Nv. 4. April 180t). II. Jahrgang. U^Vv.v' der illustrierten Zeitschrift für Glaubensverbreitung in Afrika herausgegeben vom Missionshaus der „Zähne 5er hlst. Herzens Jesu" in Mühlnnd Lei Vrixen (Tirol). Mit Januar 1899 begann der „Stern der Neger" den 2. Jahrgang. Die Zeitschrift, welche am Ende jeden Monats erscheint, bringt Anssätze und Abhandlungen über die Neger, ihre Christlichmachnng und Civilisierung, sowie Besprechungen von Ereignissen, welche das ewige und zeitliche Mil, Wohl und Wehe der Neger berühren, ferner Originalbriefe, Mittheilungen und Nachrichten unserer Missionäre in Afrika, endlich die wichtigeren Begebenheiten aus unserer Congregation, sowie aus unserem Missionshause. Als Organ der „Söhne des hlst. Herzens Jesu" und ihres Missionshauses, das dem Herzen Jesu geweiht und unter den Schutz unserer Lieben Frau gestellt ist, wird der „Stern der Neger" bei seinem jedesmaligen Erscheinen das hlst. Herz Jesu und die allerseligste Gottesmutter durch irgendeinen Artikel verehren oder auch etwas zu Ehren der hl. Familie bringen, die den Boden Afrikas durch ihre Gegenwart geheiligt hat. Der erste Jahrgang 1898 brachte außer den Origiualberichten aus unseren Missionsstationen, über den Gang des englisch-ägyptischen Feldzuges und den endlichen Fall von Omdurman-Chartnm auch mehrere Abhandlungen von selbstständigem Werte. Es seien nur erwähnt folgende Aufsätze: Colonialpolitik und Christenthum in Afrika, Der Aberglaube im Nilthale, Die Pyramiden, Über Blutrache im Sudan, Ein orientalisches Fürstenschloss, Die Musik bei den Negern, Der Islam, Erzfeind des Christenthums, Zur Stellung der Frau in Afrika, Erinn erringen aus dem Pharaonenlande, Eine Negerhochzeit it. s. w. Den Text erläutern Abbildungen aus unseren Missionsstationen, Land und Leuten des Missionsgebietes. Die nun erfolgte Erschlieszung des Sudan öffnet unserer Congregation einen ungeheuren Wirkungskreis: derselbe reicht vom rothen Meere bis nach Adamaua und vom ersten Nilkatarakt bei Assuan bis an den Albert-Nyanza-See: ein Land voll Wunder und Seltenheiten in Natur-, Thier- und Pflanzenwelt, wo 40 Millionen Menschen ihr Heil erwarten. Dieses Gebiet dem liebevollen Herzen Jesu zu gewinnen, ist Aufgabe der Congregation „Söhne des hlst. Herzens". Die erweiterte Missionsarbeit wird uns in Stand setzen, unsern Lesern eine Fülle von Erlebnissen und Erfahrungen zu berichten, die das opferfreudige Wirken der Missionäre umfasst, und dies in einem Gebiete, das unter allen afrikanischen Ländern durch die jetzige Lage der Dinge in den Vordergrund des öffentlichen « Interesses gerückt ist. Möchten sich recht viele Berufene für diese Missionscon-gregation melden! Wer sich berufen fühlt, möge sich behufs Aufnahme vertrauensvoll an den unterzeichneten Obern des Missionshauses des hlst. Herzens Jesn in Mühland bei Briren (Tirol) wenden! Wir bitten aber auch alle, die es vermögen, durch Bestellung des „Stern der Neger" unsere heilige Sache unterstützen zu wollen. Der jährliche Preis beträgt mit Postversendung 1 fl. 50 kr. Ö. W. (3 Mark). Wir bitten recht herzlich, die Bestellungen bald uns zukommen zu lassen. Um den neuen Abonnenten die Erwerbung des Jahrganges 1898 zu erleichtern, ermäßigen wir den Preis desselben auf fl. 1,— (2 Mark). Diese Ermäßigung gilt nur für Besteller des neuen Jahrganges 1899. Bestellungen erbittet und nimmt entgegen Hust MssumshllilS der Söhne des hlst. Herzens Ich m WüHl'anö bei (§3rtxm (Hirok). P. 5. X. Geyer, F. S. C. Itkskwte fib |ppkn§flerkeitnn§ in Aspik. Organ des Uiffionshauses der „Zähne des HP. Herzens Ichüst Erscheint am Enüe jeöen Monats. Wr. 4. April 1899. II. Jahrgang Inhalt: An unsere Leser und Wohlthäter. — Maria, Heil Afrika s (Gedicht). — Ein Dampfschiff auf dem Nil. — Der Marren-Verein für Afrika. — Die Missionsvorstände von Lentralafrika. — Von Kairo nach Lhartnm (Fortsetzung). Aus dem Sudan. — Über Zeiteintheilnng tut Sudan. — verschiedenes. A» «ufere fefcr uni Poljltliiitcd Sudan steht offen. Omdnrman, die langjährige Residenz des Mahdi-Reiches, ||]|g ist gefallen, die verarmten und decimierten Stämme begrüßen allenthalben ^ mit Freuden eine geordnete Regierung. Neü-Chartum ersteht eben auf den Ruinen des alten. Die Gründung und Entwicklung dieses Centrums wird auf breiter und großartiger Grundlage betrieben. Bald wird die Locomotive ant Zusammenflüsse der beiden Nile erscheinen. Welcher Unterschied zwischen einst und jetzt! Zu Zeiten Knoblechers brauchten unsere Karawanen von Kairo bis Chartnm drei Monate! Heute geht es in einigen Tagen. Die Bestrebungen der Colonialmacht sind in der Hand der göttlichen Vorsehung ein Mittel, um dem Glauben Jesu Christi die Wege zu öffnen und zu ebnen. Chartnm ist der Schlüssel des Negerlandes. Über Chartnm ziehen unsere Missionäre wieder in das ungeheuere Missionsgebiet des Sudan ein, wo viele Millionen Heiden ihr Heil erwarten. Es ist eine Fügung der Vorsehung, dass eben jetzt, da das alte Missionsgebiet sich aufthut, in Müh land bei Brixen in Tirol das Missionshaus der Congregation „Söhne des heiligsten Herzens Jesu" ersteht. Unseren im letzten Herz Jesu-Monat begonnenen und im November unter Dach gestellten Neubau des Missionshauses haben wir unseren geehrten Lesern im Bilde 74 An unsere Leser und Wohlthäter. in der ersten Nummer dieses Jahrganges des „Stern der Neger" dargestellt. Der jetzige Rohbau ist noch lange nicht bezahlt und zur Fortsetzung und Einrichtung des Baues ist noch kein Heller vorhanden. Die Arbeiten haben aber nach dem Winter, der zu Tischlerarbeiten benützt wurde, bereits wieder begonnen und es ist unser sehnlichster Wunsch, dass wir mit der ganzen Gemeinschaft, mit Noviziat und Scholasticat, noch in diesem Jahre aus dem alten in das neue Haus übersiedeln können. Oder sollen wir unser Vertrauen sinken lassen? Nein, unbegrenzt ist unser Vertrauen auf das hlst. Herz Jesu und mit diesem Vertrauen richten wir abermals an unsere Leser und Freunde die herzliche Bitte um milde Beiträge zur Vollendung des so nothwendigen Baues. Ohne Missionshaus gibt es keine Missionäre und ohne Missionäre keine Mission. Das Missionshaus bildet die Grundlage für ein erfolgreiches Wirken zum Heile der Neger. Welch herrliches Verdienst, mitzuhelfen am Baue eines solchen Hauses, in welchem berufene, gottbegeisterte Jünglinge zu Ordensmännern und Missionären vorgebildet werden sollen! Unsere Wohlthäter sollen theilhaben an den Verdiensten, welche die Söhne des hlst. Herzens Jesu durch ihre Arbeiten, Leiden und guten Werke erwerben, sowie an den Gebeten, welche in den Häusern der Congregation täglich für die lebenden und verstorbenen Wohlthäter verrichtet werden. In unserer Herz Jesukirche in Kairo werden allwöchentlich zwei hl. Messen für die lebenden und verstorbenen Wohlthäter gelesen. Das göttliche Herz Jesu wird die Bitten erhören, sich an Großmuth nicht übertreffen lassen und die geringste Gabe zu diesem edlen Zwecke vergelten. Also wir bitten herzlich um weitere Bausteine jeder Größe. Am Schutzfeste des hl. Josef. Missionshaus Mühland bei Brixen. g* lUirb beiite Stieb', dein Nam' besannt! Durch Berg und Thäler auf Lieder Ans Wald und vom beiseit erklingen wieder Dir Na i e n f 6 nt gut hehr und schön. Ach! wann, o wann im Negerland verwirfst nicht die Seufzer von reuigen Sündern, \ wer sprenget die Fesseln, wer machet ihn und Tod. frei? Beschützest die Deinen im Leben und Lod. j verschmäh' nun eine Bitte nicht, Die eines deiner Kinder spricht! ntariai hilf dem Armen du And einen Blick wirf mild ihm zu. Ein Dampfschiff auf dem Nil. 75 (D sieh', aus den Adern ihm triefet das Blut i Und seine Seele schon schwebet am Rand von Unmenschen grausam n. grässlich geschlagen, ? Der bsolle und Satan will sie verschlingen: Und taub ist ihr Ghr den Seufzern und Klagen, ! Da plötzlich erwacht er, beginnet zu ringen. Berauben ihn all seiner lhabe und Gut. / Lr flehet um Rettung mit bittender Pfand Wohin auch nur der Neger sieht, / Und rufet: helft mir in der Noth, Die lhilf' und Rettung von ihm flieht. i Befrei'» mich von dein Pföllentod. 0 Maienkönigin, huldreich und mild. Ach! wann wird Maria, dein Lob neu erschallen Und Ave Maria vom Thurm wiederhatten In Sudans Bergen, in Wald und Gesild? © möcht' der Nil in grünen Au'n Bald deine bfnld und Liebe schau'». Georg Maria Türk, F. 8. C. Ein DniliMiff ßiif brni Mr. Aufruf unö Milte. meinem Jahresberichte über den Stand der Mission, welcher in der Januar-Nummer des „Stern der Neger" veröffentlicht wurde, habe ich &aiS8|fe meiner Freude über die Wiedereröffnung unserer Mission Ausdruck tier-liehen und den Wnnsch ausgesprochen, sobald als möglich unsere apostolische Wirksamkeit im Inneren des Vicariates wieder aufzunehmen. Nachdem mir nun durch die neue Regierung des Sudan die Möglichkeit geboten ist. die Negerstämme südlich von Faschoda zu besuchen, so beschäftige ich mich lebhaft mit den Vorbereitungen zu einer Missionsexpedition in jene hoffnungsreichen Gebiete. Die Errichtung eines Actions-Centrums inmitte jener fernen Völkerschaften war stets der Lieblingswunsch meiner Vorgänger, denen es jedoch nicht vergönnt war, denselben auszuführen. Bereits der erste Gründer unserer Mission von Centralafrika, der Hochw. P. Rhllo S. J., hatte sich als Ziel seiner ersten Expedition im Jahre 1848 vorgesteckt, über Chartum hinaus zu den völlig heidnischen Völkern vorzudringen; nur die Nothwendigkeit zwang ihn und nachher auch seinen Nachfolger Dr. Ignaz Knob lecher in Chartum zu bleiben und jene Stadt zum Mitülpunkte der in der Umgegend errichteten Stationen zu machen. Jedoch gelang es Dr. Knoble ch er durch wiederholte Forschungsreisen auf dem weißen Nile und durch Errichtung von Stationen an den am weitesten vorgerückten Punkten, so in Gondocoro und in Heilig kreuz, seinen Plan wenigstens theilweise zu verwirklichen. Zuin Unglücke waren damals die Plätze für die Stationen schlecht gewählt worden, denn jene ersten Väter hatten sich zu nahe am Flnssn'er angesiedelt und mussten bald die Wirkungen der Miasmen und giftigen Ausdünstungen fühlen, welche nach der Anschwellung sich ans dem sumpfigen Wasser erheben, die Luft veipesten und sie ungesund und frucktbar an unheilvollen Fiebern machen. Daher mussten viele von ihnen vorzeitig dem bösen Klima den schmerzlichen Tribut zahlen und erlagen nach kurzer Arbeit; da es damals an sicheren Mitteln fehlte um in das Innere vorzudringen, hielt man es für nothwendig, sich aus jenen ungesunden Gegenden, denen so viele theuere Leben zum Opfer fielen, zurückzuziehen. Es wurden also jene Stationen geschlossen, die Missionäre zurückgezogen und bie Stella matutina, das Missionsschiff, welches De. Knoblecher für diesen Zweck hatte bauen lassen, befuhr die trüben Wasser des Nil nicht mehr über Chartum hinaus. 76 Ein Dampfschiff auf dem Nil. In der Folge erforschte Monsignor Comboni verehrungswürdigen Andenkens, bestrebt, das Licht des Evangeliums soweit als möglich zir verbreiten, in den ersten Jahren seines Apostolates selbst die Gegenden am blauen und weißen Nil sowie an seinem großen Nebenflüsse Sobat, und ließ es später wiederholt durch seine Missionäre thun. Als sich ihm jedoch zu El-Ob cid in Kord ofan und unter den Nuba-Stämmen ein weniger entferntes und gefahrvolles und ebenso fruchtbares Feld aufschloss, da unternahm er es mit dem ganzen Feuereifer feine» Herzens, vor allem in diesen Gebieten die Herrschaft des Evangeliums auszudehnen, um dann von da Land für Land leichter bis in zu den entferntesten Völkern des Negerlandes vorzudringen. Leider überraschte der Tod den Helden im Augenblicke seiner schönsten Hoffnungen und schnitt seinen großangelegten Plan mitten entzwei und die bald folgende mahdistische Umwälzung vernichtete das mit soviel Mühen begonnene Werk. Da es uns nun gegenwärtig einerseits nicht möglich ist, in das von Bischof Comboni bcsüete und gepflegte Feld zurückzukehren, weil es noch unsicher ist, und anderseits der günstige Augenblick zur Wiederaufnahme der Thätigkeit in unserer Mission gekommen erscheint, so erschließt sich uns für jetzt kein besseres Arbeitsfeld als dasjenige, welches schon von unseren ersten Missionären in Angriff genommen ward und von ihnen durch harte Nothwendigkeit aufgegeben werden musste. Die Berichte, welche wir über das Innere jener Länder, von unseren Missionären und von den berühmtesten Afrikasorschern haben, versichern uns, dass, wofern wir die Klippe unserer Vorgänger vermeiden und uns nicht am Flussufer niederlassen, sondern uecker im Innern einen sicheren Punkt suchen, cs uns nicht schwer sein wird, einen guten Erfolg zu erzielen. So ungesund das Land an den Ufern ist, so gesund soll es landeinwärts sein; und wenn es auch sicher nicht frei von Hindernissen und Schwierigkeiten ist, so scheint es doch nicht besonders gefährlich zu sein, wenn man mit Klugheit vorgeht. Der Charakter sodann der Bewohner, welche zumeist den großen Stämmen der Dinka, Schillnk, Nuer, Kic und Bari angehören, wurde uns zwar nicht als besonders gelehrig und fügsam geschildert, scheint jedoch auch nicht grausam und wild zu sein: Einzelne jener Stämme scheinen sogar sanft zu sein, und die Missionäre, welche mit ihnen in Berührung waren, haben uns ziemlich tröstliche Nachrichten über deren Gemüthsart und Gesinnung hinterlassen. Das ist nun das Arbeitsfeld, wohin uns jetzt die göttliche Vorsehung ruft, und wir, die seit vielen Jahren deren Stimme hörten mit den Seufzern so vieler Unglücklicher, müssen nun in Kurzem die Absichten Gottes verwirklichen. Zur Gründung der Mission unter jenen fernen Stämmen brauchen wir außer allem, was zur Errichtung der Stationen nothwendig ist, ganz besonders geeignete Transportmittel, um dahin zu gelangen. Oben habe ich die Stella matutina erwähnt, das Schiff, welches Dr. K noblecher für seine und seiner Missionäre Reisen ans dem Nil hatte bauen lassen. Auch wir bedürfen vor allem eines Fahrzeuges, um diesen endlosen und windungsreichen Strom zu befahren. Ein bescheidener Dampfer, der für eine genügende Anzahl von Personen sammt ihrem Gepäcke und für die anderen zur Gründung und Ausstattung der Stationen nöthigen Dinge Raum bietet, das ist es, was uns vorerst unumgänglich nothwendig ist. Verzeihet also, geehrte Wohlthäter, wenn ich als armer Hirte so vieler Millionen zerstreuter und irrender Schäflein, in bereit Namen Euere Barmherzig-und Euere Liebe anflehe, auf dass Ihr mir beistehet und mir helfet, um ihnen die unschätzbare Gnade der Religion und Civilisation zu bringen! Nach Gott vertraue ich auf Euere Großmnth, die sich schon so oft als über alles Lob erhaben gezeigt hat; ich vertraue, dass sie mich im Momente der größten Noth nicht im Stiche Der Marim-Verein für Afrika. 77 leisten werde. Die Kosten eines kleinen Dampfers sind bedeutend und bis jetzt verfüge ich über fast nichts, und doch brauche ich den Dampfer. Aber nein, ich zweifle nicht, dass meine Bedrängnis nicht manches milde Herz rühre und es bewege, unsere Noth weniger drückend zu gestalten und uns den Zutritt zu unseren lieben Negern zu erleichtern. Wenn wir dann auf dem Verdecke unseres Schiffes im Schatten der päpstlichen Flagge die grünen Fluten des Nil durchfahren, um den Glauben, das Heil und die Bildung neuen Völkern zu bringen, o dann werden wir nicht vergessen können, dass Eure Mildthätigkeit, theuere Wohlthäter, uns geholfen hat, diesen Fluss zu befahren! Jeder Pfiff des Dampfers wird uns zur Dankbarkeit getien Euch mahnen und uns zum Gebete für Euch einladen! Indem ich Euch indessen alles Gute im Herrn wünsche, vertraue ich dieses mein Schreiben den Händen des glorreichen hl. Josef an und bitte ihn, die Herzen aller in wirksamer Weise zu rühren. Verona, am Schutzfeste des hl. Josest 1899. * Anton W. Woveggio, Bischof von Amastri, Apost. Vicai von (Lentral-Afrika. en fand am Montag, den 10. April, im Festsaale des katholischen Gesellenhauses in der Gumpendorferstraße die diesjährige Plenar-Versammlung des um die Mission von Central-Afrika so hochver-dienten Marien-Vereines statt, dem auch unser Missionshaus viel verdankt. Die Versammlung, welche durch die Theilnahme des Centralpräses des Marien-Vereines, Sr. Eminenz des Hochwürdigsten Herrn Cardinals Fürst-erzbischof Dr. Anton Josef Gruscha ausgezeichnet ward, hatte sich eines ganz besonders zahlreichen Besuches zu erfreuen und waren die Geistlichkeit und der Adel zahlreich vertreten. Den Vorsitz in der Versammlung führte der Vieepräses des Wiener Diöeesan-Ausschusses, Hochw. Monsignor Anton Schöpfleuthner, Domeapitular bei St. Stephan, welcher in seiner Eröffnungsansprache darauf hinwies, dass die Einnahmen des Vereines int Jahre 1898 leider abermals einen bedeutenden Rückgang zeigten. Sie betrugen nämlich bloß 13 005 fl. gegen 22.311 fl. im Jahre 1895, 20.990 fl. im Jahre 1896 und 17.617 fl. im Jahre 1897. Ehedem brachte der Verein jährlich an 50.000 fl. und darüber zusammen. Die Gründe für diese Abnahme sind hauptsächlich drei: Erstens sind im Jahre 1898 aus einigen Diöeesen gar keine Spenden eingelaufen, zweitens ist dem Vereine int verflossenen Jahre nicht ein,, einziges Legat zugefallen und drittens sind die religiösen Zustände in unserm Österreich jetzt leider derartige, dass für die innere Mission immer mehr neue Vereine nothwendig werden und so naturgemäß für die afrikanische Mission immer weniger abfüllt. Am besten steht es mit dem Vereine in der Erzdiöeese Wien, welche nicht nur keinen Rückgang der Einnahmen, sondern im Gegentheil einen erfreulichen Fortschritt auszuweisen hat. Besonders einzelne Pfarrgruppeu auf betn Lande zeichnen sich durch rege Thätigkeit aus. Unter den Wiener Pfarr-gruppen verdienen besonders die von St. Rochus auf der Landstraße und 78 Der Maricn-Verein für Afrika. die von bett heiligen Schutzengeln (Paulaner) auf der Wieden rühmend hervorgehoben zu werden. Außer diesen beiden bestehen in Wien noch die Pfarrgruppen von St. Stephan im ersten Bezirk, von St. Othmar unter den Weißgärberit im dritten Bezirk imb von den sieben heiligen Zufluchten im siebenten Bezirk. Außer Wien bestehen bisher folgende Pfarrgruppen: Albendorf bei Haugsdorf, Groß-Jnzersdorf, Groß-Weikersdorf, Hainburg, Kalksburg, Ladendorf, Nappers-dorf, Nendorf bei Sta atz, Obersiebenbrnnn, Pfaffendorf, Pillichs-dorf, Rodaun, Zisterdorf. Unter den anderen österreichischen Diöeesen sind hervorzuheben Seckau, St Pölten, Linz. Um die Einnahmen zu erhöhen, muss die Errichtung von weiteren Pfarrgruppen in und außerhalb Wiens die Aufgabe der nächsten Zukunft sein. Es finden sich gewiss viele Tausende, welche für die Afrikaner den monatlichen Vereinsbetrag von 5 kr. leisten, nur müssen auch solche da sein, welche das Geld in Empfang nehmen. Es mögen darum allüberall Pfarrgruppen errichtet werden, die Statuten hiefür erliegen beim Vorsitzenden, Domeapitnlar Anton Schöpfleuthner, (1. Bezirk, Stephansplatz 6), der auch die Einleitung aller jener Schritte, welche zur behördlichen Genehmigung solcher Pfarrgruppen, resp. des Statutes nothwendig sind, unternimmt. Zur Verbreitung des Marienvereins werden Wanderversammlungen in der ganzen Erzdiöeese vorbereitet und der Hochw. P. 2B eitler F. S. C. aus Afrika beabsichtigt, durch ganz Österreich zu reisen, um womöglich in allen Bischofsstätten die Gläubigen zur werkthätigen Unterstützung der afrikanischen Negermission aufzurufen. Für ebendenselben Zweck empfahl der Vorsitzende recht angelegentlich das Abonnement der Monatsschrift „Stern der Neger", welche aus dem Missionshause in Mühland bei Brixen oder in der Buchhandlung Heinrich Kirsch (Wien, 1. Bezirk, Singerstraße 7) zu beziehen ist und im Jahre 1 fl. 50 kr. kostet. Nachdem der um die Vereinssache hochverdiente Hochw. Herr Domeapitular Monsignor Schöpfleuthner seine mit lebhaftem Beifalle aufgenommene Ansprache beendet hatte, sprach der Hochw. P. I. Kösters, Professor im Missionshause St. Gabriel, über Wesen und Entstehung des Islam, dessen beständiges Vordringen in Afrika und die fast unübersteiglichen Hindernisse, welche derselbe der Bekehrung der Neger entgegensetzt. Nach diesem ausgezeichneten und sehr beifällig aufgenommenen Vortrage trat als zweiter Festredner der Hochw. P. Josef SB ei Her F. S. C. an das Rednerpult Derselbe hat durch acht Jahre als Negermissionär in der Mission von Centralafrika gewirkt und ist vor kurzer Zeit nach Europa zurückgekehrt, um eine Rundreise für die Interessen der Mission zu macken. Er sprach über die geschichtliche Entwicklung und den derzeitigen Stand der Missionsthätigkeit in Centralafrika. Durch die Entstehung des großen Mahdireiches hat diese Thätigkeit im Jahre 1884 einen gefährlichen Stoß erhalten: die mit Mühe und großen Opfern gegründeten Missionsstationen im Sudan mussten damals aufgegeben werden und die Missionäre über die Grenzen flüchten. Jetzt, wo die Macht des Mahdi durch das englisch, ägyptische Schwert wieder gebrochen worden ist, ist die Wiedereröffnung der Missionsthätigkeit im Sudan wohl bald wieder zu gewärtigen; ein Riesenfeld für die apostolische Bekehrungsarbeit steht damit wieder offen. Redner schildert die mühevolle Bekehrungsarbeit der Negermissiouäre an dem concrete« Beispiele der Verhältnisse in der Negercolonie Gesira. Die Negermission ist von Erfolg fast nur unter den heidnischen Negern, ist der Neger aber einmal vom Pesthauche des Islam berührt, dann ist er für das Christenthum so gut wie verloren. Unter den islamitischen Negern müssen die christlichen Missionäre ihre Thätigkeit fast nur auf die Jugend, auf die zahlreichen Negerwaisen beschränken. Bei den Erwachsenen Die Missionsvorstände von KeutmTnfnfa. 79 lässt sich da fast nichts mehr ausrichten. Mit Sehnsucht wird daher non den Missionären der Wiedereröffnung des noch vielfach heidnischen Sudan für die Bekehrungsthätigkeit entgegen gesehen. Dieselbe ist dann auch in naher Zeit schon zu gewärtigen. Redner spricht von der Nothwendigkeit eines Transportmittels auf dem Nile, und von dem praktischen Plane des Hochwürdigsten Herrn Bischofes Roveggio, ein bescheidenes Dampfboot anzuschaffen, appelliert an Die Opferwilligkeit aller Katholiken und gibt schließlich dem innigen Wunsche Ausdruck, dass sich recht viele katholische Jünglinge und Männer dem Missionsberufe widmen mögen. Lebhafter, langanhaltender Beifall folgte diesen interessanten Ausführungen. ir Zum Schlüsse hatte noch Se. Eminenz der Hochwst. Herr Cardinal Fürsterzbischof Dr. Anton Josef Grüscha die Gnade anfeuernde Hirtenworte an die Versammlung zu richten, in denen er zur thatkräftigen Unterstützung des Märien-Vereines aufforderte. Indem wir die materiellen Mittel zur Bekehrung der Neger aufbringen, versichern wir uns zugleich des Gebetes dieser letztgeborenen Kinder der Kirche, dessen wir in unserer Zeit, wo unserem heiligen Glauben all-würts so vielfache Gefahren drohen, gewiss gar nothwendig bedürfen. Znm Schlüsse seiner warmen Ansprache ertheilte Se. Eminenz der Versammlung seinen ober-hirtlichen Segen, den dieselbe knieend empfieng. Nach einigen Dankesworten an die Redner und für den so zahlreichen Besuch, wurde sodann die Versammlung von dem Vorsitzenden mit dem katholischen Gruße geschlossen. Möge die Liebe zu den unsterblichen Seelen der armen Afrikaner und auch die Dankbarkeit für das Glück des wahren katholischen Glaubens recht viele bewegen, sich an den Marien-Verein anzuschließen und für dessen Ausbreitung recht thätig zu sein, damit dieser verdiente und altehrwürdige Missionsverein bald wieder seine einstige Blüte erreiche. I. P. Max Ryllc, 8. J., erster apostolischer promcar von Lentral-Afrika J846—48., sM^^ieser erste wirkliche Provicar von Central-Afrika stammte aus der russischen Provinz Lithauen, die ehemals zum Königreiche Polen gehört Als Jüngling widmete er sich dem Studium der Medicin, für welches er eine große Hinneigung empfand. Die göttliche Vorsehung hatte ihn wohl auch zum Arzte bestimmt; aber nicht, dass er Knochen und Fleisch eine Zeit lang vor Fäulnis bewahre, sondern dass er unsterbliche Seelen für die ewige Seligkeit rette. Ein sonderbares Ereignis musste ihm als Mittel dienen. Als siebzehnjähriger Student war er einmal mit anderen Genossen im Secier-saal bei der Section eines Leichnams beschäftigt. Ihre Gespräche waren gerade nicht die erbaulichsten, als plötzlich allen die Worte auf den Lippen erstarken. Im Saale waren auch mi den Wänden eine Menge von Todtenschädeln aufgeschichtet, und eben aus einem von diesen war ein klares und erschütterndes Wort ausgegangen. Bei späteren Erzählungen dieses Ereignisses konnte Ryllo eine gewisse Erregung nicht verbergen; nie aber wollte er sagen, wie jenes Wort ge- 80 Die Missionsvorstcmde von Centratafrila. tontet habe. Die Folgen dieser einsilbigen Predigt eines Todtenschädels machten sich alsobald fühlbar und heilsam. Jene elf Studenten kehrten stillschweigend nach Hause. Sieben aus ihnen, betroffen und bekehrt, beschlossen, ihr Leben Gott zu weihen und traten in verschiedene Klöster. Max Ryllo wollte in die Gesellschaft Jesu eintreten. Da er aber keinen Pass erhalten konnte, so verabredete er sich mit einem Kutscher, der vierspännig nach Italien fuhr. Als Reitbursche überschritt er die russische Grenze und durchquerte auch so ganz Oberitalien, bis er in Rom angelangt um die Aufnahme in die Gesellschaft Jesu nachsuchte und sie auch erhielt. Mit Eifer und Vollkommenheit erfüllte er alle Verpflichtungen des religiösen Lebens; aber seine Gesundheit schwand zusehens. Deshalb dachten seine Obern schon daran, ihn wieder zu entlassen. Angesichts dieser Gefahr offenbarte unser Novize seinem Beichtvater, dass an seinem Zustande nur die außerordentlichen und zu häufigen Bußübungen die Schuld tragen. Auf Befehl des Beichtvaters musste er seine Obern davon in Kenntnis setzten, die ihm selbstverständlich die bisher beobachtete Strenge verboten und ihm eine solche Lebensweise anordneten, welche in bald wieder herstellte. Als er später mit Lob seine Studien vollendete, wurde er zum Priester geweiht. Und da er eine große Beredsamkeit an den Tag legte, auch die italienische Sprache völlig beherrschte, so wurde er in den ersten Jahren seines Priesterthums nach Neapel und Florenz geschickt, um zu predigen. Groß war der Beifall seiner Zuhörer, noch größer aber der Nutzen, den er dadurch stiftete. Auch Rom bekam wiederholt die feurigen Worte des jungen Missionärs zu hören. Inzwischen war es den N° storianern in Russland gelungen, von fünf katholischen Bischöfen ein Glaubensbekenntnis zu erpressen, welches vom katholischen abwich. Da entschloss sich der Papst einen treuen und gelehrten Priester dorthin zu entsenden, welcher diese Bischöfe aufklären und zum Widerrufe bewegen sollte. Die Wahl fiel auf P. Ryllo, der außer den schon erwähnten Eigenschaften auch diese besaß, die Sprache und die Sitten des Landes zu kennen. P. Ryllo reiste also nach Russland und konnte bald nachher den Widerruf jener Bischöfe nach Rom bringen. Nachdem er später einige Zeitlang im römischen Colleg Rhetorik gelehrt hatte, wurde er in die Missionen des Morgenlandes gesandt, wobei er dann in Armenien, Georgien, Syrien, Jerusalem und Ägypten thätig war. Sein letztes Arbeitsfeld im Orient war der Libanon. Durch sein Wissen und seine Herzensgüte erwarb er sich überall allgemeine Achtung und Liebe. Die Paschas empfiengen ihn überall mit Ehren, ja einer, bei dem er sich einige Zeit aufhielt, ließ ihm sogar Fastenspeisen an den Abllinenztagen bereiten, ein anderer stellte ihm seine Soldaten zur Verfügung Nichtsdestoweniger fehlten ihm Kreuz und Leiden nicht. Öfters musste er Hunger und Kälte ausstehen und nicht selten befand er sich in Todesgefahr. In der größten schwebte er, als die Drusen unter Anführung des grausamen Emin Pascha die Christen des Libanon überfielen, wobei auch dann die Türken nicht lange auf sich warten ließen. Auf den Kopf des P. Ryllo wurde eine große Summe gesetzt. Mit Mühe konnte er auf unbekannten Steigen die Küste erreichen und sich nach Rom einschiffen. Im Jahre 1845 ernannte ihn Papst Gregor XVI. zum Rector des Collegiums der Propaganda. Dieser Papst liebte es, von den Völkern des Orients und ihren Sitten erzählen zu hören; oft lud er zu solchen Besprechungen den P. Ryllo zu sich und zwar in orientalischer Tracht, welche Sr. Heiligkeit sehr gefiel. In dieser Zeit trug man sich in der Propaganda mit dem Gedanken, Centralasrika zu einem Apostolischen Vicariate zu machen und betraute mit der Durchführung dieses Planes den Malteser-Canonicus Msgr. Casolani Um gleich die nöthige Anzahl Missionäre bei der Hand zu haben, erbat sich Msgr. Die MissionZvmstände von Centralafrika. 81 Casolani vom General der Jesuiten, P. Roothaan, 'einige Priester, welchen sich dann verschiedene Diöcesanpriester ans Malta nvch anschließen sollten. Anfangs wurde Msgr. Casolani diese Bitte abgeschlagen, aber durch ein zweites Billet des P. Roothaan wurde ihm der Rath gegeben, vorerst nach Centralafrika eine Erforschungsreise zu machen, um die Gegenden kennen zu lernen und was für einen Erfolg man sich hoffen könne. Für diesen Zweck,fwäre niemand anderer mehr geeignet als P. Ryllo, der schon das Arabische wisse und selbst Missionär gewesen k’i Dieser Vorschlag wurde angenommen und da es sich um eine von jedem civilisierten Lande abgeschlossene Mission handelte, ihr als Vorsteher ein Bischof in der Person des Msgr. Casolani gegeben. Aber P. Ryllo als Theilnehmer dieses Unternehmens glaubte, auf seine früheren Erfahrungen gestützt, die Pläne Msgr. Casolanis nicht gutheißen zu können. Ans sein Drängen hin wurden dem Vicariate von Centralasrika neue Grenzen gegeben. Bischof Casolani zog sich zurück und so wurde P. Ryllo als Provicar der Mission ernannt. Papst Pius IX. billigte auch die diesbezüglichen Vorschläge der, Propaganda. Die Theilnehmer an dieser ersten Missionsreise nach Central-Afrika trafen im Frühling des Jahres 1847 in Alexandrien zusammen. Ende September konnten sie mit ihren Dahabien Nil aufwärts fahren und in 18 Tagen hatten sie schon den ersten Katarakt und somit das Gebiet der Mission erreicht. Aufs den alten Ruinen von Phyle brachten sie das hl. Opfer dar und der göttliche Hirt nahm so Besitz von jenen Landen. 82 Von Kairo nach Chartui». Kaum wurde die Reise fortgesetzt, so befiel den P. Ryllo die Dissenterie. Es trat aber nach wenigen Tagen eine kleine Besserung ein, und die ganze Karawane durchzog auf Kameelen die Bajudawüste. Der 11. Februar 1848 war der glückliche Tag, an welchem Apostel des Christenthums das erstemal den Fuß in Chartum setzten. Diese Stadt schien ihnen geeignet, den Mittelpunkt des ganzen Unternehmens bilden zu können, weshalb sie sich hier festsetzten. Von neuem erkrankte P. Ryllo und gesundete nicht mehr. Am 17. Juni 1848 hauchte er seine Seele ans, nachdem er noch zuvor durch sein rührendes Testament, das mit den Worten anfängt «Ryllo moriente», seinen treuen Begleiter Dr. Ignaz Knob-lecher zu seinem Nachfolger ernannte. len iiiiiro und) (tljnrtmii. "IreiseskiZzen aus Ägypten unö Suöan. Von P. F. rt’ati. Geyer, F. S. C. (Fortsetzung.) m 2 Uhr 50 Min. wanderten wir im Thale vorwärts. Die Vegetation gestaltete sich mit jedem Schritt reicher und mannigfaltiger. Zahlreiche Tekker - Akazien, Suntsträucher, Weiden überschatten die großentheils grünende thonig-sandige Thalsohle. Cactusartige Asklepiaden und zahlreiche Euphorbien wechseln mit hohen Grasweiden und Buschwerk, besonders an den vielfach gewundenen Ufern der temporären Rinnsale. Im Vordergründe stehen die Hügelzüge von Kokreb, mit dichtem Anflug von gelbem Wüsteugras besetzt; die Gruppierung dieser Vorgebirge in amphitheatralischer und wellenförmiger Anordnung ist malerisch und wunderbar; wären sie mit Baumwuchs versehen, so könnten sie sich mit unseren anmuthigsten Hügelgruppen messen. Ein entgegengesetztes, düsteres Bild präsentieren die schwarzen, zackigen Gipfel des Gebirgsstockes Badab im Westen. Der Weg wendet sich vom Wady Hamba nach West und setzt sich ans einer steinigen Ebene am Fuße der Vorgebirge des Badab fort. In westsüdwestlicher Richtung steigen wir dann die Gebirgshöhe von Kokreb hinan und setzen den Marsch im Pass von Kokreb fort bis zum Brunnen, wo wir um 7 Uhr 27 Min. abends Halt machten. Der Gebirgspass zwischen den Bergketten von Kokreb und Badab kann auf verschiedenen Wegen passiert werden; derselbe besitzt auch mehrere Brunnen, wie überhaupt die Gegend von Kokreb sich durch großen Wasserreichthum auszeichnet. Die Nacht über pfiff starker Nordostwind durch den Engpass. Am Morgen des 22. February verbrachten wir mehrere Stunden mit Notieren von Wörtern der Bischarin-Sprache, während man die Kameele in den Schluchten der Berge suchte. Der Brunnen, an dem wir gelagert waren, befindet sich am Fuße eines etwa 40 m hohen, halbverwitterten Granithügels; das Wasser stand 21/i Fuß unter der Erdoberfläche, während es im Monat Juni gänzlich versiegt war. Die Gegend Kokreb ist eine der wasserreichsten der Wüste; mit wenig Mühe könnte man hier vielfache Frucht erzielen. Die Aufgabe müsste von europäischen Colo-nisten in die Hand genommen werden, da die Bischarin, weil selbst ohne große Bedürfnisse, hiezu keine Lust haben. Zahlreiche Gießbäche sammeln zur Zeit des Regens die von den Bergen niederstürzenden Wassermassen und leiten sie nach Süden oder Südwest; da, wie man auf der Reise bemerken kann, diese Rinnsale ‘) Nachts Wind. Thermometer 3 h am. 14° C. 6 h am. 11° C. 2 h pm. 35° C. 6 >/.ch pm. 29° C. 11h pm. 21° C. Von Kairo nach Nartum. 83 sich sämmtlich nach Südwest hinziehen, so kann man mit Grand annehmen, dass alle diese Wasser sich in die Atbara werfen, die bei Berber in den Nil mündet. Dr. Schweinfurth lässt, gestützt auf die Aussagen der Eingeborenen, sämmtliche Wasserzüge von Wady O-Mareg (36ö. L. Gr.) bis Wady Derumgerat in die Atbara fallen. Um 71/* Uhr begann unser Marsch, und nach V/a Stunden im engen Thale Kokreb nach Südwest betraten wir eine ausgedehnte, steinige Ebene, Lagag genannt. Hier theilt sich die Karawanenstraße; der eine Zweig führt nach West-Süd-West über Rauaih, der andere über Arinb, beide vereinigen sich bei den Sandhügeln von O-Bak. Die besuchteste ist jene von Arinb, da sich jeden Tag Wasser findet, kürzer ist jene von Rauaih, aber sie ist wasserarm. Wir wählten Rauaih. In westsüdwestlicher Richtung durchwanderten wir also die Ebene Lagag, die, mit Mimosen, Binsen und Wüstengräsern besäet, theilweise einem reifen Kornfeld gleicht; breite Quarz- und Klingsteinadern durchziehen den Boden. In drei Stunden durchwanderten wir die Ebene. Zu unserer Rechten erhebt sich dann ein Hügel mit thurmhohen, rninenartigen Felsblöcken, die von den Kameeltreibern als Weghülfte zwischen Snakin und Berber begrüßt werden (b. h. bei der Route über Rauaih); daher der Name dieser Felsen beled-el-nuss, d. h. Dorf der Hälfte. Die Öde der Wüste verwandelt sich in ein Durrahfeld, das noch mit Stengeln besetzt ist. Jnmitte des bebauten Terrains steht das kleine Dorf Ella-jam (d. h. Moia bary, frisches Wasser), bestehend aus Hütten von Dattelzweigen. Zahlreiche Wnstengräser wechseln mit den Durrah- und Balila-Stengeln ab: das hohe Panicum turgidum und die gelben dicken Halme des «Teeräb» der Eingeborenen sind von einer Unzahl kriechender Kürbisse durchwandert. Doch nur kurze Zeit währt die fruchtbare Strecke, bald beginnt die düstere Monotonie schwarzer Hügel und verbrannter Sandsteinfelsen; verdorrte, gelbe Wüstengräser in den Niederungen zwischen den Hügeln sind die einzige Abwechslung. Von IS'U Uhr bis 4V2 Uhr ruhten wir in einer dieser Niederungen und setzten dann den Weg fort nach Südwesten. Die Ebene Tongül, die wir in drei Stunden passierten, ist weniger steinig, aber mit tiefem Sand bedeckt, aus dem sich Mimosen-Sträucher und Binsen in Büscheln erheben. Hier bemerkte ich zum erstenmal das Uaral, eine Eidechsen-Art von ungleich größerer Länge als unsere Eidechsen. Eines dieser Thiere maß 87 cm in der Länge, die Länge des Schweifes 40 cm, die Länge der Füße 15 cm; der Kopf ist zugespitzt. Die Kameeltreiber versicherten uns, dass ihre College» in Kordofan dieses Thier mit Vorliebe äßen. Eine kleine steinreiche Anhöhe trennt Tongül von Wady Dorumgar (oder Derumgerat), wo wir gegen 11 Uhr abends Halt machten. Dieses umfangreiche Wady beginnt am Dsch. Makadieh in der Gegend von Arinb, wo wir es auf der Rückkehr im Juni durchwanderten ; in der Richtung Süd-West-Süd führt es seine Wasser der Atbara zu. Am Morgen des 23. Februar Z wehte frischer Nordostwind. Um 6 Uhr 25 Min. begann der Weitermarsch. Wady Dorumgar ist theils vegetationsreiches Erdreich, theils Steinboden, durchfurcht von langgestreckten Felsadern, deren Oberfläche von der Sonnenhitze schieferartig gespalten ist; stellenweise dehnen sich Geröllflächen aus, mit weißen und rothen Kieseln und rohen Qitarzstückchen besäet, eine seltene Erscheinung dieser Wüste, während die Wüstengegenden am Nil reich an Schichten des reinsten Quarzes sind. Unsere Wegrichtung ist eine westliche. Wenige Minuten nach 11 Uhr steigen wir eine jähe Schlucht hinab; wir befinden uns im Thalkessel von Rauaih. Nach 15 Minuten Marsch im Kessel lenken wir nach Süden und finden nach kurzem Gang zu Fuß eine enge Thalschlucht mit vielem Gesträuch und Akazien; die Anwesenheit sowohl von Pflanzen als die Configuration der Gegend lässt uns auf die Nähe eines Brunnens schließen. Thermometer 6 h am, 18° C. 2 h pm. 35° C. 7 h pm. 23° C. 84 Von Kairo nach Chartmn. Zehn Minuten nach Norden in einer kaum 8 m breiten Felsenschlucht liegen die Brunnen von Rauaih. Mehrere Bischnrinfamilien mit ihren Ziegen und Eseln lagern am Brunnen; derselbe ist ausgemauert und 5 m „tief. Die Felsenmaskerade von Ranaih ist enorm und wunderbar; man glaubt sich in der Werkstätte des größten Bildhauers der Natur zu befinden; die Felsmassen von kolossalen Dimensionen sind übereiuandergehüuft; Adler und Weißgeier kreisen in der Luft, Turteltauben fliegen von Fels zu Fels. Die Bischarin hielten uns für Soldaten und verweigerten uns als solchen das Wasser. Erst ans die Betheueruug des Führers hin, dass wir keine Soldaten seien, gewährten sie uns vier Schläuche Wasser. Wir bemerkten, dass die Soldaten, die wenige Tagreisen vor uns marschierten und die Straße über Arinb genommen hatten, überall Hass und Schrecken verursachten. Damals schon konnte man ahnen, dass im Falle einer Ausdehnung der Rebellion auch die Bischarin sich gegen die Regierung erheben würden. Wer war jedoch Schuld daran, dass der ganze Sudan das Joch Kairos abzuschütteln suchte? Einstweilen beantworte sich jeder selbst diese Frage. Wir werden sie später kurz beantworten. Um 2 Uhr nahmen wir die Reise in der Richtung nach SW. wieder auf. Die Berge und Hügelzüge der Gegend Ranaih sind größtentheils aus schwarzem Thonschiefer gebildet und bieten einen äußerst düsteren Anblick. Nach zwei Stunden Ritt zwischen schwarzen Hügeln öffnete sich ein langes Wady; das mit gelbem Gras bedeckte Terrain, vom Winde bewegt, bot den Anblick eines goldenen, wogenden Sees. Es war Wadh Laemeeb, dessen oberen Theil wir auch im Juni passierten. Dr. Schweinfurth behauptet, die Wasserzüge des Ranaih gehören nicht mehr dem Flussgebiete der Atbara au, sondern vereinigen sich im Wady Laemeeb mit den Wassern dieses Wady, das sie am Ostabhang des Berges O-Fik vorbei in den Nil führt. Auf das Wady folgt eine erhöhte Geröllfläche, nördlich vom Wege zeichnen riesenhafte Granitblöcke, einzeln und in Gruppen gelagert, die Gegend aus. Um 9s/4 Uhr wurde Halt gemacht. Am 24. February winde die Route direct in südwestlicher Richtung fortgesetzt. Aufbruch um 6 Uhr 25 Min. früh. Der Weg führte anfangs über sandige und steinreiche Ebenen, int Laufe des Marsches wechselt Graswuchs mit unfruchtbaren Stellen. Einige der nahen Hügel sind mit weißem Sand bedeckt, was auf die Nähe der Sandberge von O-Bak deutet. Um 111/2 llfjr hielten wir in einer zweiten steinigen Ebene. Ich bestieg einen mäßig hohen, nahegelegenen Hügel; von dort ans war am äußersten Horizont im Süd-Südwest ein langer, lichter Streifen sichtbar, es waren die Sandberge. Munter wurde um 3 Uhr 50 Min. weiter marschiert. Hier zum erstenmale bemerkten wir die Fata morgana. Es war 2 Uhr nachmittags und das Thermometer zeigte 34° C. Man sah am Horizont in südwestlicher Richtung einen Fluss mit Palmenhainen au dessen Ufern; hätte man nicht beobachtet, dass Wasser und Datteln und Palmen in Fieberhaft sich bewegten, man hätte es für Wirklichkeit halten mögen. Die Eingeborenen nennen diese täuschende Lufterschei-inmg Moia-el-schltän, d. h. Wasser des Teufels. In südivestlicher Richtung führt der Weg über eine lange Ebene, von grauen Schieferrücken durchfurcht, dann den Dsch. O-Fik (der uns bereits seit Wady Laemeeb im Südwesten sichtbar war) rechts lassend, überschreiten wir die schwarzen, sich verlaufenden Hügelzüge dieses Gebirgsstockes. Nach etwa drei Stunden vom Dsch. O-Fik cm3 langten wir auf einer mäßigen Höhe an, Dsch. Takarireh genannt; hier breitet sich zu unseren Füßen die große Ebene Takarireh ans, an deren Eingang wir um 9 Uhr abends das Nachtlager aufschlugen. Die Ebene sowohl als der Dschebel haben den Namen von einem Takrir (Ansiedler Kordofans und Darsurs), der auf einer Reise von Berber nach Suakin hier vor Durst starb, nachdem er in den Brunnen *) Thermometer 6 h am. 13° C. 2 h pm. 34° C. 6 h pm. 29° C. Von Kairo nach Chartum. ■ ! ! ip «I von O-Bak Vorgebens nach Wasser gesucht hatte. Der Name Takrur (Pl. Takarir) ist in Chartum und im ganzen Sudan die Bezeichnung für Einwanderer und (Monisten, die ohne eroberungssüchtige Pläne sich im Lande angesiedelt haben, und nach dieser Erkln-rung wäre Takrur gleichbedeutend mit dem arabischen Ausdruck mohadschii-rin, d. h. Flüchtige. Folgenden Morgen den 25 Februar') zogen wir um 5V-Uhr früh nachSüdwest weiter. Die Ebene Taka-rireh ist zuerst kahl und nackt; später mehren sich Buschwerk und Akazienwuchs, bis dann alles Gesträuch allmählig unter dem immer mehr sich häufenden Sand verschwindet und das Terrain sich in totale Sandwüste verwandelt. In 3 Stunden hatten wir die Ebene durchwandert und wir befanden uns in den Sanddünen. Die wellenförmigen Sandhügel, die mit ihrem gelben Schimmer das ') Thermometer 6 h am. 14" 6. 2 h prn. 35" C. 7 h pm. 28" L. ä 86 Von Kairo nach Chartum. Auge blenden, erinnerten mich an unsere Hügel in der Heimat, wenn sie int Winter mit hohen Schneewogen überdeckt sind, so dass auch nicht ein Sträußchen sichtbar bleibt. Von Ferne erblickten wir einen Wald von weißen Zelten, Heerden von Kameelen und Pferden lagen int Sande tun die äußersten Brunnen herum, Flintenschüsse ertönten: es war das Lager des Generalstabs der Sudan-Armee. Um 8-/2 Uhr hielt mein bei den ersten Brunnen. Die Sandhügel ziehen sich in der Richtung von Nordwest nach Südost hin. Am nordöstlichen Fuße befinden sich die Brunnen, etwa 10 an der Zahl. Das Wasser ist gut und theilweise ziemlich rein. Gewöhnlich ist von den Eingeborenen, die ihre Herden hier tränken und das Wasser zum Hausbedarfe von hier abholen, auch Milch zu bekommen. Schon um 101/2 Uhr wurde wieder aufgebrochen. Der Marsch gieng durch das englische Lager an den äußersten Brunnen int Südosten, dann nach Südwest die Sanddünen aufwärts. Der Weg ist unerkennbar, da die fliegenden Sandwolken sofort jede Spur verwehen; nur einige Kameelgerippe zeigen die Richtung der Karawanen an. E. Marno-Bey berechnete die Meereshöhe der Sanddünen, d. h. einer Anhöhe, auf 454 m. Von der höchsten Anhöhe aus bietet sich eine weite Aussicht in die vor uns liegende endlose Ebene, die uns noch von Berber trennt, sowie auf den isolierten Dsch. Eremit int Südwesten. In 1 Stunde 45 Min. hatten wir die Sandberge überschritten. Um 13U Uhr wurde Halt gemacht in der baumlosen Ebene. Um 5 Uhr marschierten wir hinter den Soldaten, die uns indes vorgeeilt, nach Südwest weiter. Die Ebene ist kahl, baumlos und öde. Um 8 Uhr abends wanderten wir zwischen den beiden Dsch. Eremit, die isolierte Felskegel, wahre Einsiedler in der langen öden Ebene bilden, und setzten den Weg bis IIV2 Uhr nachts fort. Am 26. Februar*) wurde um 6 Uhr 10 Min. früh aufgebrochen. Die Ebene ist eintönig, vegetationslos, stellenweise von einer Felsader durchfurcht, bereit Oberfläche von der Sonnenhitze gespalten ist; einzelne Kieselgruppen bilden die ganze Abwechslung. Die Fata morgana trieb ihr täuschendes Spiel von morgens 9 Uhr bis 5 Uhr abends. Von ll'/a Uhr bis 3 Uhr hielten wir Ruhe. Nach etwa 15 Stunden Marsch von O-Bak betritt man das Wady Abu Kolod (Koloda), das zur Regenzeit mit Durrah bebaut ist; das Terrain hat hier eine große Depression, wofür die zahlreichen Pfützen sprechen. Die Regen des Charif haben fette Erdmassen in die Niederungen geschwemmt, die sich gut bebauen lassen und hie und da zwei Fuß tief von Regenbüchen durchrissen sind; die Erde ist grau und aus thonigem Sand gebildet. Um 3 Uhr wurde der Marsch nach West-Süd-West fortgesetzt. Gegen 5 Uhr zeigten sich am Horizont die Spitzen der Berge von Berber am Westufer des Nil. Nach Wady Kolod folgte abermals eine baumlose Strecke. Um 61/2 Uhr abends betraten wir die Niederungen des Wady Selem (oder Abu Salam). Dieses Thal ist der fruchtbarste Strich der trostlosen, drei Tage langen Steppe zwischen O-Bak und Berber. Bei der Rückkehr im Juni lagerten wir längere Zeit int Wady. Der vegetationsreiche Boden ist mit sonnvetbranntem, zerklüfteten Schlamm bedeckt, den die Regenzeit zurücklässt. Zahlreiche Selem-Akazien, Sunt- und Selem-Slrüucher stehen da; letztere bestehen aus langen, schwanken Gerten mit grünen Blättchen und langen gilbten Stacheln. Nach dem Charif wird Selem reich mit Durrah bebaut, wovon wir noch zahllose Stengel sahen. Die Kameeltreiber sagten uns bei der Rückkehr, das Thal werde nicht von Bischarin, sondern von Bewohnern des Nilthals bebaut. Nach 20 Minuten hatten wir das Wady passiert. Um lOsig Uhr abends wurde das Nachtlager errichtet in der Nähe des Brunnens Moha Bei oder Abu Tager. Um 6 Uhr 20 Minuten am 27. Februar si ritten wir durch das Lager der Engländer, die eine Strecke vor uns das Nachtquartier aufgeschlagen hatten. >) Thermometer 6 h am. 16° C. 11 h am. 81° C. 2V2h pm. 38° C. 6'/a pm. 3C° C. '-) Thermometer 6 h am. 17° C. 2 h pm. (in Berber) 37° C. 7 h pm. 26° C. Von Kairo nach MartuiÜ. 87 Diese letzte Strecke der Wüste ist völlig kahl, das Terrain sanft ansteigend gegen Berber. Um 8J/2 Uhr verwandelte sich die bisher trügerische Fata morgana in Wirklichkeit; man konnte Dattelpalmen und Häuser von Berber deutlich unterscheiden. Ein starker Westwind trug Staubwolken durch die Luft. Nach einer Reise von etwas über 100 Stunden zogen wir in Berber ein, wo die schwarze Garnison auszog, um Hicks Pascha und seinen Stab mit militärischen Ehren zu empfangen. Es war 10 Uhr morgens. III. von Berber nach Hartum. Berber ist eine kleine Stadt, die sich, wie die meisten Städte Nubiens, durch keinerlei Eigenthümlichkeit auszeichnet. Zwei von den Gassen sind geräumig; sämmtliche Wege sind mit fußtiefem Staube bedeckt, der, von den häufigen Winden aufgejagt und mit dem Wüstensand der Umgebung vereinigt, eine Plage der Stadt bildet. Die Bauart der Häuser, theils aus bloßem Schlamm, theils aus ungebrannten Ziegeln, erinnert an die arabischen Gebäude in Ägypten. Außer den Eingebornen (Ababde) und Arabern wohnten in Berber mehrere Levantiner, Griechen, Juden, größtentheils zur Vermittlung des Handels zwischen dem Rothen Meere und dem Sudan, indem Berber den Schlüssel bildet für die Wüsten sowohl von Suakin als Koroško. Im Nord und Süd der Stadt befinden sich einige umfangreiche, schattige Dattelgärten, in denen sich die Levantiner mit der Turteltaubenjagd unterhielten; zahlreiche Sykomoren und Nil-Akazien gedeihen namentlich im Norden der Stadt. Ebendaselbst münden einige Rinnsale periodischer Regen in den Nil; jedoch scheint ihr Wasserbeitrag unbedeutend zu sein, da sie während des Laufes (vom O-Fik, d. h. der westlichen Gebirgskette der Wüste von Suakin her) vom trockenen Sand- und Kiesboden aufgesaugt werden oder in Mulden verdunsten; sie sind somit fast ohne Bedeutung für die Nilanschwellung. Berber war der Sitz einer kleinen Garnison und eines Mudir, der unter dem Generalgouverneur von Chartnm stand. Damals war dieser Mudir Hussein Pascha Chalifa, ans der Familie der Scheichs des Stammes der Ababde, welche zwischen Wady-Halfa und Berber wohnen. Dem Einfluss dieses einheimischen Paschas auf seine Stammesgenossen haben wir es zu verdanken, dass die Ababde nicht an der Empörung theilnahmen. Am 27. Februar waren die Vorbereitungen zur Abreise nach Chartnm vollendet. Nachdem General Hicks mit seinem Stabe den Tag vorher mit einem Regierungs-Dampfer abgesegelt war, brachen wir an jenem Tage auf. Um 1 Uhr-nachmittags begaben wir uns auf den Landungsplatz. Die Segelbarke, die wir gemietet, war etwas klein, mit einer Recuba (Strohdach) auf dem Hintenheil. Um IVa Uhr stießen die Ruderer vom Ufer und spannten unter Allah-Rufen das Segel aus. Ein kräftiger Nordwestwind trieb , uns rasch vorwärts auf dem etwas bewegten Flusse. Es ist denjenigen, welche Ägypten bereist haben, bekannt, dass eine Nilfahrt nicht den Wechsel schöner landschaftlicher Scenerien und stnnmungs-reicher Panoramen bietet, wie wir sie etwa auf einer Donaufahrt von Passau bis Linz oder auf der Fahrt an den Ufern unserer Gebirgsseen genießen. Ungleich melancholischer und eintöniger als in Unter- und Oberägypten ist der Ton der Nillandschast im Sudan: stets graue Ufer aus angeschwemmter Schlammerde, in der Ferne zu beiden Seiten stets öde Wüstenstrecken, getrennt vom Flusse durch Felslinien, diesseit der Felsen hie und da parallel mit dem Fluss cultiwerte Striche mit Gesträuch und Bäumen, abwechselnd elende Tokul-Dörfer mit einigen Daltelanlagen, im Fluss Felsriffe und Sandbänke, auf denen Schwärme von 88 Bon Kairo nach ChartuiN. Wasservögeln weilen, abwechselnd das charakteristische Krokodil, an den Userabhängen' das ermüdende Knarren der Snkien oder Wasserschöpfräder; dies ist das allgemeine und stets sich wiederholende Bild der 335 km langen Nilstrecke von Berber nach Chartnm. Doch fehlt es nicht an einigen interessanten Abwechslungen. In der Nähe von Berber sind beide Flnssnfer ziemlich cnltiviert. Durrah, Weizen, Bohnen, Erbsen (turmus bei den Eingeborenen), Gerste (schair), einige Zwiebelarten sind die Hauptproducte, die besonders auf dem östlichen Ufer sorgsame Pflege finden, das bevölkerter ist als das westliche. Die fortwährende Bewässerung geschieht durch die Salten, bereit das östliche Ufer südlich von Berber eine endlose Reihe aufzuweisen hat. Es sind dies eine Art Schöpsräder, durch welche das Wasser des Nil ans die hohen Ufer geleitet wird und die also denselben Dienst thun wie im Delta die Canäle. Am Uferabhang (die Tiefe des rechten Ufers südlich von Berber misst 8 m) wird eine Höhlung gemacht, in der das Wasser sich sammelt; in horizontaler Höhe mit dem Uierland ist ans einem Gerüste aus Dattelstümmen das hölzerne Schöpfrad aufgestellt, an dessen Vertical-rädern, den bei uns verbreiteten Baggermaschinen ähnlich, vermittelst eines sich um das Verticalrad drehenden Doppelstrickes aus Dattelblättern Thongefäße befestigt sind; in das Verticalrad greift ein auf dem Gerüste stehendes Horizontalrad ein, getrieben von einem zweiten Horizontalrad, das durch eine oder zwei Kühe in Bewegung gesetzt, die Thätigkeit des ersteren bewirkt. Die Bewegungen des Verticalrades bewirken das Auf- und Niedersteigen der am Leiterseile befestigten Thongefäße, die ihren Inhalt in die kleinen Wasserrinnen abliefern, aus denen er dann in Grüben durch die Fluren gelenkt wird. Ist das Ufer bedeutend hoch, so wird das Wasser ans dem Fluss durch einen kleinen, unterirdischen Canal eine Strecke weit ins Land geleitet, wo es sich in einem ausgemauerten Behälter sammelt; hieraus wird es durch die Sakte, die über dem Behälter errichtet ist, an die Oberfläche gezogen und in die Felder vertheilt. Diese Behälter, welche die Form der italienischen Brunnen-Cisternen haben, fand ich von einer Tiefe zwischen 8 bis 12 m; rechnet man dazu noch 4 m für die Höhe des Schöpfgerüstes, so ergeben sich 12 (resp. 16 m) als Höhe, auf welche das Wasser geleitet wird. Bei dieser Tiefe zählte ich 40 Thongefäße am Leiterseile; die Größe der Gefäße ist verschieden, ich sah deren zu 3 Liter, zu 2 Liter Inhalt. Je nachdem man die Thiere antreibt, geht das Auf- und Niedersteigen der Gefäße mehr oder weniger rasch vor sich. Im Durchschnitt bemerkte ich, dass beim gewöhnlichen Gange der Zugthiere in 3Va Minuten 80 Liter an die Höhe befördert wurden. Ist das Feld vom Fluss weiter entfernt (z. B. 50 m), so dass ein Canal zu schwierig ist, so zieht man das unter der Erde fiese nde Flnsswasser aus einer Grube, in der es sich sammelt, vermittelst der Sakir an die Oberfläche. Dieser Modus ist jedoch weniger Vortheilhaft, besonders weile das Wasser durch langsame Filtration im Erdreich die befruchtenden Stoffe des Nilfchlammes verliert. Das Reiben der Vertical- und Horizontalrüder in ihren trockenen Fugen verursacht ein stetes Knarren in mannigfachen Tönen, bald dem Gesumme eines Bienenschwarmes, bald dem ermüdenden Geschnurre eines Dudelsackes ähnlich. Eine weitere häufige Schöpfvorrichtnng Jinb die sogenannten Schadüf, die man neben den Salten im Nilthal findet. Ähnlich wie bei der Sakte ist am Ufer ein Graben geöffnet, in dem sich das Nilwasser sammelt. An einem Querbaum über dem Graben ist vertical der Schlagbanm befestigt; von dessen oberstem Ende hängt ein Dattelstrick mit einem Eimer aus Bastgeflecht oder Ziegenfell; am untern Ende des Schlagbanmes bildet das Gegengewicht ein Stumpen getrockneten Nilschlammes. Ein oder zwei Sclaven ziehen den Schlagbaum nieder und mit dem gefüllten Eimer wieder in die Höhe, bei dem Emporziehen verrichtet das Gegengewicht die Arbeit. Liegen die Felder hoch, so sind die Schadüfs in Von Kairo nach Chartuni. 89 mehreren Etagen übereinander angebracht; ich bemerkte drei und vier solcher Etagen. Die Leistungsfähigkeit dieser Schadüfs ist natürlich geringer als die der Takten. An wenigen Punkten, wo das Ufer niedrig ist, wie am Weißen Flusse und an mehreren Stellen des Blauen finden wir jene einfache Schöpfvorrichtung, die im Delta so häufig ist: zwei Sclaven schwingen am Stricke einen Korb ins Wasser und mit demselben Schwünge führen sie das geschöpfte Wasser in den höher gelegenen Graben; diese Manipulation ist jedoch nur möglich, wenn das Ufer 1 oder höchstens 2 m hoch ist Ungeheure Vortheile gegen diese Schöpfräder bietet die Bewässerung durch Maschinen, wie sie in Unter- und Oberüahpten häufig anzutreffen und auch bereits in Chartum an zwei Plätzen eingeführt mar. Die Dampfmaschine der Mission lieferte in einer Stunde 18.000 Liter Wasser an die Oberfläche, die Kosten der m Mffionsflaiion in Sualnn. Heizung belaufen sich ans etwa 3 Thaler Medschidi in 12 Stunden. In dieser Zeit konnte die Maschine den Garten von 220 m Länge und 200 m Breite vollständig bewässern. Je nach dem Bedürfnis wurde die Dampfmaschine wöchentlich ein-, zwei- oder dreimal in Bewegung gesetzt. Niemand wird leugnen, dass die Products der Civilisation, in dieser Weise nach Afrika verpflanzt, von maßgebendem Einfluss auf die Umbildung der Stämme sowohl als die Verbesserung und Cultivierung der Territorien seien; jedenfalls wären die von der Neuzeit vervollkommneten Instrumente der Landwirtschaft dem Sudan nützlicher gewesen als Flinten und Pulver. Nach einer Stunde erreichten wir das Dorf Dermali am rechten Ufer, von schattigen Dattelhainen und grünenden Dnrrah-, Weizen- und Gerstenfeldern umgeben. Etwas nach Süd .bildet der Fluss eine fruchtbare grüne Insel. Da vor uns sich eine kleine Katarakte befand und die Nacht eintrat, so musste man die Fahrt einstellen. Um 61/* Uhr legten wir am linken Ufer an. Es war ein herrlicher Abend. Der Wind schwieg, geräuschlos lag der dunkle Nil vor uns, nur das Knarren der Salten und das Zirpen der Grillen störten die Ruhe der Nacht; 90 Von Kairo nach Chartum. ein sternenbesüeter Himmel glänzte hernieder. Meine Gedanken beschäftigten sich mit dem geheimnisvollen, großen Nil, seiner Rolle im Alterthum, der cnltur-geschichtlichen Bedeutung seiner Uferbewohner, commerziellen und landwirtschaftlichen Wichtigkeit; es wäre Arbeit eines großen Werkes, diese Attribute des afrikanischen Segenspenders nach all' ihren möglichen Seiten darzustellen. Am 28. Februar stießen wir um b'U Uhr früh vom Lande, erst gegen 6 Uhr begann leise der Nordwestwind Das kleine Schellal besteht ans mehreren im Fluss zerstreuten Felsen und Sandbänken, die wir in V* Stunde passierten; kurz vor der Regenzeit ist die Passage eng und schwierig und im Mai bei der Rückkehr hatten wir über zwei Stunden zu arbeiten, um zu passieren. Ans den Sandinseln sonnten sich große Wasservögel: Wildenten, Reiher, indische Hühner, Schnepfen; auch große Adler verschiedener Farben, Kraniche und Trappen lassen sich gerne auf den Sandinseln nieder. Auch eine Reihe von 6 Krokodilen lag auf einer Insel dicht am Rande des Wassers; sie sperrten den Rachen auf und schienen zu schlafen; als wir aber näher fuhren, schlichen sie langsam in das Wasser. Um 7 Uhr laßen wir das Dorf El-Fadlab, bestehend aus Gruppen Strohhütten, links; es ist die äußerste Ortschaft der Provinz Berber. Bald darauf langten wir bei der Insel Kedtg an. Gegenüber am rechten Ufer mündet der Atbara in den Nil. Dieser Fluss trägt in seinem Laufe verschiedene Namen; der Name Atbara ist wohl aus dem alten Astaboras entstanden. Auffallend war mir, dass mehrere Eingeborene, die ich über den Namen deS Flusses befragte, den Namen Atbara nicht verstanden, sondern das Wort Mogren, das sich auf Karten findet. Die Ufer des Flusses sind an. der Mündung bedeutend hoch, im Mai enthielt, er nur stagnierendes Wasser, das in den Sandpfützen mehrere Monate vor der Regenzeit stehen bleibt. Das Gebiet südlich vom Atbara heißt Dschal, und Herodot bezeichnet das Land zwischen Atbara und Nil als Halbinsel von Meroä. Die Temperatur war frisch, der Fluss erregt und der Wind drohte das Segel zu zerreißen. Um 91/.! Uhr legten wir beim Dorf Dümer (rechtes Ufer) an. Die bedeutende Ortschaft, etwas landeinwärts gelegen, besteht theils aus Lehmhütten, theils aus Hütten von Flechtwerk mit kleiner Seriba aus Dornengesträuch; ein einziges zweistöckiges Gebäude aus gebrannten Ziegeln bemerkte ich. Auf dem elenden Sack fanden wir mir Durrah und Dokhon, Tabak des Sudan, und wenige Datteln (60 bis 70 für ein Piaster). Die Gegend ist nackter Sandboden und infolge der Trockenheit baumlos. Am Landungsplatz wird Holz verkauft (12 kleine Bündel für 1U Thaler). Hier werden auch Kameelniärkte abgehalten. Einst hatte Dörner eine Salzfabrik, wo das Salz gereinigt wurde, das an der Mündung des Atbara gewonnen wurde. Ebenso war Damer früher Sitz eines Fakir (Pl. Fokara), d. h. es war von einem Scheich regiert, der zugleich Fakir war; es gab mehrere dieser sogenannten Fokara-Dörfer im Sudan. Während unserer Anwesenheit in Dörner war ein Streit gegen Beamte der Regierung entstanden, der blutig endete. Wir fuhren um 11 Vs Uhr mit vollem Segel nach Süden weiter. Beide Ufer sind ziemlich gut cultiviert und bewässert. Ans den kleinen Inseln im Fluss trieben sich zahlreiche Wasservögel herum: Enten mit langgestreckten Hülsen, Löffelreiher und Stiandlüufer laufen im Wirrwarr durcheinander; Marabu und Schnepfen wechselten damit ab; in der Nähe von Berber sah ich znnr erstenmale den Jhis (Ibis religiosa) von schöner weißer Farbe, häufiger traf ich ihn an den Flüssen in Chartum. Das bestbebante Ufer ist das östliche. Unter den Mimosen ist zahlreich vertreten der Sunt-Strauch, die Acacia Verek; die Euphorbie und die Ascle-pias gigantea erscheinen zahlreich. Am linken Ufer befindet sich das Dorf Dschedüb, das wir um 4 Uhr passierten. Obwohl die Ufer bedeutend hoch sind und die Bewässerung schwierig ist, ist doch die Gegend ziemlich bebaut. Die etwa 8 m hohen Uferwände zeigen deutlich den Von Kairo nach Chartnm. 91 Schlammabsatz der jährlichen Überschwemmungen ; gleich grau-weißen Schiefertafeln liegen die Ablagerungen der einzelnen Jahre übereinander, wodurch der Boden des Nitthals im Laufe der Jahrhunderte erhöht wird; jedoch bemerkte ich wiederholt, dass die Masse der periodischen Ablagerungen nicht constant ist, und der Durchmesser der nach Hunderten zählenden Ablagerungstafeln variirt zwischen 2, 3, 4 cm. Was die Ablagerungen des Jahres 1882 betrifft, so maß ich an Stellen, wo der Schlamm sich in Masse angesaminelt hatte, in den von der Sonnenhitze verursachten Rissen eine Tiefe von 38 cm. Beachtenswert ist auch die Thatsache, dass der Nil nicht in jedem Jahre an jeder Stelle anschwemmt, sondern an manchen Punkten reißt er fort was er das Jahr vorher angeschwemmt hatte. Man hat versucht, die Durchschnitterhöhung ans etwa 19 cm in ICO Jahren zu berechnen, jedoch ans den soeben zitierten Thatsachen und Ersch.inungen ergibt sich die Unmöglichkeit einer derartigen Berechnung. Um 51li Uhr führte uns die Barke zwischen bebauten Ufern nach Süden weiter; nur hie und da näherten sich die kahlen Ausläufer der Felsenhöhen bent Fruchtlande. Durch das eintretende Dunkel leuchtete »ns aus Süden eine ans-gidehnte Feuerrote entgegen; lautlos kroch die Barke ans dem Flusse fort; in das Knarren der Sakien mischte sich der geschmacklose Gesang eines Sclaven und das melodische Gezirpe zahlreicher Grillen. Am 1. März stießen wir bereits um 3 Uhr früh vom User ab. Die Lust war feucht und frisch. Um 6 Uhr zeigte das Thermometer 11° C. Am linken Ufer ziehen sich bei Al-Ekeydes lange, kahle Hügelketten am Flusse hin, während auf dem rechten Ufer in größerer Entfernung vom Fluss einige Höhenzüge parallel laufen. Um 71/* Uhr näherten wir uns dem Dorfe Sagädi am rechten Ufer; die bisher öden Ufergegenden werden belebter, zwischen dichten Baumgruppen und Dnrrah-Anlagen winken uns die Hütten des Dorfes entgegen; der Fluss ist an dieser Stelle sehr breit. Fern im Süden werden pyramidenförmige Berge sichtbar, es sind die Hügel von Meroö. Da die Heftigkeit des Nordwestwindes das Segel zerriss, landeten wir am rechten Ufer in der Gegend Sibeliah; es war 11t/3 Uhr. Während die Mannschaft das Segel ausbesserte, streiften tvir ans dem Ufer umher. Die Cultur des Dnrrah (Sorghum vulgare), des Dokhon (Pennisetum spicatum), des Weizens (gamh) der Gerste (schair) stand in voller Blüte; wilde Kürbisse und Hülsengewächse bedeckten das unbebaute Terrain ; Datteln (darunter einige wenige Dom deleb), einige schattige Tamarinden (arabisch: tamr hindi d. h. indische Frucht; im Sudan heißt sowohl Baum als dessen Frucht ardöb), wilde Feigenbäume (Ficus sycomorus) wechselten mit Snnt-Stränchern urd Akazien (Acacia verelc) ab; die Asklepiaden-Art war zahlreich vertreten durch die Oschra (Asclepias giganlea). Außer den Snnt-Stränchern bemerkte ich in einiger Entfernung vom Ufer landeinwärts mehrere Somra; ihre Form erinnert an einen regelmäßigen, umgekehrten Kegel; mehrere starke Äste breiten sich von der Erde iveg aus und bilden am Ansgang aus ihren Zweiglein und Blättern eine grüne Decke; ich sah deren in der Höhe von 10 bis 14 Fuß. Ein Baum (Heglik oder Lalöh genannt — Balanites aegyptiaca) mit dünnen, langen Dornen und pflanmenförmiger Frucht, eine Lieblingsspeise der Eingebornen, ist an den Ufern vielfach zu treffen. Der Tondub, von mittlerer Größe, ist mit einem Zickzack kleiner, grüner Blätter bekleidet. Fette Kühe und. Büffel lagen zwischen den Saaten; Ziegen, Hammel, Schafe weideten umher; die verschiedensten Vögel als Bachstelzen, Sperlinge, Turteltauben (jedoch kleiner als die europäischen Haustauben), Raben in verschiedenen Größen und Farben, Wasserhühner, Wildenten flogen im Wirrwar am Ufer durcheinander. Mehrere Sclaven, auf einem im Felde errichteten Gerüste stehend, vertrieben die gefräßigen Vögel von den Saaten. Nahe am Ufer 92 Sudan. liegt das Dorf Sibeliah; die kleinen Hütten sind entweder aus Lehm mit Häckseln vermischt, oder ans Flechtwerk, das an Pfählen befestigt ist. Die nackten Kleinen flohen furchtsam vor uns. Inmitte des Dorfes saß der Scheich im Kreise der Männer. Wir schossen einige Turteltauben: ein Knabe benützte einen günstigen Moment, um das Tuch mit den erlegten Vögeln zu stehlen; auf Requisition bei dem Scheich gab er es sofort selbst zurück. ' (Fortsetzung folgt.) S'iihii. Von P. Josef Münch, F. S. C.; Apostolischer Missionär. fu'x5ai1$er unserer Leser wird sich gewiss gewundert haben, dass im neuen jJSl/ Jahrgange des „Stern der Neger" kein Wort über die Ereignisse im AJL Sudan, ihren Verlauf u. dgl. sich fand, obwohl nach dem Einzüge in Omdnrmün und der Besetzung dieser Stadt Zustände eingetreten sein müssten, welche für die Mission von Central-Afrika zu Factoren geworden, mit denen sie nun fürderhin 51t rechnen habe werde; Zustände, die für ihre Zukunft ohneweiters ausschlaggebend geworden. Gewiss haben wir ein wenig an die Geduld der Leser appelliert, aber die Sache ließ sich eben nicht anders einrichten: denn Ereignisse und Zwischenfülle folgten so rasch auseinander uni) bildeten eine solche Verworrenheit, dass es unmöglich war. einen klaren Einblick in dieses plötzliche Wirrwarr zit bekommen und sichere Schlüsse aufstellen zn können. Kaum war der letzte Kanonenschuss verklungen und die nach dem Chalifen ausgesendeten Truppen zurückgekehrt, zwar ohne Abdullahi gefangen zu haben, aber mit der Versicherung, dass er vorderhand nicht schaden könne aus Mangel an Anhängern und Munition, so wurde sogleich daran gedacht, mit fieberhafter Schnelle den Sudan und zunächst seine Hauptstadt Chartum der Civilisation wieder zurückzugeben. Die Eisenbabnlinie wurde bis Chartum ausgebaut, der Boden dieser Stadt erhöht und für Bauten eingetheilt; ja jetzt wird sogar schon eine arabischenglische Zeitung herausgegeben. Wenn das so fortgeht, so ist Chartum, abgesehen von den höheren Schulen, die man dort gründen will, durch • seine neue Anlage und modernen Einrichtungen binnen Jahresfrist eine Großstadt. Und das muss wohl die Hauptstadt des Sudan sein! Der Sudan ist nämlich von Ägypten getrennt worden: er hat eigene Administration, eigene Post, einen eigenen Gouverneur, der vom Chedive in Kairo mit Zustimmung der englischen Regierung ernannt wird und ohne ihre Zustimmung nicht abberufen werden kann, eigene Provinzeintheilung, eigene Beamte; nur hat er feine „eigene active Finanzen: für diese und zur Er-fjpltung der Soldaten muss noch Ägypten herhalten und wer weiß wie lange. Im allgemeinen sind die sudanischen Stämme der Araber und Beduinen im Sudan der neuen Regierung freundlich, gewiss aber nicht feindlich gesinnt. Lord Cromer, als Vertreter Englands hatte ihnen unparteiliche Gerechtigkeit in der Vertheilung und Eintreibung der Steuern versprochen sowie auch völlige Freiheit in der Ausübung ihrer religiösen Gebräuche. Vor dem Gesetze werden künftig alle gleich sein, der reiche Händler wie der arme Fellah. Das hat gezogen, zufrieden sind sie zu den Ihrigen heimgekehrt, um ihnen das Ende der Zwangs- und Gewaltherrschaft zu tierf'inben. Wie die verehrten Leser wissen, hat der Chalifa Abdullahi nach der Schlacht bei OmdurmLn sein Heil nicht im Beistände des Mahdi, sondern in der Flucht Sudan. 93 gesucht. Mit ganz wenigen Anhängern ist er dem sonst so stinken Statin Pascha entkommen. In Kordofrm sammelte er die ©einigen und brachte in einiger Zeit aus Zuzüglern ein Heer von ungefähr 6000 Mann zusammen, von welchen jedoch nur 800 mit Gewehren bewaffnet find und jeder Mann nur über fünfzehn Patronen verfügt. Aber diese kleine Zahl Streiter scheint bis jetzt wenigstens mehr ab- als zuzunehmen. Auf Rosen gebetet ist der stolze Abdullahi nicht; fast mit keinen Lebensmitteln versehen, muss er sich und die ©einigen mit Raub fortbringen, was ihm aber auch nicht immer gelingt; erst kürzlich haben ihm die Eingebornen nörd- Mssionsststion in Jjetuan. lich von Dnem, welchen er einen Besuch abstattete, das geraubte Vieh wieder abgejagt und zugleich gründlich heimgeleuchtet. Alle umliegenden Stämme, auch die Araber, sind ihm, feindlich gesinnt; wenn es also so anhält, wird er sein Chalisat nicht mehr lange fristen können, was eben alle so sehr ersehnen: denn erst dann wird volle Ruhe und Sicherheit in den schwer heimgesuchten Ländern herrschen. Dass die Missionäre von Centralafrika sich um seine Erhaltung nicht abhärmen, ist klar. Da der Sudan Europäern nun einmal wieder zugänglich gemacht worden war, wollten viele dort ihr Glück versuchen; nicht nur einzelne Individuen wollten dem Sudan zuströmen, sondern auch ganze Gesellschaften unter verschiedenen Namen 94 Sudan. und mit noch verschiedeneren Zielen hatten schon an den Grenzen ihre Agenten bereit. Aber der Sirdar machte der ganzen Mücklerschaft einen Strich durch die Rechnung, indem er für einige Zeit den Aufenthalt und die Ansiedelung im Sudan den Europäern verbot, besonders in der neuerstehenden Hauptstadt des Sudan, in Chartum. Nach so langer Verbannung hatten natürlich auch wir die Absicht, so bald als möglich unser Missionsgebiet wieder zu betreten und die Thätigkeit unter unseren schwarzen Söhnen ehestens wieder aufzunehmen. Aber das oben er>vähnte Verbot stand irn Wege; die Schwierigkeiten wurden durch die Diplomatie gehoben, und wurde gestattet, ungehindert uns südlich von Faschoda niederlassen zu können. Weit oberhalb Chartum wird man voraussichtlich die ersten Zelte aufrichten mitten unter den Negern und wohin nicht so leicht der sittenverderbende Pesthauch der Jünger Mohammeds gelangen sann. Bei der Ausbeutung des Sudan bleiben natürlich die europäischen Staaten nicht hinter den Handelscompagnien zurück. In Afrika wimmelt es bereits von Wirknngs- und Einflusssphären, so dass man sich beinahe nicht mehr auskennt, und ein gewiegter Staatsmann muss derjenige sein, welcher das ihni anvertraute Schifflein unversehrt zwischen die vielen Klippen von internationalen Paragraphen und Tractaten hindnrchführt. So haben sich auch die Engländer und Franzosen im Sudan so gründlich verfahren, dass beiderseits ein Abkommen nothwendig wurde, um einigermaßen wenigstens den gefährlichsten Klippen ausweichen zu können. Sie haben also unter sich gemäß ihren Interessen den Sudan getheilt. England hat sich für seine Interessen die Provinzen des Gazellenflass es und von Darfur vorbehalten, während Frankreich jene von Wadai, Bagirmi und Kanem sich zutheilte mit dem Rechte Handelsfactoreien am Nil zwischen dem fünften und fünfzehnten nördlichen Breitegrad zu errichten. Die Wendung der Dinge lässt, wenigstens bis jetzt, eine gute Zukunft für die Mission von Centralairika hoffen, und in nicht gar langer Zeit wird wieder die Missionssahne mit ihrem Sterne bei den Dinka und Bari erscheinen und hoffentlich von dort nicht mehr weichen. K^^ie wichtigsten Abschnitte im Jahre der Negerstämme sind die Zeiten der jjW Aussaat und der Ernte, welche mit lärmenden Unterhaltungen und Belnsti-_ gungen begangen werden. Im Frühjahr, d h. im März und im April, schreit, singt und tanzt der Neger, weil er Hunger hat, oder vielmehr ans Freude darüber, dass die Zeit der Aussaat gekommen ist; er hält Freudenfeste, um sozusagen die Wolken einzuladen, dass sie baldigen Regen zu einer neuen, gesegneten Ernte bringen. Diese Frühjahrsfeste sind zugleich Verbrüderungsfeste, wobei sich die Nachbarschaften verbindlich machen, gegen jeden Feind im Laufe des Jahres gemeinschaftlich in den Krieg zu ziehen. Neben diesen nationalen Festen gibt es noch solche mehr privater Natur, besonders bei Geburten und Todesfällen, welche nicht weniger lärmend begangen werden. All diese Feste können als Abschnitte im öffentlichen und privaten Leben der Neger betrachtet werden und bilden vielfach die Marksteine für ihre Zeitrechnung und Jahreseintheilung. Von einer Woche haben diese Leute keine Idee und auch keinen Namen dafür. Ant Tage unterscheiden sie wohl das Grauen, Vormittag, Mittag, Nach- Über Zeiteintheilung im Subait. 95 mittag, Abend, den Anfang der Nacht und Mitternacht. Stunden und nach mehr die Bruchtheile derselben sind ihnen natürlich unbekannt. Im Zählen sind sie nicht glücklich; die meisten zählen wenig mehr als zehn, und was darüber ist, heißt viel oder zahlreich. Sie zählen alles mit den Fingern, indem sie so viele Finger einbiegen, als sie Einheiten ausdrücken wollen, und statt die Zahlen in Worten ausznsprechen, zeigen sie wohl auch bloß die Finger der Hand. Dass mit so geringen Hilfsmitteln eine genaue Bestimmung von Zeitangaben, Entfernungen, Alter, u. s. w. nicht möglich ist, versteht sich Fragt man einen Eingebornen, wann dieses oder jenes wichtige Ereignis, ein Krieg, ein Unglück u. s. w. stattgefunden habe, so antwortet er etwa folgendermaßen: zur Zeit als mein Vater noch lebte; einige Zeit vor oder nach dem Tode dieses oder jenes Häuptlings; in jenem Jahre, in welchem es viel oder wenig regnete, oder in welchem es viel oder wenig Getreide und Bier gab; zur Zeit, da mein Bruder von einem Krokodil verschlungen wurde, u. s- w. Von einer Geschichte oder Tradition seiner Vorahncn weiß der Neger natürlich nichts. Ereignisse, welche ihm oder seiner Heimat viel Unglück oder Glück brachten, und welche deshalb seinem Gedächtnisse eingeprägt blieben, bilden die Marksteine, um die er alle übrigen Vorfälle in größerer oder geringerer Entfernung gruppiert. Von Bestimmung räumlicher Entfernungen haben die Neger ebensowenig einen Begriff Die Erde sehen sie bloß als eine ebene Fläche an, und viele haben weder jemals einen Berg gesehen, noch wissen sie, dass es solche gibt. Auf die Frage, wie weit ein Ort entfernt sei, antworten sie entweder mit „weit oder nicht weit" oder mit „einen, zwei rmd mehrere Tage", wobei es ihnen nicht darauf ankommt, um ein paar Tage fehlzugehen. Was nun das Alter der Eingebornen im Sudan betrifft, so weiß natürlich niemand sein Alter genau. Man unterscheidet jedoch Kinder, Knaben, Jünglinge, Männer, Greise oder Alte. Um das ungefähre Alter jemandes zu erkennen, besichtigt man gewöhnlich dessen Zähne. Wahrha t widerlich ist es anzusehen, wie ans den Sclavenmärkten die Händler von einem zum andern Sclaven gehen, dieselben von allen Seiten besehen, betasten und untersuchen und wie bei Pferden oder Eseln durch Besichtigung der Zähne ihr Alter zu bestimmen suchen. Was nun das Alter der Neger betrifft, so ist dasselbe durchschnittlich ein geringeres als bei Europäern. In manchen Familien trifft man jedoch Enkel von 12, 15 und mehr Jahren an, woraus man ans eine ziemlich hohes Alter der Großeltern schließen kann, was Vermöglichere auch haben. Man findet Leute, die sicher ein Alter von 60—70 Jahren haben. Die ans der Heimat nach Arabien und Ägypten exportierten Neger altern und sterben viel früher, was sowohl millden ausgestandenen Strapazen und Entbehrungen als mit der Verschiedenheit von Klima und Lebensweise zusammenhängt- In Ägypten findet man selten Neger von 50 oder 60 Jahren. Selbst von denen in unserer Negercolonie untergebrachten, befreiten Sclavenkindern sterben tut Laufe eines Jahres von hundert durchschnittlich wohl zehn bis fünfzehn Nach unsern bisherigen Erfahrungen hat der Neger außerhalb seiner Heimat kein Fortkommen. Was den Transport der Neger nach Europa betrifft, so ist er für die Existenz der meisten verhängnisvoll. Der Europäer erträgt das afrikanische Klima mit verhältnismäßig weit geringerm Nachtheit als der Neger das europäische. Die Europäer müssen sich also opfern und den Neger in seiner Heimat erziehen, um eine christliche Zukunft der armen Negerrasse anzubahnen. 96 Verschiedenes. Verschiedenes. Chronik. Am 22. April kam der Hochwürdigste Herr Anton Roveggio, Bischof von Amastri und Apostolischer Vicar von Centralafrika in unserem Missions-Hause an. Der Besuch dieses seeleneifrigen Prälaten, der für die Interessen seiner Mission Europa bereist, war für unsere Ordensgememde Gegenstand großer Freude. Am 23. April fuhren Se. Bischöfliche Gnaden in Begleitung unseres Hochw. P. Obern nach Wien, wo er mit seinem Begleiter am Donnerstag, den 27. April, von Sr. Majestät dem Kaiser in Audienz «mpiangen wurde, und kehrte dann wieder in unsere Mitte zurück. Beim Anblicke des apostolischen Bis.twies hoben sich die Herzen aller. Unsere Novizen und Scholastiker gaben ihrer Freude über die ehrende Anwesenheit dieses bischöflichen Mitgliedes unserer Congregation in - mehreren Ansprachen Ausdruck, unter anderm in deutscher, italienischer, französischer, slovenischer, polnischer, kroatischer, lateinischer und griechischer Sprache. Der Hochwürdigste Herr Bischof begeisterte die Jünglinge mit schönen Worten für ihren erhabenen Beruf. Die herzlichsten Wünsche der ganzen Ordensgemeinde begleiteten den Hochwst. Prälaten, als uns derselbe am 29. April wieder verließ Mögen alle seine frommen Wünsche zum Heile Afrikas mit Gottes Hilfe in Erfüllung gehen! Suakin am rothen Meere. Ans Seite 85 bringen wir eine Ansicht von Suakin, vom Meere aus gesehen. Eine Beschreibung Suakin's finden unsre Leser in Nr. 1 dieses Jahrganges Seite 21 ff. und im Aufsatze „von Kairo nach Chartum." Missionsstation in Suakin. Das Bild auf Seite 89 stellt die Ansicht unserer Station in Suakin von der Landseite aus dar. Die Kirche ist dem hl. Kreuze geweiht. .Missionsstation in Heluan. Diese im Jahre 1888 erbaute, der hl. Familie geweihte Kirche ist 27 m lang, 14 m breit, 17 m hoch. Die verhältnismäßig große Höhe gibt dem Bau ein gewichtiges Aussehen; die Kirche, der bedeutendste Bau in Heluan, überragt mächtig alle übrigen Gebäude der Stadt, die größten-theils einstöckig sind. Besonders majestätisch ragt der schmucke Thurm mit einer Höhe von 38 m znm Himmel und stellt durch seine ansprechende Bauart die schwerfälligern Formen des Minarets der neuen Moschee in Schatten. Rechts von der Kirche durch einen kleinen Hof getrennt, befindet sich das einstöckige Wohnhaus der Missionare, dessen Räumlichkeiten sehr enge und beschränkt sind. Daran schließen sich nach der Langseite der Kirche hin die Schulräume. Der Spielplatz der Kinder befindet sich in einem Hofe hinter der Kirche und Sacristei. Links von der Kirche, ebenfalls durch einen engen Hof getrennt, steht das Wohnhaus der Schwestern, beschränkt gleich jenem der Missionare, und hinter demselben befindet sich das Schulhaus nebst einem kleinen Hofe. Sämmtliche Gebäude für Wohnung und Schulen verschwinden fast neben dem erhabenen Baue des Gotteshauses, wie es ja auch geziemend ist. dass das Haus des Herrn sich durch Größe und Würde vor der Wohnung des Menschen auszeichne. Für die Ütebnctinn; P. XlUlCV Geyer, F. 8. C. — Druck von A. Weg er' S f. b. Hofbuchdruckerei, Brixeu. «lüHimv >15m s Sit Pit UtUtt Süßester Jesu, Erlöser aller Menschen, steh' gnädig herab auf die in so tiefes Elend versunkenen Völker Afrikas, die in der harten Knechtschaft der Sünde schmachten. Siehe, wir kommen, um Fürbitte einzulegen für diese unglücklichsten unserer Brüder und um Deine anbetungswürdige Gerechtigkeit Zu besänftigen. In Vereinigung also mit allen Dich liebenden Seelen danken wir Dir für die unendlichen Wohlthaten, die Du auch diesen Völkern erwiesen hast; und im Verlangen, Deinem heiligsten Herzen Genugthuung zu leisten, bitten wir Dir ab ihren Unglauben, bitten wir Dich um Verzeihung wegen ihrer Herzenshärte, beweinen wir alle Sünden, mit denen diese Völker und ihre Vorfahren, angefangen vom unglücklichen Cham bis auf diese unsere Tage, Deine göttliche Majestät beleidigt haben. Zum Ersatz aber und zur Versöhnung bringen wir Dir dar und opfern wir Dir auf unsern größten-Schatz, Dein eigenes heiligstes Herz, das von all' diesen Sünden wahrhaft und wirklich gepeinigt wurde. Nimm auch an, damit diese Unbilden wieder gut gemacht werden, die Gebete, Verdienste und Genugthuungswerke Deiner heiligsten 'Mutter und ihres Bräutigams, des heiligen Josef, aller Engel und Heiligen und der ganzen heiligen Kirche. O lass Dich mild stimmen gegen diese armen Völker, guter Jesus! Erleuchte diejenigen, die noch in der Finsternis und im Todesschatten sitzen. Amen. Heil. Josef, Vorbild und Beschützer der Verehrer des heiligsten Herzens, heil. Petrus Claver, bittet für uns und die armen Neger Afrikas! (§orrefponöm3 6er GXpeöition. Gaben: K. A. B. H. in Sachsen 12 Mg F- P.-Seestadl 1 ft.; R. R.-Wien 1 fl.; durch L. G-Bripen 21 fl ; B. M.-Reims (Frankreich) 3.75 Fr.; aus Prag 10 fl.; zu Ehren des hist. Herzens Jesu von Ungenannt-Gmunden 0.50 fl.; Fb. Ordinariat Brixen 300 ft.; zum Danke für eine erhörte Bitte von Ungenannt-Wien 2 ft.; Ungenannt-Brixen 15 fl.; Frl. K.-Brixen 1 fl.; Ungenannt-Reischach 5 ft.; I N.-Jnnsbruck 2 ft.; G. M.-Teruplitz-Klachau 1 fl.; Ungenannt-Groß. Pöchlarn a. D. 10 ft.; Ungenanut-Heiligenkreuz 2 ft.; L B -Fügen 0.30 ft.; Ungcnannt-Graz 5 fl.; B. Schw.-Jnnsbruck 10 ft.; W. B.-Oberweißenbach 5 fl.; A. Sch.-Linz 5 ft.; I. D.-Lienz 6 30 ft.; I. N.-Schwaz 4 fl.; I. G.-Ober-Görjach 1.50 fl.; C. G.-Graz 150 ft.; I. P.-Paternion 2 ft.; E. R.-Wien 3 ft.: I. W.-St. Ulrich am Pillersee 2.50 ft.; A. W.-Straßwalchen 3 ft.; Ungenannt-Wien 20 ft. Messstip.; Ungenannt-Wien 5 ft. Messstip.; M. K.-München. 4 ft.; I. K.-Stein (Kram) 40 ft. Messstip ; Ungenannt-Reischach 5 ft. Messstip.; Pf.-Biberach 3 M.; M. M.-Kiwitten (Oft« Preußen) 62.50 M.; T. G.-Bamberg 55 M. Messstip.; H. N.-Bronnen bei Lanpheiin 33 M. Mess-stip.; H. U -Everswinkel i. W. 100 M. Messstip ; Ungenannt-Jnnsbruck 5 fl. Messstip.; S. D.-Ahr-weiler 30 M. Messstip. Für ein Negerkind mit dem Taufnamen Joses: M. E.-Jnnsbruck 15 fl.; für ein Negerkind mit dem Taufnamen Maria Carola: C. S.-Jnnsbruck 15 fl.; für ein Negerkind mit dem Tausnamen Georg Sebastian Joses 10 ft.; Ungenannt-Salzbnrg 10 ft.; C A. I. G.-Wien 500 fl.; D. R.-Wien 2.30 fl.; I. K. Königgrätz 9 fl.; Gras. H -Meran 30 ft. Messstip.; A. H.-Ravensburg 107 Mk. Messstip.; ti. Z.-Hallein 2 fl.; I. K.-Stein (Kram) 30 ft. für hl. Messen ; I. P.-St. Jacob 1.60 ft. Messstip.; A. D.-Algersdors (Böhmen) 10 ft.; durch M. B.-Wien für das Nilschisf 100 fl.; Ungenannt-Wien 2 fl.; H. Sch -Steele 27 Mk Messstip.; Ungenannt-Jnnsbruck 2 fl.; A. B.-Wieu 3 fl. Aus München 1 fl. Aus Wien 2 Messgewänder und verschiedene Kirchenwäsche. Aus Preßbaum bei Wien 2 Messgewänder und viele Bilder. Diesen und allen übrigen Wohlthätern sagen wir ein herzliches „Vcrgelt's Hatt!“ und bitten um weitere milde Beiträge zum Itaue unseres Missionshauses. der Coilgreglltm der Söhne des heiligsten Hebens Jesu. Die Congregation besteht aus Ordenspriestern und Ordenslaienbrüdern. Es werden in dieselbe außer Priestern aufgenommen Studenten und Laienbrüder. Hiezu wird von der Regel erfordert: 1. Für Studenten: dass sie wenigstens 16 und nicht über 34 Jahre alt, von guter körperlicher Gesundheit, hinreichenden Fähigkeiten, gediegenem und beständigem Charakter, von habituell guter Aufführung, frei von Schulden und Familienhindernissen sind; ferner, dass sie nie in Missionen gewesen sind und nie einer anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben, dass sie den aufrichtigen Willen besitzen, Ordensleute zu werden und sich für immer der Mission zu weihen ; dass sie so viele Studien gemacht haben, um regelrecht der Philosophie und Theologie sich widmen zu können, zum mindesten jedoch, dass sie die 5. Gymnasial-classe absolviert haben. 2. Für Laienbrüder: dass sie das 20. Jahr vollendet und das 30. nicht überschritten haben, feste Gesundheit und körperliche Kräftigkeit, offenen Sinn und gesunden Verstand, Kenntnis irgend einer mechanischen Kunst oder eines Handwerkes, genügenden Unterricht und Befähigung, um an Ort und Stelle fremde Sprachen zu erlernen, besitzen; dass sie von bürgerlichen und militärischen Verpflichtungen und von Seite ihrer Familien frei sind, keine Schulden oder sonst, Verpflichtungen welcher Art nur immer haben; dass sie noch nicht in Missionen gewesen sind und keiner anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben; vor allem aber, dass ihre sittliche Aufführung derart ist, dass man mit Grund Gutes von ihnen hoffen kann. Alle müssen zwei Jahre Noviziat machen, worauf sie, wenn nach dem Urtheile der Obern kein Hindernis entgegensteht, die heiligen lebenslänglichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Die Studenten setzen dann ihre Studien für das Priesterthum fort. Bestn Eintritt in die Congregation muss jeder eine bescheidene Ausstattung an Kleidung und Leibwäsche mit sich bringen und soviel Geld, als zur Rückkehr in die Heimat erforderlich ist, wenn solche aus einem triftigen Grunde sich als nöthig erweisen sollte. Nach ihrem Eintritte, seien sie Studenten oder Laien, übernimmt das Institut ihre Versorgung in allem Nöthigen, in Gesundheit und Krankheit, wie für seine Söhne. Behufs Aufnahme in die Congregation ist an den ?. Rector des Missionshauses der Söhne des hlst. Herzens Jesu in Mühland bei Brixen (Tirol) Folgendes einzusenden: 1. Ein Aufnahmsgesuch mit kurzer Lebensbeschreibung und der Erklärung Ordensmann und Missionär für die Neger lebenslänglich sein zu wollen; 2. das Zeugnis des Bischofs der eigenen Diöcese; 3. das Tauf- und Firmungszeugnis; 4. ein Sittenzeugnis, ausgestellt vom eigenen Pfarrer; 5. ein ärztliches Gesundheitszeugnis; 6. (bei Minderjährigen) die Zustimmungserklärung des Vaters oder Vormundes; 7. (bei Studenten) die Zeugnisse der absolvierten Ghmnasialclassen, besonders der letzten; 8. (bei Laien) im Gesuche angeben, ob sie ein Handwerk verstehen.