Bilder aus Krain. i. Im Gebiete der Steiner-Bahn, Schilderungen von J oh. Sima, Zeichnungen von Lad. Benesch. * Laibach. J ^. v. K K i i 1111\; iy i" & Ped. Bamberg, 1891. Druck von lg, v. Kleinmayr & Fed. Bamberg l'apii-r von Lcykam-Josefstlial. Holzschnitte von Giiuiher k Kü^k^r in Wien. A 11< • R< u -i 111 ■ vorbehalten. Zum Geleite! W o immer der Fremdling Krain betreten mag, sei es im Gebiete des eisumgürteten Königs der Jüdischen Alpen oder an den goldigen Reben-Geländen Unter-krains, sei es dort, wo sich in romantischer Klamm Save mit Sann vermählen oder wo . in geheimnisvollem Zauber eine versteinerte Welt in krystallener Pracht den Karstboden durchzieht, sei es, wo sich die kahlen Zinken der Alpen im Smaragde der Seen malen oder wo golden die Früchte des Südens erglühen und das Silber flüssig dem Berge entquillt, überall wird er gefesselt von den wunderbaren Reizen des Landes. Wenig verlautete bisher von diesem Lande der Wunder, und der Strom der Reisenden, der sich alljährlich in die Alpenländer ergie!3t, bricht sich an den Grenzen Krains, dessen großartige Naturschönheiten kühn den Wettkampf mit jenen der Nachbarländer aufnehmen können. Die Verlagshandlung hat einen Kreis für die Sache begeisterter Mitarbeiter gewonnen, Krain in Wort und Bild zu schildern. Dem vorliegenden Bändchen der «Bilder aus Krain» sollen noch drei weitere folgen: Oberkrain, Innerkrain und Unter-krain, alle geschmückt mit Illustrationen hervorragender Künstler. Und so mögen denn die «Bilder aus Krain» hinausgehen, der Welt zu künden von der Pracht und den Herrlichkeiten des Krainerlandes, dessen Söhnen zur Freude, dem Fremden zu Nutze, zur Ehre und zum Ruhme aber dem theuren Heimatlande. Laibach im Juni 1891. I >ie Verlagshandlung. I. Das Gebiet der Steiner-Bahn im alltfomeinim. Wiek von dur Straža Kcg<-'" den (Iroßkahlentierj; und das Savelhal Im Lande der Wunder! Reizumflossen liegen die stillen Alpenthaler da, in seltener Schönheit ragen die Hochwarten der Natur zum Himmel auf, lieblich dehnen sich die Fruchtgelände hin. und geheimnisvoll ruhen die tiefen Schatten ewiger Nacht auf einer Welt unter uns, die kein Sturm durchbraust und scheinbar kein Hauch des Lebens durchdringt. So finden wir es einmal in Krain dem karstgesegneten, und so auch im Landestheile, dom dieses Werkchen gilt. Ein Bild drängt das andere, jedes für sich das Auge fesselnd und es zu neuem Schauen anregend. Ein Wall von Bergen — die Bil lic h grazer Dolomite zieht von der südöstlichen Nachbarschaft der Julischen Alpen herab zur 1 laupt-studt des Krainerlandes. Allmählich zu ebenem Wiesen- und W'aldboden sich verflachend, erhalten sie nordwestlich von Laibach in den aus Thonschiefer aufgebauten Rosenbacher Bergen noch eine kurze Fortsetzung eine schön bewaldete Hiigelmasse voll der einladendsten Spazierwege. Nach geringer Unterbrechung durch Wiesen und Stadtgrund, den der Hauptarm der Laibach durchfließt, reiht sich den berührten vielbesuchten Vorhöhen der Laibacher Schlossberg an und diesem der etwas höher steigende Golouz-zug, der ins Weixelburger und Littaier Mittelgebirge übergeht. Dieser im Hereiche der Landeshauptstadt von den Muten einer grauen Vorzeit wiederholt vollständig durchbrochene Bergwall scheidet die Laibacher Ebene in zwei von Höhen malerisch umschlossene Theile: in den südlich und südwestlich von Laibach sich ausbreitenden, zwei Quadrat-Myriameter umfassenden, nun schon gau/. cultivierten Moorgrund und in das bedeutendere, nordwärts von der Landesmetropole sich dehnende Laibacher Feld, die eigentliche Laibacher Ebene. Darüber hin nun läuft seit i«S*;n der 23 '.6 Kilometer lange, am 2ie Fruchterde, die jetzt dieses Gemengsei von Sand und Gestein bedeckt, schafft im Sommer wogende Saaten und wird zur 1 lerbsteszeit die Spenderin des schönsten Kopfkohls, jener Gemüseart, die zum geschätzten Exportartikel namentlich des Bewohners der Laibacher Gegend geworden. Fast parallel mit der Bahn und nicht weit von dieser läuft durch die mit Getreideharfen (Lattengerüstc mit Bedachung) wohlbesetzten Gründe auch che Wiener Reichsstraße, begleitet von einer 1890 gepflanzten Lindenallee, von der etwas abseits militärische Magazine und Pulverthürme stehen. Nicht fern davon treten einige Häuser der Ortschaften Stoschze und Malavas, an die sich dann das Pfarrdorf Jeschza (Jezica) reiht, zur Straße. Viel belebter als diese zeigt sich die Oberkraincr Reichsstraße, die dort in der Richtung der Staatsbahn über St. Veit hinauf zieht. Da und dort schaffen auch kleine Waldinseln, welche das Ackerland unterbrechen, einige Abwechslung für den, der seinen Blick nicht zu den Hohen in der Runde richtet. Nach wenigen Minuten Fahrt sieht man links von der Bahn das einsam auf der Ebene gerade vor den Dörfern Säule und Xletsche gleich ciner kleinen Fabriksanlage dastehende Pumpwerk der am 29. Juni 1890 eröffneten Laibacher Wasserleitung. Ihre drei Schächte reichen durch die Conglomcratschichte bis tief hinab unter den Wasserspiegel des nahen Saveflusses. Kurz darnach erreicht man die Böschung des ehemaligen Save-Ufers. Die Bahn macht eine kleine Wendung nach Osten, durchschneidet dabei die alte Uferwand, nimmt unter der Kirche von Jeschza wieder die frühere Richtung an und setzt über die Reichsstraße und gleich darauf über die Save. Die große 1 lolzbrücke der Straße, gemeinhin die Tschernutschcr Brücke genannt, bleibt in unmittelbarer Nähe ober der 162 m langen Eisenbahnbrücke. Davor liegt, zumeist auf dem Hoden des alten Savebcttes, von vielen Obstbäumen beschattet, zu beiden Seiten des Straßenkörpers die Ortschaft Jeschza, ihr gegenüber ober dem linken Flussufer das eine gute Wegstunde (5 kfti) von Raibach entfernte Pfarr-dorf Tscherwutscli (Cernuče) — die erste Haltestelle der Bahn — mit der im romanischen Stile erbauten Kirche. Den ehemaligen Save-boden schmücken weit hinauf, umsäumt von Gesträuch, Eichen, Pappeln und auch Nadel bäumen, grüne Auen, auf welchen zur Verwunderung des liot.inik.crs so manches alpine Blümchen (Frühlings - Enzian , Globularien) wurzelt, das die Niederung aufgesucht. Auf das linke Save-Ufer getreten, schlagen Straße und die unterhalb derselben laufende Eisenbahn durch das vorgenannte DorfTscher-nutsch die östliche Richtung ein, da sich ihnen hier der Uranschitz- oder Tsehernutscher Berg mit seinen südlichen Verzweigungen in den Weg stellt. Von einem dieser Ausläufer, von der sogenannten «StraZa» (Wacht), genießt man einen prächtigen Rück über das Unterkrainer Bergland, über den Krim und seine Nachbarschaft bis zum Schneeberge hin, zu dem schon die Wellen der Adria emporschimmern , ebenso über die Billichgrazer Dolomite bis zu den Wächtern der küstenländischen Grenze; besonders entzückend aber bleibt die Ausschau ins schöne Oberland, in die Welt des eigentlichen 1 Hochgebirges. Zu Füßen dehnt sich die weite Ebene, aus welcher die Schlangenwindungen der Save silbern heraufleuchten , und in leichten Dunstschleier gehüllt ruht dort reiz-u m flössen die Landeshauptstadt. Fluss- und Stadtbild, wie sie das Auge von hier, von der Straža aus aufnimmt, suchen zwei unserer Illustrationen mit möglichster Treue wiederzugeben. Unter dieser Aussichtsstelle zweigt von der Savcbrücke hinweg ein Fahrweg ab, der links hinauf durch Wald und Eck! nach Gamling und zum Großkahlenberge führt. Wir achten diesmal seiner nicht weiter, sondern folgen wieder dem Schienenstrange. Etwa ein Kilometer außer Tschernutsch liegt an der Straßenkrümmung der Weiler Hodborscht; noch che man ihn erreicht, Kirche von (loritsclii/a mit den Kesten iler alten Befestigung (Tabor). des genannten Weilers verlässt mit der Straße auch die Hahn die naht; Save, um zwischen dem Uranschitz- und dem sogenannten Bim-berge, einem bewaldeten Hügel zur Rechten, nordwärts zu ziehen. Haid darnach, dort, wo unfern Hodborscht in förmlicher Waldeinsamkeit der Weiler Dobrova liegt, gesellt sich auf der Weghöhe die Eisenbahn so vollständig zur Reichsstraße, dass sie eine Strecke hin sogar deren festen Boden zum Untergrunde hat. Die Grenze zwischen den politischen Bezirken Umgebung Laibach und Stein ist überschritten, und ganz eben geht es nun bei Wald und theil-weise sumpfigen Wiesen, zu denen sich links die thalartigen Grabenmulden des Uranschitzbergcs niedersenken, vorüber dem Dorfe Tcrsciu- (Terzin) zu, das man gerne als das längste des Kraincr-landes bezeichnet. Tersein, von wo die Bezirksstraße nach Stein abzweigt, lehnt sich an einen Ausläufer des Uranschitzberges und wird von dem nicht unbedeutenden Bache Beischeid: (Pešata) durchflössen. Es ist die erste Bahnstation — Tscher-nutsch ist, wie angeführt, I [altestelle und bildet nahezu die Mitte der vier gute Marschstunden beanspruchenden Strecke zwischen Laibach und Stein. Das einfache Bahnhofgebäude besteht, wie alle weiteren, aus einem ebenerdigen und einem einstöckigen Theile. Wie die Reichsstraße, macht auch die Bahn nun eine neuerliche Wendung ostwärts; wir rollen der nahen Mauptslätte der hier schwunghaft betriebenen Strohhut - Erzeugung zu und denken beim Verlassen Terseins flüchtig noch daran, dass auch dieses Dorf die Aufregungen der Kriegszeit miterlebt und dass nicht weit vom Orte (in Utik, jenseits des Berges) im September 1813 der französische General Belotti mit 900 Mann gefangen genommen wurde.* Früher, als wir es vermeinten, sind wir vor Dcpclsdorj und dem zu beiden Seiten die Reichsstraße einengenden Stop. In scharfem Bogen umfährt man die von einem Hu>elchen frei über die Ebene ausschauende * Nach den im fahre 1848 in Laibach erschienenen «Reise erinnernngen aus Krnin» erfolgte < 1 i o Gefangennahme dieses 'leiKTiils in TiTsoin. Mit- gU-iflu- Angabe lin.U-i sich auf Grund des bezeichneten Werkes in meinet] «Wanderungen durch Krain* (Wien, A. Pichlers Witwe & Söhnt, Din Verfasser Kirche von Goritschiza (Goričica, d. i. «Berglcin >), neben Welcher sich noch Reste einstiger Befestigungen erheben. Die Eisenbahn überquert hierauf die Reichsstraße, und der Zug hält vor dem Bahnhofe von Douischah' (Domžale), der zwischen diesem und dem vorgenannten, beiliahe anstoßenden Dorfe Stop steht. Die über Bäume und Häuser aufragenden Schlote weisen auf eine regt' Labriksthätigkeit, denn Domschale ist, wie angedeutet, das Centrum der Strohhuterzeugung im Lande. Dieselbe bildete sich im Umkreise schon vor Decennien zu einer nicht ZU unterschätzenden Hausindustrie aus. Die. Anregung dazu gab ein ehemaliger Soldat, der die Stroh-hutflechterei während seiner militärischen Laufbahn in Italien kennen und würdigen gelernt. Die weitere Richtung der Bahn bleibt von da bis Stein eine entschieden nördliche. In unmittelbarer Nähe rauscht die Feistritz beim waldigen Schumberge vorüber. Zum frischen Gebügswasser drängen sich Mahl- und Sägemühlen und mancherlei ( )i tschaften. Mitten auf ebenem Lande neben Kirche und einfachen Behausungen zeigt sich das Schlösschen Kbcnsfeld, drüben hinter Tersein Schloss llabbach, auf freier Anhöhe weit vorne Schloss Kreuz. Der Zug hält, und wir sind in der Station Jarsche- Mannsburg, in der Nähe steht ein größeres Dampfmühlenwerk in Betrieb, westlich drüben, 20 Minuten Weges von der Station entfernt, dehnt sich der Markt Mannsburg (Mengiš), mitTersein durch die Häuser von Lack, die der Beischeid folgen und scheinbar ganz, zum Hergrande bin treten, fast vollständig verbunden. Vom steilen Kogel winkt weit über die Ebene ein Ruinenrest — das Wahrzeichen von Mannsburg. Die Anhöhe ist der letzte Sendling des l ranschitzberges gegen Norden zu. Bahnhof von Jartchc*Mmmburg, Nun weiter zum Kleinkahlenbergc, auf dem die Kirche der am Fuße dieses Hügels liegenden Ortschaft Home/. Homec) ein luftiges Plätzchen gefunden. Home/ ist ein behäbiges Bauerndorf und zugleich Haltestelle der Hahn. Der Zug bewegt sich bei Schmarza über die Bezirksstraße und dann angesichts des südlichen Theiles von Stein über Felder dem Dorfe Podgier (Podgorje) zu, das dort den Rand der ersten Vorhöhen besetzt hält. In leichtem Rogen erreichen wir durch unbedeutende Einschnitte den Bahnhof 2 s von Stein, auf den Schloss Steinbüchel und die Mauerreste der sagenumwobenen Kleinfeste schweigsam niederschauen. Der Schienenweg hat hier jedoch noch nicht sein eigentliches Ende erreicht, sondern guckt zuvor noch ein wenig unter die Erde. Derselbe setzt nämlich durch den Sailenberg, den die Eriedhofskirche zum Trauerberge der Steiner gemacht, hinüber zum jenseitigen Ende der Stadt und zur k. k. Schießpulverfabrik, deren Hauten zwischen ausgedehnte Parkanlagen gestellt erscheinen. Durch diesen einzigen Tunnel der Bahnstrecke gekommen — und man weilt hochüberrascht in einem Thalbecken, wie ähnliche in den Alpen nur wenige zu finden sind. Eormenreiche Höhen ringsumher, im Grunde aber die freundliche Stadt, umsäumt von Wald und Wiesengrün und benetzt vom rauschenden Bergwasser I MQnkendorf, Pulverfabrik bei Stein, III. Laibach als Ausgangspunkt der Bahn. Der schönen Lage, welcher sich die krat-nische Metropole erfreut, ist bereits Erwähnung gethan worden. Im Halbbogen um den etwas gestreckten, über den Wasserspiegel der Laibach ungefähr 66 Meter emporsteigenden Schlossberg sich legend, ist die Stadt mit den kuppeligen Doppelthürmen der Pfarrkirchen sowohl nach Norden wie nach Süden weit über die Ebene hin sichtbar, nur der ältere Theil davon, der in einer Seehöhe von 296 Metern zumeist die sanfte Mulde zu beiden Seiten des Flusses ausfüllt, bleibt für den Beschauer aus der Umgebung nahezu verborgen. Liier, in Altlaibach, pulsiert das eigentliche Leben der Stadt, während sich die Labriksthätigkeit mehr gegen die Bahnhöfe gezogen, Altlaibach verräth sich alsbald durch seine engen und mitunter krummen Gassen, die lebhaft an italienische Städte erinnern ; was jedoch in neuerer Zeit geschaffen wurde, ist breit und ziemlich regelmäßig. Manchen Straßen, insbesondere den Wegen zu den Parkanlagen von Tivoli, folgen wohlgepflegte Alleen, wovon die schönste, die aus dem Jahre [815 stammende j Luttermanns-Allee, den Namen jenes Feldzeugmeisters trägt, der nach dem Abzüge der Franzosen als Civil- und Militär-Gouverneur von Illyrien hier gewirkt. Jedes Decennium hat das seinige dazu beigetragen, dass auch Laibach nach und nach die Physiognomie einer modernen Stadt angenommen. Wie ganz anders sali es ehedem hier und in der Nachbarschaft aus! Vor der Durchbrechung des Bergzuges breitete sich über die heutige Moorebene ein über zwei Quadrat-Myria-metcr umfassender See, in dessen Fluten sich die Dörfer der Pfahlbauern spiegelten. Als später die reichen I löhlenwässer einen Abfluss zur Save gefunden, begann der See zu verschwinden und nach und nach die Laibach eine viclgewundene Wasserstraße durch die mit Conchylien wohl-besetzte Fläche zu bilden. Die Sage lässt die von den Kolchicrn verfolgten Argonauten in die Save und aus dieser in unsern Karstfluss gerathen und, da der Wasserweg ein plötzliches Ende nahm, Jason hier überwintern und den Grund zur Stadt Emona legen. Jahrhunderte giengen dahin, bis nach Unterwerfung der Ja-poden und verschiedener Alpenvölker die Römer hier festen Fuß gefasst und sich ihre Militärstationen angelegt. Darunter war Emona eine der hervorragendsten, eine Station, die unter Hadrian bereits als die erste italische Stadt angeführt erscheint. Aber Rom versinkt, und 238 findet der Thracier Maximinus auf seinem Rachezuge nach der Weltbeherrschenden» die Stadt Emona leer und ausgebrannt. Ihre Bewohner zogen über Anordnung des Senates ab - ein Schachzug, den die Russen zu Reginn unseres Jahrhundertcs gegenüber Napoleon gut nachzuahmen verstanden. Damit aber verschwindet Emona noch nicht vom Schauplatze. Lange belagert der Gegenkaiser Maxinuis die Stadt. Nach Besiegung desselben gibt es da einen glanzvollen Triumphzug des Kaisers Theodosius (388). Nun ziehen die düsteren Zeiten der Völkerwanderung ins Land, die romische Herrschaft ist erhaschen, Attila zerstört, wie so manchen andern Ort, auch Lmona, und das längliche Stadtviereck mit seinen mächtigen Ringmauern und stattlichen Thoren ist dahin .um 452). Von den interessanten Völkern jener Tage sagen endlich auch die Longobarden der vorher römischen hack: Ade --- und ein neues Leben erblüht auf den Ruinen. Gegen Ende des sechsten Jahrhundertcs nehmen Slaven von der Landschaft Besitz, unter Karl dem Großen aber kommt die «Krajna» (Grenzland) zu Friaul. Endlich erhält ein Theil des Landes, wohl das heutige Oberkrain, eigene Markgrafen, die in Krainburg residieren. Das Geschick Krains wird ein wechselvolles. Dreimal fällt es dem Patriarchat von Aquileja zu, woher viel früher schon die ersten Sendboten des Christenthums ins Land kamen. Krain findet sich auch unter dem Hause Babenberg, gehört dann Kärnten, ja selbst Ottokar II. von Böhmen an, bis endlich die Habsburger Herren desselben werden. Schon lange bevor gesellten sich deutsche Besitzer den Slaven zu, und aus dem Schutte des alten Emona erhob sich Laibach, zu dessen Aufblühen die Sponheimer gar manches beigetragen. Unter Albrecht und Leopold, den Brüdern Rudolfs des Stifters, erhält die Stadt das erste Gemeindestatut, und 1374 wird sie zur Hauptstadt des Landes erhoben. Da später die Ungarn die Ruhe in Krain stören, wird Laibach auf Befehl des I Icrzogs Ernst des Eisernen befestigt. Diese Befestigungen erwiesen sich in den nun folgenden Zeiten der Türkennoth ebenso wohlthätig, wie anderwärts im Lande die Tabore. Zwar vermochte man das Niederbrennen zweier Klöster in den Vorstädten nicht zu verhindern, doch boten die Ummauerungen den Bewohnern den nöthigen Schutz und ließen sie auch den Einfällen der Venetianer ruhiger entgegensehen. Vom Schlossberge, schon zu Römer- Zeiten ein befestigter Punkt, liefen Mauern nieder zur Stadt, selbe längs des rechten Laibachufers umfangend. Die Verbindung mit dem linken Flussufer sollen nur zwei Brücken, eine untere (jetzt Franzensbrücke) und eine obere (jetzt Hradeczky-brücke) vermittellt haben. Den Kinlass in die Stadt dagegen gestatteten sechs Thorc: das Klosterthor in der Nähe des jetzigen Gymnasialgebäudes , das Spitalthor am Ausgange der Spitalgasse über den Fluss hin, das Vicedom-thor am Eingange zur 1 lerrengasse, das deutsche Thor in unmittelbarer Nähe des deutschen LIauses, das Wasserthor an der Südseite und das Karlstädterthor über der Karlstädterstraße. Gegen Ende des vorigen Jahrhundertcs kamen alle zum Falle, und nur auf dem Schlossberge und dessen Abhängen sind noch Reste der einstigen Schutzmauern zu sehen. Als 1797 die Franzosen ins Land zogen und Laibach besetzten, erinnerte die Citadellc auf der genannten Anhöhe und die Schanzenbauten auf den benachbarten Erhebungen allerdings noch an die ehemaligen Befestigungen , doch die Stadt war ihres Mauerringes längst ledig, und frank und frei konnte sie sich nach und nach so entfalten, wie wir sie nun inmitten einer schönen Welt vor uns sehen. Die Neubauten erheben sich vorwiegend auf den ins ebene Land tretenden Gründen des linken Laibachufers. Durch selbe haben nicht allein das Burg- und das Bahnhofsviertel eine angemes- sene Erweiterung* erfahren, auch das Gesammt-bild der etwas über 30.500 Einwohner zählenden Stadt hat viel gewonnen. Ohne die einzelnen, dem vorüberfahrenden Bahnreisenden besonders in die Augen fallenden Gebäudegruppen, wie die umfangreiche städtische Kaserne oder die weitläufige k. k. Tabakfabrik an der entgegengesetzten Seite der Stadt, eigens in Betracht zu ziehen, sei hauptsächlich jener Bauwerke gedacht, die als Bildungs- und Kunstinstitute oder als Stätten religiösen Lebens im Vordergrunde stehen. Neben der stattlichen, von der krainischen Sparcasse erbauten k. k. Obcrreal-schule in der Vegagasse und der k. k. Leb rerund Lehrerinnen-Bildungsanstalt an der Ressel-strafJe lenken besonders jene neueren Bauten die Aufmerksamkeit auf sich, die sich am Anfang der Luttermanns -Allee zeigen und welche mit ihrer südlicheren Nachbarschaft die Gegend markieren, in welcher die Stadt der Römer mit ihren geraden Straßen und (Lassen ihre östliche Begrenzung fand und (längs der heutigen Wienerstraße) das Gräberfeld Emonas anhub. Wir sehen da das neuerbaute Theater und in unmittelbarer Nähe davon, der krainischen Sparcasse gegenüber, das am 2. December 1888 eröffnete, von Park- und Gartenanlagen umgebene Landes-muscum Rudolfinum. Im Stile der italienischen Hochrenaissance ausgeführt, steht es imponierend im Grün der Landschaft da. Die Erei- treppe mit den Sandsteinstatuen der Arbeit, der Naturgeschichte, der Geschichte und des Kunstgewerbes vor den drei Eingangsthoren, der mit jonischen Säulen versehene Balkon am Mittelrisalit der Vorderseite, die mit den allegorischen, das Wappen von Krain haltenden Figuren der Carniola und des Muthes geschmückte Attica, das zierliche Mansardendach darüber mit der aussichtsreichen Plattform - das alles nimmt ebenso Landesmuseutu Rudolflnum in Laibach für diesen Monumentalbau ein, wie das Deckengemälde des Vestibüls von J. Snbic (Carniola, welcher die Kunst und die Wissenschaft huldigen), die Bildnisse Valvasors, des Freiherrn von Zois, Vodniks und des Staatsmannes Siegmund von Herberstein an den Hohlkehlen der Wände, oder die von G. Subic gemalten Figuren der Kunst, Geschichte, Alterthumskunde und Naturgeschichte an der Decke des prächtigen Stiegen- hauscs. Und nun erst die reichen Sammlungen dieses vom Lande Krain und der krainischen Sparcasse erhauten Palastes! Im Hochparterre führen breite Gänge zu den Mineraliensälen. Wir finden da die Vertreter der Bergbaue Krains, Baustoff-, Krystall• Modell- und andere Sammlungen, davon die montanistische nach örtlich-keiten geordnet. Von besonderem Interesse bleiben die weitbekannten Pfahlbauten - Funde , die vielen Gegenstände aus der Hallstädter und La-Tene-Periode, die römischen Alterthümer u. s. w. Im ersten Saale erblicken wir auch — eine Spende der krainischen Sparcasse — die gelungene Marmorbüste des verewigten Forschers Karl Deschmann, des geistigen Schöpfers dieses Baues. An den Pfahlbautenraum schließen sich nach der einen Seite hin die Zimmer mit den antiquarischen, ethnographischen, Kunst- und gewerblichen Sammlungen, nach der entgegengesetzten südlichen die zoologischen und botanischen. Das Museum birgt überdies auch Zusammenstellungen von Frucht- und Pilzmodellen, Holzarten und Sämereien, in seinem Souterrain dagegen Steinsarkophage und Meilensteine, die den Römerzeiten angehören. Die Räumlichkeiten sind durchgehends hoch und licht, die Ausblicke freundlich. Schaut man vom Museum südwärts über die Stadt hin, so hat man den Schlossberg vor sich, wie ihn das zu Beginn dieses Abschnittes befindliche Bild bringt, lugt man hingegen durch das Gezweigc der Alicen aus, dann melden sich die Steiner-Alpen an — die erhabenen Grenzwächter, welche auf so manche Straße Laibachs niedergrüßen. hin rechter Lieblingsplatz der Laibacher ist der Congressplatz mit der prächtigen Sternallee, zur Zeit der Römer die Stätte der öffentlichen Bäder. Fast inmitten derselben erhebt sich das Radctzky-Denkmal von Meister Fernkorn, am untern Rande des Platzes auf der Stelle des früh ein 1 heaters die Tonhalle der Philharmoniker, gegenüber die Kirche der Ursulinerinnen mit ihrer stattlichen Vorderseite, den anstoßenden, dem Casino-Vereinshause zu laufenden Kloster-tract hoch überragend. (Bei der Grundaushebung für den Casinobau fand man die stark vergoldete Römerstatue, die, nun im Museum aufgestellt, durch eine unserer Illustrationen veranschaulicht wird.) Zu den altehrwürdigen Gebäuden der Stadt gehört der im italienischen Stile gehaltene fürstlich Auerspcrg'sche Palast in der Herrengasse, Fürstenhof genannt. Der weite Hof, die großen Säle, insbesondere aber die wertvolle Bibliothek dürften so manchen zum Eintritte in dieses Gebäude veranlassen. Nebenan schimmert das Dach der niedlichen Kuppelkirche des deutschen Ritterordens, an der Mauereckc unter derselben aber finden wir das Denkmal Anastasius Grüns (ein Rundbildnis), welchem gegenüber sich das gräflich Auersperg'scbe Palais erhebt. Die Straßen . die in der nächsten Nähe dieser Kirche ihren Anfang nehmen, rufen durch ihre Namen wieder die Stadt der Römer ins Gedächtnis; hier stieß man auch auf Reste ihrer Wasserleitung. Die Stelle, die das militärische Standlager, das ursprüngliche Emona, einnahm, bmlecken jetzt die fruchtbaren Felder des «deutschen Grundes». Südlich davon sind die Vorstädte der Gemüse-bändler, Fischer und Schiffer mit der im neu-byzantinischen Stile erbauten zweithürmigen Tirnauer Kirche. Über sie her winkt vom jenseitigen Moorgrundrande der i 106/// hohe Krim, die erste bewaldete Warte des Vorkarstes. I )as Jakobs- und das Schulviertel halten die rechte Uferseite, den Fuß des Schlossberges, besetzt. Die Durchbruchstelle zwischen dieser Erhebung und dem Golouz wurde von 1773 bis 25. November 17N0 zum Zwecke der Moorcnt-sumpfung bedeutend vertieft und so der Gruber-schc Canal geschaffen, welcher einen Theil der Laibach durch die Enge führt. Ein auf breitem Sockel ruhender Obelisk nahe der schönen Canal-brücke (Karlstädter Brücke) bezeichnet die Stätte, von welcher aus 1 *S25 Kaiser Franz die Fnt-wässerungsarbeiten in Augenschein nahm und Anregungen zur weiteren Urbarmachung des ausgedehnten Morastes gab. Zu den bemerkenswerten Gebäuden der Stadthälfte des rechten Laibachufers gehört das aus der Häuserreihe bedeutend vortretende, mit einem Uhrthurme versehene Rathhaus — ein wettergeschwärzter Bau mitten in Altlaibach. Schräg davor erhebt sich ein Meisterwerk Robbas: ein Brunnen mit kunstvoll gemeißelten Wassermännern und Delphinen. In der Nähe fällt der mit der Domkirche in Verbindung stehende fürstbischöfliche Palast auf, zur Zeit der französischen Zwischenregierung die Wohnstätte des befehlenden Generals, am 28. April 1797 auch Absteigequartier Bonapartes. Wenige Schritte weiter wendet das Gymnasialgebäude («Lyceal-gebäude»), ehemals ein Kloster, seine Hauptseite dem Valvasorplatze zu. Ein Standbild Vodniks, des ersten slovenischen Dichters, schmückt diesen Theil des Schulviertels, das im Osten durch die Landwehrkaserne und das Schlachthaus seine Begrenzung findet. Was die Kirchen der krainischen Hauptstadt betrifft, sei hervorgehoben, dass deren Inneres fast durchgehends wohlthuend auf das Auge wirkt. Weilt man nun in der neuesten derselben, in der gothischen Herz-Jesu-Kirche im Bahnhofviertel, oder in der benachbarten ältesten Laibachs, in der doppelthürmigen Peterskirche, oder in einer anderen — beinahe in allen tritt dem Besucher eine ausgesprochene Nettigkeit entgegen. In der Domkirche finden sich sehenswerte Bildhauerarbeiten Robbas und schöne Fresken von Quaglia. (Die Plafondmalereien in der Peterskirche sollen ebenfalls Werke dieses italienischen Meisters sein.) Beachtung verdienen die Malereien der hranciscanerkirche — des hochfrontigen, doppelthiirmigen Baues auf dem Marienplatze. Mit Wandbildnissen weniger bedacht, doch reich an Marmorsculpturen ist die Jakobskirche auf dem mit einer Mariensäule geschmückten Jakobsplatze. Das Deckengewölbe Theater in I.aibach. derselben zeigt gelungene Fresken von Subic. Die an die Kirche stoßenden Gebäude, auch der Redouten-, zugleich Landtagssaal, rufen das unter Kaiser Josef II. aufgehobene Jesuitenkloster in Erinnerung. — Das protestantische Gotteshaus, ein recht gefälliges Bauwerk, erhebt sich an der Maria-Theresienstraße, bereits die Grenze der Dorfgemeinde Schischka berührend. Einen prächtigen Überblick über Laibach und die ganze weite Landschaft bietet der Schlossberg — und darum nun hinauf auf die lohnende, ereignisreiche Höhe! Der Schlossberg. Ein Viertelstündchen — und man ist oben! Vom Va4v««»r-platzc führt durch die Studentengasse ein Serpentinenweg unmittelbar zum Castellthor hinauf; ein zweiter hält sich, bei der Florianskirche beginnend, an die westliche Lehne, der Fahrweg dagegen hebt in der nächsten Nachbarschaft der Karlstädter Brücke an. Aufgebaut ist der Hügel, wie seine Nachbarn, aus Thonschiefer, doch treten in denselben auch glimmerreiche Sandsteine. Darum ist in floristischer Beziehung zwischen dieser Anhöhe und den Rosenbacher Bergen ein bedeutender Unterschied merkbar. Oben thront das alte, weitläufige Schloss mit seinen Verliesen, einst eine Feste mit Basteien, Thürmen und Schutzmauern. Noch i as !J:ui|)t UlllWÖlbt von grünem lilällerschilde, Siehst du am Fluss, der sanft himiutergleitci, Die graue Stadt, wo buntes Leben schreitet, Und weiterhin ein grünendes Gefilde: Kastanien, die in des Lenzes Milde Den reichen Seinmick der Blätter ausgebreitet, Vv'aldhügel dort, die Pfad an Pfad durchleitet, Fernhin der Alpen Kackige Gebilde.' Siesel der Städte Laibacli und Stein ans ik-ni Jahre 1500. IV. Laibachs Umgebung. Durch die Lattermanns*Allee, welche über die Südbahn setzt, erreicht man die schönen Parkanlagen von Tivoli mit dem einstigen Radetzky-Schlosse und dem Standbilde des Feldmarschalls davor. Die mit dem anheimelnden städtischen Walde verschmolzene Ortlichkeit trägt, in die Vergangenheit weisend, auch den Namen «Unter-thurn», und von den Sponheimern, namentlich vom Herzog Bernhard, wird mitgctheilt, dass er sich besonders gerne in der Burg «ober dem Thum» aufhielt, sobald er nach Laibach gekommen. Saftige Wiesen, durchzogen von Baumreihen, dehnen sich vor Wald und Park, und was sich da seit den Fünfziger-Jahren vortheilhaft geändert, lässt sich schwer aufzählen, betreffe es nun das Schloss selbst, die Anlagen oder die Schweizerei oben im Waldesschatten. Die Rosenbacher Berge, die zusammenhängenden Hügel, an welche sich Tivoli und das benachbarte Schloss Leopoldsruhe lehnen, sind ein ausgedehntes Gebiet der schattigsten und mannigfaltigsten Spazierwege. In den lauschigen Wäldern, welche sich über die sanften Höhenrücken dahin erstrecken und von diesen wieder in moorige, oft mehrfach gegliederte Grabenmulden und kleine Schluchten ziehen, fühlt man so recht auf Schritt und Tritt die versöhnende Natur. Bald unter harzigen 'Pannen und Fichten, bald unter knorrigen Föhren, dann wieder in gemischten Waldbeständen, in denen namentlich Eichen und Edelkastanien ihre Wipfel zu den Nadelwirteln emporstrecken, gelangt man zu prächtigen Aussichtsstellcn, auf denen man stundenlang verweilen möchte. Auf den vorspringenden Anhöhen der östlichen Hälfte sind noch jetzt deutlich Schanzgräben und Planierungen wahrzunehmen, welche auf die Zeiten der Besetzung Krains durch die Franzosen zurückdeuten, und selbst der höchste Punkt, der nach dem an seinem Fuße sich ausbreitenden Dorfe Schischka benannte Hügel (Schischkaberg, 427 Meter), zeigt noch seine nun dem Waldwucbse verfallenen Schanzen. Die wenigen Blößen und die rutschigen Stellen der Gräben lassen erkennen, dass die ganze isolierte Höhengruppe aus röthlichem Thonschiefer besteht, dem sich auch der Quarz beigesellt. - Einen besondern Reiz verleihen den schönen Wäldern die wechselnden Vegetationsbilder. Kaum hat die Lenzeszeit sich angemeldet, schmückt die Waldränder das violette Kleid des Crocus vernus, kurz darnach röthet die schöne Zahnlilie den noch in Grau gehüllten Waldboden, dann legt sich das Weiß des Windröschens auf das erwachte lebhafte Grün, und in den feuchten Gräben und Mulden herrscht das Gelb der Dotterblumen. Bald aber behauptet über alle Hänge hin die Heidelbeere ihr altes Recht, und duftige Maiglöckchen werden zu ihren bescheidenen Begleiterinnen. Wer jedoch hier Schneeglöckchen, Gelbsterne, Bifolien, Lerchensporne, Trauben-Hyaciuthen und noch manche andere Kinder des Frühlings suchen wollte, weil er ihnen auf dem Schlossberge begegnet, der sucht da vergebens darnach. Dafür blüht unter einem abgeschiedenen, in tiefem Waldes schatten verborgenen Quell die Taglilie (Hemerocallis (lava) — die Einsame auf weiter Flur. Kommt der Herbst ins Land, dann neigen sich an den Waldwegen die herrlich blauen Blüten des schwalbenwurzblättrigen Enzians zur Erde wie in stiller Trauer über die dahingegangene schöne Zeit des Jahres. Doch die Wälder dieser Hügel bleiben ewig traut, auch wenn der Lenzeszauber schon längst gewichen. Wie angenehm wandert sich's unter prächtigen Baumkronen von Tivoli nach Schischka hin! Waldein und Waldaus geht's — über kleine Schluchten und sickernde Wässerlein zur tHippo-krene» und bald hinab zum langgestreckten Dorfe; an lohnenden Ausblicken über unser Gebiet mangelt es dabei nicht. Wer der Straße ausweichen will, der steige hinauf zum oberen «ewigen Wege», der führt ihn nach Qbcrrosaibach, wo beim netten, weithin sichtbaren Kirchlein eine Rundschau winkt, die jener vom Schlossberge kaum nachsteht. Ebenso anmuthig ist ein zweiter Waldweg von Tivoli und der Schweizerei hinauf «zur schönen Aussicht». Ein dritter, der sich vor diesem Punkte mit dem frühem Wege vereinigt, zieht vom Schlosse hinweg beim Hochreservoir der für Laibach belang reichen Wasserleitung vorbei über den Westhang der südlichsten Schanzenhöhe. Da stellt sich der Schischkaberg entgegen, und der Weg theilt sich zum zweitcnmale auf geringer Strecke. Ctirhaui in Stein. Der kürzere läuft über einen Vorsprung der südlichen Lehne, der weitere, der vorhin erwähnte «obere ewige Weg», hält sich an die Nordseite der Höhe, bis sich beide wieder vereinigen und, wie schon angedeutet, nach Oberrosenbach leiten. Ab und zu bleibt man wohl stehen, um die Blicke auf der Ebene und dem hochragenden Alpenwalle ruhen zu lassen , oder um südwärts auf die grüne Einbuchtung von Unterrosenbach, auf die Schießstätte, den Häuser-Complex der k. k. Tabakfabrik und die forstliche Saatschule daneben oder auf die Dorfschaften und Hütten des Moorgrundes zu unseren Füßen und auf die einstigen See-Inseln zu schauen. Dabei fesselt besonders das Auerspcrg'schc Schloss Sonnegg, das am jenseitigen Moorrande über dunkles Parkgehölz aufragt, und einmal sogar die Ruinen von Ortenegg vor den Thoren des Gottscheer Ländchens das Auge. Und wen nach lohnender Wanderung das Verlangen nach Rast und Erquickung anwandelt, dem winken gastliche Wirtschaften auf den Rosenbacher Bergen selbst und unten an ihrem Saume. Ich aber stand jauchzend ganz allein Am Bergesgi|>fel im Sonnensehein ! Rings grüne Triften und BlumenduTt! Rings wirbelnde Lerchen und ISergesluft! A. Grün. Wer nicht gerne steigt, den führt von Tivoli ein dritter Waldweg (oder die Fahrstraße darunter) nach Unterrosenbach und zur neuen Schießstätte, welche Punkte wieder mit Oberrosenbach in Verbindung stehen. Die Straße umzieht von da an die Hügelgruppe und tritt bei Koßes aus dem Walde, um über Oberschischka (hier das Geburtshaus Vodniks streifend) in Unterschischka (kurzweg «Schischka») zur Oberkrainer Reichs-straße zu stoßen. Das ist der «untere ewige Weg», von Laibach aus in zwei Stunden bequem zurückzulegen, wenn man dabei nicht dort Aufenthalt nimmt, wo Bierzeiger und Rebenlaub die Verzierung des LIauseinganges bilden. Den Billichgrazer Dolomiten zu! Viel Anregung bieten die allerdings weiteren Spaziergänge auf der Oberkrainer Reichsstraße nach dem eine gute Wegstunde entfernten .SV. Veit. Der nette Ort besitzt eine der drei ältesten Pfarrkirchen des Landes. Zur Sommerszeit, wenn wogende Saaten das Auge ergötzen, empfiehlt es sich, zum Ausflüge nach dem angeführten Dorfe den Fußpfad längs der Staatsbahn (Nordseite) zu benützen. Die Kalkalpen und ihre Vorlagen treten besser hervor und der Blick ruht ungehindert auf ihnen. Von St. Veit begibt man sich das eine- oder anderemal wohl auch hin nach Tasten an der Save und zum Großkahl enberge, von dem noch später die Rede sein soll. Nicht minder einladend ist auch eine Wanderung über Oberschischka und Draulc nach (Heinitz und durch die idyllischen Thallandschaften dahinter, oder von Koßes bei den Ziegeleien vorüber durch einen Nadelwald nach wo gewaltige Steinbrüche den ganzen Hang eines Kalkkogels erfüllen. Beim Marsche dahin dürften die viereckigen, grubenartigen Vertiefungen am Wege an kleine Reisfelder erinnern. Ks sind die Wassergruben zur Gewinnung von Eis für die Kellereien der Laibacher. Von Gleinitz und Utik (auch «Podutik») führen Waldwege in eine schöne Gebirgswelt — auf die Ihllichgrazcr Dolomiten. Wer sie mit ihren theilweisen Querthälern kennen gelernt hat. gewinnt sie für immer lieb. Freilich sind die Wanderungen da hinüber keine einfachen Spaziergänge mehr, sondern hübsche Tagespartien sonder viel Müh und Plage. Gleich dort schon, wo der UtikcrWeg ober dem Steinbruche zur Straße tritt, die von St. Veit her über einen niederen Sattel durch ein prächtig grünes, zwischen Wald gebettetes Wiesenthal nach Stranskavas und Dobrova hinüberführt, fallen, namentlich in den angrenzenden Waldungen, viele durch Grotteneinstürze entstandene Dolinen auf, die sich von jenen des Karstes fast durch nichts unterscheiden. Der mit der Gegend Vertraute kennt da manche Grottengänge und am jenseitigen Hange, gegen das abgeschiedene Thal von Babjidol, im Walddickicht ein förmliches Grotten, system. Nicht weit davon, beim «Waldweiher», stürzt das Wasser aus zwei Höhlengängen, und oben , hinter dem auf Thonschiefer im Sattel zwischen den Höhenkuppen ruhenden, von Edelkastanien und anderen Obstbäumen beschatteten, auf Laibach und die Ebene niederschauenden Bergorte Toschkotschelo (Toško Celo) zieht sich der Weg durch eine vollständige Karstlandschaft mit üppiger Vegetation hinauf. Das ist der Ravnik , der Karst in den Billichgrazer Dolomiten. Höher oben, wo sich wieder Thonschiefer auf den Kalk setzt, zwischen dem Gipfel Ivovenverh und der auf einem schönen Kegel thronenden Kirche von St, Jakob bedecken die Häuser von Topol den sonnigen Hang, und die Kirche von St. Katharina grüßt freundlich in die Weite. Im Süden das Schwiza- oder Gradaschzathal, auch Badeanstalt in Stein. Rillicbgrazcr Thal, im Norden die Save-Ebene mit den Alpcnricsen — das malt sich da oben wunderschön! Von St. Katharina steigt der Bergwanderer entweder zur Gradaschza nieder oder in der entgegengesetzten Richtung über den Nordhang des charakteristischen Hirtenberges (auch «l^eter-bcnk»)bei ehemaligen, nun mit Wald überkleideten Befestigungsbauten und der alten, mit gothischen Resten geschmückten Kirche von St. Margaretha vorbei durch ein Waldthal zur Staatsbahn-Station Zwischenwässtrn — oder hinab zum aufgelassenen BleibergwerkeKiiapousclw und durchs Lusehniza-Thal in die Ebene hinaus. Wer hingegen von den Bergen noch nicht Abschied nehmen will, lenkt seine Schritte über waldige Lehnen und Bergrücken auf die gestreckte, 900 Meter hohe, durch weißliche Schutthalden gekennzeichnete Germada oder auf ihren um 121 Meter höhern Nachbar, den Toschz (auch Utoschz), den Beherrscher der nahen, kahl abstürzenden Ihale-Höhen. Von den genannten Punkten geht es dann hinab nach Hillichgrtirj, entgegengesetzt nach Bischoßack, oder zurück nach Knapousche, da- wie dorthin durch grüne, schmale Thäler, in denen nur wenige Wohnstätten Platz gefunden. Ins Gradaschzathal. Auch an der Triester-Straße, bald hinter der Tabakfabrik, gibt es einen von den Laibachern gerne besuchten Ort Glei-nitz; daran reiht sich Waitsch, wo eine Bezirks-straße abzweigt und über Kosarje und lachende Gründe nach dem Pfarrdorfe Dobrova, dann weiter ins Gradaschzathal, in das wir schon von den flöhen Einblick gethan, bis Billichgraz hin führt. Anmuthiger macht sich der Weg von Waitsch längs des waldigen Bergrandes und beim schön gelegenen Schlosse Strobelhof vorüber, knapp an der von vielen Weiden und Erlen begleiteten 6i der Kogel mit dem St. Georg-Kirchlein. der sich mitten in das bereits recht schmal gewordene Thal stellt, das Auge. In Kirsten blickt man erfreut durch eine weite Seitenschlucht nach Topol und St. Katharina hinauf, und nach manchen Windungen des Weges gelangen wir nach Hof (Dvor), wo eine alte, sehr interessante Kirche völlig vereinsamt dasteht. Das steinerne Portal derselben ist ein Sculpturwcrk aus der Übergangszeit von der Gothik zur Renaissance. Das Thal erweitert sich nun wieder, die Germada tritt zurück, und durch eine Einbiegung nach rechts erreichen wir nach vierstündigem Marsche das ansteigende Billicligraz mit dem .Schlosse, auf das der Toschz und der den Botanikern wie Altcrthumsforschern wohlbekannte Lorenziberg niedergrüßen. Durch den Stadtwald auf den Moorgrund. Der Stadtwald, der gleich hinter der Vorstadt Tirnau und den am Gradaschzabachc erbauten Kolesiabädern anhebt, verdient diesen Namen langst nicht mehr. Er ist gegenwärtig nichts weiter als die Summe von langen Wiesengründen, welche Reihen von hochstämmigen Eichen und anderen Räumen einsäumen. Man wandelt durch schöne, von Wegen und Entsumpfungsgräben durchzogene Haine und gelangt in der Gegend von Waitsch zu einem pavillonartigen Denkmale, das uns wieder in die Zeit des Kaisers Franz versetzt. Wir überschreiten den Kleingraben, 6a wandeln bei Ziegeleien und Torfstichen vorüber und erfreuen uns im Frühjahre an den schönen Schachtulpen, welche stellenweise den Boden erfüllen, brechen wohl auch einen Zweig der schwarzen Johannisbeere, die in den Gräben wächst. So erreichen wir den Zorn'schcn Graben, die erste, im Jahre 1769 zum Zwecke der Morastentsumpfung von Zorn zu Mildheim begonnene Arbeit, und eine Ilaibstunde darnach auf häuserleerer Straße einen zumeist mit Buchen bewaldeten Kalkhügel, hinter dem am Rande einer grünen Einbuchtung, theilweise zum Kirchlein auf einem zweiten Hügel emporsteigend, die Dorfschaft Außergoritz liegt. Von dieser ersten Anhöhe, welche im Frühjahre im reichsten Blumenflor prangt und daher schon Anfangs April von Pflanzenfreunden gerne besucht wird, oder von einer der anderen in der Nähe lassen wir unser Auge über die ganze Moorfläche schweifen, über ihre Ansiedlungen und Torflager, Baumreihen und Wasserläufe. Träge windet sich die Laibach, der Proteus unter den Müssen, durch das Grün, ebenso auch die Ischza, die sich mit diesem dreinamigen Karstgewässer vereinigt. Auf festem Damme setzt die Südbahn zum 'Trauerberge hin. Weit unten zieht sich die Sonnegger Straße von Laibach (von der Karlstädter Brücke und Hradeczkydorf an) quer über den Moorgrund zum jenseitigen Berghange. Sic läuft an den Stätten vorüber, welche allerlei Pfahlbautenresrc, wie Pfähle Steinwerkzeuge und Steinwaffen, Pfeilspitzen aus Hirschhorn, Thongeschirre u. s. w., bergen. Wenn es andauernd regnet, dann treten die I .aibach, Ischza und andere fließende Gewässer über ihre Ufer, und die IVfoor-Hache ist vorübergehend wieder zum See geworden, der an jenen erinnern mag, welcher vor mehr denn 3000 Jahren den Fuß des Krim und der anderen Berge bespülte, tli«.- das ehemalige Seebecken umrahmten. Uber den Golouz. Keine Seele weit und breit, Nur die Bienen summen In geschäft'gcr Einsamkeit Über Waldesblumen, Ab und zu der Kuckuck ruft Aus verborg nem Stande, Unter mir in Silberduft Träumerische Lande. /'.'. Stwiliabrr, Die Überraschungen, welche eine Wanderung über den Golouz (Kahlberg) bietet, kennen nur wenige. Wer sein Auge einmal so recht an den verschiedenen Bildern in Süd und Nord, wie sie sich vom langen Kücken dieses Höhenwalles aufthun, erquicken will, der steigevon 1 Iradeczky-dorf unter Obstbäumen hinauf zu den Rutschstellen, die sich im Frühjahre durch die Ertca camea roth färben, und unbeirrt folge er dem Pfade. Er geleitet ihn durch harzduftige Föhren* wälder von einem Höhepunkte /.um andern, und wenn irgendwo mehrere Wege zusammenlaufen, so bleibe man nur getrost dem obersten treu. Schluchtartige Thäler, Thalbuchten und Gräben drängen sich zwischen die Bergesrippen hinein, so von der Südseite her die Einbuchtung, aus welcher das Schloss Kroiseneck sichtbar wird; eine zweite schneidet bei Rudnik ein, das sich eine schwache Wegstunde außer Laibach von der Unterkrainer Straße aus über die Lehne hinauf vertheilt. Auf der Nordscite ist das bedeutendste dieser Golouzthäler jenes von Wisowik. Dem Südwestrande dieses bis 471 Meter sich erhebenden, gleich den Rosenbacher Bergen und dem Schlossberge der Schieferformation angehörenden Höhenzuges folgt in mancherlei Windungen die Unterkrainer oder Karlstädter-Straße, an den nördlichen Rand dagegen schmiegt sich der mitunter schattige Weg von Laibach über Stefansdorf, Birnbaum, Wisowik zu den Josefsthaler Papierfabriken und nach Sostro. Die Ausblicke über den Moorgrund bis Oberlaibach sind oft fesselnd, gegen Norden hin aber zeigt sich das ganze Gebiet der Steiner-Bahn mit vielen seiner netten Ortschaften. Wir sehen ganz gut Mannsburg mit seinem Wahrzeichen, den südlichen Theil von Stein mit der Kleinfeste, dem Sallenberge und Altstein, selbstverständlich auch alle die mannigfaltigen 1 lohen dort. So erreichen wir in anderthalb Stunden die aussichtsreiche Ortschaft Orle, WO sich wieder Kalk' /.u zeigen beginnt, und halten da bewundernd Musterung über die weite Umgebung. Wem Simony's Golouz-Panorama zur Hand, der wird mit um so größerem Behagen bei all den schönen Punkten verweilen. Dann steigt man befriedigt zur Ebene nieder, und ist's um Mai herum, sicher wohl zum Moorgrunde hinab, um sich hinter Babna Goriza an den Rändern der alten Canäle ein Sträußlein der wunderschönen Blüten der Andrdmeda zu holen, welche von den Landleuten in Würdigung ihres Zaubers mit derselben Vorliebe zu Markte gebracht wird, wie die Daphuc Blagayana von eleu Billichgra/.er Bergen dort. Nach Kaltenbrunn. Ein sehr beliebter Ausflugsort der Laibacher ist das eine Wegstunde östlich von der Landeshauptstadt, unfern des Golouz gelegene Kaltenbrunn mit seinen Wasserstürzen und Parkanlagen. Wer dem Staube der von der Peters-Vorstadt über Udmat, Selo und Moste führenden Straße ausweichen will, der folgt dem Polanadamme oder der Polanastraße und wandelt hinter dem Zwangs-Arbeitshause beim altersgrauen Schlosse Thum vorbei über den Gruber-Canal, durch Stefansdorf und zwischen üppigen Saaten unmittelbar Kaltenbrunn zu, wo sich die Laibach, bevor sie über die vielen Conglomcratblöcke stürzt, seeartig ausbreitet. Durch den weiten Hof der Farbholz-Fabrik, in der seltene brasilianische Farbhölzer verarbeitet werden, zieht es den Ankömmling auf die Brücke, wo zwischen Schloss und Fabrik die Laibach tost und weißschäumend zu den Bauten und den Bäumen eines kleinen Iuselparkes aufspritzt. Wer den Cascaden näher treten will, schreitet von der Brücke zum obern Theile des grünen Inselchcns — dort empfängt ihn dichter Wasserstaub, der oft die schönsten Regenbogenfarben in die Luft zaubert. Unterhalb der Brücke, dem Laufe des Flusses folgend, dehnen sich die schönsten, von Wegen durchzogenen Parkwiesen. Nebenan entquellen dem Boden viele kalte Wässer, bezeugend, dass der Ort den Namen, den er tragt, vollkommen verdient. Weit hinunter zieht sich das Teichbett, begleitet von Rüchen mit viel verschlungenen Stämmen und manchem anderen Baume. Aus dem hellen Wasser steigen allerlei Pflanzen empor, im schlammigen Wurzelgeflechte die verschiedensten winzigen Lebewesen bergend. Von diesen Wasserkindern Floras lenken besonders lebensfrische Tannenwedel und Wasserprimeln die Blicke auf sich. — Der neuere Parktheil breitet sich neben dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schlossgebäude aus. Nordöstlich davon aber, beinahe ganz zum Parkteiche tretend, erheben sich aus dem zuvor bestandenen Thiergarten tue Bauten, welche die krainische Irrenanstalt bilden. Recht hübsche Punkte in der Nachbarschaft dieses" Ortes. dessen slo venische Benennung (Fužine) an das einstige Hammerwerk erinnert, sind das Pfarrdorf Mariafeld und die am Laibachflusse erbauten Papierfabriken von Joscfsthal. Im angrenzenden Nadelgehölz ruht es sich wie in einem Parke, und ist man gut bei Fuße und scheut den Umweg über die nicht gar entfernte Südbahnstation Salloch nicht, so hat man sich längs des Bahnkörpers auf dem Wege gegen Laibach noch mancher Waldidylle zu erfreuen. Auf das freie Feld gekommen, weidet sich das nimmermüde Auge, wie früher bei der Rückschau auf dem Wege nach Kaltenbrunn, an den Häuptern der Karawanken, der Julischeu Alpen, der Billichgrazer Dolomite und an der Umgebung des Schlossberges. Zur Save hin aber soll uns der nächste Abschnitt führen. I iolliisclicr < Icwöllic-SchlnssU-in in ilcr Kapell« auf der Kle'uifeslu (Sieiii). v. An der Savo. die Landschaft noch weit, tiefer unten aber, wo die Vasallen des Jantschberges und die 1 lohen von Moräutseh an die Save rücken, wird die Ebene zu einem sich immer mehr verengenden Thale. Von der Bahnbrücke abwärts sehen wir ein ausgedehntes Geröllbett, das nur bei hohem Wasserstande den Augen entschwindet. Schon im vorigen Jahrhundertc suchte man der Ungeberdigkeit des Flusses durch Regulierungen zu begegnen, trotzdem aber änderte derselbe häufig seinen Lauf, theilte sich zwischen den allmählich mit spärlichem Weidegestrüpp bekleideten Schotterbarren in vielgewundene Arme und benagte die Uferorte, wie Kletsche bei Lustthal und in letzterer Zeit selbst das nahe Tomatschewo, bis endlich Schutzbauten und neue Regulierungen des Rettes diesen üblen Launen des Save-Wassers ein Ziel setzten. Diese, in den Siebziger-Jahren auf Staatskosten unternommenen Wasserbauten haben nun unsere Brücke erreicht und werden dem Großkahlenberge zu fortgesetzt. Im einstigen Flussbette liegt der größte Theil der Orte Jeschza, Tomatschewo und Stoschze; dasselbe erfüllen Felder und Auen — und von den genannten Dorfschaften hinab ein lauschiger Naturpark, unter dessen Fichten und Eichen sich's zur Sommerszeit stundenlang lustwandeln lasst. An den ehemaligen Uferböschungen bei Stoschze und auf deren Rande blüht im Maienmonate eine Pflanze, die im Jahre 1838 sogar König Friedrich August von Sachsen aufgesucht. Ks Ist dies der stcngellosc Moorkönig (Ptdicularis acaulis). Der Pfarrort Tschernutsch, die erste Haltestelle der Bahn , in nächster Nähe des linken Save-Ufers und an der R eichssti aße heinahe am Fuße des Lranschitzbergcs gelegen, schon zur Zeit der Römer als eine der Hauptstationen auf dem Wege von Aquileja nach Celeja unter dem Namen Savo fluvio bekannt, gewährt einen weiten Ausblick über Laibach hin. Die große I rotzbrücke über den Fluss stammt aus dem vorigen Jahrhunderte. Zur Zeit ehr Franzosen-herrschaft in Krain, namentlich am 25. September 1813 , wurde um die Rrückenschanze, welche Gardejäger, ein französisches und ein italienisches Bataillon ver t heidigten, lebhaft gekämpft. Wir stehen somit auf blutgetränktem Boden. Abwärts davon, wo der Himberg zur Save tritt und die Überfuhr von St. Jakob Leben in die Auen bringt, entfernen wir uns wieder von der Stelle, welche den Hauptfluss des Landes der Stadt Laibach am nächsten rückt. Das Rauschen des frischen Alpenwassers gilt nur mehr weiten .Sand- und Geröllhalden, auf die sich grau-grüne Weidenbüsche legen. In Betrachtung derselben erreicht man die sanften Böschungen, zwischen welchen ehedem die Laibach in die Save mündete. Gar nicht so fern davon, kaum ein Kilometer weiter, vermählen sich dermalen die Gewässer [nnerkrains, die als Poik- Unz-Laibach der Grottenvvclt entströmen, mit dem alten Savus, und quer gegenüber gesellt sich ihnen aus ausgedehntem Schotterbette die Feistritz bei, die frische Tochter der Steiner-Alpen. Innig vereint schmiegen sie sich, gleich der Südbahn, hart an den Fuß des Osterberges. An der Mündungsstelle der Laibach und weiter hinauf merkt man heutzutage . , _------- nichts mehr von der voreisenbalmzcitlich.cn Bewegung auf diesem Karstflusse; nur in Salloch stößt man noch auf deutliche Spuren des Stapelplatzes des mit dem Jahre 1849 erloschenen Spcditionshandels der Laibacher. In bunter Reihe durchfurchten die mit Getreide, Weinen, Steinkohlen und anderem beladenen Tombassc (über 50 Meter lange Lastschiffe mit Schnäbeln), gezogen von einer Reihe von Ochsenpaaren, die Fluten der Save und des etwa zwei Kilometer langen Theiles der untersten Laibach, um vor den Warenmagazinen und dem Navigationszollamte in jSajloch, der jetzigen stillen Eisenbahn-Station, Halt zu machen und das Gebrachte mit anderen Gütern zu vertauschen. Da, wo sich die vorgenannten Gewässer zu Eins vermengen und aus einem grünen Seiten-thale der Wessnitzbach in die Save stürzt, bringt uns ein von Fichten begleiteter ehemaliger Schlossweg hinauf auf den OstcrU'rg. Nur wenige Reste mehr sind von der Burg vorhanden, die Ortolph von Scharfenberg 1015 erbaute, und auch nicht Ein Steinchen deutet auf den Letzten dieses Geschlechtes, Georg den Osterberger. zurück, der ein Opfer des Türkenkrieges geworden. Ein Haus, weit über die Savelandschaft hinauf winkend, stehtauf einem Theile der Stätte, von der einst frohe Töne die Flussnymphen in Schlummer wiegten, und nur der Weiler darunter hält mit seinem Namen (Podgrad, d. i. «Untcr- schloss», Ort unter dem Schlosse) die Erinnerung an jene Tage fest, da vom steilen Bergvorsprunge noch eine stolze Burg in die Ferne blickte. In der That: man schaut da oben über Müsse und Ebene weit ins Land — bis zu den mächtigsten Höhen hinauf. Dort ist Stein und seine Bergwelt, da ragt das Laibacher Berg-schloss und dahinter eine Unzahl von Kuppen und Spitzen auf, von der niedersinkenden Sonne in Gold gekleidet. Uns zu Füßen, im beginnenden Thalc, umfängt die Save die herrlichen Auen eines reizenden Punktes : des durch Kastanien-Alleen und schöne Platanen einigermaßen in Schatten gelegten Pfarrdorfes Lustthal (Dol). Zu dem Schlosse gleichen Namens gehörte ein prächtiger Garten, einst voll seltener Gewächse, die nun, gleich den reichen Sammlungen dieses Herrensitzes, in alle Welt verstreut sind. Lustthal ist zum Sommerfrischortc wie geschaffen. Der Schlossgarten mit dem Teiche, die Alleen und Auen, die Spaziergänge zur Feistritz und in deren Nähe hinauf nach Jauchen oder entgegengesetzt an der Save nach Dansko und dem im Vereine mit einem Schlosse erhöht gelegenen .SV. Helena, Partien auf die nahe Ei-duschna oder über den Moräutscher Berg hinüber in das anheimelnde, dorfreiche Thalbecken von Moräutsch, auch wohl einmal von der benachbarten Station Lase hinauf auf den mit einer Kirche gekrönten 793 Meter hohen Jantschberg, um bis zum Klcck hinab schauen zu können — das alles schafft eine Reihe angenehmer Wanderungen. Im Bergwalde ober St. Helena aber lässt sich in einer Grabenmulde das Brechen und Zurichten von Dachschiefer beobachten, dessen Vorkommen die netten Bedachungen in der Gegend erklärlich macht. Kurz unter St. Helena hält einsam das Kirchlein von St. Agatha über die Save Ausschau, die gleich der Bahn vollständig zum Fuße des Jantschberges getreten. Das Thal wird hier zu einer theilweisen Knge. Der Fluss beschreibt einen weiten Bogen und bald einen zweiten. In dieser Thalenge liegt die Bahnstation Kressnitz und ihr gegenüber auf dem linken Flussufer das Örtchen Werneck. Die Burg, die einst hier gestanden, ist längst verschwunden, nur die einzelnen Bauernhäuschen, die sich von Fischern abwärts der Straße nähern und der Savc-krümmung treue Gefolgschaft leisten, dienen der I »andschaft zur freundlichen Staffage. Ein ganz besonders liebliches Bild aber schafft das auf steiler, ins Savethal etwas vorgeschobener Bergeshöhe thronende Kirchlein von St. Nikolai, Blickt man in der Dämmerstunde oder in heller Mondnacht aus der Gegend des Bahnhofes zum Thürm-chen auf, zu einer Zeit also, da es, von mattem Schein umgössen, in die mit Sternen besäete Himmelsbläue hineinragt, so hat man ein Bild vor sich, das sich für immer in die Seele ver- 8o senkt. Man sieht das Kirchlein auch von Laibach aus, und wer sich zum selben hinauf bemüht, wird hochbefriedigt von der luftigen Stelle zurückkehren. Zwischen dieser Höhe und der östlich davon in dem gleichen Zuge sich erhebenden Slivna führt ein Pfad über die Germatscha geradeaus ins Centrum des dahinter liegenden Thalbeckens nach Moräutsch. Es wandert sich ganz angenehm hinauf durch den Föhrenwald, über die mit Edelkastanien besetzten Lehnen von Fischern und die bescheidenen Felspartien der Einsattlung, die einen schönen Ausblick auf die Kalkalpen bietet. In zwei schwachen Stunden ist man drüben. Bevor wir uns den weiteren FTussbildern zuwenden, sei noch einer örtlichkeit hoch ober der Save gedacht. Verfolgt man nämlich auf dem linksseitigen Ufer den Fahrweg von Kressnitz, eigentlich Werncck (Wernegg) stromab weiter, so gelangt man inbälde nach Hötitsch und dann, von der Save hinweg, aufwärts zwischen felsige Bergmauern (zur Rechten) und grüne Lehnen und sieht nun auch schon ober sich die ersten Häuser des in letzter Zeit vielgenannten Marktes Watsch. Ist man einmal auf die Bergstufe hinaufgekommen, wird jedermann von der prächtigen Rundschau überrascht und namentlich vom Blick hinunter auf die einstmalige Schiffswerfte der krainischen Savcschiffahrt. auf den Markt Littai. Wer nun will, kann von hier eine lohnende Fußtour über Petsche ins Moräutscher Becken zurück oder hinüber nach Gallenegg unternehmen, der Freund der Altcrthumskundc aber eilt zu den nahen Flachgräbern, die dort mit Turnulis wechseln, Iber, am dolomitischen Berghange zwischen Klcnik und dem heiligen Berge, stand dereinst, wie sich das Volk erzählt, eine größere Stadt. Die vielen Ausgrabungen förderten prächtige Dinge zutage, darunter eine schöne Gürtelschließe, mehrere Gcwandnadcln (Fibeln), Bronzehelme, wovon einer etruskische Schriftzeichen aufweist, allerlei Flbclanhängsel u. s. w. Der hervorragendste FTind, ein Fund von bedeutendem Werte, aber bleibt die schöne Situla, ein würdiges Seitenstück der berühmten Situla von Bologna. Von der Nekropolc von Watsch nun wieder hinunter ins Savethal. — Die Finge von Kressnitz weitet sich gegen Littai zu einem freundlichen , an lieblichen Landschaftsbildern reichen Becken, das mit manchem Schlosse geziert ist. Bald unter Littai, namentlich von Sava an, aber nähern sich die Thalwände wieder derart, dass selbst unser Hauptfluss dadurch in ein recht schmales Bett gezwängt erscheint. Für die Südbahn musste hier der nothwendige Raum erst durch Felssprengungen und Untermauerungen geschaffen werden. Jäh steigen die Lehnen an, zahlreiche Felsthürme ragen aus dem Grün derselben empor, und gar nicht so vereinzelt sind Stellen mit senkrechten oder gar überhangenden Wanden. Der eingeengte Lluss schießt über abgestürztes Gestein hinweg und frisst sich wieder in anderes ein, so dass im kaufe der Zeit reizende Üferbilder daraus geworden. In vielen Windungen zieht sich diese interessante Schlucht, ein krainisches Gesäuse, das unter Sagor zur Landesgrenze gegen Steiermark wird, bis Steinbrück hinab. Zwischen den Braunkohlcnstätten Sagor und Trifail wird man noch durch einen schönen Wasserfall, ober welchem sich eine Mühle vor einen malerischen Grottenraum gestellt, von der rechten Uferseite her überrascht. Schluchtartige Thäler und Bergspalten gewähren hie und da einen kleinen Ausblick; der stellenweise noch erhaltene alte Treppelweg des rechten Ufers, der bis zur Eröffnung der Bahn den Schiffszügen diente, aber ladet zu beschaulichen Wanderungen ein, welche die Gedanken weit in die Vergangenheit zurückführen. Von der Steiner-Bahn schon ziemlich seitab gekommen, kehren wir wieder zu ihr zurück, um neue Savebilder kennen zu lernen. Blickt man von der Tschernutscher Brücke in entgegengesetzter Richtung flussaufwärts, wo der Großkahlenberg die Weiterschau verwehrt, so hat man da ein noch viel breiteres Schotterbett vor sich, als zwischen Tschernutsch und Jeschza. Flussarme, die ihre Mulden je nach Umständen zu verlassen pflegen, winden sich man St. Martin an seinem Fuße, Wohl geht es sich recht angenehm zwischen Pappeln und Eichen bis Tazen hinauf, doch beliebter, weil bekannter, ist die gegenüberliegende Uferseite. Anfangs von der Brücke über Thonschieferwände , welche unten die Fluten bespülen, aufwärts und bei den durchfurchten Partien der durch die Straße unterbrochenen Bergwand vorüber, sieht sich alsbald ziemlich hoch über dem rau- 8S sehenden Wasser in einem /.umeist gemischten Wahle, den der Weg in einigen Windungen durchquert. Wo das Terrain einstige Schau/, arbeiten verräth und nun ein kleiner Waldpark die Erdwerke überdeckt, ist man wieder im Bereiche der Wiesenlehnen und Acker und kur/, darnach beim ziemlich mächtigen Gamlingbache, dem die Müller der Gegend ihre Existenz verdanken. Nacheinander folgen die Dörfer ('///<■/■-und Mittergamling mit beinahe gleichen Kirchlein, dann Obcrgniiiling. Der geradeaus dem Großkahlenberge zu laufende Feldweg ist der kürzeste. Er lässt das Auge frei über den Fluss hin zu den Billichgrazer Bergen schweifen. Zur K echten macht sich ein bewaldeter Sendling des Uranschitzberges breit und beraubt uns des Ausblickes auf die Steiner-Alpen. Über St. Martin geht es am Fuße des steilen Großkahlenbcrges nach dem nahen Tazen wieder knapp zur hier überbrückten Save. Es ist dies einer jener anheimelnden Uferpunkte, die man gerne aufsucht, um beim Wasserrauschen das Spiel der Wellen zu beobachten und sich für neue Märsche zu stärken. Wallfahrer eilen vorüber und hinauf zur Gnadenkirche, die vom niedereren der beiden Gipfel des Großkahlenbcrges nach allen Seiten weit in die Feme schaut. Von mäßiger Anhöhe, beinahe an den genannten Berg gelehnt, macht sich weiter oben das Schlösschen Ratzing bemerkbar, und in Wikertsche regen die unmittelbar hinter den Häusern nahezu senkrecht aufsteigenden, vielfach zerrissenen Kalkwände des hier der Save am meisten genäherten Theiles des Großkahlenberges wohl zu Klcttervcrsuchen an. Man will wissen, dass in alter Zeit die Save von hier der Gegend des heutigen Laibach zu geflossen. Die Böschungen von Wischmarje (zwischen Tazen und St. Veit) und die bedeutende Flussgeröllage, die unter einer dünnen Dammund Thonerdeschichte bis an den Fuß des Schloss-berges reicht, lassen es wohl vermuthen. Vielleicht versetzte der krainische Geschichtsschreiber A. Linhart nicht ganz mit Unrecht Fanona an die Save? Ein Stündchen bringt uns über Felder und durch die Dörfer Unter- und Oberpirnitsch vom Großkahl enberge hinweg nach ZwisrJn-nn>/rsx). Nicht selten bezeichnet man diese Anhöhe einfach als «Tschcrnutscher Berg». Anheimelnder noch, als der Weg durch das von dem Tschcrnutscher Bächlein durchflossene Wiesenthal, sind die Waldpfade, die über den Rücken des südlichsten, die Savebrücke berührenden Armes, des Straschnik, führen. Die Straža und ihre Fernschau kennen wir schon von früher her (Seite 20). Wem es von der Reichsstraße hinauf, wo 1813 der Kampf um die Brückenschanzen tobte, zu steil ist, der wähle die schon im vorigen Abschnitte gekennzeichnete Gamlinger Straße und biege weiter oben, bevor sich selbe westwärts ins Waldgebiet hinein wendet, nach rechts hinauf ab. Man braucht sich nur an den welligen, nordwärts der Höhe von Uranschitz zu laufenden Rücken zu halten und sich um mancherlei Pfade, die anfänglich da und dort abwärts führen, so lange nicht zu kümmern, bis man zum Wege gekommen, der von Gamling herüber quer über die bescheidene Flöhe als Hohlweg ins Wiesenthal und von da zum Bergdorfe hinauf sich wendet. Ein Fehlgehen ist geradezu unmöglich, da man die weit über Laibach hin ausschauende Ortschaft fast immer vor sich hat. Die Partie über diesen Rücken ähnelt sehr jener über den Golouz. Bald unter harzduftenden Föhren, bald wieder unter dem Laubdache schöner Rüchen windet sich der Weg um kleine Kegel halb herum, läuft streckenweise fast eben dahin, dann wieder ziemlich sanft auf- oder niederwärts, je nach Umständen, bis der Wald zu Ende. Man wandelt auf röthlicheni Thonschiefer, das Haupt der ganzen Erhebung aber und einige Sendlinge, so die Anhöhe von Terscin, bestehen aus Kalk. Über die lrelder erreicht man bald den von Obstbäumen reichlich beschatteten Ort. 1 )a es an ebenen Plätzen mangelt, hält Uranschitz einen Theil der Lehne besetzt. Selbst für die bis zur südlichen Grenze des Landes ausschauende Kirche — eine Filialkirche — konnte erst durch Untermauerung der nöthige Grund geschaffen werden. Das Merkwürdigste am Bergdorfe aber ist bei den heutigen Zeitverhältnissen jedenfalls das, dass es kein Wirtshaus sein Eigen nennt. Die allgemeine Ruhe hat dadurch gewiss nichts eingebüßt, der Bergwanderer aber mag sich bei SO* thanen Umständen selbst mit den nothwendigen Stomachalien versehen. Übrigens ist die Dauer des Spazierganges durch die Wälder und die Rüsche keine so lange, dass der Rucksack gefüllt sein müsste. Die geringe Mühe entschädigt ein prächtiger Blick über Laibach und das Unterki aincr Bergland sowie die Flöhen Inner* krains, namentlich auf den Schneeberg. Über Uranschitz steigt eine senkrechte Felswand mit grottenartiger Aushöhlung auf. Sei hui von Laibach aus ist dieselbe sichtbar. Sie erinnert an das Gefelse mancher Karstlandschaft. Oberhalb der Wand breitet sich Laubdickicht und Nadelwald aus, weshalb heute vom Gipfel des Herges kein Ausblick möglich ist. Bebaut erscheint übrigens nur der Hang von Uranschitz, dann die Umgebung der zweiten, (istlicher gelegenen Bergortschaft Dobeno und einige weitere Theile gegen Mannsburg hin alles übrige deckt Wald, häufig schöner Wald. Auf dem Kogel oben, der Uranschitz von Nordwest flankiert und sich vor die Grottenwand stellt, begrüßt den Wanderer so dichtes, mit wilden Rosen und Brombeeren vermengtes Tann ich t, dass ein Weiterkommen kaum möglich. Steigt man da hinauf, meldet sich der Kalkboden sofort durch Cyklamen. die fleischfarbige Heide und andere Pflanzen an. Will man den gemachten Weg nicht noch einmal wandeln, so empfiehlt es sich, nach .Mitter- oder Untergamling hinabzusteigen. Nicht ohne hübsche Fernblicke ist auch ein Marsch über Uranschitz nach Mannsburg hinüber. Der bestbekannte Nachbar des Uranschitz-berges und von diesem nur durch die wasserreiche Wiesenlandschaft von Povodje getrennt, ist der schon mehrfach berührte Großkahlenberg (auch Großgallenbergi. Von seinen beiden Gipfeln wird der kaum merklich höhere (675 Meter; zu einem Grate, den Gestrüpp und Eriken erfüllen, der niedrigere zum Träger der Wallfahrtskirche, die noch eine feste Mauer umgibt, aus welcher das Häuschen des Seelsorgers gleichsam herauswächst. Im Sattel zwischen den beiden Gipfeln sind Felder und ein Bauernhof, von der Südseite jedoch nicht wahrzunehmen. Der ganze Berg ist mehr oder wen iger bewachsen die obersten Partien der Südabdachung zumeist mit Gestrüpp, unter dem sich Weißdorne, Wacholder, Buchen und Sauerdornsträu-cher häufig finden. Der Hauptweg führt vonTazen Grabstein von Professor Wilhelm Voss (Jahresbericht der Oberrealschule in Laibach, 1889) aufmerksam gemacht; der Tourist aber steige hurtig hinauf, oben winkt ihm nach nur einstündiger Bergwanderung ein grofies Stück des an Mannigfaltigkeiten so reichen Krainerlandes, von den zackigen Gemarkungen Kärntens und der untern Steiermark bis zum Schnceberge. Einem dunkelgrünen Teppiche gleich dehnen sich unten die Nadelwaldungen in die Weite, geschmückt durch die Ruine von Flödnig; lachende Gründe, mit Dörfern besetzt, greifen bis zu den gewaltigen Bergwällen aus; die Städte Laibach, Bischoflack, Krainburg und die Vorposten von Stein winken zur Höhe herauf, die schimmernde Save lässt sich bis in die Thalenge verfolgen, und auf den Gipfeln des Mittelgebirges trifft der Blick manches freundliche Kirchlein. Alles schön, so weit das Auge reicht! Die herrlicheBergwclt aber malt das Panorama des kärntischen Meisters Marcus Pcrnhart, wie es dermalen noch das Häuschen des Messners bewahrt. Alle krainischen Berge, die wir in dieser Schrift nannten, und auch ein paar steiermärkische noch sind im Rundbilde zu sehen. Zu den Nachbarn des Uranschitzberges gehört auch die hügelartige Erhebung im Norden desselben, genannt 'Debeli vrh*, Für Spaziergänger, welche die Gegend von Mannsburg und Schenkenthum durchstreifen, gibt es da manches trauliche, abgeschiedene Plätzchen und auch angenehme Ausblicke ins grüne Thal zwischen unserer «Vransica» und den Hücheln um Flöd-nig und dem Großkahlenberge; besondere Anziehungspunkte bietet diese Waldhöhe jedoch so wenig, wie der Himberg, der südliche Nachbar von noch geringerer Höhe'. VII. An der Feistritz. Seinen Aufschwung verdankt es der Strohhut-fabrication, deren Mittelpunkt es, wie schon im /.weiten Abschnitte erwähnt, im Lande geworden. Die Strohflechterei bildet nämlich in der ganzen (legend schon seit Menschengedenken eine lebhafte Hausindustrie, Dies wahrnehmend, stellten sich nach und nach unternehmungslustige Fabrikslienen ein, zumeist biedere Tiroler, und begannen da Bauten aufzuführen. In den Siebziger-Jahren beschied die Centrairegierung sogar einen auswärtigen Flechtlehrer hieher, um sowohl in Dom-schale wie in den Nachbarorten neue Flechtarten einzubürgern und die alte Industrie nach Thunlichkeit zu heben. Der Absatz gewann sehr an Ausdehnung, und so ist Domschale das geworden, was es jetzt ist. Feine Kopfbedeckungen, die man als Florentiner Hüte herausstreicht — sie sind zumeist hier entstanden, wenn auch selbstverständlich nicht aus heimischem Stroh. Das Fabriksieben treibt überall neue Blüten, in Domschale wie im anstoßenden Stop und dem nahen Mannsburg, und damit erfährt auch der Verdienst vieler Bewohner in der Runde eine angemessene Förderung, obgleich der Ackerbau hiebei manche Arbeitskraft einbüßen muss. Domschale (Domžale), [4*6 Kilometer von Laibach entfernt, erscheint vollkommen zwischen Feistritz und die Wiener Reichsstraße gestellt. Letztere bildet hier einen rechten Winkel und übersetzt kurz danach, begleitet von einer Anzahl neu entstandener Häuschen, das ausgedehnte, von Weiden umgrünte Bett des frischen Zuflusses der Save. Der weite Ausblick über die Ebene und auf ihre herrliche Begrenzung veranlasst so manchen Fremden zu längerem Aufenthalte, zumal es im Umkreise auch an angenehmen Spazierwegen nicht fehlt. Die Auen unmittelbar hinter der Dorfschaft, das Wandern an der rauschenden Feistritz oder an dem in die- selbe hier einmündenden Radomla - Bache, das Herumstreifen in der gleich vom linken Feistritz-ufer zu hübschen Aussichtspunkten ansteigenden mit einer noch nicht recht zugänglichen Grotte gesegneten Hügelgruppe. Schumberg geheißen wie das Ergehen zwischen den saftigen, hin und wieder von Räumen beschatteten Wiesen —- das alles vermag selbst den Trübsinnigen einigermaßen aufzurütteln! Knapp neben Domschale bietet auch das mit der Kirche von Goritschiza gekrönte I lügeichen eine freundliche Rundschau, zugleich aber auch das bescheidene Bild eines ehemaligenTabors. Ein thurmartiger Rundbau, aus der einstigen Ringmauer emporstrebend, ist noch jetzt bewohnbar. Wem der Straßenstaub das Spazieren nicht vergällt . der möge das nahe Depelsdorf sowie Tersein aufsuchen und dort die Anhöhe aus Kalk ersteigen, durch welche der Uranschitzberg dieses lange Dorf berührt. Valvasor weiß über Tersein zu berichten dass diesen Ort zu seiner Zeit viele Bettmacher und Stricker bewohnten, die kleine; Fischnetze, Angelruthen. Reusen und dergleichen Sachen strickten. «Die Bettmacher lauften alle Kirchtage im ganzen Lande herum mit Weib und Kindern, ihre Bette zu verkauften. Treffen sie dann die Bequemlichkeit, jemandem den Beutel abzuschneiden, so seynd sie auch gantz willig und nicht unbehänd dazu. binden sich also nicht gar zu fest ans siebende Gebot. Hinter Tcrsehi liegt am Fuße des Uranschitz-bcrgcs, an prächtigen Nadelwald gelehnt und etwas erhaben, das im Jahre 1530 erbaute Schloss Habbach, frei nach Mannsburg und darüber hin Ausschau haltend. Ein kleineres und näher an Domschale, sozusagen im ebenen Feld gelegenes schon weiter vorne erwähntes Schloss ist Ebensfeld. Man braucht nur von unserer Strohflecht-Mctropolc auf dem da von der Reichsstraße abzweigenden, auf dem rechten Ufer der Feistritz bleibenden Fahrwege die Richtung nach Stein einzuschlagen, und man ist alsbald in Rodiza und vor dem Schlösschen. Übrigens läuft, wie schon bekannt, auch die Bahn da vorüber. Zu einem freundlichen Spaziergange bietet der Weg durch die Auen, über die Feistritz und vom Schumberg zur nächsten bewaldeten Erhebung , an die sich Jauchen (Ihan) lehnt, Veranlassung. Die untermauerte Kirche, die Schule und ein paar andere Häuser stehen auf etwas erhabenen Plätzen und gewähren einen schönen Überblick über die Auen, und die Save-Ebene bis über den Laibacher Schlossberg und die Rosen-bacher Anhöhen hin. Auch die einstigen Bewohner von Jauchen kommen bei Valvasor nicht am besten weg. Wie die Terseincr, lässt der berühmte Historiograph sie als Bettmacher mit Kind und Kegel im Lande und in der Nachbai schaft herum wandern und der Beutelschneiderei und Taschen Purgiererei ergeben sein. Ebensoweit, wie von Domschale nach Jauchen (eine Wegstunde), ist es von da durch Wiesen und Ackerland längs der Feistritz-Auen nach Lustthal und /.ur Save hinab. Freundlich grüßen von den östlichen Höhen Kirchen und Ortschaften nieder, wende man sich nun da oder dorthin. Zur Abwechslung trete man den Rückweg nach Domschale tiefer unten über den langen Feistritz-steg an. Mitten auf dem l7eldc, an der mühlen-treibenden Beischeid, liegt Dragomel, aus dessen Umkreise uns Valvasor manches Schlossbild bietet (Dragomel, 1 lof 1 )rogcmbl, Hof lak). Durchs Wiesen lan d hinauf erreicht man nach einer Wegstunde die Reichsstraße und unsere zweite Bahnstation wieder. Recht anmuthig gestaltet sich von Jauchen an der Rückmarsch durch die niedliche Berglandschaft , die diese Gegend von der Wienerstraße scheidet. Man sieht dabei, bevor noch der Schumberg im Rücken, am Rande eines kurzen Wiesenthals Schloss Kreutberg auf theilweisc um waldetcr Anhöhe. In Abgeschiedenheit wirken die Reize dieser kleinen Waldidylle wohlthuend auf das empfindsame Menschenhcrz. Über die Felder erreicht man Vir (Wir, von Valvasor als «Wag» angegeben) und damit das östliche Weichbild von Domschale. Der Ort, bis in die jüngste Zeit eine bekannte Spargclzucht-stättc. liegt an der Feistritzbrücke der Reichsstraße, das linke Ufer des Alpenwassers hier freundlich beherrschend. Ein Fahrweg leitet durchs Grün des Schumberges in die Gegend zurück, die wir eben verlassen, in entgegengesetzter Richtung längs der Feistritz, bei Sägemühlen und anderen Wasserwerken vorüber, durch Kolitschewo, Radomle und Wolfsbach dagegen nach Stein. Wenige Minuten Weges bringen den Spaziergänger von Vir auf ebener Reichsstniße nach Aich (Dob). Der größte Theil dieses Dorfes liegt mit Pfarrkirche, Schule und Pfarrhaus unterhalb der Straße. 1 Hcse tiefe Lage büßt der Ort zu regenreichen Zeiten durch eine förmliche Wasserbelagerung. Trifft es sich nun, dass zu solcher Zeit ein in den ewigen Frieden eingegangenes Pfarrkind zur Erde bestattet werden muss, so bleibt nichts übrig, als es in ein Wassergrab zu betten und den Sarg, damit er in tue mit dem nassen Elemente angefüllte Grube niedersinke, an mehreren Stellen anzubohren. In das Schluchzen der Leidtragenden mischt sich dann ein dumpfes Gurgeln, bis sich die Wellen des überschwemmten Gartens der Ruhe über dem Grabe besänftigt haben. Auch von Aich führt ein freundlicher Fahrweg nach Stein hin, sich mit dem vorerwähnten in Radomle vereinigend. An demselben macht sich in geringer Entfernung von der Reichsstraße eine Riesenlinde bemerkbar, von der sich das Volk erzählt, dass im Schatten derselben noch 1 IO M'iiiv au« Manmburj, Schwärme der ins Land gedrungenen Türkenhorden Erquickung gesucht. Danach führt eine niedere Apfelbaumallee an dem Schlosse Rothenbüchel vorüber, das 15 15 der Bauernbelagerung erfolgreichen Widerstand geleistet. Unterstützt durch «Frantzen Glanhoffern zu Dragembl», der den aufrührerischen Leuten eine «Rarren-Buchse» zukommen ließ, erschienen dieselben vor dem damals dem 1 Icrrn von Lamberg gehörigen, durch Mauerwerk gut befestigten Schlosse, gruben die Teiche ab, steckten die Meierhöfe in Brand und «stifteten Schaden so viel sie nur konnten*. -Nicht fern von Rothenbüchel (früher Rottenbüchel) liegt, von Wald umsäumt, das Schloss Scherenbüchel, das Stammhaus der Herren von Schernbuch!. Und nun wieder auf das rechte Feistritzufer hinüber — nach Mannsburg. 2. Mannsburg. Der langgestreckte Flecken erfreut sich freien Ausblickes über die Ebene der Feistritz, An den äußersten Nordostrand des Uranschitzberges gelehnt, macht der Ort mit seinen stattlichen 1 läusern und dem massiven Kirchthurme den Eindruck der Behäbigkeit. Frei starrt von dem sich endlich langsam mitjungwald schmückenden Mannsburger Kogel, Gobouz (Göbovec) genannt, der letzte Mauerrest des Stammschlosses der Herren von Mangesburg oder Mengesberg in die Ferne. Hart darunter erhebt sich das neue, um [630 nach Vertreibung einiger Bauern vom Herrn Leopold Raumschissel erbaute Schloss Mannsburg. Von der Eisenbahnstation Jarsche-Mannsburg, welche der hohe Schlot einer Kunstmühle weithin markiert, führt uns die Straße über das Feld in den Markt. Angenehmer, wenigstens für den Drücke im I Jorfc [,:u?k lici Schloss I lahhurli. Fußgänger, erscheint der Weg von Tcrsein her, längs der Beischeid fast parallel mit der Bezirksstraße laufend. Man kommt dabei in die Nähe des Schlosses Habbach, hat den Bach zur Seite, erfreut sich am Grün der Berglehne und findet vielleicht auch an einem oder dem andern Häuschen der Ortschaft Lack (Loka), sicherlich aber an der alten zweibogigen Brücke Gefallen, die wir im Bilde bringen. Die nächsten Häuser, die man erreicht, sind schon jene von Kleinmannsburg, welche bei der Pfarrkirche au denen des eigentlichen Marktfleckens «Großmannsburg» stoßen. Beim Marsche dahin regen sich geschichtliche Erinnerungen, Wo ist die Stätte der Mutation ad Cjuarto deeimum, des römischen Hofes auf dem Wege nach Celeja, der dem Pferde- und Maulthicrvvcchsel gedient? Sie liegt im Weichbilde von Mannsburg. Die Geschichte lässt uns auch wissen, dass die Maentini oder Manns-berger, die hier herum gewohnt, sich dem Kaiser Augustus, als dieser mit seinem Heere sich dem Lande näherte, willig ergaben. Was mögen die späteren Zeiten dieser Gegend alles gebracht haben ? In der Nähe des jetzigen Marktes stand auch ein Hof Mannsburg, «der mehr als die Helffte an Gülte von der Festen Mangesburg gehabt.» An die Kirche schloss sich ein Tabor, der zur Zeit der Bedrängnis das Beste der Bewohnerschaft zu bergen hatte. Drangsale blieben niemandem erspart, umsoweniger den Wohnstätten, welche auf Jahrhunderte zurückweisen. Ältere Leute erinnern sich noch der großen Brände, die Mannsburg (slovenisch Mengis) heimsuchten, der Überflutungen durch die Beischeid beim Pasgange dieses den Markt durchfließenden Baches und endlich der Widerwärtigkeiten, die das räuberische Gelichter der Rokovnatschi schuf, welches in den benachbarten Waldungen hauste. Von allen derartigen und anderen Übeln erholten sich die Mannsburger alsbald wieder. Sie machten die öden Weidegründe gegen Stein hin zu fruchtbaren Feldern und wussten auch innerhalb ihrer Mauern Leben und Weben zu fördern. Man findet im Markte ein hervorragendes Gebäude , das im Dienste der Strohhuterzeugung steht, und eine auch in weiteren Kreisen bekannte Brauerei. Ausflüge lassen sich von diesem Punkte aus so manche unternehmen. In der Runde gibt es größere und kleinere Dörfer; in einer guten Stunde erreicht man auf einsamer Straße Stein, und will man ein wenig dem Bergsteigen huldigen, so ist der Uranschitzberg ja nahe. Oben beim Ruinenrest winkt eine recht schöne Aussicht, namentlich ins Gebirge hinter Stein, hat man aber eine Vorliebe für Schlösser, so ist's zu vielen derselben nicht weit. Zu den anheimelnderen Spaziergängen gehört ein solcher nach Schcnkenthurn, das jenseits der Flöhe so recht zwischen der Uranschiza und dem Debeliverch, auf eine Stufe der ersteren gestellt, über grünen Thalgefilden daliegt. Der Name des Schlosses erinnert an Amalrich Schenckh von Osterwitz, der im dreizehnten Jahrhunderte hier einen hohen Thurm mit fester Ringmauer aufführen ließ, welche später den Baustoff zum jetzigen Herrensitz geliefert. Kleinkahlenberg. 3. Der Kleinkahlenberg und die benachbarte Berglandschaft. Sehe ich den Kleinkahlenberg, kommt mir gleich auch der Medea-Hügel im Küstenlande in den Sinn. Von diesem soll Attila den Brand vod Aquileja betrachtet und sich an demselben wie Nero am brennenden Rom ergötzt haben, vom Kleinkahlenberge aus, diesem nur wenig über fünfzig Meter aus der Ebene aufragenden Hügel, aber sah zur Zeit der Reformation eine große Volksmenge der Sprengung zu, welcher jene Kirche zum Opfer fallen musste, die in der Nähe des heutigen Schlosses Kreuz stand. Dieselbe war im Besitze der zahlreichen Anhänger der Lehre Luthers, die sich, zumeist Landlcute, hier häufig versammelten. Der Reformations-Commissarius Rischof Chrön machte dem nun ein Ende, indem er das Rethaus durch Pulver zerstörte. Von der Station Jarsche- Mannsburg ist der schön mit Nadelholz bestandene Hügel in Kürze erreicht. An seinem Fuße weitet sich — Platz mangelt ja nicht — die Ortschaft Homez, deren Namen auch die Haltestelle trägt, seinen Ostrand aber bespült die Feistritz. Ein förmlicher Parkweg führt auf die Anhöhe, wo, mitten zwischen Fichtengipfeln Kirche und Friedhof nebst einem Wohngebäude zu scheu sind. Der Ausblick ist wohl vielfach gehemmt, der Punkt trotzdem ein ganz prächtiger. «Waldesrauschen — wunderbar Hast du mir ins Her/, getroffen», doch der Dichter (Lenau) setzt auch bei: (Treulich bringet jedes Jahr Welkes Laub und welkes Hoffen.' Die Rundschau lässt indessen eine elegische Stimmung nicht aufkommen. Mit Behagen streift der Rück die vielen Ortschaften in der Ebene über Krainburg hinauf und an den Bergesrändern, mit I .ust verweilt man bei den mit Grün umsäumten Schlössern, darunter Kreuz, auf lieblicher Anhöhe; und wie leise Grüße von den schon sehr nahe getretenen Berggiganten streichen sanfte Lüfte durch die Wipfel her — die Verkünder der Freiheit, die auf den Höhen wohnt. Den eigentlichen Magnet bildet die nahe Stadt wie deren Hinterland und das vielfach gefaltete Mittelgebirge, das sich im Osten vor den Kleinkahlenberg stellt. Es ist darum ganz natürlich, dass man zunächst die Eeistritz und ihre Sandhalden überschreitet und um Radomle, Rau und Wolfsbach seine Spaziergänge macht. Dort steht am grünen Hang das im 17. Jahrhunderte erbaute Scbloss Wolfsbüchel mit weitem Garten davor. (Der Fahrweg nach Stein zieht vorüber.) Von den Ruinen des alten Schlosses, die Valvasor noch aus dichtem Nadelwalde aufragen lässt, ist jetzt nichts mehr zu sehen. Der berühmte Geschichtsschreiber erzählt uns aus der Gegend Wolfsbüchels, wie auch dazumal liebeglühende Landmedusen die Christnacht zu einem Blicke in die nächste Zukunft auszunützen pflegten. Zwei solche begaben sich nämlich um die Mitternachtsstunde zu einem Walch |iiell, um in demselben den Zukünftigen zu erblicken. Ein Bursche, der von ihrer Verabredung Kenntnis erlangt hatte und in Liebe zu einer der beiden entbrannt war, verfügte sich ebenfalls zum Wässerlein, erklet- terte einen Baum und stieg auf einen Ast hinaus, welcher gerade über den Ouelltümpel ragte. So meinte er sein Spiegelbild in der hellen Nacht recht gut in das Wasser zaubern zu können. Doch, o weh als die beiden 1 leiratssuchtigen voll Neugierde in den Quell schauten und der Dorf-Adonis auf dem Aste sich noch mehr vorneigte, da brach dieser, und die Liebessehnsucht erfuhr ein kaltes Bad. Die beyden Amaryllen oder Dorf-Nympfen, welche gar nicht änderst gedachten, denn der lebendige Teufel wäre herab ins Wasser gefahren, liefen bestürzt davon. Und dem verliebten Bauern-Trollen wird ohne Zweifel dies kalte Bad seine Sehnsucht (Valvasor gebraucht dafür eine kräftigere Bezeichnung) ziemlich abgekühlt haben. Es seynd aber die zwo jungen Bäuerinnen hierauf tödlich erkrankt, und ist auch haue über eine Zeit hernach gestorben.» Empfehlenswert bleibt eine Wanderung über Kau nach Gerlachsteiu. Die alte Feste, die sieh von einem Berge aus weithin sichtbar machte, hielt Valvasor für einen Bau aus römischer Zeit. Im Jahre 1315 und später stand das mit festen Kundthürmen versehene Schloss im Besitze der Herren von Gerlachstein, von denen der Manie der örtlichkeit herrührt. Im sechzehnten Jahrhunderte wurde es ein Raub der Flammen, wonach dann unter demselben an Stelle der «Ackcr-I laben » auf einer Anhöhe das neue Schloss erbaut wurde. Dies fiel gleichfalls einer Feuers- -T- brunst (1679) zum Opfer — aus seiner Asche erhob sich jedoch bald darnach das jetzige. Auf luftiger Hergeshöhe liegt kabensberg. Kirche und Pfarrhaus schauen weit ins Land aus, über die Bergwelt Inner- und l'nterkrains, aber auch fern nach Nord- Stein Kleinfeite, west. Von Gerlachstein ist es gar nicht mehr so weit hinauf, und eines Besuches ist der aussichtsreiche Berg wohl ZU würdigen. Für diejenigen aber, welche File haben, geht es vom Klcin-kahlenbergc gradeswegs über Schmarza (oder von Radomle her über Wolfsbach) gegen Stein. Um Dupliza, wo die Wege zusammentreffen und ober der Feistritzbrücke die paar Häuser zu den alten Uferböschungen treten, hat sich gelegentlich des Bahnbaues die Zeit der kömer gemeldet. Durch die Spaten der Arbeiter wurden bronzene Armspangen, eine Münze sowie eine Lanze zutage gefördert, die nun im Landesmuseum wohl geborgen sind. Die Straße tritt im Bogen in das Gebiet von Stein, die Bahn desgleichen - und so wäre man nun glücklich in der reizend zwischen Berge und Ruinen gebetteten Stadt, im krainischen Ischl! 4. Stein und seine Umgebung. Eine kleine Stadt mit hellem Bergwasser, mit malerischen Frhebungen und zernagten Bauresten aus längst vergangenen Tagen! Tosend wälzen sich die FY'istritzfluten vorüber, und nur noch die Sage erinnert daran, dass sie einst im Vereine mit dem heutigen Neulbache hinter der mitten aus der Fläusermenge aufsteigenden K leinfeste und dem ihr gegenüber aufragenden schroffen, mit der Ruine von Altstein gekrönten Kogel einen See schufen, in welchem sich die 1 1 Scliloss Steinbüchel. herrlichen Kalkriescn gespiegelt. Jetzt kleidet den früheren Seegrund lebhaftes Grün, in welchem Schlösser und andere Bauten stehen, sowie Stein selbst, die von reinen Alpenlüften umfächelte Stadt. Der Sallenberg (/Calenberg, Žalna) senkt sich mit seinem Nadelwald im Südwest zur Stadt nieder, in welche er nach einer Einsattlung einen Felshügel mit senkrechten Wänden, die Kleinfeste, vorschiebt. Uber diese Einsattlung, den Klanz, dehnt sich Stein aus dem Flussbecken zum südlichen Hang und zur beginnenden Ebene. Der Klanz bildete bis zu seiner vor kaum zehn Jahren erfolgten bedeutenden Abgrabung einen bösen Straßcnbiichcl, den die Fuhrwerke nur schwer zu bewältigen vermochten. Er markiert die an Conglomeraten wie an Tegclschichten reiche Abflusstelle des ehemaligen Sees, deren Terrain nun die Vorstadt Schutt mit der Pfarrkirche einnimmt. Das ist jener Stadttheil. in dem sich der Bahnhof befindet. Auf sonniger Terrasse überragt ihn das weit über die Feistritzebene und ihre Begrenzung ausschauende, um 155«» an Stelle eines «Plofes» von Georg von Lamberg erbaute Schloss Steinbüchel, gleichsam ein Wächter über den Eingang der Stadt. Als es im luitstehen begriffen war, bemächtigte sich der Bürger eine starke Aufregung. Sie sahen in der Erbauung des Schlosses eine Gefahr für die Stadt, behauptend, vom selben aus könnte der Türke, sobald er es in seine Hände bekäme, dem Orte bedeutenden Schaden zufügen. Da weder solche Befürchtungen noch der bewaffnete Widerstand den Bau ruckgängig zu machen vermochten, wurde zum Schutze Steins auf dem Sallenbergc ein Thurm aufgeführt. An die Kleinfeste schmiegt sich der größte Theil der über 2OO0 Einwohner zählenden, in einer Seehöhe von etwa 400 Metern liegenden (slov. «Kamnik» genannten) Stadt; nur die Vor- stadt Neumarktl und die schöne Bade-Anstalt haben das linke Feistritzufer aufgesucht. 1 He Kleinfeste 1 Schon sehr lange sind nur mehr geringe Reste der einstigen Bauwerke zu sehen. Man verwendete deren Steine zur Herstellung mancher Stadthäuser. Es fesselt darum der Fels-hügel mehr durch die Fernsicht, die er bietet, denn durch die geringen Mauertrümmer. Etwas jedoch, was von der ehemaligen Klcinfcste noch übrig blieb, darf nicht übersehen werden: drei über einander gebaute und daher nur ein einziges Gebäude bildende Kapellen. Niemand weiß recht zu sagen, seit wann dieselben dastehen. Das romanische Portale (sieh die Abbildung!) lässt mit einiger Sicherheit darauf schließen. dass dieser Bau um 1300 entstanden sei. Im Innern desselben sind an beiden Wänden Heiligenfiguren (Steinsculpturen), in gothischer Manier ausgeführt, eingemauert — höchst wahrscheinlich Schlusssteine von gothischen Kreuzgewölben. Daraus wäre zu ersehen, dass die ehedem romanische Kapelle in eine gothische umgewandelt wurde und dass diese endlich einem Renaissance-Kirchlein Platz machen musste, wobei man so pietätvoll war, die Gewölbe-Schlussteine als Wandschmuck einzumauern. Man erzählt sich, diese Kapellchen, die der Gottesmutter, dem h. Eligius und dem h. Petrus geweiht erscheinen, seien dereinst ein Götzentempel gewesen. Das in demselben aufgestellte Götzenbild habe viele Leute, selbst aus der Ferne, herangelockt, da man hier die Zukunft Romanisches Portale der Kapelle auf der Kleinfestc in Stein. zu erfragen vermochte. Man meint auch, dass ein großer 1 heil der dem Götzenbilde gebrachten Opfer als Schatz da vergraben liege, was das Volk der Schatzgräber öfter nicht ruhig schlafen ließ. Es heißt ferner, den Schatz habe eine verzauberte Maid aus dem Geschlechte der einstigen Besitzer der Kleinfeste, mit Namen Veronika, sorgfältigst gehütet und ihn manchmal Neugierigen gezeigt. Morgens und abends konnte man hie und da die schmucke Gestalt an dem Wasser bemerken, das die Feste bespülte. Den unter einem Fvisengitter in Töpfen verborgenen Schatz aber sollte nur jener Jüngling heben dürfen, der das Fräulein durch drei Küsse von seinem Zauber erlösen würde. Da habe sich endlich ein solcher eingefunden, doch sofort die Flucht ergriffen , als sich die Verzauberte in ein Ungethüm mit Schlangenschweif verwandelte Wehklagend verkündete die «Verwunschene», dass ihre Befreiung nun bis an den jüngsten Tag unmöglich geworden, und verschwand für immer. Doch der Stadt, die einst eine reiche Kaufmannschaft gezählt, blieb sie im Wappen erhalten, welches in einem geöffneten Festungs-thore eine weibliche Gestalt mit Schlangenunterleib zeigt. Auch weiß man zu erzählen, dass später einmal ein Mädchen, das sich von seinen Gespielinnen getrennt hatte, in einem Loche der Kleinfeste viel Geld gefunden , es jedoch auf dem Heimwege, von Furcht erfasst, weggeschleudert und sich wieder zu den übrigen Kindern begeben habe, denen es das eben Erlebte erzählte. Als man nach dem weggeworfenen Geldc suchte, war davon nichts mehr zu sehen. Wieder ein andermal grub ein alter Bader im untersten Kapellchen nach dem Schatze, erblindete aber dabei. Als der See sich dahindchnte, waren an der Klein feste Ringe zur Befestigung der Schiffe angebracht, wovon vor 200 Jahren noch einige zu sehen gewesen sein sollen. Die Kleinfeste selbst hieng mit dem gegenüber aufragenden Kogel von Altstein innig zusammen und erhob sich gleichsam am Fuße desselben. Ein Wolkenbruch von besonderer Furchtbarkeit habe die Theilung des Berges zuwege gebracht, und das plötzlich durch den entstandenen Riss hinausgeflossene Seewasser überschwemmte die ltbene gegen Mannsburg hin und vernichtete ein Mönchskloster, das in der Nähe des Kleinkahlenberges gestanden. Lange sollen in der Gegend Stcin-und Sandhaufen zu sehen gewesen sein, die dieses Elementar-Ereignis geschaffen. Der Riss wurde zum Bett der Feistritz, die nun seit jener Katastrophe die Kleinfeste von Altstein trennt. Im Verlaufe des Herbstes 1890 stießen die Rahnarbeiter beim Tunnelbaue durch den Sallen-berg auf einen tiefen unterirdischen Gang, der sich infolge des darin angesammelten Wassers und Schlammes nicht weit verfolgen lie(3. Man nimmt mit einiger Sicherheit an, derselbe führe von der Kleinfeste nach irgend einem Funkte der Stadt oder aber in die freie Natur hinaus. Ootliische Reliefs vom ahcflULÜMO Kallistuse An die Kleinieste lehnen sich alte Stadthäuser, wovon ein paar durch ihre dem Platze zugekehrten Giebel mittelalterliche Wohnstätten und die Hauten von Gmund, Augsburg u. s. w. in Erinnerung rufen. Im allgemeinen weisen nur wenige Gebäude in die Jahrhunderte zurück, da Stein noch eine Stadtmauer mit vier Thoren (Thor auf der Schutt, Schergen-, Graben- oder Frauen- und das Langegassen- oder Brückenthor) besaß. Neu- und Umbauten, zum Theil infolge wiederholter Brände, haben die Stadt, die 1205 noch als Markt genannt wird und 1451 über Anordnung Kaiser Friedrichs III. sich gegen die Türken wehrhaft zu machen hatte, zu einer recht freundlichen, auch von Fremden gerne besuchten Stätte gemacht. Stein bietet dem Ankömmling gute Unterkunft; Speise- und Getränke-Wirtschaften sorgen auf das beste für die Befriedigung leiblicher Bedürfnisse, das Auge aber findet Labe, wohin es sich nur wendet. Wo sind die Zeiten, als die Kleinfeste «das Flofhaltungs-Schloss der Landes-Fürsten» war, «allwo sie denen Herren von Laybach damals eine Freyheit ertheilt haben, welche das alte gegenwärtig am Hanse Nr. 21 lies Hauptplatzcs in Stein. (ichtiiiier und die Gewölber an denen Stein-Felsen noch weisen und anzeigen»? - wo die Zeiten, da in den nun zerfallenen Schlossbauten die Kärntner Herzoge und einmal selbst Kaiser Friedrich residierte? Wie so lange ist es schon her, seit hier ein innerer und ein äußerer Rath, ersterer aus zwölf Rathsherren und dem Stadtrichter, letzterer dagegen aus zehn Bürgern und der (Gemein der Stadt» bestehend, ihres Amtes walteten, ein Stadtkämmerer und ein Steuer-meister das Steueramt, zwei Baumeister das Bauamt repräsentierten! Die Chronik nennt uns auch einen Spitalmeister, einen Schulmeister, Organisten und Untermeister; sie erzählt uns von einem «ordinari Land-Gericht oder Burgfried», von dem bedeutenden Waldbesitz im Feistritz-thale, welcher gegenwärtig Eigenthum der sogenannten Bürger-Corporation ist. Wir lesen, wie Kaiser Friedrich dieser Stadt im Jahre 1489 ein Privilegium «wegen Bann und Acht* ertheilt habe, «so aber eine Zeitlang her nicht exereiert, in ich gebraucht worden. Doch ist, als die Pest im 1599. Jahre an vielen Orten und in Laybach stark gewüthet und eingerissen, diese Stadt da- mals davon befreyt geblieben , deswegen dann die Gericht- und Amts-Handlungen nebst der ordentlichen Post hier auf Stein verlegt und allhie gehalten worden.» Dieser Angabe nach scheint die Annahme richtig zu sein, dass dazumal der Postweg über Stein durch das Tucheiner-Thal nach Steiermark führte. — Nicht besonders erquicklich sind die Mittheilungen über die vielen Feindseligkeiten , die zwischen den Steinern und den Herren von Hamberg geherrscht, und geradezu haarsträubend die Berichte über das Mordbrennen der Türken um die Stadt herum. Mit eigenem Gefühl liest sich die Stelle, welche davon spricht, dass Stein und die Herrschaft Kreuz eine Zeit hindurch gemeinsam einen «Stock und einen Galgen» besaßen. Besonderes Leben brachten die fünf Jahrmärkte (jetzt sechs) in die Mauern der zur Zeit der Türkennoth vom Adel stark bevölkerten und vergrößerten Stadt. Einige Beschränkung erfuhr dieses Marktleben durch das Privilegium der I lerr-schaft Kreuz, welchem nach so lange, als der obersteinische Getreidekasten offen stand, in der Stadt niemand Getreide feilbieten durfte. Und was weiter von Oberstein ? Ein steiler Pfad führt vom linken Feistritzufer, aus der bescheidenen Vorstadt Njumiajj^L^_iiber bewaldetes Gefelse hinauf zu dem am Rande einer frischen Bergwiese liegenden Wirtschaftshäuschen eines Waldhüters und weiter unter Bäumen und Gesträuch zu den unigrünten Trümmern der Burg Oberstein, deren Dachwerk bereits 1670 eingestürzt. Vor 700 Jahren von den Grafen von Ortenburg erbaut, gelangte sie später an die Herren von Gallenberg, wurde darnach, da ein Herr Johannes dieses Stammes 1427 mit anderen seiner Gesinnung gegen Kaiser Friedrich III. zu F*elde zog, landesfürstlich, bis ein Achatius von Thum, der Erbauer des Schlosses Kreuz, die Herrschaft Oberstein an sich gebracht. Doch 1576 fällt die Tochter dieses Herrn dem Wetter-strahl zum Opfer, die Burg wird verlassen und die Grafen von Thum halten sich bis zur Vollendung von Kreuz in Stein «in ihrem schön-und prächtig erbauten Hause» auf. Von da an bleibt die stolze Burg der aussichtsreichen, entzückenden Flöhe dem Verfalle anheimgegeben, und heute ragen ihre Reste nicht einmal mehr über die Baumgipfel der alten, jetzt zur Herrschaft Kreuz gehörenden Waldstätte. Am nördlichen F'uße dieses herrlichen Kogels windet sich die Straße aus dem Tucheiner-Thale zur Stadt, vom träge zwischen Erlen daher schleichenden Neulbache begleitet, der knapp ober der Stadtbrücke zwischen den jähen Lehnen von Altstcin und den prächtigen Badeanlagen in die Feistritz mündet. Das heutige Stein, von fleißigen Handels-, Gewerbs- und Landleuten bewohnt, zählt über 240 Häuser, wovon selbstverständlich die meisten (»ethische Keliefs vom chc-maliucn Ratlili.uisi , auf die eigentliche Stadt, die alten Vorstädte Schutt», jetzt -Schutt» (Sutna), und Graben entfallen; jenseits der Feistritz zählen Neumarkt] und die winzige Vorstadt «Vor der Krücke», beide an die dräuenden Wände des Kogels von Altstein gelehnt, etwas über vierzig Häuser. Eine kurze Wanderung durch Stein soll uns noch manches Bemerkenswerte vor Augen führen. Den Flauptzugang weisen außer der Eisenbahn die Straßen von Laibach und Krainburg her. Der Ankömmling begibt sich vom Bahnhofe in die, wie schon angeführt, vom Schlosse Steinbüchel beherrschte Vorstadt Schutt, wo er zur Rechten die bei 700 Jahre alte, im vorigen Jahrhunderte neu hergestellte Pfarrkirche mit dem ganz freistehenden Thurme aufragen sieht. Der Platz um diese Bauten entstand aus dem einstigen Friedhofe, an den noch manche Denksteine an der Kirchenmauer erinnern, namentlich solche der Herren von Lamberg. Vom Kirchturme weiß Valvasor zu erzählen, dass derselbe wegen des weichen Bodens um ein Thor in die Erde gesunken sei, daher man ein anderes und höheres habe hineinbrechen müssen. Das klingt gcycnwarliK Hause Nr. .'i ilis I lauplplat/cs in Slrin. fast wie die Mittheilungen vom schiefen Thurm ZU Pisa oder von dem vor einigen Jahren abgetragenen von Terlan im Tiroler Etschlande! -Die Vorstadt geleitet uns auf die nun ziemlich saufte Erhebung Klanz, von welchem Straßenbüchel rechts ein Weg auf die Kleinfeste, links ein breiterer auf den Sailenberg zur Josefikirche abbiegt, die der Ortsfriedhof umgibt. Wenige Schritte abwärts bringen uns auf den geräumigen Stadtplatz, auf dem namentlich das im Herbste i 882 bezogene moderne Schul- und Gemeindehaus auffällt. In diesem Gebäude sieht man zwei eingemauerte Steinreliefs, die vom alten, [500 erbauten, 1805 abgebrannten Rathhause stammen. Ein Stein zeigt die Stadtwappen, der andere stellt den heiligen Florian dar. Vier andere Reliefs, gleichfalls vom ehemaligen Rathhause herrührend, befinden sich unter den Fenstern eines andern Gebäudes eingemauert. Unsere Abbildungen bringen diese hochinteressanten Stucke deutlich zur Anschauung. Parallel mit der Längsseitc des Stadtplatzes fuhrt vom Klanz ein schmales Gässchen zu der aus dem Jahre 1493 stammenden Franciscaner- Kirche (St. Jakob), an welche das Franciscaner-Kloster mit dem Garten stößt. Ihre jetzige Gestalt verdankt sie seit 1703 Jakob von Schellenburg. Zur Zeit der Türkennoth war diese von den Grafen von Thum und Hohenwarth gestiftete Kirche über Einwilligung des Landesfürsten auch Pfarrkirche. Die Minoriten, die das Kloster bewohnten, wurden «beurlaubt» und ihre Güter einem Spital zugewendet. Als aber die Osmanen aus dem Lande verschwunden waren, «ist auch die Pfarr wieder an den alten Ort, das Spital aber und die Schul im Kloster geblieben, und haben die Bauern da herum ihr Getreyde darin aufgeschüttet.» 1627 wurde das Kloster den Franciscaner-mönchen übergeben. Von der Kirche führt ein Gässchen, zum vorerwähnten sich rechtwinklig stellend, auf den Platz, auf welchen so prächtig Höhen und Bauten niedergrüßen. F'olgt man der Richtung des Platzes, so gelangt man in die Vorstadt Graben und darüber hinaus in Kürze zur k. k. Pulverfabrik, der größten der Monarchie. Sie steht unter militärischer Leitung und nimmt eine vom Feistritzufer über den grünen Berghang sich hinauf dehnende Fläche von 52 Hektar ein. Die Mauer, die diesen weiten, von einem Arm der Feistritz durchflossenen, mit einer Anzahl vereinzelter Werksgebäude und den nöthigen Wohnhäusern besetzten Fabrikspark umfriedet, misst beinahe vier Kilometer. Man sieht sich ganz im Bereiche des schönen, berg- umgürteten Thalbeckens, zugleich in unmittelbarer Nähe des rauschenden Wassers, dessen Gefälle hier durch eine Reihe von Wehren gleichsam im Zaume gehalten wird. Vor den jetzigen Im l in parke. Anlagen pochte hier ein Hammerwerk, und darein mischte sich der Lärm vieler Nagelschmiede. Ks ist das die Stätte des ehemaligen Gutes Katzenberg, das seinen Namen wahrscheinlich von Stefan Katzenbergcr erhalten, der es 1517 erworben. Begibt man sich vom Stadt platze, das Schulhaus links lassend, in die sogenannte Lange Gasse, so sieht man sich nach wenigen Augenblicken auf der Feistritzbrücke. Davor mündet das zur Nordseitc der Kleinfeste führende Gäss-chen der Lederer, welches ein abgeleiteter Theil der Feistritz durcheilt. Auf der Brücke selbst muthet es einen an, als stünde man weit drüben im oberkärntischen Städtchen Gmünd ober den rauschenden Fluten der Malta und schaute ins schöne Thal dieses Gcbirgswassers hinein, wo herrliche Fälle tosen und die Welt der Flohen lauern ihr blinkend Kleid niedersenkt. Doch die Berge malen sich hier anders, und anders als im Urgcbirge ist auch das Flussbild unter uns. Man steht und betrachtet, und mit Wohlgefallen ruht der Blick auf den in den Siebziger-Jahren geschaffenen Badeanlagen im Winkel zwischen Feistritz und Neul. Dort hinüberI Zwischen den wenigen . ganz im Gebiete des Wasserrauschens und Mühlengeklappers stehenden Häusern des Vorstädtchens «Vor der Brücke», die am Fuße des schroffen Kogels von Altstein die Straße einengen, hindurch und über den Neuibach gelangt man zu dem schmucken Curhause und Meiner Veranda, Daran schmiegt sich der Bau mit den prächtigen Wannen - Bädern und dem Schwimm - Bassin. Das Wasser liefert die Neul. Im Parke, den eine feste Mauer gegen die Feistritz-fluten schützt, gibt es zwischen (huppen von Comicren und üppigem Gesträuch tiefschattige Plätzchen, die zum Verweilen einladen. Ein Teich, mit Forellen bevölkert, erhöht den Reiz der Anlagen. Uber geschmackvoll gelagerte Kclsblöcke stürzt weißschäumendes Wasser in das gewundene Hecken, und einiges Karstgestein vereinigt sich zu grottenartigen Bildern. Genug: für Abwechslung ist gesorgt, und man fühlt sich denn Curhaus in Stein. auch im Grün des Parkes oder im Schatten der Curhaus-Veranda gleich so wohl, dass man auf den Rückmarsch über die Brücke oder über den Steg höher oben völlig vergisst. Indessen gibt es auf dieser Seite der Feistritz noch so manches zu sehen, was wohl kaum jemand, der in Stein Aufenthalt nimmt, zu sehen verabsäumt. Ganz in der Nähe des Bades, nördlich vom selben, winken von mäßiger Erhöhung Schloss und Dorf Münkendottf (Mekine). Das Schloss war ehedem ein Clärisserinnen-Kloster, gestiftet 1287. aufgehoben 1782. Das Gebäude stammt aus dem Jahre 1686. Die Inschriftsteine belehren den Ankömmling, dass die 11er-rcu von Gallenberg dieses Kloster gründeten. Die Grabmäler in der Kirche wird jeder Geschichtsfreund sicherlich mit Interesse besichtigen. Drei derselben werden durch unsere Illustrationen veranschaulicht. 1 )asKloster, eines der schönsten im Lande, hatte, ehevor es seine neue Gestalt erhalten, namentlich im fahre 1471 durch die Türken überaus viel ZU leiden. Auf ihrem Zuge hinüber ins Sannthal wurde das Gebäude geplündert und völlig vernichtet, die Nonnen aber zumeist entführt. Nicht fern von Münkendorf, auf derselben Seite der Feistritz, liegt das schon an 300 Jahre alte Schlösschen Sdusch und hoch oben auf dem Berghange die auch aus der Laibacher Gegend Grabstein In MQnkeitdprt*. Friedrich von Gollenberg t '53°. gut sichtbare, von einem der Cillier Grafen erbaute Kirche von St. Primus, in der sich zur Sommerszeit Gläubige aus verschiedenen Pfarren zu versammeln pflegen. Von Stein aus gestaltet sich die Wanderung über Prapret (ober der Mündung des Tschemathal.es) da hinauf zu einer recht angenehmen Vormittagspartie. Zudem gibt es oben manches zu sehen. In der gothischen Kirche finden die vorgeblich aus dem sechzehnten Jahrhunderte stammenden, das Schiff schmückenden Fresco - Malereien , die geschnitzten Altäre und auch der abgeschlossene Kaum Beachtung, in dem sich die Reste zweier, nun in der Franciscaner-Kirche in Stein ruhender Märtyrer befanden. Ober dem Gotteshause von Sanct Primus unterbricht das Peter- und Pauli-Kirchlein die Bergeinsamkeit VVohlthuend ist ein Gang von Stein nach Neul (Nevlje). Zur Rechten der Steinbruch und die Fichten Waldung am Steilhange des Altsteiner Grabstein in Miinkendorf. Gallenberg f M°5- Kogels, zur Linken der um Frlgewurzcl murmelnde Neuibach, darüberhin die stets hoher steigenden Berge — das macht den Weg noch kürzer, als er ohnehin ist. Die Straße biegt alsbald vom Bache ab, läuft zwischen Wiesen und Gebüsch sanft rechts aufwärts ins Dörfchen Oberfeld, das die Steiner an Sonn- und Feiertagen nicht ungerne besuchen. Ncul liegt etwas abseits nördlich davon, durch einen schattigen Hohlweg mit der Straße verbunden. Fast an-muthender noch macht sich der Gang, wenn man den Neuibach gar nicht verlässt, bei dem einsam an den Fuß des Altstein gelehnten Hause nach links auf den Wiesenpfad abbiegt und über blumige Gründe der Thalmulde des kleinen Pfarr-dorfes zuschreitet. Nach einer Viertelstunde ist es erreicht. Senkrecht fällt die hohe Uferwand zum Bache ab, über welchem wir die Kirche und den Friedhof von Neul finden. Bis hieher reichte der einstige See, und noch jetzt will man an der eben erwähnten Felswand einen Ring oder Haken wissen, an dem die Schiffe befestigt wurden ; man forscht allerdings vergebens darnach. That-sache jedoch ist, dass man ehedem die Kirche hier «St. Georg am See» nannte und dass selbe längere Zeit Pfarrkirche für die ganze Gegend war. Im Dorfe herrscht Stille, und von der Spitzenklöppelei, die sich hier und in Oberfeld unter der weiblichen Bevölkerung einmal eingebürgert, ist wenig mehr wahrzunehmen. i4o Recht angenehm gestalten sich kleine Spaziergänge längs der Feistritzufer. Man begegnet da Flusstellen, wo es den Angler in allen Gliedern erfasst, und Plätzchen, die es so manchem Sommergaste angethan haben. Von der Brücke weg führt der Weg durch die Vorstadt Ncu-marktl und erreicht das Schlösschen Pcrau, oder richtiger: die Gütlein Ober- und Unter-Perau knapp an der Feistritz. Tiefer unten ist die schon bekannte Brücke von Dupliza; da geht man wohlgemuth aufs rechte Flussufer über und ist alsbald wieder in Stein. Voll besonderer Anmuth ist die Thalmulde von Tkeinits (Tujnice) — ein grünes Recken für sich. Man ahnt es gar nicht, wenn man an den Ufern der keistritz oder Neul oder auf der Rhene draußen sich ergeht, dass hinter den Wald-hohen da oben, wo ein Wohnhaus der Pulver- / Fabrik über die Baumwipfel des Parkes hinausstrebt, eine kleine Welt ihre Zauberkreisc um eine Gruppe von niederen Rergen gezogen, welche sich zwischen das oberkrainische Flachland und das Feistritzthal gestellt. Wüssten die vielen Sommergäste von Stein etwas davon, sie statteten dieser Waldidyllc sicherlich des öfteren ihren Besuch ab. Mühelose Bergwanderungen wechseln dabei mit einer Thalpartie, die landschaftlicher Reize keineswegs entbehrt. In der Vorstadt Gräben zweigt bei einem Feldkapellchen nach links ein zwischen Kain- gcsträuch über den Hang hinaufführender Weg — bald ein vollständiger Kohlweg nach Thei-nitz ab. Man sieht sich nach einer Viertelstunde ober der Umfriedungsmauer und den Gebäuden der k. k. Pulver-Fabrik in einer Einsattlung, die uns in ein waldiges Becken schauen lässt. Tu dasselbe niederwärts schreitend, zeigt sich nach einigen Schritten vorne drüben auf freier Höhe die doppclthürmige Pfarrkirche der Theinitzer. Es dauert wenige Minuten, und man weilt unten im schön umsäumten Kessel. Nur ein paar Häuschen haben seine Abgeschiedenheit aufgesucht, die anderen traten an den sonnigen Hang zur Rechten, vereinzelt auch auf die Lehnen gegenüber und auf die Abdachung des Kirchkogels. Ein von Weißfischchen belebtes Bächlein murmelt durch den Weidegrund der Sohle, und niederes Gebüsch vermittelt den Übergang zum mehr oder weniger abschüssigen Waldboden, den die Kronen schöner Buchen in Schatten legen. Nicht lange, und man ist, an einigen Bauernbehausungen und ein paar Wegkapellen vorbei, oben bei Kirche, Pfarrhaus. Schule und dem Garten der Ruhe von Theinitz angelangt, auf dem aussichtsreichen Kogel ober Wahl und Feld (488 ///). Wenn einmal die Steiner ihren Sommergästen die Wege zu lohnenden Aussichtspunkten ihrer Umgebung genau bezeichnen und solche Hohen aufmerksamer ins Auge fassen werden, da dürften sie (neben Altstein in erster Reihe) auch diese luftige Stelle mit einer Orientierungsplatte versehen. Man genießt da ein herrliches Rundbild. Die gan/.e Laibacher oder Save-Kbenc mit ihren isolierten Bergen, Frucht-grlinden, Waldbeständen und Wohnorten liegt zu Füßen des Beschauers, die Warten Inner- und ()berkrains mit allen den Kogeln und Spitzen davor zeigen sich in prächtiger Weise, ganz besonders entzückend aber erscheint das Massiv des Triglav und die schöne, gleichsam zum Greifen nahe getretene Welt der Steiner-Alpen. Nordwestlich gegenüber winkt der Uiricksberg (673 ///), eine hinausgeschobene und weit ins Land blickende Höhe der Vorlagen der eben genannten nahen Alpen für Stein zwar ein etwas entlegeneres, doch lohnendes Wanderziel. Der Gipfel des Ulrichsberges wird durch einen zierlichen Kirchenbau mit Tabor gekrönt, welch letzterer jetzt als Friedhof dient. Um die Kirche legen sich die wenigen Häuser der gleichnamigen Bergortschaft. Der Ulrichsberg gehört zu jenen Punkten des I aiules, die in naturgeselüchtlicher Richtung am besten bekannt sind, bekannt durch das rege Interesse, welches der dermalige Pfarrer der Naturbetrachtung entgegenbringt. Demselben ist es zu danken, dass nicht nur die geologischen Verhältnisse des Herges und seiner Umgebung, sondern auch die Fauna und besonders die Flora dieser Hohen weiteren Kreisen erschlossen wur- den. War es doch dieser merkwürdige Berg, an dessen Gehängen in den letzten Jahren zwei neue Pflanzengattungen aufgefunden wurden: Trocho-bryum carniolicum aus der Classc der Laubmoose und Stidophacidium carniolicum aus jener der Pilze. Der Naturforscher, dessen Zeit nicht allzu beschränkt ist, möge nicht verabsäumen, den Ulrichsberger Pfarrer in seiner Abgeschiedenheit aufzusuchen; er wird durch die Betrachtung sehr schöner Sammlungen und die daran geknüpften belehrenden Erklärungen befriedigt sein. Hoch ober diesem Punkte erblicken wir auf einsamem Posten die Kirche von St. Ambrosius (Seehöhe IO86 m). 5. Zum Ursprünge der Feistritz. In Stein sein und nicht ins wildschöne Feistritzthal hineinwandern, das hieße -— um mit dem Vergleiche innerhalb der Landesmarken zu bleiben in Adelsberg weilen und die dortige weltberühmte Grotte nicht besuchen. Wählt man den Weg bei der Pulver-Fabrik vorüber oder jenen auf dem linken Feistritzufer über Sdusch — gleichviel: ein Stündchen nur dauert's, und man ist in Oberst reine, der letzten Ortschaft gegen die Alpen hin. Bis hieher geht es auch zu Wagen noch gut, weiterhin zieht man der F'ahrt auf holperigem Wege wohl entschieden die Fußwanderung vor. Die früheren beiden Straßen vereinigen sich in Strcine zu einer ein- zigen, die über kurz östlich zieht und durch das oftmals grabenartige Tschemathal in Serpentinen hinüber nach Oberburg in Steiermark führt. Die mehrstündige Partie dahin hat manches Fesselnde, einmal gestattet die Straßenhöhe auch einen recht hübschen Rückblick auf die ganze Laibacher Gegend. Ins Leistritzthal hinein aber gestalten sich die Dinge wesentlich anders. I Vi Weg hält sich beharrlich auf dem linken Ufer des rauschenden Bergwassers bis zu dessen Ursprünge hin. Die Wildromantik der Gegend regt gar mächtig an und steigert unsere Wanderlust. Wir überqueren zunächst die Gesteinshalde der Konjska, des gar oft tosend aus dem Thalgraben zur Rechten sich gegen die Feistritz wälzenden Baches. Darüberhin geht es bald aufwärts in den Laubwald, der den steilen Hang bis zu dem nun tiefer unter uns rauschenden «Bergstrome» bedeckt. Wir erreichen die Holzhütten, wo man das Steiner Putzpulver, eine gelbliche, durch Verwitterung entstandene Erdart, die hier in der Nähe gewonnen wird, zu reinigen pflegt. Der das einträglich gewordene Plätzchen entdeckt, starb als dürftiger Mann und hat es sich nicht träumen lassen, dass dieses Pulver noch größere Verbreitung finden werde, als der Cement und hydraulische Kalk aus der Steiner Gegend. Noch einige Schritte Weges, und man erreicht eine Waldtcrrasse, die man ungern wieder verlässt. Mitten auf grünem, von schönen Laub- bäumen umkränztem Plane ruht ein Mäuschen, und alles in der Runde athmet jenen wohlthä-tigen Waldesfrieden , nach dem man in so vielen Lagen des dornenreichen Daseins Verlangen trägt. Weiterhin wechselt Nadelhol'/ mit Blößen ab. Neuen Reiz gewinnt das Schauen, wenn man nach einiger Zeit die Beiabrücke betritt. Da ist's, als stünde man ober der Boitaschlucht, wie sie sich unter Beutelstein zwischen Schludcrbach und Cortina d'Ampezzo zeigt. Senkrechte, vom Wasser vielfach unterwaschene und zernagte Wände beiderseits, kaum ein paar Meter von einander entfernt, und in der Tiefe die gischtende, brausende Bela, die weiter unten in die Feistritz stürzt! Wie lange mag es wohl gedauert haben, bis sich der helle Bach so in die Felsen eingefressen? Man verharrt in Bewunderung vor der seltenen Fmge und möchte dann am liebsten in das wildromantische Gebiet der Bela emporsteigen — ein schluchtartiges Seitenthal, das sich zur prächtigen Ojstriza und Planjava hinaufwindet. Ks wird nun wohl besser bekannt und zweifelsohne recht bald von Touristen mehr gewürdigt werden als bisher. Das verdient es vollauf, lun Weg durch dieses Alpenthal ist hergestellt, und wer auf demselben zu den kahlen Felshäuptern aufsteigt, wird zeitlebens mit Befriedigung dieser Bergfahrt gedenken. Will man nicht sofort wieder ins K rainische zurück, so Fredaßel Klamm. 1 a Badet man Abstiege ins Land der Steirer. namentlich hinab ins Logarthai. In nächster Nachbarschaft der Beiabrücke winkt in Waldeseinsamkeit eine zweite, welche die Natur selbst geschaffen. Unter Tannen über moosigen Waldboden nur eine ganz kurze Strecke links vom Wege ab, und man hat sie erreicht. Die Stelle, Predaßel genannt, ist ein besonderer Glanzpunkt, ein wirklich prächtiges Schaustück des Feistritzthaies. Ein zwischen die hohen, bald senkrechten, bald überhängenden Schluchtwände eingekeiltes Felsstück überbrückt die Feistritz, die sich hier mit betäubendem Tosen durch eine Enge presst, welche uns wieder lebhaft die Boita-schlucht und so manche Partien der Liechtenstein- und der Kitzlochklamm wie der Tamina-schlucht ins Gedächtnis ruft. Die muschelartig ausgewaschenen Wände, zwischen welchen in der Tiefe das schäumende Bergwasser mit mitgerissenen Plolzstücken sein Spiel treibt, bieten mit allem, was sich da zusammendrängt, einen fast überwältigenden Anblick. Der Bach rauscht tief unterm Klippenhang, Rauscht in Sirenensängen, D aas, hart am Felsraad, schwindelbang, Gekrümmt, die Fichten hängen.» .1. Grün, Ein noch schöneres Bild tritt uns entgegen, wenn wir über die Felsen des rechten Ufers in der unmittelbaren Nähe dieser Naturbrücke abwärts steigen. Knapp unter derselben, doch von oben aus wenig sichtbar, donnert in einer Riescnmuschel des Gesteins ein etwa vier Meter hoher Wasserfall, den bei günstiger Beleuchtung die herrlichsten Farben des Regenbogens umsäumen. Das ZU Schaum gepeitschte Wasser macht im Grunde der Aushöhlung eine Schraubendrehung und tritt durch eine Felsöffnung in den nun etwas freier werdenden Theil des weitern Bettes. Wie viele kommen zur Naturbrücke und ahnen nichts von diesen wilden Stürzen, die so nahe die Luft mit Wasserstaub erfüllen und im Sonnenlichte einen zauberhaften Anblick gewähren. Schaut man sich in der Nähe dieser Klamm, zwischen der Feistritz und unserem Wege, etwas genauer um, so gewahrt man unter den Jungfichten zahlreiche grubenartige Vertiefungen, die an das Völkchen der Schatzgräber erinnern, das hier nach dem Mammon gesucht. Ohne Zweifel lockte sie die Fürstentafel an, die, wie es eine Abbildung Valvasors darthut, knapp ober dem Wege gestanden. Sie war nichts weiter als eine viereckige Steinplatte auf massivem Steinfuße, zu der sich nach den Mühen des Waidwerkes die Jäger gesetzt. Woher der Name ? Man erzählt, dass hier 1564 F>zherzog Karl II. nach einer Gemsjagd das Mittagsmahl eingenommen, und dieser Umstand habe den Steintisch /ur Fürstentafel gemacht. Sie trug die Inschrift: Anno 1564. Die 29. Aprilis Carl. Archklux Au-Striae hic pransit 000.» In späterer Zeit lag die Steinplatte am Rande der Schlucht, wo die Schatzsucher gruben, und vor mehr als 50 Jahren war sie noch unten in den Feistritzfluten zu sehen, in welche Hirten oder Flüchtlinge sie gestürzt haben dürften. Ober Predaßcl, der schönen Enge, vermählt sich die Feistritz mit einem Wildbachc. der sich in den nordwestlichen Schluchten dort sammelt. Die weiten Gesteinshalden erscheinen jedem Gebirgswanderer als die Wiege der Feistritz — sie sind es indessen nicht; des Stromes Mutterhaus» ist viel näher, kaum ein Viertelstündchen Weges weiter. Dort dehnt sich ein sanft ansteigender Wiesenplan zu den Waldungen und zum Beige hinan, auf dem ein zierliches Jagdhaus aus Holz und ein paar Bauten stehen, die größeren Alpenhütten gleichen, der «Urschiz-hof». Gleich zu Beginn dieser grünen Fläche, wo uns der Weg zum letztenmale etwas niederwärts führt, tritt rechts ein Becken voll klaren, eiskalten Wassers hart an den Rand desselben. Das ist die Sammelstelle der Feistritzquellen, die etwas höher aus dem untersten Theilc der Berglehne zwischen vereinzelten Fichten und mit Pflanzengrün geschmückten F'elsblöcken mächtig und wie aus einem Sieb hervorsprudeln. Wir sind am Ziele und ruhen in einem der schönsten Alpenkessel, die Krain aufzuweisen hat. Die dige Wanderung' von Stein zum Ursprünge der Feistritz lohnt also die geringen Mühen reichlich. Wer sich fürs Bergsteigen gerüstet, der zieht auf dem in neuester Zeit gut hergestellten Pfade hinauf zum Steiner-Sattel (1879 Meter), von dort auf die Planjava (2392 Meter) oder die Brana (2247 Meter), zwischen welchen der Sattel weit ausgreift, oder der Skuta, auch wohl dem Grintouz zu, dem Beherrscher dieser Felswarten. Vom Sattel ist seit einiger Zeit auch der früher mit großen Gefahren verbundene Abstieg ins Logarthai leicht möglich gemacht worden. Nach dieser Abschweifung ins Bereich der Lels-grate hinauf kehren wir völlig befriedigt mit dem Vorsatze nach Stein zurück, bei nächster Gelegenheit wieder den schönen Alpenkessel aufzusuchen , in dem die Leistritzquellcn murmeln, umstanden von den Kalkmassen der Planjava. Brana, des Greben und der Mokriza. VIII, Durchs Tucheiner-Thal. Mit dem krainisch-steirischen Grenzgebirge lauft von Stein an ein Höhenzug parallel, der mit dem Trojanaer Berge und Jasovnik im Thalein-schnittc des von der Wiener Reichsstraße begleiteten Volkskabachcs hinter Möttnig seinen Abschluss findet, durch die Trojanaer Einsattlung jedoch mit der Östlichen Berglandschaft von Tschem-schenik und Sagor verbunden bleibt. Zwischen diesen ostwärts ziehenden Gebirgen dehnt sicli das liebliche Tucheiner-Thal dahin. Die Grenz- höhen uberragen den zweitgenannten, d. i. den südlichen Zug, den so manche Ortschaft besetzt hält, um ein bedeutendes. Von der Laibacher Gegend aus betrachtet, erscheinen beide Gebirgszüge in einen einzigen verschmolzen ein 15c weis, dass das Längenthal der Tuchein durchaus nicht zu den breiten gezählt werden kann. In drei Stunden ist es, so man sich in demselben nicht näher umsehen wollte, durchzogen. Die Straße führt über den Kozjak ins Becken von Möttnig, das dann in die steierische Gegend von Franz übergeht. Wie angedeutet, ein liebliches Thal, das den Fremden durch manches schöne Landschaftsbild überrascht. Von Stein aus ist man gar bald im Bereiche desselben. An der Nordseite des Kogels von Altstein, mit dem der vorerwähnte südliche Gebirgszug anhebt, führt die Straße bekanntlich nach Obcr-feld und Neul. Dieser Weg ist zugleich der für das Tucheiner-Thal. Ostlich von diesen Orten setzt er bei einer Brettersäge aufs linke Ufer des Neulbaches und verlässt es nicht wieder. Gleich darnach tritt die Straße bei der Steillehne eines Steinbruches vorüber in eine zwar kurze, doch nicht uninteressante Enge. Das ist das Thor des Tucheiner-Thales, von Stein kaum ein Ilalb-stündchen entfernt. Der kurze Spaziergang wird jedermann befriedigen und sich zweifelsohne öfter wiederholen. Straße und Neuibach gesellen sich nirgends mehr so innig zu einander, wie in clor kühlen «Soteska • (Klamm). Man sieht das eingeengte, unter Ufergesträuch murmelnde Wasser nur wenige Schritte vor sich hin, und auf die erste Straßenkrümmung folgt zwischen den grünen Steilwänden gleich eine zweite, dieser eine dritte. Der Bach bleibt auch weiter hinauf im Bereiche eines solchen meist waldigen Grabens, der Fahrweg aber läuft ostwärts fort, um bald in scharfem Bogen über eine ludicbung zu führen, die sich quer ins Thal stellt. Der böse Straßcnbüchel heißt im Volksmunde <■ Kavran» (Rabe), die bis zu 520 Metern Seehöhe ansteigende Erhebung «Straza>. Will man den Straßenbüchel ausweichen und den Weg abkürzen, so biegt man noch vor der Straßenwendung zum Kavran auf den ziemlich breiten Pfad ab, der sich, von Erlengebüsch begleitet, über die Lehne zur Rechten hinaufzieht, auf der mäßigen Anhöhe der Straža zum Hohlwege wird und kurz darunter bei den paar Häusern von Vir über einen Seitenbach wieder zur Straße tritt. Der «Abstecher» ist nicht so ganz ohne, und will man ihn gerade nicht auf dem Hinwege machen, so bringt er wohl in die Rücktour einige Abwechslung. Von den wenigen Häusern von Markou (Markovo), welche die Höhe des Straßenbüchels Kavran krönen, zweigt nach links ein Pfad in ein nasses Wiesenthal ab. Derselbe bringt uns in kurzer Zeit hinauf nach Selo auf einen von Fichtenwald halb umkränzten Bergvorsprung mit netter Kirche, Pfarr- und Messnerhaus (See-hohe 537 Meter). — Hoch darüber ist Goisd. An der Kirche (792 Meter) vorbei geht es von dort bald hinab ins Tschernathal und nach Steiermark. Vom vorgenannten Straßenbüchcl an weitet sich das Tuchciner-Thal, doch nur mäßig. Neue Wohnorte treten in Sicht; die meisten davon liegen oben in den Seitenthälern, in Mulden und auf Stufen der Berglehnen. Man will es kaum für möglich halten, dass dieses Thalgebiet mehr denn fünfzig Dörfer und Weiler aufweist. Vom Hochgebirge ist da hinauf, sobald man sich an die Thalsohle hält, nicht viel wahrzunehmen; die Culturen konnten sich selbst über die waldigen Höhen hin erstrecken. Manchmal grüßt auch ein Kirchlein nieder ins Thal, so das von Sclo und später von hohem Posten jenes von St. Nikolai. Das gibt schöne Einblicke, namentlich zwischen die Bergrippen zur Einken, wo der Erschnouz, der Sleuz und die noch bedeutenderen Grenzhöhen (Tovsti verh 1197 Meter, Javorsak 1343 Meter) zur Geltung kommen. Die rechten (südlichen) Thalwände bilden die Nordabdachungen von Rabensberg, des Veliki verh, Velink und die Hänge der Erhebung von Kerschstetten — ein wahres Gewoge von Bergwellcn. Die Straße zieht durch Podhruska, Mitterdorf (Srednja vas) und Laake, erreicht Potok i5s an der Ausmündung eines Thaleinschnittes, setzt dann über einen niedern, von der Neul bespülten waldigen Hügel, durchschlängelt das von zahlreichen Obstbäumen beschattete Dorf Wutsch (Buč) und tritt alsbald hart zur etwas felsigen linksseitigen Lehne, während ihren rechten (südlichen) Rand der wiederholt genannte Bach streift, der als ihr häufig sehr naher Begleiter unter Erlen- und Weidenbüschen durchs Thal murmelt. Um eine Felsnase der Böschung gebogen, und wir stehen nach zweistündiger Wanderung vor dem Pfarrdorfe St. Martin (.Šmartno) in Untertuchein. Es liegt auf einer mäßigen Erhöhung, frei ausschauend zu den Bergwällen, hinter welchen Goldenfeld seine goldigen Weizenäcker dem Rarallelthale drüben zuwendet. Auf dem nahen Ivanek (Juvanik) konnte man vorzeiten noch die Mauerreste eines alten Baues sehen. Vertiefungen deuten an, dass hier Menschen thätig gewesen das nimmermüde Völkchen der Schatzgräber nämlich. Es hat sogar noch in allerjüngster Zeit da herumgeschürft. «Unten an solchem Berge gräbt man schöne, viereckigt gehauene Steine, auch oft silberne und güldne Münze aus» — erzählt Valvasor. Von dem schon genannten, mit einem Messnerhäuschen auf luftiger Warte stehenden Kirchlein St. Nikolai, das damals eine verfallene Mauer umzog, weiß der Historiograph zu berichten: «Mag vielleicht ein Tabor seyn gewest», und setzt bei: «So trifft man eben auf diesem Berge auch hin und wieder verfallene Gewelber an. Nicht weit von dieser Filial-Kirchen kommt man zu einer kleinen Kapelle am Gipfel des Herges, und trifft bei derselben ein großes Grab an, welches mit einem Grabstein bedeckt, die Schrift desselben aber durch Regen, Reif und Kälte so weit ausgeleschet ist, dass sie nunmehr nicht zu lesen. Unter solchem Grabstein liegen Todten-beine». — Zu St. Martin gehört noch ein anderes Höhenkirchlein dieser Seite: jenes von Kostein (in früherer Zeit Kästendorf»). Von St. Martin an läuft die Straße mitten durchs Thal aufwärts. In Kürze schon erblickt man zur Linken oben das gleichsam an den Berghang geklebte, wie eine kleine, unregelmäßige Festung dastehende Pfarrdorf Ober tue kein (Zgornji Tuhinj). Hoch darüber dominiert auf dem kahlen Hange der Planina das Kirchlein von St. Veit. Das Volk erzählt sich, dass es Vitus selbst von tieferer Stelle auf diesen erhabenen Posten übertragen, und zeigt die Stätte, wo es zuvor gestanden und wo der Heilige Rast gehalten. Der Rachgraben, der sich von Ober-tuchein hinauf als tiefer Bergeinschnitt zeigt, ruft eine alte Tucheiner Sage ins Gedächtnis. Da hauste eine Jungfer, die so groß war, dass sie mit Leichtigkeit einen luiß auf die östliche, den andern auf die gegenüberliegende Seite der Schlucht zu stellen vermochte. Verstanden es IČO die Hirten, sich die Gunst dieses Riesenfräuleins zu erwerben, so hatte das Weidevieh gute Tage und spendete reichlich Milch, erregten sie dagegen durch irgend etwas den Unwillen der launenhaften Fee, so gab es laute Klagen unter ihnen, die erst wieder verstummten, wenn es gelungen war, die Erboste zu besänftigen. In Lase, wo ein altbekanntes Gastbaus zur Rast einladet, zweigt von der Straße ein Weg nach Obcrtuchein hinauf ab. Längs eines bewaldeten Hügels, den der durch die Schlucht herabstürzende Räch bespült, gelangt man in kurzer Zeit in das alte Dorf. Zu größerer Ausdehnung fände es nach den Seiten hin kaum noch den nöthigen Raum. Nur durch hohe Untermauerungen ist es möglich geworden, das Schulhaus, das Pfarrhaus und so manche Bauernbehausung an die steile Lehne zu bauen. Die Kirche, von den Grafen von Cilli gestiftet, ist in ihrer jetzigen Gestalt wohl die einzige Zierde des Ortes. Das Tucheiner-Thal erreicht bald hinter Obcrtuchein sein Fmde. Die Straße steigt zum Bocksoder Gaßruck an — Bezeichnungen, die durch den slovenischen Namen Kozjak längst verdrängt wurden. Uber den häuscrleeren Kozjak also, wo die Alten gerne dem Wildtaubenfang oblagen, eilen wir durch theilweisen Buchenwald hinab in das in voller Abgeschiedenheit daliegende Becken von Neuthal und Möttnig, welches die Grenzhöhen der Menina Planina (Vivodnik, 1508 Meter) und Schaunza (Schauenza, Sanca, 1426 Meter) von der steierischen Landschaft von Oberburg trennen. Kirche und Schloss Neutbal erblickt man erst, wenn man in den kleinen Ort gekommen. Obwohl eine Labe für das Auge des [ägers, das über schöne Nadel Waldungen hinaufschweifen kann, hat der stille Thalwinkel für den gewöhnlichen Wanderer eher etwas Düsteres denn Anheimelndes. Der slovenische Name Spi-talič erinnert an das Hospital, das einst hier am Saumwege gestanden, welcher aus dem Tucheincr-ins Sannthal führte. Der Stifter des Hospitals, das sich St. Antoni am Bocksruck nannte, war Markgraf 1 [einrieb. Eine halbe Stunde Weges weiter liegt, von Bergen umstellt und von den auf Felsengrund ruhenden Ruinen des Schlosses Obermöttnig überragt, der alte Markt Möttnig (Motnik). In seiner nächsten Nähe gibt es Braunkohlenlagcr, die noch der Ausbeutung harren. Nicht fern vom Orte überschreitet man die Landesgrenze und ist in Steiermark, wohin vor 1809 auch Möttnig gehörte. Die nördlichen und östlichen Gelände des Thalgebietes von Möttnig, von denen die zerstreute Bergortschaft Obermöttnig ins Krai-nische herniedergrüßt, gehören bereits zur grünen Steiermark; auch wer, wie wir, von Neuthal hergekommen, hat bereits einige Schritte über steierischen Boden gethan. Die ganze Grenzgegend, dem Verkehre völlig entrückt, ist ein Bild ruhiger Verhältnisse, denen eine schöne Natur ihre Weihe spendet. Das Hochgebirge bleibt den Möttnigern zwar verdeckt, und sie scheinen dies auch gar nicht zu beklagen; trotzdem kann man sich hier alle I age ganz gut müde steigen. Besonders freundlich lächelt die grüne Kuppe des prächtigen, nur 770 Meter hohen Jasovnik für diese Gegend das, was für das Unterinnthal die Hohe Salve und für die Grazer der Schöckel. Drängt es den Wanderer, dem steiermärki-schen Markte Franz einen Besuch zu machen, dann folge er dem weiteren Verlaufe des Weges und dem Möttniger Bache, Er gelangt bald zur Wiener Reichsstraße, die durch eine mehrfach gewundene Klamm von Trojana in die Thalweitung von Franz niederzieht. Behagt ein Abstecher in die schöne Trojanaer Gegend, oder beabsichtigt man, den Rückweg durch diese Landschaft und das Thal der Radomlja einzuschlagen, dann setze man wohlgemuth über den Bergsattel Stermez zur Reichsstraße hinüber. Das kürzt den Weg nicht nur ab, sondern macht ihn durch die Einflüsse prächtiger Buchenwaldungen sogar zu einem recht lauschigen. IX. Durch das Radomlja-Thal. Zwischen dem nördlichsten und dem mittleren der drei Gebirgszüge, die mit der Save fast ganz parallel laufen, entfaltet das Thal der Ra-domlja seine Reize. Die zumeist in schönes Dunkelgrün gehüllte Landschaft dehnt sich gegen Osten hinauf, wo zur Zeit Hadrians Italien endete und Noricum anfieng. Die Wiener Reichsstraße, die uns von der Bahnstation Domschale über Aich zwischen Wald und Feld in dieses Gebiet hineinführt, folgt im ganzen den Spuren des römischen Militärweges. Um Prcvoje ist das 'Thal noch ziemlich weit und mit einer stattlichen Anzahl von Kirchen besetzt. Jene hinter dem bewaldeten Hügel zur Rechten hat in letzterer Zeit wegen eines das jüngste Gericht darstellenden Fresko-Gemäldes Beachtung gefunden; es ist das Gotteshaus von Kertina. Unter der Straße liegt St. Veit, mehr vorne, am Rande einer Wiesenmulde an den Berg gelehnt, Praprctschc, höher davon Gradische und zur Finken oben auf aussichtsreicher und zum Theil bewaldeter, ausgedehnter Erdstufe Egg — jede Ortschaft im Besitze einer Kirche. Egg fällt besonders durch das Schloss mit seiner schönen Kastanienallee auf. Unter der freundlichen Anhöhe, auf welcher dieses Pfarrdorf thront, liegt die Poststation Lukovitz, der Römer «ad Publicanos». Die Straße umzieht das dolomitische Gefelse von Podpetsch und überschreitet damit gleichsam die Thorschwelle des Radomlja-Thales, des sogenannten t Schwarzen Grabens». Der Charakter der Landschaft ändert sich --- und auch die kahlen Steiner Recken sind unsichtbar geworden. Links zeigen sich die von so mancher Bergortschaft belebten Hänge und Terrassen der von sonnigen Stätten winkenden Pfarrdörfer Goldenfeld und Kerschstetten, letzteres durch die Untermauerung des Friedhofes noch jetzt dem ehemaligen Tabor ähnelnd; rechts erhebt sich der mit einer Wall- fahrtskirche gekrönte Valentini- oder Lilienberg. , Es will uns manchmal bedünken, wir seien wieder im nördlichen Parallelthale drüben — in der Tuchein. Von den beiden Thalwänden weist namentlich die linke eine ziemliche Anzahl von Einschnitten auf, aus denen zu gewitterreichen Zeiten die sonst ganz harmlos scheinenden Bächlein Unmassen von Schiefergeschiebe ins Thal setzen und die Straße mehrfach vermuhren. Die Büchel an den Ausgängen dieser Seitenschluchten bleiben sprechende Beweise für diese Elementarereignisse. Aus dem Moräutscher Thalbecken kommt ein Bach zur Radomlja geschlichen, von dem der Wanderer kaum etwas wahrnimmt. Folgt man seinen Windungen, so gelangt man zwischen den Vorhöhen des Valcntiniberges in ein sumpfiges Wiesenthal, das in einen Engpass übergeht. Darüber ziehen Wege nach Moräutsch. Es ist dies das fast idyllische Gebiet des einstigen Schlosses Lilienberg, von dem ebensowenig mehr Spuren zu finden sind, wie vom Schlosse Gimpl (Kumpale) , das früher die Anhöhe ober dem Dörfchen Kumpale geziert. Beide gehören der älteren Vergangenheit an. Eine Stunde nach Verlassen von Lukovitz oder des alten Posthauses von Podpetsch, des ältesten in diesem Landestheile, gelangt man nach Kraxen (Krasna) und nach einer weiteren nach Glogovitz (Blagovca). Diese Pfarrdörfer liegen an der Ausmündung schmaler Seitenthäler, durch welche Wege nach Kerschstetten hinauf führen. Von schroffer Vorhöhe des Valentiniberges, dessen Fuß der Ort streift, blickt das einsame Kirchlein von Goltschaj nieder, und in ziemlich jähem Anstiege geht es von hier auf den Valen-tiniberg selbst hinauf. Man stößt dabei auf Stellen, die Tufsteinbildungen aufweisen, kommt zu prächtigen Erica-Teppichen, die sich in ein stilles Waldthal niedersenken und im Frühjahre eine gesuchte Bienenweide abgeben, und langt nach einer Stunde bei der Wallfahrtskirche selbst an, wo eine prächtige Rundsicht die geringe Mühe lohnt. Mit allen seinen waldigen Unebenheiten und Ortschaften liegt das Moräutscher-Thal zu luißen, und mit den Erscheinungen vergleichbar, die ein Kaleidoskop vor Augen zaubert, treten hier die übrigen Bilder der schönen Landschaft in den weiten Kreis, der da und dort über die Grenzen Krains merklich hinausrückt. Für jeden ist etwas da, was ihn zu fesseln vermag, und wäre es auch nur vorübergehend. In den östlichen Verzweigungen des Berges ruht manche fossile Seltenheit, in den stillen Waldschluchten aber grünt vereinsamt die Fabe. Von Glogovitz aufwärts verengt sich das Thal noch mehr. Podmilj liegt bereits in einer vollständigen Klause, und was weiter folgt, ändert nichts an dem Charakter eines im ganzen recht romantischen Defiles. In lebhaften Windungen, dabei hart an den Bergrand tretend, steigt die Straße fortwährend an. Ihr zur Seite rauscht der Radomlja- oder Radolnabach, dem sich aus den mit dolomitischem Gebröckel überkleideten Seitenschluchten noch etliche Bächlein munter hüpfend beigesellen. Einzelne Häuser, an denen man vorüberkommt, sprechen noch von der Wohlhabenheit, die in der Voreisenbahnzeit hier geherrscht. Der äußerst rege Wagenverkehr und der Vorspannsdienst trugen den Bewohnern des Thaies jahraus jahrein nette Sümmchen ein. Wo sich die Straße ihrer bedeutendsten Höhe zwischen Laibach und Graz zuwendet, liegt am Ausgange einer grünen Seitenschlucht die ehemalige Poststation St. Oswald einsam da, wie St. Anna im Loiblthale oder Stuben am Arl-berge, den Winterstünnen nach wie vor wacker Stand haltend. Scume traf auf seinem Spaziergange nach Syrakus hier den gröbsten Wirt, der dem Dichter trotz Winternacht und der damals durch Wegelagerer und Wölfe gefährdeten Straße die Thür wies. Im Schatten des Lindenbaumes zwischen der Kirche und der Wohnung des Seelsorgers gedenkt man angesichts der verödeten Häuser unwillkürlich jener Tage, die voll Lärm und Geschäftigkeit da vorüberzogen. Lauscht man den Mittheilungen der Thalbewohner über die Ereignisse, die sich zur Zeit der Franzosenherrschaft in dieser Gegend abgespielt, so wird der Schwarze Graben zu einer Art Sachsenklemmc (Eisack-Enge zwischen Fran-zensfcste und Grasstein) und die im Lindenschatten liegenden paar Gebäude an der Straße, welche die Bauern nächtlicherweile umzingelten, zum Posthause in Mittewald. Steil windet sich nun die Straße, an den Quellen des Radomljabaches vorbei, zum nahen, bei 630 Meter hohen Utschak-Sattel hinauf. Der Utschak, von welchem zur Zeit der Türkeneinfalle Signalfeuer in die Ferne sprachen, verbindet den 897 Meter hohen Schipek mit dem Reber und bezeichnet, wie erwähnt, die einstige Grenze zwischen Italien und Noricum, 38 Kilometer von Laibach entfernt. Hochüberrascht tritt man durch den Bergeinschnitt; der Blick schweift über eine neue Welt, über eine Menge von wirr durcheinander gestellten Bergen, zwischen welchen sich das Thal der Orehoviza zum Monsumnano Krains und tiefer jenes der Medija zum Kohlen-Fvldorado des Landes hinunterschlängelt. Waldige und mit Feldern besetzte Hänge, wohin man schaut! Ein Kilometer vor uns, auf fruchtbarem Bergrücken, das alte Dorf Trojana, weiter drüben, durch einen mäßigen Kogel etwas verdeckt, das Pfarrdorf St. Gotthart, dann der Hirschhornkogel und die Tschemscheniker Alpe (1206 Meter), die grünen Gelände der Heiligen Alpe, das Ziel vieler Wallfahrer, gegenüber andere Berge und als letzter der mit zwei Kirchen gekrönte, 1219 Meter hohe Kum, der Riga des krainischen Unterlandes! Wir stehen auf classischem Hoden, in welchem noch mancher Denkstein der Römerzeit verborgen ruht, sofern solcher nicht schon als Baustein Verwendung gefunden. Auf die Trümmer der Bronzestatuen, die vor vielen Jahrhunderten hier am Möns A^rfans in den Staub sanken, legte sich Edelrost, und die Culturstätte des Mithras-dienstes decken bräunliche Erdschichten. Als unter Kaiserin Maria Theresia zum Zwecke der Behebung einer scharfen Straßenkrümmung das Joch des Utschak zum heutigen etwa 100 Meter langen Bergeinschnitte geworden, förderte man hier eine stattliche Anzahl von antiken Dingen zutage ; und gibt es da herum eine Abrutschung oder eine Erdaushebung, so kann man mit ziemlicher Sicherheit auf Funde rechnen, welche der Zeit der Römerherrschaft entstammen. Immer und immer wieder meldet sich Atrans (Adrante), der Markstein von Tllyricum. Jetzt steht das Dorf mit dem Namen, der an Kaiser Trajanus erinnert (Trojana), in der denkwürdigen Gegend ; es ist zugleich Knotenpunkt dreier Thäler. Die Wahl steht nun frei: entweder zurück in den stillen Schwarzen Graben oder durch das Engthal der Volska zur klaren Sann, über den Stermez hinüber nach Möttnig und in die Tuchein, oder aber -.....was besonders lohnend erscheint — hinunter zum idyllischen Grottenbade Gallenegg und zum Schlosse gleichen Namens, dann durch das prächtige Thal der Felspyramiden längs der Medija zum Kohlengewerksorte TöpliZ'Sagor und zur Südbahn-Station Sagor. Nicht minder lohnend erweist sich der Marsch über St. Gotthard und durch das hoch am Berghang gelegene Dorf Tschemschenik. Bald geht es durch Wald, bald wieder über Weideland und Feld dahin. Von den freien Flängen des Tschem-scheniker Berges fällt der Blick in die tief unten sich streckenden Thäler, wo Gallenegg, St. Georgen und Islak winken. Mitten zwischen Höhen trifft man das Schloss Gallenberg, das erst um [&80 zur Ruine geworden, streift dann den Thalkessel von Savinje und kommt nach kaum dreistündigem Wandern über steile Wiesen in den rührigen Werksort. Aber nicht jeder dürfte das Gebiet des Dransbcrges und die reinen Hüfte Trojanas so ohne weiteres verlassen. Die unter Karl VI. hergestellte Reichsstraße, zu Ende der Siebziger-Jahre unmittelbar unter Trojana noch durch eine schön aufgemauerte Gedenkpforte geziert, gestattet selbst bei ungünstigem Wetter wohlthuende Spaziergänge in der bergumgürteten Grenzgegend. Voll Reiz ragen die grünen Gipfel ins Blaue, und wie zur Labe der Menschen streichen selbst bei sengender Glut der Sommersonne frische Lüfte über den altclassischen Boden -Adsaluta's Gruße, die dem Savus gelten. X. Im Moräutscher-Thale. Kloster Michelstetu-n. Die Anziehungskraft, welche die Thallandschaft von Moräutsch ausübt, liegt mehr in einer gewissen Lieblichkeit und Ursprünglichkeit des Ganzen, als etwa in einer großartigen Gestaltung der Bergformen. Indessen fehlt das Erhabene der Alpennatur hier durchaus nicht gänzlich. Tritt es auch nicht unmittelbar an die grünen Gelände heran, so guckt es doch überall von den nördlichen und nordwestlichen Gemarkungen des Landes ins Thal hinein, das sich da anmuthig zwischen den in der Gegend von Domschalc und Lustthal, also am Unterlaufe der Feistritz beginnenden und die Save ostwärts begleitenden Bergzügen dahindehnt. Weil wir nun schon einmal in der Nähe der Steiner-Bahn weilen, bleibt es wohl angezeigt, vom Schienenwege aus den Zugang ins Mo-räutscher-Thal zu suchen. Uber Aich wandere man zu den Pforten des kadomlja-Thaies und in Lukovitz. noch besser in Frevoje, biege man von der Wiener Reichsstraße über Feibern und Videm nach Süden ab. Da in ein Heblich umwal-detes Vorthal gelangt, lassen wir Unterkoßcs und die Kirche von Goreine zur Rechten und folgen in aufsteigendem Bogen dem Wege auf die Höhe von Imene. Hiebei des Mathematikers Vega gedenkend, dessen Wiege in dem betretenen Gebiete gestanden, malt sich, einmal oben angekommen, auf dem Antlitze eines jeden freudige Überraschung. Vor uns liegt das Thal von Moräutsch, ein Längsbecken voll mäßiger Erhebungen des Bodens mit Kirchen, Dörfern und Schlössern! Die Hohe von Imene ist die freie Aussichtsstelle nach zwei Seiten: auf die eben genannten Thalgefilde und zurück auf die Steiner-Alpen, die Karawanken und die Triglavgruppe. Bald abwärts, bald wieder aufwärts, seltener ganz eben, schlängelt sich nun die ziemlich schmale Straße durch Feld und Wald in östlicher Richtung fort. Der Blick verweilt bei den Gipfelkirchen von St. Trinitas (heil. Dreifaltigkeit), heil. Kreuz und so manchen anderen noch, am liebsten auf jener des Valentiniberges. Man schaut zu dem aus dem 15. Jahrhunderte stammenden Schlosse Tufstein hinüber, und bald zeigt sich Moräutsch (Moravče) selbst mit seiner doppel-thürmigen Kirche, das Hauptdorf des Beckens. 1 las Auge ruht jedoch auch auf den vielen übrigen Orten der gesegneten Landschaft nicht ungerne, so auf St. Aftdrä, Kraschze, Oberfeld u, s. w. Goriza erinnert an das einfältige Bäuerlein, welches dort dadurch einen Kirchbau hervorzurufen suchte, dass es den Krebsen Wachskerzlein anklebte und selbe damit «bei der Nacht in dem Wäldlein herumkriechen ließ.» Noch viel weiter in die Vergangenheit zurück führen die Heidengruben (Ajdovske jame), welche man mit der Bleigewinnung in vorrömischer Zeit in Zusammenhang bringt. Unter derlei Betrachtungen erreicht man nach etwa zweistündiger Fußwanderung von Prevoje her Moräutscb. Seine Pläuser stellen sich nahezu kreisförmig um die Kirche und Dechantei; und damit bei Feuersgefahr der rothe Fl ahn nicht volle Gewalt über dieselben bekomme, hat man einen Teich in der Ortschaft angelegt, der zwar nicht der nächtlichen Musiker, wohl aber jedes Augenreizes entbehrt. Von freundlicher Anhöhe schaut das Schloss Wartenberg über Moräutsch ins Thal hinein; die waldreichen Hänge des Valentinibcrges schaffen ihm einen dunkelgrünen Hintergrund. Kaum eine halbe Wegstunde südlich davon erhebt sich unmittelbar ober Drittai, am Fuße der Germatscha, noch ein anderes Schloss über die Obstbäume, das den Namen Wildenegg trägt, l'.s sind erst wenige Jahre verstrichen, seit es kleiner geworden. In der Richtung gegen Kerschdorf steht auf grünem, von Laubwald prächtig umsäumtem Wiesenplane ein dritter derartiger Bau: Schloss Lichteneck. Zwischen diesen einladenden Wohnstätten führt der Pfad durch kühlen Buchenschatten hinauf auf die Gennatscha und dann zur Südbahnstation Kressnitz ins Savcthal nieder. Der Blick von oben übertrifft jenen, den die Straßenhöhe von Imene uns bietet, um ein betrachtliches. Von Moräutsch geht es in östlicher Richtung zwischen den Hängen des Valentiniberges und der Slivna in der Weise weiter, wie von der Rcichsstraße her, also über Anhöhen und durch Thalmulden auf und ab. Gleichmäßigeren Weganlagen wichen da unsere Vorfahren beinahe ängstlich aus. Das einzig Gute daran ist, dass dadurch, wenigstens auf dem Morautscher Boden, größere Mannigfaltigkeit auf das Auge des Touristen wirkt. Beim Schlosse Wartenberg vorüber gelangt man auf den recht anmuthigen Höhenrücken des Weilers Wachtenberg, dann in Krümmungen hinab auf den grünen Thalgrund von Moschenik, und nun über eine zweite Anhöhe nach Oberkoßcs und Retsch (Peče). Bevor noch die Straße in dieses Pfarrdorf niederläuft, tritt sie hart zum Valcntiniberge. Wo sie wieder anzusteigen beginnt, fällt in der Felswand ein Höhleneingang auf, vor den jemand eine ärmliche Hütte gestellt hat. Die Grotte verläuft weit in den Berg hinein. Bei Betrachtung derselben drängt sich folgende Mittheilung Valvasors ins Gedächtnis: «Bei dem Dorf (Petsch) eröffnet sich ein Loch in einem Stein-Felsen und erstreckt sich durch den ganzen hohen Berg bis in den Glagowitzer Boden. Ich gieng allein mit einem Wachslicht hinein, und zwar ziemlich tief. . . Im selben Loch habe ich steinerne Schlangen-Zungen, große und kleine, gefunden, welche denen, so man aus Malta bringt, ohne einigen Unterschied gleichen.» Valvasor meint darunter fossile I laifischzähne. welche die Landbevölkerung der damaligen Zeit für Teufelsnägel gehalten. Der Charakter der Landschaft bleibt fast derselbe wie um Moräutsch. Geht man nach dem etwa anderthalb Wegstunden entfernten Markte Watsch hinüber, um ins Savethal niederzuwandern, so will es einen bedünken, man sei in die Buchenwälder des Karstes gerathen. Im lieblichen Thale zwischen dem heil. Berge und den Vorlagen des Reber melden sich schon die nahen Kohlendistricte an. Unter recht angenehmen Kindrücken erreicht man Schloss Gallenegg und seine grüne Nachbarschaft, in welcher der alte Heilquell sprudelt und die neuen Bade-Anlagen zum Besuche einladen. Nun über den Möns Adrans zurück oder durchs schöne Pyramidenthal den qualmenden Werksschloten von Sagor zu — das Eine wie das Andere bildet einen dankenswerten Abschluss der Wanderung durch das Moräutschcr Bergland. ■ Si XI. Krainburg Aus (Jeni Schlosshnfe in Kreuz. Beim weit ins Land schauenden Schloss Kreuz vorüber! Ks gehört noch zur Nachbarschaft von Stein und weckt, obgleich erst zu Heginn des siebzehnten Jahrhunderts auf der freundlichen Anhöhe erstanden, manche geschichtliche Krinne- rung. Bevor man es erreicht, noch ganz im Weichbilde des Städtchens, regt auch ein gothischer Bildstock (Seite 92), hart zur Straße tretend, zum betrachtenden Verweilen an. Die lange Zeit hat die Steinsäule zwar sehr geschwärzt, doch noch kaum gelockert; sie ist und bleibt ein interessantes Wahrzeichen für den Weg nach Kreuz. Die rothen Zwicbelthürme der Garten-Pavillons des Schlosses stellen sich wie schmucke Wächterhäuschen vor den umfangreichen, doch im ganzen ziemlich einfachen Bau. Obstbäume und Wald sind sein grüner Rahmen. Zwei Wiesenthäler, die sich zwischen die waldigen Hänge der Theinitzer Höhen hinein verlieren, münden nach einander in die Ebene aus. Der Boden ist durchaus lehmig und bleibt es auch weit hinauf. An den hügeligen Ausläufern der Berge und deren Lehnen findet man die Wege mit Topf- und Schüsselscherben beschottert , an den sonnigen Wänden der niedlichen Häuser allerlei Thongeschirre zum «Austrocknen» über einander gestellt. Das ist das Gebiet der Töpfer, der Boden einer alten krainischen Hausindustrie, welche im Süden der Monarchie beinahe zu jener Geltung gelangte, wie die Thonwaren von Bunzlau und Znaim im Norden. Die Dörfer der Töpfer liegen da nahe beisammen und heißen Mlaka, Gmajniza, Podborscht und Klanz. Auch Kaplavas kann selben noch beigezählt werden. Es ist die Ortschaft, die sich, kaum zwei Kilometer westlich von Kreuz, zur mäßigen Anhöhe hinaufstreckt, von welcher die einstige Malteserritter-Commende St. Peter ungehindert in die Weite grüßt. Einzelne Mitglieder der Töpfer-Familien bringen die verschiedenen Schüsseln und Schalen, Töpfe und Näpfe, Reinen, Krüge und Spielsachen nach allen Theilen des Krainerlandes und über die Grenzen nach Kärnten, Untersteiermark, ins Küstenländische und auch weiter noch. Die Wagenladungen zeigen glasierte und unglasierte, schwarze, braune und gelbe, bemalte und unbemaltc, feinere und ordinäre Thonwaren. Wie sich unten an der Feistritz die Strohhutflechterei einen Ruf erworben, so hier die Töpferei; die Spitzenklöppelei aber, die es, wie schon erwähnt, um Ncul zu bescheidenen Anfängen gebracht, vermochte als dritte Hausindustrie im Gebiete von Stein nie recht Oberwasser zu gewinnen, Wer in die Nähe dieser Töpferstätten kommt, begibt sich jedenfalls auch auf die vorberührte Anhöhe von Commenda, von der sich Kirche und Schloss, Schul-, Pfarr- und Armenhaus mancher fernliegenden Ortschaft über die mit Wäldern und Fruchtgründen besetzte Ebene hin bemerkbar machen. Rci solcher Lage ist es nun wohl ganz selbstverständlich, dass sich ehemals auch ein fester Tabor an die Kirche schloss. Kurz vor Commenda bildet das Dorf Moste den Knotenpunkt der Straßen, die von Stein und ■ E7 von Mannsburg nach Krainburg, Flödnig und zum Großkahlenberge führen. Da auch die Bei« scheid den Ort durchfließt. fehlt es zwischen seinen Mühlen und seinen mit derben Wandgemälden gezierten Ilausern an Leben durchaus nicht. Das Gelände, das gegen Süden hin der Groß-kahlenbcrg recht wirkungsvoll abschließt, ist ein Gebiet schöner Waldungen und ergiebiger Felder. Thcilwcise wellig und von niedern Hügeln durchsetzt, zeigt es sich als eine Landschaft von eigener Art, als ein anmuthiges Querthal, das sich zwischen dem Uranschitzbergc und den grünen I lohen von Repne und Flödnig ausbreitet. Ein kleines, vom Flachland umfangenes Schaustück! 1 )ie häuserleere Straße, die zwischen Wald und Feld in einer Stunde nach Vodi z führt, wird von dort an zum lauschigen Wege. Bukouza und Utik, wo r8T3 eine Franzosenabtheilung in die Klemme gerathen, liegen links abseits am F'ußc des Hobak-und des Dcbeliverh. Südöstlich davon ist Sehen kenthurn — ein schon bekanntes nettes Plätzchen über grüner Thaleinbiegung. An heiteren Frühlings- oder So m mer tagen so für sich zwischen wogenden Saaten und Waldschachen von Vodiz zum Großkahlenberge dahin-zuwandeln, gehört zu Naturgenüssen, die man sich recht leicht bereiten kann. Es wird einem warm ums I lerz, wenn so völlig unerwartet ein liebliches Bild dem andern folgt, sei es nun Repne mil dem Waldkirchlein darüber, sei es Skarutsclma mit seinem gemäldereichen Gotteshause auf niedlicher Anhöhe, oder Fovodje mit den Wasserschlangelungen im Grunde und den Hainen und stillen Waldplätzen in der Nähe. Manchmal blickt auch die Ruine von Flödnig durchs Gezweige des harzduftenden Forstes, noch öfter aber melden sich die entlegenen Alpenhäupter an, die beständigen Verkiinder der Herrlichkeiten, die der Bergfahrer da oben warten. Dieser Mannigfaltigkeit ist es zuzuschreiben, dass die anderthalb Stunden, die man von Vodiz bis zum Fuße des Gi °, 1500 Seiten. Preis Lroschiert ö. W. (1. 12. DIMITZ AUGUST, Kurzgefasstc Geschichte iCfClIUS mit besonderer Rücksicht auf Cultnrentwick: lung. 8", lüo Seiten. Preis broschiert So kr. Mit iler grollen Geschichte lieferte der beriil mte L.-.iinische Geschichtsforscher ein umfassendes Werk, das keiner Pibliothek fehlen sollj und mit der Kleineren eine übersichtliche DarrfTetlnng ifer krainischen (ie.^chichte, weiche einen kurzgedrängten, fesselnd geschriebenen Auszug aus d: in großen Werke bietet. SAMHABER EDWARD. DiclKiti;^ n s». 325 Seiten. Preis broschiert fl. 2, elegant geb. Ii. 2'$o. SAMHABER EDWARD, Lyrische Dichiun- geil. 8°, 272 Seiten, Preis broschiert ii. j• 2o, elegant gebunden Ii. 2*50. Samhaber ist eine durchaus :rein> :e 1 )ichternntur; seme Lieder quellen ihm so frisch und ein ;>is dorn 1 ler/.en, dass sie jed (in J«r sie1! mit ihnen beschäftigt, l'.ijuickung Illingen. Hier zieh* nicht mir die melodiöse Ve:y.g^wfndtheit an, hier ist es die laui-:v wahre, ii't.igo Empfindung, welche: uns ganz besonders entzück.. MÜLLNER A LEONS, limona. Archaeologische Studien aü» Krain. Gr, 8°, 34.2 Seiten und 7 Tafeln. Preis broschiert Ii. 3*50. Ig. v, klüinmayr & Fed. Bamberg.