aibcher TaMtt. -tedaction und Expedition: Babnhosgasie Nr. Ib. Nr. 13V. WWW Donnerstag, 10. Juni 1880. — Morgen: Barnabas. '.r 13. Mit der Post! «an„iihr. ft. 1». >eige» bi« d Zeilen M kr. IosertiontPreile: Liii- ' Zur Aufhebung der Collectur. Unter den Vorlagen, welche dem Landtage von Seite des Landesausschusses zur Berathung und Beschlussfassung vorgelegt werden sollen, befindet sich eine auf die Aufhebung, beziehungsweise Ablösung der Natural^ ,.rben an Geistlichkeit und Kirchen hinauszielende Gesetzvorlage. Das „Laibacher Tagblatt" hat diesen Gegenstand bereits vor Jahresfrist wiederholt besprochen, und eine im Spätsommer 1879 an die Redaction eingesendete und von ihr auch veröffentlichte Zuschrift aus den Kreisen der Landbevölkerung war der beste Beleg dafür, dass die von uns verfochtene Anschauung, welche in den sogenannten Collecturen nur den Ueberrest einer mittelalterlichen, an Robot und Zehent gewöhnten Besteuerungsmethode erblickt, auch in den von der Collectur betroffenen Bevölkerungsschichten eifrige Anhänger findet. Mit Rücksicht hierauf könnten wir es daher ganz unterlassen, dieses Thema nochmals zur Sprache zu bringen, wenn nicht gerade gegen den die Ablösung der Collectur bezweckenden Gesetz-anlrag eine vom Clerus angeregte und von den Nationalen unterstützte Agitation eingeleitet worden wäre, welche vielen Gemeinden Veranlassung gab, sich gegen die ihnen vom LandesauSschusse zugedachte Wohlthat einer Beseitigung des letzten Restes der Zehentwirtschaft auszusprechen. Dass es ein Theil des Clerus sehr ungern sieht, wenn ihm anstatt der Collectur, die besonders in guten Jahren ein erkleckliches Sümmchen abwirft und welche selbst in schlechten Jahren ohne Rücksicht auf den dringendsten Hausbedarf der Zehenttrüger entrichtet werden muss, alljährlich eine bestimmte Ablösungssumme gezahlt würde, ist leicht begreiflich. Noch begreiflicher wird diese Thatsache da- durch, wenn man bedenkt, dass bei Aufhebung der gesetzlich bestehenden Collectur auch die sogenannten freiwilligen Sammlungen gefährdet würden, deren Bestand eben nur aus der Gedankenlosigkeit erklärt werden kann, mit welcher man hie und da jeden Wunsch der Geistlichkeit selbst dann als ein heiliges Gebot betrachtet, wenn er aus dem schmutzigsten Eigennutz entspringt. Aber ganz unbegreiflich ist es, wenn die Landbevölkerung gegen eine Entlastung ihrer selbst deshalb protestiert, weil durch dieselbe ihren geist-lich-politischen Führern ein Vortheil entgehen könnte. Man sagt zwar, dass der Bauer viel leichter mit den Erzengnissen seines Feldes, als mit barem Gelde zahle, und wir wollen unter gewissen Voraussetzungen diesen Einwand auch gelten lassen. Aber bei dem Umstande, als in verschiedenen Jahrgängen je nach dem wechselnden Geldwerte der Naturproducte auch der Wert der Collecturen in eben diesen verschiedenen Jahrgängen ein sehr verschiedener sein muss, ist es klar in die Augen springend, dass die Collectur geradezu als eine niit dem od^rne." ^".lersystem ganz unvereinbare, veraltete Abgabe zu bezeichnen ist. Wir nehmen daher auch keinen Anstand, zu bemerken, das- die Unterstützung, welche die Nationalen der gegen die Ablösung der Collectur gerichteten clericalen Agitation zuwenden, in die Klasse jener politischen Wohldienereien gehört, bei welchen der Parteistandpunkt über das Volkswohl geht — eine Classificierung, für deren Einbürgerung sich Graf Hohenwart bekanntlich schon so manches Verdienst, allerdings nur zum Nachtheil seiner Wähler erwarb. Wir für unseren Theil können mir einer an uns gerichteten, vom 4. d. datierten Zuschrift aus Oberkrain beistimmen, welche ausdrücklich erklärt, dass die Bevölkerung das vollste Recht hat, vom Landtage sowohl die Ablösung der in Rede stehenden Collectur als auch einen gesetzlichen Schutz gegen jene Betteleien zu fordern, für deren Bestand selbst mit bestem Willen keinerlei motivierender Anhaltspunkt aufgefunden werden kann. Oesterreich-Ungarn. Aus Prag wird der Wortlaut der vorgestern dem böhmischen Landtage zur Berathung vorgelegten Wahlreformvorlage der Regierung mitgetheilt. Dieselbe stimmt im wesentlichen mit den Angaben überein, die wir bereits in der gestrigen Nummer über den Inhalt und die Tendenz der Vorlage zu machen Veranlassung hatten. Nur ist zu bemerken, dass der Wahl-census für die Großgrundbesitzcurie von 250 fl. auf 300 fl. hinaufgesetzt wurde, eine Verfügung, die übrigens mit Rücksicht auf die bevorstehende Steuerreform keine größere Bedeutung hätte, und dass ferner als Wahlorte für die fünf Gruppen des kleineren Großgrundbesitzes die Städte Karolinen-thal, Pilsen, Chrudim, BudweiS und Jungbunzlau (also keine einzige deutsche Stadt darunter) in Aussicht genommen sind. Die Chancen der Wahl-resormvorlage haben sich übrigens keineswegs gebessert. Man weiß in den Kreisen der deutschböhmischen Abgeordneten viel zu gut, auf welches Ziel die ganze Wahlreformvorlage hinausläust, und will nicht selber das Messer schleifen, mit welchem der verfassungstreuen Majorität des böhmischen Landtags die Kehle abgeschnitten werden soll. Soll sich ja sogar Graf Taaffe selbst geäußert haben, dass die Deutschen Tinte getrunken habe» müssten, wenn sie die betreffende Vorlage annehmen.. Wenn Graf Taaffe dieses geflügelte Wort wirklich ausgesprochen hat, so kann man nur annehmen, dass eS ihm mit der Wahlreformlage gar nicht ernst war und dass er damit den Czechen eben nur beweisen wollte, dass Feuilleton. Waisenhaar und Edelweiß. Eine Erzählung aus den Tiroler Bergen von Dr. Hans Kraus. (Fortsetzung.) So waren Tage, so waren Wochen vergangen, und mit innerer Furcht sah Friedl der Minute entgegen, die ihm vielleicht eine traurige Bestätigung dessen bringen sollte, an dessen Möglichkeit er nur mit Bangen dachte. Die Stunde seiner Befreiung rückte heran, und noch immer lastete die quälende Ungewissheit auf feinem Herzen, als am letzten Tage seiner Haft der Franzosen-Loisl über die Schwelle seiner Zelle trat. Dieser treue Freund konnte unmöglich der Ueberbringer einer schlimmen Nachricht sein. Und doch wollte ihm das Wort der Frage nicht über die Lippen, als er, dem alten Kräutersammler rasch entgegeneilend, diesem in das freundlich-ernste Antlitz sah. Doch Loisl schien es selbst zu fühlen, dass er hier auf keine Frage warten dürse. Und als er dem mit besorgter Miene vor ihm stehenden Arrestanten als erste Mittheilung den Gruß seines Weibes entbot, da war eS diesem, als wäre er von einem schwer drückenden Alp befreit. „Gott sei Dank!" das waren die ersten Worte Friedls, und „Ja wohl, Gott sei Dank!" gab der alte Kräutersammler feierlich als Echo zurück. Denn durch lange acht Tage hindurch hatte Mirza in Todesgefahr geschwebt, in welche sie die Aufregung der letzten Zeit, Kummer und Leid wegen des Schicksals ihres Gatten gebracht. Und dass Loisl jetzt, wo alle Gefahr überstanden war, diesem die Freudenbotschaft der Genesung seines Weibes überbringen und ihn aus der Haft in die Freiheit abholen konnte, hatte Friedl auch nur dem Zufalle zu danken, dass am Tage zuvor jene Zigeunerfamilie wieder im Orte eingetroffen war, in deren Gesellschaft Mirza einst ins Land gekommen war. Diese hatte der ehemaligen Gefährtin nicht vergessen und mit dem feinen Jnstincte des Wandervolkes auch bald die kleine Hütte entdeckt, wo der alte LoiSl am Krankenbette der Gattin seines jungen Freundes Tag und Nacht gleich unermüdlich Wache hielt. Die treue Fürsorge des Pater Ambrosi hatte der krank vom Forstwarthäuschen herabziehenden Mirza dieses Asyl gesichert. Aber die Sorge um daS junge blasse Weib musste der greise Priester den Händen Loisls überlassen. Und da saß er denn, der brave Alte, und horchte den Fieberphantafien der Kranken, die ihm so manches aufklärten, was ihm bei seinem letzten Besuche im ForstwartshäuSchen ein Räthsel geblieben war. Er selbst hatte nie geliebt. Aber wie er so lauschend zum unfreiwilligen Zeugen alles dessen wurde, was ein liebendes Herz schweigend und geduldig in sich zu verschließen vermochte, bis des Fiebers wilde Macht dem jungen Weibe unbewusst die Zunge löste, da ahnte er Wohl, dass es ein über alle anderen Verstellungskreise weit erhabenes Gefühl geben müsse, welcher die Herzen auch dann noch bindet, wenn die eherne Macht der Wirklichkeit scheinbar unübersteigliche Hindernisse zwischen den Menschen auszuthürmen scheint. Sein Waisenhaar konnte nicht gedeihen, weil es in den Bergen das Klima der Heimat vermisste. Aber die Tochter der ungarischen Steppe hatte weder Vaterland noch vaterländische Sitten vermisst, als sie in Friedl die Sehnsucht ihres Herzens wiedergefunden hatte. Und wie er auS den wirren Sätzen der Fieberphantasie die flehende Klage des treuen Weibes vernahm, Friedl möge ihr doch nicht zürnen. weil sie ihn so große Opfer gekostet, da hatte es sich der Alte gelobt, mit seinem jungen Freunde bei der ersten Gelegenheit ein ernstes Wort zu reden über den Wert des Schatzes, der ihm zu eigen geworden und den er doch nur zum Theil würdigen gelernt hatte. Aber so fest auch der Vorsatz des Alten war, — der leise Vorwurf, den er sür Fried! bereit es nicht von seinem Willen abhänge, ihren Wunsch betreffs der Wahlreform zu erfüllen. lieber die Bedeutung, welche die bisher von der Regierung verzögerte Ernennung eines Landeshauptmann-Stellvertreters für den Salzburger Landtag besitzt, und über die Gründe, welche die verfassungstreue Minorität eben dieser Landesver-tretung zu der Erklärung veranlassten, so lange von den Sitzungen derselben wegzubleiben, als nicht eben diese Ernennung erfolgt ist, gibt die „Neue freie Presse" folgende Aufklärung: „Seit der letzten Landtagssession ist es das Streben der clericalen Majorität des Salzburger Landtags, ihre Herrschaft zu einer Aenderung der Landtags-Wahlordnung auszunützen, um sich dadurch die Majorität für alle Zeiten zu sichern. Dazu ist aber die Zweidrittel-Majorität erforderlich, über tvelche die Clericalen knapp verfügen, wenn der Landeshauptmann Graf Lamberg das Präsidium führt. Am 19. Oktober 1878, als die Abstimmung über den Antrag aus Abänderung der Landtags-Wahlordnung vorgenommen wurde, verschwand aber die Zweidrittel-Majorität sofort, als der liberale Landeshauptmann den Vorsitz an seinen damaligen Stellvertreter, den clericalen Bezirksrichter Carl Benedict, abgab, und der Antrag blieb mit Einer Stimme in der Minorität. Die Ultramontanen hatten dies schon vorausgesehen, utt'o einige Wochen vorher, am b. Oktober 1878, weigerte sich der Landeshauptmann-Stellvertreter, den Vorsitz zu übernehmen, als Graf Lamberg ihm denselben übertrug, weil er sich an der Discussion detheiligen wollte. Es kam bei dieser Gelegenheit zu einer sehr tumultuöfen Scene, bei welcher Ober-Landesgerichtsrath Lienbacher eine hervorragende RMe spielte, und dieselbe endete damit, dass die verfassungstreuen Abgeordneten den Sitzungssaal verließen. Es hat nun den Anschein, uls ob die Regierung den Bestrebungen ihrer ultramontanen Verbündeten zuhilse kommen und diesen dadurch die Zweidrittel-Majorität verschaffen wollte, dass sie die Ernennung eines Landeshauptmann-Stellvertreters, welcher der Majorität entnommen werden müsste, unterlässt und es dadurch dem verfassungstreuen Landeshauptmanne unmöglich macht, seinen Sitz zu verlassen und an der Abstimmung theilzunehmen." Die verfassungstreue Minorität übt also nur einen Act der Noth-wehr aus, wenn sie durch ihre Abstinenz von den Landtagsverhandlungen der ihnen unter den gegenwärtigen Verhältnissen drohenden Gefahr einer künstlichen Majorisierung vorzubeugen sucht. Die Rede, mit welcher Landmarschall Graf Wodzicki den galizifchen Landtag eröffnet«, spricht es ziemlich unumwunden aus, dass die Polen von der bisherigen Thätigkeit des Coalitionsministerinms wenig befriedigt sind und dass man in den Kreisen der maßgebenden polnischen Po itiker nicht daran denkt, sich lediglich nur der schönen Augen des Grafen Taaffe willen mit bloßen Versprechungen oder kleineren Zugeständnissen abfertigen zu lassen. Graf Wodzicki gab nämlich dem Bedauern Ausdruck, dass dem Landtage seit einigen Jahren nur eine kurze Sessionsdauer eingeräunit werde, was eine ersprießliche Thätigkeit geradezu unmöglich mache. Im vorigen Jahre sei der Landtag überhaupt nicht einberufen worden, während derselbe diesmal in der ungünstigsten Jahreszeit zusammentrete. Eine Schmälerung der verfassungsmäßigen Rechte des Landtages müsse auch darin erblickt werden, dass man den Landtag gewöhnlich erst spät von der Nichtsanctioniemng zahlreicher Gesetze in Kenntnis setze und dadurch seine Bemühungen zur Durchführung von Reformen völlig vereitle. Viele Landtagsgesetze werden deshalb zur Sanction nicht vorgelegt, weil bei den Central-behöiden in Wien die Beamten das ihnen aus den Landtagen zur Prüfung vorgelegte Material nicht bewäl igen können. Es habe somit den Anschein, als ob man die Bedeutung der Landtage abschwächen möchte. Allerdings sei an dem Wohlwollen der jetzigen Regierung, deren Berufung mancherlei Hoffnungen wachgerufen habe, nicht zu zweifeln; auch die Verheißungen der Thronrede feien mit Zuversicht ausgenommen worden, allein mit bloßen Versprechungen könne man sich nicht zufriedeugeben. Zunächst dürfe die Stellung des Landtages, der einen bedeutungsvollen legislativen F.clor ausmache, nicht erschüttert werden. Was die in der Thronrede gemachte Zusage inbetreff der Decentralifation der Verwaltung aubelaugt, so sei es gewiss, dass, unbeschadet der Machtstellung des Reiches, innerhalb des Rahmens der Verfassung so manche Zugeständnisse an die Landesautonomie gemacht werden könnten. Der Widerspruch zwischen Theorie und Praxis pflege aber die besten Absichten der Regierung zu vereiteln. — Dass dieser von der Verfassungspartei nicht minder wie von den Autonomisten gefühlte Gegensatz zwischen Theorie und Praxis der Fundamental-fehler der Taaffe'schen Politik ist, au welchem schließlich noch das ganze Coalitionssystem kläglichen Schiffbruch leiden wird, haben auch wir schon wiederholt betont, und bringt daher der darauf bezügliche Passus der Rede Wodzickis eben nur eine alte Thatsache neuerlich in Erinnerung. Deutschland. Bezug nehmend auf die durch die „Köln. Ztg." mitgetheilten Worte Bismarcks, nach welchen der Kanzler gesonnen ist, sich ganz von der Leitung der inneren Angelegenheiten zurückzuziehen, erklärt die ultramoutane „Germania", dass aus den von allen Seiten als unhaltbar erkannten inneren Wirren ein Ausweg gesundeu werden müsse, und dass dazu kein anderer nach der öffentlichen Meinung verpflichtet sei, als Fürst Bismarck. Er möge mit Hilfe des Stellvertretungsgesetzes alle Kleinigkeiten und Tagesarbeiten von sich fernhalten, niemand missgönne ihm die größtmögliche Entlastung; aber hier handle es sich um einen Cardinalpunkt der seit Einrichtung des norddeutschen Bundes geführten Politik. Alle Welt verlange die Betheilignng des obersten Leiters der preußischen und der Reichsangelegenheiten, denn die passive Assistenz des obersten Führers im Culturkampfe, des Unterhändlers mit dem Va-tican, des Verfassers der jüngst publicierten Depeschen sei einfach unmöglich. Wie der „Magdeburger Zeitung" geschrieben wird, soll Fürst Bismarck durch die ablehnende Haltung des Centrums gegen seine Vorlage sehr erbittert und infolge dessen fest entschlossen sein, gegen die Ultramontanen mit allen gesetzlichen Mitteln vorzugehen. Er betrachte das Verfahren der Centrumsmitglieder in der Commission, sowie das Gebaren der katholischen Presse und Vereine als völlig ungeeignet, einen Lloäus vivenäi zu erzielen. Für den Fall, dass das Centrum die Kirchenvorlage ablehnen sollte, seien die vorbereitenden Maßregeln zur Desorganisation des Centrums bereits in der Ausarbeitung begriffen. Dem Reichstage werde sodann in der nächsten Session eine Vorlage zugehen, die analog dem Socialisten-gesetz in erster Linie die katholische Presse und Vereine verbieten und die Agitatoren außerhalb der parlamentarischen Körperschaften unter die Herrschaft jenes Gesetzes stellen werde. Dasselbe soll der Regierung nicht bloß die Befugnis geben, den kleinen Belagerungszustand in Städten, sondern über jene katholischen Provinzen zu verhängen, welche den Herd der römischen Wühlereien bilden. England. Nach den jüngsten Mitteilungen hat das Cabinet Gladstone mit der Mission Gö-schens nach Constantinopel ein gründliches Fiasco gemacht. Die russische Diplomatie, welche unter Umständen sich weit glätter zu benehmen weiß, als es sonst in Russland zu Hause Sitte ist, hat der vierschrötigen, mit Drohungen ins Haus fallenden Matrosenpolitik des Cabinets Gladstone hielt, wurden für diesen nur zur Freudenbotschaft, dass feine Mirzl noch immer mit gleicher Zärtlichkeit an ihm hänge. Und sollte er jetzt den Her zenSjubel seines jungen Freundes stören, der sich trotz wiederholter, beruhigender Versicherungen doch immer wieder in neuen Fragen erschöpfte, ob denn auch wirklich jede Gefahr für das Leben des theuren Weibes vorüber sei? Nein, daS brachte Loisl nicht über sich, und stillvergnügt freute er sich des Gedankens, das eS ihm beschieden war, den leisesten Schimmer eines Missverständnisses zwischen zwei jungen Leutchen zu beseitigen, deren Lieben und Leiden eine früher ganz ungekannte Welt des Gefühlsleben seinem in Emsamkeit und unbewusster Entsagung verrinnenden Dasein erschloss. Fried! drängte zun, Fortgehen. Kauni, dass er die Minute erwarten konnte, in welcher sich die Thüre des Gefangenhauses hinter seinem Rücken schloss, so schien ihm auch die Stunde kein Ende nehmen zu wollen, die er auf dem Bahnhofe bis zum Abgang des nächsten Zuges warten musste. Und als endlich das Zeichen zum Einsteigen gegeben ward, musste Loisl ordentlich darauf acht haben, dass er den mit ungeduldiger Eile durch das Gedränge der eben angekommenen Passagiere sich durchwindenden Fried! nicht aus dem Auge verlor. Friedl war glücklich, wie er in seinem Leben noch niemals gewesen. An dem Gedanken, die Liebe seines Weibes verlieren zu können, hatte er erst deren Wert schätzen gelernt, und das Bewusstsein ihres dauernden, bleibenden Besitzes ließ ihn alles vergessen, was die nächste Zukunst an ernsten Sorgen bot. Er war zu jung; er war zu kräftig. Und versagte ihm die Heimat Arbeit und Verdienst — er war ja überall zu Hause, wo er seine Mirza glücklich und zufrieden wusste. Die Augen unverwandt auf die im Licht der Frühlingssonue schimmernde Landschaft gerichtet, lehnte er, nur mit sich und den Gedanken an das Wiedersehen der Seinen beschäftigt, in der Ecke des Coupes, in welchem neben ihm und Loisl mehrere fremde Bauern Platz genommen hatten. Die Männer sprachen von Amerika als von einem Lande, wo Milch und Honig fließt. Nicht von jenem Amerika, wo der deutsche Auswanderer eben so wie in der Heimat unter harter Arbeit der Ackerkrume das Getteidekorn abringen muss, sondern von einer schöneren neuen Welt, wo der Kaffee an den Bäumen wächst, wie in Tirol die Vogelkirsche, und dicht daneben das Zuckerrohr, wie das Schilf im Ried. Nur ein einziger von ihnen, ein älterer Mann, hatte noch sein Bedenken darüber, dass sie dem Führer der Auswanderung einen Theil der Reisekosten im vorhinein erlegen sollten. Aber man ließ ihn nicht zu Worte kommen. Ein Drangeld müsse man überall geben; also dürfe man bei einer solchen Gelegenheit nicht auf die paar Ducaten sehen, die man für daS „Einschreiben" zahlen müsse. Ein schriller Pfiff der Locomotive — der Zug hielt. Friedl und Loisl waren am Ziele ihrer Bahnfahrt angelangt. Zugleich mit ihnen stiegen auch ihre bisherigen Reisegefährten aus dem Coupe. Sie schienen in der Gegend unbekannt zu sein und richteten, als die beiden Freunde sich zum Abgehen anschickten, an diese die Frage, ob sie ihnen wohl die Richtung zeigen könnten, wo das Bachwirtshaus liege. So unangenehm nun auch die durch diesen Namen geweckten Erinnerungen gerade jetzt für Friedl waren, so konnte er doch wohl nicht anders, als den Fragenden die Auskunft zu geben, dass sie sich, um zum Bachwirtshause zu gelangen, nur ihnen anzuschließen brauchten. Während die Auswanderungslustigen ans dem ganzen Wege nicht müde wurden, sich wechselseitig ihre Zukunftspläne mit-zntheilen, schritt Friedl schweigend die Straße entlang, wo er seine Mirzl nach langer Trennung wiedergefunden. Als er die Stelle erreicht zu haben glaubte, wo sie ihm zuerst begegnet, blieb er stehen und hielt auch Loisl am Arme zurück. Der Alte winkte zum Zeichen, dass er FriedlS Wink verstanden habe. Als sie weiter giengen, war der den Rang abgelaufen. Auf das Misstrauen gestützt, welches die mit so viel Spectakel der Welt angekündigte Mission Göschens bei der Pforte hervorrief, haben Said und Sawas Pascha den Sultan leicht zur Ueberzeugung gebracht, dass Mr. Göschen nicht nur der Bevollmächtigte Englands, sondern der Bevollmächtigte Europas sein 7n^j«te, wenn er in der Lage sein sollte, die Pression auf den Sultan und die Pforte auszuüben, welche ihm zugeschriebe.i werde, dass aber, wenn Mr. Göschen in der That sich berufen wähnen sollte, zur Ausübung dieser Pression zu schreiten, der Sultan der Einsprache Russlands sicher sein könne. Wirklich soll auch zwischen Russland und den beiden oben erwähnten türkischen Ministern die engste Freundschaft bestehen. Nordamerika. Die republikanische Convention in Chicago hat in ihrer 36. Abstimmung ein positives Ergebnis geliefert, welches auch die letzten Hoffnungen der Partei Grants auf die Erlangung der dritten Präsidentschaft für ihren -Candidaten zunichte machte. Von den abgegebenen "753 Stimmen fielen nämlich nur 306 Stimmen auf Grant, während die absolute Majorität auf einen früher im politischen Leben weniger bekannten Senator für Ohio, Namens Garfield, fiel. Da früher von den Gegnern der Candidatur Grants Blain und Sherman als Gegencandidaten aufgestellt wurden, so scheint die Nominierung Gar-fields, welcher sich nach dem Ergebnis der erwähnten Abstimmung auch die früheren Parteigänger Grants anschlofsen, durch einen Compro-mifs eingeleitet worden zu sein, welcher von den Gegnern der dritten Präsidentschaft in der Art geschlossen wurde, dass man die bisherigen Candidaten fallen ließ und die Stimmen auf den als respektablen Charakter allgemein geachteten Senator Garfield von Ohio vereinigte. Vermischtes. — I. B Placht. Eine zu den Zeiten des „volkswirtschaftlichen Aufschwunges" vielgenannte Persönlichkeit, der spätere „Private" I. B. Placht, ist vorgestern in Wien gestorben. Man erinnert sich, dass Placht durch sein Etablissement für „höchste Fructificierung" — ein Wort, das durch ihn zu einem geflügelten wurde, mit der Strafbehörde in Eonflict gerieth. Der große Katzenjammer, welcher dem Actienraufche der ersten siebziger Jahre folgte, äußerte sich bekanntlich in einer langen Reihe von straf- und handelsgerichtlichen Processen; Placht kam als einer der ersten an die Tour, und die gegen ihn durchgeführte Verhandlung brachte theils ernste Beweise von Vertrauensmissbrauch, theils ergötzliche Zeichen von Leichtgläubigkeit des großen Publicums an den Tag. Nachdem Placht seine Schuld gesühnt hatte und wieder in die Gesellschaft zurückgetreten war, versuchte er aufs neue das Vertrauen von Clienten zu gewinnen, doch war die Erinnerung an die Vergangenheit zu frisch, um den Versucher reüssieren zu lassen. Wenn wir nicht irren, war es die Behörde, welche einer Wiederholung der Methode „höchste Fructificierung" entgegentrat. Johann Baptist Plach war zu Verona gebürtig und stand jetzt im Alter von 43 Jahren; sein Tod war die Folge eines Lungenleidens, das ihn schon längere Zeit ans Bett gefesselt hatte. Placht, der im Jahre 1837 geboren ist, bemerkte Während des bekannten Procesfes nach dem Plai-doyer des Staatsanwaltes: „Gewettet hätte ich darauf, dass der Staatsanwalt sieben Jahre beantragen wirü — ich komme aus den Siebenern nicht heraus; 1837 bin ich geboren, ein Siebenmonatkind, am 7. Juli (siebenter Jahresmonat) habe ich mein Geschäft (1872) begonnen, am 7. Mai (1873) war ich fertig, sieben Tage dauerte die Verhandlung." . . . Placht ist am 8. Juni gestorben. Der Siebener hat seine Rolle somit nicht bis zu Ende gespielt. — Ein Kaplan als Selbstmörder. Man schreibt aus Budweis vom 8. d. M.: Große Sensation erregt im hiesigen Bezirke der Selbstmord des PsarradministratorS k. Adalbert Kara in Stein bei Krumau, welcher sich letzten Samstag in seiner Wohnnng erhenkt hat. Ueber die Ursache des Selbstmordes verlautet, dass sie in verletzenden Aeußeruu« gen, welche öffentlich über ihn vorgebracht wurden, bestehen soll. — ErmordungeinesGendarmen. Wie der Grazer „Tagespost" aus Anger vom 5. d. M. berichtet wird, ist der tapfere, brave Gendarm Carl Male vom Posten in Birkfeld eine Stunde von Anger in der Stubenberger Klamm ermordet aufgesunden worden. Zigeuner, welche einige Tage vorher Einbruchsdiebstähle verübt hatten — vier voil ihnen wurden auch eingebracht — dürsten diese That ausgeführt haben. Alle Gendarmerieposten der Umgegend sind in Thätigkeit, auch der Genvar-merie-Lieutenant von Feldbach ist auf dem That-platze erschienen; vielleicht gelingt es doch, den Thätern auf die Spur zu kommen. — Diphtheritis im Pressburger Comitat. Aus Beketsa schreibt man dem in Pressburg erscheinenden „Westungarischen Grenz, boten": Im Unter-Schüttler Stuhlbezirke grassiert seit längerer Zeit die Diphtheritis in epidemischem Grade und in anhaltender Dauer. In den 6 meinden Böös, Bodak, Derefika und NadaSd-Felbaar sind kaum mehr Kinder von 1 bis 7 Jahren anzutreffen. Seit Neujahr sind in der nicht sehr großen Gemeinde Nagy. Bodak 60 Kinder, in der kleinen Gemeinde Balazssa mit der Puszta Enyed 35 Kinder im obigen Alter an Diphtheritis gestorben. — Seltsame Lebensrettung. DaS „Neue Pester Journal" meldet aus Pest vom 7. d.: Joses Löwy, ein etwa 24jähriger Mann, Kohlenverschleißer im ungarischen Staatsbahnhos, sprang heute gegen 8 Uhr abends vom Fenster der im vierten Stocke befindlichen Wohnung seines BaterS in selbstmörderischer Absicht auf die Gaffe hinaus und fiel auf das vor dem Gebäude sich hinziehende Netz von Telegrophendrähte», und zwar so glücklich, dass er sich in demselben verfieng und außer einigen Contnsionen im Gesicht und einem Einschnitt, welchen die Drähte in sein linkes Bein verursachten, mit heiler Haut davonkam. Mittelst einer Leiter wurde der junge Mann sofort von den Drähten herabgeholt und in die Wohnung seines BaterS hinaufgetragen. WaS den jungen Mann zum Selbstmord drängte, ist unbekannt. Er ist bei Besinnung und antwortet auf die an ihn gerichteten Fragen. Local- und Provin;iat-Hngelegeutieiten. — (Die Sitzungen des Landtages) dürften aller Wahrscheinlichkeit nach nächsten Montag wieder ausgenommen werden. Die gegenwärtig stattfindende Unterbrechung war nothwendig, weil de« Dienstags gewählten Ausschüssen Zeit zur Vor» berathnng der ihnen zugewiesenen Vorlagen behuf-Berichterstattung an das Plenum gegeben werde« musste. Betreffs der Ausschusswahlen haben wir nachträglich zn bemerken, dass bei Angabe der sür den Verwaltungsausschuss gewählten Abgeordnete» der Name des Abg. R. v. Gariboldi aus Versehen weggelassen wurde, ein Versehen, das wir um so mehr zu berichtigen Veranlassung haben, als der genannte Abgeordnete bei Constituierung des Ver» waltnngsansschusses zu dessen Obmann gewählt wurde. — (Jnspicierung.) Die „Laibacher Zeitung" berichtet: Gestern beehrte der Herr Landespräsident Winkler in Begleitung deS Herrn Landes-schulinspectors Dr. Gnad die hiesige Staats - Oberrealschule mit seinem Besuche und wohnte während des ganzen Vormittags dem Unterrichte in der deutschen Sprache, im Slovenischen, in der Mathematik und österreichischen Geschichte in mehreren Klassen bei. Der Herr Landesprüsident schien über die Unterrichtserfolge und die Ordnung in der Anstalt sichtlich befriedigt. lärmende Trupp ihrer Begleiter weit voraus. Diese bedurften ja keiner Richtung mehr und weder Friedl «och fein alter Freund fühlten das Bedürfnis nach einer Gesellschaft, deren Phantastische Pläne und Wünsche so himmelweit verschieden von jener Gedankenwelt waren, welche ihren Schritten die Richtung gab. In der Nähe des Bachwirtshauses angelangt, Wurde ihre Aufmerksamkeit durch zahlreiche Menschengruppen gefesselt, welche, das Gehöfte in weitem Halbkreise umstehend, schon durch die Lebhaftigkeit der Geberde ein ganz außerordentliches Interesse om Gegenstände ihres Gespräches bekundeten. Unwillkürlich beschleunigten die beiden Männer ihre Schritte, als Friedl seinen Gefährten auf die Ba-Lonnette aufmerksam machte, deren über die Köpfe der Zuschauer emporragende Spitzen im Hellen Sonnenscheine blinkten. Was war denn davorgefallen? Aber diese Frage erstarb auf Friedls Lippen, und wie in jähem Schreck verstummt ließ er sein Auge bewegungslos aus einer traurigen Gruppe haften, welche die zu beiden Seiten von Gendarmen bewachte Steinbank neben dem Thore des Bachwirtshauses darbot. Neben dem starr auf die Erde blickenden Bachwirt, dessen ausgedunsenes Gesicht trotz der sonstigen Ausdruckslosigkeit der schlaffen Züge durch ein nervöses Zucken um die Mundwinkel nur zu deutlich die Aufregung seines Innern ver-rieth, kauerte dessen krankes Weib, ein Bild des Jammers und der Hilsslosigkeit, während Cilli, deren goldbrannes Haar ungeordnet und wirr in den Nacken herabhieng. ihr Gesicht an der Schulter der Mutter zu verbergen suchte. Um den erregt disputierenden Zuschauergruppen und dem Bilde der Verzweiflung auszuweichen, das sich da so unerwartet zwischen die qualvollen Tage seiner Kerkerhaft und das frohe Wiedersehen der Seinen drängte, schlng Friedl mit seinem Begleiter einen durch die Wiese führenden Seitenpfad ein, welcher die von der Landstraße und der Zusahrt-straße zur Bahnstation gebildete Ecke abschnitt, um schnurgerade zur tief eingesenkten Thalfurche des kleinen Baches zu sühren, von welchem das in geringer Entfernung liegende Bachwirtshaus den Namen führte. Friedl dachte nicht anders, als dass die längst drohende finanzielle Katastrophe über den Besitzer dieses Anwesens hereingebrochen sei, und dass irgend eine Widersetzlichkeit des Eigenthümers gegen eine Pfändung das Eingreifen der Gendarmerie verschuldet habe. — Das Häuschen, in welchem die treue Fürsorge des Pater Ambrosi seinem Weibe und Kinde eine vorläufige Unterkunft ver- schafft hatte, lag in einer Erweiterung der ziemlich steil abfallenden Thalschlucht, durch deren tief ausgerissenes Flußbett die durch die Schneeschmelze angeschwollenen Wässer des Wildbaches ihre schäumenden Wellen ergossen. Nur noch eine kleine Strecke vom Häuschen entfernt, wurde Friedl angerufen. In athemloser Hast war ihnen ein Mann nachgeeilt, in welchem Friedl einen jener Knechte des Bergerhofes erkannte, mit welchen er am Marterl im Steinwald in so unliebsamerweise zusammengetroffen war. „Sie habe» ihn gesunden!" rief dieser Friedl schon von weitem zu, ohne dass dieser auch nur eine Ahnung über den Zusammenhang und die Bedeutung dieser Mittheilnng hatte. Jetzt war der Bursche näher gekommen und wischte sich tief aufathmend mit den Handärmeln den Schweiß von der heißen Stirne. „Hinterm Holz war er versteckt." erklärte er weiter. „Von wem redest du denn eigentlich?" sragte endlich Friedl. „Ja. wisst Ihr noch gar nichts davon?" rief der Bursche erstaunt aus. „Den Raubmörder haben sie gefunden, der heut Nacht den Bergerhöfer in seiner Stube überfallen und ausgeraubt hat, ohne dass wir im Hos etwas davon merkten.« (Fortsetzung jolgl.) — (Gemeinderathssitzang) Morgen, den 11. d. M., abends 5 Uhr, findet eine öffentliche Sitzung des GemeinderatheS der Landeshauptstadt Laibach mit folgendem Programme statt: I. Entgegennahme der Pflichtenangelobung von denjenigen Gemeindegliedern, welchen das Bürgerrecht verliehen worden ist. II. Berichte der Personal- und Rechts-section: 1.) über die Regelung der Rechtsverhältnisse zur Privatbenützung der städtischen Wasserleitung vom Rosenbachberge; 2.) über das Gesuch der Stadtkasse-Controlorswitwe Frau Francisco Denkl um Bewilligung der normalmäßigeu Pension; 3.) über die Verleihung der Dienstesstelle des Stadtkasfe-Con-trolorS; 4) über das Gesuch des provisorischen Stadtzimmermannes Michael AnZik um seine Definitivernennung ; 5.) über die Ernennung von zwei abgängig gewordenen städtischen Bezirksvorstehern. III Bericht der vereinigten Bau- und Finanzsection über das Projekt auf Abtragung der fürstbischöflichen Stallungen an der Nordseite der Domkirche. IV. Berichte der Finanzsection: 1.) über die magistratliche Kanzleiverlagsrechnung vom zweiten Semester 1879; 2.) über das angefertigte städtische Vermögensinventar. — (Auf den Schienen verunglückt.) Heute morgens stürzte auf dem hiesigen Südbahnhofe ein bei dem Rangieren eines Zuges beschäftigter Bahnbediensteter während der Arbeit so ui,' glücklich auf das Geleise, dass ihm von den Rädern der Waggons der Kopf von, Rumpfe getrennt wnrde. Wie man erzählt, war der Verunglückte epileptischen Krämpfen ausgesetzt und soll erst vor kurzem eben auch bei der Arbeit von einem Anfalle seines Leidens überrascht und nur durch die Geistesgegenwart eines Kameraden vor der drohenden Gefahr eines Uebersahrenwerdens gerettet worden sein. Doch möchten wir letztere Angabe aus dem Grunde bezweifeln, weil es denn doch etwas Unbegreifliches wäre, Wie man einen der Epilepsie ausgesetzten Mann zu einem Dienste verwenden kann, der sowohl mit Rücksicht aus die persönliche Sicherheit des betreffenden Bediensteten als auch mit Rücksicht aus die Sicherheit des Lebens dritter Personen nur solchen Individuen anvertraut werde» sollte, welche nicht nur eine moralische, sondern auch die volle physische Bürgschaft ihrer Verlässlichkeit im Dienste bieten. — (Kein „Dien st mann", sondern ein „Dienstmädchen") war das Opfer der in unserer gestrigen Nummer unter dem Schlagworte „Mit dem Bajonnett" erzählten Brutalität eines angetrunkenen Soldaten. Wie erwähnt ist bie Verletzung. welche ihr und nicht „ihm" — der Soldat beibrachte, glücklicherweise nur eine leichte und von derselben weiter keine üble Folge zu befürchten. — (Schienenlieferungen.) Die von den cartellierten Eisenwerken Steiermarks und Kärntens im Offertwege erstandene Lieferung von 4000 Tonnen Schienen für die oberitalienische Eisenbahnverwaltung wird gegenwärtig von verschiedenen Walzwerken, darunter auch von jenem der Südbahn in Graz, ausgeführt. Diese Schienen haben die außergewöhnliche Länge von neun Metern. * » Rudolfswert, 9. Juni. (Orig.-Corr.) Sonntag, am 6. d., nach 12 Uhr mittags, entlud sich in der Umgebung von Rudolfswert ein Hagelwetter, welches nur in de», am 19. Juli 1873 niedergegangenen, so außerordentlichen Hagelschlage ein Seitenstück findet. Hagelkörner, von nie gesehenen Dimensionen, bis zur Größe eines Hühnereies, fielen in solchen Massen, dass in wenigen Minuten der Boden mit Eis bedeckt war. Auf dem Stadtberge siel das erste Hagelkorn nach meiner persönlichen Beobachtung um 12 Uhr 31 Minuten, und es hagelte mit unbedeutenden Unterbrechungen bis 12 Uhr 58 Minuten, daher durch volle 27 Minuten ganz ohne Regen und glücklicherweise bei ziemlicher Windstille, weil der heftige Nordoststurm kurz vor Beginn des Hagelschlages aufgehört hatte. Wären die Schloßen so dicht gefallen als sie groß waren, so wäre die Beschädigung eine noch intensivere, als jene vom 19. Juli 1873 gewesen, und nicht einmal die Spur einer Rebe übrig geblieben. Das Gewitter beschädigte 14 Steuergemeinden des Steuerbezirkes Rudolsswert mehr oder weniger, und zwar die Steuergemeinden: Tiefenthal, Taubenberg, Olier-Straza, Precna, Berslin, Dolniverh, Seidendorf, Kerscydorf, St. Peter, Hereindorf, Zalovice, Gesindel-dorf und Thomasdorf. Das dnrch seine guten Weine bekannte Weingebirge Goertschberg wurde so total vernichtet wie im Jahre 1873, so zwar, dass die Weingärten neu angelegt werden müssen. In den Weingebirgen Stadtberg, im Weinberg nächst Weißkirchen, Nen-Stra^a und Neuberg bei Precna wurden 50 bis 100 Procent der Reben vernichtet. Die so schöne, wie seit Jahren nicht gestandene Winterfrucht ist total zerstört, und die jetzige Be schädigung hinsichtlich der Feldfrüchte deshalb eine empfindlichere, als jene vom 19. Juli 1873, weil zur Zeit der letzter» schon die Winterfrüchte, das Heu und der Klee eingebracht waren, während jetzt alles zerstört und keine Nahrung für Menschen -nicht einmal ein Salat und auch kein Samen sür die künftige Wintersaat vorhanden ist. Die kleinen, mit starken Familien gesegneten Besitzer und Häusler, welche schon seit dem Winter Lebensmittel kaufen mussten, sahen mit froher Hoff nung auf den Stand der Saat auf größtentheils gepachteten Gründen, viele hatten schon in Aussicht auf die Weinfechsung znr Beschaffung von Lebensmitteln Darlehen contrahiert — und alle diese hungern und müssen hungern, weil ihnen niemand Hilfe zu leisten vermag. Selbst der größere, besser rangierte Landwirt sieht mit Bangen in die Zukunft, weil seine unbedeutenden Vorräthe inkürze ausgezehrt sein werden und er nicht die Mittel besitzt, den nöthigen Bedarf für sich nnd sein Vieh zu besorgen. Die Bevölkerung des Tustrictes hat ihr Unglück vom Jahre 1873 mit männlichem Muthe getragen, sie hat nicht die Hände in den Schoß gelegt, sondern mit Eifer redlich alles gethan, um ihre Lage zu verbessern, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen, weil seit 1873 Hagelschlag, Frost und MisswachS überhaupt abgewechselt haben, »ach diesem letzten Schlage aber steht alles niuth-und rathloS da. Der klassische Sinnspruch: „Lt si kraetus illubatur ordis, iiiMviclum körievL ruinae virum" schreibt und hört sich wohl sehr schön, allein eS wird schwer der Mann zu finden sein, welcher so continuierlichen Schicksalsschlägeu gegenüber, ein zweiter Job, stoischen Gleichmuth z» bewahren vermöchte. Witterung. Laibach, 10. Juni. Andauernd schöne Witterung, schmacher SW. Wärme: morgens 7 Uhr -j- 17 6°, nachmittags 2 Uhr -t- 24 0" 6. (1879 -i- 261°, 1878 22 2° 6.) Barometer 736 00 Millimeter. Das gestrige Tagesmittet der Wärme -j- 18 5", um 0 4° über dem Normale. Angekommene Fremde am 9. Juni. Hotel Stadt Wien. Graf Thurn, Gutsbesitzer, Rad-mannsdors. — Ritter v. Eavinschegg, Gutsbesitzer, Mött-ling. -- Grill und Seuffert, Beamten; Biach, Kausm., Wien. — Funk, Hoflieferant, Graz — Liebmann, Privat, Triest. — Maier, Gastwirt, Tarvis. Hotel Elephant. Sadnik, k. k Strashaus-Inspektor, s. Frau, Vigaun. — Küster, k. k. Postbeamter, Wien. — Hebling, Rittmeisterswitwe, und Wiesenreiter, Kaufmann, Triest. Mohren. Gitschola, k. k. Hauptmann, Pola. — Müllner, Altenmarkt. — Pfeifer, Schuhmacher, Ferlach. — Schreiber, Chemiker, Berlin. Baierifchrr Hof. Urbane, Pfarrer, Fiume. — Blason, Pferdehändler, Udine. — Gatti. Pferdehändler, Mailand. — Rusiu und Valvasini, Pferdehändler, Monza. Verstorbene. Im Civilspitale: Den 9. Juni. Jakob Strusnik, Taglöhner, 60 I., kovumonia. Lebensmittel-Preise in Laibach am 9. Juni. Weizen 10 fl. 24 kr., Korn 7 fl. 15 kr., Gerste 5 fl. 51 kr., Haser 3 fl. 71 kr., Buchweizen 5 fl. 51 kr., Hirse 5 fl. 51 kr., Kukuruz 6 fl. 66 kr. per Hektoliter; Erdäpfel 3 fl. 40 kr. per 100 Kilogramm ; Fisolen 9 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 78 kr., Schweinsett 74 kr., Speck, srifcher 68 kr., geselchter 70 kr., Butter 70 kr. per Kilo- gramm; Eier 1°/, kr. per Stück ; Milch 8 kr. per Liter; Rindfleisch 56 kr., Kalbfleisch 50 tr., Schweinfleisch 62 kr.. Schöpsenfleisch 36 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 87 kr.. Stroh 1 fl. 78 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 6 fl. 20 kr., weiches Holz 5 fl. — kr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Lil^. Gedenktafel über die am 1 . Juni 1880 stattfindenden Lici» tationen. 1. Feilb., Petek'sche Rechte »ä Dane. BG. Reisniz. — 1. Feilb., Pirman'sche Real., Zaborst, BG. Gurkseld. — 1. Feilb., FabjaniiS'sche Real., Oberradula, BG. Gurkseld. — 3. Feilb., Kuralt'sche Real., Zayer, BG. Lack. — 3. Feilb., Paher'sche Real., Podbreg, BG. Wippach. — 3. Feilb., Steimnetz'sche Real., Eisnern, BG. Lack. — 3. Feilb-, KriZnar'sche Real., Mitterseistriz, BG. Krain-burg. — 3. Feilb., Ukmar'sche Real., Ustje, BG. Wippach. — 3. Feilb., Blaznik'sche Real, Lack, BG. Lack. - 1. Feilb.. Sinkove'sche Real., Unterdule, BG. Gurkseld. — 1. Feilb., Perjatel'sche Real., Großmraschou, BG. Gurkseld. — 1. Feilb., Peve'sche Real., Mokvirje, BG. Gurkseld. — 2. Feilb., Germ'sche Real., Podgoro, BG. Großlaschiz.— 1. Feilb., Mikolii'sche Real., Traunik, BG. Reisniz. — 1. Feilb , Jeras'sche Real., Arto, BG. Gurkseld. — 3. Feilb., Piskur'sche Real., Piauzbüchl, BG. Laibach. Casino-Restaurationsgarten. Heute: vom VMMiW DoppLev crus Linz mit komischen Borträgen. Ansang 8 Uhr. Eintritt srei. Wiener Börse vom 9. Juui. Allgemeine Ktaatr- Geld Ware siöulä. Papierrente Silberrente 73 65 73 75 74- 74 U Soldrente 88 95 89 05 StaatSlose. 1854. . . 122 50 122 75 1860. . . 131 25 131 50 , 1860 zu 132 25 100 fl. 131 75 1864. . . 172 50 172 75 Oölipatioaei». Salizien.............. Siebenbürgen . . . Lemeser Banat . . . Ingarn ....... Aaäeee öfsealti^. Hnkeken. Vonau-Regul.-Lose . Ing. Prämienanlehen wiener Anlehen . . . Hetien v. Hanken. Credi'.anstalt f.H.n.G. ^anonalbank............ 97 80 93 25» 93-50 94 25 112 50 112 75 118 80 277 40 832 — Hetiea ».Tra«,p,rt Uateraekmaagea. Llföld-Babn........ Donau-Dampfschiff. Llisabeth-Westbahn . SerdinandS-Nordb. . Franz.Iofevh-Bahn. Haliz. Larl-Ludwigb Lemberg - Lzernowitz -Llovd-Äesellfchaft 158 25 LK9— 189 50 2455 168 75 265 25 164 — 661 — 98 20 93 75 94 — 94 75 113 — 113 r 119 20 277 60 834 158 75 570 190 — 2460 169 25 265 75 164 60 663 — Nordweftbabn . . . Rudolf-Babn . . . StaatSbahn .... Südbabn............... Ung. Stordoftbahn . . Psaaäbriese. Bodencreditanstalt in Gold............ in österr. Währ. . . Nationalbank.......... Ungar. Bodencredit- . Prioritütr-Oölig. Elisabethbahn, l.Em. Ferd.-Nordb.i. Silber Franz-Iofeph-Bahn. Galiz.K-Ludwigb, I.E. Oest. Nordwest-Bahn Siebenbürger Bahn StaatSbahn 1. «Lm. Südbahn i» 3 Proc. »5 „ . Keivalkofe. Creditlose Rudolflose Devisen. London .... Gekäsort«». Ducaten........... 20 Franc- . . . . 100 d. Reichsmark Silber............ Geld 162 50 159 50 276 80 84-60 147 50 117 — 100 65 102 35 101 — 98 50 105 50 100 50 106 — 100 75 83 90 175-50 12?— 108' 180 — 17 25 11775 555 9-36'/, 57 80 Ware 163— 160-— 277 — 85 — 148 — 117 50 10125 102Ü0 101 25 99 — 106 — 101— 106 50 101 25 84 20 176 50 127 50 109 — 180 50 17'7S 117 85 5-56 9 37'/ n-s» Telegraphischer Kursbericht am 10. Juni. Papier-Rente 73 90. — Silber-Rente 74 10. — Goldrute 89 10.- 1860er Staats-Anlehen 13125. - Bank-aetien 833. — Creditaetien 279 30. — London 117 70. — Silber - —. — K. k. Münzdueaten 5 54. — 28-FrancS--Siücke 9-35'/,. — 100 Reichsmark 57 80. Druck von Jg. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.