Leov^5^ »c^^ir^io^ L 9433 sS7^°L M L>, Oeflerreilhislher Uergllligkülinl u»r> GkgtnwM vvn Peter von Radies. vrrlag »ou „Aus drr hühr" Sacher- Masoch r«ipri,i. I Zu b»!>kljkn durch Lichl ^ Meyer rrlpiiji. Arrf öov Köl)e Iiiterilnsioiiale Aevuc herausgegeben von Leopold von Stich er-rlltiloll>. Abo»r,re,rro»rt pvo Zireavterk <> Mir-, oirrzokno Koste ä 2 Mk. Die Treue und Liebe, mit der unsere Abonnenten seit der Begründung der internationalen Revue „Auf der Höht" an derselben festhalten, berechtigen uns zu der Annahme, daß dieselben mit dem idealen Programm, das wir von Anfang an aufgestellt und seit 3 Jahren conscqucnt durchgeführt haben, einverstanden sind, daß sic demselben ihre vollen Sympathien zugewendet haben und daß wir das erlesene, geistig vornehme Publikum, das wir um unsere Fahne versammelt haben, als einen großen, mit uns gleichgesinnten und glcichfühlcndcn Kreis von Freunden betrachten dürfen. Das erfüllt uns mit aufrichtiger Genugthuung und ist ein edler und schöner Lohn für unsere Bemühungen und die von uns gebrachten Opfer. Man hat in den weitesten Kreisen die Ueberzeugung gewonnen, daß „Auf der Höhe" kein geschäftliches Unternehmen, keine Buchhändlerspeculation ist, sondern ausschließlich ideale Zwecke verfolgt und zwar ohne jede Rücksicht aus die literarische Mode des Augenblickes und auf materiellen Erfolg; man hat verstanden daß gerade in unserer Zeit, in der Zeit eines bestialische» Materialismus und Utilitarismus, in der Zeit häßlicher nationaler, religiöser und socialer Kämpfe, ein Blatt entstehen mußte wie „Auf der Höht", ein Organ der Versöhnung, der Humanität, des Idealismus, ein Brennpunkt aller großen und schönen Interessen der Menschheit, ein Asyl für die Weltliteratur im Sinne unseres großen Meisters Goethe. Man hat endlich speziell in Deutschland verstanden, daß gerade letzteres durch seinen Volkscharakter und die Richtung, welche seine Literatur seit mehr als einem Jahrhundert genommen hat, trotz aller kleinlichen Hetzereien des Augenblickes dazu berufen ist, als der Vorkämpfer dieser Tendenzen auf den Plan zu treten. Daß wir unser Programm nicht nur ehrlich angestrebt, sondern auch kräftig durchgeführt haben, dieses Zeugniß hat uns die gesammte europäische Presse wiederholt gegeben, nicht einmal unsere Gegner konnten uns dasselbe versagen, denn auch gegen sic waren wir stets gerecht und maßvoll. Das Erreichte genügt uns aber nicht, wir wollen vorwärts, wir wollen sowohl in Bezug auf Inhalt als Form noch Besseres, noch Schöneres bieten. Um jedoch diesen Schritt nach vorwärts thun zu können, bedürfen wir noch einer regeren und kräftigeren Unterstützung von Seiten des europäischen und insbesondere des deutschen Publikums. Wir bitten deshalb, die treuen Freunde unseres Blattes, die charaktervollen, geistig freien Anhänger unseres idealen Programms, in ihren Kreisen kräftig für „Auf der Höhe" zu wirken und Propaganda zu machen. Wir könnten dann nicht nur zu dem oben bezeichneten Ziele gelange», sondern es würde auch die versöhnende und veredelnde Wirkung, welche unsere Revue übt, eine immer nachhaltigere, eine immer weitere Schichten der Gesellschaft umfassende werden. Indem wir hoffen, daß wir nicht vergebens an den edlen und menschlich freien Sinn aller wahrhaft Gebildeten appellirt haben, zeichnen wir in herzlicher Dankbarkeit für die bisher bewiesenen Sympathien. Der Herausgeber und die Redaction im „Auf der Höhe". WemiWer UeWMiilM und Gegenwart von Peter Vvn Radies. Verlag von „Nufder Höhe" Sacher- Masvch Leipzig. Zu beziehen durch , Lichk Mezzer Leipzig. Bilder öfterreichischkr Vkkgangtnhtit und Gkgknwarl. i. Line verschollene Predigt Abrahnm's a Zt. Clara. lUeb-r!«tzung-r«cht ,Nachdruck verbotene Psalm 70. Die schwäbische und böhmische Nation pflegten in Wien alljährlich ihr Patronsfest zu feiern; ihnen wollten die immer zahlreich in der Reichs-Hauptstadt anwesenden Krainer nicht nachstehen, zumal in den Tagen, als der berühmte Tempelredner Abraham a St. Clara die Predigtstühle der verschiedenen Kirchen der Residenz bei festlichen Anlässen beherrschte. Die „krainische Nation" wandte sich demnach 1705 an den humorvollen Augustinermönch mit der Bitte, ihnen zu Ehren ihrer Nationalheiligen und Patrone Achatius, Hermagor, Fortunat n. s. w. zu predigen. Der liebenswürdige Pater, der 1686 auf einer Reise nach dem Süden das an Naturwundern so reiche kleine Land Krain kennen gelernt hatte und dann durch befrenndM Krainer in Wien auch Krains treffliche Chronik des edlen Freih. >von'läalvator (erschienen Nürnberg 1689. 4 Foliobände) zum „Durchbla.ttein" herhalten hatte, willigte gerne in dieses Ansuchen. " So bestieg er denn am 30. August 1705 die Kanzel in der kaiserlichen Hofkirche der Augustinerbarfüßer in Wien und hielt „vor Einen, Volkreichen Auditorio" eine „Redliche Red Für die Löbliche Crainerische Nation", die dann beim Universitäts-Buchdrucker Joh. Georg Schlegel in Wien „gedruckt" wurde und „zu finden" war. Wie schon das der Predigt vorangeschickte Motto: „Narraiio miralli-lia tun" (Ich will deine Wunder erzählen) aus Ps. 70 besagt, wählte sich der rasch orientirte gewandte Redner zum Thema genannter Lobrede auf Krain die Naturwunder dieses Landes und die Schönheit der Kirchen in demselben. „Mit deiner Erlaubnuß — hebt er an — du werthistes Herzogthum Kraiu, mit deiner Erlaubnuß will ich heut deine mehristen Wunder erzehlen und an Tag bringen." Nachdem er hervorgehoben, daß dieses Land in dem Alter seines Namens Carniolia, Oesterreich, Steiermark und Kärnthen übertrifft, daß die Hauptstadt Laibach 450 Jahre älter als Rom und von den Argonauten aufgerichtet sei, deren Oberhaupt Jason gewesen, „mit seinem goldenen Fluß", welcher eigentlich in nichts Anderem bestanden als in einem pergamentenen Buch, worinnen die Kunst begriffen, Gold zu machen — nachdem P. Abraham constatirt, daß man in Laibach uralte Grabsteine und „Todten Sarchen" der alten Heiden und vornehmen Römer, sogar einige mit ewigen Lichtern gefunden, macht er alsbald den Excurs in die unterirdische Grotten- und Höhlenwelt des krainischen Karstes. Er führt sein Auditorium in die Grotten bei Lueg und St. Kan-zian — „so tiefe Höllen in die Felsen, daß man über eine teutsche Meile hinein zu gehen hat, worinnen mit höchster Verwunderung zu sehen, daß die Steiner wie die Männer, Weiber, Kinder und andere Menschen von Natur also gestaltet seynd, daß sie der Hunderte vor (für) Bildhauer Arbeit thuet ansehen, dahero etliche einfältige Leuth deß Jrrthumbs seynd, als wären daselbst die Leuth in Stein verwandelt worden. Alles dieses ist zu verwundern — ruft er aus — aber Wunder über Wunder ist dieses, daß das gantze Herzogthumb Crain nach der Länge und Breite mit einer starcken Mauer umbgeben und was noch mehrer, so ist diese Mauer nicht von gemeinem Stein, als etwan Zigel oder Quaterstück, sondern von purem kostbahren Achat; verstehe aber durch diesen Achat den Heiligen Märtyrer und Blutzeugen Christi Achatium, welcher von dem gesambten Land als ein sonderer Patron und Schutz-Herr erkieset worden." „Nachdem — fährt Redner fort — der hoch- und übermüthige Absalon die Waffen ergriffen wider seinen leiblichen Vatter den David, da hat sich dieser auch alsobald sei« Volk zusammengezogen sich bester massens zu wehren, ja er hat sich selbst freiwillig erboten, er wolle in eigener Person mitfechten, das Volk aber wollte solches auf keinen Fall zulassen, sondern er solle nur in der Stadt verbleiben, ut 6s nobi8 in urlio xruo-8iäio rc., 2. Neg. C. 17. Du allein, sagten sie, bist uns für 10000 gerechnet, darumb ist es besser, daß Du uus zum Beistand in der Stadt verbleibest, wäre es aber nicht besser gewest, daß David als ein so tapferer Held und erfahrener Soldat hätte mitgefochten? Abulensis gibt die Antwort: es seye das Volk der Hoffnung gewest, daß sie leicht werden victorioirou, wenn David für sie in der Stadt als ein so heiliger Mann und ein so großer Freund Gottes werde bethen." Nun kommt die Anwendung: „Wie das Herzogthumb Crain — schließt P. Abraham an — von dem Türkischen Erbfeind ^.uuo 1593 überschwemmt worden und diese nichts anderes gesucht, als den gänzlichen Untergang deß Lands, dann die Ottomanische Portten ist vill schwärer als jene Stadt-Portten, welche Samson aufs hohen Berg getragen: Also hat sich ein tapfferer Held mit Nahmen Andre von Aursperg hervor gemacht, welcher mit vier tausend Mann dem Feind entgegen gangen, dessen Macht in fünffzig Tausend bestanden unter dem Commando des Hassan Bassa." „Aber mein Auersperg — fragt einwerfend der launige an Wortspielen nie verlegene Mönch — soll das nicht ein Hassart sein wider den Hassan?^ „Das nicht — antwortet er sofort sich selbst — sondern dieser tapffere Held hat milsambt dem Volk den H. Märtyrer und Blutzeugen Christi Acha-lium eifrigst umb Hülff vnd Beystand angeruffen vnd an seinem Tag bekanntlich den 22. Juni mit einem so winzigen Häuffel den Feind angegriffen, derselben in die sibenzehen Tausend erlegt, die andern alle in die Flucht gejagt, das gantzc Lager erobirt, wcsscntwegeu die Junwohner dieses Hertzogthums dazumahlcn auffgeschryen: ^obatiu8 uolüs xroäovoiu inilli-bu8 eomputatua eat. Und darumb zur ewigen Danksagung noch jährlich seinen Festtag hochfeycrlich begehen, ihm auch Kirchen und Altär aufgerichtet, auch ihn für einen stätigen heiligen Patron und Schutzherrn erkennen!" „,Narrabo nürabilia tua': Noch andere Wunder seynd in diesem Hertzogthumb." Der Prediger geht zu einem andern Schutzheiligen Krains über, zu dem Heiligen Hermagor. Er erzählt nach Valvasor (koia. 4, kol. 579), daß zu End des Dorfes Cornial oder Logue etliche Nußbäumer stehen, deren einer ein so wunderliche Arth au sich, indemc seine nächste Camcraden und benachbarte Nußbäumer nach gewöhnlicher Zeit pflegen zu grünen, ihre Blätter hervortreiben und auch Frucht bringen, so bleibet besagter Baum gantz kahl und dürr biß aufs St. Johannes-Abend, in selbiger Nacht aber begrünet er sich, wie andere, pralt mit so großen Blätter wie andere, und bringt zugleich Frucht. Dieses ist fürwahr ein Wunder, aber Wunder über Wunder ist dies! In dem Hertzogthumb Crain ist ein Lorbeerbaum, welcher gar biß in den Hinimel hinauff gereicht und hat zwey so grosse Aest, daß alle Crainer sicher darunter stehen können. Dieser Lorbeerbaum ist der H. Bischofs vnd Märtyrer Hermagoras, auch ein soliderer Patron dieses werthisten Hertzogthumb: Dieser H. Bischof hat durch seine Discipul die Crainer, so dazumahlen im Heydenthumb gelebet zum wahren Glauben bekehret, sein Pastorat oder Bischofsstab ist noch unversehrt, ob er schon von Holtz, und hat bereits i» die 1600 Jahr gctauret: Ein Lorbeerbaum ist dieser H. Hermagoras; der unter dem Schatten eines Lorbeerbaumes stehet, sagen die Natnrkündiger, derselbe ist ganz sicher vor dem Donner: 1?uliuiim non motu», polluut eta Zorininu, Imuri. Wer unter dem Schutz deß H. Hermagor lebet, gleichwie die Juuwohiier dieses werthisten Herzogthumb, der ist ebenfalls sicher vor allen Übel........... „Narrado iinradilia. tun": Noch vill andere Wunder gibts in dem Herzogthumb Crain. In discm Land ist ein fürstliche Aucrspergische Herrschaft Schnecberg genannt, zwischen diesem Schloß Schneeberg und Laaß ist ein Bergloch kaum ein Wcrkschuh groß, ans welchem ein kleines Wasser quellet; dieses würfft gar offt sehr vil schwache Renten hcrauß. Anno 1670 kam eine solche Menge Aenten hervor, daß die gantze Gegend herumb damit angefüllt morden, welche dann die Bauern daselbst mit Stecken und Prügeln zu todt geschlagen, also daß mancher Bauer zwey biß drey Vässer voll eingesaltzen; Gautz vermuthlich ist zu schliesset!, daß im Berg darinnen ein grosser See sei, wovon die Menge solcher Aenten hervorkombt; diser Berg meines Erachtens ist nit ein geringes Wunder, aber ein Wunder über Wunder ist es, daß ein Berg in Crain mit lauter Helffenbein angefüllet. Durch dieses wird verstanden der Heilige Märtyrer Fortunatus, welcher gleicher gestalten ein soudercr Helffer und Patron dieser Nation. Fortunatus war ein Diaconus zu Aquileja, so dazumahl ein Theil war des Crainer Landes, und ist dieser umb Christi willen gemartert worden Gewiß ist es, unter dem Schutz Fortunat! hat das Crainer Land lauter Fortun zu gewarten." Redner zählt die Orte auf, wo man namentlich in jüngster Zeit römische Münzen in die tausend Stücken an einer Stelle gefunden; aber — ruft er aus — noch ein Wunder über Wunder! Des Herzogthumb Crain hat einen Gnadenpfennig, der ist mehr werth als ein ganzes Königreich; dieser Gnadenpfennig ist der Heilige Nicolaus .... dieser wird öfters vor dem Angesicht Gottes stehen und für diese Nation inständigst bitten: Allmächtiger, ewiger Gott, rei Zestamente. Was den Dichtergrafen Anton Alexander Grafen Auersperg (Anastasius Grün) Zeit seines Lebens ganz vorzüglich auszeichnete, die Liebe zu seiner Familie, der Dank gegen Jene, die ihm je Liebes und Gutes erwiesen, die ihm treu und redlich gedient, es spricht sich das auch in seinem „letzten Willen" aus, den er wenige Wochen vor dem großen Ereignisse seines siebenzigjährigen Lebensjubiläums zu Papier brachte. Aus dem Testamente Anastasius Grün's, das ich vollinhaltlich mitzuteilen in der Lage bin, wird man sowohl das schöne Verhältniß, in dem Grün-Auersperg zu Frau und Kind gestanden, den vollen Einblick gewinnen, man wird aber auch einen Einblick gewinnen in die gerechte Ver-theilung, die der Unvergeßliche mit seinem ansehnlichen Vermögen vorgenommen. Die Details dieses Vermögens aber wird man aus den im Zusammenhange damit auszugsweise mitgetheilten Testamenten der dem Dichtergrafen so rasch in den Tod gefolgten Gattin und des gleichfalls kurz darauf in so unglücklicher Weise — durch einen Sturz vom Pferde — in der ersten Blüthe seiner Jahre dahingegangenen Sohnes entnehmen. Ich lasse in Nachstehendem daher zuerst das Testament Grün's folge», um daran die wichtigsten Bestimmungen aus den Testamenten der Witwe Exc. Gräfin Maria Auersperg, geb. Gräfin Attems (j- 1880) und des Sohnes Grafen Theodor Auersperg (geb. 1859, gest. 1881) anzuschließen. * » * Das Testament Anastasius Erün's, ausgestellt Graz, 30. März 1876, publicirt in Graz am Tage nach dem Todestage Grün's, 13. September 1876, Mittags 12 Uhr, lautet: 1) Mit dem Gedanken an den Tod beschäftigt und auf mein bisheriges Leben zurückblickend, muß ich vor Allem der göttlichen Fügung danken, welche dieses im Ganzen ein glückliches werden ließ. Dankbaren Herzens gedenke ich zugleich der Güte und Nachsicht, mit welcher meine theure Lebensgefährtin mein Dasein begleitete und meine Fehler ertragen hat. Als ein Zeichen meiner Dankbarkeit vermache ich meiner Gemahlin Marie Gräfin von Auersperg, geb. Gräfin von Attems, den unbeschränkten und »„verrechneten Fruchtgenuß meines gesammten Vermögens, und zwar in der Art und Dauer, wie dies in den folgenden Absätzen näher bestimmt ist. Da meine Frau ihre eigenen Gelder und Wertpapiere mir zur Aufbewahrung und Verwaltung anzuvertrauen pflegt und ich solche Gegenstände jederzeit gewissenhaft als ihr gehörig bezeichne, so mache ich ausdrücklich auf diesen Umstand aufmerksam, damit jene Effecten, welche sich mit einer derartigen Bezeichnung in meinem Nachlasse vorfinden, anstandslos in die rechtmäßige Hand zurückgestellt werden. 2) Zu meinem Universalerben ernenne ich meinen lieben Theodor bis zu seiner Großjährigkeit, jedoch soll der ungeschmälerte Fruchtgenuß meines beweglichen und unbeweglichen Vermögens seiner Mutterzukommen; es sei denn, daß sie zu seinen Gunsten früher darauf Verzicht leisten wollte. 3) Für den Fall, welchen Gott gnädig verhüte, daß Theodor Graf Auersperg in der Minderjährigkeit oder ohne legitime Leibeserben sterben sollte, substituire ich demselben in der Universalerbschaft den Grafen Leo von Auersperg, drittgebornen Sohn meines lieben Vetters und Freundes Zosef Grafen von Auersperg. Sollte Graf Leo in den Besitz des ansehnlichen Familienfideicommisses gelangen oder vor Erzielung legitimer Lcibeserben mit Tod abgehen, so hat ihm in meiner Universalerbschaft sein jüngerer Bruder Erwin zu succediren. Mein nach den Bestimmungen des gegenwärtigen (3) Testamcntsabsatzes berufener Universalerbe wird jedoch den Besitz der Universalerbschaft erst nach dem dereinstige» Ableben meiner Frau, welcher bis dahin der ihr zugedachte Fruchtgenuß gesichert bleibt, anzutreten haben, wenn sie sich nicht aus freien Stücken veranlaßt findet, ihm den Besitz vielleicht schon früher abzutreten. In diesem Falle soll er verpflichtet sein, ihre auf meinem Vermögen haftenden Ansprüche, wie solche ans unserem Heirathsvertrage, den ihr ausgestellten Schuldbriefen oder sonst sich ergeben, auf's gewissenhafteste zu erfüllen, damit ihr Alter in dieser Hinsicht ein sorgenfreies sei. 4) Meine Nichten Hyacinthe Broth, Irma von Prcmerstein, Julie und Rosa, sämmtlich geborene Freiinnen von Schweiger-Lerchenfeld, Tochter meiner unvergeßlichen Schwester Sophie, vermache ich vierzigtausend Gulden Conv. Mze. Nennwerthes in Grundentlastungsobligationen, so daß auf jede einzelne derselben der entsprechende Theilbetrag von zehntausend Gulden in Nennwerth zu entfallen hat und zwar mit der Bestimmung, daß wenn eine oder die andere derselben unvermählt oder in der Minderjährigkeit sterben.sollte, ihr Antheil an die überlebenden Schwestern zu gleichen Theilen überzugehen hat. Ueberdies legire ich meinen beiden lieben Pfleglingen Julie und Rosa, den beiden jüngsten Töchtern meiner obgenannten Schwester, noch besonders jeder in Griindentlastungsobligationen fünftausend Gulden, mithin beiden zusammen zehntausend Gulden Conv. Mze. Nennwerthes, mit der Verfügung, daß, wenn eine von ihnen beiden mit Tod abgehen sollte, ihr Antheil an die andere überlebende Schwester zu gelangen hat. 5) Meinem Neffen Alphous Grafen Auersperg, Sohn meiner lieben Schwester Therese, vermache ich fünfzehntausend Gulden Nennwerthes gleichfalls in Grundentlastungsobligationen. 6) Meinen Großneffen Anton Broth und Anton von Premerstein, deren Taufpathe ich bin, legire ich zusammen zehntausend Gulden in Grundobligationen, nämlich jedem fünftausend Gulden Nennwerthes der genannten Werthpapiere; ebenso und aus demselben Beweggründe viertausend Gulden in den gleichen Papieren nebst meiner mit Namenschiffre und Auersperg-schem Wappen bezeichneten goldenen Cylinder-Repetiruhr dem Grafen Anton Auersperg, Sohne des Fmz. Gottfried Grafen von Auersperg. 7) Indem ich meinen sonstigen Verwandten und zahlreichen Freunden in der Nähe und Ferne für die mir in reichem Maße bewiesene Theilnahme und freundliche Gesinnung aufs Herzlichste danke, bitte ich meine Gemkthlin, denselben aus meinem Nachlasse, insoweit die vorfindigen Gegenstände dazu geeignet und ausreichend sind, kleine Erinnerungszeichen in meinem Namen als Andenken auszufolgen. 8) Legire ich dem Verwalter meiner Güter Hrn. Sigmund Lutter fünfhundert Gulden, dem Revierförster Hrn. Wilhelm Jenko zweihundert Gulden, der jeweiligen Wirthschaften» in Thurn-am-Hart einhundert Gulden, dem Hausinspector in Graz, Hrn. Eduard Newes, zweihundert Gulden, sämmtlich in österreichischer Währung. Die in diesem 8. Absätze enthaltenen Legate haben nur zu gelten, wenn sich die Genannten bei meinem Tode noch in meinen Diensten befinden; bei allfälligen Veränderungen haben die zu dieser Zeit angestellten Nachfolger derselben die entsprechenden Legate nur je in halbem Betrag zu empfangen. Auch spreche ich es als Wunsch aus, daß meinem vormaligen Güterverwalter Herrn August Paulin die Beihülfe jährlicher vierhundert Gulden, welche ich ihm ans freiem Willen und ohne Rechtsverbindlichkeit bisher gewährte, auch fernerhin für seine Lebensdauer ausgefolgt werde. 9) Meinem vieljährigen treuen Diener Franz Zeriak vermache ich eine lebenslängliche Pension von vierhundert Gulden österr. W- jährlich, dann meine silberne Ankeruhr mit Emaillegehäuse als Andenken; ferner meine ganze Kleidung und Leibeswäsche. Der Maria Granner, welche meiner lieben Frau eine langjährige treue Dienerin und unermüdete Pflegerin — in Theodor's Kinderjahren dessen verständige und sorgsame Wärterin ge- ö wesen ist, legire ich als ein Zeichen dankbarer Erinnerung die Summe von viertausend Gulden österr. W. in Baarem. Allen übrigen Personen unserer Dienerschaft, welche zur Zeit meines Ablebens bereits zehn volle Jahre in meinen Diensten stehen, vermache ich je das Doppelte ihres betreffenden ziffermäßigen Jahreslohnes, jenen, welche mir über fünf Jahre dienen, ihren ganzen Jahreslohn; allen anderen welche nur kürzere Zeit in unserm Dienste, je die Hälfte ihres bezüglichen Jahreslohnes. Ucbcrdies empfehle ich alle unsere älteren treuen Diener der dauernden Fürsorge meiner Bcsitznachfolger; dieselben sollen, wenn sie dienstesunfähig werden, lebenslang mit angemessenen Beihilfen unterstützt werden. Indem ich sowohl Beamten als Dienern für die mir geleisteten Dienste auf's Herzlichste danke, richte ich an jeden Einzelnen, den ich im Dienstverkehre unabsichtlich verletzt haben sollte, schließlich die Bitte, mir aus aufrichtigem Herzen zu verzeihen. 10) Den Armen der Pfarre Haselbach in Krain legire ich einhundert Gulden, jenen des Vicariates Gurkfeld fünfzig Gulden, den Armen der Pfarre St. Leonhardt in Graz einhundert Gulden österr. W., welche nach dem Ermessen der betreffenden Arminstitutsvorstehungen an die Bedürftigsten vertheilt werden sollen. Jedem der zehn Spitalspfründiier in Gurkfeld vermache ich fünf Gulden. Dem Gebete der genannten Armen empfehle ich mein Andenken. 11) Da ich die Honorarssumme für meine Schriften, welche ich von verschiedenen Verlegern ausbezahlt erhielt, nutzenbringend an die Wissenschaft und Bildung zurückzuerstatten wünsche, so bestimme ich die entsprechende Summe hiermit zu Stipendien für hoffnungsvolle Studircnde meiner nächsten Heimath. Es sollen demnach 30000 fl. Conv. Mze. Nennwertes in Grundentlastungs - Obligationen oder in sonstigen Schuldverschreibungen gleicher Sicherheit und Ertragshöhe aus meinem Nachlasse ausgeschieden und derart vinculirt werden, daß deren Gesammtzinsen in vier Stipendien von gleicher Größe zerfallen, womit vier talentvolle, fleißige und wohlgesittete Jünglinge zur Unterstützung in ihren Studien zu betheilen sind. Zwei dieser Stipendien sollen vorzugsweise an junge Leute aus Krain, wobei die Nachkommen ehemaliger Unterthanen meiner Güter thuulichst zu berücksichtigen, kommen; die beiden anderen aber au junge Leute aus Steiermark, vorzüglich aus der Landeshauptstadt Graz, verliehen werden. Die Verleihung dieser Stipendien, deren Genuß an keine bestimmte Studienanstalt gebunden ist, soll meinen jeweiligen Besitznachfolgern in Tuhrn-am-Hart, wenn dieselbe» der Auerspergischen Familie angehören, in deren Ermangelung aber den jeweiligen Besitzern der Fideicommiß-herrschaft Auersperg überlassen bleiben. Als Norm bei der Verleihung soll weder ein bestimmtes Studienfach, noch ein limitirtes Alter des Bewerbers maßgebend sein, indem zum Genusse dieser Beihilfen Studirende des philosophischen oder medicinischeu Faches ebenso berufen sind wie Juristen oder Techniker, der Gymnasiast ebenso wie der Doctorand. Nur die Bedürftigkeit und Würdigkeit mögen vor Allem berücksichtigt werden, wobei cs im Uebrigen der Einsicht und der Gewissenhaftigkeit der Verleiher anheimgestellt bleibe, von Fall zu Fall die nützlichste Verwirklichung meiner Institution zu beurtheilen. Sollte die Lesewelt auch nach meinem Tode noch einige Theilnahme für meine Schriften bewahren und neue Auflagen derselben nöthig oder wünschenswerth machen, so sind die dafür eingehenden Honorare in der Art zu dem gleichen Zwecke fruchtbar zu machen, daß aus den Zinsen Stipendien von gleichem oder annäherndem Betrage zuerst eines für Krainer, dann eines für Steiermark und so abwechselnd fort mit denselben Verleihungsbedingnissen gegründet werden. In gleichem Sinne soll im Falle der Verloosung von Obligationen, welche dem in Rede stehenden Zwecke gewidmet sind, mit dem baaren Erlöse vorgegangen werden. Bis zur Vollwerdung eines Stipendienbetrages von dreihundert oder dreihundertfünfzig bis vierhundert Gulden sind auch kleinere Beträge einstweilen als Stipendien oder nach Umständen als Zuschüsse zu bereits bestehenden Stipendien zu behandeln und zur Betheilung zu bringen. Auch soll es dem gewissenhaften Ermessen des jeweiligen Verleihers unbenommen sein, aus berücksichtigenswcrthen Gründen zeitweise zwei Stipendien in eines zu vereinigen, oder auch eines in zwei zu theilen. — In allen Fällen, für welche hier nicht vorgedacht werden konnte, soll meinem jeweiligen Rechtsnachfolger die größte Freiheit in Beurtheilung und Verwirklichung meiner Absichten eingeräumt und er nur daran gebunden sein, daß die von mir bestimmten Summen alljährlich wirklich und pünktlich dem obgedachten Zwecke zugeführt werden. 12) Die in meinem Nachlasse vorfindige größere Ordensdecoration des königl. bayerischen Maximilian-Ordens ist an die betreffende Ordenskanzlei in München, jene des kaiserl. öst. Ordens der eisernen Krone 1. Classe (große Goldkette, Band und Stern) an die bezügliche Ordenskanzlei in Wien zurückzustellen. 13) Wünsche ich nach christlichem Gebrauche ohne Gepränge zur Erde bestattet zu werden, am liebsten möchte ich in der an die Pfarrkirche zu Haselbach zugebauten Kapelle, in welcher mein Vater ruht, und zwar auf der andern Seite des Altars, zur ewigen Ruhe gelegt werden und einen dem seinigen ähnlichen Denkstein erhalten. Sollte dieser Wunsch unerfüllbar bleiben, so möge mir die Erde auch anderswo leicht sein. 14) Meinen bewährten Freund Otto Freiherrn von Apfaltrern ersuche ich herzlich während Theodor's Minderjährigkeit die Mitvormundschaft führen und dessen Angelegenheiten Ihunlichst fördern zu wollen. Für den Fall seiner Ablehnung oder Verhinderung richte ich dieses Ansuchen an meinen zwar vielfach in Anspruch genommenen, aber gegen mich stets so gütigen Freund Josef Ritter von Waser. Beide verehrte Freunde aber bitte ich inständig, mit ihrem Wohlwollen und ihrer klaren Einsicht und Geschäftskenntniß meinen theuren Hinterbliebenen jederzeit in Rath und That hilfreich zur Seite zu stehen. 15) Alle in diesem Testamente vorkommenden Legate sind ohne Abzug an die Legataren auszufolgen und die hiervon an den Staatsschatz zu berichtigenden Gebühren aus der Verlaßmasse zu bestreiten. Vorstehendes Testament habe ich bei ungeschwüchtem Geiste und gesundem Leibe durchaus eigenhändig geschrieben, unterfertigt und gesiegelt. Graz, 24. Januar 1876. Alexander Graf von Auersperg MSP. (I^. 8.) Nachtrag. Da die Hausmeister der Häuser und der Villa in Graz nicht unter die im 9. Absatz dieses Testamentes bedachten Dienstleute zu zählen sind, so bestimme ich für dieselben wie folgt: dem Hausbesorger in der Elisabethstraße Nr. 5 ein Legat von fünfzig Gulden, jenem in der Brandhofgasse Nr. 7 zwanzig Gulden, dem Villa-Gärtner sowie dem Hausmeister in der Ziegendorfgasse jedem gleichfalls zwanzig Gulden; nur wenn letztere Stelle noch von Josef Reisinger besetzt sein sollte, soll dieser fünfzig Gulden erhalten. Dem in Diensten meiner lieben Frau stehenden Gutsverwalter zu Dornäu, Hrn. Anton Schneeberger, legire ich zweihundert Gulden. Graz, am 30. März 1876. Anton Alexander Graf von Auersperg. Die Witwe Anastasius Grün's, die sich im Herbste 1879 besonders krank fühlte, errichtete am 10. September desselben Jahres auf Schloß Dornau ihren letzten Willen, dem sie schon einige Tage darnach (22. September) einen Nachtrag folgen ließ. Dieses Testament, welches am 25. März 1880 unmittelbar nach dem Tode der Frau Gräfin in Graz kundgemacht wurde, enthält wesentliche Bestimmungen über die Vertheilung ihres Privatverinögens und pietätvolle Andeutungen über die Verwendung des au ihren einzigen Sohu gelangenden Gesamintvermögens. Wir entnehmen dem Tcstamrntr der Gräfin Auersperg nachstehende allgemein interessante Bestimmungen: Verhältnisse und Krankheit veranlassen mich, mein vor 3 Jahren nach dem Tode meines geliebten Gatten geschriebenes Testament zu ändern. Ich erkläre somit, unter Aufhebung aller früheren letztwilligen Anordnungen, nachfolgende Verfügung als meinen mit vollem Verstand geschriebenen letzten Willen. 1) Vor allem spreche ich meinem geliebten unvergeßlichen Gatten, niit dem ich 37 Jahre in glücklicher, ungetrübter Ehe gelebt habe, noch über's Grab hinaus meinen innigsten Dank aus für all die Liebe und Treue, die er mir ununterbrochen bewiesen und die er auch durch die testamentarische Wahl des Otto Baron von Apfaltrern zum Mitvormund unseres Sohnes Theodor bestätigt hat. Dem Baron Apfaltrern sage ich meinen tiefgefühlten Dank für die bereitwillige Annahme dieses Amtes, sowie für die Herzensgüte, Opferwilligkeit und seltene Sachkenntniß, mit welcher er es verwaltet. Ich empfehle ihm auch ferner auf das Herzlichste und Wärmste meinen heißgeliebten Sohn Theodor und bitte ihn, für dessen weitere Ausbildung keine Kosten zu scheuen, die weitere Ausbildung seines Mustktalentes zu fördern und seinen Verkehr mit anderen jungen Leuten zu überwachen, damit sein weicher, anschmiegbarer Charakter nicht mißbraucht und sein gutes Herz und Gemüth nicht verdorben werde. 2) Bitte den Sohn nicht vor dem 24. Jahre großjährig erklären zu lassen, außer es wären ganz besondere Umstände, die es nothwendig erscheinen ließen. Diese Bitte wurzelt durchaus nicht in Mißtrauen gegen meinen geliebten Sohn, sondern einzig nur in meiner vollsten Ueberzeugung, daß es in seinem Interesse gelegen sei, früher seine Studien ganz zu vollenden und sich dann erst mit der Sorge der Vermögensverwaltung zu befassen. 3) Zum Universalerben meines gesammten baaren und unbaaren Vermögens und aller mir aus was immer für ein Titel zustehenden Rechte, ernenne ich, wie natürlich, meinen theuren geliebten Sohn Theodor Grafen von Auersperg. Ich bitte ihn auf das Inständigste, keinen Theil des von mir oder von seinem Vater ererbten Vermögens bei irgend einem Spiel, bei Börse oder anderen Spekulationen oder Privaten zu engagiren, wenn ihn auch scheinbar großer Gewinn anlocken sollte. Ich vertraue vollkommen der Liebe und Dankbarkeit meines Sohnes, daß er diese meine Bitte und Mahnung stets beachten und erfüllen werde. 4) Ferner ist es mein Wunsch, daß mein Sohn das Gut Dornau in seinem Besitze erhalte und weder im Ganzen noch einzelne Gutsbestandtheile verkaufe, damit der ausdrückliche Wunsch seines Großvaters mütterlicherseits erfüllt werde. Der Verkauf dieses Gutes wäre gegen meinen Willen, welchen mein geliebter Sohn gewiß heilig halten wird. 5) Alle meine Schmucksachen an Brillanten, Perlen, Corallen, Gra- naten, Trauerschmuck, Gold- oder Silberschmnck-Gegenstände und Nipp-Gegenstände, Silbergeräthe, was sich theils in Graz oder Thurn-am-Hart befindet, alle Mobilien in Graz, Villa, Dornau und Thurn-am-Hart gehören meinem Sohn Theodor. Die große Silberkiste in der Garderobe in Graz sowie Silberarmleuchter gehören schon seit 11 Jahren als freies Eigenthum meinem Sohn Theodor, der es von einem Freund meines seligen Gemahls, Herrn von Paravic, geerbt hat. Mein Braut-Armband, Goldglieder mit einer Perle (erstes Geschenk meines Gatten im Jahre 1839), sowie ein großes Goldmedaillon mit Perle (letztes Geschenk meines theuren Gatten im Jahre 1876), sowie auch ein goldenes, bandartiges Armband mit Perle (Geschenk meiner Mutter bei der Geburt meines Sohnes) soll Theodor gut bewahren und es s. Z. seiner Gattin als Andenken von mir geben. Folgen Geschenke und Legate. 6) Gold- und Silberschmuckgegenstände (Schwägerin Thekla Attems, drei Nichten, geb. Schweiger, Cousine Baronin Jenny Gall, meine Freundin Marie Dikuison, Frl. Aurzy, Baronin Zschok und Vormund Baron Apfaltrern). Legate: Rosa Paskotini geb. Schweiger 5000 fl. in Staatsrentenpapieren, mein Pathenkind Paul von Dikuison 2000 fl., Cousine Baronin Jenny Gall 2000 fl. rc. (Dienerschaft, darunter erste Kindsfrau Theodors, derzeit bei Lienz in Dienst, Karoline Geyer mit Namen 200 fl.). 7) Mein Bcgräbniß soll anständig, jedoch prunklos, ohne Musik und Chöre stattfinden, überhaupt soll so kurz als möglich dauern, um meinem geliebten Sohn die Seelenmarter so viel als möglich abzukürzen. Am Begräbnißtage an Arme 50 fl., für Messe 25 fl. Wie selbstverständlich, wünsche ich im Mausoleum, das ich für meinen seligen Gatten gebaut habe, an seiner Seite zu ruhen; mein Name soll in der Marmortafel, auf derselben Seite, wo unten mein Sarg steht, ein-gravirt werden. Meinem geliebten Sohn sage ich hiermit ein recht inniges, herzliches Lebewohl und danke ihm für alle Beweise von Liebe, Gehorsam und rührendem Vertrauen und bitte ihn, meinen letzten Willen, welchen ich bei gesundem Verstände eigenhändig geschrieben und unterfertigt habe, als ein theures Vermächtniß zu achten. Dornau. 16. September 1879. Maria Gräfin Auersperg, geb. Gräfin Attems. Im Nachtrag (Dornau, 22. September 1879): ausdrücklicher Wunsch, daß Theodor unser Haus, Elisabethstraße, auch fernerhin bewohnt und keine der jetzt leer stehenden Räume unserer Wohnung etwa vermiethet werden. Dienerschaft soll er behalten mit Ausnahme der speciell für meine Person beschäftigten Kammerjungfer. Nach genauem Auszug aus meinem Ausgabenbuch braucht er für die Haitshaltung, für sich und Dienerschaft, nebst Wäsche und Beleuchtung monatlich 200 fl., die ihm jeden 1. des Monats ausgezahlt werden sollen, sowie 77 fl. für Fourage und kleine Stallauslagen. Will er meine großen Braunen, weil ich sie so lange benutzt habe, noch behalte», so soll ihm dieser Wunsch erfüllt werden, mit Beibehaltung seiner Reit- und Wagenpferde. Die verschiedenen Lehrmeister, welche er zur Nachholung dessen, was in den Gymnasialjahren wegen Mangel an Zeit nicht vorgenommen werden konnte, nur durch die nächsten zwei bis drei Jahre noch braucht, machen monatlich 143 fl. aus, welche ihm zu diesem Zwecke aus meinem Vermögen ausbezahlt werden sollen, wenn auch diese Summe viel erscheinen mag, aber nach meiner festen Ueberzeugung trägt ein Capital das man für die geistige Ausbildung verwendet, die schönsten Zinsen. Für specielle Bedürfnisse: Wäsche, Kleider, Beschuhung, Bücher, Col-legiengelder, Cigarren, Theater, Ausflüge auf die beiden Güter, Jagdrequisiten, zu den bisherigen 65 fl. noch 80 fl. von meinem Vermögen, im Ganzen also monatlich 150 fl. Nach Schluß jedes Universiiätssemesters 1000 fl. aus meinem Vermögen, um eine schöne Ferienreise machen zu können. Vas Testament des Grafen Theodor Äuersperg das bald nach dem Tode seiner Mutter (im April 1880) aufgerichtet und am 4. Mai 1881 in Graz kundgemacht wurde, zeugt für das edle Herz, das der Sprosse Anastasius Grün's sein eigen nannte. Die Gefühle der Freundschaft »nd der Dankbarkeit waren in dem ,,weichen anschmiegenden Charakter" des jungen Auersperg gar mächtig und zwar so mächtig, daß der Jüngling bei Festsetzung de, Testamentsbestiininungen in verwandtschaftlichem Sinne, d. H. in Nichtberücksichtigung von Verwandten, die seinen Gefühlen nicht so nahe gestanden, als andere Verwandte oder Freunde, Verstöße beging, die nach seinem Tode durch Connivenz der reichbedachten ausgeglichen wurden. Die Hauptbestimmungen seines letzten Willens lauten: Obgleich mein Schicksal mich überall erreichen kann, so finde ich mich doch aus Anlaß der längeren Reise, die ich anzutreten gedenke, bestimmt, meinen letzten Willen zu erklären und über das mir bereits eigenthümliche Vermögen, sowie über das mir nach dem Tode meiner lieben Mutter zugefallene Erbgut in nachfolgendem Wege zu verfügen: Als Erben meines Nachlasses ernenne ich meinen lieben Onkel Graf Friedrich Attems, jedoch mit der Verpflichtung, nachfolgende Legate gebührenfrei an die Legataren abzuführen: 1) Bezüglich der von meinem sel. Vater angedeuteten Substitution in der Nachfolge des landtäflichen Gutes Thurn-am-Hart kommen die im väterlichen Testament getroffenen Verfügungen selbstverständlich zur Geltung, und es bleibt die Pflicht des Substitutisnskurators und des Gerichtes, hierfür zu sorgen und zu wachen. 2) Landtäflicher Gutskörper Dornau meinem lieben Freunde Alexander Edler von Kyd of Grecy als ein Zeichen meiner warmen, aufrichtigen Freundschaft, Reitpferde, Sattelzeug, dann 100 000 fl. in Werthpapieren, die in der Masse vorhanden sind. Ich richte die Bitte an ihn, er möge meinem alten Reitpferde „Ali", wenn es dienstuntauglich ist, in Dornau das Gnadenbrot geben. 3) Treu Freund von Kindesbeinen, Otto Freih. von Apfaltrern jun., die Häuser Elisabethstraße 5 und Brandhofgasse 7, sammt Möbel rc., ersuche denselben, ans die Bilder, welche meine theure Mutter gemalt hat, stets Acht zu haben und seiner Zeit in seinem Testamente ebenfalls darüber besonders zu verfügen, damit diese theuren Andenken stets in Ehren gehalten werden. — 50000 fl. in Werthpapieren, welche in der Masse vorhanden sind (Ring). 4) Seinem Bruder Rudolf, Freiherrn von Apfaltrern, beide Häuser in der Zinzendorfgasse; Bnchsflinte, mit Gold eingelegt. 5) Meinem geliebten Vormunde Otto, Freiherrn von Apfaltrern, hinterlasse ich das Theuerste, was ich besitze: die sämmtlichen Schriften und Manuscripte meines verstorbenen Vaters, und ersuche ich ihn, dieselben mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit vor Mißbrauch zu bewahren. Nach seinem Tode sollen dieselben in den Besitz der Universität Graz übergehen. 6) Meiner verehrten Freundin Gisela, Gräfin von Welsersheimb, Billa Grabenstraße 70 und 200000 fl. in Werthpapieren, die in der Masse vorhanden sind (Ringe, Nadeln rc.). 7) Meiner stets so gütigen Freundin Hippolita, Freiin von Lichtenberg, geb. Freiin von Apfaltrern, zum Zeichen der Freundschaft größeres Brillantdiadem. 8) Fräulein Marie von Kyd, Schwester meines liebsten Freundes, als Andenken an den einst so fröhlichen Reiter das von dem übrigen Schmucke völlig unabhängige Bouquet aus gelben Diamanten. 9) Meinem lieben Vetter Angust von Broth, k. k. Hanptmann, derzeit Professor an der Cadetten-Akademie zu Wiener Neustadt, vermache ich 80000 fl., in der Masse vorhanden. 10) Meinem lieben Vetter Franz von Premerstein, derzeit k. k. Be-zirks-Hauptmann in Kuttenberg, 80000 fl. 11) Rosa Baronin Pascotini, geb. Schweiger, meiner lieben Cousine, 20000 fl., in der Masse vorhanden. 12) Meiner lieben Cousine Jenny, Baronin Gall-Gallenstein, den Antheil, den meine sel. Mutter an dem Rosenhain in Graz gehabt, und 30000 fl., in der Masse vorhanden. 13) Meinen beiden lieben Freunden Rudolf und Heinrich Caspcr vermache ich jedem 50000 fl., zusammen 100000 fl., in der Masse vorhanden, ersterem mein doppelläufiges Schrotgewehr (System Lancaster) und meine italienische Geige (Galliano) mit der Bitte, jedoch ohne Verpflichtung, jährlich ein, lieber zwei Mal in einem großen öffentlichen Concert zu einem großen öffentlichen Zwecke zu spielen, und hoffe, daß er sich dabei seines dankbaren Schülers erinnern werde; letzterem ineine sämmtlichen Fechtrequisiten, meine sämmtlichen Noten und meinen Flügel (hier in Graz befindlich, von Streicher). 14) Verwalter von Dornan, Anton Schnecbcrger, 30000 fl. in Werth-papieren, die in der Masse vorhanden sind. 15) Zeriak, Diener meines sel. Vaters, 15000 fl. Bisher 740000 fl. Werthpapiere. 16—31) u. s. w. Dienerschaft 21950 fl. in Baarem und Beträgen von 5000, 4000, 3000, 2000, 1000, 500, 300, 100 bis 50 fl.; dem Gärtner der Villa 2000 fl., da er ein alter Manu; meinem langjährigen, braven Kutscher M. Höller, der nicht mehr in meinem Dienste, 1000 fl. (Gesammtsumme mit obiger 761 950 fl.) So glaube ich denn alles nach meinem besten Wissen und Gewissen geordnet zu haben und fertig zu sein zu der großen Reise in jene unbekannten Gegenden, aus denen es keine Rückkehr giebt. Es erübrigt mir noch, vor allem meinen theuren Eltern über das Grab hinaus aus voller Seele meinen heißen Dank zu zollen für die unbeschreibliche Liebe und Sorgfalt, die sie für ihr Kind gehabt; unmittelbar nach ihnen bin ich am meisten Dank schuldig meinem geliebten Vormunde Otto Freiherrn von Apfaltrern, der mir nicht ein Vormund, der mir ein zweiter Vater war. Wäre es mir vergönnt gewesen, länger auf dieser Welt zu weilen, so hätte ich alle meine Kräfte angestrengt, um ihm zu beweisen, wie unendlich dankbar ich ihm bin, so aber möge es ihm genügen, wenn ich aus überwallendem Herzen, hiermit scheidend, meinen innigsten Dank sage. Meinen lieben, treuen Freunden, insbesondere Alex. Kyd, Otto Apfaltrern, Rudolf und Heinrich Caspar, sowie meiner treuen Freundin Gisela Gräfin Welsersheimb letztes herzliches Lebewohl, bitte, falls je gekränkt, einem Todten zu verzeihen, ebenso Allen, zu denen ich in dienstlichem oder geschäftlichem Verkehr gestanden. Bei gesundem Körper, bei vollem Gebrauch mit gesunder Vernunft eigenhändig geschrieben, unterschrieben, gesiegelt Graz, 8. April 1880. Theodor Graf Auersperg IU8P. (I-. 8.) ______________ Otto Baron Apfaltrern sou., Herrenhausmitglied, hat in allerjüngster Zeit die in seinen Besitz gelaugten Papiere und Schriften aus dem literarischen Nachlasse Anastasius Grün's schon bei Lebzeiten der k. k. Universitätsbibliothek in Graz übergeben, wo sie nun der Nachwelt als theures Vermächtniß des „Sängers der Liebe und Freiheit" erhalten bleiben. Das Schloß Thurn-am-Hart hat Erwin Graf Amrsperg, Bruder des Grafen Leo Auersperg, übernommen. !---------- IV- Ernstes und Heiteres ans einer CavatiersliMiothek des 17. Jahrhunderts. Die fürstlich Karl Auerspcrg'sche Hausbibliothek im Laibacher Fürstenhofe bildet ein Unicum einet Bibliothek; sie wurde nämlich im Zahre 1655 von Wolf Engelbert Grafen Auersperg gegründet und schon 1679 geschlossen und doch zählt sie an 7000 Bände der interessantesten Manu- scripte, Jncunabeln lliid Druckwerke des 10. und 17. Jahrhunderts aus allen Literaturen. Diese Sammlung, die Schreiber Dieses im Aufträge, beziehungsweise hoher Genehmigung Sr. Durchlaucht seit mehreren Jahren neu aufstellte, ordnete und nun im Detail katalogisirte und aus welcher derselbe im Juli 1880 anläßlich der Allerhöchsten Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I. in Laibach in der kulturgeschichtlichen Ausstellung mehrere Schaukästen mit den Cimelien dieses seltenen Schatzes zur Exposition brachte, welche die Allerhöchste Aufmerksamkeit des Monarchen und Allerhöchstdessen huldvollste Anerkennung fanden. Diese Büchersammlung von seltenem Werthe enthält auch über die Familie des Begründers und zunächst über ihn und seinen in den Fürstenstand erhobenen Bruder, über ihre Studienzeit, über das von ihnen in Laibach erbaute Prachtpalais, den „Fürstenhof", Nachrichten aus Handschriften und Briefen, die ich in nachfolgenden Zeilen, in mehrere Abtheilungen gesondert, zu kleinen Aquarellen ernsten und heiteren Genres verarbeiten will, indem ich mit vorbehalte, weitere Suiten aus dem Bücherschatze selbst folgen zn lassen. Der Fnrstcnliof. Der Auersperg in Laibach — in der Herrengassc, vm-L-vm dem altehrwürdigen Landhause gelegen — stellt sich als ein echtes und rechtes Palais des Barocco dar, mit einer ebenso imponirenden als „distinguirten" Fayade, an der man besonders die in den feinsten Schnörkeln sich ergehende Schlosserarbeit an Balkönen und Fenstern bewundern kann. Es ist ein großes, im Viereck angelegtes, mit einem weiten Hofraume und dreiseitig mit offenen Gängen versehenes, zwei Stockwerke hohes, 52 Wohnzimmer und mehrere weite Säle umfassendes Gebäude, das bis vor Kurzem in seinem rückwärtigen Trakte mit einer freskengeschmückten Loggia prangte, die jedoch durch die von dieser Seite besonders stark anprallenden Wetterstürme arg gelitten hatte und daher vermauert wurde. Dagegen haben sich die in dem ehemaligen Prunksaale befindlichen Fresken Quaglio's (Scenen aus der biblischen Geschichte und Allegorien) vollkommen intakt erhalten. Wie sich dieser „Fürstenhof" heute präsentirt, so wurde er durch den ersten Fürsten Johann Weikhard Auersperg im Jahre 1673 vollendet, nachdem bereits 1642 dessen Bruder, der Amtshauptmann Wolf Engelbert Graf Auersperg durch Aufführung des Rücktraklcs den Grund zu dem mächtigen Baue gelegt. War schon unter Wolf Engelbert der Auerspergcr Hof durch seinen ihn umgebenden prächtigen Garten, dann durch ein Kunst- und Raritäteu-Cabinet, eine Bibliothek von nicht geringem Umfange, ein Haustheater ausgezeichnet und eine besondere Sehenswürdigkeit, so stellte er in den Tagen der „Residenz" des ersten Fürsten ein vollendetes fürstliches Hoflager dar. Die prunkvolle innere Ausstattung, die diesem Berufe des Fürstenhofes entsprach, entnehmen wir heute der in der fürstlichen Bibliothek vorliegenden Inventur-Aufnahme »ach dem Tode des ersten Fürsten (1677). An der Hand dieses Verzeichnisses will ich die einzelnen Räumlichkeiten durchschreiten und den geistigen Blick des freundlichen Lesers auf die bedeutendsten und bemerkenswerthesten Objekte hinlenken. Treten wir denn zuerst in das sogenannte große Zimmer — wie wir sofort innewerden: die Vildergallerie des ersten Fürsten. Es ist mit „acht Stück Spalieren, mit des Marci Antoni und Cleopatras Historia" geziert. Item befinden sich darin angeschlagen „48 Malerei Stück", daruüter als Cimelie ein Rubens, „allwo der Samson den Löwen zerreißt", außerdem „stechen besonders hervor ein.luäioium kuriäis mit drei Göttinen", von des krainschen Malers Gladich Hand, „Der große Alexander, so den Ro-ckum Oorckium aufgelöst", die „?06nu Uroinotllcii nä niontem Ouuoasuin ulliZati", dem der Adler das Herz aushackt, die Freigebigkeit des heiligen Martin, die schlafende Venus und Cupido wachend, ein Stück, worauf der Hercules den Bären ermordet, Jagd- und Kuchelstücke, drei falsche Spieler „von einer guten Hand entworfen", „ein holländischer Pauer neben einer Päuerin", ein Stück, „allwo ein Meer Borasca (Seesturm) entworfen", „noch ein Meer Borasca", Der heilige Georg zu Pferd, „Juno mit Pfaben (Pfauen) in den Lüfften", „Vndterschiedliche Thier und Wasservögel", zwei kleine Stückel, auf deren jedem ein holländischer Bauer entworfen, drei Jägerstückel, sechs Landschaftsstückel u. s. w. u. s. w. Dann auch ein Conterfei in der völligen Statur des Fürsten Weikhardten von Auersperg sel. in der Mitte und an den Seiten dieses „grossen Zimmers" sah man „mehr gleiche Schreibkaste» mit florentinisch von Jaspis eingelegter Arbeit". Gemälde gab es übrigens in allen Zimmern und Sälen, wie nicht minder die Bibliothek schon damals werthvolle Stiche von Dürer, Brcughel, von Italienern und Spaniern besaß. In dem „langen Zimmer" (mit citronfarbencn Spalieren geziert) fallen besonders auf drei „steinerne Tische mit Blümlein eingelegt", zwei Schreibkasteln mit ihren Postamenten, mit florentinischen Steinen eingelegt, eine Tischuhr mit Schildkrot eingefaßt, ein großer türkischer Teppich, roth- sammtene Lehnsessel, ein großer Schreibkasten ohne Postament, an den Wänden zwei Conterfeie, Kaiser Leopoldi und der Kaiserin, mit durchbrochenen, vergoldeten Nahmen, fünf Landschaften, ein holländisches Bild, eine Bauernhochzeit repräsentirend. Das „Caminzimmer" mit rothem Damast ausspalirt, davon 31 Blatt mit Fransen, weist „eine ganz aufgerichte Petstatt mit rothem, damastenem Vorhang, zwei Sessel mit glattem Sammt, Porträts und andere Bilder und ober dem Thore ein Perspektiv-Stück (von Tyho de Brahe)." Das „kleine Zimmer neben dem Camin" mit ledernen Corridori-Spalieren geziert, elf Conterfeie, darunter Ihrer Fürst!, und Ihrer Exc. des Landeshauptmannes (Wolf Engelbert Grafen A.) seliges Conterfei zu finden, dann Landschafts- und Blumenstückel, ein Tisch mit rosafarbenem Tuche überzogen. Wir treten in das „Audienz-Zimmer" des ersten Fürsten. Dieses Zimmer ist mit acht Stück der niederländischen Tapezereien (Gobelins), Landschaften repräsentirend, ausgeziert, das Meublement bilden: ein großer Schreibkasten mit seinem Postament, mit florentinischen Steinen ausgelegt, sechs grosse lederne Lehnsessel, vier Lehnsessel mit rothem Sammt und großen Messingknöpfen; zwei große und zwei kleinere Globi und der Atlas von Bleau in 16 Bänden, die wir da finden, zeigen uns, daß der erste Fürst auch ein besonderer Freund der Geographie gewesen; an der Wand erblicken wir die Porträts der Kaiser Ferdinand III. und Lopold I., der beiden hohen Gönner des ersten Fürsten Auersperg, außerdem vier Landschaftsstückel. Die „Tafelstuben" zeigt sich „sinniglich" (also mit Beziehungen auf Speise und Trank) mit niederländischen Tapezereien ausgeziert; an den freien Wänden hängen außerdem Bilder: Landschaften und Fruchtstückel und ein grosser Spiegel „mit schwarz gezacktem, grossen Rahmen"; die Tafel ist oval mit einem Teppich von „gewarter Arbeit"; seitab steht eine Credenztafel mit rothem Tuche überzogen. Aus dem Vorsaale, der mit ledernen Spalieren von rothem Corridor völlig ausspalicrt, ist man in diese Stuben gelangt, und von diesen Tafelstuben kommt man in das „andere Caminzimmer", das Schlafzimmer des Fürsten. Da steht „Ihrer fürstlichen Gnaden Baldachin mit rothem Scharlach und Atlas gestickt mit Ihrer fürstlichen Gnaden Weikhardten sel. Wappen"; das Zimmer selbst ist mit ledernen Corridor-Spalieren völlig überzogen. Im Balconsaal, dem großen, runden Saal (dem Eingangs erwähnten Prunksaal) erregte außer den herrlichen Fresken die Aufmerksamkeit auch der große, künstliche und zierliche, in der Mitte hängende Leuchter (Luster). Die beste, vom ersten Fürsten bewohnte Piöce, war das fürstliche „Netirada- (Arbeits) Zimmer", das duon rotiro des fortwährend stn-direnden gelehrten Staatsmannes, der auch noch in den letzten Lebensjahren jeden Tag einige Stellen aus den Classikern ethischen und politischen Inhaltes seinem Gedächtnisse einzuprägen pflegte. Dieses Schreib- und Studirzimmer war mit roth-damastenem Spalier geschmückt; wir erblicken darin vier größere und drei kleinere Tischeln mit rothem Damast überzogen, einen Schreibkasten und ein Pult, schwarz gebeizt, einen Kasten mit Schublade!», schwarz gebeizt, einen Kasten von Eschenholz, ein kleines Tischel von Nußbaumholz mit schwarz gebeizten Füßen, drei rothsammtene Lehnsessel und einen ledernen Lehnsessel; das Porträt des Schwiegervaters des Fürsten, ei»es Herrn von Losenstei», und ein kleines „Bettstatt! von gemeinem Holz" zum sofortigen Ausruhen, wenn die Müdigkeit den Fürsten bei seinen oft bis in den frühen Morgen währenden Arbeiten übermannte. Mit vielem Luxus waren die Gemächer der jungen Fürstin, der Schwiegertochter Weikhardt's, ausgestattet. Auf dem Vorsaal (Frauenzimmer-Saal) mit ledernen Spalieren, von Corridoro überzogen, sah man die Conterfeie der Churfürsten des Römischen Reiches, Blumen uiid Confectbilder, in der ^.ickiorunorn, die „mit großen niederländischen Tapeten in Filosell völlig überzogen", auch „drei gestickte Partie" mit Ihrer fürstlichen Durchlaucht Wappen, desgleichen im Audienz-zimmer zwei solcher „Partie", einen sehr kostbaren achteckigen Spiegel mit vergoldetem Rahmen und schwarz gebeizte Tischeln „mit gar künstlichen Schnitzereien" an den Füße». Die meiste Zierde vereinigte aber „das Schlafzimmer der jungen Fürstin." Da gab es einen gespiegelten Kasten mit einer gediegenen silbernen Krone, der Zierat mit Steinen eingelegt, einen großen türkischen Teppich, dann noch drei große gleiche und einen kleineren Teppich „von pur lauter Seide und mit Gold eingetragen", einen Baldachin von rothem Sammt und mit Goldborden, achteckige und viereckige Spiegel, „ein ans Glas gemaltes Maiblümchen in ziervergoldetem Rahmen", schwarz gebeizte Tischeln, rothsammtene Lehnsessel mit Handhaben und der Sitz mit rothem Tuch, einsrothsammtener, reich mit Gold und Silber gestickter „Furhang", dann noch ein großer, schöner Spiegel in lauter Glas eingefaßt. In der „langen Galerie", die zum Garte» hinabführte, hingen in Nischen 23 große Bilder, „worauf Kaiser, Churfürsten, Pischoff, Reichsfürsten, Generale genialen sein", in dem „oberen Gange" l>2 Symbole (auf Astronomie und Alchymie Bezug habend). Folgen wir der „Silberwäschin" in die „Silberkammer". Da gab es unter Anderein Silberteller mit zwei silbernen Flaschen, Weinkessel dazu mit Pipen, mehrere große Kühlkessel, ein großes spanisches Salzfaß mit Figuren, eine „zicrvergulte Fontana", Becher, Muschel, Gießbecken, und Kandl von getriebener Arbeit, zicrvergulte künstliche Schütz, ein viereckiger Tafelkorb, zwei große Blumenkrüge, sechs Dutzend Schüsseln, ein halbes Dutzend Jmperialschüsseln, zehn Dutzend Teller, zehn Tassen, große Maiblumenkrüge, Rauchfässer mit der Vulcani- und der Actaeon-Figur, Blnmcnkörbel, chinesische Körbel, Leuchter, Spielleuchtcr, inwendig mit Schraufstangcn, Eispöcherln, Zuckerbüchsen, Oel- und Essigkrüglein, Löffel, Messer, Gabeln, Trantschier (Messer) mit vergoldeten Heften, durchbrochene Tischplatten, Tischlöffel, durchbrochene Löffel, Theca zum „Popper" (Pfeffer) u. s. w. u. s. w. Zn der „Garderobe" bewahrte man noch eine Unzahl von „Spalieren" aus Sammt mit Gold- und Seidcnplucmen gestickt und auch gemalte aus Seide und Atlas, große niederländische Spalier, 13 Stück türkisch-persische Teppiche, sammtene Baldachine mit goldenen Borden, eine „vergoldete altväterische (sie!) Bettstatt mit Figuren ausgeschnitzclt" (16. Jahrhundert), ein Schreibkastl, Nonneuarbeit, mit Blumen gestickt. Zn der Hauscapelle, deren Altarblatt eine Mutter Gottes mit dem Kinde, auf gelbe Seide gedruckt (Venetianer Arbeit, einem Grafen Thurn, einem Ahnherrn des gegenwärtigen krainischen Landeshauptmanns Gustav Grafen Thurn-Walsassina gewidmet), lag das Taufzeug, himmelblauer Atlas mit goldenen und silbernen Spitzen, die Taufdecke mit türkischer Scoffi-Arbeit gestickt, das Chrisamthemdel von Tanzerl-Arbeit gewirkt, ein „Handzwehel" (Handtuch), darauf der Englische Gruß und Geburt Christi von Tanzerl-Arbeit mit Gold und Seide gestickt, die Kreuzfatschen mit Kreuzarbeit gestickt. Auch eine silberne Ampel von Werth befand sich an dieser geweihten Stätte. Die „Geschirrkammer" enthielt Hunderte von Majolikagefäßen, Schüsseln, Tellern, Krügen, Aufsätzen w., auch ein „Weinkeller!" (Flaschenkeller) in rothsammtencm Futteral mit vier Gläsern, Flaschen und silbernen Deckeln, zwei besonders schönen Willkommengläsern und drei Krügkln zum Maitrank. Zm Weinkeller fand man außer den heimatlichen Fechsungen des „Mar" und Wippacher Weines, des schon im Mittelalter weltberühmten Rainfal und Muskateller ans dem Küstenlande, den Zeppicher und Mitter-burger Weinen, auch Luttenberger und französische sowie spanische Weine zum „Drauftrinkcn". Der „Garten" wies ei» kleines Paradies mit Grotten, Fontaine», künstlichen Bergen, Wasserkünsten und Springquellen, Teichen, Marmor-bildern, rarsten Blumen und Pflanzensorten, einer Fasanerie, einem Eremitenhaus, einem Sommertheater, Ballhaus, Schießhaus, Reitbahn rc. auf. Und all die Pracht und Herrlichkeit ist heute bis auf das jüngste durch die Fürsorge des gegenwärtigen Besitzers, Seiner Durchlaucht des Fürsten Carl Auersperg, in Restaurirung begriffene Palais zerstoben und zertheilt von jenen Jahren des vorigen Jahrhunderts an, da die Fürsten Auersperg allmählich ihren Wohnsitz aus Krain nach Wien und nach Böhmen verlegten, aber, wie nicht erst eigens betont werden muß, auch an den neuen Wohnstätten den Künsten stets das wärmste Interesse, die thatkräftigste Pflege widmeten und widmen, wir brauchen nur die Namen Carl und Adolph Bincenz und Franz Josef Auersperg zu nennen. Insbesondere in dem Wiener Palaste au der Auerspergstraße erstand in unserem Jahrhunderte der Kunst und der Kunstindustrie bei der erlauchten Familie weiland Seiner Durchlaucht des Oberstkäminerers Fürsten Vin-cenz Auersperg, und zwar Seitens des hochgebildeten Fürsten selbst, wie nicht minder seiner geistvollen, kunstsinnigen, durchlauchtigsten Gemahlin Fürstin Wilhelmine Auersperg, geborene Colloredo-Mannsfeld, ein neues, mächtig förderndes Heim! V. vergilbte Ltudentenbriese. Auf den deutschen „Prinzenschulen" ging cs im l7. Jahrhundert bekanntlich hoch her; es herrschte da ein tolles und volles Leben und ein Luxus in den Bedürfnissen der Studirenden, denen gerecht zu werden nur den Reichsten möglich war. Die Sitte dieser Zeit, daß auch die Söhne der höchsten Cavaliere des „Heil. Römischen Reiches Teutscher Nation" länger an solch einer Schule verweilten, brachte noch mehr Schwung in dieses opulente Treiben. So war es auch in München, wo Churfürst Maximilian 1., der „Sieger vom weißen Berge", mit beispielloser Pracht Hof hielt, die von ihm erbaute jetzige „alte Residenz" wurde ja als das „achte Weltwunder" gepriesen — und wo denn auch der größte Theil der höchsten, jungen Aristocratie Deutschlands versammelt war. Und neben der großen Cour bei Hofe gab's da in der Regel noch lustige Studentencouvivien, ein bischen Skandaliren in tiefer Nacht mit dem ehrsamen Bürgersmnnne und am nächsten Morgen das Salbungsöl der Wissenschaft. Daheim aber mußte der Herr Vater, Durchlaucht und Gnaden, den Beutel brav offen halten und die harten Thaler mit dem Brustbilde Ferdinand I. oder II. oder die eigener Prägung in Häuflein zurecht machen, um sie „per Posta" oder, wenn's gar sehr pressirte, mit „eigener Staffeta" an den jungen Cavalier „spediren". Unter Anderen treffen wir da auch zwei junge Grafen Auersperg an der Schule zu München und im steten Verkehre mit den jungen Prinzen des bayerischen Hauses. Es waren dies die Söhne Dietrich's von Auersperg, der kurz zuvor (1630) auf Grund der hohen Meriten seiner Vorfahren, der wackersten illyrischen Grenzhelden gegen den Erbfeind der Christenheit, den Türken, und nach „Verehrung" aller Taxen in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben worden war, der selbst in seiner Jugend ein kühner Degen gewesen und den Krieg gegen Venedig (1616) an der Seite des Fried-länders mitgemacht hatte, jetzt aber in Ruhe daheim in Krain auf der Burg seiner Väter saß, mehrere Landschaftsämter und das Erbland-marschallamt versah und ob seines hohen Ansehens im Lande vom Erzherzoge Leopold (nachmaligen Kaiser Leopold I.) bei dessen Durchreise in Laibach als „Krains Fürst" bezeichnet wurde. Doch erst sein Sohn Weik-hard Graf Auersperg wird im Laufe der Jahre zum Fürsten erhoben, derselbe Weikhard, der in Gemeinschaft mit seinem Bruder Herbard und dem Eommilitonen 1631 und 1632 in München ein „flotter Bursche" war. Gleich nach ihrer Ankunft in der schönen Stadt an der Isar wurden die Auersperge — wie es aus ihren in der Hausbibliothek im „Fürstenhofe" erhaltenen Briefen an den Herrn Vater Gnaden hervorgeht — zu Hof geladen, wurden vom Herzog Albert zur Jagd mitgenommen, machten, um modern zu sprechen, die Repräsentation thöütrale mit, welche die jungen Prinzen aufführten, besuchten alltäglich das Ballhaus, wo sich die Jugend nach dem Geschmacke ihrer Tage im Ballspiele übte, und zogen zur Erquickung und „Stärkung rrcl 8tuäin" in die bestrenominirten Bierkeller, denn: „Das Jahr war gut, Braunbicr war gerathen, Drum wünsch' ich mir nichts als 3000 Dukaten" so sagt das alte Studentenlied. Und der zweite dieser Verse klingt auch in all' den Briefen der beiden jungen Herren von Auersperg wieder, die sie nach heim schreiben, sie erbitten sich in jedem solchen Briefe an den Vater „Geld", denn sie brauchten viel und kämen nicht aus. Au Beginn des Faschings 1631 erhalten sie z. B. eine beträchtliche Summe, beide zusammen an die tausend Thaler, und schon am letzten Januar schreibt Herbard dem „erlauchten Herrn Vater", daß es ihm Furcht einflöße, es werde bei ihnen Mitte Fasten oder bald nachher Mangel eintreten, er werde wohl, „soweit er könne", bei Gelegenheit die Rechnungen einsenden. Auch macht er den erlauchten Herrn Vater darauf aufmerksam, er möge ihnen nicht Kronen und Groschen, sondern in Bayern gangbare Münze, „wo eine zwei Kreutzer werth ist", oder Thaler senden, denn sonst verlören sie zu viel beim Wechseln. Diese Stoßseufzer um das liebe „Moos" sind aber in den Briefen nur da und dort „eingesprengt" und werden in der Regel durch Berichte über Fortschritte in den Studien — wie weit der Eine und der Andere in der Dialektik, in der Logik oder in der „Moral" sei, durch interessante „Enthüllungen" aus dem großen (dem 30jährigen) Kriege, der eben damals auf bayerischen! Boden spielte, u. a. m. eingeleitet. Was die kriegerischen Vorgänge betrifft, so schreibt u. A. Johann Weik-hard (1631) an den Vater: „Der französische Gesandte, neulich von unserem (dem bayerischen) Churfürsten zum Schweden gesandt, kam wieder hierher, den durch seinen eigenen Trompeter bis München der Schwede begleiten ließ; ich habe den Trompeter gesehen, daß er an Stelle des Bayern verhandeln wird, sieht der Blinde." Im nächsten Jahre (1632, 21. Januar) schreibt der Bruder Herbard gleichfalls an den Vater: „Der Schwede weilt mit dem Gallier in Straßburg; man sagt, die Königin von Gallien wolle ihr Heer ^zusammenziehen; wie ich aus dem Munde des Churfürsten gehört habe, war der Ruf folgender: „Komm, Verlobte, du wirst gekrönt werden; mit welcher Krone? Unter welchen Anzeichen? Mögen es glückliche sein für uns in diesem glücklichen Jahre." Die Brüder bestrebten sich außerdem in ihren Berichten an den Vater, der kraft seiner Stellung als Landeshauptmann persönlich beim Churfürsten in hohem Ansehen stand — schreibt doch Herbard, der Churfürst habe ihn viel gefragt über „Stand" und „Lage der Geschäfte des erlauchten Herrn Vaters" —, demselben in jedem Briefe Beweise für die „Verfeinerung ihrer Sitten" zu geben, und charakteristisch ist es, daß sie einmal gar Tücher erbitten, um die Nasen zu reinigen — sie hätten im Hospiz keine, „sei das doch eine Schande, wenn sie Jemand besuche" — der erlauchte Herr Vater möge ihnen „zwei bis drei türkische" hinaussenden. Gleich daran wird die Bitte um mathematische Instrumente geknüpft, wie solche einst der berühmte Astronom Tyho de Brahe nach Krain geschickt habe. Während diese beiden Söhne des Grafen Dietrich Auersperg in München auf großem Fuße lebten und sich für's Leben und ihre zukünftige Bestimmung vorbereiteten — beide nahmen, als sie fortzogen, Gutes und Schlimmes mit fort: Weikhard hohes Wissen, aber auch eine Por- tion Leichtlebigkeit, und Herbard Kriegstüchtigkeit, aber auch eine nicht geringe Portion Hgng zu den Gaben des Bacchus und'Gambrinus — da weilte am kaiserlichen Hofe, abwechselnd zu Rcgcnsburg und Wien, der dritte Bruder, Wolf Engelbert Graf Auersperg. Dieser war von seinem Vater auf Reisen geschickt mit der Bestimmung, sich zum Politiker heranzubilden und zunächst an den kaiserlichen Hof, dann nach Celle gewiesen; Wolf Engelbert blieb aber langer am kaiserlichen Hofe als der Vater cs gewollt. Doch bittet er ihn deshalb um Verzeihung, „er sei von Natur — schreibt er — mit! diesem vioio (Fehler) behaftet gewesen, daß er fremder und hoher Leute Präsenz, aus Furcht und Scham, reden zu müssen, geflohen habe." Dies sei jetzt um Vieles besser geworden. Er höre immer unterschiedliche, sowohl politische als andere „Discurse" von hohen und niederen Standespersonen, lerne die Hofgebräuche und werde den hochfürstlichen Personen bekannt, und so werde er künftighin mit weniger Scheu seine Anliegen einem solchen Herrn vorbringen können. Das Jahr (1631) sei um, und er habe weiter kein Verlangen mehr, „die Spesen, die wider alles vermainen hochgeloffen", ferner noch dergestalt zu verwenden, sondern er wolle nun wirklich auf Reisen gehen. Wolf Engelbert hatte die hohe Summe von 6000 fl. allein in einem Jahre am kaiserlichen Hofe verbraucht. „Er wäre wohl mit der Hälfte ausgekommen — fügt er zur Erklärung bei — aber es habe gerade in diesem Jahre am Hofe eine Menge ,Extraordinari-Ausgaben' abgesetzt, namentlich in Regensburg, ,aus Occasion der römischen Hochzeit', der beabsichtigten Wahl Ferdinand des Dritten zum römischen König und dann in Wien; der erlauchte Herr Vater habe ja selbst gesehen, ,daß er nicht weniger habe thun können'. „Bitt derohalben — heißt es dann wörtlich — Euer Gnaden ganz unterthänig gehorsamst, Sic wollen wegen dieser meiner so großen Extraordinari-Ausgaben, womit ich Sie vielleicht höchlich werde erzürnt haben, Ihre milde Hand, vielivcniger aber Ihre väterliche Gnad und Affection von mir nicht abziehen, sondern mir dieses in Gnaden verzeihen." Nach der Wiederholung des „pator poooavi" rückt aber der junge Herr damit heraus: „Euer Gnaden" möge ihm, da er im Augenblicke von Geld ganz und gar entblößt, nur die Hälfte von dem, was er dieses Jahr ausgegeben, — welche verblümte Nedcformel, in fataler Ziffer dargestellt, soviel wie 3000 Gulden bedeutet — aus väterlicher Gnad und Affection mittheilen." Zum Schlüsse findet sich auch hier als Köder gleichsam die Mittheilung zweier hochwichtiger politischer Neuigkeiten, Die erste lautet: „Was maßen Tilly mit Schweden die Schlacht bei Breitenfeld (1631, 17. September) verloren, da allein eupiäitas xro-xrinö lauäis (die Sucht nach eigenem Ruhm) daran Ursache gewesen"; die zweite: „daß Jhro Majestät der Kaiser zukünftigen Frühling in xor-80NN, in's Feld ziehen soll". Mitten unter den Briefen der jungen Herren, die noch viel Interessantes, jedoch nur komisch-localgeschichtliches Detail bieten, fand ich auch ein Liebesgedicht in Manuskript. Dasselbe lautet: Scheustes Kindl, auf mein Treu baue, Dich vergwiße meine Lieb, meiner bstendigkheit vertraue, mein Herz dir zu pfandt ergib, vnd ivau andere werden sünen Dir lustig dein treu abgwinen, thue ihnen zur antworth sagen, daß dein Herz verpfändet sey — welches ich in mir verborgen allzeit bständy tragen thue mit der Liebe treu versorgen halten stets in sicherer Ruhe das khein wankhen weder ihren (irren) soll in meinem gcmücth verspüren mich ihm selbsten will ergeben vndtcr seinem g'horsamb Leben vnd crkhcncn mit der Trey. Schau, also soll es regieren vnd von mir verehret sein, mit dem thron der Lieb es zieren, zum Herrscher es sehen ein, Du entgegen mein's verwalten vnd in deiner Lieb erhalten Daß Trey hoffen bständig Lieben sich in deinen Diensten yben so seynd wir bcdc vergnügt. An der Neige des Jahres 1631 ging Wolf Engelbert nach Celle, im Frühling 1633 Weikhard nach Bologna, Herbard nach Graz. Fragen wir, welche Carriöre in der Folge jeder der drei Brüder gemacht? Weikhard war Erzieher des Erzherzogs Ferdinand (IV.), dann Staatsminister und Reichsfürst, Wolf Engelbert Landeshauptmann in Krain, Herbard General „an den kroatischen und windischen Grenzen" (nach-herige Militärgrenze) und glücklicher Sieger gegen die Moslims. Die Tausende harter Thaler aus des erlauchten Herrn Vaters eisenbeschlagener eichener Geldtruhe im Laibacher „Fürstenhofe" waren nicht nutzlos vergeudet, aus dem üppigen „Moos" waren gar reizende Blumen für den reichen Ehrenkranz des Auersperg'schen Hauses emporgeschossen! Der erste Fürst Äurrsperg als Student in Bologna. (1633.) Die „Reformation" in Deutschland, der sich bekanntlich viele Fürsten und ein gut Theil des übrigen Adels anschloß, trieb die jungen Cavaliere in Menge auf die Hochschulen, und da saßen dann Fürstensöhne, Reichsgrafen und Reichere aus den Edelleuten aus allen Gauen des „Heiligen Römischen Reiches Teutscher Nation" neben armen „Stipendisten" der „evangelischen Landschaften" auf einer und derselben Bank dieser und jener evangelischen Universität im „Reiche". Und so blieb's, was den Besuch der Hochschulen überhaupt betrifft, auch später, nur mit dem Unterschiede, daß in den Tagen der, namentlich in Oesterreich mit aller Energie durchgeführten „Gegenreformation", der Zug nicht mehr nach den protestantischen Hochschulen, sondern nach dem katholischen Ingolstadt und mehr noch nach der altehrwürdigen italienischen Pflegestätte der Wissenschaften — nach Bologna ging! Ware» jene Auersperge, deren Erziehungsperiode in die Reformationszeit fiel, von ihren Vätern nach Tübingen, ja selbst an den protestantischen Hof nach Cleve zur Ausbildung geschickt worden, so pilgerte Graf Johann Weikhard von Auersperg (geboren 1615), der spätere Erzieher des Erzherzogs Ferdinand IV. und „erste Fürst" aus diesem alten, in Krieg und Frieden vielbewährten und berühmten Geschlechte, zur ^Iina, mator nach Bologna. In der vorgenannten Hausbibliothek ist nun eine, dem oberflächlichen Beschauer vielleicht unscheinbar vorkommende Handschrift erhalten, das „Einschreibe- und Verrechnungsbüchel" — Küchenbuch nennen das unsere deutschen Hausfrauen —, welches der Kammerdiener des Grafen führte, der den jungen Cavalier auf seiner Studienfahrt begleitet hatte. Und doch bietet dieses „Küchenbuch" äußerst interessante Details, die uns ein vollständiges Bild von der „Studentenwirthschaft" des Auer-sperger's in Italien bieten. Versuchen wir es, dieses Bild mosaikartig zusammenzustellen, indem wir aus dem Wust des Unbedeutenden und Nebensächlichen das Charakteristische und Pikante aneinanderreihen. Am 24. April 1633 ivnrdc die Neise von Laibach aus zu Wasser unternommen; in Oberlaibach wurden die Schiffleute ausbezahlt — sie erhielten 2 Fl. — und der Weg wurde nun zu Lande mit Lehenrossen fortgesetzt. Nachdem in Loitsch ein Zmbiß eingenommen war — wofür in die Küche 3 Fl. verehrt wurden — ging's weiter auf der alten Römerstraße durch den Birnbaumerwald; in Haidenschaft war das erste Nachtquartier. Der 25. sah die Reisenden in Görz, wo sie Mittag hielten (6 Fl. 20 Kr.) und am selben Tage in Palmannova (zweite Nachtstalion); der 26. und 27. begriffen den Weg Codroipo, Portia, Oderza, Fosseta in sich; von Görz bis hierher war man mit der „Post" um 20 Fl. gefahren, nachdem in Görz die von Oberlaibach in Dienst gestandenen Lehenrosse mit 12 Fl. waren „ausbezalt" worden. Am 27. April langte Auersperg in Venedig („Fanedig") an, ivo die Schiffleute sogleich 9 Fl. erhielten. Das Absteigequartier wurde im „Schwarzen Adler" genommen; am 28. besuchte der junge Graf das „Pallhans" (zahlt 20 Kr.), am 29. wieder (zahlt 3 Fl. 50 Kr.), am selben Tage auch das Arsenal, wo er eine „Verehrung" von 3 Fl. 30 Kr. „reichte"; auch erhält er an diesem Abende eine „Serenata". Die Rechnung im „Schwarzen Adler" beträgt für 3'/g Tag „für eine Person" 14 Fl. Den 1. Mai feiert der junge Cavalier auf der Schießstätte, wohin er zu Wasser fährt; am 3. besteigt er den Thurm von „San Marco" (allda verehrt er 12 Kr.), am 5. unternimmt er eine größere Fahrt auf dem Meere, am 6. verläßt er Venedig. Der Wirth erhält 20 Fl. Es ging dann zu Wasser über Dalo, Padua, wo man sich zu Nacht aufhielt; 7. Vicenza, 8. Verona, wo ein „großer schenswürdiger Garten" und das Amphitheater besichtigt wurden; 9. Villafranca, St. Seno», Mantua (Nachtstation); 10. Wandarol, St. Martin (über Nacht); 11 St. Giovanni und am selben Tage (11. Mai) ward noch Bologna, das Ziel der Neise, erreicht, — „alsbald nach der Ankunft hat der gnädige Herr sich gleich balbieren lassen" (45 Kr.). Am Tage nach der Ankunft ward Rechnung über die bisherigen Ausgaben gemacht, dem „Landkutscher" für den Weg von „Padua nach Bologna" 30 Fl. ausbezahlt; die ganze Ausgabe ans „krainerische" Währung gebracht, ergab 190 Fl. Nh. 74 Soldi. In der Universitätsstadt angelangt, war des Grafen Begleitung sogleich darauf bedacht, sich häuslich einzurichten; zwar im Gasthofe „beim Pilgram" eingekehrt, ivo eine „cminara, looantii" bezogen wurde, kaufte der Kammerdiener doch alsbald alles Nöthige in die Küche, um eigene Menage zu führen, denn drei Mahlzeiten aus der Wirthsküche hatten 49 Fl. gekostet. Dem „Studenten" wurde sogleich „ein Buch Papier", Tinte und „Streupulver" um 1 Fl. 12 Kr. eingeschafft. Am 16. besuchte Auersperg das erste Mal das Ballhaus von Bologna (1 Fl.), am 47. und 18. wieder; am 19. ward ein Brief in die Heimath „in's Vaterhaus" befördert, die Postgebühr betrug 1 Fl. 4 Kr. Die in der nächstfolgenden Zeit gemachten Einkäufe und nothwendigen Auslagen ergaben für eine Reiseuhr 1 Fl. 18 Kr., Vadulas 12 Kr., eine (italienische) Grammatik 1 Fl., dem Wirth den Zins pro einen Monat 40 Fl., dem „Pedell", daß sich Jhro Gnaden in die Matrikel eingeschrieben, 14 Fl., ein wällisch Dictionaire 1 Fl. 18 Kr., ein schwarzes Sommerkleid für Jhro Gnaden mit allem Zugehör und Macherlohn ausbezahlt 223 Fl. 1 Kr. 2 Pf., ein Paar Handschuhe 1 Fl. 10 Kr., auf dem hohen Thurm 9 Kr., ein Glasel Zahnpulver 1 Fl. 5 Kr., vier-lebendige „Starl" 1 Fl. 5 Kr., einem Maler für zwei Wappen (in damals übliche Studenten-Stammbücher) 3 Fl., einem Compaß 1 Fl., dem Tanzmeister in der Tanzschule 5 Fl., ein mit Gold gesticktes Wehrgehänge 41 Fl. 13 Kr. 2 Pf., ein „wällisch Büchel" 16 Kr., Fechtmeister 8 Fl. rc. — dies bis zum 4. August. In diese Epoche des Aufenthaltes in Bologna fallen zwei Ausflüge nach Madonna in Sasso, nach St. Pietro und Ferrara. Wir sehen aus dem wenigen hier Angeführten, daß unser junger Cavalier es sich wohl angelegen sein ließ, Land und Leute kennen zu lernen, daß er die Ausbildung seines Geistes — die Jnstitutiones schrieb er selbst ab — und die Uebung seiner körperlichen Kräfte dabei nicht hintansetzte, und daß er bei all dem ein mäßiges, bescheidenes Leben führte. Neben den in der italienischen Stadt heimischen Fischen, Muscheln, Artischoken, Spargel, Reis, Melonen, Pomeranzen, Aprikosen rc. waren es die „bürgerlichen", in der Heimath beliebten und gewohnten Gerichte, als „Arwosen" (Erbsen), Salat, „Selcna" (slavisch --- Kraut), Gerste, Tauben, Hühner, „Kroissen" (Krebse) und dergleichen, was wir in den Rechnungen aufgeführt finden; nur selten stieg man zu „Kapauuern", „indianischen Hühnern" (Truthühnern), Rebhühnern; der Fleischhauer lieferte vom 14. Mai bis 1. Juli um 22 Fl. Fleisch (für drei Personen). Ein einzig Mal begegnen wir einem kleinen Debouchiren, nämlich unterm 27. Juli, und wir vermuthen dahinter ein sehr bescheidenes Na-fraichissement für Universitätsfreunde. Unter selbem Datum treffen wir nämlich neben der Tagesrcchnnng von 3 Fl. 15 Kr., für riurn Kapaun 1 Fl., für ein „Bandl Bögel" 2 Fl., für Melonen 25 Kr., für Pomeranzen, Citronen, Amerellen (Aprikosen), Weinbeeren, Haselnuß nnd Pfirsiche, gleichzeitig auf eine Rechnung finden „Pasteziercr" (Pastetenbücker) im Betrage von 11 Fl., für 2 Pasteten, 1 Paar Tauben, 1 Paar „Hiendl" (Hühner), 1 Kapaun, 1 Torte und ein halb Dutzend Krapfen. Am 5. August schließt dieses Einschreibebuch des gräflichen Kammerdieners mit 17 beschriebenen Blättern ab. Die Ausgabe stellt sich mit 360 Ducaten 1 Livr. 14 „Walein" 4 Quatri. „Diese Ausgabe — schreibt der Kammerdiener — gegen den Empfang 667 Ducaten gesetzt, bleibt zu „raitcn" (verrechnen) schuldig 306 Duc. 3 Livr. 17 Walein 2 Quatri". Darunter liest man von der Hand des jungen Grafen: „Ratificirt vndt übersehen, solches auch alles recht befunden, testire den 23. Augusti in Bolonia 1633. I. Wcikhardt Grafs Auersperg". Daß Auersperg's Aufenthalt an der berühmten Hochschule an ihm die besten Früchte trug, beweisen die zahlreichen, in der Hausbibliothek erhaltenen, gediegenen und umfassenden Studienhefte des Grafen, beweist sein mehrjähriges, erfolgreiches Wirken als Regierungsrath bei der innerösterreichischen Negierung in Graz, beweist dessen nachherige Stellung als Erzieher des Kronprinzen Ferdinand (Ferdinand IV.), beweist seine Ernennung zum Staats- und Conferenzminister und schließlich seine Aufnahme in das Neichsfürsten-Collegium. Neichsfürst mit Sitz und Stimme, Fürst von Münsterberg und Frankenstein (in Preußisch-Schlesien), Besitzer der Grafschaft Burg und Vogtei Wels (in Oberösterreich), der Grafschaft Thengen, der Grafschaft (jetzt Herzogthum) Gottschee in Kram (eine altdeutsche Enclave) und Herr der Herrschaften Schönberg, Seisenberg und Pölland, sowie der Warmheilquelle Töplitz (sämmtlich in Krain), war Fürst Johann Weik-hard Auersperg, dessen Geld neben dem kaiserlichen cursirte, in der That der erste Cavalier des Reiches! VI. Rationalismus und Fabriluvesen in Krain. Der goldne Eimer geht im ViMerringe Von Hand z» Hand, au« deutscher dir zu thaue»; Du zückst da« Schwert, daü deine» Dank e« bringe, Die Hand, doch nicht die Wohlthat kan»-« zerhaue». Diese, den Segnungen der deutschen Cultur im Lande Krain gewidmeten lapidaren Verse des größten Sohnes der Heimath, des unvergeß- lichen Anastasius Grün, die wir in dem herrlichen Nachruft Auersperg's an seinen „Lehrer und Freund", den ihm im Tode lange vorangegangenen ersten slovenischen Kunstdichter Franze PreRren, in „In der Veranda" lesen, passen uns zu dem Thema, das wir für die nachstehenden Zeilen gewählt, so vortrefflich, als ob sie für dieselben eigens gedichtet worden wären. Und wie denn auch nicht? Beziehen sie sich doch eben auf dieses Thema, auf die segensvollen Einflüsse der Deutschen, und sagen wir mit Rücksicht auf unseren ganz speciellen Fall beifügend und ergänzend, auf die Segnungen fremdländischer, höherer Cultur im Allgemeinen, wie sie sich in dem Fabrikwesen Krams, von den ältesten Zeiten bis heute in der ersprießlichsten Weise geltend gemacht hat. Um jedoch allen Mißverständnissen und allen Unterstellungen von vornherein zu begegnen, setzen wir auch gleich daneben den Ausspruch eines gewiegten Parlamentariers und Freundes des verewigten Dichtergrafen, den Ausspruch, den ein hervorragendes Mitglied der sogenannten Verfassungspartei in Krain — ein politischer Gegner der national-slovenischen Partei also — Herr Otto Baron Apfaltrern, über das slovenische Volk wiederholt im Laibacher Landtagssaale gethan hat, indem er einerseits die hohe, geistige Befähigung, aber andererseits zugleich den eminent praktischen Sinn des slovenischen Volksstammes gebührend hervorhob. Wir reihen dieser gerechten Würdigung Weiteres noch gleich hier am Eingänge dieser unserer volkswirthschaftlichen Studie, die auf allen gewerblichen und culturgeschichtlichen Ausstellungen von ersten Fachmännern und Juroren gemachte Wahrnehmung an, daß kaum ein Land von der geringen Größe und den ziemlich ungünstigen sonstigen Bedingungen Krams eine so vielseitige und zugleich so propere Hausindustrie aufzuweisen habe, als eben dieses kleine Land Krain, und daß dabei nicht bald ein Land so bildungs- und entwickelungsfähige Hausindustrielle beherberge, als Krams Bewohner es sind, denn bei oft nur geringer Anregung, doch richtiger Leitung, entwickelt sich hier rasch in dem und jenem Zweige der Hausindustrie die Tendenz zur — Fabrikation im größeren Stile. Wir glauben, mit dieser Darlegung der schönen Eigenthümlichkeiten des Landes auf unserem Gebiete — auf die wir übrigens im Verlauft unserer Darstellung noch zurückzukommen Gelegenheit haben werden — unseren allseitig vorurtheilslosen und objectiven Standpunkt zur Genüge bewiesen zu haben. * Fremde Einwanderer mit höherer Cultur erkannten immer sofort die hier im Lande liegenden Naturschätze und legten rege Hand an ihre Benutzung und Verwerthung im Interesse des Verkehrs und mittelbar im Interesse der Landeswohlfahrt selbst. Der Römer schon legte in der romantischen Wochein, zu Füßen des „bergesalten" Triglav (Terglou), ein Eisenwerk und eine Waffenfabrik an, und nicht minder wußten die Deutschen des Mittelalters die verschiedenen Erze des Landes Krain auszuschließen und in Eisenhämmern zu verarbeiten, in welchen Fabrikationszweigen ihnen die Italiener (die „Wälischen") gar mächtige Concurrenz machten. Das „iorrnin lronuva äo Or8d6rß" — das Eisen der noch heute im besten Renommöe stehenden Auersperg'schen Werke — war im 45. Jahrhundert ein gesuchter Handelsartikel nach Venedig. Der Deutsche Andre Perger Katzandexle der Griffner entdeckte 4490 die Quecksilbergrube in Jdria, und Deutsche und Italiener waren die ersten „Gewerksinhaber" dieser alten, heute im Staatseigenthum befindlichen, ausgezeichnet geleiteten Fabrikationsstätte dieses seltenen Erzes. Der im Mittelalter vorhandene große Reichthum an „Rauh- und Füllwaaren" (Pelzwerk) verlockte namentlich die Juden zur Errichtung von Engros-Depots des Handels in diesem Artikel, der jedoch an Ort und Stelle wegen Dauerhaftmachung, beziehungsweise Befreiung von den Fettstoffen (vorzüglich bei den Billigfellen), im Großen, d. H. fabriksmäßig bearbeitet werden mußte. Der allmählich wachsende Luxus, der nach der Entdeckung Amerikas alle Länder des Continents erfaßte, überschwemmte auch dieses, auf der Brücke zwischen Norden und Süden Europas, zwischen Germanismus und Romanismus gelegene Land, und die kostbaren Seiden- und feinen Tuchwaaren kamen in allzu großer Menge „aus dem Auslande" herein, so daß die krainischc Landschaft bei Kaiser Maxi, eine Art „Schutzzoll" gegen dieselben erwirkte und dieselbe im Vereine mit den übrigen Landschaften der österreichisch-deutschen Länder auf dem Innsbrucker Ausschußtage 4548 eine „Resolution" beschloß, dahingehend, es solle dafür gesorgt werden, daß die Tuch-, Pannet- und Seidenwaaren in den Erblanden Seiner Majestät angefertigt würden, und wir sehen auch noch im 46. und im darauffolgenden 47. Jahrhundert Italiener mit der fabriksmäßigen Verfertigung von Sammet- und Seidenwaaren in Laibach beschäftigt. In der Kunstindustrie begegnen wir 4527 den deutschen Goldschmieden Hoff und Vogl in der Hauptstadt Krains, und 4655 dem Gold- und Silberarbeitcr Wagner. Die alte Hausindustrie der Krainer „in Leinwand und Loden" (na- mentlich in Oberkrain, wo zahlreiche deutsche Colonisten der Freisinger und Brixener Bischöfe sich angesiedelt), „in allerlei gemachten Kleidern von grobem Tuch und allerlei gemachten Stiefel und Schuhen" (noch heute aus Neumarktl und Nudolfswerth sehr beliebt), ,,in Zwilch, dann in Reifen und Pendtern, in Häfen und Oefen, in gewirkten Plachen oder Decken, in gemeinem Gefüllt" (Pelz), erhielt durch erzherzoglichen Befehl 1578 wesentliche Erleichterungen im Handel durch die Unterthanen selbst. Fast zur selben Zeit (1584) hatten der Italiener Moscon und der Franzose Pier eine Glashütte vor dem „Teutschen Thor" (so genannt von der zunächstgelegenen Comthurei des hohen Deutschen Ritterordens) errichtet. Diese Glashütte erwähnt noch als „vor Kurzem" bestehend, der bekannte krainische Chronist Freiherr von Valvasor in seiner „Ehre des Herzogthums Krain". (Nürnberg 1689.) Valvasor erwähnt an selber Stelle (im sog. Schlösserbuche seines hochverdienstlichen Werkes, Buch XI, x. 705) auch eine bis „vor diesem" bestandene Papiermühle auf der Polona und schreibt weiter: „So haben auch vor wenig Jahren gewisse italienische Kaufleute hier Sammet, Ter-cenell, Bänder und dergleichen seidene Waaren anfangen arbeiten zu lassen, ingleichcn viel Leinwand auf Damastart gewirkt angegeben. Es wurden auch vielerlei niederländische und venedigische Arten von Spitzen hier zu Laibach verfertigt, so man in verschiedene Länder verführt und gewisse Spitzenträger weit und breit tragen läßt." Es scheint also, daß man schon in dieser Zeit bemüht war, der Hausindustrie Krams im Genre der Spitzen, die Jdrianer Spitzen, die der vielverdiente krainische Handels-kammersccretär I. Murnik in dem Werke: „Geschichte der Gewerbe und Erfindungen" 1873, ausführlich historisch behandelt hat, einen erhöhten Aufschwung zu geben. „Auch — schließt Valvasor sein Capitel von der .Handlung der Stadt Laibach' — hat man vor wenig Jahren angefangen, den so nutzbaren Tabak hier auszusäen, der denn auch so ziemlich wohl geräth, also daß die Stadt daraus einen großen Nutzen zu hoffen hat." Dieser Nutzen blieb auch nicht ans; es schloß sich daran die Errichtung einer Tabakfabrik. (Eine solche besteht auch gegenwärtig wieder hier und zwar in großem Maßstabe als k. k. Central-Tabakfabrik, die unter der Leitung des in seinem Fache ausgezeichneten Herrn Jnspectors Nezori steht.) In den Tagen Valvasor's bestand auch in Krams Hauptstadt ein Gußhaus vor dem sog. Carlstädter-Thore, an derselben Stelle, wo heute die weit und breit hin bestbekanntc k. k. Hof-Glockengießerei und Bronce- waarenfabrik des Herrn Albert Samassa sich befindet, von der wir weiter unten noch ausführlicher sprechen. Das Gußhans von 1689 stand unter der Leitung des Glockengießers Schlags, eines Deutschen, und zu der Marienstatue, die der Chronist hier gießen ließ, fertigte nach Valvasors Zeichnung der Salzburger Bildhauer Wolf Weißkirchner das Modell. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete die „krainische Landschaft" (die deutschen Stände) 1729 „zur Beförderung des Commercy" eine Tuchfabrik, der im Laufe des genannten Säculums sich eine Reihe gleicher Etablissements, die von Plehan, Taschzer, Weseo (Vesel, ein Slo-vene) anschlössen. Von einer großen Tuchfabrik der Firma Ruard-Dessel-prunner berichtet uns eine Commercialtabelle aus den Tagen der großen Kaiserin Maria Theresia von 1763. Dieselbe beschäftigte 90 Arbeiter, 18 Stühle, 4 Meister, 28 Wirker und Gesellen und 409 Spinnerinnen. Die über ihrer Lande Bedürfnisse im Detail unterrichtete Monarchin trug auch wesentlich zur Beförderung der Hausindustrie in Krain bei; sie schickte deutsche Lehrerinnen für das Spinnen und Spitzenklöppeln in's Land, und berief Bauernknaben aus Krain in die Residenz zur Erlernung der Berchtesgadener Holzschnitzereien. Am Ausgange des 18. Jahrhunderts begegnen wir in Krain (1787) einer vom Kaffeesieder Costegua gegründeten Fabrik von candirten Früchten und Confitüren (als Confiseur ist heute hier der im Auslande, Paris, Bukarest, gebildete Herr Schumi thätig), einer Seidenbandfabrik nach Schweizerart der Susauna Pasquat (1789) und einer Unschlittkerzenfabrik von Silva (heute giebt es für letzteren Fabrikationszweig zwei fabrikartige Etablissements, das von I. Strzelba (Rohrmann^ und das von Winkler.) Der dem Lande als Mäcen in den verschiedensten Gebieten des Wissens und Könnens unvergeßliche, hochgelehrte Freiherr Sicgmund von Zois gründete 1793 eine Steingutfabrik; ein gleiches Etablissement dannWasser1810. Hoff (1808) giebt in seinem „Gemälde von Krain" an, daß um diese Zeit auch eine chemische Fabrik iu Laibach bcstaudeu habe; in Weichselburg (Unterkraiu) führt er Lederfabriken und eine Stahlfabrik an, in Seisenberg die vom Kärntner Herrn v. Kleinmayer gegründete Papierfabrik („Papiermühle"). Zwölf Jahre später gab es in Krain schon drei Papierfabriken: die bereits genannte in Seisenberg, eine nächst Ratschach in Unterkraiu, dem Buchdrucker Danger aus Graz gehörig, und eine in Görtschach (Oberkrain), im Besitze des Grunter. Doch schreiben die „Vaterländischen Blätter" von 1820: „An großen Fabriken fehlt es durchaus. Alles, was im Laibacher Gouvernement bemerkt zu werden verdient, reducirt sich ans einige Gespinnste und Ge- webe, auf Stroharbeiten, etwas Papier, Branntwein, Holzartikel und Feuerschwamm, alles Gegenstände, die ein Land bezeichnen, das noch weit entfernt ist, in seinen Bedürfnissen anderen deutschen Provinzen zu gleichen." Kanz in Planina war großer Exporteur von Feuerschwamm nach Tirol, Baiern, Schwaben und Franken. Die Siebe von Straschische bei Krain-burg — wo heute die Firma Globoceck die schönste Waare erzeugt — eine der ältesten Manufacturen Krams, gingen schon damals nach Italien, Frankreich und nach der Türkei. Der ausgezeichnete Cippitsch bezeichnet aber schon wieder in seiner trefflichen Topographie von Laibach (1834) als den einträglichsten Nahrungszweig die Fabriksgeschäfte und den Speditionshandel, hervorgerufen durch die Gewerbefreiheit und die in den letzten Jahren neu errichteten Fabriken. Er betont auch den für Laibach so nothwendigen Frcmdenzuwachs, der auch von Valvasor besonders hervorgehoben wurde, zu dessen Zeit die Bürgerschaft Laibachs zu einem Drittel aus Fremden bestanden hatte (Ge-werbsleuten und Fabrikanten: Deutschen, Italienern, Franzosen u. s.w.). Den größten Aufschwung nahm jedoch, wie natürlich, das Fabrikswesen Krams in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts durch die allgemeine Steigung des Bedarfs und des Luxus, sowie durch die erleichterten Communicationsmittel. Wir sehen da neben der schon aus früheren Tagen (17. Jahrh.) bestehenden, bereits erwähnten k. k. Hof-Glockengießerei und Broncewaaren-fabrik (kunstvollster und stilgerechtester Erzeugnisse) von Albert Samassa, die großartige Lederfabrik von Janesch, die Thonwaarenfabrik von Drelse, die ihre ausgezeichnete Waare nach England, in die Türkei und bis nach Persien erportirt; die Kunst-Gußeiscnfabrik von Tönnies (zugleich Bauunternehmer, ans dessen Etablissements ganze Bauten in allen ihren Details fertiggestellt werden); die Cichorien- und Canditenfabrik, Chokoladen-fabrik u. s. w. von Tschinkel (die sich mit ihren Fabriken hier, in Wien und in Böhmen einen Weltruf erworben); die Bierfabrik der Gebrüder Kosler, die ein tüchtiger Fachmann, der Brauer R. Ofner aus Bayern, zum Etablissement ersten Ranges erhoben und im Export concnrrenzfähig gemacht hat, während der Kärntner I. Mayer das Flaschengeschäft mit aller Umsicht leitet; die Möbelfabriken von Mathian und Doberlek (deren Ersterer sich auf den Ausstellungen in Triest und Graz mit Interieurs hervorgethan); die Sodafabrik von Fischer, die an der von Savrik (in Krainsburg) ein Pendant gefunden; die Spinnfabrik, gegründet von dem Engländer Molin; die Dampfmühle der Jndustriegesellschaft, welche auch in Ober-krain mehrere Eisenwerke besitzt; die krainischc Bangesellschaft, die unter der Leitung des vorzüglichen Directors Max Kreimer der Stadt Laibach die modernen palastartigen Bauten, darunter die ganze neue Kaiser Franz Joseph-Straße geschaffen und ihre Thätigkeit bereits außerhalb Krains rege entfaltet; die Schieferfabrik von Korn, die mit ihren soliden Leistungen gleichfalls weit über Krains Marken hinaus bekannt geworden; die von den Gebrüdern Gollö gegründete Drahtstiftfabrik; die Zündhölzchen-fabrik des Jglauers 6ap, die einen gesuchten Exportartikel schafft, u. s. w. Daran reihen sich auf dem flächen Lande u. a. das renommirte Fürst Carlos Auersperg'sche Gußwerk in Hoff (Unterkrain); die Papierfabrik Leykam-Josephsthal in Josephsthal; die Fabriken der Familie Zeschko in Kaltenbrunn, Udmat u. s. w.; die Cemrntfabrik von Prascheiker in Stein, welch bekannter Großindustrielle in kultureller Beziehung sich auch durch die Herstellung zweier großartiger Bäder in Stein und in Gallenegg einen dauernden Namen in der Geschichte der Heimath gesichert hat; eine Parquetfabrik in Oberlaibach; eine Salamifabrik von Locnikar L An-dretto in Waitsch, die Strohhutfabriken der Tiroler Ladstätter u. a. (hervorgegangen aus der Hausindustrie in Strohgeflechten) in Domzale; die Leimfabrik von Handl L Chamrcch bei Laibach u. a. m. Die Hausindustrie der Holzwaaren, die so rein, glatt und schön kaum irgendwo anders hergestellt werden, hat der Industrielle Herr Pakik in Laibach durch reges Interesse für die Sache und eminente Localkenntniß zu einer Höhe gehoben, die kaum je erwartet worden war; dieser Zweig der Hausindustrie, wie nicht minder die Siebwaaren, als deren trefflichsten Erzeuger wir die Firma Globoknik in Straschische bei Krainsburg bereits genannt, und die Spitzenindustrie von Jdria fanden bei der kulturgeschichtlichen Ausstellung in Laibach, im Juli 1883, anläßlich der Landes-Jubelfeicr des 600jährigen Anschlusses von Kraiu an das erlauchte Haus Habsburg, die Allerhöchste Anerkennung Sr. Majestät des Kaisers und die labendste Hervorhebung in den Fachorganen. Die Industrie der kunstvoll genähten Spitze hat eine Wienerin, Fräulein Johanna Föderl, eine Schülerin der Kunstschule der Frau Emilie Bach in Wien, in Kram eingeführt, und hat Fräulein Föderl bereits unzählige Schülerinnen in dieser schwierigen Kunst Hierlands unterrichtet. Sowohl im Österreichischen Museum in Wien, als auch auf vielen anderen Ausstellungen haben die Fabrikate dieser Knnstindustricllen die ersten Auszeichnungen erhalten, und soll demnächst in Laibach unter der Leitung derselben eine eigene Fachschule für diesen dankenswerthen Industriezweig eröffnet werden. Für die Hebung der Hausindustrie in Kram wirken die H. k. k. Ministerien in eifrigster Weise fördernd und unterstützend, und zeigt sich in Allem und Jedem die Tendenz der Landesangehörigen, die von außen kommende Förderung der heimathlichen Hilfsquellen in dankbarst entgegenkommender Weise aufzunehmen und sich anzueignen, wie denn auch an die von Fremden hierzulande gegründeten und erhaltenen Industrie-Etablissements die heimathliche Nachahmung sich gerne und bereitwillig anlehnt, denn: Der gold'ne Eimer geht im Völkerringe Von Hand zu Hand---------------- VII. Zur Geschichte des Handels und Creditwesens in Krain. Dis in der Fremdlinge Land tragen den heimischen Fleiß, Andre ziehn frohlockend dort ein mit den Gaden der Ferne Schiller. Als Pendant zur Studie über den „Nationalismus und das Fabrikswesen in Krain" mag der kleine Essay, welchen ich in nachstehenden Zeilen über das im Titel angegebene Thema liefern will, von doppeltem Interesse sein, da er erstere wesentlich ergänzt; aber auch an sich allein betrachtet, scheint er mir, weil ein in der Neuzeit besonders erschlossenes Gebiet beleuchtend, nicht ohne Belang. Denn wie überall, wohin sich die Eisenarme der „Bahnen" erstrecken, blühte auch in dem kleinen Lande Krain durch sie neues Leben aus den Ruinen; auch hier belebte sich durch dieses Communicationsmittel nicht nur der Import in noch nie dagewesener Progression, es wurde hier auch ein Export geschaffen, wie er in dieser Ausdehnung und in diesem Umfange bisher nie geträumt worden. -r» * -r- Durch die überraschenden Ergebnisse der Ausgrabungen, beziehungsweise die Aufdeckungen der prähistorischen Ansiedelungen und Begräbniß-stätten in Krain — durch welche prähistorischen Forschungen sich der gelehrte Custos des krainischen Landesmuseums „Rudolfinum", Herr Karl Deschmann, unvergängliche Verdienste um die Wissenschaft und die Heimath erworben hat — durch die so zahlreichen Funde von Perlenschmuck aus Bernstein und Glas namentlich haben wir die sicheren Anknüpfungspunkte für einen frühzeitigen, ausgedehnten, fernen Handel unseres Landes gewonnen. Karl Deschmann und der für die Wissenschaft leider viel zu früh dahingegangene Coriphar Ferdinand von Hochstcttcr sagen in ihrem Berichte an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien über die Ausgrabungen in Watsch: „In den Formen der Perlen, namentlich in jenen aus Glas, herrscht eine große Mannigfaltigkeit. Den meisten dieser Formen begegnet man in den Gräbern aller Länder von Aegypten an bis in die nordischen und in die ehemals skythischen Regionen; es stammen daher sicherlich diese Fabrikate von auswärtigen Erzeugnißstätten her, von wo sie mittelst ausgedehnter Handelsverbindungen eine so weite Verbreitung erlangt haben", und an anderer Stelle: „Nach der verhältnißmäßigen Häufigkeit der Bernsteinfunde zn schließen, scheint der in uralter Zeit bestandene Verkehrsweg, auf dem sich der Handel mit Bernstein von den Küsten der Ostsee über Carnuntum nach Italien bewegte, nicht weit abseits von Watsch sich befunden zu haben." „Ein mythischer Sagencyklus" — fährt der Bericht fort — „über die uralten, durch die Schifffahrt auf der Donau, Save und auf dem Laibachflusse (Nuuxortus) vermittelten Verkehrsbeziehungen zwischen den Ländern des Donaugebietes, des Schwarzen Meeres und den an die Adria angrenzenden hat den Argonautenführern die Gründung Emona's (des heutigen Laibach) zugedacht." „Der Waarenverkehr auf der Save und dem Laibachflusse und die damit im Zusammenhange stehende Anlegung von Schifferstationen ist also nicht erst von den Römern in's Leben gerufen worden, sondern reicht in viel frühere Epochen, ja in die Urzeit zurück." Und diese Wasserstraßen blieben das Hauptcommunicationsmittel für den Handel auf lange, lange Weltzeiten her und wurden als solche erst durch die Anlage der Südbahn, des heute vornehmlichsten Verkehrsmittels in unserem Lande, vollständig beseitigt. Längs dem Laufe der Save errichteten die Römer Votivsteine, den Schutzgottheiten Neptun, Savus, Adsalluta und speciell dem Gotte des Handels, Mercur, eine Statue (bei Dernovo unweit Gurkfeld), und die slavischen Bewohner Krains widmeten, zu Christen geworden, eine Unzahl von Kirchlein, selbst solche auf steilen Höhen (von denen wohl die Bewohner zum Erwerbe als Schiffer Herabstiegen), dem Patron der Schiffer, dem heiligen Nicolaus. Professor Alfons Müllner, welcher mit ebenso viel Glück als Geschick die alte Frage um die Lage der Nömerstadt Emona (Laibach) gelöst, hat nachgewiesen, daß Emona an der Stelle des heutigen Dorfes Zgg bei Laibach, und an der Stelle des heutigen Laibach eine zweite römische Ansiedelung Namens „Aquilina" gestanden habe. Dieses Aquilina erhob sich nach und nach zu einer ansehnlichen Handelsstadt, während Emona spurlos in der Barbarenzeit versank, denn der Fleck Erde, der sie trug, lag abseits der großen Straßen des neuen Welt- Verkehrs; der einzige Ueberrest, welcher an den alten pannonischen Handel erinnert, ist die Marschroute der italienischen Pferdehändler, welche die in Kroatien gekauften und durch Unterkrain heraufgebrachten Pferde noch heute an Laibach vorbei über Jgg (Emona) nach Oberlaiöach und Italien treiben. Auf dem Boden der alten Aquilina gründeten später die Slovenen gleichfalls einen Handelsplatz und zwar am rechten Ufer des Laibachflusses, an den heutigen Schloßberg angelehnt, in der Gegend der heutigen Polana nnd um den St. Jacobsplatz, durch welch letzteren die alte Nömerstraße won Siscia (Sissek) und Emona (Jgg) gegen den Fluß geführt war. Die Slovenen nannten diese ihre Handelsansiedelung, die wir uns als Holzbauten denken mögen, einfach (— Marktort). Bei erweitertem Verkehre entstand am linken Ufer eine „novi torZ" (Neuer Markt — heute Auerspergplatz genannt, nach Anton Alexander Graf Auersperg — Anastasius Grün —), und es blieben die Bezeichnungen „novi torg" und „8kari tor§" (Alter Markt) für die ganze Stadt so lange, bis sich das Bedürfniß herausstellte, diesen Stapelplatz des Handels aus Rücksicht für die Handelsfreunde, die Franken und Italiener, mit einem Namen zu bezeichnen, worauf der Name Laibach (slovenisch I^ubhana) entstand, hergenommen vom Flusse, dem Verkehrsmittel. Wie die Slaven im Allgemeinen, waren es die die Krainmark bewohnenden Slovenen insbesondere, welche in der Karolingerzeit den Handel Europa's mitbefördern halfen, und sie handelten vorzüglich mit Pferden, Sklaven und Honig. Im X. Jahrhundert erscheinen aber auch schon in diesen Gegenden die Juden als Concurrentcn der Slaven im Handelssache, und es ward eben durch sie Laibach eine der blühendsten Handelsstädte auf dem Wege von Wien bis Venedig. Die Handelsherren Laibachs wurden immer reicher, und die meist aus ihrer Mitte gewählten Herren des inneren Rathes legten sich, gleich den Venetianern, das Purpurgewand als Amtskleidung bei. 1081 gründete ein Laibacher Handelsherr in seiner Vaterstadt Laibach ein Waisenhaus, ein anderer Kaufmann baute dem heiligen Joseph zu Ehren eine Kirche (1073). In diesem Jahrhundert begann man auch in der opulent lebenden Stadt mit feierlichen Spielen auf dem Laibachflusse, der damals als Hauptverkehrsader den Pnlsschlag des socialen Lebens vermittelte. Das XII. Jahrhundert sah die Juden hier immer mächtiger werden und immer zahlreicher, denn sie besaßen um diese Zeit schon ihre Synagoge, die sie 1213 von Grund aus neu aufbauten; der Handel, in erster Linie die Geldgeschäfte, das Creditwesen, waren in ihren Händen. So kam es, daß nun auch bald Streitigkeiten mit ihnen Seitens der übrigen Bewohner von Laibach entstanden, wobei nicht selten jüdisches Blut geflossen, welche Streitigkeiten am Beginn des XVI. Jahrhunderts dann mit der Vertreibung der Juden aus Krain endigten. Doch greifen wir nicht vor! Das XIV. Jahrhundert hatte den Laibacher Kaufherren durch die Gnade der österreichischen Landesfürsten aus dem erlauchten Hause Habsburg eine Reihe von hervorragenden Begünstigungen gebracht, die wir im Privilegienbuche der Stadt Laibach bewahrt finden; so verbot Herzog Rudolf IV- (1360) den Sonntagsmarkt zu St. Veit ai^ der Mark zu Gunsten des Laibacher Handels, Herzog Albrecht III. befreite die Laibacher Bürger von der neuen Mauth zu St. Veit (1366), Herzog Leopold der Biedere gestattete den Laibachern, nach Kärntheu und Steiermark zu handeln (1376), und Herzog Albrecht (mit dem Zopfe) ertheilte (1389) der Kaufmannschaft zu Laibach den Freibrief, „daß sie mit Venedigischer hab vnd all Kaufmannschaft arbeiten und die gcfüeren mügen her gegen Wien vnd in all ander vnser Stctt vnd Markht." Nicht minder war der specielle Gönner Jnnerösterreichs auf Habs-burg's Thron, Kaiser Friedrich III., ein ganz ausgezeichneter Beschützer des krainischen Handels, und er schirmte die „Handlung" der Laibacher, indem er (1439) verordnete, daß die Kaufleute Laibachs und Krams überhaupt mit ihrem Getreide, Mehl, Fleisch und anderen Waaren überallhin Handel treiben dürfen, und derselbe Herrscher ermahnte den Pfleger von Hasberg (heute fürstlich Windischgrüz'sches Schloß) bei Adelsberg in Jnnerkrain, die Laibacher Kaufleute nicht zu necken und nicht zu drücken. Nicht nur mit Triest und Fiume (die um diese Zeit zu Krain gehörten), auch mit Venedig war der Handel Krains ein sehr reger. Venedig lieferte vorzüglich Producte des Orients, Gold, Silber, Perlen, Edelsteine, Gewürze, Zucker, auch Kunstprodukte, Waffen, Geschmeide, Teppiche, Baumwolltücher, Seidenwaaren, feines Leder; dagegen gab Krain vor Allem Eisenwaaren (darunter das beste aus den Auersperg'schen Werken, isrrum koimin st bullstum äs Orsxsrgi), Leinwand, Holzwaaren, Töpferwaaren, alles Hansindustrie, Pclzwerk, und nach der Entdeckung von Jdria (1490) auch Quecksilber. In die Fußtapfen seines Vaters, des „weisen König", tretend, bestätigte (1513) „der letzte Ritter", Max I., die bisher zur Beförderung des Handels in Steier, Karnthen und Krain erlasseneil Verfügungen und befahl zugleich den ausländischen Kaufleuten, die Nauchwaaren (das Pelzwerk) in Laibach einzukaufen, „wie es schon von Alters herkömmlich ist". Derselbe Monarch verbot (1518) seinen Beamten jede Gemeinschaft oder Theilnahme an den Kaufmannsgeschäften in seinen Landen (was auch der „Landhandveste" Krams einverleibt wurde). Der Handel und Wandel im Allgemeinen litt aber in dieser Zeit an argen Gebrechen; die auf dem Innsbrucker Ausschußtage (1518) versammelten Verordneten der innerösterreichischen Lande führten arge Klage über Betrug der fremden Kaufleute. Sie klagten, daß Tuch, das von England, den Niederlanden, Italien oder'von anderen Ländern nach Deutschland gebracht wurde, von den Kaufleuten gekürzt und ihm mit dem Strecken die Kraft genommen werde. Es möge daher den Kaufleuten auferlegt werden, das Tuch an Länge und Breite unverletzt, auch ungestreckt, mit gerechter Wage und Schwere, von guter Wolle, durchaus gleich mit dem Siegel des Ortes, wo es gemacht und beschaut worden, zu verkaufen. Auch Damast und Seidenwaaren sollen beschaut und mit dem Siegel versehen sein. Spezereiwaaren, welche aus Venedig, Calcutta, Lissabon, Antorf, Lyon und Frankfurt versendet werden, würden verfälscht, Ingber mit Ziegelmehl gefärbt, „Mekhin" darunter gemischt. Der Ingber solle ungefärbt, auch nicht ausgeklaubt, sondern groß und klein durcheinander, verkauft werden. In den Pfeffer sollen keine Stingel, Trink- oder Hitz-beeren gemischt werden. Die „Nägel" sollen ohne Stingel oder „Fusten", der Safran nicht mit wildem gemengt, auch ungeölt, verkauft werden. In den Städten und auf dem Lande sollen Beschauer aufgestellt werden, welche darüber wachen, daß die Gewürze unverfälscht verkauft und richtiges Gewicht gehalten werde, bei Verlust der Habe und schwerer Strafe." Zu Ende des XVI. Jahrhunderts sehen wir hierlands auch schon das Project einer Handelsassociation auftauchen, doch leider nicht zur Wahrheit werden; es beantragte nämlich der Oberbergrichter in Krain, Paul Junauer, (1589) die Errichtung einer krainischen Eisenhandelsgesellschaft nach dem Muster der neapolitanischen Dorseria, doch die Gewerke von Eisnern waren dagegen und brachten den Plan zum Falle! Der Coucurrenz des fremden Handels gegenüber traten in denselben Tagen (Ende des XVI. Jahrhunderts) die „Stände" vermittelnd auf und erwirkten beim Landesfürstcn „Erleichterungen im Handel der Unterthanen mit Landesproducten", und zum Schutze der heimathlichen Tuchfabrikation errichteten sie im XVII. Jahrhundert eine Tuchfabrik und etablirten selbst im Landhause, dem heutigen Landesregierungsgebäude, eine Tuchniederlagc. In dieser Zeit dachten sie auch schon an die Errichtung einer „Münzbank" zur Hebung des heimathlichen Creditwesens. Wie der Adel seine Söhne, dem Geschmacke des Jahrhunderts entsprechend, jetzt auf weite Reisen in's Ausland sandte, so auch der reiche Bürger, und nicht allein nur dieser, auch der mäßig bemittelte strengte alle seine Kräfte an, um die merkantile Ausbildung der Nachfolger „im Geschäfte" an notablen Handelsplätzen zu ermöglichen. So lesen wir, daß der Kaufmann und nachherige Bürgermeister der Stadt Laibach, Herr Gabriel Eder (ein Kärnthner aus Villach), geboren 1631, seinen einzigen Sohn „unter großen Kosten" zu längerem Aufenthalt nach Amsterdam zur Handlung gab. Heimgekehrt, unternahm der junge Kaufmann eine Geschäftsreise nach Agram, wo ihn der Tod jäh dahinraffte. Der getreueste zeitgenössische Chronist des XVII. Jahrhunderts, Freiherr v. Valvasor, schreibt über den Handel der Stadt Laibach: „Die Handlung ist stark in dieser Stadt, sintemalen sie gleichsam im Mittelpunkt verschiedener Länder liegt, und können die Waaren, in ein Dreieck vertheilt, hingegeben und auch wieder erhalten werden Seithero der Türk Candia bezwungen, ist dieser Stadt ein großer Abbruch geschehen, indem sie großen Handel dahin geführt, absonderlich die Hutmacher, als welche mit Hüten, Baretten, Kappen und dergleichen fast das ganze Königreich hat versehen. So hat auch der räuberische Türk durch Bezwingung Canischa's der Laibachischen Handelschaft nach Ungarn einen ungeineinen Schaden zugefügt." Valvasor, der große Patriot, wie er sich um Alles und Jedes zur Wohlfahrt der geliebten Heimath kümmerte, lenkte auch seine Blicke auf das in jener Periode noch im Argen gelegene Straßenwescn Krains, und er hat (1679) der Regierung das Projekt zu einem Tunnel durch den, Krain von Kärnthen scheidenden Berg Loibel unterbreitet. Die Pest und die nachfolgenden Türkenkriege ließen jedoch an dies Friedenswerk nicht weiter denken! Dem direkten Straßenzuge in der Richtung von Wien nach Triest über Laibach, dem Hauptvermittler des Handels von Nord nach Süd, wandte aber der Vater Maria Theresia's, Kaiser Karl VI., seine Aufmerksamkeit zu, anläßlich dessen Huldignngsfahrt aus Kärnthen nach Krain aber auch die Loibelstraße einer gründlichen Reparatur unterzogen wurde. Die glorreiche Negierungszeit der unvergeßlichen, großen Kaiserin-Königin selbst aber charakterisirt auch im Hinblick aus den Handel in Oesterreich die Sorgfalt, welche die Mouarchin auch diesem Zweige der Volkswohlfahrt angedeihen ließ. Ihre Tarife und Mauthordnungen sprachen den Grundsatz ans, die inländischen Erzeugnisse zu begünstigen, die Ausfuhr derselben zu erleichtern, die Einfuhr von Rohstoffen zur Hebung der Industrie zu gestatten und den auswärtigen Handel zu heben. Zum ersten Male erhielt der Handelsstand eine den heutigen Handelskammern analoge Vertretung: es traten die Commercialconsesse in's Leben, und auch Kram erhielt einen solchen mit dem Sitze in Laibach. Das Ende des XVIII. Jahrhunderts sah in der Landeshauptstadt Laibach zwei Handelshäuser mit weit ausgedehnten Verbindungen entstehen: die Großhandlungen der Familien Zois und Codelli; aus beiden gingen auch dem Fortschritte in Kunst und Wissen in Krain Mäcene in des Wortes wahrster Bedeutung hervor: Siegmund Freiherr von Zois, der Anfangs dieses Jahrhunderts verstorben, und Anton Freiherr von Codelli-Fahnen-feld, der erst im Vorjahre aus diesem Leben geschieden, und dessen ebenso kunstsinnige und hochpatriotische Witwe, Frau Antonie Freiin von Codelli-Fahnenfeld, geb. Freiin von Schmidburg, das edle Wirken ihres unvergeßlichen Gatten segensreich fortsetzt. Welche riesige Entwickelung das Handels- und Creditwesen Krains in diesem Jahrhunderte gewonnen, wer wollte dies in den engen Rahmen einer Skizze, wie die vorliegende es ja nur sein will und sein kann, hineindrängen? Es mögen ein paar Striche zur Orientirung im Großen genügen. Nennt uns Hoff in seinem Gemälde des Herzogthums Krain vom Jahre 1808 die Zahl von 28 Handelsleuten in der Hauptstadt im Ganzen, so finden wir heute die Zahl nahezu verdreifacht und zwar nur durch solche, welche dem höheren Steuercensus unterworfen sind, die kleinen Handelsleute und Krämer natürlich nicht mitgerechnet. Leider fehlen uns zur Vergleichung die Ziffern für das stäche Land, doch auch hier stellt sich gewiß das Verhältniß eher noch höher als gleich. Aus dem Jahre 1810 haben wir die Notiz, daß in Laibach ein Casino als Haudelscasino mit der statutarischen Verbindlichkeit zur Beförderung des vaterländischen Handels gegründet wurde, das aber leider 1833 schon wieder aufhörte. Das Jahr 1834 sah hier die heute in aller Welt bekannte ausgezeichnete Handelslehranstalt des Hrn. Mahr entstehen, die Heuer in glänzender Weise ihr bOjähriges Jubelfest beging, und vom Sohne des Gründers, Herrn Ferdinand Mahr, kaiserl. Rath, geleitet wird. Das Jahr 1820 hatte die Gründung des krainischen Sparkassen-Vereins gebracht, an den sich ein Pfandamt und ein Creditinstitut anschlossen. Leiter dieser Sparkasse, die Jahr um Jahr Tausende und aber Tausende zu Landeszwecken aus ihrem Reservefonds beisteuert und die eben jüngst erst dem Lande das ansehnliche Geschenk von über hunderttausend Gulden als Beitrag zur Erbauung eines neuen Landesmuseums für Krain, ,,Nudolfinum", nach dem Namen des durchlauchtigsten Kronprinzen, machte, ist eine Direction der angesehensten Bürger der Stadt; Amtsleiter ist Herr Kaiserl. Rath Janeschitz. Weitere Geldinstitute in Kram, bezw. Laibach, sind: die k. k. Nationalbankfiliale, die krainische Eskompte-Gesellschaft, die Direction führt Herr Director I. Zenari, der Gewerbliche Aushilfskassenverein, unter der Leitung des Vorstandes Hrn. I. N. Horak. An Versicherungsgesellschaften sind in Krain derzeit vertreten: 1) inländische: die älteste österreichische, 1831 in Triest begründete ^ssiouramoiü Clenerali* (Vertreter in Laibach Hr. V. Seunig, Chef des altrenommirten lrainischen Großhandlungshauses Seunig, Director der öster.-ungarischen Bank, einer. Präsident der krainischen Sparkasse), die ,Donau*, die erste ungar. allgem. Assekuranz-Gesellschaft, der ,Oester. Phönix*, die ,R,iulliono ^clriatioa, äi 8ionritü*, die Pester Versicherungsanstalt ^onoiörs*, die ,Ung.-frz. Versicherungsgesellschaft*, die Wiener Versicherungsgesellschaft ^risnäa*; 2) von ausländischen: Lritisll anä Neroantila*; ferner sind von „wechselseitigen" Hierlands vertreten: die,Grazer Brandschaden-Versicherungsanstalt*, die Prager ,81avia* (Vertreter Hr. Gcmeindcrath Hribar, auch Herausgeber der slovenischen illustrirten Zeitschrift ,81ovan*) und die Neichenberger -Concordia*. Doch kehren wir zum Handel zurück. Derselbe ist heute, Dank auch den rastlosen Bemühungen der kaiserl. Regierung, ein sehr reger. Wir zählen in Krain weit über hundert größere Handelsfirmen, in Laibach deren über achtzig; die ersten Firmen sind Emerich Mayer, Schnittwaaren und Wechselstube (der Chef des Hauses, Hr. Emerich Mayer, fördert in munificenter Weise die Interessen des Handelskrankenvereins, dessen Fondsball er Heuer durch sein energisches Eingreifen allein ermöglichte und so dem Vermögen des Vereins wieder eine namhafte Summe zuführte; um das sociale Vergnügen macht sich Hr. Mayer in seiner Stellung als Oberschützenmeister-Stellvertreter des über 300 Jahre alten Laibacher Schießstandes hochverdient); weitere erste Firmen sind Souvan, Fortuna, Luckmann, Krisper, Dreo, Knsaz, (Maurer), Winkler, Petricic, Neuwirth u. a. m. Der Export ist ein bedeutender in Landesprobukten. Neben dem ansehnlichen Holzhandel finden wir den Handel in „Rauchwaaren** (Thiev-fellen), Knoppern, Kraut (per Woche 40000 Köpfe), Eier (per Woche 1 Million, zu welcher Lieferung sich eine eigene Commanditgesellschaft gebildet hat), Hühner (täglich 5—600 Stück), Fische, Krebse (durch Lenz in Laibach), Bienen (Baron Nothschütz in Pöscndorf, Unterkrain), krainer Würste (Paulin in Laibach u. a.). Von der Güte und Vorzüglichkeit der anerkannt ausgezeichneten, besonders schmackhaften krainischen Eß-waaren kann sich jeder durch Laibach Reisende am besten selbst überzeugen bei dem fein zusammengestellten Menu des Bahnhof-Restaurants (Herr König). Zum Schlüsse erübrigt uns nur noch, des ebenso sorgfältig die Interessen der Handclswelt wahrnehmenden, als dieselben nach Kräften fördernden Instituts der Krainer Handels- nnd Gewerbekammer zu gedenken, die anläßlich der verschiedenen, im Laufe der Jahre hier stattgehabten Expositionen dem vaterländischen Handel neue Absatzwege erschlossen hat und keine Gelegenheit vorübergehen läßt, auf die Exportfähigkeit der heimathlichen Produkte die weitesten merkantiler Kreise aufmerksam zu machen. Wie der jeweilige gewählte Status der Kammer, ist aber auch stets in erster Linie der bewährte Secretär, kaiserl. Rath Herr I. Murnik, in der angedeuteten Richtung zum Wohle des krainischen Handels unablässig thätig, der zugleich einer der vorzüglichsten Förderer der krainischen Hausindustrie ist, die wir in dem vorigen Artikel über Nationalismus und Fabrikwesen nach ihrem Umfange und ihrer Bedeutung auf den Handel bereits zu würdigen in der Lage waren. VIII. Prinz Coburg un) Laudon. Feierklänge aus Krain. (1789.) „Ihm war der Lorbeerzweig nicht noth, den ich geboten", so sang in aller Bescheidenheit Friedrich Rückert vom siegreichen Feldherrn über die Türken, Friedrich Josias, Prinzen Coburg, und dasselbe gilt, wenn wir die zeitgenössischen Festgedichte in's Auge fassen, welche das kleine Land Krain diesem Helden, sowie dem Eroberer und Befreier Belgrads, dem Marschall Laudon, widmete. Aber von dem Standpunkte aus, daß es zu allen Zeiten gut ist, darauf hinzuweisen, wie die einzelnen Länder Oesterreichs immer und unentwegt in Freud und Leid ihren kaiser- und reichstreuen Gesinnungen beredten Ausdruck zu geben wußten und wissen, und da wir den hundertjährigen Gedenktagen der herrlichen Siege unserer ruhmreichen Armee wider die Osmanen schon so nahe gerückt sind, mag es passend erscheine», hier jene einfachen, aber hochpatriotischen Weisen zu reproduciern, welche des Kaisers Sache treuergebene Gemüther zur Feier unvergänglicher Heldenthaten anstimmten, welche loyale Zeitgenossen im altbewährten Grenzlande Krain erklingen ließen zu Lob und Preis der ruhmgekrönten Führer Coburg und Laudon. H 2- -l- Im offenen Landtage am 4. Mai 1789 hatten die Stände Krains die Sieger von Dubica und Novi, den Feldmarschall Freiherrn v. Laudon, „weil er die Gränze dieses Vaterlandes nicht nur allein voriges Jahr vor allen Einsah! geschähet, sondern auch mittels Erweitung dieser von der besorgten Furcht entfehrnet hat", zum Mitlandmann (Landstand) des Herzogthums Krain aufgenommen, und Laudon hatte in seinem Dankschreiben an die krainische Landschaft, datirt Karlstadt, 23. Mai 1789, hingegen versichert, daß „diese vorlauffende Güte der Löblichen Vereinigten Stände", ihn aufmunterst werde, „um eine so vorzügliche Aufmerksamkeit nur einigermassen zu verdienen, alle möglichen Kräfte seines grauen Alters aufzubiethen." Wenige Monate später — als ob er ihn vorausgefühlt hätte — folgte der unvergeßliche Tag von Belgrad, und wie ganz Oesterreich, feierte auch Krain tagelange Feste zu Ehren des Helden dieses Tages, zu Ehren des greisen Laudon. Und die Landeszeitung Krains brachte nun fast in jeder Nummer von Mitte October bis zum Jahresschluß dithyrambische Weihegrüße an Laudon, aber auch nicht minder hochklingende Verse auf den Sieger von Fokschani, von Nimnik, auf den heldenhaften Prinzen Coburg. Bei den Festesfeiern im Lande ringsum prangte neben den reich bekränzten und glänzend erleuchteten Bildnissen Joseph's und Laudon's als drittes im schönen Bunde das Bildniß des Coburgers, und dieselben Kehlen, die tausendstimmig ihr Vivat riefen dem großen Kaiser und seinem Laudon, sie versäumten auch nicht, ihr Vivat Coburg ebenso tiefgefühlt und vernehmlich herauszurufen in die „frühlingswarmen" Octoberlüfte! Die hier in Betracht kommenden poetischen Gaben Krains an die beiden Helden lauten: Auf Laudon's Eroberung. Ein tausendfacher Donner schlug An Belgrads Mauern ein; Da schrie der Feind: „Es ist genug! Belgrad soll euer sein." Laudon. Den Mond, der fünfzig Jahre schon über dir In ungewitterträchtiger Blendung hing, Den riß, o Belgrad! mit gebrochnen Hörnern herunter ein Vestenbezwinger, Und hub den Kaiseradler empor. — Auf, Vater Mars! und winde den neuen Kranz Den thatenvollen Greisenlockcn! Fama! verbreite des Helden Ehre, Wo Phöbus aufglänzt, wo er die Strahlen birgt! — Eugens Zurückkunft war der gemeine Wunsch. Halt ein den Flügel, Wunsch! In Laudon Sandte der Himmel Eugenen wieder. Auf Coburg's Sieg. Flieh' nun nach Stambuls Pforte zu, Zahlloses Türkenheer! Und rufe deinem Sultan zu: Der Deutschen Arm ist schwer. Coburg. Dank sei dir, edler, deutscher Mann! Du rettest Joseph's Staaten; Wenn kaum der Säugling lallen kann, Vernehm' er deine Thaten. Und rückt dich einst die Vorsicht weg, So wird Eugen und Skanderbeg Mit brüderlichen Küssen Den deutschen Helden grüßen. Auf den Sieg, den Friedrich Josias, Herzog von Sachsen-Coburg am Rimnik erfochten. Von Alxinger*) Edler Prinz, vor dessen Heldenrechte Zweimal schon aus blutigem Gefechte Athemlos ein stolzer Feind entfloh, Du, mit dem der Veterane froh In die Schlachten, wie zu Festen eilet, Der bescheiden Ruhm empfängt und theilet, Festungen und Herzen schnell gewinnt Und des Feindes fünfmal stärkre Schaaren, Wie Eugen, der Schrecken der Barbaren, Dann erst zählt, wann sie vertilget sind: Neige nun dein Ohr zum Freudenrufe Eines Volkes, das dich dankbar ehrt, Und besteig' der Ehren höchste Stufe! Joseph kennt und lohnet Heldenwerth. Dieser Stern von seiner Mutter Orden An die Brust, die Brust voll Tapferkeit, Dir gesetzt, ist ein Komet geworden, Der den Feinden Unglück prophezeit. Ha! entstürzet, wilde Räuberhorden, Dem nun menschenleeren Asia, Ucberschwemmet Länder mit Armeen, *) Variante des im vortrefflichen „Ehrenbuche" des Freiherrn von Teuffenbach mitgetheilten Gedichtes. Lastet eure Roßschweif' alle wehen, Alle Fahnen fliegen! — Er ist da, Euer Sieger! An des Helden Seite Wallet Fischer, wo es Raths bedarf, Fleugt er hin, voll Klugheit in dem Streite, Voll vom Plane, den er mit entwarf, Karaiczai, der Tod der Janitscharcu Und Meszaros mit dem Würgerschwert, Jordis, Schmerzing, Führer tapfrer Schaaren Levenehr, und der mit kühnem Pferd Mitten in die schönsten Kriegsgefahren, In die Schanze stolzer Feinde sprang, Schrecken, wie ein Gott, um sich verbreitet Und die Fahne, die er selbst erbeutet, Seinen Reitern froh entgegenschwang, Kienmair, alle sind vom Geist beseelet, Der in Römerbusen einst gewohnt, Aller Thaten hat der Ruhm gezählet, Alle hat des Feldherrn Dank belohnt; Doch vor allen dich, der Vundsverwandtcn Weisen Führer, Freund in der Gefahr, Welchen Gott und Katharina sandten, Daß er Helfer sei — der es war. Aber ihr, die unter Laudon's Fahnen Wie zur Wett' auf lorbeerreichen Bahnen Bis zu Belgrads Schlosse vorgerückt, Seht des grauen Helden Schwert gezückt, Dieses Schwert, dem Oesterreichs Feinde beben! Sprenget Wälle, stürzet Mauern ein, Doch die Losung (Joseph wird sie geben), Doch die Losung lastet,Friede!' sein. Außer diesen deutschen Gedichten brachte die Amtszeitung noch lateinische und slovenische Verse auf Vater Laudon, und ein längeres slove-nisches Volkslied, das in deutscher Uebertragung des Herrn v. Janko „Sammlung von Gedichten und Liedern auf Laudon" nach meiner Mittheilung enthält, feiert gleichfalls die unsterblichen Verdienste des Eroberers und Befreiers von Belgrad. IX. Kaiser ^ranz Joseph unter seinem Volke in den südlichen Alpenliindern. 1883. Die Erinnerung an das historisch hervorragende Ereignis;, daß vor 600 Jahren die Stände der Herzogthümer Steiermark und Krain dem Fürsten aus dem Hause Habsburg gehuldigt und so sich die Vereinigung der beiden genannten Länder mit der Hausmacht der Habsburger vollzogen hatte, bot den heutigen Landesvertretungen in Graz und Laibach den frohen Anlaß, auf die Julitage 1883 die Abhaltung von Landes-Jubelfeiern anzuberaumen, beziehungsweise die kaiserliche Genehmigung hierfür und zugleich die Allerhöchste Zusage der persönlichen Theilnahme des gnädigsten Monarchen an dieser seltenen Feier einzuholen. Großartig in der That waren dann die Vorbereitungen zu den Festen in den beiden Ländern, und es wetteiferten da und dort alle Kräfte der Bewohner, physische wie geistige, um dieselben so glänzend als möglich zu gestalten. Doch in dem „Zeitalter der Feste", in dem wir heute Lebenden uns eben befinden, konnte aber auch bei diesem festlichen Anlasse ganz Besonderes nur insofern geboten werden, als hierbei allerorts das Volksthum charakteristisch in den Vordergrund und auch hier wieder, wie überall im weiten mächtigen Reiche, wo der leutselige Kaiser unter seinen Völkern erscheint, der unmittelbare, durch keine Zurückhaltung beschränkte, innige Verkehr zwischen Herrscher und Volk in herzerhebender und begeisternder Weise an's Licht trat. Das war es demnach auch, was sich aus diesen „Kaisertagen" in der Steiermark und in Krain als das für die Geschichte denkwürdig Bleibende ergab, daß das scharfe Auge des Monarchen an Ort und Stelle wieder einmal die wirklichen und thatsächlichen Verhältnisse der Länder erschaute und erkannte, daß der Kaiser eine Reihe von Tagen unter dem Volke hier lebte, für Alles und Jedes, für das kleinste Detail einen gütigen Blick, für jedes an Ihn gerichtete Wort eine liebe, freundliche Antwort hatte und nicht selten an Den und Jenen ganz unerwartet herantrat und mit huldvollen Fragen und mit überraschenden Erinnerungen erfreute und beglückte. Der Begriff des Volksthums, wie er sich mit Rücksicht auf diese eigenartige Feier aber von selbst ergiebt, beschränkt sich natürlich nicht auf eine Volksklasse, auf einen Stand, sondern schließt alle Klassen, alle Stände in sich. Die unendlich kurze Zeitspanne vom Beginne bis zum Schluffe der Fahrt, Südbahnhof Wien, 1. Juli Morgens, bis Station Aussee, 17. Juli Abends (wo die officielle Reise endete); der Weg durch den Süden Niederösterreichs, durch Steier, dann durch Krain und über Kärnthen wieder in die grüne Mark von Steier, was umschloß er nicht alles an Ereignissen, welch unübersehbare Reihenfolge von Bildern voll Pracht und Herrlichkeit in Farbe und Gestalt schloß sich nicht aneinander, nein, schob und drängte sich und ließ kaum die Wirkung des einen in sich aufnehmen, als schon ein zweites und drittes sich zur Geltung brachte, wobei es wahrlich nur einem ganz hervorragend geübten Auge möglich werden konnte, den sicheren Blick, den Alles überschauenden, ungetrübt zu erhalten. Der Kaiser war es, dem sichtlich nicht die kleinste Kleinigkeit entging, und der oft und oft auf der so viclinhaltlichen Reise zur beglückenden Freude der da und dort in bescheidenster Zurückgezogenheit, in Art des echten Aelplers, die Huldigung Darbringenden es geübt, auch die verborgenste zu erkennen und zu würdigen. War das eine Fülle von Gestalten, eine Fülle von Objecten, die uns — die wir der ausgezeichneten Gunst der Theilnahme an dieser unvergeßlichen Kaiserreise theilhaftig geworden — allerorts umgab; mit allen Mitteln der reproducirenden Kunst müßte man sie festgehalten haben, um der Nachwelt ein annähernd würdiges Bild davon zu überliefern; in Marmor und Erz, in Gemälden auf Leinwand gemalt und in Gobelins eingearbeitet, in Kupfer gestochen und als Radierung, wie nicht minder auf vollendet phototypischem Wege müßte man das Einzelne, je nachdem sein Wesen, sein Charakter es erfordert, wiedergeben, und die Schrift müßte es verewigen im Liede und im Chronikstil, in historischer Darstellung und im modernen Gewände der Feuilletons-Collection. Sechs Jahrhunderte in all ihrem Leben und Streben wurden da lebendig vor unserem geistigen nicht nur, nein, vor unserem physischen Auge. Oder war es nicht ein gut Stück Geschichte selbst, das gleichsam noch einmal vor uns auflebte, als wir den fromm-ernsten Zug der „weißen Mönche" vom heil. Bernhard im altberühmten Cistercienserstifte Nein (bei Graz), den Kaiser Franz Joseph I., den würdigen Nachkommen Nudolph's von Habsburg, nach jener Prälatur geleiten sahen, wo die Vereinigung Steiermarks mit der Hausmacht der Habsburger auf einem Congresse der steiermärkischen Stände vorbereitet wurde? Die historischen Tableaux in Graz und Laibach — auf den landschaftlichen Bühnen der beiden Städte von Damen und Herren der höheren Gesellschaftskreise dargestellt —, sie führten die hervorragendsten Thaten der Habsburger und ihrer treuergebenen Völker in Steier und Krain im Laufe der sechs Jahrhunderte vor; die kulturgeschichtlichen Ausstellungen in Graz und Laibach — in ersterer das „Erzherzog Johann-Zimmer", in letzterer die Bibliothek-Exposition des Fürsten Carl Auersperg von größtem Interesse —, sie hatten dasselbe Motiv und dieselbe Wirkung und wußten sie noch durch die Beibringung der Staffage an Hausrath aus all den Zeiten zu erhöhen. Das Grazer Zeughaus — durch des Prinzen Johann trefflichen Sohn, den Grafen von Meran, mit vollster Sachkenntnis nen geordnet — mit seinem immensen Waffendepot aus den besten, aber auch schwierigsten Tagen des landschaftlichen Selfgovernments (im 16. Jahrhundert), cs brachte die Sorgfalt und die Erfolge von Fürst und Volk in den heißen Kämpfen mit dem „Erbfeinde der Christenheit", den Osmanen, in dankbare Erinnerung. Der Besuch Sr. Majestät auf der ^Inm inator O-Eosimis — einer Stiftung jenes Regenten Karl's II. von Steiermark, der für dieses Land so viel gethan — war wohl die würdigste Vorfeier des bald dreihundertjährigen Gründungsfestes dieser die Jahrhunderte her für Jnner-österreichs Jugend so segensvollen Habsburgischen Schenkung. In den Empfangssälen der Burgen in Graz und Laibach, wo im Beisein des Ministerpräsidenten Grafen Taaffe die Wiederholung der „Huldigung" durch die heutigen Landesvertretungen stattfand und in ersterer auch eine Deputation von Adelsgeschlechtern *), die seit 600 Jahren ihren Namen erhalten, erschienen war, in der fürstbischöflichen Residenz in Marburg und im Rathhause der Bergstadt Leoben, wie wogten an diesen Stätten bunt durcheinander die geistlichen und weltlichen Festkleider und Ordenstrachten (aus allen Jahrhunderten), die Uniformen der Erbland-Würdenträger, der Herren vom Civil und Militär, die Landestrachten (das grau-grüne Jägergcwand der Steierer, die mitunter noch recht bunten Kleider der Krainer Bauern) und das moderne schwarze Festgewand des Städters; und in den Theatern und Bahnhofshallen, auf Tribünen und in Festsälen, überall die Prachttoiletten der Damen, die hellfarbigen Festkleider der zur Begrüßung ausgewählten weiblichen Jugend und Schönheit! Und die Blumenpracht und der Blumenduft allüberall, und die kleine Welt der Knaben und Mädchen vielerorts in Nationalkostümen (so z. B. symbolisch die Vereinigung aller Völker Oesterreichs darstellend, an der Triumphpforte in Marburg), die Jagdaufzüge in der Steiermark, und beim Laibacher Volksfeste der ländliche Hochzeitszug mit den culturhisto-risch hochinteressanten, noch vollständig iutacten Volkstypen der „Loli -) Die Grafen Siegmund, Ludwig und Joseph Herberstein, Joseph und Wolfgang Stubenberg. Albin Baron Teufsenbach. Carl Fürst Trautmanstorsf, zwei Grafen Ferdinand, dann Carl und Max Grafen Trautmanstorsf, die Prinzen Alfred, August, Ludwig, Joseph, Hugo, Hugo Veriand, Ernst und Robert Windischgrätz, die Grafen Hermann, Ernst, Ehrenreich Hellwig, Hugo. Gundecker, Franz Wurmbrand, die Grasen Leo und Robert Wurmbrand, Franz Graf Hardegg. Lrrrirjoi" (weißen Kramer), aus dem Möttlinger und Tschernembler Boden mit weiß-blau-rothen Gewändern mit Perlenflitter und Blumenbüschen, in Veldes droben die ansehnliche Zahl von schmuckesten Ober-krainerinnen (mit dem weißen Kopftuch in Hahnenkammform) und Ober-krainern; am ganzen Wege überall der reichste Fahnen- und Flaggenschmuck, Triumphbogen und Ehrenpforten, hochragende Baldachine, Kunstbauten mit allegorischen Figuren und lebenden Bildern (Scenen aus dem Volksleben). Noch heute ist es meinem Griffel nicht vergönnt, auf dem engen Raume hier all die Scenerie da aufzuzeichnen, wo sie in die Erscheinung trat. Was sollen wir von überall treuestgemeinten und in ungeschminkter Weise zum Ausdrucke gebrachten Ovationen sagen, wie sie sich in Ansprachen und Adressen, in Lied und Wort, in Haltung und Ausrufen kundgaben?! Ob deutsch, ob slavisch, die Kundgebung erscholl, sie war gleich loyal, gleich herzlich, sie war es so, gleichviel ob sie von Corporationen ausging, oder vom Einzelnen, oder von der Menge tausendköpfig, wie sie überall den Herrscher auf offenem Wege umdrängte, Ihn, der ein Vater unter seinen Kindern, nicht selten allein nur von einem Begleiter gefolgt, zu Fuß durch die dichtgedrängten Massen hindurchschritt, umbraust von dem Jubel seines Volkes. Und wo sich die Resultate der „Arbeit" in den beiden Ländern zeigen konnten, da äußerte sich der Monarch überall hochbefriedigt über den Fortschritt auf allen Gebieten in Schule und Amt, in dieser und jener Humanitätsanstalt, in den Stätten der Industrie und des Gewerbes, bei der Besichtigung der Produkte der Hansindustrie (in der Laibacher Ausstellung), der Landwirthschaft und des Pferde- und Ninder-zuchtwesens, überall zeigte sich das ernste Streben und die rastlose Thätigkeit Aller, es den Besten anderer Orte glcichzuthun. Wie aber alle Aeußerungen des Staatslebens, wie alle Anspannung der Kräfte nach Innen nur dann einen Werth haben kann, wenn der Staat sein Ansehen, seine Macht nach Außen auf die Schlagfertigkeit seiner Armee stützen kann, so führten uns historische Bilder und das „lebendig gewordene" Fähnlein steierischen Aufgebots die Wehrkraft Oesterreichs geschichtlich vor; so zeigten aber auch die Revuen und Jnspicirungen, die Besuche der Militäranstaltcn den mit Allerhöchster Befriedigung aufgenommenen trefflichen Stand unserer heutigen Wehrkraft und ließen mit Stolz und Freude in die Zukunft blicken. Was auf dieser Kaiserreise allerorten als schönste, hellleuchtende Inschrift für ein Jubeldenkmal, in welcher Form immer, zu Tage trat, ist in drei Worte gefaßt, die alles Andere in sich schließe»' „Treu dem Kaiserhause" — Treue dem Kaiserhaus«, das alle Tugenden in sich schließt und in der Uebung derselben durch seine Völker hinwieder deren Treue erkennt. Wo aber die Menschenkraft zu geringe schien, um all die Liebe und Treue auszudrücken, die alle Völker zum angestammten Herrscherhause beseelt, da wurde die Natur zu Hilfe genommen, und die Kraft des Lichtes mußte es beweisen, wie sie der Mensch sich dienstbar zu machen verstand, um in Flammenzeichen von der Höhe der obersteierischen und krainischen Gebirgswclt und unten in den Gassen und Straßen auf den weiten Plätzen der volkreichen Städte, aber auch in den entferntesten Hütten der Dörfer, die der Wagenzug des Monarchen passirte, von Wand und Decke zu quellen und selbst in den Schachten der Bergwerke und in den tiefsten Höhlen (der krainischen Grottenwelt von Adelsberg) zu leuchten und in glühenden Schriftzeichen in Gasfronten und mit elektrischem Lichte, und in Lampions auf schaukelndem See sie zu bezeugen, und die Stutzen der Landesschützen knallten freudig hinaus in ihre gewohnten Hallen die gleiche Devise, und die Böller und Kanonen in Dorf und Stadt, sie secundirten nach echtem wahrem Schützenbrauch, und der „Jodler" und der „Juchzer" der Dorfburschen, sie schmetterten lustig in die Lüfte um die Wette mit den Chorsängern der geschulten Musik- und Gesangvereine zum Preise des auch im Liede vielgefeierten Monarchen. Wie der Kaiser da und dort im Bau begriffene und eben vollendete Kirchen besuchte, wie er in altertümliche Dome eintrat, aber auch den Schritt zur Begrüßung seiner Andacht in die kleine Dorfkirche, in das Wallfahrtskirchlein (Maria im See zu Veldes) lenkte, so vergaß er auch nirgends der Armen und Kranken in Krankenhäusern, Kinderspitälern lind Kinderbewahranstalten, im Blindeninstitute rc. rc. Er vergaß auch nicht der Unglücklichen in den Gefangen- und Irrenhäusern, überall gütige, gnädige Worte des Trostes und der Theilnahme spendend. Reichlich flössen auch, wie überall auf den Wegen der Habsburger, die milden Gaben, die Spenden, die Begnadigungen. Und wie die ganze „Kaiserreise" im Juli 1883 an sich ein prächtiges Denkmal von Kaiserfürsorge und Kaiserliebe, von Volkestreue und Völkes-hingebung für immer bleibt, so hatte der Monarch noch die besondere Huld, durch seine Gegenwart zweier Denkmale Wirkling für die Nachwelt zu erhöhen, zu verschönen: er geruhte, die Enthüllung des Tegetthoff-Monumentes in des Helden Geburtsort Marburg, sowie den feierlichen Akt der Grundsteinlegung zum neuen krainischen Landesmuseum „Rudol-finum" in Laibach vorzunehmen. Und durch die siebzehn Tage ununterbrochener Arbeit im Dienste des Staates, siebzehn Tage ununterbrochener Feste und Besichtigungen, Fahrten und Empfänge, dazwischen die laufenden Negierungsgeschäfte erledigend, hat Kaiser Franz Josef, ohne Zeichen der geringsten Ermüdung, immer die liebenswürdigste Freundlichkeit, immer die gleiche Leutseligkeit bethätigend, Allen, die ihn sahen, den alten Spruch in Erinnerung gebracht: „Nach des Kaisers Beispiel". 6S II 66SSSS8SSS7 cosiss - Jullu- Mäser. Ltipzig-Rrudiich.