Bezugspreis ganzjährig mit Poifzuiendung 50 K ~ 5 IBk. — 3 Mre. Kafftolifcfoe IIMionszelffcfiriff, Erscheint monatlich und wird vom ITlilfionshaus ITleliendorf bei 6raz, Steiermark, herausgegeben. Redigiert von P. ßeinrich Wohnhaus F. 8. C. Der Beilige Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und 'Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Meilen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigiten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, keitmerifo, kinz, Olrnütz, Marburg, Crienf, Crieff und Wien. Best 5 und 6. Illai-Suni 1022. XXV. Jahrgang. Unsere neue Mission in Transvaal. Der Präfekt der Propaganda, Seine Eminenz Kardinal van Rofsum, richtete am 18. März an den Missionsobern in Khartum ein Schreiben, aus dem hervorgeht, daß unser neues Missionsfeld das östliche Transvaal umfaßt. Es liegt im Norden des Swazi-landes, grenzt im Osten an die portugiesische Kolonie Mosambik und erstreckt sich bis zum Olifantriver (Elefantensiuß). Bischof Geyer befindet sich gegenwärtig zur weiteren Regelung der Angelegenheit in Rom. Acht Patres und zwei Brüder bereiten sich zur Abreise vor. te Das dreihimderfjahrige GrimdungsjuMäum Vir der Propaganda, Eh ——JJ Errichtung der Propaganda. Die kühnen Entdeckungsfahrten der Spanier und Portugiesen in die ferne westliche und östliche Welt zu Beginn der Neuzeit erschlossen dem Missionswerk der Kirche schier unbegrenzte Arbeitsfelder. Unter dem Schutze der Kolouial-mächte zogen die Glaubensboten in die Wunderländer Ost- und Westindiens und erzielten gewaltige 'Missionserfolge. Ihre Berichte und Briefe in die Heimat, der Eifer der jungen Gesellschaft Jesu und die apostolischen Taten des hl. Franz Xaver entfachten die Glut der Missionsbegeisterung zur lodernden Flamme. Eine große 'Blütezeit der katholischen Welt-mission brach an. Die damalige Missionstätigkeit wurde gestützt und getragen von den kolonisierenden Entdeckerstaaten, war also ihrem Wesen nach Kolonial-mission. Um nun die Wirksamkeit der Glaubensboten einheitlich und zielstrebig zu leiten, mußte eine kirchliche Organisation geschaffen werden, die bevollmächtigt war, alle das Missionswerk betreffenden Fragen und Angelegenheiten zu entscheiden. Solche und ähnliche Erwägungen führten zur Gründung der „Heiligen Kongregation zur Verbreitung des Glaubens". Ihr lateinischer Titel lautet: „Sacra Congregatio de Propaganda Fi de.11 Sie ist die oberste Missionsbehörde der katholischen Kirche. Am 6. Januar 1622 errichtete Papst Gre- gor XV. eine Kongregation (Ausschuß), bestehend aus 13 Kardinälen, 2 Prälaten und einem Sekretär, und übertrug ihr die Sorge für die Bekehrung der Irrgläubigen und Ungläubigen in allen Ländern der Erde. Durch die Apostolische Konstitution „Inscrutabili“ vom 22. Juni des gleichen Jahres wurde die Kongregation zur Verbreitung des Glaubens mit den weitestgehenden Vorrechten und Vollmachten ausgestattet und der Geschäftsgang festgesetzt. An der Spitze der Propaganda, wie mau die Kongregation der Glaubensverbreitung kurzweg zu neunen pfl gt, steht ein Kardinal mit dem Titel Generalpräsekt. Ein Kardinalsrat, dem 17 bis 20 Mitglieder des Heiligen Kollegiums angehören, nimmt an der Amtsgewalt des Präfekten teil. Außerdem bedient sich der Präfekt eines Beirates von 30 bis 40 Bischöfen, Priestern und Gelehrten, die sich durch besondere Kenntnisse der einschlägigen Misiionssragen auszeichnen. Sie haben die vom Kardinalspräfekten ihnen zugewiesenen Gutachten auszuarbeiten. Zum engeren Beamtenstab gehören ein Sekretär, ein Untersekretär, vier Biarbeiter, fünf Schreiber uUd ein Archivar mit sieben Gehilfen. Tätigkeit der Propaganda. Der Amtsbereich der Propaganda erstreckt sich über alle Länder, in denen die Rangordnung nach Erzbistümern und Bistümern noch nicht durchgeführt ist oder die kirchlichen Verhältnisse noch im Werden begriffen sind. Demnach besitzt die Propaganda die kirchliche Macht über Australien und Ozeanien, fast über ganz Asien und Afrika und über ausgedehnte Gebiete in Amerika. In Europa unterstehen der Propaganda der ganze Balkan, Schweden, Norwegen, Dänemark und die sogenannten nordischen Missionen Deutschlands. Es ist in der Tat ein weltweites Reich, über das der Kardinalpräfekt regiert, weshalb ihn der römische Volksmund, wegen der roten Kleidung der Kardinäle, den „roten Papst" nennt. Der gegenwärtige Propagandapräfekt ist Seine Eminenz Wilhelm van Rossum, ein geborener Holländer. Er ist seit dem 12. März 1918 im Amte. Alle Berichte, Briefe, Ansuchen und Akteneinläufe werden täglich vom Präfekten und dem Sekretär durchgesehen. Bei klarer Sach- lage fällt der Kardinal sofort die Entscheidung; andernfalls werden die Akten einem ^Bearbeiter oder zwei Beiräten zum Studium und zur Berichterstattung übermittelt. Über die allerwichtigsten Angelegenheiten entscheidet der Kardinalsrat, der am ersten Montag eines jeden Monats zusammentritt. Einmal in der Woche versammeln sich die Beamten der Kongregation zu einer Sitzung. Zweimal im Monat haben der Generalpräfekt und der Sekretär Vortrag beim Papste. In diesen Audienzen erhalten die Beschlüsse und Entscheidungen der Propaganda Rechtskraft. Der Propagandapalaft erhebt sich am Südende des Spanischen Platzes in Rom und beherbergt auch em großes Bildungsinstitut für Missionäre, die aus den Misfionsländern selbst stammen. Unter ihnen befinden sich Chinesen, Japaner, Indier, Neger, Angehörige aller Rassen und Riten. Seicht unpassend hat man die Propaganda als das Ministerium der katholischen Missionen bezeichnet, denn sie ernennt die Missionsoberhirten, die Apostolischen Vikare und Präfekten, sendet und versetzt die Missionäre, verteilt die Mijsionsfelder an die verschiedenen Missions-ginosseuschaften; sie erläßt Verordnungen für die Misnonsarbeit. nimmt die jährlichen Berichte der Miisionsbiichöfe entgegen, führt die Aufsicht über zahlreiche Missions institute und über die Priefterseminare in den Missionsländern. Dre Propaganda ist gleichsam das große Hauptquartier ver Missionsarmee; denn sie leitet den geistigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis und des Unglaubens; sie steht in ständigem Verkehr mit den Missionären, den Gottesst, eitern im Heidenlande. Von ihr, als einer geistigen Sonne, dringen die Strahlen der Wahrheit zu den fernsten Völkern des Erdkreises. Die Propaganda in Rom ist der Mittelpunkt und das Herz der katholischen Welt-mission. Im Verein mit allen unseren Missionären entbieten wir der „Heiligen Kongregation zur Verbreitung des Glaubens" zu ihrem dreihundertjährigen Stiftungsjubiläum unsere Jubelgrüße und ehrfurchtsvollsten Glückwünsche. Möge des Heilands Segen ihr weltumspannendes Wirken auch künsiighin mit den reichsten Erfolgen krönen! Stand der Million im Apostolischen Vikariat Khartum. Von P. Soles Klalserf. Das Vikariat Khartum zählte im Jahre 1921 innerhalb des anglo-ägyptischen Sudan, der allein gegenwärtig unserer Missionierung zugänglich ist, rund 1.760.000 Mohammedaner, 500.000 Heiden, 5000 nichtkatholische Christen und 2765 Katholiken. In vier Missionsstationen Tonga im Stamme der Schillukneger, jede mit drei Patres besetzt und Lul außerdem mit fünf Schwestern versehen. Für den Wiederaufbau der während des Krieges verlassenen und halb eingestürzten Missionsgebäude von Tonga wurden 632 ägyptische Pfund aus- Der Spanische Platz in Rom mit der Propaganda. und 23 Wanderseelsorgsposten mit 11 Kirchen und Kapellen, 20 Priestern (darunter drei orientalische), 9 Brüdern, 40 Schwestern, 22 eingeborenen Katechisten fanden statt: Taufen von Erwachsenen 19, von Kindern 76, in Todesgefahr 239; 11.150 Beichten. 60 Erst-, 965 Oster-, 27.815 Andachtskommunionen, 76 Firmungen, 11 Eheschließungen, 17 Beerdigungen. In vier Knabenschulen wurden 447 und in vier Mädchenschulen 418 Zöglinge unterrichtet und in acht Armenapotheken 42.500 Kranke behandelt. Die Missionstätigkeit im Heidenlande. Der fruchtbarste Teil des Vikariates ist das Heidenland mit den Stationen Lul und gegeben. (1 Pfund — 21 x/2 Mk. in der Vorkriegszeit). Außerdem kosteten beide Stationen im Jahre 1921 die Summe von 1424 ägyptischen Pfund. Im letzten Juni versammelten sich die Patres zu gemeinsamer Beratung über die, nach bisheriger Erfahrung, geeignetsten und ausführbaren Normen im Missionsbetrieb und gelangten zu praktischen Beschlüssen betreffend: Katechismusunterricht für die Anfänger, die Fortgeschrittenen und Taufbewerber, für die Kleinen und Alten, die unfähig sind, den Katechismus wörtlich zu lernen; ferner die Ausbildung der Katechisten, die Christenlehre am Sonntag für die Getauften, die Scbule, den Unterricht der Mädchen und schließlich die Mittel, um Getaufte und Katechumenen von unsittlichen Tänzen und der Teilnahme an Totentänzen und Totenopfern fernzuhalten. Die noch ganz ursprüngliche Wildheit dieses Naturvolkes bringt es mit sich, daß den einzelnen und dem gesellschaftlichen Leben Fehler anhaften, welche ihre Unterweisung und Bekehrung erschweren. So begegnet vor allem der Unterricht der Mädchen einer großen Schwierigkeit. Eltern, Verwandte und Vormünder behüten sie mit der größten Eifersucht, behandeln sie als Sklavinnen und lassen sie nicht zum Unterricht in die Mission kommen, noch viel weniger bei beit Schwestern übernachten. Selbst wenn sie unterrichtet werden könnten, wäre ihre Taufe eine bedenkliche Sache, da die Mädchen in der Wahl des Bräutigams nicht frei sind und von den Eltern nach Belieben an Heiden verheiratet werden. Die einzigen bisherigen Bekehrungen waren die von den Getauften erwählten Bräute, die auf Wunsch der ersteren vor der Ehe unterrichtet und getauft wurden. Die Mädchen, welche in der Mission arbeiten, werden täglich eine halbe Stundein den Grundwahrheiten des Glaubens unterrichtet. Nur das Christentum kann mit der Zeit das weibliche Geschlecht von der erniedrigenden Sklaverei erlösen, in der sie das Heidentum hält. Wildheit, Slolz, Unbeständigkeit, die der männlichen Jugend eigen sind, sowie die äußerste Ungesundheit und Armut des Landes erschweren ungemein den regelrecht fortgesetzten Unterricht. Um einen ständigen Schulbesuch zu sichern, muß man die Knaben, soweit sie zu haben sind, als Diener in die Mission aufnehmen. Auf diese Weise gelang es, eine hübsche Anzahl im Katechismus, im Lesen und Schreiben zu unterrichten. Die besten und eifrigsten von ihnen werden als Katechisten ausgebildet. Bisher konnten Lul sieben und Tonga zwei Katechismusposten eröffnen. Mit einigen wenigen Ausnahmen weisen die Katechisten noch die Fehler ihrer Rasse auf. Die große Gleichgültigkeit gegenüber dem Wohl und Wehe des Nächsten, selbst der Eltern und Geschwister, hat Mangel an Seeleneifer zur Folge. Bisher betrachten die Katechisten, wenige löbliche- Ausnahmen abgerechnet, ihr Amt als bezahlte Arbeit und leisten und tun nicht mehr als den ihnen zugewiesenen Taufbewerbern zur bestimmten Stunde die Katechismusantworten vorsagen; der Missionär muß die Tausbewerber sammeln und die Ka- techisten wenigstens zweimal wöchentlich kontrollieren und ermuntern. Die Katechisten wurden anfangs mit Korn bezahlt, waren aber so wenig haushälterisch und so freigebig gegen Besucher, daß sie in 14 Tagen ausbrauchten, was einen Monat hätte reichen sollen. Man bezahlt sie darum jetzt in Geld. Die ganz unglaubliche Armut des Landes und des Bodens wird häufig Veranlassung, daß Katechisten und Taufbewerber von den Feldarbeiten in Anspruch genommen werden und so der regelmäßige Unterricht unterbrochen wird. Eifer und Geduld müssen und werden über diese Schwierigkeiten siegen. Welcher Schilluk hätte noch vor sechs Jahren seinen Landsleuten Katechismusschule halten können und wollen, und wer hätte sie angehört, und welches Dorf hätte gestattet, daß seine Jugend Vieh- und Feldarbeit verlasse und sich sammle, die neue Lehre der Angestellten der fremden Missionäre anzuhören? Und doch besuchen heute über 100 Knaben die Schulen in der Mission und über ‘200 die Ka-techismusschuleu in den Dörfern. Vieles bleibt freilich nach zu tun übrig, aber die Frucht von bisher 125 Getauften sowie das wachsende Verlangen der Dörfer nach Katechismusfchulen und ihre Bereitwilligkeit, zum Bau der erforderlichen Hütten beizutragen, rechtfertigen die Hoffnung, daß dieses zahlreiche Volk, das bisher den Islam unentwegt zurückwies, mit der Zeit in seiner Gänze sich zu unserer Religion bekehren werde. Die Sorge, welche die Armenapotheken der Patres und Schwestern den armen Kranken zuwenden — im.letzten Jahre wurden an 10.500 Kranke behandelt — und die Unterstützung der Armen, besonders in der gegenwärtigen durch übermäßige Regen verursachten Teuerung, dienen dazu, die Schilluk das Wirken der Mission und unsere heilige Religion immer mehr schätzen zu lehren. Die Missionstätigkeit im mohammedanischen Gebiet. Ganz verschieden ist die Arbeit der Mission in der mohammedanischen Zone. Da handelt es sich vornehmlich um die Seelsorge für die eingewanderten Fremden. Von der Bevölkerung Khartums, mit Nord Khartum gegen 39.000 Seelen, in der weit überwiegenden Mehrzahl Mohammedaner, waren 933 Katholiken, und zwar 43 Lateiner und 90 Orientalen (45 Maroniten, 24 Kopten, 14 Melchiten, 5 Syrier, 4 Armenier) oder nach Nationalitäten 620 irische Soldaten, 117 Italiener, 49 Neger und Eingeborene, 28 Engländer, 9 Malteser, 20 Angehörige anderer Nationen. Diese Verschiedenheit in Sprachen und Riten erschwert gar sehr eine einheitliche und durchgreifende Seelsorge. In getrennten Messen muß das Wort Gottes arabisch, englisch und italienisch verkündet werden. Die vier Hauptfeste der Bruderschaft vom Berge Karmel, die monatliche Generalkommunion der Jugend und die Fronleichnamsprozession trugen zur Förderung des religiösen Eifers bei, und die große Mehrzahl erfüllte die Osterpflicht. Am Weihnachtsfeste fand in Anbetracht des beschränkten Raumes der Kirche die Pvn-tifikalmesse mit Predigt in den drei oben genannten Sprachen im Missionsgarten statt, unter Anteilnahme der englischen Garnison in Parade und mit Musik und der Katholiken der Stadt. Es. war der besuchteste Gottesdienst, den Khartum jemals sah. Der moronitische Priester der Stadt hielt zwei Volksmissionen in Khartum, eine in Omdurman und eine in der Stadt Atbara. Der tüchtige Prediger brachte mehrere, die sich seit Jahren ferngehalten hatten, zum Empfange der Sakramente und zum praktischen christlichen Leben zurück. Die hiesige Knabenschule bietet ein noch bunteres Bild nationaler und religiöser Mischung. Sie zählte in 7 Klassen 297 Schüler darunter 35 Interne, nämlich 59 Katholiken, 117 Kopten, 6 Griechen, 3 Protestanten, 11 Hebräer und 101 Mohammedaner; nach Nationalitäten 193 Ägypter, 47 Syrier, 44 Sudanesen, 9 Italiener, 2 Griechen, 2 Malteser. Vier Priester, drei katholische Kopten, drei mohammedanische Schechs bitbeteten das Lehrpersonal. Arabisch ist die Schulsprache, Englisch der nächstwichtigste Unterrichtsgegenstand. Dem Katechismus wohnten alle Katholiken und, mit Erlaubnis der Eltern, eine bedeutende Anzahl nichtkatholischer Kinder bei. Die Mädchenschule der Missionsschwestern zählte 256 Schülerinnen von ebenso verschiedener Religion und Nationalität wie die Knabenschule. In Omdurman und Assuan wirkten besonders die Mädchenschulen der Schwestern, die Armenapotheken, die 32.000 Kranke behandelten, viel Gutes. Die Bekehrung der Mohammedaner ist eine noch ungelöste Frage. Die Schulen mildern den Fanatismus der mohammedanischen Schüler, und die Schwestern konnten in Assuan auch acht erwachsene Mohammedaner in äußerster Todesgefahr taufen; aber wohl keiner aus ihnen würde seine Religion bekannt haben, wenn er mit dem Leben davongekommen wäre. Die Abneigung der Mohammedaner gegen das Christentum ist so groß, daß Bekehrungen zu den größten Seltenheiten gehören, und, solange sie selten und heimlich sind, kann auch kein allgemeiner Zug zum Christentum sich bilden. Nur unentgeltliche Aufnahme ganz verlassener Kinder ist ein Mittel zur Bekehrung, und auch dann muß ihre Bekehrung noch geheim geschehen. Erfahren Verwandte und Bekannte davon, so verfolgen sie die „Abtrünnigen" mit allen Mitteln, und nur die Wanderung in die Fremde würde ihnen die Ausübung der christlichen Religion ermöglichen. Die politische Macht des Islam ist gebrochen, und die große Mehrheit der Mohammedaner ist christlichen Mächten untertan, während doch Mohammed den ©einigen die Herrschaft der Welt versprochen hatte. Vielleicht wird dieser unwiderrufliche Niedergang eine Umwälzung im Denken der Mohammedaner hervorbringen. Die Wanderseelsorge. Diesem Zweig unserer Tätigkeit widmeten sich abwechselnd drei lateinische und zwei arabische Priester. Sie besuchten ein- bis viermal, je nach Entfernung und Bedürfnis der Katholiken, folgende Orte: Port Sudan, Suakin, Gebeit, Sinkat, Atbara, Berber, Halfa, Don-gola, Kareima, Damer, Schendi, Medani, Ma-kuar, Sennar, Singa, Kosti, Kaua, Dueim, Obeid, Nahud, Odeia, Muglad, Abu Zabaa., In den äußersten Orten int Süden und Westen, die seit Kriegsausbruch nicht mehr besucht werden konnten, fanden sich Erwachsene christlicher Abstammung vor, die noch die Taufe zu empfangen hatten, und Knaben und Mädchen, welche noch nicht das Kreuzzeichen machen konnten. Als eine spezielle, tröstliche Frucht der Wanderseelsorge verdient hervorgehoben zn werden, daß im Laufe des Jahres fünf Orthodoxe Schisma und Häresie abschworen und in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehrten, nämlich zwei erwachsene koptische Mädchen zu Dongola, ein koptischer Regierungsbeamter zu Atbara und zwei griechisch-schismatische Kaufleute zu Muglad lKordofan). Außer diesen seien vier weitere Konversionen erwähnt, die in Khartum erfolgten: Ein griechischer Jüngling, der in unserer Knabenschule seinerzeit erzogen worden ist, eine protestantische Dame aus Ungarn sowie zwei Mädchen aus Wie in Ägypten, so feiert man auch im Sudan zwei weltliche Volksfeste in großem Stile: Die Nacht des Tropfens, das ist die Feier der beginnenden Nilschwelle, und das Frühlingsfest, von den Arabern Schamm el Nastm genannt, was soviel bedeutet als: Einatmen der Frühlingslust oder Lüfteriechen. Nachstehender Bericht schildert die Feier des Frühlingsfestes in Khartum. 1. Die Feier des Festes. Bis Ende März sind auch hier die Baumkronen gelichtet und ihres schattenspendenden Blätterschmuckes beraubt. DiezahlreichenAkazien, die unsere breiten, regelmäßigen Straßenzüge einsäumen, ragen kahl und nackt in die warme sonnige Luft empor. Während einiger Tage zieht es dann wie ein geheimnisvolles Rauschen und Flüstern durch die Wipfel, und ' eines Morgens grüßt das erste, zarte Blättergrün von den schwankenden Zweigen. Wie jugendsrisch und vergnügt wiegen sich die jungen Blätter im Winde! Etwas zaghaft wie Kinder und schelmisch lächelnd blicken sie uns an, als wollten sie sagen: nun sind wir da, die Boten des neuen Lebens. Es währt nicht lange, so halten auch die buntgefiederten Vogelscharen ihren Einzug und suchen sich ein lauschiges Plätzchen zur Wohnung. Aus den zahllosen Blütenkelchen in den reichbewässerten Gärten und Parkanlagen strömt der köstlichste Wohlgeruch und lockt die honigsuchenden Bienen und Schmetterlinge. Welch ein Leben in diesem Blütenmeere! Welch ein Singen und Summen, Schwirren und Zwitschern auf Bäumen und Blumen vom frischen frühen Morgen bis zum späten schwülen Abend! Kann da der Mensch gleichgültig bleiben? Nein, auch der Afrikaner hat eine Seele. Er der hiesigen Schwesternschule, das eine koptisch, das andere griechisch-orthodox. Die Wanderseelsorge für die zerstreut lebenden Gläubigen erfordert ungemein viel Seeleneifer, Geduld und Opfergeist, ist aber reich an geistigen Früchten und muß immer mehr ausgedehnt und vertieft werden. beobachtet die Vorgänge in der Natur, und feiert, ob Christ oder Mohammedaner, sein Frühlingsfest. Auffallend ist es, daß dieses Fest zeitlich zusammenfällt mit der koptischgriechischen Osterfeier, und daß dabei die Zwiebel eine so große Rolle spielt. Schon in der Karwoche wird eine unglaubliche Menge von Zwiebeln auf den Markt gebracht. Jeder kauft sich ein großes, schönes Stück und hebt es bei sich auf. Am Abend des Ostertages legt er es unter sein Kopfkissen und schläft darauf. Beim Erwachen zerdrückt er die vom süßen Schlummer geheiligte Zwiebel und atmet mit Wohlbehagen, als wäre sie eine köstliche Rose, ihren Duft ein. Alle machen dann mit ihrer Zwiebel einen Spaziergang Am Vorabende wurden schon die Vorbereitungen hiefür getroffen. Bessere Familien mieten sich für diesen Tag einen Dampfer oder ein Boot zu einer Fahrt auf dem schönen Nil, andere versehen sich mit einer Kutsche oder unternehmen einen Ritt auf dem landesüblichen Langohr. Die meisten aber wandern in fröhlicher Gesellschaft zu Fuß in die Umgebung der Stadt oder zu einem schattigen Platz am Ufer. Alle führen bei sich einen Korb, vollgefüllt mit Whisky, Limonaden, Kaffee, Datteln und Backwerk. Am Ziele angelangt, riecht man noch einmal an der schon fade gewordenen Knolle und wirft sie dann in den heiligen Strom. Wer am Abend des Ostermontags am Nil lustwandelt, findet die Dammwege mit Zwiebelschalen besät. Warum wirft man die Osterzwiebel in den Fluß? Will man sie auf diese Weise vor Verunehrung schützen oder dem Vater Nil, dem Ernährer des Landes, ein Opfer bringen? Tatsache ist, daß die Eingeborenen, obwohl sie sonst sehr viele Zwiebeln Das Früftlingsieif im Sudan. Von P. Bernhard Zorn. verspeisen, doch niemals die Osterzwiebeln genießen. Hat man sich ihrer entledigt, dann kommt die Hauptsache, das stärkende Mahl Man rßt und trinkt, scherzt und lacht, singt und jubelt, doch ohne Ausgelassenheit. Streitigkeiten und Roheiten, wie sie bei Volksfesten in Europa so häufig vorkommen, kennt man hier beim Frühlingsfeste nicht. Da herrscht Friede und ruhige Heiterkeit. Erst wenn der Sonnenball in der westlichen Wüste versinkt, kehrt man nach Hause zurück. In den Mienen aller spiegelt sich Genugtuung und stille Freude. Aber sind die Mohammedaner nicht Feinde jeder Neuerung, und halten sie nicht starr und streng an ihren Sitten und Gebräuchen fest? Zufällig traf ich gerade am Ostermontag einen alten Orthodoxen, der mir für den erwähnten Zeitumstand folgende, nicht unglaubwürdige Erklärung gab: Vor vielen Jahren wütete im ganzen Lande, besonders in Ägypten, eine pestartige Seuche. Wie Fliegen starben die Menschen dahin, am zahlreichsten die Mohammedaner, die von jeher am unreinlichsten und unsaubersten waren. -M Bau der Misstonsstation Turit. Ein grüner Zweig oder ein Blumensträußchen erhalten noch für einige Zeit die Erinnerung an den herrlichen Ausflug lebendig. 2. Entstehung des Festes. Über die Entstehung dieses Frühlingsfestes gehen die. Ansichten weit auseinander. Die Christen weisen hin auf die Emmausjünger und den auch in Europa üblichen Osterausflug, andere führen Schamm el Nafim auf die alten Ägypter zurück oder suchen seinen Ursprung in Syrien. Doch wie soll man den Umstand erklären, daß es stets mit dem griechisch-koptischen Osterfeste zusammenfällt? Etwa weil die orthodoxe Kirche im Niltale besonders stark vertreten ist, ihre Anhänger teilweise zur Hochfinanz gehören und den Handel beherrschen? Die Griechen veranstalteten nun unter Führung ihrer Geistlichen religiöse Umzüge, sangen Litaneien und beschworen Gott in heißen Gebeten die Plage von ihnen zu nehmen. Das Osterfest rückte heran. Da sie nun fürchteten, infolge der Menschenansammlung in der Karwoche und am Festtage werde die Seuche noch heftiger auftreten, verdoppelten sie ihren Gebets- und Bußeifer, und am Karfreitag, der bei den Griechen mehr als der Schmerzenstag der Gottesmutter gefeiert wird, machten sie der Schmerzensreichen ein Gelübde. Worin dieses Gelöbnis bestand, vermochte mein Gewährsmann nicht anzugeben. Wunderbarer-weise starb von diesem Tage an niemand mehr, und die Erkrankten genasen rasch. Alle waren außer sich vor Erstaunen, vor allem die Muselmänner. Es sollen sich bei dieser Gelegenheit manche von ihnen zum Christentum bekehrt haben. Während der Pestzeit mußten die Menschen den Verkehr mit der Außenwelt fliehen. Nach dem Aufhören der Plage an jenem denkwürdigen Osterfeste strömten sie aber zu Tausenden hinaus in die freie Natur, um die frische, gesunde Frühlingsluft einzuatmen. Aus Dankarkeit für eine so große Wohltat beschloß man einmütig, alljährlich in den Tagen der griechisch-koptischen Ostern ein allgemeines Die Frau ist eine Sklavin des Mannes. Die einheimische Gewohnheit verlangt, daß der Bräutigam der Mutter feiner Braut weder ins Gesicht blicke noch mit ihr rede. — Sind die beiden gerade auf einem Gange begriffen und sehen sie sich, gegenseitig, so weichen sie einander auf der Straße ans. — Einst kam zu Nahüd in West-Kordofan eine Araberfrau in ein fremdes Haus. Was war los? Sie hatte ihren Tochtermann von der entgegengesetzten Richtung herkommen sehen und sich rasch in das Haus zurückgezogen, um ihm nicht zu begegnen. Dieser hatte sie aber auch schön aus der Ferne bemerkt und einen andern Weg eingeschlagen. Der Araber Kordofans ruft seine Frau bei ihrem Namen. Diese tut aber nicht dasselbe, sondern ruft ihren Mann beim Namen seines Vaters. Letzterer heißt z. B. Ahmed; sie sagt also zu ihrem Bräutigam: Komm, o Sohn des Ahmed. — Hat sie einen Knaben von ihm, so ruft sie ihn bei dessen Namen. Das Kind heißt beispielsweise Ali; sie sagt dann zum Manne: Komm, o Vater des Ali. — Führt ihr Bruder denselben Namen wie ihr Mann, so bezeichnet sie ersteren nicht mehr mit seinem Namen, sondern nennt ihn einfach Bruder. Die Araberfrau nimmt in Gegenwart ihres Mannes weder Speise noch Trank; ebensowenig vor dessen Vater oder vor anderen männlichen Verwandten. Jedoch Eheleute, die schon erwachsene Kinder haben, essen mitunter zusammen. — Selbst auf Reisen wird diese Sitte beobachtet. Bei solchen Gelegenheiten Volksfest zu feiern und gab ihm die sinnige Bezeichnung Schamm el Nasim, das. Einatmen der Frühlingsluft. Doch wie erklärt sich der eigentümliche und allgemeine Gebrauch, den man bei diesem Feste von der Zwiebel macht? Diese Knollenfrucht wird in Ägypten und im Sudan massenhaft angepflanzt, gedeiht so vortrefflich wie die Kartoffel in Europa, ist billig und gesund. Deshalb verdient sie auch eine besondere Ehrung beim Nationalfeste Schamm el Nasun. nimmt die Frau ihre Portion und geht seitwärts, um allein zu essen, sei es bei Tag oder bei Nacht, Die dumme Gewohnheit hat manchmal auch schlimme Folgen. — So durchquerte vor etlichen Jahren eine Araberkarnwane ein weit ausgedehntes Waldrevier. Der Tag ging zur Neige, und es brach eine finstere Nacht herein. Die Leute gedachten einen kurzen Halt zu machen und sich mit Speise zu stärken, mit dann die Reise fortzusetzen. — In der Gesellschaft befand sich eine Frau namens Fatma. Diese wollte nicht mit den Männern essen, denn ihr Leben lang hatte sie es nicht getan. Sie nahm deshalb ihr Eßschüsfelchen und ging damit etwa 30 Schritte beiseite. — Endlich schickten sich die Männer zum Aufbruch an und riefen der Frau. Sie antwortete nicht. Zum zweiten und zum dritten Male wiederholten sie mit noch stärkerer Stimme: „Fatma, komm, wir wollen gehen." Ihre Rufe verhallten in der stillen, ruhigen Nacht, und keine Antwort ließ sich vernehmen. — Nun überkam die Männer ein banges Gefühl. Rasch griffen sie zu ihren Lanzen, nahmen einen ■ brennenden Baumast mit sich und gingen gemeinschaftlich zur Stelle hin, wo sich kurz vorher die Frau zum Essen niedergelassen hatte. Da stand das Schüsselchen mit dem Speiseinhalt auf dem Boden. „Wo mag denn Fatma sein?" fragten die Männer, und musterten genauer das sandige Erdreich. Zu ihrem Entsetzen entdeckten sie auf demselben frische Löwenspuren mit Bluttropfen vermischt. — Nun begriffen sie [□fölülül Familienleben der Hraber Kordofans. 0000' lülDlDlDi ^ Von P. Otto Buber. 0OO0 v das furchtbare Ereignis, das sich zugetragen hatte, während sie in fröhlichem Geplauder beim Essen saßen. Fatma war einem Löwen zum Opfer gefallen. Das Raubtier hatte sich im Schutze der Finsternis der Karawane genähert, ohne jedoch einen Angriff zu wagen. Es hatte sich aber zur allein dasitzenden Frau hingeschlichen, die Ärmste mit einem gewaltigen Tatzenschlage sofort betäubt, so daß sie nicht einmal einen Laut ausstoßen konnte, und war mit seinem Opfer im Dickicht verschwunden, um seinen Abendfraß zu halten. sich herbei, gemeinschaftlich mit ihr Speise zu nehmen. Häuslicher Zwist. Solange der arabische Bräutigam bei seinem Vater wohnt, hat die Braut eine ziemlich schwierige Aufgabe, denn sie muß danach trachten, sich das Wohlwollen der Verwandten zu -gewinnen- Es ist unbedingt notwendige daß sie besonders mit dem Vater ihres Gemahls gut auskomme, wenn sie sich ihr Eheglück sichern will. — Dieser übt nämlich im Die Katechisten des Bezirkes Gulu. Die Männer beweinten das traurige Los der unglücklichen Fatma. Sie hatten jedoch keinen Mut, in der stockfinsteren Nacht die Löwenspuren zu verfolgen, um dem gefräßigen Raubtiere seine Beute zu entreißen, ans Furcht, selbst übel zugerichtet zu werden. — Trotzdem halten i)ie, Leute an ihrer blöden Gewohnheit fest. Die Glutsonne scheint ihnen das Gehirn verbrannt zu haben. Sie überlassen sich bei solchen Unglücksfällen dem Fatalismus und sagen: „Das Schicksal wollte es so." Anfangs ißt die junge Frau auch nicht in Gesellschaft der Mutter ihres Mannes, sondern ganz für sich allein. Diese verabreicht ihr erst ein Geschenk, schwört und beteuert ihr, daß sie gerade wie ihre Tochter sei, und dann endlich läßt sie Hause einen großen Einfluß aus, und sie findet an ihm eine sichere Stütze. Hat die Frau Klagen gegen ihren Mann, darf sie sich nur ruhig an dessen Vater wenden. Letzterer untersucht die Sache unparteiisch. Erkennt er, daß sein Sohn im Unrecht ist, gibt er ihm eine gehörige Rüge. Wenn die beiden Eheleute allein wohnen, ergreift die Frau, sobald Streitigkeiten entstehen, die Flucht und kehrt ins elterliche Haus zurück. Dann tritt ihr Vater als Friedensvermittler auf und bemüht sich, die Eintracht zwischen den beiden wieder herzustellen. — Solch ein Davonlaufen geht nicht immer glatt ab, sondern ist zuweilen mit Geiahr verbunden und kann verhängnisvoll werden; denn dort zu Lande Pflegt plötzlich und unverhofft der Löwe aufzutauchen. — So spielte sich vor etlichen Jahren in einem Dorfe des westlichen Kordofan, in der Strohbehausung einer Araber-familie, bei früher Nachtstunde eine gehörige Lärmszene ab, begleitet vom Geräusche tüchtiger Hiebe, ähnlich wie sich mit dem Regensturm der Donner vermischt. Die Folge war, daß die Hausfrau, der Prügel satt, trotz der dichten Finsternis eiligst davonlief. Sie wollte sich zu ihrer Familie, die in einem andern Dorfe wohnte, begeben und hatte dabei eine Waldstrecke zu durchqueren. — ,Als ihr Mann am folgenden Morgen vom Schlafe erwachte, war ihm der Zorn bereits vergangen. Er bereute fein heftiges Auftreten in der vergangenen Nacht. „Meine Frau wird zweifellos jetzt bei ihrem Vatersein", dachte er; „sie wird mich gewiß verklagt haben wegen der erlittenen Mißhandlungen. Ich will Abbitte leisten und schwören beim Propheten und allen Heiligen, daß ich sie in Zukunft besser behandeln werde; denn was tu ich ohne Frau? Wer führt mir den Haushalt?" In solch Gedanken versunken, machte er sich unverzüglich auf den Weg und gelangte in den Wald. — Eine schmerzliche Überraschung sollte ihm aber hier zuteil werden. Da fand er nämlich seine Frau tot auf dem Boden liegen und daneben frische Löwenspuren. — Ein Löwe hatte sich in der verflossenen Nacht neben der Straße niedergelassen. Die Fliehende konnte ihn in der Dunkelheit nicht sehen und war ihm so blindlings unter die Krallen geraten. Das Raubtier hatte gerade keinen Hunger gehabt und sich begnügt, die Heraneilende mit einem Tatzenschlage niederzustrecken. Es war bereits verschwunden, um sich im Dickichte dem Schlafe zu überlassen. An letzter Stelle, wenn sowohl der Vater des Mannes als derjenige der Frau tot sind, wendet sich die mißhandelte Gattin an den Stammeshäuptling. Dieser waltet gestrenge seines Amtes. Er läßt den Ehemann rufen und verurteilt ihn, wenn er ihn für schuldig bestndet, zu einer Geldstrafe. — Das Laster der Vielweiberei. Die AraberKordofans sind bekanntlich Muselmänner, denen die Vielweiberei gestattet ist. Wer nur eine Frau hat, gilt als armer Schlucker, dem die Mittel fehlen, sich eine andere zu verschaffen. Je mehr Geld die Araber haben und je einflußreicher die Stellung ist, die sie in der Gesellschaft einnehmen, desto mehr denken sie ans Heiraten. So hat denn jeder wohlhabende Mann etliche Frauen. Der Stammeshäuptling hat deren noch mehr und ist stolz auf seine Weiberschar. Der Reisende, der von El-Obetd, der Hauptstadt der Provinz Kordofan, aufbricht, um sich nach Nahrrd, dem wichtigsten Orte West-Kor-dofans zu begeben, macht, bevor er zu seinem Ziele gelangt, zum letzten Male beim Dorfe Abu Dakal Halt. Er muß sich da gehörig ausruhen und Kräfte sammeln, um das fünf Stunden lange Waldgebiet, das kurz vor Na-hlld endigt, ju. durchziehen. — Das Dorf Abu Dakal selbst liegt in einer gesegneten Gegend, und das gute Erdreich liefert, von den starken Charifregen befruchtet, seinen Bebauern eine reichliche Ernte. — Tabaltibäume sind dort zahlreich zu sehen, wahre Riesen der Pflanzenwelt, die der Landschaft einen romantischen Anblick verleihen. Viele davon sind ausgehöhlt und mit Wasser gefüllt. Dieses reicht weit über den Bedarf der Einheimischen hinaus und wird deshalb an vorüberziehende Karawanen zu Spottpreisen verkauft. — Das Dorf ist, wie die ganze weite Umgegend, vom Stamm der Hamar-Araber bewohnt. Es besteht aus Strohhütten, die von üppigen Kürbisstauden umrankt sind. — Daselbst residiert der Häuptling einer Stammesverzweigung der Hamar-Araber, namens Abu Dakal, und nach ihm ist auch das Dorf benannt worden. Es ist nämlich in Kordofan häufig der Fall, daß man Ortschaften einfach den Namen ihres Vorstehers gibt. ■— Der eigentliche Name des erwähnten Häuptlings ist Abderrahim, d. h. Diener des Barmherzigen. Der Beiname Abu Dakal rührt von seinem Vater Sülem her, der zur Zeit der früheren ägyptischen Herrschaft lebte. — Damals nahmen die Regierungsbeamten das Rechtsverfahren nicht so genau und ließen sich durch Geld bestechen. Deshalb verlegten sich die streitenden Parteien, wenn ihnen kein Recht zuteil wurde, auf das Faustrecht. Auch Sülem, der Vater, von Abderrahim, hat das getan und mehr als einen Strauß ausgefochten. Dabei bediente er sich als Waffe einer gewaltigen Keule, dakl a genannt, womit er im Nahkampfe manchen Feinden die Köpfe einschlug und sich zugleich den Beinamen Abu Dakal, b. h. der von der Keule, erwarb. Der Name ging ebenfalls auf dessen Sohn Abderrahim über. — Letzterer hat wohl keine Gelegenheit, sich mit Feinden zu messen, da die jetzige Regierung Ordnung geschaffen und ein ordentliches Rechtswesen eingeführt hat. Er versteht es aber vorzüglich, Kaufleute zu prellen, und steckt in Schulden bis über den Kopf. Wenn er sich auf den Markt nach Nahüd begibt, wird er von seinen Gläubigern, die ihr Geld verlangen, arg geplagt. Er gibt sämtlichen gute Worte und vertröstet sie. Er stellt ihnen seine Finanzverhältnisse, obwohl er längst Bankrott gemacht hat, so glänzend dar, daß sie ihm stets neues Vertrauen schenken. Übrigens macht er sich nicht viel daraus; sein bereits ergrauter Bart wird deshalb nicht grauer, und wenn er Nahüd verläßt, vergißt er alle Versprechen, die er den dortigen Kaufleuten gegeben. — Abderrahim ist in den Jahren stark vorangeschritten, besitzt der Frauen nicht wenige, hat erwachsene Kinder und Kindeskinder. Er hätte wohl Grund, Mannesernst zu zeigen und an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge zu denken. Jedoch in seinem eitel« Selbstgefühl glaubte er, immer noch jung zu sein, und verfiel auf den Gedanken, sich noch eine Lebensgefährtin für seine alten Tage zu suchen. — Eine seiner Frauen nämlich war grindig geworden, und er wollte sie durch ein blutjunges Mädchen ersetzen. — Bei Gelegenheit eines Geschäftes Halle er in einem Dorfe ein etwa 15jähriges Mädchen erblickt, das ihm gefiel. — Er vergaß, daß er bereits Großvater war; sein altes Herz begehrte nach dem jungen Geschöpfe, er hielt um dessen Hand an, und bekam natürlich die Einwilligung der Eltern. Abderrahim vergaß in seinem 'Liebestaumel auch seine Würde als Häuptling. Gleich einem 18jährigen Jünglinge ließ er sich seine alten, verwelkten Gliedmaßen mit Öl und Fett beschmieren und zog herum mit einer Peitsche in der Hand, um Gassenbuben Streiche auszuteilen. — Am Hochzeitsabende, als der steinalte Bräutigam zum Hause seiner neuen, jugendlichen Braut geführt wurde, beteiligten sich am Festzuge auch dessen erwachsene, verheiratete Söhne zu Pferde, um dem Vater und Großvater das Geleite zu geben. — Eine Woche lang verweilte der aus Liebe blöd gewordene Alte tut Hause seiner Braut, und schämte sich nicht, am achten Tage in seinem von Öl und Fett triefenden Hochzeitsgewand öffentlich herumzulaufen. — Als Abderrahims Gläubiger zu Nahüd das vernahmen, zerzausten sie sich aus Verzweiflung die Haare und meinten, sie könnten ihr Guthaben, das sie bei ihm hatten, ruhig in den Schornstein schreiben. Verstoßung der Frau. Der Araber ist ebenso schnell bereit zu Eheauflösungen als zu Eheschließungen. Gerät er in Zorn mit einer Frau, so ist int der Ausdruck geläufig: „enti motallaga“, d. h., „du bist verstoßen". Bei besser gestellten Leuten kommt das weit häufiger vor als beim einfachen, schlichten Mann. Einmal hatte ein Beamter zu Nahüd einen Reisenden des Abends zu Tische geladen. Ein Offizier, der sich gerade dort aufhielt, um Soldaten zu werben, war auch eingeladen worden. Er erschien aber nicht. Während man zu Tische saß, kam ein Diener, der dem Gastgeber die Nachricht brachte, der Offizier entschuldige sich und könne nicht kommen, da dringende Geschäfte ihn in Anspruch nähmen. Der Gastgeber lächelte; er hatte eine Ahnung, um was es sich handelte. Was für wichtige Sachen waren es, die der Offizier zu erledigen hatte? Er war eben daran, drei Weiber auf einmal zu verstoßen. — Die entlassene Frau kehrt zu ihrer Familie zurück und wartet auf Versöhnung. Das ist auch oft der Fall, denn der Mann bereut, nachdem er seine ruhige Gemütsstimmung wieder gewonnen hat, in der Regel seine Tat-Er begibt sich zu den Angehörigen der Frau, bittet um Entschuldigung, und führt sie wieder' zurück. Das erste und zweite Mal hat man Nachsicht mit ihm; sollte sich der Fall aber zum dritten Male ereignen, kostet es ihm recht große Mühe, seine Frau wieder zu erhalten. — Bei wirklicher Ehescheidung muß er der Verstoßenen die sogenannte „nafaga“ entrichten, d. h., er muß ihr eine Summe auszahlen, von der sie drei Monate leben kann. — Die erwachsenen Kinder nimmt er für sich, und für den Unterhalt der kleinen muß er ebenfalls sorgen; diese bleiben bis zum Alter von sieben Jahren bei der verstoßenen Mutter. Die Eifersucht der Weiber. Bei den Araberfrauen nennt die eine die andere „därrati“, b. h. meine Mitfrau. ■—-Sie haben jedwede ihre eigene, von den anderen abgetrennte Wohnung. — Die Kinder kommen ziemlich gut miteinander aus, obwohl sie von verschiedenen Müttern stammen; denn sie wissen, daß sie einen und denselben Vater haben. Die Weiber selbst sehen sich aber gegen- seitig wie Hund und Katze an; Eifersucht und Streit sind an der Tagesordnung. Jede möchte Herz und Zuneigung des gemeinschaftlichen Gemahls ganz und gar für sich in Anspruch nehmen. — Sie meinen, dazu könne ihnen nur der Hexenmeister mit seinen Zaubermitteln behilflich sein. Dieser genießt nämlich beim Volke den Ruf, daß er die Macht besitze, im menschlichen Herzen Liebe und Haß hervorzurufen. — Der Hexenmeister findet an dem hadernden, eifersüchtigen Weibervolke seine besten Kunden. Eine unter ihnen ist die bevorzugte des Gemahls. Sie weiß wohl, daß sie deshalb Gegenstand des Neides geworden ist. Die anderen Mitweiber mögen sich ihr gegenüber, dem äußeren Scheine nach, anständig benehmen, jedoch im Herzen hegen sie Abneigung gegen sie und suchen, ihr heimlich Schaden zuzufügen. — Um dies zu vereiteln, geht sie zu einem berühmten Zauberer und bittet ihn um einen Talisman, der sie gegen das böse, neidische Auge und gegen die schlimmen Folgen der Hexerei schütze. Letzterer willfährt ihrem Wunsche. Er schleicht sich in ein dunkles Loch, wo er seine Apotheke hat. Dort hält er Zauberarzneien vorrätig, die von allerhand Stoffen aus Tier- und Pflanzenwelt hergestellt sind. Die Fledermaus als Zaubermittel. „Fledermäuse besitzen eine geheime Kraft gegen Zauberei" hat der alte, grindige Wunder-mann in jungen Jahren aus dem Munde seines ehemaligen Meisters vernommen. Der war ein gelehrter Manu gewesen, dessen weise Sprüche weit und breit Bewunderung fanden. Der Schüler hat sich die Lehre seines berühmten Meisters zu eigen gemacht. — Der gewöhnliche Araber treibt sich draußen in der Steppe herum und jagt nach Stachelschweinen, auch Hasen und Gazellen. Er läuft sich dabei müde, verwundet sich an den Dornenhecken und hat nicht immer Erfolg, weil auch andere Wildbret suchcn. — Auch der Hexenmeister betreibt Jagd, wobei er sich bei weitem nicht so anstrengt wie sonstige dumme Menschenkinder und außer der Katze keinen Mitbewerber hat. Er schnüffelt nämlich in alten Ruinen und Baumlöchern herum auf der Suche nach Fledermäusen und findet deren auch, wenn irgendein hungriger Kater ihm nicht schon zuvorgekommen ist und an dem mausartigen Geflügel seine Mahlzeit gehalten hat. — „Wohlan denn, o reicher Häuptlings der du stolz bist auf deine zahlreiche Familie; ich indessen bereite deiner Weiberwelt Zaubermittel, die mir zum besten verhelfen, was du im Hause hast, deine blanken Silbermünzen nicht ausgenommen", sagt der alte Betrüger mit einem verschmitzten Lächeln zu sich selbst und zieht sich mit seiner Beute in einen dunkeln Raum zurück. — Da drinnen verweilt er eine geraume Zeit. Der leichtgläubige Pöbel behauptet, der Mann verhandle mit Gott/ In Wirklichkeit aber arbeitet er an seinen Fledermäusen, die er bald ganz, bald nur teilweise trocknet und so aufbewahrt oder auch zu einer Masse zerstößt. Der Hexenmeister schickt sich dann an, seine Kunden zu befriedigen. Er beschreibt die Flügel einer Fledermaus mit frommen Sprüchen oder nimmt ein getrocknetes Tier, wickelt es mit sieben Nadeln und mit Körnern von sieben verschiedenen Pflauzensortem zusammen und näht es in ein Ledcrstück ein. — „So, Frau, hier hast du einen mächtigen Talisman, der jeden Schaden des bösen Auges und der Hexerei von dir fernhält", betont der alte Zauberer mit wichtiger Miene. Die Frau nimmt das Schwindelerzeugnis in Empfang und entrichtet dafür einen oder zwei blanke Taler oder eine Kürbisschale voll Honig, kurzum, was eben verlangt wird. Sie trügt den Talisman Tag und Nacht in der Überzeugung, sich ihren Ehehimmel gesichert zu haben. Eine andere Ehefrau bemerkt, daß der Gatte sie nicht mehr so lieb hat wie einst. Sie bringt ihr Anliegen dem Hexenmeister vor. Dieser hört sie mit ungeteilter Aufmerksamkeit an. „Dein Eheherr ist bös verzaubert worden, und deshalb ist seine frühere Liebe erkaltet. Er braucht eine Dose von einer zerstoßenen Fledermaus", spricht zum Schlüsse der weise Mann, und verabreicht ihr das Rezept. Die Frau mischt die fein zerstoßenen Fledermausteile gehörig unter den Pfeffer und bestreut damit dem Manne das Essen. — Das soll den Zaubererfolg aufheben und ihm den Schaden der Zauberei aus dem Leibe vertreiben. Eine dritte Frau befragt den Hexenmeister, ob er ihr denn nicht etwas geben könne, womit sie eine ganz besondere Zuneigung des Ehemannes zu gewinnen vermöge. „Ja gewiß", antwortet dieser, und händigt ihr eine staubartige Masse aus, hergestellt aus irgendeinem ekeligen Tiere. Sie wird dem Manne in den Kaffee gemischt.-------So bekommt denn der beglückte Eheherr von feinem eifersüchtigen Weibervolke allerhand Ungeziefer zum Verspeisen, das ihm in feinen, gut zubereiteten Dosen verabreicht wird, ohne daß er davon weiß. Ähnlich wie unter den Arabergattinnen eine beständige Eifersucht herrscht, ist auch der Ehemann eifersüchtig ob seiner Weiber. Die jungen Frauen überschreiten wohl selten die Schwelle der Haustür und leben wie in einem Gefängnis. — Wehe demjenigen, der es wagen sollte, in Abwesenheit des Ehemannes das Haus zu betreten. Kommt dieser gerade dazu, so entbrennt in ihm beim Anblick des Fremden dermaßen die Leidenschaft der Eifersucht, daß er nicht selten über ihn herfällt und ihn tötet. Er begräbt ihn dann heimlich, und der unkluge Eindringling ist einfach verschollen. 'Mi ‘ ‘ V-- - ■’ v V :" ''. * v; Eil , <8 * 1 Der Missionär auf der Reise. <1^ Das Hliiiionsweien in der Beimai. Eine beachtenswerte Missionsentschließung. Unter den zahlreichen Resolutionen des Frankfurter Katholikentages findet sich eine aktuelle Entschließung bezüglich der Heidenmissionen, die aus dem Grunde besondere Beachtung verdient, weil sie gewisse irrige Bedenken zerstreut, die sich bei manchen sonst gut unterrichteten Katholiken festgesetzt haben. Die von Missionsbischof Hennemann, P. S. M., in einem eindrucksvollen Vortrag begründete Resolution lautet: „Die 61. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands empfiehlt aufs wärmste eine die allgemeine Teuerung berücksichtigende gesteigerte Unterstützung sowohl der heimatlichen Anstalten zur Ausbil- dung von Missionären und Missionsschwestern als auch der Missionen selbst und der Missions-vereine. Zahlreiche deutsche Heiöenmissionen bestehen auch nach dem Kriege fort, die Übernahme neuer Missiousgebiete ist im Gang. Ihre Erhaltung und Förderung erfordert gewaltige Mittel, ist aber möglich, da die Anschaffungen und Auslagen für die Missionen großenteils im Jnlande (also ohne Valutaverlust) bestritten werden können. Es gilt, in Treue gegen Christus unsere auf schwerem Posten stehenden Missionsarbeiter und unser aussichtsvolles Missionswerk in eine bessere Zeit hinüberzuretten. („Missions- und Auslandskorrespondenz.") IIMionsrubrik für die fugend. Pon P. Jakob [lehr, Rektor. Lyepo. (Fortsetzung.) Als nun Ly ep o in die Nähe des kill dok lam, blieb er auf einmal überrascht stehen. Aus dem Innern drang lauter Waffenlärm und heller Sang. Offenbar war eine Schar Burschen darin, die aus irgendeinem Anlaß in Kampfesstimmung versetzt, im Abermut die langen, breiten Lanzenblätter aneinanderschlugen und in wilden Kriegsliedern ihren Gefühlen Ausdruck gaben: Der Fremde brach ins Land vom Nord, And du, hast du das Land verworfen? So höre denn, N y i k a n g, g e st r e n g e r. Du Äerr des Nils, du Sohn der Wasser! Es stampft der Stier erregt ums Land. Du Mächtiger, du Sohn der Ido, Du Äerr des Nils, du Sohn der Wasser. Am Ende des Liedes erfolgte ein unbeschreibliches Lanzengeklirr. Schon wollte der Zauberer, dem dieser Vorgang die ernsten Gedanken wieder zurückbrachte, der kleinen Scheinmobilisation ein jähes Ende bereite», als es plötzlich stille ward. Ein junger Schilluk, dessen Stimme er nicht kannte, begann mit großem Feuer zu singen: Ya roy, ya rpy — weh, was ist los? Der Fremdling steht im Lande! Schwer lastet seine Land darauf; Das Land, er hat's genommen. Jedoch N y i k a n g i st auch noch da, Gott gab ihn uns als Streiter. Drum, Burschen, greift zu Schild und Speer, Wir zieh'n dem Feind entgegen. Der Fremde hat mich ausgeraubt. Wie kann ich noch erstarken? Jedoch N h i k a n g i st auch noch da, Gott gab ihn uns als Streiter. Lyepo hörte sofort heraus, daß dieses Lied keine einfache Dichtung war. Er kannte ja die Gewohnheit seiner Landsleute, über irgendeinen Vorfall ein Lied zu dichten, so daß der Dichter auch zugleich der Erfinder der Melodie ist. Er wußte, daß es bei seinem Volke andere Lieder überhaupt nicht gibt. Jöier hatte aber ohne Zweifel der Dichterkomponist das besungene Ereignis auch selbst erlebt. Mit wenigen raschen -Schritten, die man an dem sonst so gemessenen Manne gar nicht gewohnt war, stand der Zauberer im Stalle. Im Nu waren die Bur- schen vom Gerüste auf der Erde, und die kleinen Buben, die unter dem Gerüste in der Asche lagen, hatten sich wie Mäuse flugs hinter den Großen verkrochen. „Wo bist du her?" fragte Lyepo den Sänger. „Aus Fidwong." — „Wann war der Werfall der AlamtLr (Derwische) ?" — „Als zum letztenmal der Mond tot war (letzter Neumond)." — „Am welche Zeit?" — „Als die Nacht groß war (um Mitternacht)." Der alte Mann wollte nicht mehr wissen. Ohne ein anderes Wort zu sagen, ging er fort. So ruhig er auch äußerlich zu sein schien, in seinem Innern wogte es ganz gewaltig. Die Derwische nutzten also die Dunkelheit zur Zeit des Neumondes aus für ihre Raubzüge und — heute war Neumond. Wohl war der Abend erst angebrochen, und es blieb noch eine geraume Zeit bis Mitternacht. Werdies warum sollten die verhaßten Fremdlinge gerade heute und hieher kommen? Indes, alle Einwände wurden erdrückt von der schrecklichen Möglichkeit, daß morgen früh dieses blühende Dorf ein glimmender Aschenhausen sein konnte. Die Burschen, die vorhin noch so kriegslustig sangen, hatten dann zum großen Teil jchon ausgekämpft für immer. Für die Aberlebenden lagen Sklavenketten bereit. Anstatt nach Äausc zu gehen, wandte sich der Zauberer, trotz der ungewohnten Stunde, dem kall j ago, dem Äaus des Dorfvorstehers, zu. Wütend fuhren die Äunde auf ihn los. Sie beruhigten sich jedoch sehr rasch; denn der Alte war ihnen nicht unbekannt. Die beiden wichtigsten Männer des Dorfes, der j ago (dscMgo Schek der Araber) und Lyepo bedurften nicht vieler Worte, um sich über die Lage klar zu werden. Vor allem mußte dem Jwok at ang, dem höchsten Wesen, ein großes Bittopfer dargebracht werden. Dabei sollte der Zauberer das feierliche Gebet an die Gottheit verrichten. Hierauf war noch am Tempelchen des Nyikang, des als Halbgott verehrten Stammvaters, ein kleineres Opfer vorzunehmen. Am militärische Vorrichtungen kümmerte sich der Zauberer nicht. Als er den kalij ägo verließ, war es ihm zwar leichter ums Herz, aber ganz beruhigt war er nicht. (Fortsetzung folgt.) 's- Sf Sf se 33; Sr 33 Sr VV Sf <3 Sr 8 3^ Sr ^ Sf J) hiebe Kinder! In meinem letzten Briefe habe ich Euch von dem großen Missionär der Neuzeit, dem hl. Franz SEaeer erzählt. Manche Kinder möchten nun auch das „Gebet für die Bekehrung der Angläubigen beten, wie es so oft der heilige selbst getan. Andere wollen die Andacht der zehn Freitage halten, wissen aber nicht genau, was sie ist. Wieder andere fragen an, wie sie die G n a d e n n o v e ne zum hl. Franz Taver verrichten sollen. Ich will Euch daher heute darüber das Notwendigste schreiben. 1. Ge bet des hl. Franz Iaver für die Bekehrung der Angläubigen. Ewiger Gott, Schöpfer aller Dinge, gedenke der Seelen der Angläubigen, die du ins Dasein gerufen und nach deinem Bilde und Gleichnisse erschaffen hast. Sieh, o Lerr, wie die Lölle dir zur Schmach mit diesen Seelen angefüllt wird, und gedenke, daß dein Sohn Jesus für ihr Leil den grausamsten Tod erlitten hat. Gib nicht länger zu, daß dein Sohn von den Angläubigen verachtet werde, sondern laß dich durch das Gebet der Gerechten und der Kirche, der Braut deines heiligsten Sohnes, versöhnen! Gedenke nur deiner Barmherzigkeit, vergiß ihren Götzendienst und ihren Anglauben und bewirke, daß auch sie endlich denjenigen erkennen, den du gesandt hast, unsern 5)ernt Jesus Christus, der unser Leil, unser Leben tind unsere Auferstehmtg ist, durch den wir gerettet und befreit worden sind, dem Ruhm und Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (300 Tage Ablaß einmal im Tage.) 2. Andacht der zehn Freitage oder Sonntage zu Ehren des hl. Franz I'aver. Für die Andacht sind keine bestimmten frommen Abungen vorgeschrieben. Man kann zehn Vaterunser, Eegrüßet seist du, Maria, und Ehre sei dem Vater beten. Die Zahl „zehn" ist gewählt als Erinnerung an die zehn Jahre der Missions-Gütigkeit des hl. Franz A'aver. Die Andacht umfaßt die zehn Freitage oder Sonntage, die unmittelbar dem Feste des Leiligen vorausgehen oder folgen. An einem beliebigen Tage innerhalb dieser Zeit kann man einen vollkommenen Ablaß gewinnen, falls man beichtet, kommuniziert, eine Kirche der Gesellschaft Jesu besucht und irgendein Gebet nach der Meinung, des Zeitigen Vaters betet. 3. Die Gnadennovene zum hl. Franz I'aver. Diese neuntägige Andacht ist besonders beliebt geworden, seit Papst Pius X. bestimmt hat, daß sie überall und von allen Gläubigen, sei es gemeinsam in der Kirche oder einzeln für sich zweimal im Jahre abgehalten werden kann. Lat man das vorgeschriebene Gebet nicht zur Land, so genügt es, dafür fünf Vaterunser und Gegrüßet seist du, Maria, und Ehre sei dem Vater zu beten. Mit der Novene ist ein vollkommener Ablaß verbunden, wenn man in den acht Tagen nach der Novene beichtet, kommuniziert und irgendein Gebet nach der Meinung des S)eiligen Vaters verrichtet. Jeden Tag der Novene gewinnt man einen Ablaß von 300 Tagen. Das vorgeschriebene Gebet lautet: O liebenswürdigster und liebreichster heiliger Franz A'aver, anbetend verehre ich mit dir die göttliche Majestät! Von ganzem Lerzen freue ich mich ebensosehr über die besonderen Schätze der Gnade, welche sie dir in diesem Leben, als über die Schätze der ewigen Lerrlichkeit, die sie dir nach dem Tode verliehen hat. Ich sage ihr dafür den innigsten Dank. Inbrünstig bitte ich dich, du wollest mir durch deine wirksame Fürsprache die große Gnade eines heiligen Lebens und seligen Todes erwirken. Dann aber flehe ich zu dir um Erlangung der Gnade... Sollte jedoch das, worum ich dich anflehe, nicht zur größeren Ehre Gottes und zum Leile meiner Seele sein, so erwirke du mir das, was zu Gottes Ehre und meinem Leile nützlicher ist. Vater unser re. — Gegrüßt seist du rc. — Ehre sei dem Vater rc. Mögen recht viele unter Euch, in diesem Iubiläumsjahr die Verehrung des hl. Franz Iaver eifrig pflegen; mögen sic ein wenig von seiner glühenden Gottesliebe beseelt werden; mögen sie nach Maß ihrer Kräfte beitragen zur Rettung der unsterblichen Seelen so vieler Leiden! Dann wird auch der hl. Franz über alle seine Verehrer Gottes reichsten Segen herabflehen, und diesen wünscht Euch allen von ganzem Lerzen . Euer Onkel Jakob. nachridifen des UieoIogen=IMfions=Perbandes, Mission und männliche Jugend. Jeder Mensch, jede Partei, alle, welche ihre Ideen allgemein durchsetzen wollen, wählen sich als Stütze besonders die männliche Jugend, wie wir es täglich sehen tonnen. Und das ist tief begründet. Die älteren Leute haben bereits ihre Lebensgrundsätze, die ihnen mehr oder weniger in Fleisch und Blut übergegangen sind. Niemand kann sie ihnen nehmen, aber auch schwerlich neue hinzufügen. Taucht einmal etwas auf, was ihren Anschauungen fremd ist, so betrachten sie es vielfach als eine Neuerung und sind ihm abhold. Die Jugend aber ist in vollster Entwicklung. In diesem Alter bilden sich die eisten, meist für das ganze Leben entscheidenden Urteile über Wert und Unwert von Menschen und Dingen. Die Jugend ist immer bestrebt, ihr noch weiches Herz zu formen und zu bilden. Mit Freuden nimmt sie den auf, der ihr auf diesem Weg des Suchens entgegenkommt. Da müssen auch wir einsetzen, wenn wir das ganze Volk in den Missions-Kreuzzug stellen wollen. Wohl haben wir den Kindheit-Jesu Verein, der bei der Schuljugend die Missionsidee einpflanzt. Das ist aber viel zuwenig. Es kann im Kindesherzen durch diesen Verein eine ganz schöne Missionspflanze erzielt werden, aber wenn sie später nicht immer von neuem gepflegt, genährt und begossen wird, kann sie wieder verdorren. Dann wäre vielfach die Erziehung zur Missionsarbeit im Kindesalter eine verlorene Arbeit, und das wäre doch schade. Zum wenigsten wäre es eine doppelte Arbeit, zuerst die Kindev für den Kindheit-Jesu-Verein zu begeistern und später die Erwachsenen zu verpflichten, dem Werke der Glaubensverbreitung beizutreten, wenn man in der dazwischenliegenden Zeit nichts tut. Gerade da sollte viel geschehen, denn die Jünglinge werden nach dem gewöhnlichen Lauf Familienväter, und der Wille des Faniilienvaters ist Gesetz. Ist der Familienvater für die Mission begeistert, so ist es die ganze Familie. Auch würde die Missionsidee den Jünglingen keineswegs schaden, sondern gar sehr nützen, besonders in unserer Zeit, wo das Genußleben alles in Fesseln hält. Die Mission-arbeit ist keine Bettlerin, die nur fordert, sondern sie ist eine Königin, die reichlich Gaben austeilt. Sie bringt ihren Freunden zum Bewußtsein: Seelenrettung ist das Notwendigste: das ganze Leben erhält eine Neigung in die Übernatur; die jungen Leute gewöhnen sich, alles mit Rücksicht auf die Ewigkeit zu betrachten. Wie unter den Jünglingen die Mission gepflegt werden kann, zeigt uns das Beispiel Deutschlands. Das Jahr 1911 hat die Jünglinge von Duisburg zu einem eigenen Missionsverein zusammengeschlossen; andere folgten diesem Beispiele. Bald erhoben sich aber gegen diese Missionsvereinigungen Bedenken, und der Episkopat wünschte die Einverleibung der Missionsarbeit in das.Programm der Jünglingsvereine. Gründe dafür waren: die vielen unabhängigen Missionsvereine bieten keine begründete Aussicht auf Bestand; sie würden andere B reine verdrängen und Zersplitterung verursachen. Daher wurde im Jahre 1916 die Missionspflege in die Statuten der Zentralleitung der katholischen Jünglingsvereine aufgenom- men, so daß alle einzelnen Vereine, die der Zentrale angeschlossen sind, mit den allgemein geltenden Vereinsstatuten auch das Missionsstatut annehmen müssen. Zweck und Ziel der Missionspflege bei der Jugend ist in erster Linie erziehlich, wie der Kölner Kursus berichtet. Er besagt: „Das Ziel der Missionspflege bei der Jugend muß in erster Linie erziehlich sein. Die Geld- und Arbeitsopfer, die mit der Missionspflege verknüpft sind, müssen nicht wegen des Gelderfolges gebracht werden, sondern wegen des viel wichtigeren GesinNungs-und Erziehungswertes . . . Sie (Missions-Pflege) muß den religiösen Idealismus und apostolischen Sinn fördern, indem sie den alles andere überragenden Wert der unsterblichen Seele betont und die Kirche in ihrer göttlichen welterlösenden Kraft zeigt." Ähnliches sagt auch ein Bericht dieser Jugendmissionsbewegung in den „Katholischen Missionen". Die Betätigungsweise geschieht, wie folgt: Jeder Verein erhält einen Missionsausschuß, bestehend aus dem Bereinspräses und den Förderern. Je ein solcher Förderer steht einer Gruppe von fünf bis zehn Mitgliedern vor. Er hat die Aufgabe, den Missionseifer zu fördern und die. Mitgliederzahl vollzählig zu erhalten. Weiters obliegt den Förderern die Verteilung von Flugblättern, Zeitschriften usw. und die Einhebung des Mitgliedbeitrages; besonders eifrige Mitglieder sollen ermuntert werden, neue Gruppen zu bilden. Der Präses besorgt mit Hilfe der Förderer die Veranstaltung von Missionsabendcn, Festen, Vorträgen usw. und die Ausstattung derMissionsbibliothekeu. Die Bezirksverbände haben ebenfalls die Missionsarbeit eingegliedert An der Spitze steht der Vorstand, ihm zur Seite Vertrauensmänner aus den einzelnen Vereinen. Alljährlich wird eine Tagung veranstaltet, zu der auch ein Missionär erscheint, wo Erfahrungen ausgetauscht und Schwierigketten besprochen werden. Im übrigen obliegt ihnen dieselbe Arbeit wie in den einzelnen Vereinen. In der Diözese liegt die Leitung der Missionspflege in der Hand des Diözesanpräses. Die Zentrale endlich hat das dem Generalsekretariat eingegliederte Missionssekretariat. In ihm soll die ganze Missionsbewegung der einzelnen Vereine zusammengefaßt werden. Das ganze Werk ist dem Taveriusverein angegliedert. Könnte nicht auch in Österreich Ähnliches geschaffen werden? Die Mühe würde sich lohnen. Doch das ist Sache berufener Kreise. Aber ein Anfang muß gemacht werden und das wird unsere Aufgabe sein, die wir in der nächsten Zeit in die Seelsorge kommen. Auch jetzt haben wir in den Ferien Gelegenheit, manches zu leisten. Darum sei noch kurz geschildert, wie man Missionsinteresse wecken kann. Nach P. Grisar, S. J., soll man Missiouszeitschriften verbreiten und dem einen oder andern eine solche in die Hand drücken. Damit aber nicht die Leute die Zeitschrift zwar mit freudestrahlendem Lächeln annehmen, aber zu Hause wieder beiseitelegen, kann man ihnen hie und da Interessantes aus der Missivn erzählen und kurz hinzufügen, das stehe in der Zeitschrift geschrieben. In den Burschenvereinen, sollen Missionsvorträge gehalten werden. Dabei ist hauptsächlich auf das Gemüt zu wirken. Wo es möglich ist, werden sich Missionslichtbildervorträge, besonders von Missionären gehaltene, sehr bewähren. I. H. Univerfttäts-Buchdruckeret „©tijtia", Graz. — Verantwortlicher Schriftleiter: Josef Tomola, Graz.