N9701 Dos Nömerbad nächst Myss^r in (DMemmß. Das Römerbad. Das nächst Tüsser in Steiernmrk i n phisikalisch ' medizinischer Hinsicht dargestellt von l. k. Msikus zu Hartberg, korrespondierendem Mitgliebe der l. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien :c. Zweite Auftage neu umgearbeitet und vermehrt von Badearzt und Direktor dieser Heilanstalt. G r a tz, R8Ai8 ^uxustiz Ll-uotu« Ouinti 8^l,,ni Verani tÜH» «»»»mi prH«8iüi« ?rnvinol2« ^panonill«) vel Oouäuo-toris ?ortc»rii p»nai»i»« 8srvu« Villieu«. einige Münzen, geprägt unter Kaiser Claudius Augustus, demselben, der Cilli zur römischen Colonie er« hob, woran auch die jüngst in Cilli aufgedeckten, aber wieder überworfenen mächtigen Substruction?« eines römischen Tempels erinnern. Dieß sind aber auch die einzigen Monumente aus jener dunkeln Vorzeit; dann fehlen uns durch ein ganzes Jahrtausend alle Nachrichten über diese Quelle. Wahrscheinlich hatte sie das Loos vandilischer Verwü« stung während der Völkerwanderung. Was von da noch übrig war, oder später hergerichtet wurde, mag in dem fürchterlichen Erdbeben, welches im Jahre 1301 diese Gegenden erschütternd, viele Burgen, Kirchen und andere Gebäude in Schutthaufen verwandelte, vollends zu Grunde gegangen sein. Erst im Anfange des 14. Jahrhunderts erscheint dieß Vad wieder in der Geschichte, und zwar als Eigenthum der Karthause G air ach. Nach einer vorhandenen Urkunde vom Jahre 1328 wurde es von dem Prior und den Conventualen dieses Klosters an einen gewissen Kunz Pinder unter der Bedingung verpachtet, „daß er sich befleißige, in demselben lauter züchtiges Gesinde und ehr-barliche Weibsleute zu halten *) Von dieser Zeit her scheint das Bad bekannt geblieben und häusig besucht worden zu sein. Im Jahre 1529 wurde es von den Türken, welche einen großen Theil unseres Landes verwüsteten, *) I. A. Suppantschiisch, AuSflug von Cilli nach Lichlcnwald. Cilli bei Bacho lSis. geplündert. Noch lebt die Erinnerung an diese grau»' samen Züge in Volkssagcn und Ortsbenennungen. So wird ein benachbarter Hügel, dessen gerundete Form schon von Weitem auffällt, als Türken-« schanze bezeichnet, und die nur zwei Stunden von unserem Vade jenseits des Gebirges Turie gelegene Gegend von St. Jakob, wo die Christen cine große Niederlage erlitten haben sollen, heißt noch jetzt „das Christenthal." Nach Aufhebung der Karthause Gair ach wurde diese Heilquelle ein Eigenthum der Herrschafts-besitzcr von Tüffer. Ein Graf von Wilben-stein errichtete, wahrscheinlich im Anfange des vorigen Jahrhunderts, einen Theil der gegenwärtig noch bestehenden Gebäude. Später verkaufte Se. Ercellenz der Graf Cajetan v. Wilden stein das Vad an Herrn Anton Gurnigg, k. k. Postmeister in Cilli, welcher es um das Jahr 1820 an Herrn I. Worlitschegg käuflich hindangab. Eine neue Epoche für dasselbe aber begann 18 ll), als Herr Großhändler G. A. Nhlich aus Trieft durch die schnelle und vollständige Heilung einer schmerzhaften Krankheit auf diesen Heilschatz aufmerksam gemacht, die äußerst verwahrloste Quelle in Schutz nahm, und durch Kauf in sein Eigenthum brachte. Wer die Anstalt vor fünf Jahren gesehen hat und jetzt wieder besucht, muß staunen, wie in so kurzer Zeit so viel geschehen konnte. Mit großem Kostenaufwande hat der menschenfreundliche Besitzer nicht nur sämmtliche ältere Gebäude theils zweckmäßig umgestaltet, theils durch ncuc ersetzt 9 und die Anzahl der Wohnzimmer von 38 auf tN0 vermehrt, sondern auch ein Separat bad, einen großen, im eleganten Style erbauten Speise- und Conversationssaal mit daranstoßcndenSpiel« und Billardzimmern errichtet, zahlreiche Spaziergänge und Anlagen in den Umgebungen des Bades zum Vergnügen der Kurgäste angelegt, und so das Ganze auch dem äußeren Ansehen nach zu einem freundlichen Tempel jener wohlthätigen )?vm« phen gebildet, denen einst die herrschenden Römer hier dankbar Monumente weihten. ÜI Eisenbahn- und andere Weg-Verbin-dnngen. j. Die Siidliahn. Die große Wien-Triester-Eisenbahn, diese neue Lebensader der östreichischen Monarchie, zieht nur einige Hundert Schritte entfernt, an unserer Heilanstalt vorüber. Da ihr Zug größtentheils bekannt ist, so wollen wir ihn nur von Cilli bis Steindrucken, an der Gränze von Steiermark und Krain, in Kürze beschreiben. Die Fahrt auf dieser Strecke ist unstreitig eine der schönsten und interessantesten der ganzen Südbahn. N)ch bevor man die breite fruchtbare Ebene von Cilli verläßt, und in die Thalschlucht einlenkt, 1« welche sich südlich zwischen dem Schloß- und Nilo-laiberge öffnet, führen zwei sehenswerthe Brücken über die Sann, eine gleich am Bahn Hofe, die andere in der Gemeinde Rain außer Cilli. Von hier geht der Zug am linken Sann-Ufer auf mühsam erbauten Dämmen und Bögen bis Tremmers-feld fort, setzt kurz vor dieser Ortschaft zum dritten Male über den Fluß, und durcheilt ein schönes, weithin mit Feldern überbreitetcs Thal, welches sich von der Brücke bis an den Fels von Skarlasje auc-dehnt. Bei der Mühle gleiches Namens verengt ein hervorspringender Bergrücken das Thal. Ueber drei stattlichen Bogen < unter deren einem die Bezirks" straße durchgeführt ist, gleitet die Bahn neben hohen Felsmassen hin, deren steil emporragende Wände von der Beharrlichkeit zeugen, mit welcher man die schwierigsten Stellen besiegt, Berge geebnet und hindernde Tiefen ausgefüllet hat. Nicht fern davon, hinter Possar je, gewinnt das Thal wieder eine mäßige Breite, und zieht sich längs des rechten Sann'Ufers bis zum Marktflecken Tüffer, welchen man von Cilli in 15—20 Minuten erreicht. Unterhalb des Marktes, wo sich ein Stationsgebäude befindet, setzt eine steinerne, auf sechs Pfeilern ruhende Brücke auf das linke Ufer der Sann. Bei Maria Gratz, an der Mündung eines reißenden Waldbaches, krümmt sich die Bahn auf ge< waltigen Schutzmauern weiter und gewährt nun die reitzende Aussicht auf St. Katharina, St. Michael und die Bergruine von Tüffer. Bald kommt man zur Stelle, wo ein durchschnittener Hü- «2 gel merkwürdig ist. Nach einer unmerklichen Krümmung (bei Modritsch) erblickt man an jenseitigen Ufer die Curatie St. Margarethen, und bald darauf in einem engen, von den Wäldern der Gramada und des Senoschegg umfangenen Thale die Ge< bäude unserer Badeanft a lt, deren malerische Lage schon von We.'tem auffällt. — Dem Bade gegenüber erhebt sich ein Aufnahmsgcbäude (Stationehauö), zu dessen Verbindung mit dem rechten Sann-Ufer eine Brücke angelegt wird. Von hier windet sich die Bahn am linken Ufer auf massiven Schutzmauern und Dämmen bis zum Bahnhofe bei Steindrucken fort, und geht zum fünften und letztenniale über die Sann, um sich am linken Ufer der Save stromaufwärts nach Kram hinanzuziehcn. 2. Verschiedene Straßen - Verbindungen. Die Hauptverbindungsstraße (Bezirks-straße) schließt sich in Cilli an die Trieftcr-Haupt-Kommerzialstraße und den dortigen Ei»enbahlihof an, und läuft immer am rechten Ufer der Sann foit, knapp am Nömcrbade vorüber nach Stein-brücken, wo sie sich in zwei Strassen theilt, deren eine über die steinerne Sannbrücke am linken Ufer der Save (auf steirischem Boden) über Laak, Lichten wald, Reichenburg, Videm und Rann nach Agram, die andere aber, durch eine sichere Save»Ucberfahrt in Verbindung (auf trainer-scher Seite), am rechten Ufer dieses Stromes über 13 Radschach und Weichselstein, rechts nach Nassen fuß, und gerade aus am Saveufer hin nach Gurkfeld u. s. w. führet. Diese Straße ist besonders zwischen Cilli und Stembrücken gut hergerichtet, durchaus mit sicheren Geländern verschen, und duvch die Eisenbahn-Uebergänge interessant. Kleinere Verbindungs-Wege zu den nahen Pfarren, Filialkirch^n und Ortschaften, theils zum Befahren geeignet, theils bloß Fufteige, gibt es mehre, über welche jeder Badegast au der Heilanstalt selbst die sichersten Weisungen erhalten kann. IV. Umgebungen. 1. Die Gegend überhaupt. Schon aus der Ferne gewährt diese Bade anst alt einen freundlichen Anblick. Auf einer mäßigen Anhöhe über der Vezirkestraße, welche nördlich nach Cilli und südlich nach Kroatien führt, ragt sie zwischen grünen Anlagen hervor; hinter ihr erhebt sich der waldige Senoschegg, an welchem sich das Kosie-Gebirge mit seinen kamehlähnlichen Kuppen (413,2" über dem Meere) anschließt und die Aussicht gegen Süden beschränkt. Tief im Thale trägt die rasch fließende Sann ihre bcladencn Flösse vorüber. Unmittelbar hinter den Vadegebäuden ziehen sich schattige Wege auf die nahen Hügel binan, zur Kegelbahn zur hohen Linde zur Amalien-Höhe, deren einzelne Punkte eine überraschende Auesicht, besonders auf S t. Margarethen, St. Hermagoras, St. Nikolai und den durch das Thal heruntcrrauschenden Sannstuß gewahren. Das Klima der Gegend ist mild, und die Luft rein und gesund. Mehre Quellen, deren einer man zugleich auflösende Kräfte zuschreibt *), geben ein vortreffliches Trinkwasscr, dessen Temperatur selbst im hohen Sommer noch ^- 6,5" Reaumur hat. Die Vegetation ist üppig, und die Gebirge sind reich an botanischen Schätzen. Die vielen He-borusarten zieren schon im Dezember die weite Umgegend mit ihren Vlüchen. Wer Gebirg sau sflüge liebt, kann hier seine Luft hinlänglich befriedigen. Die nahen Berge Senoschegg und Turie gewähren die herrlichste Auesicht über cm Heer von steirischen und krainer'schen Gcbirgszügcn, waldigen Felsengivfcln und über angenehme Thäler, die von glänzenden Bachen und Flüssen durchzogen, besonders in heitern Früh< lings- und Sommcrtagen ein gar freundliches Bild geben. *) Die chemische Analyse weist keine Bestandtheile in dieser Quelle nach, aus welchen sich die auflösende Wirkung derselben erklären ließe. Sie scheint daher eine Folge der niedern Temperatur tes Wassers zu sein, welches bei Ungewohnten leicht ähnliche Erscheinungen herbei« führen lann. 15 2. Der Ort Steindrucken, wo sich die rasche Sann in die still hinströmende Save mündet, liegt eine kleine Stunde südlich vom Bade, und hat seinen Namen von einer steinernenBrücke, welche Herzog Leopold der Glorreiche im Jahre 1224 hier über den Saveftrom zur Verbindung seiner Besitzungen in Steiermark und Krain errichte'e. Schade, daß dieses schöne Werk nicht lange bestand! Die Brücke wurde schon in der Mitte des !5. Jahrhunderts in einer Fehde Kaiser Friedrichs IV. mit dem mächtigen Grafen von Cilli, um Letzteren von seinen fteiermärkischen Besitzungen abzuschneiden, wieder zerstört. Es haben sich nur wenige Spuren davon erhalten. Der Sage nach, soll sie römisch gewesen seyn, was vielleicht auch nicht ungegründet ist. Es hat sogar viele Wahrscheinlichkeit, daß die Nön-.er, wenn sie längs der Sann in die Ebene von Celeja vordrangen, hier eine Brücke bauten, welche später mit allen Herrlichkeiten dieses thatenreichen Volkes unterging und erst nach Jahrhunderten vom Herzog Leopold aus den Trümmern wieder erneuert wmde "). Nahe am Einfiuße der Sann in die Save be« fand sich noch vor einem halben Jahrhundert ein uraltes, dem h. Egidius geweihtes Kirch lein, wel« ches den Templern gehört haben soll. Später wurde dort ein Gränzzollamtsgebäude errichtet. Dieses ist *) Suppantschitts Ausflug von Cilli uach Lichtemvald. gegenwärtig in ein Privathaus umgestaltet und gibt der l82ti erbauten steinernen San brücke, welche, ein schönes Monument der neueren Baukunst, auf vier schlanken Pfeilern hoch über den Fluß gebogen, schon in der Ferne das Auge überrascht, ein noch gefälligeres Ansehen. Rechts vor der Brücke, welche bloß durch Konkurrenz der umliegenden Bezirke aus-geführt wurde, steht nahe an der Straße ein einfacher, auf vier Säulen ruhender Tempel, dessen Inneres die Büste Se. k. Hoheit des durchlauchtigsten Erzherzogs Johann enthält. Das Piedestal derselben trägt folgende Inschrift: ^»1»l»nni ^rcliiaaci ^«»triae Le-nvliclo Halutari panii» viaequs ^lovas ^uctori ?rovi6l«8lmo Incolao ^zrl (?«lej6n»is <3r»li ^imi Vi-zo ro». lUvciCCXXVI. Von Steinbrücken erreicht man zu Wagen in weniger als einer Stunde 3. Das Dorf Laak mit seinem zierlichen Echloßgarten und dem gleich« namigen Herrschaftsgebäude. Die Pfarrkirche daselbst, St. Helena im Laak, ist eine der ältesten Kirchen im Lande (wahrscheinlich im Jahre 1206 erbaut), und steht unter dem Patronate der Haupt« Pfarre Tüffer. Auf halbem Wege dahin stoßt man links an der Straße auf ein Wirthshaus (beim Sorje), nächst welchem sich eine wohleingerichtete Ueberfuhrt über den Savestrom befindet. Dieser gegenüber am rechten Savc-Ufer liegt RV 4. der Markt Nadschach in Arain, ein kleiner unbedeutender Flecken mit einer Papierfabrik. Außerhalb des Marktes öffnet sich ein breites, freundliches Thal mit dcn Schlössern Weichselstein, Hotemesch, Unter - Erkenstein u. s. w. 5. St. Margarethen bei Töpli? *) ,'ft nur eine Viertelstunde vom Bade entfernt. Am bequemsten führt der Weg nach diesem malerisch gelegenen Dörfchen, wenn man die Bezirks ftraße in südwestlicher Richtung verfolgt, und von Ogezhe am Fuße eines fruchtbaren Hügels, auf welchem sich die sogenannte ,/Tür ken schanze" befindet, den rechtsablenkenden Fußsteig einschlägt. Schon von Weitem erblickt man das niebliche Kirchlein mit seinem spitzigen Thurme. Die Lokalie St. Margarethen wurde 1783 von Josef II. errichtet und zählt gegenwärtig bei 60l) Seelen. Unweit der Kirche führt ein schmaler Fahrweg längs des Ogezhna - Baches hinan, in eine romantische Felsenschluchl, an deren AbHange sich 6. eilte Derghöhlc befindet, die nach der Meinung der nahen Anwohner einst eine Räuberhöhle gewesen sein soll. Schade, *) TöPliz war der alte Name des Römerbades 2 daß der Eingang derselben, an welchem sich Spuren von Maucrwcrk zeigen, durch das hcrabrollende Gestein derart verengt ist, daß man selbst in kriechender Stellung nur mit Mühe eindringen kann. Die Grotte selbst soll gegen «Schuh hoch und mehre Klafter tief fti". Dieser Stelle gegenüber, aber bedeutend höher, trifft man am Fuße des Icseno-Verhcs einen Steinkohlen-Stollen, der eine reichliche Ausbeute verspricht. Verfolgt man den Weg noch weiter, so gelangt man in anderthalb Stunden auf ein schönes Plateau *), das eine reizende Aussicht darbietet. Gegen Nordostcn erblickt man die Filialen St. Katharina, St. Chriftof und St. Michael; hinter demselben die Mersliza, den Gosnigg (574,2" über der Meeresfläche) und den Malizh, in dessen Einsattelung das uralte Kirchlein St. Her-mago ras steht. Gegen Westen erscheint de? Kail und der Gouze mit der Filiale St. Magdalena, und östlich in weiter Entfernung taucht das Wa« cherhebirge über den Wallusch und den Schimmerberg mächtig empor. Eine kleine Strecke höher zeigt sich der La isberg, St. Leon« ) Daß auch diese Gegend den Römern nicht unbekannt war, beweisen die daselbst aufgefundenen Denksteine, deren einen Herr Prof. I. G. Seidl in der steierm. Zeitschrift, neue Folge, 1. Jahrg.. 2. Hfl., beschreibt. Der andere findet sich in den Wiener Iablbüchern der Lit. 48 B. abgedruckt. Beide sind auch in Dl. v. Mu« char's Geschichtswerk, S 434 und 373, mitgetheilt. tV hard, St. Nikolai, St. Co low an und heil. Dreifaltigkeit. Die Aussicht gegen Süden beschränkt der mächtige Kosie mit seinen kameelähnlichen Rücken, der schon dem Nachbarlande Krain angehörige Kum-berg und die sogenannte heilige Alm (lsvstta 7. Der Marktflecken Cüsser liegt kaum eine Stunde nordwestlich vom Bade am linken Ufer der Sann, und ist mit der am rechten Ufer dieses Flußes angelegten Straße durch eine wohlerhaltene hölzerne Brücke inVerbindung. Wahrhaft überraschend ist der erste Anblick dieses Fleckens mit seinem stattlichen Herrschaftsgebäude, wie er auf der einen Seite von den rauschenden Wellen der Sann bespült, sich an den Fuß eines mächtigen, spitzig zulaufenden Felsenberges (dcrHum) schwingt, und in einer Anhöhe die Ruinen de? alten Ritterburg zeiget. Der lateinische Name dieses Ortes ,/I'il)6riuin" und der windische ,,I.»I,»K«" (von Lah, welches einen Italiener bedeutet), so wie mehre daselbst aufgefundene römische Denkmälerbezeugen, daß Tüsser den Römern bereits bekannt gewesen, oder hier wenigstens eine Villa gestanden sei. Einer dieser Denksteine befindet sich im Hause des Krämers Oroschen, und stellt einen nicht sonderlich schön geformten (Bachus?) Kopf vor, welcher um deu Scheitel geflügelt, und um die Schläfeu mit einer so Sticrhaut bedeckt zu sein scheint. Der andere ist an der Außenwand der (5apcllanci eingemauert und zeigt eincn Mann in der Toga, welcher an einem Bande ein zottiges Thier Omen Bären) hält, an dessen Vordcrtheilc ein halbcntwurzeltcr, krummer Baum steht, der sich oben in sine Eternblume endet. Hr. Prof, v. Muchar *) halt ihn für eine sinnbildliche Bezeichnung der urältcjien Auffindung und der Wirkungen unserer Heilquelle, welche bei organischer Erschlaffung wieder neue Lebenskraft mid Thätigkeit ertheilen. Ein dritter Denkstein mit der Devise: 5le DVl^o ttXCV!)« '") scheint ebenfalls römischen Ursprunges zu sein, obwohl ihn einige kein so hohes Alter zugestehen wollen. Es ist ein sehr schönes plastisches Gebilde, einen Löwen vorstellend, der in der Borke eine Erdkugel trägt. Die Sage, daß Kaiser Tiberius sicher verbannt gewesen sei, hat ungeachtet der hier aufgefundenen Inschrift: „ttic ei-ut tl-isli» exilus 'I'i-Ilerio" keinen historischen Grund, da uns die Geschichte das Leben dieses Kaisers vollständig aufbewahrte, und die fern von hier gelegenen Orte seiner Verbannung deutlich benennt. Auch würde diese Inschrift höchstens beweisen, daß ein Nömer mit Namen Tiberius hier ein trauriges Ende genommen babe, wenn sie nicht nach Prof. Seidl's Ansicht, bestimmt *) Geschichte der Steiermart. Graz l344. **) Die Jahreszahl dieses Chronographilums (l?20) zelgt wahrscheinlich das Jahr der Aufsindung dieses Denl« males an, 2» war, die Erinnerung an ein für Tüffer's (^derium) Schicksal entscheidendes trauriges Ereigniß (tristis exilu«) etwa Vrandunglück oder Plünderung durch Feindeshand in der „argen kaiserlosen Zeit" der Enkelwelt zu bewahren. Die Pfarrkirch e und der Pfarrhof, welcher einst von Templern bewohnt gewesen sein soll, verrathen ein hohes Alter. Wahrscheinlich stand hier schon früh eine Kirche, da es in Cilli schon unter der Römcrherrschaft christliche Gemeinden gab, bald nach den Stürmen dec Völkerwanderung wieder christliche Missionäre in diese Gegend kamen, namentlich der heilige Nupert dieselbe besuchte, und in Cilli selbst eine Kirche dem heil. Marimilian weihte "), da endlich die so thätigen Bischöfe von Salzburg um die Mitte des neunten Jahrhunderts schon Besitzungen am S avcstrome hatten **). Erst im II. Jahrhunderte erscheint dieser Flecken unter dem Namen Tyver in der karantani-schcn Mark, und sott von dem steiermärkischen Markgrafen Otto kar IV. nebst mehren Besitzungen gekauft worden sein. Von da erschien Tyver (welcher Name allmälig in Tuffer umgewandelt wurde) als Prä-fectur des Landesfürsten, und kommt im 12. und *) Noch vor 20 Jahren zeigte man beim Marimilian-Kirchlein in Cilli rückwärts an einer vernachlässigten Todtenkapelle jene Wunderquelle, welche aus dem Blute des auf diesem Platze enthaupteten MartilbischofS von Celeja entsprungen sein soll. **) I. A. Suppantschitsch a. a. O. 22 . lg. Jahrhundert in mehren Urkunden der fteiermär-tischen Ottokare vor. Während des blutigen teutschen Interregnums fames an den Böhmenkönig Ottokar Przcmysl. und wurde gegen das Ende des 13. Jahrhunderts ein Eigenthum der mächtigen Grafen Vnn Heunburg genannt. Die in den nächsten Jahrhunderten von Herzog Friedrich dem Schönen ausgestellten Urkunden, welche sich auf Tüsser beziehen, haben meistens eine Verbindlichkeit dieses Fleckens zum Vortheile der Karthause Gai-rach zum Zwecke. Nach dem Erlöschen der Dynastie der Grafen von Cilli kam Tüffer in der Hälfte des 15. Jahrhunderts an Kaiser Friedrich IV., wo aber die gegenwältig in Ruinen liegende Vurg bereits ihre Bedachung verloren hatte. Später waren die Freiherrn v. Valvasor und Maskon, dann die Grafen v. Wilden stein Besitzer von Tüffer, nach deren Erlöschen die Herrschaft an die Grafen Vetter von der Lilien kam, die sie noch gegenwärtig besitzen. Das der malige Schloß wurde erst 1675 gebaut, litt aber in einer Feuersbrunst im Jahre 1682, welche den größten Theil des Marktes verzehrte, wieder sehr bedeutenden Schaden *). Dem Schloßgebäude gegenüber, die Fronte gegen die Sann hin gewendet, steht das große I84ft erbaute Brauhaus des Herrn Großhändlers G. A. Uhlich, eines der solidesten Brauhäuser im Lande. --) Julius Eäsa r's Geschichte von Steiermarl. 23 Das in demselben erzeugte Bier wird von den Kennern besonders geschätzt; es wird größtentheils im Winter gebraut, und (^nachdem es durch mehre Monate in einem sehenswerthen Keller abgelagert wurde) weithin nach Süden, besonders nach Trieft und in die Levante versendet. Seitdem großen Brande, der 1841 fast zwei Drittheile des Marktes verheerte, zählt Tüffer 97 größtentheils gemauerte Häuser mit 650 Einwoh-die sich meist durch Handel und Ackerbau nähren. Oberhalb des Marktes am rechten Ufer der Sann, nicht ferne vom Einfluße des Rcschitz-Baches in dieselbe, entspringt eine 8. Warmquelle, d.eren Temperatur gegen ^- 28° R. zeigt. Das Wasser quillt aus dem lockeren Schotter theils am Ufer, theils im Fluße selbst, ziemlich lebhaft hervor, und läßt auf eine bedeutende Ader schließen. Mehre Nachgrabungen, die Herr G. A. Uhlich daselbst mit vielen Kosten veranstalten ließ, haben gezeigt, daß die Quelle tief unter dem Niveau der Sann aus einem gegen Westen hinstreichenden Kalkfelsen komme, und viele Klafter hoch mit Schotter bedeckt sei, aus dem sie sich nur mühsam emporarbeiten kann. Herr Stabsarzt Riebl machte schon im Jahre 1818 auf die Quelle aufmerksam ") ») Der Aufmerlsame, Graz !6l8, Nr. 90. 24 Auch am linken Ufer der Sann, am Fuße des seiner konischen Gestalt wegen merkwürdigen Humberges, sprudelt eine lauwarme Quelle. Sie hat -j- 21« N. und kommt aus einem sehr festen Gestein, aber ebenfalls so nahe am Flußbett der Sann hervor, daß sie bei etwas höherem Wasser-stände überströmt wird. Ein Tüfferer Bürger hat daselbst eine kleine Badhütte errichtet, und ist Willens, die Quelle, wenigstens für einen kleinen Kreis, benuzbar zu machen. 9. Das brennende Steinkohlenlager bei Libo^a- Dieses befindet sich in Presentschnig in der Gemeinde St. Gertraud — in /enem Steinkohlen-Flöz-Gebirge, welches sich längs der Sann mehre Stunden weit bis ins benachbarte Krain hinzieht. Man gelangt von Tüffer aus über St. Michael dahin. Der Brand, welcher zufallig entstanden war, soll schon über 60 Jahre dauern. Gegenwärtig ist er auf einen einzigen Stollen beschränkt. Eine röthliche Vodenstrecke von ziemlicher Ausdehnung zeigt den Ort des Brandes, wo die Erde so warm ist, daß man kaum darauf sitzen kann. Gräbt man etwas in die röchlich gebrannte Erde hinein, so zeigt sich bald gebröckelte, feuchte Steinkohle, hin und wie-der mit schön gelben Schwefelstückchen vermengt. Indeß baut man in Liboje mit großem Vortheil auf Steinkohlen. Es befindet sich daselbst die Glasfabrik des Herrn Friederich, die sich dieses Brennstosses bedient. I« St. Gertraud sind gegen« 25 wärtig zwei sehr ergiebige Steinkohlengruben, wovon eine dem k. k. Aerar, die andere einem Pri< vaten (Herrn Grilz) gehört. Die Gegend ist auch überdieß so interessant, daß ein Ausflug dahin lohnend sein dürfte. Zweiter Abschnitt. Peschreil'ung des Nömerbades und seiner Heilquellen. I. Einrichtungen der Badeanstalt. <^Dur Aufnahme der Kurgaste stehen dermalen fünf Gebäude bereit: Das Bad eh aus mit dem daran ftossinden Conversations-Saale, das Grafenstöckel, das Fürstenstocket und der Neubau. Sämmtliche Gebäude sind mit dem Bad-Hause durch zweckmäßige Gänge in Verbindung, und bilden ein abgeschlossenes Ganzes, an dessen Rückseite sich mehre zur Oekonomie grhörige Gebäude anschließen. Das Badehaus, ein großes, zwei Stockwerke hohes Gebäude, ist im einfachen, aber schönem Style erbaut, und enthält außer den zum Gebrauche der Bäder eingerichteten Lokalitäten, 48 größtentheils geräumige Zimmer, welche sämmtlich mit den nöthi» Mcubeln versehen, eben so gesunde als freundliche Wohnungen biethen. Besonders ausgezeichnet durch ihre Größe und elegante Meublirung sind die Zim« mer in der zweiten Etage, deren mehre eine über- 3V raschende Aussicht in das vom Sannssuße durchzogene Thal und dessen nächste Umgebung gestatten. Im Erdgeschoße dieses Gebäudes befindet sich der große Bade-Bassin, an welchen sich ein zweiter Baderaum, der Separat-Bassin, anschließt. Letzterer hat 160 Quadrat-Schuh Bodenfläche, und faßt, 4^ Schuh hoch gefüllt, 615 Kubikfuß Wasser, welches fortwahrend ab- und zustießt. Ein dritterBassin, das Armen bad, hat 97 Quadrat-Schuh Flächeninhalt, und ist für arme Kvanke bestimmt, denen der Gebrauch des Bades unentgeltlich gestattet wird. Der große Bassin, oder das sogenannte Geh-bad, befindet sich in einem hohen weiten Naume, in dessen Decke eine runde Oeffnung zur Ableitung der Thermaldämpfe angebracht wurde. Der Boden desselben ist mit viereckigen Platten aus weißem Marmor belegt, und hat 440 Wr. Quadr. Schuh Flächeninhalt. Die Bänke und Stuffen, so wie die Auskleibekammern (deren eine für Herren, die andere für Damen eingerichtet ist, sind aus demselben Gesteine, welches sich der Reinerhaltung wegen zu diesem Zwecke besonders empfiehlt. Durch eine eigene Vorrichtung kann die Wassersäule in diesem Bassin von 3 Schuh bis auf 4^ Schuh gespannt werden. Gewöhnlich ist das Bad 4^ Schuh hoch gefüllt, und faßt dann eine Wassermasse von 1900 Kubik-Schuh, welche in 92 Minuten zuströmt. An der Außenwand desselben, unmittelbar über dem Ursprung der Hauptquelle, ist ein Pump-Apparat angebracht, durch welchen das reine Mineralwasser zum Trinkgebrauche geschöpft werden kann. 28 ^ Oestlich an das Badehaus stößt das Salon-Gebäude, l84l neu aufgeführt. Es enthält im ersten Stock ein geräumiges Tafelzimmer mit einem Kabinete, und im zweiten Stock den großen Convcrsa-tionssaal mit b^n Spiel« und Villard-Zimmern, welche von ersterem durch Glaswände getrennt sind. Dieser Conversations- und Speisesaal, im welchem 120 Personen gleichzeitig speisen können, ist in neuem modernen Style erbaut, 'und von drm Triester Maler, Herrn Fleck, sehr geschmackvoll gemahlt. In, demselben werden regelmäßig, fast jeden Sonntaa, Bälle gegeben, die gewöhnlich durch zahlreichen Vesuch aus der Umgegend belebt sind. Das sogenannte Fürstenstöckel hat diesen Namen von einem Fürstbischöfe von Gurk, welcher es um die Mitte dcs vorigen Jahrhundert erbaut habe.i soll. Es enthält im ersten Stockwerke vier Zimmer, aus welchen ein Verbindungsgang in das Badehaus führt. Die unteren Räume desselben werden zur Errichtung von Wannen-Vädcrn verwendet. Das Grafenstöckl, von Sr. Erzcllenz dem Grafen Caj. v. Wildenftein erbaut, unb später mit cinem Stockwerke versehen, umfaßt 8 Zimmer und Kabinete, von denen aber nur fünf zu Wohnungen für Kurgäste dienen. Der Neubau wurde 1844 an der Stelle eines älteren Gebäudes (des sogenannten Traiteurstöckels) fast vom Grunde neu aufgeführt, und enthält in drei Etagen 48 größtentheils sehr geräumige Zimmer. Außerdem befinden sich in diesem Gebäude (nebst mehren Kellern, der großen Traiteur-Küche und den dazu gehörigen Lokalitäten) die Directions kanzle i, eine wohleingerichtete Apotheke und das Verkaufsgewölbe dcr in der Pragwalder mecha< Nischen Spinn- und Webefabrik erzeugten Baumwollenstoffe. Sehr zweckmäßig sind die Wohnungen des Neubaues durch eine breite geschlossene Gal-lerie, die auf zierlichen Säulen ruht, und bei übler Witterung als Wandelbahn benützt werden kann, mit dem Badhause und den Epcisesälen verbunden. Von letzteren führt ei?.e bequeme Treppe zu den freundlichen Anlagen, und zur prunklosen Kapelle, welche 1843 vom Herrn Großhändler G. A. Nhlich erbaut, schon vvn Ferne durch einen angenehmen Eindruck überrascht. Unter den von dankbaren Kur-gasten aufgestellten Weihgeschenken ist eine Statuengruppe (die Lcidensmutter untet dem Kreuze mit dem Leichname des Erlösers im Schooße vorstellend) von der Hand des rühmlich bekannten Künstlers, Henn Probst, besonders merkwürdig. Sie wurde im Jahre 1817 von Sr. Eminenz dem Herrn Kardinal Franz Altgrafen von Salm, Fürstbischof von Gurk, der alten Kapelle geschenkt, von welcher man sie im Jahre 18 l3 in dies neue Gedäude übertrug"). ») Herr Professor Suppantschitsch gedenlt deS 'ge« nannten Weihgeschenleö in folgender Strophe eines Gedichts an Se. Eminenz: In des Künstlers herrlichem Gebilde Stellt er uns die Schmerzensmutter auf! In dem Auge voller Huld und Milde, Stillt kein Erdentrost den Thränenlallfz 3tt Die Leitung der Heilanstalt besorgt ein eigens angestellter Bade - Director, zugleich Badearzt, welchem ein Controller, der die ökonomischen Geschäfte verwaltet :c-., bcigegcben ist. Ein Bademeister und eine Bade mcisterin besorgen die unmittelbare Bedienung der Gäste vor und nach dem Bade; die Reinigung und Füllung dcr Bäder, die Wäsche lc. Das übrige sehr zahlreiche Personale besorgt ent< weder die Bedienung der Badegäste, oder ist bei der Traitcrie und Oekonomic verwendet. Il Phisikalisch-chemische Beschaffenheit der Heilquelle. 1. Vorliemerkungeu. Obwohl die Physik so wie die Chemie in den letzten Dezennien erftauncnswerthe Fortschritte gemacht, und letztere besonders über die Bestandtheile der Mineralwässer manches Dunkel erhellet hat, so vermögen wir uns doch aus densel- Und den theuern Leichnam in den Armen, Hebt zum Himmel sie den starren Blick: „Ach. bei Menschen wohnet kein Erbarmen! „Vater, diesen Becher nimm zurück!« So hört man die Qualzerflelschte rufen, Fühlt mit ihr den Schmerz, den sie empfand; WaS je reine Ideale schufen, IolMte hier die tunstgeübte Hand. 35 ben kaum die generellen Heilkräfte dieser Wässer zu erklären — ihre specifischen Wirkungen bleiben uns vollends ein Räthsel. Ein sicherer Be« weis, daß unsere Kunst es noch nicht versteht, alle Bestandtheile dieser heilkräftigen Producte des innern Erdenlebens auszuforschen; daß wir manchen Täuschungen bei unseren chemischen Analysen hingegeben sein mögen, und daher aus den gefundenen Bestandtheilen eines Heilkörpers nicht sicher auf die Kräfte desselben schließen können. Unsere Reagen» tien sind nicht empfindlich für die geistig lebendigen Agentien der Heilquellen; kein chemischer Apparat vermag die aus den tief untersten Werkstätten der Natur aufquellenden tellurischen Kräfte festzuhalten, viel weniger den prüfenden Sinnen erkenntlich darzustellen. Gewiß werden die immer fortschreitenden Wissenschaften diesen Geheimnissen einst näher kommen. Indeß benutzen wir das, was wir wissen, ohne Vorurtheil und Anmassung. So wenig auch die bisher entdeckten physikalischen Eigenschaften und chemischen Bestandtheile der Mineralwässer sichere Schlüsse auf die specifischen Heilwirkungen derselben erlauben: so sind sie doch für die generellen Indikationen ungemein wichtig, und bei weniger bekannten Bädern oft drr einzige Leitstern des Arztes; daher glaubte ich, diesen Gegenstand als einen wesentlichen Bestandtheil jeder Brunnenschrift, auch hier nicht übergehen zu dürfen. 32 2. Physikalische Eigenheiten der Onellen. Die Quellen entspringen, drei an der Zahl, am Fuße der Berges Senoschegg, auS Dalomit, der hier zu Tage geht, und auf der andern Seite von einem verwitterten schwarzen Thonschiefer bedeckt wird, etwa 20 Klafter über dem Wasserspiegel der Sann, und nach Dr. Unger's Messungen 755,4 Wr. Fuß über der Fläche des adriatischen Meeres. Sie geben in einer Stunde bei IW0 Kub. Schuh Wasser. Die Hauptquelle sprudelt in der Nähe des Frauen-Einganges auf; die beiden andern Quellen aber kommen dem Männer-Eingänge gegenüber hervor. Die mittere Quelle wirft fort-wahrend, besonders bei bevorstehender Witterung-Veränderung eine Menge ziemlich großer Blasen auf. Man versichert auch, daß dieses Blasenauf-werfen zur Zeit des letzten Erdbebens in Italien, welches sich bis in unsere Gegenden erstreckte, außerordentlich vermehrt worden sei. Die Temperatur der wärmsten Quelle fand Herr Dr. Hru schau er bei einer äußeren Wärme von 19,3« C. Beim Abfluße in den Bassin 38,4° C. (30,72" N.), die der zwei andern um Bruchlheile geringer *). Im ganzen Bassin ist die Wärme des Wassers immer gleich bei 29,5« R. ») Prof. Dr. Fr. Hru schauer's chemische Untersuchung der Mineralquelle des RömetbadeS nächst Tüffer. — Oestr. med. Wochenschrift l845, Rr. l5. (l2. Aplil.) «2 Im Bassin scheint das Wasser etwas in's Bläuliche zu spielen; im Glase aber ist es kristallhell. Frisch geschöpft ist es ganz geruchlos; nach langem Stehen, zumal in einem nicht ganz reinen Gefäße, an der Luft entwickelt es eine Spur von Hydrothion-Geruch (wahrscheinlich von Umwandlung eines Theils des darin enthaltenen Glaubersalzes in Schwefel.'eber). Herr Prof. Hruschauer fand es auch beim Schütteln geruchslos, selbst ein Jahr aufbewahrt, vollkommen klar und ohne besonderen Geruch. Der Geschmack des warmen Wassers ist angenehm, und hat etwas Pickcmtes, Bitterliches, und durchaus nicht das Leere und Eckelhafte eines künstlich gewärmten Wassers, weßhalb es sich auch sehr gut trinken läßt, und selbst von krankhaften Verdauungswerkzeugen gewöhnlich leicht vertragen wird. Abgekühlt hat es einen etwas alkalinischen Geschmack. Das specifische Gewicht desselben zum deftillir-ten Wasser ist nach Herrn Prof. Hruschauer bei 15° C. IM09 zu 1,0N00. Dem Gefühle nach ist es weich und seifenartig anzufühlen, edle Metalle werden in demselben rein und glänzend, echte Perlen aber laufen etwas gelblich an. Die Badwäsche wird an der Luft nach und nach etwas röthlich, und erhält, wenn sie nicht gut getrocknet wird (was auch schon Herr Prof. Schullgru« ber bemerkte) allmälig einen Hybrothion-Geruch. Uebrigens bleiben die physikalischen Eigenschaften dieses Wassers zu jeder Jahreszeit die nähmlichen, und kein Witterungswechsel hat auf dieselben Einfluß. 3 34 3. Chemische Analyse Schon im Jahre 1773 analysirte Hr. Prof. v. Cranz unser Heilwasser, obwohl nur oberflächlich*). Genauer wurde es vomHrn. Prof. Schallgruber im Jahr I6l3 untersucht, welcher jedoch nur den durch Abdampfen erhaltenen Rückstand einer Analyse unterzog, und die Probe durch Reagentien nicht genau vornahm "*). Die Resultate konnten also bei beiden nicht ganz verläßlich scin. Da es überhaupt schwierig ist, die quantitativen Verhältnisse der Bestandtheile eines Mineralwassers genau zu bestimmen, durch das Abdampfen immer einige Zersetzungen statt finden, und man daher bei solchen Analysen nicht selten neue Produkte für Edukte erhält, so zog Hr. Dr. Macher die Untersu-chungs-Methode durch Reagentien, nach dem Muster des rühmlich bekannten bairischcn Hydographen Dr. Ioh. Bapt. Graf, diesen so mühsamen als unsicheren Operationen vor, und fügte seinem Echrift-chen blos eine approximative Angabe der Quantitäts-Verhältnissebci. In dem frisch aus dem erst angelassenen Bassin geschöpften Wasser befanden sich: l ffreie Kohlensäure, für eine Wärmquelle in großer Menge; *)'Ioh. H. v. Cranz Gesundbrunnen der österr. Monarchie. Wien 1777. »5) Jos. S chall gruber'«! Aufsätze und Beobachtungen aus dem Gebiete der Heilkunde sammt Darstellung der Bäder zu NeubauS und Tüffer. Gratz 1816. 33 2. Kohlensaurer Kalk, viel; 3. Kohlensaure Magnesie, ziemlich viel; 4. Kohlensaures Natron, wenig; 5. Kohlensaures Eisen, eine Spur; 6. Schwefelsaures Natron, etwas weniger als kohlensaure Magnesie; 7. Schwefelsaure Bittererde, eine Spur; 8. Schwefelsaurer Kalk, eine Spur; 9. Kieselerde, wenig. Der nach Abdampfen eines Civil-PfundeS trockene Rückstand betrug etwas über 2 Gran (in nicht wasserfreiem Zustande.) Die einzelnen Mengen dieser siren Bestandtheile gab Hr. Dr. Macher nur im beiläufigen Verhältnisse an. Die Menge der freien Kohlensaure be« stimmte Hr. Apotheker Vaumbach in Cilli in 80 K. Z. Wasser auf 15 K. Z. freies kohlensaures Gas, wonach also in einem Civil-Pfunde 0,58 K. Z. und in 1000 K. Sch. 32,329 K. Z. kohlensaures Gas enthalten wären. Im Jahre 18 l5 beschenkte uns jedoch Hr. Prof. Dr. Hru schau er in Gratz mit einer neuen dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechenden ausführlichen Analyse. Die Resultate derselben sind im Wesentlichen folgende: 1000, ^ Gramme Wasser abgedampft gaben 0,264 wasserfreien Rückstand — 0, 026t cj. C. Beim Kochen entwickelte sich Kohlensäure, und es siel ein 3" 3« weißer Niederschlug zu Boden — Kalk, Bittererde, eine Spur von Eisenorid. Nach der quantitativen und qualitativen Analyse befanden sich: Bestandtheile in l000Thei- len Nasser Gran ln l Medizi« nalpfund (»2 Unzen) Was. Gran a Fixe. Kohlensaurer Kalk . . . . » 0, 032500 0, 187200 Kohlensaure Bittererde .... 0, 007522 0, 043327 Schwefelsaure! Kalk.....0, 0l36l3 0, 07S4N bo. Nation .... 0, 027323 0, 157360 Chlormagnesium......0, 003850 0, 223776 Chlornatrmm.......0, 057552 0, 331499 Hiselsaure........ 0, 038667 0, 499202 Kohlensaurer Eisenoridul . . . (unwägb) (unwa'gb.) Elfraktive organische Materien . - ^ Summa der siren Bestandtheile d. Flüchtige. Freie Kohlensäure..... Summe aller Bestandtheile . 0, 264027 0, 38876l l, 520795 2. 239263 0, 65^788 3, 760056 Vergleicht man beide Analysen in qualitativer Hinsicht, und reduzirt die vom Hrn. Dr. Macher angegebene Menge der firen Bestandtheile auf den wasserfreien Zustand, so stimmen sie im Wesentlichen ganz miteinander überein. 3V Besonders merkwürdig für ein Warmbad ist der große Gehalt an freier Kohlensäure, welche sich schon durch ein häufiges Blasenaufwerfen, zumal aus der mittleren Quelle, kundgibt. 4. Per ncnaufgesundene Mineralschlamm des Nömerbades. Im vorigen Winter (l844) wurde bei der Erd-Aushebung zum Fundamente für eine Mauer am Neubau ein sechs Schuh hoher ^wahrscheinlich rönn-scher) Kanal entdeckt, in welchem sich eine bedeutende Menge beinahe lauwarmen Schlammes vorfand. Dieser Kanal liegt ll Schuh unter dem Pflaster des Hofraumcs, und läuft unter dem Neubau und dem Badhause fort bis in die Nähe des großen Bassins, von welchem' er durch eine eingestürzte Mauer getrennt ist. Das obere Ende desselben aber zieht sich bis zum Fuße des westlichen Hügels , wo man eine massive, ein Achteck vorstellende Grundmauer fand, die ehedem wahrscheinlich die Bestimmung hatte, als Revervoir für das warme Mineralwasser zu dienen, welches man von hier aus in die einzelnen Bäder zuströmen ließ. Der Schlamm, welcher sich in diesem unterirdischen Gange befindet, ist stets mit einer starken Dampfschichte bedeckt, und hat eine Temperatur von »6,7° Reaum. Er schmeckt schwach säuerlich, und hat, von dem beigemengten Eisenoryd, eine röthlich-gelbe Farbe. Die Oberfläche desselben zeigt eine ungesähr drei Linien dicke Klüfte, die wie Tuffstein aussieht und mit Mineralsäuren aufbraust. 38 Nach Hrn. Kof. Hruschauer besteht dieser Schlamm aus Kohlensäure, Kieselsäure und Chlor, als Säuren; und Kalk, Bittererbt, Thonerde und Eisen in orvdirtem Zustande; als Basen. Eine quantitative Analyse der Hauptbestand« theile derselben gab in 6,548 Grammen getrockneten Schlammes: 0,949 Gramme (— 14,49 p. Q) Eise no 5yd, welche 21, 17 p. C kohlensaurem Ei-senotydul entsprechen; 3,661 (— 55,91 p. (?) Kieselsäure, und 1,8 l0 Gramme (— 20,22 p. C.) Thonerde, nebst Spuren von chlorsauren Salzen. Dieser Mineralschlamm, welcher mehre der wirksamsten Bestandtheile unserer Heilquelle in der concentrirtesien Form enthält, ist der Schlammerde von Schlangenbad und Loka sehr ähnlich, und dürfte bei vielen Hautkrankheiten, bei Steifheiten und Contracturen der Glieder, bei hartnäckigen Drüsengeschwülsten u. dgl. von ausgezeichneter Wirksamkeit sein. 5. Vergleichung des Nömerbadcs mit Hem Wildbade Vastcin. Praktische Aerzte, welche Gelegenheit hatten zwischen den Heilwirkungen des Ga stein er- und des Römerbad es Vergleichungen anzustellen, fanden solche im Allgemeinen sehr ähnlich, und dieser Gegenstand kam auch bei Gelegenheit der 21. Naturforscher-Versammlung in Gratz (im September 1843) zur Sprache. 3» Herr Dr. Gorischek aus Wien lenkte in der 5. Sitzung der Sektion der praktischen Medizin die Aufmerksamkeit dieser Versammlung auf die Säuerlinge ur.d Thermen des Eteierlanbes, und besonders des Römerbades, welches er in dem chemischen und dynamischen Eigenschaften dem bekannten Wildbade zu Gaftein gleichstellte, und es dem ärztlichen Publikum um so mehr der Berücksichtigung empfahl, „als Gastein zwischen Hochgebirgen eingekeilt, einen steten Witterungswechsel unterworfen sei, welcher auf schwache Kranke oft sehr störend und nachtyeilig wirke, indessen die schöne Hügelwelt des südlichen Steierlan-des, gegen rauhe Winde und Stürme geschützt, schon italienische Lüfte athme." Dieser geachtete Praktiker empfahl daher seinen Kollegen, besonders im nördlichen Teutschland, die fteirischen Heilanstalten Tüffer, Neuhaus, Glei-chenberg, Rohitsch u. s. w. zur Heilung ihrer schwachen Kranken, die der klimatischen Verhältnisse wegen die Heilung in der Heimat nicht erlangen können. In derselben Sitzung hielt auch Hr. Gubernial-rath und Landes'Protomebikus Dr.Wenzl Streinz einen Vortrag über die steirischen Mineral-Quellen und Bäder, und hob darunter auch das Römerbad im romantischen Sannthalc hervor, welches wegen seiner Fruchtbarkeit unter dem Einflüsse eines milden Klimas und rücksichtlich der höchst lieblichen Umge» bungen das Tempe des Steierlandes genannt zu werden verdiene. Hr. Dr. Streinz deutete ebenfalls auf die große Aehnlichkeit der chemischen Ver- 40 hättnisse der Heilquellen von Tüffer und Ga> stein hin *). Um diese Aehnlichkeiten einigermaßen anschaue lich zu machen , folgt hier eine vergleichende Ueber-sicht der chemischen Analysen beider Thermen "*). Venennnng dcr Bestandtheile. Behalt in 12Unzen sl Mcd. Pfund). Wasser. des Römerba oes nach Hru> schauer. ocsGafieiner» bades nach TrommSborss Schwefelsaures Natron Salzsaures do. Kohlensaures do Schwefelsaurer Kall. Salzsaurer do. . Kohlensaures do. . Kohlensaure Vittererde Salzsäure do. Kohlensaurer Eisenorpdull Kieselsäure..... Ertraltive organische Materien . Kohlensaures GaS . . . . 0, 157 Gran 0, 321 . 0, 078 « 0, ,57 ü 0, 043 ., 0, 224 ., Spur „ 0, 499 ., Spur ., 2, 239 ., l, 050 Gran 0, 300 . 0. l02 « 0, 102 -0, 176 -0, 178 <, 0, 063 " nach Maier) 1, 709 I o.iKob.Zl.» Summa . . . . 3, 758 ., (3, 700 *) Aemtlicher Bericht über die 2l. Versammlung teut« scher Naturforscher und Aerzte in Gratz, im Septem« ber 1643 von den l. l. Prof. Dr. kanger und A. Schrötter. Grah 1844. ")Da TrommSdorfS Berechnung auf <6 Unzen in verschiedenen Bruchtheilen gemacht ist, so wurde sie hier auf 12 Unzen und auf Dezimal. Bruchzahlen reduzirt. 4R Die Temperatur der Römerquelle ist 30 " Reaumur; die des Gasteiner. Bades 37 " bis 40" R. Aus dieser Uebersicht geht hervor; ».Daß beide Thermen beinahe ganz dieselbe Menge wägbarer Bestandtheile enthalten, obwohl die siren Bestandtheile des Römerbades in l2 Unzen (l,5l9 Gr.) von denen zu Gaftein (2,091) um 0,572 Gran übertroffen werden, b. Daß sie an Gehalt von salzsaurer Soda und kohlensaurem Kalke ganz gleich sind, und nur das Römerbad eine merklich größere Menge von Kieselsäure und freier Kohlensäure ausweift, Gastein aber an schwefelsaurem Natron prävalirt; e.Daß Gaftein gar kein Eisenorydul, und das Römerbad nureineSvur davon enthält. Diese große Aehnlichkeit der chemischen Bestandtheile beider Thermen läßt auch auf eine ganz ähnliche Wirkung schließen, welche durch die zahlreichen Erfahrungen geachteter Aerzte bestätiget wird. Das Römerbad hat noch überdies den Vortheil eines ausgezeichnet günftigen Klimas und einer mäßigen natürlichen Temperatur des Heilwassers, welche die der menschlichen Blutwärme nicht bedeutend übersteigt, und somit vor dem Gebrauche keiner Abkühlung bedarf. 42 III. Bemerkungen über die Entstehung dieser Warmquelkn. Die meisten Schriften über Warmbäder enthalten mehr oder minder gegründete Hypothesen über das Entstehen der natürlichen Wärme in denselben. Mancher glaubt der Natur ihre Geheimnisse, welche sie tief unter uns verborgen hält, bereits abgelauscht zu haben; aber leider bleibt Alles nur bei Vermu-thungen und gelehrten Träumen, und wir smb der Lösung des Räthsels noch nicht um Vieles näher gekommen. Origenes läßt diese Bäder heiße Thränen verstoßener Engrl sein; Plato, Paracelsus und Helmont leiten die Wärme derselben von einem unterirdischen Feuer, andere bloß von einer schnellen Bewegung des Wassers ab ; Vlondel glaubte die Ursache in einer chemischen Effervescenz, und Lifter in Zersetzung von Schwefelkiesen gefunden zu haben. Letzterer Meinung pflichtet auch der um die Bäder Teutschlands so verdiente Zuckert bei. Andere lei< »en diese Wärme von der Nähe tobender Vulkane und brennender Steinkohlenstötze her, und der berühmte Steffens glaubt dieselbe in einem, das Innere aller Gebirge belebenden galvanischen Prozesse gegründet, welche Meinung Kaftner wieder bestreitet. Die meisten dieser Hypothesen mögen etwas Wahres an sich haben , und wir wollen selbst wegen der Thränen verstoßener Engel nicht rechten, wenn sie uns nur Genesung heraufweinen — denn zur Anschauung des Innern der Natur werden wir auf die- ___43 ser Welt doch nie gelangen. So viel glaube ich hier bemerken zu müssen, baß die Wärme unseres Bades in einiger Beziehung zu den ungeheuer ausgedehnten Steinkohlenflötzen dieser Gegend zu stehen scheine, und das lebhaftere Blasenaufsteigen, welches man immer zur Zeit eines Erdbebens, oder eines erschütternden Ausbruchcs südlicher Vulkane, besonders bei der mittleren Quelle beobachtet haben will, auf eine, wenn auch entfernte, Verbindung mit diesen gewaltigen unterirdischen Prozessen hindeute. Dritter Abschnitt. Wirkungen dieses Heilwajjcrs ans den kranken Vrganismns. I. Vorbemerkungen. aus den oberwahtcn physikalischen Eigenschaf« ten und den durch chemische Analyse ausgemittel-ten Bestandtheilen unseres Wassers können wir mit ziemlicher Sicherheit auf die allgemeinen Heilwirkungen desselben auf den kranken menschlichen Organismus schließen; aber auch die bisherigen Erfahrungen haben dieselben schon im Voraus viel-fcltig bestätiget. Die Heilung einer Menge der verschiedenartigsten Körpergebrechen, welche wir in der neueren Zeit durch diese Jahrhunderte lang vernachlässigten vaterländischen Bäder beobachteten, beurkundet wenigstens zum Theil auch die specifischen Kräfte derselben, und wir dürfen bei thätig fortgesetztem Beobachten bald einen reicheren Vorrath von Erfahrungen hierüber erwarten. 4z n Allgemeine Heilwirkungen nach den Physikalischen Eigenschaften der einzelnen Bestandtheile des Wassers. I. Die tellurische Wärme, innigst mit dem Wasser , als seinem Vehikel verbunden, und die mensch' liche Vlutwärme kaum überschreitend, hüllt den kranken Körper angenehm ein, und wirkt schon dadurch, abgesehen von ihren übrigen specifischen Heilkräften wohlthätig auf denselben; denn das Hautsyftem wird von dem ungleichmäßigen, störenden Einflüsse der athmosphärischen Luft größtentheils abgeschieden, die verstopften Colaiorien derselben werden allmählig eröffnet, und der dem Organismus selbst inwohnen-den Heilkraft wird ein freier Spielraum zur Entwicklung ihrer Thätigkeit gegeben. Dieses abscheidende Midium regt auch das Hautorgan gelinde auf, belebt die Circulation in den Lymph- und Blutgefäßen, besänftiget die aufgeregten Necven, durchdringt mit seinem schmeichelnden Neitz alle Systeme und Organe des Körpers, und regulirt bethätigend alle Functio-nen desselben. Vorzüglich wirkt das tellurisch warme Wasser als Getränk auf die ersten Wege, welche dadurch gleichsam wie die allgemeinen Bedeckungen im Bade, angenehm eingehüllt, gelind aufgeregt, und höher belebt werden; daher auch den aufgenommenen Hcilftoss besser verdauen, so wie die Wirkungen desselben leichter und schneller im ganzen Organis-mus verbreiten können. 2. Das freie kohlensaure Gas, welches in unserem Heilwasser in auffallend großer Menge 4« (wie inwenigen Warmbädern) enthalten ist, unterstützt die belebenden, aufregenden und secernirenden Kräfte des tellurisch warmen Wassers (sowohl bei äußer' lichem als innerlichem Heisgebrauche) auf das thä-tigste. Es macht den Geschmack desselben angenehmer und die Verdauung leichter, erhöht die Eßlust, beschleunigt die periftaltische Bewegung des Darmca-nals, und hilft zur Neutralisirung alkalischer Schärfen in den ersten Wegen. Vorzüglich besänftigend wirkt dieses Gas auf eine abnorm gesteigerte Empfindlichkeit des Magens mit anfangenden Stockungen in demselben. 2. Das auflösende Salz (größtentheils Glauber- und Kochsalz) wirkt im Bade als gelinder Hautreiy, befördert die Circulation in den Haargefäßen, löst die Stockungen in denselben, reiniget Geschwüre und trägt viel zur Heilung verschiedener Hautausschläge bei; auch scheint es im Vereine mit dem tellurisch warmen Wasser bei lange anhaltendem Baden das Hervorbrechen des Bad ausschlag es zu verursachen. Nicht unbedeutend sind die Wirkungen dieses Salzes bei innerlicher Anwendung auf den Darmcanal, wo es in mäßiger Menge genossen, gelind, und nicht erhitzend reitzt, reiniget, auflöst, die Secretion befördert, und diese Kräfte auch in den zweiten Wegen, vorzüglich in den Nieren, dem Lymph-und Drüsensisteme ausübet. 4. Kohlensaures Eisen-Orydulk ist in unseren Quellen nur sehr wenig vorhanden; aber eben deßhalb scheinen sie um so anwendbarer und heilsamer für unzählige Uebel. Wir haben keine so tu« 4V multuarische Wirkung dieses ungemein kräftigen Heilkörpers zu befürchten, wie sie oft bei stark eisenhaltigen Mineralwässern beobachtet werden, als: große, anhaltende Neitzung des Blutgefäß- und Nervensistems, Verdauungsbeschwerden, Congestionen des Blutes nach dem Kopfe und den Lungen, bei lang fortgesetztem Gebrauche selbst eine eigene Art von Kacheiir, und viele andere richt unbedeutende krankhafte Affec-tionen. Hier wirkt dieses heilkräftige Mittel nur lang-samund unbemerkt, da es nicht nur in sehr kleiner Merge im Wasser enthalten ist, sondern auch mit Stössen in Verbindung kömmt, welche das Verdauen dcsftlben erleichtern und befördern. Es stärket, besonders innnerIich genommen, allmählig die Verdauungswerkzeuge, und hebt dadurch langwierige Verstopfungen, wie auch manche Hypochondrie; es belebt die sinkende Thätigkeit in dem Gefäßsisteme, vermehrt den rothen Bestandtheil des Blutes, stärkt die Muskelfasern und Nerven, hemmt die übermäßige Schleimbildung, gibt den erschlafften Genitalien neue Kraft, und hebt dadurch die von Schwäche und Larität henührende Impotenz und Unfruchtbarkeit. Selbst im Bade beschränken sich die Heilwirkungen dieses in dem eindringenden Vehikel vollkommen aufgelösten Metall- OrMlls nicht bloß auf das Hautsistem, in welchem sich zuerst die stärkenden Kräfte äußern, sondern sie verbreiten sich von da aus über den ganzen Organismus, und wirken gleich be« lebend sowohl auf die Incitation als Vegetation desselben. 5. Die kohlensauren Erden, welche mehr 48 als zwei Drittel der festen Bestandtheile unseres Wassers ausmachen, tilgen bei innerlichem Gebrauche die vorwaltenden Säuren in den ersten Wegen, bewirken durch die hiebei sich entwickelnde Kohlensäure einen belebenden Neitz auf den Darmcanal, und zeigen eine gelind auflösende und eröffnende Eigenschaft. Sehr heilsam wirken sie bei eingcwurzel-ten gichtischen und rheumatischen Uebeln, bei vorwaltender Säurebildung sowohl in einzelnen Organen, als im Gesammtkörper, sie lindern die Stein« beschwcrdcn, und befördern die Knochenbildung vorzüglich bei Hindern in den ersten Entwicklungsjahren. Im Bade zeigen diese kohlensauren Erden, in dem tellurisch warmen Waffer vollkommen aufgelöst, eine besonders wohlthätige Wirkung auf das Hautsi-ftem. Sie reinigen seiscnartig, und schmeidigen die allzustrafe, ridige Haut, heben die unangenehm riechenden sauren Ausdünstungen und Schweiße, reinigen die Geschwüre, tilgen die Schärfen in denselben, und heilen oft die hartnäckigsten offnen Schäden so wie veraltete Ausschlägc. 6. Zusammenwirkung aller Bestandtheile. DieKräfteder einzclncnBestandtheile unseres Hcilwaffers wirken jedoch sich gegenseitig mo-disizicend in ihrem innigen Vereine, und gewiß mit mchren uns noch unbekannten Agentien verbunden (Elektricität, Magnetismus?) in dem lebendigen Ganzen — als dem Erzeugnisse eines tief unter uns waltenden tellurischen Lebens — auf eine ganz eigentümliche Weise, zu deren Elkenntniß uns die 4V Eigenschaften der oben angeführten Bestandtheile nur einen Fingerzeig geben. Ich bemühte mich diese Wirkungen, in so fern sie aus der Gesammtheit der Kräfte genannter einzelner Stoffe, und den bisherigen Erfahrungen hervorgehen, in folgenden Absätzen kurz darzustellen. III. Allgemeine Wirkungen unseres Mineralwassers als eines lebendigen Ganzen. Im Allgemeinen spricht sich die Hauptwirkung dieses Wassers, sowohl beim äußerlichen als innerlichen Gebrauche desselben, als eine gelind reizende, auflösende und die Absonderung s thätig keit überhaupt befördernde aus. Als Getränk äußert es seine belebende und auflösende Kraft zuerst im Verdauungsistem, es bethätigt durch einen gelinden Neiz die peristalische Bewegung des Darmkanals, tilgt die etwa vorhandene Säure in den ersten Wegen, hemmt die abnorme Schleimbil-dung, befördert die Circulation in dem Pfortader-sistem und den Hämorrhoidalgefäßcn, löst Stockungen in den Unterleibsdrüscn, und belebt die gesunkene Eßlust. Vom Dauungskanale aus verbreitet sich die wohlthätige Wirkung weiter auf die mit diesem in naher Verbindung stehenden Organe, besonders auf die Urinwerkzeuge; es vermehrt die Harnabsonderung , neutralisirt die Blasensteinsäure und mildert 4 5« hie Steinbeschwcrden. Nicht minder heilsam mrkt es auf das Lungenorgan, zumal bei krankhasten Affcktionen der Schleimhäute desselben, W veralteten Katarchen, zur Lösung zäher Schleim-Kon- crcmente u. s. w. Weit stärker noch treten die meisten dieser WlrluU" beim außerordentlichen Gebrauche des Mineralwassers hervor. Als Bad angewendet übt es seine gc-lindreizcnde und stärkcndeHcllkraft zuvörderst imHaut-sistemc aus, und zwar sowohl im Ncrvensistem der Haut, als im Lymph- und Drüsensistem, von wo aus sich seine Wirkungen, obwohl in abnehmender Progression, allmälig über den ganzen Organismus erstreckt. Die trockene, straffe Haut wird dadurch geschmeidiges), ein mäßiger ^ur^or vilaii» tritt ein, veraltete gichtische und rheumatische Schmerzen verschwinden, u. s. w. Eine ziemlich große Menge Wasser, die resorbirt wird, begünstigt die Auflösung festerer Stosse im Innern; mancherlei Stockungen in den Eingeweiden verschwinden, die Harnerkre tion vermehrt sich, und der Urin lagert nicht selten, besonders bei gichtischcn Kranken, einen starken , koviö'scn Bodensatz ab. Vorzüglich wohlthätig und gleichsam spezifisch sind die Wirkungen auf das ») Diese merkwürdige Eigenschaft unserer Heilquelle, die Haut geschmeidiger und schöner zu machen, «nd dadurch gleichsam verjüngend zu wirken, scheint schon Dr. Schallgruber bemerkt zu haben indem er sagi: «Der im Wasser vorhandene Kall wirlt hier als detergi« ^ rendes Mittel auf Art der Seife." Genitalsistem, namentlich beim weiblichen Geschlechte z bei Anschoppungen in den Serualorgancn, bei Un-orbnungen in der Menstrualfunction, Kramvfbe-schwerden vor oder während der Periode u. s. w. Eben so auffallend und schätzenswert^ sind die Wirkungen des Bades in Krankheiten des Nerven-sistems — die abnorm gesteigerte Reizbarkeit bcru« higend und alle dynamischen Mißverhältnisse desselben ausgleichend. Diese nervenberuhigende, wahrhaft sedative Kraft des Heilwassers, wel-che eine vorzügliche Beachtung verdient, erscheint jedoch nur bei sehr mäßigem Gebrauche desselben; zu langes Verweilen im Bade bringt in der Regel gerade die entgegengesetzte Wirkung — heftige Aufregung des Gefäß- und Nervensistems hervor") Der Bade a us schlag, von welchem die meisten Kurgäste hier einige Zeit geplagt werden, ist eine zu bekannte, und auch zu wichtige Erscheinung, als daß ich sie mit Stillschweigen übergehen könnte. Dieses Ercmthem erscheint gewöhnlich nur an einzelnen Theilen des Körpers mit einer juckenden Empfindung in röthlichen Punkten, die dann meistens in einander stießen, und große rothe Flecke bilden. Die Haut ist dabei immer gespannt und et- ») Es versteht sich von selbst, daß es auch Zweck deS Arz« teS sein lann, bedeutende Aufregungen, besonders deS Gefäßsiftems hervorzurufen, wie bei gichlischen Lähmun« gen und Kontrakturen, bei unterdrücktem Goldaderflusse, wo allerdings ein sehr ausgiebiger Kurgedrauch sein« Anwendung finden kann. 4* was angeschwollen. Das Gefühl von Spannen, Iu< cken und Brennen ist manchmal, vorzüglich außer dem Bade, sehr beschwerlich. Dieser Aus schlag scheint blos durch die Einwirkung der alkalischen Bestandtheile und der Badwärme, besonders bei Personen mit zartem, vulnerable» Hautorgan, wenn sie etwas zu lange baden, hervorgebracht zu werden, und zur eigentlichen Heilung wenig oder gar nichts beizutragen. Daher ist es auch zweckwidrig, denselben durch übertrieben langes Vaden erzwingen zu wollen; ja es kann sogar manche üblen Folgen nach sich ziehen. Diese lästige Ausblüthe kömmt bei massigem Badgcbrauche gewöhnlich nach 14 Tagen, oft aber auch viel früher zum Vorschein, hält einige Tage an, und verliert sich dann bei fortgesetztem Baden unter einer leichten Abschuppung. Selten erscheint sie erst nach vollendeter Badekur, wo sich der Kurgast schon lange wieder zu Hause befindet; ein Zeichen, daß die Wirkung dieses Bades nicht gleich nach Aussetzung desselben aufhört, sondern oft noch wochenlang nachdauert. Daher rathe ich jedem Kurgast, nach vollendetem Kurgebrauche unseres Heilwassers die vorgeschriebenen diätetischen Regeln noch längere Zeit fort zu beobachten, sich in einer gleichmäßigen, mehr warmen Temperatur aufzuhalten, und besonders vor Zugluft und Abkühlung zu hüten, damit der fortdauernde Heilungsprozeß nicht gestört oder gar zum Nachtheile für den nunmehr sehr empsind-Men Organismus gewendet werde. «3 IV. Spezielle Krankheiten, in denen sich das Römerbad als heilsam erprobt hat. /,Es bleibt cwig wahr: Erfahrung ist die Mutter der Heilkunst. Von ihr ging sie aus, durch sic muß sie fortwährend genährt, getragen und gehalten werden. Selbst die Theorie, welche allerdings zum Vernünftigdenken und. Handeln nöthig ist, und das Verbinbungs- und Erklärungsprin-zip abgiebt, muß wieder aus der Erfahrung genom« men werden")." Es sollen daher diejenigen Krankheiten, in denen sich unsere Mineralquelle, der Erfahrung gemäß, als vorzüglich heilsam gezeigt hat, hier speziell aufgeführt werden. ^.Krankheiten des reproduktiven Systems. l. Gicht. Obgleich keine Form und Gattung der Gicht, die offene wie die verlarvte, in jugendlichen wie alten Subjekten, den Gebrauch dieser Heilquelle ausschließt — sobald nur der allgemeine Erregungszustand, das Fieber und die Entzündungszufälle beseitiget sind — so eignet sich der Kurgc-brauch doch vorzüglich: 2. Vci d?r unvollkommcnenGicht, wo blos einige Vorbotheu derselben erscheinen, namentlich schmerzlose Anschwellungen einzelner Theile; ») Hufelands Journal der prall. Heilkunde, N80 l. v. 54 b. bei der atonischen Gicht, wo eS dem Or< ganismus an Kraft fehlt, die Kriesen gehörig zu entwickeln, und statt der gichtischen Entzündung in den Gelenken ungewöhnliche Erscheinungen, wie Geschwüre, Hautausschläge, Verhärtun< gen, Schlcimfll'lsse:c. entstehen, die oft jedem Heilmittel hartnäckig trotzen; e. beider metastatischen Gicht, wo statt der Gelenke innere Theile befallen werden, z. V« der Mkgcn (Magcngicht, Magenkrampf, Verschleimung, chronisches Erbrechen), dcr Kopf (Kopfgicht, Schwindel, Taubheit), das Nervcn-sistem (Hypochondrie, Krämpfe, Lähmungen) u. s. w; 6. bei der desorg anisirenden Gicht, wo sich bereits Gichtknoten, kalkartige Konkremente, Steifheiten und Kontrakturen gebildet haben. In dieser letztern Form der Gicht, die äußerst häusig vorkommt, hat sich unsere Badeanstalt einen bedeutenden Namen erworben. Der Erfolg ist fast immer dem Wunsche des Kranken entsprechend, wenn nicht etwa vollkommene Verwachsungen der Gelenkenden jede Heilung unmöglich machen, und die Kur gehörig lang fortgesetzt wird. Einen hiehcr gehörigen Fall erzahlt Schallgrub er von einem „sehr vornehmen Kurgaste, wel< cher an allgemeiner Kontraktur litt, dergestalt, daß er anfä'ngich in'das Bad getragen werden mußte, und nach 10 l? Tagen allein, u„d olnie Krücken in selbes ging." »5 Eben so glänzend ist der Erfolg bei gichtischen Ausschlägen und Geschwüren «tonischer Art. Ein armer Taglöhner, der am Rücken mit einem herpes-artigen Ausschlag bcdeckt und an den Füßen mit handgroßen Gichtgeschwüren, die ein sehr eckelhaftes Ansehen hatten, behaftet war, wurde durch den mehr-wöchcntlichen Gebrauch des Armenbades von beiden Uebeln vollständig befreit. Nicht selten leiden derlei Kranke gleichzeitig an Störungen der Verdauung und Infrakten im Unier-lcibe, wo es dann zweckmäßig ist, den innerlichen Gebrauch unsers Wassers, am besten mit einem Zusatz von Karlsbadersalz, dec Kur vorauszuschicken oder nach Umständen mit ihr zu verbinden. 2. Die Nheumatalgie. Dieses allbekannte Uebel wird nicht selten mit dem vorigen verwechselt, obgleich es sich schon durch seinen Sitz — in den fibrösen und serösen Häuten — von demselben unterscheidet. Häusig ist sie die Folge übel behandelter Rheumatismen, ungeschickter Schwitzkuren oder anderer schwächender Schwitzmethoden. Wie die Gicht, so kommt auch der chronische Rheumatismus (oder die Nheumatalgic) unter verschiedenen Formen vor, am häufigsten als periodischer Kopfschmerz, Ohren-schmcrz, Kardialgic, Asthma, Hüftweh, lähmungs-artigc Schwäche der Glieder u.s.w. Leichte Rheumatismen verschwinden in der Regel nach einige wenigen Bädern; eingewurzelte Uebel der Art erfordern eine länger,' Kur. Die Zeichen ciücs gnten Erfolges sind hier, wie dci cnchrilischcn beiden, 5S el« häufiger Abgang von saturirtcm, wolkigen Harn, der häufig einen röthlichen Bodensatz macht. 3. Die Scrovhclkrankheit. Viele Aerzte hehauvten, wahrscheinlich aus theoretischen Gründen, daß der Gebrauch der Thermalbäder nur bei den sogenannten Hautscrophcln passe, welche cntwe-der von Störungen des Hautorganes ausgehen, oder sich auf dasselbe reflection, und in Form von Ausschlägen, oberflächlichen Geschwüren, und mancherlei spezifischen Absonderungen, Vlcnnorrhöen der Ohren u. s.w. sich kundgeben. Eine längere Erfahrung hat mich jedoch überzeugt, daß unsere Heilquelle auch bei inneren Scropheln, namentlich bei Anschwellungen der Gekröedrüsen, ja selbst bei Atrophie und Rhachitis, noch Ausgezeichnetes leiste. Höchst zweckmäßig wird in solchen Fällen mit der Badekur der innerliche Gebrauch eines jodhaltigen Mineralwassers (der Adelheitsquelle, die Gleichenber-ger Konftantins-Quelle) verbunden. Es versteht sich übrigens von selbst, daß hier von einem schon weit ge-diehenen Grade von scrophulöser Atrophie mit Coll-quation nicht mehr die Rede sein kann. Am ausgezeichnetsten war der Erfolg bei jugendlichen Personen, welche an scrophulösen Aus-schlägcn, an anfgetricbenem Unterleib mit sauer riechenden Stühlen, an Verkrümmungen des Rückgra-des, an Coralgie u. s. w. litten. Eben so leistete das Bad bei einem Knaben, welchen Knochenauftrei-bungen und beträchtliche Vereiterung des Zellgewebes sehr entstellt hatten, vortreffliche Dienste. 4. Hautkrankheiten. Wenn auch den 57 Schwefelthermen bei der wahren Krätze und alle« scabiösen Krankheiten vor allen übrigen Heilquellen der Vorzug gebührt, so giebt es doch noch zahlreiche Krankheiten der Haut, in denen das Römerbad nicht minder wirksam und angezeigt ist, und in de« nen es sogar den Vorzug vor jenen verdient. Be< sonders gehören Hieher: a. Mancherlei Deformitäten der Haut, als Rauhigkeit, Härte, Schrunden und Riffe derselben. Höchst wirksam ist es daher in allen den Fällen, wo es auf Reinigung und Veredlung dieses Organs, auf Bethätigung der normalen Funktionen desselben ankommt, und wo es Zweck ist, die Wiederherstellung der Geschmeidigkeit und natürlichen Schönheit der äußern Haut zu erzielen, übelriechende Schweiße an Händen und Füßen zu beseitigen u. s. w. b. Die Flechte und die mit ihr verwandten Hautübel, wie namentlich die Ousts »erpiFiuo»» der Kinder, selbst wenn sie durch lange Dauer sehr hartnäckig geworden und gleichsam mit der Konstitution des Kranken innig verschmolzen sind. o. Unterdrückte Ausschläge, besonders der letztern Alt. Hier ist ein ausgiebiger Kurgebrauch bis zum Erscheinen des Vadeausschlags nicht selten von ausgezeichnetem Nutzen. Häufig iritt in solchen Fällen, gleichsam mit dem Vadefricsel, das zurückgetretene Eranthem zur großen Erleichterung des Kranken wieder hervor. «l. Atonische Geschwüre, namentlich an den unteren Gliedmaßen; Beschwerden von schlecht 53 verheilten Wunden und anderen Schäden. Diese brechen oft im Vade von selbst wieder auf, reinigen sich, und vernarben bald wieder vollkommen , ohne irgend einen Nachtheil zu hinterlas« sen. Vielleicht dürfte in derlei Uebeln der Vadc-schlam.sich wirksam erweisen. 5. Verdauungskrankhcitcn. Die vl'elge-staltetcn Magenbeschwcrden, als: Appetitmangel, Aufblähen des Magens und des Unterleibs, Sodbrennen , habituelles Würgen und Erbrechen, Magen-lrampf, unordentlicher Stuhlgang:c. eignen sich nur dann für den Gebrauch unserer Heilquelle, wenn sie entweder von atonischcn Anschoppungen der Eingeweide herrühren, oder in Schwäche und krankhafter Reizbarkeit des Magens und Darmkanals ihren Grund haben. Sind gleichzeitig Unrcinigkeitcn in den ersten Wegen, sogenannte Sordcs, vorhanden, so müssen dicse durch zweckmässige Mittel vorerst entfernt wer-den. In ähnlichen Fällen, besonders aber bei wahren Verstopfungen dcv Baucheingcweide, bei Infracten des Darmkanals u. s. w. paßt der Nohitscher Brunnen weit besser, der hier cin vortreffliches Heilmittel biethet: 8uum cuilsn«. 6. Krankheiten der Harnwerkzeugs. Eine bekannte und auffallende Eigenschaft unseres Wassers ist, d^ß es stark auf die Harnabsondcrung wirkt, und die Thätigkeit der Nieren erregt. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß es bei schmerzhaftem Harnen (Msutie und Strangurie) aus Uebermaß an Gicht- und Harnsteinsäure, so wie bei krampfhafter Harnverhaltung ssogenannten Han windend »9 wohlthätige Linderung schasse. Ich sah nicht selten griesartige Konkremente und selbst größere Steine, am öftesten bei Arthritikern, abgehen, besonders wenn sie die Trinkkur gleichzeitig mit der Badekur verbanden. Schmerzen in den Nieren verschwinden oft nach einigen wenigen Bädern. »t Krankheiten des Blutgefäßfistems. I. Hämorrhoiden. Selten kommen die schon ausgebildeten und regelmäßig verlaufenden Hämorrhoiden zur ärztlichen Behandlung an Kurorten vor. Gewöhnlich schätzt man sich glücklich, wenn man sie einmal zum Flusse gebracht hat, und sucht in der Regel nur dann durch den Gebrauch der Mineralbäder Hilfe, wenn es sich darum handelt, entweder die Anlage zu dieser Krankheit gänzlich zu heben, oder wenn das Uebel schon zu weit vorgeschritten ist, die Goldader fließend zumachen, oder den Plötzlich un< tcrdrückten Hämorrhoidalfluß wieder zum Ausbruche zu bringen. In allen diesen Fällen hat sich das Nö-mcrbad vielfältig erprobt. Gegen das lästige Jucken am Mastbarm, bei schmerzhaften blinden Hämorrhoi-dcn, dic es nicht scllen vollständig zertheilt, und bei den verschiedenartigen krankhaften Zufällen, welche nach Unterdrückung eines habiturll gewordenen Gold-adclssusscs sich einstellen, leistet es ausgezeichnete Dienste Die Wiederherstellung dcs Blutflusscs erfolgt oft sehr bald, und zur auffallenden Erleichterung des Kranken. Nicht minder wohlthätig ist dlssen Wirkung bei sogenannten Blasenhämorrboidkn «nd bei Entar« iungen der Maftdarmvenen, wenn sie nicht schon scirrhöser Natur sind. Sogar eine Mastdarmsistel, welche sich in Folge eiternder Hamorrhoidalknoten ausgebildet hatte, verschwand nach einem anhaltenden Gebrauche der Badekur. Schönlein*) rühmt die „sedativen Mineralwasser, namentlich die Alpcnbäder von Pfäffcrs und Gastein" (in welche Kategorie auch unscrc Heilquelle gehört.) vorzüglich dann, wenn die Krankheit mehr die semsible Sphäre ergreift, zumal bei Individuen, die eine nüchterne, magere Lebensweise führen, aber dabei starke Geistesanstrengungen erlitten haben." 2.Fehler derMenstrualfunktion.Dicweib-lichen Regeln werden in ihrer Periodizität und ihrem normalen Verlaufe auf verschiedene Weise getrübt; bald erscheinen sie zu sparsam, bald zu häufig, bald gar nicht, bald unordentlich oder von mancherlei Schmerzen, Koliken, Krämpfen u. s. w. begleitet. Die Grundursache dieser Leiden liegt häusig in Schwäche mit erhöhter Reitzbarkeit des Urinsiftems, (wo die Regeln meistens zu sparsam erscheinen); seltener i-, einem Hämorrhoidalleiden, welches sich auf den Unterleib wirft in Form eines Hämorrhoidalstusses, der dann häufig mit der monatlichen Periode zusammenfällt, und durch heftige Nückenschmcrzen und wehenartiges Drängen eine profuse Menstruation sich ankündigt. In beidcn Fällen ist unsere Heilquelle von entschiedenem Nutzen. *) Dessen allg. u. spez. Pathologie und Therapie. 3- B. zum zweiten Male, hatte aber das Unglück, bald darauf ohne zureichende Ursache im 3. Monate der Schwangerschaft zu aborti« rcn. Von nun an erfolgte innerhalb fünf Jahren acht Mal Abortus; die Kräfte schwanden sichtbar, und ein jedem Heilverfahren Trotz biethender Blutfluß drohte dem Leiden ein Ende zu machen. In diesem Zustande riech ihr ein Arzt Hieher zu reisen. Schon die ersten Bäder bewirkten eine auffallende Besserung; die chronische Blutung wurde mit jedem Tage vermindert, und hörte nach acht Tagen ganz auf; Kräfte und Aussehen besserten sich zum Erstaunen Aller, und nach vier Wochen kehrte die Patientin völlig geheilt in ihre Heimat zurück. Ein Jahr darauf wurde sie von einem gesunden, wohlgenährten Knaben entbunden. (Erzählung einer sehr achtbaren Dame, welche 1844 mehr aus Dankbarkeit als Bedürfniß unsere Heilanstalt besuchte.) 6. Allgemeine Schwäche; langsame Nekonvaleszenz. Eben so viel Mühe und Geduld als die Behandlung einer schweren Krankheit, erfordert nicht selten die langsame, oft monatelang sich hinaus ziehende Rekonvaleszenz, besonders wenn sie, mit erhöhter Reizbarkeit des Nervensistems verbunden, nach fieberhaften Krankheiten, Typhen, Hämorrhagien, starken Eiterungen, schweren oder zu schnell nach einander folgenden Kindbetten«, s.w« eintritt. Je reiner diese Schwäche dasteht, je mehr eine indirekte Kräftigung durch Herabstimmung der 5 «6 erhöhten Sensibilität erzeugt werden soll, und je mehr eine gelinde Bethätigung des Hautprozesscs angezeigt ist, desto wohlthätiger und sicherer ist die Wirkung des Bades. Hieher gehört zum Theil auch 7. der Marasmus, oder die sogenannte Altersschwäche, welche sich ohne Zeichen ciner besondern Krankheit zu dem höheren Alter gesellt und oft unerwartet den Tod herbeiführt. Was Dr. Körner in dieser Beziehung vcn der Quelle des Wildbades sagt, gilt auch von unserer Therme: ,/Sie dient zu einem wahren Vcrjüngungsmit-tel dem hinwelkenden Alter, während auch jüngere Personen, die durch Erschöpfung frühzeitig alt geworden, ferner Körper, welche durch Sitzen in dumpfer Stubenluft über dürren Arbeiten verwelkten, mit neuer Kraft und Jugend-Wärme aus dieser Quelle steigen." 8. Lähmungen. Gewöhnlich werden Lähmungen erst dann in die Bäder verwiesen, wenn der Arzt an gutem Rath, und die Apotheke an Arzeneien erschöpft worden ist. Daß sie aber auch in solchen Verzweifelten Fällen nicht selten noch Heilung bewirkten, beweisen die zahlreichen Krücken und Stöcke, welche von geheilten Sichett in unserer Heilanstalt zurückgelassen, und ehedem, gleichsam als Weihge-schenke, in der Kapelle aufgehängt wurden *). *) Des üblen Eindrucks wegen, welchen tiefe Reliquien auf Kurgaste machten, hat man sich bellet Geschenke in letzterer Zeit velbeien. 6? Am ausgezeichnetsten war der Erfolg stets bei den sogenannten metastatischen Lähmungen, welche nach Störungen der Hautthätigkeit oder anderer Ab-sondernngen herbeigeführt wurden, namentlich bei Paralysen aus rheumatischer, arthritischer Ursache, nach zurückgetriebenen Ausschlägen, unterdrücktem Menstrual- oder Goldaderflusse u. s. w. Daß eingewurzelte, veraltete Leiden der Art nicht in der gewöhnlichen Dauer einer Badekur beseitiget werden, und zu ihrer Heilung einen oft monatelang fortgesetzten Kurgebrauch fordern, versteht sich von selbst Dasselbe gilt von Lähmungen der Sinneswerkzeuge Taubheit, Nmaurose, u. s. w. V. Gegenanzeigen gegen den Gebrauch unseres Heilwassers. Es wäre thöricht, dieses heilkräftige Bad als ein Universal mittet darstellen, oder behaupten zu wollen, es könne niemals schädlich sein. Zwar sind die Wirkungen desselben so sanft, und nur allmäh-lig eingreifend, daß man äußerst selten, und bei bloß mäßigem, nicht zu lange fortgesetztem Trinkgebrauche kaum je einen Nachtheil zu besorgen hat. Dem-ungeachtet würben Personen mit apoplektischem Habitus, die an öfterenVlut-Kongeftionen nachdem Kcpfe leiden, nicht ohne Gefahr zu lange im Vad verweilen, da der warme Baddunft, mit der sich entwickelnden Kohlensäure, die auch bei manchen Individuen gleich Schwindel, Kopfschmer- 5* «8__ z'en, Nebligkeiten mit Kogeftionen d^sBlutes nach dem Kopfe bewirken, bei dazu geeigneten Individuen leicht einen Schlagfluß herbeiführen könnten. Eben so würden sehr zarte unb schwach« liche Personen mit großer Reitzbarkcit der Lungen und Geneigtheit zu Kopfschmerzen, wie auch erethistisch schwächliche, zu pro-fusen Menstruen und Utcrinal-Blutflüssen geneigte Frauenzimmer nicht ohne Schaden zu lange im Bade verweilen. Wenn in derlei Fallen das Bad dennoch in anderer Hinsicht angezeigt ist; so rathe ich, dieses, besonders anfangs, nur sehr mäßig und vor«' sichtig zu gebrauchen, dabei aber den Trinkgebrauch zur Hauptsache zu machen. Hiedurch wird die Empfindlichkeit und Neitzbarkcit allmäh-lig gemindert, manche, die Kongestionen bewirkende und unterhaltende Stockung gehoben, die gestörte Circulation der Säfte frei und gleichförmig hergestellt , und so der Organismus zum vorthcilhaftcren Gebrauche des Bades vorbereitet. Ganz zweckwidrig, und geradezu schädlich Wäre der Gebrauch dieses Bades in schon vorgerückten erethiftischen Lungensuchten; in Auszeh« rungen und Wassersuchten, welche bereits dem Stadio der Auflösung sich nähern, und in allen be-deuienden, das Leben bedrohenden Kacherien, deren Grundursachen (organische Fehler, Verhärtungen u. dgl.) von den Heilkräften unseres Bades nicht gehoben werden können. Bei diesen Uebeln Würde durch Beschleunigung der Circulation in den 6» Gefäßen, durch Erhöhung der Lebensthätigkeit und fruchtloses Antreiben der Kräfte zur Beseitigung des Kranlheitsgrunbes, der sonst langsam glimmende letzteLebensfunke unverhä'ltnißmäßig angefacht, und bei dem nur noch sparsam vorhandenen Lebens«Nahrungftosse um desto schneller gänzlich Verzehrt werden. Vierter Abschnitt. Gebrauchsweise dieses Mineralwassers. N. Allgemeine Bemerkungen. Nie verleite der Nath deS unberufenen KliiglerS Dich, in den köstlichen Gaben der gütigen Npmphen zu schwelgen. Neubeck. ^3s ist zum staunen, wie man bisher diese vortrefflichen Heilquellen so sehr vernachlässigen, und die Gebrauchsweise derselben nach veralteten und schädlichen Vorurtbeilen belassen konnte. Kaum wirb es Jemand glauben, daß hier die Ncgel aufgestellt war: ,/Ma n soll nach ein er genommenen gut enPur-gation dasV ad mit j ener Stunde anfangen (das ist: eine StundeVormittag und eine Stunde Nachmittag); durch fünfTage täglichste i gen, dann durch 14 Tageunausgesetzt täglich sechs Stunden baden" — wobei nur jenen, welche dieseö hohe Bad durchaus nicht vertragen konnten, eine Abkürzung vergönnt, und bloß Vt „vier biS fünf Stunden des Tages z« baden" gerathen wurde. Eine solche Badeord-nung mit noch mehr ähnlichem Unsinn ausgestattet, durfte, gewiß unzähligem Kranken zum empfindlichen Schaden, und zum größten Nachtheile der Anstalt selbst — vielleicht schon gegen ein Jahrhundert — im Kur-Saale zierlich auf Pergament geschrieben, öffentlich paradiren, bis sie Verfasser dieser Schrift vor 20 Jahren aus demselben entfernte. Solch ein tumultuarisches Einstürmen auf den kranken Organismus konnte nur bei einem festen Körper mit grober, wenig empfindlicher Haut, und einem wahrhaft b öotischenTcmveramente, welches selbst durch die heißen kroatischen Schrövf-Blut-bad er nicht aus dem Gleichgewichte gebracht werden dürfte, ganz ohne Nachtheil ablaufen. Häusiger Schweiß, Kopfschmerz, Schwin-del, Blutwallungen, Kongestionen, heftiger Durst, ein lange dauernder, quälender, Ba-deausschlag, waren die häufigsten Folgen dieser Badweise. Mancher reitzbar schwache Kandidat der Lungenschwindsucht mag hier den Grund zum wirklichen Ausbruche dieser in ihrem Fortschreiten unheilbaren Krankheit gelegt, und mancher Sicchling, der hier Nahrung für seine sinkenden Kräfte zu sinden wähnte, diese in der fast unausgesetzten, verzehrenden Einwirkung der Wärme vollends ausgeschweißt haben. Möchte uns armen Menschenkinder doch nie der Wahn befallen, die ewig weise Natur nach un« serm Dünkel meistern zu können. Der kranke Orga- 7s nismlts selbst trägt seine Heilkräfte in sich. Der Arzt braucht nur die Hindernisse, welche die freie Wirkung derselben hemmen, hinwegzuräumen, und durch passende sogenannte Heilmittel den ersten A> trieb zur Entwicklung der Thätigkeit zu geben. Selten wird dieß bescheidene Wirken unbelohnt bleiben, während ein blindes Losstürmen auf diese zarte und künstliche Maschine gewiß manches Unheil begründen muß — wie jene plumpe Dienftfertigkeit des Bären in der Fabel, der eine Fliege auf der Stirn des schlummernden Freundes mit einem Steine todtschlug, die auch ein leiser Windhauch verscheucht haben würde. Diesen einfachen Ansichten, und meinen, so wie vieler anderer Aerzte Erfahrungen über die Heilkräfte unseres Bades zufolge, glaube ich nachstehende allgemeine Regeln für den Kur-Gebrauch desselben aufstellen zu können, welche jedoch nach der Individualität der Kranken manchen Modalitäten unterliegen dürften. II. Vorbereitung zur Kur. Diese hat nichts anderes zum Zwecke, als die Hinwegräumung der Hindernisse, welche der freien Heilwirkung unserer Quellen etwa entgegen stehen. So mag bei vollblütigen Individuen (besonders von avoplektischem Habitus,) wenn sie das Blut-laffen gewohnt sind, manchmal vor dem Kur»Gebräu« »3 che ein Aderlaß — selten aber (bei Unreinig-ketten in den ersten Wegen, und Anschoppungen in den Vauchcingeweiden) irgendein leichtes Auflö sungs< mittet nöthig sein, da schon das Heilwasser selbst als Getränke letztere Indikation zum Theil erfüllt. Wichtiger ist die diätetischeVorbereitung, sowohl hinsichtlich des Körpers, als des Geistes. Wer von unserm Bade Heil erwartet, fange schon einige Zeit vor seiner Hieherreise an, alte und eingewurzelte Diätfehler allmählig abzulegen, gebe sich keinen verzehrenden Leidenschaften hin, mache sich frei von Kummer, Sorgen und unangenehmen oder anstrengenden Geschäften, nehme ein heiteres Gemüth und einen freien Geist mit auf den Weg. III. Die Zeit des Kur - Gebrauches. Da die Lokalität des Bades das Beherbergen vieler Gäste auf einmal nicht zuläßt, so wurde die günstige Kur-Zeit in sechs Perioden (Touren), jede zu 24 Tagen eingetheilt, aus welcher die Kurgäste , je nachdem ihr Krankheitszustand, und andere Verhältnisse es erfordern, beliebig wählen können. Doch kann der Eintritt in die Anstalt auch außer den Touren stattfinden. Die 1. Tour beginnt am l. Mai. — 2. — — „ 26. Mai. — 3. — — „ 20. Juni. — 4. — — „ 16. Juli. 74 Die 5. Tour beginnt am 9. August. — 6. — — /, 4. September. In den Monaten Juli und August ist diese Heilanstalt immer am besuchtesten, und allerdings von den meisten Kur-Gästen mit Necht; da die längeren heiteren Tage, eine große fröhliche Gesellschaft, die mächtige Sonneneinwirkung, unter welcher die Vegetation ihr Akme erreicht, und alles Lebendige zur höchsten Thätigkeit angetrieben wird, gewiß außerordent-lich viel zur Heilung, besonders alter, eingewurzelter Uebel, zumal in starken, dauerhaften, und nicht sehr empfindlichen Organismen beitragen. Hingegen werden schwächliche und reizbare Individuen mit erethistischer Kränklichkeit des Gefäß' und Nervensistems diese heftigen Einwirkungen selten ohne einigen Nachtheil ertragen. Sie gleichen den zarten Frühlingspflanzen, welche im heißen Sommer welkend ihre Krone senken, und im gemäßigten Herbste wieder frischergrün-ncn. Diese werden nur im Frühlinge, wo das aus dem Erhohlungsschlafe neu erwachte, frischauf« athmende Erdenleben in der jugendlich erblühenden Vegetation, in sanften aromatischen Lüften, und in frohen Maigesängcn unter einer milden Sonne sich verkündet — und im gemäßigten Herbste, welcher die Fülle reifender Frucht? bietet — unseren Heilquellen mit vorzüglich günstigem Erfolge sich vertrauen, zumal, wenn sie den Trinkgebrauch zur Hauptsache machen. Wohl mag die oft schlechte Witterung in diesen Jahreszeiten beschwerlich, ja bei nicht gehöriger Vorsicht sogar manchmal schädlich sein. Dem läßt sich jedoch größtentheils durch ein zweckmäßiges Ver« 72 halten ausweichen, und wir haben Beispiele, daß die Bade-Kuren gerade oft unter der ungünstigsten Witterung am besten angeschlagen haben. So zählteWis« baden *) gerade im unfreundlichen Sommer 1816 mehr geheilte Kur-Gäste, als verhältm'ßmässig in andern Jahren, und die Engländer haben sogar im Winter die eigentliche Badezeft in ihrem berühmten Vath. Der für eine Bade-Tour bestimmte Zeitraum von 24 Tagen wird in den meisten Fällen hinreichend sein; er kann jedoch nach individuellen Umständen auch verlängert, oder abgekürzt werden. lH^. Der Badegebrauch. Obgleich hier auch Einrichtungen für Wannen» und Sevaratbäder beftehn, so wird in der Ne-gel doch nur im großen Geh bade, in welchem das Wasser fortwährend zu- und abstießt, in Gesellschaft gebadet. Dieses Gehbad odcr dcr Bassin steht mit frühestem Morgen zum Gebrauche bereit, u.id wird täglich zweimal (Mittags und Abends) gereinigt und von Neuem gefüllt. Jedoch ist die Zeit zu Gesellschaftsbädern von 6 bis 9 Uhr früh, und von 4 bis 6 Uhr Nachmittags bestimmt, während »velcher sich außer den gewöhnlichen Badegästen, wenn diese *) Wisbaden und seine Heilquellen. Von Dr. Rullmaun. Wisbad. 1823. es nicht besonders bewilligen, Niemand in den Bassin begeben darf. Beim Gebrauche dieser allgemeinen Bäder ist besonders zu berücksichtigen, daß man: ». sich nie gleich nach der Mahlzeit mit vollem Magen in das Bad begebe, sondern immer die Verdauung wenigstens 1 bis 2 Stunden abwarte; b. in diesem öfters leichte, jedoch die Gesellschaft nicht störende Bewegung mache; e. nach verstrichener Badezeit sich in einen gewärmten Mantel gehüllt, gleich zuBett begebe, um wenigstens eine Stunde (jedoch ohne Schlaf) auszuruhen, und den Organismus in der Verdauung des Heilwassers ungestört zu lassen. Es wird seltenHer Fall sein, daß hier Jemand das Bad nicht zweimal des Tages gebrauchen dürfte — wer es schwer verträgt, mag nur jedesmal eine ganz kurze Zeit in demselben verweilen. Die Dauer desselben richtet sich nach der Individualität des Badenden; es ist jedoch immer zweckmäßig, mit einer kurzen Zeit zu beginnen, all« mählig damit zu steigen, und gegen das Ende der Tour wieder im nähmlichen Verhältnisse abzunehmen. Vollkräftige Personen, bei denen ein stärkerer Kurgebrauch angezeigt ist, mögen das Bad am ersten Tage mit einer halben Stunde (Vormitag und Nachmittag) beginnen, in den folgenden drei Tagen immer um eine halbe Stunde länger in demselben verweilen, dann das hohe Bad (wenn man es so nennen will) durch 16 Tage täglich zweimal 7V zwei Stunden fortsetzen, und in den letzten vier Tagen in eben 05M Verhältnisse, wie sie anfangs mit der Zeit gestiegen sind, wieder abnehmen. Schwächlichere, oder sehr reitzbare Personen, besonders Frauenzimmer, werden wohl thun, das Bad nur mit einer Viertelstunde anzufangen, und nicht über eine Stunde zu steigen, indem der Organismus leicht überreitzt wird, und nicht im Stande ist, ein Uebermaß angebrachter Heilpotenzen zu verdauen. Da Vormittags von 6 bis 9, und Nachmittags von 4 bis 6 die Zeit zum Gesellschaftsbade bestimmt ist, so scheint es am passendsten, wenn jeder Gast früh um 7 Uhr, und Nachmittags um 5 Uhr das Bad beginnt, dann aber, falls er länger als eine Stunde baden sollte, die Zeit allmählig bis auf 6 Uhr früh, und 4 Uhr Nachmittags antizipirt. Auf diese Art gewinnt das Gesellschaflsbad viel an Annehmlichkeit, weil sich immer alle Gäste zusammen finden. V. Der Trinkgebrauch. Früher wurde dieses Heilwasser von Kur-Gästen nur selten, und zwar bloß im Bade getrunken. Sie verschafften sich das reine Wasser, indem sie ein leeres, gut verschlossenes Glas in die große Ouelle hineintauchten, um es dort zu füllen, und wieder geschlossen hervorzogen. Diese Gebrauchsweise während des vs ^ Badens war nichts weniger als zweckmcss'g, und sonnte sogar bei Personen mit geschwächten Verdau« ungswerkzeugen manche Nachteile bringen. Wer da-her einen guten Erfolg von dem Trinlgebrauche wünschet, muß dieses Heilwasser außer dem Vade, aber doch frisch von der Quelle, warm zu sich nehmen, und zwar zu einer Zeit, wo dec Magen, mit keinem andern Gegenstande beschäftiget, auch die Verdauung desselben leicht bewirken kann. Die beste Trinkzeit ist Morgens vor dem Frühstücke, etwa zwischen 5 und tt Uhr; schon minder passend nach der Bad-Ruhezeit, etwa eine Stunde vordem Mittagsessen. Die Menge des zu trinkenden Wassers laßt sich im Allgemeinen nicht bestimmen; doch glaube ich als U»xi,num eine Maß, und als Uimmum ein halbes Seitel für den Tag annehmen zu können. Auf einmahl soll nicht mehr als ein halbes Seitel, und zwar in viertelstündigen Zwischenräumen, getrunken werden. Nur starke Naturen können hierin eine Ausnahme machen. Zur leichteren Verdauung des genossenen Wassers ist eine massige Bewegung nach. jedem Trunk, zumal in freundlicher Gesellschaft sehr zuträglich. Trinke gemach und wandle dabei! So lautet die Regel. Duftig wehet der Morgen, und kühl; darum wan« dere langsam Dort in den grünen GeHägen umher, und lausche dem Sumsen 79 Honigsammelnder Bienen im goldbeschimmerten Wipfel; Oder geselle dich auch zu dem Schwärm der Waller im Dunfel Gelblich blühender Linden, und heitre den Geist im Gespräch auf. Ist dir ein Pplades unter der Menge, so wandle mit diesem Unter sokratischem Scherz in des Lufthains grünenden Lauben. Bist du Verehrer des holden Geschlechts: kein strenges Geheiß wehrt Dir auch hier an der Quelle der Nymphen den weiblichen Umgang. --------Aber vernehmt die Stimme der sanfteren Warnung: Sittliche Grazie weihe veredelnd eure Gefühle, Euer zartes Verlangen, und eure geliebteren Wünsche! Fürchtet, so bald ihr diese beleidigt, den Zorn Hpgyenes! Neubeck. VI. Das diätetische Verhalten während der Kur. Die Brunnen-Diätetik beschränkt sich nicht bloß auf den Genuß der Speisen und Getränke; sie umfaßt das Gesammtverhaltcn der Kur-Gäste, «ft und gibt denselben die Regeln einer zweckmäßigen Lebensweise für die Kur-Zeit an. Wer sich den heilenden Nymphen unseres Bades vertraut, entziehe sich früher allen Geschäften und unangenehmen Verhältnissen, beginne die Neise mit freiem Geist und heiterem Gemüthe, nahe sich der Heilanstalt mit dem festen Willen, seiner Gesundheit zu Pflegen, und richte sich genau nach den zum Heilzwecke vorgeschriebenen Verhaltungsregeln. Die aufgehende Sonne wecket die ganze Na« tur aus ihrem Nachtschlummer, die gesammte Vegetation erhebt sich frisch belebet zum freundlichen Gestirn, die Wälder ertönnen von frohen Gesängen, und alles freut sich des wiederkehrenden Tages. Da erhebt sich auch der Kur-Gast von seinem Lager, um die heitere Morgenluft, und die köstlichen Gaben der Heilquelle zu genießen. » Wenn das braune Gewölk am Saume der fliehenden Nacht sich Sanft in röthlichen Duft auflöst, um die Pforten des Aufgangs, Und in der Heitre zerfließt zum schimmernden Schleier Hemerens; Ringsum wirbelt der Wald mit tausend Stimmen; die Lerche Schwebt im azurnen Aether mit glänzenden Schwingen, und jubelt Fröhlich den Morgengesang; die balsamathmende Nose 8» Oessnet den himmlischen Busen dem buhlenden Strahle der Sonne, Die mit flüssigem Golde den Berg krönt; Tel- lus erröthet, Gleich der erwachenden Braut, und pranget im blitzenden Frühthau; Wenn euch dieses entzückt, und cs euch kein Cel- sus verbiethet Aus dem Gemache zu gehn, zu verlassen das weichliche Lager: Dann eilt ohne Verzug, dieß ist die Stunde der Weihe, Abzuschütteln den Schlaf; dann eilt zu den Hal» len der Nymphen, Schöpfet mit hellem Krystall aus sprudelnder Urne die Heilstuth. Ncubeck. Um 5 Uhr Morgens (im hohen Sommer auch früher) kann das Trinken an der Quelle beginnen, und unter leichten Bewegungen bis gegen 7 Uhr, der Zeit des Frühstücks, fortgesetzt werden, wobei jedoch immer die Badezeit zu berücksichtigen kömmt. Das Früh stück mag aus Suppen mit Brod oder etwas Eingekochtem, ungewürztem Cacao, Milch, Ei-, ern, oder auch, wo es eine lange Gewohnheit zu er-sordcrn scheint, aus Rahmkasseh bestehen, und muß immer wenigstens eine halbe Stunde vor dem Bade eingenommen werden. Die bestimmte, Gesellschafts-Badezeit ist wie schon früher erwähnt wurde von 7 bis 9 Uhr, 6 8s obwohl der gefüllte Bassin vom frühesten Morgen bis Mittass Jedermann zum Gebrauche offen steht. Nach dem Bade ist es unerläßlich, etwa eine Stunde gut zugedeckt im Bette auszuruhen, ohne sich jedoch dem Schlafe hinzugeben. Gewöhnlich tritt dabei ein Schweiß ein, welcher weder durch übermäßiges Bedecken geflissentlich zu sehr befördert, noch durch Unterlassung eines mäßigen Einhüllcns zurückgehalten , am wenigsten aber durch Abkühlung unterdrückt werden darf. Der Rest des Vormittags kann nach Umständen auch zur Fortsetzung des Trinkgcbrauches verwendet werden, und unter leichten Bewegungen in angenehmer Gesellschaft, kleinen Exkursionen u. dgl. verstießen, bis die Zeit der Gesellschaftstafel, welche um halb t Uhr bestimmt ist, heranrückt. Wer weitere Ausflüge machen will, und zu Mittag nicht leicht zurückkommen kann, wird auch in Steindrucken, Tüffer oder St. Jakob einen guten Tisch finden. Zu Mittag sind ganz einfache, nahrhafte, nur sehr wenig gewürzte Speisen, als: einfache, schmackhafte Suppenspeisen, gutes, zartes Rindfleisch mit Gemüse, frisches, ungekünstelt zubereitetes Wildpret, zartsteischiges Zahm- und Wildgcflügcl, schmackhafte Flußfische,leichte, ungekünstelte Mehlspeisen u.dgl. für die Kur-Gäste am zuträglichsten. Hingegen sollen alle zu feiten und festen Speisen, Pöckelsseisch, harte Eier, Blähung machende Hülsenfrüchtc, stark gewürzte Ragouts, hartfleischige Meer- und Flußfische, schwere, zusammengekünftelte Mehlspeisen, Säuren, 83 süßes Schlcckwerk «.dgl. als schädlich von der Tafel verbannt sein. Selbst der zu häusige Genuß von Iungfleisch, als: von sehr jungen Hühnchen, Tauben, Kälbern :c. ist nichts weniger, als zuträglich; und Wir dürfen hierin nur dem Winke der Natur folgen, welcher uns durch baldige Erregung eines Ekels davor warnet. Gutes, reifes Obst darf nur am Schlüsse der Tafel, und zwar sehr massig genossen werden. Unerläßlich ist das Langsamessen, und gehörige Kauen der Speisen, da diese sonst weder hin« länglich zertheilt, noch mit der zu einer guten Verdauung nöthigen Menge Speichel gemischt, in den Magen gelangen, und daher oft viele Beschwerden verursachen. Auch ist es rathsam, gerade da vom Essen ab-zubrechen, wenn man auf dem Punkte ist satt zu werden, und dennoch einigen Appetit hat. Wem die Eßlust fehlt — der esse wenig, und hüte sich ja, den Magen mit Speisen anzuschieben, die dieser zu verdauen nicht im Stande ist; es würde ihm gewiß sehr übel bekommen. Das beste Tischgetränk ist das hiesige vortreffliche Wasser, keineswegs aber der in diesen Gegenden wachsende saure Wein. Wer über Tisch Wein zu trinken gewohnt ist, wähle sich ftcirische Weine, als Feistritzcr, Pick ercr, Rad kcrs bürge r:c.; doch scheint in der Ncgcl guter alter Oeftreicher, der^in der Anstalt zu haben ist, den Vorzug zu verdienen. Gut ausgegohrcnes, una/fünfteltes Bier, wie selbes das Brauhaus in Tuffe'- bereitet, mag auch hier seinen Platz behaupten. 84 Eine fröhliche Tisch-Konversation unter lebhasten Gesprächen mit Beseitigung aller steifen Konvcnienz-Negcln, sind die beste Würze des Mahles, und befördern die Verdauung. Dcr Nachmittag-Schlaf, so wie sitzende Spielenach Tisch, besonders wenn um hohen Preis gespielt wird, muß ich unbediengt widcrrathen. Zweckmäßig ist eine leichte Bewegung in angenehmer Gesellschaft, während welcher die Verdauung allmahlig vollendet wird, und die Nachmittags-Badezeit unvermerkt heranrücket. Von 4 bis 6 Uhr Nachmittags ist die Zeit des Gescllschaftsbades, worauf wieder die gewöhnlichen Badruheftunden folgen. Bei einbrechender Abenddämmerung wird es den meisten Kur-Gästen nöthig sein, sich so wie früh Morgens zum Schutze vor Erkühlung mit dichten, wärmchaltigen Kleidern zu versehen. Das Abendmahl sei auf jeden Fall mäßig. Meistens wird eine gute Suppe hinreichen. Da jedoch fast Jedermann das Abendessen gewohnt ist, so können noch einige einfache Speisen, als zartes Fleisch, Eingemachtes, Braten, u. dgl. hinzukommen. Die herannahende zehnte Stunde soll das Signal zur Nuhe sein. Da gebe man sich dem erquickenden Schlafe hin, um mit wiederkehrendem Morgen neu gestärkt zu erwachen. Wer diese wenigen Regeln (mit den individuellen Modifikationen, welche ein jeweiliger Bnmnen-arzt für nöthig erachtet,) genau befolgt, und es über sich gewinnen kann, durch die wenigen Wochen der »z Kurzeit seinen vielleicht eingewurzelten Diätfehlern zu entsagen, wird gewiß seine Erwartungen nicht getauscht, und diese geringe Aufopferung durch die glücklichsten Erfolge belohnt finden. Vll. Die Nach-Kur. Man wähne ja nicht, daß nach vollendetem Gebrauche des Heilwassers auch die ganze Kur vollendet sei. Die Medikamente wirken auch in mäßiger Gabe längere Zeit — manche sogar mehre Wochen fort. Von unserem Bade haben wir Beispiele, daß die durch dasselbe vermehrten Se-und Erlretionen mit erhöhter Empfindlichkeit des Haut-Organes u. dgl. oft noch mehre Wochen nach vollendetem Kur.Gebrauche angedauert, ja sogar der Vadausschlag sicherst spät nachher gezeigt hat. Mancher Nur.Gaft verläßt das Bad ohne eine Besserung zu spüren, ja selbst unter Verschlimmerung seiner Kranlheitzufälle; und erst zu Hause, während der Fortdauer der begonnenen Heilwirkung, stellt sich un-ter zweckmäßigem diätetischen Verhalten Besserung und Genesung ein. Die Nach-Kur ist daher von der nähmlichen Wichtigkeit, als dcr eigentliche Kur-Gcbrauch an der Heilquelle selbst. Wer sie vernachlässiget, setzt nicht nur den glücklichen Heilerfolg auf das Spiel, sondern führt selbst durch Störung der Heil-Krisis die größte Gefahr herbei, um so mehr, als der ganze Organismus, in einen abnorm erhöhten Neizzustanb versetzt, für alle schädlichen Einflüsse äußerst empfänglich ist. Diese Nach-Kur besteht jedoch in nichts Nn« derem, als in einer genauen Fortsetzung des für die eigentliche Kur-Zeit vorgeschriebenen diätetischen Verhaltens wenigstens eben so lange, als diese gedauert hat; wobei vorzüglich auf eine freie Aus.dünstung durch die Haut, Vermeidung jeder Abkühlung, sowie auf die Beseitigung alles dessen zu sehen ist, was den Geist anstrengen, oder das Gemüth unangenehm affiziren könnte. (H V y ,........- ?. Verschiedene Strassen «Verbindungen . . . l2 Seile IV. Umgebungen.......... l3 t. Die Gegend überhaupt........ — 2, Der Ort Sieinbrücken........ 15 2. Das Dorf Laak.......... Ill 4. Der Markt Nadschach in Kram..... 17 5. St. Margarethen.......... — 6. Eine Berghöle........... — 7. Der Marktflecken Tüffer....... 18 8. Eine Warmquelle bei Tiiffer...... 23 9. Das brennende Steinkohlenlager bei Liboja . 24 Zweiter Abschnitt. Beschreibung deS Römerbabes und seiner Heiquellen . 26 l. Ginrichtungen der Badeanstalt ... — li. «phifikalisch-chemische Beschaffenheit der Heilquelle.......... 30 l- Vorbemerkungen.......... — 2. Phisilalische Eigenheiten....... 32 3. Chemische Analyse......... 34 4. Der neu aufgefundene Vadeschlamm . . . I? 5. Ve'rgleichungdesRömerbcideö mit dem Wildbade zu Gaftein........... ^g in. Bemerkungen über die Entstehung dieser Warmauelle....... 42 8V Seite Dritter Abschnitt. Wirkungen dieses Heilwasserö aufden kranken Organismus 42 I. Borbemerkungen.........— il. Allgemeine Heilwirkungen nach den phisikalischen Eigenschaften der einzelnen Bestandtheile des Wassers . 45 1. Die tellurische Wärme....... - 2. Das kohlensaure Gas........ — 3. Das auflösende Salz........ 4L 4. Das kohlensaure Eisenondul.....' . — 5. Die kohlensaure Erde........ 47 6. Hufammenwirkung alier Bestandtheile ... 48 ill. Allgemeine Wirkungen des Heilwasfers, als eines lebendigen Ganzen ... 49 iv. Spezielle Krankheiten, in denen sich dasNömerbad als heilsam erprobt hat 53 x, Krankheiten desreproduktive« Sistems — 1. Die Gicht............ __ ». unvollkommene Gicht....... — d. atonische Gicht .......... 54 0. metastatische Gicht ........_ a. desorganisirende Gicht....... __ 2. Rhcumatalgien.......... 55 3. Skrofelkranlheit.......... zg 4. Hautkrankheiten.......... _ ». deformitäten der Haut....... 57 90 Seite l>. die Flechte...........— «. unterdrückte Ausschläge.......— «I. atonische Geschwüre........— 5. Verdauungö-Krankheiten.......53 8. Krankheiten der Harnwerkzeuge.....— 0. Krankheiten des Blutgefäßsistems . . 50 1. Hämorrboiden .......... 50 2. Fehler der Menftrualfunltion..... 60 3. Leulorhöen............ «l 4. Bleichsucht............ — c. Krankheiten des Nervensiftems - - 62 1. Hipochondrie und Hlfterie ... . , . ^- 2. Veitstanz........... 63 3. Histeralgie............ — 4. Unfruchtbarkeit.......... — 5. Neigung zu Abortus und Frühgeburt . . . L4