hinweist, verdankt Zara eine prächtige romanisch-gotische Basilika. Den stolzen Bau ließ im XIII. Jahrhundert der Doge Enrico Dandolo als Sühnopfer der zu Zeiten des vierten Kreuzzuges erfolgten Kriegsgreuel errichten. Hervorragend ist auch die Kirche San Simons, des Schutzheiligen Zaras, dessen Gebeine in einem silbernen, von der Königin Elisabeth von Ungarn gespendeten Sarkophag ruhen. Das interessanteste und originellste Baudenkmal der an Altertümern so reichen Stadt ist aber das jetzige Museum, die ehemalige San Donato-Kirche, die auf den Fundamenten gänzlich unregelmäßiger und kunterbunt aufgeschichteter Lapidarfragmente römischer Ära, angeblich vom Zaratiner Bischof Donato zu Anfang des IX. Jahrhunderts errichtet wurde. Auf der schönen, regelmäßigen Piazza dei Signori ist auch die gleichfalls von Sanmicheli erbaute Loggia del Comune zu bewundern. In der Loggia prangt auch die Lapidarinschrift des Telegrammes, mit welchem Kaiser Franz Josef I. nach der Schlacht von Lissa die Dalmatiner und speziell die Stadt Zara zu dem großen Siege beglückwünschte. Eine vorzügliche Wasserleitung speist sämtliche Brunnen reichlichst, darunter die alten, architektonisch bemerkenswerten Cinque pozzi auf der Volksgarten-Terrasse. Industriell ist die Stadt durch ihren Maraschino- und Drioli-Brandi-Handel bedeutend. Von diesen Getränken werden jährlich mehrere hunderttausend Flaschen nach allen Weltgegenden exportiert. Riva vecchia. Piazza dei Siiinori. Riva nuova. Basilika. ZARA. Porta terra ferma. NATURSCHÖNHEITEN D ALMATIEN S. IfTxi)] 1EBLICHE SOWOHL, als auch erhabene und wildroman-feWj tische Naturschönheiten zeichnen Dalmatien in reichstem Maße aus. Die wunderbaren Krka-Wasserfälle, auch ~-— -i Skradinski Slap genannt, weil das uralte Scardona am rechten Ufer des dort bereits sehr breiten, im Dinaragebirge entspringenden Flusses liegt, der oberhalb der Fälle einen See bildet. Die Wasserfälle von Scardona reihen sich, vom Standpunkte der malerischen Wirkung aus betrachtet, mitten ein zwischen die jähen Stürze der Alpen und die breiten Kaskaden, zu deren Typus der Rheinfall oder der Niagara gehören. Die Fälle sind mehr in die Breite ausgelagert, stürzen aber doch über eine ansehnliche Anzahl von Absätzen herab. Felsen trennen das Flußbett der hier bereits mit der Cikola vereinigten Krka. Wenn man in Versailles und Sansouci die Kaskaden betrachtet, so könnte man auf den Einfall kommen, daß dieselben nach dem Modell der Fälle von Scardona angelegt worden sind. Sechs Felsstufen sind es, über welche der Fluß herabkommt. Das fallende Wasser gleicht einem Gletscher, der in der Mittagssonne glänzt. Die dunkleren Zwischenräume, beim Gletscher die Klüfte, das sind hier die langen Linien, an welchen der Fels durch den Schaum blickt. Nur der aufstäubende Wasserdunst beeinträchtigt den Wert dieser Vergleichung. Am frühen Morgen dagegen bietet der Wassersturz ein anderes Bild. Da erscheint der untere Teil der Schaumwolken in dunklem Blau; erreichen sie aufsteigend das Licht der Sonne, so schimmern sie in milchigem Glänze, doch scheint der Strudel des Sturzes durch sie hindurch. So werden die Dünste aus dem Abgrund gegen das Himmelsgewölbe zurückgeschleudert, von dem sie gekommen sind. Die Krka-Fällc bei Scardona. Die Luftbewegung, welche durch die herabdrängenden Wasser erregt wird, ist immerhin so stark, daß man mit Verwunderung sieht, wie die Bäume, die auf den Inseln neben den Mühlen stehen, weiß angestaubt sind, als ob Schnee auf ihnen läge. Wie bei verschiedenen Tälern der Alpen, aus welchen Nebenflüsse einem größeren Strom zufließen und dabei die Grenzen der verschiedenen Talstufen bis zum endlichen Durchbruch des letzten vorgelegten Querriegels, der allmählich zur Klamm ausgearbeitet worden ist, in Stürzen überspringen, so erscheinen auch hier die Krkafälle von Scaidona, an deren Fuße sich schon das brakige Wasser des Fjordes mit dem herabgestürzten Fluß vermengt, nur als der Abschluß einer ganzen Reihe kleinerer Stürze. Zwischen Ragusa und Slano reiht sich ein gleichwertiges Naturwunder an: die beiden Riesenplatanen von Cannosaan der in ihrem Schatten hervorsprudelnden Quelle, welche von allen Besuchern der Ragusaner Landschaft verherrlicht werden. Mehrere hundert Menschen können im Schatten dieser Platanen rasten, deren Stämme in Manneshöhe etwa 12 Meter im Umfang messen. Es ist dies ein Stück des fernen Ostens an das dalmatinische Meer hergetragen. Wiederholt wandelten unter den Riesenbäumen Cannosas die Regenten Habsburgs und deren Stammesverwandte. Dieses Naturwunder hat auch die Bewunderung unseres jetzigen Kaisers Franz Josef I. in so hohem Maße erregt, daß er anläßlich seines Besuches im April 1875 eine namhafte Summe zur Erhaltung der Bäume gespendet hat. Auch der unweit der Riesenplatanen prangende, im Barockstil angelegte Garten bei der Villa des Grafen Bassegli-Gozze wird den Freund von Naturschönheiten ergötzen. Die Riesenplatanen von Cannosa. S E B E N I C 0. S GIBT WOHL NUR SEHR WENIGE HÄFEN, welche gleich jenem von Sebenico von Felsendämmen gegen das Meer hin abgesperrt werden und mit diesem nur durch einen Mauerbruch, den engen Kanal St. Antonio, der kaum für zwei Schiffe Raum läßt, in Verbindung stehen. An dieser Hafeneinfahrt erhebt sich auch das Fort San Nicolö, von Sanmicheli im Jahre 1533 zur Ausführung gebracht. Die Stadt Sebenico liegt an der Krka, die hier eine weite Bucht bildet und in das Adriatische Meer mündet, gegenüber der Insel Zlarin. Sie ist amphitheatralisch am Abhang eines zerklüfteten Felsens erbaut und gemahnt an die Stadt Genua. Man kann zwei Stadtteile unterscheiden: einen am Meere liegenden, den Borgo di Mare, und das terrassenartig emporsteigende Bergviertel mit finsteren, engen, ja labyrinthischen Treppengäßchen. Sie wird von drei alten, jetzt aufgelassenen Forts beherrscht und auf der Landseite von einer Ringmauer umgeben. Von den drei Kastellen, die jetzt noch als Paradestücke die interessante Seestadt krönen, führt das eine noch die Bezeichnung „II Barone", zum Andenken an seinen Erbauer Freiherrn von Degenfeld, der im Jahre 1647 unter venezianischer Herrschaft die Stadt siegreich verteidigte. Sebenico weist in dem im Jahre 1441 gegründeten herrlichen Dom den wertvollsten und größten Bau der Gotik aus dem XV. Jahrhundert auf. die bald mit Renaissance, romanischen und antiken Formen gemischt war. Die Kirche wurde erst 1555 vollendet und eingeweiht. Sie ist eine dreischiffige Säulenbasilika mit drei Apsiden, Querschiff- und Vierungskuppel, über den Seitenschiffen erheben sich niedrige Galerien. Der Bau wurde im Stil der venetianischen Gotik begonnen, während der unter Meister Orsini später hergestellte obere Teil des Gebäudes und die ganze Chorpartie mit der Kuppel im edelsten Renaissance-Stil zur Vollendung kam. Gleich durchgebildet wie das Äußere erscheint auch das Innere der Kirche mit seinen schönen Säulen und Spitzbogenreihen und mit der in seltener Vollendung abgestuften und ausgestalteten Chorpartie, den steinernen Chorstühlen, Ambonen und Altären, die durchwegs die edelsten Renaissanceformen tragen und in ihrer Gesamtheit ein höchst malerisches Interieur bilden. Gegenüber dem Dom prangt auch die im venetianischen Stile erbaute, altehrwürdige Kommunalloggia, die jetzt als Kasino eingerichtet ist und als besonders sehenswert gilt. Ein imponierendes großstädtisches Gepräge verleiht wohl auch die verschwenderische elektrische Beleuchtung der Stadt, die auf den Wasserreichtum Sebenicos zurückzuführen ist und die weitläufige Riva. In der Nähe des Landungsplatzes liegt der wohlgepflegte Stadtpark, in welchem sich das im Jahre 1895 errichtete Bronze-Denkmal des berühmten vielgefeierten Sohnes des Landes, des Schriftstellers Niccolö Tommaseo befindet. Besonders schön ist der Anblick Sebenicos von der Seeseite aus, sobald die weite sonnige, lachende Bucht in den Gesichtskreis tritt. Das großartige 10 Kilometer lange Hafenbecken zählt mit Recht zu den schönsten der Erde. Pogliana. Stadtpark und Denkmal des Tommaseo. Die Riva. Die Basilika. SEBENICO. Das Fort: II Barone. Der Molo. SPALATO UND SALON A. LS DIE ENTSETZTEN EINWOHNER SALONAS dem Gemetzel der anstürmenden Avaren entflohen, flüchteten sie sich in den nahen Kaiserpalast, in welchem der römische Kaiser Diocletian, ein geborener Dalmatiner, nach seiner Abdankung seine letzten Lebensjahre verbracht hat. Wir beschreiben dieses wertvollste Bauwerk römischer Architektur in Dalmatien eingehend an anderer Stelle. Die malerisch gelegene Stadt Spalato, das alte Aspalathos, die auf einer Halbinsel, die nördlich vom Canale Castelli, südlich vom Canale di Spalato bespült wird, am Fuße des aussichtsreichen Berges Marjan liegt, ist die größte, bevölkertste und durch ihren Handel bedeutendste Stadt des Landes und sehr reich an antiken Baudenkmälern. Sie umfaßt die Altstadt, die Neustadt und vier Vorstädte, von welchen die Altstadt großenteils in das umfangreiche Viereck des Palastes des Kaisers Diocletian eingebaut ist. Auf der Ostseite der Stadt erhebt sich das Fort Grippi. Die Neubauten ziehen sich rechts und links der halbmondförmigen Hafenbucht entlang und erstrecken sich bis zum ehemaligen Fort Botticelli. In weiter Ferne krönen die zackigen Höhen des Mossors das einzig schöne Städtebild. An der Riva vecchia erhebt sich ein moderner Marmorbrunnen, den Platz vor dem Grand-Hotel Bellevue ziert das Bronze-Denkmal des Dichters Luka Botic, 1905 von Mestrovic gegossen. Die Geburtsstätte des großen römischen Kaisers Diocletian, Salona, einstmals ihrer Größe und ihrer baulichen Anlage nach die bedeutendste römische Stadt in Dalmatien, ist zu einem kleinen unscheinbaren dalmatinischen Dorf herabgesunken. Salona, das bereits in hellenischen Zeiten von Bedeutung war, wurde von den Römern, die unter dem Consul Mctellus 117 v. Chr. nach Dalmatien kamen, zu einer bedeutenden Festung ausgestaltet und mit Mauern und Türmen versehen. Wiederholt hatte die Stadt Belagerungen Stand zu halten, bis sie im VI. Jahrhundert von den Goten zerstört wurde. Salona blühte jedoch wieder auf und erst den Avaren gelang es im Jahre 639 n. Chr., die mächtig aufragenden, wie für die Ewigkeit bestimmten Bauwerke der vier Stadttore der jetzt noch bestehenden doppelten Ringmauer mit ihren kolossalen Türmen, Bastionen und Schwibbogen zu Ruinen zu verwandeln. Die rohen slavischen Horden verwüsteten die hohen Säulen, die stolzen Paläste und das mächtige stolze Salona ist jetzt nur noch ein interessantes Trümmerfeld in herrlicher landschaftlicher Umgebung, überragt von der wohlerhaltenen und armierten Veste Lissa. Die in drei Terrassen ansteigende Festung hati noch aus der Türkenzeit einen charakteristischen Bau erhalten, es ist die heute als Munitionsraum verwendete Moschee. Das Vorkommen eines türkischen Baues in Dalmatien ist der Seltenheit halber erwähnenswert. Durch die im XIX. Jahrhundert, insbesondere seit 1876 vorgenommenen Ausgrabungen in Salona sind die alte Stadtmauer, Reste eines Amphitheaters, eines Bades, eines altchristlichen Baptisteriums, einer großen Basilika mit ausgedehntem Friedhof, zahlreiche Grabmäler, Sarkophage mit ungemein interessanten Inschriften bloßgelegt worden. Die meisten kleineren Altertümer befinden sich im Museum von Spalato. Einiges ist auch in Salona selbst, im Hause des Direktors F. Bulic, der die Ausgrabungen leitet, zu sehen. Totalansicht. DI E INSEL LACROMA. OR RAGUSA PRANGT IN SCHMUCKER VEGETATION Lacroma, die Perle der Adria und die Königin der sämtlichen reizenden Inseln Dalmatiens. Der Landungs-l!===^ü platz befindet sich im Norden der Insel, welche sich in ihrer nordsüdlichen Längenrichtung ungefähr zwei Kilometer und in ihrer westöstlichen Breitenrichtung einen halben Kilometer erstreckt. In der Längenrichtung liegen auch die beiden Gipfelpunkte der Insel, von welchen der nördliche 91 m hoch ist und das Port „Royal" trägt, während der südliche nur 55 m sich über dem Meeresspiegel erhebt. Von dem Sattelpunkt zwischen beiden Gipfeln, welcher im südlichen Drittel der Insel liegt, geht beiderseits je eine MuldezurKüsteab, welche an dieser Stelle versandet ist und nur zwei, beziehungsweise sechs Meter Wassertiefe hat. In der östlichen Mulde liegen auch einzelne Felspartien. Im Sattelpunkt und an dem Nordabhang des südlichen Gipfelpunktes liegt das Gebäude eines ehemaligen Klosters, welches Erzherzog Max, nachmaliger Kaiser von Mexiko, und später Kronprinz Erzherzog Rudolf bewohnten. Die Terrasse dieses Gebäudes, einem dufterfüllten Parke gleich, führt an das ziemlich steile westliche Inselgestade. Auf der Nordseite der Insel erhebt sich ein steinernes Denkmal zur Erinnerung an die Pulverexplosion, durch welche das dort vor Anker gelegene Kriegsschiff „Triton" im Jahre 1859 in die Luft flog. Bezaubernd ist von dem Hauptgipfel mit dem jetzt verlassenen Fort die Rundschau auf Land und Meer, über welche das tiefblaue Himmelsgewölbe sich majestätisch spannt. Über dem Wasser fesselt das Auge die steile, weißschimmernde Küste Schloß im Park. Dalmatiens, dort liegt das pittoreske Ragusa und dahinter der kahle 424 m hohe Sergio mit dem Fort „Imperial". Die Insel selbst aber gleicht einem großartigen mit subtropischen Pflanzen reich erfüllten Naturpark: die Nordhälfte deckt ein Hain von Oliven, die südliche Hälfte dunkle Strandkiefern. Die Chronik erzählt, daß die altehrwürdige Abteiruine der Gründung Richards Löwenherz zugesprochen wird, der anläßlich des dritten Kreuzzuges 1190 durch einen schrecklichen Sturm bei seiner Rückkehr aus Palästina auf die Insel Lacroma verschlagen wurde. Jetzt hausen neuerdings Ordensgeistliche auf der prächtigen Insel, deren Park die jetzigen Besitzer, die Dominikaner von Porta Ploce in Ragusa, liebevollst hegen und stets gastfreundlich zeigen. Das an pietätvollen Erinnerungen reiche Schloß mit den Verssprüchen der kaiserlichen Familienmitglieder oberhalb der Türrahmen der ehemaligen Mönchszellen, die durch die gehaltvollen, philosophischen Lebensbetrachtungen interessieren, ist zwar bis auf die Kapelle seines Schmuckes entblößt worden, bleibt aber immerhin noch sehenswert. Den großen, säulengetragenen, kühnumwölbten Kreuzgang durchwandeln, ist an heißen Sommertagen geradezu entzückend ; nicht minder schön in jeder Jahreszeit ist ein Spaziergang durch die Parkanlagen mit ihren Erika- und Myrtenbäumen, Palmen und Agaven und den sinnig nach hohen Besuchern benannten Wegen. Besonders zwei Naturwunder des Inselparadieses verdienen besucht zu werden: das vom Meere ausgewaschene Felsentor, das einen Auslug auf die schäumende Brandung gewährt; und das Mare morto, ein kleines, unterirdisch mit dem offenen Meere verbundenes Wasserbassin im Karstfels. Schloß Lacroma. Die Insel Lacroma. R A O U S A. Fort Bocar. |IE ALTE, VON MAUERN UMSCHLOSSENE STADT RAGUSA liegt höchst malerisch an der Südseite der ins Meer vorspringenden Halbinsel Lapad, am Fuße des 412 m hohen Berges Sergio. Sie verdankt ihren Ursprung Flüchtlingen aus Epidaurus, war seit dem XIII. Jahrhundert selbständige Republik, wurde 1809 dem von Napoleon errichteten Königreich Illyrien einverleibt und gehört seit 1814 zur habsburgischen Monarchie. Die Befestigungen der Stadt Ragusa, die noch heute wohl erhalten sind, bilden nicht bloß einen steinernen Gürtel, der an Festigkeit und strategischer Anlage bewunderungswert ist, sondern sie sind auch ein herrlicher Schmuck für die Stadt und deren Erscheinung nach der Meer- und Landseite. Die ganze Anlage wird beherrscht von dem gewaltigen Turme Minceta, einem stark kasemattierten Fort mit doppelter Einfassung, das von Michelozzo Michelozzi erbaut ist. Andere turmartige Forts sind jenes von San Lorenzo, das, auf einem in das Meer vorspringenden Felsen gelegen, die Stadt nach der See- und Landseite verteidigt, die Seebastion Bocar, das Fort Leverono, 1539 von dem Ingenieur Doria zum Schutze des Hafens und der Straße von Breno, das Fort Margheritta im XVI. Jahrhundert von Soporosso Matteucci errichtet. Sie bilden mit anderen Türmen und den Mauern ein geschlossenes Ganzes, das nur von den Stadttoren durchbrochen wird und dessen Errichtung der Hauptsache nach dem XVI. Jahrhundert angehört. Standbilder des heiligen Blasius, des Patrons der Republik, schmücken in großer Zahl die Baulichkeiten. Ragusa hat aber auch in Verbindung mit einer Wasserleitung aus dem Tal Gionchetto bei Ombla, auf seinem Stradone zunächst dem Pilletor, einen monumentalen Brunnen, ein Werk des schon genannten Neapolitaners Onofrio Onosiforo de la Cava, erhalten. Beredte Zeugen des Gedeihens Ragusas sind die vielen Neubauten des Porta-Pille- und Porta-Ploceviertels, das sich bis zum Villenkranz des Vorortes San Giacomo ausdehnt, speziell jedoch das im Theodora-Park majestätisch thronende Hotel Imperial, mit seinem offenen Loggiengang und seiner luftigen Dachterrasse orientalischen Stiles. Eine unwiderstehliche Anziehungskraft übt die an historischen Gebäuden so reiche Stadt aus, mit ihrem breiten Korso — dem Stradone — an welchem sich zu beiden Seiten die stolzen Paläste erheben. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt die alte Dogana (jetzt Zollamt) mit ihrem malerischen Arkadenhof, der Palazzo Bizzaro, die Salvator-kirche mit ihrer kleinen, doch ungemein stilvollen Fassade und die Blasiuskirche. Auf dem Marktplatze, auf welchem die dankbare Stadt ihrem großen Poeten Fr. Gundulic das von Ivan Rendic modellierte Denkmal gesetzt hat, ist die imposante Freitreppe des alten Jesuitenkonventes beachtenswert. Die Franziskanerkirche beim Pilletor ist ob ihres prächtigen romanischen Kreuzganges berühmt. üravosa, der Hafen von Ragusa, mit Lapad. Gundulic-Platx. RAüUSA. Stradone. BAUDENKMÄLER IN RAGUSA UND SPALATO. IE GROSSARTIGEN BAUTEN IM VENETIANISCHEN STIL des XV. und XVI. Jahrhundert werden weit überholt durch den Palast, welchen die Republik Ragusa für ihre Dogen, oder wie man sie nannte, Rektoren errichtete. Schon im XIV. Jahrhundert wurde der Bau eines Rektorenpalastes ausgeführt, der aber am 9. August 1453 durch Feuer zerstört ward. Gleich darauf erhielt der Neapolitaner Onofrio Onosiforo de la Cava den Auftrag zur Errichtung eines neuen Palastes, von dem bei dem Brande im Jahre 1464 nur die Halle im Erdgeschoß und die linksseitige Aufgaugsstiege erhalten blieb. Der große Rat berief nunmehr die Architekten Michelozzo Michelozzi und den uns schon von dem Dom zu Sebenico bekannten Giorgio Orsini mit dem Beinamen Matajevic oder nach seinem Vaterlande Dalmatico. Dem letzteren dürfte die Fassade des schönen Palastes zuzuschreiben sein, der aber bei dem großen Erdbeben im Jahre 1667 neuerdings bedeutende Schäden erlitt und ganze Baupartien einbüßte. Dennoch ist der Rektorenpalast in Ragusa auch in seiner gegenwärtigen Gesamterscheinung ein Juwel der Profanarchitektur im Sti] der Frührenaissance mit gotischen Anklängen. Seine schöne rundbogige Straßenhalle mit den darüber angebrachten gotischen geteilten Fenstern und der zweistöckige Säulenhof mit der malerischen Stiege bilden ein Ganzes von unvergleichlichem Reiz, das den vollen Charakter des Mischstils in monumentaler Ausprägung trägt und eine herrliche Illustration der einstigen Bedeutung der ragusanischen Republik bildet. In der Nähe des Rektorenpalastes wurde 1671 — 1713 die Domkirche errichtet. Sie hat einen Kuppelturm über der Vierung, gute Gemälde von hervorragenden Meistern und eine reichhaltige Schatzkammer. Ein passendes architektonisches Gegenstück zum Rektorenpalast in Ragusa ist die dem heiligen Drimus geweihte Kathedrale Spalatos, die ursprünglich das Mausoleum des großen Kaisers Diocletian war. Sie wird in der Geschichte der Bauwerke dem Pantheon der Ewigen Stadt als bestcrhaltenes Denkmal altrömischen Stiles angereiht. Im Wechsel der Zeiten änderte sich der Charakter des Mausoleums ganz gewaltig, wenn dessen ursprüngliche oktogone Form auch bis zum heutigen Tage unverändert sich präsentiert. Auch die acht herrlichen, schlanken, roten Granitsäulen, die den Wänden entlang so nahe denselben aufragen, daß sie fast sie zu stützen scheinen, sind dieselben, die den Heidentempel getragen. 7 Meter Höhe messen die der ersten Reihen und ob den herrlichen korinthischen Kapitalen, gleichsam als Träger des Gesimses, ragen neuerdings 8 Säulen kleinerer Dimension empor. Dem Kranzgesimse entlang ist rundum der prächtige Dianenfries zu bewundern, dessen Reliefs als Attribut der heidnischen Göttin einen wildbewegten Jagdzug darstellen. Höchst kontrastvoll ziert er das Gotteshaus, dessen Kanzel ganz besonders gelobt wird und das seit Entfernung der hölzernen Rundgalerien, wenn auch nicht in der ursprünglichen klassischen Schönheit, doch immerhin in harmonischer Würde prangt. Ragusa: St. Blasius-Kirche. Ragusa: Kreuzgang im Franziskanerklosler. Ragu^a: Onofrio-Brunncn mit der Kirche St. Salvator. Der Rektorenpalast in Ragusa. Die Kathedrale von Spalato. DIE OMBLA-QUELLE. MBLA, EIN INTERESSANTES und echtes Karststück, ist die mächtige Quelle eines flaschengrünen, in einem großen Quirltümpel aus unbekannten Hohlräumen aufsteigenden Bergstromes, welcher uns hier als eine Zusammenfassung mehrfacher ganz ähnlicher Wassererscheinungen im nördlichen Karstgebiete, wie etwa des Timavo bei Duino, zu gleicher Zeit vor Augen tritt. Wie bei diesem fehlt auch hier das plötzlich auftretende Baumleben, das hohe Wachstum der Wipfel, welche durch den Hauch der kühlen Flut erfrischt werden, nicht, und ebensowenig die menschliche Betriebsamkeit, welche hier wie dort in Gestalt von Mühlen sich alsbald der zum nahen Meere vordrängenden Flutung bemächtigt. In nächster Nähe aber enthüllt sich die Farbenwelt des Morgenlandes. Man sehe in einem Garten im Frühjahr die Menge von Traubenhyazinthen, Meerzwiebeln, Goldwurz und betrachte draußen auf den verwahrlosten Hängen den Thymian, die Kermes-eichen, den Lorbeerbaum, den eine Mannsgröße weit überragenden Rosmarin, über Mauern die blaßroten Blütensträuße des Judasbaumes, des türkischen Ergavan, welcher dort im Morgenland seine farbigen Blumenblätter auf die Grabhügel der Friedhöfe fallen läßt, und man wird finden, daß hier die Stelle ist, auf welche sich die Worte des Dichters anwenden lassen: „Herrlich ist der Orient über das Mittelmeer gedrungen." Die Männer der Wissenschaft haben sich mit großem Eifer der Ombla gewidmet, indem sie deren rätselhaften Ursprung zu entdecken und festzustellen suchten. Ihnen zufolge Partie aus der Ombla. wird die Ombla als Abfluß des Trebisnizza betrachtet. Dieser Fluß, der in dem trichterreichen Karstgebiete der Herzegowina ebenso rätselhaft verschwindet, wie die Ombla entspringt, mag sich wohl in den unergründlichen und unerforschlichen Tiefen der stummen Bergriesen seinen Weg bahnen, um im breiten Becken des Ombla-Tales siegesbewußt hervorzuquellen und zwischen üppiggrünen Gestaden dem nahen Meere zuzustreben. Ein Ausflug zur Ombla-Quelle bietet in landschaftlicher Beziehung den höchsten Genuß. Von Gravosa, mit seinem prächtigen Flafenbecken, in das sämtliche nach Ragusa verkehrenden Schiffe einlaufen, gelangt man mit den kleinen Vaporetti (Lokaldampfern) am besten und schnellsten in die Ombla-Bucht, die jenem entzückenden Becken gleicht, in dessen Tiefe Gravosa inmitten lachender Gefilde liegt. Auf stolzer Höhe thronende Pinienhaine grüßen zwischen einzelnen Villen und kompakteren Häusermassen hernieder, und die vielgepriesenen Zypressen Gravosas reihen sich in ihrer dunklen Pracht, — wie seltene schwarze Perlen an langer Schnur, — den Ufern entlang bis zum Canal von Calamotta, durch den man weiter zur Ombla fährt. Man meint, es könne nicht schöner kommen. Und doch birgt das romantische Ombla-Tal eine berühmte Sehenswürdigkeit des Landes, die Ombla-Quelle. Von starrer, schwindelnd hoher, rissiger Felswand beschützt entspringt sie an deren Fuße und schwillt schäumend und tosend mit solcher Macht an, daß sie sofort zum gewaltigen Fluße wird. DIE OMBLA-QUELLE C A T T A R 0. |Bjf IN BERÜCKENDER ZAUBER DES MALERISCHEN UND DÜSTERROMANTISCHEN zeichnet die von Felsen umstarrte und mrjl trotzdem vegetationsreiche, von schlanken Zypressen umrauschte Seestadt Cattaro aus und macht sie zweifellos zu den interes-m*-^ santesten Sehenswürdigkeiten des meerumspülten Königreiches. Die Stadt liegt in großartiger Umgebung im Hintergrunde der Bocche di Cattaro am Fuße des Berges Lovcen, nahe der montenegrinischen Grenze. Starke Festungswerke schützen Cattaro gegen die Golfseite, im Rücken erhebt sich das 260 m hochgelegene Fort San Giovanni, weiter südlich und südwestlich liegen die Forts Trinita, Vermaz und Gorazda. Im Mittelalter bildete Cattaro, das alte Ascrivium der Römer, eine selbständige Republik, die sich jedoch im XV Jahrhundert den siegreich vordringenden Venetianern unterwarf. Durch den Frieden von Campo Formio (1797) kam die Stadt an Österreich, ging jedoch 1805 durch den Frieden von PreBburg an das Königreich Italien über, ward 1810 mit den illyrischen Provinzen dem französischen Kaiserreich einverleibt, bis sie 1814 wieder an die österreichische Monarchie angegliedert wurde. Anläßlich der Aufstände 1869 und 1881 in Süddalmatien war Cattaro ein militärischer Stützpunkt der Österreicher. Zweimal — 1563 und 1667 — wurde die Stadt durch Erdbeben fast zerstört. Schön sind in Cattaro die langgestreckten Uferkais mit dem üppigen Gärtchen, dessen Eingang eine Kaiserbüste schmückt, und der weitgedehnte Offizierspark vor der Porta Marina. Durch letztere gelangt man sofort in das Herz der Stadt, die durch ihre den Fremden angenehm überraschende Reinlichkeit, die in den meisten größeren Städten Dalmatiens vorwiegt, imponiert und die diesbezüglichen übertriebenen gegenteiligen Verleumdungen auf schlagendste Art Lügen straft. Von den moderneren Bauten fällt die griechisch-orientalische Kirche San Spiridione ins Auge und unter den mannigfachen Klöstern ist das der Franziskaner bemerkenswert. Nebst dem angeführten Seetore besitzt Cattaro, das rings von hohen Mauern wie von einem Eisenpanzer umgürtet ist, auch zwei Landtore, die nördlich aufragende Porta Fiumara und die südlich gelegene Porta Gordicchio. Beide leiten ihren Namen von zwei Gießbächen her, wovon der eine unweit der Stadt dem kahlen Felsabhange entspringt und der zweite einer Grotte. Beide münden ins nahe Meer, das der Gordicchio auf unterirdischem Lauf erreicht. Von den Baudenkmälern Cattaros ist hauptsächlich der an besonderer Stelle gewürdigte Dom hervorzuheben. Das Juwel der Bocche-stadt ist die sonnige Marina, die auch durch eine historische Tragödie der letzten Dezennien eine traurige Berühmtheit erlangte. Nämlich durch die im August 1860 erfolgte Ermordung des regierenden Fürsten Danilo von Montenegro, der im Sommer die poetische Riviera Bianca der Bocche bewohnte. Bequem ist die Tiefe der Marina, deren gewaltige Molen einen Anlegeplatz für die größten Handels- und Passagierdampfschiffe bilden. Die Bewohner Cattaros betreiben einen schwunghaften Handel mit Montenegro, wohin eine im Jahre 1881 vollendete vortreffliche Fahrstraße führt. Die Straße welche zuerst ein Stück südwärts führt, wo das Auge plötzlich durch das liebliche Bild von Teodo entzückt wird, ziehi dann in zahllosen Serpentinen zur Paßhöhe am Lovcen hinan und gewährt, je höher man kommt, immer herrlichere Ausblicke auf die vielgewundenen Bocche "und das in der Tiefe liegende Cattaro. Vor der Porta Fiumara findet dreimal wöchentlich ein Markt der Montenegriner statt. Der schöne Hafen der Stadt dient auch als Kriegshafen. Piazza d'Armi. CATTARO. DIE KATHEDRALKIRCHEN IN CATTARO UND TRAU. 'ig^Sl'IE VIELEN GOTTESHÄUSER und Klöster Cattaros IP/jll] zeichnen sich alle mehr oder minder durch ein charak-l*Sgjfl teristisches Merkmal innerer oder äußerer Vorzüge aus, Mmss aber der großartig angelegte Dom mit seinen trotzig- kühnen Frontetürmen, von denen der eine höher als der andere ist, übertrifft sämtliche Kirchen und Kapellen an Originalität des Baues und Schönheit des mächtigen Eingangsbogens, der die Kühnheit römischer Archivolten in seiner imposanten Spannkraft aufweist. Wie an den Felsen der dräuend aufsteigenden Berge Cattaros geschmiedet, präsentiert sich dem staunenden Auge das offenbar unvollendete Gebäude, denn Kreuz und Uhr schmücken bloß den rechts aufragenden Turm. Der Ausbau des zweiten harrt wohl ebenso, wie manch' einer in Österreichs und Deutschlands Gauen der besseren Zeiten. Im Inneren der Kathedralkirche ist die dem Schutzpatron des Landes, dem heiligen Triphon geweihte Kapelle sehenswert. Sie glänzt durch herrliche Marmorgattungen, durch überraschend schöne Gemälde und prächtige Skulpturen. Am Sankt Triphontag, der alljährlich als Nationalfest gefeiert wird, strömen die Bewohner in Scharen aus allen Teilen der vielverzweigten Bocche und der fernen Krivoscie in den alten Dom. Mit Sang und f^S^y^* Klang wird der große Tag des Kirchweihfestes gefeiert, dessen Glanzpunkt der mittelalterliche Aufzug der Bürgerschaft bildet, die an diesem Tage Prachtgewänder und maritime Abzeichen und Embleme anlegt. In der Beschreibung der hervorragenden Städte Dalmatiens darf das auf einer Insel im Canale di Trau reizend gelegene Städtchen Trau mit noch ganz mittelalterlichem Ansehen nicht fehlen. Das im Westen gelegene Fort Camerlengo aus dem Jahre 1524, mit einem gewaltigen Turm, einer der bedeutendsten venetianischen Befestigungen Dalmatiens, beherrscht die Stadt. Sehr schön ist die Piazza dei Signori, auf der sich der Dom von Trau in seiner vornehmen Stileinheit erhebt. Als romanisch-gotischer Wunderbau schönster Architektonik prangt er wie aus einem Gusse geformt mit seinem scharf zugespitzten Glockenturme in dem engen Gewirr der merkwürdigen Inselstadt, die durch eine drehbare Holzbrücke mit dem Festlande verbunden ist. Trau, das alte Tragurium, das sich griechischen Ursprungs rühmt und dessen Gründung ins IV. Jahrhundert v. Chr. fällt, ist mit Recht stolz auf seine Basilika. Deren Bau stammt aus dem XIII. Jahrhundert, als die Stadt der ungarischen Oberherrschaft unterstand. Die innere Ausschmückung der dreischiff igen Kirche ist der äußeren Fassade mit dem großartigen gotischen Radfenster durchaus ebenbürtig und entspricht vollkommen dem kolossalen Prachttor mit seinen verschwenderisch angebrachten Reliefs und Figuralorna-menten, die biblischen Szenen abgelauscht sind und in den Hauptfiguren Adam und Eva darstellen. Die Kanzel gilt als marmornes Kunststück ersten Ranges und als unübertreffliches Meisterwerk der hochgeschätzten italienischen Holzskulptur reihen sich ihr die Chorstühle der Domherren ungemein würdig an. Von den Seitenkapellen der Basilika ist das Baptisterium bemerkenswert und besonders die Grabstätte des heiligen Johann Ursino, der die Bischofswürde in Trau vom Jahre 1062 bis 1111 bekleidete. Der Domschatz rühmt sich seltener Reliquien von historischem Werte, kostbarer Kelche und Monstranzen Totalansicht von Trau. Die Kathedrale von Cattaro. Die Kathedrale von Trau. DIE BOCCHE DI CATTARO. U DEN BEWUNDERNSWERTESTEN MERKWÜRDIGKEITEN DALMATIENS, des trotz seiner großen landschaftlichen Vorzüge noch immer zu wenig bekannten Landes, gehören die Bocche di Cattaro. Die Küste, welche von den Canali abfallend sich gegen Süden hin fortsetzt und in ihrem einförmigen Relief nur durch die Halbinsel Molonta unterbrochen wird, läuft gegen Südost in die Punta d'Ostro — den Torpfeiler der Bocche di Cattaro — aus. Manchem Seefahrer, der aus den engen Gewässern dieser letzteren herauskam, bleibt dieses Vorgebirge ein Denkzeichen höchst ungnädigen Empfanges von Seiten des ungestümen Auster (Ostro), des Südwindes, der ihm hier bei seinem Austritt in die offene Adria die breiten Wogen entgegenwälzte. Am flachen Scoglio Rondoni (Zanjca) vorüber erreicht derjenige, welcher in die Bocche einfährt, den äußeren Teil dieser weitverzweigten Bucht, welche in ihrer Gestaltung und in der Umrahmung ihrer Ufer eine in der Tat merkwürdige Ähnlichkeit mit dem Vierwaldstätter See aufweist. Diese Ähnlichkeit erstreckt sich in gewisser Weise auch auf die Überlieferungen der Menschen, von welchen die felsigen Ufer bewohnt werden. Den einen wie den anderen Strand verherrlicht im Munde des Volkes das Andenken an alte Kämpfe, und in mancher Vorstellung, die uns übermittelt wird, schwebt über dem einen und dem anderen Gehänge und Wasser der Adler unbeugsamen Freiheitstrotzes. Jenseits der Spitze Kobila verbreitert sich der Kanal und man erblickt das alte Casteluuovo, einst die Hauptstadt des heiligen Sabbas, dessen Land später Herzegowina hieß. Das Ufer von Castelnuovo und des Klosters Savina mit seinen Steilhängen, fließenden Wässern, Buchenbeständen, erschließt sich dem Mittag und seinen Lüften, während andere Winde durch den Wall abgehalten werden. Darum tritt aber auch hier der Orangenbaum, welcher von den Insassen so vieler Örtlichkeiten in Anspruch genommen wird, in denen er nur mit Hilfe des Ofens den Winter überdauert, zur Freude des Südlandsfahrers /.um ersten Mal mit seiner glänzenden Goldfrucht an das Ufer der stillen blauen See, den Spiegel des Hochgebirges. Die Wärmeverhältnisse im Winter sind hier denen des gerühmten Ajaccio auf Corsica gleich und die Durchschnittswärme des Januar, als des kältesten Monats, ist ebenso hoch als die Durchschnittswärme des ganzen Jahres zu Prag. Nun durchfährt der Dampfer die dreieckige Bai von Teodo, den geräumigsten Abschnitt der Bocche. Hier sieht man auf dem östlichen Ufer die kleine Ansiedlung Teodo, deren Stiand weinberühmt ist vor allen anderen Rebengründen Dalmatiens. Der Marzenim von Teodo gilt als ein lieblicheres und feurigeres Getränk selbst als die vielgepriesene Rosa von Almissa. Weiterhin verengt sich der Fjord abermals zu dem nur 300 Meter breiten, doch 2,325 Meter langen Engpaß der Catene, so genannt von den Ketten, welche im Zusammenhang mit einer Sperrbefestigung den Zugang zu der inneren Bucht abschlössen. Fiat man die Enge der Catene hinter sich und ist man im Angesicht der grünkuppligen Inselkirche von Perasto, so tritt die Ähnlichkeit mit jenem obengenannten, so oft gefeierten See der Hochalpen besonders wirksam ergreifend vor die Augen. Diese Stelle ist der „Kreuztrichter" der Bocche. Im Norden steigen die grauen, kahlen Höhen der Krivoscie auf, an ihrem Fuß hingedrängt Risano, die uralte Ansiedlung des Rhizonicus Sinus der Illyris Barbara. Dort, wo sich die Bucht gegen Ost und Südost umbiegt, stehen die weißen Häuser von Perasto und weiter hinein zu Per zag no und Dobrota liegt ein Hochtal, dessen Sohle von grünblauer'Meerflut überwallt wird. Viele Monate im Jahr glänzen auf die Ölbäume und auf die immergrünen Pfriemen der Ginsterbüsche und hohen Rosamarinsträuche des Ufers die Kuppen schneebedeckt herab. Ein seltsamer Gegensatz trennt die räumlich so nahen Gestade von dem darüber aufgetürmten Stufenland mit seinen kleinen Karsthochflächen und Poljen, die kahlen Kessel von Ledenic und Dragalj, von der Pazua mit dem Orien (1895 Meter), dem kulminierenden Gipfel Dalmatiens, überragt, ein Knezlac und Ubli mit seinen Bergsöhnen von den reinlichen Häuserzeilen des Gestades, vor denen die Ulmen, Platanen und Zypressen stehen und in deren sauberen Gemächern mancher weitgereiste Seemann, auf bescheidene Wohlhabenheit gestützt, von den Mühen seiner Fahrten ausruht. Übrigens gibt es selbst dort oben, auf jenen Höhen zwischen der Bai von Risano und der montenegrinischen Ebene von Grajovo, einzelne Stellen, denen Baumschatten nicht fehlt. Man findet Buchenwald, auf welchen die Krivosciauer um so eifersüchtiger sind, ein je selteneres Besitztum in diesen Bergen er darstellt. Endlich erreicht man den tiefsten, südlichsten Punkt der innersten Bucht, an dem der bedeutendste Ort in den Bocche, die Stadt Cattaro liegt. Doch diese ist von uns auf den vorangegangenen Blättern schon eingehend geschildert worden. Risano. Pcrzagno. BOCCHE DL CATTARO. Gemeindehaus von Jelsa. Dobrota. Perasto. DALMATINISCHE INSELN. ARALLEL MIT DER DALMATINISCHEN KÜSTE laufen in kurzer Entfernung vom Festlande die sehr zahlreichen Inseln, welche der ostadriatischen Küste den Vorzug guter Ankergrüude und sicherer Buchten und Häfen gewähren. Man zählt gegen 20 größere Inseln, die zumeist langgestreckt sind und worunter einige mehr als 60 Kilometer in der Länge messen ; die kleineren Inseln und die Felsen übersteigen die Zahl 100. Die nordwestlichste dieser Inseln ist A r b e, die sich bis auf T6 Kilometer Entfernung der kroatischen Küste nähert. Man erblickt auf dieser Seite hohe, aus dem Meer fast senkrecht emporsteigende Marmorfelsen mit einer von der häufigen Brandung ausgehöhlten Basis. Steigt man aber den allerdings sehr steilen, beschwerlichen Weg hinan, der von Loparo auf die Westseite der Insel führt, so gelangt man zu einer ersten Anhöhe und hier entfaltet sich plötzlich das schönste, das üppigste Vegetationsbild, wie man es nicht in Steiermark schöner genießen kann, jedoch mit dem Unterschiede, daß die gleichzeitige Aussicht bis nach Veglia auf der einen und nach Zara auf der anderen Seite, endlich mit dem ausgebreiteten Quarnerolo im Westen, dem Ganzen majestätische Würde verleiht. Das Dorf Loparo ist die Heimat des heiligen Marinus, des Begründers der nach ihm benannten Republik San Marino. Die Stadt Arbe dagegen zählt den berühmten Erz-bischof de Dominis zu ihren Bürgern. Arbe ist eine altertümliche Stadt; ihre Häuser liegen ziemlich dicht rneinander gereiht und machen im allgemeinen einen düsteren Eindruck. Auffällig ist die große Anzahl von Kirchen, welche aber zum Teil nur mehr aus Ruinen bestehen. Noch vor wenigen Dezennien zählte man in Arbe 13 Kirchen und 7 Klöster. — Lesina ist 70 Kilometer lang, dafür nirgends breiter als 10 Kilometer. Die Insel zeichnet sich, durch ein vorzügliches Klima und reiche Vegetation aus. Überraschend jst der Anblick der Stadt Lesina, am Westabhang des überragenden Berges gelegen, dessen Haupt ein verlassenes Fort krönt. Im Hintergrund bemerkt man von der See kommend höhere Spitzen, darunter die mit dem Fort San Nicolo und von Smokovnik mit einer Ruine. Links von Fort Spagnuolo ist eine kleine Kirche der Madonna della Salute gewidmet. Die Häuser liegen im Halbkreis um den Hafen herum und sind von Gärten unterbrochen, welche, wie die nächsten Hügel, durch die Pracht der Gewächse den Botaniker entzücken. Unmittelbar am Ufer befindet sich der Hauptplatz mit der alten Loggia von Sanmicheli. Hervorzuheben sind noch das Franziskanerkloster wegen seiner vielen schönen Gemälde und die Kirchen von Geisa und Verbosca, beide befestigt, letztere sogar wie ein Fort gestaltet und mit einer Bastei versehen. Südlich von Lesina ist Curzola gelegen, das mit Meleda zusammen die letzten Reste der dalmatinischen Wälder enthält und Lagosta, welches nach der Tradition den Kreuzfahrern als Lagerplatz der Aussätzigen diente. Die Stadt Curzola liegt an der nordöstlichen Küste der Insel am Fuße eines Bergabhanges und hat ein merkwürdig ruinenhaftes Aussehen. Ein Miniaturplatz umgibt den Dom, dessen schöne Fassade an einem geräumigeren Orte besseren Eindruck machen würde. Zur Zeit als die Handelsmarine blühte, war Curzola sehr wohlhabend geworden. Zoologisch ist Curzola dadurch interessant, daß hier der auf dem Festland Dalmatiens schon ausgerottete Schakal noch heimisch ist. Die Insel Lissa, in deren Nähe sich Österreichs Flotte unter Tegetthoff unsterblichen Ruhm erwarb, ist vielfach als das Malta des Adriatischen Meeres bezeichnet worden. Pelasger, Syracusaner und Engländer betrachteten sie in verschiedenen weltgeschichtlichen Perioden als den Schlüssel der Adria. Ihre strategische Wichtigkeit ist jedoch heutigentags mit Rücksicht auf die modernen Kriegsmittel bedeutend gesunken, so daß jetzt Lissa als „Kriegshafen" aufgelassen ist. Noch bestehen aber die Ruinen der zahlreichen Batterien und Küstenforts, welche einst die Hafeneinfahrt nach Lissa verteidigten und an den denkwürdigen drei Julitagen des Jahres 1866 unglaublich zähen Widerstand gegen die mächtigen Panzerkolossc der Italiener leisteten. Unter ihnen fällt besonders der im Osten des Porto S. Giorgio gelegene Turm Wellington auf, dem die Aufgabe zukam, aus 177 Meter Höhe fremde Eindringlinge mit Bomben in den Grund zu bohren. Bei der Annäherung an den Hafen bemerkt man im Hintergrund den Monte Hum (585 Meter), auf dem einst eine Signalstation stand. Der Hafen von Lissa wird von der Stadt im Halbkreise eingeschlossen, doch bildet der östliche Teil eigentlich eine Vorstadt und führt den Namen Kut. Historisch denkwürdig sind in Lissa zwei Friedhöfe, der sogenannte englische, wo eine Pyramide an den Sieg der Engländer über eine französische Escadre (12. März 1811) erinnert, und der Friedhof der Stadt mit dem Löwen-Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen des 20. Juli 1866. s Die Insel Curzola. Die Insel Lesina. Das Kriegerdenkmal auf Lissa. Die Insel Arbe. Die Insel Lissa. nhaltsverzeichnis. Abbazia 262. Adelsberger Grotte 208—211. Altvater 110. Aquileja 252. Arlbergbahn 222-225. Auspitz 98. Aussig 54. b Benisch 108. Bielitz 120. Bludenz 226. Bocche di Cattaro 284. Böhmerwald 72. Böhmische Schlösser 74—77. Bregenz 218—221. Bregenzer Wald 236. Brünn 78—81. Brüx 54. Buczacz 144. Budweis 70. Bukowina: Gebirge 162. Cattaro 280-283. Chrudim 64. Czernowitz 148—155. D Dalmatinische Inseln 286. Dalmatiens Naturschönheiten 266. Datschitz 102. Dornbirn 234. Dragomirna 160. Eger 50. Eibenschitz 102. Eisgrub 96. Engelsberg 108. Feldkirch 2m Frain 98. Franzensbad 44—47. Freistadt 126. Freiwaldau 112. Freudental 108. Friedeberg 114. Friesach 170. Gablonz 56. Gesenke, Das niedere 106. Giesshübl Sauerbrunn 36. Gmund 184. Göding 96. Görz 244. Gottschee 216. Grado 252. Gräfenberg 112. üroßklockner 188. Groß-Skal 62. Gurkfeld 216. H Heiligenblut 188. Helfenstein 92. Hoch-Osterwitz 172. Holleschau 102. Hostein 94. Iglau 100. Insel Lacroma 272. Isonzotal 250. Istrien : Kurorte 262. Istrische Küstenstädte 2,r>4. Jägerndorf 116. Jaroslau 142. Jauernig 114. K Kanal-, Gail- und Lessachtal 180. Karlsbad 28-35. Karlbrunn 110. Karsterscheiuungen und die Karstaufforstungen 214. Karwin 126. Klagenfurt 164. Kolin 64. Kolomea 144. Königgratz 62. Krainburg 204. Krakau 134-139. Kremsier 94. Kuttenberg 64. Laibach 190 197. Leitmeritz 54. Lemberg 128—133 Lindewiese 112. Lissa 124. Lundenburg 96. Lussinpiccolo 262. Mährisch Kromau 102. Mährisch Ostrau 90. Mährisch Schönberg 86. Mährisch Weibkirchen 92. Mährische Schweiz 82. Mährisches Sudetengebiet 88 Maria Worth 168. Marienbad 38—43. Millstatt 186. Miramar 242. Montafon 228. N Neuhaus 69. Neumarktl 202. Neutitschein 92. Nikolsburg 98. o Oderberg 126. Olbernsdorf III). Olmütz 84. Olsatal 118 Ombla-Quelle 278. Ostrawitzatal 124. Pardubitz 64. Bilsen 68. Pisek 66. Pisino 256. Podiebrad 64 Pola 258 261. Polnisch Ostrau 126. Pörtschach 168. Prag 2-27. Pübram 66. Przemysl 142. Putna 160. R Radmannsdorf 202. Ragusa 274—277. Raibl und der Raiblcrsee 18. Rankweil-Gauertal 232. Reichenberg 56-59. Riesengebirge 60. Römerstadt 86. Rudolfswert 216. Rumburg 54. Saaz 54. Salona 270. San Stefano 256. St. Canzian 248. St. Joachimstal 48. St. Veit 172. Schloß Duino 246. Schloß Prem 212. Schloß Senozer 212. Sebenico 2h8. Spalato 270-276. Spittal 184. Stanislau 144. Stein 206. Sternberg 86. Stramberg 92. Suczawa 156. Suczawitza 158. Labor 66. Tarnow 140. Tarvis 178. Tätragebirge 146. Loitsch 102. Teplitz-Schönau 52. Teschen 118. Tetschen 54. Tischnowitz 102. Trau 282. Traulenau 62. Trebitsch 102. Triest 238—241 Troppau 104. Trosky 62. u Ungarisch-Hrad^ch 94. V Veldes und Veliessee 200 Villach 174. Villach Umgebing 176. Vorkloster 102. V Warnsdorf 54. Weichseitel 12;-Weidenau 114. Weisscnfelser 'cen und Umgebung 198. Wieliczka 140. Wischau 102. Witkowitz 90. Wocheiner See 202. Wolfsberg 170. Würbental 108. Zara 26*. Zneim 98. Zuckmantel in. Zwittau 86, Bunte TratfittnDilder. Zwischen den Seiten : , . 16-17 . 48-49 . 80-81 112-113 1. Böhmen I. 2. Nord-Böhmen 3. Böhmen II. ■ 4. Mähren I. . 5. Mähren II ind Schlesien . 128- -129 6. Galizien . 160- 161 7. Bukowina . 176 177 8. Kärnten 192- 193 9. Krain .... . 224 225 10. Voralberg . 240- 241 11. Küstenland . . 256- -257 12. Dalmatien . 288 549999 rfi äL Njx ))\ T vk >r ■/|C 'tC vw" '"'k __^ ■ » 1 '■