Der Leilige Vater Pius X. hat der 9?e--baltion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn. Graz, Leitmeritz, Linz, Olniütz, Marburg, Trient. Triest und Wien. der T) Eatl)olifd)ß MlWNZettsüirlfl. e9er Bezugspreise für das Jahr 1926 Ganzjährig: Für Österreich 2 Schil-linge, für Deutschland 2 Goldmark, für Italien und Alto Adige 8 Lire, für die Tschechoslowakei 10 Tschechokronen, für Jugoslawien 24 Dinar, für Ungarn 24.000 ung. Kronen und für die Schweiz : ■ : 2 Franken. Lerausgegeben vom Missionshaus Graz, Paulustorgasse 10, Steiermark. Rest 8. August 1925. XXVIII. Hahrg. fftein neues Arbeitsfeld in 'CransvaaL Von P. Bernhard Zorn, F. 8. C. ......— - — - --------------------------------------------------- tz^kevor ich hier ankam, fehlte es nicht an solchen, die mich glau-: ben machen wollten, daß ich in Maria-Trost nicht viel zu suchen oder zu finden hätte: die Eingeborenen seien schon alle bekehrt! Würde man sagen „v er-kehrt", so wäre das vielleicht richtig. Von wem sollen die Leute bekehrt worden sein? Die Lutheraner wollen von Protestanten aus Berlin, die Wesleyaner von ihren Predigern, die Kalvinisten von Holland aus und andere wieder von anderswoher das Licht erhalten haben. Und was für ein Licht! Ich komme am Auferstehungsfeste in einen großen Kraal. Dort wohnen: die Großeltern, die vor langen Jahren einmal von einem Berliner Prediger für je fünf Schillinge getauft und unter alttestament-lichen Namen ins Register eingetragen wurden, er „Samuel" und sie „Sarah". Seitdem haben sie geheiratet (pardon! sind zusammengegangen!), haben auch acht Kindern das Leben geschenkt und zwei davon verheiratet, d.h. an einen Mann gebracht; nie wieder aber haben sie ihren Apostel oder dessen Kirche gesehen. Obwohl sie sich Christen nennen, haben sie nicht mehr Kenntnis von dem, was sie mit dem Munde bekennen, als die unschuldigen Schafe, die draußen weiden. Von den Kindern, von denen nur das älteste getauft worden sein soll, taufte ich die Kleinsten, wie ich in einem früheren Artikel schon angedeutet. Die Größeren vertröstete ich aus später, wenn unsere Kirche fertig und ich sie genügend unterrichtet hätte. Einstweilen halte ich in der Notkapelle Gottesdienst, predige jeden Sonntag und erkläre den Katechismus in der Zulusprache. Sehr aufmerksam lauschen die Leute meinen Vorträgen und sind sichtlich ergriffen vom Inhalt derselben. So etwas haben sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gehört. Kein Wunder, daß jeden Sonntag mehr Leute kommen und der Raum längst zu klein ist. Zum Glück können wir bald in die neue, große Kirche einziehen. Das wird ein Jubel werden! Im allgemeinen gebe ich mich der Hoffnung hin, daß wir in wenigen Jahren hier Christengemeinden haben dürften, die denen in Uganda wenig nachstehen werden. Beim Baue unserer Kirche habe ich auch einen Mann beschäftigt, der als einer der ersten sich anbot, mir für einen geringen Lohn dabei zu helfen. Fast alle Arbeiter find gut, gelehrig und fleißig, aber Andreas, so heißt mein Held, zeichnet sich besonders aus durch Geschick und Willigkeit. Bei schwerer Arbeit pflege ich den Leuten morgens gegen 10 Uhr eine wenn sie sterben sollte, weiß ich nicht, wohin ihre Seele wandert. Von allem, was du sagst, weiß sie noch nichts; wie kann sie in den Himmel kommen, von dem sie nichts weiß, und wenn sie den Weg nicht kennt, der zu ihm führt?" Mir wurde sofort klar, um was es sich handelte. Also auch dorthin war noch nicht viel Licht gekommen. Weder die afrikanische noch Inneres eirti Rast zu gewähren. In dieser Zeit halte ich eine leichtfaßliche Katechismuserklärung und füge ermunternde und belehrende Beispiele hinzu. Das gefällt den Leuten und prägt sich ihrer Seele tief ein. Eines Tages saß nun Andreas ganz trostlos vor mir und stellte keine seiner üblichen Fragen. Das fiel mir auf. Darum fragte ich ihn und bat ihn, mir doch zu sagen, was ihm über die Leber gekrochen. „Meine Frau ist krank, sehr krank, und Zulukraales. die propagandistische Sonne hat bis dahin vermocht, die Finsternis jener Seelen zu erhellen. Das wahre Licht mußte ihnen geoffenbart werden, das in diese Welt gekommen, um sie mit seinen Strahlen, von Rom ausgehend, zu erleuchten. „Wo wohnst du?", fragte ich ihn. „Dort drüben, am Abhange jenes Berges."—„ Gut, morgen werde ich euch besuchen." Am folgenden Tage zog ich meine Meilenstiefel an und begab mich auf den Weg. Die arme Frau, noch in den besten Jahren, hatte starkes Fieber, Durchfall, Erbrechen und wer weiß, was noch; sie war ganz abgemagert und trostlos. Einige übliche Begrüßungsformeln und ich fing an: „Ich komme von Maria-Trost, bin Missionär, ich liebe die Eingeborenen, wie wenn sie meine Kinder wären. Seit 21 Jahren arbeite ich schon, um euch zufriedener und glücklicher zu machen usw." Der Umstand, daß ich, nachdem ich von ihrer Krankheit gehört, sogleich gekommen war, sie zu besuchen, sicherte mir sofort ihr volles Vertrauen. Ihr Vater, ihre Mutter, ihr Bruder und dessen Frau nebst mehreren andern waren auch zugegen. In kurzen Zügen erklärte ich vor allen, was ich sei und was wir Missionäre überhaupt hier wollten, d. h. nichts, als sie glücklich zu machen. Lange konnte ich nicht bleiben, denn ich hatte viele Leute beim Kirchenbau beschäftigt. Beim Abschied versprach ich, wiederzukommen und sie überhaupt öfter zu besuchen. Später brachte ich ihr auch einige Arzneien. So vergingen mehrere Wochen; bald war die Kranke besser, bald schlimmer, den Unterricht aber wollte sie unter keinen Umständen unterbrochen wissen. Obwohl so schwach, richtete sie sich ab und zu von ihrem ärmlichen Lager auf und erklärte den Anwesenden mit erstaunlichem Eifer, was sie besser als jene verstanden zu haben glaubte. Am 23. April früh morgens kam ein Bote, der mir ankündete, daß die Frau am Sterben sei; sie wünsche mich nochmals zu sehen und habe großes Verlangen, getauft zu werden. Ich ging sofort. Da lag sie, die arme Dulderin und konnte nur mehr mühsam und mit gebrochener Stimme ihre Gedanken ausdrücken. Indes bestand noch keine unmittelbare Lebens- gefahr. Ich wiederholte nochmals die wichtigsten Gaubenswahrheiten und stellte auch einige Fragen an die Anwesenden. So erfuhr ich zu meiner nicht geringen Überraschung, daß die Kranke und ihr Mann von einem wesleyanischen Minister getauft worden waren, daß er es aber nicht so gemacht habe, wie ich es ihnen erklärt. Ich erfuhr ferner, daß sie nie und nirgends eine Heiratszeremonie vorgenommen, sondern nur so zusammengelebt hätten. Ich muß gestehen, ich wurde anfangs ein wenig stutzig. Ruhig überlegte ich dann, was in diesem Falle zu tun sei. Guten Willen zeigten beide, unterrichtet waren sie auch, wenn auch noch nicht genügend; aber die Frau schwebte in Lebensgefahr und bat mich mit aller Anstrengung, um was sie mich schon oft gebeten hatte. Da gab es also kein Zögern mehr. Ich zündete zwei Kerzen an, wovon eine ihr Mann, die andere ihre Mutter hielt. Dann spendete ich ihr unter Bedingung das Sakrament der Taufe. Nun wurde sie ein wenig besser. Darum begann ich, sie auf die heilige Beichte vorzubereiten. Da sie nur sehr-mühsam einige Worte herausbringen konnte, half ich ihr durch Fragen, auf die sie teils stammelnd, teils durch Zeichen antwortete. Ich gab ihr dann die Absolution. Danach traute ich das Paar, wie vorher abgemacht war. Als Zeugen waren gegenwärtig ihr Vater und ihr älterer Bruder. Zuletzt spendete ich ihr noch die Letzte Ölung. Nun wußte sie, wo der Himmel sei und kannte auch den Weg dahin. Alle versicherten mir, daß sie nie so glücklich gewesen wie an jenem Tage. Das war vorgestern. Gestern und heute besuchte ich die Kranke wieder. Heute um 4 Uhr nachmittags lebte sie noch. Was der morgige Tag bringen wird, steht in 8* Gottes Hand. Sicher ist jedoch jetzt schon, daß wir durch diese Akte der Nächstenliebe nicht nur sie, sondern auch alle ihre Angehörigen und Nachbarn für unsere heilige Religion gewonnen haben. Gott sei Dank! Über den endlichen Ausgang der Sache werde ich später berichten. Zum Schlüsse noch einen Zug der göttlichen Gnade. Auf unserer Farm, etwa 3 km von unserem Hause, steht ein Häuserkomplex, die Wohnung dreier Familien. Ein braves Mädchen von dort erhielt auch vor kurzem die heilige Taufe, starb aber schon nach einigen Tagen. Weil dort noch ein Mädchen wohnt, das früher Lehrerin bei den Protestanten gewesen, ging ich hin, um es zu bewegen, katholisch zu werden und dann Dienst in unserer Schule anzunehmen. „Mit Freuden!" antwortete es. Es sei ja gerade deshalb von seiner früheren Stelle zurückgetreten und wünsche nichts sehnlicher, als daß ihm das möglich werde; es wolle nur noch den Vater um Rat und Einwilligung bitten, der sich eine Tagereise entfernt auf der Arbeit befände.*) Das Mädchen ist noch Heidin, hat aber einen so offenen, geraden Charakter, daß ich fürchtete, ihm Unrecht zu tun, wenn ich ihm mißtraute. Da sie in der Schule gut Zulu lesen und schreiben gelernt, zeigte ich ihr einen in jener Sprache verfaßten Katechismus, und als ich sah, daß sie ihn flott lesen konnte und ihn auch, soweit die Sprache in Betracht kommt, verstand, ließ ich ihr denselben zurück und bat sie, jeden Tag darin etwas zu lesen; auch solle sie alle Kinder ihrer Umgebung versammeln und versuchen, ihnen täglich eine oder zwei Fragen beizubringen. Das tut sie nun auch täglich gewissenhaft und mit gutem Erfolge. Die Erklärungen dazu behalte ich mir selbst vor. Noch viele solcher Beispiele könnte ich anführen, jedoch später. Das bisher Gesagte, glaube ich, genügt, um meine Eile zu rechtfertigen, schon jetzt etwas über die Natur meines neuen Arbeitsfeldes zu schreiben. *) Siehe Bild auf S. 117. sr ★ ★ Firn Tbuf)IemubL Von Br. August K a g o l, F. S. C. s\ ★ ★ (Fortsetzung.) -JJ |tn halb 12 Uhr nachts langten wir bei der Haltestelle Rolle an. Der auf der Farm ansässige italienische Händler Pietro S. war anwesend und holte gerade seine Post. Von Lpden-burg aus war ihm unsere Ankunft zwar mitgeteilt worden, der betreffende Brief befand sich aber erst in unserem Zuge und wurde ihm soeben mit seiner Post eingehändigt. Pietro war aber trotzdem der Sachlage voll gewachsen, obwohl er infolge des anhaltenden Regens und der dadurch angeschwollenen Flüsse selbst kein eigenes Obdach für die Nacht hatte. Er bestieg kurzerhand unseren Zug und fuhr bis zur nächsten Haltestelle Mbumba mit, wo er bei einem Streckenaufseher und einem benachbarten englischen Händler Unterkunft für sich und uns zu finden hoffte. Die beiden Männer warteten an der Haltestelle Mbumba und waren sogleich zur Übung der Gastfreundschaft bereit. Wir gingen zunächst in das nahe Diensthäuschen des Aufsehers, wo P. Raffeiner blieb, während wir andern drei die eine Viertelstunde entfernte Behausung des Engländers auf- suchten. Diese bestand in einer runden Hütte mit Strohdach, weißgetünchter Wand und Kalkmörtelfußboden. Der Italiener richtete sich sein Lager am Boden und mir wurde eine kleine Hütte mit einem Bett an- feiner Begleitung befand sich P. Raffeiner. Außerdem hatte er einige Kaffern bei sich, die das Fahrzeug bei Steigungen schoben, während es bei Gefälle mit Zugsgeschwindigkeit auf den Schienen dahinsauste. Der u u i I f ff EP □ — n Die erste schwarze Lehrerin auf der Missionsstation Maria-Trost. gewiesen, die allem Anschein nach das eigentliche Schlafzimmer des Hausherrn war. Der Morgen fand uns als Spätaufsteher. Bald kam der Streckenaufseher mit feinem Schienentroller), mit dem er die ihm zugewiesene Strecke abzufahren hatte. In „Ganger", wie der landesübliche Titel für den Aufseher stst hatte stets die rechte Hand an der Bremse, mit der er jederzeit den Wagen zum Stillstand bringen konnte. Außerdem lief ein Schwarzer mit einer roten Fahne voraus, um Fußgänger auf das nachkommende Fahrzeug aufmerksam zu machen. Die Eisenbahnstrecke ist nämlich in diesem wilden, ungebahnten Busch zugleich die Straße für Weiße und Schwarze. Rechts der Linie dehnt sich die große Sabie-Wildschonung aus, die sich südwärts bis zum Sabieflusse erstreckt und von ihm den Namen hat. Wer in diesem Gebiet Wild erlegt, wird mit Strafe bis zu 200 Pfund Sterling belegt. Wir fuhren etwas über fünf Meilen in nördlicher Richtung und hielten bei dem Lagerschuppen eines Engländers, des Vertreters einer Handelsgesellschaft, der erst seit kurzem hier war. Er lud uns zum Gabelfrühstück ein, das in Anbetracht des Ortes und der Anzahl der ungeladenen Gäste fast schlemmerisch ausfiel. Außer dem Gastgeber und uns war noch ein junger Angestellter der Johannisburger Handelsgesellschaft anwesend. Dieser erzählte uns, daß tags zuvor ein Deutscher, Dr. Sch., dagewesen sei, der im Aufträge der deutschen Regierung nach Südafrika gereist sei, um mit den hiesigen Behörden zwecks Überlassung von 30.000 englischen Acres (= 12.150 ha) zur Ansiedlung deutscher Auswanderer zu verhandeln. Die Herren hatten den deutschen Sachverständigen herumgeführt, der sich befriedigt zeigte über die vorgefundenen Bodenverhältnisse. Es begann wieder zu regnen und wir kehrten mit dem Trolley zu unserem Nachtquartier zurück. Von der Bahnlinie aus konnte man hin und wieder Baumwoll-pflanzungen erblicken, die schönen, gleichmäßigen Wuchs zeigten und eben zu blühen begannen. Die Kulturen werden hier nicht wie in Ägypten künstlich bewässert, sondern die Niederschläge der Regenzeit sind ausreichend für die Entwicklung und Aus- bildung der gewinnbringenden Wollpflanze. Nach Westen hin hatten wir eine schöne Aussicht auf die Drankensberge, die sich unvermittelt und dräuend aus der wellenförmigen Buschebene erheben. Der Nachmittag fand uns in der Behausung des Streckenwärters, einem sauberen Backsteinhäuschen mit mückensicherer Veranda. Unser Gastgeber entstammt einer holländischen Seemanns-samilie, wanderte jung nach Südafrika aus, versuchte sich dann vier Jahre in Nordamerika, kehrte aber von dort gern nach Südafrika zurück. Wohnung, Nahrung und Kleidung sind bei ihm reinlich, Küche und Haus besorgt ihm eine Kaffernfrau. Am Abend suchten der Italiener und ich unser Nachtlager wieder bei dem freundlichen Engländer auf. Pietro war in einer merkwürdigen Lage. Er wohnte jenseits des Sandstusses und war am Dienstag noch glücklich herübergekommen, obwohl die Flüsse und Bäche sehr hoch waren. Der fortgesetzte Regen machte sie mehr anschwellen, so daß er einstweilen nicht daran denken kann, in sein Haus zurückzukehren. Wir hatten darauf gerechnet, bei ihm wohnen zu können, nun war er selbst aus die Gastfreundschaft seiner Freunde angewiesen. Den ganzen folgenden Vormittag regnete es. Den Morgenimbiß brachte unser Koch erst um 11 Uhr fertig. Das hatte seinen guten Grund. Die Eingeborenen stehen nämlich im feuchten Monat März im Zeichen der „Marula". „Marula" ist ein schöner, zweihäusiger Baum namens Sclerocarya caffra, mit pstaumengroßer, gelbgrüner Frucht, die zwischen der Verben Haut und dem harten Samen einen weinsäuerlichen Saft enthält. Die Eingeborenen nennen Baum, Frucht und das daraus be- rettete berauschende Getränk „Marula", welch letzterem sie sehr ergeben sind, und darum auch Frucht und Baum hochschätzen. Wer es mit ihnen verderben will, der braucht nur einen weiblichen Marulabaum umhauen. Die Frauen sammeln die Früchte, pressen den Saft aus und bringen ihn zur Gärung. Es dauert etwa acht Tage, bis das leicht getrübte, stark berauschende Getränk trinkreif ist, doch warten die durstigen Seelen meist nicht so lange. Zur Zeit der Marulareife, die eben in den März fällt, wird jeden Nachmittag und Abend und bis in die späte Nacht hinein gezecht, gesungen und getanzt, bis alle betrunken sind. Zu meinem Bedauern muß ich feststellen, daß das schwache Geschlecht dabei voll und ganz seinen Mann stellt, ob zur Entschädigung für die gehabte Mühe in Herstellung des Göttertrankes oder aus erzieherischen Gründen, weiß ich nicht. Daß nach so angestrengter Nachttätigkeit der hoffnungsvolle Kochjüngling nicht in aller Frühe mit einem französischen Menü aufwarten konnte, ist klar. (Fbrtsetzung folgt.) > Nach Craiisvaal! \\ ♦ Reisebericht des hochrvürdigen P. Dr. Rafshner, F. S. C. 1 (Fortsetzung JJ WMon der Seereise selbst nun wäre wohl manches Interessante zu Iyllsll») berichten für einen Tintenmann, der eine feine Beobachtungsgabe mit sich nehmen konnte. Da dies bei mir aber nicht der Fall ist, werde ich mich zum Trost der Leser recht kurz fassen, um so mehr als welterschütternde Ereignisse nicht eingetreten sind. Von Hamburg bis Antwerpen verbrachten wir bei sehr ruhiger See die Zeit damit, uns gegenseitig kennenzulernen, das neue Heim zu besichtigen, kurzum die Neugierde zu befriedigen, wie es Dörfler zu tun pflegen, wenn sie das erste Mal in die Stadt kommen. Befürchtungen und Vermutungen wurden ausgetauscht mehr als notwendig war; denn draußen war nichts zu sehen als graue Wolken, Regenschauer und Schneetreiben. Am 15. Dezember bogen wir in die breite Schelde ein, mußten jedoch eine Nacht und fast einen Tag in der Mündung liegenbleiben, t« der Hafen von Antwerpen mit Soffen überfüllt war. Ant-iverpen besitzt eine herrliche Hafenanlage, h.at aber any einen Verkehr, wie wir ihn so nst nirger^s beobachtet haben. Unter de>n herrliche' Kirchen ragt die Kathedrale m it ihrem chönen gotischen Turm her-vo r. Da und dort sind noch die Spuren d"'r bekanntet Beschießung zu beobachten, arch allerbester im Andenken und in der Gesinnung dr Bevölkerung. Ich glaube nicht, daß außer den üblichen Beamten a ach nur eit Belgier unser Schiff betreten hoch Das Militär macht nicht gerade den bes'ten Eintruck, hat aber seit dem unrühmlichen Sieg in der Achtung der Be-völke rung bedeutend gewonnen. Dev- „Uüramo" nahm bei 2000 Tonnen Ladung- ein und fuhr am 17. wieder zum Tempel hinaus über den Kanal, an den englischen Kalkfelsen vorbei nach Southampton. Das Schiff warf weit draußen vor der Stadt Anker und fuhr dann weiter, hinein in den gefürchteten Golf von Biskapa, wo wir noch das Nachwehen eines Sturmes zu verspüren bekamen. Mächtige Dünenwogen schaukelten unser Schiff und dieses schaukelte seine Bewohner, wodurch manche Unordnung flucht ergriffen, aber von meiner Steuerabgabe ist kein Fischlein fett geworden. Das Schicksal hat bei dieser Gelegenheit mit einem sonst lieben Herrn Schabernack gespielt. Der paßte schon lange mit seinem photographischen Apparat auf die günstige entstand. Mancher Magen get et in Revolution und zog seinen Besitze mi;t unwiderstehlicher Gewalt, oft m't Blitzesschnelle selbst vom Tische weg hinunter in die einsame Kabine, wo dann Dinge geschahen, die eine saubere Feder sich sträubt niederzuschreiben. Einmal, um aufrichtig zu sein, habe auch ich die Fahnen- Gelegenheit, das erste Opfertier im tragischen Moment zu knipsen und dessen Bild zum allgemeinen Gaudium auszustellen. Eines schönen Morgens stehe ich wie gewöhnlich auf Oberdeck hinten an Steuerbord und gehe meinen Gedanken nach. Da höre ich unter mir eilige Tritte, dann ein merkwürdiges Stöhnen wie das eines sterbenden Sünders. Ich sehe hinunter und sehe zu meinem Schrecken — nein, zu meinem Ergötzen den famosen Photographen weit über Bord gebeugt höchst eigenmündig und ganz öffentlich das erste Opfer entrichten. Und da zum Schaden der Spott nicht fehlen darf, so rief ich hinunter: „Sie, Herr v. P., möchten Sie mir nicht einmal Ihren Apparat leihen?" Die Antwort habe ich nicht verstanden, da sie durch einen neuerlichen Ausbruch des rebellischen Magens ins Meer geschwemmt wurde. Aberder Wunsch, ähnliche Bilder zu erhalten, ist ihm vergangen. In jener Zeit gab's manch leeren Platz am Tisch, aber man nahm die Sache nicht so tragisch; und wenn der Patiönt wieder zum Vorschein kam mit bleichem Gesicht, so konnte er am Gelächter erkennen, daß man ihm allgemeines Interesse entgegenbrachte. Die dritte Klasse war überhaupt der gemütlichste Teil des Schiffes. Allmählich kam die spanische und dann die portugiesische Küste zum Vorschein. Die ersten Delphine erregten durch ihre interessanten Sprünge unsere Aufmerksamkeit. Am 22. Dezember abends gingen wir angesichts der herrlich gelegenen Hauptstadt Portugals in der Mündung des Tajo vor Anker. Das Schiff wurde sofort von einem ganzen Schwarm echter Galgengesichter überschwemmt. Aus den Küchen und Speisesälen wurden sie von den Stewards sanft hinausbugsiert. Für die Sicherheit der Kabinen trugen die Fahrgäste selbst Sorge. Als der erste Sturm vorbei war, begann das Feilschen mit Ansichtskarten und Südfrüchten, wobei die meisten Käufer ordentlich angeschmiert wurden; denn die Orangen waren blitzsauer und die Ansichtskarten um das Doppelte zu teuer. Wenn man zwischen diesen portugiesischen Hafenpiraten und den bekannten neapolitanischen Gassenstrolchen einen Vergleich zieht, so glaube ich, daß die ersteren in Bezug auf Lärmmacherei, Aufdringlichkeit und Gewandtheit die Prämie gewinnen. Im Fluchen, ja, da suchen letztere auf der ganzen Welt ihresgleichen. Unterdessen wurde der Schiffsmagen einer kleinen Kur unterzogen, die glücklicherweise nicht viel Zeit in Anspruch nahm, und so konnten wir am 23. früh in die See stechen und Europa Lebewohl sagen. Bei herrlichem Wetter feierten wir auf dem Weltmeer Weihnachtsabend. Mit Tannenbäumchen hatte man sich schon in Hamburg versorgt, ebenso mit dem nötigen Zubehör. Zuerst wurde das Weihnachtsevangelium der heiligen Christnacht vorgelesen, dann ertönten unter freundlicher Teilnahme der Schiffskapelle die alten, bekannten Weisen unserer deutschen, schönen Weihnachtslieder. Auch gab's reichliche Geschenke für jung und alt, die selbst die Juden nicht abwiesen. Der Herr Kapitän, ein alter Seebär, kam auch herunter und so saßen wir lange Stunden beisammen wie zu Hause, Kinder alle des einen Gottes, in Eintracht und Liebe; und doch kannten viele diese Liebe nicht, die uns die heilige Nacht bescherte. Am Weihnachtstag selbst war der Gottesdienst wohl am besten besucht. Nur einzelne, ganz „fein" gebildete Herren der 1. und 2. Klasse, die die heilige Nacht schon durch Saufgelage entweiht hatten, vergaßen die Regeln des Anstandes durch laute Bemerkungen über uns, so daß selbst ein protestantischer Beamter des Schiffes aus seiner Entrüstung kein Hehl machte. Gegen Mittag zeigte sich in der Ferne das schneegekrönte Haupt des 3500 m hohen Pik von Teneriffa, das alsogleich Zielscheibe aller vorhandenen Ferngläser, Operngucker usw. wurde. Am Abend warf der „Usuramo" auf der Reede der schönen Hauptstadt St. Cruz Anker. Die Stadt selbst war nach alter, schöner spanischer Sitte gelegentlich des großen Festes reich beflaggt. Wir konnten sie leider nicht besuchen, denn nach wenigen Stunden schon ging es wieder weiter und am nächsten Morgen, am Stephanitage, lagen wir schon im Hafen von Las Palmas auf der Großen Kanarischen Insel, wo der „Usuramo" „Jausestation" hielt, d.h. Kohlen faßte. So hatten wir Gelegenheit, uns den Hasen und die zirka 4 km entfernte Hauptstadt Las Palmas näher anzuschauen. Der Ort zählt bei 40.000 Einwohner, meist Spanier oder Mischlinge, die uns Deutsche gar nicht unsympathisch betrachteten. Es siel uns auch auf, daß viele Sachen in den Auslagen, zumal die Spielwaren, deutsches Fabrikat sind. Selbstverständlich als ganz „Klerikale" besuchten wir zuerst die Kathedrale, wo gerade Hochamt abgehalten wurde und zwar mit schöner Choralbegleitung. Nach alter, schöner spanischer Sitte tragen die Damen in der Kirche alle einen schwarzen Schleier, die Jungfrauen einen weißen. Sehr freundlich war die Aufnahme bei den spanischen Salesianerinnen, die ein Heim unterhalten für kranke, alte Frauen. Alles war nett eingerichtet. Die ehrwürdige Mutter Oberin war nicht wenig in Verlegenheit, als ich sie fragte, ob sie ihren Heiligenschein verloren hätte, denn die Sakristeischwester hätte einen gefunden. Eine Flasche kanarischen „Muskatellers" stellte aber die Eintracht bald wieder her. Am Konvent der Franziskaner mit ihrem primitiven Gymnasium kamen wir auch nicht vorbei. Vom Kirchendach aus genossen wir eine herrliche Aussicht und unten im Hose eine ausgezeichnete Zigarre, die uns der P. Superior verständnisvoll überreichte. Dafür wurde er von einem Reisekollegen abgeklapst. Gegen Mittag kehrten wir endlich zu unserer Arche zurück, fanden aber das Deck III. und II. Klasse in einen Jahrmarkt verwandelt. Mit allem Möglichen wurde gehandelt und gefeilscht, meistens mit Seidensachen- Südfrüchten und Tabakfabrikaten. Die Kerle waren nicht frech, aber immerbin schlau und auf ihren Vorteil bedacht; doch wer auf Erden wäre das nicht? Aber man konnte sich mit diesen Rittergestalten dunkler Herkunft einen Spaß erlauben, den sie auch eventuell zu quittieren verstanden. So z. B. verlangten sie anfangs für 12 Orangen eine Mark, dann für 15 und 20. Ich handelte ein ganzes Körbchen ein um 3 Mark. Es waren 69 gute Stück darin. Mein Tischnachbar, ein junger Lehrer, wollte auch so ein Geschäftchen machen, ging auf meinen Lieferanten zu und brachte sein Anliegen vor. Der war's zufrieden und seilte von seiner Barke das Körbchen herauf. Anderen Tags stellte es sich heraus, daß unten die Hälfte der Früchte faul war. So auch in anderen Waren; wenn man allzuviel mit dem Preis herabdrückte, war man durch irgendeine geschickte Manu-pulation immer der Blamierte. Beim Geldwechsel rechnete mehr als einer das englische Pfund nur mit 19 Schilling; ob er nun heimlich was abzwicken wollte oder ob er nicht bis 20 zählen konnte, bleibe dahingestellt, vielleicht sind beide Annahmen zutreffend. — Rechts von uns lag aus der Reede direkt am Molo ein großer englischer Frachtdampfer, der vor Wochen das Ziel verfehlte und sich unten am Bauche eine ordentliche Schramme aufrannte; er wird noch auf geraume Zeit bettlägerig sein. Abends kam noch ein Auswandererkasten der Cosulich-Linie aus Triest an — auch um Kohlen zu fassen —, dessen Schornstein noch die österreichischen Farben trug, hinten am Steuerbord flatterte als Schwänzleiu freilich die italienische Trikolore. Er lief eine halbe Stunde vor uns aus nach Südamerika, dem Zufluchtsorte der bella Italia. Wieviel Elend und Hoffnung mochte dies Fahrzeug wohl über das große Wasser schleppen! Am 27. Punkt 12 Uhr ließ auch unser Schiff zum zweitenmal seine durch Mark und Bein gehende Baßstimme vernehmen, drehte sich um die eigene frisch geschmierte Achse und hinaus ging's ins weite Weltmeer! (Fortsetzung folgt.) it P. Wilhelm idantyoljer, der erste nSifponär der SchMuk. 2 it Von P. Isidor Stang, F. S. C. (Fortsetzung.) it ——^ der Gründung der Station Lul konnte P. Banholzer wie auch die übrigen Missionäre nur eine gewöhnliche Hütte, wie sie die Eingeborenen auch haben, bewohnen. Noch im ersten Jahre ging diese in Flammen auf. P. Wilhelm beschloß, nun gleich 'für die Zukunft vorzusehen und ein Haus aus gebrannten Ziegeln zu bauen. Ein kleines Häuschen aus ungebrannten Steinen hatte sich der vielen weißen Ameisen wegen nicht bewährt. Der schwarze Lehmboden des Landes wird sehr schnell rissig und muß daher, bevor man ihn zum Ziegelbrennen gebrauchen kann, reichlich mit Sand vermischt werden. Sand fand sich in reicher Menge schon in einer Tiefe von einem Meter. Das Sand-Graben kostete allerdings wegen des harten Bodens und der brennenden Hitze viel Mühe und Schweiß. Für Lehm und Sand war also gesorgt, es fehlte nun nur noch Wasser und das .Brennen konnte beginnen. In der Nähe der Missionsstation wurde ein tiefer Brunnenschacht in die Erde getrieben und man stieß wirklich in einer Tiefe von 8—10 m auf Wasser. Wir hatten gehofft, daß uns der Brunnen zugleich auch kühles Trinkwasser bieten werde, doch diese Hoffnung wurde uns zu „Wasser", denn was wir fanden, war stark salzhaltig. Wir mußten also wie bisher unser Trinkwasser weit weg aus dem Nil holen. Die Herstellung der Backsteine ging sehr langsam vor sich und erforderte die ganze Geduld der beiden Brüder Zyrill und Jakob. Die ungeschickten Schilluk-burschen wollten die ungewohnte Arbeit gar nicht lernen. Als genügend Steine gebrannt waren, ging es an den Bau einer kleinen Kapelle und eines Wohnhauses für die Missionäre. Das neue Missionshaus wurde einstöckig gebaut, mit doppelter Veranda versehen und mit Wellblech gedeckt. Während dieser Arbeit forderte das Sumpfklima das erste Opfer durch den heiligmäßigen Tod der Schwester Oberin von Lul, Schwester Josefa. Im nächsten Jahr wurde auch das alte Haus der Schwestern durch einen neuen Backsteinbau ersetzt. Im gleichen Jahr vernichtete das Klima wieder eine tüchtige Kraft: Bruder Heinrich Blank erlag einem heftigen Malariafieber, Mitte Oktober 1905. Dieser Todesfall war für P. Banholzer besonders schmerzlich, weil Bruder Heinrich bei den.Schilluk wegen seiner großen Leutseligkeit, doch vielleicht mehr noch wegen seiner bedeutenden Kenntnisse in der Medizin, die er praktisch wohl zu verwenden wußte, sehr beliebt war. Seine ärztliche Tätigkeit hatte ihm den Ehrentitel Hakim Pasha, d. h. „großer Arzt", eingebracht. Heute noch ist sein Andenken im Lande gesichert und gar mancher dankbare Schilluk hat seinen Knaben nach ihm Hakim genannt. Pater Banholzer verstand es trefflich, die Schilluk bei der Arbeit zu beaufsichtigen. Ohne jede Härte spornte er sie an, wacker zuzugreifen. Durch kleine Geschenke, vor allem aber durch sein eigenes Beispiel suchte er sie zu gewinnen. Man muß ihn selbst gesehen haben, wie geschickt er all die vielen schwarzen, unbeholfenen Hände zu beschäftigen wußte! Von den vielen anstrengenden körperlichen und geistigen Arbeiten erschöpft, trat er am Ostertage des Jahres 1906 seine erste Reise nach Europa an. Als Student der Theologie hatte er die teure, schwäbische Heimat einst verlassen, als gereifter Mann und praktischer Missionspriester kehrte er in den Ort seiner Jugend, in die alte Reichsstadt Rottweil, zurück, um seine alte Mutter und seine Geschwister zu besuchen und sich zu erholen. Mit Wehmut wird er wohl am Grabe seines Vaters gestanden sein, der während seines Wirkens in Afrika gestorben war. Nur zu schnell verstrichen die ruhigen Tage im Kreise seiner Angehörigen. Im Heft 8 Stern der Neger 125 September hieß es wieder Abschied nehmen. Nachdem er im Missionshause noch die heiligen Exerzitien gemacht hatte, schiffte er sich wieder nach Afrika ein und war bereits Mitte November wieder in seiner Station Lul. mit den Häuptlingen sowohl wie mit allen anderen. Und langsam brach das harte Eis, er gewann immer mehr ihr Vertrauens Es verging kein Tag, an dem nicht Knaben und Jünglinge, Männer und Frauen und Mädchen oft von weit ■. s;v>; " ' L M* : P. Wilhelm Banholzer mit seiner Mutter. Mit neuem Mut und neuer Schaffensfreude setzte er sein begonnenes Werk fort, das Schillukvolk für den Empfang der Heilswahrheiten geneigter zu machen, gegen ihren tief eingefleischten Fremdenhaß anzukämpfen. Neben seiner genauen Kenntnis der Sprache, Sitten und Gebräuche des Volkes diente ihm dazu seine Herablassung, sein freundlicher Verkehr her kamen, um den guten Abundit kennenzulernen, ihn in allen möglichen Angelegenheiten und Streitfragen, die ja im Lande der Schilluk so häufig sind, um Rat zu fragen. Bald drängten sich auch Knaben und Jünglinge zur Arbeit im Missionsgarten, um sich das nötige Geld für die Vieh- und Kopfsteuer zu verdienen. Um mehr Burschen beschäftigen zu können, ließ P. Banholzer ein großes Feld urbar machen. Hirsekorn, Mais und Bohnen pflanzte er darauf. Auch den Missionsgarten am Weißen Nil ließ er vergrößern. Oft besuchte er selbst feine zahlreichen Arbeiter und das war dann ein freudiges Grüßen und Scherzen, sobald sie ihn kommen sahen. Bald war er umringt von feinen lieben schwarzen Kindern, großen und kleinen. Es war ein schönes Bild, wie er so in ihrem Kreise auf dem Boden saß, vertraulich mit ihnen plauderte, in schlauer Weise, unbemerkt nach ihren Sitten und Gebräuchen sie ausforschte und vor allem, wenn er ihnen erzählte von den tröstlichen Wahrheiten unseres Glaubens. Auch die Viehzucht sollte P. Wilhelm ein Mittel sein, die Leute zu gewinnen. Der Schilluk ist ein leidenschaftlicher Viehliebhaber. Jeder Vater gibt seinem Knaben schon in den ersten Jahren ein Schäflein zum Geschenke, dem später noch mehrere folgen. So wird das persönliche Interesse an der Viehzucht geweckt und gepflegt. Wenn dann der Bub, größer geworden. durch Jahre hindurch das Vieh seines Vaters hütet, so weiß er in der Herde auch seine eigenen Stücke und das erhöht seine Wachsamkeit und seine Freude am Geschäft. So ist es nicht zu wundern, daß das Vieh dem Schilluk alles ist, sein ganzer Reichtum und sein Stolz. Seine Achtung vor dem Nächsten richtet sich nach der Anzahl der Kühe und Ochsen, die jener sein eigen nennt. P. Banholzer hatte sich schnell die nötigen Kenntnisse in der Viehzucht angeeignet. Wie er es verstand, den Viehstand der Mission zu gründen, habe ich früher schon berichtet. Jetzt ging er daran, ihn immer mehr zu vergrößert), Nach einigen Jahren schon hatte die Mission eine stattliche Herde von Schafen und Rindern. Getreu seinem Grundsätze, sich den Landesgebräuchen, soweit nur möglich, anzupassen, betrieb er auch die Viehzucht in der Weise, wie es die Schilluk taten. Die Ställe waren nach heimischem Muster, dabei schön und säuberlich eingerichtet. Die Neger staunten darüber und sagten, der Abundit habe Viehställe wie sonst nur ihr König. (Forts, folgt.) (r * Flus der fDiffionsgesd)id)te Japans. A\ ★ * (Fortsetzung.) ~JJ Hjk Fortschritte des Reiches Gottes in Japan versetzten die Hölle in größte Wut. Das dunkle Gewölk der Verfolgungen braute sich über der jungen, blühenden Kirche zusammen. Wie so oft war auch hier die Lasterhaftigkeit des Fürsten in der Hand Satans gleichsam der Hebel, um den herrlichen Gottesbau zustürzen. Der damalige Kaiser Taikosama war von derselben unseligen Leidenschaft beherrscht wie König Heinrich VIII. von England. Als seine Elemente auch aus der christlichen Gegend von Arima die schönsten Mädchen in den kaiserlichen Harem entführen wollten, stießen sie auf heftigen Widerstand, Darob geriet Taikosama, der wie alle Tyrannen jeden Widerspruch unerträglich fand, völlig in Harnisch. Seinen Lüsten willfährig sein, hieß er den schuldigen Gehorsam leisten; seine schandvollen Zumutungen zurückweisen, war ihm gleichbedeutend mit Revolution. Zornig rief er aus: „Da die Christentöchter so unterwiesen werden, daß sie ihrem Herrn und Kaiser keinen Gehorsam mehr leisten, werde ich es schon anzugehen wissen, daß bald kein einziger Christ mehr in Japan existiert." Kurzerhand verwies er den Lehrern und Geistlichen unter Androhung der Todesstrafe den Aufenthalt in seinem Reiche. Allein die Missionäre beschlossen, unter allen Umständen, und koste es das Leben, bei den Gläubigen auszuharren. Der König Protasius von Arima begab sich selbst an den Hof des Kaisers, um die Zurücknahme des Befehls zu erwirken. Indes seine Bemühungen waren ohne allen Erfolg. In der Zwischenzeit hatte der Kaiser durch seine Truppen bereits die Kirchen plündern und alle christlichen Wahrzeichen niederreißen lassen. Wer hätte auch nur vermuten können, daß selbst ein Protasius der Zeder aus dem Libanon vergleichbar war, die der Sturm entwurzelte. Wer begreift da nicht, wie notwendig das Gebet für die Mission ist, da eben der alte Adam auch im Neubekehrten noch viele Andenken hinterläßt. Der König von Arima war alt geworden. Er dachte an die Zukunft seines Sohnes. Ein reiches Erbe wollte er ihm hinterlassen, die Grenzen seines Reiches sollten sich ausweiten. Protasius glaubte dies erreichen zu können, wenn er sich beim Kaiser einen Stein ins Brett setzte. Ein Orkan hatte ein reichbeladenes portugiesisches Handelsschiff an das Gestade von Arima verschlagen. Um bei dem Kaiser lieb Kind zu werden, ließ er sich von ihm eine Vollmacht ausstellen, daß er zugunsten des kaiserlichen Schatzes das Schiff plündern dürfe. Eine Forderung gegen Recht und Gerechtigkeit. So meinte er, mit der ersten Stufe des Verbrechens auch die erste Stufe zur Verwirklichung seiner hochfliegenden Pläne betreten zu haben. Schnell schritt er weiter, kühn voran — ins Verderben. Sein Sohn war seit Jahren mit einer ihm ebenbürtigen Fürstentochter verheiratet. Der Vater veranlaßte ihn, dies Ehebündnis zu zerreißen und eine Base des Kaisers zur Frau zu nehmen. Verschwägert mit dem Kaiser, bei dem er sich durch einen Bruch des Völkerrechtes einzuschmeicheln verstanden hatte, wähnte er, nunmehr seinem Ziele nahe zu sein. Der Kaiser würde ihm den größien Teil des Landes Figen, das einst seine Vorfahren besaßen, zuweisen. Freilich mochte er dieses Ansinnen nicht offen und ohne weiteres stellen, aber er hatte seine Pläne gut eingefädelt. Dai Zachi, ein kaiserlicher Minister, der viel bei Hofe galt, aber auch durch seinen stets leeren Geldbeutel bekannt war, sollte das Werk ins rechte Fahrwasser leiten. Reichliche Geschenke sind unter solchen Umständen immer der beste Schlüssel zur Gnadenkammer des Fürsten. Und daran ließ Protasius es nicht fehlen. Aber Dai Zachi hielt nicht Wort. Er steckte Geld und Geschenke gierig ein, ließ aber die Angelegenheit unberührt liegen. Ein ganzes Jahr verstrich und der Mittlersmann hatte noch mit keiner Silbe die Sache beim Kaiser erwähnt. Unterdessen aber war der Goldregen öfter über ihn herniedergegangen. Hatte er bisher mit fadenscheinigen Ausflüchten seine Untätigkeit zu bemänteln gesucht, so ging das nun nicht mehr. Der Kaiser befand sich aber in einer so üblen Laune, daß es unmöglich war, ihm mit einem solchen Anliegen zu kommen. Der geschmeidige Höfling wußte sich zu helfen. Er setzte im Namen des Kaisers einen Belehnungsbrief auf, in dem Protasius alle die erstrebten Reichsgüter als Eigen- tum übertragen wurden. Der alte König war voll eitler Freude darüber und spendete dem treulosen Freunde große Summen Geldes für seine Dienstleistung, Das Glück war also Protasius hold gewesen. Es fiel ihm jedoch auf, daß Dai Zachi bald wieder Geld brauchte, um verschiedene Formalitäten noch durchzusetzen. Verschiedene andere Umstände brachten den König ebenfalls auf deu Gedanken, es möchte schließlich doch nicht alles so ganz klar sein. Da er vom Minister immer wieder ausweichende Antworten erhielt, wollte er sich schließlich selbst Klarheit verschaffen. Er berief seinen Sohn und dessen unrechtmäßige Gemahlin, die Base des Kaisers, und legte ihnen seinen Plan vor. Es dünke ihm am besten, wenn sie alle drei an den Hof des Kaisers zögen, um mit Dai Zachi und, wenn nötig, mit dem Kaiser selbst die Belehnungsfrage zu besprechen. Beide waren bereit. In der Stadt Furien, sechs Tagereisen vom Hof des Kaisers entfernt, wollten sie zusammenkommen und die letzten Beratungen vornehmen. Protasius war es zufrieden. Nun aber waren die Absichten seines Sohnes und der kaiserlichen Base ganz andere als die des alten Königs. Warum, so sagten sie sich, sollten sie zugunsten eines alten Mannes beim Kaiser sich verwenden? Wenn der König rechtlich denken würde, so hätte er sie schon lange auf den Thron von Arima erhoben, anstatt immer noch die Zügel der Regierung in der zitternden Hand zu halten. (Fortsetzung folgt.) Nachrichten äes^heOlogen-fNissiONS-Verbancles Österreichs. Kakh. Akad. Missionsverein, Graz, Priesterhaus. ir eröffneten unsere Tätigkeit im Studienjahr 1924/25 mit einer Versammlung am 9. November 1924. Herr Dr. Friedl, Sekretär der katholischen Heidenmission in Graz, legte in seinem Vortrage die Notwendigkeit der Heidenmission dar und forderte alle Theologen auf, am Missionswerk mitzuarbeiten. Im anschließenden Lichtbildervortrage behandelte er das „Leben des Missionärs". Eine zweite Versammlung wurde am 13. November einberufen. Hochw. Herr Niedlich hielt ein Referat über „Die Missionslage und Mödling". Er zeigte kurz ein Bild der Missionen in den verschiedensten Ländern und rief alle auf, sich recht eifrig an der Ausbreitung des Reiches Christi zu beteiligen. Er befürwortete besonders die Zirkelarbeit und gab praktische Ratschläge. Am 4. Dezember fand gemeinsam mit der „Unio cleri“ eine Missionsakademie statt. P. Wohnhaas, F. S. 0., behandelte im Hauptteil seiner Rede den gegenwärtigen Stand der Missionen. Mit dem Wunsche, es möge das Jubeljahr 1925 ein Werbejahr für die Missionen werden, schloß er seinen Vortrag. Die Schlußversammlung wurde am 24. Mai 1925 abgehalten, in der kurz die Missionstätigkeit im abgelaufenen Studienjahre überblickt wurde. In allen Theologen ist der Missionsgedanke lebendig, wie es auch die öftere Generalkommunion, die von Zeit zu Zeit abgehaltenen Zirkel, die Missionslektüre (58 Zeitschriften und 50 Kalender) und die öfters veranstalteten Geldsammlungen zeigten.