„/ttiheit, Wihtftmd, lildmg str Me." MMm Film «r. « Go««tag, R4. Jänner tSVS. V. Jahrgang. Die „Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Kreitaq. Preise — fiir Marburg: gauzjöhrig 6 fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr; für Zustellung in» Haut monatlich 10 kr. — mit Postverfendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespallene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 15, bei dreimaliger mit L0 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung 30 kr. Inseraten-^ empelg bühr kommen. Zur Zeschichte des Tages. Seit der Wiedereröffnung deS ungarischen Reichs-taaeS ist die Stimmung desselben eive durchaus ernste und wesentlich verschiedene von jener sehr gehobenen vor der Vertagung. Die königliche Mittheilung an den sicbenbürgischen Landtlig hat kcinestvegs befriedigt und ein großer Theil selbst der ruhigen, erwägenden Abgeordneten ist von der UnerquiÄichteit der gegenwärtmen Lage empfindlich berillitt und macht aus seiner Mißstimmung kein Hehl Äc Bcschluß'Partei lvill, daß die Fragc der Behandlung der gemeinsamen Angtlegenheitkn jetzt noch nicht in An-griff genommen werde. Am heutigen Tl^ge bietet die Schlveiz daS Beispiel einer Volts-abstimmung. die einzig in dieser Art ist: alle Schlveizcrbürger haben in offener Gemeindeversammlung sich für odcr gegen die von der BundeS' Vertretung beschlossene Aenderung der Bundcsve'fassung zu crklärtn. Die Mehrheit entscheidet. Die geänderte Bundes-Btrsassunt, tritt in Kraft, wenn sie von der Mehrheit aller Schiv^izerbürger ur-.d von der Melirheit der Vertretungen der Einzelstaaten (Kantone) angenommen wird. So lange das nicht geschieht, bleibt die alte Verfassung in Kr a fr. Berichte auSItalien melden, daß die katholische Geistlichkeit im Nor» den. namentlich in der L^bardei und in der Romagna. setzr bereitwillig der Einfthrung der bürgeMhen Ehe entgegengekommen ist, die nun seit dem 1. Jänner für ganz Italien zu Recht besteht. Wie die „Nazione" von Florenz meldet, wurden am 7. d. M. zum erstenmale an dem Ralhlwuse daselbst zwölf auf dem Civilwege einzugehende Eiien öffcntlich nnlieschlagen Die französische Regierung nimmt dem Aufstande in Spanien gegenüber eine eigenthümliche Ht'ltung ,^n. Auf der einen Seite käme ihr der Sturz der Bourbonen in Spanien nicht unerwünscht (denn die Bourbonen waren stetS Gegner der Napoleoniden), auf der andern Seite aber filrchlet sie. der Aufstand könnte auch auf Frankieich eine Rückwilkung äußern. Minister Drouin hat dalier dem sp.iniichen Gc-sandten auf daS Dringendste empfohlen, seine Regierung möge dcn Auf-stand rasch beendigen. Privatnachnchten aus Spanien stellen die L^i.^e daslltist bedeutend schlimmer dar. als die Telegramme, welche die amtliche Tnufc nicht blas der spanischen, sondern auch der französischen Regierung unterwegs erhalten. Es scheint, daß Prim wirklich diesmal sein Leben gegen den Thron der spanischen Königin einsetzt und daß er Aussicht auf Erfolg hat, da er bereits an der Spitze von 7000 Mann steht. Eine ZNißtrauensadresse. k'. L. Privatnachrichten und einer Notiz deS „Graz er Tele« graf" zu Folge, haben die Abgeordneten der Landgemeinden unserer Umgebung, die Herren v. Feyrcr und Löschnigg eine Mißtrauensadresse von Seite einiger Wahler slovenischer Nationalität in Folge ihrer Ab-stimmung gelegentlich der Adreßdebatte im steiermärkischen Landtage zu« gestellt erhlilten. Bestätigen sich jene Daten, welche das erwälinte Grazer Blatt über das Zustandekommen der Adresse brinlsi. so wäre ^er Werth dieses Akten-stitckts so ziemlich auf Null reducirt und könnte das ephemere Erscheinen desselben mit Stillschiveigen übergangen werden; doch halten wir ein Ignoriren dieser Kundgebung schon darum für unpassend, weil die erwähn« ten Abgeordneten nnr durch dcn Ausdruck der Anschauung beider Par-teien über die Gesinnung der Majorität ihrer Wähler außer Ziveifel gesetzt werden können. Wir brauchen hier nicht zu wiederholen, daß jene Redner und An« tragsteller des steiermärkischen Ll^ndtages. tvelchen sich die Herren v. Feyrer und i.^ötchnigg durch ihre Stlmmat)gabe angeschlvssen. rückfichtlich der staatsrechtlichen Frage und der Wahrung praktischer, nationaler Interessen sicher vollkommen auf dem Boden der Gleichberechtigung und Achtung fremder Rechte fußten. Wir fanden in den Reden jener Partei den unzweifelhaften Aus' druck der Anerkennung des Vorhandenseins jener Uebel. welche auf den Bewohnern StelerMl.ri's deutscher so wie slovenischer Naiionalität gleich drilckend lasten, ohne begreifen zu können, wie selbe mit der einfachen Glorificirung des Septemberpalentes belioben werden könnten; wir Vossen aber, d^ch es diesen versnssung^trruen Bolksvettretcrn. welche sür die Adresse stimmten, bei unerschütterliclient Festhalten an ertvorbenen Rechten, ver-Kunden mit der bislieiigen Achtung vor fremden praktischen Interessen, gelingen wiid. eine dau.rn^e Blsserung der klägUchen Verhältnisse der Gegenwart herbeizufül)ren. Das Nürnberger s Gelingen seiner Erfindung hatte ihn in seinem Gesülile alle Schranken überspiingen lassen, welche Gebnrt und Rang zwischen ihm und Augustens Familie gesetzt hatte. Cr fühlte sich berechtigt, den Kampf um sie zu lvagen, »veil er ohne Erröthen und ohne Dcmüthigung vor ihren Bater treten und ihre Hand verlangen konnte. Jetzt handelte es sich vor allem darum, eine formelle Berständigung mit Auguste herbeizuführen. Hugo beschloß, sich Hans, dem Hufschmied, anzuvertrauen. „)ch ö»be eine Gunst von dir zu erbitten, doch muß ich vorher srageu, ob du Stillschweigen vor Jedermann geloben »villst." HanS sagte alles zu. „WiVt du mir eine Botschaft zu Fräulein Steinberg tragen?" „Ho'la", grinste haus, „pfeift der Wind aus dem Loch! Also dem Umstand habe ich mein zu verdanken. Weißt doch Hugo, daß ich an deine Stelle getreten bik?" „Hörte so etwas munkeln, bin von Herzen erfreut!" „Habe^ich bisher für einen Narren gehalten", lachte Hans, „ist ein hübsches Mädchen, die Käthe, die Alte zwar ein Drache, "ber der Meister Viel reicher, als man meint." „Desto besser, mate nur bald Hochzeit." „Ist Alles schon im Gange." „Glück auf! ^un Hilfe mir!" Hugo gab in Folge dieser Verabredung hem Hufschmied eineri Brief NN Auguste, den dieser aus irgend eine Weise direkt in ihre Hände bestel-len sollte. Trotz seiner frühern Verficherung blieb ihm keine andere Valil. Hans besorgte seinen Auftrag treulich und brachte zwei Zeilen Antwort, nach deren Ansicht Hugo sofort ausbrach und Herrn Steinberg auf seinem Geschäfte aussuchte, weil er da sicher war. ihn zu treffen. Er bat um eine vertrauliche Unterredung und wurde in ein Seitenkabinet gesührt. „Jtir habt mir einmal erkenntlich sein »rollen, Herr Steinberg, ich tonnte damals keinen Gebrauch von Eurer Gunst machen. Heute bitte ich da» rum." Mit dieser Einleitung zog Hugo die Taschenuhr heraus, welche damals noch die Größe einer Faust hatte — und öffnete das Geliäuse. ..Seht, Herr Steinberg, ich habe eine Erfindung gemacht, welche Nürn-bergs Industrie einen Ruf in der ganzen Welt machen soll, ich habe einen Zeitmesser elfunden, der 24 Stunden von seilist gellt, ohne daß man etwas daran zu rnachen braucht, und den man in der Tasche tragen kann." Hugo machte daS Werk auf und zeigte den Gang der Maschinerie, und wie das Vorrücken des letzten Rrdeö durch den Zeiger auf dem Ziffer-tilatte a> gezeigt werde. Es kam Hugo schlecht zu stalten, daß der Zeiger sich so langsam bewegte und das, Steinberg nicht Zeit oder Geduld hatte, darauf zu warten. „Es tnag recht schön sein", sagte er mit lialb herab-las'seader, halb urigläuliiger Miene, „und ich soll Euch wohl für die Aus« sulirung dieseö Spielzeuges mit Geld unter die Arme greisen«" „Ihr irrt, Herr Sleinberg". erwiederte Hugo mit Würde, „ich wollte Euch blos in meine Aussichten einiveil,.n. Mein Zweck ist, Sie zu bitten, das Ber-tlältnifi Ihrer Tochter mit Edgar Schlosser wieder zu lösen und ihre Hand m r zu geben, weil sie »lich liel^t und ihn verabscheut!" Wenn sein Hund angefangen halte zu reden, gleich Bileam'S Esel. Herr Steinberg t?ätte n cht erstaunter sein könnerr. „Aber, lieber Mann, seid Ihr denn verrückt! Ich soll mein Wort brechen, um einem rußigen Handiverker meine Tochter zu geben?" „Wie lange dauerts, so sitzen wir mit Euch im Rathe", er-wiederte Hugo, sich stolz emporrichtend, „auch sollte ich meinen, eigenes Verdienst wäre besftr. als ereibtls. Und überdies werdet Ihr nicht daS Herz Eurer Tochter brechen «vollen!" ..Narrenspossen! meine Tochter hei-ralh.t Herrn Schlosser und wenn ich sie mit G-walt an den Altar schlep-Pen müszte!" ries Steinberg zornig, machte die Thüre des KomptoirS aus und zog sich an seinen Albeitetisch zurück, so daß Hugo genöthigt war. sich zu entfernen. Das brachste war. daß Hugo wieder einen Brief an Auguste schrieb und ihn durch Hans besorgen ließ. Sodann machte er seine Zunft mit seiner Erfindung bekannt Er wurde von derselben mit Jubel begrüßt Sollten die Unterzeichner jener Mißtrauens Adresse von ihren Ab ' geordneten wünschen, daß sie phanlasiereiche Schlvärmnei in der Landstube dem stillen Anschluß an eine vettassun.^stveuc Partei (welche sich nicht nur den Dank deS Heimatlandes, sondern schon wäl)ttnd des ReichSrathes die Achtung der Mehrlieit der Monarchie crwnrben) vorziehen, so mögen sie ilincn heute für ihr Schcveigen in der Debatte zürnen, dabei abcr nicht vergessen, daß in allen parlamentarisch geschulten Steinten der c^ebildeten Wklt Gesinnung und Festhalten an einer Partei höher s»ehalten wird, als Schönrederei. Eine mehrjährige Erfahrung hat den Beweis geliefert, daß die er-wähnten Ab,geordneten jederzeit nnwandelbcir mit jener Partei gestimmt, welche Fortsckritt und Verfassungstreu: als Devise hoch gehalten, und haben durch diese Konsequenz zur Durchführung m.incher segensreichen Neuerung beigetragen. Mit dem Septemberpatent hat Se. Majestät der Kaiser die Schran-ken des KampfplapkS eröffnet, um durch den freien Ausdruck der Gesin nung die wahren Bedürfniffe des Staates kennen zu lernen; — so sel)r wir uns daher geuöthigt sehen die Kundgebung jener Vkinorität zu achten, welche mit der Mißtrauensadresie ihr Einverständniß beurkundet, hoffen wir aber auch, daß die Majorität der Wähler den beiden Abgeordneten gerade in dieser Frage über die Korrektheit ihrer Haltunz^. sowie über die unzweifelhafte Fortdauer der Legalität ihres Mandates eklatante Beweise liefern wird; denn nur auf diesem Wege kann eine gedeihliche Zukunft aus dem ChaoS der gegenwärtigen babilonischen Verwirrung resultiren.___ Die OrtsgtMtiadti« Vom und Roßbach aii den Lmdlag. (Schluß.) d) Die Kundmachung des hohen steiermärkischen Landesausschusses vom 28. Mai 1863 Z. 4049 bedroht in Absatz 7 jene Gemeindevorstande, welche fich eine Vernachlässigung der polizeilichen Ucbcrwachung von einmal im Schubwege ihnen übergebenen Individuen zu Schulden kommen lassen, zum Ersatz der Kosten im Falle wiederliolter Verschiebung. Diese Maßregel finden wir nicht nur sehr gerecht, sonoern wir würden strenge Durchführung derfelbeu wahrhaft wünfchen, allein die Fassung derselben erscheint uns zu undeutlich und der Begriff: „polizeiliche U^ber-wachung" zu dehnbar; für Anwendung dieser Maßregel würde oft nur individuelle Anschauung maßgebend sein, was doch bei jeder Vorschrift möglichst vermieden werden soll. Ersprießliche Folgen der Handhabung der berührten Kundmachung werden nur dann erzweckt werden, wenn die Grenzen der Verantwortlichkeit der Gemeindevorstlher genau bezeichnet werden, wie es z. B. im litzten Absätze der erwähnten Kundmachung bezüglich Beaussichtigung der Taubstummen und Blödsinnigen gesagt ist. wenn der Gemeindevorsteher berechtigt wird, jenen Ersatz, den er in solchen Fällen dem Landesfond zu leisten hat, von dem Schuldtragenden, d. i. von Jenem, dem ein unter polizeilicher Ueberwachung Stehender in besondere Obhut gegeben wurde und der dessen eigenmächtige Entfernung anzuzeigen unterläßt, in dersclben Weise einzubringen, wie er von ihm jelbst eingebracht werden kann; wenn endlich solche Ersätze immer nur denl Gemeindevorsteher, uie aber dem Gemeindevorstand auferlegt werden und die Gemeinde silbst nur in jenen Fällen treffen, wenn der Schnldtragende zahlungsunfähig ist und statt der Geld' eine Arreststrafe eintritt. Zu 3. In Handhabung vieler den in Rede stehenden Gegenstand betreffenden Gesetze und Verordnungen wird die Gemeinde nicht als Sicherheitsbehörde, welche sie doch »st, anerkannt und behandelt; es sind ihr daher Pflichten auferlegt, ohne es ihr möglich zu machen, denselben in vollem Umfanige nachzukommen. Ueber diesen Gegenstand müssen wir uns folgende Bemerkungen erlauben. und beglückwünscht. Waren auch Neider und Zweifler unter seinen Zunst-genossen, so wurden Letztere durch den Erfolg, d. h. das Gehen der Uhr. widerlegt, die Ersteren aber überstimmt, weil die Zunftmeister damaliger Zeit recht wohl bcgriffen, toie sehr die Nürnberger Industrie durch eine solche Erfindung an Ruf gewinucu und auch der Absatz der andern Artikel zunehmen mußte. Hugo war wie in der Aufregung einer zweifelhaften Schl.icht, in welcher Sieg oder Tod an einem Faden hän^t, wo alle Kräfte, alle Aufmerksamkeit, alle Vorsicht bis zur letzten Fiber angespannt iveiden müssen. In den Zunftstuben, namentlich in der Schmiedstube, wurde es jeden Abend lebhafter; immer gewaltiger trat die öffentliche Meinung den Forderungen l)er Handwerker zur Seite, immer eindringlicher wurde das Verlangen der Gleichberechtigung der Handwerker an der städtischen Regierung und Verlvaltung gestellt, und die Zunstftuben zu ivahreu parlamen-tarischen Klubsitzungen gestempelt. Auch .>)ugo nahm lebhaften Antheil an diesen, unter geschlossenen Thürcn vor sich gehenden Verhandlungen und wurde, obgleich anfangs einer der Besonnrnsten und Gemäßigtsten, täglich entschiedener und zum Handeln geneigter. In diesem Stande der Dinge erhielt er eines Morgens t'ie Nachricht von seinem Vertrauten, daß Auguste N0ch diesen Vormittag mit E. Schlosser in der Lorenzkirche getraut werde. Hugo hatte nicht gedacht, daß der Patrizier seine Drohung so rasch ausführen werde. Alles kam darauf an. weß' Sinnes Auguste war. Sollte ikir wirklich sichtbar Gewalt ongethan werden, so daß sie wider ihren Willen zum Altar geschleppt würde, so war Hugo bis auf das Aeußerste gefaxt: Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Hätte ja das Leben ohne sie keinen Reiz mehr für «hn gehabt. Warum eS nicht für sie wagen ? Er befahl seinen Gesellen, sich in die Sonntagskleider zu werfen und ihn zu begleiten. Er eilte vor dem bestimmten Zeitpunkte in die Kirche und pflanzte sich an einer Säule auf. tvo daS P mr. ivenn eS dem Altar sich näherte, vorbeigehen mußte. Die Linal der Aufregung in diesem Moment war gräßlich, die Sekunden dünkten ihn I^hre. Warum ist dem Menschen so namenlose Seelenpein beschieden? Da ging die !hüre auf und Auguste erschien an der Hand Sä^lossers, von ihrem Vater und übrigen Angehörigen gefolgt. Blap, wie eine Marmorstatue, in weißem. a) Die Sorge für die Sicherheit der Person und des EigenthumS, tvelche nach Z. 24 Punkt 2 der Gemeindeordnung v. I. 1864 der Gemeinde im selbstständigen Wirknngskreise obliegt, bedingt oft die AuS-iveisnng Fremder aus dem Gemeiudegebiete; die Berechtigung l)iezu liegt im Z. 10 der G.-O., welcher auch zum Schutz des Ausgewiesenen gegen Uebergriffe der Gemeinde denselben das Rekursrecht an die politische Be-zirksbehörde zugesteht. Die Ausweisung oder, wie die G.-O. lautet, die Verweigerung des Aufenthalts schließt doch offenbar das Verbot in sich, das Gemeindegebiet wieder zu betreten, die Ueliertretung eines jeden Verbotes muß auch, soll das Verbot überhaupt lvirksam sein, mit einer Strafe bedroht sein und ^''iese Strafendrohung finden ivir in Z. 324 des Strafgesetzes v. I. 1852 klar und deutlich ausgesprochen. Wir sind daher der Ansicht, daß in Fällen, lvo ein auf beständig oder auf eine bestimmte Zeit auS einer Gemeinde durch einen Gemeinde-beschluß Abgeschaffter das Gemeindegebiet nach erlangter Rechtskraft deS Verbotes lvieder tietritt, die k. k. Strafbehörde nach Z. 324 St. G. Amt zu handeln hat. ' Daß die Gemeindeordnung v. I. 1864 eines jüngern DatnmS ist, als das Strafgesetz, kann an dieser unserer Ansicht nichts ändern, da auch schon das Grmeindegesetz v. I. 1849, also ein älteres Gesetz alS das Strafgefetz v. I. 1852, im g. 25 dasselbe wie g. 10 der V.-O. v. I. 1864 besagt. Das k. k. Bezirksgericht Marburg hat jedoch in einem spmellen Falle erklärt, daß eS auf Grund eines gemeindeämtlichen AbschafsungS' beschlnsseS im Sinne des A. 324 St.-G. nicht vorgehen könne und daS k. k. Bezirksamt Marburg hat die Gemeinde auf die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen hingewiesen. Als einschlägige gesetzlich bestellende Bestimmungen müssen wir doch die K. g. 10 und 24 der G.-O. und K. 324 St.'G. betrachten, letzteren um so mehr. alS unS keine Nachtrag' liche Bestimmung bekannt ist, welche die Worte: „oder Gemeindebehörde" an« dem zitirten ß. ausscheidet und wir glauben daher, daß die Gemeinde im Sinne der erwähnten Gesetzesbestimmungen zur Abschaffung Fremder berechtigt und die k. k. Strafbehörde in UebertretungSfällen zur Handha-bung des A. 324 St.-G. verpflichtet ist. Den üblichen Vorgang dagegen, daß nnr die politische Bezirksbehörde Fremde, deren Verhalten eS nöthig macht. auS dem Polizeirayon einer Gemeinde mit den Folgen deS K. 324 St.-G. abzuschaffen berechtigt sei. halten »vir für gesetzlich unbegründet, und wirkt derselbe hemmend in Handhabung der Ortspolizei. li) Mit K. 30 der Instruktion für die Strafgerichte v. 3. 1854 wird die Ausfertigung von Auskunftstabellen über Abgeurtheilte angeordnet; mit der Verordnung des hohen k. k. Justizministeriums vom 5. März 1853 Nr. 44 R.-G. Bl. wird normirt, in welcher Weise diese an die Slcherheitsbehörden zu gelangen haben und welche BerfMNgen von Letz-tcren zu treffen sind; mit Verordnung deS h. k. k. Ministeriums deS Innern vom 15. Jnni 1860 Z. 18795 un!> Justizministerial'Erlaß vom 29. Jnni 1860. Z. 9355 wird die Art und Weise der Ueberwachung entlassener Sträflinge bestimmt. Von Alledem erfahren ivir Nichts! Obwohl nach unferer Anschauung überall dort, wo eS in dem zitirten Verordnungen: „Polizei — rücksichtlich politische Bezirksbehörde" heißt, nunmehr dort, wo keine l. f. Polizeibehörde besteht, die Gemeindebehörde zu verstehen wäre, waS auch dem letzten Abfatz deS §. 24 der G.-O. entspricht, so erhalten wir lioch nicht einmal jene Mittheilungen. welche die K. A. 5 und 9 der obangezogenen Verordnung vom 5. März 1853 anordnet. Folge hievon ist die sehr erschwerte, fast unmöglich gemachte Ueberwachung von zuständigen gemeinschädlichen Individuen, da wir in der Regel nur zufällig von Abstrafungen und Entlassungen, oft erst, wenn der Abgestrafte sich neuerlich ElwaS zu Schulden kommen ließ. Kenntniß erhalten. seidenen Gewände, langem Schleier, ihre goldenen Locken ivie ein Glorienschein die reine Stirn umgeliend. glich sie eher einer Elsenkönigin, als einem lebenden Wesen. Hugo Holste vergeblich einen Blick von ihr zu erhaschen. Ihr Auge war niedergeschlagen, sie schien gar nicht zu sehen, ivas um sie war. Was da vorgegangen sein mußte, um diesen herrlichen Geist zu beu-gen! Die (lereinonie begann. Der Geistliche stellte die übliche Frage, der Bräutigam sagte ein deutliches „Ja." Aller Augen richteten sich jetzt auf die Braut, welche einen tiefen Seufzer ausgestoßen hatte. Die Frage des Priesters war ersolgt: „Nein, ich vermag eS nicht l" rief daS gequälte Geschöpf, wie uacb Rettung rufend, und sank zusammen. Man denke sich die Bestürzung der An!vesenden. Der Bräutigam ließ die Braut liegen und entfernte sich, entrüstet über den ihm angethanen Schimpf mit seinen Verwandten. Hugo wollte in Freude und Schrecken hervorspringen, um Auguste aufzusaugen; allein er wußte sich rechtzeitig zu bändigen. Die Leidende wurde von den Ihrigen in die Sakristei getragen. wo sie sich wieder erdolte und nach Hause gebracht wurde. TagS darauf hörte Hugo, daß Auguste von ihrem Vater in ein Kloster der Stadt gesteckt worden war. jn der Absicht, sie nach der vorgeschriedenen Probl'Aelt einlveihrn zu lassen. Das arme, verlassene Geschöpf! Um Hugo s Geheimnis «vußte nur Hans, der inzwischen glück^cher Ehemann geworden, und dem es ganz recht war, daß Hugo ihn zu besuchen sich weigerte, weil er mit Käthe nicht zusammentreffen woä^'te. Der alle Steinberg hütete es m eigenen Interesse oder Vorurthei.'. Nichtsdestoweniger machte der Vorfall ungeheures Aussehen in der Stadt und trug so.^ar iresentlich dazu liei, die gegen die Patrizier herrschende Aufregung noch zu vermehren. Die Zunftstuben ivaren am Abend außerordentlich stark besetzt. Nachrichten neuer Forlschritte demokratischer Bewegung in den freien Städten waren eingetroffen. Als Hugo in die Schmiedstube kam, führte HanS das große Wort. „Bin neugierig, wie lange Ihr hier noch ivarten ivollt! Die Hoffnung auf Nachgiebigkeit müßte doch sell?st dem Leichtgläuliigsten zerstoben sein. Sagte ich Euch «icht immer, nur der Nürnberger Trichter kann helfen. Könnt eS doch an der Art, wie diese Prozen Mit ihren eigenen Die obzitirten Verordnungen vom 15. und 29. Juni 1860 sind uns gar nicht bekannt, da dcren allgemeine Verlautbarung untersagt wurde; eS werden uns daher Pflichten auferlegt, aber d»e Borschrift, wir man dieser Pflicht nackzukommen habe, wird vor uns geheimgehalten. o) Oft ereignet sich der Fall, daß die Gemeinde als SicherheitSbe« Hörde Personen aufgreift, deren Abschiebung in ihre Heimath ihr nöthig erscheint, die aber zualeich einer That überwiesen oder verdächtigt sind, welche die strafgerichtliche Behandlung nach sich zieht. Wird nun ein solches Individuum der k. k. Strafbehörde eingeliefert und diese findet nach den bestehenden Normen, dl,ß die Untersuchung?i>lift nicht Platz zu greifen habe, oder daß die Veidachtsgründe für Einleitung des Strafverfahrens ungenügend sind, so wird der Verh^'ftete einfach entlassen, ohne daß die Bitte der Gemeinde, denselben behufs Abschiebung der politischen Bezirksbehörde zu übergeben, im Mindesten beachtet würde. Wir finden, daß ein solcher Borgang dem Sinn und Wortlaut des g. 317 der Strafprozeßordnung und dem Justi^ministerial.Erlaß vom 10. Oktober 1855 Z. 20074 nicht entspricht und sind der Ansicht, dus; eine derartige Unterlassung ein Eingriff in die Kompetenz der Gemeinde sci, denn di» Beurtheilung. ob eine solche Person in ihre Heimat abzuschieben sei. steht nicht der Strafbehörde, sondern vorerst der Gemeinde, zunächst der politischen Bezirksbehörde zu. Wir waren gezwungen, in der vorstellenden ehrfurchtsvollen Petition unsere Ansichten über die Ursachen der so raschen Zunahme des Bagabundenthums erschöpfend darzuthun. um zugleich der etwaigen Anficht entgegenzutreten, als seien die politischen und sozialen Zustände überhaupt und der Mangel einer Reichsvertretung inSbeiondere Hindernisse, welche eine Besserung der berührten Uebelstände unmöglich machen und wir sind ilberzeugt. daß, wenn der hohe Landtag sich bewo gen findet, diesen Zuständen, unter welchen nicht nur die petitionirenden Gemeinden, sondern das ganze Land leidet, seine Aufmerksamkeit zuzu wenden, dieselben in kurzer Frist auf ein erträgliches Maß zurückgeführt sein werden. Wir schließen mit der ehrfurchtsvollen Bitte, der hohe Landtag wolle die von uns geschilderten, der Verminderung des derzeit wahrhast uner-erträglichen BagabundenunwesenS entgegenstehenden Hindernisse in Erwä gnng ziehen und sodann jene Maßregeln treffen oder veranlassen, welche zur Erreichung des angestrebten Zieles erforderlich sind. _(Folgen die Unterschriften.) Ausruf! Die Filiale Marburg der k. k. steiermärkischen Lindwirthschafts Ge-sellschast hat in der Sitzung vom 3. dieses MonateS ein, aus Vertretern der Landwirthschaft, Industrie und Kunst begehendes Komite von 9 Mit-gliedern gewühlt, welches für die Aufstellungen zu Graz. Wien und Paris d.'.s Zustandekommen einer Kollektiv-Betheil'gung. so ivie seiner Zeit eine würdwe Vertretung der Theilnehmer anzustreben hat. Dieses Komitv konstituirte stch am 9. Jänner und beschloß einstimmig mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Dt^rstrllung eines vollständigen Bildes sämmtlicher Kulturs- und Industriezweige des Bezirkes, ins besondere der. neuer Absatzquellen bedürftigen Weinproduttion. nicht nur Mit^ieder der Gesellschaft, so wie Industrielle und Künstler im Bereich des Bezirkes dieser Filiale, sondern auch Aussteller aus anderen Filialen zur Betheiligung einzuladen, wenn in Letzteren nicht selbstständige Kollek-ttv'Ausstellungen eine Vertretung der einzelnen Theilnehmer in Aussicht stellen. Die Erfahrungen vorhergegangener Ausstellungen haben den unztvei-deutigen Beweis geliefert, daß die entsprechende Verwertliung des Aus« wandts an Zeit, Mühe und Kosten, sowie der Zweck der Bctheiligung an denselben in den meisten Fallen nur dann erreicht wurde, weeln die Oizjekte. sowohl dem Publikum, als auch den Preisrichtern durch eine entsprechende Ausstattung un'd Vertretung empfohlen wurden. Leuten umgehen, sehen, daß mit Güte nichts von ihnen zu holen ist. Hat nicht Einer von ihnen sogar seine Tochter ins Kloster gesteckt, weil sie den ilzr aufgedrungenen Mann nicht wollte!" Darauf erklärte Hugo, der die Stimmung, mit welcher Hansens Worte aufgenommen lvorden waren, tvohl beachtet hatte, dem Jnnungs-vorstand, daß er eine tvichtige Miltheilung za machen habe, daß l>ie Anlvesenden aber strenges Stillschweigen kieloben müßten. Der Vorstand nahm den Anwesenden daS Gelübde ab und gab Hul,o das Wort. Der Waffenschmied schilderte nun mit feurigen Worten die Verdienste, Wellie der Handtverkerstand sich um die Stadt erworben; wie ohne den Hand-werker und seine fleißige Hand die Stadt nicht ihre Reichthümer und ihre Macht erlangt hätte. Ihre Sicherheit svi^ar hätte sie ihrer Zahl, ihrer Waffenbereitschaft und ihrem Vermögen zu verdanken. Die Patrizier ver-schwänden dagegen wie ein Tropfen Wasser. Dennoch maßten sich die Patrizier seit unvordenklichen Zeiten die Gewalt an, ohne den Zünften auch nur eine Stimme im Rathe zu geben. Dieser Zustand sei unerträg-lich geworden. Augsburg sei bereits mit gutem Beispiel vorangegangen und habe die Patrizier über Nacht gestürzt. Andere Städte seien nach gefolgt. Nur Nürnberg zögere noch. Einmal müsse man einen Entschluß fasien, wenn man nicht sich selbst ausgeben wolle. Kein Moment sei günstiger, als der gegenwärtige Augenblick. Die Zunft w-^iß am besten, daß man das Eisen schmieden muß, wann es noch heiß ist. Er schlag» daher vor, daß man sogleich und zwar noch in diesee Nacht zur TI»at schreite. Der Burggraf sei der Sache nicht abhold nnd überdies verreist. Eine so günstige Gelegenheit würde nicht wiederkehren. Richtig geleitet, sei die Schmiedezunst allein im Stande, die Sache zur siegreichen Vnt scheidttng zu bringen. Er beantrage, daß man sich mit d^n anderen Zünften in Verbindung setzte, sich in Permanenz erkläre und sofort in dieser Nacht an die Ausführung des Unternehmens gehe. Würde man länger zögern, so kennte der Plan veirathen und vereitelt werden. Die Zunft der Schmiede solle sofort zur Organisation schreiten, sich in verschietene Äbtbeilungev mit ihren Führern theilen, mit den zuverläsfigNen fünften ve stäiken und nur nach Hause liehen, um sich zu wappnen, in der Nacht um 2 Ubr am bestimmten Orte sich versammeln, das Nathhaus. die W chen besetzei und stch der Rathsherrn oder hauptsächlichsten Patrizier versichern. Bei Son- Dieses Ziel dürfte am sichersien und für die einzelne» Theilnehmer am wohlfeilsten durch Anschluß an die bereits zugesicherten Einsendungen erreicht werden, welche zwar in den einzelnen Klassen gemeinschaftlich als Kollektion der Filiale Marburg ausgestellt zu werden bestimmt smd. ohne daß jedoch die einzelnen Theilnehmer auf die Beurtheilung und ^llfäUigen Auszeichnungen unter ihrem eigenen Namen und als EinzelnaussteUer verzichten. Gefällige Anmeldungen für einzelne oder sämmtliche Ausstellungen wollen an das gefertigte Komitv bis längstens Ende Jänner gemacht werden, und folgen Programme, Deklarationen und anderweitige Auf' schlüffe nach Wunsch. Marburg am 12. Jänner 1866. Das Kom'te für eine Kollektiv-Betheiligung an den Ausstellungen zu Graz. Wien und Paris, Friedrich Brandstetter, Obmann. Marburger Berichte. (D ie bs^t ah l.) Am 7. Jänner Abends kam ein Ehemann, welcher die Fesseln seines Standes auf einen Augenblick abschütteln wolite, in Begleitung eineS Freudenmädchens in ein Gasthaus der Stadt. Er be-wirthete seine Schöne mit Braten und Wein, versüßte ihr daS Leben mit Zuckerwerk und Orangen und ging „Arm in Arm" nach ihrer Woh-nung. In der Küche angelangt mertte er zu seinem Schrecken, daß ihm die goldene Uhr im Werthe von 60 fl. entrissen worden. Cr versprach dem Mädchm 10 fl.. wenn eS ihm die Uhr herauSgebe; die „Unschuld" läugnete aber und wurde nach ersolgter Anzeige verhastet. Bei der Durch-suchuna fand man die Ulir nicht. „Da kann man wieder sehen, waS falsche Liebe thut." (Bon der Drau.) Die für Marburg so wichtige Regulimng der Drau ivar am 11. d. M. Gegenstand der Landtags Verhandlung. Der Abgeordnete Plankensteiner erstattete den Bericht. Der Statthalter erklärte: daß die Regierung bei der gegenwärtigen Finanzlage den Zeit-Punkt nicht angeben könne, «vann die vorherzugehenden Regulirungsarbeiten der Drau von der Mündung in die Donau bis an die steierische Grenze vollendet sein werden, und deßhalb auch die Schiffbarmachung der Dran für Dampfschiffe von Marburg abwärts einer späteren Zeit vorbehalten bleiben müsse. Der Landtag beschloß jedoch nach den Anträgen deS Ausschusses: „DaS Ministerium für Handel und VolkSwirtlischast werde ersucht, es »volle die hohe Regierung die Veranlassung treffen: u) daß die Schiffburmachung des Drauflusses für die Befahrung desselben mit Dampfschiffen nicht blos bis Legrad, sondern bis Marburg als eine Staatsangelegenheit erklärt, in Angriff genommen und in mög' lichst kurzem Zeit anögeführt, daß b) die Leitung und Ausführung dieser Angelegenheit in einer Hand konzentrirt, o) der Ausbau des EisenbahnflügelS Kottori in das Fünfkirchner Kohlei revier möglichst befördert, endlich 6) in das Reich?budget für 1866 schon ein entsprechender Betrag für die Regulirungsarbeiten an der Drau in daS Erforderniß eingestellt werde." (Pa r te i l eb e n.) Die Herren Abgeordneten: von Feyrer und Matlii.is Löschnigg sind nun in Besitz des ^Schriftstückes, in welchem ihnen das Mißtrauen der Wäl^ler tvegen ihrer Haltung in der BersassungSfrage ausgedrückt wird. Es ist in stovenischer Sprache verfaßt und zählt un-iviähr 250 Unterschriften, von denen jedoch ein großer Theil mit einem Kreuze hezeichnet ist. Die Bevölkerung der Wühlkreise, deren Vertreter d^e genannten Abgeordneten sind, beläuft sich auf mebr als 80.000 Seelen: die Zahl der Stimmfähigen überl)aupt und der Wähler inSbe' sondere, die an der Wahl sich betheiligt und den Herren: von Feyrer und nknaufgang könne daS ganze Werk vollendet sein und die Herren müßten dann, wohl oder übel, die ihnen auferlegten Bedingungen eingehen. Hugo schloß mit einem glühenden Appell an die Mannhaftigkeit und Freiheitsliebe der Zünfte. Obgleich sich die Handwerker schon lange mit solchen Absichten be-scbästigt und an andern Städten ein so würdiges Vorbild hatten, so traf sie dieser wie aus dem Haupte Jupiters gewappnet und fertig entsprungene Plan doch etwas unvorbereitet. Es fehlte auch nicht an Aengstlichen, ivelche das Einschreiten deS Kaisers fürchteten. Allein der Hinweis auf die biStierige Erfahrung und die dermalige Schtväche oes Reichsoberhaup« tes gab^den Entschlosseneren das Uebergewicht. Wie eS Momente giebt. «vo die besten Plane an der Zaghaftigkeit scheitern, so giebt eS andere, ivo der Sieg in der Luft liegt. Ein solcher war der damali.ie Hugo'S Äntlag siegte. Mail schritt sofart zur Organis^ition. Um Mitternacht ivaren die andern zuverlässigen Zünfte gewonnen und Alle kehrten nach Hause, um sich zum entscheidenden Schlag zu rüsten. Nachts um 2 Uhr, als die Einwohner im tiefsten Schlafe lagen und die Patrizier nichts ahn-ten, wurde das Ratl)haus und alle ivichtigen Posten besetzt und alS die Patrizier uuS dem Schlafe erwachten, fanden ste sich gefangen und die Zünfte Meister der Stadt. Ter Handstreich war glänzend gelungen. Ein Vergleich kam zu Stande. Die Zünfte wurden sofort durch eine Anzahl von Rathsherren aus ihrer Mitte im Rathe vertreten. In Anerkennung seiner Verdienste um das Gclingen der Sache, wurde auch Hugo unter diese Anzahl aufgenommen. Derselbe Verlor'keinen Augenblick „das Eisen zu schmieden, so lange es noch h iß war." Es g lang ihm den Widerstand deS alte« Steinberg zu übe ivinden und Auguste wurde die Seine. Nie beschien die Sonne ein beglückteres Paar! Daß war der Lolzn der Beharrlichkeit. Staadhaf-tigkeit und Festigkeit. Ohne diese wäre Verzweiflung und vielleicht früher iod Beider Loos gewesen. Nachdem die Vtlsö'inung erfolgt, bot der Alte zugleich seine Hand zur Ausbeutung der Ersinduni^ Hu.io's und bald sah mau seine Taschenuhr Uiiter dem Namen „Nürnberger Ei" auf allen Märkten Europas. Marburg. Druck von Eduard Janschih. UchmP - Achlllss der im IV. Gesc^Sft«jahr- «MM L. UV F» U sßl M »1 sl KI M! K ?! I« ^I?W ^ V WA- AT MM d e S Borstehers Andreas Tappeiner in der IM«sst-A«schiiß-Sitzi»g m 3. Mxer 186S. Meme Herren! leute liegt uns der, von der Sparkassedirektion zusammengestellte Rech-'nnngSabschluß des Jahres 186S zur Priifung vor- Wir entnehmen aus demselben, daß im 4. Geschäftsjahre ein Betrag von 25.5997 sl. 69'/i kr- in 1769 Posten eingelegt und ein Betrag von 230,448 fl. 38 kr. an Einlagen znriickgenommen wurde; vergleichen wir diese Posten mit jenen des Vorjahres, so finden wir, daß im 4. Geschäftsjahre zwar um 11160 fl- 14'/2 kr. weniger eingelegt, aber anch der Betrag von 33824 fl. 73'/- kr- weniger herausgenommen wurde. Mit Riicksicht auf die im Jahre 1864 eingetretenen mißlichen Geldverhältnisse, deren Nachwirkungen auch jetzt noch fiihlbar sind, muß der Geschäftsgang der Sparkasse dennoch ein befriedigender genannt werden, denn, obschon die Einlagen im 1. Semester 1865 gegen die ersteren Jahre der Sparkasseperiode nnr gering, das Herausnehmen der Einlagen aber derart bedeutend war, daß die Einlage»« von den Herausnahmen um fl. 23217.23 überschritten wurden, so besserten sich besonders in den letzten zwei Monaten die Verhältnisse derart, daß die Einlagen mit Schluß des Jahres die Herausnahmen um den Betrag von 33,824 sl- 73'/, kr. überstiegen. Der allgemeine Geldmangel, namentlich bei den Gmndbefitzern, ist bei der Zahlung der Darlehenszinsen wahrnehmbar, indem in dem Jahre 1865 ein Zinsenrückstand von 1026 fl. 17 kr. verblieb, während solcher sich im Jahre 1864 nur auf 130 fl. 29 kr- bezifferte. Ein ähnliches Verhältniß stellt sich auch bei den Vorauszahlungen der Zinsen heraus, indem dieselben im Jahre 1364 den Betrag von 4933 fl. 8 kr., im Jahre 1865 aber trotz der vermehrten Darlehen nur 3220 fl- 50 kr- erreichten-Die iiltern ZinsenriickstLnde sind vollkommen eingezahlt und es sind die fiir 1865 ausgeführten Rückstände zumeist nur 3—4 Monate auShastend; eS läßt sich erwarten, daß die RllckstLndler in Folge der veranlaßten Aufforderung zur Bezahlung der Zinsen, der Aufforderung auch baldigst nachkommen werden — Der Aktivstand> erreichte mit Schluß des Jahres 1865 bereits eine Höhe von 514,669 fl 93 kr- und die Einlagssumme, welche die Sparkasse zur Verzinsung ini Versprechen hat, belauft sich mit 1. Jänner 186t; sammt den kapitalisirten Zinsen, auf 503,908 fl. 10 kr-, welche Ziffer das Vertrauen der Einleger zur Sparkasse in Marburg deutlich ausspricht. — Der im Jahre 1864 durchgeführte Beschluß, daß die Schuldner der Sparkasse nebst der Zinsenzahlung auch 2"/« an Kapital-Abschlagszahlungen jährlich zu leisten haben, hatte den gewünschten Ersolg, denn es wurden hie-durch mehr als 5000 fl. an Kapital zurückbezahlt, wodurch die Sparkasse in die Lage kam, eiue größere Zahl von Darleihenswerbern zu befriedigen und es konnten daher mit Rücksicht auf die Mehreinlagen im Laufe des Jahres 1865 zufammen 68418 fl- theils auf Realhypothek und theils gegen Handpfand als Darleihen ausgegeben werden. — Der Gefchäftsgang im allgemeinen war für die Sparkasse selbst von günstigem Ersolge, indem der Gewinn für das Jahr 1865 bei dem Umstände, als die Direktion stets bemüht war, die Baarfonde nur in zinserträglichen Effekten, als: Hypothekar-Anweisungen, Escomptscheinen zc. zu halten, den im Verhältuiß zum Verkehre bedeutenden Betrag von 7531 fl. 30 kr- erreichte, welcher zum Reservesonde geschlagen, denselben mit 1. Jänner 1866 auf 20239 fl- 67'/, kr- erhöhte, obwohl vom Refervefonde, im Sinne der Statuten der Stadtgemeinde Marburg, der Rückerfatz der Vorauslagen bei Errichtung der Sparkasse und Regie der-felben durch die ersten drei Jahre in einem Betrage von 2046 fl. 74 kr. geleistet wurde. — Der von Ihnen unter 11. November 1866 gesaßte Beschluß, die Sparkasse-Statuten dahin abzuändern, daß vom 1. Jänner 1866 an die Einlagen mit 6'/, verzinst werden sollen, und daß die Schuldner für ihre Darleihen auf Realhypothek S'/. Zinfen an die Sparkasse zu bezahlen haben, wurde, da die Genehmigung hiezu vom hohem Ministerium im Vorhinein ertheilt wurde, bereits kundgemacht und theilweise durchgeführt, iudeiu sämmtliche Schuldner aufgefordert wurden, rechtsverbindliche Erklärungen betreff der Erhöhung des Zinsfußes von .'i auf 6°/» abzugeben, welche Erklärungen zum größten Theile auch schon einlangten. Mit dem heutigen Tage schließt sich die erste Periode der Marburger Sparkasse ab, indem im Sinne der Statuten alle vier Jahre ein neuer Spar« kasse-Ausschuß zu bestellen ist; es endet somit unser Mandat und eö liegt in unserer Pflicht über unser Wirken und über den Erfolg desselben öffentlich Rechenschaft abzulegen. Durch das Vertrauen unserer Mitbiirger wurde uns vor vier Jahren der Auftrag zu Theil, die Sparkasse in Marburg zu errichten und felbe zu verwalten; mit ernstem Willen und in der Hoffnung, daß Gott einem gemeinnützigen Unternehmen seinen Segen nicht versagen werde, schritten wir thLtig an's Werk und schon am 2. Jänner 1862 konnte die Sparkasse dem öffentlichen Berkehre eröffnet werden. Ohne Fond und nur unter Garantie der Gemeinde wurde ein Geschäft unternommen, welches sich in Kürze des ungetheilten Bertraueus der Bevölkerung Marburgs und Umgegend zu erfreuen hatte; es war die Direktion, fowie jedes einzelne Mitglied der Vertretung bemüht, nach Kräfteu für das Gedeihen dieses Institutes zu wirken. Mit seltener Ausdauer und mit Aufopferung der eigenen Interessen fungirteu die Mitglieder der Direktion während den Amtsstunden nicht bloß als Direktoren des Geschäftes, sondern auch als Beamte, wodurch es geliugen konnte, die Regie der Sparkasse bis auf den kleinsten Betrag zu beschränken. Ileber die Resultate, die hiebe: erzielt wurden, sprechen die Zahlen in den jährlich veröffentlichten Gebahrungs-Uebersichten und die Zahlen des erworbenen ReservesvndeS, der binnen 4 Jahren der Thätigkeit die Summe von 20,239 st. 07'/, kr- erreichte. Ich halte eS daher nicht sür uöthig in dieser Richtung mehr zu sage»«, sondern übergebe heute die Fortsühruug der Sparkasse dem hiezu vom Gsmeindeaus-schusse in der letzten Sitzung gewählten Sparkasse-Ausschusse und spreche Ihnen meine Herren meinen besondern Dank ans für Ihre freundliche Unterstützung, die Sie bei jeder Gelegenheit der Sparkasse und der Direktion zukommend zu machen bereit waren, und schließe mit dem Wunsche, daß die von uns errichtete Sparkasse in Marbnrg sich sortan des bereits angebahnten Aufschwunges erfreuen möge. -c:oWoooo- über den Gtldverkehr und BemögensstM der Sparkasse der Gememde Marburg im vierten Geschäftsjahre vom t. Jänner 18VS bis 1. JSnner ISS«. Ausweis Einzeln Zusammen >. Geldverkchr. ^ — V Empfang. 1. Mit Schluß des Jahres 1864 blieb Kassarest ..... 127734 58 2. An JilteresseiiteN'EinIageni in 1768 Posten............255997 69'/, A. An rückbezahlten Aktivkapitalien....................21843 83 4. An einbezahlten Zinsen ........................22120 65 ^ 5. An Zinsen für das Anlehen vom Jahre 1864 pr. 5000 fl. 284 72 6. An Erlös für Sparkassebücheln....................80 30 ' ^ 7. An Slssekiiranz-Prämien-Borschüssen-Rückvergütung .... 732 78 8. An verschiedenen Einnahmen . ...................82 55 428877 10'/, S. Ausgabe. 1. An Darleihen auf Realitäten und Faustpfänder..........67418 — 2. An rückbezahlteu Interessenten-Einlagen..............230448 38 > 3. An hiebei vergüteten Zinsen......................1012 10 4. An Assekuranz-Vorschüssen........................800 — 5. An Zinsenverlust bei Hypothekar- und Eskomptscheinen ... 213 56 6. An den Reservefond abgegeben den Gewinn aus dem Geschäftsjahre 1864 ................................5106 43'/, 7. An Steuern und Anlagen ......................567 66 8. An Stenipel und Porto........................44 59 9. An diversen Ausgaben .......................280 — 10. Mit Schluß des Jahres 1865 bleibt Kafsarest..........122986 38 428877 10'/, Einzeln Zusammen II. MtWand. I 1. Mit Schluß deS JahreS 1864 verblieben ausgegebene Darleihen 340592 99 Im Laufe des Jahres 1865 wurden ausgegeben 67418 fl.—kr. Hievon ab die rückbezahlten Darleihen mit . ^_21843 „ 83 „ ! 2. Verbleiben an ausgegebenen Darleihen . . ...... 4SS74 17 38S167 16 I Zinsen-Verrechnung. ») Mit Schluß dieses Jahres 1864 verblieben an pro 186S vorausbezahlten Zinsen . . 4933 fl. 8 kr. d) pro 1864 verblieben im Rückstände . . 130 „ 29 „ e) Im Jahre 1865 wurden an Zinsen einbezahlt 2240S „ 37 „ . . . Hievon kommen in Abzug: a) Die mit I.Juli 1865 kapitalisirte» Zinsen mit 8175 fl. 2 kr. l>) Die mit 1. Jäuuer 1866 „ „ „ 7648 „ 32 „ v) Die pro 1866 vorausbezahlte« Zinse» mit . 1012 „ 10 „ 6) Auslage» für Steuer» und Aulagen . . . 567 „ 66 „ e) Auslagen für Stempel und Porto - - - 44 „ 59 „ > t) Zinsenverlnste bei Salinen- nnd Eskomptscheinen 213 „56 „ x) Die pro 1864 eiubezahlteu Ziusenrückstände . 130 „ 29 „ b) Sonstige Auslagen ......... 280 „ — „ Zusammen .... Eiuzel u fl' I> 462535 44'/, 25549 31'/, 8175 2 7648 32 25602 84 18071 54 Zusa m m e n ' L j"kr7 503908 10 3230 53 507138 63 7531 30 514KK9 93 Verbleibt somit ein Gewinn zu Gunsten des Reservesondes . . Gesammt-Suoime de» Passivstaudt« . V. Rejervefonds - ttluhweis. 1. Mit Schluß des Jahres 18K5 blieb Gewinn für den Reservefond .... 14037 fl. 11'/, kr. Hiezu kommt der Zinfengewinn hieraus mit........^__718 „ — „ Zusammen . 14755 fl. 11'/z kr. Hievon ab die an die Gemeinde statutenmäßig geleistete Vergütung der Borauslagen für die Errichtung und Erhaltung der Sparkasse für 1862,1863 und 18K4 . 2046 „ 74 „ Verbleibt sonck^. . 12708"fl. 37 '^n 2. Hiezu kommt der Gewinn aus dem Jahre 1865 mit .... . . . . 7531 „ 30 „ Zusammen . 20^39 „ 67'/, kr. Daher Gesammtgewinn zu Gunsten des Reservefondes bis 1. Jänner IZKtt, buchstäblich: Zwanzig Tausend Zweihundert Dreißig Neun Gulden 67'/, Kreuzer österr- W. und selber besteht iu: ») 11500 fl. in Grmidcntlastungsobligationen pr..........8:^80 fl. — kr. b) In Privalobligationen..................................3000 „ — „ o) In denl Sparkassebüchel Nr.10!)8 mit pro I.Jänner 1866 berechnetem Werthe voll 10:Z2 „ 54'/, „ e) An Gnthaben alis deil Sparkasserechliuilgen voln Jahre 1865 .... 7531 „ 30 „ Endlich au Barschaft ............... . . 405 „ 83_^ Daher obigeln Nachweise gleich . 20239 fl. 67'/, kr. 8parknsse der Gemeinde Zttatburg am Z. Jänner l86k. Die Direktion: Franz Stampfl. Andreas Tappeiner. Alois Gdler v. Kriehnber. Josef Albensberg. Johann Girstmayr. Dr. Matth. Reifer. Heinrich v. Gafteiger. Johann Kartin Vorstehende Rechnung wurde in Folge BeschllisseS des SparkasseanSschusses vom 3. Jänner 1866 geprüft, mit den Büchern verglichen, die Kasse skontrirt und richtig befunden. Marburg den 3. Jämier 1866. Jofef W««dfa«. Joha«« Delago.