IV. Jahrgang. Nr. 43. Zeitschrist für Vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Insertionsgebühren: Für die Llpaltige Petit-Zeile oder deren Raum Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: bei Imaliger Einschaltung 6 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Wal 10 kr. Ganzjährig fi. L. Ganzjährig fi. 5.— Stempel jede« Mal 30 kr. Halbjährig „3 . Halbjährig „ 2.50 Inserate übernimmt Haasenstein N Vogler in Wien, Wollzeile », Einzelne Nummer 5 kr. Hamburg. Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Die Redaktion befindetsich am Hauptplatz, Nr. IN, II. Stock. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümer de« Blattei. Die Administration in Ottolar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungcn nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 28. Mai 1869. Wer trägt die Schuld? Seit jener denkwürdigen Epoche, in der unsere fanatisirten Deutschthümler, die bishin das Monopol der Herrschaft über das Volk zu haben glaubten, allmälig zur Einsicht gelangten, daß sich eben dieses Volk zu regen beginnt, daß Männer, die bishin zwar still aber ausgiebig zur politischen Reife desselben gearbeitet, nun offen aufzutreten und Bereine zu bilden begannen, feit jener Epoche entwickelten ebendieselben Deutschthümler eine Ameisenrührigkeit, um diese Männer und Vereine in den Augen des Volkes zu diökrediti­ ren und ihre Bestrebungen als Nationalitätenschwindel hinzustellen. Dieser Epoche verdanken unsere antinationalen Vereine ihre Ent­ stehung; es konstruirte sich das Kasino, früher ein Leseverein ohne politischen Charakter, zu einem Gegensatz der öilalnica, ja selbst andere Vereine, denen jede Parteitendenz fern liegen müßte, strichen sich mit dem Nimbus des ausschließlichen Deutschthums an; später bildete sich der „konstitutionelle Verein", angeblich um die Verfassung zu wahren, im Grunde jedoch, um den nationalen Vereinen entgegen zu wirken. Damit er jedoch im Stande wäre, seine Ansichten schneller und wirksamer zu verbreiten, als es durch Vorträge und Beratun­ gen in den Vereinssitzungen möglich war, schuf er sich ein Leiborgan, das gebührend berüchtigte „Tagblatt" — sit venia vsrko! Dieses Organ, das wir fortan treffend die „konstitutionelle Nachteule" nennen wollen, hat in der kurzen Zeit seines Bestehens Erstaunliches geleistet; es half die Spaltun g der Deutschthümler und Nationalen zu einer Kluf t anwachsen, über die eine Brücke schwer denkbar, da sich keine Partei herbeilassen will, dieselbe zu bauen. Der konstitutionelle Klub lebt in der fixen, durch seine Führer eifrig genährten Idee, daß das Land deutsch sei, also durchwegs deutsche Institutionen haben müsse; wenn wir zugeben, daß es in dieser Idee lebt, so sind wir vernunftwidrig nachsichtig, denn tag­tägliche Erfahrungen liefern uns Beweise in Menge, daß diese Partei nur Haß und Zwietracht säet und das Wachslhum derselben fördert. Wird auch das Organ dieses Klubs auf dem Lande seltener gelesen, so liest man doch die Polemik unserer Journale mit ihm; die hier widerlegten Anwürfe und infamen Beschuldigungen erregen natürlich Haß und Verachtung gegen das Treiben und die Tendenz dieses journalistischen Intriguanten, und so kommt es, daß sich die Deutsch­thümler — zwar indirekt — selbst auf den Pranger stellen. Angesichts dieser Thatsachen wundernsich dann die „Fortschritts­geistler", daß sie im ganzen Lande, namentlich beim Landvolte auf gleiche Antipathien stoßen! Unser Volk beginnt aus der Lethargie zu erwachen, in welche es die deutsche Herrschaft gebannt, es beginnt politisch zu denken und zu handeln. Dank den Bemühungen unserer Volksfreunde, es nähert sich alljährlich der politischen Reife anderer freier, d. h. alle ihnen gebührenden Rechte genießender Völ­ker, es beginnt sich allmälig zu fühlen, es strebt nach Selbständigkeit innerhalb der Gesetze, es will in die Verwaltung selbstthätig ein­greifen und sich auf diese Weise geistig und materiell heben. Was Wunder daher, wenn es diejenigen, die es auf dieser kaum erst be­ tretenen Bahn zurückweisen wollen, kennen und folgerichtig auch ge­ bührend würdigen lernt? Als das Haupthinderniß auf dieser Bahn des nationalen Fort­ schritts hat es ganz richtig, man könnte fast sagen, instinttmäßig den antinationalen „konstitutionellen Verein" und sein berüchtigtes Organ und alles, was daran hängt, kennen gelernt. Infolge seines gesunden Menschenverstandes erscheinen ihm alle derlei Institutionen mit deutschthllmelnden, also volksfeindlichen Tendenzen vernunftwidrig, unnatürlich, feindselig; daher strebt es mit aller Macht, gegen die­ selben anzukämpfen und zwar mit allen ihm möglichen, zweckdienlich scheinenden Mitteln. Wie kann also unsere künstlich geschaffene sogenannte „deutsche" Partei in dem Wahne leben, das Voll werbe ihren Tendenzen je entgegenkommen! Der „deutsche Turnverein" im slovenischen Laibach ist, wie alle „deutschen" Vereine überhaupt, eine Abnormität, ja sogar der Name ist unrichtig, da das berüchtigte Blatt selbst zugibt, daß mit Ausnahme von etwa vier Mitgliedern, die übrigen die Landes­ sprache ebenso gut sprechen, wie die Landleute selbst! Unter der Landessprache versteht das Blatt sicherlich die slovenische; welchen gute n Zweck haben also diese Vereine? Durch vielfache Erfahrungen ist der Turnverein zur Genüge belehrt worden, daß seine Besuche mit den Anzeichen der deutschen Kultur, Fahne, Trommeln und der Tracht, dem Landvolke nichts weniger als angenehm sind, daß diese Aufzüge auf dasselbe beiläufig die Wirkung üben, wie das Scharlachtleid eines spanischen Matadors auf die Stiere; wir sind daher der Ansicht, daß derjenige, der zu einer Gesetzwidrigkeit Veranlassung gibt oder dieselbe nicht verhindert, ob­wohl er es kann, kaum weniger strafbar ist, als derjenige, der sie deßwegen begeht, weil sie der andere nicht verhindert oder ihn gera­dezu mittelbar oder unmittelbar dazu gereizt hat. Dieser Auffassung nach trifft für die jüngsten Exzesse und Ge­walttätigkeiten die Verantwortung den Turnverein in nicht geringem Grade. Obwohl derselbe vielfach gewarnt worden war, den Ausflug zu unternehmen, obwohl ein beunruhigendes Gerücht schon meh­rere Tage vorher in der Stadt zirkulirte und durch das hiesige Amtsblatt konstatirt wurde, obwohl Tags vorher mehrere Bewohner der zum Ausflug bestimmten Gegenden in der Stadt selbst eine Turnfahrt als zweifelsohne verhängnißvoll hinstellten, unternahm der Verein dieselbe dennoch, ohne Rücksicht aufsich selbst, ohne die Folgen einer unter diesen Umständen mehr als wahrscheinlichen Attaque für die Angreifer, arme, unglückliche, wegen Mangel an Gesetzeskenntniß und wegen des Wahnes, durch einen Gewaltakt ihre Sache zu för­dern, bedauernswerthe Landleute und Steuerzahler zu erwägen, denn für fo niederträchtig halten wir den Verein, der vorwiegend aus po­litisch unreifen Bürfchchen besteht, doch nicht, daß er diefe Fahrt un­ternommen hätte, um den Zwecken des berüchtigten Blattes zu dienen und der volksfeindlichen Striblerhoide Stoff zu neuen Verleumdungen und Schmähungen der Nationalen und des denselben vertrauenden Landvolkes zu holen und dieß mit eigener Gefahr. Wir sind sogar so nachsichtig, anzunehmen, daß nur der jugendliche Unverstand oder Uebermuth es war, der die Turner zur Fortsetzung der verhängniß­ vollen Fahrt nach dem ersten Angriffe trieb, da es doch viel ver­ nünftiger war, nach erhaltener Lehre ungesäumt den Rückweg an­ zutreten. Trotz dieser Mildcrungsgründe trifft die Schuld hauptsächlich den Verein. Ma n wird einwenden, daß es jedem frei steht, zu einem Ausfluge auf's Land jede beliebige Richtung zu wählen, dieß bringt die Freiheit im Staate mit sich. Allerdings! Doch wird man uns zugeben, daß es tollkühn wäre, sich in eine Gegend zu begeben, wo Gefahr drohet, mag dieselbe welcher Natur immer sein. Folgt aus dieser Gefahr, wie im gegebenen Falle, ein Nachtheil für andere, dann ist derjenige, der dieser Gefahr nicht auswich, nicht ohne Schuld, sein eigenes Bewußtsein wird ihn davon nicht lossprechen. Welche Tragweite für das ohnehin mit Steuern überladene Landvolk hat gerade diese Turneraffaire! Ein Todter, mehrere mehr oder minder schwer Verwundete, mit Exekution und anderen Plagen bedachte Bauern, Gefangene, welche statt daheim als Arbeitskräfte verwendet zu werden, vielleicht jahrelang im Kerker schmachten wer­den, ruinirte Familien und der wenigstens nach Möglichkeit diskre­ditirte Ruf eines ganzen Landes sind die Folgen dieses muthwilligen Ausfluges. Die Gewaltthätigkeiten der Angreifer sind gewiß zu ver­dammen, sie verdienen die schärfste Ahndung, aber sie hätten nicht stattgefunden, wenn der Turnverein die Landpartie aufgegeben hätte. Wi r zweifeln, daß die Erinnerung daran bei den Turnern eine freu­dige sein wird, daß ihr Gewissen sie gänzlich freispricht. Schließlich müssen wir noch eines konstatiren, welches die so­genannte „deutsche" Intelligenz in ein sehr eigenthümliches Licht stellt. An dem Abende der Affairc hörte man vor dem Kasino, dem Sitze „deutscher" Intelligenz, Schmähungen gegen die Nationalen und ihre Vereine fallen, die man selbst in den wildesten Bauern» rotten — der intelligente Ausdruck für Volksversammlungen — nicht hört; würde man sich die Mühe nehmen, alle durch Zeugen zu kon­statiren, so gäbe es zahllose Ehrenbeleidigunsprozesse; namentlich ex­zellirte darin durch den Reichthnm an Ausdrücken und Farbenman­nigfaltigteit ein hiesiger konstitutioneller Gemeinderath, der bis jetzt noch leine hervorragende Eigenschaft gezeigt hat; ja selbst gebildete Damen aus besseren Häusern gebrauchten Ausdrücke, die sich in ei­nem Blatte des Auslandes wegen nicht wiedergeben lassen; kurz es zeigte sich uns ein Bild, das uns mit Grauen erfüllte bei dem Ge­danken, daß diese Klique darnach strebt, uns unter ihre Herrschaft zu unterwerfen. Und wer trägt die Schuld? Offenbar nur jene Klique, die zuerst eine künstliche Partei schuf und jetzt den Hader beständig schürt, mit der es für uns keinen Ausgleich in ihre m Sinne gibt, die zum Verderben des Landes so lange künstlich und mit Hilfe anderer vegetiren wird, bis ihre naturwidrige, der Volksfreiheit und dem Volkswohle hinderliche Exi­stenz aus Mangel an Lcbensstoff und wegen des allgemeinen Fort­schrittes der Völker in sich selbst zusammensinkt und der Wind gün­stigerer Zeitumstände ihre Asche in alle Weltgegenden zerstreut. Dann wird die Mutter Slava ihre Triumfe ungeschmälert feiern. Winle zur Beachtung bei der individuellen Ver­keilung der abgetretenen Servituts-Waldungen. Nach dem Z. 31 des Grundablösungs-Patentes vom 5. Juli 1863 weiden in der Regel die Abtretungen von Wäldern nur ort­schaflsweise oder gemeindeweise — oder an die Gesammtheit der Berechtigten mittelst Erkenntnissen zugewiesen. Solche Wälder werden dann in den meisten Fällen aus dem Grunde sobald als möglich individuell unter die Berechtigten ver­ theilt, um selbe rationell bewirthschaften zu können, da den Berech­ tigten, respektive dermaligen Besitzern in den meisten Fällen die technische Ausbildung fehlt, um diese Vertheilung nach jenem ein­ zigen und wahren Maßstab, d. h. nach den von den Sach­ venständigen ausgearbeiteten Befunden vorzunehmen, für welche der Iahresbedarf an verschiedenen Holzsortimenten und der Abzug durch die Subsidiarität für jeden Einzelnen in den mannigfachsten Abwei­ chungen die Grundlage bildet und auf was eben das Erkenntniß über das abgetretene Flächenmaß sich stützen muß, wird gewöhnlich solche individuelle Vertheilung auf eine ganz irrige Weise vorge­ nommen. Daß bei den Verkeilungen in der berechtigten Ortschaft oder Gemeinde die Matadore das große Wort führen und auf die Kaischler einen großen Druck ausüben, ist selbstverständlich. Gewöhnlich be­theiligt sich dabei auch ein Individuum, das sich mit dem äußerst mangelhaften Vermessen befaßt und den „Ingenieur" schalten läßt, der auch sein Votnm abgibt und so zu thun versteht, als wenn er wohl auch genau in dieses Theilungsgeschäft eingeweiht wäre. Unter solchen Auspizien wird dann beschlossen, entweder den erhaltenen Waldkomplex nach dem Hubenbestand, nach dem Steuergulden oder nach einer andern rechtswidrigen Art unter sich zu vertheilen. Die Reihenfolge der einzelneu Theile bestimmt dann das Loos oder die Hausnummer; -— wer dann mit diesem unsinnigen, un­reellen Beschluß nicht zufrieden ist, wird einfach niedergedonnert und auf den Majoritätsbeschluß verwiesen. Da ein solches Gebahren ein höchst unreelles zu nennen ist, wobei gerade die zumeist bedürf­tigen Insassen, besonders die Kaischler, sehr verkürzt werden, da diese gerade den ganzen ihnen durch die Sachverständigen zugemes­senen Holz-, Streu- und Weidebedarf erhalten follen , so will ich als Fachmann in dieser Hinsicht den Betreffenden einige Winke hiefür geben. Als lebendes Beispiel will ich die durch mich abgelöste Herr­fchaft Zobelsburg anführen, wovon 16,000 Joch Weide und Wald­boden theils durch freiwillige Abtretung, theils durch Anerkennung, und größtentheils aber durch Zuweisung als Aeauivalent, noch im heurigen Jahre in das Eigenthum von 78 Ortschaften in 28 Steuer­gemeinden gelangen werden. Jedes zuerkannte Aequiualent basirt sich auf den erhobenen Iahresbedarf der verschiedenen Nutzungen. Was den Brenn- und Lenchtholzbedarf anbelangt, so liegt der Luftraum der als noth­wendig anerkannten heizbaren Wohnstube zu Grunde; dann der Personen- und Viehstand nebst anderen Nebenumständen. D a kommt es oft vor, daß der Besitzer einer Achtel- oder Viertelhube, oder einer Kaische, einen größern heizbaren Luftraum hat, als jener einer halben, drei Viertel- oder sogar ganzen Hube. Aus diesem geht schon ein sehr wesentlicher Unterschied im Bedarfe und in der Zu ­messung des Heizholzes hervor. Wie irrig aber dann eine Verthei­lung nach den Besitzstand-Kategorien sei, geht daraus hervor, da z. B. von den Sachverständigen einer Vierlelhube mehr Holz zuge­wiesen werden muß, als einer Halbhube, erstere daher bei einer Vertheilung nach der Besitzstand-Kategorie mit Unrecht verkürzt, letztere aber mit Unrecht bevortheilt wurde. Aehnlich verhält es sich mit dem Bauholze, denn es kann eine mindere Besitzkategorie mehr Bau­Holz-Iahresbedarf haben, als eine höhere, besonders wie dieß meist noch der Fall ist, daß gerade die kleinen Besitzer ihre Bauobjekte meistens noch von Holz erbaut haben. Ebenso ist es auch mit dem Zaunholze; einer hat viele, der andere wenige Zäune. Einer hat dieselben nur von gelegten Aesten, Wipfeln, der andere hat diese von Flechtwert oder gespaltetem Holz oder Stangen. — Dieß Alles gibt aber bei der Berechnung der Befunde, die ich individuell für einen jeden Berechtigten genau durch­führte, große Differenzen, und diese lassen sich durchaus nicht nach Hubenbestand oder Kategorien eintheilen, und diesemnach auch der Wald nicht nach solchem Modus vertheilen. Bei dem Bedarf an jährlicher Streu- oder Weidenutzung ist die Anzahl Vieh maßgebend. Bei vielen Ortschaften war der Weideviehstand schon in Erkenntniß festgestellt, bei vielen mußte dieser aber erst nach dem erzeugten Winlerfutter berechnet und regulirt werden. Also auch hier tritt ein sehr wesentlicher Unterschied ein, denn es sind mir Fälle vorge­kommen, wo eine ganze Hube in Erkenntniß weniger Stücke aufge­führt hatte, als ihr Nachbar, der nur eine Halbhube besitzt. Ebenso treten solche Differenzen oft bei dem Falle ein, wenn der Viehstand nach dem Wiesenfutter berechnet wurde; eine Besitzung hat mehr, eine andere weniger Grundstücke, trotzdem daß beide einer Hubkate­gorie sind; demnach kann in Hinsicht der Streu- und Weidenutzung bei der Wald- und Weidevertheilung ausschließlich nur die Berech­nung im Befunde maßgebend sein. Nun trit erst die Subsidiarität*) als meist den Ausschlag gebender Faktor heran. (Schluß folgt.) *) Unter dem Worte „Subsidiarität" ist zu Verstehe»! Der Berechtigte von Hol; und Streu Hot den Hochhaltige» Ertrag aus seine» eigenen be­stockte» Gründe» zuerst zu s,,chcn, »»bcschadet der nicht emgeforstete» Holzbe­düchüsse, und erst dasjenige, was hierauf abgeht, ist die Herrschaft verpflichte^ den Berechtigten auszufolgen. Ann», des Verf. Korrespondenz. Aus dem Samithalc, 24. Mai. (Orig.-Korr.) ^ Schon eine geraume Zeit werden in der steirischen deutschen Presse „Uebelstände" aus unserm lieblichen Thallande registrirt, zwar nicht zu dem Zwecke, um die Aufmerksamkeit derjenigen auf uns zu lenken, die berufen sind, „Uebelständen" abzuhelfen, was eigentlich in solchen Fallen der Intention der Presse zu Grunde liegen soll, wenn sie Rekrimina­tionen überhaupt ihre Spalten öffnet, sondern dieses entspringt ge­rade der bösen Absicht des Berichterstatters, um unser Volk, welches sammt und sonders slovenisch gesinnt ist, während sich der Korrespon­dent zum NemZkutarismus bekennt, zu verdächtigen, und die Mittel, deren sich unser Volk bei seinen nationalen Bestrebungen bedienen solle, auf den Pranger der Oeffentlichkeit zu stellen. Von Uebel­ständen auf dem Gebiete der Volkswirthsckaft, der Industrie, des Wesens der jetzigen Schule :c. zu sprechen, würde einen Sinn haben, denn die Existenz von solchen wird niemand in Abrede stellen; sie haben jedoch einen allzusehr allgemeinen Charakter, als daß der kurzsichtige, diurniftisch gebildete Sannthaler Korrespondent die au­ßerordentlichen, momentane Abhilfe erfordernden Schäden herauslösen tonnte. Um das ist es ihm auch gar nicht zu thun. Es haben aller­dings diese Berichte, die von einem uns, wie auch schon in anderen Orten wohlbekannten Schmierer geschrieben werden und deren Quelle uns sehr gut bekannt ist, einen volkswirthschaftlichen, eigent­lich den schmutzigen Charakter, nm nach der Anzahl der Zeilen einige Kreuzer Honorar herauszuschlagen, und dieß ist auch der Erklärungs­grund dazu, wenn wir direkt behaupten, daß alle diese Uebelstände in der Wirklichkeit nicht eristiren, sondern eben von der wohlfeilen Hand in Franz zu dem oben bezeichneten Zwecke fabrizirt werden. Und gegen solche Verdächtigungen müssen wir uns entschieden ver­wahren, namentlich müssen wir es diesem elenden Sudler, der früher in Cilli und jetzt mit seinem Wohnsitz in Franz, das ganze Thal mit seinen, der Wahrheit in's Gesicht schlagenden, schmutzigen Pro­dukten unsicher macht, erklären, daß es unehrenhaft ist, unser slove­nisches Volk, unter dem er doch leben will , um ein Paar elende Kreuzer zu besudeln, er soll lieber seine abgeschmackten Schmierereien irgendwo anders deponiren, vielleicht wird seinem vornehmen Chef damit gedient sein. Dießmal geht er einer Bemerkung, die unser na­tionale Lehrer in der Schule fallen gelassen haben soll, indem er den Schülern den Begriff des Nemstutarismus aufklärte, scharf an den Leib. Aufrichtig gesagt, finden wir darin gar nichts auffallendes, wenn der Lehrer die Jugend über ähnliche Begriffe und Auswüchse der verkehrten Fantasie, wie es der Nemskutarismus ist, aufklärt. Es ist das doch eine Klasse von Menschen, die auf Berücksichtigung Anspruch macht, ja die sich geradezu noch anmaßt, uns Konzessionen machen zu wollen, und bei jeder Gelegenheit als Antipodenpartei der Slovenen auftritt; und von diesen soll die Jugend nichts er­fahren? Das Kind erfahrt es doch, weil es sich darum erkundigt, — schließlich auch von einem Ungebildeten, und dabei mit einem andern Beigeschmack, als dieß der Lehrer in Erfüllung seiner didaktischen Wichten thun wird. Oder fürchten die Franzer NemZkutarji, daß sie die Jugend in ihrem wahren Pelze erkennt? Das Wesen des Nemskutarismus beruht auf einer natürlichen und vernünftigen Grund­lage, in der Uebereinstimmung der Gedanken mit den Gesetzen des richtigen Denken«, d. h. auf Logik und Ueberzcugung, dann braucht man sich dessen nicht zu schämen, und diese Benennung soll einen nicht unangenehm berühren, und die Kinder sollen zum eigenen Besten damit vertraut gemacht weiden, im entgegengesetzten Falle ist es ein Unding, ein unnatürlicher, wider die Vernunft verstoßender Zustand, es mangelt ihm die wesentlichste Bedingung zur Existenz. Wi r sind Nationale, nennen uns so, und lassen uns so nennen, und sind stolz darauf, warum gefällt es denn Euch nicht, Ih r Herren NemZkutarji, wenn man Euch beim wahren Namen nennt? Das kommt uns nicht richtig vor; Ihr scheint Euch mit Euch selbst im Widerspruche zu befinden. Einer im Wolfspelze herumgehenden Maske gefällt es eben nicht, wenn man ihr auf den Pelz klopft, — Ich glaube, daß gerade wir am meisten Grund hätten, unsere Kinder mit dieser an unserm eigenen Körper nagenden Krätze so spät als möglich die Bekannt­schaft machen zu lassen, doch halten wir sie längst nicht für gefähr­licher, als die zu Zeiten von Bismarck erdachte Trichine. Dieselbe verhalf Preußen zu Kriegszeiten zum guten Schweinsbraten, der NemZkutarismus hat auch unserer Parteibildung und Parteistärknng .nicht unansehnliche Dienste geleistet. Wir werden den Herrn Kor­ respondenten auf einen Uebelstand aufmerksam machen, der eigentlich vielmehr das Gebilde einer von Natur aus krankhaften Fantasie ist. Wir Taboriten lernten in Cilli einen ledernen „Fürst" kennen, der auf seiner ledernen Brust mit dem ledernen schwarzgelben Bande zu jeder Zeit, wenn eine Ankunft oder ein Abzug von Slovenen zu er­warten ist, die Gassen durchzieht, sich schließlich auf dem Bahnhofe, wie am letzten Samstage vor Abfahrt der Taboriten, gleichsam wie ein eifriger Charon am Fluße Kozitus aufstellt, um mit seiner „deutschen" Brust zu imsioniren. Die Taboriten gehen doch, iinbe» kümmert um den Fährmann, jubelnd mit der trikoloren Fahne in den Perron des Bahnhofes. Auch Charon läßt den Blick nach seinen Genossen Umschweifen, nach einem hoffnungslosen Zuwarten zählt er endlich die Häupter seiner Lieben, und siehe da! — statt sechs steht er allein da, der „damische Ritter!" Das ist der Lohn! Der über­große Eifer für eine verlorene Sache macht einen noch lächerlicher, als man schon ist; dieß möge auch unser Sannthaler Korrespondent beherzigen. Vielleicht erweisen wir ihm übrigens dadurch einen Dienst indem wir das „Skandalblatt" auf seine Kraft aufmerksam machen; für dieses Blatt ist er wie geboren. Tagesnemgkeiten. Lailmch, 28, Mai. — Um in der Notiz des vorigen „Triglav", betreffend die Turnerfahrt vom letzten Sonntag, einer irrigen Auffassung und Auslegung des Passus zu begegnen, worin von den Offizieren der hiesigen Garnison die Rede ist, scheint es uns am Platze, zu bemer­ken, daß in jenen Worten keinerlei Vorwurf gegen das Offiziers­korps der hiesigen Garnison enthalten sein kann, da derselbe jedweder Begründung entbehren würde. Dieß erhellt aus dem Umstände, daß das 7. Artillerie-Regiment und das Infanterie-Regiment Kuhn im Jahre 1866 bei Custozza gekämpft haben; das Regiment Huhn (damals Frank) wurde aber von F. Z. M . Benedek ob seiner Hal­tung bei Königgrätz, wo es sehr namhafte Verluste erlitt, mit den Worten belobt: „Ih r habt Euch wacker geschlagen, ich bin mit Euch zufrieden!" — (Die Abgcoidnetenwahl) in den Bezirken Treffen zc. siel zu Gunsten des von der „Slovenija" empfohlenen nationalen Kandidaten Dr. Valentin 2arni t aus, welcher mit eminenter Ma» jorität (92 Stimmen) siegte. Der im Stillen aufgestellte Kandidat Dr . Suvpan , Bürgermeister von Laibach, mußte sich mit nur 7 Stimmen begnügen. Also noch eine Blamage! Wann werden die Herren endlich einsehen, daß unser Volk die deutsche Kultur nicht mag! — I n Ergänzung unserer Notiz, daß Herr Dr. Valentin 2arni l in Vigaun (Innertrain) zum Ehrenbürger gewählt wurde, tragen wir heute nach, daß denselben bereits vor dieser Auszeich­nung das Diplom eines Ehrenbürgers in Sittich, also in sei­nem Wahlbezirke, überreicht worden war. — (Die öitalnica in Stein) feiert Sonntag 30. d.M. ihre Eröffnung mit folgendem Programm: 1. Vorrede in Form einer Deklamation; 2. „Iuris», «Zivis«n«,", Männerchor; 3. Vor­trag auf der Violin mit Klavierbegleitung; 4. „slkäl:«, domo­vina", Quartett; 5. „krosusa", Solo; 6. „I?i1a2ok", Lustspiel in 1 Alt. Nach Schluß der Lsneäa wird ein Tanzkränzchen ab­gehalten. — Wir werden von den Vorständen der hiesigen l)ital­nica, des dramatischen Vereins und des Sokol ersucht mitzutheilen, daß die Mitglieder der genannten Vereine zu der am nächsten Sonntag stattfindenden Eröffnung der 6italnica in Stei n einge­laden sind. — (Große Furcht in Israel.) Auf den Ecken unserer Stadt liest man folgende Verfügung: „Kundmachung. Nachdem die zum Andenken der Tabors, und insbesondere die am Tabor von ViLmarje ääo. 17. Mai 1869 ausgegebenen Medaillen durch ihre Inschrift: ^ivila 81ov6uija! Leäiuiino ne! N« uä^'ruo ns! sowie durch ihre zum Tragen bestimmte Form und dem bisher da­von gemachten Gebrauch sich als politische Abzeichen kennzeichnen, so ist das Tragen derselben gesetzlich unzulässig. Zufolge h. Landes­präsidial-Erlasses vom 25. d. M. Z. 715 wird dieses Verbot mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß gegen die Dllwiderhandelnden die Strafamtshandlung eingeleitet weiden wird. Dr . Jos . Suppan , Bürgermeister." Auch eine Maßregel zur Beruhigung der Gemüther! — (Deputation.) Am 24. d. M., also am Tage nach der bellagenswerthen Turneraffaire, begab sich eine Deputation der „Llovenisa" zum Herrn Landespräsidenten Conrad von Eybes­feld , und theilte ihm mit, daß man ein Promemoria an das Mi ­nisterium absenden wird. — (Auszeichnung.) Der Rebakteur der „2ßoäiis2, Da­ilio»", der hochwürdige Herr Lukas Je ran, Kooperator in Tirnau, erhielt dieser Tage von Sr. Heiligkeit dem Papste den Titel eines päpstlichenKammerrathesa<1 liunoreL ((^»merisre ä' oudr« in al)ito r^aona^o.) — (Geheime Sitzung.) Anläßlich der Turnaffaire hielt der „konstitutionelle" Gemeinderath eine geheime Sitzung, deren Resultate wir natürlich nicht mittheilen können. Soviel indeß ver­lautet, sollen Gegenstände der Berathung Wünsche gewesen sein, welche so manchem von den Dreißig am Herzen liegen und zum Wohl der Stadt und Bürgerschaft gereichen; vor allem eine Depu­tation, welche in Wien die Verhängung des Belagerungszustandes, Auflösung aller nationale n Vereine und anderer verderblichen Institute zu erwirken. Wahrlich, kühn ist der Wunsch, bedenkt man den Umstand, daß alle diese Maßregeln einem Häuflein deutscher (?) Turner zulieb getroffen werden sollen, damit dasselbe sich hinfüro ungestört auf dem Lande breit mache! — Nach der Sitzung wurde der eine Todte um 4 Uhr Früh mit einer Hast begraben, als fürchtete man die rächende Nemesis. — (Ein Stückchen deutscher Bildung) spielte sich kürzlich, wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, in einem hiesigen, von der angehenden ssuuesse äorss frequentirten Kaffeehaus ab. Ein bekannter blinder alter Mann trat in das Lokale und hielt seinen Hut hin um eine Gabe stehend. Da machte sich ein hoff­nungsvolles Bürschchen aus „bessern," Hause den Spaß (??!) und füllte den Hut mit Wasser. Die Jugend lachte nun aus vollem Halse über die hochkomischen (?) Grimassen, welche der Ueberraschtc schnitt, als beim Aufsetzen des Hutes die kühle Flüssigkeit sich über Kopf und Körper ergoß! Das war doch ein Spaß zum Todtlachen! — (Enttäuschungen.) Die in aller Eile nach Krain beru­fene Hußarenabtheilung war nicht wenig verblüfft, als sie bei ihrem Eintreffen in Laibach von leiner revolutionären Bande angefallen wurde und überall die tiefste Ruhe fand. Die Söhne Ungarns ha­ben vielmehr am Tage ihrer Ankunft gefunden und geäußert, daß die Krainer ganz „vortreffliche Kerle" wären, mit denen man in bester Eintracht leben könne. Wir ersuchen unsere „Deutfchen" (!?), diese Aeußerung sich zu Gemüthe führen zu wollen. Offener Brief an Herrn Dr. Josef Suppan, konstitutionellen Bürgermeister der Landeshauptstadt Laibach. Als am 23. d. M . die Nachricht von den bedauerlichen Vor­fällen am Ianöberge in Laibach eintraf und man Sie mit Ihren konstitutionellen Freunden mit besorgter Miene durch die Gassender erregten Stadt eilen sah, stand zu erwarten, daß Sie als Chef der Lolalpolizei im vollen Bewußtsein der Ihnen durch den Ernst der Sachlage auferlegten Pflicht dafür sorgen würden, daß die außer­halb der Stadt stattgehabten Vorfälle nicht in der Stadt ihre Fort­setzung erhalten. Dieser berechtigten Erwartung haben Sie in keiner Weise ent­sprochen. Ungeachtet Sie wissen mußten, daß in so ernsten Momenten die Ansammlung größerer Menschenmassen möglichst hintanzuhalten ist, ließen Sie es geschehen, daß in den Abendstunden, als die deut­schen Turner in die Stadt zurückkehrten, vor dem Kasino unter dem Präsidium eines sattsam bekannten Majors eine förmliche heftig de­battirende Versammlung von den Mitgliedern des konstitutionellen Vereines abgehalten wurde, während unter der Veranda des Kasino-Kaffeehauses gleichzeitig nahezu das gesummte hier garnisonirende Offizierskorps versammelt war. Es mußte Ihnen bekannt geworden sein, daß sich den vor dem Kasino versammelten Mitgliedern des konstitutionellen Vereines ge­genüber eine bedeutende Menschenmenge, angezogen durch deren leb­hafte Debatten, ansammelte. Was jedermann, der dieß sah, voraussehen mußte, traf ein. Die k. k. Offiziere übten, und zwar wie das Gerücht verlautet, über Veranlassung eines liberalen Gemeinderathes, die Lokalpolizei in ei­ ner von uns bereits mitgeteilten Weise, ohne dazu befugt zu fein. Während dieser Vorfälle war die Lokalpolizei, waren Sie Herr Bür­ germeister nirgends sichtbar, obwohl wir annehmen müssen, daß Sie von denselben Kenntniß hatten und obwohl es Ihre Pflicht gewesen wäre, am Thatortc persönlich mit Ihren Organen zu erscheinen, wie es einige Ihrer Vorgänger gethan, um das Leben und die Ge­ sundheit der Stadtbewohner vor Angriffen zu schützen, welche ge­ eignet sind die Verhältnisse und Zustände in Oesterreich überhaupt und insbesondere in Laibach seit der Herrschaft eines liberalen Ge­ meinderathes in eigenthümlicher Weise zu illnstriren. Angesichts dieses von Ihnen an den Tag gelegten Benehmens erwarten wir von Ihnen nickt, daß Sie allen unseren Wünschen entsprechen; nicht enthalten aber können wir uns, Ihnen zu bemer­ ken, daß Sie am 23, Mai l. I . bei Ihrem ersten öffentlichen Auf­ treten als Bürgermeister von Laibach eine eigenthümliche Rolle ge­ spielt und gezeigt haben, daß Sie ernsten Situationen nicht gewachsen sind. — Wahrlich, kurz ist Ihr Wirken, aber an Thaten so reich Einige „Nichtkonstitutionelle." verschafft sich das Vergnügen, ein verehrtes Publikum in Kenntniß zu fetzen, daß er die von früheren Jahren her im besten Gedächtnis; gebliebene Garten-Restauration „/um Fl'ÜllßN ^38 8 l", Krenngasse Nr. 92 übernommen und auch bereits eröffnet hat. Ich sichere meinen ?. 'l . verehrten Gästen eine gute, billige Küche, vortreffliche vaterländische, österreichische und ungarische Weine, Kosler Miirzen-Eisoier, vor allem aber eine prompte und angenehme Bedienung zu. Die Kegelbahn ist zum Vergnügen gewidmet und werden meine geschätzten bisherigen Gäste gewiß die getroffene Scheibordnung an­erkennen und werden zur Theilnahme höflichst eingeladen. 38—3. Restaurateur. Erste große österreichifch-ungarische Montan-Gcld-Lottcric. Schon am 42—2. V . H«« t sind 3«>«>.«V«>«> fi., eingeteilt in HA U Treffer zu 38.600,23.200, t 5.400 N., 28 besser ^ävr 2U 7.600 ll., 4000, 500 eto. Blllllgeld, kleinster Treffer 10 fl. Vaargeld, zu gewinnen. 1 Los 'nu7 50 Kl. Origilmlscheine 5 ^mer« . cZ l l. ^ Nll , Kärntnerring Nr. 6. (Näheres in dem großen Inserat.) Derlei Lose sind zu gleichen Begünstigungen zu haben bei 5. N. >Vul8oKer. Eigenthümer und Herausgeber ketsrNi-agselli. — Für die Redaktion verantwortlich: ^K . Hl^ovo. — Druck von ^oset KlHnnill in Laibach.