Ii Die mm dm IHRE VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT I)"' JULIUS FREIHERRN VON MINUTOLI K<"»nigl. Freu*». Wirklichen Ueheinien Ober-Regieruiigii.Rjith, Oriieral-Consul für 8p •'er König!. Akademie der Gescliiclitc in Madrid, im II:h-i-<-1<>ii-.i , m I,aguna auf'fener *ellsclmft. für Natur« und Heilkunde zu Drendcn, der Königl. Akademie der Wissens! ••er Kflnifrl, ökonomWchen Gesfllsühaft auf rimerifa, der Gesellsrhaft nutuifnr'ichcnd und anderer Akadeuiieen, historischer und natUThi«loTi»eher Vereine Mitglied im IL_, BERLIN, 1854. Allgemeine Deutsche Verlags-Anstatt, SKilSMl'Nl» WOl.W. ttanarisdjen 3nsefn, IHRE VERGANGENHEIT BNH ZUKUNFT DK JULIUS FREIHERRN VON MINUTOL1, König!. Preusv Wirklichen Geheimen Ober-Kegierungs-Rath, General-Consul für Spanien und fort'iiod , der König]. Akademie der Geschichte in Madrid, zu Barcelona, 10 Lagunu auf Tenerifa, der Isis, der Gesellschaft lur Natur- und Heilkunde 211 Dresden, der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Barcelona, der Köuigl. ökonomischen Gesellschaft, auf Tenerifa, der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin und anderer Akademieen, historischer und naturhistorischer Vereine Mitglied und Ehrenmitglied. BERLIN, 1854. Allgemeine Deutsche Verlags-Anstalt. SIGISMUND WOLFF. Vis consuli expers mole ruit stia Viin teinperatum Di quoque provelmnt In inajii; — Horaz, carmin, III, 4, G5. Concordia re*J parvae crescunt, l)iscoi'ilia iiiuxiiii i« i!ihlnm1m\ A. S. M. LA HEINA DONA ISABEL II. Seitora: Mi constanle deseo de dar ä conocer y hacer apreciar en su justo volar los importantes actos del glorioso reinado de V, M. ine ha movido ä escqjer de nuevo conto objeto de wna obra cientifica una parte de los dominios de V. M., y alentado pur la bondadosa autorizaziou que V. M, 96 dignö concederme, me tttrevo con el mayor respeto d dedicar <> V. M. este pet/ueno trabajo. Los a/ttigt/os denominaban ä las islus Canarias las afortunadas. La mituruleza ha derramudo en elltts sus dones con tu mayor profusion. Untre su lozana vejetacion y bafo su deticioso c/ima, viven hombres que se distinyuen por la sencillez dt sus costumbres, por sus sentimientos de iealtad y fidelidad, y por su incomparable hospitalidad4 Las islas Canarias no son en el dia lo que pudieran ser, pero f**fc* stii embaryo volver a ser lo que J'uerun en otros tiempos. Gracias ä las acertadas y benevolas medidas del Gobierno de V. M„ ***** et P**4 plenu coiifianza en el porvenir y se dedica al trabajo con la mayor actividad; contiinie pues, et Gobierno dispeusündote la misma justa pro-teccion, pcro sin perder nunca de vista los abusos, cnya estirpacion es tan deseada cotno rwcesaria, y fdcü mundo interviene para llevarla ä ctibo la mano patemal del Gobierno. So/o me resta, Senora, asegvrar « V. M., que es para mi una grau dicHa el poderme ocupar de los intereses de aquet pais y contribuir por mi parte d estreehur was y mos las relaciones ctmislosas que lo Wien con mi ptllriu. Pueda yo siempre, Senorq, corresponder dignamente d las r« petidas pruebas de bondad con que V. M, sc Im dignado honrurme. SENORA A. L. R, P. de V. M. °fcfc De t7TCi..ii.cfi. Madrid, Diciembre 1853. VORWORT. Die Literatur über die canärischen Inseln ist reich und dennoch nicht vollständig. Weit entfernt und ausser Stande, wichtige Entdeckungen oder Beitrage zu demjenigen zu liefern, was die wissenschaftlichen Beobachtungen Humboldt's, BuehV, Wcbb's und Berthelot's geliefert, wünsche ich zunächst über die Vergangenheit der Inseln die vorhandenen Lücken in der Geschichte mit demjenigen auszufüllen, was^ ich darüber in Archiven und Bibliotheken aufgefunden habe. Daran werde ich meine Ansichten über die gegenwärtige Lage der Inseln, die Bedingungen, Quellen und Verwerthimp, ihres Bodenreichthums und ihrer Arbeitskräfte knüpfen Ur*d unter Hinweisung auf die fürsorglichen Maasregeln der Regierung Ihrer Majestät der Königin, den Canarien ein Prognostiken stellen, wie es in folgerechter Entwicklung Her Sachlage wünschenswerth, möglieh und wahrscheinlich ist. Mierdings ist es sehr gewagt, ein solches 1'rtheil im Voraus zu fällen: allein ich baue darauf, dass das (Jute und Rechte niemals des höheren Beistandes ermangelt, der uns in allen unsem Unternehmungen unentbehrlich ist. Möge nur eine wohlwollende und weise Regierung sieh niemals über die in den obwaltenden Verhältnissen liegenden Uebelstände täuschen. Möge sie nie vergessen, dass zu den Fragen des Jahrhunderts auch die sociale gehört und dass man jeder Erscheinung auf der Welt ihr gewisses Recht einräumen muss. Wenn die Regierung der Veranlassung zur Entvölkerung der Inseln nachforscht, sc können ihr die eigentlichen Motive der Verarmung und deren Con-Sequenzen nicht entgehen. Die Lage der besitzlosen Klasse ist auf den Canarien durch die eigentümlichen Verhältnisse bedingt. Sie ist unbillig, unhaltbar und wird auf die Dauer unerträglich. So traurig eine Abnahme der Bevölkerung durch Auswanderung immerhin ist: eine solche Selbstverbannung bleibt mindestens ein friedliches Mittel zur Lösung der Frage. Wahre sich die Regierung, dass es nicht zu einem Versuche der gewaltsamen Lösung komme, denn ein solcher muss nothgedrungen durch gewaltsame, vernichtende Mittel unterdrückt und beseitigt werden. Durch vieljährige Erfahrung und das Studium des Menschen in den verschiedenen Klassen der Bevölkerung schärfen sich Aug' und Ohr, und bei meiner Bereisung jener Inseln bin ich zu der lleberzeugung gelangt, dass trotz der Gutartigkeit, Einfachheit und Liebenswürdigkeit ihrer Bewohner, diese doch schon zum Bewusst-sein über ihre Lage und Zukunft gelangt sind. Ich kann der Regierung Ihrer Majestät nur Glück wun sehen, wenn Männer, wie der General Capitain Don Jose Lavinia und der Königliche Commissarius Don Manuel de Vargas in so würdiger und hingebender Weise die Allerfc höchsten wohlwollenden Absichten vertreten. Ich betrachte es als eine angenehme Pflicht, beiden Männern meinen herzlichen Dank auszusprechen; dem ebenso unterrichtet en als ritterlichen General, der mich einlud, ihn auf seiner Inspectionsreise durch die canarischen Inseln zu begleiten, und Herrn von Vargas, der mir mit der grössten Bereitwilligkeit jede gewünschte Auskunft verschaffte. Allein ich muss auch den Tribut der Dankbarkeit meinem würdigen Gönner, dem General Zarco de! Valle darbringen, dem Beschützer aller wissenschaftlichen Bestrebungen, dessen Empfehlungen an die ersten Behörden auf den Canarien ich hauptsächlich wohl meine überaus freundliche Aufnahme zu verdanken hatte. Ausser der» im zweiten Abschnitte angegebenen gc-schichttichen .Quellen habe ich bei meiner Arbeit die Werke von Madoz, IVrthelot. Mac-Gregor, Leon y Falcon Cuello und Andrer benutzt, und durch eigene Anschauung und amtliche Notizen berichtigt und ergänzt. Der Verfasser. l ii Ii alt. Seile. Lage, Grösse und Höhe der eanarisehen Inseln . ...... 1 Geschichte der Eroberung der eanarisehen Inseln........ 10 Sitten, Gebräuche und Abstammung der Urbewohner der eanarisehen Inseln . . ,............. M Bodencultur und Bevölkerungsverliiiltnisse der eanarisehen Inseln . . 99 Der Bevölkerungszustand der Canarien........... lly. Die Bodencultur der eanarisehen Inseln........... 11,0 Politische Eintheilung..........'....... 162 Comnmnal-Anstalten, Industrie und Handel.......... 18f> Sittlicher Zustand . . •..........,..... 22.0 Maassregeln der Regierung zur Förderung des Wohlstandes der eanarisehen Inseln.................'.241 Schlnss................:...... 254 Lage, Grösse und Natur der Caiiarisehen Inseln. Die eanarisehen Inseln werden als Adjacentes des Festlandes von Spanien, das lieisst, als dazu gehörige Nachbarinseln, im Gegensatz zu den überseeischen Besitzungen betrachtet und bilden eine der neun und vierzig Provinzen der Monarchie, Diese Inselgruppe befindet sieh im atlantischen Oeean gegenüber der äusserst en Südwestküste des marokkanischen Kaiserreiches; zwischen den Vorgebirgen von ßojador und Guer. Sie besteht aus sieben grösseren und sechs kleineren Inseln. Die ersteren heissen: Fuerteventura, Gomera, Gran Canaria, Hierro, Lanzarote, Palma und Tenerifa; die letzteren, welche nicht bewohnt sind, lioque del Este, Ho que del Oeste, Alegranza, Graciosa, Montana Clara und isla de los Lobos (Seehuudsinseln). Die Canarien liegen nach den genauesten Bestimmungen, nördlich vom Wendekreise des Krebses, zwischen dem 29° 2b'' 30" und 27° 49' nördlicher Breite, von der Nordspitze der Insel Alegranza bis zur Punta de la Rastinga von Hierro gemessen; und zwischen 14° 30' 45" und 9° 39' 28" westlicher Länge des Meridians von Madrid; von dem östlichen Punkte der Insel Roquete del Este bis an die Punta de la Dehesa der Insel Hierro gerechnet. Ueber den Umfang der Inseln und den Flächeninhalt derselben, weichen die Angaben der Berechnungen von einander ab. v. Minutoli: Die canariichen Inseln. 1 Ks mögen zunächst diejenigen von Escolar und Humboldt an- geführt wei den. Darnach '* ifthU nach Est •olar naeh Humboldt Tenerifa 83,805 Span. _ J leg. od.02,853Geog.M.41,357 Geog.M. Gran Canaria 08,381 J5 „ 51,285 33,875 „ Fuerteventura 00,394 ?? V> „ 45,295 35, 75 „ Lanzarote 34,252 ?; V „ 25,089 „ . 14,375 „ l'.ilma 32,130 ?? vf „ 24,102 15, 25 „ Gomera 9,438 II » 7, 77 8 Hierro 6,025 •>•> i, 4,980 3,875 295, 29 221,209 152, 5 Nach den neuesten spanischen Vermessungen, wobei mau iu Berechnung der Oberfläche die Steigungen und Senkungen mit veranschlagt hat, ergiebt sich die nachstehende Zusammenstellung: Lange, Breite, Umfang, Oberfläche, Ein Wohn, loginis legua* ;_| lcit11^ Tenerifa 19 9 48 151 87,6(iti Gran Canaria 13 12 42 137 82,428 Fuerteventura 22 6', 52 i;w 8,f(>0 Lanzarote 11 0 29 ()0 11,420 Palma 10 H 32 81 34,620 Gomera 5 22 :5t 1 1/219 Hierro 19 23 5,622 87 244 tili) 241,3:35 Die Entfernung der Inseln iiutei einander und von Cadix be trägt nach leguas Cadix. 2:17 230 105 210 äsu 25Ö 263 Gran Canaria Tenerifa LO 34 15 40 28 26 4(5 30 15 7 17 Lanzarote 5 79 7H so Fuerteventura Palma Gomera Hierro Die Entfernung von den eanarisehen Inseln his zur afrikanischen Küste berechnet man auf 20 Ins 80 leguas. Zunächst belegen ist die OstkÜste von Fuerteventura. ])ie Lage der Inseln Untereinander, ihre Formation und ihre \;ihe an der afrikanischen Küste haben die Ansicht gerechtfertigt, dass sie mit dein afrikanischen Gebirgssystein zusammengehangen und eine Fortsetzung des Atlas -Goldiges gebildet hätten. Ein Blick auf die Landkarte und eine genauere Vergleichung der clima-tischen Verhältnisse, der Vegetation der Geschöpfe, die sie bewohnen, selbst der Sprache und Sitten der ursprünglichen Re-wohner der Inseln haben diese Hypothese zu einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit erhoben. Man folge der Richtung desjenigen Gebirgszuges des Atlas, welcher am Cap Guer endet bis USCft Canaria, über Roquete del Este, Lanzarote, Tenerifa und Hierro; und die daran stossenden, ausserhalb dieser Linie belegenen Inseln Fuerteventura und Pahna, stehen ihrer gleichartigen Formation wegen mit den übrigen in unmittelbarer Verbindung; sämmtliehe Höhenzüge streichen nach derselben Richtung. Die von Famara im Norden von Lanzarote, wiewohl sie sieh naeli der Mitte zu bedeutend senken, durchlaufen die Insel von Nordost nach Südwest; ebenso wie der Gebirgszug von Haudia auf Fuerteventura. Die Cord illeren von Anaya auf Tenerifa und die der Cafiades, welche die Insel in zwei Hälften t.heilt, bestätigen diese Annahme. Retrachtet mau die Lage der Haupt Vorgebirge, so bemerkt man fast in allen eine und dieselbe abweichende Richtung; und ihre fast isolirte Lage deutet auf eine gewaltsame Ablösung von dem ursprünglichen kolossalen Gliederbau. Lanzarote's Gebirge, welche die Fortsetzung der davor liegenden vier kleinen Inselgebirge bilden, gestalten sich vom Cap Farion an mit ileu Höhen von Fuerteventura zu einer und derselben Masse. Die Punta von Peehiguera und von Malagorda oder Papagayo, befinden sich denen von Coralejo und Puiitagorda gerade gegenüber, welche letzteren die Nordküste von Fuerleventura bilden, von jenen nur durch eine zwei leguas breite Meerenge getrennt sind, in welcher wiederum die kleine Isla de Lobos die vermittelnde Verbindung bildet. Von der Punta rasea bis zum Isthmus de la Pared läuft eine zusammenhängende Reihe abgerundeter Hügel südwestlich hinab, die Fortsetzung des Zuges von Lanzarote bildend, vereinigt sich dann mit den westlichen Höhenzügen der Halbinsel und bricht darauf plülzlich mit dem Cap Haudia ab. Dies ist der nächste Punkt zur Isleta, der steilen Halbinsel im Isthmus von Guanarleme auf Gran Canaria. Auf der Insel Tenerifa verfolgt man dieselbe Kette von den Höhen und Vorgebirge von Anaya nordöstlich au die Isleta sieh anschliessend, und westlich durch die Punta Teno naCh der Insel Gomera sich hinziehend, von der sie durch einen vier leguas breiten Heeresarm getrennt ist. Die gegenüberliegenden Ufer der beiden letztgenannten Inseln sind durch eine* ganz gleichartige Bildung von Basalt-Prismen bezeichnet. Ganz ahnliehe Bildungen linden sieh auf der Insel Hierro an ihren Vorgebirgen, und endlich auf der Insel Palma, welche durch eine Gebirgsmasse getheilt wird, die in südlicher Richtung sieh bis zur Punta de Fuencaliente hinzieht, dem nach der Insel Hierro zu gewendeten Ausläufer. Vermag man nach dem Gesagten auch eine Ueberoinstimmung und einen Ansehluss der eanarisehen Inselgruppe an das afrikanische Atlas-Gobirgssysteni nicht in Abrede zu stellen, so tritt doch dem Beobachter der vulkanische Ursprung der Inseln, und ihre Erhebung aus dem Meeresgründe zu entschieden entgegen, als dass man annehmen konnte, die Inseln wären nur Ueberreste eines untergegangenen Continentes, von denen lediglich die Vulkane sieh erhalten hätten. In wie weit diese beiden Ansichten sich vereinigen lassen oder nebeneinander bestehen können inuss der Prüfung und Entscheidung der Männer vom Fache überlassen bleiben. Dass sich die Gebirgsmasscn aus der Tiefe des Meeres erhoben, bekunden die ausgedehnten Ylusclielseliichlen auf den Höhen von Galdar, Guia, Oleva und auf Fuerteventura. Eine ungeheuere Kraft muss nothvveudig gewesen sein, bis sie den Widerstand der auf sie drückenden Wassermasse zu überwältigen vermochte. Aus dem furchtbaren eröffneten Krater erhob sich ein Central-Vulkan, der Pic de Teyde auf Tenerifa, ein Koloss von Trachyt. und eröffnete die Verbindung des Innern mit der Atmosphäre. Nur in der Höhe, nicht in der Tiefe durch Erkaltung und Zurückhalten geschmolzener Massen verstopft, hat er sich an seinem Fusse durch Hervorschieben einzelner Lavaströnic Hahn gehrochen und ist der Mittelpunkt des ganzen vulkanischen Systems geblieben, zu welcher sich die Midien von den steilen Küsten pyramidenförmig erheben. Die höchsten Puncte auf den Canarien betragen nach den neuesten spanischen Vermessungen: Der Pico de Teyde..... 13,355' über dem Meeresspiegel. Der äusserste Kegel nämlich, der Piton oder Zuckerhut erhebt sich 531 Fuss über dem sogenannten escalon, la Rambleta und 3555 Fuss über die Canadas, welche den Berg von der nördlichen Seite her umgeben, und sich weiter hinab rings herum ziehen, und welche durch die Abhänge des Hauptgebirges und die Hochebnen der benachbarten anleimenden Berge gebildet werden. Die Höhen dieser Nebenberge betragen namentlich der Paso de Ucanca 1050, und der äussc rste Gipfel 1480 Fuss. Die Hölien der Berge, welche man passirt, wenn man von Orotava aus den Pico besteigt, zählen: Die Estancia de abajo........ 9,059 Fuss. Die Estancia de arriba....... 10,119 „ Die Schneehöhle........... 10,S64 „ Alta vista............ 11,379 „ Der Krater des Pico de Teyde halt 120 Fuss im Umfange. Seine Tiefe wechselt zwischen 160 und 180 Fuss und der innere elliptische Baum zählt 350 Fuss Länge und 270 Fuss Breite. Der alte Vulkan von Calahorra nahe bei dem Pico erhebt sich 10,822 Fuss über dem Meere; sein Krater ist 100 Fuss tief. Die übrigen, neuerdings vermessenen Höhen auf der Insel Tenerifa sind: Die Quelle Agua agria auf dem Ucanca . . 6,670 Fuss. Der Wald Agua Garcia........ 2,853 „ Die Quelle Agua mansa . . ..... 4,790 „ Der Vulkan der Azulejos....... 10,290 „ Die Quelle Berros........... 3,710 „ Die Höhe Bolico.......... 2,686 „ Die Kuppe Bufadero......... 3,357 „ Die Basal!säule der Dragoneros..... 5,220 „ Die Höllenschlucht.......... 16 32 „ Die Hoffnung............ 29 90 „ Die kalte Quelle.......... 4,741 „ Der Wilhelmsbrunnen......... 2,969 „ Der Guajarasteig.......... 8,296 „ Der Bach Guimar.......... 5,343 „ Molino.............. 1,133 „ Die Höbe Motu........... 2,728 „ Die Ebene Hodens.......... 2,100 „ Die Kuppe Tagaiiana......... 3,136 „ Der Berg Tarouehe......... 3,783 Der Gipfel Ucanca.......... 10,850 „ Die auf Gran Canaria unlängst stattgefunden«!) Messungen haben «rg^beii: Die Höhe: Die Stadt Aguimes......... U00 Fuss. Die Grotte von Artenarn....... 4,310 Fuss. Der Vulkan Baudama, . . . '..... 2,000 Welcher beiläufig gesagt ein«' Tiefe von 807, und dessen Krater im Durchschnitt 3330 Fuss zählt. Das Dorf Santa Brigida....... 1,722 „ Der Flecken Lechuza........ 3,515 „ Der Weiler Lucia.......... 2,400 „ Das Dorf Madres de Moya...... 1,618 ■„ Das Dorf San Mateo........ 2,807 „ Das Dorf Moya.......... 1,561 „ Das Dorf San Nicolas........ 117 „ Der Steig Nuble.......... 5,505 „ Der Steig Plata........... 4,240 „ Die Ebne Gaidia.......... 3,489 „ Das Dorf Tejeda.......... 3,436 „ Die Stadt. Telde.......... 362 „ Der Flecken Temisas........ 2,459 „ Das Dorf Teror.......... 1,961 „ Das Dorf Funle und RarJolomäus .... 3,022 „ Das Dorf Valsequillo........ 2,003 „ Die Ausbrüche der Vulkane waren am heftigsten kurz vor und bald nach der Besitznahme der Inseln durch die Spanier, Diejenigen auf den Inseln, Gomera, Fuerteventura und Hierro haben zuerst aufgehört. Auf Palma fand die letzte Eruption und zwar aus 40 Oetfnungen, im Jahre 1677 statt. Der Pico de Tenerifa, welcher noch j.etzt unausgesetzt Schwefeldämpfe ausströmt, hat bereits seit 500 Jahren seine Ausbrüche eingestellt. Dagegen haben dergleichen aus den benachbarten Vulkanen stattgefunden, und zwar aus dem Krater hei Guimar 1703; aus dem Garachico 1700 und aus dem Cahorra 1798. Auf der Insel Lanzarote verschüttete im Jahre 1730 der Ausbruch der Vulkane von Yaisa einen äusserst fruchtbaren und wohlbestellten Landstrich mit 20 Dörfern. Die Eruptionen dauerten demnächst noch 7 Jahre fort, jedoch mit, minderer Heftigkeit, (m Jahre 1824 verkündete ein heftiges Erdgetöse hei Teguise einen Ausbruch. Die zwei Stunden in südwestlicher Richtung v.....ler Stadt entlegenen Vulkane begannen im Juli mit einem heftigen Steinregen sich geltend zu machen; diesem folgten 24 Feuersäulen, welche bis zum August in Thätigkcit blieben. Dann entströmte mehreren Kratern ein schwefliches Salpeterwasser, dessen unternommene Analyse, Schwefelsäure, Bleioel, salzsaure Salze, ühersaures Eisenoxid, Kalk und gewässerte Schwefelsäure ergab. Im September fand dann eiji plötzlicher, kurzer aber heftiger Ausbrueli statt. Ein glühender Lavastrom begrub fünfzig Morgen des fruchtbarsten Landes und stürzte sich dann ins Meer, dessen Wasser in der ganzen Umgegend sich auf einmal erwärmte, und zahllose todte Fische auf die Oberfläche trieb. Äugenzeugen haben dem Sehreiher dieses von dem furchtbar schönen Schauspiele erzählt. Die ganze mit Schwefeldampf geschwängerte Atmosphäre erschien glühend roth, eben so wie der Mond und die Sonne, und ein Aschenregen ward durch den Wind bis auf eine Entfernung von fünf Stunden über die Insel getrieben. Die Küstenstrecken der eanarisehen Inseln bestehen aus basaltischen Laven, dunkelgrün und blau, darunter finden sich Kry stalle von Hornblende und Olivin eingesprengt. Schichten von Tuff, Sand und Thon wechseln mit Lagern von Tripel und Steatit. Auf den Basaltlagern finden sich die Formationen der neueren Lavaströme, und eine Anschwemmung von kalkartigem Tuff und Gips, welche einen zerreibbaren Kalkstein in ihren Massen bilden, aus welchem Kalk gehraunt wird. Die Centraigebirge und die Ränder ihrer ungeheueren Krater zeigen traehytische und feldspatige Laven. Der Krater in der Mitte von Gran Canaria und der von Tabuviente auf Palma haben eine Tiefe von 600 und respective 500 Klafter, und einen Durchmesser von 600 bis 1000 Klafter.* Sie ruhen auf Bänken von Bimsstein, Tuff und Feldspath. Man findet Eisenglimmer, Braunstein, Quarz, Calcedon, Jaspis, Alaun, Salz und (Schwefel. Auf den Canarien fehlt es an Flüssen und Seen, aber nicht auf allen an wasserreichen Bächen, welche zur Bewässerung der Aecker und zur Berieselung der Wiesen verwendet werden. Die wasserreichste Insel ist Gran Canaria. Tenerifa, Palma und Gomera haben ihren Bedarf gedeckt. Aeusserst spärlich sind die Wasseradern auf Lanzarote und Fuerteventura vertheilt. Auf Hierro fehlt fliessendes Wasser ganz. Der Trinkwasserbedarf für Menschen und Vieh wird in Cisternen oder Algiben gesammelt; allein die Regen müssen reichlich .strömen, um nicht hin und wieder Mangel eintreten zu lassen. In den Schluchten oder Barranken sucht man durch künstliche Stauungen das Regenwasser zu erhalten. Auch an Mineral- brunnen fehlt es nicht. Gran Canaria und Hierro haben warme Quellen, Lanzarote salpef erhall ige Wasser. Das Klima auf den Canarien ist im Allgemeinen eben so angenehm, als gesund. Die Temperatur ist, trotz der südlichen Lage der Inseln, eine gemässigte, denn Luftströmungen kühlen sie ab. Am heissesteu ist es auf der Insel Fuerteventura; wahrscheinlich wegen ihrer grösseren Nähe au der afrikanischen Küste, und wegen der bedeutenden Ebenen, die sich dort finden. Die heissen Landwinde vermögen sich auf dem nur 20 Leguas zählenden Wasserwege nicht hinreichend abzukühlen. Mit dem Eintritt des Märzmonates hört der Frühling auf den eanarisehen Inseln schon auf. Von da ab treten die Brisen oder Ostwinde ein; sie dauern bis in den Augustmonat; stellen sich Vormittags zwischen 10 und 11 Uhr ein und wehen bis 5 oder 0 Uhr Abends. Der Landwind el Terral erhebt sich dann und dauert bis 8 Uhr früh. Die Ostwinde nehmen im Juni und Juli häulig zu. Sie füllen dann den Horizont ipit Wolken und machen die Tage dunkel; besonders an der Nordostküste von Gran Canaria. Wenn sich dagegen die Luftströmungen nördlich wenden, so entladen sich die Wolken zu reichlichen Regenschauern und sichern gute Erudten. Die Sommerwärme selbst zu den Hundstagen macht sich, der Seewinde wegen, verhältnissmässig wenig lästig. Die stärkste Hitze tritt zu Ende des Sommers und zu Anfang des Herbstes ein. In dieser Jahreszeit weht öfters der Südost- oder Levantewind, aus dem glühenden Sande der Wüste herüberziehend. Er ist heiss; er trocknet die Erde aus und lässt Bilanzen und Früchte verdorren. Wenn er nicht nach Norden oder Nordost umspringt und in diesem Falle die Gluth mit einem Regenschauer abkühlt, ist seine Wirkung auf alle Geschöpfe unerträglich. Menschen und Thiere fallen betäubt um; Vögel und Ziegen verbergen sich in den Felsspalten. Die Luft wird so dick und trübe, dass mau die Umrisse der nächsten Berge nicht zu er-kenuen vermag. Plötzliche Wirbelwinde reissen Alles in einem Strudel mit sich fort. Obgleich sich die Mensehen in ihre Wohnungen zurückziehen, so tritt dennoch bei Vielen ein Zustand höchster Nervenaufregung ein. Die beklemmte Brust hebt sich unruhig; das Auge entzündet sich, die Haut springt auf. Hält der Levantewind an, so führt er von der gegenüberliegenden afrikanischen Küste ungeheure Schwärme kleiner und grosser Heuschrecken herüber, welche, in das Wasser stürzend, von Wind und Wellen in grossen Haufen Willenlos fortgetrieben, sobald sie die eanarisehen Gestade bedecken, sieh wiederum beleben und erheben und verwüstend in die Felder fallen. Im Jahre 1812 lagen die Heusehreeken auf den, der Ostküsle ZU gelegenen Ebenen Fuertoventuras in so Unglaublicher Menge, dass sie an einigen Stellen eine vier Fuss hohe Masse bildeten. Mit welchen Besorgnissen die Landleute diese Plage sieh ihren Ufern nähern sehen, kann man leicht ermessen. Es giebt kein Mittel zur Abwehr, als die Hoifnung, dass die Heuschreckenmassen, bevor sie sieh von ihrer Betäubung erholen und beieben, von dem umsetzenden Winde nach einer anderen Richtung vom Ufer fortgetrieben werden. Mit Anfang November stellen sieh die Nord - Nordost-und Nordwestwinde ein. Sie führen den befruchtenden Regen mit sich, wenn nicht Südwinde die heilsame Wirkung paralisiren. Im Deceraber herrschen Südsüdwest- und Westsüdwest; Regen, Sturm und Hagelschauer. Im Januar liegen der Pico de Teyde und die Höhen der übrigen Berge der Inselgruppen in tiefem Schnee, Auf manchen, namentlich den östlich belegenen Inseln, fällt bisweilen das ganze Jahr hindurch kein Regentropien. Wolkenbrüche gehören zwar zu den Seltenheiten, allein sie kommen mitunter vor. Noch ist die Erinnerung an ein solches Ereigniss im Jahre 1826 auf Gran Canaria nicht geschwunden. Es verloren dabei 253 Menschen und 1176 Stück Vieh ihr Leben, und 651 Häuser wurden durch die Fluth zusammengestürzt. Die Temperatur an den Küsten hat Escolar in den versehie- ■ denen Monaten des Jahres auf nachstehende Zahlen durchschnittlich berechnet: Januar . 17°, 70' Juli 25°, 15 Februar . 17°, 93' August 26°, 5 März .' 19°, 53' September 25°, 21 April . 19°, 62' October 24°, 7 Mai . 22°, 28' November 21°,35 Juni • 23°,27' Deceuiber 18°, 7§ Eine Berechnung der Temperatur von Santa i Cruz < hat ergeben: Januar 14,15 Juli 20,12 Februar . 14,35 August 20,84 März 15,63 September 20,19 April 15,70 October 18,90 Mai 17,83 November 17,08 Juni 18,62 Decemher 15,03 Natürlich ist in den höheren mul mittleren Regionen der Wechsel auffallender, allein die Frische, welche sich in den kleinen Wäldchen auf den Höhen so angenehm bemerkbar macht, ist weniger eine Folge des Fallens der Temperatur, als des plötzlichen Ueberganges aus der tropischen in eine durch die Wol-kensehiehten feucht erhaltene Region; so wie der Wechsel der Temperatur auf den Hergspitzen bedingt wird durch den schnellen Wechsel von Tag und Nacht, da die Intensität der Sonnenstrahlen in dieser Zone eine weit bedeutendere ist. Der Engländer Alison hatte bei seinen im Juli-Monate mit dem Thermometer angestellten Beobachtungen wahrgenommen, dass auf der Estancia baja des Pico de Teyde, 9,059 Fuss ober dem Meeresspiegel um 1% Uhr Mittags ... 10° Beim Sonnenuntergang . 1,1 liu Mitternacht . . . . 3,3 Am Morgen vor Sonnenaufgang ......2,2 zeigten. Wogegen auf dem Pico selbst eine Stunde vor Sonnenaufgang . 3° unter 0 und um 9 Uhr Morgens . . . .28° Wärme, also eine Differenz von 31 Graden statt fand. So gesund auch das Klima ist, so herrschen doch im Sommer ausserordentlich viele Fieber und Augenkrankheiten. Die Elephantiasis war vor Jahrhunderten auf den Canarien einheimisch, weshalb Carl V. ein Hospital für die von diesem Uebel Behafteten auf seine Koslen auf der Insel Grau Canaria errichten liess. Aussätzige findet mau noch jetzt häufig; Krätze und Syphilis ist gleichfalls verbreitet und die Cholera hat vor zwei Jahren auf Gran Canaria furchtbar gehaust. Die Fruchtbarkeit des vulkanischen Bodens, Lage und Klima begünstigen eine Entwiekelung der Pflanzen beider Hemisphären. Von der niedrigen Küste ab, in den Barranken und Wäldern, bis zu den höchsten Gipfeln ist jeder Pflanze ihre eigene Zone angewiesen, bis in die Region der retama blauca auf den Cumbres, 7—S000 Fuss Über dem Meere. Früher waren die Inseln sehr bewaldet. Die Urwälder stiegen von den Höhen fast bis an die Küsten hinab. Leider haben Eigennutz und Unverstand die Wälder gelichtet. Schon fehlt es an Bauholz und an vielen Punkten sogar an Brennmaterial. { u Und «loch ist die Waldregion noch köstlich an Ueppigkeit und Mannigfaltigkeit der herrlichsten Vegetation der verschiedenen Zonen. Da sehen wir die Erica arhorea, den Lorbeerbaum, neben den rcichbeladonon Fruchtbäumen. Den Pinns canariensis, den Cytisus proliferus, Genista viciosa, die Gebirgspfrieinen zwischen den Stehen und eolossalen Linden. Höher hinauf die viola cheironthifolia oder Teidea, und endlich nur noch Moose und Flechten auf dem Kegel des Pico. Auch die Barranken oder Schluchten, wo die Sonne sich con-centrirt, wo Schatten und Wasser vorhanden, haben ihre eigene Vegetation und Flora; da findet man die schönsten Farrenkräuier. Flechten, Färbekräuter und Blumen. Die BodenbesehafFenheit lässt nur einen Theil, etwa den fünften Theil des Flächeninhaltes, behauen. Der Ueberrest besieht aus öden Gebirgen, Schluchten, wüsten Plätzen und Haiden. Die Produkte des Ackerbaues bestehen: in Cerealien, und zwar Waizen, von dessen vielen Gattungen trigo caudeal, ca-stellano, barbillo und moriseo gebaut werden; auch andere Gattungen, jedoch seltner. Türkisches Korn oder Mais (maiz oder millo) Roggen (centeno) Gerste (cebada) Kanariensamen (Alpiste), Hafer wird an wenigen Orten gebaut; jedoch wächst derselbe häufig wild. An Gemüsen zieht man: Garbanzos, Linsen, Bohnen, Saubohnen, viereckige Erbsen, Wicken, Feigbohnen (Altramuces), Kartoffeln und Erdbirnen. An Gartenfrüchten: alle Kohl- und Rühenarten, Kürbisse, Tomates (Liebesäpfel an Stauden), PfefFer, Zwiebeln und Rettige, Melonen, Wassermelonen (Sandias), Erdbeeren, Trauben. An Raumfrüchten: Pfirsich, Melokotones, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, Rirnen, Aepfel, Quitten, Granaten, Pistazien, Datteln, Chi-rimayos, Feigen, Kokosnüsse, Katfee, Pinien und Guayava (Liebesäpfel, welche auf Bäumen wachsen). Zu nützlichen häuslichen und industriellen Zwecken werden gebaut: Hanf, Leinen, Fasergewächse (pita-agave) Kork, Krapp-, andre Farbekräuter, Droguen, Bari IIa (Mesembryanthemum en-sfallimim) Alfalfa, Spanischer Klee, Futterkräuter, mehrere Rosenarten; Nepal, der indische Feigenbaum, zur Cochenillezucht: Maulbeerbäume zur Seidenzucht. Der Taback wächst an vielen Orten wild. Ueber den sonst vorhandenen Reichthum an Pflanzen und Gräsern auf «Ion Canarien glaube ich hinweggehen zu können. Derselbe ist Sprichwörtlich geworden, und jedem aufmerksamen Botaniker ist es hisfier geglückt, durch immer neu entdeckte Species die Wissenschaft zu bereichern. Es mögen hier nur noch die Euphorbien erwähn! werden, mit deren bitteren Saft die Hirten die Euter der Ziegen bestreichen, wenn sie den Jungen das Saugen verleiden wollen. Das Strauehholz der Euphorbien dient auch an hol/armen Stellen der Inseln als einziges Brennmaterial. An Caetus und Coiivolvulus lindel man eine grosse Mannigfaltigkeit. Die Orseille Orehilla; Liehen polymorph, war früher Regal, und lange Zeit ein bedeutender Ausfuhrartikel trotz der lebensgefährlichen Anstrengungen heim Sammeln. Jetzt, wo man ihren Färbest oll' durch anderweite chemische Präparate billiger herzustellen im Stande ist, schmückt sie die steilen und unzugänglichen Felsschluchten mit ihren Blumen. Dem Beiehthume des dortigen Meeres an Fischen und Sehaal-1 liieren entspricht die Ornithologie der Inseln. Ausser den geflügelten Haust liieren: Hühnern, Enten. Tauben, Gänsen. Truthühnern, giebt es Geier, Sperber, Falken, Möwen, Spechte. Dommein, Haben, Elstern, Finken. Stieglitze (pajaro pinlndo) in ausserordentlicher Menge: die eigentlichen Kanarienvögel, den Mönch (capirote), die dortige Nachtigal, Wachteln, Schwalben, Lerchen, Eisvögel, afrikanische Platt- und Stelzfiisse und viele Andere. An Hausthieren zieht man Bindvieh. Pferde, Esel. Maulthiere. Ziegen. Schale, Schweine, Dromedare, Hönde und Katzen. An Wild giebt es Hasen, Rebhühner und Kaninchen im Ucberfluss. Auch an Ungeziefer ist kein Mangel. Schaben, Wanzen, Muskitn's gedeihen leidlich. Die Flöhe von Tenerifa praetendi-ren, seitdem ein Dichter sie besungen, zu einer welthistorischen Bedeutung erhohen zu sein. Die Bevölkerung der Canarien bietet eine Mischung v°o Aus-und Inländern mit Spaniern. Auf der Insel Palma erkennt man augenblicklich die Abkömmlinge der dortigen portugiesischen Ansiedler, an der Hautfarbe, an ihrer Haltung, Tracht und fröhlichem Wesen: im-hl minder die Urenkel der Holländischen Colonisten an ihrem blonden Haar, ihren blühenden Gesichtsfarben und an dem kalten und gemessenen Wesen, mit den, sie auftreten. Auf den Inseln Gomero und Hierro begegnet man den Gnlcjos oder Galizianern. Sie haben ihre Sitten und Eigentümlichkeiten, wie im Mutterlande treu bewahrt. Sie suchen Arbeit und Unterhalt ausserhalb. Sie leben sparsam, versagen sieb allen Cenuss, und kehren, wenn sie ein Sümmchen verdient, heim; sei es um das Ersparte mit den Freunden in kurzer Zeit ZU verjubeln, und dann getrost wieder hinauszuziehen um in der Fremde ein neues mühsames Leben zu heginnen, «der um daheim ein Stückehen Land und eine Hülfe zu kaufen, um einen Hausstand zu begründen. Auf den Inseln Lanzarote und Fuerteventura ist der maurische Typus der Bevölkerung unverkennbar. Die Verbindung dieser Inseln mit der afrikanischen Küste hat seit Jahrhunderten bestanden. Sie war bei der Besitznahme durch Jean de Bethencourt besonders lebhaft, und der Umstand, dass die Gouverneure heider Inseln sich stets mit einer zahlreichen Leibgarde von Mauren umgaben, und dass man diese Afrikaner bald nach ihrer Einstellung mit den Töchtern des Landes verheiratkete, um sie an ihre neue Heimath zu fesseln, hat wesentlich dazu beigetragen, den vorherrschenden maurischen Charakter zu begründen. Auf Gran Canaria und Tenerifa, den grossesten, reichsten, bevöl-kertsten und zuletzt eroberten Inseln bat sich die Physionomie der Ureinwohner, der Giianehen, am deutlichsten erhalten. Hat man auch von jenen Inseln Hunderte und Tausende der Eingeborenen fortgeschleppt, sie in Spanien in das Heer gestelll. oder sie als Sklaven verkauft, so hat man doch, was geschichtlich feststeht, die Bevölkerung jener beiden Inseln um vieles humaner behandelt, als die der früher eroberten Eilande. Man findet aber auch nirgends Angaben darüber, dass man die Weiber von Canaria und Tenerifa in die Sklaverei verkauft hätte. Es ist mithin anzunehmen, dass die zahllosen neuen Ansiedler und die Soldaten, welche zur Eroberung und Besetzung der Inseln aus Europa herübergekommen waren, sich mit den Landestöchtern verheira-theten und dadurch den Typus der ursprünglichen Bewohner wenigstens theilweise auf die späteren Generationen übertrugen. Im Allgemeinen ist der Menschenschlag auf den Canarien wohlgebaut und von angenehmem Ausdruck. Die Männer si od kräftig, ihre Augen gross und der Blick durchdringend; die Zähne gesund und schön; Hände und Füsse fein und klein. Frauen verblühen schnell. Ihnen liegt die mühsamste Arbeit im Hause und Felde ob und die Gewohnheit, ihre Kinder zwei bis drei Jahre lang zu nähren, muss den durch dauernde schwere Arbeit übermässig angestrengten, durch sehmale und dürftige Kost nicht hinreichend gekräftigten Körper vor der Zeit, altern lassen. Man findet im Volke eine grosse Einfachheit, Biederkeit, Treue und Zuverlässigkeit. Kindliche Liehe, Dankbarkeit, Höflichkeit und eine seltne Gastfreiheit bilden treffliche Zugaben. Unterricht und Volkserziehung sind lange Zeit gar sehr vernachlässigt worden. Was dadurch einerseits entbehrt ward, hat sich anderseits ausgeglichen durch die Bewahrung der ursprünglichen einfachen Sitten einer mit Fremden wenig in Berührung kommenden Bevölkerung. Die Verantwortlichkeit für die Fehler und. üblen Gewohnheiten, die sich in einem sich selbst überlassenen Naturzustände ausbilden, besonders wenn er unter dem Druck der obwaltenden Verhältnisse nicht kräftig entwickelt, sondern verkümmert wird — diese Verantwortlichkeit dürfte wohl zum grossen Theil auf Diejenigen zurückfallen, welche berufen und verpflichtet waren, die ihnen obliegende vormundschaftliche Beaufsichtigung und Leitung mit Ernst und Gewissenhaftigkeit durchzuführen. (ieseliielile der Krobcnmg der eanarisehen Inseln. Die Literatur über die eanarisehen Inseln und ihre Eroberung im fünfzehnten Jahrhundert ist sehr reioh. Ich glaube mich in dieser Beziehung auf dasjenige beschränken zu müssen, was ich in spanischen Bibliotheken und Archiven an spanischen Druckschriften und Mnnuscriptcn gefunden und theilweise benutzt habe. Ich führe die Namen der Verfasser und die Titel ihrer Werke, um deshalb hier mit auf, um Geschichtsforschern, denen es interessant und der Mühe vverth erscheint, die Gelegenheit zu bieten, das beste vorhandene Material zur eignen Be- und Verarbeitung kennen zu lernen. Jorge Blas Galindo, 1632 A „ . . m w . . - i.- i I Manusenpte. rray Juan de Ah reu Galindo, J Nunez de la Pena, 1676 —historia de la eonquista etc. Luis de Ancheta, 1679 — Excelencias y antiguedades de las Canarias. Bartolomen Garcia del Castillo — Manuscript. Antiguedades de las Canarias. Jose de Sesa — Topogratia. D. Jose de Viera y Clavigo — Noticias — historia general de las islas Canarias. Fray Pedro de Quesada Moiina — de las siete islas etc. Juan Bautista Munoz — historia del nuevo mundo. Bartolome de las Casas — historia general de las Iudias Manuscript 1527 Antonio de Nebrija, 1516 — Manuscript. Antonio Galvao, 1530 — Manuscript, Lucio Marinen Siculo, 1580 — - - Geronimo Zurita — Lope «lo Vega, Esteban «lo Garibay, Cristo bal «I«? la Camera, Ortis de Zuniga, Francisco Lopez de Gomara, Cordeiro, Jose Freire, Espinosa,, Antonio Viana, Saluzar Memloza, Lorenzo Xuarez «le In Guunlia. Historia del primer dcsciibrimiento y eonquista de las Canarias von Pedro Böntier Capellan, und Francois de Verrier Franziskaner im Gefolge Jean de Beihencourts 1400. Description historica y geografica «1«' las islas canarias por I). Pedro Alquetus «le Castillo. Das Manuscript Diegos Alvarez de la Silva in der Bibliothek des Grafen «le la veja grande auf Gran-Canaria. Endlich erwähn«! ich Mali braus spanische Uebersetzung der Ethnographie der eanarisehen Inseln, welche Berthelot h«>raus-gegeben, und in welcher derselbe not rühmlichem Fleisse Alles gesammelt hat, was er in den Werken römischer Schriftsteller, und in den arabischen Werken über die eanarisehen, so wie in den oben citirten, zur B«iarbeitung seines, in Gemeinschaft mit dem Engländer Webb herausgegebenen klassischen natUrhistori-schen Werks über die Canarien benutzt hat. Die Alten zählten 0, 7 und 8 Inseln dieser Gruppe. Pliniiis erwähnt ihrer, acht: ebenso Lucius Siculus. Die Insel Hierro benennt er Ombrion oder Pluvialia. Statins Sebosus bezebh-net sie mit dem letzteren Namen. Die Insel Palma hi«>ss Juno-nia major, Gomera Junonia minor. Tenerifa nannte man Nivaria; Canaria führte stets denselben Namen; angeblich von canes, den grossen Mumien, welche «lort heimisch waren. Fuerteventura hiess Planaria und Lanzarote Capraria; jene von den Ebenen, diese von den vielen Ziegen, die daselbst gezogen wurden. Pto-lemaens führt nur sechs Inseln an; ebenso König Juba. Plutarch erwähnt überhaupt, dass diese Inselgruppe aus mehreren Eilanden zusammengesetzt sei. Es ist übrigens wohl möglich, dass Fuerteventura und Lanzarote ursprünglich nur eine Insel bildeten, un«l die schmale Wasserscheide sich erst später durch das dort flachere Eiland gedrängt hat. Die llesperiden oder glücklichen Inseln, am frühesten wohl von den Schiffen der Tyrier, dann von Carthago aus besucht, unter Augustus durch die Abgesandten Juhas bereist, sollten, nachdem auch die Araber ihnen den Namen der Glückseeligen beigelegt (El Djezayr el Khalydath) and die Vorläufer von Christoph Colunibus und Vusco de Gfama sie berührt, mit dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts genauer erforscht und von Europa aus in Besitz genommen werden. IMinius Lib. VI. Cap; 32 hat uns leider nur Fragmente von den Berichten hinterlassen, welche die Abgesandten des Königs Juba über ihren Besuch auf den eanarisehen Inseln erstatteten; denn von allen Werken, welche der König von Mauritanien ver-fasste, haben sieh nur wenige Fragmente erhalten. Bei jener Expedition fand man auf den Purpurinas Fuerteventura und Lanzarote nur Trümmer von Gebäuden; auf Omhrron (Palma oder Hierro) nichts was auf ein Bewohntsein hindeutete, und auf Canaria einen kleineu von Steinen erbauten Tempel; Andeutungen, dass dort früher Niederlassungen der Carthaginienser stattgefunden haben mochten, denen gelegentlich der Seefahrten Hannos, über Gades hinaus, dir Afrikanische Küste hinab, die Inseln des Archipelagus nicht füglieh unbekannt geblieben sein konnten. Die grosse Menge früchtetragender Palmen auf den Inseln, die grosse Zahl zahmer Hunde auf Gran Canaria, von denen man einige für den König von Ylauritaniou zum Geschenk mitnahm; die Ziegen, welche in grossen Heerdcn herumsehweiften, machten es unzweifelhaft, dass jene Inseln damals, oder mindestens unmittelbar vorher, bewohnt waren. Allein es ist bekannt, welchen Werth die Tyrier darauf leglon die Welt in Ungewissheit über den Umfang und die Bedeutung Ihrer Kolonien zu lassen. l)i<-Homer aber, als sie ihre Herrschaft, bis an die Säulen des Herkules ausgedehnt. Wagten sich nicht über die bälischen Häfen nach Süden hinaus. Seitorius konnte, nach den Andeutungen Plufurchs und Sallusts, trotz seiner Absichten, nicht dazu beilragen, neue Aufklärungen über jene Inseln zu geben. Während Mariana zweifelt, dass Sertorius überhaupt die Boise nach den Canarien unternommen habe, muss man dies aus den Bemerkungen des Florus als unzweifelhaft annehmen. Nach anderen Andeutungen Wäre die Beise des Serlorius, die er in Begleitung von 00 Geführten angetreten, die sich in Cadiz mit ihm eingeschifft, sogar die Veranlassung zu einer Colonisation auf Tenerifa geworden. Wenigstens hatte sich die Sage einer solchen unter den Guanrisen fortgepflanzt, welche den ersten damaligen NiederlassnngMorf leod. in ihrem Dialekt Alzanxiquian, Aheana und Haexerax oder Sitz der lVlunieipalität nannten. Eine spä- v. Minutoli: Di« ninariBchtn Inicln. lere Colonisatinn von Spanien aus soll von dem vandalischen Iteiica, von woker unter dem König«' Ahls eine Zahl von Auswanderern verschlagen ward, in Palma versucht sein. Afrikaner heisst «'s, wären nach Fuerteventura Innübergeschilfl, tun sich dorl anzusiedeln, nachdem sie siefc wider ■II«- llerrsrliat'l der Körner aufgelehnt und Sicli den Verfolgungen (h'rselbeu halten entziehen wollen. Noch ältere Nagen gehen auf Colonisation der Israeliten von Ninivo her, unter Salinanassar von Assyrien zurück. Kurz, wiewohl die Alten, nach Plinius und Philosfratus (in Apnllonio) die Inseln «Ii«' glücklichen „fortnnutas e\ beataS" nannten, eise Bezeichnung, di«.k wir in Virgils Aeneide Lib. VI. und bei Statins Sebas wie«lerlin«len: und Homer. Ifesiodos, Slrabo, Diodorus Siculus, Pomponius Mola und Andere sie kannten, so sind doch die Kenntnisse und Angaben derselben über jene Inselgruppe s«» unbestimmt oder allg«'meiii, «lass «ii«1 eisten genaueren Nachrichten sich zunächst in d«lin Werke über Geographie von Ahu-ahd-Allah Mohammed Edrisi aus dem Jahre 1154 finden. Von Lissabon aus. im Anlange desselben Jahrhunderts gelangten nämli«'l] «Ii«; Magh ruiner Araber (Aiinagriiinos) auf Entdeckungen ausfahrend, zu n's Meer geworfen. Die Feindseligkeiten gingen nun in offenen Kampf über. Eine Anzahl von Eingeborenen ward getödtet, Weiber und Kinder gefangen genommen und Angst und Schrecken verbreitete sich unter den Insulanern, welche ihre Wohnungen verbessern, um sich in Felsgrotten zu verbergen. Da erschien das neue Schiff mit Lebensmitteln und Waffen und erweckte in Gadifer den Wunsch, die gebotene günstige .Gelegenheit zu Ruhm, Ehre und Reichthum au benutzen und die Eroberung der übrigen Inseln selbst fortzusetzen. Er wandte sich zunächst nach Fuerteventura; ankerte bei la Palma und landete mit 35 seiner Gefährten, mit denen er sich zunächst in die Berge begab, die das dortige Thal umgeben, um von dort aus das Land zu recognosciren. Bei dem ersten Zusammentreffen mit den Eingeborenen, liess er 4 derselben ergreifen und gefangen an Bord bringen. Dann segelte er nach Gran Canaria hinüber und landete zwischen Telde und Argonnes, wo er mit den Eingeborenen, deren sich etwa 500 versammelten, unterhandelte. Man tauschte eine grosse Menge von Früchten und insbesondere Drachenblut im Werthe von 200 Goldstücken gegen einige alte, eiserne Angelhaken, Messer und Eisen ein, welche man höchstens auf 2 Franken schätzen konnte. Da man aber den Europäern eine Landung nicht gestatten wollte, so versuchte Gadifer, jedoch vergeblich, eine solche an andern Punkten der Insel. Er wandte sich «dann nach Hierro, von dort nach Gomera, Wo er des Nachts an's Land ging und sich einiger Eingeborenen bemächtigte; worauf er seinen Weg nach la Palma fortsetzte. Da jedoch der Wind sich drehte, so kehrte er nach Hierro zurück, wo er einige Insulaner gefangen nahm und eine Menge Schlachtvieh von den Weiden forttreiben liess. Dann begab er sich nochmals nach Palma, um frisches Trinkwasser einzunehmen, und steuerte nach einer dreimonatlichen Abwesenheit nach Castell Rubicon zurück. Die Besatzung hatte unterdessen die Feindseligkeiten mit den Eingeborenen fortgesetzt und eine Anzahl derselben getödtet und gefangen genominen.. Zu dieser Zeit kehrte auch Bethencourt aus Spanien, sehr befriedigt von seinem dertteen Aufenthalt zurück. Er begann damit, den König mit den Häuptlingen aufheben zu lassen. In PV>lge dessen unterwarf sieh die ganze Bevölkerung und (iuadarlia erbat und erhielt Gnade. Am 26. Februar 1404 ward der König getauft und mit ihm sämmt liehe Bewohner der Insel. Die Capel-lane Belheneourts übernahmen es, die Neu bekehrten zu unterrichten. Jean de Verlier laufte den König und gab demselben den Namen Louis. Zugleich arbeitete er mit seinem Collegen Bontier eine Instruktion aus, welche von da ab bei allen Bekehrungen, Tnufhandlungen und Unterweisungen in der christlichen Lehre zum Grund gelegt werden sollte. Jetzt begannen aber die Streitigkeiten zwischen Gadifer und Bethencourt, Ersterer behauptete, dass die ihm früher gemachten Versprechungen nicht gehalten wären, und er für sein Theil bisher stets leer ausgegangen sei. Er tadelte seinen Walfengefährten, dass er das öbereigenthum der Inseln dein Könige von Castilien angetragen habe und verlangte schliesslich, dass ihm drei Inseln zur eignen Eroberung und Besitznahme überlassen werden sollten. Man einigte sich vorläufig und wandte sich nach Fuerteventura, um diese Insel anzugreifen und förmlich zu besetzen. Gleich bei der Landung wurden viele Gefangene gemacht und nach Lanzarote gesandt. Dann begann man mit der Erbauung eines festen Thuruies Bieorroipie, um für die ferneren Unternehmungen einen festen Stützpunkt zu sichern. Dies Castell liegt auf der Westseite der Insel. Es besteht aus einem festen Linterbau von mächtigen Steinblöcken, und darüber befinden sich in zwei Stockwerken starke gewölbte Hallen. Das Dach besteht aus einer, mit einein Mauerkranz umgebenen Plattform. Der Eingang, durch Fallgitter und ein Brückohen geschlossen,'liegt 20 Fuss über dem Erdboden, und kann nur mittelst einer Leiter oder Treppe erst ie-gen werden. Der Thurm beherrscht die ganze umliegende Ebene, s-o dass ein plötzlicher Ueberfall nicht wohl unbemerkt stattlinden kann. Inzwischen erneuerten sich die Differenzen zwischen Gadifer und Bethencourt, die damit endeten, dass ersterer den Oberbefehl einer Unternehmung wider Gran Canaria erhielt. Er ankerte auch in dem Hafen von Argauyguy; sah sich jedoch genüthigt, nach fruchtlosen Lantluugsversuchen wiederum nach Fuerteventura zurückzukehren, wo so eben ein neues Schilf eingetroffen war, welches der König Enrique mit bedeutenden Vorräthen dem Jean Bethencourt zugesandt hatte. Da Gadifer darauf bestand, dass man ihm dies Fahrzeug zur nochmaligen Reise naeh Gran Canaria zur Verfügung stellen sollte und Bethencourt sich dessen weigerte, so kam es zum vollständigen Bruch zwischen Beiden. Sie schifften sich beide nach Sevilla ein, wo Gadifer sei neu Freund in grosser Verstimmung verliess und nach Frankreich zurückkehrte. Bethencourt stellte sich dem Könige vor, von dem er eine schriftliche Bestätigung seiner Besitzrechte erbat und erhielt, mit denen er nach Fuerteventura segelte. Dort fiatte man mit günstigem Erfolge die Unternehmungen wider die Eingeborenen fortgesetzt, doch dabei einige Leute eingebüsst. Man hatte aber an dem südlichen Ufer der Insel ein zweites Fort Valtarabal erbaut, welches Hannibal, der Bastard Gadifers mit einer geringen Truppenmacht besetzt hielt. Da es angemessener erschien, die Streitkräfte nicht zu zersplittern, so gab man vorläufig das Castell Rieorroque Preis, um die Besatzung von Valtarabal *U verstärken. Kaum hatten sich die Europäer auf den Marseh begeben, als die Eingeborenen sich in grossen Schaaren versammelten, den Thurm theilweise zerstörten und eine daneben befindliche kleine Kapelle, so wie ein Magazin mit Lebensmitteln und Munition plünderten und in Brand steckten. Es kam nun zu Angriffen im offenen Felde, in denen die Christen Sieger blieben. Eine grosse Zahl von Gefangenen ward nach Lanzarote geschickt, dessen Bewohner sich in Masse erhoben, und an dem Kampfe wider die Bewohner der Insel Fuerteventura Theil zu nehmen begehrten. Bethencourt liess das Castell Rieorroque wieder herstellen und errang nach und nach immer grössere Vortheile über die Eingeborenen. Resonders waren die Ritter Andrao und Hannibal tapfer und glücklich, denn sie führten in Folge ihrer Streifzüge stets ungeheuere Heerden von Vieh und viele Gefangene mit sich. Da jedoch Heide der Gadiferschen Partei angehörten, so fehlte es nicht an verdriessliehen Auftritten mit Jean de Bethencourt. Als dieser im November desselben Jahres den Ritter le Cnurtois nach Valtarabal entsandte, um 30 Gefangene /j0 reklamiren, welche Hannibal für sich behalten zu wollen erklärte, kam es zu einem förmlichen Kampf. Hannibal sah sich genötbigt, der Gewalt zu weichen, aber er schwor, sich zu rächen, und Bethencourt vermochte die immer deutlicher hervortretende Verstimmung und Sonderung seiner Truppen nicht durch die Versicherung z„ beseitigen, dass er dafür sorgen werde, einem Jeden den ihm an der Beute zukommenden Antheil zu überantworten. Die Bevölkerung der Insel Fuerteventura, welche damals von zwei Königen regiert wurde, überzeugte sich bald, dass sie auf die Dauer ihren Gegnern nicht Widerstand leisten könnte. Am 8. Januar 1405 begab sich der König des nördlichen Reiches Majorata mit 40 seiner wohlhabendsten Unterthanen nach Rieorroque und verlangte die Taufe. Mit demselben Wunsche stellten sich am folgenden Tage noch 26 Insulaner ein. Am 25. Januar erschien der König von Jaudia mit 47 Männern seines Reiches vor Valtarabal mit demselben Anliegen, dem sich in kurzer Zeit die Gesamintbevölkerung von Fuerteventura ansehloss. Am 31. Januar übertrug Bethencourt die Regierung der Insel an den Ritter Jean le Courtois, den er zu seinem Stellvertreter ernannte und schiffte sich zum dritten Male nach Europa ein; diesmal von sehr wenigen aus seiner nähereu Umgebung begleitet. Nach 22 Tagen erreichte er Harflcur, von wo er sich nach seiner Baronie Grainville begab, wo man sich beeiferte, ihm alle Arten von Ehrenbezeugungen an den Tag zu legen. Nachdem er öffentlich hatte bekannt machen lassen, dass er bereit sei, Handwerker, Künstler, Ackerbauer, Unverheirathete und ganze Familien unentgeltlich mit sich nach den netterworbenen schönen Inseln hinüberzuführen, sammelten sich grosse Schaaren voii arbeits- und gevvinnlustigcn Männern und Frauen; nicht minder viele Abeiitheurcr, welche ohne Mühe Schätze erwerben zu können glaubten, oder durch Langeweile und Neugierde veranlasst waren, die Heise zu unternehmen. Unter angesehenen Personen, die sich gleichfalls in ziemlicher Anzahl anschlössen, befanden sieh die Ritter Jean de Bouille, Jean de Plessis und Maciot de Bethencourt, ein Neffe Jeans. Am 0. März schiffte sich Bethencourt auf 2 Carabellen in Harlleur mit seinem ganzen Gefolge ein und gelangte mit günstigem Winde in kurzer Zeit nach dem Castell Rubieon, wo seine Ankunft grosse Freude verursachte. Die ganze Bevölkerung der Insel strömte auf die Nachricht, dass die Schiffe, die den Herrn der Canarien brächten, in Sicht wären, von nah und weit herbei. Mit Jubel drängte sieh Alles den Ankommenden entgegen und aus Tausend Kehlen erscholl der Ruf: „Es lebe unser König!" Aber die Freude wich dem Staunen und der Bewunderung, die sich bei der Ausschiffung beim Anblick der sich entwickelnden Pracht kund gab. Bethencourt und die seclts Ritter, die ihn zunächst begleiteten, erschienen in überaus reichen und kostbaren Gewändern und Waffen, Standarten und Fahnen wurden von Landsknechten in seinen Wappenfarhen vor ihm hergetragen. Die Rücke der Hegleiter waren mit Silbertressen besetzt; Alles auf Kosten Bethencourts angeschafft. Die Reisenden hatten das Beste und Bunteste angethan, was sie hesassen; und als nun gar die Musik erscholl, als Trompeten, Clarinetten, Harfen, Flöten und Trommeln die Luft mit harmonischen Tönen erfüllten, so schön und überirdisch, wie die Insulaner sie nie geahnet hatten, da erschien ihnen natürlich die Grösse, Macht und Pracht ihres Königs noch grösser, mächtiger, prächtiger und überschwenglicher als jemals zuvor. Bald stellte sich le Courtois ein, der in Begleitung llanni-bals und des Ritters de la Boessiere von Fuerteventura herüber kam. Sie bewiesen dem Angekommenen ihre Ehrfurcht und kehrten in seiner Begleitung nach jener Insel zurück, wo die beiden getauften Könige mit ihren Unterthanen ihre Huldigung darbrachten. Nachdem das Castell Rieorroque besichtigt und in Ordnung befunden, verfügte man sich nach Valtarabal, um der Einweihung der Kapelle der heiligen Jungfrau von Bethencourt beizuwohnen. Aus Frankreich waren zu diesem Zweck reiche Geschenke ;in Glocken zu 100 Pfund schwer, ein Anzug für das Muttergottesbild, Vorhänge und Paramente mitgebracht. Gleichzeitig wurde der Capellan le Verrier als Probst dieser Parochic insiallirl. Am 6. October beschloss Bethencourt eine neue Unternehmung gegen Gran Canaria. Mit 3 Galeeren segelte er ab, ward jedoch durch einen heftigen Sturm die afrikanische Küste hinab his zum Cap Bojador getrieben. Er ging ans Land und schiffte sieh nach acht Tagen Wieder ein, nicht ohne eine Anzahl gefangener Mauren mit Frauen und Kindern, sowie Pferde, Dromedare and andere Thier«; mit sich nach den Canarien zurück zu nehmen. Bei einem nochmaligen Versuche, auf Gran Canaria sich zu diri-giren, wurden die begleitenden Galeeren abermals getrennt. Es sliess jedoch die eine derselben bald wieder zu Bethencourt, der den Ritter Wilhelm von Auborbose mit 45 Manu an's Land sandte, um solches näher in Augenschein zu nehmen. Ohne die Absichten zu haben, die Feindseligkeiten zu beginnen, sahen sieh die Europäer doch bald umgeben und hartbedrängf durch die sich in grosser Anzahl um sie sammelnden Eingeborenen. Obgleich man den Rückzug in wohl geordneten Reihen antrat, so fielen doch 20 tapfere Männer und unter ihnen Wilhelm von Auherbose, Gottfried von Aazemuille, Jean le Courtois und Hannibal. Bethencourt ging sofort unter Segel und traf in la Palma die dritte Galeere, deren Mannschaft so eben gegen die Inselbewohner einen Kampf eröffnet hafte. Er stieg sogleich an's Land und schloss sieh dein Kampfe an, in welchem er fünf von seinen Leuten verlor. Nachdem er sechs Wochen lang an dem Ufer verweilt, wandte er sich nach der Insel Hierro. Er liess durch seinen Dolmetscher den König der Insel zu einer Zusammenkunft einladen, in welcher er Frieden unter günstigen Bedingungen anzubieten verhiess und unter den heiligsten Betheuerungen den erscheinenden Insulanern Sicherheit für ihre Person verbürgte. Der König, den Versicherungen trauend, erschien mit 111 seiner Unterthanen und näherte sich ohne Waffen voll Zuversicht dem Ritter Bethencourt. Allein auf ein von diesem gegebenes Zeichen fielen die Soldaten über die Insulaner her, warfen sie zu Boden, fesselten sie und schleppten sie in die Schiffe, nachdem sie wie Vieh als Beute unter die Truppen vertheilf waren. Bethencourt nahm auf seinen Antheil 34 und darunter den König, welcher demnächst mit den Uebrigeu als Sklave verkauft ward. Das Ur-theil über diese Handlungsweise wird Jeder selbst fallen; nicht minder darüber, ob die von Bethencourt angeführte Rechtfertigung ihn entschuldigt; „dass er nämlich die Ansprüche seiner Reisegefährten, ihnen das erforderliche Land anzuweisen, nicht habe befriedigen können, indem das eroberte Land auf Lanzarote und Fuerteventura bereits auf Kosten der ursprünglichen Bewohner und Besitzer unter die Theiluehiner der früheren Expeditionen vertheilt gewesen sei." Bei dieser Gelegenheit liess Bethencourt 120 von seinen Geführten, und zwar darunter besonders geschickte Ackcrwirthe und Arbeiter, zurück, um sich auf der Insel Hierro niederzulassen. Nach seinem Eintreffen auf Fuerteventura schlug Bethencourt seine Residenz in Valtarabal auf. Er fertigte Documente über die Vorfheilung des Grund und Bodens der eroberten Inseln aus; er erHess allgemeine Bestimmungen Hinsiehts der Aufrechth.il tung der Ordnung und Sicherheit: befreite die neuen Kolonisten während 0 Jahre von allen Abgaben, und setzle die Verpflichtung einer Naturalabgabe von den geerndfcleii Früchten fest, nämlich den Fünften für sich, und den Zehnten für den Dienst der Kirche. Dann führte er Sergeant en der Justiz ein, deren Urtheil-Sprüche dein Militair-Piovinzialehef zur Bestätigung vorgelegt werden mussten. Er errichtete einen Adelsrath, liess in allen Coinmunnl-Angelegenheiten die in der Normandie geltenden Observanzen überlragen; und befahl die Gründung neuer Kirchen, indem er den fünften Theil seiner eignen Einnahmen für deren, und den Bau der erforderlichen öffentlichen Anstalten anwiess. Demnächst ernannte er Mnciot Bethencourt als Gouverneur zu seinem Stellvertreter, und machte, umgeben von zahlreicher Begleitung eine letzt«' Rundreise durch die von ihm erworbenen neuen Besitzungen. Er hatte überall veröden!liehen lassen, dass er nach Europa zurückzukehren gedenke, und dass er Jeden, der irgend welche Klagen und Besch werden anzubringen habe, auffordere, sich persönlich bis zum 15. Dezember nach dein Castell Kubieon bei ihm einzufinden. Am 13. hatte er ein glänzendes Gastmahl ausgerichtet, zu weichein die drei Könige der eroberfen Inseln und die ersten Häuptlinge derselben eingeladen waren. Allen vertheilte er verständige Bafhsehläge, und bewilligte namentlich den drei Fürsten, welche sich darüber beschwerten, dass man ihnen den ertheilten V orheissungen ungeachtet einen Theil der ihrer ausschliesslichen Benutzung vorbehaltenen Ländereien entzogen habe — das von ihnen in Anspruch Genommene. Am 15. December schiffte sich Bethencourt ein. Bei dem Abschiede erstickte die Rührung seine Slinoue. Die Inselbevölkerung, welche in grosser Anzahl sich eingefunden, schied in grosser Bewegung von ihm. Wohl ahnend, dass er nicht wieder kehren würde, und dass ihr schwere Prüfungen bevorstehen dürften, beschwor sie Bethencourt, sie nicht zu verlassen. Ein lautes Schluchzen und Ausrufungen des Schmerzes erfüllten die Luft. Viele stürzten sich in's Meer und folgten schwimmend auf Weiter Strecke dem sich schindI entfernenden Schiffe. Bethencourt kehrte in der That nicht wieder. Nach einer glücklichen Reise traf er in Sevilla ein, von wo er sich nach Valladolid begab, der damaligen Residenz des Königs Enrique. Ihm ward eine Audienz bewilligt, und der König überhäufte ihn mit Auszeichnung. Dann reiste er nach Rom. Der Pabst Innozenz VII. ordnete dir; Errichtung eines spanischen Bisthums für die Canarien an und Albert de las Casas ward Bischof. Bethencourt ging hierauf nach Frankreich zurück, und lebte auf Steinein Schlosse Grainville bis zum Jahre 1425, wo er im 67. Leb en sj ab re v e rsch i e d. Anfangs folgte Maciot den ihm ertheilten weisen Lehren seines Onkels. Er liess sich den glücklichen Zustand des Landes und seiner Bewohner wirklich angelegen sein. Er war gerecht, human und sorgte für Kirchenbau und christlichen Wandel. Die Ruhe ward zunächst auf der Insel Hierro gestört. Die europäischen Colonisten erlaubten sich so zügellose Ausschweifungen, dass die aufs höchste gereizten Eingebomen zur Gewalt schritten, und bei dieser Gelegenheit den Gouverneur Lazarus Vizcaino erschlugen. Maciot entsandte sofort einen andern Gouverneur mit gemessenen Instruktionen. Eine strenge Untersuchung der Vorgänge hatte die Verurtheilung zum Tode von fünf der böswilligsten und ruchlosesten Soldaten zur Folge; die Insulaner beruhigten sich und der Friede war wieder hergestellt. Maciot vermählte sich dann mit der schönen Teguise, Tochter des Königs Guadariia und erbaute in der Mitte der Insel Lanzarote eine Hauptstadt, und über derselben auf der Höhe des sie beherrschenden Felsens ein Castell. Beides benannte er nach seiner Gattin Teguise. Da starb der Bischof de las Casas. Mit ihm verlor Maciot einen väterlichen Freund, der ihm mit seinen Erfahrungen, mit Rath und That wie ein Schutzgeist zur Seite gestanden hatte. Es war Niemand da, der dem unbeschränkten Machthaber imponiren konnte. Es war zwar die Zahl der edlen Familien verschiedener Länder, welche sich auf den Inseln niedergelassen hatten, sehr ansehnlich. Unter ihnen waren besonders bemerkenswerth die Arrieta, Perdomoz, Milian, Cardona, Rojas, Sarmientos, Herrera, Ayala, Cabrera, Dampierre, Nunez, Peiia, Tenorio, Basa, Riveras, Castro, Castana, Enriquez, Xerez, Leon, Moro, Morales. Es gab darunter sehr achtbare Persönlichkeiten; allein Maciot ertrug keinen Widerspruch. Dazu kam, dass alle Nachrichten von seinem Onkel aus Frankreich, ebenso wie die verheissenen Subsidien ausblieben und Maciot allerdings auf seine eigene Kräfte angewiesen blieb. Er trieb nun den Fünften mit grausamer Härte ein und entsandte Schilfe nach Canaria und Tenerifa, um soviel Eingeborene als nur immer möglich gefangen zu nehmen, und solche demnächst in die Sklaverei verkaufen zu lassen. Inzwischen erschien 1414 der Bischof Mendo de Biezma in Lanzarote, um das Bisthum von San Marcial in Besitz zu nehmen. Da es ihm nicht durch Vorstellungen gelang, Maciot von seiner eigenmächtigen Handlungsweise abzuhalten, so wandte.er sich au die Königin Regentin, Dona Catalina. Voimünderin Juans H. von Castilien. Die Königin ertheilte sofort Enrique Guzmau, Grafen von Niehla, die gemessensten Befehle. Drei Carabellen wurden iui Hafen von San Luear de Barrameda ausgerüstet, solche unter den Befehl von Pedro Barba de Campos, Herr von Castro-forte, gestellt und derselbe augewiesen, sich naeh den Canarien zu hegeben, und den Willkührliehkeitcn Maciots ein Ende zu machen. Bei seiner Ankunft auf Lanzarote trat er mit Maciot in Unterhandlungen, und zwang denselben, der Gewalt zu weichen; worauf letzterer die eanarisehen Inseln, sowohl die bereits eroberten als auch die uoeh zu erobernden au Campos abtrat, nachdem auf eine diesfällige au den spanischen Hof gerichtete Vorstellung die Genehmigung zu diesem Vergleiche ertheilt worden war. Maciot de Bethencourt verliess nun die Canarien und schiffte sich nach Madera ein. Es wurde ihm schwer den Herrscher-tifel zu verschmerzen. Er beschloss wenigstens den grösstmüg-liehen Nutzen aus seinem bisherigen Verhältnisse zu ziehen, uud stellte sich dem Infanten Enrique, Sohn Königs Johann von Portugal, vor, bot ihm die Canarien zum Kauf an uud verkaufte sie demnächst wirklich zum zweiteninale an jenen Prinzen im Jahre 1424, Dann kehrte er nach Spanien zurück und verkaufte dort dieselben Inseln durch gerichtlich notariellen mit allen Förmlichkeiten aufgenommenen Confract an Enrique Guzman, Grafen von Niehla, zum drittenmale. Pedro Barba de Campos erfreute sich nicht lange des ruhigen Besitzes seines Eigenthums, Er War im Begriff, eine Expedition naeh den übrigen Inseln vorzubereiten, als plötzlich die Flotte des Infanten Enrique von Portugal (1425) vor Lanzarote erschien. Es kam jedoch nicht zum Kampf. Die Portugiesen segelten nach Gran Canaria weiter. General Fernando de Castro liess seine Truppen dort landen und die Feindseligkeiten wider die Insulaner eröffnen, die unter der Leitung ihrer Könige in zahlreichen Sehaaren von deu Höhen herabstürmten. Mit bedeutenden Verlusten schiffte sich Castro mit dem Reste seines, aus 2500 Mann bestandenen Corps wieder nach Madera ein. Die Unternehmung hatte den Infanten 30,000 Dublonen gekostet. Nichts desto weniger rüstete derselbe einen neuen Kriegszug unter Anführung des Anton Gonzalez, dem er den Titel eines Gouverneurs von Lanzarote beilegte, aus. Allem v. Minntoli: Die cnnarinchtu Iwieln < • diese Unternehmung halle gleiches Schicksal und die Finde kehrte wiederum unyerriehteter Sache zurück. Pedro Barba vorkaufte demnächst seine Hechle an Fernando Peroz. einen reichen Sevillaner, der sie demnii.hsl dem Grafen von Nieida eedirle. weleher sie dann an Guillen de las Casus veräusserte. Später sehenkle Enrique IV. von Castilien die Inseln dem portugiesischen Grafen Artuguia, und dieser tral sie dem Grafen Villareal ab. der sie wiederum dem Infanten I). Fernande Bruder des Königs Alfons V. von Portugal überHess. Guillen de las Casas halle inzwischen bei seinem, im Jahre 1440 erfolgten Tode, die Canarien seinem Schwiegersohn Fernan Pcra/.a. Herrn von Valdeflores, vermacht Diese vielen Verausserungen gesehahen ohne Wissen und Willen des eigentlichen Besitzers und Dispositionsbereehtigton. des Jeau de Bethencourt, welcher die Canarien in seinem Testamente seinem Bruder zugedacht hatte. Da es zwischen den verschiedenen Acquirenteu zun» Streit kam, so ward die Sache dem Pabste Eugen IV. zur Entscheidung vorgelegt. Diese erfolgte dann zu Händen des spanischen Abgesandten, des Dr. Luis Alvarez de Paz dahin: „dass jener Streit aufhören, und die Canarien dem Obereigenthum Spaniens verbleiben sollten." Nichts desto weniger landete eine portugiesische Expedition unter Führung Juans von Castillo. welche 1443 von Guinea heimkehrte, auf Gomera. Man verständigte sich freundschaftlich mit ■ dem Könige der Insel, schilfle ein«' Anzahl von Insulanern ein. nahm dieselben mit sich nach der Insel Palma und machte unter deren Beistand Jagd auf Heerden, Weiber und Kinder. Der Anführer der Insulaner. Namens Piste, begab sich mit Castillo nach Portugal, wo er sich dein Infanten Enrique vorstellte und sehr guädig aufgenommen ward. Unter denjenigen Rittern, welche Bethencourt auf seiner ersten Unternehmung wider die Canarien begleiteten, befand sich Hornau von Alarcon, welcher einen grossen Theil seines Vermögens dieser Sache geopfert, und ihr auch durch andere wesentliche Dienste grossen Vorschub geleistet halte. Ks war ihm dagegen das Versprechen der Abtretung einer Insel gegeben. Als er sieh nach Verlauf von vielen Jahren in seinen Hoffnungen getäuscht sah, begab er sich an den Spanischen Hof, uud erbat die Insel Lanzarote zu Eigenlhum, wo inzwischen schon sein Neffe zu den wohlhabendsten Grundbesitzern gerechnet wurde. Er erhielt den Titel Senor von Lanzarote, und verkaufte diesen an Fernando Peraza, welcher nun mit dem Titel auch den Anspruch auf den Besitz der sämmtlichen eanarisehen Inseln be-gründel e. Fernando Peraza schiffte sich darauf Hill sei neu Kindern Ines und Guillen nach den Canarien ein. von deren Bewohnern er freudig begrüsst ward. Er setzte alsbald neue gewissenhafte Richter ein und berief Franziskaner-Mönche, die sich dem Religionsunterricht und der Bekehrung der Insulaner, wo Solche noeh nicht, stattgefunden halle, unterziehen sollten. Erst im Jahre 144") gelang es ihm. Gomera, die Iiis dahin trotz der europäischen Colonisalionen ihre Unabhängigkeit fast vollständig zu bewahren gewussl halte, vollständig zu unterwerfen. Nach einem heisseu Kampfe erklärten die Insulaner, die Spanische Hoheit anerkennen und das Christenthum annehmen zu wollen. Zu dem Siege hatte die feste Stellung wesentlich beigetragen, welche die Truppen Peraza's in dem Thurm von Gomera einnehmen konnten. Der Bau dieses Castells hatte einen Kostenaurwand von 10,000 Dublonen verursacht. Nachdem die Taufe der Bewohner von Gomera stattgefunden, wandte man sieh nach Hierro, deren Bevölkerung nach einem fünfstündigen Kampf«...... Frieden bat. Die Formen der Unterwerfung wiederholten sich auf den verschiedenen Inseln in gleicher Weise. Knieheugungeii und Gelöbnisse von einer Seite; Umarmungen. Versprechungen und Taufe von der andern. Beide Unternehmungen hatten nur 20 Tage gedauert. Jetzt rüstete sich Peraza aufs neue, um sich auch in den Besitz der Insel Palma zu setzten. 3 Schiffe wurden mit 200 Bogenschützen und 300 nach Landessitte bewaffneten Insulanern bemannt. Den Oberbefehl übertrug er Seinem Sohne Guillen. Derselbe näherte sich der Insel Palma von Gomera her. und landete in Pihuya. wo Echedey regierte, einer der Fürsten der 12 TribuS der Insel. Dieser berief seine Sireiter, welche sich unier der Anführung seines Bruders Clienaiicu mit den tapferen Männern aus dem Tribus von Tagaragre unter dein Befehle des starken Dutinmara vereinigten* Die Insulaner nahmen eine vor- theilhafte Stellung eil.....d besetzten namentlich die dortigen Defileen. Guillen Peraza. fortgerissen durch seineu Kampfesmuth. befahl seineu Truppen, die Gegner aus ihrer Stellung und von den Felsenvorsprüngen zu vertreiben. Die letzteren jedoch erwar- teten die Angreifer festen Ftisses und empfingen sie mit einem heftigen Steinregen. Guillen bemerkte, dass die Seinigen nicht vorzudringen vermochten und zu weichen begannen. Er stürzte, mit dem Scbwerdt in der Hand voran und erstieg die nächste Höhe, als ein mit kräftigem Arm geschleuderter, gewaltiger Slein ihm den Kopf zerschmeiterte und ihn iodt zu Hoden streckte. Mit grossen Anstrengungen und Verlusten an Menschenleben gelang es Hernau Härtel, dem zweiten Befehlshaber, den Körper des Getödtoten in Sicherheit zu bringen, und sich mit demselben nach GÖmera einzuschiffen. Mit lautem Wehklagen nahm die dortige Bevölkerung den Leichnam des allgemein gefeierten jungen Kriegers in Empfang, am ihm die letzte Ehre zu erweisen. Das von ihnen gesungene Todtenlied hat. Galindo in seiner Chronik (c. XXII.) mit aufgenommen. Dasselbe lautet in seiner einfachen, pathetischen Diktion: Llorad las darauf, Asi Hins oh vala! Guillen Peraza Quctriö KD la Palma. Tus campn.s rompan Tltttes volcauos; No vctin plaeorus Sino pi'sarcs: La rlor marrhita De la su cava. No ert's Palma, Eres retaina Eres riprcs De triste rairiH. Eres desdu'ha, Deedlcha mala. ('uliraii Ins Hoffet IjOi annnlr-;. (inilh'ii Päfaea! GhtiHen IVraza! Do fst;i In i'-rmlo Do esta Iii larifc«1:' Torto lo IHHbfl En miiln andaiun Nach Fernaudo Peraza's Tode, im Jahre 1452. erbten seine Tochter Ines und deren Geinahl, Diego Garcia de Herrera, den Besitz der eanarisehen Inseln. Diego begab sieb von Gomera, wo sein Schwiegervater residirl hatte, naeh Fuerteventura, um die Streitigkeilen, welche in Folge der vielfachen ungerechtfertigten Ycräusseruugen der Inseln durch Unberufene auch unier den dortigen Ansiedlern ausgebrochen waren, zu beseitigen, was ihm nach fortgesetzten Bemühungen auch gelaug. Er war der Sohn von Pedro Herrera de Garcia, Marschall von Castilien und Herr von Ampudia, und dessen Gemahlin, Dona Maria de Avala. Er hatte eine sorgfältige Erziehung genossen und zeichnete sieh durch Schönheit, Bildung und Körpergewandtheit vortheilhaft aus. Im Jahre 1401 unternahm er einen Zug nach Canaria. Er ging an der Isleta ans Land, lud die Fürsten oder Guanarfemes von Telde und von Galdar zu einer friedlichen Besprechung ein, und beabsichtigte durch Fernando de Parraga. seinen Seeretair, einen Akt über die Besitznahme der Inseln aufnehmen zu lassen. Allein es gelang nicht, die Sache zur Ausführung zu bringen. Da man inzwischen von Seiten Portugals die Ansprüche auf die Canarien immer noch nicht aufzugeben Willens war, so begab sich Diego Herrera selbst nach Lissabon und wies sich dort über seine wohlbegründeten Hechte so vollständig aus, dass er eine definitive Entscheidung zu seinen Gunsten erwirkte. In dem demnächst ahgesehloySseiion Vertrage ward bestimmt, dass die Canarien Spanien, und Fez und Guinea Portugal verbleiben sollten. Im Jahre 1402 schickte Diego den Gouverneur von Fuerteventura, Alonso de Cabrera an der Spitze von 300 Bewaffneten abermals nach Canaria. Der Bischof Lopez de Ulescas schloss sich der Expedilion au. welche unverrichteter Sache umkehren musste. da es ihr nicht gelingen wollte, in dem Halen von Gando. wo sie geankert hatten und sich Tausend«' von bewaffneten Ein-gebornen unter ernsten Drohungen der Landung widersetzten, die Ausschiffung zu bewerkstelligen. Allein Diego liess sich durch das Misslingen seiner Unternehmungen nicht abschrecken. Im Jahre 1404 fuhr er abermals, begleitet von .100 wohlgerösteten Kriegern, nach Canarien hinüber, doch auch diesmal gelang es ihm nicht, irgend etwas auszurichten. In seinem l nmuth steuerte er nach Tenerifa. Die Idee einer verlragsmässigen, oder vielmehr protokollarischen Besitz-nahme der Ins«}, (.jne Idee, die sich bereits in Canaria als eben so lächerlich als unpraktisch bewiesen hatte, wurde nichts desto weniger auf Tenerifa zur Ausführung gebracht. Ol» Diego in der That der Meinung war. dass Alles darauf ankomme, die protokollarische Unterschrift der Inselfürsten zu erlangen, um dieselben demnächst daraus verpflichten zu können, sieh dadurch für die unausbleiblichen Conseqiienzcn für gebunden zu halten, oder ob es ihm vor Allem darum zu llnin war. Unterhandlungen zu eröffnen, und dadurch eine gegenseitige Annäherung herbeizuführen, die man demnächst je nach den obwaltenden Umständen, in Güte oder mit Gewalt zum Endziele geführt haben würde — dies mag dahin gestellt bleiben. Kurz Diego hielt diesen Lieblingsgedanken fest, welcher, wenn er glückte, die Eroberung der Insel allerdings auf die einfachste und bequemste Weise eingeleitet haben v würde. Als man die Schilfe der Spanier hatte herannahen sehen, waren die Fürsten der Insel mit zahlreichen Streitern von den Bergen herabgekommen, und es hatten sich mehrere Tausend Eingeborene, oder Guanchen, am Ufer versammeil. Es herrschten damals in Tenerifa neun Fürsten oder Meneeys. Früher hatte die Insel unter einem Könige gestanden. Der letzte Alleinherrscher hiess der grosse Tenerife oder Tinerse. Er rc-sidirte in Adeje und binterliess bei seinem Ableben neun eheliche und einen unehelichen Sohn. Der älteste Sohn Befzemehia hatte sich früher wider seinen Vater empört und das Thal von Taoro mit 6000 Streitern, die ihm gefolgt waren besetzt. Er ward darauf von seinen Kriegern zum König ausgerufen. Die andern Brüder folgten seinem Heispiele, Acaimo machte sich zum Fürsten von Guimar; Alguaxona zum Fürsten von Abona. Arlbitoxaspe nahm Adeje: Caconaimo setzte sich in Dante fest: Chincanairo behielt lcod: Ruinen richtete sich in Tacoronte ein: Togueste nannte den für sich gewählten Distrikt Tegueste, und Benejaro erhob sich zum Herrscher von Anaga. Auch der Bastardsohn ging nicht leer aus, uud sein Land ist dasselbe Terrain, welches später la punta del Hidalgo von den Spaniern genannt wurde. Diego von Herrera liess sich durch die feindselige Haltung der Insulaner nicht irre machen. Er entsandte «'inen der Landessprache kundigen Vertrauten zunächst an den König von Guimar. Dieser Abgesandte war bei der früheren Landung auf Tenerifa. wo man ihn am Ufer fand, geraubt, in Lanzarote getauft, und durch ihn hatte man erfahren, dass in Guimar ein Mullergotfes bild vorhanden sei, welchem allgemeine Verehrung gezollt würde. Da der geraubte Knabe, der in der Taut:' den Namen Anlnn erhallen, aus Guimar gebürtig war, er sieh bald in die spanischen Sitten und Gebrauche hinein gefunden und bis dahin eine gewisse Anhänglichheil an seine neuen Herren bewährt hafte. SO schien derselbe zu einer solchen Mission um so geeigneter, als Diego auch aus dem Umstände der in Guimar stattfindenden Verehrung eines Muttergottesbildes vermtithete, dass sich dort die ersten Verbindungen am Leichtesten anknüpfen lassen würden. Als der König von Guimar hörte. r!'iss es sich nur um eine friedliche Berathung handle, vermochte er die übrigen Pürsten zu dem Entschlüsse, den spanischen Feldherrn landen zu lassen und seine VorschIäge anzuhören. Diego erschien mit einer zahlreichen Umgebung. Er liess ein Zelt aufschlagen, wo er die Fürsten mit Herzlichkeif willkommen hiess und ihnen frieden anbot. Er sicherte einem Jeden den ungestörten Besitz seines Gebietes und die Aufreehthaltung der bestehenden Gesetze zu. Er verlangte nur die Anerkennung des Obereigenthums für den König von Spanien. Er wussfe die Sache so einfach und Überzeugend darzustellen, er wiederholte, dass es sich Lediglich um eine Form, um ein Ccrcinouiell handle, und erweckte dadurch so wenig Misstrauen, dass nach längeren Berathungen der Fürsten untereinander, der angesehenste von ihnen, der Fürst von Taoro den Ausschlag gab. Man ging auf die gestellten Bedingungen ein, schloss einen Frieden und liess die aufgenommene Verhandlung durch den Schreiber Fernando de Parraga zu Papier bringen, und solche später in Fuerteveufura durch Diego Uleseas, Bischof von Buhicon bestätigen. Das Original dieser Urkunde war lauge Zeit im Besitz des Marquis von Lanzarote. Die im Archive von Simancas vorhandenen vidimirfeu, vom Verfasser eingesehenen Abschriften führen als Unterschriften die Namen: [mohach von Taoro, König de las Lanzadas von Guimar, Könige von Anaga, Abonn, Tacoronfe, Benicod, Adeje, Tegueste und Dante. Nach vollzogener Unterschrift küssten die Könige dem Diego Herrera die Hand, worauf der Wappenhorold dreimal ausrief: Tenerifa im Namen des Königs Enrique von Castilien für den Bitter Diego Herrera! Weiter hafte dieser Act keine nachhalf igen Folgen. Inzwischen fassten die Spanier den Beschluss, das oben erwähnte Muttergottesbild von Tenerifa zu erbitten, oder dasselbe gewaltsam nach Lanzarote zu entführen. Mit jenem Bildnisse hatte es nachstehende Bewandniss. 72 Jahre früher;, im Jahre 1302, su erzählt Pater fray Alonso de Espinosa vom Orden der Prediger, hatten die Guancheu auf Tenerifa öfters des Nachts an ihren Hutten Prozessionen von Fackelträgern vorbeiziehen sehen, welche in feierlicher Weise mit schönen Stimmen fremdartige Gesänge ertönen Hessen. Auch hatte man Musik von dort ganz unbekannten Instrumenten vernommen, Diese Prozessionen bildeten sich am Meeresufer, zogen von da in gemessenem Schritt stets dieselbe Richtung einschlagend durch einen gewissen Umkreis und verschwanden dann später an der Küste. Bei Tagesanbruch fand man an den Orten, wo die nächtliche Erscheinung stattgefunden, Wachstropfen und Stümpfchen von weissen Wachskerzen, welche man aufbewahrte, weil es eine den Eingeborenen unbekannte Sache war. Einige Jahre später vermieden die am Ufer weidenden Stiere, an jener Stelle vorüber zu gehen. Sie stutzten, scheuten sich, erhoben ein ängstliches Gebrüll, blieben aber wie gebannt stehen. Ein Hirt ging hinab, um die Veranlassung zu so seltsamem Benehmen zu erforschen. Wie erstaunte er, als er ein Frauenbild mit einem Kinde im Arm, zwischen dem Gebüsch auf einem gefällten Baumstamm stehend erblickte. Da ihm Gesichtsform und Farbe, so wie die Tracht fremd waren, und der Gesammteindruck dieser Erscheinung ihn sehr unbehaglich berührte, so wollte er sich entfernen. Da die Gestalt iu ihrer Stellung unbeweglich behnrrle und ihn fort und fort anstarrte, so ward ihm bange. Plötzlich ergritf er einen Stein und schleuderte ihn nach der Gestalt, allein sogleich erlahmte sein Arm und seine Stimme versagte ihm. So sah ihn ein andrer Hirt von weitem, regungslos dastehen. Er lief hinzu, bemerkte das unbewegliche Bild, und um sieh zu überzeugen, ob dasselbe Leben habe, wollte er ihm mit seinem Kieselmesser einen Finger abschneiden. Allein den Schnitt, den er an dem Bilde versuchte, brachte er sich selbst bei, und so oft er den Versuch wiederholte, eben so oft schnitt er sich von neuem, uud liess in seiner Ausdauer nicht eher nach, als bis kein Platz in seiner Hand übrig blieb, wohin er sich noch hätte schneiden können, oder wohin er sieh nicht schon geschnitten hätte. Als die Kunde zu den Ohren des Königs von Guimar gelangte, berief derselbe seine Vasallen zur Berathung auf die Wiese von Tngoror. Man besehloss, sich an Ort und Stelle zu begeben, selbst zu schauen und dann zu entscheiden. Furcht und Bewunderung ergrill' die Versammlung bei der Betrachtung der fremdartigen; leblosen Frau. Das Multergoftesbild trug eine Kerze von Holz in der Hand, welche brannte. Man besebloss das Bild in die Wohnung des Königs zu schallen, und der König befahl den Hirten, die dasselbe zuerst wahrgenommen hatten, solches zu tragen. Sie Datierten sich mit Widersireben: doch kaum berührten sie die Wuudergestalt, als der Eine von seiner Lähmung und Sprachlosigkeit, und der Andre von seinen Wunden geheilt war. Da waren alle erslaunl und von heiligem Schauer erfüllt, in der Ahnung, dass ein übernatürliches Wesen ihnen nahe sei. Der König gebot seinen Vasallen, dass sie abwechselnd mil ihm das Bild 1 ragen sollten. Es geschah, aber das Bild war von so ausserordentlicher Schwere, dass man. nachdem es mit Mühe hundert Schrill weil fortgeschafft war, Hülfe erbitten musste. Au dieselbe Stelle ist später eine Capelle erbaut, neben welcher ein Eremit seine Wohnung erhielt, die man Hermita de soeorro nannte, und welche auch heute noch vorhanden ist. Mit vereinigten Kräften ward dann «las Bild eine halbe Stunde weiter in die, Wohnung des Königs von Guimar geschafft, wo es sorgfältig auf einen Stein aufgestellt wurde, den man vorher mit den schönsten Fellen bedeckt halte. Der König liess die übrigen Könige der Insel von dem Ereignisse unterrichten. Er liess ihnen sagen, dass in seinem Reiche eine fremde Jungfrau mil Majestät im Wesen, und Milde im Anflitz, mehr als die Sonne — erschienen wäre. Als der König Belzouohia von Taoro, der mächtigste von Allen dies hörte, brach er mit seinen Vasallen auf, um das Bild zu schauen. Derselbe hatte nämlich in seinem Lande einen Propheten, IVamens Gunnnmene, welcher in die Zukunft zu blicken vermochte. Dieser hatte verkündet: „dass nach einiger Zeit über das Meer grosse Vögel (Sayal) daher ziehen würden, mit weissen Menschen, um die Insel zu beherrschen. Mit dem Könige von Taoro landen sich auch die übrigen Fürsten der Insel mit ihren Vasallen in Guimar ein, und Alle bewunderten das Heiligenbild, vermuthend, dass dasselbe die bevorstehende Erfüllung jener Wahrsagung andeuten wolle. Man zweifelte nicht, dass das Bitö dein Himmel angehören müsse. Man zollte ihm grosse Verehrung und stellte es in eine Grotte, unfern der Königswohnung. Als der König von Guimar, um dem von Taoro einen Beweis seiner 3* Achtung su geben, anbot, dass das Bild von halb zu halb Jahr in beiden Reichen abwechselnd aufbewahrt werden möchte, lehnte jener dies verbindlich ab, indem er sagte: dass es schicklicher sei, wenn nicht das Heiligenbild zu ihm, sondern er zu dem Heiligenbilde komme, wenn er ihm seine Verehrung bezeigen wolle. »So vergingen viele Jahre. Die Guanchen hielten das Bild hoch in Ehren; sie opferten ihm die schönsten Stöcke der Heerde, und hatten mehrmals Gelegenheit, sich von der vvunderthätigen kraft desselben zu überzeugen. Hundert Jahre hat das Bild unter den Guanchen geweilt, uud sie gewissermassen auf das Christenthum vorbereitet, bevor sich die Spanier in den unbestrittenen Besitz von Tenerifa zu setzen vermochten. Die von Espinosa gegebene Beschreibung des Bildes ist sehr genau, denn sie passt mit allen Einzelnheil cn auf Dasjenige, was hoch heute davon vorhanden ist. Die Figur der xMadonna ist fünf Spannen hoch. Sie trägt das Haar gescheitelt, in sechs Flechten über die Schultern herab hängend. Der Ausdruck des Blickes ist mild und doch ernst. Ein weites Gewand umgiebt die Mutter Gottes und lässt nur einen, mit einem bunten Schuh bekleideten Fuss erblicken. Der blau und gold gefärbte Mantel hängt an einer bunten Schnur über den Schultern. In dem linken Arm trägt sie das nackte Christkindlein mit einem vergoldeten Vogel in der Hand; in der rechten eine grüngefärhte Kerze. Das Ganze ist in Holz geschnitzt und mit Oelfarbe gemalt. Es soll nicht möglich gewesen sein festzustellen, aus welcher Holzart die Arbeit ist. Um den llalskrageii läuft ein goldner Sauin, auf welchem sich in grüner Farbe eine Inschrift befindet, welche von keiner Universität der Welt entziifert werden konnte. Sie lautet: TIPFSEPMERL | Unten um den Mantelsauiu befinden sich nachstehende Buchstaben: EA. F. M. i JRENINJ f FMEAREJ. f Hier fehlt ein Stück, was man abgeschnitten hat, um es als Reliquie zu versenden. Um den linken Aermelsauui steht: LPVRINEMPEPN1FANT. | Auf dem blauen Leibgürtel liesst man: OLM t JNRANER | IAEBNPEM f HEVEN \ NVINA t P1MHFINFIPI t NIPIAN, t Auf der linken Seite: EVPMTRNA f ENVPMTI f KPNMRili f FRVIVTNRN \ APVIMFRI t PIVNJAN f NTRHN. f Unten hinten um Mantel stehen die Buchstaben: IVB/MEJ f ANN EI t PFRFMTVTFVF f Von Zeit zu Zeit vernahm man in der Nähe der Höhle, wo das Bild aufgestellt war, feierliche Musik, man bemerkt«' nächtliche Prozessionen; man athmefe Weihrauchgerüche. Man brachte dem Bilde Lämmer zum Geschenk, welche auf Befehl des Königs auf einer besonderen Wiese geweidet wurden. Bei Todesstrafe durfte man diese Thiere nicht berühren. Fesle wurden angestellt, und durch Watfenspielen, Singen und Springen drückte man dem Bilde seine Hochachtung aus. Das Hauptfest fiel in die Mitte des Augusfmonats. Tausende strömten dann nach Guimar und' der König speiste alle seine Gäste reichlich. und dessen ungeachtet war die Stückzahl seiner Ileerden niemals verringert. Auch nach der spanischen Besitznahme haben sich die nächtlichen Prozessionen nicht allein wiederholt, sondern sie nahmen von da ab einen besonders feierlichen Charakter an. Die Erndte an halb abgebrannten Wachskerzen ward immer reichlicher. Die Docht«' bestanden nicht, wie sonst üblich aus Baumwolle, somlem aus gewundener Seule; mitunter enthielten die aufgefundenen Kerzen Inschriften in gutem Castilianiseh: «les Inhalts: dass die (•laubigen sich beeifern möchten zu diesem oder jenem Klosterhau ffuf «ler Insel möglichst reichlich beizusteuern: oder sie sprachen im Namen der Mutter Gottes den herzlichen Dank für die dargebrachten Opfer, verlangten jedo«'h unter «ler Zusicherung von Glück und Segen neue Geschenke. Als im Jahre 1605 ein sonst verständiger und gottesförchtiger Mann die Verniuthung äusserte, dass dies Bild wohl die Spitze eines Fahrzeuges geziert haben möge, das durch Sturm untergegangen sei, worauf dann das Heiligenbild an die Küs<<> get rieben wäre — da erhoben die Priester von der Kanzel herab ein Geschrei gegen «len Gotteslästerer. Sie bewiesen: „dass das Bild nicht allein von Engeln auf die Insel getragen, somlern auch von Engeln angefertigt sein müsse," und ruhten nicht eher, als bis der Lästerer «rem In«[ui-sitionsgericht übergeben, und sein«> Besitzungen eonlisoirt und den benachbarten Klöstern zugetheilt wurden, um dafür Messen lesen zu lassen für die Seele jenes armen verblendeten Sünders. Also eben dies Heiligenbild wünschte man nach Lanzarote SU versetzen, und Saueho Herrera ward mit dein Auftrage nach Tenerifa entsandt, den dortigen Fürsten vorzustellen, dass es angemessener erscheine, jenes Muttergottesbild seiner ursprünglichen Bestimmung wiederzugeben und dasselbe unter Christen zu versetzen, und es in dem christlichen Haupttempel von Lanzarote aufzustellen. Allein nach langer Berafhung lehnte mau die Verabfolgung des Bildes mit dem Bedeuten ab: „dass auch die Insulaner von Tenerifa dasselbe hoch verehrten; dass das Bild freiwillig nach Tenerifa gekommen sei und man es nicht wider seinen Willen entfernen, sondern ihm fiberlassen wolle, wie es gekommen, sich auch wieder zu entfernen, oder nach Lanzarote überzusiedeln, wenn ihm dies sonst beliebe.*' Die Spanier verfügten sieh mit diesem abschläglichen Beseheid an Bord: sie kehrten aber in der Dunkelheit der Nacht zurück, schlichen heimlich nach der Grotte, wo das Bild aufbewahrt ward, und nahmen es mit sich nach Fuerteventura. Dort ward es in feierlichem Aufzuge empfangen und auf dein Hochaltar der Kirche aufgestellt. Aber siehe da! Allnächtlich wandte sich das Bild mit dem Antlitz gegen die Mauer, als ob es Scham empfinde über die unwürdige gewaltsame Entführung. Der Pfarrgeistliche liess sich die Mühe nicht verdriessen, das Heiligenbild alle Morgen wieder umzuwenden; als aber nun plötzlich eine pestartige Krankheit ausbrach und täglich Hunderte furfrafffe. Überzeugte man sich, dass dies Gottes gerechte Strafe für die Entwendung des >ladonnenbildes von Tenerifa sei. Man beschloss daher, dasselbe sobald als möglich zurück zu senden. Kaum an Bord gebracht, blähten sieh die Segel trotz der Windstille plötzlich auf. und die 24 leguas zählende Fahrt ward in zwei Stunden zurückgelegt. Man war in Guimar höchst erstaunt, die Spanier mit dem Muttergottesbilde landen zu sehen, denn, o Wunder, während der Abwesenheit desselben hatte ein ganz gleiches Bild dessen Stelle eingenommen, so dass Niemand auf der Insel den Raub bemerkt haben könnte. Getrieben von dem Wunsche, auf Tenerifa festen Fuss zu fassen, verfügte sieh Herrera abermals dorthin und ersuchte die Fürsten auf das Angelegenste, ihm die Erlaubniss zur Erbauung eines Thurincs an der Küste von Anaza zu erfheilen. Die Guanchen verstanden sich nach einigem Zögern dazu, jedoch nachdem zuvörderst noch einmal die Aufrechthaltung des gegenseitigen Schutz- und Eigentumsrechtes feierlich gelobt war. Insbesondere ward festgestellt, dass Spanier, wenn sie sich gegen Eingeborene vergehen sollten, nach den Landesgesetzen. und Guanchen für Vergehen an den Spaniern verübt, von dem Anführer der letzteren nach spanischen Gesetzen gerichtet werden sollten. Als bald darauf einige spanische Soldaten, welche Vieh gestohlen haften, ergriffen uud vor den König Geniale von Anaga geführt wurden, verzieh dieser den Diebstahl, statt denselben-, wie es dort üblich war, mit dem Tode zu bestrafen, lind entliess die Spanier grossmüthig. Einige Tage später fielen fünf Guanchen über einen Soldaten her, der die Familie des einen von ihnen beleidigt hatte, und schlugen und verwundeten ihn. Vor Herrera geführt, liess derselbe die Insulauer sofort aufknüpfen. Die Kunde hiervon verbreitete sich schnell im Lande: erschreckte und erbitterte die Eingeborenen, und da sich ausserdem die Spanier eine Menge von beklagenswerthen Excessen wider die Guanchen hatten zu Schulden kommen lassen, so sammelte der König seine Vasallen um sich, führte sie gegen die Spanier und gewährte ihnen nur unter der Bedingung freien Abzug, dass sie sich sofort sämmtlieh einschifffen. Darauf ward der neuerbaute Thurm sammf seiner Umfassungsmauer niedergerissen. Im Jahn' 14t>f» erneuerte Diego, dem es in der Thaf nicht an Ausdauer gebrach, seine Versuche auf Canaria. Früher war die Insel durch einen König beherrscht worden; damals regierten «leren zwei: der Giianarteme von Galdar und «1«m- von Telde. Diego erhielt auf seine dringenden Vorstellungen «Ii«' Erlaubniss an der Küste von Gando «'inen Thurm erbauen zu dürfen. Man ging rasch an's YVi-rk, und unmittelbar nach «ler Beendigung desselben ward «'in«' Garnison von zuverlässigen Truppen dorthin verlegt. Inzwischen traf ein neuer Feind den Bestrebungen der Spanier eben so mächtig als unverhofft entgegen. F>s waren «lies di«' Portugiesen. Trotz der früheren Vereinbarung entsandte der Koni g von Portugal plötzlich eine Flotte von S Carabellen, mit Geschütz, Truppen und Munition reichlich versehen, unter dem Commando des kriegsgeübten Diego de Silva nach den Canarien. Man bemächtigte sieh «ler Insel Lanzarote. nahm den Gouverneur Abmso «le Cabrera gefangen und überliess sich den grossesten Ausschweifungen. In Fuerteventura hauste man auf ähnliche Weise und segelte dann naeh Canaria. Die Portugiesen belagert en die spanische Besatzung in dem neuen Castell, und nahmen das letztere naeh kräftiger Gegenwehr ein. Sie verweilten einige Zeil au der Küste, von wo aus sie Raubzüge in das Innere der Insel unternahmen; bis es endlieh Diego, in Folge diplomatischer Unterhandlungen gelang, die Angelegenheit zwischen den Hufen von Valladolid und Lissabon zum Vergleiche zu bringen, uud in dem ungestörten Besitz der Inseln bestätigt zu werden*. Diego de Silva vermählte sich mit Herreras Tochter und ward nun dessen Bundesgenosse. Das Castell von Gando ward vollständig wieder hergestellt und erweitert und Pedro Chemido als Hauptmann der dortigen Besatzung bestellt. Bald hatte derselbe die Erbitterung der Insulaner in grossem Masse rege gemacht. Nicht allein dass seine Leute unablässig Vieh und Früchte, ja Männer, Weiber und Kinder raubten, welche letzlere nach Lanzarote als Sklaven verkauft wurden, sondern man begann einen förmlichen Vernichtungskrieg wider die Eingeborenen, indem man solche, wo man sie antraf, niedersehoss und heimlieh vergrub. Dies hatte die Insulaner empört, und sie iielen bald darauf über einen Trupp spanischer Marodours her, und tödteten dieselben. Demnächst überfielen sie mit grosser (lebermacht eine Abtheilung von «30 Soldaten, erschlugen sie und bemächtigten sich der Kleider und Wallen der Gotödteten. Mit diesen angothan zogen sie unter der Führung des Häuptlings Maninidra auf den Thurm von Gando zu. Um die Täuschung noch grösser zu machen, führten sie eine bedeutende Heerde Rindvieh mit sich, in deren Milte einige Insulaner gehen mussten, so dass es den Ansehein gewährte, als kehrten die auf Beute aiisgesandfen Söldner mit dein Raube an Vieh und Gefangenen heim. Der Zug näherte sieh in der Dunkelheit der Befestigung und ward ohne Schwierigkeit eingelassen. Allein plötzlieh Helen die Canarier über die Besatzung her und Steckten die Gebäude in Brand. 50 Soldaten und 0 Pferde kamen hierbei unvs Leben, während Pedro Chemido und der Best seiner Leute sieh ergeben mussten, und in die Hände der Sieger fielen. Nichts desto weniger gelang es dem Chemido, das Vertrauen der Guanartemes der Insel zu gewinnen und dieselben zu vermögen, mit Herrera Frieden zu schliessen. Die Fürsten der Insel traten zu Berathungen zusammen; sie gaben den Aufforderungen» theilweise nach, und namentlich waren es die Fürsten von Galdar und Telde, weiche vereiut den Beschluss fassten, eine Deputation an Herrera zu entsenden. I" einer demnächst berufenen Generalversammlung, unter dem Vorsitz der beiden Könige und ihrer Käthe, wurden 10 Abgesandte gewählt, aus jedem Tri-bus einer. Pedro Chemido erhielt den Auftrug, die Deputlrten nach Lanzarote zu begleiten und bei Herrera einzuführen, um die Friedensbediiigungen festzustellen. Dieser Akt selbst datirt vom 11. Januar 1476. Beide Theile kamen überein, ihre Gefangeneu und Beute wieder herauszugeben und dein Herrera, su wie seinen Nachfolgern wurde das Hecht zugestanden, auf Gran Canaria DrehiIIa (Färbekraut) sammeln zu lassen. Allein Herrera, der durch die Verheirat Innig seiner Tochter mit Diego de Silva seine Streitmacht durch einen Zuwachs von 800 Portugiesen angewachsen sah, traute zu fest auf diese Unterstützung und konnte die Zeit nicht erwarten, sich als unbeschränkten Besitzer der schönen Insel zu sehen. Er achtete nicht auf die gegenseitig übernommenen Verpflichtungen, und zog abermals in eroberungssüchtiger Absicht nach Canaria, wo er wiederum bei Gando landete. Herrera marschirle mit seinem Schwiegersohn gegen die Provinz Aguimes an der Spitze von 500 Mann. Allein auf das heftigste von der Streitmacht des Königs von Telde angegriffen, blieb ihm nichts übrig, als sich mit einem Verluste von 25 Todton und 30 Verwundeten zurückzuziehen. Herrera Hess den Mut Ii nicht sinken. I" der Erwartung, dass man mil einem glücklicheren Erfolge den Angriff von einem anderen Punkt«' aus erneuern könnte, entsandte er Don Diego de Silva mit 200 Mann über Bafmdero nach Galdar. Aber auch jener Versuch hatte keinen besseren Ausgang, denn unmittelbar nach seiner Landung sah sich Silva von dem übermächtigen Feinde so hart bedrängt, dass er mit den Seinigen nach zweitägigem Kampfe die Notwendigkeit erkannte, entweder ehrenhaft zu sterben, oder sich zu ergeben. Er liess den König von Galdar zu sich entbieten, der sich auch furchtlos und unbewaffnet mitten unter die Portugiesen begab. Silva sagte ihm, dass er nur auf höheren Defehl gehandelt, dass er den König um Verzeihung bäle und ihn ersuche, ihn und die Seinen frei ziehen zu lassen, wogegen er sich verpflichte, nicht wieder gegen ihn die Waffen zu ergreifen. Der König versprach die Erfüllung der Bitte, und als Zeichen, dass er es ernst meine, blieb er als Geissei unter ihnen. Man machte Frieden, erquickte grossinüthig die erschöpften Krieger und geleitete sie unangefochten nach der Küste, wo .sie sieh einschifften und zu Herrera stiessen, und dem letzteren riethen, von weiteren Versuchen abzustehen. Dies war vergebens. Der zweimalige Verlust sollte gerächt werden und Herrera brach abermals und zwar wider Telde auf. Bentaguayre erwartete ihn an der Spitze der Seinen. Bald war der Kampf allgemein. Tenesor Semidan und Maninidra wurden gefangen: allein Silva in «lern Gefühle dankbarer Erinnerung au die Hochherzigkeit des Fürsten, der ihn freigegeben hatte, kam gerade im rechten Augenblicke an, um den freien Rückzug jener Fürsten zu sichern. Herrera, einsehend, dass zur Zeit nichts zu erreichen sei, schiffte sich mit seinem Schwiegersohne muh Lanzarote ein, von wo der letztere mit seiner Gattin und den portugiesischen Truppen nach Lissabon ging, eingedenk seines dem Semidan gegebenen Wortes, nicht ferner wider die Canarien zu kämpfen. Inzwischen brach auf der Insel Lanzarote eine drohende Bewegung der Gesainmtbovölkerung wider Herrera aus. Mau miss-billigte die despotische Consequenz aller seiner Maasregeln; besonders die erfolglosen Unternehmungen gegen die noch nicht eroberten Inseln, welchen er so viele Menschenleben geopfert halte. Als Vorwand wider ihn suchten einige Familien die ursprünglichen und unbestrittenen Eigenl humsausprüohe der Familie Bethencourt wiederum geltend zu machen, während Andere glaubten, dass es vorteilhafter für die Inseln sei, die Regierung derselben unmittelbar von der Krone Castilien ausgehen zu lassen, statt sich der Willkührherrschaft eines eigennützigen Vasallen unterwerfen zu müssen. Während Beschwerdeschriften abgefasst und an den Hof nach Spanien abgesandt wurden, nahmen die bedrohlichen Gewaltmassregelu der Inselbewohner wider ihren Herrn zu. Man verwüstete Horrera's Besitzungen und auf den Strassen von Teguise tloss das Blut in Strömen, denn Diego war nicht der Mann, irgend einer Gefahr aus dem Wege zu gehen. In Spanien kam die Frage über die Hechte der Krone au den Canarien an die Cortes. Man war weit entfernt, die wohl-begröndeten Ansprüche Hencra's und der Dona Ines zu bestreiten, aber man beschränkte diese Rechte auf die bereits stattgefundenen Eroberungen der Inseln Lanzarote, Fuerteventura, Hierro und Gomera, indem man die Ansprüche der noch nicht besetzten Inseln la Pahna, Grau Canaria and Tenerifa der Krone Spaniens vorbehielt und dafür eine Entschädigung von fünf Millionen Ma-ravedis votirte. Ferdinand und Isabel la erkannten die für jene Ansicht dargelegten Gründe an. Sie entsandten einen Coinmis-sarius mit gemessenen Instructionen nach Lanzarote. Die Parteien wurden beruhigt, Herrera Mässigung und Vorsieht anempfohlen, ihm der Titel eines Grafen de la Gomera verliehen und «ler Friede wieder hergestellt. Diego, wenig erbaut über die ihm verliehene Auszeichnung und unzufrieden, die fernereu Expeditionen gegen die drei noch freien Inseln einstellen zu müssen, Suchte für seine unermüdliche und ehrgeizige Thätigkeit ein Fehl an den afrikanischen Küsten. Auf mehreren Zügen dorthin nahm er eine Menge von Mauren und Mohren, auch viele Weiber, Kinder, Vieh und wessen er sonst nur habhaft werden konnte, mit Gewalt mit sieh fori, und vermehrte dadurch die Bevölkerung seiner Inseln, um den Ausfall an Arbeitssklaven zu ersetzen, die er bis dahin von Tenerifa oder Canaria hatte rauhen lassen. Als Führer bei diesen Raubzügen diente ihm ein Mohr llellixgrut, welcher in derTaufe den Namen Juan Camacho erhielt und im Jahre 1490 auf der Insel Lanzarote, 142 Jahr alt, starb. In Spanien rüsteten Ferdinand und Isabella inzwischen eine l iiternehmung wider Grau Canaria. Juan Rejon, einer mächtigen Familie aus Leon angehörig, der sieh von Jugend auf dem Kriegshandwerk gewidmet hatte, ward zum Geueral-Capitaiii ernannt und ihm (»00 Fuss-Soldaten und 30 Reiter, welche in Sevilla und Cadiz ausgehoben waren, zur Verfügung gestellt. Vieh' Ritter und Abentheurer schlössen sich ihm freiwillig an. Unter ihnen Alonso von Soto-mayor als Fahnenträger. Am 28. Mai 1478 ging die Flotille in Puerto Santa Maria unter Segel und ankerte am 24. Juni in der Bucht der Isleta von Gran Canaria. In einer von Palmzweigen errichteten Halle ward zunächst ein feierlicher Gottesdienst abgehalten. Alle Truppen, vollständig gerüstet, wohnten demselben hei und man erflehte gemeinschaftlich den Beistand des Himmels zum glücklichen Ausgang einer Unternehmung, zur Ehre des Christenthums und zum Ruhme der Krone Spaniens bestimm! Dann brach das Heer nach Gando auf, um dort den von Herrera erbauten Thurm zu besetzen. Allein es stellte sich ein altes Guanchen-Weib, welches auf die Spanier den Eindruck einer r. Miuutoli: Oie eanarUclien lunelu. 4 Prophetin machte, den Truppen entgegen, und forderte den General auf, statt nach dein Barraueo von Guiniguada, siel» nach einer, unfern davon, durch Palmen und Feigenbäume beschatteten Ebene zu wenden, wo man an Früchten uud Trinkwasser alles Erforderliche antreffen würde. Man folgte dem Rathe, schlug in dem Real de las Palmas das Feldlager auf, und zwar an dem Punkte, wo später die jetzige Hauptstadt der Insel erbaut ward. Vier Tage darauf, während die Spanier beschäftigt waren, das Lager durch eine Umwallung von Steinen und Stämmen zu befestigen, und bereits ein Magazin für Lebensmittel und ein Thurm im »au begriffen waren, erschienen 2000 bewaffnete Canadier, die vereinigten Streitkräfte des Guanartemen Doramas von Telde und des Fürsten von Gabler Tenesor Semidan. Sie hatten sich in zwei Corps getheilt. Die eine Abtheilung befehligte Doramas, die andere Adargoma, ein tapferer Krieger von Galdar. Lim Zeif zu gewinnen, entsandte Juan Rejou einen seiner Haupt« leute an Doramas. Er liess ihm Frieden und Freundschaft bieten und forderte dagegen seine Unterwerfung unter den Scepter der katholischen Majestäten. Die kurze Antwort des Königs Doramas war: „Sagt Eurem Hauptmann, dass ich ihm selbst Morgen die Antwort bringen würde!" Mit Sonnenaufgang des folgenden Tages schickten sich die Canarier an, das spanische Lager zu stürmen. Doramas trat aber zuvörderst vor seine Krieger und rodele sie mit lauter Stimme an, so dass jedes Wort von den Spaniern vernommen werden konnte. „Freunde! Diese handvoll Freiuder, die Ihr hinter dieser kleinen Brustwehr zusammengedrängt erblickt, gehört demselben grausamen Stamme an, welcher seit einem Jahrhundert Trübsal und Jammer über unsre friedlichen Gelilde bringt. Es sind dieselben Männer, die wir bisher in jedem Zusammentreffen' besiegt haben. Es sind dieselben, die wir durch den Brand von Gando gezüchtigt haben, dieselben, die wir bei Galdar eingeschlossen hielten, wie Fische in den Maschen eines Netzes. Keine Gnade für sie! Sichern wir ein für allemal unsre Weiber und Kinder, unsre Ehre und unsre Unabhängigkeit gegen ihre Angriffe! Seid eingedenk, dass Aleorac dies Land uns zu Eigenthum gegeben, und dass der grosse Arteini im Kampfe wider Bethencourt fiel!" Mit lautem Geschrei stürzten sieh die Canarier auf die Spanier. Und Stunden lang blieb der Kampf unentschieden. Wiewohl Adargoma und die Guayren Maninidra und Tasarte an der Spitze derer von Galdar die linke Flanke der Spanier hart bedrängten, wo Solorzano befehligte, und wiewohl einige Soldaten sieh dort bereus zur Flucht wandten, so stellte doeh Rejon die Ordnung bald wieder her, indem er vom Centrum aus. von wo er die Schlacht leitete, nach dem linken Flügel sprengte, den Vdorgama durch einen Lanzenstich seh wer verwundete und gefangen nahm. Der Verlust dieses Anführers erbitterte zwar die Canarior und liess sie mit grosser Heftigkeit den Kampf fortsetzen, allein Doramas überzeugte sieh, dass er bei der günstigen Stellung seiner Gegner für jetzt nichts gegen sie vermochte, während die spanischen Geschütze die Reihen der Seinigen lichteten und die Rosse der Spanier Schrecken und Unordnung anter den Cnnariern verursacht en. Kr liess sonach das Zeichen zum Rückzug geben. 300 Canarier blieben auf dem Platze. Die Spanier zäbllen sieben Todte und sechs und zwanzig Verwundete. Fernandez Alonso de Logo, der sich später hei der Eroberung von Palma und Tenerifa so auszeichnete, hatte an dem Kampfe Theil genommen und den rechten Flügel befehligt. Der Canonicus Bermudez, Deean von San Marcial-Rubicon führte die Kavallerie. Adargoma ward getauft, von schien Wunden geheilt und nach Spanien gesandt, wo er noch eine rfeihe von Jahren als Sklave des Erz-bischofs von Sevilla lebte. Die Spanier vollendeten ihr festes Lager und drangen, kühn gemacht durch ihren ersten Sieg, in das Innere der Insel. Sie versahen sich mit Vieh und Feldfrüchten und machten viele Gefangene, die sie als Sklaven nach Spanien schickten. Allein die Eroberung der Insel selbst rückte nicht vorwärts. Die Insulaner hatten sich mit ihren Häuptlingen in entlegenere und unzugängliche Thäler der Insel zurück gezogen, während ein neuer Feind, die Portugiesen, die Absichten der Spanier zu Vereiteln suchte. König Enrique von Portugal, verletzt, dass Isabella von Castilien seinen Heirathsantrag abgelehnt, hatte eine Flotte von acht Ca-rabellen nach den Canarien gesandt, um solche für sich in Resitz zu nehmen. Die Portugiesen versicherten die Canarier, dass sie lediglich zu ihrer Unterstützung gekommen und die Spanier zu vernichten willens wären. Indem sie auf diese Weise von jener Seite gesichert zu sein glaubten, griffen sie das spanische Lager bei Guiniguada an. wurden jedoch mil solcher Macht zurückgeworfen, dass sie es nach einigen wiederholten und ebenso missghicklon Versuchen vorzogen, die ferneren Angriffe einzustellen, sieh einzuschiffen und nach Portugal zurückzukehren. Allein es zeigte sich ein andrer Feind im spanischen Lager. Dies war Unzufriedenheit und Zwietracht. herb ei geführt durch den Mangel an hinreichenden und guten Lebensmitteln, durch den eingerissenen und überhand nehmenden Mangel an Disziplin, und durch die Intriguen des Bcrmudez, der eine Partei wider den General bildete, dessen Unthätigkeit. tadelte und von der Notwendigkeit sprach, denselben vom Ober-Cominnndo zu entfernen. Bejon. welcher sich über die. wider ihn herrschende feindliche Stimmung im Lager nicht täuschte und das kritische seiner Stellung einsah, schiffte sich nach Lanzarote unter dem Vorwande ein. Lehensmittel zu schaffen und die Missvergnügten durch seine Abreise zu beruhigen. Dort angelangt, schrieb er an Herrera und erbat von ihm hinreichende Unterstützung an Truppen, um mit deren Hülfe die Ruhestörer in seinem Lager unschädlich machen und die aufgelöste Ordnung wieder herstellen zu können. Allein Herrera traute der Sache nicht. Er vennufhete. dass Rejon feindselige Absichten gegen ihn hege, und ward in diesem Glauben durch den Umstand bestärkt. dass sich in der Umgebung des Generals mehrere Individuen befanden, dieser selbst wegen ihrer hochverräterischen Intentionen aus seinen Besitzungen ausgewiesen baffe. Er liess deshalb Bejon antworten, dass er die erbetene Unterstützung ablehnen müsse. Zugleich crliess er den Befehl, sich der Landung des Generals, eventuell mit Gewalt zu widersetzen. So sah sich denn der letztere zur Rückkehr gezwungen, die er demnächst antraf, nachdem er gegen die am Ufer aufgestellten Truppen Herreras hatte zwei Geschütze lösen lassen. Bei seiner Ankunft auf Canaria traf er dort mit dem General Pedro del Algaba zusammen, den die spanische Regierung auf Bermudez Instanz abgesandt hatte, um sich von der Sachlage persönlich zu unterrichten und namentlich die Handlungsweise Rejons streng zu untersuchen. Der heuchlerische Bermudez wusste den General Bejon zu täuschen. Er versicherte, dass man ZU einer allgemeinen und vollständigen Versöhnung bereit sei, und schlug vor, solche hei Gelegenheit eines glänzenden Gastmahls zu feiern. Allein kaum hatte man sich zu Tisch gesetzt, als Rejon verhaftet, mit Ketten beladen und nach Sevilla eingeschifft ward. Knum sali sich Bermudez seines verhassten Nebenbuhlers entledigt, als er den Oberbefehl übernahm und einen Angriff auf das Gebiet von Tenoya versuchte. Dieser fiel jedoch ziemlich schlecht aus. Kr verlor einige seiner Leute ohne irgend etwas zu erreichen. Rejon ward in Sevilla vor eine Untersuchungs-Commission gestellt, für vollständig gerechtfertigt erkannt und in seine frühere Stellung restituirt. Mit vier Schiffen, die man soeben in Cadiz zur Fortsetzung der Expedition ausgerüstet halte, und welche unter dem Befehl von Pedro Hernanilez Gabron standen, kehrte Rejon nach Canaria zurück. Ihn begleitete der Bischof von Rubieon, D. Juan Frias, welcher sich noch vor der Landung grosse Mühe gab, eine Versöhnung unter den Betbeiligten herbeizuführen. Dieser Versuch schlug vollständig fehl. Algaba und Berumdez widersetzten sich entschieden der Landung des Generals, und da sie für den äussersten Fall die Truppen aufmarschieren und die Geschütze laden Hessen, so zog es Rejon vor, statt einen Kampf unter Brüdern gut zu heissen, lieber nach Spanien zurück zu kehren. Algaba glaubte die Zeit und die aus Spanien angelangten Hülfstruppen benutzen zu müssen. Er bereitete deshalb einen neuen Kriegszug vor. an welchem der Bischof von Frias als Freiwilliger Theil nahm. Die Spanier segelten nach der Küsle von Argui-neguin. und landeten und drangen in das Thal von Tirajana ohne auf irgend ein Htnderniss zu Stessen. Allein während sie beschäftigt waren, eine Menge von Rindvieh einzutreiben und gross«' Vorrüth e von Gerste und Feigen, die sie von den Feldern geraubt, zusammen zu schleppen und einzuschiffen, wurden sie plötzlich von den Eingebornen in den engen und steilen Küstensehluehfeii überfallen und vollständig geschlagen. Die Spanier verloren zwei und zwanzig Todte. Hundert Verwundete fielen in die Hände der Canarier. welche ausserdem achtzig Gefangene machten, die der König von Telde jedoch in seiner grossmülhigen Gesinnung ohno Lösegeld frei gab. Rejon hatte inzwischen in Sevilla eine vollständige Genug-thuung uud unbeschränkte Vollmachten erhalten. Es war ihm überlassen, nach seinem Ermessen sich Autorität zu schaffen und die Schuldigen zu bestrafen, und er kehrte am 22. Mai 1480 auf einem, mit Soldaten und Munition wohl gerüsteten Schiffe nach Canaria zurück, wo er während der Nacht ans Land ging, be- gleitet von dreissig seiner auserlesensten Soldaten. Er begab sieh nach dem befestigten Lager, in welches die Schildwachen ihn eiiiliessen und wo er sich die Nacht ober bei einem der ihm treugesinnten Hauptleiite aufhielt. In Folge seines ausdrücklichen Befehls hatte man seine Ankunft nicht gemeldet. Am nächsten Morgen, während der Gouverneur Algaba mit den Seinigen in der Messe war, stellte sich der General-Capitain. umgehen von den ihn begleitenden Mannschaft en den Soldaten de« Lagers vor, die sich grossenthoils für ihn erklärten, und sieh ihm anschlössen. Darauf drang er in die Kirche, und unter dem von den Truppen wiederholten Bufe: „Es lebe der König," wurden Algaba und Bermudez verhaftet, gefesselt und iu ein sicheres Gefängniss abgeführt. Unter Trompeten und Clarinetlenklang wurden die Königlichen Befehle verlesen1, durch welche dem General unbeschränkte Gewalt zugestanden war. Algaba ward sofort einem Kriegsgericht übergeben. Von demselben einstimmig verurteilt, ward er an demselben Tage in der Mitte des Lagerplatzes enthauptet. Der Canonicns Bermudez, nach Lanzarote verbannt, starb, wenige Tage nach seiner dortigen Ankunft, vor innerem Verdruss. Wiewohl die Verurtheilung Algabas gerechtfertigt war. so würde Rejon die Todesstrafe nicht mit solcher Schnelligkeit haben vollstrecken lassen, wenn nicht seine Erbitterung durch Algabas Verwandt Schafts-Verliältniss inil Herrera, und durch die höhnende Behandlung, welche ihm durch letzteren zu Theil geworden war, aufs höchste gestiegen gewesen, und er nicht in der Eile der Hinrichtung eine gewisse Genugthuung für sein Rache-gefühl erblickt hätte. Algabas Wittwe uud Kinder führten in Spanien bei Hofe Klage über die Handlungsweise Rejons. Sie riefen die Gerechtigkeit der Königin Isabella an, und wussten es durchzusetzen, dass man das Verfahren des General-Capitains missbilligte, und den Oberbefehl statt seiner dem am Hofe des Königs Enrique erzogenen tapferen Ritter Pedro de Vera übertrug. Derselbe begab sich von Cadiz aus mit 150 Bogenschützen und zwanzig Reitern auf drei Schiffen nach Canaria. händigte dem General Rejon seine Abberufungs-Ordre ein und liess denselben unmittelbar darauf unter Bedeckung nach Spanien einschiffen. Des letzteren Eigenthum und Waffen wurden contiscirf und zum allgemeinen Besten verkauft. Pedro de Vera war ein verschlagener und eigennütziger Mann. Bei seiner Ankunft in Real de las Pahnas fand er, dass naeh und naeh fast 200 Canarier die heilige Taufe empfangen und einen freundschaftlichen Verkehr mit- den Spaniern unterhalten hatten. Er misstraute ihnen, und suchte sie za bewegen, dass sie sich, unter dem Vorwande, dass es an hinreichenden Lebensmitteln für sie im Lager fehle, einschiffen Hessen, um in Tenerifa mit den Spaniern die Eroberung der Insel und die Bekehrung ihrer Bevölkerung zu ermöglichen. Die eigentliche Absicht Veras ging jedoch dahin, jene Unglücklichen als Sklaven nach Spanien zu senden. Allein unterweges, als den Canariern ihre Bestimmung initgetheilt ward, fielen dieselben über den Führer des Fahrzeuges her und zwangen ihn, sie auf Lanzarote auszusetzen, wo ihnen Herrera eine menschenfreundliche Aufnahme gewährte. Die Nachricht von diesem Ereignisse brachte die Canarier wider Vera auf. Sie überfielen eine Abtheilung Truppen, welche auf Lebensmittel ausgesaudt war, und zwangen solche nach einem Verluste von sieben Todten und vierzig Verwundeten zur schleunigen Rückkehr nach dem Lager. Der General-Capitain hielt es nunmehr für angemessen, seinerseits die Feindseligkeiten zu eröffnen. Er beschloss in das Innere des Landes vorzudringen, und befahl die Berge von Aru-cas militairiseh zu besetzen. Doramas von Telde zog die Streiter seiner Herrschaft auf dem Gipfel der Anhöhen zusammen. Auf seine Kürperkraft bauend, entsandte er von dort an den Spanischen Heerführer eine Herausforderung zum Zweikampf in nachstehenden Worten: „Wenn sich unter diesen verweichlichten Fremden Einer findet, der es mit mir aufnehmen will, so kann er eine Schlacht vermeiden." Pedro de Vera, der im ritterlichen Kampfe seine Meisterschaft bewährt hatte, war sogleich bereit, die Herausforderung anzunehmen. Allein seine Waffen geführten widersetzten sich seiner Absicht und ein andrer Ritter, Juan de Hozes ritt auf seinem andalusischen Schlachtrosse hinaus, um den Kampf mit Doramas anzunehmen. Dieser erwartete vor der Front seiner Krieger den wohlge-rüsteten Gegner festen Blickes und Fusses, und als der Ritter mit eingelegter Lanze auf ihn einsprengend sich auf Wurfweife genährt hatte, ergriff der Canarische Fürst seinen Jagdspiess und schlenderte ihn mit solcher Gewalt gegen Hozes, dass die Spitze durch Schild uud Panzerhemd fuhr und der Ritter todt vom Pferde stürzte. Vera von Wuth entbrannt, sprengte auf den Guamirteme ein. Ein zweiter Speer desselben dringt durch den Schild des Generals, der mit grosser Gewandtheit des Körpers der Spitze aus* weicht, und mit eingesetzten Sporen sein Ross wider seinen Gegner antreibt. Mit gleicher Gewandtheit weicht er einem neuen Speerwurfe aus und erreicht in einem mächtigen Satze des Hengstes seinen Widersacher, den er mit einem Lanzenstiche durchbohrt. Der Fürst von Telde, auf den Tod verwundet, bricht zusammen. Seine Krieger wollen seinen Fall rächen. Mit einem Steinhagel beginnt der Kampf, allein ohne Führung vermögen sie den geordneten Angriffen der Spanier nicht zu widerstehen. Die Canarier überlassen den siegreich vordringenden Truppen Veras das Schlachtfeld, auf welchem zahlreiche Todtc und Verwundete zurückbleiben und in die Hände der Spanier fallen. Der sterbende Guaiiarteme soll nach dem Lager geschafft werden. Allein kaum hat man den Verwundeten auf eine Bahre gelegt und der Zug sich in Bewegung gesetzt, als Dorama, durch den starken Blutverlust erschöpft, und im Gefühl des herannahenden Todeskampfes, auf die Erde niedergelegt zu werden verlangt. Er richtete sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Felsblock, während einige Spanier nach einer Quelle suchten, und in einem eisernen Helme Wasser herbeibrachten, um den Sterbenden die Gnade der Taufe noch theilhaftig werden zu lassen. So sass der König von Telde eine Zeitlang auf der Höhe von Arucas, und blickte sprachlos auf das Meer hinaus, bis das Blut in seinen Adern und das glühende Auge in seinem Haupte erkaltet und erloschen uud erstarrt waren. Dann lud man die Leiche auf und trug sie in das spanische Lager. Das ganze Heer paradirte bei dem Trauergottesdienst. Der Körper des eanarisehen Fürsten ward seinen Kriegern ausgeliefert, die ihn in einer Höhle der Gebirgsgruppe bestatteten, welche noch heute seinen Namen trägt. So starb Doramas, dessen Kraft und Weisheit und dessen Tugenden ihn über seine Generation erhoben, und dem das Vaterland in Anerkennung seiner Grösse, den Beinamen El ultimo de los Canarios „der Letzte der Canarier" aufbewahrt hat. Wenn man im Golimlo, im Viera und anderen glaubwürdigen Gesehichtschreihern die Einzelnheiten aus jenen Eroborungs-kriegen nachliest, und die Worte «ler eanarisehen Häuptlinge, wie sie der Verfasser in getreuer Ueberaetzeng wieder gegeben; wenn man in Allen, ohne Unterschied, übereinstimmend die Berichte und Erzählungen wiederlindel, wie die heidnischen, einfachen Na-lurmenschen auf jenen Inseln die christlichen eivilisirten Spanier beschämt haben, an Treue, Zuverlässigkeit und Edelmut h des Characters — so wird man an die Zeit der homerischen Helden und die Sitten und Kämpfe und den Untergang der Edlen unter den Indianerstämmen unwillkürlich erinnert. Der Tod Doramas hatte bedeutsame Folgen. Zunächst fielen dadurch die Gebiete von Telde, Salanejo, Arucas und Moya in die Hände der Spanier. Die Canarier verschanzten sich auch ihrerseits 8ttf den Höhen von Galdar und Tamaraceite, ohne den Muth zu haben, angrillsweise wider die Eroberer zu Werke zu gehen. Pedro de Arera sali die Notwendigkeit ein, auch von der Westseite der Insel her die Operationen gegen das Innere derselben zu beginnen. Es ward deshalb ein Theil der Besatzung nach jener Seite der Küste entsandt. Dort wurde das Castell von Agaete erbaut. Die von Alonso de Lugo befehligte Garnison bestand vaus fünfzig Bogenschützen und zehn Reitern. Unterdessen wandte sich der General-Capitain mit einer starken Truppenabi heiluug abermals auf Tirijana zu, in der Absicht, die Eingeborenen, die sich in den dortigen Schluchten und engen Thälern festgesetzt hatten, zunächst aus denselben zu vertreiben. Allein die Spanier wurden von allen Seiten so reichlich mit Steinwürfen bedacht, dass sie sich mit fünf und zwanzig Verwundeten eiligst zurückziehen mussten. Obgleich Vera durch erneuerte, kräftige Angrilfe sich endlich jener Positionen bemächtigte, so erreichte er dadurch doch nur sehr geringe Vortheile. Besonders unbequem machte sich den Spaniern Bentaguayre, ein tapferer Krieger von Telde. Er führte seine Unternehmungen mit eben so viel Schlauheit als Schnelligkeit und Nachdruck aus. Er überfiel die einzelnen Schildwochen, er drang Nachts in das spanische Lager, er tödtefe die Pferde in den Ställen und verursachte den Europäern vielen Schaden. Da erschien unerwartet noch einmal Juan Rejon vor Canaria. Es war dem alten General gelungen, von der Königin Isabella wieder zu Gnaden angenommen zu werden. Auf ihren Befehl 4* ward ihm das Obercommando wieder ertheilt, er erhielt wegen seiner früherem Kriegsl baten auf den Canarien den Beinamen „Adelantado" und man stellte vier Schilfe mit Truppen und Lebensmitteln ZU seiner Verfügung. Pedro de Vera war jedoch nicht gesonnen, seinem Nebenbuhler ZU Weichen, und widersetzte sich der Landung, wodurch llejou genölhigt ward, des schlechten Wetters wegen in Gomera anzulaufen. Er landete in der Bucht von Areniga und ging mit seiner Gattin und Kindern ans Land, um von den Mühseligkeiten der Heise auszuruhen. Hornau Peraza, der Sohn Diegos, welcher den Oberbefehl auf dieser Insel führte, befahl seinen Soldaten den General gefangen zu nehmen und vor sieh zu führen. Rejon Wollte sieh einer so entwürdigenden Gewalt innssregol nicht fügen. Es kam zu Thätliehkeiten, und in Folge deren ward «ler greise Rejon, in Millen seiner Familie, dureh den zu seiner Verhaftung abgeschickten Hauptmann ermordet. Die Cnpilaine der Schilfe, die den General begleitet halten, wussten nicht, was sie beginnen sollten, und zogen es vor, sieh wiederum nach Spanien zu begeben. Die Wittwe Dona Elvira Sotomayor ging von dort uaeh Sevilla und führte Beschwerde über den Mord ihres Gatten. Hernan Peraza ward nach Spanien entboten, um sieh zu rechtfertigen. Dem Einflüsse seiner mächtigen Verwandten gelang es, seine Freisprechung zu erlangen. Die Königin gab ihm gar ihre Ehrendame, Beatrix von Bobadilla. zur Gemahlin und legte ihm nur als Sühne für den Tod Rejous die Verpflichtung auf, zur Beschleunigung der Eroberung der eanarisehen Inseln, dem General Vera ein HülfscorpS zuzuführen. Peraza Schickte demgeinäss naeh Agaole zur Verstärkung der dortigen Besatzung zwölf Reiter, aehlzig Insulaner von Gomera und sieb enzig von Lanzarote, welche sein Vater zu diesem Zw recke ausgerüstet hatte. Er selbst erhielt darauf von Vera den Befehl, gemeinschaftlich mit Ahmst» de Lugo auf Galdar loszugehen, während der General - Capitain sieh von Moya und Arueas aus mit seiner Hauptmacht eben dahin wenden wellte. Die Unternehmung gelang. Peraza und Logo überfielen den Feind auf dem Wege von Artenara und schlugen ihn, Sie drangen dann mil Sonnenaufgang in Galdar ein, umringten Tenesor Senddans Palasl und nahmen ihn mit vier Gunyren und seinen Dienern gefangen. Mit diesen 11,1,1 emer grossen Beute an Schlachtvieh zogen die 713226 Spanier ins Lager Real »le las Palinas, von wo «ler gefangene Fürs! nach Spanien gesandt ward, um den Majestäten vorgestellt zu werden. Dort ward er wohlwollend empfangen und in der Cathedrale von Toledo getauft. Die feierliche Handlung ver-richfete «ler Cardinal Don Pedro Gonzalez de Mendoza. Der König Ferdinand übernahm dabei die Pathenstelle, und damit die Canarier in einem ihrem früheren Range entsprechenden würdigen Aufzuge erschienen, hafte er dieselben mit kostbaren Kleidern beschenkt. Der Guanarteme von Galdar trug enge seidne Unterkleider, ein Wamms von violettem Sammt, in Schnitt Und Stickerei Wie die Kleider «ler Hoflcutc. „ Die Guayren waren theils in blaue Wämser mit rothen Mänteln, theils in weite Röcke von grüner Farbe gekleidet. Alle trugen Halskrausen, spanische Federhüte und Stossdegen. Semidan, der in der Taufe den Namen Don Fernando Gua-näVteine erhalten, ward nach Canaria zurück dirigirt, mit dem Auftrag«', dahin Zu wirken, dass seine Landsleute keinen ferneren Widerstand leisten, sondern sich gegen die Zusicherung von Privilegien und Vortheilen der spanischen Krone unterwerfen möchten. Pedro de Vera bestand jedoch zunächst auf Subsidien. Die ihm zur Verfügung gestellte Truppeninacht war sehr zusammengeschmolzen und «Ii«' Notwendigkeit, den Ueberrest in mehrere Sectionen zu theilen, um den Angriff gegen einzelne befestigte Orte mit Erfolg von verschiedenen Seiten gleichzeitig unternehmen zu können — zersplitterte seine Macht so sehr, dass solche an keinem einzelnen Punkte einer bedeutenden Schaar der Eingeborenen Widerstand zu leisten im Stande war. Der spanische Hof befahl hierauf, neue Aushebungen zu veranlassen. Davon wurden vorzugsweise Riscaya und die Gebirge von Burgos betroffen, weil man annahm, dass der dortige besonders kräftige Menschenschlag am leichtesten «lie Beschwerlichkeiten dm* eanarisehen Kriegführung zu ertragen und zu überwinden im Stande sein würde. 308 Mann aus jenen Provinzen, unier der Führung von Miguel «le Mugica wurden eingeschifft; lerner zwei Schwadronen leichter Cavallerie und eine CompSgnie Infanterie, im Ganzen 260 Mann, von der heiligen llermandad von Andalusien. Während nun Pedro de Vera sich anschickte, das ihm vorgesteckte Ziel mit aller Energie zu erreichen, rüsteten sich auch die Canarier auf ihre Weise. Sie ernannten Bcntcjui zum Guanarteme und diu beiden tapferen Giayren Tazarte iniil Hecher Hamcnal zu seinen ITnfer-befohlshnbcrn. Sic wiesen alle Vcrmittelungs-Auträge Und Versprechungen ihres vormaligen Königs, der jetzt als spanischer Abgesandter unter ihnen erschien, mit Hohn und Knirüstung und mit Spott auf seine prächtige spanische Kleidung zurück. Als er ihnen aber in grosser Betrübniss erwiderte: „dass er als Kriegsgefangener so zu handeln verpflichtet sei, wie er thäte" — dagegen das Anerbieten, bei ihnen zu bleiben und seine frühere königliche Stellung wieder einzunehmen, von ihm abgelehnt war — verfügte er sich wiederum in p'as spanische Lager. Er berichtete über die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen und warnte Vera vor den Gefahren eines Krieges, dessen Schauplatz in die steilen und unzugänglichen Schluchten des inneren Theiles des Gebirgslandes verlegt würde. Der General bestand jedoch darauf, den Fei ml auf den Höhen anzugreifen und zu vertreiben. Er liess Beutayga, eine ganz uneinnehmbare Stellung der Canarier, einschliessen und nach einer vierzehntägigen Blockade angreifeil. Allein die Spanier richteten Nichts aus, indem unaufhörlich Baumstämme und Felsblöeke auf sie hinabgewälzt wurden. Sie zogen sich demnächst zurück, erstürmten aber bald darauf, unter der Führung einiger befreundeter Canarier, eine andere, gleichfalls sehr schwierige Stellung der Insulaner bei Titana und bemächtigten sich der dort aufbewahrten Vorräthe. Ein zweites glückliches Treffen ward bei Cendra geliefert, wo sich 300 befreundete Canarier unter der Führung von I). Fernando Guanarteme den spanischen Truppen anschlössen und den Sieg errangen, bei welcher Gelegenheit 200 Mann von den Streitern des Häuptlings Aytami zu den Spaniern übergingen. Da es zur Eroberung des Landes unumgänglich nothwendig erschien, den Feiud aus diesem schwierigen Gebirgslerraiu zu verfreiben, so wurde auch ein Zug wider den von unzähligen Schluchten und Abhängen umgebenen Berg Amodar angesagt. Auch hier gelang es durch die Führung Eingeborener, die Höhen ZU erklimmen, und die oben verschanzten Canarier bis auf den letzten Mann niederzuhauen. Der Kampf nahm von jetzt ah mehr den Charakter eines Vernichtungskrieges an, denn die Spanier schonten weder Alfer noch Geschlecht. Aytami überzeugte sich, dass ein weiterer Widerstand fruchtlos sein würde und unterwarf sich den Spaniern. Erhalte Tazarfe zu einem gleichen Entschlüsse zu bewegen gesucht, allein «Moser zog 68 vor, als freier Manu zu sterben und stürzte sieh von der Höhe des Tirma ins Meer. Um die Bergkuppen von Ajodar, wo sieh die letzten Verteidiger ihres Eilandes vereinigt hatten, von zwei Seiten gleichzeitig anzugreifen, erhielt Miguel de Mugica «Ion Befehl, sich mit seinen Leuten von der Seeseite her aufzustellen und dort das Zeichen zum gemeinschaftlichen Vorgehen abzuwarten. Allein Mugica drang voreilig in die Schluchten, ward umzingelt und verlor mit dem grüssten Theile der Seinen das Leben. Mit Mühe gelang es dem hinzueilenden Vera, den liest dieser Ab-theilung zu retten. Er war eben im Begriff sich mit demselben in das befestigte Lager zurückzuziehen, als die Nachricht eintraf, dass es 300 befreundeten Canariern gelungen sei, die Höhen von Ajodar zu erstürmen und die dort vereinigten Landsleute zu tödten. Nun sammelte Pedro de Vera alle seine Kräfte zu einem Ilauptschlage. Eine allgemeine Truppenbesichtiguhg ergab, die befreundeten Canarier mit eingerechnet, »tausend kampffähige Streiter. Wohl mit Lebensmitteln versehen, wandte er sich gegen das Thal Ansifo. Er wusste, dass dort die letzte feindliche Heeresabtheilung, 000 Mann, versammelt stand, und dass sich unter ihrem Schutze 500 Frauen, Kinder und («reise befanden, die den einzigen Ueberrest der Inselbevölkerung bildeten, welche die Herrschaft des Guaiiartemen Bentejui und des Faycau von Telde anerkannten, und sich den Spaniern nicht unterwerfen wollten. Am 29. April hatte man sich dem Feinde genähert, und schon war der Befehl zum Stürmen des Lagers der Canarier ertheilt, als I). Fernando Guanarteme sich die Vergünstigung erbat, noch einmal den Versuch einer friedlichen Unterwerfung zu machen. Er begab sich zu seinen Lundsleuten und fand sie in der traurigsten Verfassung. Mangel an Nahrung und die Verluste so vieler Angehörigen hatte sie inuthlos gemacht. Sie sahen keine Rettung, sondern nur Tod oder Sclaverei vor sich. Aul solche Stimmung wirkte die lebendige uud eindringliche Ueberroduugs-weise ihres ehemaligen Königs unwiderstehlich. .Man glaubte seinen Verheissungen und Zusicherungen und forderte ihn auf, sich selbst an ihre Spitze zu stellen, sie zu den Spaniern zu führen, und dort seine Bärgschaft für die gegebenen Versprechungen zu wiederholen. Als Alle au (brachen — ein trost- loses Iii Iii fast verzweifelnder und halbverhungerter Menschen, welche ohne Schuld aus dein Zustand«! einer idücklichcn und zufriedenen Unabhängigkeit feiner nicht zweifelhaften Zukunft entgegen gingen —■ da vermochten «li«k beiden Häuptlinge, der Guanarteme Bentejui und «ler Faycan von Telde weder sich «leu Ihrigen anzuschliessen, noch das traurige Ende «ler Freiheit ihres Eilandes abzuwarten und zu überleben. Sie stiegen hinauf auf die Gipfel der jähen Klippe von Ausite, sie umarmten sieh und mit den Worten: ..Alis tirma'' stürzten sie sich verein! in die schwindelnde Tiefe des Abgrundes hinab. Fernand«» geleitete jene Schaar, unter der er sein«' einzige Tochter, die Verlobte Hentejui's wiedergefunden, in «las Lager der Spanier. Er führte sie auf Pedro de Vera zu, der ihnen in glänzender Umgebung entgegen gekommen war, und sprach: „Wenige unglückliche Insulaner, noch vor Kurzem unabhängig, bringen ihr Vaterland den katholischen Majestäten dar und stellen sich und ihr Besitzthum unter «leu Schutz ihrer neuen Herren/* Das war das Ende der Eroberung «lieser schönen Insel. Der Bischof Frias stimmte das Te deura an, und gegen Abend, als man nach Beal «1«^ las Palmas zurückgekehrt war, stieg der Fähnrich Alonso Jaimez auf die Plattform des Thurmes, entfaltete die königliche Standarte und rief zu dreien Malen, unter tausendstimmigen Vivas: „Gran Canaria im Namen «ler erhabenen und allmächtigen katholischen Majestäten, Fernando und Isabella, unsre Herren, König and Königin von Castilien und Aragon!" Die Colonisation der Insel ging nun schnell vor sich. Jeder erhielt seinen Antheil und Pedro de Vera hatte wohl gesorgt, dass er selbst bei «ler Belohnung seiner eignen Dienste und Verdienste nicht zu kurz kam. J)\o. verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen den Perazas, Herreras und Saavcdras halten die Inseln Lanzarote, Fuerteventura, Hierro und Gomera unter «l«'n Einlluss mächtiger und ruhmrediger Familien gestellt. Die Eingeborenen, obgleich ihre Zahl durch so vi«'l«> Kriegsjahre und unfreiwillige Verbannungen nach Spanien zusammengeschmolzen, obgleich ihnen «Jas Joch der Sklaverei von ihren neuen Herren nicht .erleichtert war, — denn statt «les früheren freien Besitzes war ihnen für schwere erniedrigende Arbeit kaum «lie magere Kost zur Fristung eines trostlosen Lebens gelassen — die Eingeborenen hatten doch noch lauge Zeit ihre Liebe zur Unabhän- gigkeit, die einst ihr Stolz war, bewahrt. Die Fremdherrschaft vermochte den National-Character weder mit Gewalt zu unterdrücken noch zu ändern. Die natürliche Reizbarkeit der Insulaner fand nur zu häufige Nahrung in der Willkühr und dem Un-recht der neuen Machthaber-, und mehr wie einmal erhoben sich die Einwohner wider d\e drückende Last einer Feudalherrschaft, die ihnen um so unerträglicher ward, als es keine Aussicht gab, seihst gerecht fertigten Beschwerden Abhülfe verschafft zu sehen. Auch Hierro und Gomera halten ihre Auflehnungen wider die spanischen Colonisten und Gouverneure und Canaria blieb dahinter nicht zurück. Das weitläuft ige und zerklüftete Gebirgs- Terrain mit seinen Höhlen und Schluchten und der üppigen Vegetation an Bäumen und .Sträuchern machte es möglich, dass sich eine Anzahl von unabhängigen Eingeborenen dort verbergen, und dass diese unentdeckt und ungestraft lange Zeit die neuen Grundbesitzer der Insel belästigen konnten. Nicht allein, dass auf diese Weise oft Unschuldig*! die Vergehen Andrer zu hüssen hatten, dass die Regierung in die Notwendigkeit versetzt ward, mit energischen Mitteln jeden Versuch einer Auflehnung wider die öffentliche Ordnung und ihre Vertreter zu unterdrücken -— so waren auch die Folgen solcher Auftritte stets für die Eingeborenen am Nacht heiligst en. Das Vertrauen schwand und man beschränkte die Insulaner immer mehr. Im Jahre I48S brach ein solcher Aufstand auf der Insel Gomera und zwar mit so drohenden Anzeichen aus, dass Hornau Peraza sich genOfhigt sah, sich in das Insel-Casfeil mit seiner Gemahlin und Dienerschaft zurückzuziehen. Sobald Pedro de Vera dies erfuhr, schiffte er sich mit einer Truppenabtheiluiig ein, landete in Gomera, überfiel die Aufrührer und jagte sie bis in die Berge, WO sie sich ergaben, um Gnade baten und Gehorsam gelobten. Vera kehrte mit 200 Kriegsgefangenen heim; aber kaum waren die Segel seines Schiffes aus er Sicht, als der Aufstand und zwar mit erneuerter Heftigkeit sich wieder erhob. Die erste Veranlassung dazu hatte der grausame und despotische Character Perazas gegeben, der sich jederlei Willkühr gestattete und die Liebe der Inselbewohner vollständig verscherzt hatte. Seine Liebeleien mit den Töchtern des Landes waren stets mit Unwillen und oft mit Rachegefühl der verwandten oder bethei-ligten Personen beobachtet worden. Neuerdings unterhielt er ein Verhältnis« mit der schönen Ibaila aus dem District Guahedun. 6074 Ihr Vater und Verlobter geriethon darüber in grosso Entrüstung. Diesen Umstand benutzte Hupalupu, ein einflussreicher Häuptling. Er wusste den Tribus von Mulagua zu bewegen, sicji gegen die Tyrannei des Gouverneurs zu erheben, und wenn auch nicht der Insel die volle Unabhängigkeit zu verschallen, so doch dieselbe von ihrem jetzigen Unterdrücker zu befreien. Die Verschworenen verabredeten ihren Mordpinn auf die nächste Zusammenkunft der Liebenden, welche wenige Tage darauf in der Höhle von Guahedun statt fand. Ibella benachrichtigte Peraza von der ihn bedrohenden Gefahr, worauf er Schild und Schwerdt ergriff und aus der Höhle hinaustrat, um die Mörder anzugreifen. Allein jene hatten diesen Augenblick für ihr Vorhaben gewählt. Hanfaeuperehe, Iballas Vater, war im Dickicht über dem Eingange der Höhle verborgen, und, mit einem Speer bewaffnet, stioss er die Spitze desselben dem aus der Höhl«! unter ihm hinaustretenden Peraza mit solcher Gewalt in's Genick, dass derselbe sofort todt zusammenstürzte. Die andern Verschworenen fielen über die in einiger Entfernung wartenden drei Pagen her, von denen zwei gleichfalls ermordet wurden. Der dritte aber entkam und hinterbrachte die Trauerkunde der Galtin Hernandez. Inzwischen verbreitete sich der Aufstand mit missender Schnelligkeit über die Insel und Beatrix von Bobadilla sah sich zum zweitcnmale genöthigt, sich mit ihren Kindern, Dienern und den ihr treu gebliebenen Insulanern vom Tribus Orone in der Burg einzusehliessen. Obgleich Haulacupcrche mit den Robellen das Castell belagerte, SO wurden sie doch durch die Besatzung, unter dem Befehl von Alonso de 0Campe und Antonio de la Penn, so übel empfangen, dass der Anführer Han-tacuperche und viele Genossen getödtet wurden, worauf die übrigen sich in die Berge von Garagonache zurückzogen. Pedro de Vera kehrte auf die erste Kunde von diesem Frevel mit 400 Mann von Canaria zurück. Da er es für gewagt hielt, sich mit einer im Aufruhr begriffenen Bevölkerung einzulassen, so schien es ihm angemessener, die Sache anders einzuleiten. Er veröffentlichte einen Waffenstillstand, er verhiess Verzeihung und Frieden, und lud die Gesainintbevölkerung der Insel ein, als einen Beweis ihrer guten Absichten, sich zu den öffentlichen und glänzenden Feierlichkeiten des Trauergottesdienstes zu Ehren des Verstorbenen einzufinden. Die grössere Zahl der Bevölkerung aus der ganzen Umgegend stellte sich ein. Man fürchtete, als schuldig angesehen zu werden, wenn man nicht seineTheilnahme und Schmerz ober das Vergangene öffentlich zur Schau trüge, und so war die in der Kirche und um dieselbe versammelte Menge von Männern, Weibern und Kindern ungemein zahlreich. Allein während der gottesdienstlichen Handlung sahen sich die Gomerianer plötzlich von den Soldaten Pedro de Veras umzingelt, theils gefesselt, theils unter Drohungen gewaltsam zusammengeschnürt und in den Vorhof des Castells eingepfercht und bewacht. Unterdessen brach Pedro de Vera mit einer anderen Truppenabthei-lung gegen den Distrikt Ganaronadu auf, und bemächtigte sich durch Ueberraschung aller derjenigen Einwohner, die seiner Aufforderung nicht Folge geleistet und sich nicht zur Begräbnissfeierlichkeit eingefunden hatten. Auch alle diese, ohne Ausnahme wurden unter sicherer Bedeckung nach dem Castell»getrieben. Kaum dort angelangt gab Vera das Zeichen zum blutigen Opfer. Sämmtliche Einwohner des Distriktes von Agana, welche älter als fünfzehn Jahre waren, wurden erschlagen, Einige gehängt, Andre durch die Strasse geschleift, Vielen Hände und Füsse abgehauen. Der grössere Theil der Bewohner der benachbarten Distrikte ward eingeschifft und als Solaven verkauft. Da Vera ermittelt zu haben glaubte, dass ein Einversländniss der Aufrührer mit den von ihm unlängst als Kriegsgefangene nach Canaria gesandten Gomeriaiiern stattgefunden hätte, so liess er nach seiner Bückkehr nach Canaria alle Männer unter denselben, welche im Stande waren, die Waffen zu führen, aufhängen und sämmtliche Weiber und Kinder als Selaven verkaufen. Vera würde in seiner unersättlichen Bache gewiss noch weiter gegangen sein, wenn er nicht von den Cortes nach Spanien berufen wäre, um gegen die Mauren bei der Belagerung von Granada verwendet zu werden. Im Jahre 1489 traf der für das Bisthum von Canaria bestimmte Bischof Miguel de la Cerda daselbst ein, da der Bischof Juan de Frias kurz vorher gestorben war. Dieser Geistliche begann damit, denjenigen Unglücklichen, welche Vera von Gomera herübergebracht, und welche von der allgo.....inen Schlächterei noch übrig geblieben waren, die Freiheit zu verschaffen. Im selben Jahre ward Francisco Maldonado zum Gouverneur von Canaria ernannt, Inzwischen war der Bau der neu angelegten Städte Telde und las Palmas 'bedeutend vorgeschritten. Die Kathedrale von v. Miiiutoli: Die oanwi*oh«n Inieln ^ c>r> Lanzarote war narli Canaria verlegt, weil statt des Bisthoms San Mareial-Rubieon ein neues Bisthum Canaria gegründet war. Die Daulust ward plötzlieh erweckt. Es erstanden Kirchen und Klöster, Audienzen und Inquisitionsfribunale, und das neue Castell JVuestra Seiiora de la Luz, und ausserordentlich zahlreich waren die Mitglieder angesehener spanischer Familien, welche sich in dieser immer mehr erblühenden Insel niederliessen. Von diesen Familien mögen hier nur angeführt sein: die Mendoza, Pena. Cervantes, Quintana, Navarra, Römern, Floros, Pnuee etc. Der neue Gouverneur sah sieh um nach Wnlfonruhm und Kriegsbeule. Er warf sein Augenmerk zunächst auf Tenerifa. Er vereinigte sieh mit Fernande/, de Saavedra von Fuertevenfura. Mit einer Truppenmacht von 300 Mann segelten sie nach Tenerifa, landeten jn Anaga und marsch irten sofort auf la Laguna los. Maldonado war mit der Mal He der Mannsohnfl vorausgezogen und stiess plötzlich auf einen Trupp von 1500 Guanchen unter Anführung ihres Mencey (Oberhaupt) von Anaga. Unvorsichtiger Weise begann er sofort den Kampf und würde darin bald völlig mil erlegen haben, wenn nicht Saavedra noch zu rechter Zeit zu Hülfe gekommen wäre, und seinen Rückzug gedeckt hätle. Es waren in diesem Kampfe 300 Insulaner, aber auch 100 Spanier geblieben und die Eroberungslustigen hallen nichts Eiligeres zu thun, als sich wieder einzuschulen, und mit der Ansicht heimzukehren, dass es zu einer solchen Expedition grösserer Streitkräfte und grösserer Talente und Erfahrung in der Führung bedürfe — als der vorhergehenden. Zu ferneren wichtigen Unternehmungen war unter den Rittern, die in den letzten Jahren ihre Tapferkeit und Umsicht zu bewähren Gelegenheit gehabt hatten, Alonso Logo der ausgezeichen-teste. Er war immer noch Commandaut von Agaete und das friedliche Leben, was nach der beendeten Eroberung der Insel auf Canaria eingetreten war, behagte seinem strebsamen uud thä-figen Wesen zu wenig, um sich nicht unbehaglich und unbefriedigt zu fühlen. Er verfügte sich deshalb nach Spanien, stellte sich den Majestäten vor und erbat die Erlaubniss in Ihrem Namen die Inseln Palma und Tenerifa erobern zu dürfen. In dem Campo de Santa fe händigte ihm die Königin Isabella die Ermächtigung zur Eroberung der gedachten Inseln ein. Mit dem erforderlichen Gclde erhielt er auch die nöthigen Anweisungen, um in Cadiz die Schiffe ausrüsten und mit den von ihm vor- langten Lebensmitteln und Kriegsvorräthen versehen zu lassen. Seine Truppenmacht bestand aus 900 Mann, theils Spanier, theils getaufte Insulauer van den Canarien. Ausserdem schlössen sich eine Menge junger Edelleute dem Zuge an, der zunächst gegen die Insel Palme gerichtet ward. Am 29. September 1491 landete Alonso an der Küste hei Tazacorte, wo er ein Lager aufschlug. Seif längerer Zeit waren die Bewohner der Westküste der Insel mit der Bevölkerung von Hierro in Verbindung gewesen. Es machte den Spaniern Niemand Schwierigkeiten bei der Landung; man kam ihnen offen uud herzlich entgegen, und insbesondere erklärte sich der dortige Fürst Mayantigo, Haupt des Tribus von Arydana, des mächtigsten der Insel — bei der ersten Zusammenkunft sofort zur Abschliessung eines Traktates bereit. Er wollte mif den Spaniern einen Friedensvertrag niedersetzen, die Oberherrschaft der katholischen Majestäten anerkennen und sammt seinen Unterthanen zum Christenthum übertreten. Er hatte sich jedoch für seine Person die Regierung seiner Herrschaft mit den seinem Range gebührenden Prärogativen vorbehalten. Alonsos ritterliche und edle Formen gewannen ihm alsbald die Zuneigung der Insulaner, und die Tribus, der von Haonarytas, vertreten durch die Häuptlinge Echedey, Tainanca, Echentine und Azuquahe, welche in den Tribus von Tihuya, Guecheves und Abenguareine herrschten, verlangten unter gleichen Bedingungen in jenem Vertrage mit aufgenommen zu werden. Allein der General fand beim weiteren Vordringen in das Innere der Insel, namentlich in dem Lande Tijalate, beherrscht von den Fürsten Jariguo und Garahagua nicht dieselbe freundschaftliche Aufnahme. Die Bevölkerung jener Distrikte griff zu den Waffen und schickte sich an, Alonso von den Höhen, die er mit seinem Heere erstiegen, mit Gewalt hinabzulreiben. Als letzterer nun angreifen liess, zogen sich die Insulaner zwar zurück, aber sie besetzten die fast unzugänglichen steilen Klippen von Tinibucar, welche nordöstlich belegen sind. Aber auf die Dauer vermochte die Inselbevölkerung dem tapferen spanischen General nicht zu widerstehen, dessen Lokalkenntniss und Kriegs-erfahrung ihm ein grosses Uebergewicht verlieh. Als man die Winterquartiere bezog war die ganze Insel unterworfen, mit alleiniger Ausnahme des Distriktes, den der tapfere Tanansu beherrschte. Mit dem Beginne des Frühlings brach Alonso gegen Diesen auf, der sich mit seinen Truppen in dem vulkanischen Thale Ecero, welches später Caldera benannt ward, verschanzt hatte. Dieses Thal bildete den Krater eines ungeheueren eingestürzten Vulkans, und in ihm hatte sieh neben den zerklüfteten Lava-sirüinen eine üppige Vegetation entwickelt. .Ks führten in diesen Kessel nur zwei enge und schwierige Zugänge, nämlich die Schlucht von Allgustins, durch welche der Ajerjo strömt und das Delilee von Adamacansis. Die Insulaner, zu den kriegerischesten der Bevölkerung gehörend, waren entschlossen, sich auf's äusserste zu vertheidigen und «ler erste Angriff auf ihre vortheilhafte Stellung ward durch keinen günstigen Erfolg gekrönt, im Gregentheil wandte der Kampf sich so entschieden zum Naehtheil der Spanier, dass Aloiiso, um einer vollständigen Niederlage zu entgehen, sich auf bedeutende Entfernung zurück zog. Allein er erneuerte am folgenden .Morgen den Angriff, unterstützt durch die Krieger der befreundeten Stämme der Insel, und es gelang ihm den Zugang zum Krater durch die grosse Schlucht, welche weniger stark vertheidigt schien, zu erzwingen. So gelangte er mit den Anführern seiner Truppen, denselben voraus eilend, und zunächst umgeben von Insulanern, die ihn auf ihren Schultern trugen, nach der engen Schlucht, die den Namen Paso del Capitan erhielt, als Tanansu, von der Annähriing der Spanier unterrichtet, plötzlich inil seinen Kämpfern auf dem gegenüberliegenden steilen Ufer des Ajerjo erschien, und die Gegner im weiteren Vordringen aufhielt. Der Inselfürst hatte gelobt, den Kampf bis auf das Aeusserste fortzusetzen und hatte, um in seinen Bewegungen nicht gehindert zu sein, alle kriegsunfähigen Männer, Weiber und Kinder entfernt, und in fast unzugängliche Höhlen verbergen lassen. Alonso sah die Unmöglichkeit-weiter vorzudringen und versuchte mit Tanansu zu unterhandeln, wobei er sich eines der befreundeten Fürsten als Dolmetscher bediente; allein derselbe erklärte, dass die Spanier sich zuvörderst bis in den Distrikt von Aridana zurückziehen mussten, und dass er dann dorthin kommen uud die Unterhandlungen beginnen Wolle. Alonso erklärte sich dazu bereit, befahl den Rückzug und liess, während seine Truppen sich deingeuiäss in Bewegung setzten, eine starke Abtheilung sich in dem Delilee von Adamacansis aufstellen, um die Seinigen gegen einen mögliehen Ueberfall zu decken. Er hatte dabei zugleich eine andere Absicht, nämlich seinen Gegner von dieser Seite her unvorbereitet anzugreifen, falls die Unterhandlungen sieh zerschlügen. Als nun am Morgen des dritten Mai Tanansu sieh nieht eingefunden hatte, setzte sieli Alonso mit den Seinen in Marsch, um ihm entgegen zu gehen, und stiess auf die Insulaner auf einer Stelle in der Schlucht, die sich als ein für die Spanier sehr günstiger Kampfplatz darbot. Tanansu, in der Meinung, es handele sich um die verabredete Besprechung, ging den Spaniern unbewaffnet und ohne Misstrauen entgegen, als plötzlieh Alonso das Signal zum Kampfe geben liess, und während die Spanier von dieser Seite mit aller Macht über ihre bestürzten Gegner herfielen — befahl, dass die in der Schlucht von Adamacansis aufgestellte Abtheilung von der entgegengesetzten Seite eindrängen und den Insulanern den Rückweg abschneiden sollte. Der Kampf, der sich entspann, war zu ungleich, um ihn als eine Schlacht zu bezeichnen. Als die Spanier von der Metzelei ermüdet waren, hörten sie auf die Friedens-Anerbietungen der wenigen Uebriggebliebenen, unter denen sich der schwer verwundete Fürst befand, der sich eben keiner hochherzigen Behandlung seines Gegners zu erfreuen hatte, denn er ward mit den übrigen Gefangenen als Sclave nach Spanien gesandt. Tanansu überlebte sein Schicksal nicht lange. Kr tüdtete sich durch Hunger. Alonso Logo ward von den katholischen Majestäten sehr belobt und zum Gouverneur von Palma ernannt. Er setzte als seinen Stellvertreter daselbst seinen Neffen Juan Fernandez dt; Logo Senorino ein, liess ihm seine Befehle zur Beendigung der dorfigen Angelegenheiten, namentlich hinsichts der Vertheilung der Ländereien und Einsetzung eines Ayuntamienfo, zurück — und begab sich nach Canaria, wo er die Vorbereitungen zur Eroberung von Tenerifa anordnete. Es wurde nun die Stadt Palma gegründet, mit dem Bau von Kirchen und Klöstern begonnen, und Portugiesen, Flamänder und Franzosen stellten» sich ein, kauften Ländereien und Hessen sich auf der Insel nieder. Nachdem die Kriegsrüstungen beendet waren, verliess Alonso am 12, April 14(13 mit 15 Bregantinen, 1000 Bogenschützen o im! 100 Reitern die Insel und landete am Morgen des folgenden Tages im Hafen von Anaza, wo er nach Errichtung des heiligen Kreuzes ein Lager aufschlagen liess. Am 4. Mai setzte sieh Alonso mit seiner Armee in Bewegung und schlug den Weg nach la Laguna ein. Auf der halben Höhe sah er sich jedoch durch den Mencey von Taoro, Guebehi Beneomo aufgehalten, welcher mit vielen Streitern die umliegenden Berge, die den Weg beherrschten, besetzt hielt, und den Marsch der Spanier beobachtete. Der General hielt es für angemessen, halt zu machen und einen Hauptmann an den alten Mencey abzusenden, und demselben Frieden und einen Vertrag unter gleichen Bedingungen anbieten zu lassen, wie ihn die Fürsten in Palma angenommen hatten. Allein Beneomo wies dies Anerbieten mit Stolz zurück. Er antwortete dem Abgesandten: „wenn es den Spaniern um Frieden zu Ihun sei, so möchten sie die Insel verlassen. Was das Christentum anbeträfe, so möchten es diejenigen annehmen, die solchen Wunsch hätten — denn es schiene eine gute Sache zu sein. Mit Bezug auf die Unterwerfung bemerke er, dass er König und Niemandem, als seinem Cotte Achaman unterthan sei, und dabei möge es bleiben «bis zu seinem Tode." Beneomo brach nichts desto weniger auf, er schlug den Weg nach seiner Herrschaft Taoro ein, um sich mit den übrigen Fürsten der Insel, welche sich in Arantapala versammelt hatten, über die zur Landesverteidigung zu ergreifenden gemeinschaftlichen Massregeln zu berathen. Alonso erachtete es bedenklich, die Feindseligkeiten seinerseits zu beginnen. Er zog sich nach dem Lager zurück und befestigte dasselbe durch Mauern und Thürme. In Arantapala waren von den acht Fürsten der Insel nur sieben vereinigt, indem der König von Guimar beschlossen hatte, seinen eignen Weg zu gehen. Auch die übrigen vermochten nicht, sich zu verständigen. Ehrgeiz und Eifersucht, welche noch heut zu Tage auf den eanarisehen Inseln, und namentlich hinsichts der Stellung und Rechte der Inseln untereinander herrschen, und manches Gute stören oder nicht fördern, was eine Einigkeit im Interesse des Gemeinwohls herbeiführen würde — diese traurigen Erscheinungen traten auch damals in einer Weise auf, welche wesentlich dazu beitrug, die Eroberung zu beschleunigen. Vergeblich setzte Beneomo den Fürsten die Notwendigkeit auseinander, zusammen zu halten, die Kräfte nicht zu zersplittern, und durch die Einheit des Willens und Handelns den Spaniern die Besitznahme unmöglich zu machen. Da Beneomo dabei vorschlug, das Ober-Commando über die vereinigte Macht ihm selbst zu übertragen, da er der Aelteste und Erfahrenste und Mächtigste von ihnen sei, indem er sich bereit erkläre, 4000 Streiter aus Taoro zu stellen — so erwiederten die übrigen Fürsten, dass sie dadurch in der Achtung ihrer Völker verlieren würden, und dass sie sich unmöglich unterordnen und ihre Selbstständigkeit Preis geben wollten. Wiewohl die Monceys von Tacoronte, Te-gueste und Anaga und der Achiinencey von Zebensui sich Ben-comos Ansicht anschlössen, dass man gemeinschaftlich wider den eroberungssüchtigen Feind handeln müsse, so blieben doch die Menceys von Abona, Adeje und Iood dabei, dass es angemessener sei, einem jeden Einzelnen die Verteidigung Seines Landes mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln allein zu überlassen. So beschlossen denn die Anhänger Beiieonios gemeinschaftlich die Art der Kriegsführung und die anzuwendenden Mittel, um den Spaniern ein weiteres Vordringen und ein Festsetzen auf der Insel unmöglich zu machen. Der Mencey von Guimar, Namens Anaterve, fand es dagegen angemessener, von allen feindlichen Absichten wider die Spanier abzustehen und ihnen Frieden uud Unterstützung anzubieten. Er handelte darin weniger auf eignen Autrieb, als in Folge der Ueberredung eines gewissen Anton, welcher einen grossen Ein-IIuns über ihn gewonnen hafte. Es ist dies derselbe Anton, «ler bei Gelegenheit einer früheren Expedition nach der Insel Tenerifa als Knabe aufgefangen, nach Lanzarote geführt und dort getauft ward, und dessen man sich zu seiner Zeit bedienen Wollte, um ein«; Verständigung mit den Inselbewohnern zu erleichtern. Bei einer späteren Landung gelaug es Anton zu entkommen. Er begab sich zum Könige von Guimar, dem er viel von den spanischen Sitten, Einriebtungeu und von der christlichen Religion mittheilte, und sein Interesse für die Europäer wach zu erhalten wusste. Anaterve verfügte sich mit b'OO Guanchen in das spanische Lager, wo er von Alonso mit grosser Zuvorkommenheit und Feierlichkeit aufgenommen ward. Die Truppen rückten aus, die Trompeten schmetterten und sämmtliche Feldgeschütze wurden gelöst;. Der Mencey von Guimar erklärte sich bereit, den spanischen Majestäten huldigen zu wollen. Er verlangte getauft zu werden, erbot sich, den Spaniern Lebensmittel zu schallen und Hülfstruppen zu stellen, und sprach sich gegen die Vereinigung und den beabsichtigten Widerstand der in Arantapala versammelten Fürsten aus. Wenige Tage darauf lieferte er den Spaniern 500 Ziegen und fügte Geschenke an Gerste, Gofio, Milch und Käse hinzu. Alonso schien aber, trotz der angebotenen Unterstützung, und obgleich die vereinigten Fürsten sich keinerlei Angriffe des Lagers erlaubten — die Feindseligkeiten nicht beginnen zu wollen, und beschränkte sich lediglieh auf kleine Streifzüge in die Thäler von Tegueste und Anaga, und auf Ausflüge, um Schlachtvieh von den Wiesen und Höben der Nachbarschaft wegnehmen und in's Lager eintreiben zu lassen. Mit dem nächsten Frühlinge jedoch begannen die Spanier in die Offensive überzugehen und Alonso besehloss seinen Hauptgegner, den Mencey Beneomo in Taoro selbst aufzusuchen und anzugreifen. Es mag dahin gestellt bleiben, ob die Erzählungen Vianas von den Liebesabentheuern einiger spanischen Ritter mit Insulanerinnen richtig sind, wodurch seiher Angabe nach gegenseitige Beziehungen eingetreten waren, welche dem spanischen General eine Aussicht auf den glückliehen Erfolg seiner Unternehmungen eröffnet hätten. Viana bespricht namentlich eine sehr poetische Liebe zwischen dem Ritter Castillo und der schönen Daeil, Tochter des Fürsten von Taoro einerseits, und zwischen dem Sohn des Fürsten von Guimar mit der im spanischen Lager befindlichen reizenden Guazimirn andrerseits. Thatsaehe bleibt, dass der Feldzug einen traurigen Ausgang nahm. Die Inselfürsteu, welche sich mit Beneomo vereinigt hatten, waren noch einmal auf der Wiese von Tagoror zusammengekommen und hatten dort gelobt ihr Schutz- und Trutzbündniss zum Heile ihres Vaterlandes aufrecht zu erhalten, und alle Kräfte aufzubieten, um die Unabhängigkeit der Bevölkerung der Insel zu wahren. Bencomos Bruder Tinguara, der von dem Marsche der Spanier genau unterrichtet war, legte 300 der tapfersten Guanchen in einen Hinterhalt in dem wilden Baranco von Acentejo, den die Feinde pas-siren mussten« Beneomo ging den Spaniern mit 3000 Manu entgegen. Er nahm mit grosser Umsicht die günstigsten Stellungen auf den Höhen ein, und sorgte dafür, dass alle Abtheilungen seiner Truppen verdeckt aufgestellt wurden, was bei der dichten Belaubung der Beige leicht auszuführen war. Nachdem die Spanier die Ebne Rodeos durchzogen, langten sie an dem Eingänge in die Schlucht an. Die Guanchen verhielten sich ruhig, Niemand ahndete ihre Nähe. Die Spanier zogen weiter. Der General passirte die Schlucht und das Heer befand sieb Angesichts des schönen Thaies von Arantapola. Die leise Stille rings umher überraschte Alonso. Sie beunruhigte ihn, und er befürchtete, dass man ihm irgendwo einen Hinterhalt gelegt haben möchte. Es wird Halt geblasen, und das plötzliche Stocken in der Bewegung der zahlreichen Armee, umgeben von einer beträchtlichen Heerde geraubten Schlachtviehes überrascht. Immer dieselbe lautlose Stille. Alonso befiehlt den Rückzug anzutreten. Die Schwüle des Tages ermüdete, der Rückmarsch, ohne eine besondere Veranlassung dazu, beunruhigte die Truppen. Der Schritt wird unwillkürlich lebhafter, und ein unklares und unbehagliches Vorgefühl lässt die Absicht errathen, die Schlucht sobald als möglich wieder zu passiren. Da erfüllt plötzlich ein tausendstimmiges gellendes Pfeifen und Schreien die Luft, ein Heulen und Rufen., das von den steilen Wänden der engen Felsschlucht zuBückprallt und wie ein rollender Donner über den Häuptern der Spanier dahin zieht. Und wie der zuckende Strahl sich aus den Gewitterwolken entladend hinab sehiessl, oder wie die heisshungrigen Geier aus den Lüften pfeilschnell auf ihre Beute stossen, so stürzen sich die Guanchen aus ihrem Versteck von den Höhen auf die betäubten Spanier im tiefen Grunde. Diese sehen sich ausser Stande, sich zum Widerstand zu entwickeln. Beengt durch die felsige Thalschlucht und ein mit Steinblöcken besätes Terrain, behindert durch das in ihren Reihen befindliche Schlachtvieh, in Unordnung gebracht durch die erschreckten Rosse, welche sich bäumen und ihre Reiter abwerfen, und reihenweise niedergeschmettert durch die Felsstücke und Stämme, welche von beiden Seiten auf sie herabgewälzt werden, denken die Spanier nur daran, ihr Leben * zu retten. Der Capitain Diego Nimez, der die Vorhut eommandirt, und sich vergeblich bemüht, Ruhe und Ordnung herzustellen, wird durch einen Steinwurf getödtet. Alonso bemüht sich, durchzudringen und sich verständlich zu machen. „Freunde! ruft er aus, heut ist der Tag, wo die castiliauische Tapferkeit ihre Probe bestehen soll. Gott und unsre Zuversicht werden uns beistehen!" Aber seine Aufmunterungen vermögen nichts, wider die Wutii und" Uehermacht der Gegner. Die dichtgedrängten Reihen der Spanier lichten sich, die Verwundeten und Todten versperren den Weg und die Lebenden begnügen sieh, den Beistand Santiagos anzurufen. Üa gelingt es einem Trupp Bogenschützen auf eine Felskuppe zu klettern uud von dort einen wirksamen Augrift aut 5* die Feinde au eröffnen. Aber den vereinten Anstrengungen der Guanchen weicht die die Kuppe stützende Steinuni erläge, und der Felshluck mit sammt den darauf befindlichen Schützen stürzt sich überschlagend in die grausige Tiefe. Zwei Stunden dauerte diese Metzelei, und auch Alonso war im Hegriff zu unterliegen, denn von allen Seiten umgaben ihn die Guanchen, Da forderte ihn Pedro Mayor, ein Bogenschütz, auf, mit ihm den Mantel zu lauschen, denn er hatte bemerkt, wie die Guanchen sich bemühten, den einzigen Träger eines rolhen Mantels, den sie mit Recht für den Oberanführer hielten, mit ihren Lanzen zu erreichen. Alonso gab den Bitten nach, und kurze Zeit darauf sank der hochherzige Bogenschütz, von sechs Guanchen zugleich angefallen, zum Tode getroffen zu Boden. Da bemerkte der spanische Feldherr den Mencey Beneomo in seiner Nähe. Wüthend stürzt er sieh demselben entgegen und verwundet ihn, wird jedoch im selben Augenblicke durch einen Steinwurf betäubt und sinkt vom Pferde. Schon haben ihn einige Guanchen eriasst und aufgehoben, um ihn als Gefangenen aus dem Getümmel in Sicherheit zu bringen, als es einigen Männern von den Hülfstruppen des Königs von Guimar gelingt, sich des besinnungslosen Generals zu be-mäohligen, ihn auf sein Ross zu heben und aus dem Gedränge fort in Sicherheit zu bringen! Diese tapferen Insulaner deckten mit ihrem Körper den noch immer bcvvusstloseu Alonso gegen die Stein- und Speerwürfc der verfolgenden Guanchen und brachten ihn auf diese Weise in das Lager zurück, indem sie die Ebene Rodeos vermieden, wo die Fürsten von Taeorontc und 'regnest e ihre Streiter aufgestellt hatten, und durch die ihnen bekannten, • bewachsenen Borgsehluehfeii in der Nähe hiiiabzogen. Auf ähnliche? Weise verdankten mehrere spanische Hauptleute ihre Rettung ledigüeh der Dazwischenkiuill und aufopfernden Hingebung der Männer von Guimar. Das trostlose Resultat dieser Unternehmung war der Verlust von «00 spanischen und 300 eanarisehen Soldaten. Von den 200 Mann, welche das spanische Lager erreichte», war kein Einziger, der nicht wenigstens eine Wunde davon getragen hätte. Die Spanier gaben den Verlust der Guanchen auf 2000 Mann an. □je Tapferkeit der Anführer der letzteren, und einzelne Züge ihrer hehlcnmüthigen Ausdauer blieben lang«' Zeit im Munde des Volkes. Insbesondere pries man die Kraft und Ausdauer Tigiaigo's, Tanoo's, Godelos, Badaico's, Hamigo's uud Sinnes. Die Schlacht, iiikI das Schlachtfeld nannte man Matanza oder das Sehlaeliten, und diesen Namen hat die Gegend und das dort spater erbaute Dorf bis auf den heutigen Tag erhalten. Eine Abtheilung von 30 Spaniern rettete sich, gedrängt von 500 (Juanehen, in eine Höhle, und vertheidigte sieh dort mit dem Mufhe der Verzweiflung'bis zum folgenden Tage. Als Beneomo dies erfuhr, begab er sich an Ort und Stelle, nahm die Capitu-lafion der Eingeschlossenen an, entliess sie jedoch ohne weitere Bedingungen frei zu ihren Landsleuten. Ebenso gab er den unter den Leichen aufgefundenen schwer verwundeten Hauptmann Juan Beuifez und Andern die Freiheit und sicheres Geleit und bewährte sich ebenso hochherzig nach dem Kampfe als tapfer während der Schlacht. Neunzig von den mit den Spaniern verbündeten Canariern haften sich, verfolgt, bis in die Niederung von Taoorontc, geflüchtet, dort in's Meer gestürzt, und sich schwimmend nach einer daselbst befindlichen Felsklippe gerettet. Als Alonso einige Tag«; später hiervon Kenntniss erhielt, entsandte er ein Schilf dorthin, und liess die bis auf den Tod er* schöpfton Unglücklichen nach dem Lager zurück bringen. Der Mencey von Guimar bewährte sich in dieser traurigen Katastrophe als wahrer Freund. Er schickte grosse Vorräthe von Lebensmitteln aller Art, Heilkräuter, um die Wunden der Soldaten zu heilen, und 300 Mann, um den Wachtdienst im Lager zu übernehmen, bis die spanischen Seidaten dazu wieder im Stande sein würden. In dankbarer Anerkennung dieser Dienste betrachtete, wie Espinosa in seiner Geschichte der Eroberung der Canarien erzählt, Alonso diese 300 Guanchen als sein Eigenthum. Er liess sie einschiffen und sie in Spanien als Sklaven verkaufen. Am 1. Juni führte der tapfere Taynete 400 Guanchen von Anaga zum Sturm gegen das befestigte spanische Lager. Alonso vertheidigte sich gut, und da im Beginn des Kampfes der feindliche Befehlshaber getödtet ward, so hielten auch die Guanchen nach einem Verlust von 100 Mann nicht weiter Stand, und zogen Si©h in ihre Berge zurück. Alonso Lugo überzeugte sich bald, dass die ihm zur Verfügung gebliebenen waffenfähigen Mannschaften nicht ausreichten, ferneren Lagerangriffen Widerstand zu bieten, geschweige denn, mit denselben au Eroberungskäinpfe zu denken. Er hesehloss deshalb, einstweilen nach Canaria zurückzukehren und dort das zu einer erfolgreicheren Unternehmung nothwondig Erforderliche vorzubereiten. Am 8. Juni schiffte er sieh mit seinen Truppen ein und landete am folgenden Tage im Hafen de la Luz. Er trat mit einer Gesellschaff von genueser Cnpilalislen zusammen, welche sich bereif erklärte, das Geld zu den Ausrüstungskosten der einen Expedition herzugeben. Die Stipulationen wurden gerichtlieh niedergesetzt; Auch D. Juan de Guzman, Herzog von Median Sidonia, welcher in San Lucar bei Sevilla residirte, und sieh für die Eroberung der Canarien inleressirfe, ward aufgefordert, die Sache zu unterstützen. Der Herzog rüstete auch sechs hundert Mann zu Fuss und sechs und vierzig zu Pferde auf seine Kosten und sandle sie unter dem Befehl des Bartolomen Esta-pinan, Edelmann aus einer angesehenen Familie zu Perez, Capitain Diego de Mosa. Sohn des Alcablen von Jimena und Juan de Narvaez nach Canaria, wo sie im Getober desselben Jahres eintrafen. Alonso hatte inzwischen aus Einwohnern von Canaria und Eingeborenen der übrigen Inseln ein Heer von 1100 Mann gerüstet und verfügte sich mit der Gesammtkriegsmacht am I. November nach Tenerifa, wo man damit begann, die Festungsmauern des Casfells auszubessern, zu verstärken und zu erweif ein. Das Schutz- und Trutzhündniss der vier Fürsten unier der Leitung Beneomos dauerte fori und auf seine Aufforderung stellten die Meneey's von Aoaynie, Tegueste. Tinguaro, der damals in Anaga herrschte, und der Aehimeneey Zebensui ihre Contingenle, zu welchen er selbst 5000 Mann hatte stossen lassen. Beneomo nahm seine Stellung in der Lagune von Aguire und beschränkte sich darauf, die Spanier genau zu beobachten. Am 13. November brach Alonso Nachts aus dem Lager auf, das er, nur mit der notwendigsten Besatzung versehen, unter der Aufsicht Fernandos Guanarteme gelassen, und richtete seinen Marsch nach dem Plateau oberhalb der Bay von Anaza. Kundschafter von Guimar hallen schon vorher das Terrain recognoscirf und den Weg nach Taoro unbesetzt gefunden. Obgleich die Spanier in tiefster Stille marschifrt waren, so vermochten sie doch nicht, den wachsamen Beneomo zu überraschen. So standen sich denn beide Heere im offnen Felde gegenüber, und Alonso liess alsbald das Zeichen zum Angriff geben. Mit dem Feldgeschrei Santiago und San Miguel gingen die Spanier im Sturmschritt vor. und eine Lage stmmtlicher Feuerwaffen, begleitet von einem Pfeilregen der Bogenschützen richtete eine solche Niederlage und Verwirrung in den ersten Reihen der Guanchen an, dass dieselben zu weichen begannen. Allein bald ermannten sie sich und mit dem gewohnt en Kriegsgeschrei und Pfeifen warfen sie sich in eingeschlossenen Gliedern auf die Spanier. Nun begann ein hitziges Handgemenge. Während drei Stunden schwankte der Sieg. Schon hofften die Guanchen auf einen neuen Triumph, als im geeigneten Augenblick ein Hftlfs-corps zur Unterstützung der Spanier eintraf. Fernando Guanarteme konnte nämlich den Wunsch nicht unterdrücken, an dem Kampfe teilzunehmen. Er folgte mit der Besatzung des Lagers dem Heere und entschied dadurch den Sieg. Die Guanchen wichen und zogen sich auf die nächstgelegenen niederen Anhöhen zurück, wurden hier jedoch von den ihnen auf dein Fusse folgenden Spaniern und deren Hülfstruppen so hart bedrängt, dass sie sich bald in allgemeine Flucht auflösten. Die Spanier verloren 45 Mann und gaben den Verlust ihrer Gegner auf 1700 an, was wohl eine Uebertreibung sein dürfte. Beneomo und der Mencey von Tacoronte waren beide schwer verwundet. Der tapfere Tinguaro war geblieben. Aus drei tiefen Wunden blutend, verfheidigte er sich noch eine Zeit lang wider sieben Spanier, bis seine Kräfte erschöpft waren. Da legte er seine Waffe aus der Hand und ergab sich als Gefangener, allein Martin Buen-Dia versetzte ihm ehien Todesstoss durch die Brust, worauf sich die Uebrigen nicht scheuten, den Leichnam zu beschimpfen. Alonso Lugo war hinzugekommen. Er liess dem Körper den Kopf abschneiden, denselben als eine Siegestrophäe, auf der Spitze einer Lanze durchs Lager tragen und dann dem Bruder des Verstorbenen, dein Mencey Beneomo nach Taoro zusenden. Fernando Trujillo hatte in dem Kampfe dem Guanchen Tygayga die spanische Fahne entrissen, welche in der Schlacht von Acentejo verloren gegangen war. Der Canonicus Sancarinas und die ihn begleitenden Mönche ertheilten Absolution für das vergossene Blut und Stimmten das Tedeum auf dem Schlachtfelde an, wo Alonso später zu Ehren des Tages eine Capelle der heiligen Jungfrau erbauen liess. Heide Theile zogen sich übrigens zurück, um von dem Kampfe auszuruhen, die Gefallenen zu bestatten und die Pläne für die Zukunft zu berathen. Ks hatte aber den Anschein als ob das Schicksal den Untergang der Guanchen beschlossen habe, denn es brach eine pest auf der Insel aus, welche in kurzer Zeit so um sich griff, und solche Verheerungen unter der Bevölkerung anrichtete, dass ganze Landstrecken völlig ausgestorben schienen. Diese Pest, welche die Spanier modarra nannten, und welche ihren Ursprung zunächst wohl in der grossen Anzahl unbestatlet gebliebener Gefallenen auf dem Scillacbtfelde gefunden hatte, dauerte bis zum folgenden Jahre. Am 1, Januar 1495 unternahmen die Spanier nach Laguna zu eine Ileeoguoseiriing, Sie fanden überall nur Leichen. In den Thälern von Tejiua und Tegueste hatte der Tod alle Lebenden hinweggerafft und Niemand hinderte die Soldaten zahlreiche Heerden zusammen zu treiben und mit sieh zu führen. Allein plötzlich sahen sich die Spanier von den Guanchen umringt, welche J20Ö an der Zahl von Zehersin und dem Mencey von Tegueste nach den Defileen von Penuelas geführt waren, um dort die Spanier zu erwarten. Die Letzteren blieben zwar nach einigen Verlusten Herren des Platzes, aber der Hauptmann Castillo, dessen Pferd bei der heftigen Verfolgung der Guanchen gestürzt war, ward gefangen genommen und nach Arantapola gebracht. Hier soll sein schon oben erwähntes Liebesverhältniss mit der schönen Tochter Beneomos fort gesponnen sein, und auf Dacilas Fürbitte die Freilassung Castillos zur Folge gehabt haben. Es steht fest, dass der Letztere sich später mit der Tochter Beiieonios vermählte* Die Geschichte hat eine Menge von edlen Cliarakterzügen Beneomos aufbewahrt. Er hatte seinen Bruder Tinguara sehr geliebt, und war von tiefem Schmerz erfüllt, als ihm Alonso den verstümmelten Kopf desselben zugesandt hatte. Um ihn zu beruhigen und Genugtuung zu verschaffen, hatte man ihm den gefesselten Castillo zugeführt in der Erwartung, dass Beneomo demselben ein gleiches Schicksal bereiten würde als Welches Tinguara erfahren hatte. Allein Beneomo sagte: „Ich will nicht mit einem Gefangenen kämpfen, wohl aber mit einem Freien, wenn er mit den Seinen kommt, um mich anzugreifen." Alonso hielt sich längere Zeit in seinem Lager, weil er die Ansteckung seiner Truppen, welche bis dahin gesund geblieben, durch ein Vordringen in .die Insel und eine Berührung mit den (Juanchen fürehtete. Nichts desto weniger erlheilte er den Soldaten die Erlaubniss, in kleinen Abteilungen das Land zu durchstreifen ond zu erforschen und bei dieser Gelegenheit Beute zu machen. Dies gab Gelegenheit, die Schlauheit, Verwegenheit und Tapferkeit seiner Krieger in dem dortigen schwierigen Terrain zu üben und es fehlte an interessanten Abentheuer!! nicht. So waren einst 12 tüchtige Schützen in das Thal von Tegueste bis Tnganana vorgedrungen, und hatten Hirten und eine grosse Menge von Vieh gefangen, als sie sich plötzlich von mehr als 200 Guanchen bedrängt sahen, welche der Mencey Beucharo wider sie führte. Ohne die Geistesgegenwart oder den Math zu verlieren, schlössen sich die 12 Schützen zusammen und der älteste von ihnen, Ilo-driguez rief mit lauter Stimme: „Ergebt Euch, Harbaren; denn wir haben schon unsere Berechnung gemacht, wieviel von Enern Köpfen ein Jeder von uns auf seinen Anlheil nehmen wird." Heneharo bewunderte die Verwegenheit dieser Männer und befahl den Seinen, denselben die Gefangenen, Hirten und Binder abzunehmen, die Spanier aber frei ziehen zu lassen. Diese aber im Verdruss, dass sie ohne Beute in's Lager heim kehren sollten, feuerten unter dem Hufe: „Santiago und Miguel!" ihre Büchsen ab und verwundeten eine Anzahl von Guanchen. Dann zogen sie ihre Seh wordler und hieben so wacker auf ihre Gegner ein, dass diese sich in eilige Flucht aullösten und ihren Auloh rer allein zurüekliessen. Dieser vertheidigte sich längere Zeit mit Glück gegen die Spanier. Als er jedoch aus mehreren Wunden blutete und sein Ende voraussah, eilte er auf" eine Felsklippe und stürzte sich von dort aus in den tiefen Abgrund hinab. Im spanischen Lager trat Mangel an Lebensmitteln ein und die Freigebigkeit und Willfährigkeit des Fürsten von Guimar vermochte demselben nicht abzuhelfen. 2000 Abenteurer, welche von Diego von Cabrera in Lanzarote und Fuerteventura ausgehoben waren, trafen zu dieser Zeit ein und vermehrten die Noth. Viele Soldaten desertirten und gingen nach Canaria; und der Verein von Capitalisten wollte nichts mehr für die Sache hergeben, da die Eroberung nicht vorwärts rückte. Unzufriedenheit und Mangel an Disziplin zwangen Alonso zu den strengsten Massregeln. Da erbot sich der Hauptmann Lope Hernandez de la Guerra, um Geld äu schallen, seine Ländereien, Sclaven und Zuckermühlen in Canaria zu verkaufen. Er fuhr hinüber, machte Alles zu Geld, und kehrte auf einem mit Lebensrnitteln reich he Ja denen Schilfe zurück , als der Mangel im Lager so überhand genommen hatte, dass jedem Soldaten täglich nicht mehr als eine Hand voll Mehl und zwei Feigen ertheilt werden konnten. Durch diese Zufuhr wuchs den Spanien) wieder MiiBi und Vertrauen, und Alonso benutzte aueh Sofort die veränderte Stimmung zu einer neuen Unternehmung. Am 24. Doeember brach er mil dem ganzen Heere auf. Er rückte' unangefochten durch die bekannte Schlucht von Acentejo und besetzte die benachbarten Hügel. Hier erhielten sie durch einen eingeborenen Kundschafter Nachricht von der Annäherung der Guanchen, und wirklich rückten dieselben auch unmittelbar darauf 3000 Mann stark, heran. Sie waren in zwei Abtheilungen getheilt. Die erste führte Beneomo von Taoro, die zweite Acaymo von Tacoronte. Beide Heere lagerten gegeneinander über und beide durchwachten die Nacht, mit Vorbereitungen zum folgenden Schlachttage beschäftigt. Die Spanier feierten die Christnacht. Es wurden die üblichen drei Messen gelesen; alle Soldaten gingen zur Beichte und erhielten Absolution, und der Mönch, welcher das Heer begleitete, vermahnte, Alle, ihre Pflicht zuthuii, die Ungläubigen zu besiegen. Die Guanchen ordneten ihre Wolfen und munterten sich untereinander zur Tapferkeit auf. Mit Sonnenaufgang übernahm Alonso den Oberbefehl des rechten und übergab Lope de la Vega das Conimando des linken Flügels. Die Spanier kämpften, um die Scbmaeh der Niederlage, die sie in dieser Gegend erlitten, durch einen vollständigen Sieg zu rächen. Die Guanchen stritten für ihre Freiheit, die au'fs Höchste gefährdet war, und die sie Preis geben mussten, wenn es den Gegnern gelingen sollte, siegreich in das Innere des Landes vorzudringen. Fünf Stunden dauerte der Kampf mit aussergewöhn-licher Erbitterung, als gleichzeitig Beneomo mit Acaymo lebensgefährlich verwundet, das Commando aufgeben ond das Schlachtfeld verlassen mussten. Da sank den Guanchen, die sich ohne Führer erblickten, derMofh. Beneomo Hess sich nach dem Schlachtfelde zurücktragen. Er ordnete die Schaaren zu einem geschlossenen Bückzug und liess sich dann durch den Barraileo Hondo nach Arantapola geleiten. Da erhoben die Spanier ein tausendfach wiederhallendes Siegesgeschrei und bereiteten eine glänzende Feier ihres Triumphes. Während sie nur 04 Manu verloren, hatten die Guanchen 2000 Todte auf dem Schlacht leide zurück gelassen. Darunter Baden el, den Bruder des Königs von Tacoronte, welchen Pedro Benitez Lugo erschlagen hatte. Allein autfallender Weise verfolgte Alonso seinen Sieg nicht, und zog sich unter dem Vorgeben zurück, dass die bevorstehende Regenzeit und die nicht ausreichenden Lebensmittel ein weiteres Vordringen des Heeres besorglicli erscheinen Hessen. Er wandte sich noch einmal an den Herzog Medina Sidonia nach Spanien, und ersuchte ihn, die Expedition nicht in Stich zu lassen, sondern ihr durch neue Unterstützungen die Möglichkeit der Fortsetzung des begonnenen Werkes zu sichern. Nachdem denn auch Lebensmittel und Ilüll'sgelder von dieser Seite her eingetroffen waren, entschloss sich der General im Juli 149(i abermals, und zwar diesmal mit entscheidendem Nachdruck vor zu gehen. Man gelangte bis zum Thale Arantapola. Der von seinen Wunden geheilte Beneomo hatte sich mit den Seinigen daselbst, auf den Höhen des Tigayga mit Zebensin und den Menceys von Anaga, Tegueste und Tacaronte verschanzt. Alonso schlug sein Lager theils am Fasse dieser Berge, theils höher hinauf im Thale auf. Am 24. Juli verliess Beneomo jedoch seine vortheilhafte Stellung und verschanzte sich im untern Theile der Schlucht, die ihn vom Feinde trennte. Aber am folgenden Tage, als der alte Mencey überlegte, wie traurig die Lage der Guanchen sei, und wie verhängnissvoll eine letzte Schlacht für sie enden müsse, die sie mit luiithigen, siegreichen, Waffengeübten und zum Theil frischen Kriegern bestehen sollten, vereinigte er seine Gefährten, und forderte sie mit zerrissenem Herzen und unter Thränen auf, sich zu unterwerfen. Dieser Entschluss, von der Notwendigkeit geboten, fand allgemeine Zustimmung und Beneomo entsandte sofort einen Parlamentair, um wegen der Uebergabe mit den Spaniern zu unterhandeln, in dem Uebermass der Freude verpflichtete sich Alonso, unbedingt auf alle Vorschläge einzugehen, uud unmittelbar darauf verfügte sich Beneomo, begleitet von den übrigen Fürsten und den ersten Hauptleuten der Tribus in das spanische Lager. Alonso de Lugo erwartete sie vor seinem Zelte, umgehen von sämmtlichen Offizieren, Langsamen Schrittes näherte sich der Mencey von Taora. Der Chronist sagt: „Ein Jeder war ergriffen von der edlen und würdigen Haltung des greisen Guanchen-Fürsten. In diesem feierlichen Augenblick drückten seine Gesichtszüge die Qualen seiner Seele aus, und das Zittern seiner Glieder deutete auf die Heftigkeit seiner inneren Bewegung. Er legte seine Bände in die des Spanischen Generals und ein Dolmetscher übersetzte die langsam und feierlich gesprochenen Worte: „Tapfrer Mann! Wir beklagen es, mit Dir einen so grausamen y. Minutoli: Die canari»clien Inaein t) Krieg geführt zu haben, aber wir mussten Dieli als unsern grausamen Feind betrachten. Jetzt wünschen wir die Vorschläge anzunehmen, die Du uns so häufig gemacht hast. Wir unterwerfen uns und huldigen den katholischen Majestäten, und zollen ihnen Ehrfurcht und Gehorsam, und übergeben ihnen mit dieser Insel die Erbschaft des grossen Tenerife uusers Urahn. Wir wünschen Christen zu werden; aber wir schwören bei Allem. Was uns das heiligste ist, dass weder wir, noch unsre Söhne Sklaven sein werden, und dass wir die theure Freiheit bewahrt wissen wollen, die uns schon so viel Blut gekostet hat,!" Als Alonso de Lugo diese Worte vernahm, fühlte er sieh vielleicht gerührt von so viel Selbstverleugnung und Hochherzigkeit und sein Mund ward in diesem Augenblick der Dolmetscher seines Herzens. Er liess sich durch den Kaplan ein Messbueh reichen; er liess sich auf ein Knie nieder, und schwor mit feierlich erhobener Stimme, ,, dass er alle Artikel dieses Vertrages unverlezt aufrecht erhalten wolle!" Auf die Nachricht von diesem Ereignisse eilte Analeroe, Mencey von Guimar, mit einem grossen Gefolge herbei, um an der allgemeinen Freud«' Theil zu nehmen. Dagegen verweigerten die Guanchen Von Anaga und Tegueste, welche sich in ihre Berge zurückgezogen hatten, diese Capitulation anzunehmen. Es bedurfte der Zwischenkunft ihrer Häuptlinge, um sie zu überzeugen, und zu bestimmen, sich zu fügen. Die Dienste, welche den Spaniern die neuen Verbündeten leisteten, beschleunigten die Unterwerfung der Fürsten von Dante. Icod, Adeje und Abona. Diese vereinigten sich, als es zu spät war, an einen erfolgreichen Widerstand zu denken und entschlossen sich demgeinäss, sich gleichfalls zu unterwerfen. Nur «'ine kleine Zahl ihrer Krieger konnte sich mit dieser Idee nicht befreunden, und erklärten, lieber in dem Zustande «I, die Ländereien von Tenerifa im Namen der Krone zu ver-theilen. Im Januar 1497 ward Ilealego gegründet mit der Santiagokirche. Die Inselkönige trugen in feierlicher Prozession das Heiligenbild der Madonna Candelaria. Während derselben erhoben sich die Fische aus dem Wasser um zuzuschauen, und an den Ufern fand man zahllose Wachskerzen umhergestreul, ohne sich dies Wunder erklären zu können. Der König von Taoro ward Cristobal getauft; der von Anaga Pedro de los Santos; der von Guimar Juan de Candelaria, der von Adeje -Diego; der neuer- * nannte Gouverneur gründete in demselben Jahre die Stadl Cristobal de la Laguna mit der Kirche Nuestra Senora de la Conoepeion. Alonso blieb dem mit so vieler Ostentation geleisteten feierlichen Eide nicht treu. Beneomo und die Guanchenfürsten wurden nach Spanien geschleppt. Zuerst wurden sie dem Hofe vorgestellt, dann dienten sie der Residenz zum Öffentlichen Schauspiel. Der alte Mencey von Taoro ward von Stadt zu Stadt geführt, dem Pabste gezeigt, dann den Herzögen von Genua und Venedig, wie ein Wilder, dessen Stolz und Uebennutb nur die katholischen Majestäten zu beugen vermocht. Die letzten Guanchen starben als Märtyrer der Freiheit. Die Eroberung der Canarien eröffnete den Weg nach Amerika Und ähnliche Ereignisse wie hier, wiederholten sich in der neuen Welt, ohne an dramatischem Effekt mehr zu gewähren. Was bedeuten die Analogien in der Geschichtet Ist es ein Zeichen der Armseligkeit und Jämmerlichkeit des menschlichen Trachtens, das sieh in seinein beschränkten Wirkungskreise oder in seinen eigennützigen Bestrebungen auf ewige Wiederholungen angewiesn sieht'1; oder ist es eine Satyre auf «lie Einseitigkeit des menschlichen Denkens nnil Schaffens, und auf die unausbleiblichen Folgen ausscrgcwöhnlicher Leistungen? Der grosse Columbus ward mit Ketten belastet; Cortez naeh Spanien gesandt, wie Juan Bejon. Das Haupt Almagros fiel durch Henkers Hand wie das Algabas. Aber die Indianer von Peru und .Mexico leisteten nicht bessern Widersland wie die (iuanchos der Canarien; und wie haben diese geendet, dies«? einfachen und edlen Naturmenschen? Die Racen haben sich vermischt; die Insulaner Worden ein civilisirtes Volk uud die glücklichen Inseln hörten auf diesen Namen zu führen. In den Kir«hcnbibliotheken auf «leu «'anarischen Inseln, namentlich in las Palmas auf Canaria und in Santa Cruz de Tenerifa, Laguna uud Orotava belinden sich sehr interessante Schriftstücke aus den Jahren 1498 bis I50Ü. Namentlich die Relationen des Bischofs Meuras über die Vertheilung der Ländereien auf Tenerifa. Die katholischen Majestäten hatten die lob«'nswer-thesten Absichten. Die Eroberer sollten nach ihrer Bestimmung belohnt, «Ii«' Inseln cultivirt, die ursprünglichen Bewohner derselben getauft und civilisirt, und ihnen gewissenhaft gewährt werden, was ihnen vertragsmässig verheisseu war. So war es der Wille Ferdinand'S und Isabellas, allein sie waren zu weit entfernt, um voji Spanien aus beurtheüen zu können, oh und wie weit ihre Befehle zur Ausführung kamen. D. Guzman, Herzog von Medina Sidonia, erhielt einen ausgedehnten herrlichen Landstrich in Abona: Feraandez Alonso de Lugo zwei Distrikte in Tacoronte und Taoro. Es wurden im Ganzen 1008 Lflnder-antheile ausgegeben. Leer ging Niemand aus als die bisherigen rechtmässigen Besitzer, denen man gestattete ihr vormaliges Besitzt I tum für «lie neuen Herren zu bestellen. Die letzteren gewannen dabei, weil sie die sonst notwendige Ausgabe für Zug-und Lastthiere sparen kuunten. In den Archiven des Consejo von Tenerifa finden sich noch Folianten mit den Cedulas oder Verordnungen «ler Könige, und «len Privilegien und Gnadenbezeugungen, welche den Inseln gewährt wurden. Die der ersten Jahre sind \«ui Ferdinand und Isabella unterschrieben und gegengezeichnet vom Secrelair AI-varez Toledo, Dr. Rodricus und Kanzler Francisco Diaz. Zu den Gerechtsamen, welche im Laufe der nächsten Jahrhunderte gewährt wurden, gehörte, dass die auf den eanarisehen Inseln anzustellenden Rechtsgelehrten ihre Prüfungen nicht In Spanien zu bestehen brauchten, sondern sie auf den Inseln ab-solviren konnten; Vorrechte einzelner Städte und Gemeinden; theilwei.se Befreiung von Abgaben und.Crusada; in Betreff der G asthäu ser, G efän gn i s s e, Pa tri in on ialgerich t sb a rkeit, Stomp e I -papier etc. Die Insel Tenerifa entfaltete nach Verlauf einiger Zeit einen ausserordentlichen Reichthum.■ Hundert Jahre nach der Eroberung, gab es Majorate daselbst, welche 100—250,000 Dukaten einbrachten, Bis zum Jahre 1072 waren in Canaria 34 Bischöfe im Amte gewesen. Pest, Erdbeben und vulkanische Eruptionen auch Landplagen verschiedener Art haben sämmtliche Inseln ab und zu heimgesucht. Dagegen hat die Madonna von Candelaria nicht unterlassen Wunder zu thun: Kranke zu heilen; Felder zu befruchten; Schiffbrüchige zu retten; Todte zu erwecken; selbst «ler regelmässig«? und gläubige Gebrauch des Oels aus der ewigen Lampe vor ihrem Heiligenbilde hat fehlende Arme und Beine nachwachsen lassen, wie dies Alles aktenmässig b die Niguera c.huonbn oder tunern, «ler den Einwohnern sehr nülzlich ist, weil «'r zur Cochenillen-Zucht verwendet wird. Auf dieser Insel haben sieh Waldungen erhalten, welche als Kigcufhtim der Gemeinden mehr forstwirtschaftlich behandelt werden mussten. Leidet sind aber Bäume edler Art, welche früher in grosser Menge auf der Insel vorhanden waren, wie Gedern und Palmen, eanarisehe Pichten und Drnchcnhäumc, fast gänzlich verschwunden. Die unterste und erste Gebüscbregion enthält Binsen, Stechpalmen, Rosmarin, Lnrhcrbäumc , wilde Oliven und Pinien. Diese Hölzer gewähren den meisten Nutzen, weil sie zu Bauholz und zu kunstgerechten Arbeiten verwendet oder zu Holzkohlen verbrannt werden. Sie dienen auch zur Weide und Mast für Ziegen und Sehweine, und zur Dünger-bcreitung zur Verbesserung des Ackers. Die zweite, höher belegene Region bietet bedeutend geringeren Nutzen. Sic zeigt nur Ilaidekraut und Krüppelbolz. In der dritten, Indien Region liudet man nur spärliche Ginster und Sparten. Die letzte, höchste Region entbehrt fast aller Vegetation. IVur einzelne Cryptoganien nahen sich dem Gipfel des Teyde. Schaaf- und Ziegenzucht findet hier statt. Rindvieh ist selten; dasselbe hat wenig Milch, und diese wird nicht zu Butter verarbeitet. In Adeje zog man mittelst andalusischer Hengste vortreffliche Pferde: allein man hat diese Zucht seit einigen Jahren wieder eingestellt. Man hat weisse Maulbeerbäume (morera) zur Seidenzuelit gepflanzt; es wird jedoch hauptsächlich das Blatt der Schwarzen Maulbeere (mural — morus nigra) verfüttert. In Isod und anderen nördlich belegenen Punkten sammelt, spinnl und färbt, man Seide. Allein die Farben sind nicht acht; diese Industrie ist überhaupt hinter derjenigen auf der Insel Palma zurückgeblieben. Die Hauptpunkte auf Tenerifa sind: Die Pruviiizinlhauptstadl Santa Cruz: eine Meile Östlich davon die Stadt San Christobul de la Lagunn, reizend auf einer Hochebene belegen, wo sich früher die Lagune, von der sie den Namen erhalten, befand. Hinter der Stadt erhebt sieh in malerischen Formen der dichtbelaubte Berg las Mercedes. Der fruchtbare Boden besieht uns einer braunen Thouerde, verwittertem Bimsteiu und Tulf, einer Auflösung von Basalf und Schlacken mit vorherrschendem Ton, Dieser Boden würde bei grösserem Weisse in der Bestellung noch bei wehem günstigere Resultate liefern. Di« Stadt Orotava, <> leguas Südwest!, von der Hauptstadt belegen, W durch ihre ansehnliche Bevölkerung, durch den vortrefflichen Weinbau und ♦lie herrlichen Waldpartieen bekannt, welche vor ihrer Ausrottung berühmt waren. Orotava war der Hauptort des Königreiches Taoro — (las dortige Thal bezeichnet man als das Paradies der eanarisehen Inseln. Der angehlieh 2000 Jahr alte, 75 Fuss hohe, 40 Fuss im Umfang zählende Drachenbaum im Garten des Marquis von Sauzal hat leider im vergangenen Jahre einen Hauptast eingebüssl. % legua von der Stadt liegt der Hafen de la Cruz de la Orotava; von wo früher die meisten Weine der Insel verschifft wurden. Dorf wohnt der Handelsstand. Die Strasse von Santa Cruz nach Lagunn ist in guter Verfassung; dieselbe wird nach der König!. Verordnung vom 0. September 1840 bis naeh Orofava fori geführt. Die Insel Tenerifa zählt eine Hauptstadt, 4 Villas oder Distriktsstädte, 29 Pueblos, Dörfer, und 204 Weiler. Ausser den Häfen von Santa Cruz und Orotava hat die Insel noch (diene Rheden, die von la Madera garaehieo, Aleala und Conlifat; allein sie gewähren säinnitlich keine volle Sicherheit. Wassermühlen sind auf dieser Insel selten; die vorhandenen Windmühlen seheinen zu niedrig angelegt zu sein, um von den Luftströmungen leicht erfasst werden zu können. Oliveuhäume zur Oelbereitung werden nicht gepflanzt oder gehegt. Am Fasse des Teyde finden sich Mineralquellen. Gran Canaria. Diese Insel bildet last einen Kreis, und seine von einein gemeinschaftlichen Mittelpunkt ausgehenden Gebirge laufen bis zum äusscrslen Umkreise, wie die Radien eines Zirkels. Die Gebirge sind nicht so hoch, wie die auf Tenerifa und Palma, und selten mit Schnee bedeckt. Die höchsten Kuppen sind el Sen-oillo, Nublo und die Felsen von Rentaya, 530.0. 5595 und 5842 Fuss. Die schroffsten, von Vulkanen zerrissenen Gebirgsmassen belinden sich im Südwest der Insel. Von den Höhen strömen zahlreiche Wasserläufe und 1 ragen zur grössten Befruchtung der Niederungen hei. namentlich auf der Nordost-Seife. Die Südwest-Seite bleibt zwar hinter dem Reiohtltumo jener zurück, allein die Pumpwerke, welche seit einigen Jahren dort angelegt sind, geben nach und nach dem an und für sich trockenen Erdreich eine durchaus veränderte Gestalt. Der Boden besteht aus Tuff, Schlacken, Thonerde und Mergel. Die Quellen von Maya liegen 1338, die von Tejida 2045 Fuss über dem Moore. Von dort wird die Hauptstadt mittelst eines Aquaeductus mit Trinkwasser versehen. In Teror befindet sieb ein Sauerbrnnnen; Mineralquellen in Guia und Amens, Guinamnr und im Barranco von Azuage. An Früchten und Obstbäumen finden sieh auf dieser Insel alle Gattungen der auf den Canarien angetroffenen vereinig!; besonders Mandeln, Orangen, Melonen, indische Feigen. Canaria versorgt auch ihre Nachbarinseln mit Mais und namentlich die Insel Palina mit Waizen. Die bewässerten Küstenstriche dieser Insel geben jährlich 3 Ernlcii; 2 Mais- und eine Kartoffelernte. In der Mitte dieser Insel wird nur zweimal geerntet; erst Mais und dann Kartoffeln; doch ernten auch dort fleissige Landwirthe zweimal Kartoffeln und einmal Mais. In Aguimes, Ingenio, S. Bartolomen und Santa Lucia wird vortreffliches Oel gewonnen, das aber für den Selbst bedarf verwendet wird. Hier trifft man überall Wassermühlen, welche mit alleiniger Ausnahme der neuerdings vom Grafen de la Vega Grande erbauten, nur «'inen Stein haben. Dichte Wähler bedeckten früher den ganzen mittleren Theil der Insel, und die gigantischen Stämme, die dort wuchsen, gaben für Schilfsbau und Wohnhäuser treffliches Bauholz. Allein die Wälder wurden gel heilt und gefällt) ohne dass mau an Nach? pllunzuugcn dachte und nur im Süden und Westen trifft man noch gut bestandene Parzellen, welche Eigenthum des Staates sind. Ziegen-, Schaaf- und Hindviehzuelit wird stark getrieben; Milch- und Käsewirthschaff und Butterbereitung versorgt die übrigen Inseln mit diesem Bedarf. Milch und Fleisch des Rindviehes sind von besonderer Güte. Die Küstenbewohner treiben viel Fischerei, uud verkaufen die gesalzenen und getrockneten Fische auf den Nachbarinseln. Die Haupt orte sind: La Cuidad del Real de las Palmas, auf der Nordost -Küste auf einer herrlichen, reich bewässerten Ebene» Es ist die grosseste und volkreichste Stadt, und in ihrem Hafen ist der Hauptsitz des Handels «>it allen Welttheilen. 2j.t leguas südlich davon ist die Stadl Telde gelegen, die reichste der Provinz an Produkten des Landbaues, leguas gen Westen liegt Antens, wo sich die vollkommensten Baumerholungsanlagen befinden; 5 leguas weifer in gleicher Richtung liegt Guia und ^ logua davon die Stadt Galdar, von deren % Stunde entlegenem Hafen ein lebhafter Handelsverkehr mit Tenerifa besteht, An Rheden sind noch zu er- wähnen, die von Confilcl, les Nieves, Ahlen, Paostorieo, Arga-niguin, Gando. Mclenasa, la Luz und Agaele. Die Wege der Insel, mil Ausselduss der durch den Civil-Gouverneur so eben begonnenen neuen Chaussee von las Palinas, Welche auf Agaete zugeführt werden soll, befinden sieh in ziem lieh sehleehler Verfassung, und der Zustand der Bewohner, Maugel an Verkehr und Gewinn, so wie die vielfachen Prüfungen, welche Cholera, Erdbeben uud Misswaehs herbeigeführt, lassen auch kaum voraussehen, dass die Bestimmungen der Königliehen Verordnung vom 6'. September 1840 bald vollständig zur Ausführung kommen werden. Die Insel zählt 2 Städte, 4 Flecken, 10 Dörfer und 233 Weiler. Palma. Diese Insel ist bergig und zerklüftet, und hat ihre Waldungen um deshalb am vollständigsten bewahrt. Sie ziehen sieh von Norden nach Süden fast bis zu den Küsten hinab, und bestehen aus Kastanien, von 18 Ellen im Umfange, Linden, Eichen und Pinien. Seit ältester Zeit sind mit wenigen Ausnahmen diese Waldungen Gemeindegut, Später eingetretene Geuieinde-giieder haben ihr Mitbenutzungsrecht durch einen jährlichen Beitrag zu erwerben. Die jetzige Verwaltungsarl hat den Nachtheil, dass es häufig an Geld fehlt, um die steinernen Umfassungsmauern, welche die an Abhängen liegenden Parzellen umgeben, wenn sie einstürzen, rechtzeitig wiederherzustellen; in welchem Falle dann die Wasser hineinslrömen, die Baumwurzeln biossiegen und unterspülen und die Stämme einstürzen lassen, slatf dass man das Wasser zu den nun trocken gewordenen Feldern hätte zweckmässig verwerthen können. Bis vor wenigen Jahren wurde auf dieser Insel viel Zuckerrohr gebaut und auf verschiedene Weise zubereitet. Es war aber nicht möglich, mit dem Cubazucker zu concurriren. So ging denn diese Industrie ein, und jetzt baut man statt dessen Mais und Kartoffeln. Die Seideuzuehl hat sich dagegen ausgedehnt. Die Raupen werden aber fast ausschliesslich mit den schwarzen Maulheerblättern genährt. Der Maulbeerbaum niorera de Tartaria (mortis inulticaulis caponensis) ist noch wenig verbreitet; an einigen Orten, weil der Wind den zarten Blättern zu sehr zusetzt; an anderen wegen der Abneigung gegen das Ungewohnte. Aus letzterem Grunde hat man auch bisher noch keine Versuche gemacht, die Raupen mit dem Convolvulus ar-oensis, dem in Valencia entdeckten Surrogate für Maiilbeerhläfter zu füttern. Es sind viele Wehestühle für Seidenstoffe in Thätig-keit, allein alle nach der alten unvollkommenen Construetion. Die durch Verbesserung der Maschinen eingeführten VerVoIl-kummnuugeu sind auf den Canarien noch unbekannt. Auch die Preise der Seidenwaaren sind bei der geringen Ausdehnung des Geschäfts aus demselben Grunde verhältnissmässig hoch. Die gebirgige Beschaffenheit der Insel beschränkt den Ackerbau auf geringe Flächen. Die Gebirge steigen von S. nach 0. von der Küste aus steil in die Höhe. Die Caldera de Taberiento, die 2164 Fuss tiefe Ebene in dem mächtigen Krater jenes Vulkans, durchströmt von einem reichlich fliessenden Bache, überbietet an Fruchtbarkeit die übrigen Thäler der Insel. Die dort entspringende Mineralquelle de las Augustias, und der Mineralbrunnen Chart o verde im S.-W. der Insel werden ab und zu von Kranken besucht. Das Klima dieser Insel ist durch die regelmässig wehenden Brisen abgekühlt. Die Bewohner derselben erreichen nicht selten ein aussergewühnlioh hohes Alter. Es besteht aber viel Elend auf Palma, und häufig müssen die Bewohner ihre Zuflucht zu Brot nehmen, das aus Roggenmehl und Farrenkrautwurzeln gemischt ist. Das Rindvieh auf dieser Insel ist weder zahlreich noch gut. Stiere werden nur zur Bestreitung der Feldarbeit gehalten; die Kühe sind unansehnlich und haben wenig Milch. Der Käse ist schlecht und trocken, meist von Ziegenmilch gemacht. Die Sehaaf-heerden sind nur sehr unbedeutend. Der Roden, welcher aus Basalt und Schlackenasche besteht und da, wo die Verwitterung vollständig, sehr fruchtbar ist, erscheint besonders geeignet, tropische Pflanzen zu fördern. Bosenäpfel, Katfee, Aguacate, Anon, Mango, Achote und trefflicher Taback gedeihen in Ueppigkeit. Die im Allgemeinen sehr mangelhaft en Wege zeigen erst in der neueren Zeit wesentliche Verbesserungen; namentlich in der Umgegend der Hauptstadt Santa Cruz. Der früher stark besuchte Hafen dieser Stadt ist verfallen. Der Molo ist zertrümmert, das Becken versandet. Ausser diesem Landungspunkte müssen du1 Bheden von Santo Domingo, Tazaeorte, Naos und Espindola erwähnt werden. Die Insel Palma zählt eine Stadt, einen Flecken. 12 Dörfer und 75 Weiler. r Fuerteventura. Diese Insel erstreckt sich von N.-O. nach S.-W. 22 Leguas lang und 6 breit, und bat mit Ausnahme der südlichen Erhebungen wenige Höhepunkte. Dies dem Continente zunächst gelegene Eiland leidet am meisten durch die beissen Luitströmungen und Mangel au Regen. Es fehlen Waldungen, also Bau- und Brennholz ; die geringe Wassermenge reicht kaum für den Bedarf an Menschen und Vieh aus, und da auch Pottasche und Orseille, ihre früheren sehr gesuchten Ausfuhrartikel, an Werth bedeutend verloren haben, so belinden sicli Land und Bewohner im Allgemeinen in einer trübseligen Verfassung. Di«? Auswandeiungslust entvölkert die Gemeinden, und es giebt deren, welche auf 3 — 4 Familien reducirt sind. Seit einigen Jahren haben sich die Bewohner mit Erfolg auf den Anbau des Nopal (Indische Feige) gelegt und solchen zur Cochenillezucht benutzt, welche vorteilhafte Resultate ergiebt. Grund und Boden von Fuerteventura ist im Allgemeinen kalkhaltig und fett und nach Regen fruchtbar. Trift zur Zeit der Saat feuchte Witterung ein, so kann man das Hundertste bis Einhundertfunfzigste Korn Weizen erzielen. Fehlt es an Regen, so legen die Eingebornen, um Mais und andere Früchte zu bauen, sogenannte Bebedores oder rosas de Gavias an, d. h. sie ziehen Gräben aus den Schluchten, wo sich im Winter das Wasser sammelt. Diese werden durch Stein- und Erddämme angestaut und in der geeigneten Zeit zur Erfrischung der jungen Saat verwendet. Auf dieser Insel, wo die Bewässerung nur mittelst solcher Bebedores und einiger wenigen gegrabenen Brunnen möglich ist, aus denen in Ermangelung von Pumpen und andrer mechanischer Hülfsmittel das Wasser mit der Hand herauf gezogen werden muss, würden Wasserleitungen, Reservoire und Ziehbrunnen sich als sehr zweckmässig bewähren. In einer gewissen Tiefe würden Bohrversuehe gewiss mit glücklichem Erfolge gekrönt werden, allein Indolenz und Mangel an Capital und Specu-lationsgeist lassen solche wichtige und gemeinniitzliche Unternehmungen nicht verwirklichen. Es gab von alter Zeit her auf dieser Insel viele Ziegen, darunter wilde, deren Fleisch und Fell verwertet wird. Man berechnete die Zahl der Ziegen, welche zur Zeit der Eroberung dieser Insel durch Bethencourt alljährlich verbraucht oder ausge- führt wurden, auf 60,000 Stück. Sie sind von starker Figur, haben gewundene Horner, lange hängende Ohren, langen Bart, Haar, und sind fahlbraun. Von der Milch der zahmen Ziegen werden sehr kleine flache Käse gemacht; oder man isst sie mit Kräutern zubereitet. Beim Gcnuss der Ziegenmilch muss man vorsichtig sein, da diese Thiere nicht allein die Blätter und Stiele der bitteren Euphorbien, sondern selbst giftige Kräuter wie Cornical, Bolo und Orobal fressen. Die Hirten treiben die Heerden deshalb nach den Küsten zu, damit sie dort Alcalin-Pflanzen und Chenopodies, deren salziger Saft den Einfluss der anderen Pflanzen paralysirt, abfressen. Die Schaafe geben wenig Milch; aber sie haben sehr feine Wolle. Die Kühe sind schlecht. In Ermangelung von gutem Futter siud sie förmlich ausgestorben. Pferde giebt es nur wenige; dagegen viele Esel; zwar klein aber munter, kräftig und ausdauernd. Auch Dromedare giebt es in ziemlicher Anzahl. Wenn solche die Feldarbeit beendet, sind sie sich selbst überlassen und halten sich in der Nähe der Küsten auf den magern Weideplätzen auf. Die Wego sind auch auf dieser Insel ziemlich schlecht, wiewohl sie bei der Ebenheit des Bodens mit verhältnissmässig geringen Kosten hergestellt werden könnten. Aus dem N. O. gelegenen Hafen las Cabras wird viel Kalk und Käse ausgeführt. Bei dem Mangel an Wasser giebt es natürlich auch keine Wassermühlen; aber es fehlen selbst Windmühlen. Einige sogenannte Rossmühlen (Atahones) werden von Dromedaren in Rewegung gesetzt; im Uebrigen bedient man sich in den Haushaltungen der Handmühlen. Die Insel zählt 1 Stadt, 2 Flecken, 5 Dörfer, 8 Weiler. Lanzarote. * Diese 3 leguas N. W. von Fuerteventura belegene Insel entspricht den Boden- und climatischen Verbältnissen der letzteren. Der Mangel an Wasser ist aber noch grösser. Die Oberfläche ist mehr zerklüftet, und mehr thon« als kalkhaltig. Ein grosser Theil des Bodens ist mit Lava bedeckt, unter welcher sich häufig eine röthlicbc, gebrannte Thonschicht findet, welche auf die Felder gestreut sehr fruchtbringend ist. Insbesondere gedeihen Feigenbäume in solchem vulkanischen Erdreich ausserordentlich rasch iiiiä' kräftig-. Waldungen giebt es auf Lanzarote nicht, aber viele Fruchtbäume, Reben, Datteln und Coeospahnen. Die Muscatellerlrauben und Gemüse, namentlich Garbauzen sind sehr geschätzt. In Ermangelung von Brennholz bedient man sich selbst zum Kochen der von ausserhalb eingeführten Steinkohlen. Die Cocbe-nilleZucht wird hier mit vortrefflichem Erfolge getrieben. Der Nepal gedeiht schnell und üppig; allein eine Reihe von Noth-jahren haben auch zur Entvölkerung und Entmuthigung der Bewohner so sehr beigetragen, dass die Fori schritte immer ver-hältnissmässig gering sind. Die Baumwolle gedeiht hier vor-trelflich. Die Felder derselben sind meist mit Palmen umstellt. Lanzarote zählt 2 Städte, 2 Flecken, 4 Dörfer und 24 Weiler. Gomera. Die Haupt- und Hafenstadt San Sebastian bildet den Verkehr für C abotage und inneren Handel. Dies ihr allein zustehende Vorrecht wirkt nachtheilig auf die übrigen Ortschaften. Das Terrain ist bergig. Die Waldungen gehören den Gemeinden. An Wasser ist ein grosser Ueberfluss, jedoch sind die Wasserläufe meistens im Privatbesitz und desshalb die Bewässerungsanlagen mangelhaft, und oft die benachbarten Grundstücke benachteiligend. Der Boden besteht aus Thon und vegetabilischer Erde. Die Ge-traidearten gedeihen vorzüglich, Cochenille wird weniger gezogen, auch die Seidenzucht ruht* fast ganz, da ein grosser Theil der Maulbeerbäume ausgerodet ist, um das Land ausschliesslich zu Feldfrüchten zu benutzen. Der Mangel an Industrie und Ex-portatioh wirkt auch hier sehr lähmend. Die Nahrung der Arbeiter besteht in Goiio-Mehl, aus Mais, Weizen oder Gerste geröstet; Brot von dem Mehl der Farren-krautwurzel (helecho), gemischt mit Roggenmehl oder Kleie, Hierzu Kartoffeln und Landwein. Die Wege sind auch hier sehr mangelhaft. Landungsplätze sind ausser San Sebastian bei Sepultura, Villahermosa- del Trigo. Die Insel zählt eine Stadt, 7 Dörfer und 31 WeilerT Hierro. Es fehlt dieser Insel, welche zusammt Gomera grossenUieils zu den Besitzungen des Marquis Belgida San Juan gehört, ganz an fliessendem Wasser und Cisternenwasser allein giebt den Bedarf für Menseben uud Vieh. Kaum der vierte Theil der Insel befindet sieh in noch dazu mangelhaftem Kulturzustande. Ein Drittheil besteht aus Haide und Busch;, der Rest aus unfruchtbaren Gebirgen und Schluchten. Gute Erde, aus Schlacken und Lavaasche bestehend, ist nur in geringer Menge vorhanden. Wenn es ab und zu regnet, gedeihen Cerealicn, Gemüse und Baumfrüchte gut. Die Trauben von Hierro sind die vorzüglichsten auf den Canarien. Die Ackergeräthschaften befinden sich in der allerersten Kindheit, und die Stiere tragen nicht einmal ein Joch, sondern ziehen mit der Brust an zerlumpten Strickgeschirren den alten römischen Pflug. Die Kühe geben wenig Milch, welche letztere nicht, zu Käse verwendet, sondern mit Kräutern zubereitet verzehrt wird. Die Einwohner wandern gern aus. Die Sucht, auf den andern Inseln Dienste zu suchen, und nach Verlauf einiger Jahre arbeitsunlustig oder unfähig heimzukehren, hat auf die Moralität nicht eben vorteilhaft gewirkt. * Eine legua von der Stadt Valverde liegt der Hafen el Hierro, wiewohl von geringem Umfang ist er doch gegen die Winde geschützt. Die Rhede de Punta grande, prächtig gelegen, ist von grösserer Ausdehnung aber von geringerer Sicherheit, weshalb dort viele Verluste und Havarieen vorkommen. Das Klima ist ungesund. Bei Sabinoso befindet sich eine warme Schwefelquelle. Es giebt auf der Insel keine einzige Mühle. Grobes Hausleinen, und Wollenzeug Cordoneillo, welches dem grösseren Theil der Bevölkerung als Bekleidung dient, sind die einzigen gewerbsmässigen Beschäftigungen. Hierro zählt eine Stadt, 9 kleine Dörfer und 22 Weiler. Der BovOTkcriingszustaiid der Canarien nach Inseln, Gemeinden und Gerichtssprengeln, mit Hinzurechnung der mafrikullrten Marincdicnstlcute und der Nationalmiliz stellt sich wie folgt. Inseln. Ortschaften Seelenzahl. Matricur Miliz Marine. Gerichte I. Instanz. Namen. Bevölkerung. Orotava..... 8028 . . . . ,, 909 . . . . 71 Arico...... 2601 . . . . 18 1685 . . . . 36 Buenavista . . . 2105 . . . . 12 Garachico . . . 2727 . . . 134 Granadilla . . . 2162 . . 6 Guancha. . . . 1338 . . • jj 2294 . . . 26 5329 . . • • jj Puerto de la Cruz de Orotava . . 4287 . . . 297 Rambla..... 1511 . . • • jj Realejoalto . . 2767 . . • • » Realejoajo . . 2272 . . • • »» Santiago . . . 1061 . . . . 11 San Miguel. . 1669 . . • • , j» Silor..... 1018 . . . . . 1 Tanque .... 962 . . • • jj Villaflor .... 922 . . • • jj Cristobal de la Laguna. 7926 . . • • jj Motanza .... 1300 . . ■ • jj Punta del Inda Ige 962 . . . 43 Rosario .... 1853 . . . . 39 S. Ursula . . . 1565 . . . . 090 . . • • jj Tacaronte . . . 5552 . t. . . 1 "Tegueste . . . . 1248 . ". • • jj 768 . . . . 2 Valle de Guerro 1227 . . . . 11 Victoria .... 1701 . . • • jj Orotava 46,331. Laguna 23,104. Inseln. Ortschaften. Seelenzahl Matrlcul Miliz. Gerichte 1 Instanz Marine. Namen. Bevölkerung. Villa de Santa Cruz......9435 . Arafo...... 835 . Candelaria . . . 1797 . Famia...... 1423 . Guimar..... 3051 . Taganana.... 1125 . Valle de Santa Andres..... 765 . Totalis 87,866 2. Gomera. Villa de S. Sebastian . . 1678 Agula......1830 Alageso..... 797 Arure . . . , . , 921 Chipude.....1600 Gerdune..... 334 Hermigua .... 1777 Valle herinoro . 3082 Totalis 11,210 201 5 133 392 81 9 1249 2431 63 5» 6 42 72 417 Santa Cruz. 34,524. 3. Hierro. Villa de Vallaerde . . 5622 ... 23 198 4. Gran Cindad del Canaria Real. de las Palmas 18975 ... 955 Cindad de Telde..... 11939 ... 171 Villa de Aguimes .... 2845 ... 20 Villa de Arueos 4372 .... 7 Zirgas.....1105 .... „ Ingenio .... 2874 .... 3 Santa Brigida 3474 .... „ Las Palmas 62M^. Inseln Ortschaften. Seelenzahl. Matrlcul. Marine San Mateo . . 2534 Santa Lucia . 1406 S. Bartolomeo Tirajana . . . 2735 Feror..... 3875 Volsequilla . . 2473 Valle seco . . 3080 San Lorenzo . 1083 Miliz Gerichte I. Instanz, Namen. Bevölkerung. Las Palma 62.683. Villa de Guia 4482 . . . . 3 Villa de Galdar 4278 . . . 182 Agaete . . . , 4354 . . . 170 AlileaS.Nicolas 1171 . . 14 Artimara . . . . 1705 . 1 1331 . . » . 452 . . 8 Tejeda .... . 1072 . . Totales 82,428 1512 Guia 19,745. La Cindad de Palma. Santa Cruz 6032 . . 532 Barlovento . 2021 . . . . 8 Brena Baja . . 1792 . . 2 Brena alta . 1402 . . . . 31 Foncaliente . . 1270 . . . . 30 Carafia . . . . 2960 . . . . 3 Llanos . . . 4886 . . . . 75 Mazo .... 3950 . . . . 25 Paso .... 2753 . . • • » Punta gorda 880 . . 2 Pnnta Clana 1892 . . • • » S. Andres y Sances . . . . 2820 . . . . 19 Tijarate . . . . 1053 . . . . 5 Totales 34,320 732 Las Palma 34,620. Inseln Ortschaften Seelenzahl. 6. Lanzarote. 7, Fuerteventura Puerto del Arrecife ■ . 2207 Fennes..... 271 Maria......1474 S. Bartolome . 1500 Tias ...... 1520 Tinajo.....1126 Villa de Teguisse . 3003 Gaiza...... 951 Totales 11554 La antigua . . ■ 2255 Villa de Be- tancuria . . . 534 . CasillesdelAujel 870 . Oliva 1500 . Pajara ..... 807 Puerto de Cabras 367 Tuineje..... 809 Matricul. Marine 252 Miliz. Gerichte 1. Instanz, Namen. Bevölkerung. 20 33 27 29 361 . I . 1 13 l 20 24 Felix...... 794 .....1 in Summa 8,026 70 618 Arrecife. 19,580. Vollständige Bevölkerung........ 241,335 Darunter Frauen............ . 131,920 Also bleiben Männer 109.115 Davon die Hälfte abgezogen als Alte Kinder, Unfähige so bleiben...... 54,985 Acht Bataillone ä 5 Comp. Provinzial-Miliz......7311 17 Comp. Artillerie-Miliz . 1100 Marine Matriculirte . . . . . 4050 in Summa 12,470 .... 12,470 von obigen 54,985 abgezogen, so bleiben übrig kräftige Männer zu anderweitigen Beschäftigungen.....42,515 Die Geborenen zu den Gestorbenen verhalten sich wie 5 zu 3. v. Minntoli: Die eanarisehen Inseln. Der Zuwachs der Bevölkerung ist im Allgemeinen ein geringer. Die angebliche Vorliebe der Einwohner zu erhitzenden Getränken; das 2 bis 3 Jahre dauernde Nähren der Kinder an der Mutterbrust und die aus der Armuth der arbeitenden Klassen folgende Schwierigkeit, durch Verheirathung einen eigenen Hausstand zu begründen, tragen wesentlich dazu bei. Die Bevölkerung hat sicli aber auch durch Auswanderungen nach den Antillen und Venezuela seit 10 Jahren um 10 Procent vermindert. Man berechnet die Volksdichtigkeit zu 391 Menschen auf die □ Meile. Erwägt man jedoch, dass etwa nur der fünfte Theil des Grund und Bodens bebaut ist, der Ueberrcst dagegen in öden Gebirgen, Schluchten, wüsten Plätzen und Haiden besteht, so würden auf die dann bleibenden 125 □ Meilen bebauten Landes etwa 1930 Menschen pro Q Meile gezählt werden können. Die Bodencultur der eanarisehen Inseln wird durch das dortige Klima vorzugsweise begünstigt. Wiewohl in der Zona botanioa subtropieal norte belegen, gedeihen dort nicht allein die Pflanzen and Früchte der tropischen, sondern auch diejenigen der nördlichen Zone. Es sind dies weniger die geologischen als die physischen Einflüsse des Terrains und der Atmosphäre, welche diese Erscheinung erklären. Die tropische Vegetation der Niederung gebt auf den Gebirgen, welche fast unmittelbar über den Meeresspiegel sich erheben, in diejenige über, welche dieselben Höhen in anderen Zonen bezeichnet, und so linden sich denn mit den Bäumen des gemässigten Klimas auch Kaifee, Palmen, Guayao und Mango untermischt. Die Luftströmungen sind dabei von entschiedenem Einflüsse. Der Südost oder Levantewind, welcher aus der Wüste des Festlandes über das Meer daherzieht, trocknet nicht nur im Herbste Land und Atmosphäre, sondern er bewirkt auch noeb andere Aenderungen in der ther-mometrischen und hygrometrischen Temperatur. Wendet er sieh nach Osten, so füllen die Brisen die Atmosphäre mit Feuchtigkeit, und setzt er dann, wie dies meistenteils der Fall, naeh Nordost um, so folgen ihm Kühlung und Regenschauer. Dieser Temperaturwechscl und atmosphärische Einfluss in derselben Jahreszeit bilden wohl den Hauptgrund, dass die Pflanzen verschiedener Regionen nebenein; mder Lebens- und Kntwickelungs-fähigkeit besitzen; denn die gefährlichen Einflüsse, welche ihnen nachtheilig sein und sie absterben lassen würden, werden abwechselnd durch solche Erscheinungen ersetzt, welche ihnen zuträglich und förderlich sind. Hierdurch wird man im Allgemeinen mit günstigem Erfolge die exotischen Pflanzen ans heissercn Ländern auf Lagen ziehen, Welche dem S.-O.-S. bis S.-S,-W. ausgesetzt sind, uud zu Pflanzen aus kühleren Zonen ein Terrain wählen, worauf der N.-O. der, N.-N.-W. bis' zum N.-W. einwirken können. In der Inselgruppe bilden aber Fuerteventura und Lanzarote gewisse Ausnahmen; die in der Bodenbeschalfenheit, in derWasser-armuth und in der näheren Lage zum Festlande ihren Grund finden, so wie in ihren Ebenen, welche die Luft Strömungen, da sie ihnen keine Richtung angeben oder Hindernisse entgegenstellen können, frei und vollständig aufnehmen. Sonach bleibt, die Vegetation hier mehr gleichartig und wenig wechselnd. Da wo Obstbäume gedeihen, linden sich deren immer nur von derselben Gattung; und als Buschwerk trifft mau fast ausschliesslich den Tarahai (tamarlx gallica) und zwar von geringer Höhe und Umfang. Die Eingebornen unterscheiden auf den einzelnen Inseln drei Gürtel oder eoneentrische Zonen, welche sie Costa, Mediania und Cumbre nennen. Die erstere Zone, Costa, erstreckt sich etwa eine legua breit von der Küste nach der Mitte zu. Sie ist breiter, wenn das Land flach und eben, schmaler, wenn es hügelig sich in die Höhe zieht. Die mittlere Region, Mediania, dehnt sich bis an die Abhänge der im Mittelpunkt der Inseln belegenen Berge, und die Cumbres bilden die Gebirgshöhen selbst. Die Pflanzen und Bäume, welche auf diese Gürtel sich vertheilen, sind folgende; In der Costa. An Cerealien. Die zwei Weizenarten, Barbilla und Morisco, eben sowohl im trocknen, als im bewässerten Boden. Gerste im trockenen.Acker, Mais im bewässerten Laude, und zwar zwei Jahresernten. Roggen im trocknen, Alpiste im berieselten Acker, An Gemüsen werden mit Ausschluss der Garbnnzen im trockenen oder bewässerten Erdreiche nur dergleichen zu Samen oder zum Unterpflügen als Dünger gezogen, V i, Fr u cbtb äumen. Alle Kernobstarten; namentlich Pfirsich, Umlokotones, Aprikosen, Mandeln, Oliven, Quitten, Johannesbrod, Granaten, Zitronen, Orangen, Palmen, Platanen, Kaffee, Pnrras, Guayavas, Pomarosas, Papayos, Chirimooys, Melonen, Sandias. An Faser- und andern Pflanzen für Gewerbe und Industrie: Flachs, Baumwolle, Pita oder Agave, Nopal, Orohilla, Basilla (Pottasche) Farbenrose, Rohrarten, Tarfagos (ricinus communis). An Wald und Haide. Aeebuohe, der wilde Alevinbaum, Mastixbaum, Schwarz- und Weiss-Pappel, Weide, Paradiesbauin, (inelia acederaeh) der Platana de oeeidente, der Tarabai (tamarix gallica) Batho (eoranf has euphorbia dnleis). Der wilde (silvatica) der rothe Salvei (salvia canariensis). In deinBoden dieses Gürtelsbefinden sich vorherrschende Kalk-theile und Eisen-Oxyde auch ist derselbe durch Cultur wesentlich verbessert. Die Costasstriche, die sich von 0. nach S. W. ziehen sind auf sämmtl ichcn Inseln am wenigsten durch Regengüsse bevorzugt, auch entbehren sie mehr der Bewässerungsanlagen, so dass man dorf im Allgemeinen nur den maurischen (morisco) Weizen und Gerste baut. Allein in wasserreichen Jahren werden auch dort ohne alle andre Arbeit als des Samens und Einsammelns übervolle Ernten gewonnen. Fuerteventura befindet sich in der eben bezeichneten Lage. In den Medianias. \ %n Cerealien. Weizen; an der äusseren Grenze Trigo bar-billaJ weiter nach der Mitte zu Trigo Castellano und Caudeal, im trockenen und bewässerten Acker. Gerste im trocknen, Mais im trocknen und berieselten Lande geben selten zwei Ernten; wohl aber die Alpiste bei Berieselungen. Diese wie auch Hafer wachsen häufig wild. / An Gemüse werden ohne Ausnahme alle hier fortkommenden Gattungen gebaut. An Fruchtbäumen ebenfalls. — Nicht minder Lennien Zuckerrohr, Baumwolle, Nopal, Rohr, Aloe. Die Waldbäume sind dieselben wie im äusseren Gürtel: ausserdem Acebo, (ilex aquifolium) Laurus foetida, Almasigo (pi-staeia terebynthus), Follado (vivnrnum linus), Mocuu (visnea ino-canera), Lorbeerbaum, Aleebinu, Sam'o, llrezo, Codeso, vlfiatigo, Balbusane, Fioie. Auf den Hüben die weisse Salvei, wilder Thymian, Risokraut (lavendula canariensis), Veröde (sempiternum canariens.) Mehrere Epuhorbien- und Cactusarten, welche fast auf dem nackten Felsen fortkommen. An mehreren Stellen findet man die carolinische Buche, Bueua-lena (ilex kascine. Im Borleu ist der Thon vorherrschend, Kiesel und Ocker. Reichlicher Regen, welcher der Vegetation der Costas so vortheil-haft ist, wirkt in den Medianias nachtheilig. Ein milder, frischer Winter ist insbesondere den Wiesen sehr günstig, Auf den Cumbres, Der Candeal-Weizen, Gerste und Roggen kommen in trockenem Erdreiche fort; der Mais schon sparsamer. Gemüse werden wenig gebaut, nur Pfeifer, Tomates und Rettiche. Fruchtbäume gedeihen mit Ausschluss der tropischen Vege-lation, da die Herbstregen vor der vollständigen Reife eintreten. Die Malvasiertraube wird dort nicht gezogen. Unter den Wald-bäumen macht sich die Pinie bemerklich; der Sadebaum (Sabino) der Waohholder, der Alisa oder Averno (betula alvus), höher hinauf die JVetama blan.ce. im Erdreiche ist auch der Thon vorherrschend. Durch die abfallenden Blätter vermehrt sich der Humus. Zwischen den Granit- und Basaltblöcken, die sieh dort häufig finden, gedeihen die Bäume gut. Nicht minder,trifft man häufig Asche, calcinirte Steine, oder solche mit metallischen oder schwefelhaltigen Substanzen, als Koste der vulkanischen Eruptionen. Diese vulkanische Natur der Inseln tritt zunächst auf Lanzarote, Pahna, Canaria und in den Cumbres und den Schluchten des Teyde auf Tenorifa dem Beobachter entgegen. Leider liegen die meisten, früher dicht bewachsenen Ge-birgskuppen jetzt kahl und öde da. Mit den Wurzeln hielten die Bäume das Erdreich fest, durch ihr Blälterdaeh zogen sie Regenschauer herbei, und Beides ist seitdem unmöglich geworden. Die Cumbres leiden seit einer Reihe von Jahren bedeutend durch Heuschrecken, welche die Ernten fast ganz vernichten. Diese Heuschrecke, kleiner als die afrikanische, ist heimisch und wird Abrocasto genannt. Ihre Fruchtbarkeit und die Sorglosigkeit bei ihrer Vertilgung hat sie zum Naohtheil der Cere-alien und Gemüse besondere in Canaria und Hierro überhand nehmen lassen. Da wo man die Raupen sucht, bevor die Eier auskommen, oder wo man die Thiere, bevor die Flügel sie tragen können, Sucht oder jagt, zieht man Gräben, in welche man sie mil Zweigen niederschlägt und mit Erde bedeckt. Man freu! sich sehr, wenn Rabenschwärme zu dieser Jahreszeil eintreffen, du sie die Heuschrecken in Massen vertilgen. Die Art der Fruchtbestellung ist sehr verschieden. Mais (Miliz oder Millo.) A. Im unliewTisserten Erdreu-h. a. In den Costa». Erste Ernte. Er wird im März gepflanzt. Das Feld wird dazu umgeackert; das nennt man barbuebar. Nach 8 Tagen wird nochmals quer darüber gepflügt, dar hierro; dann erfrischt (resfria) man die Erde, dass heisst, man feuchtet sie so weit an, dass das Korn keimen kann. 12 Tage später wird der Boden gedüngt. Der Dünger in grossen Körben von Thieren oder Menschen getragen, wird in Hänichen aufgeschüttet, und mit Forke und Spaten gleich-massig verbreitet. Die Kosten einer guten Düngung belaufen sich auf 28 — 30 Pesos, 45 Thaler preuss. auf den Morgen. Einzeln bezahlt man einen Seron oder Feigenkorb voll Maulthierdünger mit. 2J^ real vellon oder 5 Silbergroschen. Daun wird der Acker zum driti emnale durchgepflügt und hierauf gepflanzt. Die Furchen sind % bis % Elle von einander entfernt und \{ Elle tief. Eine grosse Gleichmässigkeit in der Tiefe der Furchen ist der Bewässerung wegen nothwendig, damit der Wasserlauf nicht aufgehalten oder ganz gehemmt wird und stehen bleibend die Saat ertränkt. Die mehr oder weniger steile Senkung der Furchenränder wird durch das Erdreich bedingt. In gewissen Entfernungen werden die Parallel-Furchen durch gegrabene steile Furchen zur schnelleren Vertheilung der Bewässerung verbunden. Man nennt diese Furchen machos y madres, männliche und weibliche. Der Mais wird mittelst eines Stäbchens (palillo) gepflanzt, und zwar wird diese Arbeit nur von Frauen verrichtet. Man macht ein Loch von 1^—2 Zoll Tiefe, und legt darin zwei Maiskörner. Dazwischen werden gleichzeitig Bohnen gesteckt. Am Ende des Pflanzmonats erhall das Feld die erste Bewässerung, und es ent- wickeln sieh die Doppelpflnnzen. Acht Tage später reinigt man «lie Furche und reissf die Kräuter in der nächsten Umgebung der Pflanze aus. 14 Tage darauf erfolgt die zweite Bewässerung und so fort in denselben Zwischenräumen. Nach zwei Monaten bricht man die Blüthen ab und verfüttert sie dem Bindvieh, was vor-theilhaft auf die Milch wirkt. Einen Monat später entfernt man die Matter und Hülsen oberhalb des Kolbens. Im Juni wird ge-erntet. Man schneidet den Stiel /{ Elle von der Erde ab, bricht den Fruchtkolben aus und verwahrt Stiel und Blätter als Winter-futler für Kühe, Mault liiere und Ziegen. Die grösseren, die Frucht einhüllenden Blätter nennt man Camisas (Hemden). Nachdem die Kolben einige Tage au der Sonne getrocknet sind, werden sie ausgekörnt; theils mittelst Maschinen, theils mit der Hand, indem man aus zwei Kolben einzelne Körner ausbricht, und die ersteren dann kräftig gegen einander reibt. Die zur Saat zu benutzenden Körner lässt man in den Kolben und diesen in den Umhüllungen der Camisas auf luftigem Boden liegen und bricht sie. um sie nicht zu beschädigen, behutsam mit der Hand aus. Die Bohnen werden zugleich geerntet, abgerissen, in der Sonne getrocknet, und entweder durch Pferde im Kreisläufe ausgetreten oder mit Stücken ausgesehlagen. Die zweite Saat folgt der ersten Ernte unmittelbar. Jedenfalls darf sie, wenn sie nicht missrathen soll, nicht über Anfang August verschoben werden. Die Behandlungsweise der Ackerbearbeitung und Düngung ist dieselbe, mit dem einzigen Unterschiede, dass die letztere geringer sein kann, so dass man ihren Kostenbetrag auf den Morgen zu 24 Duros oder 36 Thaler preussisch annehmen kann. Nach 40 Tagen werden die Blüthenbüschel, und 20 Tage später die Früchte gebrochen. Man berechnet auf einen Morgen eine Ernte von 25 — 30 Scheffel Mais. Die zweite Ernte ist um etwas geringer, weil die Bewässerungen sparsamer sind. Es können auch bei der zweiten Saat keine Bohnen zwischen dem Mais gepflanzt werden. Mitte November werden dann in demselben Acker Kartoffeln gepflanzt, wovon später das Nähere. Das eben angegebene System findet aber hauptsächlich auf Gran Canaria und in der Nähe grösserer Orte statt, wo man sich den erforderlichen Dünger leichter verschaffen kann. An anderen Orlen werden im Herbst Gemüse gezogen, welche alle 15 — 20 Tage bewässert werden, bis man im Februar das Rindvieh hineintreibt, um solche abweiden zu lassen. Die animalischen Ex-cremente, die Pilanzenreste und Stiele ersetzen dann die erste Düngung. Der zweiten Ernte gehl in diesen Fällen eine vollständige Düngung voran. Dann gebt jedoch die Kartoffel-Ernte als dritte verloren. In besonders cultivirten Aeckern verwendet man übrigens nach dem, als Weide verwertheten Gemüsebau doch noch die Hälfte von demjenigen Dünger, welcher ohne vor-ghergegangene Restellun nothwendig gewesen sein würde. b. In den Medianias. * Hier sind nur wenige Aecker für Kartoffeln und Mais reser-virt. Wo es nicht an Dünger fehlt, können 2 Ernten erzielt werden. Die erste Kartoffel-Ernte, Winter-Ernte oder cosecha de la tierra genannt, folgt 4 Monate nacli der Saat, welche letztere in das Ende des Sommers oder Herbstanfang füllt. Die zweite oder Sommer - Ernte erfolgt 3 Monate nach der Saat im Januar oder Februar. Die Behandlung des Mais ist dabei genau wie die frühere. Die Breite der Furchen richtet sich nach der vorhandenen Bewässerungs-Menge. Die Pflanzen stehen nicht so dicht neben einander und der Ertrag ist pro Morgen 4 — 6 Scheffel geringer. Im Allgemeinen besäet man die Hälfte der Nickeläcker mit Weizen, die andere Hälfte mit Mais. In der letzteren folgen dann Winterkartolfeln. Werden statt deren Wintergemüse als Viehweide gebaut, so folgt wiederum Mais ohne besondere Düngung. Soll Waizen nach Mais gebaut werden, so lässt man in der Regel nach der Ernte, wozu es hier 4 bis 4^ Monate bedarf, das Land ein halb Jahr brach liegen. Oefters verfüttert man auch den Mais, wenn die Jahreszeit oder Temperatur eine Ernte zweifelhaft macht, als Grünfutter, wozu man auch die dicksten Stiele verwendet. In der Cumbre-Region wird Mais nur ausnahmsweise, dann aber in der eben angeführten Weise gebaut. B. Mais im trockenen Erdreich. Der Mais in den Costas, welche keine Bewässerungsanlagen haben, wird Ende Winters oder zu Anfang des Frühjahres, je nachdem die Regenzeit das Pflanzen möglich macht, gebaut und vielfach als Viehfutter verwendet, während die dazwischen gepflanzten Bohnen als die Hauptsache betrachtet werden. Oft werden in den wolddurchpflügten und gedüngten Boden Winterkartoffeln gesteckt, und nachher kleine Düugerportioneu um jede Pflanze vertheilt, und nach der Ernte, nach nochmaliger Umpflügung Mais gepflanzt, ohne dass es einer neuen Düngung bedarf. Nach einem vollständig durchdüngten Boden kann man drei Jahre hintereinander eine Mais- und Kartoffel-Ernte gewinnen; bei mangelhafter Düngung ist jedes Jahr eine Nachhülfe erforderlich. Der Mais ist das gewöhnlich, unentbehrlichste Lebensmittel. Die Körner geröstet, vermählen mit Wasser und Salz, oder mit Kartoffeln oder Bouillon gekocht, oder gebacken, ist die Liebliugsspeise der Bewohner der Canarien. In Hierro, Gomera und Palma leben die Landleute mehr von Kartoffeln uud Gerstenbrot, oder von dein oben beschriebenen Gebäck von Pfarrenkrautwurzeln und Roggenmehl. — Die Abgänge dieser Pflanze bilden, wie angeführt, ein gutes Viehfutter und die trockenen Stiele oder Stöcke werden endlich zu Brennmaterial verwendet. Die Farben der auf den Canarien gebauten Maisarten sind hellgelb, orange und maulbeerfarben. Es giebt auch Kolben mit verschieden gefärbten Körnern. Die Körner sind theils gross und lang, theils klein und kurz; die Kolben haben bald mehr, bald weniger Reihen; die Stauden sind oft nur eine, oft bis 4 Ellen hoch. Mitunter werden die Körner, um besser keimen zu können, eingewässert; das nennt man bogas. Das Wachsen des Mais wird durch den früher oder später eintretenden Regen mehr oder weniger gefördert. Weizen. Der maurische Weizen hat die kleinsten Körner; auch die Körner der Barbilla sind klein und dick, die des Casfellano gestreckter, aber leicht im Gewicht, und der Caudeal oder Aris-negro von grossen aber leichten Körnern; bemerkenswert!» durch die Stärke der Halme, dicke Aehren und Länge des Bartes. Obgleich diese letzte Gattung dein Winde und der Kälte am Besten Widerstand leistet und deshalb zumeist auf den Höhen gebaut wird, so ist dieselbe doch am wenigsten geschätzt, und das aus demselben gebackene Brot gilt für weniger nahrhaft. Der Weizen im bewässerten Boden. Das Terrain wird uiugeptlügt, befeuchtet, aber keine tiefen Furchen gezogen, sondern nur solche, die für die Bewässerung dienen. Nach der Bestellung wird im Wurfe gesäet; darüber geegget, um das Korn zu decken und das Land zu ebenen. Reichen die Regenschauer nicht aus, so wird von 14 zu 14 Tagen bewässert. Die junge Saat wird sorgfältig vom Unkraut gereinigt. Die Saatzeit ist im Deeember; die Ernte im Mai. Da in den Costas Weizen auf Mais folgt, so wird der Roden nicht wieder vorher gedüngt. Fehlt es weder an Wasser noch an Dünger, so baut man gar keinen Walzen, sondern ausschliesslich Mais. In den Medianien theilt man den zu bestellenden Acker. In den für den Weizen bestimmten Feldern müssen Hewässerungen erfolgen, wenn es an Regen fehlt, jedoch nur ein- oder zweimal. Die Weizenbrache wird an vielen Orten benutzt, um Bohnen zu stecken. Da, wo der Weizen nicht mit Mais wechselt, lässt man ihm Gemüse folgen, theils zu Saamen, theils zu Viehfutter oder zum Unterpflügen. In den Gemüsen wechselt man nach Bedarf. Weizen im trockenen- Boden. Man muss die nach Norden gelegenen, von den südlichen Küstenstrichen, oder vielmehr die von baldigen Regengüssen heimgesuchten Landstriche von denjenigen unterscheiden, welche solcher Erfrischung entbehren. In den ersten wird in jedem dritten Jahre Weizen gesäet. In der Brache de hueco werden, wenn es schwarze oder Weizenerde ist, im Februar Garbanzen gesäet, und die dazu erforderlichen Vorarbeiten kommen dem Weizen zu Statten, welcher im folgenden Jahre gesäet wird. Es werden auch wohl Linsen oder Saubohnen gepflanzt; gewöhnlich lässt man ein Jahr nachher die Brache als Weide benutzen. Dann wird der Boden überackert, und wenn er Feuchtigkeit genug enthält, mit Weizen besäet, und zwar in der oben geschilderten Weise, überegget, berieselt und im April oder Mai geernlel. je nachdem das Jahr fruchtbar ist. Die zweite Ernte findet dann, je nach dem Einflüsse des Regens nach einer drei- bis viermonatlichen Dauer, im Januar oder Februar statt. In der zweiten Klasse des Bodens, nach Süden und Südost belegen, kann man die Zeit der Ernte, welche wie die Zeit d^r Bestellung durch den Regen bedingt ist, nicht vorher bestimmen. Gewöhnlich wird ohne vorangegangene Düngung gesäet, und darüber hiuweggeackert. Trotz der geringen Arbeitslast gewinnt man unter der Voraussetzung reichlichen Regens vorzügliche Ernten. In dieser Lage befindet sieb, wie bereits erwähnt, die ganze Insel Fuerteventura, wo in glücklichen Jahren dennoch das hundertste Korn geerntet wird. Dies beruht zum Theil aber in der langen Ruhe und Düngung des Landes dureh die Pflanzen oder Kräuter darin, welche nicht reifen oder verwesen und sich mit dem Boden verbinden. Der Weizen wird nur dünn in den Medianias auch im dritten Jahre gesäet. Die Ruhe des Ackers wird zu Gemüsen, zu Viehfutter benutzt. Man lässt die Fruchtfolge auch so wechseln, dass man im ersten Jahre Weizen, im zweiten Gerste säet, und das dritte als Schaaf-weide benutzt, wobei die Thiere Nachts in beweglichen Hürden die Düngung des Ackers veranlassen. Auf den Cumbres ändert sich hierin nichts. Es dürfte, um mehr Viehweide zu gewinnen der Ran der Gemüse und Flitterkräuter fleissiger, und insbesondere überall auf der Hrache, getrieben werden, da die Vortbeile davon zu ersichtlich sind, und die Güte des Bodens gestattet, ihm unausgesetzte Thätigkeit zuzumuthen. Roggen. Roggen wird in bewässerten Gegenden, den Medianias oder Costas nie, oder nur gebaut, wenn die Erde zuviel Kalk, Kiesel, Ocker oder metallische Substanzen enthält. Man trifft Roggen nur auf den trockenen Cumbres. Er wird im Herbst gesäet, im Mai uud Juni geerntet. Sein Stroh wird verfüttert oder zu Arbeiten benutzt, Gerste. Auch Gerste wird nur im trockenen Roden und zwar, wenn die Regenzeit früh eintritt, im September, sonst im October gesäet, Die Saat wird überegget. Die Ernte ist im April. Zu Futter benutzt wird die Gerste im Januar geschnitten. Man lässt sie dann wieder sehie.ssou und rupft sie dann später zum zweiten Male. Es giebt zwei Arten Gerste, die gemeine und die römische. Rindvieh zieht das Gersten- dem Weizenstroh vor; für Pferde ist das Gerstenstroh nichts nütze. Die Gerste wird in den Costas mit den Händen ausgerissen statt geschnitten. Obgleich man den Nacbtheü für Feld und Stroh und Verlust an Zeit hegreift, so beharrt man doch in dieser Gewohnheit. Alpiste (Canariensamen). wird nur in kleineren Quantitäten in bewässertem Boden gebaut und dabei wie mit dem Weizen verfahren. Die Alpiste wächst sehr ungleich. Dies macht die Ernte schwer. Wollte man damit Anstand nehmen, bis Alles gereift wäre, so würde ein Theil der Früchte vertrocknet und verdorben sein. Sie wächst in den Medianias häutig wild und heisst dann yerba triguera. Hafer wird wenig gebaut. Der wild wachsende Hafer wird grün verfüttert Gemüse. Ihre Wechsel mit den Cerealien sind bereits erwähnt. Ausser de» obenerwähnten Gemüsearten mag nur noch bemerkt werden, dass es zweierlei Arten Linsen giebt. Die schwarzen, welche als Viehfutter verbraucht werden, und die weissen, welche die Menschen essen, weil sie dem Vieh nachtheilig sein sollen. Auch hat man zwei Klassen: der Garbanzos und Garbanzas, von denen die letzteren zarter sein sollen. Die Bohnen sind durch Farbe unterschieden. Es giebt deren schwarze, weisse, gelbe, braune, rothe. Die gelbe Bohne ist die gesuchteste, weil sie am meisten der kühleren Witterung widersteht, und weil sie allein zwischen Kartoffeln gebaut werden kann, welche letzteren von den übrigen Boh nenart eu überwuchert werden. Die Feigbohnen, G hoc hos. werden in den trockenen Strichen der Medianias und Cumbres gebaut. K arto ff ein. Man unterscheidet deren zwei Arten, je nach der Zeit der Ernte, Winter- und Sommer- oder eigentlich Frühjahrskartoffeln. Die ersteren liegen vier, die letzteren drei Monate in der Erde. Es giebt viele Unterarten mit besonderen Farben; weisse, rothe, braune, schwarze und weisse mit rothen Tupfen. In den Costas wird nach der Maisernte der Acker umgepflügt, Furchen gezogen, und in diese mittelst Stückchen die Kartoffeln je eine Spanne von einander gesteckt. Kürbisse, Kohl oder Ret« tige werden dazwischen gepflanzt, und das Erdreich alsbald bewässert. Nach 8 Tagen wird das Unkraut ausgejätet. S Tage später wird dies wiederholt und die Pflanzen behäufelt (relabras). Nach 14 Tagen folgt die neue Bewässerung, und so fort bis zur Ernte. Einen Tag vor der letzteren wird das Kraut abgeschnitten. In den Mediunien werden, wenn Dünger vorhanden ist, zwei Ernten gemach!. Die eine, nachdem im August oder September gepflanzt worden, im December: die andere, nachdem im Januar oder Februar gepflanzt worden, im Monat April. In den Bewässerungen der Cumbres erntet man nur einmal Kartoffeln, und zwar im Monat November oder December. Diese sind von besonderer Güte und werden vorzugsweise zu Saatkartoffeln verwendet. Im trockenen Lande werden nur in den Medianias und auf den Höhen Kartoffeln gepflanzt, und dann nicht gesteckt, sondern nur in Furchen gelegt und überegget. Die Arbeiten beginnen dann erst nach dem ersten Regen. Sind die Saatkartoffeln gross, so schneidet man sie in Stücke, welche je 2 oder 3 Augen haben. Man bat wohl darauf zu achten, dass der Dünger nicht zu frisch ist, in welchem Falle er der Frucht einen schlechten Geschmack mittheilt. Die besten Kartoffeln auf den Canarien sind die von Tenerifa. Die Kartoffelkrankheit hat sich seit einigen Jahren genau unter denselben Symptomen wie in Deutschland eingestellt. Sie tritt mit dem ersten Regen, den die Pflanzen erhalten, ein, jedoch vorzugsweise bei den Winterkartofleln. Aus diesem Grunde werden seit einiger Zeit mit wenigen Ausnahmen nur Frühlings-kartoffeln gebaut; jedoch ist auch bei diesen schon mehrfach das Uebel aufgetreten. Bei Gelegenheit der Anwesenheit des Verfassers auf den eanarisehen Inseln in den Monaten April und Mai 1853 hatte die Kartoffelkrankheit sämintliche Saat auf Tenerifa, Canaria und Palma ergriffen, so dass alle Aecker umgepflügt werden mussten. Erdbirnen (Ratatas). Ihre Behandlung entspricht der der Kartoffel, allein sie erhält weder Düngung noch Bewässerung, weil die Pflanze dann auf Kosten der Frucht zu sehr ins Kraut schiesst. Ausschliessliche Gemüsegärten giebt es nur in der Nähe grösserer Städte. Die Kolilarten bedürfen wohl gedüngtes und bewässertes Land. Sie werden im October gesonnt, 40 Tage darauf in Furchen verpflanzt je \, Elle auseinander. Die Bewässerung folgt von 8 zu 8 Tagen. 40 Tage nach der Verpflanzung beginnen die Früchte zu reifen. Man zieht die grossen, weissen, geschlossenen Köpfe wie sie im Westen von Tenerifa wachsen, allen übrigen vor. DieZ wiebeln werden im Dezember gelegt. StnttderDüngung werden sie nach der ersten Bewässerung mit Urin übergössen. Im Februar werden sie je 2 Zoll auseinander verflanzt und fortwährend bewässert, behäufelt und im April geerntet. Sie werden stark nach Cnbn und andern Märkten Amerikas versandt. Nut z- und Wa sse rm e 1 one n erfordern wohl bestelltes und bewässertes Land der Costas. Das Kartoffelland hält man zu ihrem Gedeihen für das beste. Man zieht die besten Melonen auf Canaria; sie haben ein Gewicht von 28—30 Pfund, Der Geschmack ist aber oft kürbisartig, und das rührt daher, dass sie untermischt mit Kürbissen gepflanzt werden, und die weiblichen Melonen-blülheu häufig von den männlichen Kürbisblüthen befruchtet werden. Zuckerrohr wird nicht mehr in Plantagen gebaut; die Zubereitung wird vollständig vernachlässigt. Die Düngerbereitung ist sehr verschiedenartig. In der Nähe der grösseren Städte sammelt man thierische Excremente, Abgänge, Blut, Kalk, Kräuter, fährt sie zu Haufen und Gruben, untermengt sie mit Erde, Urin etc. und benutzt sie nach vollständiger Durcharbeitung. An andern Orten verwendet man mit gutem Erfolge die zahlreichen an den Küsten angeschwemmten Seepflanzen, die mau mit animalischem Dünger, Erde und Pflanzentheilen vermischt. Wieder an andern Punkten verwendet man ausschliesslich Dünger von Bindvieh und Maulthieren; namentlich zu Oelpflanzen. Man mischt denselben auch wohl mit kalkhaltiger Erde. Anderuortes mischt man die besonders kalkhaltige Erde mit anderer Thonerde, oder man zermahlt einen weissen Kalk-Stein, der sich häutig findet, und unter dem Namen Tosea blauca bekannt ist; ein kohlensaurer Stolf, der zu diesem Zwecke mit dem besten Erfolge verwendet wird. Man treibt zu der Düngung auch das Vieh in Hürden, oder man sammelt in den Monles und Hürden trocknes Laub und Kräuter, den man mit dem Dünger vermengt. Flachs wird in zwei Gattungen gebaut; Lino cerrado und Avertiz. In dem ersten bleibt die Samenkapsel geschlossen, in dem letzteren platzt solche, sobald sie gereift. Die erstere Gattung ist, weil sie feiner und weicher, mehr geschätzt. Der Boden muss gut gedüngt sein. Im October wird gesäet, und zwar sehr dicht, damit die Pflanzen nicht zu stark werden. Im April und Mai wird der Flachs mit den Händen gerupft, der Saame gesammelt, und die Halme 8—10 Tage gewässert, dann getrockuet, geschlagen, geschwungen, gehechelt, und in Bündel zu K, Pfund Gewicht zusammengeflochten. Baumwolle wird auch nur noch in geringer Menge gepflanzt, obgleich sie auf den Inseln, namentlich in Fuerteventura und Lanzarote sehr gut gedeiht. Pita, Agave Aloe verwendet man zu Zaunpflanzen, doch benutzt man auch die Fasern zu Stricken und einzelnen feinen Arbeiten; den Blüthenstengel als Dachsparren. Wenn das Futter knapp, werden die Blätter auch wohl zerstampft den Hausthieren vorgeworfen; allein nach dem Genuss derselben erhält das Fleisch dieser Thiere einen unangenehmen Beigeschmack. v Bariila oder Pottasche. Besonders Fuerteventura uud Lanzarote sind reich an dieser Pflanze, die vorzugsweise die dort vorherrschende kalk- und kieselhaltige Bodenbeschaflenheit liebt, welche sonst wenig produzirt. Zu seiner Zeit galt das Quiutal (100 Pfund) 4 — 5 Pesos (6 — Vz Thlr. Preuss.) allein beute wird es mit 7 R, 17 M. — oder 15 Sgr. verkauft, so dass die Exportation leider so gut wie ganz aufgehört hat, zum grossen Nachtheil für die ärmeren Bewohner der Insel, welche dadurch einen einträglichen Erwerbzweig verloren haben. Um die Barilla in Stücken zu fertigen, packt man die abgeschnittenen Pflanzen in 4 Fuss hohe Haufen, inmitten eines von Feldsteinen ausgesetzten 3 Fuss hohen Randes; zündet sie an, und rührt mit Eisenstangen clie erglühende, sich verflüssigende Masse unausgesetzt zusammen, bis die Gluth verzieht, die Masse erkaltet und versteinert. Der so innerhalb des Mauerkranzes versteinerte Kuchen, wird dann zerschlagen, auf Kameelen nach den Häfen transportirt und verladen. An sonstigen Farbepflanzen, die zu gewerblichen Zwecken w verwenden, werden der Alazar oder Safian, Krapp (rubia) Wau (Gualda) Suinach (Zumague) gebaut. Junco und Acua wachsen wild. Rohr wächst an den Rändern der Wassergräben. * Man benutzt es zu Viohhüften, zu Bedachungen, Matten, Decken, Körben und Fiseherncl zen. Zu demselben Zweck verwendet man die Korbvveide. La Inna bravo wird gleichfalls nützlich verwendet. Vom Nopal giebf es mehrere Gattungen. La tuuera silvestre — Indische Feige, cactus tuna, kurzes Blatt mit vielen Stacheln — dient nur um Zucker, Früchte und Oblaten rofh zu färben, und la tunera ainarilla, mit grossen gelben, süssen Früchten, mit grünen runden Blättern. Die tunera blauen ist am geeignetsten zur Cochenillezucht, aber unbequem wegen der vielen Stacheln. Endlich trifft man eine mexieanisehe Gattung mit ganz weichen Stacheln, gleichfalls für die Cochenille/nebt zu gebrauchen. Um den Nopal zu pflanzen muss ein Erdreich gewählt werden, welches gen Mittag liegt, aber vor dem Winde geschützt ist, damit die Cochenille nicht von den Blättern herabgwehl wird. Die Erde muss leicht und locker, nicht thonig und fest sein, damit die Wurzeln bequemer in die Tiefe dringen, und die Feuchtigkeit sich in der Erde halten kann. Die Erde kann immerhin mit Steinen vermischt sein. Man kann sie selbst anf Steinbrüche setzen, wenn nur Spalten vorhanden sind, um die Wurzeln einzulassen. Sollen sie auf die Ebene gepflanzt werden, so muss man mit dem Pflug wenigstens eine halbe Elle tief das Erdreich auflockern. In die Furchen werden je zwei Ellen auseinander die Pflanzen gesteckt, welche sich bei gehöriger Berieselung schnell ausbreiten. ^ Im Herbst wählt man Nopnlstämme mit dichten grossen und stachlichen Blättern und kräftigen Stämmen, welche über ein Jahr alt sein müssen. Jeder Ableger (Pflänzling) muss, wenn er in gutes Land gesetzt werden soll, mindestens schon zwei bis drei Blätter entwickelt haben. In schlechtem Hoden begnügt man sich mit einem. Die Ableger werden mit der Hand ausgebrochen. Man lässt sie 8—10 Tage in freier Luft liegen, damit die Wunden vernarben, und wendet sie während dieser Zeit häufig um. Sie würden ausgehen, wenn man sie sofort einpflanzte. In den Furchen stösst man ein Loch mit einem Stock, senkt den Ableger vertieal hinein, und zwar so, dass er gegen die dortigen Lichtströinuiigen gewendet ist, damit Wind und liegen seine Blätter nur von einer Seife her treffen können. Die Wurzel oder der Kern des Ablegers wird zu % mit Erde bedeckt, die Pflanzen, je nach der Fruchtbarkeit des Bodens zu t)&— 2 Ellen von einander entfernt gesteckt. Ist die Pflanze in bewässerbarem r. Minutoli; Die c&nari*chen Inaein. Boden, so wird sie 20—25 Tage, nachdem sie eingesenkt, getränkt. Bleibt Regen aus, so wird die Berieselung naeh einem Monate wiederholt. Das Wasser darf dabei jedoch nicht die Pflanze unmittelbar berühren, sondern muss /wischen den besetzten Furchen entlang geleitet werden. Auf einen Morgen Land pflanzt man 280t) bis 3200 Nopals. Im Dezember entfernt man die Erde von den Pflanzen, um sie mehr den atmosphärischen Einflüssen Preis zu geben; man darf aber dabei mit der Hacke nicht zu tief einschlagen, um die Wurzeln nicht zu durchschneiden. Gleichzeitig werden Unkraut und andere Pflanzen zwischen den Nopalablegern sorgfültig entfernt. Man sieht darauf, dass einiger Dünger hei den Pflanzen liegen bleibt. Man nimmt dazu am liebsten Taubeiidünger; sonst aber den Mist von Schweinen oder Bindvieh unier der Voraussetzung, dass solcher schon sehr in Verwesung übergegangen ist. Die. in trockner Erde stehenden Nopalableger bedürfen nur im dritten oder vierten Jahre der Düngung. Im Frühjahr wird die Umgebung der Pflanzen wiederum von Unkraut sorgfältig gereinigt. Man sucht die Spinngewebe von den Pflanzen und forscht mit Vorsicht nach einem Insekt, welches sieh gern in die Blätter oder den Stamm eingräbt. Dies Thier hat fast die Gestalt der Cochenille und heisst Cochenilla bastarda. Entfernt mau diese Thiere nicht, so werden sie der Pflanze sehr nacht heilig und todten sie endlich. Eine stete Aufsicht und eine fortgesetzte mühsame Untersuchung und Reinigung der Pflanzen ist unumgänglich nothwendig. Mit den Bewässerungen fähr! man nur bei Regenmaiigel und dann auch nur alle 40—50 Tage fort. Zuviel Feuchtigkeit macht die fleischigen Blätter trocken, hart und gelb. Sobald die neuen Blätter treiben, bilden sich auch die Ansätze zur Frucht, welche letztere man, damit sie der Pflanze nicht zu vielen Saft enlzie-hen, sorgfältig entfernt. Mau unterscheidet sie durch den runden Ansatz von dem abgeplatteten Ansatz zu den jungen Blättern. Die Cochenille darf man erst im dritten oder vierten Jahre nach der Pflanze auf dieselhe hringen. Im ersten Jahre kann man Kartoffeln oder Gerste in den Zwischenräumen bauen. Späterhin muss mau dies unterlassen, um die Wurzeln des Nopal nicht zu berühren. Im Herbst werden die gelben Blätter abgelöst; 12 bis 14 Jahre dient ein guter Nopal der Cochenillezuch!. In den Mouaten März, April öder Mai, je nach der vorge- rückten Jahreszeit wird die junge Brut ausgesetzt, denn früher gebären die weiblichen Cochenillen nicht. In heissen Jahren kommt die Brut am 75sten bis !>0sten Tage ans; in kältern Jahren bedarf es dazu 95 bis 115 Tage. Sachverständige wollen genau die Zeit bestimmen können, wann die junge Brut erscheint. Sobald sich dieselbe in Bewegung setzt, werden die Mütter sorgfältig gesammelt und werden einen halben Zoll hoch auf Bretter oder in Kasten ausgebreitet, welche 1^ bis 2 Ellen lang, 1 Elle breit und Ii Fuss hoch sind. Oberhalb der Cochenille werden Läppchen von einem Zoll Breite ond 4— 5 Zoll Länge gelegt. Diese dürfen nichl von grosseren Dimensionen sein, weil beim Ueberladen des Blattes mit Insekten, diese zu klein bleiben und zu Schwach; die Mütter dann weniger fruchtbar sind, die Blätter schneller verzehrt und die Kosten verhältnissmässig zu gross werden. Die über die Cochenille ausgebreiteten Läppchen werden täglich abgenommen, sogar öfters an einem Tage, wenn es ejn sehr fruchtbares Jahr ist. Wenn die Läppchen hinreichend mit junger Brut bedeckt sind, werden sie in Körbchen zum Nopal getragen, und jedes Läppchen auf ein Blatt gelegt und darauf mit Stacheln derselben Pflanze befestigt. Haben sich nach einigen Tagen die Insekten über das Blatt verbreitet, so nimmt man das Läppchen fort. Dass man die Brut besser erst nach frühestens ß Tagen auf die Pflanze bringen dürfe, scheint ein Vorurtheil zu sein, weil dies-fällige Versuche eine solche Ansicht nicht bestätigt haben. Man wählt auch statt der Läppchen kleine Säcke von Tüll; thnt dahinein eine Anzahl von Mütt ern, unal ist, destoweniger ihn die Insekten lieben. Man lässt den Baum also vor der Besamung durch die Thiere gern etwas welk werden, und bewässert ihn hinterher, um sich erholen zu können. In 50 — 60 Tagen wachsen die Insekten aus. Die männlichen, ganz kleine, schmutzig weisse Schmetterlinge sterben sofort nach der Befruchtimg der weiblichen Cochenille. Die Gestalt der letzteren bildet eine Ellipse, der Länge nach durchschauten; die Länge 3 bis 4 Linien. Die Cochenille bleibt unbeweglich auf derselben Stelle des Blattes sitzen, wo sie sich ursprünglich mil dem Bössei angesogen hatte; einmal getrennt von diesem Punkte vermag sie weder dahin zurückzukehren noch irgend wo sich festzusetzen. Nach 65—115 Tagen tritt die Brutzeit der jungen Generation ein; letztere wird dann entfernt, um für die neue Brut auf denselben Blättern Platz zu machen. Um die Brut abzunehmen bedient man sch breiter Messer von dünnem Blech, mit abgerundeter Spitze, und mit einem an-gelötheten Stück Metall, welches % der convexen Fläche bedeckt, mit dem Gritf verbunden ist, welcher ^ Elle lang in einer Zunge ausläuft, so dass beim Abstreichen die Insekten nicht hinabfallen, sondern sich in der Höhlung halten. Während man mit der Zunge am Stiel des Heltes die Thierchen vom Blatt löst und dieselben dann mit der flachen Klinge abstreicht ist die linke Hand anderweit beschäftigt. Sie hält ein Kästchen von Blech 5 — 6 Zoll hoch, in der Form eines gleichschenkligen Triangels; auf einer Seite ist ein Griff; mit den beiden andern 6 — 7 Zoll langen nähert man sich der unteren Seite des Blattes, um die von demselben herabfallenden abgestrichenen Insekten aufzunehmen. Da der grössere Werth der Cochenille in der grösseren Gestalt derselben liegt, so sammelt man diese zuerst, wodurch den zurückbleibenden Platz und Gelegenheit geboten ist, sich kräftiger auszubilden. Die zur Fortpflanzung bestimmten Insekten, werden unter den grösseren, und zwar nach der ersten Brut ausgewählt. Man muss aber in dem Sammeln sehr geschickt und schnell zu Werke gehen, damit dasselbe in kürzester Zeit beendet und die Brut gleichzeitig gefördert wird. Täglich werden die eingesammelten Insekten getödtet. Zu diesem Behuf werden sie einen Zoll hoch in grosse Schüsseln von Eisenblech oder Thon gefüllt und in einen Ofen geschoben, der bis zu einer Temperatur von 44° Beaum. geheizt ist. Mit grosser Aufmerk- samkeit muss Bedacht genommen werden, dass die Thiere nicht anbrennen, oder aof den Grund der Schüssel ankleben. Sind die Thier« alle gestorben, so werden sie in die oben beschriebenen Kasten gethan, und der Sonne ausgesetzt, bis sie vollständig trocknen. Man muss Acht haben, dass kein Schimmel sich ansetzt. Einfacher tödtet man die Insekten, indem man sie in gliederförmige Thongefässe, welche etwa 12 Pfund Cochenille enthalten, füllt, und diese fest zupfropft, wonach sie in 24 Stunden sterben. Es bedarf dazu der doppelten Zeit, wenn das Gefäss kleiner, oder nicht ganz gefüllt ist. Es hat diese Methode nur den Uebelstand, dass das Trocknen schwierig und zeitraubend ist und einer künstlichen Wärme bedarf. 3^ Pfund lebende Cochenille geben 1 Pfund trockene. Vor dem Verkauf werden sie durch ein Haarsieb gesiebt, um sie von dem weissen, ihnen anklebenden Pflanzenstaube zu befreien. Nichts destoweniger erscheinen diese Thiere, wenn sie getrocknet sind, weisslieh grau, so dass man ihnen im Handel zum Unterschied von dem „black" den Namen „silver" giebt, Das Pfund Silver bezahlt man mit 16 Realen. Die Fruchtbarkeit dieser Thiere ist ausserordentlich. Die Mütter-Cochenille in dem oben beschriebenen Kasten verbleiben darin 14 — 21 Tage und täglich sind die über dieselben ausgebreiteten Läppchen ein oder zweimal mit junger Brut überfüllt, so dass man die Zahl der Jungen, welche eine Cochenille während der 24 Tage, ohne Nahrung zu sich zu nehmen produzirt, auf eine Million berechnet. Die Cochenille der Canarien gilt nächst derjenigen von Hondouras für die Vorzüglichste. Mit der Sorge für die Cochenillezucht sind ausschliesslich Frauenzimmer beschäftigt. Wenn es die Jahreszeit erlaubt, die Cochenille früh zu ziehen, so wird die zweite Brut unmittelbar nach der ersten Ernte ausgesetzt; treten die Winterregen spät ein, so ist sogar, wenigstens in den Costas, eine dritte Ernte möglich, denn dort sterben die Insekten nicht während des Dezembers, wogegen sie die kühlere Temperatur der Midianias nicht überleben. Die Nopalpflanzen muss man von den ihnen nachtbeilig'!,, Batten und Eidechsen frei halten, auch das Federvieh und Vögel sind den Insekten gefährlich. Der EHrag eines Morgens guten, bewässerten und mit gesunden Nopalpflanzen besetzten Bodens berechnet sich jährlich auf 500 Pfund trockener Cochenille. In trockenem Boden wechselt der durchschnittliche Ertrag eines Morgens zwischen 50 und 300 Pfimri. Ks würde sehr zweckmässig sein, auch in den Medianias die Cochenille überwintern zu können, um nichl genöthigt zu werden, die Mutter-Insekten alljährlich aus den Costas zu kaufen. Ks würde sich ein solcher Schutz der Insekten leicht durch winterliche Rohrbedachungen der Nopalstauden erreichen lassen. Der Wein der Canarien, welcher einen grossen Ruf hatte und- einen wichtigen Ausfuhrartikel bildete, ist leider kaum noch ein nennenswert her Ausfuhrartikel. Die Cultur des Stockes beschränkt sieli darauf, iht! im Dezember zu behacken. Im Februar wird das Erdreich umgegraben. Im Juni werden Holzgabeln oder Geländer aufgestellt, um die Ranken sich darüber spinnen zu lassen; Ende August beginnt die Reife, die Ernte im September bis October. Die Mal vasi ertrau he. aus Napoli de Malvasia in Morea eingeführt, bedarf der Bewässerung. Man hat den Hoden inzwischen fast überall zum Maisbau oder zur Cochenillezuclit benutzt; nur auf der Westküste von Tenerifa und Südostküste der Canaria findet sich noch diese Traube. Auf Fuerteventura trifft man sie im trocknen Boden auf der Erde liegend. Die übrigen Weinsorten wachsen ebenfalls im trocknen Boden; die besten sind auf dem Leutiscalberg von Canaria; in der Vega de los Mocanes, in Valsequillo und Telde. Bekannt sind Cistan blanea, der schwarze, die schwarze Liebe, der schwarze Damm (negro amor, negro muellc. Albilla vesdillo). Die unter dem Namen Cabezotas und Perrunas bekannten Sorten werden zu Branntwein verwendet. Der Moscates wird nur gegessen, — die Agraceras werden zu Laubdächern an Landhäusern gezogen. In den Cumbres gedeiht der Weinstock nicht mehr. Um neue Berge anzulegen, werden Senker gepflanzt. Unter den Olivenbüumen ist der andalnsische Oelbaurn der beliebteste. Die Oel - Cultur ist noch wenig vorgeschritten. In Folge der gänzlichen Vernachlässigung tragen sehr viele Häume keine Früchte. Die besten Bäume sind auf Canaria, wo sich auch einige Oelmühlen befinden, eine in S. Bartolome und zwei in Santa Lucia, zum Gerichtssprengel von Aguimes gehörend. Die Agrios, Säuerliche Früchte, gedeihen vorzugsweise in bewässertem Boden, welcher auch ab und zu gedüngt werden muss. Die canarische Orange ist süss und säuerlich. Beide Arten unter- scheiden sich durch Grösse und Dicke der Schale; es giebt auch süsse oder sauere Citronen, Lima, Toronga und Cidra. Man zieht die Orangen theils aus Ablegern, theils« aus dem Kern. Im letzteren Falle werden sie im vierten Jahre verpflanzt; nach 6 bis 8 Jahren tragen sie Früchte. In Carlen muss darauf gesehen werden, dass ein freier Luftzug durch das Laubdach möglich ist; auch müssen sie sorgfältig von Spinngeweben gereinigt werden, dies geschieht am besten durch Wasserspritzen. Die Man del bau ine würden, wenn man sich der geringen Mühe ihrer Pflanzung und Beaufsichtigung unterzöge, einen grossen Gewinn sichern, da das Klima der Insel ihnen in allen Regionen sehr zuträglich ist. Auf Palma, Canaria und Tenerifa gedeihen sie am üppigsten. Leider aber wird auch diese Frucht vollständig missachtet, und Ilolzsehliiger und Kohlenbrenner haben in den letzten Jahren eine grosse Anzahl MandeJbäunie vernichtet. Die schöne Platane Platanera, welche nur Wasser bedarf, um alle drei Jahre sehr wohlschmeckende Früchte zu tragen, und deren Holz sehr geschätzt ist, müsste mehr gepflegt werden. Die Traube wird, bevor sie in der gelben Farbe ihre Reife bekundet, abgeschnitten und in Stroh längere Zeit bewahrt. Es giebt zwei Arten, deren Früchte sich durch Grösse, 8 — 9 Zoll und 5 — 0 Zoll Länge und durch Süssigkeit unterscheiden. Die Pflanze stirbt, nachdem die Frucht gereift ist, ab. Der Guayavo, Chirimoyo, Papayo, Poma rosa. Von dem ersteren giebt es drei Arten, aepfel-, birnenförmige, und die peruanische von weisser Farbe. Diese herrlichen in Amerika heimischen Bäume werden aus dein Kern gezogen, wachsen schnell und reifen ihre Früchte im October. Die Pinien von Tenerifa und Canaria sind von einem ungeheueren Umfang und Höhe gewesen. Im Jahre 1515 wurde zum Dach der Kirche Unserer lieben Frauen de los Remedius, welche in Lagune erbaut ward und 80 Fuss lang und 48 Fuss breit war, das Holz einer einzigen Pinie verwendet. Ein anderer Stamm reichte zum Dach der Kirche San Benito ebendaselbst aus, welche Kirche 110 Fuss lang und 35 Fuss breit war. Unter den Feigen hat man die Niguera azaharilla, welche weiss, die schwarze, die Brigazote; die weisse und schwarze Winterfeige, la gomera, la mulata. Die letzteren geben drei, die erstgenannten nur zwei Ernten, Von denen die erste Breva, die zweite Higo heisst. In einer unglaublichen Pracht erheben sich die stolzen und ungeheueren Palmen der Inseln. Die Palmas monoioas oder die Herinafroditas sind nicht •bekannt, sondern nur die Palmas dioicas. Es giebt Palmas datileras und Tamareras. Die Früchte der letzteren sind grösser und süsser. Man zieht sie aus dem Kern, welcher zwei Zoll tief, in einen Blumentopf gelegt, worauf letzterer eingegraben wird. Nach zwei Jahren ist die Wurzel so weit ausgedehnt, dass sie den Topf sprengt, Der Kern muss immer so gelegt werden, dass die Höhlung oder Schnitt desselben nach unten gerichtet ist. Die Dattelernte ist nur massig. Dies liegt in der grossen Mehrzahl der männlichen Palmbäume. Die Blätter werden alle drei Jahre geschnitten. Dies nennt man despensar. Um auf den Baum zu steigen, umgürtet der Arbeiter sieb und den Baum mit einem Seile, und indem er dies über die Absätze des Stammes forthebt, stösst er sich mit den umklammernden Füssen in die Höbe, sorgend, dass er die in die Höhe gerichteten Stacheln der Binde nicht berührt. Aus den Blättern werden Matten, Körbe, Besen, Säcke gefertigt, das Holz zu Balken verbraucht, Palmen gehen im Frühjahr sogenannten Wein — einen weissen Saft, den man als wohlschmeckendes Getränk mit Honig vermischt geniesst, oder zu Medicin mit Kräutern versetzt — 4 Cuartillos giebt jeder Baum. Die Oeffnungeü werden hinterher mit Lehm verklebt, sonst geht der Baum aus. Die Palme von Mogador ist auf den Canarien nicht zu ihrer heimischen Grösse entwickelt, Die vorhandenen Cocospalmen stehen vereinzelt und tragen deshalb keine Früchte. Der Johannisbrotbaum (Algaroba), derein so vortreffliches Viehfutter giebt, findet sich in allen Theilen der Insel in grosser Ueppigkeit. Seltener ist die vorzüglichste Gattung desselben (ceratonia siliqua), deren Geschlechter sich zwar bisweilen in demselben Baum vereinigen, häufiger aber getrennt linden. Wenn die Indolenz der Bewohner nicht so gross wäre, würde schon viel für die grössere Anpflanzung dieser Fruchtbäume geschehen sein. An Aepfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen giebt es eine grosse Mannigfaltigkeit; Nüsse und Kastanien, Pfirsich, Melo-notomes und Aprikosenbäuuie gedeihen zu seltener Grösse und Fruchtbarkeit. Da das Torrain wenig eben und sehr parzelliri ist, SO sind auch Bestellungsart und Ackergeräthsohaften Hoch sehr einfach; ursprünglich übertragen und beibehalten. Da es zu den Ausnahmen gehört, dass die wenigen grösseren Grundbesitzer in dieser Beziehung mit der Zeit fortgeschritten sind, und die in andern Ländern längst gebräuchlichen Neuerungen und Verbesserungen eingeführt haben — so kann davon hier nicht die Rede sein. Ks mag nur bemerkt werden, dass zu diesen Ausnahmen der Graf de la Vega Grande auf Canaria gehört;, auf dessen Besitzungen man vortreffliche englische Maschinen und Ackerge-räthe antrifft, wie denn derselbe überhaupt ein reges Interesse für die Fortschritte der Kultur der Inseln bethätigt. Auf den Canarien besteht noch der älteste einfache, von 2 Stieren oder Kühen gezogene Pflug. Auf Hierro kennt man noch nicht einmal das Joch zur Bespannung, und auch auf Fuerteventura ist die Bespannung der Karneole höchst mangelhaft. Zu den Erdarbeiten verwendet man Spaten, welche in der Grösse je nach der Beschaffenheit des Erdreiches, für welches sie benutzt werden, verschieden sind. 8, 9—10 Zoll lang sind die Spaten für lockere Erde, 3, 4— 5 für festes, thoniges oder steiniges Terrain. Mit Sense und Sichel schneidet man Weizen, Roggen und Gerste; mit breitem, spitzigen Messer werden Kräuter und Strünke für Viehfutter ab- uud kleingeschnitten. Mit der Bozadera, eine Art Sichel ohne Zähne, schneidet man Brombeeren und Stacbel-gewächse; mit Gartenmessern den Weinstock. Mittelst Holz-sehaufeln wird der Dünger über das Feld verbreitet und das Getreide im Wurf von der Spreu gereinigt. Mit eisernen Schaufeln zieht man die Bewässerungsgräben. In der Tenne gebraucht man die Horquef-Gnbel zum Umwenden des Getreides und den Trilloschlitten zum Auskörnen. Es sind dies Bretterbuden in Form eines Oblongums oder rechtwinkligen Dreiecks, von unten mit Feuersteinen besetzt. Sie sind 5 bis 5K, Fuss lang und 3 bis 3)4 Fuss breit, Entweder Rindvieh oder Maulthiere ziehen die Schleife im Kreise herum. Ein Mann Steht darauf und hält sich an dem Schweife eines der Thiere fest. Zum Schwingen wird eine vierzackige Gabel gebraucht und mit dem Zaraudas (Sieb) reinigt man das Korn. Zum Ebnen der Aecker verwendet man den Bodillo, eine 2 Fuss dicke und 4 Fuss lange Steinwalze, welche sich um eine Holzaxe dreht. Der Gartenbau erheischt verschiedenartige auch in andern Ländern übliche Gerätschaften. Die Maasse und Gewichte sind auf den verschiedenen In-seln untereinander eben so verschieden, wie die in den übrigen spanischen Provinzen untereinander. Im Allgemeinen nähern sie sieh den eastiiianischen Maassen und Gewichten. Naeh dem Gesetze vom 17. Juli 1849 sollen in der ganzen Monarchie nach dem Vorbilde der französischen metrischen die Flächen-, Hohl-, Längen- und Körpermaasse regulirt werden. Hiernach sollen enthalten: die canarische Vara.....0, metros, 842millimetros. ein Meter......1 Elle, 0, Fuss, 6 Zoll, 9"%o In Suninia. IniVerhält- Total niss z. See- lenzahl. Kirchen. 404 Iz. 59*,72 Geistliehe. 14« lz. 1652,50 real: vell: Einkom- 5,58 men. 1,347241 pro Kopf. Curatos de entrada.-J In der ersten As-J cension. In der zweiten As-' cension. idem de termina j (vorübergehend). Hiilfsgeistiiche und J Stellvertreter. Ii Kosten bis 1851 nach letzten Concordate. 1.751,340 Realen dem Bischof. Dignitar.u.Can Racioneros ent Hülfs-CIeriker. Bischof. Dignitar., Can Racioneros ent id. medios. Hiilfsgeistiiche. Curas propios, In d. Mutterkir. In d. Tochterk. Curas Invitados 3,300 3,600 3,300 4,500 3,600 5,500 4,000 7,000 4,500 2,200 2,500 1,700 70,000 61,500 10,000 18,000 80,000 61,076 18,000 12,820 16.500 89,100 3,600 26,400 18,000 50,300 82,500 50,000 42,000 58,500 15,400 7,500 3,500 347,901 449,000 159,200 90,000 70,000 24,000 24,000 80,000 84,000 60,000 40,000 24,000 108,000 4,000 32,000 24,000 80,000 120,000 90.000 60,000 120,000 28,000 15,000 4,000 159,200 } 391,140 1,201,000 391,140 i 796,901 I 550,340 mehr: 404,099 U47.241 1,751,340 Durch das Concordat vom löten März 1851 hat die frühere kirchliche Eintheilung in so weit eine Aenderung erfahren, als die Canarien jetzt nicht mehr zwei, sondern nur ein Bisthum bilden, welches unter dem Erzbischof von Sevilla steht, der in las Palmas auf Gran Canaria residirt und durch einen Hülfsbisehof von Tenerifa unterstützt wird. Die zugleich festgesetzten höheren Besoldungen der Geistlichkeit sind in der letzten Colonne der vorstehenden Uebersicht mit angegeben. Da nach den Bestimmungen des gedachte Concordates der Unterricht in Allem der Lehre der katholischen Beligion oonform sein, und die Bischöfe- so wie die mit Ueherwachung der Reinheit des Glaubens, der Sitten und des Religionsunterrichtes der Jugend beauftragten Diözesan-Prälaten frei und ungehindert diese Funktionen erfüllen und eine besondere Vorsorge für die Bildungsanstalten tüchtiger Geistlichen beobachten sollen, so wird auch von dem jetzigen würdigen Bischof von Gran Canaria dem dortigen Priester-Seminare, so wie den Schulen eine grosse Aufmerksamkeit gewidmet, und der Prälat ist den grösseren Theil des Jahres mit gründlichen Kirchen- und Schulvisitationen auf den einzelnen Inseln beschäftigt. Das Schulwesen auf den Canarien lässt noch sehr vieles zu wünschen übrig. Ein Schulzwang besteht nach den spanischen Gesetzen nicht. Erschwert wird der Unterricht auch durch die isolirte Lage und die Armuth kleiner Gemeinden und Bewohner der kleinen Pacht- und Wirthscbaftsböfe, welche dem regelmässigen Schulbesuche, der weiten Entfernung und der oft gefahrdrohenden Terrainscbwierigkeiten wegen, grosse Hindernisse in den Weg legen. Nichts desto weniger könnte mindestens von den grösseren und wohlhabenderen Gemeinden durch Auswahl und entsprechende Besoldung tüchtiger Lehrer und durch ein regeres Interesse, welches durch die Ortsgeistlichen und Communalbeamten angeregt und aufrecht erhalten werden müsste, mehr geleistet werden als factisch geleistet wird. Die nachfolgende Uebersicht weist den Zustand der Unterrichtsanstalten und des Schulbesuches auf den Canarien nach, wie er im Jahre 1851 amtlich festgestellt ward. Schulen für Schulbesuch der Verhältniss der Ol Inseln - _ 1 "5 b D — i .1 0 _ 5^ = i w «-1^1 55 ® .2 55 ü «8 4» m n3 h I - Zuckermühlen beschäftigt. Im Jahre 1852 bildete Hie Zuekerfabrikatinn keinen Artikel der ßxportatiod mehr, sondern ward all Liebhaberei l'iir den Hedalf einzelner Haushaltungen getrieben. Der Bau der Baumwolle halle gleiches Schicksal. Wurde dieselbe früher auch nur im beschränkten Umfange cultivirt, so hat dies in den letzten Dezennien ganz aufgehörl und erst im Jahre 1852 sind auf Veranlassung des königlichen Cnmmissnrius D. Manuel de Varas, welcher Proben der besten Gattung kommen liess und den Saamen unentgeltlich au verschiedenen Grundbesitzern vertheilte, neue Versuche von Baumwollen-Pflanzungen gemacht worden. Südfrucht«» und namentlich Mandeln wurden früher in bedeutenden Quantitäten nach JVord-Amerika versandt. Namentlich gingen ulljürlich 5 Schilfe mit dieser Landung aus dem Halen von la Palma dorthin. Auf Lanzarote allein seheinI man diesem Gegenstande neuerdings mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und benutzt zu Anpflanzungen von Orangen, Feigen uud Mandeln, die mit schwarzer Lavaasche hoch überdeckten weiten Felder. Man gräbt bis auf den Hoden durch, um die Bäume oder Senker zu pflanzen, die dann vortrefflich gedeihen, da der feine Aschensand die Feuchtigkeit leicht eindringen lässt, und denselben lange Zeit bewahrt. Der Getreidebau reicht nicht; so weil über das Landes-bedürfniss hinaus, um einen irgend erheblichen Ausfuhr-Artikel zu bilden. Die Bestimmungen des Zolltarifs legen im Artikel H bestimmte Beschränkungen der Getreideeinfuhr auf; indem die Zölle sich ertuässigeu von 30 auf 4',, je nachdem auf den Canarien die Getreideernte gut oder schlecht ausgefallen ist. für Weizen, der Scheffel 40 Realen (2 Thlr. 20 Sgr.) Gerste - - 18 - Roggen - 30 - Mais - 40 - Garbanzen - - 45 - Holmen - 45 Kartoffeln - 25 - Erdheeren - - 35 Bestimmte Frucht- und Jahrmärkte bestehen auf den Canarien nicht. Die Kirchen- und Feiertage der Parochieen lassen solche Märkte, hei Gelegenheit der sich dort versammelnden Menge der Umgegend inprovisiren. Am S. Augustinfeste werden auf Canaria in der Vega Santa Brigidn bedeutende Viehverkfiufe geschlossen. Von der Cocheni llezucht, insbesondere von dem dabei beobachteten Verfahren und der Progression ihrer von Jahr XU Jahr wachsenden Ausdehnung und Verwerthung ist bereits oben die Rede gewesen. Nicht minder von der Anfertigung und Versendung der Ba~ rill a und der früher so gesuchten eanarisehen Färbemoose Orsilla, nngo, und Färbekrauter, namentlich Waid. Das ehemals gewonnene Drachenblut und Palmen wein werden Riehl mehr versendet. Salz wird auf den Canarien nicht als Regal betrachtet. Die Gewinnung desselben ist einem Jeden überlassen. Die beiden grossten Seesalz-Salinen, in denen das Salz durch Verdampfung des Seewassers in der Sonnenhitze gewonnen wird, sind auf den Inseln Fuerteventura und Lanzarote. Der Scheffel wird je nach der Qualität zu 2, 4 und ti Realen de plato verkauft, und das Salz für die inländische Fischerei verwendet. Die Qualität ist im Allgemeinen gering, weil die an den Küsten hin und wieder augelegten Salzlaken mangelhaft coiistruirt sind und man auch der Zubereitung für den häuslichen Bedarf nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkt. Die weitere Landes-Industrie beschränkt sich auf die Anfertigung grober Hausleiuwand aus Riga er und Preussischem Flachs; auf die Bereitung grober wollener Decken (Mantes) zum Bedarf der Landleute, auf Strohllechtereien aus Esparto und Roggenstroh; namentlich werden Stühle, Hüte und Sattelkissen für Kameele, Esel und Maulthiere daraus gefertigt. Die Branntweinbrennereien sind bedeutend reduzirt. Nach Amerika wurden früher durchschnittlich 5 Schilfe jährlieh mit Branntwein beladen. Die Nudel- und Seifenfabrikation hat sehr abgenommen. Die aus den Fasern der Agave gefertigten Seile werden im Lande verbraucht. Die Bearbeitung von Steinplatten und Filtrirstein-gefässen beschäftigt viele Hände gegen äusserst geringes 'ragelohn. Im Jahre 1852 hat man in Santa Cruz de Tenerifa eine durch Dampf kraft in Bewegung gesetzte Holzschneide-Maschine aufgestellt; den Versuch zur Tabaksfabrikation gemacht und eine Werkstatt zur Anfertigung kleiner Nägel und Stille, die mau unter «lern Namen PuntaS de Paris bisher aus dein Auslande bezog, eröffnet. Zun» Sohluss muss eines Industriezweiges gedacht werden, welcher in seiner eigentlichen Bedeutung bisher noch nicht rieh tig erkannt und ausgebeutet, sondern leider in hohem Grade vernachlässigt ward. Es ist dies die Fischerei. Nicht so wohl die Fischerei an den Küsten der Inseln, welche nicht allzu ergiebig ist, und die Mitglieder der bestehenden Innungen kaum nothdürftig nährt, sondern hauptsächlich die Fischerei im atlantischen Oeeau an der afrikanischen Küste. Wie die erstgenannte Ufertiseherei eine geringe Ausbeute giebt, weil das Meer dort nicht sehr lischreich ist, und mau sich der zu engen Netze bedient, welche die jungen ungeniessbaren Fische mit hinausziehen, die man, ohne sie zu benutzen, fortwirft und sterben lässt, wodurch die Brut unnÖthig vermindert wird, so fördert die Meer-lischerei verhältnissmässig viel zu geringe Resultate, weil man sie nicht in dem Maasse, wie es leicht möglich wäre, auszubeuten versteht, und weil man das Salzen uud Trocknen der gefangenen Fische so ungeschickt, unsauber und mangelhaft ausge führt hat, dass der Absatz sich hauptsächlich für das Landesbe-dürfniss beschränkt, und man auf den Inseln englische und schwedische Stockiisohe in ansehnlichen Quantitäten einführt. Es hat schon seit längerer Zeit nicht an Männern gefehlt, welche auf die Wichtigkeit des Gegenstandes hingewiesen haben. Insbesondere war es Berthelot, der zeitige französische Consul in Santa Cruz de Tenerifa, dessen klassisches Werk über die Canarien, das er zugleich mit Webb verfassl, und welches unter dein Ministerin Guizot auf Staatskosten in würdigster Ausstattung veröffentlicht ward — in der ganzen gelehrten Welt gekannt und geschätzt ist welcher mehrfach auf den Reichthuiu an Fischen an den afrikanisch-inaroecanisoheii Küsten hinwiess. Im Auftrage der französischen Regierung hatte er jene Küsten sehr speziell bereist; er hatte die Gattungen der dort hauptsächlich vorkommenden zu verwerthenden Fische zusammengestellt; er hatte beobachtet, wie die Fische an der afrikanischen Küste zu gewissen Jahreszeiten ihren Strich nach Norden und zu andern Zeiten wiederum nach Süden zu nehmen, eine Beobachtung, die der Verfasser dieses aus eigener Wahrnehmung bestätigen konnte» als er im Sommer 1853 bei einer mehrmaligen Reise au der nordwest-afrikanischen Küste bemerkte, wie wäh- rend drei voller Tage von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, Millionen von Fischen in dichten Massen, in schneller Hast nnd ohne Ausnahme mil dem Schiffe naeh Süden, bis gegen Mogador zu eilten, von wo aus sie eine andere Richtung eingeschlagen haben mussten. Berthelot nennt die Fischerei die Agrikultur des Wassers, „Ihre Ausbeule, sagt er, bietet Erfolge, welche in keiner Weise denen der Erde nachstehen. Das Meer über nimmt selbst die Saat und ohne vom Fischer etwas empfangen zu haben, bietet es ihm freigiebig alle seine Schätze dar." Ber-thelot fügt hinzu, dass wenn die gegenwärtig mit der Fischerei au der afrikanischen koste beschäftigten 700 eanarisehen Fischer jährlich 150,000 Centner Fische, oder '4 Millionen Stück Fische, also jeder Einzelne 4,285 Stück Fische fängt, dies eine Ausbeute sei, welche in Terranova je 10 Mann täglich liefern. Dem königlichen Commissarius D. Manuel de Vargas war es neuerdings vorbehalten, der spanischen Regierung die Wichtigkeit des Gegenstandes recht klar zu machen. Er 1 bat es auf die praktischste Weise, indem er nach zahllosen vergeblichen Versuchen, nach Ueberwihdung eingewurzelter Gewohnheiten und Vorurtbeile, es dahin gebracht, in der Zubereitung der in den dortigen Gewässern gefangenen Fische — in der Art des Reinigens, Salzens, Trocknens und Bleichens die glänzendsten Resultate zu erreichen; das heisst — eine Waare, die der von England uud Schweden eingeführten in Güte und Dauer in keiner Art nachstehen soll, und deren Herstellung unter billigeren Bedingungen möglich sein würde. Ist diese Voraussetzung gegründet, so hat die spanische Regierung alle Veranlassung, das Verdienst des Herrn Vargas in entsprechender Weise zu würdigen, und die Canarien Grund genug, ihm zu danken für die Entwickelung eines bisher vernachlässigten Industriezweiges, dessen richtige Benutzung auf die zukünftige Wohlfahrt der Inseln von den erheblichsten Folgen begleitet sein muss. Der vorliegende Gegenstand ist unter Voraussetzung entsprechender Auffassung Seitens der spanischen Regierung in der That von ausserordentlicher Bedeutung. Das Einsalzen und Pökeln der Fische im Grossen betrieben, ist eine der gewinnbringendsten Industrien, welche den damit Beschäftigten und dem Staate gleichzeitig hohe Einnahmen sichert. Es ist aber noth-wendig, um alle daraus entspringenden Vortheile gemessen zu 13* können, anter Benutzung der bisher gewonnenen Erfahrungen, in der möglichst vollkommenen und möglichst billig herzustellenden Zubereitung', mein' zu leisten, als von anderen Nationen nnier ähnlichen Verhältnissen geleistet wird. Die Fischerei an der afrikanischen Küste, wenn sie sieh entsprechend entwickelt wird zahlreiche Familien ernähren; eine grosse Menge von Schiffen, die sich damit befassen, in steler Bewegung erhallen, einen leichten uud vorfheiihaften Absatz den eanarisehen Salinen gewähren, welche die Ausrüster jener Schilfe mil allem erforderlichen Salze ZU versehen im Stande sind. Es werden dadurch junge kräftige Männer für die Marine herangebildet werden können, welche au die schweren Arbeiten solcher Expeditionen gewöhnt, rüstige und unerschrockene Seefahrer werden. Diese Industrie wird die Handelsmarine durch Befrachtung unterstützen; sie wird die Handels-Verbindungen erleichtern, ihren Produkten einen neuen, weit ausgedehnten Markt eröffnen; die Beschaffung eines wichtigen und unentbehrlichen Nahrungsmittels erleichtern, und den Einnahmen einen Zusehuss sichern.welcher dem ganzen Lande zu Statten kommt. Um aber die in Aussicht gestellten Resultate wirklieh erreichen zu können, ist Ernst und guter Wille, sind Opfer und Anstrengungen, und die Beseitigung von Vorurtheilen not bw endig, die sich jeder Neuerung entgegen zu stellen ptlegen. Namentlich wird es schwer halten, die Fischer daran zu gewöhnen, die Zubereitungen des Pökeins und Salzens, welche bis heute in denselben Verrichtungen bestanden, wie sie bereits im Jahre 1450 dort eingeführt waren mit der unerlässliehen Sorgfalt und Sauberkeit zu veranlassen, wie sie in einer guten gesuchten Waare erforderlich sind. Nicht sowohl aus Gesundheitsrücksichten; wiewohl auch diese dringend genug sprechen, denn in einem armen Lande, wie auf den Canarien, dessen Bewohner sich hauptsächlich von gesalzenen Fischen nähren, ist in der unsauberen Zubereitung der Fische eine Hauptveranlassung zur Elephantiasis und andern Hautkrankheiten zu suchen; also nicht sowohl aus Gesundheitsrücksichten^ sondern der so wesentlichen Concurrenz Wegen ist eine vorzügliche Beschaffenheit der Han-delfiWaare erforderlich. Nicht gar weit von dem Distrikt der eanarisehen Fischerei an der afrikanischen Küste, in San Luis del Senegal, wird, wenn auch in geringem Umfange, diese Industrie mit Sorgfalt und Umsicht gel rieben, und bildet einen Handels- artikel, weicher in Gulam und den übrigen Punkten von Sene-gambien einen sicheren Absatz (indet. Die ersten Nachrichten über den Fischfang an den afrika-nischen Küsten linden sieh in den Chroniken vnn Pisa, wo des Schiff fahrts- und Handelsvertrages gedacht wird, den Cooo Griffi. Censul jener Republik, im Jahre 1107 mil Joncef von Marncco abschloss. Allein die Genueser und Venezianer, Rivalen jener Republik, im 12(en Jahrhunderl schon SO mächtig zur See, he fuhren damals die Küsten von Mauretanien, Tingitanien und Caesarea; besuchten die Messen von Tunis. Tripolis, Oran und Marocco. und erhielten unter anderen Vortheilen auch die Erlaubnis*, in jenen Gewässern zu fischen, und die Fische, gegen Abgabe des Zehnten, im Innern des Landes zu verkaufen. Oio Handelsverträge von 1250, 1251 und 1271 hoben jene Con cession nicht auf, denn die Venezianer verpflichteten sieh zur Zeil der Kreuzzüge zur Neutralität, und versprachen weder Schiffe noch Wulfen zu feindseligen Unternehmungen wider jene Rechte zu liefern. Aus den Relationen Rocacios über Nicolaus de Renn, wie sich solche in der Ausgabe des Sebastian Compi vorfinden, geht hervor, dass König Alfons IV. im Jahre 1341 eine Flotille vor) 3 Schilfen, unter der Führung des Angiolino de Tagglico nach den glücklichen Inseln im Oeean sandte: dass die Schiffe an zweien der Inseln, wahrscheinlich Fuerteventura und Lanzarote anlegten, und dort während 5 Tage Ziegen- und Seehundsfelle Talg, Fische und Fischthran eintauschten; ein Beweis, dass damals die Fischerei dort bereits stark getrieben ward. 1441 beauftragte Enrique von Portugal Antonio Gonzalez und Nuno Tristan, auf neue Entdeckungen an jener Küste auszufahren; worauf jene auch bis zum Goldfluss gelangten. In diesen Reiseberichten wird des Reichthuins au Fischen an der afrikanischen Küste, den Canarien gegenüber besonders Erwähnung gethan. Der Venezianer Luis de Codamosto, gemeinschaftlich mit Vincente de Lagos von Enrique von Portugal 1444 entsandt, umsieh mit dem Genueser Antonio Noli zu vereinigen, und jene Rüsten auszubeuten, landeten beim Cap Blauen und Gambia. Diese Beise ward 1507 veröffentlicht, und erwähnt der ausser ordentlich reichen Fischerei an der gedachten afrikanischen Küste. Pellisier erzählt in seinen historischen und geographischen Memoiren, dass König Manuel im Jahr 1507 das in Holz dürftig erbaute Fori Santa Cruz auf Cap Aguer ankaufte- von wo aus die Portugiesen die Fischerei im Grossen betrieben. Gonzalez Fernando de Oviedo, vveleber 1525 auf seiner Heise naeh Indien in Gran Canaria landete, erwähnt der damaligen ergiebigen Fischerei, namentlich des Tollosfanges. Ae Im liehe Urtheile wiederholen Leo Afrieanns, bevor er von Leo X. getauft ward, bekannt unier dem Namen Haceinb Mohammed el Onnza — in seiner Beschreibung von Afrika uud der Vizcoude von Santa rem in seinem Werke ..Curiusn cronologia de viajes." Der Schotte Georg Glass ist erstaunt, dass die Spanier den Engländern den Besitz von Terrannva streitig machen, oder an der dortigen Fischerei Theil haben wollten, während sie ihre lischreicheren Wasser an der afrikanischen Küste, trotz der grossen Nähe nicht benutzen. 1008 beantragte das General - Capitanat der Canarien. dass eine Fregatte in jenen Gewässern stationirt werden möchte, »im die eanarisehen Fischer gegen die dort überhand nehmenden Sec-räubereien zu schützen. Viera führt an, dass im Jahre 1770 mit der Fischerei an der afrikanischen Küste 30 Bergantinen von 20 Tonuengehalt, mit je 15-30 Mann ausgerüstet beschäftigt gewesen wären. Nachstehend erfolgt ein Verzeichniss der hauptsächlichsten Gattungen von Fischen, welche sich in den Gewässern der eanarisehen Inseln linden: 1) Fische, welche stachlige Bücken haben: Bremas grandes: EI Mere.....Terranus fuisus. El Caehorro .... - caninus. La Sama .... - aoutirostris. Bremas chicas; La Vaca..... - seriba. El Mero de tierra . - l'imbriatus. El Alfonoinn ... - authias. La Cabriella ... - eabrilla. El Hey de las orillas - emarginalus, 2) Fische mit stachligem Bücken; glalle ohne Stacheln. Esparns grandes: La Sama gründe . . Chrvlophris coeruleo stidus. La Sama dorada . . Deutex vulgaris. El Sargo Chacaron . filarneutosus. El Sargo blanca . Sargus rondoleti El Sargo breado ... . furicatus. El Besugo .... Pagellus cetttrodontus. El Alfonciuo ... - canariensis. Esparos chicos: La Boga.....Spams boops. El Chieharro . . . Boops canariensis. 3) Fische mit stachligem Hucken, glatten Körper: gefärbt; mit vielen Flossfodern unter dem Schwänze. El Alan.....Scoinber thynnns. El Bonito.....- pelamys. El pez espada . . Xiphias glandius. El Tazarte .... Cybium fcritor. La Caballa .... Cattaus traehnriis. El Escular .... Bovetus temminekii. El pez Bey . . . Temmodon sallator. La Palomea . . . Lichia glaiens. La dorada (S. Pedro) Zeus faber. 1 ) Fische mit stachligem Bücken: eine Flossfeder am Backen, s La vieja.....Searus canariensis. El pez verde . . Julis pavo. El Boinerito . . . Acuncholabrus viridis. El pez perro . . . Labrus julis. 5) Fische mit stachligem Rücken; mit weichen'Stacheln. glatten Schuppen, vielen Flossfedern auf dem Rücken und unter dem Schwänze: diejenigen auf dem Bücken spitz. El Abadyo .... Phyois limbalus. La pescada .... Aselbus canariensis. La pescadilla . . . Sadus merlangus. La Anchova ... t> ) Fische mit stachligem Bücken; brillanten schuppenreichen Körper: zwei Rückenllossfedern, die eine mit weichen, die andere mit harten adiposas. El Salmon—tres especies Aulnpas lilifer, mandatus. Saums trivirgatus. 7) Fische, ein wenig glatt: den Bund quer, die Augen hoch uud nahe zusammen: Opcrculos mit einem Stachel, die Oed nung nahe der Brusttlo.vsfedor. La Arana.....Trachiuus radiatlis. $ ) Fische mil Bjlindeiförmigem Körper, grossen und biegsamen Schoppen; Operculos von drei Stücken. Kl Snlmnnole Mallus harhalus. 9) Fische von uiigestalleuer Forin. wegen des >| iss\erhall Uli ses /.wischen Kopf und Körper; einige KU den (liegenden Fischen gehörend. Pesces rtibins: Kl rnhio.....Trigla vnlans. Kl rubito .... - lueerna. Kl ruhio ellato . - linea Kl rnhio volador - hiriiuda. Kl raseaeio .... Seorpaonn poreus. Kl - de afuora Sehasles Iiiiler. Kl - eantarero Soorpaena serol'a. Kl Colorado ... - filaraentosa. ■ 10 i Flache mil gc/.ahnlcii und slaehligeii Operculos. Kl verrugalo . . . Lmbrina canariensis. j Siaena nigra. Las curbinaa • j . „,„bra. 11) Fische mil glattem Körper und Kopf: eine Flossfeder auf dem Kücken: nicht ndiposa. La Sardina .... Clupca sardina. La Anchova und Lan- goron..... - enornsioholos. 12) Fische mil glaltein Körper in Form eines Discos, in einem bis Mir Spitze gleichen, dünnen Schwan/, endend: die Kiefer naeh unten geöffnet. La raya ..... Raya elevanta. La lombladora . . . Torpedo galvani. Kl chucho .... Pastiuaca vulgaris. Kl Obispo .... Mycobates episcopus. 13) Fische \on verschiedenen Formen, welche in todten Was sern und salzigen Pfützen leben. Kl Buchen .... ClipUS canariensis. Kl Sapo.....Iranoscopus bnlö Kl Sallador .... Salca noulala. Kl Trompetern . . Centriscua scalopar. Kl Gallo.....Balistes caprinus. Kl Lignado .... Solea seriba. 14) Fische von gros sein 1 infang, rundem Körper, dickem Schwänze, der sich bis zur Spitze hin verjüng!. EH Tiburnn .... Synnlus oaroharias. El gato..... calulus. El martillo .... - eigaenä, EjI pez angel ... - synalina. 15) Fische mit verlängertem Körper: rund, mit unsichtbaren Schuppen und klebriger Masse umgeben. La Morena .... Murena. El Congrio .... Cnnger. Iii) Fische von exotischen Formen, mit spitzen Stacheln an« Mücken, oy linderförinigom Körper1; Operculos an drei Theilen. El Alfonse' .... Prjacanthus boops. 17) Fische mil stachligem Rücken; gezahnten und stachligen Operculos. El burro.....Pristipoena viridense. El roncador .... - rouchus. El machete . . . . - rubrum. IN ) Fische mit stachligem Rücken, falschen Flossen unter Schul 1er und Schwanz. El dorado .... Coriphaena equisetis. El eonejo . . . . TemphyleiiPrometheus, 10» Fische mil stachligem Rücken und brillanten Schuppen. El Salmon de altura Neinobranea Welbii. La Castaneta . . . Helioses limbatus. 20) Fische ohne Operculos: statt dessen mit dünnen gespaltenen Hänichen unter dem Halse; gleichen Flossen. El galuto.....Monacathus lilarnenlosus 21) Fische mit langem runden Körper, mil freien unteren Flossen. Der obere Theil des Kopfes mit einer Platte, in Form eines Ovals gefurcht, und mit Haken bewaffnet. La Picuda .... Spharaena pieuda. La Remora .... Echeneis nancrata. Die für die Industrie und den Handel wichtigsten Fische in -den eanarisehen Gewässern bleiben immer diejenigen, welche dem Stockfisch oder Bucalao am nächsteh kommen, und den letzteren zu ersetzen im Stande sein würden. Von welcher Bedeutung es sein würde, durch eine vorzügliche Zubereitung uud einen entsprechend billigen Preis dieser, für das Bedürfniss Spaniens in den eanarisehen Wassern in ausreichender Menge vor- handelten Fastenspeise, die jetzige Einfuhr von England, Däne mark und hauptsächlich Schweden auszuschliessen, mögen die nachstehenden amllicli suppeditirlen Zahlen bekunden. Die Imporlalion von Slnekliseh naeh Spanien betrug im Jahre IS4S 300,584 (Ii. im Werlh vnn 19,066,121 Realen. 1840 350,805 - - - - 24,215,020 1850 395,000 ... - 20,118,211 1851 400.884 - - - 31,200,101 1852 404,721 ... - 35,801,121 Man darf sieh gewiss niehl dadurch abschrecken lassen, dass alle seil Jahrhunderten wohl gemachten Versuche, durch zweckmässigen1 Ausbeutung der fraglichen Fischerei eine reichhaltigere- Erwerbsquelle zu eröffnen mögen l'rivatspeculnlioneu, oder Absichten der Regierung gelbst darauf hingewirkt haben dass" alle bisherigen Versuche hinler den Erwartungen zurüekge blieben sind. Mil der Fischerei zu Terranova ging es nicht anders. Die Norweger besuchten bereits gegen Ende des 121 en Jahrhunderts den Golf von Sau Lorenzo, und benutzten O. und N.-W. von derselben die dortige reiche Fischerei, wie dies Mac Cullot angiebl. In Ramassias Rcisesammlung, 1585 veröffentlicht, linden sich die Reisen der Gebrüder Anton und Nietdaus Zeno, Brüder des venezianischen Admirnls Carlos Zeno, aus «lern I4ten Jahrhundert, die wohl unzweifelhaft von Terranova und Labrador sprechen. 1407 unternahmen im Auftrage Heinrichs VII. die Brüder Juan und Sebastian Cabot, Venezianer von Geburt, ihre Reise, um einen Weg nach Indien zu entdecken: lang!en in dem erwähnlen Meere an; nannten das erste Cap das Debuena visin uud die unmittelbar daran belegene Insel Isla de Hacalan: später von Yerrazaui in Terranova umgeändert. Der Portugiese Gaspar-Costa-Corlereal bereiste jene Funkte im Jahre 1500. wo bereits sein Vater, Kämmerer des Königs Alfouso, früher gewesen war. Er beschäftigte sich mit der dortigen Fischerei und nahm dieselbe im Auftrage Franz I. 1525 förmlich in Besitz. 1004 errichteten die Franzosen daselbst grosse Etablissements, während der Zeit «ler Fischerei. 1008 gründeten sie Quebeek. Im Jahre 1020 waren mil jenem Geschäfte bereits 40 französische und 25 portugiesische Schilfe bei heiligt. 1625 gründete Calvert eine zweite Colonie in Avalon, wo sich einige Jahre Später Irländer zur Ausbeutung der Fischerei niederliessen. 1081 wurde der Walllisch- und Stocklischfang dort so lebhaft betrieben, dass die französische Regierung, um Conllicle zu vermeiden, Bestimmungen erliess, an welchen Punkten die einzelnen Schiffe naeh dem Eintreffen in dem dortigen Meere zu st.» lioniren wären. 800 Seegel verschiedener Nationen waren schon damals dort vereint, Durch den Frieden von Utrecht sah sich Frankreich in die Notwendigkeit versetzt^ jene Besitzungen an England abzutreten und sicherte sich nur das Recht der Fischerei: und die Verträge von Paris von 1705 und Versailles von 1783 bezeichneten die gegenseitigen Grenzstationen für die Fischerei. Die Inseln San Pedro und Miguelve*w;urden nach vielen Streitigkeiten 1814 den Franzosen definitiv überlassen, und gaben der dortigen Industrie einen neuen ausserordentlichen Aufschwung. Frankreich beschäftigte 1835 daselbst 403 Schilfe, welche 10,105,740 Kilogramm frischen Stocklisch, 18,770,501 Realen gesalzenen; 1.287,047 Thran; 100,705 Turbios oder Corres zur Seile; 144,162 de huevos seeos zu Leberthran, 400,740 Abgang und Talg lieferten. Während 5 Jahren belief sich die Zahl aller dort thätigen Schilfe auf 1650. Im Jahre 1845 stieg die Ton* nenzahl der französischen Schilfe auf 118,598 und waren damit 13,301 Seeleute beschäftigt. Im Jahre 1851 luden die französischen Schiffe daselbst 376,132 metrische Centner frischen und gesalzenen Stocklisch. Erst seit 50 Jahren wird der Atun an den eanarisehen Inseln Tenerifa, Gomera und Palma zum Frischessen gefangen, und zwar in solcher Menge., dass man nur die besten Theile davon verzehrte und das Ii einige in?« Meer warf. Im Jahre 1.832 fasste Francisco Grano jedoch die Sache von einer verständigeren Seite auf, und verschilfte, aufgemuntert, von der Regierung, die erste Sendung dieses Fisches im Betrage von etwa 40 Pipen. Im folgenden Jahre verlud derselbe bereits 148 Pipen und 1834 und 1835 je 744 Pipen. Das Privilegium gab mau auf und den Handel frei, und in den Jahren 1848 und 1849 wurden demgemäss von verschiedenen Punkten aus je 2650 Pipen zu dem höchst massigen Preise von 16 Duros ausgeführt, und 80 grosse Barken, bemannt mit 800 Seeleuten, beschäftigt, welche wiederum davon 170 Familien und 14 Etablissements unterhalten konnten. Inzwischen vereinigten sich die Salinenbesitzer der Inseln mit jenen Industriellen. Einige Spcculnnt.cn von Huelva betheiligten sich an der Fischerei von Gomera, wodurch sich dieselbe be- v. Minutoli: Die eanarisehen Inseln. I* deutend hob and bei der Vortreffliohkeit der Fische, den an den französischen und italienischen Küsten gerungenen in keiner Art etwas nachgab. In Diane -Miseren ward der Atun auf verschiedene Weise zubereitet; in Fässehen mit Olivenöl als Delikatesse (Atun desosado oder de Adorno) wie der Salm: oder trocken, gesalzen oder geräuchert. Hat doch die Ausdehnung der Fischerei von Terranova das französische Budget bereits um eine Einnahme-Summe von vier Millionen erhöht, warum sollte diese Industrie sich nicht auch in Spanien schnell und kräftig entwickeln, nachdem ihr die Regierung besonderen Schutz verheissen hat. Die Regierung erwirbt sich dadurch den Dank des Vaterlandes überhaupt, wie der Provinz insbesondere, einen Rcichthum, der allerdings bestand und gekannt, aber nicht hinreichend benutzt ward, aufs gründlichste auszubeuten. Der Handel und die Marine werden ihre Vortheile davon zu ziehen wissen. Oer königliche Conimissarius vnn Vargas ist seinerseits uu-ablässig bemüht, seineu zweckmässigen Ansichten und Vorschlägen Gehör zu verschallen. Nachdem er die Versuche der besseren Zubereitung auf den verschiedenen Inseln persönlich überwacht, und in einer gedruckten Anleitung vom 1, Februar 1853 das. als zweckmässig erprobte Verfahren andrer Nationen zusammengestellt und empfohlen, hat er einen Transport der hiernach getrockneten Stockfische nach der Halbinsel gesandt und verlheilt, um den Beweis zu liefern, dass diese inländische Waare der ausländischen, mindestens der aus Norwegen und Schweden eingeführten, in keiner Beziehung nachsteht. Es kommt also zunächst darauf an, diese Zubereitungsart zu generalisiren und darauf zu sehen, was der Credit der Waare erfordert, dass danach überall mit gleicher Sorgfalt, Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit verfahren werde. Um das Salzen und Trocknen an angemessenen, weitläuftigen Localitäten ausführen, und die Gleichartigkeit der Behandlung überwachen iu können, sind auch bereits gewisse Punkte ausersehen. So auf Lanzarote bei Arecife und auf Gran Canaria, auf der Plague des Hafens de la Luz au der Islota. Herr von Varga hat auch von der Regierung bereits die Genehmigung zur Anlage eines Weges von las Palmas nach dem letztgenannten Hafen erbeten und erhalten. Uni die Inselbevökerung aufzumuntern, sich zahlreich dieser Industrie zu widmen, hat der königliche Commissarius beim Mi- nisterio verschiedene Vergünstigungen extrahirt. Es ist zwar den mit Stockfisch beladenen ScliiiTen volle Freiheit von Halen- und Leuchtfeuer-Abgaben, mit Bezug auf die Lage der Gesetzgebung nicht zugestanden, dagegen Denjenigen ein Gewerbesteuer-Erlass von 5 und resp. 6 Jahren zugebilligt, welche Schiffe zum Stockfischfang ausrüsten, oder Salzereien uud Trockenplätze für Stook-lischzubcreitungen einrichten, oder Verkaufsstellen für die in den eanarisehen Gewässern gefangenen, nach der neuen Methode getrockneten Fische auf den Inseln erölfnen würden. Weiter hat der Cominissarius die erforderlichen Schritte ge-Ihnn, um ein Actien-Capital aufzubringen, damit der Fischfang im ausgedehnten Maasse in Angriff genommen werden kann. Endlich hat derselbe ein Projekt dem Marine-Ministerium überreicht, wonach die Ausführung des fraglichen Unternehmens erleichtert uud von Staatswegen gesichert werden würde; ein Pro-jekl, dessen spezielle Detaillirnng die Diseretion verbietet, welches jedoch, so wie bisher* bekannt geworden, zunächst im Marine- aber auch im Staats-Ministerium sehr beifällig aufgenommen ist. Möchten die gehegten'Erwartungen sich überall erfüllen, und was dazu wesentlich beitragen würde, die Berechnungen hinsichts «ler Beschaffungs-, Zubereitung*- und Transportkosten des eanarisehen Bacalaos-Surrogates, dem auswärtigen Stocklisch gegenüber stimmen. Es liegt natürlich im Interesse des Landes, seine Naturprodukte zunächst im Lande zu verwertben, bevor dieselben Produkte vom Auslande bezogen werden. Es versteht sich dabei aber von selbst, dass das inländische Produkt dem ausländischen mindestens gleich stehen muss an Güte, im Preise jedoch wo möglich billiger. Der ausländische Stockfisch hat sich in seiner Güte und Dauerhaftigkeit bisher bewährt. Als die beste Gattung gilt der englische, dann folgt der schwedische und zuletzt der dänische. Verschiedene Sachverständige meinen, die Güte des eanarisehen Fisches komme mindestens dem schwedischen Stockfische gleich. Für den schwedischen bezahlte man incl. Zoll 4S Beal. für den Centner. Herr von Vargas glaubte früher, die oanarisehe Waare für 20 - 25 Realen den Centner in Cadiz herstellen zu können. Diese Differenz wäre sehr entschieden zu Gunsten des inländischen Bacalao ausgefallen. Neuerdings scheint Herr von Vargas anzunehmen, dass der Centner des eanarisehen Stockfisches doch nicht unter 30 Realen zu beschallen sein würde. Nun ändert sieh aber «las Bechcncxcmpel. Den unablässigen Bemühungen des schwedischen 31 i nister-Residenten. Herrn Bergmann in Madrid, ist es nämlich gelungen, den Zu II auf schwedi sehen Baealau erinässigt zu sehen. Der Centner desselhen kmnml nunmehr auf 1(1 Beulen unter fremder und auf 30 Beulen unter spanischer Flagge zu stehen. Da nun aber notorisch, zum grossen Nach theil für die schwedische Handelsmarine, die schwedischen Schiffe durch die spanischen fasl vollständig in Bezug auf den Stockfistchtransport verdrängt sind, so stehen die beiden Gattungen wie 30 : 30 zu einander. Wollte man nun auch annehmen, dass die Spanier aus Patriotismus die gleiche Waare im Landesprodukt«: vorziehen möchten, so musste dazu sich di<> letztere au Güte und Haltbarkeif vollständig bewährt haben. Dies kann aus den ersten Versindien und Proben noch nicht g«'-lölgert werden; um so weniger, als «lie EJrtlieile über die Güte und Dauerhaftigkeit derselben keinesweges gleichlautend sind. Mindestens in Cadiz, wo (was nicht ubersehen werden darf) der \ erkehr mil schwedischem und englischem Stockfisch sehr lebhaft ist, behauptet man, dass die eanarisehen Proben in keiner Beziehung, weder was Geschmack, noch Farbe und Haltbarkeif anbetrifft, genügt hätten. Mag «lies nun auch wahr sein, • oder zufällig «lie nach Cadiz gesandten Proben von geringerer Beschaffenheit; oder Missgunst und Eigennutz von jenem ungünstigen Lrtheile im Spiele gewesen sein, man muss «lie weiteren Erfolge abwarten* damit sich «las Endurtheil in der öffentlichen Meinung feststelle, worauf es allein ankommen kann. Ein anderes Moment darf dabei nicht aus dem Auge verloren werden. Die Regierung wird die Landes-Industrie gewiss auf alle Weise zu heben suchen. Allein es muss ihr auch daran liegen, «lie lautenden Einnahmen nicht aus «lein Elat zu verlieren, ohne dieselben durch andere ersetzt, oder durch den Wegfall gleich holier Ausgaben ausgeglichen zu sehen. Wenn ilcr Steuerfiakus von «hm» importirten ausländischen Stockfisch jährlich den Steuerbetrag von 00.000.000 tfealen ein genommen,' und den an dessen Stelle eiüireführten inländischen Stockfisch fcoRlVei einlassen müsste, so würde dieser Ausfall nicht ohne Heileres in dem Einnahme -Budget zu verschmerzen sein, sondern durch eine in gleicher Höhe zu repartirende neu«? Umlage vom Lände im Interesse der Landesindustrie aufgebracht werden müssen. Der Handel Her'eanarisehen Inseln hat «l«'r Wechsel und Prüfungen viele erfahren. Die so lukrative Handelsverbindung mit rlem spanischen Südamerika ward unter Philipp HI. nnter-sagt. Unter Karl II. hörte auch «ler direkte Handel mil den westindischen Inseln auf. Die canarische Handelsgesellschaft ward 1665 errichtet; im Jahre 1667 jedoch, da sie nur nachthcilig wirk!«', wieder aufgelöst. Im Verlauf der letzten Jahrhunderte halten sieh die Engländer in den Besitz des Haupthamlels ge-setzl. Viele hatten sieh auf den Canarien ansässig gemacht, und beuteten von dort aus die Produkte der Inseln aus. Im Jahr«' 1671 bewilligte die spanische Regierung einen jährlichen Export nach Indien von 10,00(1 Sehilfstonnen. Der seit jener Epoche steigende Geldmangel nahm vom Jahre 1680 ab in solcher Weis«* zu, dass die Zahlungen in Colonialwaaren geleistet werden mussten; eine Manipulation, die sich in vielen Artikeln noch bis in «Ii«' neueste Zeit übertragen hat. Der Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges ward auch den Canarien in seinen Folgen verderblich. Der im Jahre 1703 zu Lissabon geschlossene Traktat liess die portugiesischen Weihte unter billigeren Bedingungen in England ein als die eanarisehen. Der Utrechter Friede änderte hierin Nichts, und seit dieser Zeit «latiren «lie Immer häutiger gewordenen Auswanderungen nach S. Domingo und Cuba. Der Friede zu Aachen 1748 belebte die niedergedrückten Inseln zu neuen Holfnungen: die Einfuhr hob sich. In gleichem Maasse «Ii«? Ausfuhr durch den Frieden von Paris 1763. Den Handel mit Westindien gab der Minister Gal-vaz zwar 1778 frei: allein die Liebhaberei für den eanarisehen Wein hatte schon damals bedeutend abgenommen. Als Ersatz dafür begann eine lebhalte Ausfuhr vnn Barilla und Orchilla. und zur Zeit des Baseler Friedens 1705 war der Zustand der Inseln ein wirklich günstiger zu nennen. Bahl aber wurde der Handelsverkehr wieder auf Cuba und Puertorion beschränkt; und als im Jahre 1810 das gelbe Fieber auf den Inseln wüthete, lag auch der Handel schon wieder tief danieder. I8L5 ward «'in englischer Handelsagent auf den Canarien wieder anerkannt und \on da ab hob sich der Verkehr mit England zusehends. Es gingen jährlich für etwa 84,000 Pf. St. Coloninlwaarcn von Eng land ein und 3000 3500 Pipen Wein dorthin. Im Jahr«' 1830 bewegte der Handel mit England jährlich SO 100 Schiffe, und reprä>entirte ein Werthcapital von etwa 100,000 Pfd. St. Eisen, Stahl, Welle, Baumwolle .und Stocklisch wurden eingeführt und mit Naturprodukten bezahlt; es liefen ausserdem durchschnittlieh ein aus Nordamerika 15—20 Schilfe zu 120—150 Tonnen mit Brettern, Mehl im Werth von 30 — 40,000 Pfd. aus Frankreich 4—5 Schilfe mit Baumwollcu- und Seidenwaaren, im Werth von . . . 10.000 aus Holland 3—4 Schilfe mit Käse, Butter und Schinken............ 5,000 . aus Hamburg und Bremen 4 5 Schilfe mit Fluchs, Butter.......... 10,000 - aus Genua, Gibraltar 12—15 Schiffe mit Baum- wolleuwaaren.......... 20,000 Zur Einfuhr vom Auslände waren nur bestimmt: die Hafen von Santa Cruz, Orotava und las Palmas; jedoch mussten summt lieh« für die Canarien bestimmten Schilfe zunächst in der Haupt-Donane von Santa Cruz clariren. Der ankommende Tabak musste jederzeit zunächst der Begierung angeboten werden. Der Eingangszoll der Manufakturwaaren betrug 15# vom Wertbe. So wie die Canarien ihren besonderen Zolltarif hatten, so waren die Anker- und Hafengelder daselbst auch ausserordentlich hoch normirt. Mit dem allmäligen Verfall des Handels wurden diese Abgaben herabgesetzt, ohne dass dadurch der schwindende Verkehr wieder hätte belebt werden können. Die Hauptgründe des Verfalls des eanarisehen Handels lagen in der Ohnmacht Spaniens; in der unterbrochenen Handels-Verbindung mit Südamerika, und in dem verbältnissmässig immer noch viel zu hoch gespannten Zolltarif. Die Häfen der eanarisehen Inseln bieten nur theil weise Sicherheit; da sie manchen Luftströmungen preisgegeben, theils auch nur offene Rheden sind, Die Hafenbauten sind im Allgemeinen schwierig. Der Grund bei einigen Häfen ist sandig; bei den meisten felsig und tief. Die Dampf- und Kriegsschiffe, welche nicht Station machen wollen, ziehen es deshalb vor, nicht Anker zu werfen, sondern sich auf dem freien Wasser zu halten, bis sie Kohlen geladen oder die Korrespondenz expedirt haben. Was den Eingang in die eanarisehen Häfen schwierig macht, ist die Differenz zwischen Ebbe und Flulh. Diese beträgt durchschnittlich 8 Fuss, sie steig! aher bis zu II Fuss. Eine eigentümliche Erscheinung ist, dass in dein eanarisehen ArcJiipelagus, welcher doch in seinem Verhältnisse zum atlantischen Oman von ganz und gar koinor Bedeutung sein sollte, Ebbe und Fluth auf den verschiedenen Inseln weder gleichzeitig noch gleiehmässig eintreten. Man will den Grund hiervon in den Meeresströmungen linden, welche die Inselgruppe von verschiedenen Seiten her und in verschiedenen Bichfungen hin durchschneiden und umgeben. Es sind dieselben stellenweise von den Höhenpunkten der einzelnen Inseln zu erkennen und zu verfolgen, indem sie mitten in der ungeheuren dunkelblauen Fläche des Meeres hellblau oder weisslieh sich absetzen. Durchschneidet man auf einem Schiffe solche Stellen, so hat man die Empfindung, als ob die aulfallend stärkere Bewegung weniger einem horizontal sich fortwälzenden Strome folgte, als vielmehr von unten herauf sich entwickelte, wie die Rauchwolken oder die Blasen heissen Wassers. Die Regierung lässt an mehreren Häfen Verbesserungen durch zweckmässige Bauten vornehmen. Am interessantesten sind diejenigen, welche der Civil-Ingenieur Clavigo im Hafen von Santa Cruz de Tenerifa leitet. Vitruvius hat bereits die Bildung künstlicher Felsblöeke zu Hafenbauten beschrieben und empfohlen. Der Franzose Guarel hat hierüber sehr interessante Bemerkungen veröffentlicht. In Santa Cruz werden nun nach diesem Systeme in mächtigen Holzkasten, von aussen durch starke Eisenklarn-merji gesichert, Würfel von Steinen, durch einen vortrefflichen Lava-Cement zu einer nicht wieder zu lösenden Masse vereinigt, geformt, deren Gewicht bis zu 800 Centner beträgt. Nachdem die Masse vollständig erhärtet, wird der Kasten abgelöst, und der Würfel, oder das Prisma auf einem Schienenwege nach dem betreffenden Punkte des Dammes oder Ufers dirigirt, und dort eingesenkt, Der Eingang in den Hafen von Areoife oder Naos auf Lanzarote ist aus dem oben angeführten Grunde gleichfalls zur Zeit der Ebbe sehr gefährlich, wie der Verfasser selbst zu bemerken Gelegenheit hatte, indem das Rcgierungs-Kriegsdampfschitf, auf welchem er in den Hafen einfuhr, aufstiess. Die Regierung hat dort gegenwärtig eben so zweckmässige als nothwendige Er-weiterungs- und Vertiefungsarbeiten auszuführen befohlen- In der Nähe eines jeden der bedeutenderen «kanarischen Häfen befindet sich ein Signalhaus, mit dem maurischen Namen Atalayon bezeichnet. Dasselbe liegt auf der höchsten und am weiteste!* in das Meer vorgeschobenen Felssnilzo über der Hafenstadt und stelil durch einen kugeltelegi a|»heu mit der Hufen Cemmandantur in Verbindung. In Stelle der Kugeln treten Nachts Feucrbecken. Auf diese Weise ist"man im Hufen schon mehrere Stunden, bevor die Schilfe in Sicht sind und einlaufen können, von deren Ankunft unterrichtet, und insbesondere für »leu Fall, dass Piloten nothwendtg sein sollten, um Schilfe einzuholen, sofort die erforderlichen Anordnungen treffen zu können. Die Bewohner der Stadt erfahren durch Gloekensohläge, Flaggen und Kugeln auf dem Dache der Commandautur. welcher Gattung und von welcher Nation das sich der Insel nähernde Schilf ist Die auf den Canarien noch gegenwärtig gangbaren Maasse und Gewichte verhalten sich zu den metrischen Maassou und Gewichten, wie sie bis zum Jahre 1848 durch die ganze Spat nische Monarchie eingeführt sein sollen, wie folgt: ein eanariseher Vara gilt 0,842 Millimeter 5,34 Liter. 0,936 Cuartillos. ein Meter....... 1 Vara, 0 Fuss, 6 Zoll. 0%oo Linien. das Pfund...... wie das castilianische ilie Arroba Flüssigkeiten in Santa Cruz......... 5,08 Liter. der Liter....... 0,984 Cuartillos. die Arroba in las Palmas . . der Liter...... ein Cuartillo in Guia . . . . 0,995 Liter. in Arecife .... 2,86 Liter. ein Liter....... 0,407 Cuartillos. die halbe Fanege trocknen Maasses in Santa Cruz...... 31,33 Litnr ein Liter Getreide .... ein halber Almud von las Palmas ein Liter Getreide .... ein halber Almud von Guia . • • ein Liter....... 0,076 Almud. die Fanege Oberfläche 7511% castilianische Varas .... 0,765 Cuartillos. 2,75 Liter. 0,182 Almud. 2,84 Liter. eine Area 52 Areas, 48 Centiareas. 29 rjDeeiineter, 25 | Centimeter. 30,486 Brazos. Daa Verhältnis* der eanarisehen Maa.sse untereinander ist: die Arrobo 25 Pfund, der Qiiintal 4 Arrobas. trockene Maasse: ein Almud 4 Cuartillos. eine Fanega 12 Almude. Flüssigkeits-Hohlmaasse: ein Cuartillo 4 Ciiater. ein Bareil 40 Cuartillos. eine Pipe 12 Barill. Die dort gangbaren Geldsorten sind: ein Real vellon ... 34 Ylaravedis. ein Posa.....15 Bealen vellon. ein Piaster .... 20 ein Real de plata . 16 Cuartos. ein Peso.....S Real deplata. eine Fisca .... l/t6 Piaster, eine Media Peeeta . Vw ein halber Toston '„ eine Peceta ein Toston Das Consular-Corps auf den eanarisehen Inseln residirt in .Santa Cruz, de Tenerifa und besteht aus den Consulen und resp. Viee - Consulen für Preusseu. England. Frankreich. Portugal. Schweden, Dänemark, Sardinien. Brasilien, Niederlande. Amerika. Uruguay, Hamburg und Bremen. Besoldete Consulatc sind nur diejenigen von England, Frankreich und den Niederlanden. Einige Vice-Consuln und Consular-Agenten befinden sich im Hafen von Orotava. Es betrug der Werth des Importes nach den Canarien: aus Europa. aus Amerika. 1849 11,980,331 Realen. 3,330,832 Bealen. 1850 17,371,613 - 1,337,869 1851 14,220,111 - 1.421.262 Es wurden auf englischen, französischen und hanseatischen Schilfen eingeführt: Fächer, Oel. Stahl, oölnisehes Wasser, Branntwein, Nähnadeln, Eisen. Messingdraht. Stecknadeln. Scheeren, Bauinwollengarn. Brillen. Schwefel, Sloekliseh. Gläser. Flaschen, knöpfe. Steinkohlen, Leinen. Kattun. Bürsten. Nägel. Kupfer, Messer, Haken, Oesen, Fingerhüte, Halstücher. Spiegel. Farben, Lack, Kupferstiche. Gummi. Mützen, Posamenlierarbeit, Blech, Spielwaaren. Bleistifte, Papier, Siegellack, Oblaten, Bet- % 14* ten, Kleider, Pistolen. Karten, Kamine. Instrumente, (iiireu uud Seide. Die deutsche und mimeulljeh die preussisehe Industrie ist darunter auch verlrefen; inshesondeie die Provinzen Rheinland und Wesfphnlen. Es wurde während jenes Tricnnium oxpnrtirl. nacli Europa, nach Amerika. 1849 im Werth von 2,057,133 K. 1,762,725 R. 1850 - - 3.680.875 1,357,860 1851 - - - 3,101,222 - 1,111.201 -Es Helen in die eanarisehen HälVu ein: darunter preussisehe heia den Schule in Ballast. 1840 3,844 Schule mit 420.200 Tünnen, 43,139 Mann darauf...... 4 2,009 1850 4,478 Schilfe mit 573.004 Tomien. 13.200 Mann darauf...... 0 1,430 1851 3,201 Schiffe mit 322.400 Tonnen, 29,982 Mann darauf...... 3 1,980 Es liefen dagegen aus: belade n 1S49 4,445 Schilfe von 555,259 Tonuen, 44,399 Mann........ 7 673 1850 4,270 Schiffe von 554,896 Tonneu. 44,000 Mann........ 27 793 1851 3,220 Schilfe von 334,000 Tonnen. 32,109 Manu........ 0 S22 Die meisten Schilfe, welche die eanarisehen Häfen berührten, nahmen Wasser und Lebensmittel ein, und segelten weiter. Der Handel der Inseln verfiel mit dem Wohlstaude der Bevölkerung; die Verarmung nahm überhand, und wo die Auswanderung noch nicht die Bewohner dieser gepriesenen Inseln dezimirte. übernahm dies trostlose Geschäft die Cholera, welche im Jahre 1851 in Entsetzen erregender Weise dort auftrat und die Einwohner ganzer Ortschaften aus den Reihen der Lebenden entführte, und in der vereinsamten Muttererde begrub. Das Unglück ward so gross, der Notbscbrei so laut, dass die Regierung erschreckt und von den besten Absichten beseelt die Aufmerksamkeit Ihrer Majestät der Königin auf den beklageuswerthen Zustand jener Inselgruppe richten zu müssen glaubte, deren Bewohner von jeher nur Beweise ihrer Treue und Gehorsams, und in den Fällen, wo das Vaterland in Noth war, von grossen Opfern gegeben, die sie mit, Freudigkeil und Hingebung gebracht hatten. Nach gründlichen Berathungen mit den Provinzial-Depu-tationen glaubte mau durch die Erklärung zu Freihäfen den eanarisehen Inseln den ersten Schritt zu einer neuen freien und sicheren Entwiokelungsepoehe anbahnen zu können. So erschien denn uhter dem Ministerin Bravo MurilJo das Gesetz vom II. Juli 1852, durch welches die Häfen der eanarisehen Inseln zu Freihäfen erklärt wurden. Dasselbe lautete wörtlich: In Gcmässheit dessen, was in Uebereinstimmung mit dem Ministerrath der Finanzminister vorgeschlagen, bestimme ich wie folgt: Art. I. Zu Freihäfen werden auf den eanarisehen Inseln folgende Häfen erklärt; Santa Cruz auf Tenerifa, Orotava, Cindad de las Palmas, Santa Cruz auf Palma, Arecife auf Lanzarote, Puerto de Cabras auf Fuerteventura und San Sebastian. Art. 2. Von diesen Hafen allein kann der Handel mit denen der Halbinsel unterhalten werden. Arl. 3. Auf der Halbinsel werden von den Canarien als Nationalprodukte zugelassen: Mandeln, Tartago Oel, Vanille, Kastanien, Kartoffeln, Zwiebeln, süsse Früchte, Fische, Weizen, Boggen,* Gerste, Mais, Cochenille, Spartagras zu Hüten und Geflechten, Moos, Seiden-Cocons, Rohseide, Seidenfabrikate, Filtrirsteine und Steinplatten. Art, 4, Es verlieren den Charakter der Nationalität die Gegenstände, Früchte und Effekten, welche als unverkäuflich oder aus anderen Gründen aus den Canarien wieder ausgeführt werden. Art. 5. Die Waaren aus den spanischen Besitzungen in Asien und Amerika, welche die Canarien berühren, bewahren ihre Nationalität bei ihrer Einführung in die Halb ihsel, indem die eanarisehen Häfen als Deposita betrachtet werden; doch müssen sie Begleitscheine führen, gerade so wie sonstige ausländische Artikel. Art. 6. Hinsicht* der Getreideeinfuhr in die Canarien. bleibt der jetzige Tarif bestehen. AH. 7. 11 in den Ausfall der Zoll- und Steuerämler und der Tabaksregie ZU decken, werden naehgenannte Einfuhr-Abgaben erhoben: Tabak p r äp a r ir t. Havanuah pro Pfund. 4 Real. vell. Philippinen 3 Vermischter- - 2'2 Virginia 2 Rape - - 2 Verdin - - 1^ In Rlättern. Havanuah 2 Philippinen - - ^% -Virginia - - » 1 Ari. 8. Das Patent zur Cigarrenfahrikantion kostet 100 Real. Die Erlaubniss zum Tabaksverkauf 250 Real. Art. 0. Ausser diesen Abgaben für Einfuhr, Fabrikation und Verkauf des Tabaks, wird eine Abgabe von 2# zur Territorial- und von 5(K zur Conimerzial-Contribution erhoben, ohne dass diese Steuer die Industrie trifft, welche nichi weiter belaste! werden soll. Art. 10. Die Hafen- und Leuohl feuerabgaben werden pro Mille von der Faktura der Gesammtw aaren-Ladung gezahlt. Art. 11. Die Einziehung jener Steuern und Abgaben liegt der Provinzial-Deputation mit Unterstützung der Finanz-Verwaltung ob. Art. 12. Die Hanilels-Depulalionen und Junta beider Distrikte verpflichten sich, der Finanz-Verwaltung den etwaigen Ausfall der bisherigen Einnahmen zu verbürgen; nämlich 1,125.811 R. 10 Mar. Art. !•>. Sie haben aber auch dem Staate den ITebersohuss ab /.uliefern, selbst wenn er die zur vollständigen Com pensation erforderliche Mehrsumme von 500,000 Real, übersteigt. Art. 14. Die Erklärung zu Freihäfen ist ewig dauernd. Soll- Ich aussergewöhnliohe Ereignisse die Wiederaufhe-bnng nothwendig machen, so soll dies jedenfalls nicht früher, als 3 Jahre vom Datum dieses Gesetzes gerechnet, geschehen. Art. 15. (Vach Her Wiederaufhebung treten die jetzl gültigen Zölle und Steuern, oder an ihrer Statt diejenigen ein, deren Einführung für angemessen erachtet werden sollte. Art, 16. Die Bestimmungen dieses Gesetzes treten erst 2 Monate nach amtlicher Bekanntmachung in beiden Distrikten ein, deren Behörden sich in Verbindung mit dem General-Oapitain setzen werden, um gleichzeitig vorzugehen. Art. 17. Mit dem Tage zur Erklärung zu Freihäfen werden die Steuer- und Tabaksbeamten ihre Dienstverrichtungen einstellen, und die Direktionen für anderweite Beschäftigung Sorge tragen. A rt. 18. Die Amtsiocale senden den Direktionen genaue Verzeichnisse ihrer Effekten und luventarien ein. Art. 10. Diese Arbeiten müssen binnen Monatsfrist beendet sein. Art. 20. Die Direktionen sind für pünktliche Rechnungslegung verantwortlich. Art. 21. Es werden Maassregeln getroffen werden, um der Erklärung zu Freihäfen den erforderlichen Nachdruck zu verleihen. Art 22. Die Regierung wird den Cortes seinerzeit Rechenschaft von dem Geschehenen geben. Gegeben in San Udeforn. den 11. Juli 1852. Ich die Königin. Gegengezeichnet Der Finanz-Minister Rravo Murillo. Am 10. October 1852 würden die Douanen geschlossen; dl«' Küstenwäehter verschwanden, der Handel befreit von den vielen kleinen lästigen Förmlichkeiten bewegte sieh freier. Ks ist inzwischen ein Jahr vergangen und wenn es auch längerer Zeit bedarf, um sieh ein umfassendes Urtheil über die fortschreitende Entwickelutig eines ausgedehnteren Handelsverkehrs und darüber zu bilden, ob die erwarteten Vortheile eingetreten sind oder eintreten werden; worin dieselben eigentlich bestehen, und wenn solche zunächst zu statten kommen — so muss man einstweilen die vorhandenen Thatsachen entgegen nehmen und das Weitere der Zukunft, anheim stellen. Es liegen dein Verfasser augenblicklich über den Schiffsverkehr, über den Werth der Import ation und über den Tabaks-Consiime im Hafen von Santa Cruz de Tenerifa bis zum 10. Oc tober 1853 amtliche Notizen vor. deren Mit theil ung — im Vergleiche mit dem letzten Jahre vor der Erklärung zu Freihäfen von Interesse sein dürfte. Es waren in dem gedachten Hafen in dem zweijährigen Zeitraum vom 10. October 1851 bis zum 1. October 1853 nach; stehende Schifte eingelaufen: Trepulation, Passagiere. Torifr ladungen. Geschütze 1851 1852 1851 1852 1851 1852 1851 1852 1852 • 1851 1852 185Ü 1852 1853 i »sä 1*53 1852 I58k3 1853 ls52 Span. Kriegsschiffe £rcmilc ,, „ III 55 19 80 21,84 6,440 1,990 7,61)3 litirj 3333 570 4754 _ 94 392 49 454 Span.Handelsschiffe a. Von der Halbinsel Ii. aus andren Hilten r. aus America d. Cabotagc 91 1/ (6 »523 124 23 7 668 1,050 375 221 7,930 2,430 2st; 107 0,02*2 425 29 251 4453 1630 63 Hill 4811 16,636 2,376 2,922 30,146 33,261 3,153 1,691 31,974 8 Krctndc Handelsschiffe 21 84 Ii iH 1.182 13« 1122 10,655 19.(103 — Total i sc.:! 1,008 18.864 22,566 10,27 7 13,137 587,26 89,083 486 115 Unterschied EU Gunsten des fen-.Iahres 145 ;*702 2920 30,357 25 Vergleichende Zusammenstellung der in demselben Seitraume in demselben Hafen eingelaufenen Dampfschiffe. Kricgti- Kuut-l'uliror. J'i<-| mlat um. IVoth bis zur Verzweiflung. Da das Leben aber selbst bei den bescheidensteil Ansprüchen noch weitere Bedürfnisse als den GofiO kennt, und zwar solche, welche nicht mit dem für «Ii«' Arbeit empfangenen INaturalgetreide befriedigt wer- den können, so müssen zur Beschallung derselben, wie zur Zah_ hing der Wohnungsmicthe. zur Anschaffung vnn Kleidern und Wische, zur Erlegung der Abgeben, die Ueberbleibsel des Ar-beil slohnsgotreides versilbert werden. Dazu ist denn in der Hegel keine andere Gelegenheit vorhanden, als in der lleulei desselben Grundbesitzers, welcher das (Getreide in natura gegeben hat. Dort Zahlt man in der Regel nicht mehr als Ii Cuartos für das Getreide, welches für die Tagearbeit eines einzelnen Tages verabfolgt ward. Was für diese Summe zu beschaffen möglieh, mag sich der Leser selbst berechnen, wenn er erwägt, dass der kleine Bniill. etwa Preuss. Quart, Cistcrnen-Trinkwassors mit I Cunrto, und dass in den drei Sommermonat en zwei kleine Bn-rills, also I1, Preuss. Quart, mit 3 Cuartos bezahlt werden müssen, und dass diese Quantität für den täglichen Süss Wasserbedarf einer Familie kaum hinreicht. Dass unter solchen Umständen die arbeitende Klasse sich in grosser Menge der Auswanderung zuwandte, ist Leicht begreiflich. Die Familien, weil sie, besonders nach einer Reihe von trocknen Jahren, die Unmöglichkeit erkannten, sich trotz der angestrengten Arbeit, die unumgänglich nothwendigen Lebensbedürfnisse zu verdienen; die unverheirathelen. allein dastehenden Ar-heiler, weil sie die Unmöglichkeit erkannten, trotz der angestrengtesten Thätigkeit so viel zu erwerben, um einen eigenen Hausstand begründen zu können; Beide, weil sie, geblendet durch die ihnen von Agenten eröffneten Aussichten und Holf-nungen, bei dem Wechsel nur gewinnen zu können glaubten. So zogen denn die Unnarier bald zu Tausenden üher's Meer, um theils in den überseeischen spanischen Besitzungen, theils in Südamerika eine neue Heimath und ein glücklicheres Lnus. oder ein gleichtrauriges Schicksal und in fremder Erde ein sicheres Grab zu finden. Wie überall, SO bemächtigte sich die Speculn-tion auch hier der Auswanderungslusi. Die Agenten, die im Lande umherreisten und durch Geschenke» Versprechungen oder untergeschobene Briefe von Froher Ausgewanderten, welche eine Schilderung des glücklichen Zustandes in dem neuen Vaterlande enthielten, Auswanderer warben\ Sehitfsrheder, welche Geschäfte durch den Auswanderer-Transport machen wellten, Coinmissio-naire in Cuba, Puertorico und Südamerika, welche für gewisse Provisionen weisse statt schwarze Sklaven zu verschreiben und zu schallen versprachen — kurz alle Mittelspersonen gewannen bei der Emigration — während die Mehrzahl der Auswanderer ihre bedrängte Lage daheim mil einer bei weitein elenderen in der Fremde vertauschte. Hie ihnen auf die Ueberfahrf gezahlten Vorschüsse, oder die eontraktlieh für die freie Ueberfahrl übernommenen Verbindlichkeiten, setzten die Auswanderer von Hause aus in eine vollständig abhängige Lage. Sie wurden bei ihrer Ankunft im fremden Lande entweder sofort in die Arbeiter-Burcaux dirigirt, dort als Arbeiter oder Sklaven behandelt, verkauft oder vertheilt oder zu Entreprisearbeiten verwendet, Man zerriss ohne Weiteres die Familien, man sah namentlich die weiblichen Mitglieder der Auswandererljamilien für einen Gegenstand glücklicher Speeulation an, und wusste die jüngeren und wohlgebildeten darunter auf niederträchtige Weise zu verwerthen und zu placiren. Die Reue der Auswanderer kam zu spät. Eine Rückkehr in die Heimath ohne Mittel war unmöglich; die Klagen hörte Niemand, die Thränen trocknete Niemand, die Ritten fühlte Niemand und die Verzweiflung überliess mau den Verzweifelnden. Viele, ungewohnt des heisseren Klimas und der schwereren Arbeit, der harten Behandlung, voll Heimweh und Kummer landen einen frühen Tod, Die Regierung, entweder aus einem Gefühle der Theilnahine für das traurige oder mindestens ungewisse Schicksal der Emigranten in fernen Ländern, oder in der überhand nehmenden Emigration eine vollständige Entvölkerung der Inseln befürchtend, untersagte die Auswanderung, statt die eigentlichen Motive derselben zu ergründen und auf die Beseitigung derselben hinzuwirken. Allein die Behörden auf den eanarisehen Inseln pro-testirten gegen dies Verhol, indem sie berichteten, dass es der immer zunehmenden Bevölkerung der Inseln ohne diesen Ahfluss bald ganz au Arbeit und Unterhalt fehlen würde; dass dagegen schon einzelne Geldsendungen von Auswanderern in die Heimat Ii eingegangen wären, und dass durch dergleichen Unterstützungen viel Gutes gestiftet werden könnte. Es ist anzunehmen, dass die so referirenden Behörden, das Riehl ige gethan zu haben vermeinten - und dass es als eine Verläumdung erscheint, wenn ihnen nachgesagt ward, sie hätten selbst gewisse Vortheile durch die fernere Auswanderung zu beziehen gehellt, oder wirklich bezogen. Da jedoch die Auswanderung nicht allein fortdauerte, sondern auch in sehr bedenklichen Progressionen wuchs und sich nicht mehr auf die Arbeiterklassen beschränkte, sondern hauptsächlich die zahlreiche Klasse der kleinen Laudwirthe ergriff, durch deren Fleiss und Anstrengung die Bodencultur um! Beute der eanarisehen Inseln niehl allein wesentlich, sondern ausschliesslich bedingt war, so untersagte die spanische Regierung plötzlich die Auswanderung nach Südamerika and legte derjenigen nach den Überseeischen spanischen Provinzen mindestens mehrfache Schwierigkeiten und Beschränkungen in den Weg. Der Grund dieser Bestimmung lag in der Voraussetzung, dass die Lage der Auswanderer in Cuba, Puertorico uud Ma-nilla eine erträglichere sei, als das Loos in »Südamerika, wo es damals noch an aller diplomatischen und eonsulariseheu Vertretung fehlte, um die Ausgewanderten und ihre Rechte irgendwie im äiissersten Falle unterstützen und vertreten zu können. Allein die Speoulation, welche in der Auswandererfrage nirgend und niemals aufgehört hat, ihre Vortheile zu suchen, li.it auch den Canariern und der spanischen Regierung gegenüber Mittel gefunden, um die Lust daran zu erhalten und zu erhöhen und die Regierung hinsichts ihrer Resorgnisse über die Zukunft der Auswanderer zu beruhigen, indem sie es verstand, Beide zu täuschen. Die Speculanteil bemühten sich nämlich die Lage einzelner Auswanderer besonders zu begünstigen, um sie. unterstützt durch die Mittel der (Kommissionen und Associationen in den Stand zu setzen, Ifebersehüsse ihres Verdienstes für die zurückgebliebenen Eltern oder Verwandten, begleitet von sehr zufriedenstellenden Briefen, in die Heimath zu senden. Dies Verfahren ward mit solcher Umsicht ein- und durchgeführt, dass selten ein Schilf aus Cuba oder Südamerika in die eanarisehen Halen einlief, dessen Capitain nicht ein kleines Sümmchen Ersparnisse von irgend einem Auswanderer an irgend welche Verwandte mitgebracht uud ausgehändigt hätte. Her aufmerksame Beobachter würde hierin ein systematisches Verfahren erkannt haben; denn die Gelder langten vnn den verschiedensten Punkten an, und waren wiederum für Familien bestimmt, die auf verschiedenen Inseln und daselbsl in verschiedenen Distrikten wohnten; so dass die Nachricht von jeder einzelnen Sendung, und wäre sie auch noch so gering gewesen, sich bald im Distrikte und Dank sei es der gefälligen, dienstwilligen Presse, sich fast mit gleicher Schnelligkeit durch die ganze Provinz verbreitete. Da man da für zu sorgen wusste, die erforderlichen Folgerungen in das rechte 15* Licht zu stellen, so wurden diese Unterstützungsgelder, »der derjenige Theil derselben, welchen die Association dabei zum Opfer gebracht hatte, zum Samenkorn, das aufging und reichliche Früchie brachte. Die Emigration nach den überseeischen Provinzen ward wieder frei gegeben: für Südamerika ward ein neues Vice-Consulat errichtet, und die Auswanderung dorthin nur gewissen, jedoch leicht zu überwindenden Beschränkungen unterworfen. So dauert die Auswanderung zum Nacht heile der Canarien. der es bereits an Arbeitskraft im Allgemeinen fehlt, fort, wenn deren auch auf den Inseln Palma, Hierro und Gomera mehr vorhanden ist, als diese auf ihren eigenen Inseln verwerlhen können. In den beiden letzten Jahren hat die Zahl der Auswanderer in etwas abgenommen. Zu dem eben Gesagten muss jedoch hinzugefügt werden, dass unter den ausgewanderten Individuen und Familien sich manche linden, die sich. Dank sei es einein Zusammenwirken glücklicher Umstände und ihrem ausdauernden Fleisse, in einer wirklich guten, und unabhängigen Lage belinden, welche ihre Briefe mit der wahrhaften Beschreibung ihres (ilüekes füllen und ihre Unterstützuugsgelder ohne Zuschüsse der Associationen senden — allein nach Allem, was der Verfasser darüber von, wie es ihm schien, unpnrtheiisehen Beobachtern gehört oder gelesen, so ist das Loos der Auswanderer in Amerika und den spanischen überseeischen Provinzen ein durchaus abhängiges und beschränktes, während vom staatsmännischen Gesichtspunkte aus betrachtet, die durch die überhand nehmende Emigration beginnende Entvölkerung der ohnehin nicht übervölkerten Inseln als ein Missgeschick beklagt werden muss. Da bereits erwähnt, dass zum Nachtheil für die Bodencultur die Auswanderung unter den kleinen Landwirthen zugenommen hat, so ist es iiotbu endig auf die Motive dieser Erscheinung näher einzugchen. Der einzige Beweggrund liegt in der traurigen Lage dieser Hauptklasse der Bevölkerung — herbeigeführt durch das drückende in der Steuergesetzgebung und die Harte und selbst Unbilligkeit in den ob-servanzmässig bestehenden Pacht Verhältnissen. Betrachleu wir beide Momente genauer. Die Steuerverfassung, auf den Gesetzen vom Jahre 1845 beruhend, behandelt die eanarisehen Inseln in gleicher Weise wie die übrigen Provinzen. Die von den Localbehörden, Provinzial- Deputationen und Commissionen zusammengestellten Abschätzungen, beglaubigt durch das Ayuntamiento und den Orts-Alcalden bilden die Basis der Reparation des Steuerantheils der Commune im Verhält niss der von dem Distrikt und resp. Provinz aufzubringenden Steuerquote. Jede Commune ist verpflichtet, den auf sie repartirten Antheil in sich selbst aufzubringen. Das Ayuntamiento. unterstützt von einer Anzahl Hochstbesteuerter, vertheilt die aufzubringende Summe nach Gesetz und Billigkeit. Eine Ueberschätzung würde in fruchtbaren Jahren zu ertragen sein; sie ruinirt; in mittclmässigcn und schlechten Jahren. Vort 1840—1851 hat man durchschnittlich kaum inittelmässige Ernten gewonnen; darunter einige schlechte; das heisst solche, in denen Alles verloren ging, und nicht einmal Korn genug zum Leben und zur Saat Übrig blich. Steuerermässigungen linden selten statt. Von 1840—1851 nur einmal, und zwar im Jahre 1851, als die Cholera auf den Canarien gewüthet hatte — aus Gnaden, und bestand in einem Drittheil der aufzubringenden Summe. Dies ist die einzige Ermässigung, welche unbedingt bewilligt ward. Als nun endlich, nach all' dem vorangegangenen Elende, im Jahre 1852 eine volle Ernte die Hoffnungen des Landmannes krönte, da ward die Contribufion erhöhl, um das früher Erlassene nachträglich wiederum einzuziehen. Der Landmann muss, um die Steuern pünktlich zu zahlen, um ja um die Hälfte des effeetiven Werthes den Ertrag seiner Ernte losschlagen. Die Gerste, die durchschnittlich mit 15 Realen bezahlt wird, verkauft er dann für 10, ja sogar für 71., Realen. Das ihm dann später fehlende Saatkorn muss er um jeden Preis, ja bis für 30 Realen den Scheffel kaufen. Er veräussert selbst Theile seines Ackers, nur, um die Contribution aufzubringen; oder er leibt geg'Mi 30 33# bei Wucherern das erforderliche Geld, oder er verkauft die Mohilien seiner Haushaltung und bildet den Ueber-gang zu seinem Untergänge. Es giebt zwar ein gesetzliches Recht der Reelamalinn. Das Ayuntamiento kann unter persönlicher Verantwortlichkeit eine Ueberschätzung des Grundvermögens nachweisen. Dann erscheint ein königlicher Commissarius, prüft und entscheidet. Es hat Niemand ein Recht, den königlichen Commissarius von vorn herein der Partheilichkeit zu beschuldigen; Irrungen können auf beiden Seiten stattfinden. Aber wie sorgfältig muss die Information eingezogen werden; wie schwierig bleibt der Maasstab der Abschätzung und Entscheidung 23 f> ohne eine Vermessung der Aecker! Welchen weiten Spielraum l/isst der liooalwerth im Vergleich zu dem generellen oder ahsn-luten Werth der Sache. Der Werth als Kaufpreis, und die Verwert bang des («rund und Hodens an Ort und Stelle, oder an einem dritten Orte ist ausserordentlich verschieden. Erwägt man ferner, mit wie vielen Weitläufigkeiten und Schwierigkeiten eine Venderiiiig dm- bestehenden Reparation verbunden isl mit wie aufmerksamen Blicken, mit welcher Missgunst eine solche Prüfung von den benachbarten Provinzial-Distrikton beobachtet wird, denn sie müssen den Vasfall übernehmen, wenn die Reklamation für begründet erachtet ist! so wird man es erklärlich linden, wenn die Alcalden sich sperren, unter eigener Verantwortlichkeit eine Reclamation einzuleiten, und wenn für solchen Fall rneistentheils die Reclamation als unbegründet zurückgewiesen und der Alcalde angewiesen wird, die Commissions-Gcbiihren aus eigener Tasche zu zahlen. Die begründet befundene Reclamation hat eine Stundung »ur Folge; einen Erlass nur. wenn die Provinz den Ausfall übernimmt. oder die übrigen Provinzen dafür aufkommen, oder die Cortes die Niederschlagung besehliessen. In Spanien wird die Contribution Trimesterweise erhüben: aus dem letzten Jahres-triniester werden die Staatsbedürfnisse des ersten neuen Jahres-triDiesters gedeckt. Man hat in Spanien den Grundsatz aufgestellt, in den Cor-i (^\ersammlungen vertheidigt und durch Verordnungen sanetio-nirt. dass die Grundsteuer, ohne Nachtheil für den Besitzer. 8% nicht übersteigen solle, und auch faktisch niehl übersteige. Auf den eanarisehen Inseln belauft sich dieselbe, wie man aus dem vom Ministerin de Fomento veröffentlichten Bulletin ersiebt — thatsächlieh auf 22%. Wenn man den Werth des Scheffels Mais dabei auf 45 Bealen angenommen, und diesen Betrag bei der Steuerveranlagung zum Grund gelegt hat. so waltel dabei ein Irrt Ii um ob: denn so hoch steht derselbe durchschnittlich nicht im Preise. Deshalb steigt die Steuer, je nach den obwaltenden Conjunkturen vnn 22 bis auf 33#. Rechncl mau hierzu die übrigen Abgaben, VUsingen. Communal- und Prnviu--Malsteuern, welche dert Grund Steuerbetrug bedeutend ühersehrci ton, so bleibt dem Grundbesitzer etwa \ und dieser Betrag reicht nicht aus. denselben in einem uusknuimliehcu präsf.ations-fähjgen Zustande zu erhalten. Nachstehend«' Uebersiehl stellt «lie direkten Abgaben auf den eanarisehen Inseln zusammen; und zwar naeh Realen: Kahl der (Je mein-rlen. («niiid-Steuer. __ Gemein? «lelasleu. l'rovi n-ziallaslen. Andere abgaben. Gesammi-bei rag von Gruna «■ Boden. Inpcl Tenerifa . . . 35 1,128,200 253,353 «0,241 1 13,078 1,101,409 Canaria , , . 22 1,154,700 137,173 02,109 100,792 1,454,042 1,;» Pahna . . 14 290,000 60,999 15,686 28,444 395,046 Lanxarote . . 8 253,500 44.200 13.031 1 1.1 KS 1125,504 Fuerteventura S 100,300 26,073 5,710 10,579 148,670 (lmnera . . . 7 67,500 16,875 3,029 6,607 04,011 Hierro .... 1 55,800 13,950 3,000 4,r>i2' 72,790 Summa totalis Her Prövinzial-Grnndateaer 4,157,211 Realen oder 277,147 Tlilr. Preussisi-iY Hierzu kommen noch 4# Zuschlagkosten für die Steuererhebung: die Kosten für die Woldthätigkeits- Anstalten 'und 2% Zuschlag seit der Eröffnung der eanarisehen Freihäfen Dagegen erseheint es allerdings im Hinblick auf die geschil-«lerten Umstände iinverhältnissmässig hoch, dass die von der Provinz zur Deckung der Staatshaushalt-Ausgaben aufzubringenden Summen sich auf 7,188,659 Realen, also auf 500,000 Thaler Preussisch belaufen; ein Betrag, der bei einer durchschnittlich armen Bevölkerung von noch nicht 300,000 Seelen sehr erheblich ist. Bei dem Missverhältuiss der Grundsteuer tragen übrigens die Inseln selbst einen wesentlichen Theil der Schuld. Der Wunsch, möglichst viele Deputirte in «Ii«' Cortes zu entsenden, und die gegenseitige Eifersucht, und das Bestrehen eben so reich und ergiebig an Grund und Bodencultur als irgend eine der Inseln zu sein, hat dahin gewirkt, dass bei der Abschätzung des Bodenreichthums Alle übertrieben und überschätzt haben. So konnte der Fis«'us nicht umhin, diese von den Ayunlamientos als der Wahrheit entsprechend beglaubigten Taxationen bei «ler Bc partition (der Landessteueru zum grössten. Selbstverschuldeten Nachtheil der Inseln zu Grund«' zu legen. Wenn wir also gesehen haben, dass die Lage «les Grundbesitzers insbesondere gegen die frühere Steumverfassung, di«> ihm um den Zehnten von demjenigen Betrage, «len er wirklich g sehr beilrängte «st, und hinzugefügt werden muss, dass auch die mit städtischen Grundstücken Angesessenen, im Verhäitniss zu dem Nutzungswerth zu hoch besteuert sind, denn sie zahlen beispielsweise von einem Hause, dessen Miethsertrag 100 Thaler nicht übersteigt, 50 Thaler »an Steuern — so ist die Lage des kleinen Lnndwirthes, welcher keinen Grundbesitz hat, sondern nur pachtet, noch um vieles trauriger und steht derjenigen der unbemittelten irländischen Pächter ziemlieh gleich. Der Grundbesitz auf den eanarisehen Inseln ist mit geringen Ausnahmen unter dem Adel der Provinz getheilt. Der höhere Adel besieht aus 1D Marquis, 5 Grafen und 1 Vicegrafen, vnn denen ein Jeder nachzuweisen im Stande ist, dass das Blut der ersten Eroberer in seinen Adern fortfliesst. Die Zahl der Majorate ist bedeutend. Obgleich gesetzlich aufgehoben, bestehen sie faktisch fort. Bauern mit freiem Grundeigenthume sind seilen. Der Erbzins ist gewöhnlich. Verpachtungen kleiner Parzellen finden am häufigsten statt. Sie werden immer nur auf einige Jahre geschlossen. Die Pächter sind Aparteros oder Me-dianeros. Halbmeier, und stehen in einem ähnlichen Verhältnisse wie die kleinen Pächter in Italien und Sicilien, indem sie entweder gegen gewisse Antheile oder gegen die Hälfte der Ernten die Bestellung des Ackers und die Auslagen dafür übernehmen, während der Eigenthümer nur Erdreich und Wasser hergiebt. Das Verhältniss der Mayordomios findet nur bei Weinbergen statt. Dabei muss der Mayordome neben der Bestellung des Weinberges auch die Unterhaltung der Haustbiere des Verpächters mit übernehmen. Die Medianeros oder Halbmeier sind im Grunde nichts als Knechte und.es ist dafür gesorgl, dass die Pachtbedingungen so lästig sind, und ihnen nebenbei durch den Verpächter oder vielmehr dessen Unterbeamte so wil[kührliche und drückende Verpflichtungen auferlegt werden, dass sie sich auf die Dauer nicht erhalten können, und nur die Zahl der Nothleidenden und Auswanderer vermehren. In guten Jahren können diese Familien bestehen. Die guten Jahre gehören aber auf den Canarien, mindestens auf den östlich belegenen Inseln, zu den Ausnahmen; und da in schlechten Jahren dem Pächter gar nichts bleibt, nicht einmal das Notdürftigste zum mageren Leben und zur neuen Saal- sn muss er dann entweder mit Weib uud Kind den Hof verlassen, oder er macht noch einen ehen so bedenklichen Versuch, durch Entnehmen von Vorschüssen seinen unfehlbaren Ruin vor zubereiten. Die kurze Paehtzeit: der häutige Wechsel der Pächter; die wegen Mangel ;in hinreichender Düngung mich nur unvollkommene Bestellung des Ackers; das Unbestelllbleiben vieler Parzellen, Alles dies wirkl natürlich auf Bodencultur un,d Heule nachtheilig - während gleichzeitig die Pächter darüber zu Grunde gehen. Zu den ihnen nebenbei auferlegten Verpflichtungen gehören Aufforderungen des Grundherren, allein oder mit der Familie, auf einen oder mehrere Tage in der Ernte helfen; mit dem Esel nach der Stadt zu reiten und Briefe zu befördern oder zu holen; Getreide oder Bariila mit dem Kameele nach dem Hafen schaffen zu lassen; oder die Hühner des Edelhofes zu hüten und zu füttern; eine sehr beschwerliche Last; denn da überall auf den Caetusgehägen Cochenille gezogen wird, und die Hühner diese Insekten sehr lieben, und mit grosser Geschick-' lichkeit abzusuchen wissen, so bleibt den armen Pächtern nichts übrig, als ein jedes ihnen anvertraute Huhn den Tag über mil einem Beine irgendwo festzubinden. Hiermit haben wir die Hauptbeweggründe zur Auswanderung auf den Canarien besprochen; nämlich die Löhnungsver-hältnisse der arbeitenden Klasse und die Besteuerungs- und Con-traktsVerhältnisse der Grundbesitzer und Pächter. Ein Theil der Bewohner der glücklichen Inseln hatte die Selbstverbannung in ferne und unbekannte Länder, eine unbestimmte und zweifelhafte Zukunft dem traurigen Loose, den beschränkten und drückenden Verhältnissen in der schönen Heimath vorgezogen — die Zurückbleibenden fristeten in einer Reihe von inittelmässigeii und schlechten Erntejahren, in denen Reben-und Kartoffelkrankheit überhand nahmen, ihr kümmerliches Dasein, vergeblich auf den Segen von oben, oder auf eine entsprechende Veränderung ihrer Lage hoffend« Allein es war ihnen noch eine schwere Prüfung vorbehalten. Der Todesengel zog über die Fluren und Berge und durch die herrlichen Thäler. Er breitete seine Fittige über die Menschen. Er schonte weder den Säugling noch das Alter, weder die kräftige Jugend, noch die Hinfälligen und Gebrechlichen. Mit geschäftiger Hast führte er die Sichel; griff er in das Uhrwerk des Lebens und hiess es stille stehen, und schloss er die Thoren der Häuser, denn Niemand war darin zurückgeblieben; nicht einmal Einer, um die Gestorbenen in die verwaiste Erde zu senken. Da wo die Cholera aufgetreten, bette sie furchtbar gehaust. Es mussten Truppen eominanilirl werden, um die verwesenden Leielien zu bestai ten, und su gross waren Furcht und Entsetzen, dass es der Drohungen und Bestrafungen, der Versprechungen und Belohnungen bedurfte, um den Absehen zu überwinden, und die Durch führuug der angeordneten nul h wendigen Maassregel zu erzwingen. laassregefoi der Regierung zur Förderung des Wohlstandes der eanarisehen Inseln. Beürtheilung dieser Maassregeln. Der trostlose Zustand auf den eanarisehen Inseln hatte das äusserst«1 Ziel erreicht. Nach verschiedenen Richtungen hin bemühte sich «lie Regierung, durch zweckmässige Maassregeln und Erleichterungen, den Weg zu einer freieren Entwickelung des Wohlstandes, zu einem unbeschränkteren Handelsverkehr, zur Belebung «ler Industrie und zur Verbesserung d«ir inneren Zustände im Verwaltungsweg«? beizutragen; während theils in Folge der angeonlneleu Maassregeln, theils von anderer Seite her angeregt, verschiedene Momente nach demselben Ziele hinzuwirken schienen. Di«' Aufzählung dieser Maassregeln und die Besprechung derselben als Mi1l«d zum Zweck, wird dem Leser ein Urtheil gewähren, was dadurch erreicht werden kann und was nicht, und in welcher Weis«1 im Verlaufe der natürlichen Ent-wiekelung «ler Dinge, die Zukunft der eaunrisoInMi Inseln sieh muthmanssli«'h gestalten wird. A. Vm im Wege der Verwaltung besser einwirken zu kön-nen, von «len inneren Zuständen und Mängeln der Inseln genaue Kenntniss yai erhalten; zweckmässige sachverständige Vorschläge entgegen jsu nehmen, und die Administration zu centralisfren, hat «Ii«' Regierung: I ) die Provinz in zwei Unlergouvernements gelheilt: 2) einen eigenen königlichen Commissarius ernannt und v. Minutoli; Die ennarischen Inaulu '* 3) Dom General-Capitain ein Regiertings-Kriegsdampfschiff zur Disposition gestellt; theils um vorläufig im eanarisehen Archipelagns stationirt zu bleiben; theils um auf demselben in Begleitung «los königlichen Commissarius uu«l anderer Beamten und Techniker die einzelnen Inseln zu bereisen, und über «Ii«- auf eigene Wahrnehmung gegründeten Uebelstände und Missverhältnisse zu berichten. B. Zur Forderung eines freieren Hainleisverkehrs ist: I ) Das Gesetz vom Juli 1852 erlassen, welches «lie «'anarischen Inseln zu Freihäfen erklärt hat. 2) Ks sind die Befehle ergangen, um «Ii«' nothwendigsten Bau leu zur Verbesseruni!; «ler Häfen, namentlich von Saida Cruz de Tenerifa und Areeife fortzusetzen oder in Angriff zu nehmen, 3) Es ist «lie Genehmigung crlhcilt, in Stelle «les früheren, im Jahr«' 1787 errichteten Handelsgerichtes ein Commerz-Tribunal zu erölfneu. 4) Es ist in Aussicht gestellt, «Ii«; mil der afrikanischen Küste, insb«'Son«lere mit und über Fernando l'o und An-nebo einzuleitenden oder lebhafter fortzusetzenden Verbindungen von Jlegierungswegen zu unterstützen und zu erleichtern. C. Um die Bodencultur zu heben, Ackerbau und Industrie zu beleben; hat die Regierung 1) neuerdings darauf gedrungen, «lie Eröffnung fler schon früher ungeordneten Gründung von Ackerbnuschulen zu beschleunigen; 2) die Absicht zu erkennen gegeben, eine forstwirthschaft-liche Verwaltung der noch übrigen Insel-Waldungen im Wege des Gesetzes einzuführen; 3) den Anfang gemacht, durch den Bau von Landstrassen die Cominuuication mit dem Innern der Inseln zu ermöglichen und zu erleichtern; 4) Zur Belebung der Cochenillczucht ist bestimmt worden, dass der Reichthum der Cochenille nicht nach dem Erltage derselben, sondern lediglich nach dem Grun«! un«l Boden, auf welchem sie gegezogen wird, als Bo«len erster Klasse abgeschätzt werden soll. 5) Ist auf die Ausdehnung der Fischerei in den eanarisehen Gewässern, namentlich au der afrikanischen Küste durch Steuerermässigungen für die dabei mittelbar und unmittelbar Betheiligten; durch spezielle Anweisung und Leber wachung der Salzereien, Pökeleien und Trockenanlagen zur Herstellung einer besseren preiswürdigen VVn.ire hingewirkt, und auf Vorschlag des königlichen Commissarius eine Betheiligung der königlichen Marine dabei in Aussicht gestellt. b* ) Ist, Hank sei es den unablässigen Bemühungen des königlichen Commissarius, «las Interesse für Ausdehnung und Verbesserung der Bodencultur gewachsen; namentlich nehmen die Tabaksplantagen überhand; «ler Bau der Baumwolle; «ler Bau von Flachs; «Ii«' bessere Pflege der Sü«lfruchte hat begonnen. I). Was die Coinmunalverhältnisse anbetrifft* so hat der königliche Commissarius sich viele Mühe gegeben, um auf Anlegung und Besserung «ler Vioinalwege, auf die Verbesserung «ler Cominunalaiistalten, namentlich auf den Bau von Wasserleitungen und öffentlicher Cisternen, wo es an solchen fehlt — auf die Vermehrung von Aerzten und Apotheken hinzuwirken. E. Für das kirchliebe BedÜrfniss ist in so weit gesorgt; «lass 1) zur Heranbildung eines tüchtigen Priesterstandes in Las Palmas das neue Seminar unter der Leitung der Jesuiten in's Leben getreten ist, und 2) dass der würdige Bischof durch seine mit grosser Humanität, aber mit allein, der Wichtigkeit des Gegenstandes ziemenden Ernst un«l Gründlichkeit behandelten Kirchen und Schulvisitationen eine Menge von ll * wasser bezahlt man im Halen mit 4 Realen. Monatlich legen durchschnittlich 7 Schiffe bei San lsabel an. Im Jahre 1778 nahm Joaquin Prenio de Rivers die Inseln für die spanische Regierung formell in Besitz. Dieser Aet wiederholte sieh im Jahre 18211 durch den Fregalten-Capitaiu Arje-lejos, ohne demselben irgend welche Folge zu geben. Im Jahre 1841 bot man die Inseln England für die Summe von 60,000 Pfd. Sterling zum Kauf an. Die Cortes proteslirlen jedoch gegen den Absehluss des Geschäftes. Endlich am 9, Januar 1843 erschien der Capitain Lerena mit der Bergantine Nerocon von 14 Kanonen im Hafen von Fernando Po. um nochmals förmlich im Namen der spanischen Regierung die Insel in Besitz zu nehmen. Er inslal-lirte den Engländer John Beeroll' als Gouverneur und den Holländer Lynsleger als Vice-Gouverneur der Insel; er errichtete ein aus fünf Mitgliedern bestehendes Tribunal, bildete eine Pro-vinzialmiliz, nonnirte die zur Deckung der geringen'Verwaltungskosten zu verwendenden massigen Hafen- und Export gebühren, und untersagte die missbräuchlich eingeführten Holzverkäufe. Noch jetzt ist ein schöner Bestand von Mahagoni-, Cederu- und Ebenholzbäumeu auf der Insel. Aus diesen Hölzern sind auch die Wohnungen gezimmerl. Die Bevölkerung lebt in friedlicher Eintracht, selbst mit den oben genannten Stämmen und Ureinwohnern. Es sollen stets b' Mann den Mililairwachtdienst auf der Insel versehen; allein es ist nur ein Einzelner, nackt und ohne Wallen im wirklichen Dienst, und hat dabei das Gefängniss zu überwachen. Eine englische Mission entwickelt eine grosse Thätigkeit. Sie besteht aus 5 Missionarien, 3 Assistenten. 7 Lehrern, 2 Aerz-ten und 15 Frauen. Die bisherige Einfuhr von den Canarien bestand in Getreide, Kartoffeln und Früchten. Eine Verbindung zwischen Fernando Po uud den Canarien ist durch die regelmässige Dampfpaketfahrt der englisch-afrikanischen Linie, deren Schilfe den Hafen vouSanla Cruz de Tenerifa monatlich einmal berühren, unterhalten. Die von der Regierung angeordneten und eingeleiteten Maassregeln zur Belebung des Ackerhaues und der Industrie, wie solche oben angeführt sind, werden sich als sehr zweckmässig bewähren. Insbesondere steht in der Oberhand nehmenden Cochenillezucht und Fischerei eine Quelle bedeutender Einnahmen den lir ,n zu Gebot; und hierdurch wird ein bedeutender Verkehr mit IG* dem Auslände unterhalten werden. Die canafische Cochenille ist so gesucht, dass sich auf sammtlichen Inseln englische Agenten häuslich niedergelassen haben, um diesen Artikel, unmittelbar sach der Ernte aus erster Hand aufzukaufen. Und wenn es andererseits gelingt, durch entsprechende Zubereitung die an der afrikanischen Küste eingefangenen Fische in getrocknetem Zustande in solcher Güte herzustellen, um dadurch den englischen, schwedischen und dänischen Stockfisch von dem spanischen Markte zu verdrängen, so wird auch durch diesen Artikel ein bedeutender Geldumsatz gesichert sein. Ob der Bau der Baum wolle und des Flachses grössere Vortheile bringen könnte als Cochenille und Mais auf demselben Acker ouitivirt, muss dahin gestellt bleiben. Beim Tabak ist dies unzweifelhaft der Fall, und die äusserst glücklichen Resultate, welche schon die ersten Versuche gefördert, lassen das Beste erwarten. Der Tabakscul-tur wird die Tabaksfabrikat iou sich leicht anschliessen und auch damit in den Städten eine Zahl jetzt müssiger Hände in Thätigkeit gesetzt werden. Weniger kann bei der Lage der Dinge von der Besserung und Ausdehnung der Commuualanstalteu erwartet werden, so lange die, Armuth der Gemeinde und Ueberbürdung mit Abgaben einen scheinbar gegründeten Vorwand zur Aufrechthaltung des jetzigen Standes der Dinge abgeben werden. Aehnlicb gestaltet es sich mit dem Bestreben, der geistigen Verarmung und dem sittlichen Verfall durch die Heranbildung eines tüehtgien Priesterstandes entgegen zu wirken. Die Wichtigkeit des Gegenstandes kann nicht in Abrede gestellt werden. Das Gute wird jederzeit seine Früchte tragen. Allein die Bedürfnisse des materiellen Lebens liegen auf der Oberfläche der menschlichen Anforderungen. Ihr Ausbleiben, und wäre es auch nur auf einen einzigen Tag, stellt die Ruhe der Familie in Frage, und die Unsicherheit für die Zukunft bedroht ihre ganze Existenz. Zu den im Uebrigen zur Beförderung eines freieren Verkehrs beitragenden Mitteln, gehört die grössere Frequenz von Reisenden, welche theils aus Interesse Lfür die Naturschönheiten und Naturwissenschaften, theils aus Gesundheitsrücksichten, theils zur Anknüpfung von irgend welchen Verbindungen - die Inseln mittelst der erleichterten Communikationsmittel besuchen. Es werden dieselben niimlieh durch nachgenannte Danipfsehiff-fahrtslinie regelmässig berührt: < I) Englische Linie von Southamptou, Lissabon, Santa Cruz de Tenerifa, Brasilien; 2 ) Englische Linie von Soutbampfon. Tenerifa, Fernando Po, Gore; ♦3) Spanische Linie, Cadiz, Tenerifa, Puertorico, Cuba; 4) Französische Linie. Marseille, Tenerifa, Gore; 5) - - Bordeaux, Nantes, Tenerifa; 6) - - mit dem Jahre 1854 in's Leben tretend, Marseille, Tanger, Casablanca, Mogador und Tenerifa. Es scheint auch, dass die eanarisehen Inseln als Aufenthaltsort für Brustleidende, der Insel Madeira einigen Abbruch thun werden. Die herrliche Natur der Inseln, namentlich las Palmas auf Canaria und das herrliche Thal von Orotava auf Tenerifa, geben in keiner Weise den Schönheiten von Madeira etwas nach. Das Clima auf den Canarien ist gleichmässiger, und die Temperatur nicht so nervenschwächend feucht, wie auf Madeira. An tüchtigen Aerzten an den gedachten Punkten fehlt es nicht; namentlich geniesst der Engländer Benjamin Smith in Orotava einen grossen Ruf. Die Lebensweise auf den Canarien ist entschieden billiger, und es würden sich jedenfalls schon mehr fremde Familien aus Gesundheitsrücksichten auf den Canarien vorübergehend aufgehalten oder niedergelassen haben, wenn nicht das Vorurtheil der Hausbesitzer, und die allgemein verbreitele Ansicht, dass das ganze Haus durch die Aufnahme eines Brustleidenden, der in demselben stirbt, auf mehre Jahre inticirt werde und auf mehre Jahre unbewohnt bleiben müsse, viele Hausbesitzer veranlasst hatte, die Aufnahme Brustleidender entschieden abzulehnen. Nachdem nun die zur Erreichung eines glücklicheren Zustande» der eanarisehen Inseln in Vorschlag gebrachten, und zum Theil bereits zur Anwendung gebrachten Mittel besprochen, wird der Leser zu der Ansicht gekommen sein, dass dadurch der erwartete Erfolg nicht zu erreichen sein wird, weil jene Wittel weder die Emigration verhindern noch die Lage der auf den grossen Grund-besitzungen wohnenden Lohnarbeiter und Pächter, noch die der kleineren Grundbesitzer berühren und verbessern. Dazu bedarf es andere Massregeinder durchgreifendsten Art. Dazu bedarf es der Agr arge setz e, dazu bedarf es einer gründlichen Steuerrevision, einer Vermessung der bestellten Aeeker. einer gewissenhaften Veranlagung der Steuer unter zu Grundlegung der durchschnittlichen Getreidepreise : einer Erhebung der Steuern nicht vor, sundern nach der Ernte, und endlich einer den Bedürfnissen entsprechenden Hegau rung der Pacht- und Arbeiterve rhältnisse. Das sind allerdings durchgreifende Massregeln: aber eben so gewichtige, wie sie das Wohl und Wehe ganzer Klassen der Bevölkerung erheischen, so zeitgeinäss, su unerlässlieh nothwendig. dass die Regierung vor der Weitläufigkeit und Schwierigkeil derselben nicht zurückschrecken darf. Es sind Maassregeln, ZU deren Durchführung es der freiwilligen Opfer bedarf, welche der wohlhabende, hochherzige und menschenfreundliche Besitzer wohl bringen kann, aber der egoistische, genaue und indifferente Grundherr, weil kein Gesetz ihn dazu anhalten darf, zurückweisen wird. Allein die edlen und patriotischen Gesinnungen des eanarisehen Adels haben ja schon der Opfer, wenn es darauf ankam, grosse und viele gebracht. Sollte eine Appellation an ihr Gefühl, an die dadurch begründete Dankbarkeit, an das Bewusstsein an dem Wohle so vieler Menschen wesentlichen Ahtheil zu haben — vergeblich sein? ich hoffe nein! Es muss allerdings eine Reihe von Vorurtheilen bekämpft werden, um «las Aufgeben eines Gewohnheitsrechtes ermöglichen zu können; mit solchen Vorurl heilen hängen freilich der schon oben besprochene, SO schmerzlich vermisste gänzliche Mangel an Gemeinsinn — die gegenseitige Fifersucht und Missgunst zu eng zusammen, um sich nicht hindernd den in Besitz und Capital einschneidenden Neuerungen zu widersetzen. Nachstehendes Beispiel mag einen Belag dazu geben. Ein überaus reicher Gutsbesitzer auf Fuerteventura. ein trefflicher Herr, der viel Gutes gefhan. auf eigene Kosten einen Arzt für die Umgegend salarirf. und in dessen gastfreiem Hause ich sehr angenehme Tage vorlebt, führte mich eines Tages durch seine Besitzungen. Wir kamen an eine weiflänfiige, mit den kräftigsten Nopal-Cactus bestellte Ebene, auf deren breiten Blättern ich keine Cochenille bemerkle. Auf meine Verwunderung darüber, erwiedertc er: ..Es fehlt an Arbeitern !■• Wie ist das möglich, sagte ich. da ja erst vor wenigen Tagen 200 Arbeit suchende Einwohner von der Insel Palma in «ler Nahe gelandet sind? 0, antwortete er! Diese verlangen mehr, als ich ZU gehen gewohnt hin, und dabei verlangen sie noch einen Theil des Tage-loh us in haarem Oelde. Nun, sagte ich. das scheint* mir nicht so ganz unbillig: da der Tagelohn so äusserst gering, das Getreide billig und den Palmaer Arbeitern die Verwerlhung des Lohngetreides nur mit Opfern möglich sein wird. Uebrigens steht ja die geringe Mehrausgabe auch in gar keinem Verhältnisse mit dem Wert Ii e der nach der Arbeit zu erwartenden Cochenille-Ernte. Das weiss ich sehr wohl! erwiederte er. Aber das ist mir ganz gleichgültig. Ich gebe nicht mehr, und ich bezahle nicht anders, als mein Vater und Crussvater gethan. Und ehe dass ich einen cuarto (ein Dreier) zum Tagelohn zulege, oder baar zahle mag die ganze grosse schöne Cactusplantage unbenutzt bleiben. Ich kann es aushalten, sagte er. und zeigte auf einige Hundert Pojeras (mit Stroh eingedeckte Getreideschober) die dichtgedrängt seine Besitzungen umstanden — ich habe, was ich brauche, ich kann leicht etwas entbehren: aber ich halte fest an dem, was ich vorgefunden, und was ich meinen Kindern ebenso zu überliefern gedenke. Trotz solcher vielleicht verbreiteten Ansichten, darf mau dir Hoffnung auf Erfolg nicht aufgeben. Wenn*bei den reichen Grundbesitzern die lleberzeugung immer mehr werkthätig werden muss. dass ihr eigener Vortheil mit dem materiellen Wohlbefinden und mit dem guten sittlichen Zustande ihrer Arbeiter wesentlich verknüpft ist, wenn die Regierung den Gegestand von der richtigen Seite aufzufassen und mit der nothwendigen Geschicklichkeit und Nachdruck durchzuführen weiss; denn ich wünsche nur, dass es ihr klar werde, wie der gegenwärtige Znstand ein unbilliger und unhaltbarer ist, wie ohne seine Abhülfe die erwarteten Resultate nicht allein nicht zu erreichen, sondern in ihrer Allgemeinheit ganz unmöglich sind. Es möge ihr klar werden, dass nnr der gutartige und treue Sinn der Inselbewohner, obgleich ihnen das Bewuslsein ihrer traurigen und gedrückten Lage keines-weges fremd ist, als einziges friedliches Mittel sich dem trost losen Zustande zu entziehen, die Selbstverbannung ans der Heimath gewählt hat: es möge ihr klar sein, dass es in der Stellung uud Verpflichtung einer wohlwollenden Regierung liegt, jede Ge legenlieh zu einem Acte «ler Verzweiflung aus riem Wege zu räumen — dass mithin die Aussicht unfeine wirklieh bessere Zukunft der eanarisehen Inseln, wie sie ihnen zu gönnen, und wie sie zu wünschen und zu hotfen, durch diejenigen Reformen bedingt ist, welche die faktische trostlose Lage ganzer Klassen ihrer Bevölkerung allein zu bessern im Stande sind. S C h 1 U S S. Es war ursprünglich meine Absicht auf einigen Bogen ein Kapitel einzuschalten, ausschliesslich bestimmt, um meinen Lesern eine Schilderung Her über alle Beschreibung hinausreichenden, unendlich schönen, ich möchte sagen, paradiesischen Natur zu geben, und in diese Schilderung die Einfachheit, Herzlichkeit und gewiss nirgends übertroffene Gastfreiheit der Bewohner der eanarisehen Inseln zu verweben. Eine Reihe von Genrebildern, denen es weder an einem schönen Hintergrunde, noch an einer bunten und lebendigen Staffage fehlt, bilden die verschiedenartigen Erlebnisse und eigenthümlichen Situationen auf meinen einsamen Ausflügen in die stillen und wenig bewohnten Gebirgs-rhäler. und die kleinen Reiseabentheuer, die ich in Begleitung einer zahlreichen munteren Gesellschaft durchmachte, und endlich die geselligen Beziehungen und Verbindungen — in welche ich absichtslos mitten hinein versetzt wurde. Diese kleine Sammlung würde bei der Eigentümlichkeit, welche die einzelnen Inseln in dem Charakter ihrer Formation und Vegetation, und deren Bewohner in ihrem Nationaltypus, in ihren verschiedenartigen malerischen Trachten, wie in ihren Beschäftigungen und Gewohnheiten bewahrt, einen Reichthum von Naturschönheiten und einen bunten Wechsel von Situationen geliefert haben. Allein ich musste mir sagen, dass Oer Stolf zu mächtig ist„ und eine etwas in's Einzelne gehende Beschreibung theils dem eigentlichen Gegen stände dieses Buches und dem Gesichtspunkte seiner Aulfassung zu fern liege, theils aber auch den Umfang dieses Werkes, mit Rücksicht auf das einseifige Interesse seines Gegenstandes über Gebühr vermehrt haben würde. Demnächst erkannte ich sehr wohl die Schwierigkeit nach der trocknen Auffassung eines administrativen Gegenstandes den richtigen Ton in der Schilderung der herrlichsten Natur, mit ihrer wunderbaren durch Luft und.Wasser bedingten Färbung zu treffen, um meinen Lesern Alles so anschaulich zu machen, wie ich es selbst gesehen und bewundert, und mich nicht fortreissen zu lassen von den Gefühlen, die ich selbst beim Anschauen empfunden, und die mich in der Erinnerung und in der Beschreibung noch ebeu so innig und mächtig bewegen. Um Luft und Wasser und Berg und Wald so wieder zu geben, wie sie mir erschienen, würde ich meinen Pinsel in die glänzendsten Farben tauchen, und Gold und Silber dürften nicht gespart werden; und Farbenmischungen würde ich versuchen, in denen der Grundton kaum herauszufühlen wäre. Wenn ich z. B. die tiefe feuchte Waldesuacht in den verwachsenen Schluchten des Doramasgebirges malen sollte, und ich begegnete inmitten des schwarzgrünen Blätterdaches .den vereinzelnten Sonnenstrahlen, die sich hin und wieder durch die Laubgipiel drängen, um die transparent erscheinenden chrysolithgrünen Blätter mit einem feinen Rande von lauterem Golde zu umgeben; wenn ich die Palmenkronen und die Piniendächer färben wollte, welche sich aus dem tiefen unbestimmten Waldesgrün in die klare durchsichtige Luft erheben; wenn die untergehende Sonne den ganzen Wald wie mit einem flüssigen glühenden Metall übergiesst, wenn das zitternde Mondlicht seine Silberfunken über die Gipfel streut und wenn die tiefe uud stumme Nacht Leben, Form und Farbe im Schatten begräbt — welcher Farbentöno und Mischungen würde es da bedürfen! Und nach einer neuen Technik möchte man suchen, um diese grellen Contraste, diese Schärfen und Ecken inmitten der vollkommensten Harmonie auch nur so annähernd wiederzugeben um Alles dem Beschauer nothdürftig verständlich zu machen. Eben so wie man es dem Maler überlassen muss. seine Individualität in seiner eigenen Auflassung und in der Art und Weise seiner Darstellung zu bewahren, so würde auch meine erzählende Beschreibung eine rein subjective sein. Ich würde mich ganz gehen lassen müssen, um das Ueber schwängliche, das Erhabene, das Kleine und Kriechende, das Nackte und Verhüllte', das Schöne und Widerwärtige, das Ernste und Heitere und das prosaische gefühllose Mittelgut, wie ich es gefunden und beurlheilt, in meiner eigenen Weise zu behandeln. Allein im Allgemeinen liebt der Leser die subjective Darstellung des Verfassers nicht, und es ist richtig, dass der letztere dabei leicht in Gefahr geräth, zu sehr in die Gefühlsregionen zu streifen. und gerade die naeh dieser Richtung empfänglichsten Leser, sperren sieh scheinbar am meisten dagegen, und spotten über jede Sentimentalität, für welche sie Alles aufgeben möchten, was nicht bloss den klaren, prüfenden, zersetzenden Verstand berührt, sondern in wahrheitsgetreuer, ergreifender Schilderung die Gefühls- und Seeleuuervcn in ihrer tiefsten Tiefe erweckt und erzittern lässt. Welche grossartige und erhabene Schauspiele haben mich mit Stauneu und Bewunderung erfüllt, die Allmacht und Gnade des Herrn anbeten lassen und mir einen reichen Schatz der Erinnerung gesammelt! Wenn ich der prächtigen Nacht gedenke, in der ich von den Canadas aus durch die vulkanischen Krater-Ränder immer bergan zog, um den Sonnenaufgang auf dem Pik von Tenerifa abzuwarten. Das südliche Kreuz flammte über dem Vulkan von Garachico und die Milchstrasse strahlte im wunderbarsten Glänze. Die tiefe Stille in dieser gewaltigen zerrissenen und zerklüfteten öden Natur hatte etwas tief ergreifendes. Der regelmässige Schritt der Maulthiere liess das Gefühl der Bewegung kaum wahrnehmen. Die Führer in ihren weissen Män-leln, welche sich stets in derselben Entfernung vor mir hielten, erschienen gleichfalls unbeweglich; dagegen kam es mir vor, als ob die mächtigen Lavablöcke auf uuserm Wege an uns vorbeizogen, und die Sterne über uns sich wiegten und wendeten. Die retama blama, welche in voller Blüthe stand, erfüllte rings-die Luft mit ihren fast betäubenden Wohlgerüchen. Wenn ich dann über einige Stunden angestrengten Klettern* hinwegspringe; mich am obersten Rande des schwefeldampfenden Kraters des Piks de Teyde wiederfinde; unter mir den ganzen glühendblauen Archipelagus mit seinen Inseln und Inselchen, über mir das end- los gespannte goldene Himmelszelt; vor mir ans einem festen Läget eingeschlossener blendend weisser Nebelwnlkcn die Sonne, wie sie üTTer den Erdkreis siegreich durchbrach, und das Schattenbild des Piks in scharfen Umrissen bis hinüber naeh der Insel Gomera warf, da glaubte ich einen Ton durch die Natur schmetternd vernommen zu haben, wie er von den Memnonssäu-len beim Sonnenaufgang ausgegangen sein soll. Ein einziger lang gehaltener Ton, ein harmonischer Laut der Bewunderung und des Dankes; ein Laut, in den Alles einstimmte — Alles, Alles! Himmel und Erde. Luft und Wasser, Felsen und Bäume, Mensehen und Thiere: die gesummte Schöpfung! Wald-und Gebirgslandschaften habe ich in reicher Auswahl in meiner Mappe gesammelt. Das Hauptblatt ist das Doramas-Gebirge. und der schönste Punkt da oben — die Hacienda der Generalin Moral es, gegenüber Moya. Eine entzückend schöne Besitzung. Die würdige und ausgezeichnete Dame hatte mich in liebenswürdigster Weise bestimmt, auf meinen Excursioncn ihr Sommerpalais im Gebirge auf einige Tage zu besuchen. Ihr Haushofmeister musste zu Pferde mit den nnthigcn Vorrat heu von las Palmas dahin voraus, und so fand ich denn bei meinen» Eintreffen Alles zur glänzendsten Aufnahme bereit. Aber ine schwer würde es werden, dies Paradies genügend zu schildern. Wer Lorbeer- und Rosenwaldungen sehen, wer Riesenbäume bis zu 3ti Fuss im Umfange, Bäume, in deren einem hohlen Stamme 12 Arbeiter Nachts mit ihren Matratzen gebettet werden, bewundern; wer ein Uonzerl von h linderten von Canarien vögeln (welche jedoch grüngrau sind, so lange sie sich im Zustande der Wildheit befinden) die Luft durchschmettern hören will; wer sich durch enge, überrankte Felsspalten winden, oder dem hüpfenden Laufe frischer Gebirgsbäche folgen, oder wer Kränze der schönsten Wiesenblumen winden: wer im Walde botanisiren, oder jagen, wer im Felde agronomische Betrachtungen anstellen, wer von den Felsengipfeln in die See hinausblicken, wer schwärmen, seufzen, dichten will! er'gehe nach der Hacienda Doramas; er kann Alles, er findet Alles, er bat Alles — und dahei im vollkommensten ComfoH des Lebens. Auch zu Idyllen habe ich Nlofl' genug; und da kommt vor allen Dingen das Blumenfest am 15. Mai im Thale von Orotava in die erste Reihe. Man glaubt sich bei diesem Volksfeste in der Thal in das Mittelalter und in die Zeit der Troubadours ver- 17 r. Minatoll I Uic canariichcn Inseln. *' setzt. So viel Ritterlichkeit, so viel Blumen, Gesang und Minne; so viel Kirehenpracht und Weihrauchwolken, schweben, weben, kreisen und wirbeln am 15. Mai in ]|eneui entzückend schönen Thale, das seinen 2000jährigen von den Guanchen hochverehrten Drachenbaum noch immer, wenn auch bereits zersetzt und zerfetzt — bewahrt. Brdlerschüsse, Glockengeläut, Messen und Prozessionen leiten das Fest ein. Triumphbogen, Säulen, Pyramiden, Kränze, Gehänge, Guirlanden, alles Blumen, und immer wieder Blumen. Die Männer mit Blumen, die Frauen und Mädchen, mit noch mehr Blumen geschmückt; die Kinder, wie in Blumen gekleidet; das Rindvieh mit Blumenkronen ausgeputzt. Ohne Scherz! Blumengekröntes Rindvieh, und zwar Preis-Rindvieh! Das ist die Hauptpointe des Festes! Nach der Prozession, welcher die Landleute in ihrer reichsten Landestracht beiwohnen, versammeln sich im Zuge, gemeindeweise geordnet, erst die Männer dann die Frauen, zuletzt die Kinder des Bezirks, begleitet von Tausenden von Zuschauern aus der Nachbarschaft. Die vergoldeten Aekerbauge-räthe werden als Symbole von denjenigen Landleiiten vorangetragen, die in den letzten Jahren Preise für ihre Tüchtigkeit und Ehrenhaftigkeit erhalten hatten. Diese Symbole, sowie die Fahnen und Banner der einzelnen Gemeinden sind mit mächtigen Blumensträussen verziert. Die Provinzial-Deputation und dasAyuntamiento nahinen auf einer Tribüne zwischen zwei Musikchören Platz. Alles bildete einen grossen Kreis. Vor dem Ayuntamiento stehen sechs Paar Ochsen, wie oben erwähnt, mit Blumenkronen geschmückt, durch welche kaum die Spitzen der vergoldeten Horner durchschauen. Ich will mich kurz fassen und das Programm wiedergeben. Musik. — Nochmals Musik. — Gesang. — Rede. — Aufruf der sechs als die fleissigsten und ehrenhaftesten Landleute des De-strikts befundenen. — Hüte ab. — Aufmunternde Ansprache. — Ueherweisen der Ochsen, von denen je zwei an einen Pflug gespannt sind. — Musik. — Uebernahme der Ochsen. Nochmals Musik — und Tusch — mit obligaten Böllerschüssen. — Ausspielen von 3 blumenbeputzten Sehaalen und einen dito Hammel unter die Kinder von Orotava. — Musik. —- Hurrah. — Tusch. - Prozession. Erst der Hammel, dann die blumengekrönten Ochsen mit den preisgekrönten Besitzern. Ayuntamiento. Musik, Fahnen und der ganze Tross. Dann Mittagsmahl, Tanz. Jahrmarkt. Promenade der Honoratioren unter Dilettantenmusikbegleitung, Wett-Ringen und Lauten, Luftballon und Ball. Von den Militnirevüen, den grossen cercmoniellen Diners, welche dem General-Capitain zu Ehren gegeben wurden, von den Feuerwerken, Ehrenpforten, Liebhabertheatern und von den wunder-, hübschen Bällen auf Lanzarote, zu denen die jungen Damen je zwei auf Kameelen aus der Nachbarschaft eintrafen; von den Festen der Reichen, bis zu dem geräuschlosen Leben in den Hütten der Fischer und Landleute könnte ich erzählen; nicht minder von den eigentümlichen Trachten, von den blauen, roth-gellekten Mänteln, von den bunten Westen, den wunderbar geformten Mützen, Kappen und Hüten, von den Ziegenfellkleidern und Gamaschen, die sich ans den Kelten der Guanchen erhalten haben. Von den bunten Kleidern und aus den heiteren Beschreibungen würde ich dann zu den ernsten Lebensbildern übergegangen sein, bis zu der Erzählung von dem entsetzlichen Tode dreier Knaben in der Brandung des Hafens von Orotava. Ich hätte in solchen Darstellungen die beste Gelegenheit gehabt, meinen Dank für alle Beweise der Freundschaft, gastlichen Aufnahme und Unterstützung in nieinen Zwecken den Betheiligten als einen Tribut der Wahrheit, Achtung und Anerkennung zu bringen. Ich hätte da vor Allen des trefflichen General-Capi-tains Laveno, und aller höheren Offiziere aus seiner Umgebung gedacht; der Gouverneure, Alcalden, des Consularcorps, der Familie Topham, der Obersten Maurique de Lara, D. Augustin Gonzalez, Chainorra und so vieler Anderer, die mir Freundschaft und Aufmerksamkeiten aller Art erwiesen und mich dauernd verpflichtet, weil sie mir meinen Aufenthalt auf den wunderschönen Inseln zu einem wahren ungetrübten Genuss gemacht haben. — Allein diese ausführlichen Beschreibungen würden, wie gesagt, zu weit geführt haben. So schliesse ich denn mit dein Zugeständnisse, dass es vielleicht besser gewesen wäre, diesen Scbluss ganz fortzulassen, da das darin Enthaltene entweder zu viel oder zu wenig besagt, um interessiren zu können, dass ich mir jedoch vorbehalte zu gelegener Zeit die vorgedachten Schilderungen ausführlich und im Zusammenhange der Oeifentlichkeit zu übergeben. Druck von Horninp fit Co. in Berlin. LouIm