^K 9. Vierter Jahrgang. 3. Mär; R8OO. Nächtliche Stimme. ^st euch noch nie, wenn ihr in späten Stunden Euch mit der Mitternacht allein befunden Und stilles Sinneii euren Geist beschlich, Ist rnch noch nie dann wie mit Todesschrittcn Ein dunkles Etwas durch die Vrust geglitten, Ein dunkles Etwas bang und fürchterlich? Schnell wie sein Kommen war anch sein Verschwinden Ihr saßet starr und wnßtet nicht zu fiudcn Tcr hellen Deutung heiß ersehntes Licht; Ob's fnr das Leben eine laute Mahnung, Ob von dem Tode eine schwarze Ahnnng, Ihr saßet starr nnd stumm und wußtet's nicht. Was war's? — Der Worte sanfter Klang erzittert, Die Bilder beben wie vom Sturm zersplittert Und sinken bleichend in das Nichts zurnck. Ein dunkles Etwas bang und wahnsiunhaltig, Ein dunkles Etwas schwarz und todtgcstaltig, Vom schwarzen Tode selbst vielleicht eiu Stück. Ihr habt die finst'rc Sage wohl vernommen, Die auf dem Meere zu uus hergeschwommcn, Von jener Stimme, die auf Ceylon lebt, Die, wenn die Iusel sich in Nacht gekleidet, Laut gellend Plötzlich durch die Lüfte schneidet Und schreckcuvoll iu bangem Ton vcrschwcbt. , Wenn sie ertönt, dann will das Meer gefrieren, ! Die reichen Blüthen, die das Eiland zieren, Sie senken welk den duft'grn Blättrrschmnck, ! Das Wild enteilt nach seines Lagers Engen, , ! Das Herz des Menschen will die Vrust zersprengen Vor des Entsetzens nie gefühltem Druck. — So jenes Etwas, das in späten Stunden, Wenn mit der Nacht wir uns allein befuudeu, Todschaurig Plötzlich unser Her; durchsticht — ^ Ob's für das Lebeu ciuc laute Mahuuug, Ob von dem Tode ciuc schwarze Ahnuug, Wir sitzcu stumm und starr und wisscu's nicht. Des Künstlers erster Kran;. ! ^^ , ^ ^Hn dein nahe bei Gotba gelegenen Döifchen Sicbelebcn ^ pflegte sich bci schönem Wetter eine Gesellschaft von Künstlern ;ll versammeln, um unter de» schattigen Bäumei, des ,^ Parkes die Aussicht auf dcn Thüringerwald zu genießen und die Stunden durch heitere und ernste Gespräche zu kürzen. An ihrer Spitze stand der würdige Veteran und Mitdirektor des Gothacr Hoftheaters, Herr Konrad Eckhof, der Vater des deutschen Schauspiels, der durch sein Genie und sciu unablässiges Bemühen, wie durch strenge Sittlichkeit die versunkene Bühne zu einer nie geahnten Höhc gehoben uud eine neue Aern für das deutsche Theater herbeigeführt hatte. Um den alten Meister schaarteu sich seine strebsamen Jünger, der gewissenhafte Iffland, der geniale, schwermütdige Beil, der liebenswürdige Veck und noch manche frische Kraft, dcn Worten eines solchen Lehrers lauschend. Sein Lob war ihr höchster Triumph; doch selbst sein Tadel verletzte nicht, weil er wie ein Vater nur das Beste seiner Kinder wollte, wie er die ihm treu ergebene Echaar zu nennen pflegte. — Alle Anwesenden waren vou derselben Liebe zur Kunst beseelt; sie bildete dcn Mittelpunkt ihrer Untei Haltung. Hier wurden bei einem Glase Bier oder, ivenn es hoch k»m, bei einer dampfenden Puuschbowle die Leistungen der einzelnen Mitglieder einer gründlichen und stets gerechten Kritik uuter-worfer., die Schönheiten der Dichtung hervorgehoben und über die Auffassung der verschiedene!» Charaktere hin und her gestritten. Der alte Eckbos sorgte dafür, daß die Debatte nie zu heftig wurde, und dämpfte durch die Würde uud Erfahrung des Alters die Hitze uud dcn Ungestüm der feurigen Jugend. Es war eine schöne Zeit für sämmtliche Vethciligte, unvergeßliche Abende voll E> Hebung und Begeisterung. So saßen die Freunde iviedcr eines Tage« versammelt, auf ihre» Gesichtern lag eiu feierlicher Ernst. Der würdige Meister hielt iu seinen Händen einen frischen Lorberkranz, womit er nach einstimmigem Beschluss,: das Haupt des bc« scheidencu Beck für sein ausgezeichnetes Spiel bei der gestrigen Aufführung der „Emilia Galotti« zu krönen gedachte. „Nimm," sagte der greise Eckhof, „den wohlverdienten Kranz, dcu Dir Deine Kliustgenossen zuerkennen. Hätte Dich mein unsterblicher Freund, der große Lessing, in der Nolle des „Prinzen" gesehen, so würde er Dich, wie wir, bewundert haben. Leider fehlt mir seine Wuudergabc, meine Gedanken in Worte zu kleiden, meinen Empfindungen den richtige» Ausdruck zu verleihen. Darum mußt Du Dich mit diesem Zeichen unserer Anerkennung begnügen. Ich schmücke damit Deine jugendliche Stirn ui,d rufe l'.ut.' Es lebe unser Bcck!" 34 „Es lebe unser Vcck!" wiederholte mit neidloser Begeisterung der Künstlerchor. Als aber Eckhof dem überraschten Jüngling den Kranz auf das Haupt setzen wollte, wehrte dieser mit Entschiedenheit, ja mit Heftigkeit die ihm zugedachte Ehre ab. „Fort mit dem Kranze!" rief er entsetzt. „Ich kann ihn nicht sehen!" Seine Wangen waren bleich, seine Stimme zitterte, so daß Eckhof und die Freunde ihn erschrocken anstarrten. „Was fehlt Dir?" fragte nach einer Pause der würdige Meister. „Waruni verschmähst Du den Lorber, welchen Dir Deine Kollegen durch mich überreichen? Dieß Uebermaß von Bescheidenheit ist, wie mir scheint, hier nicht angebracht. Du beleidigst uns, indem Du unsere wohlgemeinte ! Anerkennung zurückweisest." Von Neuem näherte sich Eckhof mit dem Kranze, und wieder stieß der junge Schauspieler mit allen Zeichen der höchsten Aufregung die verehrte Hand des Veteranen zurück. „Ich kann nicht anders," stammelte er bebend. „Verzeiht mir, aber den Anblick des Lorberkranzes ertrag' ich nicht. Er regt alle Leiden und Schmerzen auf. die in meiner Seele schlummern!" Vcck war auf die nahestehende Vank hingesunken und bedeckte mit beiden Händen das Gesicht, um seine hervor-stlömenden Thränen zu verbergen. „Wir wollen Dir gewiß nicht weh' thun/' beschwichtigte Eckhof, indem cr sanft zusprechend seine Hand auf die Schultern des Weinenden legte. „Wie es scheint, hat der wohlgemeinte Kranz - alte Erinnerungen in Deiner Vrust geweckt." „So ist es," entgegnete der Jüngling, nachdem er mühsam sich wieder gefaßt hatte. „Ich bin Euch eine Erklärung meines seltsamen Benehmens schuldig. Ihr müßt mich für einen eingebildeten Thoren halten." ! „Das nicht, aber ich ahne einen tiefen Kummer. Hat doch jeder Mensch einen geheimnißvollen, wunden Fleck in seinem Herzen, den selbst die Hand des Freundes nicht berühren darf. Wir wollen Dein Geheimniß ehren und uns nicht in Dein Vertrauen drängen." „Nicht doch! Ich darf ohne Erröthen Euch erzählen, warum der Anblick des Lorbcrs mich mtt Entsetzen erfüllt hat. Ich habe die Erinnerung der Vergangenheit nicht zu i scheuen, so traurig sie auch für mich ist. Wollt Ihr die Geschichte von dem „ersten Kranz dcs Künstlers" hören?" „Gewiß!" entgcgnetc Eckhof. „Wenn Dich die Erzählung nicht von Neuem auftcgt." Die Anwesenden lagerten sich im Kreise voll Erwar- z tung, während Bcck mit noch bewegter Stimme, die nach i seiner Meinung ihnen schuldige Aufklärung gab. (Schluß folgt.) Luft und Leben. (Fortsetzung.) Das Rosten der Metalle ist ein dem Wesen nach gleicher Vorgang. Jedes Metall verliert unter dem Einflüsse der atmosphärischen Luft zunächst seinen Glanz, seine Oberfläche verliert ihre Glätte, wird rauh und endlich zerfällt es in eine erdartige, bröcklige Masse. Läßt man den Pro-zeß in einem luftdicht verschlossenen, mit reiner atmosphärischer Luft gefüllten Gefäße vor sich gehen, und hat man vor dem Versuche das Gewicht der eingeschlossenen Luft so« wohl, als des in ihr befindlichen metallischen Körpers genau bestimmt, so findet man, wenn das Metall vollständig verrostet ist, dasselbe schwerer, als es früher war, und die Luft iu dem Gefäße um ebensoviel leichter. Kein Zweifel daher, daß die Luft einen ihrer Bestandtheile an das Metall abgegeben hat. Untersucht man hierauf die im Gefäße abgeschlossene Luft näher, so findet man, daß sie zur Unterhaltung des Verbrennungsprozesses nicht mehr taugt, eine hineingebrachte Kerzenflamme erlischt augenblicklich, ein Beweis, daß die Luft denjenigen ihrer Bestandtheile, der zur Verbrennung nothwendig ist, also ihren Sauerstoff au das Metall abgegeben bat. Es ist also das Metall in der Luft verbrannt, und genaue Untersuchungen zeigen, dasi auch bei diesem Prozesse eine Wärmeentwicklung eintritt. Schon in dieser Beziehung übt die Atmosphäre einen höchst wichtigen Einfluß auf die irdische Schöpfung auZ. Der atmosphärische Sauerstoff verbindet sich langsam, aber mit Nothwendigkeit, mit den festen Bestandtheilen der Erdrinde, das atmosphärische Wasser begünstigt diese Verbindung, und so werden jene Verwitteruugsprozesse eingeleitet, die das festeste Gestein zerbröckeln und durch Bildung einer Humusschichte die erste Bedingung für die Entwicklung des Pftauzcn-lebcns herstellen. So sehen wir kahle Felsen in jahrhun-derllangcm Prozesse sich nach und nach mit einer Pflanzen» decke bekleiden, und die Atmosphäre ist es zunächst, welche dicse gewaltige Veränderung in der Physiognomie unserer Erdkugel hervorgebrachr hat. Von unendlich größerer Wichtigkeit für das Leben ist jcdoch der mit den beiden eben beschriebenen, Vorgängen ganz analoge Athmiingsprozcß. Die Erkenntniß der Athmung l und Verdauung, als rein chemischer Prozeß, ist eine der wichtigsten Wahrheiten, mit deren Anffinduug sich die Wissenschaft unserer Tage mit gerechtem Stolze rühmen darf. Die Athmung ist eine Verbrennung und gewisse Bestandtheile unseres eigenen Leibes sind es, die bei jedem Athem- z zugc verbrennen. Mit jedem Athemzuge nimmt der Mensch, so wie anch das Thier atmosphärischen Sauerstoff auf, ja, dieser dringt nicht bloß durch die Lunge, sondern auch durch die Poren der Haut in seinen Körper ein. Nach La'.-oisicr's und Menzie's Versuchen werden von einem erwachsenen Manne in einem Jahre 7W—8l)l) Pfund Sanerstoffga5 in seinen Körper aufgeuommeu und dennoch bleibt sein Gewicht so ziemlich unverändert. Wohin ist also das enorme Gewicht des aufgenommenen Sauerstoffes 'gefommen^^Uieie ^Frage > ist mit befriedigender Sicherheit gelöst. Der aufgenommene Sauerstoff ist ;nm giößren Theile durch Lunge und Haut, ! also auf denselben Wegen, auf denen cr in deu Körper ein» Z drang, aus demselben auch bieder herausgetreten in>d zwar in Gestalt einer Kohlenstoff- oder Wasscrstoffverbindung. ! Der Mensch, so wie das Thier athmen Kohlensäure und Wasserdunst aus. Wie wurden diese zusammengesetzten Stoffe gebildet? Der eingcathmete atmosphärische Sauerstoff ist in ! der Lunge mit dem Blute in Berührung gekommen, er hat ! dasselbe auf seinem Kreisläufe durch die Adern des Körpers ^ zur Lunge zurückbegleitet, und sich auf diesem ganzen Wege ^ mit dem Kohlenstoff und Wasserstoff des Blutes und ande- ! rer Bestandtheile des Körpers verbunden. Es ist somit im ! Körper ein Verbrennungsprozeß vor sich gegangen und die ! gasförmigen Produkte der Verbrennung, Kohlensäure uird ! Wasserkunst, wurden durch die Lunge und die Porm der ! Haut ausgeschieden. Der atmosphärische Sauerstoff dient ° also zunächst der Athmung, die nichts anderes als eine Ver- ^ breunung ist. Er dient aber auch der Ernährung, d. i. der Neubildung gen'isser Bestandtheile des Leibes. Die Entwick^ ! lung der Stoffe im Körper, die für die Gewebcbildung am nothwendigsten sind, ist dnrch eine langsame Verbrennung bedingt. Der Faserstoff ist nichts anderes, als eine höhere ! Verbrennungsstuse des Eiweißes, eines Hauptbestandteiles des Blntes, und wird daher durch Aufnahme von Sauer« stoff aus dem Blute erzeugt. Ails dem Faserstoffe entwickeln sich die, Muskeln, daher ist die Entwicklung des Muskelfleisches eine Folge des Athmens. Ebenso ist die Entstehung der Gefäßwand, des Bindegewebes unter der Haut und des Nackcnbandcs durch das Athmen bedingt, denn sie erzeugt sich durch eine Verwandlung von Eiweiß des Blutes iü Käscstoss, und diese Verwandlung ist ebenfalls eine langsame Verbrennung, ist also durch Aufnahme von Sauerstoff von Seite des Blutes bedingt, nnd diese Saucr-stoffaufuahme ersolgt durch das Athmen. Leim und leimge-bendc Gewebe, die Grundlage der Knochen und Fasern, welche alle Theile des Körpers mit ciuaudcr vereinigen, stehen uuf einer hohen Vcrbrennuugsstufe des Eiweißes. Sonach bestehen Muskeln und Väuder, Knochrn und Gefäße, Lungen und Knorpel nur durch die Verbrennung, durch das Athmen, durch die Ausnahme von Sauerstoff aus der Luft, also durch die Luft selbst. Durch die Athmung wird jedoch nicht bloß für die Ernährung des Körpers, den Aufbau gewisser Bestandtheile desselben gesorgt, sondern noch eine andere höchst wichtige Wirkung hervorgebracht, die Erzeugung der Körperwärme. Alle lebenden Wesen, welche Sauerstoff cinathmen, besitzen eine von ihrer Umgebung unabhängige Wärmequelle, d. h. Ue werden nicht bloß durch Mittheilung von Wärme von Seite der sie umgebenden, mit ihnen in Berührung stehen^ der Körper erwärmt, sondern erzeugen in sich selbst Wärme. Es wurde früher bemerkt, daß jede Verbindung des Sauerstoffes mit Kohlenstoss oder Wasserstoff mit Wäi meeiüwicklnng verbunden ist. Da nun ein solcher Akt der Verbindung in Folge des Einathmcns von Sauerstoff, in der Lnnge nnd in allen Theilen des Körpers, wohin der atmosphärische Sauerstoff mit dem Blute gelangt, vor sich geht, so muß auch im Körper Wärme erzeugt werden und dieß ist diese sogenannte animalische oder thierische Warme. Daher besitzen alle Theile des Körpers, wohin arterielles Blut und mit ihm atmosphärischer Sauerstoff gelangt, ihre eigene Wärme; jene Körpertheile dagegen, die vom Blutumlaufc nicht berührt werden, wie Haare, Wolle, Nägel, Zähne, Klauen n. s. w., besitzen sie nicht. Ist es nun auch gewiß, daß die Wärme das Leben selbst nicht ausmacht, so ist es doch nicht minder ausgemacht, daß ohne einen gewissen Wärmegrad die Funktionen des Leibes ins Stocken gerathen, das Leben aufhört. Allerdings ist die Athmnng nicht die einzige Quelle der Körperwärme; diese wird auch durch andere chemische Prozesse im Körper erzeugt, allein sie ist eine der vorzüglichsten Ursachen der eigenthümlichen Temperatur, die jeder Thicrkörpcr besitzt. Aus diesen kurzen Andeutungen resultirt zur Genüge der wichtige Einfluß, den der atmosphärische Sauerstoff auf die Erhaltung des animalischen Lebens ausübt. Aufnahme von Sauerstoff und vollständige Verbrennung ist das charak-^ teristische Merkmal des thierischen Lebens. Doch die Funk« ^ tioncn des atmosphärischen Sauerstoffes, bezüglich des Menschen- nnd Thierlebens, beschränken sich nicht bloß auf die ^ Lebenszeit desselben, auch nach dem Tode fährt er fort, sich ^ mit gewissen Theilen des Leibes zn verbinden, die zusammcn-! gesetzten Verbindungen desselben in einfachere zn verwandeln nnd das ganze animalische Gebilde in Formen zurückziifüh» re», in denen es zum Ucbergangc in die einfacheren Gc-! bilde der Pflanzenwelt tauglich wird. Mit dein Tode beginnt jener Prozeß, den wir Verwesung oder Vermodcruug nennen, nnd an dem, obwohl Wasser nnd ein gewisses Maß ^ vo» Wärme dazu unumgänglich nothwendig sind, der Sauer» ! stoff den wichtigsten Antheil hat. Alle Theile des Thierlei-! bes fallen einer vollkommenen Verbrennung anheim; was ! von der Lust stammt, kehrt als Kohlensäure, Wasscrdunst, oder Ammoniak wieder in die Luft zurück, und was von der i Erde stammt, wird wieder zur Erde. Obne Luft keine Verwesung, weil ohne Sauerstoff keine Verbrennung. So nn-^ tcrliegen wir im Leben und im Tode dem gewaltigen Einflüsse der Atmosphäre; wir können ohne sie nicht leben, und doch ist auch sie es wieder, die den Van unseres Leibes zer« ! stört nud seine Bestandtheile dahin zurückführt, woher sie stammen. Hat der Sancrstoff der Luft einen wesentlich aktiven Einfluß auf das thierische Leben, so muß dagegen der zweite Hauptbestandtheil derselben, der Stickstoff, ein rcii: passives ^ Element genannt werden. Der Stickstoff ist ein gasförmiger ! Grundstoff, der sich dadurch charakteristrt, daß man außer ! der Gasförmigkeit und Durchsichtigkeit beinahe alle anderen Eigenschaften an ihm nicht findet. Er besitzt keine Farbe, keinen Geruch, keinen Geschmack, unterstützt den Verbrcn-nungs- und Athmungßprozcß nicht, ohne deshalb einen zerstörenden Einfluß, etwa wie ein Gift zu üben. Er dient i daher dazu, den Einfluß des atmosphärischen Sauerstoffes zu mäßigen. Während im reinen Saucrstoffgase alle Verbrennungsprozesse mit ungemeiner Schnelligkeit und Lebhaftigkeit vor sick gehen, erfolgen sie in dem Gemenge von Sauerstoff und Stickstoff, welches die Atmosphäre bildet, viel langsa- ^ mcr lind mit weit geringerer Intensität. Nebstdem mag ! vielleicht der atmosphärische Stickstoff auch einen Antheil an der Bildung von Ammoniak, eine Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff haben, welches, wie iu der Folgc gezeigt «erden soll, ein Haiiptnahrnngsmittel der Pflanzen iil. l Nebst den beiden genannten Gasen enthält die Atmo-spbä're noch einige andere Stoffe in geringerer Menge, nämlich Kohlensäure (0-05"/,,), Ammoniak (0 000368 "/„) und Wasserdunst. Ist der Sauerstoff von unendlichem Einflüsse auf das thierische Leben, so sind Kohlensäure und Ammoniak für das Pftanzenleben ganz unentbehrliche Stoffe, und hier ! baben wir den Einfluß der Atmosphäre auf die zweite Neihe ^ lebender Wesen, die Pflanzen zu untersuchen. Die Kohlensaure, die wir bei den früher beschriebenen Funktionen des Sauerstoffes bereits theilwcise als eine Verbmdung des Sauerstosses und Kohlenstoffes kennen gelernt habe», ist ein durchsichtiges , färb- und geruchloses Gas, schwerer als Sauerstoff und Stickstoff, nicht einathmenbar, nicht brennbar und unterstützt auch den Verbrennungsprozeß nicht. Da bei jedem Verbrennungsprozesse, bei den Athembcwegungcn so > vieler Menschen und Thiere, bei jeder Verwesung a»imali- ^ scher Bestandtheile Kohlensäure entwickelt wird, so ist es begreiflich, daß unsere Atmosphäre fortwährend Kohleusä'u:e enthalten muß. Während in einer Atmosphäre, die bloß ^ aus Kohlensäure gebildet wäre, kein thierisches, durch Lun- ^ gen athmendes Wesen auch nur einen Augenblick zu leben i im Stande ist, wäre eine solche Atmosphäre die eigentliche ^ Lebensluft der Pflanze. Die Pflanze besitzt zweierlei Organe zu ihrer Ernährung. Die Wurzeln führen ihr, gleich eben ^ so viel Pumpwerken mit Hilfe des Wassers die festen Bc- ! standtheile, Alkalien, alkalische Erde und Salze aus dem ! Voden zu, deren sie zum Aufbaue der festen Theile ihres ! Leibes bedarf. Ihre Blätter und Blüthen saugen aus der j Atmosphäre die ernährende Kohlensäure und das Ammoniak auf. nm auch daraus Nahrung zn gewinnen. Die aufgenommene Kohlensäure wird unter dem Einflüsse des Lichtes in der Pflanze zersetzt, der Kohleustoff wird aufgenommen, der Sauerstoff ausgeschieden. Ausscheidung von Sauerstoff j ist der erste Grund des Lebens, des Wachsthums der Pflanze, >> Verarmung an Sauerstoff ist das Resultat ihrer Lebensthätigkeit. So sind., wie ein geistreicher Naturforscher sagt, die Blumen in der That aus Licht und Luft gewebte Kinder -der Sonne. So beschreibt der Sauerstoff einen merkwürdigen Kreislauf in den beiden großen Ncihen organischer, lebender Wesen. Der Mensch und das Thier nimmt Sauer- ! stoff aus der Luft auf und scheidet Kohlensäure aus. Diese ausgeschiedene Kohlensäure nimmt die Pflanze auf und scheidet Sauerstoff wieder aus, und so geschieht es, daß trotz ! der vielen saucrstoffverzehreudeü Prozesse, die in der Atmo- ! sphäre vor sich gehen, ihr Eaucrsioffgehalt dennoch unverändert bleibt. In der freien Natur, in einer, durch üppigen Pflanzeüwuchs gesegneten Gegend fühlt sich der Mensch ! so wohl; der Städter entflieh!, so oft er kann, die ihn ! umfangenden Mauern und eilt hinaus aufs Land, in die ! Wälder und Felder; dort ist die Luft gesund, dort athmet , cr leicbr, dort fühlt er sich wohl; in dcr stillen Werkstatt«: der zarten Pflanzen wird ja die Lebenslust erzeugt, welche ^ die Glieder des menschliche» Leibes stärkt und die Pulse des i Lebens rascher schlagen macht. (Schluß folgt.) ! Anwendung des Magnetismus auf Lokomotiven. ^ In der Zeitschrift „Amerikan Nailway Nevicw" ist ein > sehr interessanter Versuch, die Adhäsion der Lokomotivräder auf die Schienen durch Magnetismus zu vermehren, beschrieben, wobei sich herausgestellt hat, daß dadurch der Druck ! um 73—80 Perzent vergrößert wurde, ohne daß das wirkliche Gewicht der Maschine vermehrt worden wäre. Der ostensible Zweck der Erfindung ist, leichtgcbaute Lokomotiven in den Stand zu setzen, so viel zu leiste,,, als schwergebaute, insbesondere schiefe Ebenen mit denselben befahren ;u können, und in Fällen, wo die Schienen durch Frost:c. schlüpf- i rig gewordeu, ohne Anwendung von Sand mit dcr gewohn- ! lichen Schnelligkeit fahren zu können. Der Versuch winde mit der Lokomotive „Lebauon", welche 21'/^ Tonnen nn 430 Zentner Gewicht hat, gemacht, und es ergab sich, daß, um die Räder zu schleifen, eine Kraft erforderlich war, gleich der, als wenn die Maschine nebst ihrem eigenen noch mit einem todten Gewichte von 18 Tonnen m 360 ZciUncr belastet wäre, während die Kraft, welche diese Zunahme des Gewichtes bewirkte, gar nichts wog. Ein Induktionsdraht ! von Kuvfer, in 288 Windungen um die Achse der Triebräder gelegt, ist mit einer im Wagen befindlichen Batterie ! verbunden und die Einrichtung so getroffen, daß der Lokomotivführer mittelst eines bequem angebrachten Griffes, entweder beide Näoer zugleich, oder auch nur eines magneti-siren kann, wie es die Nmfläuoe erheischen mögen. Die Batterie des „Lebauon" besteht aus 4 quadratischen Zellen, von denen jede 10 Ziukplatten und 10 mit Platina überzogene Blciplattcn enthält. Die Ziukplatten sind 12". im Quadrat und die Bleiplatte» sind nach den von Smce nieder--gelegten Negeln proportionirt. Schwefelsäure 1, Wasser 20, wird angewendet zur Erzeugung des Stromes. ElMMMmalisclM. Als ich den Freund um Hilfe bat, Weil mich ein Uuglücksfall betroffen, Gab er mir schnell den guten Rath, Nur von den Freunden nichts zu hoffen. „Wer hat am tiefsten Dich betrübt, Kannst Dn, mein Herz, mir Antwort geben?" Die Dn am iünigsten geliebt In diesem licbearme:, Leben. Die Welt gibt nichts umsonst, Du mußt, Was sie gewährt, auch stets bezahlen, Und oft den Augenblick der Lust, Mit einem Leben bitt'rer Qualen. Wenn lästernd Du die Frauen schmähst, Gi»g die Vrkennnnß Dir verloren, Welch' ein 'Verbrechen Du begehst, Auch a,> dem Weib,, das Dich geboren. Druck uiio Acrl^g vl'» Igu. v. Klcinmayr L5 F. Vamborg in Laidach. — Vnaniw^rüichcr ^^'cmn F. Vamderg.