Katholische Misfionezeltfchrift öer Missionäre Söhne des hist. Herzene Jesu tern Mai-Juni 1940 43. Jahrgang devTleger Zum Titelbild. — Flußiiberqnerimg in Colombia. Aus Baumstämmen und Lianen hat inan in den Urwäldern her Apost. Präfektur Urabä in Colombia provisorische Brük-ken gezimmert. Der Missionar mag wohl mit gemischten Gefühlen den reißenden Back überqueren. (Fides-Foto.) Inhalt: Den Segen des göttlichen Herzens Jesu. 5. 1. — Bischof Franz Xaver Geyer. 6. 1. — Sitten und Gebräuche bei den Bapedi. 6. 3. — Schöpfung. S.. 6. — Die Bekehrung eines afrikanischen Häuptlings, o. 6. — 3m Transvaaler Unterland. 6. 11. — Sendung. 6. 16. — Exerziticnbewegung im peruanischen Urwald. S. 16. — Blick auf zum Meeressterne. S. 18. — Ein Negermädchen. 6. 18. — Alle Wege führen nach Rom. 6. 20. — Dem Herzen Jesu, 6. 22. — Einheimischer Klerus in den Missionen, 6. 23. — Ein Schreckenstag im Urwald, 6. 24. — Bei den Indianern in den Anden, S. 25. — Auserwählt. S. 31. — Abbildungen: Bischof Franz Xaver Geyer. S. 2. — Sekukuni l!.. Herrscher der Bapedi. S. 3. — Beim Kürbis schälen. S. 8. — Ein kleiner .Heide. S. 9. — — Batschangane. S. 11. — Kornrcibende Ehefrau, 5.14. — Großhäuptlina Tulama-haschi, 8. 15. — Der Bürgermeister Egg auf der Brücke, 6. 16. — Die kranke Fulgentia und ihre Mutter Beronika, 6. 19. — Die Schule macht ihr allerhand Spaß. S. 21. — Solche Brücken führen über die Flüsse. 6. 24. — Sesso. Eine brave Christengemeinde. S. 25. — Mein treuer Begleiter, S. 27. — Die Pallas-Tänzerinnen bei den Inkafesten. S. 29. — Preis: ganzjährig Italien 8 Lire, Ungarn 2.50 Pengö. Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2.50 Franken. Versand durch Missionshaus Millau b. Breffanone, Italia. Gebetsempfehlungen und -erhörungen. Ein Sternleser aus Vorarlberg spendet ein Almosen mit der Bitte, um dringenden Gcbctseinschluh zur Gnadenmutter und zu den armen Seelen, um Hilfe in Familienangelegenheiten. Bei Erhörung wird wieder ein Almosen gespendet. — Eine Leserin des „Stern" aus Italien bittet um Einschluß ins Gebet, da sie schön längere Zeit krank ist. — Ein alter Sternabonnent bittet ums Gebet um Heilung seiner geisteskranken Schwester. — A. T. aus W.. Steiermark: Bielen Dank der Gottesmutter und dem hl. Thaddäus für Erhörung in einem schweren Anliegen. — M: P. aus L. b. 6., Steiermark: Dem hlst. Herzen Jesu und Mariä, dem hl. Vater Josef, der kleinen hl. Theresia und der hl. Bernadella Dank für empfangene Gnaden. f Totentafel, f Es starben von unseren Förderern und Abonnenten: Frl. Anna Christen. Mariazell (Steiermark), eifrige Förderin des „Stern": Franz Zinnauer. Wundschuh bei Graz, langjähriger, treuer Förderer des „Stern": Anna Bohinayr, Steiubach-Grünburg (Ober-Donau): Josef Weber. Koblach (Vorarlberg): Antonia Pilch. Zehensdorf b. Iagerberg (Steiermark): Hochw. Hr. Oberstudienrat Dr. Ebner, Eichstätt (Bayern): Rudolf Pröll. Frastanz (Vorarlberg). Gebetsmeinung für den Monat Juni: Daß das Herz Jesu des Königs über Spanien herrsche. Der Boden Spaniens wurde vom Pfluge bittersten Leides tief durchwühlt und von zahllosen Tränen begossen. Möge nun die onnt des göttlichen Sämanns darin gedeihen! Möge das Volk durch Erfahrung belehrt von demjenigen sich leiten und führen lassen, der es aus Feindeshand befreit hat. Möge ganz Spanien voll Begeisterung sich um das Herz des Friedensfürsteu scharen! Daß das hlst. Herz Jesu über Spanien herrsche und über all die so schwer heimgesuchten christlichen Völker Europas sei der Gegenstand unseres innigsten Gebetes im Monat Juni, dem Herz Iesu-Monat. Buchbesprechung: Der Diener Gottes P. Josef Freinademet; S. V. D. von Doktor Johannes Baur. — Missionshaus des Göttlichen Wortes. Barone (Trento). Liebe zur Heimat ebenso wie Liebe zu den Missionen und der Geist, der diese beiden am besten verbindet, die Liebe zu Christus, dem König der Könige, haben dieses Buch geschrieben. Damit ist zugleich gesagt, daß der Verfasser den Diener Gottes P. Freinadcmetz verstand, sich in seine Gesinnung einfühlen konnte und mit dem Buche Begeisterung wecken muß. Die Ausstattung des Werkes ist glänzend. Nimm und lies und lerne. Stern -er Neger Katholische Missions-Zeitschrift herausgegeben von der Kongregation: Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu Mai-Juni 1940 43. Jahrgang Den Segen des göttlichen Herzens Jesu wünscht allen unsern Lesern und Wohltätern die Redaktion des Stern der Neger. Ein Gedenken an den Gründer und ersten Herausgeber des „Stern der Neger", Se. Exzellenz den hochwürdigsten Herrn Bischof Franz Xaver Geyer. Von P. Juchem. Die Kriegsverhältnisse in Deutschland zwangen uns, die Redaktion und den Verleger des „Stern der Reger" in Bressanone, Italien, zu suchen, um wenigstens mit unsern Lesern im neutralen Ausland in Fühlung zu bleiben. Rach achtmonatiger Rast macht sich unser Missionsbote wieder auf den Weg zu alten Freunden und Gönnern. Mit diesem Doppelheft stehen wir im 43. Jahrgang unserer Zeitschrift. Wir „starten" mit einem glückverheißenden Gedenken. Am 3. Dezember 1939 feierte int herrlich gelegenen Kloster Banz im schönen Maintal Se. Exzellenz Bischof Franz x. Geyer seinen 80. Geburtstag. 3nt Jahre 1898 hat P. Geyer F. S. C. in Millan den Stern der Neger begründet, ihn mit seinem eigenen jugendlichen Feuer durchglüht, diesem Missionshelser seine eigene Misstonsbegeisterung eingehaucht. Der Stern entbietet seinem geistigen Vater zum 80. Geburtstag noch nachträglich die herzlichsten Glückwünsche und bittet die Leser um das Gebet für Seine Exzellenz. Seit dem Fahre 1882 hatte P. Geyer bis 1896 in Zentral-Afrika als Missionär, Sekretär, Kaplan, Präsekt, Superior, Generalprokurator, Provikar und Apostolischer Administrator gearbeitet, machte dann zu Verona, Italien, das bis 1885 ein weltpriesterliches Institut war, das Noviziat und wurde nach Vollendung desselben nach Millan (1895 gegr.) geschickt, um dort ein Haus für deutschsprachige Zöglinge der „Söhne des S)L Herzens" zu gründen. Als Oberer und Novizenmeister dieses Hauses, hatte er auch bis 1903 das Amt eines Generalassistenten in der Kongregation inne. Er sagte sich, daß erst dann mit einem guten Fortschritt zu rechnen (et, wenn man den Leuten etwas aus der Mission berichten und in dis Hand geben stimme; und mit der ihm eigenen Tatkraft gründete er den „Stern". Mit ganzer Hingebung und seinem jungen Missionseifer brachte er die Zeitschrift hoch und sicherte ihr eine weite Verbreitung. Doch bereits im Jahre 1903, nach stark 4V->jähriger Tätigkeit an ihr, wurde P. Geyer durch zwei päpstliche Breven von Pius X. zum Tit. Bischof von Trocmade und Apostolischen Vikar von Zentral-Afrika ernannt. Am 9. November 1903 erhielt er im Liebfrauendom zu München die Bischofsweihe und betrat von dort aus über Rom, als erster deutscher Bischof der „Söhne des Hl. Herzens Jesu", wieder sein altes Wirkungsfeld, die Mission in Khartum/Sudan. Ueber seine große Tätigkeit in dem damals noch ausgedehnten Vikariat .(ungefähr zweimal so groß wie Groß-Deutschland), veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Schriften. 3m Zahne 1922 übertrug Rom zur Beseitigung verschiedener Schwierigkeiten, welche die Nachkriegszeit gebracht hatte, das Vikariat Khartum den italienischen Mitgliedern der Kongregation der Söhne des hlst. Herzens von Verona. Den deutschen Mitglie-bem, die in eine von Verona unabhängige Kongregation zusammengeschlossen wurden, übertrug man ein neues Arbeitsfeld in Transvaal Südafrika. Damals erbat sich Bischof Geyer vom heiligen Vater die Freiheit zur Bearbeitung eines großm Grenzgebietes der kath. Missionstätigkeir, nämlich der Ausländsdeutschen Mission. Nachdem Bischof Geyer in den Jahren 1923/24 in Nordamerika sich durch mühsame Bettelarbeit die ersten Mittel für fein neues Werk geschaffen, gründete er im Jahre 1926 zu Bad-Godes-berg am Rhein die „Gemeinschaft von den hl. Engeln — für auslandsdeutsche Seelsorge und Mission", die er 1933 inach Banz bei Lichtenfels (Erzdiözese Bamberg) verlegte und die als die „Auslandsdeutschen-Mis-sion Banz" bekannt ist. So stehen wir heute vor einem Manne, dem es vergönnt war, nach 40jähriger afrikanischer Missionsarbeit in der Kongregation der „Söhne des Hl. Herzens Jesu", nach einer solchen Fülle von Lebensarbeit, noch ein großes Werk, eine religiöse Gemeinschaft zu gründen. Mit dem 3. Dezember 1939 vollendete Bischof Geyer sein 80. Lebensjahr, doch noch immer lebt in ihm sein jugendlicher Missionseifer, mit dem er 1880 nach Verona, Italien, kam, um dort zri wirken, ivo die „Schwarzen am schwärzesten" sind, und mit dem er als Bischof nach Afrika zog und mit dem er sein neues großes Werk geschaffen ujnd erhält. Wir stehen in Dankbarkeit vor diesem greisen Manne, der für uns alle viel bedeutet. Durch die seelische Verlassenheit bei den Deutschen in Kairo-, dann aber auch durch sein Erleben im Weltkrieg 1914/18 in Khartum, wurde er auf den Mangel der auslandsdeutschen Seelsorge aufmerksam. Da griff er den Gedanken aus, denn trotz seines bereits hohen Altetzs, bliebt das Herz jung für die hl. Missionssache und ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Wir ivünschen dem hochbetagten Senior der deutschen Missionsbischöfe, noch viele Jahre gesegneten Wirkens und sehen voll Dank gegen Gott auf ihn, der als „Sohn des Heiligsten Herzens Jesu" für Afrika und nun für Deutschland im Dienste der großen Weltmission ber kath. Kirche lebt und arbeitet. Sitten und Gebräuche bei den Bapedi. (P. M. R-, F. S. C.) I. Keirats- und Kochzeitssilten. Bor vielen Jahren war ich einmal Gast bei einem Fürsten in Wien, einem lieben, alten Herrn, der unsere damalige Mission und deutschen Missionäre im Sudan von seinen afrikanischen Jagd-partien her kannte. Wir trafen uns wieder im Jahre 1935, als ich von Südafrika zurückkehrte und lachten wieder herzlich miteinander über ein Vorkommnis damals in Wien, das ich eher erwähnen will. Ich hatte in meinem Leben mit „hohen" Herrschaften Gott sei Dank nie viel zu tun gehabt und mich folglich auch nie sonderlich mit der Etikette beschäftigt, die bei dergleichen sozialen „Zusammenstößen" üblich ist; umsomehr, als sie wie die Mode fortwährenden Aenderungen unterworfen ist. Die ,, ^ Folge war, daß ich gleich am er- Sekukuni II., Herrscher der Bapedi. Abend bald eine Revolution heraufbeschworen hätte und um einen guten Braten gekommen wäre. In illo tempore, d. h. zu jener Zeit stand bei Tisch hinter jedem Gast ein dienstbarer (Seift auf der Lauer. Ich hatte gerade begonnen, mir einen Rehrücken zu Gemüte zu führen, der trotz herrschaftlicher Küchenkunst gar nicht schlecht mundete; im Eifer des Gespräches mit meinem Nachbarn — Fürst Windischgrätz — legte ich für einen Moment Messer und Gabel auf den Rand des Tellers; und siehe, gleich streckten sich 10 lange Finger aus nach betn Besteck und dem Teller mit dem Braten. Das war mir doch zu komisch; ich schlag dem Dieb auf die Rechte mit den Worten: „Holla-Mandl, da gibt’s keine böhmischen Zirkel." Unglücklicherweise war der Lakaie ein Böhm, darum doppelte Heiterkeit bei der Gesellschaft, wohl die beste von allen Zuspeisen. Der Gastgeber entschuldigt sich mit dem Bemerken, es sei Sitte bei offiziellen Tafeln, Teller und Besteck weg- zunehmen, sobald der Gast letzteres niederlege: man setze voraus, er habe von dem Ding genug. „Schon recht", erwidere ich, „aber bei uns zu Hause ist's eben nicht so Sitte." Wieder Heiterkeit. So wäre ich aus Miß-Kenntnis eines Brauches bald um einen guten Braten und um meine Reputation gekommen, wäre nicht eine gute Dosis Unverfrorenheit zu Hilfe gekommen. Nun hier handelte es sich um eine Etikette, um eine Kleinigkeit. Aber wieviel Schwierigkeiten schaffen sich oft Beamte und Seelsorger, weil sie die althergebrachten Bräuche und Sitten eines Volkes, eines Tales, einer Gemeinde nicht kennen, oder sich um sie nicht kümmern. Für den Missionär aber, der mit einem Naturvolk zu tun hat, ist es geradezu von elementarer Notwendigkeit, dessen sittliche und religiöse Ueberlieferungen, dessen Bräuche kennen zu lernen, führen uns doch gerade diese vielfach in die verschlungenen Gedankengänge desselben hinein und erschließen das gegenseitige Verstehen. Widrigenfalls läuft man Gefahr, den Stier anstatt bei den Hörnern beim Schwanz zu packen unö Schnitzer über Schnitzer zu machen. Anderseits ist es von allgemeinem Interesse, fremdes Volksleben kennen zu lernen und Vergleiche zu ziehen. So mill ich mich bemühen, das diesbezüglich Wichtigste und Interessanteste über die Bapedi niederzuschreiben, unter denen wir 1929 die erste, jetzt blühende Missionsstation Glen Cowie (Glen Kaue) im Sekukuniland eröffneten. Als Grundlage dienen Aufzeichnungen staatlicher und privater Fachleute, Mitteilungen eines alten Medizinmannes, der uns sehr gewogen war sowie des leider zu früh verstorbenen, heiligmäßigen Br. Schwingshackl aus Welsberg, der die Bapedi ins Herz geschlossen hatte wie eine- Mutter ihr liebstes Kind und nicht müde wurde, ihre Gebräuche kennen zu lernen. Muß aber vorausbemerken, daß nur von jenen Bapedi die Rede ist, die noch geschloffen unter ihren Häuptlingen leben, unbeleckt von der modernen sogenannten Kultur, was ja tat Sekukuniland größtenteils noch der Fall ist, wenngleich auch hier die Eingriffe unkluger Beamter zum Teil Konifusion hineingetragen und manche Bresche geschlagen haben. Geht's ja unseren guten Leuten aus den Bergtälern auch so, wenn sie in die Großstadt kommen — oft genügt sogar eine kleine — sie streifen die heimatlichen Sitten ab und von den Gebräuchen leider die besten. Ganz tat Gegensatz zur Auffassung manch' europäischer Ueberkultur-menschen, welche die Ehe als ein rein weltlich Ding abschaffen wollen mit der Behauptung, die heidnischen Naturvölker wüßten von einer Ehe nichts und lebten wie ein Rudel Hunde zusammen, umgeben gerade die Bapedi und mehr oder weniger alle Bantuneger die Eheschließung mit dem größten Kranz von feierlichen Zeremonien, um gleichsam die Wichtigkeit dieser Handlung und dieses Lebensbundes herauszustreichen. So beginnen wir also mit der Ehe. Der Gegenstand ist zwar ziemlich trocken, wird ja Butter und Schmalz jeden Monat teuerer, er soll deswegen so verdaulich wie möglich serviert werden. 1. Verlobung. Es ist zwar kein lobens- und noch weniger ein empfehlenswerter Brauch bei den Bapedi wie bei den Basutostämmen überhaupt, daß die Väter — die Mütter kommen weniger in Frage — ihre Kinder oft gegenseitig in die Ehe versprechen, bevor sie heiratsfähig, ja wenn sie — besonders die Mädchen — noch ganz klein sind, ja bevor sie überhaupt das Licht dieser heiratslustigen Negerwelt erblickt haben. Es wird ein Kontrakt geschlossen, ähnlich unserer Verlobung. Dieser Kontrakt bekommt bindende Kraft durch die Uebergabe einiger Rinder — in diesem Falle Kühe an den Vater der Braut durch d!en Bapo des männlichen Partners. Ueber die Zahl kommt man gegenseitig überein. Es sind dies die sogenannten Lenyalo-Rinder, die im Bapedileben eine ungeheure Rolle spielen und allerhand für uns Europäer ganz unbegreifliche Folgen nach sich ziehen. Das Siegel des Ehekontraktes ist, wie wir sehen werden, die Uebergabe dieser paar Kühe — oder einer, wenns ein armer Schlucker ist, die in voller Milch sein müssen. Diese Uebergabe bedeutet das; von nun an der Bräutigamsvater für die Erhaltung der Schwiegertochter aufkommt. Diese Verlobungen dürfen jedoch nicht nach Willkür und wahllos getroffen werden. Es verbietet z. B. die Sitte eines echten Mapedi (Einzahl v. Bapedi), seine Tochter einem Burschen oder Mann zur Ehe zu geben oder zu versprechen, der einem niedererem Range angehört. Ebenso verstößt es gegen die Äapedi-Sitte, sie einem Sprößling eines anderen Stammes oder auch nur einer anderen Sippe zu verehelichen. Nur die Häuptlinge sind an dieses Gesetz nicht gebunden bis auf die Hauptfrau, dessen Erstgeborener einmal Häuptling sein wird. Diese Hauptfrau mutz immer aus der Sippe des Häuptlings genommen werden. Es dürfte also zum sozialen Ausgleich wenig beitragen, wenn die Hochkultur wieder zum Heidentum zurückgreift: die Häuptlinge haben überall und immer ihre Sonderrechte. Verboten ist es auch bei den Bapedi, die Tochter eines väterlichen Onkels zu heiraten, wenn dieser älter ist als der eigene Vater. Ungültig ist endlich die Heirat zwischen Kindern zweier Schwestern, auch wenn sie bloß Stiefschwestern sind. Die anderen Berwandtschaftshinder-nisse sind wie bei den zivilisierten Völkern. Kehren wir nun zu unseren Verlobten zurück. Hat die Künftige wenigstens das 12. Lebensjahr erreicht, so empfängt sie den ersten offiziellen Besuch ihres Anverlobten, d. h. der Vater desselben eröffnet ihm die getroffene Vereinbarung und sendet ihn setzt, um Brautschau zu halten. Die Braut wird nun den Auftrag erhalten, dem Ankömmling eine Tasse Wasser (sego sa meist) zu reichen. Hat sie das getan, dann wird ihr von den Eltern mitgeteilt, daß der Betreffende ihr angelobter, künftiger Ehemann ist. Das Mädel nun müßte keine Evastochter fein und der Bursche kein Adamskind — und ihr Hirnkasten ist keineswegs ein Strohschupfen, sind doch die Neger über Cham Geschwisterkinder mit unseren Rasfen-größen — um nicht zu wissen, was diese Zeremonie zu bedeuten hat. Sie haben den Braten lange schon gerochen und stehen jetzt vor der ersten Entscheidung. Lehnt das Mädel es ab, dem Burschen das Wasser zu reichen, so gibt sie damit zu verstehen, dah es ihn nicht mag und ihn nicht zum Mann haben will. Desgleichen, lehnt der Bursch sie ab, indem er die Annahme des Wassertrunkes verweigert. Im letzteren Falle macht der Junge Kehrt und meldet dem Papa, daß die getroffene Wahl ihm nicht zusagt. Der Vater wird nun alle Ueberredungskunst aufbieten, um dem Sohn die Partie als eine äußerst vorteilhafte und glänzende zu schildern, selbst wenn die Braut eine Vogelscheuche ist. Ich weiß nicht, ob bei der weißen Rasse so etwas auch vorkommt, da ich diesbezüglich schlecht unterrichtet bin. Bleibt der Junge bei seiner ablehnenden Haltung und hat -der Alte genug Rinder, so bleibt dem Papi nichts anderes übrig, als dem nun selbständigen Sprößling zu gestatten, sich selbst eine geeignete, ranggleiche Lebens- und Leidensgenossin aus der Sippe zu suchen. Die dem Sohne zugedachte Braut wird dann der aus seinen Wohlstand bedachte Vater selbst als Frau heimführen, sobald sie das Alber erreicht hat und mit dieser Wendung der Dinge einverstanden ist ober einverstanden gemacht werden kann. Er hat nämlich das Recht, sie zur Frau zu verlangen,- macht er davon keinen Gebrauch, dann verliert er die schon abgelieferten Hei-rats- beziehungsweise Verlobungskühe. Weigert sich jedoch das Mädchen, den alten Sünder zu nehmen, der um sie anhält, so müssen die Rinder zurückgegeben werden. Sind beide Verlobte mit dem Handel, d. h. gegenseitig miteinander zufrieden, dann gibt's noch lange keine Hochzeit. Gut Ding braucht gut Weil. Die Braut bleibt bei ihren Eltern bis zur Reffezeit und schlürft die Milch ber Lenyalo-Kühe und wird häufig an ihren Verlobten erinnert, damit ihre Gedanken sich nicht an einen anderen verhangen; denn auch der Schwarzen Schönen Sinn ist wankelmütig und ihr Verstand Halluzionationen unterworfen. — Ist die Reifezeit erreicht (15—19 Lebensjahr), dann muß das Mädel in die „Schule" und des Bräutigams Vater zahlt einen Ochsen, eia Schaf oder eine Ziege nach seinem klugen Ratschlüsse. Von der Schule später einmal. Nach glücklicher Vollendung derselben — sie dauert für die Mädchen ein Fahr — ist sie vollwertiges Mitglied des Stammes und Nun vollends reif und mündig, als Frau heimgeführt zu werden. Voraussetzung allerdings ist, daß auch der Bursche die Stammesschule — sie dauert für ihn 3 Monate — hinter sich hat. Kaum ist dessen Vater in Kenntnis gesetzt, daß die Braut he«imgekommen, sendet er seinen Buben zum Kraal derselben. Dieser stellt sich seinen künftigen Schwiegereltern vor und spricht: „Ke dikeljetsoe, ich bin stark geworden", um verstehen zu geben, daß er nun seine Frau haben will. Er bleibt aber höchstens 3 Tage dort, ohne seiner Braut irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken und kehrt dann allein heim. (Fortsetzung folgt.) Schöpfung. Durch die Ewigkeiten donnert des Allmächtigen Gebot, Schallt des Ewigen Wort „Es werde!" und hebt Welten aus dem Tod. Sonnen, Monde, Sterne lockte aus dem dunklen Firmament Wie aus Stahl die lichten Funken Er, der alle kennt und nennt. Aus der Sterne Schar auf einem ruht Sein gnädiger Vaterblick Aller Güter Fülle spendend und sät Segen, Licht und Glück: Der Kristall im Erdenschoße, bunter Blumen Blütenflor, Was sich regt, was lebt auf Erden, ging aus seiner Hand hervor. Die Forell' im munteren Bächlein, wie beit Aar in luftigen Höh'n, Wie den Leun in Urwaldsgründen weckt des Schöpfungswortes Welsiu, Nenn' ich dir der Schöpfung Krone? Ein Geschöpf, das fühlt und denkt Und das sinnend, glaubend, liebend auf den Blick zum Schöpfer lenkt. n Die Bekehrung eines afrikanifchenMuptlings. Bikoro (Belgisch-Kongo). „Weißt Du", erklärt uns der alte Häuptling Memebetua, „wenn einer in meinem Alter behauptet, er habe kein Menschenfleisch gegessen, so ist er ein Lügner. Alle haben wir gegessen!" Er streckte seine lange schwarze Hand aus und zeigt auf ein vorübergehendes Kind: „Siehst Du das Kind hier? Wenn fein Vater mit mir in Streit geriete, würde ich ihm den Hals umdrehen und es schmoren lassen! Ich bin Oberhäupten^ und roenn ihr Weißen nicht hier wäret, müßten bei meinem Tode noch' zivanzig Personen mit mir ihr Leben lassen und eine meiner Fmuejn würde lebendig in mein Grab steigen." Die Trauer lim eine verschwundene Zeit zittert im Herzen des Häuptlings nach. Er ist Hüter der Tradition, er versteht es, im Verkehr mit den Behörden sich höflich, ja zuvorkommend zu geben; er schenkt seine Freundschaft halb der protestantischen, halb der katholischen Mission: er schickt seine Töchter zu den Protestanten und seine Söhne zu den Katholiken; seine 75 bis 100 Frauen haben ihm eine zahlreiche Nachkommen-schaft eingebracht, über die er nach Belieben verfügen kann. Die Nettesten in seiner Umgebung bilden eine dem Christentum feinde selig gesinnte Gruppe; es sind Traditionalisten: „Wer nach einheimischer Weise sich kleidet und lebt, soll auch nach einheimischer Form beten." Die Jungen urteilen ebenso, aber sie gehen vom entgegengesetztem Standpunkt aus; sie sind zivilisiert, fortschrittlich: „Wir kleiden uns wie die Weißen und wollen auch ihre Religion." Die Einzelnen sind in die Maschen dieses Netzes verstrickt und enger noch ziehen sie sich um die Häuptlinge zusammen. So wird es verständ--lich, daß der Weg aus dem Heidentum zum Christentum gerade für Häuptlinge sehr opferreich und beschwerlich ist, was auch der folgende Bericht bestätigt. Ende des Jahres 1937 konnten die Lazaristen der Mission Bfkoro in Belg.-Kongo melden, daß M b a k a, der Häuptling der Tumba-Be-songo, sich habe taufen lassen. Der lakonischen Nachricht lag eine langwierige Arbeit, bestehend in einer inneren Umwälzung, ein wirkliches Aufgeben einer ganzen Weltanschauung zugrunde. Bor der Entscheidung hat der kleine Negerpotentat mit festem, klaren Blick die Folgen seiner Handlungsweise ins Auge gefaßt, ohne Eile hat er abgewogen, Stimmen für und wider gehört, ruhig überlegt. Mbaka ging nach Ntondo; unter dem Klang, des einheimischen Gong betrat er den protestantischen Tempel, wohnte ehrerbietig dem Gottesdienst bei; in Bikoro hörte er dem katholischen Missionar oder Katechisten zu: „Motema ua ngai ajali na mtembä“ („Mein Herz ist voller Zweifel..."). Der Katechist Symphorian wird ungeduldig: „Die Katechumenen lassen es am Ernst fehlen, sie begreifen nichts von dem, was ich sage!. Sie bereiten sich auf die Taufe vor und suchen sich Kebsfrauen; das kommt vom unheilvollen Einfluß des Häuptlings vom Tuba-See, der alles durcheinander bringt: er täuscht selbst den Pater: er betet viel, hat aber fünf Frauen. Entweder man ist Katechumene ober man ist Heide und hat dann keine Freude am Worte Gottes." Von 1930 bis 1936 schwankt Mbaka hin und her, dann entscheidet er sich für den Katholizismus; gewiß, die Protestanten stellen weniger Forderungen, aber selbst, wenn er sich in Ntondo aufhält, sucht er nicht mehr ihren Tempel auf, um die Gebetsstunde zieht er es oor, im Angesicht des Volkes auf seinem Lieaestuhl zu bleiben. Der Missionar zeigt mehr Geduld als sein Heißsporn von Katechist. Er betet für Mbnka und läßt auch für ihn beten. Er wartet, bis die Stunde Gottes für diesen Heiden schlägt, dessen Geradheit auf ihn Eindruck macht. Hat er nicht vor kurzem noch mit vielen Gesten und Gebärden folgende Ansprache an seine Polizeisoldaten und Wachmänner gehalten: „Ihr dürst weder jemand schlagen noch ihm sonst ein Leid zufügen. Wenn ihr in ein Dorf kommt und man sagt euch: .Nehmt diesen „chikwangue”, anderes haben wir nicht anzubieten', so nehmt die Gabe schweigend und seid zufrieden damit. Geht nicht in die Häuser, um zu stehlen und euch selbst zu versorgen. Nochmals: schlagt nicht. Sagt nicht, ich sei nicht streng genug, und meine Untertanen würden mir besser gehorchen, wenn ich mehr von dieser Strenge hätte; denn ich antworte euch: der Pater kam hieher und hat Friede und Gerechtigkeit gepredigt. Jetzt nehme ich am Unterricht teil: soll ich da beim Verlassen der Kapelle die Leute schlagen und mißhandeln?" Mbaka mißbrauchte seine unumschränkte Gewalt nicht einmal um die Seinen zu decken. Sein Sohn chat sich betrunken, er läßt ihn ins Gefängnis werfen. „Aber es ist ja dein Sohn", meint der Missionär. „Das ist wahr, mein Vater, aber wenn ich zu Gericht sitze, ist mein Herz nicht das Herz eines Vaters, sondern nur noch das eines Richters." Das große Hindernis, das Mbaka überwinden muß, sind die Frauen. Schon einmal vor zwanzig Fahren kam ihm der Gedanke, sich taufen zu lassen, aber er meinte, auf seine Frauen, seine Reichtümer^. sein Ansehen nicht verzichten zu können. Es ist eben nicht bloß die Sinnlichkeit, sondern das Gewicht der ganzen sozialen Stellung, das ihn ausrufen läßt: „Morgen! Auch ich werde eines Tages Gott in mich aufnehmen, aber nicht dieses Fahr, nächstes Jahr. Ich habe fünf Frauen, ich will vier davon nächstes Jahr entlassen und nur die erste behalten, mit der ich über dreißig Jahre lebte» und die ich sehr gern habe." Sein Entschluß ist jetzt gefaßt, er möchte sein neues Haus eingesegnet haben, um mit seiner rechtmäßigen Frau dort einzuziehen. Die andern, könnten in einem kleinen Haus daneben wohnen und dort auf die Stunde P. K. Fischer F. 8. C. Beim Kürbi? schälen. Sie werden gekocht und sind eine beliebte Speise der Schwarzen. der Trennung warten. Aber der Missionar weist das zurück und drückt sich im Gleichnis aus wie Nathan vor dem König David: „Würdest du einen Dieb weniger streng bestrafen, der den gestohlenen Gegenstand in der Küche statt in der Kammer versteckte?" — „Nein, ich würde in Zorn geraten." — „Dein Versteckspielen genügt nicht, um Gott zu versöhnen." Mbaka geht nachdenklich fort, aber schon am Abend kommt er wieder mit heiterem Gesicht. „Ich will unbedingt ein Kruzifix in meinem Hause haben, und da ich, so wie ich bin, unmöglich vor den Augen Christs bestehen kann, roerbe ich keinen Fuß über die Schwelle des Hanfes setzen." Und der Arme, der sich in all diesen Schwierigkeiten fast verzehrt, bricht in die Klage aus: „Pater, warum haben Sie so lange warten lassen, bis Sie zu uns kamen? Wie sind doch die Kinder glücklich! Gibt es kein Mittel, wieder Kind zu werden?" Am 12. April 1936 bewegte sich ein Kahn auf die Mission Irebu zu. Mbaka steigt aus in Begleitung seiner Leibwache unb geht zum Missionar, um ihm den großen Sieg mit den schlichten Worten zu künden: „Die Frage mit den Fronen ist in Ordnung: eine einzige bleibt noch in meinem Hause, da sie ein Kind erwartet, nach der Geburt nstrjd sie ihre Mutter aufsuchen." Am Tage der endgültigen Verabschiedung der Frauen wimmelte es im Dorf von Menschen: einheimische Richter und Vornehme aller Art disputierten und gestikulierten. Mbaka war in Begleitung seiner Frauen vorgetreten: „Ich habe euch zu einer großen Besprechung gerufen. Ich will mich taufen lassen und nun heißt es: entweder die Frauen oder Gott." Die Aeltesten machten geltend, wie könne die alte Frau allein alle Arbeit leisten? „Ich nehme mir Diener wie die Weißen." — „Was bleibt da noch von dem Ansehen, der Würde des Häuptlings?" — „Ist dev Herr Administrator von Lukulola nicht auch ein großer Häuptling? Er kommt aber von Europa immer mit derselben Frau zurück." • ^ Ein kleiner Keide. P. S. Fischer F. S. 0. Für den Schwarzen ist die sichtbare, greifbare, materielle Welt von. untergeordneter Bedeutung: die unsichtbare Welt zählt viel mehr. All leine Leiden, seine Befürchtungen, seine Freuden kommen aus jener unbekannten Welt, wo die Schatten und Geister sich regen. Tod, Krankheit, Unglück, gehorchen den Gesetzen jener unsichtbaren W>elt ltrtb gegenüber diesen Gefahren gibt es nur einen Halt für den Schwarzen, das ist deL Zauberer, der allein das Unheil abwenden, vor Uebeltaten, Uebergriffen finsterer Mächte Schutz bieten kann. Mbaka hat die Einehe: aber ist noch abergläubig. Sein Medizinmann begleitet ihn auf Weg und Steg, und sein Hals ist voll Talismanen. Aber der Missionar braucht ihn gar nicht aufmerksam zu machen. Mbaka kommt ihm zuvor, er entläßt seinen Zauberer, packt in einem großen Paket alle Zaubermittel, Blätter, Antilopenhörner, Krokodilszähne, Eidechsenschwänze usiv. zusammen und in Begleitung zweier Zeugen wirft er das Ganze in den See. „Katechist, man wirst mir Doppelspiel vor, ich sei ein Mann mit zwei Herzen: untersuche mein Haus genau und sage es mir, wenn du noch einen einzigen Fetisch findest." Der Katechist weigert sich, er hat keinen Grund, am Wort seines Häuptlings zu zweifeln und ihm die Achtung zu versagen. Der Missionar^ ebenso feinfühlig, sieht gleichfalls von einer solchen Untersuchung ab. Uebrigens ist das ganze Dorf, wo die Schwätzereien weitergehen, darin einig: „Er liebt nur mehr Gott." Es bleibt noch ein Sieg, der schwierigste, zu erringen. Mbaka ist ein friedfertiger Mann, aber er hat einen großen Feind.« Der Schwarze hat eine sehr enge Vorstellung von Liebe. Er bildet sich ein, es genüge die Rassenangehörigen zu lieben. Er liebt den Fremden nicht, er liebt den nicht, der nicht dieselbe Tätowierung trägt. Zudem halten die Hofleute in der Umgebung Mbakas diesen davon ab, freundschaftliche Beziehungen mit dem Feind ihrer Rasse, mit Zngeli, dem Häuptling der Botuali zu pflegen. Vor der belgischen Besetzung herrschten die Botuali über die Tumba-Besongo: die belgische Regierung kehrte die Rollen um und wählte aus der Mitte der Tumba den Oberhäuptling: so wurde Zngeli Untertan Mbakas. Es gab unter den beiden Männern keinen Kampf, keinen Streit, aber auch keine Beziehungen mehr. Kommt Mbaka in das Dorf seines Feindes, so begrüßt ihn niemand, man bringt ihm weder Wasser noch Holz^ um sich zu wärmen, keine Lebensmittel, sich zu stärken. 1930 kam es sogar zu einem kleinen Aufstand, der mit Gewalt unterdrückt werden mußte. Mbaka lädt Zngeli zu fiel): die Holzschlägel rasen über die Trommeln, ein Kahn, von drei Ruderern getrieben, kommt näher. Zngeli, steht inj voller Rüstung aufrecht am Bug, und der Oberhäuptling, der Katechumene geworden ist, erwartet ihn in Galakleidung. Er geht auf seinen Feind zu und streckt ihm die Hand hin: „Zngeli, ich verzeihe dir alles: wenn du einige Zugeständnisse machst, werden wir uns verständigen können. Heute bist du bei mir zu Gast, du ißt von meinem Fisch. Ich räume dir das Recht ein, in Botuali Gericht zu halten, du wirst alle Schwierigkeiten beseitigen, und wenn ich vorbeikomme, wirst du mir sagen, was du fertig gebracht hast. Ich soll bald getauft werden, aber ich kann nicht zu Gott gehen mit Haß im Herzen gegen dich: darum habe ich dich gerufen." Am 19. Dezember 1937 war auf der Lazaristenmission Bikoro großer io Festtag. In der neuen St. Binzenzkirche sang ein junger Priester.sein erstes Hochamt. Mbaka und seine Frau Nkanga wurden getauft, getraut und empfingen ihre erste Kommunion. (Fides.) Im Transvaaler Unterland. Seit Jahren sind unsere Missionäre bestrebt, im sogenannten „Niederfeld", nennen wir es Unterland des östlichen Transvaal, wo die eingeborenen Batschangane ohne große Beimischung europäischer Bevölkerung unter sich leben, Fuß zu fassen. Ein italienischer Händler hatte uns versprochen, uns einen Grund von 20 Morgen Fläche (17 Hektar) zu schenken, auf dem wir eine Missionsstation errichten konnten, als ihn unerwartet der Tod abberief. Es verging geraume Zeit, bis sich eine neue Möglichkeit bot. Ein kleiner Häuptling der Gegend namens Hokwe, eine wahre Herrschernatur, hat einen Sohn und Erben, der vor einigen Jahren den nicht unmöglichen Beruf eines Polizisten erwählte. Sein Dienst führte ihn nach Germiston, wo er mit einem gut katholischen Mädchen aus dem Zululand bekannt wurde, das er in der Folge ehelichte. Der Umgang mit seiner gut unterrichteten Frau führte zur Bekehrung des Häuptlingssohnes selbst. Die Kunde vom Abfall seines. Sohnes von den Stammesüberlieferungen erzürnte den selbstherrlichen Vater derart, daß er den Sohn enterbte und vollständig mit ihm brach. Der junge Mann begab sich während eines Urlaubes mit seiner jungen Frau in die Heimat, und Vater und Sohn versöhnten sich wieder, was zum großen Teil der Tugend der jungen Frau zuzuschreiben ist. Batschangane. Auf seinen Dienstplatz zurückgekehrt, wünschte der junge Mann etwas für seinen Glauben zu tun. Er wandte sich an den bath. Bischof O'Leary und bat ihn um Entsendung von Missionaren in seine Heimat. Da der Bischof als Apost. Vikar von Zentral-Transvaal für das östliche Unterland nicht zuständig war, leitete er die Sache an den zuständigen Apost. Präfekten von Lydenburg weiter. So Kain es, daß unsere Missionäre jenes Gebiet besuchten. Der alte Hokwe ivar nicht nur ganz bereit, kath. Missionäre in sein Gebiet zuzulassen, sondern er bestand darauf, daß sie zu ihm kämen. Er wünschte keine protestantischen Sekten, sondern wollte die „römische Kirche" und diese allein. Es folgten Verhandlungen mit der Regierung in Pretoria, wie auch mit öm örtlichen Beauftragten in Ein geb o re ne n a n ge le genhei ten zwecks Erlangung eines Grundstückes im Gebiete Hokwes. Nach langer Wartezeit wurde der erwähnte Beamte wieder aufgesucht. Dieser Herr, der änsäng-lich wohlwollendes Interesse in der Sache gezeigt hatte, erschien nunmehr kühl und vorsichtig. Er riet, leinstweilen gar nichts in der Angelegenheit zu tun, da die Regierung sich mit der Absicht trage, die Eingeborenen jenes wenig fruchtbaren Gebiets in einer andern Gegend anzusiedeln, was in der nächsten Zukunft geschehen könne. Es sei daher nicht weise, eine Missionsstation in der Nähe der Residenz Hokwes zu eröffnen und so Gefahr zu laufen, die letnrn errichteten Gebäude abreißen zu müssen usf. Er versprach, die Mission sogleich von der Entscheidung der Regierung benachrichtigen zu wollen, sobald er selbst davon unterrichtet sei. Als die Regierung dann entschied, Hokwe und seine Leute am alten Wohnsitz zu belassen, wurden die Protestanten sogleich davon in Kenntnis gesetzt, die kah. Mission aber viel später. So gelang es einer kalvinistischen MissionsLeselhschaft, eine Niederlassung in der Nähe der Wohnung Hokwes zu eröffnen und damit die kath. Mission vor eine vollendete Tatsache zu stellen. Die Vorsehung bot uns aber eine weitere Gelegenheit. Vor einigen Jahren hatte eine Handelsgesellschaft den östlichen Teil der von Eingeborenen gut besiedelten Farm Rolle erworben. Einer der Geschäftsteilhaber, Ehemann einer guten Katholikin, der von unseren Wünschen wußte, bot unserem Wandermissionär ein Grundstück für unsere Zwecke auf Rolle an. Im Monat Juli (1939) begab der genannte Pater sich in Begleitung eines Bruders nach Rolle zwecks Vermessung des uns zugedachten Grundes, und ich hatte Gelegenheit, mich ihnen anzuschließen. Im Kraftwagen verließen wir Lydenburg und fuhren über Pilgrimsrest und Graskop durch die großartige Gebirgswelt der Drakensberge, die im Kawynpaß, der einen unvergleichlichen Blick über das im Osten sich ausbreitende Niederfeld gewährt, ihren würdigen Abschluß findet. Hatten wir Lydenburg in Winterstimmung, verlassen, so zwangen uns bald wärmere Lüfte und dne kräftigere Sonne, einige Kleidungsstücke abzulegen, und wir erreichten Rolle in beginnendem Frühling. Wir hielten bei der Eisenbahnhaltestelle Rolle, wo genannte Handelsgesellschaft einen Laden eröffnet hat. Vor demselben fanden wir einen Kraftwagen und eine Ansammlung von Eingeborenen. Mr. W., der Herr, der uns das Grundstück zugedacht, stellte sich bald ein, und von ihm erfuhren ivir, daß ein Regierungsbeamter anwesend sei, der die Kopfsteuer der Eingeborenen eintreibe; daher die kleine Volksversammlung. Mr. W. nahm drei Eingeborene mit sich, und wir begannen alsbald mit der Vermessung i>es Grundstückes, das eine gute halbe Stunde Weges entfernt liegt. Wir stellten den mitgebrachten Theodoliten auf und- legten zunächst die Nordgrenze der trapezförmigen Farm fest. Es war das keine leichte Arbeit, da wir den Busch abzuholzen hatten, um eine freie Gesichtslinie zu gewinnen. Eine größere Schwierigkeit bildeten die Hürden von Dornbüschen, mit denen die Eingeborenen ihre Felder zum Schutze gegen wilde Tiere umgeben. Mein Mitbruder, dem die Natur Empfindsamkeit für unterirdische Wasferläufe verliehen, lief bald mit der „Wünschelrute" herum und war so glücklich, innerhalb des in Aussicht genommenen Grundes zwei unterirdische Wasseradern feststellen §n können. Wir arbeiteten solange, als das Tageslicht es uns erlaubte und kehrten bei zunehmender Dunkelheit zum Laden zurück. Dort machten wir die Bekanntschaft des Ladenangestellten, eines jungen Deutschen, dessen Gäste wir für die Nacht sein sollten. Außer einem Dache, einem Zementfußboden, einem Tische und zwei wackeligen Stühlen hatte der arme Mann wenig zu bieten, allein er ersetzte das Fehlende vollanf durch feine herzliche Gastfreundschaft. Alsbald erschien sein schwarzer Koch mit Tee, und wir verzehrten das "Slbienbeffen, das aus Zuschüssen von beiden Seiten bestand, gemeinschaftlich, wobei zwei von uns aus Stühlen und zwei auf Tisch-ecken saßen, S)ert W., dessen Wohnung 35 km weit entfernt lag, war heimgefahren. Für die Nacht besorgte unser Gastgeber Decken aus dem Laden, die wir am Boden ausbreiteten und daraus königlich schliefen und schnarchten. Am folgenden Tage setzten wir unsere Vermessungsarbeiten fort, ohne Mr. W., der nicht mehr abkömmlich war, der uns aber die drei Eiingebore-nen zur Verfügung gestellt hatte. Von ihnen erfuhr ich, daß der kath. Großhäuptling Bujisonto, den ich vor Jahren kennengelernt hatte, feit etwa fünf Jahren tot fei, nnd zwar fei.er vergiftet roorben. Ich hoffe zuversichtlich, daß der gute Mann, der als Kriegsgefangener der Portugiesen in Lissabon Katholik geworden war, in der Glaubenslehre hinreichend unterrichtet gewesen, um sich durch leinen Akt vollkommener Reue den Himmel zu sichern. Sein Nachfolger ist sein jüngerer Bruder Tulamahaschi. Die gewaltsame Beseitigung Unliebsamer durch Gift ist ein Mittel, das immer noch Anwendung bei den Schwarzen findet. Cs wäre bei ber Geheimtuerei der Zauberer, die bei solchen Machenschaften stets ihre Hand im Spiele haben, natürlich zwecklos gewesen, herausfinden zu n>ölten, wer der Feind gewesen, der den Großhäuptling aus der Welt geschafft. Wir beschlossen, den regierenden Herrscher zu befuctjen. Hatten wir gehofft, unsere Aufgabe am zweiten Tage zu beendigen, so hatten wir auch noch den folgenden Vormittag zu tun. Wir steckten zwei Grundstücke aus, das eine fünf Morgen, das andere zehn Morgen groß, da die Firnra noch nicht endgültig entschieden hatte, ob sie uns die größere Fläche abtreten werde. Ferner bezeichneten wir den besten Platz für einen künftigen Brunnen. Als wir kurz nach Mittag beim Laden anlangten, fanden wir wieder viele Leute gegenwärtig. Diesmal hatten sie den amtlichen Besuch des Vieh-Inspektors, der die Rinderherden der Eingeborenen besichtigte. Wir wünschten einen Führer mit uns zu nehmen, der uns an den abgelegenen Wohnsitz des Großhäuptlings geleiten sollte. Es gelang uns aber nicht, einen der herumlungernden Burschen zu überreden, mit uns zu kommen. Diese Eingeborenen scheinen ein Sprichwort zu haben, das ihnen die meife Lehre erteilt, fern von Jupiter und feinen Blitzen zu bleiben. Wir hatten uns daher mit einer Beschreibung hes von uns zu nehmenden Weges zu be pit gm. Nach wiederholtem Nachfragen bei am Wege gelegenen Kraalen gelangten wir zu den Hütten des kleinen Häuptlings Semisd), der sich bereit erklärte, uns selbst zu seines Herrn und Gebieters Wohnung zu führen. Wir folgten also dem Manne auf engem Fußpfad in Gänsemarsch, über welliges Gelände, durch Btisch und Steppe, über abgeerntete Maisfelder und durch trockene Bachbetten. Unser Geleitsmann hatte dem Bierkrug gehuldigt und war in redseliger Stimnmng. Er ist Mosuto und strich seine engeren Landsleute gehörig heraus. Äls wir uns dem königlichen Kraal näherten, stellte er an eine auf dem Felde arbeitende Frau die bezeichnende Frage: „Wo trinkt Tulamahaschi heute?" Glücklicherweise genoß der große Mann an diesem Tage sein Bier daheim, so daß wir hoffen konnten, ihn bald zu finden. Endlich, nach einem Marsche von fast einer Stunde, erreichten wir die Residenz. Diese befindet sich auf leicht geneigter Anhöhe und besteht aus einer Anzahl von Hütten, die einen eiförmigen großen Platz umgeben. Wir zählten etwa zwanzig Wohnhütten und konnten damit auf die Anzahl der Eheweiber bes Fürsten schließen. Temi sch führte uns zur Haupthütte, einem schönen, rechteckigen Bau dessen Wände aus schönem Holzflechtwerk bestehen, wie es bei den sinnigen Basuto Sitte ist. Unter dem weit vorspringenden Strohdach genossen einige Männer ein behagliches Nichtstun, während unter dem großen Baume des Platzes! eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern Korn zwischen zwei Steinen zerrieb und aus mehreren Hütten Frauen und Kinder hervorlugten und uns neugierig beobachteten. Als wir nach der Begrüßung mit den Männern unser Vorhaben erklärt hatten, riefen diese weitere Umschweife ihrem im Innern der Hütte weilenden Herrn und Gebieter zu, daß Besucher für ihn angekommen seien. Nach einiger Zeit erschien der Fürst int Rahmen der hohen Tür. Et mag 55 Jahre zählen. Er ist ziemlich klein von Gestalt. Sein Haar ist sehr kurz gehalten, und Kahlheit beginnt. Er trägt nur eine Spur eines Bartes. Sein Gesicht ist faltig, und seine Stirn gewöhnlich stark gerunzelt. Seine Augen sind unschön, seltsam trübe und ausdruckslos. Seine Zähne hin- Kornreibende Ehefrau des Großhäuptlings Tulamahaschi. gegen sind gut erhalten. Tulamahaschi trug dunkelblaue Beinkleider, die mit weihen Zeuglappen sauber geflickt waren, ferner ein weißes, offenes Hemd und darüber eine graue Zacke. Das Haupt war unbedeckt. Obwohl er kein äußerliches Amtszeichen trug, benahm er sich mit natürlicher, selbstbewußter Würde. Während fein verstorbener Bruder Bujisonto bessere Erziehung besessen, ließ Tulamahaschi mehr den Herrscher und Führer vermuten. Nach der Begrüßung ließ der Fürst Stühle bringen, und wir saßen nieder. Wir sagten dem Großhäuptling, daß sein Name weit und breit mit Achtung genannt werde und daß wir gekommen seien, ihm unsere Aufwartung zu machen. Auch teilten wir ihm unsere Absicht mit, auf Rolle eine Schule zu eröffnen. Er nahm alles mit 'großer Gelassenheit auf. So meinte er beispielsweise: „Gut, jene meiner Leute, die ihre Kinder in eure Schule schicken werden, mögen es tun: jene aber, die es nicht wollen, mögen es bleiben lassen." Wir sagten ihm ferner, daß ich feinen Bruder Bujisonto gekannt, und ich gab ihm ein Lichtbild seines verstorbenen Bruders, das er mit Dank entgegennahm und mit einigem Interesse betrachtete. Auch seine Umgebung besah es teilnahmsvoll. Selbstverständlich kam das Ableben seines Bruders zur Sprache, Tulamahaschi vermied es aber, über die Todesursache zu sprechen. Er verriet mit keiner Liüie seines Gesichts, ob ihm der Tod feines Bruders nahegegangen, gleichgültig oder gar erwünscht gewesen. Wir drückten dann den Wunsch aus, einige Lichtbilder von ihm.und seiner Umgebung aufzunehmen. Er erklärte sich ohne weiteres bereit dazu und verlor auch keine Zeit mit Kleiderwechfel. Er klagte über schlechte Augen, die ihn oft zwei Personen sehen ließen, wo nur eine sei. Es gelang Inns, mit keiner Wimper §it zucken, bedauerten aber, daß wir keine geeignete Arznei bei uns hätten. Während wir mit dem Herrscher plauderten, unterhielt seine männliche Umgebung sich damit, grüne Blätter von Zwiebeln zu kauen, die ringsum angepflanzt waren. Tulamahaschi kann weder lesen, noch schreiben: er hält sich daher einen Schreiber, der seinen Briefwechsel besorgt. Der verständige junge Mann erkundigte sich bei uns nach der genauen Tageszeit und stellte dann seine Tasch>enuhr danach, die etwa zehn Mi-nuten zu spät zeigte. Es wurden uns keinerlei Erfrischungen angeboten: Grotzhäuptliiig Tnlamahaschi mit Sohn (!.) und Schreiber (r.) Tulamahaschi klagte, daß seine Leute infolge schlechter Ernte wenig zu essen hätten. Dann nahmen wir Abschied. Es scheint nun, daß eine Missionsgründung im Unterland Wirklichkeit werden solle. Hoffen wir das Beste, und daß der gute Gott seinen Segen dazu gebe. Br. A. Cagol. Witbank, 3. August 1939. Sendung. Laßt flattern mein Panier im Wind, Und Land und Meer und Erdenleid Wo immer wohnt ein Menschenkind, Sind nicht so tief, sind noch so weit Des Herz auf Glück und Frieden sinnt. Wie meine Lieb' zu euch im Streit. Ich bin bei eud); so fürchtet nicht! Ich bin es, der das Brot eud) bricht, 3d), der in erster Reihe ficht. Wer Herd und Heimat läßt für mich, Den lasse id) gar nie im Stich Und hundertfach vergelte ich. Wenn Satan feine Meute hetzt Auf eud), ihr sieget doch zuletzt — 3d) bin es, der ihm Grenzen fetzt. So geht hinaus in alle Welt, 3n meinen Weinberg, auf mein Feld, Daß ihr sie stark und treu bestellt'. n Exerzitienbewegung im peruanischen Urwald. Von P. Al. Fpselkoser F. S. C„ Piozuzo (Peru). Wird da an -einem Sonntag im Monat Januar in d-er Kirche verkündet: Da die Ortsgeistlichkeit in dieser Woche ihre Exerzitien hält, so ist in den Filialen kein Gottesdienst. Die Ortslehrerin, Frl. Carolina Egg, die ihre Ausbildung bei deutschen Franziskanerinnen in Columbien genossen und dort auch Exerzitien gemacht, und die so als erste Person von Pozuzo eine Reise nach Linta und sogar über das Meer gewagt, meldet sich nach dem Gottesdienst inr Psarrhos mit d-er Frage, ob nicht die Fungmädchen Pozuzos Exerzitien haben könnten. Natürlich entsteht die Frage, wo und wie die Mäd-che-ni unterbringen und verpflegen. Sie erklärt, diese Sorge aus sich nehmen zu wollen und ebenso die Werbung der Mädchen und P. Riedl erklärt sich bereit, die Vorträge zu halten. Nun beginnt im zweistöckigen Hause der Lehrerin -eine emsige Tätigkeit. Strohsäcke werden.genäht und in Er- ( Der Bürgermeister Egg auf der Brücke. manglung von Stroh mit den trockenen Hülsen der Maiskolben gefüllt,, auf den Bretterböden neben einander gereiht, mit Leintüchern bedeckt und Wolldecken zum Teil herbeigeschafft, zum Teil werden die Exerzitanten sie mitbringen; da die Lehrerin selbst die Exerzitien mitmachen will, werden zwei Köchinnen geworben, der Pfarrhof muß einen grvßen Tisch liefern, der sonst als Frühstückstisch bei Generalkommunionen Ment; da gerade Schulferien sind, so wird das Schulzimmer Vortragssaal, und die Exerzi-tien können beginnen. Am Mittwoch abends ist der Einleitungsvortrag. 25 Funginädchen haben sich eingefunden. Nach diesem Vortrag treten drei Mädchen zurück, die übrigen 22 erscheinen zu allen Vorträgen, bie meist über eine Stunde ausgedehnt werden, machen alle übrigen Uebungen fleißig mit, und ziehen am folgenden Sonntag nach Schluß der Exerzitien glückstrahlend heim. Bei den Zurückgetretenen und bm seinerzeit Saumseligen regt sich Be-dauern und immer kommen zahlreichere Anfragen wegen eines zweiten Kurses für Iungmädchen. Endlich an einem der letzten Sonntage des Februar wird von der Kanzel verkündet: Zweiter .Exerzitienkurs für Funginädchen, in der zweiten Fastenwoche, Exerzitienkurs für Männer vor dein Feste des hl. Joseph, Exerzitienkurs für Fungmänner in den letzten Tagen der Karwoche und Exerzitienkurs für Frauen vor Christi Himmelfahrt. • , > : Nun wurden außer betn Hause der Lehrerin auch noch andere Häuser in der Nähe der Kirche als Unterkunftsstätten der Exerzitanten mit Beschlag belegt,, selbst der Pfarrhof mußte eine beträchtliche Zahl Fungmänner aufnehmen und es erschienen zum zweiten Kurs für Mädchen 22 Exerzitantinnen, zum Kurs für Männer 27, zu einem zweiten KNps für Männer, der vor dem Palmsonntag abgehalten wurde, weitere 22 Männer, zum Kurse für Burschen 57 Fungmänner, zum Kurse für Frauen 37. Weitere Kurse für Frauen sind noch in Vorbereitung. Die Exerzitienvorträge gab sämtlich P. Riedl und mit Rücksicht auf die paar Monate unseres Hierseins natürlich in Deutsch. Die Teilnehmelri an den Kursen aber waren nicht nur Tirvler und RHeinländer, .sondern! auch Spanier und Indianen, di,e durch ihren beständigen Verkehr mit den Leuten der Kolonie der deutschen Sprache mächtig sind. Und gerade von den Indianern mußte man manche beinahe einer Prüfung unter» ziehen und nach betn Ergebnis ber Prüfung sie zu den Exerzitien zulasseir oder sie darauf vertrösten, daß in einem späteren Fahre auch Exerzitien aus Spanisch gegeben würden. Und die Verpflegung? Nehmen wir nur das Hauptexerzitienhaus. Köchin war die Eigentümerin des Hauses; Gehilfinnen fand sie unter ihren ehemaligen Schülerinnen. Gingen ihre Lebensmittel zur Neige, dann wurde zuerst ihr Vater angepumpt, der je* den Tag zum Exerzitienhaus für ähnliche Dienste kam; dairn mußte der Bruder, der Herr Bürgermeister, daran glauben, die eine ober andere Traube Bananen zu liefern; dann ging man;zu einem Nachbar um Pucas, zum andern um Reis, dieser steuerte Fleisch, jener Hühner bei. Am Ende der Exerzitien erklärt jeder, mit Bezug auf Bequemlichkeit und Verpflegung habe nichts gefehlt und zahlt dann mit einem cherzlichen „Ver-gelt's Gott!" Anspruchsvoll sind ja die Pozuziner nicht, und so war es leicht möglich, diese Exerzitienkurse durchzuführen. Und der Erfolg? Unter dem 26. April verkündete das Ordinariat von Huanuco, daß sich auch diese Diözese an dem vom Hl. Vater gewünschten Gebetskreuzzug um ben Weltfrieden beteiligen wolle und solle. Diese Nachricht langte wegen der hiesigen Postverhältnisse schon am 20. Mai hier an. So wird für den Pfingstsonntag ein" Generalkommunion der ganzen Pfarrei verkündet. Nun bedenke man, daß die wenigsten Leute innerhalb eines Kreises von einer halben Stunde von der Kirche wohnen, die meisten wohnen 2, 3 und 4 Stunden von der Kirche weg! man Karin die Häuser nicht ganz verlassen, und so haben viele schon während der vorhergehenden Woche an den Sakramenten teilgenommen. Die Lehrerin mit ihrem Exerzitienhaus v!srkündet: weitab wohnende Schüler und Schülerinnen könnten bei ihr übernachten und siehe, Fräuleins, 'die 3 und 4 Stunden von der Kirche wohnen, stellen sich Samstagabend bei ihr ein und erklären: fbe seien auch einmal ihre Schülerinnen gewesen und seien deshalb zu ihr gekommen. Das Exerzitienhaus beherbergt 40 Personen und am Pfingstsonntag allein werden 197 heilige Kommunionen ausgeteilt. Das ist die Exerzitienbewegung im peruanischen Urwald. Blick aus zum Meeressterne! 1) Wenn sanfter Zephyr säuselt 2) So führt Dich einst, wirst sehen, Und rings die Wellen kräuselt. Ein leises Abendwehen Dein Schifflejn gleitet sacht!, Dem sichern Hafen gu; Wenn in den Wetterstürmen Du legst dann ohne Kummer Sich Wogenberge türmen, Dein Haupt zum letzten Schlummer Dein Schifflein schwankt und kracht, Dir blinkt, erwachest Du, Blick auf zum Meeressterne! Das Licht der ew'gen Sterne. n Ein Negermädchen. Auf unfruchtbarem Steinboden steht eine armselige Hütte. Keine Um-hegung für das Vieh ist da, die sonst bei jeder Zuluhütte sich befindet. Das Vieh ist der Reichtum des Zulunegers. Die Familie ist aber sehr artn, der Mann mtlß das tägliche Brot für Frau und Kind bei einem Farmest in der Nähe erarbeiten. Zn dieser astmseligen Hütte ist ein großer Schatz! ich entdeckte ihn gelegentlich, als ich einmal dorthin gerufen wurde, einem kranken Mädchen Fulgentia und ihrer Mutter Veronika die hl. Sakramente zu spenden. Dieser Schatz ist die Fulgentia. Vor Jahren erlangte sie von ihrem Vater, daß er ihr ein Kleidchen kaufte ltitb sie in unsere Schule St. Raphael gehen ließ. Sie war damals noch Heidin wie eben ihre Mutter und ihr Vater auch. In der Schule lernte sie fleißig, sie hatte ein gutes Talent zum Lernen, uird der Religionsunterricht gefiel ihr besonders. Sooft sie am späten Nachmittag von der Schule nach Hause kam, erzählte sie ihrer Mutter, was sie über Jesus gehört hatte, betete die gelernten Gebete und sang auch die Lieder. Unvermerkt gewann die Mutter Interesse an der hl. Lehre und meldete sich ins Katechumenat. Stirn Lernen hatte sie den Vorteil, daß ihre Tochter immer wieder erzählte, was sie in der Schule gelernt hatte. So berieten sie zu Hause miteinander sangen miteinander die geistlichen Lieder und übten auch miteinander das Gute, wozu sie im Unterrichte angehalten wurden. So kam ihr großes Glück, ber Tauftag und ihr schönster Tag, die erste hl. Kommunion am 15. August 1937. Der lb. Gott mußte drese zwei recht lieb haben. Er nahm sie in die Leidensschule. Bald nach ihrem großen Glück, wo der lb. Heiland unter bev sakramentalen Gestalt der hl. Kommunion in ihr Herz kam, wurde Fulgentia krank. Ihr ganzer Körper bebedtfe sich mit offenen Wundes die immer größer wurden. Einige waren handgroß und fraßen sich hinsein bis auf öie Knochen. Die arme Fulgentia konnte auf ihrem harten Lager auf der harten Erde kaum liegen, sie hockte mehr auf ihren Elh bogen. Damit die Decke sich nicht an den Wunden anklebe, wurde dieselbe aufgestützt mit Holzstäbchen. Der Geruch der Wunden war sehr übelriechend. Ihre Mutter war allein, ihr Kind in diesen Schmerzen zu bedienen. So fand ich sie vor. Ich spendete Fulgentia die hl. Kommunion und auch ihrer Mutter, weil sie durchaus ihr Kind nicht allein lassen konnte, um in die Kirche zu gehen. Und be töne verlangten so sehr, öfters zu kommunizieren. Ich versprach recht oft zu kommen, bewirkte auch, daß der andere Priester, sooft er in der dortigen Schule Gottesdienst halte, dort vorbeigehe und ihnen die hl. Kommunion bringe. Das war eine Freude für sie! Sooft ich nun kam, fand ich die arme Hütte schön gesäubert und dis Fulgentia hatte trotz ihres eingefallenen Gesichtes das Aussehen wie ein Engel. Einmal sagte ich nach der Danksagung zur Mutter Veronika^ dich hat der lb. Jesus sehr lieb, beim Fulgentia ist eist großer Segen in deiner Hütte. Sie ist so geduldig und freudig in ihrem Leiden, Gott will sie groß und reich machen im Himmel. Du kannst dem Heiland in deinem Kinde dienen und wirst darum auch teilnehmen an ihrer Freude im Himmel. Ich erzählte dann auch von der Güte des hlst. Herzens Jesu, dessen Fest wir am vorhergehenden Tag feierten; es will uns alles^ alles geben, was es hat, wenn wir es nur lieben und mit ihm leiden für die Bekehrung der Sünder. Ich erwähnte auch einige Verheißungen des P. K. Fischer F. T. C. Die kranke Fulgentia und ihre Mutter Veronika, rote sie gewöhnlich hergerichtet ist, wenn sie kommuniziert. göttl. Herzens Jesu, insbesondere die: ich will die Häuser segnen, in welchen das Bild meines Herzens verehrt wird. Da horchten die beiden. Und Fulgentia meinte, ich soll sie in die Herz Iesu-Bruderschast ausnehmen. Jawohl, sagte ich, du wirst eine Herz Iesu-Verehrerin und deine Mutter auch und mehr noch: ihr werdet auch eure Hütte dem Herzen Jesu weihen. Ihr könnt am schönsten das Herz Jesu lieben, wenn ihr recht-geduldig in eurem jetzigen Leiden seid und es ihm aufopfert als Sühne für die Sünder und zur Bekehrung eurer noch heidnischen Leute. Fulgentia sagte nun, ja ich will gerne krank sein, ich will Jesus gefallsix, er möge nur meinen Vater und meine Verwandten bekehren. Nächste Woche ging ich wieder hin, nahm sie in die Herz Iesu-Brut-derschast auf und nahm die Weihe ihrer Familie an das Herz Jesu vox. Fulgentia mußte vorbeten. Ihre Stimme klastg so hell und rein und ihre leuchtenden Augen richtet sie von Zeit zu Zeit auf das Herz Iesu-Bild, das ich in der Hütte aufhängte. Es war schön, die Mutter hatte Tränen in den Augen und die anwesenden Heiden schauten voll Bewunderung. Ich schenkte der Fulgentia noch eine biblische Geschichte, damit sie darin lesen kann. Das ist das Dornröschen im Garten Gottes, verborgen in einer ärmlichen Hütte, geschützt und gepflegt von einer still trauernden Mutter. Sie waren vor drei Jahren noch Heiden und leben noch unter Heiden. P. Karl Fischer, F. S. C. Centocov, 21. 6. 1939. Alle Wege führen nach Rom. Rom. — Das alte Sprichwort hat augenblicklich eine neue Bestätigung erfahren aus Anlaß der teils mehr, teils weniger komplizierten Reisen,, denen sich die zwölf Missionsbischöfe unterziehen mutzten, die am 29. Oktober 1939 in St. Peter vom hl. Vater geweiht wurden. Alle sind glücklich in Rom eingetroffen und harren dort des Weihetages. Zwei von ihnen hielten sich bereits in Europa auf: S. Erz. Mons. Larregain, ein alter Chinamissionär, seit zehn Jahren Assistent" des Generalsuperiors der Auswärtigen Missionen von Paris, jetzt Apost. Vikar von Punnanfu, und Se. Erz. Mons. Morlion Oberer des Scholastikates der Weißen Väter in Heverle bei Löwen, jetzt Koadjutor des ehrw. Mons. Boelens, Apost. Bikar von Baudoinville-Bslgisch Kongo. Der erstere benutzte von Paris nach Rom den Orient-Expreß über den Simplon, der zweite traf mit dem Schnellzug Köln-Rom hier ein. Noch zwei Bischöfe und zwar die aus Indien kommenden haben eine verhältnismäßig normale Reise gehabt. S. Exz. Mons. Cialeo O. P.,. Apost. Vikar von Multan, und Se. Exz. Mons. Agniswami 6. I., Apost. Vikar von Kottar, erreichten beide Bombay im Zug und konnten sich dort auf einem italienischen Dampfer, dem „Giulio Cesare", nach Neapel einschiffen. Die acht übrigen haben z. T. nahezu abenteuerlich anmutende Reisen hinter sich. S. Exz. Mons. Colbert Apost. Vikar von Port-Elisabeth fuhr von seiner Residenz mit der Bahn nach dem Kap der guten Hoffnung: er schiffte sich dort auf einem englischen Dampfer ein mrd kam ohne Fährlich- Mt nach Freetown (Sierra Leone); von Freetown bis Southampton mußte das Schiff ständig Zickzackkurs nehmen, um den drohenden Angriffen der Unterseeboote zu entgehen i das brachte eine Verzögerung der Ankunft um 8 Tage. Unter dem Schutz von Begleitschiffen wurde die Kanalüberfahrt voir Folkestone nach Boulogne bewerkstelligt; die Passagiere trugen der Vorsicht halber alle Rettungsgürtel. Se. Exz. Mons. Kurz, der Apost. Vikar von Kokstad, hatte sich auf einem deutschen Dampfer in Durban eingeschifft, mußte aber unterwegs des drohenden Krieges wegen das deutsche Schiff verlassen und es zuerst mit einem holländischen, dann mit einem italienischen vertauschen. Nach einigen Tagen entließ auch dieser Dampfer seine Passagiere und der Bischof mußte ein anderes italienisches Schiff nehmen, das ihn schließlich nach Neapel beförderte. Die zwei von China und Korea kommenden Bischöfe hatten eine noch, schwierigere Ueberfahrt. S. Exz. Mons. O'Shea von den Auswärtigen Missionen von Maryknoll, Apost. Vikar von Heijo, zog es vor, statt über China und den Suezkanal, über Japan zu reifen. Er durchfuhr halb Korea mit ber Bahn, fetzte von Fuzan nach Kobe über und erreichte van dort nach Ueberquerung des Stillen Ozeans die Vereinigten Staaten. Von New Pork aus benützte er den italienischen Ozeandampfer „Rex". S. Exz. Mons. Tien aus der Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Steist), Apost. Vikar von Pangku, mußte zuerst im chinesischen Wagen von seiner Residenz Poli nach Penchowsu 200 km weit fahren. Er mußte die chinesischen und japanischen Linien passieren. Von Penchowfu ging es mit der Bahn nach Nanking und Shanghai. Fn Shanghai begab er sich am 21. August an Bord des deutschen Dampfers Scharnhorst, um über Manila, Hongkong, Indien und den Suezkanal zu reisen. Aber, zivei Tage nach der Abreise von Manila brach der Krjieg auch und das Schiff nahm von Manila Kurs nach Kobe-Japan. In Kobe fand Mons. P. K. Fischer F. 8. C. 21 — Die Schule mach! ihr allerhand Spatz. Tien ein japanisches Schiff, das ihn nach Shanghai zurückführte. Hier konnte er sich glücklicherweise auf dem italienischen „Giulio Cesame" nach Italien einschiffen. Se. Erz. Mons. Lavavoire-Morrow von den Salesianern, Don Bos-cos Sekretär des Apostolischen Delegaten auf den Philippinen, hatte anfänglich von Manila aus den Scharnhorst benutzt, stieg aber aus, als das Schiff umkehrte und wieder in Manila anlegte. Nach zehn Tagen traf er einen amerikanischen Dampfer, der ihn nach Singapore brachte, von wo er im Flugzeug nach Calcutta reiste. Die Strecke Calcutta-Bombay legte er mit der Bahn zurück. In Bombay traf er an Bord des „Giulio Cesare" mit dem Mons. Tien, Cialeo und Agniswami zusammen. Die drei verbleibenden Bischöfe haben ihre Reise ganz oder zum Teil im Flugzeug zurückgelegt. Se. Exz. Mons. Kiwanuka von den Weißen Vätern, Apost. Vikar von Masaka, hatte am 24. August mit dem ehemaligen Apost. Vikar von Uganda, Exz. Streicher, von Rubaga nach Mombasa die Reise mit der Bahn gemacht. Vom Mvmbasa nach Mogadiscio konnten sie ein italienisches Schiff benützen, das allerdings ebendort wegen Kriegsausbruch feine Fahrt unterbrach. Mons. Kiwanuka benutzte darum das Flugzeug, während Exz. Streicher auf Anraten des Arztes ein Schiff abwartete, das ihn immerhin vier Tage vor den Weihetag nach Neapel brachte. S. Exz. Mons. Mekkelholt aus der Gesellschaft der Priester vom Heiligen Herzen, Apost. Vikar von Palembang, mußte seine ganze Reise mittels Flugzeug machen, da der Schiffsverkehr zwischen Niederländisch Ostindien und Europa völlig lahmgelegt ist. Der Flug Palembang-Neapel dauerte sechs Tage, in denen 12.500 km zurückgelegt wurden. Von hier ging es im Zug nach Rom, da die holländischen Flugzeuge weder Deutschland noch Frankreich überfliegen dürfen und so in Italien Halt machen. Ge. Exz. Mons. Ramarosandratana, Apost. Vikar von Miarinarivo, hatte schon einen Platz auf einem französischen Schiff, das von Tananarivo nach Marseille am Tag abgehen sollte, als der Krieg ausbrach. Die Al>!-fahrt fand nicht statt. Durch Entgegenkommen der Behörden erhielt der Bischof einen Platz auf dem Postflugzeug das von Tanararivo nach Mozambique verkehrte. Bon hier ging es mit englischem Flugzeug über Ki-sumu-Kenya, Karthum-Eng. Aegypt., Sudan, Alexandrien, Korfu nach Rom. (Fides.) Dem Kerzen Jesu. 1) Jubelt eure Weisen, Süße Bögeletn, Stimmt mit lieblich leisen Melodien ein! Wem je ein Sang Tief im Herzen klang, Ihr auch, Engelchöre Singt in Liebesdrang! Es gilt zu preisen Lieb' ohne End Muß Herz Jesu heißen Im Sakrament. 2) Was, Herz Jesu, schenke Ich für Liebesschuld? Rührt doch, was ich denke, All von Deiner Huld: Der Blümlein Reih'n, Gold und Edelstein, Blanker Sternenschimmer, Lichter Sonnenschein, Mein Leib, mein Leben, Die Seele mein — Hast ja Du gegeben; Bin ewig Dein! Einheimischer Klerus in den Missionen. Rom. — Die Weihe der zwölf Missionsbischöfe am Christkönigsfeste 1939 in Rom durch den Heiligen Vater lenkt die Aufmerksamkeit dev Welt neuerdings auf öle fortschreitende Entwicklung des einheimischen, Klerus und der Hierarchie in den Missionsländeyn, die von der Propaganda abhängen. Unter den Neuzuweihenden find bekanntlich vier Einheimische. Dorr öen kirchlichen Sprengeln die zur Zeit einheimischem Klerus mmertraut find, treffen 1 Erzdiözese und 7 Diözesen aus Indien und Ceylon 3 Apost. Vikariate auf Indochina 1 Erzdiözese, 1 Diözese und 1 Apost. Präfektur auf Japan 1 Apost. Präfektur auf Korea 14 Apost. Vikariate und 10 Präfekturen auf China. In China gibt es zudem zwei Apost. Vikariate, die einen Chinesen an der Spitze haben, ohne öem einheimischen Klerus anvertraut zu fein. Das Apost. Vikariat Dänemark ist feit 1938 einem dänischen Bischof anvertraut. In Afrika sind drei Missionen: das Apost. Vikariat Mafaka in Uganda, das Apost. Vikariat Miarinarivo auf Madagaskar und die Apost. Präfektur Zinguinchor in Senegal in den Händen von einheimischen Missionshäuptern. In Indien und cuts Ceylon haben die Unbeschuhten Karmeliter, die Jesuiten, die Priester der Auswärtigen Missionen von Paris und die Oblaten ber Unbefleckten Jungfrau Maria an den einheimischen Weltoder Ordensklerus die Diözesen Berapoly, Kottay, Kumbakonam, Mangalore, Tuticorin, Trinchinopoly, Quilon und Chilaw mit all ihren Karitativen und erzieherischen Anstalten übertragen. Ohne Chilaw Ijabert diese Diözesen 542 einheimische Priester, 134 Kleine und 185 Große Seminaristen. Ganz Indien hat 852 Kleine, 841 Große Seminaristen und 1500 Priester. In Indochina haben die Auswärtigen Missionen non Paris und die Dominikaner in den Apostolischen Vikariaten Phat Diem, Bui-Chu und Binh-Long dem Ortsklerus das Feld geräumt; es gibt dort 267 Kleistes,, 104 Große Seminaristen und 250 Priester. Ganz Indien hat 1537 Kleine, 581 Große Seminaristen und 1355 Priester. Im Kaiserreich Japan haben die Priester der Auswärtigen Missionen von Paris und die Franziskaner dem japanischen Klerus die Missionen Tokyo, Nagasaki, Kagoshima und Zenshu an den einheimischen japanischen Klerus abgetreten. Man zählt dort 84 Kleine, 61 Große Seminaristen und 85 Priester. Das ganze Kaiserreich Japan hat 484 Kleine, 226 Große Seminaristen und 224 Priester. In China haben die Lazaristen, die Pyie-ster der Auswärtigen Missionen von Paris und Mailand, die Scheut-velder, Franziskaner-Jesuiten und die Steyler Missionare wirksam zur Heranbildung der chinesischen Hierarchie beigetragen. Die dem einheimischen Welt- und Ordensklerus übertragenen Missionen Ankuo, Chaoshien, Chaoting, Chihfeng, Chouchih, Chumatien, Fengsiang, Fenyang, Haimen, Hungtung, Kiating, Lintsing, Nanking,, Paotingfu, Puchi, Shihnan, Shrinking, Siangyang, Suanwafu, Tai-chow, Tsining, Pangku und Pungnien zählen 988 Kleine, 268 Große Seminaristen und 590 Priester. Ganz China zählt 4348 Kleine, 1918 Große Seminaristen und 1957 einheimische Priester. Die drei neuen afrikanischen Missionen sind durch die Weißen Väter, die Väter vom hl. Geist und die Jesuiten in die Wege geleitet. Der Apost. Vikar von Masaka hat etwa vierzig einheimische Priester, der von Miari-narivo fünf und binnen kurzem wird er ein Dutzend Haben. Ganz Afrika zählt 4091 Kleine, 844 Große Seminaristen und 358 Priester. (Fides.) Ein Schreckenstag im Urwald. Von P. Michael Wagner, F. S. C. Es regnete nur so in Kübeln vom Himmel herab. Es ist ja Regenzeit und da erwartet man nichts anderes. 3m Monat März gab es fast Im'f nen Tag, wo es nicht vom Himmel träufelte. Alle Flüsse waren hoch angeschwollen, die Wege teilweise vom Wasser zerstört. Bergrutsche und Muren waren nicht selten. An einem solchen Regentag war es auch, als mir folgendes Unglück zustieß, das mir um lein Haar das Leben gekostet hätte. In aller Frühe sattelte ich mein Maultier, um nach der zwei Stunden entfernten Filiale zu reiten. Es war der hl. Gründonnerstag und um 8 Uhr sollte die hl. Messe sein. Im strömenden Regen stapfte meine treue Mula durch den Morast und einige Male mußte ich vom Tiere steigen, um ein Hindernis zu beseitigen. Ein Urwaldriese lag quer über dem Weg: dann war der Reitpfad wieder durch abgerutschte Erde versperrt. Nach zwei Stunden erreichte ich die Brücke, die ich glücklich überschritt: es war eine Hängebrücke. Sie schwankte beim Passieren wie eine Schaukel. In der Kapelle der Filiale waren viele Leute versammelt. Sie wohnten andächtig dem hl. Meßopfer bei und viele empfingen die hl. Kommunion. Nach der hl. Messe blieb ich allein in der Filiale und wartete, bis der Regen ein roemg nachließ. Wirklich ließ sich die Sonne ein wenig sehen. Sofort schwang ich mich auf mein Reittier und ritt bis zur Brücke zurück. Kein Mensch war ringsherum. Bor mir die Brücke ltitb unter mir rauschte der Huakanmmba und toste, als wollte er ein Stück Urwald mit sich fortreißen. Ich hatte so ein Gefühl, das mir sagte: ,Junge, heute gibt's noch was.' Ich stieg vom Tier und vorsichtig gingen wir zwei auf die Brücke. Aber wie schwankte sie heute so merkwürdig, bald Solche Brücken führen über die Flüsse. Eine Kängebrücke über den Pozuziflusz im peruan. Urwald. nach unten, bald nach seitwärts. Da, gerade in der Mitte der Hängebrücke, gab es uns einen jähen Ruck. Mein Tier bäumte sich auf und fiel auf die glitschrigen Bretter. Zugleich neigte sich die Brücke aus der einen Seite tief nach unten. Dann »roch einmal ein Ruck und plumps, — lag ich auf dem Soben. Ich hielt mit der emm Hand gerade noch ein Seil itnb kletterte mühsam heraus. Hinter mir stürzte die brave Mula in den Fluß. Es war ein graueinerregettder Anblick. Der Huakawamba zischte und toste unter mir und seine Wellen stürzten sich zornig aus die Brückenmauer. Ich zitterte am ganzen Körper. Mein erster Gedanke war, wo ist mein Reittier? Weit unten sah ich, wie manchmal der Kopf des Tieres aus dem Wasser tauchte und wieder verschwand. Ich lag eine Zeit lang am Soben, meine Füße waren durch den Schreck wie gelähmt. Dann lief ich, so schnell les) konnte, durch den Urwald, Um Leiüte zu holen, die mein Tier retten sollten. Aber vergebens. Keine Spur von der treuen Mula konnte man finden. Mit Sattel und nötigem Zubehör war es von bett; Wildwassern des Huakawamba verschlungen worden. (Nach einer Woche sah man über einer kleinen Insel des Flußes Aasgeier kreisen. Vielleicht spielten sie Mahlzeit beim verendeten Tier.) Traurig über diesen Verlust ging ich allein zu Fuß nach Hause mit Wasser und Schmutz in meinejnl Schuhen. Sesso. Eine brave Chrisien-qcmeinöe im perimn. Urwald, bestehend aus Deutschen u. einigen Indianern. Alle 14 Tage besucht ein Pater die Leute und hält dort Schule. Bei den Indianern in den Anden. Von P. Michael Wagner F. S. C. 1. Hinaus aus dem Urwald. An einem Nachmittag erschien vor unserem Pfarrhaus ein Indianer zu Pferd. Es war ein starker, hochgewachsener Bergindianer, wie sie in den Anden wohnen. Das dichte, schwarze Haar hing tief in die hohe Stirne herein. Die hervorstehenden Backenknochen ließen ihn sofort als Sohn der Inkas erkennen. Ueber seinen breiten Schultern hing ein brauner Boncho aus Lamawolle. Ehrfürchtig und bescheiden trat er ins Pfarrhaus und begrüßte uns nach den gewohnten Höflichkeitsformen: „Buenas tardeS, Taita! comeftä? (Guten Nachmittag Pater, wie geht's) und küßte jedem Pater die Hand. Dann überreichte er uns ein Schriftstück mit der Er- P. M. Wagner F. S, C. Klärung, er komme als Bote von einem Indianerdorf Ianano. Der Brief enthielt die Bitte, es möchte ein Missionär nach Saitamo kommen, um mit ihnen das Fest: cruz de Mayo (Kreuzauffindung) zu feiern. „P. Michl, sind Sie bereit," fragte mich mein Oberer, „dorthin zu reiten?" Am nächsten Morgen stand mein Macho (sprich: Matscho, männl. Maultier) gesattelt auf dem Pfarrplatze und wartete auf den P. Michl. Dieses Tier war gefürchtet wegen seiner gefährlichen Manieren. Es hat nämlich die Gewochnheit, zu beißen und zu schlagen. Ich gab meinem Macho gute Ermahnungen, wie es sich auf der Reise zu verhalten habe^ dann! schwang ich mich auf den Sattel und fort stürmte er und mein Begleiters der gute Indianer Felix hinter mir nach, ebenfalls zu Pferd. Nach einer Stunde gesellte sich noch ein Begleiter zu uns, ein Indianerknabe, der 4 Wochen an meiner Seite stand und mein treuer Diener war. Es war ein schöner Tag. Wir ritten auf schmalen Reitpfaden durch den wilden Urwald. Rechts vor uns, tief unterhalb rauschte der Pozuzo. Der Weg war schlecht, vom ständigen Regen schmutzig und an manchen Stellen halb zerstört. Da hing das Gestrüpp wirr über unseren Köpfen, hier lag ein Urwaldriese oder ein abgestürzter Fels. Ueber ati’ diese Hindernisse sprangen oder kletterten unsere Tiere flink und behend wie Zirkuspferde. Schmetterlinge in schillerndem Blau, so groß wie ein Vogel, flatterten vor uns vorbei. Ein prächtiger Tukan mit breitem Schnabel und gelbroter Halsbinde ließ im dichten Gebüsch seinen Ruf: .Tiostete' ertönen. Winzige Kolibris in den herrlichsten Farben umgaukelten bunte Blumech um mit ihren langen, dünnen Zungen aus den Blütenröhren Honig und allerlei kleine Insekten hervorzuziehen. Wie Schwärmer flattern diese niedlichen Tierlein von einer Blume zur anderen. Da schrie wieder ein Beutelstar in den Kronen einer 3eber oder in den Palmen, wo er am äußerstem Ende eines Zweiges sein Nest hat, das dort in Form eines Strumpfes gebaut frei herabhängt. Der Chapo baut fein Nest an den dornigen Zweigen hoher Palmen, wo er oft auf einem Baum in Gesellschaft von vielen anderen haust. So kann man an einer Palme oft 20—30 solcher Nester bemerken. Der Chapo hat die Größe einer Krähe, Kopf und Rumpf sind schwarz. Die beiden äußersten Schwanzfedern sind aber goldgelb. Er wird stark verfolgt, weil er in größeren Scharen die Orangenbäume überfällt und deren Früchte vernichtet. So ging es bergauf, bergab, wohin das Auge blickt nur Urwald und üppiges Wachstum. Wir kommen auf eine Anhöhe, die Tiere triefen vor Schweiß. Die Sonne brennt Ijernieber, die Luft ist schwül. Eine kleine Weile wollen wir rasten. Es ist schon 3 Uhr nachmittags. Ich schaue hinaus in das unendliche Meer des Urwaldes. In ber Ferne gewahre ich die zarten Umrisse eines hohen Berges. Das ist diel Porta chuelo (tschuelo). Dort erst hört der Urwald auf und beginnen die Anden. Jenseits dieses Berges wohnen die Indianer; hoch oben in den Felsen haben sie ihre Hütte wie Schwalben errichtet. Sie lieben die Berge, die Höhen und fliehen den Urwald in den Tiefen wegen des gefürchteten Fiebers, das man Paludismo oder Tenziana nennt. Dorthin geht linier Ritt zu den Bergindianern in den Anden. Aber bis dorthin ist es noch weit,/ 3 bis 4 Tage lang muß man reiten vom frühen Morgen bis zum sinkenden Abend. Wir holen wieder unsere Tiere herbei, die unterdessen sich mit langem Gras gestärkt hatten. Eine Stunde noch, dann erreichten wir eine Indianerhütte, wo wir unser Nachtlager aufschlugen. Schon früh am nächsten Tag sattelten wir die Tiere. Nach einem guten Frühstück aus Reis und Kaffee ging es wieder durch den Urwald, aber schon nach einer Stunde mußten wir vom Tiere absteigen. Es ging steil aufwärts und wir wollten unsere Tiere schonen. Immer näher ging's der Porta chuelo zu, im Zickzack wand sich der Pfad hinauf. Ueber Flüsse und Felsen schritten die Tiere hinweg. 3—4 Stunden waren wir schon gestiegen, aber immer noch Urwald, freilich nicht inehr so hoch. Die Bäume verloren ihre Riesengröße, die Palmen wurden spärlicher, dafür aber gab es undurchdringliches Gebüsch, das den Weg teilweise versperrte. Mit dem Urwaldmesser in der Hand bahnten wir uns einen Weg durch die Wildnis. Noch eine Stunde, dann hörte der Urwald auf und wir hatten die Höhe von 4000 m erreicht. Es wurde schon merklich kalt. Welch ein merkwürdiges Land, dieses Peru: Vor 6 Stunden noch int heißen, fiebrigen Tal der Urnmtber,. wo die Sonne brennt und das Thermonreter 35 Grad im Schatten zeigt, jetzt aber kalt, daß man beinahe einen Pelzmantel nötig hat. Es fängt leise zu regnen an und der! Wind treibt die Wolken und Nebel an uns vorbei. Der Indianer Felfx schreitet tapfer barfuß voran. Es kommt mir vor, als würde er sich daheim fühlen, er ivird immer lebhafter und munterer. Der schneidende kalte Wind, der tins den Regen ins Gesicht schlägt, macht ihm nichts. Ich zittere vor Kälte, aber er spürt nichts davon. Er ist eben ein Bergindianer und an dessen Klima gewöhnt. Nun haben auch die Sträucher aufgehört und unser Pfad führt durch sumpfige Stellen. Es schaut jetzt aus wie auf einer Tiroler Alm. Felsen türmen sich vor uns auf. Noch eine halbe Stunde, dann find wir oben auf der Porta chuelo. Während ich mühsam: aufwärts steige, fällt mir etwas Interessantes auf. Rechts oben starrt mich ein Indianerkopf an. Ganz deutlich kann ich im Felsen die tiefen, schwarzen Augen, die hohe Stirn, die hervorstehenden Backenknochen, die scharf gebogene Adlernase und den breiten Mund sehen. Das Haupt, ein bißchen nach vorne geneigt, gibt dem großen Felsen das Aussehen, als hätte ein Bildhauer an ihm gearbeitet. Ich mache dem Indianer darauf aufmerksam und dieser schaut ehrfürchtig zum Felsen empor. Sein Ausdruck wird ernst. Vielleicht denkt er an feine Väter, die hier vor 200—300 Jahren gehaust haben als freie Söhne der Inkas, bis dann Pizarro, der Eroberer Perus kam um 1531 und aus ihnen Sklaven machte. Der: Indianer hat ein tiefes Gefühl für feine Heimat, des öfteren konnte ich davon Zeuge fein. Endlich waren wir oben am Porta chuelo. Mir roar's, als stünde ich vor einem Schauspiel. Ein Berg hinter dem andern, dazwischen! Mein treuer Begleiter auf den Rillen durch die Anden vor einem Agaven-strauch. schlang sich wie ein Silberfaden der Fluß Vallaga hindurch. Berge mit saftig grünen Abhängen, keine nackten Felswände, sondern alle waren bewachsen. Am Horizont die blauen Umrisse der Kordillerenberge von über 5000 m Hhöe. Also das sind die Anden, von denen ich in Nileiner Jugend oft schaurige Geschichten gelesen habe und in diesen Bergen, da leben Millionen von Menschen, sowie zur Zeit der ersten Inkakaiser. Sie leben von Mais und Kartoffeln, die bis zu 4000 m noch gedeihen. Eisig kalt pfiff der Wind um meine Ohren. Ich stand da und im Geiste sah ich die großen Inkakaiser an mir vorüberziehen, gefolgt von einer großen Schar Indianer Lanzen tragend!, deren Spitzen aus Gold waren. Es war 1 Uhr Mittag. Die Sonne ließ hin und wieder einen warmen Strahl auf unsere Köpfe nieder. Wir stiegen nun vom Porta chuelo hinunter und kamen zu einer Indianerhütte, wo uns eine gute Indianermutter ein stärkendes Mittagessen bereitet^ das ans Papas (Kartoffeln) und Huisfleisch (Meerschweinchen) bestand. Tambo de vaca hieß diese Hütte. Wie mütterlich war diese Frau um den Taita Migul besorgt. Nach dieser Stärkung ging es weiter auf felsigen Pfaden nach Muna (Munja), das seit Januar 1939 zu unserer Pfarrei gehört. Der zweite Tagesritt war' beendigt. Müde legte ich mich in einer Indianerhütte auf eine Bretterpritsche, worauf ich meine Pferdedecken ausgebreitet hatte. Das Lager war zwar hart, aber ich schlief ausgezeichnet. Am nächsten Tag um 7 Uhr war ich wieder auf dem Maultier. Steil ging es abwärts, Agavensträucher streckten am Wegrand ihre spitzen Blätter gegen uns. Heute brannte die Sonne heißl auf uns drei Reiter hernieder, kein Baum war da, der Schatten spendete, nur niedrige Sträucher, die einen würzigen Duft verbreiteten. Der Pfad wurde immer schmäler, die Felswände immer steiler. Rechts von uns tief unten rauscht der Vallaga. Eine Schar Papageien, die sich vom heißen Urwaldtal in die einsamen Anden verirrt hatte, lärmt über uns. Bunte Schmetterlinge taumeln an uns vorüber. Vereinzelt treffen wir Indianerhütten aus Stampferde und Palmblätterdach, vor denen Indianerfrauen sitzen mit langen, schwarzen Zöpfen. Sobald die Kinder den Taita erblicken, kommen sie ihm entgegen mit Blumen und Früchten in den Händen, um sie dem Missionär zu übergeben. Ankunft in einem Indianerdorf. Die Sonne sank schon tief im Westen, als wir auf steilem Felspfad einem Indianerdorf zuritten. Der Abend war angenehm kühl und die Luft erfüllt vom würzigen Duft der bunten Andenblumen. Noch eine Viertelstunde und wir hatten die Höhe erreicht, wo die Hütten des Indianerdorfes ,Ianano' standen. Einen Triumphbogen aus den schönsten Blumen hatte das Volk zum Empfang des Taita errichtet. Plötzlich wurde es lebendig im Dorfe, Groß und Klein lief von den Hütten heraus. Die Kinder hatten Lilien in den Händen und jedes wollte das erste fein, dem Missionär das Händchen zu reichen und ihm die Blumen zu übergeben. Mich rührte dieser Anblick beinahe zu Tränen und ich mußte unwillkürlich an die Worte des Heilandes denken: „misereor super turbain“ (Mich erbarmt das Volk). Ja, es sind gute Leute, diese Bergindianer, eine Herde ohne Hirten. Ihr ganzes Christentum besteht darin, getauft zu sein. Und doch sind sie tief religiös, haben eine große Achtung und Ehrfurcht vor dem Priester, besonders vor dem weißen Missionär. Die Begrüßung dauerte lange. Zuerst kam der ,Sindaco', der kirchliche Vertreter,, ein hochgewach- smer Indianer im mittleren Alter. Er bat mich im Namen des Volkes, bei ihnen einige Tage zu verweilen, das Fest des ,Taita Mapo' (Kreuzverehrung) zr> feiern, ihre Kinder zu taufen, nach den Kranken zu sehen. Ehen einzusegnen und ihre Kinder beten zu lehren. Dann kam der Inez (Chuez) de paz (Friedensrichter) mit seinen .Tenientes' (Polizisten). Jeder küßte ehrfürchtig dem Missionär die Hand uni) dann ermahnten sie das Volk, solange der Taita unter ihnen weilt, sich con respeto (anständig) aufzuführen. Hierauf führte man mich in eine Indianerhütte. Der Raum war dunkel, nur durch die offene Tür drang das Tageslicht in das Innere. Ein Mann breitete feinen braunen Boncho (Ueberwurf, Mantel) über einen Balk.en und lud mich ein,, niederzusitzen. Tisch gab es da keinen. Dann brachte man mir schwarzen Kaffee und gerösteten Mais. Das alles stellte man vor mich auf ben Boden hin, über den ebenfalls ein Boncho gebreitet wurde. Bald hatte sich die ganze Hütte mit Neugierigen gefüllt. Sie Frauen kauerten sich auf den Boden und betrachteten jede einzelne Bewegung, die ich machte, während die Männer sich an die Mauern lehnten und Koka kauten. Es find dies lorberähnliche Blätter, die getrocknet und dann von den Indianern gekaut werden. So war nun die ganze Hütte mit Menschen angefüllt. Zur Türe herein spitzten die Kinder, die ihre kleinsten Geschwister auf den Buckel trugen. Nach einiger Zeit wurden die Leute zutraulicher und unterhielten sich lebhaft mit mir. „Taita" — fing ein alter Indianer an — .„es freut uns, daH ein Missionär von den Hringos (Bleichgesichtern) zu uns verlassenen In-dijenas (Verachtetes Indianeroolk) kommt. Wir müssen wie Tiere dahinsterben, ohne Priester. Niemand ist da, der gnsere Kinder taust, der sie beten lehrt. Wir sind eine Herde ohne Hirten. Kommt ein Wols oder ein Tiger, war sollte über uns wachen, wir sind ihm wehrlos ausgeliefert. Die Pallas-Tänzerinnen bei den Jnkafesten in malerischer Tracht. Taita, bleiben Sie immer bei uns, gehen Sie nicht mehr fort. Wir bauen ihnen eine schöne Hütte, bringen ihnen Essen. Sie sollen es schön haben bei uns, niemand darf ihnen Taita ein Leid zufügen. 3a Taita, bleiben Sie in unserem Dorfe", — riefen alle zusammen und richteten ihre schwarzen Augen flehentlich auf mich. „Taita", — rief eine Frau, die auf dem Boden saß und gerade eine Hand voll gerösteten Mais in den Mund führte — „ich habe zwei Kinder zu taufen, das eine ist zwei Fahre alt und das andere 5. Meine Hütte liegt 3 Stunden weit entfernt von diesem Dorfe". Dabei packte sie behutsam ein Bündel aus, das sie bisher am Rücken trug. Bald sah ich ein armseliges Geschöpf vor meinen Füßen liegen, welches jo schrie, daß beinahe die ganze Hütte zitterte. Das war also das zweijährige Kind. 3n kurzer Zeit meldeten 40—50 Indianer ihre Kinder zur Taufe an. Ein altes Mütterlein humpelte heran und bat mich, ihre Beichte abzunehmen, denn 40 Jahre sind es schon her, daß sie bei einem Missionär, der zufällig in dies Dorf kam, das hl. Bußsakrament empfangen konnte. Sie wollte sogleich mit ihrem Sündenbekenntnis beginnen, ungeachtet der Leute, die ringsherum saßen. Ich gab ihr aber zu verstehen, morgen werde ich in der Kirche in aller Frühe erscheinen und dann könne sie ihre Seele wieder rein machen. So ging es bis spät in die Nacht hinein zu, jeder hatte mir ein Anliegen vorzutragen. Die Nacht war hereingebrochen und das Volk zerstreute sich allmählich: draußen am Himmel leuchteten die Sterne. Ich blickte hinauf in das Sternenmeer und betrachtete das südliche Kreuz. Ruhig unü friedsam lag das Dorf da, tief unten hörte ich das Rauschen des Huallaga (Vallaga). So stand ich lange vor meiner Hütte: ein Gefühl des Mitleids mit diesem verlassenem Volk stieg in mir auf und mein Blick richtete sich empor zum guten Vater über den Sternen. Ein Gebet kam mir von den Lippen: „Herr, sende Arbeiter in deinen Weinberg". „Schicke uns Priester, seeleneifrige Priester, denn die Ernte ist reif." Ich dachte an meine Mitbrüder in der Heimat, die voll Sehnsucht auf die Stunde warten, wo man ihnen das Missionskreuz in die Hand drückt und zu ihnen spricht: „Gehet hinaus in alle Welt_______“ Mitbrüder, Christen, ans Werk, ans Werk, es ist Gottes 3BHI'. O bietet die Herzen, o bietet die Hand, daß sich hebe Christi Reich im Indianerland! Ein Indianer-Fest. Ein ohrenbetäubender Lärm weckte mich plötzlich vom Schlafe auf. Ich schaute auf die Uhr, 5 Uhr morgens. Die Tür ist fest verschlossen und es ist noch dunkel in meiner Hütte. Der Lärm kommt immer näher. Ist das ein Stampfen, ein Klirren von Schellen! Ich gehe vor meine Hütte und schaue, was da los ist. Eine Schar Indianer in bunten Kleidern, auf dem Kopf eine.Krone mit den Inkaabzeichen von Sonne und Mond zieht heran. Voran schreitet ein Geiger und ein Harfenspieler. Dann folgen die Pallas (Inkatänzerinnen) in malerischer Tracht. Bald springen sie vorwärts, bald hüpfen sie im Kreise herum, dann machen sie kehrt und rennen wie von Sinnen zurück. Der Zug kommt immer näher heran. Was wollen sie nur mit diesem Höllenlärm! Wie melancholisch und wehmütig klingen doch ihre Lieder! Der Harfenspieler stellt sich vor mich hin und die übrigen Tänzer schließen sich ihnen an. Dann beginnen die ersten drei Tänzerinnen ein Lied in Kechna, wobei sie ihre Häufn mir entgegenstrecken und die Kinder mit Blumen winken. Die übrigen Indianer schauen eho-fürchtig und ernst zu. Die Töne, die der Geiger seinem Instrument ent- lockt, schmeicheln dem Ohr gerad' nicht. Es ist eben Zndianermusik, eine Musik nach ihrem Geschmack und mir kommt vor, sie paßt gut zum ganzen Bilde. Allmählich verstehe ich auch, was das alles bedeuten soll. Es ist der Morgengruß an den Taita. Sobald das Lied vollendet war, sprangen alle um mich herum. 3m Takt stampften sie mit ihren nackten Füßen auf den Boden. Da dachte ich an mein Mütterlein, wenn sie das sehen und hören würde! Sie würde sicher Angst bekommen um ihren Michl, die Indianer könnten ihn auffressen mit Haut und Haar oder skalpieren. Ihn könnt euch vorstellen, wie mir zumute war bei diesem Heidenspektakel. Bin ich verrückt oder sind die Indianer verrückt, dachte ich mir. Ein, Indianer bemerkte meine Verlegenheit und wollte mich trösten: „Padre, co-stumbres nationales" .(Pater, Nationalsitten.). ,Das sind unsere Gebräuche, womit wir den Taita Migul ehren! Ich zog meine Pfeife heraus, stapfte sie und rauchte damit, wie die Bogner Lokomotive in meiner Wäldler Heimat. Die Indianer sprangen immer rasender um mich herum und schlossen einen engen Kreis. Sobald aber der Rauch des starken Tabaks in ihre Nasen stieg, fingen sie an zu husten rmd sich zu räuspern. „Cvstumbres ale-manes" (Deutsche Sitten) sagte ich und lächelte, wobei von neuem eine dichte Rauchwolke aus meiner Pfeife qualmte. Das gefiel den roten Kerls, so daß alle riesen: ,9er Pater ist gut, er hat Humor, er versteht unsers Gebräuche und Sitten, Taita, das wird ein schönes Fest werden, wenn Sie bei uns bleiben.' ______ (Fortsetzung folgt.) Auserwählt. Ein religiöser Bauernroman von Berlhold K. Wilhalm. (Fortsetzung.) Sein Nachbar, der Austragbauer von Lugauf, hockte an den Sonntagen gerne in der Stube des Bildschnitzers. Drum trottete er auch an diesem mit langsamen Schritten und qualmender Pfeife auf Stockreit zu. Er hatte eine gute Wegstunde dorthin. Ohne anzuklopfen trat er in die Stube ein. Er brummte „Grüaß Good!" und setzte sich auf die Ofenbank. Er saß da, stumm und unbeweglich. Nur unter den buschigen Brauen leuchtete das Feuer des Lebens. Der Stockreiter sah von seiner Arbeit gar nicht auf. Er wußte, daß der Eintretende der Lugauf war. Er wiederholte seinen Gruß und schnitzte gelassen weiter. So konnten die beiden Alten stundenlang schweigend den sonntäglichen Frieden feiern. Sie liefen ihre Gedanken durch die Stube meben und nur ein zeitweises, leises Nicken zeigte an, daß sich ihr Denken traf. Oft schieden sie voneinander, ohne daß einer ein Wort gesprochen! hätte. Doch an diesem Sonntage verdichteten sich in Stockreiter die Gedanken solchermaßen, daß er sein Holzbild in den Schoß sinken ließ, seine grauen Augen auf den Nachbar richtete und sprach: „Morgn stell i 'n Valentin auf. Den da." Cr wies mit dem Kopfe nach der Wand hinter sich. Dort hing ein altes, angerußtes und verstaubtes Bildnis des heiligen Valentin. * Der alte Vinzenz wußte nicht, wie lange schon die Figur in der Stube hing. Er ahnte auch nicht, welcher seiner Vorfahren sie geschnitzt hate. Einer tat es einmal, vielleicht vor zwei Jahrhunderten. Der baute auch ein kleines schützendes Dach über den Heiligen imö nagelte ihn, ohne langes Besinnen, an die Holzwand fest. So fest, daß das Holzbild unverrückt dran hasten blieb. Es lebte mit den Stockreitern die stillen Jahrhunderte dahin. Ein wenig erhöht, wie es sich für einen richtigen Heiligen gebührt. Daß er wohl schauen und wachen konnte über die Arbeit', die im ewigen Gleichtakte unter ihm dahinfloß. Doch kümmerte sich keiner um ihn. Bis eines Tages — auch dies geschah schon vor vielen Jahren — der Vinzenz unverhofft zu dem Heiligen aufblickte. Langsam und lange be-trachtete er ihn, bis in ihm ein Gedanke reiste: 3 woaß net, der hat a bsonders Gschau. Mandei, leicht muaßt noo antat aber von deiner Wand. Ueber diesen Gedanken zogen fünfundvierzig Jahre hinweg. Aber den Vinzenz ließ er nicht mehr los. Nun kannte er das Geheimnis. Der Lugauf folgte der Kopfbewegung seines Nachbarn. Er betrachtete eine Weile die Figur und dann frug er: „Hat er aa fchoo a Weich?" „Die hat er, wanjn i eahm hintri stell", brummte der Stockreiter. „Fs a großer Heiliger, der Valentin." „A guater Heiliger. Aber er verlangt fein Brauch. Bal s' eahm neumodisch kommen, dös mag er net. Drum muaß der unsere hintri und nacha werd der Segn net ausbleibn. Den infern kennt er, der heilige Valentin, was woaß i, wie lang fchoo. Da mag er oans aa anhörn, wann ma bet zu eahm. Aber dös gipserne Glump, was f jetzt in die Kapelln einistelln, wo soll denn dös noo a Heiliger mögen? Wo koah Müah dran ist und koa Arbeit! Na, da denkt si eahm der heilige Valentin grad was und toan tuat a nix. Is aa wahr und recht hat er! A 'fo a Verachtungj,> was düs ist mit die Gipsmandl. Grad auszahnen tean s' insere alten Heiligen." H'j j [ ( | „Und nacha moanst, daß die die Kapelln um 'n Valentin umaduni baun werd?" / , | „Dös muaß fein und drum stell i eahm hintri. Lang gnua hat er warten müasfen auf dös. Aber er hat leicht Derweil ghabt. Schlecht ist eahm bei ins aa net gangen." „Ja, wie nur alles z'fammpaßt, Stockreiter. Akrat wie's der heilige Valentin habn möcht." -< „So werd's sein. Und mir ist aa wöller worden dabei." „Ja, gell' 's Alloansfein werd hart auf d'Weil." „Jetzt nimmer, Lugauf. Jetzt woaß i, daß's guat ist, daß d' Stockreiter ausgschnitzt habn. Dauer nach dem andern hat den Valentin aufghalten, bis auf mi. Unjd i muaß eahm abitragen ins Achental und da werd er a ganz a mächtiger Heiliger sein. Is dös net Sach gnua, daß d' Stockreiter gschnitzt habn? Brauchst da leicht noo mehra? Naa, Lugauf, i kann sterbn und staad in d' Gruabn zu die andern Stockreiter abischliefn. Sie werdn mi guat empfangen und mir werdn a Eintracht habn. Weil die ganze Arbeit nur grom ist für den oan oanzigen Valentin. Und weil der warten hat müasfen, bis der Kohler-Bua kommen ist und a Priester, a hochgeweichter, wordn ist. Und bis i's gwißt hab, daß er abi muaß! Was braucht ma da noo schnitzen? Wordn ist, was werdn hat müasfen und mehr kann koana im Leb'M toan." (Fortsetzung folgt.) Zur frommen Erinnerung im Gebete an unsere lieben Mitbrüder Johann Walz F. S. C. geboren am 22. Dez. 1915 in Bieringen a. d. Jagst. 3m Alter von 12 Jahren trat er in das Missionsseminar St. Josef in Ellwangen ein, um Missionspriester zu werden. Im Jahre 1931 kam er ins Noviziat nach Milian bei Bresfanone. Am 9. Sept. 1933 legte er die heiligen Gelübde ab. Schon winkte seines edlen Herzens Ziel. Im Jahre 1939 sollte er zum Priester geweiht werden. Doch im Herbst 1938 rief ihn das Vaterland zum Heeresdienst. Bei Ausbruch des Krieges kam er an den Westwall. 21 in 4. Sept. 1939 fiel er nach Gottes Ratschluß bei Dörrenb»rch (Pfalz). Michael 5Ro|eit