Bezugspreis ganzjährig mit Poifzufendung 25 K — 4 Ulk. — 3 hire. Katholische IHillioiiszeiflchrilf. erscheint monatlich und wird vorn Uliiiionshaus Illeüsndvrk bei Graz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. Beinritfi Wohnhaus F. S. C. Der ßeiiige Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Hpoifoliichen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wödientlM zwei heilige Meilen geleien. Mit Empfehlung der hochwürdigiten Oberhirten von Brixen, Brünn, Sraz, beitmeriß, liinz Olmüb, Marburg, Crienf, Crieit und Wien. Best 11 und 12. november — Dezember 1921. XXIV. Jahrgang. Das millions werk im Bahr el Shala!. rüun ifyp Einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Missivnsniedertassnngen im BaHr-ef-GHasal-Gebiet haben wir in der März-April-Nummer veröffentlicht. Der nachstehende Bericht des hochwürdigeu P. Beruabs, Missionsobern in Wan, vervollständigt jene Übersicht und zeigt, daß die Bekehrungstätigkeit unter den Neger-stämmeu des Bahr el Ghasal stetig fortschreitet. Nach einem schweren Hagelwetter eilen die Landlente hinaus auf die Felder, um die verursachten Schäden festzustellen. Ein ähnlicher Zweck veranlaßte mich, eine Rundreise durch den Bahr el Ghasal anzutreten und sämtliche Missionsmittelpnnkte der ausgedehnten Provinz zu besuchen; denn der Weltkriegsstnrm und die wirtschaftlichen Krisen der Gegenwart haben auch unsere Missionen im Herzen Afrikas hart heimgesucht. Der Personalnachschnb war jahrelang unterbunden und die vorhandenen Geldmittel reichten kaum hin, um die schon bestehenden Missionsgründungen über Wasser zu halten. Gottlob hat sich die Lage im verflossenen Jahre bedeutend gebessert, so daß eine Erweiterung der Missionstätigkeit mit Aussicht auf Erfolg unternommen werden konnte. Es wird deshalb den Lesern des „Stern der Neger" nicht unerwünscht sein, wenn ich ihnen im fol- genden ein Bild von dem gegenwärtigen Stand der Bekehrnngstätigkeit im Bahr-el-Ghasal-Gebiet entwerfe. Um aber die vielen neuen Bezieher des „Stern der Neger" mit den Vorkriegsverhältnissen dieser Mission vertraut zu machen, möchte ich einen kurzen Abriß der Geschichte des Apostolischen Vikariates Bahr et Ghasal hier einstechten. Geschichtlicher Rückblick. Kaum war Bischof Geyer als neuernannter Apostolischer Vikar von Zentral-Asrika am Neujahrstage 1904 in Khartum angelangt, traf er auch schon Vorbereitungen zu einer großen Missionsreise nach dem äußersten Süden des Sudan. Mit der ihm eigenen Tatkraft und Entschlossenheit drang er im Februar desselben Jahres in den Bahr el Ghasal ein und gründete im März die beiden Missionsstationen Kayango, etwa 60 km nordwestlich, und Mbili, 33 km südöstlich von Wau. Im folgenden Jahre wurde auch in Wan selbst eine Mission eröffnet. Die weite Entfernung von Khartum, dem Ausgangspunkt der Missionstätigkeit, der Mangel an gesunden Wohnungen, das anfängliche Mißtrauen der Eingeborenen gegen die Fremden und hartnäckige Fieberanfälle gestalteten das Leben der Glanbensboten äußerst mühselig und martervoll. Innerhalb Jahresfrist raffte das Schwarzwasserfieber vier junge, eifrige Missionäre hinweg, weshalb die Missionsleitung allen Ernstes den Plan erwog, sämtliche Patres und Brüder aus dem Bahr el Ghasal zurückzunehmen. Glücklicherweise scheiterte dieses Vorhaben an der Unerschrockenheit und Opfer-willigkeit der Missionäre. So blieb die Mission bestehen und zeitigte trotz mannigfacher Enttäuschungen im Laufe der Jahre schöne Erfolge. Nachdem Bischof Geyer int Winter 1910 auch Uganda bereist und am Nordufer des Albcrtsees eine Mission errichtet hatte, schlug er der obersten Missionsbehörde in Rom die Teilung des allzugroßen Arbeitsfeldes in zwei kirchliche Sprengel vor. Auf diese Weise entstand die Apostolische Präfektur Bahr el Ghasal, die 1917 zum Apostolischen Vikariat erhoben wurde. Zu den obengenannten Missionsschöpfungen kamen allmählich drei weitere hinzu: Mboro, 33 km westlich von Wau, Raffili, 120 km südlich von Wau unter dem Stamme der Bellanda, und Mupoi, 366 km ebenfalls südlich von Wau unter dem Volke der Njam-Njam. Wie liegen nun die Verhältnisse in den einzelnen Missionsstationen? Kahango. Von den Negerstämmen des Bahr el Ghasal bieten die Ndogo im Umkreis der beiden Missionsstationen Kayango und Mboro am meisten Aussicht auf vollständige Bekehrung zum Christentum. Zwar beträgt bie Zahl der erwachsenen Neuchristen in Kayango erst zirka dreihundert, aber in fast allen Dörfern ringsum sind bereits Katechumenate errichtet. Beinahe in jeder Ansiedlung wird morgens, mittags und abends die Trommel geschlagen, um die Taufschüler an ihre Gebetspflicht zu erinnern, der sie auch bereitwillig nachkommen. Überall wird der „Engel des Herrn" gebetet. Geht man durch die Dörfer, Felder und Wälder, so begegnet man vielen, die eine Medaille am Halse tragen, das Erkennungszeichen der Kate-chumenen. Vor einigen Monaten wurde, drei Stunden von Wau entfernt, eine Nebenstation in Ngodongo errichtet, die bereits fünf Katechismusposten zählt. Alle missionsstrategisch wichtigen Punkte im Gebiete der Ndogoneger sind somit besetzt. Allerdings liegt die Zukunft in Gottes Hand, aber unter Rücksichtnahme auf das, was ich mit eigenen Augen gesehen, darf ich wohl behaupten, daß der Stamm der Ndogo in 10 bis 20 Jahren christlich sein werde; denn die Jugend steht ganz auf unserer Seite und die Alten, die der Vielweiberei ergeben sind, werden wegsterben. Eine eigenartige Schwierigkeit bilden die Ehesitten. Der Ndogoneger erwirbt seine Frau, indem er sie gegen ein Mädchen der eigenen Verwandtschaft eintauscht. Ich werde mich näher erklären: Will ein Bursche ein Mädchen heiraten, so muß er ihrem'Vater ein Mädchen der eigenen Verwandtschaft, z. B. eine Schwester, gleichsam als Entschädigung übergeben. Der Brautvater kann dann die Verwandte des Bräutigams selbst zur Frau nehmen oder einem andern abtreten. Ist nun dieses eingetauschte Mädchen widerspenstig oder gefällt es nicht, so wird es davongejagt und der Schwiegervater nimmt seine Tochter wieder zurück. Auf diese Weise werden beide Familien ruiniert. Freilich schreiten die Geschiedenen bald zu neuen Eheverbindungen, die aber gewöhnlich auch nicht von Dauer sind, so daß fast jedes Ndogomädchen durch mehrere Hände geht. Bischof Geyer schreibt in seinem Buche „Durch Sand, Sumpf und Wald" (S. 547) über diese heidnische Unsitte: „Das Geschäft wird zwischen den gegenseitigen Verwandten mit Beiziehung des Großhäuptlings abgemacht, dessen Einfluß häufig stärker ist als die Neigung der Brautleute. Aus dem einen oder andern Grunde machen nach einiger Zeit der Mann oder die Frau, unterstützt von den gegenseitigen Verwandten oder vom Großhäuptling, Einwendungen gegen die Fortsetzung des ehelichen Verhältnisses und der Tausch wird rückgängig gemacht. So dauert ein großer Teil der Verbindungen nur zeitweilig, und eine Frau, die nicht ein oder mehrere Male den Mann gewechselt hat, wird, eine Seltenheit." Unsere Neuchristen sind fast ausnahmslos Burschen im heiratsfähigen Alter. Ta nun die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe allgemein im Lande bekannt ist, so weigern sich die Heiden, eine ihrer Töchter einem Christen zur Frau zu geben. Diese Schwierigkeit macht sich zur Zeit schon stark geltend und wird in zwei bis drei Jahren eine sehr akute Form aunehmen. Aber gerade jene Ursache, die in der Gegenwart die Schwierigkeit verschärft, wird sie in fünf Jahren bedeutend vermindern und schließlich ganz beseitigen. Wieso? Nach Laudesbrauch erbt der Sohn mit dem väterlichen Eigentum auch das unbedingte Berfügungsrecht über seine Schwestern und alle weiblichen Verwandten, die dem Haushalt des Vaters zugehörten. Unter Geltendmachung dieses Erbrechtes kann also ein Christ seine Schwester einem andern christlichen Burschen zur Frau geben und dafür dessen Schwester heiraten. Auf diesem Wege ist es manchem unserer christlichen Burschen schon gelungen, einen Haushalt zu grün-den.Selbstverständ-lich werden auch der wachsende Einfluß des Christentums und die fortschreitende Missionierung des Stammes mächtig dazu beitragen, diese Eheschwierigkeiten hinwegzuräumen. Da die Christen nur eine Frau ehelichen, so wird schließlich die Nachfrage leicht befriedigt werden können. Man darf mithin behaupten, daß jedeTaufeeines Burschen in diese scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten eine Bresche schlügt. Ausdehnung der MrssionstätigkeiL auf die benachbarten Dschur. Ein neuer Hoffnungsstern ging kürzlich über Kay-ango auf. Ein Dschurknabe, der seit längerer Zeit bei einer Ndogofamilie wohnte, kam eines Tages zur Mission und bat um Aufnahme in das Katechumenat. In der Schule und im Verkehr mit den Bewohnern der Mission zeigte er sich oft ungefügig, starrköpfig und mißtrauisch. Diese üblen Eigenschaften und die Stammesverschiedenheit machten ihn zum Spielball der Ndogoknaben. Ihre Neckereien reizten ihn häufig so stark, daß er vor Zorn weinte. In solchen Stunden machte er sich mancher Njam-Njam-Frau. ordnungswidrigen Handlung schuldig. Als nun die Zeit kam, wo seine Mitschüler zur Taufe zugelassen wurden, vertröstete man ihn auf ein späteres Fest. Da er jedoch nicht nachließ, immer wieder um die Taufe zu bitten, so stellte man ihm als Bedingung, er solle noch einige andere Knaben von seinem Volksstamme zur Mission bringen, damit sie auch Unterricht empfingen. Nach wenigen Tagen brachte er wirklich eine Anzahl Knaben und einige Burschen zu uns, die sämtlich im Katechumenat großen Eifer an den Tag legten. Der Knabe wurde nun alsbald getauft und erhielt seinem Wunsche gemäß den Namen Petrus. Das geschah im verflossenen Jänner. Alle Dschur-knaben blieben bisher der Mission treu. Ihr Lerneifer, ihre Arbeitssreudig-keit und gute Aufführung erregten einen edlen Wettstreit unter den Ndogoknaben. Kay-ango ist jetzt eine doppelsprachige Station geworden. So Gott will, werden in einigen Jahren die braven Dschurknaben als Katechisten ihre Stammesgenossen, deren Dörfer sich in der Nähe von Kayango befinden, dem Christentum zuführen. Nur die ausgiebige Verwendung von Katechisten bietet eine sichere Grundlage für die vollständige Bekehrung eines heidnischen Volksstammes. Mboro. Diese Station liegt auf der Höhe eines Hügels, der auf der Ostseite sachte ansteigt, während 'er ans der Westseite ziemlich steil ab- fällt. Ein Kranz von immergrünen Wäldern umschließt die Missionsanlage auf allen Seiten. Wie eine Waldkönigin thront Mborv inmitten dieser Naturschönheiten. Eine breite Straße, die Axt und Spaten durch das Dickicht gebahnt haben, bietet Gelegenheit und Bequemlichkeit zur Abhaltung von herrlichen Umzügen und kirchlichen Prozessionen. Obwohl unsere Neu-bekehrten fast jeden Sonntag die heiligen Sakramente empfangen und sich in ihrer ganzen Lebensführung von religiösen Gedanken leiten lassen, so fand ich doch nirgends so viel Freude am Gottesdienst und so tiefempfundene äußere Religionsbetätigung wie bei den Christen und Katechumenen dieser Missionsgründung. Namentlich das Kreuz wird hochverehrt und auf den Dächern der Hütten aufgepflanzt. Bei einer katholischen Familie sah ich ein Chriftusbild, das der Familienvater mit viel Geschick und Frömmigkeit auf eine Innenwand seiner Wohnung gemalt hatte. Der christliche Sohn des Häuptlings Mboro zeigte mir voll Stolz seinen felbstgefertigten, mit Heiligenbildern geschmückten Hausaltar. Ansätze zu einer religiösen Kunst sind häufig bemerkbar. Beim Angelus-Läuten unterbrechen die Knaben sofort das Spiel, knien nieder und beten laut den „Engel des Herrn". Diese innige Liebe zur Gottesmutter läßt uns für die Zukunft das Beste hoffen. Mbili-Cleveland. Bischof Geyer hatte diese Station am Bache Niaduk errichtet. Später wurde dieser Platz verlassen und die Mission an einem andern Ort, eine Wegstunde entfernt, wieder eröffnet. In Begleitung Konstantins, des ältesten Sohnes des Häuptlings Dud Akot, besuchte ich den früheren Stationsplatz, wo sich das Grab des eifrigen Missionärs P. Vockenhuber befindet, eines Oberösterreichers, der dort dem Sumpffieber zum Opfer gefallen war. „Schau, hier", sagte Konstantin, „stand die Kapelle, daneben erhob sich die Hütte des guten P. Vockenhuber, in der er starb; wie haben wir damals geweint! Jener eingezäunte Erdhügel wölbt sich über seinem Grabe..." Jetzt hat die Wildnis von dieser ehemals so blühenden Stätte wieder Besitz ergriffen und junge Baumriesen bedecken den Hügelhang. Die Missionsarbeit in Mbili-Cleveland schien manches Jahr erfolglos zu sein. Endlich faßten einige Burschen den Entschluß, die Taufe zu empfangen. An ihrer Spitze stand Konstantin, der Nachfolger seines Vaters in der Häuptlingswürde. Nun war das Eis gebrochen und viele folgten ihrem Beispiele. Bemerkenswert ist hier die wachsende Annäherung des weiblichen Geschlechtes an die Mission. Wiederholt schon ist es vorgekommen, daß heidnische Familien-mütter sich weigerten, ihre Tochter einem Manne zur Frau zu geben, der bereits mit einer andern verheiratet war. Immer mehr ringt sich die Erkenntnis durch, daß die christliche Einehe die Frau wirtschaftlich und sittlich hebt und allein imstande ist, die vom Schöpfer der Frau und Mutter verliehenen Rechte wirksam zur Geltung zu bringen. Daraus ersieht man, daß der Einfluß der Mission größer ist, als es auf den ersten Blick scheinen möchte. Ein neuer Beweggrund zur Hoffnung ist die Vereinbarung, die wir unter Mitwirkung des englischen Provinzgouverneurs mit den Dschurhäuptlingen getroffen und wodurch sie sich verpflichtet haben, ihre Söhne der Mission zur Erziehung zu übergeben. Einige davon sind bereits in Mbili. Vertrauend auf den Beistand von oben, erhoffen wir auch von diesem Missionsacker in nicht allzuferner Zeit eine reiche Seelenernte. Mupoi. Schon im April 1906 hatte Bischof Geyer eine Reise zu dem als Menschenfresser berüchtigten Volke der Njam-Njam unternommen, um einen geeigneten Ort für eine Missionsniederlassung ausfindig zu machen. Allein die Schwierigkeit der Reisen und Transporte, unzureichende Geldmittel,Stammesfehden und Aufstände gegen die Regierung verzögerten die Eröffnung der Njam-Njam-Mission um volle sechs Jahre. Erst am 5. Dezember 1912 konnte eine Missionskarawane von Wau abgehen, die am 20. desselben Monats im Regierungsposten Tombora anlangte. Als Sitz der Mission wurde Mupoi ausersehen, 30 km von Tombora entfernt. Nicht weniger als sieben Jahre verstrichen, bis die Glaubensboten — es war am Weih-nachtsfefte 1919 — die ersten zwölf Njam-Njam durch das Sakrament der Taufe in die Kirche aufnehmen konnten. Inzwischen ist die Zahl der Christen auf fünfzig gestiegen ; ebensoviele Katechumenen werden in der Mission unterrichtet. Von besonderer Bedeutung ist die neue Katechistenschule, die zurzeit achtzehn lern-und glaubenseifrige Burschen besuchen. Sie soll die religiöse Eroberung des ganzen Landes vorbereiten. Leider ist die von den Missionären unter vielen persönlichen Opfern erbaute Kirche am 5. Oktober 1920 ein Raub der Flammen geworden. Wie in den langen Kriegsjahren, so wird auch gegenwärtig noch die Missionsarbeit in dieser, am weitesten nach Süden vorgeschobenen Missionsstation durch Mangel an finanziellen Mitteln beeinträchtigt. Raffili. Dieser Ort liegt an den Stromschnellen des Such im Gebiete der Bellanda, deren Missionierung Bischof Geyer schon in der Vorkriegszeit beabsichtigt hatte. Doch konnte erst während des Krieges an die Verwirklichung des Planes geschritten werden. Die Gründung steckt noch in den Anfängen, die sich übrigens nicht schlecht anlassen. Die Bellanda wurden früher von den stärkeren Nachbarstämmmen schwer bedrängt und litten unsäglich durch die häufigen Sklavenjagden der Araber. Ihr geringes Selbstbewußtsein ist offenbar eine Folge jahrzehntelanger Unterjochung und Versklavung. Unter Die Schlafkrankheit wird hervorgerufen durch eine Gattung von Geißeltierchen (Trypanosoma gambiense), die durch den Stich blutsaugender Insekten von Tieren auf Menschen übertragen werden. Die Kranken verfallen allmählich in einen schlafartigen Zustand, aus dem sie anfangs noch leicht zu erwecken sind, später wird die Benommenheit immer tiefer und endet mit Tod. Auf der Rückreise aus dem Lande der Njam-Njam hatte P. Bernabs Gelegenheit, das Lager der Schlafkranken am Jubbo zu besichtigen. Die folgende Schilderung dieses Besuches enthält interessante Einzelheiten über das Leben und die ärztliche Behandlung der armen Schlafkranken. Veranlaffmrg zum Besuch des Zubbolagers. Der Zweck meines Aufenthaltes in Mupoi war erreicht und ich verabschiedete mich von den lieben Mitbrüdern, die nun wegen der großen Entfernung dieser Missionsstation von Wau und der schon begonnenen Regenzeit ein ganzes Jahr lang keine Besuche mehr haben werden. Ich war befriedigt über das, was ich in dieser Mission gesehen und erfahren hatte; denn in einigen Monaten wird die Zahl der Christen sich verdoppeln. Man möchte nun meinen, die Rückreise von Mupoi nach Wau den zirka 25 Neuchristen der Station fiel mir ein zwölfjähriger Junge auf, der als Katechist den Knaben und Burschen, Mädchen und Frauen, die auf dem Hofraum im Halbkreise um ihn herumsaßen, Unterricht erteilte. Erwachsene Dschur würden sich nie herbeilassen, auf das Wort eines Knaben zu hören, weil sie nie oder wenigstens nicht längere Zeit hindurch Sklaven waren. Die Rundreise durch die Missionsstationen der Bahr-el-Ghasal-Provinz überzeugte mich, daß der Weltkrieg mit seinen Begleit- und Folgeerscheinungen den Fortschritt der Bekehrungsarbeit mehrfach gehemmt und aufgehalten, nirgends aber unser Werk vollständig zerstört hat. Die Aussichten für die nächste Zukunft sind durchwegs recht befriedigend. Ein heiliger Optimismus beseelt die Missionäre. Möge die Liebe des Welterlösers den Tag beschleunigen, der die Völker des Bahr el Ghasal unter der Kreuzesfahne eint! werde ebenso lang sein wie die Hinreise, nämlich 366 km; aber dem ist nicht so. Niemand darf den Distrikt Tombora verlassen, ohne sich einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, deren Zweck es ist, zu prüfen, ob der Reisende nicht etwa von der Schlafkrankheit angesteckt sei. Nun befinden sich die Ärzte im Sammellager der Schlafkranken, das wir also aufsuchen müssen, wodurch der Rückweg um drei Tagmärsche verlängert wird. Das Landschaftsbild ist bezaubernd schön. Die Wälder sind, wie fast überall im Bahr el Ghasal, großartig. -Zwischen Hügelketten aus Eisenlimonit schieben sich hie und da größere, kahle Granitmassen. Die zahlreichen Bäche und Rinnsale erzeugen in den Talgründen den üppigsten tropischen Pflanzenwuchs. Da ich mit dem Fahrrad reiste, war ich stets einige Kilometer den Patres voraus, die zu Fuß unsere Trägerkarawane begleiteten. Der Pfad scheint durch einen langen Tunnel zu führen, der von Riesenbäumen gebildet wird und worin auch um die Mittagszeit Halbdunkel herrscht. Es sind das die berühmten Tunnelwälder Jnner--afrikas. Wenn man bedenkt, daß man da auf Schritt und Tritt jenen „Katzen" begegnen kann, die größer sind als ein halbjähriges Kalb, so 3m hager der Schlafkranken am Aubboflutz. überkommt einen doch ein gewisses Gruseln. Glücklicherweise hatte ich feine gefährliche Begegnung, obwohl jede Nacht das Gebrüll der Löwen durch die Wildnis scholl. Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Schlafkrankheit» Die Schlafkrankheit verbreitet sich mit rasender Schnelligkeit und fordert in jedem verseuchten Bezirk zahlreiche Opfer cm Menschenleben. Der syrische Arzt Dr. Baz machte der Regierung den Vorschlag, ein Sammellager für die Schlafkranken zu errichten, um auf diese Weise dem Umsichgreifen des Übels zu steuern. Der erste Versuch in Tombora scheiterte; denn es stellte sich heraus, daß als Lagerplatz eine weite, fruchtbare und wasserreiche Gegend gewählt werden müsse. Da nämlich die Krankheit erst längere Zeit nach der Ansteckung zum Ausbruch kommt, so brauchen die Kranken Felder, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Man wundere sich also nicht darüber, daß das Lager 36 Quadratkilometer Bodenfläche einnimmt. Es liegt hart an der Grenzlinie zwischen dem Sudan und dem französischen Kongo, an den Quellen des Jubbo und Mongu. Die Regierungsärzte unternehmen regelmäßige Inspektionsreisen durch die benachbarten Distrikte, um die Übersiedlung aller Angesteckten in das Lager züxveranlassen. Den sichersten Anhaltspunkt für die Erkrankung bildet die Untersuchung des Blutes und der Halsdrüsen. Vom Lagereingang führt eine schöne, 5 km lange Straße durch wohlgepflegte Banauenhaiue, Maniok- und Süßkartofselfelder zur Residenz der Arzte, die auf einer malerischen, wasserumflossenen Anhöhe liegt. Den letzten Teil des Weges umsäumen 200 Hütten, je 100 auf jeder Seite, deren eine zwanzig Schritte von der andern entfernt ist. Es sind dies die Wohnungen der Träger und Arbeiter. Als wir in das Lager eintraten, entstand sogleich ein Auflauf. Kinder, Männer und Frauen eilten herbei, um uns herzlich zu begrüßen ; denn in den drei weißen Männern hatten sie sofort die Barani — die Missionäre — erkannt. Es war gerade Mittwoch, an welchem Tage das Salz verteilt wird. Über 700 Personen warteten auf einem großen Platz auf die Salzabgabe. Bei unserem Erscheinen wollte das Grüßen kein Ende nehmen, und doch kannten sie unsere Missionsstation Mupoi nur vom Hörensagen. Sehr wenige von den Lagerbewohnern sind bislang einem unserer Missionäre irgendwo begegnet, aber der Ruf von unserer Güte und Mildtätigkeit hat diese Unglücklichen im Herzen uns längst zu Freunden gemacht. Unter den Anwesenden erblickte ich drei Albinos mit weißer Haut und blonden Haaren. Häufig trifft man solche in der Gegend von Bekir.*) Erst seit einem Jahre befindet sich das Lager an diesem Ort und doch ist schon Erstaunliches geleistet worden. Das Feuer und die Axt haben eine Fläche Urwald von sechs Quadratkilometer zerstört, nur hie und da einen Baumriesen übriglassend als Erinnerung an die versunkene Waldherrlichkeit. Auf der Asche erstanden 600 Hütten nebst den Kanzleien, Magazinen und den Wohnungen des Dienstpersonals. Das Dorf der Kranken ist in fünf Bezirke eingeteilt, die in einem Halbkreis das Generalquartier, die > ärztliche Residenz, umschließen. Gärten und Alleen spenden kühlen Schatten. Man glaubt sich bisweilen in die Parkanlagen einer Großstadt versetzt. Doch wieviel Elend beherbergt dieser Paradiesgarten! Die Behandlung der Kranken. Das Lager zählt rund 16.000 Bewohner. Ungefähr 7000 stehen in ärztlicher Behandlung; ebenso groß ist die Zahl der Familienangehörigen, Verwandten und Freunde, die sich nicht von ihren Lieben trennen wollen. Der heimtückische Charakter der Krankheit bringt es mit sich, daß viele, die anscheinend noch ganz gesund sind, den Todeskeim schon längst in sich tragen. Die erste Entwicklungsperiode der Krankheitserreger dauert bis zu sechs Monaten. Auch in den folgenden zwei Jahren treten bei kräftigen Naturen die Symptome der Krankheit noch wenig zu Tage. Sind sie aber einmal offenkundig, dann ist eine Heilung ausgeschlossen. Die ärztliche Kur besteht in Einspritzungen von Novoarseuobenzol „Billov" 914, einer neuen Zubereitung der Injektion 606. Die Ärzte behaupten, daß die Patienten im Au-fangsstadinm der Erkrankung nach einjähriger *) Albinos, auch Kakerlaken, Dondos oder Weißsüchtige genannt, trifft man > unter allen Menschenrassen, am häufigsten aber unter den Negern. Man spricht deshalb auch von „weißen Negern". Der Albinismus beruht auf dem Mangel an Pigment in der Schleimschicht der Haut und ist stets angeboren, manchmal erblich. Er findet sich auch bei Tieren (weiße Mäuse, weiße Raben rc.). Heft 11 und 12 Stern der Neger o 87 Kur als geheilt entlassen werden könnten. Den übrigen verlängert und erleichtert man das Leben. Geschieht sonach alles Menschenmögliche für das körperliche Wohl der Kranken, so ist dagegen für das Seelenheil dieser Ärmsten noch in keiner Weise Vorsorge getroffen. Deshalb drängte sich mir mit unwiderstehlicher Gewalt der Gedanke auf, daß eine Missionsgründung in diesem Sammellager der heidnischen Schlafkranken aus verschiedenen Gegenden schöne Erfolge zeitigen müßte. Wieviele zutrauliche Kinder laufen dort herum! Eine große Schar von Knaben jagte hinter meinem Fahrrad her, bis ihnen der Atem ausging. Kinder und Erwachsene rannten bei unserer Rückkehr so zahlreich auf die Straße, daß ich die Radglocke unablässig in Bewegung setzen mußte. Alle riefen uns freudig zu: Die Lagwcrrimission. In Norduganda ist zwischen den katholischen Missionären und den Sendlingen des englisch-amerikanischen Protestantismus ein heißer Kampf entbrannt. Die überreichen Geldmittel, die den protestantischen Predigern zu Gebote stehen, setzen sie instand, ihre Missionsanstalten ' modern einzurichten und ihren Unternehmungen den Anstrich imponierender Großzügigkeit zu geben. Manche Häuptlinge und einflußreiche Persönlichkeiten haben sich der Irrlehre verkauft. Der übliche Lügen- und Verleumdungs-seldzug gegen unsere Glaubensboten, Neubekehrten und Katechumenen wird unermüdlich fortgesetzt. Ein bezeichnendes Beispiel für diese Art von Reichsgottesarbeit berichten die Missionäre aus Arwa, unserer jüngsten Missionsgründung in Uganda. Die Wühl- und Werbetätigkeit der Quäker in Arwa. Hier am Sitz der Regierung, melden die Unseren, haben die amerikanischen Quäker ihre Hauptniederlassung. In den ersten zwei Jahren ihres hiesigen Aufenthaltes trat ihre Tätigkeit nach außen hin wenig hervor. Sie schienen zu schlafen; niemand sprach von ihnen. Im geheimen aber trafen sie umfassende Vorbereitungen, um einen vernichtenden Schlag gegen uns zu führen. Sie studierten unsere Arbeitsweise und ahmten sie zunächst im kleinen nach. Eines „Barani fane" — „Leb' wohl, Pater!" Einen besondern Eindruck auf die Kranken machte P. Firisin mit seinem weißen Barte. Er galt ihnen als ehrwürdiger Alter und erhielt darum den besondern Gruß: „Tita sane" — „Großvater, leb' wohl!" Ihr Grüßen und Händewinken bewies, daß diese Heiden schon viel Gutes über den Missionär gehört haben: er pflegt die Kranken, er ist der Freund der Alten und der Kinder, er hat ein gutes Herz für alle... Als wir das Lager hinter uns hatten, war es mir eigentümlich zumute; eine Art Heimweh zog mich zurück. Warum hat der Arzt nicht bei mir die Schlafkrankheit festgestellt? Dann hätte ich bei diesen lieben ehemaligen Menschenfressern bleiben können . . . Guter Gott, öffne uns bald dieses Tor, wenigstens im nächsten Jahre! Tages jedoch begannen sie unter Führung eines gewissen Mount den heftigsten Kampf gegen die katholischen Lumpenkerle, wie sie uns zu nennen belieben. Geld, Kleider und andere Geschenke wurden in freigebigster Weise an alle verteilt, die zu ihnen kamen. Bald gelang es ihnen auch, den Sultan der Berge zu ihrem gefügigen Werkzeug zu machen. Häuptlinge und andere, die der Vielweiberei ergeben sind, werden anstandslos in die Sekte aufgenommen. Obwohl die Quäker in ihrer Lehre die Wassertaufe verwerfen, tragen sie kein Bedenken, sie flier zu spenden. Sogar die Beschneidung üben sie, wenn einer es wünscht, Die Mehrzahl der Häuptlinge und Unterhäuptlinge steht aber auf unserer Seite. Mancher von ihnen erklärte dem Mister Mount offen ins Gesicht: „In meinem Bezirke habe ich zu befehlen und ich bin den Patres wohlgesinnt. Ihnen habe ich mein Wort gegeben und will es halten mit aller Kraft. Ich will keinen Zwiespalt unter meinen Leuten." Die Antwort des protestantischen Werbers lautet häufig: „Ihr seid ein unwissendes Volk; die Patres haben euch betört. Ich versichere euch aber, daß bald die Zeit anbrechen wird, wo in diesem Lande so viele Protestanten sein werden, als Grashalme um eure Hütten wachsen. Ich bin reicher als die Patres und mit meinem Gold vermag ich jeden Widerstand zu brechen . . .!" Ging Mount durch die Dörfer, so rief man Aus Uganda, Bischari-Frau. ihm häufig zu: „Deine Religion wollen wir nicht, wir wollen die der Patres." Trotz dieses Zweifrontenkampfes hat die Mission unter den Lagwari günstige Ergebnisse aufzuweisen, wie aus folgendem Bericht erhellt. Die Tauffeier am 1. Mai in Arwa. Der erste Maitag dieses Jahres wird uns noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Am Vorabend zogen unsere 50 Katechisten mit ihren Katechumenen, ein kirchliches Lied singend, in die Mission ein. Verwandte nnd Bekannte aus den Dörfern der Umgebung begrüßten einander unter lebhaften Zurufen; eine festlichfrohe Stimmung erfüllte alle. Von der Kirche wehte die päpstliche Flagge; auf hohen Stangen flatterte eine Anzahl anderer Fahnen im kühlen Abendwind. Sobald die ersten Frührotstrahlen die Bergspitzen und Baumkronen vergoldeten, ertönte mächtiger Trommelklang, den Beginn des Festes verkündend. Die 96 Katechumenen, die an diesem Tage zur Taufe zugelassen wurden, nahmen vor der Kirchentür Aufstellung. Glück und Freude strahlten aus ihren Augen, als das Taufwasser über ihre schwarzen Stirnen floß. Während des feierlichen Gottesdienstes empfingen über 300 Neuchristen das Brot der Engel. Nach dem Amte gab sich die frohe Erregung, die alle Gemüter ergriffen hatte, in einem Freudengeschrei und Freudengejohle kund, das eine halbe Stunde anhielt. Diese Neger sind eben noch wie Kinder, die ihren Stimmungen und Gefühlen ungescheut lauten Ausdruck verleihen. Wir Missionäre vergaßen an jenem Tage die Mühen und Opfer, die Kämpfe und Schwierigkeiten der letzten Monate. Vor drei Jahren war hier noch kein Katholik; jetzt ist wenigstens der Grundstock einer Christengemeinde vorhanden. Um die Erinnerung an diesen schönen Gedenktag tiefer in das Gedächtnis der Christen und Katechumenen einzuprägen, wurden am Nachmittag Spiele und sportliche Unterhaltungen veranstaltet. Den Vorsitz führte der englische Regierungskommissär, ein musterhafter Katholik, der unseren Neuchristen zur Erbauung gereicht. Über hundert Häuptlinge und Unterhäuptlinge und eine große Zuschauermenge zollten den Leistungen der schwarzen Jungmannschaft stürmischen Beifall. Den Schluß bildete die Preisverteilung. Wir konnten uns bei dieser Feier aufs neue davon überzeugen, daß die Sympathien der Mehrheit des Volkes uns gehören. Als am Abend auf der Station Ruhe eingetreten war, ließen sich 150 Heiden in die Katechumenen-liften eintragen, um zunächst daheim unter Leitung des Katechisten, und später in der Mission selbst, sich auf den großen Tag ihrer feierlichen Taufe vorzubereiten. Missionsreisen in Zentralafrika. Von Bischof Franz i namentlich den Instituten und Vereinen. Es kann Laver Geyer, Apostolischer Vikar von Khartum. j vom Verlag Herder zu Freiburg im Breisgau (Deutsch-Wir empfehlen die Anschaffung dieses prächtigen, land) und durch jede Buchhandlung bezogen werden, reichillustrierten Reisebuches allen Missionsfreunden, : Preis 24 Mark. Zwei Wegelagerer — die ersten bekehrten kafuka. Im vergangenen Dezember wurden zwei reisende Kaufleute in einem entlegenen Gebirgs-dörfchen des Latnkastammes ermordet und ausgeplündert. Der englischen Behörde gelang es, die Schuldigen ausfindig zu machen und festzunehmen. Um ein abschreckendes Beispiel zu geben, wurden die beiden Raubmörder zum Tod am Galgen verurteilt. Der englische Beamte verständigte davon die Missionäre der neugegründeten Missionsstation in Turit und gab ihnen volle Freiheit in der Ausübung ihres Amtes. Eiligst begab sich der Obere mit einem Katechisten zum Gefängnis, um die Seelen der beiden Verurteilten zu retten. Der Pater begann: „Ich bin der Gesandte Gottes; er hat mich geschickt, um euch glücklich zu machen." — „Warum," fragten die Mörder, „verurteilst du uns dann zum Tode?" — „Nicht ich töte euch," entgegnete der Missionär, „sondern die Regierung tut es, weil ihr schwer gefehlt habt und sie zeigen will, daß niemand einen unschuldigen Menschen töten darf." Sie schüttelten die Köpfe und sagten: „Laß uns jetzt in Ruhe; wir sind müde; wir werden darüber nachdenken." Rach einigen liebevollen Worten gab der Missionär jedem ein Geschenk und verließ sie mit dem festen Entschluß, am folgenden Tage wieder zu kommen. In ber heiligen Messe empfahl der Pater die beiden Unglücklichen dem hl. Josef — es war gerade der Monat März — und der mächtige Nährvater und Beschützer des göttlichen Kindes erwirkte ihnen auch die Gnade der Bekehrung. t Beim nächsten Besuch hörten die Mörder den Glaubensboten mit großer Bereitwilligkeit an und die Erzählung vom Er-losungstod Christi rührte sie sichtlich. Als der Pater am andern Tage wieder in ihre Zelle trat, riefen sie ihm ent- gegen: „Wir haben über deine Worte nachgedacht; wir glauben; was müssen wir noch tun, um in den Himmel zu kommen?" — „Ihr müßt die Taufe empfangen, aber ich habe euch vorher noch vieles zu sagen." Der Unterricht wurde fortgesetzt. Am Schlüsse sagten sie: „Nicht wahr, du bringst uns noch heute das Wasser Gottes? Wir wollen mutig sterben." — „Morgen werde ich es euch bringen." — „Pater," sagten sie darauf, „wenn wir von das Angesicht Gottes kommen und er uns dann fragt: ,Wer hat euch zu mir geschickt?" — was sollen wir dann antworten?" — „Saget zu ihm: ,Die beiden Missionäre von Turit"" ■— „Aber", fragten sie weiter, „sind im Himmel auch Latuka?" — „Ich weiß nicht, aber sicher findet ihr viele Ascholi, Madi, Aluru, Ba-ganda..." — „Diese kennen uns aber nicht." — Missionsschwester mit ihren Pfleglingen. „O doch! Alle, die beim lieben Gott sind, kennen sich; sie sind alle Brüder untereinander." — Werden wir sie so nahe sehen, wie wir euch sehen?" — „Ganz gewiß!" — „Und wann werdet ihr in den Himmel kommen?" — „Nach unserem Tode; dann werden wir immer zusammen sein in Glück und Freude..." Der Tag der Hinrichtung nahte. Wahrend der vorausgehenden Nacht wiederholten die Armen, anstatt zu schlafen, immerfort das Stoßgebetchen : „Jesus, Maria, stehet uns bei!" Ruhig und ohne Furcht erwarteten sie den Anbruch des Tages, dessen Abend sie nicht mehr erleben sollten. Am frühen Morgen kamen die Missionäre, sprachen ihnen Trost zu, prüften sie und fragten, ob sie getauft werden wollten. Sie antworteten mit einer Freudigkeit, die selbst den Katechisten in Verwunderung setzte. Bei der Taufe erhielten sie die Namen Josef und Peter. „Jetzt fürchten wir den Tod nicht mehr," riefen sie, und den Worten folgte die Tat. __ Mensch und Tier fühlen den körperlichen Schmerz, jedoch nicht in gleichem Grade. Der menschliche Leib ist viel feiner und vollkommener als der tierische; außerdem besitzt der Mensch Vernunft und Bewußtsein. Deshalb empfindet er körperliche Schmerzen weit stärker als jedes Tier. Aber auch zwischen Mensch und Mensch ist diesbezüglich ein Unterschied. Der Kulturmensch und namentlich der verfeinerte Europäer ist unsagbar empfindlicher gegen die Einwirkung körperlicher Leiden, Wunden und Verletzungen als der naturwüchsige Wilde Afrikas. Ich möchte im folgenden einige Beispiele starkmütiger Schmerzertragung anführen, wie ich sie in mehrjährigem Aufenthalt unter den Schilluk zu beobachten Gelegenheit hatte. Hiebe mit der Spitzhacke. Wir waren in unserer Missionsstation Tonga damit beschäftigt, einen Dammweg vom Hause zum Flusse anzulegen, um nicht zur Regenzeit im Wasser waten zu müssen. Eine Anzahl größerer Mädchen hatte die Aufgabe, mit Picken den von'der Tropensonue ausgebrannten, steinharten Tonboden loszuhacken, während kleinere' Mädchen die losgelösten Stücke in Bastkörbeu ans dem Kopfe zum Weg trugen. Peter wurde zuerst aufgefordert, den Galgen zu besteigen; aber Josef kam ihm zuvor, eilte zu den Soldaten und wollte der erste sein, um schneller zu Gott zu kommen. Am Fuße des Galgens rief er den Zuschauern mit lauter Stimme zu: „Ich bin Christ; ich fürchte den Tod nicht; Jesus, Maria, stehet mir bei!" Dann ließ er sich die Schlinge umlegen und wurde fallen gelassen. Peter wartete indes schon ungeduldig, sprang ebenso freudig zum Gerüst, indem er nochmals die Namen Jesus und Maria ausrief, und ließ sich willig hinrichten. Das schreckliche Schauspiel erfüllte die Missionäre mit Trauer; doch die Bereitwilligkeit, mit der Josef und Peter dem Rufe der göttlichen Gnade Folge leisteten, und die Unerschrockenheit, die sie angesichts des Todes zeigten, bestärkten die Glaubensverkündiger in ihrem Entschluß, für die Bekehrung der Latuka keine Opfer zu scheuen. Ich ging in der Nähe, das Brevier betend, auf und ab, als ich plötzlich den gewöhnlichen Angstruf der Schilluk vernahm: „Aro atoyo — o weh, sie ist gestorben!" Was war geschehen? Ein großes Mädchen hatte einem kleinen, das sich bückte, um rasch etwas vom Boden aufzulesen, mit der scharfen Hacke einen Hieb auf den Kopf versetzt. Ich sagte zu den Umstehenden: „Geht mit ihr ins Haus; der Pater wird die Wunde mit Arzneien aus-waschen und verbinden." Darauf antwortete das verwundete Mädchen: „Wie, ich soll jetzt heimgehen? Ich will doch heute abend meinen Taglohn haben." Und kurz entschlossen ging die Kleine mit ihrer Nachbarin, die den unglücklichen Hieb geführt hatte, zum Nil hinab, ließ sich das Blut vom Kopfe waschen, kehrte zur Arbeitsstelle zurück und arbeitete weiter, als ob nichts vorgefallen wäre. Ein ähnlicher Fall ereignete sich einst bei der Gartenarbeit. Eine Frau erhielt aus Versehen einen Schlag auf den Kopf und ging nach Hanse. Am nächsten Morgen begab ich mich in ihr Dorf, um nach ihrem Befinden zu sehen. Während ich bei der Familie im Hofe saß, kam die Mutter jenes Mädchens, das aus Versehen der Frau mit der Hacke auf den Unempfindlichkeit der Schiduk. Kopf geschlagen hatte, murmelte vor dem Eingang des Hofes einige Segenswünsche, nahmeine Handvoll Wasser, spie hinein und besprengte bann die ganze Familie mit diesem Segenswasser zum Zeichen, daß der Hieb nicht aus Feindseligkeit oder mit Absicht geführt worden sei. Damit war die Freundschaft wieder hergestellt. Der herabfallende Ziegelstein. Beim Hausbau in Tonga leisteten kleine Mädchen Handlangerdienste, indem sie den Maurern die Ziegel zutrugen. Ein Mädchen setzte sich nun einmal am Fuße des Gerüstes nieder, um ein wenig auszuruhen. Da fiel ein halber Ziegelstein von oben herab und ihm gerade auf den Kopf. Die Kleine erhob sich und rief hinauf: „Wer wirft mir denn die Ziegel auf den Kopf?" Dann aber setzte sie sich wieder am gleichen Platze nieder und ging auch dann nicht weg, als ich ihr sagte: „Du könntest dich auch wohl anderswohin setzen, wo dir keine Ziegel auf den Kopf fallen." Kampfrunden. Es hatten sich einmal im Distrikt Tonga zwei Parteien gebildet, von denen die eine den Großhäuptling stürzen wollte. In jener kriegerischen Zeit kam es verschiedene Male zu blutigen Zusammenstößen. Einst begab ich mich zum Großhüuptling, um mit ihm die Lage zu besprechen. Unterwegs begegnete mir ein Bursche und sagte: „Pater, meine Brüder sind gestorben (b. h. sehr krank oder sehr verwunden). Komm und gib ihnen eine Medizin." Ich ging sogleich in das betreffende Dorf, wo alles noch in Waffen starrte. Beim Eintritt in das bezeichnete Gehöft erblickte ich eine ehrwürdige Alte und zwei Burschen,, die mit großem Appetit aus einer Kürbisschale aßen. Ich setzte mich neben sie auf den Boden und fragte, wo denn die zwei Schwerverwundeten seien. Da neigten die tapferen Esser mir ihre Köpfe zu, die breite, klaffende Wunden aufwiesen; außerdem hatten die beiden Raufer noch mehrere Lanzenstichwunden an den Händen und im Gesicht. „Nun." sagte ich, „wenn ihr noch so wacker essen könnt, wird es nicht so schlimm mit euch stehen." Sie erwiderten: „Wir haben großen Hunger; denn wir sind seit heute morgen im Kampfe gestanden und haben noch nichts gegessen." Es war gegen Sonnenuntergang. Ich schickte hierauf einen Jungen in die Mission, damit er mir Karbolwasser und Ver- bandzeug hole, und besuchte dann den Großhäuptling. Bei meiner Rückkehr saßen die Verwundeten im Hose, umgeben von einer zahlreichen Gesellschaft, und gaben die kriegerischen Erlebnisse des Tages zum besten, mit aller dramatischen Spannung und Kraft Schilluk-scher Erzählungskunst. Während ich die Wunden reinigte, die so groß waren, daß ich mit der antiseptischen Watte bequem darin herumfahren konnte, setzten die beiden Krieger ruhig die Erzählung ihrer Heldentaten fort. Vom Nilpferd erfaßt. Auf der Nilpferdjagd wurde ein Bursche von dem unhöflichen Dickhäuter am Arm gepackt. Man kann sich denken, wie ein Arm aussieht, der in den Rachen eines Nilpferdes geraten ist. Der Unterarm war zweimal gebrochen und das Ellbogengelenk auseinandergerissen. Die Muskeln waren derart zerfleischt und zerfetzt, daß man zwischen Elle und Speiche hindurchsehen konnte. Als der unglückliche Nilpferdjäger zu mir kam, beschloß ich, ihn für einige Tage im Hause zu behalten, um die Wunden besser pflegen zu können. Eben wollte ich das Verbandzeug holen, als sich mir drei Herren vorstellten mit dem freundlichen Gruße: „Guten Abend, Hochwürden I" Es waren drei Herren aus Wien, die von einer Reise im Innern des Sudan zurückkehrten und in Tonga den Nildampser nach Khartum abwarten wollten. Da es bereits zu dunkeln begann, entschuldigte ich mich, um dem Patienten rasch Hilfe angedcihen zu lassen. Die Herren drückten aber den Wunsch aus, einer solchen Operation zusehen zn diirfen. Ich hatte ein kleines Brett hergerichtet, um den zerschundenen Arm flach darauf zu legen und ihn leichter reinigen zu können. Das paßte aber dem Verwundeten nicht recht, weshalb ein Freund ihn an den Fingerspitzen nahm und den Arm in die Höhe hob. Ich wusch alsdann die Wunden, reinigte sie von Schmutz unb' vertrocknetem Blut und fuhr, dabei mehrmals mit der Watte zwischen den beiden Unterarmknochen hindurch . . . Der Verwundete verzog keine Miene, unterhielt sich mit seinen Kameraden und sah meinen Bemühungen um seinen Arm zu, als ob ihn dieser gar nichts anginge, so daß der alte Herr Professor aus Wien die Hände über dem Kopfe zusammenschlug und rief: „Wie ist es möglich, daß ein Mensch so etwas ruhig aushalten kann." Tätowierung. Bewundernswert -ist die Geduld, die schon die sieben- bis achtjährigen Knaben und Mädchen bei der Tätowierung zeigen, und doch ist diese Operation sehr schmerzhaft. ÜDiit einer Fischangel wird unter die Haut gestochen, sie aufgehoben und mittels eines messerartigen Eisens mit vielen, dicht nebeneinanderliegenden Einschnitten versehen. Manche lassen sich gleich bei einer Sitzung zwei Reihen von Einschnitten quer über die Stirn machen. In vielen Bäch- Wie in der Heimat, so sind auch in den Missionsländern nicht wenige Schwestern im Krankendienste tätig, und zwar nicht bloß in den Armenapotheken, Asylen und Spitälern der Mission, sondern auch in den öffentlichen Krankenhäusern der Regierung, wo sich ihnen oftmals Gelegenheit bietet, Mohammedaner und Heiden auf die heilige Taufe vorzubereiten und sie für den wahren Glauben zu gewinnen. Hier ein Beispiel: In das Krankenhaus zu Assuan wurde ein Muselmann namens Mohammed gebracht. Der Arme litt an Krebs. Nach der Operation trat eine Besserung in seinem Befinden ein, die aber nicht lange anhielt. Das Übel nahm seinen gewöhnlichen Verlauf. Der Kranke verbreitete bald einen so ekelerregenden Geruch, daß seine Zimmergenossen baten, ihn doch in ein Einzelzimmer zu bringen, was auch geschah. Dort erwartete ihn die göttliche Barmherzigkeit. Mutterseelenallein verbrachte der Kranke die langen Stunden des Tages, ganz versenkt in den Gedanken der Armseligkeit seines Zustandes. Die Schwester verdoppelte ihre Sorge um ihn und fand neue Mittel, um seine Lage erträglicher zu gestalten — er lächelte verständnislos. Er sah die Schwester beten und betrachtete sie mit fragendem Blick. . . Einmal erzählte er mir von seiner Familie und fragte mich, ob ich auch Vater und Mutter habe. „O ja," entgegnete ich, „aber ich habe sie verlassen, um den Negern Mutter und auch deine Mutter zu sein." Nun begann die Unterhaltung sich zu beleben. Bei jedem Besuche wollte der Kranke etwas vom Gott der Christen hören. Ich ging aber mit Vorbedacht langsam zu Werke und erklärte ihm nur einige, besonders tröstliche Wahrheiten unserer heiligen Religion. Da fragte er mich eines Tages: lein rinnt das Blut über das schwarze Gesicht herab. Die Augenhöhlen sind so voll Blut, daß die Opfer der Mode nicht mehr sehen können. Selten jedoch hört man einen Schrei oder auch nur einen Seufzer aus dem Munde der kleinen Tätowierungskunden. Hat sich ein Knirps einmal so weit vergessen, daß er einen Schrei ausstößt, oder ist einer gar vor Beendigung der Operation davongelaufen, so wird er noch lange nachher ausgelacht. P. Bernhard Kohnen. „Ja, ist denn diese Religion nur für dich? Verwirft dieser Gott mich, weil ich ihn nicht gekannt und nicht geliebt habe? Du wirst sehen, ich werde ihn mehr lieben als du. Ich will... ich will ihn lieben." — Von diesem Tage an begann ich einen mehr geregelten Unterricht. Immer hörte mir Mohammed aufmerksam zu und wiederholte am Schlüsse häufig die Worte: „Ich will Christ werden; ich will den Gott der Christen lieben." Während sein Körper zusehends verfiel, wurde seine Seele täglich mehr geläutert und erleuchtet vom Lichte des Glaubens. Der Tod nahte; er bemächtigte sich zusehends der sterblichen Hülle, verschonte aber die geistigen Fähigkeiten, so daß die Seele jenen Gott noch lieben konnte, den sie so spät erkannt hatte. Der Kranke wußte klar, wie es um ihn stehe, zeigte aber keine Spur von Aufregung. Eines Abends schien es mir, er befinde sich auf der Schwelle der Ewigkeit. Da gab ich seinen wiederholten inständigen Bitten um die Taufe nach und ließ das Taufwasser über sein ergrautes Haupt rinnen. — Bald darauf flog seine schöne Seele zum Himmel empor, um sich ewiglich in jenem Gott zu erfreuen, den sie in so kurzer Zeit so innig lieben gelernt. Oft kommen mir noch die Worte dieses Neubekehrten in den Sinn: „Du wirst sehen, ich werde ihn mehr lieben als du", und erinnern mich an das Lied: „Ach, daß ich dich so spät erkannte. Du hochgelobte Schönheit du! Daß dich nicht eher mein ich nannte. Du höchstes Gut, du wahre Ruh! Es ist mir leid, ich bin betrübt. Daß ich dich, ach, so spät geliebt . .." Schwester Oliva. □55EEBÜ Das Walten der Suade. °) rt==n ' (° Heft 11 und 12 Stern der Neger 93 Geburt Christi (Murillo). Das Kreuzzeidien bei den Mohammedanern. Das Nubierland, das sich von Assuan nach Süden bis Khartum und vom Roten Meere bis zu den Oasen der Sahara erstreckt, ist heute mohammedanisch; früher war es christlich. Es bekannte sich allerdings nicht zum katholischen Glauben, sondern zur jakobitischen Irrlehre. Schon im 13. Jahrhundert trat der nubische König zum Islam über. Offenbar ein Überbleibsel aus der Zeit, da das nubische Niltal christlich war, ist bei der mohammedanischen Bevölkerung der Khartumer Gegend der gelegentliche Gebrauch des Kreuz-zeichens. So ist es zum Beispiel Sitte, einem neugebornen Kinde mit Fett oder Antimon (Augenschminke) kleine Kreuzchen auf Stirn und Augenbrauen zu zeichnen. Am siebenten Tage werden diese Kreuzchen, gelegentlich der Opferung eines Schafes, wohl auch mit Blut hervorgehoben und dann durch vierzig Tage hindurch mit Blut, Fett oder Antimon erneuert. Auch bei der Aufbewahrung von Milch über Nacht wird das Kreuzzeichen angewendet. Nach mohammedanischem Gebrauch sollte ein Strohhalm quer über das unbedeckte Milchgefäß gelegt werden, um die Djinns (böse Geister) fernzuhalten; in Omdurman aber und anderswo ist es der Brauch, zwei Hälmchen Stroh in Kreuzesform über das Milchgefäß zu legen. In ähnlicher Weise wird auf Torten, die am Morgen für ein am Abend stattfindendes Bankett oder Hochzeitsmahl gemacht werden, ein Kreuz von Mandeln angebracht, tun sie während des Tages zu schützen. In einem Dorfe nördlich von Khartum wurde folgender Fall beobachtet: Eine Frau kam mit einem etwa zehn Jahre alten Knaben, dessen Brust ein mit Kreide gezogenes griechisches Kreuz trug, zum Ortsscheich und bat diesen um seinen Segen. Der Scheich erklärte einem anwesenden Europäer, das Kreuz fei ein allgemein gebräuchliches Sympathiemittel gegen Schmerzen in der betreffenden Körpergegend. Br. August Ccigol. nMionsrubrik für die Fugend. Von P. Jakob Lehr, Rektor. Die miHionsfchweffer, Missionieren heißt die Arbeit des Welterlösers weiterführen und die Früchte seines Leidens der sündigen Menschheit zukommen lassen. Das Elend der Sünde und die Wohltat der Erlösung sehen einander voraus. Wie nun das Anglück der Adamskinder durch eine Frau verschuldet ward, die auf den Antrag eines bösen Engels einging, so wurde auch das Leil der Welt eingeleitet durch die Annahme der Botschaft des Erzengels Gabriels von seiten der demütigen Jungfrau von Nazareth. Unverkennbar ist die Frau mit dem Erlösungs-werk verknüpft. Schon vom göttlichen Leiland heißt es: „Die Frauen waren mit ihm und dienten ihm mit ihrem Vermögen." Sprach er von der Kirche, die er stiften wollte, so glich ihre Lehre nicht nur dem Samen, den ein Mann ausstreute, sondern auch dem Sauerteig, den eine Frau in die Mehlmasse mischte. Ist der Eifer bei der Erlösungsarbeit ähnlich jenem eines guten Lirten, der neunundneunzig Schafe in der Wüste zurückläßt, um das eine verirrte aufzusuchen, so gleicht er nicht minder der Sorgfalt, mit der eine Frau das Laus auskehrt, um die verlorene Drachme wiederzufinden. So hatte schon der hl. Paulus seine „Mitarbeiterinnen im 5)ernt". Der Einfluß der römischen Kaiserin Lelena, der Frankenkönigin Klothilde, der angelsächsischen Königin Berta auf die Einführung des Christentumes in den betreffenden Reichen ist sattsam bekannt aus der Geschichte. Aber auch die großen Missionäre des frühen Mittelalters erkannten mit scharfem Blick die umfassende Bedeutung der Missionärin. Es leuchten uns bereits aus der Missionsperiode des hl. Bonifatius die Namen einer Lioba, Chunihild, Chunitrud, Berthgit, Walpurgis und Thekla entgegen. Einen wunderbaren Aufschwung hat der Missionsarbeit die rege Beteiligung der Missionärin in unseren Tagen verliehen; zählte man doch vor dem Kriege über 16.000 gottgeweihter Jungfrauen auf dem Missionsfcld. Nur an jenem großen Erntefest, wann die Werke aller vor allen sichtbar sind, wird man ermessen können, welche Ansumme von Arbeit die Missionsschwestern geleistet haben im Laus und in der Schule, im Mädcheninstitut und Waisenheim, im Armenasyl und Spital. Mit Recht schreibt daher Kardinal Lavigerie, der Stifter der Gesellschaft der Weißen Väter und der Genossenschaft der Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Afrika: „Trotz allem Eifer der Missionäre werden ihre ernstlichen Bemühungen niemals erhebliche Resultate erzielen, wenn sie nicht bei den Frauen durch das Apostolat von Frauen unterstützt werden. Nur Frauen können sich ungehindert den heidnischen Frauen nähern, freundliche Beziehungen mit ihnen anknüpfen und unterhalten und sie in ihren Krankheiten pflegen, um auf diese Weise ihr Lerz zu gewinnen und ihnen, durch das Schauspiel der moralischen Löhe, auf der die christliche Frau steht, ihre eigene tiefe Erniedrigung fühlbar machen. Stellen Sie sich solche gottweihte Frauen vor, wie sie von allen Richtungen und immer zahlreicher in diese afrikanischen Dürfet, in diese Lütten eindringen; wie sie neben der unglücklichen heidnischen Frau, der von Peitschenhieben zerschlagenen Sklavin niederknien und nach und nach ihre Loffnung beleben, indem sie ihren Blick dem Limmel zulenken, ihr die trostvollen Geheimnisse des Glaubens erklären und die Freiheit, die Ehre und Wohltaten der christlichen Frau anbieten!" Es sind zwar erst 35 Jahre verflossen, seit der große Kardinal diese Worte geschrieben, aber diese Zeit hat bereits genügt, um darzutun, wie richtig er gesehen und mit welchem Recht der Leilige Vater in seinem Missionsrundschreiben sagt: „Mit vorzüglichem Lobe verdienen hier jene gottgeweihten Jungfrauen erwähnt zu werden, die so zahlreich in den Missionsbezirken weilen und der Erziehung der Kinder und den mannigfachen Anstalten der Frömmigkeit und Wohltätigkeit sich widmen. Wir wünschen, daß dieses Lob ihrer Verdienste ihre Begeisterung und Freude zum guten Wirken für die heilige Kirche mehre." ßf Se Se ßf ßf 8 ßf ßf ^ ßf -D hiebe Kinder! Wenn diesmal der „Stern" Euch meine ,Grüße überbringt, so stehen wir alle als treue Kinder unserer heiligen Mutter, der katholischen Kirche, vor einer ernsten Zeit; denn vier Wochen vor dem heiligen Weihnachtsfest beginnt der Advent. Sonntags seht Ihr den Priester nicht mehr im grünen Meßgewands am Altare. Die Farbe des Adventes ist blau, die Farbe, der Buße und des Opsers. And doch leuchtet auch in diese Zeit der Buße hinein gar mancher Strahl der Freude. Darum feiert die Kirche bei hellem Lichterschein die lieblichen Ämter der R o r a t e. Advent ist ein lateinisches Wort und bedeutet Ankunft. Wie wir jetzt im Advent uns auf das Weihnachtssest vorbereiten und es kaum erwarten können, bis der Tag kommt, an dem geboren wurde Christus der Lerr, so hat die ganze Menschheit vor Christus den Augenblick herbeigesehnt, da der verheißene Messias geboren werden und die Welt erlösen sollte. Es waren schlimme Tage auf Erden vor der Ankunft des göttlichen Heilandes. Die Sünde unserer Stammeltern Adam und Eva war wie ein böser Same, aus dem allerlei Laster sproßten. Ja, bic Menschen wurden so schlecht, daß sie sich von dem wahren Gott abwandten und sich selber Götzen machten, die sie anbeteten und denen sie Opfer darbrachten. Mit Ausnahme des auserwählten Volkes Israel waren alle anderen Menschen Leiden geworden. Der hl. Paulus faßt das heidnische Elend zusammen in dem Sah: „Sie haben kein Lerz!" Wenn das Lerz stillesteht, so ist der Mensch tot. Vor der Ankunft des Erlösers befand sich die Menschheit nicht nur in schrecklichem Elend, sondern vor Gott war sie tot. Die Besseren fühlten ihr Unglück, aber sie wußten auch, daß sie selber sich nicht helfen konnten. Darum riefen sie zum Simmel empor: „Rorate!" das heißt: „Tauet herab!" O wie sehnsüchtig erflehten sie den Leiland der Welt mit den Worten: „Tauet, Limmel, den Gerechten! Wolken, regnet ihn herab!" Die heilige Adventzeit erinnert uns jedoch nicht nur daran, daß wir uns während dieser vier Wochen auf das hochheilige Weihnachtsfest gut vorbereiten, auch nicht allein daran, wie schlimm es während der viertausend Jahre vor Christus war. Der Advent gemahnt uns mit lauter Stimme, daß immer noch an die tausend Millionen Menschen im Greuel des Leiden-tums leben. Auch von ihnen kann man nur sagen: „Sie haben kein LerzI" Der heidnische Vater kann mit seinem Kinde machen, was er will. Er kann es annehmen oder wegwerfen; er kann es töten oder verkaufen. In China allein werden jährlich gegen drei Millionen Kinder getötet. Zitternd und bebend legt die Mutter das neugeborene Kind zu den Füßen des Vaters. Mit kaltem Blick prüft der Vater sein Kind. Was wird er tun? Lebt er es auf, so bleibt es am Leben; läßt er es liegen, wird es umgebracht. Die grausamen Eltern ersticken ihr eben geborenes Kind. oder sie hüllen es in Stroh und werfen das Kind in den Fluß. Andere werfen die Kleinen aufs Feld, wo sie von Lunden zerrissen werden. Oft stoßen freche Buben weggeworfene Kinder herum, als wären sie ein Fußball. Das alles geschieht schon mit gesunden Kindern. Mit kranken, verkrüppelten oder blinden Kindern kennt man überhaupt kein Erbarmen. Sie verschwinden. Auf den vielen Inseln der Südsee werden mehr als zwei Drittel aller Kinder umgebracht. In manchen Gegenden gibt es besondere Weiber für das Töten der Kinder. Anderswo wieder tut es die Mutter, oder der Vater durchsticht ' mit einem Bambusrohr das Lerz der Kleinen, oder er erwürgt sie, oder er begräbt sie lebendig oder zerbricht ihnen Glieder und Gelenke und wirft sie so hinweg, daß sie elendiglich umkommen. Zwillinge werden bei manchen Leiden in ein großes Gefäß gelegt und dann mit Erde und Gras erstickt. Es ist schrecklich! Liebe Kinder! Wie dankbar müßt Ihr sein, daß Ihr gute, christliche Eltern habt. Vergeht aber in Eurem eigenen Glück nicht die armen Leidenkinder. Wenn Ihr dann singt: „Tauet, Limmel, den Gerechten!" so betet auch dafür, daß der Leiland auf das Land der Leiden herniedersteige. Dann wird ganz gewiß Euere Freude und Euer Friede an der Weihnachtskrippe um so größer sein, was Euch von Lerzen wünscht Euer Onkel Jakob. Aslhritzlm 6ts fbEologmdnifliona-tobaniles Vstmlcha (fl), öl. vb. ©.). Aus der akademischen Missionsbewegung. Eingesendet vom Theologen-Missions-Berband Österreichs. Vom 15. bis 17. August hielten die katholischen Studenten Hollands in Tilburg ihren alljährlichen Missionskursus ab. Der Besuch war glänzend. Zahlreiche Studenten aller Fakultäten aus sämtlichen holländischen Universitäten waren herbeigeeilt; auch Münster in Westfalen und Leuven (Belgien) hatten Vertreter entsandt. P. de Valk berichtete über die Missionsbewegung unter den katholischen Studenten und Dr. Gerard Brom über die gleiche auf protestantischer Seite. Die bedeutsamsten Referate waren die über ärztliche Missionshilfe und über die junge technische Missionshilfe, mit welcher sich der technische Missionsverein an der Technischen Hochschule zu Delft beschäftigt. Der große Förderer der ärztlichen Missionshilse P. van Hasselt sprach über einen internationalen Zusammenschluß der ärztlichen Missionsvereine. Mehr als zwanzig holländische Zeitungen brachten lange Berichte über den glänzenden Verlauf des Kurses. Dank den Bemühungen des Generalsekretärs Dr. P. Louis wurde am 1. Juli in einer Versammlung von 100 katholischen Ärzten in Aachen der „Katholische deutsche Verein für missionsärztliche Fürsorge" gegründet. Er wendet sich an alle katholischen Ärzte und Ärztinnen Deutschlands sowie an die Apotheker. Ziele der neuen Organisation sind: Heranbildung und Unterstützung von Missionsärzten und Pflegepersonal, Errichtung und Erhaltung von Missionskrankenhäusern, Aus-sätzigenheimen usw.; nicht das letzte Ziel ist eine stärkere Heranziehung und Jnteressierung der katholischen Ärzte für die Heidenmission der Kirche. Äls Organ des neuen ärztlichen Missionsvereines soll die „Zeitschrift für missionsärztliche Fürsorge" erscheinen. Auf einer Tagung der deutschen Theologen der Tschechoslowakei in Grulich erstattete cand. theol. St. Gottwald (Weidenau) ein Referat „Theologen-Missions-Vereine". Er behandelte kurz die zwei Punkte: Die Missionstätigkeit als letzter Wille Jesu Christi und die Vor- bereitung darauf im Seminar. Dem Willen Christi genügen zu können, ist nur möglich, wenn schon im Priesterseminar der Keim für Missionsinteresse feste Wurzeln faßt. Hier schließen sich Missionsfreunde in einem Missionsverein zu gegenseitiger Hilfe zusammen; denn nur im Zusammenschluß mit den anderen kann jeder einzelne erfolgreich arbeiten. An das Referat knüpfte sich eine sehr rege Wechselrede an, die wegen Zeitmangel nicht ganz erschöpft werden konnte. Vor allem dankte man Weidenau für das lebhafte Missionsinteresse. Einige Herren berichteten, wie sie im Volk mit großem Erfolge für die Mission arbeiten. Andere meinten,- daß in ihrer' Gemeinde wenig Missionsinteresse zu finden wäre. Durch die Debatte gewannen sie aber die Überzeugung, daß die Schuld nur auf ihrer Seite liege, und versprachen, mit neuem Eifer ans Werk zu gehen. Einen fast beispiellosen Aufschwung nimmt der Studenten-Missions-Kreuzzug Nordamerikas. Im August 1920 zählte er 10.076 Mitglieder, im April 1921 bereits 25.000 und jetzt schon 60.000 Mitglieder. Im August hielt der Kreuzzug in der Universität der Maristen zu Dayton (Staat Ohio) eine prächtige Jahresversammlung ab, bei der die ersten amerikanischen Missionsführer mitwirkten. „Pax Homana“, das von der Studentenschaft aus 18 Ländern in Freiburg (Schweiz) neugegründete, internationale katholische Studentensekretariat, hat sich auch die Förderung und Weiterverbreitung der akademischen Missionsbewegung zur Aufgabe gesetzt und diese Arbeit bereits begonnen. Zur Hebung der Missionsbegeisterung au den deutschen Mittelschulen veranstaltete der Fran-ziskus-Taverius-Verein mehrtägige Missionskurse für Schüler höherer Lehranstalten zu Knechtsteden und für Schülerinnen zu Sacre-Coeur in Pützchen, die von je 100 Teilnehmern besucht waren. Die noch vor einigen Jahren berechtigte Klage des Fürsten Alois Liechtenstein: „Die gebildeten Katholiken, die hier (in der Missionsbegeisterung) wie in allem den breiten Massen voranleuchteu sollten mit gutem Beispiel, stehen zum großen Teil noch untätig abseits", dürfte nun bald gegenstandslos werden. Universitäts-Buchdruckerei „Styria", Graz. — Verantwortlicher Schriftleiter: Josef Toinola, Graz.