ARGO« Zeitschrift für krainische Landeskunde. Flimmer 6. Laibach, im Juni 1898. II. Jahrgang. Reiseskiszen ans Italien. Von A. Miiliner. (Fortsetzung.) Die Ueberreste der rohen Urbewohner Italiens Anden sieh in den dortigen Museen in grosser Menge vertreten ; ich will von den massenhaft vorkommenden Steinsachen, darunter Pfeilspitzen mit Widerhaken1) und Späne von winziger Grösse und äusserst zarter Arbeit, nicht des weiteren handeln, sondern erwähne hier nur zweier Skelette im Museo Kirche ritmo, deren eines von Scurcol a, Provinz Born, das zweite aus der Nekropole von Bemedetto bei Brescia herrührt. Das erstere hat als Beigabe ausser Steinwaffen.. einen grün patinirten Dolch, von der auf Taf. II, Fig. 1, abgebildeten Form, leider ist das Metall nicht geprüft. Dr. Pigorini wusste nicht zu sagen, ob es Kupfer oder Bronze sei ; ich halte es für Kupfer. Der Schädel ist in der Gesichtsgegend r o t h bemalt, man scheint ihn somit erst nach Verwesung des Fleisches bemalt und beigesetzt zu haben. Oder hat man das“ Skelet absichtlich entfleischt? Die Leiche von Bemedetto, welche ebenfalls dem Steinalter, etwa dem Ausgange der Dolmenzeit angehört, hat ebenfalls einen dreieckigen Dolch von . der auf Taf. II, Fig. 2, abgebildeten Form bei sich ; auch dieser Dolch ist auf sein Metall noch ungeprüft und dürfte ebenfalls Kupfer sein. Ist dies der Fall, so wären diese beiden Dolche in Parallele zu stellen mit unseren Kupferklingen aus dem Iger Pfahlbau, deren eine „Emona“ Taf. VII, Fig. 2, abgebildet ist. Allerdings ist die Form eine andere, weit verschiedene; sie beweist aber nur, dass die beiden Klingen verschiedenen Oulturkreisen angehören, und dass in jener fernen Zeit zwischen unseren Gegenden und Italien wahrscheinlich’ noch kein Verkehr statthatte, abgesehen D Unter den Feuersteinartefaeten des Iger Pfahlbaues ist keine Pfeilspitze mit Widerhaken gefunden worden. davon, dass unsere Pfahlbauten einer späteren Zeit angehören, und mit den Pfahlbauten Oberitaliens der Zeit nach zusammenfallen dürften. Ihnen verwandt sind nämlich die sogenannten Terramaren der oberitalischen Niederungen, und aus diesen Fundstätten sind sehr interessante Gegenstände in den Museen vorhanden, besonders die Terramaren,1) welche im Modenesischen, in Parma und ßeggio in bedeutender Zahl entdeckt wurden, lieferten reiche Ausbeuten. Die Untersuchungen Gastaldi's, Pigorini’s, Strobeks u. a. haben gezeigt, dass man es mit alten Wohnplätzen zu thun hat, welche sich mit den dänischen Kjökkenmöddingen und unseren Pfahlbauten vergleichen lassen. Noch Strabo weiss von den Sümpfen des Polandes viel zu berichten. Lib. V, I, 5, p. 212 sagt er: „Das ganze Land nun ist voll von Flüssen und Sümpfen, besonders aber das der H e n e t e r. Dazu kommen hier auch die Begegnisse des Meeres. Denn fast nur diesen, Theilen unseres Meeres begegnet Bleiches mit dem Oeean und nur sie haben ähnliche Ebbe und Fluth, wie jener, wodurch der grösste Theil der Ebene mit Me er sümpfen erfüllt wird. Sie ist aber auch von Kanälen und Dämmen durchschnitten, wie das sogenannte Niederland Aegyptens, und einige Theile sind ausgetrocknet und werden angebaut, andere dagegen haben Durchschiffung. Von den Städten aber gleichen einige Inseln, andere werden zum Theil umflossen, alle aber, die über den Sümpfen im Binnenlande liegen, haben bewundernswerthe Hinauffahrt auf den Flüssen, besonders auf dem Padus.“ In diesen Sümpfen richteten sich die- Menschen häuslich ein, indem sie Pfähle in dieselben schlugen und darauf ihre Hütten bauten. Die Abfälle ihres Haushaltes fielen wie in unseren Pfahlbauten ins Wasser. Durch die Anhäufung erhöhete sich der Boden und die Wohnungen mit ihm, so dass heute solche längs mit Erde und Basen be- D So nennt das Volk diese alten Ablagerungsstätten. Man ist darüber indess nicht einig, ob das Wort aus der terra marna, Mergelerde, oder terra di mare, Meereserde eorrumpirt ist. Die Bauern gruben sie ab, um ihre Aeeker zu düngen und nannten die Gruben Marniere, die Erde selbst terra marna. wachsene Ansiedelungen schöne Hügel bilden, auf welchen moderne Gebäude stehen. Die hier erhobenen Funde zeigen eine Parallelstellung der Terramaren-Oultur mit der unserer Pfahlbauten. Unter den Pflanzen.resten findet sich die Birne, der Apfel, die Haselnuss, die Kornelkirsche, die Pimpernuss, die Eichel und der Lein wie bei uns, ausserdem aber noch Getreide und Bohnen, welche in unseren Iger Pfahlbauten fehlen. Die Pfähle sind von Ulmen-, Eichen- und Kastanienholz. Von H a u s t h i e r e n sind vertreten : das Bind, zwei Arten der Torfkuh, zwei Pferde-Bassen, eine zartere und eine schwerere ; Schwein, Schaf, Ziege und Hund. Von Jagdthieren: Edelhirsch, Beh, Wildschwein und Bär. Wie bei uns sind die Knochen auch dort zu Geräthen verarbeitet. Conform mit lg finden sich auch in den Terramaren Gussformen vor, ein Beweis, dass man schon Metalle schmolz. Bronzewaffen fanden sich in den Terramaren ebenfalls vor. Ich gebe auf Taf. H, Fig. 8, 4, 5, 6 Waffen aus italienischen Terramaren behufs Vergleichung mit den Dolchen aus dem Iger Pfahlbau: Fig. 7 und 8. Zeigen schon die Dolche unseres Pfahlbaues elegantere Formen, so ist dies beim Thonzeuge noch auffallender. Dieses weicht wesentlich von unserem ab, so z. B. findet sich allerdings auf Thonböden bisweilen das bei uns häufige Kreuzornament. (Fig. 9—18 aus dem Iger Pfahlbau, Fig. 14 aus den Terramaren.) Jedoch die Henkel der italischen Gefässe sind, ganz verschieden von den unsrigen, mit halbmondförmigen Aufsätzen verziert. Fig. 15—18, während unsere Töpfe glatte Henkel haben und oft auffallende Aehnlichkeit mit den Gefässen vom Urnenfelde bei Maria Bast zeigen. Es scheint, dass wir es in Italien und K r a i n mit zweierlei Gulturkreisen zu thun haben, welche durch Berge und Wälder geschieden, in keinem Contact gestanden sind. Wie schon erwähnt, zeichnen sich die oberitalischen Terramaren, sowie unsere wahrscheinlich gleichzeitigen Pfahlbauten, durch das Vorkommen von Bronze aus. Da nun die Bronze ein Gemisch von Kupfer und Zinn ist, letzteres aber nur durch Handelsverkehr aus England zu uns kommen konnte, abgesehen davon, dass die Bronzewaffen von hoher Eleganz und technischer Vollendung sind, so ist es ganz ausgeschlossen, dass diese schönen Waffen und Schmucksachen von den rohen Pfahlbau- und Terramaren-Bewohnern hergestellt worden wären. Es wird daher nothwendig sein, sich nach Leuten umzusehen, welche einerseits weitgehenden Handelsverkehr unterhielten und andererseits auf höherer Culturstufe standen, als unsere Pfahlbau-und Terramarenleute. Als solche Völker nennt uns die Geschichte in frühester Zeit die Pelasger und Phöuiker. Für ganz Griechenland, die Inseln des Mittelmeeres, Italien und selbst Spanien und Nordafrika werden Pelasger als Colonisten bezeugt. In Griechenland ist für uns von höchster Wichtigkeit ihre Festsetzung in Thessalien, wo sie einen Hauptsitz in der grossen thessalischen Ebene hatten und vier Lari ssen gründeten. Dort ist um die Bucht von Pagasä ein Sitz derMinyer1), welche den Argonautenzug inscenili; haben sollen, an welchen sich auch die Sage von der Gründung Emonas knüpft. An Pelasgerfährten ist somit zu denken, wenn wir von Argonauten und ihren B,eisen stromaufwärts in die Donau und Save hören.2) Merkwürdig ist die Stelle bei Pausanias VIII, 1, über den Einfluss der Pelasger auf die Urmenschen. „Nach arkadischer Sage war Pelasgus der erste Mensch, der in diesem Lande lebte. Während seiner Re-gierung führte er die Erbauung v o n H ü 11 e n ein, um die Menschen gegen Kälte, Regen und Hitze zu schützen, desgleichen brachte er die Bekleidung mit Schweinshäuten auf, wie solche noch jetzt auf Euböa und Pliokis die ärmeren Leute tragen. —Auch entwöhnte er die Menschen vom Genüsse grüner Blätter, Kräuter und Wurzeln, und führte die Frucht der Eichen, nicht aller, sondern die des Phegusbaumes (vielleicht Quercus Aegilops) als Nahrungsmittel ein. Unter seiner Regierung soll das Land auch P e 1 a s g i a geheissen haben“. Den Pelasger n wird hier somit zugeschrieben, die nackten Höhlenwilden etwa auf jene Culturstufe zunächst gebracht zu haben, welche wir schon in den Pfahlbauten erreicht sehen. L Orchomenos am Kopais-See, ihre Hauptstadt in Böetien, wird als Sitz von Kirnst und Reichthum gepriesen. Schon Homer ruft 111. IX. 381 über ihren Reichthum aus: Böth’er sogar die Güter Orchomenos, oder was Thebä Hegt in Aegyptos, wo reich die Wohnungen sind an Besitzthum; und Pindar Olymp. XIV. 1. Strophe: Des glänzenden Orchomenos gepriesene Königinnen, 0 Chariten, der alten Minyer waltende Schützerinnen! 2) Orpheus Argon. (IV. Jhrh. v. Ohr.) nennt die Argonauten consequent Minyer. Cf. Vers 279, 293, 294 ; z. B. : Drauf vor der Minyersehaar hub an der reisige Peleus v. 376. Und Apollonius.. Rhodius Argon. I. 228. sagt:. Minyer wurden die Helden genannt allsammt von den Nachbarn Und noch S u i d a s nennt in seinem Lexicon die Minyer ausdrücklich Argonauten : MH'VCU, oi 'Aq^/ovcvótcu. Es würde hier zu weit führen, die Pelasger in der Balkanhalbinsel weiter zu verfolgen ; für uns genügt es vorläufig zu constatieren, dass eben jene Gegend, von der aus ein Culturzug in unsere Thäler schon im 13. Jhrh. v. Ohr. berichtet wird, ein Hauptsitz der Pelasger war, Pelasger somit die ersten Oultureinflüsse auf unsere Steinwilden geübt, ja die erste Stadt bei uns gegründet haben.1) Doch sei es gestattet in gedrängtester Kürze einige ihrer Hauptsitze zu nennen. In Kreta kennt sie schon Homer (Odys. 19, 177), südlich vom Ida erbauten sie Gortyna (Steph. Byz.), welchen Städtenamen wir an einer Pelasgerstadt Italiens wieder finden werden. Ihre Bauweise ist die bekannte „Kyklopische“: Mauern aus riesigen Felsblöcken, ohne Mörtel übereinander gethürmt. Der thessalischen Ebene als Hauptsitz pelasgischer Macht in Hellas, haben wir schon erwähnt. Von dort drangen sie nach Epirus, wo sie nach Strabo VII, 7, 12, p. 329, das Orakel des Zeus von S kotu s s a in der Ebene, in das Waldthal von D o-dona verlegten. Ganz Epirus ist heute noch voll kyklopisch-pelasgischer Mauerreste. — Weltbekannte Pelasgische Burgen im Pelopones2 3 * * * *) sind Argos, Mykene, T i r y n t h mit ihren Kyklopenmauern.8) Aber auch nach Italien wanderten Pelasgische Schaaren, und zwar aus Epirus. Zunächst P Man vergleiche auch meine „Emona“ p. 154, wo ich die Argonautensage und die Gründung Emonas behandelte. 2) Pausanias Vili, 2—5, gibt über die arkadischen Pelasger im Pelopones lehrreiche Andeutungen, aus denen wir folgende Personalnotizen zusammenstellen: Pelasgus: Sein Sohn Lykaon opfert Kinder. Er hat 28 Söhne, deren ältester Nyktimus die Herrschaft erhält, die übrigen „gründen“. Sein Nachfolger, der Neffe Arkas, führt G e tr ei de b au ein. Mehrere seiner Söhne und Enkel wandern wieder aus, so Elatus nach Phokis, Apheidias nach Tegea. Nach Azan, Arkas’ Sohne, wird Azania benannt und von hier geht eine Colonie nach Phrygien. In der achten Generation nach Pelasgus lebt Lykurg, dessen Sohn Ankäus mit Jason fährt und vom kaly-doniscken Eber getödtet wird. Sein Solm Agapenor führt die Ar-kader gegen Troia, wird nach Cypern verschlagen und gründet Paphos mit dem Aphroditentempel. Nehmen wir per Generation 30 Jahre an, so fällt Pelasgus als erster Ankömmling in Arkadien etwa 250 Jahre vor den Argonautenzug und dieser ein Mensehenalter vor den Zug nach Troia. Setzt man letzteren um 1170 v. Ohr., so hätten wir den Argonautenzug um 1200 und die ersten Pelasger um c. 1500 v. Ohr. in Griechenland. 3) Auch Sparta gehört hierher, den Homer stellt es mit Argos und Mykene in eine Reihe, wenn er II. IV, 51, die raehedurstige Hera zu Zeus sagen lässt: „Wohl denn, mir sind drei die geliebtesten Städte von Allen, Argos und mit Sparta die weitdurehwohnte Mykene: Diese Verderb’ im Zorn, wann innig sie einst dir verhasst sind“; (Als Revanche für die Zerstörung von Troja, welche sie von Zeus fordert ; und Zeus, als galanter Ehemann, gibt natürlich nach.) scheinen sie die Ebenen des Landes besetzt zu haben, so die Gegend an der Mündung des Po. Die Erinnerung an ihre Anwesenheit und ihre hydrotechnischen Arbeiten im Sumpflande des Po ist noch in später Zeit erhalten im Namen der „p h i li s tini s c h e n Gräben, fossiones P h i list i n a e“ bei Plin. Ill, c. 16. Desgleichen erinnert Cortona mit seinen kyklopischen Mauern an das kretische G o r y t n a. Ihre Anwesenheit in Italien bezeugen auch die alten Schriftsteller. So singt Virgil Aen. VIII, v. 600 ff. : „Hier (Caere), wie die Sage erzählt, hier weihten die alten Pelasger Hain und Fest dem Silvanus, dem Grott der Felder und Heerden, Sie, die vor Zeiten zuerst die latinischen Gränzen besetzt“. Strabo sagt V. 2, 3, p. 220 von Caere: „Agylla nämlich hiess früher das jetzige Caere und soll eine Gründung der aus Thessalien angekommenen Pelasger sein“. Lib. V, 2, 4, p. 221 aber sagt er: „Antildides ferner berichtet, die Pelasger hätten zuerst Lemnos und Imbros bevölkert, und es sei selbst ein Theil von ihnen mit Tyrrhenus, dem Sohne des Atys, nach Italien übergesetzt“. Lib. V, 2, 8, p. 226, schreibt er von Begis Villa : „Man erzählt aber, dies sei der Königssitz des Pelas-gers Maleos gewesen, von dem es heisst, er habe einst in dieser Gegend geherrscht, sei aber mit den dort wohnenden Pelasgern nach Athen gezogen. Zu diesem Stamme gehören auch die Pelasger, welche Agylla in Besitz genommen haben“. „Pyrgi — — dies ist der Hafen der Cäretaner---. Es hat einen Tempel der Ilithya, ein Bauwerk der Pelasger, der einst reich war; es plünderte ihn aber Dionysos, der Beherrscher von Sicilien, auf seiner Seefahrt nach Korsika“.1) Und Lib. IX, 5, 22, p. 443, bemerkt Strabo mit Berufung auf Hieronymus, dass : ..Thessalien einst von Pelasgern bewohnt gewesen; diese wären jedoch von den Lapithen nach Italien vertrieben worden“. Den Einbruch der Pelasger ins Land der U m b r e r bezeugt Dionys v. H a 1 i k a r-nass (c. 8 n. Ohr.) I, 19, wo er sagt: „Die (Pelasger) aber ihren Weg mitten durchs Land nahmen, überstiegen die Berggegenden Italiens und kamen ins Gebiet der Ümbrer, die an die Aboriginer grenzten. Noch viele andere Gaue Italiens bewohnten die Urnbrer, einst ein grosses und altes Volk. Anfangs bemächtigten sich die Pelasger einiger Plätze, siedelten sich darin an, und nahmen den Umbrern etliche kleinen Städte weg“. p Dies geschah 384 v. Ohr. Dionys erschien mit 60 Triremen und raubte im Tempel 1000 Talente und ausserdem an sonstiger Beute für 500 Talente (Diodor v. Sie. XV, 14). Das wäre (ein Talent == 1600 fl.) ein Werth von 2,400.000 Gulden. Ilithya ist der semitische Name (Joledeth die Gebärenmaehende) der Urraumgöttin, der griechischen Hera oder Juno. Lib. II, 49, erzählt Dionys mit Berufung auf Zehodotus von Trözen: „Die Umbrer, Eingebornen des Landes, batten die Kea-tinergaue zuerst bewohnt, wären aber hierauf von den Pela s g e r n verdrängt, in das Land gekommen, worin sie jetzt wohnen und mit veränderten Orts- und Volksnamen statt Umbrer, Sabiner genannt werden“. Als Gulturbringer schildert sie Dionys I. 33, wenn er. erzählt, dass Euander A r k a d i e r, die wir schon oben p. 101 Note 2 von Pausanias als Pelasger geschildert finden, nach Italien führte. „Die Arkadier, sagt man, brachten auch den griechischen Schriftgeb rauch, der ihnen selbst neu war, die Instrumentalmusik, die Lyra, den Triangel und die Flöte, da man sieh vorher keines andern Instrumentes, als der Hirtenpfeife bediente, zuerst nach Italien; gaben Gesetze und milderten die Sitten, die meistens noch thieriseh waren, machten Künste, Gewerbe und viele andern nützliche Dinge allgemein“. Gleiches berichtet Plini us, wenn er VII, 56, 3, sagt, dass die Buchstaben „die Pelasger nach Latium brachten.“ „In Latium eas a.ttulerunt Pelasgi“. Und III, 5, (9), nennt er sie sofort nach den Aboriginern als Herren im Lande Latium : „Die Besitzer des Landes (Latium) haben häufig gewechselt, und zu verschiedenen Zeiten wohnten darin die Abo-riginer, Pelasger, Arcadier, Sieuler, Auruncer, Kutuler“. Von Etrurien berichtet P 1 i n i n s III, 5 (8) : „Tn alten Zeiten wurden die Umbrer von den Pelasger n daraus vertrieben, und diese wieder von den Lydier n, welche auch' nach ihrem Könige Tyrrhener, und später- — Tusker genannt wurden“. Plutarch (c. 100 n. Ohr.) im Bomulus: 1. kennt sie als ein kriegerisches Volk und lässt sie sogar R o m selbst gründen, wenn er schreibt : „Pelasger, welche weit-auf der Erde um-hergeschweift und viele Menschen überwunden, haben sich dort (Eom) niedergelassen und wegen ihrer Stärke in den Waffen, die Stadt so benannt (pwji*??).“ Letztere Wortspielerei ist darauf zurückzuführen , dass Plutarch die Pelasger schon für Griechen hielt, was sie, wie wir sehen werden, nicht waren. Pausanias (180 n. Ohr.) nennt VIII, 3, Oenotrus den jüngsten der 28 Söhne des Lykaon, also Enkel des Pelasgus (cf. p. 101 Note 2) als ersten der nach Italien überschiffte, zu welcher Fahrt ihn sein ältester Bruder Nyktimus mit den nöthigen Mitteln ausrüstete, halten wir für Pelasgus, die Zeit um c. 1500 v. Ohr. fest, so Avare diese erste pclas-gische Heerfahrt nach Italien c. 1450 v. Ohr. zu setzen. Fügen wir noch hinzu, dass von den etruskischen Städten, ausser den schon genannten, noch F a 1 e r i i, Alsum, Pisa, Saturnia durch Dionys v. Halikarnass, und Foscenium durch Solinus als p e 1 a s g i s c h e Gründungen bezeugt sind, so genügt das angeführte Quellen materiale hinreichend für den Beweis, dass schon im 11. Jahrtausende v. Ohr. pelasgische Oolo-nien aus dem Osten her unter die Ab oy Ig i n e r Italiens eindrangen. Nun haben wir aber oben gezeigt, dass die für unsere kr amiseli e Urgeschichte so wichtige Argonauteiifa h r t von eben jenen thessa-lischen Pelasgern inscenirt wird, welche auch nach Italien kommen, es müssten sich daher folgerichtig auch in Italien Spuren der s. g. Argofahrer nacli-weisen lassen, wenn die Gleichung Argofahrer = pelasgische O u 11 u r- u n d 0 u 11 u five r breiter richtig ist. (Of. auch Emona p. 157.) Die alten Schriftsteller bestätigen dies auch vollkommen. So sagt Aristoteles (384—322 v. Ohr.) de mirab. 105. „Auch auf der Insel Aethalia (Elba) im tyrrhenischen Meere hat man Denkmale der A r g o n a u t e n aufzuweisen“. Gewiss! — Denn die reichen Kupfer- und Eisenmienen werden diese Herren sicher interessirt haben. Strabo weiss V, 2, 6, (p. 224)-das Gleiche zu erzählen. „Auf Aethalia ist der Hafen Argons "nach der Argo benannt, wie es heisst.“ sari 8 t narrt rrjv Ai&cù.lav hptjv ’Aoycoog ànò rij4 ’Any (iv g, cog (pasiv. Lib. I, 2, 10, p. 21, erwähnt er einer alten Sage, dass selbst: - „Jason bis nach Italien geirrt war; denn man zeigt' noch einige Spuren von der Irrfahrt der Argonauten am ke-raunischen Gebirge, am adriatischen Meere, im posidoniati-schen Meerbusen und auf den Inseln vor Tyrrhenien.“ Und VI, 1, 1, (p. 252) sagt Strabo: „Auf die Mündung des Silaris folgt Lukanien und der Tempel der argivischen Juno, ein Bauwerk Jasons“. D i o d o r v o n S i c i 1 i e n, Strabos Zeitgenosse, weiss IV, 56, zu erzählen : „Und ebenso bewahren auch noch das Festland innerhalb Gadeira deutliche Spuren ihrer Fahrt. So hätten sie z. B., als sie in den tyrrhenischen Gewässern schifften, die Insel Aethalia (Elba) angelaufen und den Hafen daselbst, den schönsten in jenen’ Gewässern, nach ihrem Schiffe Argoum genannt, und dieser Name habe sich bis auf diesen Tag erhalten. Ebenso hätten sie auch in Tyrrhenien selbst 800 Stadien1) von Eom'entfernt, einen ’) 20 geogr. Meilen. Hafen Telamon genannt, und in der Nähe von Formiao einen anderen A e e t e s, denselben, der jetzt C a j e t a (Gaeta) heisst. “ Den Befehlshaber der Argo, Jason, bringt mit den Pelasgern in Zusammenhang O v i d Met. tll, 50. . . . „Dir wird Jason selbst stets danken! Wird bei festlichen Fackeln sich dir antrauen, es preisen Mütter a]s Ketterin dich schaarweis in pelasgischen Städten“. Dass die Pelasger ein Culturvolk waren, ist schon aus mehreren der oben angeführten Stellen ersichtlich ; sie erscheinen als Städte-g r ü n d e r und Erbauer von gewaltigen Burgen. Herodot VI, 137, erzählt, dass Pelasger Athen befestigt, dann aber von den Athenern verjagt wurden : „Denn als die Athener gesehen, dass das Land am Fuss des Hymettos, das ihnen (den Pelasgern) als Wohnung angewiesen, als Lohn für die Mauer, die sie einst um die Burg1) g e z o g e n, als die Athener gesehen, dass dieses Land, welches zuvor schlecht und nichts werth gewesen,' nun so wohl bestellt war, wären sie neidisch geworden, hätten Lust zu diesem Lande bekommen, und so hätten die Athener, ohne irgend einen Grund anzugeben, sie verjagt.“ Wir lernen die Pelasger aus dieser Stelle Herodots somit als Festungsbauer und zugleich fleissige Landwirthe kennen, deren Erfolge die rohen Griechen zu Gewaltthaten gegen sie reizen. Bei der hohen Bedeutung, welche die Pelasger als Culturvolk: als Baumeister, Städtegründer, Ackerbauer, Schriftkundige,- Seefahrer und Oolo-nisatoren schon im zweiten Jahrtausende v. Ohr. nicht nur in der Balkanhalbinsel, sondern auch in Italien und im ganzen Becken des Mittelmeeres überhaupt haben, da ferner ein Unternehmen, welches von ihnen ausgleng, sogar ausdrücklich von frühester Zeit her, als A r g o f a h r t mit unserem Vaterlande und der G r ü n d u n g u n-s e r e r Emo n ä in Oonnex gebracht wird, somit die ältesten Culturspuren in unserer Heimat auf sie zurückzuführen sind,' so muss es gewiss vom hohen Interesse sein, über die Herkunft, Passe und Sprache dieses Volkes etwas zu erfahren. P Ihre Burgen heissen Larissen und Strabo bemerkt XIII, -3, 2, p. 620 : Es gebe gar viele Larissen undIX, 5, 19, p, 440 führt er eine Reihe von Larissen auf. So Larissa in Thessalien in Pelasgiotis, Larissa am Ossa, auch kremaste genannt, von einigen das Pelasgisehe geheissen. Larissa auf Kreta, Larissa Burgveste der Argiver, und Larissa an der Grenze von Kliš und Dyme, Larissa in Asien neben Cyme, und Larissa in Troas, Larissa im ephesisehen Gebiete, und Larissa in Syrien. «Ferner Lar is si sehe Felsen bei Mitylene (Dolmen ? Menhire ?) Larissa in Attika. Larissa bei Tralles in gleicher Lage mit Larissa Kremaste g u t bewässert und reich an Reben (also Cultur !). Endlich Larissa am Pontus am Ende des Haemus. Schon die ältesten Autoren setzen sie zu den Au-tochtonen oder Aboriginern Europas, so wie zu den später ebenfalls eingewanderten arischen Hellenen in entschiedenen Gegensatz. Sie wohnen unter ihnen als Fremdlinge in der Minderzahl, und von ihnen gesondert, wenn auch ob ihrer Kfiegstüchtigkeit und überlegenen Cultur geachtet und beneidet. (Man vergleiche oben die Stelle Herodots über die Athener.) Schon Homer (c. 1000 v. Ohr.) spricht von ihnen in diesem Sinne, wenn er II. XI, 428 ff. sagt : „Meerwärts ruhen mit den Karern, päonisclie Krümer des Bogens, Leleger auch und Kaukonen, und edle Pelasger.“ Oder Odyss. XIX, 173 ff. : „Kreta heisset ein Land in der Mitte des dunkelen Meeres, — — — siehe darin sind viel’, unzählbare Menschen, die neunzig Städte bewohnen, Andere von anderer Sprache gemischt : dort wohnen Achäer, dort einheimische Kreter voll Tapferkeit, dort auch Kydonen, Dorier auch, dreifachen Geschlechts, und edle Pelasger“. H e r o d o t (c. 450 v. Ohr.) setzt sie I, c. 56, zu den Hellenen in Gegensatz, wenn er sagt:' „Und das eine' (die Lakedämonier) ist ein pelasgisehe s, das andere (die Athener) aber ein hellenisches Volk“. Lib. I, c. 57, sagt er weiter: „Was für eine Sprache die Pelasger gesprochen, kann ich nicht mit Gewissheit sagen; wenn man aber sehliessen darf nach den Pelasgern, die noch übrig sind, und jenseits der Tyrrlien er die Stadt Kres ton bewohnen und vor Zeiten Grenznachbar.en waren derer, die man jetzt Dorier nennt — sie bewohnten zu derselben Zeit das Land, das jetzt Thessaliotis heisst — und'dazu die Pelasger, die Plakia und Skylake am Hellespont gegründet, und die mit den'Athenern sich verbunden; was aber noch sonst pelasgisehe Städte sind, haben alle ihren Namen verändert, wenn man also darnach sehliessen darf, s o s p r a-c h e n die Pelasger eine Barbaren-Sprache. Denn die Kr es to ni a ten verstehen keinen ihrer jetzigen Nachbarn, und die Plakienef auch nicht, sie selbst aber verstehen sich untereinander, das beweist, dass sie noch die nämliche Mundart haben, die sie mitgebracht, als sie in diese Länder kamen.“ Höchst bezeichnend für den grossen nationalen Unterschied zwischen Pelasgern und Hellenen ist auch die Stelle im Buche VI, c. 138. „Jene Pelasger aber, die damals Lemnos bewohnten 0 und gerne Pache nehmen .wollten an den Athenern, stellten Fünfzigruderer, weil sie die Feste der Athener genau wussten, in einen Hinterhalt, weil die Weiber der Athener . D Die Geschichte spielt um die Zeit Miltiades, Kiinons Sohne. g ** der Artemis zu Brauron .ein Fest feierten. Von da raubten sie eine Menge derselben, fahren von dannen, führten sie nach Lemnos und nahmen sie zu ihren Kebsweibern. Und wie diese Weiber eine Menge Kinder bekamen, lehrten sie ihre Knaben die attische Sprache und die Sitten der Athener. Diese wollten nun gar nichts zu thun haben mit den Knaben der pelasgischen Weiber, und wenn einer von ihnen geschlagen wurde von jener einen, kamen sie ihm alle zur Hülfe und standen einander bei, ja die Knaben meinten auch, sie müssten jene Knaben beherrschen und gewannen auch die Oberhand. Als die Pelasger das merkten, gingen sie zu Rath miteinander, und wie sie die Sache überlegten, wandelte sie die Furcht an: Wenn diese Knaben schon einen Unterschied machten und sich beistiinden wider die ehelichen Kinder und schon jetzt über sie zu herrschen suchen, was würden sie erst thun, wenn sie gross werden? Da beschlossen sie, die Knaben der attischen Frauen umzubringen. Und das thaten sie auch und brachten noch obendrein die Mütter ums Leben1'. Ebenso kennt Thukidid.es (c. 390 v. Ohr.) die Pelasger als „Barbaren“, d. h. fremdsprachige Menschen gegenüber den Hellenen. Er bespricht IV, 109, den Zug des Brasidas gegen Akte (423 v. Ohr.). Nennt da mehrere Städte, darunter: „Thyssus, Kleonae, Akrothoi', Olophyxus und Dium, welche von einem Gremiscile von Völkern barbarischer Abkunft bewohnt sind, die zwei Sprachen reden. Darunter sind auch einige O h alcidie r, meist aber pelasgisches Volk von den Tyr-renern, die einst auch Lemnos und Athen besetzt hatten1’. Wie lebhaft die Pelasger noch in der Zeit vor Christus im Gedächtnisse der Welt standen, aber wie sehr die Vorstellungen über ihre Nationalität selbst in Griechenland bereits getrübt waren, beweist die nachfolgende Stelle bei Strabo V, 2, 4, p. 221.: „Die Verfasser der Atthis (eine Geschichte v. Attika) erzählen von den Pelasgern, dass sie auch zu Athen gewesen, weil sie aber ein Wandervolk waren und gleich Zugvögeln!! in die Länder zogen, wohin sie der Zufall führte, wären sie von den Attikern P e 1 a r g i ! (nelaoyo: = Storch) genannt worden.“ Wie wir sehen werden, gingen fast zwei Jahrtausende ins Land, ehe die richtige Deutung des Namens dieses Volkes wieder gelang. In wie früher Zeit (für unsere europäische Geschichte) indessen schon asiatische Völker nach Brod und Landbesitz suchend heimatlos herumirrten, beweist S t r a b o XII, 8, 4, p. 572, wo er sagt : „Vorzüglich erfolgten Einfälle und Wanderungen während und nach dem Troianischen Kriege, als B a r-baren und Hellenen zugleich sich mit einer gewissen Begierde auf die Besitznahme fremden Gebietes warfen; jedoch geschah solches auch schon vor den troianischen Ereignissen. Denn schon damals gab es die Volksstämme der Pelasger, Kaukonen und Leleger, und es ist bereits gesagt worden, dass sie vor Alters Europa vielfach durchstreiften“. Lib. XIII, 3, 3, p. 621, sagt endlich Strabo: „Dass aber die Pelasger ein grosses Volk waren, lässt sich, sagt man, auch aus folgenden Zeugnissen der übrigen Geschichte darthun.“ Und ibidem : „Dieses weit umher streif ende und zu Auswanderungen schnell bereite Volk erhob sich zu grosser Macht, und verschwand auch plötzlich wieder, besonders beim Uebergang der Aeolier und Jonier nach Asien.“ Somit hätten wir den nothwendigen Apparat aus den Quellen des Alterthums zusammengestellt, welcher uns die cult urgeschichtliche Bedeutung eines Volkes entrollt, welches zwischen c. 1600 bis etwa 1000 v. Chr. die Balkanhalbinsel, Italien und das Stromgebiet der Donau durchzog, besiedelte und unter den im Zustande der Pfahlbau-cultur lebenden armen Urbewohner seine Burgen baute, seme Cultur verbreitete und sein tägliches Brod suchte. Wer es war und woher es kam — dieses Bäthsel zu lösen, war erst der neueren Forschung Vorbehalten, deren Resultate wir in Kürze im Nachfolgenden den geneigten Lesern mittheilen wollen. (Fortsetzung folgt.) Kleinere littheilungen. Monate später in türkische Hände, nichtsdestoweniger ist der Sieg vom 22. Juni 1593 ein Glanzpunkt in der Geschichte Krains, da vor allen Andreas von Auersperg eine der glänzendsten Rollen in diesem Gefechte spielte. Ebenso brav hielt sich ein anderer krainischer Edelmann, Herr Adam Räuber, mit seinen krainischen Arquebu-sieren. Diese Schlacht wurde nicht nur vielfältig beschrieben und im Liede gefeiert, sondern auch bildlich dargestellt. Das in Kupfer getriebene Bild der Schlacht von Sissek im Laibacher Museum. Am 22. Juni 1593 war die Schlacht vor Sissek geschlagen, in welcher das kaum 4000 Mann zählende christliche Heer über c. 20000 Türken, unter dem Renegaten Hassan Pascha, einen glänzenden Sieg erfocht und Sissek entsetzte. Allerdings fiel die Festung schon wenige m Die älteste Abbildung des Gefechtes war ein Kupferstich, welchen ein gewisser Octa via n Lanelli anfertigte. Das Landtagsprotocoll vom 24. Sept. 1593 p. 547 spricht davon, wie folgt: „Auff Octaviani Lanelli Dedication der in Chupfer gestochenen Sissekcherischen schiacht Zweift vnderschidlichn Commissarien1' und weiter p. 548 heisst es: „Dem Octauiano ein Verehrung auff 25 Taller oder Gulden Zu thun, di Exemplaria den turnem Herrn Zu Prä-sentiren“. Ob von diesem Stiche noch ein Exemplar vorhanden, ist nicht bekannt; vielleicht existirt irgend eines noch in dem Nachlasse eines der damaligen Landtagsmitglieder auf irgend einem ihrer Schlösser. ' Möglicherweise lag dieser Kupferstich den Schlachtbildern zu Grunde, welche bei Ortelius1) und anderen sich vorfinden. Zweier Gemälde dieser Schlacht gedenkt Valvasor XV. Buch pag, 532 als noch zu seiner Zeit (1689) in Laibach vorhanden. L. c. sagt Valvasor: „Denn es ist die Schlacht auf zwo überaus grosse Tafeln ab gema hit und annodi in Laybach zu schauen; Eine nemlich in der Thumkirchen daselbst: die andere aber auf dem Landhause: und zwar also wie al 1 hie im 442stem Bogengrossem Kupffer nachbildlich vorgestellt wird“. „Unter dem Gemahl aber stehen an der Tafel auch diese lateinischen Verse sammt dervorangesetztenUeber-Schrift: CARNIOLTAE VICTORIA. ab Hassan Bassa gloriosissime reportata 22 Juni 1593.“ Nun folgen zwanzig Hexameter deren vierzehnter lautet : Nam Baptista et Achatius in fera bella vocati. Wir werden weiter unten sehen, dass diese Inschriften auch über und unter dem Bilde zu lesen waren, welches in der alten Domkirche hieng. Es scheint daher annehmbar, dass die beiden Tafeln, von denen Valvasor spricht, gleich waren und er beide durch seinen Kupferstich Nr. 442 „nachbildlich vorgestellt“ hat. Auf diesem Bilde sind die türkischen Reiter in einer regellosen Masse gedrängt auf der vollen Flucht zur Kulpa dargestellt. Ein Theil ist in ebenso regelloser Flucht, jenseits des Flusses, gegen das^ Lager gewendet, die Brücke D Die Solllacht rief eine reiche Litteratur hervor, welche jüngst Friedrich Breyer in Kreuz mit grossem Fleisse zusammengestellt hat ; (gedruckt v Križevcih b. Neuberger, 27 Seiten.). Breyer zählt seit 1593 vierundneunzig grössere und kleinere Publikationen auf, welche auf die Sisseker Schlacht Bezug haben. Mit Holzschnitten und Sehlaehtbild sind erschienen: Soli Deo Gloria, Wien 1593; Newe Zeitung etc. Prag 1593; — Newe Propheceyung (mit Sehlaehtbild) 1594; — Ortelius, Nürnberg 1602, mit „Oontra-faetur der Schlacht“. — Khevenhüller Annales 1640—46: — Türk. u. Ung. Chronika, Nürnberg 1663; mit Schlaehtbildern. Ortelius redivivus et eontin. Nürnberg 1665. Endlich Valvasor 1689. dicht besetzt, der Fluss voll Menschen. Das christliche Heer ist in zwei Treffen wohlgeordnet aufgestellt. Im ersten Treffen sieht man vier geschlossene Reiter-colonnen J) und am rechten Flügel eine solche Infanterie-colonne ; die dritte Colonne im Centrum führt eine Fahne mit dem krainischen Adler. Die Reiterei im Galopp vorrückend, das Fussvolk mit geschultertem Gewehr, die ersten Glieder sämmtlich Feuer auf die fliehenden Türken gebend, deren sich zahlreiche sammt ihren Pferden am Boden wälzen. Im zweiten Treffen stehen, vom ersten durch Sümpfe getrennt, welche die Aufschrift PALVSTRTA SALVTIS tragen und in die Save münden. — vier Colonnen: eine Reiter-, daun eine Fussvolk-, wieder Reiter- und wieder Fussvolk. Im Vordergründe des Bildes sind zwei gefangene Türken, und aufgeblasene Schläuche, welche zum Ueber-gang über den Fluss benützt waren, abgebildet, daneben wird eine geschlossene Verwundetenbahre von zwei Mann getragen, zwei Reiter und ein Fussknecht bilden die Bedeckung. Das ganze ist ruhig gehalten, die Disposition klar und einfach. Das Original ist verloren, wie der obenerwähnte Kupferstich des Lancili. Ebenso fehlt uns bis dato nähere Kunde über das Schicksal der Tafel, welche in der Domkirche zu sehen war. Diese wurde 1700 abgetragen. 1701 der jetzige Neubau begonnen und 1711 vollendet. Wohin die Tafel mit der Sisseker Schlacht gekommen ist unbekannt. I. G. Thalnitscher hinterliess eine „Historia Oathe-dralis ecclesiae Labacensis 17012), in welchem Mannscripte er eine mit Plänen und Zeichnungen versehene Beschreibung der 1700 abgetragenen alten Domkirche gibt. Hier erwähnt er auch der Tafel mit der Sisseker Schlacht mit folgenden Worten: Antequam ab hoc loco discedamus, merninisci confert famosae et gloriosae illius tabulae, qua eleganti et arteficioso penicillo ad vivum re-praesentatur CARNIOLIAE VICTORIA. Ab Haasan Basc-ha gloriosissime reportata 22. Junii. anno M-D XC III- invietissimis belli ducibus: Auerspergio, Eggenbergio et Raubero. Subscriptio autem sic sonat: Folgen 19 auf die Schlacht Bezug habende Hexameter in lat. Sprache. Aus diesen Worten Thalnitschers geht hervor, dass: die Tafel im Dome ein Gemälde war mit „elegantem und kunstvollem Pinsel“ gemalt, welches über und unter dem Bilde erklärende Inschriften trug, welche Thalnitscher copirt hat. Vergleicht man seine Copie mit der Valvasors. so bemerkt man sofort, dass Beide dasselbe Bild vor Augen ') Sie bilden eine reehteekise Masse ähnlich der alten Phalanx von bedeutender Tiefe, man nannte sie damals „helle Haufen.“ 2) Publieirt 1882 vom Herrn Archivar A. Koblar. hatten; nur gibt Thalnitscher neunzehn Hexameter der Unterschrift, da er aus der ersten Hälfte des zwölften, und der zweiten des dreizehnten Verses einen macht. Bei Valvasor heisst es Vers 12 ff.: Lux aderat funesta tibi, pia Gamia, jamque Perdita eras, Superi tibi ni socia arma tulissent. Nam Baptista & Achatius, in fera bella vocati, Communi voto, clypeos et tela ministrant, T h a 1 n i t s c h e r hingegen liest :4) Lux aderat funesta tibi, ni socii arma tulissent; Nam Bapista et Achatius, in fero bello vocati, Cummuni voto clypeos et tela ministrant. Dies genügt, um die Ueberzeugung zu gewinnen, dass auch diese Tafel verloren, oder wenn noch existirend, ihr Versteck nicht mehr bekannt ist. Ein viertes Gemälde der Schlacht befindet sich im Schlosse Kreuz2) beiStein, im jetzigen Billardsalone. Hier ist an der linken Längswand die Schlacht al fresco gemalt zu sehen.3) Auch hier sind die Türken in voller Flucht gegen die Kulpa und ihr Lager begriffen, Massen von Pulverdampf ziehen von links her, über die Kämpfenden. .Unter denselben bemerkt man Infanterie in weissen Böcken vorrückend, hinter dieser, solche in braunen Böcken, weiter rechts rücken Panzerreiter an, und im rechten Winkel hält auf einer Anhöhe, das ganze überschauend, den gezückten Säbel in der Bechten Graf Andreas von Auersperg in der Uniform des Obristen der kroatischen und Meergrenze auf sejnem braunen Schlachtrosse. Die Figur des Grafen ist in etwa halber Naturgrösse gehalten. Unter dem Bilde steht: nobILIs DVX anDreas aVerspebg DesVper eXstIrpator eVerat 1598. Der Künstler, welcher den Saal gemalt, hat sich rechts vom Eingänge genannt; dort heisst es: Josephus G. Mayr pinxit 1781. Wesentlich verschieden von diesen Darstellungen ist das Bild des Landesmuseums Budolfinum. Dasselbe befindet sich seit 1837 im Museo, welchem es durch das hohe k. k. Landesgubernium im genannten Jahre übergeben wurde. Früher befand es sich in der k. k. Lyceal-Bibliothek in Aufbewahrung. In jener Zeit hielt man dafür, „dass es unmittelbar aus den Jahren h e rr ü h rt, welche auf den Sisseker Sieg folgten“, und „dass es von yalvaso.r im obbesprochenen Kupferstiche Nr. 442 dargestellt sei,“.4) Diese Ansicht hat sich merkwürdiger Weise ') Nach Koblar 1. c. p. 19 2) Das Schloss wurde 1606 vom Grafen Aehaz Thurn erbaut und kam durch Grafen Herb art von Auersperg an sein Haus. Heute ist es Eigenthum des Freiherrn von Apfaltrern. 3) Von Koželj restaurirt. 4) Jahresber. d. Mus. 1838, p. 22. durch 55 Jahre fort erhalten. Ja Dimita1) hält unser Bild gar für das, von Lanelli angefertigte! — Weiter sagt er, dass es mit dem in der Domkirche gewesenen identisch sei, von wo es in die S em i n ar b i b li o th ek und von da 1837 ins Museum kam. Auch spätere Schriftsteller halten diese Ansicht fest, so u. a. J. Gruden2) in einer erst vor wenig Wochen veröffentlichten Abhandlung über die Sisseker Schlacht. Unser Bild ist 191 cm breit und 127 cm hoch. Die Landschaft und Figuren aus zwei zusammengenieteten Kupferplatten getrieben und mit Oelfarbe bemalt. Auch hier fliehen die Türken in compacter Beitermasse gegen den Kulpafluss, hinter ihnen stehen die Christen in zwei Treffen. ■Ueber dem Türkenheere liest man am linken Flügel MINEBEG BASSA mit 6000. Im Centrum DEB HASSAN BASSA MIT 6000. Am rechten Flügel wieder DEB MINE3). BEG MIT 6000. Die siegenden Christen sind auch hier in zwei Treffen gesondert, beide ebenfalls durch die PALVSTRIA SALVTIS getrennt. Im ersten Treffen, nächst der Save, am linken Flügel : rothe Beiter mit schwarzgelber Fahne. Im Centrum zwei Colonnen: erst blaue Beiter mit vier Fahnen, einer schwarzgelben, einer rothen mit schwarzem Adler und zwei schwarzweissen mit rothem Kreuze; dann rothe Beiter mit einer schwarzgelben Fahne. Den rechten Flügel bilden drei geschlossene Colonnen: Weis se Beiter mit einer rothen und einer blauen Fahne, weisses Fussvolk mit einer rothen und einer blauen .Fahne; dabei steht: KAISEELICH VOLCH 150. Hinter den weissen Beitem rothes Fussvolk mit einer rothen und einer blauen Fahne, dabei : KABLSTETISE KNECT 160. Sie führen eine rothe und eine blaue Fahne. Zwischen dem Centrum und den Karlstädtischen Knechten ist der Stab des Grafen Auersperg. Er selbst sprengt auf einem Braun einher, in der Linken den rothen Com-mandostab, in der Beeilten den hochgesehwungenen Pallasch. Sein Gefolge bilden 10 Mann weisse Beiter. Diesseits der „palustrja salutis“.stehen im zweiten Treffen drei Colonnen. Links rothe Beiter mit zwei schwarzgelben und einer rothen Fahne ; im Centrum weisses Fussvolk unter zwei weissschwarzen Fahnen mit schwarz-weissen Andreaskreuzen, dazwischen wehet eine rothe Fahne mit dem krainischen Adler.4) Beehts davon blaue Beiter unter einer blauen Fahne mit weissem Kreuz. * 2 3 4 x) Geseh. Krains 4, p. 248. 2) Dom in svet, Juniheft, p. 278. 3) recte MEMENI, Beg von Zvornik. 4) Auf dem Bilde bei Valvasor sind die beiden Fahnen mit den Andreaskreuzen ebenfalls zu sehen, die mittlere Fahne aber trägt hier den kaiserlichen Doppeladler, während der krainisehe Adler dort im Centrum des Vordertreffens zu sehen ist. Auf unserer Tafel weht an dieser Stelle eine sehwarzgelbe Fahne. „Sieben Tage nach der Schlacht, nämlich am 28. Juni 1593, hielt der ritterliche Held Herr Andreas von Auersperg zu Karlstadt seinen triumphirenden Einritt“, sagt. Valvasor XV. p. 532. Bei dieser Gelegenheit wurden Hassan Pascha’s Haupt, seine Heerpauken und sechs türkische Hauptfahnen vor ihm hergetragen. Dieser Einzug in Karlstadt ist ebenfalls, rechts auf unserem Bilde dargestellt. — Wir sehen da etwa halb Karlstadt, vor dem Thore eine Empfangsdeputation, aufgestellt. Der Graf Auersperg, den rothen Commandostab in der Hand, sitzt hier auf einem Schimmel, der letzte Reiter des Gefolges trügt einen Türkenkopf am Schopfe. Vor dem Helden werden die „sechs H a up tf ahnen“ und der Kopf des Hassan Pascha auf einer Lanze, von Reitern vorgetragen, die Heerpauken trägt ein Pferd, welches ein Reiter mitführt. Endlich ist noch die später stattfindende Belagerung von Petrinja dargestellt. Es sind somit auf unserer Kupfertafel drei, zeitlich und räumlich getrennte Ereignisse veranschaulicht. 1) Am obersten Rande des Bildes erscheinen aber noch sieben Darstellungen, welche auf das wunderbare des Sieges hinweisen sollen. Wir sehen zunächst links den hl. Achatius, am dessen Tage die Schlacht vorfiel, dann folgt St. J o h a n n e s der Täufer, dann ein Engel mit flammendem Schwerte, welcher Feuerstrahlen schleudert, ein weiterer Engel wirft Speefe und ein dritter schiesst Pfeile von einem Bogen ins türkische Heer, dann folgt Christus in einer Glorie, und in der rechten Ecke St. Laurentius. Alle diese Darstellungen fehlen auf dem, von Valvasor uns erhaltenen Bilde gänzlich. Zu unterst in der rechten Ecke, hart unter dem Einzuge des Siegers in Karlstadt, ist ein, von zwei geharnischten Engeln gehaltenes Band angebracht. Die beiden Engel weisen mit der Rechten nach der Schlachtszene hin. Auf dem Bande aber liest man folgendes Chrono-stichon, ebenfalls in getriebenen Buchstaben : sanCtVs aChatIVs anDreaM ab aVersperg In Ista fVeIosa pVgna perstItIt anno 1593. Das Chronostichon, welches sonderbarer Weise kein Schriftsteller über diese Schlacht bisher beachtete, giebt die Jahreszahl 1731, dasselbe Jahr, in welchem auch im Schlosse Kreuz eine Schlacht vor Sissek von Mayr gemalt wurde. Aber was bedeutet diese Jahreszahl? Ich glaube nichts anders, als das Jahr der Anfertigung des Bildes. Aelter als 1731 ist es somit nicht. Wer hat es anfertigen lassen? Wo.war es, bevor es in die Lyeealbibliothek kam? Diese Fragen drängen sich jetzt auf. *) *) Eine hubsehe Beschreibung des Bildes geben die „Blätter aus Krain“ 1863, p. 42. Ich will hier einige Vermuthungen aussprechen, mit dem Wunsche, dieselben mögen zu weiteren Nachforschungen veranlassen. Bekanntlich wurde 1793 die k. k. Lyceal-bibliothek aus Beständen begründet, welche aus Bibliotheken aufgehobener Klöster stammten. Die Figuren Christi, der Heiligen und Engel, welche letztere als werkthätig ins Gefecht eingreifend, dargestellt sind, weisen auf den tiefreligiösen Sinn desjenigen hin, welcher die Herstellung veranlasste. Ich vermuthe daher, dass ein Prior oder Abt irgend eines der, von Kaiser Joseph aufgehobenen Klöster in Krain, das Bild für sein Haus hat anfertigen lassen, um damit die Bibliothek zu schmücken. Bei Ablieferung der Bücher kam das Bild mit letzteren nach Laibach, und blieb da, bis es vom k. k. Gubernium 1837 dem Museo Übermacht wurde. Fassen wir die Figuren am obersten Bildrande-genauer ins Auge, so erblicken wir links St. Achatius und Johannes Baptista; -ihre Anwesenheit ist durch den oben bei Valvasor und Thalnitscher citirten Vers gerechtfertigt. Die nun folgenden drei Engel sind Mitkämpfer, und repräsentiren die himmlischen Heerschaaren, welche den Christen geholfen. Die Darstellung Christi, als des Herrn aller Heerschaaren, ist ebenfalls ganz natürlich und verständlich ; — aber was bedeutet die Gestalt des hl. Laurentius in der rechten Ecke ? Es drängte sich mir nun, dem obangedeuteten Gedankengange zur Folge, die Vermuthung auf, St. Lorenz stehe als ein Na mens patron mit der Stiftung des Bildes in irgend einem Zusammenhänge. Nun regierte allerdings um 1731 kein Abt Namens Lorenz in einem der damaligen krainischen Klöster, wohl aber finden wir im Schlachtjahre 1593 den Abt Laurenz Rainer in Sittich. Dieser regierte Von 1580—1601.') „Hohe Steuern für Kriegszwecke, Einquartierungen des Militärs gaben ihm viel zu schaffen und doch hob sich unter ihm der Wohlstand des Stiftes“, sagt von seiner Verwaltung Milkoviče 1, c. p. 335. Da somit Sittich erwiesener Massen viel mit den Türkenkriegen zu schaffen hatte, so liegt es gewiss nahe, dass einer der Sittic-her Aebte ein Denkmal der Sisseker Schlacht für sein Haus anfertigen liess. Dies scheint nun auch richtig 1731 geschehen zu sein, alsein krainischer Edelmann : Alexander Freiherr von E n g el s h au s 1719—1734 dem Stifte Vorstand, dessen hervorragendste Wohlthäter durch alle Zei- * 8 L Er war ein ebenso frommer , als ökonomischer Herr, welcher Ordnung in die Hauswirthsehaft brachte.' Unter 1. Dezember 1592 schreibt er, dass er Obriste, Haupt- und andere Befehlsleute wohl zu 8 Tage bei sich gehabt und allezeit mit bei 100 Pferden ! — Cf. P. v. Radios: „Die Gegenäbte“ etc. Wien 1866, p. 77, und Milkovies : „Die Klöster in Krain“ im Archiv f. öst. GesJi. Quell. LXXIV. Bd 1889, p. 334 u. 344. ten die Auersperge waren. Of. Radios 1. c., z. B. p. 8, 17, 20, u. s. w. Das Bild ist wie schon bemerkt aus einer Kupferplatte getrieben, welche aus zwei Hälften zusammengenietet ist. Zu jener Zeit war die Herstellung von Platten in der Dimension unseres Bildes fast unmöglich, da die Gürtler aus Gussklumpen sich die Platten selbst hämmerten. Herr Josef Tratnik, Gürtlermeister in Laibach, erklärt schon die Herstellung der beiden Hälften als eine bedeutende Leistung für jene Zeit. Wer den gleich grossen Carton zeichnete, ist noch unbekannt. Valvasors Schilderung scheint ihm Vorgelegen zu sein. Doch fügte der Künstler, wie wir gesehen, auch noch den Einzug in Karlstadt und die Einnahme Petrinjas dazu. Es ist ferner anzunehmen, dass auch die Ausführung in Laibach besorgt wurde, da wir 1731 hier vier Gürtlermeister finden. Die Steuerliste von 1731 im Archive der löbl. Stadtgemeinde nennt folgende: 1. Zacharias G rissen berget' mit 1 fl. Gewerbesteuer; er starb im Laufe des Jahres. 2. Franz Dominik Hunger. 3. Ferdinand Ge-maindler, beide mit je 4 fl. besteuert. 4. Christian Sch uman mit 3 fl. besteuert. Es ist daher nicht unmöglich, dass einer der genannten Meister der Verfertiger dieser merkwürdigen x\rbeit ist. Verfolgen wir die Gürtlermeister des Jahres 1731 im S t eü-er-U r b ar i u m der Stadt Laibach, so finden wir Zacharias Grissenberger zuerst im Jahre 1720. 1721 ist er mit 3 fl. besteuert; 1722 wird Hunger mit 2 fl. besteuert, zuerst genannt. 1724 tritt Gemeind-ler hinzu, welcher sofort mit 4 fl. Gewerbesteuer belastet erscheint. 1725 steigt Hunger auf 4 fl., 1727 Gemeindler auf 5 fl., auf welcher Steuerleistung er bis 1730 bleibt, während Grissenberger 1729 auf 1 fl. herabgeht, und 1731 ausfällt. Schumann tritt 1730 zum erstenmale mit 3 fl. besteuert auf. Grissenberger kommt somit nicht in Betracht, Schumann dürfte als Anfänger auch kaum mit der Ausführung einer solchen Arbeit sofort betraut worden sein. Es bleiben somit Hunger und Gemeindler übrig, welche, wenn das Werk in Laibach angefertigt, in Betracht kommen. Von diesen beiden ist Hunger als Meister zwei Jahre alter, wird aber, wenn wir aus der Steuerleistung auf den Gang des Geschäftes schliessen dürfen, bald von Gemeindler überflügelt; denn während Hunger 1724 noch 2 fl. zahlt, leistet Gemeindler schon 1723 4 fl., 1725 finden wir Hunger mit 4 fl. Steuerleistung, bei welcher er bis zu seinem Ende 1738 bleibt. Gemeindler1) hingegen, welcher noch 1744 vorkommt, erhebt sich schon 1727 auf 5 fl. und bleibt bis 1730 auf D In den Aufzeichnungen der Dompfarre in Laibach findet sich ein Ferdinand Grmadi er am 30. Juni 1723 mit der Witwe eines Blasius Bidizh getraut, und-am 7. Mai 1748, ein Ferdinand Gtmeidler unter den Verstorbenen. dieser Höhe. Demnach wären diese Jahre seine Blüthezeifc gewesen, in welche eben die Anfertigung des Bildes, welche sicher über 1j2 Jahr in Anspruch genommen, fällt. Vielleicht findet sich unter den Aufzeichnungen oder Rechnungen des Stiftes Sittich irgend eine auf den Gegenstand bezughabende Notiz. Möge diese Studie berufene Kräfte zu weiteren arehivalischen Forschungen in der angedeuteten Richtung anregen. Müllner. Der erste Freiherr von Billichgratz. Mitgetheiit von P. v. Radios, Der in der vorigen Nummer dieses Blattes im Ver-zeichniss der Erwerbungen des Landesmuseums „Rudol-finum“ angegebenen Schenkung einer Reihe von Adelsbriefe durch die hochgeborene Comtesse Gabriele Auersperg, verdankt die krainische Landeskunde auch die nähere Kenntnissnahme von der Entstehung des im laufenden Jahrhunderte ausgestorbenen Geschlechtes der Freiherrn von Billichgratz, Besitzer des durch die vielgerühmte Blume: „Daphne Blagayana“ auch ausserhalb der Marken Krains oftgenannten Schlosses Billichgratz. Zwei Adelsbriefe und ein Landmannsbrief, die dieses Adelsgeschlecht betreffend, in der angegebenen Geschenkserie uns vorliegen, liefern nun das Materiale zur näheren Erörterung des Aufnehmens dieses Hauses der Freiherrn von Billichgratz, dem aus einer seiner letzten Repräsentantinen, der Freiin Cacilia von Billichgratz vermalten Gräfin von Auersperg, Graf Anton Alexander Auersperg, Anastasius Grün entspross. Nachdem das Geschlecht der Erbauer des ursprünglichen alten Schlosses zu Billichgratz, die „Pillichgrätzer“, das im 13. und 14. Jahrhundert geblüht, längst ausgestorben war, wurde durch die besondere Gnade Kaiser Leopold I. der unter Kaiser Ferdinand III. geadelten Familie „Khün-stl“1) vom Baum garten mit der Erhebung in den Freiherrnstand zugleich das Recht verliehen, den Namen Khünstl hinwegzulassen und sich „Freiherrn von Billichgratz, Herrn auf P a u m b k h i r c h erst h u r m und H i 1 e z e n e k h“ zu nennen. Die Familie Khünstl erscheint mit G e o r g Khünstl 1572 Gewerken in Bischoflack2) als eine oberkrainische Patrizierfamilie und später begegnen wir dem Gregor Khünstl 1621, 1622, 1626 und 1627 als Richter und 1638 und 1639 als Bürgermeister der Stadt Laibach.“ 3) Hervorragende Verdienste sammelten sich aber die nächsten Angehörigen dieses Laibacher Bürgermeisters und J) Recte Kunsti. Die beiden Striehelehen auf dem u bedeuten, wie schon einmal erwähnt, nur das hohe u. Anm. d. Bed. 2) Dimitz Geschichte Krains III. p. 226. 3) Valvasor: Ehre des Herz. Krain XI. p. 702 f. seiner nächsten Vorfahren in kaiserlichen Kriegsdiensten, was denn auch in dem Adelsbriefe Kaiser Ferdinand III, für dessen Söhne besonders hervorgehoben wird. In diesem Diplom, dass „den getreuen liben Marcus Antonius und Hanss Khünstl Gebrüder in Ansehung ihrer eigenen Erbarkeit, Redlichkeit, guten Sitten, Tugend, Geschicklichkeit und Vernunft“ sowie „in Ansehung der Dienste, die ihre Voreltern und Verwandten, den Vorfahren am hl. Keieli und in Oesterreich in Friedens- und Kriegszeiten geleistet“, den Adelsstand verleiht, und von Kaiser Ferdinand III. ddo. Schloss Pressburg 16. Oktober 1646 gegeben erscheint, heisst es wörtlich : .... „inmassen Gregor Khünstl in der Bocz-kaischen und Siebenbür gischen Kebellion und auffstandt von der staffe! eines M u s qu e t i er er s zu einem haubtmann erhoben, und also neben seinem Vetter Jacoben in deme vor Grosswardein ge-thanen sturmb, desgleichen Hanss Khünstl als Fourier vor Schweinitz in Schlesien todts verbliben, dan Georg Khünstl so noch im Leben nit allein die hungeri-schen Krieg sondern auch den Passawerischen Anzug frequentiert, und also bis zur Ob r ist wachtmeistr stell gestiegen, nit weniger ihr resp. Bruder und Vatter weiland Gregor Khünstl in tragendem Bürger meiste rambt unserer fürstlichen Haubtstadt Laibach bis in sein Gruben in viel weis und weg Dienste geleistet haben u. s. w.“ Aus der hierinenthaltenen Aufzählung der nächsten Vorfahren der in den Adelstand erhobenen M or aus Antonius und Hanss Khünstl lernen wir in aufsteigender Linie kennen nächst dem 1646 bereits verstorbenen Vater der Geadalten, dem vielverdienten Laibacher Bürgermeister Gregor Khünstl, dessen Bruder Georg Khünstl Obristwachmeister, dann einen Hanss Khünstl, der als „Fourier todts verbliben“ und die gleichfalls in den Schlachten gefallenen Vettern Jacob und Gregor Khünstl, deren Letzterer es „von der Staffel eines Mus-quetiers bis zu einem Haubtmann“ gebracht; es wurden also bei der Adelserhebung der Marks Anton und Hanss Khünstl nebst deren eigenen vortrefflichen Eigenschaften die Verdienste von fünf ihrer Vorfahren und Verwandten zusammengefasst. Ausserdem, dass ihnen laut dieses Adelsbriefes das Prädicat„von Baumbgarten“ verliehen worden, wurde ihnen darin weiters die „Salua Guardia“ dass heisst „der Schutz und Schirm für ihre beiden Behausungen in der Stadt Laibach sammt allem Zugehör sowie auch die Befreiung „von allem Einforier, Quartier, Einarm b- und Beherbergung des kaiserlichen Kriegsvolks, der Stadtquardi, Knecht zu Boss und zu Fuss in Kriegs- und Friedenszeiten“ zugesichert. Marx Anton Khünstl von Baumbgarten, der in der Jugend der Gepflogenheit seiner Zeit entsprechend, sich auf Studienreisen ausser Landes befunden, besass, zum Mann herangereift, nach dem Tode seines Vaters und nachdem, wie anzunehmen, auch der nicht weiters vorkommende Bruder Hans bald das Zeitliche gesegnet,. ein so bedeutendes Vermögen vereint in Händen, dass er mit Gülten im Lande sich einkaufen konnte und stand unter seinen Zeitgenossen in solchem Ansehen, dass er, obschon noch von jungem Adel, auch an eine Verbindung denken konnte, die ihn in verwandtschaftliche Beziehungen zum alten Adel des Landes brachte. Dies geht nämlich aus dem Aktenstücke hervor, womit der „währende kr ai ni sc he Landtag“ vom 19. Februar 1660 dessen Aufnahme als „Mitglied und Landmann des Herzogthums Krain“ beschlossen hat. In diesem mehrseitig hochinteressanten Landmannsbriefe lesen wir nämlich, wie folgt: „in Ansehung und Erwägung seiner durch die studia und in raisen erworbenen gueten Sitten, Tugenden und Qualitäten, darumb in die in Gott ruhende Eöm. Kays. Maj. Ferdinandus III ihn in den Adeligen Stand gesetzt, wie auch, dass er Künstl von dem Allmächtigen mit zeitlichen Gütern dermassen gesegnet, dass er sich mit den Gülten im Land nicht allein angekaufft und nidergericht, sondern auch durch getroffene Heirath mit Herrn und Landleuten befreundt gemacht und ohne das sowol sein Vater selig als auch seine G e r h a b e n E. L ö b 1. Landschaft mit praestirten Darlehen annemb-lich an die Handt gestanden und noch anerbietig ist, inskünftig nach äusserister möglichkeit sein Schuldigkeit zu praestiren“. Dieser Landmannsbrief weist Bl Unterschriften, und zwar : Wolf Engelbert Graf von Auersperg Oberst-Erblandmarsehallch und Landtshaubtmann iu Krain m. p., Eberhardt Leopold Vrssin Graff von Blagay d. Zeit Vice-landmarschalkh und Landtsverweser iu Krain m. p., Johann Hörwardt Graf von Lamberg m. p., Johann An-dree Graf Auersperg m. p., Audree von Trill egkh Freih. m. p., Budolff Freih. v. Muschkhon m. p., Johann Nep. Freih. v. Egkh m. p., Daniel von Egkh m. p., Hanns Georg Freih. von Lamberg m. p., Bernardin Barbo Freih. m. p., Hanns Georg Freih. v. Liech tenberg m. p„ Conrad Buess Freih. m. p., Wolf Vincenz Freih. v. Wagensperg m. p., Georg Sigmund Bambschissei m. p. [Franz Maximilian Vaccani] BischoffzuPibenm. p., Ludwig Prior zu Freudenthal m. p., Johann Ludwig Schön leben in. p., Thumbdechant zu Laybaeh, Joan. Barthol. Gl ad ich m. p. Canonicus,. Andree Daniel von Bau nach m. p., Thumbherr zu Laibach, Hanss Jacob von ßaunach m. p., Leonhart Mercheritsch genannt Fabianitsch von Geyerau m. p., Herrmann Julius von Wernegk m. p., Ott Hannibal von Iszenhausen m. p., Carl Valvasor m. p.,; Sigmund von Gallenberp m. p., Wolf Dietrich Posar eli m. p., Hans Georg von Palm bürg m. p., Hans Joseph Thaller m. p., Georg Jankovitsch m. p., Hans Beringer m. p., Bürgermeister (von Lai- bach) Johann Maria Piskhon m. p., Stattrichter (von Laibach). Die oben genannten Gilten waren Billichgratz und das benachbarte Holzen egg (Hilczenekh) nebst dazugehörigen Buine B a u m k i r ch e r th u r m. Wegen seiner Verdienste, namentlich als „Einer Ehrsamen L a n d t s c h a f f t in K r a i n Landts- und Hof rechten Beisitzer“, wurde aber dieser selbe Marx Anton K h ü n s 11 von Baumb-garten von Kaiser Leopold I. ddo. Linz 7. April 1684 in den Freiherrnstand des Heil. Röm. Reiches erhoben und erscheint nun als erster Freiherr Ton Billichgratz. Die Freiherrn und Freiinen von Billichgratz erhalten laut des diesbezüglichen Diploms d i e s e n N a m e n und Titel mit Auslassung hiefiirs des Zunamens Khiinstl und „gleicherweis als ob Sye vor Ihnen vier Ahnen Vatter und Muetter Geschlechts Freyherrn und Frey in geb olirne und solchen von alter she ro Erblich auff Sye khomben v n d gewachsen wäre“, neben dem das Recht, zu schreiben mit, „Titel, P radi cat und Ehrenwort“ „Herr und Herrin auf Paumbkhircherth u r m und H i lc z e n e k h“. Was Marx Anton der erste Freiherr von Billichgratz für diesen Besitz und speziell für Schloss Billichgratz gethan, dass lässt sich, wenn wir das schöne, im Waldesgrün so romantisch gelegene Schloss — heute Eigenthum der Frau Louise Urbančič gebornen Altmann — besuchen, noch an dem und jenem Reste der Vorzeit erkennen. Ueber die Herrichtungen des ersten Freiherrn von Billichgratz schreibt Valvasor1) also: „Das neue Schloss aber hat der jetzige Herr Besitzer auf das zierlichste zugerichtet : da es an schönen mit allerhand Mahlereyen prachtenden Zimmern, wie auch einer wolgelegenen und in dem innern Theil des Schlosses erbauten Kapelle und einem grossen auf die Engländisehe Manier gebauten Thurm, auf welchem eine Schlaguhr nicht ermangelt“, „mitten im Hofe gleich vor dem Schlosse steht ein Spring-Brunn von künstlich ausgehauenen Steine mit schönen Bildern (Statuen) und Säulen ausgeziert“. Dieser schöne das köstlichste Wasser spendende figurale Brunnen mit der Neptunstatue inmitten weist die Jahrzal 1696 und die Wappen des ersten Freiherrn von Billichgratz (ein Pfeil auf gespannten Bogen) und seiner Gemalin einer Freiin von Gail (ein Einhorn). Das nahe• gelegene Hülzeneck (Hilczeneckh) — heute im Besitz des Hrn. Golob — hat der erste Frei- *) XL p. 83. herr von Billichgratz ganz neu erbaut, wie dies Valvasor (1689) bezeugt,1) indem er schreibt: „Diss Schloss ist von dem heutigen Besitzer Hr. Marx Antoni Freiherrn von Biligrätz neu gebaut und allererst vor fünf!' oder sechs Jahren in völligen Stand gerichtet, also, dass es ein recht sauberes Ansehen und Wolgelegenheit hat.“ Von dem nicht weit davon im Walde auf einem Berge vor dem gestandenen Schloss Baumkircher-thurm war zu Zeiten des ersten Freiherrn von Billich-grätz weiter nichts mehr als „der Rest eines halben einrissigen wüsten Thores“ erhalten; desshalb und „weil der Freiherr gesehen, dass der Ort, wo jetzo das neue Schloss Hilczeneck stehet, viel bequemer und lustiger, dann jener, wo das alte Schloss stund, hat er deswegen hier ein neues angelegt, daher billig dieses jüngeren nämlich das Schloss Hilczeneck für das Schloss Baumbkircherthurm geachtet werden mag.“ Auf der bei Valvasor beigegebenen Abbildung von Hölzenegg sieht man die schöne Freitreppe und ober dem Portal die beiden Wappen, wie auf dem Brunnen in Billichgratz. Wie schon Eingangs betont worden, war die Mutter Anastasius Grüns, des Grafen Anton Alexander von Auersperg und der Gräfin Therese Auersperg, der Grossmutter der Comtesse Gabriele Auersperg, Cacilia Gräfin Auersperg, Gemalin des Grafen Alexander Auersperg von Thurn am Hart, eine geborene Freiin von Billichgratz, und als Taufpathe unseres Dichters und Staatsmannes erscheint bei dem am 12. April 1806 — am Tage nach dessen Geburt — vorgenommenen hl. Taufakte Anton Freiherr von Billichgratz. Mittheiluiigen aus dem Museum. Erwerbungen des krainischen Landesmuseums im Jahre 1893. Geschenke. Die löbl. Bauleitung der Unterkrainer Eisenbahn : Einen Bronzenagel, gefunden bei Rudnik. Herr k. k. Prof. I. Gnjezda: Die Erinnerungsmedaille auf die Errichtung des Erz-bisthums in Agram 1853. — Ae. gravirt von Radnytzky, Das hohe k. k. Ministerium f. Oultus und Unterricht : J'agić, Archiv f. sl. Philologie. ?) XI. p. 277. KMT“ Dieser Nummer liegt eine autografirte Tafel bei. -"SgiQ Das Blatt erscheint monatlich 1—1'/2 Bogen stark mit Beilagen und kostet ganzjährig 4 fl. = 8 Mark, halbjährig 2 fl. = 4 Mark.