kaibacher Wochenblatt zum Nuhen und Vergnügen. Freytag den »,. August. '8 »5- Merkwürdige Rede Hannibals an Scipio den Afrikaner, ftls sie vor der Schlacht bey Zama zusammentrafen. ^)ndem es das Schicksal so beschlossen hat, daß ich, der ich den Krieg angefangen habe, und schon so oft ganz daran war, denselben mit einem vollständigen Sieg zu beendigen, nunmchro mich be-mußiget sehe, aus meinem eigenen Antriebe um Frieden zu bitten, so freuet es mich, Scipio, daß es eben Du bist, von dem ich das Gluck habe, einen solchen zu begehren, und es wird zwischen Deinen ruhmvollen Thaten diese nicht die letzte seyn, daß Hannibal, der über so viele ronniche Feldherrn siegte, sich zuletzt vor Dir beugt. Ich wollte wünschen, daß unsere Väter , und eben so auch wir , unsern Stolz auf die Gränzen beschränkt hatten, welche uns die Natur vorgeschrieben zu haben schien; die Küsten von Afrika und die Ufer von Italien wären uns eben hin- reichend gewesen, doch gaben uns die Götter diese Genügsamkeit nicht, denn wir waren auf beyden Seiten nach fremden Besitzungen so begierig, daß wir dabey unsere eigenen "aufs Spiel setzten, indem wir uns so ganz dem blinden Kriegsglück überließen. Rom und Carthago hatten beyde das Schicksal den Feind vor den Stadtthoren zu sehen. Weil es jedoch viel leichter ist, die begangenen Fehler zu tadeln, als solche zu verbessern, so erlaube nun Gcipio, daß es auf Dich und mich ankomme, unsern halsstarrigen Hader, wenn es sonst möglich ist, endlich doch ein Ziel zu setzen; was mich anbelangt, so gestehe ich es, daß meine Jahre, und die Erfahrung, die ich mir rücksichtlich der Unbeständigkeit des Glücks erworben habe, wich sehr geneigt machen, alles zu der Beendigung eines Krieges beyzutragen, welchen die bloße Vernunft entscheiden kann, aber ich fürchte nicht wenig, Scipio, daß Deine Jugend, Dein Mangel an einer gleichartigen Erfahrung, und Deine ununterbrochenen glück.ichen Fortschritte Dich für eben diese fried-llcken Gesinnungen weniger empfänglich machen werden Jener dem das Glück nie verlassm , bedenkt selten die Unbestän- digkeit desselben; dieses zu beweisen, bran-che ich mich nicht erst auf andere vorige Beyspiele zu berufen / das einzige, so Du an mir hast, möge hinreichen, um Dich Mäßigung zu lehren Ich bin der nahm» liche Hannibal, der nach dem Sieg bey <^nn22 dea größten Theil Deines Landes inne hatte, und in mir erwog, was ich für ein Schicksal Rom und Italien bestimmen sollte. — Und nun — sehc die Veränderung — hier in Africa, in meinem eigenen Lande, bin ich daranf gekommen mit einem Römer zu unterhandeln , um mich und mein Vaterland zu erhalten; so spielt das Glück, und erwäge Du nun, Scipio, ob ihm, wenn es uns anlächelt , zu trauen ist. Ein vortheilhafter Friede ist immer der Hoffnung eines zu erlangenden Si.'ges vorzuziehen ; das erstere ist i l Dnncr Macht, das letztere in den Willen der Götter, und wenn Du auch neuerdings siegreich aus dem bevorstehenden Kampfe kehren solltest, so wird dieses zu Deinen und Deines Landes ohnehin großem Rühme wenig beytragen ; wenn Du aber überwunden werden solltest, so verliest Du in einer Stnnde jene Ehre und jenen Ruhm, den Du Dir durch so viele Jahre erwocben hast. — Doch was ist mein Ziel? Ich wünsche, daß Du Dich mit der Abtrettung von Spanien, Sicilien, Sardinien, und allen jenen zwischen Italien und Africa liegenden Inseln befriedigest. Ein mit diesen Bedingnissen eingegangener Friede wird meines Erachtens nicht nur l für das künftige ruhige Benehmen Kar-^ thagos vollkommene Gewähr leisten , son-^ dem er wird auch für Dich und das rö-^ mische Volk hinreichend rühmlich erscheinen, und wenn Du mir vielleicht ein» wenden solltest, daß einige meiner Mitbürger mit Dir bey der letzten Friedens-i Unterhandlung betrügerisch gehandelt, so ^ bedenke dabey, daß nunmehro nicht die- selben , sondern ich, Hannibal, es bin, der von Dir einen Friede« begehrt, ich begehre ihn, weil ich ihn für mein Vaterland nützlich erachte, und deshalb unverbrüchlich halten werde. Scipio's Antwort. Ich wußte sehr wohl, Hannibal, daß es die Hoffnung war, welche die Kar» thaginenser in Dich setzten, die dieselben bewog , den mit u'l- eingegangenen Vertrag zu brechen, uad alle Fnedenogedan-ken, in eben dem Augenblicke zu beseitigen, als man da/anwar, solchen zn unterzeichnen; Dein so eben gemachter Vorschlag gibt mir dafür den sprechenden Beweis — Du verwilligest uns nichts anders, als jenes, was wir ohnehin schon besitzen, und was uns schon seit jeher zugehört hat; — doch bedenke dabey, daß so wie Du besorgt bist, daß Deine Mitbürger die Befreyung von denen ihnen aufgelegten Lasten Tir zu verdanken hatten, es eben so auch me:n: Pflicht sey, darauf zu sehen, daß dieselben von ihrer Treuloslgküt keinen Nutzen ziehen Niemand fühlt zwar mehr als ich die menschliche Scbwache, und die Macht des Glücks; auch ist niemand mehr als ich überzeugt, daß alles, was Menschen unternehmen, tausend Zufallen unterliegt, und deshalb glaube Ich, daß wenn Z)u diese Vorschläge bevor noch als die Römer Africa betraten gemacht, und Italien nach Deinen eigenen Antrag freyrvitlig verlassen hättest, nunmehr dieselben vielleicht nicht verworfen würden ; da Du aber aus Italien vertrieben worden , und wir nun über Dein ganzes Land Meister sind, so ist die Lage dcr Dinge sehr verändert, und es kommt h>er vorzüglich zu erwäge i , daß die Karthaginenser in den mit ihnen auf ihr Ansuchen abgeschlossenen Vertrag uns über alles jenes., was Du uns nun anträgst, auch noch unsers Gefangenen ohne Löfegeld zurückzustellen, alle ihre Kriegsschiffe auszuliefern, 5 tau-sene Talente zu bezahlen , und zur genauen Vollziehung alles dessen, Geiseln zu geben versprochen haben Der römische Senat hat diese Bedingnisse angenommen, aber Karthago hat sie nicht gehalten , Kar- , thago hat uns betrogen; und was ist nun zu thun? Sollte man etwa den Kartha- , ginensern die wichtigsten Frjedensbeding- ! nisse als eine Belohnung für ihre Treulosigkeit nachsehen ? Dieß kannst Du doch nicht verlangen Die Verweisung Deiner Vorschläge an die Entscheidung des römischen Volks wäre nur dann möglich gewesen, wenn Du über die bereits eingegangenen Friedensbcdingnisse noch einige neue zu unsern Vortheil beygesetzt hättest ; da Du aber statt uns neue Vortheile anzutragen, von denen eingegangenen noch abzubrechen suchst, so sindet darüber nicht einmal eine Vorstellung Platz; es müssen slch daher die Karthaginenser uns entweder aus Gnad und Ungnad ergeben, oder sie müssen uns in einer Schlacht besiegen. Aus dem Englischen von Uooke übersetzt von N. v. B—n. Ueber Vcrthiers Tod. (Beschluß.) Der am 2. Iunius in Seehof eingetroffene Feldmarschall Graf Barclay de Tolly, traf sogleich Anstalt, daß 2 Russische Regimenter aus den Umgebungen Barnbergs beordert wurden, zur glänzenden Feyer des Leichenbegängnisses von Berthier am 5 Iunius Abends aus dem Domplatze zu erscheinen. Die Reihe Russischer Generale, welche damals in und um die Stadt sich aushielten, wohn? ten mit den vorzüglichsten Stabs - Offizieren dem Zuge bey. Auch der Marc schallstab, der Fürstenhut und die verschiedenen Orden des Entseelten wurden auf 3 grossen Kissen von rothem Sammet mitgetragen. Der Körper wurde einstweilen in die Domkirche gelegt, bis er in die jetzt noch unvollendete Familiengruft Banz gebracht werden kann Das Herz wurde besonders ausbewahrt. Die herzogliche Familie war schon 2 Tage vor dem Leichenhegängniß nach Banz gereist, woher sie erst zur Feysr der Exequien in einigen Wochen zurückkommen soll. Dem Vernehmen nach hat Berthiers Gefolg in Frankreich aus edler Anhänglichkeit an ihn mit mehreren wo Pferden u zu ihm sich begeben wollen, wurde aber a« der Grenze angehalten. Eden so sagt man, Napoleon habe den Beschlag auf Berthiers Vermögen wegen dessen grossen Verdienste um Frankreich un< ter der Modifikazion aufgehoben, daß alles dem ältesten Sohne zufalle, dessen Renten in Frankreich allein schon jährlich 800,000 Flanken abwerfen sollen, ohne die in die Englische Bank gelegten Gelder zu berücksichtigen. Naturmerkwürdigkciten. Auf der Reise, welche Se. Durchl. der Erbprinz von S"* H"** im Sommer i8lZ durch einen Theil der Schweitz machte, kam er auch in das lautenb^un-ner Thal, am Fuße der Jungfrau, an ein Haus, das nicht weit, nämlich ungefähr 500 Schritte von dem Staubbach entfernt war, und dessen Bewohner im Frühlinge desselben Jahres folgenden großen Schrecken erfahren hatten. Die HauH- frau, eme Mutter von fünf Kindern, war an einem Sonnabende nach dasiger Sitte vor dem Hause beschäftigt, ihren Kindern die Haare zu stechten. Während sie sich mit den ältern abgibt, tanzt und springt das jüngste, ein Mädchen von zwey und einem halben Jahre, mit aufgelösten stiegenden Haaren auf der Wiese herum. In diesem Augenblicke zeigt sich ein Lämmergeyer, der in großen weiten Kreisen sich iu der Höhe herumschwingt, bald aber tiefer kommt, und einen kleineren Raum umschwebt. Auf einmal hat er das Kind b.'y den stiegenden Haaren ergrissen, und in die Höhe gehoben Als er tausend Fuß über dem Thale schwebte, in der Gegend des Berges, wo gerade ein Dorf lag, hörten die Leute in demselben das Iam-mergeschrey des Kindes, und mehrere eilten den Berg weiter hinauf, wo der Geyer sich hinwendete. Aber den Vogel hatten die Kräfte verlassen, das ihm zu schwere Kind entfiel seinen Klauen, und zwar glücklicher Weise auf einen freyen Platz, wo eine Bleiche war. Erschreckt von dem Geschrey der herbeyeilenden Männer fiog er davon. Das Kind wurde von den guten Leuten in das Dorf gebracht, und sobald es sich ein wenig von seinem Schrecken erholt hatte, der trostlosen Mutter wieder gegeben. Es hatte keinen bedeutenden Schaden genommen, und lebte im August i3iZ noch gesund. Bey dieser Gelegenheit haben Se. Durchl. erlaubt, auch folgenden Zug von d.'r Entschlossenheit eines Gcmfenjägers mitzutheilen —Auf einer G^msenjagd, welcher der hohe Reisende beywohnte, hatte er einen Gemsenjäger zu,n Führer, welcher wenige Jahre vorher in derselben Gegend, wo sich der Evbprinz befand einen schr unglücklichen Fall gethan hatte Dieser Jäger war nämlich auf der Gemsewagd, und sah eine Gemse vom Wettechorn herunter, den obern Gletscher des Gnndelwaldes herüber nach dem Schreckhorn laufen. Der Jäger folgt ihr, bricht aber in dem Gletscher durch, und fällt in eine schreckliche Kluft hinunter. Bey diesem Sturze hatte er den Arm gebrochen, was er aber nicht merkte und nicht fühlte. Ein tobendes Wasser beschäftigte seine Aufmerksamkeit, er erinnerte sich, von solchen Wassern oft gehört zu haben, daß sie immer einen Ausgang hätten. Er wirft sich deswegen hine ein, wird von den Wellen fortgeführt, und wieder zu Menschen gebrachr. Sein Arm wurde geheilt, und er setzt noch sein gefährliches Geschäft mit eben so vieler Liebe fort, als er es früher gethan hatte. Befriedigende Erklärung. Auf die an einen Muller gerichtete Frage, wie es zugehe, daß man von hm in die Mühle gegebenen Körnern oft so wenig Mehl zurück erhalte, ant vortete derselbe : Darüber darf sich Niemand wundern ; das Getreide mahlt sich oft, besonders wenn man neue Mühlsteine hat, sehr zusammen; so daß es mir währe id meiner Praktik selbst schon begegnet ist, daß sich die Körner alle vermahlen hatten, und meine Kunden froh seyn mußten, den leeren Sack wiederzuerhalten. .^.. —«-------«^— Gelegenheits-Gedichte. „Die Miirten — unsere Bezwinger?" RicfVonaparte. „Das ist Gottes Finger! — Ncin! sprach sein klügrer Adjutant; Nicht Finger —Gottes ganze Hand. Wo5l, daß Nemesis, von uns gerührt, Dich zu Schottlands Kriegern erilirte. Du, der Sanskulotten einst regierte, Wirst von Sanskulotten nun regiert. Glücklicher Erfolg. Das Glück des Continents verhieß Napoleon; An seiner Statt erfüUt's — Bellerophon.