Nr. 58. SümMg den 23. September 1865. 9. Jahrgang. Matter aus Arain. (Beilage zur „Laibachci Zcitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der PränumcrationSPrcis ganzjährig 2 fl. österr. Währ. Trinkspruch. (8äravio2.) ! (Holie» Band l. Seite 30. ^ Vrnder, nicht säuin' zu genießen Was das flüchtige Leben dir beut, Siehst den perlenden Wein du fließen Im Becher? Dein ist er nur heut'. So laug uns noch sproßen die Reben, Schlürf, Alter! fröhlich den Wein, Kann dein Gold die Freude dir geben? Du nimmst es ms Grab uicht hinein. Heut' wollen wir bannen die Sorgen, Es hebt sich uns fröhlich das Herz; Was soll uns der Zukunft Morgen, Was längst begrabener Schmerz? „Knrent" (oberste Gottheit der heidnischen Slovenen) und der Mensch. Slovenische Sage auö Kram. Kurent und der Mensch konnten sich nicht vergleichen, wer auf der Erde herrschen solle. Es wollte dies weder Kurent dem Menschen, noch der Menfch Kurent zugestehen. Der Mensch soll sehr stark und von riesiger Gestalt gewesen, sein. „Komm," sprach Kurcnt, „laß uns sch'n, wer stärker ist, und ob ich oder ob du auf der Erde herrschen sollst! Hier ist das breite Meer, wer besser darüber springt, wird die Erde haben und Alles, was dort hinter dem Meer ist, und das ist gewiß hundert mal besser, als diese Wüste." Der Mensch willigte ein. Kurent hob seine Halma (Art Kittel oder Rock) in die Höhe und sprang über daZ Meer, nur daß er sich auf der andern Seite den Fuß ein wenig benetzte. Er begann da den Menschen zu verlachen; aber der Mensch beachtete das nicht, und ohne die ,Halma in die Höhe zu heben, sprang er ohne alle Anstrengung über das Meer, wie über ein Büchlein, und machte sich den Fuß nicht im geringsten naß. „Ich habe gewonnen, "sprach der Mensch zu Kurent: „sieh' mein Fuß ist trocken und der deine naß." „Für's erste Mal hast du mich überwunden," erwiderte Kurent, „dir gehören die Ebenen, das Meer uud was hinter dem Meer ist: aber das ist noch nicht Alles, es gibt noch etwas unter uns und über uns. Komm', laß uns das zweite Mal sch'n, wer stärker ist!" Kurent stieg auf eine Höhle und stampfte auf sie mit dem Fuße, daß es rings krachte, wie wenn der Donner einschlägt. Die Höhle borst und es war eine Tiefe zu sehen, wo der Schlangen Geburtsstätte war. Und nun stampfte auch der Mensch und die Erve erbebte; er schlug Alles durch bis zum untersten Grund, bis dorthin, wo in breitem Strome gediegenes Gold stießt, und die Schlangen stürzten hinab nnd ertranken in dem goldenen Strome. „Auch das ist dein," sprach Kurent: „aber als Czaren erkenne ich dich nicht an, wenn du mich nicht noch zum dritten Mal überwindest. Sieh', dort ist ein sehr hoher Berg, er reicht über die Wolken hinaus bis zu dem himmlischen Tische, wo der Hahn sitzt und die Gottesspeise bewacht. Wohlan, nimm einen Pfeil und schieß' ihn ab, und ich will auch einen abschießen: wer höher schießt, ist der Stärkere und dem gehört die Erde und Alles, was unter ihr uid über ihr ist." Kureut schoß und der Pfeil kehrte in acht Tagen nicht zurück: dann schoß auch der Mensch: der Pfeil flog neun Tage lang, und als er am zehnten niederfiel, war der himmlische Hahn an ihn gespießt, der die Gottesspeise bewacht hatte. „Du bist Czar," sprach der listige Kurent, „ich beuge mich dir, wie es einem Unterthan ziemt." Aber der Mensch war gut und machte Brüderschaft mit Kurcnt, und dann ging er, um seines Czarenthums froh zu werden. Kurent verdroß es, daß ihn der Menfch besäiämt hatte: da er ihm mit seiner Stärke nicht widerstreben konnte, nun gedachte er Schlauheit zu gebrauchen. „Sehr start bist du, Mensch," sprach er zu sick, „aber mich dünkt, daß du auch eben so dumm bist; ich will gch'n und dir etwas zum Geschenke bringen, was ich mir ausgesonnen." Hierauf preßte er einen Weinstock, und es quoll reiner rother Wein aus ihm hervor. „Da hast du ein Geschenk! Aber wo bist du?" Und er fand den Menschen auf der Erde auf der anderen Seite hinter dem Meer, wie er sich an süßem Vrei labte. „Was machst du, Herr?" fragte ihn Kurent. „Wie du siehst, hab' ich mir einen Vrei bereitet aus weißem Weizen und rothem Obst, und jetzt eß' ich ihn und trinke Wasser." „Armer Herr'. Du beherrschest die Welt, und trinkst Wasser. Gib den Becher her, ich will dich mit einem anderen, besseren Trank bewirthen, den ich dir, dein unterthäniger Diener, bereitet." Der Mensch ließ sich betrügen, nahm den Becher mit rothem Wein und trank ihn aus. „Ich danke dir, Bruder! Du bist gut, aber dein Trank ist nicht viel werth." Kurent machte ein finsteres Gesicht und ging hinweg, indem er fortwährend nachdachte, wie er den Menschen betrügen könnte. Und er preßte wieder einen Weinstock, und wieder quoll rother Wein aus ihm hervor: aber Kurcnt mischte Niesewurz in ihn, eine Pflanze, die wächst, wenn der Mond scheint, damit die Wilen (Nymphen) und Wahrsagerinnen etwas Zu essen hätten. Kurent suchte den Menschen zum zweiten Male auf und fand ihn auf dem Erdengrund, wo gediegenes Gold im breitem I5ft Strome stießt. „Was machst du, Herr?" „Ich webe mir ein goldenes Hemd, und ich habe mich dabei abgemüdet und habe großen Durst; aber es ist kein Wasser da, und zur Welt hin ist es weit, sieben Jahre Weges." „Ich kann dir dienen," sprach Kurent, „da hast du einen Becher Wein, die goldene Sonne hat keinen besseren wo erblickt." Der Mensch ließ sich überreden, nahm den Becher und trank ihn aus. Ich danke dir, Kurent! Du bist gut und dein Trank ist auch gut." Kurent wollte ihm noch ein Mal einschänkcn, aber der Mensch mochte nicht; er war von Natur aus noch mäßig und vernünftig. Kurent machte ein finsteres Gesicht und ging hinweg, um etwas Besseres auszusinnen. Und er preßte zum dritten Mal einen Weinstock und der Wein quoll stärker heruor, doch auch diesmal blieb er nicht unverfälscht und rein. Der böswillige Kurent nahm einen Pfeil und öffnete sich eine Ader und ließ in den Wein sein schwarzes Blut träufeln. Hierauf ging er wieder den Menschen suchen, und fand ihn auf dem hohen Berge am GotteZtische, wie er den Braten aß, der nicht für ihn, sondern für den Gott gebraten war. „Was machst du, Herr?" sragte Kurent mit Verwunderung und Freude, da er sah, daß der Mensch schwer gesündigt hatte. „Da sitze ich und esse Braten: aber ich habe Eile, ich fürchte mich uor dem Gott, daß er kommen und mich hinabstürzen mochte." „Fürchte dich nicht!" sprach Kurent. „Und wie behagt dir die Gottesspeise?" „Sie ist gut, aber entsetzlich hart, das; ich sie kaum hinabzu-schlingen vermag." „Ich kann dir dienen," sprach Kurent. „Da hast du Wein: es gibt solchen weder auf der Erde, noch im Himmel, sondern nur bei mir." Der Mensch ließ sich zum dritten Mal betrügen, und zwar zu seinem Unglück. „Ich danke dir, Kurcnt! Du bist gut, aber dein Trank ist noch besser. Gib und zapf' noch einmal an, wie es einem treuen Diener ziemt." Kurent zapfte an, und dem Menschen trübte sich das Auge und auch das Gedächtniß trübte sich ihm, so daß er an Gott nicht mehr dachte und am Tische blieb. Bald hierauf kehrte Gott zurück, und als er den Menschen sah, der ihm den Braten weggegessen und jetzt am Tische schlummerte, geriech er in Zorn und stürzte ihn mit gewaltiger Hand vom Berge hinab, wo er ganz zerschlagen halbtodt viele Jahre lag. Als er wieder genas, hatte er keine Stärke mehr und tonnte weder über das Meer, noch zu dem Erdengrund, noch empor zu dem GotteZtische. Auf diese Weise erlangte Kurent die Herrschaft über die Welt und über den Menschen, und die Leute sind von dieser Zeit an schwach und klein. (Slav. Blätter). Neber das Dcjsemcrn und seine volkswirthschast-liche Dedcntung. (Mit besonderer Bedachtnahme der Verhältnisse Krams.) Von Wilhelm Ritter u. Frits ch. (Fortsetzung.) Unter den nun in Krain eingebürgerten Herdfrischmethoden haben sich im Allgemeinen, die auf Einmalschmelzerei (wobei das Roheisen mit einmal Einschmelzen bis zur nöthigen Gaare, d. i. Entlohlung niedsrgeschmolzen wird) gegründete „kärntnerische Löscharbeit" und die „steierische Wallonschmelz er ei" am meisten zur Geltung gerungen: daß von den Methoden der zweiten Kathegorie, den sogenannten Brechschmieden, fälschlich auch deutsche Friscberei genannt (wobei das Roheisen nicht mit einmal gaar geschmolzen, sondern wiederhohlt aufgebrochen wird), hierzulande auch die „buh mische Anlaufschmiede" (Iudenfrischerei) mitunter noch durchgeführt sei, wurde mir zwar versichert, doch bis jeht in keiner Weise bestätiget. Bei der „kärntnerischen Lösch arbeit," bei welcher behufs Beförderung der Reduction des eingefetzten Schmelzgutes der Herdboden aus trockener ^), alter, ausgeglühter, mit Schlacke und Asche gemengter Holzkohlenlösche hergestellt und darüber etliche Schaufeln von Stockweich (d. i. eisen- und eisen-oxydulreiche Frischschlacke) gegeben werden, wird mit dem Aus-heizproceß der unter dem Hammer gebildeten Maßeln, d. i. Fragmente, in welchen die gebildete gefrischte Stahl- oder Eisenluppe durch den Hammer zerschrotten wird, begonnen und wird während dieses Ausheizprocesses sodann successive das Einschmelzen der hartzerrannten Roheisen-Vlatteln ^^) von circa zwei Centner in einem und demselben Herde angereiht. Diese Methode bietet den Vortheil, daß dabei ein sehr weiches, für Wallasch- oder Nageleisen besonders brauchbares Eisen hergestellt wird, welches jedoch nicht ganz so schlackenfrei, wie das aus der steierischen Schwallarbeit erzeugte ist: dieser-wegen sind das kärntnerische und das krainische Eisen besonders als Weich eisen bekannt: es sind jedoch beispielsweise die daraus erzeugten Drähte nicht so weiß, wie jene aus österreichischem und steierischem Eisen gefertigten. Bei der W allon schmiede ist der vorher geschilderte Ausheizproceß vom eigentlichen Frischprocesse selbst getrennt. Der zubereitete Herd wird mit glühendem Stockweich aus-gebettet und wird dabei im Allgemeinen weicheres Roheisen zum Einschmelzen in Anwendung gebracht. Die Nachtheile dieser Arbeit sind ein größerer Kohlverbrauch und ein größerer Kalo, während deren Vortheil darin besteht, daß man bei beschränkter Anzahl von Herden dennoch möglichst viel erzeugen kann: es gelingt nämlich bei dieser Methode in zwei Stunden eine Frisch' luppe zu machen, wozu man bei der steierischen Schwallarbeit drei *) Im Gegensatze von der steierischen Loscharbtit, bei welcher dic Lösche feucht in den Herdboden eingestampft wird. **) Diese Vlattcln riihrcn von einem Vorfrischftroccfsc des Roheisens in eigenen Herden her; es wird nämlich das Roheisen von starken: Gaargange, also Graucism und Spicgclfloßen, welche viel Kohlenstoff enthalten, vor dem eigentlichen Frischen einer vorbereitenden Manipulation, in Käruten beim Eiseu: Vlattelbraten. beim Stahl: Hartzcrrennen oder Aödcurennen (in Steiermark: Hascmnachcn, in Kärntcn auch Karditscharbciten) genannt, unterzogen. Zweck dieser Vorbereitung ist: das mit Gcbläscstrom bis zum Fliißig-wcrdcu erhitzte Roheisen thcilwcisc zu entkohlen, hauptsächlich jedoch von schädlichen Stoffen vorzureinigcn. Die Vortheile dicscö Vorbcrcitens sind erstaunlich; sie zcigm sich bei dem darauf folgenden eigentlichen Frischen und bestehen 1) in der Erzeugung eines leicht schweißbaren Eisens; 2) in weniger Arbeitslohn und Zeitgewinn; 3) in kleinem Kalo; 4) in vortrefflicher Qualität des End-productes, welches sich so selbst aus sehr mittelmäßigem Roheisen, erzielen läßt. und bei der kärntnerischen Löscharbeit 2 ^ Stunden verwendet: ebenso bewährt sich diese Methode dort sehr vortheilhaft, wo der Ausheizproceß in Verbindung mit Schweißöfen, Hämmern und Walzen betrieben wird. Das auf diesen Wegen erzeugte Frischgut erhält seine handelgerechte Form durch Hitzen in den besagten offenen Ausheizfeuern und sofortige Streckung des Eisens unter dem Hammer zu Streckwaarc und des Nohstahles zu Streckstahl oder zu stachen Schienen, davon mehrere durch Zusammenschweißen (Garben) in ein Stück vereiniget und dann in die kaufgerechte Stan-gcnform gebracht werden. Zu diefem Verfeinerungsproccsse werden nun in Oesterreich die theueren Holzkohlen, in Norddcutschland hingegen Coaks verwendet. Anderweitige Frischmethoden sind ebenso wie die Erzeugung von Puddling-Guß-Glühstahl diesem Kronlande gänzlich ferne geblieben, so daß wir in demselben als Repräsentanten der Eisenindustrie: das Roheisen, Rohgußwaaren, das Herdfrischeisen, den Rohstahl und deren innerhalb sehr engen Grenzen gehaltene Weiterverarbeitung betrachten können. So bieten Krain und mit ihm auch ganz Oesterreich bis zur Stunde noch einen grellen Gegensatz zu Norddeutschland: denn während an der gesammten Frischeisen- und Stahlpro-duction des letzteren beiläufig nur ^ Herdfrischcisen mit Holz-kohlen und 2/z Flammenfrischeisen mit mineralischem Brenn- ! stoff erzeugt, participiren, waltet in Oesterreich gerade das umgekehrte Verhältniß ob, wahrlich, ein bedeutsamer Mahnruf, daß in unserem Vaterlande unabweisbar ein Umschwung von den bisherigen kostspieligen Frischmcthoden zu den billigeren Platz greifen müsse, wenn anders wir wieder den eigenen Markt zurückerobern und auch auf dem Weltmarkte uns eine Gewinn und Credit bringende Stellung erringen und sichern wollen. Am 11. Februar 1856 warb der Engländer Bessemer um ein Patent auf die Ersindnng, aus jedem Roheisen im geschmolzenen Zustande blos mittelst Einblascn gepreßter Luft, ohne weiteren Vrennstoffaufwand, jede beliebige Sorte von Stahl und Eisen zu bereiten. Zuerst bekannt und sogleich berühmt wurde diese glückliche Idee durch einen in der Versammlung der brittischen Naturforscher zu Celtenham gehaltenen Vortrag. Die praktische englische Nation ging gleich frischweg ans Versuchen; es wurden nunmehr solche Versuche in Ebbw-Vale, Blainovan, Dow-lais :c. abgeführt. Da jedoch dabei ein sehr schwefel- und phosphorhaltiges Roheisen und dies nur in zu kleinen Quantitäten (da zu Bessemern doch mindestens eine Tonne Roheisen erfordert wird) angewendet worden war, wodurch ein höchst unregelmäßiges, schlackenreiches, meist verbranntes Product erzielt wurde, so schreckten die theueren mißlungenen Versuche selbst die wärmsten Fürsprecher dieses Processes zurück, welcher bald als eine müssige und hoffnungslose Erfindung gedeutet wurde. Die Ehre dieser genialen Neuerung sollte nach dem Grundsatze: U6M0 proMßta in xatria, der sonst bei den Engländern am wenigsten zu gelten Pflegt, auswärts u. z. in Schweden gerettet werden. Dort wandte der intelligente Besitzer des Eisenwerkes Edsken in Gestricksland, Herr Eonsul Güranson, l dieser Neuerung noch im Jahre ihres ersten Vekanntwerdens, ^ also 1856, seine gesammte Aufmerksamkeit zu und durch pekuniäre Unterstützung des opferwilligen Eisenwerk-Vereines Iern-Contoret, im Vereine mit einer selbst durch anfangs mißlun-gene Versuche nicht abgeschwächten Ausdauer, gelang es endlich der dortigen Bessemerstcchlbercitung vom Ende Juli 1858*) an eine so glückliche Wendung zur Sicherheit und bestem Er-^ folge zu geben, daß von dieser Periode an sich das eigentliche ! Geburtsfest dieses Processes für die Praxis datirt. j Wahrscheinlich durch die Erfolge in Schweden ermuntert, nahmen nun in England Vessemer und VrowninShef? !' fieId das fallen gelassene Verfahren wieder auf, wobei vor-^ zügliches Coaksroheifen in größeren Quantitäten zur Verwendung gelangte, und in der That, sie lieferten gelegenheitlich der letzten Londoner Weltausstellung 1862 durch die vielen und i trefflichen exponirten Productc, unter Voraussetzung, daß selbe nicht aus einer scrupulosen Sortirung allein hervorgingen, der Welt den schönsten Beweis des vollkommenen Gelingens dieses ^ Processes. So wird derzeit das Bessemern in England von dem ! Erfinder selbst und John Vrown k Comp. auf deren Atlas" Eisen- und Stahlwerken in Sheffield, dann auf den Cyclops-Stahlwerken, ferner in Dowlais und auf mehreren Eisenbahn-Etablissements betrieben. In Schweden ist dasselbe jedoch > quantitativ noch ungleich höher entwickelt; so auf der größten nächst Gefle gelegenen Vessemer-Anlage zu Sanduiken, wo das Metall vorzugsweise zu TyrcZ, Panzerplatten und Kanonen verwendet wird; außerdem bestehen in Schweden bereits noch vielleicht 20 solcher Anlagen, deren Producte mitunter den feinsten Gußstahl aufwiegen und bereits ein stehender Handelsartikel geworden sind. In Belgien wird das Bessemern mit sehr befriedigendem Erfolge in Seraing und Esperance bei Lüttich betrieben. In Frankreich, dessen erste Etabisscments von de» Gebrüdern v. Dittrich in Niedcrbronn im Elsaß, Schneider in Creuset, den Gebrüdern Iatson und Gaudet in St. Seurin und weiters in Eere ins Leben gerufen wurden, hat gleichfalls dieses Verfahren bereits festen Fuß gefaßt. In Deutschland wurde gleichfalls diefe Erfindung sofort im großen Maßstabe von Krupp in Essen, dann in Bochum und Horde in Westphalen, ander Königshütte in Oberschlesien und in Oberhausen eingebürgert. In Rußland soll es zuerst zu Zlatoust im Gouvernement Orenburg durchgeführt, jedoch in Bälde wieder ausgegeben worden sein, weil das meist zu Kanonenguß verwendete Bessemermetall aus unreinen Erzen erzeugt, mit Roth-bruch und Kürze behaftet und in Folge dessen nicht schweißbar gewefen sein soll. Nach dem „NwwF Mi'ü^i" ist das Bessemern selbst in Ostindien in Vcipur und nächst Madras im Schwünge. Trotz des gewaltig hemmenden Bürgerkrieges hat dieses Verfahren sich selbst in Nordamerika bercits Valm zu brechen gewußt. *) Sichc hierüber die erschöpfenden Berichte dcö schwedischen Hüttcudirccwrs Grill in den Aunnlen des schulischen Ciscncontors» übersetzt von Herru Peter Tnnner. Unter den genannten Ländern producirt nun England mn meisten Bessemermetall, während sich derzeit Frankreich, Schweden und Deutschland in dcr Erzeugung so ziemlich das Gleichgewicht halten, welches nur von Schweden zu dessen Gunsten in etwas gestört werden dürfte. In unserem Vaterlande Oesterreich wurde das Bessemern, welchem zuerst der hochgeachtete Herr Ministerialrath Peter v. Tunner, gelegenheitlich der in Wien 1861 abgehaltenen Versammlung der Verg- und Hüttenmänner, seine beredte Fürsprache in einem trefflichen Vortrage lieh, erst seit dieser Epoche eingeführt und, wahrscheinlich durch die Beschaffenheit der reinen manganhültigen Spatheisenstcine begünstiget, sogleich ^lus dem Stande des Versuchsprovisoriums in ein stabile?, definitives Stadium übergeführt. Der erste gelungene Versuch wurde am 21. November 1863 auf dem fürstlich Echwarzberg'schen Hochofen zu Turrach in Steiermark gemacht, an welchen sich sofort am 3. Juni 1864 jene dcr Compagnie Rauscher zu Heft in Kürnten reihten, welche Versuche alsbald die befriedigendsten Resultate gaben und in Folge dessen die hüttenmännische Fachwelt in keine geringe Bewegung versetzten. Der wissenschaftlichen Beschreibung und praktischen Würdigung dieses Processes wandten sich alsbald die gewandtesten Federn der heimischen Hüttenleute, wie jene eines leider HU früh verstorbenen Hohcnegger, Tunner u. s. w. zu; zumeist fanden jedoch die betreffenden Beschreibungen durch die „österreichische Zeitschrift für Verg- und Hüttenwefen" den Eingang in die übrigen TageZblätter; auch das Ministerium für Handel und Vollswirthschaft wandte diesem Gegenstande in kluger und gerechter Würdigung seiner großen Bedeutung für die heimische Eisenindustrie die eifrigste Aufmerksamkeit zu, und durch dessen Impuls traten die trefflichen Berichte des vorbesagten Hohen-egger, eines Manichsdurfer, Frey u. s. w. an das Tageslicht. Gegenwärtig sehen wir außer den genannten Werken dieses Verfahren in Oesterreich noch in Anwendung auf dem der südlichen Staatseifenbahn-Gescllschaft eigenthümlichen Nailswalz-werk in Graz, auf den ärarischen Eisenwerken zu Neuberg (seit 9. Februar 1665), welch' genannten Werken allen nachgerühmt werden muß, baß dieselben den Zutritt zum Bessemern, welcher in England, Frankreich, Schweden und Belgien so schwer zu erringen ist, in liberaler Weise auf das bereitwilligste gestatten. Zur Stunde wird auch noch das Bessemern in Rhonitz in Ungarn betrieben und auch in Neschitza im Bannte, in Witt-kowitz in Mähren und zu Praevali in Kärnten ernstlich , vorgerichtet. (Fortsetzung folgt.) Mäßigkeit in Schottland. Was man in dem Lande des Nebels und der Banken ! unter Mäßigkeit versteht, zeigt folgende dort unlängst in einem Mäßigkeitsuercin gehaltene Rede: Weine Brüder, sagte der Redner, Eure Ausschweifungen ! werden nach und nach unerträglich. Gewöhnt Euch der Mäßigkeit in allen Dingen und hütet Euch vor starken Getränken. Wenn Ihr aufsteht, dürft Ihr ein Gläschen Branntwein zu Euch nehmen, um den Magen zu kräftigen, ein anderes vor dem Frühstück und allenfalls eines nachher; aber befaßt Euch nicht mit beständigem Trinken. Wenn Ihr Morgens ausgeht, nun, so könnt Ihr ein Gläschen wegen des Nebels nehmen, vielleicht eins vor dem Mittagessen, was nicht zu verdammen wäre; aber laßt Euch nur nicht fortwährend mit der Flasche in den Händen blicken. Niemand wird Etwas einzuwenden haben, wenn Ihr e i n Gläschen beim Dessert trinkt und ein and ereZ beim Aufheben der Tafel, um auf die Gesundheit Eurer Freunde anzustoßen. Dies alles ist vernünftig gehandelt, selbst wenn Ihr, um Euch Nachmittags munter und zur Arbeit frisch zu erhalten, Euch noch mit ein bis zwei Gläschen laben solltet. Aber scheußlich ist es, sich mit solchem Getränke anzufüllen. Ist das Tagwerk vollbracht, dann darf man, um sich wieder zu stärken, ein Gläschen und nach dem Abendessen wieder einZ nehmen. Ein weiteres nach dem Thee ist auch nicht zu viel. Endlich, da man eine längere Angewohnheit nicht so schnell ablegen kann, will ich, wenn Ihr nicht anders wollt, zugeben, daß Ihr noch ein Gläschen vor dem Schlafengehen und in der Nacht beim Aufwachen allenfalls eins oder zwei, um einschlafen zu können, genießet; aber, meine lieben Freunde, dabei laßt es bewenden, sonst werdet Ihr die Grenzen der Mäßigkeit überschreiten. Woher die Redensart „der Dien muß" kommt. In Düsseldorf, so erzählt man sich, studirte in den vierziger Jahren ein russischer Maler. Er liebte sein heiliges Rußland über Alles und fand jedes Ding daselbst besser, schöner und größer als anderswo; in einem Gespräch mit Andreas Achenbach sogar die russischen Bienen. Der deutsche Künstler stellte ihm sogleich schelmisch mit der Frage: Wie groß da wohl in Nußland die Bienenstöcke seien? eine Falle. „Nicht größer, als hier," antwortete der Ansländer. „Aber wie kommen die Bienen da hinein?" fragte Achenbach weiter. Der Russe besann sich nicht lange und meinte mit drastischer Handbewegung: „Dcr Vien kann nicht, aber er muß!" zum großen Jubel dcr Anwesenden. Das Wort gab zu launigen künstlerischen Darstellungen erst in den Düsseldorfer Monatsheften, dann in den „Fliegenden Blättern" Anlaß und verbreitete sich so über ganz Deutschland. Ein Denkmat für Suß in Constaly. Der evangelische Kirchengemeinderath in Eonstanz hat die Idee zu einem Hußdenkmal daselbst angeregt. Die Büsten von Johann Huß und seinem Freunde Hieronymus von Prag sollen nämlich in einer dortigen Kirche aufgestellt werden. In der Nähe des Platzes, wo der Reformator verbrannt wurde, ist bereits ein Grundstück zu diesem Zwecke angekauft und am 6. Juni, als am 450. Todestage des Märtyrers, der Grundstein gelegt worden. Zur Ausführung des Baues aber fehlt es der Gemeinde an Mitteln, weshalb sie sich an das protestantische Deutschland wenden will.