^lK 4. Siebenter Jahrgang. 34. Jänner 28G3. Der Erwählten. ,.^^»it ganzer Scclc Dir ergeben, Fühl' ich doch oft mein Herz beschwert, Verglichen Dir nnd Deinem Streben, Wic bin ich — schlicht und uugclchrt!" — So hört' ich oft Dich leise klagen, Dich meine holde Zwciflcrin; Was Dn mir bist, ich will Dir's sagen Und was ich fiir dic Andern bin. Den Zirkel nehm' ich in dic Hände, Fest steht anf einer Spitze er, Und mit der andern, die ich wende, Zieh' rings ich cinm Kreis nmhcr. „Was soll mir dieß?" So fragst Du leise , Und schaust mir ganz verwundert zu. Mein Lebensbild sich' in dem Kreise, Des Kreises Mittelpunkt bist Du! — Und ist nur dieses unvcrrückct, Dann ist gesegnet all mein Müh'n. Dann kann ich frei und hochbeglückt Dic Kreise weiter — enger zieh'n. Und was im Kreise eingeschlossen Ist, was im Leben mich nmrciht, Bekannte, Freunde und Genossen, ^ Des Tagewerks Geschäftigkeit. Doch wie der Mittelpunkt, der Eine, Nicht Zweites dnldct neben sich, So bist anch Du die Einzig Meine, Und Niemand'lieb' ich so, wic Dich! Und wcnu der Kreis, gleich einem Walle, Um seinen Mittelpunkt sich legt, So wirst Dn, wic mein Los anch falle, Von wir geschützt sein und gehegt. Und trübend darf zu Dir gelangen Selbst nicht einmal ein böscr Hanch, Und wic ich rein Dich hab' empfangen, So sollst Tu rein mir bleiben auch. Per Witwer. Vou Ludwig Bowitsch. ^Vedankenvoll lehnte der Neutier Wilborn an der Feilster« brüstung und blickte den Wolken nach, dic vom Abcndwinde getrieben, laschen Fluges über den sich verdüsternden Himmel eiltt:,. Endlich raffte er sich auf, öffnete die Thüre eines Seitengemaches und rief seinen Diener. „Geh' zum Baron Stern, sag', ich kann heute nicht kommen, mir ist unwohl." „Unwohl," entgegnete der Alte, seinen Kopf schüttelnd, „müssen nicht böse sein, gnädiger Herr, aber —" „Nun, was weiter?" „Sie — Sie härmen sich nutzlos ab; die gnädige Frau kommt nicht wieder aus dem Grabe zurück."' „Eben deßhalb bin ich traurig, weil ich sie nicht zurück« rufen kann, könnt' ich's, winde ich'ö thun." „Jede Trauer, meine ich, hat ihre Grenzen; die Selige droben —" „Thue, was ich befohlen." „Nein, mein gnädiger Herr, Sie müssen Zerstreuung suchen, nicht aber jeden Trost, der sich bietet, abweisen. Habe Sie als Knabe bereits auf meinen Armen getragen, darf mir wohl einen vermessenen Nalh erlauben; Sie werden, wenn Sie es so fortmachen, in Bälde der Todten nach» folgen, das ist aber Sünde —" „Geh'!" unterbrach Wilborn mit herber Betonung. „Daß ich doch auch schon gestorben wär, das ist eine traurige Wirthschaft," murrte der sich Entfernende. Wilborn zündete Licht an, setzte sich in einen Armstuhl und versenkte sich in die Betrachtung eines an der Wand hängenden weiblichen Porträts. Nach einer Weile trat der alte Icikob wieder in das Gemach. „Der Herr Baron drückt sein innigstes Bedauern aus, er wird binnen eiuer halben Stunde sich eiüsiilden und Ihnen seinen Besuch erstatten." „Ich blieb eben aus dem Grunde fern, um allein zu sein mit meinen Erinnerungen; wenn er kommt — ji so, ich muß für ihn zu Hause sei», weil ich mich Unwohlseins wegen entschuldigen ließ, ach, das ist fatal." „Sie sind aber den» Baron so gut." 14 „Allerdings — doch das verstehst Du nicht, die Welt > des Gemüthes ist für Dich Einen nickt vorhanden." > Der Besuch ließ nicht lange auf sich warten. Baron Stern >rar ein lcbensfrischer junger Mann. „Aber, was treiben Sie, lieber Freund, fortan misel- j süchtig — wo fehlt'S?" „Wahrscheinlich eine Verkühlung, wird sich hoffentlich j binnc» einigen Tagen geben." „Sie verzärteln sich zu sehr, weichen der Gesellschaft und ihren Vergnügungen aus, daher der geringste Diätfehler sogleich von verderblicher Wirkung." „Kurz zuvor habe ich eine ähnliche Belehrung von meinem allen Jakob annehmen müssen," unterbrach Wilborn mit bitterm Lächeln. «Ja, die ehrliche Haut hat mir's geklagt, Sie nehmen sich den Tod ihrer Gattin allzusehr zu Herzen. In einem Alter von kaum 49 Jahren, im Besitze eines bedeutsamen Vermögens hat man, mag der Verlust eines theuren Wesens auch noch so-schmerzlich berühren, noch keine Berechtigung, an sich und an der Welt zu verzweifeln!" „Das ist zum Rasendwerden." „Würdigen Sie in dieser Weise meine freundschaftliche Theilnahme?" ,/Ich — lch — nein — es war nur ein Aufall von Migraine." „Doch, doch, dieses körperliche Leiden wird eben durch Siechthum der Seele gefördert. Seien Sie bedacht, lieber > Freund, dem Dämon der Kümmerniß, welcher Ihr Lebe» ! in der Wurzel zu vergiften droltt, entgegenzuwirken, sonst ergeht es Ihnen, wie meiner Schwester, die unter ähnlichen Verhältnissen —" ! „Ja, ja, ich weiß, sie war auch so unglücklich, einen trefflichen Gatten zu verlieren." „Sie wird, nächster Tage hier eintreffen. Die Aerzte haben darauf gedrungen, die Zerstreuung als das einzige Mittel gegen das zerstörendste aller Leiden, die Melancholie, erkennend." ! «Sie war ein schönes Mädchen, wie ich mich besinne." „Sie soll jetzt mit fimfundzwauzig Jahren einer wandernden Leiche gleichen. Uebrigens, wenn anders, was ich z wünsche und hoffe, ihr Unwohlsein sich behoben, erwarte ich Sie morgen zuverlässig, da sich auch der Fabriksherr Ehrfried einsinden wird, der auf Ihr Landhaus, welches Sie zu veräußern entschlossen sind, reflcktirt." „Gut, gut, ich werde kommen," äußerte Wilborn und reichte dem Freunde seine Rechte zur Gewährleistung des Versprechens. D^r Baron entfernte sich, seinen Nath, bezüglich der Beherrschung des Grammes wiederholend. „Wenn nur schon das Landhaus und die übrigen Liegen« schaften an Mann gebracht wären," brütete Wilborn, „um all der elenden Vesitzsorgen enthoben zu sein und ganz der Eriunernng an die geliebte Todte leben zu können!" Am frühesten Morgen lehnte er bereits wieder gcdankeii« voll iu der Fensterbrüstung und blickte in den klaren, blauen Frühlingshimmel. „Solch ein wunderlieblicher Morgen eröffnete den Tag, an welchem ich meine Klara zum Altare führte," flüsterte der Gebrochene in sich hinein. „Die Natur schien sich mit mir zu freueu, das jubelnde Geschmetter der Lerchen war der Ausdruck meines eigenen seligen Bewußtseins — nun verhöhnt mich dieser blaue Himmel und der Gesang der Vöglein zischt wie ein Dolchstoß in mein Ohr, der Frühling streut seinen Zauber über die Lande und ich bin einsam, verlassen. Das Herz, in dem mein tiefstes Empfinden widerklang, hat ausgeschlagen: o läg' ich doch auch schon unter der Erde!" „Schon so zeitig wach," äußerte der alte Diener, „gnädiger Herr, Sie göuueu sich ja kaum die erforderliche Nachtruhe." „Was tümmerts Dich?" „Soll ich vielleicht das Frühstück besorgen?" „Laß mich!" Jakob wandte sich gegen die Thüre, hob die Augen nach der Decke und seufzte: „Der wird gewiß noch ein Narr!" Es herrschte in der That eine schauerliche Wirthschaft im Hause. Herr und Diener gingen als einzige Bewohner in der aus vielen Gemächern bestehenden Wohnung gleich Geistern auf und ab. Bald nach dem Hinscheiden Klara's, mit welcher er 8 Jahre verehelicht gewesen war, hatte Wil» born, von einer Art Menschcnhaß ergriffen, die sämmtliche weibliche Dienerschaft abgedankt, sich auf den silbcrlockigen Jakob beschränkend, der zugleich mit des Vaters Geld und Gut als Erbstück dem Sohne zugefallen war. Gr würde auch die weitläufigen, prächtig ausgestatteten Appartements gegen ein kleineres und einfacheres Garyon-Quartier umgetauscht haben, wenn ihm nicht'an dem un-verkümmerten Fortbestande der Zimmer, in denen die Hin» gegangene ihre letzten Stunden verlebt, gelegen gewesen ! wäre. Der alte Sancho Pansa klagte häufig unvermögend zu sein, das zahlreiche Meublement und Gardineuwerk in makel« loser Reinheit uud Schönheit zu erhalten. Wilborn blieb jedoch derlei Vorstellungen gegenüber taub. Er wollte weder das Geringste vom Vorhaudenen aufgebeu, noch zur Aufnahme weiterer Arbeitskräfte sich bequemen und ließ es lieber geschehen, daß über die getäfelten VlasondS und goldstrotzenden Bilder das Spinnenvolk seine grauen Netze wob. (Schluß folgt.) Ein Pesuch auf dem Derge Athos. Wir hatten von Athen aus eiu griechisches Fahrzeug zu unserer Benützung, um nuf demselben die Rcise nach Macedonien, und zwar zunächst nach der chalkidischcn Halb- insel zu machen, die sich in dreigliedriger Gestalt zwischen dem Meerbusen von Salonichi und von Contessa (im Alterthum dem thermaischen und dem strymonischen Meerbusen) in das weiße (das agäischc) Meer von Norden nach Süden hinzieht. Wir waren sehr bald vor dem Meerbusen von Salonichi. Unser Schiff fuhr ganz nahe am Lande vorüber, das jetzt mehr einer öden Wüste ähnlich ist und wo einst die reichsten Städte blühten. Nur aus der westlichsten jener drei Halbinseln, der von Pallene, die gegenwärtig den Namen der Kassandra trägt, gab es i:n Alterthum acht Städte, aber gegenwärtig ist von diesen auch nicht eine einzige mehr vorhanden ! Dagegen zählten wir, nachdem wir ans Land gestiegen waren, um dieß etwas näher kennen zu lernen, 1l Dörfer; Valliuri (an der äußersten Spitz? der Halbinsel, in der Nahe des Vorgebirges, das den gleichen Namen führt, aber auf Karten oft Plajnr genannt wird und im Alterthum Kanasträum oder Kanastrum hieß) , Kapsochora, Hagia ^ Parastevi, Zsaprania, Polychronos, Pazarakia, Kalatra, ! Furka, Valtos, Athyto und Portä. Von diesen Ortschaften , scheint nur die vorletzte, Athyto, an der Stelle deö alten ! Aphyiis zu liegen, wie sich aus Trümmern alter Kunst ab» ! nehmen laßt. die sich dort noch finden. Die darauf folgende, nach Osten zu gelegene Halbinsel, im Alterthum Eitbouia, führt gegenwärtig den Namen Logkos ! (so genannt, weil sie sehr waldig ist. Nach dem neugrie- ! chischen ^/u/x^ oder ^«770^, der Wald), u»d läuft in ! zwei Vorgebirge aus: Trapaui oder Drcpano (im Alterthum ^ Derris) und Kartali. Dort stößt der Allertdumöforschcr ! lioch auf Ueberbleibsel des alten Torone auf der Westküste ' der Halbinsel, das einst einen so sichern, stillen und wellen« ! losen Hafcu hatte, daß es ein Sprichwort gab: „Stiller als ! den Hafen von Torone." Ein heftiger, von furchtbaren Blitzen und Donner» schlagen begleiteter Sturm trieb uns während der Nacht schneller unserem Ziele entgegen, und wir genossen am Morgen daraus ein prächtiges Schauspiel, als wir uns, nachdem der nächtliche Sturm sich gelegt hatte, am Fuße des AthoS selbst befanden, und nun die über die Berge im Osten glänzendstrahlende Sonne die gewaltigen Felsen deö Berges ver« goldete — diese Felsen, „die nur die ans ihnen wohnenden unerschrockenen Mouche ohne Furcht sehen können." Das hohe, steile, Gebirge der dritten und östlichsten jeuer drei Halbinseln (sie hieß im Alterthum Akte, jetzt die des Athos), mit der obersten Spitze, dem Athos, der sich in der Gestalt eines weiblichen Busens von dem übrigen Gebirge abhebt, und dessen Bewohner die aufgehende Sonne um drei Stun« den (!) früher erblicken, als die Bewohner der nahen Küssen, lag himmelhoch im kü.rcn Sonnenlichte vor unö. W,ir selbst lagen mit unserm Schiffe ^ angenagelt zu seinen Füßen. Obgleich wir noch gegen 20 Seemeilen von ihm entfernt waren, erschien er uns doch als ganz nahe, und er schien sich sogar unmittelbar über uns ails dem Mecrc in die Lüfte zu erheben. Seine Höhe über dcm Meer, aus dem er gerade emporsteigt, beträgt 6400 Fuß, und sein Schatten fiel zur höchsten Sommerzeit nach den Beobachtungen der Alle", die in den Messungen der Neueren ihre volle Bestätigung finden, auf den Marktplatz der Stadt Myrine auf der Westküste der Insel Lemnos (?!). Der Wind war unserer fernern Fahrt günstig, aber er wehte nur schwach, und unser Fahrzeug näherte stch der Halbinsel in der Stunde nur um 3 — 4 Meilen. Nachdem der Wind sich gänzlich gelegt hatte, be« stieg ich allein von unserer Gesellschaft ein kleines Voot, um nach dem Lande zu fahren und dort in den Klöstern des Berges uusere Ankunft zu melden, aber nach anderthalbstün» digem, angestrengtem Nudern befanden wir uns immer noch ziemlich weit vom Lande entfernt, während wir auf dem Schiffe selbst gemeint hatten, daß wir nur l0 Minulcn davon entfernt wären. Endlich landeten wir am Fuße des Klosters Simopetra, das slch innerhalb des jingitischen Meerbusens, an der Westküste der Athos«Halbinsel, anf hohen, senkrecht aus dem Meere wie ein kleiner Athos-Berg stch erhebende» Felsen befindet und über unserem Haupte in der Luft zu schweben schien. So war ich denn endlich inmitten dieses irdischen Para-dieses, nach dem ich so lange mich gesehnt batle; ich stand in diesem, von der Natur selbst gebildeten Niesentempel der morgenländischen Kirche, dem Mittelpunkte der griechischen Orthodorie, die, feststehend und uncrschüttert auf dieser alterthümlichen Warte der griechischen Welt, den auf sie seit Jahrhunderten anstürmenden Wogen leidenschaftlicher Verfolgung und wüthenden Hasses getrotzt hat. Der Aufgang vom Ufer nach dem genannten Kloster führt über einen steilen, aber künstlich von den Mönchen angelegten Weg. Die erhabene, prachtvolle und reiche Natur des Berges schmückt den Weg in seiner ganzen Lange von beiden Seiten mit de» verschiedenartigsten Bäumen und Sträuchern, mit angenehm duftenden Gewächsen und Blüthen, welche die Lust allenthalben mit Wohlgerüchcn erfüllen. Man empfindet die Wahrheit der Beschreibung des griechischen Geschichtöschrei« bers Nikephoros Gregoras, die er von der Natur des Berges macht. „Von gar verschiedenen Seiten," schreibt er, „scheint ! mir der Berg Athoö der Bewunderung besonders werth zu sei». Die L»ft, die ihn umweht, ist uon glücklicher, angenehmer Beschaffenheitj das Grün der Pflanzen und Gewächse, die ihn schmücken, ist voll reicher Mannigfaltigkeit, und erfreut und ergötzt die Sinne. Wie aus unerschöpflichen Quellen ! durchströmt überall der Reiz wohlriechender Düfte und bun-! ter Blüthen die Luft, die von reiner Sonnenwärme erfüllt ist; alles grünt von mannigfaltigen Bäumen in weiten Wal-> düngen und auf breiten bunten Wiesen: vielfache Arten von ! Vögeln erfreuen das Ohr mit ihrem Gesang, Schaaren von ! Bienen umschwärmen die Blumen uud erfüllen die Luft mit ! sanftem Geinurmcl, lmd ein Gewand von gleicher Anmuth ^ und Neiz umwebt das Ganze, nicht bloß zur Zeit des Lenzes, ^ sondern wähi'end des ganzen Iahreslanfes, zur Freude und zum Genusse des Menschen. Besonders aber, wenn aus der Mitte deS Waldes und aus dcm Grün der Gewächse der Gesang der Nachtigall am Morgen erschallt, stimmt dieß gar wunderbar zu der Stimmung des in der Einsamkeit des , Berges Weilenden, und alles wird zu einem Lobgesang des Herrn, in den auch der Chor der himmclgebornen murmeln- i den Quellen und brausenden Bäche allseitig einfällt, so daß j der ganze Berg wie ein großer Altar zu sein scheint, von ! dem in lieblichen, ewigen Harmonien das Lob und die Ge« ! bete der Geschöpfe ohne Aufhören zum Himmel emporsteigen. I» der That vereinigt sich in der mächtigen und prächtigen Natur des Berges Athos, die neben dem melancholischen Ernste erfreut und entzückt, das Erhabene und Angenehme ! zu wunderbarer Harmonie: ein Eindruck, dessen kein gefühl« ! «oller Mensch sich erwehren kann." ' (Fortsetzung folgt.) Die Daumwollenkultur in China. Je länger der Bürgerkrieg in den nordamerikanischen Freistaaten fortdauert, je empfindlicher der Mangel an diesem wichtigen Rohprodukt für die europäischen Fabriksstädte und ihre erwerblose hungernde Bevölkerung wird, desto wichtiger erscheint es, auf Gegenden hinzuweisen, welche sich durch Klima, Vodcnbeschaffcnheit und Arbeitslohn ganz besonders ^ zur Ausdehnung der Baumwollenkullur eignen. In dieser Beziehung ist namentlich China noch viel zu wenig berück« sichtigt worden. Wie ans der ältesten chinesischen Chronik, Cchu-King, welche den Zeitraum von 2336 Jahren bis 721 i Jahre vor Christi Geburt behandelt, hervorgeht, ist die j Kultur und Verwendung der Baumwolle im chinesischen Neich beinahe so alt als jene der Seide, und hat nch scit den ältesten Zeiten von der Küste über die nördlichen und westlichen Provinzen verbreitet. Die Pflanze (zos^pium kl>i'I)ncouln) wird, je nach der Ueppigkeit des Bodens, 1 bis 4 Fuß hoch, und blüht vom August bis Oktober. Es qibt zn'ci Varietäten, eine gelbe und eine weiße, aber mit Ausnahme, daß die erstere nicht so hoch und üppig wird, iü keine Eigenschaft wahrnehmbar, welche sie als eine be« sondere Species charakteriüren würde. Au' der gelben Varietät wird der berühmte Nankingstoff verfertigt, welcher eine Zeit lang bei der europäischen Herrenwelt so stark in der Mode war. Das Einsammeln der Samenkapseln geschieht meist durch Frauen oder Kiuder, welche dafür täglich 30 bis 100 Kupfcrkäsch (7—14 kr.) erhalten. Der Arbeitslohn für männliche Arbeiter beträgt 2ü6 Käsch. Die Baumwolle wird theils in den Hülsen, theils gereinigt zu Markt ge« bracht. Mit Ausnahme des für die nächstjährige Aussaat beuöthigten Samens wird derselbe zur Oelerzeugung verwendet, wählend die Stengel ein beliebtes Feucrungsmaterial nbgebcu, so daß jeder einzelne Theil der Pflanze cinc Quelle de..s Nutzens für ihren Vebauer ist. Die Provinz Keang-su ist berühmt wegen der weichen und vorzüglichen Qualität von Baumwolle, welche auf idren Feldern wächst, die zur Blütezeit viele Meilen weit „wie mit gelben Wolken bedeckt erscheinen." Die wichtigsten Punkte in der Umgebung von Shanghai für Vaumwollenpflanzung nnd Pntung, Keating, Lxngwa. Die Gesammternte von Baumwolle im chinesischen Reich ist kaum annähernd zu ermitteln, indem der einheimische Verbrauch von beinahe 400 Millionen Menschen so viel wie unbekannt ist. Allein, aus den ungeheuern Quantitäten, welche schon jetzt jährlich aus dem Innern nach Shanghai gebracht und von hier ausgeführt werden, läßt sich einigermaßen auf die Fähigkeiten gewisser Provinzen China's für die Kultur der Baumwolle schließen. Im Jahre 1889 wurden 339.860 Ballen (ä 100 Cattus oder 133V» Pfund) oder 21.420 Tonnen Baumwolle erportirt, während nach der Ansicht von Sachverständigen mindestens eine dop« pelt so hohe Quantität im Lande selbst von der einheimischen Bevölkerung verbraucht wird. Der Preis ist, wie bei allen Marktprodukten, ziemlich schwankend. Ungereinigte weiße Vauunrolle kostet 6000—6800 Käsch (^/^N^ fl.) per Pikul (133^ Pfund), gelbe 3200-4300 Käsch. Gereinigte kostet die weiße 20.000, die gelbe 7300 Käsch. Die zum Erport bestimmte Baumwolle wird in Ballen ge« packt im Gewicht von 100—150 Pfund. Für Packen, Pressen, Verschnüren und Verschiffen werden für jeden Ballen außerdem 2800 Käsch (3^2 fl.) berechnet. Wenn die britische Negiernng ihren gegenwärtigen Einfluß im Neich der Mitte zu benutzen versteht, und als Aequivalent für die gegen die Taipings geleiteten Tienste die AnfuuilNerung zur Vaum-wollenkultur und die zollfreie Ausfuhr dieses Produkts erwirkt, so dürfte der Noth in Lancashiere, auch »renn der Kampf in Nordamerika fortdauern sollte, dauernd abgeholfen werden können. Die geheime Macht der Edelsteine. Im Mittelalter war der Glaube, welcher den Edelsteinen geheime Kräfte zuschrieb, allgemein, und bildet in den epischen Gedichten des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts mitunter sehr dichterische Momente. Albert der Große hat eine eigene Abhandlung über die geheimen Kräfte der Edelsteine geschrieben. Man vergleiche seine Schriften; „V0 mil-üdilidus« und ,,D« nnlul-a i'orum.« Nach der allgemeinen Annahme verdunkelte sich der Demant, kam derselbe an die Hand eines Vcrräthcrs; der Nubin beschwichtigte den Zorn; der Topas spendete Trost: der Achat machte vergnügt; der, Jaspis heilte Abnehmungs < Krankheiten; der Amethyst schützte gegen Trunkcuheit; der Hyazinth verbannte Schlaflosigkeit', der Saphir nahm dem Schlangengift seine Krast; Chalcedon half zum Gelingen schwieriger Unternehmungen,; dcr Türkis benahm jedem Sturz seine Gefahr; der Carneol munterte auf, scheuchte Trübsinn und Kummer, und der Opal konnte sogar, unter gewissen Zauberformeln getragen, unsichtbar machen. Druck nud Verlag von Ign. v. Klcimnayr L5 F. Bambcvg in Laibach. — Vcrantwcrtlichcr Ncd«ttur I. v, Klcinwayr.