Den ihr sucht, Er ist auf erstanden! Tfcbtpiilf - Die Maieblüte! Alleluia! Brüder, ich verkündige euch eine große Freude: Alleluja. Dank sei Gott. Als unser Herr im Grabe lag, kam heute früh die Hand des Herrn über ihn. Der Heilige Geist kam wie ein Schatten auf ihn herab, und das Wort, der Sohn Gottes, nahm seinen Leib wieder auf: Das Wort ist heute wieder Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des Ein- geborenen aus dem Vater, voll der Gnade und Wahrheit. Aber wie war es dazu gekommen? — Eines Tages, kurz vor der Passion des Herrn, wollten einige Heiden Jesus sehen. Als dieser davon hörte, sagte er: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. — Wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht. (Der Prediger zeigt das Maiskorn.) Seht ihr das? Ihr könnt nicht se- hen, was es ist, weil es so klein ist. Es ist ein Maiskorn. Unser Herr Jesus war in seinem Leiden unscheinbar wie ein Maiskorn. (Der Prediger zeigt eine ausgewachsene Maispflanze.) Ihr seht sofort, was das ist: Eine Maispflanze. Obwohl ganz verschieden von dem Maiskorn, so nennt ihr es doch mit dem gl®1-chen Namen; auch habt ihr g® keinen Zweifel, daß es Maiswar und ist. Ein großes Wunder Got-les( seiner Allmacht. Nun paßt auf: Die Maispflanze stellt unseren auferstandenen Herrn dar. Als Christus aufer-slanden ist, wurde er nicht wieder der gleiche Mensch, wie er Vorher war, sondern er war ver-Idärt. Der Unterschied zwischen Christus vor und nach seiner Auferstehung ist ebenso groß, ja noch unendlich größer als zwischen dem Maiskorn vor dem Pflanzen und nachdem es eine mächtige Pflanze geworden ist. Und doch ist es der gleiche Christus, Sohn Gottes und Sohn Mariä. Nun schaut noch einmal auf die Maispflanze: Sie trägt zuoberst die Blüte. Das ist auch so mit dem auferstandenen Christus. Er ist voll des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist hat ihn auferweckt. Der erste Adam war jein Wesen, das voll von Leben war; der zweite Adam ward zu einem geistigen Wesen, das Leben spendet. (Der Prediger entfernt zwei Blätter, um den Maiskolben sichtbar izu machen.) Als Christus am Kreuz starb, wurde aus seiner Seite die Kirche geboren. Schaut her: Hier seht ihr aus der Seite der Pflanze den Mais herauswachsen. Ebenso ist die Kirche aus Christus geboren. Und noch eines: Der Blütenstaub fällt von der Blume in die Fruchtfäden; ebenso haucht Christus den Heiligen Geist in die Christen. Wenn ihr eines dieser Maiskörner pflanzt, habt ihr nicht den geringsten Zweifel, daß es wachsen wird. Ebenso haben wir die Gewißheit, daß wir alle, die W in Christus getauft sind, ebenso wie Christus zu einer glorrei-osenAuferstehung gelangenwer-fen wegen des Geistes, der in uns wohnt. Seht die Herrlichkeit des Auferstandenen! (Die Gläubigen sagen die folgenden Worte nach.) Alleluja! — Gott sei Dank! —• Der Herr ist auferstanden Er ist wahrhaft auferstanden! — Mein Gott, ich werde Dir immer danken dafür, daß ich ein Christ bin. Amen. Da es in dieser Gegend, wie in den allermeisten des tropischen Afrikas, keinen Weizen gibt, so lag es nahe, eine andere Getreideart zu wählen, und auf diese Weise kam der Mais in die Predigt hinein. Ein Seminarist opferte eine seiner schönsten Pflanzen, schnitt sie nach der Osterfeier, stellte sie an einen verabredeten Ort, und im Dunkel der Nacht fand sie ihren Weg in die Kirche und ihren Platz zwischen Ambo und Muttergottesaltar. In der Frühe wunderten sich der eine und die andere, warum dieses Jahr sogar eine Maispflanze als Schmuck dienen dürfe; der Mais ist eben keine Zimmerpflanze und hat noch keinem einen frommen Gedanken eingegeben, außer jenem, der sich die Mühe genommen, 700 Körner an einem Kolben zu zählen. Im Dialekt heißt das Korn Li-lombi und die Mehrzahl Ma-lombi und die Blüte Tschitschili. Die Reaktion bei den Christen trat sofort ein, als sie diese Ausdrücke hörten: Sie äußerte sich in freudigen Blicken, und dann ließ sich die Freude nicht mehr stillhalten. Nach dem Gottesdienst hörte man auf dem weiten Kirchplatz und den Wegen immer wieder Lilombi — Ma-lombi — Tschitschili, und ein ganz alter Mann ergriff die Hand des Predigers und sagte: Tschitschili — die Maisblüte! Alleluja! Gerold Rupper Aus aller Welt Missionar enthauptet Die enthauptete Leiche eines holländischen katholischen Missionars wurde in der Nähe der Mission Nangololo (Mozambique) gefunden. Den Kopf von Pater William de Meels fand man später auf dem Altar der Missionskapelle. Priester durch Nonne ersetzt Damit die wenigen Geistlichen in Kolumbien sich ausschließlich ihrer seelsorglichen Tätigkeit widmen können, wurde zum erstenmal eine Nonne zum General-Schatzmeister der Erzdiözese Bogota ernannt. 5tern cfer^Neger ZEITSCHRIFT DER MISSIONARE SÖHNE DES HLiST. HERZENS JESU, Mär z/April 1965 Jährlicher Bezugspreis: DM 3— S. 15 Lire 500 Einzahlung: Missionshaus JöSefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Scheckkonto 862 11 Stern der Neger Herz-Jesu-Missionshaus Milland Bressanone/Brixen C. C. P. 14 7392 Trento Bestellung: Missionshaus Jósefstai 709 Ellwangen/Jagst Postfach 28 —, Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz — ; v Herz-Jesu-Missionshaus Milland Brixen Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Ellwangen/Jagst Josef stai Schriftleitung: P. Udo Baumüller MFSC Missionsseminar St. Josef 709 Ellwangen/Jagst Postfach 28 Druck: Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchl. Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Unsere Bilder: Fides 14; Anthony 2; Thorwarth 3; Stadtmüller 2; Oberstaller 1. Bh| €me Bilanz ^ ber abenòlanòifdien fecngefeben lllfti^ Ji ' I Hongkong. Jesus ist der Heiland auch der Niedrigsten. Bildhefte verkünden die frohe Botschaft, denn wer kann hier schon lesen? Die Kirche hat großen Erfolg unter den Flüchtlingen, die aus Maos Reich in die britische Kolonie geströmt sind. In den Kindergärten wird der Katechismus gelehrt. An zahlreichen katholischen und protestantischen Schulen wird die Saat des Glaubéns unter mehr als 100 000 Chinesen-kinder ausgestreut. Chinesen sind gute Rechner. Wenn ihr Kind außer den Weg zum Himmel auch Lesen und Schreiben lernt, als Grundlage einer irdischen Karriere, dann ist das Kreuz willkommen.' Und erst recht ist es willkommen, wenn der geistigen Erzièhung auch die leibliche Sättigung folgt. Täglich verteilen die christlichen Hilfswerke unter den Flüchtlingskindern viele tausend Mahlzeiten. Die soziale Arbeit ist den Kirchen eine selbstverständliche Pflicht. Sie dient nicht unmittelbar der Bekehrung der Seelen. Gleichwohl, Reis im hungrigen Magen ist eine solide Glaubensbasis. „Gib uns heute unsere täglichen Nudeln", betet man in Teilansicht des malerisch gelegenen Hongkong vor der Tür des kommunistischen China. China. Mehl aus Amerika wird darum zu Nudel, nicht zu Brot, jjas Hilfswerk Misereor hat die 'Maschinen aufgestellt, aus denen die Nudeln quellen. Nicht lulle sind Christen, die hungrig jeden dritten Tag die Almosen der Mission erwarten. Caritas [ragt nach der Not, nicht nach dem Taufschein. Die Alten, heidnisch aufgewachsen, werden ohnehin nie echte Gläubige, Reischristen nennt man sie, deren Treue weniger aus Überzeugung, denn aus Berechnung stammt. Die Missionare denken weiter, ah die Kinder, wohlgenährt mit den Nudeln christlicher Mildtätigkeit, aufgezogen in des Kreuzes Zeichen. In ihren Herzen mag, wenn sie erwachsen sind, das Licht des echten Glaubens brennen. Mehr als 20Q00 .Menschen werden jährlich in Hongkong Christen. Von den 3 Millionen, die sich in Häusern, Blechverschlägen auf den Hügeln pferchen, sind es schon über zehn Prozent, mehr als irgendwo im Fernen Osten, außer auf den Philippinen. Reischristen zum großen Teil, wie gesagt; in Elendshütten ist jeder Gott willkommen, der Manna spendet, wie er auch heiße. Selbst Kinder kennen hier kein Spiel mehr. Sie müssen Geld verdienen helfen und künstliche Blumen stecken. Sie.träumen von einem Wunder, ■nicht mehr arm zu sein. Wenn Jas Wunder einträte, würden dann weiter hinter ihrer Tür christliche Heilige hinter den Kerzen wachen? Die Antwort gibt uns Japan. oben: Gaben Verteilung in einem Hong-tonger Kindergarten. jOQten: In einem katholischen Altersheim in Hongkong. Es ist zwar kein reiches Land, doch ohne seelenverkäuferisches Elend. Hier qualmt Weihrauch vor Buddha. Zu seinen Füßen liegen fromme Menschen in Meditation. Trotz des verlorenen Krieges, trotz Erschütterungen der Traditionen lebt der alte Glaube in Japan wieder auf. Mehr noch, Missionare Buddhas tragen heute seine Botschaft in alle Welt. In Amerika werden „Sen" zur Modereligion der In-telektuellen. Was kann noch der christliche Missionar den Japanern bieten, wenn mancher Westler sich vom Gekreuzigten zum leidenslosen Buddha wendet? Auch die Feste der Shintoschrei-ne werden wieder gefeiert. Die Shintogottheit fordert nur eines, Reinheit, sonst ist sie tolerant. Wenn ihr Mund, ihr Atem rein ist, darf auch eine buddhistische Nonne unbehelligt im Shinto-tempel ihre Trommel schlagen. Buddha ist erfüllt von „Kani", von göttlicher Lebenskraft. „Kani" webt in allem, in großen Männern, Bäumen, Flüssen, Felsen, ja selbst in der Münze, die man als symbolisches Opfer wirft. Ganz Japan ist geheiligt durch „Kani", die Gottheit, die in allen Dingen lebt. Shinto lebt wieder als pantheistische' Naturreligion, die selbst halbnackte Girls und Blechmusik im Tempel göttlich findet. Toleranz ist alles. Die Eifersucht Jehovas, der keine anderen Götter neben sich duldet, ist der japanischen Mentalität unverständlich. Weltweite Toleranz ist daher die höchste Tugend eines Missionars in Japan. Sie hérrscht z. B. an der Sophia-Universität der Jesuiten. Man demonstriert auch hier gegen Rassenwahn in Amerika und gegen die Verfolgung vietnamesischer Buddhisten, gegen alles, was die Menschenwürde kränkt. Man demonstriert, doch für ed- lere Ziele als andere Studenten. Von allen Universitäten Tokios ist Sophia, die von deutschen Missionarèn gegründet wurde, am wenigsten von Kommunisten infiltriert. Man fragt auch hier nicht nach dem Taufschein. Der Geist der Universität wirkt unaufdringlich christlich. Traditionen, wie das Bogenschießen, sind mehr als bloße Sportvergnügungen. Als Schule der Konzentration und Selbstbeherrschung ist diese Kunst tief in der Sen-buddhistischen Gedankenwelt verankert. Sie findet an der katholischen Universität ihre Stätte, genauso wie die modernste Technik. Die geistige Speisekarte der Jesuiten ist wahrhaft universal. Sie kennen den Geist des Landes lang genug. Franz Xaver und andere Jesuiten aus Portugal brachten vor 400 Jahren die Botschaft Christi nach Japan. Im Anfang freundlich aufgenommen und erfolgreich, erduldeten die Missionare und ihre Jünger später Verfolgung und Martyrium. Zu Hunderten wurden sie auf Holzstößen verbrannt, im Meer ertränkt. Unterirdisch jedoch erhielt sich durch die Jahrhunderte ihr Werk, eine heimliche Christengemeinde, verborgen, zitternd, eingedenk der Märtyrer, die wie der Heiland am Kreuze starben. Die Nachkommen der Märtyrer, die vor hundert Jahren wieder in Freiheit ihre Kirchen bauen durften, erlebten ein > neues tragisches Martyrium. Die zweite Atombombe der christlichen Amerikaner fiel ausgerechnet auf die Kathedrale von Nagasaki, deren rauchgeschwärzte Statuen heute als bitteres Denkmal vor der wiederaufgebauten Kirche stehen. Ein großer Teil der Gemeinde kam durch die Bombe um und dieses Verhängnis blieb nicht ohne Folgen. Christus, sagt der Volksmund, bringt seinen Jüngern Unglück. Gehen wip besser in den vertrauten Temi pel, als in die pechverfolgte fremde Kirche. Bis auf den heu? tigen Tag ist das Christentum in Japan diesen Geruch nicht los geworden. Immerhin die Reli! gion aus dem Westen paßt sich japanischen Bräuchen an. Von 50 Japanern ist nur einer Čhristj eine verschwindende Schar, doch ist der Einfluß der Christen in Politik und Wirtschaft bedeut tend höher. In Japan ist das Christentum die Religion der Re; volutionäre und Weltverbesserer. Buddha mahnt: „Füge dich';' werde wunschlos, sei still!" Christus aber ruft: „Verwandle, verwandle dich und die Welt!" Der Orient will Dauer, der christliche Westen aber Fortschritt. Die Protestanten Japans sind in 70 Gemeinschaften fast absurd zersplittert. Viele von ihnen sind kleine Grüppchen von Sektierern, kaum 50 Seelen groß. Das Christentum in Japan, das nach dem Krieg zu einer neuen Blüte berufen schien, erstarrt, nimmt kaum noch zu. Es hat allzu sehr an den Kopf, zu wenig an das Herz dieses Volkes appelliert. Weil die „Urevangeliumsbewe-gung", eine der protestantischen, Sekten, die Sehnsucht nach Gefühl befriedigt, strömen ihr die Menschen zu. Haupt dieser Ekstatiker ist ein bärtiger Prophet, Meister Techima, seines Zeichens ursprünglich Kaufmann, der sich erst in reifen Jahren der Theologie ergab. Wenn er spricht, recken die Menschen zu tausenden ihre Hände aus, wie Zu den Bildern auf Seite 29 oben: Beim uralten heidnischen Bogen-, fest in Japan. Der Priester streut Salz zum Schutz gegen den Teufel. unten: Primizsegen. m i lil BRr ^ mt^m* ..' v »g ^ L;. ' . , ' '■•.'—.'i '" ■ ,.\ V :* Antennen, wie um seine Strahlung aufzufangen. Sie glauben sich ergriffen vom Heiligen Geist, weggetragen, ausgelöscht für alles Diesseits. Wir mögen zweifeln, ihren Überschwang belächeln, oder sie darum beneiden, eines steht fest, in ihrem Alltag sind diese Menschen lebendige Christen. Nicht nur im Christentum, auch im Buddhismus, schwellen neue ekstatische Sekten zu Millionenbewegungen an, denn hinter ihrer reservierten Oberfläche sind die Japaner feurig und leidenschaftlich wie kaum ein anderes Volk. In der Tiefe der Seele lebt die Sehnsucht der Hingabe für ein Höheres, wie ein Urtrieb. Die Kirchen fahren fort, sich mehr an den Verstand, als an das Gefühl zu wenden. Das Christentum bleibt die Religion der Weltverbesserer, der Menschen, die nach Veränderung und Fortschritt drängen und sich als modern empfinden gegenüber der großen Masse, die aus der Unruhe nach dem verlore- nen Krieg zurückgekehrt ist in die vertrauten Traditionen des Shintoismus und Buddhismus. Dennoch fehlt es nicht an Versuchen, wie sie die katholische Musikakademie von Hiroshima unternimmt, die in der Schwesterstadt Nagasaki gottesdienstliche Lieder im Stile japanischer Volksmusik singt. „Laß uns, Herr, nicht mehr von den Schrecken sehen, die diese Stätte einst verwüstet'; Laß uns unberührt von den Tücken geheimer Strahlung! Gib uns Frieden, Herr!" Der Dom von Osaka. Wetòe, iite heme 6uropäet noten Die Szene war eindrucksvoll und in ihrer Wirkung vorher genau berechnet. Mojse Tschombe erteilte seinem Volke Nachhilfeunterricht in Geschichte: Im großen Stadion in Leopoldville war ein friedliches Afrikanerdorf auf-gebaüt. Männer, Frauen und Kinder gingen den üblichen Beschäftigungen nach; die Männer besserten Hackpflüge aus, die Frauen zerrieben zwischen großen Steinen Korn zu Mehl, die Jugend tanzte zum Tam-Tam, die Kinder spielten. Plötzlich blitzte es hier und dort auf. Männer in langen weißen Gewändern und mit roten Fezen näherten sich der friedlichen Szene. Dann flogen Feuerbrände indie Hütten, Gewehre krachten, Keulen wurden geschwungen, sinige der Dorfbewohner sanken zu Boden, sie spielen die Erschlagenen, die übrigen wurden gefesselt und unter Peitschenknallen aus der Arena getrieben. — Pause. — Die Strohbütten fielen in sich zusammen. Dann ein Hörnersignal. Ein kleiner Trupp Soldaten in den historischen Uniformen der Askaris, igeführt von einem Offizier im Tropenhelm, der den Weißen spielte, rückte heran. Der Offizier schaute sich um und erhob die Hand wie zum Schwur. Die Askaris faßten die Gewehre fester und rannten in der Richtung davon, in der die Gefangenen davongetrieben worden waren. — Wiederum Pause. — Dann erschienen die Soldaten wieder. In ihrer Mitte führten sie die Räuber in den weißen Kleidern, die befreiten Dorfbewohner jubelten ihnen zu, und die vielen Tausende im weiten Rund des Stadions stimmten in den Jubel ein. Die Räuber wurden in einer Reihe aufgestellt. Der Offizier trat vor sie, ver- kündete das Urteil. Die Askaris bauten sich ebenfalls in einer Reihe auf, hoben die Gewehre, und während die Hinrichtungssalve durch das Stadion rollte und die weißen Männer mit den roten Fezen zu Boden stürzten, zog ein einzelner Askari mitten in der Szene an einem Mast die blaue Fahne mit dem goldenen Stern, das Symbol des von Leopold von Belgien 1884 gegründeten Kongostaates, auf. Ohrenbetäubender Jubel im Stadion. Tschombe hatte Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Und damit nur ja keiner auf den Gedanken kommt, das außerordentlich realistische Spiel sei als Lobpreis auf die belgische Kolonialmacht gedacht, zog der Premier in seiner Ansprache auch gleich die Nutzanwendung aus diesem Stück: Nur eine geordnete und starke Staatsmacht sei in der Lage, die Sicherheit des Landes zu garantieren. Das müsse man von den Europäern lernen. Wo diese Staatsmacht fehle, da würden die weißen Männer mit dem roten Fez zurückkehren und wie: früher Angst und Schrecken verbreiten. Sie, die Araber, seien die ersten Kolonialisten gewesen, unter denen Afrika stöhnte, Und gemessen an der Ausbeutung, die sie Vornahmen, sei die Herrschaft der Europäer jj hodi sehr gemäßigt gewesen. Großer schwarzer Mann Flutendes Sonnenlicht umgab mich, als. ich aus . der Haustür trat. Es war am frühen Morgen. Fahrzeuge fuhren vorüber, und eilende Menschen waren auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstätte. — Ein paar Meter vor mir ging ein großer, schlanker Mann mit schwarzem, krolligem Haar. Als er den Kopf etwas zur Seite drehte, sah ich: Es war ein Neger. Farbige bekommen wir in unserer kleinen Stadt höchst selten zu sehen, und wenn einmal einer auftaucht, ist es fast eine Sensation. — Der Neger trug eine Collegemappe unterm Arm und hatte eine Hand lässig in die Hosentasche geschoben. Und nun wurde ich Zeuge einer kleinen, fast unscheinbar anmutenden Begebenheit, die jedoch bei mir, und vielleicht auch noch bei einigen anderen, einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. — Der Farbige hatte ruckartig seine Hand aus der Tasche gezogen. Er kniete am Wegrand nieder und hielt den Kopf tief auf die Brust gesenkt. Dann hörte auch ich das feine Klingeln eines Glöckchens und sah einen Priester mit seinem Ministranten daherkommen. Gott kam uns entgegen. — Ich mußte an diesem Tag noch oft an den dunkelhäutigen Christen denken, der Mut bewiesen und sich nicht gescheut hatte, auch in fremder Umgebung und offen vor allen Menschen seinen Glauben zu bekennen. Für den Schwarzen war dies vielleicht eine Selbstverständlichkeit. Auch immer für uns? ... Hans Orths Warum? Sie wollte schon lange etwdi fragen, aber sie hat es immei wieder zurückgehalten. War es Scheu oder Furcht? Sie wußte es selber nicht genau, aber einmal kam es doch heraus. Sie fing so leise an zu sprechen, daß ich a| fast überhörte. Sie sprach ein gutes Englisch. Sie bat mich, ich solle ihr den Spruch niederschreiben, den ich auf dein kleinen Tisch in meinem Zimmer stehen habe. Sie war Geschirrwäscherin in einem Schülerheim- Ich lud sie ein, auf mein Zimmer (ifzukommen. Auf der Spruch-jorte stand: „Was du nicht it, das man dir tu, das füg flieh keinem andern zu!" Ich erstand nicht sofort, warum sie «rade diesen Spruch haben »olite. Auf mein fragendes Schweigen hin sprach sie weiter: Jch bin katholisch, habe auf einer Missionsstation gelernt, rehn Jahre lang, bis zum Abi-lur. Du siehst selbst, daß ich hier le niedrigste Arbeit verrichten I und darum hasse ich euch Weiße!" „Ich habe auch gelernt und möchte gerne weiterstudieren,aber es wird mir keine Möglichkeit gegeben. Die europäischen Mädchen bekommen Geld (jür ihre Arbeit, und ich könnte Jas Gleiche tun und bekomme nichts. Und jetzt, bitte gib mir (diesen Spruch, daß ich ihn mir (immer vorsagen kann, daß ich vergesse, den Europäern Haß z'uzufügen, denn ich will auch t gehaßt werden." Bevor'sie wieder an ihre Arbeit jing, schrie sie fast hinaus: .Warum kann ich nicht so sein wie die andern?". Sr. Marietta Im Missionshospital in Nsambya (Uganda). Dunnerkiel! ... ich kann jetzt soviel Kisuaheli, daß ich mich mit den Leuten einigermaßen unterhalten und sie auch ohne Dolmetscher untersuchen kann. Nur wenn sie Kin-goni sprechen, verstehe ich außer ihrem Genuschel nichts. Das ist genau wie daheim. Sagt man da zu einer Allgäuer Oma, sie soll Hochdeutsch sprechen, kann man genau so gut verlangen, sie soll englisch sprechen. Ich kauderwelsche mich halt so recht und schlecht durch. Nur schimpfen kann ich nicht in Kisuaheli. Das kann man nicht' im Zeitlupentempo und wenn ich schnell spreche, verhaspele ich mich oft. Wenn ich dann die Gesichter sehe, wie sie gespannt auf das warten, was ich noch mehr auf Lager habe, ist es mit meinem Ernst vorbei. Natürlich lachen sie dann alle mit. Sie wissen aber genau, was ich will, denn komischerweise geht dies Arbeit nachher gut voran. Da ich mit den afrikanischen Schimpfworten noch nicht vertraut bin,, gebrauche ich meist meine deutschen. Die werden dann aufgeschnappt und man kann sie bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit hören. Dann höre ich mich immer selbst wieder, denn Ausdrücke wie „Steig mir doch auf den Frack", „Donnerwetter", „Lausejunge"; und „Schlamperei", sind nicht auf ihrem eigenen Boden gewachsen. Vor kurzem hat, unsere Priska gefragt: „Was bedeutet; denn Dunnerkiel?" — das habe ich weder in englisch noch in kisuaheli gewußt... (Aus einem Brief einer Krankenschwester, die das Deutsche Aus-sätzigen-Hilfswerk in die Leprastation Peramiho in Tanganjika, entsandt hat.) Kaiser Matanzima. Er ist in einer schwierigen Lage, denn hier in einem abgelegenen Gebiet soll den Negern eine Art Selbstverwaltung gegeben werden, während ihnen gleichzeitig praktisch alle Rechte in den größeren Städten und Industriezentren genommen werden. Wir fragten Kaiser Matanzima, ob er 'dis Rassentrennung billige, und ob er es als richtig empfände, daß er als Regierungschef der Transkei nicht in demselben Hotel wohnen dürfe wie wir? Hier die Antwort Kaiser Matanzimas: „Die Politik von Südafrika in der Vergangenheit war die der Rassentrennung. Mit anderen Worten, die südafrikanische Regierung hat seit uralten Zeiten die Neger niemals in die Gesellschaft aufgenommen. Erst die jetziger nationalistische Regierung in Pretoria hat eine Politik entwickelt, die auf eine getrennte Weiterentwicklung der zwei Rassen im Lande hinzielt. Wahrscheinlich verstehen sie die Poll tik nicht, denn Sie in Europa sind nicht in derselben Lage, wie wir in Südafrika. In Südafrika gibt es etwa zehn Millionen Neger und etwa 2V2 Millionen Weiße. Jede Art von Gleichheit zwischen den beiden Rassen würde die Existenz der Weißen bedrohen, und das ist der Grund, warum sie die Neger niemals in ihre Gesellschaft aufnehmen. Wir haben immer für gleiche Rechte gekämpft, aber nicht auf der Grundlage einer Gesellschaft, in der die Rassen Zusammenleben. Wir haben die Politik der getrennten Entwicklung angenommen, weil wir meinen, daß hier schließlich etwas ist, das den Neger dem Weißen gleichberechtigt machen wird. Mister Abraham, als Vertreter der Zentralregierung der eigentliche Herr der Transkei, meinte: Kaiser Matanzima. Drei Stimmen Ein deutsches Fernsehteam be suchte die Transkei in der Süd afrikanischen Republik. Ümtata,die Hauptstadt derTrans kei, ist heute ein begehrtes Rei seziel ausländischer Journali - sten. Die Regierung der Repu- - blik Südafrika hat der Negerbevölkerung dieses Gebietes die - innere Selbstverwaltung zugebil- - ligt. So besuchten wir den ersten - Regierungschef der Transkei, Was unsere Kritiker in Europa wollen, ist die Integration der lassen/ die hier leben, also eine Gesellschaft, in der die Rassen sich zusammenfinden. Das bedeutet, daß alle rassischen Gruppen von Südafrika in eine Einheit zusammengefaßt werden sollten, was wiederum bedeuten würde, daß die verschiedenen Gruppen in Südafrika ihre jetzigen Kulturen aufgeben müßten und etwas Neues entwik-Iceln müßten, etwas, was nicht über Nacht entwickelt werden kann. Getrennte Entwicklung dagegen bedeutet, daß diejenigen Gruppen, die sich von Natur her unterscheiden, getrennt gehalten werden sollen, nicht nur wegen ihrer Hautfarbe, sondern euch wegen ihrer Lebensgewohnheiten. Apartheid, wie wir die Politik der getrennten Entwicklung nennen, ist für einen schwarzen Menschen genauso segensreich wie für einen weißen. Sie läßt den Weißen nicht nur weiß bleiben, sie bedeutet nicht nur, daß der weiße Mann seine Kultur bewahrt und was ihm sonst noch lieb ist, sondern sie läßt den schwarzen Menschen auch schwarz bleiben und der schwarze Mann bewahrt auf diese Weise, was ihm lieb ist." Schließlich besuchten wir Oberhäuptling Viktor Botho, den Oppositionsführer im Negerparlament der Transkei. Er erhielt bei den Parlamentswahlen die meisten Stimmen und hat großes Ansehen bei seinen Mitbürgern. Der Regierungschef allerdings wurde der Verlierer der Wahl, Kaiser Matanzima. Die Zenfralregierung in Pretoria hatte für die entsprechenden Klauseln des Wahlgesetzes gesorgt. Wer Viktor Botho aufmerksam verfolgt, ahnt warum: „Nun, ich kann sägen, ich befürworte eine Gesellschaft, in der die Rassen Zusammenleben. Wir möchten nicht, daß die Europäer Weggehen, solange sie bereit sind, unserer Regierung zu folgen. Nun, ich denke, daß wir auf diese Weise weiterkommen und falls die Regierung wechselt, falls ich an die Macht komme, werde ich auf dieser Grundlage arbeiten. Die Europäer sollen hier bei uns bleiben. Die getrennte Entwicklung? Ich für meinen Teil denke, daß sie Diskriminierung hervorruft. Das mögen wir nicht. ■ Wir sind dagegen." Politiker der Transkei im angeregten Gespräch nach einer Versammlung. €mheimif(tie Hilfslimfte v. P. Adolf Stadtmüller Wir leben in einer Zeit, die besonders durch ein erfreuliches Interesse an der Weltmission gekennzeichnet ist. In unserem Jahrhundert wurden zweifellos hervorragende Erfolge in der Missionsarbeit errungen. Der Vormarsch des gottlosen Kommunismus in Asien hat zwar dort der Kirche schwere Verluste zugefügt, aber diese bedauerlichen Rückschläge wurden mehr als aufgewogen durch den glänzenden Fortschritt unserer Kirche in Südkorea, Formosa und besonders in den jüngsten Jahren in Afrika. | Zu Beginn dieses Jahrhunderts betrug die Gesamtzahl der Katholiken in Afrika nur gegen 5 Millionen. Heute zählt unsere Kirche in diesem: Erdteil mit Ei Schluß der Taufbewerber über 30 Millionen Anhänger, das sind über 10 Prozent der ungefähr 250Millionen Einwohner Afrikas. Im Basutoland, im Kongo und in Uganda gehören bereits 25 bis 40 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an, wähl rend in Burundi, ein Teil dei früheren deutsčhen Ostafrika-Kolonie, bereits 60 Prozent der to Millionen zählenden Einwohner der katholischen Kirche Ingehören. Infolge ungünstiger jjmstände kann zwar die katholische Mission in der Republik Südafrika keine solche hervor-fagenden Erf olge aufweisen, aber luch hier hat sie in den letzten Jahrzehnten rasch an Boden gewonnen. Die Zahl der Katho-Iken beläuft sich etwa auf eine pillion. Das sind etwa ÓV2 Pro-ienf der Gesamtbevölkerung. ' Diese rasche Ausbreitung 'unseres Glaubens in Afrika ist nebst der Hilfe Gottes dem Einsatz eines zahlreichen Missionspersonals zu danken. Die Möglichkeit der Verwendung moderner 'Verkehrsmittel ermöglicht es dem Missionar, schneller und öfter auf die Außenstationen zu gelangen. Trotz der erfreulichen Erfolge in den letzten Jahrzehnten muß die Missionsarbeit noch schneller und noch gründlicher durchgeführt werden, da Afrika -zur Zeit an einem überaus folgenschweren Scheideweg steht. Von Norden her drängt der Islam mit aller Kraft vorwärts und greift sogar zu gemeinen Unterdrückungsmethoden, wie es die Ereignisse im Sudan deutlich werden ließen. Die kommunistische Wühlarbeit in den jungen afrikanischen Staaten, von Moskau und Peking aus gesteuert, ist heute zu einer sehr großen Gefahr geworden. Wir Katholiken müssen daher alle Kräfte einsetzen, um Afrika vor einem drohenden Chaos zu retten. Nur ein christliches Afrika hqt Aussicht auf einen friedlichen Bestand. Da zur Erreichung dieses Zieles die vorhandenen Missionskräfte aus Europa und Nordamerika unzureichend sind, müssen einheimische Hilfskräfte in großer Zahl eingesetzt werden, einheimische Priester und vor allem auch eifrige einheimische Katechisten, die mit den Sitten und Sprachen des Landes und jeweiligen Stammes gut vertraut sind. Sollte es uns gelingen, innerhalb von 12 Jahren ein Dutzend einheimischer Priester für unsere Missionsdiözese Lydenburg-Wlt-bank zu bekommen, so nimmt diese Entwicklung lange Zeit in Anspruch und selbst diese Kräfte würden dann bei weitem nicht ausreichen. Um eine raschere Bekehrung der 600 000 schwarzen Afrikaner in unserer Misr sionsdiözese zu erreichen, muß eine viel größere Anzahl eifriger Katechisten eingesetzt werden, welche die Missionare in ihrem weit ausgedehnten Missionsfeld kräftig unterstützen und ihnen viele Taufbewerber zuführen. Der Einsatz von Katecheten, die ihre ganze Zeit der Ausbreitung des Glaubens widmen, ist für die Mission natürlich auch mit besonderen Kosten verbunden. Einem verheirateten Katecheten muß für ein mittelmäßiges Auskommen ein durchschnittlicher Monatslohn von 100 bis 120 DM gezahlt werden. Es fällt uns Mis-. sionaren bestimmt nicht leicht, immer und immer wieder als Bettler erscheinen zu müssen, aber es geht ja um die Sache Gottes und nicht zuletzt auch um die friedvolle und gesicherte Zukunft Europas. Früher oder später werden diese jungen Staaten Afrikas den Verlauf der Weltgeschichte bestimmen. Wir haben es heute noch in der Hand, daß dies im christlichen Geist des Friedens und der Nächstenliebe geschibht. Wer eine Spende für unsere Ka_ techisten-Aktion geben möchte, schicke diese an die Missionsprokura Josefstal 709 Ellwangen J., Postfach 28 Postscheckkonto Stuttgart 35453 mit dem Vermerk ,/für Katechisten-Aktion". Boöencef oriti ln Lateinamerika hat sich die Kirche nicht nur um das seelische Wohl, sondern auch um das leibliche Wohl ihrer Schutzbefohlenen zu kümmern. Denn den Erhebungen der Welternäh-rungs- und Landwirtschaftsorganisation zufolge stehen momentan 100 Millionen Lateinamerikanern, also fast der Hälfte der Gesamtbevölkerung dieses Erdteils, nur Hungerrationen von durchschnittlich 1800 Kalorien am Tag zur Verfügung. Das liegt einmal daran, daß von den rund zwei Milliarden Hektar landwirtschaftlich nutzbaren Böden in ganz Lateinamerika bisher erst 100 Millionen Hektar regelmäßig und intensiv bestellt werden, zum anderen aber auch daran, daß die Landwirtschaft in vielen dieser Länder vorwiegend exportorientiert ist und sich auf den Anbau eines auf dem Weltmarkt abzusetzenden Produktes, wie Brasilien auf Kaffee, Kuba auf Zucker, die zentralamerikanischen Republiken auf Bananen und Kaffee beschränkt. Infolge ihrer Monokultur ist die Landwirtschaft in den meisten dieser Länder nicht imstande, die sich mit einer jährlichen Zu- wachsrate von 2,65 Prozent rapid vermehrende Bevölkerung ausreichend zu ernähren, 1 Deshalb sind die lateinamerikanischen Bischöfe in ihren Hirtenbriefen auch schon wiederholt für eine Vielfalt der Agrarproduktion und für umfassende Agrarreformen zur besseren Lebensmittelversorgung der einheimischen Bevölkerung eingetreten. Diese notwendigen Agrar-reformèn haben sich, nach Ansicht der Bischöfe, aber nicht riur auf eine Neuverteilung des bereits bewirtschafteten Grundbesitzes zu beschränken, sondern müssen durch die Urbarmachung von Neuland sowie durch Bodenverbesserungen und Verbesserungen der zum Teil veralteten Anbau- und Erntemethoden auch eine Produktionssteigerung der Landwirtschaft bewirken. Denn den Berechnungen der Welternährungsexperten nach muß die lateinamerikanische Landwirt- Institut TJ. L. F. v. Guadalupe in Tlalpam (Mexiko). wsrrs- ",s '»msm nim? mr ■g MILLIONEN ' - • iM&wa s Bevölkerungszunahme Lateinamerikas bis zum Jahre 1980. schaff in den nächsten 20 Jahren ihre Produktion um wenigstens 130 Prozent steigern, damit sie die sich dann auf über 300 Millionen Menschen belaufende Gesamtbevölkerung dieses Erdteils ausreichend ernähren kann, überdies traten die Bischöfe aber auch für eine Verbesserung der zum größten Teil noch sehr primitiven Arbeits- und Lebensbedingungen der Landbevölkerung ein, allein schon der bereits bedrohlichen Landflucht in vielen dieser Länder entgegenzuwir-Iten. Dadurch sind der Kirche in l-ateinamerika aber auch besondere Aufgaben erwachsen, die sie jetzt im Rahmen ihrer beschränkten Mittel nach Kräften zu lösen bemüht ist. Denn die ouf dem Lande tätigen Priester hatten schon* längst erkannt, daß die Unwissenheit der zum größten Teil noch des Lesens und Schreibens unkundigen Landbevölkerung nicht nur die Ursache ihres eigenen Elends, sondern auch der geringen Produktivität der lateinamerikanischen Landwirtschaft ist. Soweit das ihnen überhaupt möglich war, begannen die Landpfarrer deshalb, ihre Gemeindemitglieder im Abc, aber auch in der zweckmäßigen Bewirtschaftung von Haus und Hof zu unterrichten. Doch stießen die Pfarrer bei der sehr oft großen Ausdehnung der Landgemeinden in Lateinamerika, die in Argentinien mit durchschnittlich 2400 Quadratkilometern etwa so groß wie das Saargebiet sind, dabei aber auf unüberwindliche Schwierigkeiten und mußten einsehen, daß sie allei.ne ihre oft weit verstreut siedelnden Gemeindemitglieder nicht ausreichend betreuen konnten. Deshalb wurden inzwischen in vielen lateinamerikanischen Ländern, wie in Mexiko, Honduras, Ekuador, Bolivien, Brasilien und Paraguay vom Episkopat, zum Teil aus Adveniat-Mitteln, Kurzwellensender errichtet, um die Landbevölkerung nach dem Vorbild der katholischen Radioschule von Sutatenzä in Kolumbien besser zu unterrichten und auch seelsorglich zu betreuen. Darüber hinaus wurden aber auch, vor allem von den Missionsorden, landwirtschaftliche Siedler-und Gewerbeschulen eingerich- tet; um die von ihnen seelsorglich betreuten Nomadenstämme seßhaft zu machen, indem man ihnen zunächst die Grundlagen des Ackerbaus, aber auch handwerkliche Grundbegriffe und Fähigkeiten beibrachte, wie sie für jeden Neusiedler in der Einöde lebensnotwendig sind, überdies würden aber auch an den meisten der über ganz Lateinamerika verteilten 25 katholischen Universitäten landwirtschaftliche Institute und Fakultäten errichtet, die vor allem die katholische Landjugend dieser Länder entsprechend ausbilden und mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anderer Agrarländer vertraut machen sollen. Die katholische Universität von Chile unterhält in Valparaiso sogar ein Fischereiinstitut. So trägt die Kirche zur Selbstversorgung Lateinämerikas und zur Eingliederung der Landbevölkerung in die moderne Gesellschaft bei. Leider wird diese kirchliche Entwicklungshilfe bisher von den wenigsten der lateinamerikanischen Regierungen unterstützt. Jürgen von Prellwitz Consuelo, eine kolumbianische Consolataschwester beim Hausbesuch. Wilöe 6ben v. P. H. Gulba Bei den Indios läuft das Christentum auf Nebengeleisen: Prozessionen, etwas Tam-tam in der Kirche bei der Feier der Karwoche wie: Das Singen der Lamentationen, Fußwaschung, Abnehmen des Herrn vom Kreuz und wieder Prozession. Da sind sie alle da. Bei dieser Gelegen-, heit kann man seinen Glauben zeigen, alle sehen einen und' niemand wird daran zweifeln, daß man „muy eatolico", ein sehr guter Katholik ist. Es ist' aber beinahe aussichtslos, über die Sonntagspflicht' zu reden,, über häufigeren Sakramenten-empfang und darüber, daß die-Leute ihre Kinder schon in der ersten Woche nach der Geburt, oder wenigstens im ersten Monat, zur Taufe bringen sollen. Es ist einfach nicht „costumbre" (Brauch) und so wird es auch nicht getan. Die Ursachen dieser Verhaltensweise sind verschiedene. 1. Seit Generationen sind die meisten Pfarreien des Hochgebirges nicht mehr besetzt, so daß der Einfluß des Geistlichen auf die Dorfbewohner schon wegfällt. 2. Zu einer Pfarrei, in der ein oder mehrere Geistliche ihren Sitz haben, gehören soviele Dörfer, daß man im Höchstfall eben nur einige Male im Jahr- hingehen kann. Dann ist die Prozession als „Massenerfassungsmittel" ganz gut. So kommen die Leute wenigstens. Es fehlt aber die Zeit und vielleicht auch die Gelegenheit, den Leuten etwas zu sagen, da sie bei ihren Festen oon öet Kanzel herab angeprangert jjinehin nicht mehr ganz zurechnungsfähig sind auf Grund des schon genossenen Alkohols. Sagt man etwas, stimmen sie zu allem Tebhaft zu, ohne indes die geringste Absicht zu haben, es auch zu befolgen. 1 Kommt man zu einer anderen Zeit als zu den Festen in ihre Dörfer, sind die meisten Leute auf ihren Feldern, so daß man sie dann auch wieder nicht zu-remmenbekommt. I Die Spanier haben mit der Religion, die sie brachten, eben euch ihre südländischen Sitten mit eingeführt. Die Indios haben sie übernommen und daran fest-gehalten. So ist es heute schwer, die oft überschwänglichen religiösen Gebräuche zurückzudrängen und das Wesentliche unseres Glaubens mehr herauszustellen. Am Samstag vor dem Palmsonntag konnte ich in einem welt-verlassenen Andendorf mit der -heiligen Messe erst um V2II Uhr beginnen. Zur Kommunion ging niemand. Nach der heiligen Messe rief ich die Leute auf, ihre Ostern zu hqlten, am Abend zum Rosenkranzgebet zu kommen, ihre Kinder zur Taufe und ihre Ehen in Ordnung zu bringen. Vor der Kirche traf ich dann den „Gobernador", die erste Autorität des Dorfes. Ich fragte ihn, ob er den Erlaß von der Bischofsstadt Tarma bekommen habe, in welchem er auf-Sefordert worden sei, die in wilder Ehe Lebenden ausfindig zu machen und mir zu melden. Natürlich habe er das getan, da er ja katholisch sei und eng mit der Kirche zusammenarbeite. Morgen werde er mir die Liste übergeben. Im Dorf seien 70 unverheiratete Paare. Na schön, dachte ich, das ist ja eine nette Zahl. Mal neugierig, ob ich die Liste morgen bekomme. Am Abend desselben Tages fingen wir gegen Vz9 Uhr mit dem Rosenkranzgebet an. Da keine Prozession war, fiel die niedrige Zahl der Anwesenden sofort auf. Es waren etwa 40. Von diesen kamen nur vier zur Beichte. Nun, ich tröstete mich damit, daß es ja hier Brauch sei, erst ab Gründonnerstag zur Beichte zu kommen. Man kann predigen was man will, wenn es nicht „costumbre" ist, kommen sie nicht. Mit diesen „trostvollen" Gedanken legte ich mich zu Bett. Der Palmsonntag brach an. Die Nacht über goß es in Strömen und auch der junge Morgen grüßte mich mit regenverhangenem Gesicht. Als ich vor meine Hütte trat, war weit und breit kein Mensch zu sehen. Da man vergessen hatte, mir am Abend vorher Wasser zu bringen, war mir der Regen gerade recht. Ich stellte die Waschschüssel unter die Dachrinne und hatte bald genügend Wasser, um mich waschen zu können. Allerdings war das Wasser eiskalt. In einer Höhe von 3800 m war das nicht zu verwundern. Bald darauf waren auch die Schuhe geputzt und ich konnte mit dem Breviergebet beginnen. Als ich in die Kirche ging um für einen Kran- ken die heilige Kommunion zu holen, begegnete mir der Gobernador von gestern und brachte mir die Liste mit den in wilder Ehe Lebenden. Es waren 46 angeführte Paare. Ich solle alle der Reihe nach am Schluß der heiligen Messe vor dem ganzen Volk vorlesen, damit sie bekannt seien und sich schämten, empfahl mir der Ortsgewaltige. Obwohl ich zwar kein Freund von solchen Methoden bin, ließ ich es mir gesagt sein; Der Indio braucht ab und zu eine starke Hand und einen kräftigen Nasenstüber. Es regnete immer noch. Die Dorfstraßen waren stärk aufgeweicht. Man konnte bis an die Knöchel im Dreck versinken. Mit méinem Jeep war es mir möglich, den stark ansteigenden und schlammigen Weg zum Kranken zu kommen. Bei meiner Rückkehr warteten schon zwei Indiomütter mit ihren Kindern, die getauft werden sollten. Gegen 10 Uhr rüstete sich das Volk zur Palmweihe und Prozession. Ih einer etwa 500 m entfernten, aus Zeltplanen provisorisch aufgeschlagenen Kapelle sollte die Palmweihe stattfinden. Von hier aus ging dann die Prozession zur Kirche. Es hatte aufgehört zu regnen. Die Straße war ein einziges Schlammbett. Bei der Zeltkapelle wartete ein kleines,, mit Silberzeug behangenes und aufgezäumtes Eselchen. Es hatte den Herrn im Triumph zur DOrf-kirche zu tragen. Eine Menge Volk hatte sich eingefunden. Die Palmweihe begann. Plötzlich ge- links: P. J. Lang beim Beichthören. rechts: Ein typisches peruanisches Kreuz. riet die andächtig dastehende und den Worten des Priesters lauschende Menge in heftige Bewegung. Die Austeilung der Palmzweige hatte begonnen. Alles schien durcheinander zu geraten. Mit List und Tücke wollte jeder einen Zweig erhaschen. Einige Autoritäten, welche die Palmwedel verteilten, wurden von hinten angefallen und nur unter Preisgabe ihrer Palmzweige konnten sie sich aus dem Gemenge retten. Als endlich die letzten Palmen einen Besitzer gefunden hatten, kehrte die Ruhe wieder ein. Die Heilandsfigur, die auf einem Thron geruht hatte, wurde auf den Esel gesetzt und los ging es, d. h. sollte es wenigstens, aber das edle Eselsvieh, sich seiner hehren Bürde anscheinend bewußt, wollte nicht. Erst als sechs beherzte Männer daran gingen, zwei zogen und vier schoben, konnte sich der feierliche Zug in Bewegung setzen. Aber nur langsam ging's voran. Cantores sangen die lateinischen Gesänge. Es war ein „Ohrenschmaus"! Ich selbst konnte nur zuhören und mitlaufen. Obwohl mir die Melodien aus meiner Studienzeit als Theologe noch sehr geläufig sind, war ich hier aber lieber ruhig, um nicht der einzige zu sein,derwegen seines falschen Gesanges aufgefallen wäre. Das Ganze bot ein Bild heiteren Ernstes: Der Esel gezogen und geschoben; das Weihrauchfaß dampfte aus allen Fugen; das Volk rutschte auf dem aufgeweichten Boden hin und her; die Cantores sangen aus voller Brust und die Musikkapelle, ohne die es bei den Indios ja kein Fest gibt, marschierte hinterdrein, begierig, einsetzen zu können, sobald die Sänger ihre Psalmen beendet hatten. Unter diesen Begleitumständen erreichte nach fast einer Stunde der Festzug die Kirche. Nun, anstatt feierlich einzuziehen, blieb man plötzlich stehen. Der Sakristan kam eilig auf mich zu und fragte: „Sollen wir jetzt das ,Gloria, laus...'] singen?" „Ja, meinetwegen,; singt ,Gloria laus...'" Ein Sänger verschloß die Kirchentür von. innen, wo er auch blieb, die anderen warteten draußen. Dann*] erklang mit. Vor- und Hintertür-] sängern das ,Gloria, laus..;1 Welche Bedeutung dieser „Hintergrundgesang" haben soll und wie es zu diesem Brauch gekommen ist, entzjeht sich bis heute noch meiner Kenntnis. Endlich konnten wir einziehen. Nach einer kurzen Einleitungsan-: spräche, in der ich auf die historische Tatsache dieses Tages hinwies, begann das heilige Meßopfer. Die Passion, die nach der Tradition auch gesungen werden lolite, und zwar lateinisch, was liederum niemand verstanden lòtte, wurde nun in spanisch Ibrgelesen, nachdem ich energisch den Sing - sang verböten piatte. Wenigstens ein Fortschritt. [An, der Kommunionbank waren [dann neun Andächtige erschienen. Nach der heiligen Messe las ich dann die Liste der Personen vor, die in wilder Ehe lebten. Ich bedauerte sehr, daß ran zu solchen Mitteln greifen psse, um das Gewissen der [Schlafenden wachzurütteln; wer [ober katholisch sein will, müsse Such die Gesetze der Kirche befolgen und dürfe nicht dahin-fleben wie ein Heide. Und ich [würde die ' Liste die ganze 'Woche hindurch nach den Got- redits: Der Heiland und sein Esel unten: Ein Ständchen nach der Prozession tesdiensten vorlesen, wenigstens der Personen, die nicht den Willen hätten, kirchlich zu heiraten. Das hatte Erfolg. Kaum hatte ich die Kirche verlassen, als schon das erste Paar kam und sich für einen bestimmten Tag zur Hochzeit meldete. Ich solle sie aber gleich von der Liste streichen. Im Laufe des Nachmittags kamen noch drei andere. Morgen werden noch mehr kommen, denn keiner möchte doch als öffentlicher Sünder gelten. Am Nachmittag unternahm ich einen kleinen Spaziergang durchs Dorf. Es war sehr kalt. Die kaum 10 km entfernten Berggipfel hatten weiße Kappen. Hier und da kamen die Leute vor die Tür und baten mich, ihr Haus zu segnen. Ich erkundigte mich nach ihrer Ehe und Familie. Wo alles in Ordnung war, versprach ich, morgen wieder zu kommen. Die Kinder wollten. Medaillen und Andachtsbildchen haben. Beim abendlichen Rosen- kranz waren wieder sehr wenig Leute da, doch beichteten wenigstens fünf. Es war fast 21 Uhr, als ich die Kirche verließ. Die letzten Wolken hatten sich verzogen und groß stand der Mond am Himmel, eine kalte Nacht. Vielleicht würde es doch noch ein schönes Osterfest geben. Neue Jeder Missionar, der nach Afrikas oder Asien zieht, will seinem Missionsvolk Christus bringefi,;| „denn kein anderer 'Name isti unter den Menschen gegeben, so weit der Himmel reicht, daß wir in ihm das Heil erlangen sollten" ,(Apg. 4,12). Der Missionar, der nach Indien. kommt, trifft mit seiner Botschaft von Christus auf Widerstand,, denn Indien hat nicht bloß eine alte, hochentwickelte Kultur und. Philosophie, sondern es besitzt auch tiefe Religiosität, die sich in einer Fülle von Gedanken und Formen offenbart. Die Inder sind gewöhnlich gern bereit, von Christus zu hören, aber den meisten scheint es völV lig widersinnig, der, Religion der Väter zu entsagen und Christ' zu werden. So sagte mir ein Universitätsprofessor: „Wer sollte nicht große Ehr-furcht vor Christus haben, dem unschuldig Gekreuzigten? Aber dieser Christus bedeutet für uns Inder nicht dasselbe, was er euch Europäern bedeutet. Als er zu euch kam, hattet ihr kaum eine Idee von Religion. Wir haben unseren Christus, wir haben unsere Erlöser, die uns zu jeder Zeit und überall genügen.“ Heute, zur Zejt des allgemeinen nationalen Erwachens der Völker Asiens und Afrikas, wird sich Indien immer deutlicher sei-ner eigenen Geschichte, seiner Kunst und Philosophie,;, seines religiösen Brauchtums und seiner Religionslehren bewußt. Van stellt das Christentum als ^eine land- und volksfremde Religion P. Thorwarth versteht es mit den Kleinsten sehr gut. iin. Man wehrt sich gegen tadartige, schwierige Glau-ensformeln und lehnt das kendländische Gewand der Iristlichen Religion ab. Schließ-ich ist das Leben mancher Chri-ten für die Inder ein Ärgernis. En Hindu, der Christ werden udite, wurde von europäischen lollegen zum Tanz mitgenom- w. Nach diesem Tanzabend »klärte er, er habe sich jetzt «(schlossen, Hindu zu bleiben. Se Missionare spüren es (herzlich, daß sie trotz ihrer mfrichtigen Predigt wenig Anfang fanden. Es fiel ihnen jeloch schwer, die eigene Melode des Missionierens anzu-weifeln und sich mit den kultu-rellen Gegebenheiten des Landes auseinanderzusetzen. 5er jetzt berühmte Pater de Notili fand überall Opposition und leine Nachahmung. Deshalb Hieb die Ausbreitung des Oiau-hs in Indien auf die niederen losten und auf die wenig ent-nickelten Ureinwohner betränkt. Nach Jahrhunderten Etlicher Missionsarbeit war •e Seele Indiens vom Geiste liristi kaum berührt. War die Sonde der Gnade noch nicht ge-lommen? Warum ließ Indien Christus vor der Tür stehen? lör mich schlug eine Gnadende, als mein Missionsoberer •job in eine entfernte Hindu-jbsion schickte. Ich kannte we-fardie Sprache noch die Menta-fät der Hindus. Außer Gesundst und guten Willen hatte ich jjfr einen Ochsenwagen. Um ®erhaupt Kontakt zu bekom- men, verlegte ich mich auf Medizin, studierte Sprache und Sitten der Hindus, mit denen ich zusammenlebte. Nurschwerfand ich etwas Kontakt mit dem Volke. Trotz langer Jahre mühsamer Arbeit konnte ich niemand bekehren. Da fing ich an, Saonus (Sanskrit = der Fromme) und Hinduprediger zu beobachten. Ich besuchte ihre Predigten und war erstaunt, daß sie, wann immer sie auch kamen, eine schöne Zahl begeisterter Zuhörer hatten. Selbst nach schwerer Tagesarbeit in glühender Hitze lauschten viele Leute oft halbe Nächte lang dem Wort der Wanderprediger. Es wurde mir klar, daß der Erfolg des Hindupriesters von der Art und Weise seiner Darstellung abhing. Sie war ganz indisch. Darum wurde er auch gehört, und ich wurde belächelt. Damals entschloß ich mich, meine christliche Predigt in ein indisches Gewand zu kleiden. Sprache und Literatur, Gesang und Tanz Indiens wollte ich in den Dienst des christlichen Apostolates stellen. Zunächst lauschte ich den Indern einige einfache Volksliedmelodien ab und gebrauchte sie für christliche Grundwahrheiten. Ich fing an, sie in Dörfern zu singen und war erstaunt, plötzlich so viele Zuhörer zu haben. Als nach Jahren der Obere mich visitierte, wunderte auch er sich, bei der Sonntagsmesse an die hundert Hinduisten zu sehen, die mit Begeisterung katholische Lieder sangen und spielten, und alle waren Heiden. Ja sogar rein hinduistische Gruppen höherer Kasten luden mich ein, in indischer Liedform zu ihnen von Christus zu sprechen. Selbst in Großstädten fand diese Predigtart Anklang. In der Kathedrale von Lucknow machte ich den ersten Versuch einer Missionswoche mit gesanglichen Predigten. Viele prominente Inder der Stadt kamen. Es war eine Überraschung. Nicht nur indische Melodien wollte ich dem Evangelium dienstbar machen, sondern auch den sakralen Tanz. Als nach einer Darbietung biblischer Themen durch Tanz und Reigen das große Publikum, meist Hindus, begeistert reagierte, da sagte mir ein protestantischer Studiendirektor: „Dieser Versuch deutet auf einen neuen Weg im christlichen Apostolat." Es gab aber auch Priester und Bischöfe, die solche Anpassungsversuche ablehnten, weil diese zu einer Verwässerung und Verfälschung der christlichen Religion führen könnten. Andere urteilen positiv. Die Bischöfe von Nagpur, Jub-bulpore und Lucknow baten mich, die Liedermission auch in ihren Bistümern einzuführen. Der Erzbischof von Bangalore sagte mir: „Gehen Sie in dieser Sache mutig voran, aber erwarten Sie vorläufig keine Stellungnahme der Bischöfe." So blieb einstweilen alles eine Angelegenheit persönlicher Initiative. Einen Umschwung brachte der indische Marianische Nationalkongreß. Kardinal Gracias von Bombay, der schon seit langem meine Arbeit und den Eindruck auf das indische Volk beobachtet hatte, beauftragte mich, ein mariani-sches Weihespiel zu verfassen. Das Geheimnis der Gottesmutter sollte auf indische Weise in W°rf und Lied, Musik und Tanz dargestellt werden. Ich habe das Tanzdrama gedichtet und komponiert. Eine Riesenbühne wurde errichtet, 300 Tänzer boten die biblischen Marienszenen dar und 1000 Sänger sangen das Lob der Gottesmutter in der indischen Nationalsprache. Etwa 30000 Zuschauer füllten den offenen Platz. Nach dem rauschenden Beifall trat Kardinal Gracias auf die Bühne und erklärte in tiefer Bewegung: „Es ist einer der stolzesten Augenblicke meines Episkopates, zu erleben, daß wir katholischen Inder christliche Geheimnisse in indischer Form, so eindrucksvoll darstellen können. Die begeisterte Aufnahme dieser Aufführung zeigt, wie viele Tausende darüber denken. Wir sind stolz auf die Kinder Bombays, die das Lob der Mutter Gottes auf diese Weise gesungen haben." Dieser Marianische Kongreß trug wesentlich zu der Einsicht bei, daß man indische Kulturelemente sehr gut für die christliche Verkündigung verwenden könne. Es war nun die Zeit gekommen, systematisch zu planen. Es entstand ein Institut für missionarische Anpassung,' Ashram, dessen Protektorat Kardinal Gracias übernahm. Das Ashram-Institut der indisch-abendländischen Begegnung hatte kein kulturelles, sondern ein religiöses, missionari^ sches Ziel. Außer christlichen Liedern indischer Art wollte es hauptsächlich biblische Inhalte in indischen Tanzdramen zur Darstellung bringen. Eine Frucht unserer Planung und Arbeit war das eUeharistische Weihespiel, das 1960 auf dem Weltkongreß Die ausgeprägten Formen indischer Tanzkultur eignen sich vorzüglich auch zur Verkündigung der Frohbotschaft. Das packt die indische Seele. München aufgeführt und in ielen Städten Europas wieder-olt wurde. ^deutende Aufgaben sind noch lösen. Zunächst soll ein all-Imeines kirchliches Gesanglich herausgegeben werden, ns Lieder zur heiligen Messe, saimen, Gesänge für die vermiedenen Feste und Festzeiten palten wird. Wort, Rhythmus ind Melodie sollen echt indisch lein. Ein zweiter Plan geht bereits der Erfüllung entgegen. Es handelt sich um ein Leben Christi in Katha-Form, d. h. das ganze-Le-ben Jesu wird bailädenmäßig — wie der deutsche Heliand —^ dargestellt. Katha ist in; Indien uie seit Jahrhunderten übliche Form der gesungenen Hindupredigt. Wandernde Brahmanen tragen sie vor. Die Hindus sind der Meinung, daßdieheiligen religiösen Wahr- heiten nur in dichterischer Sprache gesungen werden sollen. Der Chronist singt die Katha, ein kleiner Chor wiederholt die Kernsätze. Eine Trommel, melodisch gestimmte Schellen und eine Flöte begleiten den Gesang. Zu Weihnachten 1962 brachte der allindische Rundfunk eine einstündige Sendung aus diesem indischen Heliand. Es war ein unerwarteter Erfolg und eine große Ehre. Wir dürfen hoffen, daß ihnen eine Ahnung aufsteigt von dem Wunder der Liebe Gottes zu uns Menschen. Um das Heiligste nicnt zu profanieren, werden nun 1000 katholische Sänger und 300 Darsteller geschult. Es ist eine Riesenarbeit, die aber der Größä der Aufgabe entspricht. Die Zeit dürfte vorbei sein, da man diese Form missionarischer Verkündigung als kulturelles Abenteuer belächelte oder bekämpfte. Christus war kein Inder, aber dem Christentum in Indien paßt am besten ein indisches Gewand. P. Georg Proksch (aus der Steyler Missionschronik 1964) Fcage iinö möge! Das ist vor allem eine Sache der Berufung. Der Heiland hat seine Apostel unter Tausenden von fähigen Männern nach eigener Wahl bestimmt. Diese Berufung hat eine göttliche und eine menschliche Seite. Sie ist ein Geheimnis der Gnade. Es gibt große Scharen von edlen, tüchtigen und frommen Jungmännern in der heutigen Zeit, die gute und tapfere Glieder der Kirche sind; aber ihnen fehlt trotzdem die Berufung zur Missionsarbeit. Sie haben eine andere Berufung von Gott. Sicher ist aber auch, daß es viele Missionsberufe gibt, die aus irgendeinem Grunde verloren gehen. Wenn aber die Notwendigkeit da ist, schafft Gott auch die Mittel. Die Glaubensnot und Glaubensbereitschaft unter den Heiden rufen nach mehr Glaubensboten. Sie sind sicher in reicher Zahl vorhanden, gehen aber verloren durch falsche Erziehung der Jugend, durch materielle Gesinnung, durch Sünden gegen die eigenen Kräfte und andere Gründe unserer materialistischen und egoistischen Zeit. Ein junger Mann, der einmal die Neigung zum Missionsberuf in sich verspürt hat, darf daher nicht so leichthin wegen auftauchender Schwierigkeiten ihn wieder aufgeben. Er muß sich bewußt bleiben, daß dieser Gedanke wohl nicht ohne Grund auftauchte, und daß es auch eine schwere Verantwortung wäre, den ihm von Gott gegebenen Beruf aus eigener Schuld verloren zu haben. Wer die natürliche Befähigung und Eignung in sich spürt, der darf auch herzhaft annehmen, daß Gott ihn ruft und beruft, auch wenn manche Schwierigkeiten sich zeigen. Oft muß der Beruf gerade durch Schwierigkeiten erprobt ünd abgeklärt werden. Umso weniger werden sie sich dann später zeigen. Um so sicherer fühlt man sich nachher. Gerade bei Schwierigkeiten gilt ja die Wahrheit, die der heilige Paulus von sich selber sagte: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine Gnade ist in mir nicht unwirksam gewesen." (1. Kor. 15,10) Die Gnade muß den größten Teil leisten. Sache des Menschen sind natürliche Befähigung und guter Wille, sich in Gottes Hand zu geben, Werkzeug des Heiligen Geistes sein zu wollen. Wie verschieden waren die Apostel in ihrer Art, und doch waren sie alle brauchbar. Natürliche Kennzeichen des Berufes sind: 1. Die gute Absicht, durch Selbstheiligung und Rettung unsterblicher Seelen die Ehre Gottes zu fördern. 2. Körperliche und geistige Gesundheit. 3. Ein guter, gerader Charakter, ohne Selbstsucht und Ehrsucht, Selbständigkeit in Verbindung mit Gemeinschaftssinn, Pflichtbewußtsein und Frohsinn, wie auch Anpassungsvermögen an andere Lebensweisen. 4. Neigung zu Bruderliebe und Apostolat. 5. Religiöse Einstellung, frei von aller Schwärmerei und Ängstlichkeit, Gottvertrauen, Freude am Gebet, Opferbereitschaft und Wille zum Gehorsam aus Liebe zu Gott. Was sollst Du also im Zweifel über Deine Eignung tun? Frage und wage! Frage Deinen Seel-1 sorger oder einen Missionar, zu dem Du Vertrauen hast; er wird Dir Auskunft geben können. Wage mutvoll den Schritt. Er bindet Dich noch nicht. Zuerst kommt ja die Probezeit, die Dich genau erkennen läßt, ob Du Berufung hast. Vor etwas aber möchte ich Dich warnen, weil wohl gerade dadurch manche Berufe verloren gehen: Vor mutlosem Neinsagen wegen Zweifeln oder auf-tauchenden Schwierigkeiten! — Frage und wage! P. Grohe und P. Graf auf der'Missionsstation Gien Cowie. „Verheiratet?" — „Nein, Autounfall." Wo kommt der Ausdruck her? Das setzt der Sache die Krone auf! nenn wir diese Worte ausrufen, so machen wir flserer Empörung Luft über irgendeinen Umstand, ter uns Anlaß zum Ärger gibt. Wir benutzen dafür ■inen bildhaften Ausdruck, der allerdings durchaus lidit ärgerlich ist: nach vollendetem Bau setzt der limmermann die Richtkrone aufs Dach. Mußten Sie . . . . . . daß Pinguine ausgezeichnete Hochspringer sind? Sie können aus dem Wasser auf Eisschollen springen, die 1,5 Meter hoch sind. Mit ihren Füßen und Flügelstummeln holen sie unter Wasser so viel Schwung, daß sie mit großer Geschwindigkeit aus dem Wasser herausschießen können. .. . daß viele Vögel ihre Eier erst nach dem Legen bunt färben? Das Truthuhn legt weiße Eier und färbt sie nachträglich mit dem Bauch. Der Zwergadler belegt seine Eier mit frischen’ Eichenblättern, deren Gärsaft auf den weißen Eiern braune Flecken hervorruft. Kreuzwort-Rätsel Waagerecht Sieben wird dargestellt Waagerecht: 1. Französisches Fürwort, 3. beim Wild: Nahrung aufnehmen, 7. Erdteil, 8. Mannschaft, Arbeitsgemeinschaft, 9. ehern. Herrschertitel in Rußland und Bulgarien, 11. männlicher Vorname, 13. arabisch „Gebieter“, mohammedanischer Titel für Fürsten (Mehrzahl), 15. mohammedanischer Name für Jesu, 17. Angriffsziel beim Fußballspiel, 18. schmal, 20. römische Zahl: 1001. Senkrecht: 1. Einbruchsicheres Schließfach, 2. Zeitalter, 4. vorspringender Rand, Leiste (Mehrzahl), 5. Flechte, Ausschlag, 6. Fluß, 7. griechische Rachegöttin, 10. selten, 12. französischer Artikel, 14. griechische Vorsilbe, 15. ebenso, ferner, 16. ärgerlich, schlimm, 19. afrikanischer Strom. 'uiaz^g -g 'esung y 'Bray 'z ‘9jng •\ :igoar5[uas TW 0Z 'ßua -81 'ioj. ■zi 'Bsi -gt 'aiirag -£1 'PPqsS TT Z '6 'uiBaj, ‘8 'B5[ujv •£ ’uasaB ■£. 'ns *| imoaiafinnM. illiaisaßinp p-iiM njjujy" ßunsgijny Die |Kirche versucht, sich in den Missionsländern allen Bereichen der Kunst und Kultur anzupassen. Der gute Hirte (Japan).