lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^7 ^O. Freitag am 3V. August Ä844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bügen, und aNmonallich ein in Wien «on Meisterhand in Kupfer gestochenes kolorirtei Costumebild, illyrische Volkstrachten in Boppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganz» > jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig «»rausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration gn. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Hauptploye. Die Harfenistin. Ich sah ein bleiche« Madchen, Die Harfe in der Hand, Die thrinenfeuchten Augen De« Himmel zugewandt. — Sie hatte langst uerloren. Was Menschenherz beglückt; Die Rosen dieses Leben« Hat ihr ein Sturm geknickt. — Sie sang mit wundem Herzen Der heitern Lieder viel; Und zu den frohen Weisen Erklang da« Saitenspiel. Die Gäste in der Schenke, Sie ahnte» es wohl nicht. Daß «us dem heitern Liede Ein tiefes Leiden spricht, — Daß jeder Ton der Freude, Der sich der Brust entrang. Mi t grellen Dissonanzen I n ihre Seele drang. — Und als sie d'rauf im Kreise Den bittern Lohn sich holt. Da wird sie von den Gästen Gehöhnt und ausgeschmollt. — Wohl färben rohe Scherze Die bleichen Wangen roth. Doch keiner von de« Gästen Denkt an des Mädchens Roth, Mi t schmerzgetrübtem Auge Und bebend stand sie d», — Ich fühlte mit ihr Leiden, Als i« die Arme sah. Nie sie so arm an Liebe, An jedem Freudcngruß — Für dieses Dorncnleben Ih r Herzblut opfern muß. — Wer kennt wohl ihre Tugend? Die Menge täuscht der Schein! D'rum, Mädchen mit der Harfe, Laß' du dein Singen sein! Moriz Siegerist. Sitten der krainischen Gulp-Bewohner Von Leopold Kordesch. (Beschluß.) enn ein Witwer zum dritten Male heirathet, "geht die Braut nicht beim Hausthore, son­dern durch das Fenster in's Haus. Es herrscht der Aberglaube, daß sie sonst vor Ablauf eines Jahres sterben müßte. Eine Witwe hingegen darf nicht hoffen, daß ein Bursche um sie werben werde; sie muß einem Ledigen immer selbst ihre Hand antragen. Gewöhn« lich haben alle Hochzeiten ihre Musik, die M einigen Gei­gern besteht und sehr miserabel ist. Gegen Ende des Hoch­zeitsschmauses, bei dem neben verschiedenen Fleischspeisen und Gestügelarten aller Art, besonders dem Weine sehr fleißig zugesprochen wird und für jeden Gast mehrere Trink­strophen (8är3,vil5e) ausgebracht und abgesungen werden, kömmt der Pfiffigste der Musikanten, zugleich der Lustig­macher der Gesellschaft, mit einem Glase Wein, kündigt sich als Weinhändler an und bietet dem 8tllralliiu», den Wein zum Kosten und zum Kaufe an. Dieser findet den Wein schlecht, tadelt ihn und lehnt den Kauf ab; der Be­schimpfte ruft nun alle Gäste als unparteiische Richter in dieser Sache auf, die den Wein kosten und sich dann dar­über aussprechen, was gewöhnlich eine höchst komische Scene veranlaßt. Der Btarallüna, bestimmt nun einen Preis, mit dem der PseudoNegoziant sich zufrieden stellen muß. Dieser Preis ist nämlich der Betrag, den jeder Gast den Musikanten erlegen muß, ohne der Großmuth Schranken zu setzen. Die Sammlung geschieht mittelst eines Tellers. Eine andere Sammlung, jedoch ghne Ceremonie, wird für die Köchin, und eine dritte für die Braut selbst veran­staltet. Jeder Gast übergibt der Neuvermählten ein belie­biges Geldstück von 10 bis 40 Kreuzern, auch i bis 2 Gul­den, darf sie aber auch dafür küssen. Nachdem die Hoch­ 278 zeitgäste spät in der Nacht aufgebrochen und an der Woh­nung des Bräutigams angelangt sind, wird vor dem Hause Halt gemacht. Die Eltern des Bräutigams kommen den Neuvermählten mit einem Glase Wein entgegen, empfangen und küssen die Braut als Tochter und halten ihr eine Rede, wie sie sich als Hausfrau betragen solle. Diese trinkt den Wein zum Wohlsein der Eltern aus und betritt mit den übrigen Gästen die Stube. Diesen wird nun Wein nebst weißem Brot und kaltem Braten vorgesetzt. Bald entfer­nen sich die Gäste und ziehen heim; des andern Tages ver­sammeln sie sich jedoch wieder und' nun wird erst im Hause des Bräutigams Hochzeit gehalten, so daß oft die Schmau­sereien drei Tage dauern. So weit die Hochzeitgebräuche. Bei Begräbnissen hat man noch Klageweiber. Die Leiche wird mit großem Geleite zum Grabe gebracht und man gibt dem Tobten, besonders einem Ledigen, immer sein bestes Gewand mit in die Grube. Die Todtenmahle sind abgekommen, nur am Armenseelen-Tage wird am Friedhofe Brot unter die Armen ausgetheilt. Bei Taufen herrscht die sonderbare Sitte, daß die Pathin ein weißes Brot mitnimmt, und zwar für Kinder, die ihr am Wege begegnen, welche ihr im Falle, daß sie ihnen nichts gäbe, „Volk ti posliri äöte« (.der Wolf fresse dir das Kind auf!") nachschreien würden. Zu Weihnachten, im Fasching, wie am Ostertage, sind Tänze mit Begleitung des Dudelsacks und eigener Pfeifen, die sich das Landvolk selbst verfertigt, im Gebrauche. Den Hexen- und Aberglauben läßt sich das Volk nicht ganz benehmen, weil es hie und da noch immer Gaukler (veäezlu) gibt, die es zum eigenen Vortheile in den Meinungen bestärken. Auch der Glaube an das Wie­dererscheinen der Tobten erhält sich. Unter andern glaubt man in diesen Gegenden, daß ein am Schlangenbiß Gestorbener oder vom Blitz Erschlagener nicht selig werde, und daß ein am Dienstag oder Freitag Erkrankter nicht aufkomme «. Für Krankheiten hat man sehr viele — auch recht zweckdienliche Hausmittel. Die Männer stricken im Winter, die Weiber spinnen und weben, aber nur für eigenen Hausbedarf, und verfer­tigen den Hausgenossen Kleidungsstücke. I m Sommer be­sorgt man gemeinschaftlich die Feldarbeit. Das Hausrecht übt patriarchalisch der Aelteste im Hause und seinen Be­fehlen wird stets pünktlicher Gehorsam willig geleistet. Die Gastfreundschaft ist hier zu Lande so groß, daß sie oft die Schranken der Klugheit überschreitet, die nachbarliche Eintracht aber wird hingegen oft durch gegenseitige Interessen gestört. Die Tugenden der Culpa-Bewohner sind: Gast­freundschaft, Leutseligkeit, Genügsamkeit und Gehorsam gegen die Obrigkeit; ihre Fehler: Fluchen, Mißtrauen und Unmäßigkeit. Das Strumpfband. Novellette von Joseph Vuchenhain. (Beschluß.) »Er ist wahnsinnig geworden, rein toll!« raunten einige Zuhörer einander zu. „Man muß ihn zur Raison bringen," meinten Andere, und mit jeder Minute steigerte sich die Besorgniß Aller um seinen Verstand. »Sechszig Tausend!« sprach tief und gedehnt der Rival. Die Saalthüre öffnete sich; des Bürgermeisters Ehe­hälfte stürmte furienartig herein. . „Das fehlte noch!" rief die aufgeregte Menge, und Mehrere drängten sich heran, um nöthigenfalls Frieden zu vermitteln. „Verschwender, Wahnsinniger, Rasender!« kreischte sie in einem Athem. Die Keiferin wurde jedoch abwehrend bei Seite geschoben und noch fünftausend Thaler mehr bot der Bürgermeister. Der heisere Ausrufer hatte diese Summe kaum wie­derholt, als die Frau des Oberältesten in Ohnmacht fiel, was jedoch den Fremden keineswegs beirrte, den Meistbot aufsiebenzigtausend Thaler zu erhöhen. Die Ohnmächtige war zur Besinnung gekommen. Sie raffte sich auf, sprang auf ihren Gemahl zu und faßte ihn mit beiden Händen so stark beim Mund und Halse, daß er kaum zu athmen vermochte, was den ernsten Akt nicht wenig erheiterte. „Schlag' ab!« jammerte sie, halb zu dem röchelnden Gemahl, halb zum Ausrufer gewendet, „schlag' ab, oder wir sind rein am Bettelstabe.« — Unvermögend, zu gehorchen, deutete der Diener der Gerechtigkeit auf die am Tische liegende Sackuhr, denn die gesetzlichen Pausen waren noch nicht vorüber. Das konnte die arme Frau nicht ertragen; ihren Ehegespons loslassend, war sie wieder­holt zusammengesunken. „Achtzigtausend:« kreischte der höchst aufgeregte Bürgermeister, als er seines Knebels los­geworden war, ehe der Diener den Meistbot seines Geg­ners zugeschlagen hatte. „Mein Auftrag geht nicht über diese Summe!« sprach mit einer tiefen Verbeugung der Fremde und entfernte sich. Man wollte ein sonderbares, höhnisches Lächeln in seinem Antlitze bemerkt haben, als er fortging, und der Diener hatte zum ersten, zweiten und — dritten Male gerufen und abgeschlagen. Das Strumpfband lag in des Bürgermeisters Schooß. Frohlockend "erlegte er binnen wenigen Stunden die Erstehungssumme der Commission und diese folgte den gesammten Erlös einige Tage darauf an die Verwandten des verstorbenen Oberregierungsrathes gehörig aus. Monate waren verflossen, doch weder der Prinz, noch der versprochene Orden wollte anlangen. Dem Bürger­meister war diese lange Zögerung peinlich, ja sie wurde ihm nachgerade auch etwas bedenklich. Er besuchte jetzt mehr das Gasthaus, erkundigte sich angelegentlich bei Fremden nach Verschiedenem, verschlang in den Journalen die Reisen der Großen und konnte seine bange Erwartung von etwas Außerordentlichem den Postbeamten nicht verhehlen. Diesen war der Fragende schon lange ein Räthsel geworden. „Von Rio-Janeiro an Euer Gestrengen!" rief eines Tages der vom Postamt angekommene Amtsdiener, dem Bürgermeister ein wohlversiegeltes Schreiben überreichend. »Endlich! Gottlob, mein Wohlverdientes wird nun angekommen sein!" sprach zufrieden lächelnd der Amtschef, indem er dem treuen Diener einen blanken Thaler in die 27» Hand drückte. Der Beschenkte entfernte sich, diese so un­erhörte als unerlebte Großmuth nicht wenig in seinem In ­nern preisend. Rasch erbrach der Bürgermeister das Schreiben und blickte nach der Unterschrift. Der Brief war mit des Prinzen Namen unterzeichnet. Er las: Rio-Janeiro am tZ. Mai 18.. »Euer Gestrengen!" „Unser Oheim, der verstorbene Herr Oberregierungs­„rath von Wahlen, war, wie bekannt, durch Sie bei­»nahe um sein ganzes Vermögen gebracht worden. Zu „alt, und der Ruhe nach einem stürmevollen Leben zu «.sehr bedürftig, ersann er einen Plan, sein — Sie »werden es wissen — widerrechtlich Verlorenes auf kurzem »Wege wieder zurückzubekommen, und vertraute uns die »Ausführung desselben an. Wie gut uns dieser Plan »gelungen, dürfte in diesem Augenblicke klar vor Ihren »Augen liegen. Wir sind jetzt im Besitze des Unseren »und — zufrieden. Gesichert vor Ihren Ränken und »Nachstellungen, segnen wir das Andenken unsers unver­geßlichen Oheims und preisen uns glücklich, auch Ihre »Sterbestunde erleichtert zu haben, nachdem das an uns »begangene Unrecht vor Ihrem Tode gut gemacht ist. „Sowohl die Nadel, ein täuschend als Brillant zuge­„schliffener und diesem ähnlicher Bergkrystall, als das »bewußte Strumpfband, lassen wir Ihnen mit Vergnü­gen. Die Devise 6. L. v. 8t., deren Entzifferung »wir Ihnen nicht schuldig zu sein glauben, wolle in der »Leseart: »»Gegen Betrüger verfahre Strafe"" »Sie in Hinkunft vor allem Uebel bewahren". »Prinz von Porto-Plata." Stumm war der Leser in seinen Lehnstuhl zurück­gesunken. Alexander's Ordnungsliebe. Die Ordnungsliebe und ungemeine Nettigkeit dieses unvergeßlichen Kaisers der Russen zeigte sich auch in den unbedeutendsten Kleinigkeiten. Alle Tische und Vureaur, an welchen er arbeitete, waren Beweise davon, und er dul­dete auf ihnen nicht die mindeste Unordnung, nicht ein Stäubchen oder Papier, das nicht zu seinen Schriften ge­hörte. Er selbst reinigte und ordnete Alles, was er ge­braucht harte. Auf allen seinen Schreibtischen lag ein Vat­tisttuch und zehn neugeschnittene Federn, die sogleich durch andere ersetzt wurden, hatten sie auch nur zu'einem Na­menszuge gedient. Für die tägliche Erneuerung dieses Ar­ ' tikels wurden jährlich dreitausend Rubel bezahlt. — Sehr naiv sagt bei Berührung dieses Umstandes ein Schrift­steller: So oft ich eines der kaiserlichen Appartements be­trat, war es nicht die Macht und Größe seines Bewohners, um die ich ihn beneidete, sondern die zehn herrlichen Federn , die zum Schreiben einluden, und den Gedanken an das fatale Federmesser gänzlich beseitigten. Keine Gnade. Charondas, geboren zu Catanea in Sicilien, machte sich als Gesetzgeber seines Vaterlandes im 5. Jahrhunderte vor Christi Geburt berühmt. Unter Anderm hatte er, da­ mit seine Gesetze nicht nach Gutdünken und auf eine leichte Weise Abänderungen oder Neuerungen erlitten, es zum unwiderruflichen Grundsatze gemacht, daß Jeder, der ein Gesetz ändern oder eine Neuerung treffen wollte, öffentlich, mit einem Stricke um den Hals, seinen Vortrag dem Volke auseinander setzen sollte. Wurde nun das neue Gesetz als annehmbar erkannt, so durfte selber mit Ehren abtreten, wurde es aber verworfen, so wurde er sogleich mit dem erwähnten Stricke erdrosselt. — Auf diese Weise blieben die Gesetze frei von Trug und Kabale und die Gerechtig­ keit gab keiner Ausnahme Gnade. So bestand ein Gesetz, daß bei Volksversammlungen bei Todesstrafe Niemanden, erlaubt sei, Waffen zu tragen. Einst ereignete es sich, daß Charondas eben aus einer entfernten Villa kam, als schon das Zeichen des Parlaments gegeben war. Um nichts zu versäumen, eilte er in seinen Reisekleidern auf's schnellste in die Versammlung und ward erst daselbst von einem Ver­trauten ermahnt, daß er vergessen habe, das Seitengewehr abzulegen.—»Fürwahr!« rief Charondas aus, »ich selbst, habe das Gesetz übertreten; aber keine Gnade erlaubt eine Ausnahme desselben, darum will ich es mit meinem eigenen Blute bekräftigen. — Mi t diesen Worten stieß er das Wehrmesser sich tief in's Herz. Nesseln. Hund und Stock. 3. Von der Weichsel bis zur Ruthe Wird da« Holz zum Stock verschm'ßt. Doch vor ihm, wie vor der Knute, Mops und Pommcr treu beschützt. Manche« kümmert nicht der Zweifel An dem eigenen Verstand, Droht doch Jedem Tod und Teufel, Der sein Hündchen blöde fand. Dr. Rudolf Puff. Blicke in die Vorzeit. (Was schärft das Geficht am beste«?) Als der be­rühmte Dichter Samugar in Gegenwart des Königs Friedrich von Neapel eine Unterredung mehrerer Acrzte mitanhörte, wo­durch man wohl das Gesicht am besten erhalten könnte, und einer den Geruch des Fenchels, ein anderer den beständigen Anblick der grünen Farbe anrieth, sprach Samugar: »Meine Herren, ich meinerseits bleibe bei dem Glauben, daß nichts das Gesicht mehr schärfe, als der Neid, denn ein Neidiger sieht in der Regel alle Dinge größer, als sie wirklich sind.« — (Diogenes) kam einst in eine Vadestube, wo es sehr un­reinlich aussah. Er wandte seine Augen bald her bald dorthin, als suche er etwas, endlich fragteer: »Wo waschensich denn Die­jenigen, welchesich hier gebadet haben?« (Als der berühmte Hugo Orotius) in Paris Gesand­ter war, hatte er sich zufällig am Fuße verletzt und hinkte des­halb ein wenig. Einst sagte der König von Frankreich im Scherze zu ihm: »Fallen Sie nicht!« — »»Sire,«« versetzte Grotius, »»ich habe schon lange gewußt, daß der Boden in Frankreich sehr schlüpfrig ist — ich will mich darum wohl in Acht nehmen««. (Ludwig der XIV . von Frankreich) wollte einst in der Kirche unserer lieben Frau zu Paris der Einweihung von Fahnen beiwohnen. Er ließ dem Erzbischof von Paris, Harley de ChanvaUon, wissen, er wünsche nicht, daß er eine lange und wortreiche Anrede an ihn hielte. Der Erzbischof empfing daher den König am Eingang der Kirche mit folgenden Worten: »Sire! Sie verschließen mir den Mund, während Sie die Herzen aller Anwesenden zur Freude öffnen.« (Der Herzog von Longueville) sagte einst über die An­zeige, daß seine Nachbaren nicht aufhörten, auf seinen Gütern zu jagen: »Laßt sie nur machen! — ich will doch lieber Freunde, als Hasen haben.« «Welcher König hatte wohl die zahlreichste Hof­capelle?) Unstreitig David. — Er ließ 4000 Leviten auf ein Ma l in Classen und Chöre ordnen und von Gesangmeistern ein­üben. Das heißt ein Chor von Männerstimmen, wie es unsere neuen Componisten brauchen könnten. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Das Riesentelescop,) das der Graf 3t o sse in England auf seinem Landsitze Birrcastle gefertigt hat, wird in einigen Wochen »ollendet sein. Es hat eine Länge von 80 Fuß, einen Durchmesser von 8 Fuß, und hängt zwischen zwei starken Mauern. Es ist das größte auf Erden. Die »Dorfzeitung« meint, daß man jetzt bald außer dem Mann im Monde auch dessen Kinder und Hausthiere werde sehen können. — (Gin Attentat vor Gericht.) Am 11. August wurde in Pesth ein gräßliches Attentat am hellen Tage »ersucht, aber durch gött­liche Vorsehung vereitelt. Ein Gehülfe bei dem Lehrer einer dor­tigen Commerzialschule klagte den Letztern wegen Differenzen be­züglich des Gehaltes beim zweiten Stadthauptmanne an- Als nun am besagten Tage Kläger und Beklagter vor Gericht erschie­nen und der Prozeß zu Ungunsten des Klägers entschieden wurde, zog dieser eine doppelläufige Pistole hervor, schlug zuerst auf d,e erwähnte achtbare Magistratsperson an, und als der Schuß glück­licherweise versagte, richtete er das Handgewehr gegen den Be­klagten und feuerte den andern Schuß ab, der aber nur leichthin die Schulter streifte. Er wurde sogleich darauf von der herbeiei­lenden Ordonanz ergriffen, und man fand noch eine zweite Pistole bei dem Verruchten, von dem die nähere Untersuchung heraus­stellen wird, ob Geisteszerrüttung, oder ein über alle Begriffe verbrecherischer Vorsatz eine solche empörende Unthat zuwege brachte. (Eine Räuberbande.) In den schlesischen Kreisen Rams­lau und Roscnberg zieht jetzt eine Räubergesellschaft herum, die über 60 Mann stark und namentlich mit Schießgewehren sehr wohl bewaffnet sein soll. I n den nächsten Tagen werden von Breslau aus 100 Schützen abgehen, um die Wälder zu umstellen und die Bande wo möglich cinzufangen. Auf den Kopf des Räu­berhauptmanns soll ein namhafter Preis gesetzt worden sein. (Schlauheit marokkanischer Richter.) Ein Statthal­ter von Fez ließ eines Tages drei junge Männer vor Ge­richt fordern, welche des Taubendiebstahlcs angeklagt waren. »Setzt euch!« sprach er mit lächelnder Miene und fuhr dann fort: »Wenn man läugnet, Tauben gestohlen zu haben, so sollte man sich wenigstens hüthen, deren Federn auf dem Kopfe zu tra­gen.« Einer der Angeklagten fuhr unwillkührlich mit der Hand nach dem Kopfe, um die Federn abzuschütteln. Es war der Thäter. (Roheit der gemeinen Volksclasse zu Paris.) Un­längst schlugen sich zwei wüste Gesellen in den elisäischen Feldern halb betrunken auf den Dolch. Eine ungeheuere Masse Gesindels bildete eine dichte Hecke um sie herum und ließ in seiner viehischen Freude über so viehisches Treiben die Polizei und die Wache nicht eher durch, bis einem von den Beiden das Herz durchbohrt war. Ein trauriger Beweis von der Bildungsstufe, auf welcher die untere Volksclasse zu Paris steht. — (Das heillose Regenwetter) will nun auch am Rhein kein Ende nehmen. Es »ergeht kein Tag und keine Nacht, ohne daß die Wolken ihre Schlauche öffnen. Das ganze nördliche und mittlere Deutschland, zum Theil auch das südliche, sind von dieser Calamität heimgesucht. Der Regensirich läuft in einer Breite von 100 bis 200 Stunden von Liefland und Litthauen bis zur Bretagne. (Grausame Züchtigung.) I n Agram hat dieser Tage ein Handwerker seine Lehrburschen, die nach Entwendung einiger Kleinigkeiten flüchtig geworden waren, in einiger Entfernung von der Stadt eingeholt und nach vorgenommener Mißhandlung in einem neuen 6e»re », i^ MÄ-lc-Ppa an den Wagen gebunden, wo dieselben auf solche Weise bis Agram mitzukeuchen gezwungen waren. -- Die Sache selbst spricht zu laut, als daß wir nöthig hätten, unsere Glossen beizufügen; unterlassen können wir jedoch nicht, auf die jedem menschlichen Gefühle hohnsprechende tyrani- Lche Behandlung der Lehrburschen überhaupt hinzudeuten, mit dem Wunsche, daß Menschenfreunde hierin eine zweckmäßige Abhülfe versuchen mögen, die gewiß die betreffende Behörde nicht versagen wird. — Der besagte barbarische Meister, ein Baier von Geburt, ist einer strengen gerichtlichen Untersuchung unterzogen worden­ (Die Postwagen) verschwinden immer mehr — immer seltener wird der liebe Posthornklang. Der Dampf verdrängt sie mehr und mehr, und bald werden sie nur noch im Liede und in der Sage leben. I n Bristol beging man letzthin die ernste und traurige Feier zum Gedächtnisse 'des dahin scheidenden Postwagens. Der Wagen, der seine Tour zum letzten Male machte, war schwarz behangen und die Pferde mit schwarzem Krepp bedeckt, der Po­stillon und der Schaffner (der einzige Passagier) erschienen als Leidtragende in tiefer Trauer. (Keine Ansnahme vor dem Gesetze.) Der Gouverneur der Stadt und der Provinz Gothenburg, Graf Löwenjelm , be­richtet die »Stirio« , wurde neulich, auf einer Promenade mit seiner Gemahlin begriffen, von einem Burschen mit einem Schiebkarren angefahren und gestoßen. Der Graf gab dem Burschen wegen seiner Sorglosigkeit oder Böswilligkeit einige Stockschläge. Einige Leute veranlaßten den Burschen zu einer Klage, Der Graf wurde »or das Polizeigericht citirt, bestätigte daselbst die Ertheilung der Stockschläge und wurde deßhalb in eine Strafe von 17 Reichsthalern genommen. Glücklich ein Land, wo der Größte und der Niedrigste gleich vor den Gesetzen sind, eben so wie es nur die Hochachtung, welche Jeder für den Grasen hegen muß, erhöhen kann, da derselbe sich ohne alle Einrede vor das Gericht stellte, dessen höchster Chef er selbst ist, um die von dem Gesetze bestimmten Folgen zu leiden. (Der brave Mechanikus Tschuggmall) hat sich noch immer nicht zur Ruhe begeben. Er befindet sich gegenwärtig mit seinen vortrefflichen Automaten in Marienbad und es wird ihm vielfach noch immer die größte Anerkennung zu Theil, die er voll­kommen verdient. Besonders gelungen sind ihm zwei Schwäne, die sich in allen möglichen Stellungen präsentircn, und die er erst seit letzterer Zeit verfertigte. Interessante Modalitäten der Vorziehung der von dem k. k. priv. Großhandlungshause G. M. Perissutti in Wie n garantirten Realitäten-, Gold- und Silber-Lotterie am 7. September d. I . Das allgemeine Interesse, welche« diese große Lotterie anregt und welche sich jetzt mit jedem Tage steigert, «eil die erste oder Vorzie« hung derselben schon »m nächstfolgenden ?. September d. I , stattfindet, also so zu sagen beinahe vor der Thüre ist, veranlaßt uns, auf die, einen eigenthümlichen Reiz bietenden Ziehungsmodalitäten und die daraus für das spielende Publikum unoerkennbar hervorgehenden Vortheile auf» merksam zu machen. Diese bestehen darin, daß die erste oder Vorziehung aus einer verdeckten Urne und aus dre i Glücksrädern geschieht, wodurch jene Abthcilung der Lose bestimmt wird, die den Vortheil eines mehrmaligen Gewinnes für sich hat. I n diese Urne werden zw,ei Rollen hineingelegt, von denen die eine mit der Bezeichnung; »Erste Äbtheilung, « und die andere mit der Bezeichnung; »Zweite Abtheilung,« versehen ist. Es wird nun aus dieser Urne eine Rolle gehoben, und je nachdem dieselbe die erste oder zweite Abtheilung ausweiset, werde« die betreffenden Nummern dieser Abtheilung nach §. 6 des Spielplanes mit den Nummern der Gratis- und Prämien-Lose gemengt. Hierauf beginnt die Ziehung, und es^gewinnt die erste gehobene Nummer INNN Silber-Gratis-Lose, oder nach Wahl des Gewinners INNO Stück k. k. Ducatcn, oder i2,uu» fi. W. W.; e« enthalt dann diese Vorziehung noch andere INN4 Treffer von 400, — ZOO, — 200 und liw Ducatcn, und lNiw Treffer zu 1 Ducatcn in Gold. Dem Ge« winner des ersten Treffers dieser Vorzichung geht sonach der Vortheil zu, daß er mit den gewonnenen lUNll Stück Gratis-Silbcr-Losen in der Haupt­und in der Gr»tis-Los-Ziehung mitspielt, und er dann, wenn sie nicht mehr gewonnen haben sollten, die dafür gebotenen INNO Stück l. l. Ducaten oder I2,NN!> fl. W. W, nehmen kann. Hiernach leuchtet es also von selbst ein, daß jedes gewöhnliche Los die zu ziehende Abtheilung er­rathen, und im glücklichsten Falle auch mehr als 280,000 fl. gewinnen könne. Wer aber zwei Lose, jedes von einer andern Abtheilung, besitzt, muß, d» nur zwei Abtheilungen cxistiren, die zu ziehende Abtheilung erra» then; der Besitzer eines Silber-Gratis- oder Gold-Prämien-Loses aber spielt unter allen gebotenen Begünstigungen in sämmtlichen Ziehungen mehrmals mit, Niemand wird also, ohne sich selbst der wesentlichsten und einleuch« tendsten Vortheile zu berauben, die äußerst interessante Vorziehung versäu­men wollen, . A. C. N, Auslesung der Mandeln in Rro. 69. 1. Armbrust. 2. Flaschenzug. Laibach. Druck und Nerlag des Josef Vlasnik.