Hyalophan aus Zagrlski Potok bei Busovača (Zentralbosnien) Ljudevit Barič Etwa 50 km in der Nordwestrichtung vx>n Sarajevo befindet sich der Ort Busovača. In der Sudwestrichtung von diesem Ort kommen fast in unmittelbarer Nahe des Ortes palaozoische Schiefer (Sericitphyllite, Chlo-ritschiefer und Amphibolschiefer) vor. In diesen Gesteinen sind oft die mit Quarz teilweise oder vollstandig ausgefiillten Kliifte anzutreffen. In der Entfernung von etwa 5 km sudwestlich von Busovača befindet sich im Tal des Baches Zagrlski potok oder Zagradski potok eine die palaozoischen Schiefer quer durchschneidende Kluftader, in welcher neben Quarz auch Hyalophan enthalten ist. In zahlreichen schonen Stufen des Hyalophans und des Quarzes sind die einfachen Kristalle des Hyalophans ziemlich selten; wesentlich ofters sind die Manebacher und Bavenoer Zwillinge. Sehr schone Kristalle sind gevvohnllch farblos und wasserklar; seltener sind sie schwach gelblich gefarbt. Ihre GroBe kann 10 cm bis 15 cm erreichen. 5 cm bis 7 cm groBe Hyalophankristalle stellen in diesem Fundort keine Seltenheit dar. Die goniometrische Ausmessung an 25 kleinen Kristallen ergab die Anwesenheit von 12 Formen, welche an einzelnen Kristallen in folgenden Kombinationen (Tabelle 1) vertreten sind. Wenn auch die Form n{021} erwahnt wird, deren Flachen als Zwillingsnahte und ihre Normalen als Zvvillingsachsen der Bavenoer Zwillinge auftreten, dann kann gesagt werden, daB das Formensystem des hiesigen Hyalophans insgesamt 13 Formen umfafit. Neben den Zwillingen sollen auch komplizierte Zwillingsverwachsun-gen erwahnt werden, in welchen zwei Paare der Manebacher Zwillinge noch nach dem Bavenoer Gesetz kombiniert sind. In diesen Vierlingen decken sich die [100]-Achsen aller zusammengewachsener Individuen. Senkrecht auf diese gemeinsame Richtung sind die Zwillingsachsen -L (001) fiir das Manebacher und -L (021) fiir das Bavenoer Gesetz gerichtet. Die Normalen auf (001) und (021) schlieBen den Winkel von fast genau 45° ein; im Fall unseres Hyalophans 44° 50'. Nach dem bekannten Satz der Symme-trielehre muB also die gemeinsame Richtung [100] in solchen Vierlingen fast genau die Rolle der Tetragyre haben. Gay & Roy (1968, p. 916) haben an zwei verschiedenen Exemplaren des hiesigen Hyalophans rontgenographisch die Konstanten der Elementar-zelle bestimmt. Aus ihren Bestimmungen lassen sich die in ersten zwei Zeilen der folgenden tabellarischen Ubersicht angegebenen Kristallele-mente berechnen: a : b : c = 0,6564 : 1: 0,5534 /3 = 115° 41' fur das Exemplar B. M. 1954, 359 und a : b : c = 0,6562 : 1: 0,5522 /? = 115" 41' fiir das Exemplar 195867 a: brc = 0,6557: 1: 0,5516 fi =115° 40' Die in der dritten Reihe angegebenen, von mir bestimmten Kristall-elemente, stimmen damit gut iiberein. Optische und chemische Untersuchungen Bestimmung der Lage der Indikatrixelemente zu den geometrischen Elementen des Hyalophans wurde theodolitmikroskopisch untersucht. Be-sonders geeignet erwiesen sich dafiir die Praparate nach (010) und (101). Aus theodolitmikroskopischen Untersuchungen lieB sich der SchluB ziehen, daB mit der Normale auf (010), bzw. mit der [010]-Achse die Hauptschwin-gungsrichtung Z zusammenfallt; sie ist zugleich die stumpfe Bisektrix des Hyalophans aus Zagrlski potok. In der Ebene des zweiten Pinakoids (010) liegen die Hauptschwin-gungsrichtungen X und Z. Die Ebene der optischen Achsen ist senkrecht zu (010). Die spitze Bisektrix X weicht nicht betrachtlich von der Normale auf (101) ab. Die GroBe des optischen Achsenwinkels wurde um die spitze und stumpfe Bisektrix gemessen. Die Diinnschliffe der erwahnten Orientie-rungen waren etwa 0,5 mm dick gemacht, um dadurch die Genauigkeit der Messungen zu steigern. Unter diesen Umstanden konnte namlich die Lage der Hauptschwingungsrichtung Y durch direkte Beobachtung der beiden optischen Achsen in der konoskopischen Interferenzfigur sehr genau bestimmt werden. Fiir die Bestimmung bediente ich mich des Stativs CM und des Universaldrehtischchens UT5 der Firma E. Leitz (V/etzlar). In lo dicken voder auch dickeren) Diinnschliffen nach (010) kann die gekreuzte und in Diinnschliffen nach (101) die horizontale Dispersion klar festgestellt werden. Fiir die Untersuchungen wurden etwa 100 Diinnschliffe hergestellt. Aus den Beobachtungsstereogrammen lieB sich der SchluB ziehen, daB bei der richtigen kristallographischen AufstelTung der Kristalle die Hauptschwingungsrichtung X von der Achse [001] nach riickwarts geneigt ist, sie liegt — anders gesagt — im spitzen Winkel /S. Die Neigung ist fiir Rot kleiner als fiir Blau. In den erwahnten dicken Schliffen wurde auch die GroBe des optischen Achsenwinkels sehr genau mit klar sichtbarer Dispersion r < v bestimmt. Dabei wurden groBe Schwankungen von —70bis —81° wahrgenommen. In anderen optischen Eigenschaften wurden ebenfalls Schwankungen festgestellt. An zwei Exemplaren, welche im weiteren Text als erstes und zweites Exemplar angegeben werden, ergab die Bestimmung der Haupt-brechungsindices, bzw. der ihnen entsprechenden Doppelbrechungen die GroBen, welche hier iibersichtlich in tabellarischer Form (Tabelle 2) ge-geben werden. Es sei bemerkt, daB die Bestimmungen nach der Methode der Totalreflexion an fein polierten Schnitten nach (010) mit Kleinschem Totalreflektometer innerhalb der Genauigkeitsgrenzen + 0,0002 ausgefiihrt wurden. Maximale Doppelbrechung und beide partiellen Doppelbrechun-gen wurden — der Kontrolle halber — auch nach der Kompensator-methode an dickeren Diinnschliffen, deren Dicke 0,1—0,4 mm betrug, bestimmt. Die Dicke wurde empfindlich mit Hilfe des Schraubenmikro^ meterokulars ermittelt, indem die Dtinnschliffe am Mikroskoptisch auf die hohe Kante gestellt wurden. Die empfindliche Bestimmung der Gangunter-schiede erfolgte mittels des Drehkompensators nach Berek. Unter diesen MaBregelh wurde in der Bestimmung der Doppelbrechung so hohe G&-nauigkeit erzielt, daB der Unterschied in mehreren, an ein und demselben Praparat erhaltenen Resultaten, meistens nur einige Einheiten in der funften und nur ausnahmsweise hochstens eine Einheit in der vierten Dezimalstelle erreichte. Vor kurzem wurden von R oy (1965, p. 510) fiir die maximale Doppelbrechung um 25 »/o hohere Werte angegeben. R o y s Angaben sind aber sicherlich weniger genau. Er hat namlich diese Doppelbrechung aus den Hauptbrechungsindices, die mit verhaltnismaBig niedriger Genauigkeit ± 0,002 nach der Einbettungsmethode bestimmt wurden, berechnet. Die Schwankungen in optischen Eigenschaften sind auf die Unter-schiede in chemischer Zusammensetzung zuriickzufiihren (Tabelle 3). Tabelle 1 Kombinationen Kristali No 001 010 100 310 110 130 203 506 101 201 m 1 + + + + + + + 2 + + + 3 + + + + + + + 4 + + + + + + + + 5 + + + + + + + + 6 + + + + + + + 7 8 + + + + + + + + + + + + 9 + + -i- + + + -i- + 10 + + + + + + 11 + + + + + + + + 12 + + + + + 13 + + + 4- + + 4- + 14 + + + + + + 15 + + + + 4- 16 + + + + + + + + 17 + + + 4- + + + + 18 + + + + + + + + 19 + + + + + + + -i- + 20 + + + + + + + + + 21 + + + + + + + + 22 + + + + + + + + + 23 + + + + + + + 24 + + + + + + + + 25 + + + -i- + + + + Beobachtete Formen sind in dieser Tabelle mit + bezeichnet. Tabelle 2 Hauptbrechungsindices Hyalophan, Zagrlski potok, erstes Exemplar 2 (m u) 690,75 623,44 589,3 ± 0,3 546,07 435,83 Index Nx 1,5433 1,5450 1,5463 1,5486 1,5567 Ny 1,5459 1,5476 1,5489 1,5512 1,5594 Nz 1,5472 1,5489 1,5503 1,5527 1,5609 Doppelbrechung Nz—Nx 0,0039 0,0039 0,0040 0,0041 0,0042 Nz —Ny 0,0013 0,0013 0,0014 0,0015 0,0015 Ny—Nx 0,0026 0,0026 0,0026 0,0026 0,0027 Optischer Achsenwin- kel 2 V —73° 17' —73° 51' —74° 26' —75° 59 Hyalophan, Zagrlski potok, zweites Exemplar l (m fi) 690,75 623,44 589,3 ± 0,3 546,07 435,83 Index Nx 1,5392 1,5408 1,5421 1,5443 1,5522 Ny 1,5417 1,5433 1,5447 1,5469 1,5549 Nz 1,5430 1,5447 1,5462 1,5484 1,5564 Doppelbrechung Nz —Nx 0,0038 0,0039 0,0041 0,0041 0,0042 Nz —Ny 0,0013 0,0014 0,0015 0,0015 0,0015 Ny —Nx 0,0025 0,0025 0,0026 0,0026 0,0027 Optischer Achsenwin- kel 2 V —71" 50' —72° 27' —72° 59' —74° 36' Tabelle 3 Chemische Zusammensetzung des Hyalophans aus Zagrlski potok Erstes Exempl. Zweites Exempl. Si02 49,39 51,04 AI2O3 23,43 22,80 Fe203 0,17 0,19 BaO 18,31 17,02 CaO 0,30 0,21 Ko O 6,28 7,38 Na20 1,63 1,42 HoO+ 0,17 0,11 h2o- 0,08 0,05 99,76 100,22 Der Gehalt der Spurenelemente wurde in einer, aus vollkommen durch-sichtigem und farblosem Material hergestellten Probe mit folgendem Ergebnis bestimmt: Rb 250 g/t Sr 200 Pb 70 Ga 20 TI 10 V 10 Ge 7 Mo 5 B 5 Cu 2 Zn 0,1 Fiir diese Bestimmung bin ich den Kollegen M. Brandenstein und E. S c h r o 11 in Wien aufierst dankbar. Die auf mein Ersuchen vom Kollegen G. H. Čedžemov (Universitat in Lvov, Ukraine, SSSR) nach der Kaliumargonmethode ausgefiihrte Bestimmung des absoluten Alters der Hyalophankristalle aus Zagrlski potok ergab 59,5 + 6,4 Millionen Jahre. Eine ausfiihrliche Abhandlung ist vor kurzem in kroatischer Sprache in »Glasnik Zemaljskog muzeja«, neue Serie, Bd. 8, S. 5—34 (1971) in Sarajevo erschienen. Anfangs des kommenden Jahres wird diese Abhandlung zur Ganze in deutscher Sprache in den »Wissenschaftlichen Mittei-lungen des Landesmuseums Bosniens und der Herzegovina, Bd. 2, Heft C — Naturwissenschaft« erscheinen. Literatur Gay, P. and Roy, N. N., 1968: The mineralogy of the potassium-barium feldspar series. III: Subsolidus relationships. — Min. Mag. 36, No. 283, 914—932. Roy, N. N., 1965: The mineralogy of the potassium-barium feldspar series. I. The determination of the optical properties of natural members. — Min. Mag. 35, No. 271, 508—518. Hyalophan from Zagrlski Potok near Busovača (Central Bosnia) Ljudevit Barič S U M M A R Y Near Busovača (Bosnia) in quartz veins cutting Paleozoic schists well developed hyalophane crystals have been found. A detailed crystallo'-graphical, optical and chemical examination is given in the paper. The absolute age determination by the K-Ar method revealed the age of 59,5 ± 6,4 million years.