lV. Jahrgang. Nr. 59. Zeitschrift für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und tostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fi. 6.— Ganzjährig fi. 5.— Halbjährig „ 3.— Halbjährig „ 2.50 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock, Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2spaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei imaliger Einschaltung 6 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Stempel jedes Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ös Vogler in Wie», Wollzeile 3, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt u/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümer de« Blattes. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilunge» nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 23. Juli 1869. Die Arbeitertumulte in Vriinn. Je größer das Aufsehen ist, welches die jüngsten Vrünner Tu ­ multe in ganz Europa machen, und je schwieriger es ist, ohne gründ­ liche Kenntniß der lokalen Verhältnisse ein vollkommen zutreffendes Urtheil abzugeben, desto erwünschter kommt uns eine objektive Dar­ legung, die uns von geehrter Seite aus Brunn zugesendet wird und die wir nachstehend reproduziren. Ma n ist sehr leicht geneigt, jeden Ausbruch der Leidenschaft der Arbeiter als Folge einer von außen herrührenden Ursache, wohl gar als Folge einer Verführung oder Bezahlung hinzustellen; bei uns in Brunn sind es entweder die „Pfaffen" oder die „Czechen", welche hinter jeder Arbeiterbewegung stecken, obwohl es den dummen Ver­breitern und noch dümmeren Nachbetern solcher Nachrichten klar sein sollte, daß es eine in's immense gehende Bewegung unter den Ar­beitern in Genf, in Belgien, in Frankreich, in England und überall dort gibt, wo sich Arbeiterbevölkerungen vorfinden, ohne daß diese Bewegung von Pfaffen oder Czechen in's Werk gesetzt würde. Wer die Verhältnisse der arbeitenden Klasse kennen lernen will, darf sich nicht mit der Kenntniß derselben in einer einzigen Stadt begnügen; obwohl das Ziel der sozialen Bewegung überall eins und dasselbe ist, so hat doch jedes Land, ja beinahe jede Fabriksstadt ihre Eigen­tümlichkeiten. Ich kenne die Arbeiterveihältnisse Lyons, Belgiens so ziemlich, und durch sechsjähriges Bewegen in den verschiedenen Eta­blissements in Vrünn habe ich auch die hiesigen Arbeiterveihältnisse genau kennen gelernt, um mir ein richtiges Urtheil zu fällen. Wer einen tiefern Blick in diese Verhältnisse thut, dem eröffnet sich eine ganze Welt, ein Abbild der ganzen Gesellschaft, trotzdem diese Klasse gerade aus den untersten Schichten der Gesellschaft besteht. Sie finden dieselben Leidenschaften, wie bei Reichen, nur deßhalb gefährlicher, weil sich in denselben eine wilde Energie äußert, eine Spontanität, die vor keiner Drohung zurückschreckt und in der Aufregung des Augenblickes keine Grenze kennt. Es würde mich zu weit führen, wenn ich jedes Detail schildern sollte; es ist eine Welt voller Beweglichkeit, voller Gährung, voller Zündstoffe, die bei dem kleinsten Anlasse ersilodiren können. Mi t der Schnelligkeit des Telegrafen verbreitet sich jede den Arbeiter angehende Nachricht durch alle Fabriken und trotz der anstrengenden Arbeit ist das Einverständnis; über die zu nehmenden Maßregeln bald herge­stellt; denn immer sind es einige Führer, deren Wort entscheidet. I n Einem herrscht aber allgemeine Übereinstimmung unter allen Arbeitern der verschiedensten Nuancen, in dem Bewußtsein der für sie bestehenden Notwendigkeit, das erlittene, wirkliche oder vermeint­liche Unrecht, das dem Arbeiter, wie sie meinen, aus Verachtung seines Standes oder darum zugefügt wird, weil man ihn als rechtlos be­trachten zu können meint, gemeinsam zu rächen. Solche Fälle ver­setzen den Arbeiter in den Zustand einer beinahe unzurechnungsfähigen Wuth, in welcher er selbst Bajonnete nicht fürchtet. Davon macht auch der Vrünner Arbeiter keine Ausnahme, namentlich jetzt, wo die Aufregung nach den jüngstvergangenen Massenstrikes in den Gemü­lhern heftig nachpulsirt. Eine veranlassende Ursache, und der Strom durchreißt alle Dämme. Und einer solchen Veranlassung und leiner andern sind die letzten bedauerlichen Erzesse entsprungen. Es hat sich unter den Arbeitern das Gerücht verbreitet, daß der Sonntag Nachts Arretirte von der Komnmnalwache so mißhan­delt wurde, daß er todt blieb, worauf man ihn aufhängte, um durch Simuliiung eines Selbstmordes keinen Verdacht der Tödtung zu erregen. Wir glauben hier an den Selbstmord; nun aber fragen wir, warum hat man den Todten in aller Stille begraben? Warum hat man den Leichnam nicht der allgemeinen Besichtigung ausgesetzt, damit jeder sich überzeuge, ob an demselben Spuren erlittener Miß ­handlung wahrzunehmen sind? Warum wird in einem solchen Falle nicht das Parere der Gerichtsärzte veröffentlicht? Es geht das Ge­rücht, daß die Gcrichtsarzte konstatirt haben, daß der Mann wirtlich mißhandelt worden sei und zwar in der Art, daß, wenn er auch diesen Mißhandlungen nicht erlegen wäre, er jedenfalls einer minde­stens zwanzigtägigen Behandlung bedurft hätte, wornach also die Verwundungen als schwere zu betrachten sind. Ferner geht das Ge­rücht, die Spitalsverwaltung habe von der Kommission den Auftrag erhalten, die Bestattung „des angeblich Erhängten" zu besorgen; kommen in diesem Auftrage die eben zitirten Worte vor, was hat denn das Wort „angeblich" zu bedeuten? Es liegt im Interesse der Oeffentlichkeit und der Nuhe der Stadt, daß diese Gerüchte gründlich widerlegt werden; der Gemeinderath ist verpflichtet, hierüber reinen Wein einzuschenken. Man sagt uns, daß in der Instruktion der Wachmänner bestimmt werde, daß in einem Detentionslokale nicht mehr als ein Betrunkener in Haft gehalten werde, daß im Lokale die ganze Nacht ein Licht zu brennen und ein Wacheorgan die Be­aufsichtigung zu führen habe; wir fragen daher, kommen diese Be­stimmungen in der Instruktion vor und falls sie vorkommen, wie konnte es möglich sein, wenn die Wache eingehalten wurde, daß sich ein Detentirter erhängen konnte? Trifft in diesem Falle die Komnm­ nalwache eine Schuld, dann fragen wir, ob bereits die Untersuchung eingeleitet wurde? Eine Vertuschung würde hier nichts nützen, da die Eile und ungewöhnliche Stunde der Bestattung des Erhängten (11 Uhr Vormittags) nicht darnach angethan ist, den Arbeitern ihren Argwohn zu benehmen und die erregten Gemüther zu beruhigen. Für den Augenblick mag die Entfaltung der Militärmacht weiteren Unruhen vorbeugen, aber wir fürchten, die Gestalt des Todten dürfte bei anderer Gelegenheit von den Arbeitern als Gespenst heraufbe­schworen werden, welches die Nuhe Brunns arg gefährden könnte. Wenn wir uns mit der stillschweigenden Haltung, die munden oben erwähnten Gerüchten gegenüber beobachtet, nicht einverstanden erklären können, so müssen wir die Art und Weise, mit welcher die Dispositionen bei dem Auflaufe selbst getroffen wurden, als kopflos bezeichnen, und in der Verurtheilung derselben herrscht in der Stadt nur eine Stimme. Schon am Montag Nachmittags war allgemein bekannt, die Arbeiter beabsichtigen Abends an der Wacheabtheilung, die sich in der Franz-Iosefsstraße befindet, Rache zu nehmen; trotz­dem die ganze Stadt von diesem Gerüchte sprach, waren keine, oder so gut wie keine Vorsichtsmaßregeln getroffen. Te r Angriff auf das Lokale und auf die Mannschaft geschah mit einer unbeschreiblichen Wuth und Wildheit; konnte man sich da nicht wenigstens überzeugen, daß die Aufregung unter den Arbeitern eine ungeheuere und eine Wiederholung der Erzesse zu befürchten sei? Wäre es nicht angezeigt gewesen, am Dinstag in aller Frühe durch öffentlichen Anschlag vor Zusammenrottungen zu warnen und im Falle dieselben stattfänden, mit scharfen Maßregeln zu drohen? Derlei Vorsichtsmaßregeln schei­nen aber über den Horizont unseres Bürgermeisters zu gehen; schon in den ersten Abendstunden sammelten sich in der Umgebung der Franz-Iosefsstraße einzelne Gruppen; hätte man sie einzeln zerstreut, so wäre es vielleicht zu einem so großen Exzesse und furchtbarem Unglücke nicht gekommen. Geradezu unverantwortlich ist es aber von Seiten der betreffenden Organe, daß nicht wenigstens schon in den Nachmittagsstunden durch Maueranschlag öffentlich kund gegeben wurde, daß das Militär im Nothfalle von der Feuerwaffe Gebrauch machen werde; es hatte sich dann jeder gehütet, an's Fenster zu gehen, oder das Glacis zu Passiren, und es wären um mindestens drei Opfer weniger gewesen. Die Behauptung eines hiesigen Blattes, das Militär habe das erstemal blind geschossen, ist nicht richtig; das geben wir zu, daß das erstemal, wenigstens von einzelnen Soldaten, in die Luft geschossen wurde, aber mit scharfer Ladung, denn nur so läßt es sich erklären, daß bei der ersten Decharge schon ein pensio­ nirter Rittmeister, welcher im eisten Stocke des Marek'schen Hauses wohnt, durch einen Kugelschuß augenblicklich getüdtet und ein im zweiten Stocke eines andern Hauses wohnender Mann durch den rechten Arm geschossen wurde. Darüber sind alle Denkenden einig, daß unser Bürgermeister von seiner Unfähigkeit, in kritischen Mo­menten die richtigen Maßregeln zu treffen, ein glänzendes Zeugniß bei dieser Gelegenheit gegeben habe. Auch darüber werden Stimmen laut, es sei nicht die dringendste Nothwendigkeit vorhanden gewesen, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen, und ein einfacher Vajonnetangriff im Sturmschritt hätte ge­nügt; darüber wollen wir unsere Meinung nicht abgeben, obwohl wir uns aus der Zeit der Besetzung Brunns durch die Preußen im Jahre 1866 eines Sonntagnachmittags erinnern, an welchem ein Haufe von mehreren Hunderten gegen die Hauptwache anstürmte, um einen dorthin abgelieferten Erzedenten, welcher einen preußischen Offizier beleidigt hatte, zu befreien. Die Besatzung der Hauptwache that keinen Schuß; erst nachdem sich der ganze Platz mit Menschen gefüllt hatte, kam ein Bataillon Preußen, welches, ohne einen Schuß zu thun, den Platz binnen wenigen Minuten säuberte. Feuilleton. Die erste Zigarre. Humoristische Episode aus der Studentenwelt. (Schluß.) Blitzschnell trennte sich das Paar und nahm eine möglichst gleichgiltige Stellung an; das Fräulein begann hastig mit dem Schürreisen im Feuer zu wühlen, während mein Kollege, der an mir so unkollegialisch gehandelt, wahrscheinlich dem vernommenen Laute nachforschen wollte. Um nicht als Spion ertappt zu werden, trat ich entschlossen vor. „Ach, Du bist es, Kollege," rief mein verrätherischer Genosse sichtlich erleichtert. „Was suchst Du hier? Willst Du vielleicht dem Fräulein Gesellschaft leisten und mich ablösen?" „Bleib da, Freund, ich kam nur, um — um — eine Zigarre anzubrennen!" Damit nahm ich den noch bedeutenden Rest der Zigarre aus der Tasche und — das Fräulein beeilte sich, mir Feuer zu Präsentiren. „Ach ja richtig! Das ist ja Deine erste Zigarre und hoffentlich nicht auch die letzte. Nun bist Du vermutlich in die Mysterien des Rauchens eingedrungen!" „Darf man nicht wissen, was für Eindrücke die erste Zigarre auf Sie gemacht? Selbe sind hoffentlich doch nicht widerwärtiger Natur?« So sprach das Fräulein und reichte mir ganz unbefangen eine glühende Kohle. Sie ahnte wohl nicht, daß jeder ihrer früheren Küsse für mich eine ebenso glühende Kohle gewesen! Ich war zu niedergeschlagen, um auf die Frage gleich eine Antwort zu geben; deßhalb zündete ich die Zigarre an, sah dem Fräulein noch einmal, zum letztenmale, in die trügerischen Augen und sagte mit wehmüthi­ gem Nachdruck: Mit diesen wenigen Andeutungen ist die vorwiegende Ansicht der Bevölkerung über die unglücklichen Vorfälle kund gethan; gäbe es Gott, daß wir für alle Zukunft vor ähnlichen Tumulten bewahrt bleiben! „Politik". Tagesnemgkeiten. Llliwch, 23. Juli. — (Als Landtagskaudidllt) für die Bezirke Laibach — Oberlaibach wird vom Ausschusse der „Äovsn^li," der Grundbesitzer Herr I^rauL liotuiK aus Oberlaibach empfohlen. Wegen Mangel an Raum im heutigen Blatte werden wir den Aufruf nächstens veröffentlichen. — (Aemtliche Agitationen.) Aus Krainburg wird uns mitgetheilt, daß nebst den Stimmlisten für die Handelskammer-Wahlen, welche dieser Tage den Wählern zugestellt wurden, der Ge­richtsbote auch ein Verzeichniß der Kandidaten, welche der Regierung (oder bloß dem Vorsteher Herrn Derbiö?) angenehm wären mit sich führt, ja sogar überall zurückläßt. Woher kommt denn auf ein­mal diese Dienstfertigkeit? Sollten vielleicht die vom Ausschuß der „ßlovsnija," in Vorschlag gebrachten Kandidaten nicht so glücklich sein, das Wohlwollen jenes Bezirksgerichtes zu besitzen? Sollte es etwa im eigenen Interesse handeln, wenn es offenbar der „liberalen" Partei ungehörige Kandidaten durchzubringen versucht? Wer bringt hier Licht in die Dunkelheit? — (DerSokolausflug nach L ustth al,) welcher neuerlich für vorigen Sonntag in Aussicht genommen worden war, ist vom Stadtmagistrate im Einvernehmen mit den Bezirkshauptleuten von Stein und der Umgebung Laibach abermals verboten worden, weil — „der jüngste Exzeß in I g beweise, daß das Landvolk noch immer in hohem Grade gereizt (raLliHöeuo) sei," und sonach der projek­tirtc Ausflug für die öffentliche Ruhe und Sicherheit gefährlich er­scheine! Der Ausschuß hat gegen diese Verfügung die Berufung an die k. t. Landesregierung ergriffen. — Der Berufung wider das erste Verbot desselben Ausfluges, der am 13. Juni hätte stattfinden follen, hat die k. k. Landesregierung, wie vorauszusehen war, keine Folge gegeben, sondern die Verfügung des Stadtmagistrates aufrecht erhalten. Dem Vereine steht gegen diese Entscheidung noch die Be­rufung an das k. k. Ministerium des Innern offen, — (Liberalismus in Preßsachen.) Was in Oesterreich alles gedruckt werden darf, ohne daß die Staatsanwälte sich beun­ „Der Eindruck der ersten Zigarre wird mir unvergeßlich blei­ben, denn selbe brachte mir zugleich die erste — Enttäuschung!" Das letzte Wort hatte ich besonders gedehnt. Betroffen ver­senkte sie ihre Augen in die Gluth des Feuers, um dann einen be­deutungsvollen Blick des Einverständnisses verstohlen zu meinem jen­seits des Herdes stehenden Genossen hinüber gleiten zu lassen. Vielleicht erriethen beide den Sinn meiner Rede. „Wann schenken Sie uns wieder das Vergnügen?" lispelte das Fräulein in nicht mehr zu bemeisternder Verwirrung. „Niemals, denn ich habe die erste Zigarre bereits geraucht. Leben Sie wohl!" Damit wandte ich mich zum Gehen. „Auf Wiedersehen, Kollege! „ssrvng! " „3ervn8!" Und hinaus stürmte ich in die eisig kalte Nachtluft und warf mich, in meiner Wohnung angelangt, fisisch und moralisch leidend, angekleidet auf das harte Lager, nachdem ich vorher noch den Rest der verhängnißvollen Zigarre sorgfältig aufgehoben. Welcher Art meine Nachtruhe war, kann sich der geehrte Leser wohl aus eigener Erfahrung vorstellen, die geneigte Leserin aus dem vorher geschil­ derten entnehmen. Der darauffolgende Tag war ein Sonntag. Die Sonne hatte sich durch den Nebel Bahn gebrochen und unter ihrer Einwirkung weinte der Schnee helle Thranen. Alles freute sich, alles strömte hinaus auf die Promenade, welche ein sehr belebtes Bild darbot. Alles also freute sich des Lebens und des schönen Wintertages, und eilte den Sonntagsvergnügungen nach, nur ich saß finstere Pläne schmiedend in der dumpfen Wohnung, das geräuschvolle Leben ekelte mich an, die Annehmlichkeit des Tages war eine Ironie auf meinen Zustand. Ich gedachte des gestrigen ungewohnten Vorfalles, des un­kollegialischen Benehmens meines Kommilitonen, der jungen Dame und ihrer schönen, trügerischen Augen und — der Zigarre. Der Zi­ garre? Ach richtig! Da fühlte ich noch den Nest derselben in meiner ruh ig et finden, beweist nachstehendes „Programm", zu lesen in Nr. 31 des Wiener „Figaro", also lautend: „Ein Programm".— Die allgemeinen Grundsätze des ökumenischen Konzil s sollen in 6 Kapitel abgetheilt sein: Mystizismus im Glauben, Iesuitisirung des Klerus, Spionage bis in's Ehebett, Verdummung der Jugend, Verbreitung der Bornirtheit und eine ausgiebige Sammlung für den Peterspfennig. — Wenn dagegen ein slavisches Blatt „ein Pro­gramm" des zisleithanischen Ministeriums in ähnlicher ungezogener Weise stipuliren wollte, da würden alle Staatsanwälte wach und es gäbe Konfiskationen und W . 2 liebe Gleichberechtigung! — (Germanisirungslust.) Es hatte auch in früheren Zeiten Käuze gegeben, die an der Germanisirung sogar ihrer eigenen Familiennamen Geschmack fanden; man denke z. B. an die Oblak, Langer, Ganser, BlagotinZet v. Kaisersfeld u. s. w. Lustig aber in dieser Richtung ist das folgende Histörchen: Ein Dienstbote in Lai­bllch wurde in die Apotheke geschickt, um 6 kr. lei^'a! ! zu holen. D a er seine Kenntniß der deutschen Sprache zeigen wollte, verlangte der emanzipirte dienstbare Geist vom Farmaceuten um 6 kr. Auers ­perg , denn weil das Stammschloß der Auersperge ursprünglich (slovenisch) IsHal : heißt, so meinte der Dienstbote, daß die Arznei deutsch Auersperg heiße, und wollte seine Kenntniß der deutschen Sprache zeigen. — Ferner existirt eine Stiftung unter dem Namen „Tödtinger", welche den Verwandten deßwegen unzugänglich ist, weil sie eben nur — 8mrtiiill heißen. — (Der nationale Geist in der Armee.) Das von einigen so sehr verpönte nationale Selbstbewußtsein ist sogar in den Reihen der zisleithanischen Armee zum Vorschein gekommen. Zu dem unlängst bei Münchengrätz abgehaltenen Tabor sandten zwei in Olmütz in Garnison stehende k. k, böhmische Infanterie-Regimenterfolgendes Zustimmungstelegramm: „Unseren Brüdern am Tabor bei München­grätz am 11. Juli: Durch Gesetze gebunden können wir an eurem Tabor nicht theilnehmen. Deßhalb rufen wir allen slavischen Brü­dern und Schwestern am Tabor, sowie allen böhmischen Söhnen und Töchtern ein herzliches „Na 2äar!" Brüder! Mit Euch die Liebe zum theuren Vaterlande und den nationalen Rechten theilend, stärken auch wir unsere Kräfte. Unser Wahlspruch ist: Zur Freiheit Böh­mens, Mährens und Schlesiens. Die Olmützer Regimenter Nr. 74 und 36." Tasche. Weg damit! — Warum? Was hat das harmlose Ding verschuldet? Führe sie ihrer Bestimmung entgegen! Das Wetter ist reizend, gehe in's Freie und genieße dort die Freuden eines un­beobachteten Studenten! Ich schlug die Richtung gegen Rosenbach ein und rauchte hier, natürlich ohne den Genuß, den passionirte Raucher empfinden, die Reliquie bis zum kleinsten, nicht mehr haltbaren Stückchen, das ich dann in den Graben warf. Die letzten Rauchwolken hatten auch meine düstere Stimmung mit in die Luft genommen, ich war wieder äußeren Eindrücken, folg­lich auch denen der freundlichen Winterlandschaft, zugänglich. Warum nicht auch? Zwe i Liebhaber waren, wenigstens meinem einfältigen Studentenverstande nach, für eine Dame zu viel, folglich war es vernünftiger, dem bevorzugten das Feld zu überlassen. Als die Sonnenstrahlen ihre Kraft zu verlieren begannen, fchlug ich den Heimweg an, kam an einer Trafik vorüber und taufte hier — die zweite Zigarre. Seit jener für mich so denkwürdigen Epoche hatte sich vieles verändert. Die erste Enttäuschung hatte mich derart erschüttert, daß ich, um keine andere zu erleben, seit jener Zeit gegen das schöne Geschlecht stets eine sehr reservirte Haltung beobachtete, selbst dann, als ich, dem Schulverbande nicht mehr angehörig, mich freier be­wegen konnte. Meine Kollegen reiften ihrem Berufe entgegen, bis auf etliche, darunter die bekannten zwei, welche bald darauf dem wohl­gemeinten oou»i1iuin adeunäi folgten. Es hat sich demnach vieles geändert, und die zwei Fräulein fast gar nicht; sie warten noch immer auf den, der da kommen soll, denn ihren beiden Verehrern sind sie längst untreu geworden, als sie deren Schicksal erfahren hatten. Vielleicht kehren die beiden elfteren wieder, wenn sie jene Anstellung erlangen, die sie von der Zukunft erwarten. Doch bis dahin — wird noch viel Wasser die Laibach hinab fließen. Und ich? Nun, ich — ich — habe seitdem viele, viele Zigarren geraucht. Gingesendet. 16 Unwahrheiten und 2 Ungenauigleiten in 34 Zeilen des „Lllibllchci Tagblatt". Löbliche Redaktion! Unter den Lokal- und Provinzial-Angelegenheiten kommt im „Laibacher Tagblatt" Nr. 155 vom 12. Juli l, I . ein Anfsatz unter der Aufschrift „Bauernexzeß" vor, welcher von Urichtigkciteu förmlich strotzt. — Diefer verleumderische Aufsatz ist für die Ge­meinde Brunndorf ehrenkränkend, darum bittet man die löbliche Re­daktion, daß die folgende Wahrheitgelreue Berichtigung in Ihrem gc­schätzten Blatte eine Stelle finde, in der Hoffnung, daß das „Lai­bacher Tagblatt" fo ehrenhaft sein wird, jener aufgegabelten Ver­leumdung durch Veröffentlichung dieser wahrheitgetreuen Berichtigung für seinen Leserkreis die Spitze abzubrechen. 1. Es ist unwahr, daß die Burschen mit einer Ta b orfahne umherzogen, denn die Fahne, mit der die Burschen herumzogen, war erst nach dem letzten Tabor angefertiget worden. 2. Es ist unwahr, daß die Vnrschen erzediren d zogen; sie zogen jubelnd, ohne auch nur ein Kind zu beleidigen, von jubelnden Kindern begleitet, ohne irgendwie zu erzediren. 3. Es ist unwahr, daß die Burschen umherzogen, denn sie zogen einfach durch eine einzige Häuserreihe des Dorfes, nur in der Absicht, um die Fahne, die sie vor etwa 14 Tagen angeschafft haben, den Dorfbewohnern zu zeigen. 4. Es ist unwahr, daß diese sogenannte Rotte die dort befind­liche verstärkte Gensdarmerie-Patrouille beschimpfte; dazu hatten die Burschen keine Lust, da sie in der frohesten Stimmung waren, auch nicht den Willen, da sie in ihrer Sonntagskleidung waren, aber auch keine Zeit, weil ihnen alsbald 6 Gensdarmen mit gefälltem Ba­jonnet und gespanntem Hahne am geladenen Gewehre entgegen eilten und ihnen „Halt" zuriefen. 5. Es ist unwahr, daß die Gensdarmerie-Patrouille die Bur­schen zur Ruhe aufgefordert habe; dazu war auch gar keine Veran­lassung vorhanden. 6. Es ist unwahr, daß der Fahnenträger nach einem Gensdar­men schlug ; weder ein Bursche, noch ein Gensdarm hat auch nur die Hand erhoben, um nach jemandem zu schlagen. (Siehe Nr. 10 und 11.) ?. Es ist unwahr, daß sich ein Handgemenge entspann; es entspann sich nur unter der Menge der laute Protest gegen das wahrscheinlich gesetzwidrige Vorgehen der Gensdarmen, auf wehr ­lose Menschen das geladene gespannte Gewehr anzulegen; ausge­diente Soldaten riefen den Gensdarmen zu, „abzulassen" (nöliati), indem sie kein Recht haben, „auf wehrlose Menschen zu schießen, oder das geladene gespannte Gewehr auf wehrlose Menschen anzu­legen ; auch sie seien Soldaten gewesen, und wissen, was für Gesetze der Soldat habe." 8. Es ist unwahr, daß den Bauern die Fahne entrissen wurde; die Fahne gehört nicht den Bauern, sondern den Burschen, und wurde auch diesen nicht entrissen. 9. Es hat durchaus nicht die mindeste Verwundung statt­gefunden. 10. Es ist unwahr, daß die Burschen Miene machten, die Gensdarmerie zu attaquiren; im Gegentheile zerstreuten sie sich sehr bald, bis auf einige wenige. Der Fahnenträger bat die Gensdarmen, sie wollen die Burschen mit ihrer Fahne in Ruhe lassen, da sie ja niemanden etwas übles anthun. Er mit mehreren anderen Burschen entblößte seine Brust, er kniete sogar nieder vordenGens ­darmc n und sagte: „wenn er es verdient habe, und sie ein Recht dazu haben, mögen sie ihn niederschießen, oder durchbohren; die Fahne aber gehöre den Burschen, die sie angeschafft haben, er wolle lieber sein Blut vergießen, als die Fahne abgeben." Au f den Knie n hat er diese Worte gesprochen, dennoch waren die Gewehr­mündungen gegen ihn gekehrt. 11. Es ist unwahr, daß sich die Gensdarmerie vor den Bur­schen in ein Haus zurückzog; vielmehr folgt e sie dem Fahnenträger, dem der herbeigeeilte Gemeindevorstaud gebot, die Fahne sogleich bei Seite zu schaffen, auf dem Fuße bis vor das Haus des Gemeinde­vorstehers nach, doch bald brachte der Fahnenträger die Fahne wieder heraus, und trug sie eilends, von einer Schaar Kinder begleitet, an ihren vorigen Aufbewahrungsort. 12. Es ist unwahr, daß die Bauern vom anrückenden Militär Wind erhielten und sich darum zerstreuten; denn mit anbrechender Abenddämmerung war schon alles im Dorfe ruhig , das Militär kam aber erst zirka 2 Uhr nach Mitternacht in's Dorf, wo alles so fest und sorgenlos schlief, daß tüchtig an den Hausthüren gepoltert, und bei einem Hause sogar ein Fenster eingeschlagen werden mußte, ehe die Leute darin erweckt werden konnten. 13. Es ist unwahr, daß eine nationale Demonstration ablief; die einzige und ausgesprochene Absicht der Burschen war, nur ihre Fahne den Dorfbewohnern zu zeigen; kein Mensch im Dorfe wußte, daß dieß durch „das Gesetz" verboten ist. 14. Es ist unwahr, daß eine Menge städtischer Gaste von der nationalen Partei hier in Brunndorf angesagt waren — davon weiß hier kein Mensch etwas; und wäre dieß der Fall gewesen, so wären die Burschen ihren Gästen gewiß zum feierlichen Empfange entgegen, nicht aber mit der Fahne nach der entgegengesetzten Seite gezogen. 15. Es ist unwahr, daß Drohungen laut wurden, die Städter, wenn sie für Tabore Propaganda machen wollten, mit Prügeln zu regaliren; so etwas sollte das „Tagblatt" nicht schreiben, weil es 5 Männer von der eigenen Partei unverdientermaßen dadurch beschimpft. 16. Es ist unwahr, daß unter dem hiesigen Landvolke diese Parteiung besteht; alle, fast ohne Ausnahme, wünschen, daß in ihrer Muttersprache in den Kanzleien amtirt weiden möchte, da die jüngere Bevölkerung besonders in der Ortschaft Brunndorf fast durchgehcnds slovenisch lesen und schreiben kann. 17. Es ist demnach auch unwahr, daß ein Zusammenstoß der beiden (?) ländlichen Parteien zu besorgen war, und daß diese Ve­forgniß zur Verstärkung des hiesigen Gensdarmeriepostcns Veran­lassung bot. 18. Es ist ungenau, daß in Brunndorf ein Gensdarmerieposten besteht; nach der Gensdarmerie und nach Militär seufzte wohl die hiesige Bevölkerung im Februar, als sich Strolche im Gebirge ober Tommelj aufhielten und den Bauern das Vieh aus den Stallungen stahlen, aber damals war fetten ein Paar Gensdarmen zu sehen; seit der Zeit aber, da sich die Burschen eine Fahne angeschafft ha­ben, wird unser Ort von Gensdarmerie-Patrouillen recht häufig be­sucht: Die Abfassung der Fahne scheint also der Zweck der verstärkten Gensdarmerie-Patrouille gewesen zu sein. Ig , am 18. Juli 1869. vi« uen eiM'nol« 63—1. LI28-, korxellall- H ötemßUt-Vszkl'eMiKilullß lrani Kollmann, am Hau^tplat^e Nr. 236, nsderi LuoKKauälrmA Aioritiui bietst äaz allerueuLsts, 8oliäs8te, 2U mnzlioliLt I»iIIiZ8tßll ki'0i8en. "^ U Daselbst dsiiuäst »ick auotl äi« iler ^N, UN «für 3iram8 bedeutendere Orte werden von der Hauptagentschaft in Krain der National - Versicherung - Gesellschaft in Peft Agenten unter vortheilhaften Bedingungen gesucht. Offerte werden nur bis 24. d. M . angenommen von Hauptagent der National-Versicherungs-Gesellschaft. 65—1. Bureau: Stadt Nr. 121. Landschaftliches Theater in Laibach. 8HM8taS äon 24. u. 8onntaF üen 25.5u1i Ll0386 A3Ul)6I'-801I'66 mit Geister- und Gespenster-Erscheinungen Professor L>atK^-Lü,80riil ! erlaubtsich einem hochgeehrten ?. 1 . Publikum von Laibach ergebenst bekannt zu machen, daß er durch die Darstellung seiner Geister-Erscheinungen genöthigt ist, den Zuschauerraum etwas zu verkleinern, indem er die Prosceniums-Logen, sowie die Gallerte gän;lich absperren muß, da man von diesen Plätzen aus die Geister-Erscheinung nicht sehen kann. Dieses zur geneigten Berücksichtigung einem hochgeehrten ?. I'. Publikum em­pfehlend zeichnet sich hochachtungsvollst 67. Preise der Plätze: Eintritt in die Parterre-Logen und > Rang 80 kr. I l Rang 60 kr. — Gintritt in das Parterre 40 kr. — Gin Fauteuilsitz 80 kr. Sperrsitz 60 kr. Kinder unter 10 Jahren zahlen in den Logen und im Parterre die Hiilstc. Billete zu den Sitzen sind am Tage von 9—12 Uhr im Theater, sowie Abends an der Kassa zu haben. 8tanl8>au6r !_036 garantirt vom Königreiche Gachien. mit 4 Ziehungen in 1 Jahre und 47300 fl. Gewiunsten aus­gestattet, verkauft auf lOmonatliche Raten mit nur 3 ü. ^u^ade, wobei man schon auf alle Gewinne in der nächsten Ziehung spielt, das Bankhaus 64—1. Hol,. 0. 8ntnen in Wien, Graben Nr. 13. Derart Ratenbriefe, ausgestellt von obigem Vankhause, verkauft zu denselben Bedingungen Für die liebevollen Beileidsbezeugungen und die zahl­reiche Betheiligung beim Leichenbegängnisse ihres theuren Sohnes l-l 6 i n r> l 0 li, und insbesondere den Sängern der (^italnica sprechen den innigsten Dank aus 66. die trauernden Eltern ß Zahnärztliches EtMisjemmt ß V 59—4. des I i HeiMlMN'schcs HllUs nächst der Hradetzlybriicke. K D Die schönsten und besten Xgtme und I.nlt6lU<)K' oder A U 82UßßetU88e ohne Haken und Klammern, das vorzüglichste, I U was die Zahntechnik zu leisten im Stande ist, werden daselbst « 3 verfertigt und klowbilUNßell in ssols, ^lll2lß2M und vemeut, » U fowie alle anderen Zahnoperationen auf das schmerzloseste und E U schonendste vollzogen. N ^ Die Ordination besorgt aus besonderer Freundschaft U I Herr Dr . IV Lruun , herzoglicher Leibzahnarzt und emer. I 8 Dozent der Zahnheilkunde. K R Ordination täglich von 9 bis 12 und 3 bis 5 Uhr. D « An Sonn- und Feiertagen von 10 bis 12 Uhr. « V LM ^ Aufenthalt bis Ende August. "WM j^