Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^N 4. Vierter Jahrgang. 38. Jänner R86«>. Ein später Pesuch. ^ch kenn' ein Hauö, aus alter, alter Zeit, Wic liegt's umuachtet jetzt uud dicht beschurit! Den Pfad ;u ihm zeigt nur ein karger Scheu,, Ich waudle still dahiu — und trete riu. Der alte Hansrath! — Sieh', da siud die Drei, Das Töchtcrchcn, so lachend wie der Mai, Die Mnttcr, der nie Nuhc güuut ihr Fleiß, Großmutter auch, das Haupt wic Schnee so weiß. „Willkommen!" schallt es dem gewohnten Gast, — „„Ha, wic so süß ist doch bei Ench die Nast!"" So lasse ich behäbig am Kamin Alltägliches an mir vorübcr;ioh'u, Dem Flüstern lauschend aus der Kleinen Mnnd, Und fühl' erquickt mich iu des Hcrzeuö Grund. In der Postillc liest die Mutter dr'auf, Großmutter nickt nnd horcht zuwcilcu ans. Doch tändelnd sitzt das Mädchen neben mir, Wic jung nnd schön uud doch so arm dahicr. Vertraulich ruht seiu Köpfchen mir im Schooß, Die Waug' voll Glut uud feiuc Flechten los. O schauer Traum der Liebcsseligkeit, Wic machst dn mir entschwinden Raum uud Zeit! Da endlich mahut dic Stunde mich zu gch'u, „Nnn gute Nacht!" — „,.Nuf fröhlich Wicdcrsrh'n!"" Und wieder trete, ich vom alten Hans Noch voll des Traumes in die Nacht hinaus. Da fällt es erst mir bei, in Schnee und Wmd, ! Daß all' da driuuen — längst gestorben sind. ^ Ein weibliches Herz. , Lebensbild von Friedrich Steinebach. ! (Fortsetzung.) , ^3)ibt es an sich ,nir Eine wahre Liebe, so ist doch ihre Wirkung auf die Herzen verschiede», dcn cincu beseligt, erhebt sie, den andern drückt sie zu Vodcn nnd füllt seine Augen mit Thränen. Wäre sie überall von gleicher Macht, ^ ! wie für die arme Rosa, sie wäre ein Trostesengcl, cm Vote des Himmels zu nennen. Die Arbeit ging ihr rascher als je, von statten, ihre Kehle war reich an Liedern, das bescheidene Dachstübchen schien ihr ein Palast, ihr freuden-- z armes Leben bencidcnswerth zu sein. Bald sahen sich die Liebenden, so oft es die Arbeit erlaubte, der Vater wc»r meist auswärts bis spät in dic Nacht, der Blinde allein war ! der Zeuge ihres Glückes und begleitete sie auf ihren Wegen. ! War doch Rosa das Auge, durch welches der Vlinde die ! Welt besah, sie war sein Stab, sein Engel — unauösprech- > lich innig und zart war das Band, welches diesen Greis ^ am Rande des Lebens mit diesem erblühenden Mädchen ver« ^ band. Was Wnnder, daß er der Vertraute ihres Glückes war, wie sie dic Trösterin in der Nacht seiner Leiden. So mochte ein halbes Jahr des innigsten Friedens hingegangen sein, Konrad galt für Rosa's Bräutigam und wurde von allen Burschen nm scine schöne Vraut beneidet, — als ! ein unseliger Abend das Gebäude des Glückes zu vernichten drohte. Früher als sonst machte sich nämlich der Iä'ger Konrad anf den Heimweg und nahm von de.n Blinden mit dem Bemerken Abschied, man sei einer großartig organisir-^ ten Schwärzcrbandl: auf der Spur, welche in derselben Nacht ! einen Hauptschlag auszuführen gedachte. Alle Wachter, Jäger ^ und Soldaten hatten sich vereint, um sowohl drüben an der istrischen Küste, als herüben am ganzen Ufer der Insel entlang eine wachsame Kette zu bilden — ein Netz, in welchem , fie die nächtlichen Schleicher zu fangen hofften. Rosa hörte ^ dieß mit Schreck, denn dabei gab es jederzeit nicht wenig Gefahr, aber Kämpfen nnd Wagen ist ja des Mannes Los, und so schritt bald darnach Konrad, die Büchse über die Schulter geworfen, von ihrer Schwelle fort hinaus in die dnnkle, sternlose Nacht. Bewegt, mit Thränen im Auge, als wär's ein ewiges Scheiden gewesen, so sah sie dem Forteilenden nach, bis sein Schatten für sie gänzlich entschwunden war. Bei dem Zimmcrmeister, wo Nedich in Arbeit stand, gab es eben Bestellungen in Menge, so daß der thätige Ma^ln, der Zcitcrsparniß wegen, die Nacht über im Hause des Meisters blieb, nur der Blinde und Rosa waren zu Hause. Die Letztcrc saß wohl noch emsig arbeitend am Fenster bei ihrer Lampe, als von Veglia herüber der Schlag der zehnten Abendstunde tönte, der Vliude aber lag in der Kammer darneben und schlief den Schl.if des Gerechten. Da schrack das Mädchen plötzlich zusammen, denn aufaua/3 fern, 14 dann immer näher vernahm sie einzelne Schlisse, darauf ein Geschrei und rasche Tritte, wenige Sekunden darnach flog die Zimmerthüre leise auf — nnd ein Mann in beschmutzter, abgerissener Kleidung wankte in das Zimmer. Erschrocken erhob sich Rosa lind wollte nm Hilfe rnfen, aber ein: > „Barmherzigkeit! kennst Dn mich nicht mehr?!" von den Lippen des Fremden geflüstert, hielt sie zurück. „Allmächtiger! Adolf! Adolf!" stießen leise ihre Lippen heraus, und sie schloß die Kammerthüre, um den Blinden ! nicht zu erschrecken. „Vergib! Verstoß mich nicht, Schwester!" stöhnte der ! Unglückliche und sank, ihre Hand ergreifend, auf einen Stuhl. > „Ich bin verfolgt, ich habe keine Seele, die mich retten ! kann, als Dich! Hilf mir nur dicßmal, ich schwöre Dir, z ich will cin Anderer werden!" „Still, Still! daß Dich der Großvater nicht hört, sonst ist Alles verloren!-^ flüsterte zitternd die Kleine und suchte sich zn besinnen. Mit starrem Vlick sah sie anf den Nn- ! glücklichen, dessen junges Leben schon so schwer an der Bürde ^ seiner Fehler zu tragen hatte. Ja, es war ihr Bruder, der ! vor ihr saß, derselbe, der schon in Istrien durch namen» z losen Leichtsinn, so viel Schande über ihre Familie gebracht ! hatte, daß der Vater die Heimat aus Gram verließ und den Sohn für immer hinausstieß, aus seinem Hause, ans ! seinem Herzen und ihn — verfluchte. Kaum zwanzig Jahre ' alt, hatte er icht doch schon eine weite Bahn des zügellosen ^ Lebens hinter sich, das, wenn gleich dnrch kein Verbrechen ! besudelt, düster genug war, ein Vaterhcrz zu brechen. ^ „Nosa!" flüsterte er, das bleiche, gefurchte Antlitz an ! ihre Brust lehnend, „ich war abermals ein leichtsinniger ^ Thor! Arm, hilflos, ohne Obdach und Brot, wie mich der 'Vater i» Istrien gelassen hat, fiel ich in die Hände der Schwärzer, wir landeten ei»e halbe Meile etwa oberhalb der Thalmühle und glaubten schon geborgen zu sein, da brachen die Wächter aus allen Verstecken hervor und auf uns los, wer fliehen konnte, floh, mancher fiel verröchelnd, Don einer Kugel getroffen; wie ein gehetztes Wild floh ich keuchend, ohne Athem fast, Velzweiflung im Herzen erspähte ich hier am Fenster das Licht deiner Lampe, nnd ich bin hier!" „Ach! wie soll das enden, ich schaudere vor der Zu« kunft!" „Ich will umkehren, gewiß, liebe Schwester! Ach, Du weißt nicht, was ich litt, seit wir uns nicht sahen; Du lveißt nicht, wie oft ich heiße Thränen vergoß, wenn Deine heimlich geschriebenen Zeilen zn mir gelangten! Gott strafe inich, wenn ich nicht Wort halte: Wie Deine Lampe mein letzter Rettungsschimmcr in dieser Nacht des Unglücks war, so sollst Dn mir das Licht meines Lebens, mein Engel scin und bleiben. O, rette nnr dieß Mal mich, Schwester!" Welche Stürme beschworen diese Worte herauf in dem Busen dieses armen Mädchens, das nie allein zn handeln und zu wagen gewohnt war, dessen ganzes Leben so sanft tahin geflossen war, wie ein Bach zwischen Wiesen und Aeckern. Hatle gleich ihr Bruder ost gcsehlt, so blieb noch Hoffnung; alle Welt, nur sie nicht, war zum Richter für ihn bestellt, ihr liebes Herz schlug so warm für ihn, und ihn zn schützen, zn retten, war ihr festester Entschluß. Aber diese Aufgabe blieb schwer zu lösen, die ganze Insel umstellt, der Großvater durste nichts ahnen von der Gegenwart des Verstoßenen, er hätte seiner nicht mehr geschont, er so wenig, wie der Vater, und somit mußte Adolf fern sein, ehe dieser heimkehren konnte. Wohin ihn verbergen? Schon wollte das Mädchen verzweifeln, da gedachte sie der Ruine der Walkmühle, dort, wo sie einst so glücklich war, dort gab es ein Versteck, wohl von Niemand gekannt, nm so mehr, als alle Welt diese Stätte des Unglücks zu meiden pflegte. Schon dämmerte ein Hoffnungsstrahl aus ihren Zügen, schon flüsterte sie ein leises: „Komm! laß uns eilen!" und sie will eben ihre Lampe erlöschen lassen, da bebt sie zusam« men — Stimmen werden laut, man pocht an's Hofthor nnd verlangt, daß es geöffnet werde. „Es sind die Häscher!" stöhnt Adolf erbleichend, zitternd horcht das Mädchen. Man öffnete die Pforte, sie sind's, wankend eilt sie der Thüre zu, zieht den Bruder fort mit sich uud hinans auf die Bodentreppe einer finstern Ecke zu, wo altes Geräthc, Stroh und Getreide aufgehäuft lagen. „Rasch, birg Dich in der Mauerblcnde!" hauchte sie an sein Ohr geneigt und leicht wie ein Schatten verschwand der Schuldige; in der Kammer kniete das Mädchen betend vor dem Bilde des Erlösers. Einige ewig lange Mi« nuten vergeheil, man hört Schritte auf der Treppe, leise wird an ihre Stuben!hure gepocht, der Herzschlag Rosa's sieht stille. Sachte öffnete sie die Pforte — Konrad mit einigen Wächtern steht vor ihr. „Ist Niemand hier? Sahst und hörtest Du nichts im Hause? Ein Pascher floh, er nahm die Richtung hichcr?" frug, ihre Hand fassend, der Jäger. „Ich sah und hörte nichts!" stieß sie hervor und suchte sich zn beherrschen. „Was ist Dir? Du zitterst, wie bist Du bleich." „Nie soll ich anders? Ewiges Schießen und Schreien. Nachts stürmt man ins Hans, es ist zum Verzweifeln!" entgegnete das Mädchen und versuchte, offen in die Augen des Geliebten zn sehen, dann sehte sie beherzter hinzu: „Nicht einmal der alle, blinde Man» hat Ruhe: macht rasch, durchsucht was ihr wollt, nur weckt mir den armen Großvater nicht!" „Da ist nichts zu finden!" meinten, sich zurückziehend die Männer nnd durchstöberten die Winkel außer der Thüre wobei Nosa umzusinken drohte, denn einer stieß mit seinem Spieße i» der Richtung hin in das Stroh hinein, wo Adolf verborgen scin mußte. Wohl stieß sie einen schwachen Angst-, ruf ans, aber die Gefahr war vorüber, nnverrichteter Sache zogen die Wächter ab, Rudolf mit ihnen, nicht ohne ihre Hand an dic Lippen gedrückt zn haben und besorgt nach ibr zurückzublicken, denn ihre Hand war kalt uüd ihre Züge deckte Leichcnblässc. Endlich war wieder Stille im Hause, aufathmcnd stand ! in der Stube das Mädchen, als Adolf herein kam, am Arme blutend, der Spieß hatte ihn, aber nicht gefährlich verwundet. Nasch verband das Mädchen mit seinem Halstuch den Arm und setzte dem Erschöpften Speise lind Trank vor, so gut es die Armuth vermochte. Für den Augenblick war cr gerettet, was aber dann? Für mehrere Tage war die ganze Küste bewacht; bis dahin dürfte Adolf nicht gesehen werden und, um einen Ausweg zu ersinnen, stützte die Kleine das Hauvt in die Hände, indeß der Verfolgte seinen nagendsten Hunger stillte. Endlich war sie einig mit sich, band Brot ! und Fleisch in ein Tuch, löschte ihre Lampe aus und ergriff ! die Hand des Bruders, nach der Kammer horchend, wo der ! Greis im ruhigen Schlummer lag. Sachte öffnete sie die Stubcnthüre, beide schlichen die Treppe hinab, zur Ncben-thüre, welche auf's Feld führte, hinaus, ringsum war alles ! Mle geworden. (Fortsetzung folgt.) I Mas und wie sollen wir trinken? Von Dr. Gaustcr in Stein. III. Der Branntwein. Erst Täubchen, Tiger dann und Schwein; Gefühlvoll erst, rauflustig dann, Unflätig zuletzt ist der truuk'nc Mann! AmMjtlts Grün. Während der Wein aus uralter biblischer Zeit seinen Nuf als geistiges Getränke herleitet; das Vier, nach Herodot, schon von den Egyptern erzeugt wurde (Osiris soll der Erfinder des damals hopfcnloscn Vieres gewesen sein), hat der Branntwein kein so ehrwürdiges Alter für sich aufzuweisen. Im 12. Jahrhundert erst gelang es einem Orientalen, den Weingeist vom Weine abzuscheiden. Schon im 16. Jahrhunderte, leider durch die Aerzte empfohlen, hatte cr große Verbreitung, uud schon um diese Zeit verfertigten die Italiener durch Zusätze mannigfache Liqueurc. Wir haben verschiedene Arten des Branntweins Korn-, Franz- und Kartofselbranntwcin, Arrak, Wachholderbrannt-wein (Gin, Genevrc), Äranntwein ans den verschiedensten Früchten und unier Zusatz der verschiedenen Stoffe aus dem Wanzenrcichc. (Cremes, Liqueure, Aquavite.) Vi'.inntweiü überhaupt bedeutet jcneü geistige Getränk, wo der Weingeist cineS der hervorstechendste,! Bestandtheile ist- Cr enthält in 1W Gcwichlsthcilen, zwischen 26-60 Gcwichtslheile Weingeist, verschiedene Mengen Wasfcr, verschiedene sliichtige ätherische, oder ätherisch.ölige Bestandtheile, welche ihm sein Aroma, aber auch öfters besonders giftige Eigenschaften ertheilen (Ocuanth-Acther, Fuselöle, darunter das berüchtigte K,n'toffrlfuselöl u. s. w.) und mehr oder min. der Zucker. Der Branntwein hat eine hohe volkswirthschaftliche Bedeutung in zweifacher Hinsicht.- sowohl in Beziehung auf die Stoffe, die zu sciner Erzeugung dicncn, als auch in Hinsicht auf scinc Wirkung. Betrachten wir nach Dietcrici, einem nun versterbe« ncn, ausgezeichneten Statistiker Preußens, die Stoffe, welche in Preußen, einem Lande, das für eigenen Gebrauch und fi'ir die Ausfuhr viel Branntwein erzeugt, im Jahre 1833 zur Vranntwcinfabrikation verwendet wurden, so stellt sich folgende Zusammenstellung heraus. Zur Branntwein-Destillation alldort: Kartoffel ........18,747.734 Scheffel Getreide.........3,316.743 „ Runkelrüben ....... 67 ll „ Wein, Wcinabfälle, Trcber . . . 100.622 Eimer Stein- und Kernobst..... 8620 „ Bier und Bierhefe ..... 463 „ Melasse (Nohrzuckersyrup) n. Nübensyrup 383.639 Zentner. Noch viele andere Pflanzen-Produkte wurden in demselben Jahre in nicht unbedeutender Menge zur Fabrikation des Branntweines verbraucht. Dabei ist zu bcmerkcn, das? der preußische Eimer „ahe ^ größer ist, als der österreichische, und daß der preußische Scheffel beiläufig um etwas mehr als V,« kleiner ist, als der österreichische Mctzcn. In unserem Vaterlandc dürfte das Verhältniß wohl weniger grost sein, als dort; doch ist cs darum auffallend, wcil die Einfuhr nicht unbedeutend ist, und doch in vielen ausgebreiteten Landstrichen der Wein vortrefflich gedeiht. Welche Menge von Nahrungsstoffen geht dabei verloren I Wie viel Hunger könnte durch das zum Branntwein verwendet»: Getreide und die dazu verbrauchten Kartoffeln gestillt werde»! ^ Und Hunger im eigentlichen Sinne des Wortes stiUt der ^ Branntwein nicht. Unsere Leser sahen in den vorhergegangenen Abschnitte»! < die allgemeinen Wirkungen des Weingeistes geschildert; in ! erhöhtem Maße finden sich diese beim Braüulu'cin, der solch ^ bedeutende Mcuge von Alkohol enthält. ^ Der Branntwein wärmt, reizt in geringer Menge die - Verdauung, regt auf, erheitert, in größerer Menge berauscht er und schwächt die Verdauung; andauernder Gebranch de.s-l selben erzeugt stärkere Ftttbildung, so daß nicht bloß der ! Fettpolster unter der Oberhaut bedeutend vermehrt wird, son-! deru auch die Leber, das Herzfleifch, das Muökclstcisch, das Blut u. s. w. mit Fett durchsetzt werden, ^'a daß :>ach imd > nach ihre eigentliche Substanz durch Fcttwilchci'liüg vermin-, dert wird; dabei stumpft sich die Verdauung ab, der Magen ! verschleimt sich, cs entsteht der s. g. chronische Magenkatarrh ! mit Appetitlosigkeit, Sodbrennen, Ausstößen u. s. f., durch ! die Fcttwücherung wird die Bewegung des Herzens abnorm, der Kreislauf des Blutes somit geändert. Das mit Alkohol geschwängerte Blut übt auf Gehirn und Nerven einen eigenthümlichen Rciz aus; nicht nur, d>,ß i stärkere Wallungen gcgen Kopf und Luugeu entstehen, sonderll ! cs wird auch das Nervcnüiark direkte gereizt, und bei forldaucrn-! dem stärkeren Genusse iu scincr Ernährung bedeutend beeinträchtiget. Dah.'r finden wir bei chronische» Säufern ans bcidcn Ursachen bc:vorgegangene Geisteöschwäche (cs cnlsteht Gehirnhöl/leiürassl!sucht und Gehirnschwund) und in F^lge der abnormen Ernährung das Zittern der Hände, oft des ganzen Leibes, die eigenthümliche!» Sinnesverwlrrungen, eine spezifische Geistesstörung, der Säuferwahnsinn, der vorzüglich nach Branntweingenuß eintritt, uud bei öftcrn Wiederholungen den Menschen in geistiger, körperlicher und moralischer Hinsicht aus die ticsste Stufe niederdrückt. Der Branntwein ist jedoch, bezüglich seines starken Wein« geistgehaltes, billiger als die übrigeil geistigen Getränke', er ist der billigste Brennstoff für den menschlichen Körper, der zugleich als Nervenreiz wirkt. Den Armen, welcher die Nacht in kalter Stube zubringt, der ohne wärmendes Früh» stück hinaus in den kalten Wintermorgen tritt, dessen Muskeln wegen ungenügender Nahrung schlass lind matt, dessen Nerven von Noth und Elend abgestumpft si»d, den wärüit um geringen Preis ein Gläschen Branntwein, es regt ihu zu einer bessern Stimmung, zu etwas mehr Thatkraft auf. Freilich ist dieß nicht nachhaltig, und je häufiger er zu diesem Rei;mittel seine Zuflucht nimmt, oesto eher schlägt seine Wirkung ins Umgekehrte um, der Meusch wird willens-schwächcr, geistig stumpfer. (Fortsetzung folgt.) fische mit Zungen und Schlangen mit Füßen. Der Neisende Julius Kögcl erzählt: „Wenn europäische Reisende die Fischmärkte oder auch nur eiuzelne Fisch« Händler auf mauchen molukkischen Insel besuchen, geschieht cs nicht selten, daß ste daselbst Fische zu sehen bekommen, über deren eigenthümliche Beschaffenheit sie vorher noch nie- ^ mals sprechen gehört, oder etwas darüber gelesen haben, ^ wenigstens erging es mir so; denn wenn ich auch über ihre seltsame Gestalt hatte sprechen, oder aber die Farbenpracht ihrer Schuppen und den Wohlgeschmack vieler in der Nahe ^ dieser Insel eingcfangencr Fische hatte rühmen hören, auch meine 'Augen und meine Zunge mich von der Wahrheit des ^ Erzählten gleich anfangs überzeugt hatten, fand ich später ^ ganz unvermuthet und ohne vorher je auf irgend eine Art davon unterrichtet zu sein — hier doch auch noch Fische, de- ^ ren Genuß die Menschen berauscht, alsdann wieder audcrc, deren Augen im Dunkel leuchten, uud endlich sah ich auf Ceram, den Kay- uud Banda-Inseln auch Fische, die mit einer hohlen Zunge verschen waren. Schon mehrmals hatte ich nämlich bemerkt, daß einzelne, von den zum Verkauf augeboteuen Fischen, welche man I!v«n me«>ru (zu deutsch, rother Fisch) nennt, etwas Rundes iu ihrem Maule uud Schlunde trugen, was ich die ersten Male wenig beachtete, und mir dachte, daß dieß ein < kleiner Fisch sei, welchen der größere rothe Raubfisch gerade > in dcm Augenblick erbeutet m;d hatte verschlingen wollen, in welchem er selbst vou ciucm Fischer getödtet ward. Allciu da ich bemerkte, daß namentlich die breiten Ikanmccra ^s gibt nämlich verschiedene Gattungen solcher rothe» Seefische; diejenigen, welcke ich, mit einer Zunge versehen, fand. wa- ! ren 'V; —IV2 ^lle laug und in der Mitte 10—18 Zoll breit, ste hatten verhältnißmäßig größere Köpfe, gewöhnlich auch hochrothe Schuppen, und ihr Leib war breiter, als die der andern Species der Ikaumeera, welche keine Zunge ^ haben) öfters einen vermeintlichen kleinen Fisch im Maul hatten, schenkte ich derartigen großen rothen Fischen besondere Auftuerksamkcit, wobci ich denu gewahrte, daß diesel- ^ den feinen Fisch, sondern cine lunde aber hohle Zunge iu ihrem Maul uud Schlunde trugcn. Dergleichen Fischzungcn sind aber keineswegs dein'u dc: < Vögel oder Säugcthiere, noch denen der Eidechsen und Schlan- ! ! gen ähnlich, sondern ste siud wie eine Fischblase geformt uad 4 bis 8 Zoll lang, sehen weiß uud roth aus, sind aber ^ nur an den Schlund angewachsen, inwendig hohl und leer, während die Haut oder das Fleisch, welches ihre trichterförmige Höhlung uach allen Seiten hin umgibt, etwa ^ einen halben Zoll dick ist; das spitzige Ende der Zunge ist ! nach vorn gekehrt, uud ihr runder ballartigcr Theil befindet stch nahe bei der Kehle des Fisches. So neu und überraschend mir die erwähnte eigenthüm- ! liche Beschaffenheit mancher Fische auf deu molukkischeu Inseln war, so nicht minder befremdete es mich, als ich zu Welte« ^ vreden auf Java eine Schlange zu sehen bekam, welche vier Füße hatte, die ste aber nicht zum Laufen benutzte, indcm ! sie meist geradeso, wie jede andere Schlange kroch. Diese Schlange war reichlich riuen Fuß laug, etwa einen Zoll dick, und hatte eine aschgraue Farbe; ihre je mit drei Zehen versehenen Füße waren indeß höchstens Dreiviertel Zoll lang, uud nicht wie die Veine einer Eidechse auf den Seiten unten am Bauch befindlich, sondern höher oben am Rücken angewachsen, weßhalb ste auch herabhingen, und die Zehen beim Kriechen den festen Boden nur wenig oder gar nicht be> lührten. Dieses Eremplar vterfüßiger Schlangen war das einzige, welches mir vorgekommen ist, während Eiugrborne mir versicherten, daß man auf Java derartige Reptilien überhaupt uicht häufig antreffe, indeß gebe es hier aber doch auch Schlangen, welche nur mit zwei Vorderfüßeu verschen seien. Ferner sagte man mir, daß, wenn die Füße solcher Schlangen beim Kriechen über harte Gegenstände auch keine Dienste leisteten uud uuthätig herabhingen, ste ihren Inhabern beim Fortbewegen über und durch Schlamm oder Sand um so behilflicher wären, und alsdann lebhaft bewegt würden." Literatur. Illustrirtes Familienbuch des östcrr. Lloyd. X. Vaud 2. Heft. Wir haben über den Inhalt dieses periodischen Werkes zur Unterhaltung nnd Belehruug häuslicher Kreise, unsern Lesern stets Rapport erstattet lind werden es auch fernerhin thun, denn das Familienbuch ist iu der That ein, seinen Zweck erfüllendes literarischcs Unternehmen, das alle Auf« merksamkeit verdient. So enthält das neueste Heft eiue recht hübsche Erzählung von A. v. Seruberg: „die rothe Schleife;" einen naturwissenschaftlichen Aufsatz von Dr. M. Pcrty: „die kulturgeschichtlicheil Beziehungen der Thierwelt zur Meusch« heit;" eine biographische Skizze von A. Weißer: „Ch. M. Wieland und seine Freundin Sophie von La Röche;" „Berühmte Persönlichkeiten BcrlinS" von Emil Kuh; „Gedichte" von Robert Hammcrling und einen Literaturbericht von L. Schücking. Drei sehr schöne Stahlstiche: 1. der Quacksalber — 2. Egmout und Klärchcn — 3. die Brücke St. Angelo und St. Pietro zieren das Heft. 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