des k. k. illyrischen Guberniums. -Äas Ergebniß, daß der Borkenkäfer in mehreren Waldun« gen Oberkärntens in einer beunruhigenden Menge sich gezeiget hat, bestimmet dieses Gubernium sämmtlichen Kreisämtern, Bezirköobrig- keiten, Dominien und Gemeinden nachstehende, von der galizischen k. k. Landesstelle erlassene Vorschrift und Belehrung, wie den dieß- falls zu besorgenden Verheerungen in den Waldungen bestmöglichst vorgebeugt werden könne und solle, zur Nachachtung allgemein bekannt zu geben. - Laibach am 10. Juli 1841. Joseph Freiherr v. Weingarten, Landes - Gouverneur. Larl Graf zu Welsperg, Raitenau und Primor, Vice - Präsident. Johann Nep. Freiherr v. Spiegelfeld, k. k. Gubernialrath. VorsM und Mehrung über die Mittel zur Verhütung und Hintanhaltung der Verheerungen durch Jnsecten in Nadelwal- dungen. schädliche Jnsecten, Borkenkäfer und Kienraupen haben sich seit einigen Jahren in den Waldungen Galiziens dergestalt vermehrt, daß Waldverwüstungen erfolgten, welchen nur durch außerordentliche Kraftaufbiethung Schranken gesetzt werden konnten. Da die Erfahrung gelehrt hat, daß die früher hier nie in der Art vorgekommene Baumtrockniß durch Borken- oder Splintkäfer sowohl, glS der bereits mehr bekannte Raupenfraß in den Kiefern¬ strecken am sichersten und schnellsten nur im Keime zu ersticken ist, so ist eö nothwendig geworden, Maßregeln vorzuzeichnen, die dazu ' geeignet sind, die Waldungen vor Verwüstungen, zu schützen. Die Landesstelle sieht sich daher veranlaßt, nicht nur die Wald- befltzer auf diese schädlichen Jnsecten aufmerksam zu machen, sondern auch: a) die allgemeinen Regeln zur Behandlung noch nicht angesteckter Waldungen; b) die Kennzeichen der vom Borkenkäfer ergriffenen Waldtheile; e) die Beschreibung und Naturgeschichte einiger dieser Jnsecten; ä) die Behandlung der davon ergriffenen Waldungen; e) die Kennzeichen des Raupenfraßes; k) die Beschreibung und Naturgeschichte der Raupen, und endlich §) die Behandlung der damit heimgesuchten Kiefernstrecken, mittelst der angeschloffenen Instruction ./* zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, und Folgendes auzuordnen: 4 . 1) Wird allen Dominien bei Vermeidung angemessener Poli- zeistrafen zue Pflicht gemacht, in jedem Falle, wo Borkenkäfer oder Kienraupen in ihren oder den benachbarten Waldungen überhand neh¬ men, hievon dem betreffenden Kreisamte sogleich die Anzeige zu er¬ statten. 2) Um versichert zu seyn, daß das Kreisamt zur schnellen Kennt- niß über das Umsichgreifen dieses Uebels gelange, sind zu dieser An¬ zeige an den Waldeigenthümer, das Dominium und das betreffende Kreisamt auch noch jene Individuen verpflichtet, denen die Aufsicht über diese Waldungen übertragen ist. Im Falle der Verheimlichung der ersten Spuren dieser Uebel, oder der unterlassenen Anzeigen, werden diese Individuen mit einer empfindlichen Strafe belegt, oder nach Umständen selbst unfähig zum ferneren Forstdienste erklärt werden. Waldheger, welche es versäumen, die bezeichnete Anzeige an den Waldeigenthümer und das Dominium zu erstatten, sind mit einer körperlichen Strafe zu ahnden. 3) Da die Unterdrückung dieses Uebels in seinem Keime das sicherste Mittel ist, um demselben Schranken Zu setzen, so werden auch Pie Kreiscommiffäre bei ihrer Anwesenheit in öen Bezirken Erkundi¬ gungen einholen, ob die Instruction genau befolgt werde. 4) Sobald dem Kreisamte eine solche Anzeige zukömmt, so wird dasselbe vor Allem die Sache durch ein sachverständiges Indi¬ viduum genau erheben lassen, das Nöthige sogleich einleiten, und das Resultat zur Kenntniß der Landesstelle bringen. (Gubernial-Kund¬ machung vom 20. Jänner 1835. Gub. Zahl 79335 ex 1834.) In- s Instruction. I. Allgemeine Regel zur Behandlung noch nicht angesteck¬ ter Radclwaldungen. Es wurde schon seit Jahren angeordnet, die Forste in periodi- sche Schläge nach richtigen Grundsätzen einzutheilen. In der Voraus¬ setzung, daß diese Einrichtung bereits überall besteht, wird hiemit Fol¬ gendes insbesondere den früher deßhalb erflossenen Verfügungen noch angereihet: - 1. Die in jedem Jahre zur Benutzung kommenden Schläge müs¬ sen auf einmal nicht zu dicht abgetrieben, das heißt: durch Hinweg¬ nehmen einer zu großen Anzahl von Stämmen auf einmal dem Einflüsse der Elemente nicht zu sehr ausgesetzt werden. Es ist nö- thig dafür zu sorgen, daß ein frisch abgetriebener Schlag nur dunkel gestellt werde, nämlich: noch immer so viel Saamenbäume enthalte, um die Sonne nicht zu stark auf den entblößten Boden brennen, und demselben die nöthige Feuchtigkeit entziehen zu lassen. Ferner dürfen die Waldränder nie ganz freigestellt werden , sondern rund um den Schlag muß sich ein 10 bis 15 Klafter breiter Saum oder Forstmantel herumziehen, um die Wirkung der Stürme zu bre¬ chen, und den jungen Schlag zu schützen. Diese Maßregel verbürgt zugleich den schnellsten und sichersten Wiederanflug, und wenn dieser hinlänglich erfolgt ist, so können dann im Winter bei Schnee die zurückgelassenen Saamenbäume ebenfalls benützt, das heißt: der Schlag ganz licht gestellt werden. 2. Jeder kränkliche Stamm ist an sich für den Forsthaushalt ver¬ loren, sein Verbleiben im Walde kann nur nachtheilig seyn. Die Be¬ stände müssen daher immer sorgfältig untersucht, und von altem kran¬ ken Holze rein erhalten werden. s Diese kranken Baume sind aber aus dem Walde zu entfernen (wenn nämlich nicht wirkliche Baumtrockniß schon vorhanden ist, wo eine andere Behandlung eintritt), und überhaupt darf kein liegendes Gehölze un entrind et im Walde zurückbleiben. 8- 3. Alle während dem Winter vorgekommenen Windfälle, Schnee- und Windbrüche, vorzugsweise aber Fichten und Kiefern dieser Art, müssen daher noch vor dem Monate Mai aus dem Walde hinweg¬ geschafft werden. Die Arbeit in den Holzschlägen muß vom October bis März vor sich gehen, und die Abfuhr des Bauholzes bis zum April been¬ digt seyn. 5. Wäre es jedoch unmöglich alles Bauholz bis zu dieser Zeit auszuführen, so muß solches auf jeden Fall entrindet, und der Abfall gleich auf dem Platze verbrannt, oder hinweggeführt werden. Eben dasselbe hat mit den Stöcken zu geschehen, wenn deren Ausrottung nicht thunlich ist. Da manche Vogelarten, z. B. Spechte, Baumläufer, Finken, Nachtschwalben, dann Fledermäuse u. s. w. sich von Jnsecten, oder , deren unter der Baumrinde verborgenen Larven nähren, so muß man darauf Bedacht nehmen, diese Vögel nicht zu vermindern. Das Abästen der stehenden Bäume ist dem Wüchse oder der Gesundheit des Holzes nachtheilig, es ist daher, wo es vermieden wer¬ den kann, gänzlich zu unterlassen, im Nothfalle aber dürfen nur eini¬ ge Aeste mit scharfen Aerten von unten aufwärts handbreit vom Stam¬ me abgehauen werden. Auch darf dieses nur im Winter und Herbste, nie aber zu einer andern Jahreszeit geschehen. Besonders ist endlich darauf zu sehen, damit die Bäume nicht muthwillig oder nachtheiliger Weise durch Harzreisen, Ringeln, Capel¬ lenhauen rc. re. beschädigt werden, indem alle diese Holzfrevel die Ge¬ sundheit des Baumes beeinträchtigen, und üble Folgen dadurch begründen. 7 tz. 10. Aber am wichtigsten und nothwendigsten ist es, hauptsächlich im Früh- und Spätjahre alle Nadelholzbestände genau zu untersuchen, alle darin vorkommenden Veränderungen zu beobachten, mit den hier nachfolgenden Erscheinungen der Jnsecten-Beschädigung zu vergleichen, und im Falle, daß dieser Umstand wirklich eintritt, unverzüglich zu jenen Mitteln zu schreiten, welche diese Belehrung an die Hand ge¬ ben wird. , n. Kennzeichen der vom Borkenkäfer angegriffenen Wald- theile. Die Aeußerungen der Baumtrockniß lassen sich nach ihren Erschei¬ nungen sowohl am Baume selbst, als auch im Walde überhaupt, un¬ ter drei verschiedenen Graden beobachten. Die erste Periode der Ansteckung eines Baumes sowohl, als auch eines ganzen Wald-Districts, ist nur dem geübten Kennerauge sichtbarz die Zeichen derselben sind noch so unbedeutend, daß man sie mit gewöhnlichen Ereignissen verwechselt, und nur eine besondere Auf¬ merksamkeit kann den wahren Grund davon errathen. In der zweiten Periode tritt schon eine unverkennbare Ver¬ änderung des Zustandes sowohl beim einzelnen Baume, als beim Walde ein, und nur gänzliche Unwissenheit kann noch im Zweifel verweilen. Die dritte trägt den Stämpel der Zerstörung. Der Baum hat zu vegetiren aufgehört, und der Wald ist auf dem Wege es zu thun. Menschliche Kräfte, die in der ersten Periode mit Leichtigkeit, in der zweiten mit energischer Kraftanwendung noch abhelfen konnten, stehen hier nun an der Gränze ihrer Macht. a) Kennzeichen der einzelnen AnsLeckungSgra- de nm Baume. In der ersten Periode bemerkt man eine wenig auffallen¬ de kränkliche hellere Farbe der Nadeln, ein eben solches Herabneigen derselben. Das Harz zieht sich in langen Fäden am Baume hinunter, und in den Schuppen der Rinde findet man ein braunes schnupsta- backähnliches Wurmmehl, unten am Stamme sieht man bei Klaf¬ ter- und mehr Höhe, jedoch selten, Bohrlöcher in der Rinde, und überhaupt ist das ganze Ansehen noch vollkommen täuschend. s Die zweite^ ist der Zustand gänzlich veränderter Farbe der Nadeln, welche bei Kiefern nunmehr hellroth, bei Fichten braunroth, und bei Tannen dunkelroth erscheinen, ohne jedoch abzufallen, das Herabfließen der Harztropfen geschieht weit stärker, und häufiges Wurmmehl bedeckt die Schuppen der Rinde und die Wurzel. In der dritten sind die Nadeln bereits abgefallen, auch die Rinde löst sich stückweise vom Stamme, welcher da, wo er blos ist, mit schwärzlichem Wurmmehl überzogen erscheint, und auch die Säfte haben in fauliger Gährung sich aufgelöst. Fällt man einen Stamm in der ersten Periode, so wird man oft lange suchen müssen, bis die Jnsecten sichtbar werden, bei Fichten meistens um die Mitte der Höhe, bei Tannen im obersten Gipfel, bei den Kiefern entweder ebenfalls ganz oben, oder in der Mitte. In der zweiten haben sie sich schon durchaus verbreitet, und sind bis tief hinabgestiegen; aber die. Kiefer macht eine Ausnahme, selten findet man weniger als 7 — 9 Fuß von der Erde Borkenkäfer. In der dritten Periode haben sie den Baum schon verlassen, der ihnen keine Nahrung mehr gewähren kann. Im ersten Falle ist das Holz fast noch ganz brauchbar, im zweiten nur zum Brennen, im dritten auch hiezu kaum mehr geeignet. Ls) Geade der MnsteEung im Walde. Unter dem ersten Ansteckungsgrade versteht man, wenn nur ein¬ zeln zerstreute Stämme der ersten und zweiten Periode hier und da ohne sichtbaren Zusammenhang vorkommen; beim zweiten sieht man schon harstweise solche Stämme, das ist: 4 bis 6 neben einander, und auch von der dritten Periode werden schon mehrere sichtbar, der dritte Grad biethet strichweise dieselben Erscheinungen, und haufenweise Stämme der dritten Periode dar. LII. Beschreibung und Naturgeschichte einiger Borkenkäfer- Arten. Die hervorbringende Ursache der so verderblichen Baumtrockniß find mehrere Gattungen von Käfern, die zur Ordnung der Kleinkäfer und zur Familie der Splintkäfer gehören. Die- 9 diejenigen Arten, die in Galizien meistens gefunden werden, sind: 1) Der gemeine Borkenkäfer (Verwestes 1)5 Zoll lang', in Fichten. 2) Der Kiefern-Borkenkäfer (Vostriellus pinastri), 1)4 Zoll lang, in Kiefern. 3) Der Kienbohrer (Verwestes ZnM perän)- 1)7 Zoll lang, in Kiefern. 4) Der Kupferstecher-Borkenkäfer (Verwestes ellriieoAi^ptlUKR 1)12 Zoll lang, in Fichten und Tannen. 5) Der Tannen-Borkenkäfer (Verwestes wiero Krokus), et¬ was über 1)L2 Zoll lang, in Tannen. 6) Der Zeichner-Borkenkäfer (Verwestes xoliKrklxllus), von der Größe und ost kleiner als ein Floh, in allen drei Gattungen. 7) Der zottige Borkenkäfer (Vostrielws vMosus), 1)7 Zoll lang, in Tannen. Alle diese kleinen, mehr und weniger behaarten Käferchen sind walzenförmig, länglich, mit scharfen behaarten Frefizangen, Flügeln, und bei der ersten, zweiten und vierten Art hinten mit ausgefressen scheinenden Flügeldecken versehen; ehe sie reif sind, haben sie eine gelb¬ liche, dann eine braunrothe, und zuletzt eine mehr oder weniger schwar¬ ze Farbe; auch findet man den Tannenkäfer mit schwarzem Halsschil¬ de und braunrothen Flügeldecken. Nur die ersten drei Gattungen bohren ihre Hauptgänge von unten nach aufwärts, die andern fast alle in seitwärts gekrümmten Richtungen, alle aber legen ihre Eier längs diesen Gängen, und die daraus entstehenden Larven fressen sich vom Hauptgange aus sprin¬ gende Bahnen, ohne sich zu durchkreuzen. Vom Mai bis October ziehen sie in größern und kleinern Schwär¬ men, je nachdem die Witterung, wie z. B. im Jahre 1827, ihnen besonders günstig ist, umher, und verbreiten sich in ost zwei, drei bis vier Meilen entfernte Waldungen, wo man früher nie etwas chon ihnen gehört hatte, so zwar, daß man genau die Fortpflanzung von Süden nach Norden wahrmhmen konnte. Wenn sie sich eingebohrt haben (zwischen Rinde und Holz im Splinte, wozu der Fichtenkäfer, so lange seine Anzahl noch nicht groß ist, liegendes oder kränkliches Sastholz, der kleinste Tannenkäfer aber 3 10 nur hochragende freie Gipfel verzieh':), und 50 bis 100 Eier gelegt haben, so erfolgen nach 14 Tagen kleine weiße Larven mit gelbröth- lichen Köpfen, die die vorzüglich verderblichen Kanäle in die Safthaut fressen, 14 bis 20 Tage fortwachsen, endlich zur Puppe, dann nach 21 Tagen zum Käfer werden, sich durchfressen- und das Werk der Zerstörung von Neuem beginnen. Zu bemerken ist, daß der Käfer, einmal ausgebildet/ nicht mehr wächst, sondern in derselben Größe verbleibt. Uebrigens hält der Bor¬ kenkäfer keine so bestimmte Zeit, wie andere Insekten- zu stittM Ver¬ wandlungen; man hat ihn als Made, Puppe und Käfer zu Mett Jah¬ reszeiten gefunden^ und ihn auch nach dem Eierlegen lebend Mgetrvffen. Die Larven und Puppen sterben, wenn man sie an die freie Lust stellt, der ausgebildete Käfer aber trotzt, außer dem Fsütr, allen Elementen. Monate lang im Wasser oder im Eise eingehüllt- betäuben ihn nur, und ein warmer Hauch ist hinlänglich ihn zu bAebem Im Allgemeinen wird angenommen, daß der Borkenkäfer nur auf die stockenden Säfte der Nadelbäume angewiesen sey- und daß er nur bei großer Vermehrung gesunde Stämme angreife/ in Galizien aber hat eine Reihenfolge von Erfahrungen unwiderlegbar därgethan- daß der Borkenkäfer das gesündeste harzreichste Holz/ ohne Rücksicht auf Alter, Lage, Boden, Standpunkt, Wuchs und Größe- angeht- und nur schüttere sonnige Stellen sichtbar vorzieht. Die Tannenkäfer verschmähen durchaus alles liegende Holz, und ziehen- wie schon ge¬ sagt, nur nach den höchsten freiesten Gipfeln. Ferner hat man bemerkt, daß da, wo Fichten, Tannen Und Kiefern beisammen standen, nach und nach alle drei Gattungen der Baumtrockniß erlagen. IV Behandlung der vom Borkenkäfer befallenen Waldun¬ gen. Aus der vorhergehenden, das Wesentlichste mthaltendett Na¬ turgeschichte der Borkenkäfer, so wie aus einer Reihenfolge von Er¬ fahrungen, ließen sich Maßregeln zu ihrer Verminderung herleiten, die jedoch so berechnet werden mußten- um zu jeder Zeit und unter allen Umständen anwendbar zu seyn. Die gründliche Zerstörung des durch die Baumtrockniß erzeug¬ ten Ansteckungsstoffes- hier der Käfer und ihrer Larven, kann mit 1k Sicherheit auf folgende Weise bewirkt werden, welche deschakb auch fernerhin zur genauen Befolgung angeordnet wird: 1) Fast alle die verschiedenen Borken- oder Rindkäfer, mit nur einzelnen Ausnahmen, leben in oder unter der Rinde der Nadelhöl¬ zer, wo sie sich ernähren und vermehren. Jeder Baum, den sie sich erwählen, muß über kurz oder lang zu Grunde gehen, und ist in dem Augenblicke schon, wo sie ihn angehen, für den Forsthauöhalt nicht nur verloren, sondern sein Verbleiben im Walde kann nicht mehr geduldet werden. 2) Je eher man einen von Borkenkäfern ergriffenen Stamm fällt, je brauchbarer ist noch dessen Holz. 3) Es ist daher von großer Wichtigkeit, dieses Uebel gleich im ersten Entstehen zu erkennen und zu ersticken; daher jeder Förster und Häger angewiesen und nach dem früher gegebenen Unterrichte belehrt werden muß, auf jede Veränderung in den Nadelbestanden der ihm anvertrauten Waldungen genau Acht zu geben, und jede mit der ihm gemachten Beschreibung übereinstimmende Erscheinung sogleich dem Waldeigenthümer und dem Dominium anzuzeigen. 4) Nach erfolgter Anzeige muß jeder Waldeigenthümer die Sache durch einen Kunstverständigen sogleich selbst untersuchen lassen, oder um Delegirung eines solchen das vorgesetzte k. k. Kreisamt ohne Verzug angehen, indem es sich leider nur zu sehr erwiesen hat, daß durch Ver¬ heimlichung und Vernachlässigung der ersten Aeußerungen dieses Wald¬ übels nicht allein die zuerst bedroheten, sondern auch viele anstossenden Waldungen unersetzlichen Schaden erleiden mußten» 5) Sobald durch die Untersuchung in loeo die Baumtrockniß als vorhanden anerkannt wird, sind sogleich alle davon ergriffenen Stäm¬ me zu zählen, und nach der bezeichneten Classification als im I., H Und III. Grade angegriffen zu bezeichnen. 6) Nach diesem Ueberschlage sind die nothwendigen Arbeiter zu be¬ stimmen, und ihnen ein eigener wohlbelchrter Aufseher zuzugeben. Die Handlungen dieser Arbeiter haben in Folgendem zu bestehen, nämlich: a) Wird jeder Stamm, der die Spuren des Käferangriffes darbiethet und bei der Abzahlung schon bezeichnet wurde, so tief als mög¬ lich an der Erde abgeschlagen. h) Werden alle Aeste hart am Stamme, und der äußerste Gipfel bis zur Dicke eines Handgelenkes abgehauen» Z* 1Ä e) Muß die Rinde sowohl vom Stamme, als auch von Ecu Resten, die benutzt werden sollen, mir scharfen Acxten behutsam, ohne viel zu zerstreuen, abgestoffen, und sammt den schwächeren unentrin- deren Resten, dann dem Gipfel um den zurückgebliebenen Stock nach und nach angchäuft und langsam verbrannt werden. 6) Endlich wird mit scharfen, am besten mit eisernen Rechen die ganze Stelle wo diese Arbeit geschah, von der Moos- oder Na- dcldccke befreit, und solche ebenfalls am Stocke verbrannt; der Beweis, daß alles dieses richtig und nach dieser Vorschrift voll¬ bracht wurde, ist damals hergestellt, wenn der kahle nack¬ te Stamm sammt den eben so entkleideten stärke¬ ren Aesten, aus der schwarzen entblößten Wald¬ erde ganz allein zurückblieb. 7) Diese Manipulation Zerstöret nicht nur Alles, was an An¬ steckungsstoff vorhanden war, sondern sie macht den entrasten Boden auch für den Wiederanflug vorzüglich empfänglich, wenn die zurück¬ gebliebene Asche darauf herum gestreut wird. 8) Wenn diese Behandlung im Winter vorgenommen wird, so muß die obere Schneelage mit der Rinde auf's Feuer gebracht werden, weil die Käfer, welche darin Zurückbleiben, sonst nicht zu Grunde gehen. Die Verbrennung um und auf dem Stocke geschieht darum, damit auch an solchen keine Käfer oder Bruten lebend Zurückbleiben. 9) Sollte es dagegen im Sommer bei großer Hitze und Dür¬ re geschehen müssen, und das Verbrennen der Rinde rc. rc. ohne au¬ genscheinliche Gefahr nicht zu bewirken seyn, so erübrigt nichts an¬ ders, als diesen gejammten Abfall sammt Moos- und Nadelbedck- kung des Bodens in tiefe Gruben zu versenken, und wenigstens zwei Schuh hoch mit Erde Zu bedecken, da selbst im Wasser, nach den neuerlichsten Erfahrungen, die Borkenkäfer Monate lang, ohne Scha¬ den zu nehmen, fortlcben. ' 10) Bei dieser Reinigung des Waldes müssen immer jene an- gesteckten Nadelstämme, welche noch grünen, den trockenen, und diese wieder den ganz dürren, wovon die Rinde schon zum Cheile abge, fallen ist, vorangchen, weil in den ersten der meiste, und in den letz¬ tem fast gar kein Ansteckungöstoff mehr vorhanden seyn wird. 11) So lange die Baumtrockniß sich nur im ersten Grade äußert, das heißt: so lange nur noch einzelne, oder höchstens zwei bis 13 bis drei angegriffene Stämme neben einander vorkommen, sind an solchen Orten im Frühjahr und dann im Sommer das zweite Mal mehrere gesunde Fichten und Kiefern zu fallen, und mit Allem in so lange liegen zu lassen, bis man bemerkt, daß die Schwärme der Borkenkäfer sich darin abgelagert haben, welches an den Bohrlöchern und den Anfangs weißen, dann bräunlichen pulverähnlichen Spänen zu erkennen ist. Sobald aber dieser Zeitpunct eintritt, müssen alle solche sogenannten Fangbäume unverweilt und pünktlich nach dem 7., 8. und H. §. dieses Abschnittes behandelt und gereiniget werden. So richtig der Grundsatz ist, das die Fichten- und Kiefern-Borken¬ käfer das liegende, eigentlich das im Safte gefällte Holz vorziehen, und sich in solches vorzugsweise ablagern, eben so vorzüglich genaue Aufsicht und Sachkenntniß gehört dazu, um durch diese Maßregel das Uebel nicht ärger zu machen, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß die Vermehrung der Borkenkäfer im frisch gefällten Saftholze ausseror¬ dentlich begünstiget wird. Wo dieses Mittel daher angewendet wird, muß es mit großer Vorsicht, nicht in allzugroßer Zahl, und mit täglicher Beobachtung des Fortganges der Käferbruten geschehen, um genau jenen Zeitpunkt wahrzunehmen, ehe die zuerst entstandene Generation zum Ausstiegen geeignet ist. Bei größerer Verbreitung der Baumtrockniß, im zweiten oder gar im dritten Grade derselben, hat es aber gänzlich zu unter¬ bleiben; denn erstens würde hier eine zu große Anzahl von gesunden Stämmen gefällt werden müssen, um von Wirkung seyn zu können, und zweitens ist es schon dann physisch unmöglich, jene Controlle im Großen zu führen, welche dabei, wie im vorigen §. bewiesen wur¬ de, unerläßlich ist. 12) Bei Untersuchung der die äußern Spuren der Baumtrock¬ niß darbiethenden Nadeln, besonders der Tannenstämme, wird es sehr oft vorkommen, daß man durchaus keine Käfer zu sehen, und daher eine andere Ursache des Abstehens vorhanden glaubt; demnach dient es zur Wissenschaft, daß die kleinsten dieser Jnsecten, z. B. Koüri- ekus elialeoSrapIius, mieroKrapIius re. re. dem unbewaffneten Auge in der Rinde selbst durchaus unkennbar sind, und daher erst durch Vergrößerungsgläser beobachtet und erkannt werden müssen. 13) Eben diese sehr kleinen Abarten finden sich eben sowohl in den höchsten Gipfeln und an freistehenden Aesten der größten Bäume, als in jungen Gehölzen, von der 12 Zoll hohen Pflanze bis zur stär¬ ker» Waldlatte, daher alle solche die Baumtrockniß verrathenden Stämmchen gewöhnlich mit Käfern und Bruten überMt sind. 4 14 Da diese Art der Ansteckung besonders dem Nachwuchs in den Schlagen und bei jungen Schonungen höchst verderblich wird, und daher nicht allein die Gegenwart, sondern auch die Zukunft der Wal¬ dungen furchtbar bedrohet, so muß darauf ein besonderes Augen¬ merk gerichtet, und demselben folgender Massen energisch vorgebeugt werden, nämlich: a) Alle Pflanzen, deren HolZtheile ohnedem zu keinem Gebrauche dienen können, sind, sobald ihre Nadeln roth werden und ab¬ fallen, im Ganzen zu verbrennen. b) Alle Stangen und jungen Stamme bis zur Dicke von 6 Zoll sind in diesem Falle über dem Feuer dergestalt zu rösten, daß die Rinde sammt Allem was darunter befindlich ist, sicher verbrannt werden möge. e) Mehr als 7 Zoll starke Stämme sind aber allemal durch Ent¬ rinden u. s. w. zu behandeln. 14) Da übrigens, wie schon wiederholt gesagt wurde, fast alle Borkenkäferarten nur unter der Rinde vegetiren, so erhellt daraus von selbst, daß die entrindeten Stämme keinen Ansteckungsstoff mehr ent¬ halten, und demnach im Walde ohne alle Gefahr liegen bleiben kön¬ nen, bis solche zur gelegenheitlichen Benützung geeignet sind. 15) Eben so kann dergleichen Holz auch verklaftert werden, nur muß früher die vorgeschriebene Reinigung gehörig vor sich ge¬ gangen seyn. 16) Nur in dem Falle, wo das Gehölze zum Verkohlen be¬ stimmt wird, kann alles im Ganzen auf den Meiler gebracht, und auch die Bedeckung des Bodens mit dazu verwendet, und zuletzt ebenfalls mit verbrannt werden, und 17) nur dann, wenn die Reinigungsarbeit im Minter vor sich geht, kann man, besonders in holzärmeren Gegenden, den Untertha- nen gestatten, die Gipfeln und stärker» Aeste, nie aber die Stamm-, rinde, zum Brennbedarf im Ganzen nach Hause abzuführen, immer aber werden viele Käfer der kleinern Gattung dadurch verstreut wer¬ den; wenn also diese Ausnahme von der Regel geschehen soll, so muß sie von ganz besonderer Vorsicht begleitet seyn. 1» v. Kennzeichen des Raupenfraßes. Nicht allein die Borkenkäfer sind es, welche den Nadelwal¬ dungen verderblich werden, sondern die Kiefernwälder, jene Schutz¬ wehr der Flugsandschollen, in vielen Gegenden die prädominirende, ja in einigen die alleinherrschende Holzgattung, werden noch außerdem von mehreren Raupenarten bedroht, deren unerläßliche Vermehrung jeder menschlichen Kraft zu spotten vermag. Da die ersten Anzeigen der Raupenvermehrung zwar oft un¬ bedeutend sind, aber nur günstig für sie einwirkende Ursachen dazu gehören, um im nächsten Sommer die größten Verwüstungen zu be¬ gründen, da die Nadelholzbäume nicht wie das Laubholz die Eigen¬ schaft haben, zwei Safttriebe in einem Sommer zu bewirken, und be¬ sonders, wenn sie im nächsten Jahre noch einmal ihrer Nadeln be¬ raubt würden, durch das eigene verdickte Harz ersticken müssen, so gehört die größte Vorsicht dazu, um die Kienraupen gleich bei ihrer ersten Erscheinung zu unterdrücken. Man muß daher alle Kiefernforste in jedem Frühjahre genau durchsuchen lassen, ob nicht die ganz jungen, oder die ältern vorjäh¬ rigen Nadeln abgefreffen erscheinen, indem dieses eher, als die da¬ mals noch kleinen, oft kaum zwischen den Nadeln bemerkbaren Rau¬ pen in'ö Auge fällt. Sabald man also an den Aesten junger mehr strauchartiger Kiefern, meistens an sonnigen Feldrändern oder auf Feldsträuchern dieser Holzgattung, im Monate Juni unter den Maitrieben die Na¬ deln rund, und den Zweig abgedorrt wahrnimmt, so kann man sicher darauf rechnen, daß die Kiefernraupcn vorhanden sind, und bei flei¬ ßigerem Nachsuchen wird man solche, wenn auch noch in kleinerer Anzahl, in den äußeren Nadelbüschcln bei ihrem gefräßigen Geschäf¬ te antrcffen. Wenn sie dabei nicht gestört werden, so ziehen sie sich später bis in die Gipfeln der höchsten Kiefern, und verbreiten sich über ganze Wälder, welche dann in Abscheu erregender Gestalt Besen gleich dastehen. Eigentliche Grade der Ansteckung lassen sich beim Raupenfraße nicht so bestimmt angeben, als bei der Baumtrockniß, weil der erstere schneller, oft plötzlich von einem in den andern übergeht, und die Um¬ stände weit mehr noch dabei einwirken können, als bei dem letzteren. 4* 16 Im Ganzen könnte, in so fern die Raupen noch niedriges Holz bewohnen, der erste, und sobald sie sich auf hohe Stamme ge- . zogen haben, der zweite Grad angenommen werden. Ehe man die Maßregel zur Vertilgung dieser gefährlichen Waldfeinde vorzeichnet, folgt aus ihrer Naturgeschichte hier so viel, als zur bessern Erkenntniß der Raupenarten und zur Begründung der Gegenanstalten nothwendig ist. VI. Beschreibung und Naturgeschichte der hier vorkommen¬ den Kiefernraupen. 1) Der Kiefernspinner (kkalaena Kombix pmi). 2) Der Kiefernschwärmer (Rpkinx xinasiri). 3) Die Nonne moimelia). 4) Die Föhreneule (kiikllaenkl noetua pirii Peräa). Die erste, dritte und vierte sind zur Ordnung der Phalänen odsr Nachtfalter, die zweite zur zweiten Familie der Schwärmer oder Abendfalter gehörig. 1) Die erste dieser Raupen, sonst auch die große Kiefernraupe genannt, erreicht, auögemessen eine Länge von 3 12 — 4 Zoll, ist halbrauh, weißgrau und braun gescheckt, mit zwei blauen Einschnit¬ ten über den zweiten und dritten Ring, nebst darunter stehenden ro- then Punkten, und zeichnet sich durch eine besondere Gefräßigkeit aus. Der Spinner mit zurückgeschlagenen, aufstehenden, braunroth und aschgrau gescheckten Flügeln, mißt von einer Flügelspitze zur an¬ dern 3 Zoll, zuweilen etwas mehr, beim Männchen jedoch immer weniger, und so Raupen als Spinner erscheinen in mannigfachen Varietäten. Die länglich gerundete schwärzliche I 1/4 Zoll lange Puppe, welche 3, 4 bis 6 Wochen in diesem Zustande zubringt, fin¬ det sich in einem Gespinnstt, am gewöhnlichsten zwischen den Stamm¬ rinden, bald nahe an der Erde, bald höher gegen Osten und Süden zu, und sowohl dieses Gewebe, als die Raupe selbst, darf mit blos¬ sen Händen nicht berühret werden, da die Haare dieser Raupenart in die Haut eindringen, und Jucken, za selbst Geschwulst verursachen. Un- 17 Unter der dichten Moosdecke im Winter verborgen, lockt sie die Frühlmgswärme hervor, wo sie an Zweigen oder in Baumritzen sich einspinnt und zur Puppe verwandelt. Im Juni oder Juli erscheint dann der Schmetterling, dessen Weibchen nach und nach im Juni oder Juli MV biö 200 Eier an mannshohe Stellen oder Stämme im Zweige entweder in die Ritzen, oder oben auf die Rinde anklebt, aus welchen nach 8 bis 12 Tagen kleine Räupchen sich entwickeln, die dann weiter sich auöbilden, und im Herbste ihr Winterlager wieder beziehen. Zu bemerken ist, daß die Raupen den jüngsten Trieb immer zuerst entnadeln, und dann zu den ältern Nadeln, so wie vom Bau¬ me zu Baume übergehen, wobei sie aber die altern Stamme vor¬ ziehen. 2) Der Kiefernschwärmer. Die schöngezeichnete Raupe dieser Gattung wird 2 3,1 Zoll groß, geschwärzt, mit rothbraunen Rücken, dann grünen und weißen Streifen und rostbraunen Augen, ähnlichen Luftlöchern. Nach 30 Tagen wird sie zu einer 1 1/4 Zoll langen, 1/2 Zoll dicken braunen Puppe, als welche sie im Moos am Fuße der Kiefern überwintert. Der 3 1/2 Zoll messende Schwärmer ist graubräunlich und schwarz¬ gescheckt, der Hinterleib hingegen schwarzbraun und weiß gegürtet, und erscheint in den Sommermonaten zu ungleichen Zeiten jedoch nur einmal. / v Im Juni oder Juli klebt das Weibchen seine Eier einzeln aber häufig an die Nadeln der Kiefern, aus denen binsten zehn bis vier¬ zehn Tagen die sehr kleinen, anfangs zweigeschwänzten Raupen sich entwickeln, welche zwar nur 30 Tage dauern, aber durch ihre große Gefräßigkeit vielen Schaden thun, indem sie besonders die altern Kiefern schnell zu entnadeln wissen. 3) Die Nonne. Die kurze 1 1/2 bis 1 3/4 Zoll lange, haarige, braungrau und schwarz gemischte, mit blauen Knöpfen be¬ setzte, dick beleibte Raupe dieses Geschlechtes zieht, wo sie geht, ei¬ nen Faden nach sich, an welchen sie sich herablaßt, wenn man ihren Aufenthaltsort erschüttert. Wie es kalt wird verkriecht sie sich unter das Moos, unter die Baumrinde und die Ritzen der Bäume, wo sie auch ihr Winterlager abhält, aus welchem sie bei der Wärme des Frühlings zum neuen Leben hervorkommt, und sehr viele Nahrung zu sich nimmt. Mit Ende Juni oder Anfangs Juli verpuppt sie sich in einem unbedeutenden Gespunste zu einer 3/4 Zoll langen, anfangs 5 18 grünen, später braunrothen, endlich noch dunklem Puppe/als welche sie 17 bis 18, ja bis 30 Tage zubringt, auch wohl gar so überwin¬ tert. Der 2 1/4 Zoll von- einer- Flügelspitze zur andern messende Spin¬ ner, mit dachförmigen, weiß und schwarz gemalten und gefleckten Flügeln und rosmroth eingeschnittenem Hinterleibe, erscheint im Nach¬ sommer. Das größere Weibchen legt 60 bis 80, ja bis 150 Eier, zu 5 bis 15 Stück, an die Rinde und Aeste, im Geritze der Bäume u. s. w., aus welchen nach etwa drei Wochen die jungen Räupchen hervorkommen, welche in Rücksicht auf ihre Nahrung keine Regel hal¬ ten, jedoch besonders die Kiefernnadeln vorziehen. Auch diese Raupen¬ art ist wegen der brüchigen giftigen Haare nicht räthlich mit bloßen Händen zu berühren. 4) Die Föhreneule. Die unbehaarte grasgrüne Raupe die¬ ser Art ist mit einem weißen Rückenstreife, grasgrünem Bauche und rothbraunem Kopfe versehen, ausgewachsen 1 1/2 bis 2 Zoll lang, und erscheint hier in Galizien LrN Juni oder Juli. Im Herbste verwandelt sie sich unter Moos oder Nadeln, oder auch in der Erde jn eine glatte schwarze oder rothbraune Puppe, die nach sieben bis'acht Monaten sich zur Eule mit schön gezeichneten dach¬ förmigen, bräunlich rothen und gelblich abwechselnden Flügeln, die unten ockergelb aussehen, entwickelt. Das größere, mit dickerem Hinterleibe verschenk Weibchen klebt 30 bis 50'Eier'mn die Spitzen der Nadeln, aus welchen nach zehn bis vierzehn Tagen die kleinen, anfangs blaßgelben oder grünlichwei¬ ßen Raupen hervorkommen, die damals kaum zu bemerken sind, sehr bald aber heranwachsen, und bei der Wahl ihrer Nahrung die vor¬ jährigen Triebe der Kiefernnadel verziehen, die ganz jungen und ältern aber nicht berühren. Von allen den hier beschriebenen Raupenarten kommt die Föh¬ reneule in Galizien am meisten vor, und hat sich bereits durch sehr bedeutende Beschädigungen bekannt gemacht, seit dem strengen Winter von 1829 auf 1830 aber scheint solche sehr abgenommen zu haben. Die aus der Naturgeschichte dieser Jnsecten hergeleiteten Mittel zu ihrer Verminderung beziehen sich daher auch insbesondere auf dieselbe, sind aber zugleich für alle andern Geschlechtsverwandten mit berechnet, Md haben in ihrem Erfolge sich bis nun zu bewährt. , -- -' M Zu luautr -- '-ki '>'iü ?1 »« Behandlung der vorn Raupenfraße heimgesuchten Kie- fcrnstreckcn. L - l-ö^ -LF-' - .- .-F' Ls j !r >? -L Ld . Die erste und wichtigste aller Regeln zur Verhütung eines ver¬ heerenden Raupenfraßes ist Aufmerksamkeit und schnelle energische Ab- hülfe. Das erste fordert genaue Durchsicht der Kiefernbestände, beson¬ ders im Juni, Juli und August jeden Jahres, denn die Erfahrung hat gelehrt, daß besonders die am meisten hier vorkommende klmlaena koetua Pili« pevckrc oft sehr spät, und selbst noch im Spätsommer zum Vorscheine kömmt. Die Erfahrung bewährt ferner, daß ihr erstes Er¬ scheinen auf jungen, etwas über mannshohen oder strauchartigen Kie¬ fern an sonnigen Feldrändern, an Feldgesträuchen und jungen nicht überschatteten Dickungen vor sich geht, von wo sie aber sehr bald sich zu den Gipfeln der höchsten Kiefern hinaufzieht. Aus dieser Erfahrung und der vorangeschickten Naturgeschichte der Kiefernraupenarten lassen sich daher folgende Maßregeln herleiten, welche deren Vermehrung auf jede ausführbare Weise zu beschränken vermögen. Man muß nämlich diese Jnsecten nach ihren Verwandlungs- Perioden beurth eilen, und solche mit den verschiedenen Jahreszeiten zusammenhalten, so wird man auf die rationelle Schlußfolgerung ge- leitet: . 1) Daß Frühling und Sommer, wo die Spinner und Raupen in Thätigkeit sind, zu ihrer Vertilgung sich weniger eignen, als der Spätherbst und die erste Zeit nach dem Verschwinden des Schnees im Frühjahre, wo solche',als Raupen oder Puppen unter der Moos- oder Nadeldecke ihr'eri Winterschlaf hatten;' 2) daß ihr Erscheinen nur im Frühlinge und Sommer wahr- genommen werden könne, und vom Eintritte der Wärme angefangen, alle früher bezeichneten Lieblingswohuorte dieser Jnsecten stets beob¬ achtet werden müssen; um 3) den einzigen günstigen Zeitpunkt Zur Naupenvertilgung nicht zu verfehlen, wo die noeMkd pim xeräA noch auf niedrigem Holze sich befindet, die große Kiefernraupe aber und die Nonne ihre Puppenruhe vorhaben; daß endlich 4) aber jener Zeitraum vorzüglich benützt werden müsse, . wo die Strenge der Jahreszeit das Jnsectenleben gänzlich gefesselt hält.. m' 5* so Die hieraus entnommenen und jederzeit bisher bewährten Ver¬ tilgungsmittel sind demnach folgende: 1) So lange die Raupen noch am niedrigen Holze sich aufhal¬ ten, werden Leute unter Anführung eines vorhin gut belehrten Auf¬ sehers in die Orte abgeschickt, wo diese Jnsecten gefunden werden, um solche zu vertilgen. Da aber manche Raupenarten wegen ihrer schädlichen Eigen' schäft nicht mit bloßen Händen angegriffen werden dürfen, so ist es am besten, jeden dieser Leute mit zwei 24 Zoll langen, 4 bis 5 Zoll breiten, dünnen, an dem einen Ende zum Umfassen eingerichteten schindelartigen Brettchen zu versehen, mit welchen die gewöhnlich in Haufen beisammen sitzenden Raupen durch Zusammenschlagen getödtet werden. . mim Von allen bisher vorgeschlagenen Mitteln ist dieses das leich¬ teste, ausführbarste, und wenn es zur gehörigen Zeit und mit gehö¬ rigem Fleiße angewendet wird, das sicherste, so daß die Erfahrung gezeigt hat, wie man dadurch ganz große Waldungen von dem eigent- iichett Naupettstaße zu bewahren vermochteF^^^ chft 2) Da eine große Anzahl von Vögeln sich von Raupen und deren Eiern ernähren, so müssen solche geschont, und weder geschossen noch gefangen werden. Die vorzüglichsten davon sind: die Drosseln, Ammer, Finken und Meisenarten. 3) Sobald man bemerkt, daß Puppen und Cocons (eingespon¬ nene Raupen) am niedrigen Gesträuche Vorkommen, so muß solches abgebrochen, auf Haufen gelegt und verbrannt werden; wenn man solche hingegen, wie es oft der Fall ist, unten am Stamme findet, so müssen sie gesammelt und ebenfalls verbrannt werden. 4) Sobald man im Sommer, im Juli und August wahr¬ nimmt, daß, besonders früh und Abends in der Dämmerung, viele graubunte Schmetterlinge oder Nachtfalter in den Kiefernwaldungen umherfliegen, so werden, wo dieß der Fall ist, an freien Orten, an Waldrändern, auf Gestell-Linien und um die angefressenen Districte Feuer des Abends angezündet, und während der Nacht hellbrennend unterhalten, die Erfahrung hat gelehrt, daß dieses Mittel ebenfalls als eines der besten und erfolgreichsten sich bewährte, weil die Natur dieser Schmetterlinge sie zur Helle hinlockt, daher sie haufenweise hin¬ einfliegen und verbrennen. Auch müssen des Morgens die an den Stäm¬ men festsitzenden weiblichen Schmetterlinge daran getödtet werden. 5) So- 2, 5) Sobald man im Herbste bemerkt, daß die Raupen nicht mehr auf den Bäumen, und folglich in ihrem Winterlager unter dem Moose, Nadeln oder in der Erde befindlich find, so ist in den ange¬ griffenen Strecken die Moos- oder Nadelbedeckung des Bodens mit wo möglich eisernen Rechen bis 1 1/2 Zoll tief in dem Waldboden aufzurcißen, und (allenfalls den Untcrkhanen zum Unterstreuen in die Viehstallungen zu gestatten), zu beseitigen, in diese Strecken aber Borstenvieh zu treiben-, weil solches die in der Erde zurückgeblie¬ benen Raupen und Puppen auswühlt und vernichtet. Dieses Eintreiben wird zeitlich im Frühjahre neuerdings wie¬ derholt. Alle diese Mittel werden aber in so lange nur fruchten, als die Raupen nur noch im ersten Grade vorhanden find, das heißt: ,noch nicht in solcher Menge, um schon die hohen Bäu¬ me erstiegen zu haben. Sollte dieser Fall aber schon vorhanden, oder nicht mehr zu verhindern seyn, so muß außer Anwendung der Wachfeuer zur Flugzeit der Schmetterlinge, der Einsammlung und Vernichtung der Cocons, dann Tödtung der Raupen, auf alle mög¬ liche Art, wobei in der Morgenkühle solche von den kleineren Sträu¬ chern abgeschnitten werden können, noch Folgendes geschehen: 6) Es wird nämlich um alle angegriffenen Districte herum die Communication der Bäume durch die Aeste dadurch getrennt, daß die äußerste Einfassung der mit Raupen besetzten Stämme so zu fäl¬ len ist, damit die Gipfel in den angegriffenen Ort hineinzuliegen kom¬ men, wobei zugleich alle durch das Stürzen herabgefallenen Raupen getödter werden müssen. 7) Wird sodann rund um diesen Verhau ein 1 1j2 Fuß tiefer und zwei Fuß breiter Graben geschlagen, worin zu fünf bis sechs Klafter von einander noch tiefere, 2 bis 2 1j2 Fuß tiefe Löcher an¬ zubringen sind, damit die Raupen, welche aus dem abgesonderten Orte heraus wollen, hineinfallen müssen. 8) Gleich früh Morgens, wo solche sodann am schwächsten zu seyn pflegen, und nicht leicht herauskriechen können, werden so¬ dann Leute, die nicht barfüßig seyn dürfen, dazu beordnet, damit sie alle im Graben und in den Gruben befindlichen Raupen unver¬ weilt zertreten. Es wird hiehei nochmals bemerkt, daß alle diese Mittel nur in so lange ausführbar sind, als die Raupen sich noch nicht zahllos vermehrt haben; man darf daher keinen Augenblick säumen sie anzu¬ ordnen, und da solche auf die Natur der Sache gegründet sind, so 6 s» müssen sie, zur rechten Zeit gebraucht, sich alsdann auch nothwendig jedesmal bewähren. Auch hat die Erfahrung gelehrt, daß in die von den Raupen angefreffenen Districte sodann Borkenkäfer sich einzunisten pflegen, weßhalb auch darauf eine besondere Aufmerksamkeit zu verwenden, und zugleich das Nöthige nach der an ihrem Orte befindlichen Be¬ lehrung sofort einzuleiten ist. Das Fällen der von den Raupen entnadelten Stämme ist je¬ doch nur dann zweckmäßig, wenn dieser Fall eintreten sollte, sonst ist das nächste Frühjahr zu erwarten, damit man sich überzeugen könne, ob solche nicht doch noch ausschlagen werden.