Kr Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ OI. Freitag am «Z. Decemder KH4R. Vl^^ ' U»„ dieser Zeilsetiriit erichelnen wöchentlich Iwti Nummern, iedes Mal ei» halber Bogen. Der Greis des Blattes ist in Laiback ganzlühril!»» '^''^ !>all>,l>l!l,>i 5 ft, DurN> die l. f. Post »uler t^ouvert ,„,i roriotreier Susendung aanzjäbrig », halbiädria 4 !l. C.M., und w,rd holbiäbrig «»raus« dejabll. Alle l. k. Postämter neomen Dränumeraoon an. In Laiba« ?ränumer>rl man bei!» Verlege? am Raan, Nr. >yu, in, ersten Stocke. Proben aus dem österreichischen Bdeon. Genre-Bild. Von Joseph Philibcrt Freiherr» von Lnzarinl . Echuierzhaft liegt die junge Mutter Auf den weichen Flaumeüpfühlcn; Schnatternd rings herum die Tippschüft Wetzt und poltert mit den Stühlen. «Ei, das ist ein lieber Engel!« Ruft der Vetter, ruft die Nase, Tastend »n des Kindes Beinen, An dem Scheitel, an der Nase. «Welche schonen schwarzen Auge», Ganz der Mutter ausgerissen!» «»Lächerlich! des Vaters Züge — Und das muß ich besser wissen.«" »HK, mnn llleu! die kleinen Händchen, l'urt ,'oliüZ, vrüimenc, zum Küssen!" ««Und das Wündchen! ach, wie wird es Manchen Erdenschmerz versüßen."" «Und der schöngcformte Schädel, Wahrhaft classtsch, ohne Gleichen; Hier der M»I<, der Dicht-, der Tonsinn, Dort des scharfe» Witzes Zeichen.« »«Ein Genie, ein Schönhcitswunder, Pallas halb, halb Aphrodite! Ach, wenn einer andern Mutter Nur ein solcher Trumpf gcricthc!"« Jetzt nach Bücklingen und Schmatzen Hebt die Sippschaft stch von dünnen. Denn im Nebenzimmer winken Vuttcrschuitten, volle Kannen. Ha! wie opfern sie dem Magen, Ihrem Götzen, ihrem Fetisch, Hier bei Wein und »ollen Tellern, Dort bei reichgedecktem Theetisch. Sorgsam theilt der frohe Vüter An die werthcn lieben Waste Alles, was der Hauichalt bietet. Das Gesuchteste, düs Neste. Aber lüum, daß sick die Thüre Schließet hinter seine», Tritte, Wispelt's durch die günze Sippschaft, Von den Seiten, von der Mitte. Und die Vase stopft die Nase Aus der großen Tabaksdose, Und es wackelt gar sarkastisch Ihr der Mund, der zähnclose. Pfiffig regt sie stch zum Nachbar: «Welche Aeh„Iichlcit! Herr Vetter! Merken Sic denn Nichts, Herr Vetter? Mit dem Rcgimenlstrompctcr?!" Bei der dicken Vase Worten, Frommer Nächstenliebe Lichtern, Zittert freundschaftliches Lächeln Auf den damischen Gesichtern. Vetters Leuchtthurmtupferuasc Flimmert im Zinnoberglanze, Und zum Greifen mit den Hände» Steigt die Heiterkeit im Kranze. Krain unter den Römern. Skizze seines damüligen Zusiandes von A. 3. (Fortsetzung.) III. Durch alle römischen Einrichtungen wurde es zu einem Gesetze der Notwendigkeit, für die überwundenen Kelten, die Sprache ihrer Sieger allgemein zu erlernen, ihre Kenntnisse sich anzueignen, die Rohheit des früheren ungebundenen Lebens mit einer gesitteten Weise zu ver­tauschen. Die Sprache Rom's, welche eben zur Zeit der Ueberwindung des großen Illyricum in ihrem goldenen Al' ter stand, ward einem bedeutenden Theile des Volkes zur Sprache des täglichen Umganges. Vorzüglich die Glieder der reicheren und edleren Familien, die Vermittler des ill> risch-italischen Handels, die Streiter in den Legionen, alle Beamte mußten wenigstens Latein verstehen und reden. Und wer wissenschaftliche Bildung mit den Geschäften ver­einigen wollte, sah sich dadurch auf das Studium des Grie­chischen verwiesen, welches in schöner Eintracht mit dem Latein seine Rolle als natürliche Dolmetscherin höherer Cultur behauptete. Ueberall trifft man den Gebrauch rö-Mischer Laute und Schriftzeichen auf den erhaltenen Mo­numenten , selbst wo die darauf gelesenen Namen den kel­tischen Eingeborenen angehören. — Doch entging das La­tein nicht einer unvermeidlichen Beimischung alkeinheimischer 246 Worte und Redensarten, und w!r dürfen nicht annehmen, daß die Bewohner des heutigen Krain jene Sprache mit der Classicität und Reinheit eines Cicero oder Virgi l gesprochen. Unter dem Landvolke, besonders in Gebirgs­thä'lern, welche vom Zuge der Heerstraßen ferne lagen, oder gar.auf den Höhen der selten besuchten Bergketten, erhielt sich auch noch die keltische Sprache, und überdau­erte in einzelnen Spuren selbst die Zeit der Römerherr­schaft. Völlig unbekannt mit dem gesetzmäßigen Ausdrucke der Staatsgeschäfte konnten aber diese Bauern nicht bleiben. Es wäre nun hier der Ort, auch die Sitte n der Herr­scher, wie dieselben nach und nach zu Sitten aller Bewoh­ner des heutigen Krain wurden, zu schildern. Aber wie ließen sich in dem diesen Blättern vorgezeichneccn Räume such nur die Umriße eines so reichen Gemäldes entwerfen! Es sollte Erwähnung gethan werden von dem äußern Seyn des Römers, in Beziehung zu seinem Wohnorte, in sei­nem Verhältmße zur Natur, in seinen Bedürfnissen und den Mitteln sie zu befriedigen^ zu sprechen wäre dann von feiner geselligen Eristenz nach Characcer und Herkommen; Von dem Innern der Familie und des Hauses, endlich von der Erziehung und Bildung, welche den Einzelnen zum öffentlichen Leben, dem Zielpuncte seines Screbens, Hinüber zu führen bestimmt war. Aber wenn jeder einzelne dieser Gegenstände, wie sie eines der neuesten Werke über Kunde des römischen Alcerchums aufzählt, von gelehrten Männern .der .verschiedensten Zeiten .in umfassenden Ab­handlungen .beleuchtet und gewürdigt worden ist, übersteigt es bei Weitem den Zweck dieses Aufsatzes, die Resultate jener Forschungen hier zusammen zu drängen. Krain hat Lein H.er.culanum oder Pompeji aufzuweisen., die Leben­digkeit des Bildes müßte also immer anderswoher ent­lehnt .werden. Dahin zu verweisen sei demnach gestattet, und,nur die Folgen der neuen Gestaltung des inner­sten Wesens aller Bewohner des großen Illyricum mögen Hier näher in's Auge gefaßt werden. Das Verschmelzen aller .Unterthanen des Weltreiches in ein.römisches Volk erzeugte die.dauerhafteste Eintracht und Unterwerfung unter die gemeinsamen Gesetze. Der wilde, ungebundene Sinn des Kelcen, welcher für die Selbstständigkeit allen Gefahren Trotz bot, wich dem frei­willigen Gehorsam gegen strenge bindende Institutionen. Der Hang zu .abenteuerlichen Zügen nach Ruhm und Gold, die Blutgier und Heidenschaftlichkeit machte zufriedener Er­gebenheit in .ein friedliches Hoos Platz. Keltische Familien zeigen uns die Monumente .als treue.Unterthanen und Diener des Staates, gegen dessen Ausbreitung ihre Ahnen so hartnäckig die Waffen geführt, und gar viele Inschrift­steine sprechen von Künsten und Tugenden des Friedens. Lebhaft fühlten die Eingeborenen, welche Wohlthat in der Herstellung allgemeiner Ordnung und Sicherheit lag, und der Preis, welchen ihr die Denkmale zollen, ging keines­wegs aus Heuchelei oder Verstellung hervor. Die altan­gestammte Tapferkeit übten die Provinzialen von Illyricum unter den Feldzeichen Rom's an den Grenzen des Welt­reichs, an der Donau, dem Rheine, dem Euphrat und Tigris, und als die Heere des Staates dessen Negierung an sich rißen oder beherrschten, wog der Legionen aus den nachbarlichen Alpcnländern Schwert nicht gering in der bluttriefenden Wagschale. Auch römisch-wissenschaftliche Gei­stesthätigkeit erstreckte balo ihre Macht auf die Verstandes­cultur der Provinzialen. Die eigentlich römischen Wissen­schaften, die gelehrte Kenntnis! des Rechts, die Aufzeich­nung der umfangreichsten Geschichte, die Handhabung der Sprache und Rede, wurden gewiß neben den auf mate­rielle Verbesserung gerichteten Bildungzweigen sorgsam ge­hegt und emsig gepflegt. Eine eigenthümliche Blüte der Künste fehlte, aber der Bewunderung griechischer Meister­werke wandte sich das rege gewordene Gefühl zu, und be­geisterte die Einbildungkrafc zu versuchten Nachbildungen. Die freigebigsten Belohnungen feuerten jedes Streben in­tellectueller Entwickelung an, und die Urbanität, der feine Ton der Hauptstadt, fand Eingang in jede Provinz. (Beschluß folgt.) Bilder aus der Ferne. II. Eine russische Courierfahrt. Es gibt, sagt Koh l in seinen „Reisen im Innern von Rußland und Polen", viele tatarische Industriezweige, Sitten und Gebräuche,, die sich den Russen mitgecheilt haben. Es wäre interessant, sie alle zu sammeln. Na­mentlich ist im russischen Fuhrwesen an Zügeln, Geschirr, Wagen, Pferden und Kutschern, noch viel Tatarisches. Wir bekamen, erzählt der genannte Neisebeschreiber weiter, davon auf den folgenden Stationen einen sehr deutlichen Begriff, wie ich gleich umständlich berichten will. K. und ich hatten nämlich beschlossen, von Torshok aus der lang­samen Diligence mit Courierpferden vorauszufahren, um «twas früher in Twer anzukommen, und wo möglich noch einige von den Festlichkeiten mit anzusehen, die dort zu Ehren des Thronfolgers am Abende statthaben sollten. K. holte also seine Courier-Pod o roschna*) heraus, knüpfte seineu Mantel auf, um den rothen Besatz seiner kaiserli­chen Uniform sehen zu lassen, und schnallte sich einen gro­ßen, krummen Säbel um. »Sie werden sehen," sagte er zu mir, „wie schnell ich Sie nun einmal nach Twer schaf­fen will." Sogingen wir auf's Posthitis, in das wir hin­einschrien^ »Dawai loschodei!" („Pferde!") Das Posthaus war leer, und erst nach einigem Rufen und Wettern von unserer Seite kam «in armer „Pischar" (Postschreiber), in seinen Schafspelz gehüllt, herangeschlichen. „Loschodei! troika!" (»Pferde! ein Dreigespann!")— „Loschodei njet." („Pferde sind nicht.") „Kcck njetu?" („Wie, nicht?") — „Ja , Herr, es ist heute die halbe Umgegend nach Twer .gefahren. Belieben Sie mein Buch zu sehen. Der Gene­,neral R. nahm « Pferde, dabei habe ich noch dem Grafen S " — „Ach, dummes Zeug! D u hast noch Pferde. Wir wollen Pferde haben. Eine Troika, sage ich! Heraus damit, Du verdammter Schreiber"! Pferdel Pferde! Pferde.'" und damit warf K. seinen Säbel auf den Tisch, daß es °)N n von den »lern Behörden ausgestellter Schein» der Ansprüche auf lösche Vefölvciumg M . 24? klirrte und mir angst und bange wurde, und eben so dem Schreiber, der nun weglief, und nach einiger Zeit mit 3 mageren Grauschimmeln angezogen kam. „Sehen Sie den Schelm? Hat tcinePferde! Ja, ich kenne Das!" — „Ja, Herr, es sind meine eigenen." — „O, dummes Zeug! Vor­gespannt, rasch!" Die Telege, die man herausrollte, war auf der einen Seite gebrochen; man hatte bald ein End­chen Kette gefunden, und die Fetzen zusammengebunden. Ein Sitz war noch nicht darauf, doch wurden schnell ein paar Stricke straff über die Wagenleiter gespannt, ein Scrohsack und ein dicker Filzlappen darauf gelegt, darüber unsere Mantel gebreitet, und wir saßen obenauf. Da wir wie Furien dahincerher waren, so war dies Alles in eini­gen Augenblicken zu Stande gebracht. Eben so schnell war alles Zügelwerk zurecht geknotet und geknüpft. Der Postillon legte sich ein loses Brett vorn auf die Kante des Wagens. Die Pferde machten so traurige Mienen, daß ich schon dachte, die Barmherzigkeit würde es fordern, lie­ber von der Fahrt abzustehen und sie in den Stall zurück­ ziehen zu lassen. »Mein Gott, wie werden wir mit dieser Equipage heil und gesund von der Stelle kommen?" — »Sie wer­den sehen, laßen Sie mich nur machen! — Pasholle! Iämsch­tschit! Vorwärts, Kutscher, rasch!" Alsbald nahmen die Pferde Reißaus, und wir flogen dahin, daß die Funken stoben. Da dies meine erste Fahrt » I» «»«so war, so war ich anfangs auf unserem hohen Throne ohne Lehne etwas ängstlich. Der Wagen hüpfte auf und ab, rechts und links, wie eine Wasserwelle im Flußbette. „Balanciren Sie nur ein wenig, das Stroh wird sich bald niedersitzen. — Das muß schneller gehen, Postillon! Brauch' die Peitsche! — Merken Sie auf, ich habe mein System, ich weiß diese Leute zu behandeln. Ich fange mit dem Positiv an, und steigere dann allmählich. — Nur stink, Postillon, stink!" Es ging vorwärts wie der Blitz, und die Pferde griffen aus wie die Hirsche. Ein Seitenpuff, der Wagen flog um, und um's Haar Härten wir Alle im Graben gelegen. »Verwünschter Kerl, kannst Du nicht aufpassen?" schrien wir in das Gerassel hinein. „Ja , Herr, da muß ich etwas langsamer fahren." „Nein, sage ich, stink, rascher, Skoräje, Schiwäje!" „Ach, Herr, die Pferde haben diese Tour heute schon dreimal ..." — „Nitschewa, es ist nichts! Moltschi! Mol­ tschi! Schweig, schweig! flinker!" riefen wir, vor Zorn mit den Füßen trampelnd. Die Pferde ließen ein wenig nach. »Was! willst Du nicht schneller fahren? Ich will Dich lehren!" K. zog seinen Säbel hervor, und gab dem Pelze des Postillons unbarmherzige Püffe. Dieser schrie, ich protestirte und rief: „Erbarmen Sie sich!" K- wetterte aber fort, und die Pferde flogen wie die Vögel. Der Postillon verlor dabei seine Mütze. „Laß' sie liegen, Du kannst sie beim Zurückfahren aufnehmen. Vor­ wärts! sage ich, wir haben keine Zeit zu verlieren!» Dem Postillon brach das morsche Brett, auf dem er saß, ent­zwei, und er saß nun auf der bloßen scharfen Kante des Wagens, wo er sich, Gott weiß, wie, fest hielt. K. sah ohne Mitleiden diese Quälerei des armen Menschen mit an. Ich hob eines der zerbrochenen Stücke auf, und schob es ihm wieder unter, indem ich es, soviel es sich thun ließ, in der einen Ecke der Wagenkante befestigte. Von nun an hielt K. den Säbel, allerdings in der Scheide, immer dicht hinter dem Kutscher, der sich seinen Pelz über die Ohren zog, und so gut als möglich zusammenkroch, wenn es Püffe hagelte. Wir kamen auf diese Weise im Fluge auf der folgen­den Station an, die Pferde mit Schaum, der Postillon mit Angstschweiß bedeckt; doch was kümmerte Dies uns?! »He! Postmeister, gebt frische Pferde, drei! Hier ist un­ser Courier-Podoroschna. Schnell, wir haben Eile!" Je­doch erlangte hier erst der Lärm seine größte Höhe. Der Zufluß von Pferde verlangenden Menschen, die alle zum Abend in Twer sein wollten, war so groß, daß die armen Postofficianten und Bauern bei alle dem Geschrei weder aus noch ein wußten. Es waren schon 40 Bauernpfcrde requirirt. Wir holten uns unserseits auch noch Pferde aus den Kohlen; wir nahmen die, welche wir im Scalle fanden. Die Leute wollten freilich protestiren und bemerkten, daß dieselben schon für einen andern Wagen bestimmt und be­legt seien, allein wir gaben ihnen auf sehr eindringliche Weise zu verstehen, daß sie sich im Irrthum befänden, und daß sie uns beim Anschirren helfen sollten. Sie ge­horchten, und wir wurden bald wieder flott, und jagten, unsere in Torshok gekauften hübschen ledernen Mützen, die von Gold flimmerten und in der Sonne blitzten, auf dem Kopfe, frische Pfeifen im Munde und Säbel in der Hand, davon wie die Bastaken, jene berühmten Tributsammler und Feldjäger der mongolischen Kaiser, die den Gebrauch der Knute in Rußland einführten, über Stock und Block, in 3 Minuten eine Werst, in einer Stunde 3 Meilen. Ein Pferd stürzte unterwegs und wurde marode. Wir schnitten die Stränge ab, und zwangen einen Bauer, es an seinen Wagen zu binden, zur Station zurück zu füh­ren, und, wenn ihm sein Leben lieb wäre, richtig abzuliefern. Auf diese Weise ging es fort bis Twer. I n derselben Art durchkutschen täglich Hunderte von Courieren, Adju­tanten, Feldjägern und Beamten das ganze Reich, und treiben so ihre Wirthschaft auf einigen Tausenden von Poststationen, wo sie den armen Bauern. Postillonen, Iämschtschiks, Schreibern und Postmeistern auf vielfache Weise die Hölle heiß machen. Zur Entschuldigung führt man an, Rußland sei groß und das Volk träge. Wollte man hier überall so viele Complimente wachen, und so viel Rücksicht nehmen, wie in den kleinen westeuropäischen Reichen, so käme man gar nicht von der Stelle. Nußland könne nur mit Gewalt­ übung regiert werden; thäte man ihm nicht Gewalt an, so siele Alles auseinander. Die Regierung thut jetzt ihr Möglichstes, um das Schicksal der Postillone zu erleichtern. Auf der Straße 348 von Moskau bis Petersburg sollen sie jetzt auf preußischen Fuß gesetzt werden; aber, großer Gott, wie viel bleibt ihr da noch zu thun übrig! Theater in Laibach. Auf den Artikel aus Laibach in Nr. 23? des »Hu­moristen" wird Folgendes geantworter: Es besteht hier eine löbliche Theater-Oberdirection, in deren Aufgabe es uncer Anderm liegt, die Summen und Wunsche des Publicums in Beireff des Theaterwesens zu erforschen, u»d dahin zu trachten, daß die jeweilige Theaierdirection neben der Forderung ihrer eigenen Ange­legenheiten das Interesse der gebildeten und billigen Theaterfreunde nicht außer Acht lasse. Wir sind nun er­mächtiget, im Namen des Herrn Vorstandes der löblichen Theater-Oberdirection zu erklären: daß die in Nr. 58 unseres Blattes mit dessen'Vorwissen nicht undeutlich ausgesprochene Unzufriedenheit mit unfern diesjährigen Theaicrzuständen, über welche in mehre geach­tete wiener Blätter die kecksten Lobhudeleien eingesandt wor­den sind, nicht die Gesinnung eines sch mäh such ei­gen Scriblers, sondern fac tisch der Gesammt­heit des hiesigen gebildeten Publicums ist. — Eine nothwendige Folge dieser Unzufriedenheit ist der fac tisch schwache Theaterbesuch, von welchem Niemand bessere Kenntnis; hat, als der gedachte Herr Vorstand der löblichen Theater-Oberdirection, der zeitweise die Nachweifung des Kassaeinganges erhält, und der uns zu der weiiern Erklärung ermächtiget hat, daß der Ausfall in der Einnahme bis heute, im Vergleiche mit derselben Periode im vergangenen Jahre, ein sehr bedeutender ist. Haben nun auswärtige Leser — hiesige wußten ohne­hin, wie sie daran waren -— den Verfasser des Eingangs gedachten Artikels aus seinem eigenen Machwerke als einen leidenschaftlich Ungezogenen kennen gelernt, so ist er hiemit auch als unverschämter Lügner compro­mittirc. Laibach am 30. November 1841. Die Redaccion der „daruwli»." Neues. lAnmaßung nnd Geistesgegenwart.) I n einer norddeutschen Garnisonstadt befand sich, wie die ?Rosen" erzählen, vor kurzer Zeit ein Reisender an der Table d' hüte, an der zugleich die Ofsiciere speisten. Beim Schluße der Mahlzeit ließ sich der Reisende anstatt des Schweizer­täses, der zum Nachtische gereicht ward, deutschen Käse vorsetzen. Sein Nachbar, ein iunger Lieutenant, fand, den Geruch desselben unerträglich, und verlangte, daß der Käse entfernt werde. Der Reisende ließ sich dadurch in seinem Gefchmacke nicht irre machen, und erwiederce, das; er keinen Teller fortgeben werde, so lange er noch Lust habe, von demselben zu essen. Der Streit über den ge­ringfügigen Gegenstand erhitzte sich durch die Anmaßung des Officiers dergestalt, daß der Lieutenant wüthend auf­sprang, und sein Verlangen mit dem Beisatze wiederholte: »oder, auf Ehre, ich steche Sie nieder." Der Reisende erhob sich gleichfalls, und indem er ruhig und mit fester Stimme antwortete: „Ein Hundsvott, wer sein Wort nicht hält," erwartete er den Degen des Andern. Der Officier verstümmle, ward bleich, sank auf einen Stuhl zurück — diese Geistesgegenwart seines Gegners hatte ihn plötzlich zur Besinnung gebracht. Er war nicht im Stande, sein übereiltes Wort zu lösen, und soll genöthigt gewesen sein, den Abschied zu nehmen. — (Gcrunerportraite.) Die pariser Polizei läßt ge­ genwärtig alle großen Gauner auf daguerreotypischem Wege porcrätiren, und legt diese Portraite den über ihre Ver­ brechen aufgenommenen Acten bei. Ist nun ein solcher Gauner nach überstandener Strafzeit wieder frei geworden, und macht er sich neuer Gaunereien oder Verbrechen ver­ dächtig, so wird sein Portrait allen Polizeiagcnten gezeigt, und diese können ihren Mann nun leichter fangen. — (Die prager Kettenbrücke) ist nun vollendet. Am 2. und 3. November hat sie Proben ihrer Tragkraft abgelegt, indem am ersteren Tage iZo Stück Schlacht­ vieh, jedes 6— 8 Centner im Gewicht, in gedrängten Haufen und möglichst starkem Trade über die Brücke ge­ trieben, am letzteren aber ein Zug von 23 durchaus schwer belasteten Wägen über dieselbe hin und zurück befördert wurde. Bei der Rückfahrt waren die Troittoirs beider Sei­ ten mit einer ansehnlichen Menschenmenge besetzt, ohne daß ein Zeichen von Ueberlnstung bemerkbar wurde. Am 4. November hatte die feierliche Einweihung der Brücke Statt. — Mannigfaltiges. Die Prise Tabak. Em englisches Portfolio theilte folgende, de», vorigen Jahrhundert »nlnommcne Erzählung mit: Ein englischer Ofsieier, der eines Tages in Venedig am Dogeupalastc spazieren ging, glaubte zu bemerken, das! eine »on den Figuren auf dem Glockenthurm von Li . Marcu s sich niederbücke und etwas aufnehme. 2r schaut noch einmal hi,>, und bemerkt wirtlich, daß die Figur eine Prise Tabak nimmt. Der Officier gestand, er habe bange bekommen, es sei in seinem Kopfe nicht ganz richtig, oder es sei eine Störung in seinem Gesichtssinne eingetreten, als ein altes Weib, das seinen Schrecken gewahr wurde, ihn, das scheinbare Wunder durch die Mittheilung erklärte: da ciue der Figuren, welche die Stunden schlagen, zum Repa« l,rcn geschickt worden sei, so habe man ihren Neffen Jaco b als Stcllucr­tretei angeworben, bis die Maschine wieder gebraucht werden könne. F ü rst l ich e r P f i f f. Die Ncgerfürstcn der Dunkos und Drobos haben die Verpflichtung, jede Woche einmal sich bei dem Miltagsmahlc, welches sie vor allem Volte einnehmen, des Branntweins zu enthalten und nur Walser zu trinken. Indessen find sie auf einen possierlichen Ausweg gekommen, diese Sitte zu umgehen. Wenn es nämlich den Fürsten gelüstet. Anderes als Wasser z» trinken, so schlägt er mit seinem Stabe auf den Tisch, »uf welches Zeichen Alles augenblicklich auf das Angesicht fallen muß. Natürlich kann nun Niemand sehen, daß das Oberhaupt Branntwein trinkt. Historisches Tagebuch. Zusammengestellt »on einem Landpriester. «c>. November l«n l starb in Wien der zu Petersburg i?24 gebornc Franz Moritz Graf von Lasz», f. t. österr. Fcldmarschall, der nach Loudon's Tode t?yc> den Oberbefedl gegen die Türken übernahm. «50 Morgens um 4 Uhr starb seine Heiligkeit Papst Pius VIII. 1. December 1825 starb Alexande r Kaiser von Nußland bei seiner Krim-Vercisunc! zu Taganrog am Nervensieber. Im Jahre l»2l hielt er sich während des Congrcßes mehre Monate in Laibach auf, und machte sich allge­mein beliebt. 2. December l?»z k. t. Resolution wegen Arrondirung der Pfarren in Krain, und we­gen Errichtung der Loclllien. lüoz wurde die Drei-Kaiserschlacht bei Austerlitz geschlagen, bei welcher Kaiser Franz, Kaiser Alexander und deren Gegner, Kaiser Napoleon , persönlich gegenwärtig waren, und der Letzte den Sieg erhielt. 3. December l«on Schlacht bei Hohenlindcn, welche für die Oesterrcicher eben so un­glücklich, wie jene von Marengo am l4. Juni, ausfiel; denn die Franzosen unter dem General Morea u als Sieger drangen unauf­haltsam vor, und bedrohten Wien. tünz kamen Kaiser Franz und Kaiser Napoleon in der Mühle bei Saroschitz friedlich zusammen, und verabredeten einen Waffenstillstand mit der Aussicht auf den Frieden. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnik.