Kr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. »G« Redigirt von Leopold Kordeseh. ^ 49. Montag am t.V'. Juni 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal'ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes kolorirtei Costumebild, illyrische.Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Oroßquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Cüuoert portofrei ganzjährig 8, halbjahrig 4 fi. C. M,, und wird halbjährig »or»u«l>e«»hlt. Alle l. l. Postämter nehmen Pränumeration an. Z» Laibach pränumcrirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher »m Hauptplatze. Beruhigung. AVen n ich in dem Zauberthale Einsam wandle durch die Au' , Ueber die sich freundlich milde Wölbt da« reinste Aetherblo»; Bald »n dem saphirnen Bache, Der den Ranft »crgoldet küßt. Nenn Selenens bleiche Fakel Dpiegelhelle Fluth begrüßt; Oder, wo sich der Cascade Silberströmung niedcrwiegt. Und sich lieblich und im Kreisel ' An des Baumes Rinde schmiegt; Oder, wo des Ew'ge« Wille Kunstuoll eine» Park gelegt. Und melodisch Philomele I n der heil'gen Stille schlagt, Oder, wo der Pfad durch grünen, Goldbeblümten Teppich irrt. Und durch's Dunkeltlar der Bäume Zu dem nahen Kirchlein fuhrt: O d» wird mein Sin» so heiter Wie von Eden« Lust erfüllt. Weil Natur in tausend Strahlen Ihren Liebeskelch enthüllt! Oreschegg. Ter Gxaudi-Markt zu Sittich in Unterkrain. Mitgethei.lt von Alois Skraber. (Beschluß) III. Der Pferdemarkt am Eraudi - Montage. ind die vorhergehenden Tage schön, so wer­den am Eraudi-Montage aus allen Gegen­^ den, besonders aus Ungarn und Croatien, von den Zigeunern sogar von der türkischen Gränze und Wallachei her so viele Pferde auf den Markt getrieben, daß dem Käufer die Wahl schwer fällt. Für die schönsten, kostspieligsten Pferde drängen sich die Käufer, aber auch je­der noch so alte oder decrepide Gaul wird leicht verkauft. Hier kann man zu jedem Roß ein gleiches Paar, Reitpferde, dann Füllen und Hengste nach Belieben haben. Die mei­ sten Pferde aber werden von Italienern und den Bewoh­nern um die Gegend von Triest und Görz gekauft, und diese Käufer scheinen mit dem Verlehr zufrieden gestellt zu sein, weil sie sich jährlich am Eraudi - Montage zu Sittic h gelreu einfinden. Obschon dieser Markt überhaupt der Pferdemarkt genannt wird, so gibt es, da an diesem Montage der Hauptmarkt abgehalten wird, auch an Horn­und Borstenvieh,'dann vom Bocksgeschlechte eine solche Menge, wie man sie wohl an keinem andern Orte Illyriens finden dürfte. Heuer, obschon auch gleichzeitig in Adelsberg der Markt abgehalten wurde, sind dennoch bei 600 Stück Ochsen, über 250 Kühe und gegen 400 Schweine theils verkauft, theils vertauscht worden. Das meiste Hornvieh wurde durch einige Jahre her vom Herrn Dollnizhe r in Laibach und Moschina aus Gradiska käustich erstan­den. Uebrigens findet man an diesem Tage in Sittic h eine enorme Anzahl Krämmer aus allen Gegenden, deren es Heuer mit Einschluß der Kleinhändler, Oebstler u. s. w. 28? gegeben hat. Ich schließe mit der Behauptung, daß man unter allen 4 Jahrmärkten an diesem Tage Ochsen, Kühe, Kälber, Böcke, Schweine u. s. w. besonders aber die schönsten Pferde um den billigsten Preis bekommen könne. Wer also ein hübsches Nößlein zu haben wünscht, wird zu diesem Markte eingeladen. Ich erwähne von dem Pferdemarkte nur noch so viel/ daß er auch dadurch inte­ressant erscheint, weil an diesem Tage sich sehr viele Städ­ter einfinden. Auch geht es übrigens am Eraudi-Montage fast eben so bunt, als am vorhergehenden Tage zu, nur mit dem Unterschiede, daß die Lustbarkeiten nicht in die Nacht hineindauern, sondern bis 6 —höchstens bis 8 Uhr Abends denselben das Ziel gesetzt wird. Sittich im Mai 1844. Das Muttermaal und der Fünffranken thaler. (Keine Ertennung«geschichte,) Von Rudoph Rigler. (Fortsetzung.) »Halt, Freundchen", rief ihm dieser entgegen und um­ K»4 armte ihn, »was ist denn mit dir vorgegangen? —Kaum erkennt man dich noch, wie siehst du denn aus, was fehlt dir an der Wange? —" Klarman suchte die Zärtlichkeit Puggy's mehr auf die rechte Wange zu lenken und stotterte verlegen: „,^> nichts — nichts — ich glaube es ist ein Muttermaal — ja — ja weiter nichts — ein Muttemaal."" — „Du , und ein Muttermaal! ha ha ha! du hast ja früher keines gehabt; ich dächte, wenn man einmal so ein Stück Zeit wie du aus dem Mutterleibe heraus ist, so hat es leine Gefahr damit." — . ­ »„Ich meine, — es hat nur so die Gestalt eines Muttermaals,"" entgegnete Klarma n noch verlegener, und auffallend' nach der andern Seite schauend, — „„es ist so eine Entzündung der Haut, eine"« »Geduld, Freundchen, dem ist bald abgeholfen; ich Habs auf meiner Reise Alpenkräuter gesammelt, Kräuter sage ich dir^ wahre Wunderthäter, eine ganze Büchse voll; — komm, du mußt mit mir; in wenigen Tagen stel­ le ich dich her, wie einen Aoonis; so lang ich studieren sollte, kümmerte ich mich wenig um die Medizin, aber jetzt, wo ich kein Buch mehr anzurühren brauche, jetzt bin ich vom Kopf bis zum Fuß Doctissimus, tiefsinniger Gelehr­ter! Durch 8 Tage zum Frühstück 4 Pillen von meinen Sechspfündern, zu Mittag einen Kräuterkuchen von mei­ner Composition, und eine Flasche tiuotura aämirakili«, ein Arcanum von mir; was gilts, deine Entzündung ist weg, fort auf immer!" Klarma n versprach, nur früher einen nothwendigen Gang zu thun, und dann wieder bei Puggy zu sein, und machte sich davon; noch rief ihm der Esquire «ach: «Höre, Klarman , höre, laß dir etwas erzählen, eine köst­liche Anekdote!" — aber der Maler'war schon zu weit, und stand binnen wenigen Minuten vor der Thüre des No­tars, dem Thore der Entscheidung! — -Klarman und Mükenfuß kannten sich noch nicht. Notar Mükenfuß war ein Mann in den Sechzi­gern, ein herzensguter, uninteressirter Mann, der so gut, , wie der Baron, seinen wissenschaftlichen Spleen hatte. Mükenfu ß war Doctor sämtlicher Rechte d. i. al­ ler jener Rechte, aus denen man sich kein Gewissen machte, sie für Rechte auszugeben; aber das, was er eigentlich vor­stellen sollte, war er eben nicht; sein Stekenvfero war die Medizi n mit Hahnemann'schem Schwindel, und er ließ gerne einen Rechtskunden fahren, wenn er dafür einen Patienten bekommen konnte; die Vormundschaft über Chri­stine hatte er nur aus Verehrung für den letzten Willen seines Freundes übernommen und würde übrigens nicht ungern seinen Antheil von den Schenkbriefen geopfert ha­ben, wenn er dafür der Vormundschaft los geworden wäre. — Als- Klarman In 5as Zimmer trat, war der Doktor ^'uri8 utriusylis eben daran, in" einem steinernen Mörser eine Wurzel zu zerreiben; was man aber beinahe gar nicht gedacht hätte: Christine stand schon eine gute Weile hor­chend hinter der Thüre des anstoßenden Gemaches; so we­nig das Mädchen eigentlich mitwirken wollte, so lag dem gu­ ten Kinde demnoch der Erfolg dieser Stunde lastend am Her­ zen; ohne daß Klarman Christinens Gegenwart ahnte, pochten die Herzen der beiden Liebenden, wie zwei gleich­ gehende Uhren, in dieser Stunde voll Bangniß zusammen. — Klarma n begann von dem-glücklichen Zufalle, Christine kennen gelernt zu haben,"fprach von Liebe, von seinem Auskommen u. dgl., und bat um die Hand des Mädchens. Der Notar wunderte,' sich ein wenig über die Schnel­ligkeit, mib der sich ein Freier mit dem Muttermaal gefun­den hatte, führte den Maler auf den Divan, setzte sich zu ihm, und betrachtete seine linke Wange mit anhaltender Aufmerksamkeit. — Klarma n saß auf Nadeln; er hielt sich unwillkürlich gerader als gewöhnlich; der gemalte Fleck brannte ihn in diesem Augenblicke im Gesichte und im Gewissen; er machte sich Vorwürfe, durch Unwahrheit und Trug sein Glück zu suchen; ja, er war auf dem Punkte, seinen Fehltritt zu gestehen. — Endlich nach einer lan­gen Pause, begann der Notar: „Das Muttermaal ist schön, vieleicht noch schöner, als das Maal meines seligen Freun­des, des Barons: ich lese genau in dieser eigenthümlichen Spe­cies, wie es hergieng; offenbar ein ähnlicher Fall, wie mit Burnuß ; Ihre Frau Mutter, als sie mit Ihnen, mein Herr, gesegneten Leibes gieng , — es wird zur Osterzeit gewesen sein — sah ein Mal ein schönes, rothes Ei; sie kauft es, will darnach greifen, es entfällt ihrer Hand und bricht, im Verdruße darüber berührt sie mit der Hand ih­re linke Wange, und siehe da — das Kind behält das Ei im Gesichte —." Der Doktor bezeichnete diese Erklärung mit so hefti­gen und bezeichnenden Gekerden, als fühle er sich eben Mutter des Kindes und sehe das Ei vor sich. — „Sie scheinen übrigens nicht zu wissen," fuhr der Notar auf ei­nen andern Gegenstand übergehend fort,' „daß Christine erst i? Jahre alt ist, und daher bei Verlust ihrer bedeu­tenden Erbschaft vor ihrer Majorennität —" Klarma n ließ den Doktor nicht vollenden, sondern erwiederte, gerne auf das Vermögen Verzicht leisten zu wol­len, wenn er nur das Mädchen bald- sein nennen dürfe.—> Auf dieses Geftändniß der Uneigennützigkeit schien Mükenfu ß besondern Werth zu legen, weil es so sehr seiner eigenen Denkungsweise entsprach;' er drückte dem Maler wohlwollend die Hand, besah noch ein Mal sein Muttermaal und rückte endlich wieder mit der Sprache heraus: „Hören Sie," sagte er, „ich verdenke Ihnen die Hast nicht; es ist ein gar gutes, hübsches und liebes Mäd­chen, diese Christine; aber Sie sind noch jung, sind ein wohlgebauter Mann und tragen, zwar recht a z>rnz>68 für Ihre Liebe, aber doch mit Unrecht so einen verunstaltenden Makel an sich. Sehen Sie, lieber Herr von Klarman, ich bin Homeopath, und habe manchen Blick hinter die Karten der Frau Natura gethan, während man mich am Gerichtstische sitzen glaubte; lassen Sie das Mädchen fah­ren und ich schaffe Ihnen das Muttermaal hinweg, nur um des seltnen Falles willen." — 195 Klarma n wußte nicht, wie ihm geschah; er sah. etwas verblüfft dem Doktor in die Augen, ungewiß, ob er scherze oder Ernst rede. „Sie staunen?" nahm Mükenfuß wohlgefällig wieder das Wort; „Sie staunen, mein Herr? es ist in der That unerhört, ein Muttermaal hinwegzubringen; dort in je­nem Kästchen (hier deutete der Homeopath geheimnißvoll auf ein kleines Pult) habe ich ein graues Pulver, eigens zubereitet; davon streuen Sie täglich eine Messerspitze voll auf die flache Hand — und blasen hinzu, das Pulver fliegt hinweg und was zurückbleibt, ist eben hinreichend, um bei gehöriger Diät Ihr Muttermaal ex raäioß, wie wir Eingeweihte sprechen, verschwinden zu machen." — I n einem weniger entscheidenden Augenblicke würde Jedermann dem Doktor auf seine Rede ins Gesicht ge­lacht haben; Klarma n mußte sich jedoch den ärztlichen Rath' des Notars für ein anderes Uebel vorbehalten und wiederholte, daß er ohne Christine nicht glücklich sein könne. Indessen hatte Christin e hinter der Thüre mit Schauder gehört, daß der Notar ihr den Geliebten abwen­dig, machen wollte; sie war in dem Augenblicke ihrer Ge­fühle nicht mehr mächtig, und blaß vor Angst, öffnete sie die Thüre und eilte hin zu ihrem Vormunde, um ihre Bitten mit jenen Klarman' s zu vereinigen. Der Notar merkte nun, woran er sei, sprach lächelnd sein „I'iat volunta» tua« über die beiden Liebenden aus, und fügte, von seinem Amte als Glücklichmacher beinahe weichgestimmt, dazu: „Für die Aussteuer Christinens wer­de ich Sorge tragen; ich bin ohnehin versorgt; mein An­theil an dem Erbe gehört der Braut.« Klarma n betrieb die Vermählung so sehr, daß kaum einige Wochen nach seinem Antrage der Vermäh­lungstag erschien; war Christine nur einmal seine Gat­tin , dann wollte er, so hatte er beschlossen, freimüthig die angewendete List bekennen und des gutherzigen Notars Verzeihung erbitten gegen freiwillige Verzichtleistung auf alle Vortheile der Aussteuer für seine Christine. Zur Trauung war — außerdem Esq. Puggy, dem Klar­man bisher sorgfältig ausgewichen war, kein Freund oder Verwandter des Malers geladen; und selbst Prosk a und der Schulmeister wurden erst zur Mittagstafel erwar­tet. — Die Gesellschaft war eben im Begriffe, zur Kir­che zu fahren, >— da öffnete sich rasch die Thüre und herein trat der Baron Vurnu ß mit dem Schulmeisterund noch einem fremden Begleiter. — VI. Die Heimreise nach dem Tode. Am frühen Morgen des Vermählungstages Chistinens war Prosk a seit vielen Jahren wieder einmal daran, große Toilette zu machen: und der Schulmeister, zur Hälfte bereits mit den hochzeitlichen Kleidern angerhan, eben beschäftiget, einen alten Einspänner in bessern Glanz zu fetzen, da hielt plötzlich ein Reisewagen vor dem Schlos­se; der Baron und ein fremder Herr stiegen aus. Kaum erwehrte sich Burnu ß der Handküsse, mit denen die bei­den alten Leute, athemlos herbeigerannt, unter einem Stro­me von Freudenthränen ihn bewillkommten. „Wie geht es Christinen?" fragte sogleich der Baron, „ist sie schon lange bei Notar Mükenfuß? Geht's ihr gut? Schreibt sie Euch oft?" „„Ja. Kommen Euer Gnaden, Herr Baron, nicht aus der Stadt?"" . „Nein, gerade von der entgegengesetzten Seite." — „„Wir richten uns eben, um zu ihrer Hochzeitstafel zu fahren."" „Zu Christinens doch nicht?" rief der Baron schmerz­lich berührt auffahrend. — „ „Ja — Eure freiherrlichen Gnaden, mein Vetter — der Klarman , hat die Ehre"« — versetzte der Schulmei­ster zaudernd und erschrocken — „„Ist ein recht artiger, junger Mann"", fügte Prosta hinzu, als wollte sie zu Gunsten des Bräutigams sprechen.— „Heirathen, meine Christine? heute heirathen?" rief der Baron noch ein Mal , und versank in ein kummer­volles Schweigen; plötzlich fuhr er jedoch wieder empor und fragte: „Hat er denn auch sein Maal an der Wange?" Prosta , mit unterthänigem Achselzucken, meinte, Christine habe ihr geschrieben, der Vormund sei mit der Parthie ganz einverstanden; der Schulmeister aber sagte: „„Darüber hat mich Klarma n ganz im Dunkeln gelassen; indessen, so viel ich und wir alle wissen, war mein Vetter freilich immer so nett und rein, wie eine geschälte Rübe.""— „Wann ist eigentlich die kirchliche Funktion?" fragte wieder der Baron — „„Wir sind nur zur Tafel geladen, weil die Trauung zu frühe für Prosta , nämlich zwischen 9 — t0 Uhr Vormittags vor sich geht."« (Fortsetzung folgt,) Anekdoten. I msiebenjährigen Kriege wurde ein Tiroler von den Preu­ßen gefangen. Man brachte ihn zum commandirenden General und dieser fragte ihn: »Wie stark ist euer Kaiser?« — »»Wie kann ich das wissen,«« versetzte der ehrliche Tiroler, »«es ist we­der mir, noch einem meiner Landsleute je eingefallen, mit nnserm Kaiser zu raufen.«« »Was hat Sie in's Irrenhaus gebracht?« wurde ein Wahn­sinniger gefragt. »»Ein Wortstreit,«« entgegnete dieser. »Wie> so?« —»» I nun, die Welt meinte, ich wäre toll, ich aber be­hauptete: die Welt wäre es. Ich wurde leider überstimmt.«« Ein Landbader stritt mit einem seiner College« am Kranken­bette der Dorfrichterin sehr heftig über die Benennung ihrer Krankheit. »Meine Herren!« sprach der herbeigekommene Ehemann besänftigend, »streiten Sie jetzt nicht, die Suppe ist aufgetragen, sie wird sonst kalt — nach der Sectio« muß essich ohnehin zei­gen, wie die Krankheit heißt.« — Feuilleton des Mannigfaltigen. (Unglück.) Brieflichen Nachrichten zu Folge sollen auf der nahen Steiner-Alpe am 10- dieses Monats 80 Schafe nebst ihrem Hirten vom Blitz erschlagen worden sein. (Gin guter Ginfall.) Ein junger Ehemann wurde von seinen Freunoen formlich belagert, weil seine Frau höchst liebens­würdig war. Da er nun fürchtete, die ewigen Besuche und Ge­sellschaften möchten seine Frau zu sehr zerstreuen, seinen Haus­frieden stören und die Haushaltung vertheuern, so ersann er folgende Kriegslist: Er nahm die guten Freunde, einen nach dem andern bei Seite und sagte: »Sie sind, wie ich weiß, mein Freund; ich habe eine Speculation vor, die mich in den Fall setzen könnte, in einigen Wochen bedeutende Geldsummen zu benöthigen — ich rechne auf Sie l — die Sache bleibt jedoch unter uns.« Acht Tage darauf war der junge Ehemann von allen guten Freunden und lästigen Besuchen befreit. H96 (Wie man fich ein Gewicht verschafft.) Ein Witz­ bold meint, man braucht nur zu — heirathen-In wenigen Wochen nach der Hochzeit wird man unfehlbar einen Centner am Herzen haben. (Der Leichnam des vermißten reichen Bäckermei­sters i n Wien) , der seit 3. Deccmber vorigen Jahres abhanden kam, und dessen Verschwinden viele öffentliche Blätter anzeigten, wurde am 3. Juni d. I . in der sogenannten Salamilacke, unweit der Erdberger-Linie aufgefunden. Die Geldbörse und eine gol­dene Tabackdose fanden sich bei ihm noch vor. Cr heißt Joseph Such an und ist von Vraunhirschengrund. (I m Zuchthause zu Bolton) hat man eine sonderbare Disciplinarstrafe- Sie besteht in einem Sturzbade. Der Schul­dige wird in einen engen Behälter gespannt und zwar mit einem Halsbande, das ihn hindert, sich zu bücken; sodann werden drei oder vier Gefäße eiskalten Wassers nach einander über ihn aus­gegossen. Diese Strafe soll die Hartnäckigsten zahm machen. (Poetische Aushängschilder.) I n Holland gehört es zur neuesten Mode, daß die Schneider ein Aushängeschild in Rei­men am Hause haben. So führt eines derselben die Aufschrift: »Joseph floh mit Maria nach Egypten auf einem Esel — hier wohnt der Schneidermeister Bock aus Wesel.« — Auch gut. — (Mutterliebe.) Zu Perpignan begab sich kürzlich eine spanische Dame in das Kloster, wo ihre Tochter den Schleier ge­nommen, um von dieser-auf immer Abschied zu nehmen. I n dem Augenblicke aber, wo sie, ohne zu sprechen, der Tochter Hand zwischen die ihrige drückte, fiel sie todt nieder. — Sie war am gebrochenen Herzen gestorben. (Seltsame Bestrafung.) Dem »^unrual äu Nomineree« zu Folge, erlitten zwei Individuen zu Malaga wegen Trunkenheit auf dem Constitutionsplatze eine seltene Bestrafung. Sie muß­ten nämlich zwei mit Wasser gefüllte große Wasserkrüge austrin­ken. Wenn sie echte Trunkenbolde sind, so war die Strafe aller­dings empfindlich. (Erzherzog Albrecht) ist so eben zum commandirenden General von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien ernannt wor­den. Dem Hofstaate des neuvermählten Prinzen stehen der Baron Piret und die Gräfin Thun vor. (Journalistisches.) Das von Dr. Groß-Hoffing er herausgegebene Journal »VincloKona,« im Jahre 1838 unter dem Titel: »Der Adler «als politisch-literarische Welt- und Ta­ges-Chronik gegründet, hat am 1. Juni d. I . zu erscheinen aufgehört. (Der Bahnhof in Laibach.) Unter die interessantesten Neuigkeiten des Tages gehört wohl diese, daß bei uns außer der Wiener Linie ein Bahnhof erster Classe, worin mehrere Aemter untergebracht werden sollen, erbaut werden soll. Der Beschluß ist definitiv gefaßt, der Bauanfang jedoch zur Zeit noch un­bekannt. (Joseph Donizetti,) Chef der großherrlichen Militär-Musik in Constantmopel und Bruder des bekannten Opern-Componisten und k. k. Hoftapellmeisters, befindet sich seit einigen Tagen in Wien. Cr zeigt sich im türkischen Costume. (Neue Lehrkanzel in Wien.) Das »Taschenbuch der Wiener Universität« zählt in diesem Jahre zum ersten Male unter den außerordentlichen Lehrfächern der philosophischen Faeultät auch Vorlesungenüberdie chinesische und türkische Sprache und Lite­ratur, welche von Dr. August Pfitzmai er wöchentlich in 3 Stun­den gehalten werden. Herr Pfitzmai er, ein geborner Karlsbader, ist mit einem außerordentlichen Sprachtalente begabt, und besitzt, außer daß er fast aller lebenden Sprachen Europas mächtig ist, auch eine seltene Kenntniß des Türkischen, Armenischen, Arabischen, Persischen, Chinesischen und Japanischen- Kritische Annoncen. Klügenfurt »m 27. Mai 1844. (Fortsetzung,) Und nun Schillers der Melpomene, der hehren Göttin, geopferter Erstling! Welche Verbote, welche Hemmungen traten diesen »Räubern« entgegen, und doch haben sie sich Bahn gebrochen, dennoch sich »uf der Bühne erhalten, ein Beweis, daß sie nicht nur die Menge anziehen, sondern auch die Gebilde» ten versöhnen. Schiller's hochfiiegcnde, gleich den deutschen Eichen rau­ schende Knabenphantasie zuckte unter dem Stocke des rauhen Zopfhelden; sei­nen Genius, seinen inner« gottlichen Funken dämmte das steife Reglement de« alten Schwaben, der dem KaNensystcm der Egypter zugeschworen; sein Wollen, sein Ringen und Streben folterte die nüchterne Alltäglichkeit seiner Umgebung, seiner Gebieter. Sein Herz, und fürwahr ein gutes, biederes, deutsches Herz, war übervoll, jede Mittheilung durch Wort wie Schrift beinahe unmöglich. Was sollte auch dem Manne der Garden der Knabe, der über das Niveau des Exer­cierplatzes hinauswollte, der das mühsam aufgebaute Kartenhaus seiner Grund» sätze mit einer einzigen Idee zu Boden schlug, der in der Folge so hoch schwärmte, daß er trotz der Schauer des eisigen Despotismus und der furch» terlichen Mysterien der Inquisition in Philipp'« Leben doch noch Momente fand, die ihm erlaubten, der hartbedrängtcn Elisabeth zuzurufen: »Köni­gin, das Leben ist doch schön!« was sollte ihm der Knabe, der Völkerglück und Freiheit träumte und häuslich stille, gut bürgerliche Ruhe der Oede des Friedhofs gleichstellte? — I n diesem Kampfe mit dem herben Schicksale, in diesem Vteite der Ideale mit der Wirklichkeit tauchte die Idee »uf, die der Tragödie zu Grunde liegt. Wenn nach hartem Frohndienst, wenn nach bit­terem Tagewerk die Müdigkeit und Abspannung IKammeraden wie Höhere zum Schlummer zwang; d» wachte der geniale Knabe, und diesen Nächten, seiner Lebenskraft gestohlen, in welche gewiß' manchmal gleichsam als Todten» »ogel in einer Vollmondsnacht ein Gedanke »n die hoffnungsarme Zukunft sich einschlich, danken wir die »Räuber.« Darum diese unnennbare, heilige Weh, muth, die aus diesem wie allen seinen Werken spricht; darum dieses Etwas, das unsnöthigt, dem Genie selbst in seine Irrgänge zufolge», in denen wie­der schwärmerische Gebilde, seelige Träume mit uns kosen. — Freilich derlei Kleinigkeiten interessiren die spröde Kritik nicht, die dem Sänger der Frei­heit gerne die Adlcrschwingen beschneiden möchte, um dagegen freundlichere Gesichter den Geburten der Neuzeit ohne Schamröthe zuwenden zu können. Doch auch diese Kritik ist rostig, ist selten geworden in unseren Gauen. — Möge Thorwaldsen's collossaler Schiller mit der aufgehobenen Rechten stets und immer allem Nichtigen und Gemeine» den Zutritt wehren! — Herr Fürst beengte mit weiser Oeconomie den reißenden Strom, zähmte die brausende Leidenschaftlichkeit der genialen Dichtung bis zu dem großen Momente, der den Mann mit dem in Sümpfen irrenden Heldengeiste seinem Nater'gegenüber stellt, »wo dann den Räuber das Gefühl des Unge­heuersten überkommt, er die Stimme verliert, schluchzt, in Lachen ausbricht, über seine Schwäche sich knirschend aufrafft, und nun nie geahnte Donnertöne ausstößt.« (So soll Fleck das Gemälde erhoben haben,) — Franz Moor , der Mittelpunkt, das Endziel der Räuber, bedarf eines großen Schauspielers, wie denn überhaupt das Riesenwerk die Kräfte einer Prooinzialbühne weit überragt. Herr Bürger, der mit dieser Rolle in's Fach der >Intriguants über­trat, ließ mehr den Teufel, den wilden, entmenschten Dämon, als den Weich­ling, den Feigling walten. Sehr mit Unrecht. Fran z ist, ein vollendeter Schurke, ein Schandbube, gegen welchen die Hyäne ein zahmes Hündchen, nie aber ein männlicher Bösewicht. Wir sahen viel Mephistophelisches, ro­chen Pech und Schwefel, »ermißten aber den Heuchler, die giftige Schlange, die das Herz des schwachen Vaters mit ihrem Geifer beleckt. Wie will aber dann Herr Bürge r den ersten mit dem'fünften Akt in Einklang bringen, die^-Gewissenspein, die Scelenangst der früheren Ruhe anschmiegen? Die Erzählung des Traumes, das Gebet, das Beben vor dem hereinbrechenden Gerichte zeugte übrigens von Darstellungstalcnt. Die Einheit, das Ganze der Vorstellung waren weder der Dichtung, «och des großen Meisters würdig berücksichtigt. Die Bearbeitung, die uns hier borgeführt wurde, «immer war's das Stück selbst, verdankt ihr Dasein einer Spekulation. Man errichtete, - es war in den schönen Tagen des Hcldcnspiclers Kunst -ei n bewegliche« Theater, pflanzte Bäume u. dgl,. um den Reiz, (wohl gar Werlh?!!) der Dichtung zu erhohen. Das Bild mußte sich dem Rahmen schmiegen, eine arge Ver­stümmelung war die Folge. — (Fortsetzung folgt.) Logogryph. Ein Band, das Diesen fest, wie irgend eines bindet, Wovon doch Jener los, gleich wie vom Zwirn, sich windet. Dies Band nennt Euch mein Wort. - Setzt ihm ein Zeichen vor, So nennt's den Zustand deß', der, was ihm lieb, verlor. Setzt noch ein Zeichen vor, so ist's für Jedermann Bedürfnis, Manchem Zier - ein Ding, das Scham ersann. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.