tnr Kunst, Literatur, Theater «.geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordosch. ^5 54 . Montag an: H. Novcinöer Das einsnme Veilchen. ^vch iah ein Veilchen So hold und schön, Ich sah es einsan» ?l,n Bache steh'n. ll»d auf dc,» Veilchen I m Mondän schein Glänzt eine Perle Wie Dcnianl rein. Ich bog mich nieder ^nui frischen Grün, (!',< zog mich liebend Zum Veilchen hln. Mir ward s» w.he; Ich sah s genau. Die Perle glänzend War Thränenthau. Was weinst Du, Veilchen? Wie heißt dein Schmerz? Verschont er selbst nicht Dein Hlumenherz? — O ich »erstehe Dein stiUcs Weh' Weil ja auch ich mich Verlassen seh'. — Nun wall' ich täglich Zum Veilchen hi»/ Und pfleg' »»d wart' es Mit treuem Sinn. Wenn jede Blume I m Herbst «erblüht. Verging' auch >ch doch, Verblühte mit! M-st. Das Schloß Wagenöberg in Kraiu. Von Carl P r e n n e r. Jedem Vaterlandssreunde ist es sattsam bekannt, welche großen Verdienste sich unser unvergeßliche Geschicht­schreiber, Freiherr von Valvasor , um Krain erworben. Wenn »vir nun hier ein Gemählde jenes Schlosses ent­werfen, worin dieser edle Krainer seine berühmte Chronik, schrieb, wenn »vir ein Gebäude näher schildern, wo er sich so lange und am liebsten aufhielt und wohl manche Nacht in rastloser Geistes-Thätigkeit durchwachte, um seinen ge­liebten Landsleuten ein würdiges Denkmal für ewige Zei­ten zu hinterlassen, so glauben wir uns der Ueberzeugung hingeben zu tonnen, daß die Schilderung dieses, durch sei­nen einstigen Besitzer berühmten Schloßes viele geneigte Leser finden müsse. Wagensberg, nach Valvasor die Stammburg des in Steiermark noch immer blühenden Geschlechtes der Gra­fen von Wagensberg, liegt in Unterkrain, (Bezirk Sit­tich, Hauptgemeinde Littay, Dekanat St. Martin bei Littap, Lokalie Iavorje) an der von St. Martin nach Sittich führenden Bezirksstrasse, auf einem Berge. Das Schlosi­gebäude tragt, wie es slch dem Reisenden darstellt, alle Eigentümlichkeiten jener immer seltener werdenden Gebäude an sich, wie solche die Edlen unserer Vorzeit zu Schutz und Trutz zu erbauen pflegten. Den Eingang in diese al'erchümliche Burg schützen zwei mächtige Eckihürme der «ordern Fronte, wovon der linksstehende rund, und von nicht unbedeutendem Umfange ist — jener rechts hingegen in viereckiger Form, jedoch den erstem überragend, sich erhebt. — Die äußere und innere Gestalt dieses Alterthums hat sich beinahe durch­aus bis auf die gegenwärtige Zeit in jener Form erhalten, wie uns davon sein vormaliger Besitzer, Freiherr von Valvasor, in seiner Topographie li>. Band Xl. Buch, Seite «20 die Abbildung liefert. Nur der heitere, östlich gelegene, in der so eben erwähnten Abbildung vorgestellte, hoch hervorragende, runde Wartthurm ist, des häusigen Blitzstrahles wegen, bis auf die mit der übrigen Schloß­gebäudebedachung gleiche Hohe abgetragen und unter einen gemeinschaftlichen Dachstuhl gebracht worden; auch fehlt ober dem Eingangsthore der steinerne Balkon, welcher al­terswegen abgerissen wurde. Die Wirthschafts - Gebäude, die im Jahre 1813 niederbrannten und gegenwärtig in ei­nem wohlerhaltenen Zustande dastehen, haben seit ihrer Abbildung durch Freiherrn von Valvaso r eine becmcmere Stellung erhalten. 344 Diests Schloß, eine, wie bereits erwähnt wurde, der wenigen gut erhaltenen Burgen unscrs Vaterlandes, war also einst das Besitzthum des durch seine: „Ehre des HerzogthumsKrain" so hochverdienten Johann Wei­chart Freiherrn von Valvasor, Freiherrn zu Gallen­eck und Neudorf, Herrn zu Wagenberg und Lich­tenberg , der in bedrängten Umständen ferne von dieser seiner Burg (zu Gurtfeld im Jahre 1«»3) starb, und soll jedem wackern Krainer als Andenken an seinen ruhmwür­digen Besitzer, dessen Eigenthum es vom Jahre 16 72 — 1692 gewesen, ehrwürdig seyn und bleiben. Hier in dem viereckigen, vom Eingange rechts liegenden Thurme schrieb dieser edle Mann seine vaterländische Chronik, und zwar in dem gegenwärtigen, mit vier Säulen von schwarzem Marmor verzierten Kanzleizimmer, welches den ganzen Raum des Thurmes einnimmt. Hier hielt er sich eine ei­gene Buchdruckerei und eigene Kupferstecher, um seinen Landsleuten die getreuen Abbildungen der vaterländischen Schlosser und Edelsitze sammt deren Geschichte zu hinter­lassen. Wenn man diese volumnösen Beschreibungen und Kupferabbildungen unserer verschiedenartigen vormaligen Na­tionaltrachten, Nacurseltenheiten, und besonders das soge­nannte Buch der Schlösser ansieht, so muß man, von Staunen und Wehmuth ergriffen, den eisernen Fleiß die­ses edlen Krainers, seine Vorliebe für die Ehre seines Landes, seine Aufopferungen in der Verwendung seines Vermögens und der Zeit, und endlich die Geduld zur Herstellung eines solchen seltenen Werkes mit Recht be­wundern, dabei aber theilnehmend bedauern, daß dieser edle Valerlandsfreund ein Opfer seines Patriotismus ge­worden ist, und nicht die Beruhigung mit in's Grab neh­men konnte, sein geliebtes Wagensberg seinen Familien­nachkommen zu hinterlassen. Jüngere Schriftsteller des Vaterlandes, sich über je­nes Zeiralter und die Verhältnisse, in welchen unser theuere Valvaso r Kram mit seiner schätzbaren Chronii beschenkte, hinwegsetzend, erlauben sich, Valvaso r eine» Abschreiber des L. Schonleben zu nennen. Allein was hat dieser selbst, so schätzbar er uns vorzüglich in Bezug seiner Ge­nealogien unserer ersten noch lebenden Edelgeschlechter, als der Auersuerge, Gallenberge (eigentlich Scharfen­bergc) und Ursini Grafen von Blagay ist, wohl an­ders gechan, als auch die älteste Geschichte des Landes co­pirt? Krain Hat erst seit dem Tode Herzog Ulrichs von Kärnten (12«»), bis wohin es zur großen karantanischen Mark gehörte, angefangen, ein eigenes Herzogthum zu seyn, und eine eigene Geschichte zu bekommen. Die ver­ehrten Lefer werden uns diesen Seitensprung verzeihen, denn der gute, selbst von einigen Krainern verkannte Val ­ vasor bleibt gewiß immer für das Vaterland ein großer Mann, der «ehr, als mancher, dem ein Denkmal gesetzt wird, eines verdient hat, und dessen einstiges Daseyn leider einzig nur noch seine ,,Ehre des HcrzogthumS Krain" und das von uns beschriebene Schloß Wagensbcrg beur­kunden. (Fortsetzung folgt.) Gin Ausflug in die Provinz. (Frcstobild nach der Natur). Von E. Arnold Kinau. (Fortsetzung.) Jetzt erst wurden mir die Worte der Posthalterin et­was klarer, und eigene Erfahrung gab mir später einiges Licht über den Stand der Dinge bei Strudel , so hieß der Apotheker; die Frau war in der Stadt geboren, hatte einige Bildung genossen, die jedoch schwankend in ihren Grundfesten war und somit dem ganzen Gebäude wenig Festigkeit gab; in ihrer Jugend glaubte sie, wie ein gro­ßer (?!?) Geist (!) der neuesten Zeit behauptet, nichts Nützliches lernen zu müssen, dafür widmete sie sich ganz der Lektüre, und von Gellert bis auf Schiller und Göthe, von Spieß bis auf Spindler war kein Buch, selbst Lavater und Knigge, das sie nicht flüchtig durch­gelesen. Dadurch, und durch manche feinere Unterhaltung und Gesellschaft, zu deren Stoff man für Scadtneuigkeit und Klatscherei lieber etwas, was Geist und Herz bildet, wählte, als: Vorlesen, Musiciren, Aufführen von Tableaux und kleinen Dramen, wovon sie aber nie den Sinn cnt­räthseln konnte, erhielt sie die fire Idee, die Welt müsse man von ihrer prosaischen Seite ganz unbeachtet lassen, dies sey für niedere Geister bestimmt, aber jeder gebildete Mensch müsse nach reinerem Vergnügen streben, welches nur Poesie im weitesten Sinne gewährt und somit habe man nu r nach den Resultaten der Dichtkunst, Musik und Malerei zu streben. Die Idee war einestheils so übel nicht, bei ihrer Einseitigkeit von einer Frau konnte sie aber sehr aneckeln, und wie die schöne Sphäre einer Frau, das häusliche Geschäft, bestellt war, kann man füglich annehmen. Zu ihrem Glücke war ihr Herr Gemahl ein Mann, der Geld und natürliche Güte (manche nannten es Geistesbe­schränktheit) genug besaß, um ihr alle gewöhnlichen Lebens­bedürfnisse zu verschaffen, und sie konnte sich ganz ihren edlen Neigungen hingeben. Ihre Tochter Ade line (man bewundere den höchst poetischen Namen) war ein liebens­würdiges Gänschen von 18 Jahren, welche der gerade Gegensatz von der Mutter war, und ohne jenem poetischen Anflug doch Bildung genug zu haben sich anmaßte, um im Städtchen als Stern erster Größe zu glänzen; sie war zwei Jahre in einer Pensionsanstalc gewesen, dies und die sonder­bare Denkweise der Mutter mußte auch höchst sonderbar auf sie einwirken. Heute sollte ihr Verlobungsfest auf eine höchst poetische und originelle Weise gefeiert werden, und damit denn die vielen sehr prosaischen Bewohner der Stadt, welche alle die Herrlichkeiten bewundern sollten, auch etwas für ihre Genußsucht finden möchten, so sollte eine sogenannte Tafel das Ganze beschließen. Kaum hatte ich Zeit gewonnen, um mein Kleid zu wechseln und das Costum etwas soirsenartig herzustellen, als Nosewfeld hereinstürmte und zum Fortgehen drängte. Wir gingen und erreichten bald ein Haus, dessen erstes und einziges Stockwerk wir ganz erleuchtet sahen. Aber je Heller und glänzender ein Ort von zweien erscheint, desto finsterer und lichtärmer soll das zweite scheinen; dieses er­ 2l5 fuhren wir an der steilen und engen Treppe, so daß wir bald Hände und Füße gebrochen hätten. Endlich kamen wir oben an, aber auch hier lagerte sich dichte Finsternis; um uns herum, der nächste Schritt konnte Gefahr brin­gen, und Rosenfeld schien nicht bekannt genug, um aus diesem mehr als cretensischen Labyrinthe heraus zu kommen. ?Geh'n oder nicht geh'»" monologislrte mein Freund in seiner unverschuldeten Unwissenheit, und ich stellte Be­trachtungen an über den Werth jener Hausmeister, welche zeitig die Lampen anzünden und so die Gäste vor jeder Gefahr schützen. Vertieft in meine Betrachtungen und in­dignirt über solchen Provinzialismus hatte ich auf meinen brummenden Freund nicht geachtet, als ein'höllisches vni «uuu.Vivnt mich aus meinen Gedanken riß und zugleich die Richtung angab, die wir nehmen mußten, um zur Gesellschaft zu gelangen. Rosenfeld stolperte voraus, ergriff glücklich die Thüre, öffnete—aber ein »lixuimcum. pnsNiilli aller Braten und anderer Gerüche drang uns ent­gegen — wir waren bei der Küche; — Rosenfeld warf zornig die Thüre zu — das ganze Küchenpersonale stimmte ein belferndes Chor an, —- wir stolperten weiter. End­lich kamen wir doch an den rechten Ort und traten ein.— Wer noch nicht lange aus der Schule heraus wäre, würde ohne viele Umstände: „O unsterbliche Götter" —ein Philo­soph „o sterbliche Menschen« gerufen haben — ich sprach von beiden nichts, denn wo die Augen vollauf zu thun haben, können die Sprachorgane weniger Thätigkeit äus­sern, und ich hatte wirklich so viel zu sehen, daß ich bei­nahe ganz verdutzt war. Wie in einem Contertsaale wa­ren durch die Hälfte des Zimmers Sessel aufgestellt, wo­rauf das schöne Geschlecht, mit manchem alten Herrn un­termengt, Platz nahm; auf der rechten Seite standen die Fashionables der Stadt, welche noch etwas burschikosen Geist athmetcn und neidisch auf die Sitze blickten. Auf der Vorderseite war eine kleine Tribüne angebracht, und die Reliquien einiger Damaststücke, welche längst schon ihre Zeit ausgedient hatten, schwebten als Baldachin über zwei Taburets. Rechts saß der Apotheker, ein kleiner, dicker Mann mit jener gewöhnlichen Physiognomie, wie man sie zu Dutzenden bei den Pantoffelhelden findet, links die theuere Ehehälfte, eine sechs Fuß lange, dürre Figur mit der schönsten Taille, die je das Meisterstück eines Schneiders umstoß. Sie war in einem echt idealen Co­stume und hatte nun in einem ellenlangen Sermon der ehrwürdigen Versammlung die Verlobung ihrer Tochter angekündigt; nun stand sie da im Purpurglanze der müt­terlichen Freude und hob segnend die Hand über das auf ihren Wink herbeigekommene Paar. Gottlob, daß wir den Sermon verspätet, er mußte ein >''" weibli­cher Beredtsamkeit gewesen seyn und Herr Strude l war von diesen Worten so ergriffen und hatte sich in Auseinander­setzungen der kräftigen Stellen so vertieft, daß er unwill­kiihrlich in das Reich der Träumesich verirrie, selig einschlief, und bei den mit hohem Pathos gesprochenen Worten: ?Ich verlobe hiemit feierlichst meine Tochter, Fräulein Adel ine von Strudel mit Herrn o>-. Hannibal von Schmalz­ napf, hierortigen Stadiarzt" unwillkührlich einige Male Nickte. Ich machte dabei Randglossen in meiner Seele, wie höchst kleinstädtisch man doch noch an dem Prädikate von hänge, und wie höchst politisch diese Heirath sey. Jedoch sollte die Ruhe des alten Herrn nicht lange dauern, denn auf jene Worte sollte Paucken- und Trompctenschatt fol. gen; aber zum Unglück war die Membrane der einen Kir­chenpaucke gesprungen, deshalb dachte Carl , der zweite Strudel'sche Sprößling, die Wirkung der Paucke zu ver­größern, wenn er die große Trommel einer ehemals hier zu Grunde gegangenen Seiltänzertruppe substituiere, wor­auf er denn auch crccllent erercirte und einen mörderi­schen Lärm machte. Der Thurmwächtcr, als erster Trom­peten-Solospieler und Mirglied der städtischen Kapelle, glaubte auch durch die Stärke seiner Tone die Stärke sei­ner Gefühle gegen Strude l zu zeigen und blies im Duo mit Karl so gut, daß Herr Strudel ohne Weigerung sein improvisirtes Schläfchen aufgeben mußte — zu seinem Glücke! denn die sentimentale Frau blickte voll Zufrieden­heit über ihr Werk herum, und auch der Herr Gemahl sollte nun seine Funktionen antreten; nach einigen nutzlo­sen Winken fühlte der Alte durch ein Paar Nucker die stillen Ermahnungen, und auch er erhob sich von seinem Sitze, um dem Paare seine väterliche Liebe zu zeigen. — Das vorzüglichste Merkmal der neuesten Musik ist die be­sondere Vorliebe für das Forte; Car l und der Thurm­wächier bewiesen sich hier als erste Heroen, und hätte noch Jemand recht eingreifend mit Tschinellen gewirkt (im Vor­beigehen gesagt, hat diese Idee der große Nestroy zum Theil realisiren lassen); so wäre dies das schönste Trio nach dem neuesten Geschmack gewesen. Nun aber wechselte Frau Strude l alle Farben, ihr Gesicht bekam aus den ersten Mienen bald einen kirschbraunen Zornausdruck, bald wieder eine fahle Indignation und sprühende Funken der Bosheit trafen die Thüre eines nahen Cabinetts, denn nach der Verlobungspromulgation sollten als Genien gekleidete Stadt­ sprößlinge erscheinen, das neue Paar bekränzen und mit Blumenguirlanden zieren. Aber um die Kleinen ruhig zu erhalten, hatte man sie mit einigen Speisen versehen, von denen sie sich gar nicht trennen wollten, als man das stür­mische Trompeten-Zeichen gab und sie aus dem Cabinette drängte. Endlich hatte man ihnen doch die Guirlanden und andere Utensilien in ihre Hände gezwängt, und sie erschienen; aber was für ein Aufzug! — I n Ermangelung eines andern Costums hatte man zu frischgcwaschenen Hemden seine Zuflucht genommen; um den Leib der Individuen war ein Reif von farbigem Pap. pcndeckel und am Rücken Flügel von Iriöpapicr angebracht; das Ganze stand den Lockenköpfchen recht gut, aber bei dem Allarm leerten einige Kaffehschalen höchst unglücklich ihren Inhalt auf die blanken Gewänder aus, — eimge Gesichter ließen aus den grellen Malereien und Täuo­wirungen auf den so eben genossenen Zwetschrenkuchen schlies sen; zwischen den Blumen hielt Manches noch ein derbes Srück Backwerk und Andere harten zur Vorsicht ihren Ig« Mund mit Torte gestopft lind laborirteN tüchtig init den Kinnbacken. So dekorirt bewegte sich der Zug weiter bis an die Tribüne, bekränzte die Jungen und bestreute die Alten so sorgfältig mit Blumen, das; mir Herr Strudels auf dessen Perücke und Rock eine Unzahl Blumen hing, wie ein Opferthier der Alten vorkam. Abermals ein schreck­ liches Vivat, Karl und der Thurmwächter manövrirten weiter und Frau Strude l sah mit höchster Selbstzufrie­ denheit auf ihr Werk, Unterdessen hatte sich die Gruppe aufgelöst und die Kinder wollten zu den lobenden Müt­ tern eilen, aber zugleich das größte Stück der Guirlande zum Andenken aufbewahren. Dies gab nun eine kleine Ba­ taille — das Schreien und Zerren der Kämpfer, die In ­ dignation der Frau vom Hause über solch' Spektakel, die Besänftigung der herbeieilenden Mütter, wobei man einige Pröbchen von Zungenfertigkeit vernahm, endlich das Ent­ fernen der streitsüchtigen Puppen gab eine sonderbare Epi­ sode. (Fortsetzung folgt.) Gewissen Leute«. Tic spotten ohne Witz mit gelber Und grüner Walle; Jedoch den besten Stoff, sich selber Vergessen alle. Zlevne des Mannigfaltige«. Allen Freunden der Oper, die Gelegenheit haben, in Kürze die Nachbarstadt Triest zu besuchen, um die Un­gher, den Morian i und Coßelli zu hören, melden wir, das; die Herbst-Staggione mit 28. dieses Monacs aufhört, die Winter-Saison aber zu Weihnachten beginnt und zu Ostern auf,)örc. Wie man vernimmt, wird Poggi, für die letztere Staggione engagirt, nicht kommen, an seiner Stelle erwartet man den Tenor Pelosio aus Paris. Poggi mußte wegen dieses Ausbleibens dem Direktor die Summe von 600U fi. C. M . als Entschädigung von Petersburg senden. Vor wenigen Tagen (am 22. d. M.) ereignete sich zu Wien ein Unglücksfall, der, allgemeine Theilnahme er­regend, neuerdings zeigt, wie vorsichtig man oft auch mit den unbedeutendsten Dingen zu Werke gehen müsse. Ei­ne sehr achtbare Kaufmannswitwe, die sich mittelst Spi­ritus-Flamme auf einer Handmaschine Thee wärmte, ge­rieth aus Unvorsichtigkeit mit dem Kleide an die Flamme, die sogleich hell aufschlug, und trotz dem schnellen Hülfruf die arme Frau so versengte, daß es drei herbeigerufenen Aerzten nicht gelingen konnte, sie zu retten, und sie des andern Tages unter gräßlichen Schmerzen ihren Geist auf­geben mußte. Man kennt bis jetzt 790 verschiedene Gattungen von Wanzen, dieser großen, besonders in Iialien einheimischen Plage. Sie haben alle jenen eigenthümlichen üblen Ge­ruch, aber doch sehr verschieden. Je schöner sie sind, de­sto übler riechen sie auch. I n Südamerika findet man die schönste, aber auch die stinkendste Art derselben, und Hottentottinen tragen derlei Wanzen als Schmuck an der Nase, ländlich, sittlich! — I n einem Dorfe bei Barai in Frankreich zeigt man gegenwärtig einen Kürbis, der 7 Fuß im Umfange hat und volle 132 Pfund wiegt. Bei Cambrai gibt es Kar­toffeln/von denen das Stück 12 bis 15 Pfund wiegt. Die große Trockenheit hat diese Erdfrüchte zu solch' merk­würdiger Größe gereift. Literatur. I m Verlage bei Car l Gerol d in Wien erschien bereits im Jahre «üzü ein: »Reisehandbuch durch das Herzogthum Steier­ mark, Illyrieu , Venedig und die Lombardier von Adolph Schmidl, in gr.'». S. 52l. Es ist «eisebüchern derlei Art , die gedrängt die Merkwürdigkeiten der Länder, Städte und Oerter beschreibe», die sie berühren, ihre Nützlich­ keit nicht abzusprechen, und wir sehen allerdings ein, daß ein solches Wert nur mit unendlicher Mühe zusammengestellt werden könne. Es ist im vor­ liegenden Buche dem wnckern Strebe» des Herr» Verfassers das Verdienst eines großen Fleißes nicht abzusprechen; allein ei» Werk dieser Art soll sich nach unsercr Meinung vor Allem au Verläßlichkei t auszeichnen, wem, es Eredtt gewinnen soll, und mau muß, besonders wenn man sich dabei an andere Werte zu halte» gezwungen ist, und nicht selbst au Ort und Stelle die Schilderungen aufnimmt, auf die Richtigkeit der Quellen, aus denen man schöpft, so wie ans die Orthographie der Wörter einer fremden Sprache, die größte Sorgfalt und Aufmerksamkeit verwenden. Mit N,dauern aber finden wir, daß sich in das vor uns liegende Buch eine Menge Fehler und Unrichtigkeiten eingeschlichen Hab n, die dem ganzen Werke gewaltig Eintrag lbnn und das Vertrauen schmälern müsse,,, welches der Reisende für dasselbe fasse» soll. Es ist hier nicht Misere Ab­ sicht, das ganze Wert kritisch zu llualussren, sondern wir glauben uns nur Verpflichtet, die Unrichtigkeiten, die »amcntlich unser Vaterlan d Krai » betreffe», oberflächlich beleuchten und ausgleichen zu müssen, wie folgt: Gleich Anfangs führt der Herr Verfasser, von Laibach redend, (p»,;. V2) nur die Gasthöfe: »wilder Manu" und »Löwe« als cmpfch­leuswerch an. Ohne diese» beiden Aubergen im geringsten Eintrag thim zu wollen, müssen wir beifügen, daß der Gasthof »zur Residenzstadt Wien" 0» der Triesterstraße wohl d.r bedeutendste der Stadt, und von Frem­den der besuchteste sen, und dies auch schon im Jahre lööü war; weiter unle,! nennt er de» als Wallfahrtsort berühmten Iodociberg bei Nallas, I «­cobusberg, spricht vo» zwei F a >) e » c e g e sch i r r - F a b r i k e n in loi­bach, die gar nicht eMircn, errichtet auf unsercr bürgerlichen Schießstalte ein Le se ca b in e tt, wovon uns »ie etwas bekannt war, führt unter den Uuterhallungsörter» Laibachs die A u er sperg'schen und Z o i s'schcn Gär­ten o», die ma» ebensalls vergebens suchen würde, läßt den Fluß Feistritz am Berge Erintowitz, statt Grintouz entspri.igen, und die Save bei Krai »bürg schiffbar werden! Wir möchten doch sehe», wie die Schiffe an der Brücke bei Z wi sch e» w dman » sdorf ei»cn Markt, spricht von einem Dcnkmahle Nalvasor s zu Laibach, wov°,> uns nichts bekannt ist, und läßt die Loibelstraße vom Gipfel herab bis in's Thal z» St. Anna durch dichte Wa l du »gen gehen, was offenbar unwahr ist. Auch sind viele Orte in der Landessprache ganz unkenntlich geschrieben; s» z. B. heißt die Stadt Weixclburg (statt Weirelbcrg) Vishragor» statt V illin-iirnr-i, der Hungerberg: Laphnagora, statt »l!rni,L«ri!, Gotischer Hotzsche v i e, Hozschetuie , statt lluilievie, endlich G r»ß° NikIas und Ottek, statt Groß-Natlos und Ott«ku. s. ». Solche Unrichtigkeiten, die das Buch bloß über Krai » enthält, sind freilich nicht gecig»ct, für des Werkes Gediegenheit zu sprechen, und liefern einen neuen Beweis, wie sehr es Noth thut, daß die Vaterlands­söhne sich bewege», und ihr Vaterland m e hr bekannt mache» , wob.i es der TI>ciI»ahme uud A»erken»ung von Seite der Behörden und des Pulm­knms wohl nicht fehlen wird. — Leop. Kordesch. Aliftösliiig der Cbarade im Blatte Nr. 53. Windrose. Laibach. Druck uud Verlag von Joseph Vlasnik.