M. 9. Laibach den 5. May 1864. 8. Jahrgang. Nlätter aus Urain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, und ist der Präimmcrationsprcis ganzjährig 2 fl. östcrr. Währung. Morgenlied. Du herrlicher, du llarcr Morgen, Wie fröhlich trittst du in die Welt! Den Kummer schlägst du und die Sorgen Wie blasse Nebel aus dem Feld. Doch lebt in tiefster Brust verborgen, Ein Wunsch, den du mir erst erklärst: — Du herrlicher, du llarcr Morgen, Daß du der Freiheit Morgen wärst! So frisch daher die Winde gehen, Daß mich ein leiser Frost dnrchbcbt, Ich witt're es in ihrem Wehen, Daß heimlich noch die Freiheit lebt. Sie lcbt in der Natur verborgen, Wann tritt sie in die Menschheit erst? Du herrlicher, du klarer Morgen, Daß du der Freiheit Morgen wärst! Es glänzt im gold'nen Sonnenlichte Das deutsche Land nuu rings umher, Nur auf sein Volk drilckt die Geschichte, Die alte Siiudcnschuld, so schwer, O deutsches Herz, du fühlst mit Sorgen, Wie fern noch liegt, was du begehrst — Du herrlicher, du llarcr Morgcu, Daß du der Freiheit Morgen wärst! Nanu kommt der große Ostcrmorgcn? Die Hüter fort, der Stein cutzwci! Und aus der Nacht, die dich verborgen, Geist mciucö VollcS, trittst dn frei. Die Völker kommen, dir zu horchen, Wie du sie frei zu werden lehrst — Du herrlicher,, du klarer Morgen, Daß dn der Freiheit Morgen wärst! Wie Hochzeit zu Maichan. Eine Erzählung Ms Untcrlvain von Leopold Kordcsch. (Fortsetzung.) Die Ferienzeit flog den beiden Studierenden so schnell dahin, daß Wochen fast nur Tagen glichen. Der alte Ritter fand sich nicht wenig geschmeichelt, daß seine zahlreichen Gäste, die von allen Seiten nach Maichau strömten, da die Gastfreund- ^ schaft des Schloßherrn wirklich ihres Gleichen suchte, die Ge-sangskuust und das wunderbare Harfenspicl Kuniberts über die Massen erhoben und sagen mußten, so etwas noch nie gehört ! zu haben. Daß die Triumphe, welche der Schulgefährte seines ! Sohnes auf Maichau feierte, das gefühlvolle Herz seiner Tochter ! ! auf ewig gefangen nahmen, siel ihm nicht bei. Das vom ^ Harfen-Unterrichte bedingte tägliche Zusammensein der jungen ^ Liebenden mußte ihre gegenseitige Leidenschaft immer höher ! steigern. Obwohl noch keinerseits ein Geständniß stattfand, und-! Sitte, Züchtigkeit, Anstand und Schüchternheit den Liebenden ^ für jedes auf Liebe bezügliches Wort den Mund verschlossen hielten, so waren doch Blicke die tlarstcn Dollmetscher ihrer l Empfindungen. ! In der letzten Woche, nach deren Ablauf die beiden Stu- ^ denten ihren Schlußcurs im Eonvicte machen sollten, nahm j eines Abends, als die Freunde im gemeinschaftlichen Schlaf- ^ zimmer angekommen waren, Otto die Hand Kuniberts und ! sagte bewegt: „Freund, in wenigen Tagen müssen wir fort. Ich habe lange gezögert, Dir eine Mittheilung zu machen, die ^ sich nicht mehr verschieben läßt. Du hast in Maichau unwill- ^ kührlich ein großes Unglück angerichtet, welches vielleicht trau- rige Folgen,haben wird." „Ein Unglück? Ich?" „Ja, ein Familicnunglück, ich ahne eZ," erwiederte Otto dumpf. „Tu sagst dieß so ernst, so gemessen, daß man es fast ^ gar nicht als Scherz halten möchte," bemühte sich Kunibert zu erwiedern. „Es ist kein Scherz, lieber Kunibert. Ich komme von ^ meiner — Schwester, Sie liebt Dich unaussprechlich." ! Ein dunkles Noth überzog das Gesicht des Harfners und ^ seine Glieder erzitterten bei diesen Worten, die seine eigene ! Wahrnehmung so schlagend bestätigten. Otto aber fuhr fort: „Elsbcth wird erkranken, wenn Du fort bist, ich kenne sie zu gut. Dadurch wird das Geheimniß, welches sie so mühsam verbirgt , an den Tag kommen und den vollen Zorn des zwar guten, ^ aber adclsstolzen, unbeugsamen Vaters wecken, der ihr längst ! schon einen Bräutigam ausgesucht und dessen Vater sein Wort gegeben hat, das er niemals zurücknimmt. Elsbeth wird auf jeden Fall ein Opfer sein, entweder der Liebe oder des Stolzes." Eine geraume Zeit saßen die Freunde sprachlos und sinnend da. Endlich ermannte sich Kunibert. „Habe Dank, mein adeliger und wirklich edler Freund, für die zarte Rücksicht, die Tu gegen mich beobachtetest," hob er an. „Hast Du Deine Schwester durchschaut und errathen, wie sollte ich Deinem Blicke entgangen sein, da wir immer beisammen sind? Glaubst Du aber, ich könnte ohne Elsbcth leben, die cm Engel ist auf Erden, so irrst Du Dich. Auch mich wird und muß ein gleiches Los des Unglücks treffen, und doch bin ich eben so rein von Schuld, wie sie. Aber — genoß ich nicht in Maichau die seligsten Stunden meines ganzen Lebens? Was liegt daran, ^ wenn auch mein Verderben sich von hier datirt? Tu kannst ^ es mir übrigens glauben, daß trotz der großen Kluft, trotz ! der Scheidewand, die mich von Elsbeth trennt, die Lampe ! meiner Hoffnung nicht uerlifcht." ! „Tu hast Hoffnungen, armer Freund?" ! „Ja! Erfüllen sich dieselben, fo kann sich noch Alles zum Besten wenden. Ihr sagt Alle, ich sei ein Meistcrfänger, ein Virtuos auf der Harfe. Mein Spiel und Gesang sind viel- i leicht jetzt unbedeutend und können bald übertreffen werden; ! allein die allmächtige Liebe, die mich durchglüht, sol! und muß beide auf eine Stufe heben, die mir jetzt noch fclbst unbekannt ist. Ich vcrlaffe das Eonvict in Rudolfswerth, verlasse Vater und ,Heimat, und ziehe nach Wien. Tort erwerbe ich mir durch meine Knnst, die erst zur Kunst werden soll, vor dem Throne des kunstliebenden Kaisers Friedrich Achtung und Ver- ^ dienste, wie sie nur je cin Künstler erwarb, und wenn dann alle Zungen von mir reden, wenn ich ein eigenhändiges Empfehlungsschreiben des Kaisers, welchen Dein Vater so hcch verehrt, nach Maichau bringe — und ich ruhe nicht eher, bis eZ geschieht — wird dann Tein Vater unserem Glücke noch entgegen sein?" „Meinen herzlichsten Glückwunsch dazu, daß es so fei!" erwiederte Otto schwermüthig. „Was ich dabei für Elsbeth und für Tich thun kann, soll vom Herzen gern geschehen." Fast bis gegen den Morgen besprachen die jungen Freunde diesen Gegenstand von allen Seiten. Otto erfreute seinen Freund durch die Zusage, daß er Mittel machen werde, eine , Zusammenkunft der Liebenden zu veranlassen, olme daß irgend Jemand im Schlosse davon etwas wissen solle. Der vorletzte Tag der auslaufenden Ferialzeit war erschienen. Tes andern Morgens sollten die Studiosen ins Eon-vict nach Rudolfswerth einrücken. Ter Schloßherr von Maichau war auf die Jagd geritten. Otto fütirte feine Schwester in das große Zimmer der Schloßbibliothek, dann holte er Kunibert und ließ ihn eintreten. Jede mögliche Störung oder Ueberrafchung, so wie die Liebenden felbst überwachend, fetzte er sich vor die Glasthüre, die ins Vibliothckzimmcr führte. Kein sterbliches Ohr behorchte die Glücklichen. Als sie nach etwa einer Stunde, dankbare Blicke auf Otto richtend, aus der Thüre heraustraten, sahen ihre Gesichter aus, als wenn Liebe, Glück, Hoffnung und Ergebung sich darin abgespiegelt hätten. Des andern Tages gab Hermann von Maichau ein glänzendes , reiches Abschieds-Banquct. Endlich hörte man den Neife-wagcn im Hofe heranrasseln. Ter Schloßhcrr hob die Tafel auf, umarmte feinen Sohn, dankte Kunibert in kräftigen, herzlichen Worten für das Vergnügen seiner Kunsilcistungen und überreichte ihm eine große, goldene Denkmünze als Anerkennung. Was die Liebenden bei dieser Trennung fühlten und litten, läßt sich nicht schildern. Ter Wagen fnhr vor, die jungen Leute grüßten noch einmal nach allen Seiten und fort ging es über die Zugbrücke abwärts ins Tba! und nach Rudolfs-werth. Der alte Panl Aumer wunderte sicb nicht wenig, als ihm der von Maichau zurückgekehrte Sohn erklärte, er werde das heimatliche Eonvict nicht mehr beziehen, fondern zur Vollendung seiner Studien sich nach Wien begeben, wozu er genügendes Neise- und Verpflegsgeld vorwies. Freund Otto hatte mit Hilfe seiner Schwester für letzteres Sorge getragen. Vater Aumer gab seinem geliebten Sohne nur ungern die Bewilligung dazu, weil er allein zurückblieb und schon im hohen Alter stand. Wenige Tage darauf, nachdem er von feinem theuern Freunde Otto den zärtlichsten Abschied genommen hatte, verließ Kunibert unter dem Segen des alten AumerZ mit seiner Harfe Rudolfswerth, und trat wunden Herzens die damals fehr weite Neise nach der Kaiserstadt an. (Fortsetzung folgt.) Die Dismas-Prüder im XVll und XVM, Jahrhundert. Ein Beitrag zur Culturgeschichtc Kram?, von P. v. Radics. (Fortsetzung.) Ein weiteres Moment, das sich aus der Matrikel darbietet, sind die unter Thalnitschcr's Eecretariate geführten Biographien, die wichtige Beiträge zur Geschichte des Landes enthalten. Wie wir aber in diesen Aufzeichnungen über Lebsnsverhältnisse, Eigenschaften und Eigenthümlichkeiten manches historisch denkwürdigen LandZmanncs klar werden, so wird dieß Alles für die spätere Zeit, wo nach Thalnitscher's Tode (1719) keine Biographien mehr geführt wurden — denn es war diese Arbeit keine statutenmäßig vorgeschriebene — aus den vom Jahre 1721 an von Grahovar's ^) Meisterhand gemalten Symbolen nicht minder ^ deutlich. Tiefe Bilder sind wahre Kunststücke, eines vollendeter als das andere, und sie stellen uns ein weiteres Moment zur Würdigung des Vereines vor Augen, daß nämlich dem heimischen Talente durch die in diesem Vereine eingeführten Wappcn-und Sinnbilder die Möglichkeit geboten war, feinen Genius der Erfindung und Combination, sowie die ausgezeichnete Technik seiner Hand zur Geltung zu bringen. Und wie Grahova es vorzüglich verstanden, in der gewissen-^ hastesten Detailmalerci, ohne dabei je das Bild zu überladen. ^ alle Eigenschaften, Talente, ja sogar mitunter die kleinen Pas-' sionen des TismasbruderZ, dessen Symbol er eben zu malen hatte, zur Anschauung zu bringen, so unterließ er es nie, wo sich ihm die Gelegenheit bot, anch Beitrüge zur Topographie des Landes zu liefern, und so sehen wir z. B. im Hinter-gründe des einen Gemäldes den Prachtbau eines Klosters, in ^ dem des andern das Schloß eines der ersten Eavaliere des , Landes! Nnn mögen im Auszuge die Statuten des Vereins folgen i es zählen dieselben 12 Paragraphe. *)Wir werden Grnhovar's hier gelieferte Miniatur«! in oincni eigenen Artikel eingehend würdigen, da eine mich nur flüchtige Erwähnung einzelner diesen Aufsatz über Gebühr ausdehnen würde. §. 1 nennt den h. Di-mas als Patron dcr Gesellschaft. ! tz. 2 normirt die Zahl dcr Anzunehmenden anf 26, gestattet ! jedoch eine Mehraufnahme, mit der Bezeichnung supernumerär; ! §. 3 legt im Falle des Ablebens eines Mitgliedes Jedem dcr ^ andern die Pflicht auf, nach Verlauf eines Monats 4 heilige Messen lesen zu lassen, also Aller zusammen 100 Messen; ! §. 4 verpflichtet zum jährlichen Erscheinen bei der Maiandacht ! (in welcher Zeit gewöhnlich auch die Neuwahlen stattfanden): z §. 5 räumt dem Vorsteher das AufnahmZrccht ein; §. 6 bc- ^ stimmt die Stelle eines Vicevorstchers; §. 7 erkennt als Ob- ^ liegenheit des Eccretärs, die Acten in das Gesellschaftsprotocoll ! einzutragen, die Todtenandachten durch Zetteln kund zu machen; ^ §. 8 beschränkt die Aufnahme auf adelige, graduirte und in ! reputirlichen Aemtern befindliche Personen; §. 9 legt jedem ! Neugewählten auf, sich eigenhändig in die Matrikel einzutragen und sein Wappen und Symbol dazu malen zu lassen; §.10 verpflichtet auch die von Laibach Abwesenden zur Beitragslei- , stung für die Jahresfeier i §. 11 sorgt für den (auch später eingetretenen ^) Fall vor, daß der Verein seine eigene Capelle besäße, und bestimmt, daß sodann in derselben sowohl die , Iahresandacht, als anch die Seelenmessen abgehalten werden ! sollten; §. 12 uormirt das Geschäft des Vereins-Pedclls, dem ! die Evidcnzhaltung der Todtenfälle und die Mahnung zu den Messen zur Pflicht gemacht wurde. i Legen wir nun die Matrikel selbst dem freundlichen Leser vor. Es ist cm klein Folioband, 198 Blatt. Der Einband — ,! wie auf einem beiliegenden Zettel bemerkt ist — einst prächtig in schwarzem Sammt und mit Silbcrbeschlägcn — hat durch ; die Zeit sehr gelitten, der Sammt ist bis auf den Grund ab- ! gerieben; das Silber ganz verschwunden >— die Kricgsereig- ! uisse zu Anfang unseres Jahrhunderts haben dieß verschuldet. ' Das Innere des Folianten ist jedoch zum Glück fast ganz unbeschadet geblieben, ja zum größten Theile schimmern die einzelnen Blätter in erster Farbenfrische. Schlagen wir das erste Blatt auf. Es bietet cine Allegorie als Titelvignctic. ! Wir sehen eine Schaubühne, auf deren Scene die fünf Thiere: Einhorn, Elephant, Löwe, Pferd und Lamm, die Symbole dcr Gottesfurcht, Weisheit, Großmuth, der adeligen i Gesinnung und der Milde. ! Ober diesen personificirten Tugenden schwebt dcr g'smu8 looi dcr Stadt Laibach, welcher in den ausgespannten Händen die „dsill iMdlMa" trägt, ober ihm in den Wolken sehen > wir Apollo und Minerva, ersterer, der, gekrönte Gott, die > Leyer und die Attribute technischer Künste, und Minerva „die ! Hirntochter Jupiters," „die Mutter aller Wissenschaften," ihre ^ „Wcishcitsmilch" darreichend, und „geben — nach den Worten ! der Vorrede — beide Gottheiten zu verstehen, daß sie die ^ Stadt zu ihrem künftigen Aufenthalte erkoren haben," wie ein ! Poet gesungen: „Der Musen Vattcr ziert die Stadt N.iu6i'ua thuet sne Säugen 5) Beim Neubau des Laibachcr Domes (1701) erhielt der Verein seinen eigenen (Diömas-Mtar, in der Kreuzung auf der Eftistel- Die Götter gesambt sich mit der Thatt Derselben gcnaigt crzaigcn." Im Frontispitz der Bühne, prangt das Gesellschaftssymbol, ein großes, aus 26 Herzen zusammengesetztes Herz, von zwei Füllhörnern umgeben, oberhalb die Sonne, als von welcher alle Ordnung herrührt. Die Unterschrift lautet: Hiiiti — die Vereinten; die Aufschrift: OouooMas truotu8 — Früchte dcr Eintracht. Das Podium der Bühne trägt auf der uns zugekehrten Seite die Inschrift: I^mu6 6t Nu8i8 ^Iiß^truin Nsmorius cüU8ä QM'wm lch ^.Wäßni. Hniti3 ^.uno 1688. Auf dem zweiten Blatte finden wir den Titel dcr Matrikel: 11i6ätrum luenioriae N0^i1i8 <^o ?.1mu6 3 auf. Ein Regenschirm, cin Barometer und ein Bergmanns- ^ Hammer, nicht viel mehr, war seine ganze Ausrüstung; neben- ^ bei hatte er so viel Nonchalance in seinem Acußern, daß ein ! zerrissener Stiefel, ein abgeschabter Rock, die gänzliche Vernich- > tung aller Civilisation auf seinem Körper seine philosophische Ruhe in nichts zu stören vermochte. Kein Wunder, daß ihn ^ sein reducirtcs Acußcre häusig in die unangenehmsten Verlegen- ^ heiten brachte. Die Obrigkeit tarirt den Mann nach seinem ^ Aussehen und in ihren Augen macht das Kleid den Mann. > Ertappte^ein Gensd'arm zufällig Herrn von Buch, wie er, ! mit zerrinnen Stiefeln und dürstig, lehr dürftig im Rock, den Hammer gegen das Gcstcin an der Landstraße schlug, so glaubte cr wohl irgend einen kostbaren Fang zn machen und transpor- tirte den großen Gelehrten als Gefangenen bis in die nächste Stadt, unbekümmert um dessen Vcthcuerungen, cr sei der Herr von Buch, Kammcrherr Sr. Majestät des Königs von Preußen! Es kostete zuweilen Mühe, ihn rccognosciren zu lassen und den Händen der eifrigen Polizei zn entreißen. Leopold von Buch war voller Sonderbarkeiten. Einmal saß cr vor einem Wirths- hause in der Schweiz und strickte Strümpfe. Grobheit gehörte, cbcnfo wie die Ueberzeugung von seiner Unfehlbarkeit, zn den Charakterzügcn dieses großen Mannes. Im Jahre 1822 fand in Wien die erste Naturforscherversamm-lung Statt und auch Leopold von Buch besuchte sie. Bei der Abreise von Wien hatte cr gegen Dr. Vurdach, der ebenfalls die Versammlung besucht, den Wunsch ausgesprochen, mit in dem von diesem gemietheten Ertravostwagen zu fahren. Vurdach mochte nicht gut ablehnen, fragte jedoch vorher noch seinen Freund, den spätern geh. Ober-Medicinal-Rath von Froriep, Goethe's und, Schiller's Freund und einen der berühmtesten Aerzte und Naturforfchcr, ob ihn, der den Wagen mitgemiethet, die Gesellschaft Buch's nicht genire? „O nein," erwiderte dieser; und sich entsinnend, wie unfreundlich der Gelehrte bei der gegenseitigen Vorstellung gegen ihn gewesen, fügte er hinzu: „Buch ist freilich ein Bär!" So nahm Leopold von Buch denn mit in dem Wagen Platz, den Vurdach und Froriep gemiethet hatten. Anfangs schweigsam, begann Buch bald ein monotones Brummen. Tie beiden Freunde rechneten dieß einer Grille des Gelehrten zu und licßcn sich eine Weile dieß unangenehme Concert gefallen. Als jedoch Herr von Buch in seinem Brummen oi'6306Qä0 fortfuhr, fragte ihn endlich Dr. Vnrdach besorgt, was ihm fehle? „Nun," entgegnete Buch gereizt, „da man, wie ich gehört habe, gesagt hat, ich sei ein Vär, so kann doch mein Brummen nicht auffallen." Uebrigens schlug das beste Herz in der Brust dieses Sonderlings. Er wußte für edle Zwecke in seiner Weise wohlthätig zu sein. Wissenschaftliche Unternehmungen und Reisen unterstützte er mit bedeutenden Summen. Mancher der neuern Naturforscher verdankt ihm die Ermöglichung der ersten Reise. Unter Andern auch Otto Schomburgk, der Bruder des bekannten Robert Echombnrgk. Otto hatte anfangs Theologie studirt, war zu dem Studium der Naturwissenschaften übergegangen , aber wegen Theilnahme an burschcnschaftlichen Verbindungen auf die Festung Magdeburg gekommen. Erst die Amnestie bei Friedrich Wilhelm's IV. Thronbesteigung befreite ihn. Er ^ bearbeitete nun die Werke seines Bruders Robert, der durch ! sich selbst und nach abenteuerlichen Fahrten einer der bcdeu-> tendsten Geographen und Naturforscher geworden war und ^ namentlich durch Erforfchung von Vrittisch-Gniana alle Zweige ! der Naturkunde bereichert, durch die Entdeckung der Viotona ! rs^iii den englischen Rittcrstand erworben hatte. Im Jahre ^ 1846 gab Otto Echombnrgk mit Froriep die Zeitschrift: „Fort-! schritte der Geographie und Naturwissenschaft" heraus, bis er ! nach dcr Betheiligung an der Revolution von 1848 nach Au-! stralien auswanderte. Leopold von Vuch gab ihm aus seiner ^ Tasche 300 Tucaten Reisegeld. Pie Esel von Chatanooga. ! Die berühmten „Gänse des Capitols" hatten ihrer Zeit ^ die Geistesgegenwart, im richtigen Moment zu schnattern. Die ^ Esel von Chatanooga thaten mehr: sie vereitelten eine Ueber-^ rumplung und schlugen den Feind in die Flucht. Die ameri-! canische Kriegsgeschichte wird diese tapfere That der Nachwelt , überliefern. Vor dem Lager des unionistischen Generals Hooker befand sich ein Artillcriepark und, noch weiter vorgeschoben, ! ein umschlossener Raum von 300 aufgeschirrten Mauleseln. ^ Die Conföderirten unternahmen einen Ucberfall anf das Lager. ^ Auf die ersten Schüsse wurden die Tbicre unrnhig; sie erschrackcn ^ und entsetzten sich. Eines derselben sucht durch die Pallisaden ! zu entkommen und durchbricht sie; alle anderen folgen. Der > Zufall wirft sie in dircctcr Linie auf den Feind. In der Dunkelheit der Nacht bildet dieser sich ein, von einer größeren Cavallcricmasse chargirt zn werden und macht Kehrt, flieht, so lange cs die Beine erlauben, läßt die ganze Bagage hinter sich und außerdem 1600 ganz neue Flinten. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Htleinmstyr i5 F. Bamberg in Laibach.