43 Kamstag den i. Movember 1828. Der F»elsenkeller zu Gberpsreimv. (Nov«Ilc v»,l Ioh. Gabr. Seidl.) Böser Ungcstüm verdirbt: D»ch ei» b^rz, das ohn« 3ch»lde>i, Eich >">t Gott bespricht, — erwirbt Ruh' >» Nöthe» ; Sieg „ach DulZ«n ! ». <^m den langen Elchentisch, an welchem für gewöhnlich die angeseheneren Bürger des Städtchens Oberpfreimd im Negenkre ise, zu sitzen pflegten, gab es am St. Theresia - Tage eine besonders lebhafte Bewerbung. Kaum war die Raths« herrngilbe aus dem hochgewölbten Felsenkeller emporgestiegen, als sich schon eine Meisterzunft der kaum leer gewordenen Vänke bemächtigte^ und kaum hatte noch diese ihren Schluck zur Neige gethan, als sich ein Künstler um den anderen einfand, bis zuletzt der gan> ze Tisch mit Männern von der lieben Kunst besetzt war. Da ging es dann, wie man sich leicht denken kann, lustig und vollauf her; auch manche Schwanke kamen an's Brett, und was Jedem wahrend feines Künstlertreibens begegnet war,, mußte zuletzt auch herhalten. Die Leute, die auf den übrigen Bänken der geräumigen Kellergrotte saßen, hätten sich wohl gerne auch eine doppelte Zeche gefallen lassen, um nur all' die bunten Geschichten belauschen zu dürfen, die da erzählt, belacht und begrübelt wurden. Ein einziger Gast, welcher mit dem Rücken ge-Zen die Uebrigen gekehrt, wie ein rechter Unhold, in einer Ecke saß, kümmerte sich um kein Gespräch und keine Anspielungen. Man hätte ihn für einen äch- ten Abkömmling von Iohannis Fausti unheimlichen Gesellschafter halten können. Den Hut tief in die Stirne gedrückt, stützte er sein Antlitz, dessen glühendes Noth er doch nicht ganz bergen konnte, in die hohlen Hände, durchsingerte zuweilen sein graues strup-p!gtes Haar, und dehnte und streckte sich auf seinem alten Lederstuhle so seltsam hin und wieder, als ob ihn ein ungebetener Widerspruchgeisi in seinem Innern nicht ruhig sitzen ließe. Die lustige Künstlergesellschaft achtete seiner mit jedem Gläschen weniger; denn er sprach ihr nicht darein, und das war das höchste, was sie von einem so sonderbaren Auge for-bern konnte. Die Reihe der Erzähler war nun bis auf Einen durchgegangen. Meister Grün ding , der Maler, war allein noch seinen Theil schuldig. Wer seine ernstere Stimmung bemerkte, hatte ihm wohl gern einen Schwank geschenkt. Aber die Gesellschaft schrieb seine Befangenheit dem morgenden Tage zu. Er hatte nämlich für die Kirche des Städtchens, welches damals noch dem katholischen Glauben zugethan war, ein Bild der heiligen Theresia gemalt. Dieses sollte morgen, als am Sonntage, wo man das Fest dieser Heiligen nachzutragen gebachte, zum ersten Male der öffentlichen Andacht preisgestcllt werden. Darum war Grund ing heute so spät auch in den Kreis seiner Freunde gekommen, weil er bis in die Nacht hinein mit der Aufstellung des Bildes beschäftigt war. Die bange Erwartung, welche der erste Anblick des Bildes auf die Gläubigen machen würde, diese, glaubten Alle, habe ihn so ernst gestimmt, und deßwegen lagen sie ihm auch um so eifriger an, durch ein feines Histörchen sich selber zu zerstreuen. »Ihr irrt euch an mir, lieben Bruder«, begann er endlich, als man ihn damit aufbog, „das kann mich bei'm Himmel nicht verstimmen! Istlmein Bild gut, so wird es seinen Eindruck nicht verfehlen; verfehlt es aber den Eindruck, so ist es nicht gut, und ich weiß, wie ich es in Zukunft zu halren habe. Überhaupt kümmert mich, was da kommen wirb, wenig. Was mich so ernst gestimmt hat, ist etwas, so mir schon geschehen ist, so mir erst kurz vorher, eh' ich zu euch herabkam, geschehen ist, — und wahrlich, wenn ich es euch erzähle, so wirb's euch eben so ernst stimmen, wenn in eueren Ko-Pfen nicht schon mehr Wein steckt, als in den Fässern bort!« — Ein allgemeines »saß hören, Bruder! Laß hären!« war die Antwort auf diese Vorbereitung. Alles horchte auf; selbst der finstere Mann im Winkel schien seinen Hut etwas weiter über das Ohr empor^urücken. »Es geht jetzt aufMitternacht zu", begann Grün-ding. »Vor einer Stunde noch, eh' ich zu euch kam, hatt' ich, wie ihr wißt, im Kirchlein droben zu thun. Ich w^r am Hochaltare mit meinem Bilde beschäftiget. Der Küster, dessen ich nicht mekr bedürfte , war auf meine Versicherung, daß ich selbst zuriegeln und ihm die Schlüssel zu seinem Stubenfenster hineinlangen wurde , fortgegangen. Da stand ich den allein in der alten Halle; tiefe Stille herrschte rings um mich her; schon mein Athemzug erweckte ein Echo. Mit meiner Arbeit war ich fertig geworden; aber die geistige Ruhe, der heilige Friede, den ich noch nie so ungestört in seinem überirdischen Walten belauscht hatte, machte einen so gewaltigen Eindruck auf mich. daß ich mich nicht davon trennen konnte, und wie ein Steinbild an einer Säule des Altars lehnen blieb. Ein Mondsirahl siel durch das Fenster über den Chor auf mein Vilb, und umgürtete das Haupt der Heiligen mit einem Verklärungsscheine. Eine rothe Ampel schimmerte wie ein Blutstropfen vor dem Herzen der Madonna am Seitenaltare; die Kirchenfähne an den Pfeilern regten, vom Luftzüge bewegt, lautlos ihre seidenen Quasten, und nur manchmal unterbrach das Geknister der alten Eichen-stühle, oder der dumpfe Penbelschlag der Thurmuhr, die Stille. Jetzt mit einem Male (Schauer rieselte durch mein Gebein) sah ich zur Thüre eine weiße Gestalt heranschleichen, der Mond blendete mich; ich konnte nichts unterscheiden. Aber die Gestalt bewegte sich, ruckweise, weiter und weiter gegen mich her. So war mir Gott helfes ich wußte nicht, sollte ich in diesem Augenblick all' meinen weltlichen Unglauben, oder all' meinen christlichen Glauben zusammenraffen, um mich vor meiner eigenen Hasenherzigkeit in Schutz zu nehmen. Unwillkührlich verbarg ich mich hinter den Hochaltar. Die Eestalt schritt langsam bis zu den Stufen desselben vor. Kaum fünf Schritte weit von mir kniete sie jetzt nieder, und schien still zu beten. Ihre Ruhe gab mir Muth, sie genauer in das Auge zu fassen. Was Einem nicht Alles die Furcht vorspiegelt! Eine hohe Gestalt, in weißem faltigem Talare sah ich, mit geschlossenen Füssen, wie die Gespenster wandeln, ausmich zu gleiten,— und siehe da, vor mir kniete nun ein holdes, niedliches Iungfräulein, gekleidet, wie unsere Vür-gerstöchter, nur daß ihr statt des Spitzenhäubchens, ein Kranz von weißen Rosen zum Hauptschmucke diente. Jetzt erhob sie ihr Antlitz, über dessen lieblichen Spiegel, den mich der Widerstrahl deS Mondes erkennen ließ, aus den dunklen Augcn schimmernde Thränen quollen. Nun faltete sie auch die Hände, zog den Kranz von ihrem Haupte und legte ihn auf die oberste Stufe des Altares und begann, nachdem ste wieder her-abgestieqen und niedergekniet war, beiläufig folgend?« lautes Gebet:" »»Vater Unser, der du bist in dem Himmel! Ich weiß und glaube, daß du uns hältst, wie deine Kinder, und daß kein Haar von unserem Haupte fallt, so nicht von dir gezählt wäre! Ich glaube, daß dunichtsüber uns verhängest, w,,s nicht zu unserem Besten wäre! Ich gla'lbe daß dil Alles, was uns betrifft, zu einem guten E-ide fahrest. Dieser Glaube, dieses Vertrauen, o Herr, ist das Unterpfand, welches ich dir gegeben, und welches du von mir angenommen, und bei diesem Unterpfand«, bei diesem heiligen Worte, so du mlr ge^ geben, erinnere ich dich wieder, mein Gott, baß du meiner nicht vergessen mögest, deines vertrauensvollen Kindes! Du weißt, für wen ich zu dir flehe! und siebst in mein Herz, und erkennst die LK'be meines Herzen, und alle die Wege, aufdnien scin Bild in meinet Seele aus- und eingeht, sind dir nlcht verborgen. Er muß mein werden, mein Theobald, ich fühl'es, et muß mein werden, denn was du füreinander bestimmt hast, können die Menschen nicht trcnnen. Aber bis »s dir gefällt, die Zeit unserer Prüfung zu enden, gib mir Kraft und Stärke, damit ich nicht erliegen möge.«« »So spiaH sie, und bettle dann wieder stiller in sich hinein, und kniet« mit gebeugtem Haupte, schweigend da. Unwillkührlich zog es mich zur Andacht hin. Solck' ein kindliches, unbefangenes Gotwrrtrauen , dat mit seinem himmlischen Vater so offen, so ganz ohne Hehl und Rückhalt spricht, ist mir noch nie vorgekommen. Ja, Brüder, lasset euere Glaser nur sinken, und faltct die Hände darüber, denn wenn euch solch'eine Glaubenskrafl nicht rührte, — so wär' es Zeit, baß ihr zur Natur ging't, und sagtet: Große Mutter, du hast dich vergriffen, und mir ein Menschengesicht, aber kein Menschenher; gegeben. — Eine Weile lang kniete sie in dies« schweigenden Feier, bann begann ste wieber:« »»Noch «in Mal, Gott, leihe mir dein Ohr! Du wtißt, heut» ist der Tag, der den Namen deiner geliebten Heiligen führt, nach der sie mich gelaust haben. Deine Huld sei/ ich darin, daß, wie au« Zufall heute die Pforte deines Hauses offen stand, als ich am Kirchhof' am Grabe meiner Ältern beten, und ihnen diesen Kranz Was kommt Euch zu Sinnen ? « — »Wie könnt Ihr so ein Bild gläubiger Ergebung eine Ungcrathcnc nennen,« begann Grün di ng , zorn« »ntglüht; — «mich däucht, man thäte eher Euch nicht zu viel, wenn m«n Euch einen Ungeralhenen, ein«n Unhold nennen!« »Nennet mich, wie Ihr wollt," raste der Böttcher ausser sich, »nennt mich einen Sohn der Hölle; einen Rabenoheim, — aber den Knecht einer Närrinn nennt mich nicht; bas Hausrcchl sollt ihr nicht verunglimpfen. Thut sie also wirklich das, die gute Ther« se, das schwärmerische Kind l Wart > ungehorsame Dirne, «ch will dir deine Schwärmerei austreiben ; ich 'will die zeigen, ob die Früchte süßer sind, die der Ruf einer Träumerinn, einer Nachtwandlerinn im ganzen Stäbchen bringt, ober die Früchte eines vernünftigen, wohlberechneten Betragens. Er soll dir nur helfen, dein Hort und dein Patron, dcn du so zuversichtlich beim Worte nimmst! Aber deinen Theobald b> kommst du, so lange ich die Augen offen habe, doch nicht. So einen hergelaufenen, federleichten, grillenfängerischen Taugenichts l Ja, meine warmen Hel-ren Freunde meiner Mündel, meiner leibenden Jungfer T h e r e se, — der grausame Oheim ruft Euch hiermit insgesammt zu Zeugen an, daß er grausam) und grausamer seyn will, weil es den schon grausam heißt, wenn man eine Dirne zu etwas Ordentlichem anhält, j Daß ich nicht ruhen will, bis sie selbst eingestcht, wer besser Won hält, der kleine Böttcher, dcr die Fässer nach Nürnberg liefert, oder der große Böttcher, der bas Faß der Welt gezimmert hat ' Daß ich ihr nachschleichen will, der gutmüthigen Nachtwand- lerlnn, und sie bei den Haaren wegreißen von ihrem Bet-schemmel auf dem Kirchhof, oder uon den Stufen des Altares, wenn ein günstiger Zufall ihr wieder einmal die Pforte offen zeigte .... baß ich .... «O häuft nicht die Lasterungen, Meister Böttcher,« siel ihm Grün ding in das Wort, »und gebt Acht, daß nicht der große Böttcher den kleinen auf eine schreckliche Weise zu Schanden macht.« Noch einige Reden aus stoffend , die aus einer ganz verstockten Seele kamen; taumelte der Unhold die Treppe empor. Aller Abscheu folgte ihm nach, und Alle verabredeten sich, was in ihren Kräften stünde, beizutragen, um den trotzigen Lasterer zur Erkenntniß zu bringen. Jetzt erst sah sich Grunbing wieder um den Kranz aus weißen Rosen um. Er war aber nirgend mehr zu finden. »Bei wem blieb er denn nur,« begann Grün-ding unwillig i »wäre mir vom Herzen leid, wenn er mir abhanden gekommen wäre ! Ich hatte, wie gesagt, schon mein Plänchen damit! Wer saß denn nur der Letzte? Nicht der Meistersänger? Wo ist er denn? Er hat sich so plötzlich verloren! Sollte Theobalo i . . . Doch, wie Theobalo? . . . Brüder, kommt ihr auf keine Ahnung ? . . . Theo-bald heißt Therefens Getreuer; unser Theo-bald schlich mit Theresens Kranze fort! Es ist kein Zweifel, Brüder ! Der verachtete Freier ist aus unserer Gilde, und es soll ihn nicht reuen, ihr an, zugehören ! Noch einmal die Gläser gefüllt! Es leben Theo bald und There se! Alles stieß an die Gläser zusammen, da.^' es laut klang 5 leerte sie dann lautlos, und den Vivattrunk hegleitete der Schlag Eins vom Theresia-Thurme. (Die Fortsetzung falzt.) Mittel wider Vie derGbst -Cultur so schäMi-ehen Ninve- aver Mattläuse. Unter allen bis nun bekannten Mitteln, um die Rinde- und Blattläuse zu vertreiben, ist eins der bewährtesten die Schwein-Fette (Schmeer), worin das Quecksilber abgetö'dtet wird. Das Hl,zu(!s!lulli wird aber so zubereitet: Man nimmt eine Ponion, beiläufig eines Apfels dicke Schwein-Kette (Schmeer), dazu wird um einen Groschen oder zwei Kreuzer Quecksilber gethan, die- ses mischt man in einen < irftr mit einem Stößel, oder in elnem Glas« mit elnem Holzchen so lange untereinander, daß die Fette ganz blau wird, und, keine Tropfen vom Quecksilber mehr zu sehen sind, bann schmiert man die Rinde, oder nur einige Blätter, an denen sich diese Lä'use befinden, und binnen 12 Stunden verschwindet das ganze Ungeziefer, und kommt auch nicht m»hr zum Vorschein. -------«»-------- Mittel wider den Vicnenstich. Den schmerzlichenHienenstich, und die sehr unangenehmen Folgen.desselben gänzlich zu entkräften, reibe man, sobald man von der Biene gestochen wirb, mit dem Safte des vorzuglich weiß blühenden Mohnkrautes, welches auf dem Felde wild, in Gärten aber, veredelt wächst, die Wunde nach herausgezogenem Stachel stark ein, der Schmerz vergeht augenblicklich, und es wirb gar keine Geschwulst folgen, welche sonst sehr lästig zu seyn pflegt. G p i g r a m m e. (Von Pfeiffer.) Der Oden dichter. Zur Sonne will der Lyriker sich schwingen Mit seinem hohen Lied / Es wird dem kühnen Sänger auch gelingen, Wenn's wahr ist — daß sie Wasser zieh't. Der Doctorhut. Den Arzt und ThemiS Priester ziert der Doctorhut. Allein, wer übt damit die höh're Macht i Nie hat der Eine im Gerichtshof die Klienten So einig, als der And're seine Patienten Am Kirchhof unter einen Hut gebracht. Diskretion. Jüngst schiffte einen Priester Aeskulap's, Freund Charon , ins Clisium. Der Schatten suchte seinen Obolum: „Verschone," sprach der Alte, »deine Taschen, „Von Eures Gleichen nehm' ich nichts: ,Es muß ja eine Hand die anb're waschen.« Nedacteur: /» kav. Weinrich. Verleger: DgMz Al. Gvler b. Uleinmayr.