AN3TINNN2VT lnr Annst, Wiffenschatt und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ 55 . Freitag am O. November I.G4O. V^^ ' No» dieser Zci!sr,fl erscheine,, wöchenilich zwei Nummern, iedes Mal ein halber Noaen. Der Preis des Blattes >si in ?aibacl> ganziödr,« n, »e,adlt. Alle s. l. Poüamicr »eo,»e„ Pranumeral,»» an. In Laiball! oranumerirl man beim Nerlcaer am sia»», Nr. >yc>, »n ersten stocke. Die neue Astronomie. Sonett u»n Theodor Flügel. 3ll>as nützt es euch, durch Tubus, Nefroctoren, Die Welt zu schauen, und in trock'ne Künste, Do häufig ausgefüllt durch Hirngcspinnste, Euch grübelnd zu versenken? 2 ! ihr Thoren! Was Hot euck eure hohe Kuust gebore»? Unendliche», erbebet selbst der Kühnste, Und scheuen Blicks beschaut ihr die Gewinnste; Negcist'rung höhnen!) habt ihr sie Verloren. Und könnt ihr wohl die Weise mir «erkunden. Wie der Gestirne glänzend Heer entstand? Gesteht es nur, das könnt ihr niuoner ftnden. Nun hört, — so oft hier in der Schatten Land Zwei edle Seelen Liebe ewig bindet. Wird dort am Thron ein Sternlein angezündet. Sloveuische Literaturzustände während des letztverflossenen Iahrzehends 1830 — 1839. Von Prostosla» Milto. (Beschluß.) Den vorzüglichsten Werth bekam aber die Zeitschrift durch die Beitrage des Herrn i'iol!«?!-», über welchen sich ^!,e!!lil^v.'K^ in der Zeitschrift des böhmischen Museums also ausspricht: „Dieser mit reichlichen Gaben von der Natur ausge­stattete junge Dichter ist wahrlich einer ehrenvollen Bewill­kommung in den Reihen der slavischen Sänger würdig, und er erweckt desto schönere Hoffnungen für die Zukunft, da aus Allem zu ersehen ist, daß es ihm Ernst ist, um die Vermehrung literarischer Schätze, und um die Ausbildung seines Geistes. Er versuchte seine Kraft in Gedichten ver­schiedener Gattung, in lyrischen, elegischen, satyrischen, in Romanzen, Epigrammen und Sonetten, in jeder Gattung legt er gleiche Gewandtheit, gleiche Lebhaftigkeit und glei­che Harmonie der Gedanken an den Tag. Uebrigens ist seine Diction rein, kernig und echt slovenisch, der Vers fließend und volltönend.« Diesem rühmlichen Urtheile xiieinlc«-«-«^^ werden wohl alle Freunde und Kenner der .»-el'llern'schen Muse beistimmen, und er ist der erste, welcher sich in den ver­schiedensten Dichrungarcen der gebildetsten europäischen Na­tionen sehr glücklich versuchte, und dieselben auf sloveni­schcn Boden verpflanzte. Ausgezeichnet und treffend sind seine Sonette, musterhaft seine Gedichte in der achtzeiligen Stanze (»«-.v» ,-imn), in welcher Dichtungarc der erste jetzt lebende böhmische Dichter llulür ihn den besten italieni­schen Dichtern an die Seite stelle. (Sieh Xul-n-'» Werk über die literarische Wechselseitigteit (u->^emuoN) derSla­ven. Pest 1838.) „Die mächtige Terzine (lsr/.a rimn)«, sagt N!«',i>, „das satyrische, didaccische ) bekannt, hat l>i-ell>«!i-!, in der »«­bllvh!/ll „«»VI» I>i!'ni-jl>", die durch Ton und Inhalt an Alfieri's treffliche Satyre ,,l l>edl»ut>" erinnert, sehr zweck­mäßig gebraucht. Unter allen uns bekannten slavischen Dichtern aber ist er der erste, der die spanische Assonanz (den durch ein ganzes Gedicht fortgehenden Reim der blo­ßen Vocale jedes zweiten Verses) versucht hat, und zwar die männliche auf o in der Romanze „U/,i>ör« lvi-l« in zweitem Hefte, S . 28., die weibliche auf » — e in der „Uli 'I'urj!lll>k« n<,8l>>ni!i!!l<-« im dritten Hefte S . 9." — Nicht minder zeigte pi-olliei-n seine Gewandheit in der Ballade „puvmii^i >»ü5i>" (der Wassermann) im ersten Hefte S . 40, in einer bei nordischen Balladen häufigen Versart, hier dem Stoffe, namentlich dem stürmischen Tanze, den auch die Stellung der Reime gut bezeichnet, eben so ent­sprechend, wie die assonirende Redondillie dem Inhalte von ,,'l'ui.jnliiil!» «uülimumin,", der mit den, in den spanisch­maurischen Romanzen besungenen Abendcheuer» Ähnlich­keit hat. (lülwn.) Wie prell»:!-«'« Original-Gedichte meisterhaft sind, so ist auch die am Schluße des ersten Heftes angebrachte „Le­nore« aus Bürge r ein Muster der Uebersetzung.— 3»8 Das vierte und letzte Heft erschien 4833, und über­ traf die vorigen sowohl an Mannigfaltigkeit und Origina­ lität der Aufsatze als auch an äußerer Ausstattung. — Vergleicht man die Leistungen dieses Heftes mit denen der früheren, so bemerkt man, wie sehr sich die Sprache in der »Elidel!-«!,« und auch die Producte der Mitarbeiter in der kurzen Zeit von vier Jahren gehoben haben. Den ersten Preis von allen verdienen die lieblichen assonirenden Romanzen und die echte Poesie und Zartheit athmenden Ghaselen von n,-. preldLiu, an welche sich dann zunächst die braven Uebersetzungen aus Schiller , nämlich „die Sehnsucht" von l.—II und „der Jüngling am Bache« von vi-, l—!c anschließen. Letzterer gab auch eine gelungene Uebersetzung der bürger'schen Ballade „der Kaiser und der Abt.« Auch die Uebersetzungen aus fremden slauischen Sprachen erhöhecen den Werth dieses Heftes, als: zwei Lieder aus der alten Königinnhoffer Handschrift, eines aus AiielnKu^»!^'« „Nachklänge russischer Lieder« und fünf serbische Volkslieder. Auch Vncinilc'« und ^i-­uill'ü Lieder schmücken noch diese Zeitschrift; die Ueberse­tzungen Vocwlll's aus dem „^unki-euu« sind besonders aus­gezeichnet. Diese vier Hefte waren die poetischen Producte der ersten vier Jahre des vorigen Iahrzehendcs, und jeder un­parteiische Freund der vaterländischen Muse wird gern gestehen, daß sich in jedem Hefte die Reinheit der Spra­che und noch mehr der Werth der Beiträge gesteigert hat, aber auch bedauern muß er, daß ein dem Vaterlande so rühmliches, der Sprache so förderliches Unternehmen nach einem so kurzen Leben aus dem Felde unserer jungen Li­teratur verschwunden, und seitdem nicht wieder zurückge­kehrt ist, da es doch auch in der Zukunft als Vereinigung­punct für junge aufkeimende Talente hätte dienen können. Mancher Freund der <,2l,beli2!>« wird vielleicht weh­müthig sagen: Sie fand zu wenig Anerkennung, um sich länger erhalten zu können. — Daß sie volle Anerkennung gefunden habe, bezeuget die im Jahre 1834 veranstaltete neue Auflage des ersten Heftes, beweiset das gänzliche Vergriffensein des zweiten, und eine nur geringe Anzahl von Exemplaren der übrigen Hefte. — Möge sie bald, recht bald wieder ihren jugend­lichen Flug beginnen, und mit noch honigreichern Spenden auf die blumenvollen Auen des Vaterlandes zurückkehren! Jeder Freund der vaterländischen Muse wird ihr gewiß großmüthig die Hand bieten, und der Herr Herausgeber derselben würde sich gewiß den Dank und die Achtung der Slovenen erwerben; die geringen Opfer, die das Un­ternehmen forderte, werden ja dem Vaterlande und der heiligen Muttersprache dargebracht, und werden gewiß nicht unerfreuliche Interessen der Gegenwart und reichlichen Se­gen der Zukunft bringen. Aus dem poetischen Genre erschien noch im Jahre 1836 „llertt i>sr,8l»vi/,i, i>ov«N v ve>«il>", V0N v^. l>l-«l'!>«r», ei« kleines episches Gedicht, dem ein Ereignis) aus Krains Vor­zeit zu Grunde liegt. Um das Jahr 760 n.Chr., erzählt Valvl,8ur in seiner „Ehre des Herzogthums Krain", schickte der Bischof Vii-Kili»; aus Salzburg, auf Verlangen des Herzogs oiiolim-lru» von Kärnten drei Missionäre zu den Slaven in Kärnten, Rlain und in der südlichen Steiermark, um sie in der christl, "eil Religion zu unterrichten. Nach dem Tode des <7i>et,!n «tun gelangte dessen Sohn Vnläuuzu« auf den herzoglichen Stuhl, Den Tod des cüietim,-»»!, und die Jugend des Vüiä,!«,^«, glaubten die vornehmsten Landesherren und Landsassen als eine erwünschte Gelegenheit benützen zu können, das christ­liche Joch zu brechen, und die Missionäre aus dem Lande zu jagen, was sie auch unter der Anleitung der heidnischen Anführer >Vu>ei!».>! nnd Uruliu« thaten. Allein der dama­lige Herzog von Baiern, Tassilo, schlug die Ruhestörer und setzte den vertriebenen V-llllunz;»» wieder in seine Rechte ein. Aus dieser Erzählung ist der Stoff zu jenem Gedichte entnommen, und der Dichter wußte hier auf eine meister­liche Art durch seine lebendige Anschauungkraft und kräftige Phantasie die Dichtung und ein historisches Factum zu ei­nem schönen, abgerundeten Ganzen zu vereinen. l5!><:rto. i»ir heißt, der Held des Gedichtes, welcher von Jugend auf, wie Hanniba l gegen die Römer, im Hasse gegen das Christenthum gelebt und gehandelt hatte, und doch wußte ihn die Liebe auf den Weg der Ertenntniß Gottes und zur Annahme des Christenthums eher zu bringen, als ein christlicher Missionär, bei dessen Anblicke schon seine Rechte krampfhaft nach dem Schwerte griff. Die Sprache im Gedichte ist schön, kräftig und leicht verständlich; der Eingang ist in der Terzine, das übrige Gedicht in der ntt-lvn rin,» geschrieben, und es ist zu wün­schen, daß dieses Gedicht, bis jetzt das erste in dieser Art bei uns, von jedem Freunde der slauischen Muse gelesen würde. 1839. ^Inveulll« pölmi Ilr.ilulll!^ unruöll U. s. w., d. ist, slovenische Volkslieder des krainischen Volkes. 1. Bändchcn. Laibach bei Joseph Blasnik . Sammlungen von Voksliedern findet man bei den meisten Nationen, besonders aber bei den slavischen Stäm­men, welche aus einem doppelten Grunde veranstaltet wur­den: theils um dem Volke seinen schönsten Nationalschatz, an welchen sich die Schicksale seiner Vorzeit und seiner Selbstständigkeit knüpfen, in einem gereinigten Gewände wieder zu geben, theils, weil sich der Gang der allmähli­chen, geistigen Entwickelung eines Volkes und dessen mo­ralischer Character in denselben darthut. Befremdend muß es also jedem Volksfreunde sein, daß bei uns bis jetzt in dieser Hinsicht so wenig geschehen ist, und daß man erst die Stimme eines fremden Slaven abwarten mußte, ehe man Hand an das Werk legte. Der selige Emil Korytko nämlich, ein Pole, war es, der zuerst an einer vollständi­gen Sammlung von slavischen Volksliedern in Krain ar­beitete, und zu diesem Zwecke selbst Ausflüge nach verschie­denen Gegenden Krains machte. Seinem Eifer und der großmüthigen Unterstützung mchrer hochherzigen Patrioten haben wir eine Sammlung zu verdanken, von welcher das 259 erste Vändchen im Verlage dieser Zeitschrift erschien, und dem die folgenden Bändchen bald nachfolgen werden. Das krain. Volkslied hat ungeachtet der vielfaltigen Unfälle, welche das Volk seit seiner Niederlassung in die­sen Gegenden bis zum Anfange des laufenden Iahrhundcr­tes getroffen haben, doch noch vieles von seiner Originali­tät beibehalten, obwohl in vielen dieser Lieder ein mehr deutscher Geist vorherrscht. Besonders erinnern die kleinen oberkrainischen,, meistens nur vierzeiligen Liedchen sehr an die obersteierischen und deutschkärntnischen Volksliedchen, und werden auch nur in jenen Weisen gesungen. Bei der Herausgabe unserer Lieder wäre nur eine mehr geregelte Ordnung zu wünschen. Uebrigens empfiehlt sich dieses erste Bändchen durch sein gefälliges Aeußere jedem Freunde des Vaterländischen, und Uedersetzungen der Lieder in deutscher Sprache dürften den Lesern dieses Blattes nicht unwillkommen sein. — Zu den poetischen Spenden dieses Iahrzehends wer­den auch noch die Lieder, welche der Herr Professor Aha­zel in Klagenfurt mit seinen Freunden herausgab, gerech­net, welche, sowohl Originalen, als Uedersetzungen und Verbesserungen von Volksliedern, wegen ihrer schönen Ten­denz angerühmt zu werden verdienen. — Ebenso gab der um die slovenische Sprache verdienstvolle Herr Murt o in Gratz, die »^n!»,!« in i»el,»l« von Leopold Vollme r her­aus; allein da der Verfasser mehr dem vorigen als ge­genwärtigen Jahrhunderte gehört (geb. zu Luctenberg 17 li , gestorben 1814) so schließen wir, ohne uns in die Bespre­chung derselben einzulassen, gegenwärtigen Artikel über die slovenische Poesie. Das Währchen vom Vogel Schar, dem Pfer ­de mit der goldenen Mähne und vom grane« Wolfe. Von I»h. Ncp. Vogl. (F»itsetzunZ.) Iwa n Czarewitsch kletterte über die Mader in den Garten, und sah den Vogel Schar, welcher ihm überxalle Maßen gefiel, im Käfig sitzen. Er nahm den Vogel aus> den Käsig heraus, und ging zurück, bedachte sich aber, in­dem er zu sich selbst sprach: „Warum habe ich eigentlich den Vogel ohne den Käfig genommen? Wo werde ich ihn unterbringen?" Hierauf kehrte er zurück. Wie er aber den Käfig in die Hände nahm, so entstand ein Lärmen und Toben im ganzen Garten, da im goldenen Käfig Sai­ten angebracht waren. Die Wächter erwachten sogleich aus ihrem Schlafe, liefen in den Garten und fingen Iwa n Czarewitsch mit dem Vogel Schar, und führten ihn zu ih­rem Czar, welcher Dalma t hieß. Czar Dalma t wurde sehr aufgebracht über Iwa n Czarewitsch, und schrie auf ihn mit einem lauten und bö­sen Tone. ?Schämst du dich nicht, junger Held, zu steh­len? und wer bist du denn? und wessen Landes? und wes­sen Vaters Sohn bist du? und w,e heißest du?« Iwa n Czarewitsch sprach beschämt zu ihm: »Ich bin aus dem Czarthume Wyslawa, und der Sohn des Czars Wyslaw Andronowitsch, und heiße Iwan Czarewitsch. Dein Vogel Schar hatte die Gewohnheit, jede Nacht in den Garten meines Vaters zu stiegen, und von seinem Lieblingsbaume die goldenen Aepfel abzupflücken, und ver­darb so beinahe den ganzen Baum. Darum schickte mich mein Vater aus, den Vogel Schar zu suchen, und ihm denselben zu bringen.« »O du junger Iwa n Czarewitsch«, sagte CzarDal­mat, »ist es anständig zu thun, was du gethan hast? Wä­rest du zu mir gekommen, so hätte ich dir den Vogel Schar in Güte gegeben. Wird es dir jetzt wohl angenehm sein, wenn ich es in allen Reichen bekannt mache, wie du dich in meinem Königreiche unedel benommen hast? Uebrigens höre, Iwa n Czarewitsch, wenn du mir den Dienst erwei­sen, und dreimal neun Länder und dreimal zehn Königrei­che durchreisen, und mir vom Czar Afron ein Pferd drin­gen willst, welches goldene Mähnen besitzt, so will ich dir deine Schuld vergeben, und dir überdies noch den Vogel Schar sammt dem Käfig überlassen. So du aber dieses nicht thust, will ich in allen Königreichen bekannt machen, daß du ein Held ohne Ehre bist.« Iwa n Czarewitsch ging von dem Czar Dalma t mit einer großen Vetrübniß, nachdem er ihm versprochen hatte, das Pferd mit der goldenen Mähne ihm zu verschaffen. Er kam zum grauen Wolfe zurück und erzählte ihm alles Vorgefallene, und was ihm Czar Dalma t aufgetragen habe. „O junger Mensch Iwa n Czarewitsch«, sprach zu ihm der graue Wolf, »warum hast du meinem Rathc nicht gefolgt und nahmst den goldenen Käfig?« »Ich habe gefehlt gegen dich«, sagte Iwa n Czare­ witsch zum grauen Wolfe. „So sei es denn," brummte der graue Wolf, »setze dich wieder auf mich Grauen, ich bringe dich dorthin, wo­ hin du willst.« Iwa n Czarewitsch setzte sich wieder auf den Nucken des grauen Wolfes, der so schnell wie ein Pfeil mit ihm davon eilie. Er lief, war es lange, war es kurz, — endlich kam er "d^s Nachts in das Königreich des Czars Afron, und nach­ dem sie zu den marmornen Mauern der Stallungen des Czars gelangt waren, sprach der graue Wolf zu Iwa n Czarewitsch: »Ietzt,Iwan Czarewitsch, begieb dich in die­ sen Stall, es werden alle die wachthabenden Pferdehüter darinnen schlafen. Nimm das Pferd mit der goldenen Mähne, aber c!n der Wand hängt ein goldener Zaum, diesen berühre yicht, sonst ergeht es dir schlimm.« Iwa n Czarewitsch trat in den weißen, marmornen Stall hinein, nahm das Pferd, und sah an der Wand den goldenen Zaum hängen, welcher ihn so sehr anlockte, daß er ihn vom Nagel herunternahm. Kaum aber war dieses geschehen, erhob sich ein Lärmen und Poltern durch alle Ställe, weil an diesem Zaum ebenfalls Saiten ange­ bracht waren. Die Pferdehüter liefen herbei und fingen Iwa n Czarewitsch, den sie zum Czar Afron brachten. Czar Afro n begann ihn auszufragen: »O ,unger Mensch, 22» aus welchem Königreiche, und wessen Vaters Sohn bist du, und wie n-ennst du dich?" Auf dieses antwortete Iwa n Czarewitsch: »Ich bin aus dem Czarthume Wys­law, der Sohn des Czars Wyslaw Andronowitsch, und heiße Iwa n Czarewit/ch.« (Fxrtsetzung folgt.) Neues. ( Theater schule.) Man berichtet aus Braun­schweig unterm 9. October: ^Se. Durchlaucht der Herzog geruhte dem Sänger und Schauspieler Ludwig Scha­fer , ehemaligem Director und Regisseur des fürstlichen Hofcheaters in Detmold, die Erlaubnis; zu ertheilen, bei hiesiger Hofbühne eine Kunstschule unter dem Namen »Aka­demie der Schauspielkunst« zu organisiren und demselben zu diesem BeHufe den Gebrauch des Theaters nebst Garderobe und allen weicern Requisiten zu öffentli­chen Probevorstellungen zu überweisen, welche alle 44 Tage Statt finden sollen. Da gegenwärtig nirgends in Deutsch­land ähnliche Conseroatorien bestehen, wo die Theorie auf diese Weise mit der Praris Hand in Hand geht, so leuchtet die Wichtigkeit und Zweckmäßigkeit dieses neuen Institutes ein, namentlich wenn man noch beifügt, daß die Zöglinge nicht nur in allen Zweigen der Kunst und Wissenschaft, welche in das Gebiet des Schauspiclwesens einschlagen, sondern sogar in der französischen, italienischen und englischen Sprache gründlichen Unterricht erhalten, wo;u der Unternehmer den Beistand rühmlichst anerkannter Männer gewonnen hat." — Wir sind der Meinung, daß eine ganze Legion sogenannter Bühnenkünstler wohl daran thäte, von den Bretern herabzusteigen, und vorerst nach Braunschweig in die Schule zu gehen. — Theater in Laibach. Mittwoch dl!! 2». October. Zum Voltheile der Sängerin, Mob. Rosner, zum ersten Male: »die Jüdin.« Große Oper in 4 Acten, Musik von Hole«,). Mad. Rosner sang die Sara, Mad. Long die Isa­bel!». Hr. Reichmann den Comthur, Hr. Nielschitzkn den Eleazar, Hr, Bern ei den Grafen Ärnault und Hr> Schinn den Offizier Albert. Daß Hr. Neufeld den fünfacliaen Text dieser Oper in 4 Acte zusammenzog, tonnen wir nur billigen; denn sehr leicht sind der 4te und 5ie Act obne Versündigung am guten Gcschmacke in einen zusammenzu­fassen. Das Libretto ist eine jener Schreckenstragödien der neufranzösi« schen Muse, Halevu's Musik dazu aber ,st anerkannt und vielfältig ge« priesen als eine classische, und Freunden gediegener, gründlicher Musik muß die Auffuhrung der »Jüdin« besonders erwünscht sein. I n dieser Oper ist die Begleitung des Orchesters keine Wertelmusik, die sich nur im Dreiklang und Septimenaccord bewegt, wie es«nancher italienischen Oper vorgeworfen wird; hier ist die Orchestcrbegleitung ein für sich bestehendes, nach allen Regeln der Theorie aufgeführtes Gebäude, das in Verbindung mit dem Gesänge die großartigsten Wirkungen hervorbringt. Mayerbee r schaut bei jede»! Tacte der halevu'schen Musik heraus, aber ohne seine Genialität und ohne den iropischen Reichthum seiner unsterblichen Melodien. Wie sehr erinnert allein die Begleitung der Naßsolos durch die Naßposaunc an »Ku­l>ert I« lliuble!« Um ins Detail zu gehen, so bietet die »Jüdin« folgende Musikstücke: l . Act. Illtrnäucllnil und Chor in Tz-clur. Ernst und feierlich gehalten. l^nvuNn» in ?-clur. Vaßsolo, welches uns unwilltührlich an: »N! I5>2 und N5iri«x in der Zauberstote erinnerte. Ein fröhlicher, hüpfender Trinkchor in Oäur . rinule in ?, dann ^nclaritiuu tzjn T»ct in ll-äur. 2. Act. Gebet in L-clul, ein Muster religiösen Gesanges. 1>i« in I^ciur: Isabella, Eleazar und Arnault. Romanze der Sara in Ü5. Duett» in OmnIIi Vann 8«- i„ T-moII, Mittelsatz in Iles-clur, Nor», Eleazar, Arnault. 3. Act. Dieser ganze Act ist eigentlich ein ?!ni>Iö, ein 8extett für 2 Büße, l Tcnore und 2 Soprane mit Chor-Begleitung; L-clur, Mittclsotz K«-i!ur, schließt in (H-iunII. 4. Act. lluetln zwischen Sara und Isabclla, geht «ms Oäur, UberU-mnII, schließt in? . Duett«, in H, zwischen Eleazar und dem Comthur. H,ria des Eleazar in O-inoII. I^imle in H-mnII. Der l . Act bietet außer der Ov,->l!»!, nichts an Melodie Hervorra­ gendes. Der <>. Act ist der melodieeureichste und den» Ohre zugänglichste. Besonders schwierig ist die Musik des 3. Actes, »nd der Fluch des Com­ thurs mag zu den gewaltigsten Aufgaben dramatischen Gesanges gezählt werden. I m 4. Acte spricht die Arie des Eleazar besonders zu Herzen. Großartig ist das ririüle. Die Aufführung dieser Oper kann man mit Recht eine gelungene nennen; die Ausstattung derselben, die Garderobe, das Arrangement ist aber wirklich so prächtig, das! Man sich nicht erinnert, in Laibach etwas Aehnlickes gesehen zu haben/ wofür dem Hr». Director Neufeld die vollste Anerkennung gebührt. Mad. Rosncr führte ihrrn Part mit jener Sicherheit durch, zu welcher man nur durch ein so meisterhaftes Spiel, und einen, in alle Ge­heimnisse der italienischen Schule eingeweihten Gesang gelangen kann. Ihre i»e»5» 6i vuce ist ausgezeichnet, und äußerst wohlthucnd wirkte der volle, vibrircnde Klang ihrer lieferen Chorden in der Romanze: »Ich werde den Geliebten sehen!« Eine bei hohen Sopranen gewiß seltene Erscheinung. Schön und wahr sang M»d. Rosner auch die Stelle im Frauenduclte des 4. Actes: «Ihr sollt, seid ihr gleich höheren Standes, »An Seelengröße mir nicht überlegen sein.« Mad. Lang war diesen Abend nicht nur sehr reizend durch Gestalt und Costumc, sondern auch besonders gut bei Stimme. I m Terzette des 2. Actes 1 »Nie soll entschwinden jenes herrliche Bild dieser Brust« und im Frauenduette des 4. Actes that sich Mo». Lang besonders hervor, und hat für die Zukunft sich beim Publicum gewiß eine gute Meinung gesichert. Wir glauben nur, Mad. Lang auf ein deutlicheres Vocalissre» aufmerksam inachen zu müßen, indem eine Verständliche Aussprache der Worte ein Hauptcrforderniß des dramatischcn Gesanges ist. Nachdem wir nun, den Gesetzen der lüuurtnl«!« gemäß, den Da­men de» Vortritt gelassen haben, kommen wir zu Hrn. N ielsch itzki, und behaupten, daß ihm in Spiel und Gesang der Preis dieses Abends gebührt. Mit treffendem Ausdruck? sang Hr. N. im ersten Terzelte des 2. Actes: , »Welche Lust, wenn man so über Nacht ein hübsches Profitchen noch ge­macht." Ein schönes Tenor l ^ schlug Hr. V . in dem K«citi>ti>e: «Wenn hell die Sterne blinken« an ; mit zürnender Begeisterung sang er das Schlußtcrzctc im 2tcn Acte; mit der ganzen Fülle des tückischen Hohnes des rachgierigen Juden die Erzählung vom Einfalle der Osniancn in, 4 Acte, und die Worte» »Die Zeder trifft kein Neil, der Vsop wird vertilgt;« und mit edl.m Gefühl die Arie in ll-mnll des 4. Actes. Hr. Reich mann entfaltete seine schöne, tiefe Baßstimme in der Rolle des Comlhurs, deren Lage aber, nach unserer Ansicht, selbst für ihn zu tief ist. Der Comthur ist nebst Bertram, Marccll und dem Grafen Rcuterholm ein Glanzpunct im Repertoire eines tiefen Naßes; er ist un­streitig die schwierigste dieser Partien, und scheint gleichsam das große t?, l i L5 als seine Lieblingstinder aufgesucht zu haben. Schön sang Hr. R. die t!i>VÄtin»i »Mitleid fühl' ich mit den Armen in ihres Wahnes finstrer Nacht!» und im lluettc, des 4. Actes; nur der Fluch im 2. Acte schien uns nicht recht gelungen zu sein. Hr. Ber n er ist eine ganz neue Erscheinung. Wir tonnen nach seinem erstmaligen Auftreten uns nur dahin aussprechen, daß er eine ange­nehme hohe Tenorstimme besitzt, deren höhere Chorden uns aber mehr Gau­men- nlsVruststimme zu sein scheinen. Wir hoffen in der Zukunft nur im­mer recht viel Gutes von H. V. sagen zu können. — Hr. Schinn leistete «uf seiner Stelle Genügends. Häufiger Applaus und mehrmaliges Hcrvor­lufen wurde den Mitwirkenden zu Theil. Das Orchester hielt sich gnt. Laibach. Druck und Verla«, des Joseph Vlasnik.