in Herausgegeben am SCHLUSSE DES SCHULJAHRES 1876 von dem Director des G3 r mnasiums, D R F. Z. SVOBODA. C I L L I. Buchdruckerei von Johann Rakusch. 1870 . ' J K. K. STAATS-GYMNASIUMS in Herausgegeben am SCHLUSSE DES SCHULJAHRES 1876 von dem Director des Gymnasiums, D E F. Z. SVOBODA. C I L L I. Buchdruckerei von Johann Rakusch. 1876 . ,4M Generatio spontanea. Entstehen gegenwartig noch gewisse Organismen ohne Keime (Eier, Knospen etc.), welche von gleichartigen Wesen hervorgebracht werden und daher urspriinglich einen Teil ihres Korpers (des Mutterleibes) bilden, — also durch Urzeugung oder freiwilligen Zusammentritt der ungeformten Materie (generatio spontanea) ? Das ist die bedeutsame Prage, welche neben jener iiber den Ursprung der Arten (species) der Tiere und Pflanzen seit Decennien die besten Denker beschaftigt. Aber wahrend letztere der Mittelpunkt einer vielbewegten wissen- schaftlichen Forschung geworden ist, deren hochgehende Wogen langst den engen Kreis der Stubengelehrsamkeit iiberschritten und in die weitesten Gebiete des menschlichen Wissens Licht und Klarheit gebracht haben, entbehrt die Frage uber die Urzeugung bisher einer sicberen Basis, auf der eine weitere Forschung angebahnt werden konnte. Die angebliche Losung dieser Frage, die dahin lautet, dass gegenwartig auch die niedrigsten Organismen stets nur aus Keimen ihrer eigenen Art entstehen — eine Ansicht, welche jetzt die Mehrzahl der Naturforscher teilt, ohne p osi ti ve Beweise daftir zu liaben — befriedigt nicht einmal ihre Urheber. Denn sie konnen es sicli nicht verhehlen, dass wenn gleichsam vor unseren Augen in der ruhenden Eizelle der Stoff sich gestaltet, der Embryo, angeregt durch die allhelebende Kraft der Warme, sich organisirt und so die Materie von der Zelle an bis zum lebendigen Tiere unzahlige Phasen der Gestaltung durchlauft, damit kein geringeres Wunder geschieht, als wenn sich in einer Losung von organischen Substanzen (Aufguss) ein belebtes Gallert- kliimpchen bildet. Unter allen IJmstanden bleibt es ja eine Tatsache, dass die Materie von einer bestimmten Zusammensetzung in gevvissen Fiallen Form und Leben an- nimmt, und dass Wasser, Luft, Warme, Licht und Elektrizitat auf diesen Vorgang einen bestimmenden Einfluss ausiiben, also Stoffe und Krafte, welche zu allen Zeiten auf der von Organismen bewohnten Erde nacli denselben un- abanderlichen Gesetzen der Causalitat existiren und wirken. Ungeheuerlich oder wissenschaftlich unzulassig erscheint demnach, wenu wir uns auf das Gebiet der Urzeugung begeben, nur eine Annahme, welche ein Missverhaltniss involvirt zwischen dem Vollkommenheitsgrade des entstelienden Wesens, den Kraften und der Zeit, welche zu dessen Hervorbringung in Anspruch genommen werden. Aus dem Grunde muss a priori die Walirscheinlichkeit der Urzeugung ftir einen Organismus um so grosser sein, je niedriger und je einfacher er 1 * 4 ist. Um eine Monade, die sicli uns auch unter dem besten Mkroskope als ein unscheinbares Gallertktigelchen darbietet, in kurzer Zeit ins Leben zu rufen, hatte die Natur offenbar einen viel geringeren Aufwand von Mitteln und Kraften notig als zur Erzeugung eines gewimperten Infusoriums, weil in dieiem die Teile des Korpers eine betrachtliche Verschiedenheit wahrnehmen lassen und sicli der zusammengesetzte Organismus als das Werk einer Summe von Kraften zu erkennen gibt, die sich zu einer und derselben Zeit in einer blossen Losung von zersetzten Stoffen unmoglich zusammenfinden konnen. Eine zersetzte, im Wasser feinverteilte organische Materie kann zunachst nur von einfachen Molekularkraften bevregt sein. Dass aber, wenn das Gleich- gewicht derselben durch den Zutritt des Sauerstoffs der Luft oder auf eine andere Weise gesto rt wird, Nichts daraus entstehen konne, ist nicht leicht denkbar. Offenbar werden sich unter solchenUmstanden die verwandteren Massen- teilchen einander nahern. Die nachste Folge davon wird eine stellenweise Ver- dichtung der Masse sein, ein Niedersclilag von gallertartiger Natur. Aber durch eine dauernde W e c h s e 1 w i r k u n g zwischen den Gebilden des Niederschlags und der umgebenden Materie wird allmalig der Kraftvorrat der ersteren ver- mehrt. Wenn die nacli und nacb erworbene Kraftsumme hinreicht, das Be- harrungsvermogen der Massenteilchen zu iiberwinden, so enteteht Bewegung, zunachst in der Masse innerhalb des Korpers, dann ein Fortschreiten des Ganzen. Wie vollkommen diese Andeutungen mit der Wirklichkeit ubereinstimmen, werden wir im Folgenden an einer ganzen Rcihe von Beobachtungsfallen sehen. Darnacb erscheint es unmoglich, dass ein gewimpertes Infusorium un- mittelbar aus einer Losung von zersetzten organischen Stoffen entstehe. Einem allgemein erkannten Naturgesetze zufolge entwickeln sich zusammen- gesetztere (vollkommenere) Zustande aus einfaeheren durch eine Reihenfolge von successiven Wirkungen; es rnussen daher dem gewimperten, im Vergleich mit der Bacterie und Monade hochorganisirten Infusorium einfachere Organismen vorausgegangen sein, einerlei ob jetzt oder in der Vergangenheit. Eine andere Schlussfolgerung ist wissenschaftlich nicht gerechtfertigt. Das Altertum hatte auch bei dem besten Willen diese Frage nicht losen konnen; es fehlte damals nicht blos das Vergrosserungsglas, sondern auch der notwendige tiefere Einblick in das Getriebe der Naturkrafte. Es darf uns daher nicht wundern, wenn der grosse Philosoph und Naturforscher Aristoteles ohne weiteres eine Urzeugung auch ftir vollkommenere Tiere annahm und z. B. in allem Ernste glaubte, dass Aale im Schoosse der Sumpfe aus dem Schlamme entstunden. Nach Plinius entstehen alle Insekten aus dem Staube der Hohlen. Auch im Mittelalter ging man nicht kritischer zu Werke, man glaubte Schlangen und Mause im Laboratorium erzeugen zu konnen und Atha- nasius Kircher gibt vollstandige Recepte um Tiere aus verwesenden Leichnamen darzustellen. Ja es gibt noch jetzt Leute, die sich das Vorhandensein der Wiirmer im Kaše nicht anders erklaren konnen, als indem sie sich dieselben aus dem Kaše selbst entstanden denken. 5 Ueber die Provenienz solcher Tiere an Orten oder in geschlossenen Korpern, wohin sie als entwickelte Wesen nicht gelangen konnten, ist die Wissenschaft langst im reinen. Soweit unsere Erfahrung nnd genauere Kennt- niss des Tier- urid Pflanzenlebens reicht, sehen wir Tiere nnd Pflanzen, deren Korper organisirt, d. h. aus verschiedenen, fiir eigene Verrichtungen bestimmten Teilen zusammengesetzt ist, nur aus Keimen (Eiern, Samen, Sporen, Knospen ete.) sich entwickeln, die von Organismen gleicher Art ab- stammen, und es gibt keinen Fali, der sich nicht auf diese Weise vollkommen erklaren liesse. Werden soleh e Tiere und Pflanzen gemeint, so ist der beruhmte Aus- spruch Linnes richtig: Omne vivum ex ovo. Allein auf die Organismen mit ungegliedertem Korper und einfacher Lebenstatigkeit, die an eine fast homogene Gallerte gebunden ist, wie bei den Bacterien und M o na d en, ist die Anwendung dieses Ausspruches aus blossen Grunden der Analogie nicht zulassig. Hier kann nur der direete, auf die Entwicklungsgeschichte dieser Organismen gestiitzte Beweis wirklich und giltig entscheiden. Was bisher in dieser Beziehung geschehen ist, entspringt aus einem viel zu einseitigen Gesichtspunkte. Als namlich F. A. Pouchet, Professor der Naturgeschichte in Rouen im Jahre 1858 seine ersten Versuche zu Gunsten der Urzeugung bekannt gemacht hatte, schien die Entštehung gewisser Organismen in hermetisch verschlossenen Aufgiissen, in denen vorher alle Keime von Tieren und Pflanzen durch die Hitze zerstort rvurden, fin die Urzeugung zu sprechen. Spater hatte Pouchet allerdings die Versuche abgeandert, da er erkannt hatte, dass der Zutritt der Luft nicht ohne Einfluss auf das Ergebnis sei. In gleichem Sinne wirkten gleichzeitig auch mehrere andere Naturforscher. — Allen diesen Bemuhungen trat Pasteur, dem wegen seiner hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Chemie und Physiologie bereits ein bedeutender Ruf voranging, mit einer Reihe von Experimenten (1858—1861) energisch entgegen, indem er die un- genaue Methode und vor allem das unzureichende Versuchsverfahren Pouchefs Schritt fiir Schritt bekampfte, ohne selbst einen wesentlich anderen Weg ein- zuschlagen. Seine Versuche sollten die bestimmte Entscheidung geben, dass alle in zersetzungsfahigen organischen Substanzen auftretenden niederen Tiere und Pflanzen n u r aus ihren von Eltern erzeugten, von a u s s e n in die Sub- stanz gelangten Keimen entstehen. Filtrirversuche zeigten in der Tat, dass in der Atmosphare zahlreiclie Pilzsporen enthalten sind. Diese Sporen, auch wenn sie bloss mit gegliihter Luft in eine gekochte Losung von Zucker und Protemstoffen gebracht wurden, bewirkten darin eine rasche Entwicklung von Organismen. Es hat aber bisher weder Pasteur, noch jemand anderer gezeigt, dass sich diese Organismen wirklich aus den ihrer eigenen Art oder Gattung angehorigen Keimen entwickelt haben. Man kann mit N a g e 1 i 1 ) das Auftreten ') Entštehung und Begriff der naturhistorischen Art. Munchen 1865. 6 der Organismen hier ebenso gut auch durch die Annahme erklaren, dass es zur Erzeuguiig von niederen Tieren und Pflanzen wie oben geniigt, wenn uberhaupt Staubteilchen und Splitterchen von g a n z a n d e r e n Organismen in die Flussigkeit geratlien. Warum sollten solche Splitterchen nicht auch die Faliigkeit haben, organische Substanzen in G ah run g zu versetzen und hier- durch die Entstehung von niederen Pflanzen und Tieren veranlassen? Bis jetzt hat noch Ni e m and diesen Einwurf gegen die angebliche Beweiskraft der PasteuFsclien Versuche widerlegt, und so bleibt die Urzeugung trotz allen Anstrengungen derjenigen Forscber, welche sie bereits als todt an- gesagt oder fiir beseitigt erklart hatten, eine offene Frage. In der Tat gibt die bisher befolgte Methode keine Aussicht auf ein sicheres und entscheidendes Resultat. Denn werden z. B. in gewissen Pflan- zenzellen, in angefaulten, von der harten Schale noch umschlossenen Sarnen- kernen, in subcutanen Eiterungen, im unverletzten Htihnerei etc. Bacterien oder andere niedere Organismen nachgewiesen, welche als mikroskopisch sichtbare Korperchen unmoglich eingedrungen sein konnten, so ist der Gegner der Urzeugung sogleicli mit seinem Einwand da, es heissfc namlich: die beobach- teten Korperchen sind keine Organismen, sondern pathologische Produkte der degenerirten oder in Zersetzung begriffenen Zelle; oder: es sind wirklich Organismen, aber ihre Keime haben sich durch das lebende und noch gesunde Gewebe, durch das Blut, durch den Eileiter etc. von aussen introducirt. Werden in einem hermetisch verschlossenen Aufgusse, den man friiher durch Sieden auf 100° C erhitzt hatte, nach einiger Zeit, ohne das frische Luft eingelassen worden ware, lebende Organismen gefunden, so ist er um eine Erklarung von seinem Standpunkte aus noch weniger verlegen, es wird namlich einer ein- fachen und ungezwungenen Erklarungsweise die Behauptung entgegenstellt, dass die organischen Keime vorher durch die angewendete Hitze nicht voll- standig getodtet worden sind. Kat man die zusammengebrachten Substanzen auf 120—150° C erhitzt und dennoch ein gleiclies Resultat erhalten, so ist noch immer der Einwand moglich, dass sich bei der Manipulation ein Staub¬ teilchen, etwa ein Pilzspore oder ein Infusorienkeim ehigeschlichen haben konnte, der von der zerstorenden Hitze nicht getroffen wurde. Auf diese Weise ist der Frage keine greifbare Seite abzugewinnen. Man muss die Natur zwingen, eine bindende und unzweideutige Antwort zu geben, man muss das Experiment so einrichten, dass neben der leicht verstandlichen Aussage des Ergebnisses kein Eimvand Platz findet, keine logi sche Aus- flucht denkbar ist. Das ist aber vor Allem nur dann moglich, wenn man erst den Staub der Luft, den Hauptfeind jedes Fortschrittes in Sachen der Urzeugung, hartnackig bekampft. Man stelle zu diesem Behufe z. B. Praparate her, indem man Zucker und ein nicht organisches Ferment in destillirtem Wasser lost und eines derselben mit etlichen Milligrammen Luftstaub versetzt, ein anderes aber nur mit Zucker und Staub bereitet, wozu ebenfalls destillirtes Wasser genommen wird. Es wird bei 15—20° C schon in drei Tagen von Bacterien darin wimmeln. 7 Wenn man nun solche Versuche mit verschiedenen Quantitaten der angewendeten Substanzen einige Male wiederholt, indem man stets nur gewohnliche Temperaturen einwirken lasst und das nachtragliche Einfallen des Staubes aus der Luft durch gut passende Deckel verhindert, so wird sich mit geniigender Sicherheit ermitteln lassen, was auf Reclmung des Fermentes kommt und was den mit dem Staube eingefuhrten organischen Keimen zu- geschrieben werden muss. Einen besonderen Vorteil gewiihrt die Beobachtung, wie sich das flockige Pracipitat des gewohnlichen kalkhaltigen Quellenwassers, das sich nach Zusatz von Natronammon - Phosphat aus der Trubung absetzt, gegen Zucker- losungen verhalt. Man findet namlich, dass die ungemein winzigen Korper- chen des flockigen Niederschlags den Zuckcr bei 15—20° C in 1—3 Tagen s p a 11 e n, sich seine Elemente aneignen und allmalig zu Bacterien auswachsen, Auf Monaden wird man freilich auch andere Methoden und Grundsatze der Untersuchung anwenden miissen. Ich habe mich bisher grosstentheils auf deren Beobachtung in den fruhesten Zustanden ihres Daseins beschrankt, weil ich die Mogliclikeit eingesehen hatte, liierdurch ihre Beziehungen zu der un- geformten organischen Materie in der Umgebung unmitttelbar festzustellen. Ueber diese, sowie andere ahnliche Untersuchungen soli der folgende Bericht, wenn auch in gedrangter Kiirze, dem freundlichen Leser genaue Rechenschaft geben. Es moge hier nur noch die Bemerkung Platz finden, dass zur Beobach¬ tung der kleiusten Bacterien und Monaden keineswegs eines der starksten Mikroskope absolut erforderlich ist. Die meisten jener ersteren Organismen haben allerdings kaum 0'001 Millimeter im Querdurchmesser, werden aber mit dem Objectivsvstem Nr. V eines mittelstarken Seiberfschen Instrumentes mit Anwendung des Oculars Nr. III, wodurch man eine (ilOmalige lineare Ver- grosserung erhalt, ganz deutlich gesehen; ich habe zu den meisten der hier vorliegenden Beobachtungen keine starkere gebraucht. 1. Stufe cnthalt Versuche und Beobachtungen uber kleinere Bacterien, mit Anwendung von Zucker und Phosphorsalz 1 ). I. Versuchsreihe. Am 11. Dezember (1875) hatte ich 6 Gramm destillirtes Wasser in einem Schalchen mit 15 Milligramm frisch gegliihter Steinkohlenasche, 3 mgr. Gyps, 10 mgr. Zucker (Rubenzucker) mit 10 mgr. Phosphorsalz) versetzt. die Fliissigkeit mit einem Štifte gut geruhrt und das Praparat mit einem gleichen daruber gestiilpten Schalchen bedeckt, an einen ruhigen halbdunklen Ort ge- stellt, wo die Temperatur taglich zwischen 10—15° C wechselte. ‘) Zu jedem der hier und weiter unten beschriebenen Versuche wurde ein Glasschal- chen mit geschlifFenem Band und von 7—8 Kub. Cent. Baum angewendet. Ein gleiches dariiber gestiilptes Schalchen diente als Deckel. Das Praparet blieb his zum Elnde der Untersuchung an derselben Stelle. 8 Nach 4 Tagen begann die Flussigkeit sich zu trtiben. Vorher aber (schon nach 3 Tagen) war ein sehr feines Hautchen an der Oberflache entstanden. Dieses enthielt sehr viele ruhende Bacterien. Bald darauf, mit beginnender Trtibung, wimmelte es bereits von diesen uberaus winzigen Organismen, ohne dass die Fltissigkeit einen Geruch angenommen hatte. Die Bacterien waren gleich zu Anfang weder kleiner noch irgendwie anders gestaltet als (viele Stunden) spater: sie zeigten eine fast vollig tiber- einstimmende Grosse und bestanden in den ersten zwei Tagen (50 Stunden vor der beginnenden Trtibung) nur aus ruhenden Einzelindividuen von 0-0015 bis 0-0018 mm Lange und 0-0008—0-0009 mm Dicke. Spater erschienen auch Doppelindividuen, jedoch sparlich. Den Akt der Teilung konnte ich nicht sehen, obschon icb unzahlige solche Organismen Stunden lang vor Augen hatte. — Am 15. und 10. Dezember sah ich sie in lebhaftem Schvvarmen, am 17. fand ich alle bereits in Ruhezustande. — Das Praparat wurde 8 Tage behalten. Als ich den Versuch bald darauf mit etwas geanderten Mengen von Asche, Gyps, Zucker und Phosphorsalz wiederholte, machte ich dabei ganz die- selben Wahrnehmungen. Ich stelle hier die Ergebnisse dieser Experimente moglichst ubersichtlich zusammen. 1. Es tritt nur eine Form von Organismen auf, namlich die oben er- wahnte Bacterie, welc.he der kleinste selbstandige Organismus ist, den ich be- boachtet habe. 2. Die zuerst erscheinenden Bacterien sind ebenso g r o s s und e b e n s o gestaltet wie die spater auftretenden, innerhalb 8 Tagen (so lange das Praparat beobachtet wurde) ist weder eine Aenderung in der Grosse noch in der Gestalt bemerkbar. Ich nahm mir viel Mtihe, um kleinere Korperchen aufzufinden, die ich als Keime der Bacterien hatte ansehen konnen, indem das Praparat anfangs sehr oft und zu sehr verschiedenen Zeiten des Tages mikros- kopisch untersucht wurde, aber ich suchte darnach vergebens. Dieser Umstand erregte meine Aufmerksamkeit umsomehr, als bei der angewendeten mikroskopischen Vergrosserung viel kleinere durchsichtige Kor¬ perchen, wie z. B. die uberaus winzigen freischwimmenden Protoplasmatropfcben aus den im Wasser zerquetschten Samen von Geranium columbinum bei gtin- stiger Beleuchtung ganz deutlich gesehen werden. Es bleibt daher zur Erklarung des massenhaften Auftretens dieser Bac¬ terie, wenn man sie nicht will mutterlos entstehen lassen, nur noch eine Mog- lichkeit, namlich die Annahme, dass sie aus einem oder einigen sehr wenigen Individuen oder deren Keimen entstehen, die aus der Luft in das Wasser ge- rathen, und bei der mikroskopischen Voruntersuchung der angewendeten Sub- stanzen nicht bemerkt werden. Eine solche Entstehung ware naturlich nur auf dem Wege der Teilung denkbar. Um die muthmassliche Teilung der Bacterie beobachten zu konnen, prufte ich das Praparat mit besonderer Sorgfalt am 4. und 5. Tage, wo die Zahl derselben mit tiberraschender Geschwindigkeit zunimmt, indem ich zu wieder- 9 holten Malen die Fliissigkeit mit Anwendung des Deckglases untersuchte, so dass eine einzelne Bacterie durch \ 1 j 2 Stunde nnd langer mit dem Auge fixirt werden konnte. Trotzdem gelang es mir nicht eine solche in der Teilung zu sehen. Allein daraus lasst sich noch kein sicherer Schluss ziehen, denn es ist natiirlich leicht moglich, dass der Teilungsakt zunachst darum unterbleibt, weil beim Herausnehmen des Tropfens aus der Schale nnd Darauflegen des Deckglases der Entwicklungsprozess durch Storung unterbrochen wird. Auf diese Weise kann ich mir aber allerdings nicht erklaren, warum anfangs durch so lange Zeit keine Doppelbactorien zum Vorschein kommen, wahrend spater doch solche, wenn auch sparlich, auftreten; denn wenn durch die Erschiitterung beim Auflegen des Deckglases, oder sonst wie, bei den Doppelindividuen anfangs eine rasche Trennung bewirkt wird, so ist nicht einzusehen, warum dies nicht auch bei den spater erscheinenden Doppelorganismen der Fali ist. 3. Nachdem ich die oben angegehenen Beobachtnngen beendet hatte, stellte ich das Schalchen mit der nun ganz trttben Fliissigkeit auf eine er- warmte Eisenplatte und bedeckte es mit dem gleichen Deckschalchen. Dieses letztere hatte an der Aussenseite des Bodens eine seichte Vertiefung. Nach- dem sich die Fliissigkeit etwas erwarmt hatte, legte ich in die ervvahnte Ver¬ tiefung ein Stttckchen Eis. Dadurch wurde auf der Innenseite der oberen Schale ein reichlicher Niederschlag der Diinste erzielt; ich erhielt so ein Destillat, wovon ich mehrere Tropfen in einem Glas c h en sammelte und mikros- kopisch untersuchte. Das Destillat erschien wider Erwarten ganz rein, wie destillirtes Wasser; es waren veder Bacterien noch welche andere organische Gebilde darin zu ent- decken, und als der Tropfen unter dem Deckglase ganz ausgetrocknet war, loste sich dieses sehr leicht vom Objekttriiger, da es an demselben gar nicht klebte. Nahm ich aber einen Tropfen von der trttben Bacterienflftssigkeit und versetzte damit eine Quantitat von 6 Grammen Wasser, wslchcs ich danu gut riihrte, so bewirkte ein ausgetrockneter Tropfen dieser hochst verdttnnten Bac- terienflttssigkeit doch ein merkliches Kleben des Deckglases, woraus zu ent- nehmen var, dass sich die organische Substanz beim Verdunsten des TVassers nicht verfliichtigt hatte, was auch mit Httlfe des Mikroskopes leicht nach- gewiesen werden konnte; denn die vertrocknete organische Substanz bot sich in zahlreichen formlosen Massen dem Auge dar. Liess ich einen Tropfen einer noch so verdttnnten Losung, einer beliebigen noch so sehr verdttnnten organi- schen Substanz einfach auf dem Objekttrager austrocknen, so hinterliess er einen sichtbaren Fleck, ein Tropfen vom obigen Destillate aber niemals. Spater wurden ahnliche Versuche noch oft viederholt, stets mit gleichem Erfolge. Hieraus ergibt sich, dass ttberhaupt aus verdunstenden Bacterienflttssig- keiten weder Bacterien noch andere organische Korperchen mit dem Dunste aufsteigen und in die Atmosphare gelangen. Wenn demnach Bacterien stets nur aus Organismen gleicher Art ent- stehen und also auch in der Fliissigkeit des oben beschriebenen Praparates so — 10 entstanden sind, so miissen die Keime hiezu nur mit dem Staube in die Fliissig- keit oder auf die zu diesem Versnche angewendeten Substanzen gefallen sein. Da namlich die Bacterien und deren Keime trotz ihrer Winzigkeit mit dem Dunste der Fliissigkeiten, worin sie enthalten sind, nicht in die Luft gehoben werden, so bleiben sie nattirlich nach ganzlicher Austrocknung im Bodensatze und an den Wanden der Gefasse zuruck; wenn aber der Riickstand durcli Zer- reibung als staubiger Detritus von der bewegten Luft fortgetragen wird, so konnen wohl die daran klebenden Bacterien und ihre Keime leiclit mitgenommen werden. Es war mir daher nun zunachst daran gelegen, die Wirkungen einer Infection der Versuchsfltissigkeit durcli eine Beimischung von Staub kennen zu lernen. 2. Versuchsreihe. Am 26. Dezember wurden um 12 UhrMittags folgende Praparate gemacht: 20 Gramm destillirtes Wasser versetzte ich mit 1 Gramm Zucker, 1 / 5 Gr. Pbosphorsalz und l / 2 Gr. frisch gegliihter Steinkohlenasche, schiittelte alles in einem Flaschchen zusammen, bis sich Zucker und Pbosphorsalz losten und goss die Fliissigkeit, die ich jedesmal noch gut schiittelte, in drei Schalchen, so dass jede ungefahr 6 Gramm davon erhielt. Nun wurde die Fliissigkeit in dem einen Schalchen mit einer reichlichen Menge Staub, den ich auf einem Papierblatte aufgefangen hatte (etwa eine Messerspitze voli) versetzt, jene in dem zweiten mit einem kleinen Tropfen einer lange gestandenen Fliissigkeit (aus einem der friiheren Versuche), die sehr viele meist eingliederige, ruhende Bacterien enthielt, inficirt. Das dritte Praparat erhielt keinen weiteren Zusatz. Nachdem ich das mit einem Tropfen Bacterienfliissigkeit inficirte Pra¬ parat noch einmal gut geriihrt und bei der mikrospischen Untersuchung wahr- genommen hatte, dass die Bacterien darin sehr zerstreut und unter der Masse von 6 Grammen Wasser iiberhaupt nicht leicht aufzufinden waren, stellte ich die drei Praparate, mit ihren Deckelschalchen bedeckt, an einen ruhigen halb- dunklen Ort dicht neben einander; do rt wechselte die Temperatur wahrend der Exposition zwischen 11 und 13° C. Nach 28 Stunden schon hatte die Triibung im Schalchen begonnen, wo die Infection durch Bacterienfliissigkeit stattgefunden hatte; da gab es sehr viel Bacterien, sie bildeten formlich dichtbesaete Felder. In der durch Staub inficirten Fliissigkeit waren zu dieser Zeit noch gar keine zu flnden. Auch in dem dritten Praparate gab es so viel wie keine Bacterien, denn es wurden nach vielem Suchen kaum 4 Stiick aufgefunden. Die drei Praparate wurden auch am folgenden Tage um 9 1 /, Uhr Mor- gens (also nach 45 V 2 Stunden) mikroskopisch untersucht. In den zwei Schal¬ chen, von denen das eine die mit Staub versetzte, das andere die gar nicht inficirte Fliissigkeit enthielt, zeigte sich nur hie und da eine einzelne Bacterie oder eine kleine Gruppe derselben; eine rasche Vermehrung dieser Origanis- men hatte noch nicht begonnen. Dagegen waren sie in dem anderen Pra- — 11 — parate so massenhaft, dass sie in dichten Gruppen jedesmal 1 / 3 bis 1 / i des Sehefeldes einnalimen; sie waren im Ruhezustande. Auch da gelang es mir nicht den Akt der Vermehrung wahrzunehmen, wohl aber bemerkte ich mehrere Male, dass durch Abheben und Wiederauf- legen des Deckglases die Zalil der Bacterien grosser wurde. Am folgenden Tage (29. Dezember) um 8 Uhr Morgens, also nacb 68 Stunden, vvurde die Untersuchung wieder aufgenommen. Jetzt erst zeigten sich in dem mit Staub versetzten Praparate die Bacterien massenhaft; die Fliissig- keit war entschieden in dem Stadium der Massenentwicklung dieser Organis- men, die ich tibrigens meist im Ruhezustande fand. Allein auch in dem andern Praparate, das nicht inflcirt war, schienen mir dieselben, wenigstens an vielen Stellen, ebenso massenhaft. Im Ganzen ergab sich bei langerer und genauer Vergleichung, indem zahlreiche Tropfen beider Praparate untersucht wurden, ein plus auf Seite der mit Staub inficirten Fliissigkeit; es konnte demnach angenommen werden, dass die Massenentwicklung der Bacterien in diesem letzteren Schalchen 4—5 Stunden fruher begonnen hatte als in dem anderen, wo dieselben auf den Luftblasen zahlreiche griinliche Inseln bildeten und diese (Luftblasen) an der Oberflache iiberall granulirt erschienen von dichtstehenden punktformigen Tuberkeln, deren Erscheinen, wie es sich aus den spateren Controllversuchen herausstellte, das Massenauftreten der Bacterien einieitet. Auch ganze Ueberztige bildeten diese letzteren hie und da am Boden de Wasserschicht zwischen den beiden Glasern. Vorher hatte ich den angewendeten Luftstaub mikroskopisch untersucht: er bestand zum 5. bis 6. Teil aus Starkekornern und zahlreichen, den Pilz- sporen ahnlichen Organismen, ferner aus verschiedenerlei Brocken und Splitter- chen von unbestimmbarer Form und eben so unbestimmbarer Abstammung. So viel lasst sich aber mit Sicherheit sagen, dass in der angewendeten Menge Staub mindestens ebensoviel organische Substanz enthalten war als in dem zur Infection genommenen kleinen Tropfen Bacterienflussigkeit und dass der getrocknete Staub dem Gewichte nach die getrocknete organische Masse des Tropfens mehr als 20 mal tibertraf. Allein trotzdem beschleunigt der winzige Tropfen die Massenentwicklung der Bacterien 8 mal so schnell als die an- gegebene Quantitat Staub. Wenn aber eine Messerspitze voli Staub nicht mehr bewirkt, als dass die Massenentwicklung jener Organismen statt nach 68 Stunden zu erfolgen 5 Stunden fruher beginnt, welche Wirkung soli dann einigen wenigen Staub- teilchen, welche zufalllg in das sorgfaltig bedeckte Praparat fallen, zugeschrieben werden ? Mogen wir uns im Uehrigen dariiber welches Urteil immer bilden, die Wirkung eines Fermentes oder einer inficirenden Substanz konnen wir uns doch nicht anders denken als proportionalzu der angewendeten Menge. Enthalt der Staub Bacterienkeime, so wird davon eine 2, 3, 4,.mal so grosse Quantitat von demselben Orte auch 2, 3, 4,.mal so viel solche Keime enthalten; 2, 3, 4, . , , . mal so viel Keime werden aber in derselben — 12 Zeit eine 2, 3, 4,.mal so zahlreiche Nachkommenschaft geben als ein einzelner Keim. Noch eines wichtigen Umstandes muss bier Erwahnung geschehen. Wird eine so praparirte Fliissigkeit wie oben angegeben wurde, mit viel Staub ver- setzt, so erhalt man keineswegs Bacterien von nahezu iibereinstimmender Form und Grosse: neben sehr kleinen ausserst beweglichen, die unter den znerst Erscheinenden zu sehen sind, treten nach und nach grossere, tragere Formen auf, von denen die meisten zweigliedrig sind. Ein scrupuloser Systematiker vvilrde vielleicht Anstand finden, sie mit den beim ersten Versuche erhaltenen zn identificiren. 3. Versuchsreihe. Es lag ein Praparat mit den beschriebenen eingliedrigen Bacterien bereits 14 Tage da; es gehdrte zu einem der vorausgegangenen Controll versuche. Das Wasser trocknete allmalig aus und die Bacterien bedeckten als ein weiss- lichgrauer Ueberzug den Boden des Schalchens. Ich liess sie noch einige Stunden bei 10—12° C trocken liegen, versetzte dann das Schalchen in die Nahe des geheizten Ofens und liess durch 10 Stunden eine Temperatur von 14—18° C einwirken. Hierauf (den 28. Dezember 4 Uhr nach Mittag) wurden 6 Grammen destillirtes Wasser zugegossen und die Fliissigkeit mit einem Štifte gertihrt, bis sie sich triibte. Als ich nun die triibe Fliissigkeit sogleich mikroskopisch untersuchte, war kein einziges Bacterium sichtbar, wohl aber fand ich darin viele G a 11 e r t- flocken, die zahlreiche punktformige und ovale organische Keim e ent- hielten, von denen manche den kleinsten eingliedrigen Bacterien ahnlich, wenn auch merklich kleiner waren. Sie mogen hier Mikrokokken genannt werden, eine Bezeichnung, die solchen Gebilden auch von anderen Beobachtern bei- gelegt wird. Kun wurde ein Praparat von destillirtem Wasser, Zucker { l j 2 Gramm auf 6 Gramm Wasser), etwas Phosphorsalz (20 Milligr,) und Steinkohlenasche gemacht und mit einem Tropfen obiger trtiber Fliissigkeit versetzt, hedeckt und an einen ruhigen halbdunklen Ort gebracht, wo die Temperatur taglich zwischen 11 und 13° G schwankte. Bei der sofortigen Untersuchung waren nur schwer hie und da einige Gallertflocken zu finden, und von wirklichen Bacterien zeigte sich keine. Allein schon nach 22 Stunden fanden sich zahlreiche echte Bacerien in der Flussig¬ keit, nur erschienen sie nirgends in Gruppen, sondern einzeln, zerstreut. Pie Oberflache der Luftblaschen zeigte sich stark granulirt von dichtstehenden punktformigen Tuberkeln und kleinen Runzeln. Um 7V* Uhr nach Mittag (also nach 27 1 / i Stunden) wurde das Praparat neuerdings untersucht. Aber die Zahl der Bacterien schien nicht grosser als um 2 Uhr; ihre Massenentvricklung hatte noch nicht begonnen. Auch am fol- genden Tage um 9 Uhr Morgens, nach 41 Stunden, war die Zahl derselben kaum grosser geworden ; sie waren noch nicht in der Massenentwicklung; 10 — 13 Stunden spater fanden sich schon sehr zahlreiche Bacterien auf den Lnftblasen in grosseren und kleineren Inselgruppen, wenn auch der Zeitpunkt der raschen Vermehrung noch nielit gekommen war. Am folgendon Tage, den 31. Dez. 4 Uhr nach Mittag, bildeten die Bac¬ terien, wenn ich die Fliissigkeit mischte und einen Tropfen nahm, zusammen- hangende Ueberziige. An der Oberflache waren sie nicht gar haufig. Im G-anzen war also eine beschleunigende Wirkung der Infection nur schwach zn verspiiren, denn auch o h ne Zusatz eines Infectionstropfens beginnt bei obiger Temperatur auf Zusatz von Phosphorsalz nach 3 Tagen die Massenentwicklung der Bacterien und ebenso viel Zeit brauchen die Mikro- kokken des flockigen Niederschlags zur Yerwandlung in echte Bacterien. Auch die Wiederholungsversuche, die unter mannigfach abgeanderten Umstanden gemacht wurden, fiihrten im Wesentlichen zu gleichsn Resultaten. Die meiste Fahigkeit, die Gahrung in einer Losung von Zucker, Phosphor¬ salz und Aschenbestandteilen (in destillirtem Wasser) zu beschleunigen kommt den jungen schwarmenden Bacterien zu; schwacher wirken alte ruhende, am schwachsten jene ausgegohrener und ausgetrockneter Flussigkeiten, indem sie die Gahrung nicht mehr fordern als der Staub. 4. Versuchsreihe. Den 2. Janner (1876) nahm ich 1 Teil Zucker auf 10 Teile destillirtes Wasser und etwas friscli gegluhte Steinkohlenasche (1 T. auch 20 T. Wasser) und schuttelte diese Štolfe in einem Glasgefasse gut zusammen. Hierauf goss ich 10 Grammen davon in zwei Schalchen, in jedes 5 Gramm. Dem einen Praparate setzte ich nun 50 Milligramm Luftstaub, dem andern 10 Milligr. Phosphorsalz zu. Nachdem die Flussigkeiten gut geriihrt wordeu waren, wurden sie bedeckt und an einem Ort gebracht, wo die Temperatur taglich zwischen 10 und 14° C scliwankte. Nach 48 Stunden untersuchte ich die beiden Praparate, und siehe da, indem mit Staub versetzten fanden sich nur einzelne sehr zerstreute Bacterien, von denen manche eine sehr lebhafte Bewegung zeigten: in dem anderen aber waren sie sehr zahlreich und bildeten inselartige Gruppen auf den Luftblasen; die Fltissigkeit befand sich in j enem Stadium der Gahrung, wo sich die Bac¬ terien massenhaft zu bilden beginnen. Es zeigten sich somit 10 Milligramm Phosphorsalz wirksamer als das Funfifache (50 Milligramm) Staub. Das Phosphorsalz verhalt sich dem- nach zu den Losungen von Zucker und den Aschenbestandteilen im reinen Wasser als ein sehr wirksames Ferment. Um in einer solchen Losung durch Zusatz von Staub ebensoviel Bacterien zu erzeugen wie durch einen Zusatz von Phosphorsalz, muss von dem ersteren mindestens 10 mal so viel genommen werden als von dem letzteren, und wird bei gleicher Temperatur (im Winter) dort wo Phosphorsalz ist, die Gahrung doch fr tih er beginnen. Allein das ist noch nicht das einzige bedeutende Ergebniss dieses Yer- suchs. Yergleicht man die mittelst Zusatz von Staub erhaltenen Bacterien mit — 14 jenen, die in dem mit Phosphorsalz beliandelten Praparate entstehen, so findet man die ersteren meist betrachtlich grosser und zweigliedrig, iiberhaupt v o n a n d e r e r A r t als die letzteren, da sie weder in der Grosse nocb sonst mit denselben ubereinstimmen. Neben diesen grosseren und trageren Pormen erblickt man zahlreiche kleinere, die gleich bei ihrem Erscheinen lebhafte krtimmende und springende Bewegungen machen, wahrend die grossen immer- fort ruhen. Bei genauerer Sortirung liessen sich sicher mehrere Arten unterscheiden, nur jene findet man darunter nicht, welche mit Zuckerlosungen auf Zusatz von etwas Asche und Phosphorsalz beobachtet wird und besonders in sehr verdiinnten Losungen sclion zu sehen ist. Diese schon beim ersten Versuche beschriebene Form erscheint eigentlicli nur eingliedrig und ist langlich ellip- tisch mit den Verhaltniss der beiden Durchmesser 2: 3 bis 1: 2. Die zwei- gliedrigen, die in mehr concentrirten Losungen auftreten, diirften richtiger einer anderen Species beizuzahlen sein. Eine Umwandlung der einen Form in die andere ist trotz eifrigen Nachsehens in keinem Falle bemerkt worden, die Bacterien behalten die einmal angenommene Form und Grosse Wochen lang bei. Da sich nun Bacterien, die auf Zusatz von Staub in der Zuckerlosung entstehen, von denjenigen, welche man mittelet Phosphorsalz erhalt, gut unter¬ scheiden lassen, und man durch den ersteren Zusatz andere Organismen erhalt als durch den letzteren, so ist hier auch aus diesem Grunde an eine Entstehung von Bacterien (in einem Praparate von destillirtem Waster, Zucker, Asche und Phosphorsalz) aus Keimen gleicher Art wie die entstandenen Bac¬ terien selbst nicht zu denken. Aus dem obigen Versuche aber ersehen wir, dass sich die Stauborganismen an dei Erzeugung der in den ersten 48 Stunden entstehenden eingliedrigen Bacterien in den hier vorliegenden Fallen nicht betheiligen. Es unterliegt demnach keinen Zweifel mehr, dass wir es hier mit einem Falle zuthunhaben, der entschieden die A n n a h m e der Urzeugung fordert. Nun gelang es mir aber auch einen ebenso unwiderleglicben directen Beweis dafiir zu erbringen. 5. V e r s u c h s r e i h e. Hiezu wurde Wasser aus verschiedenen Quellen und Brunnen benfltzt. Ich prufte es jedesmal vor der Beniitzung und wendete es selbstverstandlich nur an, wenn ich mich von dessen Reinheit iiberzeugt hatte. Man nimmt auf 6 Grammen Wasser zunachst ein Stuckchen Phosphor¬ salz von 6—8 Milligr., 2—3 Mgr. Gyps und 25—30 Mgr. Zucker. Wenn das Gemenge mit einem Štifte geriihrt wird, dass sich die Stoffe schneller losen und durchdringcn, so entsteht sogleicli eine Trubung, aus der sich nach wenigen Minuten ein weisslichgrauer flockiger Niederschlag ausscheidet und allmalig am Boden ansammelt. Mikroskopisch gesehen erscheinen solche Flocken nicht homogen, ihre Masse lasst vielmehr viele dichtere blaulichgraue Partien von iibrigens nicht 15 - bestimmbarer Form und Begrenzung erkennen. Zu Tausenden liegen solche winzige Gebilde dicht beisammen und geben der Flocke unter dem Mikroskope ein granulirtes Aussehen. Allein wenn man das Praparat an einem ruhigen Orte stehen lasst und etwa von 10 Stunden zu 10 Stunden einen Tropfen unter dem Mikroskope untersucht, so sieht man jene Ko rp er oh en, wenn sie anfangs diesen Namen verdienen, sich allmalig consolidiren und die Gestalt von Mikrokokken annehmen, indem sich die Kornlein mehr und mehr abrunden und durch Zvsischenlagerung von Gallerte-immer weiter auseinander treten. Hie und da bemerkt man schon nach 60 Stunden (bei Temperaturen zwischen 20 und 22° C), wie sich die Korperchen in Mikrokokken oder Bac- terienkeime verwandeln und nach 12 Stunden zu vvirklichen Bacterien ent- wickeln. In dem Masse als die Organismen wachsen und auseinander gehen, vergrossert sich auch das Volumen der Gallertflocken. Sie schwellen endlich zu unregelmassigen KI u m p e n, denen des Froschlaichs nicht unahnlich, und wolkenformigen Massen an, welche die ursprunglichen Flocken an Grosse um das 8—lOfache (nach dem Volumen) iibertreffen. Da sieht man dann die am weitesten entwickelten Bacterien, die stets an der Oberflache der Flocke zu finden sind, sich langsam von ihrer Muttergallerte befreien und bisweilen davon schvrarmen. Die Bewegungen sind indessen sehr langsam und trage und stehen in einem gar augenfalligen Gegensatze zu dem lebhaften Schwar- men der anfangs beschriebenen winzig kleinen Bacterie. Gewohnlich gerathen die Bacterien ohne eine sichtbare Bewegung in’s Freie. Sie sind meist zweigliedrig, die Glieder 2—3 mal so lang als dick, daher die Bacterie das Aussehen eines bald geraden, bald gekriimmten Stab- chens hat. Ihre Dicke fand ich bei allen ziemlich iibereinstimmend 0 - 0010 bis 0'0013 Millimeter. Sie entwickeln sich nicht in allen Flocken gleichzeitig, sondern in jenen, welche in naherer Beriihrung mit der atmospharischen Luft stehen friiher als in den iibrigen. Diese Beobachtungen sind im vergangenen Winter gemacht worden, bei einer Temperatur zwischen 18 und 24 °C, indem das Schalchen mit dem Pra- parate an einem Orte in der Nahe des geheizten Ofens stand. Die Wieder- holungsversuche ergaben ganz ahnliche Resultate. Nimmt man circa 10 Milligr. Phosphorsalz und 15 Mgr. Zucker auf 6 Grammen Brunnenwasser, so erhalt man Flocken von feinerer und scharferer Granulirung, setzt man dem Wasser vor der Fallung auch etwas Gyps zu, so werden die Kornlein in den Flocken des Pracipitats grober. So viel ich bei der mir zu Gebote stehenden mikroskopischen Vergrosserung (ein stiirkere als 610 mal liess sich nicht mit Vorteil anwenden) wahrnelunen konnte, wird ursprunglich keine Gallerte ausgeschieden; die Flocken bestehen aus locker zusammenhangenden Korperchen von verschiedener Grosse und ohne indivi- dualisirte Form. Bei ihrer Entstehung wirkt der Zucker nicht mit, denn die Struktur, so wie iiberhaupt das ganze Ansehen der,Flocken bleibt vollkommen gleich ob man dem Wasser vor der Fallung mit Phosphorsalz, Zucker zusetzt — 16 — oder nicht. Es sind somit die Elocken sammt den sie zusammensetzenden Korperchen ein mineralisches oder a n o r g a n i s c h e s Produkt. Nach einem schon lange bekannten Naturgesetze geben zwei zusammen- gebrachte Losungen einen Niederschlag (Pracipitat), wenn durch Austausch ihrer Bestandteile eine nicht losliche Verbindung denkbar ist. Demnach muss der Kalk, die Magnesia und das Eisenoxydul des Brunnenwassers an die Stelle des Natrons und des Ammons in die Verbindung mit den iibrigen Bestand- teilen des Pbosphorsalzes eintreten. So sind also die genannten Elocken wesent- lich ein Phospliat des Kalks, der Magnesia und des Eisenoxydusl. Schwefelsaure und Kohlensaure bleiben an Natron und Ammon gebunden in der Losung. Alle folgenden Veranderungen der Korperchen, namlich ilire Vergrosse- rung und Abrundung, ihr Auseinandertreten, Parbenwecbsel, ihre Umhtillung mit Gallerte etc. sind eine Polge ihres Wachsens, indem sie den Zucker in der Umgebung zersetzen und sicli die Bestandteile desselben aneignen. Das ist eine nahezu greifbare Tatsache. Wie aber dieser Vorgang geschieht, dartiber lassen sich allerdings nur Vermuthungen aussprechen. Am wahr- scheinlichsten ist es wohl, dass die Elemente des Zuckers gegen gewisse mineralische Stoffe ausgetauscht werden, so dass fur jedes eintretende Teilchen des Zuckers eine geringere, aber aquivalente Menge von mineralischen Teil¬ chen aus dem Korperchen austritt. Die Ausseheidung der Gallerte halt gleichen Schritt mit der Abrundung, Vergrosserung und Individualisirung der allmalig zu Mikrokokken anwach- senden Korperchen. In diesem Stadium sind die letzteren aueh durch ihre Zweifarbigknit charakterisirt, sie erscheinen namlich bei lieferer Einstellung hellbraun, bei hoherer blaulichgrau mit einem schwachen Stich ins Grunliche, eine Erscheinung, welche besonders deutlich hervortritt, wenn die Mikrokokken langlich geworden sind und ihre Langsrichtung parallel zu der Gesichtslinie steht. Auch die bereits fertige Bacterie zeigt bisweilen diesen Dichroismus. Am schonsten fand ich den Dichroismus bei Mikrokokken und Bacterien, die ich in einem Praparate von destillirtem Wasser, Gyps, Zucker und Phos- phorsalz erhalten hatte. Solche Praparate geben auch Schimmelpilze. Nimmt man Brunnen- oder Quellenwasser und etwas weniger Phosphorsalz als notig ist, um alle fixen Bestandteile aus demselben zu fallen, so erhalt man auf Zusatz von Zucker (ohne Gyps oder Asche) bei 20—21° C nach Tagen ausser Mikrokokken und Bacterien auch Monaden. Um aber den hier beschriebenen Vorgang der Entstehung von Organis- men in den Flocken des Niederschlags am leichtesten beobachten zu konnen, versetzt man gewolmliches reines Brunnen- oder Quellenwasser mit so viel Phos¬ phorsalz als erforderlich ist, um allen Kalk, Magnesia etc. aus der Losung zu pracipitiren. Man erhalt so nach 2—3 Tagen eine ganz klare Flocken- Gallerte, in der die kleinsten Korperchen deutlich unterschieden werden konnen. Dass die allmahlig auftretenden Bacterien wirklich in den Gallertfloeken ent- — 17 — stehen und die urspriinglichen iiberaus kleinen Korperchen das Anfangsglied ihrer Entwicklungszustande bilden, unterliegt keinem Zweifel, ebenso wie die augenscheinliche Tatsache, dass jene Korperchen den Flocken und diese dem Niedersclilag angehoren. Zahlreiche Beobaehtungen haben diese Ueberzeugung in mir gereift und ich kann getrost auch diese Versuche jedem erfahrenen Kenner der niedrigsten Organismen, dem die Frage liber die Urzeugung nake liegt, mit der Versicherung empfehlen, dass er zu denselben Ergebnissen wie ich gelangen wird. II. Stufe enthalt Beobaehtungen uber Monaden ohne Vacuolen, die sammtlich zu den kleineren gehoren. 1. Untersuchungsreihe. Eine reif gepfltickte Haselnuss wird sogleich geoffnet, vom Kerne ein Stuck weggesclmitten und der Best, damit er langsam troeknet, in einer ge- schlossenen Holzschachtel bei 20 — 25° C 3 bis 4 Tage lang aufbewahrt. Hat das Objekt diese, wie es sich aus dem spateren ergibt, notwendige Quaran- taine iiberstanden, so wird von der angescimittenen Seite mittelst eines sebarfen Messers die dimne Oberflachenschiclit entfernt, so wie auch ein dtinner Ober- flachenteil rings um den gemachten Schnitt, um so durch einen weiteren Schnitt ein von etwaigen Staubkornern ganz freies moglichst flaches Stiickchen zu erhalten. Dieses Sttickchen wird nun auf den Objekttrager gelegt und mit einem Tropfen Quellen- oder Brunnenwasser, von dessen Reinheit man sich vorher durch eine genaue mikroskopische Untersuchung iiberzeugt hat, versetzt, worauf man das Objekt mit dem Deckglaschen bedeekt. Hierauf wascht man dasselbe mit gleichem Wasser aus, indem man 3—4 Tropfen einzeln zwischen Objekt¬ trager und Deckglaschen von oben herab durchpassiren lasst. Alsdann wird das Praparat so lange ruhig stehen gelassen, bis das Wasser 1—2 Millimeter weit einwarts vom Bande des Deckglases verdunstet, was, wenn der angewen- dete Tropfen nicht zu gross war, bei 20—25° C schon vor Ablauf einer Stunde geschieht. Wird nun das Objekt mikroskopisch untersucht, so zeigen sich sofort kleine Monaden in grosserer oder in kleinerer Anzahl, meist rings um das Objekt, das sich von einer mit punktformigen Korperchen (Mikrokokken) durch- setzten Gallertmasse umgeben hat. Diese letztere entstebt aus dem pro- toplasmatischen Zelleninlialt in Form von Flocken durch einen Niederschlag aus den gelosten Stoffen. Jede Monade zeigt eine rundliche Form, aber manclie eine nur unvoll- kommene Rundung. Ilire Masse ist nicht homogen, sondern mit kornigen, - hie und da blaschenformigen Gebilden vermischt. Die ersten Organismen dieser Art, die sich dem Auge darbieten, haben nie weniger als 0’003 bis 0-004 Millimeter im Durchmesser. Man findet sie entweder an einem Gallertflocken angeheftet (suspendirt) oder Irei, aber ohne fortschreitende Bewegung. 1 18 — Nun darf man aber nicht denken, dass diese an sieh so unscheinbaren Wesen in wirklicher Ruhe verharren; sie vollbringen vielmehr vor dem staunenden Beobachter eine Beihe der wunderbarsten Evolutionen, wabre Akrobatenkunst- stticke, indem das rythmisch zuckende Tierchen aus Entfernungen, welche seinen Durchmesser um das 5—6fache iibertreften, kleinere und grossere Kor- ehen, selbst 10 mal so grosse Gallertflocken anzieht. Solche stiirzen sich, wenn sie naher kommen, mit beschleunigter Geschvvindigkeit. und endlich mit Vehemenz auf das Tiercben, werden aber nach erfolgter Beriihrung ebenso heftig weggeschleudert. Dass diese Anziehung und Abstossung nicht durch eine Contraction und Expansion des Monadenkorpers zu Stande komjnt, ersieht man schon daraus, dass sich die Korperchen, wo sie einen formlichen gegen die Monade gerichteten Strom bilden, nach der Abstossung auf der anderen Seite in einem ebenso continuirlichen Strom fortbewegen, was nur moglich ist, wenn An¬ ziehung und Abstossung gleichzeitig stattfindet. Wurde das Anziehen und Wegschleudern durch Zusammenziehung und Ausdehnung der Monaden ge- schehen, so miisste das Abprallen der Korperchen in einem anderen Augen- blicke erfolgen als das Anprallen, wodurch die Erscheinung einer stossweissen (keineswegs einer fliessenden) Bewegung entstehen wurde. Auch miisste man etwas von diesem Zusammenziehen und Ausdehnen bemerken, wenn es die Ursache einer so augenfalligen Bewegung unter den umgebenden Korpern sein solite. Ich beobachtete meist die Anziehung nur auf einer Seite, sowie auch, dass sich die abgestossenen Korper immer nach einer Seite hin bewegten. Oefter machte mir das convulsivische Erzittern, welches stets in gleichen Zeit- intervallen, meist von 2 zu 2 Sekunden, beobachtet wird, den Eindruck, wie wenn die Monade im Begriffe ware, einen Bissen mit Anstrengung hinunter- zuwiirgen nnd sich das Schlucken durch Schiitteln erleichtern wollte. Nach meinem Daftirhalten sind diese eigenthiimlichen, r in keinem gewohn- lichen Verhaltnisse zu der Korpermasse stehenden Kraftausserungen elek- trischer Natur, wofiir ich aucb in der folgenden Erscheinung einen weiteren Grund finde. Wenn man namlich im Sommer (Juli) ein Stuckchen von einem frisch geschalten etwa 1 Jahr alten Kiirbissamen in Wasser zerquetscht, so teilt sich der protoplasmatische Inhalt desselben in unzahlige mikroskopische ungleich- grosse Kugeltropfchen von schoner concentrischer Schichtung und lebhafter Molekularbewegung. Diese zeigt sich in einem zitternden Hin- und Herschwanken, das um so starker und sichtbarer ist je kleiner die Tropfchen sind. Hiernach muss die Ursache der Bevvegung in einer Reaction der Ober- flache der Kugelchen gegen das umgebende (beruhrende) Wasser gesucht werden; denn ware die bewegende Kraft ein Ausfluss oder Attribut der Trftpf- chenmasse selbst, so miisste sie dieser Masse proportional sein uud alle Tropfchen wiirden sich gleich schnell bewegen. Hat aber die bewegende Kraft — 19 — an der Oberflache der Kiigelchen ihren Sitz, indem sie durch Beriihrung der- selben mit dem umgebenden Wasser entstebt, so mrissen die grosseren Kugel- chen sich langsamer bewegen als die kleineren, weil die Kraft erzeugende Oberflache nur im quadratischen, die Masse aber im kubischen Ver- lialtnisse des Durchmessers zunimmt und die Geschwindigkeit der Bewegung der Grosse der. treibenden Kraft gerade, der zu bewegenden Masse aber verkehrt proportionirt ist. In einem 5—10 Stunden alten Praparate dieser Art treten bisweiien Gallertklumpchen von eckigerPorm und 0-008—0-004 Millim. grosster Dimension auf, bei denen ich nicht weniger interessante Bewegungserscheinungen beob- achtet habe. Man sieht sie erst mit grosser Geschwindigkeit geradlinig zwischen den Protoplasmakugelchen hinfahren, wenn sie sich aber nach einiger Zeit wo festsetzen, so beginnt ein ganz unerwartetes Schauspiel, indem grossere und kleinere Korperchen, manche aus grosser E n tf er nun g, rasch angezogen und nach der Beriihrung ebenso rasch abgestossen werden, eine Erscheinung, welche in allen ihren Hauptziigen mit der bereits oben beschriebenen iiberein- stimmt. Auch hier findet man die Kraftausserung in keinem gewohnlichen Ver- haltnisse mit der Masse des Korpers und man kann sich des Gedankens nicht entschlagen, dass die urspriingliche geradlinige Bewegung hier in elektrische Kraft verwandelt und hierdurch die Bewegung des Gallertkliimpchens auf die freien Korperchen der Umgebuug ubertragen werde. Die Protoplasmakugelchen selbst sieht man zuweilen, besonders wenn man das Praparat plotzlich aus dem Dunkel in grelles Licht bringt, stellen- weise mit Ungestiim auf einander springen und ebenso rasch auseinander gesprengt werden. Ein solches wechselseitiges Anziehen und Abstossen erinnert an den sogen. elektrischen Kugelregen, eine Erscheinung, welche bekanntlich in ihrer einfachsten Form durch Annaherung einer geriebenen stark elektrischen Glasstange an viele auf einem Tische liegende Holundermark-Kiigelchen hervor- gerufen wird. Sehr schon habe ich einen Monat spater (im August) an einem Pra¬ parate, welches durch Zerquetschen reifer (frischer) Samen von Cucubalus bae- ciferus in Brunnenwasser bereitet worden ist, gesehen wie sich der Proto- plasmakorperchen hin und wieder eine lebhafte Unruhe bemachtiget: mehrere s tur z en sich formlich auf einen bestimmten Ort zu und werden dann eben so schnell von dort aus einander geschleudert. Forscht man genauer nach der Ursache einer so turbulenten Bewegung, so bemerkt man ein unregel- massiges Klflmpchen, welches aus unsichtbarer Gallerte besteht und nur durch die daran hangenden Kornchen wahrnehmbar wird. Die Bewegungeu dieses rathselhaften, man mochte fast sagen, koboldartigen Gallertkoi-perchens sind drehend, lebhaft wirbelnd, springend und fortschreitend zugleich. Seine merkwiirdige Fernwirkung heginnt aber erst recht, wenn es sich wo festsetzt Wenn aber die dynamisclien Wirkungen solchfer eigenthumlichen Gallert- gebijde denen der oben beschriebenen Monaden im Wesentlichen auch voll- 2 ’* — 20 — kommen gleichen, so konnte ich doch n ir ge ji d s und niemals eine Um- gestaltuug oder Metamorphose bei denselbeu fiuden, die in einer Abrundung besteben vviirde, so fleissig ich audi die -Untersuchung nach verschiedenen Richtungen hin fortsetzte. Es mag sein, dass durch das Herausnehmen des Tropfens aus dem Pra- parate und durch das Bedecken desselben mit dem Deckglase, was ohne Er- schiitterung des Wassers und der darin vorkommenden Organismen nicht aus- ftihrbar ist, der Bildungsprozess unterbrochen wird; es mag auch sein, dass die grelle Beleuchtung des Objektes im Fokus der Entwicklung solcher Gebilde nicht giinstig ist: jedenfalls schliessen diese Umstande die berechtigte Voraus- setzung nicht aus, dass Uebergangsformen vorkommen miissen, welche den fertigen Monaden vorausgehen, wenn dieselben wirklich eine auf Form- und Grossenveranderung beruhende Entwicklung haben, und dass solche Ueber¬ gangsformen, da sie den ursprunglichen Zustand mit dem des fertigen Organis- mus vermitteln, unter dem Deckglase sichtbar sein mttssen, wenn man den Versuchstropfchen von Anfang an unberuhrt auf dem Objekttrager stehen lasst. Oder gibt es auch Korper, die nicht wegen ihrer Kleinwinzigkeit, sondern wegen ihrer sehr vollkommenen Durchsichtigkeit unter dem Mikroskope nicht gesehen werden konnen? Es ist eine bekannte Tatsache, dass ganz durchsichtige farblose Korper, wenn sie keine unbegrenzte Ausdehnung vor aem Auge haben, vor Allem durch die Brechung und Beugung des Lichtes am Rande bemerkbar werden. Je grosser der Unterschied zwischen dem Lichtbrechungsvermogen des Korpers und dem des umgebenden Mediums ist, desto deutlicher ist die Sichtbarkeit, desto scharfer erscheint das Bild des Korpers. Dieser Unterschied ist hinlanglich gross fur eiweissartige Stoffe in concentrirtem Zustande, und natuidich auch fur die Substanz des Monadenkorpers. Allein es ist nicht anders als natiirlich, dass diese Differenz bei der Monadengallerte um so kleiner ausfallt, je mehr Wasser der Korper aufnimmt. Dah er wird auch die Sichtbarkeit der Monade mit zunehmender Verdiinnung im Wasser immer geringer. Natiirlich muss das Volumen des Korpers mit der Menge des aufgenommenen Wassers grosser, durch Ausscheidung desselben kleiner werden. Daraus ergeben sich verschiedene Grade der Sichtbarkeit. Solite es daher auch Monadenkeime oder friihere Zu¬ stande von Monaden geben, die wegen ihrer viel zu hohen Verdunnung als gar zu feine im Wasser zerilossene Schleimgallerte der Beobachtung nicht zuganglich sind, so miisste es von da an bis zmn Momente der reifen Monade Uebergangsgebilde von verschiedenen Graden der Sichtbarkeit, vom Nebligen bis zum Compacten mit deutlichen Umrissen geben, was der Beobachtung nicht entgehen wiirde. Was zunachstjene dynamisch so wirksamen Gallertgebilde, auf welche zunachst meine Aufmerksamkeit gerichtet war, anbelangt, so muss constatirt iverden, dass sie nicht haufig vorkommen, und gerade in den Praparaten mit Schnittchen von Haselnusskernen, wo oft schon nach 1 Stunde zahlreiche 6 21 — Monaden erscheinen, so dass es nach weiteren 2—3 Stunden (wenn das Objekt ver Austrocknung geschutzt wird) davon wimmelt, wurde keines gefunden. Allerdings babe ich ein paar Mal im Sommer in 3—6 Stunden alten Praparaten von zerquetschten Kiirbissamen stark elektrische GaUertkltimpchen angetroffen, die auch der Form nach Monaden einigermaassen hhnlich waren, da aber diese Falle vereinzelt dastehen, so haben sie keine Bevreiskraft. Den- noch stehen solehe und almliche mit elektrischer Kraft begabte VVesen, wenn sie auch nicht im Range individualisirter Organismen stehen, den Monaden sehr nahe, denn an der einfachsten Monade bemerkt man, soweit der mikros- kopische Blick den Korper durchdringt, auch nur structu rlo s e, hochstes mit Kornchen oder einzelnen minimalen Blaschen vermischte G ali e rt e. Aber das einfachste dieser Tierchen, wie es sich unmittelbar oder doch wenige Minuten nach seinem Entstehen dem Auge zeigt, ist ein in seiner Art bis auf den noch fehlenden Geisselfaden fertiges Wesen; es beginnt sogleich seine Action, wie ein Schauspieler, wenn der Yorhang auf der Biihne auf- gezogen wird. Mehrmals habe ich so ein einzelnes Tierchen beim ersten Blick durch das Mikroskop in einer weiten Spirale herum kreisen sehen; die Bahn wird immer enger, endlich bleibt das Tierchen stehen, indem es sich an einem Gallertflocken anheftet: nun aber beginnt seine eigenthtimlichste Tatigkeit, namlich das rythmische Zucken, wobei in der bereits geschilderten Art und Weise Korper aus der Umgebung angezogen und weggeschleudert werden. AVahrend der kreisenden Bewegung findet das Phanomen der An- ziehung und Abstossung nicht statt, die Monade bewegt sich zwischen den Korpern, ohne auf sie einzuvrirken. Eine Storung des Entwicklungsvorganges durch Erschiitterung des Ob- jektes kam bei diesen Versuchen nicht vor, da dasselbe mit dem Deckglase von Anfang an unberuhrt auf dem Objekttrager blieb, es war daher um so leichter jedes Gebilde, das sich einmal zeigte, auch in seinen spateren Zustanden zu beobachten, sein ganzes Verhalten scharf ins Auge zu fassen und Stunden lang zu tiberwachen. Trotz dieser fleissigen Polizeiarbeit wurde niemals ein Gebilde entdeekt, das als eine vorausgehende Entwicklungsform der Monade hatte angesehen iverden konnen, so wenig als es mir gelang, bei den Monaden auf dieser Altersstufe unter den Umstanden der in Rede stehenden Versuche einen Akt der Fortpflanzung oder Vermehrung durch Teilung wahrzunehmen. Es blieb mir ganzlich unbekannt auf welche Weise es kam, dass sich die Zalil der Tierchen in der ersten Stunde ihres Erscheinens so sehr vermehrte. Dennoch glaubte ich noch immer, dass dieses durch Teilung der einzelnen Individuen geschehen miisse, und verdoppelte meine Aufmerksamkeit. Besonders haufig erscheinen die Monaden um die vielen Flocken von Mikrokokken-Gallerte am Rande des Tropfehens, wo die Verdunstung des Wassers vor sich geht. Ilire elektrische Tatigkeit nimmt allmalig ab. Nun erst (nach mehreren Stunden) bemerkt man an den Tierchen einen Geissel¬ faden. — 22 — 2. Untersuchungsreihe. Hiezu wurden wieder (im August) reif gepfliickte Haselniisse verwendet, die ich gleich geoffnet und angeschnitten 3—4 Tage zum Trocknen in der Tisch- lade liegen gelassen hatte. Allein die Schnittchen, die ich in ahnlicher Weise nnd mit Anwendnng gleicher Vorsichtsmassregeln wie oben machte, brachte ich nicht unmittelber auf den Objekttrager, sondern legte sie erst aufs Wasser in einem Schalchen, so dass sie obenauf schwimmend mit der Luft in Beriihrung kamen; dann bedeckte ich das Praparat mit einem gleichen Schalchen. Es wurde bald destillirtes Wasser, bald Brunnenwasser beniitzt. Das Praparat blieb 2—4 Stunden an einem ruhigen Orte am Fenster in diffusem Lichte bei 20—25° C. Bei der darauf vorgenommenen mikroskopischen Untersuchung zeigten sich bisweilen einzelne, bisweilen auch zahlreiche Monaden, obschon das Wasser friiher keine enthielt oder wenigstens keine aufgefunden werden konnten. Sie traten meist am Bande des Objektes auf mitten unter dem Deckglase, so dass es den Anschein hatte, wie wenn sie unmittelbar aus dem Schnittchen gekommen waren. Wie bereits bei der ersten Versuchsreihe so beobachtete ich auch jetzt die Bildung der Mikrokokken-Gallerte sehr haufig. Sie entsteht aus der Losung der Protoplasmasubstanz durch Niederschlag in Form von feinen Flocken, die sogleich unzahlige Mikrokokken enthalten. Ich habe diesen Entstehungsprozess mehrere Male ganz deutlich mit dem Auge verfolgen konnen. Die Mikrokken wachsen allmalig (in 2—3 Tagen) zu Bacterien aus. An der Oberflache des Objektes (Schnittchens) fand ich die Monaden am zahlreichsten, wo sie der mehr und mehr hervorquellenden Gallerte entsprungen zu sein schienen. Ihre Aehnlichkeit mit rundlichen Kliimpchen dieser Gallerte selbst ist so gross, dass es schwer wird, sie nicht in einen ursachlichen Zusammen- hang mit derselben zu bringen. Ich fand ihren Durchmesser 0 - 004—0‘005 Millim., ihre elektrische Kraft aber schwacher als bei jenen der vorigen Versuchsreihe. Auch habe ich zu wiederholten Malen die VVahrnehmung gemacht, dass bei ganz heiterem Himmel die elektrische Tatigkeit viel kraftiger ist als bei trttbem feuchtem Wetter und dass die Tragheit der Tierchen um so grosser wird, je langer das Deckglaschen aufliegt. Am Anfang der Beobachtung zeigen sich die Monaden gewohnlich am tatigsten. Ausserdem hangt auch das dvnamische Verhalten vom Grade der Concentration der Fliissigkeit unter dem Deckglaschen ah. Um stark elektrische Tierchen zu erhalten, muss ein moglichst kleines (minimales) Stiickchen vom Haselnusskerne auf 1-2 Tropfen VVasser genommen werden; je concentrirter die Losung, desto trager die Tierchen, und sie er- scheinen nicht grtinlicli sondern vvasserig farblos. Eine Teilung der Einzelmonaden habe ich auch bei dieser Versuchsreihe nicht gefunden; jedoch ware sie wahrscheinlich beobachtet worden, wenn ich die Praparate langer als 5—7 Stunden behalten hatte. Da ich aber auf Grund dieser Ergebnisse mit Bestimmtheit behaupten kann, dass eine Vermehrung der Tierchen durch Teilung in den 7 Stunden ihres Erscheinens nicht statt- - 23 — findet, indem ich jedesmal Hunderte solcher unter dem Deckglaschen so oder so entstandenen Organismen Stunden lang beobachtet habe, ohne etvvas von einer Teilung zu sehen, so konnen die Monaden — falls man eine Urzeugung durchaus nicht zugeben will — von Aussen nur mit dem Staube auf das Pra- parat gelangt sein. Diese Annahme ist es leicht zu prufen und auf ihren vvahren Wert zuriickzufiihren. Wenn namlich Monaden im Staube der Luft vorkommen, so muss daraus zunachst geschlossen werden, dass sie bei der Austrocknung der Fliissigkeiten, worin sie leben, nicht zerstort vverden. Lasst man aber einen Tropfen von einem Preparate mit viel Monaden auf dem Objekttrager langsam austrocknen, so hinterlassen diese keine deutlichen Sp uren, indem die zarte Gallerte ihres Ivorpers vollig einschrumpft. Nach Zusatz von 1 Tropfen Wasser sieht man sie nicht nur nicht wieder aufleben, sondern die Desorganisation sich ganzlich vollziehen. Man vvartet dann vergeblich mehrere Stunden auf Monaden. Auch wenn man z. B. 6 Grammen einer Fliissigkeit, worin es von Monaden vvimmelt, bei gevvohnlicher Temperatur allmahlig austrocknen lasst und dann den Riickstand mit frischem Wasser versetzt (und riihrt), so stellen sich viele (20— 30) Stunden lang keine Monaden ein, vvahrend Bacterien sogleich da sind, vvenn das Preparat nicht zu alt und die Fliissigkeit nicht vollig ausgegohren vvar, vroraus sich also mit Sicherheit ergibt, dass die binnen so vvenigen Stunden erscheinenden Monaden keineswegs aus dem Luftstaube kommen. Und nicht einmal von Monadenkeimen, vvenn es solche gibt, lasst sich dieses als moglich oder gar als vvahrscheinlich ervveisen, da sich ja sonst der Uebergang des Keims in den der entvvickelten Monade miisste beob- achten lassen. Die vvirklich beobachteten Tierchen haben (vom Geisselfaden abgesehen) keine auf Formvvechsel beruhende Entvvicklungsgeschichte. Das ein- fachste und jungste Wesen dieser Art erscheint bereits als eine vollstandige Monade, 1—2 Stunden spater wird es in dem gleichen Medium nicht grosser und tiberhaupt nicht anders gestaltet. Ich habe auch, um in vvenigen Stunden Monaden zu erhalten, dimne Schnittchen von frischen, noch saftigen Haselnusskernen 1 / 2 Stunde lang den Sonnenstrahlen ausgesetzt, vvodurch sie gut trockneten. Dann vvurden sie auf die Oberflache des Wassers gelegt und nach 2—3 Stunden mit 1 Tropfen Wasser einzeln mikroskopisch untersucht. Beniitzt man aber frische Haselniisse, ohne die Probestiickchen in dieser oder jener obigen Weise zu trocknen, so erhalt man daraus vvohl viel Bacterien, aber keine Monaden. Wenn man hingegen die angeschnittenen Kerne bei gevvohnlicher Temperatur (20—30° C) in diffusem Liehte oder im Dunkeln langere Zeit als 4 Tage (im August) in trockener Luft liegen lasst, so kommen zvvar Monaden zum Vorschein, aber erst nach langerer Zeit, und man muss um so langer auf sie ervvarten, je langer der vervvendete Kern gelegen ist, nach 14 Tage Liegenlassen z. B. 30 Stunden, ebenso vvenn der Kern mehrere Monate der Luft ausgesetzt vvird. — 24 Damit aber die Monaden, wenn man Cotyledonen alter Kerne von Pflaumen und Aprikosen anwendet, bei 20—25° G schon in 30 Stunden erscheinen, miissen dieselben in Stiicke zerschnitten mehrere Tage der Luft exponirt werden. Mittelst Kernen von Aprikosen, die vom Juli bis Februar ungeoffnet liegen blieben, erhielt ich, indem jedesmal ein paar dimne Schnittchen von den Cotyledonen ohne Weiters in Brunnenwasser zerquetscht wurden, Monaden erst nacli 4 Tagen, obschon ich Temperaturen von 20—25° C einwirken liess. Keif gepflilckte aber noch saftig frisclie Samen geben iiberhaupt keine Monaden, wohl aber entstehen solclie, wenn die Samen von ihren Schalen befreit einige Zeit (etliche Tage) der Luft ausgesetzt werden (im Sommer) in wenigen Stunden; dauert aber die Einwirkung der Luft langere Zeit, so stellen sich die Tierchen erst nach l 1 ^—2 Tagen ein. 3. Untersuchungsreihe. ' Trn Februar (1876) wurden die Versuche, von denen ich einen Aufschluss iiber die Provenienz der oben beschriebenen tierischen Organismen erwartete, fleissig fortgesetzt. Hiezu verwendete ich den Rest eines Haselnusskernes, mit dem ich schon im vorausgegangenen August experimentirt hatte, und ganz reines Wasser aus einer Quelle fern von der Stadt. Die Manipulation bestand darin, dass jedesmal ein Stiickchen des Kernes (10—12 Millogr.) herausgeschnitten und in 6 Grammen Wasser zerquetscht wurde, bis eine Trubung entstand. Alsdann versetzte ich das bedeckle Pra- parat in die Nahe des Ofens an einen halbdunklen Ort, wo taglich wechselnde Temperaturen zwischen 18 und 25° C darauf einwirkten. Schon nach 24 Stunden zeigten sich, indem ich einen Tropfen mit Be- niitzung des Deckglaschens mikroskopisch untersuchte, einzelne Monaden, die ich einer genauen Untersuchung unterzog. Sie waren von den oben beschriebenen nicht verschieden. Ihre elektrischen Zuckungen erschienen sehr lebhaft, aber ich vermochte keine in der Teilung oder in der Entwicklung zu finden. Wurde der Tropfen 1—2 Stunden vor dem Erscheinen der ersten Tier¬ chen herausgenommen, was naturlich ohne Erschiitterung der ganzen Flussig- keit und einer hierdurch verursachten Storung des Entwicklungsprozesses nicht moglich war, so verzogerte sich dann das Entstehen der Monaden um 7—8 Stunden (nach mehrmal wiederholten Beobachtungen). Waren einmal die ersten da, so wurde ihre Zalil in den nachsten 12 Stunden 10—15 mal grosser. Erst nach 12 Stunden bekam ich bisweilen den Akt der Teilung einer Monade zu sehen; er dauert 1—2 Minuten und ich fand ihn niemals bei den elektrisch zuckenden, sondern immer nur bei den alteren trageren Tierchen. Auf Grund von 30 sorgfaltigen Beobachtungen, wo ich Hunderte und abermals Hunderte von eben entstandenen, stark zuckenden Tierchen V 2 —1 Stunde lang anhaltend mit dem Auge verfolgte, kann ich mit Bestimmtheit versichern, dass dieser Akt innerhalb der ersten 10—12 Stunden unter den Bedingungen, wie sie aus der angegebenen Manipulation zu ersehen sind, nicht vorkommt und selbst wenn sich die Flussigkeit des Praparates im — 25 Stadium der raschesten Vermehrung der Tierchen befindet. Dagegen kann in concentrirteren Praparaten nacli etwa 10 Stunden (seit dem Entstehen der ersten Monade) bei 100—200 Tierchen auf dem Gesichtsfelde alle 5—10 Minuten ein Fali der Teilung beobachtet werden. Eine der merkwurdigsten Erscheinungen ist auch die, dass die Tierchen, wenn das Deckglas langer als etwa 10—15 Minuten aufliegt, an Lebhaftigkeit und Energie der Bewegung verlieren, sich allmalig aufblahen und, indem sie ein viel grosseres Volumen annehmen immer undeutličher und ve r schwom- mener werden. Nach und nach sieht man nur noch den Geisselfaden sich langsam schwingend oder schlangend bewegen und schliesslich (nach 8—12 Minuten) wird alles unsichtbar: die Monaden sind verschwunden. Hebt man aber das Deckglas ab und bringt den Tropfen so schnell als moglich unter das Mikroskop, so flndet man die Tierchen wieder da, ebenso zahlreich und bewegt wie zu Anfang. Durch ihre sehr energischen, anscheinend ubermlithigen Kraftausserungen liefern sie einen unwiderleglichen Beweis ihres Daseins. So oft man aber den Tropfen wieder bedeckt, fangen sie nach wenigen Minuten an sich von Ncuern auszudehnen und trage zu werden, bis sie ganz ver- schwinden. Nur um die Luftblasen pulsirt noch ein frisches Leben, dort zucken die Monaden, wie von elektrischen Korpern beriihrt, wahrend dichte Wolken von den kleinsten und einfachsten Bacterien den Rand der Luftblasen in tollen Bewegungen umschwarmen. So ist es offenbar der Sauerstoff der Luft, dessen die Organismen bedurfen und der sie in eine so lebhafte Tatigkeit versetzt. Das Tragewerden und Aufblahen der Monaden unter dem Deckglase tritt um so schneller ein, je mehr organische Substanz der angewendete Unter- suchungstropfen enthalt. Neben diesen Versuchen, wo ich die Praparate einfach mit gleich grossen dariiber gestulpten Schalchen bedeckte und darin die Monaden frei entstehen oder sich entwickeln liess, fiihrte ich einige auch in der Weise durch, dass ich ein ganz kleines Schnittchen von demselben Haselnusskerne in einem Schalchen mit 2 Tropfen FVasser versetzte und mit einem Deckglaschen be¬ deckte, wobei das Objekt in die Mitte gebracht wurde. Nun entstanden die ersten Monaden (bei gleicher Temperatur wie oben und an demselben Orte) erst nach 50 Stunden, aber keine einzige in der Mitte oder in der Nahe des Schnittchens, sondern alle am Rande, wo das Wasser unter dem Deckglase mit der Luft in Beriihrung kam. Auch spater zeigte sich keine Monade in einer weiteren Entfernung vom Rande des Tropfens als hoch- stens 1 Millimeter. Um das zu schnelle Austrocknen des Wassers zu verhindern, wurde auf dem Boden des Deckschalchens ein Stri ek mit FVasser getranktes Tuch geklebt. So erhielt sich das FVasser unter dem Deckglase (bei 18—25° C) 2—3 Tage. Da der Boden des Schalchens ganz glatt und nicht zu dick war, so konnte die Flussigkeit unter dem Deckglase mikroskopisch untersucht werden, ohne dass es notig war, dasselbe abzuheben oder die Flussigkeit auf ein anderes — 26 — Glas zu iibertragen, wobei eine Storung des organischen Bildungsprozesses unvermeidlich gewesen ware; es wurde so das Schalchen sammt dem zu beob- achtenden Objekte so sachte als moglich unter das Mikroskop geschoben. Hier erst gelang es mir endlich dem Entstehungsprozesse der Monade auf die Špur zu kommen. Als ich namlich (Mitte Febraur) einmal das Praparat unmittelbar vor der beginnenden Bildung der Monaden mikroskopisch untersuchte, wurde ich auf einen eigenthiimlichen Vorgang nahe arn Rande des Tropfens unter dem Deckglase aufmerksam. Es bildeten sich II a uf c h e n von kleinen Fasern, die um so deutlicher hervortraten, je naher der in Folge der Austrocknung des Wassers einwarts zuruckweichende Rand des Tropfens kam. Bei allmaliger Annaherung des Randes sab ich die zarten Fasergebilde sich dichter zusammendrangen, gleichsam miteinander verschmelzen, und unmittelbar vor ibrem Verschwinden hatte sich eine Gali er te ausgeschieden, die nun alle Fasern umhullte. Gleichzeitig waren auch diese letzteren theilweise umgewandelt, indem sie kleiner erschienen und den Mikrokokken glichen. In diesem Zustande zeigten die mehr oder weniger rundlichen Gallert- kliimpchen mit den eingeschlossenen mikrokokkenartigen Korperchen eine so bedeutende Aehnlichkeit mit den oft beobachtenden Monaden, dass ich mit gespannter Aufmerksamkeit auf das Eintreten der charakteristischen Zuckungen wartete. Aber sei es, dass die Zeit von 1 Minute — denn nur so lange waren diese Gebilde sichtbar, dann verschwanden sie am Rande — z ur vollstandigen Ausbildung solcher Wesen nicht ausreicht, oder dass die plotzliche grelle Be- leuchtung im Fokus den Entwicklungsprozess unterbrach, es wurden Zuckungen nicht bemerkt. 4. Untersuchungsreihe. Es ist selbstverstandlich, dass solche Ergebnisse nur dann zu einem sicheren Aufschluss uber die Entstehungsweise der Monaden fiihren, wenn sie sich durch zahlreiche Versuche bestatigen und wenn es gelingt, Gebilde zu ent- decken, die jene Haufchen von Fasern (Fibroiden) mit den zuckenden Monaden wirklich vermitteln. Yom 20. bis 25. Februar wiederholte ich obigen Versuch dreimal, mit gleichem Wasser und mit Beniitzuug desselben Stuckes von Haselnusskern. Die ersten Monaden entstehen, wenn das Praparat nicht gestort wird (von Anfang an unberuhrt bleibt), in circa 40 Stunden. Man beobachtet das Ent¬ stehen derselben am besten am Rande, wo durch die Verdunstung die Wasser- linie (Randwall) allmalig zurtickweicht und die Fliissigkeit mit der Luft in Beriihrung kommt. Unmittelbar vor dem Erscheinen der ersten Monade bilden sich Con- globate von Fibroiden in grosser Anzahl; es sind fasrig-splittrige Gebilde, die sich teils zu H a u f e n gruppiren, teils zu ballenformigen Massen vereinigen. Manche dieser langlichen Korperchen haben das Aussehen von Bacterien. Man sieht die Fibroiden hin und wieder auch zerstreut (ohne sichtbaren Zusammen- hang), hauiiger noch zu lockeren Haufen zusammengezogen und zu Bal le n 27 von verschiedener Grosse verdichtet. In der Nahe des Randwalles sieht man die Haufchen sich dichter zusammenziehen und zu gallertartigen Klumpchen mit eingeschlossenen Kornlein umgestalten, denen nur die zuckende Bewegung fehlt um fur lebende Monaden angesehen zu werden. Das weitere Verhalten dieser monadenartigen Wesen lasst sich nicht beobachten, da sie bald in dem Randwalle verschwinden. Aber es werden ofter auch zuckende Monaden gesehen, die den erwahnten rundlichen Gallertklumpchen morphologisch vollkommen gleichen. Und so finden wir hier auch Gehilde in grosser Anzahl, die eine vollige Stufenleiter darstellen von den zeistreuten Fibroiden bis zu den Haufchen und von diesen bis zu den zuckenden Monaden. Es kann daher mit Bestimmtheit ausgesprochen werden, dass sich diese Organismen hier in ihren unreifen Zustanden morphologisch nur auf die Fibroiden- haufchen zuruckfuhren lassen. Die grosseren Fibroidenballen losen sich allmalig in Mikrokokken-Gallerte auf. In dem Masse als sich die Monaden vermehren, werden jene Haufchen und Ballen von Fibroiden seltener. Bisweilen behalt die zuckende Monade die Fibroidenkorperchen langere Zeit in ihrer ursprunglichen Gestalt, meist losen sie sich schon nach 1 / i — 1 / 2 Stunde in kleinere kornige (Mikrokokken ahnliche) Korperchen auf. Ende Februar stellte ich mehrere Versuche mittelst 1 1 / 2 Jahre alten Kiirhissamen an mit Beniitzung des Wassers wie oben. Zu jedem Versuche wurde ein Same frisch geschalt und ein Schnittchen davon (etwa ein Milligr.) in 6 Grammen Wasser zerquetscht. Das bedeckte Praparat setzte ich hierauf einer Temperatur von 15—17° C aus; wahrend dieser Exposition blieb das- selbe bis zur nachsten Untersuchung unberuhrt an einem ruhigen halbdunklen Orte stehen. Nach 48 Stunden fanden sich die ersten sehr sparlicken Monaden: 24 Stunden spater hatte sich an der Oberflache ein sehr zartes Hautchen gebildet, aus einer Gallerte, in der zahlreiche Fibroiden, zum Teile bac- terienartig, ein lockeres fast netziges Gewirre darstellten. Durch Anastomose der Fasern, scheinbar zufallige Gruppirung und ortliche Anhaufung entstanden, war die sichtbare Masse in kleinere und grossere rundliche Partien (Tupfen) geteilt. Unter diesen erblickt man Monaden, die man stufenweise bis zu den unscheinbarsten (Tupfen) zuriickverfolgen kann. Auf dieser niedrigsten Stufe erscheinen sie als ein ungenau abgegrenztes Conglomerat von kurzen, mit Gallerte umgebenen Fibroiden, auf der nachsten Stufe tritt eine gewisse Art von Zerfliessung der Faserkorperchen ein, auf der dritten Stufe der Entwick- lung bemerkt man eine noch vveiter gehende Scheidung der Masse in Kornlein und Gallerte und endlich tritt noch die zuckende Bewegung auf und die Monade verlasst die dichte Oberflachenschicht (Mutterschicht), indem sie tiefer sinkt. Hebt man das Deckglaschen ab und legt es wieder darauf, so stellt sich nach einiger Zeit der allmalige Uebergang der Formen noch deutlicher dar, da sieht man namlich fast nebelhafte Tupfen, die sich kaum durch ein schwaches Lichtgrau von der Umgebung ahheben, neben compacteren und — 28 — vollendeteren Monadenformen in allen Abstufungen der Deutlichkeit. Der Inhalt, soweit er aus sichtbaren Gebilden bestelit, zeigt zerstreute sehr kurze Fibroi- den, die bei den entwickelten Forraen mehr und mehr das Aussehen von Mikrokokken annehmen. Eine sehr eigenthumliche und wohl zu beachtende Tatsache ist die, dass die unreifste eben kaum sichtbare Monade nichtkleiner ist als die voll- endetste. Lasst man das Deckglaschen langere Zeit (etwa */ 4 Stunde) auf dem Tropfen liegen, so verschwinden allmalig die Monaden durch Zunehmende Blahung (Verdiinnung) volfstandig. Durch die zu wiederho!ten Malen heobachteten Tatsachen, die ičh, wenn sie auch unerwartet kommen, mit aller Bestimmtheit als constatirt ausehen kann, findet die bisherige Leiire von der Entstehung aller, (auch der einfach- sten) Organismen aus Keimen gleichartiger Wesen nicht nur keine Bestati- gung, sondern erscheint geradezu mit denselben unvertraglich. Man kann hier der Annahme einer Urzeugung u n mogli c h ausweichen. 5. Untersuchungsreihe. Haben wir in dem Bisherigen nachgewiesen, dass aus dem protoplasmati- schen Inhalte der Samen (auf eine nach der Ansicht der Mehrzahl der Natur- forscher nicht erklarbare Weise) entstehen, so soli in diesem Abschnitte ge- zeigt werden, welchen Anteil gewisse losliche anorganische Stoffe an diesem Bildungsprozesse haben. Vom 10. bis 19. April hatte ich die Versuche liber die Entstehung der Mikrokokken-Gtallerte in Losungen von Zucker und Phosphorsalz mit Quellen- und Brunnenwasser wiederholt. Hierdurch wurde das bereits oben Angefiihrte neuerdings bestatiget. Aus den Korperchen der Flocken entstanden zunachst Mikrokokken und diese vervvandelten sich bei der herrschenden Temperatur von 20° C. innerhalb 70—72 Stmnden in Bacterien. Allein mit verschie- denen Mengen der gebrauchten Stoffe variirt, ergahen diese Vessuche noch weitere sehr wichtige Besultate. Nimmt man etwas weniger Phosphorsalz als notig ist um alle minerali- schen Stoffe aus der Losung des Wassers zu fallen, so erscheinen, wenn man ‘/s—V 2 Bramm Zucker auf 6 Gramm Wasser zugesetzt hatte, nach 72 Stun- den Monaden in aussergewohnlieher Anzahl, ohne dass es moglich ware die Art und Weise ihres Entstehens auf einen der bisher betrachteten Falle zuruckzufuhren, oder eine Vermehrung durch Teilung schon vorhandener Tier- chen anzunehmen. Man findet namlich, dass die Mikrokokken-Gallerta nach 70 Stunden durch eine Art von Zerkliiftung oder ortliche Contraction ganz oder zum Teile in Monaden z er f ali t. Dieser Zerklllftungsprozess voll- zieht sich vor den Augen des Beobachters, wenn der richtigere Moment zur Untersuchung getroffen wird; ich habe ihn bei 20° C am 18. April nach 70 Stunden Exposition beobachtet. Ursprlinglich (im unreifen Zustande) sind die Monaden trage, aher nicht kleiner als spater. Je concentrirter die Losung, desto trager bleihen sie auch in der Folge, aher auch um so grosser — 29 — ist ihre Zahl. Natiirlich verlieren die Bacterien so ihre Selbststandigkeit, sie werden zu integrirenden Teilchen deš Monadenleibes. Ich halte diesen Fali in Sachen der Urzeugung far den entscheidendsten. Ein ganz anderer Fali der Entstehung von Monaden ergibt sieh aus fol- gendem Versuche: Man bereitet mit alten Umbelliferenfriichten (etwa im Februar oder Marž) ein Praparat, indem man 1 oder 2 kleine Friichte in 6 Gramrnen Quellenwassers zerquetscht. Hierauf lasst man durch Liegenlassen an einem ruhigen Orte in der triiben Fltissigkeit, die man mit einem Karten- blatt bedeckt, Monaden entstehen, lasst aber, wenn es einmal von Monaden vvimmelt, das Schalchen offen, damit die Fltissigkeit allmalig verdunstet. "VVenn man dami den Etickstand, naehdem er etwa 8—10 Tage bei gewohnlicher Temperatur (15—20° C) trocken gelegen ist, mit frischem Quellenwasser ver- setzt und mit einem Štifte rtihrt, dass sicb die vertrocknete organische Materie teils lost, teils mechanisch im Wasser verteilt, so findet man darin bei so- fortiger mikroskopischer Untersuclmng keine Monaden, wohl aber vi el Gal- lertflocken mit zablreichen eingesprengten Mikrokokken. Aber schon nach 18 Stunden (bei 15—20° C) erscheinen einzelne zuckende Monaden in den Gallertflocken: neben ihnen werden nocb andere kleinere nicht zuckende sichtbar und dazwischen no*ch kleinere. Bei den kleinsten noch deutlich sichtbaren dieser Organismen erscheint der Inhalt homogen, beim Grosserwerden erfolgt eine Zerkliiftung desselben. Hier ist die Entwicklung der grosseren zuckenden Monaden aus den kleineren nicht zuckenden ganz augenscheinlich: sie entstehen aus Keimen durch Wacbsthum, welches sich durch Tergrosserung dss Volumens deutlich zu erkennen gibt. Denn wenn man die Gallertflocken 20 Stunden spater noch einmal untersucht, so findet man die Zahl der grosseren zuckenden Tierchen viel grosser, dagegen die Zahl der kleineren nicht zuckenden viel kleiner, und noch einige Stunden spater werden keine unreife Monaden mehr in den Gal¬ lertflocken gefunden. Und doch wollte Jemand behaupten, dass hier ein Fali der Entstehung von Organismen aus Keimen gleicher Wesen vorliegt, er ware nicht im Stande, diese Behauptung zu rechtfertigen. Denn wer verbflrgt, dass die Keime, aus denen sich hier Monaden entwickeln, wirklich der Monadensubstanz angehoren? Beim■ Austrocknen des Praparats werden die Monaden desorganisirt, ihre Masse fliesst mit den tibrigen Stoffen des Riickstandes zusammen, wodurch eine dem Leim ahnliche nahezu homogene harte Masse entsteht, die sich mit Wasser versetzt und geriihrt in Flocken auflost. Wirklich beobachtet wird hier nur die Entwicklung der Monaden aus Keimen: wie sehr es aber moglich ist, dass diese Keime nicht von Monaden, sondern von anderen vermischten organischen Substanzen herkommen, dafur spricht der ahnliche oben nachgewiesene Fali der Entwicklung von Bacterien in den durch Niedersclilag entstandenen Gallertflocken. 30 — III. Stufe cnthalt Beobachtungen iiber grossere Monaden, von denen manche Vacuolen haben. Am 19. September um 7 x / 2 Uhr Morgens wurden 2 Stiick reife trockene Samen von Pinus excelsa (Fichte), die aus 2 1 / 2 Jahre alten Zapfen genommen worden waren, in einem Schalchen mit Brunnenwasser (6 Gramm) zerquetscht und das Praparat an einem ruhigen halbdunklen Ort des Wohnzimmers bei 18—19° C zunachst bis 8 Uhr Morgens des folgenden Tages liegen gelassen. Alsdann stellte ich dasselbe ans Fenster, wo von 12—1 Uhr Sonne darauf fiel. Als ich das Praparat gleich darauf untersuchte, fanden sich noch keine Monaden darin; dort blieb es dann bei 19—20° C bis 2 Uhr nach Mittag des folgenden Tages (21. September). Nun aber wimmelte es von Monaden in der Flussigkeit, insbesondere zwischen den Gallertmassen, die an der Oberflache schwimmend hie und da dicht gedrangt zu sehen waren. Wie immer enthielt auch da die Gallerte un- zahlige dichtstehende Mikrokokken, die sich allmalig (in weiteren 30—40 Stunden) in Bacterien verwandelten. Vollkomrnene Bacterien waren noch sehr selten. Anfangs erschienen nur kleine Monaden, spater auch grossere von rund- licher und langlicher Form. Aber eine Verwandlung der kleineren (durch Wachstum) in grossere oder der rundlichen in langliche war nicht nachzu- weisen, da Zwischenstufen und Uebergangsformen fehlten. Am nachsten Tage waren die Monaden noch viel zahlreicher und ihre Grossen- und Formenunterschiede noch grosser. Manche waren wohl Riesen- monaden zu nennen. Diese haben eine gerundete, auch wohl kuglige Gestalt und bestehen aus einer hyalinen sehr diinnen Gallerte mit viel eingesprengten Mikrokokken. Ihre Bewegung ist langsam fortschreitend und rotirend zugleich, die Tierchen erscheinen daher schwerfallig. Auch andern sie ihre Gestalt ein wenig nach Art der trageren Amoeben. Geisselfaden besitzen sie nicht. Ich beobachtete mit Hiilfe des Deckglaschens und sah zu wiederholten Malen solche Riesenmonaden allmalig darunter in Erscheinung trete n. Man erblickt an mehreren Stellen des Gesichsfeldes zu dichten rundlichen Gruppen vereinigte Mikrokoken, und wenn man scharf einstellt, so gelingt es bei gunstiger Beleuchtung auch die allerdings nur sehr sehwache Umgrenzung der die Korperchen einschliessenden zu einem rundlichen Ballen contrahirten Gallerte zu sehen. Gleich bei seinem Sichtbarwerden hat der Korper einen Durchmesser von 0'007—0 - 015 Millimeter und wird innerhalb der nachsten Stunden nicht grosser. Die Mikrokokken, die er enthalt, sind in einer wim- melnden Bewe gung begriffen. wenn der Korper ruhet, setzt er sich aber in Bewegung, so horen sie augenblicklich auf zu schwarmen. Wahrend der Bewegung des Ganzen wird die Umgrenzung desselben deutlicher gesehen. Bisweilen wird der halbfertige Organismus fast augenblicklich wieder zer- stort; wenn z. B. die Flussigkeit durch Platzen einer Luftblase erschiittert wird, dann reisst die Gallerte an einer Steli e und die Mikrokekken treten — 31 — aus, worauf sie langsam fortschwarmen, wahrend die Gallerte allmalig einschrumpft oder durch zunehmende Verfiiissigung verschwindet. Bei genauerer Vergleichung der Mikrokokken, welche von Anfang an dem Korperinhalt der Riesenmonade einverleibt sind, mit den in den umgeben- den ungeformten Gallertmassen vorkommenden vermochte ich keinen Formunter- schied aufzufinden; ein Unterschied ist nur in den Bewegungserscheinungen zu bemerken, indem die ersteren auch innerhalb ihrer umhullenden Gallerte bisweilen schwarmen (namlich wenn die Moriade stehen bleibt), wahrend die letzteren niemals sehwarmen, so lange sie von ihrer Muttergallerte um- geben sind. Zu ganz ahnlichen Ergebnissen Mirte ein zweiter Versuch, den ich am 20. September anstellte. Ich nahm ein Stiickchen (etwa 10 Milligr.) von einem frisch geschalten 1 Jahr alten Kiirbiskern auf 6 Grammen Wasser wie oben. Diese geringe Quantitat bewirkte dennoch eine deutliche Triibung des Wassers, als ich das Objekt darin mit einem Štifte zerquetschte. Wahrend der ganzen Beobachtungsdauer hielt ich das Praparat an demselben ruhigen Ort bei 19 bis 20° C., wie immer mit einem vollkommen passenden Schalchen bedeckt. Schon nach 34 Stunden waren zahlreiche Monaden da. Sie waren grosser als die anfanglichen des vorigen Praparats, meist an beiden Enden zugespitzt und einseitig bauchig, andere rund, alle nur schwach elektrisch; die sichtbare Gallerte stand in grosseren Partien und in kleiueren Klumpen, mit viel eingesprengten bacterienartigen Korperchen (Mikrokokken). Bei vielen dieser wolkenformigen unbestimmt abgegrenzten Gallertgebilden bemerkte ich eine langsame kriechende Bewegung. Klumpige Gallertmassen sah ich ofter aus den grunlichen kugligen Kor- pern entstehen, die eine grosse Aehnlichkeit mit jungen (vegetirenden) Amy- lumkornern haben, durch Jod aber nicht gefarbt werden. Wenn sich solche Korperchen, wie sie durch Zerdriicken des Objekts im Wasser in Menge er- halten werden und, da sie dichter sind als das Wasser, in demselben zu Boden sinken, allmalig auflosen, so umgeben sie sich mit einer wolkigen Gallerte, die gleich beim Entstehen Mikrokokken d. i. Bacterienbrut ausscheidet, ein Prozess, der nur mit der Bildung des Niederschlags aus einer Losung von anorganischen Substanzen verglichen werden hann. Wie eng die Beziehungen zwischen solchen Gallertgebilden und den Monaden sind, lasst sich aus mehreren Umstanden ersehen. Vor Allem spricht daftir die Uebereinstimmung ihrer Struktur, soweit sie durch das Mikroskop wahrgenommen und untcrschieden werden kann, mit jener der Monaden in der Umgebung, so dass es den Anschein hat, wie wenn die letzteren nur kleine Brocken dieser Gallerte waren, oder Klumpchen, die sich von der Gallertmasse mechanisch abgelost und eine rundliche Form angenommen haben. Vom August 1875 bis Mai 1876 wurden 73 Praparate mit sehr verschie- denen Samen auf die oben angegebene Weise gemacht, um die Monaden in den ersten Momenten ihrer Entstehung zu beobachten, und da fanden sich je — 82 — nach der Tages- und Jahreszeit, nach dem Alter des Praparates, nach der Art und Beschaffenheit des verwendeten Samens etc. verschiedene Gallertformen, aber der jedesmaligen Gallertform entsprach immer auch die Monade, die ieh in ihrer Umgebung antraf, in ihren Strukturverhaltnissen derart, dass sich aus der inneren Beschaffenheit der Gallertmassen auf die innere Beschaffenheit der Monaden schliessen liess. Waren Gallertmassen friiher da als Monaden, oder wnrden erstere friiher gesehen als letztere, so konnte man z. B. mit Sicherheit vorausbestimmen, was fur Korperchen die zunachst erblickte Monade enthalten wird. Es hatte sich eine solche Voraussetzung in keinem Falle hinterher als irrtiimlich erwiesen. Auch in Bezug auf die auss er e Gestaltung lasst sich ein enger Zusammenhang zwischen den ungeformten Gallertgebilden und den Monaden leicht erkennen, denn in allen Praparaten, in denen Riesenmonaden erscheinen, finden sich nicht selten Uebergangsformen, aus denen sich eine vollstandige Gestaltenreihe von dem ungeformten Gallertklumpen an bis zu der wohlgerun- deten lehendigen Monade herstellen lasst. Oft geniigt es, das Deckglas abzuheben und gleich meder auf den untersuchten Tropfen zn legen, um die Zahl solcher Uebergangsgebilde zu vermehren. Einige derselben nehmen sogar unter solchen Umstanden vor den Augen desBeobachters Bewegung an und konnten, da sie veranderliche Vacuolen, (d. i. mit einer klaren Fliissigkeit gefiillte Raume von gerundeter Form aber von veranderlicher Grosse) enthalten, fur Barven hoherer Infusorien angesehen werden. Solche Organismen erhielt ich mehrere Male im September mittelot alter, aber zu jedem Versuche frisch geschalter Kiirbissamen bei Anwendung von reinem (vorher untersuchten) Quellenwasser, spater nicht mehi-, ohschon ich auf das Eifrigste bemuhet war, jene Versuche mit Beachtung derselben Um- stande bei der Manipulation zu wiederholen. K eine einzige junge aber fertige Monade sah ich in der Teilung, wol aber fiihrte mich die Rtickverfolgung ihrer unfertigen Zustande auf k a u m gerundete und weiter zuriick auf ganz u n gerundete, unregelmassige Gallertklumpen. Soweit bin ich der Sache gewiss. Aber eine solche Gallertmasse mit ihren unzahligen gleichmassig verteilten Mikrokokken, die, wenn sich die Gallerte auflost, zu Bacterien auswachsen, kann man sie einen Monadenkeim nennen? Wenn Jemand dem Ursprunge einer Monade oder einer Bacterie nach- spiiren will, sage er dem bisher leitenden Grundsatze: Omne vivum es ovo lebe wol! Meine eigene im Laufe der vorliegenden Untersuchungen gemachte Erfahrung moge ihn iiberzeugen, dass es zur Befestigung einer Lehre nicht geniigt, wenn Manner von hervorragendem Bufe ihr einen Geleitsbrief geben und die Mehrzahl der Denkenden und Nichtdenkenden daran glaubt. Die Ge- schichte der Wissenschaft liefert uns hundertfache Belege dafur. Hier gilt das , Priifet und das Bessere behaltet.“ - 33 — Als mir, allerdings nur im Auszuge und in wiederholten Citaten, jene viel geriihmten mit so viel Scharfsinn nnd Ausdauer angestellten Versuche Pasteur’s, die auf die offentliche Meinung in der gelehrten Welt einer ent- scheidenden Sclilacht gleich gewirkt hatten, bekannt wurden, fuhlte ich ordentlich Mitleid mit Pouchet, Joly, Musset, Montegazza, Child, Wyman, Schaafhansen und anderen Mannern, welche noch den Muth hatten, fiir die Urzeugung eine Lanze zu brechen; aber es lag mir nicht im Entferntesten im Sinne in ihre Fussstapfen zu treten. Dagegen bemachtigte sich meiner eine unwiderstehliche Lust, die Keime selbst zu sehen, aus denen Bacterien und Monaden, die einfachsten bisher bekannten Organismen, entstehen. Liesse sich nicht durch Riickverfolgung dieser Wesen und Zuriickfiihrung derselben auf ihre ursprfinglichen unfertigen Formen und Zustande, ihre Keime namlich, Resultate erzielen, welche auf das Klarste die Unmoglichkeit der Urzeugung dartun und dem vergeblichen Mtihen nach einer wissenschaftlichen Begrtindung dieser Doctrin ein Ende machen? So dachte ich, und mit Recht durfte ich auf diesem Wege einen sicheren Aufschluss hoffen; denn sollten mir auch die kleinsten dieser Organismen wegen ihrer Winzigkeit keine Aussicht auf positive Ergebnisse gewahren, so konnte ich doch wenigstens von den grosseren eine Entscheidung ervrarten, indem eine Riesenmonade (H)07—(H)09 Millim. und mehr im Durchmesser hat, wahrend die kleinsten bei 610mal. Vergrosserung noch deutlich sichtbaren ungefarbten Gallertkliimpchen nach dem Volumen lOOOmal kleiner sind. Daraus ergibt sich, dass eine grossere Monade wahrend ihrer Entwicklung in unzahligen Phasen der Grosse und Gestaltung sichtbar sein muss; wenn ferner ihre Keime noch so klein sein sollten, dass man sie bei der anwend- baren Vergrosserung nicht sehen konnte, so muss es doch einen Moment geben, wo sie durch allmalige Vergrosserung in Erscheinung treten, und ihre Provenienz muss sich auf diese Weise ermitteln lassen. Wer aber einmal nur eine Riesenmonade gesehen hat, wird gewiss kein Bedenken tragen, die unzahligen dichroischen Korperchen (Mikrokokken), welche darin dicht aber gleichmassig zerstreut vorkommen, fiir Keime oder Brut zu erklaren, und wenn gewisse Organismen daraus entstehen, was konnen diese Anderes sein als wieder Monaden? Mit nichten, eine solche Voraussetzung erweist sich hinterher als falsch: aus einzelnen Mikrokokken entstehen keineMonaden, sondern Bacterien! Und so fand ich auch im Uebrigen fast immer was Anderes, bisweilen das Entgegengesetzte von dem was ich erwartet oder vermuthet hatte. Oefter schon wollte ich wegen solcher Tauschungen, die mich viel vergebliche Miihe gekostet, die weiteren Untersuchungen aufgeben, doch gingen mir daruber die Augen auf und ich gewohnte mich endlich an das, was ich sah. Aber ich konnte mich dann nicht genug daruber wundern, dass Manner vom Rufe eines Pasteur so unklug sein konnen, einen so folgenreichen Ausspruch wie; „Es gibt keine Urzeugung' nicht auch auf dem Wege directer Beobachtung zu priifen, bevor sie ihn als bare Miinze in die Welt hinausschicken. 3 — 34 - Ich kann nach dem Bisherigen mit Beruhigung meine Ueberzeugung dahin aussprechen, dass unsere gewohnten Vorstellungen von der Ent- stelumg der organischen Wesen, die unserer Kenntniss der hoheren Tiere und Pflanzen entnommen sind, and die wir erfahrungsgemass mit den Aus- dnicken: Keimung, Knospung, Teilung, Entwicklung aus dem Ei bezeichnen (wobei wir einen jeden, noch so gliederreichen und ununter- brochenen FormencykIus — Generationswechsel — auf eine gleichartige sich stets wiederholende Mutterform zuruckfiihreu), auf die niedrigsten Organis- men, wie sie in Aufgiissen entstehen, k e in e durchgi-eifende Anwendun'g finden. Die Uebertragung dieser Begriffe (oder Schemen) auf den Ursprung der Bacterien und Monaden beruhet auf mangelhafter Induction, sie konnte daher hocbstens nur als Hypothe.se so lange eine Berechtigung haben, als directe Beobachtungen sie bestatigen oder widerlegen. Nach den klar sprechen- den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchungen hat sie auch diese Berecb- tigung verloren. Die warnende Stimme Hagelfs hatte bei den bedachtigeren Naturforschern wenigstens eine bessere Beachtung finden sollen. Franz Krašan. m 7 n i < n Die Tatigkeit der Schule bedarf der Untersttitzung des Hauses. Keiner Schule ist es bisher gelungen zu erzielen, dass alle Schtiler in gleiclimassiger Weise das Unterrichtsziel erreichen; sie muss sich zufrieden geben, wenn der grossere Teil der Schiller die Classenaufgabe in mehr oder weniger befriedigender Weise erreicht und der zurtickgebliebene Teil ein ver- haltnissmassig geringer ist. Der Ursachen, warum manche Schuler nicht vorwarts kommen, gibt es mancherlei; teils ist es der Mangel an Talent oder die geistige Unreife oder der Unfleiss der Schuler, teils nachteilige hausliche und andere Einflusse, endlich audi Fehler der Schule selbst. Im Eolgenden sollen die nachteiligen hauslichen Einflusse, welche nicht selten den guten Erfolg des Unterrichtes und der Erziehung in Frage stellen, naher besprochen und dadurch die aufgestellte Thesis begrundet werden. Es ist dies ein bereits viel besprocheries Thema, woriiber man kaum etwas Neues bringen dtirfte, und das ist auch nicht der Zweck dieser Zeilen. Hervorgerufen durch die hierorts gemachten Wahrnehmungen, bezwecken sie zunachst, jenen Eltern und deren Vertretern, welche ihre Sobne und Pflegebefohlenen in das hiesige Gymnasium schicken, die Notwendigkeit des Zusammenrnrkens von Schule und Haus im Interesse eines befriedigenden Fortganges der Schuler darzulegen. Die haufigste Ursache ungentigender Unterrichtserfolge ist der Mangel an Ueberwachung und richtiger Leitung der hauslichen Tatigkeit der Schtiler, wie A. v. Wilhelm in seiner Padagogik mit Recht bemerkt. Wenn es auch zunachst die Aufgabe der Schule ist, die Aneignung der Kenntnisse durch die eigene Tatigkeit der Schuler zu bewirken, wenn auch die Anleitung zUr hauslichen Tatigkeit der Schuler von der Schule auszugehen hat; so mrd dadurch der hausliche Fleiss nicht entbehrlich, vielmehr muss das Gvmnasium seine Wirk- samkeit auf die Schuler auch iiber die Zeit der Lehrstunden hinaus erstrecken und ihnen fur jede Lehrstunde eine entsprechende hausliche Leistung aufgeben. Die Pflichten des Hauses in Bezug auf die Hausaufgaben der Schuler sind von besonderer Wichtigkeit. Es hat dafiir zu sorgen, dass der Schtiler das Auf- gegebene lerne und ausarbeite und dass er es selbst tue. Da manche Eltern diese hausliche Arbeit als ein Geschaffc ansehen, das verrichtet werden miisse gleichviel ob durch den Schtiler oder Jemand Anderen, so glauben sie genug getan zu haben, wenn sie ihrem Soline zu diesem ZweCke einen Privatlehrer halten. Abgesehen davon, dass die Mehrzahl dieser, besonders in kleineren Orten, unfahig ist, einen solchen Unterricht zu leiten, erschlafft den Schtiler in der Regel nichts mehr als eine solche Nachhilfe, ja sie macht ihn oft zu jeder selbstandigen Arbeit unfahig. Solche Schuler sind in der Schule meistens 3 * unaufmerksam, da sie sich auf die hausliche Nachhilfe verlassen. Und doch liegt in der gespannten Aufmerksamkeit des Gymnasialschiilers eine der Bedin- gungen des guten Fortganges, denn Aufmerken ist Lernen. Nach den beste- henden Vorschriften ist der Unterricht im Gymnasium so zu erteilen, dass jede hausliche Nachhilfe entbehrlich wird, und jeder verstandige Lehrer wii'd der hauslichen Tatigkeit des Schulers nicht mehr zumuten, als dieser mit eigenen Kraften zu leisten vermag. Besonders in den unteren Classen wird der Gegenstand der Hauptsache nach in der Schule durchgenommen, daher die hausliche Arheit zumeist nur auf das feste Einpragen oder das Niederschreiben des bereits Gelernten und Geiibten sich zu beschranken haben wird. Wenn das Haus diese Tatigkeit des Schulers tiberwacht, so fordert es nicht wenig den Unterricht selhst. Nach dem Gesagten ist es wol ersichtlich, dass eine Nachhilfe fur den Schtiler unter normalen Verhaltnissen uberfliissig, ja oft schadlich wird. Ich sage unter normalen "Verhaltnissen, denn in gewissen Fallen wird sie notig sein z. B. wenn der Schiller durch langere Zeit dem Unterrichte nicht beiwohnen konnte u. dgl. Gewissenhafte Eltern werden sich in dieser Hinsicht mit dem Schul- vorstande oder den Lehrern ins Einvernehmen setzen und nicht, wie es hier nicht selten geschieht, auf eigene Faust den ersten besten Schtiler der oheren Classen, der oft selbst einer Nachhilfe bedarf, mit dem Privatunterrichte betrauen. Aber auch den Schiilern der oberen Gymnasialclassen wird die notige Anlei- tung zur hauslichen Arbeit in der Schule gegeben und die Praparation auf alle Unterrichtsgegenstande nach dem Masse ihrer Kenntnisse verlangt. Dies gilt besonders von den classischen Sprachen. In diesen wird von dem Obergymnasiasten hausliche Praparation auf die Lectiire, Selbstandigkeit und Vermeidung unerlauhter Hilfsmittel bei den schriftlichen Arbeiten verlangt. Die Gewohnung an selbstandiges Arbeiten ist eine unerlassliche Bedingung des gtinstigen Erfolges in diesen Fachern. In keinem Unterrichtszweige werden aher die Schiiler durch eine falsche Senti- mentalitat mehr zur Unselbstandigkeit verleitet als in den classischen Sprachen, in keinem sucht man den Lehrer uber die Leistungsfahigkeit des Schulers mehr zu tauschen als hier. Ohne Scheu unterstiitzt man den Schtiler, fertige Uebersetzungen zu gebrauchen, statt der eigenen von Anderen gearheitete oder durchcorrigirte schriftliche Arbeiten dem Lehrer vorzulegen, als ob es sich von selbst verstande, dass das, was man sonst im Leben fur ehrlos halt, d. i. Liige und Tauschung in der Schule ganz am Platze ware. Natiirlich stellen sich die Folgen einer solchen Praktik frtiher oder spater ein, wo die Unwissenheit nicht mehr verdeckt werden kann, aher dann wird diese nicht selten der vermeintlich schlechten Unterrichtsmethode zugeschrieben. Der Ge- braudi gedruckter Uebersetzungen, welcher leider auch an unserer Anstalt vorkommt, ist in sittlicher und wissenschaftlicher Beziehung verwerflich. Denn Schuler, welche sie bentitzen, betriigen nicht nur den Lehrer sondern auch sich selbst, in der Voraussetzung, dass sie etwas Kechtes wissen, und bringen sich um die wesentlichen Frtichte ihres wissenschaftlichen Bildungsganges. Uebersetzungen iiberheben den Schuler der Griindlichkeit und Selbstandigkeit 37 - und befestigen den Hang, sich Alles mhglicht leicht zu machen. Manchen schon haben diese Fehler bei sonst guten Anlagen von der eingeschlagenen Lebensbabn auf Abwege geflihrt, denn was Jemand in der Schule getibt, das wirkt nacb in jeder Lebensstellung, was und wie man in der Jugend gelernt hat, das und so wird man auch im Leben. Jeder Kundige weiss, dass die richtige Beschaftigung mit den alten Classikern alle geistigen Krafte in Anspruch nimmt; sie verlangt die Beachtung auch des Unscheinbaren und fordert den Scharfsinn, die Ueberlegung und Zuversicht zu eigener Kraft heraus. Wird der elassische Unterricht in rechter Weise erteilt, so werden auch bei der Jugend diese Eigenschaften geweckt, getibt und befestigt. Und ist dies ein geringer Gewinn fiirs Leben? Es wlirde mich von dem gestellten Tbema abfiihren, wollte ich auf alle Nachtheile eingehen, die der Gebrauch der Uebersetzungen der Gymnasialjugend zuzieht, aber schon das Gesagte diirfte ihre Schad- lichkeit dartun. Gewissenhafte Vorbereitung, piinktlicher Fleiss, rege Aufmerksamkeit, Regelmassigkeit und Selbstandigkeit in den mundlichen und schriftlichen Arbeiten, andererseits die Fernhaltung unerlaubter Hilfsmittel, namentlich der Uebersetzungen, werden vom Gymnasialschiiler gefordert. Aus der bisherigen Darlegung ist ersichtlich, dass es der Gegenstande genug gibt, liber welche ein Einvernehmen zwischen Schule und Haus notig ist und dass beide Teile zur Erreichung des gemeinsamen Zweckes Hand in Hand gehen sollen. Dies wird auch von vielen Eltern nicht verkannt. Leider hat sich diese Erkenntnis nicht tierall Bahn gebrochen, und es ist zu bedauern, dass auch manche Eltern und verantwortliche Aufseher der hiesigen Gymnasial- schliler, darunter leider auch solche, welche auf Intelligenz Anspruch machen, von der Notwendigkeit des Zusammenwirkens von Schule und Hans nicht liberzeugt zu sein scheinen, da sie es sonst wol nicht unterlassen wlirden, sich bei den Lehrern der Anstalt liber das Verhalten ihrer Angehorigen zu erkundigen, was zum Schaden dieser hie und da das ganze Jahr hindurch nicht geschieht, oder hochstens en passant auf der Strasse und in den offentlichen Localen, wo eine eingehende Besprechung liber die zur Hebung der sittlichen und geistigen Entwicklung des betreffenden Schulers geeigneten Mittel kaum moglich und auch nicht am Platze ist. Man solite doch meinen, dass es Vatern und Miittern, denen das Wol ihrer Sohne am Herzen liegt, nicht schwer fallt, den Weg zu den betreffenden Lehrern zu finden. Noch schlimmer steht es, wenn Schliler von ihren Vatern horen, dieser oder jener Gegenstand sei liberfllissig und nutzlos, was gar zu oft selbst Gebildete von den altclassischen Sprachen behaupten, vollends mit dem Grie- chischen sich zu beschaftigen, sei Zeitvergeudung, ein solches Wissen sei ein todtes, unnlitzes u. s. w. Tragt dann die Schule die Schuld, wenn der Schliler Widerwillen gegen diesen Gegenstand empiindet und darin zurlickbleibt ? Es gehort nicht zum Thema dieser Abhandlung, die Berechtigung, ja Notwendigkeit der classischen Studien flir die Gymnasialbildung darzutun, es wiirde dies auch — 38 — wenig nutzen, da man diejenigen, die zumeist eine mangelhafte oder gar keine Kenntnis dieses Gegenstandes haben, iiber den Nutzen jener kaum tiberzeugen dtirfte. Nor der am haufigsten vorgebrachte Einwand derjenigen moge Mer bertihrt werden, welcbe bei dem elassiscben Unterricbte den Nutzen fur das praktiscbe Leben vermissen. Diese verweise icb deshalb anf die als besonders praktiscb bekannten Englander deren Sitten und Zustande ein nicht abzuwei- sendes Zeugniss far den praktiscben Wert der classischen Studien sind, welcbe in den hoheren Unterrichtsanstalten Englands noch immer einen der wicbtigsten Unterrichtszweige, ja einen Priifungsgegenstand zur Erlangung gewisser Staats- amter bilden. Griechisch und Lateiniscb braucbt wol weder der Kaufmann noch der Landwirt, vielleicht aucb nicht der Beamte und der Arzt, wol aber brauchen Alle die geistige Reife und diese wird nacb der bisherigen Erfabrung durch die entsprechende Beschaftigung mit den Classikern in besonderem Grade erworben. Und hat denn das Ideale im Leben gar keinen Wert? Die edelsten Geister aller Nationen betracbten das ideale Denken als die schonste Frucht menschlicher Bildung; zu diesem wird die Jugend vom Gymnasium besonders durch die classischen Studien angeleitet, denn keine moderne Spracbe kann sicb bezuglich der Hoheit der Gedanken und Schonheit der Form mit den altclassischen messen; aucb hat sich bisher nichts gefunden, was die alten Spracben hierin zu ersetzen und dem Unterricbte dieselben Dienste leisten konnte. Im praktischen Leben, wo es sich hauptsachlich um das Niitzliche handelt, wird ideales Denken kaum erworben. Mag Jemand einen wissenschaft- lichen oder praktiscben Beruf ergreifen, immer wird es die ideale Lebens- auffassung sein, welche ibn iiber die Alttaglichkeit und mancbe Verkehrtheit im Leben hinwegbringt, vor dem Gemeinen bewahrt, sein Herz fur alles Edle warm erbalt und ihn davor schiitzt, sein Tun und Lassen nur nacb den Grundsatzen Shylocks einzurichten. Das Gymnasium bat nicht bloss mannigfachen Unterricht zu erteilen, es gebort auch zu seiner wesentlichen Aufgabe, zur sittlichen Erziehung der Jugend mitzuwirken. Auf dieser Mitwirkung beruht das Recht der Schule auf einen Teil der vaterlichen Gewalt iiber die ihr anvertraute Jugend, da jede auferlegte Pflicht das Recht ihrer Ausiibung begriindet; diese ist ohne Disci- plinargewalt nicht moglich. Die erste und vrichtigste Aufgabe in der Erziehung aber ist, den Zogling an Gehorsam zu gewohnen, denn Zucht und Ordnung in der Schule ist ohne Gehorsam der Schiiler nicht denkbar. Andererseits ist der Gehorsam eine Grundbedingung des sittlichen Wertes und der praktischen Brauchbarkeit eines jeden Menschen; auf dem Gehorsame beruht die Ordnung in der ganzen menschlichen Gesellschaft, da derjenige, welcher nicht gehorchen gelernt hat, uberall wo er ist, die bestehende Ordnung stort. Die Schule hat also ein unzweifelhaftes Recht, von den Schiilern Gehorsam zu fordern, diese aber haben die Pflicht, den Anordnungen der Schule zu gehorchen. Letztere beziehen sich auf das Verhalten der Schiller in und ausser der Schule. Gewis- senhafte Eltern werden sich mit dem Vorstande und den Lehrern der Schule — 39 — ins Einvernehmen setzen, ura diese Vorschriften naher kennen zu lernen, und der Schule bei ihrem Erziehungsgeschafte tatige Unterstutzuilg gewahren. Wie zweckwidrig und venverflich ist es aber, wenn manche Eltern die Schule als eine Zwangsanstalt ansehen, die Anordnungen derselben hamisch bekritteln, fur die offenbaren Pflichtverletzungen und Dnarten ihrer Sohne stets Entschul- digungen bereit haben, ja auch ihnen behilflich sind, die SatzUngen der Lehranstalt zu umgehen! Offene Feindseligkeit gegen die Schule tritt vollends da auf, wenn sich Eltern oder Hausgenossen der Schiiler iiber die Lehrer und deren Beruf geringschatzig aussprechen, deren Schwachen geflissentlich hervor-, heben, kurz sich nicht scheuen .den ersten Keim der Pietat in ihnen zu ersticken und den letzten auszurotten. “ Dass dies leider auch in den Familien geschieht, die zu den gehildeten gezahlt werden, lasst sich nicht laugnen. Manche Lehrer mogen wol durch ihren wenig loblichen Lebenswandel oder 1 ihre ver- kehrte Unterrichtsmethode, kurz durch die Art, wie sie ihren Beruf auffassen, Anlass zu geringschatzigen Urteilen geben; trotzdem muss jenes Vorgehen entschieden missbilligt werden, da dadurch die sittliche und geistige Ausbildung des Zoglings in hochstem Grade gefahrdet werden. Verniinftige Eltern werden in dem Lehrer das wichtige Amt achten und die Schule fur die Fehler einzelner Lehrer nicht verantwortlich machen. Aus dem Vorangehenden ist zu entnehmen, in welcher Richtung das Hans das Gymnasium im Unterrichte und in der Erziehung unterstiitzen soli. Obgleich aber diese Anstalt zur vollkommenen Losung ihrer Aufgahe dieses Zusammenwirken von Schule und Haus anzustreben hat, so hat doch das Haus offenbar ein grosseres Interesse, in dieser Hinsicht seine Schuldigkeit zu tun. Schicken ja doch die Eltern ihre Sohne in das Gymnasium, um sich da die notigen Kenntnisse fur ihre weiteren Studien anzueignen. Die Eamilie hat daher die starkste Aufforderung zur Aufsuchung aller der Mittel und Wege, welche zur Erziehung und Bildung der Jngend fiihren; von ihr muss zunachst erwartet werden, dass sie mit der Schule in lebendigen Verkehr trete. Anderer- seits wird das Gymnasium das Haus als seinen naturlichen Verbiindeten zum Heile der anvertrauten Jugend betrachten und sich gerne mit ihm iiber die zur Forderung der sittlichen und geistigen Entwicklung derselben geeignetsten Mittel ins Einvernehmen setzen. Dazu ist es auch durch die gesetzliche Vor- schrift verpflichtet; es hat aber die werktatige Untersttitzung des Hauses nach dem Wortlaute dieser Vorschrift zu erbetteln noch zu erzwingen sondern bei vorhandener Teilnamslosigkeit der Eltern oder deren Vertreter ftir die geistigen Interessen ihrer Angehorigen sich damit zu begniigen, dass es ledig- lich jene iiber das nicht entsprechende Verhalten der Schiiler zu rechter Zeit in Kenntnis setzt. Aus dem Gesagten ergibt sich auch ftir auswartige Eltern die Pflicht, auf die Wahl des Kosthauses ftir ihre Sohne die notige Sorgfalt zu verwenden, da der Kostherr als Vertreter der Eltern in dem bezeichneten Sinne mit der Schule in Contact zu treten hat. Leider sind manche Eltern bei dieser Wahl nicht vorsichtig genug, und geben nicht selten, um einige Gulden zu ersparen, - 40 — ihre Sohne zu solchen Familien in Kost nnd Wohnung, die weder das Geschick noch den Willen haben, die entsprechende Aufsicht liber ibre Sohne zu fiihren und verschulden so baufig den scblechten Fortgang derselben. Treffend zeicbnet Willmann in seinen padagogischen Vortragen das rechte Verhaltnis zwischen Schule und Haus mit folgenden Worten, die hier zum Schlusse stehen mogen: „Nur wenn das Haus seinerseits die Erweiterung des Wissens und Konnens, welcbe die Schule stiftet mit Teilnahme verfolgt und den Eindrticken der Schule gleichsam einen Eesonanzboden gewahrt, in dem sie ausklingen konnen, und wenn andererseits die Schule ihre Lehren und Anine einzusenken weiss in den daheim hegriindeten Anschauungskreis des Zoglings; nur dann reichen die vereinten Wirkungen bis in die Tiefen der Seele linah, in denen die Gesinnungen reifen und die Keime des Charakters schlummern.“ Dr. F. Z. Svoboda. SCHULNACHRICHTEN. L Personalstand des Lehrkorpers und Verteilung der obligaten Lehrgegenstande im Schuljahre 1876. 1. Franz Z. Svoboda, Doctor der Pliilosophie, k. k. Director, Vorstand des Studenten-Untersiitzungsvereines, lehrte Griechisch und philosopli. Propiideutik VII., 6 Std. woclientlich. 2. Johann Oreschek, k. k. Professor, Mitglied des histor. Vereines fiir Krain und Steiermark, lehrte Latern und Deutsch IT., Sloveniscli II. IV. 16. Std. wochentlich bis 18. Mai. 3. Wenzel Marek, k. k. Professor, Cassier des Studenten-Unterstutzungsvereines, Mitglied der Gemeindevertretung und Obmann des Localausschusses des Beamtenvereins, lehrte Geschichte III. IV. V. VI. Vlil. und Mathematik IV. 20 Std. woclientlich. 4. Anton Hluščik, k. k. Professor, lehrte Latein VI. Griechisch ITI. VI, 16 Std. wochentlicli. 5. Johann Krušič, Weltpriester derLavanterDiocese, k.k. Professor, Exhortator, fiir das ganze Gymnasium. Mitglied des Stadtschulrathes, lehrte Religion I.—VIII. 16 Std. wochentlich, seit dem 14. Juni auch Sloveniscli I. 3 St. 6. Albert von Berger, k. k. Professor, lehrte III. VII. Latein. Griechisch IV. Deutsch III. 18 Std. w8chentlich. 7. Michael Žolgar, k. k. Professor, lehrte Griechisch V. Sloveniscli III. V.—VIII. II. Abt. fiir Deutsche 17 Std. wochentlich, seit dem 14. Juni statt in der II. d. Abt; (2) in II. und IV. 5 Std. 8. Franz Krašan, k. k. Professor lehrte Naturgeschichte I. II. V. VI. Mathe¬ matik I. II. Physik III. IV. 19 Std. wochentl. 9. Peter Končnik, k. k. Professor, als k. k. Bezirksschulinspector seit d. 1. November 1875 beurlaubt. 10. Albert Fietz, k. k. Gymnasiallehrer, lehrte Latein I. Deutsch I. VI. 14 Std. wochentl. seit d. 14. Juni auch Deutsch II. 3 St. 11. Johann P. Ploner, k. k. Gymnasiallehrer, lehrte Latein V. VITI. Griechisch VIII. 16 Std. wocbontlich. 12. Karl Reissenberger, Doctor der Pliilosophie, k. k. Gvmnasiallehrer, lehrte Deutsch VIL VIII. Geographie und Geschichte I. II. VIL philosoph. Propiideutik VIII. 18 St. wochentlich. 13. Adalbert Deschmann, k. k. Gymnasiallehrer, lehrte Mathematik III. V.—VIII. Physik VIL VIII. 21 Std. wochentlich. — 42 — 14. Vincenz Golob, Lehramtscandidat, Supplent, lehrte Latein IV. Deutsch IV. V, Sloveniscli I. und I. Abt. fflr Deutsche 16 Std. wochentl. seit d. 14. Juni statt Slovenisch I. (3) Latein II. 8 Stunden und Ordinarius-Stellvertreter in dieser Classe. Hochortig bestellte Nebenlehrer. 1. Johann Krušic, k. k. Gymnasial-Professor, lehrte Stenographie 4 Std. wochentlich. 2. August Fischer, Zeichenlehrer. lehrte Zeichnen 10 Std. wochentlich. 3. August Tisch, Lehrer an der Biirgerschule in Cilli, erteilte den Turn- unterricht in 6 wochentlichen Stunden. II. Lehrverfassung. 1. Classe. Ordinarius Gvmnasiallehrer Albert Fietz. 1. Keligion. Die Lehre vom Glauben, von den Geboten und den Gnadenmitteln. 2 Stunden wochentlicli. 2. Latein. Die fiinf Declinationen mit den betreffenden Genusregeln; die Ad- jectiva mit ihrer Comparation; die Pronomina; die Cardinalia und Ordinalia; die vier regelmassigen Conjugationen; die wichtigeren Prapositionen und einige Conjunctionen mit ihrer Construction des Pradicatsverbums im Conjunctiv. Schriftliche Arbeiten nach Vorschrift, Praparation der in Rožeks Uehungsbuche vorhandenen Uebungsstucke in regelmassigem Anschlusse an die Grammatik. 8 Stunden wochentlich. 3. Deutsch. Die Declination der Substaniiva und Adjectiva; das attributive und pradicative Adjectivum; Apposition; Comparation; die Pro¬ nomina; Flexion der Verba; der einfach nackte und erweiterte Satz. Ausgevrahlte Lesestiicke aus dem Lesehuche von Neumann und Gehlen unter steter Anwendung des behandelten StoiFes in der Grammatik; Uebungen im Vortrage poetischer und prosaischer Stucke. Nacherzahlen gelesener Stucke. Orthographische Uebungen und schriftliche Arbeiten nach Vorschrift. 3 Stunden wochentlich. 4. Slovenisch. Formenlehre. Die wichtigsten Lautgesetze in ihrer Anwendung auf die Flevionslehre und Orthographie. Sprachliche und sach- liche Erklarung des Gelesenen. Vortragen kleinerer Lesestiicke; Uebungen zur Befestigung der Kenntnis der Formenlehre. Die vorschriftsmassig gegehenen schriftlichen Schul- und Hausaufgahen wurden insbesondere auch zur Priifung der orthographischen Sicher- heit verwendet. 3 Stunden wochentlich. 5. Geographie. Fundamentalsatze der inathematischen Geographie, soweit die- selben zum Verstandnisse der Karte unenthehrlich sind und in — 43 — elementarer Weise erortert werden konnen. Beschreibung der Erdoberflache mit Bezug auf ihre natiirliche Beschaffenheit und die allgemeinen Scheidungen nach Volkern und Staaten. Karten- lesen und die Elemente des Kartenzeichnens. 3 Std. wochentlich. 6. Arithmetik. Im I. Semester: Rechnen. Erganzung zu den 4 Species Deci- malbriiche — Im II. September: I Stunde Rechnen mit benannten Grossen, 2 Stunden Anschauungslehre. Linien, Winkel, Parallel- linien. 3 Stunden wochentlicb. 7. Naturgeschichte. Im I. September: Zoologie, Saugethiere. Im II. September; Die wirbellosen Thiere, 2 Stunden wochentlich. 2. Classe* Ordinarius Professor Johann Oreschek. 1. Religion. Der Geist des katholischen Cultus. a) Die kirchlichen Personen, b) die kirchlichen Orte, c) die kirchlichen Gerathe, d) die kirch- lichen Handlungen, e) die kirchlichen Zeiten. 2 Stunden wochentlich. 2. Latern. Unregelmassige Pormenlehre, Gebrauch der Constructio acc. cum. inf. Gebrauch der wichtigsten Conjunctionen. Das Wichtigste der Casus- und Participiallehre. Beiderseitige Uehersetzung in die Grammatik einschlagender Lesestucke. Memoriren der Vocabeln und Praparation. Pensa und Schulcomposition nach Vorschrift. 8 Stunden wochentlich. 3. Deutsch. Wiederholung des einfachen Satzes. Zusammengesetzter Satz, Satzverbindungen, Satzgefuge, Verkurzungen. Praktische Uebungen im Zergliedern der Satze etc. Lesen, Sprechen und Vortragen memorirter Lesestucke. Orthographische Uebungen und leichtere schriftliche Aufsatze alle zwei Wochen. 3 Stunden wochentlich. 4. Slovenisch. Erganzung der Formenlehre. Insbesondere wurde das Verbum ausftihrlich und im Verhaltnisse zum deutschen Zeitworte be- handelt. Interpunction, Lesen, Vortragen, mundliche und schrift¬ liche Uebungen. Hausarbeiten wie in der ersten Classe mit verhaltnissmassig erhohten Anforderungen. 3 Stunden wochentlich. 5. Geographie und Geschichte. A. Geographie 2 Stunden wochentlich. Specielle Geographie von Asien und Afrika. Eingehende Beschreibung der vertikalen und horizontalen Gliederung Europas und seiner Strom- gebiete, stets an die Anschauung und Beschreibung der Karte gekniipft; specielle Geographie von S ud- und West-Europa. Karten- zeichnen. — B. Geschichte, 2 Stunden wochentlich. Uebersicht der Geschichte des Alterthums. 6. Arithmetik. Im 1. Semester 2 Stunden Rechnen. Gemischte Briiche, einfache Verhaltnisse und Proportionen, Regel de tri, walsclie Praktik und Schlussrechuung. 1 Stunde Anschauungslehre. Grossenbestimmung 44 - der Drei-, Vier- mi d Vielecke. Yerwandlung und Teilung der Figuren. Im 2. Semester 1 Stunde Rechnen. Mvinz- Mass- und Gevvichtskunde. 2 Stunden Anschauungslehre. Aehnlichkeit der Fi¬ guren, der pythagoraische Lehrsatz. 3 Stunden vvochentlich. 7. Naturgeschichte. Im 1. Semester: Vogel, Amphibien, Fische. Im 2. Semester: Botanik mit Benvitzung frischer Pflanzen. 2 Stunden vvochentlich. 3. Classe. Ordinarius Professor Albert von Berger. 1. Religion. Die Geschichte des Bundes. 2 Stunden vvochentlich. 2. Latein. Grammatik: Casuslehre, vvochentlich 2 Stunden, verbunden mit Uebersetzungen entsprechender Lesestvicke aus Meiring’s Uebungs- buch. 4 Stunden vvochentliche Lectiire aus Memorabilia Alexandri Magni v. K. Schmidt und 0. Geklen. Jede Woche eine liausliche, und alle 14 Tage eine Schulaufgabe. 6 Stunden vvochentlich. 3. Griechisch. Regelmassige Formenlehre bis zum Passivstamme; Uebersetzung der entsprechenden Lesestvicke aus HintneFs Elementarbuche. Im 2. Semester alle 14 Tage ein Pensum, alle 4 Wochen eine Com- position. — 5 Stunden wochentlich. 4. Deutsch. Lectiire mit sprachlichen und sachlichen Erklarungen. Grammatik Wiederholung der Satzlehre. Uebungen im Vortrag memorirter Lesestvicke und leichtere schriftliche Aufsatze. Alle 2 Wochen eine liausliche Arbeit. 3 Stunden vvochentlich. 5. Slovenisch. Gebrauch des Verbums mit besonderer Bedachtnahme auf den Gebrauch von Tempus und Modus und auf die vvichtigsten, diesen Gebrauch begleitenden Gesetze in Bezug auf das Verbum perfec- tivum und imperfectivum. Das Wichtigste der Wortbildungslehre. Lesen, Vortragen und schriftliche Aufsatze wie in den vorigen Classen. 2 Stunden. 6. Geographie und Geschichte. A. Geographie 2 Stunden vvochentlich. Specielle Geographie des ubrigen Europa (mit Ausnahme der osterreichisch- ungarischen Monarchie), dann Amerika und Australien. Karten- zeichnen. — B. Geschichte, 1 Stunde vvochentlich. Uebersicht der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis Karl V.; am Schlusse Recapitulation derselben mit Hervorhebung ihrer Bezie- hungen zur Geschichte der Lander der osterreichischen Monarchie. 7. Mathematik. Algebra. Die 4 Species in allgemeinen Zahlen und einfache Falle des Gebrauches der Klammern, Potenziren. Quadrat- und Kubikvvurzel. Anschauungslehre. Der Kreis mit den Constructionen in und um denselben; seine Inhalts- und Umfangsberechnung. Ellipse, 3 Stunden wochentlich. — 45 6. Naturwissenschaften. Im 1. Semester: Mineralogie. Im 2. Semester: Physik, allgemeine Eigenschaften, Aggregationszustande, Grundstoffe Warmelehre. 2 Stunden wochentlich. 4. C 1 a s s e. Ordinarius Professor W en zel Marek. 1. Religion. Geschichte des neuen Bundes. 2 Stunden wochentlich. 2. Latein. Grammatik; 2 Stunden wochentlich. Wiederholung der Casuslehre, dann Tempus- und Moduslehre. Prosodie nnd Metrik. Ueber- setzung der entsprechenden Lesestiicke aus Meirings Uebungs- buch. — Lectiire: Csesar de bello Gallico ed. Hoffmanu, lib. I. II. VI.; III. als Privatlecture. Trist. IV. el. 10; V. el. 2. Alle 14 Tage eln Pensum, alle 4 Wochen eine Composition. 6 Stunden wochent!ich. 3. Griechiscb. Wiederholung der regelmassigen Formenlehre, dann die Flexion des Perfectstammes und der Passivstamme der Verba in o; Verba in mi unregelmassige Verba in o. Uebersetzungen der entsprechen¬ den Lesetiicke aus Hintner’s Elementarbuche. Alle 14 Tage ein Pensum, alle 4 Wochen eine Composition. 4 Stunden wochentlich. 4. Deutsch. Lectiire, sachliche und sprachliche Erklarung des Gelesenen. Uebungen im Vortragen poetischer und prosaischer Stiicke; Gram¬ matik, Wiederholung namentlich der Periodenlehre. Theorie der deutschen Verslehre; Uebungen im Geschafts-Stile; alle 14 Tage eine Aufgabe. 3 Stunden wochentlich. 5. Slovenisch. Bedeutung der verbalen Wortformen. Lectiire; sprachliche, sach¬ liche und stilistische Erklarung des Gelesenen. Vortrag von pro- saischen und poetischen Abschnitten und das Wesentliche aus der Verslehre. Schriftliche Aufgaben mit steigenden Anspriiehen auf freie Bearbeitung; ausserdem auch die Formen der gewohn- lichen Geschaftsaufsatze. 2 Std. wochentlich. 6. Geschichte und Geographie. Im 1 Semester; Geschichte 4 Stunden wochentl. Uebersicht der Neuzeit mit steter Hervorhebung jener Begeben- heiten und Personlichkeiten, welche fiir die Geschichte des habs- burgischen Gesammtstaates eine besondere Wichtigkeit besitzen. — Im 2. Semester: Geographie 4 Stunden w8chentlich. Specielle Geographie der osterr.-ungar. Monarchie. Kartenzeichnen. 7. Mathematik. Algebra. Zusammengesetzte Verhaltnisse mit Anwendung von Proportionen. Gesellschaft- und Mischungsrechnung, Kettensatz &c. Gleichungen des ersten Grades mit einer oder zwei Unbekannten. Zinseszins-Rechnung. Stereometrische Anschauung. Lage von Linien und Ebonen gegen einander, Korperwinkel, Hauptarten der Korper, ihre Geatalt Grossenbestimmung. 3 Std. wochentlich. 46 8. Physik. Gleichgewicht und Bewegung, Akustik, Magnetismus und Elek- tricitat, Optik (letztere teilweise), 3 Stunden wochentlich. 5. C 1 a s s e. Ordinarius Gymnasiallehrer A d a 1 b e r t Deschmann. 1. Religioii. Die allgemeine katholische Glaubenslehre und die Lehre von der Kirche. 2 Stunden vvochentlich. 2. Latein. Livius ed. Grysar. 1. I. et XXI. c. 1—40 Ovid ed. Grysar. Aus- wahl aus den Metamorphosen. Vfochentlich 1 Stunde, trist. IV. 10: ex ponto I. 9. fast. I. 469—586, II. 83—118. Grammatisch- stilistische Uebungen jede Woche. Alle 14 Tage ein Pensum, alle 4 Wochen eine Composition, 6 Stunden wochentlich. 3. Griechisch. Xenophon’s Anabasis nach Schenkls Chrestomahe Nr. I. II III. u. IV. Homer. Ilias ed. Hocliegger. I—II. Grammatische Uebungen und zwar die Casuslehre und die Prapositionen, eine Stunde wochentlick. — Alle 14 Tage ein Pensum. Wochentlich 5 Std. 4. Deutsch. Grundziige der deutschen Metrik. Aus der Poetik: Allgemeines iiber den Begriff der Literatur und ihre Gattungen: epische und lyrische Dichtungen. Lectiire; Musterbeispiele aller behandelten Dichtergattungen mit spracklichen und sacbliehen Erklarungen. Uebungen im Vortrag memorirter Stiieke. Alle 14 Tage ein Auf- satz. 2 Stunden wochentlich. 5. Slovenisch. Lectiire und Erklarung von Musterstiicken aus dem ftir diese Classe bestimmten Lesebuche mit besonderer Beriicksichtigung des syntaktiscken Teiles. Vortragen memorirter Musterstiicke. Alle 3 Wocben eine schriftliche Hausaufgabe, alle 4 Wochen eine Schul- arbeit. 2 St. wochentlich. 6. Geschicbte. Das Altertum mit steter Beriicksichtigung der damit im Zusam- menhange stehenden geographischen Daten. 4 Std. wochentlich. 7. Mathematik. Wissenschaftliche Begrundung des Zahlensystems, die 4 alge- braischen Grundoperationen. Ableitung der negativen, irrationalen und Grossen. Eigenschaft und Teilbarkeit der Zahlen. Lehre von den Briichen. Lehre von den Proportionen sammt ihren Anwendungen. Geometrie, Longimetrie und Planimetrie. 4 Stunden vvochentlich. 8. Naturgeschichte. Im 1. Semester: Mineralogie in Verbindung mit Geognosie. Im 2. Semester: Botanik in Verbindung mit Palaontologie und geographischer Verbreitung der Pflanzen. 2 Stunden wochentlich. 6. Classe. Ordinarius Professor Anton Hluščik. 1. Religion. Die besondere katholische Glaubenslehre. 2 Stunden wochentlich. 47 — 2. Latein. Sallustii bcllum Jugurthinum edit: Linker c. 1 bis 85; der Eest als Privatlecture. — Vergil Aeneid: ed. Hoffmann I et II; 1. III als Privatlecture. — Cicero: orat. I. in Catilinam ed. Teubner. — 1 Stunde grammatische Uebungen mit Uebersetzung der Nr. 81 bis 153 aus Meirings Uebungsbuch fiir die mittleren Classen. Abteilung 2. Alle 14 Tage eine Haus-, alle 4 Wochen eine Schulaufgabe. 6 Stunden wochentlich. 3. Griechisch. Homer Ilias: ed. Hochegger 1. III, IV und X; dann 1. II et IV als Privatlecture. Herodot: ed. Wilhelm 1. VIII. c. 1 bis 100. — 1 Stunde Grammatik: Tempus- und Moduslehre nach Curtins mit Uebersetzung der Nr. 1 bis 14 aus Schcnkrs Uebungsbuch fiir das O. G. — Monatlich eine Haus- oder Schularbeit. 5 Std. wochentlich. 4. Deutsch. Wiederholung des in der 5. Classe vorgekommenen Lebrstoffes der Poetik und Abschluss derselben. Die Grundziige der Stilistik mit erlauternden Beispielen. Lectiire von Goethes Hermann und Dorothea. Privatlecture der Luise von Voss. Declamationsubungen. Alle 14 Tage ein Aufsatz. 3 Stunden wochentlich. 5. Sloveniscb. Lectiire und Erklarung von ausgevrahlten Musterstucken aus dem fiir diese Classe bestimmten Lesebuche mit Wiederholung der Grammatik. Uebung im Vortrag memorirter Lesestiicke. Alle 3 Wochen eine Hausaufgabe, alle 4 Wochen eine Schularbeit. 2 Stunden wochentlich. 6. Geschichte. Das Mittelalter mit fortwahrender Berucksichtigung der hiemit im Zusammenhange stehenden geographischen Daten. 3 Stunden wochentlich. 7. Mathematik. Algebra: Potenzen, Wurzeln, Logarithmen. Bestimmte Glei- chungen des ersten Grades mit einer und mehreren Unbekannten. Geometrie: Stereometrie und Trigonometrie. 3 Std. wochentlich. 8. Naturgeschichte. Zoologie in enger Verbindung mit Palaontologie und geo- graphischer Verbreitung der Thiere. 2 Stunden wochentlich. 7. Classe* Ordinarius Gymnasiallehrer Dr. Karl Reissenberger. 1. Religion. Die katholische Sittenlehre. 2 Stunden wochentlich. 2. Latein. Cicero orat. in Catil. III et IV; pro A. Ligario ed. Teubner. Vergil Aeneis edit. Hoffmann lib IH. IV. VI. bis v. 400 Eclog. 1 und 5. Wochentlich 1 Stunde. Grammatisch-stilistische Uebungen. Pensa und Compositionen: alle 14 Tage ein Pensum; jedeh Monat eine Composition. 5 Stunden woehentlich. 3. Griechisch. Demosthenes ed. Pauly. L und IH. 01ynth. und Rede uber den Frieden, Homer Odjssee edit. Pauly Rb. I., IX.—XII. Contro- — 48 - lirte Privatlecttire Ilias VII und VIII und 01ynth. Rede TL Wochentlich 1 Stunde grammatische Uebungen. Monatlich eine Schularbeit 4 Stunden woehentlich. 4. Deutsch. Abriss der deutschen Literaturgeschichte von ihren Anfangen bis auf Lessing im Zusammenhang mit der Lectiire von Literatur- proben. Lectiire von Goetbe’s Egmont, Schiller’s Maria Stuart und Jungfran von Orleans. Vortragsiibungen. Alte 14 Tage ein Aufsatz. 3 Stunden wochentlich. 5. Slovenisch. Lectiire und Erklarung des Wertvollsten und Oharakteristischen aus der National-Literatur von Trubar bis Vodnik. Unterschiede des Serbo-kroatischen und Neuslovenischen. Wiederbolung der Grammatik namentlich des Wichtigeren und Schwierigeren, Hinzu- fiigung des Notigen iiber feinere Beziehungen, nacb den bei der Lectiire und den schriftlichen Uebungen sich darbietenden An- lassen. Alle 3 LVochen eine Hausaufgabe und monatlich eine Schularbeit. 2 Stunden wochentlich. 6. Geschichte. Die Geschichte der neuen und neuesten Zeit mit fortwahrender Berucksichtigung der damit in Zasammenhang stehenden geo- graphischen Daten. 3 Stunden wochentlich. 7. Mathematik. Algebra: Unbestimmte Gleichungen. Quadratgleichungen mit einer oder mehreren Unbekannten. Exponentialgleichungen. Progres- sionen und Zinsenberechnung. Combinationen und binomischer Lehrsatz. — Geometrie: Anwendung der Algebra auf die Geo- metrie, analytische Geometrie in der Ebene. Kegelschnittlinien. 3 St. wochentl. 8. Physik. Allgemeine Eigenschaften der Korper, chemische Verbindung. Gleichgewicht und Bewegung. Wellenlehre. 2 Stunden wochentl. 9. Philosophische Propaedeutik. Formale Logik. 2 Stunden wochentl. 8. C 1 a s s e. Ordinarius Gymnasiallehrer Johann P. Ploner. 1. Religion. Die Geschichte der 1 christlichen Kirche. 2 Stunden wochentlich. 2. Latein. Horatius edit Grysar, Carm. lib. 1—IV. Epod. Sat. 1. I. 1. 6. 9. lib. II. 6. Epist. I. 1. Tacitus ed. Teubner, Germania, An- nales I. VI. Wochentl. 1 Stunde stilistische Uebungen. Alle 14 Tage ein Hauspensum, alle 4 Wochen eine Composition. 5 Stun¬ den wochentlich. 3. Griechisch. Platon, ed. Teubner Apologie u. Kriton Sophokles, Oedip. tyr. Homer. Odyss. ed. Pauly, 3—6. Wochentlich eine Stunde gram¬ matische Uebungen. Monatlich eine schriftliche Aufgabe. 5 Stunden wochentlich. 49 — 4 . Deutsch. Literaturgeschichte von Lessing bis zu Gothe's Tode mit beson- derer Riicksicht auf Lessing, Schiller und Gloethe. Lectiire: Schiller’s Rauber und Braut von Messina, Goethe‘s Iphigenie, asthestisch und literarhistoriscb besonders charakteristische Abschnitte aus den andern classischen Werken Schiller’s und Goethe’s, sovvie jenen Lessingi. Redetibungen. Monatlich ein Haus- zuvreilen ein Schulaufsatz. 3 Stunden vvochentlich. 5. Slovenisch. Bas Wesentlichste aus der altslovenischen Laut- und Form en - lelire mit stater Riicksicht auf das Neuslovenische. Gedrangte Uebersicht der Literaturgeschichte. Alle 3 Wochen eine Haus- und alle 4 Wochen eine Schulaufgabe. 2 Stunden wochentlich. 6. Geschichte. I. Semester: Gescliichte der osterreichisch-ungarischen Monarchie; wiederliolende Hervorhebung ihrer Beziehungen zu der Geschichte der Nachbarlander; Skizze der wichtigsten Tatsachen aus der inneren Entvvicklung des Kaiserstaates. — II. Semester: Einge- hende Schilderung der wichtigsten Tatsachen liber Land und Leute, Verfassung und Verwaltung. Production und Cultur der osterr.-ungar. Monarchie mit stater Vergleichung der heimischen Verhaltnisse und derjenigen anderer Staaten, namentlich der euro- paischen Grossstaaten. 3 Stunden wochentlich. 7. Mathematik. Uebungen im Losen mathematischer Probleme. Zusammen- 4 — 50 — — 51 IV. a) Themata zn den deutschen Anfsatzen im Ober-Gymnasium. V. C 1 a s s e. 1. Der Kampf mit dem Drachen. — 2. Der Nil. (Schilderung). — 3. Es ist der Sinn der Worte Uhlands »Glas ist der Erde Stolz nnd Gliick ~ aus der Geschichte der morgenlandischen Volker zu erweisen —. 4. Feuer and Wasser. — 5. Der Ackerbau die Grundlage der Cultur. (Schiller: Das eleusische Fest.) — 6. Ueber Hagen im Nibelungenliede. — 7. Des Knaben Berglied von Uhland (Gedanken- gang). — 8. Ueber den Nutzen des Glases. — 9. Warum ist Schillers Erzahlung von den Kranichen des Ibikus eine so anziehende Dichtung? — 10. Mit des Geschickes Machten ist kein ew’ger Bund zu flechten." (Chrie.) — 11. Schil- derung des Fisclierlebens nach Salis. — 12. Marius und Sulla (Parallele.) — 13. Der Rhein. (Schilderung.) — 14. Die Waldmuhle und ihre Umgebung. — 15. Inhaltsschilderung der Ballade Gothes »Johanna Sebus“. — 16. Welche Eigenschaften zeigt Klein Roland in Uhlands gleichnamigem Gedichte? Vinc. Golob. VI. C1 a s s e. 1. Die Entwicklung der menschlichen Cultur nach dem »Eleusischen Feste" von Schiller. — 2. Die Volksversammlung der Griechen (nach Hom. Ilias II. 1—454). — 3. Wie Scherasmin Hiions Begleiter ward (nach Wielands Oberon I. (.— 4. Jugurtha als Jiingling (nach Sall. B. Jug.) — 5. Die Neu- gier von ihrer edlen und von ihrer gemeinen Seite. — 6. Der Garten des Apothekers und das Besitztum des Wirtes »zum goldenen Lowen.“ 7. Die Fabel in Gothes »Hermann und Dorothea. — 8. Der Wirt zurn goldenen Lowen“ (Charakterscbilderung). — 9. Der Apotheker (Charakterschilderung. Die Themata 5—9 wurden sammtlich im Anschluss an die Lectiire und Erklarung Gothe’s »Hermann und Dorothea" gegeben.) — 10. Der Ritter in Schillers »Kampf mit dem Drachen" (Charakterschilderung.) — 11. Der Schiffbruch des Aeneas (nach Verg. I. 81—207). — 12. Der Gedankengang in Klopstock’s Hymne »Die Friihlingfeier." — 13. Der Pfarrer von Griinau in der Luise von Voss (Charakterschilderung.) — 14. Das trojanische Ross (Erzahlung nach Verg. Ann. 13—267). — 15. Des Lebens ungemischte Freude Ward keinem Irdischen zu teil (Schiller. Chrie. — 16. Woltatig ist des Feuers Macht, Wenn si e der Mensch bezahmt, bewacht (Schiller.) — Albert Fietz. VII. C1 as s e. 1. Der Herbst. — 2. Die Entdeckung von Amerika in ihren Folgen betraeh- tet. — 3. »Nur Beharrung fuhrt zum Ziel." Schiller. — 4. Odysseus bei den Cyklopen. (Nach Homer. Schularbeit.) — 5. Weihnachten. — 6. Die deutsche Sprachfamilie. Schularbeit. — 7. Die Personlichkeit des Goethe’schen Egmont im Spiegel seiner Umgebung. — 8. Suavis est laborum praeteritorum memoria. Cicero. — 9. Charakteristik Peters des Grossen (Schularbeit). — 4 - 52 — 10. „ Hoffnung, Hoffnung immergrtin, Wenn dem Armen Alles fehlet, Alles weicht, ihn Alles qualet, Du, o Hoffnung, labest ihn!* (Italienisches Volkslied in Herders Stimmen der Volker.) 11. Die Segnungen des Friedens. — 12. Der Gang der Handlung in Schillers Tragodie „die Jungfrau von Orleans*. — 13. „Man kann nicht immer, was man mil; der ist ein Mann, Der sich bescheidet, das zu wollen, was er kann.* Riickert. 14. Der Charakter der Maria Stuart nach Schillers gleichnamiger Tragodie. — 15. Der Gedankengang in Cicero’s Rede „Pro Q. Ligario. — 16. Klopstock’s Stellung in der deutschen Literatur. (Versetzungspriifungsarbeit.) Dr. Karl Reissenberger. VIII. C 1 a s s e. 1. „In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne* (Schiller.) — 2. Nec census, nec clarum nomen avorum, sed probitas ingeniumque magnos facit. Ovid. — 3. Lessings Hauptsatze iiber das Wesen und die Aufgabe der Poesie (Auf Grund der Laokoonlecture. Schularbeit.) — 4. Deutschland nach dem dreissig- jahrigen Kriege. Ein historisches Charakterbild. — 5. Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen.* (Lessing). — 6. Der Gang der Handlung in ScliilleFs ,Braut von Messina.* (Schularbeit). — 7. Was ist dem Menscheii die Erinnerung? — 8. Worin gleicht Schillers „Braut von Messina* dem , Konig Oedjpus* von Sophokles? — 9. Das Meer als ,gi'osser, stiller Friedhof* und als weiter, reiclier Garten.* (Nach A. Griin.) — 10. Was verdankt Oesterreich den Baben- bergern? Sclmlarbeit. — 11. O weh der Luge! Sie befreiet nicht, Wie jedes andere, wahr gesprochene Wort Die Brust; sie macht uns nicht getrost, sie angstet Den, der sie heimlich schmiedet und sie kehrt Ein losgedruckter Pfeil, von einem Gotte. Gewendet und versagend, sich zuriick Und triflt den Schutzen. (Goethes ,Iphigenie“). 12. Karl Moor in Schiller’s „Raubern.“ (Schularbeit). — 13. Tkv ngontifišvuv n xsy ngaaauv (Sophokles.) — 14. Orest nach Goethe’s »Iphigenie auf Tauris.* — 15. Empfindung und Gefuhl (Auf Grund des psychologischen Unterrichtes. Schularbeit.) Dr. R. Reissenberger. b) Themata zu den slovenischen Aufsatzen. V. C 1 a s s e. 1. Prevod iz Ksenof. Anab. I. 1—5. — 2. Popis Celjske okolice. — 3. Kako se je treba proti prijateljem obnašati ? — 4. Pohlep oslepi, zapopadek. — 53 — o. Kirove priprave k vojski, po Ksenofonti. — 6. Prevod iz Homerjeve II. I. spev 148—171. — 7. Gerške igre in njihovi nasledki. — 8. Studenčič in Bogoslužič. — 9. Pravljica iz domačega kraja. — 10. Savinjsko obrežje, popis. — 11. Ukleti grajščak, povest. — 12. Ksenofontov govor v zboru vo¬ jaških poveljnikov. •— 13. V jamo pade, kdor jo drugemu kopa. — 14. Prepir med Agamemnonom in Ahilejem. — 15. Pomladanski sprehod. — 16. File- mon in Bavcida, po Ovidiji. — 17. Moje binkoštne počitnice. — 18. Jaroslav, pripovest po pesmi iz Cvetnika. VI. C 1 a s s e. 1. Prestava iz Sall. Jug. pogl. 1 in 2. — 2. Slovo od mladosti, po Prešernovi pesmi. — 3. Micipsov govor, po Sall. Jug. 10. pogl. — 4. O po¬ trebi reda, — 5. Kakor si postelješ, tako boš ležal. — 6. Molitev, zapopadek Vilharjeve pesmi. — 7. Kak upljiv imajo ljudski shodi? — 8. Zimsko življenje na kmetih. — 9. Pravljica iz domačega kraja. — 10. Lepše pa se cvetje razvija, Ki duh mu je rose prilival. Po Umekovi pesmi. — 11. Beka podoba našega življenja. — 12. Prestava iz Virgilijeve Eneide I. 1—34. — 13. Kake misli razvija pesnik v pesmi „nova pisarija*? — 14. Sreča prebiva sredi srca, V srci poštenem ti je doma, Virk. — 15. Mlad lenuh, star berač. — 16. Mikič in njegova žena po njunem značaji. — 17. Baba deležnikov v slovenščini. — 18. Čertomir po bitvi pri Ajdovskem gradci. VII. C 1 a s s e. 1. Tiho d’ Arkov značaj. Po Devici Orleanski. — 2. Predmet po volji za prednašanje. — 3. Močna vez na dom človeka veže. — 4. Upljiv tiskarije na omiko. — 5. Vile, zapopadek po Cvetniku. — 6. Nasledki križarskih vojsk. — 7. Kakor se pridobi, tako se razgubi. — 8. Uzroki in nasledki zamujenih dolžnosti. — 9. O važnosti železa. — 10. Tolažba, prevod v srbsko-hrovaško narečje. — 11. Pogled v naravo povzdiguje in ponižuje človeka. — 12. Iz malega rase veliko. — 13. Pomladansko življenje v naravi. — 14. Posebnosti pripovedke „Usod“. — 15. Omika kinča bogatina in bogati siromaka. — 16. Kako se lika človeku jezik? — 17. Po hudi tovaršiji rada glava boli. — 18. Obliko- in glasoslovne različnosti med slovenščino in srbo-hrovaščino. — 19. Japeljnovo delovanje na slovstvenem polji. VIII. C 1 a s s e. 1. Kar si, kaži tudi drugim. — 2. Predmet po volji za prednašanji. — 3. Okleni se predrage domovine, Posveti v blagor srce jej in dušo. — 4. Pero in meč. — 5. Voda v svojem potovanji. — 6. Vaja v staroslovenski pisavi. — 7. Zakaj se mora starost spoštovati? — 8. Cesar Budolf pa berač, prevod v staroslovenščino. — 9. Da se resnica prav spozna, je treba čuti dva zvona. — 10. Moč znanstev in umetnosti. — 11. V nesreči tovarša imeti tolaži človeka. — 12. Peloponeška in 30 letna vojska. — 13. Korist in nevarnost bogastva za človeka. — 14. Preveliko zogibanje društev škoduje. — 15. Pismo, v kterem prijatelj — 54 prijatelji sporočuje o najvažnejših rečeh v novo slovenskem slovstvu. — 16. Pre stava Horacijeve pesmi Od. I. 3. Mih. Ž o 1 g ar. V. Bedingt obligate und freie Lehigegenstande. I. Zeichnen. In der 1. Abteilung zeichneten durch 4 Stunden wochentlich sammtliche Schiller der 1. Klasse, ohne dass jedoch die aus diesem Unterrichtszweige erhaltenen Noten einen Einfluss auf die Bestimmung der allgemeinen Zeugniss- klasse haben. Das Zeichnen wurde nach folgendem Plane gelehrt: Zeichnen nach ebenen geometrischen Oebilden bis zum geometrischen Ornament fort- schreitend nach Vorzeichnung an der Schultafel, dem die notigen Erklarungen beigeftigt wurden. Gedachtnisszeichnen. Erfinden (erste Stufe). Erklarung der perspektivischen Grundsatze. Zeichnen nach Drahtmodellen. Alle Zeichnungen wurden mit freier Hand mit Bleistift oder Feder ausgefiihrt. — In der 2. Ab¬ teilung, in welcher alle Schuler der 2. Classe zum Besuche des Zeichenunter- richtes (unter derselben Beschrankung) durch 4 Stunden verhalten wurden: Nach t vorhergegangener Erklarung der Schattenlehre Zeichnen nach Papp- und Holzmodellen; Zeichnungen des Flachornamentes nach Vorzeichnungen an der Tafel, mit Erklarung der wichtigsten Stilarten; mit Bleistift und Feder aus¬ gefuhrt. Geometrisches Constructionszeichnen. — In der 3. Abteilung, welche von 15 Schulern der 3. bis inclus. 8. Classe besucht war, die durch das ganze Schuljahr zum Besuche des Zeichenunterrichtes verhalten wurden, 2 Stunden wochentlieh: Zeichnen bis zu ganz ausgefiihrten Ornamenten, gross- tenteils nach classischen Stilarten. Gedachtnisszeichnen, Farbenlehre (nacli Vorzeichnungen an der Tafel mit den notigen Erklarungen). Polychrome Orna¬ mente. Zeichnen bis zu ganz ausgefiihrten Kopfen und nach Gypsmodellen. Ornamente und Kopfe wurden teils auf weissen, teils auf Naturpapier entweder mit Bleistift oder schwarzer und weisser Kreide gezeichnet. 2. Turn e n. Der Turnuntericht ward in 3 Abteilungen erteilt u. z.: I. Abteilung fur die Schiller der 1. und 2. Klasse; Schtilerzahl am Schlusse des Schuljahres 39. II. Abteilung fur fortgeschrittene Schiiler der 2. Klasse und fiir die Schiller der 3. und 4. Klasse; Schulerzahl 33. III. Abteilung fiir die Schiiler des Ober-Gymnasiums; Schiilerzahl 21. In den beiden ersten Abteilungen wurde nach Spiess’scher Methode, in der III. Abteilung musste wegen zu grosser Verschiedenheit der Turnfertig- keit in 2 Riegen mit verschiedenen Uebungsgruppen geturnt werden. Die Uebungen im gemischten Sprunge konnten im 2. Semester bereits gemein- schaftlich vorgenommen werden. - 55 3. Slovenische Sprache fur Schiller deutscher Nationalitat. Dieses Sprachfach wurde in 2 Abteilungen durch je zwei wochentliche Lehrstunden gelehrt. 13 Schiller nahmen im ersten, 7 im zvveiten Semester, an diesem Unterrichte teil. 4. Stenographie. Der Unterricht in der Stenographie wurde in zwei ivochentlichen Lehr- kursen erteilt, und zwar in zwei wochentlichen Lehrstunden. Im niedern Curse mit 38 Schiilern wurde die Lehre iibsr die Wortbildung im Allgemeinen, speciell iiber die Vocalisation und Conso- nantenverbindung, dann die Wortkiirzungslehre, die Lehre von den Vor- und Nachsilben und vom Gebrauch der Siegel- unter fortwahrenden Lehr- und Schreibiibungen mit besonderer Beriicksichtigung der stenographischen Kalli- graphie — nach Leop. Conn’s . Lehrbuch der Kammerstenographie* vorgetragen. Schliesslich wurden die Schiller noch mit den Grundlagen der Salzktirzung bekannt gemacht. Zu Leseubungen dienten ausgewahlte Stričke aus Karl Faulmann’s „stenographischer Anthologie.* Im h oh er en Curse mit 20 Schiilern wurden diese mit der Lehre von der Satzkiirzung, der Klang- und Formkiirzung, der gemischten und teil- weise auch unregelmassigen Kiirzung nach demselben Lehrbuche von L. Conn vertraut gemacht. Leseubungen aus C. Faulmann’s: „ Stenographische Praviš in der Schule* und: ,I)ie Schule in der Praviš.* 5. SteiermSrkische Greschichte, Dieser Gegenstand wurde im 2. Semester durch 2 wochentliche Lehr¬ stunden von dem Professor Wenzel Marek vorgetragen. Dem Unterrichte wohnten sammtliche Schiller der IV. Classe bei. Am 13. Juli fand die offentliche Preisprufung aus der steiermarkischen Geschichte unter dem Vorsitze des Directors und der Leitung des Fachlehrers Prof Marek statt. Von den 25 Schiilern der IV. Classe, traten 10 als Bewerber n m die zwei vom hochlobl. steierm. Landesausschusse eingeschickten silb. Medaillen auf. Alle bekundeten eine griindliche Aneignung der vaterlandischen Geschichte, daher die Zuerkennung der Preise nicht leicht wurde. Die Medaillen erhielten die Schtiler Martin Matek und Johann Lesky fur ihre hervorragenden Leistungen; dem Schiller Josef Kovačič wurde ein vom Gymnasial-Director gespendetes, entsprechend gebundenes Buch „Eiu treues Bild des Herzogtums Steiermark von Dr. Hlubek“ fiir dessen vorziigliche Leistung als Pramium zuteil. Den iibrigen Preisbewerbern wurde vom Director die verdiente Belo- bung ausgesprochen. Der Gesangunterricht konnte aus Mangel einer gepriiften Lehrkraft heuer nicht erteilt werden. in die hohere Classe versetzt. 56 3 P o £ 3 - 3-1 cd o' 3 Ul o 3* 3= 3 cd cc <1 02 c-h 93 CQ O tr* CD H3 93 CT* CD CD — 57 — Gesammtbetrag des im 2. Semester eingehobenen Schulgeldes 560 fl., der Stipendien 2528 fl. 21 1 / 2 kr. Lehrmittelbeitrage. a) Aufnahmstaxen.fl. 111.30 b) Schiilerbeitrage fflr die Bibliothek . . . c) Bibliotheksdotation.• . d) Systemisirte Dotation fur das physikal. Cabinet.. e) — — fur das naturhistorische Cabinet f) Ausserordentl. Dotation fur die Bibliothek g) Ausserordentl. Dotation fur die geographi- schen Lehrmittel. h) Ausserordentl. Dotation fur das physikal. Cabinet .... •. i) Interessen vom Gymnasiaifonde .... k) Duplicate . . •. 181.— 52 — 200 .— 100 ,— 300,— 100 ,— 400 — 75-60 11.50 Zusammen . fl. 1531.40 Lebensalter der Seliiiler am Ende des zweiten Semesters. In der 1. Classe: Schiller mit 10 Jahren.4 ,11 , .12 ,12 , . . . • . 12 , ,13 , ..... 6 , ,14 , 5 , ,15 , 6 In der Vili. Classe: Schtiler mit 18 Jahren.2 , ,19 , 2 , ,20 , 5 , ,21 , 4 , 22 , .6 ,23.1 58 - B, Locales Unterstiitzungswesen. Gjmnasial-Unterstutzungsverein. Im Vergleich zum vorigen Schuljahre hat sich die Zahl der Vereinsmit- glieder in sehr erfreulicher Weise gehoben, denn wahrend in jenem nur 25 beitragende Mitglieder waren, zahlt jetzt der Verein 94 Mitglieder, welche Jahresbeitrage subscribirt, and 52 die einen einmaligen Beitrag geleistet haben. Ton diesen gingen im ganzen 272 fl. 10 kr. ein. Dieses gunstige Re- sultat ist wol zunacsht dem bewahrten Woltatigkeitssinn der Bewohner von Cilli zu danken: andererseits trug dazu das Ausschussmitglied Jos. Bakuscb insoferne bei, als auf seinen Antrag der diesfallige Aufruf an die Bewohner Cillis erging, von denen nicht wenige von dem Vereine nicbts mehr wussten. Das Ergebnis der in Eolge dessen veranstalteten Sammlung ist um so hoher anzuschlagen, als hierin die namhafte Einnahme, welche die zum Besten des Vereines veranstaltete Dilettanten-Theatervorstellung sonst eintrug, nicbt ein- begriffen ist, da letztere in Eolge mebrerer misslichen Umstande heuer nicbt zu Stande kam. Bechenscbaftsbericht des Cassiers Prof. Marek. Das Vermogen des Vereines betrug am Schlusse des Jahres 1875 — 1222 ti. 45 kr.; im Laufe des Jahres 1876 hat es sich durch Zuschlag der Interessen zum Kapital und durch die Kapitalisirung von 20 fl. von den Einnahmen des J. 1875/6 auf 1300 fl. 21 kr. gehoben. — Die Kassabarschaft betrug am Eude des Schuljabres 1875—88 fl. 19 kr., welche mit der Ein¬ nahme des Jahres 1876 per 272 fl. 10 kr. die Summe 360 fl. 29 kr. ergeben, die in folgender Weise verwendet wurde. A. Ausgaben. Fur angekaufte Schulbucher.fl. 62.29 Bucbbinderarbeit. 11.80 Fur Zeichenrequisiten. 4.20 Fiir Kleidungsstiicke.. 56.— Fur Fussbekleidung .., 6.— Quartiergeldbeitrage.. 33.— Aushilfe zu den Curkosten fur einen kranken Schiller.. 10.— Fiir Einkassierung der Beitrage durch den Vereinsdiener . . . . . „ 12.— Druckkosten und Postporto., 6.35 Kapitalisirt wurden ... 20.— Zusammen . fl. 221.64 Demnach bleibt ein Kassarest von 138 fl. 65 kr. fiir das nachste Schul- jahr, welcher nach dem Beschlusse des Vereinsausschusses vom 29. Juni d. J. nach Bediirfnis, doch zunachst zum Ankaufe von Schulbuchern verwendet werden wird. — 59 - Verzeichnis der Spender. I. Einen f i x e n j a h r 1 i c h e n Beitrag haben subscribirt Frau vun Adamovich, Gutsbesitzerin . . . Herr Bader Max. Buchbinder. Vi Berger A. v., k. k. Professor , , . . „ Bezenšek G., Pfarrer in Tschadran . „ Bruck Freiherr v., Gutsbesitzer . . . „ Centa, Fabriksbesitzer.. „ Damasko, Eisenbahnbeamter . . . . Degen. „ Deschmann A., k. k. Gymnasiallehrer „ Dinnhirn E., Biirgerschuldirektor . . „ Dresel Th., Buchhandler. „ Fabiani G. B., Kaufmann ,, Fehleisen W., Fabriksbesitzer. . . . „ Fietz A., k. k. Gymnasiallehrer . . . „ Garzaroili J. v„ k. k. Steuerinspektor Frl. Geiger. Herr Glantschnigg Dr., Advokat. „ Gm. t. „ Gollitsch, Kaufmann. „ Gsund, Hausbesitzer.. „ Haas F., k. k. Bezirkshauptmann . . „ Hassler B. „ Študent Hauser. „ Higersperger Dr., Advokat. „ Hlušcik A., k. k. Professor. 55 55 55 55 Hummer, Handelsmann.. Huth, Gemeindeamtsvorstand.„ Janescb F., Specereivvaarenhandler.. Janežič, Hausbesitzer.. Jeretin E.. Haus- und Realitatenbesitzer.„ Jessenko G., Spitalsarzt.. Ipavic, Med. Dr. in St. Georgen.. Jud R., Haupttrafikant... Juvančič, Dechant in Neunkirchen.* . „ Kankowsky, k. k. Bezirks-Commissiir Kofler P., Expeditor der Siidbahn.„ Končnik P., k. k. Professor und Bezivksschulinspektor „ Koscher R.. Hotelier.. Krašan F., k k. Professor.. Krisper K., Kaufmann ... Krusehitz, k. k. Grundbuchsfiihrer.. Kruschitz, Cafetier.„ Krušič J., k. k. Professor. Langer Dr., Advokat •.. Lassnigg Adam, Lederfabrikant.„ Lassnig Anton, Lederfabrikant. „ Freiherr von Lempruch. k. k. Oberstlieutenant . . . „ Levvitschnik, k. k. Landesgerichtsrat.. „ Longhino F., Kaufmann . ..„ Luleg F., k. k. Kreisgerichtsadjunct . ..„ 2 .— 1 ,— L— 1 .— 2 .— L— 2,— 1,— 4.— 1,— 2 ,— 2,— L— 2,— L— L— 1,— 4 .— 2 ,— 1 ,— 2 .— 2,— L— L— 1,— 60 — Herr Lutz A., Dampfmuhlenbesitzer. M. G. Herr Marek W„ k. k. Professor. „ Mark, k. k. Hauptmann. „ Mathes Karl, Brauereibesitzer. „ Mihelak, Kotar. „ Neckermann J. Dr., Biirgermeister ...... „ Negri, Holzhandler . .. Prau Nouak Anna.. „ Oreschek J., k. k. Professor. Pfeiffer A., Stationsschef. „ Pirnat Dr., Advokatursconcipient. Ploner J. P., k. k. Gymnasiallehrer. „ Pratter A., Hotelpachter. „ Prossinag, Med, Dr. „ Eakusch J„ Kaufmann. Privatschiiler Becher .. Herr Eeissenberger Dr. E., k, k. Gjrnnssiallehser . „ Eitter.von Eessingen .. „ Eiedl E„ k. k. Ober-Bergcommissar. Sabukouschegg, Zuckerbacker ........ „ Sajowitz M., Notar .. „ Sakouschegg, Haus- und Eealitatenbesitzer . . „ Schurbi .Dr., Advokat. „ Sima K., Hausbesitzer. „ Simonischeg ........ » . .. „ Skolaut,. Glasrvaarenhandler. „ Stepischnegg M., Bauunternehmer. „ Stiger G., Kaufmann. „ Svoboda Dr. P. Z., k. k. Gjmnasialdirektor . •„ Tiseh A., Bnrgerschullehrer. „ Traun K., Kaufmann.. „ Urbas A., k. k. Landesgerichtsrat. „ AVagner Dr. P., k. k. Bezirks-Commissar . . . „ Walland E.. Hotelier. „ Weiner J....... .. „ Willner E., Eisenbahn-Inspektor ....... .„ Wokaun J„ Haus- und Eealitatenbesitzer . . „ Wretschko, Hochwiirden, Abt und Stadtpfarrer „ Zangger sen., pens. Hauptsehuldirektor . . . . „ Zangger F. jun., Kaufmann .. „ Zinauer, Eegenschori an der Stadtpfarrkirche . „ Žolgar M., k. k. Professor . .. Frau Zorzini Anna, Kaufmannswitwe. J? J5 >» J? 55 2 ,— 1.— 2 .— L— 1 .— L— 3 .— 2 — L— 2 ,— 1.— 2 .— 2 .— L— 2,— 2,— 6 .— 2,— 2,— 3 ,— 1 .— 1,— 2,— L— -.40 L— 2 ,— 1 .— 5.— 3 , — 1,— 1,— 1,— 1,— 2 ,— 4 , — 4 . — 5 . — 1.— 1.— L— 2 .— 1,— II. Einen einmaligen Beitrag haben geleistet: Herr Angerle F., k. k. Bezirksingenieur..' . fl. 1.— Frau B. Marie.. 1.— Herr Bahr F., Haus- und Eealitatenbesitzer . .. 2.— Frau Baumbaeh, Hausbesitzerin . . •.„ 4,— Herr Faninger E., Haus- und Eealitatenbesitzer.„ 1.— „ Fischer A., Zeichenlehrer.„ 1.— „ Garzarolli Edler v., k. k. Landesgerichtsrat . • . . . „ 2.— Herr Gorischeg, Hausbesitzer.„ 1.— Frl. Halm Marie.. 1.— Herr Hauptmann A.„ —.20 „ Herzmann J., Lederfabrikant.. 1.— „ Jonki E.„ —.40 „ Kossar L., Hausbesitzer.. 1.— „ Liissl, Siidbahningenieur.. 2.— M K. M. —.40 Herr Marguč J., Siidbahnbeamter.„ 1.— „ Mathes F., Hotelier.„ 2.— „ Maurer J., Hausbesitzer.. 1.— „ Orešeč F., Lebramtseandidat.„ 1.— „ Pallos, Haus- und Realit&tenbesitzer ... • . . . „ 1.— ,, Peer F., k. k. Bezirkssekretar.„ 1.— Fran Peterlin Marie, Beamtenswitwe.„ 1,— Herr Proglhof F., Kaufmann.„ 1.— ,, Eauscher F., Apotheker.„ 1.— ,, Begula K., Hausbesitzer ..„ 8.— „ Saitz H., k. k. Landesgerichtsrat.1.— „ Sapuschek M., k. k. Kreisgeričhtsadjunkt in Cilli . . ,, 1.— ., Schuh, k. k. Hilfsamter-Direktor.„ 1.— „ Sinekal J., Schneider .—.20 „ Stiimpfl, Eisenbahnbeamter . . . ..„ 1.— .. Tappeiner, Hausbesitzer.. . . . „ 2.— ., Toplak J., Hausbesitzer.. 1.— ,. Trattenschek.. 1.— „ Vest V. v. k. k. Landesgerichtsprasident in Klagenfurt „ 4.— ,. Wenedikter A., k. k. Hauptsteuereinnehmer.. 1.— „ Wimmer J., Bauunternehmer.•.„ 1.— ,. Žičkar J.. Stadtpfarrkaplan .. 1.— „ Žolgar M. k. k. Professor.„ 3.— N. N. „ 2 ,— N. N.. 1.— Quartaner Samassa in Folge einer von ibm privatim vorge- nommenen Sammlung,.. 21.— wozu folgende Damen und Herren beigetragen haben: Herr del Cott E., Dr. med. „ Siloferro, Adjunct in Rann . . . . ■ . . . . Fran Gregel Marie, Realitatenbesitzerin in Laibach Herr Hiigelsberger J., k. k. Bezirksrichter in Rann . „ Keppa J., Dr. med, in Rann. „ Krulič, Kaufmann in Rann. „ Mikusch F., Dechant in Rann ........ ,, Richter F. Edler von Rinnental in Rann . . . „ Samassa A., Hofglockengiesser in Laibach . . „ Schniderschitz .J., Apotheker in Rann . . . . „ Sirk K., Notar in Rann. „ Szebr G., Advokat in Rann. — 62 — Der Vereinsvorstand fiihlt sich angenehm veranlasst, Allen, die zur Forderung des humanitaren Zweckes des Vereines hilfreieh mitgewirkt haben, im Namen der Anstalt und der unterstiitzten Sehiiler innigst zu danken zugleieh aueh um fernere vverktatige Mitwirkung im Interesne des Vereines hoflichst zu bitten. VII. Lehrmittelsammluiigen. A. Bibliothek. Cnstos Albert F i e t z. a) Lehrerbibliothek. Dieselbe wurde vermehrt: 1. Durch Ankauf; Hauser, liber Saulenordnungen. — Authenrieth, Worterbuch zu den homer. Gedichten. — Drbal, Logik. — Organisationsentwurf der osterreichi- schen Gymnasien. — Mitteilungen des historischen Vereins ftir Steiermark. — Beitrage zur Kunde steierm. Geschichtsquellen. — Fortschritte der Physik. — Egger, Volksbildung und Schulwesen. Forts. — Curtius, Erlauterungen zur griech. Schulgrammatik. — Krek, Einleitung in die slav. Literaturge- scbichte. — Kurz , Geschichte der deutschen Literatur. — Goszrau, Lateinische Spraehlehre. — Ueberweg, Geschichte der Philosophie. — Weigand, deutsches Worterbuch. — Bergk. Griechische Literaturgeschichte I. — Peter, Geschichte Roms. — Krebs, Antibarbarus der latein. Sprache. — Supfle, Praktische An- leitung zum Lateinschreiben. — Gorup-Besanez, Lehrbuch der Chemie. — Zahn, Anatomisches Taschenbtichlein. — Mtiller, Politische Geschichte der neuesten Zeit. — Miklosich, Altsloven. Formenlehre in Paradigmen. — Umlauft, Die osterr. ung. Monarchie. Schluss. — Koch, Griechische Schul¬ grammatik. —• Muller-Pouillet, Lehrbuch der Physik 1.1. — Suhle, Homer- lexion. — Preller, Griech. Mvthologie II. — Schmidt, Encyklopjedie des gesammten Erziehungswesens. Forts. — Grimm, deutsches Worterbuch. Forts. — Janisch, Topographisch-statistisches Lexikon von Steiermark. Forts. — Zeitschrift ftir die osterr. Gymnasien. — Zeitschrift ftir das Realschulwesen. — Jenaer allgemeine Schulzeitung. — Literarisches Centrallblatt. — Gaea. — Globus. — Die Natur. — Mitteilungen der geogr. Gesellschaft in Wien. 2. Durch Schenkungen: Vom hohen k. k. Ministerium ffir Cultus und Unterricht: Sitzungeberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften 1875. — Archi-v der osterr. Geschichte. — Almanach der k. k. Akademie der Wissenschaften. — Jahresbericht des k. k. Ministeriums ftir Cultus und Unterricht 1875. — Vom hochl. krainischen Landesausschuss: Hrovat, Latinska slovnica. — Vom Rectorat der Grazer Universitat: Stanonik, Dionysius Petravius. — Vom Herrn Gymnasial-Director Premru: Tageblatt der 48. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Graz 1875. — Vom Herrn Kaufmann Ferjen: Mitteilungen des naturwiss. — 63 — Vereines ftir Steiermavk. — Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesell- schaft in Wien. — Neilreich, Nachtrage zu Malys Enumeratio plantarum &c. — Brauer, Monographie der Oestriden. — Vom Sextaner Hauser: Gothe, Sammtliche Werke. — Vom Verfasser: Tiefenbacher, Babenberg, Gedicht. — Von den diesfalligen Verlagsbuchhandlungen : Heinrich, deutsches Lesebuch I. — Galbula, Lateinische Aufsatze. — Ilwof imd Peters, Geschichte und Topographie von Graz. — Hornstein, Lehrbuch der Mineralogie. — Engelhard, Lehrbuch fiir angehende Stenographen. — Trampler, Leitfaden der allg. Geographie. — Hauler, Latein. Uebungsbnch fur die zwei untersten Classen der Gymnasien. — Hochstetter und Bisching, Leitfaden der Mineralogie und Geologie I. b.) Schulerbibliothek. Dieselbe wurde vermehrt: 1. Dureh Ankauf: Mtiller, James Cook, der JVeltumsegler. — Kutzner, Ein Weltfahrer. — Goli, Ilustrirte Mythologie. — Oppel, Das alte Wunderland der Pyramiden. — Pauli, Homers Odysse. — Hoffmann, Jugendbibliothek, 160 Bandchen. — Hoffmann, Der Jugendfreund 1875. — Heller, Oesterr. Jugendblatter. — Vernaleken, Oesterr. Kinder- und Hausmarchen. — Grube, Charakterbilder aus der Geschichte. — Amthor, Der Alpenfreund. Forts. — Hempel, National- Bibliothek deutscher Classiker. Forts. —• Payer, Oesterr. ungar. Nordpolexpedition. — Schoppner, Hausschatz der Lander- und Volkerkunde. — Koledar za 1875. — Koriančič, Kristusovo življenje. Forts. — Kosar, Nebeška brana. — Ogrinec, Setev in žetev. — Stare, Občna zgodovina. Forts. — Povše, Umni kmetovalec. — Letopis matice slovenske za 1875. — Schodler, Knjiga prirode. Forts. — Zora. — Besednik. — Vertec. 2. Dureh Schenkungen: Vom hochl. krainischen Landesausschuss: Žepič, Latinsko-slovenske vaje und Slovar k „latinskim vajam*. - Vom Verfasser: Tiefenbacher, Babenberg, Gedicht. 2 Exempl. — Vom Sextaner Hauser; Walter Scotts Werke. Deutsch 45 Bande. Die Lehrerbihliothek zahlt am Ende des Schuljahres 1876 5842 Stiick (Bande oder Hefte), und zwar: aus Aesthetik, Philosophie und Religion 218, Deutsche Sprache und Literatur 259, Griechiscbe Spraebe 525, Lateinische Sprache 709, Geographie und Geschichte 1335, Matbematik 486, Naturgeschichte 325, Physik 271, Slovenische Sprache 49, iibrige Sprachen 92, Verschiedenes 130, Zeitschriften 1443 Stiick. Die Schulerbibliothek zahlte 2674 Stiick und zwar: aus Aesthetik und Philosophie 22, Deutsche Sprache und Literatur, Jugendschriften 1122, Griechische Sprache 100, Lateinische Sprache 279, Geographie und Geschichte 397, Mathematik 69, Naturgeschichte 51, Physik 37, Slovenische Sprache 320, iibrige Sprachen 97, Verschiedenes 39, Zeitschriften 141 Stiick. Sonach umfasst die Bibliothek im ganzen 8516 Stiick. — 64 — B. Natri rhistor is ches Kabinet. Custos: P. Kr a san. Durch Ankauf' erhielt dasselbe folgenden Zuwachs: a) Ein Anlege-Goniometer zur Bestimraung der Krystallwinkel. — Platin- dralit nebst Platinblecb. b) Durch Schenkungen: Ein wohl erhaltenes und geordnetes Herbar, enthaltend 930 Arten Phanerorgamen auf 1250 Blattern, geschenkt vod Fran Anna Seidensacher. — 107 Stiick Mineralien, davon 18 Stuck von Bleiberg; es sind darunter beson- ders schone Stričke von Steinsalz, Kalkspat, Aragonit, Gyps, Band. Gelb- bleierz , Weisserz, Eisenspat, Eisenglimmer, Braueisenstein. Talkschiefer. Pyrit, Bleiganz, Spiessglanz. Schvrefd (von Radaboj) Realgar, tertiare und echte Steinkohle sammt Koaks ans verschiedenen Gegenden; ferner mebrere Proben von inlandischen Hauptprodukten, besonders von Roh- und Spiegel- eisen; ausserdem 110 Stiick Petrefacte (worunter 24 Stuck vom Monte Pro- mina in Dalmatien), und zwar 6 Stuck versteinerte Fische, 61 Mollusken. 61 Stiick Insektenabdriicke, 1 Enkrinitenstiel, 24 Stiick Korallen, 12 Stuck Pflan- zenpetrefacte (tertiar) nebst 3 Objekten aus den Pfahlbauten bei Laibach: 1 Topfscherben, 1 Pfriemen von Knocken, 1 Kieferstiick von einem herbivoren Saugetiere. Sammtlich Geschenke vom Herrn Oberbergcommissar Emanuel Riedl. — Eine Haut von Boa constrictor vom Herrn Fr. Leschtina, Registra- turs-Director. — Eine Columbus glacialis vom Herrn Griesheim. Mehrere Schiller der I. Classe beteiligten sich eifrig an der Vermehrung der Insektensammlung. Der gegenwartige Bestand ist: C. Phy sikal isches Cabinet.. Custos: A. Deschmann. Neu angeschafft vvurden: 1. Reversionspendel zugleich zur Erklarung des Triigheitsmomentes. — 2. Paralellogramm der Krafte nac-h Frick. — 3. Chemische VVage. — 4. Herons- brunnen. — 5. Druckpumpe, zugleich Princip der Feuerspritze. — 6. Strobo- skopische Trommel mit stroboskopischen Bildern und Wellenzeichnungen. — 7. Pneumatisches Feuerzeug. — 8. Krvophor. — 9. Bunsen’sche Batterie mit 20 Elementen. — 10. Ruhmkorfs Funkeninductor. — 11. 4 Spulen ftir In- duction (2 Haupt-. 2 Nebenschulen.) — 12. Geisslers Rohre mit angeschmol- zenem Uranglas. — 12. Taschenspectroskop. — 14. 10 Stiick Bologneser- llaschchen. — 15, 10 Stiick Glastranen. — Mehrere Kleinigkeiten. — 65 Der gegenwiiitige Bestand ist also: a) Zu den allg. Eigenschaften der Kbrper, zur Statik und Dynamik 77 Apparate. b) zur Chemie 48 Apparate, 90 Glaser mit Chemikalien. c) Zur Warme 12 Apparate. d) zum Magnetismus 8 „ e) zur Elektrieitat 55 , f) zur Akustik 18 , g) zur Optik 41 , h) zur Astronomie 3, Chronoglobium und eine Karte des nordlichen Stern- himmels. Summa: 261 Apparate. D. Mathematische Anschauungsmittel und Apparate. 2 Wandtafeln fiir den Unterricht im neuen Metermass und ein Kistchen mit Modellen der neuen Masse und Gewichte. 19 stereometrische Modelle, aus Holz: 8 Zirkel, 5 Linien und Meterstabe, 4 holzerne Transporteure, 1 holzernes Dreieck. E. G-eographische Htllfsmittel. Custos: Dr. K. Beis s enb er ger. Die Sammlung erfuhr die folgende Vermehrung: A) Durch Ankauf, und zwar mit Yerwendung der vom h. k. k. Mini- sterium f. C. u. U. gewabrten, ausserordentlichen Subvention: Wetzel, Wandkarte fur den Unterricht in der mathematischen Geographie; Sydow’s Wandatlas u. z.: Asien, Afrika, Kord- und Siidamerika (physisch und politisch) Australien (5 Sttick); Kiepert, Politische Schulwandkarte von Europa; Steinhauser, Wandkarte der Alpen; Baur, Oro- und hydrographiscbe Wand- karte von Oesterreich-Ungam; Doležal, Schulwandkarte der osterreichisch- ungariscben Monarchie; Petermann, Wandkarte von Deutscliland; Wagner, Wandkarte des deutschen Reiches und seiner Nachbarstaaten; Kiepert, Wand- karte der alten Welt, von Alt-Griechenland und Alt-Italien (3 Stuck). B) Durch Schenkung: Th. Schlosser’s Sonnenbahnkarte. Geschenk des Herrn Autors durch Vermittelung des h. k. k. Ministeriums f. C. u. U.; StielePs Karte der deut¬ schen Bundesstaaten, sowie seiner Nachbarlander. Geschenk des Herrn Karl August Bttttner. Gegemvartiger Bestand: A) Wandkarten.•.59 B) Atlanten .• . . . 8 C) Erdgloben. 4 D) Reliefkarten. 3 6) Tellurium. 1 5 66 - F. Miinzensammlung. Custos: Dr. K. Reissenberger. Geschenkt wurde: Von dem Schiller der V. Cl. Lenatz. 1 franzosische Silbermiinze von 1808; von dem Schiller der IV. Cl. 4 Kupfermtinzen: 1 turkische, 1 serbische, 2 osterreichische von 1800; von dem Schiiler der III. Classe Skaza 1 oster- reichische Kupfermiinze von 1812; von dem Herm Ober-Bergcommissar E. Eiedl 1 silbeme Denkmiinze an die erreichte Saigerteufe von 1000 Meter zu Pribram 1875; von dem Schuler der II. Classe Dormann 1 osterreichische Kupfermiinze von 1763; von dem Schuler der V. Kolšek 1 italienische Kupfer- miinze; von dem Schuler der V. Cl. Ivanc 1 Silbermiinze von Josef I. 1709; von dem Schiiler der IV. Cl. Vessjak 1 Silbermiinze von Leopold I. 1674; von dem Schuler der V. Cl. Novak 1 chinesische Silbermiinze; von dem Fraulein Isabella Haasz von Griinenwaldt 7 altromische Miinzen; von dem Schiiler der IV. Cl. Kapus 1 russische Kupfermiinze; (5 Kopeken); von dem Herrn Fabriksbesitzer di Centa eine helvetische Silbermiinze; von dem Schuler der III. Cl. Willner 1 Denkmiinze und 1 romische Kupfer¬ miinze; von dem Schiiler der V. Cl. Ivanc eine Silbermiinze Leopold’s I.; von dem Schuler der III. Cl. Willner 1 Kupfermiinze von Maria Theresia, 1 von Franz I; von dem Schiiler der II. Cl. Dormann 1 romische Kupfermiinze aus der Kaiserzeit; von dem Herrn Holzhandler Josef Negri 1 Kupfermiinze vom Papst Pius VII. Im Ganzen erhielt die Sammlung eine Vermehrung von 27 Miinzen. Gegenwartiger Bestand: A Geldmiinzen: 1) dem Metali nach: a) goldene 1, b) silberne 267, c) kupferne 725 d) broncene 51. — 2) der Zeit nach: a) antike, meist romische 281, b) mittel- alterliche und moderne 651, unbestimmte 109. B) Denkmunzen 12. C) Bracteate 5. Ausserdem enthalt die Sammlung noch eine Anzahl Spielmiinzen, Rechen- pfennige und Papiergeldscheine, worunter auch Assignate der franzosischen Republik. Gr. Lehrmittel flir den Zeichen-Unterricht. Neu angeschafft: a) 2 Hefte Zeichenvorlagen. Im Dienste der Botanik von Steinbruck und Haupt. b) 3 Stative fiir Gypsmodelle. Durch Schenkung des Hrn. Schmidi: 5 Radierungen des sachsischen Kunstvereines. — 67 — Ausserdem ist der gegenwartige Bestand der Lehrmittelsammlung ftlr den Zeichenunterricht folgender: 1. Fiir Freihandzeichnen: A. Ornamentales. a) Vorlegeblatter 216 Stuck. — b) Gypsabgiisse 8 St. — B. Figurales. a) Vorlegbiatter 250 Stuck. — b) Plastisches 2 Stuck. — C. Landschaften, Blumen, Frucbte. Vorlegeblatter 288 Sttick. — 2. Fiir geometrisches Zeichnen. Drabtmodelle 16 Stuck. — Stativ dazu 1 Sttick. — Modelle aus Pappe und Holz 11 Stuck. — Klafter und Lineal 1 Stuck. — Dreiecke 2 Stuck. — Zirkel 1 Stuck. Die Gymnasial-Direction entledigt sich der angenehmen Pflieht, fiir die erwahnten, der Lehranstalt gewidmeten Sehenkungen allen G-onnern der Anstalt den verbindlichsten Dank mit der Bitte auszusprechen, der Forderung des so wiehtigen Werkes der Jugendbildung ihre fernere Unterstiitzung und Mitwirkung zuzuwenden. 5 — 68 — VIII. Maturitatspriifung. a) Schrifliche Aufgaben der Abiturienten im Schuljahre 1876. Aus dem Deutschen: Welche Schonheiten und welchen Reichtum bietet Oesterreichs Natur, welehes Grosse Oesterreichs Geschichte? Aus dem Deutschen ins Latein: Das Bild der Diana in Segesta. (Nacli einem Aufsatze in Fr e und s Prima, II. Nr. 79.) Aus dem Latein ins Deutsche: Tacitus hist. 1. IV. cap. 1 u. 2. Aus dem Griechischen ins Deutsche: Plato Gorgias cap. 79. Aus der Mathematik: 1) Aus den beiden Gleichungen: 4 K ! den Werth von x und v zn berechnnen. 2 3x -(- 3 2 y =: 265 J J 2) Wie gross ist die Scliuld, welche zu S l / 2 °/ 0 Zinseszinsen verzinst durch eine jahrliche Abzahlung von 1550 in 13 Jahren getilgt wird. 3) Welche Dicke inuss eine hohle eiserne Kugel haben, wenn sie im Wasser von der Dichte 1 schvvimmen soli, so zwar, dass ein Kugelabschnitt, dessen Hohe der Halfte des Kugelradiums gleich ist, liber das Niveau der Fliissigkeit emporragt, wahrend der ganze iibrige Teil vom Wasser benetzt wird. Gegeben ist der Kugel r = 20 cm , und die Dichte des Eisens ist 7 zu nehmen. 4) Die Gleichung einer geraden Linie sei: y = x -j- 3, und die Coordi- naten eines Punktes iot M' seien: X 1 = -f 3, v 1 = -j- 1; man suche die Coordinaten jener Punkte in der Geraden, welc.he von dem Punkte M' die Entfernung d = 4 haben. Aus dem Slovenišchen: Kako misli dijak, Ko se od gimnasije poslavlja, spoznavši ostudnost nehvaležnosti hvaležen biti učilišču in svojim dotrotnikom ? b) Resnltate der Maturitatspriifung. Verzeichnis der Abiturienten, welche sich im Schuljahre 1876 der Maturitatspriifung unterzogen und das Zeugnis der Reife erhalten haben; Angemeldet waren 20 offentliche Schiller und 1 Externist. - 69 — Zwei Abiturienten wurden reprobirt, der eine auf 2 Monate, der andere auf ein Jahr. Anmerkung. Die bei der Maturitatsprufung im Juli 1875 auf zwei Monate reprobirten drei Abiturienten wurden bei der im October v. J abgehaltenen Nachtragsprtifung fur reif erklart. 70 — IX. Chronik. Seit dem Schlusse des Sehuljahres 1875 ist innerhalb des Lehrercolle- giums die Veranderung eingetreten , dass der Professor Peter Končnik mit h. Erlasse des k. k. Ministeriums far Cultus und Unterricht vom 8. October 1875 Z. 14804 zum Bezirksschulinspector fur die Schulbezirke Stadt und Umgebung Cilli, Tiiffer, St. Marein, Gonobitz, Kann, Lichtenwald und Drachen- burg ernannt und fur die Zeit dieser Verwendung vom 1. November an d. J. seiner Punction am hiesigen Gymnasium enthoben wurde. An seine Stelle wurde der Lehramtscandidat Vincenz Golob mit h. Erlasse des k. k. Landeschulrates vom 4. November 1875 Nr. 6471 zum Supplenten ernannt und am 15. November in den Dienst eingefuhrt. Sonst trat kein Wechsel im Lehrkorper ein. Das Schuljahr 1875/6 wurde am 16. September mit dem hi. Geistamte, welchesderliiesigehochw. Abt und Stadtpfarrer Hr. Wretschko celebrirte, eroffnet. Die Wiederholungs- und Nacbtragsprtifungen wurden am 15., die Aufnahms- prtifung am 16. abgehalten; am 17. wurde die Disciplinarordnung den Schiilern des Obergymnasiums vom Direjetor, den das Untergymnasiums von den Classen- vorstanden vorgelesen. An demselben Tage begann der Unterricht in den obli- gaten, am 21. in den freien Gegenstanden und wurde wahrend des ganzen Sehuljahres regelmassig erteilt.: Leiler hemmten denselben ofter wiederkehrende langere Supplierungen, welche teils aus Anlass des verzogerten Dienstantrittes des Supplenten Golob, teils wegen Krankheit der Prof. Marek und Hlusčik, teils wegen Einberufung der Prof. Žolgar, v. Berger und Krašan als Ersatz- geschworener zu den Schwurgerichtsverhandlungen in den Sessionen v. 15. bis 4. November, v. 19. Janner—12. Februar und v. 8.—20. Mai eingeleitet werden mussten. Vom 18. Mai an wurde auch Prof. Oreschek, der in eine schwere Krankheit verfiel , supplirt. Da die Versehlimmerung seiiies Zustandes die Wiederaufnahme des Unterrichtes durch ihn nicht mehr moglich machte, musste seit dem 14. Juni zur Wahrung der Einheit im Unterrichte teilweise eine neue Facher- und Stundenverteilung vorgenommen werden, wie sie oben ausgewiesen ist. Trotzdem war es durch die tatkraftige Opferwilligkeit und den Berufseifer des Lehrkorpers moglich, das vorgezeichnete Lehrziel zu erreichen. Am 4. October wurde das Allerhochste Namensfest Sr. Majestat des Kaisers mit einem solennen Gottesdienste gefeiert, welchem der Lehrkorper mit den Studirenden beiwohnte. Am 5. October wurde von dem k. k. Landesschulinspector, Herrn Karl Holzinger, die Matmitatsprufung abgehalten und die Bibliothek revidirt. Um das Andenken an den in den verfiossenen Ferien verstorbenen vater- landischen Dichter, k. k. Hofrat J. Gabriel Seidl, zu ehren, welcher durch eine Reihe von Jahren als Lehrer an dem hiesigen Gvmnasium gewirkt hatte, ver- anstaltete die Direction am 12. October einen Trauergottesdienst, dem Lehrer — 71 — und Schiller beiwohnten. Am 12. Februar endete das erste Semester, das zweite begann am 16. Am 19. Mai beehrte Se. Excellenz der Herr Statthalter von Steiermark, Freiherr von Kiibek, das Gymnasium mit einem kuldvollen Besuche und hatte die Giite, alle Schullocalitaten zu besichtigen und deren Unzulanglichkeit und wenig befriedigenden Zustand wahrzunehmen. Vom 20.—24. Juni inspicitte der k. k. Landesschulinspector, Herr Dr. Matbias Wretschko, den realistisclien Unterricht und schloss die Inspection mit einer Conferenz ab. Vom 19.—24. Juni dauerte die schriftliche Maturitiitsprufung, vom 26. Juni—8. Juli die Versetzpriifungen, am 5. Juli war die Priifung aus dem Turnen. Vom 10.—12. Juli wurde unter dem Vorsitze des k. k. Landes- scbulinspectors, Herrn Karl Holzinger, die miindliche Maturitiitsprufung ab- gehalten. Am 13. Juli Vormittags war die offentliche Preispriitung aus der steier- markischen Gsschichte, an demselben Tage Nachmittags die Priifuug aus der Stenographie. Die Privatistenpriifung war am 13. und 14. Die religibsen Uebungen wurden vorschriftsmassig abgehalten. DerSchluss des Schuljahres erfolgte den 15. Juli mit einem Dankgottes- dienste, nach welchem die Zeugnisse verteilt und die Schiller entlassen vvurden. Schliesslich ist noch zu erw&hnen, dass auch der hiesige Lehrkorper an den hochgefeierten Dickter und Staatsmann, A. Grraf.Auersperg, zu dessen 70. Geburtstage (11. April) eine Begltickvviinschungs-Adresse ricbtete, welche derselbe mit folgendem hochschatzbaren Schreiben beantwortet hat^ Hochgeehrte Herren! Wo der echte Biirgersinn, wo die ernste VVissenschaft und die heitere Kunst in ihren reicben Abzweigungen, wo die Jugendkraft des Idealen und der Bildungsdrang des Volkes, frei und frohlich in veredelnder und harmoni- scher Tatigkeit wirken und schaffen, wabrend iiber Allen der Hauch deutscher Gesittung vvaltet, da findet anch der Dichter ein liebes Heim in der Nalie, der Vaterlandsfreund einen hoffnungshellen Ausblick in die Ferne. Ein ermun- ternder Gruss, ein freundlich anerkennender Zuruf aus solchen Kreisen ist fiir den noch Strebenden — und der Menscb strebt ja, so lange er lebt, — eine edle Labung und ein neuer Sporn, ein Stahlbad fiir das Herz und eine Schvvinge fiir den Geist. Auch mir ist jiingst an einem Marksleiue meines Daseins von Ihnen, hochgeehrte Herren, solche Ermutigung, Freude und Ehre in iiberreichem Masse zu Teil geworden. Mein Sprachschatz geht zur Neige, wenn er meine Empfindungen voli und ganz zum Ausdrucke bringen soli. Empfangen Sie demnach n ur in einfachen und schlichten Worten, aber aus dem tiefsten und innigsten Gefuhle meinen aufrichtigen Dank fiir so viel wohlwol- lende Teilnahme und nachsichtsvolle Giite, vvomit Sie mich ausgezeichnet pnd begliickt baben, sowie fiir die kostbaren und inhaltschweren Zeicben, welche 72 davon dauerndes Zeugnis geben, mir selbst aber, so lange ich athme, Auge und Seele erquicken sollen. Genehmigen Sie den Ausdruck der ausgezeiclmetsten Hochachtung, womit ich geharre Hochgeehrte Herren lhr dankbarst ergebener Graz am 22. April 1876. Anton Graf Auersperg. X. Verfiigungen der vorgesetzten Behorden, die ein allgemeineres Interesse haben. 1. Verordnung des h. k. k. Ministeriums fur Cultus und Unterricht vom 15. Juni 1875, Z. 844, intim, mit h. Erlasse des k. k. steierm. Landesschul- rates y. 2. Juli 1875, Nr. 3580, durcb welche die Bestimmungen beziiglich der Zeugnisse liber den Religionsunterricht erlautert werden, wenn die Schiller einen im Religionsunterrichte an der Schule nicht vertretenen Glaubensbekennt- nisse angehoren. Bas Zeugniss, welcbes in einem Seelsorgeamte wirkender Geistbcher der evangel. Kirche oder der Rabbiner ausgestellt bat, ist anzu- erkennen, docb hat die in demselben erteilte Fortgangsnote keinen Einfluss auf die allgemeine Zeugnissclasse. 2. Erlass des h. k. k. Landesschulrates v. 13. September 1875, Nr. 3938. Von archaologischen, fur die Wissenschaft oder Kunst wichtigen Funden is t die Anzeige an die k. k. Bezirkshauptmannscbaft zu erstatten. 3. Erlass des h. k. k. Landesschulrates vom 22. September 1875, Nr. 5700, womit auf Grund des h. Unterrichts-Ministerialerlasses v. 8. September 1875, Z. 13007 bewilligt wird, dass zwischen der Direction und dem Cillier Turnverein wegen Ueberlassung der Turnlocalitaten geschlossene Vertrag auf die Zeit bis zum Schuljahre 1877/8 ausgedehnt werde. 4. Verordnung des h. Ministeriums fur Cultus und Unterricht v. 21. December 1875, Z. 19109 in Betreff der Regelung der Semesterdauer, der Schulferien und der Unterrichtszeit. Nach dieser h. Verordnung beginnt das Schuljalir am Cillier Gvmnasium am 16. September und schliesst am 15. Juli. 5. Erlass des h. k. k. Ministeriums vom 17. Februar 1876, Z. 2501, womit Weisungen gegeben werden, wie der Ueberbfirdung der Schiller vorzu- beugen sei. 6. Erlass des h. k. k. Ministeriums vom 7. Februar 1876, Z. 1985, intim, mit dem Erlasse des h. k. k. Landesschulrates v. 17. April 1876, Nr. 1108 praes. Behufs Inspicirung des Zeicbenunterrichtes werden nach Bedarf besondere Ministerial-Commissare entsendet werdeu; fur Steiermark wurde der Professor an der Staatsoberrealscbule im III. Bezirke Wiens, Grandauer, mit diesem Amte betraut. 7. Erlass des h. k. k. Landesschulrates v 26. Mai 1876, Nr. 2475, nach welchem die mit dem Zeichenunterrichte betrauten Lehrpersonen anzuweisen sind, den Schiilern die grosste Vorsicht beim Gebrauche der Farben anzu- - 73 empfehlen und auf die gesundheitsschadlichen Eigenschaften vieler derselben aufmerksam zu machen. 8. Erlass des h. k. k. Landesschulrates v. 9. Juni 1876, Nr. 3504, womit eine neue Disciplinarordnung fur das Cillier Gymnasium zur Aeusserung ubermittelt wird. XI. Location derjenigen Schuler, welche ein Zeugnis mit Vorzug oder der ersten Classe erhalten haben. I. Classe. 74 — — 75 1. K o š a n Johann 2. v. Garzarolli Franz 3. Požar Laurenz 4. Doleždlek Raimund 5. Askerč Anton VII. Ciasse. 6. Albori Franz 7. Vezenšek Matthaus 8. Smodej Josef 9. Cepin Vincenz. Xn. Kundmadrang. Das nachste Schuljahr wird am 16 September um 8 IJhr Frtih mit dem Veni Sancte eroffnet. Neu eintretende Schuler hahen sich in Be- gleitung ihrer Eltern oder deren Stellvertreter am 14. und 16. September zwischen 9—12 und 2—4 Uhr bei der Gymnasial-Direction zu melden und sich mit dem Tauf- oder Geburtsscheine, und wenn sie in eine hohere Ciasse eintreten wollen, mit den Studienzeugnissen aus den friiheren Classen auszuweisen. Auch haben sie eine Aufnahmstaxe von 2 tl. 10 kr. zum Lehrmittelfonde und einen Beitrag von 1 fl. fur die Gymnasialbibliothek zu erlegen. Die Anmeldung fur jene Schiller, die ihre Studien an diesem Gymna- sium fortsetzen wollen, findet an denselben Tagen statt; dieselben haben einen Beitrag von 1 fl. ftir den Lehrmittelfond zu entrichten. Von diesem Beitrage konnen im Sinne der diesbezuglichen h. Verordnung nur die armsten Schiller befreit werden. Die Wiederholungs- und Nachtragsprufungen werden den 15. September abgehalten, die Aufnahmspriifung findet den 16. nach dem Gottesdienste statt. Schiiler, welche in die 1. Ciasse aufgenommen werden wollen, miissen das neunte Lebensjahr zuriickgelegt haben und sich einer Aufnahmspriifung unterziehen. Bei der Prufung werden folgende Anforderungen gestellt a) Jenes Mass von Wissen in der Religion, welches ! in den vier ersten Jahrescuisen der Volksschule erworben werden kann. b) Fertigkeit im Lesen und Schreiben der deutschen Sprache und der lateinischen Schrift; Kenntniss der Elemente aus der Formenlehre der deut¬ schen Sprache, Fertigkeit im Analysiren einfach bekleideter Satze; Bekannt- schaft mit den Regeln der Orthographie und Interpunctionen; Richtige An- wendung derselben beim Dictandoschreiben. c) Uebung in den vier Grundrechnungsarten in ganzen Zahlen. CILLI, 15. Juli 1876. Dr. F. Z. Svoboda, k. k. [Gymnasial-Director. INHALT. Generatio spontanea. Yon Professor Krašan. Die Tatigkeit der Schule bedarf der Unterstiitzung j des Hauses. > Vom Director. Schulnachrichten. ]